Verdoppelte Räume José Saramago über die "Belagerung Lissabons"
In Saramagos vorletztem Roman, der unter dem Titel Geschichte der Belagerung von Lissabon nun auf deutsch vorliegt, nimmt ein Mann das "Umschreiben der Geschichte" ganz wörtlich. Raimundo Silva arbeitet seit vielen Jahren als äußerst zuverlässiger, von seinem Verlag geschätzter Korrektor. Eines Tages jedoch schreibt er das kleine Wort "nicht" an den Rand der Korrekturfahnen einer Historie der Belagerung Lissabons: Die Kreuzritter haben, so lautet nun entgegen aller historischen Schulweisheit der Satz, den Portugiesen unter König Alfonso Henriques' Führung bei der Belagerung des maurischen Lissabons im Jahre 1147 nicht geholfen.
Erst als das Buch schon im Druck ist, fällt dieser kleine Einschub auf. Zur Rede gestellt, weiß Raimundo Silva nichts über die Motive seiner Tat zu sagen. Kopfschüttelnd gehen seine Vorgesetzten über diese Fehlleistung hinweg, ein Entschuldigungsbrief an den Verfasser soll unliebsame Folgen verhindern helfen. Raimundo Silva ist zu dieser Geste gern bereit, und ein ins Buch eingelegtes Korrekturblatt könnte den Lauf der Geschichte wieder in die ihr angestammte Bahn rükken.
Doch unmerklich hat sich das Leben des fünfzigjährigen Junggesellen Silva verändert. Er hört auf, seine grauen Haare zu färben, er schlendert durch die Gassen der Lissabonner Altstadt, und er wird ganz unerwartet beim Wort genommen. Frau Doktor Maria Sara, vom Verlag nach diesem Vorfall eingestellt, um die Arbeit der Korrektoren zu leiten, fordert ihn auf, die Geschichte der Belagerung Lissabons neu zu schreiben.
Silva, der bisher der Geschichte allenfalls ein Deleatur zugefügt hat, beginnt Geschichte umzuschreiben. Sein "Nicht" hat ihm einen Raum geschaffen: für die Fiktion und für die Veränderung seines Lebens. Wohl werden auch in seiner Erzählung die Mauren aus Lissabon vertrieben werden, aber Silva ergänzt die Historie um die Geschichte einer Liebe und um die eines Aufstandes. In der Fiktion wie in seinem Leben. Am Ende hat er seinen Roman abgeschlossen, sein Held Mogueime hat Lissabon erobert und hält die schöne Ouronana in den Armen, und auch Silvas Träume von einer Liebe zu Maria Sara erfüllen sich.
Es ist ein gütiges Märchen, eine hintergründige kleine Alltagsutopie, die Saramago hier geschrieben hat. Ihren Reiz gewinnt sie durch die Saramago ganz eigene Erzählweise: Fabulierend, mündliche Traditionen aufgreifend, fast unmerklich von einem Raum zum anderen gleitend, nie durch Anführungsstriche oder andere Zeichen der Schriftsprache unterbrochen, leitet sie den Fluß der Stimmen seiner Helden und verschiedenen Erzähler durch ein mäanderhaft verschlungenes Bett. Man muß Saramagos Roman laut lesen, damit er den ihm eigenen, von Andreas Klotsch bestens ins Deutsche übertragenen Zauber ganz entfaltet.
Für die Zweideutigkeit des Originaltitels História do Cerco de Lisboa läßt sich leider kaum eine Entsprechung im Deutschen finden. Neben der militärischen Bedeutung des Belagerungsringes hat das Wort "cerco" auch die zivile des Kreises und der Zirkelbewegung. Kreise sind Bewegungsräume und Fesseln zugleich, man kann sie erobern, sprengen oder verlieren. Es ist diese Ambivalenz der Topographie, durch die die verschiedenen Räume der Romanerzählung wie nur leicht gegeneinander versetzte Spiegel miteinander verbunden sind. Die Portugiesen belagern Lissabon wie der Sergeant Mogueime die im Krieg verschleppte Ouronana, wie der Korrektor Silva seine Vorgesetzte Maria Sara und diese ihn. Was der Roman so zunächst als Verräumlichung von Erfahrung konstruiert, löst er im Erzählfluß wieder auf, indem er die Räume multipliziert und die topographische Identifikation der Orte unterläuft.
Die Geschichte, die Silva aufschreibt, beginnt und endet mit der sinnbildlichen Gestalt eines blinden Muezzins, der vom Minarett aus zum Gebet ruft. Stimmen können sich überlagern und die Grenzen von Räumen durchdringen. Am Ende wird der Muezzin bei der Erstürmung der Stadt von den Christen erschlagen. Das entstehende portugiesische Reich braucht eine Hauptstadt. Geschichte als Herrschaftshandeln erobert Räume, um sie zu okkupieren, Fiktion und Liebe aber können Räume verdoppeln und so zu einer Gemeinsamkeit des Verschiedenen führen.
Für Saramago bedingen sich das Verändern und das Umschreiben der Geschichte, die Möglichkeit der Fiktion. Der Raum, den Fiktion eröffnet, setzt ein Nein voraus, einen Widerstand, und dieser braucht den Raum der Fiktion, um zu sich selbst zu finden. Vielleicht berauscht sich Die Geschichte der Eroberung von Lissabon ein wenig zu sehr an der Sentimentalität der Erzählung, vielleicht verfällt diese Fiktion einer Liebesgeschichte ein wenig zu stark ihrem eigenen Zauber, aber wie jede wirkliche Utopie ist dieser Roman doch so voller Ironie und Lust am Spiel der Sprache, daß man sich gern zur Lektüre verführen läßt. REINHOLD GÖRLING
José Saramago: Geschichte der Belagerung von Lissabon. Roman. Aus dem Portugiesischen von Andreas Klotsch. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1992, 425 Seiten, 45 DM.
FRANKFURT A. M. 133 100 Mark zusätzlich zum normalen Etat ist dem Evangelischen Regionalverband die kirchenmusikalische Arbeit ihrer Frankfurter Gemeinden wert. Mit dieser Summe werden alle evangelischen Frankfurter Gemeinden unterstützt bis auf jene 13, die keine Zuschüsse beantragt haben, teilte kürzlich der Verband in einer Presseinformation mit.
Darin heißt es, der Vorstand folge in seinem Beschluß den Vorschlägen der Kommission für Kirchenmusik auch in bezug auf die Höhe der einzelnen Zuwendungen. Danach erhält die Katharinengemeinde in der Innenstadt für ihre regelmäßigen Konzerte mit 8400 Mark den größten Anteil.
Immerhin mit 7700 Mark wird die Epiphaniasgemeinde im Nordend bedacht. Sechs weitere Gemeinden bekommen 5000 Mark oder mehr: Cantate Domino (Nordweststadt), St. Nicolai im Ostend, die Dornbuschgemeinde, die Petersgemeinde (Innenstadt), die Paulsgemeinde (Römerberg) und schließlich St. Thomas in Heddernheim. ak
OBERRAD. Die Falken werden flügge: Seit November 1992 trainiert jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr eine Kindertanzgruppe der Falken, so nennt sich die traditionsreiche Jugendbewegung der SPD, im Bürgertreff Depot am Buchrainplatz. "Wir wollten mal was ganz anderes machen, denn eine Tanzgruppe gab es bei den Falken schon lange nicht mehr", erklärte Birgit Schneider, die die Gruppe zusammen mit Astrid Franz leitet. Zwischen fünf und zehn Kinder haben mittlerweile den Weg zu den Trainingsnachmittagen gefunden, es könnten nach Ansicht von Birgit Schneider jedoch noch mehr werden: "Die optimale Gruppenstärke liegt etwa bei 24 Tänzern."
Das Programm der neuen Tanzgruppe ist noch nicht endgültig festgelegt: "Ich muß erst einmal sehen, was bei den Kindern ankommt", sagte Schneider, die als Jugendwartin des Sachsenhäuser Tanzsportclubs "Telos" Erfahrungen in der Ausbildung des Nachwuchses sammelte.
Doch einige Ideen für die Gestaltung der Tanzstunden gibt es schon: So sollen die Kindergartenkinder mit rhythmischer Bewegungsgymnastik bis hin zum Phantasietanz an den musikalischen Sport herangeführt werden. Für die etwas älteren Kinder sind Aufführungen von Musicals vorgesehen: "Beliebt bei den Jugendlichen sind die Musicals ,Cats&rquote; oder ,Starlight Express&rquote;, doch für den Anfang schweben uns erst einmal einige Passagen aus Stücken von Michael Jackson vor", berichtete die Initiatorin, die auch schon selbst als Tänzerin auf der Bühne gestanden hat. Mit zunehmender Erfahrung der jugendlichen Tänzer könnten dann auch eigene Choreographien erarbeitet und in selbstgefertigten Kostümen aufgeführt werden.
Die Idee, eine Tanzsportgruppe zu gründen, entstand bereits im November 1991. Allerdings scheiterte der Versuch, einen regelmäßigen Tanztreff im Café "Rosa L." der Falken an der Windeckstraße zu etablieren, an dem mangelnden Interesse der Kinder im Ostend.
Auf Rat des Landesgeschäftsführers der Falken, Michael Paris, wurde dann ein Jahr später von Birgit Schneider eine zweite Gruppe eingerichtet: diesmal in Oberrad mit besserer Resonanz. Durch die Kooperationsbereitschaft der Reha- Werkstatt an der Wiener Straße war es möglich, die erste große Hürde zu nehmen: Die Falken konnten sich den großen Saal im Bürgertreff mit der Gymnastikgruppe der Behindertenwerkstatt teilen und erhielten so ungewöhnlich schnell eine Trainingsmöglichkeit.
Für die Sprößlinge bieten die Falken jedoch nicht nur den Tanzsport an: Im Sommer werden Zeltlager organisiert, es gibt eine Herbstfahrt und jedes Jahr im Winter planen die Falken eine Skifreizeit. Auch der "Tag des Kindes" im Ostpark ist eine Idee der Jugendbewegung. Im Stadtgebiet weithin bekannt ist auch der Abenteuerspielplatz Riederwald, der von den Falken genauso betrieben wird wie die roten Spielmobile, die oftmals auf Stadtteilfesten zu sehen sind.
Der nächste Termin für das Training der Tanzsportgruppe der Falken ist Mittwoch, 27. Januar. Informationen gibt Birgit Schneider unter der Telefonnummer 65 91 74. kan
FRANKFURT A. M. Ziel erreicht: Sicher hatte der sechste Transport des Vereins "Hilfe für rumänische Kinder" die Orte Radauti und Falcau in Rumänien erreicht. Ende September des vergangenen Jahres hatten Luise und Joseph Dörr, Klaus Konstanti, Hans Kratz sowie Hermann und Susanne Trautmann den Konvoi begleitet. Etwa 3800 Kilometer hatten die drei Fahrzeuge auf dieser Reise ohne größere Zwischenfälle zurückgelegt. In das südosteuropäische Land konnten für mehr als 125 000 Mark Kleidungsstücke, Schulhefte, Nahrungs- und Arzneimittel gebracht werden, die überwiegend aus Spenden der Frankfurter Bevölkerung stammten. "Auch dieses Mal war die Freude und Dankbarkeit bei den Beschenkten riesengroß", stellte Hermann Trautmann zufrieden fest.
In Falcau, nahe der russisch-ukrainischen Grenze gelegen, luden die Helfer nicht nur 100 Lebensmittelpakete mit einem Gewicht von jeweils acht Kilogramm ab, sondern stellten den Rumänen weiterhin etwa eine Tonne Kinder- und Erwachsenenkleidung sowie Spielzeug und Schuhwerk aus Spenden zur Verfügung. Auch für die Bildung der Kinder soll gesorgt werden: 1000 Schulhefte, 1000 Farb- und Faserstifte und fünf Schultafeln mit jeweils 200 Stück Kreide wurden aus den mit Anhängern versehenen Lastern abgeladen. Dem Krankenhauspersonal in Radauti wurden vor allem Medikamente, OP-Handschuhe, Einmalspritzen und Kanülen übergeben. Zusätzlich konnten die Deutschen den Ärzten Verbandsmaterialien und zehn Kanister Desinfektionsmittel aus Spenden des Bethanien- und Diakonissen-Krankenhauses weiterreichen.
Die Einschätzung von Trautmann: "Nach wie vor ist die Atmosphäre beklemmend. Nirgends konnten wir eine Verbesserung erkennen. Nicht zu übersehen waren die verrosteten Kinderbettchen, die desolaten sanitären Einrichtungen, die leeren Medikamentenschränke. Wie soll hier ein Mensch gesund werden?" fragte sich Trautmann nach der Rückkehr aus Rumänien ein wenig hilflos.
Auch in der Landarbeiter-Kolonie bei Dornesti lebten die Kinder und Erwachsenen "augenscheinlich" in großer Not, berichtete Trautmann. 120 Säcke mit Kleidern, Schuhen und Spielzeug und 500 Kilogramm Lebensmittel wurden aus einem Transportfahrzeug abgeladen, die helfen sollen, die in Rumänien durchaus noch harte und entbehrungsreiche Winterzeit zu überbrücken. Besonders auffällig war es für Hermann Trautmann und die anderen daß die Fernheizungen immer noch am 1. April abgeschaltet und erst am 1. Oktober wieder in Betrieb genommen werden - und das bei Außentemperaturen von weniger als zehn Grad Celsius im frühen Herbst. In Fratautii Noi, der letzten Station des Hilfstransportes, werden an der Kindersanitätsstation noch einmal Medikamente, Spritzen und Kanülen entladen. Aber auch an Kleidungsstücke und speziellen Babybedarf hatten die Helfer gedacht. Seit dem letzten Besuch hatte sich an den primitiven Umständen in der Arztpraxis nicht viel geändert, stellten die Deutschen fest: "Hier müssen wir noch eine Weile weiterhelfen", meinte Trautmann, der sich bei allen Spendern und Helfern herzlich für die Unterstützung bedankte.
Schon plant der Verein "Hilfe für rumänische Kinder" seine siebte Fahrt nach Rumänien. Als Zeitraum für die Reise wird die Woche vom 15. bis 24. April ins Auge gefaßt. Trautmann: "Da die wirtschaftliche Situation in Rumänien immer schlechter wird und sich die Schere zwischen arm und reich immer weiter öffnet, bitten wir ganz herzlich um Geldspenden, die wir zum Ankauf von Lebensmitteln und Saatgut verwenden wollen. Eines ist sicher: Wir müssen dringend weiter helfen."
Der Verein "Hilfe für rumänische Kinder - Hermann L. Trautmann e. V." ist in der Oppenheimer Landstraße 72, die Telefonnummer lautet: 62 15 96. Das Spendenkonto bei der Frankfurter Sparkasse, Bankleitzahl 500 501 02, hat die Nummer 61 58 15. Die Spenden sind von der Steuer absetzbar, da der Verein als gemeinnützige Körperschaft anerkannt ist. *kan
FRANKFURT A. M. Das Gesetz begünstigt Eltern mit behinderten Kindern bei der Lohn- und Einkommensteuer. Für die Betroffenen ist es aber nicht immer leicht, sich im Dickicht der Anträge und Formulare zurechtzufinden. Der "Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte" hat deswegen eine aktualisierte und erweiterte Ausgabe seines "Steuerblattes" veröffentlicht.
Das Merkblatt soll betroffenen Familien helfen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen. Es folgt dem Aufbau der Anträge auf Lohnsteuerjahresausgleich und Einkommensteuererklärung und begleitet den Antragssteller beim Ausfüllen der Formulare.
Das Steuermerkblatt kann gegen drei Mark in Briefmarken beim Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte e. V., Brehmstraße 5-7, 4000 Düsseldorf 1, angefordert werden. di/01
FRANKFURT A. M. "Ich hatte ja gar keine Ahnung, auf was ich mich da einlasse. Mir war gar nicht bewußt, in welchen Dimensionen die Relaxte arbeitet," erzählt Jutta Loskill von ihren Anfängen bei der "Relaxten Atmosphäre". Mitten im Streß ihrer Diplomarbeit wurde sie von der Band angesprochen, ob sie nicht als Sängerin bei der für spektakuläre und turbulente Konzerte bekannten Formation einsteigen wolle. "Ich habe mir ein paar Demobänder angehört. Den richtigen Kick habe ich dann aber erst beim Spielen im Proberaum gekriegt."
Dieser "Kick" ist jetzt ein halbes Jahr her und für Jutta steht fest: "Das Ganze ist zu interessant, um es sein zu lassen." Was die angehende Psychologin an der Musik der "Relaxten" reizt, ist nach ihren Worten "die Möglichkeit, von Swing bis Punk alles in die Songs einbauen zu können".
Bereits vor sechs Jahren hat die "Relaxte", damals noch als Trio und ohne Sänger, verschiedene Musikrichtungen ineinanderfließen lassen. Das, was heute bei weltweit erfolgreichen Bands wie "Red Hot Chili Peppers", "Urban Dance Squad" oder "Faith no more" als Crossover bezeichnet wird, will die Frankfurter Formation für sich nicht gelten lassen. "Crossover ist zum Modebegriff geworden", meint Schlagzeuger Christian Click- Columbus. Aber: "Was Crossover ist und was nicht, kann man kaum definieren oder heraushören. Auch nicht bei unseren Songs."
Nach verschiedenen Umbesetzungen im Laufe der vergangenen Jahre ist die Combo vor sechs Monaten auf ein Quintett gewachsen. Der einstige Sänger hat wegen "musikalischer Differenzen" die Band verlassen, Jutta und Simon singen seitdem zweistimmig und bilden die Basis für ein verändertes Stilkonzept. "Wir wollen unsere Songs etwas entwirren. Viele Stücke sind einfach zu vollgestopft mit verschiedenen Elementen. Aus einem Lied können dann zwei oder drei entstehen. Die Musik soll einfach tanzbarer werden", erklärt Gitarrist Per Sickforce, der außerdem noch bei "Couldn't be a fisher" die Saiten zupft.
Zwischen den Jahren hat sich die Band für zwei Wochen in einer Lagerhalle ein Studio eingerichtet. Alte Nummern wurden neu arrangiert und etwa zwölf neue Titel aufs Tonband gebannt. Um die Akustik der Halle einzufangen, hat die "Relaxte" das meiste Material komplett live eingespielt. Während der Aufnahmezeit haben die fünf Musiker auch zusammen gewohnt. "Ich kann das jeder Band nur empfehlen", blickt Sängerin Jutta zurück. "Die Konflikte werden intensiver ausgetragen wenn man enger zusammen ist. Das wirkt sich positiv auf die Kreativität aus."
Eigentlich sind die Aufnahmen als Demoband gedacht, doch kann sich die Band auch die Produktion einer Platte vorstellen. Bisher ist die "Relaxte" nur auf einigen Samplern vertreten, etwa auf der Doppel-CD "Crossing all over" des Wittener Gun-Labels. Zusammen mit namhaften internationalen Bands wurden bei diesem Projekt hörenswerte Titel von deutschen Undergroundcombos auf einem Sampler veröffentlicht. Die fünf Musiker verarbeiten in ihren Songs schwere, treibende Gitarrenriffs aus dem Hardrock, Funkrhythmen, den rappenden Sprechgesang von Sänger Simon und den dazugehörigen Harmoniegesang von Jutta. Wiederkehrende Tempo- und Rhythmuswechsel machen die "Relaxte Atmosphäre" zu einer spannenden Angelegenheit, die dabei nicht nach Kopie riecht. "Wir versuchen zu vermeiden, die Größen aus Amerika nachzuäffen", so Christian. Mit den "Größen" hat die Frankfurter Band schon Erfahrungen sammeln können. Als Vorgruppe tourten die Fünf unter anderem mit "Faith no more" und "Spyx" durch Deutschland.
Was einst mit drei "Kids von neureichen Eltern" begann, hat sich zu einer vielseitigen und ausgereiften Truppe entwickelt. In den sechs Jahren Bandgeschichte haben sich natürlich auch einige Anekdoten angesammelt. So führt die Band seit einiger Zeit einen nicht ganz ernst gemeinten Federkrieg mit einer Frankfurter Stadtillustrierten, seit ein Autor über einen Auftritt der "Relaxten" zusammen mit einer Domina herzog. Die Band organisierte daraufhin spontan ein Konzert, bei dem die Abo-Bescheinigung der Zeitschrift als Eintrittskarte akzeptiert wurde.
"Wir haben auch schon unsere Geschlechtsteile auf Bandfotos abgebildet, um die sexuelle Reizüberflutung auf die Spitze zu treiben. Seitdem haben wir den Ruf, eine sexistische Gruppe zu sein", erzählt der Drummer. Das Quintett schert sich jedoch wenig um Verunglimpfungen in der Öffentlichkeit. "Any Promotion is promotion", meint Gitarrist Per lapidar.
Der nächste Auftritt der "Relaxten Atmosphäre" ist für den 12. Februar im BKA in Münster bei Dieburg geplant, weitere Gigs folgen. HENNING EICHLER
FRANKFURT A. M. Um gegen rassistische Angriffe zu protestieren, die sich zunehmend auch gegen ausländische Kinder richten, haben 170 Erzieher der evangelischen Kindergärten, Kindertagesstätten und Horte in Frankfurt eine Resolution gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verfaßt.
Die Pädagoginnen und Pädagogen zeigen sich besorgt über die Menschenrechtsverletzungen in Deutschland und erinnern daran, daß der Kontakt zu den ausländischen Nachbarn auch eine Bereicherung und Erweiterung des Horizonts mit sich bringt.
In der Resolution rufen sie zu mehr Zivilcourage und einem entschlossenen Eintreten für den Schutz und die Integration dieser Bürger auf: "Heute sehen wir unsere gewachsene Gemeinschaft bedroht und schämen uns dafür, daß ausländische und jüdische Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Angst haben müssen." di
ESCHERSHEIM. Als neue aktuelle Aufgaben bezeichnet Judit Pàkh, Sprecherin der Friedensinitiative Eschersheim, die Verteidigung der demokratischen Grundrechte und der Grundideen der Verfassung angesichts der Diskussion um die Asylproblematik und der Beteiligung der Bundeswehr an Kampfeinsätzen im Ausland. Die ersten Schritte zur Aushöhlung der Grundrechte seien bereits getan. Der außerparlamentarische Widerstand erlange in diesem Zusammenhang wachsende Bedeutung. "Die ernstzunehmenden Verbündeten in den Parlamenten", sagt sie, "werden leider immer rarer." Auf die tägliche "Zivilcourage" werde es künftig ankommen, besonders hinsichtlich der Solidarität mit Ausländern nach den fremdenfeindlichen Tendenzen in jüngerer Zeit. Das sei eine wichtige neue Aufgabe für das Jahr 1993.
Die Friedensbewegung Eschersheim will sich weiterhin an zentralen Aktionen beteiligen. Frau Pàkh freut sich über das engere Zusammenrücken der einzelnen Frankfurter Friedensinitiativen und die Wiederbelebung des Informationsnetzes. Die schon Tradition gewordenen Aktionen in Eschersheim sollen fortgesetzt werden. Man will auch 1993 am Ostermarsch teilnehmen. Am 6. August, dem Hiroshima-Gedenktag, werden die Friedensfreunde wieder auf dem Platz am Weißen Stein eine Mahnwache halten. Sonst treffen sich die Mitglieder der Initiative jeden ersten Mittwoch eines Monats in Haus am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 565, 1. Stock, um 19.30 Uhr, zum Informationsaustausch oder zu Diskussionen. Dazu sind Interessenten jederzeit herzlich eingeladen. Judit Pàkh gibt auch gerne telefonisch (57 67 83) nähere Auskunft.
Die Friedensfreunde freuen sich über "gewisse positive atmosphärische Veränderungen". Die hätten sich offensichtlich durch den Wegfall der Ost-West-Konfrontation ergeben. Die Rüstungs- und Kriegsproblematik könne nun nicht mehr einfach Sündenböcken aufgebürdet werden. Der Vorwurf der Moskauhörigkeit und die Aufforderung "Geht doch rüber", die sie in früheren Jahren oft hätten hören müssen, würden nun nicht mehr greifen. "Vielen Menschen wirken, wenn wir sie mit unseren Befürchtungen konfrontieren, nachdenklicher, betroffener."
Für die Friedensinitiative Eschersheim ist 1993 das elfte Jahr ihres Bestehens. 1982 im Zeichen des Krefelder Appells entstanden, wandte sich sich gegen atomare und konventionelle Rüstung. Sie informierte über die "Sinnlosigkeit des Krieges als Mittel der Lösung der dringensten Menschheitsprobleme" und auch über den "Sinn von Kriegen für die Kriegsgewinnler".
Die große Veränderung in der internationalen Kräftekonstellation durch die Auflösung der UdSSR habe leider keinen Frieden gebracht, vielmehr eine Destabilisierung und neue, grausame konventionelle Kriege. Auch die innenpolitische Situation (Frau Pàkh spricht von der "Kolonialisierung der ehemaligen DDR") sei unsicher und unbefriedigend. Die Ausländerfeindlichkeit lenke nur von den eigentlichen Problemen ab.
Die Initiative hatte deshalb bereits 1992 zwei Informationsabende: über Ausländerpolitik (mit Pfarrer Detlef Leiderwaldt, Geschäftsführer des Initiativausschusses "Ausländische Mitbürger in Hessen") und im Juni sprach Robert C. Aldridge, US-amerikanischer Kritiker der US Militärstrategie, über die "neue Weltordnung der USA und ihre Bedeutung für das vereinigte Deutschland".
Die Friedensinitiative Eschersheim will weiterhin aktiv bleiben. Ihre Arbeit ist, davon sind die Mitglieder überzeugt, notwendiger denn je. "Wir wollen nicht müde werden, über Frieden und die Wahrung der Menschenrechte zu sprechen und um Mitstreiter für unser Anliegen zu werben." li
Die Frankfurter Sparkasse hat in ihrer Geschäftsstelle in der Fabriciusstraße 14, Griesheim, einen Geldausgabeautomaten in Betrieb genommen, um die Bargeldversorgung der rund 22 000 Einwohner Griesheims zu verbessern: Es habe sich gezeigt, daß an durch Feiertage verlängerte Wochenenden die Automaten verstärkt in Anspruch genommen werden. Die viersprachige Bedienungsanleitung soll den vielen ausländischen Bürgern in Griesheim zugute kommen. di/03
GUTLEUT. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft der Anwohner und Anlieger des Gutleutviertels (IGG) wählten auf ihrer Mitgliederversammlung Ende vergangenen Jahres einen neuen Vorstand. Vorsitzender ist nun Klaus Dinges, Stellvertreterin Anneliese Schultheis.
In diesem Jahr will die IGG eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen und dann entscheiden, ob die neu gewählten Vorsitzenden weitermachen, ein neuer Vorstand gewählt oder die IGG aufgelöst wird. Die Mitglieder würden es allerdings sehr bedauern, wenn es die Interessengemeinschaft nicht mehr gäbe. So wollen die jetzigen Vorstandsmitglieder "alles daran setzen, das Format der IGG in etwa zu halten". di
1
1
1
1
ESCHERSHEIM. Der von den Bundestagsfraktionen ausgehandelte Kompromiß zum Asylrecht stößt nicht allerorten auf Zustimmung. Der Vorstand der Eschersheimer Sozialdemokraten kritisierte in seiner jüngsten Sitzung das Votum der Bonner Genossen und verlangt von Vorstand, Parteirat und Bundestagsfraktion, vom "ausgehandelten Asylrechtsentwurf abzurücken und trotz des öffentlichen Drucks auf Neuverhandlungen zu bestehen". Der Entwurf widerspreche sozialdemokratischen Grundwerten sowie den Beschlüssen des Bundesparteitags.
Weiter heißt es im Schreiben des Eschersheimer Ortsvereins, die vorgesehene Regelung, durch einen "Ring von sogenannten sicheren Drittländern" die Bundesrepublik gegen Flüchtlinge abzuschotten, mache die Wahrnehmung des Asylrechts "faktisch fast unmöglich".
Dem Beschluß des Vorstands vorausgegangen war eine Mitgliederversammlung des Ortsvereins. "Einvernehmliches Votum" sei gewesen, das individuelle Asylrecht und die Rechtsweggarantie im Kern zu erhalten. ak
FRANKFURT-NORDWEST. Die Eschersheimer Landstraße soll untertunnelt werden - zumindest in ihrem nördlichen Teil. Das forderte der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) in seiner jüngsten Sitzung. Gegen die Stimmen der SPD und der Grünen wurde der Antrag der FDP angenommen.
Daß die U-Bahnen der Linien 1, 2 und 3 nur bis zur Haltestelle Dornbusch unter der Erde brausen, "erweist sich immer mehr als gravierender Fehler", heißt es in dem FDP-Antrag. Der Tunnel müsse "dringend" bis nach Heddernheim fortgeführt werden, damit nicht noch mehr Unfälle passierten. Außerdem solle die "künstliche Trennung" des Stadtteils durch die Schienen aufgehoben werden.
Das Projekt, seit Jahrzehnten gefordert, wird jedoch nicht zu realisieren sein. Erst in der Anhörung des Magistrats in Eschersheim (wir berichteten) hatte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler erklärt, daß eine Untertunnelung derzeit "nicht vertretbar" sei: "Wir können in dieser gesamtstaatlichen Situation keine dreistellige Millionensumme ausgeben, um eine U-Bahn unter die Erde zu legen", sagte von Schoeler. *sen
DORNBUSCH. Der Derwisch im gestreiften Kaftan spielte auf seiner Zauberflöte. Er setzte sie ab und erzählte eine Geschichte; nicht nur in einer Sprache. Der deutsche Text wechselte mit türkischen Passagen. Die Zuschauer lauschten gebannt, die Erwachsenen ebenso wie Kinder. Niemand brauchte dafür eine Übersetzung, alle verstanden den Sinn auch so. Der Derwisch hatte Gehilfen, die ihn beim Erzählen unterstützten, Stockpuppen, die den Part von Kara Seyfi, dem reichsten Mann im Fötenland, übernahmen oder die von Ayses Freunden, der kleinen Wolke, der Taube und dem Kaninchen.
Das Mädchen Ayse wurde von einem Kind aus dem Publikum dargestellt. Die kleine Schauspielerin kannte ihre Rolle nicht. Aber der Derwisch lenkte ihren Rollentext nicht. So entfaltete sich das Märchen für die Zuschauer planvoll, erzählte, wie Kara Seyfi dem Mädchen Ayse ihren wunderbaren Garten abnehmen will, und wie er das mit allen Mitteln, bis zur Bestechung mit einem großen Sack voller Gold, versucht.
Ayses Freunde helfen ihr, begleiten sie auf ihrer Reise in das Land der Dürre und das Land der Winde. Orientalische Erzählkunst, Puppenspiel und Schattentheater wirkten zusammen in dem Stück, das natürlich gut ausging: Der wunderbare Garten blieb Ayse erhalten.
Etwa 80 Kinder und 20 Erwachsene ließen sich im Jugendhaus Dornbusch eine Stunde lang von der Erzählung "Die verliebte Wolke" in die Märchenwelt entführen. Und wenn der Derwisch nach dem türkischen Wort für eine bestimmte Blume suchte, dann riefen ihm die türkischen Kinder die richtige Vokabel zu. Nur die Hyazinthe blieb unübersetzt, da waren alle überfordert.
Dem erzählenden Derwisch machte das nichts aus. Ihm ging es darum, seinem deutschen Publikum den Klang einer fremden Sprache nahezubringen, den türkischen Kindern die Rolle wichtiger Helfer zu bieten. Hier waren sie es einmal, die etwas besser wußten. Zwei Kulturen zusammenbringen, das Verständnis füreinander zu wecken, ist die Absicht dieses Stückes. Der erzählende Derwisch heißt im bürgerlichen Leben Wolfgang Massner und stammt aus Heidelberg. Er hat seinen Lehrerberuf zugunsten der unsicheren Karriere eines Theatermachers für Kinder aufgegeben. Hier liegt, da ist er ganz sicher, seine eigentliche Berufung.
Messner hat in Heidelberg studiert. 1980 gründete er das Blinklichtertheater und brachte eigene Inszenierungen heraus. Er lernte bei berühmten Puppenspielern und verbrachte 1987 einen Studienaufenthalt in Indonesien, um Unterricht im klassischen indonesischen Schatten- und Puppenspiel zu nehmen. Inzwischen hat er auch Hörspielproduktionen für Kinder gemacht. Sein Blinklichtertheater ist bekannt und begehrt: "Man kann schon davon leben."
"Natürlich", sagt Messner, "kann ich nicht Türkisch. Ich habe meine Texte, die mir Freunde geliefert und übersetzt haben, auswendig gelernt." Wichtig für ihn ist die Zweisprachigkeit. "Die verliebte Wolke" ist sein erster Versuch mit einem zweisprachigem Stück. "Und es kommt überall gut an." Neben der Wolkengeschichte hat Messner noch fünf andere Stücke im Repertoire.
"Die verliebte Wolke" entstand als Auftragsarbeit der Stadt Ludwigshafen. Als Vorlage diente ein Märchen von Nazim Hikmet. Der inzwischen verstorbene Lyriker sei so etwas wie ein türkischer Brecht gewesen, berichtet Messner, dem die türkische Sprache liegt: einfach, aber voll schmuckvoller Umschreibungen.
Seit drei Wochen ist Messner mit dem Stück auf Tournee. Für dieses Jahr wird er sich wieder etwas anderes ausdenken. "Die meiste Zeit", sagt er, "verbringe ich zu Hause mit den Vorarbeiten, dem Stükkesuchen, Bearbeiten, Ausfeilen." "Die verliebte Wolke" war ein Beitrag gegen den Fremdenhaß. Sein nächstes Stück soll wieder etwas ganz anderes werden. Er will sich nicht festfahren.
Klaus Fischer, der Leiter des Jugendhauses Dornbusch, spendete reichlich Beifall. Er hatte es sich nicht nehmen lassen wollen das Stück anzusehen, obwohl er an diesem Nachmittag genug anderes zu tun gehabt hätte. Denn das Kindertheater war nur ein Programmpunkt (wenn auch eine Art Höhepunkt) dieses Tages im Jugendhaus Dornbusch. Schon seit Mittag war im ganzen Haus reger Betrieb gewesen, Fischer und sein Team hatten vielfältige Bastelmöglichkeiten angeboten.
Im Erdgeschoß wurde vorgeführt, wie man mit einem altem Spinnrad Schafwolle verspinnt. Es roch wie im Café nach Plätzchen und Kaffee, und alt und jung erfreute ein Bläserensemble, das im Treppenhaus Aufstellung genommen hatte. "Das ist diesmal neu", sagte Fischer. "Wir versuchen uns immer ein bißchen zu steigern." Das Jugendhaus hat damit die Besucher überzeugt und wieder einmal bewiesen, daß es neben der manchmal zermürbenden Alltagsarbeit auch glanzvolle Höhepunkte im Jahreslauf inszenieren kann. *li.
PRAUNHEIM. Schon früh um sechse wird geflachst: Sylvia und Dieter Süß versprühen bereits gute Laune, wenn ihre Kunden - meist noch etwas verschlafen - eine Zeitung oder ein paar Zigaretten kaufen wollen. "Wer griesgrämig reinkommt, verläßt als gutgelaunter Mensch den Laden", bestätigen die Stammkunden des Zeitschriften- und Tabakladens in Alt-Praunheim 46. Manche von ihnen kommen sogar schon seit Jahrzehnten.
Dieser Tage hatte die Familie Süß besonderen Grund zum Feiern. Vor 25 Jahren übernahmen sie von ihrem Vater Ludwig Süß das Lädchen. Aus der Nachfrage sei es gewachsen und habe sich "so weiterentwickelt", beschreibt Dieter Süß die Geschichte des Geschäfts.
Es begann in wirtschaftlich schwerer Zeit: 1925 eröffnete Ludwig Süß, damals ein bekannter Frankfurter Fußballer, an der Trambahn-Endstation Praunheimer Brücke einen Kiosk. Er verkaufte Tabakwaren, Zeitschriften und Fahrkarten für die Straßenbahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte Süß diesen lukrativen Platz verlassen, weil eine Kioskkette keine Konkurrenz duldete. In der Heerstraße 4 baute er mit der Familie ein neues Geschäft und 1980 zog das Familienunternehmen ein paar Häuser weiter nach Alt-Praunheim in neue Verkaufsräume.
Von Anfang an unterhielt Ludwig Süß eine Annahmestelle für das Hessenlotto, von Anfang an verkauft er auch die Frankfurter Rundschau, dazu gab es die in der Nachkriegszeit beliebte Zeitung Der Neue Sport. Außerdem dürfte der Laden der Familie Süß zu den ältesten privaten Verkaufsstellen für Straßenbahnfahrkarten für die Stadtwerke zählen - es ist also ein Geschäft mit Tradition.
Mitten im alten Stadtteil und im Schatten großer Einkaufszentren liegt der kleine Laden. Das Angebot umfaßt inzwischen Büro- und Schulsachen ebenso wie kleine Geschenkartikel, Schmuck, Spielwaren und Fotoservice.
Hier wird nicht "einfach verkauft", sagen die Kunden, "das ist ein Treffpunkt, da schaut man mal rein." Die Praunheimer mögen die familiäre, heimelige Atmosphäre, und die örtlichen Vereine nutzen den Laden als Vorverkaufsstelle für Busausflüge oder Veranstaltungen.
Zum silbernen Jubiläum gab es den ganzen Tag über Sekt mit Häppchen sowie Kaffee und Kuchen. Eine Unmenge von Glückwünschen, Blumensträußen und Geschenken zeigten, wie beliebt Sylvia und Dieter Süß sind. Sie verkörpern ein Stück Praunheimer Geschichte.
Unter den Geschenken waren auch echte Raritäten. So brachte Helmut Ettinghausen als Souvenir eine Abonnementkarte seiner Großmutter Marie Koch mit Lichtbild: Sie war ausgestellt auf das Jahr 1892 für die Tramstrecke Bornheim - Hauptbahnhof. Und er hatte seine Monatskarte mit der Nummer 2066 für Berufsschüler aus dem Jahr 1943 dabei. Die Fahrkarte hatte Helmut Ettinghausen damals für zwei Reichsmark bei Ludwig Süß gekauft. *rw
In Titel XIV des Vertrags von Maastricht wird der "wirtschaftliche und soziale Zusammenhalt" der Gemeinschaft zum Ziel erhoben, "insbesondere die Unterschiede im Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen und den Rückständen der am stärksten benachteiligten Gebiete zu verringern" (Art. 130a). Zu diesen Zwecken verweist der Vertrag auf die "Hilfe der Strukturfonds" (Art. 130b) und gibt dem Rat den Auftrag, "vor dem 31. Dezember 1993 einen Kohäsionsfonds" zu errichten (Art. 130d, Abs. 2).
Die Strukturfonds der Gemeinschaft gliedern sich in 1. den europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft - Abteilung Ausrichtung. 2. den europäischen Sozialfonds und 3. den europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Alle drei Jahre soll die Kommission dem Parlament "über die Fortschritte" berichten und darstellen, in welcher "Art und Weise" die Mittel der Gemeinschaft hierzu beigetragen haben. Der zusätzlich zu gründende "Kohäsionsfonds" soll zur Finanzierung von Umweltvorhaben und der "transeuropäischen Netze auf dem Gebiet der Verkehrsinfrastruktur" beitragen. Durch eine Generalklausel in Art. 130 b, Abs. 3, können auch "spezifische Aktionen außerhalb der Fonds" beschlossen werden (auf Vorschlag der Kommission geht dies nur, wenn der Rat einstimmig beschließt).
Bestandteil ist auch ein umfangreiches "Protokoll über den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt". Nach Feststellung, daß sich "die Strukturfonds der Gemeinschaft zwischen 1987 und 1993 real verdoppeln", wird verschiedentlich "bekräftigt", daß nicht nur mehr Strukturpolitik, sondern auch eine bessere Politik erforderlich ist, um den Zusammenhalt zu fördern. Noch 1992 soll es deshalb zu "einer gründlichen Überprüfung der Tätigkeit und Wirksamkeit der Strukturfonds" sowie zur Prüfung kommen, "welchen Umfang dieser Fonds . . . haben sollte".
Es darf vermutet werden, daß eine "gründliche Überprüfung" für notwendig gehalten wurde, weil das Unbehagen über ineffiziente Verwendung der Mittel allgemein vorherrschte. Der Bericht wird darüber Auskunft geben und von entscheidender Bedeutung für das weitere Vorgehen sein. Für den Kohäsionsfonds wurde bestimmt, daß zusätzliche Mittel nur für solche Mitgliedstaaten gegeben werden sollen, die "ein Pro-Kopf-BSP von weniger als 90 v. H. des Gemeinschaftsdurchschnitts" aufweisen. Das waren im Jahr 1992 Griechenland, Irland, Portugal und Spanien.
Abgesehen von der Überprüfung der Effizienz der Vorhaben stand im Sommer 1992 vor allem die Frage der Erhöhung der Fondsmittel im allgemeinen und der Dotierung der Kohäsionsfonds im besonderen im Mittelpunkt mancher Überlegungen und Streitfragen. Einmal, weil die Entwicklung der rückständigen Regionen in der Gemeinschaft schon unter den bisherigen Bedingungen nicht befriedigen konnte, und zum anderen, weil die Währungsunion in besonders drängender Weise die Frage nach der Notwenigkeit von schockabsorbierenden Finanzmechanismen aufwirft.
Noch einmal muß betont werden: Die regionalen Unterschiede in der EG sind beträchtlich; sie sind erheblich größer als zum Beispiel innerhalb der USA. Die Spannweite in Regionen der Gemeinschaft reicht von weniger als 40 bis über 170 Prozent des Pro-Kopf-BSP. Die Arbeitslosigkeit schwankte im April 1991 zwischen 1,7 Prozent in Luxemburg und 16,9 Prozent in Irland; innerhalb Portugals z. B. zwischen 2,1 und 10,3 Prozent; innerhalb Spaniens zwischen 24,2 und 8,4 Prozent; in Frankreich zwischen 13,6 und 4,9 Prozent. Die Erfahrungen beim schnellen, längere Jahre andauernden Wachstum in der Gemeinschaft insgesamt zeigen erwartungsgemäß, daß sich die Disparitäten zugunsten der benachteiligten Regionen verringerten; sie weiteten sich wieder aus, wenn das Gesamtwachstum nachließ. Begg und Mayes haben die Auf-und-Ab-Bewegungen untersucht und gelangten zu der Schlußfolgerung, "daß eine Intensivierung des Wettbewerbs es weniger leistungsfähigen Regionen schwer machte, Schritt zu halten".
Wenn es also erwartungsgemäß zum verstärkten Wettbewerb unter Währungsunionsbedingungen kommen sollte, sind die Aussichten "nicht ermutigend". Diese Aussage gilt natürlich auch für die zurückhängenden Regionen in den wohlhabendsten Ländern, sicher auch für Ostdeutschland.
Wenn es zur Erreichung und Erhaltung der Konvergenzkriterien notwendig wird, eine deflationäre Politik einzuleiten, wenn der Wettbewerb intensiver und der Einsatz staatlicher Mittel begrenzt wird, wenn negative Auswirkungen über eine Abwertung nicht mehr aufgefangen werden können, werden die Disparitäten zwangsläufig zunehmen, und die Gemeinschaft wird sich vom Ziel der Kohäsion entfernen, anstatt sich ihm zu nähern. Welche Bedeutung eine solche Entwicklung für die Bereitschaft der Bevölkerung nicht nur in den unmittelbar betroffenen Regionen, sondern auch dort hat, wo für die sozialen Konsequenzen in Form von höheren Transferzahlungen gezahlt werden muß, läßt sich leicht ausmalen. (. . .)
Die finanziellen Möglichkeiten der EG, die Auswirkungen der Währungsunion zu steuern, werden von den folgenden Faktoren maßgeblich bestimmt:
1. Der Etat ist mit etwa 60 Milliarden ECU oder rund 122 Milliarden DM nicht sonderlich hoch; er ist geringer als der öffentliche Haushalt (Land, Gemeinden und Gemeindeverbände) von Nordrhein- Westfalen;
2. durch die Finanzierung der Agrarpolitik befindet sich die Gemeinschaft seit vielen Jahren in einer strukturellen Schieflage, aus der sie sich nur mit Mühe befreien kann; die Ausgaben für die gemeinsame Agrarpolitik machen immer noch gut 60 Prozent des EG-Haushaltes aus;
3. die Transferzahlungen zur Abstützung der negativen Effekte der Währungsunion auf Regionen werden zu langjährigen Verpflichtungen und - wenn sie überhaupt Sinn machen sollen - bisher nicht bekannte Größenordnungen erreichen müssen;
4. der mit Abstand größte Nettozahler - Deutschland - sieht sich mit "bis ins Absurde gewachsenen Erwartungen in die ökonomische Kraft" konfrontiert und erklärt, daß er "kein Mehr an Geld leisten" wird (so Bundeskanzler Helmut Kohl); Deutschland ist wegen der riesigen Transferzahlungen in den östlichen Teil "klamm" und wird noch lange klamm bleiben.
5. die Gemeinschaft muß eine konstruktive Rolle in Osteuropa spielen, und diese ist nicht ohne nennenswerte finanzielle Mittel zu erfüllen;
6. in der Gemeinschaft können wohlhabende Länder wie Dänemark, die Niederlande und Italien an Nettozahlungen vorbeikommen, und alle wehren sich gegen die Vergrößerung der Einnahmen der EG aus nationalen Haushaltsmitteln; Großbritannien wehrt sich natürlich gegen die Beseitigung seiner Beitragsprivilegien;
Es ist aus all diesen Gründen völlig unrealistisch, anzunehmen, die EG könnte die notwendige Aufholjagd erleichtern und einen nennenswerten Beitrag zur Milderung der Folgen der mit der Wechselkursfestsetzung verbundenen schwierigen Übergangsprobleme leisten. Wer an diese Möglichkeit glaubt, läuft einer Schimäre nach und täte besser daran, den Vertrag abzulehnen. Im anderen Falle sind schwerwiegende Enttäuschungen unvermeidlich. Wer sich auf Deutschland verläßt, sollte die Worte des Bundesfinanzministers kennen und richtig verstehen: "Durch den Vertrag von Maastricht ist auch keine europaweite Umverteilungsmaschinerie angelegt. Die notwendigen wirtschaftspolitischen Anpassungsprozesse lassen sich nur (!) durch nationale Eigenanstrengungen, nicht durch gewaltige Finanztransfers bewirken."Bestimmungsfaktoren einer unabhängigen Europäischen Zentralbank (EZB)
In den Vertragstexten von Maastricht sind prinzipiell und detailliert alle rechtlichen Voraussetzungen für den stabilitätspolitischen Erfolg einer EZB aufgenommen worden. Weitere notwendige, aber noch nicht gegebene Voraussetzungen sind einmal mehr technischer Natur: Ohne wirksames, das heißt gemeinsames Handwerkszeug und eine Grundüberzeugung strategischer Art läßt sich eine einheitliche Geldpolitik nicht ausführen. Das alles muß noch erarbeitet werden.
Zum anderen rücken nach der Einigung über die institutionellen Fragen bis dahin unterdrückte Zweifel an den tatsächlichen Möglichkeiten einer erfolgreichen Notenbankpolitik in und für ganz Europa in den Vordergrund. Wie sie ausgeräumt werden könnten, bedarf überzeugender Argumente.
Wie in Europa geldpolitisch vorgegangen wird, ist von Land zu Land zum Teil sehr verschieden. Da jede nationale Zentralbank geneigt sein dürfte, ihre Methoden so weit wie möglich beizubehalten, muß der Frage der Harmonisierung viel Beachtung gegeben werden. Mit den stabilitätspolitischen Vorgaben des Vertrages sind nicht alle bisherigen nationalen Politikansätze vereinbar. Die Frage erscheint berechtigt, warum man es sich nicht leicht macht, ja machen sollte, und einfach den zur deutschen Zentralbankinstitution passenden Werkzeugkasten übernimmt.
Von der Verschiedenartigkeit der Organisation und Durchführung der im großen und ganzen gleichen Aufgabe von Zentralbank geht eine nicht geringe Faszination aus. Die zu gewinnende Erkenntnis ist fast trivial, aber wichtig: daß es eben nicht nur einen Weg gibt, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Entsprechend wichtig ist es auch, sich die Mühe zu machen, nach einer Bestandsaufnahme die verschiedenen Elemente auf ihre Brauchbarkeit unter neuen Bedingungen zu untersuchen.
Die in den Teilnehmerländern gewachsenen Strukturen und eingespielten Verhaltensweisen beruhen auf Unterschieden in den politischen Vorgaben, in der Wirtschaftsordnungspolitik, den Unterschieden in Größe und Aufbau der Administrationen des Landes, den Bankenstrukturen und der Größe und dem Ausmaß der Verflechtung mit dem Ausland. Sie wirken sich auf die Leitungs- und Unternehmensstruktur, die Zahl und Vergütung der Mitarbeiter, das Verhältnis zum Kreditgewerbe und die Aufgabenstruktur der nationalen Zentralbank aus.
Bei der Mehrheit der Zentralbanken der westlichen Welt hat die Regierung den entscheidenden Einfluß auf die Geld- und Währungspolitik. Nicht immer sind die wirtschafts- und geldpolitischen Zielsetzungen gesetzlich geregelt. Die Aufgabenstellung der Bundesbank ist von allen Instituten am klarsten legal definiert. Im Verhältnis zum Kreditgewerbe sind die administrativen Weisungen zur Durchsetzung nur bei der spanischen und japanischen Zentralbank ausgeprägt, während die Geldpolitiken ansonsten indirekt, das heißt auf die Marktkräfte, setzen, um die Wirkungen von Leitzinsen und Geldmengenvorgaben zu erzielen. Die Zentralbanken Europas betreiben kaum kommerzielle Geschäfte, und es gibt deshalb so gut wie keinen Wettbewerb mit Geschäftsbanken. Die Zusammenarbeit beruht überall auch auf formellen und informellen Absprachen der Zentralbanken mit den Banken.
Die Unternehmensstrukturen sind mit Ausnahme der Bundesbank und der FED zentralistisch geprägt. In Europa unterscheiden sich die Bundesbank und die Banque de France durch ihr sehr dichtes Zweigstellennetz von allen anderen Zentralbanken. Die Anzahl der Mitarbeiter schwankt Anfang der neunziger Jahre zwischen 80 in Luxemburg und rund 18 240 in Deutschland (zum Vergleich: Frankreich rund 16 800, Italien 9240 und Großbritannien 4860).
Im Zahlungsverkehr, bei der Bankenaufsicht einschließlich der bankenstatistischen Erhebungen und Auswertungen, der Refinanzierung des Bankensystems, dem Zugang des Staates zum Notenbankkredit sowie im Devisen- und Außenwirtschaftsverkehr finden sich sehr unterschiedliche Regelungen, wie sie zum Beispiel besonders prononciert bei den Eigentumsregelungen und der Verwaltung der nationalen Währungsreserven vorliegen.
Die Hauptaufmerksamkeit wird auf die Harmonisierung der Wege zur Refinanzierung des Bankensystems gelegt werden müssen. Hier hat man es mit dem Herzstück der politischen Tätigkeit jeder Notenbank zu tun. Mit der Art und Weise der Refinanzierung beeinflußt jede Notenbank den Umfang der Geldversorgung und die Kosten für die Kredite sowie die Zinsen für Spareinlagen und andere Depositen. Die Unterschiede sind von Land zu Land sehr ausgeprägt.: So wird das Wechselrediskontgeschäft in beachtlichem Umfang (rund 36 Prozent) nur noch von der Deutschen Bundesbank (nur ca. acht Prozent in Frankreich) betrieben (dies ist Reflex u. a. auch des traditionell großen Zweiganstaltennetzes); die Gewährung von Bankkredit gegen Verpfändung von Wertpapieren zur Liquiditätssicherung (Lombard) wird von sechs von elf Zentralbanken und das eigentliche Offenmarktgeschäft von allen Banken betrieben. Dessen Anteil beträgt in Deutschland über 60 Prozent, in Frankreich rund 92 Prozent und in Italien ebenfalls über 90 Prozent.
In Deutschland spielen allerdings die Mindestreservepflicht und die damit einhergehenden Refinanzierungszwänge bei der Bundesbank eine sehr wichtige Rolle (vom gesamten Refinanzierungsvolumen von etwa 212 Milliarden DM im Jahr 1991 machten die Mindestreserven über 94 Milliarden DM aus). Nur noch in Frankreich und Italien ist die Mindestreservepflicht ähnlich bedeutsam, während sie in Großbritannien unbekannt ist und in den Niederlanden, Belgien und Dänemark gegenwärtig nicht verlangt wird.
Über drei große Komplexe muß vor allem anderen Einigkeit erzielt werden:
1. Läßt sich die deutsche Rediskontierungspraxis aufrechterhalten und auf das Europäische System der Zentralbank (EZBS) übertragen? Wenn nicht, würde es einen Diskontsatz als Leitzins in Deutschland nicht mehr geben und brauchte in Europa nicht eingeführt zu werden. Dann entsteht die Frage, ob für die Bestimmungen des Zinsniveaus in der ganzen Währungsunion ein administrativer Leitzins genügt, der dann aus dem Lombardsatz bzw. dem Zinssatz für Offenmarktgeschäfte bestehen würde.
2. Die Bundesbank legt größten Wert auf die Beibehaltung und damit Einbeziehung der Mindestreservepflicht in das gemeinsame geldpolitische Instrumentarium. Weil sie die Bedeutung von Mindestreserven für die automatische Verlangsamung des Kreditschöpfungsspielraums so stark betont, kann sie das Instrument auch nicht aufgeben.
3. Im Mittelpunkt der weiteren Überlegungen werden zweifellos die grundsätzlichen und operativen Fragen nach der Auswahl der Indikatoren und der Bedeutung von Geldmengenzielen für eine europäische Geldpolitik stehen. Wie auch immer dies gehandhabt werden mag, es erscheint angebracht, die Bedeutung der Geldmengensteuerung nicht zu überschätzen. Sowohl nationale als auch internationale Geldmengenvorgaben erfüllen ihren Zweck, wenn sie wie ein Leuchtfeuer aus der Ferne auf das strandungsgefährliche Ufer aufmerksam machen: für den Weg durch die Klippen und Untiefen weit davor kann der Steuermann sich dagegen nicht auf ihre Signale verlassen. Je dogmatischer und enger von einer Kausalität zwischen Geldmengenänderungen und Preissteigerungen ausgegangen wird, desto problematischer wird die Rolle des Geldmengenzieles erst recht in einem stark vergrößterten Wirtschaftsgebiet Europas, dessen Größe und Diversität mit einem Geldmengenaggregat ohnehin nicht geregelt werden kann. Alles dies führt notwendigerweise dazu, das geldpolitische Intrumentarium zu ergänzen. Schritte in Richtung auf gemeinsam formulierte Geldmengenziele sind bisher nur einmal versucht worden. Der Vertrag von Maastricht erfordert die Lösung dieser Aufgabe. Wie sie gelingt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einerseits gibt es Schwierigkeiten, bestimmte Entwicklungen sehr verschieden abgegrenzter Geldmengenaggragate vergleichbar zu machen und zu interpretieren. Zudem muß in der praktischen Geldpolitik immer wieder auf andere volkswirtschaftliche Indikatoren Rücksicht genommen werden. Sobald ein Leitwährungssystem eingerichtet ist, müßten nicht nur die anzustrebende Expansionsrate der dominierenden Währung - also des ECU -, sondern auch die des Gesamtsystems festgelegt und insgesamt unter Kontrolle gehalten werden.
Diese Probleme der gemeinsamen Geldmengenbestimmung und -steuerung sind deshalb von großer Bedeutung, weil das deutsche Modell technisch weit entwickelt ist und im Mittelpunkt unserer Notenbankpolitik steht, während es in den anderen Ländern entweder faktisch weniger Bedeutung hatte oder dessen Wirksamkeit geringer veranschlagt wurde. Sobald es unverrückbar feste Wechselkurse gibt, ändert sich dies insofern, als nun alle Währungen gleichberechtigt in die Aggregation der europäischen Gesamtgeldmenge einbezogen und gesteuert werden müssen, und zwar so lange, bis es nur noch eine Währung in der EG gibt. Daraus wird sich wiederum der Zwang verstärken, die nationalen Währungen so schnell wie möglich aufzugeben.Die Überschätzung der Möglichkeiten einer EZB
Der Anteil der Zentralbanken am Erreichungsgrad einer stabilitätsorientierten Politik ist nur tendenziell, aber nie genau zu bestimmen. Ihre Glaubwürdigkeit und Leistungsbilanz hängen ja nicht nur von ihrem pflichtgemäßen Handeln und den richtigen Maßnahmen, sondern von zahlreichen Aktionen anderer Träger der Wirtschaft und Einkommenspolitik ab. Darauf ist schon früher eindringlich hingewiesen worden.
So richtig es war, die währungsinstitutionellen Voraussetzungen einer unabhängigen Zentralbank klar zu nennen, und so begrüßenswert es ist, daß Maastricht diese deutschen Vorstellungen voll übernommen hat, so sehr muß doch davor gewarnt werden, die Rolle einer so gestalteten Europäischen Zentralbank zu überschätzen. Mit Recht hat der Hamburger Ökonom Vincenz Timmermann darauf verwiesen (was auch die Bundesbank wiederholt getan hat), daß eine Zentralbank sowieso nur einen Ausschnitt des Wirtschaftsgeschehens - nämlich die Geldmenge und die Zinsen - beeinflussen kann und im übrigen auf die großen, die Inflation kausal bestimmenden Einkommensströme, die der Staat und die Tarifvertragsparteien generieren, nur schwer, und dann auch nur unter möglicherweise großen Wachstums- und Beschäftigungsverlusten, einwirken kann.
Die deutsche (und weltweite) Bereitschaft, die Rolle der Bundesbank insgesamt positiv zu würdigen, beruht stark auf dem allmählich entstandenen Ansehen und Vertrauen in Bevölkerung und Wirtschaft - psychologischen Faktoren, die wie kerniges Holz nur langsam, nur in schmalen Jahresringen wachsen und nie aufs Spiel gesetzt werden dürfen.
Eine Europäische Zentralbank könnte nicht mit diesem Fundus an Vertrauenskapital starten und wuchern. Nicht umsonst steht außerdem in der letzten Stellungnahme der Bundesbank vom 23. Januar 1992 der Satz: Es wird "wesentlich auf die konsequente Anwendung der vertraglich gesicherten Handlungsmöglichkeiten durch das europäische Zentralbanksystem ankommen". Ist es nicht realistisch zu erwarten, daß es Jahre dauern wird, bis sich Erfolge und ein erprobtes Selbstverständnis eines notwendigerweise sehr heterogenen Führungsgremiums einstellen werden, das erst zu europaweiter Autorität und entsprechendem Ansehen und Vertrauen führt? Wenn nicht die richtigen Persönlichkeiten gefunden werden, nützt der institutionelle Unabhängigkeitsrahmen unter Umständen überhaupt nichts. Dies gilt in ähnlicher Weise auch für "abhängige" Notenbanken; werden sie richtig geleitet, braucht der Status nicht im Wege zu stehen.
Ist die Gefahr von der Hand zu weisen, daß das Gremium sich stärker, das heißt restriktiver geriert als unbedingt erforderlich ist, um sich erst einmal stabilitätspolitisch auszuweisen? Oder besteht die Gefahr großer Nachgiebigkeit, weil die Vorstellung, daß die wirtschaftlich so zerklüftete Landschaft Europas über eine geldwirtschaftliche Institution durch nur einen Zinssatz und ein Geldmengenziel gesteuert werden kann, zur Überforderung des Gremiums führen muß, eine Gefahr, die man vielleicht nur durch allgemeine Großzügigkeit abzuwehren vermag? Wird nicht die umfassende Aufgabe letztlich eine sektoral und regional differenzierte Geldpolitik mit Instrumenten erfordern, die es heute beispielsweise in der Bundesbank aus guten Gründen nicht gibt?
Wenn die Berechtigung anerkannt wird, diese Gefahrenpotentiale zu erwähnen bzw. sogar zu beschwören, wer wird dann in einer EZB einen stabilitätspolitischen Fortschritt gegenüber der jetzigen Situation erkennen? Sie wird diese Aufgabe auf Jahre hinaus so wenig erfüllen können, wie die nach dem Subsidiaritätsprinzip bei den Nationen verbleibende Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht wirksam koordiniert werden kann.
Diese asymetrische Anordnung der europäischen und national verantwortlichen Träger der Politik soll nach dem Vertrag von Maastricht auf lange Jahre festgeschrieben werden. Eine solche "globale Kompetenzaufteilung, wie sie der Wirtschafts- und Währungsunion zugrunde liegt, hat in keinem Mitgliedsstaat und wohl auch in keinem anderen Staatswesen eine Entsprechung". Es liegt eine "Aufspaltung der Zuständigkeit" vor, "die integrations-, verfassungs- und währungspolitisch nicht unbedenklich" ist. Zu den ausführlich erörterten Herausforderungen, die in der Sache einer Währungsunion begründet sind und ihren Erfolg schon von daher in Frage stellen, kommt die Neuartigkeit der Verklammerung von Institutionen, die auf zwei verschiedenen Ebenen Politik für dieselben Gemeinwesen machen müssen, sie aber jeweils nur für ihren Bereich zu verantworten haben.
Bis kurz vor Maastricht war die von der Sache her zu fordernde und deshalb begrüßenswerte Hoffnung weit verbreitet, es werde zu einem Gleichklang zwischen Wirtschafts-, Währungsunion und politischer Union kommen. Angesichts der Enttäuschung über die nicht erreichbaren politischen Fortschritte, die zu einer politischen Union als Dach einer gemeinsamen Währung hätten führen müssen, muß zum Abschluß gefragt werden, ob eine gemeinsame Währung ohne gemeinsame politische Institution überhaupt lebensfähig sein kann. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sprach von einer "hinkenden Union", und N. Wieczorek gebrauchte im Bundestag das Bild, daß "wir bei dem europäischen Einigungsprozeß mit einem Bein einen großen Sprung machen, mit dem anderen aber im Schlamm steckenbleiben: die Folge dergleichen ist bekanntlich, daß man auf die Nase fällt".
Nicht nur wegen der historischen Neuheit, sondern weil zur Ausübung von monetärer Autorität auch eine der neuen Aufgabe gemäße, politisch einheitliche Willensbildung und Handlungskontrolle gehören, ist die Forderung nach der parallel zu verwirklichenden politischen Union für unabdingbar erklärt worden. Eine Währungsunion in politisch leerer europäischer Luft würde es doppelt schwer haben. Es sollte richtig gewürdigt werden, daß der Zentralbankrat in seiner Stellungnahme vom 23. Januar 1992 auf diesen fehlenden Punkt noch einmal ausdrücklich zurückgekommen ist (er wurde schon in der Stellungnahme vom 6. September 1990 entsprechend stark betont): "Die Masstrichter Beschlüsse lassen eine Einigung über die künftige Struktur der angestrebten politischen Union und die erforderliche Parallelität zur Währungsunion noch nicht erkennen. Die weitere Entwicklung im Bereich der politischen Union wird für den dauerhaften Erfolg der Währungsunion von zentraler Bedeutung sein."
In den aufgewühlten Tagen vor der französischen Abstimmung über Maastricht am 20. September 1992 hat der französische Staatspräsident Mitterrand eine Deutung der Unabhängigkeit und Rolle der Europäischen Zentralbank im Zusammenspiel der Institutionen gegeben, die mit allen bisher auf der Grundlage des Vertrages erörterten Auswirkungen nicht übereinstimmt. Zwar hatte ein deutscher Verfassungsrechtler, M. Seidel, schon im August 1991 auf die "Letztverantwortlichkeit" des Europäischen Rates hingewiesen, "wie sie insbesondere von der französischen Regierung im Verlauf der Konferenz gefordert wurde". Sie habe über den Art. D. Abs. 1, "auch teilweise in das Vertragswerk Eingang gefunden". Dies sei "nicht nur als Einschränkung der Unabhängigkeit des Europäischen Systems der Zentralbanken, sondern auch im Hinblick auf seine intergouvernementale Verfassungsstruktur bedenklich". In der deutschen Öffentlichkeit ist dies aber offensichtlich nicht bemerkt und meines Wissens nicht erörtert worden. Statt dessen wurde das zu "hundert Prozent Erreichte" an Unabhängigkeit gefeiert.
Mitterrand hat in der Fernsehdebatte am 3. September 1992 gesagt: "Ich höre überall, daß die Zentralbank Herrin der Entscheidungen sein werde. Das ist nicht wahr. Die Zentralbank wird nicht die Wirtschaftspolitik bestimmen, das wird der Europäische Rat, bestehend aus zwölf gewählten Politikern, sein. Die Techniker der Bank haben die Aufgabe, in der Währungspolitik die von den zwölf Staats- und Regierungschefs gefaßten Beschlüsse anzuwenden."
Nachdem die Regierungschefs die "wirtschaftspolitischen Entscheidungen, die die Währungspolitik einschließen", getroffen hätten, verbliebe für die Mitglieder der Zentralbank die Aufgabe, diese Entscheidungen auszuführen, "ohne erneut in nationale Streitigkeiten einzutreten". Der französische Staatspräsident usurpiert hier eine Interpretationsmöglichkeit für einen Teil des Vertrages, der in direktem Widerspruch zu einem anderen Teil steht. Es ist nicht vorstellbar, daß sich das deutsche Parlament, die deutsche Öffentlichkeit und natürlich erst recht die Deutsche Bundesbank auf eine solche verbindliche Auslegung einlassen können. Die Anstrengungen um das französische Referendum haben also ihr Gutes für die Erkenntnis der Sprengsätze des Vertragswerkes gehabt. Hat die deutsche Seite diese objektiv mögliche Ausdeutungsbereitschaft der Franzosen aufgrund vertraglicher Widersprüche gekannt?Lohnt sich das Ganze?
Von einer politisch Frieden stiftenden und ökonomisch sowie stabilitätspolitisch eindeutig positiven Funktion ist der Vertrag von Maastricht weit entfernt. Unsere Analyse hat gezeigt, daß es in einem Umfeld von politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, unklaren bzw. nicht erörterten negativen Auswirkungen und den alles überschattenden politischen Absichten, Deutschland einzugittern, keinen vertrauensbildenden Start geben kann.
So fragt man sich, waren und sind alle Anstrengungen des Politikansatzes "Maastricht" von möglichen/denkbaren Ergebnissen her zu rechtfertigen? Lohnen sie sich überhaupt?
Die Antwort lautet "Nein", und zwar aus folgenden Gründen:
Erstens: Nachdem der Vertrag durch das Dänen-Votum gescheitert war, taten die Regierungen - insbesondere Deutschlands und Frankreichs - so, als ob dies keine entscheidende Rolle spiele. So wird das Vertrauen in die Rechtmäßigkeit des Vorgehens und in die Absicht der Politiker untergraben. Die Instrumentierung des Vertrages für rein innenpolitische Zwecke (siehe Referendum in Frankreich) und schwerwiegende Interpretationsdifferenzen zwischen Frankreich und Deutschland tragen zu diesem Vertrauensproblem bei.
Zweitens: Die Auswirkungen der Vertragskonstruktionen werden in Europa auf nicht absehbare Zeit zu Unsicherheit und zu wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen führen, deren politische Beherrschbarkeit bezweifelt werden muß.
Drittens: Die Politiker unterschätzen die Bedeutung der Landeswährungen für die Identität der Bevölkerungen. Sie unterschätzen deren Anhänglichkeit an das lange gewohnte Medium, das zu ihrem täglichen Leben gehört wie kein anderer Faktor und mit Existenzsicherheit, Lebenserwartung etc. verknüpft wird.
Viertens: Demgegenüber sind die Vorteile gering. Den Einsparungen in Transaktionskosten und eine weitere Verringerung der Wechselkurs-Instabilitäten müssen nicht nur deren wirtschaftliche und soziale Nachteile gegenübergestellt werden, sondern es muß abgewogen werden, was Gewohnheit und Beharrungsvermögen in nationalen Gelddingen für die Akzeptanz sehr weitgehender Pläne bedeuten.
Im Zuge der Entwicklung zur europäischen Einheit gab es und gibt es weiterführende Schritte, die durch Maastricht zunächst verschüttet und möglicherweise auch diskreditiert sind, aber den Vorteil haben (gehabt haben könnten?), auf weniger schwankendem Boden zu merklichen Fortschritten zu führen. Sie sollen im folgenden Teil D vorgestellt und skizziert werden.
Die überall in Europa erst spät in Gang gekommene öffentliche Auseinandersetzung über die Bedeutung des Maastricht- Vertrages hat aber auch den Vorteil gehabt, die Voraussetzungen, Probleme und Konsequenzen des umstrittenen monetären Integrationsansatzes von Maastricht deutlich zu machen. Darin liegt ein nicht gering zu schätzendes Ergebnis der bisherigen Diskussion.
MEDIENRUNDSCHAU 9
NIED. Dies ist die Geschichte eines kleinen Wunders, und wenn Flora Nay sie erzählt, dann tut sie das vor Begeisterung mit Händen und Füßen. "Nicht die kleinste Lücke blieb frei", sagt sie und drückt Daumen und Zeigefinger zusammen, um dann mit ausgebreiteten Armen zu zeigen, wie viele Pakete zusammenkamen - gespendet von Menschen aus Nied und der gesamten Bundesrepublik.
Einen Lastwagen mit zehn Tonnen Kleidern, Schuhen, Lebensmitteln und Medikamenten haben sie gepackt, er traf kürzlich in der kroatischen Adria-Stadt Makarska ein. 350 Pakete für Kinder, die ohne Eltern aus Bosnien-Herzegowina geflohen sind und nun im Kinderheim von Makarska leben. Ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der 16 000 Flüchtlingskinder, die in der nun überfüllten Kleinstadt leben, die einmal 20 000 Einwohner hatte. "Aber es ist Hilfe, die ankommt. Und sie gibt den Menschen Mut", sagt Flora Nay, die aus Sarajewo stammt und in Makarska ihren Mann Joachim kennenlernte.
Es waren einfache Ideen einfacher Menschen, die die Pakete auf den Weg nach Kroatien brachten. Familie Nay kannte den Direktor des Kinderheims; Flora bot ihm Anfang Dezember an, Pakete für Kinder unter 15 Jahren zu Weihnachten zu schicken. Wenn, dann müssen möglichst alle 250 Kinder dieser Altersgruppe etwas bekommen, antwortete der Heimleiter. Also sprachen die Nays ihre Freunde und Bekannten an: Eine Lawine der Hilfsbereitschaft war losgetreten.
Beinahe jedes Mitglied des Sportclubs Alemannia Nied packte ein Päckchen, auch die Sportsfreunde von der SG Nied waren großzügig. Die evangelische Christusgemeinde sammelte Geld, damit in jedes Paket ein Paar neue Schuhe kämen; von den katholischen Gemeinden kam ebenfalls Unterstützung.
Gastwirte aus Makarska, die nun in Deutschland leben, sprachen ihre Stammtisch-Runden an, die Inhaber von Hotels und Pensionen in Makarska schrieben ihren früheren Gästen. Eine Familie aus Nied hörte zufällig von der Aktion - wenige Tage später gingen 20 Pakete ein, weihnachtlich verpackt und von den Kindern bemalt. Joachim Nay ist Lehrer an der Niddaschule, so sammelten auch dort Eltern und Schüler: In einer Klasse 30 Pakete.
"Trotz der Weihnachtsferien kamen mehr Pakete zusammen, als das Heim uns Kinder genannt hatte", sagt Flora Nay und blättert die zerknitterte Liste durch: hinter jedem bosnischen Namen steht mit Kuli ein deutscher geschrieben. Jedes Paket hat einen Absender und einen Empfänger; Briefe aus Kroatien sollen dann den Spendern zeigen, daß ihre Hilfe angekommen ist. Den Transport nach Makarska finanziert die Adria-Gemeinde übrigens selber.
Die 46 Jahre alte Frau aus Sarajevo ist überwältigt von der unverhofften Resonanz: "Das ist das andere, das hilfsbereite Deutschland." Als die Schwester aus Sarajevo mit ihren zwei Kindern nach Nied floh, erlebte sie dies: "Eine Familie aus der Nachbarschaft sagte: ,Wir sind jetzt sechs Wochen im Urlaub - Ihre Schwester kann mit den Kindern so lange bei uns wohnen. Und die Lastwagenfahrer aus Kroatien natürlich auch.&rquote;"
Die nächste Aktion? "Jetzt sammeln wir für den Verein ,Hilfe für Sarajevo&rquote; - schon für 25 Mark können wir für eine Familie ein Paket schnüren", sagt Flora Nay.
Sarajevo, die Heimatstadt. Auf der Fensterbank brennt eine Kerze: Floras Vater hatte jüngst Geburtstag, ein bosnischer Jude, der eine Serbin heiratete und dessen Verwandte während des Zweiten Weltkrieges in kroatischen Ustascha-Lagern umkamen. "Daß wieder einmal Bürgerkrieg über Jugoslawien kommt, hätte er sich nicht träumen lassen", sagt seine Tochter. MATTHIAS DROBINSKI
UNTERLIEDERBACH. Herzliche Neujahrsgrüße aus Ägypten gingen an den Unterliederbacher Stamm "Cherusker" der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) - denn die DPSG hatte im vergangenen Jahr 190 Brillen gesammelt und in Kairo einer islamischen Gemeinde gegeben. Deren Mitglieder hausen auf den alten Friedhöfen der Stadt; ein Brillengestell würde für sie drei Monatslöhne kosten.
16 Pfadfinderinnen und Pfadfinder waren im Sommer des vergangenen Jahres unter der Leitung von Heidi und Heinrich Mehler sowie Karl Leo Schneeweis nach Ägypten gefahren. Dort besuchten sie nicht nur Touristenattraktionen wie die Pyramiden, Luxor, Memphis oder die Königsgräber. Die Pfadfinder knüpften auch Kontakt zu Jugendeinrichtungen und informierten sich beim Gouverneur von Suez über die politische und soziale Situation des Landes. md
REISE UND ERHOLUNG M 2
REISE UND ERHOLUNG M 5
WIRTSCHAFT 12
SPORTRUNDSCHAU 15
SOSSENHEIM. Zur Jubiläums-Kampagne muß der Erste Sossenheimer Karnevalsverein "Die Spritzer" umziehen: Weil das Volkshaus in Sossenheim umgebaut wird, gehen die Sitzungen am 12. und 13. Februar, mit denen "Die Spritzer" 40 Jahre alt werden, jeweils ab 20.11 Uhr im Höchster "Bikuz" über die Bühne.
Damit kein Sossenheimer entschuldigt fernbleiben kann, setzen die Fassenachter Pendelbusse nach Höchst ein; wer mitfahren möchte, muß das beim Kartenkauf sagen. Karten gibt es ab sofort bei Schuh-Heinrich (Sossenheimer Riedstraße 1), Foto Ott (Schaumburger Straße 44), Quelle-Agentur Keßler (Alt Sossenheim 36) und bei Toto-Lotto Beck in Höchst (Bolongarostraße 132). md
Programme & Prospekte
GRIESHEIM. Zwei Monate vor der Kommunalwahl hat die SPD Griesheim ihre örtlichen Kandidaten der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieter Bürger wird erneut für die Stadtverordnetenversammlung kandidieren, Ursula Rüßmann bewirbt sich für ein Mandat im Umlandverband. Für den Ortsbeirat 6 stellt sich Laila Keppler der Wahl.
Seit zehn Jahren ist sie im Vorstand des SPD-Ortsvereins Griesheim tätig. Von Beruf ist die 52jährige Lehrerin, außerdem ist Laila Keppler Mitglied der Arbeiterwohlfahrt und dort als Sozialpflegerin aktiv. Vordringliche Aufgabe ist nach ihren Worten der Bau einer Sozialstation für den Stadtteil. Überdies will sich die Sozialdemokratin für Tempo 30 in allen Wohngebieten einsetzen, den Ausbau der bizonalen Siedlung sozial verträglich gestaltet wissen und ein neues Kinder- und Jugendhaus fordern.
Der Stadtverordnete Dieter Bürger sieht seine Hauptaufgabe für die Zukunft darin, vorhandene soziale Einrichtungen wie Kinderbetreuungsplätze und das Jugendbüro trotz des städtischen Geldmangels zu erhalten. "Man muß sich fragen, ob in der derzeitigen finanziellen Lage soziale Einrichtungen überhaupt noch sinnvoll geplant werden können", äußerte sich Bürger bei einem Pressegespräch.
Die geplante Obdachlosenunterkunft in der Lärchenstraße 46 hält die Griesheimer SPD für nicht allzu problematisch. "In die Unterkunft sollen lediglich vorübergehend Wohnungslose kommen. Eine weitere Problemzone wird dadurch nicht geschaffen", meinte die SPD-Vorsitzende Doris Michel-Himstedt.
Den Rahmenplan Griesheim-Mitte wollen die Sozialdemokraten bewußt aus dem Wahlkampf heraushalten. Doris Michel-Himstedt hält Gesprächsrunden mit Bürgern, Vereinen und Politikern erst nach der Wahl für angebracht. hen
Bei der auf breiter Front anlaufenden Offensive gegen eine Wirtschaftsrezession bleibt es nicht aus, daß im Überschwang der Einsatzfreude für die große internationale Aufgabe auch Eigeninitiativen entwickelt werden, die mit den guten Sitten oder gar mit Gesetz und Recht unvereinbar sind. Der Drang nach Absatzsteigerung verführt gelegentlich zu kuriosen Einfällen.
Bei Orangen und Grapefruits will man festgestellt haben, daß ihnen die Hälfte ihres Saftes abgesaugt und durch Wasser ersetzt worden war. So lassen sich Saftproduktion und Früchteverkauf beträchtlich steigern.
Da soll in gratis abgegebenen Brillen- Reinigungstüchlein feiner Schmirgelstaub enthalten sein, der ein rasches Zerkratzen der Gläser bewirkt und sofortigen Ersatz notwendig macht.
Dünnes Toilettenpapier findet nicht nur wegen seiner Zartheit reißenden Absatz. Je dünner es ist, um so mehr Lagen werden bei der Benutzung erforderlich, und so erhöht sich der Verbrauch enorm.
Durch die Beimischung von Schwefelpilz werden Betonbauten früher renovierungsbedürftig. Die Manipulation ist kaum nachweisbar, denn Schwefel ist heute so gut wie überall in der Luft vorhanden.
In Fahrrad-, Motorrad- und Reitsätteln soll eine die Reibungshitze steigernde Substanz entdeckt worden sein. Man vermutet, auf diese Weise werde versucht, die Ausbreitung von Hämorrhoiden zu beschleunigen und die Verkaufszahlen von Medikamenten hochzutreiben.
Angesichts der sterbenden Wälder wird dringend davon abgeraten, Gräber im Winter mit Fichten- oder Tannenreisern abzudecken. Grabbepflanzungen werden dann in der Winterkälte verderben, und so läßt sich das Geschäft der Gärtner beleben.
Mottenräupchen in Duftbeuteln, die in Kleiderschränken Wohlgerüche verbreiten, bewirken eine rasche Zerstörung der Stoffe und zwingen so zu Neuanschaffungen in größerem Umfang.
Beim Kauf von Hemden und Blusen ist höchste Wachsamkeit geboten. Absichtlich werden oft zu enge Kragenweiten gemessen und verkauft. Der Druck auf die Halsschlagader verursacht das sich rasant ausbreitende Ohrensausen (Tinnitus) und treibt die Behandlungskosten steil in die Höhe.
So wäscht eine Hand die andere und beide waschen das Gesicht. Gewiß meidet jeder nach einer Enttäuschung das miese Geschäft und sucht sich einen anderen Laden. Das wissen die Spitzbuben/-mädchen freilich auch, doch indem sie bereit sind, Schaden auf sich zu nehmen, beweisen sie branchenweites Denken und gesamtwirtschaftliche Solidarität. Für diese selbstlose Opferbereitschaft im Kampf gegen das Konjunkturtief müssen wir aber doch alle Verständnis haben. Solche aufrüttelnden Konsumtionsanstöße mögen anstößig sein, konjunkturfördernd sind sie auf jeden Fall.
Die Schrift auf den Salzblöcken gilt nicht
Auf den Satellitenbildern sticht der Salzsee von Uyuni mit seiner blendend weißen, 9000 Quadratkilometer großen Oberfläche (fast ein Viertel der Schweiz) wie ein Brillant hervor. Unter einem mysteriösen Netz von Sechsekken, zu denen sich das Salz im glühenden Sonnenlicht nahe beim Wendekreis des Steinbocks verkrustet, liegen Millionen Tonnen Lithium, Bor, Magnesium und andere Mineralien verborgen.
Lithiumkarbonat wird zum Beispiel bei der Herstellung von Aluminium, Glas, Keramik, Schmierfetten und Luftkühlungsanlagen verwendet, metallisches Lithium fürBatterien - vor allem für elektrische Autos, die Vehikel der Zukunft - und synthetischem Kautschuk wie auch bei der Kernfusion.
Nach dem heutigen Stand der geologischen Forschung besitzt Bolivien in den Salzseen von Uyuni und Coipasa etwa 37 Prozent der Lithiumvorkommen unseres Planeten. Nichts davon wird bis jetzt ausgebeutet. Wichtigste Produzenten sind zur Zeit die USA (60 Prozent), die frühere Sowjetunion, Chile, China und Australien. "Aber an keinem Ort der Erde", so betont Carlos Ossio, der auf Bergbaufragen spezialisierte Chefredakteur der katholischen Tageszeitung Presencia in La Paz, "kann Lithium in größeren Mengen und billiger abgebaut werden."
Des Reichtums der eigenen Nation gewiß, hat die vorherige Regierung unter Präsident Paz Estanssoro eine "direkte Einladung" an die FMC-Lithco erlassen, den immensen Schatz aus dem Salzsee von Uyuni zu heben. Kaum war das betreffende Abkommen zur Unterzeichnung bereit, traten Gewerkschafter und Bürgergruppen von Potosí in einen Hungerstreik, um eine Ausschreibung nach den legalen Normen des Landes zu erzwingen. Die Linke warf der einst (1952) revolutionären, jedoch längst verbürgerlichten MNR-Regierung vor, sie leiste mit einem solchen Vertrag nur der "imperialistischen Ausbeutung Boliviens" Vorschub. Die Indios der Anrainergemeinden äußerten ihrerseits die Befürchtung, daß die Lithco ihnen die wichtigsten Verkehrswege - zahllose Fahrspuren, die kreuz und quer über den Salzsee führen - versperren würden.
Paz Estenssoros Neffe und Nachfolger im Amt, Jaime Paz Zamora, gab nach: Nicht nur die zuständige Staatsfirma CIRESU sondern auch Akademiker, Politiker, Gewerkschaftsvertreter und Repräsentanten des Bürgerkomitees von Potosí nahmen an den Beratungen teil, bevor der Lithiumschatz zur Ausschreibung freigegeben wurden.
"Kein anderer Staatsvertrag in der jüngeren Geschichte Boliviens ist so ausführlich diskutiert worden wie dieser", bemerkt ein europäischer Minenfachmann, der seit vielen Jahren in La Paz lebt. Nach monatelanger Debatte wurde vereinbart, daß die Siegerfirma der Ausschreibung Investitionen in einer Höhe von rund 200 Millionen Dollar vornehmen sollte und zwar den ganzen Salzsee ausloten, aber schließlich nur 800 Quadratkilometer wirtschaftlich nutzen könnte. Es wurde eine Preisformel ausgemacht. Das einzige Problem war, daß nur eine Firma an der Ausschreibung teilnahm: PMC-Lithco.
Die bolivianische Regierung wollte esdiesmal wissen. Das gründlich und nach demokratischen Prinzipien erarbeitete Abkommen sollte ein Zeichen setzen für ausländische Investoren. Am 14. Februar 1992 unterschrieb Präsident Paz Zamora den Vertrag mit der Lithco auf dem Salzsee von Uyuni. Salzblöcke wurden zu einem Tisch und zu Stühlen aufgeschichtet: Nach einer alten Tradition der Andenvölker gilt das, was auf dem Salz geschrieben wird, als ebenso unverbrüchlich wie ein Blutpakt.
Das Parlament sollte anschließend den Vertrag ratifizieren, auf daß er rechtskräftig würde - und damit hatten die Politiker das Wort. Die Nationalisten zur Linken und zur Rechten im Rat glaubten, daß sie mit dem auf Salz besiegelten Dokument die US-Multi fest im Griff hätten . . . Wiederum wurde monatelang debattiert. Man müsse, so hieß es, die Lektionen, die Bolivien bei der Ausbeutung von Silber und Gold durch die Kolonialsherren und später durch die Zinnbarone erteilt worden sei, beherzigen und diesmal die Interessen der Nation besser wahren.
Im September des letzten Jahres war das Flickwerk perfekt: Der Kongreß stimmte dem Abkommen mit einer Reihe von einschneidenden Änderungen zu. Unter anderem sollte nun CIRESU bei der Festsetzung des Preises von Lithiumkarbonat, das an Kunden in anderen Ländern verkauft würde, mitreden können. Lithco sollte wie alle übrigen lokalen Firmen 13 Prozent Umsatzsteuern bezahlen und nicht nur zehn Prozent.
Die US-Amerikaner ließen La Paz ein paar Monate lang in der Ungewißheit zappeln und gaben ihre Antwort dann zu Neujahr bekannt: No. Die Unternehmensleitung, so verlautete in einer Agenturmeldung aus Chicago, sei des Feilschens mit den Bolivianern müde und habe beschlossen, die Lithiumlager des "Hombre muerto"-Salzsees in der argentinischen Provinz Catamara anstatt der Vorkommen bei Uynuni abzubauen. Außerdem war zu erfahren, daß FMC-Lithco die Fühler auch in Chile (Salar de Atacama) und Australien ausstreckt, "wo das Fremdkapital keiner Diskriminierung unterliegt".
"Boliviens Politiker haben die Marktlage zuwenig beachtet", stellt der europäische Experte kühl fest. "Lithium ist unter den Mineralien ein Sonderfall. Der Markt wird von ganz wenigen Firmen oligopolitisch beherrscht und ist nicht gerade transparent." Nicht nur das: Auch die Lithiumtechnologie ist im Besitz dieses exklusiven Vereins in der nördlichen Hemisphäre und wird durch Patente wirksam geschützt.
1993 hat denn im Andenstaat mit Heulen und Wehklagen begonnen. In der alten Kolonialstadt Potosí, die fünf Jahrhunderte lang die Welt mit Silber und Zinn beliefert hat und heute so arm ist wie kaum jemals zuvor, herrscht Ratlosigkeit. Das Bügerkomitee will jetzt, wo das Geschirr zerbrochen ist, mit dem US-Multi "direkt verhandeln". In der Kleinstadt Uyuni, wo die Bahnlinien von La Paz und Sucre, aus Argentinien und Chile zusammenlaufen, sonst aber nicht viel los ist, hat man den "Notstand" ausgerufen - doch weiß eigentlich niemand ganau wozu.
"Alles ist in Schall und Rauch aufgelöst", lamentiert Bergbauminister Alvaro Rejas vor dem Scherbenhaufen. Ihm bleibt nur noch die Alternative, den Yankees eine Galgenfrist abzubetteln, in deren Verlauf sie ihren Entscheid doch noch einmal überdenken möchten. Auch im Parlament wollen jetzt manche "Honorables", die eben noch nationalistische Reden schwangen, zurückkrebsen. Andere trotzen dem Schicksal damit, daß sie "vor den Amerikanern nicht auf die Knie gehen" wollen. Die Nachfrage nach Lithium, geben sie zu bedenken, werde ohnehin erst im 21. Jahrhundert explodieren.
Bisweilen erinnert Bolivien, "Südamerikas Bettler auf dem goldenen Thron", an den Höllenhund Cerberus, der alle Fremdlinge eifersüchtig von seinem Fraß fernhielt, obwohl er selber davon auch nicht satt werden kann.
ROMEO REY
NIED. Manchmal sind die einfachen Fragen die besten. Als Waltraud Schrader, geborene Niederin, einmal ihre Bekannten in Nied fragte, was ihnen denn am besten an dem Stadtteil gefalle, erhielt sie fast gleichlautende Antworten: die Autobahn zum Arbeitsplatz, die S- Bahn in die Innenstadt, das Kulturangebot Frankfurts, die Wanderwege im Taunus. "Spätestens da wurde mir klar, daß dieser Stadtteil keine Identität, kein Eigenleben hat", sagt sie, "das ist ein Null- Vorort."
Nied: kilometerlang wuchern Neubausiedlungen die Straße entlang, "wenn du aus dem Urlaub kommst, steht ein neues da", hat Wolfgang Schrader aus der Birminghamstraße erfahren, und in den 22 Jahren, in denen der Architekt hier wohnt, "wurden Tausende Tonnen Aushub an unserem Küchenfenster vorbeigefahren - wir haben nie etwas anderes als Baustellen gesehen". Der HL jenseits der Bahnlinie hat zugemacht, die Konkurrenz aus Frankfurt war zu groß; der Schuster und der Tante-Emma-Laden haben schon lange aufgegeben. Die Schulen platzen aus den Nähten, Kindergarten- und Betreuungsplätze fehlen an allen Ekken und Enden.
Zumindest geographisch in der Mitte des innerhalb von 30 Jahren von 6 000 auf bald 22 000 Einwohner gewachsenen Stadtteils liegt eine Brachfläche - und diese wurde ausgedeutet, um darauf eine zentrale Berufsschule für junge Leute aus ganz Hessen zu bauen. Das hat bewirkt, daß seit drei Jahren im östlichen Nied wenigstens die 20 Aktivisten der "Bürgerrunde östliches Nied" sich mit der Öde der Schlafstadt nicht mehr abfinden wollen.
"Als wir einzogen hieß es, dort solle eine Schule gebaut werden", erinnert sich Johann Dietrich Brennscheidt, "wir hatten drei Kinder und fanden diese Perspektive natürlich sehr gut." Daß dann aber eine überregionale Berufsschule geplant wurde und nicht die aus Sicht von Anwohnern und Eltern so dringend benötigte Schule mit lokaler Anbindung, brachte die Anwohner in Rage: "Da hat jemand mit dem Finger auf dem Stadtplan ein freies Gelände gesucht, ohne zu fragen, welche Folgen das für einen Stadtteil hat."
Aus der Sorge um den Unterricht der eigenen Kinder und den Lärm von den Autos der Berufsschüler wurde schnell die Erkenntnis: Es geht um mehr als um die Schule. "Dem Schüler-Tourismus nach Frankfurt entspricht der Alten-Tourismus: Es gibt kein Altersheim hier. Ihm entspricht der Hausfrauen-Tourismus: Wo sollen sie einkaufen?" sagt Doris Buhlmann, die Schulleiterin der Fridtjof- Nansen-Schule.
So entstand aus der Berufsschul-Gegnerschaft das Engagement für ein menschenfreundlicheres Nied: Die Bürgerrunde fordert eine Gesamtschule dort, wo die Berufsschule hin soll, einen Wochenmarkt in Nied, eine Bücherei, wie sie bereits kleinere Frankfurter Stadtteile haben, Räume für die Pflege alter und hilfsbedürftiger Menschen, einen weiteren Kindergarten, eine Betreuungsschule, schönere Kinderspielplätze, eine bessere Verkehrsführung und - einen größeren Friedhof.
Illusorisch? "Gegen unsere Vorstellungen hatten die Politiker bisher nichts einzuwenden, die Frage der Berufsschule vielleicht ausgenommen, aber auch da beginnt langsam das Umdenken", sagt Waltraud Schrader, "aber im zweiten Satz heißt es immer wieder: Es ist kein Geld da."
Doch damit will man sich nicht zufriedengeben: "Es geht hier um Grundbedürfnisse von Menschen, nicht um Luxus." Zunächst aber will die Bürgerrunde den nächsten Volkshochschul-Kursus über Nied, die "vergessene Vorstadt", mitgestalten. Thema: "Verkehr, Umwelt und Stadtplanung." md
WIESBADEN IV
0.5
0.5
Im Gespräch: Richter Rainer Voss Strafe schafft keine Märtyrer
Bei Volksverhetzung und Brandanschlägen auf Asylbewerberheime werde mit den Tätern immer noch nicht hart genug ins Gericht gegangen, klagen die einen. Zu harte Strafen machten Neonazis und deren Wortführer erst zu Stars der rechten Szene, befürchten die anderen. Rainer Voss, Vorsitzender des Deutschen Richterbundes, sieht nicht die Gefahr, daß einer der rechtsradikalen Drahtzieher per Gerichtsurteil zum Märtyrer gemacht werden könnte. Die Vergangenheit habe gezeigt, daß etwa in der linksterroristischen Szene einzelne Verurteilte nicht wegen der Höhe der Strafe zu "Märtyrern" gemacht worden seien, sondern wegen der angeblich menschenunwürdigen Haftbedingungen, argumentiert Voss. Die könne die Öffentlichkeit jedoch nicht ohne weiteres nachprüfen, so daß mit Kampagnen "ein relativ großes Sympathisantenfeld" mobilisierbar sei. Die Strafhöhe dagegen könne jeder an seinem persönlichen Gerechtigkeitsgefühl messen, meint Voss, der als Vorsitzender Richter am Düsseldorfer Landgericht tätig ist.
Ob allerdings hohe Strafen rechte "Überzeugungstäter" abschrecken könnten, vermag Voss nicht zu sagen. Fest stehe, daß die Terroristen der RAF auch vor hohen Strafen nicht zurückgeschreckt seien. Die abschrekkende Wirkung von Strafen hänge auch vom Risiko ab, entdeckt zu werden, sagt der Düsseldorfer Richter. "Es mag sein, daß bei Rechtsradikalen das Entdeckungsrisiko zur Zeit größer ist als bei Linksradikalen, weil das Straftäter deckende Sympathisantenfeld möglicherweise noch kleiner und die Logistik der Organisation vielleicht noch schlechter ist."
Das applaudierende "Publikum" zwischen Polizei und rechtsradikalen Tätern könne auch nach bestehender Rechtslage verurteilt werden. "Die Polizei hat schon heute in den Polizeigesetzen der Länder ausreichende rechtliche Handhaben, um gegen solche Leute vorzugehen. Einer Änderung der Gesetze bedarf es nicht", meint der Vorsitzende des Richterbundes.
Den Gesetzgeber sieht der Richter dagegen angesichts der Flut von neuen rechtsextremistischen Symbolen gefordert. So müßten die Gesetze geschaffen werden, um Symbole und Grußformen rechtsextremer Gruppierungen unter Strafe zu stellen.
Geändert werden sollten laut Voss auch die Bestimmungen über den Haftgrund der Wiederholungsgefahr, wie es auch von der Polizei gefordert wird. Voraussetzung für die Untersuchungshaft bei Wiederholungsgefahr ist bislang eine rechtskräftige, einschlägige Vorverurteilung des Beschuldigten. Dies erscheint Voss "zu eng" gefaßt, weil eine Vorstrafe nicht das einzige Kriterium sei, an dem sich die Wiederholungsgefahr festmachen lasse. "Darum", meint der Richter "sollte das Erfordernis einer rechtskräftigen Verurteilung gestrichen werden." THOMAS REUTTER
Mit zehn Turnerinnen war der Turngau Feldberg bei den hessischen Kunstturn-Meisterschaften in Limburg vertreten. Die Nachwuchskräfte aus den Vereinen SGK Bad Homburg, TV Kalbach und MTV Kronberg hielten mit erfreulich guten Ergebnissen die Fahnen des Turngaus hoch. Besonders erfolgreich waren die Feldberg-Vertreterinnen im Wettkampf 9 der Jahrgänge 1981 bis 83. Eva- Maria Zenk (Kirdorf) belegte mit 30,75 Punkten den vierten Platz, auf Rang neun kam Sabrina Busch (29,6 Punkte) und auf dem elften Platz landete Carolin Zenk (29,30).
In dieser leistungsstarken Klasse mit 36 Turnerinnen zählten die drei Bad Homburgerinnen zu den jüngeren Turnerinnen. Sie sind alle drei Jahrgang 1982 und damit auch noch im nächsten Jahr bei diesem Wettkampf startberechtigt.
Im Wettkampf 8/M 4 der Jahrgänge 1982 bis 1984, dem mit 49 Teilnehmerinnen am besten belegten Durchgang, fehlte mit Lena Waldeck von der SGK die stärkste Turnerin der Feldberg-Delegation. Sie hatte sich zwei Tage vor dem Wettkampf im Training eine Prellung zugezogen und konnte nicht starten. Anne Waldeck vertrat sie nach Kräften und erzielte für die SGK mit 19,7 Punkten den beachtlichen 21. Platz. Ihr folgten Sarah Berger (18,9) und "Küken" Christina Watzl, die in ihrem ersten Wettkampf mit 17,8 Punkten auf dem 38. Rang abschloß.
Bei den Jahrgängen 1983 im Wettkampf 4/M 5 reichte es für Tanja Bilitewski (Kalbach, 20.) und Karina Bodingbauer (Kronberg, 24.) nicht zum Sprung in die Spitze. Dagegen ließ Stefanie Moosmann (TV Kalbach) mit 24,15 Punkten und dem siebten Platz im Wettkampf 3/M5 der Jahrgänge 1984/85 aufhorchen. Melanie Ramuschkat belegte in dieser Klasse den 13. Platz (21,7 Punkte). jbp
1
Nachrichten entstehen weder von selbst, noch werden sie vom Bürgermeister verfaßt. Die Nachrichten, Berichte, Kommentare, Reportagen und Glossen in der Lokal-Rundschau werden von Journalistinnen und Journalisten geschrieben und gestaltet. Wer diese Frauen und Männer sind, lesen Sie heute und in den kommenden Tagen in einer FR-Serie.
Hans Konanz, oder "hko", so sein Kürzel, trieb "die Lust auf etwas Neues" zur FR, nachdem er 25 Jahre lang fürs Höchster Kreisblatt geschrieben hatte. Seit August arbeitet er in der Oberurseler Redaktion und ist wie die anderen dort für Oberursel, Kronberg, Königstein und Steinbach zuständig.
Im Urlaub entschwindet "hko" am liebsten wochenlang nach Asien, Afrika oder in die Karibik, um anschließend wieder als Ruhepol der Redaktion vor den Papierbergen auf seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, neben sich eine große Thermoskanne Kaffee. Wenn er mal nicht mit seinem schwarzen Flitzer auf Recherchetour im Taunus unterwegs ist, redigiert und layoutet er die Geschichten seiner Kollegen. Seine Vorliebe sind Reportagen und Porträts, denn darin kann er über das schreiben, was ihn am meisten interessiert: die Menschen.
BAD HOMBURG. "Gegen Fremdenhaß und Größenwahn": Unter diesem Motto lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Ortskartell Bad Homburg, anläßlich des 60. Jahrestags der Hitlerschen Machtergreifung für den heutigen Samstag, 30. Januar, 17 Uhr ins Forum des Stadthauses ein. Der Gießener Professor Klaus Fritzsche wird einen Vortrag zum Thema halten. Der Chor "Entrüstet Euch" trägt Lieder bei. Kinder können während der Veranstaltung betreut werden. (Siehe auch Seite VI!) ill
HÖCHST. SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt ist stinksauer auf den Magistrat. "In der Altstadt tut sich fast nichts." Seit die Planer im Römer das Höchster Zentrum zum "Sondergebiet" erklärt haben, ruht dort zwar nicht der Verkehr, aber jeder Versuch, ihn zu beruhigen. Hauptproblem: der Parkdruck. Beschäftigte der Hoechst AG, Besucher der zahlreichen Ämter, Behörden und Schulen, außerdem die Angestellten des örtlichen Einzelhandels belegen tagsüber die wenigen Altstadtparkplätze, stellt Wildhirt fest. Verlassen die Höchst, stoßen in den Abendstunden die Besucher der Höchster Kneipen und Restaurants in die Parklücken.
Die Hoffnung, eine Tiefgarage unter dem Marktplatz könnte den Parkdruck aus der Altstadt nehmen, ist längst gestorben. Das Projekt hat der Magistrat wegen knapper Kasse vorerst gestrichen. Wildhirt: "Wir brauchen deshalb jetzt dringend ein Plakettensystem für die Altstadtbewohner." Die sollen sich mit dem Ausweis hinter der Windschutzscheibe dann auch ins eingeschränkte Halteverbot stellen oder kostenlos auf den Stellplatz mit Parkuhr rollen dürfen.
Ein Konzept, für das auch die Grünen, erbitterte Gegner einer Tiefgarage, zu haben sind. Thomas Schlimme (Grüne): "Wenn wir außerdem die Zahl der Parkplätze reduzieren, wird das die Altstadt effektiv entlasten." Auch Hans Georg von Freyberg (CDU) sympathisiert mit dem Plakettensystem. "Ich bin sowieso der Meinung, daß Kneipenbesucher kein größeres Recht auf einen Parkplatz haben als Anwohner."
Ob und wann es die Parkausweise für Anwohner geben wird, wird allerdings im Römer entschieden. Und dort ist laut Wildhirt Höchst auf der Prioritätenliste zur Einführung des Anwohnerparkens ganz nach hinten gerutscht. Noch vor zwei Jahren habe der Magistrat Höchst Platz vier eingeräumt, ärgert sich der SPD-Fraktionschef aus dem Ortsbeirat 6.
Daran allerdings will sich der stellvertretende Leiter des Planungsamtes, Jürgen Häußler, nicht mehr erinnern. "Alt- Höchst hat nie auf einer solchen Liste gestanden", erklärte Häußler auf Anfrage. Die Altstadt werde als Sondergebiet behandelt. Will heißen: Wie und wann die Straßen verkehrsberuhigt werden, entscheidet nicht der Ortsbeirat, sondern die Stadtverordnetenversammlung. Im Planungsamt werde derzeit an einem Konzept für die Altstadt gearbeitet. Die besondere Problematik sei dort wohlbekannt, betonte Häußler. In welche Richtungen die Überlegungen gehen, wollte er allerdings nicht einmal andeuten. Lapidare Erklärung: "Bevor das nicht abgeschlossen ist, kann ich nichts sagen."
"Sondergebiet - das heißt: es passiert nichts", kommentierte Norbert Wildhirt süffisant die Amts-Terminologie. "Höchst ist eben immer ganz zum Schluß dran", stellt Wilhelm Großbach von der Bürgervereinigung Höchster Altstadt resigniert fest. Viel Hoffnung, daß sich daran bald etwas ändert, hegt er nicht. Wenn das Anwohnerparken eingeführt werde, habe das nur Sinn, "wenn das auch kontrolliert wird". Sonst parkten die Angestellten der Hoechst AG, der Main-Kraftwerke, Banken und des Einzelhandels auch weiterhin "wild" in der Gegend herum.
Zumindest die großen Arbeitgeber bestreiten im übrigen, daß ihre Beschäftigten die Altstadt zuparken. Auf mehreren externen Flächen hat Hoechst laut Unternehmenssprecher Heiner Harder immerhin 7412 Plätze zu bieten. Hinter den Werkstoren sind es noch einmal 1279. Einer Zählung vom 17. November vergangenen Jahres zufolge seien die externen Parkplätze nur zu rund 90 Prozent belegt.
Als ausreichend betrachten auch die Main-Kraftwerke ihr Stellplatzangebot. 273 der 550 Mitarbeiter können laut MKW-Sprecherin Barbara Neuhaus auf Firmengelände einen Platz für ihren Wagen finden. tos
Montag, 25. Januar CDU: Zum Thema "Sicherheit im Nordend" sprechen Wolfgang Stammler, Michael Fella und Experten aus Justiz und Polizei. CDU-Nordend-Zentrum, Friedberger Landstraße 112, 20 Uhr. Donnerstag, 28. Januar Ökologische Linke Liste: "Ökofaschismus und multikultureller Faschismus", Veranstaltung mit Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann, Angela Grünzel um 19 Uhr im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28.
Sonntag, 31. Januar CDU: Talkshow mit Petra Roth in Oberrad; um 15 Uhr im Bürgertreff "Depot", Buchrainplatz.
GALLUS. Gregorianischer Gesang ist laut Brockhaus der einstimmige "liturgische Gesang der lateinisch-katholischen Kirche". Eine findige Musikagentur aus Bremen hat für diese melodische Kult- Musik in der Bundesrepublik ein Publikum ausgemacht und organisierte ein Konzert russischer Mönche in der Friedenskirche im Gallus.
Die Mönche aus dem kleinen Erzengel- Gabriel-Kloster bei Moskau pflegen schon seit vielen Jahren diese Form des Gesangs und sind dafür bekannt. Im vergangenen Jahr begann ihre Tournee durch neun große Städte in Deutschland. "Das ist jetzt erst einmal nur ein Testlauf. Dennoch sind wir sehr überrascht, wie viele gerade junge Leute zu den Konzerten kommen. In Bremen waren mehr als 800 Besucher da", erzählte Karsten Arndt, der die Klosterbrüder auf ihrer Reise begleitet.
Beim Konzert in Frankfurt waren fast alle Plätze in der Friedenskirche besetzt: Etwa 170 Menschen hörten den Mönchen gebannt zu. Der Altar war beiseite geräumt worden, an seiner Stelle hatten sich die Sänger unter dem 15 Meter hohen gotischen Bogen aufgestellt. Ihre Gesichter wurden von roten Strahlern beleuchtet, Dutzende von Kerzen tauchten die Szene in unwirkliches Licht und schafften damit passendes Ambiente für die Musik.
Im ersten Teil des eineinhalbstündigen Programms mit dem Titel "Arte Corale" sangen die Mönche gleichstimmig, nur ab und zu setzte einer der Künstler zu einem Solo an.
Im zweiten Teil des Konzerts faszinierten die Russen ihr Publikum mit mehrstimmigen Liedern von Nikolai Golovanov, Viktor Kalinnikov und Konstantin Schwedov.
Nach dem großen Erfolg plant die Bremer Musikagentur im April und Mai eine weitere Tournee der russischen Mönche. "Ab Februar sind wir in Großbritannien zu Gast, und außerdem werden wir eine CD aufnehmen", betonte Karsten Arndt, einer der Agentur-Manager.
Ob die Mönche wieder im Gallus auftreten werden, steht noch nicht fest. Doch die gute Akustik und Atmosphäre beim jüngsten Konzert sprechen für die Friedenskirche. dil
Zu unserem Artikel "Besonders der Verkehr wird gefürchtet" in der letzten West- Ausgabe in 1992 (17. Dezember), der über eine Bürgeranhörung zum geplanten Stadtteil Rebstock berichtete, schrieb uns FR- Leser Hans Ullrich aus der Kurfürstenstraße 47, 6000 Frankfurt/Main 90, folgende Zeilen:
Bei allen Berichten ist mir aufgefallen, daß zwar von "Altlasten" geschrieben wird, aber etwas fehlt total: Auf dem Gelände Ost des Messeparkplatzes, etwa zwischen Römerhof, Omnibusbetriebsbahnhof, Rebstockbad und Battelle-Institut, wurden ab zirka 1946 Sandbaggerungen bis auf das Grundwasser ausgeführt (Rest ist Rebstockweiher).
In den 50er Jahren wurde das Gelände über mehrere Jahre von der Müllabfuhr mit Hausmüll "aufgefüllt", anschließend mit Erde abgedeckt und in seinen heutigen Zustand gebracht. Somit ist das Gelände ein kleiner "Monte Scherbelino".
Der "Flughafen Rebstock" spielt dabei kaum eine Rolle, denn die Abfertigung fand auf dem Gelände des heutigen TÜH und der angrenzenden Kleingärten statt.
ESCHERSHEIM. In unseren Bericht "Graue Widder lümmelten sich im Stroh" in der Stadtteil-Rundschau Nord (7. Januar) hat sich ein Fehler eingeschlichen: So wurde aus dem CDU-Landtagsabgeordneten Dr. Hans Burggraf ausgerechnet ein SPD-Mitglied. Zumindest nannten wir ihn in einem Atemzug mit Armin Clauss - dem früheren hessischen Sozialminister, der Mitglied der SPD ist.
Ein "echter" Tippfehler hat sich beim Namen des CDU-Stadtverordneten Karlheinz Bührmann eingeschlichen: erst kommt das "h" und dann das "r". uv
Verkehrte Welt in der Tischtennis- Oberliga Süd der Frauen: Hessenliga- Aufsteiger TSV Langstadt mischt in der Spitzengruppe der Oberliga gehörig mit, Regionalliga-Absteiger SG Dornheim muß auch in der tieferen Klasse gegen den Abstieg kämpfen. Gut möglich, daß die beiden Klubs in der kommenden Saison wieder zwei Spielklassen auseinanderliegen, dann jedoch mit vertauschten Rollen. Weder mit dem Ab- noch mit dem Aufstieg wird wohl die DJK Blau-Weiß Münster etwas zu tun bekommen. Die "alteingesessene" Oberliga-Mannschaft rangiert mit 11:9-Punkten jenseits von Gut und Böse im Tabellen- Mittelfeld.
Durch den 8:3-Sieg in der vorgezogenen Rückrundenpartie bei den Münsterinnen und dem sicheren Erfolg über Dornheim schloß das Langstädter Team zu Spitzenreiter Hünfelder SV (18:4 Punkte) auf und liegt mit 18:4 Zählern aussichtsreich auf dem zweiten Rang. Die Entscheidung über den Titelgewinn dürfte spätestens am 21. März fallen, wenn der TSV in Hünfeld gastiert. Eine schwere Prüfung haben die Langstädterinnen zunächst aber bei der SGK Frankfurt zu bestehen, die ihnen in der Vorrunde neben Hünfeld (4:8) die zweite Niederlage beibrachte (4:8). Für diesen Ausrutscher in eigener Halle gilt es, sich am Sonntag (10 Uhr) zu rehabilitieren. Am 30. Januar folgt mit dem Spiel in Bad Homburg ein weiterer "schwerer Gang". Doch zumindest das gesteckte Ziel der "ehrgeizigen, jungen Truppe" um Spielführerin Kerstin Krapp, ein Platz unter den ersten drei, werden die Aufsteigerinnen sicher erreichen können.
Die Bilanzen der Langstädterinnen sind bis auf Ingrid Brand an Tisch vier (5:6) durchweg positiv. Kerstin Krapp erspielte sich an der Spitze 18:4 Siege, Carmen Stork erzielte 12:5 und Ulrike Colmar schoß mit 15:3 an der drei den Vogel ab. An Tisch vier fehlt den Langstädterinnen vielleicht letzten Endes das entscheidende Quentchen, denn auch Ersatzspielerin Marianne Eckert (2:2) spielte zwar ordentlich, kann jedoch keine positive Bilanz vorweisen.
Die Leistungszahlen der drei ersten Langstädterinnen liegen mit 4,18 (Krapp), 4,24 (Stork) und 4,83 (Colmar) bei hervorragenden Werten. Ulrike Colmar liegt in der Einzelwertung hinter den überragenden Spielerinnen Birgit Weber (Hünfelder SV/1, 22:1- Siege, Leistungszahl 5,52) und Ingeborg Welter (SKG Frankfurt/2, 22:2, 5,29) auf Rang drei, Carmen Stork und Kerstin Krapp nehmen die Plätze sechs und sieben ein. Da alle drei so gut aufspielten, sind die Langstädterinnen eines der wenigen Teams, das in unveränderter Rangfolge die Rückrunde bestreiten wird.
Bei den Doppelbesetzungen gleicht die tadellose Bilanz von Krapp/Brand (6:0-Siege, Dritte der Doppelrangliste) das etwas schwächere Abschneiden von Stork/Colmar (4:5/10.) mehr als aus.
Von Klassenleiterin Henny Anderson gehörig durcheinandergewirbelt wurde hingegen die Aufstellung der SG Dornheim, wo sich Neuzugang Sylke Bromm (1. FC Niedernhausen) mit 13:6-Siegen an der zwei zur neuen Nummer eins mauserte. Ihre Leistungszahl liegt mit 4,16 deutlich über den Werten ihrer Teamgefährtinnen. Von der eins an die drei rutschte Manuela Dreher, die mit 5:15 als Spitzenspielerin nur wenig ausrichten konnte. Die neue Nummer zwei heißt Kerstin Oehl, denn sie erzielte mit 8:10 an der vier eine bessere Bilanz als Judith Keil an der drei (8:13). Ersatzspielerin Petra Metzger blieb ein Erfolgserlebnis gänzlich versagt (0:3). Daß der Weggang von Spitzenspielerin Manuela Keiels (SV Darmstadt 98) die Dornheimerinnen stark schwächen würde, war abzusehen. Mit 5:13- Punkten müssen die Dornheimerinnen nun jedoch wirklich achtgeben, um nicht im "freien Fall" gleich noch eine Klasse tiefer zu landen.
Die positiven Doppel-Bilanzen von Bromm/Oehl und Dreher/Keil (beide 5:4) lassen hoffen. Wichtig wird es für die SG sein, gegen die direkten Konkurrenten zu punkten. Der Anschluß an das Tabellen-Mittelfeld dürfte nicht mehr herzustellen sein. Dazu hat sich die Spreu (Dornheim, TSV und SSV Erfurt und Schmalkalden) bereits allzuweit vom Weizen getrennt. Auch in Münster, wo die SG das zweite Rückrundenspiel am 31. Januar bestreitet, werden die Trauben für das Dornheimer Team wohl zu hoch hängen. Als schlagbare Gegner erwiesen sich in der Vorrunde für die SG der abgeschlagene SSV Erfurt (8:0) und Schmalkalden (8:0). Daß die Dornheimerinnen durchaus spielen können, bewiesen sie zum Auftakt mit dem überraschenden 7:7 gegen Arzell, das allerdings nicht bestätigt werden konnte. Etwas mehr Konstanz in der Rückrunde ist unabdinglich.
Konstanz ist bei der DJK Blau-Weiß Münster angesagt. Die Münsterinnen gehören seit Jahren der Oberliga an, verpaßten den Aufstieg mehrmals knapp und scheinen für diese Klasse prädestiniert zu sein. Auch in dieser Saison wird für die Münsterinnen der Weg weder nach oben noch nach unten führen. Sie liegen in der Mitte der Tabelle und erzielen stets dieser Plazierung entsprechende Resultate. In schöner Ordnung schlagen sie diejenigen Gegner, welche unter ihnen rangieren und verlieren gegen die besser plazierten Teams. Unter dem Strich springen hierdurch für drei der fünf eingesetzten Spielerinnen positive Bilanzen heraus. Hildegard Georgi blieb mit 12:9 (Leistungszahl 1,61) an der eins allerdings nur recht knapp im schwarzen Bereich und wird in der
Rückrunde an Tisch drei antreten. Wieder zu ihrer alten Form zurückgefunden hat Birgit Heckwolf mit 11:6- Siegen (3,94). Die alte und neue Nummer eins rangiert mit dieser Wertungszahl auf dem zehnten Platz der Einzelwertung.
Sonja Haus rückt mit 13:7-Erfolgen (3.00) ebenfalls nach oben. Zum Sorgenkind der Münstererinnen entwikkelte sich Melanie Netz, die für Christine Rosskopf ins Team rückte. Sie kam nur zu 4:11-Siegen (1,13). Ersatzspielerin Miriam von Nordheim bewies mit 2:1-Erfolgen ihre Oberliga- Tauglichkeit. Die Doppelbesetzungen Georgi/Haus (6:3) und Heckwolf/Netz (4:3) erwiesen sich als guter Griff. Einen Tabellenrang gutmachen können die Münsterinnen am 17. Januar, wenn sie den Tabellen-Nachbarn SKG Frankfurt besiegen können. Mehr als ein guter Mittelplatz wird für die "bodenständigen" Münsterinnen jedoch in dieser Saison nicht zu erreichen sein.
HALBZEITTABELLE: 1. Hünfelder SV 16:2-Punkte/66:32-Spiele, 2. TSV Langstadt 14:4/64:26, 3. TSV Arzell 13:5/63:46, 4. ESV Blau-Gold Bad Homburg 12:6/63:40, 5. SKG Frankfurt 11:7/60:48, 6. DJK Blau-Weiß Münster 11:7/53:41, 7. SG Dornheim 44:55/5:13, 8. TSV Erfurt 5:13/39:60, 9. TTV Schmalkalden 3:15/26:69, 10. SSV UT Erfurt 0:18/11:72. INA SCHNEIDER
AUS ALLER WELT 24
FRANKFURT A. M. "Die Caritas Frankfurt hat sich in letzter Zeit stark vergrößert. Innerhalb von 15 Jahren hat sich unsere Mitarbeiterzahl vervierfacht", freute sich Hejo Manderscheid. Im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau zog der Direktor der Frankfurter Gliederung des katholischen Wohlfahrtsverbandes Bilanz für das abgelaufene Jahr.
Er hat im Mai 1992 seinen langjährigen Vorgänger Werner Osypka abgelöst. Sein Ziel: "Ich möchte versuchen, mehr Verantwortung in die unteren Bereiche zu geben und damit unsere festgefahrene Hierarchie etwas auflösen."
Im vergangenen Jahr setzte der Verband seine Arbeit in den schon traditionellen sozialen Bereichen wie Kindergärten, Jugendhilfe, Erziehungsberatung, Familienhilfe, ambulanter Kranken- und Altenhilfe und in Alten- und Pflegeheimen fort: "Wir bieten einen Service zwischen Wiege und Bahre an", sagte Manderscheid.
Allerdings stünden die Wohlfahrtsverbände vor zunehmend neuen Anforderungen: "Seit dem 1. Januar 1993 drängen mit dem europäischen Binnenmarkt private Anbieter in den sozialen Bereich. Neben Qualifikation und solider Arbeit müssen wir auch betriebswirtschaftliche Überlegungen stärker beachten." Die Aufgaben mußten seit Mitte der 80er Jahre mit gleichbleibendem Etat, aber stetig steigenden Kosten erfüllt werden.
In den Kindergärten wird zur Zeit das Gruppenangebot erweitert. Bis vor kurzem gab es nur Plätze für Drei- bis Sechsjährige. In Zukunft ist vorgesehen, auch Kindern ab zwei Jahren die Aufnahme zu ermöglichen und Hortgruppen bis zur Altersgrenze von zwölf Jahren zu bilden. "Das schaffen wir, wie bei allen Neuerungen innerhalb des Verbandes, allerdings nur durch Umschichtungen. Es werden keine neuen Plätze geschaffen", erzählte der Direktor. Die knappen Kindergartenplätze im "Kernbereich" würden dadurch weniger.
Veränderte Anforderungen stellte Manderscheid auch bei den Alten- und Pflegeheimen fest: "Die Alten werden immer älter und pflegebedürftiger. Es wird mehr mit Stationen für Schwerstbehinderte gearbeitet." Die alten Menschen, die sich noch teilweise selbständig versorgen können, müssen verstärkt über das Netz der neun Zentralstationen betreut werden. Die organisieren den mobilen sozialen Hilfsdienst mit Zivildienstleistenden und ausgebildeten Krankenschwestern.
Ein großer Bedarf ist aber auch in neuen Tätigkeitsfeldern auszumachen: "Soziale Brennpunkte" bildeten einen Schwerpunkt. "In den siebziger Jahren dachte man, diese Brennpunkte auflösen zu können. Die Wohnungsnot und das Abschieben der Ärmeren in Gettos ist von der Übergangs- zur Dauerlösung geworden. Es gibt richtig stigmatisierte Adressen - wer daher kommt, hat kaum eine Chance auf einen Arbeitsplatz."
In Zukunft müsse man versuchen, diese Siedlungen in das angrenzende Umfeld einzubinden. Die Probleme der Anwohner werden in Spiel- und Lernstuben, Freizeitangeboten für Jugendliche und Frauen aufgegriffen, beispielsweise in Goldstein oder in Unterliederbach.
Ausgebaut werden soll in den nächsten Jahren auch die Obdachlosenhilfe. Die Tagesstätte mit Möglichkeiten zur Übernachtung, zum Duschen und zur Ausgabe eines warmen Essens bezog im vergangenen Jahr ein größeres Quartier in der Hagenstraße.
Ein vergleichbares Angebot für Paare wurde in der Ostendstraße etabliert und der Beratungsdienst in der Weserstraße fortgeführt. Auf kircheneigenen Grundstücken wurden Wohnwagen aufgestellt, dort können Wohnsitzlose längerfristig übernachten: "Ziel unserer Bemühungen ist es, eine Wiedereingliederung zu ermöglichen. Wir konnten 1992 rund 200 Obdachlose in Wohnungen vermitteln", berichtete Hejo Manderscheid. Zu einem Erfolg der besonderen Art entwickelte sich das jüngst eingerichtete Infotelefon "CaritasDirekt".
Unter der Telefonnummer 17 22 54 konnten und können sich Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien beispielsweise über Aufnahmemöglichkeiten und Sozialhilfe erkundigen: "Das ist der helle Wahnsinn. Jeden Tag rufen etwa hundert Menschen an, aus ganz Deutschland oder sogar aus Übersee."
Die Serviceleistungen der Caritas Frankfurt kosteten im Jahr 1992 insgesamt 42 Millionen Mark. Die größten Posten auf der Einnahmenliste machen Pflegegeld und öffentliche Zuschüsse aus. Allerdings fehlen im Haushalt drei Millionen Mark, die aus Eigenmitteln aufgebracht werden mußten.
Eine Spendenfibel soll im nächsten Jahr Angebote vorstellen, für die Menschen gezielt spenden können: "Jeder kennt die Caritas, nur keiner weiß, was sie genau macht. Das soll sich ändern", erläuterte der Direktor das Defizit.
Ähnlich sehe es bei den ehrenamtlichen Kräften aus: "Die Hilfsbereitschaft ist groß. Man muß allerdings auch genau sagen, wo Hilfe gebraucht wird. Deshalb wollen wir eine Vermittlungsbörse für Ehrenamtliche einführen." laf
Museum kann durch Neuerwerbungen und Schenkungen Lücken schließen / Familie Borries wieder "vereint" Cornicelius-Bild gilt als ein Spitzenwerk Neue Abteilung wird am 20. März im Schloß eröffnet Von Astrid Ludwig HANAU. 30 Jahre war die Familie Borries "getrennt". Während die Portraits der Eltern und des Sohnes seit Jahren schon die Attraktion im Gemäldebestand von Schloß Philippsruhe bilden, blieb der Platz der Tochter für lange Zeit leer. Das Bildnis der achtjährigen Helene Christine Borries galt jedoch als eines der besten Gemälde des Hanauer Malers Anton Wilhelm Tischbein. Die Lücke wird das Museum nun schließen können. Im Rahmen von Neuerwerbungen und Schenkungen im vergangenen Jahr kehrte auch die "Helene" nach Hanau zurück. Die Museumsverwaltung und Kulturdezernent Klaus Remer stellten die neuen Exponate vor, die teils noch in diesem Jahr in Ausstellungen der drei Hanauer Museen gezeigt werden sollen. Die Borries-Sammlung stammt aus dem Besitz der hessischen Familie Waitz von Eschen und befand sich lange auf dem Hofgut Emmerichshofen bei Großkrotzenburg. Die Stadt erwarb die Portraitwerke bereits 1962 von einer Nachfahrin der Familie; der in Straßburg lebenden Marie Woytt-Secretan. Sie bat sich jedoch aus, drei der Gemälde bis zu ihrem Tod behalten zu dürfen. Darunter das Kinderbildnis der Helene, das laut Museumsleiter Merk durch seine Anmut und Nobless besticht, und ein Portrait des Hanauers Georg Friedrich Max von Alten sowie das 1770 entstandene Abbild des hessischen Ministers Jacob Siegmund Waitz von Eschen. Letzteres wurde von dem Kasseler Johann Heinrich Tischbein dem Älteren gemalt, dem bedeutendsten Maler der weitverzweigten Künstler-Familie.
Nach dem Tod der Straßburgerin übereignete ihr Mann dem Museum im vergangenen Jahr die drei Gemälde. Die vereinte Familie wird laut Anton Merk demnächst in einem Saal des Schlosses ausgestellt werden.
Stolz ist man in der Verwaltung auch über den Erwerb eines Gemäldes des Hanauer Georg Cornicelius, das ein spielendes Mädchen zeigt. Interessant, so Klaus Remer, ist nicht allein die malerische Qualität des Bildes, das als eines der Spitzenwerke des Hanauers gilt. Ansprechend schildert Cornicelius auch die Umwelt des Kindes mit all seinen Spielsachen. Erworben hat Dr. Merk das Bild für die Stadt bei einer Kunstauktion. Ein seltenes Exponat ist auch das 1930 entstandene Aquarell des früheren Hanauer Akademiedirektors Theodor Pelissier, das der Stadt angeboten wurde.
180 000 Mark standen den Museen '92 für Ankäufe und Ausstattung zur Verfügung. 220 000 Mark werden es in diesem Jahr sein. Rund 60 000 kommen davon jeweils vom Land. "Neuerwerbungen", betont der Kulturdezernent ausdrücklich, "gehören zu einem lebendigen Museum, das für die Besucher interessant bleibt." Am 20. März etwa wird das Schloß Philippsruhe eine neue Abteilung eröffnen. Gezeigt werden Exponate aus der Zeit von 1900 bis 1930.
Die Stadt, so Klaus Remer, kaufe die Exponate nicht allein nach künstlerischen Gesichtspunkten. Die Stücke sollten jeweils auch einen Bezug zu Hanau und seinen gesellschaftlichen Gruppen haben. Schwerpunkt sind dabei historische Objekte aus dem Kunstbereich, aber auch dem Kunsthandwerk und der Stadtgeschichte. Unter den Neuerwerbungen 1992 finden sich daher auch Möbelstücke und Eßgarnituren, eine Jugendstil-Keramikarbeit des Hanauer Bildhauers Amberg, ein Stammbuch aus dem 18. Jahrhundert der Hanauer Familie Jassoy und so neuzeitliche Objekte wie Kriegsflugblätter von 1940, ein Hebammenkoffer aus Großauheim von 1955 (noch mit Original-Tupfer) sowie Plakate der Firma Dunlop und Etikettenbücher von Illert.
Eine Ausstellung, so Museumsmitarbeiter Schaffer-Hartmann, soll auch der Eisengußkunst gewidmet werden. Deren 42 Exponate wurden von der Hanauer Firma Zimmermann erworben. Die neuen kalligraphischen Arbeiten und Druckwerke aus dem 18. und 20. Jahrhundert aber werden zum Großteil wegen ihrer Lichtempfindlichkeit im Magazin verschwinden. Doch auch hier sollen sie durch Sonderausstellungen in den jeweiligen Museen vor einem Schattendasein bewahrt werden.
BAD HOMBURG. Warum es wichtig ist, Lärm zu vermindern, weiß Erich Krämer, Bereichsleiter für Lärmschutz beim TÜV Hessen, zu begründen: "Dauerhafte Lärmbelastung kann schwere gesundheitliche Beschwerden zur Folge haben, zum Beispiel kann sich das Herzinfarktrisiko erhöhen." Tatsächlich kann eine ständige Lärmbelastung neben der bekannten Schwerhörigkeit auch neurovegetative Schäden zur Folge haben. Schlaflosigkeit, Nervosität, hoher Blutdruck oder Streß sind Symptome der bisher wenig beachteten Umweltbelastung.
Zwar gibt es Richtwerte, die nicht überschritten werden sollen, aber Krämer gibt zu bedenken, daß diese von der Lärmempfindlichkeit eines Durchschnittsmenschen ausgehen und die individuelle Seele außer acht lassen. Krämer erlebt es immer wieder, daß Leute, die sich über zu laute Straßen beschweren, sich oft schon mit einem Baum oder einem Busch zwischen ihrem Haus und der Lärmquelle zufrieden geben. Messen die Fachleute mit ihren sensiblen Geräten nach, stellen sie jedoch fest, daß sich der Lärmpegel durch das Pflanzen einer Hecke gar nicht gesenkt hat. Krämer: "Wenn die Leute die Quelle nicht mehr sehen, empfinden sie den Lärm auch nicht mehr als so störend."
Daß man Lärm weder sehen, riechen noch anfassen kann, scheint der Grund dafür zu sein, warum die Gefahr dieser Art von "Luftverschmutzung" so wenig ernst genommen wird. "Im Moment kümmert sich jeder um die Katastrophen, bei denen Altlasten entstehen, und dies ist bei Lärm nicht der Fall. Wenn man die Maschine ausschaltet, ist der Lärm vorbei", gibt der Bereichsleiter zu bedenken.
Aber die Maschinen laufen auf vollen Touren. Seit vielen Jahren gelten durch Lärm verursachte Krankheiten als die teuersten Berufskrankheiten. Arbeitnehmer klagen mitunter, daß die Richtwerte zu hoch lägen, Arbeitgeber stellen immer wieder Unvernunft und Leichtsinn im Umgang mit Maschinen und dem vorgeschriebenen Ohrenschutz fest.
Probleme gibt es nicht nur in Betrieben, an Flugplätzen und an Straßen: So manche Gaststätte mit geöffneten Fenstern hat schon die Anlieger um den Schlaf gebracht, so daß sie Polizei und Ordnungsamt um Hilfe riefen. "Das Verständnis reift, wenn der Geldbeutel der Leute tangiert wird. Seit wir das Bußgeld noch weiter erhöht haben, sind die Beschwerden wirklich selten geworden", faßt Werner Schröder, Leiter des Ordnungsamtes in Bad Homburg, Konfliktfälle des letzten Sommers zusammen. Trotz der Hitze im vorigen Jahr und des regen Betriebes der Gartenlokale seien die Beschwerden 1992 rückläufig gewesen. Auch die Industrie hat in den vergangenen Jahren ihre Lärmemissionen stark reduziert; dennoch fühlte sich 1991 immer noch jeder Fünfte durch Industrielärm belästigt. Krämer weist an dieser Stelle darauf hin, daß die Belästigung Nummer 1 nicht unbedingt auch die Lärmquelle Nummer 1 sein müsse. So könne beispielsweise eine laute Sportveranstaltung als weniger störend empfunden werden als - objektiv gleich lauter - gewerblicher Lärm: "Geht es um Freizeitaktivitäten, drückt man schon eher mal ein Auge zu." Doch auch dabei gibt es oft genug Krach um den Krach, wenn ruhige und aktive Freizeitmenschen aufeinandertreffen, wenn beispielsweise der eine in seinem Garten eine Grillparty veranstaltet, während der andere auf dem Balkon ein Buch lesen will.
Unverändert geblieben ist das Problem Auto. Am meisten stören Tankstellen in Wohngebieten. "Auch wenn sie nicht direkt von Häusern umgeben sind, das An- und Abfahren und das Zuschlagen der Türen verursachen Krach über die nächste Umgebung hinaus." Acht Prozent aller Lärmbeschwerden galten 1991 den Tankstellen. Die meisten Versuche, Lärm einzudämmen, sind passiver Natur: Nicht die Lärmquelle wird beseitigt, sondern der Krach selbst bekämpft: Nicht die lauten Maschinen werden umgebaut, sondern Wände und Fenster schalldicht gemacht. Dennoch verspricht sich Krämer einiges von den Schallimmissionsplänen: "Die Luftreinhaltungspläne haben ja auch etwas bewirkt." EVA SCHUCH
FRANKFURT A. M. Sport- und kulturgeschichtliche Führungen durch das Frankfurter Waldstadion bietet das Sportmuseum an. Mitte der 20er Jahre gebaut, zählt die Anlage zu den ältesten noch erhaltenen Stadien Deutschlands.
Mit Arena, Radrennpiste, Tennisplätzen, Stadionbahn und Eislaufbahn verbinden sich große Namen der Sportgeschichte - Armin Hary, Tilly Fleischer, Rudolf Harbig und Marika Kilius. Außerdem wird die Freizeitanlage als "Symbol der modernen Großstadt" bezeichnet.
Museumsleiter Wolfgang Klameth unterlegt die Führungen - nach Absprache - mit seltenen Zeitdokumenten aus seiner umfangreichen Sammlung.
Unter den etwa 10 000 Exponaten, die das Museum zusammengetragen hat, befinden sich einige der ersten Filmaufnahmen aus dem Sport überhaupt, darunter auch ein Film vom Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft 1925 zwischen dem FSV und dem 1. FC Nürnberg.
Kontakt: Frankfurter Sportmuseum, Mörfelder Landstraße 362, 6000 Frankfurt am Main 71, Tel. 67 80 41 13 oder -2 06. di
FRANKFURT A. M. Eine positive Jahresbilanz zog der Vorsitzende der Frankfurter Esperanto-Gesellschaft Walter Ullmann dieser Tage. Die Anhänger der Welthilfssprache Esperanto trafen sich monatlich zu einem "Clubabend" im Haus Dornbusch zu gemeinsamen Sprachübungen, um Vorträge in Esperanto zu hören oder einfach um einen gemütlichen Abend miteinander zu verbringen.
Die Treffen boten ein Kaleidoskop verschiedenster Wissensbereiche: Ulrich Fellmann informierte die Mitglieder über "die Herkunft der wichtigsten Esperanto- wörter", die hauptsächlich dem Englischen und den romanischen Sprachen entlehnt sind.
Der japanische Augenarzt Porf. Rokuro Makabe erörterte ein allgemeinverständliches Thema aus seiner Arbeitspraxis, Detlef Meier aus Offenbach sprach über den Wunderheiler Bruno Gröning, und Willi Barnickel zeigte einen selbstgedrehten Film über den Frankfurter chinesischen Garten mit Originalton Esperanto. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Diavortrag über das brasilianische Kinderdorf "bona espero" (zu deutsch: gute Hoffnung), das von "Esperantisten" geleitet wird.
Die Kunstsprache lebt durchaus, das beweist eine Kassette mit "weltumfassender Musik" ("tut monda muziko"), die von Egon Kiefer vorgestellt wurde. Darauf zu hören sind Rockbands, die in Esperanto singen.
Ihre Kontakte in alle Welt hielt die 40 Mitglieder zählende Gruppe durch den Besuch von Kongressen: Franziska Reisel besuchte den Australien-Neuseeland- Kongreß, und Walter Ullmann war auf dem Treffen der Eisenbahner im Harz mit 352 Teilnehmern aus 19 Ländern präsent. Außerdem vertrat der Vorsitzende die Frankfurter Gruppe auf dem Weltkongreß in Wien, wo über 3000 Menschen aus fast 70 Staaten zusammenkamen.
"Bevor wir zu solchen Treffen fahren, reisen wir in der Regel zu einem Vorkongreß, der uns Gelegenheit für touristische Aktivitäten gibt", erklärt Ullmann. So erkundeten die Eisenbahner die Stadt Münster, und eine nach Wien reisende Gruppe besuchte Prag.
Ebenso kosmopolitisch sind Ullmanns private Briefkontakte: Er korrespondiert mit Leuten in Kanada, in Kuba und in der Mongolei. Selbstverständlich schreibt er in Esperanto.
Außerdem kann er im Jahrbuch der Gesellschaft in sämtlichen Großstädten Ansprechpartner finden: "Wenn ich zum Beispiel in Paris bin, brauche ich da nur hineinzuschauen und mir eine Kontaktanschrift heraussuchen."
Genau wie das Wort Esperanto "ein Hoffender" bedeutet, hat Ullmann die Vision einer weiteren Verbreiterung seiner Lieblingssprache. Jetzt, wo die EG nach Osten immer größer und damit der Übersetzungsaufwand immer größer werde, hält er es für durchaus sinnvoll, "Esperanto als neutrale Lösung politisch durchzusetzen".
Wer diese leichteste aller Sprachen erlernen und an der Arbeit der Gesellschaft teilnehmen will, wendet sich an Walter Ullmann, Telefon 0 60 31 / 46 17. lub
FRANKFURT-NORD. Die Volkshochschule weist auf ihr geändertes Anmeldeverfahren für Kurse in den nördlichen Stadtteilen hin: Um das Verfahren zu vereinfachen und den Teilnehmern doppelte Wege zu ersparen, ist die Anmeldung vom Frühjahrssemester an nur noch zentral in Nieder-Eschbach möglich: am Samstag, 23. Januar, von 14 bis 17 Uhr, Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg 27.
Danach sind Anmeldungen im Stadtteilbüro Nord (Nieder-Eschbach, Deuil-la- Barre-Straße 26) möglich: montags bis mittwochs von 10 bis 12 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.
Vor der Anmeldung können sich Interessenten von Sprachkursen beraten lassen: Donnerstag, 21. Januar, von 18 bis 20 Uhr, Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg 27.
Die Beratung und die Einstufung zu "Deutsch als Fremdsprache" wird angeboten am Dienstag, 19. Januar, in der VHS Am Bügel, Ben-Gurion-Ring 58, und am Donnerstag, 21. Januar, Otto-Hahn- Schule, jeweils von 18 bis 20 Uhr.
Anmeldungen für die Kurse in Eckenheim/Preungesheim: am Donnerstag, 4. Februar, von 9 bis 17 Uhr im Sozialzentrum Marbachweg in der Dörpfeldstraße.
Außerdem werden Abendtermine für Anmeldungen angeboten: Montag, 25. Januar, 1. und 8. Februar, jeweils von 18.30 bis 20.30 Uhr, im Stadtteilbüro Nord, Deuil-la-Barre-Straße 26. di
Es gibt keinen Ersatz für harte Arbeit, hat Edison gesagt. Thomas Alva Edison, der Erfinder. Der Mann hat in 63 Schaffensjahren 1093 Patente angemeldet und der Menschheit so lebenswichtige Dinge wie den Plattenspieler, das Waffeleisen und den Zement beschert - also muß etwas dran sein an seiner Devise. Auch, wenn er es mit seinem Leitsatz manchmal etwas weit getrieben hat. Zum Beispiel, wenn er sich selbst an heißen Tagen weigerte, in den von ihm um die Jahrhundertwende gebauten Swimmingpool zu steigen, der heute noch keinen einzigen Riß hat. Schwimmen hielt er nämlich für Zeitverschwendung.
Ein Schön-Wetter-Freund muß Edison dennoch gewesen sein: 47 Winter seines Lebens verbrachte der New Yorker im sonnigen Fort Myers an der Westküste Floridas und machte das verschlafene Städtchen in dieser Zeit zum Geburtsort zahlloser technischer Errungenschaften. Fort Myers dankt ihm dafür seit 1938 mit einem Lichterfest, das mittlerweile die ersten beiden Februarwochen einnimmt. Und es präsentiert Besuchern alles, was Edison zurückgelassen hat - auf einem riesigen Museumsgelände wie aus dem pädagogischen Bilderbuch.
Verfehlen kann man "Thomas A. Edison's Winterhome" nicht - man muß nur der Palmenallee folgen, die "McGregor Boulevard" heißt, und solange fahren, bis irgendwo hinter Hausnummer 2000 ein orange-neon-farbenes T-Shirt die Straße versperrt und per Megaphon eine Gruppe reichlich verwirrter Fußgänger von der einen auf die andere Straßenseite dirigiert. Das ist Jeff. Jeff ist der Lotse des "Winterhome" - der Mann, der dafür sorgt, daß die Besucher heil von der einen Hälfte des Parks in die andere kommen. Und der jeden Autofahrer während des Zwangsstopps darauf aufmerksam macht, daß Fort Myers nur deshalb heute "Stadt der Palmen" heißt, weil Thomas Edison anno 1900 rund 200 Königspalmen aus Kuba importiert und an den Straßenrändern gepflanzt hat. Edisons Faible für Pflanzen war keineswegs philantropischer Natur, und der gewaltige botanische Garten, aus dem sein "Winterhome" heute zum größten Teil besteht, alles andere als ein Park für den Verdauungsspaziergang. Jahrelang durchforstete der rastlose Erfinder die bekannte und unbekannte Pflanzenwelt nach einem geeigneten Glühfaden für seine Glühbirne, deren vierzigstündige Brennzeit ihn nicht zufriedenstellte. Mit den Fasern der Bambuspflanze funktionierte es schon besser, mit den Fasern der Goldrute freilich überhaupt nicht - statt dessen, fand Edison heraus, ließ diese sich ganz wunderbar zur Herstellung von Gummi verwenden: Patent Nummer was-weiß-ich- was.
Die Suche nach einer Pflanze zur Herstellung von Gummi, das war Edisons Hauptbeschäftigung in seinen letzten Lebensjahren. Unterstützt von der Regierung (die zu diesem Zeitpunkt an einen bevorstehenden Krieg glaubte und in der Produktion nicht von der Rohgummi-Lieferung anderer Staaten abhängig sein wollte) und seinen Freunden Henry Ford (der mit den Autos) und Harvey Firestone (der mit den Reifen) experimentierte Edison in einem eigens für diese Zwecke eingerichteten Labor. Als er mit Hilfe der Goldrute-Fasern soweit war, Reifen herstellen zu können, und Kollegen ihm gratulieren wollten, soll er gesagt haben: "Solange der Mensch nicht in der Lage ist, einen Grashalm zu vervielfältigen, kann die Natur sein sogenanntes Wissen doch nur auslachen."
Bill, der Guide, erzählt diese Episode gerne auf seinen Führungen durch das "Winterhome"; es scheint seine Lieblingsgeschichte zu sein, gleich dreimal gibt er sie in unterschiedlichen Versionen zum besten. Der Rentner und Hobby-Bastler - sein Vater hat angeblich mit Edison Bier getrunken, und das nicht nur ein Mal, wie er beteuert - lacht dann kurz auf, klopft einem x-beliebigen Besucher auf die Schulter und schlurft in seinen ausgelatschten Tennisschuhen weiter.
Bill ist verantwortlich für die Botanik im "Winterhome", kennt sich aber auch in den Labyrinthen der Edisonschen Wohn- und Laborstätten aus. Damit umfaßt sein Einsatzgebiet etwa das Tausendfache seiner Kollegen Chuck, Jerry und Fred, die jeweils nur für einen einzigen winzigen Wohnraum in Edisons Wintersitz zuständig sind - und wahrscheinlich nachts von den drei Schränken und vier Sesseln träumen, die sie acht Stunden am Tag Tausenden von Besuchern zeigen, die eigentlich nur wegen Grammophon und Telefon gekommen sind.
Ganz anders Bill: Er benutzt kein Megaphon wie seine Kollegen, hat dafür aber beide Hörgeräte unter der Baseballkappe (Minnesota Hawks!) abgeschaltet. Zwischenfragen ignoriert er konsequent; ohne erkennbares System bleibt er mal hier, mal dort stehen und brummelt richtungsweisende Sätze wie "This is a special palm tree from cuba", stößt mit dem Zeigefinger Löcher in die tropische Luft und geht weiter. Hinweise über Edison selbst darf man außer der bereits erwähnten Episode und den Bier-Dönekens nicht erwarten. Bills Leidenschaft gilt den Pflanzen.
Zum Beispiel dem ficus belangensis vor dem Labor. Über den könnte Bill stundenlang erzählen. Ford hat das Bäumchen 1929 seinem Freund von einer Reise mitgebracht. Nach einer durchzechten Nacht haben die beiden den Banyan- Sprößling gepflanzt. Heute ist der Baum die drittgrößte Pflanze in den Vereinigten Staaten, und ihre baumstammdicken Luftwurzeln umspannen einen Radius von etwa 130 Metern. Im vergangenen Jahr ist man dem Giganten zum ersten Mal mit der Motorsäge auf den Leib gerückt, nachdem ein Teil seiner Wurzeln damit begann, die Asphaltdecke des Park-Parkplatzes von unten aufzusprengen.
Gleich nebenan, in Edisons Labor, ist die Zeit stehengeblieben. Man hat den Eindruck, hinter dem Chaos aus Glaskolben, Leitungen und Phiolen tauche jeden Augenblick das nachdenkliche Hemingway-Gesicht des Hausherren auf. Bill ist es hier zu staubig, er will wieder zurück in den Garten, entschließt sich dann aber doch für den Weitermarsch ins Museum. Das vollgestopfte Gebäude sieht aus wie eine Mischung aus Autohaus, Haushaltswarengeschäft und Trödelmarkt für HiFi- Geräte. Die wichtigsten der 1097 Patente Edisons sind hier ausgestellt: Hunderte von Grammaphonen, Tausende Glühbirnen, zwischendrin Tischventilatoren, Toaster, Bügeleisen, ein komplettes Kraftwerk, Kameras und Kinoprojektoren, Autobatterien und Reifen - eine Ansammlung, die spätestens dann schwindelig macht, wenn Bill grunzend daran erinnert, daß dies alles von einem einzigen Gehirn erfunden worden ist.
Eine Anekdote hat er dann doch noch auf Lager: Wie Edison seine erste Erfindung gelang. Telegraphist sei der junge Thomas damals gewesen, erzählt Bill, und jede halbe Stunde habe er sich bei einer Nachbarstation melden müssen. Weil ihm das sinnlos erschien, bastelte er eine Art Zeitschaltuhr, die alle dreißig Minuten automatisch den gewünschten Meldeton durchgab. Leider kontrollierte die Betriebsleitung irgendwann einmal sein Büro und fand nicht nur die Armatur, sondern nebendran auch einen fest schlafenden Telegraphisten Thomas A. Edison, den man daraufhin kurzerhand entließ. "Und der gleiche Mann", gluckst Bill und haut einem Nebenstehenden auf die Schulter, "der gleiche Mann hat später behauptet, harte Arbeit sei durch nichts zu ersetzen . . ."
STEFAN NINK
ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN: Fort Myers, Lee County, 2350 McGregor Blvd. Geführte Touren ganzjährig, Montag bis Samstag 9-16 Uhr, sonntags 12.30-16 Uhr. AUSKUNFT: Lee County Visitor and Convention Bureau, Herzog H C GmbH, Borsigallee 17, 6000 Frankfurt a. M. 60, Tel. 069 / 42 08 90 89.
Regelmäßig müssen Hafenbecken und Schiffahrtsrinnen von Schlamm befreit und Restschlämme von Kläranlagen entsorgt werden. Das ist eine teure Angelegenheit, denn hochgiftige Schwermetalle, die besonders an die feinen Partikel gebunden sind, machen den Schlamm zu Sondermüll. Ein neues Verfahren, das sich auch für die Reinigung schwermetallverseuchter Altlasten eignet, wurde von dem Heidelberger Geowissenschaftler German Müller entwickelt. In Hamburg wurde bei der ersten Pilotanlage zur Schlammreinigung die Testphase erfolgreich abgeschlossen.
Jedes Jahr müssen ungeheure Mengen an Feststoffen ausgebaggert werden: Allein aus dem Hafengebiet von Rotterdam werden jährlich 20 Millionen Kubikmeter Schlamm entfernt und müssen irgendwie entsorgt werden; in den alten Bundesländern fallen regelmäßig etwa 60 Millionen Kubikmeter Baggermasse bei der Unterhaltung von Schiffahrtswegen, See- und Binnenhäfen sowie der Entschlammung von Stauseen an. Zu dieser Menge kommen noch etwa zehn Millionen Kubikmeter Restschlämme aus dem "Produzierenden Gewerbe" wie zum Beispiel die Wasseraufbereitung und die Abwasserreinigung. Ebenfalls mit Schwermetallen stark befrachtet sind zahllose Altlasten der alten und neuen Bundesländer. Nach den Erhebungen des Umweltbundesamtes vom Oktober 1991 gibt es in den alten Bundesländern 58 000 und in den neuen Bundesländern 47 000 sogenannte Verdachtsflächen, von denen vermutlich zehn bis 20 Prozent dringend sanierungsbedürftig sind. Sanierung heißt hier meist Ausbaggern und Deponieren. Bei einem Deponiepreis von derzeit rund 300 Mark bis 1000 Mark pro Tonne "drücken sich die meisten Gemeinden um das Problem herum und lagern irgendwo zwischen", so der Heidelberger Geowissenschaftler Prof. German Müller.
Am Institut für Sedimentforschung der Universität Heidelberg entwickelte Müller ein Verfahren, das die Schwermetallreinigung von Schlämmen aller Art - seien sie aus Hafenbecken, Fahrrinnen, Klär- oder Verbrennungsanlagen - mit einfachen Mittel ermöglicht. Dieses Verfahren wurde vom Hamburger Anlagenbauer Rudolf Otto Meyer (ROM) erstmals in einer Pilotanlage verwirklicht. Deren einjährige Testphase ist nun "erfolgreich abgeschlossen", wie es Dirk Frusheim, Abteilungsleiter bei ROM, formulierte. An den Kosten von drei Millionen Mark beteiligte sich zur Hälfte das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT). 400 Kilogramm Material pro Stunde reinigt die Anlage im 24-Stunden-Betrieb; derzeit werden noch keine Klärschlämme bearbeitet, sondern Böden, deren Reinigung besonders dringlich ist.
Das eigentliche Verfahren umfaßt drei Stufen. Aggressive Salzsäure wird dem verdünnten Schlamm zugegeben, so daß praktisch alle Schwermetalle wie Cadmium, Kupfer, Zink, Cobalt und Nickel (Quecksilber noch ausgenommen) in Lösung gehen. Diese Lösung versetzt man in der zweiten Stufe schrittweise mit Kalkmilch (Caliumhydroxid); die starke Säure wird allmählich zu einer Base neutralisiert. Bei zunächst noch niedrigem ph-Wert fällt als erstes Metall das Eisen aus; bei fortgeschrittener Neutralisierung setzen sich dann auch Cadmium und andere Schwermetalle ab. Der eigentliche "Trick", für den der Heidelberger Sedimentologe German Müller schon im Jahre 1986 den Philipp-Morris-Forschungspreis erhalten hat, kommt in der dritten Reinigungsstufe mit der "Calcit-Falle": Kohlendioxid wird in die noch immer mit Schwermetallen befrachtete Lösung geblasen. Schon nach kurzer Zeit setzen sich Calcit-Kristalle ab. "An diese Kristalle binden sich statt Calcium bevorzugt alle Schwermetalle, die einen etwas kleineren Durchmesser als Calcium haben", so German Müller. In der letztlich basischen Lösung mit einem ph-Wert neun sind so viele Schwermetalle chemisch ausgefällt, daß man das restliche Wasser als Trinkwasser bezeichnen darf - zumindest was den Gehalt an Schwermetallen angeht. Soll auch Klärschlamm, der meist viele organische Substanzen enthält, der Prozedur unterzogen werden, muß noch eine biologische Klärstufe nachgeschaltet werden.
Alle Bestandteile des Schlammes lassen sich wiederverwerten: Der gereinigte Schlamm kann auf Felder gebracht oder als Füllstoff in der Bauwirtschaft verwendet werden. Wie Tests ergeben haben, wäre der gereinigte Schlamm auch gut als Rohstoff für die Ziegelherstellung geeignet. Die Schwermetalle eignen sich zwar für die Metallverhüttung, doch müssen dort noch ähnliche Preise bezahlt werden wie auf der Deponie. Ob und wann die erste großtechnische Anlage nach dem Müller-Prinzip errichtet wird, wird bei ROM gegenwärtig noch diskutiert. MARTIN BOECKH
BOCKENHEIM. Im Winter, wenn es naß und kalt ist, können Kinder nur selten unter freiem Himmel spielen. Wegen der unangenehmen Witterung warten sie auf die warme Jahreszeit. Für den Nachwuchs und dessen Eltern im östlichen Bockenheim kam jetzt noch ein Grund hinzu, auf steigende Temperaturen zu hoffen: Die Bepflanzung um den Spielplatz im Innenblock zwischen Kies- und Florastraße wurde abgeschloßen. Damit gehört die Spielfläche nun endgültig den Kindern - wenn das Wetter es zuläßt.
Von April bis August 1992 dauerte die Bauzeit des zweiten Spielplatzes in der Florastraße. Jungen und Mädchen spielten schon im Herbst auf den neuen, bunten Spielgeräten, die dort stehen, wo früher ein Steinmetzbetrieb war. Der mußte im Rahmen der Sanierung Bockenheims verlagert werden.
"Doch mit der Bepflanzung der Fläche mußten wir bis zur Vegetationsruhe warten", erklärte Rainer Zimmermann vom Garten- und Friedhofsamt. Hecken und Sträucher wurden erst im Spätherbst angelegt.
Der Spielplatz blickt mittlerweile auf eine lange Entstehungsgeschichte zurück. "Vor etwa sechs Jahren begann alles mit der Sanierung Bockenheims." Der Plan des Frankfurter Landschaftsarchitekten Rainer Ernst wurde Anfang 1991 mit den Anliegern erörtert. Erst ein Jahr später wurde dann das Gartenamt aktiv. Die Kosten für die "1100 Quadratmeter neugestaltete Gesamtfläche" betragen rund 380 000 Mark.
Trotz der abgeschlossenen Bauarbeiten konnte sich Zimmermann nicht recht freuen. "In Bockenheim fehlen noch etwa 3000 Quadratmeter Spielfläche." Als Trost bleibt den Kindern und Müttern nur der Umbau der Spielplätze auf dem Hessenplatz und in der Zeppelinallee - und "damit eine qualitative Verbesserung".
Hoffen darf der Nachwuchs dennoch. Wenn alles gutgeht, kommt noch in diesem Jahr zwischen der Landgrafenstraße und der Bockenheimer Ladengalerie ein weiterer Spielplatz hinzu - und damit auch eine quantitative Verbesserung. ara
"Nationalitätenkonflikt", "Re-Nationalisierung" und "Gewalteskalation" sind Begriffe, welche die aktuellen Analysen in der Friedens- und Konfliktforschung prägen. Die Erörterung von friedenstauglichen Konzepten - wie z. B. Demokratisierung und Zivilisierung, politische Kooperation und Integration - blieb in den vergangenen Monaten auffallend randständig. Und dies, obwohl der Krieg in Bosnien-Herzegowina die Notwendigkeit wirksamer Konfliktregelung tagtäglich unterstreicht. Die Ausbreitung von Gewalt in Ex-Jugoslawien wirft jedoch auch ein Schlaglicht auf die Grenzen von Friedensskizzen und Ordnungskonzepten, die nach dem europäischen Herbst 1989 hoch im Kurs waren. Die Skepsis bezüglich der Steuerbarkeit eskalierender Gewalt, die als Spätfolge jahrzehntelanger unterdrückter Spannungen nach dem Ende des Kalten Krieges freigesetzt worden sind, wächst auch unter Friedensforscherinnen und -forschern.
Der neue Friedensbericht, der vom "Österreichischen Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung" und der "Schweizerischen Friedensstiftung Bern" im April 1993 im Rüegger-Verlag Zürich herausgegeben und von 16 Autoren aus sieben europäischen und außereuropäischen Ländern bearbeitet wird, setzt sich kritisch mit dem Friedens- bzw. Kriegsjahr 1992 auseinander. Wurden etwa, nachdem die unmittelbaren Gefahren von beinahe einem halben Jahrhundert nuklearer Drohung beseitigt waren, falsche Friedenserwartungen an das künftige internationale System gestellt?
Im internationalen System herrscht seit dem tiefgreifenden Umbruch Ende der achtziger Jahre Kontinuität. Die Geographie der Konflikte hat sich kaum verändert; die Konflikt- und Krisenherde sind einfach nur zahlreicher, die Konfliktlinien verworrener und die Konfliktgründe differenzierter geworden. Wiederbelebte traditionelle Feindschaften, Reminiszenzen an historische Traumata, nationalistischer Radikalismus und Chauvinismus, ethnische oder völkische Reinheit und politisch-religiöse Fundamentalismen bilden rund um den Globus die bevorzugten Medien zur Austragung von Herrschaftskonflikten und Ausscheidungskämpfen.
Trotz aller Unübersichtlichkeit der neuen Weltunordnung zeigt die Analyse der Entwicklungstendenzen im vergangenen Jahr: Das Chaos hat System; es ist nicht ohne innere Ordnung. Strukturell handelt es sich bei der überwiegenden Zahl der weltweit über 40 größeren Gewaltkonflikte vornehmlich um Variationen des immer wiederkehrenden Themas "politische Macht im Staat": Angst vor Machtverlust und Erhalt der staatlichen Souveränität, Kampf um Macht im bestehenden Staat, Auseinandersetzung um Macht und Staatsauflösung, -neugründung oder -teilung, Vergrößerung der Macht durch Annexion . . . Literarisch ausgedrückt war das Thema im Konfliktjahr 1992 der "Staat als Wille und Wahn". Was die räumliche Ordnung anbetraf, so ist die Konfliktgeographie durch regionale Konfliktzonen mit spezifischen Gewaltlagen gekennzeichnet. Außerhalb der eruptiven Zonen sind die Weltregionen weitgehend oder völlig von Gewaltkonflikten, blutigen Machtkämpfen und Staatsbildungsprozessen verschont geblieben. Es sind dies vor allem die OECD- Staaten, die über gefestigte politische Institutionen, ein historisch gewachsenes und akzeptiertes Gewaltmonopol, dichte und interdependente internationale (Wirtschafts-)Beziehungen und eine zivile Gesellschaft mit einer politisch-demokratischen Streitkultur verfügen. Auch wenn sich nicht mit Sicherheit belegen läßt, daß all die genannten Faktoren bereits ein hinreichendes und auf alle Weltgegenden übertragbares Friedensprogramm bilden, fällt bei der folgenden Skizze ausgewählter Konfliktfelder zumindest auf, daß meist mehrere der im OECD-Raum als stabilisierend erachteten Faktoren fehlen, während Fragen der Macht, der Nation, der Ethnie, der Abgrenzung dominieren.
Die lange Reihe von Ländern oder Nationalitäten wie Abchasien, Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Moldawien, Nagorni Karabach, Nord- und Südossetien, Tadschikistan, Tschetschenien und Usbekistan steht für vielschichtige Macht- und Staatsbildungskonflikte im zerfallenen Herrschaftsbereich der früheren Sowjetunion. Das Militär spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch in Rußland und der Ukraine läßt sich die zentrale Rolle des Militärs im Transformationsprozeß der beiden größten Sowjetrepubliken zu unabhängigen Nationalstaaten und dem daraus zwangsläufig resultierenden klassischen Sicherheitsdilemma zwischen den beiden vormals eng miteinander verflochtenen Gemeinwesen zeigen. Der russisch-ukrainische Konflikt manifestiert sich an der Verfügung über die Schwarzmeerflotte, die strategischen Streitkräfte und die Atomwaffen. Der Stellenwert eigener Streitkräfte ergibt sich aber weder in der Ukraine noch in Rußland primär aus der Vorbereitung eines Angriffs gegen den Nachbarn noch aus der Etablierung eines autoritären Regimes im Inneren. Vielmehr wird das Militär als Attribut der eigenen Staatlichkeit verstanden. Die Herausbildung einer ukrainischen Staatsnation führt zwangsläufig über die Negation der russischen Vormacht, die ihrerseits um die militärische Rangordnung und um die Reorganisation der Zentral- sowie der regionalen Hegemonialmacht ficht. Beide Nationen sehen sich gezwungen, auf längst aus dem kollektiven Bewußtsein verschwundene Traditionen zu rekurieren. Der historische Rückgriff auf die "Ukrainische Aufstandsarmee" und die russische Vision einer "Großen Rus" als slawischer und russisch-orthodoxer Kulturraum sollen die Akzeptanz von Militär- und Staatsaufbau im Volk erhöhen. Interventionismus im vermeintlich kollektiven Sicherheitsinteresse kommt als weiteres legitimatorisches Instrument hinzu. So war russisches Militär bereits in verschiedenen zwischenstaatlichen und interethnischen Konflikten im Einsatz, ohne daß dort russische Bevölkerungsteile primär betroffen waren (Georgien-Abchasien und Armenien-Aserbaidschan). Mit neutralen Friedenstruppen, wie sie von den UN gestellt werden können, haben die russischen Peacekeeping-Kräfte jedenfalls wenig gemein.
Im Friedensbericht wird die These vertreten, daß sich das Sicherheitsdilemma und die daraus resultierende Gefahr von bewaffneten Auseinandersetzungen nur auflösen lasse, wenn Sicherheitsinstitutionen aufgebaut würden, die jenseits der kollektiven Verfügung über strategische Waffen den gefährlichen Egoismen nationalstaatlicher Militär- und Sicherheitspolitik entgegenwirken würden. So müsse die GUS zu einem euro-asiatischen, regionalen System kollektiver Sicherheit in enger institutioneller Verzahnung mit der KSZE ausgebaut werden.
In dem Zusammenhang ist die Frage berechtigt, ob die KSZE nicht zu hohe Erwartung in ihre Fähigkeiten zur institutionalisierten Friedensgestaltung in ganz Europa geweckt habe. Nicht nur die Konflikte in den GUS-Staaten, sondern auch die Jugoslawienkrise hat die Schwäche bisher praktizierter europäischer Sicherheitspolitik deutlich werden lassen. Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Sandschak, Vojvodina und Mazedonien sind zu Chiffren für einen erfolgten oder drohenden serbischen Aggressionskrieg sowie für systematisch begangene Kriegsverbrechen - insbesondere an Moslems und Frauen - geworden, ohne daß von dritter Seite wesentlich zu einer De-Eskalation beigetragen wurde. Im Gegenteil, die international mißbräuchliche Verwendung des Begriffs "Bürgerkrieg", obwohl von Anfang an ein klarer Aggressionskrieg vorlag, begünstigte die Einschätzung, daß ein solcher Krieg in dem balkanischen Vielvölkerstaat beinahe zu erwarten, historisch bedingt und deswegen unausweichlich gewesen sei. Damit hat man in europäischen Ländern, bewußt oder unbewußt, nicht nur die eigene politische Inaktivität und die Unlust zum Eingreifen legitimiert, sondern indirekt die Kriegsziele der Serben toleriert und damit selbst zur "Libanonisierung" beigetragen.
Im Friedensbericht wird einerseits die serbische Opposition für den Schlüssel zur Beendigung des Krieges und die Verhinderung seiner Ausweitung gehalten. Diese bedarf konsequenterweise einer Stärkung von außen. Einschränkend wird jedoch eingeräumt, daß die Menschen auf dem Land der nationalistischen Manipulation Milosevics weitgehend erlegen sind und sich von einer Welt von Feinden umgeben wähnen. Andererseits werden im Bericht klare Linien zwischen den Funktionen und Kompetenzen der KSZE, der EG, WEU und den USA gefordert, weil nur dadurch eine effektivere Umsetzung der Grundprinzipien wie Menschen- und Minderheitenrechte ermöglicht würden. Mit Blick auf Ex-Jugoslawien ist allerdings festzustellen, daß die Staatengemeinschaft zögert, in lokale Konflikte militärisch einzugreifen, sei es, weil sie zu geringe vitale Interessen zu verteidigen hat, sei es aus Furcht, in einen langwierigen Krieg à la Vietnam verwickelt zu werden. Die KSZE stellt daher eher ein Forum zur Organisation von internationalen Lernprozessen denn ein militärisches Interventionsorgan dar. Von einem System kollektiver Sicherheit, wie es für die GUS, die KSZE oder auch die UN mehrfach vorgeschlagen wurde, das die Staaten bindend verpflichten würde, einer Aggression gegen ein Mitglied militärisch entgegenzutreten, war die Staatengemeinschaft 1992 jedenfalls noch weit entfernt.
Bleibt die Frage nach anderen Institutionen und Staaten, die als einzelne oder kollektive Übermacht in der Lage wären, einen glaubwürdigen Schutz der Menschen- und Minderheitenrechte sowie der Opfer einer Aggression zu gewährleisten. Theoretisch kommen die USA als einzige verbliebene militärische Weltführungsmacht und die Europäische Union als aufstrebende Kollektivmacht dafür in Betracht. Um bei letzterer anzufangen: auch im Europa à la Maastricht trifft man auf classes politiques, die weitgehend ihren Eigeninteressen verpflichtet sind. Tendenzen der Re-Nationalisierung kommen den national von Wählerstimmen abhängigen Eliten durchaus entgegen. Einer friedenspolitischen Wünschbarkeit der weiteren Europäisierung Europas - durch Vertiefung und Erweiterung der Integration - stehen die etablierten Kräfte mit ihrem Beharrungsvermögen entgegen. Die Angst vor der Aufgabe von nationaler Souveränität im sicherheitspolitischen Bereich - ein Grundsatzproblem der Integration - verhinderte zusammen mit nationalegoistischer Interessenabwägung die Koordination und Durchführung einer wirksamen Jugoslawienpolitik. In den USA als weiterem Adressat für ordnungspolitische Aktivitäten ist das Verhältnis von Innen- und Außenpolitik aktuell wichtiger als zur Zeit der eingefrorenen Strukturen des Ost-West-Konflikts. Dies zeigt die inneramerikanische Debatte über die Ausgestaltung der Weltmacht in der postkommunistischen Ära. Während eine konservative semi-isolationistische Strömung die Rolle der USA als Polizist oder Sozialarbeiter der Welt ablehnt, müßten sie aus der Sicht einiger einflußreicher Unilateralisten weiterhin eine aktive, global ausgerichtete Außenpolitik betreiben und als einzige Supermacht die Instrumente zur Durchsetzung ihrer Interessen bereit halten. Dabei wird allerdings auf die schwindende ökonomische Basis der USA verwiesen. Beobachter gehen davon aus, daß sozio-ökonomische Krise und Machtverfall eine unilaterale Führungsrolle als utopisch anmuten lassen. In der Tat, die zahllosen über den Globus verteilten Krisen- und Konfliktherde behinderten eine große Strategie und begünstigten kollektive Aktionen, die nach opportunistischen Erwägungen beschlossen und arbeitsteilig durchgeführt wurden. Die humanitären und militärischen Aktivitäten in Somalia einerseits und die Zurückhaltung in Ex-Jugoslawien andererseits mögen diese These belegen.
Die Lösung der inneren Krisen wurde zur wichtigsten Determinante der amerikanischen Außenpolitik und bestimmte sowohl deren Spielräume wie deren Aktionsradius. Dies hat Konsequenzen für die Zukunft. Obwohl die USA unter Clintons Führung trotz Budgetkürzungen, Abrüstung und multilateraler Kooperation die stärkste Militärmacht bleiben soll, sind sie weit davon entfernt, das weltpolitische Geschehen dominieren, geschweige, eine Weltordnung künftig unilateral gestalten zu können.
Beherrschung des "fundamentalistischen Islam" gilt nach dem Zusammenbruch des Kommunismus sowohl in Rußland als auch im Westen als eine der zentralen strategischen Aufgaben. Wie die Aufrechterhaltung des Feindbildes im Kalten Krieg hat die Feindbildverschiebung zu Beginn der neunziger Jahre ihre eigene Psychodynamik. Dabei sticht vor allem die undifferenzierte Rede von "dem Islam" als konfliktfördernd hervor. Jenseits der grob vereinfachten Wahrnehmung zeigt sich die Welt des Islam ethnisch, religiös, wirtschaftlich und machtpolitisch von zahlreichen Konfliktlinien durchzogen. Sie eignete sich kaum als funktionales Äquivalent für das verlorene Feindbild Kommunismus. Lediglich der "Islamismus" entwickelte sich zu einer ernstzunehmenden politischen Grundströmung mit antiwestlicher Stoßrichtung. Er repräsentiert jedoch keineswegs eine Mehrheitsströmung, sondern eine kleriko-faschistische, dem religiösen Gehalt des Islam vielfach entgegengesetzte politische Minderheit, die durch besondere Lautstärke von sich reden macht. Soweit es sich dabei um eine geopolitische Strategie à tous azimuts (Strategie der Rundumverteidigung - Anm. d. Red.) handelt, beinhaltet die neue Ideologie ein ganzes Spektrum von Konflikten. So geht vor allem der radikale Flügel der islamistischen Gottespartei um den Khomeiny-Sohn Ahmad davon aus, daß nach der Konfrontation zwischen Kapitalismus und Kommunismus nun eine ähnliche zwischen Christentum und Islam um die Antipoden Washington und Teheran zu erwarten sei. Die aktivsten und hochkarätigsten Verfechter der Imamslinie (des Imam Khomeiny) befinden sich bereits in der westlichen Diaspora, so etwa in Buenos Aires und Detroit als den Ballungszentren libanesischer und irakischer Schiiten.
Die wachsende wirtschaftlich-soziale Krise in einigen neuen Muslim-Republiken könnte der Expansionspolitik des iranischen Islamismus entgegenkommen - analog zu Entwicklungen in Nordafrika. Dort haben Verarmungsprozesse, Arbeitslosigkeit, Bevölkerungswachstum, Umweltdegradation und mangelnde Zukunftsperspektiven für die Jugend eine Untergangsstimmung hervorgerufen. Sie haben eine Hinwendung zu den von Teheran ausgegebenen Parolen und die Eskalation von Feindseligkeiten zwischen Christen und Muslime zur Folge gehabt (Nigeria, Kenia, Gambia). Sudan ist seit der Machtübernahme von Husan At-Turabi der zweite voll islamische Staat, der zusammen mit Iran ein weltumspannendes islamistisches Terroristennetzwerk aufgebaut hat. Die Islamisten begehen im Südsudan einen Genozid am Dinka-Volk, der den ethnischen Säuberungen in Bosnien durch die Serben in nichts nachsteht. Es steht zu befürchten, daß auch den Bosniern (den "Palästinensern Europas"), die an sich eine uralte pazifistische Tradition im Bogomilentum besitzen, nach ihrer Vertreibung nichts anderes übrigbleiben wird, als sich aus existentiellen Gründen in das bellizistische Netzwerk der Islamisten zu integrieren.
Wer aus friedenspolitischen Gründen das Zerrbild Islam auflösen möchte, kommt erstens um eine Analyse der politischen und nationalistischen Zielsetzungen des Islamismus im Dienste Irans nicht herum. Zweitens muß er die Tendenzen muslimischer Gesellschaften hervorheben, sich gänzlich unterschiedlich voneinander zu entwickeln, sei es trotz des Islam oder gerade wegen des Islam. Und drittens muß das Differenzierungsvermögen auch bei der Analyse von Fundamentalismen ansetzen.
Religiöser Fundamentalismus hat eine psychische, soziale und politische Basis. Im Rückblick signalisierte der Fundamentalismus ein überall gegenwärtiges, diffuses Unbehagen mit persönlichen, zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen, nationalen und internationalen Entwicklungen. Fundamentalistische Verhaltensweisen bilden einen letztlich erfolglosen - "weil immer abwehrenden und damit gewaltsamen - Versuch rückwärts gerichteter Rebellion gegen soziale Entfremdung, ethnisch-kulturelle Entwurzelung, weltanschauliche Heimatlosigkeit und gesellschaftlichen Wertzerfall der Moderne und der Postmoderne" (Ch. J. Jäggi).
Fundamentalismus als "Alltagspathologie des Fortschritts" trifft man in der Tat nicht nur in islamischen Ländern, sondern ebenso in den sich transformierenden Gesellschaften Osteuropas, aber auch in Westeuropa: hier manifestierte sich der Fundamentalismus in emotionalisierten rechtsradikalen und nationalistisch- rassistischen Bewegungen. In der Schweiz z. B. können viele Gegner des EWR bzw. der EG gemäß unserer Definition problemlos als fundamentalistisch eingestuft werden.
Mit der Ökologieproblematik spielte ein weiterer Faktor grundlegend neuer Art verstärkt in die internationalen Beziehungen hinein. Es zeichnet sich eine neue Form von Konflikten ab, die ökologisch begründet sind. Nehmen wir das Beispiel des Krieges in Sudan, der nicht zuletzt aufgrund der spektakulären UN- Aktion in Somalia gerne vergessen wird. Dort haben sich die beiden zentralen Konflikte - der traditionelle ethnische Konflikt zwischen dem arabisch-islamischen Norden und dem schwarzafrikanischen christlich-animistischen Süden einerseits und der machtpolitisch-ökonomische Konflikt zwischen der machthabenden Jellaba des Nordens und der verarmten Bevölkerung andererseits - längst zu einer fundamentalen Auseinandersetzung um die degradierte Umwelt und die dadurch knapp gewordenen erneuerbaren Ressourcen transformiert. Diese Konfliktverschiebung, die einer Verschärfung und Verstetigung gleichkommt, wurde bereits in anderen Staaten der Sahelzone sichtbar und könnte rasch auch in anderen Teilen Afrikas virulent werden. Afrika ist heute im Weltvergleich diejenige Großregion mit den gravierendsten strukturellen und institutionellen Mängeln. Mit Ausnahme weniger Musterländer der wirtschaftlichen Entwicklung (Gabun) oder tragfähiger, jedoch von außen induzierter Demokratisierungsprozesse (Namibia), sind die meisten Staaten Afrikas von Hunger, inneren Unruhen (Ägypten, Äthiopien, Algerien, Mali, Kamerun, Kenia, Südafrika, Togo, Tschad, Zaire) und Bürgerkriegen geprägt (Angola, Guinea, Liberia, Mosambik, Ruanda, Somalia, Sudan, West-Sahara). Vielfach kommen epidemische Krankheiten wie Aids (Uganda, Zaire, Kenia, Tansania usw.) und klimatische Probleme (Trokkenheit) und ökologische Degradation ganzer Ökoregionen verschärfend hinzu (Sahelzone). Zu den 15 Millionen "regulärer" Flüchtlingen addieren sich Millionen "displaced peoples", Wirtschafts- oder Umweltflüchtlinge, die ebenfalls ein inner- oder zwischenstaatliches Konfliktpotential darstellten - und insbesondere im reichen Norden Ängste vor Masseneinwanderungen wecken.
Nach dem Schwinden der alles beherrschenden "alten" Vernichtungsangst vor einem großen Nuklearkrieg zwischen Ost und West ist nach dem Ende des Kalten Krieges ein verworrenes Bündel unterschiedlichster "neuer" Ängste entstanden: Angst vor dem Westen im Islam, Angst vor dem Islam und einer Einwanderungswelle aus dem Süden im Westen, Angst vor neuen Hegemonialansprüchen Rußlands bei den neuen Nachbarstaaten, Angst vor ethnisch begründeten Zerfallserscheinungen in Rußland, Angst vor dem Zerfall der Lebensordnungen in Entwicklungsländern und schließlich die existentielle Angst der Bevölkerung vor Vertreibung, Zerstörung und Krieg. Diese höchst unterschiedlichen und räumlich getrennten Ängste - letztlich Ausdruck des Sicherheitsdilemmas zwischen Nationalstaaten bzw. sich formierenden Ethnien - haben sich zu einem diffusen Angstsyndrom verdichtet, das die Welt zum Jahreswechsel mit einem bleiernen Schleier überdeckte.
Angesichts dieser komplexen Situation wirkt die Politik konzept-, rat- und tatenlos. Die friedenswissenschaftlichen Empfehlungen an die Politik beziehen sich auf drei Handlungsebenen:
1. Einmischungen: Durch schnell wirkende, nichtmilitärische Sofort-Maßnahmen sind die schlimmsten Notstände zu lindern, Krisen einzudämmen, Konflikte zu de-eskalieren. Wirtschaftlicher und politischer Druck sind legitime Mittel, um gegen uneinsichtige Konfliktparteien vorzugehen. Die Wahrung der Menschen- und Minderheitenrechte muß universales Ziel sein, das international durchgesetzt werden muß. Es darf nicht nationalen Machthabern überlassen werden. Hier sind neue internationale Verhaltenskodizes mit streng völkerrechtlichem und unter Umständen weltpolizeilichem (nicht national-militärischem) Charakter gefragt. Oberste humanitäre Leitlinie muß dabei immer die Vermeidung von Opfern sein.
2. Integration: Dringend erforderlich ist die Stärkung und der Ausbau der internationalen Institutionen und Instrumente zur Konfliktbearbeitung und Krisenbeherrschung. Konkret bedeutet dies u. a., die Vertiefung und Erweiterung der Integration Europas; den Ausbau der GUS zu einem System kollektiver Sicherheit, institutionell eingebunden in die KSZE; die Ausgestaltung der KSZE zu einem wirksamen Dialog- und Streitbeilegungsinstrument; die Befähigung der UN zur weltinnenpolitischen Konfliktregelung und Krisenbearbeitung. Entscheidend ist die Stärkung übernationaler, weltgesellschaftlicher Strukturen der Politik - was die Übertragung nationaler Souveränitätsrechte voraussetzt -, damit die bedrohliche Lücke zwischen Krisendynamik und Lösungsagonie nachhaltig verkleinert werden kann.
3. Prävention: Im Rahmen eines grundlegend neuen Politikverständnisses, das zur Wahrnehmung von künftigen Problemfeldern geschärft ist, geht es um die Entwicklung von Strategien, die die Vorbeugung zu einem zentralen Element machen. Eine vorausschauende Politik muß die Behandlung krisen- und konfliktträchtiger Lebenszusammenhänge durch die positive Beeinflussung der negativen Ursachenstrukturen zum Dreh- und Angelpunkt ihres Handelns machen. Die Chancen einer zivilen Präventionspolitik im Weltmaßstab sind rein theoretisch nach der Überwindung des Ost-West- Konflikts größer geworden. Sollen sie nicht ungenutzt verstreichen, muß weltweit die Rolle und Verantwortung der Gesellschaften gegenüber Machthabern und Staat hervorgehoben werden.
Die Vorschläge mögen angesichts der hartnäckigen Konfliktlagen und der düsteren Zukunftsprognosen zahnlos wirken, sie deuten jedoch auf die richtige Frage: warum ist der Friede minimal organisiert, während der Krieg bestens ausgestattet ist? Der Friedenswissenschaftler mag sich mit der taoistischen Weisheit von Fun Chang über die Zeit der Kälte hinwegtrösten: "Ein Sehender kann nur sehen. Er wird den Menschen zwar helfen, ihre Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, aber er kann sie weder dazu zwingen, noch vermag er die Arbeit an ihrer Stelle zu verrichten." Dennoch muß er sich fragen: Haben wir genug getan, den Menschen bei dieser Erkenntnis behiflich zu sein?
WESTEND. Jährlich vergibt die Heussenstamm-Stiftung zwei Studienfahrten im Wert von jeweils 2000 Mark. Die diesjährigen Preisträger sind die beiden Maler Margarethe Rudolph und Hans-Ludwig Wucher. Während Frau Rudolph sich seit Jahren dem Sujet der gegenständlichen Malerei verschrieben hat, beschäftigt sich Hans-Ludwig Wucher vorwiegend mit Porträt- und Aktmalerei.
Die Heussenstamm-Stiftung läßt den Preisträgern freie Wahl bei Ziel und Inhalt der Studienfahrt. Einzige Auflage: Die während der Reise angefertigten Arbeiten sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre in der Galerie der Frankfurter Stiftung, Barckhausstraße 1-3, einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. tin
Die Aussichten, den Jodmangel und die damit verbundenen Folgekrankheiten in Deutschland erfolgreich zu bekämpfen, haben sich im neuen Jahr offensichtlich etwas verbessert. So wäre es denkbar, daß mit Inkrafttreten des Europäischen Binnenmarktes stärker als bisher auch Lebensmittel mit jodiertem Speisesalz nach Deutschland gelangen. Zudem mehren sich die Anzeichen dafür, daß auch Bonn dem Jod-Defizit endlich größere Aufmerksamkeit widmen will.
Aus der Umgebung von Bundesgesundheitsminister Hans Seehofer verlautete jetzt, die Bundesregierung werde in diesem Jahr gezielt das Problem des Jod-Defizits und der damit zusammenhängenden Krankheiten in Angriff nehmen. Damit könnte auch die mit dem Gesundheitsreformgesetz bezweckte Ausgabenreduzierung im Gesundheitswesen erheblich verstärkt werden. Nach Schätzungen betragen die jährlichen Kosten für Diagnose und Therapie von Erkrankungen der Schilddrüse in Deutschland knapp zwei Milliarden Mark.
Mit der Ausrichtung auf das Jod-Defizit in Deutschland kommt Bonn einer Forderung entgegen, die von Medizinern wiederholt aufgestellt wurde und die erneut auch in dem kürzlich veröffentlichten Ernährungsbericht 1992 enthalten ist. Darin heißt es: "Die Bundesregierung sollte alle ihre Möglichkeiten nutzen, um der Jodmangelprophylaxe noch stärker Geltung zu verschaffen". Aufgrund der bisherigen Mißerfolge einer durchgreifenden Jodprophylaxe schlägt Professor Rolf Großklaus vom Max-von-Pettenkofer-Institut des Bundesgesundheitsamtes (BGA) in Berlin sogar vor, ein "nationales Jodprogramm" in die Gesundheitsreform aufzunehmen. "Dadurch könnte im vereinten Deutschland eine konzentrierte Aktion ermöglicht werden, um letztlich mit allen Beteiligten eine wirksame Bekämpfung der Jodmangelkrankheiten zu garantieren", schrieb Großklaus in der Januar-Ausgabe des offiziellen Bundesgesundheitsblattes.
Der Wissenschaftler erinnerte in diesem Zusammenhang daran, daß unter Berücksichtigung der lebensmittelrechtlichen Voraussetzungen "eigentlich gute Chancen" zum Ausgleich des naturbedingten Jod-Defizits vorhanden seien - etwa gemäß den Forderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die WHO hatte auf ihrer 43. Tagung am 14. Mai 1990 eine Revolution verabschiedet, in der bis zur Jahrhundertwende das Ziel anvisiert wurde, "in allen Ländern die Jodmangelkrankheiten als ein Hauptproblem des öffentlichen Gesundheitswesens auszurotten".
Nach wie vor gehört Deutschland zu den Ländern mit ausgeprägtem Jodmangel und damit auch örtlich oder regional auftretenden Schilddrüsenerkrankungen. Der Binnenmarkt wird vermutlich positive Auswirkungen darauf haben, denn das Angebot von jodiertem und fluoridiertem Speisesalz aus anderen EG-Ländern wird sich in Deutschland erheblich vergrößern. Damit steigen zugleich die Aussichten auf eine bessere Vorbeugung. Als vorbildlich gelten bei der Jodprophylaxe die Niederlande und die Schweiz.
Jod, ein lebenswichtiger Nährstoff, dient vor allem dem Aufbau der körpereigenen Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin. Beide Hormone haben wesentliche Funktionen bei Knochenbildung, Stoffwechsel, Wachstum, Muskelaktivität, Wasserhaushalt und Gehirnentwicklung. Da der Organismus während Schwangerschaft und Neugeborenenphase auf Jodmangel am empfindlichsten reagiert, haben vor allem Schwangere und Stillende einen erhöhten Bedarf an dem vitalen Spurenelement. Während die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Erwachsene ein Jod-Quantum von 200 Mikrogramm pro Tag (ein Mikrogramm ist ein Millionstel Gramm) vorschlägt, sollten schwangere und stillende Frauen 30 bis 60 Mikrogramm täglich mehr aufnehmen.
Jodmangel, der in Deutschland besonders ausgeprägt ist, gilt als ein erhebliches Gesundheitsproblem, das sich in das Bewußtsein der Bevölkerung aber noch nicht besonders eingeprägt hat. Keineswegs allein der heute eher selten gewordene Kropf verweist auf ein Jod-Defizit. Bereits geringe Fehlbeträge können, auch ohne auffällige Schilddrüsenvergrößerung, zahlreiche Mangelerkrankungen auslösen. Dazu gehören der Anstieg der Rate von Mißbildungen, Fehl- und Totgeburten, geistige Behinderung, Innenohrschwerhörigkeit oder Störungen des Skelettwachstums.
Untersuchungen haben laut Professor Großklaus ergeben, daß "alle schwangeren Frauen in Deutschland das Risiko eines Jodmangels haben". In der Pubertät weisen etwa die Hälfte aller Mädchen und fast jeder dritte Junge vergrößerte Schilddrüsen auf. Der "dicke Hals" von Kindern und Jugendlichen kann somit keinesfalls als Schönheitsproblem gelten, das sich, wie Großklaus formulierte, "auswächst". Hinzu kommt, daß Kinder mit Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) auch erhöhte Cholersterinspiegel haben, so daß das Risiko einer vorzeitigen Arteriosklerose besteht.
Jodmangel und daraus entstehende Erkrankungen sind die Ursache dafür, daß in Deutschland jährlich etwa 100 000 Operationen an der Schilddrüse ausgeführt werden müssen - es ist insgesamt der dritthäufigste Eingriff nach Blinddarm- und Leistenbruch-Operationen. Sie würden bei vielseitiger Verwendung jodierten Speisesalzes wahrscheinlich vollständig wegfallen. Da bei jüngeren Untersuchungen erhebliche Defizite auch in Schleswig-Holstein, in Mecklenburg-Vorpommern sowie um Jena festgestellt wurden, kann die bisher gültige These vom Nord-Süd-Gefälle offenbar nicht mehr gehalten werden. Sie beruhte auf der Vorstellung, im Süden sei der Boden während der Eiszeit besonders ausgelaugt worden.
Die Behebung des Jodmangels hat inzwischen besondere Bedeutung für die neuen Bundeslänger erlangt. Dort hatte nämlich die Einführung des Freiwilligkeitsprinzips nach der Wiedervereinigung einen Rückgang des Verbrauchs von jodiertem Speisesalz zu Folge. Dies bedeutet, wie im Ernährungsbericht bedauernd festgestellt wird, "einen schweren Rückschlag für die Bemühungen um eine Verbesserung der Jodversorgung". Die Autoren des Berichts befürchten sogar bereits negative gesundheitliche Auswirkungen. Bonn und die Regierungen der neuen Länder werden daher aufgefordert, durch finanzielle Unterstützung von Aufklärungsprogrammen den Informationsstand der Bevölkerung in Deutschland-Ost rasch zu verbessern.
Aufbauend auf den Erfahrungen anderer Länder bei der Beseitigung des Jodmangels kann nach Ansicht von Ernährungswissenschaftlern nur ein schlüssiges Konzept das Defizit des essentiellen Nährstoffes Jod beseitigen. Dazu gehören der Gebrauch von jodiertem Speisesalz im Haushalt und in der Gemeinschaftsverpflegung ebenso wie dessen Verwendung bei der Herstellung von Brot, Wurst und Käse. Hier sind Bäcker, Fleischer, Molkereien, aber auch die Verbraucher selbst aufgerufen.
Anders als Professor Großklaus halten jedoch die Autoren des Ernährungsberichts dazu einige Änderungen im Lebensmittelrecht für notwendig. So darf derzeit ein Bäcker, der nur jodiertes Speisesalz verbraucht, dies nicht einfach pauschal bekannt zu geben. Nach den lebensmittelrechtlichen Kennzeichnungsvorschriften muß er vielmehr bei der Ausschilderung jedes einzelnen Produktes auf die Verwendung des jodierten Salzes hinweisen. Dies gilt analog etwa auch für Gastwirte: Das geltende Recht zwingt sie, hinter jedes Gericht auf der Speisekarte einen Vermerk anzubringen. Diese Art der Kennzeichnung hat in der Praxis häufig Widerstand zur Folge. Sinnvoll wäre somit ein allgemeiner Hinweis im Schaufenster oder der einmalige Vermerk etwa am Anfang der Speisekarte.
Ähnlich hilfreich wäre eine Änderung der Rechtslage bei der Käseherstellung. Jodiertes Salz darf dabei bisher nicht verwendet werden. Da die Herstellung von Käse verhältnismäßig große Salzmengen erforderlich macht, hätte die Zulassung von jodiertem Salz nach Expertenansicht hohe gesundheitliche Bedeutung. Nicht zuletzt könnte vermutlich bereits ein leichter Begriffswandel bewußtseinsfördernd wirken: Die Bezeichnung "jodiertes Salz" vermittelt nach Marktanalysen bei den Verbrauchern häufig den Beigeschmack von "Chemie". Der Begriff "Jodsalz" dagegen ist klar positiv besetzt, allerdings gesetzlich nicht zulässig. KLAUS DALLIBOR
DORNBUSCH. Es gibt Leute, die wollen Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium kurz vor Jahresende nicht missen und pilgern zu einer Aufführung; Gelegenheiten dafür gibt es genug. So auch in der evangelischen Dornbuschkirche, wo Chor und Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde Bad Soden unter Leitung von Lothar Lämmer musizierten.
Es ist schon etwas Wahres dran: Wenn Trompeten und Flöten den Eingangschor "Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage" intonieren, dann wird es einem richtig feierlich ums Herz. Allerdings müssen gute Bläser her, sonst kommt keine Freude auf. Lothar Lämmer hatte glücklicherweise Profis vom Frankfurter Museumsorchester engagiert. Die Trompeter brillierten gleich zu Beginn in Bachs Suite Nr. 3 D-Dur. Das Werk mit dem berühmten zweiten Satz, das "Air", eignet sich wegen seiner Tonart und dem feierlichen Charakter eigentlich gut als Ouvertüre zum Weihnachtsoratorium. Der Abend wird allerdings lang. Auf gepolsterten Stühlen sind über zwei Stunden Musik erträglich, auf harten Kirchenbänken machte die letzte halbe Stunde aber keinen Spaß mehr.
Das Weihnachtsoratorium besteht aus sechs Kantaten. Bach griff dabei in weiten Teilen auf von ihm bereits komponierte weltliche Kantaten zurück, unterlegte neue Texte und fügte Rezitative und Choräle ein. Selten werden alle sechs Kantaten im Konzert hintereinander gespielt. Leider hat es sich fast schon eingebürgert, nur die drei ersten aufzuführen. So auch in der Kirche am Dornbusch.
Lämmer dirigierte den Eingangschor in straffem Tempo. Sein Chor wollte die Sache offenbar gemächlicher angehen. Er brauchte einige Takte Anlaufzeit, um dem Orchester zu folgen. Dann allerdings sangen die Bad Sodener Musifreunde frisch und schwungvoll. Vieles hätte zwar gewaltiger klingen können, wie etwa der Eingangschor der zweiten Kantate, dafür fehlt es dem Chor aber wohl an stimmlichem und personellem Umfang. Bis auf den Chor "Ehre sei Gott", in dem es kurzzeitig drunter und drüber ging, gab's aber nur wenig zu bemängeln.
Im Gegensatz zu Chören und Solo- Arien dirigierte der Kantor der Dornbuschgemeinde die Choräle ruhig und breit. Sein Konzept ging meistens auf. In der Arie "Frohe Hirten, eilt" kam Tenor Achim Kleinlein aber gehörig in Schwierigkeiten: Die Koloraturen waren bei diesem Tempo kaum mehr zu singen. Und auch der "Hirtensinfonie" fehlte einfach die Ruhe.
Das Streichorchester bot eine respektable Leistung. Schon in der Orchestersuite wurde solide und intonationssicher musiziert, freilich mangelte es häufig an offensivem, mutigem Spiel. Zwei Trompeten spielten 30 Streicher glatt an die Wand. Dabei leistete der Konzertmeister am ersten Pult der Violinen noch die meiste Arbeit. Wie gut er spielte, konnte das Publikum in der Arie "Schließe, mein Herze" bewundern: Dort war er Solopartner von Altistin Hiroko Machimura.
Lothar Lämmers Wahl der Gesangssolisten überzeugte nicht restlos. Tenor Achim Kleinlein war ein glänzender Evangelist, und auch Altistin Hiroko Machimura, wenngleich eher Mezzo-Sopranistin, machte ihre Sache gut. Auch gegen Sopranistin Kyoko Kano war wenig einzuwenden. Bassist Michael Kreikenbaum aber deckte durch übermäßiges Vibrato viele Details seiner Partien zu. Und im Duett "Herr, dein Mitleid" paßte seine Stimme nicht zum hellen, knabenhaft timbrierten Sopran Kyoko Kanos. Von ihr war wenig zu hören.
Johann Sebastian Bach hatte im Jahr 1734 wohl keine gute Sopranistin zur Hand. In den ersten drei Kantaten ist keine einzige Arie für Solo-Sopran vorgesehen - dafür drei für die Altstimme. Ziemlich unfair. Kurzerhand schmuggelten die Musiker in der Dornbuschkirche die berühmte "Echo-Arie" aus der Kantate Nr. 4 in die dritte, um Kyoko Kano auch ihren solistischen Auftritt zu geben.
Gern hätte man im Programm die Namen der Bläsersolisten gelesen. Was sie an diesem Abend leisteten, war von höchster Güte - und es lag nicht zuletzt an ihnen, daß das Konzert im Gedächtnis bleibt. ECKART BAIER
HÖCHST. Im Jugendzentrum können Mädchen und Frauen jetzt Techniken erlernen, um sich im Notfall selbst gegen Angriffe und alltägliche Belästigungen zu verteidigen. Im Kursus werden sprachliche und körperliche Tricks vermittelt. Fitneß ist keine Voraussetzung, um daran teilzunehmen.
Der Unterricht beginnt am 16. Februar. Bis zum 6. April treffen sich die Mädchen und Frauen dann jeweils dienstags von 9.30 bis 11.30 Uhr im Jugendzentrum, Palleskestraße 2. Die Teilnehmerinnen müssen für den Kursus 50 Mark Gebühr bezahlen.
Anmeldungen nimmt das Jugendhaus unter der Telefonnummer 31 06 / 56 72 entgegen. tos
BAD HOMBURG. Bei einer Orgelvesper in der Erlöserkirche am Samstag, 30. Januar, 17 Uhr spielt Hayko Siemens an der neuen Bachorgel.
Klassische Kammermusik erklingt beim nächsten Schloßkonzert am Freitag, 5. Februar, 20 Uhr in der Kirche im Landgrafenschloß. Auf dem Programm stehen Trios von Haydn und Mozart. Es spielt das "Trio 1790" mit Harald Hoeren (Hammerklavier), Matthias Fischer (Violine) und Philipp Bosbach (Violoncello). Karten für das Konzert gibt es im Verkehrsamt im Kurhaus und an der Abendkasse.
FRIEDRICHSDORF. Arien aus Opern von Mozart, Kunstlieder von Mussorgski und italienische Arien aus dem 16. Jahrhundert sind beim Gesprächskonzert am Sonntag, 31. Januar, 19 Uhr, im Rathaussaal Friedrichsdorf zu hören. Helga Hasik (Sopran) singt und wird am Flügel begleitet von Friedrich Haller. Hella Deetjen von der Kaiserin-Friedrich- Schule in Bad Homburg führt durch das Programm.
OBERURSEL. Kammermusik des Barock wird in der Christuskirche in der Oberhöchstadter Straße am Sonntag, 31. Januar, 17 Uhr gespielt. Ingrid Otten (Blockflöte), Uwe Zipperling (Viola da Gamba) und Siegfried Maier (Cembalo) spielen Werke von Frescobaldi, Händel, telemann und anderen Komponisten.
Eines der seltenen, aber musikalisch reizvollen Schlagzeugkonzerte ist am Samstag, 6. Februar, 19.30 Uhr, im Rathaussaal zu hören. Der Kulturkreis Oberursel hat die Schlagzeugerin Cornelia Monske zu einem Gesprächskonzert eingeladen: Die Musikerin wird nicht nur ihre zahlreichen Schlaginstrumenten vorstellen, sondern auch in die Werke einführen, die sie spielen wird. Es ist Musik von Keiko Abe, Mark Glenworth, Siegfried Fink, Klaus Hashagen und Nebojsa Jova Zivkovic, nicht nur kraftvolle, sondern auch leise Töne werden erklingen.
Die Schlagzeugerin Cornelia Monske studierte an der Musikhochschule Würzburg bei dem bekanntesten deutschen Schlagzeuglehrer Siegfried Fink.
USINGEN. Der Kulturkreis Usinger Land lädt für Sonntag, 7. Februar, 20 Uhr in die Christian-Wirth-Schule in Usingen zu einem Liederabend mit Franz Schuberts "Winterreise" ein. Die 24 Lieder nach Texten von Wilhelm Müller singt Rainer Weiss (Bariton). Der Sänger wird am Klavier von Matthias Gräf-Schestag begleitet. nau
Wie vergänglich ist der Sportruhm? Wann und für wen hat er Ewigkeitswert? Das hängt von der Zeit, der Art, der Dauer der Erfolge ab - auch von der Popularität der Sportart. Paovo Nurmi, Jesse Owens, Emil Zatopek, Muhammed Ali (Cassius Clay), Eddy Merckx können ihn vielleicht für sich beanspruchen, auf nationaler Ebene wohl auch Max Schmeling. In den meisten Fällen aber welkt er viel schneller als man denkt, und dieser Prozeß ist beim ständig anwachsenden Sportangebot, auch in den Medien, einer immer größeren Beschleunigung unterworfen.
"Walter Lohmann? Nie gehört!", überraschte mich der um 35 Jahre jüngere Kollege, nachdem ich ein langes und bedrückendes Telefonat mit Walter Lohmanns Frau Irmgard in Bochum beendet hatte. Ein Vorwurf ist ihm nicht zu machen. Als Lohmann seine Karriere beendete, war er noch nicht geboren. Damals aber, Anfang der fünfziger Jahre, wäre der Name Walter Lohmann mit Sicherheit genannt worden, wenn jemand nach den zehn populärsten deutschen Sportlern gefragt hätte. Er war die herausragende Persönlichkeit bei den damals so zuschauerträchtigen Steherrennen. Als er 1953, zwei Tage bevor er 42 Jahre alt wurde, zum zehnten Male Deutscher Stehermeister wurde, schauten in Wuppertal 20 000 Fans zu. Zwei Jahre später beim WM- Endlauf an gleicher Stelle waren es sogar 34 000, obwohl Lohmann nicht dabei war.
Walter Lohmann war 1937 Steher- Weltmeister und wäre es mit Gewißheit noch einige Male geworden, wenn der Krieg nicht gekommen wäre. Zur elitären Zunft der Steher zu gehören, war in jener Zeit und auch in der Nachkriegszeit das erklärte Ziel der deutschen Radprofis. Lohmann hatte auch große Straßenrennen gewonnen und 1934 mit dem Kölner Rausch zusammen in Berlin das letzte deutsche Sechstagerennen vor dem Verbot dieser Sportdisziplin durch die Nazi- Regierung. Wenn man nachliest, daß Lohmann allein 1952, als er fünfzehn Jahre nach seinem WM-Sieg noch einmal vielbejubelter WM-Zweiter wurde, 29 Steherrennen gewonnen hat, dann ist er bestimmt 60 gefahren. Ein Geschäft ohnegleichen. Auch in Frankfurt waren 20 000 Zuschauer bei Steherrennen keine Seltenheit.
Und zudem war er eine eigenwillige, auch streitbare Persönlichkeit. Als der Bund Deutscher Radfahrer nach dem Kriege neugegründet wurde, stellte Lohmann einen befreundeten Geschäftsmann als Kandidaten auf, der durchkam und im Amt blieb, bis die alten Funktionäre "entnazifiziert" waren. Zur WM 1953 fuhr er nicht, weil er sich in den beiden Jahren vorher vom BDR in punkto Spesenabrechnung schlecht behandelt fühlte ("Funktionäre haben mit dem Geld gepraßt, wir Sportler wurden mit Almosen abgespeist"), und als seine Forderungen nicht erfüllt wurden, blieb er zu Hause. Und 1954, als die WM in Deutschland stattfand, war er ge- Wie Ruhm verwelkt - Beispiel Lohmann sperrt, weil er zusammen mit Gustav Kilian in der Westfalenhalle mit dem damaligen sportlichen Leiter Otto Weckerling eine verbale und handgreifliche Auseinandersetzung hatte. Weckerling hatte gerade am 42jährigen Bochumer Lohmann und am 46jährigen Dortmunder Kilian vorbei den damals 23jährigen Frankfurter Horst Holzmann zum neuen Star der Westfalenhalle aufgebaut und den "Oldies" keine oder schlechtere Verträge angeboten.
Die zweijährige Sperre wurde später verkürzt, und Walter Lohmann setzte im Oktober 1955 einen fulminanten Schlußpunkt unter seine Karriere, als er in Wuppertal hinter seinem Schweizer Schrittmacher Georges Grolimond einen Weltrekord fuhr, der noch immer Bestand hat: 94 Kilometer in der Stunde, 1:03,40 Stunden für 100 km, die damals noch übliche klassische Steherdistanz. Es sind Weltrekorde für die Ewigkeit, weil es die dicken 2000-ccm-Motore nicht mehr gibt, bald auch keine 500-MeterBahnen mehr, und wohl auch keine Steher mehr von der Klasse des damals 44jährigen Walter Lohmann.
Seit 13 Jahren aber sitzt Walter Lohmann im Rollstuhl, ist ein Pflegefall für seine Frau, die ihn aufopferungsvoll pflegt. Er war 68, als er beim Skifahren in Zermatt abstürzte und so unglücklich auf einem Felsen aufschlug, daß er Schädelbasisbruch, Brüche von Schulter und Beinen, Verletzung der Wirbelsäule davontrug, nur mühsam geborgen und mit dem Hubschrauber in die Klinik von Sion gebracht, wo er zehn Wochen zwischen Leben und Tod schwebte. "Wie das Unglück geschah, weiß man bis heute nicht", erzählte Frau Irmgard, "und er kann es nicht sagen und sich nicht erinnern." Nur der vier Jahre ältere Gustav Kilian, der durch seine erfolgreiche Karriere als Trainer seinen Sportruhm verlängerte und der vier Jahre jüngere Kölner Jean Schorn kommen ab und an zu Besuch. "Es ist schrecklich", gestand Kilian einmal, einen so großartigen Athleten so hilflos zu sehen. Meist ist es, als ob er durch dich hindurchschaut." Und Jean Schorn erzählt: "Ich frische gern alte Geschichten auf, dann lächelt er auch manchmal, aber ich weiß nicht, ob er es überhaupt mitbekommen hat."
Daß der junge Kollege den Namen nicht mehr kennt, ist verzeihlich. Aber auch Horst Holzmann und Gisela Intra, die Witwe des von Lohmann sehr geschätzten Frankfurter Lokalmatadoren Theo Intra, wußten nichts vom Schicksal des inzwischen 81jährigen Ex-Weltmeisters, und Frau Lohmann wiederum wußte nicht, daß Theo Intra vor elf Jahren gestorben ist. Durch das harte Schicksal ist es ganz, ganz still um den einst so großartigen Rennfahrer geworden.
Sportruhm welkt schneller als man denkt. Spätere Generationen werden mit großer Wahrscheinlichkeit ähnliches erleben. "Michael Groß? Ulrike Meyfahrt? Anja Fichtel? Dietrich Thurau? Nie gehört!"
HELMER BOELSEN
WESTHAUSEN. "Eigentlich ist es kein richtiges Jubiläum, aber doch ein Grund zum Rückblick und zum Feiern", meinte Waltraut Heitmann, die Leiterin der "Mittleren Generation" der evangelischen Gemeinde in Westhausen. Dieser lockere Interessen- und Arbeitskreis, kurz MG genannt, besteht seit nunmehr 15 Jahren.
Gründer der "Mittleren Generation" war der damalige Gemeindepfarrer Ulrich Schwemer. Er wollte "das Mittelalter in der Gemeinde" für die Gemeindearbeit gewinnen - jene Gruppe, die oft etwas abseits des kirchlichen Lebens steht. Wenn die Kinder "aus dem Gröbsten heraus" seien, hätten sie vielleicht etwas mehr Zeit, um neue Aufgaben zu übernehmen, hoffte Schwemer seinerzeit und gab sich optimistisch.
Schon nach kurzer Zeit fand sich eine Gruppe mit den unterschiedlichsten Begabungen und Talenten zusammen: Handwerker und Humoristen, Organisatoren sowie Leute mit künstlerischer Ader und unkonventionelle Praktiker. Schnell bildete sich ein "harter Kern", der ganz wesentlich die Gemeindearbeit in Westhausen belebte und prägte; sei es nun beim Ausrichten von Gemeindefesten oder besonderen Gottesdiensten zum Erntedanktag oder anderen Feierlichkeiten.
Die Gruppe trifft sich regelmäßig zum Kegeln, zu Radtouren, Betriebsbesichtigungen oder zu Vorträgen über aktuelle und religiöse Themen. Die Treffen sind grundsätzlich offen für alle; auch die Konfession spielt überhaupt keine Rolle. Eine "feste Mitgliedschaft" gibt es ohnehin nicht.
Gefeiert wurde das "kleine Jubiläum" Ende Januar im Westhausener Gemeindezentrum an der Kollwitzstraße mit einem Gottesdienst. Am Nachmittag folgte in gemütlicher Runde eine "Kaffeetafel mit viel Geschwafel". Eine kleine Ausstellung mit Berichten und Bildern erzählte von der vielfältigen Arbeit der "Mittleren Generation" in den vergangenen fünfzehn Jahren. rw
KALBACH. Seit 1927 pflegen und hegen die Kalbacher im Verein ihre Hühner, Tauben und Kaninchen. Dieser Tage hatten sich die Züchter in der Turnhalle im Grubweg "eingenistet", um in einer Vereinsschau die Früchte ihrer Arbeit zu präsentieren. 70 Kaninchen und 317 Geflügeltiere waren zu bewerten. Zu gewinnen gab es Ehrenbänder, Vereinspokale und zwei Spezialpreise - einen für den besten Rammler, den anderen für ein Wyandotte-Zwerghuhn, eine Rasse, die ursprünglich aus Amerika stammt.
23 aktive Züchter gehören dem Verein an. Dazu kommen etwa 110 passive Mitglieder. Um ihr Hobby auch richtig betreiben zu können, haben sich die Kalbacher etwas besonderes einfallen lassen. Sie verfügen über ein 10 000 Quadratmeter großes Areal, auf dem mehr als 20 Hütten stehen - die Farmanlage. "So hat jeder Züchter seine eigene Parzelle von etwa 300 Quadratmetern und die Hühner genug Auslauf. Das ganze gleicht einer Schrebergartenanlage - eben für unsere Zwecke ausgebaut", sagte Monika Breither, die für die Jugendarbeit verantwortlich ist. Alle vier bis sechs Wochen trifft sie sich mit dem Nachwuchs, der zwischen acht und achtzehn Jahren alt ist. "Ich bringe ihnen bei, wie die Eier in die Brutmaschinen eingelegt oder der Taube und dem Täuber untergelegt werden", erzählte die Schriftführerin.
Alexander Kaiser hat bereits 50 eigene Hühner und Tauben. Durch seinen Vater, der schon seit 20 Jahren Mitglied beim Verein ist, kam der 14jährige zur Kleintierzucht. Bei der Bundesjugendschau in Frankfurt im vergangenen Dezember heimste er neun Preise ein. Die Jugendabteilung der Kalbacher war auch erfolgreichster Verein bei der Frankfurter Jugendkreisschau im November.
Auch zur Vereinsschau hatte Alexander Kaiser seine Tiere mitgebracht. Eine seiner Tauben, ein Kölner Tümmler, erhielt einen Stadtjugendpreis. Die Tümmler zeichnen sich durch bestimmte Merkmale am Kopf aus. Er ist besonders langgezogen, der höchste Punkt des Kopfes muß genau in einer Linie über den Augen liegen. Das Federkleid ist schwarz und schimmert stellenweise rot und türkisfarben.
Beeindruckend waren die "Deutschen Riesen". Diese Kaninchenrasse kann bis zu 15 Kilo auf die Waage bringen und 80 Zentimeter lang werden - was schon einem größeren Hund entspricht. Bei der Benotung gibt es keinerlei Gewichtsbeschränkungen. Die in Kalbach gezeigten "Deutschen Riesen" erhielten durchweg die Note "sehr gut". dil
0.5
0.5
Das jüngste Bonner Trauerspiel (Titelrolle Jürgen Möllemann) wirft auch die Frage auf: Wie war es eigentlich um die Sach- und Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers bestellt, als er dieser peinlichen Figur das Wirtschaftsministerium der Bundesrepublik anvertraute? War es dem Kanzler schnuppe, daß die Reaktionen der wirtschaftlichen Führungskräfte von mitleidigem Lächeln bis zum blanken Entsetzen reichten, je nachdem, wie man die Gefährlichkeit der Möllemannschen Inkompetenz einstufte?
Nun wird dem Kanzler von der F.D.P. der Herr Rexrodt aufs Auge gedrückt, der öffentlich erklärt:
"Meine Partei hat mich nominiert, und der Kanzler hat das zur Kenntnis zu nehmen und zu bestätigen."
Der Mann kennt also noch nicht einmal die Verfassung seines Landes, denn danach muß der Kanzler gar nicht. Er könnte ja auch die Idee haben, einen parteiungebundenen Fachmann mit der schwierigen Aufgabe des Wirtschaftsministers zu betrauen.
Ach so, der Kanzler muß doch - wegen des Koalitionsvertrages mit der Pünktchenpartei? Dann ist es also doch wahr, daß Parteiinteressen immer wieder über das Gemeinwohl gestellt werden? Da bleibt dem Staatsbürger beim Anblick dieser Bonner Laienspielschar nur die resignierte Feststellung: Armer Kanzler, armes Deutschland.
Erich Wiegand, Kirchhain
Der von Ihnen wegen seiner "kalten juristischen Korrektheit" beanstandete Satz Münzbergs: "Ihnen (den Kindern) ist also über die Vernichtung ihres Lebens hinaus kein weiteres Übel zugefügt worden, sie hatten insbesondere nicht besonders lange seelisch oder körperlich zu leiden", ist in der Tat kühl und korrekt (FR vom 6. 1. 1993 "Kein weiteres Übel: furchtbare Juristen"). Er ist notwendig, wenn ein Staatsanwalt begründen muß, weshalb eine Tat kein - unverjährter - Mord in der Form der grausamen Tötung ist, sondern Totschlag. Die gefühllose Kühle der Sprache des Juristen ist die Sprache des Rechtsstaates.
Emphatisch und emotional war die Sprache eines Freisler und der Starjuristen des von v. Schnitzler gelobten DDR- Systems. Die trockene Sprache des Rechtes erlaubt nicht den Schluß auf Gefühllosigkeit des Staatsanwaltes.
Sie tun Herrn Münzberg Unrecht, wenn Sie ihn in einer Reihe mit Globke, Carl Schmitt und Filbinger nennen.
Gerd Ross, Hamburg
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Der kleine Tyrann" nennt sich ein Seminar der evangelischen Familienbildung am 1. und 8. März (20 Uhr). Thema sind die Erwartungen von Eltern an sich und ihre Kinder. Gemeinsam mit Diplom-Psychologin Daniela Kobelt-Neuhaus sollen Eltern Enttäuschungen und Ängste benennen, Lösungen suchen. Der Kurs im Gemeindezentrum Ludwigstraße kostet zehn Mark. Anmeldungen: Tel. 069 / 41 31 25. wal
Luftbelastungswerte vom 29. Januar in Milligramm je Kubikmeter Luft.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,0) 0,025 (0,017) - ( - ) CO (50) 1,1 ( 1,1 ) - ( - ) NO2 (0,2) 0,068(0,088) - ( - ) Staub (0,45) 0,045 (0,041) - ( - )
- = kein Meßwert bekannt
(in Klammern Werte vom Vortag)
SO2 = Schwefeldioxid
CO = Kohlenmonoxid
NO2 = Stickstoffdioxid
* nach VDI-Richtlinie 2310
Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.
FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft (FTG) in Bockenheim bietet seit Mitte Januar für jung und alt wieder zahlreiche Sportkurse an. Für Kinder stehen verschiedene Angebote auf dem Programm: "Flitzplatz - Kinder machen Bewegung" heißt ein Kurs. Die Kleinen können beim Klettern, Balancieren, Schaukeln, Springen oder Rollen elementare Bewegungserfahrungen sammeln. "Kreativer Kindertanz" und "Ballettkurse" sind weitere Angebote für Kinder. Im Judokurs lernen die Kleinen, wie sie einen Gegner durch Wurf, Halte- oder Würgegriff besiegen können. Verschiedene Tricks und Techniken werden auch beim Jonglieren ausprobiert.
Auch das Angebot für die Erwachsenen ist bunt und umfangreich. "Gesellschaftstanz" steht für Anfänger und Fortgeschrittene auf dem Programm. Die Teilnehmer können ihre Tanzkenntnisse auffrischen, aber auch neue Tänze lernen. Im "Jazztanz" steht die Freude an der Bewegung im Vordergrund. "Badminton" ist ein Federball ähnliches Spiel. Diese Sportart kann in einem Einführungskurs kennengelernt werden.
"Callanetics" kommt aus Amerika und ist eine Mischung aus Gymnastik, Yoga und Ballett. Problemzonen wie Po-, Oberschenkel- und Bauchmuskulatur werden trainiert. Auch Zivilisationsschäden wie beispielsweise Rückenschmerzen können durch gezielte Übungen der Tiefenmuskulatur behandelt werden. Im Kurs "Entspannungsverfahren" sollen Spannungs- und Streßzustände beeinflußt werden. Bei "Yoga für Anfänger" sollen Körper und Geist zu innerer Harmonie gelangen. Der Kurs für Fortgeschrittene heißt "Yoga, Entspannung und Meditation".
"Step Aerobic" ist eine gelenkschonende Art des Aerobic. Für gesundheitsbewußte Interessenten ist das Sportangebot noch nicht erschöpft. Kurse wie "Kräftigungs- und Fitneßgymnastik", "Problemzonengymnastik", "Wirbelzonengymnastik" und auch eine "Ambulante Herzsportgruppe" werden angeboten.
Auch Workshops bietet die FTG für Erwachsene an. Tanzbewegungen aus den Bereichen Hip, Rap und Techno werden im "Street-Jazz" ausprobiert. Im "Jazztanz" sollen verschiedenen Tänze mit Hilfe von Bildern, Texten oder Klängen entwickelt werden. In dem Workshop "Tanzwerkstatt für Frauen" können sich die Damen individuell bewegen. Die eigene Persönlichkeit kann im "Ausdruckstanz" mit eingebracht werden. Und im Arbeitskurs "Selbsthypnose und positives Denken" lernen die Teilnehmer verschiedene Entspannungstechniken.
Die Sportkurse der Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft 1847 können auch von Teilnehmern besucht werden, die nicht Mitglied im Verein sind. Weitere Informationen gibt die Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 77 49 29. *nia
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum karnevalistischen Seniorentanz laden Stadt und Arbeiterwohlfahrt für Samstag, 6. Februar, ins Bürgerhaus ein. Die Aktiven der städtischen Karnevalsvereine, "Sandhasen" und "Buschspatzen" tragen zum Programm bei, die "City-Band" sorgt musikalisch für Stimmung. Beginn ist um 14.30 Uhr, für die Walldorfer Seniorinnen und Senioren wird ein Buspendeldienst angeboten. wal
Obwohl die Natur erst in der "schönen" Jahreszeit Mettlach und seinen malerischen Saarschleifen zu vollem Reiz verhilft, kommen ständig Besuchergruppen der Kultur und ihrer effektvollen Darbietung wegen. Meist schnurstracks zum Flußufer, an dem die barocke Benediktinerabtei den Ort ebenso beherrscht wie abriegelt, in dem sich große Fabrikhallen verstecken. Denn seit Monsieur Jean-François Boch vor fast 200 Jahren seine Fayence-Produktion von Lothringen und Luxemburg in das aufgegebene Kloster verlegte, seit noch die Villeroys mitmachten, steht die ganze Umgebung im Zeichen von V & B - und hängt ihr wirtschaftliches Wohl und Wehe am seidenen Schicksalsfaden dieses Unternehmens.
Die Ausdehnung und Ausschmükkung der jetzigen Generaldirektion und "Faiencerie" im uralten Park geben noch eine Vorstellung von der ehemaligen Abtei, die ein Bedeutender des Moselraumes schon um 690 gründete: Herzog Liutwin, bald darauf Bischof von Trier. Nach dem dortigen St. Maximin war es die zweite große Adelsabtei der Gegend. Die Gründung einer Klosterschule verschaffte ihr einen solchen Ruf, daß vor über 1000 Jahren eine Grabeskirche für den Stifter errichtet wurde, von der noch der ungewöhnliche achteckige "Alte Turm" im Park steht.
Mehrfach im Lauf der Jahrhunderte verändert, erlebt das romanische Bauwerk, das Schwere und Leichtigkeit verbindet, jetzt Restaurierung. Auffrischung könnte auch das Abteigebäude vertragen, das würdevoll mit Säulenportal zwischen 1728 und 1771 entstanden ist. In Scharen strömen Ankömmlinge da hinein. Denn im Zeremoniensaal der Äbte ist jetzt bei der "Keravision" alles über die Erdenware zu erfahren. Seitdem die Menschheit Tonerde zu brennen und zu formen lernte, seitdem sie daraus Gefäße schuf, haben sich Gestaltung, Verwendung, Verzierung der so gewonnenen Gegenstände sehr entwikkelt. Die Werkschau setzt mit Witz und Raffinement alle visuellen Mittel ein.
Sie verleiht das wissensmäßige Rüstzeug, um mit Vorkenntnissen das Keramikmuseum mit Prachtstücken vieler Hersteller und Länder aus mehreren Jahrhunderten aufzusuchen. Die Fabrikanten - wie könnte es bei ihrem Metier anders sein - waren Kunstfreunde und sammelten seit mehr als 150 Jahren. Das füllt jetzt eine ihrer gründerzeitlichen, französisch inspirierten Villen am Bergkranz von Mettlach, Schloß Ziegelberg. Keramisch ist auch der reiche Bilderschmuck der neuromanischen Pfarrkirche St. Liutwin an gegenüberliegender Höhe, eine Stiftung des Werks, das damit beiläufig die beste Eigenwerbung betreibt. Mit dem Alten Turm blickt der Patron vom Tympanon auf Eintretende. Große, gedämpftfarbene Mosaiken mit Goldeinsprengseln schildern seine Legende: Von der Gründung des Klosters bis zur Totenfahrt des Liutwin auf dem Schiff, das allein den Weg flußaufwärts nach Mettlach fand, wobei zur Ankunft die Glocken von selbst geläutet haben sollen.
Nach Mettlach kommt man mit Bahn, Schiff oder Auto. Öffnungszeiten: Keravision montags bis freitags 9 bis 12.30, 14 bis 17 Uhr, samstags bis Ende März 9 bis 13, April bis Oktober 9 bis 17 Uhr. Keramikmuseum dienstags bis samstags 9 bis 12.30, 14 bis 17.30 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr. Ab Anfang März dienstags bis sonntags 10 bis 13, 14 bis 17 Uhr. er
FRANKFURT A. M. "Schauen Sie sich mal die schönen, etwas durchgebogenen Balken im Mauerwerk an. Die müssen unbedingt so erhalten bleiben!" Hans- Günter Hallfahrt vom Amt für Denkmalpflege erklärt dem Architekten, wie er sich die Renovierung eines alten Bauerngehöftes in Nieder-Erlenbach vorstellt.
Das Anwesen ist eines von 4500 unter Denkmalschutz stehenden Objekten im Frankfurter Stadtgebiet. Nachdem der Hof den Besitzer gewechselt hat, wurden bereits verschiedene Pläne für eine neue Nutzung vorgelegt. Hans-Günter Hallfahrt muß dazu nun sein Placet geben. "Interessiert bin ich selbstverständlich auch an der Innennutzung des Gebäudes." Auch sie ist genehmigungspflichtig, denn nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist für die Denkmalpflege von Bedeutung, Ausstattung und historische Dekoration der Innenräume unterstehen ebenso dem Denkmalschutz. Das Bauernhaus wird wahrscheinlich zum Wohnhaus umgebaut. Verstöße gegen die Vorschriften sind selten, wie Hans-Günter Hallfahrt berichtet. "Die Bevölkerung akzeptiert unsere Arbeit und unterstützt sie auch. Und das macht die Erhaltung von Kulturdenkmälern natürlich leichter."
Um die Arbeit effektiver zu machen, wurde im Jahr 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden eine sogenannte Denkmaltopographie für die Stadt Frankfurt angelegt. In diesem Wälzer ist jedes der zu schützenden Anwesen aufgeführt, mit Plänen, Zeichnungen und Fotografien dokumentiert. In den Augen der Mitarbeiter ist das für den Denkmalschutz eine bedeutende Leistung: "Solch eine verbindliche Dokumentation fördert die Rechtssicherheit. Wir können so unsere Ziele notfalls auch in gerichtlichem Rahmen besser durchsetzen. Aber zum Glück ist das sehr selten nötig."
Wie bei allen Denkmalobjekten geht es auch bei dem Bauernhof in Nieder-Erlenbach vor allem um die Materialechtheit. Hans-Günter Hallfahrt weiß: "Ein Fachwerkhaus darf nicht nur als solches angemalt werden, sondern es muß auch wirklich eines sein. Wichtig ist, Originalsubstanz zu erhalten. So ein Haus ist schließlich ein Zeuge der Geschichte. Bei diesem Gebäude hier werden wir die Renovierung mit Naturschiefer und Eichenholz machen." Dabei darf die Bausubstanz des Bauerngehöftes nicht gefährdet werden.
Wer sich bei der Denkmalpflege einen verstaubten Studienbetrieb vorstellt, wird schnell eines besseren belehrt. Die städtischen Pfleger sind zu Besichtigungsterminen in allen Frankfurter Vororten ständig unterwegs. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Beratung von Immobilieneigentümern, die zum großen Teil in den Räumen des Denkmalamtes in der Domstraße stattfinden. Viele Eigentümer von geschützten Häusern möchten ihre Anwesen modernisieren, informieren sich über Förderungen der Stadt oder haben Fragen zu baulichen Veränderungen.
Die Beratungsgespräche bei der Denkmalpflege werden durch Kontakte mit Ämtern wie der Bauaufsicht oder dem Amt für Kommunale Stadtplanung ergänzt. Die Berater legen darauf Wert, schon in der ersten Planungsphase mit den Eigentümern in Kontakt zu stehen, denn "was einmal durch unsachgemäße Maßnahmen verhunzt worden ist, läßt sich nur schwer beheben".
Aufklärung, wie man mit denkmalgeschützten Gebäuden umgeht, leisten auch die Veröffentlichungen des Denkmalamtes. Die "Beiträge zum Denkmalschutz" behandeln meist ein umfangreiches Thema, das Faltblatt "Notizen zum Denkmalschutz" beschreibt in kurzer Form ein ganz bestimmtes Objekt. Beide Veröffentlichungen wollen die Geschichte der Stadt Frankfurt begreifbarer machen und die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt fördern. pia
WEHRHEIM. Die Protestanten witterten von Anfang an Betrug. Als sich im Jahre 1712 die kleine Schar Katholiken im Dorf anschickte, einen Fruchtspeicher zu bauen, hörte die lutherische Seite sofort Alarmglocken läuten. Ob denn wirklich ein Speicher und nicht etwa eine Kirche gebaut werde, wollte unverblümt der Fürst von Nassau von seinem damaligen Amtskollegen, dem Kurfürsten und Erzbischof von Trier, wissen. Beide Herren teilten sich die Herrschaft über Wehrheim.
Die Skepsis der Protestanten war nicht unbegründet. Waren die Katholiken doch seit der Reformation, die um 1528 Wehrheim erreichte, um Kirche und Pfarrer beraubt. Ihre Hoffnung, eines Tages beides wieder zurückzuerhalten, hatten sie nie aufgegeben.
Die Antwort aus Trier trug nicht dazu bei, die Zweifel der protestantischen Regierung in Dillenburg zu zerstreuen. Im Gegenteil: Die Katholiken wichen der Frage einfach aus, indem sie stur auf das Recht des Kurfürsten pochten, einen Fruchtspeicher bauen zu können. Und so nahm der Speicher-Streit unaufhaltsam seinen Lauf. Während der Schriftwechsel zwischen den Regierungen noch hin-und- herflog und der Aktenberg wuchs, gingen die Katholiken flugs ans Werk.
An einem Montag, dem 17. April 1712, stecken sie auf dem Gelände der verfallenen Wehrheimer Burg den Bauplatz ab und fangen an, ein 1,30 Meter tiefes Fundament auszuschachten. Der Burgplatz scheint unbestritten trierischer Besitz gewesen zu sein. Als Baumaterial dienen Turm- und Mauerreste, die noch so zahlreich vorhanden sind, daß sie die schlimmsten Befürchtungen des argwöhnischen protestantischen Pfarrers bestätigen. "An der Kirche (!) wird zwar nur von einem mit einem Jungen gearbeitet. Vermutlich werden sie es aber mit Ernst angreifen, weil sie einen großen Haufen Sand haben herbeifahren lassen, auch durch Umreißung einer alten Mauer und Abbrechung eines in der Ringmauer gestandenen Stückes Turm viele Steine an der Hand haben", teilt er kaum acht Wochen später den Räten in Dillenburg mit.
Als Kurtrier obendrein befiehlt, daß alle Untertanen Frohnfuhren leisten sollen, ist das Maß voll. Die Protestanten gehen zum Gegenangriff über: Sie verbieten den Erlaß mit der Begründung, daß die Katholiken eine Kirche bauen - und haben Erfolg. Trier steckt zurück und zahlt die Fuhren alleine. Ende August ist es dann mit bloßem Auge zu sehen: Die Rundbogenfenster, zwölf "Schuh" über der Erde, gehören zu einer Kirche. Als sich die Katholiken im Mai des folgenden Jahres nicht scheuen, zu guter Letzt den Altar aus der Usinger Schloßkapelle im Neubau aufstellen, überrascht das niemanden mehr.
Längst laufen die Protestanten schon Sturm. Immerhin: Sie schalten höchste Instanzen in den Streit ein und können die geplante Einweihung an Maria Himmelfahrt verhindern. Der König von Preußen hat dem Fürsten von Nassau- Dillenburg Hilfe versprochen. Aber auch die Katholiken sichern sich Unterstützung zu: Kein geringerer als Papst Clemens XI läßt seinen "geliebten Sohn", den Trierer Kurfürsten, wissen, daß er "mit großer väterlicher Freude" dessen standhaftes Verhalten in der Sache vernommen habe. Sein Wohlgefallen verbindet der Oberhirte allerdings mit der Ermahnung, die Gottesdienste in der neuen Kapelle nicht durch die Ränke der "Irrgläubigen" zu verzögern.
Der Fall ist zwischenzeitlich auch vor weltlichen Richtern gelandet. Das Reichskammergericht in Wetzlar weist die Klage der Gemeinde auf Bauverbot zurück und fordert eine Einigung der "Herrenstände". Diesen steht es nach dem Westfälischen Frieden alleine zu, die Religion zu bestimmen. Die "Herrenstände" einigen sich überraschend schnell. Der Landgraf von Hessen kann plötzlich nach einer Überprüfung in den nassauischen Verträgen nichts mehr finden, daß "Pfarr, Schul und Kirche mit allen Renten und Rechten" nur in lutherischen Händen bleiben müssen. Er läßt den Kurfürsten von Trier daher wissen, daß die Katholischen in ihrer Religionsausübung weiter nicht gestört werden.
Am 24. August 1713 wird zum ersten Mal in St. Michael die heilige Messe gelesen - und dazu mit der Rathausglocke geläutet. Erst rund 100 Jahre später erhält der schlichte Bau seine heutige Gestalt: Weil die Gemeinde der Kirche die Rathausglocke überläßt, bekommt das Dach einen Aufbau. Noch bis zum Jahre 1812 lagern die katholischen Wehrheimer übrigens auf dem Speicher der Kirche ihre Fruchtabgaben für den kurtrierischen Landesherrn.
Nachdem die Außenfassade von St. Michael vor zwei Jahren renoviert wurde, soll noch im Januar die Sanierung des Kircheninneren beginnen. Fußboden, Wände und Heizung werden überholt; die letzten Erhaltungsarbeiten liegen rund 30 Jahre zurück. Die Geschichte der St. Michaels-Kirche, über die in diesem Jahr ein Führer erscheinen soll, ist auch in einem Heft von Johanna Koppenhöfer vom "Geschichts- und Heimatverein Wehrheim" nachzulesen.
CLAUDIA NENNINGER
Die Luftbelastung in Mecklenburg-Vorpommern liegt im Jahresdurchschnitt etwa 50 Prozent unter den zulässigen Grenzwerten, wie Umweltministerin Petra Uhlmann jetzt in Schwerin aufgrund von Messungen der lufthygienischen Überwachung berichtete. Die Grenzwertüberschreitungen, die Hausbrandanlagen in Ballungsgebieten noch vor zwei Jahren verursachten, wurden dank der zunehmenden Umstellung auf moderne Heizungen nicht mehr registriert.
Die Ministerin sagte, problematisch seien jedoch weiterhin die tageweise im Sommer auftretenden überhöhten Ozonkonzentrationen, gegen die nur durch überregionale Maßnahmen etwas getan werden könne. Ozon bildet sich besonders bei starker Sonneneinstrahlung durch Autoabgase. AP/fr
Die Stadt rühmt sich, in ihren Mauern die älteste Fürstenherberge Deutschlands zu besitzen. Mehrere Türen und Tore geben heute noch Zeugnis von der einst gut befestigten Stadt, in deren Mittelpunkt sich der romantische Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern befindet. Er zählt zu den schönsten Plätzen dieser Art in Deutschland und wurde schon millionenfach auf Film gebannt. Hoch über der Stadt die einstige Landesfestung Schloß Mildenburg, die um das Jahr 1200 errichtet, zur Sicherung der Nord-Süd-Verbindung des Kurstaates diente. Dies alles und noch viel mehr ist in Miltenberg am Main zu bewundern.
So reichen denn auch die Spuren der ersten Besiedlung an diesem strategisch günstigen Gebiet zurück bis in die Urnenfeldzeit (1200-700 v. Chr.). Von 150-260 n. Chr. regierten hier die Römer. Die erste Erwähnung der "Miltinburc", als Besitz des Erzbischofs von Mainz, datiert in das Jahr 1226. In einer Urkunde aus dem Jahre 1237 wird Miltenberg erstmals als Stadt, Zollstelle und Handelsplatz genannt. Bereits vor dieser Erwähnung gab es hier einen bedeutenden Handwerkszweig: die Steinmetze. Sie verarbeiteten Sandsteine vor allem zu Sarkophagen und Mühlrädern. Die Heunesäulen im Bullauer Wald, die für den Dombau in Mainz angefertigt wurden, legen noch heute ein Zeugnis für das Können dieser Leute ab.
Im 13. Jahrhundert erreicht Miltenberg einen großen Aufschwung, kein Wunder, liegt es doch an der Welthandelsstraße von Nürnberg nach Frankfurt, die hier den Main überquert. Die gute Verkehrslage, für den Handel von Vorteil, wird für die Einwohner der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges zum Nachteil. Truppendurchzüge, Kontributionserhebungen, Plünderungen und Zerstörung der Weinberge vernichten auch die wirtschaftliche Blüte der Stadt. Im 19. Jahrhundert geht es dann wieder aufwärts. Miltenberg wird bayerisch, die ersten Dampfschiffe fahren auf dem Main, und die Stadt erhält einen Bahnanschluß.
Romantik sehen und erleben kann man in Miltenberg auf Schritt und Tritt. Bereits am Stadteingang vom Westen her befindet sich an der Hangseite die Laurentiuskapelle, die bereits 1380 erwähnt wurde. Beachtenswert ist neben dem spätgotischen Flügelaltärchen die Steinfigur des heiligen Laurentius und die Steinfigur "Maria mit dem Kind". Nur einen Steinwurf weit entfernt das Mainzer Tor. Es wurde erstmals 1379 als äußerste westliche Begrenzung genannt. Weiter stadteinwärts dann das Sachsengrab. Eine Gedenkstätte die an den 12. April 1814 erinnert. An diesem Tage fanden 62 Soldaten des Jägerregiments "Banner der freiwilligen Sachsen" und drei Miltenberger Fährleute beim Kentern der überbesetzten Fähre den Tod im Main.
Vorbei am Judenbad und der Jugendherberge gelangt man dann zur "guten Stube", dem Marktplatz, der zur Mainseite hin von der Stadtpfarrkirche St. Jakob mit ihren charakteristischen Doppeltürmen begrenzt wird. Im Innern die um 1400 geschaffene Dreikönigsgruppe und das mächtige Sandsteinkruzifix aus dem Jahre 1525. Der Marktplatz bildet das Kleinod der Stadt, der von einem geschlossenen Ensemble stattlicher Fachwerkhäuser begrenzt wird.
Im Mittelpunkt des Platzes der 1583 von dem Miltenberger Bildhauer Michael Junker aus rotem Sandstein geschaffene Marktbrunnen. Die schlanke Säule wird von der Statue der Gerechtigkeit gekrönt. Ein besonders markantes Bauwerk ist das Weinhaus, das einst Centgrafenhaus hieß, weil während des Dreißigjährigen Krieges der Centgraf Leonhard Gackstatt Besitzer des Hauses war. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten zählt die alte Amtskellerei an der linken Seite des Platzes. Heute befindet sich darin das Museum der Stadt. Durch einen Renaissancetorbogen führt ein Fußweg zur Mildenburg hoch über der Stadt. Ein Ausflug, der immer lohnt.
Denn neben einer herrlichen Aussicht von der Burgterrasse aus auf die Stadt und das Maintal, sind im Burghof eine Reihe sehenswerter Steindenkmale zu sehen, deren bekanntestes der Toutonenstein ist.
Vom Ausflug zur Burg sollte man den gleichen Weg wieder zurückgehen und durch die Hauptsraße weiter bummeln. Gepflegte und blumengeschmückte Fachwerkhäuser sind ein Aushängeschild dieser Straße. Und plötzlich steht der Besucher vor dem "Riesen", wie Deutschlands älteste Fürstenherberge heißt. Das Haus in seiner heutigen Form wurde 1590 von Baumeister Jacob Stoer gebaut. Für einige Jahrhunderte war es Trinkstube des Adels und der Könige. Kurfürsten, weltliche und geistliche Herren wohnten hier auf ihrer Durchreise. Vorbei an der alten Domkellerei macht der Würzburger Turm auf sich aufmerksam. Er zählte zur äußeren südöstlichen Stadtbegrenzung, genau so wie der Zuckermantelturm nebenan.
Hier sei noch ein nicht alltägliches Bauwerk erwähnt: der Brückenturm. Bis zum Jahre 1900 gab es in Miltenberg keine Brücke. Um von einem zum anderen Ufer zu kommen, benutzten die Leute Fähren. Erst 1898 wurde mit dem Bau der Mainbrücke begonnen, die 1900 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Aus dieser Zeit stammt auch der architektonisch gut gelungene Brückenturm.
Anfahrt: Miltenberg ist über die Autobahn Frankfurt/Main - Würzburg (A 3), Ausfahrt Stockstadt, dann Bundesstraße 469, zu erreichen. Über die günstigste Zugverbindung informiert die Bundesbahn, Telefon 069 / 1 94 19.
HÖCHST. "Der Anfang ist gemacht", heißt es im neuen Jahresprogramm des Höchster Bildungsschuppens. Noch sind es lediglich ein paar Kurse für ausländische und deutsche Frauen, die der "Verein für Kultur, Politik und Berufsbildung" anbietet. Doch das Programmangebot soll in Zukunft noch stärker ausgebaut werden. Ziel ist ein "Multikulturelles Frauenzentrum", in dem sich Frauen treffen, austauschen und weiterbilden können.
Einen Programmschwerpunkt setzt der Verein schon heute mit seinen Deutschkursen für Ausländerinnen jeweils dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr, sowohl in Sossenheim (AW-Zentrum, Robert-Dißmann-Straße) als auch in Nied (Evangelische Gemeinde, Dürkheimer Straße). Wem Deutsch schon etwas leichter über die Lippen geht, kann dienstags und donnerstags von 12 bis 15 Uhr in die Fortgeschrittenenkurse kommen.
Auch die beiden Alphabetisierungskurse hat der Bildungsschuppen speziell für Ausländerinnen ins Programm genommen (40 Mark für zehn Wochen Unterricht). Für Frauen, die bei kleineren Pannen an Auto oder Rad nicht mehr beim "starken Geschlecht" um Hilfe bitten wollen, ist der Kurs "Wie funktioniert mein Auto?" mit Christine Maurischat gedacht. Wer bevorzugt radelt, kann bei Margit Stein lernen, wie Tretlager oder Gangschaltungen repariert werden.
Rollenspiele, Körpersprachübungen und Abwehrtechniken stehen im Kurs "Selbstverteidigung für Frauen" auf dem Lehrplan. Trainiert wird ab Februar dienstags vormittags. Eine Kinderbetreuung kann organisiert werden.
Gleich ein ganzes Wochendende können Frauen vom 17. bis 19. September in Klausur gehen. Thema des Seminars in Roßdorf: "Unser Leben, unsere Wünsche, unsere Ziele."
Für Wissensdurstige hat der "Schuppen" mehr als zwölf Veranstaltungen im Programm, die als Bildungsurlaub anerkannt sind. Zum dritten Mal dabei das Thema "Juden in Höchst 1900 bis 1945" (1. bis 5. November).
Wer lernen will, entschiedener nein zu sagen, kann das im Bildungsurlaub "Rhetorik - Das Argument macht's nicht" (29. November bis 3. Dezember) üben. "Türkisch am Krankenbett" (10. bis 14. Mai) ist ein Angebot für Menschen, die oft mit Patienten vom Bosporus zu tun haben. Umweltfreaks können in Holland die "Ökologie des Wattenmeeres" (2. bis 9. Juli) oder in Frankreich die Auswirkungen des Massentourismus (12. bis 19. Juni) studieren. "Die Ökologie der Alpen" ist das Thema eines Urlaubstrips, der vom 11. bis zum 17. Juli ins Kleinwalsertal führt.
Vor Ort im Raum Frankfurt können sich Bildungshungrige der Frage "Ökologiser Landbau - Sackgasse oder zukunftsweisend?" (4. bis 8. Oktober) stellen. "Kultur im Stadtteil - Multikultur" (3. bis 8. Mai) ist der Titel eines Bildungsurlaubs, bei dem Höchst "in einer sozial- ästhetischen Annäherung als Lebensraum mit seinen vielfältigen Kulturen" erkundet werden soll.
Das komplette Programm gibt es beim Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49, Telefon 31 19 92. Dessen Büro ist dienstags nachmittags und donnerstags vormittags geöffnet. tos
WESTLICHE STADTTEILE. Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel im Frankfurter Westen können aufatmen, wenn wenigstens ein Teil der Ideen auch in die Tat umgesetzt wird, die Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) dieser Tage vorgestellt hat. So soll es Änderungen im Fahrplan der S-Bahnlinie 3 geben; eine neue Straßenbahnverbindung könnte für bessere Anbindung in die Frankfurter City sorgen. Und der Stadtrat will sich auch für einen günstigeren Endhaltepunkt der Buslinie 55 einsetzen, die Höchst mit Rödelheim verbindet.
Wentz diskutierte mit Bürgern in einer öffentlichen Veranstaltung der Sossenheimer SPD über die "Verkehrspolitik in Frankfurt und den westlichen Stadtteilen". Das "Hauptsorgenkind" ist für Wentz die S-Bahn-Linie 3. Auf dem Teilstück Bad Soden - Sulzbach - Sossenheim - Höchst rollt die S 3 seit Mai vergangenen Jahres unter dem Kommando der Frankfurt Königsteiner Eisenbahn (FKE). Die Fahrgastzahlen sind so niedrig, daß die Bundesbahn ihre S-Bahn-Züge lieber auf profitableren Strecken einsetzen wollte. So kam die FKE mit kürzeren Triebwagen zum Zuge; nur alle 40 Minuten dieselt eine Linie von Höchst in Richtung Bad Soden.
Das aber ist für den Frankfurter Planungsdezernenten ein Teufelskreis. Weil die Verbindungen so schlecht seien, würden nur wenige mit dem Triebwagen fahren. Und weil so wenige fahren, will der Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) als oberster Fahrplan-Gestalter die Züge nicht häufiger auf die Strecke schicken.
Diesen Teufelskreis will Wentz aufbrechen, hat sogar schon "den Fuß in der Tür" beim FVV. Ab Herbst '93 soll nach dem Willen des Planungsdezernenten der FKE-Schaffner seinen Zug im 20-Minuten-Takt auf die Reise schicken. "Darüber gibt es schon Gesprächsprotokolle zwischen der Stadt und dem FVV, für mich eine Riesenentwicklung", sagte Wentz. Beim FVV gibt man sich in dieser Frage bedeckt. "Von uns aus sind bei der S 3 keine Verbesserungen geplant", sagte Pressesprecher Klaus Linek auf Anfrage der FR. "Wir setzen die S 3 dem Bedarf entsprechend ein, und der ist nicht höher", argumentiert Linek. Es gebe gute Verbindungen nach Höchst oder nach Rödelheim, von dort aus wiederum käme jeder Bürger gut in die Frankfurter City.
Für die Sossenheimer hatte Wentz ein weiteres Zuckerle mitgebracht: Derzeit überprüft sein Dezernat den Frankfurter Generalverkehrsplan. Und dabei soll ernsthaft darüber nachgedacht werden, ob die Straßenbahnlinie 11, die derzeit von Höchst in die Innenstadt fährt, bis nach Sossenheim verlängert werden kann. Doch auch dazu fällt FVV-Mann Klaus Linek die Antwort schwer: "Da ist noch alles offen in dieser Frage", weiß er lediglich zu sagen.
Reichlich sauer indes sind viele Bürger über den Fahrplan der Buslinie 55 zwischen Höchst und dem Rödelheimer S- Bahnhof. Denn der 55er hat seine Endhaltestelle am Tor Ost der Hoechst AG. Eine Haltestelle weiter, noch auf Höchster Terrain, ist ein Ärztehaus, das viele Höchster vom Stadtteilzentrum aus mit dem Bus erreichen wollen. Wer schnell dorthin will, hat Pech gehabt. "Diese Linie endet hier, bitte aussteigen", tönt es aus dem Lautsprecher vom Bus Nummer 55. Am Tor Ost der Hoechst AG müssen alle raus, zehn Minuten Zwangsunterbrechung. Denn der Fahrer darf dort seine wohlverdiente Pause machen, kann auch den Bus verlassen. Deswegen müssen die Passagiere raus. Und wer keine Monatskarte hat, muß nach dem ärgerlichen Stopp dann obendrein noch sein Portemonnaie zücken: Abermals muß ein Fahrschein gelöst werden.
Für Stadtrat Wentz ist diese Busführung "völlig absurd". Jedoch sei der FVV verantwortlich dafür, nicht die Stadt, "sonst hätten wir das schon längst geändert". Schon in den ersten Regierungswochen der rot-grünen Stadtregierung im Römer habe der damalige Oberbürgermeister Hauff die Absicht geäußert, den FVV-Vertrag, der dem Verbund die Gestaltungsrechte für die Liniennetze einräumt, zu kündigen. Ein Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) muß her, forderte Wentz. Er wolle sich dafür einsetzen, daß der Bus künftig am Tor Ost der Hoechst AG nicht mehr seine Endstation hat.
Beim FVV hat man dafür zwar Verständnis, kann sich aber keine andere Lösung vorstellen. "Der 55er ist mit anderen Verkehrsmitteln verknüpft", sagt FVV-Sprecher Linek. Wenn die Endhaltestelle an den Rödelheimer Bahnhof verlegt werden würde, müßte der Bus in Höchst zehn Minuten früher abfahren, um dort mit der S-Bahn ankommende Fahrgäste sofort aufgabeln zu können. Denn: Der Fahrer hätte am Rödelheimer Bahnhof dann Anspruch auf seine Pause. Da aber die meisten Fahrgäste zum Rödelheimer Bahnhof wollten, "muten wir denen nicht zu, zehn Minuten früher als nötig in Höchst abzufahren", sagte Linek.
Hilfe gegen rasende Autofahrer versprach der SPD-Stadtrat den Anwohner der Siegener Straße (Sossenheim). Er läßt prüfen, ob dort in Zukunft wechselseitiges Parken erlaubt werden kann. Dann müssen Autofahrer den Fuß vom Gas nehmen und einen Slalom-Kurs um die parkenden Autos steuern. gre
FRANKFURT A. M. Das Programm der Evangelischen Familienbildung für das erste Halbjahr 1993 liegt jetzt vor. Die Angebote aus den Bereichen Kontakt/Bewegung, Kommunikation/Beziehung, Kreativ-Werkstatt, Textiles, Gestalten, Ernährung, Bewegung und Entspannung sowie ein Kurs "Geburt - Leben mit dem Neugeborenen" richten sich an die verschiedensten Personengruppen: Frauen und Männer, Paare und Familien, Kinder und Jugendliche, ältere Menschen sowie Alleinerziehende in den verschiedensten Lebenssituationen.
Besondere Angebote wie das "Telefon für Männer" sollen Männern helfen, die in Trennung oder einer Krise sind. Die Babysitter-Vermittlung berät bei der Suche nach geeigneten Betreuern. Des weiteren können Probleme mit der Rente während eines Diskussionsabends besprochen werden.
Unter der Rubrik "Kontakte - Begegnung" finden sich offene Treffs für Frauen und eine Eltern-Kind-Gruppe, die regelmäßig zusammenkommt, außerdem eine integrative Gruppe für Eltern mit behinderten Kindern.
Der Internationale Frauentreff ermöglicht Begegnungen zwischen Frauen aus verschiedenen Ländern; in dem Kurs "Interkulturelles Denken lernen" heißt es, die anderen nicht immer nur als "die Fremden" wahrzunehmen. Seminare richten sich an Frauen ab 40 Jahren, an Frauen, die in den Wechseljahren sind, und solche, die zurück in den Beruf wollen. Aber auch Selbstverteidigung, rhetorische Kommunikation und "Tanz als Selbstheilung" werden angeboten.
Männer und Frauen können sich in "Atempausen" Gedanken über ihre Kinder in der Pubertät machen. Auch ein Musik- und Bewegungs-Workshop und Entspannung für Paare durch Shiatsu- Massage sollen die Teilnehmer auf eine "Entdeckungsreise" in ihren Körper schicken. In der Kreativwerkstatt können Eltern und Kinder in Zusammenarbeit mit dem Museum für Völkerkunde Masken betrachten und selbst anfertigen. Dabei sollen auch "Zugänge zu den noch unbekannten Tiefen des Selbst" entdeckt werden. Es gibt ein umfangreiches Angebot im Zeichnen, Malen und im plastischen Gestalten. Kurse in textilem Gestalten werden in vielen Stadtteilen von Schneidermeisterinnen angeboten.
Der Bereich Ernährung - Backen - Kochen bietet viele verschiedene Kochkurse, unter anderem auch für Blinde und Kinder. Bewegung und Entspannung stehen in vielen evangelischen Gemeindezentren auf dem Programm, darunter Gymnastik nach der Entbindung und Ausgleichsgymnastik. Autogenes Training gibt es für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Feldenkrais-Methode und Einführungen in die sogenannte Alexander-Technik sind für Anfänger gedacht.
Zu allen Kursen wird um schriftliche Anmeldung gebeten. Das Programm kann angefordert werden in der Darmstädter Landstraße 81, Telefon 61 03 08. *di
1
HÖCHST. Per Fax ans Staatsbauamt hat das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt dieser Tage sein Okay für den Bau des neuen 17. Reviers gegeben. "Von uns aus kann's losgehen", erklärte RP-Pressesprecher Dieter Ohl der FR . Damit ist auch die letzte hohe Hürde auf dem langen Weg zum neuen Polizei-Domizil in der Gebeschusstraße genommen.
Zuletzt ging es noch darum, wie der zum Teil stark mit Kohlenwasserstoffen kontaminierte Aushub entsorgt werden soll (wir berichteten). Es handelte sich dabei um die Altlast einer Baufirma, die dort bis vor etwa 30 Jahren ihr Lager hatte. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) und die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLfU) hatten dazu ein Konzept vorgelegt, dem der RP jetzt zustimmte.
Demnach werden etwa 1650 Tonnen des belasteten Bodens auf die Hausmülldeponie Wicker verfrachtet. Rund 38 Tonnen stärker verseuchten Aushubs wird die HIM gesondert entsorgen.
Da es für eine Verbrennung der Erde in Biebesheim laut HIM-Sprecher Hubertus Hess aber lange Wartezeiten gibt, muß der Aushub in Containern zwischengelagert werden. Auf dem nur 1600 Quadratmeter großen Bauplatz selbst ist dafür kein Platz. Über einen Container- Standort verhandelt Ernst Mick vom Staatsbauamt deshalb heute mit Vertretern des Polizeipräsidiums.
Die Bagger der bereits beauftragten Baufirma könnten dann sofort anrücken. Über einen Termin zum ersten Spatenstich war gestern allerdings weder beim Hessischen Innenministerium noch im Frankfurter Polizeipräsidium etwas zu erfahren.
In der Gebeschusstraße neben dem Leibniz-Gymnasium soll das modernste Polizeidomizil Hessens entstehen. Bis das steht, müssen die 74 Beamten und Beamtinnen noch im altehrwürdigen Bolongaropalast aushalten. Dort platzt das 17. Revier allerdings schon seit vielen Jahren aus allen Nähten. Der Höchster Polizeichef Anton Witzel: "Wäre die Arbeitsstättenverordnung nicht außer Kraft gesetzt, hätten wir hier den Betrieb schon längst einstellen müssen." tos
Das Team "Swatch" von der Franz- Böhm-Schule in Eschersheim machte seinem Namen alle Ehre. Zuwachsraten wie die Schweizer Modeuhren erzielten die Schüler beim Planspiel Börse der Frankfurter Sparkasse. In gut neun Wochen vermehrten sie ihr Startkapital von 100 000 Mark um fast 23 Prozent auf 122 910 Mark und trugen damit den Sieg davon. 300 Mark Prämie pro Person erhielten die jungen Finanzjongleure bei der Siegerehrung am Donnerstag. Vom Sparkassen- und Giroverband Hessen- Thüringen gab's weitere 500 Mark als Zugabe für das Team.
Platz zwei erreichte die Gruppe "Vivian-House-Party" der Hohen Landesschule in Hanau mit einem Börsengewinn von 16 Prozent. Ein Plus von 13 Prozent verzeichneten die "Börsenknacker" der Eschborner Heinrich-von- Kleist- Schule, die damit auf Platz 3 landeten.
350 Spielgruppen mit mehr als 1700 Teilnehmern beteiligten sich am Planspiel Börse. Trotz der schwierigen Börsensituation machten 55 Prozent der Gruppen einen Gewinn. vo
KULTUR-TESTSEITE VI
Worte wie Nötigung oder gar Erpressung nimmt Vitezslav Jonas nicht in den Mund. Aber der Bürgermeister der mährischen Ortschaft Dukovany läßt keine Zweifel daran, daß sich die Gemeindeverwaltung massiv unter Druck gesetzt fühlt. Rund 600 000 Mark Staatsgelder waren der 650-Seelen-Ortschaft 30 Kilometer südwestlich von Brno (Brünn) fürdas vergangene Jahr zugesagt worden, um den Bewohnern die Nachbarschaft zum Atomkraftwerk Dukovany zu versüßen. Das Geld gelangte jedoch nach den Worten von Jonas bisher nicht zur Auszahlung. Der Bürgermeister glaubt, den Grund zu kennen: Die Gemeinde verweigert die Zustimmung zu Plänen, auf dem Kraftwerksgelände nun auch noch ein Zwischenlager für Atommüll anzulegen.
Daß das Zwischenlager völlig ungefährlich und ökologisch unbedenklich sei, haben staatliche Atomexperten den Anwohnern unlängst in einer Bürgeranhörung versichert. Der Atommeiler liege in einer erdbebensicheren Zone, und die Lagerung der verbrauchten Brennstäbe auf dem Kraftwerksgelände erleichtere die Schutzvorkehrungen. Vom Bürgermeister zugezogene Fachleute vertraten die gegenteilige Ansicht. Ein ernstzunehmender Unfall in einem der vier 440-Megawatt-Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart, deren Modernisierung nach West-Muster in Angriff genommen worden ist, sei nicht auszuschließen. Ein Zwischenlager in unmittelbarer Nähe sei deshalb gerade nicht empfehlenswert. Dem Bürgermeister will auch nicht behagen, daß das Hanauer Konsortium GNS- Nukem, das nach einem internationalen Wettbewerb unter elf Anbietern die Anlage bauen soll, Container für den Atommüll verwenden will, die bisher nirgends eingesetzt wurden. Die GNS-Leitung hat sich allerdings gegen den Eindruck verwahrt, sie wolle Behälter mit niedrigerer Qualität heranschaffen. Einigkeit besteht, daß die Container vor dem Einsatz in Mähren zunächst in Deutschland zum Gebrauch zugelassen werden müssen. Die Menschen von Dukovany, in deren Umgebung nacheinander ein Militärflughafen, ein Stausee am Fluß Jihlava und der bisher einzige tschechische Atommeiler gebaut wurden, sind in der Region allerdings die letzten Widerständler gegen das Zwischenlager. Ein Zusammenschlußvon 122 Gemeinden im 20-Kilometer-Gürtel rund um das Kraftwerk - klangvoll Energoregion 2020 genannt - hat seine Zustimmung zum Zwischenlager bereits gegeben, obwohl bei den Bürgern teilweise massive Einwände bestehen. Die 150 000 bis 250 000 Mark, die die Kraftwerksleitung anderen Kommunen nach Informationen von Jonas 1992 für Von Ulrich Glauber (Prag) Umweltprojekte zahlte, mögen zur Überwindung der Bedenken beigetragen haben.
In Dukovany selbst ergab eine Umfrage nach Darstellung des Bürgermeisters, daß 325 Bürger gegen und nur sieben Einwohner für das Atomprojekt sind. Jonas bezweifelt allerdings, ob es dabei bleibt. 70 Bürger der mährischen Ortschaft arbeiten im Atomkraftwerk. Bei ihnen sei auf "Diskussionsveranstaltungen" bereits mit Seelenmassage begonnen worden. Düster verkünden die Verantwortlichen des tschechischen (Beinahe-)Stromversorgungsmonopolisten Ceske Elektrarni Zavody (CEZ), in dessen Regie der Meiler Dukovany Strom erzeugt, die Streichung des Zwischenlagers würde auch das Ende der tschechischen Atomstromproduktion bedeuten, weil man sich einen Export der abgebrannten Brennstäbe nicht leisten könne. Verlust des Arbeitsplatzes ist in Mähren gegenwärtig ein schlagendes Argument.
Tatsächlich sind die Zeiten vorbei, in denen der radioaktive Abfall billig außer Landes geschafft werden konnte. Seit dem Zerfall des östlichen Wirtschaftsbündnisses nimmt Rußland den Atomschrott nicht mehr an oder will harte Devisen dafür sehen. Die Kapazität des bisher einzigen Zwischenlagers der Ex- CSFR im slowakischen Atomkraftwerk Jaslovske Bohunice wird Anfang 1994 erschöpft sein. Zudem darf bezweifelt werden, daß die nun selbständige Slowakei auf Dauer die Lagerung des tschechischen Atommülls zuläßt.
Die CEZ hat keine Bedenken, trotz des gesunkenen Stromverbrauchs auf den Ausbau der Atomenergie zu setzen. "Wir können uns nicht an die Braunkohle klammern, von der wir gegenwärtig genug haben", sagte CEZ-Konzeptionschef Dalibor Mateju jüngst der Prager Tageszeitung Lidove Noviny. "Eine Absage an die Atomstromproduktion wäre eine Absage an die Diversifikation der Energiequellen - ein sehr unvernünftiger Schritt, bedenkt man, daß für die Zukunft für Europa ein Mangel an Strom prognostiziert wird." Aus solchen Bemerkungen läßt sich schließen, daß die Verantwortlichen weiterhin Strom exportieren wollen.
In den nächsten vier Jahren will der tschechische Stromkonzern rund acht Milliarden Mark investieren. Davon soll rund ein Drittel in den Atomsektor fließen, der Löwenanteil von 2,7 Milliarden in das in Bau befindliche südböhmische Atomkraftwerk Temelin mit seinen vier 1000-Megawatt-Blöcken. In der tschechischen Öffentlichkeit sind wiederholt Zweifel am ökonomischen Sinn dieser Rieseninvestition aufgetaucht. Umweltschutzorganisationen hatten zudem ein Szenario der Weltbank zitiert, nach dem der Bau von Temelin angesichts des zu erwartenden Stromverbrauchs in den Jahren 1995 bis 2020 überflüssig sei - vor allem, wenn die tschechische Industrie modernisiert werde, die mit 66 Prozent den Hauptanteil der Energie schluckt. Zur Begeisterung für das AKW Temelin trug ebenfalls nicht bei, daß Favorit bei der Auftragsvergabe der technischen Ausrüstung der US-Konzern Westinghouse ist, um dessen wirtschaftliche Stabilität es bei Verlusten von über 1,7 Milliarden Mark im Jahr 1991 nicht zum besten bestellt scheint. Den tschechischen Regierungschef Vaclav Klaus, der Gerüchte über finanzielle Zuwendungen von Westinghouse zur Wahlkampagne seiner Partei empört zurückwies, ficht das alles nicht an. Er und seine Minister wollen die Fertigstellung des Atommeilers demnächst förmlich beschließen.
FRANKFURT A. M. "Schauen Sie sich mal die schönen, etwas durchgebogenen Balken im Mauerwerk an. Die müssen unbedingt so erhalten bleiben!" Hans- Günter Hallfahrt vom Amt für Denkmalpflege erklärt dem Architekten, wie er sich die Renovierung eines alten Bauerngehöftes in Nieder-Erlenbach vorstellt.
Das Anwesen ist eines von 4500 unter Denkmalschutz stehenden Objekten im Frankfurter Stadtgebiet. Nachdem der Hof den Besitzer gewechselt hat, wurden bereits verschiedene Pläne für eine neue Nutzung vorgelegt. Hans-Günter Hallfahrt muß dazu nun sein Placet geben. "Interessiert bin ich selbstverständlich auch an der Innennutzung des Gebäudes." Auch sie ist genehmigungspflichtig, denn nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist für die Denkmalpflege von Bedeutung, Ausstattung und historische Dekoration der Innenräume unterstehen ebenso dem Denkmalschutz. Das Bauernhaus wird wahrscheinlich zum Wohnhaus umgebaut. Verstöße gegen die Vorschriften sind selten, wie Hans-Günter Hallfahrt berichtet. "Die Bevölkerung akzeptiert unsere Arbeit und unterstützt sie auch. Und das macht die Erhaltung von Kulturdenkmälern natürlich leichter."
Um die Arbeit effektiver zu machen, wurde im Jahr 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden eine sogenannte Denkmaltopographie für die Stadt Frankfurt angelegt. In diesem Wälzer ist jedes der zu schützenden Anwesen aufgeführt, mit Plänen, Zeichnungen und Fotografien dokumentiert. In den Augen der Mitarbeiter ist das für den Denkmalschutz eine bedeutende Leistung: "Solch eine verbindliche Dokumentation fördert die Rechtssicherheit. Wir können so unsere Ziele notfalls auch in gerichtlichem Rahmen besser durchsetzen. Aber zum Glück ist das sehr selten nötig."
Wie bei allen Denkmalobjekten geht es auch bei dem Bauernhof in Nieder-Erlenbach vor allem um die Materialechtheit. Hans-Günter Hallfahrt weiß: "Ein Fachwerkhaus darf nicht nur als solches angemalt werden, sondern es muß auch wirklich eines sein. Wichtig ist, Originalsubstanz zu erhalten. So ein Haus ist schließlich ein Zeuge der Geschichte. Bei diesem Gebäude hier werden wir die Renovierung mit Naturschiefer und Eichenholz machen." Dabei darf die Bausubstanz des Bauerngehöftes nicht gefährdet werden.
Wer sich bei der Denkmalpflege einen verstaubten Studienbetrieb vorstellt, wird schnell eines besseren belehrt. Die städtischen Pfleger sind zu Besichtigungsterminen in allen Frankfurter Vororten ständig unterwegs. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Beratung von Immobilieneigentümern, die zum großen Teil in den Räumen des Denkmalamtes in der Domstraße stattfinden. Viele Eigentümer von geschützten Häusern möchten ihre Anwesen modernisieren, informieren sich über Förderungen der Stadt oder haben Fragen zu baulichen Veränderungen.
Die Beratungsgespräche bei der Denkmalpflege werden durch Kontakte mit Ämtern wie der Bauaufsicht oder dem Amt für Kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung ergänzt. Die Berater legen darauf Wert, schon in der ersten Planungsphase mit den Eigentümern in Kontakt zu stehen, denn "was einmal durch unsachgemäße Maßnahmen verhunzt worden ist, läßt sich nur schwer beheben".
Aufklärung, wie man mit denkmalgeschützten Gebäuden umgeht, leisten auch die Veröffentlichungen des Denkmalamtes. Die "Beiträge zum Denkmalschutz" behandeln meist ein umfangreiches Thema, das Faltblatt "Notizen zum Denkmalschutz" beschreibt in kurzer Form ein ganz bestimmtes Objekt. Beide Veröffentlichungen wollen die Geschichte der Stadt Frankfurt begreifbarer machen und die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt fördern. pia
FRANKFURT A. M. "Schauen Sie sich mal die schönen, etwas durchgebogenen Balken im Mauerwerk an. Die müssen unbedingt so erhalten bleiben!" Hans- Günter Hallfahrt vom Amt für Denkmalpflege erklärt dem Architekten, wie er sich die Renovierung eines alten Bauerngehöftes in Nieder-Erlenbach vorstellt.
Das Anwesen ist eines von 4500 unter Denkmalschutz stehenden Objekten im Frankfurter Stadtgebiet. Nachdem der Hof den Besitzer gewechselt hat, wurden bereits verschiedene Pläne für eine neue Nutzung vorgelegt. Hans-Günter Hallfahrt muß dazu nun sein Placet geben. "Interessiert bin ich selbstverständlich auch an der Innennutzung des Gebäudes." Auch sie ist genehmigungspflichtig, denn nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist für die Denkmalpflege von Bedeutung, Ausstattung und historische Dekoration der Innenräume unterstehen ebenso dem Denkmalschutz. Das Bauernhaus wird wahrscheinlich zum Wohnhaus umgebaut. Verstöße gegen die Vorschriften sind selten, wie Hans-Günter Hallfahrt berichtet. "Die Bevölkerung akzeptiert unsere Arbeit und unterstützt sie auch. Und das macht die Erhaltung von Kulturdenkmälern natürlich leichter."
Um die Arbeit effektiver zu machen, wurde im Jahr 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden eine sogenannte Denkmaltopographie für die Stadt Frankfurt angelegt. In diesem Wälzer ist jedes der zu schützenden Anwesen aufgeführt, mit Plänen, Zeichnungen und Fotografien dokumentiert. In den Augen der Mitarbeiter ist das für den Denkmalschutz eine bedeutende Leistung: "Solch eine verbindliche Dokumentation fördert die Rechtssicherheit. Wir können so unsere Ziele notfalls auch in gerichtlichem Rahmen besser durchsetzen. Aber zum Glück ist das sehr selten nötig."
Wie bei allen Denkmalobjekten geht es auch bei dem Bauernhof in Nieder-Erlenbach vor allem um die Materialechtheit. Hans-Günter Hallfahrt weiß: "Ein Fachwerkhaus darf nicht nur als solches angemalt werden, sondern es muß auch wirklich eines sein. Wichtig ist, Originalsubstanz zu erhalten. So ein Haus ist schließlich ein Zeuge der Geschichte. Bei diesem Gebäude hier werden wir die Renovierung mit Naturschiefer und Eichenholz machen." Dabei darf die Bausubstanz des Bauerngehöftes nicht gefährdet werden. Wer sich bei der Denkmalpflege einen verstaubten Studienbetrieb vorstellt, wird schnell eines besseren belehrt. Die städtischen Pfleger sind zu Besichtigungsterminen in allen Frankfurter Vororten ständig unterwegs. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Beratung von Immobilieneigentümern, die zum großen Teil in den Räumen des Denkmalamtes in der Domstraße stattfinden. Viele Eigentümer von geschützten Häusern möchten ihre Anwesen modernisieren, informieren sich über Förderungen der Stadt oder haben Fragen zu baulichen Veränderungen.
Die Beratungsgespräche bei der Denkmalpflege werden durch Kontakte mit Ämtern wie der Bauaufsicht oder dem Amt für Kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung ergänzt. Die Berater legen darauf Wert, schon in der ersten Planungsphase mit den Eigentümern in Kontakt zu stehen, denn "was einmal durch unsachgemäße Maßnahmen verhunzt ist, läßt sich nur schwer beheben".
Aufklärung, wie man mit denkmalgeschützten Gebäuden umgeht, leisten auch die Veröffentlichungen des Denkmalamtes. Die "Beiträge zum Denkmalschutz" behandeln meist ein umfangreiches Thema, das Faltblatt "Notizen zum Denkmalschutz" beschreibt in kurzer Form ein ganz bestimmtes Objekt. Beide Veröffentlichungen wollen die Geschichte der Stadt Frankfurt begreifbarer machen und die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt fördern. pia
BAD HOMBURG. Einen Humordetektor demonstriert "Xangxverein" am Freitag, 29. Januar, ab 20.30 Uhr im Musiklokal Gambrinus gleich am Bahnhof. Vor, während und nach der Vorführung des Detektors spielt die Musikkapelle "Xangxverein".
OBERURSEL. Zwei Gitarren und ein Saxophon sind das Chamber-Jazz-Ensemble, das heute, 20 Uhr, in der Alten Post spielt. Bei der Volkshochschulveranstaltung in der Reihe SPIELart treffen unterschiedliche Stilrichtungen aufeinander: Uli Stüting-Hilper (Jazz), Bastian Fiebig (Rock) und Fabian Payr (Klassik/Folk) sorgen für kontrastreiche Klangkombinationen: eine Musik zwischen allen Stühlen und Stilen. Lyrischer Cool-Jazz, Latin- und Folkelemente kennzeichnen die Musik des Trios, das auch klassische Musik bearbeitet hat.
Karten gibt es im Vorverkauf der VHS, Oberhöchstadter Straße, und an der Abendkasse.
Im Jugendcafé in der Hohemarkstraße ist am Samstag, 5. Februar, eine Independent-Nacht angesagt. Ab 20 Uhr spielen die Gruppen "Alibi Projekt" und "Kapitulation". Wer nicht auf Musik scharf ist, kann in der Nacht zum Samstag (am Freitag, 5. Februar geht es um 22 Uhr los) eine Nacht mit Kultfilmen und Überaschungen erleben.
KRONBERG. Beim "effeff" (Freitags- Fun) im Recepturkeller gibt es am Freitag, 29. Januar, ab 20 Uhr Live-Musik mit der blutjungen Band "Georgia Jukin". Blues-Rock ist ihr Genre und Bastian Groscurth (Gitarre), Christian Kahl (E- Piano), Tamàs Kadar (Gesang), Christoph Gottschalk (Bass-Gitarre) und Timo Knoche (Schlagzeug) spielen und singen "alles eigene Sachen".
FRIEDRICHSDORF. Keltische Klangästhetik für Harfe, Gitarre und Baß bieten Thomas Loeffke, Ian Melrose und Peter Jack am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, in Garnier's Keller. Vor allem die keltische Harfe hat in Irland, Schottland und Wales eine 1000jährige Tradition, Musik aus dieser Zeitspanne wird bei dem Konzert gespielt. Dazu kommen Lieder, die Ian Melrose mit dem Akzent der schottischen Südwestküste singt. Die Musiker arbeiten die heimlichen Stärken der keltischen Musik heraus und erzielen mit subtilen Mitteln emotionelle Wirkung. nau
Das vom Magistrat damit beauftragte Aachener Planungsbüro wird sein Konzept für den Umbau der Holzhausenstraße bis Ende Februar vorlegen. Das hat der SPD-Ortsbeirat Armin Eikenberg, Vorsitzender des Verkehrsausschußes im Ortsbezirk 3, angekündigt. Sobald die Straße verkehrsberuhigt ist, soll Tempo 30 eingeführt werden.
Der Magistrat hatte dies zunächst ablehnt, weil es sich bei der Holzhausenstraße um eine Grundnetzstraße mit öffentlichen Nahverkehr handelt. Er mußte seine Position revidieren, nachdem die Stadtverordneten vor knapp einem Jahr einer Anregung des Ortsbeirates gefolgt waren.
Die Ortsbeiräte halten eine Verkehrsberuhigung für notwendig, um den Durchgangsverkehr in der Straße zu reduzieren. Die Holzhausenstraße werde vor allem dann Verkehr anziehen, so ihre Argumentation, wenn beiderseits Tempo-30-Zonen eingerichtet seien. Damit wird noch bis zum Sommer dieses Jahres gerechnet.
Die Planung des Aachener Büros orientiert sich an einer Vorgabe des Ortsbeirates. Der hatte bereits im Dezember 1991 aufgelistet, welche Baumaßnahmen er in der Holzhausenstraße für notwendig hält. Die heute knapp zehn Meter breite Fahrbahn solle auf 6,50 Meter reduziert werden. Wegen des Busverkehrs der Stadtwerke muß diese Mindestbreite garantiert sein.
Die Parkplätze sollen nach den Vorstellungen des Nordend-Ortsbeirates von den Gehwegen an die Fahrbahnränder verlegt werden. In Höhe des Holzhausenparkes hält der Ortsbeirat außerdem eine Aufpflasterung für sinnvoll, damit Fußgänger die Straße gefahrloser überqueren können.
Zwischen Magistrat und Ortsbeirat besteht Konsens darüber, daß die Einführung von Tempo 30 erst dann einen Sinn hat, wenn die Holzhausenstraße umgebaut ist. Bei der gegenwärtigen Situation - eine breite, schnurgerade Asphaltpiste - würden sich die Autofahrer wohl nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten.
Die Holzhausenstraße liegt zwischen zwei Quartieren, in denen die Tempo-30- Planung bereits abgeschlossen ist. Das nördliche Gebiet reicht bis zur Adickesallee, das südliche bis zur Eschenheimer Anlage.
Bis zum Ende des Jahres wird es in Frankfurt vermutlich mehr als 50 Tempo-30-Zonen geben. Derzeit sind es 39. Die nächsten werden am Sachsenhäuser Berg, im östlichen Nordend sowie in Unterliederbach und in Rödelheim beschildert. habe
BAD HOMBURG / FRIEDRICHSDORF. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ruft zum Blutspenden auf: für Donnerstag, 28. Januar, von 18 bis 20.30 Uhr im Vereinszentrum Alte Schule in Burgholzhausen. Eine Woche später, am Donnerstag, 4. Februar, gibt es von 18 bis 21 Uhr einen Termin im katholischen Gemeindezentrum Ober-Erlenbach. Angesprochen sind gesunde 18- bis 65jährige. ill
FRANKFURT-OST. Das Frühjahrssemester der Volkshochschule beginnt: Am Samstag, 23. Januar, öffnet das VHS- Stadtteilzentrum Ost (Barbarossastraße 2, Bergen-Enkheim) von 10 bis 14.30 Uhr seine Türen zur Anmeldung. 140 Kurse bietet die VHS im Frühjahr speziell für den Frankfurter Osten an.
Im Sinne der besseren Verständigung ist das Sprachprogramm "Deutsch für Ausländer" erweitert worden. Neben Kursen zur Vertiefung der deutschen Sprache (in der Schule am Ried) gibt es jetzt auch einen Einführungskurs (Friedrich- Ebert-Schule Seckbach). Das Fremdsprachenangebot bleibt bestehen: Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch können gelernt werden.
Auch im traditionellen Arbeitsbereich der VHS gibt es große Auswahl: Ernährung, Kochen, Nähen, Handarbeiten, Werken mit Ton und Porzellan, Zeichnen, Seidenmalerei und Buchbinderei bieten für fast jedes Interesse etwas.
Einen besonderen Schwerpunkt bilden sieben Psychologiekurse, die sich unter anderem mit der Belastung von Kranken und Angehörigen durch Krebs, Selbsterfahrung durch Gestalttherapie, Traum- und Tranceerfahrung beschäftigen. Außerdem finden Interessenten Kurse für Gitarre und Tanz, Gymnastik und "Jazzercise", Yoga und Autogenes Training, können sich in Literatur, Kunstgeschichte und Pädagogik bilden oder für den Beruf weiterqualifizieren. Der "Freizeitgarten" und zahlreiche Angebote für Senioren runden das Angebot ab.
Das komplette VHS-Programm für den Frankfurter Osten ist kostenlos in Buchhandlungen, Stadtteilbüchereien, Bürgerhäusern, vielen Geschäften und Banken zu haben, außerdem natürlich im Zentrum in der Barbarossastraße 2 (U 7-Haltestelle Hessencenter). Telefonisch ist die Ost-VHS unter den Rufnummern 45 00 / 5 23 12 oder 5 22 61 zu erreichen. ck
1
IMPRESSUM
"Gringo, bleib hier" Panama übernimmt im Jahr 2000 den Panamakanal Von Rita Neubauer (Panama-Stadt)
Die Hafenanlagen verrotten, die Ölpipelines sind undicht, die Barkassen überholungsbedürftig und die Zugtrassen unbrauchbar. Die Infrastruktur des Panamakanals befindet sich in einem desolaten Zustand. Dies düstere Bild malen nicht nur Schiffahrtsexperten, zunehmend besorgt äußern sich auch Politiker über die Zukunft der 82 Kilometer langen Wasserstraße. Denn sieben Jahre vor der Übernahme des Kanals durch die Panamesen und dem Abzug der US-Truppen im Jahr 2000 gibt es weder Gesetze, Pläne noch eine Behörde, die sich mit der Stunde X auseinandersetzen. Akut ist vor allem die Antwort auf die Frage, was geschieht mit den sogenannten "areas revertidas", den Gebieten, die in den vergangenen Jahren ausschließlich von US- amerikanischen Truppen und Personal genutzt wurden, und die ebenfalls in den nächsten Jahren in den Besitz Panamas übergehen.
Obwohl sich das Land am Scheitel zwischen Nord- und Südamerikainzwischen anschickt, ein Gremium zu schaffen, das über die Zukunft dieser immerhin 34 000 Hektar großen Gebiete entlang des Kanals befinden soll, werden Beobachter zunehmend nervös. Sie fürchten nicht nur, daß die Zeit davonläuft. Sie fürchten auch, daß der politische Wille in der Regierung von Guillermo Endara fehlt, sich mit diesen "Schlüsselfragen" für die Zukunft Panamas ausreichend zu beschäftigen und daß durch lateinamerikanische "Laisser-faire"-Mentalität eine wichtige Chance vergeben wird. "Hier wird nichts geplant, alles geschieht per Intuition und Improvisation", kritisiert Fernando Manfredo, ehemaliger Vize-Direktor der Kanal-Kommission.
Erfahrungen geben den Skeptikern recht. So hat der Dschungel bereits das Fort Gullick, das in den 80er Jahren übergeben wurde, "verschlungen", da weder Geld noch politischer Wille für die Erhaltung der Infrastruktur vorhanden waren. Ein ähnliches Schicksal erfährt derzeit die berühmte "Escuela de las Americas", wo jahrzehntelang lateinamerikanische Militärs die schmutzigen Tricks in der Aufstandsbekämpfung lernten.
Auch nehmen interne Reibereien, Intrigen und Korruptionsvorwürfe die Regierung, vor drei Jahren während der US-Invasion auf einer Militär-Basis eingeschworen, mehr als nötig in Beschlag. Kein Tag vergeht im Land am Isthmus, an dem nicht eine Fraktion die andere mit Schmutz bewirft. Kein Wunder, daß Beobachter selbst das Gesetz zur Schaf- fung der "Autorität für die interozeani- sche Region" in Gefahr sehen, das derzeitim Parlament diskutiert wird und das die Nutzung der von den USA übergebenen Gebieten definieren soll. Hinzu kommt, daß sich zwar alle der historischen Aufgabe bewußt sind, die die Übernahme des Kanals darstellt, aber die Meinungen, wie und wer die 14 Basen, fast 5000 Gebäude, Militärgelände und Golfclubs nutzen soll, weit auseinandergehen. Sie reichen von der Einrichtung eines Naturschutzgebietes über Tourismus-Attraktionen bis zum Ausbau der Kanalzone zu einem maritimen Service- Zentrum für die 120 000 Schiffe, die alljährlich den Kanal passieren. Während die einen eine von der Regierung unabhängige Organisation favorisieren, fürchten andere, daß dies einen Staat im Staate schaffe.
Während die einen vor allem die wirtschaftliche Nutzung im Auge haben, warnen Ökogruppen vor einer Störung des Gleichgewichts. "Es müssen Naturschutzzonen geschaffen werden, um das Funktionieren des Kanals zu garantieren", sagt Juan Carlos Navarro, Direktor der unabhängigen Umweltorganisation ANCON, "denn ohne eine gesicherte Frischwasserzufuhr läßt sich der Kanal nicht operieren."
Für die Einrichtung eines Service-Zentrums tritt Carlos Ernesto Gonzalez de la Lastra ein, der früher den Kampf gegen den - inzwischen in den USA einsitzenden - General Noriega, focht und sich nun die Zukunft des Kanals zu eigen macht. "Es wäre kriminell, die Gelegenheit, die dieser Schiffahrtsweg bietet, zu verschenken", warnt er und träumt von einem "Venedig" in Lateinamerika.
Er möchte nicht nur die beiden Häfen am Pazifik und Atlantik ausbauen. Er will statt 30 Schiffe künftig 3000 Schiffe in Trockendocks reparieren, den Verkauf von Schiffsdiesel steigern und 17 000 Jobs zu Land und Wasser schaffen. Denn, so lamentiert de la Lastra, "der Panamakanal ist der einzige Kanal in der Welt, der keinen Service anbietet, weder für dieSchiffe, die 300 000 Passagiere noch die 400 000 Besatzungsmitglieder".
Seine größte Sorge sind die Einnahmen nach dem Abzug der US-Amerikaner, die rund 500 Millionen Dollar jährlich in Panama lassen. Nach seiner Rechnung schreibt der Kanal allein keine schwarzen Zahlen. Ständig steigende Gebühren jedoch bergen die Gefahr in sich, daß die Kunden sich nach anderen Trassen umsehen. Und Alternativen zu der 79 Jahre alten Wasserstraße planen Costa Rica, das eine Zugverbindung zwischen den beiden Ozeanen anbieten will, wie auch Honduras und El Salvador.
Das internationale Image bereitet den Experten nicht weniger Kopfschmerzen. So drängt der US-Botschafter, Dean Hinton, die Panamesen öffentlich, alsbald Pläne für die Übernahme vorzulegen. De la Lastra befürchtet wiederum, daß die Kunden möglicherweise an der Fähigkeit des Landes zweifeln, den Kanal ohne Hilfe der Nordamerikaner zu operieren und sich das Desaster wie bei den Trockendocks und der Eisenbahn wiederholt, die nach Jahren der Vernachlässigung nahezu unbrauchbar sind. Wieder andere sorgen sich, daß vorzeitig ein Exodus der Angestellten einsetzt, die unsicher über die Zukunft ihres Arbeitsplatzes sind. Und daß das hohe Arbeitsniveau verlorengeht, wenn Panama die den USA angepaßten Löhne auf heimischen Standard ebenso senkt wie die Zahl der Beschäftigten.
Nicht wenige Panamesen suchen deshalb ihr Heil bei den USA, die bereits signalisierten, daß sie am Verbleib einiger Basen interessiert seien. Denn spielte das SouthCom, wie das Kommando Süd in Panama heißt, in den 80er Jahren eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Aufstandsbewegungen in Lateinamerika, so kommt ihm nun vor allem Bedeutung als Stützpunkt zur Kontrolle des Drogenhandels zu.
Panama ist über ein solches Ansinnen wie immer gespalten. Präsident Endara sagte bereits, daß während seiner Amtszeit weder Militärbasen noch der Kanalvertrag neu verhandelt werden. Ganz zum Ärgernis der öffentlichen Meinung, die - je ärmer, desto US-freundlicher - einen Verbleib US-amerikanischer Truppen schon aus ökonomischen Gründen befürwortet. Dazu zählen selbst die bei der Invasion Ausgebombten.Sie demonstrieren zwar immer wieder gegen die Regierung Endara, halten aber die USA hoch. Statt "Gringo, go home" unter Noriega, heißt ihr Motto "USA, bleib hier".
Nun hat nicht zuletzt auch der Bundeskanzler einen "Wildwuchs" im sozialen Netz festgestellt und kritisiert, es gäbe Sozialhilfeempfänger, die mehr erhielten, als mancher Erwerbstätige verdiente (FR vom 8. Januar 1993 "CDU nennt Scheitern des Sozialpaketes abwegig"). Diese Äußerungen werden natürlich als "Politik gegen den sozialen Anstand" (Rudolf Dressler, SPD, in der FR vom 11. Januar 1993 "SPD wirft Kanzler Kohl Politik gegen den sozialen Anstand vor") oder als "falscher Weg" (Ulf Fink, CDU, in der FR vom 8. Januar 1993) moralisch abqualifiziert. Nur - ich denke, mit moralischen Kategorien ist die Politik der gegenwärtigen Bundesregierung kaum zu bewerten.
Ein Blick auf die Zahlen hilft weiter. 1989 (alte Bundesländer) gab es 3,6 Millionen Sozialhilfeempfänger. Die Ausgaben für die Sozialhilfe betrug im gleichen Zeitraum 28,8 Milliarden DM. Im Bundesdurchschnitt liegen die Regelsätze der Sozialhilfe bei etwa 500 Mark.
Wo findet nun der vom Kanzler konstatierte "Wildwuchs" statt? Wohl kaum bei den "Hilfen in besonderen Lebenslagen". Fallen doch unter diese Sparte unter anderem die Krankenhilfe, die Eingliederungshilfe für Behinderte, die Blindenhilfe, die Hilfe für Pflege und die Altenhilfe. Bei der laufenden "Hilfe zum Lebensunterhalt" wohl auch kaum. Dort wird genau nach Aktenlage und entsprechend der nachgewiesenen existentiellen Situation der Antragsteller geprüft und entschieden.
Es kann sich also nur um die einmaligen Leistungen (Bekleidungsbeihilfen, Heizkosten etc.) handeln. Mit anderen Worten, der "Wildwuchs" besteht darin, daß eine Sozialhilfeempfängerin für ihr Kind Geld für einen Anorak beantragt und erhält, bevor dieser dem Kind in Streifen vom Leib fällt. Oder ein Sozialhilfeempfänger beantragt Geld für ein Paar Schuhe, bevor diese sich in ihre Bestandteile auflösen. Da ist der Kanzler nun in der Tat einem Skandal auf der Spur.
"Wildwuchs"? Dabei sollte folgendes bedacht werden: Aus der Forschung (HAUSER/SEMRAU 1989) wissen wir, daß ca. ein Drittel aller Anspruchsberechtigten aus Scham auf Sozialhilfe oder welchen Gründen auch immer, ihren Anspruch auf Sozialhilfe nicht in Anspruch nehmen. Das sind bei 3,6 Millionen Sozialhilfeempfängern 1,8 Millionen Personen. Bei einem durchschnittlichen Sozialhilfesatz von 500 Mark macht das immerhin neun Milliarden (!) Mark aus, die somit "eingespart" werden. "Wildwuchs"?
Das Problem scheint mir woanders zu liegen: In der FR vom 12. Januar 1993 lesen wir: "Es wäre angemessen, den Abstand zwischen Sozialhilfeleistungen und Arbeitseinkommen von Anfang der 80er Jahre wiederherzustellen." Zitat der FR aus dem Mediendienst der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände in Köln.
Und im Wirtschaftsteil derselben Zeitung wird der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken zitiert, überzogene Ansprüche an das Sozialprodukt seien zurückzufahren und die Verteilungs- und Sozialpolitik müsse neu definiert werden. Damit wird das Problem vollends deutlich: die Rezession, von der alle sprechen, soll über die Lohnpolitik bearbeitet werden.
Und das ist der eigentliche Skandal: Der Kanzler aller Deutschen teilte vor nicht allzu langer Zeit mit, es werde bald keinem schlechter, aber vielen besser gehen. Nun nimmt er umstandslos Stellung für die Interessen der Wirtschaft, damit diese die anstehende Rezession über sinkende Löhne in den Griff bekommen kann. Dafür opfert der Kanzler leicht Grundposition des Sozialstaates Bundesrepublik. Möllemann war tatsächlich nur ein Schelm.
Prof. Dr. Michael Erler, Frankfurt a. M.
SACHSENHAUSEN. Seit Jahren sahnen die Aktiven des Majoretten- und Tanzsport-Clubs (MTC) Sachsenhausen bei Meisterschaften und Qualifikationsturnieren tüchtig ab. Dahinter steckt das von Cheftrainer Theo Schramm vermittelte Können sowie die Fleißarbeit der Tänzerinnen und Tänzer. Auch die neuen Tanzstilarten, die der Deutsche Verband für Gardetanzsport (DVG) vor der neuen Turniersaison einführte, konnten die MTC-Aktiven nicht schrecken. Das bewiesen sie schon zum Turnierauftakt der Saison '93 in der Stadthalle Bergen-Enkheim mit soliden Leistungen. Die Sachsenhäuser belegten drei erste, einen zweiten und einen dritten Platz. "Damit war der Versuch, den MTC zu stoppen, gescheitert", freut sich Trainer Schramm. Der MTC präsentierte in Bergen-Enkheim den neuen Polkastil geradezu perfekt. So überzeugten sowohl Steffi Bauer als Solistin und die "Pyranias" sowie die große Marschgarde, die sich klar durchsetzten. Den zweiten Platz belegte das 1. MTC-Corps, Dritte wurde Silvia Weber in der Solo-S-Klasse der Jugend.
Auch beim zweiten Saisonturnier in Wiesbaden-Nordenstadt überzeugte die MTC-Vertretung mit einem ersten Platz der großen Marschgarde und einem zweiten Rang des 1. MTC-Corps. Die "Pyranias" aus Sachsenhausen setzten den Erfolgen die Krone auf. In der Polka-Disziplin (bis zwölf Personen) gewannen sie mit der Tageshöchstwertung von 291 Punkten. Es war der 20. Sieg der "Pyranias" hintereinander. 1986 waren sie erstmals Deutscher Meister und schafften es danach bis zum Europameister.
Bei der Jugend belegte Ivette Gassner in Nordenstadt einen dritten Platz und errang damit in der S-Klasse ihren ersten Pokal. Bravourös tanzten auch die MTC-Jugendlichen Liane Horaczek und Melanie Siemers. Gut vorbereitet hatten sich die Sachsenhäuser auf das zweite Turnier im Trainingslager in der Rhön.
Am 6. und 7. März richtet die "Arbeitsgemeinschaft der Sachsenhäuser Tanzsportvereine" unter der Federführung des MTC in der Offenbacher Stadthalle die Hessenmeisterschaft '93 aus. Erwartet werden etwa 1600 Teilnehmer. Die Hessenmeisterschaft ist zugleich ein Ranglistenturnier für den Deutschlandpokal und die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft '93. dixi
Auf dem 8000 Quadratmetern großen Gelände an der U-Bahn-Haltestelle Sandelmühle in Heddernheim, das gegenwärtig noch Baugebiet ist, sollen nach dem Willen des Ortbeirates 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) eine Tankstelle und ein Kraftfahrzeug-Betrieb entstehen. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion wurde bei Enthaltung der Grünen und gegen die Stimme des Fraktionslosen verabschiedet.
In der Begründung zum Antrag verweisen die Sozialdemokraten darauf, daß im betreffenden Gebiet lediglich zwei Tankstellen und ein Kfz-Betrieb angesiedelt sind. Dieser läge aber nach Fertigstellung der Ortsumfahrung Niederursel in einer Sackgasse und wäre nur schlecht zu erreichen.
Da jedoch nach Beendigung der Bauarbeiten in diesem als Wohn- und Gewerbegebiet ausgewiesenen Gelände mit 8000 Arbeitnehmern und 3000 Einwohnern zu rechnen sei, müsse die Versorgung gewährleistet werden.
Ein weiteres Argument für die Ansiedlung von Tankstelle und Kraftfahrzeug- Betrieb im Baugebiet: Die Firma liegt momentan in direkter Nähe des Urselbaches und somit an ökologisch ungünstiger Stelle. jot
Reimund Weber von der SKG Walldorf steht vor 28 Anwärtern, die die Kreis-Lizenz zum Schiedsrichter im Fußball erlangen möchten. Anhand einer Overhead- Folie erläutert er seine Situation: "Was machen wir da?" Schweigen. Dann eine erste Antwort, und sie stimmt. Weber, Lehrwart im Kreis, freut sich. Seine Ausführungen haben die Schüler erreicht. Dumm haben sich die Lehrgangsabsolventen in diesem Jahr nicht angestellt. Aber die Teilnehmerzahl war vergleichsweise dünn. Und es waren viele Jugend- liche dabei, sogar noch unter 14 Jahren. Daraus ergeben sich mehrere Probleme. Die Schiedsrichterei im Kreis Groß- Gerau steckt in der Krise. Und offenbar hat selbst der Hessische Fußballverband das Ausmaß dieser Probleme nicht erkannt.
"Die stecken ja den Kopf in den Sand", sagt Heinrich Thur, der Kreis-Schiedsrichter-Obmann. Er kommt von der Eintracht Rüsselsheim und macht diesen Job schon seit 22 Jahren. Er kennt sich aus in dem Geschäft. Und er kann viel davon erzählen. Die Probleme mit den Herren in Schwarz lassen sich nicht mehr verdrängen. Den Vorwurf an den Verband begründet Thur: "Die schauen in die Liste mit den gemeldeten Schiedsrichtern, sehen dort 220 Namen und denken: wunderbar. Daß in Wirklichkeit nur 30 bis 40 regelmäßig pfeifen, sehen sie nicht."
Die Zahl der Unparteiischen geht seit mindestens zehn Jahren kontinuierlich zurück. Schon jetzt können Spiele von Reserven in den unteren beiden Ligen nur in Ausnahmefällen mit Schiedsrichtern besetzt werden. Die zahlenmäßige Not an Schiris verteilt sich in hübscher Regelmäßigkeit über das ganze Kreisgebiet. Praktisch alle Vereine sind gleichermaßen davon betroffen. Auch die großen Klubs machen da keine Ausnahme. Dabei war noch vor 15 bis 20 Jahren alles anders. "Damals waren wir über 80 Jungschiedsrichter", erinnert sich Heinrich Thur. "So viele wie bei uns im Kreis gab es sonst nirgend mehr in ganz Deutschland." Damals galt der Schiedsrichter noch etwas. Heute sehen sich immer mehr dieser nur für geringes Entgelt aktiven Spielleiter anhaltenen Pressionen gegenüber. Der bekannte Schlachtruf "Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht", gehört da noch zu den harmlosesten Drohungen. "Wenn jemand auf dem Platz seine Linie beibehält und hart durchgreift, muß er mit körperlichen Attacken rechnen", sagt Heinrich Thur weiter.
Es ist im Kreisgebiet schon mehr als einmal vorgekommen, daß Schiedsrichter "eine gefangen haben". Und bei den sogenannten Rechtsausschuß-Sitzungen, die zur Klärung von Differenzen zwischen den Unparteiischen und den gewalttätigen Spielern dienen sollen, werde "gelogen, was das Zeug hält. Ein Dilemma."
Schiedsrichter, die sich nicht trauen durchzugreifen, taugen nichts. Doch greifen sie durch, setzen sich bei jedem Spiel aufs neue Gefahren aus. Der ideale Schiedsrichter ist eine Persönlichkeit, die zu ihrer Linie steht und diese auch durchsetzt. Daß da zwölfjährige Schüler ihre Probleme mit haben werden, liegt für Heinrich Thur auf der Hand. Und auch Lehrwart Reimund Weber ist sich sicher, daß die meisten nicht lange dabeisein werden. "Wenn man schaut, wer in zwei Jahren wirklich pfeift, dann ist das höchstens ein Drittel. In zehn Jahren können wir froh sein, wenn noch zwei dabeisind." Was fehlt, sind aktive Spieler oder solche, die ihre eigene Laufbahn gerade beendet haben. Die hätten die nötige Erfahrung und wären zugleich Persönlichkeiten. Doch Auswahlspieler verirren sich nur höchst selten in die Ausbildungen von Reimund Weber. Schon längst kommen viele Vereine ihrer Verpflichtung, mindestens drei Schiedsrichter zu melden (für erste und zweite Mannschaft sowie die Jugend) nicht mehr nach.
Eine lächerliche Strafe von hundert Mark in den beiden untersten Klassen ist den meisten Klubs da allemal lieber. Auch in Bezirks- und Bezirksoberliga kostet ein ausgefallener Schiri gerade einmal 200 Mark. "Wer keine Schiedsrichter hat, darf nicht spielen. So einfach ist das", fordert Thur. Vor 20 Jahren sei dies so gewesen. Auch andere Landesverbände hielten die so. Doch in Hessen gelte die Maxime: Wir wollen doch Fußball fördern und nicht verhindern. Daß der Schiedsrichter auf diese Weise immer mehr in Mißkredit gerät, sieht offenbar niemand. "Wofür macht man das alles", fragt sich der Kreis-Schiedsrichterobmann da schon des öfteren. Die Antwort, die er gefunden hat: "Irgendwie muß es ja weitergehen." ANDREAS RIPPL
Bei Karl-Heinz Neubauer in südniedersächsischen Hannoversch-Münden steht das Telefon kaum noch still. Seit der 63 Jahre alte ehemalige Unternehmer mit dem "Roten Ring", einem Verein von Pleite gegangenen Firmeninhabern, vor wenigen Wochen zum erstenmal an die Öffentlichkeit getreten ist, steigt die Zahl der Neuanmeldungen rapide. 200 Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet habe der Club inzwischen schon, berichtet "Präsident" Neubauer. Außer dem Konkurs vereint die ehemaligen Mittelständler und Kleinunternehmer ihr Ärger. Sie sehen sich nämlich als Opfer von Banken und Sparkassen. Mit dem "Roten Ring" wollen sie nun zusammen gegen das vermeintlich erlittene Unrecht angehen.
Er sei einmal ein vermögender Mann gewesen, sagt Neubauer, und seine Stimme klingt bitter, wenn er sich erinnert: "Ich habe 2,7 Millionen Mark durch falsche Beratung einer Sparkasse verloren." Er habe ein Hotel bauen wollen und die Kredite dafür bereits zugesagt bekommen. Am Ende jedoch sei aus den Darlehen nichts geworden. Der Grund: "Man hatte mir verschwiegen, daß ich als zu alt für ein solches Unternehmen angesehen wurde." In letzter Konsequenz sei nun das gesamte Vermögen futsch. Neubauer bemühte zwar die Justiz, doch ohne Erfolg. Jetzt sieht er sich als Opfer eines übermächtigen Kreditinstituts.
Um doch noch etwas für sich herauszuholen, hat er zusammen mit 19 anderen ehemaligen Unternehmern, die sich ebenfalls durch, wie sie sagen, gesetzwidrige oder unlautere Praktiken von Banken oder Sparkassen ruiniert oder geprellt sehen, den "Roten Ring, die Solidargemeinschaft der Kredit- und Kapitalgeschädigten", gegründet. Der Verein, der pro Monat fünf Mark Mitgliedsbeitrag verlangt (Rentner und Sozialhilfeempfänger zahlen zwei Mark), will laut Satzung Geschädigte beraten und unterstützen. Auf sich allein gestellt, so sagt der juristische Berater des Vereins, der Mündener Rechtsanwalt Rolf Gabel, hätten viele der Betroffenen in der Auseinandersetzung mit dem Kreditgewerbe nämlich schlechte Karten. Häufig würden sie nicht einmal einen Rechtsbeistand finden. "Das hängt damit zusammen, daß viele Banken lukrative Notar-Sachen vergeben oder daß die Anwälte selbst Kredite bei den Banken aufgenommen haben", sagt Gabel.
Den Instituten wift der Jurist vor, ihre Kunden oftmals in den Würgegriff zu nehmen. So seien die Verzugszinsen ungerechtfertigt hoch. Vielfach müßten Schuldner zusätzlich auch eigentlich unnötige Versicherungen oder Bausparverträge abschließen, was manch einen überhaupt erst in den Ruin treibe. Das Schlimmste für einen Pleite gegangenen Unternehmer sei es, wenn er den Offenbarungseid leisten müsse, sagt Neubauer: "Dadurch wird man 30 Jahre lang gedemütigt und kriminalisiert." Der "Rote Ring" wolle sich dafür einsetzen, daß die entsprechenden Gesetze so geändert werden, "daß man durch einen Offenbarungseid nicht um jede Chance gebracht wird, sich wieder eine Zukunft aufzubauen".
Ein Vereinslokal in der Nähe von Hannoversch-Münden haben die Selbständigen mit den schlechten Erfahrungen schon ins Auge gefaßt. Bisher wurde dort zwar noch nicht getagt, "doch dieses Lokal wäre uns am liebsten", sagt Neubauer, "wegen des Namens". Es heißt "Letzter Heller". pid
BORNHEIM. Beim Auftakt der närrischen Saison im Bürgerhaus Bornheim haben die acht Karnevalvereine des Stadtteils nicht nur gefeiert, sondern auch gespendet: Mit 800 Mark unterstützten sie die durch einen Brand geschädigte 1. Großauheimer Karnevalgesellschaft. Die Karnevalgesellschaft "Stutzer", der Carnevalverein "Pierrette", die "1901er", der Karnevalverein "Der Frankfurter 02", die "Narrhalla", "Bernemer Käwwern" und die "Spinner" folgten damit einem Aufruf des Frankfurter Karnevalvereins (FKV) 1911 und seiner Maagard.
Im Oktober 1992 war das Vereinsheim des Hanauer Stadtteilvereins durch Brandstiftung zerstört worden. Zahlreiche Pokale, Ehrenpreise, Urkunden, Fotos und andere Dokumente wurden ein Raub der Flammen. Für die Spende der Bornheimer Karnevalisten bedankte sich der Sitzungspräsident der Karnevalsgesellschaft, Herbert Reymann.
Die Hilfe aus Frankfurt hatte den Großauheimer Verein völlig überrascht. "Entsprechend groß war bei uns natürlich auch darüber die Freude. Es könnte sogar der Anstoß zu freundschaftlichen Verbindungen nach Bornheim sein", betonte Herbert Reymann. Zum Frankfurter Karnevalverein und seiner Maagard (Vorsitzender und Kommandeur in Personalunion ist Klaus-Jürgen Koch) sei der Kontakt bereits geknüpft: Am Samstag, 23. Januar, wird Präsident Reymann in Begleitung des Großauheimer Prinzenpaares die FKV-Sitzung "Kongreß der Narren" in der Fechenheimer Turnhalle besuchen.
Der Vorstand der 1. Großauheimer Karnevalgesellschaft hofft nun, das Vereinshaus bald wieder aufbauen zu können. Zur feierlichen Eröffnung sollen dann auch die Bornheimer Vereine eingeladen werden. dixi
Dezernent Wentz verspricht dem Westen Fortschritte im öffentlichen Nahverkehr / FVV weiß davon nichts
Der Verein "Zentrum für Weiterbildung" bietet auch in diesem Jahr wieder berufsbegleitende Fortbildungskurse von Frauen für Frauen an. Im Vordergrund des Angebotes stehen Computerseminare. Darüber hinaus finden sich Veranstaltungen zu den Themen Rhetorik, Selbstbehauptung, Kommunikation, Streß, Arbeitsplatzorganisation, Bewerbung, Wiedereinstieg und Fremdsprachenkurse im neuen Halbjahresprogramm. Die Angebote vermitteln zusätzliche Qualifikationen.
Für arbeitslose Frauen gibt das Zentrum für Weiterbildung ein gesondertes Programm heraus. Die Berufsorientierungslehrgänge, Computerkurse und Seminare aus dem kaufmännischen Bereich sollen erwerbslosen Frauen den Wiedereinstieg in das Berufsleben erleichtern.
Die Programme des Zentrums für Weiterbildung können unter der Telefonnummer 707 42 61 bestellt werden. reu
Eines haben die schwierigen Zeiten ohne verläßliche Mehrheiten gebracht: Das Parlament kommt ohne Attacken aus. Wo keiner sicher sein kann, sich durchzusetzen, will sich's auch keiner mit einem potentiellen Zählpartner verscherzen. Der Umgang miteinander, da nicken die Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Vater (CDU), Bodo Tadewald (FWG), Wolfgang Winckler (SPD), Manfred Ziegenfeuter (FDP) und Brigitte Friedrich von der Grünen Offenen Hofheimer Liste (GOHL), sei vernünftig.
Auch bei den Themen gibt es keine großen Differenzen. Damit Lösungen aber nicht mit "Sponti-Methoden", sondern einer "klaren Linie" verwirklicht werden können, sind nach Wincklers Ansicht "neue Mehrheitsverhältnisse nötig". Daß die CDU (17 Sitze) sich von zuletzt 39 auf mehr als 50 Prozent der Stimmen steigern könnte, gilt als ebenso unwahrscheinlich wie der Sprung der SPD (14 Sitze) von 30 auf 50 Prozent. Die absolute Mehrheit bleibt Wunschtraum. Erst recht für die FWG, die derzeit acht Sitze hat.
Was macht die SPD, wenn die Wahl ausgeht wie 1989? "Wir sind zu Koalitionen bereit", sagt Winckler. Vor vier Jahren wurde aus dem Pakt mit der CDU nichts. "Die hatte sich für das Bündnis mit der FWG entschieden, bevor unsere Versammlung zu diesem Thema war."
Mit wem es keine Koalitionen geben wird, haben die Freien Wähler bereits erklärt: mit ihnen nicht. Das wertet die CDU als erneuten Versuch, sich vor der Verantwortung zu drücken. "Eine Koalition heißt, ich binde mich fest ein", sagt Vater. "Und das will die FWG nicht." Was FWG-Fraktionschef Tadewald leugnet: "Hätte sich die CDU an Abmachungen gehalten, wäre unsere Zusammenarbeit so gut wie eine Koalition gewesen." Konsequenz atmosphärischer Störungen im bürgerlichen Lager: CDU und FWG turteln mit der SPD. Die Elefantenhochzeit kündigt sich vorsichtig an.
Im Wahlkampf zählen solche Details nicht. CDU-Chef Axel Wintermeyer setzt wider besseren Wissens auf Sieg, will mindestens das Wählerpotential der mit zwei Sitzen vertretenen "5,01 Prozent- Partei FDP" gewinnen - die wiederum laut Spitzenkandidat Ziegenfeuter vom Krach der "Großen" profitieren und die Zehn-Prozent-Hürde überspringen will. Der Wahlkampf wird laut Wintermeyer "streng kommunal gefahren". 14 Thesen von der "Umweltpolitik im Kleinen" bis zu den Stadtteilen sollen verdeutlichen: "Der Wind aus Bonn oder Wiesbaden bläst uns zwar ins Gesicht, aber bei dieser Wahl geht's um Hofheim."
Das betont auch Bürgermeister Rolf Felix, Aushängeschild der CDU, aber nicht deren Marionette: "Am 7. März wird entschieden, wer hier die Verantwortung trägt." Nach Einschätzung des Verwaltungschefs, seit dreieinhalb Jahren im Amt und bereit, sich 1995 der Direktwahl zu stellen, entscheidet die Beteiligung über den Ausgang der Wahl. Gingen 1985 nur 19 200 von 25 600 Wahlberechtigten in Hofheim zur Urne, waren es vier Jahre später knapp 21 000 von 26 700. Für Spitzenkandidat Felix zuwenig - und Ausdruck eines sinkenden Bürgersinns.
Für Felix ist es eine Frage des Stils, keinen Kommentar über den seit einem dreiviertel Jahr abwesenden Ersten Stadtrat Dr. Roman Sartowski (FWG) abzugeben. Ein erkrankter Kontrahent sei tabu. Insider munkeln: Als Sartowski noch nicht fehlte, sei die Dauerfehde zwischen beiden so zermürbend gewesen, daß Felix alleine mehr ausgerichtet habe. Die CDU-Forderung nach einer dritten Verwaltungsspitze wurde abgelehnt. Ein Triumvirat sei überflüssig, wenn das vorhandene Duo funktioniere.
Felix wirbt trotz ständiger Sparappelle mit Sozial- und Familienpolitik um Stimmen. Auch will er die Eigenständigkeit der Stadtteile stärken, Betreuungsangebote für Randgruppen schaffen, das Abfallkonzept weiter verbessern, eine harte Gangart bei jeglicher Gewalt gegen Asylsuchende einlegen. Wo sind da Unterschiede zur SPD? "Wir setzen mehr auf Eigenverantwortlichkeit der Bürger."
Auch für Felix ist die "Frage der Wohnraumbeschaffung" drückend, obwohl die Sozialwohnungen und Belegungsrechte auf dem Hochfeld erste Erfolge seien. Die Verwaltung bekomme bei der Personalsuche ebenfalls zu spüren, wie fatal sich Wohnungsnot und -preise auswirkten: "Eine große Gefahr für den Dienstleistungsbereich." Wohnungen schaffen, aber wie? Daß die FWG ihr "Sartowski- Modell" zur Umwandlung von Acker- Randflächen in Bauland und die CDU ihren Wunsch, Am Steinberg neue Baugebiete auszuweisen, nicht durchsetzen konnten, belegt die Notwendigkeit klarer Mehrheiten. Und die städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen, von der Parlamentsmehrheit unterstützt, sind in den Augen der betroffenen Grundstücksbesitzer "Enteignung". Der Handlungsspielraum ist begrenzt.
Als Schlappe der vergangenen Jahre wertet die CDU, daß sie das Parkhaus in der Innenstadt nicht durchsetzen konnte. Der zum Teil mit Einnahmen aus den Parkscheinautomaten finanzierte Stadtbus "Hofemer" hingegen sei ein Schritt zur Lösung der Verkehrsprobleme.
SPD-Fraktionschef Wolfgang Winckler sieht das Stadtmuseum als Pleite Nummer eins. "Das ist finanziell auf Jahre ein Klotz am Bein." FWG-Mann Tadewald hingegen stoßen "CDU-Rückzieher" bei Pappelallee und Sporthalle Langenhain noch bitter auf.
Immer mehr ältere Hofheimer und die Finanzlage sind für die SPD langfristige Themen. Erfolg seiner Fraktion ist laut Winckler, "daß wir die Frauenbeauftragte durchsetzen konnten".
FWG-Fraktionschef Tadewald setzt die Prioritäten bei der Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs, fordert aber gleichzeitig den Bau der Umgehung Wallau und der B 519 neu.
Seit acht Jahren mischt eine fünfte Partei im Stadtparlament nicht nur mit, sondern auch regelmäßig auf: die GOHL, mit vier Frauen vertreten. Fraktionsvorsitzende Brigitte Friedrich sieht als dringendste Aufgabe, "ökologisch wichtige Themen einzubringen". Aber auch bei der Kinderbetreuung gebe es grüne Früchte. "Erst hat sich die CDU dagegen gewehrt, neue Hort- oder Kindergartenplätze zu schaffen, voriges Jahr ist sie umgeschwenkt - und jetzt plakatiert sie für ein kinderfreundliches Hofheim", sagt Friedrich zufrieden. Unbequeme Fragen wolle ihre Fraktion stellen: "Auch wenn wir oft belächelt werden."
HOFHEIM. Kreisstadt, Dienstleistungs-, Banken-, Gesundheits- und Schulzentrum am Südhang des Taunus, 17 Kilometer östlich von Wiesbaden und 17 Kilometer westlich von Frankfurt: Hofheim, Wohnstadt im Grünen, liegt mitten im Ballungsraum. Die Einwohnerzahl ist seit 1946 um mehr als das Dreifache gestiegen: Rund 38 000 Menschen leben heute in der Kernstadt und den Stadtteilen Diedenbergen, Langenhain, Lorsbach, Marxheim, Wallau und Wildsachsen, die bis 1977 eingemeindet wurden.
Funde aus der Alt- und Jungsteinzeit belegen, daß Hofheim eine lange Besiedelungsgeschichte hatte. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Name "Hoveheim" allerdings erst 1263. Karl IV. verlieh Hofheim 1352 die Stadtrechte. Mehrmaliger Besitzerwechsel hinterließ Spuren: 1529 bauten die Grafen von Eppstein das alte Rathaus und 1722 Kurfürst Lothar Franz von Schönborn die Kellerei. 1866 wurde die Stadt preußisch.
Der wirtschaftliche Aufstieg begann 1874 bis 1877 mit dem Bau der Eisenbahn nach Niedernhausen. Als Kreisstadt für die zwölf Kommunen zwischen Main und Taunus löste Hofheim 1980 Frankfurt-Höchst ab. Nach und nach wurden mit dem Kreishaus auf dem Hochfeld oder beispielsweise dem Finanzamt am Nordring immer mehr Behörden in Hofheim gebaut und bezogen, wuchs die Stadt in ihre Rolle als Zentrum hinein. Auch die Volkshochschule oder die Main-Taunus-Kliniken finden sich in Hofheim.
Das Gemarkungsbiet erstreckt sich über 5736 Hektar, davon sind 2295 Hektar Wald. 404 Hektar private und 88 Hektar öffentliche Grünflächen wie auch eine Höhe von 120 bis 410 Meter über dem Meeresspiegel sorgen für ein gutes Klima. Hofheim stellt knapp 26 Prozent der Gesamtfläche des Kreises und 17 Prozent der Bevölkerung.
Die Stadt ist nicht arm. Ein- und Zweifamilienhäuser dominieren, Hochhäuser gibt es nicht einmal zehn. Das, der nahe Flughafen, die S-Bahn- Anbindung nach Niedernhausen und Frankfurt und die günstige Lage zwischen zwei Großstädten - es gibt fünf Anbindungen zur Autobahn Frankfurt - Wiesbaden - machen die Anziehungskraft für Wohnungssuchende aus. Neubürger wird meist nur, wer sehr gut verdient. Wohnungs- und Grundstückspreise sind in astronomische Höhen gestiegen.
Rund 200 Geschäfte und 90 Gaststätten prägen das Einkaufszentrum. Da viele von ihnen rund um die Hauptstraße und ihre Nebenstraßen angesiedelt sind, gilt Hofheim als Einkaufsstadt der kurzen Wege. Dennoch gibt es zuhauf Verkehrsprobleme. In der Kern- und Altstadt, die Stück für Stück saniert wird, sind Parkplätze knapp. Die Stadt will Langzeitparker mit Parkscheinautomaten und scharfen Kontrollen vertreiben. Ein schlüssiges Konzept für die Lösung der Verkehrsprobleme fehlt allerdings noch. Bei einer Untersuchung wurden 92 000 Autos gezählt, die täglich durch die Kernstadt und Marxheim rollen. Pendler sollen in die neuen Stadtbusse "Hofemer" umsteigen, gleichzeitig fordern die Hofheimer aber weiterhin vehement die Umgehung B 519 neu.
Das Angebot an Sport- und Freizeiteinrichtungen ist ebenso breit gefächert wie das an Kultur. Dazu gehören Kontakte zum französischen Chinon an der Vienne, Partnerstadt seit 1966, und dem englischen Tiverton an der Exe, seit 1980 mit Hofheim verschwistert. Außerdem kann jeder in mehr als 200 Vereinen seinen Neigungen nachgehen. Schwimmbad, fünf Sportplätze oder die Waldspielplätze "Meisterturm" und "Viehweide" sind nur einige der Anlagen, die für Sport und Spiel zur Verfügung stehen.
Der Stadtsäckel quillt zwar nicht eben über, aber Hofheim ist trotz eines überraschenden Gewerbesteuer- Einbruchs im vergangenen Jahr alles andere als pleite. 110 Millionen Mark umfaßt das Haushaltsvolumen '93. Piekfeine Sanierungen und Großprojekte wie das Stadtmuseum, da sind sich alle Fraktionen einig, wird es in Zukunft gleichwohl nicht geben. Manfred Ziegenfeuter, Chef der FDP- Riege, brachte das fiskalische Motto auf den Punkt: "Halbe Fahrt voraus." pms
SACHSENHAUSEN. Zahlreiche Auftritte stehen in den kommenden Wochen und Monaten auf dem Terminkalender der Sachsenhäuser Bergspatzen. So wirkt der Chor unter anderem mit bei närrischen Veranstaltungen der "Spinner" im Bürgerhaus Riederwald (31. Januar), der "Fidelen Eckenheimer" im Haus Dornbusch (6. Februar), der Sachsenhäuser "Elfer" im Bürgerhaus Südbahnhof (6. Februar), im August-Stunz-Altenwohnheim (14. Februar) und bei den "Käwwern" in Heddernheim am 21. Februar.
Zunächst jedoch sind die Bergspatzen selbst Mitveranstalter der Fremdensitzung im Bürgertreff "Depot" in Oberrad am Freitag, 29. Januar (19.31 Uhr), gemeinsam mit der Sachsenhäuser Karnevalgesellschaft 1947. Motto: "Bei Karneval und Narretei, sind gemeinsam wir dabei." Eintrittskarten können bestellt werden bei Dagmar Constantin (Telefon 62 54 78) und Ute Fischer (Telefon 61 67 02).
In der Veranstaltungsreihe der Saalbau GmbH, "Caféhaus unterwegs", wirken die Bergspatzen von Februar bis April ebenfalls mit. Schließlich gastieren sie am 20. März zur Kürung der Ebbelweikönigin in Oberursel in der dortigen Stadthalle. Im Terminplan des Vorstandes stehen auch einige Sängerfrühschoppen sowie das Bergspatzen-Frühlingsfest 1993 am 24. April im Südbahnhof. dixi
NIEDER-ERLENBACH. Die Frankfurter Sparkasse in Nieder-Erlenbach zieht um. Das neue Domizil liegt im Ortskern, Alt Erlenbach 37, und ist doppelt so groß wie die bisherigen Räume. Die Bürger sind am Montag, 25., und Dienstag, 26. Januar, jeweils 16.30 bis 19 Uhr, zu einer Besichtigung der neuen Geschäftsräume eingeladen. Geschäftsstellenleiter Engelbert Koch und seine Mitarbeiter halten Erfrischungen von Sekt bis Saft und etwas zum Knabbern bereit.
Das neue Geschäftslokal ist 250 Quadratmeter groß und mit modernster Technik ausgestattet. Die Kunden finden helle, großzügige Räume vor: Besonders viel Platz wurde für die Beratungszonen eingeplant, damit vertrauliche Gespräche ungestört geführt werden können. In der Nähe des Eingangs sind neben den Kassen und dem Informationsbereich auch die Briefschließfachanlage und der Kontoauszugsdrucker untergebracht.
Die Geschäftsstelle besitzt auch einen großen Tresorraum mit 500 diebstahlsicheren Stahlfächern - ganz im Zeichen eines verbesserten Service. Geschäftsstellenleiter Koch: "Wir haben unsere Kapazität erheblich erweitert und freuen uns, nun den hohen Anforderungen des modernen Bankgeschäfts noch besser gerecht zu werden." di
In allen Industrienationen plagen Rückenschmerzen einen Großteil der Bevölkerung. Während der letzten zehn Jahre haben derartige Beschwerden sogar um rund 30 Prozent zugenommen. So kommt es, daß wegen Rückenschmerzen - als Folge von Hexenschuß, Ischias sowie Abnutzungserscheinungen an den Bandscheiben der Wirbelsäule - viele Patienten eine Arztpraxis aufsuchen. Hierzulande haben etwa drei Viertel aller Erwachsenen "Kreuzweh", das mit rund 15 Prozent der allgemeinen Behandlungskosten im deutschen Gesundheitswesen zu den teuersten Erkrankungen gehört.
Wie der Hamburger Orthopäde Professor Dr. Detlef Steiner bei einem medizinischen Kongreß über Rückenschmerz betonte, hat die Zunahme solcher Beschwerden eine ganze Reihe von Ursachen. Zum einen steckt eine echte Zivilisationskrankheit dahinter: Es wird zu viel gegessen und die Menschen bewegen sich zu wenig. Daher sind viele Patienten ab dem mittleren und im späteren Alter zu dick. Die überflüssigen Pfunde belasten insbesondere die Wirbelsäule und die federnden Bandscheiben, die im Lauf der Jahre buchstäblich mürbe werden. Sie schrumpfen mehr und mehr zusammen und können das höhere Körpergewicht kaum mehr beschwerdefrei tragen.
Zusätzlich zum Übergewicht machen Freizeitschäden dem Kreuz zu schaffen, denn vornehmlich in Sitzberufen versuchen viele Bürger, ihrem geplagten Rücken einen Bewegungsausgleich zu verschaffen und quälen sich mit mühsamem Jogging auf der Suche nach vermeintlicher Fitness. Jeder Laufschritt auf hartem Untergrund belastet aber die lädierte Wirbelsäule um ein Vielfaches des Körpergewichts und schadet darum mehr als er dem Körper nützt. Orthopäden wissen: 17 Prozent aller Krankschreibungen gehen auf das Konto von Rükkenschmerzen. Im Zeitalter ständig verfügbarer Arbeitskraft mit oft 12 bis 16 Stunden Tätigkeit am Tag streikt oft als erstes das nur scheinbar unbeugsame Rückgrat und zwingt notgedrungen zu Ruhe- und Erholungspausen. Weitaus häufiger als die Betroffenen annehmen, wirken aber auch seelische Belastungen niederdrückend und äußern sich in Rückenschmerzen. Körper und Seele signalisieren damit nachdrücklich, daß sie bestimmte Lebensumstände nicht länger ertragen können.
Bei chronischen Rückenschmerzen ist glücklicherweise nicht immer die Hilfe des Chirurgen notwendig: nur rund zwei Prozent aller Fälle müssen tatsächlich operiert werden. Meist lassen sich die Beschwerden auf einfachere Weise in den Griff bekommen. Allerdings erfordert das von Arzt und Patient ein hohes Maß an guter Zusammenarbeit und Energie, damit die Kreuzschmerzen behoben werden können. An erster Stelle stehen hier sinnvolle Bewegungsübungen zur Kräftigung und zum Training der Rückenmuskulatur, wie sie im Rahmen der sogenannten Rückenschule jederzeit und in jedem Lebensalter von den Kreuzschmerz-Patienten zu erlernen sind. Die Beschwerden kann man auch mit geeigneten Massagen, Wärmeanwendungen, Bädern und Kuren erheblich lindern.
Selbst wenn sich die Bandscheibe bereits vorgewölbt hat und schmerzhaft auf die Nerven im Wirbelkanal drückt, muß nicht immer operiert werden. Die moderne Lyse-Therapie, bei der vorstehendes Bandscheibengewebe aufgelöst wird, oder die sogenannte perkutane Nukleotomie sowie eine Laser-Behandlung bieten sich als Alternativen zum Skalpell des Chirurgen an.
Umgestellt haben sich die Orthopäden auch in der medikamentösen Behandlung der Rückenschmerzen. Viele Mediziner lassen ihre Patienten ein Schmerztagebuch führen, damit sie herausfinden, wann und unter welchen Umständen die Rückenschmerzen auftreten. Sofern Wärme und Massagen dann nicht den gewünschten Erfolg bringen, überlassen die Ärzte ihre Rückenschmerz-Patienten nicht einfach ihrem Schicksal. Es gibt nämlich wirksame Medikamente, mit denen man die Beschwerden gezielt angeht. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, bei unerträglichen Rükkenschmerzen opiathaltige Mittel zur Schmerztherapie zu verordnen, betont die "Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes". Gegen das akute Rückenweh werden jedoch zunächst die Wirkstoffe Acetylsalizylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac, Piroxicam, Indometacin und Flupirtin eingesetzt. Außerdem können naturheilkundliche Maßnahmen wie etwa Akupunktur, Reflex- oder Quaddeltherapie als Ergänzung zur eigentlichen Behandlung der Schmerzursachen in Erwägung gezogen werden. Schließlich dürfen aber die Patienten nicht außer acht lassen, ihr stressiges Leben zu ändern, damit sie sich im wahren Wortsinn körperlich und seelisch wieder schmerzfrei aufrichten können. Dr. med. HANNS H. WENK
FRANKFURT A. M. Sie hilft, wenn's brennt, doch danach ist sie meist rasch wieder vergessen: Die Feuerwehr. Einige Frankfurter dagegen wollen die Erinnerung an die Retter in der Not wachhalten. Sie sammeln Feuerwehrhelme, Schläuche, Uniformen und Dokumente, die Geschichte und Arbeit der Feuerwehrmänner und -frauen wird dokumentiert. Ein Verein ist gegründet worden, nun fehlen noch Ausstellungsräume.
Bereits im Jahre 1977 war nahe Frankfurt ein privates Feuerwehrmuseum gegründet worden. Doch während in Fulda, wo bereits ein Museum existierte, zahlreiche Ausstellungsstücke gezeigt werden, mußte sich das Frankfurter Museum bescheiden.
Der Grund: Die Ausstellungsfläche war hundertmal kleiner als in Fulda. Zu sehen gab es dort unter anderem Feuerwehrhelme aus verschiedenen Ländern, Medaillen, Rangabzeichen, Stoffwappen, Schutzbrillen, Säbel, Löscheimer, eine Handdruckspritze, alte Schläuche, ein Kreislaufgerät für den Atemschutz aus den dreißiger Jahren, unterschiedliche Strahlrohre, ein Hydrantenaufsatz und Saugrohre.
Das private Museum im westlichen Frankfurter Stadtteil Unterliederbach wurde mittlerweile aufgelöst, alle Feuerwehrrequisiten verkauft oder auf den Müll geworfen.
Frankfurter Sammlerfreunde wollen nun einen neuen Anfang wagen. Deshalb gründeten sie im Mai 1992 in Frankfurt den "Feuerwehr-Museumsverein Rhein/ Main e. V.". Feuerwehrfahrzeuge, -ausrüstungsgegenstände und -schriften zu erwerben, zu restaurieren und auszustellen, das ist das Ziel des neuen Vereins.
Initiator der Vereinsgründung ist Gerhard Faller, engagierter Brandschützer bei der Frankfurter Berufsfeuerwehr sowie bei der Freiwilligen Feuerwehr in Praunheim.
In kurzer Zeit trugen Faller und seine Vereinsfreunde viele Exponate zusammen, die beim Wiesenfest '92 der Praunheimer Wehr erstmals gezeigt wurden. Mittlerweile verfügt der neue Verein bereits über eigene Löschfahrzeuge der Baujahre 1957, 1959 und 1966, ist im Besitz einer Drehleiter (Baujahr 1959), eines Tragkraftspritzenanhängers (Baujahr 1942) und einer 16-Meter-Handzugleiter (Magirus) von 1911. Alle Fahrzeuge sind von Mitgliedern repariert worden.
Im Eigentum von Vereinsangehörigen befinden sich weitere zehn Einsatzfahrzeuge und -geräte (Tanklöschfahrzeuge, Drehleitern, Tragkraftspritzen). Für die Restaurierung eines Löschgruppenfahrzeugs LF 15 Magirus (Baujahr 1950) und eines Tanklöschfahrzeugs TLF 15 Magirus (Baujahr 1953) wurden beispielsweise über 11 000 Arbeitsstunden aufgewendet.
Doch noch fehlen Räume, die Gegenstände unterzubringen. Außerdem sucht der Feuerwehr-Museumsverein Frauen und Männer, die Mitglied werden wollen. Förderer sind ebenfalls willkommen. Weitere Informationen gibt Vorsitzender Gerhard Faller. Er ist telefonisch unter der Nummer 76 47 49 zu erreichen. dixi
NIEDER-ESCHBACH. Ab Februar soll es auch in Nieder-Eschbach eine Kindergruppe des Jugend-Rotkreuzes geben. Noch sind die Organisatoren auf der Suche nach geeigneten Räumen. Denn beim DRK in der Max-Planck-Straße 6 "müssen nach den Gruppentreffen alle Spielsachen wieder weggeräumt werden", sagte Jugendgruppenleiter Dirk Zundel.
Das soll den Kindern allerdings erspart bleiben, will die DRK-Ortsgruppe den Kleinen doch einen Freiraum zum Austoben und Spielen ohne Grenzen einrichten. Sie sollen ihren Treffpunkt nach eigenen Vorstellungen gestalten können. Das Angebot an die Jungen und Mädchen umschreibt Zundel denn auch wie folgt: "Erlaubt ist, was Spaß macht."
Bereits im Dezember vergangenen Jahres bot das Jugend-Rotkreuz ein Weihnachts-Filmfestival an. Elf Kinder kamen zum kleinen Trickfilm-Spektakel. Sie alle stehen auch mittlerweile auf der Anmeldeliste für die Kindergruppe.
"Wir sind keine Konkurrenz für Kindergärten oder Sportvereine", versicherte der Jugendgruppenleiter. Die Kindergruppe trifft sich einmal wöchentlich am späten Nachmittag. Mitmachen kann jedes Kind im Alter von sechs bis zehn Jahren. Nähere Informationen gibt Dirk Zundel unter der Nummer 7 07 58 93. tin
In den Papierkörben Bonner Ministerien wurden kürzlich Entwürfe von Abschiedsreden freiwillig und weniger freiwillig aus ihren Ämtern scheidender Minister gefunden . . . :
"Freunde, Mitbürger, es war eine verdammt gute Zeit. Nun ist sie leider zu Ende. Doch ich sage euch - und das in aller Deutlichkeit: noch ist nicht aller Tage Abend, und wer als Demokrat den Mund spitzt, der muß auch pfeifen. Es wird, dessen bin ich sicher, ein Wiedersehen geben. Es ist unseren Feinden mit ihrer Hetze einer endlosen Diffamierungskampagne (hier mit leicht belegter Stimme sprechen!) gelungen, mir das Amt des . . . Ministers zu verleiden. Unter der Maßgabe einer höheren Verpflichtung gegenüber unserem Staatswesen werde ich (Pause) von meinem Amt (Pause) zurücktreten. Ich habe heute morgen dem Herrn Bundeskanzler . . ."
"Meine Feinde haben eine Schlacht, aber nicht den Krieg gewonnen. Der Kampf um die Wahrheit geht weiter, und wenn mir auch der Vorwurf gemacht wird, das Amt für persönlichen Vorteil mißbraucht zu haben, so wissen wir alle, daß man mit diesen infamen Unterstellungen niemals den Beweis einer Verfehlung zu Lasten des Gemeinwesens angetreten hat. Ich trete zurück. Mögen auch andere, die dieser Regierung angehören, diesem Schritt folgen . . ."
"Intrigentechniker, jene Weichensteller neuer Machtkonstellationen, Zeloten des persönlichen Machtzuwachses, sie, ja sie, haben die Gunst der Stunde für ihre zweifelhaften Geschäfte genutzt und mich aus dem Amt gedrängt. Ich werde mich nicht diesen Metternich-Adepten beugen, jenen Dunkelmännern, die das Wohl des Landes ihren eigenen Vorteilen hintanstellen. Das Spiel ist noch nicht zu Ende, die zweite und dritte Runde werden diese Aftergeister mit ihren Jonglierkünsten nicht erleben . . ."
"Mit Worthülsen, jawohl, mit entleerter Rhetorik pyromanischer Schlagtot-Journaille hat man mich und mein Ministerium bombardiert - und ich sage: man hat es sarajewot. Ich sah mich in der Pflicht, meine Mitarbeiter vor diesem Bombardement zu schützen. Um den Heckenschützen die Munition zu entziehen, habe ich beschlossen, den Kampf auf einen späteren Tag zu vertagen, um ihn zu einer von mir gewählten Stunde wiederaufzunehmen. Ich habe um meinen Abschied gebeten, nicht, weil ich mich im Unrecht befinde oder gar einer Amtsverletzung schuldig gemacht hätte, sondern weil ich es als meine Pflicht sehe, Schaden von dem Amt abzuwenden."
Ihrem Leserbriefschreiber ist zuzustimmen, wenn er den "Kommerzplunder" im Fernsehen und die Existenz der privaten Mistsender beklagt (FR/FRA vom 12. 1. 1993 "Privatfunk-Zwangsabgabe der Konsumenten"). Ich denke aber, daß man das nicht über eine kulturpolitische Diskussion verhindern kann. Wirkungsvoll wäre eher eine Programmentflechtung.
"Werbung" - wie die Reklame fälschlicherweise genannt wird - wird zur eigenständigen Sendung aufgewertet und nicht mehr durch Sportübertragungen und Spielfilme unterbrochen; keine Reklame beim Seitenwechsel eines Tennismatchs, keine Unterbrechung von Spielfilmen mehr. Statt dessen strahlt jeder Sender, ob privat oder öffentlich-rechtlich, pro Tag eine ein- bis zweistündige Sendung mit den neuesten Reklamespots ununterbrochen aus.
Für den Genuß dieses Programmbeitrags zahlt der Zuschauer Gebühren bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten oder einen Obolus an die Privaten (z. B. Pay- TV). Damit wäre endlich auch marktwirtschaftlichen Prinzipien Genüge getan.
Jürgen Weber, Offenbach
Nun ist der schwimmende Hochsicherheitstrakt der japanischen Atomindustrie, die "Akatsuki Maru", mit 1,5 Tonnen Plutonium im Innern, unter militärischem Geleit und Medieneskorte, in Nippons Gewässern eingetroffen (FR vom 6. 1. 1993 "Plutonium-Frachter am Ziel"). Zweitausend Polizisten und eine Schar ungebeugter Umweltschützer wohnten der Entladung bei.
Nun atmet "die Welt" gemeinschaftlich auf, hat aber eigentlich keinen Grund dazu. Denn es gab einmal einen Ort in Großbritannien, der hieß Windscale. Aber das ist lange her und seine Geschichte schon beinah vergessen! Doch sie bedroht uns noch heute:
Ein 280 Hektar großer Komplex an Englands Nordwestküste. Gegenüber der Isle of Man trifft man dann auf einen gigantischen Industriekomplex, der früher als Windscale auf der Landkarte eingetragen war. Ins Auge fallen vier Kühltürme, die zu Calder Hall gehören, dem ältesten Kernkraftwerk der Welt, das 1956 zum ersten Mal Strom ans Netz abgab.
Zwei hohe Schornsteine kennzeichnen den Ort, wo am 8. Oktober 1957 gegen zwei Uhr morgens beim routinemäßigen Herunterfahren der Plutonium produzierende Reaktor No. 1 in Brand geriet. Hunderte von Polizisten wurden aus den Betten geholt, die umliegenden Krankenhäuser alarmiert, die Evakuierung einer ganzen Region vorbereitet.
Die Löscharbeiten begannen am Morgen des 11. Oktober - also erst drei Tage später - und dauerten 24 Stunden, bis der Brand erstickt war. Es wurden erhebliche Mengen an radioaktiven Spaltprodukten freigesetzt. Ein Gebiet im Umkreis von drei Kilometern um das Werk zum Sperrbezirk erklärt, der bald auf das gesamte Küstengebiet ausgedehnt wurde.
Viele Millionen Liter Milch von in der Nähe weidenden Kühen mußten auf Anordnung der Behörden vernichtet werden! Die radioaktive Wolke verteilte sich über ganz England bis zum europäischen Festland. Der Reaktor wurde stillgelegt.
Es dauerte 30 Jahre, bis die britische Regierung den offiziellen Untersuchungsbericht und damit die volle Wahrheit veröffentlichte, denn in Windscale wurde der Stoff für die Bombe gebaut.
Man verbannte den Namen des geschichtsträchtigen Ortes von den Landkarten und schuf "Sellafield". Heute macht Sellafield sein Geschäft ausschließlich im zivilen Bereich. Längst sind es nicht mehr allein die Störfälle, von denen bisher mehr als 300 bekannt wurden, die beunruhigen.
Ein Blick auf die Störfalliste zeigt ebenfalls katastrophale Ausmaße:
Störfall 110; September 1973: bei einer Explosion wurden 35 Arbeiter verseucht. Der betroffene Anlagenteil mußte stillgelegt werden.
Störfall 160; Oktober 1976: in einem Silo für Nuklearabfall entdeckte man ein Leck. Mehr als vier Jahre lang waren Tausende von Litern radioaktiver Flüssigkeiten unkontrolliert in den Boden gesickert. Sieben Jahre später leckte der Silo immer noch.
Viel schlimmer ist das Ausmaß der Verseuchung, das die Anlage im Normalbetrieb verursacht. Umweltschutzorganisationen und die irische Regierung wollten die Anlage über die europäische Gerichtsbarkeit schließen lassen, aber in einer strukturschwachen Region ist die Betreibergesellschaft BNFL - British Nuclear Fuels - der Arbeitgeber für 14 000 Menschen in einer übermächtigen Position.
Und so fließen täglich legal mehrere tausend Tonnen radioaktiv belastete Abwässer über zwei Kilometer lange Rohrleitungssysteme direkt ins Meer. Und aus den Kaminen pfeifen radioaktive Gase. Mit dem Erweiterungsbau THORP wird Sellafield endgültig zum radioaktiven Mülleimer der Welt und die Irische See zu ihrem maritimen Notausgang.
Etwa 400 bis 600 Kilogramm Plutonium in der Irischen See, ausreichend, um die Weltbevölkerung mehrfach zu vergiften, das ist die Bilanz von über 40 Jahren atomarer Wiederaufarbeitung. Und nicht nur das Wasser ist verseucht. Luftmeßgeräte filtern Plutonium und andere radioaktive Elemente aus dem Küstenwind. Die Irische See spielt bei der "Form von Entsorgung" schon lange nicht mehr mit. Man fand Plutonium in Staubsaugerbeuteln aus den Haushalten der Umgebung.
BNFL mußte bereits etwa 400 000 Pfund (ca. eine Million Mark) Entschädigungszahlungen an über 30 Witwen und Familien von verstorbenen Arbeitern leisten. Bei Kindern aus Windscale ist die Leukämierate zehnmal höher als im Landesdurchschnitt. Ein direkter Zusammenhang mit der atomaren Dreckschleuder wird offiziell nicht anerkannt.
Jedes Jahr messen Regierung und BNFL die radioaktive Verseuchung der Fische in der Irischen See. Sie fanden heraus, daß bestimmte radioaktive Nuklide 5000mal häufiger vertreten sind als bei Fischen aus Island. Inzwischen hat auch die britische Regierung zugegeben, daß Küstenbewohner, die häufig Fisch essen, schon jetzt die auf Lebenszeit zulässige Strahlendosis überschritten haben. In der Nordsee bis hoch nach Skandinavien schwimmt kein Fisch mehr, in dem sich die radioaktiven Elemente aus Sellafield nicht zweifelsfrei nachweisen ließen.
Die britische Atomlobby sinniert lakonisch: "Atomkraft braucht keine enthusiastischen Befürworter. Es reicht, wenn sie als das kleinere Übel akzeptiert wird!"
Rüdiger Voßberg, Berlin
Wer ganz sicher gehen will, daß er bei einer Langlauf-Tour auch genügend Kalorien verbraucht hat, kann sich jetzt in dem Kärntner Urlaubsort Obervellach Gewißheit verschaffen. Der örtliche
Italiens Hoteliers und Pensionswirte klagen: die Gäste bleiben aus. Zwischen Januar und November 1992 ist die Nachfrage - gemessen am entsprechenden Vorjahreszeitraum - insgesamt um 4,6 Prozent auf 179,5 Millionen Übernachtungen gefallen. Der Reisestrom aus dem Ausland schrumpfte gar um 4,8 Prozent auf knapp 61 Millionen Gäste. Vor allem die Deutschen - sie stellen 40 Prozent der ausländischen Urlauber - zeigten im letzten Jahr dem Sonnenland verstärkt die kalte Schulter: Nach Angaben der italienischen Hoteliersvereinigung Federazione Associazioni Italiane Alberghi e Turismo (FAIAT) ging das Gästeaufkommen aus der Bundesrepublik im genannten Zeitraum um 20,1 Prozent zurück. Insgesamt hat das Land nach ersten Schätzungen des staatlichen Fremdenverkehrsamtes Ente Nazionale Italiano per il Turismo (ENIT) 1992 umgerechnet rund 32,9 Milliarden Mark an Devisen eingenommen; 6,5 Milliarden stammten aus deutschen Reiseetats. tdt
Weltuntergang
Die Sintflut beginnt mit der Zeitung, die ausbleibt. Das Fernsehbild wackelt: der Weltuntergang. Der Bus hat fünf Minuten Verspätung. Die Apokalypse: ein leerer Tank.
Der Sonntagsspaziergang endet im Regen: Ein Zeichen allmählichen Verfalls. Der Abfluß verstopft. Ein Kind, das ins Bett näßt: Dir steht das Wasser bis zum Hals.
Die Menschheit rüstet sich zu Tode. Doch was ist's, was das Faß zum Überlaufen bringt? Eine klemmende Kommode. Ein Auto, das nicht anspringt.
Die Milch brennt an. Das Stuhlbein bricht. Die Wäscheleine reißt. Der Wasserhahn tropft und kein Klempner in Sicht. Sag, spürst du es nicht?
Die Kugelschreibermine streikt. Im Kühlschrank kein Bier: o Katastrophe! Die Post hat geschlossen und keine Briefmarke im Haus. Jetzt spürst es auch du: der Ofen ist aus.
ACHIM AMME
RAINER SCHERFF
Sparsam und leise, dabei geräumig und umweltfreundlich. Das sind Anforderungen, die moderne Kühlgeräte erfüllen sollen. Und das waren auch die Merkmale, die bei der neuesten Untersuchung der Stiftung Warentest im Vordergrund standen. Insgesamt 19 Tischkühlautomaten wurden geprüft. Bei einer Breite von 55 oder 60 Zentimetern bieten sie Nutzinhalte von 124 bis 154 Liter und kosten zwischen 470 und 800 Mark.
Kernpunkt der Funktionsprüfung ist das Regelverhalten: Die Kälteleistung muß so dosiert werden, daß die Kühltemperatur von etwa + 5 °ree; C und die Gefrierfachtemperatur von mindestens - 18 °ree; C stets eingehalten werden, ganz gleich ob es in der Küche nun 16 oder 32 Grad warm ist.In diesem Bereich müssen die Kühlgeräte der Klimaklasse N einwandfrei funktionieren. Keines der geprüften Geräte war in diesem Punkt schlechter als "zufriedenstellend". Fällt einmal der Strom aus, kommt es darauf an, die Kälte im Gerät möglichst lange zu halten. Bei "guten" Modellen ist die Temperatur im Drei-Sterne-Fach erst nach 14 Stunden auf - 9°ree; C angestiegen, bei einem weniger guten bereits nach zehn Stunden.
Neben dem Kaufpreis sind bei Kühlgeräten auch die Folgekosten, das heißt der Stromverbrauch interessant. Auch diesmal haben die Warentester wieder die Energiekosten für eine zehnjährige Betriebszeit errechnet und verglichen. Neben der erstaunlichen Erkenntnis, daß die schmaleren Fabrikate trotz des geringeren Nutzinhaltes im Schnitt mehr verbrauchen als die geprüften 60-Zentimeter-Modelle, fiel vor allem auf, daß einige die Zusatzbezeichnung "Energiespargerät" nicht verdienen. Neben dem genügsamsten Kühlschrank, der mit nur 439 Mark Strom in zehn Jahren auskommt, schmückt sich nämlich auch ein mit 809 Mark fast doppelt so gefräßiges Produkt mit dem werbewirksamen Prädikat.
Noch immer enthalten Kühlgeräte Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Zwischen 44 und 100 Gramm des Ozonkillers befinden sich allein im Kältekreislauf. Dazu kommt der FCKW-Anteil im Dämmschaum. Nur wenige Hersteller bieten bereits Modelle an, deren Isolierschicht ohne FCKW geschäumt wurde. Der zur Zeit vieldiskutierte, völlig FCKW- freie Foron-Kühlschrank der sächsischen dkk-Scharfenstein ist jedoch noch nicht erhältlich. Solange noch FCKW in den Geräten ist, gilt: ausgediente Kühlschränke gehören nicht auf den Müll! Vereinbaren Sie beim Neukauf, daß der Händler das Altgerät zurücknimmt.
Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich im Zeitschriftenhandel und bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test-Ausgabe 1/93).
Sie engagierte sich im Widerstand: Sophie Scholl, die für ihre Arbeit in der "Weißen Rose" am 22. Februar 1943 hingerichtet wurde. (Bild: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz)
Von der Geschichtsschreibung totgeschwiegen: In der französischen Untergrundbewegung waren auch Frauen mit der Waffe aktiv.
(Bild: Bildarchiv Preußischer
Kulturbesitz)
Johanna Tesch (1875-1945) aus Frankfurt am Main, ehemals Mitglied von Nationalversammlung und Reichstag, war schon eine alte Frau, als man sie nach dem 20. Juli 1944 in das Frauen-KZ deportierte. Auch sie hatte für den Informationsaustausch gesorgt und zudem Geld, das von sozialdemokratischen Freunden im Ausland gesammelt worden war, auf verschwiegenen Wegen von der Schweiz "ins Reich" geschafft. Die Mittel dienten für die illegale politische Arbeit. Johanna Tesch starb in Ravensbrück nach acht Monaten Haft - wenige Tage vor Vollendung ihres 70. Lebensjahres und wenige Wochen vor der Befreiung des KZs.
Nicht jede Gegnerin von Hitlers Regierung war für die direkte politische Aktion geschaffen. Auf der Seite der politischen Linken fanden sich mehr Menschen zu tätiger Opposition bereit als auf der Seite der Konservativen; hier gingen viele Oppositionelle in die "innere Emigration". Unter den Frauen bot ein unrühmliches Beispiel für Anpassung an die Gegebenheiten die Schriftstellerin und einstige Führerin der bürgerlichen Frauenbewegung, Gertrud Bäumer, ein leuchtendes dagegen die aus bürgerlichem katholischem Hause stammende Nationalökonomin Elfriede Nebgen (1890-1983). Sie hatte ihre politische Heimat in der Christlichen Gewerkschaftsbewegung gefunden, wo sie deren späterem Führer, Jakob Kaiser, begegnete. 1933 legte Elfriede Nebgen die Redaktionsleitung des "Zentralblattes der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands" unter Protest nieder, weil sie zur Veröffentlichung eines Leitartikels gezwungen werden sollte, den sie politisch nicht vertreten wollte. Wie Jakob Kaiser, den sie später heiratete, lehnte sie den Anpasserkurs der Gewerkschaften ab.
Annedore Leber, engagierte Katholikin und spät politisierte Sozialdemokratin, gehörte zu den ersten Menschen, die Verfolgung und Widerstand zum Thema von Publikationen machten. Nach Kriegsende gründete sie einen eigenen Verlag und veröffentlichte reich bebilderte Dokumentationen über Persönlichkeiten des Widerstandes. Ursprünglich hatte Annedore Leber Jura studiert, dann aber umgesattelt und das Schneiderhandwerk erlernt. Als sie in jungen Jahren diese Entscheidung traf, konnte sie nicht ahnen, wie nützlich dieser praktische Beruf ihrer Familie einmal werden würde.
Plötzlich ist das Phänomen der "Gewalt" da. Gewalt auf der Straße, Gewalt in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Was ist passiert? Zunehmende Bevölkerungsdichte, Sozialneid, Arbeitslosigkeit, Langeweile und allgemeine Perspektivlosigkeit führen zu Aggressionen. Und Aggressionen potenzieren in Gewalt. Die Münchner Psychoanalytikerin Thea Bauriedl ist der Meinung: "Wege aus der Gewalt sind Wege aus der Sprachlosigkeit. In ,sprachlosen' Beziehungen kann man nur noch aufeinander einschlagen oder voreinander weglaufen." In dem Buch "Wege aus der Gewalt" erläutert sie ihre Überlegungen, die mit der Erziehung in der Familie anfangen. Mit Genehmigung des Herder- Verlages veröffentlichen wir hier Teile aus dem Kapitel "Feindbilder - Bilder gegen die Angst".
Struwwelpeterschule NIEDERDORFELDEN. Kinder, die zwischen dem 1. Juli und 31. Dezember 1987 geboren wurden, können vom 1. bis 5. Februar jeweils zwischen 8.30 und 10 Uhr für die Struwwelpeterschule angemeldet werden.
Wichtiger Hinweis: Geburtsurkunde oder Stammbuch mitbringen.
HOCHTAUNUSKREIS. Die Errichtung und Folgen der nationalsozialistischen Diktatur in den Taunusorten und in Hessen beschreiben unter anderem folgende Bücher:
Angelika Baeumerth: Oberursel am Taunus. - Frankfurt, 1991. (S. 287 bis 295).
Das Hakenkreuz über Bad Homburg. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD. - Bad Homburg, 1982.
Brunhilde Hoffmann/Hermann Volk: Es geschah mitten unter uns: Das Schicksal der jüdischen Familie Jordan in Ober-Erlenbach. - Bad Homburg, 1988.
Yitzhak Sophoni Herz: Meine Erinnerungen an Bad Homburg und seine 600jährige jüdische Gemeinde (1335-1942). - Rechovot, 1981.
Christopher Kopper: Das Hakenkreuz auf der Kronberger Burg. - Dortmund, 1990.
Barbara Mausbach-Bromberger: Arbeiterwiderstand in Frankfurt am Main. Frankfurt, 1976.
Ulrich Schneider (Hrsg.). Hessen vor 50 Jahren - 1933. Frankfurt, 1983.
Hessische Gewerkschafter im Widerstand 1933-1945. Hrsg. vom DGB- Bildungswerk u.a. Gießen, 1983.
"Heut' reißt mir die Nägel aus - ich verrate nicht" Die Frauen in der französischen Résistance · Von Florence Hervé
Am 18. Juni 1940, kurz nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Paris, appellierte General de Gaulle an die französische Bevölkerung: "Die Flamme des französischen Widerstands darf nicht erlöschen." Das war der Beginn der organisierten Résistance, des Widerstandes der Franzosen gegen die deutsche Besatzungsmacht. Auch der Résistance der Frauen -, zu lange und zu oft verschwiegen.
"Verraten werde ich morgen, nicht heut. Heut reißt mir die Nägel aus.
Ich verrate nicht."
Dieses Gedicht schrieb die Französin Marianne Cohn, Organisatorin der Zionistischen Jugend der Südzone, im Jahr 1943. Sie hat nichts verraten. Ihre Leiche fand man 1944 nach der Befreiung von Annemasse in einem Leichenhaufen.
Verraten haben weder Danielle Casanova, noch France Bloch-Sérazin und Berthie Albrecht.
Danielle Casanova, Zahnärztin, Gründerin und Leiterin der "Union junger Französinnen", eine engagierte Kommunistin, starb am 9. Mai 1943 im KZ- Auschwitz an Typhus. France Bloch- Sérazin, Chemikerin, wurde am 21. Februar 1943 in Hamburg enthauptet. Ihr Vater, der Schriftsteller Jean-Richard Bloch, hatte noch 1942 einen "Appell an die Frauen" veröffentlicht: "Hitler bereitet seine Frühjahrsoffensive vor. Säumt nicht länger! Fordert die Rückkehr Eurer Männer, Eurer Söhne! Fordert für Eure Kinder Brot, Milch, Butter. Und vor allem verhindert, daß Eure Männer, Eure Brüder in die Fabriken gehen, die für die Deutschen arbeiten! Geht auch selber nicht mehr hin! Französische Frauen, Eure Stunde hat geschlagen!" Der Schriftsteller hat seine Tochter nicht wiedergesehen. Und Berthie Albrecht, Journalistin aus dem protestantischen Großbürgertum und führend in der Widerstandsbewegung "Combat", wurde am 5. November von der Gestapo in Vichy zu Tode gefoltert.
Marianne, Danielle, France, Berthier - vier Namen des Widerstands von Frauen, stellvertretend für die vielen, die vor rund fünfzig Jahren umkamen.
Lange vor dem Appell von General de Gaulle und der Bildung des Nationalrats der Résistance gibt es Keime des Widerstands. Lucie Aubrac, Verbindungsagentin, sagt: "Die Résistance der Frauen ist ein Phänomen, das lange vor dem Begriff entstand. Es ist eine Folge des gewachsenen Bewußtseins, des Engagements von Frauen und der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, die mit der Entstehung des Faschismus in Westeuropa verbunden waren."
Es sind allerdings wenige Frauen, die sich schon Anfang der dreißiger Jahre gegen die faschistische Ideologie auflehnen. Nach dem bewaffneten Aufmarsch der französischen Faschisten Anfang 1934 in Paris sind sie an der ersten großen Demonstration gegen die aufkommende Gefahr beteiligt.
Der "Internationale Kongreß der Frauen gegen Krieg und Faschismus", der Anfang August 1934 mit mehr als tausend Teilnehmerinnen stattfindet, zeigt erste Ansätze einer Zusammenarbeit der Frauen. Der Kongreß war die Geburtstunde des "Internationalen Komitees der Frauen gegen Krieg und Faschismus". Dieses Komitee organisierte die Solidarität mit den Opfern der faschistischen Regime. Im Manifest des Kongresses heißt es: "Schafft überall Frauenkomitees."Von Antje Dertinger Es gab nicht nur die "Weiße Rose" Frauen im Widerstand - einige Beispiele für viele
Mit Sophie starben ihr Bruder Hans Scholl und ihr Mitstreiter Christoph Probst. Als Mitglieder des Widerstandskreises "Weiße Rose" hatten sie Flugblätter gegen das Regime der Nationalsozialisten hergestellt und verbreitet.
Sophie Scholl, Kind einer bürgerlichen Familie aus Ulm, war zunächst gern zur Jugendorganisation der Nationalsozialisten gegangen, hatte aber genau dort die Widersprüche des Systems entdeckt. Aus Ablehnung entwickelte sie Willen zum Widerstand. Er wurde auch getragen durch ihre späteren philosophischen Studien an der Münchner Universität, durch viele Gespräche mit gleichgesonnenen Freunden und durch ihre Hinwendung zum Christentum. Die "Weiße Rose" hatte erreichbare Ziele angestrebt: Sie wollte - wie Sophies Schwester Inge Aicher-Scholl schrieb - "den vielen Einzelnen, die das Regime ablehnten, das Gefühl einer Solidarität vermitteln, diese stärken und vergrößern, Zweifelnde gewinnen, Indifferente zu einer Entscheidung bewegen, Nazigläubige in Zweifel versetzen und Begeisterte zur Skepsis bringen". Sophie Scholl und ihre Freunde, die, wie Bundespräsident Heuss zehn Jahre nach ihrem Tod sagte, "gegen die Phrase und die Lüge die Reinheit der Gesinnung und den Mut der Wahrheit setzten", waren nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft bekannt, und sie blieben es. Die Weiße Rose und "die Männer des 20. Juli" - darin erschöpfte sich in den ersten Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Kenntnis vom politischen Widerstand in Deutschland.
Das Verschweigen hatte Methode - bis "die 68er" fragten. Und es dauerte weitere Jahre, bis andere Menschen, die widerstanden hatten, wahrgenommen wurden -, die Toten und die Lebenden.
Sie stammten aus der Arbeiterschaft, aus kirchlichen Kreisen, aus dem Bürgertum und aus kleinen linken Gruppierungen. Sie waren eine Minderheit, und in ihr gab es Frauen. Doch wie alle Frauen- Geschichten wurde auch dieser Teil ihrer Geschichte - der weibliche politische Widerstand - spät entdeckt und lange ignoriert, länger als der Widerstand der Männer. Aber allein nach Ravensbrück, ins Frauen-Konzentrationslager des SS- Staates, waren 130 000 Frauen und Kinder aus 20 Nationen verschleppt worden; 90 000 kamen zu Tode - durch Gas, durch Genickschuß, durch Folter, Hunger und Krankheit. Viele dieser Frauen waren politische Häftlinge gewesen.
Zum Beispiel das Mädchen Helga Beyer (1920-1942), Jüdin aus Breslau und fast auf den Tag ein Jahr älter als Sophie Scholl: Helga gehörte einer jüdischen Jugendgruppe an, die seit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft im Rahmen einer kommunistischen, jedoch antistalinistischen Abspaltung der KPD im politischen Widerstand arbeitete. Helga war kaum vierzehn Jahre alt, als sie nach 1933 in diese Aktivitäten einbezogen wurde. Fünf Jahre lang, bis zu ihrer 1938 erfolgten Verhaftung, war sie als Kurierin tätig. Sie wanderte, im Sommer zu Fuß, im Winter auf Skiern, über den Riesengebirgskamm von Schlesien in die Tschechoslowakei und überbrachte Nachrichten über die politischen und wirtschaftlichen Zustände im Raum Breslau. Auf dem Rückweg nahm sie politische Schriften mit.
Der Volksgerichtshof zu Berlin verurteilte die damals 18jährige "wegen Vorbereitung zum Hochverrat" zu dreieinhalb Jahren Haft. Weil Helga "eine geistige Reife (hat), die der eines wesentlich älteren Menschen gleichkommt", wurde auf sie das Jugendstrafrecht nicht angewendet. Nach der Haftverbüßung verschwand Helga im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Dort starb sie - angeblich an Lungenentzündung. Sie war 21 Jahre alt.
Johanna Tesch (1875-1945) aus Frankfurt am Main, ehemals Mitglied von Nationalversammlung und Reichstag, war schon eine alte Frau, als man sie nach dem 20. Juli 1944 in das Frauen-KZ deportierte. Auch sie hatte für den Informationsaustausch gesorgt und zudem Geld, das von sozialdemokratischen Freunden im Ausland gesammelt worden war, auf verschwiegenen Wegen von der Schweiz "ins Reich" geschafft. Die Mittel dienten für die illegale politische Arbeit. Johanna Tesch starb in Ravensbrück nach acht Monaten Haft - wenige Tage vor Vollendung ihres 70. Lebensjahres und wenige Wochen vor der Befreiung des KZs.
Über die Schweiz führte auch der Weg Johanna Kirchners (1889-1944), einer anderen Frankfurter Sozialdemokratin. Schon im Sommer 1933 lag gegen sie ein Haftbefehl vor. Johanna Kirchner, bekannte Kommunalpolitikerin und engagiert in der Arbeiterwohlfahrt tätig, flüchtete ins Saargebiet, das damals noch unter Völkerbundherrschaft stand und vielen politisch Verfolgten als erstes Asyl diente.
Dort, später im französischen Exil, arbeitete sie in der Flüchtlingshilfe, organisierte den Transport illegaler politischer Schriften nach Deutschland und wurde aktiv in der Volksfront-Bewegung. Nachdem deutsche Truppen Frankreich besetzt hatten, floh Johanna Kirchner in den unbesetzten Süden des Landes, wurde jedoch von der mit Nazi-Deutschland kollaborierenden Regierung ausgeliefert und vom Volksgerichtshof in Berlin zu zehn Zuchthausjahren verurteilt. Roland Freisler, Präsident des Volksgerichts, betrieb die Umwandlung des Urteils in die Todesstrafe. Johanna Kirchner wurde, 55jährig, im Juni 1944 in Berlin-Plötzensee enthauptet.
Mit etwas Glück hätte sie rechtzeitig aus der Falle Südfrankreich entkommen können. Schlupflöcher waren der Hafen von Marseille und verborgene Pfade durch die Pyrenäen und Spanien nach Lissabon. Lange war Johanna Kirchner auf der Suche nach diesen Wegen unterwegs gewesen; und leicht hätte sie auf jene Frauengruppe treffen können, die sich zur gleichen Zeit aus dem südfranzösischen Internierungslager Gurs befreit hatte. Mit Hilfe von Franzosen gelangte diese Gruppe deutscher Frauen, sämtlich Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes, über Marseille ins sichere amerikanische Exil.
Im Mai 1936 gewinnt die französische Volksfront die Wahlen. Damit etabliert sich die erste Regierung, die Frauen auf Ministersessel beruft: die Nobelpreisträgerin Irène Joliot-Curie im Wissenschaftsministerium, die sozialistische Lehrerin Suzanne Lacore, zuständig für Kinderschutz, und die Präsidentin der Vereinigung für das Frauenstimmrecht, Suzanne Brunschwig, im Bildungsministerium. Die Volksfrontregierung setzt die Abeitszeitverkürzung durch, den ersten bezahlten Urlaub, Lohnerhöhungen -, allerdings keine gleiche Entlohnung.
Nach scharfen Auseinandersetzungen in der FKP wird 1935 die "Union junger Mädchen" (UJFF) von Casanova gegründet. Sie erklärt: "Eine gemischte Organisation würde keine breite Rekrutierung erlauben . . . Zum anderen, und die Erfahrung zeigt es uns, würde eine gemischte Organisation heute den besonderen Problemen der Mädchen nicht gerecht werden."
Die UJFF engagierte sich für das republikanische Spanien, sammelte dafür Nahrungsmittel, Kleider. Nach dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag von 1939 werden die KP und weitere Organisationen von der Daladier-Regierung verboten, darunter die UJFF und das Weltkomitee der Frauen gegen Krieg und Faschismus.
Die Ereignisse überstürzen sich. 1940 sind sechs Millionen Menschen auf der Flucht, ziehen durch Frankreich. In erster Linie Frauen und Kinder. Zwei Millionen Mäner sind in Gefangenschaft. Es entstehen rund hundert Lager im Lande. In dieser Situation sind Frauen für die Organisation des Überlebens alleinverantwortlich. Marie-Madeleine Fourcade, Leiterin der gaullistischen Geheimorganisation "Alliance": "Frauen waren überall, auf den Feldern, in den Städten, in den Geschäften und Fabriken. Frankreich war das Land der Frauen geworden." Mit dem Jahr 1942 beginnen die großen Deportationen: Zehntausende Juden werden von den Nationalsozialisten in die Vernichtungslager transportiert. Knapp fünf Millionen Franzosen werden zwischen 1940 und 1944 als Kriegsgefangene oder im Arbeitsdienst für die deutsche Kriegsführung zwangsverpflichtet.
Frauendiskriminierende Gesetze werden von der Vichy-Regierung verabschiedet: Das Gesetz vom 11. Oktober 1940 sieht die Entlassung von verheirateten Frauen im Verwaltungsbereich vor. Am 25. Mai 1941 wird der "Muttertag" von Pétain eingeführt, ebenfalls im Jahr 1941 ein Hausfrauenlohn. Aber am 4. September werden alle Frauen zwischen 21 und 35 Jahren für Tätigkeiten, die die Regierung "im Interesse der Nation für nützlich" hält, zwangsverpflichtet.
Nach dem Schock der deutschen Offensive im Mai 1940 entstehen verschiedene Widerstandsbewegungen, um de Gaulle in England (mit Geheimorganisationen) und um die Gewerkschaften und die FKP (mit bewaffneten Gruppen ab Herbst 1940), die sich 1943 zusammenschließen. In einem Kommentar der Schweizer Zeitung "Nation" im Januar 1944 heißt es: "Die Résistance ist die stärkste Massenbewegung, die Frankreich seit der Französischen Revolution erlebte." Es wird geschätzt, daß sich 500 000 bis eine Million Menschen aktiv am Widerstand beteiligt haben.
Heut reiß 3
Und die Frauen?
Sie haben besondere Formen des Widerstands entwickelt und selbst mit Waffen gekämpft. Daß nach 1945 nur sechs Frauen, jedoch 1024 Männer zum "Ritter der Befreiung" ernannt worden sind, mutet wie ein schlechter Witz an.
Yvonne Dumont, Regionsverantwortliche für die Volksfrauenkomitees erinnert sich: "Die organisierten Frauen ergriffen das Wort vor Geschäften, an Fabriktoren und vor Kirchen nach dem Gottesdienst. Sie riefen die Frauen auf, sich der Deportation ihrer Männer, Brüder und Söhne zu widersetzen. Das führte dazu, daß einige unserer Kameradinnen durch deutsche Militärgerichte zum Tode verurteilt wurden, zu Folter und Deportation."
Am 6. Januar 1943 werfen sich Frauen auf die Gleise in Montluçon und Lorient, um die Abfahrt der Züge mit den Arbeitsdeportierten zu verhindern.
Eine der Besonderheiten des Widerstands in Frankreich stellen die "Volksfrauenkomitees" dar. Die ersten entwikkeln sich bereits im Jahr 1940, zunächst als kleine Gruppen ohne Verbindungen zueinander, mit der Aufgabe, die Solidarität mit den Familien der Internierten, der Deportierten und der Gefangenen zu organisieren. Es entwickeln sich drei Arten von "Volksfrauenkomitees": die "Hausfrauenkomitees," die "Komitees zur Organisation der Hilfe für die Kriegsgefangenen und für die politischen Gefangenen". Aus diesen Frauenkomitees, die unmittelbar an der Basis wirken, entsteht 1943 die "Union französischer Frauen", die ihren ersten Kongreß 1944 abhält.
Eine der Formen der Résistance bildete die "Deutsche Arbeit" (TA-Travail allemand), die im September 1940 von der FKP und der KPD für die politische Arbeit unter den Angehörigen der Besatzungsmacht in den besetzten Zonen initiiert wurde. Ziel war es, die faschistische Ideologie unter den deutschen Soldaten zu bekämpfen, kriegswichtige Anlagen zu zerstören und eine Friedensbewegung innerhalb der Wehrmacht zu schaffen. Die Leitung der TA hatte die M.O.I., eine von der FKP 1924 gegründete Organisation, in der alle in Frankreich eingewanderten Ausländer gewerkschaftlich erfaßt wurden. Beim Verbindungsdienst der TA sollten deutschsprechende Frauen Kontakte mit deutschen Soldaten herstellen. Yvette Bloch sagt dazu: "Die Soldatenarbeit im Rahmen der TA war eine spezifische Frauenarbeit, weil natürlich die jungen Soldaten in Frankreich alleine waren, sich gelangweilt haben - und es war sehr leicht mit ihnen ,anzubändeln&rquote;." Zeitweise waren es hundert Antifaschistinnen, die Gespräche mit Wehrmachtsangehörigen anzuknüpfen versuchten, auf Straßen, in Parkanlagen und in Kinos, unter den Regeln der Konspiration, die dann zur Schaffung von Soldatengruppen und Komitees führen sollten. In den zivilen Dienststellen versuchten Dolmetscherinnen und Telefonistinnen, Informationen zu sammeln, deutsche Papiere und Ausweise zu beschaffen.
Nicht jede Gegnerin von Hitlers Regierung war für die direkte politische Aktion geschaffen. Auf der Seite der politischen Linken fanden sich mehr Menschen zu tätiger Opposition bereit als auf der Seite der Konservativen; hier gingen viele Oppositionelle in die "innere Emigration". Unter den Frauen bot ein unrühmliches Beispiel für Anpassung an die Gegebenheiten die Schriftstellerin und einstige Führerin der bürgerlichen Frauenbewegung, Gertrud Bäumer, ein leuchtendes dagegen die aus bürgerlichem katholischem Hause stammende Nationalökonomin Elfriede Nebgen (1890-1983). Sie hatte ihre politische Heimat in der Christlichen Gewerkschaftsbewegung gefunden, wo sie deren späterem Führer, Jakob Kaiser, begegnete. 1933 legte Elfriede Nebgen die Redaktionsleitung des "Zentralblattes der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands" unter Protest nieder, weil sie zur Veröffentlichung eines Leitartikels gezwungen werden sollte, den sie politisch nicht vertreten wollte. Wie Jakob Kaiser, den sie später heiratete, lehnte sie den Anpasserkurs der Gewerkschaften ab.
Die Berliner Wohnung Elfriede Nebgens war fortan Treffpunkt der Vertreter des gewerkschaftlichen Widerstandes. Insbesondere mit dem sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer Wilhelm Leuschner wurden Pläne für die Zeit nach Hitlers Sturz diskutiert. "Die Verbundenheit der beiden aus verschiedenen Welten kommenden Gewerkschaftsführer war der Beginn des Widerstandes mit einem festumrissenen Ziel", schrieb später Elfriede Nebgen. "Ihre gemeinsame Wurzel war die frühe Erkenntnis und Erfahrung des verbrecherischen Charakters des Nationalsozialismus, wie er sich vor allem in der Behandlung der Arbeiterbewegung enthüllt hatte." Leuschner überzeugte Kaiser und Nebgen von der Notwendigkeit einer Einheitsgewerkschaft. Doch Wilhelm Leuschner wurde nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet; Jakob Kaiser überlebte, dank Elfriede Nebgen, in einem Kellerversteck in Babelsberg.
Später entzogen sich beide, Nebgen und Kaiser, noch einmal politischem Druck - diesmal ausgeübt durch das Regime in der sowjetischen Besatzungszone.Es gab nicht 4
Über Geschichte und Vorgeschichte des nationalsozialistischen Regimes berichteten später viele der Überlebenden als Zeitzeugen. Zu den ersten, die die Erinnerung wachzuhalten versuchten, gehörte eine Frau aus dem engeren Kreis der "Männer des 20. Juli": Annedore Leber (1904-1968). Sie war verheiratet mit dem früheren SPD-Reichstagsabgeordneten und späterem aktiven Widerstandskämpfer Julius Leber. Annedore Leber erwarb sich größte Verdienste um ihren Mann. Sie schützte Julius Leber; sie befreite ihn aus dem KZ; sie ernährte die Familie während seiner Haft.
Annedore Leber, engagierte Katholikin und spät politisierte Sozialdemokratin, gehörte zu den ersten Menschen, die Verfolgung und Widerstand zum Thema von Publikationen machten. Nach Kriegsende gründete sie einen eigenen Verlag und veröffentlichte reich bebilderte Dokumentationen über Persönlichkeiten des Widerstandes. Ursprünglich hatte Annedore Leber Jura studiert, dann aber umgesattelt und das Schneiderhandwerk erlernt. Als sie in jungen Jahren diese Entscheidung traf, konnte sie nicht ahnen, wie nützlich dieser praktische Beruf ihrer Familie einmal werden würde.
Nach Kriegsende betätigte sich Annedore Leber in erster Linie als Politikerin und Publizistin. Eine ihrer größeren frühen journalistischen Arbeiten widmete sie übrigens dem Thema "Frauen und Widerstand".
In diesem Zusammenhang hatte Annedore Leber wiederholt Anlaß zu zweifeln, ob im Wirtschaftswunderland die Bereitschaft zu kritischer Selbstreflexion überhaupt vorhanden war: "Sind wir fähig, uns - frei von Untertanengehorsam und Autoritätssucht - bewußt zu machen, daß weder die Entschuldigung für ein Versagen zur Richtschnur menschlichen Verhaltens werden darf, noch die Berufung auf Paragraphen des hitlerschen Diktats der Verantwortung freier und mündiger Bürger würdig ist?"
Für den Februar hatten sich die Berater am Elterntelefon besonders auf alle Fragen eingestellt, die die seelischen Gesundheit von Kindern bei einer Scheidung oder Trennung der Eltern betreffen. Das Elterntelefon der Vorsorge-Initiative hat die Nummer 0 69 / 55 06 93 und ist von Montag bis Freitag von 10.00 bis 12.00 Uhr zu erreichen. FR
Dazu sagt Henny Dreifuss, die mit 19 Jahren in der "TA" tätig war: "Es war nicht immer einfach, persönlichen Kontakt zu den Besatzungssoldaten herzustellen. So unauffällig wie möglich mußten die Gespräche angeknüpft werden. Das war für Frauen leichter als für Männer. Zusammen mit einer Genossin (nie alleine) gingen wir in Lyon in ein Kaufhaus und waren ,zufällig&rquote; da, wenn es Sprachschwierigkeiten gab . . . Um die Stimmung zu kennen - das war wichtig für die Herstellung von Flugblättern -, haben einige von uns, auch ich, bei einer Wehrmachtsstelle gearbeitet." Elsa Fugger, ebenfalls Mitarbeiterin der "TA" in Paris, die 1944 nach Ravensbrück deportiert wurde, erzählt: "Das war nicht ganz ungefährlich." Diese Arbeit wurde als "Vergehen der Wehrkraftzersetzung" eingestuft und mit dem Tode bestraft. Daß es eine bestimmte Überwindung erforderte, Soldaten "anzumachen", deutet eine andere "TA"-Mitarbeiterin an: "Die Soldaten müssen doch annehmen, wir suchen Anschluß. Wie soll man es machen? Ins Gespräch kommen muß man ja. Nach langem Überlegen kamen wir zu dem Schluß: Was man über uns denkt, ist nebensächlich. Sollen sie denken, was sie wollen. Hauptsache, sie ahnen nicht, was wir wirklich vorhaben."
Es gibt schließlich die Tätigkeiten, die als "unweiblich" gelten und von der Gesellschaft lieber verschwiegen werden: Frauen als Kundschafterinnen, als Partisaninnen mit der Waffe in der Hand, als Produzentinnen von Sprengstoffen. Emilienne Moreau, die in den sozialistischen Aktionskomitees aktiv war - sie war "Ritter der Befreiung" wie Berthie Albrecht -, sagt heute: "Meine Tochter soll im Mai '68 Steine geworfen haben? . . . Na und? In ihrem Alter hatte ich schon vier Preußen getötet." Seit Ende 1940 gibt es in London einen "Korps der freiwilligen Französinnen" (mit 500 Mitgliedern im Jahr 1941). 1944 wird eine Frauensektion der Armee gegründet, mit fast 15 000 Frauen. Einheiten der Freischärler und Partisanen.
Die Chemiestudentin Jeanne Bohec nimmt an Fallschirmspring- und Sabotagekursen teil, sie stellt Sprengstoff her und legt ihn unter die Gleise . . . Die Chemikerin France Bloch- Sérazin lernt die Freischärler und Partisanen (FTP) an, die von ihr in einem geheimen Labor hergestellten Granaten zu handhaben. Madeleine Riffaud leitet mit 19 Jahren eine Gruppe des bewaffneten Widerstands, die "Compagnie St. Just", sie erschießt am hellichten Tag einen deutsche Offizier in Paris, wird zum Tode verurteilt und kurz vor dem Pariser Aufstand 1944 gerettet. Danielle Casanova ist eine der ersten Leiterinnen des militärischen Zweigs der "Jugendbataillons". Olga Bancik, jüdische Rumänin, verantwortlich für den Transport von Waffen, nimmt an Hunderten von Angriffen gegen die deutsche Wehrmacht teil und wird 1944 in Stuttgart getötet.
Nadschla blickt unentwegt zum Nachbartisch. Dort sitzen einige Männer in dunklen Anzügen und kragenlosen weißen Hemden. Die ägypto-amerikanische Journalistin, die sich in Duschanbe, der tadschikischen Hauptstadt, für die US- Nachrichtenagentur Associated Press aufhält, ist weniger fasziniert von den Herren aus Teheran im islamischen Diplomatenlook als von ihrer reichgedeckten Tafel. Die Reisschüsseln dampfen, der Duft des mit Safran gewürzten Lammkebab füllt den Raum.
"Würden Sie die Güte haben", sagt der iranische Kulturattaché betont höflich zu der Reporterin aus dem Reiche des "US- Teufels", "unseren Reis zu kosten?" Nadschla nickt erfreut und reicht ihren leeren Teller herüber.
Wer nicht, wie die iranischen Diplomaten, die den dritten Stock des Intourist-Hotels Tadschikistan im Zentrum Duschanbes bewohnen, über einen eigenen Koch verfügt und versäumt, sich rechtzeitig im Basar mit Brot und Obst zu versorgen, muß in der "First-class"- Herberge mit leerem Magen ins Bett gehen. Denn außer den schlechtgelaunten russischen Etagendamen macht das Hotelpersonal um vier Uhr nachmittags Schluß.
Die Ausgangssperre beginnt zwar erst um neun Uhr abends. Doch niemand möchte nach Einbruch der Dunkelheit den kommunistischen "Befreiern", die in ihren undefinierbaren Uniformen in der Stadt patrouillieren, ins Gehege kommen. Seit dem Einmarsch der Kommunisten am 9. Dezember ist die tadschikische Metropole ein gefährliches Pflaster. Täglich, wie Augenzeugen berichten, liegen Leichen, meist verstümmelt, auf den Straßen. Die Opfer sind tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der gestürzten Regierung, eine Koalition von islamischen und nationalistischen Gruppen.
Noch im vorigen Februar war Duschanbe bunt und gastlich wie eine orientalische Stadt. Im Basar wurde der Reisende zum Tee eingeladen - heute bekommt man nicht einmal Antwort, wenn man nach einer Straße fragt. "Es ist Winter, und niemand mag die Hand zur Begrüßung aus dem Ärmel strecken", sagt Golrochsar, die tadschikische Lyrikerin, in persischer Symbolik, in der "Winter" eine Metapher für böse Zeiten ist.
Golrochsar, auf deutsch die "Rosenwangige", war einst Gorbatschow-Fan. Nach dem Putschversuch in Moskau trat sie aus der KP aus, widmete sich der Wiederbelebung der tadschikischen Sprache und sympathisierte mit der antikommunistischen Bewegung. Man habe sie in Ruhe gelassen, sagt die Dichterin, doch die Angst lasse sie nicht los, besonders in der Nacht. Die Rache an den Gegnern findet meist im Schutze der Dunkelheit statt. Im Hotel Tadschikistan hört man von überall her Schüsse krachen.
Bei dem Gemetzel am Pamir geht es um den Kampf zwischen Städten und Regionen, die derselben Herkunft sind und dieselbe Sprache sprechen. Wer aus der Provinz Badachschan im Osten des Landes stammt, gilt für die kommunistischen Freischärler aus der Region Kuljab im Zentrum Tadschikistans als Freiwild. Für die Kuljabi sind alle Badachschani Wawtschiki, das heißt "Wahhabiten". Die Badachschani dagegen nennen die Kuljabi Jurijtschiki. Das Wort leitet sich von Jurij Andropow, dem Nachfolger Breschnews, ab und bedeutet "die Kommunisten".
In der Stadt Hissar nahe der usbekischen Grenze gibt es ein großes Gefängnis, wo der KGB "mit wissenschaftlichen Methoden" die Identität der Wawtschiki feststellt, wie ein afghanischer Arzt mit dem den Paschtunen eigentümlichen Humor sich ausdrückt. Hinter dem wahnwitzigen, ideologisch verbrämten Lokalchauvinismus stehen freilich handfeste Dinge. Wenn auch hier rote, dort grüne Fahnen gehißt werden, geht es im Grunde um den Kampf zwischen den alten Mächten, also der kommunistischen Nomenklatura, die um ihre Posten und Privilegien bangt, und den neuen politischen Kräften, die die postkommunistische Ära in Tadschikistan repräsentieren.
Im politischen Aufbruch in Tadschikistan vor zweieinhalb Jahren war das Desaster am Pamir vorprogrammiert. Als einziges der fünf mittelasiatischen Völker hatten die Tadschiken, die sich als Nachkommen der ostiranischen Sogdianer, deren Fürstentochter Roxane Alexander der Große zur Gemahlin nahm, betrachten und mithin als einziges Kulturvolk der Region, auf der Straße ihre Freiheiten erkämpft. Eine Vielzahl von Oppositionsparteien wurde gegründet und "registriert". Selbst die "Partei der islamischen Bewegung", die in anderen Republiken Mittelasiens verboten war, konnte in Duschanbe um die Gottesstreiter werben.
Im Mai vergangenen Jahres sah sich der kommunistische Staatschef Rahman Nabijew gezwungen, die Macht mit der Opposition zu teilen. Ein Drittel der Ministerposten erhielten die Islamische Bewegung und ihre Verbündeten, die Demokratische Partei. Zwei Monate später mußte Nabijew gehen. Unter dem Parlamentspräsidenten Akbar Eskandarow bildete sich nun eine islamisch-nationalistische Koalitionsregierung.
Mit der neuen Macht kamen auch die Badachschani zum Zug. Schon unter dem Kommunismus galten die Täler des Pamir, ihre Heimat, als Hort der nationalen Tradition und islamischen Gläubigkeit. Viele von den Bolschewiki verfolgten Gelehrten waren in den zwanziger Jahren aus den städtischen Zentren der islamischen Kultur, wie Samarkand und Buchara - tadschikische Enklaven in der usbekischen Republik -, nach Badachschan geflohen. Aus den 500 000 Badachschani, von denen ein Drittel in Duschanbe lebt, rekrutriert sich die intellektuelle Elite des Landes. Für die Badachschani sind die Kuljabi Gowsawar, das heißt "Ochsenreiter", womit Leute mit niedriger Bildung bezeichnet werden.
Die intellektuelle Stellung der Badachschani liegt nicht zulezt an der Bildungsbeflissenheit der Ismaeliten, einer schiitischen Sekte, deren Haupt Sadruddin Agha Khan ist und der ein Teil Badachschans anhängt. Die übrigen Tadschiken sind Sunniten hanafitischer Richtung. Neben dem inzwischen gestürzten Staatschef Eskandarow stammten einige Minister der Koalitionsregierung aus Badachschan: Ahmad Schah Kamel, ein Badachschani, wurde Chef des für die tadschikische Politik ungemein wichtigen Seda wa Sima ("Ton und Bild"), wie der tadschikische Rundfunk und das Fernsehen seit einem Jahr nach iranischem Vorbild genannt werden.
Islamisiert wurde Tadschikistan, wie die russische oder usbekische Propaganda weismachen will, unter der islamisch- nationalistischen Regierung freilich nicht. Der russischen Minderheit wurde kein Haar gekrümmt. Das hielt jedoch viele Russen nicht davon ab, aus Angst vor einem angeblichen islamischen Fundamentalismus das Bergland zu verlassen. Mit Argwohn und Sorge beobachtete man auch in den Staatskanzleien der anderen mittelasiatischen Staaten, in denen die Nomenklatura unter neuem Namen weiter an der Macht ist, die Entwicklung im tadschikischen Nachbarland.
Vor allem der usbekische Staatschef Islam Karimow fürchtete, der Sieg der tadschikischen Opposition könnte seinen eigenen Opponenten Vorschub leisten. Die usbekischen Medien sprachen nur noch von der "wahhabitischen Herrschaft in Duschanbe". Eine militärische Intervention der vier Turkrepubliken Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisien und Kasachstan scheiterte nur am Widerstand des kirgisischen Staatschefs Akar Akajew, der sich einer demokratischen Gangart verpflichtet fühlt. Als die Kunde vom kommunistischen Vormarsch in den tadschikischen Bergen die mittelasiatischen Hauptstädte erreichte, atmete man auf.
Der Chef der kommunistischen Aufständischen, Sangak Safarow, ein 63jähriger Mann aus der Provinz Kuljab, der zwei Dutzend Jahre wegen Mord und Unterschlagung im Kerker gesessen hatte, betrat zum ersten Mal als Verteidiger Nabijews im vergangenen Sommer die politische Bühne. Auf dem "Platz der Freiheit", wo die Anhänger des kommunistischen Staatschefs versammelt waren, verkündete Sangak, er wolle die rote Fahne über dem Pamir wieder entfalten. Er wurde samt seinen Gefolgsleuten verhaftet und vor den Kadi geschleppt.
Im Seda wa Sima schwor er dem Kommunismus ab und bekannte sich zum Islam. Daraufhin ließ man ihn und seine Leute mit ihren Waffen abziehen - ein unverzeihlicher Fehler, wie sich später herausstellen sollte. In Kuljab angekommen, rief der alte Hasardeur, der mit weißem Bart, Pelzmütze und Partisanenkluft aussieht wie eine Mischung aus dem einstigen Emir von Buchara und dem heutigen Fidel Castro, zum roten Dschihad "für die heilige Sache des Sozialismus" auf. Waffen und logistische Hilfe bekam er von der russischen Division 201 unter General Aschurow.
"Baba", "der Vater", wie seine Anhänger Safarow nennen, möchte nicht als Kommunistenführer bezeichnet werden, sondern als Kämpfer für Gesetz und Verfassung und für die "tadschikische Staatlichkeit". Doch in seinem Hauptquartier hängt ein Konferfei Lenins, der seinen Blick auf ein Illustriertenbild von Madonna auf der gegenüberliegenden Wand richtet, als wäre sie an allem schuld.
Inzwischen haben außer den Afghanen und Iranern alle ausländischen Diplomaten das Land verlassen. "In Tadschikistan leben Zehntausende von Afghanen", sagt der Botschafter aus Kabul, Mohammad Omar Asir. "Sie brauchen uns." Auf die Afghanen sind die Kuljab-Kommunisten nicht gut zu sprechen. Afghanistan gilt als das Hinterland der islamischen Gegner. Die Kämpfer der islamischen Partei sollen von den afghanischen Mudschaheddin ihre Waffen erhalten haben, und 100 000 Tadschiken sind nach Afghanistan geflüchtet. Außerdem sollen die afghanischen Mudschaheddin des Islamistenführers Gulbuddin Hekmatyar auf tadschikischem Boden gegen die Kommunisten kämpfen. "Zwei Afghanen", sagt Abdullah, ein kuljabischer Kämpfer in Gurghan Tapu, "habe ich mit der eigenen Hand totgemacht." Der hochgewachsene Mann fährt sich mit seinem Zeigefinger über die Kehle.
Das Verhältnis zu Teheran will die neue Regierung unter dem aus Kuljab stammenden Imamali Rahmanow ungetrübt lassen. Der iranische Staatspräsident Ali Akbar Rafsandschani hat sich damit begnügt, die Brutalitäten in Duschanbe zu rügen. Die Machthaber in Teheran bleiben dem schiitischen Prinzip der Taqiyah treu. Der Begriff bedeutet, sich zu verstellen und den Umständen anzupassen.Heut reißt 5
Für viele Frauen war die Résistance ein Weg, aus der traditionellen Frauensituation auszubrechen, den eigenen Mut auf die Probe zu stellen (so Jeanne Bohec), das eigene Leben zu verändern. Marie-Madeleine Fourcade, Leiterin der gaullistischen "Alliance", spricht von der "breiten Bewegung der Frauen, die sich aufgrund der Macht der Verhältnisse emanzipierten". Lucie Aubrac, Mitbegründerin der Befreiungsbewegung in Südfrankreich, weiß von der "tiefen und radikalen Bewußtseinsentwicklung, bedingt durch den Widerstand". Einzelne Frauen lebten bereits ihre Emanzipation, bevor sie sich für die allgemeine Befreiung einsetzten. So Berthie Albrecht, die 1933 die Zeitschrift "Le Problème sexuell" (das Sexualproblem) herausgab, zu einer Zeit, wo schon allein die Informationen über Familienplanung verboten waren.
In allen Erinnerungen über jene Zeit wird auch die Solidarität zwischen den Menschen hervorgehoben. Yvonne Dumont erklärt: "Wir hätten es ohne die solidarische Hilfe der Frauen nie schaffen können. Es war menschlich eine außerordentlich wertvolle Erfahrung."
Résistance - das war auch die "Provokation" der 150 Frauen, die am 14. Juli 1944 in blau-weiß-roten Kleidern durch die Straßen von Pau zogen. Die Journalistin Edith Thomas notierte: "Es ist eine Ohrfeige für jene, die sämtliche Kundgebungen verboten hatten. Die Kundgebung ist da, überall: in diesen Schuhen, in dieser dreifarbenen Brosche an der Bluse einer Frau in Trauerkleidung."
Résistance - das hieß schließlich die Angst im Gefängnis überwinden - "Angst vor Stiefeln/Angst vor Schlüsseln/ Angst vor Türen/Angst vor Fallen", schreibt die Autorin Madeleine Riffaud, die gefoltert wurde.
GRIESHEIM. Die schuleigene Cafeteria, das Griesheimer Mainuferfest und der Schulalltag in Pakistan sind nur einige Themen, mit denen sich die Schulzeitung der Griesheimer Georg-Augst-Zinn- Schule beschäftigt. Das Blatt ist vor kurzem zum ersten Mal erschienen. Die Gründungsredaktion (zwei Mitglieder des Elternbeirats und ein Deutschlehrer) will vor allem die Eltern der etwa 650 Schüler zweimal im Jahr über das Schulleben informieren.
"Unsere Ansprechpartner sind die Eltern", erzählt Erika Rech, Redakteurin der Schulzeitung und Vorsitzende des Elternbeirates der Schule, "denn viele Schüler der Klassen fünf bis zehn erzählen ihren Eltern nicht mehr, was in der Schule los ist. Außerdem nimmt mit zunehmendem Alter der Kinder das Interesse der Eltern an der Schule ab."
Freie Mitarbeiter für die kommenden Ausgaben sind den Zeitungsgründern "erwünscht und gesucht". Vor allem die Schüler sind gefragt, bei der Schulzeitung mitzuarbeiten und Artikel zu schreiben. Deshalb ist bis zur nächsten Ausgabe die Gründung einer Schülerredaktion vorgesehen, bis jetzt wollen bereits sechs Schülerinnen mitmachen.
Ein halbes Jahr lang war die Zeitung vorbereitet worden, bis Eltern und Schüler der Georg-August-Zinn-Schule das erste Exemplar mit 32 Seiten in den Händen halten konnten. In etlichen Redaktionstreffen und vielen Stunden Heimarbeit war die Zeitung entstanden, das Layout beispielsweise macht einer der Redakteure zu Hause am Computer.
Sorgen bereiten den Zeitungsmachern allerdings noch die Kosten für Papier und Druck. 2200 Mark haben die 800 Zeitungen gekostet. "Gerade beim Papier haben wir weder gespart noch Abstriche gemacht, was die Umweltfreundlichkeit angeht", sagt Erika Rech.
Die Kosten wurden teilweise von der Schulelternkasse übernommen und teilweise durch Werbung, Spenden und den Erlös von Schulfesten beglichen. Erika Rech: "Ich habe einen Antrag auf Unterstützung beim Amt für Multikulturelles gestellt, aber bis jetzt noch keine Antwort erhalten. Mehr als zwei Seiten Werbung wollten wir in unserer Zeitung eigentlich vermeiden." Auf keinen Fall will die Redaktion Geld für die Zeitung verlangen, schließlich sei nicht mehr gewährleistet, daß alle Schüler und Eltern ein Exemplar erhielten.
Die vielfältigen Themen im Blättchen hat sich die Redaktion ausgedacht. Eine Einladung in die Schulbibliothek, ein Interview mit einem Lehrer aus Deutschland, der in der Türkei unterrichtet hat, und Rubriken, die in einer "richtigen" Zeitung zu finden sind: ein Pressespiegel, eine Übersicht über die wichtigsten Neuigkeiten an der Schule und die Rubrik "Namen und Personen". Als besonderes Bonbon haben sich die Zeitungsmacher ausgedacht, die Zeitung mehrsprachig zu gestalten und so zu gewährleisten, daß auch die Eltern ausländischer Schüler die Zeitung lesen können.
"Diesmal wurde das Interview mit dem deutschen Lehrer, der in der Türkei unterrichtet hat, in die türkische Sprache übersetzt, weil wir angenommen haben, daß so etwas für die Eltern interessant sein könnte", berichtet Erika Rech. Für die nächste Ausgabe hat sich bereits der Vater eines Schülers aus Afghanistan gemeldet, der einen Artikel schreiben möchte.
Trotz der vielen Arbeit, die in der Herstellung einer Zeitung steckt, hat es keiner in der dreiköpfigen Redaktion bereut. Erika Rech: "Wir haben unser Ziel erreicht und ein Forum für alle an der Schule geschaffen. Der Dialog ist schließlich am wichtigsten." jan
Der Leiter eines Kurses für Buddelschiffbau meinte einmal, dieses Hobby beruhige ebenso die Nerven wie etwa das Angeln. Geduld sei eben die erste Voraussetzung bei diesem Hobby. Unendlich viel Geduld muß beispielsweise der "Flaschen-Peter" aus Aeroskobing in Dänemark gehabt haben, der über 1700 Flaschen mit Schiffen bestückt und in seiner Heimatstadt ein Buddelschiffmuseum eingerichtet hat.
Wer ein Buddelschiff sieht, fragt sich wahrscheinlich zuerst einmal, wie das Schiff in die Flasche kommt. Die Antwort: Zusammengelegt wird das Schiff durch den Flaschenhals geschoben und an der vorgesehenen Stelle plaziert. Dann erst werden mit Hilfe von Fäden die Masten aufgerichtet.
So leicht, wie sich das liest, ist die Sache allerdings nicht. Deshalb raten erfahrene Buddelschiffbauer all jenen, die mit diesem Hobby beginnen wollen, zu einfachen Modellen -, etwa zu einem Segelkutter mit nur einem Mast.
An Werkzeugen braucht man Schnitzmesser und Holzraspel, einen kleinen Stechbeitel, Einfädler für Nähnadeln zum Durchholen der Versprannungen, zwei flache Malpinsel ca. 5 mm breit, eine Tuschfeder, 0,2 mm, zum Aufmalen der Luken und Türen, einen Bohrer, 1-mm- und 3-mm-Draht, zum Einbringen des Kitts, der das Schiff in der Flasche hält. Und je nach Schiffsgröße die passende Flasche.
Wer Gefallen an diesem Hobby findet, wird bald "seine" Lieblings-Schiffstypen in der Flasche realisieren und dafür auch den originellen Hintergrund anfertigen -, etwa ein Ufer samt Leuchtturm.
GUSTL MÜLLER-DECHENT Ein Buch zu diesem Thema: "Buddelschiffe" (Eine sichere Bau-Methode) von Ewald Koch, Frech-Verlag, Stuttgart, DM 10,90.
NORDWESTSTADT. Die Einbahnstraßenregelung in der Siedlung "Oberfeld", die im Rahmen von Tempo-30 seit November 1992 gültig ist, wird wegen massiver Bürgerproteste aufgehoben. Im Gebiet zwischen Rudolf-Hilferding-Straße, Praunheimer Weg, Am Stockborn und Bernadottestraße in der Nordweststadt gilt künftig wieder die alte Verkehrsführung. Den entsprechenden Antrag verabschiedete der Ortsbeirat 8 in seiner jüngsten Sitzung.
Während der Bürgerfragestunde des Stadtteilparlaments, das für Heddernheim, Niederursel und die Nordweststadt zuständig ist, kam es zu heftigen Kontroversen. Dabei gingen die Anwohner der unteren Dietrichstraße Ingenieur Rolf Burgholzer vom Planungsbüro Burgholzer und Trieb auch persönlich an. Die Bürger klagten über eine unzumutbare Belastung. Grund dafür: seit November des vergangenen Jahres müssen Autofahrer, die vom Praunheimer Weg über die Bernadottestraße in die Nordweststadt wollen, über die Straße Am Alten Schloß, Dietrichstraße und Heilmannstraße fahren. Früher konnten sie dagegen den direkten Weg über die Heilmannstraße nehmen.
Burgholzer hatte die Verkehrsführung geändert, da die Heilmannstraße ein zu hohes Verkehrsaufkommen aufgewiesen habe. Außerdem sei die Unfallgefahr an der Ecke Am Alten Schloß / Oberfeldstraße zu hoch gewesen. "Mein generelles Ziel war es, so den Fremdverkehr aus dem Gebiet herauszubekommen", erklärte Burgholzer.
Das ist nach Meinung der Dietrichstraßenbewohner nicht gelungen. Sie hatten 44 Autos in einer Stunde gezählt. Was in anderen Stadtteilen nur ein müdes Lächeln hervorrufen würde, sorgte im Oberfeld für Mißstimmung und heftigen Protest. Eilig wurde eine Liste mit 180 Unterschriften zusammengestellt und dem Ortsbeirat überreicht. Doch dabei blieb es nicht: Ortsvorsteher Helmut Gärtner erhielt anonyme Drohanrufe, das Planungsbüro wurde einen Tag lang mit Telefonterror belästigt.
In der Sache willigte der Ortsbeirat dennoch in die Forderungen ein. Die Dietrichstraße mißt nur 4,65 Meter in der Breite und hat einen Bürgersteig, der 55 Zentimeter schmal ist; sie ist damit die engste Straße in der Siedlung. Fußgänger mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer sind durch vorbeikommende Autos gefährdet. Hinzu kommen eine Baustelle und neu markierte Parkplätze in der Fortsetzung auf Seite 5
SPORTRUNDSCHAU 22
SPORTRUNDSCHAU 23
SPORTRUNDSCHAU 24
SPORTRUNDSCHAU 25
SPORTRUNDSCHAU 26
BOCKENHEIM. Dieser Tage spukte es in der Stadtteilbücherei Bockenheim. Die Bibliothekspädagogin Ingrid Sommer war gerade dabei, mit Kindern zu basteln - sie hatten Figuren auf Pappe gemalt und ausgeschnitten - da tauchten urplötzlich Geister auf. Ihre Schatten waren auf einem Leinentuch zu sehen, das von hinten mit einer Lampe angestrahlt wurde. Die zum Teil vielköpfigen Ungeheuer vermehrten sich schnell und heulten und jaulten furchterregend. Wie durch ein Wunder gab es keine Opfer unter den Bibliotheksbesuchern. Sie kamen alle mit dem Schrecken davon.
Heraufbeschworen hatte Ingrid Sommer diese Geisterstunde am Nachmittag, indem sie aus dem Buch "Vom Ritter, der sich im Dunkeln fürchtete" von Barbara Shook Hazen vorlas. Es erzählt die Geschichte vom "beliebten und mutigen Sir Fred", der nur ein Problem hat: Nachts bekommt er es mit der Angst zu tun.
Und ausgerechnet seine Geliebte Lady Wendylyn, die er vor einem Drachen gerettet hat, will ihn um Mitternacht am Brunnen treffen. "Komm heute oder nie wieder", lautet ihre Botschaft. "Ich wette, manche von euch haben sich schon mal im Dunkeln gefürchtet?", fragte Ingrid Sommer ihre Zuhörer. Einige nickten, andere meinten, sie nähmen im Notfall "eine Taschenlampe mit".
Einen ähnlichen Trick verwendet Sir Fred: Er hat Glühwürmchen sowie einen Zitteraal, der eine Glühbirne im Mund trägt, bei sich, als er sich auf den dunklen Weg zu seinem Rendezvous macht.
Heil angekommen, gesteht er Lady Gwendylyn seine Angst. Sie erkennt, daß er für sie "seine größte Heldentat" vollbracht hat, worauf er feststellt: "Im Finstern ist es gar nicht so fürchterlich - wenn man nicht alleine ist."
Unter den unerschrockenen Kindern in der Bücherei waren auch einige vom Hort "Kinderinsel" in der Hamburger Allee. Ihre Betreuerin Dorothee Frenzel war eine der wenigen Erwachsenen, die es in der Geisterstunde aushielten. Viele Eltern seien zum Einkaufen in die Leipziger Straße geflüchtet, berichtete sie.
Für den Fall, daß noch weitere Geister nach der Lektüre von Büchern erscheinen, bittet die Stadtbibliothek um Meldungen. lub
KULTURPANORAMA 4
0.5
0.5
BERGEN-ENKHEIM. Kein Platz für die Jugend - was Treffpunkte im Stadtteil betrifft, bleibt Bergen-Enkheim ein "Notstandsgebiet" für die Heranwachsenden. Die Idee, das Gebäude einer ehemaligen Drogerie in der Marktstraße zu einem Jugendcafé umzugestalten, ist jetzt, wie so oft, am Geld gescheitert (die FR berichtete). Pit Sehnert von der Jugendpflege in Frankfurt spricht von knapp einer Million Mark, die für den Umbau des Hauses nötig gewesen wären.
Die komplette Infrastruktur hätte erneuert werden müssen, sämtliche Rohre und Leitungen seien in einem desolaten Zustand gewesen. Auch an den sanitären Einrichtungen hätte viel repariert werden müssen. Der Aufwand sei zu groß und stehe in keinem Verhältnis zu seinem Nutzen, meint Sehnert und spielt damit auf die geringe Größe der Räume in der ehemaligen Drogerie an: "Hundert Quadratmeter Fläche lassen die Einrichtung eines Jugendklubs im traditionellen Sinne gar nicht zu." Im übrigen sei der Standort eines Jugendcafés in Bergen unglücklich, wohnten die meisten Heranwachsenden doch in Enkheim.
Auch Gerhard Weinrich, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bergen-Enkheimer Ortsbeirat 16, erklärt das Scheitern des Projektes mit seinen hohen Kosten: "Die Ausgaben für eine Sanierung wären enorm." Aufgrund ihrer finanziellen Situation könne es sich die Stadt nicht leisten, in ein altes, baufälliges Gebäude zu investieren. Deshalb sucht man nun nach privaten Nutzern, die die alte Drogerie mieten und renovieren.
Einen Funken Hoffnung, in Bergen- Enkheim doch noch ein Zentrum für Jugendliche zu schaffen, sehen Sehnert und Weinrich eher in den Neubaugebieten des Stadtteils. Die Heranwachsenden von heute werden davon allerdings wahrscheinlich nicht mehr profitieren können. Es existieren bislang nicht einmal konkrete Vorstellungen; bis zum Zeichnen der Pläne können noch einige Jahre vergehen.
Noch einen Schritt weiter geht Bergen- Enkheims Ortsvorsteher Herbert Loos (SPD). Er sieht wenig Hoffnung für solche Projekte. Bevor im Neubaugebiet ein Jugendhaus gebaut werde, finanziere die Stadt sicherlich zuerst einen Kindergarten und eine Schule - schlechte Zeiten für die jungen Leute.
Schon im vergangenen Jahr war die Hoffnung der Bergen-Enkheimer Jugendlichen, endlich ihren Treffpunkt zu bekommen, von der Stadt enttäuscht worden. In der Nähe des Volkshauses an der Vilbeler Landstraße hatten sie einen Raum gefunden. Doch der Mietpreis des privaten Anbieters erschien dem Magistrat zu hoch. Loos bedauert dieses finanzielle Hindernis zutiefst, wäre die Lage dort dicht an der Wohnsiedlung Riedpark ideal für die Jugendlichen gewesen. ole
0.5
RÖDELHEIM. "Bei denen regnet's rein", erkennt die zehnjahrige Emilie beim Anblick brasilianischer Slumbarakken im Umland von Recife. Zusammen mit anderen Kindern hat das Mädchen soeben den Film "Vana" gesehen, den das "Dritte-Welt-Haus" im Rahmen des "Äktschen-Programms" in der Kinderbibliothek Rödelheim zeigte.
Vana ist acht Jahre alt und lebt in den Slums von Recife in Brasilien; sie hat drei kleine Geschwister. Ihre Mutter sorgt als Wäscherin für den Unterhalt der Familie. Das junge Mädchen lernt früh, Verantwortung zu übernehmen, kümmert sie sich doch überwiegend um den Haushalt und um ihre jüngeren Geschwister. Daneben lernt sie Lesen und Schreiben in der Schule; sie gehört damit zu den "privilegierten Kindern" im Viertel - vielleicht schafft Vana einmal aufgrund ihrer Bildung den Sprung aus dem sozialen Elend.
Das Leben der Achtjährigen besteht aber nicht nur aus Pflichten; das Mädchen hat viele Freunde, mit denen sie beispielsweise seilspringt oder Drachen steigen läßt. Die Jungen aus den Slums spielen - wie könnte es in Brasilien anders sein - Fußball. Dann ist da das Meer und der ewige Sommer in den Tropen - Vana liebt den Strand, die Sonne und das Wasser. Zum ersten Mal in ihrem Leben kommt sie dort in den Genuß von Eis, das ihr ein Mitarbeiter des Kamerateams schenkt.
Vanas Altersgenossen im kalten Europa wollen nicht mit dem brasilianischen Mädchen tauschen: "Wir wollen lieber hier leben, in den Baracken ist es etwas zu dreckig", äußert sich die zehnjährige Katrin stellvertretend für die anderen Kinder im Raum. Andersherum würde sich sicherlich auch Vana in den kühlen Breiten Deutschlands nicht besonders wohlfühlen.
Nicht zum ersten Mal zeigte das "Dritte-Welt-Haus" einen Film über "Kinder aus anderen Ländern". Vor Vana aus Brasilien wurden bereits Mädchen und Jungen aus Kurdistan, China und dem Iran dem jungen Publikum in Rödelheim vorgestellt. Barbara Bahlk vom Dritte- Welt-Laden kennt um die Schwierigkeiten, den Kindern einen spannenden und gleichzeitig informativen sowie altersgerechten Film auszusuchen; doch die Mühe lohnt: die Heranwachsenden lernen so, andere Völker besser zu verstehen - ein in heutiger Zeit wichtiger Aspekt. ole
Die Fahrradständer vor der Ziehenschule in Eschersheim interessieren die Politiker des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim). In einer Anfrage wollen sie wissen, wo die derzeit fehlenden Plätze installiert werden. Sie fragen außerdem, wie viele Fahrradständer benötigt werden, wenn das Gymnasium wie geplant erweitert wird. sen
Nach Fahrradständern an der Hügelstraße fragt der Ortsbeirats 9. Die Politiker wollen wissen, ob auf der nordöstlichen Seite der Hügelstraße (unmittelbar vor der Kreuzung mit der Eschersheimer Landstraße) am U-Bahn-Aufgang Ständer installiert werden können. Der CDU-Anfrage stimmten alle Fraktionen zu. sen
Nach Plakatflächen im Ortsbezirk 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) erkundigen sich die Mitglieder des zuständigen Ortsbeirats in einer Anfrage. Sie wollen wissen, ob in den Ortsmittelpunkten Flächen ausgewiesen werden können, auf denen Vereine und Gruppen die Möglichkeit haben, über ihre Aktivitäten zu informieren. Der Anfrage der Grünen stimmten alle Fraktionen zu. sen
Die Kinderbeauftragte des Ortsbeirats 8 soll sich darüber informieren, ob alle Schulen im Ortsbezirk für Notfälle nach Verletzungen, die von Kinder- und Zahnärzten empfohlenen Zahnrettungsboxen erhalten haben und wissen, wie sie zu handhaben sind. Der CDU-Antrag wurde einstimmig angenommen. jot
Für verhaltensauffällige Schüler im Ortsbezirk 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) sollen zusätzliche Kleinklassen eingerichtet werden. Der zuständige Ortsbeirat will in einer einstimmig angenommenen Anfrage der CDU-Fraktion vom Magistrat wissen, wann das passiert. Seit drei Jahren warten die Schulen auf eine Entscheidung. Durch rechtzeitiges Erkennen der Probleme könne eine Eskalation verhindert werden, begründeten die Christdemokraten den Antrag. jot
Es ist so ein bißchen Mode geworden, daß ein Gesellschafts- oder gar Familienspiel eine Geschichte erzählen muß. Daß irgendeine reale oder meinethalben auch irreale Story nachzuspielen sei. In diesem Umfeld, so munkeln manche mit Insiderwissen ausgerüsteten Gurus, hätten rein abstrakte Spiele keine Chance.
Es gibt prominente Beispiele dafür, daß es zu erfolgreichen Ergebnissen führt, wenn man einem abstrakten Spiel ein Mäntelchen umzuhängen vermag. "Hase und Igel" etwa, inzwischen zum Klassiker avanciert, war in seiner Grundidee eine mathematische Optimierungsaufgabe, die durch ihre distanzierte Kälte bestach. Zu einem feurigen Spiel wurde der Entwurf erst, als die Geschichte von dem legendären Wettlauf zwischen Meister Lampe und dem Stacheltier dazu kam. Das Spiel paßte haargenau zum Märchen, und das Märchen paßte haargenau zum Spielablauf. Genau an diesem Punkt liegt der Hase aber auch im Pfeffer. Wenn der Rahmen nicht präzise zum Ablaufmuster paßt, dann geht die Sache schief.
Auch dafür gibt es prominente Exempel. Viele brauchbare Spiele wurden im eifrigen Bemühen, eine Story anzupappen, vom Hersteller mit großem Aufwand treffsicher verhunzt. Dabei fehlt es wohl bisweilen nur an einem kleinen Quäntchen Mut: Den Mut, ein abstraktes Spiel abstrakt bleiben zu lassen.
Daß abstrakte Spiele - Trend hin, Mode her - tatsächlich ihren Platz erobern und behaupten, zeigen so wunderbare Spiele wie ABALONE, bei dem griffige Kugeln so geschoben werden, daß sie sich gegenseitig über den Abgrund drängen. ABALONE lebt aus der Idee, seinem strategischen Anspruch und der Umsetzung in eine adäquate Gestaltung.
Ein neuer Versuch, im Reich der reinen Idee Fuß zu fassen ist QUARTO! Das Ausrufezeichen gehört zum Titel.
Zum Spiel gehört ein quadratischer Spielplan mit 4 mal 4 vertieften Feldern aus Holz. Die 16 Holzfiguren unterscheiden sich nach vier Merkmalen: Farbe, Form, Größe und Struktur. Die Figuren sind entweder hell oder dunkel, rund oder eckig, groß oder klein, haben ein eingebohrtes Loch oder nicht. Bei jeder treffen zwei dieser Merkmale zusammen, was 16 unterschiedliche Figuren ergibt.
Das Ziel des Spiels ist es, vier übereinstimmende Merkmale in eine waagrechte, senkrechte oder diagonale Reihe zu bringen. Im Prinzip ist das ein alter Hut. Spiele mit diesem Ziel gab es oft genug. Dennoch unterscheidet sich QUARTO! von den gängigen four-in-a-row-Abläufen. Üblicherweise erhält jeder Spieler seinen Satz an Steinen. Bei QUARTO! hingegen bestimmt jeweils der Gegenspieler, welche Figur als nächste gesetzt werden muß. Gezogen wird nicht; was steht, bleibt unverrückbar stehen.
Das Spiel endet also spätestens, wenn der 16. Stein steht. In der Praxis kommt das allerdings nicht allzu häufig vor. Man verbeißt sich oft in die Beobachtung eines bestimmten Merkmals und übersieht dabei, wie sich an anderer Stelle eine Schlinge zugezogen hat, aus der es kein Entrinnen gibt. So trifft bei QUARTO! zusammen, was die richtige Startrampe für ein erfolgreiches abstraktes Spiel bildet: Einfache, logische Regeln; eine originelle Idee, ein Variantenreicher Ablauf und eine Gestaltung mit solidem Material. Dabei muß es bei abstrakten Spielen gar nicht immer hochgestochen strategisch zugehen. KARMAS zum Beispiel ist eine frische Würfelgaudi aus der Kniffel-Schublade. Aus drei Teilen wird mit einem Puzzle-Verschluß ein Spielplan zusammengesetzt. Die Mitte bildet ein Kreis, der in vier Farbsegmente geteilt ist. Auf dieses Rondell wird der Würfelbecher mit 6 Würfeln gestülpt. Die Würfel sind präpariert. Statt der Eins tragen die Würfel Buchstaben, aus denen das Kunstwort KARMAS gelegt werden kann. Es leitet sich aus den Vornamen des Autors (KARsten) und eines Freundes (thoMAS) ab. Nach jedem Wurf darf der Spieler so viele Würfel auf dem Plan plazieren, wie er will; einen allerdings muß er setzen. Wählt er Würfelaugen, so bestimmt das Farbsegment, auf dem der Würfel liegt, wohin er versetzt werden muß. Buchstaben hingegen kommen auf die dafür eigens vorgesehenen Buchstabenfelder.
Sind alle sechs Würfel ausgelegt, kommt der Farbknochen ins Spiel. Das ist ein Block aus zwei aneinandergeklebten Farbwürfeln. Er verdoppelt den Wert einer der Würfelaugen auf der geworfenen Farbe, wodurch alle anderen Würfelaugen automatisch zu Minuspunkten werden. Nach eigener Rechenregel beeinflußt er auch das Ergebnis der Wertung für die Spieler, die ihre Würfel auf die Buchstabenfelder gesetzt haben. KARMAS ist - ohne großen Rechtfertigungsaufwand durch eine konstruierte, aufgesetze Geschichte anzustreben - eine amüsante Würfelkeilerei, die Mut zum Risiko verlangt.
Abstrakte Spiele sind - das möchte diese Rezension deutlich machen - nicht von vorneherein als blutleer abzutun. Im Gegenteil: auch auf diesem leicht dornig erscheinenden Teil der Spielwiese wachsen ein paar erfreuliche, lebendige Blümchen. TOM WERNECK
ABALONE von M. Lalet und L. Levi
QUARTO! von Blaise Muller.
Beide Spiele bei FUN Connection, 1000 Berlin 20, Postfach 200 216, Tel.: 0 30/ 37 10 10, Fax: 0 30-37 54 042 jeweils für 2 Personen, ABALONE Mini: ca 29.90 DM, ABALONE Classic: ca. 59.90 DM, ABALONE de Luxe: ca. 198 DM. QUARTO! ca. DM 59,-. Bei Direktbestellung bei FUN kommen jeweils DM 7.50 für Porto und Verpackung dazu.
FRANKFURT-WEST. Das Frauenzentrum in der Bockenheimer Falkstraße 28 bietet einen besonderen Service an. "Frauen begleiten Frauen" ist der Titel einer Kartei, in die sich seit Sommer 1992 alle eintragen können, die eine Begleitung ins Theater, Konzert oder Kino suchen. Mittlerweile rufen "aber auch immer mehr Frauen an, die neue Bekanntschaften oder eine Urlaubspartnerin suchen", erklärte Sahra Ghaeni, Mitarbeiterin im Zentrum. Aus der "Frauen-Kartei" wurde binnen eines halben Jahres eine erfolgreiche Börse für Unternehmenslustige. Über 100 Frauen haben sich in Bockenheim in der Liste samt Adresse und Hobbys vermerken lassen.
Auch in Rödelheim wird seit sechs Wochen eine solche Kartei aufgebaut. Jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr können Frauen ins Auguste-Oberwinter-Haus, Burgfriedenstraße 7, gehen oder dort unter der Telefonnummer 78 00 26 anrufen und ihre Adresse hinterlegen. 15 Frauen haben das bisher gewagt. Wahrscheinlich "werden wir erst in einem Jahr eine große Kartei haben", meinte Christhild Krüsmann-Rasche. Rödelheim sei für solche Initiativen ein hartes Pflaster.
Die Anregung zu dieser Kartei hatte im vergangenen Sommer das Frauenreferat während seiner Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" gegeben. Auf zahlreichen Treffen der Stadtteilgruppen und Veranstaltungen hatte sich herausgestellt, daß Frauen beispielsweise ihre Theaterabonnements kündigen, weil sie abends nicht alleine durch die City ziehen wollen. Das kann geändert werden, dachten sich damals Heike Klampf und Sybille Gottlob. Die beiden Mitarbeiterinnen des Frauenreferats gaben Starthilfe. Heute müssen die Frauen in beiden westlichen Stadtteilen allerdings ohne ihre Unterstützung auskommen.
Daß die Listen nicht in falsche Hände geraten, dafür garantieren die Frauen. Die Kartei wird diskret behandelt und sicher aufbewahrt. "Sonst geht der Schuß noch nach hinten los", meinte Krüsmann- Rasche. Überrascht waren die Anbieter der alternativen Kontaktbörse für Frauen allerdings, daß "die wenigsten Anruferinnen sich anmeldeten, weil sie abends aus Angst vor Gewalt auf der Straße zuhause bleiben", sagte Ghaeri. "Die meisten suchen nach neuen Bekanntschaften in ihrem Stadtteil", bemerkte auch Krüsmann-Rasche.
Bockenheimer Anwohnerinnen steht das täglich geöffnete Café des Frauenzentrum als Treffpunkt zur Verfügung. Und zu einem "Frauentreffen" laden Rödelheimerinnen am Donnerstag, 28. Januar, ab 17 Uhr in die Cafeteria des Auguste-Oberwinter-Hauses ein. tin
ESCHERSHEIM. Keine Wahlreden wollte er halten, der Vorsitzende der Eschersheimer CDU, Hans-Günter Müller. Schließlich: Der Neujahrsempfang der Partei, der seit zwölf Jahren Tradition hat, soll in erster Linie ein Forum für Gespräche sein: zwischen Politikern und den Vertretern von Schulen, Gemeinden, sozialen Einrichtungen und Vereinen. Einen Rückblick auf die Arbeit des Ortsbeirats, dem die CDU als stärkste Fraktion angehört, hielt Müller dennoch.
"Die Verkehrsberuhigung hat uns sehr viel Zeit gekostet und uns sehr stark belastet", erklärte er den etwa 60 Besuchern im Clubhaus des Fußballvereins 09. Daß die Ergebnisse der ausführlichen Diskussionen bislang spärlich blieben, rechtfertigte Müller: "Wir mußten sehr langsam vorgehen." In anderen Stadtteilen, in denen sich die Gremien schnell auf eine Beruhigung einigen konnten, "mußten immer wieder Veränderungen vorgenommen werden". Das wolle der Beirat in seinen Stadtteilen verhindern. Aufwendige Bürgerumfragen hätten dem Ortsbeirat außerdem gezeigt, daß eine "radikale Lösung" nicht angenommen werde: "Wir gehen mit langsamen, aber zielgerichteten Schritten voran."
Auch Petra Roth, die als CDU-Spitzenkandidatin für den Posten des Oberbürgermeisters eingeladen war, wollte keine "politische, zumindest keine parteipolitische Rede" halten. Sie mahnte die Gäste, im März eine demokratische Partei zu wählen: "Das Falscheste ist, sich jetzt in den Schmollwinkel zurückzuziehen und überhaupt nicht oder radikal zu wählen." Die Vereine bekamen ein besonderes Lob: für ihre "integrative" Arbeit mit "ausländischen Mitbürgern". Roth hoffte auf eine "friedfertige Zukunft" und schloß ihre kurze Begrüßungsrede mit einem Appell: "Seien Sie uns allen Freund." sen
SACHSENHAUSEN. Die Diskussion um das geplante Quartier "Deutschherrnviertel" auf dem Gelände des alten Schlachthofs geht weiter. So wurde in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) der Bebauungsplan Nr. 691 (Stadtviertel Alter Schlachthof), der in absehbarer Zeit öffentlich ausgelegt werden soll, nicht ohne Widerspruch angenommen. Dabei geht es um die Themen Verkehr, Spielflächen und Schulversorgung. Weitere Bedenken meldeten SPD und Grüne im Zusammenhang mit einem Magistratsbericht vom Dezember an. SPD-Ortsbeirat Helmut Tschampa sprach in diesem Zusammenhang sogar von einer "Täuschung des Publikums durch das Schulamt".
Während Christdemokraten und der fraktionslose Winfried Hackhausen das Vorhaben "Deutschherrnviertel" in der geplanten Form insgesamt ablehnen - die CDU will lediglich das westliche Areal bebauen, um den Schlachthof zu erhalten -, machten SPD und Grüne ihre Kritik in zwei Anträgen deutlich. Die wurden in der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments mit knapper Mehrheit verabschiedet.
SPD-Fraktionsführer Gerhard Kadelbach unterstrich, es sei wichtig, viel Wohnraum zu schaffen. Zweifel seien jedoch angebracht bezüglich der Schulversorgung für das Deutschherrnviertel. Auch die vorgesehene Verkehrsführung durch die Gerbermühlstraße gefällt den Sozialdemokraten nicht. Es sei abzusehen, daß der Verkehr von der Mainuferstraße "in die umliegenden Stadtbereiche und Oberrad" verdrängt werde. Schließlich rügt die SPD als Antragssteller die "dichte Innenhofbebauung des Stadtviertels", die den Kindern große Spielflächen wegnehme.
Dem schlossen sich die Grünen an, wobei Fraktionsvorsitzender Marcus Bocklet vor allem die Verkehrsführung kritisierte. Die sei "blind geplant": kurzfristig vielleicht brauchbar, aber auf lange Sicht nicht vertretbar.
Besonders am Herzen liegt den Sozialdemokraten aber die Schulplanung für das östliche Sachsenhausen und speziell für das neue Viertel. Die sei zwar angeblich gesichert, doch die hierfür ins Auge gefaßten Gebäude der Willemer- und Frankensteinerschule am Lokalbahnhof würden ja bereits genutzt. Dazu heißt es im Antrag, das Schulamt solle die "Widersprüche plausibel aufklären": Im Projektgebiet seien drei Kindertagesstätten mit 240 Plätzen "verbindlich eingeplant". Unklar sei dabei, wohin diese Kinder gehen werden, sobald sie schulpflichtig sind. Weiter rechnet die Ortsbeiratsfraktion dem Magistrat vor, in der Schule seien vier Jahrgänge zusammen, das bedeute einen Bedarf für 16 Klassen. Konkrete Frage: "Welche Schule kann 16 Klassenräume bieten?"
Bisher, so erklärte Helmut Tschampa (SPD), habe das Amt stets das Schulzentrum an der Willemerstraße genannt. Doch Willemer- und Frankensteinerschule könnten "nicht gemeint sein, da sie bereits belegt sind". Im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau ging Tschampa weiter und sagte, das Schulamt habe "doppeltes Spiel" betrieben. Insgesamt dreimal habe die Behörde den Komplex bei unterschiedlichen Anforderungen "verplant": Einmal als Grundschule für das neue Viertel, dann für den Bedarf der Abendhaupt- und Realschule sowie der Bergiusschule und schließlich für die - geplante - Integrierte Gesamtschule (IGS).
Die sei zwar im vergangenen Winter "gekippt" worden. Doch Michael Damian, der mittlerweile Referent von Schuldezernentin Ebeling ist, habe ihm bestätigt, gerade in diesem Fall wären die Räume "wissentlich doppelt belegt" worden. Angesichts von kritischen Fragen, die seinerzeit dem Amt gestellt wurden, nannte Tschampa das nun "eine Täuschung des Publikums". Er erneuerte deshalb die Forderung der Sozialdemokraten, für die IGS Sachsenhausen müsse "ein Neubau her". ask
SACHSENHAUSEN. Da sage noch einer, Ortsbeirats- und Stadtteilpolitik sei langweilig und humorlos. Das Gegenteil ist der Fall, wie ein Antrag der SPD zum Dauerbrenner "Alt-Sachsenhausen" zeigt. Doch der Reihe nach: Da gibt es seit kurzem einen Magistratsbericht zur Frankensteiner Straße. Den wies der Ortsbeirat 5 in seiner jüngsten Sitzung zurück. Begründung: "Thema verfehlt" - oder, wie es spöttisch schwarz auf blau steht: "Die Verwaltung ist wieder einmal zu veranlassen, sich ortskundig zu machen und die Vorlage entsprechend sorgfältig und sachkundig zu erarbeiten."
Ziel der ursprünglichen SPD-Initiative vom April war, den auswärtigen Besuchern die meist vergebliche Parkplatzsuche in der Frankensteiner Straße zu ersparen und die Zufahrt zum Quartier zu verhindern. Der Ortsbeirat schlug vor, mit "Kölner Tellern" und Pflanzkübeln die Autofahrer von ihrem Tun abzubringen. Wenn die Behörden jetzt auf die Pflanzkübel verzichten wollen und zudem in dem Glauben lebten, "daß die Zecher mit ihren Autos nicht bis vor die Theke brettern", weil das ja eigentlich nur auf dem Weg durch die Fußgängerzonen Kleine und Große Rittergasse ginge, so machten sie sich das Motto Palmströms zu eigen. Der soll einst erleichtert festgestellt haben, "daß nicht sein kann, was nicht sein darf". Und so dürfen die Autos zwar nicht, können aber sehr wohl ins Viertel fahren: Und zwar durch eben jene Frankensteiner Straße. Diese - wie unser obiges Bild zeigt - naheliegendste Variante aber ist der Verwaltung anscheinend verborgen geblieben. Was der Antrag postwendend bestätigt: "Durch die Straße gelingt es sehr bequem ins Kneipenviertel hineinzudüsen, was oft und gerne gemacht wird."
Gipfel des Behörden-Spotts ist schließlich der abschließende Passus des neuen Antrags: "Sollte es der Verwaltung zu schwierig sein, die Frankensteinerstraße zu finden, stehen wir gerne als Fremdenführer zur Verfügung." Wobei sich nun der Leser ein wenig über die ortskundigen Fremdenführer wundern darf: Denn die betreffende Straße schreibt sich immer noch in zwei Worten. ask
SACHSENHAUSEN. Mehr Sicherheit für die Kinder in der Gartenstraße: Das fordern die Abgeordneten des Ortsbeirates 5 in einem Antrag, der in der jüngsten Sitzung einstimmig angenommen wurde.
Die Beiräte haben dabei den Abschnitt zwischen Stresemannallee und Otto- Hahn-Platz im Auge. Dort wohnen laut Auskunft des Antragsstellers, des fraktionslosen Winfried Hackhausen, in jedem Haus zwei bis drei Kinder. Wie es in dem Antrag weiter heißt, sei durch die im November eingerichtete Tempo-30-Zone im Malerviertel "geradezu eine Sogwirkung auf die Gartenstraße im genannten Abschnitt entstanden".
Das unterstrichen auch Christoph Mäckler, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Architekten, sowie die ansässige Kinderärztin Annette Dippell. Sie berichtete in der Bürgerfragestunde, die Geschwindigkeit, mit der die Autos durch die Gartenstraße fahren, sei "sogar auf 70 bis 80 Stundenkilometer angestiegen". In ihrer Praxis habe sie es "gehäuft mit Allergien zu tun". Einen direkten ursächlichen Zusammenhang mit der veränderten Verkehrslage wollte sie indes nicht herstellen.
Mäckler sagte, er sehe keinen Grund dafür, das Gebiet so zu trennen, wie es die jetzige Verkehrssituation faktisch tue. Das Viertel reiche eigentlich vom Mainufer bis zur Kennedyallee. Sein Vorschlag, um die Blechkarossen auf andere Routen zu leiten: Den Abschnitt der Gartenstraße in eine Einbahnstraße verwandeln.
Dem folgte der Ortsbeirat zwar nicht, stellte aber in seinem Antrag an den Magistrat eine andere Forderung: Das Teilstück der Gartenstraße "soll aus dem Grundwegenetz gelöst werden" oder es soll ein Tempo-30-Gebot "für alle Verkehrsmittel, Straßenbahn und Auto" erteilt werden.
Wolfgang Gilles (CDU) wies im Zusammenhang mit der zweiten Formulierung allerdings auf einen Widerspruch hin. Einerseits betreibe Rot-grün ein Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr. Darunter falle auch die Linie 15 - die durch besagten Teil der Gartenstraße fährt - und das soll sie laut Gilles mit "maximaler Betriebsgeschwindigkeit", 60 bis 70 Stundenkilometer, tun. Dafür will die Stadt, so war es einer am selben Abend verhandelten Magistratsvorlage zu entnehmen, knapp 5,4 Millionen Mark ausgeben. Mit dem Tempo-30-Gebot würde der Ortsbeirat jedoch diese Pläne der Stadt durchkreuzen. ask
Nein - die Überschrift ist nicht politisch gemeint. Es geht vielmehr um echte sinnliche Lust an Feinschmeckergenüssen. Gemüse-Genüsse sozusagen, denn vorgestellt werden sollen ein paar neue Rezeptbücher, die sich ganz speziell mit Gemüse beschäftigen.
Die fleischlose Küche hat ihre Reize. Wer einmal "Lauch mit Rote-Beete-Vinaigrette" gegessen und dazu einen schönen "Weißherbst" genossen hat, wird das bestätigen können. Das Unbehagen nämlich, das man lange Zeit mit der "fleischlosen Kost" verbunden hat, gehörte zur Ideologisierung dieses Themas. Wenn Gemüseplatten mit Weltanschauung verbunden sind, reißt ein solcher Küchen-Tip natürlich keinen Feinschmecker von den Fleischtöpfen. Inzwischen aber ist Gemüse zum Glück als das entdeckt worden, was es wirklich sein kann: Ein Gourmet- Genuß. "Gemüse für Feinschmecker" hat der Düsseldorfer Koch Christian Willrich denn auch ganz folgerichtig seinen Rezeptband genannt. Und was er da aufführt, das ist wirklich ganz erstaunlich und reizt sofort zum Nachmachen. Zum Beispiel ein "Topinambur-Kartoffel-Salat mit Pommerysenfsauce" - Arbeitsaufwand 30 Minuten, Garzeit 20 Minuten: Das läßt sich auch noch von gestressten Berufstätigen abends bewältigen. Neben den ausgefallenen Küchen-Ideen besticht der Band durch sehr gelungene Fotos - und vor allem durch vorzügliche Schritt- für-Schritt-Bilder.
"Gemüse - die besten Rezepte" heißt ein spezielles Kochbuch von Monika Kellermann. Hier ist häufiger Fleisch in die Küchen-Tips mit einbezogen, aber mehr als Beigabe. Die Star-Rolle spielt ohne Frage das Gemüse. Wie beispielsweise bei einem Lauch-Rezept, das mit geräucherten Würstchen abgerundet wird ("Lauch Waadtländer Art"). Oder die "Pilzsuppe mit Speckknödeln" - ein echter Genuß, bei dem die Pilzsuppe ohne Frage vorherrscht. Es ist sicher längst an der Zeit gewesen, daß Gemüse aus seiner etwas verachteten Beilagen-Rolle herausgehoben worden ist. Nicht nur, daß es gesund ist - es schmeckt auch vorzüglich, man muß es nur ein bißchen raffinierter zubereiten als unsere Großeltern das konnten.
Rotkohl beispielsweise ist jahrzehntelang immer nur "die kleine Beilage" zu Gans- oder Wildschweingerichten gewesen. Monika Kellermann dreht das Ganze jetzt einmal und präsentiert "Rotkohlrouladen mit Wildfüllung" - eine mehr als schmackhafte Idee, die als Gericht auch keineswegs so schwer verdaulich ist wie die bisher bekannten Rotkohl-Varianten.
Wer nicht so ganz sicher ist, wo zum Beispiel der Unterschied zwischen Sellerie und Staudensellerie liegt, der sollte sich das Buch "Obst und Gemüse aus alle Welt" von Wolfgang Hubert und Heike Reith anschauen. Der Band nennt sich "Markt-Führer" und erweist sich als wirklich informativ.
Die Gemüse-Küche besteht aus weit mehr als den üblichen Beilagen der "bürgerlichen Küche", als da sind: Erbsen und Karotten. Die neuen Rezeptführer beweisen es aufs schmackhafteste. -mik-
Christian Willrich: "Gemüse für Feinschmecker" Verlag Gräfe und Unzer, Isabellastraße 32, 8000 München 40. Preis: 69 DM.
Monika Kellermann: "Gemüse - die besten Rezepte". Fotografiert von Susi und Pete A. Eising. Verlag Zabert Sandmann, Postfach 201204, 8000 München 2. Preis: 29,80 DM
Wolfgang Hubert/Heike Reith: "Obst & Gemüse aus aller Welt". Südwest-Verlag, Postfach 151329, 8000 München 15. Preis: 34 DM
SCHWANHEIM. Nach ihren Gastspielen bei der "Country-Rock-Night" in der TuS-Turnhalle und beim letzten Schrimpegassenfest kommt die Gruppe "Merlin's Fantasy Farm" am Samstag, 23. Januar, erneut nach Schwanheim. Sie spielt ab 20 Uhr im Vereinsheim des Musikzuges "Blau-Gold" 1967, Alt-Schwanheim 2 a.
Seit nahezu zwei Jahrzehnten begeistern die Musiker aus Frankfurt und Offenbach ihr Publikum im In- und Ausland. In ihrem Programm dominieren zwar Songs der Eagles, sie interpretieren mit der Gitarre aber auch Poco, Crosby, Stills & Nash, Seals & Croft, Bird, John Denver oder Dan Fogelberg, wobei sie eigene Elemente mit einbringen.
Blau-Gold erwartet zu diesem neuen Gastspiel viele Westcoast-, Country- und Eagles-Fans und verspricht, auch für das leibliche Wohl bestens zu sorgen. Aus der Blau-Gold-Küche soll es diesmal Chili Con Carne und Hamburger geben, kündigt der Verein an. dixi
HEDDERNHEIM. Ältester Heddernheimer Karnevalverein sind die "Heddemer Käwwern" von 1882. Unter dem Motto der Kampagne '93 der Zuggemeinschaft ("Klaa Pariser Närrischkeit, von Aafang bis in Ewischkeit!") feiern die "Käwwern" das 111jährige Vereinsbestehen - ein närrisches Jubiläum. In der Turnhalle, Habelstraße 11, veranstalten sie am Samstag, 23. Januar, 19.11 Uhr, einen Festabend.
Die Festansprache hält Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD). Geboten wird nach dem akademischen Teil zum närrischen Jubiläum ein kleines Programm mit Vorträgen, Garde- und Schautänzen sowie Gesangsvorträgen. Angesagt sind unter anderem Margit Sponheimer, die "Bernemer Handwerksburschen" und die "Kinziggeister". Zum Tanz spielt die "Royal-Blue-Band" auf. Der Festveranstaltung geht um 17.11 Uhr im kleinen Turnhallensaal ein Empfang für Vertreter und Abordnungen von Vereinen voraus. Am Sonntag, 24. Januar (10 bis 14 Uhr), wird im kleinen Saal eine Ausstellung "111 Jahre Käwwern" gezeigt. dixi
HEDDERNHEIM. "Klaa Paris, das Narrenparadies" hat im 154. Jahr der Heddernheimer Fassenacht einen Jubilar: Die "Heddemer Käwwern" wird närrische 111 Jahre alt.
43 Heddernheimer Bürger faßten am 5. Oktober 1881 den Beschluß, eine Karnevalsgesellschaft zu gründen. Dieses Vorhaben setzten sie Anfang 1882 in die Tat um. Den Verein, mit Präsident Karl Leister an der Spitze, tauften sie auf "Heddernheimer Käwwern-Gesellschaft". Erst einige Jahre später erhielt der Verein mit "Heddemer Käwwern" den heutigen Namen. Die Narren engagierten sich in vielen Gebieten. Freilichtfestspiele organsierten sie ebenso wie Fassenachtszüge und Sitzungen. 1890 wurde der Rekruteneinzug "befohlen"; er bildete den Auftakt zu den drei närrischen Tagen. Märsche der Rekruten vom Hauptbahnhof bis nach Heddernheim mit anschließender Vereidigung waren künftig Jahr für Jahr ein großes Spektakel.
Bis kurz nach der Jahrhundertwende hatten die "Käwwern" ihre Narrhalla in der Gaststätte "Nassauer Hof", zogen dann nach dem Bau der Turnhalle der Turnerschaft 1860 in den größeren Saal um. Absolute Höhepunkte in den Jahren danach: Die Feier zum 40jährigen Vereinsbestehen und Fahnenweihe, das Festspiel 1928 mit dem Titel "Die erste vernünftige Völkerbund-Sitzung" und der Fassenachtszug (40 000 Besucher). Das "Goldjubiläum" 1932 zum 50jährigen ist wegen der schlechten Wirtschaftslage nur bescheiden gefeiert worden.
Nach der Machtübernahme durch die Nazis mußte der Vorstand umgebildet werden. Närrischer Widerstand der "Käwwern" führte 1936 zur Beschlagnahmung der "Käwwern-Zeitung", zum Verbot des Fassenachtszuges sowie zur "Schutzhaft" der Karnevalisten Karl Heil, Heinrich Geitzhaus und Hans Jung. Davon berichtete selbst die Londoner "Times" in großer Aufmachung.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges endete alle närrische Freude. Erst im Januar 1946 regte sich neuer "Käwwerngeist" mit einer Veranstaltung in der Kantine der Vereinigten Deutschen Metallwerke. 1947 brachten die Karnevalisten wieder eine größere Sitzung im Kultur- und Volkshaus der Kommunistischen Partei über die Bühne - im "Kreml", wie der Volksmund das KPD-Haus damals nannte (das Haus der Kolpingfamilie im Zeilweg nannte man "Vatikan").
1949, zum 110jährigen Bestehen der Heddemer Fassenacht, stellten die Heddernheimer erstmals nach dem Krieg wieder einen Fassenachtszug auf Beine und Räder. Zur Enthüllung einer Gedenktafel im gleichen Jahr kam Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb nach "Klaa Paris"; die Feierlichkeiten wurden vom Hessischen Rundfunk übertragen. Zur Vorbereitung der Fassenachtszüge standen die "Käwwern" sowie die "Fidelen Nassauer" Pate bei der Gründung der heutigen Zuggemeinschaft.
Von 1951 bis 1956 inszenierten die "Käwwern" zahlreiche Veranstaltungen (pro Saison bis zu sieben Damen- und Fremdensitzungen, bis zu sechs Maskenbälle und einen Rosenmontagsrummel). Auch außerhalb Heddernheims waren sie aktiv: Sitzungen in Bingen, Walldorf, Zellhausen, Steinheim, Heldenbergen, Neu- Isenburg sowie Gemeinschaftssitzungen mit den "Bernemer Käwwern" (1955 und 1956). Seit 1952 gibt es den "Käwwern"- Kreppelkaffee (Kindersitzung) und neben der Prinzengarde auch die Prinzeßgarde (seit 1954 offizielle Ehrengarde des "Großen Rates" Frankfurt). Weiteren Aufschwung verzeichneten die "Käwwern" unter dem Vorsitzenden Karl Keiner, der ab 1957 den Verein 22 Jahre lang leitete.
Wegen der Hochwasserkatastrophe in Hamburg wurde 1962 der Fassenachtszug abgesagt, die Ehrensitzung der "Käwwern" wegen eines Grubenunglücks an der Saar verlegt. Mit eigenen Theaterinszenierungen starteten die "Käwwern" 1963, die kleine "Käwwern"-Garde wurde 1966 gegründet (später als "Micky Mäuse" über Heddernheim hinaus bekannt).
Die "Historische Kommission" des Vereins gibt es seit 1971, Heddernheims Saalkerb der "Käwwern" seit 1977. Weitere Höhepunkte: Die 100-Jahr-Feier 1982, die "Käwwern"-Beteiligung 1985 am Jubiläum "1900 Jahre Nidda-Heddernheim", 1988 Teilnahme am Hessentag, 1989 das Jubiläum "150 Jahre Fassenacht in Klaa Paris" und die Enthüllung des von der Lurgi gestifteten Fastnachtsbrunnens.
Im närrischen Jubiläumsjahr 1993 amtiert Dietmar Pontow als Erster Vorsitzender und Ministerpräsident der "Käwwern". Zugleich ist er Vorsitzender der Zuggemeinschaft. dixi
GALLUS. Die drei Jugendlichen waren fassungslos. "Jugendschutzgesetz, was ist denn das nun wieder, nie gehört, kennen wir nicht, wollen wir auch nicht kennen", lautete ihr Kommentar. Das ganze Haus Gallus "bebte", und sie durften nicht (mehr) hinein. Grund: Das Gesetz sieht vor, Jugendliche unter 18 Jahren haben nach Mitternacht keinen Zutritt mehr.
Es bebte wahrhaftig in der Frankenallee 111 bei der ersten Jugenddisco "Gallus bebt" im neuen Jahr. Etwa 1000 Jugendliche aus allen Stadtteilen hatten sich in Schale geworfen, um bei der Fete - organisiert von Jugendhaus, Jugendladen und Kulturwochen - dabei zu sein. An der Tür wurden alle Besucher von drei Sicherheitsbeamten gefilzt: sanft, aber entschieden. Manch einer hatte wohl Taschentücher mit Messern verwechselt: Er durfte die Waffe abgeben und vor dem Heimweg wieder abholen.
Oben tobte der Saal. Angeheizt von den DJs Baric Toksoy, Robert Meray und "Carlo", allesamt Profis im Scheibengeschäft, tummelte sich haarewerfend, singend und hüpfend die Frankfurter Jugend. Thema Nummer eins: zwischenmenschliche Annäherung. Zumindest die Telefonnummer der ganz in Schwarz gekleideten Schönen mußte ergattert werden. Ob's wohl klappte?
Die etwas beschaulicheren Gäste disputierten an der Bar, bisweilen recht hitzig. Als aber die Hauptband des Abends, die achtköpfige türkisch-amerikanisch- deutsche Rap-Formation "X-Pose" auf die Bühne kam, bebte es erneut. "Für die Jugendlichen war das eine tolle Sache", kommentierte Jugendhaus-Mitarbeiterin Astrid Kerl, die gemeinsam mit Kollegin Heike Hahn und Uwe Höflich vom Jugendladen die Vorbereitungen übernommen hatte und bis kurz nach Mitternacht an der Kasse saß.
Für die Dekoration hatte Emmanuel Bohn, künstlerischer Leiter der Gallus- Kulturwochen, professionelle Graffitisprayer angeheuert, die zum Thema des Abends, "Underground", witzige Collagen anfertigten. Mindestens ebenso originell wippte ein Solotänzer auf der Empore an der Bühne den Gallus-Lambada. Wirklich entzückend, dieser Hüftschwung.
Um ein Uhr ebbte das Beben leicht ab. Die Lichter gingen an, freundlich wurde zum Aufbruch gebeten. Diskussionen durften draußen auf der Straße weitergeführt werden.
Für die vom Jugendschutzgesetz Getroffenen haben Astrid Kerl und Heike Hahn eine Lösung gefunden. Die 13- bis 17jährigen können ab Samstag, 6. Februar, monatlich im Bürgerhaus Gutleut am Rottweiler Platz feten.
In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bund für Sozialarbeit haben Jugendhaus, Jugendzentrum und die städtische Saalbau eine sogenannte Teeniedisco ins Leben gerufen. Dann heißt es wahrscheinlich: "Das Gutleut bebt". Wenn das nichts ist. jot
Nächtliche Anrufe, Drohungen wie "Wir kommen und holen dich", Verleumdungen, Telefonterror beim Ortsvorsteher Helmut Gärtner und beim zuständigen Planungsbüro: Mit solch unseriösen Methoden kritisierten einige "engagierte" Bewohner der Dietrichstraße in der südlichen Nordweststadt die Tempo-30-Pläne in ihrem Quartier. Zu solchen Mitteln zu greifen, zeugt von einem mehr als mangelhaften Demokratieverständnis. Mehr noch: Es disqualifiziert diese Menschen.
Klar: Das Thema Verkehrsberuhigung sorgt seit Monaten für kontroverse Debatten. In jedem Stadtteil finden sich Anlieger, die mit den neuen Regelungen nicht einverstanden sind. Das ist normal, Disqualifiziert macht man sich eines deutlich: In jeder Tempo-30-Zone gibt es Straßen, die entlastet und solche, die dadurch stärker befahren werden.
Allen Beteiligten kann man es nie recht machen. Möglichkeiten, Kritik zu äußern, gibt es genug: Bürgeranhörungen, Ortstermine, Unterschriftenlisten.
Zur Erinnerung: Es geht um eine relativ ruhige Nebenstraße, die ein paar Autos mehr ertragen muß. Statt früher acht jetzt 44 in der Stunde. Sicherlich nicht schön für die Anwohner. Aber was sich da einige geleistet haben, ist keinesfalls zu entschuldigen. JÜRGEN OTTEN
1
NIEDERURSEL. Auf dem Gelände der Heinrich-Kromer-Schule in Niederursel haben sich an einigen Stellen kräftige Wurzeln durch den Asphalt gebohrt: wahre Stolpersteine. Auf dem Pausenhof der Grundschule, der auch von vier anderen Grundschulen für den Verkehrsunterricht genutzt wird, sind die Kinder nach Ansicht des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) stark gefährdet. Das Gremium fordert deshalb in einem Antrag, der von der CDU vorgelegt wurde, daß der Schulhof so bald wie möglich instandgesetzt wird.
Nach Meinung des Ortsbeirats ist eine Reparatur dringend notwendig, um die Sicherheit der Schulkinder zu garantieren. In der Begründung des Antrags heißt es: "Zwei oder drei Unfälle mit schweren Verletzungen könnten teurer werden als die Instandsetzung der beschädigten Flächen." jot
BERGEN-ENKHEIM. Aus der Spielstraße vor dem Internationalen Kinderhort "Im Sperber" in Bergen-Enkheim sollen die parkenden Autos verschwinden, damit die Kinder dort mehr Platz haben. Diesen Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion beschloß der Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) in seiner jüngsten Sitzung einstimmig. Im einzelnen fordern die Sozialdemokraten, die beiden schon vorhandenen Poller, die die Fahrbahn unmittelbar vor dem Hort für den Durchgangsverkehr abriegeln, weiter nach Westen zu versetzen. Am östlichen Ende der Spielstraße sollen dann zwei weitere Poller die Zufahrt versperren.
Der Kinderhort Im Sperber hat kein eigenes Außengelände. Damit sich die rund 20 Kinder, die die Einrichtung besuchen, dennoch im Freien austoben können, wurde ein Teil der Fahrbahn "Im Sperber" gesperrt und zur Spielstraße umgewidmet. Im selben Haus wie der Hort befindet sich jedoch auch eine Firma. Um deren Lieferanten weiterhin die Zufahrt zu ermöglichen, waren daher zunächst nur zwei Poller aufgestellt worden. Wie SPD-Politiker und Mitarbeiter des Horts beklagen, nutzen einige Autofahrer die gesperrte Fahrbahn nun als Parkplatz, wodurch den Kindern ein Teil ihrer Spielfläche verlorengehe.
Die parkenden Autos stehen auch dem Plan im Wege, die Spielstraße mit Blumenkübeln und Spielgeräten zu versehen. "Wir möchten mittelfristig die Straße neu gestalten", kündigte die Hort-Mitarbeiterin Beate Frank an, "damit daraus eine attraktive Zone für Kinder und Erwachsene wird."
Dieses Vorhaben werde vom Kinderbüro der Stadt unterstützt, das die Kosten hierfür tragen will. Wie die SPD in ihrem Antrag betont, hätten auch weder die Feuerwehr noch die erwähnte Firma Einwände gegen die geplante Erweiterung der Spielstraße. gap
BERGEN-ENKHEIM. Die Straße "Am Königshof" im historischen Ortskern von Bergen soll nach dem Willen des zuständigen Ortsbeirates 16 wieder für den Durchgangsverkehr geöffnet werden. Einem entsprechenden Antrag der SPD- Fraktion stimmten in der jüngsten Sitzung außer Albert Kuhl (FDP) auch die Stadtteilpolitiker von CDU und Grünen zu. Ziel der Forderung ist es, den Autofahrern eine weitere Möglichkeit zu bieten, von der Marktstraße nach rechts in die unterhalb verlaufenden Straßen zu gelangen. Derzeit ist die Straße "Alt-Bergen" der einzige Zufahrtsweg von der Marktstraße ins südliche Bergen. Zukünftig soll daher ein Teil des Verkehrs durch den "Königshof" fließen, um die schmale Einbahnstraße zu entlasten.
Der Ortsbeirat will dieses "Ventil" allerdings nur sehr vorsichtig öffnen: Die ebenfalls sehr enge Gasse "Am Königshof", die wegen Renovierungsarbeiten an der Nikolauskapelle schon seit längerem gesperrt ist, soll Einbahnstraße und verkehrsberuhigter Bereich werden. Josef Geis (SPD) erinnerte daran, daß an der Ecke Marktstraße/Am Königshof demnächst die Jugendmusikschule einziehen wird und sich im unteren Abschnitt der Gasse der Kindergarten der evangelischen Gemeinde befindet. "Allein wegen der Kinder muß die Straße verkehrsberuhigt werden", sagte der Sozialdemokrat.
Wie es in dem SPD-Antrag heißt, werde auch "nicht verkannt, daß die Straße nur eine geringe Frequentierung zuläßt". Darauf sollen entsprechende Schilder hinweisen. Das zunächst geforderte Zeichen "Nur für Anlieger" wurde allerdings aus dem Antragstext gestrichen. Die Strecke der Buslinie 42, die vor der Sperrung der Straße auch durch den "Königshof" führte, soll nicht geändert werden. gap
BERGEN-ENKHEIM. Verkehrszählungen, Lärm- und Abgasmessungen sollen Aufschluß darüber geben, ob mehr Autos durch die Barbarossastraße in Enkheim fahren, seit die Triebstraße für den Durchgangsverkehr aus der Vilbeler Landstraße gesperrt ist. Einstimmig beschloß der Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) in seiner jüngsten Sitzung einen Antrag der CDU, die auch die Verkehrsbelastung im Florianweg und in der Philipp-Puth-Straße messen lassen will.
Die Christdemokraten reagierten damit auf die Beschwerden einiger Anwohner der Barbarossastraße darüber, daß in ihrer Straße seither mehr Autos unterwegs seien. Bereits im vergangenen Jahr hatten sie sich gegen die Schließung der Triebstraße gesträubt. Die Anlieger befürchteten, der Verkehr durch den Stadtteil werde an ihren Haustüren vorbeifließen, wenn die dichtbefahrene Triebstraße gesperrt werde (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Der Ortsbeirat will nun prüfen lassen, ob sich die Situation in der Barbarossastraße tatsächlich verschlechtert hat.
Von Anfang an war das Vorhaben des Straßenbauamtes umstritten, zunächst die Einfahrt aus der Vilbeler Landstraße in die Triebstraße "dichtzumachen" und in einem zweiten, noch bevorstehenden Schritt, das südliche Ende der Triebstraße schließlich ganz abzuriegeln. Die verkehrsgeplagten Anwohner der Triebstraße sind erleichtert darüber, daß die stark befahrene Straße zur Sackgasse werden soll. Auch die Planer der Enkheimer Tempo-30-Zone betrachten diesen Schritt als wichtige "Rahmenbedingung" für die Verkehrsberuhigung des Stadtteils. Allerdings sehen manche Bewohner der Barbarossastraße und einiger anderer Straßen darin lediglich eine Verlagerung der Verkehrsprobleme, die auf ihre Kosten geht.
Daher soll der Magistrat nun "kurzfristig" veranlassen, daß in der Barbarossastraße zwischen der Vilbeler Landstraße und der Einmündung des Auerbacher Wegs Autos gezählt und der damit einhergehende Krach und Dreck gemessen werden. Die aktuellen Meßwerte sollen dann - falls bereits vor der Schließung der Triebstraße eine vergleichbare Untersuchung durchgeführt worden ist - mit alten Daten verglichen werden. Wie in der Begründung des CDU-Antrags zu lesen ist, will man so "überprüfen, ob die vom Ortsbeirat initiierte Maßnahme unverträgliche Folgen hat".
In den Antrag aufgenommen wurden außerdem die Ergänzungsvorschläge des Freidemokraten Albert Kuhl und des Vorsitzenden der CDU-Fraktion, Norbert Meyer: Sie setzten sich dafür ein, die Verkehrsmessungen auch auf den Florianweg und die Philipp-Puth-Straße auszudehnen. Über den parallel zur Barbarossastraße verlaufenden Florianweg fahren viele Autos von der Vilbeler Landstraße ins nördliche Enkheim. gap
HARHEIM. Die "Harheimer Bürgerschaft" hat dem Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD) Widerstand angekündigt. In einem Brief an die rund 4000 Bewohner des nördlichen Stadtteils stellte die Initiative dieser Tage ihre eigenen Vorstellungen zur Gestaltung der beiden Baugebiete Harheim- Nord und Harheim-Südwest vor. Die "Bürgerschaft" erhebt Einspruch gegen die geplante Bebauungsdichte und gegen Neubauten mit mehr als drei Geschossen. Darüberhinaus verlangt sie eine Erschließungsstraße, um den alten Ortskern zu entlasten. In einer Pressemitteilung bezeichnet Planungsdezernent Wentz hingegen die Pläne für Harheim als sozialverträglich.
Die Richtlinien des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) für den ländlichen Norden Frankfurts sehen eine Baudichte von 45 bis 55 Wohnungen pro Hektar Baufläche vor. Diese Größenordnung werde mit insgesamt 700 neuen Wohnungen in Harheim nicht erreicht, heißt es in der Pressemitteilung des Dezernants. Aufgrund der Wohnungsnot in Frankfurt sei es jedoch erforderlich, in Neubaugebieten für ausreichend Wohnraum zu sorgen. Den eher dörflichen Strukturen will das Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung durch Entwürfe gerecht werden, in denen von "überwiegend zwei- bis dreigeschossiger Bebauung" gesprochen wird.
Die Einhaltung dieser Zusage klagt die "Harheimer Bürgerschaft" nun mit aller Vehemenz ein. Denn aus den Bauplänen, die der Öffentlichkeit präsentiert worden seien, ergebe sich eine "massive, mit ausgebautem Dachgeschoß viergeschössige Bebauung" in den beiden Neubaugebieten. Die alarmierten Bürger befürchten deshalb, daß bis zu 740 neue Wohnungen geschaffen werden sollen. Das zumal, da die geplanten Häuser entlang der Maßbornstraße im Baugebiet Nord zusätzlich mit Kellergeschossen versehen werden könnten.
Der Sprecher der Bürgerinitiative, Rechtsanwalt Günter Emmerich, kündigte in dem Schreiben einen gerichtlichen Einspruch der Grundstückseigentümer an. Das könnte einen Beginn der Bauarbeiten "ganz oder auf ein Jahrzehnt verhindern". Gegen eine "moderate Bebauung mit Ein- bis Dreifamilien- und Reihenhäusern" sei hingegen nichts einzuwenden.
Im weiteren fordert die "Bürgerschaft" die ersatzlose Streichung der direkt an der Umgehungsstraße geplanten vier Blocks im Baugebiet Nord. Den Wohnblock mit anschließendem Wohnturm im Baugebiet Südwest, der hinter den Häusern in der Haintalstraße 5-11 liegt, will ein Teil der Harheimer Bewohner auch nicht haben.
Darüberhinaus verlangt die "Bürgerschaft" eine Erschließungsstraße am Westrand des künftigen Baugebiets Harheim Südwest. Die soll bis zu dem Gewerbegebiet weiterführen, um den alten Ortskern vom Auto- und Schwerlastverkehr zu entlasten, so beispielsweise die ohnehin schon stark befahrene Philip- Schnell-Straße. Durch die Anbindung ans Gewerbegebiet sowie an die Wohngebiete "Am Auweg", "Hinter dem Hain" und "In den Biegen" sei diese Straße, an der auch ein Kindergarten liegt, zu stark frequentiert.
Nach zweimaliger Verschiebung wird am kommenden Dienstag, 26. Januar, Planungsdezernent Martin Wentz auf einer öffentlichen Bürgeranhörung Stellung zu den neusten Bauplänen beziehen. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten 21. In die Entwürfe der beiden Baugebiete können die Bürger bereits ab 19 Uhr Einsicht nehmen. tin
NIEDERRAD. Für die Niederräder sind parkende Autos schon seit langem ein Dauerproblem: Angestellte der Bürostadt sowie Besucher von Rennbahn und Stadion haben in den letzten 20 Jahren den Parkdruck erheblich ansteigen lassen. Auch Flugreisende, die ihre Autos bis zu sechs Wochen auf den Parkplätzen der Adolf-Miersch-Siedlung abstellen, um die hohen Parkgebühren auf dem Flughafen zu sparen, belegen die Parkplätze. Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht.
"Die Belästigung ist erheblich", beschwert sich die Ortsbeirätin Johanna Hoffmann: "Wenn man in der Nacht kommt, hat man immer wieder die gleichen parkenden Autos vor der Tür. Obwohl eine S-Bahn über Niederrad führt und auch genutzt wird, ist die gesammte Siedlung regelmäßig zugeparkt."
Nach Aussage der Ortsbeirätin hätten die 30 000 Angestellten der Bürostadt, die mit 25 000 Niederrädern um die Parkplätze konkurieren, nichts aus dem Verkehrschaos gelernt und kämen noch immer mit dem Auto anstatt in der Bahn. Der öffentliche Nahverkehr sei allerdings zugegebenerweise schlecht. "Seit 20 Jahren fordern wir, den Parkdruck durch Buslinien zu verringern. Geschehen ist bis heute nichts. Der Antrag auf eine neue Nahverkehrsverbindung nach Dreieich ist abgelehnt worden," monierte Johanna Hoffmann, "und eine Verbindung nach Rodgau läßt immer noch auf sich warten."
Lösungsvorschläge, allerdings anderer Art, gibt es. Das Parkplakettensystem, das im nördlichen Westend und in Teilen Sachsenhausens schon eingeführt wurde, soll in einem Fünf-Jahres-Programm von der autogeplagten Innenstadt ausgehend auf angrenzende Stadtbereiche ausgedehnt werden. Wie aus dem Magistratsbericht B 807 hervorgeht, stehen in der Prioritäten-Rangfolge einzelne Bereiche Niederrads allerdings erst an achter bis zehnter Stelle.
Die Kriterien dieser Rangfolge richten sich nach dem Verkehrsaufkommen in den Stadtteilen und werden dadurch beeinflußt, daß aus einer eingerichteten Parkplakettenzone verdrängte Parkplatzsucher die Situation in den Nachbarbereichen verschärfen. Deshalb müssen laut Magistratsbeschluß die räumlich unmittelbar angrenzenden Gebiete bevorzugt werden - als nächstes Süd-Bockenheim. "Eine Einführung des Parkplakettensystems in Niederrad ist deshalb erst in Jahren zu erwarten", so Ulrich Schöttler, stellvertretender Leiter der Straßenverkehrsbehörde. Hoffnung auf einen zügiger verminderten Parkdruck macht derzeit der Bau von Parkdecks in der Lyoner Straße und die bereits erteilte Genehmigung zum Bau von Parkdecks in der Hahnstraße mit allein 1400 Parkplätzen. eid
NIEDERRAD. Nach zwei Jahrzehnten nimmt Johanna Hoffmann Abschied vom Ortsbeirat 5: Bei der Kommunalwahl am 7. März kandidiert sie nicht wieder für das Stadtteilparlament (die Stadtteil- Rundschau berichtete). Mit einem Empfang im Bürgermeister-Menzer-Haus wurde sie jetzt vom SPD-Ortsverein Niederrad für ihr langjähriges Engagement geehrt.
60 Freunde, Kollegen und Prominente aller Parteien waren gekommen, um der "Mutter von Niederrad" für ihren politischen Einsatz zu danken. "Johanna Hoffmann war immer eine strikte Vertreterin des Stadtteils, dem sie die Treue gehalten hat", würdigte Isa Petersohn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Römer- SPD, den unermüdlichen Einsatz ihrer Parteifreundin.
Die pensionierte Lehrerin hatte keinerlei Ambitionen, in der Politik Karriere zu machen: Sie beschränkte sich lieber auf das, was ihr lag - die Arbeit im Ortsbeirat und im Stadtteil. "Das, wozu sie fähig war, auch gut zu machen, und nicht darüber hinauszusteigen" - das war ihr Vorsatz. Als "eine Schule der Demokratie" habe sie den Ortsbeirat immer wieder bezeichnet, bestätigte die Landtagsabgeordnete Anita Breithaupt in ihrer Laudatio.
"Politiker sein, ohne daß man schepp angeguckt wird", so beschrieb Dankwart Breithaupt, Erster Vorsitzender des Niederräder SPD-Ortsvereins, was sie - vor allem auch den jüngeren Politikern - vermittelte. Er erinnert an die Anfangszeit der Ortsbeiräte, in der Johanna Hoffmann "ziemlich viel Wirbel gemacht" habe. Wie sie selbst sagt, hatte sie sich aus ihrem Lebensverständnis oft auch gegen die eigene Partei gewandt und stand mit ihren Argumenten alleine, die erst Jahre später als richtig erkannt werden sollten - beispielsweise als es um den Ausbau der Autobahn ging.
Für ihr Engagement, das sie in 20 Jahren Ortsbeiratsarbeit kontinuierlich unter Beweis stellte, wurde sie bereits im vergangenen November mit der Römerplakette der Stadt Frankfurt in Gold ausgezeichnet.
Aus der Politik wird sich Johanna Hoffmann auch nach dem 7. März nicht ganz zurückziehen: Sie bleibt weiterhin im Vorstand des Niederräder SPD-Ortsvereins. Und auch dem Kirchenvorstand der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde gehört die 68jährige an. In Zukunft will sie sich mehr Zeit für ihre Enkel nehmen und "vielleicht auch wieder ein paar Vorlesungen an der Universität" besuchen. eid
PRAUNHEIM/WESTHAUSEN. Die Naturfreunde in Praunheim und Westhausen suchen junge Mitstreiter. "Die Naturfreunde im Stadtteil sind überaltert", meinte die Vorsitzende Helene Selow bei der Jahreshauptversammlung des Vereins: "Wir können kaum noch neue Mitglieder zählen."
Bei dem Treffen ehrte der Verein seine Mitglieder, die einen runden Geburtstag feierten. Gretel Eberle wurde 90, Karl Emmert und Hedi Haas wurden beide 80 Jahre alt. Die Vorsitzende Helene Selow durfte ihren 70. Geburtstag feiern. Einen Grund, den Verein aufzulösen, sieht Helene Selow trotz der Probleme nicht: "Wir machen natürlich unsere Wanderungen nach wie vor." Von den 63 Mitgliedern in Praunheim / Westhausen kamen im Laufe des Jahres immerhin 51 Mitglieder zum Wandern zusammen. Zwar bedauert Helene Selow, daß das Sparbuch aufgelöst und an die Ortsgruppe abgegeben werden mußte, doch sei das keine Katastrophe: "Das bißchen Geld für die Sterbefälle und runden Geburtstage wird dann eben überwiesen." 20 oder 30 Mark sind das für Blumen oder ein Geschenk.
Die bürokratischen Vereinspflichten wollen die Senioren auch nicht zu kurz kommen lassen: Bei der Jahreshauptversammlung wurde Helene Selow als Vorsitzende bestätigt, Franzi Emmert bleibt Kassierer und Adolf Maas wird auch weiterhin die Wanderungen organisieren. eid
1
FRANKFURT A. M. Manch einem der mehr als 900 alten Menschen, die der Einladung des SPD-Unterbezirks Frankfurt ins Bürgerhaus Bornheim gefolgt waren, war eine gewisse Faszination anzusehen, als Hans-Ulrich Klose, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, das Podium betrat. Der "Bonner" war auf Einladung der Frankfurter Sozialdemokraten gekommen (die FR berichtete).
"Wir haben den Neujahrsempfang für Senioren mit Kloses Besuch verbunden. Er war sofort bereit, nach Frankfurt zu kommen, um uns zu unterstützen und in seiner Funktion als Seniorenbeauftragter der Sozialdemokraten zu Frankfurter alten Menschen zu sprechen", berichtet Mona Selig, Wahlkampfkoordinatorin des Unterbezirks Frankfurt.
Die Gäste konnten zunächst mit einem Glas Sekt noch einmal auf das neue Jahr anstoßen und lauschten anschließend bei Kaffee und Kuchen den Worten von Oberbürgermeister (OB) Andreas von Schoeler und SPD-Fraktionschef Klose. Die Begrüßung hatte zuvor Sieghard Pawlik übernommen, der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks. Zur Unterhaltung der Gäste musizierten die "Fechenheimer Philharmoniker" und wirbelten die Mitglieder der Kleinkunstgruppe "Las Piranhas" über die Bühne.
Von Schoeler wies in seiner Rede die Kritik der CDU an der Stadt Frankfurt zurück: "Es kann nicht länger hingenommen werden, daß die Unwahrheit gesagt wird, das ist dilettantisch und schädigend." Er übte ebenfalls Kritik an der Bundesregierung, anspielend auf die jüngsten Diskussionen um Bundeswehreinsätze: "Die Regierungskoalition soll sich lieber um den Frieden im eigenen Land kümmern, anstatt Soldaten ins Ausland zu schicken."
Vor allem der Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland sei ein Problem, gegen das verstärkt angegangen werden müsse: "Bei uns in Frankfurt ist kein Platz für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Das Rockkonzert und die Lichterkette haben das bewiesen. Deshalb fordern wir: ,Rechtsextremisten raus aus dem Römer!&rquote;"
Andreas von Schoeler betonte, er lege besonderen Wert auf den Kontakt zu den Bürgern in Frankfurt, die schließlich auch seine Heimatstadt sei, und wies auf die Leistungen seiner Partei hin: "Wir haben dafür gesorgt, daß Wohnraumvernichtung in Frankfurt kein Kavaliersdelikt mehr ist; wir haben dafür gesorgt, daß die Sicherheit in Frankfurt erhöht wurde, durch die City-Streife und durch die Verstärkung der Polizeipräsenz." Auch die Drogenszene sei durch "unsere Politik" positiv beeinflußt worden.
Hans-Ulrich Klose unterstrich in seiner Ansprache zunächst, daß der Anteil der alten Menschen in der Bundesrepublik ständig steige und man daher verstärkt auf die Interessen und Bedürfnisse der alten Menschen Rücksicht nehmen müsse. "Heute kann keine Partei mehr ohne die Alten durchkommen, nur durch sie bleiben wir mehrheitsfähig." In Bonn rede man bereits vom Zukunftsbündnis mit den älteren Menschen.
Gerade heute müsse die Politik mehr Rücksicht darauf nehmen, was das Volk denkt und fühlt, und man müsse gemeinsam Lösungen finden. Vor allem im Hinblick auf Europa und die Probleme, die durch den deutschen und den europäischen Einigungsprozeß in Deutschland entstanden seien. Daß die deutsche Einheit "nicht aus der Portokasse" zu bezahlen sei, habe die SPD schon 1990 vorausgesagt. Zum Thema "Asyl" hob Klose hervor, man müsse die Probleme in den Herkunftsländern der Asylbewerber lösen und das Wohlstandsgefälle ausgleichen.
"Es geht nicht an, daß alte Menschen am Ende ihres arbeitsreichen Lebens zu Sozialhilfe- und Taschengeldempfängern degradiert werden", sagte Hans-Ulrich Klose am Ende seiner Rede. jan
FRANKFURT A. M. Für den "Taunusklub Stammklub Frankfurt" ist 1993 ein Jahr zum Feiern: Schließlich muß ein 125. Geburtstag standesgemäß begangen werden. So scheuten sich bereits am ersten Sonntag des Jahres etwa 140 Mitglieder nicht, trotz klirrender Kälte die traditionelle Wanderung auf den Großen Feldberg zu Ehren der Gründungsmitglieder um August Ravenstein vorzunehmen.
Soweit noch möglich, wanderten die Mitglieder auf den Pfaden der Vereinsväter, die sich damals vom Bahnhof Oberursel aufmachten, um den Taunus rund um dessen höchsten Gipfel zu erkunden.
Der Taunusklub Stammklub hat derzeit rund 1100 Mitglieder und ein reichhaltiges Vereinsangebot. Die große Wanderabteilung besteht aus mehreren Gruppen wie der Seniorenabteilung, der Tourengruppe für Extrem-Wanderer, der Radgruppe und dem Seniorenkreis. Der heimatkundliche Arbeitskreis unternimmt unter anderem Exkursionen im Taunus, Museumsbesuche, und hat sich unter fachkundiger Leitung an den Freilegungsarbeiten am Limes beteiligt.
Zudem können sich die Mitglieder in einem naturkundlichen Arbeitskreis, in der Abteilung für Wegemarkierung im Hochtaunus und in einer Kegelgruppe engagieren. Der Kulturkreis wurde wegen schwacher Beteiligung eingestellt.
Wie die meisten anderen Vereine hat auch der Taunusklub so seine Schwierigkeiten, die Mitglieder bei der Stange zu halten. 1992 gab es erstmals in der Vereinsgeschichte mehr Austritte als Neuzugänge, berichtete Elisabeth Rittau, die Zweite Vorsitzende. Die Vereinstreue sei heutzutage einfach nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren.
Das ist jedoch für die Naturfreunde kein Grund, um Trübsal zu blasen: Der Verein hat für sein Jubiläumsjahr noch mehr Feste geplant: Am 25. April steht eine akademische Feier im Bürgerhaus Südbahnhof auf dem Programm, bei der Karl Schneider, Staatsminister von Rheinland-Pfalz, die Festrede halten wird. Der Minister ist zugleich auch der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen im Verband der deutschen Gebirgs- und Wandervereine.
Am 20. Juni wird in Harheim der "Taunuswandertag" mit geselligem Beisammensein begangen. Ausrichter ist der Taunusklub Hauptverein, der 15 Jahre nach dem Stammklub gegründet wurde, und damit auch schon auf eine lange Vereinsgeschichte zurückblicken kann.
Am 25. September verlieren die Mitglieder des Taunusklubs festen Boden unter den Füßen: Bei einer Main-Rundfahrt auf einem gemieteten "River-Boat" wird nochmals kräftig gefeiert. aar
NIEDERRAD. Zur Feier des 90jährigen Vereinsbestehens und zum Saisonabschluß '92 wurden die Erstplazierten des traditionellen Königsschießens der Niederräder Schützengesellschaft "Oberst Schiel" von der Vorsitzenden Inge Güttler ausgezeichnet. Schützenkönig ist Dieter Jupe. Er hatte beim "Blattl-Schießen" mit einem 68-Teiler das beste Ergebnis erzielt. Helga Solz folgte mit einem 110-Teiler und gehört zum neuen Hofstaat wie Matthias Seibert (140-Teiler), Robert Eberwein (175), Dennis Rapaport (222) und Peter Faust (318-Teiler). Jugendpokalgewinner ist Holger Nunn, den Juniorenpokal errang Genco Iseri.
Der Frankfurter Sportkreisvorsitzende Dieter Backhaus ehrte im Namen des Landessportbundes Hessen (LSB) verdiente Sportmitarbeiter: Die silberne LSB-Ehrennadel erhielt Sportleiter Robert Eberwein, die Ehrennadel in Bronze Inge Güttler und Schatzmeister Werner Güttler. Mit der Verdienstnadel des Sportbundes wurde Schützenmeister Thomas Eberwein ausgezeichnet, die LSB-Ehrenurkunde erhielt Schützenmeister Ronald Rudolph. dixi
BORNHEIM. Auftakt für die Feiern zum 75jährigen Vereinsbestehen des Touristen- und Mandolinenclubs "Wanderfalke" 1918 Bornheim wird die erste Wanderung der Saison 1993 im Taunus am Sonntag, 24. Januar, sein. Die Teilnehmer treffen sich um 8.45 Uhr in der Wetteraustraße am Eingang zum Günthersburgpark. Schlußrast ist in einem Lokal in Neu-Anspach, wo auch langjährige Mitglieder geehrt werden.
Am 2. Mai ist der Verein zum vierten Mal Ausrichter des 17. Volkswandertages "Rund um Bornheim", der - vom Trachtenverein "Almrausch" Bornheim unterstützt - ganz im Zeichen des Jubiläums stehen wird. Schon jetzt werden Teilnehmermeldungen von der Geschäftsstelle entgegengenommen (Werner Dellith, Telefon 44 13 03).
Die große 75-Jahr-Feier folgt am Sonntag, 16. Mai, 10.30 Uhr, im DRK-Heim in der Burgstraße. Für Oktober ist ein Jubiläumsabend im Bürgerhaus Bornheim vorgesehen. dixi
FRANKFURT A. M. "Eisern gespart" hatte die DLRG-Jugend Frankfurt für ihr neues Fahrzeug. Dieser Tage war es soweit: Sie nahm den Mannschaftstransporter während eines Informationsnachmittags für Eltern, Kinder und Jugendliche in Betrieb. Über 20 000 Mark hatte sie für den "gut gebrauchten" Wagen aufbringen müssen, sagte Bezirksjugendleiter Hansjörg Ast. Eine Rödelheimer Firma lackierte ihn neu, jetzt trägt er den knallroten Streifen mit DLRG-Aufschrift.
Als Zusatz überreichte der stellvertretende Bezirksleiter, Werner Rüther, den Rettungsschwimmern den sogenannten "Hessenkoffer" der Polizei; eine große Erste-Hilfe-Kiste, "die alles das beinhaltet, was man als Nicht-Arzt im Notfall verwenden darf": einen Beatmungsbeutel, einen Blutdruckmesser sowie eine Absaugpumpe für Erbrochenes.
Anschließend konnten sich alle über die Pläne für das laufende Jahr informieren. Die neun Frankfurter Ortsgruppen gestalten ihre "trockenen" Aktionen des Jahres 1993 gemeinsam: Die Kinder von sechs bis zwölf Jahren wollen vom 17. bis 24. April mit Fahrrädern am Main entlangradeln und in verschiedenen Jugendherbergen nächtigen. Für Ende Mai ist ein Wochenende im Odenwald geplant, und Anfang Dezember gibt es ein Seminar mit dem Thema "Flug zum Mond".
Zwölf- bis 16jährige können am Wochenende, 13. und 14. Februar, an einem Seminar zum Thema "Fliegen" und vom 16. bis 18. Juli an einem "Zeltlager in eigener Regie" teilnehmen. Für September ist dann ein Fotografie-Seminar geplant. Wer älter als 14 Jahre ist, kann das vorletzte Wochenende im März auf einem "Alchimie-Seminar" verbringen, vom 25. bis 27. Juni am Jugendzeltlager teilnehmen und im November ein "Spielewochenende" miterleben.
Außerdem plant die DLRG-Jugendorganisation Volleyballturniere am 27. März und 27. November, "Spiel ohne Grenzen" am 4. September im Schwimmbad Bergen-Enkheim sowie im Oktober einen Bildungsurlaub im holländischen Ijsselmeer.
"Nicht ganz einfach" sei es, die älteren Jugendlichen zu motivieren, Aufgaben zu übernehmen, meinte Ast. "Aber wir haben jetzt einen festen Stamm von 25 Leuten, die sich sehr engagieren." Die Teilnehmer müssen pro Tag 10 Mark aufbringen. "Wir hoffen, daß bei dem Preis niemand wegen des Geldes zu Hause bleiben muß." Einer der neuen Betreuer ist Marc Schreiner von der Ortsgruppe Mitte. Er kümmert sich um eine Gruppe, die sich im Stadtbad auf den "Freischwimmer" vorbereitet. Er ist seit einem Jahr dabei und hat "viel Freude an der Jugendarbeit". Außerdem will er im Sommer mit einer DLRG-Gruppe an die Küste fahren und dort Rettungswachdienste übernehmen. "Die lernen da eine ganze Menge und kriegen Reisekosten und Unterkunft bezahlt", ergänzte Ast.
Die Alben mit den Fotos des vergangenen Jahres schauten sich Veronika, Simone und Marion an. "Im April waren wir in Willingen." Dort rutschten sie eine Skischanze mit Plastikbelag auf dem Hosenboden hinunter. "Dabei haben wir uns den Hintern ganz schön angekokelt." Außerdem erinnerten sie sich an ein Zirkus-Wochenende im Dezember, als sie ihre Eltern zur Vorstellung einluden. "Alles in allem machten uns die Aktionen großen Spaß", lachte Ast, "auch wenn hundert Kinder Rabbatz machen." lub
NORDEND. Die Verkehrsregelung in der Nordendstraße steht im Mittelpunkt der nächsten Ortsbeiratssitzung. Sowohl SPD als auch CDU und Grüne haben jeweils einen eigenen Antrag zu diesem Thema ausgearbeitet. Alle drei Vorlagen enthalten detaillierte Pläne, wie die Nordendstraße neu gestaltet werden soll. Eine pikante Note erhält die Diskussion dadurch, daß die Vorstellungen der Grünen über die künftige Verkehrsführung der Nordendstraße eher mit den Forderungen der CDU übereinstimmen als mit denen der SPD. Der Ortsbeirat 3 diskutiert über dieses Thema am Donnerstag, 21. Januar, um 19 Uhr im Gehörlosenzentrum, Rothschildallee 16 a.
Ein anderer Punkt der Tagesordnung: Die SPD drängt darauf, daß der Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) endlich "ernsthafte" Verhandlungen mit dem AStA der Fachhochschule über ein Semesterticket für Studenten aufnehmen soll. Das bisherige Verhalten der FVV-Geschäftsführung lasse darauf schließen, "daß der FVV die Verhandlungen scheitern lassen wollte", meint SPD-Fraktionsvorsitzender Armin Eikenberg.
Die Verkehrssituation im Nedergäßchen zwischen Berger Straße und Sandweg und die Lage der Obdachlosen in Frankfurt sind weitere Themen. rea
GRIESHEIM. Rund zwei Monate vor der Kommunalwahl melden sich auch in Griesheim die großen Parteien zu Wort, stellen ihre Programme vor und fachen die Diskussion um die lokalen Themen an. Als erste präsentierten vor kurzem die Sozialdemokraten ihr Resümee der vergangenen und das Konzept für die folgende Wahlperiode.
Herbe Kritik an diesem Programm übt der Vorsitzende der Griesheimer CDU, Markus Wagner. Das kürzlich vorgelegte SPD-Programm sei "dürftig" und bringe dem Stadtteil bei einem Wahlsieg von Rot-Grün "Stillstand" in der Stadtentwicklung. Das Programm der Sozialdemokraten berücksichtige keines der Griesheimer Probleme. Wichtigste Punkte der CDU-Schelte sind das geplante Obdachlosenhotel in der Lärchenstraße, die Aufstockung der Bizonalen Siedlung, die neu eingerichtete Tempo-30-Zone sowie das ausstehende Vereinsgebäude für die SG Griesheim.
"Wir sind ganz klar der Meinung, daß die Bizonale Siedlung nicht aufgestockt werden darf. Statt dessen müßte eine umfassende Renovierung der 40 Jahre alten Häuser erfolgen", äußerte sich Markus Wagner zum Vorhaben der SPD, die Aufstockung in Zusammenarbeit mit den Anwohnern anzugehen.
Besonders unverständlich für den CDU-Politiker ist die geplante Unterkunft für vorübergehend Wohnsitzlose in der Lärchenstraße 46. Auf einem bis jetztunbebauten Grundstück wird ein privater Investor ein Hotel errichten, das er für die Unterbringung von Wohnungslosen mindestens zehn Jahre lang an die Stadt vermieten wird. "Griesheim ist sozialgenug belastet und hat seine Schuldigkeit in dieser Hinsicht getan", sagt Wagner.
Die CDU-Fraktion fordert, auf das Hotel zu verzichten und dafür ein Altenwohnheim in der Lärchenstraße zu bauen. "Das Heim hat nichts mit einem Hotel zu tun, wenn dort zehn Jahre lang Obdachlose wohnen", kritisiert der CDU- Vorsitzende.
Dieter Bürger, SPD-Stadtverordneter, weist diese Kritik zurück. "Der Investor kann ja nach zehn Jahren immer noch ein normales Hotel daraus machen." Das Grundstück in der Lärchenstraße sei deshalb ausgewählt worden, weil der Investor ein zuvor geplantes Areal in Heddernheim nicht bekommen habe und so nach Griesheim ausweichen mußte. Außerdem bezeichnete Dieter Bürger das Mietvertragsangebot des Investors als "außerordentlich günstig".
"Der Vorvertrag zwischen Stadt und Investor ist nicht standortgebunden. Das heißt, wenn die Baugenehmigung für die Lärchenstraße vorliegt, können wir den Bau auch nicht mehr verhindern", erklärte Dieter Bürger. Der SPD-Stadtverordnete betonte, in die Unterkunft sollen keine sozialen Problemfälle aufgenommen werden, sondern lediglich kurzfristig Wohnsitzlose eine Übergangsbleibe finden, bis über das Wohnungsamt ein neues Heim gefunden ist.
Auch wenn im SPD-Wahlprogramm zu lesen ist, daß "Griesheim nach Ansicht der Griesheimer SPD keine weiteren Notunterkünfte verträgt" und vielmehr "in den sozialen Brennpunkten für eine ausgeglichene Struktur gesorgt werden muß", sehen sowohl Dieter Bürger als auch Ortsbeiratskandidatin Laila Keppler keinen Widerspruch zum Vorhaben des Magistrats.
Für die seit langem benötigte Sozialstation ist nach Auskunft von Dieter Bürger noch kein Grundstück in Aussicht. Damit dürfte dieser Dauerbrenner der Griesheimer Sozialpolitik in absehbarer Zeit nicht gelöst werden.
Vom CDU-Vorsitzenden Wagner wird weiter kritisiert, daß der von Rot-Grün versprochene Bau eines neuen Vereinsheims für die SG Griesheim immer noch auf sich warten lasse. Der Sozialdemokrat Bürger wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß der Baubeginn durch Altlasten verzögert wurde, aber in einem halben Jahr endgültig gestartet werden könne. hen
SCHWANHEIM. "Ich freue mich jedesmal wieder, wenn ich nach Schwanheim komme. Vor allem die freundschaftliche, fast familiäre Atmosphäre bei der CDU genieße ich jedesmal aufs Neue." Forschungsminister Heinz Riesenhuber schien bei seiner kurzen Ansprache während des Neujahrsempfangs der Schwanheimer CDU wirklich entspannt. Daß er womöglich schon in acht Tagen Opfer einer Kabinettsumbildung werden könnte, schien ihn nicht sonderlich zu belasten.
Wie in den Vorjahren waren die christdemokratischen Kommunalpolitiker in die Turnhalle an der Saarbrücker Straße gekommen, um zum Beginn des Jahres eine Bilanz des Erreichten zu ziehen und die wichtigsten Ziele für die Zukunft zu formulieren. Als besondere Gäste waren der Gemeindepfarrer und die Bürgermeisterin der CDU-Partnergemeinde Mechterstädt, Evelin Groß, nach Schwanheim gekommen.
"Auch wenn wir kurz vor der Kommunalwahl stehen, soll der Empfang keinen Wahlkampfcharakter haben", hob der Fraktionsvorsitzender der CDU im Ortsbeirat 6, Bernhard Mertens, hervor. Doch ganz ohne Reden ging es dennoch nicht. So blickte der Bezirksverbandsvorsitzende Helmut Heuser optimistisch auf den Wahltag. "Wir wollen am 7. März gewinnen, das ist ganz klar", erklärte er den Gästen des Neujahrsempfangs. Wichtig ist Heuser aber auch, daß "weder rechts- noch linksextremistische Parteien eine Chance bekommen, ins Parlament zu ziehen". So müßten jetzt alle "kräftig mitrudern, um das Boot wieder auf Kurs zu bringen."
Für die thüringischen Gäste hatten die Schwanheimer eine Überraschung parat. Für die Renovierung der baufälligen Kirche in Mechterstädt überreichte Bernhard Mertens der Bürgermeisterin einen Scheck in Höhe von 2500 Mark. "Die Spende ist als erste Rate zu verstehen. Ich hoffe, daß noch mindestens zwei oder drei weitere folgen werden", forderte der Fraktionsvorsitzende die Gäste zur Unterstützung auf. Bernhard Mertens bezeichnete die Mechterstädter Kirche als "wahres Kleinod, das eigentlich mehr Beachtung verdient hätte".
Vor kurzem feierten die Thüringer das 275jährige Bestehen der Kirche. Für eine umfassende Sanierung fehlt bislang das Geld. Der mitgereiste Pfarrer war sichtlich erfreut über die Spende: "Ich bedanke mich dafür, daß sie uns helfen, den Berg von unbezahlten Rechnungen abzubauen."
An den "offiziellen" Teil schloß sich dann das lockere Gespräch zwischen den Bürgern und den Politikern an. Mit Bier und Ebbelwei wurden die Kehlen "geölt", wie Helmut Heuser sagte, und endlich konnte sich dann auch die eingangs schon erwähnte familiäre Atmosphäre verbreiten. hen
GRIESHEIM. "Ich glaube, wir haben ein Stück weit verwirklicht, was Weihnachten eigentlich bedeutet", stellte Vereinsring-Vorsitzende Ursula Schmidt fest, nachdem sie das Spendenergebnis des Griesheimer Weihnachtsmarktes an die Multiple Sklerose Gesellschaft (MSG) überreicht hatte. Insgesamt 16 000 Mark hatten die 16 teilnehmenden Vereine mit ihren Verkaufsbuden erwirtschaftet. Das Geld wurde am Sonntag dem Vorstand der MSG, Gerhard Voce und Wolfgang Steinmetz, überreicht. Stadträtin Ilse Vaupel, Stadtverordneter Dieter Bürger und Stadtbezirksvorsteherin Christel Götz waren anwesend, die Chorgemeinschaft Griesheim und der Akkordeonverein "Heiterkeit" spielten Lieder.
"Nicht bloß, daß unser Weihnachtsmarkt unkommerziell und ohne Einkaufshektik ablief. Vor allem die Tatsache, etwas für den anderen getan und Freizeit sinnvoll genutzt zu haben, macht uns sehr stolz", verriet die Vorsitzende.
Den größten Anteil für die MS-Kranken steuerte die Tombola bei, auch beim Bierverkauf wurde Gewinn gemacht, da die Fässer von einer großen Frankfurter Brauerei gespendet worden waren. Darüberhinaus hatte der Vereinsring mit einer Sammelbüchsen-Aktion in den Griesheimer Geschäften Geld gesammelt.
Wolfgang Steinmetz, Geschäftsführer der Multiplen Sklerose (MS) Gesellschaft, nahm den Scheck entgegen. In erster Linie soll damit eine Behindertenfreizeit am Thuner See finanziert werden, außerdem will die Gesellschaft eine sogenannte Hilfsmittelberatung gründen. MS- Kranke werden von einem Mitarbeiter besucht und bei der Wahl von medizinischen Geräten und Hilfen unterstützt.
"Mit der Entscheidung für die MS- Kranken haben wir offene Türen eingerannt", meinte Ursula Schmidt: Multiple Sklerose ist leider in der Öffentlichkeit immer noch zu unbekannt, obwohl allein in Hessen 3700 MS-Kranke leben". Frau Schmidt lobte: "Ich denke, wir haben mit unserer unspektakulären Aktion dazu beigetragen, daß die Krankheit ein wenig aus ihrem Schattendasein heraustritt."
Für den Vereinsring steht jetzt schon fest, auch beim nächsten Weihnachtsmarkt wieder mit der MS-Gesellschaft zusammenzuarbeiten. Ursula Schmidt: "Die Griesheimer gehen halt mit gutem Beispiel voran." hen
FRANKFURT-SÜD. Die Kleingärtner können aufatmen: Ihre Gartenhütten sind seit Ende vergangenen Jahres durch den Magistrat abgesegnet. Durch einen Aufstellungsbeschluß der Stadt werden 47 Kleingartenflächen in Frankfurt rechtlich abgesichert - damit sind auch Gebäude ohne Genehmigung "planungsrechtlich legalisiert". Im Süden der Stadt profitieren vor allem Oberrad und Sachsenhausen von dieser Regelung: In Oberrad sind es fünf Areale, in Sachsenhausen sogar sechs große Gebiete, die in den Bebauungsplan aufgenommen wurden.
Noch bis vor kurzem mußten die Schrebergärtner fürchten, daß sie ihre "Freizeitheime", die sie mehr oder minder illegal zwischen den Beeten errichtet hatten, wieder abreißen müssen. Nach Einschätzungen von Dieter Steinhauer, Vorsitzender der Stadtgruppe der Kleingärtner, dürften die Bauten auf allen Grundstükken "zum überwiegenden Teil ungenehmigt sein". Nach dem heute geltenden Bundeskleingarten-Gesetz dürfte keine Hütte eine Fläche von 18 bis 24 Quadratmetern überschreiten. In früheren Jahren habe sich aber niemand darum gekümmert, was auf den Flächen geschah.
So entstanden über Jahrzehnte nicht nur kleine Hütten, sondern regelrechte Häuser ohne Erlaubnis in geschütztem Grün. Mit verändertem Umweltbewußtsein gerieten die illegalen Bauten der Gärtner zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. Das Hessische Naturschutzgesetz sah vor, daß ungenehmigte Bauten "im Außenbereich", also im Grünen, beseitigt werden sollten. Gegen dieses Vorhaben liefen die Kleingärtner Sturm. Und sie sind eine Interessengruppe, die in der Stadt Gewicht hat - die Zahl der Kleingarten-Freunde mit Familien wird in Frankfurt auf bis zu 100 000 geschätzt.
Ende 1987 hatte die Landesregierung schon einmal eine Frist gesetzt: Bis dahin sollten Kommunen, die einen Abriß von Gartenhütten verhindern wollten, Bebauungspläne zur Legalisierung aufstellen. Auf Drängen der Kleingärtner wurde die Übergangszeit schließlich um fünf Jahre verlängert - bis zum Dezember 1992. Pünktlich zum Stichtag legte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) einen entsprechenden Aufstellungsbeschluß vor, der im Amtsblatt veröffentlicht wurde.
Mit diesen Bebauungsplänen, so der Amtstext, "sollen gewachsene Freizeitgartenbereiche planungsrechtlich legalisiert und zum Teil arrondiert werden". Heftige Einwände gegen dieses Vorhaben erhebt Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne): Zehn dieser 47 ausgewiesenen Flächen liegen nämlich im Grüngürtel- Bereich. Hier ist der Umweltdezernent zu keinen Kompromissen bereit: Da im Grüngürtel der Landschaftsschutz gelte, blieben diese Häuser "auch weiterhin nicht erlaubt", sagte er. Der Vorsitzende der Stadtgruppe hingegen begrüßt die Aufstellungsbeschlüsse. Auf den betroffenen Flächen im Stadtgebiet liegen etwa 7000 Kleingärten: "Die kann man schließlich nicht einfach abräumen", so Steinhauer.
In Oberrad sind fünf Gebiete in den Aufstellungsbeschluß aufgenommen worden: Zum einen die Kleingärten, die in dem Dreieck an der A 661, zwischen Offenbacher Landstraße und S-Bahn-Trasse liegen. Weiterhin zwei Grünflächen unterhalb der Wiener Straße, und zwar einmal das Gebiet, das sich direkt an die Straße Im Eichlehen anschließt, sowie die Gärten, die sich bis Höhe Schafheckstraße erstrecken. Einen Bebauungsplan soll es auch für die zwei Kleingartenanlagen östlich der Buchrainstraße und oberhalb vom Burglandweg geben.
In Sachsenhausen ist eine Fläche am Goetheturm ausgewiesen, weiterhin die beiden riesigen Areale, die vom Wendelsweg, Goetheturm, Reversbrunnenweg und der Theologischen Hochschule St. Georgen umschlossen werden. Auch die Gärten, die sich gleich rechts an die Hochschule anschließen, liegen innerhalb der Grenze des räumlichen Geltungsbereiches. Aufgenommen wurden auch die Flächen am Seehofweg und am Sachsenhäuser Landwehrweg.
Wer selber einen Blick in das städtische Amtsblatt werfen will, in dem die Aufstellungsbeschlüsse veröffentlicht wurden, kann sich an die Bürgerberatung, Römerberg 32, oder unter der gleichen Adresse an das städtische Presse- und Informationsamt, wenden. Dort ist das Amtsblatt während der Öffnungszeiten (8.30 bis 16 Uhr) für 80 Pfennig erhältlich. rea
Peter Reinwart, Ortsvorsteher im Ortsbeirat 11, tritt von seinem Amt zurück. Auf dem Neujahrsempfang des Ortsbeirates im Haus Riederwald gab der Sozialdemokrat bekannt, daß er wegen beruflicher Verpflichtungen kein zweites Mal für den Posten kandidieren wird.
Peter Reinwart stand seit vier Jahren dem Ortsbeirat vor, der für die Stadtteile Fechenheim, Seckbach und Riederwald zuständig ist. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler dankte Reinwart für die geleistete Arbeit. Er habe sich vor allem durch die "ruhige und sachbezogene Art" ausgezeichnet, mit der er die Probleme in den Stadtteilen angegangen sei. rea
SACHSENHAUSEN. Die Straßenbahn- Haltestelle "Am Mühlberg" soll sicherer werden. Das fordern die Abgeordneten des Ortsbeirates 5 in einem Antrag, der in der jüngsten Sitzung verabschiedet wurde. Sie schlagen vor, sogenannte Drängelgitter aufzustellen. Außerdem sollen die Fahrgäste mehr Raum auf den Bahnsteigen entlang der Straßenbahnlinie bekommen.
Notwendig ist das, da - laut Antrag der CDU - häufig "Umsteiger von der S- auf die Trambahn und umgekehrt über die Straße und insbesondere über die Gleise hasten", um die wartende Bahn zu erreichen. Dabei achten sie wenig auf den fließenden Verkehr und zwingen gerade auch die aus Oberrad heranfahrenden Bahnen zu Vollbremsungen. Deshalb soll die Haltestelle so mit Gittern gesichert werden, wie das bei der Station Theobald-Christ-Straße / S-Bahn-Station Ostend der Fall ist.
Daran setzte jedoch ein Bürger aus, "mit ein paar Gittern ist es nicht getan." Die ganze Offenbacher Landstraße sei doch ein einziger Überweg. Ihm mißfiel auch, wie eng es auf den gepflasterten Flächen ist, die den Fahrgästen der Straßenbahn zur Verfügung stehen. Die warten inmitten des Autoverkehrs, der an dieser Stelle der Offenbacher Landstraße zweispurig in jede Richtung fahren darf. Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD, nahm das auf und ergänzte mit allgemeiner Billigung den Antrag. Demnach soll die Fahrbahn aus Richtung Wendelsplatz auf eine Spur reduziert und der gewonnene Platz der Sicherheit der Passanten dienen. ask
OBERRAD. "Informationen nicht immer nur für Erwachsene": Mit dieser Überschrift brachte der Ortsbeirat 5 kürzlich einen Antrag auf den Weg, der dem Informationsbedürfnis der Kinder aus dem Stadtteil gerecht werden soll. Die Abgeordneten schlagen vor, einen Schaukasten vor der Gruneliusschule aufzustellen, der außerdem in kindgerechter Höhe angebracht ist.
Wie die Kinderbeauftragte des Gremiums, Elke Tafel (SPD), erläuterte, hätten Kinder "leider nur sehr wenige Möglichkeiten" sich über die kulturellen und sportlichen Angebote in ihrem Stadtteil zu informieren. Sie seien dabei meist auf die Erwachsenen angewiesen. In dem Schaukasten könnten Vereine ihre Kontaktpersonen für Kinderarbeit nennen und einen Überblick liefern, welche Angebote es für die Jüngeren gibt.
Weiter sagte die Kinderbeauftragte, in der Schule denke man daran, eine Gruppe zu bilden, die sich um das Projekt kümmert. Ein Redaktionsausschuß zeichne dann für die Aushänge verantwortlich.
Auf den Vorschlag von Wolfgang Gilles (CDU), warum solche Tafeln nicht im ganzen Bezirk des Ortsbeirates 5 aufgestellt werden könnten, entgegnete Tafel: "Jeder Stadtteil braucht seine eigene Lösung" - in Niederrad oder Sachsenhausen beispielsweise sei es sinnvoller Broschüren zu verteilen. ask
SACHSENHAUSEN. Fast könnte man meinen, die Brünnlein Sachsenhausens stehen nicht inmitten des Stadtteils, sondern vor dem Tore. So zumindest kann der Betrachter mutmaßen, wenn er vor den Wasserspeiern steht und sich über den oftmals arg nachlässig wirkenden Zustand der Anlagen ärgert. Daran ist jedoch, das ist einem Ende des vergangenen Jahres angefertigten Magistratsbericht zu entnehmen, nicht die Kommune schuld.
Die kann sogar auf den "guten baulichen Zustand" verweisen. So wurde pünktlich zum Brunnenfest dem Namensgeber des Hirschbrunnens das abgeschlagene Geweih wieder aufs Haupt gesetzt und der Zunftbrunnen sieht mit der reparierten Beckenfassung auch wieder zünftig aus.
Das Problem ist ein anderes: Viele Besucher des Ebbelweiviertels - die meisten Brunnen befinden sich in unmittelbarer Nähe von Alt-Sachsenhausen - sehen die Becken und Schalen als Abfalleimer an. Dagegen, so bedauert das Baudezernat, das für die Instandhaltung der Wasserspender zuständigen ist, in seinem Bericht, ließe sich nichts machen. Und Geld für "außerplanmäßige Reinigungen" sei bei der derzeitigen Haushaltssituation nicht aufzutreiben.
Ein weiteres Übel ist, daß die Säulen aus rotem Sandstein oft kaum zu sehen sind, so rücksichtslos nutzen die Autofahrer jeden sich bietenden Fleck zum Parken. Doch dagegen gibt's Poller: Der Artischockenbrunnen, so genannt nach der artischockenförmigen Figur auf der Säule, ist schon abgesichert - zumindest solange die Kraftfahrer nicht um die Gitter herumkurven, wie mitunter schon geschehen. Für den Fleischerbrunnen sei entsprechendes geplant, läßt das Amt wissen: Allerdings "kann wegen erheblicher Arbeitsrückstände nicht mit einer kurzfristigen Realisierung gerechnet werden".
Eine Absage wurde dem Ortsbeirat 5, der lediglich Vorschläge der Bürgerinitiative Alt-Sachsenhausen an die Stadtregierung weitergeleitet hatte, auf die Frage erteilt, ob nicht der Hainer Hinterbrunnen (oder Klappergass'-Brunnen) in der Hainer Hintergass' und der Fleischerbrunnen am Kuhhirtenturm einen Wasseranschluß erhalten könnten. Die sind jedoch nicht im "städtischen Brunnenprogramm enthalten" und werden deshalb wohl noch auf lange Sicht "schlechte Brunnen" sein. Denn, so sagt ein altes Sprichwort: "Es ist ein schlechter Brunnen, in den man Wasser tragen muß." ask
SACHSENHAUSEN. Die Anwohner der Tiroler Straße können sich freuen: Die Bäume, die im Sommer auf der Liegenschaft 28 a abgeholzt wurden, sollen ersetzt werden. Das geht aus einem Magistratsbericht hervor, der in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) mehrheitlich angenommen wurde.
Dort heißt es weiter, die geschützten Bäume seien mit Zustimmung des Gartenamtes gefällt worden, da sie "krank (Borkenkäferbefall) oder aufgrund von Sturmschäden nicht mehr haltbar" gewesen seien. Das erklärt, was Anwohner im Sommer erstaunt zur Kenntnis nehmen mußten: Da wurden die Arbeiten mit Hinweis auf eine "Genehmigung zur Beseitigung geschützter Bäume" vorgenommen.
Unabhängig davon hatte die Eigentümergemeinschaft bereits zuvor Bäume "widerrechtlich" fällen lassen. Ob das dafür festgesetzte Bußgeld gezahlt wird, muß jetzt erst das Frankfurter Amtsgericht entscheiden: Die Eigner haben gegen den Bescheid Einspruch erhoben.
Im vorliegenden Bericht wird zudem bestätigt, daß sich die Ziele des Bebauungsplans Nr. 386 (Tiroler Straße) nicht geändert haben. Der "wertvolle Grünbestand" soll erhalten und "als Stadtbiotop fortentwickelt" werden. Es sei vorgesehen, das Gelände am Bahndamm von Bebauung freizuhalten und zu begrünen. Das hatten CDU-Stadtverordnete aus Sachsenhausen noch bezweifelt angesichts der "Rodungsarbeiten" auf besagtem Grundstück. ask
Aufgespießt
"Ich werde mich bemühen, als Sprecher auch den weiblichen Part zu spielen." Grünen-Vorstandssprecher Ludger Volmer zur Lage nach dem Rücktritt seiner Sprecher- Kollegin Christine Weiske.
HAUSEN. Für weitere fünf Jahre wählten die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Hausen bei der Jahreshauptversammlung den seit 1978 amtierenden Wehrführer Ludwig Barthel an die Spitze der Einsatzabteilung. Barthel ist zugleich Vereinsvorsitzender und Vorsitzender des Hausener Feuerwehrausschusses.
Lothar Sturm, bisher stellvertretender Wehrführer, rückte an die Stelle des Zweiten Vorsitzenden. Neuer stellvertretender Wehrführer ist Rainer Glaab. In das Führungsgremium der Einsatzabteilung zog Regina Grossmann als Beisitzerin neu ein. Walter Barthel blieb Jugendfeuerwehrwart.
Die Wehr in Hausen zählt insgesamt 95 Mitglieder; in der Einsatzabteilung sind 32 Blauröcke aktiv. Die Hausener Feuerwehr wurde im vergangenen Jahr neunmal alarmiert und rückte zu 40 Einsätzen aus. Die Hausener Aktiven wurden auch zweimal nach Sturm- und Wolkenbrüchen gerufen. Dafür stehen mittlerweile verbesserte Geräte zur Verfügung. Die Hausener Wehr verfügt inzwischen außer einem Tanklöschfahrzeug (TLF 16) auch über ein Hilfeleistungsfahrzeug (HLF 8) der neuesten Generation (unter anderem ausgestattet mit Motorsäge und einer hydraulischen Schere) sowie über einen VW-Bus. Ludwig Barthel betonte, daß technische Hilfeleistung, gerade bei Unwettereinsätzen, ein Schwerpunkt der Ausbildung gewesen sei.
Das vergangene Jahr hatte für die Hausener Wehr ganz im Zeichen ihres 110jährigen Bestehens gestanden. Das Sommerfest sei ein Höhepunkt in der Veranstaltungsreihe gewesen, betonte Barthel in seinem Resümee. Zum Feuerwehrgeburtstag in Hausen waren auch Mitglieder der Partnerfeuerwehr aus Wundersleben/Thüringen gekommen. In diesem Jahr plant die Hausener Jugendfeuerwehr eine Reise nach Thüringen.
Außerdem will die Hausener Wehr 1993 das kleine Gerätehaus erweitern. Neben einem größeren Unterrichtsraum und separaten Umkleideräumen für weibliche Mitglieder der Einsatzabteilung wird auch die Stellfläche für Einsatzfahrzeuge vergrößert. Schließlich soll das Gerätehaus noch mit einer besseren Heizungsanlage ausgestattet werden. Der Beginn der Bauarbeiten steht noch nicht fest.
Insgesamt sieben Aktive sind bei der Jahreshauptversammlung befördert worden. Wehrführer Barthel überreichte die Beförderungsurkunden der Branddirektion zum Hauptfeuerwehrmann an Torsten Becker und Udo Reinert, die Urkunden zur Hauptfeuerwehrfrau an Dorothea Glaab und Andrea Bewer, zum Oberfeuerwehrmann an Carsten Irle, Mathias Lange und Markus Michalik. dixi
Namen + Notizen
FREDULRICH GOLZ (Foto), begeisterter Tischtennisspieler, feiert am morgigen Freitag, 22. Januar, ein besonderes Jubiläum. Seit 1953 ist er aktives Mitglied bei der TuS Hausen, und fast auf den Tag genau leitet er seit 30 Jahren die Tischtennisabteilung. Er zählt zu den Mitbegründern dieser sportlich erfolgreichsten Abteilung des Vereins. Besonders am Herzen liegt ihm die Nachwuchsarbeit, und die acht Schüler- und Jugendmannschaften mit mehr als 60 Mitgliedern bringen regelmäßig Pokale, Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften mit nach Hausen. Mit seinem trockenen Humor begeistert der "Vater der Abteilung" immer wieder die Schüler und Jugendlichen. Beim morgigen Ehrenabend will der Vorstand den mit seinen 57 Jahren noch immer in der Mannschaft aktiven Tischtennisnarr, der auch gerne mal ein Bierchen trinkt, "überraschen". rw
RÖDELHEIM. "Schnupperkurse" sollen bei Rödelheimer Kindern kreative Fähigkeiten wecken und "die Schwellenangst vor der Kunst" nehmen. Erstmals bietet der Arbeitskreis Rödelheimer Eltern Mal- und Bastelkurse für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren an.
Den Kindern wird im Malkurs die Möglichkeit geboten, sich unter sachkundiger Anleitung mit Raumaufteilung, Farbempfinden und Linienführung vertraut zu machen. Im Bastelkurs wird mit Pappmaché gearbeitet, Ansichtskarten sowie Fotoalben gestaltet.
Die Kurse, die jeweils zwölf Stunden umfassen, beginnen am Dienstag, 10. Februar, und kosten 60 Mark. Nähere Auskünfte gibt es bei Viktoria Heinz-Auth, Telefon 7 89 28 23, oder Ulla Tiemann, Telefon 78 15 45. rw
PRAUNHEIM. Die Praunheimer Konzerttage in der barocken Saalkirche der evangelischen Auferstehungs-Gemeinde in der Graebestraße, im abgelaufenen Jahr als Benefizkonzerte für eine neue Orgel zum ersten Mal ausgerichtet, sollen zu einer festen musikalischen Einrichtung im Stadtteil an der Nidda werden.
Bernd Lechla, Kantor und Organist der der Praunheimer Gemeinde, hat für den Monat März bereits ein attraktives musikalisches Programm zusammengestellt, das Experten wie Laien gleichermaßen begeistern soll.
Am Sonntag, 7. März, um 18 Uhr beginnt die unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler stehende Konzertreihe mit einem klassischen Orgelkonzert in dem Bernd Lechla Werke bekannter Komponisten spielt.
Eine Woche später (14. März) gastiert das "Granadas Trio" mit Gitarrenklängen. Chormusik aus vier Jahrhunderten präsentiert der "Jugendchor Frankfurt" am Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr.
Am Sonntag, 21. März, um 18 Uhr spielt Professor Hans-Joachim Bartsch (Cembalo) die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach.
Beim abschließenden Konzert bringt die Praunheimer Kantorei mit Instrumentalsolisten und Orchester das Oratorium "Der Messias" von Georg Friedrich Händel zu Gehör.
Der Erlös der Konzerte soll auch in diesem Jahr der geplanten neuen Orgel zugute kommen. rw
PRAUNHEIM. Rückblick auf die Arbeit des vergangenen Jahres und Ausblick auf die Feste und Veranstaltungen, die 1993 auf die Praunheimer zukommen - das waren die bestimmenden Themen des Neujahrsempfangs im großen Saal des Gemeindezentrums der evangelischen Auferstehungsgemeinde, zu dem der örtliche Vereinsring eingeladen hatte.
"Dieser Empfang ist ein kleines Dankeschön an die Aktiven in den Vereinen und Organisationen, die das kulturelle und gesellige Leben in unserem Stadtteil prägen und mitgestalten", so begrüßte Vereinsring-Vorsitzender Friedel Vill die Gäste aus Vereinen, Parteien und Organisationen, der örtlichen Geschäftswelt und bekannte Praunheimer Bürger. Die Dachorganisation der Vereine hatte extra keine Stuhlreihen aufgestellt, damit möglichst viele Gäste miteinander ins Gespräch kommen konnten.
In ihren Grußworten berichteten die Vereinsvertreter vor allem aus ihrer Arbeit, gingen aber auch auf die politische Lage in Deutschland und in der Welt ein. "Bei uns gibt es keinen Fremdenhaß", bemerkte Frank Woitaschek, Vorsitzender der SG Praunheim, "unsere zwölf Jugendmannschaften mit mehr als 150 Jungen und Mädchen sind international zusammengesetzt."
Der prominente Neu-Praunheimer Uwe Günzler vom Hessischen Rundfunk, der sich im "Dorf an der Nidda" sehr wohl fühlt, kritisierte im Zusammenhang mit den Ausschreitungen gegen Ausländer auch die politischen Parteien. Sie hätten nicht genug getan. Er forderte die Vereins- und Organisationsvertreter auf, an den Stammtischen "gegen Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit" zu diskutieren. Schließlich lebe Deutschland vom Export, "und der geht ins Ausland".
Humorvoll stellte Peter Koch, Vorsitzender des Praunheimer Kleingärtnervereins, seinen Club vor. "Das Verbeugen vor der Erde hält jung, unser ältestes Mitglied ist 85." Viel Beifall bekam er für seine gekonnten Vorträge von heiteren Gedichten in Frankfurter Mundart. "Gewinner" des Empfangs aber war Kantor Bernd Lechla von der evangelischen Auferstehungsgemeinde. Er konnte neben einer "Hutsammlung" des Abends auch noch einige Spenden für die neue Orgel in Empfang nehmen. Für die musikalische Untermalung der Stehparty sorgte Karl-Heinz Henkel mit seinem Rhythmus-Akkordeon. rw
SPORTRUNDSCHAU 27
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
WESTEND. Migration und Entwicklung heißt eine Reihe von "Mittwochsgottesdiensten" im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz (Westend) jeweils um 19 Uhr.
Am 27. Januar spricht Erika Quast, Deutsches Rotes Kreuz, über "Fremde unter uns: Aussiedler in Frankfurt", am 3. Februar heißt es "Schön war's aber - Auswirkungen des Ferntourismus" mit Dr. Peter Angel, Steigenberger Consulting, und Susanne Lipka, evangelische Frauenarbeit.
"Migration und Entwicklung" ist das Thema des Vortrags von Pfarrerin Dr. Roswitha Gerloff am 10. Februar. Am 17. Februar spricht Usche Merk, Projektkoordinatorin, über "Naturschutz, Vertreibung und Tourismus" am Beispiel Südafrika.
Am 24. Februar wird gefragt "Was heißt: Fluchtursachen bekämpfen?" Es diskutieren Rechtsanwalt Victor Pfaff und Pfarrer Werner Krieg. di
SPORTRUNDSCHAU 15
BORNHEIM. "Bei uns bleibt immer alles beim alten!" An diesem Satz von Adolf Steib, dem Schriftführer des alteingesessenen Bornheimer Kegelclubs "Astloch" ist viel Wahres dran: Was die Kontinuität des Vorstandes und das Alter der Mitglieder angeht, dürften die Kegler so einige Rekorde halten. So änderte sich dann - wie erwartet - auch bei der diesjährigen Hauptversammlung des 1898 gegründeten Vereins nichts.
Erster Vorsitzender des Bornheimer Clubs ist weiterhin Franz Steul, Ludwig Schreiber wird wie in den vergangenen 33 Jahren als Kassierer über die Finanzen der Kegler wachen, und auch Adolf Steib hat sein Amt bereits seit 31 Jahren inne.
Das älteste noch aktive Mitglied der 14köpfigen Kegeltruppe zählt schon weit über 80 Jahre, der "Senior" hat bereits seinen 88. Geburtstag hinter sich. Obwohl der Spaß am Kegelsport bei allen noch uneingeschränkt vorhanden ist, steht bei den Mitgliedern das gesellige Beisammensein im Vordergrund. "Wir sind wie eine große Familie, nur mit dem Nachwuchs will es nicht so recht klappen", sagte Adolf Steib.
In diesem Punkt sind die Bornheimer etwas heikel: Nachwuchs wird zwar sehnlichst herbeigewünscht, "aber schließlich muß er sich in unsere harmonische Gruppe integrieren, damit die Mischung weiterhin stimmt", sagte Steib. So kam es auch bei der Jahreshauptversammlung in dieser Frage zu keiner Lösung. Fast schon spruchreif ist dagegen die Frühjahrstour in den Schwarzwald, zusammen mit der Damenriege. aar
NIEDERURSEL. Seit sieben Jahren gibt es die Integrative Schule in Niederursel. Ein einzigartiges Modell, das die Arbeit der integrativen Kindergärten fortsetzt. Behinderte und Nichtbehinderte lernen zusammen, machen Ausflüge, helfen sich gegenseitig. Nun droht das Aus (die FR berichtete). Die Stadt hat für 1993 die Zuschüsse von 400 000 auf 250 000 Mark gekürzt, die beiden Träger der Schule, der Evangelische Regionalverband und die evangelische Französisch- reformierte Kirche, können die zusätzlich entstehenden Kosten nicht aufbringen.
Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) fordert deshalb den Magistrat auf, die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Ein entsprechender Antrag der Grünen wurde bei Enthaltung von CDU und FDP angenommen. Benötigt werden 150 000 Mark. Die Grünen wollen, daß die Summe im Nachtragshaushalt bereitgestellt wird.
In der Begründung heißt es, daß die Integrative Schule mit ihrer Konzeption eine vorbildliche pädagogische Arbeit leistet, die vor allem für Schwerstbehinderte eine besondere Hilfe darstellt. jot
HAUSEN. Zum musikalischen Ausflug in ihre Heimat lud die griechische Familie Leptokaritis ihre Stammgäste ein. Der Grund: Seit zehn Jahren bewirtschaften Maria und Georgios mit ihren Söhnen Wassilios und Athanassis die Ellerfeldschänke, die Vereinsgaststätte der TuS Hausen, und dieses Jubiläum wurde zünftig gefeiert.
Schon am frühen Nachmittag kamen die ersten Gratulanten, die alle mit einem Gläschen Sekt begrüßt wurden. Auf der Theke häuften sich Grünpflanzen, Blumengebinde und kleine Geschenke. "Wo soll ich denn das alles hinstellen", stöhnte Maria, die tags zuvor Geburtstag hatte und so in einem Blumenmeer regelrecht "ertrank". TuS-Vorsitzender Karl-Heinz Koch hob die "gute Zusammenarbeit" zwischen dem Verein und den Wirtsleuten hervor: "Den richtigen Vereinswirt zu haben ist ebenso wichtig wie aktive Mitglieder."
Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte der Verein die Gaststätte umgestaltet und erweitert. Im Restaurant haben jetzt etwa 80 Gäste Platz, im angrenzenden Kolleg, das sich für kleine Feiern eignet, noch einmal 80. Die Küche der Vereinsgaststätte ist international. Frankfurter Spezialitäten stehen ebenso auf der Speisekarte wie Mittelmeerfisch oder Wildbret. Beim Jubiläum aber gab es Spezialitäten aus der griechischen Heimat der Familie Leptokaritis.
Für die passende Musik sorgten Tony Mourtzis an der Gitarre und Bouzouki- Spieler Konstantinos Antoniadis. Sie lockten zu griechischen Volksweisen ein internationales Publikum auf die kleine Tanzfläche. Bis weit nach Mitternacht wurde ausgelassen gefeiert. rw
WETTERAUKREIS. "Es besteht kein Grund zur Kritik", faßte Michael Elsaß, Pressesprecher des Landratsamtes, den Eindruck zusammen, den die Untere Naturschutzbehörde beim Ortstermin längs der Gleise zwischen Beienheim und Friedberg nun gewonnen hat. Hilde J. aus Reichelsheim hatte an die amtlichen Naturschützer appelliert, der Bundesbahn beim Stutzen der Hecken auf diesem Streckenabschnitt auf die Finger zu schauen. Sie wollte die Schnittkur verhindern (die FR berichtete).
Elsaß erklärte gestern: "Was die Deutsche Bundesbahn hier gemacht hat, ist gerade noch im Rahmen dessen, was ohne Genehmigung möglich ist." Normalerweise fielen darunter Heckenschnitte auf höchstens 50 Meter Strecke. Danach müsse ein Teil Hecke unberührt bleiben, bevor die Gärtner weiter ans Werk gingen. Wenn die DB - wie im vorliegenden Fall - entlang ihrer "Endlos-Strecken" 100 Meter stutze, sei das in Ordnung. Dabei habe sie die Sträucher nicht einmal "auf den Stock gesetzt", also auf 20 bis 30 Zentimeter über dem Boden gekürzt, sondern ein bis 1,20 Meter hoch stehenlassen.
Dennoch hat Hilde J. zwischenzeitlich erneut einen offenen Brief an die Bundesbahn adressiert, diesmal allerdings nicht an die Umweltschutzabteilung, sondern an den Pressesprecher Kurt Stadler. Er hatte auf FR-Anfrage zu ihrem ersten Schreiben Stellung genommen und die von Frau J. angeprangerten Rückschnitte gerechtfertigt. Dabei tat er den Wunsch der Reichelsheimerin, den massiven Eingriff in die Biotope auf ein naturverträgliches Maß zurückzustutzen, mit dem Hinweis auf Kosten, Sicherheitserfordernisse und Paragraphen ab.
Hilde J. kritisiert in ihrem zweiten Schreiben, daß die Bahn es ansonsten mit der von Stadler zitierten Sicherheit und Ordnung auch nicht sehr genau nehme: "Die Triebwagen, die auf der Strecke Hungen - Friedberg und Schotten - Friedberg fahren, sind sehr laut, sehr alt, es regnet durch, die Sitze sind kaputt, sie sind dreckig, die WCs sind eine Katastrophe, die Türen sind schwer zu öffnen und zu schließen, und vom Rost an allen Ekken und Enden ganz zu schweigen."
Frau J. will auch die formelle Begründung Stadlers dafür, daß die Bahn für ihre Maßnahmen nicht die Genehmigung einer anderen Behörde brauche, nicht gelten lassen: "Was meinen Sie für ein Naturschutzgesetz und welchen Paragraphen? In jedem Gesetz gibt es viele Paragraphen, und die können je nach ,Bedarf&rquote; interpretiert werden." mk
BORNHEIM. "In Bornheim darf keine Glitzerkiste entstehen." Unter dieser Prämisse hat der Architekt Hans-Ulrich von Mende den Neubau für die Frankfurter Sparkasse entworfen. Im Herzen von Bornheim, in der Berger Straße / Ecke Wiesenstraße, wird die Frankfurter Sparkasse das alte Woolworth-Gebäude abreißen und für 13 Millionen Mark ihre neue Filiale errichten. Bei der Vorbereitung für das Projekt waren die Planer vor allem darauf bedacht, die Belästigung für die Anwohner so gering wie möglich zu halten.
So wird beispielsweise das alte Gebäude "per Hand" abgerissen - statt Abrißbirnen werden hydraulische Scheren und schallgedämpfte Preßlufthämmer verwendet. Zusätzlich wird das Gebäude in eine überdimensionale "Windel" gewikkelt, damit möglichst wenig Staub nach außen dringt. Die Verkehrsführung soll während der Bauzeit in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Polizeirevier geregelt werden. Ende 1994 will die Frankfurter Sparkasse ihr neues Domizil beziehen; in zwei Wochen beginnen die Abrißarbeiten.
Die Entscheidung für ein neues Haus fiel, weil nach der Fusion von "1822" und Stadtsparkasse die beiden Geschäftsstellen in Bornheim - eine in der Berger Straße 212, die andere in der "Berger" 183 - zu klein wurden. Nun sollen die beiden Filialen zusammengelegt werden, es soll eine "richtige Stadtteil-Bank entstehen", betonte Peter Wieland, Leiter des Geschäftsstellenbezirks. In einer Pressekonferenz wurden die Entwürfe vorgestellt.
Tatsächlich lassen die Skizzen, die der Architekt von Mende vorlegte, nicht auf einen modernen Glaspalast schließen. Dennoch könnte man das Projekt mit dem Motto "Klotzen, nicht kleckern" umschreiben. Die reinen Baukosten - ohne bankspezifische Einrichtungen wie Tresore und ähnliches - belaufen sich auf 13 Millionen Mark. Das Gebäude entsteht exakt auf der Grundfläche des ehemaligen Kaufhauses. Doch dort, wo das Wooolworth-Gebäude im typischen Stil der 50er Jahre wie ein flacher "Betonkoffer" gestaltet war und als ein Fremdkörper wirkte, will der Neubau sich mehr an die Umgebung in der Berger Straße anpassen.
Hell- und dunkelgrauer Naturstein wird die Fassade zieren, dazwischen viele Fenster. Die Verbindung zwischen den beiden Gebäudehälften bildet ein Glaszylinder, der ebenfalls mit Natursteinen aufgelockert wird, "damit es nicht zu kalt wirkt", so von Mende. "Unser Ziel ist, das städtebauliche Ensemble zu ergänzen", sagte er.
Im Gegensatz zum jetzigen Zustand wird es auch in der Wiesenstraße eine geschlossene Häuserfront geben. Das Kaufhaus hatte in der Wiesenstraße nur ein eingeschossiges Lager angebaut, so daß zu den Nachbarhäusern eine große Lücke bestand. Dieses Loch soll mit drei zusätzlichen Stockwerken geschlossen werden, so daß eine einheitliche Linie von Dach zu Dach entsteht. In diesen drei Geschossen, die auch farblich von dem übrigen Gebäude abgehoben werden, werden sechs Wohnungen mit insgesamt 420 Fortsetzung auf Seite 5
Namen+Notizen
PATER STANKO RIJAVEC ist bereits am 31. Dezember 1992 im Alter von 50 Jahren gestorben. Dies teilte das Bistum Limberg jetzt mit. Er wurde am 19. Oktober 1942 in Dolenja Trebusha in Slowenien geboren und am 29. Oktober 1978 in Ulm (Donau) zum Priester geweiht. Stanko Rijavec wirkte als Kaplan oder Pfarrverwalter in Goldstein, Schwanheim, in Seckbach und Bornheim, darüber hinaus bis 1989 in Hattersheim (Main-Taunus- Kreis). ak
NORDWESTSTADT. Der Neuanfang des Jugendclubs im Nordwestzentrum geht nur schleppend voran. Offiziell ist die Einrichtung im Nidaforum 10 nach dem Umbau im vergangenen Jahr noch nicht wiedereröffnet. Ein Angebot für die Jugendlichen gibt es jedoch schon seit dem vergangenen Sommer. Aber: Das Programm ist wegen der zum Teil fehlenden Innenausstattung, die schon lange bestellt ist, noch unvollständig.
Die lang erwartete Küche wird in den nächsten Tagen eingerichtet sein: lediglich der Herd muß noch angeschlossen werden und die Spülmaschine fehlt noch. Im Fitneßraum gibt es nicht genügend Sportgeräte, und in vielen Räumen mangelt es sogar an Tischen und Stühlen. Die Gründe für die Misere sieht Diplom-Pädagoge Hartmut Schwarzer in "langen Lieferzeiten, der Finanzkrise des städtischen Trägers und eben im kompletten Neuanfang der Einrichtung".
Zum Hintergrund: Im September 1990 hatten einige Jugendliche Scheiben und Mobiliar des damaligen Jugendzentrums Nordweststadt demoliert. Auslöser für den Konflikt war der "Mädchentag", an dem nur junge Frauen in den Club kommen durften. "Dagegen wehrten sich die männlichen Besucher mit ihren Mitteln", erinnerte Pit Sehnert, Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendförderung beim städtischen Jugendamt.
Doch tatsächlich sei es ein Streit zwischen dem Nachwuchs und den damaligen Sozialarbeitern gewesen. "Das Vertrauensverhältnis war gestört." Ergebnis der Auseinandersetzung: eine ruinierte Einrichtung ohne Betreuer. Damit war ein Neuanfang erforderlich geworden. Die Suche nach anderem Personal, die Ausarbeitung eines neuen Konzepts und eben der Umbau des Jugendclubs beanspruchten insgesamt zwei Jahre. Der erste Schritt war mit der Einstellung von Schwarzer im Juli 1991 vollzogen.
Der Diplom-Pädagoge erarbeitete mit dem Architekten die Pläne für den Umbau; doch nicht ohne die Vorschläge von Jugendlichen zu berücksichtigen, die, so will es das neue Konzept, in vielen Bereichen ein Mitspracherecht haben.
Der neue Jugendclub ist in einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Bereich aufgeteilt, die jeweils von außen durch zwei getrennte Eingänge erreichbar sind - "damit sich nicht nur die Mädchengruppe in Ruhe treffen kann". Drinnen sorgt eine Tür für die Verbindung zwischen den beide Teilen.
Nachdem die Pläne ausgearbeitet waren, standen die Beteiligten vor der Hürde der Finanzierung. Denn: Die Stadt hatte hierfür kein Geld. Ein Sponsor fand sich in der KG Nordtrakt, der Investorin des Nordwestzentrums, die mit 150 000 Mark einsprang.
Im Januar 1992 begannen dann Jugendliche mit den Abbrucharbeiten und halfen auch beim Umbau. Im Juni folgte bereits die offizielle Übergabe. Und während in den Räumen der Einrichtung noch einige Jugendliche strichen und tapezierten, alle auf die Innenausstattung warteten, gestalteten die Mitarbeiter mit den Jugendlichen derweil ein Programm unter freiem Himmel.
Im Juli wurde im Nordwestzentrum mit Fachleuten aus Marburg eine Skateboardbahn gebaut. Der benachbarte Martin-Luther-King-Park wurde gleich mehrmals für gemeinsame Treffen genutzt. Im Herbst ging es dann mit dem Jugendladen Bornheim auf eine Erlebnisfreizeit an den Spitzingsee (Österreich).
Die Räume im Nidaforum 10 wurden erst in der kühleren Jahreszeit stärker beansprucht. Der Höhepunkt bisher: Drei Tage lang war das Rockmobil zu Gast - etwa 130 Besucher versuchten sich zum ersten Mal mit Gesang, Gitarre und Schlagzeug.
Ein größeres Programm für die jungen Leute sei derzeit im Jugendclub nicht möglich, bedauerte Diplom-Sozialarbeiter Erçan Karmaci. Das sei aber wichtig, da der Stadtteil den Heranwachsenden aus etwa 13 Nationen nichts biete. Doch trotz der Schwierigkeiten sind sich die Mitarbeiter einig: "Der Grundstein für eine gute Arbeit ist gelegt."
Nähere Informationen gibt der Jugendclub, Nidaforum 10 (Nordwestzentrum), unter der Telefonnummer 57 10 79. ara
KALBACH. Ortsvorsteher Franz Syha kandidiert für die nächste Wahlperiode nicht mehr. Das erklärte der CDU-Politiker beim Neujahrsempfang des Kalbacher Ortsbeirats (die FR berichtete). Den Entschluß habe er "nach reiflicher Überlegung und aus beruflichen Zwängen heraus" getroffen.
Welch wichtige Rolle Syha für den nördlichen Stadtteil in den vergangenen Jahren spielte, wird schon bei einem Blick auf die Zahlen deutlich. An 150 der 151 Sitzungen seit Einführung des Stadtteilgremiums 1972 nahm der Vater einer Tochter und eines Sohnes teil. Davon leitete er 125 als Ortsvorsteher, zu dem Syha immer wieder einstimmig gewählt wurde. Die Bilanz des 53jährigen: "Wir haben gemeinsam Akzente für den Stadtteil gesetzt."
Den Verzicht Syhas bedauerten die etwa 100 geladenen Gäste im Saal des Winfriedhauses. Artur Pöhlmann (SPD), Mitglied im Ortsbeirat und Stadtverordneter, sprach von "einem Verlust für den Ortsbeirat". In seinem Amt sei Syha sachlich und neutral gewesen und habe es verstanden zu vermitteln. Der Vertreter der Grünen, Wolfgang Diel, lobte "das über 20jährige und selbstlose Engagement Syhas". Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Hans-Josef Schneider kam die Nachricht zwar nicht überraschend, doch "blieb uns nichts anderes übrig, als diesen Schritt mit Bedauern zur Kenntnis zu nehmen". Es sei auch für seine Partei ein Verlust.
Über einen möglichen Nachfolger für das Amt des Ortsvorstehers wollte der CDU-Politiker keine Angaben machen, da "wir unsere Listen erst zum Monatsende öffentlich machen werden". ara
Ausschuß berät über Förderrichtlinien HANAU. Der Ausschuß für Frauen, Jugend und Soziales trifft sich am Mittwoch, 27. Januar, ab 16.30 Uhr im Rathaus-Altbau, Sitzungszimmer 299. Er berät über die Neuentwicklung der Richtlinien für die Förderung freier Träger und Initiativen.
ROSBACH. Auf 11 205 gemeldete Personen ist Rosbach im Jahr 1992 angewachsen. Das sind 129 Einwohner mehr als zum Jahresende 1991. Wie Bürgermeister Reinhold Medebach mitteilt, sind 72 weibliche und "nur" 57 männliche Personen nach Abzug der Sterbefälle und Wegzüge hinzugekommen. In Rosbach haben 5670 Frauen mit 50,6 Prozent das "Übergewicht".
Der von Medebach ausgewerteten Bevölkerungsstatistik zum Jahresende 1992 zufolge gehörten 6011 Rosbacher, gleich 53,6 Prozent, der evangelischen Kirche an, 3528, gleich 22,6 Prozent, bekannten sich zum römisch-katholischen Glauben. Ende des vergangenen Jahres verzeichnete die evangelische Kirche ein Minus von 53 Mitgliedern oder 8,74 Prozent. Die katholische Kirche zählte sechs Anhänger oder 2,4 Prozent weniger. Die Zahl der Menschen, die sich "sonstigen Religionsgemeinschaften" oder keiner Glaubensvereinigung zugehörig fühlen, stieg im Jahreslauf um 188 Personen und damit 7,6 Prozent an.
Als Deutsche mit Haupt- und Nebenwohnsitz in Rosbach waren zum Jahreswechsel 91,2 Prozent gemeldet. 333 Menschen wurden als türkische Staatsangehörige registriert, 140 als Italiener, 65 als "Jugoslawen" und 56 als Rumänen. Die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Rosbach stammen aus 54 Nationen, wobei 15 Länder mit jeweils einer Person vertreten sind. Wie Medebach weiter mitteilt, ist die älteste Bürgerin der Stadt im Jahr 1895 geboren. Die Frau lebt in Rodheim. Der älteste Mann lebt in Ober-Rosbach. Er ist Jahrgang 1896. Die älteste Bürgerin in Nieder-Rosbach wurde "erst" im Jahr 1901 geboren. hm
FRANKFURT-NORDOST. Sie heißen "Die Fantastischen Vier", "Börsenkrakker" und "Vivian-House-Party". Gebraucht haben sie "9 ã Wochen" - aber gelangt hat es nicht, um das Präzisionsteam "Swatch" zu überrunden. Die Rede ist vom Planspiel "Börse 1992", bundesweit von den Sparkassen für Schüler ausgeschrieben. In und um Frankfurt haben sich daran mehr als 350 Gruppen beteiligt, heißt es in einer Presseinformation der Frankfurter Sparkasse. Frankfurter Sieger wurde das Team "Swatch" von der Eschersheimer Franz-Böhm- Schule.
Die Nachwuchs-Spekulanten vermehrten im letzten Quartal des vergangenen Jahres ihr Startkapital von 100 000 Mark um fast 23 Prozent auf 122 910 Mark. Als Siegprämie erhielten Daniel und Boris Heuchele eine Siegprämie von je 300 Mark, dazu gab es vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen weitere 500 Mark. Den zweiten Platz sicherte sich die "Vivian-House-Party" von der Hohen Landesschule in Hanau, die am Ende einen Depotwert von 116 500 Mark auf dem Konto hatten. Dritter wurden die Eschborner "Börsenkracker" von der Heinrich-von-Kleist-Schule, die ihr Kapital um 13 Prozent vermehrten.
Ihrem Namen alle Ehre machten "Die Fantastischen Vier" - das Team von der Klingerschule aus dem Nordend belegte den vierten Rang mit einer Steigerung von zwölf Prozent. Fünfter wurde eine weitere Frankfurter Gruppe, die "International-Money-Market-Business-Company"
Für den "Einstieg" ins Aktiengeschäft hatten sich die jungen Finanzjongleure bestens vorbereitet. Fünf Seminare und 20 Börsenbesuche standen auf dem Lernprogramm, dann ging es - unter Hilfe von Mitarbeitern der Frankfurter Sparkasse - aufs Börsen-Parkett.
Insgesamt nutzten etwa 400 000 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet die Chance, mit Hilfe des Planspiels ihr Wissen um die Funktion von Marktwirtschaft und Börse zu vertiefen. Das gelang dem Bundessieger überzeugend: Er vermehrte sein Kapital um 105 Prozent auf 204 766 Mark. Erstmals, teilt die Frankfurter Sparkasse mit, hätten auch ostdeutsche Schüler in insgesamt 1753 Gruppen teilgenommen. ak
HEDDERNHEIM. Aus dem "Dornröschenschlaf" erwacht ist der Karnevalistische Tanzsport-Club "Rot-Weiß", der künftig neben dem Gardetanz auch das Fastnachtsbrauchtum pflegen will. Eine Kostprobe gab der Verein bei seiner gut besuchten Narrensitzung in der Christ- König-Gemeinde in Praunheim.
In der Bütt gefielen Anneliese Repp ("Die Krone der Schöpfung"), Ursula Bröckl ("Tannenbaumhändlerin"), Jenifer Tschech ("Der Gartenzwerg") und Petra Amthor mit dem Vortrag "Ich tät so gern die Wahrheit sagen". Die kleine Garde des Vereins tanzte Polka und eine Show ("Die Schornsteinfeger"), die große eine "Charly-Chaplin-Parodie". Als Solistin gefiel Petra Fink. Das "Emmentaler-Duo" Edith Bertold und Claudia Willan, die Gruppe "Luisa Casuso" ("Orientalische Nächte") und "Stimmungsproduzent" Karl-Heinz Henkel rundeten das gelungene Programm ab. Für den guten Ton sorgte Holger Jantke. dixi
NIEDERURSEL. Parkende Autos, die den Fußweg blockieren: Das ist an der Niederurseler Landstraße, Einmündung Alt-Niederursel oder an der Ecke Alt-Niederursel / Seibertsgasse kein seltenes Bild. Und das sorgt im Stadtteil zunehmend für Ärger, hat die FDP-Fraktion aus dem Ortsbeirat 8 festgestellt. Mütter mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer und ältere Menschen aus der nahegelegenen Altenwohnanlage seien gezwungen, auf die Straße auszuweichen: Ein gefährliches und unnötiges Unterfangen, wie die Liberalen meinen.
In der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments legten sie deshalb einen Antrag vor, nach dem das Parken in diesem Bereich verboten werden soll. Das Schreiben fand den einhelligen Beifall aller Fraktionen.
Durch die Ansiedlung von Geschäften auf dem früheren Taunushof-Gelände sei die Situation noch schlechter geworden, erläuterte der Theo Dechert (FDP). Die Fußgänger würden so zu einem chancenlosen Wettbewerb mit den Autofahrern gezwungen, und "das ist ein Unding", schimpfte Dechert. jot
NIEDERRAD. Einen wahrhaft närrischen Geburtstag feiert der Niederräder Carneval-Verein (NCV) in der laufenden Kampagne: Er wird viermal elf Jahre alt.
Am heutigen Donnerstag, 21. Januar, wird um 19 Uhr eine Bilderausstellung in den Geschäftsräumen der Frankfurter Sparkasse Niederrad, Bruchfeldstraße 66-68, eröffnet. Die Ausstellung, die bis einschließlich Mittwoch, 24. Februar, zu sehen ist, zeigt Stationen der NCV-Geschichte und vermittelt einen Einblick in das rege Vereinsgeschehen. dixi
Das seit zwei Jahren mit großem Publikumserfolg laufende "Erzählcafé" des "Instituts für Sozialarbeit" (Leitung: Michael Fleiter) wechselt am Samstag, 30. Januar, erstmals vom Stammplatz, dem "Treffpunkt Rothschildpark" in der Oberlindau 20, in einen anderen Stadtteil, und zwar zum Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28. Ab 16 Uhr spricht dort Heinrich Prächter über seine "ums Eck" verbrachte Kindheit und Jugend (1900-1914): "Im Spatzenparterre in der Schönhofstraße." "Spatzenparterre" ist die dritte Etage einer Arme-Leute-Wohnung, der Uzname erklärt sich aus den Maßen der Fenster - sie sind nur halb so hoch wie die der unteren Stockwerke.
Prächters Erinnerungen sind Auftakt zur neuen "Erzählcafé vor Ort"-Reihe. Viermal im Jahr will Michael Fleiter mit seinen Gästen in ein Bürgerhaus der Saalbau GmbH gehen und dort die jeweilige Stadtteilhistorie thematisieren. Die Frankfurter Sparkasse sponsert das "Vor-Ort"-Projekt und hat durch "eine großzügige Spende" (Fleiter) das Vorhaben für 1993 gesichert.
Es bleiben auch die traditionellen "Erzählcafé"-Termine im "Treffpunkt Rothschildpark". Den Auftakt 1993 bestreitet Madlen Lorei, "rasende" Polizeireporterin im Frankfurt der 50er Jahre und eine der Hauptdarstellerinnen im Rosa-von- Praunheim-Film "Unsere Leichen leben noch". Am Samstag, 23. Januar, 16 Uhr, wird sie über spektakuläre Kriminalfälle und "Das Frankfurt der Nachkriegszeit" sprechen.
Samstag, 27. Februar, 16 Uhr, sind "Ausländer in Frankfurt" Thema. Darüber reden Pfarrer Detlef Lüderwaldt, seit 1972 Leiter des "Initiativausschusses ausländischer Mitbürger", und Ülkü Schneider-Gürkan, Vorsitzende des Türkischen Volkshauses. Ihr Dialog steht unterm Bibelwort "Einerlei Gesetz und einerlei Recht soll gelten für Euch und für den Fremden, der bei Euch wohnt" (4. Buch Mose, 15,16).
Es folgt am 13. März Schwester Anneliese Friese, Schulleiterin in der "Mutterhauskolonie" des Frankfurter Diakonissenhauses in der Eschersheimer Landstraße. Erzählen wird sie über die vor 123 Jahren von einer ökumenischen Bürgerinitiative gegründeten Institution. Dort leben seitdem Schwestern als "Großfamilie" in einer, wie sie sagen, "Glaubens- und Dienstgemeinschaft" zusammen, versorgen Kranke, erziehen Kinder und bilden junge Leute für soziale Berufe aus. peh
GALLUS. Sondershausen- und Ackermannstraße im Gallus werden vielleicht doch gesperrt. Bedingung: An der Ecke Krifteler Straße / Mainzer Landstraße muß eine Ampel installiert werden, die den Verkehr aus der Krifteler Straße in Richtung Griesheim leitet. Das versprachen Rainer Michaelis (Ordnungsamt) und Klaus Wetterling (Stadtplanung) dieser Tage den Bewohnern der Friedrich-Ebert-Siedlung (die FR berichtete).
Bereits im Dezember hatte der zuständige Ortsbeirat 1 die Ampel beantragt und gefordert, diese Lichtzeichenanlage in das Beschleunigungsprogramm für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufzunehmen (die Stadtteil- Rundschau berichtete). "Das kann aber dauern", räumte Michaelis während der Bürgeranhörung ein. Schließlich sei das Beschleunigungsprogramm auf vier Jahre angelegt.
Ortsvorsteher Jürgen Hupe (SPD) gab sich dennoch optimistisch. "Bei der Finanzierung der Ampel sehe ich keine großen Probleme." Er stellte aber klar, daß dann die Stadt auch bald ihr "Okay" geben müßte.
Denn klar ist auch: Lange wollen die Bürger den Verkehr in Sonderhausen- und Ackermannstraße nicht mehr hinnehmen. Täglich quälen sich zahlreiche Autos von der Mainzer Landstraße durch die Friedrich-Ebert-Siedlung zur Kleyerstraße, belästigen die Bewohner mit Lärm, Abgasen und "gefährden die Kinder Ackermannschule", beschwerte sich eine Angestellte der Schule. Die heftigen Proteste der etwa 50 Anwesenden brachte ein junger Mann auf den Punkt: "Der Verkehr muß weg."
Darin sind sich auch alle Fraktionen im Ortsbeirat und das Planungsbüro Retzko + Topp einig. Bereits im Juni vergangenen Jahres hatten sie der Stadt ihr erstes Konzept für eine verkehrsberuhigte Friedrich-Ebert-Siedlung vorgelegt. Darin hatten sie vorgeschlagen, die Akkermannstraße von der Kleyerstraße abzutrennen, und die Sondershausenstraße zumindest einige Stunden täglich für den Durchgangsverkehr zu sperren.
Doch die städtische Tempo-30-Kommission hatte abgelehnt. Der Grund: Die beiden Straßen seien die Hauptverbindung von der Mainzer Landstraße zur Kleyerstraße - auch für den Schwerlastverkehr in Richtung Baustellen, bekräftigte Stadtplaner Wetterling jetzt noch einmal vor den Bürgern.
In der Kleyerstraße entsteht die Wohn- und Arbeitsstätte Galluspark, und das Unternehmen Telenorma errichtet dort derzeit einen großen Firmenkomplex. Tausende neue Mieter und Pendler werden künftig in das Viertel strömen, der Verkehr wird um ein vielfaches zunehmen. Für die Verantwortlichen der Stadt liegt das Problem auf der Hand: "Wir können doch nicht die ganzen Autos über die Galluswarte und die Rebstöcker Straße leiten", appellierten Wetterling und Michaelis an die "Vernunft" der Bürger.
Doch die wollten den beiden Beamten nicht so recht trauen, fühlten sich hingehalten. "Sie wollen sich Ackermann- und Sondershausenstraße freihalten, weil sie heute schon nicht wissen, wo sie morgen mit den vielen Autos hin sollen", interpretierte ein Anlieger das Nein der Stadt zu den ersten Entwürfen des Ortsbeirats und des Planungsbüros.
Die haben inzwischen neue Konzepte entworfen. Damit der Verkehr in der Siedlung erst einmal verlangsamt wird, schlugen Vertreter von Retzko + Topp den Bürgern zwei Alternativen vor. Erstens: Die Fahrbahnen werden verengt und Hindernisse aufgestellt.
Zweitens: Zumindest die Sondershausenstraße wird von der Kleyerstraße abgetrennt, gegebenenfalls auch von der "Mainzer". Allerdings würde dann die Blechlawine durch Ackermann- und Tevesstraße rollen.
Allenfalls als Zwischenlösung akzeptieren die Anlieger die "sanfte Variante". Nur Tempo-30 genügt ihnen nicht. Und deutlich wurde auch: Das Versprechen der Beamten aus dem Römer vergißt in der Friedrich-Ebert-Siedlung so schnell niemand. cob
Bockenheim Dem Juz droht jetzt die Pleite Es fehlen 23 000 Mark
BOCKENHEIM. Dem Jugendzentrum (Juz) Bockenheim droht in diesem Jahr das Geld auszugehen. Die selbstverwaltete Einrichtung in der Varrentrappstraße muß nach den Worten von Sozialarbeiterin Ingrid Wunn "in diesem Jahr voraussichtlich mit 4000 Mark Sachmitteln" auskommen. Zum Vergleich: 1992benötigte das Juz 27 000 Mark. "Wenn wir keinen Zuschuß bekommen, können wir spätestens im Sommer dichtmachen", betonte die Sozialarbeiterin. Das Juz Bockenheim gehört zum "Zusammenschluß freier Kinder- und Jugendeinrichtungen", der von der Stadt Frankfurt mit jährlich drei Millionen Mark unterstützt wird. "Mit diesen Mitteln müssen wir 14 Einrichtungen und die Geschäftsstelle finanzieren", erläuterte Margitta Kunert-Zier vom Zusammenschluß. In den vergangenen beiden Jahren habe sich der Zuschuß nicht mehr erhöht, bemängelt Frau Kunert-Zier, doch die Mieten und Personalkosten seien gestiegen. Der Verein und die Einrichtungen stehen deshalb vor dem Dilemma, entweder Stellen zu streichen oder das Freizeitangebot einzuschränken. Beides führe zu Qualitätsverlust.
Im vergangenen Jahr gelang es dem Verein, zusätzliche 200 000 Mark "aus Restmitteln" zu beschaffen. Ein Teil dieses Betrages (14 000 Mark) stopfte auch das Loch im Etat der Bockenheimer Jugendeinrichtung. "Um die Finanzierung zu sichern, muß die Stadt nachbessern", forderte Ingrid Wunn. Vergleichbare städtische Einrichtungen hätten einen Etat, der "dreimal größer" sei als der des Juz, und zudem mehr Personal. Nach Ansicht von Margitta Kunert-Zier entzieht sich die Stadt in Bockenheim der Verantwortung, da es im Stadtteil kein städtisches Jugendzentrum gibt.
Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau entgegnete der Leiter der Kinder- und Jugendförderung, Pit Sehnert, es gäbe im Stadtteil schon einige Angebote für Jugendliche. Sehnert wußte um das finanzielle Problem des Zusammenschlusses, verwies jedoch auf die drastische Erhöhung des städtischen Zuschusses vor drei Jahren: "Dadurch konnte der Verein in fast jeder Einrichtung eine zusätzliche Stelle einrichten." Derzeit könne wegen der anstehenden Kommunalwahl und wegen der angespannten Finanzlage aber niemand "eine seriöse Aussage über eine etwaige Erhöhung machen". ara (Siehe nebenstehende Meldung)
BORNHEIM. Die Existenzphilosophie prägt auch die neuen Bilder von Horst Wilbert. Jegliche Gegenständlichkeit vertreibt der Maler aus seinen Werken, die in den vergangenen drei Jahren entstanden sind. Und doch ist der als Figur verbannte Mensch in jedem Bild wiederzuentdecken: als Subjekt, das sich in Form und Farbe zu seinen Gefühlen bekennt.
Im wesentlichen hat sich der Frankfurter seit 1989 mit der Farbe Blau beschäftigt. Die Ruhe, die von der Farbgebung ausgeht, wird zusätzlich durch eine matte Oberflächenlasur unterstützt. Je nach Kulturkreis und Epoche wird dieser Farbe eine andere Bedeutung zugesprochen. Blau als Metapher für die unendliche Leere des Himmels, aber auch als Code für die Unermeßlichkeit psychischer Tiefen, ein Ausdruck der Selbstreflexion.
Wilbert malt in weichen, leicht gebogenen Strichen, suggeriert den unendlichen Raum. Den Hintergrund in seinen neuen Bildern bildet meistens eine kobaltblaue, glatte Farbfläche. Danach werden mit weichen Bewegungen blau-grüne, selten auch gelb-orangefarbene Linien aufgetragen. Die zarten Gesten erinnern an gebündeltes Licht, das reflektiert und schillernde Farbformationen freisetzt. Bisweilen setzt Wilbert auch dramatische Linien: ineinander verwobene, zumeist graue Netze. Dicke Spinnweben, die durch ihre Kompaktheit manchmal leider an Wirkung verlieren.
Horst Wilbert absolvierte zunächst eine Lehre als Dekorationsmaler. Später nahm er an Abendkursen der Werkkunstschule Offenbach teil und besuchte von 1953 bis 1957 die Meisterschule in München, eine Schule für Kunsthandwerker. Ab 1962 beteiligte sich der Maler an Ausstellungen in Dortmund, Hannover und München. In Frankfurt präsentierte er seine Arbeiten unter anderem in der Paulskirche, im Steinernen Haus und in der Galerie der Heussenstamm-Stiftung.
Anfang der 80er Jahre löste sich Horst Wilbert allmählich von der gegenständlichen Malerei. Aus der Erkenntnis heraus, mit abstrakter Malerei seinen gestischen Ausdruck an Emotionen und Gefühlen besser darzustellen. Der Künstler als Existenzkämpfer, der sein Leben als rätselhaft beschreibt und so auch zeigen will.
Diese Malerei läßt viel Raum für Phantasie und freie Assoziationen, auch wenn einige Werke - ironischerweise gerade die Arbeiten, die auf der Vernissage zuerst verkauft wurden - knapp an der sogenannten Dekorationskunst vorbeischlittern. Dabei handelt es sich meistens um Bilder, die rein nach den Gesetzen der Schönheit gestaltet wurden, dabei an innerer Spannung verlieren. Herausragende Werke der Ausstellung sind die beiden Aquarelle aus dem Jahr 1990. Hier hat der Frankfurter Maler mit Kraft und Vehemenz Farbflächen pointiert.
Bis 26. Januar sind die "Neuen Bilder" von Horst Wilbert im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24, zu sehen. Das Foyer des Bürgerhauses ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. tin
NIEDERURSEL. Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) will, daß die Haltestellen der Buslinie 72 "Heinrich-Kromer-Schule" und "Eduard-Bernstein-Weg" in Niederursel zu tariflichen Grenzstationen für Fahrten nach oder von Kronberg aus erklärt werden. Derzeit liegen die Haltestellen in verschiedenen Tarifzonen. Das geht aus einem Antrag der FDP hervor, der gegen die Stimme des fraktionslosen Abgeordneten Günter Kerssebaum angenommen wurde.
Der Liberale Theo Dechert begründete seinen Antrag mit der Auskunft von Fahrgästen: Demnach werde der Tarif unter Einbeziehung der Stadtzone voll berechnet, obwohl die genannten Haltestellen für den 72er Bus letzte, beziehungsweise erste Haltestellen der Stadtzone sind. jot
Die Kreativ- und Kultur-Werkstatt der Evangelischen Familienbildung hat ihr neues Programm herausgegeben. In Zusammenarbeit mit dem Museum für Völkerkunde geht es am 6. Februar auf die Spurensuche nach dem "Mythos Maske", so auch der Titel der derzeitigen Ausstellung im Völkerkundemuseum. Am 3. März beginnen die "Spaziergänge zur Kunst". Eine Veranstaltung für solche, die sich intensiver mit zeitgenössischer Bildender Kunst beschäftigen wollen.
All diejenigen, die schon immer einmal zeichnen wollten, sich aber bislang nicht trauten, möchte der Kurs "Sehen lernen - Zeichnen lernen" ansprechen. Er beginnt am 3. Februar. Zwei Seminare zum experimentellen Zeichnen stehen im März auf dem Programm. Die Grundlagen der Malerei sind in einem Vormittagskurs vom 28. Januar an erlernbar.
In der Keramikwerkstatt geht es vom 8. Februar an um die Freude an sinnlicher Wahrnehmung und elementarer Erfahrung mit dem Material Ton. Der Titel: Urform Schale. Von Mitte Februar an werden in einem Abendkurs Kleinplastiken aus Speckstein modelliert. Das vollständige Programm ist bei der Evangelischen Familienbildung, Darmstädter Landstraße 81 in Frankfurt erhältlich. hu
WESTLICHE STADTTEILE. "Wir haben in Höchst Kurse, die sich in unserem Frankfurter Programm nicht finden", lobt Alfred Pfeil, Leiter des Amtes für Volksbildung, seine Höchster VHS-Außenstelle. Im neuen Programmheft der Höchster Volkshochschule, das Pfeil der Presse vorstellte, finden sich Sprachkurse für Tschechisch oder Niederländisch, die die Frankfurter VHS-Mitarbeiter ihren "Kunden" nicht bieten können.
"In fast allen Kursen haben die rechtsradikalen Übergriffe in Deutschland für lebhafte Diskussionen gesorgt", sagte Gerald Zier, Geschäftsführer der Einrichtung im Stadtteilzentrum Höchst. Dem trägt ein neuer Kursus Rechnung: "Parlamentarismus in der Krise - Ursachen und Folgen". An 15 Abenden sollen die Ursachen der Parteiverdrossenheit hinterfragt werden und vor allem die Gründe für aufkeimenden Rechtsextremismus beleuchtet werden.
Fast 40 Prozent aller 364 Kurse beschäftigen sich mit dem Bereich Psychologie, Gesundheit, Alltagsbewältigung, Freizeit. Viele Menschen in Höchst suchten einmal in der Woche einen Abend zum "Ausgleich der immer schwieriger werdenden Alltagsbedingungen", sagte Zier. Solche Kurse erhielten nicht nur die Arbeitskraft, sondern würden auch die Gesundheit stärken. Der VHS-Geschäftsführer sieht diese Angebote als eine Einheit.
Eine breite Palette von Psychologiekursen, die von Selbsterfahrung bis hin zu Außenseiterthemen wie Tarot, Astrologie oder Graphologie reicht, wird ergänzt durch Kurse in Musik, Kunst, Fotografie und Handarbeit.
Die VHS Höchst könne im Stadtteilzentrum 85 Prozent ihrer Kurse halten. Dies habe eine starke Werbewirkung. Denn wer einen Kursus besuche, der schaue auch mal interessiert in den Nachbarraum, sagte Zier, und schreibe sich dann im nächsten Semester für genau diesen Kursus ein.
Die Hemmschwelle, die Höchster Volkshochschule zu betreten, sei in den vergangenen Jahren spürbar gesunken. "Wir erreichen viel breitere Schichten als früher", sagte Zier. Viele Menschen merkten zum Beispiel an ihren Arbeitsplätzen, wie wichtig es für sie ist, sich mit Sprache ausdrücken zu können.
Dem Erlernen dieser "Schlüsselqualifikation" widmet sich eine ganze Gruppe von VHS-Angeboten. Um auch Ausländern zu signalisieren, daß sie in diesen Kursen willkommen seien, nennen die Höchster VHS-Anbieter diese Angebotsgruppe nicht mehr "Deutsch für Deutsche", sondern "Deutsch für Ausländer".
Neben verschiedenen Rhetorik-Kursen - auch als Bildungsurlaube und Wochenendseminare - gibt es zudem ein Seminar zum Thema "Vortrag und Präsentation". Drei Abendkurse wiederholen die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik. Sie sollen Menschen helfen, die Probleme bei Rechtschreibung und Zeichensetzung haben.
Besonders gefragt sind Ziers Worten zufolge auch Technikkurse für Frauen. Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind die EDV-Angebote, die zum Semesterauftakt mit einem Computer-Forum eingeleitet werden. Kurse über Betriebssysteme (DOS, Novell, Windows) laufen genauso wie Seminare über Programmiersprachen (Pascal). EDV-Kurse speziell für Frauen runden das Programm ab.
Der ausführliche Lehrplan der Volkshochschule liegt derzeit bei allen Banken, Sparkassen und Stadtbüchereien der westlichen Stadtteile kostenlos aus. Noch bis Freitag, 12. Februar, können sich Interessenten einschreiben. Das VHS-Frühjahrssemester beginnt bereits am Montag, 8. Februar. gre
Hessische Gemeindestatistik Das Statistische Landesamt hat jetzt die "Hessische Gemeindestatistik 1992" mit insgesamt 286 Merkmalen fertiggestellt. Das Heft umfaßt 200 Seiten und kostet 13 Mark (zuzüglich Versandkosten). Es kann über den Buchhandel oder direkt beim Hessischen Statistischen Landesamt in Wiesbaden bezogen werden.
BORNHEIM. Unter den Außenseitern des Hollywood-Kinos gehört er sicher zu den schrägsten Figuren: John Turturro. Nach Jahren, in denen künstlich auf "street credibility" gestylte Gesichter wie die von Sam Shepard und Mickey Rourke die Außenseiterrollen des US-amerikanischen Mainstream-Kinos gepachtet hatten, stellt Turturro eine erfrischende Abwechslung dar.
Seine Charaktere sind kantig und weich zugleich, er kann unangenehm ruppig werden, aber auch anrührend zärtlich - kurz: Turturro ist unberechenbar. In Tony Bills "Five Corners" und im preisgekrönten "Barton Fink" (unter der Regie der Coen-Brüder) spielte er den Rest der Darsteller zumeist an die Wand. In seinem neuesten Film "Mac" knüpft er Eine Nacht mit Wesley an diese Rollen an, schrieb außerdem auch das Drehbuch und inszenierte selbst. Jetzt wird der Film im "Ber- ger Kino" (Berger Straße 177) aufge- führt; Start ist voraussichtlich der 4. Februar.
Außerdem im neuen Monatsprogramm des "Berger": "White Men Can't Jump" - deutscher Titel: "Weiße Jungs bringen's nicht", der am heutigen Donnerstag, 21. Februar anläuft. Ron Sheltons Film nimmt ein ur-amerikanisches Thema zum Ausgangspunkt: Basketball. Kein ritueller Sportfilm allerdings (wie die unsäglichen Baseball-Filme der vergangenen Jahre), sondern eine Geschichte über eine schwarz-weiße Partnerschaft. Im Zentrum steht ein gemischtes Basketball- Doppel, das über Straßen-Turniere den großen Erfolg sucht.
Den schwarzen Part des dynamischen Duos in "White Men Can't Jump" spielt Wesley Snipes. Ihm wird das "Berger" im Februar auch eine "Lange Nacht" mit drei Filmen des Schauspielers widmen: Am Freitag, 29. Januar, und Samstag, 30. Januar, laufen außer "White Men Can't Jump" noch der Spike-Lee-Film "Jungle Fever" und Mario van Peebles' "New Jack City".
Als weitere Erstaufführung kündigt das Kino die aufwendige Hollywood- Produktion "Sneakers - die Lautlosen" an. Regisseur Phil Alden Robinson ("Feld der Träume") verfügte bei seiner Krimikomödie über ein eindrucksvolles Star- Aufgebot. Die Bande von Hi-Tech-Freaks, die jede Alarmanlage knacken und jeden Code hacken können, ist mit Dan Aykroyd, River Phoenix, Ben Kingsley, Sidney Poitier und Robert Redford besetzt. Der Film läuft am Donnerstag, 28. Januar, an.
Weitere Filme im Februar: Leo Carax' "Die Liebenden von Pont-Neuf" mit Juliette Binoche; "The Big Blue - Im Rausch der Tiefe", Luc Bessons Unterwasser-Abenteuer, sowie eine "Lange Frauen-Nacht" am 19. und 20. Februar mit "Pretty Woman", "Thelma & Louise" und "Basic Instinct". two
Die Frankfurter Studenten studieren schneller als die Kommilitonen an den meisten anderen Universitäten der Republik, aber sie lernen nicht immer mit Erfolg. Nicht einmal jeder fünfte Philosophiestudent verläßt die Johann Wolfgang Goethe-Universität mit einem Abschluß in der Tasche, bei den Studierenden der klassischen Philologien oder ost- und außereuropäischen Sprachen sieht es gar noch dünner aus; da macht nicht mal jeder siebte sein Examen. Dies legen jedenfalls die Zahlen zu Studiendauer und Studienerfolg nahe, die Unipräsident Klaus Ring jetzt mit seinem Rechenschaftsbericht veröffentlicht hat. Die Universität räumt allerdings auch gleich ein, daß die Tabellen durchaus richtig "gelesen" werden müßten: "Statistische Verzerrungen" seien sicherlich darin enthalten, sagt die Referentin Heidemarie Barthold.
Schon der kurzen Studiendauer mögen die universitären Verwalter selbst nicht so ganz trauen. Warum sollten gerade in Frankfurt 22 von 26 Studiengängen schneller als im Bundesdurchschnitt absolviert werden? Eine mögliche Antwort gibt der Rechenschaftsbericht selbst: Als 1989 für Langzeitstudenten Studiengebühren eingeführt wurden, nahmen viele für ihre Vorbereitung zum Examen Urlaubssemester. Die aber schlagen sich in der Studiendauer nicht nieder.
Gleichwohl, glaubt Unipräsident Ring, daß zumindest Wirtschaftsstudenten und Physiker in Frankfurt schneller aus der Uni kommen als an anderen bundesdeutschen Hochschulen. Nach der Statistik werden sie anderthalb Semester eher fertig als anderswo. Ring führt dies auf "gute Studienbedingungen und Betreuung" zurück. Schließlich stellten die Physiker bereits "vom ersten Semester an hohe Anforderungen". Wer die heil übersteht, so der naheliegende Schluß, kommt dann auch schnell zu einem Abschluß. Für besonders kurze Studiendauer sind jetzt auch 16 Frankfurter Physik-Studenten ausgezeichnet worden, die innerhalb von zehn Semestern ein Diplom mit "gut" absolvierten. Sie erhalten den mit 2500 Mark dotierten Förderpreis der Heraeus- Stiftung.
Obwohl Physiker beim Studientempo bundesweit auf Rang 1 liegen, benötigen sie noch 11,3 Semester bis zum Diplom, während sich Pharmazeuten schon nach 8,7 Semestern nach einer Stelle umschauen. Betriebswirte studieren nach 9,8 Semestern den Stellenteil - und sind damit zehn Monate eher auf dem Markt als Kommilitonen anderer Unis. Am meisten Zeit lassen sich mit 13,2 Semestern die Anglisten und Amerikanisten.
Während ein Großteil der Studenten vorzeitig abbricht, halten die Mediziner eisern durch. Wer schon mal einen der begehrten Plätze ergattern konnte, gibt offensichtlich nicht so schnell auf. 83 Prozent der Medizin-Studienanfänger verlassen mit Staatsexamen in der Tasche die Universität. Ähnlich hoch ist der "Studienerfolg" bei den Biologen.
Die wesentlich geringeren "Erfolgsquoten" bei vielen Geisteswissenschaften führt Unipräsident Ring auf die mageren Berufsaussichten zurück. Den Philosophen adelt nicht erst der Magisterabschluß, und vom Studium der Kunstwissenschaften können viele profitieren, die ohne Prüfung die Universität verlassen. Gleichwohl werde die Hochschule "systematisch" bei den "Ausreißern" nachhaken, um mögliche Ursachen bei den Studienbedingungen aufzuspüren, sagt Ring.
Nur bei den Informatikern gibt es nach Darstellung der Uni-Referentin Barthold ganz besondere Gründe dafür, daß nur jeder fünfte mit Diplom das Studium beendet. Viele Computerfreaks bekommen nach dem Vordiplom schon so lukrative Angebote, daß sie lieber viel verdienen statt noch mehr zu lernen. luf
BERGEN-ENKHEIM. Grund zur Freude haben kleine Bergen-Enkheimer und ihre Eltern: Der etwas karge, aber dennoch beliebte Spielplatz hinter der Schelmenburg ist in den vergangenen Monaten zu einem regelrechten Spielparadies geworden. Eine mehrere Meter hohe Burg aus Holz kann dort über einen ebenfalls hölzernen Wehrgang erstürmt werden. "Fluchtweg" vom Burgturm nach unten ist eine Röhrenrutsche. An Seilen, Palisaden und in einem großen Netz können sich die Kinder bei allerlei Kletterübungen austoben.
Entlang der Böschung, die zur Schelmenburg abfällt, zieht sich nun eine kleine Mauer aus großen Natursteinen, die mit ihren Zinnen einer echten Wehrmauer nachempfunden ist. Aber auch die auf anderen Spielplätzen üblicherweise vorhandenen Schaukeln, Wippen und "Wipptiere" fehlen nicht. Schließlich gibt es auch noch eine Tischtennisplatte und eine Malwand. Bis die neugepflanzten Bäume einen hinreichenden Sonnenschutz bieten werden, wird wohl allerdings noch einige Zeit vergehen.
Mit einigen schattenlosen Bänken und wenigen Spielgeräten war der Platz früher weder für unternehmungslustige Kinder noch für die Erwachsenen eine große Attraktion. Trotzdem pilgerten 25 Jahre lang Eltern mit ihren Sprößlingen dorthin. Auch der Bergen-Enkheimer SPD-Stadtverordnete Franz Frey erinnert sich an die Zeit, da er den Spielplatz mit dem eigenen Nachwuchs aufsuchte. Vor allem bei großer Hitze habe er damals ein schattiges Plätzchen vermißt. Die Kinder hatte es dann zum kühlen Naß des wassergefüllten Grabens der Schelmenburg gezogen, der unmittelbar an das Gelände angrenzt. Das niedrige Eisengitter, das den Wassergraben umgibt, stellt kaum ein Hindernis dar.
Zur Schelmenburg werden die Eltern ihren Kindern nicht mehr nachrennen müssen: Denn im nächsten Sommer können sich die Kleinen mit dem Wasser erfrischen, das eine Pumpe vom Burggraben auf den darüberliegenden Spielplatz befördert. Von dort läuft es dann über einen künstlichen Bach mit "Staustufen" wieder zurück.
Die aufwendige Gestaltung des Geländes war nicht gerade billig: 680 000 Mark kostete die Schönheitskur. Für die teuersten Spielplätze der Stadt wurden bis zu einer Million Mark ausgegeben. Sicher, für einen Kinderspielplatz sei das "eine Menge Geld", gibt Franz Frey zu. Doch müsse man auch vergleichen, "was andere Sachen kosten". Schließlich sei nach 25 Jahren eine "Generalüberholung" des Platzes ohnehin fällig gewesen.
Wie Elke Gensler, Kinderbeauftragte für Bergen-Enkheim, jedoch vom Kinderbüro zu hören bekam, wird es derart kostspielige Plätze nicht mehr geben. Nicht nur weil dafür das Geld fehlt, sondern weil es auch sinnvoller sei, auf den vorhandenen Spielplätzen öfter mal die Geräte auszutauschen, um den Kleinen Abwechslung zu bieten. Denn auch ein Spielplatz "veralte" nach einiger Zeit, sagte die Kinderbeauftragte.
Zudem kenne sie das Argument der Stadt, wenn eine größere Summe für eine Spielfläche lockergemacht wurde: "Die haben jetzt erst mal was, das muß für die nächsten zehn Jahre reichen." gap
GROSSKROTZENBURG. Die Großkrotzenburger CDU wird im März von Alexander Noll in den Wahlkampf geführt. Der Fraktionsvorsitzende Noll steht auf Platz eins der Kandidatenliste, gefolgt von Alfred Euler und Norbert Majunke. Ein bewährtes Team, meinen die Christdemokraten. Auf den ersten 20 Listenplätzen finden sich neben langjährigen Parlamentariern auch sechs "Neuzugänge". So bewerben sich unter anderem Margit Engel auf Platz acht, Detlef Mäunig, Erich Fischer und Gerda Visser auf den Plätzen 11 bis 13 um ein Mandat in der Gemeindevertretersitzung. Für die ersten 20 Plätze konnte die CDU sieben Frauen gewinnen.
Unter dem Motto "Solide Arbeit für Großkrotzenburg" tritt die Partei am 7. März an. Die CDU, die gerade ihren eigenen Bürgermeister zu Fall brachte, will die absolute Mehrheit erringen und wieder stärkste Kraft im Parlament werden. alu
SECKBACH. "Wir wollen Projekte und Aktionen anregen, die helfen, daß Deutsche und Ausländer aufeinander zugehen", erklärte Martin Schauß, der Pfarrer der evangelischen Mariengemeinde. Um dies zu verwirklichen, kamen am Wochenende etwa 30 Seckbacher Bürger und Vertreter von Institutionen in den Gemeindesaal, um - nach zweistündiger Diskussion - das "Seckbacher Aktionsbündnis gegen Ausländerfeindlichkeit" zu gründen.
Martin Schauß hatte in einem Brief an Vereine, Parteien und Bürgerinitiativen des Stadtteils zur Mitarbeit in dem neuen Bündnis aufgerufen. Mit Erfolg: Die meisten schickten einen Vertreter oder sagten ihre Unterstützung zu - angefangen bei den beiden Kirchengemeinden, allen vier im Ortsbeirat 11 vertretenen Parteien bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr, der Fußballgesellschaft 02, dem Turnverein 1875, der Sängervereinigung, Arbeiterwohlfahrt, "Seckbacher Friedensgespräche" und der Bürgervereinigung.
Auch über den Zweck des Treffens waren sich die Anwesenden im klaren: "Ich bin nicht hierher gekommen, um Papier zu produzieren, sondern um bei konkreten Problemen zu helfen", erklärte eine Teilnehmerin. Ein anderer ergänzte: "Wir müssen nicht nur für die ausländischen Mitbürger etwas tun, sondern auch für die Deutschen. Damit die verstehen, um was es eigentlich geht."
Der Abstimmung einzelner Aktionen dient ein fünfköpfiges "Organisationsteam", bei dem binnen einer Woche die Gruppen ihre Vorschläge schriftlich abgeben sollen: "Wenn beispielsweise die örtliche SPD eine Hausaufgabenhilfe für Kinder von Asylbewerbern anbietet, müssen nicht andere etwas ähnliches machen - aber sie können sich sehr wohl dort engagieren", meinte Schauß. "Eine große Hilfe ist es natürlich auch, wenn man Räume für Veranstaltungen zur Verfügung stellen kann."
Die verschiedenen Ideen wird das Organisationsteam in Form einer Zeitung veröffentlichen. Möglichst viele Seckbacher sollen dadurch über die Gründung informiert werden. Im Büro der Mariengemeinde wird eine Anlaufstelle eingericht, wo sich Interessierte unter der Telefonnummer 47 91 31 für eine Mitarbeit melden können.
Das nächste Treffen wurde für Montag, 15. Februar, um 19.30 Uhr vereinbart. Die Mitglieder des Bündnisses treffen sich dann im Vereinsheim der Fußballgesell-
Fortsetzung auf Seite 3
FRANKFURT-SÜD. Narretei nach Oberrad brachte der Karnevalverein "Die Schlumpfe" Sachsenhausen. Im vollbesetzten Bürgertreff "Depot" am Buchrainplatz präsentierte das Sachsenhäuser Musik-Corps unter der Leitung von Georg Reiser zum Auftakt ein großartiges Bühnenspiel. Es folgte ein mehrstündiger Spaß, gemixt aus Büttenreden, Musikvorträgen, Gesang, Tanz und Showeinlagen. Einen herzlichen Empfang bereiteten die Narren auch den Frankfurter Tollitäten.
Der neue Sitzungspräsident Thomas Peukert hatte alles fest im Griff und Peter Kappler führte souverän Regie. Gleich nach Peukerts Begrüßung erzitterten die Bühnenbretter beim Gardetanz der Bornheimer "Pierrette"-Mädchen (einstudiert von Roswitha Herrlein), die später noch einen feschen Can-Can- Schautanz zeigten. Den Reigen in der Bütt eröffnete die "Wirtin" Margot Kappler. Weiter ging es mit dem Vortrag "Brunnenkönigin" von Carmen Abersfelder, der "Familie Fuchs" mit Vater Karl- Heinz und den Sprößlingen Dagmar und Christian, mit dem "eingebildeten Kranken" Willi "Bubi" May und einem "Käwwern"-Zwiegespräch nach echt Bernemer Art.
Die Oberräder "Wespen" steuerten einen sehr schönen Solotanz von Micha Busch bei, die "Pierrette" noch ihr Männerballett (lustige Matrosen), der Verein "Haneklasia" aus Steinau eine "Muppet Show" und die "Stimmungs-Philharmoniker". Zum großen Finale leitete schließlich der "Gefangenenchor" der Sachsenhäuser "Schnaken" über. dixi
Den städtischen Sparzwang bekommen auch Touristen zu spüren, die nach Frankfurt reisen. Weil der Etat des Verkehrsamtes für die Jahre 1992 und '93 um jeweils eine halbe Million Mark gekürzt wurde, müssen bisher kostenlose Serviceleistungen nun bezahlt werden. "Alle Info-Broschüren geben wir nur noch gegen Entgelt ab", sagt Amtsleiter Günter Hampel. Dazu gehören zum Beispiel der Stadtplan oder die Veranstaltungsvorschau, für die zehn Mark fällig sind. Die Palette der Broschüren wurde reduziert - nur noch drei Hefte helfen dem Reisenden weiter. Wer Material beim Verkehrsamt anfordert, muß dafür bezahlen. Und schließlich wird auch bei den Stadtrundfahrten gespart: "Ab März gibt es nur noch eine am Nachmittag", kündigte Hampel an.
Obwohl "überall gespart wird", bleibt im Drei-Millionen-Etat ein Posten von einer Million Mark, "den ich nicht beeinflussen kann", meinte der Amtsleiter. Dazu gehören etwa die Weihnachtsbäume im Stadtgebiet (130 000 Mark) oder die Empfänge im Römer (150 000 Mark).
Veränderungen stehen in diesem Jahr auch in der Tourismus-Förderung an. Das Verkehrsamt schraubt seine Besuche von Touristik-Messen drastisch zurück. 1992 wurde auf mehr als 30 Messen für Frankfurt geworben, in diesem Jahr sind es nur 15. Weil die Messebesucher meist nur Prospekte einsammeln, aber keine Geschäfte tätigen, setzt man verstärkt auf eigene Werbung im Ausland. "Da ist die Effektivität garantiert höher", schätzt der Marketing-Experte Michael Schreiber. Zu Promotion-Touren geht es laut Schreiber in diesem Jahr nach Kanada und USA, Spanien und Japan. Dort werden in Zusammenarbeit mit der Messe, dem Flughafen und Hoteliers großen Reiseveranstaltern die Vorzüge Frankfurts nahegebracht.
Da die Hoteliers über an den Wochenenden leerstehende Betten klagen, hat sich das Verkehrsamt ein neues Angebot für Kurzurlauber ausgedacht. Erstmals zum Weihnachtsmarkt konnten Gruppenreisende einen Wochenendtrip buchen. Im günstigsten Hotel kostete der Kurzaufenthalt 155 Mark. "Der Erfolg war nicht berauschend", meint Hampel, man wolle aber am Ball bleiben. Außer zur Zeit großer Messen wird das Frankfurt- Wochenende ganzjährig angeboten. vo
FRANKFURT A. M. Flüchten oder standhalten? Dieser Frage stellen sich sechs Frauen täglich. Der erste Weg durch die Wohnung am frühen Nachmittag führt direkt vor die Staffelei. Das unvollendete Bild wird enthüllt, die Farbe angerührt, der Pinsel auf ein Neues geschwungen. Zwei Stunden täglich müßten sie schon malen, um genügend Material für zwei Ausstellungen im Jahr zu haben, meint ein Mitglied der "Malerinnengruppe" im Gespräch. Doch immer wieder läßt die Arbeitsmotivation nach. Dann überrumpeln sie die kleinen, alltäglichen Fluchten ans Spülbecken oder in die Waschküche.
"Was wir machen, ist mehr als ein Hobby", erklärt die Lehrerin Doris Hamann. Zu Hause wird fast jeden Tag gemalt oder sich "zumindest mit Kunst beschäftigt". Und jeden Montag von 19.30 Uhr bis 22 Uhr versammeln sich die sechs Freizeitmalerinnen im Bornheimer Jugendzentrum in der Ortenberger Straße 40.
Das Jugendhaus ist die Geburtsstätte der "Malerinnengruppe" und hat mittlerweile auch mehrere Staffeleien angeschafft, nachdem zunächst auf "selbstgezimmerten Bilderständern gearbeitet wurde", erzählt die Werkpädagogin und ehemalige Städelschülerin Marianne Auer-Tappeiner. Vor sieben Jahren gab sie die Initialzündung. Damals bot sie einen "Ölmalkurs für Erwachsene" an. Drei der heutigen Gruppenmitglieder sind von Anfang an dabei. "Der Rest kam durch unseren missionarischen Eifer dazu", feixt Sozialarbeiterin Hanna Marienfeld.
Mittlerweile leitet Marianne Auer-Tappeiner die "Malerinnengruppe" nicht mehr. "Nach sechs Jahren habe ich sie im emanzipatorischen Sinne freigelassen", sagt sie lächelnd. Weniger pädagogisch ausgedrückt: Die Freizeitmalerinnen verwalten sich und ihre Arbeiten allein. Frau Auer-Tappeiner habe ihnen alles wichtige mitgegeben, um sich der Öffentlichkeit zu stellen, meint die Gruppe einhellig. Die Frauen lernten nicht nur den Umgang mit dem Pinsel, sondern auch die Regeln des Kunsthandels. Alles im kleinen Rahmen zwar, dafür aber seit mehreren Jahren in stoischer Regelmäßigkeit.
Zweimal im Jahr - immer im Juni und Dezember - werden die jüngsten Bilder der Malerinnen aus Bornheim, dem Nordend und Seckbach in der Seckbacher Wochendendgalerie (In den Zeuläckern 28) ausgestellt. "Wir sind aber auch ein Forum für andere Künstler", sagt Sozialarbeiterin Gabriele Berner, die ihren ausgebauten Dachstuhl für die Vernissagen zur Verfügung stellt. Forum - das ist wörtlich gemeint. Der Titel der Ausstellungen lautet immer gleichbleibend: "Bilder im Gespräch".
Hier soll Kunst nicht nur verkauft werden, sie soll die Betrachter "vor allem zu Diskussionen anregen". Anfänglich hatten die Malerinnen Schwierigkeiten, "die eigenen Werke loszulassen", erinnert sich die Pädagogin. Doch "nachdem ich eingesehen habe, daß jemandem anderen das Bild noch mehr geben kann als mir", sagt die Studentin Yasemin Dölen, stand dem Verkauf nichts mehr im Wege.
"Wir haben zuerst alles unter Preis angeboten", erinnert sich Berner. Mittlerweile haben sich die Preise zwischen 150 und 600 Mark eingependelt. Selten kostet ein Bild mehr als 1000 Mark. Pro Ausstellung werden 1500 Mark bis 2000 Mark eingenommen. Das Geld kommt in die Gemeinschaftskasse, aus der die nächste Ausstellung und so manche Neuanschaffung finanziert wird.
Individualität wird in der Gruppe groß geschrieben. "Jede von uns hat ihre eigene Handschrift entwickelt", erklärt Hamann. Yasemin Dölen beispielsweise porträtiert mit Vorliebe Menschen in der freien Natur. Ihre Bilder sind voller Bewegung und Farbe. Gabriele Berners Arbeiten dagegen entsprechen der abstrakten Malerei. Am liebsten "kombiniere ich Farben und Formen, die sich auf den ersten Blick beißen".
Mehr Mut zum Experiment wollen alle haben. Zumal es der Werkpädagogin weniger darum ging, "Techniken zu vermitteln, als vielmehr das Medium Malerei einzusetzen, um sich zunächst selbst kennenzulernen". Kopien von Werken Kandinskys oder Miròs anzufertigen "waren immer nur Fingerübungen", sagt die ehemalige Städelschülerin. Mut, seine Bilder auch im Büro aufzuhängen, hat mittlerweile auch Martin Berner. Der einzige Mann in der Runde, der immer wieder mit der "Malerinnengruppe" zusammenarbeitet, beschäftigt sich mit meditativer Malerei. "Das Bild ist gut, das können Sie mir glauben, ich versteh' etwas davon", sagte kürzlich ein Kunde im Büro. Tiefsinniges Lächeln in der Runde. *tin
In der Albert-Griesinger-Schule fehlen nach wie vor Aufzüge zu den im Obergeschoß liegenden Klassenräumen. Behinderte Kinder, die im Rollstuhl sitzen, dorthin zu bringen, ist sehr umständlich und zeitaufwendig. Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) will deshalb auf Initiative der CDU-Fraktion vom Magistrat wissen, wann die Aufzüge nun installiert werden können. jot
Wie hoch sind die bisherigen und die (geschätzten) künftigen Kosten für die Einrichtung von Tempo-30-Zonen im Ortsbezirk 8 (Nordweststadt, Heddernheim, Niederursel)? Das will der Ortsbeirat in einer CDU-Anfrage wissen, die gegen die Stimmen der Grünen verabschiedet wurde. Außerdem fordert das Gremium eine Auskunft über die Höhe der Werbekosten. jot
BOCKENHEIM. Gleich zwei Premieren auf einmal gab es zu feiern: Zum ersten Mal seit 13 Jahren zeigt die Wiesbadenerin Hildegund Zander ihre Bilder und Objekte der Öffentlichkeit. Und zum ersten Mal seit Bestehen präsentiert das Pflegeheim Bockenheim eine Ausstellung fernab von Kunsthandwerk und dekorativen Gebrauchsgegenständen.
Mit Hildegund Zander hat die Heimleitung eine Freizeitmalerin engagiert, die die Auseinandersetzung mit Kunst als einen Prozeß der Selbstfindung versteht und weitestgehend auf dekorativen Schnick-Schnack verzichtet.
Freischwimmen - ihr Lieblingswort. Schon immer hat sich Hildegund Zander für Malerei interessiert, dennoch nie eine Ausbildung absolviert. Zwar habe sie als Jugendliche eine Zeitlang gegenüber einer Kunstschule gewohnt und sehnsüchtig den Kunststudenten nachgeschaut, erinnert sich die Freizeitmalerin.
Doch in der Schule um Aufnahme zu bitten, das habe sie sich nie getraut. Nach einer längeren Pause griff die gelernte Ergotherapeutin erst wieder 1980 zum Pinsel. "Ich habe mich regelrecht ,freigemalt&rquote;", reflektiert sie heute ihren Neuanfang.
1982 bis 1986 besuchte sie eine private Kunstschule in Wiesbaden. Dieses Jahr zeigt sie ihre Werke gleich in zwei Ausstellungen: bis Ende Februar im Bockenheimer Pflegeheim und im Herbst in der Diagnostischen Klinik in Wiesbaden.
Spielerisch leicht bearbeitet Zander alltägliche Materialien wie Packpapier, Holzstöckchen, Stoffreste. Ihre Subjektivität zeigt sich bei ihr als Sehnsucht nach harmonischem Zusammenklang. Selten arbeitet sie mit Farbkombinationen, die provozieren. Viele Bilder sind in gedeckten Lila- und Orangetönen gehalten.
Ein vor allem in den achtziger Jahren wiederholt gemaltes Motiv ist "Die Kuh": "Kuh in Öl", "Verdrehte Kuh" oder "Holz- Kuh". Das Tier - wenn auch leicht verfremdet - wird von Zander gegenständlich dargestellt. Mit schnellen Pinselstrichen auf die Leinwand aufgetragen, versprühen die skurrilen Tierchen Charme, Witz und Spontanität.
Ansonsten widmet sich die Freizeitmalerin der abstrakten Malerei. "Gegenstände, Farben und Formen entwickeln ihr Eigenleben", sagt sie. Vor allem in den jüngeren Werken findet man phantasievolle Ornamente, die den Betrachter an arabische Architektur erinnern.
Titel wie "Zeichen I und II" oder "Säule" geben nur spärlich Informationen über den Bildinhalt. Zander will mit ihren Collagen und Abstraktionen Bekanntes um- und verwandeln, eine andere Realität entstehen lassen.
Hildegund Zanders Ausstellung "Bilder und Objekte" ist bis 28. Februar im Pflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7, zu sehen. Die Räume sind täglich von 8 bis 21 Uhr geöffnet. tin
FRANKFURT-NORD. Schrägparkplätze und markierte Radfahrstreifen: Das hatte Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD) für den Ortsbezirk 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) bereits vor geraumer Zeit versprochen. Passiert ist noch nichts. Warum das so ist, und was der Fahrradbeauftragte der Stadt bislang in dieser Sache unternommen hat, darüber verlangen die Abgeordneten des Beirates nun Auskunft vom Magistrat. Sie verabschiedeten deshalb einstimmig einen FDP-Antrag.
Um die Radfahrer zu schützen und rasende Autofahrer zu stoppen, hatte der Beirat im Dezember 1990 den Magistrat aufgefordert, Schrägparkstreifen und abmarkierte Radwege auf den breiten Straßen im Ortsbezirk 8 anbringen zu lassen. So wurde verlangt, in der Ernst-Kahn- Straße und im Hammarskjöldring zwischen Erich-Ollenhauer-Ring und Roßkopfstraße Radfahrstreifen abzumarkieren. Dafür, so hieß es im Magistratsbericht vom Oktober, würden die bisherigen Radwege zu Bürgersteigen umgebaut.
Ferner hatte Vandreike versprochen, daß die Radwege im Gerhart-Hauptmann- und im Hammarskjöldring zwischen Praunheimer Weg und Roßkopfstraße verbreitert und für beidseitigen Radverkehr freigegeben würden. Daß bislang nichts passierte, ist nach Ansicht des Beirates eine Frechheit. "Es grenzt an Arbeitsverweigerung, daß die versprochenen Maßnahmen, die mit ein wenig Farbe und ein paar Schildern längst hätten realisiert werden können, noch nicht in Angriff genommen worden sind", heißt es im Antrag von Theo Dechert (FDP). jot
RIEDERWALD. Peter Reinwart (SPD), Ortsvorsteher im Bezirk 11, tritt zurück. Vier Jahre lang stand Reinwart dem Beirat vor, der für die Stadtteile Fechenheim, Seckbach und Riederwald zuständig ist. Beim Neujahrsempfang des Ortsbeirates kündigte er an, daß er wegen beruflicher Verpflichtungen in der kommenden Wahlperiode nicht mehr für das Amt kandidieren wird.
Der scheidende Kommunalpolitiker nutzte die Gelegenheit, um ein kleines Resümee zu ziehen. Er habe während seiner Amtszeit gemerkt, daß die Erwartungen aus der Bevölkerung an die Ortsvorsteher außerordentlich hoch seien. "Viele glauben, das ist ein hauptamtlicher Job", sagte er. Doch auch in dem Ehrenamt habe er stets versucht, den Anforderungen der Bürger gerecht zu werden. Als wichtigste Aufgabe des Ortsbeirates in den vergangenen vier Jahren nannte Reinwart die Verkehrsberuhigung in Seckbach und Fechenheim. Bei umstrittenen Punkten wie der Verkehrsführung im Staffel habe der Ortsbeirat auch gezeigt, "daß wir Beschlüsse korrigieren können".
Weiterhin habe sich das Gremium dafür stark gemacht, den öffentlichen Nahverkehr im Frankfurter Osten zu verbessern: Die Verlängerung der U 7 bis Enkheim, die besseren Taktzeiten der Linie 43 und die Wiedereinführung der Linie 44 seien erste Erfolge dieser Bemühungen. Reinwart sparte allerdings auch nicht an Kritik, vor allem an der Frankfurter Verwaltung: Es sei "erschreckend", wie die Leute in den Ämtern die Ortsbeiräte behandeln würden - "wie gehen die dann erst mit normalen Bürgern um?"
Da müsse sich dringend etwas ändern, wandte sich Reinwart an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, der ebenfalls zum Empfang ins Haus Riederwald gekommen war. Von Schoeler verteidigte seine Verwaltung: Man könne nicht pauschal alle Mitarbeiter als "unwillig und bösartig" verurteilen, sagte von Schoeler. Es gebe zwar auch "schwarze Schafe", doch viele Mitarbeiter seien sehr engagiert und bemüht, dem Bürger zu helfen. Der Oberbürgermeister dankte Reinwart für seine Arbeit im Ortsbeirat. Er habe durch seine "sachbezogene Art", mit der er die Probleme im Stadtteil angegangen sei, das Vertrauen der Bürger in den Ortsbeirat gestärkt.
Ein großes Lob zollte der Oberbürgermeister den Bürgern aus dem Frankfurter Osten für ihren Einsatz gegen Ausländerfeindlichkeit. Spontane Demonstrationen, bei denen in Seckbach und Fechenheim Hunderte auf die Straßen gingen, "haben unsere Stadt geehrt", sagte von Schoeler. Etwas von diesem Elan solle man mitnehmen ins neue Jahr: "Wir sollten uns nicht damit abfinden, daß in Frankfurt noch einmal rechtsextreme Parteien in den Römer und die Stadtteilparlamente einziehen." rea
Samstag, 30. Januar: Die Hoochie Coochie Blues Band tritt im Sinkkasten auf, das Duo Piano and Drum in der Brotfabrik, Wild Cat Night im Dreikönigskeller. Zabriskie Point spielen im Jazzkeller, Eastside Ronny im Jazzlife, Mallet im Spritzehaus und die Main River Band beschallt die Werkstatt. In Darmstadt: Die Tailgate Jazz-Band ist im Jagdhofkeller angesagt, Silent Faces rocken (auch Sonntag) in der Krone. Im Colos-Saal in Aschaffenburg gibt's Foolhouse Blues, im Jazzkeller Hanau Orange Juice Blues.
Sonntag: Rock & Gebläse beim Frühschoppen im Schlachthof. Abends steigt in der Alten Oper The Scottish Folk Festival '93 mit Ceolbeg (siehe Foto unten) als Headliner. Toshinori Kondo & Ima spielen im Sinkkasten, At the Crossroads im Jazzlife und Rocking Speech im Dreikönigskeller. In der Werkstatt rockt (15 Uhr) die Main River Band, abends treten dort Mason & Young auf. Die englischen Punker U. K. Subs (siehe Szene) sind im Hanauer Schlachthof angesagt.
Montag, 1. Februar: Bad Company (siehe Toptip) machen in der Music-Hall Station, Come (siehe Szene) im Cooky's, Johnny Cash und Kris Kristofferson in der Kongreßhalle. Der Chaos-Entertainer Tom Gerhardt ist im Frankfurter Hof Mainz aktiv. Die Swingstars klampfen im Jazzlife, Paddy goes to Holykopf in der Krone Darmstadt.
Dienstag: Alice in Chains fesselt die Fans in der Music-Hall. Die Dozenten mit Jazz-Fusion im Sinkkasten, Jim Hall and Band rocken im Jazzlife, im Gambrinus Bad Homburg die Jungs von D. B. A. In der Krone Darmstadt steigt eine Fete mit Avantgarde-Breakbeats der Baby Elephant Walk und Elektro von Juniper Hill.
Mittwoch: Public Banana Beat gibt's im Sinkkasten. Tres Hombres spielen (auch am Donnerstag) im Jazzlife und Düsterweg in der Krone Darmstadt. Die Pete Haycock Band bluest im Colos-Saal in Aschaffenburg.
Donnerstag: Pantera rocken in der Music-Hall. Die Leni Stern Band jazzt mit Dennis Chambers im KUZ Mainz. Elephant Castle sind in der Krone Darmstadt angesagt, unterstützt von der Band In der Strafkolonie. Die Dozenten unterrichten im Colos-Saal Aschaffenburg.
Freitag: Ulysses und Gangsters of Love stellen sich im Sinkkasten vor. Das Volksbildungsheim wird zum Rock 'n' Roll Zirkus mit Merlins Fantasy Farm, Candles, den Time Bandits, Lilly and the Soulboys und The Cave-Man. In der Brotfabrik wird brasilianische Worldmusic von Soma geboten. Eastside Ronny rockt im Jazzlife, D. B. A. sind im Isenburger Schloß Offenbach zugange, Lucille's Lumbago im Jazzkeller Hanau. ric
Redaktion: Ric Folz
FRANKFURT-NORDWEST. Sie waren beide Juden, stammten aus dem Bürgertum und konvertierten später zum Protestantismus. Und beide verließen aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat. Der Dichter Heinrich Heine (1797-1856) und der Komponist Felix Mendelssohn- Bartholdy (1809-1847) gehörten in ihren Gattungen zweifellos zu den bemerkenswertesten Zeitgenossen.
Conrad Misch, Kantor der evangelischen Gemeinde Cantate Domino (Rezitation) und Gabriele Full (Klavier) stellten Gedichte Heines und Kompositionen Mendelssohns im Gemeindesaal nebeneinander. Im Mittelpunkt standen das berühmte Opus "Deutschland, ein Wintermärchen" (1844 nach einer Deutschlandreise geschrieben) und einige "Lieder ohne Worte", die zum Bekanntesten und Besten zählen, was Mendelssohn für das Klavier komponierte.
Ein interessantes, lebendiges Programm, das vor allem von der Deklamationskraft des Rezitators lebte. Fein nuanciert trug er Heines satirisch-parodistische Deutschlandkritik vor; elegischen Passagen wie "Ich glaub' nicht an der Lilie Keuschheit" fühlte Misch durch bedächtigen Tonfall nach, donnernd, emphatisch intonierte er den Heineschen Traumdisput mit Kaiser Rotbart alias Barbarossa.
Eine böse Zunge zeichnete den seit 1831 im Pariser Exil lebenden Heine aus, dessen Schriften in Preußen seit 1833 verboten waren. "Die Contrebande, die mit mir reist / die hab ich im Kopfe stekken", wirft er den deutschen Zöllnern stellvertretend zu und schimpft über deutsche Feigheit und Obrigkeitsdenken: "Nur träumend, im idealen Traum / wagt Ihnen (dem Kaiser) der Deutsche die Meinung zu sagen."
Gabriele Full zeichnete ein ungewöhnliches Bild des Mendelssohnschen Musikgeistes. Energisch im Zugriff, dünn pedalisierend, rückte sie ab von träumerischer Poesie. Luzid leuchteten die Melodien über klar formulierter Begleitung. Kleine Unsicherheiten (so im Presto des "Rondo capriccioso op.14) verzieh man ihr.
Auch den Gestus des Perpetuum mobiles im "Spinnerlied" op. 67, 4 und die zarte Tönung des "Wiegenliedes" traf die Pianistin; sicherlich waren das die - intermittierenden - Höhepunkte ihrer Interpretationen romantischer Augenblicke.
Derweil verwandelte sich Conrad Misch von Text zu Text mehr in den schimpfenden Dichter. Die Verse, beim Lesen mitunter recht trocken, erblühten zu neuer Verständlichkeit. Vergangene Zeit wurde lebendig. Beredtes Beispiel dafür war die Rezitation eines Gedichtes aus dem Nachlaß: "Die Wahlesel".
Die Esel, das sind in dieser Parabel die kleinbürgerlichen, dickbäuchigen Vertreter des nationalen Flügels in der Frankfurter Nationalversammlung von 1848, die während der Geburtsstunde der Demokratie ihren Sermon loslassen. Mit bösartiger Ironie hatte Heine die Konservativen auf die Schippe genommen. Misch übersetzte diese Parodie ("Du kennst nicht die Tiefen der Eselsnatur") in deftiger, überzogener Weise - die 30 Zuhörer durften schmunzeln.
Für den feinfühligen Aufbau der Soireé spricht, daß am Ende die besinnlichen Töne angestimmt wurden. Zu den letzten Klängen eines "Charakterstückes" von Mendelssohn hauchte der Rezitator Heines liebevolle Botschaft aus dem Gedicht "Leise zieht durch mein Gemüt" in den Raum: "Wenn du eine Rose schaust / sag, ich laß sie grüßen." JÜRGEN OTTEN
1
• 2. und 3. Februar: Asbestsanierung - geht das auch Kommunen an? Lehrgang für kommunale Beauftragte in 4452 Freren. Kosten: 560 Mark. Informationen: Akademie für kommunalen Umweltschutz, Tel. 0 54 01/82 01 - 34.
• 12. bis 14. Februar: Die Honorierung ökologischer Leistungen der Landwirtschaft: Fallbeispiele, Probleme, Zukunftsperspektiven, Tagung der Ev.Akademie in Loccum. Info: 0 57 66/81-0.
• 15. bis 17. Februar: Energieverbrauch verringern - Energieeinsatz optimieren, Hauswirtschaftstagung in der Ev. Akademie Iserlohn. Info: Tel. 0 23 71 / 352-0.
• 15. bis 19. Februar: UTEC Umwelttechnologieforum im ICC Berlin. Kosten pro Veranstaltung zwischen 245 und 720 Mark. Info: Fortbildungszentrum Gesundheits- und Umweltschutz, Kleiststr. 23-26, 1000 Berlin 30, Tel. 0 30/23 14 59 71/72.
• 18. und 19. Februar: Papier und Umwelt, Tagung des Bundesverbandes für Umweltberatung (Bremen) in der Deutschen Landjugend-Akademie Fredeburg, In der Wehrhecke 1c, 5300 Bonn-Röttgen. Anmeldung: Tel. 04 21/35 71 95.
• 27. Februar: Naturbegegnung als Grundlage der Umweltbildung, Seminar im Umweltzentrum Mannheim, Käfertaler Str. 162. Kosten: 28 Mark. Veranstalter und Anmeldung: Deutsche Umwelthilfe, Tel. 06 21 - 33 17 74.
• 3. März: Mit Umweltkonzepten neue Märkte erschließen - Herausforderung und wirtschaftliche Chance für den Mittelstand, Seminar der Umweltakademie c/o Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, 8031 Oberpfaffenhofen, Tel. 0 81 53/2 82 41.
Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den
"Ökologischen Briefen" (Frankfurt/Main).
Seit einigen Jahren wird im deutschsprachigen Raum viel von Feindbildern gesprochen, von der Gefährlichkeit der Feindbilder als Vorläufer kriegerischer und gewalttätiger Auseinandersetzungen und von der Notwendigkeit, sie abzubauen. Aber was sind eigentlich "Feindbilder"? Wozu brauchen wir sie? Wie entstehen sie beim einzelnen und im Kollektiv? Gibt es eine psychische oder auch kollektiv-psychische Disposition, die der Entwicklung von Feindbildern zuträglich ist? Und wie entsteht eine solche Disposition? Wie kann sich eine solche Disposition verändern?
Alle diese Fragen sind Fragen der politischen Psychologie bzw. der politischen Psychoanalyse. Die Antworten der politischen Psychoanalyse können dabei über den bloßen Appell zum Abbau von Feindbildern hinausführen, denn sie tragen zu einem Verständnis der Mechanismen bei, die in jedem Menschen ablaufen. Wenn wir verstehen lernen, daß Feindbilder bei uns selbst wie bei anderen Menschen not-gedrungen immer wieder entstehen, sobald unsere Angst in zwischenmenschlichen Konflikten zu groß wird, dann brauchen wir andere Menschen weniger zu entwerten oder anzugreifen, wenn sie im Zustand der (vielleicht auch verdrängten) Angst mit Entwertung oder mit feindseligen Phantasien reagieren. Das bedeutet: Dann brauchen wir nicht mehr Feindbilder gegen Feindbilder zu entwikkeln. Wir können leichter Wege finden, uns selbst und anderen aus diesem unglücklichen Zustand herauszuhelfen, anstatt das Unglück durch immer weitere Entwertungen und Feindseligkeiten fortzusetzen.
Die Beschäftigung mit dem Thema "Feindbilder" scheint mir aber auch einen Wandel im kollektiven Bewußtsein anzuzeigen, der eine neue Akzeptanz fürdie Relativität der Standpunkte mit sich bringt. Wenn eine negative Aussage über einen anderen Menschen grundsätzlich auch das Produkt eines Feindbildes sein kann und nicht in jedem Fall als "Fest- Stellung" über diesen Menschen und als objektive Beurteilung seiner Person und seines Verhaltens angesehen wird, dann bedeutet das, daß allmählich auch die Beziehungen zwischen den Menschen, das "Klima" zwischen ihnen als eine Ursache ihres Verhaltens verstanden werden. Wir beginnen zu begreifen, daß keiner von uns in seinem Verhalten autonom ist. Wir alle sind in unserem Verhalten abhängig von einem Klima, das zwischen uns und unseren Mitmenschen herrscht, und von den bewußten und unbewußten Phantasien, die sich als Grundmuster des Erlebens und Verhaltens in jedem von uns im Laufe seiner Entwicklung gebildet haben.
Zu diesen Erkenntnissen hat die Psychoanalyse Wesentliches beigetragen. Die große Kränkung, die im Bewußtwerden der eigenen Abhängigkeit von unbewußten Phantasien in der eigenen Person und im Kollektiv liegt und ursprünglich von der Psychoanalyse als ein Stein des Anstoßes gesetzt wurde, wird allmählich im allgemeinen Denken ertragen. Ja es wird bewußt, daß solche Vorstellungen sogar hilfreich sein können, wenn man feindselige Frontenbildungen auflösen möchte. In der von der Psychoanalyse beeinflußten (psychosomatischen) Medizin wird allmählich deutlich, daß Krankheit auch und vor allem als fehlende Widerstandsfähigkeit bzw. Lebenskraft verstanden werden muß, weshalb es gilt, zur Heilung neben der körperlichen auch die seelische Widerstandsfähigkeit anzuregen. Entsprechend wird in der Innen- und Außenpolitik allmählich deutlich, daß Unruhen, Terrorismus, Wettrüsten und Krieg nicht einfach nur auf die Abwesenheit oder die Unfähigkeit der Polizei oder auf mangelhafte militärische Stärke zurückzuführen sind. Alle diese "Krankheiten" von Gesellschaften werden vielmehr zunehmend als Ausdruck einer Beziehungsstörung innerhalb der Gesellschaften und zwischen den Staaten und Völkern erkannt, die auf feindseligen Phantasien, auf Feindbildern beruht.
Innerhalb der Psychoanalyse bedeutet dieser Perspektivenwechsel in bezug auf die Frage nach den Ursachen von Gewalt und Krieg, daß wir uns von dem Konzept eines Aggressionstriebes verabschieden müssen, der "befriedigt", "gezähmt" oder auch "sublimiert" (auf "nützliche" Tätigkeiten verschoben) werden müßte. In der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts entwickelte sich auch hier eine etwas weniger biologistische Sichtweise: Aggressivität wird jetzt als innerer Zustand eines Menschen verstanden, als Reaktion auf eine bestimmte Situation, in der er sich unsicher fühlt. "Natürlich" daran ist, daß wir Menschen im Zustand der Verunsicherung - wie auch viele Tiere - eine Reaktionsmöglichkeit haben, die unser psychisches Gleichgewicht wieder herstellt und uns befähigt, uns (eventuell angreifend) zu verteidigen: Wir werden "aggressiv".
Im Zustand der Angst oder Verunsicherung ist es sinnvoll und nötig, so schnell wie möglich die Ursache dieses Gefühls herauszufinden, beziehungsweise mit Hilfe dieses Gefühls die Gefahrensituation wahrzunehmen. Wir müssen wissen, wer oder was uns bedroht. Problematisch und für den einzelnen Menschen wie auch für die Gemeinschaft schädigend wird dieser Mechanismus dann, wenn es bei der Suche nach der Ursache der Angst nicht darum geht, die Gefahr oder den Feind zu erkennen und sich möglichst wirksam aus der Gefahr zu retten, sondern darum, einen "Sündenbock" festzustellen. Ein Sündenbock dient dazu, eigene Schuldgefühle loszuwerden und sich nicht mit der eigenen inneren Misere befassen zu müssen. In diesem Vorgang wird also nicht die eigene Unsicherheit, sondern die Bösartigkeit anderer Menschen als Ursache der Bedrohtheitsgefühle ausgemacht. Er verläuft zumeist unbewußt. Trotzdem oder auch deshalb ist dieses Geschehen an der Gestaltung aller privaten und politischen Beziehungen mehr oder weniger beteiligt. Ich werde im nächsten Kapitel darauf zurückkommen.
Auch die Erkenntnis, daß physische wie psychische "Erkrankungen" und ihre "Symptome" in Form von Gewalt nicht durch Bedrohung und Unterdrückung "geheilt" werden können, ist eine Folge dieses "Neuen Denkens", das sich in den vergangenen Jahrzehnten in unserer Gesellschaft und so auch in der Psychoanalyse entwickelt hat. Unterdrükkung und Bedrohung werden selbst als Charakteristika feindseliger und kontaktarmer Beziehungsstruktu- ren erkannt, die auf Feindbildern beruhen. Aus dieser Sicht können diese Symptome nur dadurch aufgelöst werden, daß das zwischenmenschliche Klima verbessert wird und die Feindbilder gemeinsam abgebaut werden. Allerdings ist diese Klimaverbesserung nur zu erreichen, wenn beide Seiten persönlichen Mut und die Bereitschaft zur Kooperation entwickeln. Wo die individuelle und kollektive Unterdrückung enden soll, ist die Konfliktfähigkeit jedes einzelnen gefordert.
Diese Konfliktfähigkeit ist aber bei den einzelnen Menschen unterschiedlich groß. Die Disposition zur Entwicklung von Feindbildern (das heißt die Disposition zur Abwehr innerer Unsicherheitsgefühle durch Spaltung) entsteht beim einzelnen schon in der Kindheit. Sie entwikkelt sich in einem bestimmten kulturellen, aber auch in einem bestimmten familiären Klima. Jedes Kind nimmt zwangsläufig das Beziehungsklima in sich auf, in das es hineingeboren wird. In fast allen Familien oder Paarbeziehungen gibt es offene oder versteckte Unzufriedenheiten. Man glaubt, deshalb nicht zufrieden werden zu können, weil der andere oder die anderen so sind, wie sie sind. Dieses Gefühl der Unzufriedenheit wird aber nicht mitgeteilt und offen besprochen, so daß eine Chance bestünde, gemeinsam an der Unzufriedenheit etwas zu verändern. Es wird entweder in Form eines Vorwurfs "herausgeschrieen" oder als versteckter Vorwurf auf einer stumm geführten "Liste" der Unfähigkeiten oder Bösartigkeiten des jeweils anderen gesammelt. So entstehen psychische "Waffenlager", Vorräte für den "Ernstfall", in dem sich dann Teile einer solchen Liste oder auch die ganze "Liste" entladen.
Die Feindbilder als offene oder versteckte Waffenarsenale haben alle die Grundform "Ich kann ja nicht, weil du . . .", wobei die Umkehrung immer mitschwingt und gefürchtet wird: "Du kannst ja nicht, weil ich . . ." Im ersten Fall liegt das "Böse", die Ursache, beim anderen, im zweiten Fall wird dieses "Böse" in der eigenen Person befürchtet. Oft wird bei diesem Hin- und Herschieben das "Böse", die Schuld, absichtlich in die eigene Person hereingenommen. Das trägt aber nur scheinbar zum Frieden bei. Das abgespaltene "Böse" wird sich auch in der eigenen Person wieder bemerkbar machen, sei es in einer körperlichen Erkrankung, sei es in untergründiger Wut und seelischer Isolation.
Als physisch und psychisch schwächstes Glied nimmt jedes Kind die abgespaltenen Anteile, sozusagen die "Abfälle" der Eltern, automatisch in sich auf. Wenn die Eltern sich manifest oder latent streiten, fühlt es sich "schlecht" im doppelten Sinn des Wortes. Es phantasiert sich als Ursache des Streits und versucht, das "Böse" zu "schlucken". Unter Umständen muß es in der Folge sein Leben lang versuchen, dieses "Böse" wieder "auszuspucken", es wieder loszuwerden. Das macht sich dann durch eine große Bereitschaft bemerkbar, in Konfliktsituationen sofort einen "Bösen", einen Feind zu finden - ganz ähnlich wie die Eltern mit diesem Kind als "Sündenbock" verfahren sind. Je stärker die Eltern auf Unsicherheit mit Spaltung (Unterscheidung von "gut" und "böse") reagierten, desto größer ist die Bereitschaft auch des Kindes, sich mit Hilfe dieses Mechanismus von "Bösem" zu befreien.
Dazu muß das Kind nicht einmal offen beschimpft worden sein. Eine ähnliche Entwicklung kann man auch beobachten, wenn das Kind oder die eigene Familie immer als "gut", die anderen oder der andere Elternteil immer als "böse" erklärt wurden. Um das "gute Kind" zu bleiben, muß es die eigenen Gefühle und Impulse unterdrücken. Diese werden dann intrapsychisch als "schlecht" erklärt. Das führt dazu, daß sich die ganze Person "schlecht" fühlt und mehr oder weniger ständig gegen dieses Schlecht-Sein ankämpfen muß. Ein solcher Kampf kann sich darin ausdrücken, daß das Kind und später der/die Erwachsene sehr stark leidet und/oder sich selbst beziehungsweise andere ständig abwerten muß.
Wenn man diese Dynamik der Hereinnahme und der Ausstoßung von "Schlechtem" in die eigene Person und aus der eigenen Person vor Augen hat, fällt es leichter, bei Schuldvorwürfen im Sinne der Ausstoßung eines Menschen aus der Gemeinschaft nicht nur danach zu fragen, ob diese Vorwürfe zu Recht erhoben werden oder nicht (und dadurch zum "Richter" zu werden), sondern sich auch darum zu kümmern, was sich zwischen dem Beschuldigenden und dem Beschuldigten ereignet. Es könnte ja sein, daß der Beschuldiger (in einem Streit sind das zumeist beide Parteien) gerade verzweifelt darum kämpft, nicht aufgrund des "Bösen", das er in sich zu haben fürchtet, ausgestoßen zu werden. Beschuldigungen sind immer auch ein Signal dafür, daß der Beschuldigende Angst hat, nicht "gut" zu sein.
Durch die Spaltungsmechanismen der frühen Bezugspersonen und durch die familiären Kämpfe ums "Gut-Sein" lernen wir schon sehr früh, daß es "gute" und "böse" Menschen gibt. Dieser "Lernerfolg" wird uns allerdings später in allen unseren Beziehungen sehr hinderlich sein. Da wir schon als Kinder lernen, uns selbst entweder als "gut" (= für andere nützlich) oder auch als "schlecht" (= für andere nutzlos oder schädlich) einzustufen, bleiben wir auch später dieser Unterscheidung verhaftet. Die wichtige Frage, ob wir uns gut fühlen, geht mehr oder weniger unter zugunsten der Frage, ob wir (für andere oder aus der Sicht der anderen) gut sind. Mitmenschliche Gefühle und das Bedürfnis, ohne Anwendung des Nützlichkeitskriteriums geliebt zu werden und lieben zu können, gehen dabei verloren. Wir werden zum (nützlichen oder nutzlosen) Instrument oder Objekt anderer Menschen und verwenden andere Menschen in gleicher Weise.
Eine zumeist unbewußte Resignation führt dazu, daß man gar nicht mehr daran glaubt, diese Gefühle und Be- dürfnisse wiedergewinnen zu können. Sie fixiert diesen traurigen Status quo, der oft nicht einmal als schmerzlich, sondern als "selbstverständlich" erlebt wird.
Das Grundprinzip jedes Feinbildes ist also die Unterscheidung zwischen "gut" und "böse", zwischen "guten" und "bösen" Menschen, Verhaltensweisen, Eigenschaften, Wünschen, Gefühlen usw. Jedes Kind, das in einem Bezugssystem aufwächst, das die Orientierung nach "Freunden" und "Feinden" anbietet, muß zwangsläufig dieses Bezugssystem auch für sich selbst übernehmen. Um seine psychische Identität zu retten, bleibt ihm keine andere Wahl, als sich in dieser Verwirrung und Bedrohlichkeit der Bündnisstrukturen ebenfalls an Feind- und Freundbildern zu orientieren. Je gestörter in diesem Sinn die Umgebung des heranwachsenden Kindes ist, desto stärker wird sich dieses Kind in seinem ganzen Leben fragen müssen: "Wer ist mein Freund? Wer ist mein Feind?" Diese Fragen werden verstärkt immer dann auftauchen, wenn es sich unsicher fühlt. Soweit es nicht erfahren hat, daß man Beziehungen durch Kontaktaufnahme und konstruktive Auseinandersetzung verbessern kann, wird es auch beeinflußbar sein für jede persönliche und politische Propaganda, die ihm Ruhe, Sicherheit und Befriedigung verspricht, wenn es sich dafür den Führern des einen Lagers unterordnet und nicht daran denkt, mit Mitgliedern des anderen Lagers, mit den "Feinden", Kontakt aufzunehmen.
So lernt das Kind schon in seiner Familie das Grundprinzip der Vasallentreue kennen und befolgen: Die "richtigen", "guten" und "lieben" Kinder sind brav und "folgen" den stets "guten" und "richtigen" Eltern. Die gemeinsamen Feinde müssen immer wieder gemeinsam entwertet werden. Dieses Prinzip wird in unseren gespaltenen Familienstrukturen weitergegeben. Das Kind lernt, daß es nur dann geborgen ist, wenn es sich auf die Seite der Mutter gegen den Vater schlägt oder umgekehrt. In solchen Familienstrukturen ist es schwer zu sehen, daß die Ungeborgenheit an diesem System liegt und nicht dann droht, wenn man einem Bündnispartner untreu geworden ist. Die Urformen der Block- und Bündnisbildung werden in der Familie gelernt.
Uns allen fällt es schwer, nicht immer wieder diesen unseren frühkindlich erworbenen Reaktionsmustern zu folgen, wenn wir Angst haben. Die in der Kindheit nicht erworbene Widerstandskraft gegen den Zwang zur Bündnisbildung ist später nur noch sehr schwer zu erwerben. Doch es ist prinzipiell in dem Maße noch möglich, wie bei den frühen Bezugspersonen noch ein wenig Konfliktfähigkeit vorhanden war, so daß sie nicht schon bei kleinen Konflikten den Konfliktpartner (in der Phantasie oder in der Realität) gegen einen "besseren" Partner ausgetauscht haben. Solche positiven Erfahrungen können unter Umständen von einem Kind später für sich selbst "ausgebaut" werden.
THEA BAURIEDL
Literatur zum Thema: Thea Bauriedl: "Wege aus der Gewalt" - Analyse von Beziehungen. Herder Spektrum, Band 4129. Herder-Verlag, Hermann-Herder- Straße 4, 7800 Freiburg. Preis: 16,80 DM.
Freiheitsgrüße - und strenge Aufsicht
Der Präsident schmeichelte den Medienmännern. Als in der vergangenen Woche Rußlands Journalisten den "Tag der Presse" feierten, meldete sich Boris Jelzin aus dem Kreml mit einer herzlichen Grußadresse: Die demokratisch orientierten Journalisten seien beim Sturz des totalitären kommunistischen Systems Hauptakteure gewesen, schrieb Rußlands Präsident in seiner Laudatio. Damit stünden sie in einer Reihe mit jenen Freiheitskämpfern, die im August 1991 den reaktionären Putsch niedergeschlagen haben. Jelzin feierlich: "Niemand kann die Freiheit der russischen Presse angreifen."
Mit der Freiheit der russischen Medien aber steht es derzeit nicht zum besten. Jelzin selbst war es, der Ende vergangenen Jahres zum Sturm auf das "Bollwerk der demokratischen Rechte und Freiheiten" (Glückwunschtext) blies. Per Dekret unterstellte er den zweiten russischen Fernsehkanal, das Radio sowie das Pressezentrum der Regierung einem neuzuschaffenden Informationszentrum. "Koordiniert und überwacht" werden sollen durch das Zentrum außerdem der erste russische Fernsehkanal Ostankino und die staatlichen Nachrichtenagenturen. Aufgabe der neuen Behörde ist die "Verbreitung von wahren und genauen Informationen über den Verlauf der Reformen und die Arbeit der Regierung".
An die Spitze der medialen Superbehörde bestellte der russische Präsident seinen Vertrauten Michail Poltoranin, der Ende November vergangenen Jahres auf Druck der Opposition von seinem Amt als Informationsminister zurücktreten mußte. Der Ex-Herausgeber der Moskowskaja Prawda darf dem Erlaß zufolge künftig festlegen, was in Rußland die Wahrheit über den Verlauf der Reformen ist und auch die diesbezügliche Unterrichtung der Weltöffentlichkeit "unterstützen". Laut Poltoranin dient das Zentrum der "Wahrung der Unabhängigkeit der Massenmedien".
Um keine Zweifel an der neuen Kompetenzverteilung aufkommen zu lassen, residiert Poltoranin noch immer in seinem alten Ministerkabinett, bei unveränderter Telefonnummer: Michail Fjedotow, der neue für "Presse und Information" zuständige Mann am Kabinettstisch von Premier Viktor Tschernomyrdin, hat sich derweil ein anderes Quartier suchen müssen. Die Zuständigkeiten von Scheinminister Fjedotow - immerhin ist er der Autor des ersten liberalen Pressegesetzes von Rußland - sollen sich künftig auf die Registrierung von neugegründeten Zeitungen und andere Verwaltungsarbeiten beschränken.
Der auch in der Wortwahl brachiale Jelzin-Erlaß verfehlte seine Wirkung nicht. Die konservativ-kommunistische Presse sprach von einer "Zensurbehörde" und dem "Handwerkszeug der Diktatoren". Selbst der dem Präsidenten wohlgesonnene Chefredakteur der liberalen Iswestija, Igor Golembiowskij, gestand ein, man könne den Erlaß wohl "als einen Versuch der Monopolisierung betrachten". Umgehend meldete sich auch Parlamentschef Ruslan Chasbulatow zu Wort. Der Jelzin-Widersacher und Intimfeind von Ex-Minister Poltoranin kündigte die Auflösung des Informationszentrums durch das Parlament an: Der Erlaß des Präsidenten verstoße gegen das Gesetz über die Presse, gab sich Chasbulatow besorgt, und führe zur Wiedereinführung einer Zensur in Rußland. Dies aber sei durch die Verfassung untersagt.
Der ausgeprägte Machtinstinkt hatte Verfassungsschützer Chasbulatow spüren lassen, daß sich der in Bedrängnis geratene russische Präsident auf der Suche nach geeigneten Mechanismen zur Durchsetzung seiner Politik einer alten Propagandamaschine erinnert hatte, die den jeweiligen Kremlherren bis in die Perestroikajahre hinein relativ zuverlässig diente. Seither rangeln die beiden Rivalen im russischen Machtkampf gemeinsam um möglichst großen Medieneinfluß. Einer der beiden zentralen Fernsehkanäle, fordert Chasbulatow nun, solle gefälligst dem Obersten Sowjet unterstellt werden. Zuvor hatte er bereits mit Hilfe seiner inzwischen aufgelösten Parlamentsgarde erfolglos versucht, die seit dem Augustputsch von 1991 unabhängige Iswestija wieder der Kontrolle des Obersten Sowjets zu unterstellen.
Der Zeitpunkt der versuchten Landnahme kommt nicht von ungefähr. Am 11. April soll die Bevölkerung Rußlands per Referendum über die künftige Verfassung des Landes abstimmen. Zur Wahl dürften dabei jeweils Entwürfe stehen, bei deren Annahme entweder der Präsident oder das Parlament größere Zuständigkeiten erhalten. Für Jelzin und Chasbulatow gilt der 11. April als "Tag der Entscheidung über die Zukunft des Landes". Entsprechend hochtourig läuft in den beiden Apparaten die Vorbereitung - wobei sich Fernsehen und Rundfunk nach altem Muster in den strategischen Planspielen als lenkbare Propagandainstrumente wiederfinden. Zumal, da es bei dem Referendum über komplizierte juristische Feinheiten eher darauf ankommt, in der Bevölkerung eine günstige Stimmung für den jeweiligen politischen Frontmann zu erzeugen, als den 150 Millionen Russen die Verfassungsartikel zu erklären.
"Es ist, als ob da plötzlich zwei Zentralkomitees wären, die vorläufig erst einmal drohen", beschwert sich ein Ostankino-Redakteur, "aber die Drohung macht uns Sorgen." Mit Jelzin freilich seien die Erfahrungen im ersten Jahr der neuen russischen Staatlichkeit nicht schlecht gewesen: Der Präsident habe sich aus der Redaktionsarbeit herausgehalten. "Aber der konnte sich ja auch sicher sein, daß die meisten Leute hier auf seiner Seite sind." Nach dem mißlungenen Putschversuch vor anderthalb Jahren haben die Redaktionen ihre Altlasten auf den Chefsesseln zumeist selbst entsorgt und die neue Freiheit zu engagiertem Journalismus genutzt. Dennoch, meint der Ostankino-Macher, würden Rundfunk und Fernsehen noch immer an der Leine geführt; "einer Leine, die im Moment aber sehr schlaff hängt".
Für Iswestija-Chef Golembiowskij ist es noch nicht mal eine beunruhigende Vorstellung, wenn die russischen TV-Kanäle wieder unter politischer Regie stünden: "Wenn Poltoranin auf den einen Sender Druck ausübt und Chasbulatow auf den anderen, so entsteht auch ein Gleichgewicht." Und dieses Gleichgewicht werde dann schon für eine "richtige Information" der Bevölkerung sorgen. Als besten Schutz vor einer neuen Entmündigung sieht Golembiowskij die "neue Mentalität der Journalisten". Diese würden sich heute "weder von den Konservativen noch von den Demokraten an eine Kette legen lassen".
Golembiowskij freilich kann sich Gelassenheit erlauben. Im Gegensatz zu Rundfunk und Fernsehen sind die russischen Zeitungen der Abhängigkeit von Staat oder Partei weitgehend entronnen. Bei der Iswestija datiert der letzte Einmischungsversuch per direkt geschalteter Regierungsleitung vom Frühjahr 1992. Damals wurde der wütende Anruf einer "hohen Persönlichkeit" am nächsten Tag auf der ersten Seite abgedruckt. Seither schweigt der mattgelbe Apparat auf dem Tisch des Chefredakteurs.
Zu der redaktionellen Unabhängigkeit der Zeitungen soll nun die wirtschaftliche hinzukommen. Bei einer Auflage von rund einer Million Exemplaren kann sich die Iswestija nach Redaktionsangaben seit Anfang des Jahres als eines der ersten Moskauer Blätter ausschließlich selbst finanzieren. "Trotzdem hängt unsere Unabhängigkeit in der Luft", weiß Golembiowskij. Zwar gehören zum Immobilienpark des Zeitungsunternehmens mehrere Gebäude im Moskauer Stadtzentrum, dazu Hotels und Erholungsheime. Die aber sind nach wie vor Eigentum des Staates. "Und wer das Eigentum regiert, der kann jederzeit auch die Iswestija regieren." Die Erkenntnis des Reformjournalisten: "Niemand wird uns schützen, wenn wir es nicht selbst tun."
GALLUS. Es paßte so recht in das Konzept der Organisatoren der Gallus-Kulturwochen, daß im Stadtteil ein Vereinsgeburtstag gefeiert werden konnte: Das 80jährige Bestehen des bekannten Herchenröder-Quartetts 1913. Das "Haus Gallus" war fast zu klein, um allen Besuchern und Gratulanten Platz zu bieten. Kein Wunder, denn die "Herchenröder", wie die Sänger genannt werden, haben einen hervorragenden Ruf.
Bernhard Herchenröder hatte 1913 zunächst ein Gesangs-Quartett gegründet. Daraus wurde ein großer Chor, dessen Weg nach dem Zweiten Weltkrieg steil nach oben führte. Den Ruhm verdanken die Sänger vor allem dem heutigen Ehrenvorsitzenden Horst Schneider sowie dem verstorbenen Dirigenten Rudolf Heukäufer, der über 40 Jahre den Chor im In- und Ausland von Erfolg zu Erfolg führte. Schneider leitete den Verein als Vorsitzender von 1955 bis 1989. Diese erfolgreiche Führung setzt sich mit Eberhard Mayer und seinen Vorstandsfreunden fort.
Für Musikfreunde ist es immer wieder ein Ohrenschmaus, den von Stefan Laasch musikalisch geleiteten Chor mit etwa 40 Sängern zu hören. Beim Jubiläumskonzert waren auch Stadträtin Linda Reisch und Vereinsring-Vorsitzender Josef Häfner begeistert, als die "Herchenröder" mit dem Chor der Priester aus Mozarts "Zauberflöte" einen phantastischen Auftakt boten. Die Kulturdezernentin unterstrich in ihrer Laudatio auf den Verein auch die große Bedeutung der "Kulturwochen im Gallusviertel", für die sich auch die "Herchenröder" engagieren. Linda Reisch lobte beispielsweise das gelungene Experiment "Jazz und Rock" mit Beteiligung des Herchenröder-Quartetts.
Der Vereinsgeburtstag im "Haus Gallus" war zugleich ein Sängertreffen befreundeter Chöre. Herchenröder-Vorsitzender Eberhard Mayer begrüßte den gemischten Chor "Cecilia" aus Aulhausen, den Chor der Sängervereinigung 1864 Eschersheim und der Chorgemeinschaft 1857 Griesheim. Ein besonderer Gruß galt den Tänzern und Sängern der russischen Folkloregruppe "Schwarze Erde". Sie alle gratulierten musikalisch zum 80. Geburtstag.
Es gab herzlichen Beifall für die gesanglichen Darbietungen, aber auch für verblüffenden Zauberkunststücke von Jeff Sheridan aus den USA und das gemeinsame Finale aller Chöre. dixi
NIEDER-ERLENBACH. Regelmäßige Besucher wissen es längst: Der "Sonn- Talk" des SPD-Ortsvereins Nieder-Eschbach ist immer für eine Überraschung gut. So auch diesmal: Von fünf Prominenten, die Moderator Diether Dehm zum sonntäglichen Plausch eingeladen hatte, sagten gleich vier ab. In dieser schwierigen Situation ist schon manch gestandener Talkshow-Profi ins Schwitzen gekommen - für "Tausendsassa" Dehm kein Problem: Er zauberte wie aus dem Nichts vier neue interessante Gäste herbei.
Zum Auftakt des Sonn-Talks im Bürgerhaus von Nieder-Erlenbach nahm der einzige "reguläre" Gesprächspartner neben dem Gastgeber Platz. Franz Degen, Klatsch-Kolumnist bei Bild Frankfurt, berichtete freimütig über die journalistischen Praktiken seiner Redaktion. Da wurden alte Zeiten aufgewärmt, als das Springer-Haus von wütenden Demonstranten belagert wurde - "damals bin ich auf einen Laster aufgesprungen und hinten aus dem Gebäude rausgefahren", erzählte Degen. "Ja, und ich stand damals vor der Tür", ergänzte Dehm mit verschmitztem Lächeln.
Diejenigen, die Bild immer angreifen würden, behauptete Degen, ständen gleichzeitig als erste auf der Matte, "wenn sie unsere Zeitung als Promoter brauchen". Eine Geschichte, die Degen zum Thema "Bild" und Privatsphäre erzählte: Als Elke Kast, die bekannte ZDF- Moderatorin, an Krebs starb, baten die Angehörigen um eine Beerdigung im privaten Kreis - keine Presse. "Natürlich hatten wir schon nach zehn Minuten herausbekommen, wo die Beisetzung stattfinden sollte", erklärte Degen stolz. Daß er dann trotzdem vor dem Friedhof warten mußte und die "armen Fotografen" gezwungen waren, unscharfe Bilder zu schießen . . .
Anschließend trat der erste Überraschungsgast auf: Rainer Basedow, Schauspieler und Mitglied der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Dehm hatte den Kabarettisten am Vortag bei einer Vorstellung im Römer gesehen und ihn sofort für den Sonn-Talk "abgeworben". Basedow ist im Kabarett der Spezialist für "reaktionäre Soße". Der nette Taxifahrer, der sich nach und nach in einen Rechtsextremisten verwandelt - das sind seine Rollen.
Die Frage, ob sich der Humor nicht verändert hat, ob er nicht bitterer geworden ist, bejahte er: Früher ging es darum mit dem Florett zu fechten; "heute gilt mindestens der schwere Säbel, wenn nicht gar der Knüppel", sagte Basedow. Für ihn steht immer noch der Auftritt im Mittelpunkt, das Spielen an sich. Theater sei überhaupt nichts für ihn: "Drei Monate proben, da hab&rquote; ich Besseres zu tun. Ich will für die Leute spielen", betonte er.
Für eine Unterrichtsstunde in Musiktheorie sorgte der Bluesmusiker Don Richway. Der Blues, so demonstrierte er am Klavier, habe zwölf oder 16 Takte. "Was heißt das?" wollte Dehm wissen. "Na, eins, zwo, drei, vier, zwo, zwo, drei, vier, drei, zwo, drei, vier und so weiter bis zwölf." Pause. "Und 16 sind vier mehr." Logisch, oder? - Ein "Heimspiel" hatte der dritte Überraschungsgast: Wolfgang Müller lebt in Nieder-Erlenbach und ist Chef-Fahrer bei der Stadt Frankfurt.
Müller hat schon Karl-Heinz Trageser, Manfred Sutter und Martin Berg zu ihren Terminen "kutschiert". Vor allem mit dem im Dezember verstorbenen Frankfurter Sozialdezernenten Jürgen Egert verband ihn ein enges freundschaftliches Verhältnis. Obwohl die beiden verschiedenen Parteien angehörten, "waren wir auf den langen Autofahrten immer einer Meinung". Der Unterschied sei, "wie man es in der Politik nach außen vertritt", so Müllers Erfahrung.
Der letzte Gesprächspartner aus dem "Zauberhut" von Diether Dehm war Ernst Achilles, der "Red Adair" von Frankfurt. Der ehemalige leitende Brandschutzdirektor der Stadt ist immer dort zu finden, wo es brenzlig ist: So war er nach dem Golfkrieg in der Wüste, um die brennenden Ölquellen zu löschen. Dem Publikum, das mucksmäuschenstill lauschte, erzählte er von seinen Einsätzen dort und an anderen heiklen Orten in der Welt. Sein nächstes Projekt: eine erneute Besichtigung des verseuchten Reaktors in Tschernobyl.
Mit zwei Bluesstücken von Richway endete der "Überraschungs-Sonntalk". rea
BONAMES. Das Bürgerhaus Bonames ist nach gründlicher Renovierung wiedereröffnet worden. Gleichzeitig wurde die an den Komplex des Hauses "Nidda" angeschlossene neuerrichtete Turnhalle der Öffentlichkeit übergeben. Die Kosten für das von der Saalbau finanzierte Projekt betragen etwa 17 Millionen Mark.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) wies in seiner Festrede vor Vertretern des zuständigen Ortsbeirats 10, Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD) und anderen Kommunalpolitikern auf die Bedeutung des Bürgerhauses und der Turnhalle für die Bonameser Bevölkerung hin. "Was mich freut, ist die Tatsache, daß durch den Umbau des Bürgerhauses weitere und intensivere Nutzungsmöglichkeiten entstanden sind, die den vielen Klubs im Vereinsring Bonames und der gesamten Bürgerschaft zugute kommen", meinte von Andreas von Schoeler.
Das Haus "Nidda" im Harheimer Weg 24 verfügt künftig über ein attraktives Raumangebot. Neben dem Saal, in dem bis zu 500 Personen Platz haben, gibt es drei Clubräume mit insgesamt rund 150 Plätzen. Besonderheit im Saal, der zuvor hauptsächlich als Turnhalle diente und für diverse Feste umgebaut werden mußte, ist die Empore im hinteren Teil, die vorwiegend für kleinere Versammlungen oder Feiern genutzt werden soll.
Modernsten Ansprüchen genügt die neu erbaute Dreifelder-Turnhalle. Behindertengerecht ausgestattet, bietet sie Möglichkeiten für viele Sportarten: neben den "Klassikern" Hand-, Basket- und Volleyball können hier demnächst auch internationale Wettkämpfe im Geräteturnen und anderen "außergewöhnlichen" Sportarten abgehalten werden. Ein Geschoß wurde als Tiefgeschoß gebaut, um die Halle der bestehenden Bebauung anzupassen.
Helmut Stette, Vorsitzender des Vereinsrings, der bei den Planungen eng mit der Saalbau kooperiert hat, zeigte sich zufrieden mit der Lösung. Was ihn allerdings bedrückt, sind die hohen Miet- und Nebenkosten für Beleuchtung und Strom. "Ich hoffe, daß zu diesem Thema das letzte Wort noch nicht gesprochen ist" sagte er in Richtung der Saalbau.
Stette dürfte jedoch nicht der einzige sein, der etwas zu bemängeln hat. Das benachbarte städtische Jugendhaus, das zu der Feierstunde keinen Vertreter entsandt hatte, ist von der Verteilung der Trainingsstunden ausgeschlossen worden. Die Sportvereine, allen voran der TSV Bonames 1875, blockieren sämtliche Termine. jot
Der erste Präsident der neuen "Direktion Postdienst", Dieter Mais, wurde jetzt in sein Amt eingeführt. Seit dem 1. Januar hat sich der Bezirk der Oberpostdirektion Frankfurt entsprechend der neuen Organisationsgliederung der Deutschen Bundespost in eine selbständige "Direktion Telekom" und eine Postdienst- Direktion aufgeteilt.
Mais ist Jurist. In Linz am Rhein geboren, arbeitete er im Posttechnischen Zentralamt Darmstadt, war dann bei der Generaldirektion in Bonn und zuletzt Postdienstchef in Stuttgart. Er übernimmt nun einen Bezirk, der fachlich in die Bereiche Telekom und Postdienst aufgeteilt ist. Der Postdienst ist schwerpunktmäßig für den Briefdienst zuständig, mit 32 000 Postlerinnen und Postlern in Hessen beschäftigt. Jährlich werden hier 1,3 Milliarden Briefsendungen und 60 Millionen Pakete versandt.
Postdienst-Vorstandsmitglied Günter W. Tumm, der Mais in sein Amt einführte, verabschiedete auch Friedrich Brunner, der seit 1990 Bereichsleiter des Postdienstes war. Brunner wurde dabei das vom Bundespräsidenten verliehene Bundesverdienstkreuz Erster Klasse überreicht. -vau
Die Anlageberater der Frankfurter Publikumsbanken geben sich noch etwas zurückhaltend, aber unter Insidern wird der Tip hinter vorgehaltener Hand schon als "Renner der Saison" gehandelt. Das Papier, das sämtliche kanadische Uranminen-Anteile vergessen machen und südafrikanische Plantagenpapiere vom Markt fegen soll, ist die langerwartete Erst- Emission der Kla Pa FaG, der Klaa-Pariser Fastnachtszug-Aktien-Gesellschaft.
Erstmals wollen die Narren von der "Zuggemeinschaft Klaa Paris" die Investitionsmittel für ihren Fastnachtszug auf dem freien Finanzmarkt beschaffen. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet, ist dazu die Ausgabe von Vorzugsaktien im Nennwert von 200, 500 und 1000 Mark geplant.
Interessant wird das Papier nach Angaben von Branchenkennern vor allem durch das Stimmrecht auf der Aktionärsversammlung: Jeder 200- Mark-Anteil hat eine Stimme, wenn es um die Ausgestaltung des Fastnachtszuges geht.
Zusätzliches Plus: Die Dividende für das erste Jahr wird garantiert. Jeder Aktionär bekommt ein Zertifikat, eine Medaille (Bronze für 200-Mark-Anteile, Gold für 1000-Mark-Stücke) und während des Umzuges einen reservierten Platz auf der Ehrentribüne.
Der Frankfurter Ortsverband des Bundes kritischer Fastnachts-Aktionäre hat allerdings gewarnt, daß die gute Rendite-Aussicht durch ein ungewöhnlich hohes Risiko erkauft werde. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen alle Ansprüche der Aktionäre an die Kla Pa Fag bereits am Aschermittwoch des laufenden Fastnachtsjahres enden.
Wer dennoch investieren will, kann die Papiere direkt beim Vorstandsvorsitzenden der Kla Pa FaG, Dietmar Pontow, erstehen; Telefon 58 12 14. mat
Skandal im Selbstbedienungsladen Bonn: Fast einmütig wurde trotz leerer Kassen großzügige Erhöhungen der Bezüge beschlossen (FR vom 16. 1. 1993 "Diätenerhöhung in Bonn"). Und das, angesichts der dauernden Mahnungen den Gürtel viel enger zu schnallen, angesichts der Absicht den Ärmsten der Armen noch etwas wegzunehmen, das Sozialnetz auszuhöhlen . . . Einzige Parteien die Charakter zeigten: Bündnis 90 und PDS.
Das wird den Wähler wachrütteln, die ausgelaugten Altparteien werden es zu spüren bekommen.
Eduard E. Rabe, Berlin
Die Forderung von Schäuble, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Zukunft die Rundfunkgebühren zu entziehen, ist ein weiteres Beispiel für den Irrweg des dualen Rundfunksystems. Die erwartete Programmvielfalt ist nicht eingetreten, die Konzentration der Anbieter bei Fernsehen und Rundfunk ist offensichtlich (Kirch/Springer - RTL Gruppe), die dargebotenen Programme sind zum Teil an Flachheit nicht zu überbieten.
Wer die Entwicklung beim Satellitenempfang verfolgt, wird feststellen, daß dort die privaten Anbieter des Auslands zur Bildung von Programmpaketen mit verschiedenen Sparten übergehen, das Programm verschlüsseln, d. h. die kostenpflichtige Anschaffung eines Decoders verlangen und zu den unerträglichen Werbeunterbrechungen noch eine monatliche Gebühr erheben. Aber wer kann denn von unseren Politikern erwarten, diese Entwicklung auch für deutsche Verhältnisse vorauszusehen?
Erstmal mit unglaublichen Vergleichen den eigenen Einfluß auf die Medien vergrößern - die Schleimspuren weisen in die privaten Funkhäuser, dem Zuschauer noch ein Dankeschön für die vermeintliche Einsparung der Gebühren abpressen und dann in Ruhe vor der vielleicht doch nicht ganz uninteressierten Bevölkerung weiter mit zunehmender Schamlosigkeit den Abbau sozialer und demokratischer Rechte zu betreiben.
Die privaten Anbieter werden, nach dem Ableben der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz, schon Mittel und Wege finden, die o. g. Entwicklung voranzutreiben, steigender (selbstbegründeter) Kostendruck durch immer teurere Filmrechte (auch Kirch) etwa. Zum Glück gibt es noch einige Foren, wie die Medienseite der FR, wo Mißstände dieser Art überhaupt noch aufgedeckt werden. Übrigens kaufen sich die privaten Anbieter des Auslands nun auch noch ihre eigenen Satelliten dazu (siehe Canal Plus).
Peter Kaiser, Frankfurt am Main
Genau 30 162,42 Mark brachte der Weihnachtsbasar des "Union International Club" ein. Dieser Betrag wurde jetzt beim Neujahrsempfang in den Räumen des Clubs in Bockenheim zu gleichen Teilen dem Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" und der Kinderhilfestiftung übergeben.
Der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" erhielt während des Empfangs außerdem noch eine Spende in Höhe von 27 929 Mark. Diese Summe stammte aus einer Sammlung, zu der die Klubmitglieder aufgerufen waren. vo
SACHSENHAUSEN. "Vor ein paar Jahren war das hier wie in der Lindenstraße: Lauter Leute, die länger als zehn Jahre hier lebten und sich kannten." Rainer Dorsch (Name geändert) reibt sich das Kinn und moniert: "Heute kennt man keinen mehr." Wie die Lindenstraße sieht die Seehofstraße nun wirklich nicht aus. Als Durchgangsstraße für den Autoverkehr in Richtung Offenbach zählt sie schon lange nicht mehr zu den Traum- Wohngegenden.
In den vergangenen Jahren hat sie weiter an Lebensqualität verloren, findet Dorsch, der hier seit vier Jahrzehnten lebt: "Jedes Monatsende seh' ich hier Möbelwagen steh'n. Und wo früher Lebensmittelläden waren, sind heute Büros - oder die Räume stehen ganz leer." Ein Rund-Blick am Beginn der Seehofstraße scheint ihm Recht zu geben: Steuerberater, Werbeagentur, Versicherung, geschlossene Rolläden. Zwei alte Fahrrad- Felgen über einem Schaufenster und ein altbacken geschwungener Schriftzug erinnern noch an "Das Fahrradlädchen". Aber nicht nur Geschäftsräume, auch Wohnungen stünden seit Monaten leer, sagt Rainer Dorsch, der in dieser Kante großgeworden ist und sich manchmal wehmütig an die Zeiten erinnert, als der Schlachthof die angrenzenden Straßenzügen noch geprägt hatte.
Wilfried Voss von der "Bürgerinitiative Alt-Sachsenhausen" hat ähnliche Beobachtungen gemacht: "Leute, die jahrelang hier gewohnt haben, werden einfach 'rausgedrängt." Mit dem geplanten Wohnungs-, Hotel- und Gewerbekomplex "Deutschherrnviertel" auf dem Schlachthofgelände soll nach seiner Einschätzung ein ganzer Stadtbezirk umgemodelt werden. "Wenn das steht, werden wir diese Ecke hier nicht wiedererkennen", sagt Voss, der seit 25 Jahren in Sachsenhausen lebt und bei der Kommunalwahlen für den Ortsbeirat 5 kandidiert. Wilfried Voss' Prognose: Im Erdgeschoß nur noch Büros, oben drüber teure Mietwohnungen.
Jürgen Jörger, der als Geschäftsführer einer Hausverwaltungsgesellschaft auch für ein Gebäude in der Seehofstraße zuständig ist, teilt die Vision von einem grundlegenden Strukturwandel zwischen Frankensteiner Platz und dem Schlachthofgelände nicht: "Nach meinen Informationen gibt es da keine übergeordnete Planung." Daß auch in dem alten Haus in der Seehofstraße 6 zwei Mietern gekündigt wurde, gibt er unumwunden zu. Monatelangen Mietrückstand nennt er als profanen Grund - "und in einem Fall handelte es sich nicht mal um eine Wohnung, sondern um ein Maklerbüro". Die Räume seien in einem äußerst schlechten Zustand, sagt Jörger, "die mußten erstmal von grundauf renoviert werden. Deshalb standen sie eine ganze Zeitlang leer. Aber demnächst werden die wieder vermietet". Ohne Mieterhöhungen wird das freilich nicht gehen. Schließlich werden in einigen der alten Wohnhäuser in der Seehofstraße noch immer sehr niedrige Mieten gezahlt, weiß Brigitte Weißbäcker, die selbst in einer dieser Wohnungen wohnt.
Gerhard Eisenhauer, der vor knapp zwei Jahren ein Mehrfamilienhaus in der Seehofstraße gekauft hat, sieht die Mieten in seinem Haus "50 Prozent unter dem derzeitigen Mietniveau der Stadt". Vier bis neun Mark pro Quadratmeter hält er denn doch für zu niedrig, und so wolle er "im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten", also alle drei Jahre um maximal 30 Prozent, die Mieten in seinem Haus sukzessive dem Frankfurter Mietspiegel anpassen. Einige Wohnungen in der Seehofstraße werden jedoch schon sehr bald mit ganz neuen Preisen angeboten. "Wenn ich die zwei Wohnungen im Dachgeschoß völlig umbauen lasse, werde ich sie natürlich nicht wieder für neun Mark vermieten, sondern für Preise, die der Markt zuläßt", sagt Gerhard Eisenhauer.
Dem Vorwurf, die neuen Hausbesitzer in diesem Stadtteil seien nur auf "das schnelle Geld" aus, widerspricht Gerhard Eisenhauer vehement. Langfristig, so bekennt er freimütig, möchte er mit diesem "Objekt" allerdings durchaus eine ordentliche Rendite einfahren, und er läßt das Wort "Altersversorgung" fallen.
Die Kündigungen, von denen Rainer Dorsch berichtet, will der Hausbesitzer nicht bestätigen: Nur im Parterre habe er einem Mieter gekündigt, weil er selbst aus dem Odenwald hierher ziehen wolle. "Über die Brücke sind's nur ein paar Minuten zum meinem Büro in Bornheim", sagt der Steuerberater. Zwei Mieter unter dem Dach hätten im vergangenen Jahr von sich aus gekündigt, "weil sie Eigentum erworben haben".
Auch wenn der Steuerberater keine Anzeichen dafür sieht, daß sich die Gegend rund um das geplante Deutschherrnviertel zu einer noblen Wohngegend entwickelt, dürfte zumindest eine Prognose von Wilfried Voss eintreten: Mit dem "Schmuddelviertel", wie Voss diese bislang billige Wohngegend durchaus liebevoll nennt, ist in absehbarer Zeit Schluß. Rainer Dorsch hat nach eigenen Angaben bereits seine Kündigung in der Tasche. ran
Zwei Künstler, die sich nicht erst seit Hoyerswerda, Mölln und Rostock mit dem Zusammenleben von Türken und Deutschen auseinandersetzen, kommen jetzt ins Neue Theater Höchst: das "Knobibonbon-Kabarett". Und Sinasi Dikmen und Muhsin Omurça machen dort das, was sie seit Jahren mit wachsender Begeisterung tun: "Kabarett von Türken für Deutsche"; Titel des aktuellen Programms: "Der Beschneider von Ulm." Das Programm der Woche
Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr: "Undine geht", Solo-Stück mit Doris Batzler nach Ingeborg Bachmanns gleichnamiger Erzählung, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne zu scheinen", ein bunter Abend mit dem "Artist, Jongleur, Improvisateur und Literateur" Peter Spielbauer, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a); Strindbergs "Fräulein Julie" in einer neuen Inszenierung des Theaters Grüne Soße, im Theaterhaus (Schützenstraße 12).
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein Hui", eine Lesung mit Texten zur Liebe, verlesen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard", Peter Slaviks Stück über die Lebensläufe einer jungen Türkin und eines jungen Deutschen, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr: "Undine geht" im Gallus, Peter Spielbauer in Höchst und Strindberg im Theaterhaus.
20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schrille Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion des Kellertheater-Ensembles (Mainstraße 2); Thomas Bernhards "Der Schein trügt", eine Inszenierung des Theaters Tamen The, in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4); "Aysche und Richard" im TiB.
23 Uhr: eine weitere Runde für Cornelia Niemanns "Solo im Supermarkt", im Theaterhaus.
Samstag, 23. Januar, 15 Uhr: "Lilly Lilliput", Hexenmärchen des Kinder- und Jugendtheaters Speyer für Besucher ab vier Jahren, Gallus Theater.
19 Uhr: "Nachtwache", das strapaziöse Psychodrama des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin. 20 Uhr: Weitere Vorstellungen für "Undine geht", "Wenn die Sonne scheint . . ." sowie "Fräulein Julie"; 20.30 Uhr: "Der Schein trügt", "Aysche und Richard" und "Das Martyrium des Piotr O'Hey"; 23 Uhr: "Solo im Supermarkt".
Sonntag, 24. Januar, 15.30 Uhr: Kindertheater in der Brotfabrik mit dem Zauberer Manioli (für Kinder ab vier Jahren). 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die 13. Artisten-Revue mit Jongleurinnen, Clowns und Musikanten im Neuen Theater Höchst.
Mittwoch, 27. Januar, 20 Uhr: "Der Beschneider von Ulm", das neue Kabarett-Programm vom Duo Knobibonbon, im Neuen Theater Höchst;
20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", eine Reverenz des Freien Schauspiel Theaters an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin (Nordend). two
Die Stadtteil-Rundschau stellt Frankfurter Bands vor: "Relaxte Atmosphäre" möchte nicht "die Großen aus Amerika nachäffen"
TRIER. Paul Hindemiths frühes Operneinakter-Triptychon aus den Jahren 1919-1921 ist auf den Opernbühnen eine Seltenheit geblieben. Dies ist weniger auf die damaligen Uraufführungsskandale zurückzuführen als auf den Komponisten, der später selbst vor der Wildheit seiner Opernerstlinge zurückscheute und 1934 die Stücke aus dem Verkehr zog jahrzehntelang waren Aufführungen unmöglich, und erst 1988 wagte man in Frankfurt wieder eine Inszenierung aller drei Stücke an einem Abend, ohne daß jedoch das Beispiel Schule gemacht hätte.
In Trier machte man jetzt den mutigen Versuch der Wiederbelebung, mutig im Hinblick darauf, dem hauseigenen Publikum ungewohnte Kost zu bieten, aber auch mutig in künstlerischer Hinsicht; denn die drei sehr verschiedenen Einakter bringen die Kapazitäten einer kleineren Bühne schnell an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Die von manchen befürchtete, von manchen erhoffte Wiederauflage der 70 Jahre alten Premierenskandale blieb aus; gegenüber der intoleranten und polarisierten Atmosphäre der zwanziger Jahre, als sich nationalkonservative und katholische Kreise die Stücke zur Zielscheibe wählten, ist die Aufgeschlossenheit für das heikle Thema Sexualität auf der Opernbühne denn doch gewachsen, und daß der Abend sogar ein deutlicher Erfolg mit einhellig positiver Reaktion des Premierenpublikums wurde, lag an der überzeugenden und eindringlichen, auf oberflächliche Effekte gänzlich verzichtenden Darstellung vor allem der beiden ersten Teile des Triptychons.
"Mörder, Hoffnung der Frauen" beruht auf einem wild archaisierenden Szenario von Oskar Kokoschka über die gewaltgeprägte Beziehung zwischen den Geschlechtern. Der Text mag zunächst skurril und vorgestrig wirken, um Hindemiths expressionistisch-ekstatische Partitur mit ihren spätromantischen Wagner-Nachklängen kann überspannt erscheinen. Die Sinnlichkeit der Musik indes fasziniert auf Anhieb, und Regisseur Wolf Appel und Bühnenbildner Klaus Uwe Lehofer sichern inhaltliche Aktualität und Akzeptanz durch einen geschickten Kunstgriff: Der Vorhang tut sich auf, und man sieht einen gutgekleideten Menschen von 1993 vor einem Computer; er bedient die Tastatur, und vor seinen Augen vollzieht sich die Handlung des Stückes, die er - gelegentlich an seinem Weinglas nippend - genüßlich verfolgt.
Der archaische Kern des Geschehens bleibt in der Aufführung erhalten, kleine Aktualisierungen sind notwendig und sinnvoll: Die Krieger erschienen in abgerissenen Soldatenmonturen des 20. Jahrhunderts, "Die Frau" mit ihrem Gefolge in heutigen Abendkleidern, und "Der Mann", vergötterter und gefürchteter Held, erledigt seinen abschließenden Amoklauf mit einer MG-Salve. Die Autoren haben ihn wohl in Anspielung auf Wagner als eine Art "Anti-Parsifal" konzipiert: Durch die Berührung der Frau seiner Mutterbindung bewußt geworden, wird er nicht "welthellsichtig" und mitleidsfähig, sondern vollends blind, unfähig, seine Schwäche zu ertragen. Am Ende steht er in Siegerpose auf der Zinne des angedeuteten Palastes, im Hof ein Feld von Leichen hinterlassend. Der Computerspieler wendet dem Publikum seinen Totenschädel zu. Da ist denn der Stachel des Stückes für uns angeblich zivilisierte Mitteleuropäer: Auch heute noch nistet abgründige Angst tief in unserem Innern, sucht und findet die urzeitliche Gewaltbereitschaft ihr Ventil.
Die Personenführung folgt organisch der Musik. Vor allem Karin Clarke als "Die Frau" beeindruckt stimmlich und darstellerisch, während man sich von Laslo Lukas als dem "Mann" etwas mehr stimmlichen Glanz gewünscht hätte. Diesen findet man allerdings beim Chor, der auch die ungewohnte Aufgabe, sich im Halbdunkel zu Liebesszenen des Gefolges zu gruppieren, mit beeindruckender Selbstverständlichkeit meistert. Die Streicher des Orchesters unter dem sicher dirigierenden GMD Reinhard Petersen wirken vor allem zu Anfang ein wenig zu matt.
Das Thema der "Sancta Susanna" (Text von August Stramm) - die Geschichte einer jungen Nonne, die ihre Sexualität nicht länger verdrängen kann - hat für den Teil der Öffentlichkeit, der die aktuellen Probleme der katholischen Kirche verfolgt, sicher unmittelbares Interesse. Das Programmheft wirft allerdings die berechtigte Frage auf, ob nicht unsere ganze neuzeitliche Kultur nach wie vor durch die Tradition verengt- christlicher Leibfeindschaft geprägt ist; die "nicht geleistete Kultivierung der Sinnlichkeit" ist demnach die Wunde, auf die alle drei Stücke des Abends den Finger legen.
Für Sancta Susanna schrieb Hindemith eine Musik, die einem innermusikalischen Konzept folgt und dennoch in wirklich genialer Weise das Drama mitgestaltet. Mit vibrierender Intensität spricht das Orchester - hier war es ganz auf der Höhe, vor allem die hervorragenden Holzbläser! - von dem, was die beiden Nonnen in fliederduftender Sommernacht bestürmt und was sie doch nicht aussprechen können und dürfen. Dem kontrastiert auf der Bühne die Andeutung eines modernen Kirchenbaus betont sachlicher Prägung. Zwischen diesen beiden Polen spielt sich das packende Spiel der beiden Protagonistinnen ab: Barbara Berry als Susanna und Wilmy van der Helm als Klementia beeindrucken durch die Natürlichkeit, mit der sie die widerstreitenden Empfindungen verkörpern. Die Schwierigkeiten der Partien wirken wie mühelos bewältigt, die Textverständlichkeit ist bemerkenswert. Der Höhepunkt - Susanne entblößt sich und schmiegt sich an den lebensgroßen Christus des Kruzifix - erscheint zwingend als Resultat eines inneren Dramas und wirkt weder obszön noch aufgesetzt.
Wenn das Satyrspiel nach den beiden Tragödien, das derb-makabre Nusch-Nuschi mit dem Untertitel "Ein Spiel für burmanische Marionetten" (Text von Franz Blei) in der Trierer Aufführung weniger überzeugt, so liegt das an mehreren Faktoren: Hindemiths Musik - die spätere Wendung vom Expressionismus zur neuen Sachlichkeit vorwegnehmend - läuft stärker autonom neben der Handlung her und nimmt weniger Rücksicht auf die Gesangspartien. Das Trierer Orchester aber spielt vergleichsweise zu laut, und die Textverständlichkeit leidet stärker, als es einer Komödie guttut.
Reizvoll und plausibel ist das Konzept, die Sänger in dieser pseudofernöstlichen Burleske tatsächlich wie Marionetten auftreten zu lassen: Die harlekinartige Figur des Dieners Tum-Tum, die das Spiel eröffnet und beschließt (stimmlich und schauspielerisch souverän gestaltet von Bertold Hirschfeld) vermag den Zuschauer sofort zu fesseln, setzt allerdings Maßstäbe in dieser ungewohnten Bewegungsweise von künstlicher Natürlichkeit, denen nicht alle Darsteller gewachsen sind.
In der Liebesszene seines Herrn, des "schönen Zatwai" mit den vier liebeshungrigen Gattinnen des Kaisers wird die Diskrepanz extrem: Marc Krause bietet solides klassisches Ballett und fällt damit leider völlig aus Konzept und Rolle. Überdies lassen sich Choreograph (Sergey Volobuyev) und Regisseur entgehen, was sich an komödiantischer Differenzierung und Zuspitzung in einer solchen Szene angeboten hätte. Auch die Elemente politischer Satire auf Militär und Monarchie - kurz nach dem Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution hochaktuell und essentieller Bestandteil des Stückes - kommen deutlich zu kurz. Freilich: Das Engagement des gesamten Ensembles wirkt ungemein erfrischend und trägt auch über einige Längen hinweg. Das Trierer Wagnis sei zur Nachahmung empfohlen. ANDREAS HAUFF
(Weitere Vorstellungen angesetzt für den 6.2., 11. 2. und 18. 3.)
Washington (dpa). Das gefürchtete Ozonloch über der Antarktis war im vergangenen Jahr größer als je zuvor. Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA bestätigte damit am Dienstag eigene und die Messungen anderer Institute aus den vergangenen Monaten. Einen bisherigen Rekordwert habe das Ozonloch über dem Südpol am 23. September 1992 mit einer Fläche von 24,35 Millionen Quadratkilometer erreicht. Im Oktober sei es auf rund 20 Millionen Quadratkilometer zurückgegangen.
Insgesamt hat sich 1992 das Ozonloch über der Antarktis etwa zwei Wochen früher als in vorangegangenen Jahren gebildet. Im Gesamtumfang verglich die NASA das Loch über dem Südpol jedoch mit dem aus dem Jahr 1990.
Seit 1986 ist über der Antarktis zwischen Mitte September und Ende November ein Ozonloch beobachtet worden. Die Ozonschicht, die durch Chemikalien wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zerstört wird, schützt vor den gefährlichen UV-Strahlen der Sonne. Die Wissenschaftler der NASA sind wie andere Forscher der Ansicht, daß die Eruption des philippinischen Vulkans Pinatubo neben den FCKW zu der Entwicklung beigetragen hat. dpa nm
4,75 Prozent Schwerbehinderte Der Anteil von Schwerbehinderten an der Gesamtzahl der in der Landesverwaltung Beschäftigten erreichte 1991 mit 4,75 Prozent den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren. In Landesbehörden waren Ende jenes Jahres rund 7000 Schwerbehinderte tätig. Das geht aus einem Bericht des Beauftragten der Landesregierung für Angelegenheiten der Schwerbehinderten im Landesdienst, Walter Genders, hervor, den die Staatskanzlei veröffentlichte. Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) sagte, die Landesregierung werde ihre Anstrengungen fortsetzen, um die vorgeschriebene Beschäftigungsquote von sechs Prozent Schwerbehinderten zu erfüllen.
Wann immer in den vergangenen Jahren in Lateinamerika politische Entwicklungen zu ideologischen Auseinandersetzungen, Diktaturen oder Krisen führten, griff Ruben Blades zum Mikrophon. Statt wie seine Kollegen Herz auf Schmerz zu reimen, verfaßte der in Panama geborene König der Salsa-Musik kritische Lieder zur Militärdiktatur in Chile ebenso wie zur US-Politik gegenüber Nicaragua unter den linksgerichteten Sandinisten. Mit einer deftigen Mischung aus Poesie, Politik und tropischem Rythmus kreierte Blades eine neue Generation lateinamerikanischer Liedermacher.
Doch bei den Noten will es der 44jährige, der die vergangenen 18 Jahre in den USA verbrachte, nicht mehr belassen. Das Multitalent will aktiv in die Politik einsteigen und hat auch gleich die Latte so hoch wie möglich gehängt. Er möchte Panamas nächster Präsident werden.
Sein Motiv ist erfrischend einfach. "Die politische Situation in Panama ist schrecklich, und ich muß jetzt etwas dagegen tun", sagte er im vergangenen Jahr, als er seine Partei "Papa Egoro", was in der Eingeborenen-Sprache so viel wie "Mutter Erde" bedeutet, aus dem Boden stampfte.
Die meisten Panamesen würden diese Aussage, ohne mit der Wimper zu zucken, unterschreiben. Die Regierung von Guillermo Endara, die während der US-Invasion 1989 eingeschworen wurde bietet ein Bild des Chaos. So verließen im vergangenen Jahr die Christdemokraten die Drei-Parteien-Koalition und machen seitdem offen Front. Seit Wochen nerven hohe Funktionäre mit gegenseitigen Korruptionsvorwürfen die Bevölkerung, ohne daß den Vorwürfen Taten folgen. Und die wirtschaftliche Situation hat sich für viele Panamesen seit der Invasion eher verschlechtert als verbessert.
Politische Ambitionen hegt Ruben Blades schon länger. Doch erst die US- Invasion, die zum Sturz des "starken Mannes" Manuel Antonio Noriega führte, ließ ihn ernsthaft an eine Kandidatur denken. Blades, der die Invasion als "flagrante Verletzung internationalen Rechts" verurteilte, bezeichnet "Papa Egoro" als unabhängige Partei für die Panamesen, die die traditionellen Politiker satt haben. Und das sind eine Menge. Nach jüngsten Umfragen liegt Blades ebenso in der Gunst vorn wie die streitsüchtige Bürgermeisterin von Panama-Stadt, Majin Correa, die notfalls auch handgreiflich gegen Kritiker vorgeht.
Blades' Vorteil, in den vergangenen 18 Jahren fern der Heimat gelebt zu haben, ist aber gleichzeitig auch sein Nachteil. "Klar hat Blades saubere Hände, was die Politik der letzten Jahre angeht, aber er muß sich auch fragen lassen, warum er nie gegen die Noriega- Diktatur aufgestanden ist", argumentiert eine Journalistin. Solche Vorwürfe läßt der Generalsekretär von "Papa Egoro", der Soziologe Raul Leis, nicht auf seinem Boss sitzen. "Blades hat Deklarationen verfaßt, die aber in panamesischen Zeitungen nicht gedruckt wurden", verteidigt er ihn reichlich schwach.
Noch ein anderes Argument führen Kritiker an: daß Blades, der neben seiner Salsa-Karriere in den USA Filme dreht und malt, sich auch jetzt höchst selten in Panama-Stadt blicken läßt. Vor allem noch nicht dort, wo das größte Wählerpotential steckt: in den Armenvierteln der eine halbe Millionen Einwohner zählenden Stadt wie zum Beispiel in San Felipe, wo der Star aufwuchs. Doch auch das soll sich, laut seinem Pressesprecher Ricardo Ledezma, ändern: "Blades ist gerade dabei, sich von seiner künstlerischen Laufbahn zurückzuziehen." Das wäre nicht das erste Mal.
Bereits 1984 überraschte er seine Fans, als er die Salsa-Karriere für ein Jahr an den Nagel hängte und seinen Doktor in internationalem Recht an der Harvard-Universität machte. Blades begründet das heute mit seinen politischen Ambitionen: "Panama braucht eine vertrauenserweckende Persönlichkeit. In meinem Fall nimmt die professionelle Karriere denjenigen den Wind aus den Segeln, die sagen, daß ich nur Musiker sei."
Wie groß Blades' Chancen im Mai 1994 sind, ist fraglich. Auf der einen Seite zeichnet sich die Endara-Regierung nicht gerade durch hohe Popularität aus, auf der anderen Seite wäre er nicht der erste amerikanische Künstler, der Präsidentschafts-Ambitionen hegt und sie auch verwirklicht. Schauspieler Ronald Reagan brachte es zum US-Präsidenten, Schriftsteller Mario Vargas Llosa scheiterte in Peru nur knapp.
HOFHEIM. Im Parlament der Kreisstadt sind Entscheidungen erst ausgezittert, wenn alle Finger oben sind. Seit acht Jahren hat keine Partei in Hofheim die Mehrheit. Und nachdem die Freie Wählergemeinschaft (FWG) im März 1992 das Bündnis mit der CDU gebrochen hat, sind wechselnde Abstimmungen die Regel. Und: schmusen beide Bürgerlichen mit Aussicht auf einen Bündnispartner schamhaft mit der SPD. Wenn CDU, FWG und SPD auch nach dem 7. März keine absolute Mehrheit haben, bleibt offen: Wer kooperiert mit wem? Oder wird es gar eine große Koalition geben? - An der Verwaltungsspitze hingegen sind die Fronten klar: Die beiden "Hauptamtlichen", Bürgermeister Rolf Felix (CDU) und Erster Stadtrat Roman Sartowski (FWG), lieben sich nicht. Da Sartowski aber seit April '92 krank ist, hat der Rathauschef nicht nur freie Bahn, sondern auch die doppelte Arbeit.
Zwei Künstler, die sich nicht erst seit Hoyerswerda, Mölln und Rostock mit dem Zusammenleben von Türken und Deutschen auseinandersetzen, kommen jetzt ins Neue Theater Höchst: das "Knobibonbon-Kabarett". Und Sinasi Dikmen und Muhsin Omurça machen dort das, was sie seit Jahren mit wachsender Begeisterung tun: "Kabarett von Türken für Deutsche"; Titel des aktuellen Programms: "Der Beschneider von Ulm." Das Programm der Woche
Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr: "Undine geht", Solo-Stück mit Doris Batzler nach Ingeborg Bachmanns gleichnamiger Erzählung, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne zu scheinen", ein bunter Abend mit dem "Artist, Jongleur, Improvisateur und Literateur" Peter Spielbauer, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a); Strindbergs "Fräulein Julie" in einer neuen Inszenierung des Theaters Grüne Soße, im Theaterhaus (Schützenstraße 12).
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein Hui", eine Lesung mit Texten zur Liebe, verlesen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard", Peter Slaviks Stück über die Lebensläufe einer jungen Türkin und eines jungen Deutschen, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr: "Undine geht" im Gallus, Peter Spielbauer in Höchst und Strindberg im Theaterhaus.
20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schrille Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion des Kellertheater-Ensembles (Mainstraße 2); Thomas Bernhards "Der Schein trügt", eine Inszenierung des Theaters Tamen The, in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4); "Aysche und Richard" im TiB.
23 Uhr: eine weitere Runde für Cornelia Niemanns "Solo im Supermarkt", im Theaterhaus.
Samstag, 23. Januar, 15 Uhr: "Lilly Lilliput", Hexenmärchen des Kinder- und Jugendtheaters Speyer für Besucher ab vier Jahren, Gallus Theater.
19 Uhr: "Nachtwache", das strapaziöse Psychodrama des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin. 20 Uhr: Weitere Vorstellungen für "Undine geht", "Wenn die Sonne scheint . . ." sowie "Fräulein Julie"; 20.30 Uhr: "Der Schein trügt", "Aysche und Richard" und "Das Martyrium des Piotr O'Hey"; 23 Uhr: "Solo im Supermarkt".
Sonntag, 24. Januar, 15.30 Uhr: Kindertheater in der Brotfabrik mit dem Zauberer Manioli (für Kinder ab vier Jahren). 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die 13. Artisten-Revue mit Jongleurinnen, Clowns und Musikanten im Neuen Theater Höchst.
Mittwoch, 27. Januar, 20 Uhr: "Der Beschneider von Ulm", das neue Kabarett-Programm vom Duo Knobibonbon, im Neuen Theater Höchst;
20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", eine Reverenz des Freien Schauspiel Theaters an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin (Nordend). two
Zwei Künstler, die sich nicht erst seit Hoyerswerda, Mölln und Rostock mit dem Zusammenleben von Türken und Deutschen auseinandersetzen, kommen jetzt ins Neue Theater Höchst: das "Knobibonbon-Kabarett". Und Sinasi Dikmen und Muhsin Omurça machen dort das, was sie seit Jahren mit wachsender Begeisterung tun: "Kabarett von Türken für Deutsche"; Titel des aktuellen Programms: "Der Beschneider von Ulm." Das Programm der Woche
Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr: "Undine geht", Solo-Stück mit Doris Batzler nach Ingeborg Bachmanns gleichnamiger Erzählung, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne zu scheinen", ein bunter Abend mit dem "Artist, Jongleur, Improvisateur und Literateur" Peter Spielbauer, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a); Strindbergs "Fräulein Julie" in einer neuen Inszenierung des Theaters Grüne Soße, im Theaterhaus (Schützenstraße 12).
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein Hui", eine Lesung mit Texten zur Liebe, verlesen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard", Peter Slaviks Stück über die Lebensläufe einer jungen Türkin und eines jungen Deutschen, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr: "Undine geht" im Gallus, Peter Spielbauer in Höchst und Strindberg im Theaterhaus.
20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schrille Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion des Kellertheater-Ensembles (Mainstraße 2); Thomas Bernhards "Der Schein trügt", eine Inszenierung des Theaters Tamen The, in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4); "Aysche und Richard" im TiB.
23 Uhr: eine weitere Runde für Cornelia Niemanns "Solo im Supermarkt", im Theaterhaus.
Samstag, 23. Januar, 15 Uhr: "Lilly Lilliput", Hexenmärchen des Kinder- und Jugendtheaters Speyer für Besucher ab vier Jahren, Gallus Theater.
19 Uhr: "Nachtwache", das strapaziöse Psychodrama des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin. 20 Uhr: Weitere Vorstellungen für "Undine geht", "Wenn die Sonne scheint . . ." sowie "Fräulein Julie"; 20.30 Uhr: "Der Schein trügt", "Aysche und Richard" und "Das Martyrium des Piotr O'Hey"; 23 Uhr: "Solo im Supermarkt".
Sonntag, 24. Januar, 15.30 Uhr: Kindertheater in der Brotfabrik mit dem Zauberer Manioli (für Kinder ab vier Jahren). 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die 13. Artisten-Revue mit Jongleurinnen, Clowns und Musikanten im Neuen Theater Höchst.
Mittwoch, 27. Januar, 20 Uhr: "Der Beschneider von Ulm", das neue Kabarett-Programm vom Duo Knobibonbon, im Neuen Theater Höchst;
20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", eine Reverenz des Freien Schauspiel Theaters an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin (Nordend). two
Zwei Künstler, die sich nicht erst seit Hoyerswerda, Mölln und Rostock mit dem Zusammenleben von Türken und Deutschen auseinandersetzen, kommen jetzt ins Neue Theater Höchst: das "Knobibonbon-Kabarett". Und Sinasi Dikmen und Muhsin Omurça machen dort das, was sie seit Jahren mit wachsender Begeisterung tun: "Kabarett von Türken für Deutsche"; Titel des aktuellen Programms: "Der Beschneider von Ulm." Das Programm der Woche
Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr: "Undine geht", Solo-Stück mit Doris Batzler nach Ingeborg Bachmanns gleichnamiger Erzählung, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Wenn die Sonne scheint, scheint die Sonne zu scheinen", ein bunter Abend mit dem "Artist, Jongleur, Improvisateur und Literateur" Peter Spielbauer, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a); Strindbergs "Fräulein Julie" in einer neuen Inszenierung des Theaters Grüne Soße, im Theaterhaus (Schützenstraße 12).
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein Hui", eine Lesung mit Texten zur Liebe, verlesen vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard", Peter Slaviks Stück über die Lebensläufe einer jungen Türkin und eines jungen Deutschen, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr: "Undine geht" im Gallus, Peter Spielbauer in Höchst und Strindberg im Theaterhaus.
20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schrille Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion des Kellertheater-Ensembles (Mainstraße 2); Thomas Bernhards "Der Schein trügt", eine Inszenierung des Theaters Tamen The, in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4); "Aysche und Richard" im TiB.
23 Uhr: eine weitere Runde für Cornelia Niemanns "Solo im Supermarkt", im Theaterhaus.
Samstag, 23. Januar, 15 Uhr: "Lilly Lilliput", Hexenmärchen des Kinder- und Jugendtheaters Speyer für Besucher ab vier Jahren, Gallus Theater.
19 Uhr: "Nachtwache", das strapaziöse Psychodrama des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin. 20 Uhr: Weitere Vorstellungen für "Undine geht", "Wenn die Sonne scheint . . ." sowie "Fräulein Julie"; 20.30 Uhr: "Der Schein trügt", "Aysche und Richard" und "Das Martyrium des Piotr O'Hey"; 23 Uhr: "Solo im Supermarkt".
Sonntag, 24. Januar, 15.30 Uhr: Kindertheater in der Brotfabrik mit dem Zauberer Manioli (für Kinder ab vier Jahren). 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die 13. Artisten-Revue mit Jongleurinnen, Clowns und Musikanten im Neuen Theater Höchst.
Mittwoch, 27. Januar, 20 Uhr: "Der Beschneider von Ulm", das neue Kabarett-Programm vom Duo Knobibonbon, im Neuen Theater Höchst;
20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", eine Reverenz des Freien Schauspiel Theaters an die Wiener Kaffeehaus-Kultur, im Philanthropin (Nordend). two
Namen + Notizen
PATER STANKO RIJAVEC ist am 31. Dezember im Alter von 50 Jahren gestorben. Er wurde am 19. Oktober 1942 in Dolenja Trebusha in Slowenien geboren und am 29. Oktober 1978 in Ulm (Donau) zum Priester geweiht. Stanko Rijavec wirkte als Kaplan oder Pfarrverwalter in Goldstein, Schwanheim, in Seckbach und Bornheim, darüber hinaus bis 1989 in Hattersheim (Main- Taunus-Kreis). ak
FRANKFURT-NORDOST. Sie heißen "Die Fantastischen Vier", "Börsenkrakker" und "Vivian-House-Party". Gebraucht haben sie "9 ã Wochen" - aber gelangt hat es nicht, um das Präzisionsteam "Swatch" zu überrunden. Die Rede ist vom Planspiel "Börse 1992", bundesweit von den Sparkassen für Schüler ausgeschrieben. In und um Frankfurt haben sich daran mehr als 350 Gruppen beteiligt, heißt es in einer Presseinformation der Frankfurter Sparkasse. Frankfurter Sieger wurde das Team "Swatch" von der Eschersheimer Franz-Böhm- Schule.
Die Nachwuchs-Spekulanten vermehrten im letzten Quartal des vergangenen Jahres ihr Startkapital von 100 000 Mark um fast 23 Prozent auf 122 910 Mark. Als Siegprämie erhielten Daniel und Boris Heuchele eine Siegprämie von je 300 Mark, dazu gab es vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen weitere 500 Mark. Den zweiten Platz sicherte sich die "Vivian-House-Party" von der Hohen Landesschule in Hanau, die am Ende einen Depotwert von 116 500 Mark auf dem Konto hatten. Dritter wurden die Eschborner "Börsenkracker" von der Heinrich-von-Kleist-Schule, die ihr Kapital um 13 Prozent vermehrten.
Ihrem Namen alle Ehre machten "Die Fantastischen Vier" - das Team von der Klingerschule aus dem Nordend belegte den vierten Rang mit einer Steigerung von zwölf Prozent. Fünfter wurde eine weitere Frankfurter Gruppe, die "International-Money-Market-Business-Company"
Für den "Einstieg" ins Aktiengeschäft hatten sich die jungen Finanzjongleure bestens vorbereitet. Fünf Seminare und 20 Börsenbesuche standen auf dem Lernprogramm, dann ging es - unter Hilfe von Mitarbeitern der Frankfurter Sparkasse - aufs Börsen-Parkett.
Insgesamt nutzten etwa 400 000 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet die Chance, mit Hilfe des Planspiels ihr Wissen um die Funktion von Marktwirtschaft und Börse zu vertiefen. Das gelang dem Bundessieger überzeugend: Er vermehrte sein Kapital um 105 Prozent auf 204 766 Mark. Erstmals, teilt die Frankfurter Sparkasse mit, hätten auch ostdeutsche Schüler in insgesamt 1753 Gruppen teilgenommen. ak
Die wirtschaftliche Talfahrt des Battelle- Institutes - knapp 300 von 400 Mitarbeitern werden 1993 entlassen - hat keine Folgen für das rundherum geplante, riesige Dienstleistungs-Quartier am Rebstock. Diese Ansicht vertraten übereinstimmend das Bauunternehmen Philip Holzmann, Mit-Investor des Milliardenprojekts, und Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). Holzmann-Sprecher Claus Pfeiffer nannte die Nachfrage nach künftigem Büroraum am Rebstock "sehr, sehr groß". Die geplante Nutzfläche von 150 000 Quadratmeter sei bereits vergeben - Pfeiffer: "Wünsche darüber hinaus konnten wir nicht befriedigen." Von wirtschaftlicher Rezession spüre man als Investor nichts.
Pfeiffer klagte im Gegenteil, Holzmann warte am Rebstock schon lange "auf die Bauleitplanung der Stadt". Andererseits wußte der Sprecher nicht, ob sein Unternehmen bisher überhaupt eine Bau-Voranfrage im Rathaus eingereicht hat.
Planungsdezernent Wentz verwies darauf, daß Holzmann einen Teil der Bürofläche für seine eigene Hauptverwaltung nutzen wolle - da mache sich eine wirtschaftliche Rezession nicht direkt bemerkbar. Die Kritik des Konzerns mochte Wentz aber nicht auf sich sitzenlassen: Noch 1993 sei mit Vorab-Baugenehmigungen für erste Bürohäuser zu rechnen. Diese Vorab-Erlaubnis bedeutet, daß die Rechtskraft des Bebauungsplanes für das jeweilige Areal gar nicht abgewartet werden muß - das Baugesetzbuch läßt dieses Vorgehen zu, wo Widerspruch gegen Projekte "nicht zu erwarten ist".
Die Sozialdemokraten hatten in den 80er Jahren als damalige Oppositions- Fraktion im Römer Vorab-Baugenehmigungen des öfteren kritisiert, weil die Mitbestimmung der Bürger zugunsten der Wirtschaft ausgehebelt werde. Nach 1989 wandte der rot-grüne Magistrat dann selbst dieses Instrument an.
Wie Wentz sagte, äußern sich derzeit gerade die sogenannten "Träger öffentlicher Belange" - also Behörden und Institutionen - zu dem Milliarden-Vorhaben. Der Stadtrat hielt "erste Gespräche mit Architekten" bald für möglich. Neben Büro-Hochhäusern am Rebstock südlich der Autobahn A 648 nach Wiesbaden sollen auf dem Gelände auch 2300 Wohnungen entstehen.
Die Stadt Frankfurt möchte mit Philip Holzmann und der Zürich-Versicherung eine gemeinsame Entwicklungsgesellschaft für das riesige Areal gründen - zweites Beispiel einer "public-private partnership" (Zusammenarbeit von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft) nach dem Frankfurter Westhafen. Verhandlungen über den Vertrag stehen laut Wentz "kurz vor dem Abschluß". Die Zürich-Versicherung ist der zweite große Investor am Rebstock.
Die wirtschaftliche Krise bei Battelle wertete Wentz als nicht überraschend. Es sei zu erwarten gewesen, daß als Folge weltweiter Abrüstung die Aufträge aus der Rüstungsindustrie ausbleiben. jg
Bündnis . . .
Neben kulturellen Veranstaltungen wurde auch vorgeschlagen, einen Workshop anzubieten. Dabei soll eingeübt werden, wie man sich in schwierigen Alltagssituationen verhalten kann: "Wie reagiere ich am besten, wenn ein Ausländer in der U-Bahn angepöbelt wird?" Verschiedene Mitgründer des Bündnisses sprachen sich auch dafür aus, mit Informationen, beispielsweise über den Islam oder die sogenannte Dritte Welt, an die Seckbacher Bürger heranzutreten.
Zum Schluß wurde noch über den endgültigen Namen diskutiert - alle Teilnehmer wollten das "gegen" streichen. Doch konnte man sich in der verbleibenden Zeit nicht auf eine Version einigen und vertagte die Entscheidung auf das nächste Treffen: "Wichtiger sind die Dinge, die wir auf den Weg bringen", sagte Pfarrer Schauß. laf
Sparkasse . . .
Die Büros in der dritten und vierten Etage sollen frei vermietet werden. Der Bauherr hat auch auf Umwelt-Aspekte geachtet: Es werden ein Brauchwasserkreislauf und eine Solaranlage installiert und für Vollwärmeschutz gesorgt. rea
Alte Regelung im "Oberfeld . . .
Er bot eine Variante an, die die untere Dietrichstraße entlasten könnte und trotzdem den Verkehr in der Heilmannstraße verringern würde. Die Straße Am Alten Schloß würde bis zur Oberfeldstraße weitergeführt, so daß Autofahrer nicht durch den unteren Teil der Dietrichstraße fahren müßten. Burgholzer rechnet damit, daß nach einer Eingewöhnungszeit die Autofahrer diesen Bereich meiden würden. Bei den Anliegern stieß er damit nur auf Unverständnis. Ihr Argument: weder Tempo-30- noch die Einbahnstraßenschilder würden ihre Funktion erfüllen. Manche Autofahrer kümmerten sich überhaupt nicht darum. Nach Ansicht der Bürger seien verstärkte Kontrollen das einzige Mittel.
Nach langem Hin und Her verabschiedete der Ortsbeirat einen Initiativantrag der SPD, der die alte Verkehrsführung fordert. Der CDU-Antrag für eine erneute Bürgerbefragung wurde abgelehnt. SPD- Fraktionsvorsitzende Helga Diehl erklärte:" Wir beugen uns der Mehrheit." Frank Mahlmeister (Grüne ) meinte säuerlich: "In der Sache haben die Anwohner recht, doch die Art und Weise, wie sie die Forderungen durchsetzen, mißfällt mir sehr."
Auch die anderen Fraktionen verurteilten die Vorgehensweise der Anlieger. CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Rätzke nahm den Ingenieur in Schutz: "Der Ortsbeirat hat das Planungsbüro beauftragt, Herr Burgholzer ist ein qualifizierter Mann." jot
HÖCHST. Selbstverteidigung ist nicht nur Abwehr eines körperlichen Angriffs, sondern vielmehr schon Widerstand gegen alltägliche Belästigungen und Anmache. Unter diesem Motto bietet das Jugendzentrum Höchst zusammen mit dem Bildungsschuppen einen Selbstverteidigungskursus an.
Neben körperlichen Tricks, die einen Angreifer verletzen und in die Flucht schlagen können, werden auch sprachliche Fertigkeiten vermittelt, um es erst gar nicht zu einer Attacke kommen zu lassen. Wer Interesse an dem Kursus hat, muß nicht durchtrainiert sein.
Teilnehmen können auch Frauen mit kleinen Kindern, die keinen Babysitter gefunden haben: Parallel zum Kursus wird der Nachwuchs betreut.
Der Unterricht beginnt am 16. Februar. Bis zum 6. April treffen sich die Mädchen und Frauen jeweils dienstags von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr im Jugendzentrum Höchst, Palleskestraße 2. Die Teilnehmerinnen zahlen für den Kursus 50 Mark Gebühr, jedoch ist es erforderlich, sich vorher anzumelden. Anmeldung im Jugendzentrum Höchst unter der Telefonnummer 31 06 56 72. gre
Keine "Glitzerkiste", aber ein Schmuckstück: Die neue "Fraspa"
Eine umfangreiche Datenbank mit Informationen für Umweltschützer hat jetzt das Umweltbundesamt in Berlin vorgestellt. Notwendig ist dafür ein Personal- Computer mit MS DOS-Standard und Festplatte. Geliefert wird die Datenbank "Ökobase" wahlweise auf 5,25- oder 3,5- Zoll-Diskette.
Ökobase bietet Umwelttips, Fachwissen, Anschriften und Umweltliteratur. Die einzelnen Informationen sind sehr benutzerfreundlich angelegt, so daß das Arbeiten damit auch für Nichtexperten vergnüglich ist. Alle Daten lassen sich zudem einfach verändern, ergänzen oder auch löschen. Registrierte Benutzer bekommen zudem gegen eine geringe Gebühr die aktualisierten Fassungen zugeschickt.
Die Datenbank Ökobase kostet 20 Mark und kann bestellt werden bei: Clemens Hölter GmbH, Am Kuckesberg 46, 5657 Haan, Telefon 02129-51011. kal
FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die mobilen Dienste - ob nur vorübergehend oder auch auf Dauer - in Anspruch nehmen wollen. Dazu zählen Hilfe in der Wohnung und beim Einkaufen, ambulante Pflegehilfe und "Essen auf Rädern".
Die Mitarbeiter der Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste informieren über die die Möglichkeiten der einzelnen ambulanten Dienste und helfen, die passende Hilfe zu finden und zu vermitteln. Für die Frankfurter Stadtteile sind folgende Stellen zuständig:
Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): Hanauer Landstraße 16 a, Telefon 44 20 86 und 44 20 88.
Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl-von-Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;
Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;
Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, Carl- Schurz-Siedlung): Frankfurter Verband, Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;
Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;
Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Johanna- Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;
Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;
Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland- Haus, Wilhelmshöher Straße 34, Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;
Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, Blauenstraße 3 (Niederad), Telefon 6 78 70 03. jan
Zwischen staatlicher Unterdrückung und kurdischem Unabhängigkeitskampf droht eine kleine Minderheit in der Türkei zerrieben zu werden: die christlich- orthodoxen Aramäer. Vergangene Woche wurden sieben von ihnen nahe der kurdisch/türkischen Kreisstadt Midiat bei Mardin umgebracht, als sie mit Kleinbussen unterwegs waren. Zwei davon waren in Deutschland lebende Emigranten, die andere nachholen wollten. Sprecher der Aramäer vermuten die Mörder in der islamisch-fundamentalistischen "Hisbollah", die wiederum auf der Seite der Zentralregierung gegen die Unabhängigkeitskämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) einen schmutzigen Krieg führt. Aber auch über ihre Erfahrungen mit der PKK berichten Angehörige der etwa 2000 Aramäer in der Südosttürkei wenig Gutes.
Jeshu Jakob, Vorsitzender der "Föderation der syrisch-aramäischen Vereine in der Bundesrepublik Deutschland", sieht seine Landsleute in der Heimat in auswegloser Situation. Immer wieder würden sie unter Androhung von Folter und Mord von PKK-Kämpfern zu Hilfsdiensten gezwungen. Die Kurden verlangten Proviant, Geld, Kleidung und Führerdienste. Gäben die Aramäer nach, würden sie von der Hisbollah angezeigt und blutig verfolgt. Die Denunzierten würden von der Polizei festgenommen und wie in der Türkei üblich gefoltert, um Geständnisse und Informationen über die PKK zu erpressen. Doch habe das Massaker von Midiat gezeigt, daß man sie nicht einmal auswandern lassen wolle.
Abhilfe kann laut Jakob nur auf zwei Wegen geleistet werden: Zum einen müsse die Türkei durch internationalen Druck dazu gebracht werden, der kleinen, auf ihren Fleiß stolzen Minderheit ein freies, menschenwürdiges Dasein zu gewährleisten und die Verfolgung einzustellen. Anders als die Kurden streben die Aramäer keinen eigenen Staat an. Sie wollen aber ihre Sprache und Kultur pflegen, was in der Türkei derzeit nach Jakobs Angaben verboten ist.
Zweitens müsse die Bundesrepublik die Christen aus der Türkei als politisch Verfolgte anerkennen und nicht in das "grausame Kampfgebiet abschieben", wie derzeit üblich, regt Jakob an. Als beispielsweise im September ein Angehöriger der Gruppe aus Hamburg abgeschoben wurde, wurde dieser gleich auf dem Istanbuler Flughafen festgenommen, berichtet der Vorsitzende. Als er dies in Briefen an Bundeskanzler Helmut Kohl und Innenminister Rudolf Seiters (beide CDU) schilderte, wurde ihm über einen CDU-Abgeordneten mitgeteilt, daß Deutschland die Abschiebungen nicht unterbinde, weil die Verfolgten auch innerhalb der Türkei, nämlich nach Istanbul fliehen könnten, wo derzeit etwa 4000 Aramäer leben. Dagegen erinnert Jakob daran, daß wer aus Anatolien kommend einmal in den Verdächtigen-Karteien aufgetaucht sei, auch in Istanbul nicht sicher leben kann.
Die Aramäer sind eines der ältesten semitischen Völker des Nahen Ostens. Sie besiedelten Ende des zweiten Jahrtausends vor Christus Syrien und Mesopotamien, schufen am Euphrat Fürstentümer und übernahmen die Macht in den benachbarten syrischen Stadtstaaten, die später von den Assyrern erobert wurden. 626 vor Christus gründete die Aramäerdynastie der Chaldäer das neubabylonische Reich.
Ihre Sprache war in verschiedenen Dialekten bis nach Palästina und Ägypten verbreitet. Sie wurde von Jesus Christus gesprochen und von dessen Jünger Simon Petrus, der nach ihrer Überlieferung im Jahre 38 unserer Zeitrechnung die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochia gründete. Die jetzt türkischen Städte Mardin und Midiat waren Mittelpunkt dieser ursprünglichen Christengemeinde, erläutert Jakob. Eigentlich seien die später gekommenen Kurden dort Gäste, meint er.
Heute leben die ortodoxen Urchristen aber unter den Kurden verstreut. In Irak sind es eine Million, in Syrien 200 000, weitere leben in Libanon und Israel. Von den 100 000 türkischen Aramäern sind nur jene 2000 in Anatolien und die 4000 in Istanbul übriggeblieben, berichtet Jakob. Die anderen flohen. In Deutschland leben nach seinen Angaben derzeit rund 40 000 syrisch-orthodoxe Aramäer. Große Gruppen seien auch in Österreich, Schweden, Kanada, den USA und Australien ansässig. EDGAR AUTH
3
3
BAD HOMBURG. "Impressionismus - Expressionismus, Zeit des Überganges" heißt eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 1880 bis 1918, die am Montag, 1. Februar, um 18 Uhr im Sinclair-Haus (Ecke Löwengasse / Dorotheenstraße) eröffnet wird.
Die Bilder stammen aus der graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim und dokumentieren die Entwicklung der Moderne bis zum Expressionismus, die schrittweise Loslösung der Kunst aus akademischen Zwängen und vom Diktat der offiziellen Salons. Die entschiedenen Akademiegegner, die Naturalisten und Impressionisten wie Corinth, Liebermann oder Slevogt schlossen sich in der internationalen Secessionsbewegung zusammen, in der die künstlerischen Voraussetzungen für die Moderne geschaffen wurden.
Pia Müller-Tamm aus Mannheim wird in die Ausstellung einführen, die die Altana-AG eingerichtet hat.
Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, geöffnet ist dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 17 Uhr.
Den Preisträgern des europäischen Fotopreises ist eine Ausstellung im Kulturzentrum Englische Kirche gewidmet. Der Fotopreis wurde 1992 bereits zum achten Mal von der Deutschen Leasing vergeben. Den ersten Preis erhielt die Österreicherin Eva Schlegel. Sie arbeitet mit historischen Aufnahmen, die auf Blei oder Glas übertragen werden. Dadurch ergeben sich neue Zusammenhänge.
Der zweite Preis ging an den polnischen Fotografen Mikolaj Smoczynski für den Zyklus "Die geheime Performance". In den von 1983 bis 1992 entstandenen Bildern setzt der Fotograf sich sich mit einem Leben zwischen Bedrängnis und Isolation auseinander.
Der deutsche Fotograf Erasmus Schröter erhielt den dritten Preis. Seine Serie "War Buildings" läßt die Bunker des sogenannten Atlantikwalls in neuem, schrillem, expressionistischem Licht erscheinen, die Absurdität der Bauwerke wird offenbar.
Die Ausstellung in der Englischen Kirche, bei der neben den Fotoarbeiten der Preisträger auch Fotos von 13 anderen Künstlern zu sehen sind, ist bis zum 10. Februar geöffnet, dienstags bis freitags von 12 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr. Führungen können unter Tel. 06172 / 2 5 5 6 vereinbart werden.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 30. Januar, geöffnet ist montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.
Bilder von Susanna Krawangna sind im Kabinett der Galerie Scheffel, Ferdinandstraße 19, noch bis zum 20. Februar zu sehen. Es ist die erste Einzelausstellung der Malerin, die aus Klagenfurth stammt und in Wien Meisterschülerin von Arnulf Rainer war. Sie arbeitete auch zwei Jahre am Royal College of Art in London. Ihre Bilder sind von dunklen Farben bestimmt, und sie ist fasziniert von Fenstern und Türen, hinter denen sie zunächst nur schwarze Löcher vermutet, doch es entsteht ein Dialog zwischen draußen und drinnen. Für ihre Bilder auf Papier verwendet sie Ölfarben, für die Arbeiten auf Leinwand in England hergestellte, spezielle Acrylfarben.
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags, 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr, geöffnet, samstags von 10 bis 13 Uhr.
Der Bad Homburger Hofmaler Johann Friedrich Voigt ist Thema einer Ausstellung im Gotischen Haus. Die Schau widmet sich seinem Leben (1792 bis 1871) und seinem Werk, das - wie sein Titel schon vermuten läßt - viele Porträts des Homburger Adels umfaßt. Die Ausstellung zum 200. Geburtstag des Malers dauert noch bis Sonntag, 31. Januar. Geöffnet ist donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 und sonntags von 10 bis 18 Uhr.
FRIEDRICHSDORF. Ulrike Michel, eine einheimische Künstlerin, präsentiert bis zum 5. Februar im Friedrichsdorfer Rathaus ihre Bilder. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie unter anderem von Robert Freund in Frankfurt (Ölmalerei), Gerda Jo Werner in Oberursel (Experimentelles Arbeiten) und Anne Deinzer in Kronberg (Radieren). Die Künstlerin ist Mitglied der Gruppe "Indigo"; sie lebt und arbeitet in Friedrichsdorf.
OBERURSEL. Künstler aus der Partnerstadt Epinay sur Seine zeigen in der Galerie der Stadtbücherei noch bis Mittwoch, 3. Februar, ihre Bilder. Sie stellen zusammen mit Karin von Schwerin, Rolf Kunz und Günther Kühl aus, die der Künstlergruppe Oberursel angehören.
Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr (donnerstags nur nachmittags) und samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr.
In Eva Wolf-Bütows Galerie "L 9" (Liebfrauenstraße 9) sind bis zum 20. Februar Aquarelle und Eitempara-Bilder von Riitta Soini zu sehen. Die wesentlichen Themen der finnischen Künstlerin, die in Bad Camberg lebt, sind Blumen, Landschaften und Porträts. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des finnischen Generalkonsuls Leif Fagernäs.
Geöffnet ist donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr. Am Samstag, 6. Februar, ist die offizielle Vernissage.
KÖNIGSTEIN. "Jedes Bild ist eine Begegnung. Eine Begegnung zwischen zwei Strukturen: der Realität und der Phantasie. Beide gehen durch das Prisma unserer Gefühle, unserer Emotionen. Der Künstler erweckt diese Gefühle zum Leben": So sieht die Malerin Christine Zanon aus Wehrheim ihre Arbeit. Ihre Bilder sind von schillernden Farbkontrasten bestimmt und spiegeln das Licht durch zahlreiche Facetten.
Eine Ausstellung mit ihren Werken ist bis zum 12. Februar in den Räumen der Königsteiner Volksbank in der Frankfurter Straße während der Geschäfszeiten zu sehen.
Noch heute und am Freitag sind in der Stadtbücherei im Kurhaus die Arbeiten von Kindern zu sehen, die sich in der Kinderkunstwerkstatt mit dem Märchen "Igelhans" der Brüder Grimm auseinandergesetzt haben. Geöffnet ist heute von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, am Freitag von 10 bis 12 Uhr.
KRONBERG. In der Galerie Hellhof wird am Samstag, 30. Januar, 18 Uhr, eine Ausstellung mit Bildern von Karl Degener, Ursula Dittmann und Thomas Zach eröffnet. Die einführenden Worte spricht Friedrich A. Wagner. Zu sehen sind die Bilder bis 21. Februar. Der Hellhof an der Königsteiner Straße ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 - 18 Uhr geöffnet. FR
GELNHAUSEN. Das vorläufige Ende der Planungen für Ausbau und Verlagerung der Kreisstraße 904 zwischen Meerholz und Lieblos stößt bei den Grünen im Ortsverband Mittlere Kinzig auf vehemente Zustimmung.
Für Gelnhausens Ersten Stadtrat Hubert Müller (CDU), der sich darüber empöre, daß einzig die Einsprüche der Umweltschützer berücksichtigt worden seien, habe man hingegen "überhaupt kein Verständnis", wie Grünen-Sprecher Manfred Pankerl mitteilte.
Pankerl kennzeichnete das 13 Jahre alte Projekt als Produkt jener "autofetischistischen Denkweise", die bis Anfang der achtziger Jahre vorgeherrscht habe. Um so erschreckender sei es, wenn ein derartiges veraltetes Konzept heute noch als zukunftsträchtig angesehen werde. Müller und auch das Hessische Straßenbauamt Hanau fordern den Ausbau der Strecke nach wie vor aus Gründen der Verkehrssicherheit und zur Entlastung der Kinzigtal-Querverbindungen Westspange Gelnhausen und Langenselbold. Die Grünen vertreten die Meinung, daß diese Argumente in ökologischer wie auch in ökonomischer Hinsicht unsinnig sind und sich leicht entkräften lassen.
Pankerl führt an, daß die kurvige Strecke in den Unfallstatistiken der vergangenen Jahre keine besondere Rolle spiele. "Häufig sind vielmehr begradigte oder mit sogenannten leichten Kurven versehene Straßen Unfallschwerpunkte, weil sie zu schneller Fahrweise motivieren." In wirtschaftlicher Hinsicht verweist Pankerl auf "notwendige Spareffekte im Landeshaushalt", für die die Grünen Sorge trügen. Der Straßenbau sei glücklicherweise von den Einsparungen betroffen. Nur notwendige Umgehungsstraßen und weitere Projekte sollten gefördert und finanziert werden. Dazu gehöre die K 904 sicherlich nicht.
Der beste Umweltschutz sei der Verzicht auf weitere Bodenversiegelung, faßt Pankerl die Position der Grünen zusammen und fügt hinzu: "Glücklicherweise haben Umweltschützer mit Unterstützung des Regierungspräsidenten dafür gesorgt, daß nicht Steuergelder verplempert werden, sondern Natur geschützt wird." Wenn die K 904 nochmals Thema in den städtischen Gremien werden sollte, würden sich die Grünen gegen Ausbaupläne stellen.
Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) äußert sich in einer Reaktion auf die Einstellung des Planfeststellungsverfahrens der K 904 zur Problematik von Straßen im Kinzigtal. Bürgerwille und die Einsicht der politisch Verantwortlichen hätten einen weiteren Eingriff in das durch die verschiedenen Verkehrsstränge schon schwer belastete Kinzigtal verhindert, bilanziert BUND-Sprecherin Elfriede Seipp. Sie weist allerdings gleichzeitig auf eine weitere Gefährdung des Tals durch Straßenbau hin. Die Gemeinde Gründau plant zwischen Möbel- Walther und Autobahn (Seipp: "im geschützten Auenbereich") eine neue Ost- West-Verbindung. Damit soll die ehemalige Bundesstraße 40 in Höhe des Möbelhauses entlastet werden.
Die BUND-Sprecherin rügt einen Widerspruch in der Begründung für dieses Vorhaben: Obwohl nach Aussage von Bürgermeister Meyer die Gemeinde Gründau schlechte Erfahrungen mit Autofahrern dahingehend habe, daß sie Umgehungen nur widerwillig annähmen, glaube man, "daß der Autofahrer in Zukunft Möbel-Walther im Karree umfahren wird anstatt den direkten Weg zu wählen".
"Die Autobahn ist die großräumige Umgehung, die die Gemeinden sich wünschen", hält Elfriede Seipp entgegen. Es gehe nur darum, durch vorfahrtsberechtigte unproblematische Auf- und Abfahrten und Erschwerung der Ortsdurchfahrt ihre Akzeptanz durchzusetzen. Damit lasse sich weiterer unsinniger und kostspieliger Straßenbau vermeiden. "Oder geht es doch mehr darum", mutmaßt die Umweltschützerin, "die Andienung des geplanten Hochregallagers von Möbel-Walther zu erleichtern?" lex
NORDWESTSTADT. Der Neuanfang des Jugendclubs im Nordwestzentrum geht nur schleppend voran. Offiziell ist die Einrichtung im Nidaforum 10 nach dem Umbau im vergangenen Jahr noch nicht wiedereröffnet. Doch ein Angebot für Jugendliche gibt es schon seit Sommer 1992. Allerdings: Das Programm ist wegen der zum Teil fehlenden Innenausstattung, die schon lange bestellt ist, noch unvollständig.
Die lang erwartete Küche ist bereits teilweise eingerichtet worden. Lediglich der Herd muß noch angeschlossen werden, und bislang fehlt auch die Spülmaschine. Im Fitneßraum gibt es nicht genügend Sportgeräte, und in vielen Räumen mangelt es sogar an Tischen und Stühlen. Die Gründe für die Misere sieht der zuständige Diplom-Pädagoge Hartmut Schwarzer in "langen Lieferzeiten, der Finanzkrise des städtischen Trägers und eben im kompletten Neuanfang der Einrichtung".
Zum Hintergrund: Im September 1990 hatten einige Jugendliche Scheiben und Mobiliar des damaligen Jugendzentrums Nordweststadt demoliert. Auslöser für den Konflikt war seinerzeit der "Mädchentag" gewesen, an dem nur junge Frauen in den Club kommen durften. "Dagegen wehrten sich die männlichen Besucher dann mit ihren Mitteln", erinnerte sich Pit Sehnert, der Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendförderung beim Jugendamt.
Doch tatsächlich sei es ein Streit zwischen dem Nachwuchs und den damaligen Sozialarbeitern gewesen. "Das Vertrauensverhältnis war gestört." Am Ende der Auseinandersetzung stand eine ruinierte Einrichtung ohne Betreuer. Damit war ein Neuanfang erforderlich geworden. Die Suche nach anderem Personal, die Ausarbeitung eines neuen Konzepts und eben der Umbau des Jugendclubs beanspruchten insgesamt zwei Jahre.
Der erste Schritt war mit der Einstellung von Schwarzer im Juli 1991 vollzogen. Der Diplom-Pädagoge erarbeitete mit dem Architekten die Pläne für den Umbau; doch nicht ohne die Vorschläge von Jugendlichen zu berücksichtigen, die, so will es das neue Konzept, in vielen Bereichen ein Mitspracherecht haben.
Der neue Jugendclub ist in einen öffentlichen und einen nichtöffentlichen Bereich aufgeteilt, die zudem von außen durch zwei getrennte Eingänge erreichbar sind - "damit sich nicht nur die Mädchengruppe in Ruhe treffen kann". Innen sorgt eine Tür für die Verbindung zwischen den beide Teilen. Nachdem die Pläne ausgearbeitet waren, standen die Beteiligten vor der Hürde der Finanzierung. Denn: Die Stadt hatte hierfür kein Geld. Ein Sponsor fand sich in der KG Nordtrakt, der Investorin des Nordwestzentrums, die mit 150 000 Mark einsprang.
Im Januar 1992 begannen dann Jugendliche mit den Abbrucharbeiten und halfen auch beim Umbau. Im Juni war dann die offizielle Übergabe. Und während in den Räumen der Einrichtung noch einige Jugendliche strichen und tapezierten, alle auf die Innenausstattung warteten, gestalteten die Mitarbeiter mit den Jugendlichen derweil ein Programm unter freiem Himmel.
Im Juli wurde im Nordwestzentrum mit Fachleuten aus Marburg eine Skateboardbahn gebaut. Der benachbarte Martin-Luther-King-Park wurde gleich mehrmals für gemeinsame Treffen genutzt. Im Herbst ging es dann mit dem Jugendladen Bornheim auf eine Erlebnisfreizeit an den Spitzingsee.
Die Räume im Nidaforum 10 wurden dann in der kühlen Jahreszeit stärker beansprucht. Der Höhepunkt bisher: Drei Tage lang war das Rockmobil zu Gast - etwa 130 Besucher versuchten sich zum ersten Mal mit Gesang, Gitarre und Schlagzeug.
Ein größeres Programm für die jungen Leute sei derzeit im Jugendclub nicht möglich, bedauerte Diplom-Sozialarbeiter Erçan Karmaci. Das sei aber wichtig, da der Stadtteil den Heranwachsenden aus etwa 13 Nationen nichts biete. Doch trotz der Schwierigkeiten sind sich die Mitarbeiter einig: "Der Grundstein für eine gute Arbeit ist gelegt."
Nähere Informationen gibt der Jugendclub, Nidaforum 10 (Nordwestzentrum), unter der Telefonnummer 57 10 79. ara
FRANKFURT-NORDWEST. Die Einbahnstraßenregelung in der Siedlung "Oberfeld", die im Rahmen von Tempo-30 seit November 1992 gültig ist, wird wegen massiver Bürgerproteste aufgehoben. Im Gebiet zwischen Rudolf-Hilferding-Straße, Praunheimer Weg, Am Stockborn und Bernadottestraße in der Nordweststadt gilt künftig wieder die alte Verkehrsführung. Den entsprechenden Antrag verabschiedete der Ortsbeirat 8 in seiner jüngsten Sitzung.
Während der Bürgerfragestunde des Stadtteilparlaments, das für Heddernheim, Niederursel und die Nordweststadt zuständig ist, kam es zu heftigen Kontroversen. Dabei gingen die Anwohner der unteren Dietrichstraße Ingenieur Rolf Burgholzer vom Planungsbüro Burgholzer und Trieb auch persönlich an. Die Bürger klagten über eine unzumutbare Belastung. Grund dafür: seit November des vergangenen Jahres müssen Autofahrer, die vom Praunheimer Weg über die Bernadottestraße in die Nordweststadt wollen, über die Straße Am Alten Schloß, Dietrichstraße und Heilmannstraße fahren. Früher konnten sie dagegen den direkten Weg über die Heilmannstraße nehmen.
Burgholzer hatte die Verkehrsführung geändert, da die Heilmannstraße ein zu hohes Verkehrsaufkommen aufgewiesen habe. Außerdem sei die Unfallgefahr an der Ecke Am Alten Schloß / Oberfeldstraße zu hoch gewesen. "Mein generelles Ziel war es, so den Fremdverkehr aus dem Gebiet herauszubekommen", erklärte Burgholzer.
Das ist nach Meinung der Dietrichstraßenbewohner nicht gelungen. Sie hatten 44 Autos in einer Stunde gezählt. Was in anderen Stadtteilen nur ein müdes Lächeln hervorrufen würde, sorgte im Oberfeld für Mißstimmung und heftigen Protest. Eilig wurde eine Liste mit 180 Unterschriften zusammengestellt und dem Ortsbeirat überreicht. Doch dabei blieb es nicht: Ortsvorsteher Helmut Gärtner erhielt anonyme Drohanrufe, das Planungsbüro wurde einen Tag lang mit Telefonterror belästigt.
In der Sache willigte der Ortsbeirat dennoch in die Forderungen ein. Die Dietrichstraße mißt nur 4,65 Meter in der Breite und hat einen Bürgersteig, der 55 Zentimeter schmal ist; sie ist damit die engste Straße in der Siedlung. Fußgänger mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer sind durch vorbeikommende Autos gefährdet. Hinzu kommen eine Baustelle und neu markierte Parkplätze in der Straße. Ein Durchkommen für Lastkraft- wagen und Feuerwehrfahrzeuge ist kaum möglich.
Problematisch ist jedoch, daß nach der Rücknahme der Verkehrsführung mit Protesten der Anwohner der Heilmannstraße zu rechnen ist. Sie hatten die Entlastung ihrer Straße auf einer früheren Bürgeranhörung begrüßt. Burgholzer sagte dazu: "Wir kennen es aus anderen Stadtteilen. Eine für alle bequeme Lösung gibt es nicht, aber sehr oft handeln die Leute nach dem St.-Florians-Prinzip."
Er bot eine Variante an, die die untere Dietrichstraße entlasten könnte und trotzdem den Verkehr in der Heilmannstraße verringern würde. Die Straße Am Alten Schloß würde bis zur Oberfeldstraße weitergeführt, so daß Autofahrer nicht durch den unteren Teil der Dietrichstraße fahren müßten. Burgholzer rechnet damit, daß nach einer Eingewöhnungszeit die Autofahrer diesen Bereich meiden würden. Bei den Anliegern stieß er damit nur auf Unverständnis. Ihr Argument: weder Tempo-30- noch die Einbahnstraßenschilder würden ihre Funktion erfüllen. Manche Autofahrer kümmerten sich überhaupt nicht darum. Nach Ansicht der Bürger seien verstärkte Kontrollen das einzige Mittel.
Nach langem Hin und Her verabschiedete der Ortsbeirat einen Initiativantrag der SPD, der die alte Verkehrsführung fordert. Der CDU-Antrag für eine erneute Bürgerbefragung wurde abgelehnt. SPD- Fraktionsvorsitzende Helga Diehl erklärte:" Wir beugen uns der Mehrheit." Frank Mahlmeister (Grüne ) meinte säuerlich: "In der Sache haben die Anwohner recht, doch die Art und Weise, wie sie die Forderungen durchsetzen, mißfällt mir sehr."
Auch die anderen Fraktionen verurteilten die Vorgehensweise der Anlieger. CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Rätzke nahm den Ingenieur in Schutz: "Der Ortsbeirat hat das Planungsbüro beauftragt, Herr Burgholzer ist ein qualifizierter Mann." jot (Siehe auch Kästchen)
JUTTA EBELING, Frankfurter Schuldezernentin, will mit umweltverträglichen Putzmitteln und Toilettenrollen aus Altpapier neuerlichen Katastrophenstimmungen im Jugendzentrum Bockenheim vorbeugen. So will sie ihren Beitrag leisten, damit das Jugendzentrum nicht mangels Reinlichkeit dichtmachen muß. Mit heiterer "Erleichterung" registriert die Stadträtin in einem Brief an die "JUZ'ler", daß das Bockenheimer Haus trotz düsterer Prophezeiungen im vergangenen September bisher nicht habe schließen müssen. Allein für diesen ernsten Fall habe sie damals versprochen, Scheuerpulver zu zahlen, wenn ansonsten das Zentrum geschlossen werden müsse. "Prima" findet Ebeling, daß das Juz auch ohne ihre Hilfe überlebt habe. Die Jugendlichen hatten das Versprechen allerdings anders im Ohr und haben ihr jetzt eine Rechnung über 999,26 Mark für die gesamten Putzmittel und das Klopapier des Jahres 1992 geschickt.
KARSTEN VOIGT, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Frankfurt, reiht sich ein in die Großen dieser Welt. Am heutigen Mittwoch will er gemeinsam mit vielen hundert Staatschefs und Diplomaten dem neuen US-amerikanischen Präsidenten BILL CLINTON in Washington persönlich zur Amtseinführung die Hand schütteln. Allerdings, wie in seinem Bonner Büro beteuert wird, "weniger aus persönlichem Interesse, sondern in seiner Funktion als Vize-Präsident des NATO-Parlaments". Als eher unwahrscheinlich gilt in Bonn, daß der USA- Besuch den Beginn einer großen internationalen Karriere Voigts markieren könnte. Eine Audienz bei Clinton werde es jedenfalls "aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben", weiß seine Mitarbeiterin.
CLAUDIA KORENKE, Wahlkämpferin und PR-Beraterin für die Union, entwarf zum Pressempfang der CDU eine "politische Speisekarte". Nach dem "Aperitif Roth statt Rot" gab es "Gemischte Platte vom Pleitegeier und Stadtadler", Frisches vom "Kölner Teller", "Profit-Erreurs Andreas" mit "Pfirsich Elba", "Dialog von Roten Früchtchen an Waldmeister-Schaum" und den "Kinderteller Ferry Ahrlequin", ohne Majo (rität) sowie "Multikulturellen Käse".
Die Meinungen zum Neubau der griechisch-orthodoxen St. Andreasgemeinde im Grüneburgpark sind geteilt. Dies wurde bei der Diskussion im Ortsbeirat 2 deutlich. Die Haltung der Parteien im Westend reicht von uneingeschränkter Zustimmung (CDU) über wohlwollende Zurückhaltung (SPD) bis hin zu vorsichtiger Kritik (Grüne, FDP). Unsicherheit auch bei den Bürgern. Während eine Anwohnerin sich über ein "noch schöneres Gotteshaus" freute, klagte ein Zuhörer über die "barbarische Veränderung."
Die Gemeinde will die neue Kirche an Stelle des denkmalgeschützten Gotteshauses errichten, das ihnen 1959 in Erbpacht überlassen worden war. Die Reste der Rothschildschen Orangerie müssen dafür ebenso weichen wie etliche Bäume. Nach Angaben aus dem Römer konnte die neue Kirche in dem denkmalgeschützten Park nicht abgelehnt werden, da der Bauantrag auf einer vertraglichen Verpflichtung des früheren CDU-Magistrats gegenüber der Gemeinde beruht. Der Neubau war sowohl von der Arbeitsgemeinschaft Westend als auch vom Gründezernat kritisiert worden.
Der Neubau sei notwendig, erklärte Pfarrer Philippos Savvopoulos auf Anfrage, weil die Zahl der Gemeindemitglieder stark gestiegen sei: von 2000 im Jahre 1982 auf 5000 Gläubige heute. An gewöhnlichen Sonntagen drängten sich 200 Besucher in der etwa 110 Quadratmeter großen Basilika, an besonderen Feiertagen seien noch mehr versammelt. Ohnmachtsanfälle habe es häufig gegeben.
Nach Angaben von Bauleiter Stylianos Paschalidis wird der Neubau kleiner, als die in der Öffentlichkeit genannten Zahlen vermuten ließen. Das Gotteshaus umfasse nur zehn auf 24 Quadratmeter (bisher: 7,50 auf 14,20 Meter). Die Hauptkuppel habe eine Höhe von zwölf Meter, vier weitere kleinere Kuppeln seien vorgesehen. Die Traufhöhe betrage sechs Meter und damit einen mehr als heute.
Der Bau soll 1,6 Millionen Mark kosten und in neun Monaten fertig sein. mic
Zwei Schritte vor, einen zurück: Die Verkehrsberuhigung im Westend geht nur langsam voran. Obwohl im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) bereits seit Jahren an Konzepten gebastelt wird, gibt es bisher noch keine Tempo-30- Zone. Den umfangreichen Plan für das südliche Westend hat die Stadt, wie jetzt bekannt wurde, vorerst auf Eis gelegt.
Der Grund: Das Ordnungsamt, dem Dezernat von OB Andreas von Schoeler zugeordnet, hat Bedenken. Erst Ende März - und damit nach der Kommunalwahl - soll weiterverhandelt werden. Die Pläne des Beirats sahen unter anderem eine stark geänderte Verkehrsführung vor und war bei einigen Anwohnern auf lautstarken Protest gestoßen.
Für das nordöstliche Westend (im Straßenviereck Grüneburgweg, Eschersheimer Landstraße, Bockenheimer Anlage, Reuterweg) hat der Ortsbeirat 2 nun ein Konzept erarbeitet und auf seiner jüngsten Sitzung verabschiedet. Das Ziel: Wohnstraßen vom Andienungsverkehr für Firmen zu entlasten. So soll der Magistrat für Autos, die aus Richtung Alleenring über den Reuterweg fahren, eine Linksabbiegerspur in den Gärtnerweg einrichten. Heute müssen die Lastwagen noch den Weg über Leerbachstraße und Im Trutz wählen. Der Antrag wurde mit Stimmen von SPD und Grünen verabschiedet. Wichtiger Teil des Konzepts: Die Autofahrer, die die "Metallgesellschaft" erreichen wollen, sollen von der Bockenheimer Anlage in die Leerbachstraße einbiegen dürfen, die Einbahnstraße muß dafür aufgehoben werden. "Ansonsten", erklärte Beiratsmitglied Birgit Puttendörfer (SPD), "verändert sich nichts".
Auch nördlich dieser Zone sollen Anwohner entlastet werden. Autofahrern aus Richtung Norden soll an der Miquelallee die Möglichkeit geboten werden, von der Hansaallee Richtung Osten abzubiegen, anstatt sich über die Holzhausenstraße durch das nordöstliche Westend zu quälen. mic
0.5
Notrufmelder im Weinbergpark will der Ortsbeirat 5 installieren lassen. In einem einstimmig verabschiedeten Antrag der SPD werden die Rufeinrichtungen gefordert, da der vor dem Park installierte Notruf zu weit entfernt sei, um bei einem Unfall auf den Spielplätzen rasch Hilfe anfordern zu können. kan
Erstmalig bietet die Hochschule für Bankwirtschaft (HfB) in Frankfurt im Wintersemester 1993/94 ein ausbildungsintegriertes Studium an. Bei der HfB handelt es sich um ein privates Lehrinstitut der Bankakademie. Schulabgänger mit Fachabitur oder Hochschulreife können dort die betriebliche Ausbildung in einem Kreditinstitut mit einem parallelen Hochschulstudium kombinieren.
Während junge Leute, die erst eine Banklehre absolvieren und dann noch ein Universitätsstudium anschließen, sich mindestens sechseinhalb Jahre in Ausbildung befinden, verkürzt sich dieser Zeitraum mit dem integrierten Lehrangebot um etwa zwei Jahre. Mit dieser Offerte reagiert die Bankwirtschaft darauf, daß inzwischen mehr als die Hälfte ihrer Lehrlinge nach der Ausbildung noch eine Universität besuchen.
In den neunsemestrigen Studiengang ist während des Grundstudiums von fünf Halbjahren ein Volontariat im Geldinstitut eingebaut. In dieser Zeit erhalten die jungen Leute das gleiche Lehrgeld wie ein Azubi, müssen jedoch nicht zur Berufsschule gehen. Statt dessen lernen sie in der Bankhochschule und im Unternehmen wochenweise abwechselnd.
Zu Beginn des vierten Semesters wird die Bankkaufmannsgehilfenprüfung abgelegt. Nach der Diplom-Vorprüfung am Ende des fünften Semesters kann der Lernende sein Hauptstudium parallel zur Berufstätigkeit fortführen. Er bekommt für diese Zeit einen Teilzeitarbeitsplatz in der Bank. Im siebten Halbjahr folgt ein obligatorischer Auslandsaufenthalt, der an einer der Partnerhochschulen in Spanien, England, Frankreich oder den USA abgeleistet werden kann. Nach dem erfolgreichen Abschluß der Diplomprüfung verleiht die Fachhochschule am Ende des neunten Semesters den staatlich anerkannten Titel Diplom-Betriebswirt (FH).
Bewerbungen für diesen Ausbildungsweg sollten sich zuerst an eine Bank richten. In Abstimmung mit den Kreditinstituten und der HfB werden die geeigneten Aspiranten ausgewählt. Letzter Termin für eine Anmeldung für das Wintersemester ist der 31. Januar.
Weitere Informationen gibt es bei Hildegard Leonardi im Studentensekretariat der HfB unter der Telefonnummer 069/15 40 08 166. Die Adresse lautet: Rektorat der Hochschule für Bankwirtschaft, Sternstraße 8, 6000 Frankfurt 1. gem
Geschlossen setzen sich die Fraktionen des Ortsbeirats 11 (Fechenheim, Seckbach, Riederwald) dafür ein, die Wasserversorgung für die Kleingärten am Huthpark in Seckbach über städtische Leitungen aufrechtzuerhalten.
Wie aus einem Schreiben des Garten- und Friedhofsamtes vom letzten November hervorgeht, habe eine Überprüfung der Leitungen ergeben, daß diese in einem "überholungsbedürftigen Zustand" sind. Die Stadt selbst nutzt die Wasserleitung nicht. Daher will die Behörde auf die "kostenintensive Instandsetzung" der Rohre verzichten und deren Betrieb einstellen. gap
Der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) kann dem Jugendhaus Varrentrappstraße finanziell nicht helfen. Dies wurde bei der jüngsten Sitzung deutlich. "Die Stadt", erklärte Günter Zenk (SPD), "steckt in der gleichen Situation wie das Jugendhaus: Sie hat nicht genügend Geld." Grünen-Fraktionvorsitzender Jürgen Bredtmann meinte bedauernd, bei vielen Gruppen, die Unterstützung verdienten, würde Geld gestrichen. Dennoch versprachen alle Fraktionen, sich über ihre Stadtverordneten für das Jugendhaus einzusetzen.
Die 25 Jugendlichen, die in der Bürgerfragestunde auf ihre Not aufmerksam gemacht hatten, waren damit unzufrieden. "Es geht für uns", klagte ein Jugendlicher, "um eine Minimalausstattung: Putzmittel, Klopapier und Glühbirnen." Das Jugendzentrum kämpfe nicht um Luxus, sondern um seinen Erhalt. mic
"Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen", schrieb Goethe vor beiläufig 203 Jahren. Sogar Fußballer denken sich manchmal was ("Ball rund muß in Tor eckig"), wenn sie Worte ihres Trainers hören. Deshalb verkehren sie gern in Goethe-Stuben.
Dort kommen Geist, Politik und Flachpaß zusammen; denn auch die Toskana-Fraktion kehrt dortselbst des häufigeren ein. Und denkt an "das Land, wo die Zitronen blühn"; wohl auch, weil sie zuweilen mit Zitronen Goethe in Palermo handelt. Das verbindet sie wiederum mit manchen Massenmedien wöchentlicher Erscheinungsart, die als getreue Spiegel unserer Zeit Worte machen, ohne sich immer was dabei zu denken. Wenn Goethe gemeint haben sollte, daß auch das geringste Geschwätz noch die Welt verändert, dann entbehrt das nicht der inneren Logik.
Toskana-Fraktion: Das Wort steht für gesteigerte Lebensfreude und den Ausbruchsversuch in die große weite Welt der Genießenden (ob Kunst, ob Wein, Weib und Gesang): Immer nur raus aus unserer Halb-Welt (für unseren Leser in Metz: demi-monde).
Fliehen, fliehen! Je weiter nach Süden, desto besser; Toskana ist sehr gut, Palermo jedoch geht noch über Toskana. Goethe zum Beispiel schaute auf der Flucht vor der öden Minister- Thätigkeit in Weimar auch mal kurz herein. Aber aufgepaßt, sehr unchristlich geht es dort zu, denn Christus kam nur bis Eboli.
Wir wollen hier durchaus nicht den Verdacht nähren, gewisse Politiker wollten auch hier schon wieder die (ehrenwerte) Gesellschaft umkrempeln ("Wandel durch Annäherung", nicht von Goethe, sondern im Gegenteil Bahr); und wenn sie schon nicht die ganze Welt umarmen könnten, so näherten sie sich doch der Halb-Welt zum Zwecke der Veränderung. Das mag ein Eulenspiegel behaupten oder der Spiegel vermuten, wenn er denn schon unbedingt jede Woche Eulen nach Palermo tragen will. Nein, diesen Hokus-Focus machen wir nicht mit. Nicht an dieser Stelle. CAROLUS
Entlastungsgesetz bringt die Justiz unter Druck Gerichte umstrukturiert / Qualitätsverlust befürchtet Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn "Die Perspektiven für das kommende Jahr sind ungünstig." So wenig optimistisch charakterisierte der Präsident des Frankfurter Landgerichts, Karl Stephan, anläßlich der Vorstellung seines Jahresberichts 1992 die momentane Stimmungslage bei Justitia. Grund für diese düstere Prognose, die sich in der Richterschaft breitgemacht hat: das Gesetz zur Entlastung der Rechtspflege, das am 1. März 1993 ohne Übergangsregelung in Kraft treten soll. Auf das Landgericht sieht der Präsident anstelle der versprochenen Entlastungen "außergewöhnliche Schwierigkeiten zukommen". Das Gesetz, Ende November 1992 überraschend verabschiedet, sieht Veränderungen sowohl im zivilen als auch im strafrechtlichen Bereich vor. So sollen Berufungsverfahren gegen Entscheidungen des Schöffengerichts nur noch von sogenannten kleinen Strafkammern mit einem Berufsrichter und zwei Schöffenrichtern entschieden werden; Amtsgerichte haben dann eine "Strafgewalt" von vier statt bisher drei Jahren; in den Großen Strafkammern des Landgerichts sollen künftig in der Regel nur noch zwei Berufsrichter und zwei Schöffenrichter über erstinstanzliche Verfahren entscheiden. Es sei denn, ein Verfahren stellt sich als besonders schwierig heraus. Einzige Ausnahme ist das Schwurgericht, das auch weiterhin fünfköpfig antreten wird.
Bei Zivilverfahren ändert sich auch einiges. So gilt künftig für ein Verfahren vor dem Landgericht der Streitwert von mindestens 10 000 Mark (früher 6000 Mark). Viel stärker als bisher sollen nun auch Vorsitzende der Zivilkammern beim Landgericht leichtere Fälle allein, das heißt als Einzelrichter entscheiden. Es sei aber "zweifelhaft", so Stephan gegenüber der Presse, ob diese Regelung der besonderen Situation am Frankfurter Landgericht mit seinen vielen, verhältnismäßig schwierigen und aufwendigen Verfahren gerecht werde. Der geringere Aufwand mit dem Ziel, Kosten zu sparen, könne zu einem "Qualitätsverlust" führen.
Sowohl die Zivil- als auch die Strafgerichte hatten nach den Worten Stephans im letzten Jahr erheblich mehr zu tun als in den Jahren zuvor. Bei den Zivilkammern hätten insbesondere Handelssachen zugenommen. Auf die Amtsgerichte kommt nach dem neuen Gesetz möglicherweise eine wahre Prozeßlawine zu.
Fast ein Viertel aller Verfahren vor den Zivilkammern, die im letzten Jahr einen Streitwert zwischen 6000 und 10 000 Mark hatten, müßten ab dem 1. März 1993 vor dem Amtsgericht verhandelt werden.
Auch die Strafkammern des Landgerichts haben 1992 mehr gearbeitet als zuvor. Wie in den Zivilverfahren hätten hier ebenfalls Wirtschaftsstrafsachen überdurchschnittlich zugenommen, nämlich um 20 Prozent. Darunter einige umfängliche, wie etwa der co op-Prozeß, der einzelne Kammern auf Jahre "blockiere".
Mindestens zehn, vielleicht sogar 20 Richterinnen und Richter werden, so Stephan, auf Grund der neuen Gesetzesbestimmungen vom Landgericht ans Amtsgericht wechseln müssen. Das bereite ihm Kummer, meinte Stephan, und befürchtet nicht unerheblichen "Qualitätsverlust". Vorbeugend wies er darauf hin, daß auch die Bürgerinnen und Bürger die Umstrukturierung der Gerichte zum 1. März dieses Jahres selber spüren könnten. "Die Zuständigkeiten der Gerichte werden wechseln, Bewertungen in der Sache könnten anders ausfallen, und Verfahren könnten sich verzögern."
Einen "ganz großen Run" von Krankenhausärzten in die eigene Praxis prognostizierte am Dienstag Bernd Weber, der Vorsitzende des Hofackerverbandes, dem alle freien gemeinnützigen Krankenhäuser in Frankfurt angeschlossen sind. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) gingen in den letzten drei Monaten 250 Anträge auf eine Zulassung als Kassenarzt ein - so viele wie sonst im ganzen Jahr. Die Ärzte reagierten damit auf das neue Gesundheitsstrukturgesetz, das die Voraussetzungen für die Gründung einer eigenen Praxis in Zukunft drastisch verschärft.
Bislang wurde die Zulassung gewährt, sobald ein Mediziner mit abgeschlossener Berufsausbildung ein halbes Jahr in einer Praxis gearbeitet und einen eintägigen Lehrgang besucht hat, erläuterte eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung.
Demnächst müsse die Zulassung immer dann verweigert werden, wenn eine Stadt oder Region als "überversorgt" eingestuft werde. Dies sei in Frankfurt, mit Ausnahme der Allgemeinmedizin, der Fall. In den anderen Fachrichtungen aber liege eine Überversorgung von 140 bis über 200 Prozent vor.
Bis zum 1. Oktober hat der Gesetzgeber eine Übergangsfrist eingeräumt: Wer bis zum 31. Januar den Antrag auf eine Zulassung gestellt hat und bis Ende September Räumlichkeiten für eine Praxis vorweisen kann, dürfe sich noch einmal unabhängig vom Versorgungsgrad der Bevölkerung selbstständig machen. Die einzige Möglichkeit, danach als Facharzt eine Praxis aufzumachen, sei, in die Region abzuwandern, meinte Bernd Weber vom Hofackerverband. Die Ärzte müßten dann "dorthin gehen, wo sie gebraucht werden."
Durch die Niederlassungsbeschränkungen sieht Weber das System der ärztlichen Weiterbildung gefährdet. Üblich ist, daß ein Mediziner nach der Approbation für einige Jahre im Krankenhaus arbeitet, um sich dort zum Facharzt ausbilden zu lassen. Danach folgte zumeist die Tätigkeit als niedergelassener Arzt. Weil diese Möglichkeit künftig weitgehend entfällt, haben die Krankenhäuser nur die Wahl: "Entweder wir schicken unsere Fachärzte auf die Straße oder wir lassen die Jungmediziner erst gar nicht rein."
Nach Angaben aus verschiedenen Krankenhäusern liegen derzeit nicht mehr Kündigungen als gewöhnlich vor. Allerdings lasse die gängige Kündigungsfrist von sechs Wochen vor dem Quartalsende noch genügend Spielraum.
Der Verwaltungsdirektor des St. Markus Krankenhauses rechnet nicht damit, daß Fachärzte gehen. Die Arbeitsplätze im "Markus" seien sicher, die Bezahlung "nicht schlecht". So verdiene ein 35jähriger Mediziner mit Facharztausbildung 6000 bis 7000 Mark brutto im Monat, weitere 2000 bis 2500 Mark "kommen locker" durch Nacht- und Bereitschaftsdienste hinzu. ft
Es geht um Leben oder Tod
Gleich, wie gut oder schlecht da und dort eine Rentnerin oder ein Rentner leben mögen: Hin und wieder haben sie spätestens alle zwei Jahre den Nachweis zu liefern, daß sie überhaupt noch existieren.
So, wie Auguste B., die mit ihren 80 Jahren in einem Altenwohnheim untergebracht ist und zum Jahresanfang zwecks "Einkommens-Bestandsaufnahme" für ihre Art Rente für das Lastenausgleichsamt eine solche Bescheinigung brauchte.
Dafür sind entweder Standesbeamte zuständig oder auch die Sozialbezirksvorsteher. Doch dort müssen besagte Bürger selbst (mit Personalausweis, versteht sich) erscheinen, was dann als Nachweis dafür genügt, daß jemand noch lebt. Da könnten die Betroffenen eigentlich gleich ins nächste Lastenausgleichsamt gehen. Falls sie noch gehen können.
Auguste B. kann es leider nicht mehr. Sie verbringt ihre Tage im Rollstuhl. Tochter Ute, die als Sekretärin gewohnt ist, unbürokratisch zu denken, wußte einen Ausweg: Der Hausarzt, der ihre Mutter seit Jahren kennt, der nicht nur genau weiß, wie, sondern auch daß seine Patientin noch lebt, der könnte doch . . .
Kann er nicht, darf er nicht, mußte sich Ute B. bescheiden lassen. Wenn aber Mutter Auguste nicht aus dem Altenheim hinauskann, was tun? Nun, das Römertelefon half freundlich weiter: Der zuständige Sozialbezirksvorsteher von Sachsenhausen wurde gebeten, zu kommen.
Er nahm sich die Zeit, brachte sein Amtssiegel mit, jetzt hat die alte Dame ihren Lebensnachweis.
Wären zum Schluß nur noch zwei Anmerkungen zu machen: Es stellte sich heraus, daß Bankinstitute sehr wohl diese Lebensbescheinigung ausstellen dürfen. Dann, wenn eine solche Rentnerin ihr letztes Klein-Geld abholt. Ein Bankangestellter hat also mehr Rechte als ein Hausarzt. Andererseits aber darf den Totenschein nur der Hausarzt (oder nachts und an Wochenenden auch ein Notarzt) ausstellen.
Einem Sozialbezirksvorsteher ist solches nicht erlaubt. Und schon gar nicht einem Banker. Nur: Vom Umkehrschluß her stellt sich die Frage: Wieso eigentlich nicht? -vau
"Was wollen Sie eigentlich mit dem Antrag erreichen?" Stadtverordneter Ulrich Baier (Grüne) klärte die Christdemokraten im Ortsbeirat 14 (Harheim) zunächst einmal über Sinn und Zweck eines Klimagutachtens auf. Auf der Sitzung des Ortsbeirats 14 stellte die CDU-Fraktion vier Anträge zu diesem Thema, alle zu den beiden Neubaugebieten Harheim- Nord und Harheim-Südwest. Lediglich einer wurde einstimmig angenommen, drei mit den Gegenstimmen von SPD und Grünen abgelehnt. Die FDP-Fraktion war nicht vertreten. Abgeschmettert wurde auch die Forderung eines Klimagutachtens zum Baugebiet Harheim-Nord. Für frische Luft in Harheim bis in die Innenstadt hinein sind zwei Faktoren ausschlaggebend: die Kaltluftzufuhr aus der Wetterau und dem vorderen Taunus sowie die Kaltluftentstehung vor Ort. Bei einer flächendeckenden Bebauung kann ein Gutachten zum einen nachweisen, daß "durch die Standposition der Häuser keine Barriere entsteht und der Zustrom an frischer Luft nicht verhindert wird", erklärte der Stadtverordnete. Hier ist die Gebäudehöhe nicht unbedingt ausschlaggebend. Oder: Es wird bestätigt, daß im Verhältnis zur Häuserzahl ausreichend Grün- und Freifläche für regelmäßige Kaltluftentstehung vorgesehen wird.
Soll die Konzeption eines Neubaugebiets umgesetzt werden, "ist ein positives Klimagutachten Voraussetzung dafür", so Baier. Er bot im Falle "ernsthafter Überlegungen" die Zusammenarbeit mit seiner Partei an. Gehe es den Christdemokraten aber lediglich um die Verhinderung der Bebauung, dann "haben Sie uns als politische Gegner".
Von einer solchen "schwarz-grünen Koalition" wenig beeindruckt zeigte sich Bernd Kölling. Der CDU-Fraktionsvorsitzende malte das Schreckgespenst einer Grundstücksenteignung an die Wand. "Wir vermuten, daß der rot-grüne Magistrat so rigoros wie bisher handeln wird", mußmaßte Kölling und bezog sich auf ein im Mai 1992 neu geschaffenes Baumaßnahmengesetz. "Das ist ein Bonner CDU- Gesetz", konterte Ulrich Baier. Planungsdezernent Wentz, der am 26. Januar an der Bürgeranhörung in Harheim teilnimmt, werde es nicht anwenden.
Ohne Kontroversen wurde schließlich der CDU-Antrag, durch eine neue Zufahrt ins Gewerbegebiet die Philip-Schnell zu entlasten, von allen Fraktionen angenommen. tin
Beim Ausdauertest bekam Anita Liebholz Farbe im Gesicht. Zehn Minuten trat die Betriebsratsvorsitzende der Hertie- Zentrale bei steigender Belastung in die Pedale. "Das war zum Schluß ganz schön anstrengend", fand Liebholz. Lohn der Mühe: Der Drucker am Fahrrad-Ergometer spuckte sofort eine Meldung über die Fitneß der Betriebsratsvorsitzenden aus. Das Ergebnis war allerdings nicht überwältigend. Zweimal die Woche Ausdauertraining lautete die gedruckte Empfehlung.
Was Liebholz als "meinen einzigen Minuspunkt" bezeichnete, macht auch anderen Arbeitnehmern zu schaffen, die vornehmlich im Büro sitzen. Deshalb bietet die AOK großen Unternehmen, aber auch städtischen Ämtern neuerdings sogenannte Gesundheitstage an, bei denen die Mitarbeiter ihre körperliche Fitneß testen können. Erkrankungen vorzubeugen und gesundheitsbewußtes Verhalten zu fördern, ist das Ziel. Davon profitieren Mitarbeiter, Unternehmen und die Krankenkasse gleichermaßen. Im Frühjahr können sich Flughafen-Mitarbeiter untersuchen lassen; mit weiteren Unternehmen steht die AOK in Verhandlungen.
In der 1200 Beschäftigte zählenden Hertie-Zentrale in der Niederräder Bürostadt war die AOK jetzt zum ersten Mal. Neben dem Fitneß-Test konnten sich die Teilnehmer auch in puncto Ernährung und Sport beraten lassen. "Wir verstehen uns nicht als Gesundheitsapostel. Das Ganze soll auch Spaß machen", versicherte die Sportwissenschaftlerin Susann Pochanke von der neuen AOK-Unterabteilung Betriebliche Gesundheitsförderung.
Die Hertie-Mitarbeiter hatten bei einer Fragebogenaktion vor den Gesundheitstagen "sehr großes Interesse" an den Themen Ernährung und Bewegung gezeigt, sagte Betriebsrätin Sylvia Wagner. Parallel zum Fitneßtest bietet die Kantine Vollwertkost, Müsli- und Salatbuffet. Dies möchte der Betriebsrat zur dauerhaften Einrichtung machen. Beim betrieblichen Sportprogramm "stehen wir noch ganz am Anfang", meinte Wagner. Zwei oder drei Gymnastiktermine in der Woche sind das angestrebte Ziel - alles eine Frage der Kosten. Die AOK will auch bei den weiteren Gesundheitstagen die Unternehmen anregen, auf Dauer Sportprogramme für die Mitarbeiter zu fördern. vo
Toptip
Für Tempo 30 und ein Überholverbot auf den Grundnetzstraßen Bebraer und Wächtersbacher Straße im Norden von Fechenheim plädiert die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 11. Einen entsprechenden Antrag brachte das Gremium gegen die Stimmen der CDU-Fraktion auf den Weg.
Auf den beiden Straßen fürchten die Sozialdemokraten um "Leib und Leben" der Bürger. Dort werde "mit hoher Geschwindigkeit durchgebrummt", sagte Ortsvorsteher Peter Reinwart (SPD). Raserei und "gefährliche Überholmanöver" auch an Zebrastreifen hätten jüngst zu Unfällen geführt, bei denen Kinder zum Teil schwerverletzt worden seien.
Die CDU-Fraktion lehnte die SPD-Forderung ab. Wolfgang Bodenstedt (CDU) bezeichnete die beiden Straßen als wichtige Erschließungswege zum Fechenheimer Industriegebiet. Werde dort Tempo 30 eingeführt, prophezeite Bodenstedt, werden sich die Autos stauen und der Verkehr möglicherweise auf die angrenzenden Wohnstraßen verlagert. gap
Am 3. Januar 1933 eröffnet die Bad Homburger Heimatzeitung "Der Taunusbote" ihre lokale Berichterstattung im noch jungen Jahr mit einer Schreckensbilanz aus dem Vorjahr: die Löhne haben einen Tiefstand erreicht, der nicht mehr zu unterbieten ist. Die Bezahlung liegt weit unter Tarif, Kurzarbeit ist angesagt. Das Lohnniveau ist auf den Stand des Jahres 1927 zurückgefallen.
Am 9. Januar meldet die Ausgabe 7 des amtlichen Organs der Stadt und des Kreisanzeigers für den Obertaunuskreis: "NSDAP-Propagandamarsch mit Abordnungen aus dem ganzen Kreis - ohne Fahnenraub Zwischenfall." Zwei Tage später wird ein längerer Lob-Artikel über dieses Ereignis nachgeschoben: "Der Einmarsch in Bad Homburg gestaltete sich zu einem Festzug . . ." Von einer großen braunen Welle im strammen Gleichschritt ist die Rede.
Wenige Tage später gibt die Zeitung einen "Politischen Zusammenstoß" zur Kenntnis. Nach einem Umzug der Jugendgruppe der NSDAP wird ein landwirtschaftlicher Arbeiter mit schweren inneren Verletzungen (so hielt zumindest der Arbeitersamariterbund fest) abtransportiert. Die "zuständigen Stellen" meldeten einen Leichtverletzten, veröffentlicht das Blatt.
Taunusbote vom 18. Januar: Stadtverordnetenvorsteher Schick beklagt, daß die Stadtverordnetentätigkeit durch Regierungsverordnungen und "durch den Druck der Verhältnisse" eingeschränkt sei; sie sei keine Selbstverwaltung mehr. Während der Sitzung kommt es zu einem Zwischenfall auf der Zuhörergalerie: Ein Mann fordert als Vertreter der Erwerbslosen mit Zwischenruf die Eröffnung der Wärmehallen. Seine Personalien werden festgestellt, er verabschiedet sich mit "Rotfront". Kurz darauf organisieren die Kommunisten eine Demonstration der Erwerbslosen. Drei Tage später (Taunusbote vom 27. Januar 1933) heißt es in dem amtlichen Verlautbarungsblatt: "Die NSDAP nimmt den Kampf auf." Und am 30. Januar posaunt die Zeitung mittags fett: "Hitler zu Reichskanzler ernannt." Es ist Realität geworden, was gerade die Sozialdemokraten auch in Bad Homburg unterschätzt haben.
In Bad Homburg findet - wie fast überall - ein Fackelzug statt. Die Homburger Nationalsozialisten und die Deutschnationalen feiern; veröffentlicht wird im Taunusboten eine geschönte Pressemitteilung der NSDAP über den imposanten Festabend. Die schon im Vorfeld des 30. Januar geringen offenen Proteste gegen Hitler verstummen danach zunächst.
Das letzte öffentliche Aufbäumen gegen die Nazis, bevor Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Kanzler ernannte, erfolgte in Bad Homburg am 29. Januar. Die Eiserne Front hatte auf dem Schloßplatz eine Kundgebung veranstaltet, der sich eine Demonstration anschloß. In der Nazi-Hochburg Ober-Eschbach kam es zu einem massiven Zusammenstoß mit Nationalsozialisten, der schließlich in eine Straßenschlacht mit zahlreichen Verletzten, insbesondere in den sozialdemokratischen Reihen endete.
Braunhemden hatten versucht, die Fahne der Sozialdemokraten an sich zu reißen. Zwei Genossen des Reichsbanners, die sich zur Schlägerei hatten provozieren lassen, wurden im Juli darauf vor Gericht gestellt und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Verschwiegen wurde damals in der Berichterstattung die der Schlägerei vorausgegangenen Provokationen durch die Nazis.
Die Resonanz war groß: Nicht weniger als 2000 Frauen hatten sich im vergangenen Herbst bereit erklärt, ihre eigenen Erfahrungen mit den "Wechseljahren" für die wissenschaftliche Studie einer Frankfurter Gruppe aus Ärztinnen und Psychologinnen beizusteuern.
Jetzt droht das Werk über die Bedeutung des Klimakteriums zu scheitern. Denn von den 2000 verschickten Fragebögen wurden bislang erst 120 ausgefüllt zurückgesandt.
Alle säumigen Frauen werden gebeten, den überfälligen Bogen an folgende Adresse zu senden: Suzy Fischer, Gruppe "2 bis 9", Varrentrappstraße 69, Frankfurt 90. sar
Die Eiserne Front war ein antifaschistisches
Bündnis sozialdemokratischer
Organisationen (SPD, Allgemeiner
Deutscher Gewerkschaftsbund
Das Reichsbanner Schwarzrotgold wurde 1924 gegründet. Es war ein republikanischer Kampfverband, dem überwiegend Sozialdemokraten, aber auch Linksliberale und Zentrumsmitglieder angehörten. Ziel war die Verteidigung der Weimarer Republik.
Haben die verkehrspolitischen Maßnahmen des rot-grünen Magistrats, mit denen der Fahrradverkehr gefördert und den Fußgängern zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr verholfen werden sollte, eher das Gegenteil bewirkt? Anlaß zu solchen Spekulationen gibt nach Meinung der CDU-Stadtverordnetenfraktion die kürzlich von der Polizei präsentierte Unfallstatistik für die ersten neun Monate des zurückliegenden Jahres. Danach starben von Januar bis September 1992 insgesamt 27 Menschen auf Frankfurts Straßen. Im Vergleichzeitraum des Vorjahres waren es "nur" 19.
Auffallend sei dabei die Zahl getöteter Radfahrer und Fußgänger. Nach Angaben des CDU-Verkehrsexperten Wolfgang Stammler waren unter den 27 Toten 15 Fußgänger und drei Radfahrer. Weil gleichzeitig aber im Main-Taunus-Kreis, der auch zum Dienstbezirk der Frankfurter Polizei gehört, die Unfallentwicklung nach unten weise, besteht nach Meinung der Römer-Union Klärungsbedarf. Schließlich, so der Umkehrschluß, müßte mit steigender Zahl der Tempo-30-Zonen sowie der Geschwindigkeitsbegrenzung vor Kindergärten und Schulen die Unfallbilanz positiv beeinflußt werden.
Antwort möchte die CDU auch auf die Frage haben, warum mehr Radfahrer als früher in Karambolagen verwickelt werden, "obwohl mit hohem finanziellen Aufwand ein Fahrradbeauftragter angestellt worden ist und Mitarbeiter von Radfahrerverbänden gutachterlich an der städtischen Verkehrspolitik beteiligt worden sind"? Auch der Verzicht auf separate Radwege sowie die Öffnung der Fußgängerzonen für das Zweirad könnte nach Einschätzung der Union eine Ursache der aktuellen Entwicklung sein.
Die Polizei warnte am Dienstag davor, die "Unfallzahlen zu einem Wahlkampfthema zu machen". Gegenüber der FR sagte Polizeidirektor Rolf Mai, Chef der Frankfurter Verkehrspolizei, das Unfallgeschehen sei von "starken Zufallsschwankungen" gekennzeichnet. So sei beispielsweise von 1988 auf 1989 ein Rückgang der Toten von 44 auf 31 registriert worden, "ohne daß wir dazu eine plausible Erklärung gefunden hätten". Die Unfälle des Jahres 1992 seien zudem bezüglich ihrer jeweiligen Charakteristik noch gar nicht ausgewertet worden. Mai betonte allerdings, in den Großstädten zeichne sich bundesweit offenbar ein Trend zu höheren Unfallzahlen ab. gang
1
"Sondergebiet - das heißt: es passiert nichts", kommentierte Norbert Wildhirt süffisant die Amts-Terminologie. "Höchst
md
Geschäftsleben
Spende zur Bank-Eröffnung Mit der Übergabe einer Spende in Höhe von 25 000 Mark hat die Citibank ihre neue "Kopf-Zweigstelle" an der Hauptwache eröffnet. Den Betrag teilen sich der Förderverein für das Fritz Rémond- Theater und der Polizeisportverein. In deren Namen dankte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler der Bank, die damit die alte Frankfurter Tradition des Mäzenatentums fortsetze.
Für die Citibank, die nach eigenen Angaben im Bereich Frankfurt mehr als 55 000 Kunden betreut, soll die neueröffnete Filiale eine "Muster-Zweigstelle" für Neu- und Umbauten in Europa sein. 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in den 400 Quadratmeter großen Räumen die Kunden bedienen; allerdings ohne den "klassischen" Schalter mit Panzerglasscheiben. Ein automatischer Kassentresor "spuckt" das Geld in der vom Kunden gewünschten Stückelung aus.
Daneben gibt es im Eingangsbereich eine reine "Selbstbedienungszweigstelle", in der die Kunden rund um die Uhr am Computer Kontostände abfragen, Überweisungen in Auftrag geben, Geld abheben oder ausländische Zahlungsmittel bestellen können. mat
Laut Frankfurter Rundschau erhalten Bundestagsabgeordnete nun als Diäten 10 366 Mark (FR vom 16. 1. 1993 "Bundestag beschließt Erhöhung der Diäten auf 10 366 Mark"). Dazu die Kostenpauschale von 5987 Mark. Summe: 16 353 Mark. Hinzu kommt kostenlos die Jahresfahrkarte der Deutschen Bundesbahn. Preis nach Auskunft der Bahn für die erste Klasse 11 096 Mark, also monatlich rund 925 Mark. Macht 17 278 Mark. Dazu kommen aber noch sonstige Reisekosten, Beihilfen im Krankheitsfalle und, was sehr ins Gewicht fällt weil sehr teuer, die Kosten der Alterssicherung.
Normale Rentensicherung kostet gemäß geltendem Beitragsbemessungssatz von 7200 Mark x 17,5 Prozent monatlich 1260 Mark. Wenn dies für die etwa zweieinhalbmal so hohen Abgeordnetenbezüge entsprechend erhöht wird, ist von einer weiteren monatlichen Vorteilsgewährung, richtiger Vorteilsnahme, von weiteren mindestens 3150 Mark auszugehen. Addiert zu o. g. 17 278 Mark sind also konkrete Vorteilsaneignungen von monatlich über 20 428 Mark festzustellen. Für Parlamentarier sicher vorteilhafter als die den "nur" Arbeitenden vorbehaltene Lohnspirale.
Und was im Bund passiert dient dann wieder als Grund für gleiche Erhöhungen in den Parlamenten der Länder, Landschaftsverbände (in NRW), Kreise und Gemeinden. Ein selbstbegünstigendes Abkassieren ohne Ende.
Bürger werden mit Falschinformationen bewußt für dumm verkauft. Dumme zu regieren mag zwar leicht und für Regierende wünschbar sein. Ein "dummes Volk" gibt es aber nicht.
Brigitte Eickmann, Schwerte
Das Lamento über die düstere Zukunft der Geisteswissenschaften nimmt ebensowenig ein Ende wie die verschiedenen Begründungen für deren mißliche Lage. Diesmal schlüpft Friedrich A. Kittler in die Rolle der Kassandra (FR vom 12. 1. 1993) und macht das Übel in einem "Reformdruck" aus, unter dem die Geisteswissenschaften heute leiden müßten: In den "formalen Sprachen und das heißt in Computern" sei ihnen eine bedeutende Konkurrenz erwachsen; zudem stünde ein "dysfunktionaler Vorrang des Lesens" ihrer Modernisierung im Wege. Die "historisch gewordenen Risse zwischen Zahlen und Buchstaben" dürften nicht länger vertieft, sondern müßten durch eine Praxis des Schreibens in Programmiersprachen überwunden werden.
Diese unverhüllte Aufforderung an die Geisteswissenschaften, bei der Beschleunigung des technologischen Prozesses, in den die Gegenwart eingespannt ist, mitzuhelfen, wird als ein Rettungsversuch ausgegeben, der an Radikalität nichts zu wünschen übrig läßt: zu seinem Leitstern hat er sich "das industrielle Anforderungsprofil der amerikanischen Konzerne" ausersehen. Sie seien mit ihrer Forderung auf dem richtigen Wege, "neben der alten Fähigkeit, Buchstaben zu schreiben und zu lesen, künftig die Fähigkeit zu verlangen, Codesysteme im allgemeinen, also auch Blaupausen und Schaltpläne, Flußdiagramme und Programmiersprachen, zumindest passiv, besser aber noch aktiv, zu beherrschen". Die Reformforderung an die Geisteswissenschaften lautet daher, "ihr zweihundertjähriges Leitbild, die hermeneutische Lektüre, zu verabschieden, weil Lesen unter den genannten Kulturtechniken die am wenigsten überprüfbare ist". Daraus ergäbe sich als Konsequenz eine Erweiterung der Sprach- und Literaturwissenschaften um eine Medienwissenschaft.
Selbstverständlich brauchte man über diese Überlegungen, die durch Praxisferne und Simplizität provozieren wollen, nicht viele Worte zu verlieren, wäre da nicht die Gewißheit, daß sie bitter ernst gemeint sind. Sie sind einer Gruppe von poststrukturalistischen Germanisten zu eigen, die im Selbstwertgefühl ihrer zukünftigen Bedeutung "einander zu Medienwissenschaftlern ernannten" - "aus der Notwendigkeit heraus, medientechnische Standards, also Codes, genauso wichtig wie literarische Stile zu nehmen".
Die angestrebte Reform erscheint so als das, was sie wirklich ist, nämlich als der Wille, die Geisteswissenschaften an die herrschenden gesellschaftlichen Tendenzen anzupassen und ihr hermeneutisches, historisches und kritisches Denken im Flackern der Schaltpläne und im Transfer der Zeichenströme verschwinden zu lassen. Eine Idee, der die Technokraten in den Chefetagen spontan Beifall klatschen würden. Denn dieser Anspruch orientiert sich nicht mehr an den Bedürfnissen des Subjekts; in ihm wird keine Utopie sichtbar, die den herrschenden gesellschaftlichen Zustand transzendieren könnte. Die Interessen des Reformvorschlags orientieren sich ausschließlich am technischen Fortschritt industrieller Produktion, und in geradezu vorbildlicher Weise wird die Voraussicht Max Horkheimers bestätigt, vom anonymen Apparat wäre nicht mehr der denkende Mensch gewollt, sondern der "Funktionär", weil es "der gesellschaftlichen Tendenz nach keine andere Existenzform mehr gäbe".
Es ist im übrigen folgerichtig, wenn Kittler auch den Begriff "Gesellschaft" aufgeben und durch "computer community" ersetzen möchte: "Immer mehr Personen, also Elemente eines sozialen Systems, treffen auf immer mehr Programme, Elemente also eines Mediensystems." Gesellschaft wird als ein System sozialer Beziehungen begriffen, die sprachlich oder formalsprachlich, jedenfalls nicht über Arbeit und Produktionsprozeß vermittelt sind. Ein Gesellschaftsmodell, in dem nur noch "Elemente" auf "Programme" stoßen, unterbindet soziale Phantasie und beschränkt sich darauf, gesellschaftliche Veränderungen als Veränderungen des Zeichen- und Sprachsystems zu begreifen, ohne die mitbedingende gesellschaftliche Praxis zu bedenken: Das Modell kennt nichts Höheres als die Teilnahme an der technischen Entwicklung und ist bar jeden Interesses an einer Kritik gesellschaftlicher Zustände.
Wie ein von technischen Prozessen fasziniertes Denken mit Geschichte umgeht, zeigen dann aufs schönste die Sätze über die Rolle des Lesens und Schreibens in den philosophischen Fakultäten bis zum 19. Jahrhundert: Dieses nonchalant hingehauchte, mit dem Glanz der Halbbildung überlackte Tableau besteht im wesentlichen aus Zweckbehauptungen. Zwar bleibt das Schicksal der "philosophischen Fakultät" in den sogenannten "alteuropäischen Zeiten" im Dunkel. Aber man hätte doch gerne gewußt, worin Humboldts "Reform" der akademischen Vorlesung bestand, von der Kittler zu berichten weiß. Auf keinen Fall wurde das akademische Seminar vom Humboldt "erfunden", noch institutionalisierte es "die neue Verstehenskunst, zumal in Deutschland, als Interpretation".
Der Pädagoge Johann Matthias Gesner, Professor an der neugegründeten Göttinger Universität, errichtete in der Altertumswissenschaft das seminarium philologicum zur Erziehung von Schulmännern, und auf Anregung von Friedrich A. Wolf wurde am 15. Oktober 1787 das philologische Seminar zu Halle eröffnet. Die Seminare des 19. Jahrhunderts waren als Stätten der Forschung für eine Elite von Studierenden gedacht und "treten damit an die Stelle der Disputationen" (Paulsen): von Interpretation und Hermeneutik keine Rede.
Und wenn von den Gymnasien und Universitäten zu Ende des 18. Jahrhunderts behauptet wird, sie hätten "die Elemente des Schreibens aus ihrem Lehrplan gestrichen und alle Ausbildung aufs Lesen konzentriert", dann lachen die Hühner. "Eine deutliche gute Art zu schreiben und sich auszudrücken, um seine Wissenschaft und sein Talent brauchbar zu machen", fordert das Statut des Collegium Carolinum in Kassel 1773, und Schleiermachers Sorge bestand darin, daß "schriftliche Behandlung der öffentlichen Angelegenheiten bei uns überall ein solches Maximum erreicht habe, daß man hoffen darf, es könne nicht höher steigen". Die Veränderungen der Schulrhetorik liegen gerade nach 1780 darin, daß die Mündlichkeit der Rede mit dem Niedergang der Schul-Actus und der Gelegenheitsdichtung abnimmt. Die Schulrhetorik geht in den schriftlichen Diskurs über, und das Abitur, das von 1788 bis 1834 in Preußen eingeführt wird, verlangt keine mündliche Rede mehr, sondern den deutschen Aufsatz. Und der muß geschrieben werden.
Wenn Kittler der "herrschenden Interpretationskunst oder Hermeneutik" vorwirft, sie habe "keinerlei Mittel an der Hand, um die Praxis des Schreibens als solche zu beurteilen", dann sei er daran erinnert, daß vom mittelalterlichen Trivium bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Rhetorik an den Gymnasien und Universitäten lebendig war und nicht nur die Theorie des Lesens und Schreibens vermittelte, sondern auch Beurteilungskriterien für die Qualität der sprachlichen Form bereitstellte. Deswegen sind Seminarreferate, Magisterarbeiten und Dissertationen auch nicht "im Prinzip jene Dichterwerke geblieben, die nicht gelehrt werden können": Jeder verantwortliche Professor der Literaturwissenschaft wird bei der Beurteilung prüfen, ob die in den Arbeiten seiner Studenten niedergelegte Erkenntnis in überzeugender Argumentation, stringent und plausibel auf der Grundlage der zu dem Thema vorliegenden Sekundärliteratur vorgestellt ist. Die rhetorischen Tugenden der idiomatischen Korrektheit, intellektuellen Klarheit und stilistischen Angemessenheit gelten auch heute noch.
Eine Volte schlägt der Artikel, wenn er zum Schluß vorschlägt, "die wesentlich historische Ausrichtung der Geisteswissenschaften in keiner Weise einzuschränken". Dem überraschten Leser wird mitgeteilt, daß "auch und gerade" die computer community eine Theoriepraxis brauche, "die Schnittstellen zwischen formalen und natürlichen Sprachen, Maschinen und Benutzern entwickelt. Das geht nicht ohne Rückgriffe auf das kulturelle Wissen, das im langen Umgang mit Reden, Texten und Büchern akkumuliert worden ist". Sonst würde es "unmöglich, aktuell herrschende Zeichensysteme auf andere gleichermaßen mögliche zu beziehen".
Die Rolle der Geschichte ist klar: weder besteht sie darin, den eigenen Standpunkt in der Gegenwart zu definieren oder zu präzisieren, noch wird sie als Chance zur Handlungskompetenz für die Gegenwart begriffen. Die Geschichte ist nichts weiter als ein Reservoir von rubrifizierenden oder klassifizierenden Kulturtechniken, die dem formalen Denken seine Sortierprozesse ermöglicht. Geschichte zu begreifen als eine Geschichte von Lebensformen und Erkenntnisprozessen, von Nähe und Distanz zu Utopien, liegt Kittler fern.
Das macht seinen Essay so traurig. Denn vom Leben des Menschen, seinen Fähigkeiten, seiner Neugier und seinem intellektuellen Interesse spricht diese Geschichte nicht. Das Universum, in dem Zeichen die Bildschirme erleuchten und Informationen sich nach binären Formeln zu Diagrammen formen, kommt ohne den Menschen ganz gut aus. Der Mensch aber nicht ohne die Bedeutung. Denn es sind nicht die Handlungen, die unsere Gefühle bewegen, sondern deren Bedeutungen: "Verstehen und auslegen von Texten ist nicht nur ein Anliegen der Wissenschaften, sondern gehört offenbar zur menschlichen Welterfahrung insgesamt" (Gadamer).
Deswegen soll man die Geisteswissenschaften in Ruhe lassen. Sie brauchen die Modernisierung nicht, kommen ohne Informatik und formale Sprachen aus und sollten sich vom Hokuspokus der technischen Vereinnahmung, vom Glanz der gesellschaftlichen Bedeutung computergesteuerter Großprojekte nicht verführen lassen. Dann bleiben sie erkenntnistheoretisch in der Lage, das, was war, und das, was ist, zu verstehen und zu kritisieren. Das ist neben dem Suchen nach Wissen und seiner Vermittlung die Rolle, die den Geisteswissenschaften in der Gesellschaft historisch zugewachsen ist, und dabei sollten sie auch bleiben.
JOACHIM DYCK
BASEL. Der Mörder steigt ins Grab. Der Ermordete, den eigenen Kopf in der Plastiktüte, erlebt dafür die Welt noch einmal. Und somit ihre Schrecken, die Ich-Sucht der Menschen, ihre Geldversessenheit, ihre Gewaltbereitschaft - die Welt, ein Tollhaus der Brutalität, der Spekulation, der Prostitution, der Unterdrükkung. Und schließlich: Der lebende Tote wird von einem grotesken Tribunal - zum Tode verurteilt, wegen Mordes an dem Kopf im Sack.
Das war die Oper "Die Menschen" von Detlev Müller-Siemens nach Walter Hasenclevers Drama bei ihrer Mannheimer Uraufführung im November 1990. Die Regisseurin Christine Mielitz hatte schweißtreibend versucht, zu Hasenvlevers entbeinten Satzresten, zu diesen Sprachrelikten aus Ausrufen, Schreien, Wortfetzen eine "Handlung" zu erzählen.
In Basel, bei der Zweitinszenierung des Werks, ist das nun alles anders. Keine Börse mehr, keine Kneipe, kein Elendsquartier, keine Entbindungsstation. Und den Kopf im Sack gibt es auch nicht mehr. "Zeit: heute. Schauplatz: die Welt" - Michael Simon, für Inszenierung, Raum, Licht und Kostüme gleichermaßen zuständig, denkt Müller-Siemens' Vorstellungen radikal zu Ende.
Alle "O Mensch!"-Ausrufezeichen hatte der aus dem Schauspiel getilgt, alles Mystische, alle Erlösungshoffnung. Simon und die Basler Dramaturgin Ute Becker gehen noch einen Schritt weiter: den entscheidenden. Sie heben endgültig alles auf, was an "Stück", an "Handlung", ans "Erzählen" erinnert, treiben die "Enthasencleverisierung" des Komponisten vollends auf die Spitze und nehmen den Akteuren gar ihre Rollennamen. "Andrea Trauboth - Lyrischer Sopran", steht da nun im Programmheft. Oder: "Marianne Larsen - Koloratursopran", "Mark Holland - Bariton", "Gerolf Scheder - Seriöser Baß". Womit die wichtigsten Sänger zugleich genannt wären. Exzellent sie alle.
Statt Örtlichkeit mit einem ausschnitthaften Rest an Realismuspusselei sehen wir nur noch: Bühne - mit ihren Beleuchtungsbatterien, oft nackt bis auf die Brandmauern; mit einem steil aufstrebenden Brückensteg, mit heftig genutzen Versenkungsbahnen und einem schwebenden Kasten, in dem das Jazztrio plaziert ist, und mit undurchdringlichen Wänden, gegen die sich klaustrophobisch anrennen läßt. Das ist gefährlich, haben wir doch so rein gar nichts mehr, woran wir uns halten können. Belohnter Wagemut indes: Das hochkonzentrierte Premierenpublikum nahm die pausenlosen anderthalb Stunden ohne Widerspruch auf.
Simon ersann eine virtuose Revue, eine Choreographie von Tanztheaterqualitäten. Müller-Siemens' "wirbelndes Panoptikum" - hier ist es. Und "die traumartigen Bilder", die er an seinem geistigen Auge "vorbeirasen" sieht - auch sie sind in Basel mitunter stupend gelungene Szenenrealität geworden.
Diese "Menschen"-Inszenierung ist ein Simultan-Ereignis, dessen Details blitzartig aus dem Dunkel herausgeleuchtet werden und schnurstraks wieder darin versinken. Liebe und Gewalt, Verblendung und Erniedrigung, Gemeinheit und Rache, Geburt und Tod werden in Sekundenschnelle angerissen. Die umschweiflosen Kürzest-Spots, die sie in der Partitur darstellen - auf Simons Bühne werden sie zu Bild-Spots.
Musikalische Polyphonie wird szenische Polyphonie. Gelegentlich kommt ein beckettnaher Endspiel-Moment ins Spiel: wenn eine glatzköpfige Alte auf Stelzkrücken einherstakst. Und der Schauspieler Jürgen Stössinger, der "Mörder" des Beginns, tänzelt, ein Stöckchen in der Hand, alleweil durchs Spiel - der mechanisch zuckende maitre de plaîsir als szenisches Leitmotiv.
Was so völlig freigelegt wird und nahezu konzertant wirken kann, ist die Musik des heute 35jährigen Müller-Siemens, der unterdessen eine Basler Kompositionsprofessur bekleidet. Sie behauptet sich weit mehr als seinerzeit in Mannheim. Was freilich an der überragenden Umsetzung durch Michael Boder, das Basler Sinfonie-Orchester und Werner Nitzers aufs neue fulminanten Chor liegt. Was sich beim ersten Hören noch stärker den Vorgängen anzukrallen schien, mutet jetzt selbständiger an.
Die Musik agiert härter, aggressiver in ihren Schlagwerk-Explosionen, bedrohlicher in ihren chaotischen Augenblicken, kraftvoll-geraffter in ihrer Motorik, gläserner in den Liedlyrismen. Ihr stechender Ton im Diskant, ihre Baßwucht und die häufig "leere" Mitte werden obendrein von Michael Boder geradezu insistierend betont. Die Musik überwuchert die Aktionen aufgrund der geschärften Wiedergabe nicht mehr so aufgeregt-expressiv wie damals. Sie gewinnt.
HEINZ W. KOCH
"Der Spiegel" baut ein neues Verlagshaus für seine rund 1000 Mitarbeiter. Mit einem Kostenaufwand von 120 bis 150 Millionen Mark soll nahe der Hamburger Speicherstadt ein moderner Bürokomplex errichtet werden, der bis Anfang 1996 bezugsfertig sein soll. Ein Grundstück am Deichtor im Herzen der Stadt hatte die Hansestadt dem "Spiegel" bereits zu Planungszwecken "an die Hand" gegeben. In dem neuen Gebäude mit seinen 35 000 Qudratmetern Bruttogeschoßfläche soll auch "Spiegel-TV" untergebracht werden. Der mit 60 000 Mark dotierte erste Preis im Wettbewerb für den Neubau wurde jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.
FRANKFURT. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels plant eine spezielle Institution für den Kampf gegen Extremismus und Gewaltverherrlichung und will speziell gegen rechtsradikale Verlage und Buchhändler vorgehen. Mit einem entsprechenden Beschluß reagierte der Vorstand des Börsenvereins auf den Vorstoß einer Gruppe von etwa 30 Verlegern und Buchhändlern aus Kiel.
Die "Kieler Initiative" hatte den Verband aufgefordert, über die Mitgliedschaft rechtsradikaler Firmen nachzudenken. Konkreter Anlaß für den Beschluß des Wirtschaftsverbandes war die Forderung aus Kiel, eine dortige Buchhandlung und einige der sie beliefernden Verlage auszuschließen. dpa
Umweltschützer wollen in Bolivien ein riesiges Farmgelände erwerben, um die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt in diesem Bereich vor der Holzindustrie und Rinderzüchtern zu retten. Wie die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) und "Prodena-Bolivia" jetzt in Korntal-Münchingen mitteilten, ist das Gebiet der Farm El Dorado etwa 170 000 Hektar groß. Der Kaufpreis betrage 1,8 Millionen US- Dollar (umgerechnet rund 2,7 Millionen Mark). Ein Hektar koste etwas mehr als zehn Dollar. "Spenden Sie ein Stück Natur, schützen Sie bitte dieses Paradies vor der Zerstörung", bitten die Umweltschützer in einem Aufruf.
El Dorado liegt nach Angaben der Organisationen in der Übergangszone zwischen den Anden und Amazonien. Das Gebiet grenze westlich an Peru und östlich bilde der Fluß Beni die Grenze zu Brasilien. "Den größten Teil dieses Geländes bilden intakter Urwald und Sümpfe", teilte die Aktionsgemeinschaft mit. Jetzt drohe die Vernichtung der Naturlandschaft, da die Farm verkauft werden solle. Holzindustrie und "Rinderbarone" hätten bereits ihr Interesse angemeldet. Die Aktionsgemeinschaft will nach eigenen Angaben bei Erfolg der Spendenaktion und nach dem Kauf der Farm ein ökonomisch unabhängiges Projekt starten. Man denke an Öko-Tourismus, Vogelbeobachtung, an ein Untersuchungszentrum für ökologisches Wirtschaften und die Errichtung einer wissenschaftlichen Station. Durch die Umstellung von Rinder- auf Pferdezucht und den Aufbau einer "vernünftigen Infrastruktur" könnte El Dorado sich dann selbst finanzieren. AFP
PRAUNHEIM. Allerlei närrische Unterhaltung bietet die katholische Christ- König-Gemeinde in der Fastnachtszeit im Gemeindezentrum im Damaschkeanger 158 an. Die Fastnachtssitzung mit buntem Programm und den Happy Singers des Praunheimer Liederkranzes ist für Samstag, 6. Februar, 19 Uhr, vorgesehen. Reservierte Plätze kosten 14 Mark.
Vorverkaufskarten gibt's im Friseursalon Tielesch (In der Römerstadt 263).
Die älteren Gemeindemitglieder treffen sich zum Kreppelnachmittag am Dienstag, 16. Februar, um 15 Uhr. Der Eintritt kostet fünf Mark.
Am Rosenmontag, 22. Februar, schwingen ab 15 Uhr die Kinder das närrische Zepter: beim Kinderfastnachtsball mit Musik, Spielen und viel Spaß. rw
LINSENGERICHT. Eine Zumutung ist nach Ansicht der Linsengerichter CDU- Spitze das Versprechen der SPD, Theo Ratzka (Bürgerliste) als Bürgermeister zu akzeptieren. Vorsitzender Uwe Häuser und Fraktionschef Peter Schleicher nehmen Anstoß an der Bedingung einer absoluten SPD-Mehrheit oder einer rot-grünen Koalition. Indem die SPD den Verzicht auf einen eigenen Kandidaten vom Ergebnis der Wahl am 7. März abhängig mache, sei ihr Wort wertlos.
Die CDU wird laut Häuser alles tun, um der Gemeinde und ihrem Bürgermeister jene Erfahrungen zu ersparen, die der Main-Kinzig-Kreis und der Landrat zur Zeit mit der rot-grünen Koalition machten. Spekulationen auf eine rot- schwarze Zusammenarbeit in der Gemeinde erteilen die Konservativen eine Absage: "Wahlziel der CDU ist die Fortsetzung der Linsengerichter Koalition aus Bürgerliste und CDU, die den jetzigen Bürgermeister gegen die Stimmen der SPD ins Amt gewählt hat."
Laut Häuser und Schleicher ist der Beschluß der SPD immerhin ein Beweis, daß es richtig gewesen sei, daß die CDU- Gemeindevertreter bei der vergangenen Bürgermeisterwahl ihre Stimmen Ratzka gegeben hätten. Mit Ratzka könne man nicht nur "leben", wie die SPD sich ausdrücke, sondern man könne mit ihm im besten Einvernehmen zusammenarbeiten. Dies bestätige auch sein Stellvertreter, der Erste Beigeordnete Hans Schuch (CDU).
Zu danken sei der SPD für die Klarheit, mit der sie den Bürgern deutlicher als andernorts üblich sage, daß es bei der Kommunalwahl am 7. März um Gemeindevertreter und Ortsbeiräte, aber nicht um den Bürgermeister gehe. lex
Die Auswirkungen des Vertrages von Maastricht, besonders die Schaffung von Europäischer Zentralbank und Währungsunion, werden auf "nicht absehbare Zeit zu Unsicherheit und zu wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen führen, deren politische Beherrschbarkeit bezweifelt werden muß". Zu dieser Einschätzung gelangt Dr. Wilhelm Nölling in dem Buch "Unser Geld - Der Kampf um die Stabilität der Währungen in Europa", das der Ullstein Verlag Anfang dieser Woche in den Handel bringt. Wir dokumentieren Auszüge. Der Autor war unter anderem Bundestagsabgeordneter, Wirtschaftsenator in Hamburg und bis 1992 Präsident der Landeszentralbank Hamburg.
Wochenlang bombardierten die schleswig-holsteinischen Tageszeitungen im vergangenen Jahr den parteilosen Kieler Umweltminister und Ökologieprofessor Bernd Heydemann in einer Weise, als habe er sich sittenwidrig gleichermaßen am Landtag wie an der gesamten Natur vergangen. Von "Lügen des Umweltchefs" war da die Rede. Ob er die "Unwahrheit gesagt" habe, wurde in Schlagzeilen gefragt, ob er "Gutachten manipuliert" habe, und zuletzt, kurz vor Weihnachten, ob der von ihm vorgelegte Entwurf für ein Landesnaturschutzgesetz nicht in gleich mehreren Punkten verfassungswidrig sei. In Kommentaren wurde dem Minister nahegelegt, seinen Hut zu nehmen.
Die Schlagzeilen waren Begleitkonzert für eine Reihe von Vorstößen der Oppositionsparteien CDU und vor allem FDP, die einen offenbar nicht nur kurzfristig angelegten Versuch gestartet haben, den sehr erfolgreichen, wenngleich nicht immer pflegeleichten Professor aus dem politischen Amt zu kippen. Es war die hohe Zeit der Provinz-Machiavellisten. "Ich wünsche eine solche mit Tiefschlägen geführte Debatte niemandem, auch nicht meinen so agierenden Gegnern", beklagte Heydemann, der "fachlich-sachliche Gründe" nicht zu erkennen vermag. Der Landesumweltschutzverband sprach von einer "dreckigen Hetzkampagne".
Heydemann ist der Zorn und die Enttäuschung über das Geschehen auch in diesen Januartagen anzumerken, in denen er sich im Krankenhaus, neben einem Stapel von Akten, von einer Operation zu erholen versucht, die seit langer Zeit fällig war. Dem Minister ist in den vergangenen Wochen und Monaten unter anderem Vettern- und Parteibuchwirtschaft vorgeworfen worden, Bevorzugung einzelner Naturschutzverbände, die sich angeblich besonders angepaßt verhalten, sowie Unfähigkeit, sein Ministerium zu führen. Dabei nutzte die Opposition das in der neuen Verfassung vor allem auf Wunsch der Sozialdemokraten verankerte Recht, die Landesregierung zur umfassenden Vorlage von Akten zwingen zu können, in extensiver Weise. Ganze Entscheidungsprozesse mit allem Für und Wider von der Referentenebene bis zur Entscheidung des Ministers bekommt die Opposition (und damit naturgemäß auch die Presse) auf diese Weise schriftlich auf den Tisch. Die Verführung, daß sich Parlamentarier plötzlich wie Spürnasen aufführen und gelernte Advokaten wie Ankläger auftreten, liegt angesichts solcher Vorlagen auf der Hand. Höhepunkt der Attacken war im vergangenen Jahr eine Anhörung des Ministers im Umweltausschuß des Parlaments, in dem sich damals auch die Fraktionsvorsitzenden von CDU und FDP, Ottfried Hennig und Wolfgang Kubicki, eingefunden hatten, um Heydemann gemeinsam aufs Kreuz zu legen. Von einem "sechsstündigen Kreuzverhör" berichteten hinterher die Blätter im Lande - was von ihnen nicht etwa kritisch gemeint war. "Wer das an sich vernünftige Recht auf Akteneinsicht in der Weise handhabt, wie wir es erlebt haben, der macht die Politik lächerlich", kommentiert Heydemann heute diese Vorgänge, die im Februar fortgesetzt werden sollen. Bei jedem Entscheidungsprozeß gebe es notwendigerweise zunächst unterschiedliche Einschätzungen und Bewertungen, die nicht im nachhinein gegen den Minister ausgespielt werden könnten.
Heydemann weist im Gespräch immer wieder auf die gute Unterstützung hin, die er vor allem aus der SPD-Fraktion in diesen schwierigen Zeiten bekommen habe. Die meisten Beobachter in Kiel sehen das zumindest für den Beginn der Angriffe auf den Minister etwas anders. Denn es dauerte einige Zeit, bis Regierung und Fraktion die Reihen hinter Heydemann geschlossen hatten, und es sah zunächst durchaus so aus, als sei die Konsequenz des parteilosen Professors, für den jede größere Verzögerung einen Schritt hin zur nächsten ökologischen Katastrophe bedeutet, einigen Genossen etwas unheimlich geworden. Die Fraktion machte sich daran, einige scharfe Kanten des Gesetzentwurfs zu runden.
Auch die meisten Umweltverbände brauchten einige Zeit, um in die Puschen zu kommen und dem Minister Rückendeckung zu geben. Einigen gilt ihr einstiger Vormann in Sachen Ökologie inzwischen aufgrund politischer Kompromisse längst nicht mehr als konsequent genug. Doch das änderte sich, als man dort mitbekommen hatte, daß es nicht nur um die Person des Ministers ging. Der Landesbeauftragte für den Naturschutz, Wolfgang Riedel (noch zu CDU-Zeiten in sein Amt berufen), äußerte, er und viele ehrenamtliche Naturschutzhelfer verfolgten die Kampagne, die täglich die Presse fülle, mit großer Sorge und Fassungslosigkeit.
Von allen Vorwürfen ist bisher so gut wie nichts geblieben. Schon gar nichts jedenfalls, was das ständige Geschrei der wie in alten CDU-Zeiten fast übereinstimmend berichtenden konservativen Zeitungen des Landes ernsthaft dazu bewegen könnte, den Rücktritt des Ministers zu fordern. Um den Minister geht es auch gar nicht in erster Linie. Es geht in erster Linie um das neue schleswig-holsteinische Naturschutzgesetz. Kippt nämlich dieses Gesetz oder wird der jetzt dem Landtag zur Beratung vorliegende Entwurf unzuträglich verwässert, müßte Heydemann wahrscheinlich sowieso seinen Hut nehmen, will er nicht unglaubwürdig werden. Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, daß fünfzehn Prozent der Landesfläche vorrangig für den Naturschutz genutzt werden sollen. Besonders umstritten ist unter anderen die Frage, inwieweit der Staat in Eigentumsrechte eingreifen darf, wenn es um ökologisch besonders wertvolle Flächen geht. Umstritten ist auch, inwieweit die Kompetenzen von Kreisen und Gemeinden beschnitten werden können.
Der jetzige FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki hat bereits den jüngsten Landtagswahlkampf dazu genutzt, gegen das geplante Gesetz zu Felde zu ziehen. Er fordert eine Pause beim Umweltschutz und möchte die Verabschiedung des Gesetzes verschieben. Kubicki und mit ihm die CDU blasen damit ins Horn einer Reihe von Interessenverbänden vom Tourismus bis zur Landwirtschaft, die Kritik an dem Entwurf üben, weil sie künftig mit teils nicht unerheblichen Einschränkungen rechnen müssen. Auch aus den Gemeinden kommt deshalb Widerspruch.
Die Sozialdemokraten haben indes in diesen Tagen signalisiert, daß sie Kreisen, Gemeinden und Grundeigentümern ein Stück entgegenkommen wollen, indem dem "Freiwilligkeitsprinzip" mehr Platz als bisher eingeräumt werden soll. Das sind immerhin Änderungen, die bei den Umweltverbänden teils auf harte Kritik gestoßen und als Verwässerung des ursprünglichen Entwurfs bezeichnet worden sind. Am Kern des Gesetzes aber, so versicherte dieser Tage ein SPD-Sprecher, werde nichts geändert, und wenn der Entwurf, wie von der SPD geplant, im Frühjahr verabschiedet wird, dann hat Schleswig-Holstein nach Ansicht von Heydemann immer noch das modernste Naturschutzgesetz der Republik.
Der Umweltminister mutmaßt hinter den Angriffen auf seine Person aber noch ein zweites Motiv. Falls man ihn politisch erledigen könne, werde damit auch die ökologische Glaubwürdigkeit Engholms und der SPD getroffen. Das würde die SPD bei den nächsten Wahlen sicher Stimmen und damit möglicherweise die absolute Mehrheit der Landtagsmandate kosten. Den Grünen fehlten bei der jüngsten Landtagswahl lediglich etwas mehr als 300 Stimmen, um in das Parlament einzuziehen. Die SPD hätte in einem solchen Fall keine Mehrheit mehr gehabt.
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Das hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Schlagabtausch zwischen Wageningen und uns entwickelt", schmunzelt Ursula Brehl vom Frauenforum. Der "Schlagabtausch" bezieht sich auf die wechselseitigen Besuche, die alljährlich zum internationalen Frauentag am 8. März ins Haus stehen. Nachdem die Mörfelden-Walldorferinnen vergangenes Jahr zum Feiern in die niederländische Partnerstadt reisten, fungieren sie diesmal wieder als Gastgeberinnen.
Wie Ursula Brehl berichtet, steht das Programm schon auf festen Füßen. Es wird dieses Jahr vorgezogen, da der Frauentag auf einen Montag fällt. Demnach werden die Mörfelden-Walldorfer Frauen mit ihren niederländischen Gästen am Samstag, 6. März, ins Gemeindezentrum gehen. Um 19 Uhr ist ein Referat zum Thema "Neuer Nationalismus und Rassismus als Verhinderung zum Frieden" geplant. Den auf ganz Europa bezogenen Vortrag wird eine Mitarbeiterin des Marburger Institutes für Friedens- und Konfliktforschung halten.
Weitere Programmpunkte sind ein Friedensspiel und die Aufführung von Bert Brechts "Kinderkreuzzug" sowie musikalische Beiträge. Die Gespräche des Abends können am Sonntag, 7. März, beim Frauenfrühstück im Bürgerhaus fortgesetzt werden. Für passende Musik soll dann Manuel Campos sorgen.
Ursula Brehl sucht noch Unterkünfte für die Niederländerinnen. Wer für eine Nacht Quartier gewähren kann, möge sich mit Rosa Fischer, Telefon 2 21 56, in Verbindung setzen. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Wie bekommen wir deutsche und ausländische Frauen zusammen an einen Tisch? Wie können wir einen Kontakt herstellen?" Das war die Grundidee, die im Mai vergangenen Jahres dazu führte, einmal pro Monat ein internationales Frauencafé zu organisieren. Der Versuchsballon, den Christliche Flüchtlingshilfe und der Verein Frauentreff steigen ließen, flog, das Konzept vom zwanglosen Plausch bei Kaffee und Kuchen ging auf.
"Das hat ganz gut eingeschlagen", meinte Vorstandsfrau Helga Fritz bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Frauentreff. Und Annette Seydel von der Christlichen Flüchtlingshilfe berichtete, daß das Angebot sich auch unter den ausländischen Frauen, die inzwischen nicht selten sogar die Mehrheit der Besucherinnen stellen, etabliert habe.
Das Frauencafé findet wie gewohnt jeweils am letzten Samstag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Raum des Frauentreffs im "Goldenen Apfel" statt, nächster Termin ist Samstag, 30. Januar. wal
Die rückläufige Beschäftigung Schwerbehinderter und die zu geringe Solidarität privater Arbeitgeber mit ihnen hat das Arbeitsamt Fulda kritisiert. 85 Prozent der Firmen im Kreis Fulda würden zu wenige Schwerbehinderte beschäftigen. In der freien Wirtschaft hätten 40 Prozent der Betriebe überhaupt keine Schwerbehinderten eingestellt. - Als "besonders negativ" bezeichnete die Fuldaer Behörde die Lage in Wirtschaft, Handel, Verkehr und Baugewerbe: statt 6 Prozent seien dort nur 2,2 Prozent der Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzt. Gegenwärtig suchen im Zuständigkeitsbereich der Behörde etwa 300 Schwerbehinderte einen Platz.
Den Freunden der Malerei des vergangenen Jahrhunderts und Frankfurts wird im Februar und März ein Kunstgenuß zuteil, auf den sie 27 lange Jahre haben verzichten müssen: Es war 1966, als man im Kunstverein zuletzt eine Ausstellung dieses Inhalts gezeigt hat.
Zwar hat das Städel mit der Errichtung des Erweiterungsbaus endlich Platz gefunden, einen großen Saal mit Frankfurter Malern dieser Zeit einzurichten. Doch die Gesellschaft zur Förderung Frankfurter Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts hat sich entschlossen, vom 4. Februar bis zum 4. April zusammen mit dem Historischen Museum zusätzlich eine Ausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" im Historischen Museum zu zeigen, mit 90 Arbeiten von 44 Malerinnen und Malern, die durch Geburt, Studium und/oder zeitweisen Aufenthalt mit Frankfurt verbunden waren.
Die Ausstellung ist in sieben Themenkomplexe gegliedert und beginnt in der Abteilung "Frankfurt" mit Stadtansichten und Apfelweinszenen, wie sie von Carl Theodor Reiffenstein, Friedrich Ernst Morgenstern, Reinhold Werner festgehalten wurden und mit Porträts von Thoma, Göbel, Rumpf. "Unterwegs in der Heimat" stellt die Künstler dar, die um Frankfurt, in Kronberg, in der Schwalm, im Taunus und anderen deutschen Regionen gearbeitet hatten, darunter etwa auch der Engländer Nelson Kinsley.
Schließlich gingen auch "unsere" Maler "Auf Reisen", wie die nächste Abteilung zeigt, die die Arbeiten Frankfurter Künstler auf ihren Auslandsreisen darstellt. "Genre" zeigt Interieurs, die Abteilung "Unbeseelte Natur" vor allem Stilleben, "Im Einklang mit der Natur" vornehmlich Landschaftsdarstellungen. Werke unter anderem von Brütt, Franck, Wucherer, Trübner oder Nußbaum dokumentieren in der Abteilung "Impressionen" die Einflüsse, die der Impressionismus auf die Frankfurter Künstler ausübte.
Wenn auch auf der Ausstellung kaum sensationelle Neuentdeckungen zu erwarten sind, so wird man doch unter den Bildern, die größtenteils aus Privatbesitz stammen (vier Leihgaben kommen aus der Städtischen Galerie), einige zum ersten Mal in der Öffentlichkeit sehen. wp
HOFHEIM. Jochen Riebel treiben hochfliegende Pläne um: Der Reserve- Oberstleutnant der Luftwaffe, der seit drei Jahren als Landrat des Main-Taunus-Kreises ein Gebiet mit etwa 209 000 Einwohnern verwaltet, denkt über den großen Zusammenschluß nach. Zwischen Aschaffenburg, Weilburg, Mainz und Darmstadt soll nach dem Willen Riebels ein Regionalverband entstehen, wie er in Hessen ohne Beispiel ist. Nach dem Modell einer Gebietskörperschaft könnte die neue Organisation aus Städten und Gemeinden von der Wasserversorgung über die Ausweisung von Baugebieten bis hin zur Wirtschaftsförderung alle wichtigen Aufgaben öffentlicher Verwaltung von einem Zentrum aus koordinieren.
Riebel glaubt, daß von der Zusammenarbeit alle Kommunen in der größeren Rhein-Main-Region profitieren würden, weil etwa die Ansiedlung von Unternehmen besser untereinander abgestimmt werden könnte. Zusammenarbeit statt falscher Konkurrenz heißt für den agilen Aufsteiger das Motto der Zukunft.
Der umtriebige Christdemokrat wirbt seit beinahe drei Jahren für seine Idee. Im März 1990 hatte der Landrat in einer CDU-Runde erstmals über seine Vision gesprochen. Daß die Skepsis in der eigenen Partei damals überwog, daraus macht der 47jährige kein Geheimnis. Vielleicht redet der Main-Taunus-Landrat deshalb "ein bißchen wie ein Missionar", weil der Regionalverband der Zukunft für manchen bislang mehr ein Glaubensbekenntnis als ein Stück Realpolitik bedeutet.
Mehr Zustimmung hatte Riebel beim rot-grünen Magistratsempfang im Römer vor zwei Jahren bekommen. Nachdrücklich hatte der Christdemokrat dort für die neue Körperschaft geworben. Die Botschaft fiel seinerzeit auf fruchtbaren Boden. Volker Hauff (SPD) und Jochen Riebel steckten die Köpfe zusammen und verständigten sich alsbald auf den Beitritt des Main-Taunus-Kreises zum Rhein-Main-Verkehrsverbund.
Riebel will freilich mehr: Statt mehrere Einzelverbände zu gründen, wie sie etwa vom SPD-Fraktionschefs im Wiesbadener Landtag, Lothar Klemm, gefordert werden, wirbt der Reserveoffizier für einen Gesamtverband als Hauptquartier, in dem alle wichtigen Aufgaben abgestimmt werden. "Sonst haben wir im Jahr 2000 verschiedene überörtliche Clubs, beispielsweise für Abfallwirtschaft, Wasserversorgung oder Verkehr, die spätestens dann miteinander koordiniert werden müssen", überlegt der Christdemokrat. "Und dann sind wir bei meinem Modell."
Inzwischen sieht Riebel die Mehrheit der Bürgermeister im Main-Taunus-Kreis hinter sich. Ob die Verwaltungschefs in den Kommunen tatsächlich das gleiche Ziel vor Augen haben, ist längst nicht ausgemacht - auf der Piazza redet man bekanntlich anders als im Palazzo.
Sicher ist unterdessen, daß der Regionalverband à la Riebel in die Planungshoheit der Städte und Gemeinden nachhaltig eingreifen wird. Über die Ausweisung neuer Wohngebiete und den Bau öffentlicher Einrichtungen würde dann die Leitung der neuen Superorganisation entscheiden. Der Christdemokrat spricht deshalb von "erheblichen Einschnitten und Einschränkungen der traditionell gewachsenen kommunalen Selbstverwaltung". Und weiß zugleich, daß womöglich noch ein erhebliches "Maß an Überzeugungsarbeit" geleistet werden muß, bis die Verwaltungschefs in den Rathäusern des Kreises ihr Plazet geben. Denn mit Brachialgewalt, sagt der Landrat, soll das Projekt nicht verwirklicht werden.
Riebel rührt deshalb kräftig die Werbetrommel und holt gelegentlich auch politische Prominenz ins mondäne Kreishaus. Mitte Dezember 92 trat der Christdemokrat gemeinsam mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag, Hans-Otto Wilhelm, vor die Presse. Der Gast signalisierte dem Parteifreund in der hessischen Kreisstadt Unterstützung. Die wird Riebel auch brauchen. In einem ersten Schritt soll nämlich ein Staatsvertrag zwischen Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen die Voraussetzung für das ehrgeizige Projekt schaffen. Und dafür braucht der Initiator die Mehrheit in den Länderparlamenten.
Liegt das wahrscheinlich nur wenige Paragraphen umfassende Papier vor, könnten die drei Landtage "in einem halben Jahr ihre Zustimmung geben", macht sich Riebel Hoffnung. Zugleich möchte der Christdemokrat einen Raumordnungsplan für das gesamte Gebiet des neuen Verbandes aufstellen lassen. Fünf oder zehn europäische Planungsbüros kommen nach Einschätzung Riebels für diesen Auftrag in Frage.
Die demokratische Kontrolle über die Superorganisation würde nach Vorstellungen des Landrats ein Parlament ausüben, das direkt von Bürgerinnen und Bürgern gewählt werden soll. Nicht mehr als 80 oder 90 Abgeordnete sollen diesem Verbandstag angehören. Einsprüche der Städte und Gemeinden gegen Entscheidungen des Parlaments soll nach Vorstellungen Riebels eine sogenannte Clearingstelle schlichten, in der die Vertreter der Kommunen Vetorecht hätten.
Neu zu regeln wären nach diesem Modell auch die Geldströme zwischen den Städten und Gemeinden. Ein regionaler Finanzausgleich soll die strukturellen Unterschiede zwischen den Kommunen mildern. Wer etwa eine Müllkippe vor der Haustüre ertragen muß, der soll nach Auffassung Riebels dafür finanziell entschädigt werden. Nach welchem Vergabeschlüssel die Mittel zwischen den Verbandskommunen jedoch vergeben werden sollen, darüber gibt es derzeit kaum mehr als erste Ideen. Auch auf diesem Gebiet versucht Riebel, den augenblicklichen Mangel an Konzepten mit der Kraft der Vision wettzumachen.
Daß die Stadt Frankfurt vermutlich mehr in den gemeinsamen Topf bezahlen muß als die umliegenden Kommunen, hält Riebel für wahrscheinlich. Denn die Belastungen durch den Pendlerstrom nach Frankfurt tragen nach Einschätzung des Christdemokraten die Kommunen des Main-Taunus-Kreises.
JÜRGEN SCHULTHEIS
HÖCHST. Eine "große Koalition" von CDU und SPD hat während der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 6 für eine Ost- Umgehungstraße zwischen Jahrhunderthalle und Zeilsheim gestimmt. Das Stadtparlament soll für das rund 1200 Meter lange Verbindungsstück zwischen A 66 und Pfaffenwiese jetzt einen Bebauungsplan aufstellen, fordern die beiden großen Fraktionen des Stadtteilparlaments im Höchster Bolongaropalast.
Voraussetzung dafür ist allerdings, daß die Römermehrheit ihre Entscheidung vom 1. November 1989 revidiert. SPD und Grüne hatten damals den Aufstellungsbeschluß für eine Ost-Umgehung gekippt und mehrere Gutachten für eine West- Umgehung am Ortsrand von Unterliederbach in Auftrag gegeben.
Der Grund des Wendemanövers der Sozialdemokraten von "West" nach "Ost" ist, wie die Frankfurter Rundschau bereits berichtet hat, die Enttäuschung darüber, daß nach vier Jahren noch immer keine einzige Untersuchung über die ökologischen Folgen und Verkehrsströme vorliegt.
"Wir werden diese Gutachten nie kriegen, weil Umweltdezernent Tom Koenigs sie nicht will", hielt Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD) den Grünen vor. Die Sozialdemokraten hätten diese "Blockadepolitik" jetzt satt. "Da gibt es keine Tricks und keinen doppelten Boden, wenn wir nun zur Zeilsheimer Trasse zurückkehren, die in den Planungen am weitesten fortgeschritten ist", versuchte SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt Bedenken der CDU zu zerstreuen, es könnte sich um ein Wahlkampfmanöver handeln.
Auch '89, bemerkte Manfred Ullrich (CDU), hätten sich die Sozialdemokraten für die Ost-Trasse stark gemacht, um das Projekt dann in den rot-grünen Koalitionsverhandlungen zu opfern.
Einzig die Grünen mochten am Dienstag abend nicht mit auf die Zeilsheimer Trasse umschwenken. Thomas Rahner bedankte sich süffisant bei der "Großen Koalition" für die "Chance, uns als einzige ökologische Opposition profilieren zu können". Fraktionskollege Thomas Schlimme stellt den Entlastungseffekt der Umgehung schlichtweg in Frage.
Wer über Hofheim komme, werde auch in Zukunft durch Zeilsheim in den Frankfurter Westen steuern. "Bei Stau auf der A 66 werden sie kaum jemanden auf die Umgehung kriegen." Mit der Straße hätten ursprünglich die Königsteiner-, Liederbacher- und Wasgaustraße in Unterliederbach entlastet werden sollen. "Je mehr sie die Straße da in Richtung Zeilsheim verschiebt, desto unattraktiver wird sie", prophezeite Ortsbeirat Thomas Schlimme.
Die ökologischen Folgen einer Trasse zwischen Zeilsheim und Jahrhunderthalle wären Schlimme zufolge gravierend. In einem Gutachten habe der Landschaftsplaner Grebe festgestellt, daß ein Asphaltband das für die Kaltluftentstehung wichtige Feuchtgebiet zerstören würde.
Roswitha Teuscher (SPD) rechnete den Grünen die in den nächsten Jahren drastisch wachsende Verkehrsbelastunng vor. Zu Jahrhundert-, Ballsporthalle und Hoechst AG als Ziele von Autofahrern kämen in naher Zukunft auch der Container-Verladebahnhof in der Silostraße, die Gartenstadt (Unterliederbach), die Internationale Schule (Sindlingen) und Neubaugebiete in Zeilsheim. Die Belastung durch Autokolonnen, die sich täglich in Zeilsheim stauten, sei aber bereits heute für die Anwohner kaum auszuhalten. tos
Andres Ricardo Delgado Gayoso war am Mittwoch morgen wieder sehr früh auf den Beinen. Bereits um 6 Uhr saß der 18 Jahre alte Malerlehrling mit seinen drei Kollegen im Firmenwagen - auf dem Weg zur morgendlichen Arbeitsstelle. Das war sein Glück. Plötzlich "waren wir im Radio", erzählt der Malerstift, und dann sollten sie rechts ranfahren. Die Jungs hatten gewonnen.
Fünf Stunden später fuchtelte Ricardo in einem Glaskasten auf der Hauptwache herum und raffte wirbelnde Moneten. Der 18jährige war gestern einer der Gewinner beim "Glückswirbel" des Privatsenders FFH. Wer die FFH-Aufkleber auf sein Auto pappt und den Dudelfunk auf Sendung hat, kann plötzlich zu den Glücklichen gehören, die nach fliegenden Scheinen schnappen dürfen.
Mit vielen fröhlichen jungen Menschen im FFH-Kostüm und einem übermannsgroßen Glaskasten auf dem Anhänger war der Sender auf der Hauptwache vorgefahren. 30 Sekunden lang wirbelten mehr als 10 000 Mark in 20er-, 50er- und 100er-Scheinen durch die Luft, und Ricardo im taschenlosen Overall haschte, was zu haschen war.
Draußen drückten seine Kollegen eifrig auf die Kleinbildkamera und konnten es gar nicht fassen, daß immer wieder Hunderter von ihrem Kumpel abperlten, ohne daß der zugriff. Mit 690 zerknüllten Mark kam er dann aus der Box, und besser als Anstreichen war das dann allemal. luf
Touristische Tips
Der Natur auf der Spur Aktualisiert und um einige Aktivitäten erweitert hat die Touristikzentrale Waldeck-Ederbergland (Südring 2, 3540 Korbach, Telefon 0 56 31-5 43 59) ihre Pauschal-Arrangements. Die Offerten reichen von der Schönheitspflege bis zum Programm "Schlank und Fit". Urlaub auf Bauernhöfen Über 1600 Adressen enthält der aktuelle Katalog "Urlaub auf dem Bauernhof" der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Angeboten werden Blockhäuser, Ferienwohnungen für Familien und Zimmer.Den Prospekt verschickt gegen eine Schutzgebühr von 16 Mark: DLG-Urlaubsservice, Eschborner Landstraße 122, 6000 Frankfurt 90, Telefon 24 78-84 52. Fürstlicher Kurzurlaub Das Jagdschloß Niederwald in Rüdesheim offeriert nach umfangreichen Baumaßnahmen vom 18. bis 21. März einen "Fürstlichen Kurzurlaub" ab 485 Mark. Vom 15. März bis 25. April kann das Arrangement "Frühling im Rheingau" gebucht werden (außer Ostern). Es kostet am Wochenende (Freitag bis Sonntag oder Samstag bis Montag) ab 321 Mark. Über weitere Offerten informiert: Jagdschloß Niederwald, W-6220 Rüdesheim, Telefon 0 67 22 / 10 04. Piesport für 267 Mark Piesport, einer der ältesten Weinorte an der Mosel, lädt für 267 Mark zu einem Wochenaufenthalt ein. Im Preis enthalten sind sieben Übernachtungen, Halbpension, Ausflug nach Rüdesheim in die Drosselgasse, und eine Fahrt zum Deutschen Eck nach Koblenz. Informationen auch über andere Pauschalen verschickt das Verkehrsbüro, St.-Martin-Straße 27 in W-5555 Piesport, Telefon 0 65 07 / 20 27.
HANAU. Das Museum Schloß Philippsruhe bietet am Sonntag, 14. Februar, ab 14 Uhr in der Galerie von Schloß Philippsruhe sowie auf der Mainwiese vor dem Schloß eine Führung zum Stadtbildhauer-Wettbewerb an.
Ab 14 Uhr wird Franz Eberhard Walther, einer der drei ausstellenden Künstler, seinen "Werk-Begriff" anhand seiner Arbeit "Modellierung - Modulierung" und seiner Zeichnungen näher erläutern. res
Auf dem Gelände einer ehemaligen Gerberei in Bonames entstehen demnächst 100 Sozialwohnungen. Ein privater Investor hat das 10 000 Quadratmeter große Areal in der Straße "Am Burghof" von der Stadt erworben. Nach einer gründlichen Sanierung (6000 Kubikmeter des mit Chromlederrückständen belasteten Bodens mußten abgetragen werden) soll im Februar mit dem Bau begonnen werden. Kosten des Projektes: 43 Millionen Mark.
Der mit der Planung betraute Darmstädter Architekt Rüdiger Kramm stellte das Konzept der sogenannten "Ökosiedlung" bei der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Ekkenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) vor. Vorgesehen ist in den fünf Häusern, die sich in Nord-Süd-Richtung orientieren, eine drei- bis viergeschossige Bauweise. Die Wohnungsgröße liegt zwischen 45 und 100 Quadratmetern. In einer der Häuserzeilen werden Läden, Arztpraxen und ein Kinderhaus untergebracht. Gemeinschaftsräume gibt es in den mittleren Häusern.
Durch Ausnutzung von Sonnenenergie und wärmedämmende Bauweise soll Energie eingespart werden. Die Dächer werden zusätzlich mit Gras bepflanzt.
Zielgruppe sind in erster Linie Alleinerziehende und Wohngemeinschaften. "Wir müssen auf die veränderte soziologische Struktur reagieren", erklärte Kramm. Ein Novum: Durch geringfügigen Umbau kann eine Zwei- bis Dreipersonenwohnung in eine Wohnung für fünf oder sechs Personen umgewandelt werden.
Der Mietpreis ist der für Sozialwohnungen übliche: 8,50 Mark pro Quadratmeter. Die erforderlichen Autostellplätze liegen in den Untergeschossen. Freiflächen zwischen den Zeilen werden vom Verkehr freigehalten und für Mietergärten und Kinderspielplätze genutzt. jot
Rhein-Main Region im Blick der Wirtschaft
HEUSENSTAMM. Über die europäische Wirtschaftsregion Rhein-Main und den Standort von Stadt und Kreis Offenbach in dieser Region heute und in Zukunft will sich die Mittelstandsvereinigung der CDU Hessen am Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr, im Sport- und Kulturzentrum Martinsee, Im Großen Seligenstädter Grund, unterhalten. Auf dem Podium diskutieren der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung Klaus Lippold, Bürgermeister Klaus Bodensohn aus Offenbach, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Umlandverband Frankfurt, Alfons Faust, und Wolfgang Burkart, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Die Moderation übernimmt Rüdiger Herrmanns, Vorstandsmitglied der Mittelstandsvereinigung. pmü
Kleine FR
Bewegungsprogramm für Babys BUTZBACH. Für Eltern mit Babys, die zwischen Juli und September geboren sind, gibt es noch freie Plätze in einem PEKIP-Kurs (Bewegungsprogramm) der AWO-Begegnungsstätte, der am Mittwoch, 27. Januar, 10.30 Uhr, beginnt. Anmeldung unter Tel. 0 60 33 / 61 50. VHS-Kurs besucht Städel FRIEDBERG. Museumsbesuche (Städel, Museum für Moderne Kunst) bereitet ein VHS-Kurs vor, zu dem sich Interessierte am heutigen Montag um 18 Uhr in der Kreisbildstelle der Burg treffen. Hilfe bei Pubertätsproblemen FRIEDBERG. Die Probleme der Ablösung in der Pubertät geht ein Kurs der VHS ab 1. März, 20 Uhr, in Friedberg, Burg 3, an fünf Tagen an. Die Gebühr beträgt fünf Mark.
Fünf ernst dreinblickende Männer und ein leerer Tisch mit jungfräulich weißem Tuch: Ein Fotomotiv im aufwendig gestalteten Klappcover des neuen Einstürzenden Neubauten-Albums "Tabula rasa" (Our Choice/Rough Trade). "Wir haben ausgiebigst unseren zehnten Geburtstag mit einer Doppel-CD gefeiert, dokumentiert, was wir die letzten sechs Jahre gemacht haben, und einen neuen Plattenvertrag unterschrieben", erzählt Sänger Blixa Bargeld. "Das ist einfach ein guter Zeitpunkt Tabula rasa zu machen, die Tafel abzuwischen, sie neu zu beschreiben."
Der Tisch ist längst neu gedeckt: mit einer Schale frischem Obst, einer Karaffe Rotwein, einem Stundenglas, auch mit Werkzeug, Kabeln. Fünf Schöngeister, Denker, Philosophen, aber auch Bastler, Tüftler, kreative Zerstörer und Erneuerer. Die Neubauten bleiben auch 1993 die Neubauten, machen unvergleichliche Musik von ganz eigener Qualität. Musik von grenzenloser Subjektivität, die im Ausland, bis ins ferne Japan wahrgenommen wird. Wie einst Can und Kraftwerk.
Nonkonformistische Klänge in einer Zeit, "in der Uniformität wieder Hochkonjunktur hat", so Blixa. Musik, die weiterhin hart, laut und radikal ist, längst aber nicht dem Klischee entspricht, das immer für die Berliner herhalten mußte: kaputt, destruktiv, nihilistisch, "Kunst gewordene Umweltreflexionen", wie es mal in den Feuilletons zu lesen stand.
Eindimensional sind die Neubauten nicht. Weil sie sich in ihrem Schaffen nicht selber limitieren. Blixa spricht im Umgang mit musikalischen Formen und Farben von Sprengungen: "Jedes Element eines Sprengkörpers bewegt sich dann nach der Explosion in verschiedene Richtungen. Jeder einzelne Splitter davon ist fragmentarisch, aber sie haben alle miteinander zu tun, gehören alle zum selben ursprünglichen Körper." So entstehen neue Konstellationen, Konfigurationen, die man aufgreift. Aber nichts Endgültiges.
Auf "Tabula rasa", dem Mittelstück, flankiert von den Maxis "Interim" und "Malediction" als Seitenflügeln eines "Triptychons" (Blixa), finden sich Kompositionen von unglaublicher Schönheit und Sinnlichkeit. Man schreckt fast davor zurück, diese Begriffe im Zusammenhang mit den Neubauten fallenzulassen. Die alten Projektionen zeigen nach wie vor Wirkung. "Diese Sinnlichkeit ist auch für mich durchaus präsent", bestätigt Bargeld diesen Eindruck.
Durch die Zusammenarbeit mit den außergewöhnlichen Tänzern von La La Human Steps und durch andere "Auftragsarbeiten" für Theater- und Ballett- Inszenierungen änderte sich auch die Arbeitsweise des Texters Blixa Bargeld. "Ich mußte die Texte so schreiben, daß sie notfalls auch jemand anderes singen konnte", erklärt Blixa, warum sich seine Zeilen an ein imaginäres Gegenüber, an ein Du richten. "Und wenn man du statt ich schreibt, wird es meist ein Liebeslied. Vielleicht ergibt sich daraus zwangsläufig eine Sinnlichkeit."
Neu ist auch als weiterer Nebeneffekt der internationalen Kontakte die Mehrsprachigkeit der Poesie: Deutsch, Englisch, Französisch. "Um die Multilingualität auf die Spitze zu treiben, gab's als besonders dornige Zugabe Latein und noch einen japanischen Text obendrauf." Die Welttournee ist ohnehin beschlossene Sache. Im April spielen die Neubauten auch in Deutschland. DETLEF KINSLER
Umdenken in der Drogenpolitik
Zurückhaltung steht Politikern normalerweise gut an. Doch als der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Eduard Lintner, dieser Tage bei der Vorlage der Rauschgiftbilanz 1992 sagte, er sehe keine Trendwende, war dies nicht Zurückhaltung, sondern ein bedenkliches Verkennen der Situation. Auch wenn die Zahl der jährlichen Drogentoten nur ein Indikator von mehreren ist - der der Bundesregierung in den vergangenen Jahren freilich trefflich dazu diente, die Dramatik des Drogenproblems zu beschwören -, in diesem Jahr signalisiert die Zahl in der Tat eine Trendwende.
Erstmals seit 1985 ist die Zahl der Drogentoten nicht weiter angestiegen, sondern gleichgeblieben. Waren in den vorangegangenen beiden Jahren noch Steigerungsraten des Todes von 50 beziehungsweise 30 Prozent zu verzeichnen, so starben 1992 2096 Menschen an ihrer Sucht nach illegalen Drogen gegenüber 2100 im Jahr zuvor. Die deutlichsten Abnahmen wurden in Frankfurt, Hamburg und Berlin verzeichnet, den Zentren des Drogenhandels und -konsums.
Was der Drogenbeauftragte nicht zu erkennen vermag: Die tödliche Drogenspirale ist gestoppt worden. Das ist das Verdienst der zahlreichen niedrigschwelligen Hilfen, die Städte und Länder auf die Beine stellen: Methadonvergabe, Spritzentausch, Krisenzentren mit ärztlichen Ambulanzen und Notschlafbetten, haben in vielen Fällen Leben gerettet. Sie haben dazu beigetragen, daß Fixer gesundheitlich stabilisiert wurden, haben Süchtige vor dem erbärmlichen Tod im Park oder dem "goldenen Schuß" auf der Bahnhofstoilette gerettet, haben die Ausbreitung des Aids-Virus eingedämmt. Diese Hilfen der Länder und Städte haben zum entdramatisierenden Umgang mit dem Drogenproblem beigetragen, haben lebensrettenden Schritten Vorrang gegeben.
Richtig ist, daß die neue Bilanz kein Grund ist, Entwarnung zu geben. Es gibt zu denken, daß die Zahl der Drogentoten in Nordrhein-Westfalen und Bremen anstieg - auch dort gibt es Methadon-Projekte. Es gibt zu denken, daß die Zahl der polizeilich registrierten Erstkonsumenten bei Heroin um 15 Prozent zugenommen hat, auch wenn diese Zahl stark von der Intensität polizeilicher Ermittlungen abhängt. Die Menge des beschlagnahmten Rauschgifts ist besorgniserregend.
Es ist alarmierend, daß Süchtige, die "aussteigen" wollen, immer noch sechs bis acht Wochen warten müssen, bis ein Entgiftungsplatz zum Entzug frei ist, daß sie sogar sechs bis acht Monate der Versuchung des Rückfalls widerstehen müssen, bevor sie einen Platz in einer Therapieeinrichtung finden. Und es gibt zu denken, daß viele immer noch täglich dem Tod durch die Nadel entgegensehen, weil sie in die begrenzten Methadonprogramme nicht aufgenommen werden oder aus diesen ausgeschlossen werden, weil nach langen Jahren der Ersatzstoff eben doch keine Alternative ist.
Die Absage der Bundesregierung an jede Art der Freigabe, ihr Beharren auf dem Abstinenzparadigma - eine Strategie, die sich doch in der Vergangenheit als so hilflos erwiesen hat - zeigt, daß sie die große Chance nicht sieht, die sich in der diesjährigen Drogenbilanz abzeichnet. Der von Ländern und Städten eingeschlagene Weg zeigt Wirkung, führt in die richtige Richtung. Er muß konsequent weiter beschritten werden.
Dazu gehört auch die ärztlich kontrollierte und verordnete Vergabe von Heroin an Schwerstsüchtige, die von anderen Hilfsangeboten nicht erreicht werden. Die Vorstöße Hamburgs im Bundesrat zur ärztlich kontrollierten Vergabe von Heroin oder der entsprechende Antrag der Stadt Frankfurt für einen Modellversuch, sind die dringend notwendigen weiteren Schritte einer akzeptierenden Drogenpolitik, die nicht so tut, als gäbe es eine Gesellschaft ohne Sucht, die nicht so tut, als gäbe es nicht die 40 000 Alkoholtoten des vergangenen Jahres.
Die Wende in der Drogenpolitik ist oft genug, vergeblich, beschworen worden. Die jetzt vorgelegten Zahlen vermitteln Hoffnung, den Süchtigen, weil sie endlich wieder eine Perspektive haben, an der sie sich festhalten und aufrichten können, den Drogenberatern, weil sie merken, daß ihre Arbeit nicht vergebens ist.
Wer den Weg der akzeptierenden pragmatischen Drogenpolitik weitergeht, gibt damit nicht den Kampf gegen die internationale Rauschgiftmafia verloren. Die ärztlich kontrollierte Verabreichung von Heroin an schwerkranke, langjährig Süchtige wird den Dealern das Geschäft kräftig verderben. Die müssen sich auch verstärkt vor der Polizei fürchten, die durch den Rückgang der Beschaffungskriminalität Kapazitäten freihaben wird, um nicht nur die kleinen Fische, sondern die skrupellosen Drahtzieher zu verfolgen. Wer diese Linie konsequent verfolgt, wird sich auch dem Nachdenken darüber nicht entziehen können, welche Auswirkungen eine staatlich konzessionierte Abgabe von Cannabis-Produkten, also Haschisch und Marihuana, auf den Schwarzmarkt und auf die Effektivierung der Arbeit von Polizei und Justiz hat.
Wer die Chance der Trendwende in der Drogenpolitik nicht wahrhaben will, handelt fahrlässig.
Die einen debattieren - die anderen handeln: Während sich die Politiker noch darüber stritten, was aus dem ehemaligen amerikanischen Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" in Bonames werden sollte, hat sich im Stadtteil in der Zwischenzeit ein Kulturverein gegründet, der ohne Wissen des hier zuständigen Ortsbeirates 10 das gesamte Gelände beim zuständigen Bundesvermögensamt gepachtet hat.
Hintergrund: Nachdem die Amerikaner "Maurice Rose" verlassen hatten, beschloß der Magistrat, das Grundstück in den Grüngürtel entlang der Nidda einzubeziehen. Seitens der hessischen Landesregierung gab es dann Überlegungen, dort in der Zwischenzeit Flüchtlinge unterzubringen. Dieser Plan wurde aber fallengelassen, als bekannt wurde, daß das Areal mit beträchtlichen Altlasten verseucht sei.
Ab Februar dieses Jahres nutzt nun der Kulturverein die leerstehenden Räume für Versammlungen, Musikproben und Lagerung von diversen Gegenständen. Der Mietvertrag läuft unbefristet. Im Klartext bedeutet das: bis zu dem Tag, an dem das Gelände in den konzipierten Grüngürtel einbezogen wird. Voraussichtlich wird das erst in zwei bis drei Jahren der Fall sein. jot
Die Fotografien von Eberhard Grames bestechen durch Schärfe und Brillanz. Die blendet nicht, sondern läßt den Blick frei für das Sujet. Grames, Jahrgang 1953, Mitglied der Agentur "Bilderberg", ist ein Bildessayist. Wenn er unter das schwarze Tuch seiner schweren Großformatkamera schlüpft, beginnt er zugleich Geschichten zu erfinden. Geschichten, die sich im Kopf des Betrachters fortsetzen, der sich gleichsam selbst in die großformatigen Fotografien begeben und darin herumwandern kann.
Die mit rund 70 Fotografien bestückte Ausstellung "Kaputte Schönheiten" im Fotografie Forum Frankfurt ist zweigeteilt. Grames hat die Länder Osteuropas sowie den Norden Japans bereist und sich dem Gesehenen ganz unterschiedlich genähert. In einem armen, wenig besuchten Küstenstreifen Japans fotografierte er Landschaften, schneebedeckt, fast immer menschenleer.
Vielschichtig die Porträts, die in Rumänien, Rußland und der ehemaligen DDR entstanden sind. Sie zeugen von Ehrfurcht und Respekt vor dem einzelnen. (Fotografie Forum, bis 31. Januar). San
Aufgrund massiver Bürgerproteste hat der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) bei Enthaltung der Grünen einen gemeinsamen Antrag von SPD, CDU und FDP verabschiedet, der die Wiedereinrichtung der Haltestelle der Buslinie 34 vor dem Haus Marbachweg 236 b fordert. Erst im November 1992 war diese Haltestelle gestrichen und durch eine andere in der Einmündung der Casparistraße ersetzt worden.
Die Verlegung war erforderlich geworden, weil Bewohner des Sozialzentrums am Marbachweg den "abenteuerlichen" Weg über die Kreuzung Eckenheimer Landstraße/Marbachweg nehmen mußten, um zum 34er Bus zu gelangen. Mit der gleichen Begründung setzte sich nun eine Bürgerinitiative durch. Sie sammelte insgesamt rund 400 Unterschriften von vorwiegend älteren Bürgern, die sich über den gefährlichen Weg über die Kreuzung (in entgegengesetzter Richtung) beklagten.
Die alte Haltestelle soll also nach dem Willen der Beiräte beibehalten werden: "Da der Bus in diesem Bereich (mit drei Ampelanlagen) ohnehin sehr langsam vorwärtskommt, dürfte das kein Problem sein", begründete Günther Häfner, Fraktionsvorsitzender der SPD, den Antrag. jot
"Den Hafenbetrieben ist nicht bekannt, daß auf dem angesprochenen Kai (am Osthafen) Giftschrott und Erdaushub gemischt und verladen wurde" - so steht es in der Antwort des Magistrats an den Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend). Die Stadtteilpolitiker hatten vor geraumer Zeit eine Anfrage verabschiedet, in der sie detaillierte Auskünfte zum Umweltskandal im Osthafen verlangten. Direkt "unter den Augen der Hafenbetriebe" seien giftige Stoffe vermengt worden, behauptete der Ortsbeirat. Der Ortsvorsteher hatte bei einem Rundgang über das Gelände mehrere unzureichend gesicherte Container entdeckt, deren giftige Schlämme im Boden versickerten.
Im Magistratsbericht heißt es, daß die Hafenbehörden von der Giftmischerei nichts gewußt hätten, "da solche Tätigkeiten nicht in offensichtlicher Weise erfolgen". Bei den "angeblich" mit belastetem Material beladenen Containern sei in einem Fall das Umweltamt verständigt worden; im anderen Fall handele es sich nach Aussagen des Unternehmers um ungefährliche Stoffe. rea
Der Präzedenzfall trägt die Nummer EP 0 169 672. Denn am 13. Mai 1992 hatte das Europäische Patentamt (EPA) in München unter diesem Code erstmals ein Patent für ein gentechnisch verändertes Säugetier vergeben. Das Tier hat mittlerweile viele Namen: Harvard-Maus, Onko- Maus oder auch schlicht Krebs-Maus. Dahinter verbirgt sich ein erstmals an der US-Eliteuniversität Harvard von Gentechnikern für die wissenschaftliche Forschung so manipuliertes Tier, daß es rasch Krebs bekommen kann. Am Freitag, 12. Februar, läuft nun die Einspruchsfrist gegen die Patentvergabe ab.
Die Opposition gegen die Patentierung gentechnisch veränderter Tiere und auch Pflanzen hat sich in der Zwischenenzeit formiert und zur "Münchner Erklärung" geführt, der sich bislang 200 internationale Gruppen, Institutionen und Organisationen, darunter 70 aus Deutschland, angeschlossen haben. Für das Münchner Bündnis hat die Krebs-Maus die Bedeutung einer "trojanischen Maus, die der multinationalen Gen-Industrie eine Bresche schlagen soll für den Patentschutz von weiteren wirtschaftlich interessanten genmanipulierten Tieren." Christoph Then, Tierarzt und Sprecher des Münchner Koordinierungsbüros, macht zudem darauf aufmerksam, daß sich das EPA nicht an EG-Gesetze gebunden fühle, da es sich als unabhängig betrachte: "Das ist ein absoluter Selbstläufer."
In einem Brief an die grüne Europaabgeordnete Hiltrud Breyer hatte der Präsident des EPA, Paul Braendli, diese Einschätzung bestätigt: Das EPA sei eine unabhängige internationale Organisation und nicht Mitglied der EG. Auch EPA- Sprecher Rainer Osterwalder stellt klar: "Bindend ist für uns, was im Europäischen Patentübereinkommen (EPÜ) steht. Zur EG-Richtlinie nimmt das EPA keine Stellung." Das ist deshalb besonders interessant, weil die geplante EG- Richtlinie zur Patentierung, die vom EG- Parlament bereits beschlossen ist und nun dem Ministerrat vorliegt, dann für das EPA nicht verpflichtend wäre. Bei der Erteilung von Patenten fände nach dieser Argumentation allein das EPÜ Anwendung und nur bei der Nutzung in den einzelnen Ländern die Richtlinie.
Das Europäische Patentübereinkommen war 1977 in Kraft getreten; den Vertrag haben alle zwölf Länder der EG sowie Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Monaco und Schweden unterzeichnet. Die nationalen Gesetze der EPÜ-Staaten sind soweit harmonisiert, daß die vom EPA erteilten Patente dort eine Rechtskraft wie nationale Patente erhalten.
Aber um die Krebs-Maus überhaupt patentieren zu können, mußte das EPA erst einmal seine eigenen Grundsätze uminterpretieren. Denn im EPÜ steht eindeutig und unmißverständlich: "Für Pflanzensorten und Tierarten sowie für biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen und Tieren (außer bei mikrobiologischen Verfahren) werden Patente nicht erteilt." Aus diesem Grund wiesen die Prüfer des EPA den ersten Antrag auf Erfindungsschutz für die Krebs-Maus auch ab, da Tierarten aus Tieren bestünden und damit nicht patentierbar seien.
Im Beschwerdeverfahren hatten die EPA-Leute dann aber eine Idee: Das EPÜ schließe zwar Tierarten vom Erfindungsschutz aus, nicht jedoch einzelne Tiere. "Das hätte der Gesetzgeber sonst getan, wenn er es hätte tun wollen", sagt Sprecher Osterwalder. Säugetiere wie die Krebs-Maus stellten eine "Klasse" und somit eine "höhere Stufe als eine Art" dar. Das Patent konnte nun erteilt werden.
Nach den Angaben von Rainer Osterwalder ist auf dem Feld der gentechnisch veränderten Tiere erst ein einziges Patent erteilt worden - das für die Krebs- Maus. Aber es liegen zirka 100 weitere Anträge vor. Bei den gentechnisch manipulierten Pflanzen erteilte das Amt bislang rund 20 mal einen Erfindungsschutz, bei noch etwa 100 bis 200 anhängigen Begehren. Die meisten Anträge kommen aus Übersee, vor allem aus den USA und Australien.
Den ersten amtlichen Schutz für Lebewesen gewährten die Münchner am 13. August 1981 für einen manipulierten Mikroorganismus unter der Veröffentlichungsnummer 11562. Menschliche Gensequenzen erhielten nur wenig später ein Plazet. Patentierungsgegner halten dem EPA allerdings vor, nicht zwischen Entdeckung und Erfindung zu unterscheiden. Denn Gene seien nicht zu erfinden, sie gehörten unveräußerlich dem einzelnen Menschen. EPA-Sprecher Osterwalder umreißt die Kriterien für die Patenterteilung aber so: "Es muß eine klare Verbindung mit einer nutzbaren Erfindung geben." Patente für menschliche Gensequenzen in Verbindung mit Interferon, Renin und Interleukin wurden so abgesegnet.
Das EPA, macht Osterwalder deutlich, unterscheidet nicht nach "menschlichen, tierischen und pflanzlichen Verbindungen. Gene sind chemische Verbindungen" und Patentierungen deshalb nicht sittenwidrig. Genaue Angaben zum Stand der Patente zu machen, sei dem Amt nicht möglich, denn "die Patentlogik folgt nicht der Alltagslogik". So falle ein Rasierapparat unter die Kategorie Hieb- und Stichwaffen und eine exakte Statistik sei nicht aufzustellen. Es könne aber von mehreren hundert Anträgen im Zusammenhang mit Gentechnik gesprochen werden.
Von den rund 500 000 Patentanträgen seit 1978 sind nach den Angaben Osterwalders etwa 3500 auf die Gentechnik entfallen, und von diesen wurden wiederum zirka 600 positiv beschieden. Nach der Erteilung des Erfindungsschutzes ist der Part des EPA beendet, denn eine Bewertung der Erfindung gehört nicht zu seinen Aufgaben, eine Bewertung der Risiken bei der praktischen Anwendung ebensowenig. Rainer Osterwalder: "Wir wissen nicht, wie die kommerzielle Verwertung der von uns erteilten Patente erfolgt. Das erfahren wir auch nur aus der Zeitung."
Wenn am 12. Februar die Einspruchsfrist gegen die Krebs-Maus abgelaufen ist und die Gegner am 13. Februar um 13 Uhr ihren Protest vor dem EPA noch einmal deutlich gemacht haben, wird die Einspruchsabteilung zusammenkommen. Sie besteht aus drei Personen, von denen zwei nicht an der ersten Entscheidung mitgewirkt haben dürfen. Sollte das Gremium das Patent bestätigen, was mindestens ein Jahr dauern wird, bleibt den Gegnern noch die Beschwerdekammer. Aber sowohl Einspruchsabteilung als auch Beschwerdekammer sind EPA-eigene Gremien, und deshalb nicht unabhängig und neutral, befürchten Kritiker.
Bestätigt das EPA das Patent für die Krebs-Maus endgültig, bleibt den Gegnern nur noch der Gang vor ein ordentliches Gericht. Allerdings ist dessen Urteil nur für das Land bindend, in dem es gefällt wurde. Denkbar ist demnach, daß die Krebs-Maus im Gentechnik-freundlichen Frankreich Erfindungsschutz erhält, im restriktiveren Deutschland aber womöglich nicht. Insgesamt ist solches dem EPA bislang ein Dutzend Mal widerfahren.
Die Patentierungsgegner sehen mit der möglichen endgültigen Bewilligung eines Erfindungsschutzes für die Krebs-Maus den Beginn einer verhängnisvollen Entwicklung an deren Ende "lebende Pharmafabriken" und im Labor erfundene Nutztiere und -pflanzen stehen: "Die industrielle Ausbeutung des Lebens wird dadurch noch gnaden- und skrupelloser. Die Gentechniker beenden damit die natürliche Evolution und schwingen sich zu Lebensschöpfern auf." Nach der Krebs- Maus seien dann wohl die Insulin-Maus und die Zystische Fibrose-Maus zu erwarten, und schließlich gerieten die menschlichen Erbinformationen zum Privatbesitz von einzelnen Unternehmen.
Das Münchner Bündnis hat in einer kleinen Liste zusammengetragen, von welcher Qualität die dem EPA vorliegenden Anträge sind, die auf Gentechnik zurückgehen. Eine Auswahl nennt unter anderem: Erfindungsschutz für die Herstellung veränderter Nutztiere, für die Verbesserung der Futterverwertung von milchproduzierenden Tieren, für die Steuerung des Wachstums von Nutztieren, für das Wachstum von Fischen und Geflügel und für manipulierte Eizellen, um die Qualität des Geschmacks von zum Beispiel Lammfleisch beeinflussen zu können.
Einer australischen Firma hat das EPA bereits ein Patent verliehen, weil diese aus dem Eierstock einer schwangeren Frau ein Gen isoliert hatte, daß das menschliche Hormon Relaxin steuert; Relaxin ist für bestimmte Prozesse bei der Geburt verantwortlich. Die Euro-Grünen haben dagegen umgehend Einspruch erhoben. Hiltrud Breyer begründet das so: "Danach ist es jedem Dritten verboten, dieses Gen herzustellen, anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen, einzuführen oder zu besitzen. Es ist ein ungeheuerlicher Vorgang, daß kraft eines Verwaltungsaktes des EPA das Prinzip der Zerlegung und beliebigen Neuzusammensetzung der Erbsubstanz des Menschen sanktioniert und dem gen- industriellen Komplex zur monopolistisch-wirtschaftlichen Ausbeutung überantwortet wird."
Während die Debatte über die Patentierung von Lebewesen noch gar nicht angefangen hat, schaffe die Gen- und Biotech- Industrie Fakten, die in eine "inhumane Zukunft führen". Als besonders eindrucksvolles Beispiel nennt Frau Breyer den beim EPA vorliegenden Antrag einer texanischen Firma für ein "transgenes Säugetier". Dahinter verbirgt sich, vermuten die Grünen, eine Frau, deren Brust durch die Übertragung eines Fremdgens ein bestimmtes Protein in der Muttermilch produziert.
Günther Häfner (SPD) und Rudolf Horn (CDU) waren sich diesmal einig: Die "Konzept"-Vorstellung des Drogenreferates war nicht mehr als ein Wiederkäuen bekannter Tatsachen. Auf Einladung des Ortsbeirates 10 hatten Drogenfachleute über Suchtprävention im Frankfurter Norden referiert - und das noch widersprüchlich.
Beispiel: Kever-Bielke wies auf die überproportional hohe Gefährdung von Jugendlichen am Frankfurter Berg und in Teilen von Bonames hin, dann nahm sein Kollege diese Äußerung nach Protesten der Bürger gleich wieder zurück.
Auch der Hinweis auf die Schaffung zweier Drogen-Arbeitskreise in den Jugendhäusern erwies sich als ein alter Hut.
Die positive Mitteilung: Die Stelle eines Sozialarbeiters im Jugendhaus Bonames wird wiederbesetzt. jot
Es war nicht der Tag der Taunus- Vereine: In der zweiten Handball-Pokalrunde auf Verbandsebene mußten nicht nur die Oberliga-Vereine TV Wicker und TV Flörsheim - wie bereits in der FR berichtet - ihre Pokalhoffnungen begraben, auch Hochtaunus-Vertreter SG Anspach (18:23 in Bruchköbel) sowie die TSG Sulzbach (21:27 beim Pokalschreck TG Hochheim) mußten die Segel streichen. Neben dem TV Idstein (souveräner 28:21- Gewinner gegen den TV Flörsheim) packte auch TuS Dotzheim (27:25 beim Außenseiter SKV 1879 Mörfelden) den Sprung in die Runde auf Verbandsebene. Das Wiesbadener Bezirkstrio muß dabei vollzähig in fremden Hallen antreten: Am 6. Februar (19.30 Uhr, Berufsschulsporthalle) muß Bezirksligist TG Hochheim zum TSV Kirchhain (Bezirk Gießen), tags darauf der TV Idstein (7. Februar, 16.30 Uhr, Großsporthalle Langgöns) zur SG Langgöns/Dornholzhausen (Oberliga Nord) sowie TuS Dotzheim zur SG Rechtenbach (7. Februar, 17 Uhr, Sporthalle Rechtenbach). Beim (erwarteten) Weiterkommen der hiesigen Klubs folgt am 27./28. Februar die erste Bewährungsprobe auf Südwest- Ebene. Die Auslosung hierzu ist für 15. Februar festgelegt.
Der TV Wicker vertritt diese Region als einzige Frauenmannschaft in der dritten Runde: Der knapp mit 12:11 gegen die TG Bad Soden siegreiche TVW genießt erneut Heimrecht. Am 6. Februar (19 Uhr) wird der TSV Habitzheim in der Sporthalle Weilbach erwartet. Just gegen diese Mannschaft schied der TV Hattersheim (10:12) in der zweiten Runde aus. Anja Sabel (4) rasselte als einzige mit dem Säbel, die ehemaligen Ober-Eschbacherinnen Heidi Kuttelwascher (2) und Birgit Koch (1) kochten auf Sparflamme. Aline Huthmacher (8/3) nahm beim TV Wicker fast als alleine auf ihre Kappe, fand lediglich in Yvette Hergeth (3) eine adäquate Partnerin. Karina Becher (3) schenkte dem TVW am meisten ein, die Sodenerinnen blieben jedoch ohne Heike Goslar (bisher Frankfurt) im Angriff vieles schuldig.
Was war mit der SG Anspach in Bruchköbel los? Gegen den langjährigen Mitstreiter um die Bezirksliga- Meisterschaft schien die Mannschaft zunächst von allen guten Geistern verlassen zu sein. Selbst das Fehlen von Spielertrainer Peter Wünsch und Andreas Datz konnte allein keine Entschuldigung für das 4:11 nach 19 Minuten sein. Die 250 Bruchköbeler tobten in der Heinrich-Böll-Großsporthalle. Bis zur Pause verteidigte der Außenseiter seinen Sieben-Tore-Vorsprung. Für den indisponierten Klaus Fabisch ging nach der Pause Michael Jäger zwischen die Pfosten. Plötzlich war die SGA wieder am Ball. Bruchköbel hatte seine "Stars" großteils draußen gelassen - Jerzy Garpiel (6/2), Stefan Otto (5/1) und Jan Czwik (4/1) letztlich dem Gast den Knockout versetzt -, der Oberligist sukzessive aufgeholt. Beim 17:16 (45. Minute) schien die Wende möglich, aber drei vom Gast angezweifelte Strafzeiten warfen das Team im entscheidenden Moment zurück. In Topbesetzung dominierte die SGB wieder deutlicher, zog über 20:17 davon. Gert Eifert (7/2) und Rade Stojanovic (6) konnten es allein nicht schaffen, ihre Nebenleute trafen zu wenig.
Die TG Hochheim, die bereits auf Südwest-Ebene für Schlaglichter gesorgt hat, zeigte erneut Pokalstärke. Trainer Hermann Stark konnte sich vor allem auf seinen Angriff verlassen - 27 Tore gegen einen Oberliga-Verein sprechen für sich. Daß sich neun der zehn Feldspieler in die Torschützenliste eintragen konnten, sprach ebenfalls für die TGH, die in Weber (7/2) ihren erfolgreichsten Schützen hatte. Diese Quote reichte bei der TSG - Hieronimus (7/5) sowie Rangoonwala (4) traten auf diesem Gebiet beim Gast in den Vordergrund - nicht aus, um dem klassentieferen Gastgeber die Stirn zu bieten. jbp
Der Versuch der Frankfurter Messegesellschaft, den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden des Unternehmens, Horst Schäfer (43), "wegen Störung des Betriebsfriedens" zu feuern, ist jetzt in erster Instanz gescheitert. Die 7. Kammer des Arbeitsgerichts Frankfurt erklärte eine von der Messe-Geschäftsführung ausgesprochene außerordentliche Kündigung des Arbeitnehmervertreters für null und nichtig. Das Management habe, so begründete Richter Klaus Sieg das Urteil, bei dem versuchten Rauswurf zwingende gesetzliche Fristen versäumt, und auch der "materielle Gehalt" der Klage reiche nicht hin für eine Entlassung. Im Grundgesetzartikel 5 werde die "Freiheit der Meinungsäußerung" garantiert.
Das, was dem Kammervorsitzenden als schlichte Ausübung eines verfassungsmäßigen Rechtes galt, war den Messe-Oberen indes "üble Nachrede", "Aufhetzung", "Unterstellung" und "Behauptung eines unwahren Sachverhalts". Verbrochen haben soll Horst Schäfer das alles am 5. November 1992 im Gespräch mit Gerhard Burghardt, dem gerade eingestellten neuen Umweltbeauftragten der Messe.
Neuling Burghardt wußte, daß Schäfer - seit Ende 1991 Betriebsrat, zuvor zwei Jahre Pressereferent in der PR-Abteilung des Unternehmens - besonders in Messe-Ökologie engagiert ist und hatte nach eigenem Bekunden von daher das Gespräch mit dem Arbeitnehmervertreter gesucht. Unter vier Augen kam auch die Rede auf das Thema "schlechte Luft" in den Messe-Büros und auf ein Gutachten der Firma Miljö-Chemie.
Betriebsratsvize Horst Schäfer glaubt, daß die Miljö-Leute dazu ein Gefälligkeitsgutachten abgeliefert haben, und zwar auf "subtilen Druck" der Messe-Geschäftsführung hin. Schäfer zu Burghardt: Das mit der Miljö-Expertise sei nicht ganz sauber gelaufen.
Der so ins Bild gesetzte Umweltbeauftragte behielt Schäfers Einschätzungen nicht für sich. Gleich am nächsten Arbeitstag berichtete Burghardt davon dem Messe-Personalchef Wolf Dieter Kruse. Der informierte die Geschäftsführung. Die sprach daraufhin Ende November die außerordentliche Kündigung gegen Schäfer aus. Das dazu nötige Einverständnis des Betriebsratsgremiums wurde allerdings nicht erteilt.
So kam die Sache vors Gericht, doch auch bei diesem "Zustimmungsersetzungsverfahren" verlor die Messegesellschaft. "Das reicht doch nicht aus, um diese Konfrontation zu erklären", bewertete Arbeitsrichter Klaus Sieg den "materiellen Gehalt" der Klage und fragte, ob es nicht angemessener gewesen wäre, "sich mit Schäfer auseinanderzusetzen", gegebenenfalls in einer Betriebsversammlung. peh
BIRSTEIN. Mit gutem Auftragsbestand geht die Bien-Haus AG in das Jahr 1993. Der Birsteiner Fertighaushersteller sieht sich weiter auf Expansionskurs, nachdem das Jahr 1992 die erwartete Steigerung gebracht habe.
Nach Angaben der Vorständler Hans Bien und Willi Bühle stieg der Gesamtumsatz um stolze 18 Prozent auf 110 Millionen Mark.
Auf das Sägewerk entfielen davon 20 Millionen, während der Hausbau den Löwenanteil von 90 Millionen einspielte. Die Steigerung ergab sich in beiden Bereichen gleichermaßen.
310 Häuser konnte Bien 1992 ausliefern, was einen pro-Haus-Durchschnitt von 290 000 Mark (ab Oberkante Kellerdecke) ergibt.
Seinen Marktanteil behauptete das Unternehmen dabei mit gut drei Prozent. In den neuen Bundesländern schnitten die Birsteiner sich mit rund 15 Prozent ein dickeres Stück aus der Umsatztorte heraus.
Wesentliche Grundlage für den Erfolg war laut Bien ein gegenüber 1991 um 20 Prozent gesteigerter Auftragseingang in Höhe von 102 Millionen Mark über 361 Häuser.
Hinzugekommen seien noch Aufträge mit Einschränkungen, Vorbehalten wegen Finanzierung oder öffentlicher Förderung, über 25 Millionen Mark. Diese Aufträge werden als Reserve betrachtet neben dem ohnehin schon für zehn Monate ausgebuchten Produktionsprogramm.
Die Birsteiner Firma ist nach ihren Angaben mit einem Polster von bereits in Terminpositionen befindlichen Aufträgen von brutto 75 Millionen Mark in das neue Jahr gestartet.
Damit sei also erneut ein Bruttoumsatz über 100 Millionen Mark programmiert, blickt der Vorstand optimistisch in die Zukunft. lex
OBERURSEL. Einen besonderen Abend versprechen die Organisatoren der Veranstaltungsreihe "Acht nach Acht" für den heutigen Mittwoch, 27. Januar: Dann kommt der bekannte Schriftsteller Valentin Senger zu einem Leseabend in das Gemeinschaftshaus Rosengärtchen. Der Beginn ist für 20.08 Uhr vorgesehen.
Die Veranstaltung wird gemeinsam von den SPD-Ortsbezirken Rosengärtchen/Kunstmühle, Oberursel-Nord, Oberursel und Stierstadt organisiert. Valentin Senger, der 1918 geboren wurde und während der Nazi-Zeit Mitglied einer kommunistischen Widerstandsgruppe war, überlebte die NS-Diktatur versteckt in einem Hinterhof in der Kaiserhofstraße in Frankfurt.
Neben seinem Buch "Kaiserhofstraße 12", das von dieser Zeit handelt, wird er auch aus seinen Publikationen "Kurzer Frühling" lesen, die sich mit seinem Leben nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes 1945 befassen. esi
FRANKFURT A. M. Er ist kein Mann der großen Töne, der sozialdemokratische Bürgermeister von Bad Hersfeld, Walter Weiss, es braucht schon einige Zeit, bis ihm der Kragen platzt. Da hätten in dem osthessischen Staatsbad CDU und Grüne kürzlich nur deshalb in der Hauptsatzung die Zahl der Ortsbeiräte erhöhen können, weil ihnen der anwesende NPD-Stadtverordnete mit seiner Stimme Schützenhilfe leistete. "Das ist immerhin die Verfassung der Gemeinde", rückt der Bürgermeister der Festspielekommune die Bedeutung dieser zweifelhaften Abstimmung ins rechte Licht, mit der CDU und Grüne ein paar Wähler hätten ködern wollen. Über eine wachsende "Schamlosigkeit der Parteien, die sich demokratisch nennen", schimpft seither der Sozialdemokrat, der immerhin in einer Stadt arbeitet, in der es 1989 für ein paar Wochen sogar einen CDU-Bürgermeister von NPD-Gnaden gegeben hatte.
Auch vier Jahre nach dem Einzug von NPD und "Republikanern" in hessische Rathäuser und Kreistage, ob in Frankfurt, der Wetterau, im Rheingau, an der Kinzig oder eben in Hersfeld, tun sich demokratische Kommunalpolitiker oft schwer, mit den Rechtsaußen umzugehen. Immer wieder gab es - ob aus Gedankenlosigkeit oder blindem Machterhaltungswillen - Patzer beim Umgang mit gewählten Alt- und Neonazis oder mit Schönhubers Getreuen.
Wie wacklig die von den Parteizentralen proklamierten Distanzierungsgebote sind, zeigen die Beispiele der letzten vier Jahre hessischer Politik: Da erwägt etwa der (aus Landtagsabgeordneten bestehende) Petersberger Kreis der CDU die Kontaktaufnahme mit den "Republikanern", während etwa im Rheingau-Taunus-Kreis Verbindungen zu einzelnen rechtsextremen Kreistagsabgeordneten längst bestehen, womit die unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stehenden "Republikaner" dann auch gerne prahlen.
In Bad Hersfeld hatte sich im Spätsommer 1989 Bürgermeister Harmut Boehmer, 24 Stunden nach seinem Austritt aus der CDU, mit NPD- und Unions-Stimmen im Amt bestätigen lassen. Auch in der kleinen Gemeinde Ehringshausen im Lahn-Dill-Kreis wurde der parteilose Bürgermeister Eberhard Niebch vermutlich nur deshalb gewählt, weil neben CDU und Wählerinitiative die beiden NPD-Gemeindevertreter ihm die Stimme gaben: "Dort regieren wir mit", behauptet NPD-Landesvorsitzender Winfried Krauß.
Jüngstes Beispiel für die Tuchfühlung zwischen Rechtsextremen und CDU dürfte der Bürgermeister von Rauschenberg (Marburg-Biedenkopf), Herbert Schmitz, sein. Der Unionspolitiker hatte nicht nur die örtlichen "Republikaner", deren Kreisvorstand seine Frau angehört, in Sachen Kommunalrecht firm gemacht, er soll zugleich Sympathie für sie gezeigt haben - womit er sich nach Ansicht von CDU-Sprecher Dirk Metz eindeutig "parteischädigend" verhält.
Aber auch SPD-Politiker sind keinesfalls frei von dem Verdacht, vereinzelt sehenden Auges Stimmen vom rechten Rand in Kauf genommen zu haben, obwohl es andere Möglichkeiten gegeben hätte. Beispiel Main-Kinzig-Kreis, wo die NPD nicht nur in der konservativ geprägten Stadt Gelnhausen mit ihrem Einzug ins Parlament für betretene Gesichter sorgte, sondern wo sie auch im (zunächst) rot-grün regierten Kreistag bisweilen lautstark auftritt. Dort riskierten die Sozialdemokraten unter ihrem Fraktionschef Rainer Krätschmer ein Jahr vor der Kommunalwahl den Koalitionsbruch und ließen sich bei der Entscheidung über die Verkehrsanbindung der künftigen Mülldeponie völlig unnötig und absehbar den Beschluß von der NPD und nicht etwa vom Koalitionspartner Grüne oder wenigstens der CDU absegnen. Die Bemühungen der südhessischen SPD-Vorsitzenden Heidemarie Wieczorek-Zeul, den Vorfall mangelnder Solidarität der Demokraten als "einmalige Zufallsmehrheit" herunterzuspielen, wirkten anschließend eher hilf- und ratlos.
Auf wessen Stimmen sich die Kinzig- Sozialdemokraten eingelassen hatten, konnten sie spätestens fünf Monate danach in einer hitzigen Kreistagssitzung erleben. An diesem Tag war erst nach massivem Druck der Landespartei auf eine - wahrscheinlich wieder nur mit NPD-Hilfe mögliche - Wiederwahl des Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD) verzichtet worden.
In dieser Sitzung, die beherrscht wurde von der Auseinandersetzung um die Belegung der Gelnhäuser Coleman-Kaserne mit Asylbewerbern, zeigten die Jungnazis, wer sie sind: Sprüche von "biologischer Endlösung", von "Feinden des deutschen Volkes", die zum "Großangriff" ansetzten, von "Vaterlandsverrätern" (womit sie Pipa gemeint hatten) bellten sie in den Saal. Flüchtlinge bezeichneten die Rechsextremen als "Abschaum ihrer Völker", die "schon zu Hause keine Kultur gehabt" hätten. Hetztiraden, vom Präsidium mit Ordnungsrufen geahndet, ansonsten von den Abgeordneten aber ignoriert. Zwei Drittel der Kreistagspolitiker, das ist inzwischen nicht nur an der Kinzig geübte Praxis in solchen Fällen, gingen aus dem Saal der Schloßhalle von Nidderau-Windecken und ließen die verbalen Kraftmeier ins Leere laufen.
Doch genügt die demonstrierte Distanz? Horst Schiller ist Bürger in der hessischen NPD-Hochburg Wölfersheim. Selbst SPD-Mitglied, versuchte er im Frühling 1989 zusammen mit Nachbarn einen anderen Weg - einen, wie er heute sagt, unter dem Strich allerdings ebenfalls nicht immer sehr fruchtbaren. Als Wölfersheim damals für ein paar Wochen zum Mekka auch der internationalen Medien wurde, weil der familienartig geführte NPD-Clan unter dem heutigen Rentner Volker Sachs 17,5 Prozent absahnte, gründeten die besorgten Demokraten einen Verein "Bürger für Wölfersheim - gegen Extremismus". Die Gruppe wollte eine neue Antwort finden auf die Gefahr von rechts - eine, die über die letztlich erfolgreiche Verweigerung kommunaler Räume für Parteitage in der Kraftwerks-Kommune hinausgeht.
Nur, wie mit jemanden vom rechten Rand umgehen, der im Parlament wie ein Unschuldslamm kreuzbrave Anträge stellt, darüber hinaus öffentlich nicht auftritt und sich eher wie ein Biedermann denn als ein rechter Kämpfer geriert? Mit Leserbriefen versuchten die Bürger Sachs zu locken, um mit den Antworten eine Auseinandersetzung über den Rechtsradikalismus führen zu können. Den Gefallen tat ihnen der Clan-Führer freilich nicht. Blieb das öffentliche Bekenntnis der Wölfersheimer Bürger, die seit der letzten Kommunalwahl jedes Jahr ein internationales Fest ausrichten - heuer war es ein deutsch-türkischer Tag mit Diskussionen und Informationen. Doch, bedauert der Wölfersheimer, "da sieht man immer nur die eigenen Leute", sie bleiben unter sich, "es kommen leider nicht die, an die wir uns richten wollen" - nämlich jene, die anfällig für das braune Gedankengut des Haustürwahlkämpfers Sachs sind.
Vielerorten erledigte sich manches parlamentarische Problem mit den Rechten von selbst, da viele der politikunerfahreren Neulinge bald wieder absprangen: Im Wetteraukreis sind beispielsweise von ursprünglich sieben "Republikanern" nur noch drei dabei, zwei Plätze konnten sie nie einnehmen, und nach ein paar Rücktritten war die Liste bald endgültig erschöpft. In Bad Nauheim sitzt noch ein Vertreter dieser Partei im Stadtparlament, drei könnten es sein, in Frankfurt trennte sich die NPD von zwei Fraktionsmitgliedern aus politischen Gründen, und selbst die Wölfersheimer NPD muß zwei Sitze unbesetzt lassen.
Auch in einer ihrer Hochburgen, im Rheingau-Taunus-Kreis, sind die "Republikaner" mangels Nachrückern nicht mehr vollzählig. Der Fall ist den Rechten peinlich: Ihr früherer Spitzenkandidat Ernst Werner hatte ein im Besitz seiner Familie befindliches altes Schulhaus dem Kreis als Asylbewerber-Unterkunft offeriert. Das Geschäft mit den Ausländern kam jedoch wegen der überhöhten Mietforderung nicht zustande, die Ziele der Partei, so Korbach, aber hatte Werner mit seinem Gebaren so gründlich "untergraben" (Korbach), daß er freiwillig die "Republikaner" verließ.
Zwischen Rüdesheim, Taunusstein und Bad Schwalbach hatten die "Republikaner", die dort mangels durchgesetzter Anträge auch nach eigenem Bekunden nicht erfolgreich waren, für vier aufreibende Jahre gesorgt. Wegen der Sitzverteilung Zünglein an der Waage, mußten die nicht mehrheitsfähigen Koalitionäre von SPD und Grünen bei jeder wichtigen Abstimmung um Unterstützung bei FDP oder CDU bitten, was bei den Liberalen und auch einigen Christdemokraten zumindest in wichtigen Fragen gelang.
Die jetzige Spitzenkandidatin der Grünen, Christa Naumann, erinnert sich noch an scharfe Worte von Joschka Fischer, sich in Personalfragen keinesfalls auf die Stimmen von "Republikanern" einzulassen. Das taten die dann auch, und selbstredend ließen sich die vier demokratischen Fraktionen auch nicht bei wichtigen Anlegenheiten wie Schulentwicklungsplan oder Etat von den "Republikanern" Stimmenhilfe geben. Doch die dazu nötigen, immer wieder zu erneuernden Absprachen unter den Demokraten, die forderten viel Mühe und formten ein völlig neues politisches Arbeiten. Kein Wunder, wenn der SPD-Fraktionsvorsitzende Winfried Weber das Geschehen im Rheingau deshalb heute so bilanziert: Alle Demokraten verspürten eine "tiefe Erschöpfung". STEPHAN BÖRNECKE
DARMSTADT. Mit einer Menschenkette will das "Darmstädter Bündnis gegen Rassismus und rechtsextreme Tendenzen", ein Zusammenschluß von rund 50 Organisationen und zahlreichen Einzelpersonen, am Samstag, 30. Januar, von 18 Uhr an die neue Synagoge mit der Gedenktafel des alten Gotteshauses in der Bleichstraße und den demnächst wieder mit Flüchtlingen belegten Asylunterkünften am Kavalleriesand verbinden.
Die Demonstration gegen Gewalt, Ausländerhaß und für die Beibehaltung des uneingeschränkten Asylrechts findet am 60. Jahrestag der Machtergreifung der Nationalsozialisten statt.
An diesem Tag soll auch der Gewaltakte in Hoyerswerda und Mölln gedacht werden. Das Motto der Darmstädter Lichterkette folgt einem Wort von Bert Brecht: "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." feu
Für eine Krabbelstube im Nachbarschaftszentrum in der Uhlandstraße setzt sich der Ortsbeirat 4 ein. Das Gremium verabschiedete in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimme der FDP einen Antrag, der das Vorhaben der Elterninitiative "Flohkiste" unterstützt. Durch den Umzug des Vereins "MU-KI-VA" stehen im Nachbarschaftszentrum Ostend Räume zur Verfügung, die die Eltern bereits selbst renoviert haben. Die Krabbelstube könnte zwölf Kinder aufnehmen und ein Träger ist bereits gefunden.
Der Haken: Das Geld fehlt. Zwar könnte die Initiative 50 000 Mark aus dem Sofortprogramm der Stadt für die Erstausstattung erhalten, doch für die laufenden Kosten sei kein Geld da, wurde den Eltern mitgeteilt.
Der Ortsbeirat fordert nun, durch Umschichtung von Haushaltsmitteln die Krabbelstube zu ermöglichen. rea
In Eichwald- und Berger Straße sollen die Fahrtrichtungen "gedreht" werden, so daß der Verkehr von der Heidestraße über diese beiden Gassen auf die Höhenstraße abfließen kann. Diesen "plausiblen Vorschlag" einer Anwohnerin der Bornheimer Heidestraße will der Ortsbeirat 4 überprüfen.
Annähernd 20 Bewohner des betroffenen Wohnviertels waren am Dienstag abend ins Bürgerhaus Bornheim gekommen, um dem Ortsbeirat "Dampf zu machen": "Was wir täglich erleben, geht auf keine Kuhhaut mehr", sagte Peter Gaigl, der am Germaniaplatz wohnt. Eine Verkehrsmasse, die sich über die Berger Straße bis zurück zur Höhenstraße staut, hupende Autofahrer, Fahrzeuge, die auf dem Bürgersteig parken, permanent laufende Motoren, die die Luft verpesten: "Uns stinkt's", klagten die Bürger.
Sie verlangten vom Ortsbeirat, endlich wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die "unerträgliche" Situation in der Heidestraße zu beseitigen. Die Anregungen, die bis jetzt verabschiedet wurden - die Bürgersteige gegen Falschparker zu sichern und eine Ampel an der Kreuzung Heide-/Höhenstraße zu installieren -, erscheinen den Anwohnern "unzureichend". Umgekehrt wurde die Forderung, die Diagonalsperre an der Eichwaldstraße wiederaufzuheben, um den Verkehr über die Burgstraße zurück auf den Alleenring zu lotsen, von der SPD abgeblockt: "Damit ziehen wir den Durchgangsverkehr wieder ins komplette Viertel", begründete Wolfgang Schild (SPD) die Ablehnung.
Während die CDU-Fraktion dem Ortsbeirat jegliche Kompetenz absprach und verlangte, daß das Stadtplanungsamt die Verkehrsberuhigung neu aufrollen soll - "die verstehen was davon" -, wollen sich SPD und Grüne in der kommenden Verkehrsausschußsitzung nochmals intensiv mit dem Thema Heidestraße auseinandersetzen. "Wir müssen eine Lösung finden", sagte Schild, "die ihnen hilft, ohne den Verkehr in andere Straßen zu verlagern." rea
Aus theologisch-ethischer Perspektive benennt Hille Haker die qualitativen Defizite unserer "moralischen Kultur", die anläßlich des in Erlangen erfolgten Versuches, den Körper einer hirntoten schwangeren Frau ,am Leben&rquote; zu erhalten, deutlich geworden sind. Am 9. Februar nimmt die Juristin Monika Frommel zum "Erlanger Fall" Stellung.
Niemals ist eine Künstlerin posthum zu solchen Ehren, ja zu so weltweiter Verehrung gekommen wie die mexikanische Malerin Frida Kahlo, die vor allem in den vergangenen Jahrzehnten, parallel zur internationalen Frauenbewegung zur Kultfigur geworden ist. Die Schirn Kunsthalle widmet ihr jetzt eine ausführliche Ausstellung mit 60 Gemälden und 20 Arbeiten auf Papier sowie mit etwa 25 Gemälden ihres Mannes, seiner Malerfreunde und anderen Zeitgenossen.
Frida Kahlo, Tochter eines Fotografen deutsch-ungarischer Herkunft, erlitt als Mädchen einen Verkehrsunfall, an dessen Folgen sie bis zu ihrem Tod (sie starb mit 47 Jahren) zu leiden hatte. Mit 19 lernte sie den mexikanischen Maler und Muralisten (Mauer-Fresken-Maler) Diego Rivera kennen, heiratete ihn und wurde von ihm bei ihren ersten autodidaktischen Malversuchen unterstützt. Über Rivera, der als Protagonist und Bannerträger der mexikanischen Revolution galt, wurde sie selber eine Figur des öffentlichen Lebens. Sie lernte Leo Trotzki in seinem mexikanischen Exil kennen und hatte eine Liebesbeziehung zu ihm. Sie begleitete Rivera in die USA, wo er in Detroit und New York für die Rockefellers und die Fords große Fresken schuf. André Breton, der Vater des Surrealismus, lernte sie bei seinem Mexiko-Besuch kennen und war so von ihr und ihrer Kunst angetan, daß er sie für die Ziele seiner Bewegung einspannen wollte.
Als Frida Kahlo 1954 im Alter von 47 Jahren starb, bekam sie so etwas wie ein Staatsbegräbnis.
Die Bilder der Frida Kahlo, fast durchweg kleinformatige Ölgemälde, sind spröde und nicht jedem auf Anhieb zugänglich: Mit einer fast monomanischen Besessenheit beschäftigt sie sich ausschließlich mit ihrem Leben, ihrer Krankheit, mit ihrem engsten Umfeld. Sie malt sich selbst in immer neuen Masken, sie stellt sich als Wesen dar, das immer und immer wieder von den Ärzten geöffnet und in unzähligen Operationen gequält wird, dem das Leiden neue Gesichter aufzwingt. Und dabei ist ihre Willensstärke zu bewundern, die sie ihrer Umwelt, besonders aber ihrem - ebenso monomanischen, ja egoistischen - Gefährten Diego Rivera entgegensetzt, von dem sie sich sogar scheiden läßt, um ihn allerdings doch wieder zu heiraten.
Die Frankfurter Ausstellung, die vom 11. März bis zum 25. Mai läuft, wird mehr als die Hälfte des Lebenswerks der Frida Kahlo zeigen können. Neben Objekten der Volkskunst, die sie sehr liebte, werden auch Bilder bedeutender Fotografen zu sehen sein, darunter 16 bisher unveröffentlichte Doppelporträts von Frida und Diego. Das kleine Schlafzimmer in ihrem "blauen Haus", in dem sie lebte und arbeitete, soll für die Ausstellung originalgetreu nachgebaut werden.
Zu der Ausstellung erscheinen ein wissenschaftlicher Katalog und das berühmte unpublizierte Tagebuch Frida Kahlos in einer Faksimile-Ausgabe. wp
Sie waren lange Zeit von der Bildfläche verschwunden und wurden nicht vermißt. Jetzt sind sie wieder da und wollen ihr 15jähriges Bestehen feiern. Hört man ihre aktuelle CD "Hotel Monopol" (east west), fragt man sich allerdings, warum. Extrabreit stecken schon seit Mitte der Achtziger in einer Sackgasse, nur haben sie das offenbar bis heute nicht bemerkt. Vor 13 Jahren zählten sie mit ihren "Polizisten" und "Hurra, hurra die Schule brennt" zur anarchisch-verspielten Fraktion der neuen deutschen Wellenreiter - doch der Esprit war schnell verpufft und hat sich nicht wieder eingestellt.
Im "Hotel Monopol" klopfen die Hagener mit ihrem lieblosen Dumpf-Rock nun den Putz von den Wänden und drehen, wie in "Das Ende der Welt", auch noch den gleichnamigen Refrain von R. E. M. durch den Wolf.
Nicht mal Hildegard Knef ist vor ihnen sicher: Ihren Chanson "Für mich soll's rote Rosen regnen" gibt's gleich in zwei Versionen - als pure Extrabreit-Dröhnung und als Duett mit der Knef und Sänger Kai Havaii. "Wir hatten den Song neu eingespielt und der Knef eine Kassette geschickt, sie fand's so gut, daß sie mit uns bei ein paar Fernseh-Terminen auftrat", klopft sich der Sänger stolz auf die Schulter, denn er weiß, "daß wir nicht mehr im Brennpunkt des Interesses stehen, da kannst du dir den Arsch abspielen, aber wenn du keinen Aufhänger hast, hört dir niemand zu." Allein, was nützt die Promi-Unterstützung, wenn die Extrabreiten über die Feinheiten des Originals erbarmungslos hinwegdonnern?
Es ist auch nicht das erstemal, daß die Sauerländer auf alte Kamellen zurückgreifen. Ihr Hit "Flieger grüß mir die Sonne" (1980) stammte von Hans Albers, ein Jahr später nahmen sie sich den Robert Stolz-Titel "Salome" vor, und 1984 sang Havaii ein "Duo Infernal" - mit Marianne Rosenberg. "Es steckte keine Methode dahinter, aber es gibt nun mal sehr interessante Sachen in der deutschen Populär-Kultur der letzten Jahrzehnte, die zu Unrecht unter den Tisch gekehrt werden", meint Havaii.
Doch die Jäger verlorener Chanson- Schätze sind müde geworden, von Aufbruchstimmung ist auf ihrer neuen CD nichts zu spüren. "Früher waren wir die Hard Rock-Band auf dem Welle-Zug, heute ist es genau umgekehrt", mault Gitarrist Stefan Kleinkrieg und zuckt mit den Schultern, "uns ist das egal."
Immerhin: Vor zwei Jahren konnten sie mit dem Greatest-Hits-Album "Zurück aus der Zukunft" am verblichenen Glanz polieren. Und der Nostalgie-Bonus wird Extrabreit wohl noch eine Zeitlang über Wasser halten. art
Ein Comeback mit alten Hits hält meist nicht lange an. Aber Bad Company nehmen es eben, wie's kommt. Ein Jeans- Werbe-Spot brachte ihren Oldie "Can't Get Enough Of Your Love" (1974) vor zwei Jahren wieder in die Charts. Mehr war nicht drin. Denn die britischen Power-Rocker Bad Company haben nicht mehr allzu viel zu bieten, jedenfalls nichts, was auch nur in etwa an ihre ersten, ungestümen Rock 'n' Blues-Alben heranreichen könnte.
Das Quartett, 1974 von Ex-Free-Sänger Paul Rodgers und Gitarrist Mick Ralphs (Mott The Hoople) gegründet, hat bereits 1982 zum erstenmal das Handtuch geworfen - die Fans wollten sie nicht mehr hören, und die Kritiker hatten die Band schon damals als "hoffnungslos anachronistisch" eingestampft.
Das sind sie auch heute noch. Und es kümmert sie nicht. Mit Rodgers-Nachfolger Brian Howe tingeln die Gründungsmitglieder Ralphs und Simon Kirke (Drums) nun schon seit Jahren von einem Festival zum anderen.
Doch ihre letzten CDs waren nur noch brave Pflichtübungen, und das aktuelle Werk "Here Comes Trouble" (east west) macht da keine Ausnahme.
Als solide Handwerker wissen sie freilich immer noch, worauf es ankommt - auf den pumpenden Baß, schroffe Riffs und einen Sänger, der mit Inbrunst loslegen kann. Zigmal gehört, aber für die Cabrio-Fahrt auf der Autobahn langt's immer noch.
Wem das nicht reicht - am Montag, 1. Februar, spielen Bad Company in der Frankfurter Music-Hall. Weitere Auftritte in: Bremen (2. Februar), Hamburg (4.), Berlin (5.), Neumarkt (7.), Völkingen (8.), Bonn (9.), Stuttgart (10.), München (11.) und in Osnabrück am 13. Februar. art
HOFHEIM. Die Caritas im Main-Taunus-Kreis will ein eingetragener Verein werden. Das hat für den katholischen Sozialverband den Vorteil, daß der Bezirkscaritasverand ein eigener Rechtsträger wird - und damit auch Spenden an die regionale Organisation steuerlich abzugsfähig sind. Franz-Josef Kranz aus Eppstein, der Vorsitzende des Caritasrates: "Wir werden unabhängiger vom Diözesancaritasverband". Jetzt müsse dem "Caritas e. V." nur noch das Bistum Limburg zustimmen. Für Kranz war die Überleitung der Main-Taunus-Caritas in eine neue Rechtsform eine der ersten "Amtshandlungen". Der 59jährige war im Oktober zum Vorsitzenden des Caritasrats gewählt worden: einem Gremium unter anderem aus Vertreterinnen und Vertretern der ehrenamtlichen Caritas- Kreise, der Gemeinden, der Caritas-Einrichtungen und des Main-Taunus-Kreises.
Kranz, hauptberuflich Leiter der Abteilung Altersversorgung bei Hoechst, wird nach der Kommunalwahl am 7. März gewissermaßen einen Seitenwechsel vollziehen - er läßt sich nicht mehr für die CDU und den Kreistag wählen, sagt der Kommunalpolitik ade und engagiert sich im Sozialverband. "Ich werde nicht Parteivertreter im Caritasrat sein", betont Kranz, der 14 Jahre im Pfarrgemeinderat der katholischen Gemeinde in Eppstein saß. Der Christdemokrat zur Motivation, sich auf die neue Aufgabe einzulassen: "Viele Menschen glauben, daß unser soziales Netz alle auffängt - hier kann man erleben, daß Menschen durch dieses Netz fallen und Hilfe brauchen."
Gerade im Bereich Nichtseßhafte werde sich der Wohlfahrtsverband in Zukunft engagieren, man plane ja eine Einrichtung für Menschen ohne Wohnung in Kelkheim. Auch die Arbeit des Betreuungsvereins für Pflegschaften und Vormundschaften solle mit einer neuen Stelle verstärkt werden. Kranz möchte auch für die ehrenamtliche Arbeit der Caritas werben - "wir dürfen nicht zulassen, daß Pflege und Betreuung alter, kranker oder bedürftiger Menschen allein den Fachverbänden überlassen wird".
Schließlich will der katholische Sozialverband mit derzeit 85 Einzelmitgliedern auch Jugendliche ansprechen: Mitte 1993 will der katholische Sozialverband ein Jugendcafé in Hofheim eröffnen. Dort sollen junge Leute etwa die Möglichkeit haben, die Not anderer kennenzulernen und eigene Projekte zu starten. md
Bei seinem Namen denken viele nur an das eine: Sex and Drugs, and Rock 'n' Roll. Wen wundert's, hat er doch ständig darüber gesungen, über die "Starfucker", die scharfen Groupies in Leder und Spitzen, die Peitschen-Ladies - über "Some Girls" eben, denen er von den Stadien- Bühnen herab immer wieder versicherte: "If You Can't Rock Me Somebody Will / Wenn du mich nicht schaffst, dann eben eine andere." Mick Jagger, in einer seiner liebsten Rollen - als Narziß, allzeit bereit, seinem Ruf gerecht zu werden.
Doch mit 49 sind seine orgiastischen Phantasien den nüchternen Realitäten gewichen. "Don't tear me up", fleht er in der gleichnamigen Ballade seiner neuen Solo-CD "Wandering Spirit" und fordert recht harsch: "Don't poison my blood with some fatal disease." Fromme Wünsche eines alternden Sexsymbols. Mick Jagger hat die Liebe im Aids-Zeitalter entdeckt - ein bißchen spät, aber immerhin. Die Einschätzung schmeichelt ihm. Er nickt zustimmend. "Dieser Song ist etwas zwiespältig, hat ein ,double entente&rquote;", erklärt er, ganz der Bürger von Welt, mit ein paar Brocken Französisch.
"Ich hatte gar nicht vor, über Aids zu schreiben. Aber, nachdem ich mit den Aufnahmen fertig war, sagte mir jemand im Studio: ,Nimm bloß diese Zeile raus, das kannst du so nicht singen.&rquote; Da wußte ich Bescheid. Wenn alle dagegen sind, lasse ich so was erst recht drin."
Das hat ihn offenbar während der gesamten Aufnahmen mächtig angespornt. Nach einer Reihe recht lahmer LPs legt er mit "Wandering Spirit" eines seiner besten Werke der letzten zehn Jahre (Stones-Platten inklusive) vor.
Mit seinem alten Spezi Billy Preston und jungen Wilden wie Doug Wimbish (Living Colour), Flea (Red Hot Chilly Peppers) und dem Neo-Hippie Lenny Kravitz an seiner Seite hat Jagger längst verschollen geglaubte Ressourcen wieder ausgegraben.
Jagger röhrt sich durch wüste Rock- und Funk-Nummern, säuselt bittersüß zur Streicher-Begleitung und kommt uns (endlich mal wieder) mit einer bierseligen Country-Ballade. Die größte Überraschung aber ist seine folkloristische Seemanns-Ode von der "Handsome Molly" - mit der Nummer könnte er auch bei den "Dubliners" einsteigen.
"Country war schon immer mein großes Faible, aber Folk-Songs habe ich eigentlich nie gesungen, nur einmal, in dem Film ,Ned Kelly&rquote; glaube ich. Das war, oh je, ich weiß gar nicht mehr wann, ist jedenfalls schon lange her", lacht er, "und diesen Song ,Handsome Molly&rquote; hatte ich bisher nur auf Partys gesungen, bis mein Produzent meinte: ,Mensch, das ist klasse, das müssen wir sofort aufnehmen.&rquote;"
Anders als bei seinen letzten Solo-Platten "She's The Boss" (1985) und "Primitive Cool" (1987) nutzt er den erneuten Alleingang diesmal nicht, um Trennungsgerüchte der Stones anzufachen.
Die medienwirksame Fehde mit Keith Richards ist längst vergessen. Und auch daß der dienstälteste Stein Bill Wyman (56) davonrollte, brachte ihn keineswegs aus der Fassung. "Bill wollte gehen, jetzt ist er nicht mehr dabei. Na und! Wir sehen uns schon nach einem Nachfolger um", meint er, als sei das kein größerer Verlust, "wir werden aber einen Jüngeren nehmen, der ein paar neue rhythmische Kicks in die Band bringt. Die alten Songs werden wir live sicher so spielen wie bisher, aber die neuen könnten besser klingen - das sollten sie zumindest."
Und wie steht es mit Wymans Behauptung, er hätte Songs wie "Jumping Jack Flash" mitgeschrieben, dafür aber kein Pfund gesehen? Jagger rümpft die Nase: "Bill hat nie einen dieser Songs geschrieben, wie er behauptet. Tatsache ist, daß er bei ,Jumping Jack Flash&rquote; nicht mal im Studio war, Keith hatte seinen Baß-Part übernommen. Es ist schon merkwürdig, daß Bill in all den Jahren nie mit uns darüber gesprochen hat."
Auf die Frage, ob die Stones überhaupt noch eine Band sind und nicht etwa ein Haufen von Egomanen, die von einem lukrativen Plattenvertrag zum nächsten eilen, hat er freilich auch eine Antwort. "Wenn wir gemeinsam auf der Bühne stehen sind wir ganz sicherlich eine Band, und eine sehr gute dazu. Das Zusammenspiel klappt intuitiv und wird immer besser. Das wird dir erst klar, wenn du auf deinen Solo-Platten mit anderen Musikern spielst, denen du vorher alles erklären mußt", sagt er, "ansonsten geht jeder der Stones getrennte Wege. Ich weiß auch nicht, was die Leute erwarten, sollen wir alle in einem Raum wohnen?"
Vor 30 Jahren hatten sie zumindest mal so angefangen: Jagger und Richards in einer gemeinsamen kleinen Bude im Londoner Stadtteil Chelsea. Seitdem hat sich viel verändert. Wenn sie heute zu den Open airs chauffiert werden, wie 1990 im Frankfurter Waldstadion, fährt Jagger in der Limousine, Richards und der Rest der Band kommen im Bus. Alle sind gleich, nur der große Zampano ist gleicher. "Ich bin nach den Shows klitschnaß, dann brauche ich Platz für mich alleine, wo es ruhig ist. Und die anderen sind doch eher laut", lacht er, "aber wir fliegen definitiv alle in einem Flugzeug." Gewiß - allerdings in einer privaten Boing 707. Noblesse oblige, würde Mick Jagger wohl sagen.
Ein vorübergehender Abschied von der Gigantomanie, also einige kleinere Solo- Konzerte, bleiben indes Wunschdenken der Fans: Jagger will mit den neuen Songs nur einmal live in New York auftreten. Dann zieht die Stones-Karawane weiter - 1994 mit einem neuen Album in die Stadien, darunter macht er's eben nicht mehr. MARTIN SCHOLZ
U. K. Subs Pogo-Stimmung auf der Loreley: 14 000 Fans springen wild durcheinander, als die U. K. Subs noch einmal "Keep On Running" grölen. Um die Hüften sind die britischen Alt-Punks zwar etwas fülliger geworden, aber das stört an diesem Nachmittag niemanden. Für eine Stunde lang sind die U. K. Subs wieder wer: Szenen vom Tote-Hosen-Festival auf der Loreley im vergangenen August. Nachdem Campino und Co. bereits auf der "Learning English"-CD mit ihren Idolen - die auf diese Weise tatkräftig unterstützt werden - die Punk-Hymnen von einst neu eingespielt hatten, standen die Hosen auch bei der live-haftigen Nostalgie-Revue mit ihren Vorbildern auf der Bühne. Und neben 999 und Wreckless Eric waren auch die U. K. Subs mit von der Partie. Dabei haben sie nicht nur überflüssige Pfunde abgeschwitzt, sondern sind offenbar wieder auf den Geschmack gekommen. Subs- Frontmann Charlie Harper und seine drei Mitstreiter setzen den einst besungenen "Live Crash Course" weiter fort: am am Sonntag, 31. Januar, in der Schweinehalle des Hanauer Schlachthofs. art Come "Eine kleine Frau mit unglaublich blauen Augen, die sich langsam auf der Bühne bewegt, anmutig ihre Hand zur Gitarre führt und ihre Lippen sanft ans Mikrofon preßt: Thalia Zedek ist sich ihrer elektrisierenden Wirkung gar nicht bewußt. ,Ich bin eigentlich schüchtern&rquote;, sagt sie ganz leise". Der Kollege vom Spin Magazin geriet ins Schwärmen: "Come - the best new rock band in the world." Ob man mit ihm den Enthusiasmus teilen muß, Ansichtssache. Klar ist: Das Bostoner Quartett hat mit "Eleven : Eleven" (Subpop/ Efa) ein beachtliches Debüt vorgelegt. Mag Thalia auch zaghaft im Wesen sein, ihre Musik ist es nicht. Blues, Rock und Noise gehen eine interessante Verbindung ein. Laut, schwer, mitunter schleppend ist diese Gitarren-Musik, die Assoziationen an Blues-Veteran Robert Johnson, die Stones, The Stooges und Patti Smith provoziert, in ihren hypnotischsten Momenten auch an Jim Morrison und die Doors erinnert. Lieder über Einsamkeit und Frust, schmerzliche Erfahrungen und unerfülltes Verlangen: am Montag, 1. Februar, ab 23 Uhr im Cooky's. dk Arrested Development Die Februar-Tournee des Rap-Quintetts Arrested Development aus dem US-Staat Georgia mußte kurzfristig verschoben werden. Der Grund: Sänger Speech hat's vorübergehend die Sprache verschlagen. Bis die Stimmbänder kuriert sind, hat ihm der Arzt das Singen verboten. Der ursprünglich für Mittwoch, 3. Februar, geplante Auftritt in der Frankfurter Music- Hall wurde deshalb auf den 1. April verlegt. "Und das ist kein April-Scherz", wie die Batschkapp als Veranstalter versichert. Die bereits gekauften Karten behalten ihre Gültigkeit. art
Seine Tochter Jade hat ihn '92 zum Opa gemacht, aber in Rente geht Mick Jagger noch lange nicht. Der Stones-Sänger (49) gibt sich auf seiner neuen Solo-CD "Wandering Spirit" (east west) agiler denn je, brilliert mit einer wilden Mixtur aus Country, Folk, Funk und Rock, unterstützt von dem jungen Neo-Hippie Lenny Kravitz. Mit den Stones geht er im März wieder ins Studio. "Nur Bill Wyman ist nicht mehr dabei", erzählt Mick Jagger beim FR-Interview in London.
Redaktion: Ulrich Cramer
Das Landschaftsschutzgebiet Lachegraben im Nordwesten Griesheims wird verkleinert. Aus einem Vortrag des Gründezernates während der Sitzung des Ortsbeirates 6 vom vergangenen Dienstag ging hervor, daß das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt bereits ein entsprechendes Verfahren in Gang gesetzt hat. Dem 200 Meter breiten Areal soll ein etwa 25 bis 30 Meter breiter Streifen abgeschnitten werden, um die Grenze des Gebietes "klarer erkennbar zu machen", formulierte ein Sprecher des Gründezernates.
Der Bürgerverein zur Erhaltung der bizonalen Siedlung hegte Zweifel an dieser Begründung. "Tatsache ist, daß in absehbarer Zeit die Bebauung des Lachegrabens ansteht und deshalb das Landschaftsschutzgebiet reduziert werden muß", behauptete ein Mitglied des Bürgervereins. Die Stadt habe sich in einem internen Anhörungsverfahren für den Erhalt des Gebietes ausgesprochen, da der Lachegraben ein wichtiger Bestandteil des Grüngürtels sei, erläuterte der Vertreter des Dezernates. Falls das RP aber das Gelände verkleinern wolle, würde sich die Stadt nicht dagegen wehren. hen
Der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) hat sich dafür ausgesprochen, die Schwanheimer Bahnstraße offenzuhalten. Die CDU im Ortsbeirat legte einen Antrag vor, den die Römer-CDU im Dezember im Stadtparlament einbrachte. Die Vorlage fordert den Magistrat auf, das laufende Gerichtsverfahren einzustellen und die Bahnstraße offenzuhalten.
Während der Antrag im Römer abgelehnt wurde und auch der Verkehrsausschuß auf der vergangenen Sitzung keine eindeutige Haltung zeigte (die FR berichtete), stimmte der Ortsbeirat bei Enthaltung der SPD und gegen die Stimmen der Grünen für die Offenhaltung der Straße. Norbert Wildhirt, Fraktionsvorsitzender der SPD, begründete die Stimmenthaltung damit, daß die Römerkoalition über die Köpfe des Ortsbeirates hinweg für die Schließung gestimmt hätte und daher auch dafür zuständig sei, diesen Beschluß rückgängig zu machen. "Wir waren immer für eine probeweise Schließung mit anschließender Bürgeranhörung", meinte Wildhirt.
Sowohl CDU als auch Grüne warfen der SPD "Eiertanz" vor, da sie sich um ein klares Votum drücke. "Innerhalb der Römer-SPD gibt es inzwischen Stimmen für die Offenhaltung. Vom Ortsbeirat muß jetzt ein eindeutiges Zeichen kommen", forderte Bernhard Mertens (CDU).
Die Grünen sind weiterhin davon überzeugt, die Bahnstraße zu schließen. "Ich gehe davon aus, daß die Stadt nach Gewinn des Verfahrens die Wiederaufforstung durchzieht", erklärte Thomas Rahner. hen
Der Ortsbeirat 6 hat während seiner jüngsten Sitzung große Teile der ersten Tempo-30-Zone Griesheim wieder rückgängig gemacht. Mit einem interfraktionellen Antrag beugten sich die drei Beiratsparteien dem scharfen Bürgerprotest der letzten Wochen.
Nachdem die Zone 1 (zwischen Alter Falterstraße im Westen und Autobahn im Osten) Ende des vergangenen Jahres eingerichtet wurde, protestierten die Anwohner vehement gegen den neu eingeführten Zweirichtungsverkehr in den bisherigen Einbahnstraßen Hartmannsweilerstraße, Linkstraße und Fabriciusstraße, weil dadurch kein beidseitiges Parken mehr möglich ist. Die Bürger beschwerten sich über Parkplatznot, Autos müßten oft zehn Minuten von der Wohnung entfernt abgestellt werden. Mit dem Antrag wird nun wieder der alte Zustand hergestellt. Darüber hinaus sieht das interfraktionelle Papier vor, die Straßen Am Weidenbaum in Richtung Norden und Am Wingertsgrund sowie Am Brennhaus in Richtung Süden als Einbahnstraßen auszuweisen. Die im Zuge der Tempo-30-Zone abgeschafften Parkplätze Auf dem Schafberg sollen wieder eingerichtet und der Schafberg zur Rechts-vor-links-Straße werden. Zusätzlich wird im Griesheimer Stadtweg wieder die Rechts-vor- links-Regelung gelten.
Wie die protestierenden Anwohner auch bei der Ortsbeiratssitzung versicherten, seien sie nicht prinzipiell gegen Tempo 30, lediglich für den Abbau von Parkplätzen hätten sie kein Verständnis.
Die Politiker aller Fraktionen sind mit dem Kompromiß zufrieden. "Ich habe immer damit gerechnet, daß wir mit unserer Verkehrsplanung mal auf Widerstand stoßen könnten. Insofern hat mich der Protest nicht überrascht", äußerte sich Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. Thomas Schlimme von den Grünen hält die ursprüngliche Planung nach wie vor für richtig, "gegen den Bürgerwillen kann man das aber nicht durchsetzen".
In Zukunft will der Ortsbeirat 6 stärker an die Öffentlichkeit gehen, bevor weitere Tempo-30-Zonen gebaut werden. Als nächstes ist eine Bürgerversammlung zur Zone 2 vorgesehen. hen
Schwester Sigrid schuf aus dem Nichts ein Heim für Männer, die auf der Straße lebten Rückkehr in die Normalität Modernes Samaritertum Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter Sie hat es geschafft, die Schwester Sigrid. Jene moderne Samariterin vom Orden der Fransziskanerinnen, die sich seit über zehn Jahren als "Streetworkerin" um Obdachlose kümmert, sie auch unter Brücken und in U-Bahn-Ebenen besucht - wo immer sich gerade ihre Klientel aufhält. Sie heilt Wunden, erledigt Amtswege und hilft auch sonst, wo sie kann. "Weil mir diese Art Betreuung aber letztlich zu wenig war, suchte ich ein Haus, um einige besonders hart Betroffene unterbringen zu können." Mit Unterstützung einiger Geschäftsleute und durch Spenden ist das gelungen. Seit Ende letzten Jahres ist ein umgebauter Altbau in Bergen bezogen, leben dort in Einzelzimmern zehn zufriedene, ehemals obdachlose Männer, mit Mietvertrag und "bürgerlicher Sicherheit". Vor nunmehr fast einem Jahr gründete Schwester Sigrid den "Verein Lichtblick". Sie gewann dafür den Makler Hans Simons als Vorstand, der wiederum den Banker Thomas Patzer und den Steuerberater Klaus F. Günther. Auch ein Arzt, ein Jurist, ein Sozialpädagoge und die "Schwester Oberin" aus dem Ordenshaus in der Langen Straße zählten fortan zu denen, die mit letzter finanzieller Anstrengung den Backsteinbau mit guter Substanz in Bergen kauften und ihn ausbauen ließen.
Die Männer, die dort untergebracht sind, waren irgendwann aus der Bahn geworfen worden. Heute haben sie den berühmten "festen Wohnsitz", Voraussetzung auch für eine mögliche Rückkehr ins Berufsleben, die einer schon geschafft hat und die auch andere, jüngere, noch vollziehen können.
Es ist Mittagszeit. An dem langen Tisch haben sieben Männer soeben Spinat mit Rührei und Salzkartoffeln gegessen. Gekocht hat Schwester Sigrid. Zum Nachtisch gibt es einen Becher Joghurt. Den Abwasch wie auch die Reinigung ihrer Zimmer oder des Treppenhauses erledigen die Männer selbst. Einer steht morgens um sieben Uhr auf und kocht Kaffee. Solange können sich die anderen in den frischgekachelten, geräumigen Bädern, die in den zwei Etagen eingebaut sind, waschen oder duschen.
"Da gibt's keinen Streit und keinen Befehlston, wir machen das unter uns aus", sagt einer. Sie waschen auch ihre Wäsche selbst und halten Zimmer, Bäder und Treppenhaus in Ordnung. Doch ist ihnen "die Platte", das harte, oftmals jahrelange Leben im Freien, ins Gesicht geschrieben. "Solche Leute werden früher alt", sagt Schwester Sigrid. Und sie freut sich, daß es schon nach so kurzer Zeit gelungen ist "einen Zusammenhalt, eine Gemeinschaft zu schaffen. Da ist einer für den andern da". Sie hatten im Haus schon drei Schlaganfälle. "Da hat jeder geholfen. Dem andern Brot geschmiert und Fleisch geschnitten."
Und, was anfangs durchaus skeptisch gesehen wurde: "Mit der Nachbarschaft gibt es keine Probleme. Im Gegenteil. Die Leute begegnen uns freundlich. Es gibt eine Arztpraxis in der Nähe, wo sich die Männer behandeln lassen können. Um 22 Uhr wird abgeschlossen. Alle sind ruhige Hausbewohner", sagt Sigrid.
Und wie kamen sie hierher? "Ich lebte im Park, in einem kleinen Zelt, das eines abends gestohlen war, mit meinen letzten Sachen." Sigrid brachte ihn mit. Ein anderer verlor Wohnung und Arbeit. Seine Adresse hieß fortan "Obermainanlage", ohne Nummer. Den dritten hat ein Alkoholabhängiger im Männerwohnheim Ottostraße so zusammengeschlagen, daß er operiert werden mußte. Jetzt wohnt er sicher. In dem Backsteinbau - die Sanierungskosten von über 800 000 Mark wurden durch Spenden, unter anderem auch von der FR-Altenhilfe, sowie durch Bankdarlehnen abgedeckt - wohnt als fester Betreuer auch Peter Siegert, der ein kleines Büro hat.
Er rechnet mit der Stadt ab, die im Rahmen der Sozialhilfe die Miete für die Bewohner zahlt. Und er ist Tag und Nacht Ansprechpartner, der nach dem Rechten sieht.
(Siehe auch: "Kommt, die Ihr . . .", S. 14)
Über mangelndes Zuschauerinteresse brauchte sich niemand zu beklagen. Wer bei den im Obertshausener Bürgerhaus ausgetragenen Hessischen Meisterschaften im Standardtanz der Klassen D und C einen Blick auf die Akteure erhaschen wollte, mußte schon seine Ellbogen einsetzen oder schlechterdings auf Zehenspitzen sein Glück versuchen. Eine regelrechte Menschentraube, bestehend aus Angehörigen und rein zufällig ins Getümmel geratenen Spaziergängern, beobachtete gespannt die tänzerischen Bemühungen der insgesamt 78 Paare.
Von Bemühungen muß deshalb gesprochen werden, als den zumeist jugendlichen Tanzsportlern die Anstregung bisweilen in den Gesichtern stand. Die perfekten Schauspielkünste, mit deren Hilfe routinierte Paare etwaiges Lampenfieber geschickt überspielen, ist den Standard- Eleven noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Da gerät manches Paar in hilflose Konfusion und sucht verzweifelt nach dem verlorengegangenen Takt. Der eben noch selbstbewußte Tänzer verliert jäh an Haltung und steht, bar der nötigen Führungsqualitäten, für Sekunden wie versteinert auf dem Parkett.
Keine drei Meter entfernt fiebert eine voluminöse "Ballerina" ihrem Auftritt entgegen. Auch wenn sie den Sprung in höhere Tanzsportsphären wohl nie schaffen wird, steht ihr der Stolz, auf dem Präsentierteller der Ranken und Schlanken dabeisein zu dürfen, im Gesicht geschrieben. Wo es so offensichtlich "menschelte", wog die fehlende sportliche Brillanz auch für die Zuschauer gar nicht so schwer. Welches Paar sich aus der Masse Namenloser schließlich herausheben und den begehrten Hessentitel mit nach Hause nehmen würde, hatten ohnehin die Wertungsrichter zu entscheiden. Und nicht nur sie, denn seit dem Hessentanz '92 kümmern sich zusätzliche Prüfer um die Einhaltung der vorgeschriebenen Schrittfolgen. Diese Aufgabe lag bisher allein in den Händen der Wertungsrichter, die sich jedoch ob der Fülle an Zuständigkeiten zusehends überfordert fühlten. Zu oft wurden unzulässige Schrittkombinationen einfach übersehen, und es gab, was den Aktiven nur recht sein konnte, im Ernstfall lediglich eine Ermahnung. Mit der laxen Handhabe hat es nun ein Ende. Wer beim Schrittfehler auf frischer Tat ertappt wird, erhält unverzüglich die Quittung und wird vom weiteren Wettbewerb ausgeschlossen.
Die geschulten Blicke der Schritt-Prüfer trafen in Obertshausen ein ums andere Mal ins Schwarze. Was folgte, war eine regelrechte Massendisqualifikation; allein in der Zwischenrunde der Klasse D mußten neun Paare vorzeitig das Handtuch werfen. So ganz ohne Murren mochten die Aktiven das strikte Reglement nicht hinnehmen. "Viele reagierten sauer und wußten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten", kommentierte Pressesprecher Stefan Heberer vom ausrichtenden TSC-Maingold Casino Offenbach die Stimmung unter den disqualifizierten Paaren. Am Debakel des unerwarteten Ausscheidens trügen ohnehin weniger die gestrauchelten Teilnehmer als schlecht informierte Trainer die Schuld. Bei der jährlichen Trainerschulung habe es unglückliche Überschneidungen gegeben, die dazu geführt hätten, daß so mancher Choach von der Neuregelung gar nichts mitbekommen habe. Unter den im Starterfeld verbliebenen Paaren waren, was die D-Klasse anbelangte, Jürgen Forkert/Christiane Kowalski (Schwarz-Silber (Frankfurt) am besten aufeinander eingepielt.
Die mit ihrem Sieg in die nächsthöhere Klasse aufgestiegenen Hessenmeister verwiesen Manfred Jost/Kerstin Hauner (TSZ Blau-Gold Casino Darmstadt) sowie die punktgleichen Michael Birk/Nicole Schäfer (Schwarz-Silber Frankfurt) gemeinsam auf Rang zwei. Vierte wurden die Lokalmatadoren Michael Bartsch/ Birgit Mattil (TSC Maingold Casino Offenbach). In der C-Klasse holten sich Detlef Heindel/Ilse Rollmann (TSC Schwarz- Gold Aschaffenburg) den Hessentitel. Dahinter belegten Sascha Meier/Daniela Glatzl (TK Höchst MVAA Höchst) und Uwe Sackewitz/Beate Schotte (TSG Marburg) die Plätze zwei und drei. MARGIT REHN
Die rot-grüne "Koalition" im OBR 4 (Bornheim/Ostend) ist geplatzt. Sechs Wochen vor den Kommunalwahlen kam es zum Eklat: Um die Abstimmung über einen Antrag der Grünen zu verhindern, zog die SPD-Fraktion geschlossen aus der Sitzung aus und führte damit die Beschlußunfähigkeit des Gremiums herbei.
Stein des Anstoßes war ein Antrag der Grünen zur Großmarkthalle. Sie wollten den Magistrat auffordern, ein Modernisierungskonzept für den Großmarkt an der Sonnemannstraße zu erstellen. Dagegen plädierte die SPD im Ortsbeirat für eine Verlagerung des Marktbetriebes. Als im Laufe der Debatte deutlich wurde, daß sich die CDU der Meinung der Grünen anschließen würde - und der Antrag somit eine Mehrheit gefunden hätte -, verließ die SPD wütend die Sitzung und machte so eine Abstimmung unmöglich.
Auch einen Tag nach diesem abrupten Ende der Ortsbeiratssitzung hatten sich die Gemüter nicht abgekühlt. In einer Presseerklärung bezeichnete Christoph Becker-Schaum (Grüne) die Aktion als einen "undemokratischen Boykott" und warf Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) einen schweren Verstoß gegen seine Pflicht zur neutralen und unparteiischen Amtsführung vor: "Das sind Wildwestmanieren."
Auch die SPD sparte nicht an Kritik: Er sei "stinksauer", so Fraktionsvorsitzender Klaus-Dieter Jeske, daß die Grünen "aus wahltaktischen Gründen" versuchten, die SPD "vorzuführen" und sich nicht an die Vereinbarungen innerhalb der Koalition hielten. Die Grünen hätten den umstrittenen Antrag nicht abgesprochen, ärgerte er sich: "Eine Koalition ist nicht tragbar, wenn einer den anderen festnagelt und den Partner plötzlich zum politischen Gegner erklärt."
Ein Vorwurf, den die Grünen zurückweisen. Seit den Querelen im Sommer letzten Jahres - damals hatte es schon einmal in der "rot-grünen Ehe" gekracht -, habe es offiziell keine Koalition mehr gegeben. Man habe nur vereinbart, strittige Anträge anzukündigen: "Daran haben wir uns auch bei der Großmarkthalle gehalten", betonte Hermann Steib. Doch selbst gegen den alten Koalitionsvertrag habe man nicht verstoßen. Dort sei festgehalten, daß sich "beide Fraktionen für den Erhalt des Großmarktes im Ostend" einsetzen. Die Grünen wollen das Thema Großmarkt in der kommenden Sitzung erneut beraten lassen. rea
Zu einer Mahnwache auf dem Liebfrauenberg rufen der Frankfurter Kreisverband der Grünen, die Grünen im Römer und der "Palästinensische Studentenverein" für Donnerstag, 21. Januar, 17 Uhr, auf. Thema des Protests ist die von Israel veranlaßte Deportation von 418 Palästinensern ins südlibanesische Grenzgebiet. Der Studentenverein spricht von einem "unmenschlichen Akt", Israels Ministerpräsident Rabin habe damit "internationales Recht mit Füßen getreten". peh
Die Beschwerden über die neuen Citybusse, die seit Januar im Frankfurter Norden fahren, werden immer lauter. Auch auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) klagten Bürger und Bürgerinnen über nicht stimmige Anschlußzeiten und den schlechten Service der Busfahrer. Hinzu kommt, daß die neuen Busse wesentlich weniger Fahrtgäste transportieren können als die Vorläufermodelle. Wer mit Schulklassen oder Kindergartengruppen in die Citybusse einsteigen will, "muß sich vorher bei uns anmelden", erklärte Willi Spuck vom FVV auf der Ortsbeiratssitzung (Anmeldungen unter Telefon 26 94 - 0).
"Derzeit können wir nichts anderes tun, als ihre Beschwerden zu notieren und die Fehler nachträglich zu korrigieren", sagte Spuck. In den nächsten Tagen sollen weitere Fahrpläne an Privathaushalte verschickt werden. Im weiteren wird überprüft, ob die Haltestange im Citybus gepolstert werden können. "Die Stangen ohne Polsterung sind für Kinder gefährlich", meinte eine Mutter. Folgendes bestätigte der FVV-Mitarbeiter schon jetzt: Die Buslinie 93 in die Nordweststadt wird morgens auch zukünftig nicht zu Berufsverkehrszeiten pendeln. "Die Direktverbindung wurde ausschließlich für die Kunden des Nordweststadtzentrums eingerichtet, nicht für die Berufstätigen." tin
Für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Stundenkilometer auf der Autobahn A 661 zwischen dem Bad Homburger Kreuz und der Friedberger Landstraße hat sich Planungsdezernent Martin Wentz in einem Schreiben an Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke ausgesprochen. Nach Darstellung des Frankfurter Stadtrats würde dies eine Reduzierung des Lärmpegels von rund 4,5 Dezibel bedeuten. "Diese Herabsetzung der Geräuschbelästigung wäre eine spürbare Erleichterung für die betroffene Wohnbevölkerung", heißt es in dem Brief.
Nach Angaben des Planungsdezernenten werden von der Bevölkerung im Frankfurter Norden - insbesondere von Bewohnern der Siedlung Frankfurter Berg - in letzter Zeit immer häufiger Klagen über unzumutbaren Dauerlärm laut. In dem vorwiegend betroffenen Autobahnabschnitt zwischen den Anschlußstellen Bonames und Eckenheim gibt es weder eine Lärmschutzwand noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung.
Nach einer im Planungsdezernat zusammengestellten Übersicht gibt es bislang bereits an 73 Prozent aller im Stadtgebiet verlaufenden Autobahnabschnitte ständig oder zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wenn auf der A 661 zwischen dem Homburger Kreuz und dem derzeitigen Autobahnende an der Friedberger Landstraße für beide Fahrtrichtungen Tempo 80 angeordnet würde, kämen weitere 15 Prozent lärmgeminderter Autobahnbereiche hinzu. gang
Unbekannte Täter haben am späten Dienstag nachmittag gegen 17 Uhr in der Paquetstraße mit einem Brandsatz einen Wagen in Flammen gesetzt. Der Brandsatz war nach Angaben der Polizei in dem unverschlossenen Kofferraum des Autos, das in der Straße in Ginnheim abgestellt worden war, deponiert worden.
Die Feuerwehr löschte den Brand, der am Wagen Totalschaden anrichtete. ing
Gegen eine Streichung zweier Planstellen in der Kindertagesstätte (KT) 16 wendet sich der Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Hausen, Westhausen, Industriehof). Auf der Sitzung am Dienstagabend wurde ein entsprechender Antrag der Grünen einstimmig angenommen. Die Zahl der Betreungsplätze war auf 105 gesunken - deshalb sah das Landesjugendamt zwei Erzieherinnen weniger im Stellenplan vor.
Diese sollen, so der Antrag, wieder zur Verfügung gestellt werden, um das "besondere pädagogische Konzept" der KT fortführen zu können. Seit 18 Jahren wird im Praunheimer Hohl 3 den Kindern aus verschiedenen Nationen unter anderem gruppenübergreifend Hochdeutsch vermittelt, um sie so besser in die Schule eingliedern zu können. Das Projekt wird sozialwissenschaftlich von der Universität Frankfurt begeleitet. laf
Im Senckenbergischen Stiftungshaus begann 1817/18 das Frankfurter Berufsschulwesen Die Handwerks-Zünfte lebten hinter dem Mond Initiative von Adolph Diesterweg und J. M. Poppe
Das ist jetzt 175 Jahre her und gilt als der Beginn des Frankfurter Berufsschulwesens. Von dem Jubiläum macht keiner in der Stadt Aufhebens. Das Nicht-drüber-Reden indes steht in grellem Kontrast zu dem öffentlichen Wirbel, der um diese Sonntagsschule anno 1818 veranstaltet ward.
Die Idee zu einer solchen Bildungsanstalt wurde vor allem von Adolph Diesterweg und Johann Moritz Poppe propagiert, zwei streitbaren Pädagogen und Naturwissenschaftlern, die zu den Gründern des "Polytechnischen Vereins" zählten, und die das ihre dazu tun wollten, den Frankfurtern Anschluß an die moderne Industrie- und Gewerbeentwicklung zu verschaffen. Als Hauptaufgabe galt ihnen dabei: neueres technologisches Wissen zu verbreiten.
Die Zünfte und Innungen, so das Urteil der beiden Polytechniker, würden diese ihre ureigene Aufgabe nicht meistern. Sie ignorierten die Erfindungen der Mechanik und Elektrotechnik, scherten sich wenig um Physik und Chemie, zeigten kein Interesse an neuen Maschinen und Werkzeugen und vermittelten nur rudimentäre Klippschul-Kenntnisse in "Schreib-, Rechen-, Zeichen- und Meßkunst". Diesterwegs Daumen ging nach unten, auf einer Rede im Mai 1817 sprach er von "verjährtem Vorurtheil und Schlendrian, von grasser Dummheit und entehrendem Aberglauben (. . .) und allgemeinen Widerwillen gegen alles Neue".
Das war schon starker Tobak in Frankfurt. Die Stadt zählte damals 50 000 Einwohner und um die 2300 Handwerksbetriebe mit knapp 7000 Beschäftigten. Sie waren in rund 20 Zünften straff organisiert, die seit Jahrhunderten bestanden, ihr Brauchtum pflegten und als Säulen des Gemeinwesens galten. Denen vorzuwerfen, sie seien - mit Verlaub - doch weit hinterm Mond, erforderte denn schon einiges an Zivilcourage.
Diesterwegs Kritik traf jedoch ins Schwarze. Frankfurt galt nicht zu Unrecht als "industriefeindlich". Fabriken und Manufakturen wurden innerhalb des bebauten Stadtgebiets nicht geduldet. Eine Erlaubnis, solche modernen Betriebsstätten hochzuziehen, war, falls überhaupt, grundsätzlich nur zu kriegen, wenn die Produkte nicht in Konkurrenz zu dem standen, was das städtische Handwerk herstellte. Weiteres historisches Beispiel dafür, wie sich die Frankfurter Zünfte gegen ungeliebte Konkurrenz abschotteten und für ihren, wie es damals hieß, kommunalen "Nahrungsschutz" sorgten, ist die Geschichte der Gewerbefreiheit.
In Frankfurt wurde sie erst 1864 mit einem halben Jahrhundert Verspätung eingeführt - und das nach heftigstem Widerstand der Metzger, Schneider, Bäkker, Schreiner. Im gern geschmähten Preußen war das bereits 1813 (!) geschehen, in den Kleinstaaten und Städten um Frankfurt herum, die die Frankfurter von altersher als "Geräusch" verulkten, in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die nicht gewährte Gewerbefreiheit erhielt den Handwerkern zentrale Privilegien: Sie hatten Versorgungsmonopole für Lebensmittel und jede Menge Warengruppen; in ihren Händen lag die Ausbildungshoheit in den Berufen. Das beinhaltete wiederum die "Macht der Zulassungsbeschränkung". Die Zünfte bestimmten, wie viele Männer Lehrling, Geselle oder Meister werden durften.
Die Sonntagsschule des "Polytechnischen Vereins" war der Anfang vom Ende dieses Bildungsmonopols. Und sie füllte offensichtlich eine Marktlücke. Nachdem der Frankfurter Senat im Herbst 1817 die Einrichtung der Anstalt gebilligt hatte, meldeten sich fürs erste Schuljahr 100 Interessenten, von denen allerdings nur 25 genommen werden konnten. Als Entree genügte ein "Zeugnis der Sittlichkeit". Schulgeld wurde nicht gefordert, die Unterrichtsmaterialien waren gratis. Die neue Schule stand gerade auch Auswärtigen (Wandergesellen!) offen - und die kamen in großer Zahl. Nur ein Drittel der Eleven waren Einheimische.
Von da an ging's bergauf. 1820 hatte man bereits mehr als 100 Schüler und zog in die Weißfrauenschule um; 1825 meldeten sich 500 Schüler, man mußte ob des chronischen Zulaufs von 1828 an auch Abendschule anbieten - werktags von 19 bis 21 Uhr. 1852 eröffnete die Polytechnische Gesellschaft ihre "höhere Gewerbeschule", 1871 werden Vorklassen eingerichtet - die einstige Abend- und Sonntagsschule ist nun, wie es damals hieß, "zur Vollanstalt ausgebaut".
Adolph Diesterweg hat das nicht mehr erlebt. Er starb 1866 in Berlin. Sein Vermächtnis: Man müsse den Menschen "Mittel an die Hand geben, sich zu entfalten und auszubilden. Denn: Wozu der Mensch fähig gemacht ist, wozu er Geschick hat, dazu hat er auch Lust; wo beides fehlt, da ist Hopfen und Malz verloren". peh (Siehe auch: "Der Siegeszug . . .")
Zu dem eigentlichen Skandal der Lafontainschen Unterweltsaktivitäten packt Roderich Reifenrath mit seiner verharmlosenden Kommentierung noch einen drauf (FR vom 19. 1. 1993 "Stilfragen"). Es handelt sich in der Tat nicht nur um "Stilfragen", sondern es geht darum, herauszuarbeiten, daß ein Ministerpräsident wohlwollende Kontakte zum schwer-kriminellen Milieu hat.
Dies ist ein Schlag ins Gesicht derer, die sich täglich - auch unter Einsatz ihres Lebens - dafür einsetzen, der organisierten Kriminalität das Handwerk zu legen.
Hier geht es nämlich nicht darum, einem kleinen Eierdieb Bewährungsbeistand zu leisten, wie Herr Klimmt es gerne sehen würde, sondern es wird der Grundstein für die enge Zusammenarbeit zwischen organisierter Kriminalität und führenden Politikern gelegt, was in Italien und Südamerika gang und gäbe ist.
Auf eine aktuelle strafrechtliche Beteiligung, lieber Herr Reifenrath, kommt es unter dem Gesichtspunkt der Kumpelei mit Schwerkriminellen und der möglichen Erpreßbarkeit nicht an.
Daß hierbei der in seinem Zwergstaat feudalistisch regierende Lafontaine die Vorreiterrolle übernimmt, wundert einen nicht.
In besonders frecher Weise hat er die Diskussion um seinen teuren Leibkoch und der Doppelpension ausgesessen. All dies kann er sich in einer Monarchie leisten; in einer Demokratie gehört er mit dieser Einstellung aus den Ämtern gejagt.Andreas Krämer, Gießen
Die Wirtschaft stagniert. Die fetten Wachstumsjahre sind dahin. Praktisch alle Branchen sind betroffen. Wirtschaftliche Überlebensstrategien beherrschen die Szene. Rationalisierung ist fast das einzige Investitionsthema. Und Rationalisierung bedeutet: noch mehr Arbeitslose. Für den Umweltschutz ist wenig Geld übrig. Die Chemieindustrie ruft nach einer Atempause im Umweltschutz.
Das Thema Umweltschutz, das zehn Jahre lang bei allen Umfragen ganz oben lag, ist völlig abgerutscht. In Ostdeutschland ist das Thema kaum noch vorhanden, soweit es nicht darum geht, unter der Flagge "Umweltschutz" mit westdeutschem Geld Arbeitsplätze zu bezahlen. Eine Atempause im Umweltschutz würde wohl eine breite Mehrheit in Deutschland befürworten, wenn das hülfe, aus der als bedrohlich empfundenen Rezession herauszukommen.
Das ist die Stimmungslage, in welcher der EG-Vorschlag diskutiert wird, zum Schutz des Weltklimas den bisherigen ordnungsrechtlichen Instrumenten des Umweltschutzes noch ein neues, marktwirtschaftliches hinzuzufügen: eine ökologische Steuerreform.
Mit drei Dollar soll das Faß Öl besteuert werden. Dann soll jedes Jahr ein Dollar aufgeschlagen werden, bis es im Jahr 2000 zehn Dollar sind. Bei der Kohle wäre die Besteuerung noch höher, wegen des höheren CO2-Ausstoßes pro Energieeinheit. Erdgas mit seinem geringeren CO2-Ausstoß käme etwas günstiger weg. Strom aus Kernenergie und großen Wasserkraftwerken würde ebenfalls besteuert, wenn auch nur rund halb so hoch wie die fossile Energie, um einen generellen Sparanreiz zu schaffen. Sonnenenergie und andere erneuerbare Energieträger blieben nach dem EG-Vorschlag steuerfrei. Die Wirtschaft, so heißt es, ist gegen den EG-Vorschlag. Was sie brauche, sei eben die Atempause, nicht noch mehr Belastungen, und steuerliche schon gar nicht. So eine Umweltsteuer, sagt der Industrievertreter Professor Wolfgang Ritter (BASF), ziehe den Unternehmen das Geld aus der Tasche, das sie brauchen, um den teuren Umweltschutz zu bezahlen; die Steuer schade also dem Umweltschutz. Die gleichen Kreise, die jahrelang gegen Bürokratie und Ordnungsrecht im Umweltschutz gewettert und nach marktwirtschaftlichen Instrumenten gerufen hatten, singen jetzt, wo das erste nennenswerte marktwirtschaftliche Instrument auf dem Tisch liegt, das Lob des Ordnungsrechts. Sehr glaubwürdig ist dies Verhalten nicht. Aber wenn die Wirtschaft recht hätte, daß der EG-Vorschlag der Wirtschaft schwer schaden würde, dann hätte sie in der heutigen Stimmungslage der Bevölkerung und damit die Politiker hinter sich.
So konzentriert sich alles auf die Frage, ob eine ökologische Steuerreform gut oder schlecht für die Wirtschaft ist. Sie ist gut für die Wirtschaft, behaupte ich. Die ökologische Steuerreform ist geradezu eine Antwort auf die drohende Rezession. Man muß sie nur vernünftig ausgestalten und der Wirtschaft das Vertrauen geben, daß man zuverlässig an ihr festhält. Wie das? Umweltsteuern als Konjunkturhilfe? Ist das nicht ein bißchen abenteuerlich? Gewiß, es ist ungewohnt, und es ist auch noch nicht hieb- und stichfest bewiesen. Aber es sprechen doch sehr starke Gründe für meine Annahme.
Zunächst die Frage, was wir unter einer vernünftig ausgestalteten ökologischen Steuerreform verstehen wollen. Ich schlage vor, Fossil- und Kernenergie beim Endverbraucher jedes Jahr um rund fünf Prozent teurer zu machen, und zwar inflationsbereinigt; nominal könnten es also etwa acht Prozent sein. Andere Steuern sollten in gleichem Gesamtumfang gesenkt werden. Setzt man die Steuer beim Endenergiepreis an, der bereits ältere, gesellschaftlich austarierte Steuern oder Subventionen enthält, dann hat man nicht die Probleme des EG-Vorschlags, daß er nämlich in dem umweltpolitisch so wichtigen Verkehrssektor fast nicht spürbar ist (weil dort die zusätzliche Steuer geringfügig im Verhältnis zur bereits existierenden ist), während er die Braunkohle plötzlich und brutal aus dem Markt wirft.
Fünf Prozent pro Jahr ergibt eine Preisverdoppelung in 14 Jahren, eine Vervierfachung in 28 Jahren, eine Verachtfachung in 42 Jahren. In solchen Zeiträumen muß man hier denken, insbesondere beim Klimaschutz.
Fünf Prozent pro Jahr ist andererseits ein aufs Jahr bezogen äußerst zahmes und sozialverträgliches Signal. Wenn wir annehmen, daß sich jedes Jahr, wenigstens in den nächsten zwei Jahrzehnten, eine Erhöhung der Energieproduktivität (also des aus einem Faß Öl oder einer Kilowattstunde herausgeholten Wohlstands) von drei Prozent erreichen läßt, dann wird der Energiekonsum bei gleicher Leistung bloß noch um fünf minus drei, also zwei Prozent teurer. Die Energiekosten machen in der Industrie weniger als vier Prozent der Gesamtkosten aus. Also würden sich durch die vorgeschlagene Steuerreform die Gesamtkosten bloß um vier Prozent mal zwei Prozent, also 0,08 Prozent jährlich erhöhen. (Bei Privathaushalten liegen die Zahlen geringfügig höher.)
Von den 0,08 Prozent Verteuerung dürfte getrost die Steuersenkung an anderer Stelle abgezogen werden, die im Durchschnitt mehr als 0,08 Prozent der Gesamtkosten betragen würde. Es bliebe im statistischen Durchschnitt sogar eine Verbilligung der Gesamtkosten übrig. Das erklärt sich daraus, daß der Fortschritt der Energieproduktivität ja der Wirtschaftsleistung zugute kommt, etwa durch geringere Öleinfuhren bei gleich viel Mobilität und gleich viel Wärme.
Wenn man die Steuersenkungen gezielt dafür einsetzt, die Lohnnebenkosten zu senken (ohne die hieraus finanzierten Leistungen anzutasten), dann wäre einer der zu vermutenden Nebeneffekte der Steuerreform eine Verbesserung der Beschäftigungslage. Es würde im Vergleich zu heute rentabler, Kilowattstunden arbeitslos zu machen und nicht so sehr Menschen. Die Verbesserung oder zumindest Nicht-Verschlechterung der Beschäftigungslage ist in Zeiten der Rezession ein absolut vorrangiges Ziel, nicht nur aus sozialpolitischen, sondern auch aus wirtschafts- und finanzpolitischen Gründen. Das Washingtoner World Resources Institute (WRI), welches dem neuen US- Präsidenten Clinton nahesteht, meint, daß die Verlagerung der Steuerlast von wünschenswerten Dingen (wie menschlicher Arbeit) zu nicht wünschenswerten Dingen (wie Umweltverbrauch) die Wirtschaft merklich reicher macht. Pro Dollar Verlagerung werden 45 bis 80 Cents an erzielbaren ökonomischen Gewinnen erwartet, heißt es in der WRI-Studie "Green Fees". Und so sieht alles danach aus, als ob die Regierung Clinton sowohl aus wirtschaftspolitischen wie aus umweltpolitischen Gründen noch in diesem Jahr an die Einführung einer ökologischen Steuerreform gehen wird.
Auch das Japanische Industrie- und Handelsministerium MITI kultiviert ähnliche Gedanken. Und so wäre die Bedingung vermutlich recht bald erfüllt, die die EG-Energie- und Umweltminister im Mai, kurz vor dem Erdgipfel von Rio de Janeiro an die Einführung der EG-Energie- und CO2-Steuer geknüpft haben, daß nämlich die wichtigsten Wettbewerber im OECD-Raum, also USA und Japan, mitziehen. Wenn alles so positiv für die ökologische Steuerreform aussieht, was ist dann eigentlich der Grund, daß sie immer noch nicht eingeführt wurde? Nun, es gibt natürlich auch Verlierer. Zu diesen könnte die BASF gehören, wenn sie nicht rechtzeitig die sehr energieaufwendige Düngemittel- und Chlorproduktion zurückfährt. Auch das Aluminiumschmelzen aus Bauxit ist nicht mehr rentabel, wenn die Stromkosten anfangen, "die ökologische Wahrheit zu sagen". Auch Zementherstellung und jegliche Metallverhüttung aus Erzen kommen in Gefahr. Aber die Steuer läßt sich ohne weiteres so dimensionieren, daß es keine durch sie ausgelösten Investitionsruinen gibt. Die Unternehmen müssen lediglich daran gehindert werden, weiterhin frisches Geld in energie- und naturvergeudende Anlagen zu stecken.
In der Demokratie wird man diejenigen, die sich auf der Verliererseite sehen, nicht daran hindern, öffentlich gegen eine bestimmte Maßnahme Stellung zu beziehen. Aber es gehört ebenso zur Demokratie, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, daß die vermeintlichen oder tatsächlichen Verlierer gar nicht für die ganze Wirtschaft sprechen.
Der vielleicht wichtigste Aspekt der ökologischen Steuerreform ist ihre langfristige Berechenbarkeit. Hier greift der EG-Vorschlag noch zu kurz. Wenn die Wirtschaft von der Gesellschaft einen überzeugenden neuen Richtungssinn für die Technologie-Entwicklung geschenkt bekommt, einen Richtungssinn, der auch viel mehr öffentliche Akzeptanz verspricht als die heutige, noch weitgehend auf Raubbau an der Natur basierende, dann wäre mit einen anhaltenden Aufschwung, mit einem neuen "Kondratieff- Zyklus" zu rechnen. Und dasjenige Land, welches den neuen, dauerhaften Pfad als erstes begeht, wird auch noch die Vorteile der Pioniere einheimsen können.
Professor Ernst U. von Weizsäcker ist Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie.
Die Überschrift in der Frankfurter Rundschau vom 16. 1. 93 "Radioaktive Abfälle werden besser handhabbar" unterstellt einen problemlosen Umgang mit Atommüll, der in Wirklichkeit überhaupt nicht existiert, wahrscheinlich nie existieren wird. Wir erleben zur Zeit in Salzgitter, wie die Planungen für die "Endlagerung" von Müll dieser Art aussehen. Dort läuft die Erörterung zu "Schacht Konrad", ein ehemaliges Erzbergwerk. In "Schacht Konrad" sollen 95 Prozent des bundesdeutschen Atommülls eingelagert werden.
Im Erörterungsverfahren wurde gerade das Thema "Langzeitsicherheit" beendet. Die Sicherheit ist danach völlig ungeklärt, klar ist nur, daß der Atommüll die Region noch sehr lange beschäftigen wird. Es heißt, die Vorgabe an das Bundesamt für Strahlenschutz für die Langzeitsicherheit wären 10 000 Jahre. Innerhalb dieses Zeitraumes komme es zur nächsten Eiszeit.
Und wenn erst einmal die Gletscher aus Skandinavien in Nord-Deutschland die Landschaft prägen, wären weitere Aussagen über das Lager für Atommüll sehr schwierig. Unabhängig von diesen äußeren Einwirkungen bietet "Konrad" aber angeblich Sicherheit für mindestens 300 000 Jahre.
In Schacht Konrad soll auch eine halbe Tonne Plutonium gelagert werden. Plutonium gilt als giftigster Stoff der Erde; bereits die Menge von der Größe einer Pampelmuse reiche aus, um die gesamte Menschheit zu vernichten. Die Strahlung ist nach 24 000 Jahren gerade um die Hälfte abgeklungen, die von Neptunium 237 sogar erst nach zwei Mio. Jahren. Zeitliche Vergleiche stellt man besser nicht an: der 2. Weltkrieg war vor 50 Jahren, die französische Revolution vor 200, unsere Zeitrechnung begann vor 2000 Jahren, unsere Sprache begann sich vor etwa 250 000 Jahren langsam zu entwikkeln.
Angesichts solcher zeitlicher Dimensionen ist es mir schleierhaft, warum die Zahlen (erst in frühestens 300 000 Jahren gelangt Radioaktivität in Kontakt mit der Biospähre - so die Physikalisch-Technische-Bundesanstalt in Braunschweig) nicht als Taschenspielertrick oder esotorisch angehauchte Science-Fantasy entlarvt werden.
Heinrich Köster, Braunschweig
Der Veranstaltungskalender für das erste Halbjahr 1993 des Frankfurter Verkehrsamtes liegt jetzt vor. Auf 184 Seiten sind die Termine von Messen, Ausstellungen, Theaterpremieren und Sportereignissen zusammengefaßt. Der Kalender verzeichnet auch Feste, Varieté und Konzerte. Ferner sind in dem Heft die Adressen und Telefonnummern der Veranstalter zu finden.
Die Vorschau kostet fünf Mark und ist in den Tourist-Info-Büros am Römer und im Hauptbahnhof sowie im Verkehrsamt, Kaiserstraße 52, erhältlich. vo
Gegen Dampfmaschinen hatten viele Frankfurter was. Jeder Versuch, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa Furore machende Antriebstechnik in der Stadt zu installieren, scheiterte bis 1836 an massiven Bürgerprotesten und den rigiden Verboten der Stadtregierung. Generelle Fortschrittsfeindlichkeit bornierter Spießer? Irrationale Phobien vor neuer Technologie? Protest aus tumber Unkenntnis?
Wie dem auch sei. Die Frankfurter konnten bei jedwedem "Nein" zur Dampfmaschine auf eine gesetzliche Grundlage pochen. Das Baustatut von 1809 dekretierte, daß alle "Einrichtungen", die mit Rauch, Lärm oder Gestank die Umgebung belasten, nur "nach Vernehmung der Nachbarn" genehmigt werden dürften. Man dachte an Backhäuser, Branntweinbrennereien, Schmieden, Schlosserwerkstätten. Nur an "entfernten Orten" könne man, wenn überhaupt, dergleichen gestatten. Und auch da gelte - beispielsweise bei Wachstuchmachereien oder Firnishütten - die rigide Order, die Gartenhausbesitzer und die Spaziergänger nicht mit "üblen Gerüchen" zu echauffieren.
Der Redakteur und Druckereibesitzer Heller scherte sich um keinerlei Verbote, als er 1835 ohne Senatsgenehmigung die erste lärmende und puffende Dampfmaschine innerhalb des Stadtgebiets aufstellte und von ihr zwei Schnellpressen für die Produktion des "Frankfurter Journals" antreiben ließ. Die Obrigkeit brummte dem Mann eine Geldstrafe auf. Heller verteidigte sich mit dem Hinweis, er habe sich nicht strafbar gemacht. Eine Erlaubnis für die Maschine brauche er nicht, da es keinen Paragraphen gebe, der die Aufstellung untersage.
Der Senat zog aus dem Argument Konsequenzen und beschloß "Richtlinien für die Aufstellung von Dampfmaschinen". Wichtigster Punkt: Falls gebilligt, kamen die Dinger unter strenge "Beaufsichtigung" - kostenpflichtig versteht sich. Die Überwachung oblag dem "Physikalischen Verein". Von 1840 an hatte auch noch ein städtischer Inspekteur für das Dampfmaschinenwesen ein Argusauge darauf. Dieser Johann Philipp Wagner ging vor allem den Druckereibetreibern auf die Nerven.
Diese Branche unterlag nicht dem Zunftzwang und war von daher der neuen Technik gegenüber besonders aufgeschlossen. Trotz behördlicher Reglementierung - Bürgerproteste gegen Einzelentscheide blieben nicht aus. Besonders lange und heftige Auseinandersetzungen gab es, als 1853 die Druckerei Dondorf ihren Betrieb in der Saalgasse mit einer Dampfmaschine von acht PS Leistung bestükken wollte. Die Anwohner liefen Sturm dagegen: Der Rauch dieses Ungetüms verschmutze die Wäsche, die zum Bleichen ausgelegt werde, und mache auch das Regenwasser schlecht, auf das man im Haushalt nicht verzichten könne.
Doch da hatten sich die Zeiten schon geändert. Dondorf gab 80 Arbeitern Lohn und Brot und zahlte, da er gut zu tun hatte (Nachtschichten im Licht von 60 Gaslaternen), auch reichlich Steuern an den Römer-Fiskus. Der Senat setzte sich über die Einsprüche der Nachbarschaft hinweg und genehmigte die Dampfmaschine.
peh
BAD HOMBURG. "Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird." Mit diesen Worten zitiert das DGB-Ortskartell den Schriftsteller Erich Kästner auf einem Flugblatt, mit dem es zu einer Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Machtübernahme durch den Diktator Adolf Hitler und seine Nazi- Partei am 30. Januar 1933 einlädt.
Sie steht unter dem Motto "Gegen Fremdenhaß und Größenwahn - Geschichtliches und Aktuelles zur deutschen Lage". Einen Vortrag dazu hält der Gießener Politik-Wissenschaftler Klaus Fritsche. Das kulturelle Programm bestreitet der Chor "Entrüstet Euch". Die Veranstaltung am Samstag, 30. Januar, beginnt um 17 Uhr im Stadthaus. che
Reisen bildet. Und dies nicht erst am Ziel. Gibt es doch von fast überall vielfarbige Reiseführer, die uns im häuslichen Sessel verraten, in welcher Kneipe auf Teneriffa die Kaninchen am exotischsten gegrillt werden (wenn der Koch nicht gerade eine Bodega in Frankfurt eröffnet hat), von welchem Berg der Seychellen man die beste Aussicht über das Tropen- Archipel genießt (wenn die US-Army nicht inzwischen eine Funkstation ins Blickfeld gesetzt hat) und in welchem mallorquinischen Dünenwald die seltensten Erdorchideen wachsen (wenn nicht irgendein internationaler Konzern inzwischen ein Golf-Hotel dort in die Höhe zieht).
Wem die Literatur zu teuer ist, der mag es in den Katalogen der Reiseveranstalter versuchen, die es in der Regel umsonst gibt. Da steht wenigstens drin, wie das Wetter an jedem potentiellen Ferienort ist. Zum Beispiel La Palma: Eine Lufttemperatur von 18 Grad Celsius im Monat April verspricht ein Veranstalter, 22 Grad der nächste und 23 Grad ein dritter. Mit den Sonnenstunden ist es nicht anders: Während die einen einen Durchschnitt von fünf Stunden pro Tag wissenschaftlich haben ermitteln lassen, garantieren die anderen sieben oder acht Stunden UV-Strahlung. Die Regentage schließlich schätzt der eine auf sieben, der zweite auf vier Tage im Monatsdurchschnitt; der dritte verschweigt sie gleich ganz.
Wen solche Präzision verwirrt, der sei auf die weitaus konkretere Literatur zurückverwiesen: "Im Westen der Insel scheint die Sonne fast doppelt so lange wie in München". Na also, da kann man sich schon etwas mehr drunter vorstellen. Und es kommt noch genauer: "Viel häufiger trocknet in der feuchten Luft die ausgehängte Wäsche nur in der prallen Sonne."
Dann gute Reise. Übrigens: Wir haben natürlich beim Veranstalter mit dem besten Wetter gebucht. Sollen die anderen doch im Regen frieren.
GÜNTHER SCHERF
Detlev Claussen Sinnkrise in Wolgograd Ein Besuch an einem historischen Ort
Man muß die "Haupthöhe Rußlands" besteigen, die auf tausenden von Seiten Kriegsliteratur verewigt ist. Die kolossale Skulptur eines überdimensionierten Helden mit entblößter Brust und Maschinenpistole verdeckt auf halber Höhe die "Mutter Heimat", die auf der vollen Anhöhe ihr nikehaftes Schwert der Vergeltung schwingt. Bevor man ihren Zyklopenfuß erreicht, muß man durch einen Rundtempel per aspera ad astra marschieren, an einer überdimensionalen Hand mit der ewigen Flamme vorbei. Die Fahnen der siegreichen Armeen hängen auf halbmast mit 7200 eingestickten Namen, nur ein Bruchteil der Gefallenen. Der Weg ist gesäumt mit Figuren, steinernen Allegorien, Symbolen, Helden- und Ehrentafeln, an denen sich Blumen niederlegen lassen.
Auf dem Mamajew-Hügel kann einem heute noch Hören und Sehen vergehen, wenn einem der kalte Steppenwind die Tränen in die Augen treibt. Diese gigantomane Gedenkstätte inkorporiert alle Schrecken staatlicher Erinnerungspolitik, ein Monument bürokratischer Ewigkeitsillusion. Über dem Eingang zum runden "Saal des Kampfesruhms", in dem man mit Schumanns Träumerei berieselt wird, findet sich das Datum der Fertigstellung: 1968. Mit der monumentalen Umgestaltung des Geländes hatte man schon 1957 begonnen - zu einer Zeit, als Chruschtschow mit seiner Entstalinisierungspolitik auf massiven Widerstand stieß. Eine Koalition aus Militär und Bürokratie erwies sich auf die Dauer als stärker als der halbherzige Versuch, die Geschichte in den Triumphzug des Sowjetkommunismus auf der einen, und den bösen Personenkult auf der anderen zu spalten. 1968 hatte sich in der Sowjetunion der jeder Reform feindliche Flügel durchgesetzt, der mit der Invasion in die damalige CSSR die bis 1985 dauernde Stagnationsperiode begann. Geschichtspolitik, die auch eine Wiederbelebung der
Die Museumswelt des Mamajewhügels hat weniger mit der furchtbaren Schlacht um Stalingrad vor fünfzig Jahren zu tun als mit den Herrschaftsabsichten des militärisch-industriellen Komplexes in der ausgehenden Sowjetzeit. Mit einer Mischung aus Machtdemonstration und Sentimentalität wird ungeniert in das Seelenleben der Besucher hineingegriffen, die sich innerlich ganz hart machen müssen, um einen klaren Kopf zu bewahren. Je emotionaler die Zuschauer an die Ereignisse um 1942 und 1943 gebunden sind, um so leichter werden sie zu Opfern dieser audiovisuellen Manipulation.
Am Fuße des Hügels, nah der Wolga, sieht man auf die alte Mühle, die als einziges zerstörtes Gebäude, das stehenblieb, die Erinnerung an Stalingrad geprägt hat. Unter freiem Himmel kann man Panzer und Haubitzen bewundern, alle in tadellosem Zustand. In den Schatten wird aber alles gestellt durch das Gebäude des Panorama-Museums, das 1985 zum vierzigsten Jahrestag des Sieges der Öffentlichkeit übergeben wurde. Hier ist alles - anders als im russischen Alltagsleben - handwerklich fein gearbeitet, die Modelle maßstabsgetreu. Reliquien gleich werden Exponate wie Bastschuhe oder "Stalinorgel" präsentiert. Eine gepflegte Dame mittleren Alters in einem auberginefarbenen, typisch realsozialistischen, langen Strickkleid erreicht es allein durch Modulation ihrer Stimme, im Halbdunkel des Museums die Dramatik von damals zu simulieren. Ohne zu zögern überschlägt sie die anderthalb Vitrinen am Eingang, durch die sich auffällig diagonal ein Stacheldraht zieht. Nach langen Auseinandersetzungen mit der Führung des Museums, erklärt eine andere Mitarbeiterin auf Nachfrage, habe man sich entschlossen, auf die Repressionen von 1937 hinzuweisen, die ja schließlich die Verteidiger der Stadt und des Landes erheblich geschwächt hätten. Ein Blick genügt - schwieriger Antistalinismus in Stalingrad.
Zum Highlight im Wortsinne dieses Museums muß man wieder emporklimmen. Oben, auf der fiktiven Spitze des Mamajew-Hügels, befindet man sich in der Mitte des - wie sollte es anders sein - größten Panoramagemäldes der Welt: 16 Meter hoch, 120 Meter lang. Eine Authentizitätstäuschung gewaltigen Ausmaßes macht den Besucher sprachlos. Ein ins Militärsozialistische übersetzter, malerischer Ranke demonstriert ad oculos, wie es am 10. Januar 1943 in Stalingrad eigentlich gewesen sein soll. Das Panorama-Museum vom Ende der achtziger Jahre scheint auch für die Ewigkeit gebaut zu sein wie das Mausoleum in Moskau. Die Historienmaler haben eine Schlacht einbalsamiert. Vom Band kann man den passenden Sound zu bestimmten Szenen einstellen und auch für wechselndes Licht ist gesorgt. Die sympathische Stimme der Museumsführerin simuliert die Stimmung der Kämpfenden. Die Einzelgeschichten, die in der näheren Umgebung dargestellt sind, werden mit Namensnennung noch einmal erzählt. Bei der Darstellung der Politkommissare und ihrer Funktionen verhaspelt sie sich. Schließlich spricht sie über eine zur Zeit verbotene Partei, die KPdSU. Ein Augenblick des Schweigens und Staunens entsteht in der Museumsroutine. Abrupt beendet wird die Führung mit der Verteilung von Bild- und Schriftmaterial.
Zum Jubiläum der sechsmonatigen Schlacht an der Wolga wird im Museum eine Ausstellung deutscher Feldpostbriefe veranstaltet. Ein Endlosband mit Lili Marleen und O-Ton Goebbels macht auch dem Dümmsten klar, daß man hier dem
Konstantin Stepanovic Fedotov, der Sekretär des Gebietskomitees der Kriegsveteranen, bestätigt mit treuherzigem Blick, daß die besten menschlichen Kontakte seit Beginn der Perestrojka mit den - wörtlich - "Kollegen" vom Reichs- und Kyffhäuserbund gepflegt werden. Kaum ein größerer Gegensatz läßt sich denken, als zwischen den steinernen Monumentalkämpfern der Gedenkstätte und den lieben, etwas bemitleidenswerten Rentnern, die, im besten Sonntagsstaat, den nachgeborenen Deutschen etwas von sich und ihrer Welt erklären wollen.
Die Helden von einst kämpfen heute einen vergeblichen Kampf gegen die Inflation. Sie verstehen die Welt nicht mehr, in der die Sieger sich am Ende ihres Lebens als Verlierer fühlen müssen. Man muß die naturwüchsige Überheblichkeit des Nachgeborenen abstreifen, um verstehen zu können, daß die Veteranen mit ihren Feinden von einst am meisten zu kommunizieren haben. Politische und emotionelle Unklarheiten werden mit dem Lieblingswort der kommunistischen Endzeit charakterisiert: "tragisch". Viele deutsche Veteranen fühlen sich hier wohler als in Deutschland.
Im Hotel Intourist wird man trotz der Ströme von Krimskoje-Sekt, der recht schamlos von älteren wie jüngeren Deutschen in immer schwerfälliger klingender, vertrauter heimatlicher Mundart bestellt wird, das Gespenst der Vergangenheit nicht los. Der Blick in den Innenhof fällt auf das stehengebliebene Originalteil des Univermag-Kaufhauses, in dem Generalfeldmarschall Paulus am 31. Januar 1943 andere Offiziere die Kapitulation einleiten ließ, um seinem Führer am Ende der sechsmonatigen Schlacht nicht untreu zu werden. Wie Realitätssplitter ragen die Originaltrümmer des sowjetklassizistischen Kaufhausportals in die Normalität einer geschichtslosen Wolgametropole aus den fünfziger Jahren, die nun um ihr Überleben im Frieden kämpft.
Vier Millionen Besucher zählt die Wolgametropole jährlich: Erinnerungstourismus. Das zentrale Hotel wird stückweise privatisiert und stockwerkweise renoviert. Im Flur der 8. Etage sitzt man bei italienischem Espresso und Astrachaner Fischbrötchen beisammen. Junge Damen zählen Berge von Rubelscheinen, die inflationären Einnahmen der Nacht. Westler versuchen, leicht verkatert, wieder ins Geschäft zu kommen.
Ein adretter deutscher Jungmanager, etwas overdreßt im Vergleich zum vorherrschenden Jogginganzug- und Lederjacken-Chic, bietet Berliner Sanierungs- Know-how an. Das scheint sinnvoller als immer nur Pakete. Seine Informationen haben Hand und Fuß: Wolgograd ertrinkt. Schlimmer noch als an anderen Orten im ehemals besetzten Osten, fordert der mit Stachanow-Methoden durchgeführte Wiederaufbau immer neuen und größeren Tribut. Alle Übel von heute hängen mit dem Sieg von vorgestern zusammen.
Ohne Nachzudenken hat man nach 1945 die Schluchten des hohen und steilen Wolgaufers planiert. Das Wasser fließt nicht mehr ab. Oberhalb der Millionenmetropole haben die Planer einen 500 Kilometer langen Stausee angelegt, der für die Energie der 80 Kilometer langen Stadt am Steppenrand und ihrer hauptsächlich für die Rüstung produzierenden Industrie sorgt. Der Grundwasserspiegel ist bis auf einen Meter unter der Erdoberfläche angestiegen. Elektro- und Fernwärmeleitungen verrotten, Isolierungen vermischen sich mit dem Grundwasser. Tatsächlich wäscht man sich mit einer überstark gechlorten braunen Brühe. In der Not verlegt man neue Rohre oberirdisch, die der klirrenden Winterkälte nicht gewachsen sein können. Auf der herrlich von Ferne anzuschauenden Insel in der Mitte des Flusses werden die Abwässer zentral verrieselt, falls sie so weit kommen.
Man fühlt sich an den alten Witz erinnert: Die vier Hauptfeinde des Sozialismus heißen Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Diesen und noch anderen Gefahren ins Auge zu schauen, ist Sergej Grobov, der stellvertretende Betriebsdirektor des berühmten Traktorenwerks Feliks Dserschinski gewohnt. Die Traktoren dieses Werks symbolisieren die Mechanisierung der Landwirtschaft.
In diesen Hallen wurden aber auch die T-34-Panzer produziert, vor denen sich die deutschen Generäle und Landser im Rußlandfeldzug zu fürchten lernten. Junge Manager wie Sergej Grobov wissen, daß mit den Meriten der Vergangenheit das Werk mit seiner 25 000-Mann-Belegschaft nicht zu retten ist. Man hat schon gnadenlos entlassen. Der Indikator für gesteigerte Arbeitsdisziplin ist denkbar einfach: "Betrunkene gibt es im Werk nicht mehr."
Großwerke wie diese besitzen auch Immobilien, in Zeiten wie diesen tauschen sie "alles, was man essen, anziehen und trinken kann". Die Inflation frißt die Löhne auf. Um Traktoren in Rußland verkaufen zu können, muß alles stimmen. Die Privatisierung der Landwirtschaft müßte politisch gefördert und mit Krediten unterstützt werden. Absatzmärkte hofft man in China und im Nahen Osten zu finden. Der legendäre Raupentraktor aus den dreißiger Jahren hat ausgedient, ein drei Tonnen schwerer Radtraktor ist der neueste Stolz des Werkes. "30 Years on the World Market (1960-91)" schwört ein Plakat an der Wand hinter dem maliziös lächelnden Direktor.
Fast alle Manager an der Wolga reden von Konversion, der Umstellung der Rüstungsindustrie auf zivile Produktion. Doch das ist leicht gesagt. Seit dem Großen Vaterländischen Krieg ist die Wolga zu einem Standort der Rüstungsindustrie geworden, die jetzt nach dem Zusammenbruch des Imperiums nicht mehr zu halten ist. Wer aber soll all die Kühlschränke und Kinderwagen kaufen, die als Konversionsprodukte projektiert werden? Auch die Pflugscharen, zu denen die High-Tech-Schwerter umgeschmolzen werden sollen, finden vorerst keinen Platz in der nachkommunistischen Ökonomie Rußlands.
Der "Eiserne Feliks", das Dserschinski- Standbild vor dem Werkstor, zeigt, wie die "Mutter Heimat" auf dem Mamajew- Hügel, nach Osten. Traditionell schien für Rußland die Gefahr aus dem Osten zu kommen. Noch der sino-sowjetische Konflikt war xenophob antiöstlich aufgeladen. Aber die heimliche Botschaft dieser Ostfixierung läßt sich auch so lesen: Rußlands Zukunft liegt im Osten, der Westen interessiert uns nicht. Für den Westen ist das schwer zu verstehen. Er möchte der Einfachheit halber die russische Welt in Demokraten und Altkommunisten aufteilen.
"Wir sind bereit, dem Präsidenten zu folgen - bis zu dem Punkt, wo seine Tätigkeit den Interessen der Völker Rußlands widerspricht." Diese selbstbewußten Töne schlägt der stellvertretende Leiter der Militärorganisation der Donkosaken an. Auch ein leibhaftiger Atamane vertritt an diesem Abend den Russkij Nacional'nyj Sobor. Von der Operettenuniform soll man sich nicht täuschen lassen. Die Kosaken singen nicht nur gerne. Im Moldawienkonflikt um die Dnjestr- Republik haben sie gezeigt, was sie unter Verteidigung der russischen Staatlichkeit verstehen. Auf den Straßen Moskaus verteidigen sie Präsident Jelzin gegen Altkommunisten und Neobolschewisten, auf den lokalen Märkten sorgen sie gegen Zahlung eines bescheidenen Entgeltes für "Ordnung". Mit ihnen ließe sich ein Lehrfilm über "nationale Identität" drehen.
Die Russen fühlen sich nach dem Zerfall des Imperiums bedroht, die Kosaken bieten sich ihnen als eine phantastische bewaffnete Macht an, zu der sich jeder zählen kann, der unter seinen Vorfahren Kosaken findet. Die Grenzen des Kosakentums, dieser traditionellen Grenzwächter der Zaren, waren immer schon fließend. In Wolgograd, einer ihrer Hochburgen, beanspruchen die Kosaken, 40 Prozent der Bevölkerung zu vertreten. Ihre Kämpfer sind bereit, "auch auf den Kurilen die russische Staatlichkeit zu schützen".
Seit das Imperium zerfallen und die Kommunisten verschwunden sind, werden die Russen von vielen für das allgemeine gesellschaftliche Unglück verantwortlich gemacht. In der Tat werden in den neuen Republiken die Russen oft schlecht behandelt, täglich treffen an der unteren Wolga Flüchtlinge aus dem Kaukasus, aber auch aus den asiatischen Republiken ein. Der Kosakenmythos gibt vielen Russen die Möglichkeit, sich nicht ganz wehrlos zu fühlen und sich nicht mit den Schandtaten des Imperiums identifizieren zu müssen. Nostalgische Sehnsüchte nach einer patriarchalen Welt, in der die geschlechtliche Arbeitsteilung noch Sinn stiftet, werden befriedigt.
Die beiden Historikerinnen, die vor einigen Jahren die Kosakenvergangenheit der Region zu erforschen begannen, sind inzwischen aus den Entscheidungsgremien dieser neuen Männerbewegung ausgeschlossen worden. Die Neokosaken konkurrieren mit dem erfolgreichen Patriarchalismus der "Kaukasier", die als ehemalige Herrscher des Schwarzmarktes zu Königen der wilden Marktgesellschaft aufgestiegen sind. Mit diesem Stichwort verbindet der russische Volksmund die Herrschaft der Mafia, deren sichtbare Sumpfblüten Lobbies, Bars und Restaurants der ehemaligen Devisenhotels bevölkern.
Auch das Hotel Intourist, das die vielen Stalingradtouristen beherbergt, wird von jungen olympiareifen Leuten kontrolliert, deren untere Chargen im gewöhnlichen Straßenanzug auftreten und deren Leutnants und Kommandanten es zu amerikanischen Basketballschuhen, seidenen Jogginganzügen und schwarzen Sonnenbrillen gebracht haben. Sie sorgen für Ruhe und Ordnung, kontrollieren den lokalen Devisenfluß. Die Hotelangestellten begegnen ihnen mit einer Mischung von Furcht und Unterwürfigkeit, während sie noch den Charme des alten sowjetischen Way of Life an den Tag legen, der zwischen "Ha'm wir nicht" und listigem Augenzwinkern bei "Gewußt wie" schwankt. Frauen ohne Begleitung, die auch noch Russisch sprechen, werden in jedem Hotel zum Kristallisationspunkt. Männer nehmen Platz, aus einem freundlich erscheinenden Gespräch kann unversehens eine Schlägerei entstehen. Adlati von einem größeren Tisch, die Moskauer Freunde als "Kaukasier" bezeichnen würden, geraten an diesem Abend mit zwei Blondinen in Streit, blitzartig wird zugeschlagen, gezielt wirft einer der Schläger einem Mädchen einen Teller ins Gesicht, dessen Kante eine riesige Platzwunde aufreißt. Das Geschrei im Saal läßt nach längerer Zeit zwei Milizsoldaten erscheinen, die nach einem kurzen Verhaftungsversuch sich ängstlich zurückziehen.
Für einen kurzen Moment kann auch der westliche Besucher die Hilflosigkeit spüren, die den ehemaligen sowjetischen Durchschnittsbürger angesichts unklarer Machtverhältnisse, ständig präsenter physischer Gewalttätigkeit und ökonomischem Ohnmachtsgefühl befällt. Der zupackende Lederjackenlook des stellvertretenden Leiters der Stadtverwaltung von Wolgograd, Anatolij Aleksandrovic Juscenko, wirkt am nächsten Morgen nur noch skurril. Im Augenblick agiert in der Verwaltung die dritte Garde einer Partei, die offiziell nicht mehr existiert, aber die doch im ganzen Land die einzige geblieben ist. Juscenko gehört zu den Menschen, die nur im Stehen sprechen können. Hinter ihm prangt ein fünf Meter hohes, stählernes Leninbild. Um es zu entfernen, müßte man das ganze Parlamentsgebäude abreißen. Juscenko kennt alle kaum lösbaren Probleme Wolgograds. Er antwortet auf sie mit mobilisierenden Appellen, die er wohl aus Filmen über die Wende an der Wolga nachahmt. Man merkt ihm die gemischten Gefühle an, die ihm die mitleidigen Hilfsangebote aus Deutschland machen. Dennoch braucht er Güter, um etwas verteilen zu können - seine einzige Legitimation. Organisatorischer Eifer scheint die einzige Sinngebungstechnik gegen die Hoffnungslosigkeit, wenn man nicht zu traditionellen Volksmitteln zurückkehren will. Ein Moskauer Freund sagte auf der Rückreise: "Das Opium des Volkes ist der Wodka." Und auch der ist kaum zu bezahlen.Ein Leben lang Schreber Kleingärtner Bernhard Gresser feierte 80. Geburtstag
FRANKFURT A. M. Zahlreiche Freunde gratulierten dem Ehrenvorsitzenden der Stadtgruppe Frankfurt, Bernhard Gresser, kürzlich zum 80. Geburtstag. Dem Oberamtsrichter a. D. übermittelte Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer Glück und Segenswünsche des Vorstandes und aller Frankfurter Kleingärtner. Der Jubilar leitete ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke der Stadtgruppe in schwierigster Zeit, als der Bauboom in Frankfurt in viele Gartenanlagen tiefe Wunden schlug. Mehr und mehr wurden die Kleingärtner an den Rand der Stadt verdrängt.
"Seien wir Kleingärtner auf der Hut, seien wir wachsam und einig - sehr einig", betonte Gresser bei jeder Gelegenheit. Und den Stadtvätern schrieb er ins Stammbuch: "Auch der einfache Bürger hat ein Recht auf ein Stückchen Garten, der ihm sinnvolle Freizeit garantiert, Obst und Gemüse liefert, die Liebe zur Natur weckt und die öffentlichen Grünflächen ohne städtischen Pflegeaufwand ergänzt." Dem sei auch aus heutiger Sicht nichts hinzuzufügen, sagte Stadtgruppenvorsitzender Steinhauer. "Nach wie vor sind die einstigen Warnungen und Überlegungen unseres Ehrenvorsitzenden aktuell."
Bernhard Gresser war in seiner Amtszeit nimmermüde, den Politikern aufzuzeigen, daß der Bestand von ehemals weit über 20 000 Kleingärten durch Straßen- und Häuserbau auf 15 000 reduziert wurde. Auf sein Betreiben hin ist die so wichtige Frage der Ersatzlandbeschaffung geregelt worden. Aber damit gab sich Gresser nicht zufrieden: "Ersatzgelände sollte in Wohnungsnähe ausgewiesen werden. Man kann nicht kündigen und sagen, Ersatzland gibt es bei Maintal oder sonst irgendwo. Es muß in zumutbarer Nähe sein." Eine halbe Wegstunde zu Fuß läßt Gresser gerade noch gelten.
In seiner Amtszeit hat er außerdem die Absicherung des Kleingartenbestandes durch Einbinden der Kleingartenanlagen in Bebauungspläne gefordert. Er urteilte nie von der "Hohen Warte" aus, sondern immer aus dem Blickwinkel des Gartenfreundes, der selbst über 40 Jahre hinweg aktiver Kleingärtner war: zunächst im Verein Eschersheim, später im Kleingärtnerverein "Ginnheimer Wäldchen".
1958 wählten ihn die Gartenfreunde an die Spitze des Vorstandes der Stadtgruppe; nach 25 Jahren legte er die Verantwortung in jüngere Hände. 15 Jahre lang gehörte Bernhard Gresser auch dem geschäftsführenden Vorstand des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner an, zunächst als Schriftführer, später als stellvertretender Vorsitzender. Darüber hinaus war er zehn Jahre im Verband Deutscher Kleingärtner tätig. Trotz seines enormen Engagements hat er aber nie den Kontakt zur Basis verloren.
Er war es, der in der Geschäftsstelle der Stadtgruppe Sprechstunden für Kleingärtner einführte und die so wichtige Fachberatung forcierte. Sein unermüdlicher Einsatz fand mehrfach Anerkennung, unter anderem mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, des Ehrenbriefes des Landes Hessen sowie der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt. dixi
Die ARD wehrt sich gegen den geplanten Rausschmiß ihres Satellitenprogramms Eins plus aus dem Berliner Kabelnetz. Wie der Südwestfunk mitteilte, haben die Sendeanstalten Klage beim Verwaltungsgericht Berlin gegen den Bescheid der Medienanstalt Berlin- Brandenburg eingereicht. Danach soll vom heutigen Montag an anstelle von Eins plus das neue Programm Vox verbreitet werden soll.
Der Justitiar des Südwestfunks (SWF), Jörg Rüggeberg, kritisierte die generelle Haltung von Landesmedienanstalten, neue private Programme zu Lasten öffentlich-rechtlicher einzuspeisen. Dem Berliner Verfahren komme eine grundsätzliche Bedeutung zu. Der SWF bereitete die Klage als federführende ARD-Anstalt für Eins plus gemeinsam mit dem Sender Freies Berlin vor. Eins plus müsse im größten deutschen Kabelnetz im Interesse der Zuschauer und der Aufrechterhaltung programmlicher Vielfalt bleiben, hieß es. Die ersatzweise angebotene Verbreitung im sogenannten Hyperband des Kabelnetzes in der neuen Norm D2- Mac wies die ARD als völlig untauglich zurück, weil es dafür so gut wie keine Empfangsvoraussetzungen gebe.
Zur Begründung der Klage verwies die ARD auch auf den Berlin-Brandenburgischen Staatsvertrag, der im Fall solcher Interessenskollisionen eine Berücksichtigung von Zuschauerinteressen, lokalen Bezügen und der Eignung eines Programms, zur Vielfalt beizutragen, fordert. Diesen Kriterien entspreche Eins plus weit mehr als andere im Kabelnetz verbreitete Programme. AP
Carnevalverein "Pierrette" 1898 Bornheim: Für Verdienste um die Erhaltung des fastnachtlichen Brauchtums und langjährige Mitarbeit im Verein wurden Stefan Oefner und Susanne Karpf mit dem "Goldenen Vlies" ausgezeichnet. Vorgenommen hat die Ehrung Ministerpräsident Jürgen Sack. Eine weitere Ehrung nahm Ex-Fastnachtsprinz Alfred Hein vor. Er überreichte die Ehrenmütze der "Pierrette" an Gert Kappler. od/04
Arbeiterwohlfahrt Bornheim: Der Ortsverein unternimmt am 20. Februar einen närrischen Ausflug zum Kreppelkaffee nach Oberhainbrunn/Odenwald. Es sind noch Plätze frei. Anmeldungen bei Heinz Gehrmann unter Tel. 45 05 83. od/04
Chorgemeinschaft "Liederlust" 1873 Bergen-Enkheim: Der Frauenchor probt heute, Donnerstag, 28. Januar (20 bis 22 Uhr), in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Klubraum 1). Die Sänger treffen sich zur Chorprobe am Dienstag, 2. Februar (20 bis 22 Uhr), im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40 (Klubraum 1 und 2). od/04
DRK Bornheim: Für jahrzehntelange ehrenamtliche Mitarbeit wurde Emma Heimberger zum Ehrenmitglied ernannt. Den ehemaligen Leiter der Ortsvereinigung, Heinz Warg, ernannte das DRK zum Ehrenvorsitzenden. od/04
Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Für Verdienste um die Brauchtumspflege der Frankfurter Fastnacht und langjährige Mitarbeit im Verein wurde Klausdieter Herberich vom "Großen Rat" der Karnevalvereine Frankfurt mit dem "Goldenen Frankfurter Adler" ausgezeichnet. Vorgenommen haben die Ehrung Oberbürgermeister und Senatspräsident Andreas von Schoeler und Ratspräsident Konrad Trapp im Römer. od/04
Gewerbeverein Fechenheim: Der Neujahrsempfang beginnt am Donnerstag, 28. Januar, um 19 Uhr im Melanchthonhaus, Pfortenstraße 42. od/04
Namen + Notizen
GERHARD WEBEL, langjähriger Vorsitzender der VdK-Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt, feierte dieser Tage bei bester Gesundheit im Familien- und Bekanntenkreis seinen 75. Geburtstag. Höhepunkt seiner 17jährigen Vorsitzendenzeit waren die zweiwöchigen Busfahrten der Ortsgruppe nach Südtirol. "Sie waren eine willkommene Abwechslung der vielfältigen Vereinsarbeiten des täglichen Lebens", denkt er gerne an diese Freizeiten zurück. Gerhard Webel ist zudem seit vielen Jahren Mitglied in der örtlichen SPD und der Arbeiterwohlfahrt. Vier Jahre lang nahm er die Pflichten eines ehrenamtlichen Richters beim Sozialgericht wahr. Für seine vielfältigen "Verdienste um die Allgemeinheit" wurde er mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet. Im Zweiten Weltkrieg war er als Pilot im Einsatz und überlebte, schwer verletzt, einen Absturz. Mehr als 29 Jahre lang war der gelernte Schriftsetzer als Maschinensetzer und Korrektor bei der FR tätig. rw
MARGARETA EBERLE (Foto), Mitbegründerin der Westhausener Arbeiterwohlfahrt (AW), feiert am Samstag, 6. Februar, ihren 90. Geburtstag. Sie zählt zu den "Frauen und Männern der ersten Stunde", die gleich nach dem Zweiten Weltkrieg darangingen, die von den Nazis zerschlagenen Arbeiterorganisationen und eine demokratische Gesellschaftsordnung wiederaufzubauen. Schon vor dem Krieg war sie aktiv. 1930 bis 1933 führte sie ehrenamtlich die Geschäfte der Frankfurter Naturfreunde und gehörte dem Zentralvorstand der Angestelltenjugend an. Nach 1945 widmete sie sich vor allem den Naturfreunden und war hier in den verschiedensten überörtlichen Funktionen tätig. Darüber hinaus prägte "Gretel", wie sie ihre Freunde nennen, auch ein Stück der Westhausener Nachkriegsgeschichte. In der AW war sie aktiv, und im SPD- Ortsverein bekleidete die Sozialdemokratin verschiedene Ehrenämter. rw
MAINTAL. Eine Vereins-Fahne, sechs Fahrräder verschiedener Art, eine Kinder- und eine Herren-Armbanduhr, ein Stockschirm, zwei Paar Handschuhe, zwei Halsketten, ein Ring und diverse Schlüssel sind in den Maintaler Fundbüros und im Mittelpunkt-Schwimmbad abgegeben worden, wie das Ordnungsamt mitteilt.
Die Gegenstände können gegen Eingentumsnachweis bei der Stadtverwaltung abgeholt werden. pom
BIRSTEIN/BRACHTTAL. Eltern von Schülern der Grundschule Birstein fordern drastische Verbesserungen in den Schulbussen. In die Fahrzeuge würden derart viele Kinder gepfercht, daß es inzwischen eigentlich nicht mehr erträglich sei, beklagen sich jetzt 12 Mütter und Väter in einer Eingabe an den Verkehrsbetrieb der Kreiswerke.
Ein jüngster Unfall brachte das Faß für Maria Müller in Brachttal-Udenhain zum Überlaufen. Die Mutter schildert, was ihrer Tochter Franziska auf der Heimfahrt von Birstein nach Udenhain widerfuhr: "Sie hatte, wie das die Regel ist, keinen Sitzplatz und mußte sich an einer Stange festhalten. Der Busfahrer bremste plötzlich stark ab. Franziska konnte sich nicht mehr halten. Ein Kind fiel von hinten gegen sie, und sie rammte sich den Griff einer Rückenlehne in den Bauch."
Der Fahrer sei trotz der Schmerzensschreie der Kinder unbekümmert weitergefahren, kritisiert Maria Müller und betont, daß dieses Vorkommnis kein Einzelfall sei. "Unsere Kinder haben oft keinen Sitzplatz." Dies sei nicht zuletzt deshalb so, weil die älteren Kinder die jüngeren von den Plätzen vertreiben würden.
Die Mutter hat in einer Blitzaktion einige weitere Eltern zusammengetrommelt, um ein gemeinsames Protestschreiben an die Kreiswerke zu verfassen. Dort kritisieren sie nicht nur, daß die Schulbusse überfüllt seien. Auch das Fehlen einer Aufsichtsperson wird gerügt: Die sei notwendig, weil die Enge in den Bussen Aggressionen produziere. Maria Müller: "Sogar Drohungen mit Messern kommen vor."
Rosa Firle, Mutter von drei Kindern, bestätigt das: "Die Großen haben manchmal die Schwachen auf dem Kieker." Im Bus herrsche drangvolle Enge, Blutergüsse kämen schon mal vor. Petra Schmidt, Mutter zweier Söhne, berichtet ähnliches: "Die Busse sind so voll, daß die Kinder bis an die Türen stehen und aufpassen müssen, daß sie nicht hinausfallen, wenn eine Türe aufgeht."
Darüber hinaus bemängeln die Eltern den Fahrstil einiger Busfahrer. Sie pilotierten die Schülerbusse "zu schnell und zu unvorsichtig". Voriges Jahr sei ein Bus in den Straßengraben gefahren, weiß Rosa Firle zu berichten. Die Kinder hätten erzählt, daß der Fahrer zu schnell gefahren sei. Die Polizei sei nicht gerufen worden.
Drei Dinge verlangen die Eltern nun von den Verkehrsbetrieben: einen Sitzplatz für jedes Kind, wie es in anderen Ländern längst die Regel sei, eine Aufsichtsperson und "verantwortungsbewußtes und sicheres Fahren".
Der letzte Wunsch ist nach Ansicht des Bus-Einsatzleiters der Kreiswerke, Heinrich Piston, längst erfüllt. "Unsere Fahrer werden sorgfältig geschult und absolvieren in jährlichen Abständen neuerliche Ausbildungen", erklärt er und weist auf das Phänomen hin, daß Passagieren in großvolumigen Fahrzeugen das Tempo oft höher erscheine, als es tatsächlich sei. So könne er sich auch keines Unfalles mit Verletzten entsinnen. Daß einmal ein Bus in den Graben gerutscht sei, habe nichts mit riskanter Fahrweise zu tun, sondern sei wegen Glatteis geschehen. Und wenn jemand mit seinem Privatauto einmal im Graben lande, "holt er auch nicht gleich die Polizei, wenn niemand verletzt ist".
Die beiden anderen Forderungen der Eltern sind laut Piston bei den gegenwärtigen Rahmenbedingungen des Schulbusverkehrs nicht zu erfüllen. "Die Kreiswerke sind ein wirtschaftliches Unternehmen wie jede andere Firma auch", erläutert er. Folglich werde auch Wirtschaftlichkeit verlangt. Sitzplätze für jeden seien nun einmal nicht Vorschrift und damit komme auch niemand für die Mehrkosten auf, die die Erfüllung dieser Forderung verursachen würde.
Laut Piston haben die Busse 44 Sitzplätze und sind für insgesamt 99 Passagiere zugelassen, was zusätzlichen 55 Stehplätzen entspricht. In der Regel werde dieses Maximum aber nicht ausgeschöpft. So befänden sich meist nicht mehr als 80 Personen im Bus, wenn Beschwerdeführer von Überfüllung sprechen würden. Aber Piston gibt auch zu bedenken, was er in nicht ausgelasteten Bussen beobachtet haben will: Selbst wenn nur 30 Kinder mitführen, also noch Sitzplätze übrig seien, würden die jungen Fahrgäste ihre Plätze nicht alle in Anspruch nehmen, sondern im Bus herumtoben. Deshalb könnte seiner Ansicht nach auch eine zusätzliche Aufsichtskraft keine wesentlichen Veränderungen der Situation herbeiführen. Aber auch bei diesem Punkt steht Pistons Frage im Raum: "Wer soll das bezahlen?" lex
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Arbeiterwohlfahrt organisiert vom 19. bis 25. April eine Fahrt zum Schluchsee im Schwarzwald. Vorgesehen sind Tagesfahrten, Museumsbesuche und natürlich eine Fahrt durchs Glottertal, wo jenes Sanatorium liegt, das als "Schwarzwaldklinik" zu nationalem Ruhm kam. Die Anreise erfolgt per Bus. Im Preis von 640 Mark sind Unterkunft im Doppelzimmer, Halbpension und Kurtaxe enthalten. Die Eintrittsgelder, mit etwa 30 Mark zu kalkulieren, müssen extra bezahlt werden. Reiselustige können sich bei Inge Baier, Liebknechtstr. 47, oder Ingetraud Germann, Heinestr. 30, anmelden (100 Mark Anzahlung). wal
Bittere Tropfen für den sicheren Schutz: In Kinderkliniken und auf Entbindungsstationen in Frankfurt wird das zur Vorbeugung gegen Blutungen verwendete Vitamin K überwiegend nur noch in Tropfen verabreicht und nicht mehr gespritzt. Mit zwei Ausnahmen: Im Universitätsklinikum wird laut Stadtgesundheitsamt bei Frühgeburten das Präparat "Konakion" weiter injiziert. Auch das Clementine-Kinderhospital setzt bei Frühgeborenen und bei Säuglingen mit Verdauungsstörungen auf die herkömmliche Praxis, das Vitamin zu spritzen.
Damit reagierten die Frankfurter Kinderärzte auf eine britische Studie, die einen Zusammenhang zwischen "Konakion"-Injektionen und Krebserkrankungen bei Kindern behauptet.
Ob die unlängst vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie in Hannover festgestellte Konzentration an Asbest-Fasern in dem Präparat "Konakion" das Risiko späterer Leukämieerkrankung birgt, ist nach Angabe des Bundesgesundheitsamtes "völlig unsicher". Derzeit erarbeitet die Berliner Behörde nach Angabe ihres Sprechers Klaus Henning ein Gutachten. Zu diesem Zweck habe man die Untersuchungsergebnisse des Hannoveraner Instituts angefordert.
Trotz der Asbest-Funde hält das Frankfurter Stadtgesundheitsamt zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen für Kinder, die nach ihrer Geburt "Konakion" erhielten, für "nicht sachgerecht". Nach Ansicht der Medizinerin Ursel Kalker ist die Asbestfaser dann "problematisch", wenn sie eingeatmet werde.
Als "Verdachtsmoment" für spätere Leukämiefälle sei Asbest "ganz sicher auszuschließen". Kalker verweist aber beunruhigte Eltern auf die Möglichkeit, bei "Auffälligkeit" ihrer Kinder während der üblichen Vorsorgeuntersuchungen ein Blutbild machen zu lassen.
Trotz der veränderten Praxis der Vitamin-K-Gabe hegt man in Frankfurt Zweifel an der Beweiskraft der Studie. Einen "zwingenden Beweis" für den Zusammenhang zwischen Injektion und Krebserkrankung, so Professor Hans Böhles, gebe es nicht. Auch aus eigener Erfahrung könne er die These "nicht nachvollziehen", sagt der Leiter der allgemeinen Kinderheilkunde am Uni- Klinikum.
Nach Ansicht von Dirk Schwabe wird die Befürchtung "aller Wahrscheinlichkeit nach in sich zusammenbrechen". Schwabe, Oberarzt an der Abteilung für Hämatologie und Onkologie der Uni- Klinik, hat unlängst seine Antrittsvorlesung zum diesem Thema gehalten und Datenmaterial aus Ländern verglichen, die Vitamin K entweder nur in Tropfenform geben oder aber in den Muskel spritzen.
Die Notwendigkeit einer Vorbeugung (Prophylaxe) mit Vitamin K, wie sie am Uni-Klinikum nach Angabe Böhles seit gut 20 Jahren betrieben wird, ist unumstritten. Sie verhindert die zwischen dem zweiten und fünften Tag unter der Haut oder im Darmbereich auftretenden Frühblutungen, die laut Schwabe "in der Mehrzahl der Fälle" harmlos seien. Ohne eine entsprechende Vorbeugung können solche Blutungen bei einem von 400 Kindern auftreten; bei voll gestillten Kindern, die allein mit der an Vitamin K armen Muttermilch genährt werden, verdoppele sich das Risiko.
Zweites Ziel ist, die zwischen der dritten und achten Woche bestehende Gefahr von Hirnblutungen auszuschalten. Ohne Vitamin- Gabe würde laut Schwabe statistisch eins von 14 000 Kindern an Hirnblutungen erkranken.
Dem gegenüber steht, daß sich nach den Ergebnissen der britischen Studie das "relative Risiko" einer späteren Krebserkrankung bei Vitamin-K-Patienten etwa verdoppele. Gleichwohl teilt Oberarzt Schwabe die Zweifel der "Fachwelt" an dieser Aussage. Nach dem Studium von Datenmaterial aus den Vereinigten Staaten USA, wo das Präparat ausschließlich in den Muskel gespritzt wird, kam Schwabe zu dem Schluß: "Die Leukämie-Fälle sind nach Einführung der Vitamin-K-Prophylaxe vollständig gleichgeblieben." sar
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bodyguard (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Kevin - Allein in New York (15); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Bodyguard (17, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Bodyguard (17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl-Hof, Hauptstraße 21, 16 bis 18 Uhr (bis 7. 2.).
Kreishaus, Am Kreishaus 1-5: "Augenblick mal!" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus, Bilder geistig behinderter Menschen, 8 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).
Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.).
Kelkheim. Foyer der Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Aquarelle auf Seide "Venezianische Masken" von Bärbel Hoffmann, 8 bis 17 Uhr (bis 10. 2.). Vorträge / Kurse Bad Soden. Arbeitskreis Erwachsenenbildung: Dia-Vortrag "Prag zur Zeit Karls IV.", evangelisches Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54, 19.30 Uhr.
Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr.
Sulzbach. Dias und Fotos vom Besuch in der tschechischen Partnerstadt Jablonec nad Iserou (Gablonz an der Iser) von Gerhard Schöffel, Rathaus, Hauptstraße 11, 19.30 Uhr. Parteien / Parlamente Bad Soden. SPD: Hans Ulrich Klose spricht zum Thema "Perspektiven sozialdemokratischer Politik", Bürgerhaus Neuenhain, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Eltern- und Jugendberatung des Caritasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Hattersheim. Treffen der Stillgruppe, Grünes Haus am Weiher, 10 bis 11.30 Uhr; Stillberatung unter Tel. 061 90 / 7 27 11.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft Tel. 0 61 95 / 6 50 25.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Mutter- und Kind- (2 bis 4 Jahre) Turnen, Schönwiesenhalle, 16 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr. Senioren Bad Soden. Senioren-Club-Neuenhain: Kaffee- und Spielenachmittag, Bücherei Neuenhain, 15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei, Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr, Basteln, 14 Uhr (Untergeschoß), Werkstatt, 14 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Gesellschaftsspiele, Seniorenwohnanlage, Marktplatz 46 a, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Höchster Literatur- Werkstatt "Rohstoff", 1. von 12 Abenden, jeweils 20 Uhr. Ausstellungen AOK, Geschäftsstelle Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Kurse / Vorträge Höchst. Audiovision "Nepal - Der Weg ist das Ziel", Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße 46 a, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.
Pro Familia: Hostatostraße 16, Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratung, Hospitalgasse 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung: Tel. 0 69 / 31 56 01.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Bridge für Fortgeschrittene (14 Uhr) und Anfänger (15 Uhr); Planungsgruppe, 14.30 Uhr.
Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Die chinesische Nachtigall, 11 Uhr.
Theater, Foyer: Die heimliche Ehe, 19.30 Uhr.
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Schöne und das Biest (13, 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der letzte Mohikaner (13, 15.30, 18, 20.30).
Alpha: Verhängnis (14.30, 17, 19.30, 22).
Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Gamma: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Bitter Moon (13, 16, 19, 22 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Weiße Jungs bringen's nicht - White man can't jump (17, 19.45 Uhr). Das Schweigen der Lämmer (22.30 Uhr).
Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: Mary Poppins (17.30 Uhr); Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen (19.30 Uhr); Blue Movie (21.30 Uhr).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Nilu und Dorrsgalerie präsentieren: "Cosmic Messengers", Malerei, Kunstobjekte, Installation von Jean Mandola, Karen Roberts-Pitts, Helmut Mando und Chris Clarke, Galerie Nilu, Adolfstraße 8, Sonderausstellung bei Dorrsgalerie, Rheinstraße 101 (bis 13. 2.).
Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30, 15 bis 18 Uhr (bis 29. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).
Farbdiavortrag von Udo Pfleghar "Beiderseits der Elbe - Dresden", Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, 17.30 Uhr.
Frauenveranstaltung mit Heidemarie Wieczorek-Zeul, Ingrid Benthaus und Renate Wolf: "Wir sind die Hälfte - nicht nur die bessere Hälfte", Vereinshaus Breckenheim, 19 Uhr.
Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25.
Sonnenberger Bibelwoche (Montag bis Donnerstag), Einführungsabend mit Pfv. Hartmann, evangelisches Gemeindehaus, Kreuzbergstraße 9, 20 Uhr.
"Solidarität mit Ausländerkindern", Gespräch mit Therapeutin Bänsch-Richter- Hansen, Kita Bertramstraße, 20 Uhr.
- Ohne Gewähr -
RODGAU. Wer Grundwasser spart, die Vorkommen sichert oder ihre Qualität verbessert, darf mit barer Münze vom Land Hessen rechnen. Darauf macht jetzt das Umweltamt der Stadt Rodgau aufmerksam, gleichzeitig aber auch darauf, daß entsprechende Anträge bis zum 1. März eingereicht werden müssen. Unter den Rathaus-Rufnummern 69 32 10 oder 69 32 16 bekommen interessierte Bürgerinnen und Bürger aus der Stadt nähere Auskünfte.
Das Land Hessen fördert nämlich nicht nur die Vorhaben von Kommunen, Kreisen, Wasser- und Boden- sowie Zweckverbänden, sondern auch die Projekte von Privat- personen. Das beginnt bei Studien über die rationelle Verwendung von Grundwasser bis hin zu Maßnahmen zur gerechten Abrechnung des Wasserverbrauchs.
Für Bürger und Haushalte beziehungsweise Haus- und Grundstückseigentümer mögen folgende Projekte interessant sein: die Errichtung und Erweiterung von Anlagen, durch die der Wasserverbrauch gesenkt wird, die Trinkwasser durch Wasser ohne Trinkqualität, Oberflächen- oder Regenwasser ersetzen, dazu auch Maßnahmen, die eine Entsiegelung des Bodens zum Ziel haben.
Einziger Pferdefuß: Vorhaben und Anlagen, die nicht mehr als 2 000 Mark kosten, werden nicht von der öffentlichen Hand gefördert, auch nicht die Kosten für wassersparende Einrichtungen in Toilettenspülkästen, die auch meistens unter der 2000-Mark-Grenze bleiben.
In solchen Fällen bleibt jedoch der städtische Umweltfonds, der angezapft werden kann. Anträge, die sich an das Hessische Ministerium für Umwelt, Energie- und Bundesangelegenheiten richten, werden von der Stadt Rodgau dorthin weitergeleitet. ttt
FRANKFURT A. M. Flüchten oder standhalten? Dieser Frage stellen sich sechs Frauen täglich. Der erste Weg durch die Wohnung am frühen Nachmittag führt direkt vor die Staffelei. Das unvollendete Bild wird enthüllt, die Farbe angerührt, der Pinsel auf ein Neues geschwungen. Zwei Stunden täglich müßten sie schon malen, um genügend Material für zwei Ausstellungen im Jahr zu haben, meint ein Mitglied der "Malerinnengruppe" im Gespräch. Doch immer wieder läßt die Arbeitsmotivation nach. Dann überrumpeln sie die kleinen, alltäglichen Fluchten ans Spülbecken oder in die Waschküche.
"Was wir machen, ist mehr als ein Hobby", erklärt die Lehrerin Doris Hamann. Zu Hause wird fast jeden Tag gemalt oder sich "zumindest mit Kunst beschäftigt". Und jeden Montag von 19.30 Uhr bis 22 Uhr versammeln sich die sechs Freizeitmalerinnen im Bornheimer Jugendzentrum in der Ortenberger Straße 40.
Das Jugendhaus ist die Geburtsstätte der "Malerinnengruppe" und hat mittlerweile auch mehrere Staffeleien angeschafft, nachdem zunächst auf "selbstgezimmerten Bilderständern gearbeitet wurde", erzählt die Werkpädagogin und ehemalige Städelschülerin Marianne Auer-Tappeiner. Vor sieben Jahren gab sie die Initialzündung. Damals bot sie einen "Ölmalkurs für Erwachsene" an. Drei der heutigen Gruppenmitglieder sind von Anfang an dabei. "Der Rest kam durch unseren missionarischen Eifer dazu", feixt Sozialarbeiterin Hanna Marienfeld.
Mittlerweile leitet Marianne Auer-Tappeiner die "Malerinnengruppe" nicht mehr. "Nach sechs Jahren habe ich sie im emanzipatorischen Sinne freigelassen", sagt sie lächelnd. Weniger pädagogisch ausgedrückt: Die Freizeitmalerinnen verwalten sich und ihre Arbeiten allein. Frau Auer-Tappeiner habe ihnen alles wichtige mitgegeben, um sich der Öffentlichkeit zu stellen, meint die Gruppe einhellig. Die Frauen lernten nicht nur den Umgang mit dem Pinsel, sondern auch die Regeln des Kunsthandels. Alles im kleinen Rahmen zwar, dafür aber seit mehreren Jahren in stoischer Regelmäßigkeit.
Zweimal im Jahr - immer im Juni und Dezember - werden die jüngsten Bilder der Malerinnen aus Bornheim, dem Nordend und Seckbach in der Seckbacher Wochendendgalerie (In den Zeuläckern 28) ausgestellt. "Wir sind aber auch ein Forum für andere Künstler", sagt Sozialarbeiterin Gabriele Berner, die ihren ausgebauten Dachstuhl für die Vernissagen zur Verfügung stellt. Forum - das ist wörtlich gemeint. Der Titel der Ausstellungen lautet immer gleichbleibend: "Bilder im Gespräch".
Hier soll Kunst nicht nur verkauft werden, sie soll die Betrachter "vor allem zu Diskussionen anregen". Anfänglich hatten die Malerinnen Schwierigkeiten, "die eigenen Werke loszulassen", erinnert sich die Pädagogin. Doch "nachdem ich eingesehen habe, daß jemandem anderen das Bild noch mehr geben kann als mir", sagt die Studentin Yasemin Dölen, stand dem Verkauf nichts mehr im Wege.
"Wir haben zuerst alles unter Preis angeboten", erinnert sich Berner. Mittlerweile haben sich die Preise zwischen 150 und 600 Mark eingependelt. Selten kostet ein Bild mehr als 1000 Mark. Pro Ausstellung werden 1500 Mark bis 2000 Mark eingenommen. Das Geld kommt in die Gemeinschaftskasse, aus der die nächste Ausstellung und so manche Neuanschaffung finanziert wird.
Individualität wird in der Gruppe groß geschrieben. "Jede von uns hat ihre eigene Handschrift entwickelt", erklärt Hamann. Yasemin Dölen beispielsweise porträtiert mit Vorliebe Menschen in der freien Natur. Ihre Bilder sind voller Bewegung und Farbe. Gabriele Berners Arbeiten dagegen entsprechen der abstrakten Malerei. Am liebsten "kombiniere ich Farben und Formen, die sich auf den ersten Blick beißen".
Mehr Mut zum Experiment wollen alle haben. Zumal es der Werkpädagogin weniger darum ging, "Techniken zu vermitteln, als vielmehr das Medium Malerei einzusetzen, um sich zunächst selbst kennenzulernen". Kopien von Werken Kandinskys oder Miròs anzufertigen "waren immer nur Fingerübungen", sagt die ehemalige Städelschülerin. Mut, seine Bilder auch im Büro aufzuhängen, hat mittlerweile auch Martin Berner. Der einzige Mann in der Runde, der immer wieder mit der "Malerinnengruppe" zusammenarbeitet, beschäftigt sich mit meditativer Malerei. "Das Bild ist gut, das können Sie mir glauben, ich versteh' etwas davon", sagte kürzlich ein Kunde im Büro. Tiefsinniges Lächeln in der Runde. *tin
FRANKFURT A. M. Flüchten oder standhalten? Dieser Frage stellen sich sechs Frauen täglich. Der erste Weg durch die Wohnung am frühen Nachmittag führt direkt vor die Staffelei. Das unvollendete Bild wird enthüllt, die Farbe angerührt, der Pinsel auf ein Neues geschwungen. Zwei Stunden täglich müßten sie schon malen, um genügend Material für zwei Ausstellungen im Jahr zu haben, meint ein Mitglied der "Malerinnengruppe" im Gespräch. Doch immer wieder läßt die Arbeitsmotivation nach. Dann überrumpeln sie die kleinen, alltäglichen Fluchten ans Spülbecken oder in die Waschküche.
"Was wir machen, ist mehr als ein Hobby", erklärt die Lehrerin Doris Hamann. Zu Hause wird fast jeden Tag gemalt oder sich "zumindest mit Kunst beschäftigt". Und jeden Montag von 19.30 Uhr bis 22 Uhr versammeln sich die sechs Freizeitmalerinnen im Bornheimer Jugendzentrum in der Ortenberger Straße 40.
Das Jugendhaus ist die Geburtsstätte der "Malerinnengruppe" und hat mittlerweile auch mehrere Staffeleien angeschafft, nachdem zunächst auf "selbstgezimmerten Bilderständern gearbeitet wurde", erzählt die Werkpädagogin und ehemalige Städelschülerin Marianne Auer-Tappeiner. Vor sieben Jahren gab sie die Initialzündung. Damals bot sie einen "Ölmalkurs für Erwachsene" an. Drei der heutigen Gruppenmitglieder sind von Anfang an dabei. "Der Rest kam durch unseren missionarischen Eifer dazu", feixt Sozialarbeiterin Hanna Marienfeld.
Mittlerweile leitet Marianne Auer-Tappeiner die "Malerinnengruppe" nicht mehr. "Nach sechs Jahren habe ich sie im emanzipatorischen Sinne freigelassen", sagt sie lächelnd. Weniger pädagogisch ausgedrückt: Die Freizeitmalerinnen verwalten sich und ihre Arbeiten allein. Frau Auer-Tappeiner habe ihnen alles wichtige mitgegeben, um sich der Öffentlichkeit zu stellen, meint die Gruppe einhellig. Die Frauen lernten nicht nur den Umgang mit dem Pinsel, sondern auch die Regeln des Kunsthandels. Alles im kleinen Rahmen zwar, dafür aber seit mehreren Jahren in stoischer Regelmäßigkeit.
Zweimal im Jahr - immer im Juni und Dezember - werden die jüngsten Bilder der Malerinnen aus Bornheim, dem Nordend und Seckbach in der Seckbacher Wochendendgalerie (In den Zeuläckern 28) ausgestellt. "Wir sind aber auch ein Forum für andere Künstler", sagt Sozialarbeiterin Gabriele Berner, die ihren ausgebauten Dachstuhl für die Vernissagen zur Verfügung stellt. Forum - das ist wörtlich gemeint. Der Titel der Ausstellungen lautet immer gleichbleibend: "Bilder im Gespräch".
Hier soll Kunst nicht nur verkauft werden, sie soll die Betrachter "vor allem zu Diskussionen anregen". Anfänglich hatten die Malerinnen Schwierigkeiten, "die eigenen Werke loszulassen", erinnert sich die Pädagogin. Doch "nachdem ich eingesehen habe, daß jemandem anderen das Bild noch mehr geben kann als mir", sagt die Studentin Yasemin Dölen, stand dem Verkauf nichts mehr im Wege.
"Wir haben zuerst alles unter Preis angeboten", erinnert sich Berner. Mittlerweile haben sich die Preise zwischen 150 und 600 Mark eingependelt. Selten kostet ein Bild mehr als 1000 Mark. Pro Ausstellung werden 1500 Mark bis 2000 Mark eingenommen. Das Geld kommt in die Gemeinschaftskasse, aus der die nächste Ausstellung und so manche Neuanschaffung finanziert wird.
Individualität wird in der Gruppe groß geschrieben. "Jede von uns hat ihre eigene Handschrift entwickelt", erklärt Hamann. Yasemin Dölen beispielsweise porträtiert mit Vorliebe Menschen in der freien Natur. Ihre Bilder sind voller Bewegung und Farbe. Gabriele Berners Arbeiten dagegen entsprechen der abstrakten Malerei. Am liebsten "kombiniere ich Farben und Formen, die sich auf den ersten Blick beißen".
Mehr Mut zum Experiment wollen alle haben. Zumal es der Werkpädagogin weniger darum ging, "Techniken zu vermitteln, als vielmehr das Medium Malerei einzusetzen, um sich zunächst selbst kennenzulernen". Kopien von Werken Kandinskys oder Miròs anzufertigen "waren immer nur Fingerübungen", sagt die ehemalige Städelschülerin. Mut, seine Bilder auch im Büro aufzuhängen, hat mittlerweile auch Martin Berner. Der einzige Mann in der Runde, der immer wieder mit der "Malerinnengruppe" zusammenarbeitet, beschäftigt sich mit meditativer Malerei. "Das Bild ist gut, das können Sie mir glauben, ich versteh' etwas davon", sagte kürzlich ein Kunde im Büro. Tiefsinniges Lächeln in der Runde. *tin
NIED. "Die Partys mit den vielen Mädels", meint der 15jährige Michael Kubikka, "sind das Beste an unserer Sportart." Wenn der Wettkampf in Berlin zu Ende ist, dann "steigt die Fete, und anschließend schlafen alle Trampolinspringer auf dem Boden einer Turnhalle. "Da is' schwer 'was los", freut sich auch Michaels Zwillingsbruder Markus auf die nächsten Meisterschaften. Die beiden sind in der Bundesliga der Trampolinspringer. Im vergangenen Jahr belegte ihr Verein, die SG Nied, bundesweit den dritten Platz. Vier Jahre sind die Nieder damit schon in der Trampolin-Bundesliga. Viermal die Woche springt die Bestenauswahl der SG Nied in die elastischen Seile im Leistungszentrum des Turnerbundes an der Frankfurter Otto-Fleck- Schneise. Trainiert werden die 14- bis 23jährigen vom ehemaligen Trampolin- Bundestrainer Heinz-Peter Michels. Der Sportwissenschaftler arbeitet dort als Organisator. Für die acht bis zehn Stunden wöchentlich, in denen er mit seinen bis zu 20 Eleven Saltos und Schrauben in der Luft übt, hat er einen Honorarvertrag als Trainer bekommen. "Die Schule schaffen die alle gut", freut sich Michels, "das sind alle helle Köpfchen, und unsere Übungsstunden fangen ja auch erst um 17 Uhr an - genug Zeit für die Hausaufgaben".
Trainingsbeginn: In der Halle des Turnerbundes stehen sechs große Trampoline. 1,50 Meter hoch, fünf auf fünf Meter groß. Die Federn sind mit dicken Schaumgummi-Polstern abgedeckt. "Damit beim Springen da keiner mit dem Fuß reinrutscht", erklärt Michels. Rund um die Trampoline liegen nochmal weiche, wassergefüllte Matten. Wer sein Ziel verfehlt, landet trotzdem weich. Die Sportler tauschen ihre Schuhe und Sokken gegen Trampolinschuhe aus. Wie Ballettmädchen tippeln die Springer damit herum, nur die Spitzen der Schuhe sind nicht gefüttert. Mit kleinen Gymnastikübungen wärmt sich die Bundesliga- Klasse auf. Dann dreht Trainer Michels seine Runde. "Zweimal C, einmal B, dreimal A", weist er Michael Kubicka in der Geheimsprache der Trampolinspringer an. "Wir haben für jede Übungen Abkürzungen festgelegt", erklärt er. Denn sonst müsse er jedem Springer "einen halben Roman erzählen", bis der wisse, welche Übungen heute anstehen. Und der Kampfrichter hat's bei Wettkämpfen auch viel einfacher: Er kann den Code für den Sprung und eine Note aufschreiben, ohne auf sein Blatt zu schauen. "C heißt zum Beispiel ganzer Salto rückwärts, gehockt", erklärt Michels.
Mit kleinen Sprüngen - dabei erreichen die Sportler schon leicht die Vier- Meter-Grenze - legen sie los. Erst Höhe gewinnen mit kräftigem Beindruck in das Katapult, dann Landung auf dem Bauch oder Rücken. Mit großer Energie schleudert das große Gummikissen die Sportler wieder in die Höhe. "Meine Top- Leute könnten spielend auf neun Meter kommen", erzählt der Trainer und deutet auf Martin Kubicka, den 23jährigen Bruder aus der Familie der Trampolin-Springer-Asse. Der dreht gerade in einem Bruchteil einer Sekunde, nur wenige Zentimeter von einer Hallenlampe, einen Salto vorwärts. Für die älteren, schwereren und kräftigeren Springer hat Michels über einem Trampolin die ohnehin hohe Decke um einen Meter aufstocken lassen. Aber auf die Höhe kommt es im Wettkampf nicht an. Die Sportler haben nur mehr Zeit für ihre Akrobatik. Denn die Zeit zwischen "Start" und "Landung" ist bei einem höheren Sprung entsprechend länger. "Wer leichter ist, braucht mehr Rotationskraft", erklärt Michels.
"Beim Salto B kräftiger abspringen", ruft der Trainer. Aber die 17jährige Griechin Paraskiewi Patsia ist noch schwindelig, sie hat eine lange Weihnachtspause gemacht. "Sie muß sich erst wieder an die Sprünge gewöhnen", erklärt Michels. Aber Spaß macht es ihr sichtlich, zwischen Boden und Himmel hin- und herzufliegen. "Das eint uns", freut sich Michels. In seinem Sport stecke noch der Traum vom Fliegen. "Denn wer ist denn schon einmal abgehoben?" gre
Der rot-grüne Magistrat will Maßnahmen zum Wassersparen auch dann aus städtischen Haushaltsmitteln finanzieren, wenn die Situation der Stadt "im übrigen zu extremer Sparsamkeit Veranlassung gibt". Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der CDU hervor. Die Christdemokraten haben gefordert, daß die Umsetzung von Wassersparvorschlägen nicht aus dem öffentlichen Haushalt, sondern "ausschließlich" aus den Einnahmen der im vergangenen Jahr vom Hessischen Landtag beschlossenen Grundwasserabgabe finanziert werden sollte.
Nach Auskunft des Umweltdezernenten Tom Koenigs werden die Einnahmen aus der Grundwasserabgabe jedoch bei weitem nicht ausreichen, um die geplanten Maßnahmen zur Nutzung von Brauchwasser oder öffentlichkeitswirksame Aktionen zum Trinkwassersparen zu bezahlen.
Der Umweltdezernent rechnet damit, daß die Abgabe, die von den Stadtwerken aufgebracht wird, zwischen einer bis zwei Millionen Mark einbringt. Wieviel die Stadt in diesem und im nächsten Jahr für Brauchwasserprojekte, aber auch intensivere Verbraucherberatung und -aufklärung in Sachen Wassersparen ausgeben wird, kann Koenigs noch nicht sagen. mat
GLASHÜTTEN. Alle rechtlichen Möglichkeiten will die Gemeinde Glashütten ausnutzen, um zu verhindern, daß an der B 8 (Abzweigung Eselseck) eine Pförtnerampel installiert wird. Dadurch entstehe zusätzliche Verkehrsbelastung für Glashütten, so Bürgermeister Helmut Diehl.
Die Stadt Königstein will die Ampel, um den Verkehrsdruck auf den Kreisel in den Morgenstunden zu vermindern: Die Anlage zählt die Zahl der Autos, die in Richtung Kreisel fahren und schaltet automatisch auf "rot", wenn zu viele vorbeigekommen sind. Dadurch werde der Stau nicht beseitigt, nur verlagert, gibt der Königsteiner Magistrat zu. Und das ist der Knackpunkt für die Glashüttener, wie Helmut Diehl sagt: "Die Pförtneranlage wird dazu führen, daß sich der tägliche Berufsverkehr vor allem in den Morgenstunden bis in die Ortsmitte von Glashütten zurückstaut."
Im Namen aller Gemeindegremien hat Diehl das Hessische Straßenbauamt aufgefordert, den Glashüttenern einen Sachstandsbericht vorzulegen und die Gemeinde in die Planungen mit einzubeziehen. Im Interesse vor allem der Bewohner der Limburger Straße in Glashütten müsse eine zusätzliche Verkehrsbelastung vermieden werden. Aus Diehls Sicht wird durch eine Pförtnerampel der gesamte Verkehrsfluß nachhaltig gestört.
Pförtnerampeln in dieser Größenordnung gibt es nach Auskunft von Königsteins Bürgermeister Bertram Huke in der Bundesrepublik noch nicht, er ist aber sicher, daß sie sich realisieren lassen; Informationsgespräche mit dem Straßenbauamt wären positiv verlaufen. nau
HANAU. Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) hat sich gegen den FDP- Vorwurf gewandt, kein Konzept für die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung Hanaus zu haben (die FR berichtete). In einer Rechtfertigung betont er, er sei Mitglied des Regionalen Arbeitskreises Wirtschaftsförderung. Darin seien alle Industrie- und Handelskammern der Rhein-Main-Region vertreten. Wer in dem Gremium nicht mitarbeite, sei allerdings die Hanauer IHK. Insofern könne die FDP nicht kritisieren, er wolle nicht mit der IHK zusammenarbeiten.
Wenn die FDP ihm vorwerfe, den städtischen Einfluß auf den Weiterverkauf des Dressler-Geländes und des Sparkassengebäudes am Markt nicht zur Geltung gebracht zu haben, so müsse gerade die FDP wissen, daß es sich hier um private Eigentümer handele. him
BAD HOMBURG. Für Kinder, die bis zum 30. Juni das sechste Lebensjahr vollenden, beginnt zum 1. August die Schulpflicht. Die Anmeldung der Schulanfänger findet wie folgt statt:
Friedrich-Ebert-Schule (Unterer Mittelweg 24): für Mädchen am Dienstag, 26. Januar, und für Jungen einen Tag später, jeweils von 8.30 bis 12.30 Uhr.
Hölderlin-Schule (Hessenring 156): Dienstag, 16., bis Donnerstag, 18. Februar, jeweils von 8 bis 11 Uhr. In der Eingangsstufe können alle Kinder aufgenommen werden, die zum Stichtag das fünfte Lebensjahr vollendet haben. Am Mittwoch, 10. Februar, bietet die Schule um 20 Uhr Eltern, die an der Eingangsstufe interessiert sind, einen Informationsabend.
Grundschule Ober-Eschbach (Jahnstraße 12): Jungen am Montag, 15. Februar, Mädchen einen Tag später, jeweils von 8 bis 12 Uhr. tom
FRIEDRICHSDORF. Acht Flüchtlingsfamilien, die in den Asylbewerber-Unterkünften in Friedrichsdorf leben, werden zusammen mit Deutschen vom 25. bis 27. Juni zu einer gemeinsamen Freizeit im evangelischen Familiendorf Weilrod- Mauloff zusammentreffen. Insgesamt werden nach Auskunft der Veranstalter etwa 50 Leute erwartet.
Die Freizeit, die Deutschen und Ausländern eine Möglichkeit bieten soll, sich besser kennenzulernen, wird vom Erlös des Solidaritätskonzerts veranstaltet, das am 29. November in Köppern stattfand. Fast 500 Besucher hatten damals rund 2100 Mark gespendet. Die Künstler waren ohne Gage aufgetreten. che
BOCKENHEIM. "Wahl hin, Wahl her, richtig bleibt: Wir haben einiges erreicht bei der Verkehrsberuhigung in Bockenheim, aber trotz des Magistrats und nicht wegen ihm." Scharf kritisierte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Bredtmann den Magistrat in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend).
Anlaß war das Verkehrskonzept für Bockenheim, das die städtischen Verkehrsplaner Ende vergangenen Jahres vorgelegt hatte. Harsche Ablehnung von den Grünen, Zurückhaltung auf seiten der SPD und Sprachlosigkeit bei der CDU kennzeichneten die Diskussion.
Bereits vor zweieinhalb Jahren hatte der Ortsbeirat 2 ein zwölfseitiges Konzept erarbeitet, in dem zahlreiche Vorschläge für eine Beruhigung des Stadtteils gemacht wurden. "Mit keinem Wort", rügte nun Michael Schatzschneider (Grüne), "geht der Magistrat auf dieses Konzept ein." Einstimmig wurde der Magistratsbericht schließlich nur als Zwischenbericht akzeptiert. Zugleich forderte der Beirat den Magistrat in einem von SPD und Grünen formulierten Antrag auf, das Ortsbeirats-Konzept zu prüfen und die Bürger anzuhören - um, wie es in dem Antrag heißt, "die fehlenden Handlungsperspektiven des Magistratsberichts zumindest teilweise auszugleichen".
Günter Zenk erklärte für die SPD- Fraktion, sie könne mit der Konzeption des Magistrats nicht zufrieden sein: "Wir haben in der Fraktion sehr lange und teilweise kontrovers diskutiert." Zenk kritisierte nicht die Vorschläge zur Beruhigung, vielmehr die noch fehlende öffentliche Anhörung.
Der Sozialdemokrat betonte zugleich mehrfach, es dürfe bei der Abwägung des Berichts nicht vergessen werden, daß in Bockenheim in der Zeit der rot-grünen Stadtregierung zahlreiche Viertel beruhigt worden seien: "Wir sind auf dem richtigen Weg."
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Bredtmann bekräftigte dagegen, die Erfolge seien alleine auf die Arbeit des Beirats zurückzuführen, der Magistrat dagegen blockiere. Michael Schatzschneider (Grüne) verwies auf die Einführung von Tempo 30, die Rot-Grün zu verdanken sei. Zugleich machte er aber auf die Gefahr wachsender Politikverdrossenheit aufmerksam, die an Magistratsberichten wie zur Verkehrskonzeption Bockenheim anknüpfen könne: "Wenn der Magistrat innerhalb von drei Jahren nicht in der Lage ist, unser Konzept zu kommentieren, dann gibt es ein Problem."
Die CDU sprach in einem kurzen Einwurf von einem "Versagen" der Stadt bei der Beruhigung. mic (Siehe nebenstehenden Kasten)
WESTEND. Lilo Gwosdz ist zwar im Laufe der Jahre älter geworden, lebenslustig jedoch ist sie geblieben. Aber wenn die ältere Dame aus ihrer Wohnung im nördlichen Westend tritt, vergeht ihr die Lust. Weder Straßenbahn noch Bus helfen Frau Gwosdz auf ihren Wegen: "Zum Bahnhof zu kommen, das ist schon eine Katastrophe." Und die U-Bahn? "Da gehen wir alten Menschen nicht mehr rein", sagt sie. Die Angst vor Raubüberfällen sei groß.
Das Westend ist abgehängt vom öffentlichen Nahverkehr, meinen immer mehr Anwohner, wichtige Querverbindungen fehlen. Das war nicht immer so. Mit Wehmut denkt Lilo Gwosdz an die Straßenbahnline 13. Über zehn Jahre ist es her, daß die Linie das Westend mit dem Bahnhof verband. Eine Bürgerinitiative habe es nach der Stillegung gegeben, erinnert sich die ältere Dame, doch noch nicht einmal eine Buslinie sei damals als dauerhafter Ersatz eingerichtet worden.
Auch dem Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) ist diese Lücke im öffentlichen Nahverkehr bekannt. Die Wege zu S- und U-Bahn seien von vielen Stellen des Westends zu lang, meinen sowohl SPD als auch Grüne im Beirat. Nicht nur den Anwohnern fehle eine Verbindung etwa zum Bahnhof, sondern auch den Beschäftigten der zahlreichen Banken.
Daher hat der Beirat in seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen von SPD und Grünen den Antrag angenommen, zwischen Hauptbahnhof und Ginnheim solle ein Bus pendeln. Der könnte vom Bahnhof über Mainzer Landstraße, Reuterweg, Bremer Straße, Hansaallee und Raimundstraße nach Ginnheim fahren - und damit in etwa auf der Spur der ehemaligen Straßenbahnlinie 13.
Lilo Gwosdz hat's gefreut, daß ihre Idee aufgegriffen worden ist. Doch sie weiß, der Weg ist noch weit, bis tatsächlich der erste Bus einmal fährt. Und da sie nicht nur lebenslustig, sondern auch sehr energisch ist, verspricht sie: "Ich werde nicht lockerlassen und schwer um den Bus kämpfen." mic
BOCKENHEIM. Die "Gesamtverkehrskonzeption" für Bockenheim - ein großer Wurf ist sie nicht geworden, meinen die Verkehrsinitiative Südliches Bockenheim (VISB) und viele Mitglieder des Ortsbeirats 2. Doch nicht nur das. Ein Blick in das Papier zeigt: Den Großteil der vorgeschlagenen Maßnahmen hatte der Beirat bereits vor Jahren beantragt, geändert hat sich bisher nichts - teilweise sind die Ideen sogar vom Magistrat abgelehnt worden.
Beispiel Westbahnhof: Er müsse "als verbindendes Element" zwischen Bockenheim und der City-West dienen, fordert das Magistratskonzept, außerdem solle er mit Bus und Bahn besser an den Kern von Bockenheim angeschlossen werden. Genau darauf hatte der Ortsbeirat in zahlreichen Anträgen abgezielt, vergebens jedoch. Die Buslinie 67 solle über den Industriehof bis zur S-Bahn-Station Westend fahren, so lautete eine Idee. "Angesichts der hohen Kosten bei einem Nutzen für einen äußerst geringen Fahrgastkreis" müsse der Antrag abgelehnt werden, ließ der Magistrat im November 1990 mitteilen. Ob die Buslinie 36 zum Westbahnhof verlängert werden oder die Linie 16 statt zur Messe bis zum Westbahnhof fahren sollte: "Alles hat der Magistrat abgelehnt", erinnert sich Michael Schatzschneider (Grüne). Die Stadt hatte auf entsprechende Forderungen des Ortsbeirats 2 im Juni 1990 lapidar erklärt: Dies sei "vom Verkehrsaufkommen her nicht notwendig".
Auch bei der Linksabbiegespur aus der Bockenheimer Landstraße auf die Senckenberganlage bremste der Magistrat. Schon im Mai 1990 hatte der Ortsbeirat diese Spur gefordert, bis heute ist sie nicht eingerichtet worden. Und eine Beruhigung der Rödelheimer Straße und Ginnheimer Straße, die der Magistrat jetzt anstrebt, haben die Grünen im Ortsbeirat schon im März 1990 vorgeschlagen.
Zur Verkehrsberuhigung, so hatte der Ortsbeirat 2 vor drei Jahren gedacht, solle das Verkehrskonzept des Magistrats dienen. Der jedoch könnte dem Stadtteil noch mehr Durchgangsverkehr verschaffen, wie ein unauffälliger Satz in dem Bericht verrät: Ein Linksabbieger soll von der Nauheimer Straße in die Schloßstraße geschaffen werden. Die Folge: Noch mehr Autos rollen in Süd-Nord-Richtung. mic
BOCKENHEIM. Der Tod eines 42 Jahre alten Fußgängers, der beim Überqueren der Adalbertstraße von einem Zug der Straßenbahnlinie 16 erfaßt worden war, hat bei den Ortsbeiratsmitgliedern im Bezirk 2 Bestürzung ausgelöst. Es ist der zweite tödliche Unfall auf dieser Strecke innerhalb kurzer Zeit.
"Wir haben den Unfall", erklärte Günter Zenk (SPD), "sehr ernst genommen." Es müsse überlegt werden, ob die Adalbertstraße in irgendeiner Weise entschärft werden könne.
Anton Winter (CDU) verwies darauf, daß der Fußgänger abseits der Ampeln über die Straße gelaufen sei. Ein Schutz sei hier kaum möglich. Die Grünen im Ortsbeirat meinten dagegen, daß die Schuld nicht alleine den Fußgängern zugeschoben werden könne.
Günther Boege von der Verkehrsinitiative Südliches Bockenheim forderte, es müsse geprüft werden, ob die Straßenbahn auf dieser Strecke nicht mit reduzierter Geschwindigkeit fahren solle. Außerdem erklärte er, die Grünphasen für die Passanten, die die Adalbertstraße überqueren wollten, seien viel zu kurz gewählt.
Boege wies vor allem auf die zahlreichen Kinder hin, die über die Straße laufen müßten: beispielsweise wenn sie ins Familienzentrum oder in die Stadtteilbücherei wollen. mic
WESTEND. Der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) hat die ersten Anträge zur Verkehrsberuhigung für das nordöstliche Westend verabschiedet. Die wichtigsten Änderungen: Der Beirat will in das "Grundwegenetz" eingreifen - die letzte Entscheidung darüber liegt jedoch bei der Stadtregierung im Römer. Das Stadtteilgremium schlägt unter anderem vor, die Fahrtrichtung von Einbahnstraßen zu ändern und außerdem neue Möglichkeiten zum Abbiegen zu schaffen. Damit will der Ortsbeirat den Schleichverkehr durch das Viertel verhindern.
So etwa in der Wolfsgangstraße. Heute dient sie den Autos als Verbindung zwischen West- und Nordend. Der Beirat hat nun beantragt, in dem Straßenabschnitt zwischen Eschersheimer Landstraße und Hansaallee die Fahrtrichtung zu drehen. Dadurch könnten die Autos in Richtung Alleenring umgelenkt werden. Die Drehung ist als befristeter Versuch gedacht. Einen entsprechenden Antrag verabschiedeten SPD und Grüne gegen die Stimmen von CDU und FDP.
Eckart Prüm hatte für die Christdemokraten argumentiert, der Antrag müsse, wie etliche andere auch, erst von der Arbeitsgruppe "Verkehr" des Ortsbeirates entschieden werden. Birgit Puttendörfer (SPD) machte ihn vergebens darauf aufmerksam, daß es sich um Grundnetzstraßen handele, über die das Stadtteilparlament nicht bestimmen dürfe.
Rund um die Wolfsgangstraße soll sich nach der Vorstellung des Ortsbeirats noch mehr ändern. Insbesondere die Hansaallee diene als "Einfallstor für den privaten Autoverkehr aus Fahrtrichtung Norden".
Mit mehreren Neuerungen will der Beirat hier den morgendlichen Berufsverkehr abfangen. Die Autofahrer sollen künftig an der Kreuzung Miquelallee nach links (Richtung Osten) abbiegen. Heute würden die Autofahrer, so heißt es im Antrag, zu Umwegfahrten durch das nordöstliche Westend gezwungen.
Im weiteren Verlauf Richtung Innenstadt soll die Hansaallee dann gesperrt werden. Dafür müßte die Fahrtrichtung zwischen der Kreuzung Hansaallee / Bremer Straße und der Holzhausenstraße gedreht werden, die Autos könnten dann nur noch nach Norden fahren. Der Weg über Holzhausenstraße und Nordendstraße, für Pendler eine Alternative zum Stau auf dem Alleenring, werde damit gekappt.
Zugleich soll an der Kreuzung Hansaallee / Bremer Straße den Autofahrern aus Fahrtrichtung Norden erlaubt werden, links abzubiegen. Das Ziel laut Antrag: "Einerseits den Autoverkehr nicht nur über den Reuterweg, sondern auch über die Eschersheimer Landstraße fließen zu lassen, andererseits dem Zielverkehr ins Nordend die direkte Zufahrt in die Cronstettenstraße zu ermöglichen und damit lange Umwege durchs Wohnviertel zu vermeiden."
Für den weiter südlich gelegenen Teil des Westends hat der Beirat bereits ein konkretes Konzept für eine Tempo-30-Zone erarbeitet. Die Planung umfaßt das Gebiet innerhalb des Straßengevierts Grüneburgweg, Eschersheimer Landstraße, Bockenheimer Anlage und Reuterweg.
Der Beirat wird die Pläne am Dienstag, 2. Februar, um 20 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen St.-Katharinen-Gemeinde (Leerbachstraße 18) vorstellen und mit den Bürgern diskutieren. mic
BOCKENHEIM. "Bilanz und Perspektiven der Verkehrspolitik in Bockenheim- Süd" - zu diesem Thema organisiert die Verkehrsinitiative Südliches Bockenheim eine Gesprächsrunde am Dienstag, 9. Februar, um 20 Uhr im Internationalen Familienzentrum (Adalbertstraße 10 A, Hinterhaus).
Eine wichtige Rolle wird in der Diskussion das Verkehrskonzept für Bockenheim spielen, das der Magistrat vor wenigen Monaten vorgelegt hat.
Eingeladen sind Vertreter der Parteien im zuständigen Ortsbeirat 2 und der Römerfraktionen. Seine Teilnahme hat auch Lutz Sikorski (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschußes, zugesagt. mic
WESTEND. Die Jugendlichen im Westend warten immer noch auf ihren Jugendtreff. "18 Objekte" seien überprüft worden, teilte das Jugenddezernat von Martin Berg (SPD) jetzt mit. Niederschmetterndes Ergebnis: negativ auf der ganzen Linie.
Seit Jahren stehen die Jugendlichen im Westend auf der Straße, seit Anfang 1991 suchen sie nach einer Bleibe. Mit Hilfe des SPD-Stadtverordneten Reinhard Wegener und über eine Spendenaktion konnten nun zumindest Container finanziert werden, die sich die Jugendlichen selbst einrichten. Doch, so heißt es im Schuldezernat, "diese Containerlösung ist weiterhin nur als Übergang zu sehen".
Ein Raum mit vier Wänden in einem stabilen Haus soll her. Die Bemühungen, verspricht das Dezernat, würden in Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Ämtern verstärkt fortgesetzt. mic
Vier Morde und ein Juwelendiebstahl haben die diplomatischen Beziehungen Thailands zu Saudi-Arabien ruiniert. Seit vier Jahren wechselt die Thai-Polizei ihre Versionen über Tathergang und Verdächtige wie andere Leute ihre Unterwäsche. Mittlerweile muß sich die fünfte Thai-Regierung wütende Proteste saudischer Diplomaten über das Spielchen der Polizei anhören. Jetzt setzte Bangkoks Innenminister Chavalit Yongchaiyudh eine Kommission zur Überwachung der Polizeiermittlungen ein. Und prompt wurde ein spektakulärer Tatverdächtiger verhaftet. Der Mann ist Offizier der thailändischen Polizei und ermittelte bisher in Sachen "Saudi-Morde".
Holen wir also tief Luft und tauchen ein in die verwickelte Saga der "Saudi- Morde". Im Januar 1989 stirbt der dritte Sekretär der saudiarabischen Botschaft auf einer Straße in Bangkok, erschossen von unbekannten Killern. Der stellvertretende Polizeidirektor in Bangkok verkündet, mindestens vier Täter seien in die Sache verwickelt, vermutlich Thais. Tags darauf deutet der damalige stellvertretende Innenminister an, der Ermordete habe unsaubere Geschäfte gemacht und sei deshalb ermordet worden.
Im Juli desselben Jahres verhaftet die Polizei Adinand Songkerwala, einen Thailänder moslemischen Glaubens, und prahlt, ein Augenzeuge habe nur einen Schritt von dem Killer entfernt zugesehen und könne alles bezeugen. Wie schön, der Fall scheint geklärt. Ausatmen. Einatmen. Im Januar 1990 sterben drei weitere saudische Diplomaten in Bangkok. Wieder werden sie auf offener Straße niedergeschossen, auf dem Weg in ihre Privatwohnung. Diesmal wartet die Thai-Polizei mit einer neuen Theorie auf: Es habe offensichtlich Streitigkeiten über den "Export" von Thai-Arbeitern gegeben, die Jobs in Saudi-Arabien annehmen wollten. Kurz darauf verschwindet der saudiarabische Geschäftsmann Al-Ruwaily spurlos; er war ein guter Freund der ermordeten Diplomaten. Wieder meldet sich der stellvertretende Innenminister in Bangkok zu Wort. Alles sei nicht so schlimm, der Verschwundene sei wahrscheinlich nur auf Geschäftsreise in der Provinz unterwegs. Doch drei Tage darauf präsentiert sein Chef, der Innenminister persönlich, eine neue Version über die Saudi-Morde. "Internationale Konflikte", sagt er bedeutungsvoll, seien die Ursache all der tödlichen Schüsse. Derselbe Innenminister wartet dann im März 1990 mit der Erklärung auf, eine fanatische Religionssekte stecke hinter den Morden.
Wieder wird ein Thailänder verhaftet, Suchat Herabi, und wieder sollen Zeugen den Mann einwandfrei identifiziert haben. Ein hochrangiger Polizist tönt vollmundig, man könne ihn köpfen, wenn er einen Unschuldigen hinter Gitter bringe. Wenig später erbringt ein Politiker den eindeutigen Beweis, daß der verdächtige Suchat Herabi zum Zeitpunkt der Morde gar nicht in Bangkok war. Der Kopf des Polizeioffiziers sitzt immer noch dort, wo er hingehört. Die Anklage gegen Adinand Songkerwala, der als Killer im ersten Mordfall verhaftet wurde, bricht im Oktober 1990 zusammen.
Thailändische Zeitungsleser lachen über die ebenso unsägliche wie unendliche Geschichte. Die Saudis schäumen vor Wut und fühlen sich veräppelt. Zu allem Überfluß bestiehlt dann noch ein Thai einen saudiarabischen Prinzen, seinen früheren Arbeitgeber. Der Dieb entkommt mit Juwelen im Wert von 35 Millionen Mark. Diesmal schlägt die Thai-Polizei schnell und sauber zu.
Die eifrigen Häscher verhaften den Dieb und stellen die Juwelen sicher. Allerdings nicht allzu sicher, denn als der Saudi-Prinz seinen Schmuck zurückbekommt, fehlt der größte Teil. Und damit nicht genug: Der klägliche Rest besteht aus Fälschungen. Erstmals wird nun ein Polizist für den groben Betrug belangt, man versetzt ihn auf einen "inaktiven Posten". Der Verbleib der echten Juwelen allerdings bleibt ebenso im Dunkeln wie die Morde. Die Thai-Polizei schmiedet immer neue Theorien. Internationale Terroristen seien die Täter, die Mafia war's, ein Pakistani sei in seinem Heimatland verhaftet worden, er sei der Killer.
Nun aber scheint man der Lösung des Falles tatsächlich etwas näher zu kommen. Sie weist in das eigene Land und, lächerlicher noch, ins Lager der thailändischen Gesetzeshüter selbst. Thailands neuer Regierungschef und sein Innenminister üben seit ihrer Amtsübernahme massiven Druck auf Polizeichef Sawat Amornwiwat aus. Wissend, daß an seinem Stuhl gesägt wird, präsentierte Sawat flugs einen seiner eigenen Ermittler als Mordverdächtigen. Der soll den "verschwundenen" Geschäftsmann Al-Ruwaily getötet haben, dessen Ableben die Polizei bislang immer bestritten hatte.
Selbstverständlich leugnet der verhaftete Polizist. Unterdessen diskutieren Politiker eine gründliche Aufräumaktion in den Polizeirängen. Drei Morde und die Absahner der Juwelenposse sind noch offen. Thailands Zeitungsleser schöpfen tief Atem für die kommenden Versionen über die Saudi-Morde.
KARIN DECKENBACH (Bangkok)
HANAU. Weil sich die CDU-Stadtverordnetenfraktion von Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) unzureichend informiert fühlt, hat deren Vorsitzende Margret Härtel Stadtverordnetenvorsteher Josef Grimmer (SPD) aufgefordert, sich im Präsidium der Stadtverordnetenversammlung mit dem Thema zu befassen. Härtel begründet ihren Vorstoß damit, daß die Hessische Gemeindeordnung eine Informationspflicht des Magistrats gegenüber den Stadtverordneten vorschreibe. Im Gegensatz zu Dressler kämen die Dezernenten Norbert Kress (CDU) und Klaus Remer (SPD) dieser Forderung nach. Härtel sah sich zu diesem Schritt veranlaßt, nachdem sie in der FR habe lesen müssen, welche Pläne Dressler für die alten Illert-Gemäuer in Steinheim habe. Zum wiederholten Male habe sie erst aus der Presse erfahren, was der Stadtbaurat beabsichtige, so als es ums Scheitern der Bauprojekte auf dem Rowenta-Gelände in Klein-Auheim und von Peek & Cloppenburg im Sparkassenhaus am Markt gegangen sei.
Was die Bebauung des Illert-Geländes angehe, verhandele Dressler zwar mit einem Frankfurter Investor, binde aber den Steinheimer Ortsbeirat nicht mit ein. Nach "berechtigter massiver Kritik" der Ortsbeiräte vor einigen Wochen, vom Magistrat vernachlässigt zu werden, habe Oberbürgermeister Hans Martin die Stadtverwaltung aufgefordert, Anträge aus den Stadtteil-Parlamenten "zügig und korrekt" zu behandeln. Dressler aber halte sich nicht an diese Vorgabe. Also müsse Martin "härter durchgreifen und den Baudezernenten disziplinieren".
Dressler dagegen meinte zum Fallbeispiel Illert-Gelände gegenüber der Presse, er könne doch erst vor die städtischen Gremien treten, wenn er "Handfestes" vorzuweisen habe. Noch vor dem Sommer will er eine endgültige Entscheidung darüber getroffen haben, ob die alte Fabrik weitgehend erhalten bleibt oder Wohnhäusern weicht. him
SELIGENSTADT. Im Westen der Kernstadt soll der Verkehr künftig langsamer rollen. Der Magistrat will die bereits bestehenden Tempo-30-Zonen nach Auskunftvon Bürgermeister Rolf Wenzel in diesem Bereich erweitern, unter anderem um den Kindern auf ihrem Schulweg mehr Sicherheit zu bieten.
Langsam rollen soll der Verkehr demnach im Gebiet Giselastraße bis Jakobstraße mit den Nebenstraßen Jean-Hofmann-Straße, Merianstraße, Ratleik-, Hans-Memling-, Rektor-Weil-, Matthias- Grünewald- sowie die Würzburger Straße bis zur Bahnhofsstraße. Einbezogen werden auch der Bereich Eisenbahnstraße ab Bahnhofsstraße westwärts und die Einhardstraße ab Würzburger Straße westwärts.
Der Magistrat reagiert mit der Ausweisung der neuen Tempo-30-Zonen auf die Forderungen der Anwohner. Mit dem Wunsch nach Verkehrsberuhigung ist nach Darstellung des Bürgermeisters ebenso der Elternbeirat an die Stadt herangetreten. Von dem Tempolimit verspricht sich der Magistrat außerdem neben mehr Verkehrssicherheit und weniger Unfällen auch, daß der Durchgangsverkehr ferngehalten und zugleich die Umweltbelastung drastisch reduziert wird. aim
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Show: California-Dream- Man, 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Palast: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Stalingrad (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
Broadway: Kevin allein in New York (15.15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Vorträge / Kurse Dietzenbach. Vortrag der Stillgruppe, 14.30 Uhr, Elternschule der AWO, Wiesenstraße 9.
Parteien / Parlamente Offenbach. CDU-Kreisverband: Treffen der Senioren-Union, 15 Uhr, Gaststätte des OTC, Helene-Mayer-Straße.
Dietzenbach. Ausschuß für Jugend, Kultur, Sport und Soziales, 18 Uhr, Rathaus. Rodgau. SPD-Diskussion mit Manfred Stolpe, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Dudenhofen.Verschiedenes Heusenstamm. Kinder-Bastel-Programm, 15.30 Uhr, in der Stadtbücherei.
Dietzenbach. Kinder-Kinoprojekt, 9 Uhr, Bürgerhaus. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Frauenzentrum, Kaiserstr. 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefonnummer 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Herrnstr. 16, 13-19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35, 8 bis 12.30 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48, 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg: Tel. 0 60 71 / 3 30 33. Polio-Schluckimpfung Heusenstamm. Dienstag: 17 bis 18 Uhr, Adalbert-Stifter-Schule.
Obertshausen. Dienstag: 17 bis 18 Uhr, Sonnentauschule.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Konzert mit Klaus Cutik und Wolfram Große, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Kinos / Filme Neu-Isenburg. Autokino-Gravenbruch: Ihr größter Coup (20 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Bodyguard (20.30 Uhr). - Fantasia: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Neues UT-Kino: Stalingrad (20 Uhr).
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick Kinotreff: Die Schöne und das Biest (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr). - Bambi: 1492 - Die Eroberung des Paradieses (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Kevin allein in New York (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20 Uhr). - Cinema: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (17.30, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die siebente Saite (19.30 Uhr); The Crying Game (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Langen. Vortrag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, 19.30 Uhr, Stadthalle.Parteien / Parlamente Neu-Isenburg. Juso-Diskussion mit Peter Glotz zum Thema: Rechtsextremismus, 20 Uhr, Hugenottenhalle.
Egelsbach. SPD-Diskussion: Zukunft des Sozialstaates, 19 Uhr, Bürgerhaus.
Mörfelden-Walldorf. Umweltausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus Walldorf.
Groß-Gerau. SPD-Veranstaltung mit Rudolf Scharping, 18 Uhr, Jahn-Turnhalle.
Kelsterbach. Planungs- und Bauausschuß, 18 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Groß-Gerau. Treffen der Friedensinitiative, 20 Uhr, im Kulturcafé. Ausstellungen Neu-Isenburg. Eröffnung: Politische Plakate von Klaus Staeck, 19 Uhr, Hugenottenhalle.Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Awo, Kronengasse, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Ludwigstr. 75 - 79, 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Langen. Awo, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3, Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5, 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Mörfelden-Walldorf, Waldstr. 16 1/10, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 05 / 7 60 74.
Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannstr. 3, 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete, 19.30 Uhr, im alten Schloß, Tel. 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.
Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 - 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89. Polio-Schluckimpfung Mörfelden-Walldorf. Dienstag: 14 bis 18 Uhr, DRK-Heim Walldorf, Waldstraße.
Groß-Gerau. Dienstag: 15 bis 17.30 Uhr, Gesundheitsamt.(Ohne Gewähr)
HOCHHEIM. Arbeiten aus den Kursen für künstlerisches und handwerkliches Gestalten des Volksbildungswerks (VBW) sind in einer Ausstellung zu sehen, die am Montag, 1. Februar, im Foyer des Rathauses beginnt. Die Werke entstanden in den Gruppen für Seidenmalerei, dekoratives Gestalten, Aquarellmalerei, Töpfern, Holzschnitzen und Zeichnen. Zudem wird gezeigt, wie Trikotpuppen nach Waldorf- Art gefertigt werden. Diese Technik wird in einem neuen VBW-Kursus vermittelt.
Die Schau ist bis Ende Februar werktags jeweils von 8.30 bis 12 Uhr und donnerstags zusätzlich von 15 bis 18.30 Uhr zu sehen. Am 4. Februar spricht Bürgermeister Harald Schindler zur Vernissage um 16 Uhr einführende Worte. set
DR. GERHARD KLIER erhielt jetzt die Ernennungsurkunde zum neuen Amtsgerichtsdirektor in Nidda. Der 48jährige studierte zunächst an einer Pädagogischen Hochschule und legte die Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen ab. Nach seinem Wehrdienst begann er das Jurastudium, das er mit dem beiden juristischen Staatsexamina abschloß. Als Richter war Dr. Gerhard Klier unter anderem am Amtsgericht Friedberg und seit 1981 am Landgericht Gießen tätig. Dr. Gerhard Klier wird vom Präsidenten des Landgerichts Gießen, Oskar Feiber, in Kürze in sein Amt einFRANZ GABRIEL, Vorsitzender des Ortsbeirates von Steinfurth, ist für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet worden. Der Sudetendeutsche war von 1960 bis 1968 Beigeordneter des Steinfurther Gemeinderates. Nach der Gebietsreform hatte er von 1981 bis 1984 die Funktion des Schriftführers des Ortsbeirates inne. Seit 1985 ist er Ortsvorsteher von Steinfurth. Seit 1972 leitet Gabriel den Kultur- und Sportausschuß in Steinfurth.
ULRICH HEINZ, Justizamtmann am Amtsgericht Friedberg, bekam jetzt zu seinem silbernen Dienstjubiläum eine Dankesurkunde von dem Präsidenten des Gießener Landgerichtes.Fiedler weist Bonner Pakt ab Kreis-DGB übt Kritik an Lastenverteilung beim Aufbau-Ost
FRIEDBERG. Während der Spitzensteuersatz für Unternehmen und Selbständige auf 50 Prozent gesenkt wurde, spreche Kanzler Helmut Kohl (CDU) von "sozialem Wildwuchs" und Kürzungen bei Arbeitslosengeld und -hilfe. Das hebt Harald Fiedler, Vorsitzender des DGB-Kreises Wetterau, als Beispiel hervor, wie sich die Bundesregierung den "Solidarpakt" denkt. So sei dieser mit dem DGB jedenfalls nicht zu machen.
Die Kürzungen beim Arbeitslosengeld treffen nach seinen Worten gerade jene, die beim verfehlten Aufbau Ost sowieso schon die Verlierer seien. Die neue Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes bekämen nun auch die acht Prozent der Arbeitslosen im Bezirk Gießen mit Einschränkungen zu spüren. Die geschätzten 6000 Sozialhilfeempfänger im Wetteraukreis sollten durch die Beschlüsse von CDU / CSU und FDP "gedeckelt" werden, so Fiedler. Studenten, die wegen der niedrigen Studienförderung neben dem Studium arbeiten müßten und dann womöglich länger an der Uni bleiben, werfe der Finanzminister Mißbrauch vor.
Ein Solidarpakt sei mit den Arbeitnehmer/innen im DGB auf dem Rücken der sozial Schwächsten nicht zu machen. Die Gewerkschaften wollten sich nach wie vor am "Aufbau Ost" beteiligen, aber so, daß jeder nach seinen Möglichkeiten an dieser gesellschaftlichen Aufgabe teilnehme, weist Fiedler das Bonner Szenario zurück. de
NEU-ANSPACH. "Persönlichkeitsentwicklung zwischen Kindheit und Erwachsenenalter" heißt ein Kursus des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP) vom 26. bis zum 28. Februar, mit dem der Verein eine Reihe von Fortbildungsseminaren eröffnet. In der Anspacher Bildungsstätte Alte Schule reicht das Programm in diesem Jahr wieder von Kulturworkshops bis zu Gesprächskreisen.
Um "Rituale und ritenähnliche Umgangsweisen in Jugendkultur und Jugendarbeit" geht es Ende März, wenn die Bildungsstätte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jugendeinrichtungen zur Fortbildung einlädt.
Für den August plant der BDP "Interkulturelle Begegnungswochen" in Anspach. Jugendliche aus dem Usinger Land, aus Brandenburg, Frankreich und Spanien werden sich dann für 14 Tage in der Alten Schule treffen. Geplant sind Workshops mit Musik, Theater, Pantomime und Akrobatik. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als das Treffen in den großen "Gauklertreck" mündete, ist diesmal zum Abschluß der Begegnungswochen ein zweitägiges Kulturfestival vorgesehen.
Teilnehmer aus den neuen Bundesländern können mit Preisermäßigungen rechnen. Weitere Informationen in der Bildungsstätte Alte Schule, Schulstraße 3 in Anspach, Telefon 0 60 81 / 4 17 72. ill
FRIEDRICHSDORF. Mit einem neuen Vorsitzenden und einem umgestalteten Vorstand geht die Junge Union in den Kommunalwahlkampf. Nach einjähriger Amtszeit gab Michael Dröge des Amt des Vorsitzenden an den 17jährigen Schüler Wolfram Bauer ab. Zu dessen Stellvertreter wählten die Mitglieder den Studenten Michael Gierse. Dröge bleibt als Beisitzer im Vorstand.
"Zunächst muß die Wahl gewonnen werden. Immerhin geht es auch um unsere JU-Kandidaten auf der CDU-Liste", erklärte Wolfram Bauer nach seiner Wahl. Zusammen mit der CDU-Fraktion will der Nachwuchs noch mehr Politik für Jugendliche machen. tom
Eine dicke Beule und eine kleine Schürfwunde hatte der dreieinhalbjährige Yann bei seinem Sturz im Kindergarten davongetragen. Alles halb so schlimm, stellte später auch die herbeigeeilte Mutter fest. Als jedoch ihre Frage, ob man die Wunde desinfiziert habe, von der Erzieherin verneint wurde, bekam sie einen großen Schreck.
Das Risiko, daß die Kinder auf ein Desinfektionsmittel allergisch reagierten, sei zu groß, erklärte man ihr. Nur wenn die Eltern ein ärztliches Attest vorlegten, in dem auch ein entsprechendes Mittel genannt sei, könne desinfiziert werden.
Beim Evangelischen Regionalverband, dem Träger des Kindergartens, erhielt Anne C. die Auskunft, daß die Wundbehandlung, zu der auch das Desinfizieren einer Verletzung gehöre, nicht die Sache der Erzieherinnen sei. Sie hätten nur Erste Hilfe zu leisten und das hieße, die Wunden nur keimfrei zu bedecken und alles weitere einem Arzt zu überlassen. Reagiere ein Kind mit einer Allergie auf ein Desinfektionsmittel, so stehe im schlimmsten Falle eine Zivilklage der Eltern wegen fahrlässiger Körperverletzung ins Haus. Dieses Risiko wolle man nicht eingehen.
"Die meisten Eltern wissen nicht, daß die Kindergärtnerinnen die Wunden nicht desinfizieren", empört sich FR- Leserin Anne C. "Ich finde, die Leitung muß die Eltern wenigstens über diese Praxis informieren."
Eine Anfrage der FR beim Evangelischen Regionalverband ergab, daß man sich bemühe, die Eltern über Veränderungen gleich welcher Art in den Kindergärten zu informieren. In diesem Falle sei dies jedoch versäumt worden, so räumte Gerlinde Lindemann von der Fachberatung für Kindertagesstätten bei dem Verband ein. Was die Wunddesinfektion betreffe, so habe die Erzieherin im Sinne des Regionalverbandes gehandelt.
Auch Margarete Peters, Amtsleiterin im Stadtgesundheitsamt, bestätigte gegenüber der FR, daß eine Desinfektion der Wunde nicht Sache des Ersthelfers sei. "Die Wunde soll nur keimfrei bedeckt werden. Salben, Desinfektionsmittel und Sprays gehören nicht auf eine Wunde.
Wenn eine Erzieherin oder auch Mutter sieht, daß die Verletzung größer ist, so sollte auf jeden Fall ein Arzt die weitere Versorgung übernehmen." reu
"Wenn ein konkreter Anlaß besteht, sollten wir auch mal zu einer Demo aufrufen." Der neue Friedrichsdorfer JU- Vorsitzende Wolfram Bauer, der nach seiner Wahl erklärte, die Junge Union wolle ihre Standpunkte auch auf andere Art und Weise in der Öffentlichkeit vertreten. Also: Anlaß gesucht.
"Wie ein Krebsgeschwür" wirkt die Toleranzzone für Prostitution nach Ansicht der CDU im Bahnhofsviertel. Sie überwuchere die vermeintlich geschützten Wohnbereiche, sagte der planungspolitische Sprecher der CDU-Römer-Fraktion, Edwin Schwarz.
Der Politiker zeigte Verständnis für die Kritik des Pfarrers der evangelischen Weißfrauengemeinde, Martin Reinel, der bei Oberbürgermeister Andreas von Schoeler gegen das Vordringen der Bordelle protestiert hatte.
Schwarz sah die Verantwortung für die Situation im Bahnhofsviertel bei "romantischen Schwärmern aus vielen Lagern", die in der Vergangenheit für eine Beibehaltung der Prostitution und der Vergnügungsbetriebe plädiert hätten:
"Diese Leute sind jetzt verantwort- lich auch für die Vertreibung von Mietern." jg
Im jüngsten Konflikt mit den USA und ihren Golfkriegs-Verbündeten hat der irakische Machthaber Saddam Hussein angesichts der erdrückenden Übermacht seiner Gegner zwar wieder einmal klein beigeben müssen. Doch daheim in Irak, aber auch im Urteil weiter Teile der arabischen Öffentlichkeit, ist er gestärkt daraus hervorgegangen.
Seit Ende Dezember schon hatte Saddam Hussein durch wiederholte Verletzungen der - rechtlich allerdings fragwürdigen - Flugverbotszonen für seine Luftwaffe nördlich des 36. und südlich des 32. Breitengrades bewußt auf die begrenzte Konfrontation mit den westlichen Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich hingearbeitet. Seiner darbenden Bevölkerung sollte wieder das rechte Feindbild vermittelt werden. Er selbst suchte sich erneut als unerschrockener David zu porträtieren, der im Dienste der arabischen Sache dem imperialistisch- zionistischen Goliath trotzt.
Freilich ließ er sich im Vorfeld des Präsidentschaftswechsels in den USA auch zu einer klaren Mißachtung einschlägiger UN-Resolutionen hinreißen, als er am 7. Januar verkündete, daß die UN-Inspektoren künftig nicht mehr mit eigenen Flugzeugen, sondern nur noch an Bord irakischer Leihmaschinen in Bagdad einfliegen dürften. Vor allen Dingen dem scheidenden US-Präsidenten George Bush war damit ein Anlaß geliefert, seinen Widersacher "demütigen", auf jeden Fall zur Räson bringen zu können.
Tatsächlich mußte Saddam unter den kombinierten Schlägen der Alliierten - und zeitweise allein der USA - gegen irakische Raketenstellungen in den Flugverbotszonen sowie gegen irakische Kampfmaschinen seinen Januar-Erlaß nach und nach zurücknehmen. Schließlich hob er ihn ganz auf. Als letzter Anlaß zu diesem Rückzug, wenngleich nicht als öffentliche Rechtfertigung, diente ihm der Raketenangriff auf einen Fabrik- Komplex an der Peripherie Bagdads - eine Attacke, in deren Verlauf auch Tote und Verletzte zu beklagen waren, als vermutlich Teile eines "Tomahawk"-Irrläufers neben dem internationalen "Al-Raschid"-Hotel einschlugen. Ganz abgesehen vom Aufruhr in Bagdad selbst, bewirkte dieser Angriff einen Meinungsumschwung in der arabischen Welt, eine Sympathienwende zugunsten Iraks und - begrenzt - auch zugunsten Saddam Husseins.
Am vorigen Donnerstag kurz nach zehn Uhr Ortszeit schwebte schließlich eine UN-Sondermaschine mit 47 Inspektoren der Vereinten Nationen an Bord von Bahrain kommend über Bagdad ein. Ihre Landung setzte gewissermaßen den - vorläufigen? - Schlußpunkt hinter die explosivste Krise am persisch-arabischen Golf seit dem Ende des Golf-Krieges vor knapp zwei Jahren. Den politischen Punktgewinn des irakischen Diktators glich dieser Flug nicht mehr aus.
Mit wenigen Ausnahmen sahen sich die Regierungen zwischen Atlantik und Indischem Ozean zur Solidarität mit einem Regime gezwungen, gegen das sie im Golf-Krieg aktiv gekämpft hatten - so etwa Marokko, Ägypten und Syrien - oder zu dem sie wie Jordanien seither auf deutliche Distanz gegangen waren. Selbst Washingtons französischer Verbündeter, so stellte sich am Mittwoch heraus, wollte mit dem tödlichen Abschiedssalut von George Bush an die Adresse Saddams nichts zu tun haben.
"Vendetta", titelten die Zeitungen im Nahen Osten und schoben gleichzeitig die Überlegung nach, die ihnen von so erprobten Saddam-Kritikern wie dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Esmat Abdel Megid, oder dessen Nachfolger im Amt des ägyptischen Außenministers, Amru Musa, vorgegeben worden war: während arabische Staaten bei Verstößen gegen UN-Resolutionen umgehend mit Sanktionen und der Anwendung militärischer Gewalt rechnen müssen, könne es sich Israel dank westlicher, insbesondere jedoch der Doppelzüngigkeit der USA erlauben, alle Beschlüsse des Weltsicherheitsrates ungestraft zu mißachten.
Dies den Arabern erneut zu demonstrieren und darüber hinaus die islamischen Staaten im Hinblick auf die westlich-amerikanische Passivität in der Bosnien-Frage zu agitieren, war das eine Ziel Saddams bei den Provokationen und der Erzeugung des begrenzten Konflikts. Seine anderen Motive dürften eher interner Natur gewesen sein: Druck von außen würde nämlich die irakische Bevölkerung von ihren stetig zunehmenden Alltagssorgen ablenken; die zu erwartende Volkswut über die Angriffe der Alliierten waren für die Durchhalte- und Trotzparolen des Regimes zu nutzen. Die Rechnung ist weitgehend aufgegangen. Allerdings wurden die Probleme der Irakis dadurch eher noch verschärft.
Acht Jahre Krieg gegen Iran, der Golf- Krieg sowie nunmehr dreißig Monate des internationalen Wirtschaftsembargos haben das einst wohlhabende und potentiell noch immer reiche Land zwischen Euphrat und Tigris auf den Status eines Notstandsgebietes herabsinken lassen. Zwar hat es das Regime fertiggebracht, Prestigeprojekte wie den "dritten Strom" - ein gewaltiges, selbstredend nach Saddam benanntes Entwässerungssystem - fertigzustellen und in Bagdad die letzten Spuren des Golf-Krieges zu tilgen. Angesichts der zunehmenden Verknappungen gedeiht unter der Bevölkerung indes eine Stimmung des Unmuts, die offenbar auch vom Diktator und dessen Sicherheitsapparat nicht mehr ignoriert werden kann.
Wie aufruhrträchtig diese Spannungen sind, läßt sich angesichts der Geheimhaltungsmanie des Regimes nicht absehen. Für Gerüchte, daß in letzter Zeit mehrere Aufstandsversuche in der Provinz unternommen worden seien, liegen keine Beweise vor. Immerhin kann nicht ausgeschlossen werden, daß Saddam Hussein außenpolitische Abenteuer suchen muß, um die interne Ruhe aufrechterhalten zu können.
Wenngleich immer wieder Engpässe auftreten, so gilt die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln noch als gesichert. Quasi als "Belohnung" für staatsbürgerliches Wohlverhalten während der zurückliegenden Krise wurde von Saddam Hussein für den Februar sogar eine Erhöhung der mageren staatlichen Rationen an Gemüse, Brot, Speiseöl, Datteln und ähnlichen Gütern des täglichen Bedarfs angeordnet. Obwohl Bagdad zu weit überhöhten Preisen den Überschuß der letzten Getreideernte im autonomen Kurdistan aufgekauft hat, droht im Frühjahr eine Mehl- und damit Brotknappheit. Auch die Einfuhren via Jordanien fließen immer dünner, da dem Staat die notwendigen Devisen fehlen. Und die privaten Importeure halten sich zurück, seit das Regime im vorigen Sommer etwa 40 aus ihren Reihen wegen "Wuchers" hat erschießen lassen.
Den Bonzen der herrschenden Baath- Partei mangelt es freilich an nichts. Auch scheint eine parasitäre Schicht von Schiebern und Kriegsgewinnlern durchaus noch über flüssiges Kapital zu verfügen - für das es auf dem freien Markt freilich kaum noch etwas zu kaufen gibt, nachdem im Dezember weitere 146 Artikel (darunter elektrische Haushaltsgeräte und Importkäse) als "Luxusgüter" aus den Regalen verbannt worden sind. Bei einer geschätzten Arbeitslosenquote von derzeit 50 Prozent sieht es vor allemauf dem industriellen Sektor düster aus.
Wegen Mangels an Maschinenersatzteilen müssen immer mehr mittlere und kleine Betriebe die Produktion einstellen. Offiziell wird der Dollar noch mit drei irakischen Dinar notiert; unterderhand werden jedoch mehr als dreißig Dinar für einen greenback gezahlt - mit dem Ergebnis, daß ein Iraki mittleren Einkommens pro Monat über nur etwa zehn Dollar Schwarzmarkt-Währung verfügt.
Angesichts einer heillos zerstrittenen und weitgehend auf Exilzirkel beschränkten Opposition sowie des scheinbaren Unvermögens der Armee, zu handeln, haben regimekritische Irakis die Hoffnung aufgegeben, daß Saddam Hussein in absehbarer Zukunft "von innen heraus" aus dem Sattel gehoben werden könnte. Und mit effizienter Hilfe von außen ist kaum zu rechnen. Paradoxerweise ist den Politikern der Region ein rücksichtsloser Saddam noch immer lieber als ein "gemäßigter" Präsident oder gar eine "demokratische" Regierung. Sie, aber auch im Prinzip regimekritische Irakis, befürchten nicht zu Unrecht, daß das Zwei- Strom-Land auseinanderbräche, falls es nicht mehr von der eisernen Klammer einer Diktatur zusammengehalten wird. Ein "starker Mann" als Alternative zu Saddam ist allerdings nicht in Sicht.
DARMSTADT. Das eigentlich festverdächtige Datum - vor 175 Jahren erließ Großherzog Ludwig I. die erste Denkmalschutzverordnung für sein kleines hessisches Reich - begehen die Denkmalpfleger des Landes in aller Stille. Zwar wurde mit dem vom Darmstädter Hofbaumeister Georg Moller angeregten Edikt etwa die jetzt als Weltkulturerbe der UNESCO eingetragene Lorscher Königshalle vor dem Abbruch bewahrt. Auch hielt manch ein anderes Herrscherhaus in Deutschland seinerzeit mit ähnlichen Erlassen schützend die Hände über Altertümer. Aber nicht, weil man sich um das schon stark verfallene Kulturgut ganz uneigennützig sorgte, sondern um eigene Ansprüche leichter anmelden zu können, wenn etwa beim Abbruch eines Klosters plötzlich Münzschätze auftauchten.
Im Hessischen Landesamt für Denkmalpflege genießt das erste eigene Denkmalschutzgesetz von 1902 größere Wertschätzung. Denn das war ein "juristisch ausgefeiltes" Regelwerk, sagt der Kunsthistoriker Christoph Mohr, zuständig für Inventarisation beim Landesamt im Wiesbadener Schloß Biebrich. Herzog Ernst Ludwig, eifriger Förderer der Darmstädter Künstlerkolonie, hinterließ ein laut Mohr "fortschrittliches" und für andere deutsche Länder vorbildhaftes schriftlich fixiertes Machtwort, weil es auch privates Eigentum antastete.
Mehrere hundert Gebäude, nicht nur Kirchen und Schlösser, sondern auch schlichte Landbauernhöfe, blieben so der Nachwelt erhalten. Wachsame Darmstädter Architekturprofessoren hielten seinerzeit zwischen Starkenburg und der Provinz Oberhessen die Augen auf, um Frevel an bedeutsamen Gebäuden zu verhindern. Das Gesetz galt offiziell bis 1945.
Dann begann eine lange Zeit, in der die Denkmalpflege in Hessen eher stiefmütterlich behandelt wurde; Bayern und Baden-Württemberg hatten nun die Nase vorn. Das folgende hessische Denkmalschutzgesetz von 1975 war eine eher unglückliche Paragraphensammlung, die ein zeitraubendes Prozedere vorschrieb, bis die Schutzbestimmung endlich griff.
Aus Schaden wurde Hessen klug. Die seit 1986 geltende Gesetzesnovelle läßt den Fachleuten schneller freie Hand, wenn sie ein Haus für denkmalwürdig halten. Zwölf Bezirkskonservatoren reisen durch die Lande, sprechen sich mit den Unteren Denkmalschutzbehörden in Städten und Kreisen ab.
In "Denkmaltopographien", dicken Büchern mit Katasterkarten, werden die Verzeichnisse der rund 65 000 hessischen Kulturdenkmale und erhaltenswerten Ensembles an Straßen und Plätzen eingetragen. Auch "Junges" wie etwa Darmstädter "Meisterbauten" (Schulen und eine Klinik aus den fünfziger Jahren) sind darunter. Ein Viertel des Bestandes ist erst auf diese Weise erfaßt, sonst müssen Computerlisten aus den Amtsregistern gezogen werden. Bis zum Jahr 2000, so über den Daumen gepeilt, sollen die Topographien komplett fertiggestellt sein, schätzt Christoph Mohr.
Auch wenn es bei manch einer Denkmalbehörde im Lande personell nicht rosig ausschaut, so hat in den vergangenen Jahren die Denkmalpflege doch "positiven Aufwind" verspürt, sagt Kunsthistoriker Mohr. Die Zeiten, in denen das mit Baudenkmalpflege und Archäologie betraute Landesamt (Personalbestand: 120 Leute, mit einer Außenstelle in Marburg und einem Einmannbetrieb im Darmstädter Schloß) eine Art "Feuerwehr spielen" mußte, um Gebäude in letzter Sekunde vor der Abrißbirne zu retten, sind so gut wie vorbei.
Die Sensibilität, daß Altes bewahrenswert ist, sei gewachsen. Ebenso die Einsicht, "daß wir nicht nur verhindern und einfrieren wollen", meint Mohr. Sogar mit den Straßenbauämtern pflege man ein entspannteres Verhältnis. "Die akzeptieren unsere Belange, der Primat des Fortschritts, der darunter breite Straßen verstand, ist vorbei." Aber die Denkmalpflege muß sich laut Mohr auch "vor falschen Freunden schützen", vor Leuten, die "historisierende Fassaden vorhängen" und so was wie "Disneyland" wollen. feu
BERLIN. Mit der Aufführung eines "Don Quijote" 1988, zu der der Prinzipal Andrej Woron das Bühnenbild beisteuerte, und zwei weiteren, die er selbst inszenierte, eine nach Bruno Schulz "Die Zimtläden" 1990, die andere nach Isaak Babel "Das Ende des Armenhauses" 1991, hat die Truppe des "Teatr Kreatur", das nach seinem Standort im Berliner Bezirk Kreuzberg als "Theater am Ufer" firmiert, sich etabliert. Sie wurde zum "Theatertreffen" eingeladen, ging auf zahlreiche Gastspielreisen, die Stücke wurden von 3SAT aufgezeichnet, der Senat gab, vorläufig für drei Jahre, eine feste jährliche Subvention. So schnell kann das gehen mit dem Ruhm, wenn eine Freie Gruppe sich nicht damit zufriedengibt, Stücke zu spielen, die auch die großen Theater im Programm haben (Beckett zum Beispiel) oder lediglich dem Seelenheil der Beteiligten zu dienen, die "nebenbei" Theater machen wollen.
Andrej Woron kommt aus der polnischen Theatertradition der Grotowski und Kantor, also einer phantastischen, surrealen Spielweise, die auf die Individualität des Schauspielers weit weniger Wert legt, als auf den Zusammenhalt der Gruppe, die von jedem "Realismus" siriusweit entfernt ist, Séancen eher als Dramen zeigt. Aber er arbeitet mit Profis: Schauspielern, Tänzern, Musikern.
Mit "Ein Stück vom Paradies" hat Woron nun vollendet, was er selbst eine "Trilogie" nennt, den gewichtigen Vorlagen von Schulz und Babel eine Art Satyrspiel hinzugefügt. Die (minimale) Geschichte fand er bei dem jüdischen Autor Itzig Manger in dessen "Buch vom Paradies": Kinder, so weiß es dieser Autor, werden aus dem Paradies auf die Erde geworfen. Damit sie nichts verraten, bekommen sie vorher einen Nasenstüber, der sie ihre Herkunft vergessen läßt. Der kleine Schmuel entgeht durch einem Trick der anamnetischen Behandlung und kann vom Paradies berichten. Es geht dort, wo es keinen Anfang und kein Ende gibt, reichlich langweilig zu, seine Bewohner müssen sich die Zeit vertreiben mit Geschichten wie der von Adam und Eva, mit lärmenden Rundtänzen, einer Foto-Session, unglücklichen Liebesaffären - kein Wunder, daß sie am liebsten Flügel hätten und auf die Erde entflögen, wo es am Ende den Tod gibt, der das Leben erst wirklich macht.
Das große Ensemble aus mehreren Nationen, Polen vor allem, zeigt Schmuels Erdenfahrt (als ratternden Stummfilm in Schwarzweiß), die armen (Getto-)Verhältnisse, in die er gerät, dann seine Flunkereien vom Paradies. Stark geschminkt und wüst verkleidet spielen groteske Typen zu einer überwältigend suggestiven Zigeunermusik die Szenen vor, immer um eine kreisrunde Bühne mit einem Apfelbaum herum (ein Apfel, der bewußte, hängt noch: orangerot). Diese Geschichten stammen wie aus Kinderträumen, ihre Darstellung ist durchaus surreal und - lustig.
Mit den frommen Vorstellungen vom Paradies, wie sie polnische Katholiken hegen, hat das nur insofern etwas zu tun, als solche Vorstellungen milde veralbert werden. Woron und seine Leute halten sich, wenn überhaupt an etwas, dann an chassidische Traditionen, im übrigen spinnen sie einfach. Nur gelegentlich weht ein trauriger Ton von der Bühne, und ein paar Minuten verstörten Innehaltens unterbrechen den Rummel, der in diesem Paradies offenbar die Regel ist. Das hat nur selten die erschreckende Insistenz der beiden ersten Stücke der Trilogie, ist aber immer noch intensiv genug, um einen siebzig Minuten zu faszinieren.
Denn an bunten, kryptischen Bildern, merkwürdigen Einfällen, kuriosen Maschinen mangelt es nicht (Bühne und Kostüme: auch Andrej Woron). Man darf nur nicht fragen, was das alles eigentlich soll. Ein Märchen wird auf eine ganz besondere Weise erzählt, so als sei Tadeusz Kantor zum Spaßmachen erlöst worden. Es ist eine Aufführung aus dem Geist romantischer Ironie, mit Maßen unheimlich. Auf die beiden kommentierenden Figuren, Baumann alias Gott und Nowack alias Teufel könnte man zur Not verzichten; die reden, zu beiden Seiten der Bühne in Schilderhäuschen postiert, eher dummes Zeug. Aber Worte, Sätze, Dialoge gar sind ohnedies nicht Worons Stärke, er ist an einem heftigen, bunten, geheimnisvollen Bilder-Theater interessiert. Das zeigt er überredend schön; wen die Figur eigentlich darstellen sollen, das kann man im Programmheft nachlesen - es ist nicht so wichtig.
Das Theater am Ufer hat mit diesem "Stück vom Paradies" vermutlich einen vorläufigen Endpunkt seiner Entwicklung erreicht, danach kann es eigentlich nur noch "ganz anders" weitergehen. Aber auch darauf ist man schon jetzt neugierig.
ROLAND H. WIEGENSTEIN
BOCKENHEIM. Die Franckeschule in Bockenheim kann ihre Schülerzahl nicht erhöhen, da ihr hierfür die Räume fehlen. Dies erklärte Schulleiterin Gerlinde Berg auf Anfrage. Das Schuldezernat dagegen hatte in einem Bericht festgestellt, die Grundschule habe genügend "Raumkapazitäten", um sechs statt fünf Klassen pro Schuljahr aufzunehmen. Nach dem Protest der Schule gegen diese Angaben versprach Michael Damian, Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling, die Zahlen überprüfen zu lassen.
Unbestritten ist: Immer mehr Kinder brauchen in Bockenheim eine Schulbank. Schon im Schulentwicklungsplan wurde vor einem Jahr festgestellt, daß im Planungsbezirk 2 (Bockenheim, westliche Innenstadt, Westend) bis 1995 drei bis vier zusätzliche Grundschulklassen pro Jahrgang eingerichtet werden müssen. Die Zahl der Schüler steigt, so wurde geschätzt, von 1261 im Jahr 1991 über 1506 (1995) bis auf 1834 Schüler im Jahr 2000. Die Folge laut Entwicklungsplan: "Bis 1995 entsteht eine Unterversorgung von zwei bis vier Grundschulzügen in den Bereichen der Bonifatius- und Francke- Schule."
Der Anstieg sei in dieser Weise nicht vorhersehbar gewesen, erklärte Michael Damian: "Es wird eng." Auch Katrin Swoboda, Vorsitzende des Elternbeirats der Franckeschule, weiß: Es muß eine Lösung gefunden werden. Erbost ist sie jedoch über die "schlampige und nicht demokratische" Arbeitsweise beim Stadtschulamt. Nicht 34 Klassenräume existierten in der Schule, nur 25 Räume seien vorhanden: "Die müssen wohl Putz- und Aufenthaltsräume mitgezählt haben."
Von den 25 für Klassen nutzbaren Räumen sind nach Auskunft von Gerlinde Berg 21 durch die vier Klassenstufen und eine Vorklasse belegt, ein Raum werde als Versammlungsraum benötigt, zwei dienten als Ausweichräume und ein Raum für den sogenannten Vorlauf (Unterricht für Erstkläßler, die die deutsche Sprache nicht beherrschen).
Verärgert ist Frau Swoboda insbesondere darüber, daß die Schule nicht befragt wurde, bevor der Magistrat seinen Bericht veröffentlichte. Fehler hätten sich durch Rückfragen leicht ausräumen lassen. Nun müßten alle zusammenarbeiten, um Platz für die neuen Schüler zu finden.
Im Westend wäre zwar die Elsa-Brändström-Schule in der Lage, mehr als zwei Klassen pro Schuljahr aufzunehmen, doch müßten dann viele Schüler aus Bokkenheim in den Nachbarstadtteil laufen. Zu weit, zu gefährlich, lautet das Urteil des Dezernats: "Vor einer Veränderung der Schulbezirke sollten daher alle anderen Möglichkeiten vorrangig geprüft werden." Was heißt: In Bockenheim soll eine Notlösung gefunden werden, bis in Bokkenheim-Süd eine neue Grundschule gebaut wird. Gerlinde Berg dazu: "Es muß ein gemeinsames Gespräch geben zwischen Vertretern des Stadtschulamtes und den betroffenen Schulen." mic
gam KOPENHAGEN. Die Erwerbslosigkeit in Finnland wächst und wächst. Nach der Statistik des Arbeitsministeriums in Helsinki waren zum Jahreswechsel 461 000 Finnen ohne Job. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 18,6 Prozent, der höchsten, die seit dem Krieg in dem skandinavischen Land registriert wurde. Vor einem Jahr waren 340 000 Menschen ohne Beschäftigung. Vor allem im Gesundheitswesen ist die Zahl der Stellen wegen drastischer öffentlicher Einsparungen stark gefallen. Doch auch in der Exportindustrie dauert der Arbeitsplatzabbau weiter an.
Um die finnische Wirtschaft nach zweijähriger Rezession wieder anzukurbeln, legte die bürgerliche Regierung ein Anreizpaket vor, das vermehrte öffentliche Investitionen, neue Straßenbauprojekte und Steuererleichterungen für Unternehmer vorsieht. Obwohl das Programm der Regierung die Staatsausgaben nur mit rund 600 Millionen Finnmark belasten soll, bedeutet es eine Trendwende in ihrer Politik. Bisher hatte Finanzminister Iiro Viinanen mit dem Argument, daß man mit geborgtem Geld auf Dauer keine Arbeitsplätze schaffen könne, der Sanierung der öffentlichen Finanzen den Vorzug gegeben und einen strengen Sparkurs verordnet.
Eine Konjunkturankurbelung war jedoch die Bedingung der Opposition, um über jene Milliarden zu verhandeln, die die Regierung in den angeschlagenen Bankensektor pumpen will. Die Sozialdemokraten forderten rund fünf Milliarden Mark für die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Auch in den Fraktionen der Regierungsparteien wurde zuletzt der Widerstand gegen Viinanens Sparkurs immer stärker.
Für die Banken will das Kabinett des Ministerpräsidenten Esko Aho Subventionen in Höhe von rund 30 Milliarden Finnmark (Neun Milliarden D-Mark) zur Verfügung stellen. Damit soll vermieden werden, daß die von Kreditverlusten schwer mitgenommenen Institute zahlungsunfähig werden. Die Opposition fordert mehr Informationen darüber, wie die in die Geldhäuser geschleusten Staatsmittel verwaltet werden.
Auch Norwegen verzeichnete zu Jahresbeginn einen neuen Arbeitslosenrekord. 186 000 Bürger ohne Beschäftigung entsprachen einer Arbeitslosenrate von 8,7 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch unter sechs Prozent. Eine Besserung der Beschäftigungslage sei im Laufe dieses Jahres nicht zu erwarten, sagt Bjartmar Gjerde, der Direktor der Arbeitsmarktbehörde, voraus.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Der Tod steht ihr gut (15.15, 17.30, 20 Uhr).
Central: Der letzte Mohikaner (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Stalingrad (14.30, 17, 20 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.30 Uhr).
Palette: Sister Act (15.30, 18, 20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Gestohlene Kinder (19.45 Uhr); Mo' money (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Geierwally (15 Uhr), Bodyguard (20.15 Uhr).
Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Sister Act (15.30 und 20.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Ausstellung von Heinz Steudel, Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen, 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr Rathaus-Foyer.
"Miss Daisy und ihr Chauffeur", Komödie, 20 Uhr Stadthalle.
Großkrotzenburg. Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahren: "Cordula und die Brillenhexe", 15.15 Uhr Gemeindebücherei Theodor-Pörtner-Haus.
Wächtersbach. Kindertheater "Schiff ahoi" mit Blinklichter, 15 Uhr Bürgerhaus.Vorträge/Diskussionen Bad Soden-Salmünster. Vortrag des Amtes für Regionalentwicklung über "Sinnvoller Einsatz von Wirtschaftsdünger", 20 Uhr Gaststätte Jossatal Mernes. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 8.30 und 18.30 Uhr Strickmaschinenkursus, 9 und 10.45 uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 9.15 und 10.45 uhr Bewegung und Spiel für Babys, 14.15 Uhr Bewegung und Musik für Kinder, 15.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9.30 Uhr Spielkreis, 15 Uhr Turnen für Kinder, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern und Kinder, 19 Uhr Kochen mit der Mikrowelle, Neubeginn folgender Kurse: 9 Uhr Kinderkleidung selber nähen, 14.15 Uhr Flötenkurse, 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17.30 Uhr Gitarrenkurse, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 19.30 Uhr Nähen, 20 Uhr "Zeig mir den Weg zu Gott", 20.15 Uhr Säuglingspflege. Parteien/Parlamente Hanau. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Frauen, Jugend und Soziales, 16.30 Uhr Rathaus, Zimmer 299.
Bürgerspräch mit Stadtbaurat Jürgen Dressler, 16 Uhr Bürgerhaus Wolfgang.
Treffen der Falken in der Sozialistischen Jugend Deutschlands, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.
Gelnhausen. Frauenpolitisches Gespräch der SPD mit Heidemarie Wieczorek-Zeul, 15 Uhr Barbarossastraße 16.
Wächtersbach. Öffentliche Sitzung des Hauptausschusses, 19 Uhr Rathaus. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatungsstelle, 17 bis 19 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern, Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen bei Trennung/Scheidung, Beziehungs- und Partnerchaftsproblemen, sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe) 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Suchtkrankenhilfe und Erwachensenenberatung des Diakonischen Werks, 10 bis 14 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 Uhr Erlenhalle Langendiebach. Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen des Arbeitskreises Asyl, 20 Uhr Bürgerhaus Taubengasse Großauheim.
Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10. Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauen-Gymnastik , 15 Uhr Frauentreff, Gemeindezentrum Waldsiedlung, 14.30 Uhr Kinder-Hobbythek im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé im Teehaus Marienstraße.
Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus. Maintal. Inforamtionsabend der Albert- Einstein-Schule, 19 Uhr Bischofsheim.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Maxi- Club; Jugendzentrum Hermann-Löns- Straße 2a, 16 bis 20 uhr offenes Haus mit Disco.
Seniorengymnastik 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 18 Uhr offener Spieleflur.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2a, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe.
Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe für Sieben- bis Neunjährige.
Nidderau. Frauentreff, 20 Uhr evangelisches Gemeindehaus Windecken.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15 bis 21 Uhr.
Langenselbold. Der Schwimmbadbus nach Erlensee fährt ab 15 Uhr alle Bushaltestellen an, Rückfahrt 17.30 Uhr.
Jugendzentrum Underground, Thema des Monats: "Behindert sein....", 20 Uhr im Schloß.
Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste für Kinder im Gemeindezentrum. Seniorentreff: 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.
Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, (Gaststätte Da Raffaelo).
Seniorentreff, 9.30 Uhr Wassergymnastik und Schwimmen im Hallenbad Bruchköbel, 14 Uhr Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohlfahrt Bürgerhaus, 15 Uhr DRK-Gymnastikgruppe, DRK-Tanzgruppe DRK-Haus Ahornweg 3, 15 Uhr Übungsstunden der Rentnerband. Evangelische Kirchengemeinde Buchbergstraße 6, 16.30 Uhr Kindergruppe Kaktus.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.
Wissens- und HObbybörse in der Selbsthilfekontaktstelle 14 bis 18 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
Wächtersbach. Vortrag zum Thema "Im Vertrauen auf die Heilkräfte aus der Natur", mit Pfarrer Weidinger, 20 Uhr Nikolaus-Bauer-Haus, Friedrich-Wilhelm-Straße 19.
KRONBERG. "Wir wollen eine geschwisterliche Kirche, in der Mann und Frau die gleiche Würde zukommt. In Kronberg sind wir da schon auf dem richtigen Weg." Gabi Müller, Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) in Kronberg, kämpft für ein Gottesbild, das sowohl männliche als auch weibliche Dimensionen beinhaltet. Um solche Positionen auch durchzusetzen, sei die Resignation sicher der falsche Weg. "Nur wenn ich dabei bleibe, kann ich etwas bewirken", kritisiert die Katholikin all jene Brüder und Schwestern, die der Kirche frustriert den Rücken kehren. Denn gemeinsam, etwa im Verband der kfd, könne man da schon einiges durchsetzen.
So fortschrittlich war die Kronberger Frauengemeinschaft, die in dieser Woche ihr 75jähriges Bestehen feiert, freilich nicht immer. Der 1918 als Reaktion auf die durch den Ersten Weltkrieg entstandene Not gegründete "christliche Mütterverein" richtete sich streng nach den Regeln und Geboten der katholischen Kirche, wie ein Blick in die Vereinsstatuten zeigt: Mitglied konnte jede katholische Frau werden, die sich verpflichtete, "ihre Kinder echt christlich zu erziehen, das Vereinsgebet zu verrichten, den Versammlungen nach Möglichkeit beizuwohnen und alle zwei Monate die heiligen Sakramente zu empfangen". 82 Kronbergerinnen traten damals dem Mütterverein bei.
So streng gehe es heute nicht mehr zu, versichert Gabi Müller und schmunzelt. Zwar beginne eine Gruppenveranstaltung auch heute noch mit einer geistigen Besinnung, doch eine Verpflichtung zum Gebet oder zum Sakramentenempfang gebe es natürlich nicht mehr. "Unser Ziel ist das Gespräch, der gegenseitige Austausch und die sozialen Aufgaben", erläutert die kfd-Vorsitzende. Auch besteht die Frauengemeinschaft längst nicht mehr aus einer homogenen Gruppe. Die rund 200 Mitglieder treffen sich - je nach Alter und Interessenlage - im Spielkreis für Mütter mit Kindern, im Englisch- und Töpferkurs oder im eher besinnlichen Donnerstagskreis. "Wir haben viele junge Frauen dabei, die sich auch mal über strittige religiöse Fragen oder Politik unterhalten wollen", versucht Gabi Müller dem Klischee vom überalterten kfd-Kaffeekränzchen entgegenzuwirken. Zudem sei der Kontakt zwischen den Generationen sehr gut, wenn auch die Ansichten zur Stellung der Frau in der Kirche oft differierten: "Ältere Frauen sehen das Problem nicht so, den jüngeren geht's oft nicht schnell genug mit der Emanzipation."
Die Frau in der Kirche wird auch im Mittelpunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten stehen, die am Montag mit der Jahreshauptversammlung begonnen haben. Zum Thema "Frau und Kirche" wird der Frauenbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Ernst Gutting, am Donnerstag, 28. Januar, um 19.30 Uhr einen Vortrag in der Kronberger Stadthalle halten.
Am Sonntag, 31. Januar, findet um 10.45 Uhr ein Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul statt. ki
BÜDINGEN / WETTERAUKREIS. Kurz bevor sie Laura im November 1991 gebar, klinkte sich Ingrid Trebing (29) aus dem Arbeitsleben aus und war "erst 'mal zu Hause". Das Zuhause gab es noch nicht lange. Erst 1989 war sie von Gießen nach Büdingen gezogen. "Am Anfang war es schwer. Ich kannte nicht so viele Leute", erinnert sich die junge Mutter an die Zeit nach der Geburt. Als sie noch arbeiten ging, hatte sie genug Kontakte. "Ich suchte dann vor allem Leute mit Kindern, habe aber wenige gefunden." Sie klapperte "alle möglichen Institutionen" ab, forschte nach Krabbelkreisen und Stillgruppen. "Bis Gelnhausen gab es nichts", stellte Ingrid Trebing fest. Dann stieß sie auf das Mittwochscafé der Evangelischen Familien-Bildungsstätte im Gemeindehaus am Büdinger Markt. "Das hat mir ein bißchen weitergeholfen. Ich fand Frauen, mit denen ich mich austauschen konnte, eine wärmere Atmosphäre, in der ich mich angenommen fühlte." Heute leitet die gelernte Krankengymnastin Trebing selbst Säuglingsgymnastikkurse für die Familien-Bildung.
Die Büdingerin ist ein Paradebeispiel für die Arbeit der Familien-Bildungsstätte mit jungen Müttern im Wetteraukreis: Einerseits ist sie Anlaufstelle für Frauen, die miteinander reden und gemeinsam mit anderen Müttern und ihren Kindern etwas machen wollen. Andererseits bietet sie vielen Frauen eine Chance, nicht völlig den Anschluß an ihren Beruf zu verlieren. Die Bildungsstätte beschäftigt derzeit laut ihrer Leiterin Barbara Uhdris 90 Honorarkräfte, alles Frauen, die sich durch eine pädagogische Ausbildung qualifiziert haben. Uhdris: "Wir sind ein Anknüpfungspunkt an den Beruf. Für viele Frauen waren wir schon Trittbrett für eine hervorragende Anstellung nach der Familienphase." Die Unruhe, die durch den häufigen Wechsel entsteht, nimmt Uhdris dafür gern in Kauf.
Generell hat sie beobachtet, daß "für Frauen die Situation nach der Geburt schwierig ist. Die Arbeit draußen hört auf. Die Entscheidungen spielen sich zwischen Luvs und Pampers ab. Für Familien ist das eine krisenhafte Umbruchzeit."
Die Bildungsstätte, die von der Evangelischen Frauenhilfe getragen wird, beschränkt ihre Arbeit denn auch nicht auf Mütter und Kinder. Männer sollen "an ihre Verantwortung in der Familie herangeführt werden". Im "Männer spezial" zum Beispiel kann man Grundlagen für die häusliche Arbeitsteilung lernen: bügeln, kochen, waschen, putzen. Doch nur sieben Prozent aller 14 000 Kursbesucherinnen im Kreis waren 1991 Männer. "Die meisten kommen überwiegend zur Geburtsvorbereitung", sagt Uhdris. Die Haushalts-Crashkurse aber zögen oft Männer an, "für die es keinen anderen Weg gibt" - bewußt allein lebende Männer oder Witwer etwa. Für ihre Planung hat Uhdris daraus gelernt, daß Kurse in familiärer Arbeitsteilung für Paare ins Bildungsprogramm müssen.
Eigentlich sieht die Bildungsstätte ihren Schwerpunkt in Städten wie Büdingen, die am Rande des Ballungsraumes liegen, bei Familien mit Kindern unter drei Jahren. Gerade neuzugezogene Familien "sind hier oft relativ allein, insbesondere die Frauen", sagt Uhdris. Die Männer seien oft von morgens 5 Uhr bis spät in den Abend berufshalber unterwegs. Insbesondere für junge Frauen sei ein kontinuierliches Angebot wichtig. Nach Geburtsvorbereitung und Rückbildungsgymnastik "ist oft ein Loch. Gerade dann, wenn Frauen gern wieder etwas unternehmen möchten." Insofern, so Uhdris, sei die Säuglingsgymnastik ein "interessantes Einzelangebot aus dem Gesamtprogramm", das in anderen Städten stets ausgebucht sei. Büdingen sei in diesem Punkt "atypisch". Nur drei Frauen haben sich und ihre Kinder für den Kurs, der letzte Woche anlief, angemeldet.
Sie fühlen sich sichtlich wohl - alle sechs, betreut von Ingrid Trebing. Sie will auf den braunen Gummimatten im Obergeschoß der Marienkirche "keine Sportler erziehen", stellt sie erstmal klar. Spaß an der Bewegung soll vermittelt werden, Deformierungen der Wirbelsäule durch Kräftigung der Muskeln vorgebeugt werden - und auch die Mütter sollen sich bei den Übungen entspannen. Zwischen Radfahren und Schraubenbewegungen werden Fragen geklärt. Wie kann ich mein Kind besser halten? Welcher Wagen ist der Richtige? Die drei Mütter machen einen glücklichen Eindruck. Zwei sind seit der Geburt ihrer Kinder nicht mehr berufstätig. Sie sind nicht nur der Gesundheit ihrer Kinder wegen gekommen: "Ich habe manchmal das Gefühl, daß ich raus muß", sagt die eine, und die andere: "Es ist wichtig, rauszukommen, mal andere Menschen zu sehen." Ingrid Trebing lächelt zustimmend. MONIKA KAPPUS
FR-Leserin Christine M. war sich ganz sicher, daß der Fleck, der jetzt auf ihren Schuhen prangte, noch nicht dort war, als sie die Schuhe zum Besohlen gebracht hatte. Der Fleck mußte also während der Reparaturzeit an den mal gerade fünf Wochen alten Schuhen entstanden sein. Christine M. beschwerte sich beim Schuster. Dieser wehrte zwar ab, versuchte aber trotzdem, die Beschmutzung zu entfernen - freiliche ohne sichtbaren Erfolg.
Frau M. wandte sich telefonisch an die Zentrale des Filialbetriebes, um sich zu beschweren. Dort sagte man ihr, sie solle den Schuh vorbeibringen - dann werde man schon weitersehen.
Der erste Besuch verlief ohne Ergebnis. Der Geschäftsführer lehnte eine Entschädigung ab - mit der Begründung, Christine M. könne ja nicht beweisen, daß es die Schuhmacherei sei, die für den Fleck verantwortlich zu machen sei.
Trotzdem machte er der Kundin ein Angebot: Die Kosten für das Besohlen der Schuhe wolle man ihr zurückerstatten. Auf diese Regelung wollte sich Frau M. jedoch nicht einlassen und ließ die Sache zunächst auf sich beruhen.
Einen Anspruch auf Schadensersatz hat die Kundin nur, wenn sie beweisen kann, daß der Fleck während der Reparaturzeit entstanden ist. Dies ergab eine Anfrage der FR bei der Verbraucherzentrale. "Die Beweislast liegt in einem solchen Fall beim Kunden", erklärt Ellen Weizis von der Verbraucherentrale, "schon beim Abgeben der Schuhe hätte ein Zeuge dabeisein müssen, um den Beweis zu ermöglichen, daß die Reparaturfirma für den Schaden verantwortlich ist. Erst dann muß die Firma einen Betrag in Höhe des Zeitwertes der Schuhe zurückerstatten."
Trotz dieser Rechtslage hatte Christine M. Glück: Die Schusterei zeigte sich kulant. Als die Kundin nach einigen Tagen erneut die Zentrale aufsuchte, sagte ihr der Geschäftsführer zu, ihr 100 Mark zu erstatten. reu
Jugendliche und Gewaltbereitschaft Über Ursachen der zunehmenden Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen und über Möglichkeiten zur Abhilfe diskutieren Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Schule, Wohnen und Sport am Mittwoch, 27. Januar, um 20 Uhr im Kino "Traumstern" in Lich (Kreis Gießen). Mit dieser Talk-Runde (prominentester Gast ist der Fan-Forscher Gunter A. Pilz aus Hannover) startet der Kreis Gießen seine Reihe "Jugendforum".
HANAU. FR- Leser Dieter Dausien wohnt in Hanau am Frankfurter Tor und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zur Energieberatung von EAM. Ihm ist aufgefallen, daß in der Räumen dort nachts seiner Meinung nach unnötig viel Strom für Licht verbraucht wird. Tagsüber und nachts um 1 Uhr und um 5 Uhr hätten die Birnen geglüht. Er fragt sich, warum das Elektroversorgungsunternehmen so verschwenderisch mit Strom umgehe und keine Schaltuhr einbaue. Die ganze Nacht über diverse elektrische Haushaltsgeräte zu beleuchten, hält er für übertrieben, denn das Schaufenster liege abseits vom Fußgängerverkehr. Eine EAM-Sprecherin begründete den Lichteinsatz dagegen mit dem Hinweis auf Einbruchsschutz. In jedem Raum drei leuchtende Lampen, das sei nachts Standard, sagt sie.
In einer Nacht sei zudem die defekte Schaltuhr ausgefallen, so daß bis zum Morgen alle Lichtquellen eingeschaltet gewesen seien. Auf die Frage, wie gerade in einem Energieversorgungsunternehmen eine Zeitschaltuhr nicht funktionieren könne, antwortete sie der FR, das Gerät sei defekt geliefert worden und hätte umgetauscht werden müssen.
Auch bei drei nachts leuchtenden Lampen pro Nacht bleibt für FR-Leser Dausien die Frage, wieso die EAM erst recht in ihrem Energieberatungszentrum kein deutliches Zeichen setze und auf Nachtbeleuchtung zumindest teilweise verzichte. him
GROSSENLÜDER. Einen dringenden "Spenden-Hilferuf" hat der Verein "Wir helfen Kindern in der Dritten Welt" an die über 200 000 Bürger im Landkreis Fulda sowie an die Ärzte und Apotheken gerichtet.
Der Vorsitzende des im April 1989 gegründeten gemeinnützigen Vereins, Herbert Jehn, berichtete in Großenlüder (Kreis Fulda) von einem "Notruf" aus Südamerika. In einem Säuglings- und Kleinkinderheim in Sucre in Bolivien sei aus ungeklärten Gründen offene Tuberkulose ausgebrochen.
Der Verein unterstützt dieses Heim mit rund 200 Kindern und Jugendlichen, das Sankt-Josefs-Schwestern aus Trier leiten, bereits seit längerem, "weil sich die Einrichtung nur über Spenden finanzieren kann." Durch den Ausbruch der Seuche liege ein Kind im Koma, neun Kinder seien akut erkrankt und 16 Zöglinge seien infiziert.
Das Kinderheim habe keinerlei Mittel für Medikamente und für die nötigen Blut- und Röntgenuntersuchungen aller Heimzöglinge und der Schwestern. Ärzte und Apotheker würden vom Verein "Wir helfen Kindern in der Dritten Welt" aufgerufen, Medikamente zu spenden oder über Pharmahersteller stiften zu lassen (Spendenkonto des Vereins "Wir helfen Kindern in der Dritten Welt" - Kreissparkasse Fulda, Konto-Nr. 29 933). gwa
Freie Aussprache
"Arme Autofahrer?" Als ich heute die Zeitung aufgeschlagen habe, mußte ich eine Anzeige lesen, die mir einen tiefen Schock versetzt hat (FR, 15. 1.): Die CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth beschwört darin einen "Schluß mit den Schikanen! Autofahrer müssen schon genug schlucken." Im weiteren Text beschwert sie sich dann über verkehrsberuhigende Maßnahmen, Busspuren etc. In welcher verkehrspolitischen Steinzeit lebt diese Frau denn? Die armen Autofahrer und der böse, böse öffentliche Nahverkehr, der ihnen die schönen Straßen kaputt macht? Diese Diskussion ist doch seit Jahren überholt.
Wie kann man angesichts der drohenden Klimakatastrophe, der mit Autos überfüllten Innenstädte, der täglich durch Autos getöteten Kinder und der ständig zunehmenden Atemwegserkrankungen, Sommer-Smog-Gefahren und so fort, wir alle kennen diese Liste nur zu gut, eine solch perverse Anzeige aufgeben?
Welches Machtbedürfnis muß dahinterstehen, wenn man selbst vor solchen unmenschlichen, die Zukunft zerstörenden Forderungen nicht zurückschreckt? Nur, um vielleicht noch irgendwo ein paar Wählerstimmen locker zu machen.
Michael Elze, Hannover "Sachzwang-Wachstum" In dem Streit um die Rolle des Frankfurter Flughafens und in diesem Zusammenhang um die geeignete Anbindung der verschiedenen deutschen Flughäfen an das Bahnnetz muß vielleicht einmal daran erinnert werden, welchen Sinn Luftverkehr eigentlich hat: nämlich Menschen, die in Städten oder Regionen wohnen oder arbeiten, schnell über relativ große Entfernungen zu befördern. "Relativ weite" Strecken gibt es innerhalb Deutschlands bei unseren guten Straßen- und Bahnverbindungen kaum, selbst Reisen in die Nachbarländer gehören eigentlich nicht in diese Kategorie. Deshalb ist ja auch der Kurzstreckenluftverkehr unwirtschaftlich und wird im wesentlichen nur als Zubringerverkehr zu den interkontinentalen Langstrecken betrieben.
Allein um diesen Zubringerverkehr kann es bei der Diskussion um die Anbindung der Flughäfen gehen. Also müssen diejenigen Flughäfen, von denen Langstreckenflüge ausgehen, von möglichst überall her bequem - d. h. umsteigefrei - auf der Schiene erreichbar sein. Um nun den Druck des sogenannten "Sachzwangs Wachstum" vom Frankfurter Flughafen zu nehmen, müssen natürlich einige (aber nicht alle!) anderen deutschen Flughäfen eine entsprechende Drehkreuzfunktion übernehmen. Welchen Sinn sollte es also haben, Flughäfen untereinander über die Schiene zu verbinden? Helmut Richter, Dipl.-Ing., Frankfurt "Gesetzwidrige Blockaden" Mit großer Verwunderung habe ich Ihrer Zeitung entnommen, daß der AStA der Fachhochschule eine Blockade der Nibelungenallee angekündigt hat. Bekanntlich kam es schon öfters zu solchen Blockaden, die auch nicht dadurch, daß sie angeblich für einen guten Zweck - die Einrichtung einer Ampel - dienen sollen, legal werden, auch wenn die Vorschriften des Strafgesetzbuches bzw. des Versammlungsrechts anscheinend den Veranstaltern unbekannt sind und die zuständigen Behörden offenbar keinen Anlaß sehen, diesem gesetzwidrigen Verhalten Einhalt zu bieten. Verständlich eigentlich in einer Zeit, in der Wahlen vor der Tür stehen und die Veranstalter doch rührig in der Presse berichten lassen; der von der Blockade betroffene Bürger, der in seiner grundgesetzlich verbrieften Freiheit eingeschränkt wird - wen kümmert das schon.
Trotzdem - interessant wäre es schon, was die Damen und Herren des AStA zum Verkehrsverhalten der Leute sagen, für die sie Einschränkungen anderer Menschen vorsätzlich herbeiführen. Wer vom AStA hat sich ein Bild vom saumäßigen Parkverhalten der Studenten im Bereich der FH gemacht? Wer kann mir vom AStA erklären, welchen Sinn eine Ampel macht, wenn doch jeder bei "Rot" geht? Vielleicht sollte man es im Sinne der Demokratie mal mit legalen Mitteln versuchen und etwas Rücksicht auf die Rechte anderer Menschen nehmen.
Wolfgang Schäfer, Frankfurt "Abschwung in Frankfurt" In Ihrem Bericht "Frankfurt steht noch ganz gut da" (FR vom 20. 1.) ist viel von "Stimmung", von "Krise" bis "Optimismus", die Rede, aber wenig von Fakten. Fakt ist: Die Frankfurter Wirtschaft ist hinsichtlich der Beschäftigungszahlen krisenanfälliger als die bundesweite. In der Rezession geht die Beschäftigung in Frankfurt früher und tiefer in den Keller als bundesweit, im Aufschwung geht es früher und anfangs steiler bergauf. Gegen Ende des Booms jedoch geht der Frankfurter Wirtschaft, wie die Beschäftigtenstatistiken der Bundesanstalt für Arbeit zeigen, auch früher die Puste aus.
In Frankfurt kündigte sich der Abschwung im jetzigen Konjunkturzyklus ebenfalls früher und ausgeprägter an als bundesweit, von Ostfriesland bis zum Bayrischen Wald, wie die im Gegensatz zu den Zahlen der versicherungspflichtig Beschäftigten sehr zeitnah vorliegenden Arbeitslosenzahlen zeigen: Während die Zahl der Arbeitslosen in Westdeutschland 1991 noch leicht zurückging, ist sie im Arbeitsamtsbezirk Frankfurt bereits 1991 wieder leicht angestiegen. Und während die Arbeitslosenzahlen in Westdeutschland im vergangenen Jahr wieder leicht zunahmen, sind sie in Frankfurt 1992 sehr stark gestiegen. Daß "die vielen Dienstleistungsunternehmen . . . Frankfurt bisher vor ernsteren Folgen der Wirtschaftsflaute bewahrt" haben: Diese Aussage geht nun wahrlich an allen Tatsachen vorbei. Ursache der höheren Krisenanfälligkeit des Frankfurter Arbeitsmarktes ist u. a. der hohe Anteil an unternehmensbezogenen Dienstleistungen. In Zeiten wirtschaftlicher Flaute werden Aufträge für solche Dienstleister von den Unternehmen offensichtlich zuerst reduziert, wie der von der FR geschilderte Fall des Battelle-Instituts zeigt.
Bernd Hausmann, Hofheim-Lorsbach "An Tatsachen halten" Zum Artikel "Roth will runden Tisch zur Sicherheit": Den Metropolenträumen der Regierungskoalition fügt Petra Roth (CDU) die Alpträume bei. Die Opposition sollte andere Aufgaben haben, als mit unseriösen Statistiken die Öffentlichkeit zu manipulieren.
Wahlkampf darf dafür keine Entschuldigung sein; auch wer gewählt werden will, muß sich an die Tatsachen halten.
Petra Roth führt uns vor, wie Politiker/ innen weiter ihre Glaubwürdigkeit verspielen. Michael Pachmajer, Frankfurt
SULZBACH. Fürs Wasser müssen die Sulzbacher seit dem 1. Januar mehr bezahlen. Die Preise sind um 43 Pfennig auf 3,80 Mark pro Kubikmeter gestiegen, dazu kommen noch sieben Prozent Mehrwertsteuer. Die höheren Kosten hängen nach einer Mitteilung der Gemeinde im wesentlichen mit der Grundwasserabgabe zusammen, die das Land seit Juli vergangenen Jahres erhebt, um die Hessen zu sparsamem Wassergebrauch anzuregen. Das Geld fließt zweckgebunden in Schutzmaßnahmen für das Grundwasser.
In Sulzbach schlagen außerdem höhere Kosten für Rohrnetzuntersuchungen und die Beseitigung von Rohrbrüchen zu Buche, im übrigen sind nach Angaben der Verwaltung die Personalkosten leicht angestiegen, und ein Gemeindezuschuß zum Trinkwasser ist weggefallen. she
Im Gespräch: Ahmadi-Moslem aus Pakistan
Todesstrafe für "Ungläubige"
Mit Entsetzen haben Pakistaner zur Kenntnis genommen, daß Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) prüfen läßt, ob ihr Heimatland in eine Liste sogenannter "verfolgungsfreier Staaten" aufgenommen werden soll. Durch eine solche Regelung würde es Verfolgten aus dam asiatischen Land nahezu unmöglich gemacht, Asyl in der Bundesrepublik zu finden. Eine der größten Gruppen pakistanischer Flüchtlinge bilden die Ahmadi-Moslems. Sie werden in ihrer Heimat von fundamentalistischen Mullahs wie vom Staat systematisch verfolgt. Imam Abdul Basit Tariq ist der Vorbeter in der Frankfurter Nur-Moschee, dem Zentrum der Ahmadis in Deutschland. Er schilderte FR-Redakteur Pitt von Bebenburg die Situation in Pakistan. "Es ist so grausam", seufzt Imam Tariq und knetet unruhig seine Hände: "Jeder hat in Pakistan das Recht, gegen Ahmadis zu machen, was er will!" Der Imam fällt tief in den Sessel im kargen Hinterzimmer der Moschee zurück. "Pakistan ist das einzige Land auf der Erde, wo diese Verfolgung durch Gesetz erlaubt ist."
Seit 1984 drohe das Gesetzbuch Ahmadis drei Jahre Haft an, wenn sie auch nur die übliche moslemische Grußformel benutzten. Inzwischen sei sogar die Todesstrafe für ein Delikt eingeführt worden, das "Entweihung des Propheten" heiße - gemünzt auf Ahmadis, denen von den Anführern der Moslem-Mehrheit das Recht abgesprochen werde, den Islam zu praktizieren. In der "islamischen Republik" gelten sie als "Ungläubige". Derzeit werde nach diesem Gesetz etwa ein Prozeß gegen einen Professor geführt, der am Hochzeitstag seiner Tochter festgenommen worden war, weil er das Ereignis auf der Einladungskarte als "islamische Hochzeit" angekündigt hatte.
Der Konflikt hat eine lange Geschichte. Von fundamentalistischen Moslems sei die Ahmadiyya-Bewegung schon früh nach ihrer Gründung 1889 geächtet worden, weil sie sich in zwei zentralen Glaubensinhalten von der Mehrheitslehre unterscheide: "Wir glauben, daß der Messias schon gekommen ist. Die anderen Moslems warten noch auf ihn", berichtet Imam Tariq. Und: "Wir glauben, daß der Gründer der Ahmadiyya- Bewegung, Mirza Ghulam Ahmad, die Wiederkehr Jesu ist - im geistigen Sinne, nicht als körperliche Wiedergeburt." Bereits in den 30er und 50er Jahren sei es zu Ausschreitungen gegen Anhänger des 1908 gestorbenen Ahmad gekommen. Doch erst seit dem Beginn der Herrschaft Ali Bhuttos im Jahre 1974 sei "die Regierung selbst in die Verfolgung involviert" gewesen. Die staatlichen Sanktionen hätten sich seitdem ständig verschärft, bis hin zum Regime des derzeitigen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif, hat der Frankfurter Ahmadi-Geistliche beobachtet. "Politiker verwenden den Islam als Vorwand für politische Ziele", meint er: "Sie benutzen die Mullahs als Werkzeuge." Auch von Oppositionsführerin Benazir Bhutto sei da keine Verbesserung zu erhoffen. "In ihrer Regierungszeit hat sie auch nichts für die Ahmadis gemacht."
Fünf der weltweit zwölf Millionen Ahmadi-Moslems lebten in Pakistan. "Alle Veranstaltungen und Versammlungen sind verboten", sagt Imam Tariq: "Egal, ob es die Jubiläumsfeiern 1989 waren, ob es Sportveranstaltungen oder religiöse Versammlungen sind." Das geistige Oberhaupt der Bewegung halte sich seit 1984 im Londoner Exil auf. Nach Deutschland seien etwa 20 000 Ahmadis geflohen. "Viele Gerichte haben uns anerkannt als Verfolgte", betont der Geistliche. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international prangert seit Jahren die Verfolgung auch der Ahmadis in Pakistan an.
Die Asylanträge von Pakistanern werden relativ häufig vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf positiv beschieden - in knapp einem Viertel der Fälle nach der aktuellsten vorliegenden Statistik (für 1991). Nach der Erfahrung von Flüchtlingshelfern können sich etwa noch einmal so viele Menschen vor Gericht das Recht auf Asyl erstreiten. Zu den anerkannten Flüchtlingen aus Pakistan zählen neben Ahmadis auch verfolgte Christen und politisch Oppositionelle. "Alle Minderheiten in Pakistan sind verfolgt", berichtet der Frankfurter Vorbeter. "Auch Christen werden verfolgt und müssen mit Hinrichtung rechnen." Mit den Vorschriften des Islam, auf die sich der selbsternannte Gottesstaat beruft, habe das nichts zu tun, erregt er sich: "Es ist total unislamisch, was da passiert!"
Mitglieder der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft haben sich mit Bitten an die Bundesregierung gewandt - als vorrangigen Ansprechpartner verstehen sie dabei Außenminister Klaus Kinkel und nicht den für Asylfragen zuständigen Innenminister Rudolf Seiters. Denn als Flüchtlinge akzeptiert zu werden, sei zwar dringend notwendig, aber "keine Dauerlösung für unser Problem". Wichtiger noch sei es, die Regierung in Islamabad zu überzeugen, "ihren Bürgern, einschließlich der Ahmadiyya-Gemeinschaft, zivilisierte, menschliche Behandlung zu gewähren".
PITT VON BEBENBURG
HANAU. 80 bis 85 Wohnungen des freien Marktes, in denen US-Soldaten und ihre Familien gewohnt haben, stehen nach einer Liste der Hanauer Bauverwaltung im Stadtgebiet leer. Andere Ausländer oder wohnungssuchende Deutsche, denen Obdachlosigkeit droht, könnten darin unterkommen. Aber rechtliche Barrieren stehen im Wege.
Für Wolfgang Schwab, Geschäftsführer des Hanauer Ausländerbeirats, ist es "unverständlich, daß es keine Handhabe gibt", wo doch auch in Frankfurt leerstehende Wohnungen beschlagnahmt worden seien. Aus seiner Sicht "müssen gerade Ausländer die verfehlte Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung ausbaden".
Im Unterschied zu Hanau ist Frankfurt vom hessischen Wohnungsbauminister Jörg Jordan bereits als Standort mit erhöhtem Wohnungsbedarf anerkannt, so daß dort leere Wohnungen beschlagnahmt werden können. In diesem Fall ist laut Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler aber weiter unklar, ob womöglich die Kommune die bestehende Umsatzsteuerpflicht der Wohnungseigentümer zu übernehmen habe. Stadtrat Dressler fragt sich, ob der Truppenabzug nicht höherer Gewalt gleicht und die US-Armee Steuernachforderungen daher selbst zu begleichen habe.
Im Rahmen des NATO-Truppenstatuts wird zehn Jahre lang die Umsatzsteuer für Vermieter erlassen, wenn sie in diesem Zeitraum eine Bindungsfrist gegenüber Bundesvermögensverwaltung und US-Armee eingegangen sind. Ziehen die US-Soldaten aber wegen des Truppenabzugs früher aus, so erläutert der Hanauer Finanzamtsleiter Ottomar Kaiser, müßten die Wohnungseigentümer für die restlichen von zehn Jahren Umsatzsteuer entrichten, wenn die Wohnungen entgegen dem Bindungszweck nicht mehr an US-Soldaten vermietet werden. Dabei sei pro Jahr ein Zehntel der nicht verbrauchten Vorsteuer zurückzuzahlen, die beispielsweise bei einem für eine Million Mark erbauten Haus jährlich 12 000 Mark betrage.
Abgesehen von dieser rechtlichen Hürde hat das Jordan-Ministerium der Stadt schon "signalisiert" (Dressler), daß Hanau auch als Standort mit erhöhtem Wohnbedarf anzusehen sei. Sobald der offizielle Bescheid aus Wiesbaden komme, bestehe auch hier die Möglichkeit, freie Wohnungen zu beschlagnahmen. Die US-Standortverwaltung habe ihre Mithilfe signalisiert, Soldatenfamilien so umzusetzen, daß ganze Häuser frei würden. Der Sprecher der Hanauer US-Gemeinde, Wolfgang Niebling, versicherte 2400 Interessenten der FR vor Wochenfrist, die US-Armee habe wenig Interesse daran, Mietverträge länger als nötig zu halten.
Würden die rund 80 US-Wohnungen frei, gäbe es dafür rund 30mal mehr wohnungssuchende Interessenten in Hanau. Darunter sind auch türkische Familien, deren Wohnungsnotlage nach der Erfahrung von Ausländerbeirats-Geschäftsführer Wolfgang Schwab "ständig ausgenutzt" wird. Betroffene unterschrieben Mietverträge, "die sie besser sein ließen".
So im Fall eines Mannes, der einen Nachtschichtjob am Frankfurter Flughafen fand und wegen der geringeren Entfernung zum Arbeitsplatz von Somborn in ein Kellerloch im Hanauer Lamboygebiet zog. In der 40 Quadratmeter-Wohnung für die Wuchermiete von 650 Mark holte sich seine vierköpfige Familie (zwei der vier Kinder hat er beim Cousin untergebracht) die Krätze. Das Kreisgesundheitsamt hat die Hanauer Bauverwaltung bereits angewiesen, die Menschen aus dieser Wohnung herauszuholen. Aber wohin dann?
"Womöglich blüht denen die Aschaffenburger Straße, wo sie aber nicht hingehören", fürchtet Schwab mit Blick auf die verruchte städtische Obdachlosen-Siedlung. Zu allem Übel kommt hinzu, daß die Frau des Türken schwanger ist. Geschäftsführer Schwab: "Die lassen sich auch nicht in einem Hotelzimmer unterbringen". Mit ähnlich miserablen Wohnverhältnissen hat eine andere türkische Familie im Hanauer Stadtteil Großauheim zu kämpfen: Acht Menschen leben auf engem Raum, so daß der Kalt-Warmluft- Austausch nicht richtig funktioniert und sich ständig Schimmel bildet - sogar in den Betten. Eine zusätzliche Heizung will der Vermieter laut Schwab nicht legen. Ein Kleinkind sei ständig krank. Auch hier fehlt angemessener Wohnersatz, die städtische Wohnungsvermittlung ist ohnmächtig. Einer jugoslawischen Familie im Hanauer Norden droht die Räumung. Mit ihrem geringen Einkommen konnten sie die Mieterhöhung nicht mehr zahlen. Die Rückkehr nach Jugoslawien scheidet aus, da dort durch den Krieg alles zerstört ist.
Wie in anderen Fällen auch sieht die Bauverwaltung im Fall jenes Türken keinen Handlungsbedarf, der sich von einem Landsmann und Hochhaus-Nachbarn im Tümpelgarten-Gebiet bedroht sieht. Lapidare Begründung im Bauverwaltungsamt: Der Betroffene habe eine Wohnung.
Der Wohnungsverlust kann Ausländer in einen Teufelskreis treiben: Wenn fehlende Arbeit und Sozialhilfebezug hinzukommen, kann das ein Abschiebegrund sein. In der ehemaligen Heimat sind sie dann meist genauso isoliert und entwurzelt. Das kann Deutschen so nicht widerfahren. Daher hofft Schwab auf "einige Wohltäter, die notleidenden Ausländern Wohnungen abieten". Die Praxis sieht aber oft so aus: Gibt sich der Wohnungsbewerber am Telefon als Ausländer aus, behauptet der Vermieter, die Wohnung sei bereits belegt. Ruft der Ausländer dann unter deutschem Namen an, heißt es plötzlich, die Wohnung sei noch zu besichtigen. JOACHIM HAAS-FELDMANN
KASSEL. Die Austellung "Grenzüberschreitung. Walter Benjamin - Leben und Werk" wird verlängert und noch bis 28. Februar im Kasseler Museum für Sepulkralkultur zu sehen sein.
Gezeigt wird darin unter anderem der Entwurf des israelischen Künstlers Dani Karavan für eine Gedenkstätte zu Ehren Benjamins imn spanischen Grenzort Port Bou. ebo
BAD VILBEL. Der Wertstoffhof zieht um. Am Mittwoch, 27. Januar, werden Bauschutt, Sperrmüll, Papier, Styropor, Schrott, Korken, Bildschirmgeräte, Altreifen, Kühlschränke und Waschmaschinen nicht mehr in der Rendeler Straße, sondern auf dem Gelände der Kläranlage angenommen. Die Zufahrt geschieht über Frankfurter Straße und Wiesengasse. Die Annahmezeiten sind unverändert und zwar immer mittwochs von 14 bis 16 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr, teilt die Stadtverwaltung mit. hm
JAMES O. KEIR ist seit Anfang Januar Mitglied der Geschäftsführung der BMW Rolls-Royce in Oberursel. Der 53jährige ist dort als Projektleiter für große Triebwerkprogramme und als Leiter von Produktion und Beschaffung tätig. Sein Vorgänger PHILIP WILKINS wird eine neue Aufgabe bei Rolls Royce in Großbritannien übernehmen.
HELMUT SCHULTZ hat sein Mandat als Stadtverordneter der Oberurseler Bürgergemeinschaft niedergelegt. Seinen Platz im Stadtparlament übernimmt nun HANS SCHNEIDER.
Wenn der Oberurseler Bürgermeister über seine Wirtschaftspolitik spricht, klingt Stolz in der Stimme mit. "Wer in guten Zeiten vernünftig fördert, der lebt auch in der Flaute gut", verkündet er frohgemut. Und in der Tat kann Schadow etwa mit NUR-Touristik und Avis auf einige spektakuläre Erfolge bei der Unternehmensansiedlung verweisen. Doch in jüngster Zeit klingt sein Credo eher nach Gesundbeterei. Lediglich "einige kleinere Leerstände" will der christdemokratische Rathauschef auf dem Bürosektor einräumen. Schön wär's: Selbst mit Lockangeboten ist das stetig wachsende Platzangebot für die moderne Schlüsselbranche Dienstleistung nicht mehr loszuschlagen.
Die Frankfurter Südprojekt Immobiliengesellschaft hat ihren "Büropark Oberursel" beeindruckend herausgeputzt: repräsentative Glitzerfassade begrenzen "Kein einziger Abschluß" 13 700 Quadratmeter Nutzfläche, dazu Casino und exklusive Konferenzräume. Doch das Projekt an der Hohemarkstraße gegenüber dem Rosengärtchen steht bislang - freilich in bunt schillernden Farben - nur auf einem Schild. Dahinter: grüne Wiese. Und es sieht nicht so aus, als ob sich daran bald etwas ändert, räumt Südprojekt-Geschäftsführer Hans- Peter Bifar ein: "Wir wollen erst dann mit dem Bau anfangen, wenn ein Großteil der Fläche vermietet ist."
Noch hat Südprojekt, hinter der sich so potente Geldgeber wie Südzucker und die Advanta AG verbergen, allerdings bloß "Nachfragen, aber keinen einzigen Abschluß". Und das, obwohl die Immobilienfirma ihren potentiellen Mietern weit entgegenkommt. Die kalkulierten 29,50 Mark pro Quadratmeter sind für Bifar jedenfalls kein Dogma: "Selbstverständlich machen wir beim Preis Zugeständnisse." Falls es ihm bis 1994 nicht gelingt, Kunden an Land zu ziehen, will der Gebäudehändler sein Konzept ändern: "Dann müssen wir auch kleine Mieter nehmen, die uns im Moment noch nicht interessieren."
Auf einen großen, potenten Mieter wartet im Moment auch noch Gerhard Behrens vom Maklerbüro Gaulke & van Mastrigt. Sein Objekt in der Gablonzer Straße 21-23 ist "fix und fertig geplant, aber gebaut wird erst, wenn abschlußreife Verträge vorliegen". Daß das dauern kann, darauf hat sich der G & M-Geschäftsführer schon eingestellt: "Viele Unternehmen stellen zur Zeit wegen der schwachen Konjunktur die Entscheidung, in neue Räume zu ziehen, erst einmal zurück." Und wenn das Warten sich länger zieht, als die Baugenehmigung läuft - "dann wird die eben nochmal verlängert".
Dabei bietet Behrens seine 7000 Quadratmeter Büro- und 3500 Quadratmeter Lagerfläche schon konkurrenzlos niedrig an. Im nahen Büropark Neumühle beispielsweise kostet der Quadratmeter mit 29 Mark fünf Mark mehr. Dafür soll der Park aber auch eine "städtebaulich einmalige Angelegenheit werden", schwärmt Thomas Schmengler, Geschäftsführer Vermietung bei Jones Lang Wootton: Sechs verschiedene Architekten haben für sechs Gebäude sechs verschiedene Pläne gezeichnet, die wiederum in ein Gesamtkonzept integriert sind. Wieviele der Büropaläste Luftschlösser bleiben müssen, steht freilich in den Sternen. Gebaut wird derzeit an zweien - den kleinsten -, vermietet ist "noch gar nichts". Weitere Gebäude will der Investor Hochtief erst in Angriff nehmen, wenn klar wird, daß sich auch Abnehmer finden.
Wie seine Konkurrenten sehnt sich Schmengler nach einem Großkunden, der möglichst alles auf einmal bucht. Wenn "jemand wie Sony" käme, träumt G & M- Makler Behrens, dann hätte er die Sicherheit, "daß der Mieter nicht erst alles nach seinen Wünschen zurechtmachen läßt und dann in zwei Jahren Pleite ist". Solche Sicherheiten sind rar geworden im Oberurseler Büromietgeschäft. Südprojekt-Mann Bifar räumt ein, daß zur Zeit nur geringe Flächenkontingente gefragt sind. Die kleinen Krauter, die einziehen würden, "sind für den Investor natürlich ein erheblich größeres Risiko". Das einzugehen, ist er wohl oder übel bereit. Aber nur bei seinem derzeit geplanten Büropark - Bifar: "Um das Standortrisiko zu streuen, würden wir weitere Projekte in Oberursel ablehnen."
Nur bei der Graf Solms Laubach'schen Liegenschaftsverwaltung strahlen die Mitarbeiter Zuversicht aus. Zwar gingen die Räume im kürzlich fertig gestellten Büropark in der Au "sicher nicht weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, aber wir haben immer noch die Möglichkeit, unsere Mieter auszuwählen". Das wird allerdings eher daran liegen, daß der Solms-Makler Joseph Elburg GmbH als billiger Jakob auftritt. In einem Brief, der der FR vorliegt, wirbt die Firma mit konkurrenzlos guten Konditionen: Wer sich für den Au-Park entscheidet, lautet das "besondere Entgegenkommen gegenüber Mietinteressenten", bleibt elf Monate lang mietfrei und muß anschließend moderate 24,90 Mark pro Quadratmeter zahlen. Offiziell gibt Solms den Quadratmeterpreis seiner Liegenschaft mit 28 Mark an. Robert Menke von der Maklerfirma Elburg räumt ein, daß solche Konditionen "nicht üblich" seien, aber in Oberursel "angemessen", weil "die Infrastruktur noch nicht stimmt".
Das wird Bürgermeister Schadow gar nicht gerne hören, hält er die Vorsorge bei Straße und Schiene doch für eine seiner herausragenden Leistungen bei der Firmenansiedlung: "Wir stehen gut da, weil wir zeitig eine gesunde Infrastruktur geschaffen haben, beziehungsweise zur Zeit schaffen." Nicht zeitig genug offensichtlich für einige Firmen. Au-Akquisiteur Menke räumt seinen Preisnachlaß ausdrücklich deswegen ein, weil vor 1994 weder der S-Bahn-Haltepunkt Stierstadt noch die Verbindungsstraße zur Frankfurter Miquelallee gebaut werden. Und wegen seines Büroparks an der Hohemarkstraße wartet Südprojekt-Manager Bifar sehnsüchtig auf den Feldbergzubringer. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Georg Brum nennt Schadows Ansiedlungsbemühungen "unkoordiniert". Vor allem ohne die S-Bahn verursachten die neuen Unternehmen im Gewerbegebiet zwischen Bommersheim und Stierstadt ein "Verkehrschaos auf der Südachse". Außerdem sei versäumt worden, dort auch für Läden zu sorgen, in denen die vielen Büroangestellten einkaufen könnten. Weil das "Chaos" sonst noch größer wäre, habe "Schadow Glück, daß die Konjunktur schlecht ist", meint Brum. Makler als billiger Jakob
Die schlechte Konjunktur könnte sich aber auch für ganz Oberursel als ein Glück erweisen. Denn der wachsende Kostendruck zwingt immer mehr Unternehmen, an den Standortkosten zu sparen. Und "Oberursel ist im Schnitt nur halb so teuer wie Frankfurt", sagt Jones Lang Wootton-Makler Schmengler. Während am Taunusrand die Quadratmeterpreise zwischen 24 und 32 Mark schwanken, zahlen Büromieter in Frankfurt durchschnittlich zwischen 60 und 80 Mark - und im vornehmen Westend noch erheblich darüber.
Der Verkehr und die fehlenden Läden stören auch Herbert Wagner, den Geschäftsführer der Werbeagentur Advecon, die aus Frankfurt in die Au gezogen ist. Für Oberursel sprächen jedoch Preis und Platz: "In Frankfurt konnten wir uns nicht weiter ausdehnen. Hier haben wir doppelt so große Räume als früher in der Taunusstraße und zahlen doch nicht mehr Miete." Noch zwei Dinge begeistern den Werber an Oberursel: "Es gibt viel mehr Parkplätze und viel bessere Luft als in Frankfurt." An die Vorzüge der Taunusstadt glaubt auch Miet-Profi Schmengler: "Momentan ist noch Heddernheim der Renner. Wenn da die wenigen noch freien Objekte belegt sind, dann geht es erst richtig ab in Oberursel."
OB: Auch Behinderte
müssen Rücksicht nehmen
Seit Jahren schon beschäftigt Hans- Dieter Stelter und seine Kunden ein leidiges Problem. Vor dem Haus in der Neebstraße 2 in Bornheim, wo Stelter eine Fahrschule für Behinderte betreibt, finden Kunden "kaum einen Parkplatz". Weil die Autos kurz auf der Straße halten, um behinderte Fahrschüler in den Rollstuhl zu setzen, kommt es, so Stelter, immer mal wieder zu Konflikten mit den Ordnungshütern: Hilfspolizisten verteilen Strafzettel wegen Falschparkens.
So erging es auch einem Zivildienstleistenden der Arbeiterwohlfahrt, der den gehbehinderten Patrick L. in die Neebstraße fuhr. Er hatte Patrick L. gerade in den Rollstuhl geholfen, als er einen Hilfspolizisten nahen sah. "Ich fahre gleich weg", rief er dem Hipo zu. Doch der zückte gleich seinen Block und füllte einen Strafzettel aus. Nachträgliche Verhandlungen endeten ergebnislos, der Fahrer sollte 50 Mark berappen.
Der Zivildienstleistende "fühlte sich total ungerecht behandelt", schilderte die Mutter von Patrick L. den Vorfall. Unter diesen Umständen wollte er ihren Sohn nicht mehr in die Neebstraße fahren. Alle Beteiligten fanden das "wenig kulant". Weil auch die AWO die Sache nicht auf sich beruhen lassen wollte, schickte man einen Widerspruch ans Ordnungsamt und einen Brief an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Beides endete jedoch erfolglos. Der Widerspruch wurde abgelehnt, wobei sich das Bußgeld auf 79 Mark erhöhte, und auch der OB konnte nichts Ungesetzliches feststellen. Er habe den Fall "mit Interesse zur Kenntnis genommen", schrieb von Schoeler. Nach einer Prüfung des Falles sei man aber zu dem Schluß gekommen, daß das Auto eine "konkrete Verkehrsbehinderung" dargestellt und der Hilfspolizist somit korrekt gehandelt habe. Auch behinderte Menschen müßten im Straßenverkehr Rücksicht nehmen: "Eine Gefährdung . . . muß ausgeschlossen werden."
Werner Hartwig, Chef der Hilfspolizei, beurteilt den Fall ebenso. "Wenn eine Fahrspur ausfällt, gibt es einen Strafzettel." Zugleich stellte Hartwig klar, daß die Hilfspolizisten Behinderten helfen, wo immer es geht: "Bei Schwerbehinderten drücken wir alle Augen zu." Für den Besitzer der Fahrschule hat Hartwig immerhin einen "guten Rat". Er könne beantragen, daß von den bestehenden Parkplätzen ein oder zwei zu Behinderten- Parkplätzen umdeklariert werden. Die Straßenverkehrsbehörde lasse da bestimmt mit sich reden. vo
OBERURSEL. Ein positives Fazit der im September eingerichteten flächendekkenden Tempo-30-Zone in Bommersheim hat der Erste Stadtrat Gerd Krämer (CDU) gezogen. Nach einer anfänglich üblichen Eingewöhnungsphase sei festzustellen, daß mit Ausnahme "weniger rücksichtsloser Zeitgenossen" die neue Regelung angenommen und beachtet werde. In der Tempo-30-Zone gilt an allen Einmündungen und Kreuzungen die Vorfahrtsregelung rechts vor links.
Es seien seit September auch erfreulicherweise keine Unfälle passiert, die auf die neue Vorfahrtsregelung zurückzuführen wären, teilt Krämer weiter mit. Besorgte Bommersheimer hatten dies anfangs befürchtet und vorausgesagt. Stadtrat Krämer ist deshalb der Ansicht, daß sich die flächendeckende Tempo-30-Zone bewährt habe und daß bei etwas mehr Rücksichtnahme durchaus ein "gutes und beispielhaftes Miteinander statt Gegeneinander" möglich sei. Eine wirksame Verkehrsberuhigung sei offensichtlich auch ohne teure Baumaßnahmen durchführbar. esi
NEU-ISENBURG. Nachdem sich monatelang kaum jemand für "Stadtmarketing" erwärmen konnte, scheint nun doch ein Kreis von Bürgerinnen und Bürgern mithelfen zu wollen, Neu-Isenburg zu einem besseren Image zu verhelfen. Wie es aus dem Rathaus hieß, seien 70 Privatpersonen, Geschäftsleute und Vereinsvertreter auf sechs Facharbeitskreise verteilt worden. In den Gremien, die in den nächsten Tagen ihre Arbeit aufnehmen sollen, ginge es um Themen wie Stadtentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Verkehr und soziale Infrastruktur.
Bereits zweimal tagte das "Oberhaus", der Basisarbeitskreis, der alle Ergebnisse aus den Fachgruppen auswertet und in Maßnahmen umsetzen soll. Laut Bürgermeister Robert Maier (CDU) könne im Frühsommer mit den ersten "handfesten" Aussagen gerechnet werden.
Gewählt wurden jetzt der erste Vorsitzende des Basisarbeitskreises und sein Vize: Wilhelm Krahn, Vorsitzender der Interessengemeinschaft City, und Buchhändler Franz-Joachim Gaber. leo
"Lichtblick" - das ist der treffende Name des Vereins, den Schwester Sigrid gegründet hat und dessen Mitglieder ein Wohnhaus für Obdachlose finanziert haben. Vorsitzender ist der Makler Hans Simons (30), der im Rahmen seiner sozialen Arbeit für Obdachlose innerhalb der Dom-Gemeinde eines Tages von Schwester Sigrid "angehauen" wurde. "Die hätte mit uns am liebsten eine Wohnungsbau AG gegründet", erinnert er sich heute lachend.
Von dem Anliegen der Nonne überzeugt, Obdachlose von der Straße wegzukriegen, holte er Freunde in den Vorstand: Seinen Steuerberater, einen Banker, den Juristen Christian Struntz. "Eine Personengruppe, die sich sonst nicht unbedingt in solchen Dingen derart engagiert."
Sie gingen an die Arbeit. "Das letzte Jahr blieb wenig Freizeit", sagt Simons. Da wurden Gutachten erstellt, rauf- und runtergerechnet und getüftelt, mit der Nassauischen Sparkasse verhandelt, "die uns bei Krediten mit guten Konditionen entgegenkam". Als das Finanzierungskonzept stand, rückten die Handwerker an, "kam die heiße Phase" von April bis November. Einige, darunter auch Schwester Sigrid, legten selbst mit Hand an. Alle diese Beteiligten, sie standen für die gute Sache buchstäblich im Dreck.
Weihnachten war es soweit: Es wurde ein Freudenfest für alle Beteiligten, das ihnen unvergessen bleibt. Die praktische Umsetzung des christlichen Auftrags: "Kommt alle, die ihr mühselig und beladen seid." Eine Bestätigung auch dafür, daß da, wo ein Wille ist, auch ein Weg zu finden sein wird.
"Ich möchte noch viele solcher Häuser haben", sagt Schwester Sigrid, die von dem Diplom-Soziologen Bernd Kraus unterstützt wird. In solchen Dingen ist sie ganz unbescheiden. Und gibt, "für eventuelle Spender", gerne die Kontonummer preis:
"Verein Lichtblick, Nassauische Sparkasse, Konto Nummer 154 008 888. Bankleitzahl 510 500 15. -vau
Von Jan Mayen, der norwegischen Vulkaninsel im Nordatlantik, sind die Skandinavier üble Nachrichten gewohnt. Ein Tief über Jan Mayen bedeutet, daß Schlechtwetter im Anflug ist, und Tiefdruck ist auf dem felsigen Eiland der Normalzustand. 25 Meteorologen bemannen die Wetterstation, die Norwegen 1921 baute, hissen Ballons, messen die Stürme und funken ihre Beobachtungen in die 1000 Kilometer entfernte Heimat. Die hohen Arktikzulagen und niedrigen Steuern locken das Personal in die Einöde, doch wenn ihr Vertrag nach sechs Monaten ausläuft, haben die meisten genug von der Insel, auf der es verboten ist, die Station unbewaffnet oder auf eigene Faust zu verlassen: die Eisbären, die mit dem Treibeis nach Jan Mayen kommen, sind hungrig und greifen Menschen an.
Dieses unwirtliche Felsenriff sorgt nun für einen Streit zwischen Norwegen und Dänemark, der so ernst ist, daß ihn die beiden Nachbarländer gütlich nicht beilegen konnten. Daher muß der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Zank schlichten, bei dem es um reiche Fischgewässer geht: welcher Anteil an der Meeresstraße zwischen Jan Mayen und Grönland gehört Norwegen und welcher Dänemark? 1980 hatte Norwegen seine Fischereizone auf 200 Seemeilen ausgeweitet und eine entsprechende Zone auch um Jan Mayen gezogen. Die Insel war im 17. Jahrhundert zunächst von Henry Hudson und dann nochmals vom holländischen Walfänger Jan May entdeckt, später aber von Norwegen beansprucht und 1929 einverleibt worden.
Auch Dänemark errichtete um Grönland, die zum dänischen Königreich gehörige Rieseninsel, eine 200-Meilen-Zone. Doch der Abstand zwischen Grönlands Ostküste und Jan Mayen beträgt nur 254 Seemeilen, so daß für beide Zonen kein Platz ist. In einem 65 000 qkm großen Meeresstück überschneiden sich die norwegischen und dänischen Ansprüche. Wie soll man dieses teilen? Nach der Mittlinie, fordern die Norweger. Sie wollen die strittige Zone in gleichem Abstand von den Küsten Grönlands und Jan Mayens teilen und verweisen auf die Genfer Seerechtskonvention, die das Mittlinienprinzip für Grenzzwiste empfohl.
Doch die Konvention ermöglicht auch Abweichungen von diesem Prinzip, wenn besondere Umstände dafür sprechen. Und solche Umstände machen die Dänen geltend: ein unbewohntes Felsenriff weitab im Nordatlantik könne nicht gleiche Gebietsansprüche stellen wie eine seit 4000 Jahren bewohnte Insel. Grönlands Fischer sollten daher ihre 200-Meilen-Zone erhalten, argumentierte der dänische Vertreter vor den Richtern in Den Haag. Norwegen sei mit dem Rest immer noch gut bedient.
Gekränkt klagte Norwegens Mann vor dem Internationalen Gerichtshof, daß sein dänischer Widerpart Jan Mayen in "unbegründet herablassendem Ton" eine isolierte Felseninsel nannte, weit weg von Norwegen und ohne Einwohner und wirtschaftliche Aktivität. Jan Mayen sei kein Riff im Meer, erwiderte er, sondern mit seinen 380 qkm immerhin größer als der selbständige Staat Malta. Zwar kann auch Oslo nicht bestreiten, daß es auf Jan Mayen nie feste Siedler gab, und daß von der Insel aus kein Fischfang betrieben wird: den Bewohnern der Wetterstation ist es gar verboten, im Boot in See zu stechen.
Doch auch Grönlands Ostküste sei weitgehend menschenleer, halten die Norweger dagegen. Wohl sei Scoresbysund in Ostgrönland der der umstrittenen Zone nächstgelegene Hafen. Doch dort liege kein einziges Fischerboot. "Nach Nuuk, Grönlands Hauptstadt, ist ein Schiff vier Tage unterwegs, ins nordnorwegische Tromsö nur knapp 40 Stunden", widersprach Per Tresselt, Norwegens Vertreter in Den Haag, dem Einspruch, daß Jan Mayen allzu weit von den norwegischen Fischerhäfen entfernt sei, um Gebietsansprüche zu rechtfertigen.
Es geht den Norwegern nicht nur um die Fischgründe und mögliche Ölvorkommen, die zur Sprache kommen könnten, wenn auch der Kontinentalsockel aufgeteilt wird. Es geht ihnen ums Prinzip: wenn bei Jan Mayen eine kleinere Bevölkerung und schwächere wirtschaftliche Aktivität als Begründung für eine nachteilige Grenzziehung herhalten müßten, dann könnte dies auch für andere Zwiste gelten. Und genau das sind die Argumente, mit denen Moskau seit langem versucht, die ungeklärte Grenze im Barentmeer in - nach norwegischer Lesart - eindeutig norwegische Gewässer zu verlegen. Und im Barentmeer, an dessen Küste wenige tausend Norweger einer russischen Millionenbevölkerung gegenüberstehen, geht es um Wirtschaftsinteressen einer ganz anderen Größenordnung als beim Fischfang um Jan Mayen.
HANNES GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
Die Dinosaurier - ermattet
Ach ja, es gibt sie noch: die deutschen Gewerkschaften. Nach der alljähr- lichen Klausurtagung meldeten sie sich zurück und erklärten etwas zu jenem Bonner Sparpaket, mit dem der Finanzminister seine Löcher im Haushalt stopfen möchte. DGB-Chef Heinz-Werner Meyer beschwerte sich, daß die Gewerkschaften in diesen Pakt, der irrtümlich das Wort Solidarität benutzt, nicht einbezogen worden seien. Soll Meyer doch froh sein, kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen.
Aber der DGB-Vorsitzende ist kein Kämpfer. Sein Protest ist so müde und matt wie das gesamte Erscheinungsbild der Organisation. Haben sich die Damen und Herren auf ihrer Klausur so ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, daß nicht einmal eine klar und intelligent formulierte, gemeinsame Kritik an diesem Haushaltssanierungsplan herauskam; daß nicht im Gegenzug ein Konzept vorgelegt wurde, das von den Realitäten ausgeht und den Namen deutsch-deutscher Solidarvertrag tatsächlich verdient? Nicht zum öffentlichen Medienspektakel, sondern zu einem solchen Gegenkonzept wären die Gewerkschaften verpflichtet, wenn nicht gezwungen.
Neben den Arbeitsämtern sind sie die einzigen, die tief in der deutschen Misere stecken und sie tagtäglich in der Praxis erfahren. Sie spüren die schroffen Gegensätze zwischen oben und unten, Ost und West, Verlierern und Gewinnern des Einigungsprozesses. Handfest materiell im Verlust von Mitgliedern und Einnahmen, handfest psychisch in der wachsenden Angst bei den Männern und Frauen in der Maschinenbau-, Auto-, Computer- oder Chemiebranche im Westen oder den Treuhandbetrieben sowie Beschäftigungsgesellschaften im Osten.
Und die Gewerkschaften stecken tief in der Verantwortung: In der ehemaligen DDR, heute in den neuen Bundesländern leisteten und leisten sie seit drei Jahren eine soziale Befriedungsarbeit, die für die gesamte Gesellschaft nicht hoch genug eingestuft werden kann. Mit ihren Betriebsräten und Arbeitsdirektoren sind sie es, die die Millionen, die einst in volkseigenen Betrieben arbeiteten, aus dem aktiven Arbeitsprozeß ausmusterten und noch immer ausmustern - sozialverträglich selbstverständlich. Die Unterschrift ihrer Funktionäre und Vertreter stehen unter den Sozialplänen, den Programmen für die Auffangmaßnahmen oder Beschäftigungsgesellschaften: Sie sind für die Männer und Frauen im Osten so etwas wie ein Garant, daß der Sprung zurück auf einen sicheren Arbeitsplatz doch noch glückt, daß die Hoffnung bleibt, in Anstand den Vorruhestand zu erreichen.
Es gibt zwischen Rostock und Leipzig wenig Fundamente, auf die sich die Menschen im Osten zur Zeit verlassen: Neben dem Arbeitsförderungsgesetz gehören die geltenden Tarifverträge dazu. Jeder, der daran rüttelt und Veränderungen erzwingt, muß wissen, welche Folgen, welcher Verlust an Glaubwürdigkeit damit verbunden sind. Auf die Gratwanderung der Gewerkschaften nimmt die Bonner Politik keine Rücksicht. Erst recht nicht wird auf die Erfahrung wie die Sachkunde der Arbeitsverwaltung und ihrer Wissenschaftler in Nürnberg gehört, obwohl von dort die besten Ideen und sinnvollsten Vorschläge kommen, was ein Solidarpakt, der den Namen verdient, heute leisten müßte.
Es geht im Osten längst nicht mehr um jene vielzitierte Rettung "industrieller Kerne", sondern es geht vom mecklenburgischen Land bis zur Niederlausitz um - wie es die Nürnberger Arbeitsmarktforscher nennen - die Grundausstattung mit Arbeitsplätzen für Frauen, Ältere, jüngere Ungelernte, leistungsgeminderte Menschen. In weiten Regionen muß Industrie, Mittelstand und Handwerk von Grund auf neu gefördert und aufgebaut werden, mit langem Atem, unkonventionellen Ideen und geduldiger Experimentierfreude. Als Interessenvertretung aller dieser Arbeitnehmergruppen wäre es für die Gewerkschaften höchste Zeit, den Mund aufzumachen. Wie sangen die kölschen Rockmusiker: "Arsch huh - Zäng ussenander".
Doch, ach, die "Dinosaurier" lassen die Chance an sich vorbeiziehen, bewegungsunfähig und fast gelähmt. Die Kraft, die sie brauchten, haben sie nicht mehr. Oder sie vergeuden sie im eifersüchtigen Machtgerangel untereinander. In den neuen Bundesländern geht das Gezerre über Zuständigkeiten (und Mitglieder) munter weiter, zum Beispiel im Energiesektor. Ein Krisenmanagement des DGB, selbst "Schiedssprüche" bleiben im Alltag folgenlos. Statt dessen beschäftigen sich die Damen und Herren Vorsitzenden in diesen Zeiten damit, wie sie den DGB "verschlanken", auf politische Repräsentationsfunktionen zurückschneiden können. Das ist ein fahrlässiger, kurzsichtiger und eigensüchtiger Kurs. Den aber steuern landauf, landab auch Politik und Wirtschaft. Wo steckt noch Gegenkraft?
FLÖRSHEIM. So leicht läßt sich Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) nicht für die Misere des Einzelhandels in die Verantwortung nehmen. Im Gegenteil: "Wir sind ein gutes Stück vorangekommen!" wirbt der Rathauschef, nachdem ihm die Fraktion der Grün-Alternativen Liste Flörsheim (GALF) vorgeworfen hatte, durch den Ankauf von Grundstücken im Ortskern (GALF: "bedenkenloses Schachern") die Vernichtung von Ladenflächen billigend in Kauf genommen" zu haben. Die Stadt versuche trotz der ohnehin nicht einfachen Lage des Einzelhandels, die Selbständigen zu unterstützen und Rahmenbedingungen zu verbessern, ohne sich in unternehmerische Entscheidungen einzumischen.
Als Beispiel führt Wolf an, daß man bewußt auf die Ausweisung von Gewerbegebieten mit guter Verkehrsanbindung verzichtet habe, um keine Großmärkte anzuziehen. Schon 1986 habe die Stadt in Abstimmung mit den Gewerbetreibenden ein Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse zum Großteil umgesetzt worden seien. Die Empfehlungen, einen größeren Lebensmittelladen als Trendbringer für ältere Menschen und junge Mütter innenstadtnah anzusiedeln, Parkplätze zu schaffen und den öffentlichen Straßenraum aufzuwerten, sind allesamt umgesetzt worden - folgt man den Aufzählungen des Bürgermeisters.
Sozusagen als geballte Ladung listet er nacheinander die Taten der Stadt auf: Danach haben neue Wohnungen in der Innenstadt zusätzliche Kundschaft gebracht und die Kaufkraftbindung von 35 auf 52 Prozent gesteigert. Die Flörsheimer verfügen im neuen Geschäftshaus über zwei Fachärzte und einen Lebensmittelladen, Wickerer Straße und Eisenbahnstraße wurden neu gestaltet, Stellplätze eingerichtet und bei der Eröffnung eines Cafés leistete die Stadt Hilfe. Zudem werden auf der Nordseite der Bahnlinie rund 700 Wohnungen in unmittelbarer Nähe der Geschäfte entstehen.
All diese Entscheidungen, ebenso wie der Ankauf von Grundstücken zur Erschließung des geplanten Innenstadtzentrums, seien mit "überwältigender Mehrheit" im Parlament gefaßt worden, sagt Wolf. Allein die GALF habe gegen die Verbesserungen der Rahmenbedingungen gestimmt und betreibe Stimmungsmache gegen die Stadt. set
MARBURG. Wenn die Volleyballer des VfL Marburg ihre Bälle übers Netz pfeffern, ist neuerdings auch Satire mit im Spiel. "Deutsche! kauft nur deutsche Bananen" prangt es in den Nationalfarben schwarz-rot-bananengelb auf den Trikots. Um sich bei ihrer Verbandsspitze nicht in die Nesseln zu setzen, tragen die Mitglieder der ersten Damen- und Herrenmannschaft die poppigen Satire-Shirts jedoch vorsorglich nur während der Aufwärmphase.
Nach Auskunft von Trainer Oliver Vollmer hat eine Kasseler Mannschaft nämlich bei einer früheren Aktion mit politischem Einschlag reichlich Ärger bekommen, weil Politik aus dem Sport rausgehalten werden soll. Aber von den Spielerinnen und Spielern, die sich in der hessischen Verbands- bzw. Bezirksliga gerade an den Aufstieg machen, wird die Aktion jedenfalls "geschlossen getragen", so der Trainer, um auf diese Art unverbissen gegen tumbe Ausländerfeindlichkeit Front zu machen.
Was den Volleyballern "pfiffig" und "originell" erscheint, brachte vor einiger Zeit zwei CDU-Mannen allerdings mächtig auf die Palme: "Geschmacklose Entgleisung" echauffierte sich der Landtagsabgeordnete Dietrich Möller, der bei der im Mai anstehenden Direktwahl gern Marburgs nächster Oberbürgermeister würde. Der gelernte Landwirt geißelte vor allem die Beteiligung des Magistrats am Druck der Satiresticker, die vom Marburger Stadtmagazin "Express" aus der Taufe gehoben wurden. Aus den vom OB- Kandidaten angedrohten "weiteren Schritten" ist allerdings bis heute nichts geworden.
Der sonst zu fast jedem Scherz aufgelegte Walter Troeltsch (Ex-MdB, Ex- OB-Kandidat und ehrenamtlicher Stadtrat) sprang seinem Parteifreund Möller beherzt beiseite und sparte nicht mit deutlichen Worten gegen den "hetzenden und dümmlich-satirischen Aufkleber". Der Magistrat dürfe keine Hilfestellung leisten, wenn hier jene Bürger diffamiert und in die deutschtümelnde Ecke gestellt würden, die sich "darum bemühen, daß deutsche nationale Interessen genügend und besser als jetzt gewahrt werden". Ein Schnellschuß, der dem altgedienten CDU-Recken später leid getan haben soll, wie aus verschiedenen Quellen verlautet.
Bürgermeister und Kulturdezernent Gerhard Pätzold verstand die ganze Aufregung nicht. Daß mit der Bananen-Message "jene stupiden Parolen, die in dumpfer Stammtischatmosphäre leider gegenwärtig in Mode sind, aufs Korn genommen werden, sollte eigentlich jedem, der nicht für solche Parolen empfänglich ist, ohne weitere Erläuterung einleuchten", beschied Pätzold seinem Konkurrenten ums OB-Amt. Presseamtschef Erhart Dettmering, der die Magistratsbeteiligung überhaupt erst ins Rollen brachte und eigentlich allen demokratischen Parteien einen Teil des städtischen Aufkleber-Kontingents zur Verteilung im Wahlkampf hatte anbieten wollen, konstatierte angesichts der humorlosen Kritik von rechts: "Satire kann man nicht erklären." Wenn sie bei jemandem nicht wirke, spreche das nicht immer gegen die Satire.
"Namhafte" CDU-Mitglieder hätten ihm mittlerweile "nicht nur hinter der hohlen Hand, sondern ganz deutlich" gesteckt, daß sie herzlich gelacht haben über den Spaß mit der in Deutschland so symbolträchtigen Frucht und daß sie die Überreaktion des Marburger CDU-Chefs bedauerten. Übrigens hatte sich sogar CDU- Promi Heiner Geißler bei einem Marburg-Besuch lange vor dem Satire- Streit den Sticker sichtlich amüsiert an die Brust heften lassen.
Fast 5000 Sticker sind bereits unters Volk gebracht, jetzt wird die gleiche Zahl noch mal nachgedruckt. Expreß-Herausgeber Peter Mannshardt sieht sich derweil auf dem Spielgerätemarkt um. Denn mit den Einnahmen aus dem schwunghaften Vertrieb (je eine Mark vom Stückpreis zu 2,50 / Tel.06421/64094) soll ein ganz spezielles Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit finanziert werden: ein Spielplatz für die in der Tannenbergkaserne einquartierten Flüchtlingskinder. ANDREA TERSTAPPEN
KASSEL. Indizien und Vermutungen gibt es reichlich. Handfeste, eindeutige Beweise freilich fehlen auch nach rund einem Dutzend Verhandlungstage im Prozeß gegen den 22jährigen Peter Pompetzki, der angeklagt ist, seine vermögenden Eltern im Juli des vergangenen Jahres heimtückisch und aus Habgier ermordet zu haben. Um die Indizien zu erhärten, wurden auch schon merkwürdig anmutende Untersuchungen angestellt - unter anderem mit Schweinehälften, Hundekot und Polizeibeamten, denen Einschußlöcher aufgemalt wurden. Morgen wird dieser schwierige Prozeß fortgesetzt, und das Ende - eine Verurteilung oder ein Freispruch des Angeklagten - wird nicht vor Mitte März erwartet.
Eine der wenigen Tatsachen in diesem Prozeß ist nach wie vor, daß das Ehepaar mit sieben Schüssen getötet wurde, als es sich unbekleidet im Schwimmbad der eigenen Villa in Lichtenfels-Goddelsheim (Kreis Waldeck-Frankenberg) aufhielt. Der Sohn, der den Ruf eines braven und strebsamen jungen Mannes hat, und der immer adrett gekleidet zwischen seinen beiden Anwälten sitzt, bestreitet die Tat nach wie vor. Dagegen sind die beiden Vertreter der Staatsanwaltschaftschaft immer noch felsenfest davon überzeugt, daß Pompetzki den Vater und die Mutter getötet hat.
Mangels stichhaltiger Beweise hatte Staatsanwältin Claudia Wagner in ihrer umfangreichen Anklageschrift viele kleine Mosaiksteine zusammengetragen und damit gleichzeitig eine Indizienkette vorgelegt. Beides spricht nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dafür, daß der hochintelligente Peter Pompetzki den Mord begangen und falsche Spuren gelegt hat. Ein für die Staatsanwaltschaft wichtiges Detail ist der Leichengeruch, der von Kripobeamten im Hause der Pompetzkis (die drei Tage tot im Schwimmbad lagen) wahrgenommen wurden. Der angeklagte Sohn hat zu Protokoll gegeben, daß er die Eltern ermordet im Schwimmbad fand.
Schweine mußten schon herhalten bei dem Versuch, diese Aussage zu erschüttern: Da wurden zwei Borstenviehhälften mit Einschußlöchern in das Schwimmbad gelegt, um den Verwesungsprozeß des ("vergleichbaren") Fleisches nachzuvollziehen. Aufgrund der Geruchsentwicklung wollten Sachverständige feststellen, ob der angeklagte Pompetzki-Sohn tatsächlich (wie behauptet) seine toten Eltern im Schwimmbad sah. Oder ob er, wie die Staatanwaltschaft glaubt, die Tür des Schwimmbades gar nicht öffnete - wissend, daß die (von ihm selbst ermordeten?) Eltern dort schon ein paar Tage lagen.
Das Ergebnis des "schweinischen" Experimentes ist umstritten: Der Gerichtsmediziner erklärte zwar, daß der von Polizeibeamten subjektiv wahrgenommene Geruch im Haus stärker hätte sein müssen, wenn Peter Pompetzki vor den Beamten die Schwimmbadtür geöffnet hätte. Die Verteidigung hielt freilich dagegen, daß bestimmte Dinge - wie etwa die für den Verwesungsprozeß entscheidende Luftfeuchtigkeit - bei diesem Versuch außer acht gelassen worden seien. Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß noch einmal ein Schwein dran glauben muß, um den Versuch zu wiederholen.
Bei den Ortsterminen, die es bisher gab, verschaffte sich die 5. Strafkammer mit dem Vorsitzenden Richter Wolfgang Löffler an der Spitze nicht nur ein Bild über die Örtlichkeiten. Da wurden auch schon zwei Personen (ein Polizist und eine Beamtin) in das Schwimmbad gelegt. Sie lagen dort wie das ermorderte Ehepaar. Einschüsse wurden ihnen aufgemalt. Auch hinter dieser merkwürdig anmutenden Inszenierung stand der Versuch, die Aussage des Angeklagten zu erschüttern. Denn er hatte zu Protokoll gegeben, bei dem kurzen Blick auf seine toten Eltern erkannt zu haben, daß sie erschossen (und nicht etwa erstochen) wurden. Daß diese Erkenntnis in wenigen Augenblicken in einem nur spärlich beleuchteten Schwimmbad möglich war, wird nach diesem Experiment zumindest von der Staatswaltschaft stark bezweifelt.
Etliche Gutachter werden in diesem Prozeß bemüht, darunter Spezialisten des Bundes- und Landeskriminalamtes, die bestätigt haben, daß die verschwundene Waffe aus dem Hause Pompetzki die Tatwaffe sein könnte. Um das zu beweisen, wurde sogar ein vor Jahren mit dieser Waffe erschossener Hund der Pompetzkis exhumiert. Das sichergestellte Projektil war freilich schon so verrostet, das es als Beweismittel nicht mehr taugte.
Rechtzeitig sichergestellt wurde ein Stück Kot jenes Hundes, den die Pompetzkis zuletzt hatten und der nach der Tat auf dem Grundstück gefunden wurde. Die Frage, ob er vom Täter ein Schlafmittel eingeflößt bekam, soll ein Gutachter an einem der nächsten Verhandlungstage beantworten.
Über 80 Zeugen sind zu diesem Prozeß geladen: Nachbarn, Bekannte, (ehemalige) Freunde des Angeklagten und alle, die über ihn, die Familienverhältnisse und anderes etwas zu Protokoll geben können. Und jeder Spur wird nachgegangen. Deshalb ist auch die Uhr aus dem Schwimmbad von Experten untersucht worden. Die Staatsanwaltschaft geht offenbar davon aus, daß sie mutwillig zerstört wurde, um einen Kampf vorzutäuschen und eine Tatzeit "anzubieten". Ob auch der beauftragte Gutachter zu diesem Ergebnis kommt, bleibt abzuwarten.
Ob es an den Leichen und deren Handtüchern Textilfasern gab, die bestimmten Sitzmöbeln im Hause Pompetzki zuzuordnen sind, soll auf Wunsch der Verteidigung noch geklärt werden. Die Sache ist nicht unumstritten: Das seien aufwendige Untersuchungen, so formulierte es ein Biologe des Landeskriminalamtes, "für die sich der Bund der Steuerzahler interessieren dürfte". Denn was immer für ein Ergebnis herauskommt, es sei - so meint dieser Experte - für die Beweisführung irrelevant.
Der angeklagte Peter Pompetzki war der bisherigen Verhandlung gewachsen. Ruhig hat er alles verfolgt, für jeden Widerspruch zu seinen früheren Aussagen eine logische Erklärung geliefert. Wenn der Vorsitzende Richter im gewohnten Plauderton konkrete Angaben erfragt, etwa zu der von ihm angegebenen Heimkehr in sein Marburger Studentenappartement in der Tatnacht, wirkt er vorsichtig, legt sich nicht fest. Und er läßt sich durch nichts aus seiner merkwürdig anmutenden Ruhe bringen.
Möglich, daß dieser Peter Pompetzki die Wahrheit sagt - auch wenn einiges gegen ihn spricht. Fest steht, daß Staatsanwältin Wagner an ihrer Indizienkette festhält. Ob diese Kette am Ende einen Schuldspruch tragen kann, bleibt abzuwarten. ANNE RIEDEL
STUTTGART, 24. Januar (AP). Die Druckarbeitgeber haben beim Arbeitsgericht Stuttgart eine einstweilige Verfügung eingereicht, um sogenannte Mahnminuten in den Betrieben zu verhindern. Mit dem gerichtlichen Schritt wenden sie sich gegen einen Aufruf der IG Medien, am 29. Januar für 15 Minuten die Arbeit niederzulegen, um gegen Fremdenfeindlichkeit zu protestieren.
Als "völlig unverständlich" wies der Vorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche, den Schritt der Arbeitgeber zurück. Neben Lichterketten und Demonstrationen seien auch Mahnminuten eine notwendige und zulässige Form der kollektiven Meinungsäußerung gegen Haß und Gewalt. Er wandte sich entschieden dagegen, daß der Bundesverband Druck die Aktion als politischen Streik denunzieren wolle.
DRESDEN, 24. Januar (AP). Die 159 Abgeordneten des Sächsischen Landtages dürfen auf eine Erhöhung ihrer Bezüge um insgesamt 1250 Mark hoffen. Die im Vorjahr vom Landtagspräsidium berufene unabhängige Diätenkommission empfahl jetzt, die steuerpflichtige monatliche "Grundentschädigung" um 800 auf 5350 Mark anzuheben. Außerdem befürwortet sie nach Angaben ihres Vorsitzenden, Landesrechnungshofpräsident Alfred Wienrich, eine Erhöhung der allgemeinen steuerfreien Kostenpauschale von derzeit 1800 Mark um 450 Mark. Danach sei die Pauschale allerdings "der vollen Steuerpflicht zu unterwerfen".
BREMEN, 24. Januar (dpa). Die rechtsextremistische Deutsche Volksunion (DVU) verliert ihren Fraktionsstatus im Landesparlament Bremens, weil der Abgeordnete Peter Nennstiel aus der Partei ausgetreten ist. Das teilte ein Sprecher der Bürgerschaft mit. Nennstiel ist der zweite Abgeordnete, der nach der Bürgerschaftswahl im September 1991 die DVU verlassen hat. Sie verfügt jetzt nur noch über vier Mandatsträger. Da für den Fraktionsstatus mindestens fünf notwendig sind, verliert die DVU auch ihre Fraktionszuschüsse.Toter durch Gasunglück
DRESDEN, 24. Januar (dpa). Das Gasunglück in der Dresdner Semper-Galerie vom Donnerstag vergangener Woche hat ein erstes Todesopfer gefordert. Ein 39jähriger Klimatechniker sei auf der Intensivstation der Medizinischen Akademie in Dresden an den Folgen der Erstikkung durch das ausgeströmte Kohlendioxid gestorben, teilte die Staatsanwaltschaft am Wochenende in Dresden mit. Das Ermittlungsverfahren werde nunmehr auf "Verdacht der fahrlässigen Tötung" ausgedehnt.
Die Gashavarie ist nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft auf einen Bedienungsfehler sowie Versäumnisse bei der Kesselentleerung an der automatischen Feuerlöschanlage hervorgerufen worden. Dabei waren rund 3,8 Tonnen Kohlendioxid durch eine offene Brandschutzklappe in den Kellergang des Museums gelangt. Als Folge wurden zwölf Mitarbeiter zum Teil schwer verletzt.
STUTTGART (dpa/rtr/FR). Beim EDV- Riesen IBM Deutschland steht für dieses Jahr der Abbau von 3000 Arbeitsplätzen auf dem Programm. Man bemühe sich, dies erneut ohne Entlassungen zu schaffen, betont ein Sprecher, doch hänge dies letztlich vom Ergebnis und der Akzeptanz der Ruhestandsregelung ab. In der abgelaufenen Periode hatte sich der hiesige Ableger des US-Informatikmultis von mehr als 2000 Festangestellten getrennt und nach Angaben von Unternehmenschef Hans-Olaf Henkel einen "ziemlich hohen Verlust" gemacht.
Der Stuttgarter Zeitung sagte Henkel, 500 Stellen würden in Böblingen und Sindelfingen eingespart. Die Chancen, daß der 64-Megabit-Chip in Sindelfingen produziert werde, seien "nicht sonderlich gut". Deutschland werde für sein Haus Produktionsstandort bleiben. Dafür müßten aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstiger gestaltet werden. Während er weitere Umsatzeinbußen bei Großrechnern erwarte, hole sich die Firma bei Personalcomputern Schritt für Schritt Marktanteile zurück. Dem Markt folgend müsse das Unternehmen "umgekrempelt" werden - weg von der Hardware und hin zum Verkauf von Programmen und Dienstleistungen.
NEW YORK. Joseph Anthony, der in Hollywood eine Reihe von Filmen mit großen Stars drehte (u. a. "Der Regen- macher") und am Broadway in New York lange einer der erfolgreichsten Regisseure war, starb im Alter von 80 Jahren. dpa
BERLIN (dpa). Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat den Beschäftigten der Sachsenring Automobilwerke Zwickau die volle Unterstützung des Landes zur Rettung des Unternehmens zugesichert. Das sogenannte Atlas-Modell werde herangezogen, nach dem ausgesuchte Unternehmen mit Landes- und Treuhandmitteln saniert werden, sagte der CDU-Politiker rund 700 vor dem Haus Breuel in Berlin demonstrierenden Arbeitnehmern. Treuhand-Vorstand Wolf Klinz verwies darauf, daß die Auftragslage des Automobilzulieferbetriebes aufgrund der Branchenflaute äußerst düster sei. Zusammen mit Sachsen sei man um neue Aufträge bemüht. Der Betrieb beschäftigt derzeit 1600 Menschen.
Laut Treuhand hat sich die Orderlage nach Auslaufen eines Liefervertrages mit Volkswagen im Sommer dramatisch verschlechtert. Man habe sich in Wolfsburg um neue Bestellungen bemüht. VW habe jedoch erklärt, auch in den nächsten Monaten keine Lieferungen in nennenswertem Umfang beziehen zu wollen.
Dem Betriebsrat zufolge plant die Geschäftsführung bereits größere Entlassungen. Danach soll nur noch für etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten Arbeit vorhanden sein.
STUTTGART, 24. Januar (dpa). Bei den Gehaltstarifverhandlungen für Redakteure und Volontäre an Tageszeitungen und Zeitschriften in den alten Bundesländern fordert die IG Medien eine einheitliche Erhöhung von 390 Mark. Das beschloß die Tarifkommission in Bonn. Damit solle auch in den unteren Enkommensgruppen die zu erwartende Verteuerung der Lebenshaltungskosten - insbesondere der Mieten - ausgeglichen werden, sagte ein Sprecher. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hatte linear 6,5 Prozent mehr Gehalt gefordert.
Für die ständigen freien Journalisten an Tageszeitungen fordert die IG Medien zehn Pfennig mehr Honorar pro Zeile und pro Bild 7,50 Mark mehr.
BERLIN, 24. Januar (AFP). Der Kooperationsvertrag zwischen der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (GGLF) und der IG Bau-Steine-Erden ist praktisch perfekt. Der GGLF- Hauptvorstand billigte am Wochenende in Berlin mit großer Mehrheit den Vertragsentwurf, wie bereits zuvor die IG Bau. Die endgültige Fassung soll am 27. Januar abgesegnet werden. Ein paritätisch besetzter Kooperationsausschuß soll dann im Laufe der nächsten Jahre auch den Zusammenschluß beider Gewerkschaften vorbereiten.
Im Hessischen Rundfunk "qualmen die Telefone", denn "die Leute finden ihren Sender nicht mehr". So beschreibt Heinz Fritsch, stellvertretender technischer Direktor, die Situation, die durch die Umbelegung der Sendeplätze im Kabelnetz des Rhein-Main-Gebietes entstanden ist. Hessen drei wurde auf Kanal vier verlegt, der vorher dem Sender SWF drei zugeordnet war. Dieser befindet sich nun auf Kanal drei, der bis jetzt nicht genutzt worden sei. Für eine gewisse Übergangszeit wird jedoch auch Hessen drei noch auf seinem angestammten Kanal sechs zu empfangen sein.
Grund für Verwirrung der Frequenzen ist, daß von heute an das Programm des neuen Kölner Privatsenders VOX in die hessischen Kabelnetze eingespeist wird. Rechtzeitig zum geplanten Sendestart sei das VOX-Programm dann im Gebiet Frankfurt, Darmstadt, Hanau und Offenbach zunächst auf dem Kabelkanal acht, in den übrigen Landesgebieten auf Kanal fünf oder sechs zu empfangen, kündigte die hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) jetzt in Kassel an.
VOX will nach eigenen Angaben ein anspruchsvolles, informationsorientiertes privates Fernsehvollprogramm bieten. Das Nachsehen bei der Umbelegung der Sendeplätze haben die öffentlich-rechtlichen Sender Hessen drei und SWF drei, die ihre angestammten Plätze zugunsten des neuen Privatsenders verloren haben. Der Hessische Rundfunk habe sich, so Fritsch, heftig gegen die Umbelegung gewehrt, sich jedoch nicht gegen die Telekom und Hessische Landesanstalt für Medien (HLM) durchsetzen können. Begründung: Jede andere Lösung sei zu teuer.
Ein Grund für den Widerstand des Hessischen Rundfunks sei auch gewesen, berichtet Heinz Fritsch weiter, daß die Kanäle, die unter Kanal sechs liegen, die Filter in den Kabelanlagen von 15 000 Haushalten im Rhein-Main-Gebiet nicht passieren könnten. Diese Filter seien für jene Mieter eingebaut worden, die keinen Kabelanschluß für sich wünschten, jedoch anderen Hausbewohnern beim Einbau nicht im Wege stehen wollten. Aus diesem Grund räumten Tekekom und HLM zumindest für den Sender Hessen drei eine Übergangszeit ein, in der ihm auch weiterhin der Kanal sechs zur Verfügung steht.
Anfang Februar solle die hessische Medienlandschaft dann durch die Einspeisung des RTL 2-Programms in die Kabelnetze ergänzt werden, sagte LPR-Direktor Wolfgang Thaenert. reu
"Fuldaer Rose" für Zivilcourage Mit der "Fuldaer Rose" 1993 ist die Schülergruppe "Abraxas" ausgezeichnet worden. Der von der Fuldaer SPD verliehene Preis ist mit 1000 Mark dotiert. SPD-Stadtverbandsvorsitzender Rainer Türmer würdigte bei der Verleihung das Engagement der etwa 20 Schüler gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Schülerinnen und Schüler seien die ersten in Fulda gewesen, die sich gegen Ausländerhaß gewehrt und zu Aktionen aufgerufen hätten.
FRANKFURT A. M. (rtr). Unter den Auslandsbanken in Deutschland wachsen die Zweifel am Sinn einer weiteren Präsenz am Frankfurter Devisenmarkt. Nach Angaben aus Finanzkreisen wollen die britischen Institute Barclays und National Westminster Bank noch in der laufenden Periode ihren Spothandel mit Devisen entweder einstellen oder zumindest reduzieren. Wegen der hohen Gehälter und Mieten in der Finanzmetropole am Main und angesichts des stagnierenden Geschäftsvolumens an diesem Platz sei der deutsche Devisenmarkt für die beiden Geldhäuser nicht mehr rentabel genug, heißt es zur Begründung.
Sprecher von Barclays und National Westminster wollten solche Überlegungen zwar nicht bestätigen. Mit den beiden Banken vertraute Marktteilnehmer und Analysten erklären aber, die Institute hätten bereits erste Schritte für den Rückzug ihrer Händler an die Themse eingeleitet. National Westminster hat bereits den Wertpapierhandel in "Mainhattan" eingestellt. Der Schweizerische Bankverein und J. P. Morgan aus den USA beendeten ihre Präsenz am Frankfurter Devisen-Spotmarkt ebenfalls, um Kapazitäten auf die größten Plätze in New York und London zu konzentrieren.
Nachrichten-Börse
Kurse an Wall Street klettern Die Kurse an der New Yorker Börse sind am Freitag leicht gestiegen. Der Dow-Jones-Index für 30 führende Industriewerte schloß mit 3256,81 Zählern um 3,79 Punkte höher. Abwärts ging es dagegen mit dem Dollar. Die US-Währung verlor im Tagesverlauf fast zwei Pfennig an Wert und lag zuletzt bei 1,5900 Mark. Eddie George leitet Bank von England Nachfolger des scheidenden Gouverneurs der Bank von England, Robin Leigh-Pemberton, wird dessen bisheriger Stellvertreter Eddie George. Er tritt das Amt Anfang Juli diesen Jahres an. In Finanzkreisen gilt George als Verfechter einer strikten Inflationsbekämpfung. Zinssenkung in Japan erwartet Die Währungshüter in Tokio werden nach Informationen der Zeitung Nihon Keizai Shimbun die Zinsen senken. Vielleicht noch im Januar werde die Bank von Japan auf die schwache Konjunktur mit einer Ermäßigung des Diskontsatzes von derzeit 3,25 Prozent reagieren. Ministerin plant für Brasilien Die Ökonomie-Professorin Yeda Rorato Crusius ist zur Planungsministerin Brasiliens berufen worden. Die 48jährige folgt in dem Amt Paulo Haddad, der das Wirtschaftsressort übernommen hatte.
Schwere Zeiten für Paul Gascoigne. Der englische Nationalspieler steht beim Tabellendritten der ersten italienischen Fußball-Liga, Lazio Rom, in der Kritik. Die Leistungen des 25jährigen lassen arg zu wünschen übrig. Die römische Tageszeitung "Il Messaggero" meinte sogar, Gascoigne sei für Lazio "ein Luxus".
Dem Vernehmen nach fällt "Gazza", einer der Stars der Weltmeisterschaft 1990, das Leben in Italien viel schwerer als erwartet. "Das Problem ist", schrieb die "Gazzetta dello Sport", "daß Gascoigne in Italien leidet, und nicht nur weil ihm ein Stammplatz nicht sicher ist, oder weil sein Verhältnis zu Thomas Doll, Aron Winter und Karlheinz Riedle sehr kühl ist. Gascoigne hat Sehnsucht nach England, den Pubs, dem Bier mit Freunden und weniger Streß, wie schon die Telefonrechnung über monatlich 1,75 Millionen Lire (1900 Mark) beweist."
Wird Gascoigne zu einem ähnlichen Fall wie einst der Waliser Ian Rush, der schon nach einem Jahr bei Juventus Turin das Handtuch warf und zum FC Liverpool zurückkehrte? Letzten Sonntag schrieb die englische Wochenzeitung "The People", daß "Gazzas" Manager Mel Stein schon englische Vereine kontaktiert habe, was dieser aber sogleich als eine "vulgäre Erfindung" abqualifizierte.
Doch Stein selbst ließ eine Lokalzeitung von Newcastle wissen: "Momentan hat Lazio nicht vor, Gazza zu verkaufen. Sollten sich die Dinge jedoch ändern, würde ihn Newcastle stark interessieren." Allerdings dürften nur wenige englische Klubs in der Lage sein, die seinerzeit von Lazio an Tottenham gezahlten 11,5 Milliarden Lire (nach heutigem Kurs 12,5 Millionen Mark) aufzubringen.
Indessen läßt Lazio-Trainer Dino Zoff keine Gelegenheit aus, um Gascoigne in Schutz zu nehmen: "Wenn wir am vergangenen Sonntag in Neapel verloren haben, dann sicherlich nicht wegen ihm. Vor Weihnachten hatten Pauls Leistungen stark nachgelassen, aber seitdem hat er sich wieder steigern können."
Von den bisherigen 16 Punktspielen hat Gascoigne nur zehn bestritten, sechsmal wurde er ausgewechselt, lediglich zwei Tore hat er erzielt. Ohne ihn hat Lazio nur einmal verloren, mit ihm jedoch dreimal.
Paul Gascoigne darf sich damit trösten, daß es auch den anderen Ausländern von Lazio nicht gerade blendend geht. Genauso wie er stehen auch die Deutschen Thomas Doll und Karlheinz Riedle in der Kritik. Nur der Niederländer Aron Winter blieb bislang von der Presseschelte weitgehend verschont. sid
EISHOCKEY BUNDESLIGA, 36. Spieltag: EV Landshut - Düsseldorfer EG 1:6 (1:1, 0:1, 0:4), EC Ratingen - Kölner EC 4:2 (3:1, 0:1, 1:0), EHC Freiburg - EC Hedos München 0:4 (0:1, 0:2, 0:1) Berliner SC Preussen - Mannheimer ERC 3:2 (2:1, 0:1, 1:0), ESV Kaufbeuren - Schwenninger ERC 5:3 (2:1, 2:1, 1:1), Krefelder EV - EHC Eisbären Berlin 9:3 (6:0, 2:1, 1:2).
OBERLIGA, Gruppe Nord: ESC Frankfurt - ETC Timmendorf 10:5, ESC Wolfsburg - ESC Wedemark 2:2, REV Bremerhaven - EC Harz- Braunlage 8:6.
Frauen: Schöne (Landshut) - Bartel (Stadthagen) 9:4, 9:1, 9:1. - Halbfinale: Schöne - Seidler (Padernborn) 10:8, 6:9, 9:3, 9:3, Bartel - Grzenia (Hagen) 9:5, 9:4, 9:5.
KASSEL. Singend versuchten Kasseler Studenten in dieser Woche ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen: "Wir sind Studenten der GhK, für uns ist kein Geld da", klagten sie.
Mit Demonstrationen und Straßentheater wiesen Hunderte von Studierenden zum wiederholten Mal auf die aus ihrer Sicht besonders prekäre Kasseler Situation hin. Sie forderten eine "angemessene Ausstattung" der Hochschule, mehr Lehrkräfte und mehr Räume. Zugleich protestierten sie - wie in anderen bundesdeutschen Städten - gegen eine drohende Verschärfung ihrer Studiensituation.
Der Unmut der Studenten richtete sich dabei vor allem gegen Vorschläge, die Studiengebühren zu erhöhen, gegen leistungsabhängige BaföG-Zahlungen, Zwangsexmatrikulationen und eine Zweiteilung des Studiums in einen berufsqualifizierenden und einen wissenschaftlichen Teil.
Statt Zugangsbeschränkungen forderten sie eine Öffnung der Hochschulen und die Möglichkeit für "alle", zu studieren. Dem Aufruf ihrer Kommilitonen zur Aktionswoche aus dem Fachbereich Sozialwesen folgten Studenten aus verschiedenen Disziplinen. Sie bestreikten zum Teil auch Lehrveranstaltungen. ebo
Frau Frieda Bäume, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Elly Krakies, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Irma Allgayer, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Elisabeth Wucke, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Paula Polz, Klein-Karben, zum 83. Geburtstag.
Frau Frieda Vultee, Klein-Karben, zum 85. Geburtstag.
Frau Maria Baumann, Groß-Karben, zum 82. Geburtstag.
Frau Elisabeth Keller, Assenheim, zum 78. Geburtstag.
KRIFTEL. "Was schöne Bilder!" Die 19 Mädchen und Jungen der Klasse 3 b aus der Pestalozzischule stürmen in den kleinen Raum des Haindl-Hauses in Hofheim. Zeichnungen hängen dort, bunt und schwarzweiß; eine friedliche Welt mit Häusern und Blumen. Andere Bilder lassen die Ängste jener Kinder ahnen, die sie gemalt haben: das zerbrechliche Mädchen und der feuerspuckende Drache, Stockbetten und drangvolle Enge.
Theresienstadt. Wenn Gertrud Rohan aus Kriftel die Kinderzeichnungen sieht, sind die Erinnerungen wieder da. Zweieinhalb Jahre lang war sie in dem Getto der böhmischen Kleinstadt eingesperrt. Was soll sie den neunjährigen Kindern erzählen, die jetzt mit ihr auf dem Boden im Kreis sitzen?
"Ich war ein Kind wie ihr", beginnt sie unsicher, "ich ging in Brünn in die deutsche Schule. Brünn gehörte damals zur Tschechoslowakei. 1939 marschierten die Deutschen ein. Damit endete meine Kindheit." Als zwölfjähriges Mädchen "Wir waren von heute auf morgen ausgestoßen" mußte sie die Schule verlassen. Eines Tages wurden die Skier eingezogen und das Radio - der gelbe Stern kam. Die Familie mußte die Wohnung aufgeben. "Das Schlimmste war, daß wir von heute auf morgen ausgestoßen waren", sagt sie.
Am 1. Dezember 1941 um 8 Uhr ging der Transport im Viehwaggon nach Theresienstadt. Gertrud Rohan war damals vierzehn. "Die Kinder wurden hier von ihren Eltern getrennt und kamen in eigene Kinderheime. Dort mußten ganz viele Kinder in Stockbetten schlafen. Nur selten konnten sie ihre Eltern besuchen. Und Spielzeug gab es auch nicht." Die Mädchen und Jungen der 3 b sitzen still. Dann fragt Ahmet mit großen Augen: "Auch keinen Fußball?" Tobias weiß noch mehr, die Lehrerin hat die Kinder vorbereitet: "Dann kamen die Kinder weg in dichte Räume, da wurde Gas reingelassen . . ." Gertrud Rohan schluckt. "Ja, so war das - aber reden wir von den Kindern in Theresienstadt." Wie soll man Kindern erklären, was ein Erwachsener nicht begreifen kann? Zweieinhalb Jahre lang kümmerte sich Gertrud Rohan als Krankenschwester um die Mädchen und Jungen in Theresienstadt, sagt sie später, zu Hause in Kriftel, wo das Ehepaar Rohan seit 1968 wohnt. "Wir gaben den Kindern all unsere Liebe, pflegten sie und machten ihnen Mut, so gut wir es konnten." Nach dem Krieg erfuhr sie, daß die Nazis sie benutzt hatten, um den Schein der Normalität im Getto zu wahren: Alle Menschlichkeit der Schwestern und Lehrer in Theresienstadt sollte nur den Mördern die Arbeit erleichtern. "Darüber komme ich nicht weg", sagt Gertrud Rohan leise und stützt die Ellbogen auf den Tisch; der rote Pullover verrutscht und gibt auf dem nackten Unterarm die eintätowierte Nummer frei.
In jener ersten Nacht in Theresienstadt lernten Erich und Gertrud Rohan sich kennen. "Ich glaube, ich war sofort in sie verliebt", sagt Erich und lächelt. Eine Schicksals- und Lebensgemeinschaft wuchs - über alle Greuel hinweg. Viele Jahre erzählten die Rohans ihren Kindern nichts von Theresienstadt und Bergen-Belsen, wohin Gertrud deportiert wurde; nichts von Auschwitz, das Erich überlebte. Auch heute noch heißen die Schrecken des Lagers "die Sache", "die Dinge", "das da".
"Das ist Vergangenheit", sagt Erich Rohan und kreuzt die Arme, "für mich ist es vorbei." Und doch ist alles noch so nahe. Wenn Gleichaltrige fragen, in welcher Einheit er denn gedient habe, und Erich Rohan sagt: "Ich war auf der anderen Seite." Wenn jemand einen Waggon sieht und scherzt: "Da gehen 30 Pferde oder 60 Soldaten rein" und Erich Rohan reflexartig in Gedanken ergänzt: " . . . oder 120 Juden."
Warum noch über Theresienstadt reden? Nur im Kontext lohnt es sich, sagt Erich Rohan, nur, wenn es eine "Moral von der Geschichte" gibt. Deshalb sein Engagement in der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, seit der Diplom-Ingenieur pensioniert ist. "Rufer in der Wüste" nennt er die Gesellschaft - "denn tatsächlich fällt es vielen Christen schwer, zu begreifen, daß ,die Juden&rquote; nicht ,Gottesmörder&rquote; sind".
Und man sollte über Theresienstadt reden, "weil die Gefahr besteht, daß sich ähnliches wiederholt, wenn man die Ereignisse der letzten Monate in Deutschland sieht", sagt Gertrud Rohan. Brandflaschen, Baseballschläger, und das Gerede vom Schlußstrich, der endlich unter die Vergangenheit gehöre - da kommen die Erinnerungen wieder.
"Wer kann ahnen, was es heißt, Opfer zu sein?" hat Gertrud Rohan in den leeren Raum mit den Bildern aus dem Getto gefragt, bevor die Kinder der 3 b kamen. Still sitzen sie da, als die kleine dunkelhaarige Frau zu Ende geredet hat. Während sie aufstehen und an ihren Jacken nesteln, sagt Gertrud Rohan hastig, als fürchte sie, ihre Worte blieben ungehört: "Das Schlimmste war, daß keiner mehr mit mir zu tun haben wollte. Ihr dürft nie Kinder ausgrenzen, wenn sie anders sind!" Neunzehn Köpfe nicken stumm.
Der Frankfurter CDU-Geschäftsführer Heinz Daum hat Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) "mangelnde Sensibilität" bei der Wahlkampfwerbung vorgeworfen. Daum monierte Plakate, auf denen der OB mit Polizisten zu sehen ist. Damit, so Daum wörtlich, "vereinnahmt von Schoeler die hessische Polizei mißbräuchlich für seine parteipolitischen Zwecke". Der Christdemokrat verlangte, daß die SPD das "instinktlose" Wahlplakat zurückziehe.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Horst Hemzal meinte, er habe "mit Befremden" zur Kenntnis genommen, daß die SPD- Betriebsgruppe Polizei die Abbildung der Beamten auf dem Wahlplakat ausdrücklich begrüßt habe. Bislang sei es in der Bundesrepublik "eine Selbstverständlichkeit gewesen, daß uniformierte Beamte sich nicht vor den Karren einer politischen Partei spannen lassen durften".
Auch "die Einbeziehung der Amtskette des Oberbürgermeisters in die Wahlwerbung" ist in den Augen des CDU-Geschäftsführers Daum eine "fragwürdige Angelegenheit". Er kritisierte ferner, daß die Frankfurter SPD ihre Wahlkampftermine den Magistratsmitgliedern über die Telefaxgeräte der Stadtverwaltung übermittelt hätten. mat
"Verfolgungen, Ängste und Hoffnungslosigkeit": Den 60. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtübernahme am 30. Januar 1933 stellt ein Bündnis aus 34 Gewerkschaftern, Sozialdemokraten, Antifaschisten, Kirchenleuten und Künstlern in den Hintergrund "der aktuellen Auseinandersetzungen".
Die Gruppe (unter anderen Manfred Coppik, Dieter Dehm, Eva Demski, Helga Einsele, Peter Gingold, Helga Trösken, Gerhard Zwerenz) ruft für Samstag, 30. Januar, 12 Uhr, zu einer Demonstration auf den Opernplatz.
Bei der Demonstration und der anschließenden Kundgebung (13.30 Uhr am Römer) unter dem Motto: "Gegen Neonazismus und Krieg - Die Grundrechte verteidigen" soll auch gegen den Abbau sozialer Leistungen und die Einschränkung des Rechts auf politisches Asyl Stellung bezogen werden: "Die Schwächsten", sagte Willi van Ooyen vom Ostermarschbüro, "werden immer weiter runtergedrückt."
Der DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hooge unterstrich, man nehme die 60. Wiederkehr des Tages, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde, zum Anlaß, darauf hinzuweisen, daß "man heute wieder gegenhalten muß".
In den nächsten Wochen, so Hooge, "werden die Rechtsradikalen in Frankfurt in Erscheinung treten". Ihre Abwehr müsse "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gewaltfrei abgehen; alles andere schwächt den Kampf und hilft nicht, sie aus dem Römer fernzuhalten".
An Rednern zur Kundgebung sind bisher Professor Andreas Buro, als Zeitzeuge der ehemalige Buchenwald-Häftling Willi Schmidt und als ausländischer Deutschland-Beobachter der französische Pater François Biot angekündigt. clau
Nachrichten entstehen weder von selbst noch werden sie vom Bürgermeister verfaßt. Die Nachrichten, Berichte, Kommentare, Reportagen und Glossen in der Lokal-Rundschau werden von Journalistinnen und Journalisten geschrieben und gestaltet. Wer diese Frauen und Männer sind, lesen Sie heute und in den kommenden Tagen in einer FR-Serie.
Sie liebt die bildhafte Sprache und schaut die Menschen, über die sie schreibt, besonders genau an: Waltraut Rohloff, Kürzel "off", zählt zu den Routiniers im Bad Homburger Team der Lokal-Rundschau. Seit 1980 berichtet sie aus Bad Homburg, Friedrichsdorf und der Kreis-Politik. Ihr gutes Gedächtnis ist eine unverzichtbare Informationsquelle für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen, ihr Geschick, beim mühseligen Kramen in uralten Aktenbergen das Richtige zu finden, eine ebensolche Hilfe. Sie ist aus Niederbayern (dessen Mundart sie gelegentlich als Fremdsprache ins Redaktionsgeschehen einbringt) über Mannheim, Herne, Hannover, Cuxhaven, Gießen und Dillenburg in den Taunus gekommen, wo Waltraut Rohloff, 43 Jahre, mittlerweile so lange seßhaft ist wie nirgends zuvor.
Ihr Herz schlägt nicht nur in der Berichterstattung für soziale Gerechtigkeit: In der FR vertritt sie ihre Kolleginnen und Kollegen im Betriebsrat und in der Industriegewerkschaft Medien unter anderem in der Tarifkommission.SPD lädt zum Talk mit Bürgermeistern
SELIGENSTADT. Drei Bürgermeister - Dieter Pitthan (Langen), Karl-Christian Schelzke (Mühlheim) und Rolf Wenzel (Seligenstadt) - und der Offenbacher Kämmerer und SPD-Oberbürgermeisterkandidat Gerhard Grandke kommen am Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr, im "Riesen" zur öffentlichen Talkrunde zusammen. Dazu lädt die SPD ein. Pianist Florian Hauck sorgt für Musikeinlagen. fin
Sie demonstrieren zwar immer wieder gegen die Regierung Endara, halten aber die USA hoch. Statt "Gringo, go home" unter Noriega, heißt ihr Motto "USA, bleib hier".
Kleine FR
Noch Karten für Pfeffermühle DIETZENBACH. Wegen des großen Interesses am Auftritt der Leipziger Pfeffermühle, die am Freitag, 29. Janaur, um 20 im Bürgerhaus gastiert, wird die Veranstaltung vom Aktionstheater in den großen Saal verlegt. Aus diesem Grund gibt es jetzt noch jede Menge Karten, die telefonisch (Tel. 0 60 74 / 301 335) reserviert werden können. Familienbildung: Gymnastikkurse RODGAU. Die Evangelische Dezentrale Familien-Bildung weist auf Gymnastik-Kurse hin, die am 22. und 24. März im Gemeindezentrum Nieder-Roden beginnen: Senioren-, Wirbelsäulen- und Ausgleichgymnastik, Eltern- und Kind- Turnen. Anmeldungen nimmt Karin Lauenstein (Tel. 0 61 82 / 6 70 97) entgegen. Gesprächskreis für Pflegeeltern DIETZENBACH. Einen Gesprächskreis für Pflegeeltern möchte die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt gründen. Das erste Treffen: Donnerstag, 4. Februar, 20 Uhr, Wiesenstraße 9. "Erwartungen an Peter Walter" KREIS OFFENBACH. Die Kreis-Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Offenbach- Land laden für Mittwoch, 10. Februar, 20 Uhr, ins Bürgerhaus Hausen ein. "Erwartungen an Peter Walter" heißt das Motto des Abends. Der Landratskandidat wird Rede und Antwort stehen. Altes Rathaus öffnet wieder MAINHAUSEN. Die Gemeinde übergibt am Samstag, 27. Februar, in einer Feierstunde das renovierte Alte Rathaus im Ortsteil Mainhausen der Bestimmung. Das Gebäude soll vorwiegend von den örtlichen Vereinen genutzt werden. CDU-Stadtgespräch DIETZENBACH. Die Christdemokraten wollen am Montag, 1. Februar, 20 Uhr, beim CDU-Stadtgespräch im SG- Vereinshaus die kommunalpolitischen Schwerpunkte 1993 bis 1997 erläutern. Babys, Frauen, Jugendliche DIETZENBACH. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet am Freitag, 29. Januar, 15 Uhr, in den Räumen an der Wiesenstraße 9 einen Kurs "Baby-Massage" an. Ein Selbstsicherheitstraining für Frauen beginnt am Montag, 1. Februar, 20 Uhr, in der Wiesenstraße 9, ein Entspannungstraining für Jugendliche am Freitag, 5. Februar, 15.30 Uhr, im Harmoniesaal.
Wir gratulieren
Katharina Küthemeyer, Marienbader Platz, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag.
Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 37. Internationale Bilderbuchausstellung (bis 28. Februar); ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags 10 bis 13, 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Spielzeug im Wandel der Zeit (bis 11. April); sowie: Offenbacher Handwerk und Kunsthandwerk (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.
Stadtarchiv, Herrnstraße 61: Bild-Dokumentation - Alt-Offenbacher Originale, montags bis donnerstags 8 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, bis 26. Februar.
Stadtbücherei, Herrnstraße 82: Fotographien von Stefan Simon sowie Aquarelle und Bilder von Marc Simon, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 28. 2.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Städtische Galerie, Kaiserstraße 99: Maria Eimann, Malerei und Graphik; dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr (bis 11. Februar).
Atelier unterm Dach, Kaiserstr. 40: Teppiche aus dem Land der Indios, dienstags und donnerstags, 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, (bis 20. 2.).
Jugendkunstschule, Friedrichstraße 16: Bilder aus Stralsund, vormittags von 9 bis 12 Uhr und nachmittags zu den Kurszeiten, bis Ende Januar.
OFf-Galerie, Kaiserstraße 32-34, HH: Uschi Zepter, Malerei und Grafik; dienstags bis samstags 11 bis 14 Uhr, bis 28. Februar.
Dietzenbach. Rathaus-Foyer: Der geraubte Kontinent oder Die Folgen einer Reise; Rathaus-Öffnungszeiten, bis 29. Januar.
Bürgerhaus: Käthe Kollwitz - Ich will wirken in dieser Zeit, zu den Bürgerhaus- Öffnungszeiten, bis 25. Februar.
Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Die Werkstatt des Harnischmachers - Zur Geschichte der Plattnerkunst (bis 14. März); dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Briefmarkenausstellung: Weihnachten - das Fest im Wandel und Handel; sowie: Glocken aus aller Welt - Heike Halberstadt; zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 29. Januar.
Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50: Neue Masken von Heide Ellinghaus, dienstags bis sonntags 14.30 bis 19.30 Uhr (laufende Ausstellung).
Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre; So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen/Vorstellung neuer Exponate, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Galerie Rekus, Ludwigstraße 7: Aquarelle und Ölbilder von Karin Böhme, montags und donnerstags 17 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 13. Februar.
Langen. Museum für Zeitgenössische Glasmalerei, Altes Rathaus; dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.
Mühlheim. Rathaus-Foyer, Friedensstraße 20: Ferry Ahrlé, Erhard Angermann, Uschi Zepter, Matthias Schanz - Künstler der Region stellen sich gegen Ausländerfeindlichkeit; zu den Rathaus- Öffnungszeiten.
Sparkasse Langen-Seligenstadt, Dietesheimer Str. 6: Hessen à la carte, zu den Sparkassen-Öffnungszeiten, bis Anfang Februar.
Neu-Isenburg. Galerie Patio, Waldstraße 115: Bernhard Jäger - Monotypien, freitags 19 bis 22 Uhr, samstags 16 bis 18 Uhr, So., 11 bis 13 Uhr, bis 5. Februar.
Rathaus, Hugenottenallee 53: Willkommen in Transsilvanien, zu den Öffnungszeiten des Rathauses, bis 8. Februar.
Hugenottenhalle, Frankfurter Straße: Politische Plakate von Klaus Staeck, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 4. Februar. Quartier IV, Luisenstraße 18: Hansi Oster-Meillander - Malerei, montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 29. Januar.
Sparkasse Langen-Seligenstadt, Hugenottenallee 50: Otto Lilienthal - Leben und Werk, zu den Öffnungszeiten der Sparkasse, bis Mitte Februar.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Freitag, Samstag und Sonntag, 9 bis 17 Uhr.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, So., 10 bis 12 Uhr.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.
Seligenstadt. Galerie des Kunstforums, Frankfurter Straße 13: Christiana Crüger - Malerei, donnerstags 16 bis 20 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 7. März.
Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Str. 13: Hausfrauenstolz - Handarbeiten aus vergangener Zeit, Sa. und So., von 14 bis 18 Uhr, bis Ende Januar. Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Schloß Fechenbach, Eulengasse 7: Die Ausgrabungen auf dem Marktplatz in Dieburg; freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr, bis 31. Januar.
Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mi., 16 bis 18 Uhr, Sa. + So. 11 bis 19 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen; mittwochs und samstags, 14 und 17 Uhr, sonntags, 10 bis 17 Uhr.
Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; Hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. (Ohne Gewähr)
MÜHLHEIM. Mit einer Mißstimmung hat der Wahlkampf in der Stadt begonnen. Es sind nicht die mehr oder weniger schönen Plakate, die SPD und CDU am Ende der vergangenen Woche vorgestellt haben, und die vom 8. Februar an im Stadtgebiet geklebt werden. Für Verdruß bei CDU wie Grünen hat ein Schreiben gesorgt, das, von Bürgermeister Karl- Christian Schelzke und dem Stadtverordnetenvorsteher Kar-Heinz Stier unterschrieben, allen 753 Mühlheimer Erstwählern in den vergangenen Tagen in den Briefkasten geflattert ist.
Mit dem Brief werden die jungen Leute, die erstmals in der Stadt an Kommunalwahlen teilnehmen dürfen, für Mittwoch, 27. Januar, 19 Uhr, in den Stadtverordnetensitzungssaal eingeladen. Sinn der Veranstaltung sei es, die jungen Leute auf die staatsbürgerliche Verantwortung des Einzelnen hinzuweisen, sie über das demokratische System zu informieren und sie zur Stimmabgabe zu bewegen, machte Bürgermeister Karl-Christian Schelzke deutlich. Er will zusammen mit Stadtverordnetenvorsteher Karl Heinz Stier mit den jungen Mühlheimern reden, denen solcherart die Gelegenheit gegeben werde, ihre Wünsche, Anregungen und Kritik zu äußern.
So weit ist auch die CDU mit der Sache einverstanden, sie hat nichts dagegen, daß die jungen Leute informiert und zum Urnengang angeregt werden. Was den Fraktionschef Jens Niklaus und die Stadtverordnete Irmgard Sondergeld wurmt, ist, daß es Schelzke und Stier, beides Spitzenkandidaten der SPD, "von Anfang an dabei darum gegangen ist, für sich Wahlkampf zu machen", so Jens Niklaus. Daß im Nachhinein, nachdem die Briefe an die Erstwähler schon rausgegangen waren, auch Vertreter der Parteien zu der Erstwählerveranstaltung hinzugebeten wurden, hält Niklaus für ein Feigenblatt.
Irmgard Sondergeld empört sich. "Die Gremien, denen die Herren ihre Position und Existenz zu verdanken haben - Stadtverordnetenversammlung und Magistrat - wurden nicht eingeladen und noch nicht einmal oder erst im Nachhinein von dem Vorhaben informiert". Dazu soll sich der Bürgermeister als Magistratsmitglied in der nächsten Stadtverordnetensitzung äußern, erklärte Irmagard Sondergeld. Sie hat eine entsprechende Anfrage formuliert.
Heinz-Georg Klauer, Fraktionssprecher der Grünen, findet die Angelegenheit auch nicht ganz astrein. Er hat deshalb die Kommunalaufsicht beim Kreis Offenbach eingeschaltet. "Da wird jetzt geprüft, ob Schelzke und Stier nicht gegen die Neutralitätspflicht vor Wahlen verstoßen haben." Der Grüne kündigte an, seine Partei werde am 27. Januar an der Erstwählerveranstaltung nicht teilnehmen. "Wir wollen der SPD nicht als Feigenblatt für eine aus öffentlichen Mitteln finanzierte Wahlveranstaltung dienen", sagte Klauer. Als geradezu scheinheilig bezeichnen sowohl Irmgard Sondergeld als auch Hans-Georg Klauer den Hinweis Schelzkes, die Informationsveranstaltung solle von den Parteienvertretern nicht als Wahlkampfveranstaltung benutzt werden.
Im Unterschied zu den Grünen erklären die Bürger für Mühlheim, selbstverständlich an der Veranstaltung teilzunehmen. "Wir werden die Erstkommunalwähler aus unserer Sicht zum Thema Politikverdrossenheit informieren, die es leider auch in Mühlheim gibt", was alleine schon die Vorgänge um diese Veranstaltung überdeutlich machten, erklärt Vorsitzender Heinz Hölzel.
Er kritisiert allerdings, daß die "Jungwähler zum Spielball im Machtkalkül der etablierten Parteien" gemacht werden.
pmü
RUDOLF DRESSLER, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, besucht auf Einladung der Dreieicher SPD-Bundestagsabgeordneten Uta Zapf am heutigen Dienstag, 26. Januar, 10 Uhr, das Dietzenbacher Seniorenzentrum in der Siedlerstraße. Dort will sich der stellvertretenden Vorsitzende vor Ort über das Zusammenleben der älteren Generation sowie die Pflege- und Freizeitangebote für die Senioren informieren. Nach einer Besichtigung des Hauses wird er zu aktuellen Rentenfragen der Bewohner des Seniorenzentrums Auskunft geben. fin
BÜDINGEN/WETTERAUKREIS. Für 1,7 Millionen Mark möchte der Kreisausschuß den Brandschutz an der Haupt- und Realschule in Büdingen verbessern. Nach Angaben von Schuldezernent Joachim Pollmar (SPD) schlägt das Verwaltungsgremium dem Kreistag vor, den Betrag bereitzustellen. Die Bauarbeiten, so Pollmar weiter, sollten allerdings erst in den Haushaltsjahren 94 und 95 erledigt werden.
Aus Berichten des Schuldezernenten geht hervor, daß die in Treppenhäuser führenden Klassenraumtüren rauchdicht gefertigt werden müssen. In den drei Treppenhäusern des dreigeschossigen Klassentraktes seien Rauchabzugsklappen einzubauen, die auch vom Untergeschoß aus bedient werden könnten. Im sogenannten unteren Podestbereich sei jeweils ein neuer Ausgang in Fluchtrichtung zu schaffen.
Darüber hinaus sehen die Brandschutzbestimmungen vor, ein zentrales Brandmeldetableau mit Direktmeldung als Früherkennung zu installieren. Ebenfalls seien Brandabschottungen durch massive Wände beziehungsweise feuerhemmende Türen herzustellen. sal
NEU-ANSPACH. Die Kleeblattgemeinde im Tanzfieber: Am Sonntag, 31. Januar, finden ab 10.30 Uhr die Hessischen Meisterschaften der Schüler und Junioren in den lateinamerikanischen Tänzen statt. Für die Durchführung dieses großen Turniers im Neu-Anspacher Bürgerhaus zeichnet bereits zum zweiten Mal der Tanzsportclub (TSC) Grün-Gelb Neu- Anspach verantwortlich.
Insgesamt erwartet der ausrichtende TSC Grün-Gelb mehr als 100 Teilnehmerpaare; vom heimischen Verein gehen allein 21 Schüler- und Juniorenpaare an den Start. Beginn ist um 10.30 Uhr mit den "Schülern D", danach starten um 12 Uhr die "Schüler C", ab 14 Uhr die "Junioren D", 16 Uhr "Junioren C" und ab 17.30 Uhr die "Junioren B und A".
Für Stimmung und Anfeuerung "ihrer" Paare dürften wieder zahlreiche Schlachtenbummler aus ganz Hessen sorgen. Natürlich sind auch alle "neutralen" und am Tanzsport interessierten Bürger eingeladen. Die Mitglieder des TSC werden eine große Kuchentheke zusammenstellen. jd
MÖRFELDEN-WALLDORF. Keine neuen Gesichtspunkte hat Bürgermeister Bernhard Brehl dem Schreiben entnommen, mit dem der Verein Frauentreff Anfang Dezember erneut auf die Platzprobleme im "Goldenen Apfel" und die vom angrenzenden Gaststättenbetrieb ausgehenden Belästigungen hingewiesen hat.
Das geht aus dem Antwortschreiben hervor, das der Verwaltungschef jetzt den Frauen zukommen ließ. Bernhard Brehl sichert dem Verein darin allerdings zu, daß sich die Verwaltung hinsichtlich der "Kollisionen mit dem Gaststättenbetrieb mit dem Pächter absprechen und um eine Verbesserung der Situation bemühen" werde.
Die Frauen hatten mehrfach über unangenehme Küchendünste und die verstellte Tür, die vom Frauentreff zu den Toiletten führt, geklagt.
Was die Raumforderung angeht, verweist Brehl darauf, daß grundsätzlich auch in der Nähe des Frauentreffs genügend städtische Räume zur Verfügung stünden, die der Verein in Anspruch nehmen könne.
Brehl schließt zwar nicht aus, daß der Frauentreff irgendwann andere Räume bekommen kann, doch "wird es nicht möglich sein, in einem überschaubaren kurzen Zeitraum einen neuen Frauentreff mit der von Ihnen gewünschten Raumausstattung zur Verfügung zu stellen".
Man müsse abwarten, ob sich gegebenenfalls nach dem Um- und Ausbau des Bürgerhauses etwas ergebe, meinte Brehl, verwies die Frauen in seinem Schreiben aber auf eine Reihe anderer Vereine und Gruppen, "die ihre Ansprüche schon seit vielen Jahren angemeldet haben" und berücksichtigt werden müßten. wal
Für die Veranstaltung "Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß", die am Dienstag ab 19 in der Festhalle stattfindet und bei der zahlreiche Spitzensportler und Musiker das Programm gestalten, gilt die Eintrittskarte zugleich als Fahrschein für Busse und Bahnen im FVV. Darauf weist der Verbund ausdrücklich hin.
Zur Festhalle verkehren vom Hauptbahnhof die Straßenbahnlinien 16 und 19 in kurzen Abständen. Nach Veranstaltungsende setzt der FVV auf der Linie 32 drei Sonderbusse ein, die über den Alleenring zum Ostbahnhof fahren. habe
sch/jk FRANKFURT A. M. Finanzminister Theo Waigel kann im April wieder mit einem reichlichen Geldsegen aus Frankfurt rechnen. Die Bundesbank hat auch im vergangenen Jahr einen Gewinn erwirtschaftet, der für eine Überweisung in zweistelliger Milliardenhöhe reichen könnte. Zwar wird die Ausschüttung unter der Summe von zuletzt 14,5 Milliarden Mark liegen, die der Bonner Kassenwart aus dem Rekordüberschuß 1991 der Frankfurter Währungshüter erhalten hatte. Doch zahlt das Haus Schlesinger mit Sicherheit demnächst eine weitaus höhere "Dividende" als jene sieben Milliarden Mark, die im Bundeshaushalt eingeplant sind. Die über diese Schwelle hinausgehenden Mehreinnahmen muß Bonn zur teilweisen Schuldentilgung verwenden.
Der exakte Betrag wird erst nach Feststellung des Jahresabschlusses durch den Zentralbankrat in einigen Wochen veröffentlicht. Die Aussage, daß nicht nur um die zehn Milliarden vom Main an den Rhein, sondern eventuell auch das bisher zweithöchste Sümmchen fließen werden, erlaubt aber der Wochenausweis der Notenbank zum 31. Dezember 1992. Der Gewinn ist dort im wesentlichen in der Rubrik "Sonstige Passiva" versteckt. Sie lautet diesmal auf 16,7 Milliarden Mark. Allerdings müssen davon noch verschiedene Positionen abgesetzt werden. Aus dem Reingewinn gehen einmal traditionell 30 Millionen Mark in den Fonds zum Ankauf von Ausgleichsforderungen im Zusammenhang mit der Währungsreform von 1948. Ferner, und das ist wichtiger, stocken die Notenbanker ihre gesetzliche Rücklage üblicherweise so weit wie möglich auf. Sie darf maximal fünf Prozent des Banknotenumlaufs ausmachen. Da dieser von 181,3 Milliarden auf 213,4 Milliarden Mark binnen Jahresfrist zunahm, wird die Überweisung an Waigel allein schon aus diesem Grund um 1,6 Milliarden kleiner.
Vor allem aber zehrt die Neubewertung der Währungsreserven am Überschuß. Der Tiefstand des Dollar lautete im abgelaufenen Jahr auf knapp unter 1,39 Mark. Damit wurde der bisherige Bilanzkurs um reichlich sechs Pfennig unterschritten. Zwar hält die Bundesbank die genaue Höhe ihrer Dollarbestände geheim, doch wird immer wieder ein Dollarverlust von einem Pfennig mit einem Wertberichtigungsbedarf von gut 400 Millionen bis knapp eine halbe Milliarde Mark gleichgesetzt. Die Annahme, daß der Dollar-Verfall den Bundesbank-Gewinn um annähernd drei Milliarden Mark geschmälert hat, dürfte zumindest nicht ganz falsch sein. Und schließlich haben die Abwertungen im Europäischen Währungssystem (EWS) und der Rückgang des Ecu das Ergebnis beeinträchtigt.
Der alles überragende Einnahmeposten der Bundesbank ist der Zinsertrag, der sich im wesentlichen aus zwei Quellen speist: Zum einen aus den Währungsreserven, die am 31. Dezember 141,1 Milliarden Mark betrugen, und zum zweiten aus den Wertpapierpensions-, Diskont- und Lombardgeschäften mit inländischen Geldhäusern.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Das städtische Flüchtlingsbüro, das als Außenstelle des Sozialamtes seit einem Jahr in der Wolfsgartenstraße 1 untergebracht ist, hat neue Sprechzeiten. Die Sozialarbeiterinnen Christine Wiemke und Edith Heuss, telefonisch unter der Nummer 72-8 64 erreichbar, beraten jetzt jeweils montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12.30 Uhr; donnerstags können Ratsuchende von 14 bis 17 Uhr vorsprechen. wal
Im Blickpunkt: Kenias neue Regierung Kaum Signale des Wandels
Nach seinem umstrittenen Wahlsieg hat Kenias Staatschef Daniel arap Moi ein neues Kabinett ausschließlich aus Mitgliedern seiner KANU-Partei ("Kenya African National Union") präsentiert. Westliche Diplomaten sehen "kaum Signale eines Wandels", treten aber dafür ein, zumindest einen Teil der seit November 1991 eingefrorenen Entwicklungshilfe wieder aufzunehmen. Die drei Oppositionsparteien, die nach den Wahlen vom 29. Dezember 88 der 200 Parlamentssitze halten, können sich bisher nicht auf eine Strategie gegen Moi einigen.
Fünfzehn der bisherigen Minister haben ihre Parlamentssitze eingebüßt, nur drei holte Moi schließlich mittels der Möglichkeit zurück, zwölf Abgeordnete selbst zu ernennen. Moi achtete darauf, daß alle wichtigen Volksgruppen des Landes im Kabinett vertreten sind. Die beiden größten Nationalitäten Luo und Kikuyu, die bei der Wahl mehrheitlich gegen die KANU gestimmt hatten, erhielten jedoch nur je einen Ministerposten.
Mit Genugtuung vermerkten Diplomaten westlicher Geberländer, daß Vizepräsident George Saitoti nicht mehr Finanzminister ist. Er wurde immer wieder mit Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Das Amt, das die Entwicklungshilfe verwaltet, übernahm der Ökonom Musalia Mudavadi, der als Großneffe des Präsidenten zur Machtelite des Landes zählt.
Die wichtigsten Geber von Entwicklungshilfe hatten im November 1991 als Reaktion auf Menschenrechtsverstöße und Korruption neue Hilfszusagen an Kenia gestoppt. Über den Zeitpunkt einer Wiederaufnahme sind die Meinungen auch nach der Bildung der neuen Regierung gespalten.Frankreich und Italien haben den Boykott fast von Anfang an unterlaufen. Paris versuchte dadurch, politische Pluspunkte zu sammeln.
Auf der anderen Seite stehen die "Entwicklungshilfe-Fundis" wie Deutschland und die skandinavischen Länder. Die wollen neue Hilfe von Fortschritten von der Einhaltung der Menschenrechte, demokratischer Grundsätze und einer korruptionsfreien Verwaltung abhängig machen.
Ein Diplomat erkennt zwar an, daß Oppositionelle jetzt im Parlament sitzen. Doch die fachliche Zusammensetzung des neuen Kabinetts findet er "nicht sehr ermutigend". Für neue Regierungshilfe sei es noch zu früh.
Dagegen haben Staaten, wie etwa Großbritannien, Japan und die USA, Bedenken, daß durch eine allzu strikte Auslegung der Kriterien die Krise in Kenia weiter verschärft. Sie befürchten, dadurch würde die Stabilität der gesamten Region bedroht. Washington möchte sich bei Kenia für die Unterstützung bedanken, die die US-Armee beim Somalia-Einsatz erhalten hat.
Doch auch diese Staaten wollen das Ergebnis einer Mission des Internationalen Währungsfonds abwarten. Diewill demnächst die Erfüllung ökonomischer Rahmenbedingungen für Entwicklungshilfe, wie etwa Sparprogrammen in öffentlichen Haushalten, überprüfen. Bis dahin könnte Kenia eine Art Nothilfe bekommen: Japan hat einen Tanker voll Erdöl versprochen, um die Treibstoffknappheit zu mildern; Großbritannien und die USA wollen Lebensmittel finanzieren.
Offen ist noch, wieweit Kenias Opposition in Zukunft die Politik mitbestimmen wird. Im Parlament ist sie in der Minderheit, aber in fast allen größeren Gemeinden dominiert sie die lokalen Vertretungen und hat damit die Möglichkeit, Bürgermeister zu bestimmen. Bisher ist es den drei zerstrittenen Parteien allerdings nicht gelungen, eine gemeinsame politische Plattform zu finden. Der vor wenigen Tagen nach zweijähriger Haft freigelassene prominenteste politische Gefangene des Landes, Koigi wa Wamwere, stellte der Opposition ein schlechtes Zeugnis aus. Er will mit seinen Gesinnungsgenossen eine eigene politische Formation gründen.
HELMUT OPLETAL (Nairobi)
Der Boom der internationalen Wirtschaftsmetropole Frankfurt hat einer Institution schon den sicheren Aufschwung gebracht. Das Lycee français, das französische Gymnasium mit Klassen von der Vorschule bis zum Abitur, hat heute mehr Schüler als je zuvor in seiner 30jährigen Geschichte, allein in diesem Schuljahr gab es ein Plus von zehn Prozent. Der Zustrom bringt Schulleiter Robert Dietrich in Bedrängnis. Der Schule fehlen Räume, der erhoffte Erweiterungsbau läßt auf sich warten, obwohl er zumindest schon mal in greifbare Nähe gerückt ist.
Derzeit sind die mehr als 400 Kinder und Jugendlichen auf zwei Frankfurter Schulen verteilt. Bis zur Mittelstufe lernen sie an der Eichendorffschule in Griesheim, die Oberstufe ist bei der Liebigschule einquartiert. Beide Schulen benötigen aber auch selbst bald mehr Räume. Neben dem Westhausener Gymnasium soll nun das Lycee français sein eigenes Schulhaus bekommen.
Die Stadt habe dem Elternverein ein Grundstück in Erbpacht angeboten, sagt Michael Damian, Referent der Schuldezernentin Jutta Ebeling. Der Verein als Träger der Schule will dort ein Schulgebäude für alle Gymnasialklassen hinstellen. Das Lycee könne dann die Fachräume, die Turn- und Schwimmhalle des "Liebig" mitbenutzen, sagt Damian, der betont, wie sehr der Stadt daran gelegen sei, das "wichtige Projekt" unter Dach und Fach zu bringen.
Auch die bislang strittige Frage der Zufahrt sei inzwischen geklärt, sagt Damian. Das Lycee wird über eine Stichstraße zwischen Gemeindezentrum und Liebigschule erschlossen. Die früher erwogene Zufahrt über die Josef-Wirmer- Straße wurde zur Beruhigung der Anwohner gestrichen.
Mit der Ausweitung des Binnenmarktes, sagt Schulleiter Dietrich, habe das Interesse an der Schule enorm zugenommen. Der Elternverein sieht in dem Gymnasium inzwischen auch ein "Hauptargument" für französische Unternehmen, sich hier niederzulassen. Zwei Drittel der Schülerschaft sind junge Franzosen, 15 Prozent Deutsche, der Rest stammt aus insgesamt 30 Herkunftsländern.
Sorgen macht dem Schulträger noch die Finanzierung des bis zu 15 Millionen Mark teuren Neubaus. Vorsorglich hatte der Elternverein die Gebühren auf 3000 bis 5000 Mark im Jahr angehoben und in einem Brief an Bundeskanzler Kohl und Frankreichs Präsident Mitterrand um finanzielle Unterstützung gebeten. luf
GLASHÜTTEN. Persönliche Anmeldungen für Kurse der Volkshochschule Glashütten, Schloßborn und Oberems sind noch bis zum 4. Februar möglich, und zwar in den Gemeinderäumen Glashütten oder Schloßborn. Danach ist nur noch eine schriftliche Einschreibung für die später beginnenden Kurse wie Zeichnen, Aquarellieren, Maschinenschreiben, Vollwertkost und Nähen möglich.
Mit Kindern ab acht Jahren wird in den Osterferien der "Lebensraum Bach" erkundet, und in der Grundschule Glashütten gibt es ab Ende April einen Malkurs. Wer mehr über die drei Ortsteile erfahren will, kann ab 30. Januar an Vorträgen und Spaziergängen teilnehmen. Für Ältere gibt es einen Gymnastik-Kurs und im Rahmen des VHS-Kreises eine "Entdeckungsreise" in die neuen Bundesländer. Neu ist "Deutsch für Ausländer".
Anmeldung im Bürgerhaus im Schloßborner Weg 2, Telefon 0 61 74 / 2 92 32. jd
Noch ein Chorjubiläum: Mit einem Festkonzert im Haus Gallus beging das "Frankfurter Herchenröder Quartett" den achtzigsten Jahrestag seiner Gründung. Der Gesangverein wurde 1913 von Bernhard Herchenröder, dem damaligen Organisten der Galluskirche, gegründet. In der Öffentlichkeit wurde das Ensemble besonders nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv. 1951 fand das erste bedeutende Konzert des Chores in Erdhausen (Kreis Biedenkopf) statt.
Im Konzertleben zeigt sich die Singgemeinschaft flexibel. Man ist ebenso gern bereit, ein schlichtes "Ständchen" zu singen oder Familienfeiern musikalisch zu untermalen wie Einweihungen oder akademische Feiern.
Im April 1981 produzierten die Sänger die erste Langspielplatte zusammen mit dem Hornquartett der Frankfurter Oper. Der vielsagende Titel: "Vom Piano bis zum Forte." Anläßlich des Jubiläums zum 75jährigen Bestehen 1987 unternahm der Männerchor eine Konzertreise in die ehemalige Sowjetunion, wo er in Leningrad und Moskau auftrat.
Einen Einschnitt in der Chorarbeit bedeutete der Tod des Chorleiters Rudolf Heukäufer, der das Ensemble über einen Zeitraum von vierzig Jahren betreut hatte. Nachfolger Heukäufers wurde Stefan Laasch, der auch die Konzertreise der Herchenröder nach Kärnten musikalisch leitete. 1992 fand ein Gastspiel der Sänger in der Staatsoper von Kairo statt. Im Jubiläumsjahr 1993 steht ein Auftritt in Frankfurts Partnerstadt Birmingham bevor. Im Herbst will man dann einen Gala- Abend und einen Liederabend in Frankfurt veranstalten. Außerdem ist eine Kassettenaufnahme mit Repertoirestücken aus dem vergangenen Jahr als Jubiläumsausgabe geplant. A. U.
Anklage wegen Raubes hat die Staatsanwaltschaft gegen einen 20jährigen erhoben; der Mann soll kurz vor Weihnachten einer 68jährigen Frau 4500 Mark geraubt haben, nachdem er sie zuvor zum Arzt gefahren hatte. Eine Polizeistreife konnte den Täter jedoch wenig später fassen und rettete so der Frau das Geld für eine am selben Tag beginnende Australienreise.
Nur ein paar Stunden vor dem Abflug war die Frau in Eschersheim überfallen worden. Wie die Staatsanwaltschaft ermittelte, war die Rentnerin auf dem Weg zum Arzt, um sich vor ihrer Reise nach Australien am 18. Dezember letzten Jahres noch ein Medikament verschreiben zu lassen. Sie stand um die Mittagszeit an der Haltestelle Marbachweg/Eckenheimer Landstraße und wartete auf den Bus, als plötzlich ein Wagen hielt. Am Steuer saß ein junger Mann, der sich freundlich erkundigte, ob er sie ein Stück mitnehmen könne.
Obgleich die 68jährige gerade von der Bank kam und in ihrer Handtasche 4500 Mark sowie einen wertvollen Fotoapparat hatte, ging sie auf das Angebot ein und stieg zu dem Fremden ins Auto. Der brachte sie auch wie gewünscht zur Arztpraxis in der Hügelstraße. Doch als die Frau 20 Minuten später wieder aus der Sprechstunde kam, passierte es: Von hinten schlug der 20jährige sie zu Boden und zerrte an der Handtasche.
Erst als die beiden Henkel rissen, gab die Rentnerin auf, der Täter flüchtete mit der Tasche. Mit ihrem Schreien hatte die sich wehrende Frau jedoch bereits auf sich aufmerksam gemacht. Als erster nahm ein älterer Passant die Verfolgung auf. Er blieb dem Täter solange auf der Spur, bis zufällig eine Funkstreife auftauchte. Bevor es schließlich zur Festnahme kam, lieferten sich Räuber und Gendarmen zwischen parkenden Autos noch eine heftige Auseinandersetzung.
Glimpflich davongekommen, konnte die am Kopf nur leicht verletzte 68jährige noch am selben Tag wie geplant ihre Reise antreten. Der 20jährige dagegen mußte in Untersuchungshaft. Wie Oberstaatsanwältin Hildegard Becker-Toussaint am Freitag mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft unterdessen Anklage erhoben. Sie lautet auf Raub, Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Da die Rentnerin sich nach wie vor in Australien aufhält - sie wollte dort für fünf Monate bleiben -, ist vom Gericht noch kein Prozeßtermin bestimmt worden. Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge kann auf die Frau als Zeugin möglicherweise verzichtet werden, nachdem der Angeschuldigte inzwischen ein Geständnis abgelegt hat.
KRONBERG. Eine Entdeckungsreise zu den liebens- und lobenswerten Stätten Frankfurts unternimmt die Volkshoschule für ältere Mitbürger ab dem 2. Februar. Unter dem Motto "Frankfurt neu entdecken" werden bis zum 11. Mai verschiedene Veranstaltungen angeboten: etwa "Musikstadt Frankfurt", "100 Jahre Villa Hopf" oder "Der Palmengarten". Auf dem Programm stehen außerdem Ausflüge, Ortsbsichtigungen und Dia-Vorträge.
Anmeldungen zu den einzelnen Veranstaltungen, die jeweils dienstags um 16 Uhr im Ernst-Winterberg-Haus stattfinden, nimmt Liane Palamides, Rathaus Kronberg, Katharinenstraße 7, Tel. 0 61 73 / 70 32 48, entgegen. ki
FRANKFURT A. M. Der gemeinsame Markt macht's möglich: Irische Butter und griechische Trauben etwa finden sich in jedem besseren deutschen Supermarkt. Aber Kultur - das ist eine andere Sache. Wieviel "Europäer" beherrschen die Sprache von mehr als einem der anderen Mitgliedsländer ihres Staatenbundes? Auch im Konzertleben gibt es erstaunliche Differenzen: Bruckner und Pfitzner etwa finden außerhalb des deutschsprachigen Raums wenig Verständnis, und ein großer britischer Komponist wie Edward Elgar (1867-1934) gelangt nur selten zu deutschen Hörern, von seinen "Pomp and Circumstance"- Märschen abgesehen, die leicht einmal in den Wunschkonzerten unterschlüpfen.
Daß die Londoner Academy of St. Martin-in-the-Fields bei ihrem Gastspiel unter Neville Marriner im Großen Saal der Frankfurter Alten Oper Elgar aufs Programm setzte, kann man nur begrüßen. Die "Enigma"-Variationen, mit denen der Komponist berühmt wurde, genießen einen besonderen Ruf wegen der darin verschlüsselten Rätsel: Bei den einzelnen Variationen dachte Elgar an Personen seiner Umgebung, die mittlerweile größtenteils identifiziert werden konnten, und das Thema selbst stellt seinerseits nur die Variation eines anderen Themas dar, über dessen Identität immer noch gestritten werden kann. Spekulationen liegen nahe, denn wer würde nicht gerne dem Komponisten bei der Arbeit ein wenig über die Schulter schauen?
Sieht man sich Elgars Bemerkungen zu seinem eigenen Stück genauer an, so wird schnell klar, daß es sich nicht um Porträts handelt, sondern bestenfalls um Anspielungen, zumeist aber so etwas wie Assoziationen, die dem Komponisten halfen, dem kurzen Thema immer wieder neue Seiten abzugewinnen. Denn das ist ja das eigentlich Erstaunliche, wie in 14 Variationen Elgar es schafft, seinem Stück sinfonische Dimensionen zu verleihen, und dabei kaum die Grundtonart G- Dur/g-Moll zu verlassen. Nahezu unglaubliche Differenzierungen sind verlangt. Elegisches und Heiteres berührt sich auf engstem Raum, mal klingt es innig-grüblerisch nach Brahms, dann glänzend wie Strauss, gebrochen wie Mahler, farbig wie Tschaikowsky; Mendelssohn wird sogar zitiert (mit der Ouvertüre "Meeresstille und glückliche Fahrt"). Und doch ist und bleibt es Elgar. Das Publikum erlebte genuin britische Musik von internationalem Rang in einer Aufführung von höchster Authenzität. Marriner dirigierte mit beeindruckender Selbstverständlichkeit, das Orchester beherrschte alle Nuancen vom fast brutalen Fortissimo bis zum zartesten Pianissimo.
Mendelssohns Ouvertüre zu "Ruy Blas" wird selten gespielt. Die Konzertführer vermelden mit leicht abwertendem Unterton, daß zum gleichnamigen Stück Viktor Hugos dem Komponisten nicht viel eingefallen sei. Für die Ouvertüre hat es aber offenbar durchaus gereicht. Man vernahm eine konfliktreiche, energische Musik, von einem subtilen Pathos der Menschlichkeit getragen; unmittelbar einleuchtend in der fesselnden Interpretation des Orchesters. Vielleicht auch ein Indiz dafür, daß die Mendelssohn-Rezeption in Großbritannien sehr viel ungebrochener verlaufen ist als in Deutschland, wo die nationalsozialistische Verfemung leider fruchtbaren Boden fand. Elgar und Mendelssohn waren ausgesprochene Orchesterkomponisten, die sich souverän der instrumentalen Möglichkeiten bedienten; daß Robert Schumann vom Klavier her kam, merkte man der Interpretation der Sinfonie op. 61 in C-Dur an; zwar spielte das Orchester unter dem akkurat dirigierenden Marriner engagiert und ansprechend, doch erschien die Musik, besonders im 1. Satz, seltsam schwammig, und auf weite Strecken zäher als bei anderen Interpreten. Hier müßte man vermutlich die Partitur ein wenig mehr gegen den Strich lesen, die Hauptlinien herausarbeiten und Nebenstimmen zurücknehmen, um das Potential von Schwung und Innigkeit freizulegen, das Schumann - auch in dieser Sinfonie - zur Verfügung steht.
Das Publikum spendete lang anhaltenden Beifall und erwirkte zwei Zugaben. Die letzte, das Scherzo aus Mendelssohns "Sommernachtstraum-Musik", erklang rasch und virtuos, aber eigentlich zu gehetzt. Mit der ersten gab Marriner dem Publikum selbst ein Rätsel auf. Er präsentierte ein delikat instrumentiertes und gespieltes, offensichtlich impressionistisches Stück, bei dem ein merkwürdig angelsächsischer Unterton mitschwang: das Intermezzo aus Frederick Delius' Oper "Fennimore und Gerda". Hätte die freundliche Orchesterwartin nicht Auskunft gegeben, würde der Rezensent heute noch recherchieren . . . Warum bringen so viele Interpreten es nicht fertig, ihre Zugaben anzusagen? Komponistennamen und Titel versteht man sogar ohne Fremdsprachenkenntnisse!
ANDREAS HAUFF
USINGEN. Der FR-Leserin Sylvia T. aus Usingen verging die Lust am Wassersparen: Die Hauseigentümerin möchte Fördermittel des Landes Hessen für den Bau einer Regenwasserzisterne beantragen. Anträge hierfür sind bis spätestens 1. März in Wiesbaden einzureichen; vorher jedoch muß die Stadt Usingen entsprechende Anträge begutachten. Am 15. Februar steht das Projekt deshalb auf der Tagesordnung für das Stadtparlament - zu spät, wie die Usingerin befürchtet.
"Da wiehert doch der Amtsschimmel: Am 15. Februar wird die Förderung überhaupt erst auf den Weg gebracht. Es kann keine Verwaltung schaffen, innerhalb von zwei Wochen Formulare zu drucken, die eingegangenen Anträge dann zu bearbeiten und prompt nach Wiesbaden weiterzuleiten" - zumal die Nachbargemeinde Neu-Anspach ihre Hausaufgaben gemacht habe.
Seit geraumer Zeit lägen dort Antragsformulare bei der Bauverwaltung, die bis zum 15. Februar wieder bei der Gemeindeverwaltung eingereicht sein müßten. Die Stadt Usingen hätte deshalb zumindest jetzt schon die Formulare austeilen und bearbeiten können, um die Förderung auf der Sitzung des Gemeindeparlamentes nur noch "pro forma" zu beschließen.
Der kommissarische Bürgermeister Detlev Ortmann klärte die Angelegenheit jetzt auf: Bei der Sitzung des Stadtparlamentes wird über zusätzliche und von den Landesmitteln unabhängige Fördermittel verhandelt. Dabei geht es um 50 000 Mark, die die Stadt für Eigenheimbesitzer vergibt; die Landeszuschüsse - sie stammen aus den Einnahmen der Grundwasserabgabe und betragen über 80 Millionen Mark - bleiben davon unberührt. "Wenn ein Hauseigentümer Landesmittel möchte, bleibt es ihm natürlich unbenommen, darüber hinaus Geld von der Stadt zu beantragen", erklärt Detlev Ortmann.
Bei der Stadt würden jeweils Zuschüsse bis zu 1000 Mark je nach Größe der Zisternen vergeben; die Antragsformulare für die Landesmittel lägen im Bauamt und sollten zur Wahrung der Fristen bis spätestens Mitte Februar wieder bei der Stadt sein.
Förderungswürdig sind dabei Anlagen zur Brauchwassergewinnung, mit denen also der Verbrauch an Grundwasser reduziert und gleichzeitig Trink- durch Oberflächen- oder Niederschlagswasser ersetzt werden kann. In Usingen beträfe dies vor allem die Stadtteile Michelbach und Wilhelmsdorf, die erst vor einigen Jahren an das öffentliche Entwässerungssystem Usingens angeschlossen wurden. Damals machten die Behörden die Auflage, die privaten Sickergruben mit Kies und Sand zu verfüllen; dank der Zuschüsse könnten diese Gruben jetzt wieder "umgewidmet" und zu Wasserzisternen werden.
Für die Landesmittel gilt folgendes: Wer Zuschüsse kassieren möchte, darf nicht vor deren Bewilligung mit dem Bauvorhaben beginnen. Projekte, die nach dem 1. Juli des vergangenen Jahres in Angriff genommen wurden, können aber ausnahmsweise nachträglich bewilligt werden - was aber ebenfalls eine Antragstellung bis zum 15. Februar 1993 voraussetzt. Die Anträge für Neu-Anspacher Bürger liegen ebenfalls bei der Bauverwaltung. jd
KÖNIGSTEIN. Nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ist der Bebauungsplan für das Kurbad bei der Sitzung des Bauausschusses in der vergangenen Woche nicht regulär beraten worden. Die Wählergemeinschaft wird deshalb auf der nächsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 28. Januar, die Absetzung dieses Tagesordnungspunktes und eine erneute Beratung im Ausschuß fordern.
Wie Hans-Reinhard Leppin von der ALK ausführte, sei es in der besagten Bauausschußsitzung nicht zu einer inhaltlichen Beratung des Plans gekommen. Der anwesende Planer, Rainer Lindenmann, habe lediglich Erläuterungen zu seiner Zeichnung gegeben. Am Ende der Ausschußsitzung sei dann vergeblich nach einem Termin für eine Sondersitzung vor dem 28. Januar gesucht worden. Nachdem sich kein Termin finden ließ, hätten CDU, SPD und FDP per Geschäftsordnungsantrag den Schluß der Debatte durchgesetzt. Daraufhin verließen die drei Vertreter von ALK und WK 2000 unter Protest die Sitzung.
Nach Ansicht der ALK müßte dringend erörtert werden, wie der Autoverkehr vom Kurbad, dem nebenan geplanten Hotel und den geplanten 100 bis 120 Wohnungen über die Kurbad-Zufahrt auf die B 8 fließen soll. Zudem habe man erhebliche Bedenken gegen den Bau von großen Gebäudekomplexen in einem alten Park mit wertvoller Vegetation und empfindlichen Feuchtbiotopen. Der Bau eines gemeinsamen Blockheizkraftwerks müsse unbedingt im Bebauungsplan festgeschrieben werden.
Die ALK regt an, vor der Beratung des Plans in der Stadtverordnetensitzung einen Ortstermin für die Parlamentarier zu organisieren. Wenn der Magistrat den Bebauungsplan unbedingt so schnell verabschieden wolle, könne er weitere Sitzungstermine bis zum 30. März ansetzen - bis dann ist das derzeitige Stadtparlament noch im Amt. esi
Die CDU-Opposition im Römer möchte eine neue Debatte zur Finanzlage der Kommune im Stadtparlament. Für die Sitzung am 28. Januar brachte sie deshalb eine umfangreiche dringliche Anfrage an den rot-grünen Magistrat ein, versuche doch die Koalition, bis zum "bitteren Ende" (gemeint ist die Kommunalwahl am 7. März, d. Red.), "das Ausmaß der desolaten Finanzsituation herunterzuspielen".
Die CDU fragt denn auch, wie hoch die Schulden der Stadt "voraussichtlich" Ende März sein werden. Sie will wissen, wie sich der Schuldenstand vom Amtsantritt des rot-grünen Magistrats im Juni 1989 bis zum Ende des Jahres 1992 entwickelt hat. Der Magistrat soll Zahlen zu den Steuereinnahmen des vergangenen Jahres nennen. Die CDU interessiert sich dafür, wie sich angesichts wirtschaftlicher Rezession Steuereinnahmen, Kredite, Zinsen und Tilgung entwickeln werden.
Die Opposition fragt nach einem neuen Defizit im Verwaltungshaushalt 1993 und erkundigt sich nach dem Sanierungskonzept für die städtischen Finanzen, das Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD) unlängst verlangt hatte. Außerdem bezweifelt die CDU die Angaben des Magistrats, nach denen er 1992 genau 367 Stellen in der Stadtverwaltung eingespart hat. jg
Der Favorit TSV Eschollbrücken führt nach dem ersten Spieltag der Indoor-Meisterschaften der Fußballerinnen des Bezirks Darmstadt die Tabelle an. Die Eschollbrückenerinnen sind der einzige von drei Landesligisten, der an der Hallenrunde teilnimmt und gelten daher als Favorit auf den Bezirkstitel und den von Klassenleiter Norbert Eckert gestifteten Wanderpokal. Den ersten Spieltag absolvierte das Team souverän und setzte sich mit 6:0-Punkten und dem überragenden Torverhältnis von 19:1 an die Spitze des Zehnerfeldes. Ebenfalls ohne Punktverlust blieb Bezirksoberligist FCA Darmstadt, der mit 6:0-Toren als einziges Team ohne Gegentreffer blieb und die Verfolgerrolle übernahm.
Vor 300 Zuschauern - die kostenlos dabeisein dürfen - setzte sich Bezirksligist TG Bessungen Darmstadt gegen zwei Liga-Rivalen sicher durch und belegt damit noch vor dem dritten Bezirksoberliga-Vertreter und Titelverteidiger SKG Walldorf Rang vier. Der zweite Spieltag findet am 7. Februar (ab 10 Uhr) in der Bürgerhalle in Jugenheim statt.
Grund zur Freude gaben Klassenleiter Norbert Eckert die stattliche Besucherzahl und das gestiegene spielerische Niveau der Partien. Auf Wunsch der Vereine, mit welchen sich der Klassenleiter regelmäßig austauscht, werden die Bezirksmeisterschaften in diesem Jahr erstmals im "Jeder gegen jeden"-Modus ausgetragen, wodurch alle Teams an drei Spieltagen antreten müssen. Die Qualität leidet hierunter nicht, wie 68 Tore in den 15 Partien des Auftakttages belegen. Auch die Absagen der Landesligisten KSV Reichelsheim und TSV Aschbach taten der sportlichen Qualität kaum Abbruch, zumal die Bezirksoberligisten unter Beweis stellten, daß sie dem "Hecht im Karpfenteich", dem TSV Eschollbrücken, durchaus gefährlich werden können.
Zum hohen Torverhältnis des bisherigen Tabellenführers trug das 10:0 über die Mainhaie Rüsselsheim maßgeblich bei. Das Frauen-Team der Mainhaie wurde erst im August 1992 als vierter Vertreter des Kreises Groß-Gerau gegründet und nimmt noch nicht am offiziellen Punktspielbetrieb teil. Dementsprechend konnten die Mainhaie bislang ihrem Namen noch nicht gerecht werden und werden bei den Hallenmeisterschaften wohl über das Sammeln von Erfahrungen nicht hinauskommen. Aller Anfang ist eben schwer. Auch gegen den SC Griesheim warteten die Mainhaie vergeblich auf ihren ersten Treffer (0:7), und die TGB Darmstadt schraubte ihr Torverhältnis mit dem Rekordsieg von 13:0 auf 20:2-Treffer.
Titelverteidiger SKG Walldorf hatte gleich zum Auftakt das Spiel gegen den Landesligisten Eschollbrücken zu bestreiten und mußte mit 0:3 die Überlegenheit der Klassenhöheren anerkennen. Doch im weiteren Turnierverlauf ist mit den Walldorferinnen durchaus noch zu rechnen. Daß die Fußballerinnen im Bezirk Darmstadt sich gut verstehen, belegten sie durch eine faire Spielweise. Weder farbiger Karton noch die Strafbank waren im Gebrauch, alle Spiele liefen völlig reibungslos ab.
An einem Strang ziehen die Teams auch bezüglich der Kosten ihrer Bezirksmeisterschaften: Die Pokale und Urkunden werden aus den Startgeldern (30 Mark pro Team) finanziert und darüber hinaus die Schiedsrichter- und Sanitätsdienst-Kosten unter allen Mannschaften aufgeteilt. Dennoch sprachen sich alle Vereinsvertreter dafür aus, keinen Eintritt zu erheben, um Werbung für ihre oft zu wenig beachtete Sportart zu betreiben.
Am ersten Spieltag der Hallenfußballmeisterschaften ist ihnen dies sicher gelungen. Auf eine ähnlich gute Resonanz in Jugenheim hofft nun Norbert Eckert, der stets "vor Ort" ist. Der dritte und entscheidende Spieltag wird am 7. März (ab 15 Uhr) in der Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim einen geeigneten Rahmen finden. Zum richtungweisenden Duell der beiden bisher verlustpunktfreien Teams kommt es allerdings bereits in Jugenheim um 12.34 Uhr. Ob die Darmstädter dem "Hecht im Karpfenteich" eine "Flosse" stellen können? ina
Die TABELLE NACH DEM ERSTEN SPIELTAG: 1. TSV Eschollbrücken 6:0 Punkte/19:1 Tore, 2. FCA Darmstadt 6:0/6:0, 3. Kickers Mörfelden 5:1/10:1, 4. TGB Darmstadt 4:2/20:2, 5. SKG Walldorf 3:3/2:4, 6. SC Stephan Griesheim 2:4/7:2, 7. SV Geinsheim 2:4/3:7, 8. TSV Bensheim 2:4/2:10, 9. SG Malchen 0:6/0:11, 10. Main- Haie Rüsselsheim 0:6/0:30.
BAD VILBEL. 20 000 Mark Schaden meldete ein Autohändler in der Friedberger Straße der Polizei, nachdem in die Geschäftsräume in der Nacht zum Freitag von Unbekannten eingebrochen war. Bei einem Getränkehändler wurden 70 Kasten Leergut gestohlen. hm
Der Wechsel von West nach Ost wurde in der jüngsten Vergangenheit sicher weniger praktiziert als der Wechsel von Ost nach West. Für die Bezirksoberliga-Fußballer des FV Germania Bieber war der Umstieg von der Bezirksoberliga Frankfurt West nach Frankfurt Ost allerdings fast eine "Reise ins Schlaraffenland". Die Zuschauerzahlen der Germanen haben sich mit dem Wechsel in die Ost-Gruppe verdoppelt. Das reizvolle Derby gegen Teutonia Hausen brachte alleine 450 Bieberer Fans auf Trab. Auch sportlich geht es den Germanen im Frankfurter Osten keineswegs schlecht. Im Gegenteil: Mit etwas Glück und Geschick könnten sie sich zum Saisonende bereits wieder aus dieser Klasse verabschieden - in Richtung Landesliga Hessen-Süd.
Zur Winterpause rangieren die Bieberer mit 25:11 Punkten auf dem dritten Rang, nur einen Verlustpunkt von Spitzenreiter TSV Lämmerspiel getrennt. Vor der Winterpause schaffte es kein Gegner, beide Punkte aus Bieber zu entführen. Bis auf das deutliche 0:3 bei der Sportvereinigung Seligenstadt leisteten sich die Bieberer keinen Ausrutscher. Die Verantwortlichen dürfen sich auf die Schultern klopfen, denn ihre Personalplanungen erwiesen sich als durchweg sinnvoll. Mit der Verpflichtung von Gerd Kossytorz, einem Kenner der Ost-Klasse, taten die Bieberer den ersten richtigen Schritt. "Wir sind mit dem Trainer sehr zufrieden. Da hatten wir eine glückliche Hand", bestätigt Germania-Pressewart Walter Giebenhain nach einem halben Jahr.
Auch die zu Saisonbeginn gekommenen Spieler schlugen ein. Der Tempelseer Patrick Schmidt, Vorstopper Daniel Köstler (vorher Kewa Wachenbuchen) und Carlos Mesquita, der vom Landesligisten KSV Klein-Karben kam, fügten sich hervorragend ein. Ebenso auch Peter Holik, für den die Saison allerdings bereits vor Weihnachten beendet war. Der Mittelfeldspieler wurde vom Bezirksrechtsausschuß bis 13. Juni auf "Eis gelegt", weil er im Derby gegen Hausen dem Hausener Henderkes per Kopfstoß einen doppelten Nasenbeinbruch zugefügt haben soll. Glimpflicher wird, laut Aussage von Klassenleiter Gerd Bauscher, Carlos Mesquita davonkommen, der am Nikolaustag im Spiel gegen Melitia Roth die "Rute auspackte". Er wird am 14. Februar zur Nachholpartie beim VfB Oberndorf bereits wieder auflaufen dürfen.
Nicht nur Undiszipliniertheiten auf dem Spielfeld, auch Verletzungen setzten den Bieberern im bisherigen Saisonverlauf gehörig zu. Mit Francesco Völger und Michael Mailänder fehlten bisher zwei wichtige Spieler. Beide werden zur Fortsetzung der Rückrunde zurückerwartet und dürften das Germania-Team weiter verstärken. Ingo Nuber hingegen laboriert weiterhin an den Folgen seines Schien- und Wadenbeinbruchs und Routinier Werner Hug (35), der eigentlich noch eine "große" Saison hinlegen wollte, wird aufgrund einer Knieverletzung wohl doch nicht mehr die Schuhe schnüren. Neben dem langjährigen Libero fehlt mit Hans Vogel (34) ein zweiter erfahrener Eckpfeiler. Er pausiert wegen einer Venen-Verletzung bereits seit dem vierten Spieltag.
Um so höher sind die bisherigen Leistungen der Germanen einzustufen, deren Stärken in der Ausgeglichenheit und der äußerst stabilen Abwehr vor Keeper Andreas Griesenbruch liegen. Als "Säulen" im Team des Tabellendritten gelten neben dem verläßlichen Torwart Mittelfeld-Motor Josef Monetti und Mittelstürmer Peter Kissler. Monetti spinnt nicht nur die Fäden im Germania-Spiel, er zeichnete sich mit zehn Treffern auch als bisher bester Torschütze aus. Kein Wunder, daß den Bieberern der Schock in die Glieder fuhr, als Monetti nach einem Ellbogencheck bei den Offenbacher Hallen- Stadtmeisterschaften blutüberströmt ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Doch der "Pechvogel" kam bis auf den Verlust von drei Zähnen relativ glimpflich davon und wird zur Runden-Fortsetzung wieder voll einsatzfähig sein.
Mittelstürmer Peter Kissler traf zwar erst sechsmal ins Netz, reißt jedoch in vorderster Reihe oft die entscheidenden Lücken für seine Mitspieler. Die Ausbeute von 39 Torerfolgen liegt jedoch im Vergleich mit den übrigen Spitzenteams zu niedrig und könnte der Germania noch zum Verhängnis werden.
"Wir müssen unsere Chancen besser ausnutzen", klagt Walter Giebenhain. An die Verpflichtung eines Goalgetters wird in Bieber nicht gedacht. Zumal Angreifer Ralf Simmer nach dreijähriger Verletzungspause ein gelungenes Comeback feierte, auf dem Weg zu alter Stärke ist und Francesco Völger im Verlauf des Frühjahrs den Anschluß wieder finden soll.
Erst im Falle eines Aufstieges, das ist auch den solide arbeitenden Bieberer "Machern" bewußt, wären Verstärkungen unumgänglich. Sollte die Germania zum Saisonende ganz vorne stehen, dann würde sie den Weg in die zweithöchste Amateurklasse bestreiten, der sich in der Vergangenheit für so manchen Klub (Klein- Krotzenburg, Ober-Roden) als über die Maßen steil herausstellte. "Das würde uns allerdings vor eine große Aufgabe stellen", erklärt Giebenhain und meint damit in erster Linie die Suche nach weiteren Sponsoren, um die Kosten der Landesliga abzudecken. Doch zunächst gilt es ohnehin für die Germanen, den Rest der Saison ähnlich erfolgreich zu gestalten wie bisher. Mit den Derbys gegen Lämmerspiel (14. März), Seligenstadt (8. April), die Sportfreunde Seligenstadt (18. April) und das Spitzenspiel gegen Germania Niederrodenbach (29. April) stehen der Germania auf eigenem Platz innerhalb von sechs Wochen vier "Knüller" ins Haus, die richtungweisenden Charakter haben. INA SCHNEIDER
gb FRANKFURT A. M., 28. Januar. Im Falle eines Unfalls in einer Atomanlage ist nach Ansicht des schleswig-holsteinischen Grünen-Politikers Karsten Hinrichsen die schnelle Alarmierung der Bevölkerung nicht gesichert. Hinrichsen, einer der Kläger gegen die Betriebsgenehmigung des Atomkraftwerks Brokdorf, wies jetzt darauf hin, daß durch das bundesweite Abschalten der Zivilschutzsirenen zum 1. Januar 1993 eine "Alarmierungslücke" entstanden sei. Das Bundesamt für Zivilschutz meinte, Probleme könnten "unter Umständen" entstehen, wenn großflächig gewarnt werden müsse.
Hinrichsen sprach von einem "unhaltbaren, rechtswidrigen und menschenverachtenden Zustand". Die Landkreise in Schleswig-Holstein, in denen Atomkraftwerke stehen, bemühten sich derzeit "fieberhaft", die Alarmierungslücke zu schließen. Eine flächendeckende schnelle Warnung mit dem auf- und abschwellenden Heulton, der dazu auffordert, das Radio einzuschalten, sei in den Landkreisen mit Atomkraftwerken nicht möglich.
Das Bundesinnenministerium bestätigte, daß die "kostenintensiven" Zivilschutzsirenen am Jahresbeginn außer Betrieb genommen wurden. Bonn habe den Ländern und Kommunen rechtzeitig angeboten, sie könnten die Sirenen übernehmen, sagte Franz-Josef Hammerl, Sprecher im Innenministerium. Er verwies darauf, daß die Zivilschutzsirenen der Warnung im Verteidigungsfall dienen sollten. Für diese Warnung sei der Bund zuständig und derzeit werde ein neues Konzept für die Warnung über Rundfunk erarbeitet. Die Alarmierung im Katastrophenfall obliege den Ländern.
In der alten Bundesrepublik gab es rund 67 000 Zivilschutzsirenen. Allein an Postgebühren für die Leitungen, mit denen die Sirenen gesteuert wurden, waren nach Mitteilung des Bundesamtes für Zivilschutz bis zu 70 Millionen Mark pro Jahr fällig. Im November hatte der Finanzausschuß des Bundestages die zuletzt notwendigen 40 Millionen Mark für die Begleichung der Telekom-Rechnungen gestrichen. Begründet wurde der Schritt sowohl mit der Veränderung der politischen Lage als auch mit den Kosten.
Die Sirenen sollten aber auch um Katastrophenfall warnen, ferner dienten sie den Kommunen zur Alarmierung der Feuerwehr. Nach Angaben von Jürgen Schulz vom Bundesamt für Zivilschutz wurde Feueralarm über ein Funksignal ausgelöst, was weiterhin möglich sei. Für einen großflächigen, zentral bei den Leitstellen der Landkreise ausgelösten Alarm bei einer Katastrophe standen die jetzt abgeschalteten Leitungen des Warndienstes zur Verfügung. Ein großflächiger Alarm sei nur noch möglich, wenn die Kommunen die bisherigen Leitungen übernehmen oder alle Sirenen über Funk auslösen würden.
Armin Arend, Sachbearbeiter für Katastrophenschutz im Innenministerium Schleswig-Holsteins, weist darauf hin, daß die Leitstellen bei den Landkreisen die Warnung der Bevölkerung derzeit nicht zentral auslösen könnten. Die Sirenen würden aber mit einer neuen Auslösetechnik für einen Zentralalarm ausgerüstet. Hessen will nach Angaben des Sprechers des Landesinnenministeriums, Gert-Uwe Mende, etwa 190 Sirenen im Bereich von Nuklearbetrieben selbst übernehmen. Dazu gehören unter anderem die Bereiche Hanau und Biblis. Der jetzige Zustand sei nicht zufriedenstellend, es sei aber sichergestellt, daß die Bevölkerung im Katastrophenfall über Lautsprecherdurchsagen informiert werde, sagte Mende.
Franz August Emde, Sprecher im Bundesumweltministerium, verwies darauf, daß der Bund im Falle eines Atomunglücks Meßdaten sammele und die Landesministerien sowie Rundfunkanstalten informiere. Eine Alarmierungslücke sei "nicht zu erkennen".
Auf der Toilette des U-Bahnhofs in Heddernheim ist, wie die Polizei jetzt mitteilte, ein junger Mann in den Abendstunden über eine Frau hergefallen. Als die 25jährige die Toiletten-Kabine verlassen hatte, wurde sie vom Täter gegen die Wand gedrängt. Der Mann versuchte sie zu entkleiden.
Die Hilferufe des Opfers mobilisierten einen 16jährigen Türken und einen 17jährigen Äthopier, die in die Toilette stürmten und die Frau aus ihrer bedrängten Lage befreiten. Die Flucht des Täters konnten sie nicht verhindern.
Der Mann soll knapp 20 Jahre alt und 1,65 groß sein. Er hat glatte, blonde Haare und trug eine rote Stoffjacke sowie eine blaue Hose.
Hinweise auf den Täter nimmt das Kommissariat für Sexualdelikte unter Telefon 755-40 13 entgegen. habe
Zurück zum Inhalt Gespräch mit Dara Birnbaum, Gastdozentin an der Städelschule
"Breaking up the images" - mit dieser kaum übersetzbaren Wendung beschreibt die New Yorker Künstlerin Dara Birnbaum die Strategie ihrer Video-Arbeiten. Immer wieder versucht sie, den Bilderstrom des Fernsehens anzuhalten, die hermetische Sprache des Mediums aufzubrechen und ins Bewußtsein zu rücken. In diesem Semester lehrt sie als Gastdozentin an der Städelschule, ermöglicht durch die Heinz-und-Gisela-Friedrich- Stiftung. Thomas A. Wolff sprach mit ihr.
Ich denke, dieser Ansatz ist eher noch wichtiger geworden, gerade wegen der Entwicklung der Medien. Einige Studenten haben Zugang zu dieser Hi-Technology, andere aber nicht. Das ist vermutlich auch einer der Gründe, warum ich hier an der Städelschule bin. Es gibt hier eine interessante Situation: Ein Teil des Städels funktioniert als eher traditionelle Kunst-Akademie; andererseits haben wir hier das "Institut für Neue Medien", das sich auf dem höchsten Stand der Hi-Tech befindet. Ich denke, beide Seiten erwarten von mir, dazwischen eine Brücke zu bauen, einen Dialog in Gang zu bringen.
Ja, das war auch genau das Ziel, das Kasper König, Peter Weibel und ich besprochen haben: auf den Inhalt zurückzukommen. Um besser zu verstehen, auf welchem Feld man sich mit der Hi-Technology überhaupt bewegt. Zur Zeit wird zwar viel über Dinge wie Künstliche Intelligenz, Nano-Technology und Cybernetics geredet - aber es ist so einfach, mit diesen Schlagworten um sich zu schmeißen, ohne ihre wirkliche Bedeutung innerhalb des größeren, gesellschaftlichen Zusammenhangs zu verstehen.
Nun ja, vieles ist da lächerlich gemacht worden, das stimmt. Und die weltpolitische Arena hat sicher einen Grad an Komplexität erreicht, der eine neue Form der Annäherung erfordert. In meiner Arbeit auf der letzten "documenta" habe ich versucht, mich absichtlich sehr direkt und politisch zu äußern. Die "documenta" hat ein sehr internationales Publikum, und als US-Bürgerin hatte ich das Gefühl, mein Statement müsse ein Kommentar auf unsere politische Position sein, gerade nach dem Golf-Krieg. Das war mir sehr wichtig. In dieser Arbeit benutzte ich meinen politischen Hintergrund aus den Sechzigern, indem ich Bilder einer Allen-Ginsberg-Lesung zitierte, und diese mit Material aus dem ersten nationalen Studenten-Konvent seit 22 Jahren verband sowie mit der Antritts- Rede von George Bush. Die Monitore installierte ich zu einer Art Totem - die Arbeit hieß "Transmission Tower Sentinel", wie eine Art Wachhund. So mußte es für die "documenta" einfach aussehen.
In einer Reihe der anderen amerikanischen Arbeiten fand ich ähnliches politisches Engagement. Es gibt ein neues Interesse daran, nach Motiven für eine eher direkte, politische Kunst zu suchen. Und das unterscheidet Europa und Amerika vielleicht im Augenblick. Viele US- Künstler unterzeichen ihre Namen mit "Artist/Activist", weil sie die Notwendigkeit spüren, sich aktiv gegen eine Reihe von Repressionen zu wenden, zum Beispiel das große Thema der Zensur in einem Land, das sich immer selbst als Symbol für die Freiheit der Gedanken und der Sprache verstand.
Ich spüre es weniger. Aber ich glaube, es dürstet viele Leute danach. Ich habe die jüngere Entwicklung nicht genau verfolgt. Aber ich weiß, daß einige der deutschen Hochschulen, die sich stark in Hi- Technology vertieft haben, zeitweilig völlig gefangengenommen waren von den neuen technischen Möglichkeiten und weniger von dem, was diese Technik eigentlich ausdrückt. Nicht nur durch die Bilder, sondern schon allein durch die Art des Gebrauchs. Wer kann diese Werkzeuge eigentlich benutzen? Und wie werden sie in unserer Gesellschaft eingesetzt? Ich denke, das sind immer noch wichtige Fragen.
Briefe an die Redaktion
Naturschutz-Vorschläge nicht einbezogen Für das Gebiet "Wingertsberg" in Dietzenbach soll ein Bebauungsplan aufgestellt werden, damit dort keine weiteren Hütten entstehen. Geprüft wird auch, welche der bereits vorhandenen Gebäude abgerissen werden sollen.
Zwar haben die Zuständigen einen "Bebauungsplan" für den Wingertsberg aufgestellt, um "Landschaftsschutz" zu gewährleisten, doch nur mit in die Luft gesprochenen Worten (Luft ist noch geduldiger als Papier!). So etwas gab es ja schon einmmal 1975. Wo ist festgehalten, welche naturschützerischen Maßnahmen bis zu welchem Zeitpunkt abgewickelt sein sollen? Alles sehr vage und nichts konkret fixiert.
Die vereinzelten sogenannten "berechtigten Belange von Besitzern der Grundstücke" - die Mehrzahl ist ohnehin von Pächtern besetzt -, zum Beispiel Weinbau zum Erhalt typischer Weinsorten der Region oder Bienenstöcke, wichtig zur Blütenbefruchtung als Ersatz der durch Begiftung stark dezimierten Wildinsekten, dürften dabei kein Problem darstellen. Naturgemäße Verheckung anstelle von Umzäunung sei hier die Lösung. Es gibt herrlich stachelige Wildgewächse!
Für illegal sich breitmachende Salat- und Gemüsegärtner ist ohnehin kein Raum in einem Streuobstwiesengebiet. Diese könnten sich um gelegentlich freiwerdende Kleingärten (wie zum Beispiel zur Zeit bei "Gartenfreunde 80") bemühen oder, mit wohlwollender Unterstützung der Stadt, sich auf einem Kleinteil deren Grundstücke entfalten.
Zum großen Bedauern ist keiner der sinnvollen Vorschläge einer sich schnell aus dieser "Naturschutz-Not" auf dem Wingertsberg gebildeten "Interessengemeinschaft Naturschutz Dietzenbach" von der entscheidenden Instanz einbezogen worden. Diverse Verhandlungen mit dem Ersten Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) haben stattgefunden. Die Aussage von Niemann, eine Überwachung des Wingertsbergs durch zwei Feldschützen zu gewährleisten, diese Aufgabe können nur handfeste Burschen, unparteiisch und neutral, mit scharfen Hunden, in einem Gelände, in dem man sich fürchten muß, allein spazierenzugehen, erfüllen.
Die angebliche Zufriedenheit des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) hinsichtlich dieser Pseudo-Naturschutzpläne, ist wohl auf ein Mißverständnis zurückzuführen, da sich die Interessengemeinschaft Naturschutz Dietzenbach fast ausschließlich aus BUND- Mitgliedern zusammensetzt. Diese Gruppierung ist aber keineswegs zufrieden. Gisela Hoffmann Dietzenbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
Im Westend hat die Polizei dieser Tage einen Drogenhandel unterbunden.
Bei ihrem Zugriff in der Bettinastraße nahmen die Beamten zwei wohnsitzlose Jugoslawen fest, die Heroin an drei Kunden verkaufen wollten.
Die 22 und 30 Jahre alten Dealer hatten drei Beutel mit sieben Gramm Rauschgift dabei. habe
WÖLLSTADT. Die Gemeindevertretung tagt am Donnerstag, 28. Januar, um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Ober-Wöllstadt.
Im Mittelpunkt der wohl letzten Sitzung dieses Parlaments nach der vierjährigen Legislaturperiode steht die Verabschiedung des Haushaltes für 1993 mit allen Anlagen wie Waldwirtschaftsplan und Investitionsprogramm bis 1996, teilt die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Barbara Haase mit.
Außerdem geht es unter anderem um die neuerliche Auflegung des Bebauungsplanentwurfs "Pflanzländergraben", die Planung der Kindergartenerweiterung im Neubaugebiet "Weingärten" und die Erweiterung des katholischen Kindergartens Ober-Wöllstadt. hm
Die vier uniformierten Männer, die den Wagen der S 2 betraten, hätten normalerweise wenig Aufsehen erregt. Doch kaum hatte das Quartett seine Füße ins Abteil gesetzt, da rümpften die Fahrgäste wie auf Kommando die Nasen. Die Reaktion war kein Ausdruck von Mißbilligung. Schnellbahnkunden wissen, daß die Kontrolleure auch an Sonntagen unterwegs sind. Der kollektive Protest richtete sich gegen die penetrante Alkoholwolke, die den Auftritt der Amtspersonen begleitete. Und das gegen 2 Uhr mittags.
Frau H. erkannte sofort, wer getrunken hatte. Es war keiner der beiden Bundesbahner, die reihum nach den Fahrausweisen fragten. Der Promille- Mann gehörte zur Begleitmannschaft. Zu der Doppelstreife einer Privatfirma, die seit einem knappen Jahr nicht nur unter dem Hauptbahnhof und in den unterirdischen S-Bahn-Stationen für Ordnung sorgen, sondern auch den Kontrolleuren Flankenschutz geben. Der Mann mit der Fahne hielt sich zwar im Hintergrund, doch der Frau war nicht ganz wohl dabei, denn immerhin baumelte ein Schlagstock an seinem Gürtel. Auch die anderen Fahrgäste, so ihr Eindruck, hatten ein mulmiges Gefühl. Die Kontrolle ging ohne Zwischenfall vorüber.
Doch es hat ein Nachspiel gegeben. Die Sicherheitsfirma Pedus legt nämlich großen Wert darauf, daß ihr Personal die Dienstvorschriften akkurat beachtet. Und die besagen: 0,0 Promille bei Dienstantritt und erst recht während der Arbeitszeit.
Der Frankfurter Bereichsleiter des Sicherheitsdienstes hat sich viel Mühe gegeben, um den Vorwurf gegen seinen Kollegen zu überprüfen. Am Ende blieb nichts übrig: Der Mann war damit einverstanden, den Dienst zu quittieren.
Die Bundesbahndirektion hat die Darstellung der Firma bestätigt, wonach es sich um einen Ausnahmefall handelte. habe
NIEDERRAD. Unter dem Motto "Viermal elf Jahre NCV" wurde in diesen Tagen eine Ausstellung des Niederräder Carneval-Vereins (NCV) in der Zweigstelle Niederrad der Frankfurter Sparkasse 1822 eröffnet. Bis zum Aschermittwoch zeigt der 1949 als 28. Närrische Vertretung in Frankfurt gegründete NCV einen Querschnitt durch seine 44jährigen Vereinsgeschichte.
Zur Ausstellungseröffnung begrüßte Geschäftsstellenleiter Franz Linkert zahlreiche Gäste, unter ihnen auch den Mitgründer und amtierenden Präsidenten des "Großen Rates", Konrad Trapp. In seiner Begrüßung wies Linkert vor allem auf die großartige Jugendarbeit des NCV hin: Vor 25 Jahren sei der Verein unter den Karnevalvereinen überhaupt Wegbereiter dieser Jugendarbeit gewesen. "Früchte daraus sind erkennbar an vielen nationalen und internationalen Preisen und guten Plazierungen des Gardecorps", sagte Linkert auch im Hinblick auf die jüngsten Erfolge der NCV-Mädchen bei der "30. Frankfurter Gardeolympiade".
Die Frankfurter Sparkasse habe im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit die Unterstützung und Förderung von Vereinen, auch in Niederrad, immer als ihre Aufgabe angesehen. Linkert: "So soll es auch bleiben." In der Vergangenheit hatte die Frankfurter Sparkasse beispeilsweise der Freiwilligen Feuerwehr, dem Bezirksverein, dem 1. Niederräder Fanfarencorps sowie den Turnern und Sängern des Stadtteils Ausstellungen in ihren Geschäftsräumen ermöglicht. Dem NCV wünschte Linkert eine weitere erfolgreiche Vereinsarbeit. Eine Kostprobe daraus gaben anschließend die elf "NCV- Gaudispatzen" mit Stimmungsliedern.
Rainer Schroth, langjähriger NCV-Vorsitzender, ließ in seiner Rede die Vereinsgeschichte in groben Zügen Revue passieren, die in der Ausstellung anhand von Bildern, Dokumenten, Zeitungsberichten, Uniformen, Pokalen, Ehrenpreisen, Karnevalsorden, Urkunden u.a.m. anschaulich dargestellt wird.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Jugend und Geselligkeit. Zu sehen sind Gruppenfotos der Garden aus verschiedenen Zeitabschnitten sowie bildhafte Erinnerungen an zahlreiche Ereignisse. "Wenn mer nur wüßt', wer de Fahneträscher uff dem Foto da is", überlegt Wolfgang Schenk, Mitorganisator der Ausstellung (am Aufbau beteiligt waren Lore und Vollrat Holst). Das Foto mit dem Fahnenträger zeigt noch die damalige NCV-Garde (sechs Mädchen) sowie die Betreuer Lotte und Konrad Trapp, aufgenommen 1969 bei der Gardeolympiade im Zoo-Gesellschaftshaus. Wolfgang Schwenk hofft, die Lücke in der Namensliste der NCV-Chronik bis zum Ende der Ausstellung schließen zu können.
Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 24. Februar, während der Geschäftszeiten in den Räumen der Frankfurter Sparkasse, Bruchfeldstraße 66-68, zu sehen. dixi
Knapp zwei Monate vor der Kommunalwahl haben die Autobahngegner der "Bürgervereinigung Nordend" die in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung sowie im Umlandverband vertretenen Parteien in einem offenen Brief aufgefordert, dem Projekt eines Autobahntunnels im Riederwald eine Absage zu erteilen. Das 250-Millionen-Mark-Vorhaben soll die zur Zeit am Hessencenter endende Autobahn A 66 mit der Ostumgehung A 661 verbinden.
Während die CDU schon immer für das Projekt eintrat und die Grünen mit gleicher Vehemenz dagegen votierten, tendieren die Sozialdemokraten im Magistrat und in der Stadtverordnetenversammlung seit einigen Monaten zu diesem lange Zeit auch in ihren Reihen umstrittenen Projekt.
Unterstützung haben die SPD-Mandatsträger im Römer vor kurzem von den Genossen vor Ort erhalten. Der Ortsverein Riederwald hat sich in ungewohnt klarer Form für den Tunnel stark gemacht: "Eine seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Auseinandersetzung und Diskussion, verbunden mit Denkanstößen, Planungsvarianten von Laien und von Profis, muß, so schmerzlich dies auch für den einzelnen sein mag, auch einmal durch zu treffende Entscheidungen beendet werden."
In ihrem "Positionspapier" befürworten die Riederwälder Sozialdemokraten deshalb eine "höchstens vierspurige, umweltschonende Trassenführung im Tunnel", und sie knüpfen daran die Bedingung, die oberirdische Straßenführung "Am Erlenbruch" künftig nur für Anlieger und Lieferanten offen zu lassen und jeglichen Lastverkehr zu verbieten.
Als "flankierende Maßnahmen" müßten Parkbeschränkungen in der Innenstadt getroffen werden sowie der öffentliche Nahverkehr weiter gefördert werden: Verlängerung der U 7 bis zur Riedschule, Bau der nordmainischen S-Bahn .
Es sei ihnen bewußt, schreiben die Genossen vor Ort, "daß die Verbindung keine ökologische Glanzleistung ist" und der Erlenbruch in seiner jetzigen Form als "landschaftliches Kleinod bedroht ist". Auf der Strecke bleiben dürften aber auch nicht die "von Abgasen, Dauerstaus und Lärm geplagten Bürgerinnen und Bürger".
Im Hessischen Straßenbauamt Frankfurt ist die Stellungnahme aus dem Riederwald mit "großem Interesse" zur Kenntnis genommen worden. Schließlich werden im Amt derzeit die letzten Stellungnahmen zu den Anregungen und Bedenken gefertigt, die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens von Anliegern, Gewerbetreibenden und Naturschutzverbänden vorgebracht worden waren. Sie werden allesamt als "wenig aussichtsreich" bewertet.
Sobald auch die Entsorgung der beim Tunnelaushub anfallenden Erdmassen geklärt ist, wird das Straßenbauamt die Unterlagen dem Darmstädter Regierungspräsidenten zusenden, der dann zur öffentlichen Anhörung laden wird. Die Anhörung, so der Terminplan der Autobahnbauer, könnte noch vor den Sommerferien stattfinden.
Den Erdaushub will das Amt nutzen, um entlang der A 5 sowie an der B 3 a neu Lärmschutzwälle zu errichten. Dafür wird in Kürze noch ein gesondertes Planfeststellungsverfahren eingeleitet. gang
MAIN-KINZIG-KREIS. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein breites Angebot an Theateraufführungen für Kinder. Dabei stehen mehr als 40 Auftritte auf dem Programm. Einzelveranstalter sind: die Kommunen Erlensee, Gründau, Hammersbach, Maintal, Nidderau, Schöneck, Wächtersbach und die Spessartklinik Bad Orb.
Die Kreisjugendpflege mit Sitz im Frankfurter Hof in Dörnigheim hat alle Vorstellungen vorbereitet, organisiert und wird sie das Jahr über betreuen. Weiter sorgt der Kreis für Werbematerial und kümmert sich um die Unterbringung der Künstler.
Die Programmübersicht sieht für 1993 so aus: 24. Januar bis 7. Februar die "Blinklichter" aus Roth mit "Schiff ahoi"; 21. bis 28. März "Hille Pupille" aus Dülmen mit "Insalata Macaroni"; 25. bis 30. April "Bochumer Kulturcompany" mit "Der kleine Prinz"; 17. bis 19. Mai "Kargo Theater" aus Düsseldorf mit "Azzuro"; 12. bis 16. September "Theaterkiste Tummeltott" aus Weilburg mit "Elfi Schlaflos"; 8. bis 13. Oktober "Offenbacher Figurentheater" mit "Fidelgrille und der Maulwurf"; 19. bis 29. November "Wittener Kinder- und Jugendtheater" mit "Aschenputtel". Bis auf wenige Ausnahmen sind die Stücke für Kinder ab drei bis vier Jahren geeignet. Die genauen Spielorte und Anfangszeiten sollen noch gesondert bekanntgegeben werden. In aller Regel wird auch der jeweilige Veranstaltungshinweis in den einzelnen Kommunen plakatiert. hok
Die stolze Zahl von 50 Spielen ohne Niederlage in Folge machten das Badmintonteam der SG Anspach zum Abschluß der Oberligasaison voll. Daß die Siege des unangefochtenen Oberligameisters in Wetzlar und in Linz mit jeweils 5:3 relativ knapp ausfielen, lag am Fehlen von Franklin Wahab, der eine Sehnenentzündung an der Schulter auskurieren soll, um in den Relegationspartien um den Aufstieg in die 2. Bundesliga am 6. und 7. März voll einsatzfähig zu sein. Diese Spiele bescheren den Anspachern die TG Hanau/Erlensee zum Gegner, die in dieser Saison in der 2. Liga nicht über den vierten Rang hinauskam. Aufsteigen werden die Anspacher in jedem Falle. Sollte es nicht mit dem direkten Sprung in die neuerdings zweigleisige 2. Liga klappen, werden sie der neugebildeten Regionalliga angehören, die in Zukunft das Verbindungsglied zwischen der 2. und der Oberliga darstellen wird. Doch die Chancen, auch die Relegationsduelle erfolgreich zu bestehen, stehen bei weitem nicht schlecht für die SG Anspach.
Abteilungsleiter Georg Komma macht die Erfolgsaussichten seines Teams stark vom Einsatz des indonesischen Weltklassespielers Hargiono abhängig, der von der TG Hanau/Erlensee noch rechtzeitig "freigemacht" werden soll. "Wenn er spielt, dann haben wir kaum eine Chance", meint Komma, der sich offenbar in der Außenseiterrolle recht wohl fühlt. Wie dominant die Anspacher in der Oberliga waren, bewiesen sie noch einmal am letzten Spieltag. In Wetzlar ersetzte Routinier Gerhard Huyhsen Wahab, in Linz wurde der junge Boris Gantenberg eingesetzt. Dennoch gerieten die beiden Siege nie in Gefahr. In Wetzlar mußten die Anspacher das 2. Doppel (Huyhsen/ Khan) und die beiden Einzel von Huyhsen und Rukhsar Khan abgeben, gewannen jedoch alle übrigen Spiele deutlich. In Linz ging ebenfalls das zweite Doppel sowie Boris Gantenbergs Einzel verloren, doch Khan punktete. Und das war gut so, denn Oliver Kudicke unterlag Balinov im Spitzeneinzel überraschend mit 8:15, 5:15 und "besudelte" sich damit zum Saisonabschluß noch seine bis dahin reine Weste im Einzel mit der ersten Niederlage.
Die Entscheidung über den Aufstieg in die Regional- oder 2. Bundesliga steht natürlich nun im Mittelpunkt des Interesses. Bis dahin werden die Anspacher intensiv trainieren und diverse Einzelturniere, unter anderem die hessische Rangliste der Jugend am 30./31. Januar und die Deutschen Meisterschaften in Mühlheim (Rheinland-Pfalz) vom 4. bis 6. Februar, besuchen. Eventuell reist das Team noch in ein "kleines Trainingslager". Auch im Umfeld beginnt die Arbeit bezüglich der entscheidenden Spiele: Zu ihrem Heimtermin, voraussichtlich am 6. März, dürfen sich die Anspacher auf eine stattliche Kulisse freuen. "Wir werden verstärkt Werbung betreiben und rechnen mit 200 Zuschauern", meint Georg Komma. Die Grundlagen für eine beständige Arbeit in der Zukunft wurden mit der Wiederwahl des Vorstandes und der Erweiterung desselben von 9 auf 11 Personen geschaffen.
Egal ob der Aufstieg in die Regionalliga oder in die 2. Liga führen wird, alle Anspacher Spieler und Spielerinnen haben ihrem Abteilungsleiter einen Herzenswunsch erfüllt und ihre Zusage für die kommende Saison bereits erteilt. Auf dieser Basis können die Verantwortlichen nun aufbauen. Während bereits als sicher gilt, daß Jungtalent Dominique Mirtsching, Schwester der Anspacher Nummer eins Sandra Mirtsching, in die erste Mannschaft hineinwachsen soll, wollen sich die Anspacher im Männerbereich auch außerhalb umsehen. "Wir brauchen einen fünften Spieler", bestätigt Georg Komma. Bis zur Wechselzeit im Mai soll dieser "neue Mann" bekannt sein, doch die Mittel der SG werden sich weiterhin im üblichen Rahmen bewegen. Georg Komma erklärt: "Mit Geld werden wir keinen Spieler holen." Nach wie vor setzen die Anspacher auf ihr gesundes Umfeld und ihre sportliche Attraktivität. Finanziell müssen die Anspacher, besonders im Falle eines Aufstieges in die 2. Liga, natürlich auch etwas zulegen. Doch der Unterschied des derzeitigen Jahresetats, der bei etwa 30 000 Mark liegt, und des Aufwandes für die 2. Bundesliga sei nicht allzu groß, meint Georg Komma. Zumal die Aufwendungen im Rahmen der Punktrunde nur einen geringen Teil des Gesamtaufwandes darstellen, der durch Turnier- und Meisterschaftsteilnahmen in weit größerem Rahmen belastet wird. Mit Hilfe eines Fördervereins, dessen Gründung angegangen wird, soll die Differenz ausgeglichen werden. Nach wie vor, so verspricht der Anspacher Abteilungsleiter, wird der Löwenanteil des Abteilungsetats in die Jugendarbeit einfließen. Denn mit ihrer ausgezeichneten Jugendarbeit haben die Anspacher den Grundstock für den in diesem Jahr erzielten Erfolg geschaffen. Angesichts der Tatsache, daß die Anspacher "Eigengewächse" wie Kudicke, Wahab, Mirtsching der SG trotz zahlreicher Verlockungen von außerhalb auch weiterhin die Treue halten, kann man davon ausgehen, daß die Anspacher den langfristig richtigen Weg eingeschlagen haben und auch in Zukunft noch Einiges von ihnen zu erwarten sein wird.
INA SCHNEIDER
Kioske an den U-Bahn- oder Straßenbahnhaltestellen werden hin und wieder schon mit Wechselstuben verwechselt. Fast verständlich, daß die es ablehnen, Bargeld herauszurücken, und man lieber eine Zeitung oder einen Lutscher kauft, um Kleingeld für die Fahrkarte herauszukriegen.
Ziemlich perplex war da aber am Freitag jener Mann, der in einer Bankfiliale der Innenstadt schnell mal einen 20-Mark-Schein in Fünfmarkstücke umtauschen wollte. An der Kasse sei er gefragt worden, ob er Kunde ist. "Als ich verneinte, sagte die Dame, dann müsse sie drei Mark nehmen." Worauf er wütend ging.
Die Recherche der Filialleitung ergab, daß es sich hier "um ein Mißverständnis" gehandelt habe. Die Kassiererin habe angenommen, der Mann wolle für einen größeren Betrag Kleingeld in Rollen haben. Was sehr aufwendig sei. Dafür nehme man von Nicht-Kunden dann schon Geld. "Für 20 Mark Geldumtausch aber drei Mark Gebühr zu nehmen - das entspräche keinesfalls der Philosophie unseres Hauses!"
Wie gut. Mein Vertrauen in unsere Banken wäre sonst völlig geschwunden. Man weiß ja schließlich, daß die sich auch sonst mit Gebühren sehr zurückhalten.Ihr Bastian
OFFENBACH. Die "Interessengemeinschaft gegen den Verkehrslärm an der Mainstraße" lädt alle Anlieger von Mainstraße und Nordring für Donnerstag, 4. Februar, um 19 Uhr ins "Speyereck", Speyer-Straße, ein. Wie IG-Sprecher Dieter Füssel sagt, soll darüber diskutiert werden, wie der Protest gegen den zunehmenden Lärm und Verkehr auf den durch den S-Bahnbau bedingten Umleitungsstraßen weitergehen soll.
Die IG, die unlängst mehrere hundert Unterschriften im Rathaus abgab, fühlt sich von Kommunalpolitikern und Verkehrsplanern übergangen. Sie hält den Beschluß für falsch, daß die Nordumgehung nicht mehr nur Provisorium während des S-Bahn-Baues sein, sondern Dauereinrichtung werden soll. Die IG hat damit begonnen, entlang der Mainstraße und dem Nordring Flugblätter zu verteilen, Wandzeitungen an den Häusern, Plakate und Spruchbänder in den Straßen anzubringen. lz
GRIESHEIM. Eine junge Frau betritt das Büro einer Sozialarbeiterin. Sie ist schwanger und Mutter einer vierjährigen Tochter. Die Wohnung sei zu klein, das Gehalt ihres Mannes reiche nicht aus, sie müsse dringend arbeiten gehen - aber wohin mit dem kleinen Mädchen? Es gebe keine freien Kindergartenplätze! Die Sozialarbeiterin zögert. Schließlich gibt sie der Frau eine Nummer für das Wohnungsamt. "Ich brauche keine Nummer, ich brauche eine Wohnung", schreit daraufhin die verzweifelte Frau und geht.
Die kurze Szene, die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendforums Griesheim im Rahmen der Podiumsdiskussion "Metropole Frankfurt - soziale Arbeit am Rande?" aufführten, war keine überspitzte Parodie auf deutsche Bürokratie. Vielmehr stellt sie die oftmals traurige Realität dar, die sozial Schwächere auf deutschen Ämtern erwartet. Eine besondere Pikanterie verlieh der Szene eine Sprecherin im Hintergrund. Sie fungierte als Politikerin und warf Parolen ein: "Wir helfen spontan", "Kein Kind muß auf seinen Kindergartenplatz verzichten".
Fünf Fachleute aus Politik und Verwaltung hatte das "Kinder und Jugendforum" zur Podiumsdiskussion in das Gemeindehaus der Segensgemeinde eingeladen: Roland Frischkorn aus dem Sozialdezernat, Willi Preßmar vom Stadtschulamt und die drei Stadtverordneten Hans-Dieter Bürger (SPD), Martina Schmiedhofer (Grüne) und Dieter Mönch von der CDU.
Breit gefächert war nicht nur das Spektrum der Experten, sondern auch die Auswahl der Diskussionspunkte. Die Beteiligten unterhielten sich über zehn verschiedene Themen, die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendforums vorgeschlagen hatten: Beispielsweise wurde das Problem fehlender Kindergartenplätze und Einrichtungen für Jugendliche erörtert. Und mit der Anklage, die Stadt gebe keine Zuschüsse zur Erneuerung maroder Bausubstanz auf dem Abenteurerspielplat in Griesheim, endete die Diskussion.
"Frankfurt ist nicht nur die Innenstadt, die alte Oper und das Westend", beklagte Volker Rapp vom Forum die Verschwendung von Finanzen für Prestigeobjekte der Stadt. Mit dem Geld für die Verglasung des Messeturms hätte man beispielsweise dringend notwendige Sanierungen in den Stadtteilen durchführen können. Nach Ansicht von Rapp bekommen besonders die Kinder und Jugendlichen im Stadtzentrum den Eindruck der "schönen, gestylten Welt vermittelt"; der Bezug zur Realität der Heranwachsenden "geht dadurch häufig verloren". Er forderte die Politiker auf, mehr in die Sozialarbeit, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu investieren: "Die Grundversorgung der Heranwachsenden in psychischem, physischem und sozialem Bereich muß gewährleistet sein!" Sonst verlieren die Jugendlichen jede Perspektive; nicht selten folgt dann auch der Griff zu Drogen, warnte Rapp.
Roland Frischkorn hingegen zählt den Sozialhaushalt Frankfurts nicht zu den "Stiefkindern" der Stadt. Dieser sei im Gegensatz zu anderen Städten der Bundesrepublik zwischen 1989 und 1993 um 13 Millionen Mark auf 38 Millionen Mark gestiegen. Das Problem liege darin, daß mit dem Geld keine neuen Projekte getätigt werden könnten, sondern Mißwirtschaft aus anderen Bereichen aufgefangen werden müßte.
Schließlich seien die Sozialpolitiker auch nicht an der großen Zahl der Arbeitslosen schuld, müßten aber trotzdem mit ihrem Haushalt dafür aufkommen, nannte Frischkorn ein Beispiel und meinte: "Der Sozialhaushalt hat keine gestaltende Funktion, sondern ist nur Reparaturbetrieb!"
Neben allgemeinen Problemen sozialer Arbeit, griffen die Mitarbeiter des Kinder- und Jugendforums Griesheim auch Mißstände im Stadtteil auf. Zwar gebe es nahe der Mainzer Landstraße neue Wohnungen, aber keine befriedigende Infrastruktur für Kinder und Jugendliche. So fehlten Kindergärten und Jugendräume.
Willi Preßmar vom Stadtschulamt kennt das Dilemma in Griesheim: Die Stadt habe zwar entsprechende Einrichtungen geschaffen, doch die Anzahl der Betroffenen im jeweiligen Alter habe gleichfalls stark zugenommen. Preßmar versprach aber: "Wir werden den Bedarf einer zusätzlichen Stätte für Kinder und Jugendliche anmelden!" ole
NORDEND. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien scheint vielen so nah zu sein wie der nächste Fernseher. Die Unfähigkeit aktueller Berichterstattung, die komplexen Zusammenhänge und die reale Grausamkeit dieses Krieges wirklich anschaulich zu machen, hat den üblichen Abstumpfungseffekt noch verstärkt. Eine andere Perspektive kann das Kino bieten: Mit Filmen aus und über Jugoslawien stellt das Werkstattkino "Mal seh'n" (Adlerflychtstraße 6 H) die Kultur im Vielvölkerstaat dar. Unverzichtbar: die Filme von Emir Kusturica.
Ab Donnerstag, 4. Februar, zeigt das Werkstattkino Kusturicas "Papa ist auf Dienstreise" und "Time of the Gypsies". Was die Filmkritik an beiden pries, war die glückliche Verbindung von tiefgründiger Ernsthaftigkeit mit liebenswürdiger Selbstironie, alles in einer wunderschön lyrischen Bildsprache erzählt.
In "Papa ist auf Dienstreise" (1985 gedreht) spiegelt Kusturica auf diese Weise den Überlebenskampf einer Familie während des Stalinismus in Jugoslawien wider. Die Lebenskraft und -freude der Familie findet sich bei den Protagonisten in "Time of the Gypsies" (1989) wieder: Hier spielt der Regisseur mit traumhafter Leichtigkeit mit Volksmythen und kulturellen Traditionen, die bis in die heutige Zeit überlebt haben.
Aus deutscher Sicht beobachtete Peter Sehr das Land und seine Leute in seinem Debütfilm "Das serbische Mädchen" (1991). Sein Road-Movie schildert die Reise der 18jährigen Dobrila nach Berlin, zu ihrer Urlaubsbekanntschaft. Ihr Weg ist gesäumt von grotesken Anekdoten, die den ganz normalen deutschen Wahnsinn repräsentieren sollen. Daß der Film nicht unter der Last dieser Klischees zusammenbricht, ist vor allem dem zurückhaltenden, fein nuancierten Spiel der Hauptdarstellerin Mirjana Jokovic zu verdanken. "Das serbische Mädchen" läuft ebenfalls ab 4. Februar. Einen Teil der Eintrittsgelder für die genannten Filme spendet das "Mal seh'n " dem "Frankfurter Frauenbündnis gegen Kriegsverbrechen an Frauen".
Außerdem im Programm des kommenden Monats: drei Filme der italienischen Regisseurin Liliana Caviani, zwischen dem 11. und 17. Februar zu sehen: "Leidenschaften", "Der Nachtportier" sowie "Die Haut". In der Reihe "Der Blick ins Freie" wird am 17. Februar der Frankfurter Künstler Wilhelm Orlopp vorgestellt; gleichzeitig läuft eine Ausstellung mit Orlopps Zeichnungen in der Galerie des BBK (Berufsverband Bildender Künstler, Barckhausstraße 1-3, im Westend).
Und ab 18. Februar bis zum Monatsende widmet das "Mal seh'n" dem japanischen Regisseur Akira Kurosawa eine kleine Filmreihe. Zu sehen sind Filme aus den fünfziger und sechziger Jahren, aber auch eine selten gezeigte "Ausgrabung" von 1945: "Die Männer, die dem Tiger auf den Schwanz traten", die vierte Regiearbeit des späteren Klassikers, ist ab 1. März im Programm. two
Kleine Ursache, großer Nutzen - diese Hoffnung verbindet der Leiter der städtischen Eigenunfallversicherung, Rudolf Metzger, mit den kleinen Gläsern, die er kürzlich an Kindergärten, Schulen und Behörden hat verteilen lassen. Als "Zahnrettungsboxen" firmieren etwas umständlich die gläsernen Behälter mit einer Nährflüssigkeit. Die soll die Wurzeln der Zähne am Leben halten, wenn sie mal ausgeschlagen oder bei einem Unfall verloren wurden.
Eine erste Bewährungsprobe hat die Idee schon bestanden. Ein 16 Jahre altes Mädchen konnte dank der Flüssigkeit zwei Zähne behalten. Das Mädchen war nach einem Unfall zu Hause - sie war gegen eine Tischkante geschlagen und hatte dabei zwei Zähne verloren - in die Unfallchrirurgie des Stadtkrankenhauses Höchst gebracht worden. Die beiden ausgeschlagenen Zähne hatte sie dabei.
Die Krankenschwestern erinnerten sich rechtzeitig der neuen Box, verwahrten die beiden Zähne, und nach der ambulanten Erstbehandlung konnte das Mädchen sie mit zum Zahnarzt nehmen. Der habe inzwischen gemeldet, daß die Zähne wieder eingesetzt und wohl auch angenommen worden seien, sagt Metzger.
Ohne die Box wäre es dazu womöglich zu spät gewesen, denn die Wurzel der Zähne bleibt - einmal aus dem Kiefer gerissen - nur eine halbe Stunde am Leben, dann stirbt das Gewebe langsam ab. In der Nährflüssigkeit könnten die Wurzeln zwei Tage bis zum Zahnarztbesuch überleben.
Wenn es für das Einsetzen verlorener Zähne zu spät ist, wird ein Zahnersatz fällig, und das kann die Eigenunfallversicherung teuer kommen. Bei 95 000 versicherten Kindern und Schülern, bei dem "beträchtlichen Potential an Auseinandersetzungen" auf dem Schulhof und der Labilität der Milchzähne, die schon ein Stolpern und ein Stoß mitsamt der Wurzel rausreißen kann, ist das Risiko für Metzger gar nicht zu unterschätzen. Mehr als 40 000 Mark müsse die städtischen Stelle jetzt schon im Jahr für Zahnersatz ausgeben. Einen beträchtlichen Teil des Geldes will die Versicherung mit Hilfe der Zahnrettungsboxen sparen.
Die Gläschen mit der Nährflüssigkeit - Stückpreis 30 Mark - haben inzwischen alle Frankfurter Schulen und Kindergärten, Schwimmbäder und Sportstätten, viele öffentliche Ämter, Krankenhäuser und Polizeireviere erhalten. Insgesamt verteilte die städtische Stelle 400 der Zahnbehälter. luf
DREIEICH. Eine 69 Jahre alte Frau ist am Mittwoch abend gegen 18.30 Uhr auf der Frankfurter Straße beraubt worden. In Höhe der Friedrichstraße entriß ihr ein unbekannter Täter von hinten die Handtasche mit 50 Mark, Lebensmitteln und Drogerieartikeln. Als die Rentnerin nach Hilfe rief, reagierte eine Frau und verfolgte den Täter. Die Polizei sucht diese Zeugin. Sie soll sich bei der Kripo Offenbach (069 / 80 90 - 258) melden. dac
WÄCHTERSBACH. Die neue Kindertheater-Reihe der Stadtjugendpflege beginnt am Mittwoch, 27. Januar, um 15 Uhr mit dem Stück "Schiff ahoi" im Bürgerhaus. Das Meermusical für Landratten ab vier Jahren wird vom Blinklichter- Theater aus Mannheim aufgeführt.
Die Akteure treten auf mit zwei Leitern, drei Clowns, vier Handpuppen, zwei Großfiguren, vielen Liedern und einer Seekiste voller Überraschungen. "Damals im südchinesischen Meer war alles anders," meint Käpt&rquote;n Rotbart. Aber jetzt macht Köchin Mathilde klar Schiff . . . lex
Parteien + Wähler
NEU-ANSPACH. Die Kandidaten des FDP-Ortsverbands präsentieren am Dienstag, 26. Januar, um 20 Uhr im Clubraum I des Bürgerhauses ihr Programm für die Kommunalwahl. Mit dabei: Kreisbeigeordneter Peter Barkey, FDP-Kreisvorsitzender Frank Blechschmidt und die sozialpolitische Sprecherin der FDP im Kreistag, Hanna Hunsinger. Die CDU geht auf Wanderschaft
NEU-ANSPACH. Mitglieder und Freunde der CDU sind für Samstag, 30. Januar, zu einer "winterlichen Wanderung" eingeladen. Um 14 Uhr ist Treffpunkt am Bürgerhaus, dann begeben sich die Christdemokraten auf Schusters Rappen durch die Neu-Anspacher Gemarkung. Ziel ist der Sportplatz in Hausen-Arnsbach, wo gegen 16.30 Uhr ein Gedankenaustausch mit Vereinsvertretern geplant ist.
Die Polizei hat eine heiße Spur des Täters, der in der Nacht zum Donnerstag einen Hund an einen schweren Betonklotz gebunden und in den Main geworfen hat.
Während die Polizei "aus ermittlungstaktischen Gründen" nur von zwei Hinweisen aus der Bevölkerung auf einen bestimmten Mann sprach, der vor einigen Tagen beobachtet wurde, als er diesen Hund schlug, wurde die Vorsitzende des Tierschutzvereins Frankfurt, Irmela Czarnetzki, konkret: Aufgrund der Veröffentlichungen hätte sich am Donnerstag im Fechenheimer Tierheim, wo der inzwischen "Momo" genannte Hund untergebracht ist, der ehemalige Halter des Tieres gemeldet. Den Beschäftigten des Heimes habe er erklärt, am späten Mittwochabend habe er das Tier einem "Kumpel" übergeben, da er es aus persönlichen Gründen nicht mehr habe halten können. Dieser "Kumpel" habe zugesagt, den Hund in seinem Garten halten zu wollen. Die Polizei wollte zu dieser Aussage von Irmela Czarnetzki keine Stellungnahme abgeben.
Für die Abiturienten Dirk Hoffmann und Norbert Roth, die beiden Retter "Momos", der nach Aussage seines früheren Halters eigentlich "Benni" heißt, sind inzwischen sowohl bei der Polizei als auch beim Fechenheimer Tierheim Geldgeschenke eingegangen. enk
LINSENGERICHT. Die Koalition aus Bürgerliste und CDU ist uneins über die Zukunft des sogenannten Russenhauses in Altenhaßlau. Nachdem ihre Abrißpläne von der Denkmalbehörde durchkreuzt wurden, gehen führende Kräfte der Bürgerliste zögerlich mit dem Thema um. Allzu zögerlich empfindet das nun der kleinere Partner. CDU-Fraktionschef Peter Schleicher warnt vor weiteren Hinhaltetaktiken. Sie würden nur dazu führen, daß die Gemeinde einen Zuschuß von 300 000 Mark in diesem Jahr verliere.
In Zusammenhang mit der inzwischen fertiggestellten Restaurierung des historischen Amtshofes ist das benachbarte Russenhaus - der Name ist von Backsteinen (sogenannten "Russen") abgeleitet - zum Dauerstreitpunkt geworden. Bürgerlistenchef Otto Wagner verlangte kategorisch den Abriß des renovierungsbedürftigen Hauses. Es störe die Aussicht auf das schmucke Amtshofensemble und stehe dem geplanten Ausbau der Hauptstraße, besonders dem Bau des bislang fehlenden Bürgersteiges, im Wege.
Die Denkmalpflege hingegen signalisierte, daß sie das Russenhaus sehr wohl als Bestandteil des erhaltenswerten Ensembles betrachte. Da die Berechnung eines Architekten außerdem ergab, daß Renovieren preisgünstiger als Abriß und ein etwas kleinerer Neubau komme, mußte man im Linsengerichter Rathaus den Abbruchantrag zu den Akten legen. Freilich sollten Zuschüsse von insgesamt 300 000 Mark aus dem Dorferneuerungstopf für Wohnungsbau im Russenhaus die Niederlage versüßen.
Aber das Projekt kommt seit Monaten nicht weiter und das hat nach Einschätzung der CDU schon negative Folgewirkungen auf andere Vorhaben gezeitigt. Die lange Diskussion über dieses Projekt, das auch Fragen der Verkehrsführung im Ortskern berührt, hat laut Schleicher dazu geführt, daß der Bezuschussungsantrag für den zweiten Bauabschnitt beim Ausbau der Hauptstraße zu spät gestellt worden sei. Da keine Gelder mehr verfügbar gewesen seien, habe diese seit langem geplante Baumaßnahme um ein volles Jahr verschoben werden müssen.
Die Christdemokraten wollen nun mit eigenen Vorschlägen Bewegung in die Diskussion bringen. Für die Verkehrsproblematik sehen sie als eine unter mehreren denkbaren Lösungen vor, einen Fußgängerweg auf der Hofseite des Russenhauses um das Gebäude herum und durch die neuentstandene Fußgängerpassage des Nachbarhauses zu führen. Auf diese Weise werde die Gefahrenstelle an der Hauptstraße beseitigt.
Zuallererst aber will der CDU-Gemeindeverband geklärt wissen, ob dem Wunsch der Gemeinde, das Russenhaus niedriger zu bauen, vom Denkmalschutz entsprochen wird oder ob die Denkmalbehörde auf ihrer Forderung beharrt, das Gebäude in seiner jetzigen Gestalt zu sanieren. Schleicher bedauert in einer Mitteilung, daß ein vom Bürgermeister in Aussicht genommener Termin für ein Gespräch mit dem Hessischen Landesamt für Denkmalpflege aus Gründen, die dieser nicht zu vertreten habe, nicht zustande gekommen sei.
Einen möglichen Kompromiß sieht die CDU in der Abtragung des Kniestocks über dem Obergeschoß, so daß immer noch ein zweistöckiges Haus mit einem verkleinerten Dachausbau übrig bliebe. So bald wie möglich müßten Gespräche mit den zuständigen Ämtern geführt werden. Hinhaltetaktik führe zum Verlust von Zuschüssen. Dieser Fall trete mit Sicherheit ein, wenn bis zum 7. März kein Antrag mit einer abgeschlossenen Planung vorgelegt werden könne. lex
WEHRHEIM. Am Freitag, 29. Januar, tagt das Gemeindeparlament um 20 Uhr im Bürgerhaus. Beraten werden der Konzessionsvertrag mit der Lahmeyer AG, eine neue Abfallsatzung sowie Anträge der Grünen zur Verkehrssicherheit am Fußgängerüberweg Hauptstraße und zur alternativen Einführung gelber Tonnen.
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Zulassungsstelle für Kraftfahrzeuge bleibt am Dienstag, 9. Februar, geschlossen.
Die Zulassungsstelle öffnet wieder am Mittwoch, 10. Februar, zu den üblichen Dienstzeiten. sal
USINGEN. Fürst Walrad war ein kluger Mann. Als 1685 über 200 000 Hugenotten aus dem katholischen Frankreich fliehen mußten, nahm er protestantische Flüchtlinge in seiner Residenzstadt Usingen auf. Dabei verband er Hilfsbereitschaft mit Weitblick: Das Usinger Land war nach dem Dreißigjährigen Krieg sowie Brand, Hunger und Pest nahezu entvölkert; frisches Blut tat also not.
Die barocke Vorstadt für "seine" Flüchtlinge ließ Walrad schachbrettartig am Reißbrett entwerfen. Die Hugenotten siedelten vor allem westlich und nördlich des Schlosses, einige "landeten" in dem kleinen Hasselborn - und verließen das Dorf wegen bitterer Not kaum zehn Jahre später. Bis auf die Familie Grandpierre und die Hugenottenkirche sind die Spuren der Glaubensflüchtlinge heute nahezu getilgt. An diesen fast vergessenen Aspekt Usinger Geschichte erinnerte der Butzbacher Studienrat Werner Wagner jetzt in einem Diavortrag des Usinger Geschichtsvereins.
Durch den Dreißigjährigen Krieg war die Bevölkerung des Usinger Landes von ursprünglich 12 000 Menschen auf rund 3000 zurückgegangen. Fürst Walrad, der von 1651 bis 1702 regierte, waren die Glaubenskriege in Frankreich deshalb nur zu willkommen; das kleine Fürstentum brauchte vor allem Bauern, Handwerker und Arbeiter für die Eisen- und Kupferhütten. Die Häuser der Neu-Usinger - zu denen sich auch Flüchtlinge aus Tirol, Lüttich und der Pfalz gesellten - ließ er nach strengem Schema errichten: verputztes Fachwerk, zweigeschossig und mit der Längsseite zur Straße.
Für die zwangsweise in Hasselborn angesiedelten Hugenotten erließ Walrads Sohn Wilhelm Heinrich 1705 nach dem Tode seines Vaters einen Freiheitsbrief. Hierin wurde ihnen zugesagt, ihre Religion frei ausüben und Bauholz in den Wäldern schlagen zu dürfen. Außerdem erhielten sie das Recht auf eigene Kirche, ein Schul- und Pfarrhaus sowie als "Morgengabe" eine Portion (zehn Morgen) Akkerland und Weideland - das bei Bevölkerungszuwachs allerdings aufzuteilen war. Darüber hinaus wurden sie für zehn Jahre von jeglichen Abgaben und Steuern befreit und sollten nach Ablauf dieser Frist die vollen Rechte und Pflichten der übrigen Usinger Untertanen bekommen.
Dazu kam es in den meisten Fällen nicht; im Gegensatz zu ihren Glaubensgenossen in Friedrichsdorf erging es den Usinger "Franzosen" schon nach kurzer Zeit jämmerlich. Weil sich die Bevölkerungszahl schnell erholte und die einzelnen Ackerflächen sich deshalb stetig verkleinerten, ernährten sie ihre Besitzer schon bald nicht mehr. So mußten sich zum Beispiel zehn Hasselborner Familien fünf Portionen, also 50 Morgen, teilen - und nachts ihre Äcker bewachen, damit die Tiere des "reichen" Nachbarn nicht die gesamte Ernte auffraßen. Kein Wunder, daß diese Familien die Obrigkeit darum baten, sie nach Ablauf der zehn Freiheitsjahre nur nach der jeweiligen Größe ihres Besitzes zu besteuern.
Daß die Hugenotten-Ära nur recht kurz andauerte, lag zudem an fehlenden Möglichkeiten, die Muttersprache zu sprechen und zu lernen: Es gab weder eine Schule für die französischen Kinder, noch existierte eine Kirche als "Fluchtpunkt": Die Siedler gingen in der neuen reformierten Usinger Kirchengemeinde auf. Schon vor Ablauf der Freiheitsrechte im Jahre 1709 war der größte Teil der französischsprachigen Hugenotten deshalb wieder aus Usingen abgewandert.
In das heute zu Waldsolms gehörende Hasselborn rückten deutsche Siedler nach. Aber auch sie vermochten keine wirtschaftliche Blüte einzuleiten. Wie arm Hasselborn war, verdeutlicht ein Schreiben des fürstlichen Oberjägermeisters Zimmermann von 1782. "Dem herrschaftlichen interesse wäre es vorteilhafter, wenn man das Dorf nach und nach eingehen lassen wollte. Grävenwiesbach würde eine nachbarschaft los, die jahr aus jahr sich mit bettelei und mit freveln zu ernähren sucht." Den Hasselbornern blieb damals wohl kaum etwas anderes übrig - hätte es nicht die Kartoffel als Hauptnahrungsmittel gegeben, wären nicht wenige von ihnen verhungert.
Lange Jahre fiel Hasselborn dann in eine Art Dornröschenschlaf, aus dem der Ort erst 1940 wieder erwachte: Angelockt von der Abseitslage sowie dem naheliegenden 1300 Meter langen und bombensicheren Eisenbahntunnel erkoren ihn die Nazis zum Standort des "Oberkommandos der Luftwaffe" unter Hermann Göring.
In Nachbarschaft zum Führerhauptquartier und Oberkommando der Wehrmacht in Ziegenberg wurden hier Holzblockhütten und zwei Schwimmbäder für die Naziprominenz errichtet. Von der hugenottischen Vergangenheit Hasselborns war zu diesem Zeitpunkt schon lange nichts mehr zu spüren.
HOCHTAUNUSKREIS. Wenn Beamte des Kreises am Wochenende zur Besichtigung von Baustellen an die Nordsee fahren wollten, eingeladen und trefflich bewirtet von einer Baufirma, so würde das nicht als Dienstreise genehmigt. Dies geht aus einer Antwort des Kreisausschusses auf eine Anfrage der Kreistags- Grünen hervor. Solche Dienstreisen seien der Kreisregierung auch "weder von Mitarbeitern des Hochtaunuskreises noch von Mitarbeitern der Städte, Gemeinden und Verbände im Hochtaunuskreis bekannt".
Die Grünen hatten ihre Anfrage mit Presseartikeln zur Verhaftung des Krifteler Bürgermeisters Hans-Werner Börs begründet. Demnach hatte dessen Rechtsanwältin Monika Banzer, Frau des Hochtaunus-Landrats, Börs' firmenbezahlte Wochenendreisen nach Sylt, an den Bodensee und den Chiemsee als Dienstfahrten zur Besichtigung von Klärwerken dargestellt. Die Grünen sahen die Chance, den Landrat gegen seine Frau auszuspielen; sie wollten wissen, ob der Kreisausschuß deren Ansicht teilt.
Die Frage, ob bei Bürgermeistern und anderen Wahl- oder Laufbahnbeamten Fahrten, die von Unternehmen bezahlt werden, als Dienstreisen anzusehen sind, beantwortet der Kreisausschuß jedoch nur allgemein. So verweist er in der Antwort darauf, daß Dienstreisen gemäß dem Hessischen Reisekostengesetz "von der zuständigen Behörde schriftlich angeordnet oder genehmigt" werden müssen. Dies schließe die Bezahlung von Firmen nicht grundsätzlich aus, stellte Banzer zur FR ergänzend klar, "Reisen, die von Dritten finanziert werden, sind nicht von vornherein unzulässig".
Der Kreis genehmigt allerdings keine firmenfinanzierten Dienstfahrten und anderen Reisen, "bei denen zu besorgen wäre, daß sie die Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit der Teilnehmer beeinträchtigen könnten", so der Kreisausschuß. Auch in den Gemeinden, außerhalb der direkten Eingriffsmöglichkeit des Kreises, sind Banzer als Kommunalaufsicht außer den umstrittenen Fällen in Grävenwiesbach und Schmitten "keine weiteren Erkenntnisse bekannt". stk
Im Trophäenschrank des Umlandverbands Frankfurt (UVF) wird es langsam eng, denn der UVF-Film "Vom Aufstieg, vom Abfall und vom Wert der Dinge" hat schon wieder einen Preis gewonnen - diesmal eine Silbermedaille beim internationalen "New York Festival" in der Kategorie "Umwelt". Regie führte Paris Kosmidis, Produktion: Tempomedie.
An der Konkurrenz nahmen 1486 Wirtschafts-, Bildungs- und Kurzfilme aus 32 Ländern teil.
Wer den Film haben will, wende sich an die Agentur Leipziger & Partner, Schmidtstraße 12, Telefon 7 58 04-209. peh
ESCHBORN. Keine Kommune im Kreis verkörpert so sehr wie Eschborn die rasante Entwicklung von dörflichen Strukturen zum Gewerbepotentaten binnen weniger Jahrzehnte. Mit allen Vor- und Nachteilen. In der Stadt am Westerbach gibt es mehr Arbeitsplätze als Einwohner, das Verhältnis lag schon 1987 bei 1007 Jobs zu 1000 Einwohnern.
Diese Schräglage hat sich noch verstärkt, weil weiteres Gewerbe hinzugekommen ist. Mit einem geschätzten Gewerbesteueraufkommen von knapp 40 Millionen Mark für 1993 liegt Eschborn im Vergleich zu hessischen Kommunen ähnlicher Größenordnung an der Spitze.
Mit dem Geldregen schufen die Eschborner bei den Kindergarten- und Hortplätzen den besten Standard im Kreis. Krippenplätze fehlen allerdings in der Westerbachstadt völlig.
Auch die Vereine werden finanzkräftig unterstützt. 14 200 Mitglieder zählte der Vereinsring 1988, mehr als ein Viertel der Einwohner sind aktiv in einer der über 80 Organisationen.
Seinen Status als reichste Stadt im Kreis verdankt Eschborn den drei Gewerbegebieten, die es wie ein Gürtel umgeben. Der Boom in der Stadtentwicklung setzte in den 60er Jahren ein - nicht nur in der Industrieansiedlung, sondern auch im Wohnungsbau. Unter SPD-Bürgermeister Hans Georg Wehrheim entstanden parallel zu den wachsenden Gewerbegebieten neue Wohnviertel. Zählte Eschborn 1938 noch 1746 Einwohner und Niederhöchstadt 1393, waren die Zahlen 1961 auf 4242 (Eschborn) und 2294 (Niederhöchstadt) geklettert. 1972, als Eschborn und Niederhöchstadt sich zusammenschlossen, brachten die Eschborner 12 712, Niederhöchstadt 4909 Einwohner ein.
Bereits 1947 hatte die Gemeinde Eschborn auf einem Teil des ehemaligen Militärflugplatzes mit dem Bau der Siedlung "Taunusblick" begonnen. In Niederhöchstadt entstanden im Bereich der Mühlstraße und am südlichen Ortseingang neue Wohnungen. In den 60er Jahren wurden parallel zur Entwicklung des Gewerbegebietes Süd die Wohnblocks an der Berliner Straße, im Hanseatenviertel und Am Stadtpfad hochgezogen. Schon Anfang der 50er Jahre begann die Entwicklung des Gewerbegebietes West. Zehn Jahre später zogen Arbeiter im neuen Gewerbegebiet Ost die ersten großen Verbrauchermärkte hoch. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg von rund 150 im Jahr 1950 auf 500 (1960) und sprang bis zum Jahr 1970 auf 3174.
Heute beherbergen die Eschborner Gewerbegebiete vor allem Dienstleistungsbetriebe, Behörden, Verbände, Computer- und andere Industriefirmen und Banken. Neben den Häusern der Mode verbindet man mit dem Namen Eschborn unter anderem die Deutsche Bank, Kraft General Foods, Linotype, die Zentrale der bundeseigenen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die Entwicklungsprojekte in aller Welt organisiert, und das Bundesamt für Wirtschaft, das die Exporte kontrollieren soll.
Die Zahl der Arbeitsplätze betrug schon 1990 17 462 und ist weiter geklettert. Im Vergleich dazu zählte die Stadt 1992 insgesamt 18 427 Einwohner. Das ungewöhnliche Verhältnis entstand auch, weil der Wohnungsbau unter CDU-und FDP-Regentschaft vernachlässigt wurde. So sind denn fehlender bezahlbarer Wohnraum und das hohe Verkehrsaufkommen die Negativseiten der Stadtentwicklung.
Von 1945 bis 1977 regierten die Sozialdemokraten in Eschborn. 1977 schaffte die CDU die absolute Mehrheit, 1979 wurde der heutige Landrat Jochen Riebel erster CDU-Bürgermeister, in dessen Amtszeit auch die bestehende Koalition zwischen CDU und FDP (1981) geschmiedet wurde.
Ihm folgte Manfred Tomala, den 1990 der heutige Rathauschef Martin Herkströter ablöste. Er will sich im Sommer 1995 der Direktwahl stellen. she
Zwei Männer haben sich im Bahnhofsviertel auf offener Straße einen Schußwechsel geliefert. Dabei wurde ein 52jähriger Passant aus Neu-Isenburg in Höhe Taunustraße / Kaiserpassage am Fuß verletzt. Nach Angaben der Polizei handelte es sich bei den Schützen um zwei Jugoslawen. Nach Darstellung von Zeugen haben die zwei Männer von gegenüberliegenden Straßenseiten aus, acht oder neun Schüsse aufeinander abegeben. Die Schützen konnten flüchten, bevor die Polizei zu Stelle war. Der 52jährige Passant wurde von einem Querschläger getroffen.
Im Verlauf einer Polizeiaktion, an der 60 Beamte beteiligt waren, wurden fünf Jugoslawen festgenommen. habe
Die neue Zeit in Rußland hat aus Alexander Tupikow einen Fachmann für Arbeitslosenberatung gemacht. Zwei Wochen lang ließ sich der ehemalige Ökonom eines russischen Rüstungsinstituts von deutschen Experten der Bundesanstalt für Arbeit (BA) ausbilden, bevor er seine Einstufung "führender Spezialist" bekam. Zum "Hauptspezialisten" hat es nicht gereicht, aber immerhin. Seit Freitag nun sitzt Tupikow im Zimmer neun des mit deutscher Hilfe aufgebauten "Modellarbeitsamts" der nahe Moskau gelegenen Stadt Ljuberzy vor modernen Computern und zahlt den 350 Arbeitslosengeld-Empfängern des Kreises ein Monatssalär bis zum Maximalsatz von 4482 Rubeln, also knapp 15 Mark, aus. Zum Vergleich: Das Schulessen im nahen Moskau kostet seit Jahresbeginn pro Kind 2000 Rubel monatlich. Tupikow hat zwei und ist daher froh, daß er eine Stelle gefunden hat. "Fast wäre auch ich arbeitslos geworden."
Nun aber ist er Spezialist in "Rußlands nobelster Behörde". Vom Schreibtisch bis zum Toilettenschild "WC", was dort niemand versteht, wurde die ganze Einrichtung aus der Bundesrepublik importiert. "Das ist hier alles vom Feinsten", meint ein Vertreter der ausführenden Firma. Aufgebaut wurde das Amt in Zusammenarbeit des Föderalen Beschäftigungsdienstes Rußlands mit der Nürnberger Anstalt. Nach deutschem Vorbild wird hier künftig beraten und vermittelt. Außerdem möchte man dem russischen Markt angepaßte Instrumentarien der Beschäftigungspolitik entwickeln. Zwei weitere Modellarbeitsämter, die wie das in Ljuberzy auch als Ausbildungsstätten dienen werden, sollen folgen. Die drei Einrichtungen, hofft der Chef des russischen Beschäftigungsdienstes, Fjodor Prokopow, könnten einen "effektiven Kern" der im Aufbau befindlichen Arbeitsverwaltung bilden.
Für das Amt von Ljuberzy ließ die russische Seite einen ehemaligen Kindergarten leerräumen und renovieren. Ausbilder der Nürnberger Anstalt schulten dann die 67 künftigen Beschäftigten. Zum Programm gehörte zum Teil auch ein einwöchiger Besuch bei einem Arbeitsamt in der Bundesrepublik. Bonn fördert das Projekt mit insgesamt 2,2 Millionen Mark. Der zur Einweihung eigens nach Moskau geeilte scheidende BA-Präsident Heinrich Franke versprach seinem Kollegen Prokopow weitere Hilfe beim Aufbau der Arbeitsverwaltung, "um den Frieden in Europa zu sichern": Man wolle den russischen Freunden dabei helfen, die soziale Stabilität im Lande herzustellen.
Die ist dort derzeit tatsächlich gefährdet. Zwar haben sich westliche Prognosen, die für den Umbau der Ökonomie auf marktwirtschaftliche Verhältnisse ein Heer von 25 Millionen Arbeitslosen prophezeiten, bislang nicht bestätigt. Im 350 000-Einwohner-Kreis Ljuberzy etwa waren zum Jahreswechsel gerade 11 000 Erwerbslose registriert. Für 1993 aber wird ein erheblicher Anstieg erwartet: Prokopow spricht von einer offiziellen Arbeitslosenquote in Rußland "um fünf Prozent zum Ende des Jahres sowie einer hohen Dunkelziffer".
Bei der Bekämpfung der Erwerbslosigkeit soll vor allem auf Umschulung gesetzt werden. In Ljuberzy seien zwei von drei Leuten ohne Job Akademiker, sagt "Hauptspezialistin" Tatjana Guskowa. Dem stünden mehr als 1000 offene Stellen in zumeist handwerklichen Berufen gegenüber. Der Bürgermeister von Moskau, Jurij Luschkow, spricht für die russische Hauptstadt sogar von 200 000 freien Stellen. Dabei handelt es sich in der Mehrzahl aber um Offerten staatlicher Betriebe, die ihre Angestellten nur knapp über der Armutsgrenze entlohnen. "Trotzdem können sich bei uns Schlosser und Elektriker den Betrieb aussuchen", glaubt Frau Guskowa. Den im Modellarbeitsamt anfragenden Hochschulkadern dagegen können die Spezialisten derzeit dagegen nur ein Angebot vorlegen: Einen Schnellkurs, der aus Ingenieuren und Dozenten innerhalb weniger Wochen Versicherungsvertreter macht. DIETMAR OSTERMANN (Moskau)
OBERURSEL. Kreativität fördern durch meditatives Tanzen und Malen will der Kurs "Kreative Meditation für Jugendliche", der am Montag, 1. Februar, beginnt.
Das Seminar ist auf zwei Altersgruppen zugeschnitten und umfaßt jeweils acht Montage. Der Kurs für die zehn- bis 14jährigen läuft von 17.30 bis 18.30 Uhr, der Kurs für die 15- bis 19jährigen von 19.30 bis 20.30 Uhr im Kinderhort Bommersheim.
Die Anmeldung zum Kurs ist allerdings nur noch bis Freitag, 29. Januar, möglich. Nähere Informationen erteilt die Kinderbeauftragte der Stadt, Kornelia Benner unter Tel. 0 61 71 / 58 01 01. ki
BONN. Der Körperumfang des hessischen Umweltministers Joschka Fischer spielte kürzlich in einer Bundestagsdebatte eine gewichtige Rolle. Fischer trat in einer von der SPD beantragten Aktuellen Stunde zur Regierungsumbildung in Bonn auf und ging auf den Rücktritt von Jürgen Möllemann (FDP) als Bundeswirtschaftsminister ein, der mit Werbebriefen zugunsten von Chips für Einkaufswagen in Supermärkten zu tun hatte. Im Bundestagsprotokoll ist die Szene, in der Fischer über Möllemann sprach, so festgehalten:
"Statt dessen hat er auf die Technologielücke bei der Chip-Produktion gesetzt, nicht wahr (Heiterkeit bei der SPD) mit den Konsequenzen, die wir erleben konnten. (Michael Glos, CSU: Sie verstehen nur etwas von Kartoffelchips!") Nein, nein. Es mag ja sein, daß ich etwas von Kartoffelchips verstehe. Wenn man die ißt, mein verehrter Herr, muß man zumindest nicht zurücktreten. Das wollen wir ja mal festhalten. (Heiterkeit und Beifall bei Bündnis 90/Die Grünen, SPD und PDS/Linke Liste; Michael Glos, CSU: Aber es schlägt an, Herr Fischer, wenn man so viele Krtoffelchips ißt!)"
Minister Fischer setzte dann seine Rede fort. Etwas später meldete sich der Marburger CDU-Bundestagsabgeordnete und Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, ein ausgesprochen schlanker Mann, zu Wort und ging noch einmal auf die Chips ein:
"Von Herrn Staatsminister Fischer ist gesagt worden, daß sein Verzehr an Kartoffelchips bisher noch nicht dazu geführt habe, daß er zurückgetreten sei. Das mag sein. Aber, wenn ich mir diese Anmerkung erlauben darf, Herr Kollege Fischer . . . Sie müßten zwar vielleicht nicht zurücktreten, wenn Sie hier vorn stehen, aber Sie standen in vergangenen Zeiten auch schon näher am Rednerpult, wenn Sie hier gesprochen haben. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/ CSU, Widerspruch bei der SPD)." hll
Die hiesige Industrie spricht, einer Umfrage zufolge, vom "schlechtesten Start in ein neues Jahr seit zehn Jahren" im Bezirk Frankfurt der Industrie- und Handelskammer. Rückläufige Auftragseingänge, sinkende Produktion, weitere Verschlechterung der Ertragslage bei unbefriedigender Preisentwicklung und Überkapazitäten kennzeichneten die Lage, heißt es in einer Erklärung.
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen will demnach im Laufe des Jahres Personal abbauen. Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich ganz all- gemein verschlechtert. Die meisten Unternehmen rechnen erst im zweiten Halbjahr &rquote;93 mit einer konjunkturellen Erholung. -vau
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Land hat weitere 374 000 Mark für den Wohnungsbau im Main-Kinzig-Kreis bereitgestellt. Dieser Betrag ist für zwölf Wohnungen im "dritten Förderungsweg" gedacht. Dabei werden bei Neubauten 20 Prozent der Gesamtkosten bezuschußt, bei Ausbau 15 Prozent. Der Bauherr verpflichtet sich dafür, eine Mietbindung für zwölf Jahre einzugehen, wobei für die ersten vier Jahre die Quadratmetermiete maximal neun Mark betragen darf. hok
Der Frankfurter Stadtverband des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPWV) hat einen neuen Vorstand. Die Mitgliederversammlung des DPWV, dem 130 Organisationen angehören, wählten Manfred Minnert von der Lehrerkooperative, Roswitha Mrazeka von der ambulanten Krankenhilfe Kontakt, Stefan Orlowski von der Nachbarschaftshilfe Bornheim, Erika Pfreundschuh vom St. Katharinen- und Weißfrauenstift sowie Gerd Stabenow vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten in das jeweils zwei Jahre amtierende Gremium.
Als einen der künftigen Arbeitsschwerpunkte des Paritätischen Wohlfahrtsverbands nannte Geschäftsführer Jürgen Lilischkies die Umsetzung des neuen Betreuungsgesetzes, das statt auf Entmündigung und Vormundschaft jetzt verstärkt auf die Betreuung alter und verwirrter Menschen setzt.
Um die Arbeit der Mitgliedsvereine auch künftig finanziell zu sichern, forderte der Geschäftsführer sowohl die freien Träger als auch die Vertreter der Wirtschaft zu einem "Umdenken" auf. Die Industrie, so Lilischkies, müsse auf dem Weg des social sponsoring auch "unpopuläre" Projekte wie die Drogenhilfe oder Obdachlosenhilfe unterstützen. sar
GRIESHEIM. Nachbesserungen für den im November vorgestellten Rahmenplan Griesheim fordert der Ortsbeirat 6 mit einem Antrag, der in der jüngsten Sitzung des Gremiums einstimmig angenommen wurde. Die Stadt soll "die notwendigen Rahmenbedingungen für eine soziale Infrastruktur" schaffen.
Das von der SPD-Fraktion eingebrachte Papier sieht vor, Kindergärten und Horte, Seniorentreffs und Altenwohnungen sowie die seit langem ausstehende Sozialstation für Griesheim "verbindlich in die Planung mit einzubeziehen". Auch für Einkaufsmöglichkeiten, Spielplätze, kulturelle Treffpunkte und Arztpraxen in dem Gebiet solle gesorgt werden.
Darüber hinaus wünscht sich der Ortsbeirat einen leistungsfähigen Schienenanschluß der geplanten Wohn- und Gewerbegebiete. Außerdem sollen Vorkehrungen getroffen werden, um die Raser auf der Mainzer Landstraße zu stoppen. Zudem sollte nach Ansicht der Beiräte auf der "Mainzer" ein Linksabbieger in das Gewerbegebiet eingerichtet werden.
Begründet wird der Antrag mit den Erfahrungen der letzten Bauprojekte, beispielsweise auf dem Moha-Gelände. Dort sei die Infrastruktur nur unzureichend oder zu spät berücksichtigt worden. Diese Fehler gelte es nun zu vermeiden.
Der Abstimmung ging eine Diskussion voraus, in der die Grünen die Ansicht vertraten, erst soziale Einrichtungen zu schaffen und dann Wohnungen zu bauen. Dieser Vorschlag wurde von CDU und SPD abgelehnt. Bernhard Mertens (CDU) hält es für notwendig, den nach seiner Ansicht "vernünftigen" Rahmenplan in einen Bebauungsplan zu überstellen. Dadurch erhofft sich der Fraktionsvorsitzende ein schnelleres Verfahren. hen
GOLDSTEIN. Noch im Frühjahr 1992 hatte Frankfurts Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) bei der Vorstellung des Schulentwicklungsplans (SEP) die Einführung einer gymnasialen Oberstufe an der Carl-von-Weinberg-Schule in Aussicht gestellt. Doch im Dezember erklärte Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) in einer Pressekonferenz, an der Schule werde es zum Schuljahr 1995 / 96 keine Oberstufe geben. Für die Eltern eine doppelte Enttäuschung: Nach dem im SEP festgeschriebenen Wegfall der fünften und sechsten Klasse an der Weinberg-Schule scheint nun auch die Einführung der seit langem geforderten Oberstufe wieder in weite Ferne gerückt. Dieser Tage hatte der Schulelternbeirat der westlichen Stadtteile Verantwortliche und Betroffene zu einem Diskussionsabend über die Zukunft der Schulen in Schwanheim und Goldstein eingeladen.
Mehr als 400 Eltern waren der Einladung in das Bürgerhaus Goldstein gefolgt. Auf dem Podium: Stadträtin Jutta Ebeling, der Leiter des Stadtschulamtes, Tom Stryck, sowie Vertreterinnen des Philologenverbandes und der Bürgeraktion "Freie Schulwahl".
Für Unmut unter den Eltern sorgen aber auch Änderungen, die der SEP für Schwanheim vorsieht: So soll der Hauptschulzweig an der Minna-Specht-Schule aufgelöst und an der August-Gräser- Schule die Förderstufe eingeführt werden. Viele Eltern sind damit nicht einverstanden, da sie ihre Kinder weiterhin auf die Gymnasien in Sachsenhausen oder Kelsterbach schicken müssen.
"Wieso soll der Hauptschulzweig der Minna-Specht-Schule aufgelöst und die Schüler auf die jetzt schon überfüllte Salzmann- oder Carl-von-Weinberg-Schule geschickt werden?", fragte der Schulelternbeirat der Minna-Specht-Schule. "Haben wir weiter die Möglichkeit, unsere Kinder nach der vierten Klasse auf das Gymnasium zu schicken oder besteht die Pflicht zur sechsjährigen Grundschule?", wollten die Eltern wissen. "Was passiert, wenn ich mein Kind trotz des Wegfalls der fünften und sechsten Klasse an der Weinberg-Schule anmelde?".
Rund zwei Stunden lang beantwortete Jutta Ebeling die Fragen der aufgebrachten Eltern, bevor sie sich mit einem weiteren Termin für ihren überraschenden Aufbruch entschuldigte. Die Dezernentin versuchte, Mißverständnisse aus dem Weg zu räumen und die Eltern zu beruhigen, was ihr jedoch nur selten gelang. "Die freie Schulwahl der Eltern ist nach wie vor unbenommen" erwiderte sie auf den Vorwurf, flächendeckend in ganz Frankfurt die Integrierte Gesamtschule einführen zu wollen. Das Aufrechterhalten der fünften und sechsten Klasse an der Weinberg-Schule sei wegen der zurückgehenden Schülerzahlen nicht möglich. Von den Eltern wurde der Dezernentin erneut vorgeworfen, damit einer Oberstufe in Goldstein "die Füße abzuschneiden".
Jutta Ebeling verwies in ihren Antworten wiederholt auf die Zuständigkeit des Kultusministeriums in Wiesbaden und forderte die Eltern auf, ihre Kinder für einen gymnasialen Zweig an der Weinberg-Schule anzumelden. Sie zitierte den Kultusminister, der eine Mindestzahl von 55 Schülern pro Jahrgang für das Einrichten einer Oberstufe gefordert hatte. "Sie haben es in der Hand, ob es in Goldstein eine Oberstufe gibt", rief sie dem Publikum zu.
Die Aufforderung der Dezernentin, Anmeldungen für ein Gymnasium an der Weinberg-Schule auszufüllen, wird der Elternbeirat wörtlich nehmen. Seit einigen Tagen nehmen Schule und Elternvertretung Anmeldungen für Gymnasiasten an. Denn: "Ob eine Oberstufe an der Weinberg-Schule kommt, kann anhand der Anmeldungen bereits im Herbst nächsten Jahres abgesehen werden", so hatte Jutta Ebeling erklärt. Schulleiter Johannes Hübner erklärte zu der Anmeldeaktion: "Wenn damit die Oberstufe sichergestellt werden kann, würden wir uns schweren Herzens von der fünften und sechsten Klasse trennen."
"Wir lassen das nicht so stehen, wie es Frau Ebeling gern hätte", stellte die Schulelternbeirätin Ingeborg Krüger nach der Diskussion fest: "Wir behalten uns weitere Protestaktionen vor", kündigte sie an. Die Elternbeirätin schreckt selbst vor einem Gerichtsverfahren gegen den SEP nicht zurück: "Ich werde heute noch zu einem Anwalt gehen und mich über die rechtlichen Mittel beraten lassen." hen
SCHWANHEIM. "Seit fünf Jahren bemühen wir uns erfolglos um die Aufnahme in das Spielprogramm der Stadt. Vielleicht können Sie unserer Forderung Nachdruck verleihen" - mit dieser Bitte wandte sich eine Sprecherin des Kreises Schwanheimer Mütter in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 6 an die Stadtteilpolitiker. Nach den Worten der Sprecherin sei das städtische Angebot für Kinder in Schwanheim sowieso schon karg genug: "Außer der Stadtteilbücherei gibt es doch für Kinder nichts. Und selbst die hat das Programm für die Kleinen gekürzt."
Der Kreis Schwanheimer Mütter wünscht sich für den Sommer den städtischen Spielbus in ihren Stadtteil. Mit dieser Forderung stießen die Mütter bei den Ortsbeiräten auf offene Ohren. "Für die Interessen der Kinder treten wir besonders gerne ein", sagte Ortsvorsteher Rudolf Hartleib. Noch in derselben Sitzung wurde ein Antrag verabschiedet, der die Wünsche der Schwanheimer Mütter unterstützt. hen
SCHWANHEIM. Was passiert mit dem Rad- und Spazierweg am Schwanheimer Ufer während der Bauarbeiten an der Vorfluteranlage? Das wollte der stellvertretende Schwanheimer Stadtbezirksvorsteher, Hans Spang (SPD), in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 6 wissen.
Nach Spangs Beobachtungen sei der Weg durch die Bauarbeiten unbenutzbar geworden und an einigen Stellen sogar zerstört. Außerdem werde der Kerbeplatz am Mainufer als Abstellfläche für Baugeräte benutzt.
"Mir ist nicht bekannt, was dort genau gebaut wird und wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden", beschwerte sich Hans Spang. Der Ortsbeirat hat daraufhin eine Anfrage an den Magistrat formuliert, um Klarheit zu schaffen. hen
SCHWANHEIM. Obwohl anscheinend mittlerweile selbst die Grünen im Römer von der Schließung der Schwanheimer Bahnstraße Abstand nehmen wollen (die FR berichtete), gibt es noch keine Anzeichen dafür, daß das Stadtparlament in nächster Zeit einen entsprechenden Entschluß fassen wird. Der zuständige Ortsbeirat 6 hat in seiner jüngsten Sitzung dafür plädiert, die Straße durch den Stadtwald offen zu halten.
Einen entsprechenden Antrag der Römer-CDU hatte die Union auch im Stadtteilparlament vorgelegt. Bei Enthaltung der SPD und Gegenstimmen der Grünen wurde der CDU-Vorstoß angenommen.
Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat hatte sich der Stimme enthalten, obwohl sie erkannt habe, daß sich "der Bürgerwille mittlerweile eindeutig gegen das Schließen der Straße" ausspreche, betonte Norbert Wildhirt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende begründete dieses Verhalten damit, daß nach seiner Auffassung die rot- grüne Koalition im Römer dafür verantwortlich ist, den Schließungsbeschluß wieder rückgängig zu machen. "Die sollen die Suppe auch auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben", kommentierte Wildhirt.
Nach Gesprächen zwischen dem Oberbürgermeister und Schwanheimer SPD- Stadtverordneten im Dezember ist sich Wildhirt sicher, daß die Bahnstraße geöffnet bleibt. In der jüngsten Ortsbeiratssitzung bot er sogar dem Fraktionsvorsitzenden der CDU, Bernhard Mertens, eine entsprechende Wette an. "Im Rahmen meiner Mittel schlage ich eine Kiste Sekt als Einsatz vor", sagte Wildhirt.
Bernhard Mertens hingegen ist nach wie vor davon überzeugt, daß die Bahnstraße im Falle einer rot-grünen Mehrheit nach der Kommunalwahl am 7. März geschlossen wird. "Mit Herrn Wildhirt trinke ich jedoch prinzipiell gerne ein Glas Sekt", reagierte er auf den Wettvorschlag. hen
NIDDERAU. Verbesserung und Umbau der Kläranlage Windecken sind Gegenstand eines Planungswettbewerbs, den der Magistrat der Stadt Nidderau in Auftrag gegeben hat. Ein wirtschaftlich optimales Ergebnis mit Rücksicht auf den neuesten Stand der Technik strebt die Verwaltungsspitze an. So will man die Modernisierung der Kläranlage, die in den nächsten Jahren ansteht, "von sicheren Gleisen aus steuern" können. Die modernisierte Anlage soll dem Bevölkerungszuwachs gerecht werden. In "einigen Monaten" würden die Ergebnisse des Wettbewerbs öffentlich vorgestellt. Ul
GRIESHEIM. Einen "Widerspruch zur Grüngürtelpolitik" sieht der Griesheimer Bürgerverein zur Erhaltung der Bizonalen Siedlung in dem Vorhaben, das Landschaftsschutzgebiet Lachegraben zu verkleinern. Der zuständige Ortsbeirat 6 hatte Ende 1992 um Auskunft über die Zukunft des Schutzgebietes gebeten. In der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments informierte ein Sprecher des Gründezernats den Ortsbeirat und den Bürgerverein darüber, daß in näherer Zukunft mit der Verkleinerung des Gebietes gerechnet werden müsse. Im Zusammenhang mit einem Novellierungsverfahren des Naturschutzgesetzes von 1972 werden hessenweit die Grenzen von Schutzgebieten neu ausgewiesen.
"Um Konflikte mit dem Flächennutzungsplan auszuschließen", erklärte Dezernatssprecher Wiechert, würden die Areale in Zweifelsfällen grundsätzlich verringert. Die Stadt habe sich gegen die Verkleinerung des Schutzgebietes Lachegraben ausgesprochen, da die Zone in die Grüngürtelplanung fällt und ein "ökologisch wichtige Verbindungszone darstellt", betonte Wiechert. Daher liege das offizielle Anhörungsverfahren zum Lachegraben noch auf Eis.
Dennoch müsse damit gerechnet werden, daß das Regierungspräsidium demnächst die Verkleinerung des Schutzgebietes anordnet. Geplant ist, den 200 Meter breiten Grünstreifen um 25 bis 30 Meter zu reduzieren. "Wenn es dazu kommen sollte, wird sich die Stadt nicht dagegen wehren", kündigte Wiechert an. Überlegungen zu einer späteren Bebauung gebe es jedoch nicht.
Für den Bürgerverein stellt sich die Lage jedoch anders dar. "Es ist doch offensichtlich, daß die Stadt den Weg für Neubauten auf dem Schutzgebiet freimachen will", sagte ein Vereinsmitglied während der Ortsbeiratssitzung. Diese Vermutung decke sich mit einem Magistratsbericht vom 25. September vergangenen Jahres, in dem es über das Schutzgebiet Lachegraben heißt: "Im Zuge der Neuabgrenzung . . . wäre eine Voraussetzung gegeben, dort Baurechte mittels eines Bebauungsplanes oder einer Abrundungssatzung zu schaffen."
Der Bürgerverein beklagt den Verlust eines weiteren Grünstreifens, nachdem in Nied-Ost Wohnungen gebaut werden, und am früheren Bundesbahnausbesserungswerk nördlich der Bizonalen Siedlung 1000 Wohnungen entstehen. hen
OFFENBACH. Wer sich für einen Kurs der VHS anmelden will, der hat noch bis zum 5. Februar die Gelegenheit dazu. Bis dahin ist das Anmeldebüro der Volkshochschule in der Kaiserstraße 7 von Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 und 14 bis 19 Uhr geöffnet. Am Freitag kann man sich von 9 bis 13 Uhr anmelden. pmü
MAIN-KINZIG-KREIS. Nach wie vor besteht bei bäuerlichen Betrieben im Main-Kinzig-Kreis die Bereitschaft, junge Russen aus den Partnerbezirken durch Praktika Einblick in die deutsche Landwirtschaft zu geben. Darauf hat Kreislandwirt Friedhelm Schneider hingewiesen.
Gleichzeitig macht er auf ein Angebot des Deutschen Bauernverbandes (DBV) aufmerksam, wonach junge Leute aus der Landwirtschaft und dem Gartenbau die Möglichkeit haben, ihr fachliches Wissen während eines Praktikums in Rußland oder Japan zu erweitern.
Der Aufenthalt in Rußland soll vier Monate betragen und im Sommer 1993 beginnen.
Wer nach Japan möchte, kann sich für neun Monate (Beginn: April) bewerben.
Allerdings sind die Erwartungen hochgesteckt: Für beide Programme sollen nämlich Grundkenntnisse der russischen oder japanischen Sprache erforderlich sein. Auch sei "Pioniergeist" gefragt. Weiter sollte die fachliche Ausbildung zum Landwirt oder Gärtner abgeschlossen sein oder eine vergleichbare Berufsausbildung vorliegen.
Interessenten konnen sich unter dem Stichwort Praktikantenstelle an den Deutschen Bauernverband, Godesberger Allee 142-148, 5300 Bonn 2 (Telefon: 02 28 / 81 98 - 299) wenden. hok
Kleine FR
Heavy Metal im "Underground" LANGENSELBOLD. Heavy-Metall-Musik steht am Freitag, 29. Januar, auf dem Programm des JUZ Langenselbold. Die drei Bands Mordor, Biscuit Boosters und Morid Punch treten an diesem Abend um 20 Uhr im "Underground" auf. Sternsinger spenden 5000 Mark RODENBACH. Die Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde Rodenbach ersangen für die Kinder in aller Welt Spenden in Höhe von rund 5000 Mark. Mit den Geldern wird die Kindersolidaritätsaktion unterstützt, die weltweit an die 2000 Hilfsprojekte unterhält. Bei der diesjährigen Aktion ging es um den Bau von Brunnen und Trinkwasseraufbereitungsanlagen.Abweichler geben Parteibücher ab Ehemalige Genossen kamen angedrohtem Ausschluß zuvor
MÜHLHEIM. Die Abweichler der Sozialdemokraten Martina Chatzis, Dieter Löwe, Jürgen Ries und Helmut Weigert haben am vergangenen Donnerstag ihren Austritt aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands erklärt.
Vorausgegangen war dem die Aufforderung des SPD-Bezirks Hessen Süd, die vier sollten innerhalb einer Woche ihren Verzicht auf eine Kandidatur auf der Kommunalwahlliste der Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" erklären. Andernfalls würden sie automatisch ausgeschlossen. Dem kamen die vier zuvor. Sie kritisieren allerdings, daß der SPD-Bezirk offensichtlich nicht an einer Aufklärung und Aufarbeitung der Vorfälle interessiert ist, die zur Spaltung der Mühlheimer SPD- Fraktion geführt haben. Die Freien Sozialdemokraten, wie sich die abgespaltete Fraktion nannte, hat mittlerweile auch ihren Namen geändert. Dazu waren die sechs Abweichler, zu denen auch noch Albert und Susan Roloff zählen, von der Bundes-SPD aufgefordert worden. Der neue Name dieser Fraktion heißt: Die Freien Sozialen Demokraten. pmü
&blt; Märchen in der "Blauen Stunde"
Das Frankfurter Literaturhaus (Bokkenheimer Landstraße 102) setzt in dieser Woche seine Lesungen zur "Blauen Stunde" fort, die jeweils um 16.30 Uhr beginnen. Am Montag liest Birgitta Assheuer "Bratislava-Sagen", am Dienstag Wolf Krämer Zigeuner-Märchen, am Mittwoch Mario Segner Elfenmärchen aus Irland, am Donnerstag Ilona Strauß "Der opferwillige Freund" von Oscar Wilde und am Freitag Jörg Walesch "Der kleine dicke Ritter" von Robert Bolt. &blt; Vorgestellt: Heinz Czechowski Im Hessischen Literaturbüro im Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) ist am heutigen Montag in der Reihe "Vorgestellt" der Lyriker Heinz Czechowski zu Gast, der 1990/91 Stadtschreiber von Bergen-Enkheim war. Beginn 20 Uhr. &blt; Vorträge von Terry Atkinson Der britische Künstler Terry Atkinson wird an der Frankfurter Städelschule vier öffentliche Vorträge halten: am 25., 26., 27. und 28. Januar jeweils um 19 Uhr in der Aula der Städelschule. Das Thema der Vorträge lautet "Art (&) Language and Mut (stumme Bilder)". Dazu werden Arbeiten Atkinsons zu sehen sein: in Raum 06, geöffnet bis 12. Februar, montags bis freitags, sowie am 13. und 14. Februar, jeweils von 11 bis 18 Uhr. &blt; Chansons im Café Cult Katharina Gerecke und Andreas Reichel gastieren am heutigen Montag im Restaurant-Theater Café Cult in der Frankfurter Schillerpassage. Zu hören gibt es Chansons von Edith Piaf, Marlene Dietrich und Zarah Leander. 20 Uhr. &blt; Diskussion über "Arte" Im Filmmuseum am Schaumainkai sprechen am heutigen Montag auf Einladung des Institut Français Dietrich Schwarzkopf und Robert Eisenhauer über den Kabelsender "Arte", dessen Programm von deutschen und französischen Journalisten gemacht wird. Dabei werden auch Programmausschnitte gezeigt. Beginn 20 Uhr. &blt; "Evita" in der Jahrhunderthalle Das Musical "Evita" ist am Montag und Dienstag (20 Uhr) in der Jahrhunderthalle Hoechst zu hören. Derin Altay singt die Eva Peron. Inszenierung von Harold Prince. &blt; Violinabend der Musikhochschule Am heutigen Montag geben in der Frankfurter Musikhochschule Studierende der Klasse Ida Bieler einen Violinabend. Beginn 19.30 Uhr, Eschersheimer Landstraße 29. Am Dienstag um 19.30 Uhr gastieren dort Chor und Orchester der Musikhochschule Freiburg mit Werken von Kiem, Schönberg und Szymanowsky.&blt; Frauen und Kinder zuerst Im Mainzer Unterhaus-Theater gastieren vom heutigen Montag bis zum 30. Januar die "Missfits", drei Frauen, die Kabarett machen. Ihr neuestes Programm heißt "Frauen und Kinder zuerst". Beginn 20.30 Uhr, Karten unter 0 61 31 / 23 21 21. Außerdem gastiert im "unterhaus im unterhaus" vom 26. bis 30. Januar Werner Koj mit seinem Programm "kabarettistischer Horrorgeschichten" mit dem Titel "Verdammt schlechte Laune". &blt; Stahlskulpturen "Apfelbaum - Sacred Images" ist der Titel einer Ausstellung in der Peiper- Riedgraf Gallery in Frankfurt (Büdinger Straße 7 C) mit elf Stahlskulpturen von Bob Haozous. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 26. Februar, geöffnet Dienstag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr. &blt; Ricarda Peters und Reg Tischer In der A.C.R. Galerie in Eltville (Wallufer Straße 61) sind noch bis zum 28. Februar Arbeiten von Reg Tischer und Ricarda Peters zu sehen. Geöffnet Montag bis Freitag von 13 bis 18 Uhr. &blt; Werke von Christine Zanon Die Königsteiner Volksbank (Frankfurter Straße 4 in Königstein) zeigt in ihren Räumen Malerei der Französin Christine Zanon. Geöffnet bis 12. Februar während der Geschäftszeiten. &blt; Kammermusik-Abend Hildegard Ebert, Sopran, Charlotte Komarek-Martin und Lee Young-eun, beide Klavier, sind Gäste des nächsten Kammermusikabends im "Forum" der Frankfurter Sparkasse (Töngesgasse 40) am Dienstag, 26. Januar. Beginn 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.
"Irgendwie", sagte Carola auf dem Heimweg, "haben die Politiker sich nie so richtig präzise ausgedrückt. Die redeten doch immer um den heißen Brei herum." Die 18 Jahre alte Gymnasiastin hatte an diesem Abend zusammen mit mehr als 170 Schülern und Schülerinnen zweieinhalb Stunden lang eine Podiumsdiskussion mit Spitzenkandidaten und Parteichefs verfolgt. Vor grünen Zuckerkringeln saß die Erste Frau der Grünen, Jutta Ebeling. Frankfurts SPD- Chef Sieghard Pawlik knabberte an roten Leckereien. Für die CDU-OB-Kandidatin Petra Roth hatten die Veranstalter, die Schülervertretungen von Lessing-Gymnasium, Elisabethen- und Wöhlerschule, schwarze Lakritz bereit gestellt, und FDP-Listenführer Hans- Joachim Otto mußte sich an undefinierbaren gelben Stäbchen laben.
Ohne die süßbunten Hinweise hätten die Schüler in der Aula bisweilen womöglich Probleme gehabt, die Politiker richtig einzuordnen. An gegenseitigen Vorhaltungen fehlte es zwar nicht auf dem Podium, und ein jeder kramte noch ein paar alte Zitate raus. Die inhaltlichen Vorstellungen und eigenen Konzepte dagegen wollten bei den Themen Wohnen, Jugend oder Sicherheit nicht so recht rüberkommen.
Nur als es um die richtige Verkehrspolitik für Frankfurt ging, prallten die Fronten aufeinander und brachten so richtig Stimmung in das Publikum. Der gewandte Moderator Johannes Lindner, ein 18 Jahre alter Schüler der Elisabethenschule, hatte aber auch gleich mit seiner Frage nach der autofreien Innenstadt die "Achillesferse" (Ebeling) der Koalition erwischt.
Petra Roth beklagte die "Schikanen" gegen die Autofahrer und leere Busspuren, bekannte sich aber gleichwohl zu einem pünktlichen und schnellen öffentlichen Nahverkehr. Wie das aussehen könnte, blieb allerdings offen. FDP- Chef Otto unterstützte natürlich auch die Verkehrsberuhigung in den Wohnvierteln, ereiferte sich aber über Kölner Teller und all die anderen "häßlichen provinziellen Dinger auf der Straße". Schließlich, unterstützt von Petra Roth, hätten doch alle Autofahrer einen Führerschein und müßten sich an die Tempovorgaben halten. Daran mochte Stadträtin Ebeling nicht so recht glauben und höhnte gegen die Rambo-Ideale in den Köpfen der Autolenker. Als Großtaten rot-grüner Verkehrspolitik pries sie dann die eilends aufgemalten Fahrradstreifen in der Innenstadt. Und Pawlik erinnerte die Schüler mit erhobenem Zeigefinger an das "Winkler- Gutachten".
Aber eines konnten die künftigen Jungwähler auf jeden Fall schon mal bei den Politikern lernen. Eine Antwort war von den Routiniers gar nicht so leicht zu bekommen, auch wenn die Schüler viel und hartnäckig fragten. "Ihr erzählt immer was von Verkehrsberuhigung, aber in Eurem Programm versprecht Ihr lauter neue Straßen", attackierte einer die CDU-Kandidatin. Und seinem Mitschüler wollte es gar nicht einleuchten, daß Roth sich so vehement gegen Straßenbahnen engagiere, aber mit Fotos menschenleerer Unterführungen die Angst untertage beschwöre. "Das paßt doch einfach nicht zusammen."
Die Koalitionsvertreter blieben selbst auf Nachfragen noch die Antwort schuldig, warum sie denn angesichts der Wohnungsnot bei der Besetzung leerstehender Häuser immer wieder die Polizei schickten. Aber einen großen Unterschied konnten die Schüler schließlich noch bei den Podiumspolitikern entdecken. Immer wenn's brenzlig wurde, verwiesen die einen auf die Fehler und Verantwortung der schwarz-gelben Bundesregierung in Bonn - und die anderen zeigten empört auf die rot-grüne Landesregierung in Wiesbaden. luf
Oma sein oder Opa - das wär' was. Nicht daß das, wie die Journalistin (und FR-Kollegin) Erika Albers frischweg offenbarte, "immer Friede, Freude, Eierkuchen" bedeutet. Doch hat nicht Oma Albers über die Jahrzehnte beispielsweise alle "Konflikte über die Auffassung von Ordnung" mit den auch unter ihrem Dach lebenden Töchtern und Enkelinnen glatt bestanden? "Ich habe gelernt", gestand sie ein, "daß man auch im Chaos leben kann." Und mehr: "Man erweitert seinen Sprachschatz ungemein."
"Kinder und Ältere" hatte das rührige Institut für Sozialarbeit die Veranstaltung jenes Abends genannt, an dem die echte Großmutter Erika Albers mit der Leih-Oma Hannelore Czermin und diese wiederum mit sogenannten "Senioren-Mitarbeitern" wie Wolfgang Ziegelmayer und Irmgard Rütten sowie der Wissenschaftlerin Uta Enders-Dragesser und der Babysitter-Vermittlerin Gaby Heep zusammentrafen.
Schwerwiegend der Hintergrund einer laut Moderation in der Regel "ungeübten Beziehung". Die Kinder wie die Alten stecken, so Uta Enders, "in bestimmten Kästchen", und allgemein herrscht das Bild: "Die vertragen sich nicht mehr."
Wenn's im Hinterhof zu laut ist, "gehen die Älteren", das sagte Wolfgang Ziegelmayer, "nicht das Risiko ein, sich unter die lauten Kinder zu mischen". Andererseits bitten und betteln die Sechs- und Siebenjährigen eines Kinderhorts die Sozialbetreuerin Irmgard Rütten darum, auch mal im "Spielkreis" des Instituts für Sozialarbeit mit alten Menschen vor einem Brettspiel sitzen zu dürfen.
Viele der Jungen, das wurde herausgearbeitet, fühlen sich heute ebenso einsam wie die Alten: Eine Mutter berichtete, ihr mit ihr alleinlebender Sechsjähriger spreche "inzwischen fremde Menschen an". Die, die man Senioren nennt, glaubten aber immer noch, "die Familien ordnen alles allein" (Enders) und "das fremde Kind geht mich nichts an".
Weit gefehlt: Oma oder Opa sein - das klappt nicht nur bei Blutsverwandtschaft. "Es ist herrlich", sagte Ersatzoma Czermin, der immer montags das Herz höher schlägt, wenn der dreijährige Peer hinter der Glastür seiner Eltern auf sie wartet. "Wann", schwelgte die ältere Dame, "sieht man heute noch strahlende Kinderaugen?" Und Gaby Heep, die sie über ihre Babysitter-Vermittlung zu verleihen pflegt, unterstrich: "Das gibt doch dem Tag einen Sinn."
Vierzig Kinder der Bettinaschule, das berichtete Zuhörerin Ute Glasemann, sind bei der letzten Projektwoche "fünf Tage lang von morgens bis abends" ins Altenheim gegangen. Und als das Kinderbüro 500 Kinder befragen ließ, mit wem sie nach den Eltern am besten reden könnten, da standen die Großeltern nach den Freunden an zweiter Stelle - weit vor den Lehrern. clau
Usinger Rathaus-Neubau rückt in weite Ferne Zuschüsse nur noch für bewilligte Sanierungsprojekte Von Thomas Stillbauer USINGEN. Jetzt hat es Bürgermeister Detlef Ortmann schwarz auf weiß: Usingen muß bei der Altstadtsanierung zunächst kleinere Brötchen backen. Städtebauzuschüsse von Bund und Land gibt es auf absehbare Zeit nur noch für bewilligte Projekte, wie sich Ortmann im Briefwechsel mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Bärbel Sothmann bestätigen ließ. Der geplante Rathaus-Neubau ist damit zunächst in die Ferne gerückt. Der parteilose, kommissarische Bürgermeister hatte bereits im Dezember dunkle Wolken über die barocke Usinger Altstadt ziehen sehen. Damals beschloß die Bundesregierung, ihre Finanzhilfe im Städtebauförderungsprogramm für die alten Länder zu streichen. Ortmann schrieb daraufhin an die Bad Homburger Bundespolitikerin Sothmann, ohne Zuschüsse müsse Usingen mit der Sanierung aufhören. Aus eigener Tasche könne die Stadt das Vorhaben keineswegs bezahlen.
Die Bundestagsabgeordnete bestätigte: "Wegen der schwierigen Haushaltslage des Bundes" seien in diesem Jahr weitere Finanzhilfen für den alten Teil der Republik "bedauerlicherweise" nicht möglich. Und begründete: Die Städtebauförderung in den neuen Ländern habe Vorrang "aufgrund des außerordentlich hohen Erhaltungs- und Erneuerungsbedarfs" in den Städten und Gemeinden Ostdeutschlands. Bisher hat der Bund knapp 2,3 Millionen Mark für Usingens Kernstadtsanierung bezahlt. Nach Bärbel Sothmanns Informationen ist der Geldfluß derzeit "nur unterbrochen, nicht jedoch beendet". Ob allerdings 1994 wieder Förderanträge für neue Vorhaben bewilligt würden, müsse die Haushaltsentwicklung zeigen, schrieb sie nach Rücksprache mit dem Bauministerium. Usingen wird demnach zunächst von dem Geld zehren müssen, das das Land Hessen im vergangenen Jahr zugesagt hat: 975 000 Mark, abrufbar für einzelne Projekte bis einschließlich 1994. Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) hatte zwar an die zuständigen Minister der Länder appelliert, die fehlende Drittelbeteiligung des Bundes durch Landesmittel zu kompensieren. Aber der hessische Entwicklungsminister Jörg Jordan ließ nicht viel Hoffnung aufkeimen: Ungefähr die Hälfte der Sanierungsprojekte in Hessen müsse voraussichtlich unterbrochen werden, schätzte er.
Usingens Bürgermeister Detlef Ortmann schlägt folglich leisere Töne an: An neue Sanierungsbauten sei momentan nicht zu denken, da die Stadt "mittelfristig" nicht mehr auf Zuschüsse bauen könne. Der Beginn des Rathaus-Neubaus sei daher frühestens für 1994 oder '95 ein Thema: "Und wenn es bis dahin keine weiteren Zuschüsse geben sollte, dann werden wir wohl noch länger warten müssen". ill
OFFENBACH. Einen Lichtbildervortrag über den Vorreformator Petrus Waldus zeigt Hans W. Wagner am Mittwoch, 27. Januar, 20 Uhr, im Gemeindehaus der Französisch-Reformierten Gemeinde, Herrnstraße 66.
Petrus Waldus, ein Mann aus Lyon, hat im 12. Jahrhundert die Glaubensgemeinschaft der Waldenser begründet. Sie schlossen sich im 16. Jahrhundert der Reformation an, und wurden später wie die Hugenotten von Ludwig dem XIV. aus Frankreich vertrieben. Die Waldenser ließen sich auch in der hiesigen Region beispielsweise in Walldorf nieder. pmü
Aufgespießt
In seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Städtereklame GmbH (DSR) hat am Sonntag Bürgermeister Moog der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlößchen ein Bild des oft gemalten Alten Schlößchens als Geschenk übergeben.
Maler ist der 80jährige Frankfurter Erwin Haug, dessen zartfarbige, impressionistische Städte- und Landschaftsbilder in vielen Hessischen und Frankfurter Institutionen und bei Privatsammlern anzutreffen sind.
Eine kleine Ausstellung seiner Bilder, unter denen die Winterbilder einen besonderen Rang einnehmen, ist im Schlößchen zu sehen. Die Übergabe wurde mit einer Matinee gefeiert. E-S
Beamte des Amtes für Wohnungswesen haben am Freitag in Begleitung von Schutzpolizisten die hessischen Geschäftsstelle der rechtsextremen "Republikaner" in der Eschersheimer Landstraße 516 durchsucht. Wie der Leiter des Amtes, Klaus Miehrig, auf Anfrage erklärte, sei man einem Hinweis nachgegangen, wonach die Geschäftsstelle in ehemaligen Wohnräumen im Erdgeschoß des Hauses untergebracht und somit zweckentfremdet worden sei. Der Verdacht, so Miehrig, habe sich bei der auf einen Durchsuchungsbeschluß des Amtsgerichtes gestützten Aktion erhärtet. enk
Die rund 6000 (wilden) Freizeitgärten in Frankfurt, die sich außerhalb baurechtlich ausgewiesener Kleingartenanlagen befinden, sind nach Auffassung der Römer-CDU trotz einer entsprechenden Initiative von Planungsdezernent Martin Wentz (CDU) in ihrer Existenz bedroht. Grund: Die Bemühungen des Magistrats seien wirkungslos, weil er von falschen Voraussetzungen ausgegangen sei und ein Papier von 1986 bemüht habe, dem keine rechtliche Bindung zukomme.
Wentz-Referent Michael Kummer hat die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer "gezielten Panikmache in wahlkämpferischer Absicht" gesprochen.
Das Hessische Naturschutzgesetz sieht, wie berichtet, den Abriß der Gartenhütten und Freizeiteinrichtungen im Außenbereich zwingend seit 1. Januar vor. Um unbillige Härten zu vermeiden, hatte der Gesetzgeber den Kommunen eine "goldene Brücke" gebaut. Wenn sie nachträglich die baurechtlichen Voraussetzungen schafften, könnten die ohne Genehmigung ausgebauten Freizeitgärten abgesegnet werden. Dazu sollte der Beschluß der Gemeindeparlamente ausreichen, entsprechende Bebauungspläne aufzustellen und sie bis zum 31. 12. 1992 im Amtsblatt zu veröffentlichen.
Im Dezember veröffentlichte der Magistrat ein noch vom CDU-Magistrat 1986 erarbeitetes Papier - den der rot-grüne Magistrat als Aufstellungsbeschluß für 48 Gebiete mit rund 6000 Kleingärten wertete. Dem aber widersprach die CDU bei einer Pressekonferenz und am Freitag abend während einer Veranstaltung der Stadtgruppe der Kleingärtner im Bürgerhaus Nordweststadt. Die Magistratsvorlage mit der Nummer 190 von 1986 sei formal kein Aufstellungsbeschluß, sondern nur eine "Absichtserklärung". In dem Papier, so der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Stammler, habe der damalige Magistrat nur kundgetan, "er wolle, falls erforderlich, in Einzelfällen Bebauungspläne aufstellen". Damit fehle der Initiative des rot-grünen Magistrats die formale Rechtsgrundlage. Stammler: "Die Freizeitgärten sind nicht mehr geschützt. Die untere Naturschutzbehörde muß den Abriß verlangen."
Dem widerspricht Wentz-Referent Kummer. Für die "Form von Aufstellungsbeschlüssen" gebe es "keine formalen Regeln". Der Text von 1986 entspreche der "Form, die in Frankfurt Tradition ist". Zu diesem Schluß seien auch die städtischen Juristen gekommen, die das Papier vor der Veröffentlichung geprüft hätten. Daher "brauchen die Kleingärtner nicht beunruhigt zu sein".
Doch selbst wenn die Hütten erhalten bleiben, "über eine angemessene Erhöhung des Pachtzinses müssen wir reden", stellte Petra Roth, CDU-Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin, bei einer Versammlung der Stadtgruppe der Kleingärtner klar. Von einem der Vorsitzenden der 100 Kleingartenvereine darauf angesprochen, warum das sein müsse, sagte die Kandidatin: Angesichts der Finanzlage wolle sie "keine Wahlgeschenke machen", eine Erhöhung des Pachtzinses müsse "aber sozialverträglich sein".
Einsetzen wolle sie sich dafür, versprach Petra Roth, daß "die Nutzung der Kleingärten auch in dem zweiten Grüngürtel möglich bleiben soll". Sollte sie künftig im Römer das Sagen haben, werde es wieder ein Erntedankfest geben. Wenn Kleingärten neuen Wohnungen weichen müßten, "wird Ersatzgelände zur Verfügung gestellt und auch eine Aufbauhilfe geleistet". gang/ing
"Mittags ist Hitler Reichskanzler geworden, abends bin ich in die SPD eingetreten", sagt Albert Bioneck, "das war reine Opposition." Während die Fackelzüge am 30. Januar 1933 Hitlers "Machtergreifung" bejubelten, platzte er in eine Versammlung der Mammolshainer Sozial- demokraten: "Ab heute bin ich bei euch."
Er blieb es. Und blickt heute zurück auf 60 Jahre Mitgliedschaft. Damals machte der 26jährige keine große Parteikarriere mehr, auch wenn er sofort als Kandidat für die Gemeindevertretung nominiert wurde - nicht einmal ein halbes Jahr später war die SPD verboten.
Albert Bioneck wurde zum Leisetreter. "Ich mußte ganz still sein", erinnert er sich an die folgenden zwölf Jahre der Nazi-Diktatur. Denn lauter Protest war schnell (mund-)tot: "Ich mußte zusehen, wie ein Kollege, ein Jungsozialistenführer, vom Platz weg verhaftet wurde."
Bioneck arbeitete bei der IG Farben in Frankfurt, einem Hort nationalsozialistischer Gesinnung, der später das Gas für die Vernichtung der Juden produzierte: "In unserer Abteilung waren allein drei SS-Obersturmbannführer." Schweigen war da zu wenig. Da Bioneck bei der NS- Parteiarbeit fehlte, versprachen NS-Bonzen "Bursch, Dir helfe mer" - und sorgten für seine Einberufung in den Krieg.
Neugieriges Nachfragen hatte ihn zuvor bereits aus Mammolshain vertrieben, obwohl nach seiner Erinnerung die politischen Kämpfe der Weimarer Republik und der Terror der NS-Zeit an dem kleinen Dorf ("so 1000 Einwohner, mehr hatte es nicht") weitgehend vorübergegangen sind. Hier habe jeder noch jeden gekannt - und der NSDAP-Ortschef einen Kommunisten befreit, der "verhaftet wurde, als der Hitler dran war".
"Der Ort war bis dahin rot, obwohl er katholisch war", sagt Albert Bioneck, die Wirtschaftskrise habe zudem auch hier für viele hart darbende Arbeitslose gesorgt - und Zeitungen von damals geben seiner Erinnerung recht: "Die Mammolshainer verlangen höhere Unterstützung" meldet der "Oberurseler Lokal-Anzeiger", eine Woche vor Hitlers Machtantritt, eine Protestdemonstration. Da "marschierten etwa 100 Erwerbslose, meistens Kommunisten, der Gemeinde Mammolshain zum Bad Homburger Kreishaus".
Doch Mammolshain war keine Insel inmitten der NS-Diktatur. Das im März 1933 noch halbwegs frei gewählte Gemeindeparlament "ist nicht mehr aktiv geworden", vermerkt Bioneck nüchtern. Zwei Sportfreunde aus Kronberg "haben die Nazis geholt". Für den Arbeitersportverein, den er 1928 gegründet hatte, mit seinen "zwei wunderbaren Fußballmannschaften" kam der endgültige Schlußpfiff. Und die Gleichschaltung der Vereine mit ihrer Ausrichtung an nationalsozialistischer Ideologie und Führerprinzip vergällte dem 26jährigen selbst die Gesangstunde: Plötzlich wollte der Dirigent befehlen. Bioneck wird noch heute zornig: "Da bin ich nicht mehr hingegangen."
Fußball, Reck- und Barrenturnen waren Bioneck lange Zeit wichtiger als Politik. "Ende der 20er Jahre hab' ich mir keine Gedanken um die Sozialdemokratie gemacht", gesteht er freimütig. Erst mit dem Aufkommen der Nazis verteilte er heimlich Flugblätter ("einmal bin ich schwer aufgefallen"); dann kam der 30. Januar 1933: "Adolf Hitler ist Reichskanzler" ging es durchs IG-Farben-Hochhaus, "ruckzuck hat sich das 'rumgesprochen".
"Auf der Straße hieß es, wenn Hitler drankommt, gibt's Krieg" - und so gab es für Albert Bioneck nur eines: "Da muß man die Gegner stärken. Und abends bin ich der SPD beigetreten - ich hab' gedacht, ich könnt' denen noch helfen." Es war zu spät. Einmal an der Macht, ließen sie sich die Nazis nicht mehr nehmen - bis zur totalen Zerstörung.
Albert Bioneck engagierte sich später beim Wiederaufbau in Mammolshain - als SPD-Vorsitzender, Vize-Bürgermeister und Ortsvorsteher. Allein baute er sein Eigenheim, wie er mit angemessenem Stolz betont, "kein Stein, den ein anderer in der Hand hatte". Und "aufbauen" kann der 86jährige auch heute noch, schwärmt seine Parteifreundin Brigitte Oswald-Mazurek. Ein dickes Bündel Ehrenurkunden von Land, Partei und Vereinen dankt Albert Bioneck für seinen Einsatz. Heute nachmittag kommt eine weitere Urkunde hinzu. Die Königsteiner SPD ehrt ihr Ehrenmitglied um 17 Uhr bei einer Veranstaltung "60 Jahre Machtergreifung" im Seniorentreff. Vielleicht wird auch Albert Bioneck seine Geschichte erzählen. Lebhaft, mit vielen Gesten, um sich dann selbst zu bestätigen: "Och Albert, du bist doch noch auf Draht." Und vielleicht macht er den Besuchern noch einmal Mut, sich rechtzeitig zu wehren: "Einiges kann wieder passieren", urteilt Albert Bioneck über die aktuelle Gefahr von rechts, "aber ich habe keine Befürchtung, daß die Demokratie schlapp macht."
BORNHEIM / OSTEND. "Politisch Verfolgte genießen Asyl? Das ist nach dem Asylkompromiß ein Witz, einfach gelogen", sagte Martin Lesser, der Leiter des Büros für Einwanderer und Flüchtlinge im hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. "Unser Büro übernimmt quasi die Funktionen eines Ausländerbeauftragten", sagte er.
Die Grünen hatten dieser Tage zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung ins Bürgerhaus Bornheim eingeladen. Thema war die Situation und die Probleme der Asylbewerber in Hessen. Mitveranstalter des Abends waren die Stadtteilinitiative Ostend-Bornheim gegen Rassimus und die Gruppe "Frauen gegen Rassimus" des Mutter-Kind-Vater- Zentrums Frankfurt (MuKiVa).
Die Diskussion war in drei Punkte gegliedert. Erstens: der gegenwärtige Stand der Dinge im Land Hessen. Das bedeutet, die Probleme beim Unterbringen der Flüchtlinge (das sind Maßnahmen der Landesregierung) und schließlich die derzeitige Handhabung des Asyl- und Ausländergesetzes.
Zweitens: die Lage der Flüchtlinge. Wie sieht der Alltag in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Schwalbach (HGU) aus? Welche Perspektiven haben diese Menschen? Können sie ihre gesetzlich garantierten Rechte auch wirklich durchsetzen?
Und drittens: Welche Auswirkungen wird denn der Asylkompromiß in der Praxis haben?
Martin Lesser berichtete, einige Kommunen bereiteten immer wieder Schwierigkeiten beim Unterbringen der Asylbewerber. Dies habe natürlich unmittelbare Auswirkungen auf die HGU, die Unterkunft sei einfach überbelegt - abgesehen davon, daß sie nicht für Aufenthalte von längerer Dauer konzipiert sei.
Das Land sei jedoch dazu übergegangen, Maßnahmen gegen die unkooperativen Kommunen in die Wege zu leiten. Wegen der bürokratischen Hindernisse werde es aber einige Zeit dauern, bis ein Effekt eintrete.
"Mittlerweile gehen wir dazu über, die Flüchtlinge verstärkt in Kasernen unterzubringen und runde Tische mit den Bürgern vor Ort einzurichten, also Spannungen im Vorfeld zu begegnen." Insgesamt habe sich die Situation für die Flüchtlinge, aber auch für die Behörden etwas verbessert. Zum Schluß meinte er: "Angesichts der Probleme, die die Vereinigung mit sich bringt, sind die Asylbewerber nur ein Problemchen."
Widerspruch erntete Martin Lesser von Harald Schuster. Er ist Mitglied des Frankfurter Flüchtlingbeirats und Sozialarbeiter in der HGU. Er bezeichnete die Umstände in der Unterkunft als unerträglich. Die HGU sei völlig überfüllt, und gesundheitliche Probleme würden dem einzelnen Bewohner zu schaffen machen. Besonders unzureichend sei die Beratung. "Es gibt nur vier Sozialarbeiter für die Flüchtlinge. Die Rechtsberatung findet in einem kleinen Container statt und ist völlig unzureichend", sagte er. Drei bis vier Monate müßten die Menschen in der Erstaufnahme zubringen.
Als das Thema Asylkompromiß zur Sprache kam, waren sich beide wieder einig. Harald Schuster dazu: "Dieses Papier ist die Abschaffung des Asylbewerbers." Nach den Verhandlungen mit den Nachbarländern Tschechische Republik, Slowakische Republik, Polen und Ungarn werden die zu sicheren Ländern erklärt. Wer auf dem Landweg einreisen möchte, müsse dort einen Asylantrag stellen.
Die Entscheidung über einen Asylantrag in einem anderen EG-Land sei sowieso bindend. Bleibe noch der Luftweg. Aber wie kann ein Flüchtling ein Visum für Deutschland erhalten? Ohne Visum transportieren die Fluggesellschaften keine Passagiere nicht mehr - ein Dilemma. Verkürzte Fristen, beispielsweise beim Einspruch gegen die erste Entscheidung, erschweren das Ganze zusätzlich.
Der Abend bot noch eine Fülle weiterer Informationen. Einziges Manko der Veranstaltung: Außer den zehn Initiatoren waren nur zwei Besucher gekommen.
Wer mehr wissen möchte, kann sich an die Stadtteilinitiative oder an die MuKiVa wenden. Die Stadtteilinitiative trifft sich ab Februar jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Nachbarschaftszentrum Ostend, Uhlandstraße 50. Die "Frauen gegen den Rassismus" sind jeden ersten und dritten Dienstag des Monats um 16.30 Uhr im MuKiVa, Petterweilstraße 4 (Bornheim). dil
Willi Ziegler, der Direktor der Senkkenberg-Gesellschaft und des Naturkundemuseums, erhält die Goethe-Plakette der Stadt. Diese hohe Auszeichnung wird Oberbürgermeister Andreas von Schoeler dem Senckenberg-Chef am Mittwoch, 27. Januar, im Römer überreichen. Ziegler habe die "große Tradition dieses alten Frankfurter Institutes in hervorragender Weise fortgeführt", schreibt der OB zur Verleihung. luf
Bildtexte
"Gisbert, ich flehe dich an! Gib mir sofort meine Leggings zurück!" (Aus der "Gartenlaube", entstaubt von Wolfgang S. Roos)
(Aus "Wer ist schon gut zu sich selbst" von Achim Amme; erschienen im Verlag Schlender)
Kennen Sie den?
Der Friseur ist mit dem Haarschnitt fertig, hält den Spiegel in der Hand und fragt: "Ist es so recht?" Sagt der Kunde: "Etwas länger bitte."
NEU-ISENBURG. Seit 27 Jahren ziehen sie in jedem Frühjahr und jedem Herbst hinaus in den Buchenbusch- Forst und kümmern sich um den Wald: Für ihr Engagement in Sachen Umweltschutz hat der Magistrat die Kolpingfamilie "Zum heiligen Kreuz" für den mit 2000 Mark dotierten Isenburger Umweltpreis 1992 vorgeschlagen. Der katholische Kirchenverband kann sich bereits jetzt freuen, denn in der Vergangenheit folgte der letztlich entscheidende Umweltausschuß stets den Vorschlägen der Rathausspitze.
Mit dem hin und wieder aufflackernden Aktionismus politischer Nachwuchsgruppen, die öffentlichkeitswirksam in Bachläufen nach Wohlstandsmüll suchen und vorgeben, den Umweltschutz neu erfunden zu haben, möchte Wolfgang Schulte-Sasse die "Arbeitseinsätze" seiner Kolpingfamilie nun wirklich nicht verglichen haben. "Das sind doch alles nur Strohfeuer", sagt der 49jährige Vorsitzende. "Wir waren schon im Wald, da gab es noch keine Grünen, und von Umweltschutz wollte auch niemand was wissen."
Die Geschichte der Waldeinsätze ist fast so alt wie die Kolpingfamilie selbst. 1966 soll es gewesen sein, erzählt Schulte-Sasse, kurz nach der Gründung, als beim ersten Kolping-Waldfest der damalige Förster Adolf Axmann zu Bruno Frunzek gesagt habe: "Ihr könnt im Wald ja mal für Ordnung sorgen." Und Frunzek, einer der vier Männer der ersten Stunde, ließ es nicht beim Nicken. Er scharte eine Gruppe Freiwilliger um sich, zog mit ihnen in den Forst und tat, was der Förster zuvor geraten hatte.
So geschieht es auch heute noch. In jedem Mai und jedem Oktober treffen sich rund 50 Frauen, Männer und Kinder der Kolpingfamilie an der Flitterseehütte und tun, was sie zuvor mit dem Forstamt abgesprochen haben: etwa Wildschutzzäune reparieren oder neue errichten, Bäume pflanzen, Forsthütten instandhalten, Weiher und Entwässerungsgräben von Unrat befreien oder von Borkenkäfern befallenes Holz mit Kettensägen zerkleinern, zusammentragen und verbrennen - von morgens bis zum frühen Abend.
"Manchmal sind wir so kaputt hinterher, daß wir auf dem Zahnfleisch nach Hause schleichen und nach dem Duschen sofort ins Bett fallen", schildert Wolfgang Schulte-Sasse. Dennoch seien die Einsätze nicht nur harte Arbeit: "Es macht Spaß, wenn man sieht, wie aus Setzlingen mit der Zeit stattliche Bäume werden." Diese Freude mache es auch den Jüngsten leichter zu verstehen, was mit der Initiative außer Umweltschutz noch erreicht werden solle. "Die Kinder erfahren, daß sie für die Allgemeinheit auch einmal etwas tun können, ohne dafür einen materiellen Lohn zu erhalten."
Doch nicht um derlei tiefgründige Botschaften drehen sich die Gespräche im Wald nach getaner Arbeit, es geht auch darum, wer sich um den Grill kümmert, damit Würste, Steaks oder auch, wie vor Jahren, eine Wildsau am Spieß pünktlich "durch" sind. Am dieser Kombination von sinnvollem, körperlichem Schuften und gemütlichem Beisammensein dürfte es liegen, daß der Isenburger Kolping-Vorsitzende keine Sorge hat, die Tradition der Arbeitseinsätze könne "einschlafen". Die Leute seien derart angetan davon, daß sich einige speziell dafür auf eigene Kosten Werkzeuge wie Spaten, Hacken oder Kettensägen angeschafft hätten.
Auch eine weitere Gruppe innerhalb der Isenburger Kolpingfamilie ist regelmäßig im Wald unterwegs: Die ehemaligen Fußballer reinigen einmal pro Jahr alle leeren Nistkästen und führen eine Statistik über die Anzahl der flügge gewordenen Bewohner.
Auch wenn Wolfgang Schulte-Sasse das langjährige Engagement nicht als etwas Sensationelles verstanden haben will, so blitzen seine Augen doch vor Stolz, wenn er beiläufig erzählt, daß die Kolpingfamilie in den vergangenen 27 Jahren etwa 20 000 Arbeitsstunden in den Buchenbusch-Forst "gesteckt" habe.
Die "Waldaktiven" der Kolpingfamilie werden den Umweltpreis 1992 am kommenden Dienstag, 2. Februar, überreicht bekommen - in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Verkehr, die um 19.30 Uhr in den Räumen der Stadtwerke in der Schleußnerstraße 62 beginnt. leo
Dichtung und Wahrheit Der von Klaus Briegleb und Sigrid Weigel herausgegebene Band über "Gegenwartsliteratur seit 1968"
In striktem Kontrast zu Brieglebs terminologischem Akademismus, der, wenn er sich auch in einer gewissen wichtigtuerischen Manieriertheit darstellt, durchaus ergiebig ist beim Versuch, die Werke zu verstehen, steht der Beitrag von Thomas Rothschild über die "Österreichische Literatur". Der temperamentvoll geschriebene Essay beteiligt sich selbst am "Diskurs der öffentlichen Stellungnahme", den er für das literarische Leben in Österreich für so typisch und nicht unbedingt lobenswert erachtet. Es nähert sich dem Klatsch und liest sich deshalb außerordentlich unterhaltsam, was Rothschild über die Machenschaften von Wolfgang Kraus, den Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, erzählt, was er von gewissen Denunziationen der Witwe Sperber und den Bestechungen von Juries zu berichten weiß.
Der hohe Informationsgrad, den alle Abhandlungen haben, tröstet so ganz nicht über die Inhomogenität der Qualität hinweg. Wessen Geist sich zum Beispiel bei den Katalogisierungen und Werkregistern im Kapitel über "Literatur der Fremde" nicht langweilt, der wird mit Sicherheit die stilistischen Pirouetten in den Beiträgen von Briegleb nicht akzeptieren wollen.
grantenliteratur, sie thematisieren den
unbeholfene Schreibversuche er verehrt, das naheliegende Raffinement eines Schriftstellers hingegen aus der eigenen Schicht, der zur Unterhaltung eines großen Teils der Bevölkerung beiträgt, wird als ein Verrat mit Mißachtung gestraft.
Klaus Briegleb und Sigrid Weigel: Gegenwartsliteratur seit 1968. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Hsg. von Rolf Grimminger. Bd. 12. Carl Hanser Verlag, München 1992, 885 Seiten, 128 DM.
"Migration und Entwicklung" ist das Thema der nächsten "Mittwochsgottesdienste" im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz im Westend. Am 27. Januar wird Erika Quast vom Roten Kreuz zum Thema "Aussiedler in Frankfurt" sprechen, am 3. Februar geht es um Auswirkungen des Ferntourismus - Referenten sind Peter Angel von der Firma "Steigenberger Consulting" und Susanne Lipka von der Evangelischen Frauenarbeit.
Über die Glaubensgeschichte der "afrikanischen Diaspora" spricht Pfarrerin Roswitha Gerloff am 10. Februar. Usche Merk von "Medico International" nimmt sich des Themas "Naturschutz, Vertreibung und Tourismus" am Beispiel von Maputaland in Südafrika an. Die Veranstaltungsreihe endet mit einem "Entwicklungspolitischen Aschermittwoch" am 24. Februar. Alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr mit einem gemeinsamen Abendessen. mat
Die Freimaurerloge "Zur Einigkeit" lädt für Mittwoch, 27. Januar, zu einem öffentlichen Vortrag von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ein. Der soll ab 20 Uhr über Frankfurts "Probleme in der Gegenwart und Chancen in der Zukunft" sprechen.
Veranstaltungsort ist der Festsaal der Loge in der Kaiserstraße 37. mat
Auf Einzel- und Kleingruppen-Intensivkurse Deutsch als Fremdsprache für Geschäftsleute hat sich das "did- deutsch-Institut Frankfurt" spezialisiert.(Foto: J. Roewer)
Konzentriert ist hier eine Klasse der "Begemannschule", Gemeinnütziger Schulverein e. V. Berufliches Gymnasium Wirtschaft, beim Unterricht in Englisch bei der Arbeit. (Foto: J. Roewer)
Qualifizierte Kräfte haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Zahlreiche Lehrgangsteilnehmer des "DAG-Bildungswerkes" konnten sich nach dem Besuch von Steno- und Sekretärinnenkursen
beruflich verbessern(Foto: J. Roewer)
Bei "Pergo - externe Personalentwicklung und berufliche Bildung": Teilnehmerinnen des Lehrgangs "Praxishelferin" werden auf ihre künftige Arbeit in der Arztpraxis vorbereitet.(Foto: J. Roewer)
Die zweijährige Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Laboratoriumsassistentin - MTLA - ist in 4 Semester unterteilt. In der "Lobe-Schule" wird der Unterricht in Speziallabors und Theorieräumen erteilt.
(Foto: J. Roewer)
Individuelles Training am PC, wie hier beim "CDI Computer Data Institut", löst zunehmend die antiquierte Form des Frontalunterrichts ab. (Foto: CDI)
Die "FTO Bad Homburger Akademie" ist die einzige in Hessen anerkannte Ausbildungsstätte durch die Europ-Sekretärin- Akademie ESA Wien. Diese Ausbildung richtet sich speziell an Abiturientinnen. (Foto: J. Roewer)
Neben der vielseitigen Sekretärinnenausbildung bietet die "Private Berufsakademie Hartnack- Schule" auch spezielle Schreibmaschinenkurse.(Foto: J. Roewer)
GELSENKIRCHEN. Luchino Visconti hatte bei seiner Verfilmung von Thomas Manns Erzählung "Der Tod in Venedig" 1971 das Schöne von vornherein als des Schrecklichen Anfang deutlich gemacht. Die unheilvoll vor dem Dampfer auf Venedig zutreibende schwarze Rauchwolke und das Adagietto von Mahlers fünfter Symphonie verbanden sich zu einem opto-akustischen Sog, aus dem es für den Ferienreisenden Gustav von Aschenbach so wenig wie für den Sehbetrachter im Kino ein Entrinnen gab. Das Ende, als dem in der Maske Gustav Mahlers agierenden Dirk Bogarde das von einem Frisör aufgelegte Rouge im Cholerakrampf auf dem Gesicht mit Schweiß zerfloß, ließ den Tod musikalisch in die Verklärung übergehen. Mit Mann hatte das wenig zu tun, aber schön war's.
Als Benjamin Britten mit seiner Librettistin Myfanwy Piper - nach glaubhafter Versicherung ohne Kenntnis von Viscontis Film - im selben Jahr daran ging, die Novelle in eine 1973 beim Aldeburgh Festival uraufgeführte Oper umzuwandeln, wählte er eine weniger spektakuläre Erzählkammer. Sein Aschenbach, wie bei Mann ein mit fünfzig Jahren geadelter Dichter und nicht wie bei Visconti ein Komponist, stellt sich zu Beginn in München mit den Symptomen einer Schreibstörung vor.
Wir hören eine Folge von aufsteigenden Ganztonschritten, die eine Zwölftonreihe bilden. Gleichzeitig wird mit diesen Tönen die Tonalität E-Dur etabliert, in der dann der singende Dichter seine Visitenkarte abgibt: "Ich, Aschenbach". Am Ende des ersten Akts findet der in die größte Sinnkrise seines Lebens gestürzte Dichter wieder zu dieser Tonalität, als er sich zu seiner homoerotischen Neigung bekennt. Fasziniert von der anmutigen Schönheit des polnischen Knaben Tadzio singt er in sich selbst hinein sein Bekenntnis "Ich liebe dich".
Am Schluß der Oper, als der Knabe an dem Sterbenden noch einmal vorbeigeht in ihn - allerdings nicht in Gelsenkirchen - wie ein Todesbote auf seinem Weg ins Meer zu sich winkt, ist Aschenbachs tonale Visitenkarte getilgt. Wir hören nur das im zarten Vibraphonklang dem Knaben zugeordnete A-Dur. Der Zusammenhalt beider Tonarten, in der klassischen Harmonielehre die Spannung zwischen Dominante und Tonika, wird der Musik vorenthalten: Beide Tonarten sind nicht als Zusammenhang hörbar, sie bleiben voneinander getrennt wie die Sphären Aschenbachs, der nie das Wort an den Knaben richtet, und dieses Jünglings, den Britten mitsamt seinem Gefolge von Tänzern darstellen läßt.
Als akustischen Zusammenhang hören wir A- und E-Dur jedoch einmal: im Traum Aschenbachs. Es ist die dreizehnte von insgesamt siebzehn Szenen der Oper. Aschenbach, der sich unter dem sinnlichen Eindruck des schönen Knaben von seiner Schreibstörung allmählich befreit und Platons Phaidros-Dialog zum Anlaß eines konstruktiven Nachdenkens über den Zusammenhang von Kunst und Schönheit nimmt, erlebt visionär einen Streit zwischen den Göttern Apollo und Dionysos. Er selbst hat aus Angst vor der eigenen Schwäche und Verführbarkeit um sich die Aura des Haltungsethikers und Leistungsmoralisten aufgebaut, mit dem Ideal apollinischer Klarheit von Form und Gedanken.
Sein Leitgott, von Britten mit der ephebischen Klanggestalt eines Countertenors (Adolfo Llorca) ausgestattet, plädiert für Vernunft, Schönheit und Form, während Dionysos - die Zusammenfassung aller Gegenfiguren Aschenbachs - dem Dichter zuruft, sich endlich den dunklen Seiten des Lebens zu öffnen, nicht mehr vor dem Abgrund zurückzuschrecken. Beide Götter beginnen ihren Disput in A-Dur, der Tonart Tadzios, aber langsam wechselt die Orchesterbegleitung über nach E- Dur. Es ist Aschenbachs Tonart, in der der Dichter erwacht und seine Lage erkennt. Er läßt sich vom Hotelfrisör Rouge auftragen und sucht - vergeblich - die Annäherung an den Knaben.
In Gelsenkirchen wird dieser Götterdialog als kriegerische Niederlage Apollos und Sieg des Dionysos gezeigt. Und über dem Geschehen, in das Tadzio und seine kindlichen Mitspieler eingebunden sind, sehen wir als Projektionen eine Bücherverbrennung und den Aufmarsch faschistischer Paraden. Aschenbach, der bei Britten musikalisch erkennt, daß dichterische Formstrenge und homoerotische Sehnsucht komplementäre Phänomene seines Lebensproblems sind, wird hier zum Dionysiker gemacht, dessen Irrationalität alle Dämme der Wohlanständigkeit brechen läßt. Ist Gustav Aschenbach ein Vorbereiter des Faschismus?
Das Programmheft liefert die Erklärung: Aschenbachs unterdrückte Homosexualität wird dort - unter Bezug auf Thomas Manns Aufsatz "Bruder Hitler" - als Antizipation totalitären Gedankenguts hingestellt. War Hitler etwa ein schwuler Bruder? Nun ist nicht zu bestreiten, daß in Thomas Manns erzählerischem Werk der Zusammenhang zwischen Kunstanspruch, Trickkunst und Faschismus eine Leitlinie bildet vom "Tod in Venedig" über "Mario und der Zauberer" hin zum "Doktor Faustus". Das läßt sich beispielsweise über eine Analyse der Funktion des Erzählers nachweisen - nur nicht in Brittens Oper, da Aschenbach dort als Handelnder und Erzählender zugleich fungiert. So plädiert Wolf Widder in seiner Inszenierung für die Gleichzeitigkeit oder den Kausalzusammenhang von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben. Abgesehen davon, daß Aschenbach sich ja zu seiner Veranlagung bekennt, wenngleich er nicht mehr in der Lage ist, sie auch zu leben. Dabei sind durchaus Qualitäten zu konstatieren. Jean Bauer hat die Bühne so eingerichtet, daß die Zeit- und Ortssprünge der im Grunde einer filmischen Schnitt- und Blendendramaturgie folgenden Oper kontinuierlichen Fluß ohne störende Umbaugeräusche gewinnen. Der Vordergrund ist diagonal geteilt: Vor einer festen Landfläche befindet sich eine sandige Ebene, die der für das Stück wichtigen Metapher der Sanduhr gerecht wird und gleichzeitig für das Venedig durchfließende Wasser steht. Wenn Aschenbach, vom Frisör geschminkt, das Lied jenes auf jung getakelten alten Gekken intoniert, den er auf der Schiffsreise nach Venedig noch verachtet hatte, springt Mario Brell in seinem Diagonallauf über die Bühne von dem beide Sphären trennenden Steg immer wieder in den tiefer gelegenen Sand: eine schöne szenische Chiffre für Aschenbachs Grenzüberschreitung.
Die musikalische Verantwortung für die behutsam gekürzte Partitur liegt bei Neil Varon in zuverlässigen Händen, aus den vielen kleinen Partien ragen Ines Krome als Erdbeerverkäuferin, Joachim Gabriel Maaß als der Angestellte im Reisebüro heraus, der Aschenbach über den Ausbruch der Cholera informiert, ganz hervorragend sind die beiden Protagonisten besetzt. Hubert Bischof, der schon in der Darmstädter Inszenierung von Kurt Horres geglänzt hatte, spielt die dämonischen Gegenfiguren Aschenbachs; den mit dem Thyrsosstab auftretenden Reisenden, der Aschenbach auf einem Münchner Friedhof die Idee zu Venedig- Reise eingibt, den ältlichen Gecken auf dem Schiff, den zwielichtigen Gondoliere, den Hotelmanager, den Coiffeur, den Anführer der Straßensänger und den Gott Dionysos, dessen Auseinandersetzung mit Apollo über Mikrofone und Lautsprecher so verzerrt erklingt, wie die Szene inszeniert wurde. Daß die dem Dionysos statt dem Tadzio angepappten Flügel des Hermes-Psychagogos am Ende realistisch als Plunder des Hotels abtransportiert werden, ist ein weiteres Indiz für das Mißlingen der entscheidenden Traumszene.
Mario Brell fügt mit dem Aschenbach seinen vielen Charakterrollen eine weitere triumphal zu. Nicht mit dem Obertonreichtum des Uraufführungssängers Peter Pears aufwartend und viele seiner Klavier-Rezitate an dem im Vordergrund schief aufgebauten Schreibpult nicht singend, sondern sprechend, vermißt er die ganze Strecke dieses Staatskünstlers in den Abgrund. Eine Leistung, die inmitten des langanhaltenden Premierenbeifalls zu Recht mit Ovationen herausgehoben wurde. Doch für die Inszenatoren gab es auch Buhs. ULRICH SCHREIBER
(Weitere Aufführungen geplant für den 23. und 28. Januar.)
Daß der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) im Jahre eins seines Bestehens vor allem negative Schlagzeilen gemacht hat, liegt daran, daß er die Crux des öffentlichen Rundfunks auf die Spitze getrieben hat: Der neue Sender hat sich unter Führung seines ausgewiesen konservativen Intendanten Udo Reiter ganz in parteipolitische Hände gegeben. Die CDU und partiell auch die FDP der drei beteiligten Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten ihre Finger im Spiel, von der - einstimmigen, aber formaljuristisch umstrittenen - Wahl des Intendanten, vormals Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks, bis hin zur Bestellung der bekannt unionsnahen Führungscrew: Henning Röhl, zuvor umstrittener Chef von ARD-aktuell, als Programmdirektor, NDR-Chefredakteurin Ulrike Wolf als Funkhausdirektorin nach Dresden, NDR-Kollege Ralf Reck in gleicher Funktion nach Magdeburg; Ex-Bild- Mann Wolfgang Kenntemich wurde nach nur zehn Monaten TV-Erfahrung beim BR Chefredakteur Fernsehen.
Einzige Ausnahme: Hörfunkdirektorin Carola Sommerey von Radio Bremen, die als SPD-nahe gilt. Daß die Direktoren noch dazu fast ausnahmslos aus dem Westen kommen - bis auf Barbara Molsen, die vom ehemaligen Deutschen Fernsehfunk (DFF) in Ost-Berlin auf den Stuhl der Leiterin Kultur und Wissenschaft kam, stellvertretende Programmdirektorin wurde und als politisch farblos gilt - sorgte zusätzlich für böses Blut bei Mitarbeitern, Oppositionspolitikern, Zuschauern.
Darüber gerieten die beachtlichen Leistungen des MDR fast aus dem Blickfeld: Innerhalb weniger Monate stampften Intendant Reiter und seine Mannschaft sechs Hörfunkprogramm und das Dritte Fernsehprogramm aus dem Boden, mußte die Zulieferung an die ARD aus dem Nichts organisiert werden. Trotz der Vorläufer wie Sachsen-Fernsehen oder Radio Thüringen, die sich nach der Wende organisiert hatten, gab es wenig brauchbare Infrastruktur, waren doch der Ex-DDR- Sender DFF ebenso wie der DDR-Hörfunk zentralistisch aus Berlin organisiert.
Auf große Teile der vorhandenen Technik wäre das Deutsche Museum stolz, so ein Ausspruch Reiters. Das Personal der Nach-Wende-Sender konnte entgegen ursprünglicher Ankündigungen nach politischer Überprüfung weitgehend übernommen werden. Inzwischen ist der Mitarbeiterstab auf rund 1800 angewachsen, 90 Prozent Ost, 10 Prozent West - wobei die hierarchische Verteilung nach wie vor äußerst ungleichwichtig ist. Etwa 2100 Mitarbeiter sollen es werden - für eine Dreiländer-Anstalt nach ARD-Maßstab "extrem wenig", so Reiter, der bei Amtsantritt eine "schlanke Anstalt" angekündigt hat.
Daß sie nicht zu schlank werden kann, dafür sorgt der MDR-Staatsvertrag. Er schreibt dem Sender genau vor, welche Bereiche er wo installieren muß: Neben drei weitgehend programm-autonomen Landesfunkhäusern in Dresden, Magdeburg und Erfurt muß die Zentrale mit Intendanz, Verwaltung und TV-Produktion in Leipzig angesiedelt, der zentrale Hörfunk jedoch nach Halle und die Werbung nach Erfurt ausgelagert werden. Nachdem der MDR zunächst in insgesamt 47, über drei Bundesländer verstreute Ausweichquartiere einziehen mußte, sollen in diesem Jahr die Neubauten in Angriff genommen werden. Ob die offiziell genannten Summen, die zwischen einer und 1,4 Milliarden Mark schwanken, für die Investitionen ausreichen werden, muß sich allerdings noch zeigen.
Kritiker innerhalb der ARD sehen den baulichen Aufwand trotz föderalem Auftrags als überzogen an. Einen wesentlichen Anteil wird die Anschubfinanzierung tragen, die über die Rundfunkgebühren aus dem Westen kommt und für den MDR in den nächsten Jahren insgesamt 570 Millionen DM ausmacht. Als viertgrößte ARD-Anstalt hat die MDR derzeit ein Gebührenaufkommen von rund 515 Millionen DM jährlich; hinzu kommen Einnahmen aus der Werbung, die im Fernsehen, wie bei allen Öffentlich-Rechtlichen, extrem schlecht läuft, im Hörfunk dagegen, wo sich die private Konkurrenz erst etablieren muß, bislang ausgebucht ist war.
Mit den Einschaltquoten zeigte sich Reiter in seiner Bilanz ein Jahr nach dem Sendestart zufrieden. Insbesondere das eigene MDR-Fernsehprogramm komme gut an, wie die längste Einschaltdauer innerhalb der ARD-Dritten beweise. Zum Renner mit über zehn Prozent Einschaltquote hat sich die Nachrichtensendung "MDR aktuell" um 19.30 Uhr entwickelt; die auseinandergeschalteten, regionalen Informationsprogramme kommen unterschiedlich gut an, mit dem wohl am professionellsten gemachten "Sachsen- Spiegel" an der Spitze. Beliebt sind auch die vom DFF übernommenen und zum Teil leicht modifiziert weitergeführten Sendungen, allen voran der Publikumsliebling "Sandmann", aber auch Unterhaltungsangebote wie "Außenseiter - Spitzenreiter", "Glück muß man haben" oder "Je t'aime - wer mit wem?". Das Publikum brauche solche bekannten Sendungen als Indentifikationsmöglichkeit, so Programmdirektor Röhl, zumal die extrem westlastigen Vorabend-Serien wenig Anklang finden.
Innerhalb des Ersten hat der MDR in seinem ersten Jahr einen Anteil von fünf Prozent zugeliefert; in diesem Jahr soll er mit über neun Prozent schon nahe an die Endmarge von 10,5 Prozent steigen. Eingeklinkt hat sich der MDR beispielsweise in die Tatort-Reihe oder in den Kultur- Report; nachdem der DDR-Unterhaltungsshow "Ein Kessel Buntes" trotz Lifting der Einschaltquoten-Erfolg versagt blieb, wie man nun mit der Fernsehrevue "Meine Show" im Ersten präsent sein. Eine besondere Duftmarke will das politische MDR-Magazin "Fakt" setzen, das sich ausdrücklich als nicht parteipolitisch versteht, bisher jedoch nicht durch besondere Leistungen, in welcher Richtung auch immer, aufgefallen ist.
Ärger gab es um die Plazierung des Dresdener Magazins. Die ARD-Oberen hatten den Donnerstag abend als Ausweichtermin für zwei Politsendungen schaffen wollen, um am traditionellen Magazin-Montag den Sechs-Wochen- Rhythmus zu vermeiden. Daß sie dafür ungeschickterweise ausgerechnet die beiden aus dem Osten Deutschlands kommenden Magazine "Fakt" und "Kontraste" ausgewählt hatten, führte zu einem heftigen Kampf hinter den Kulissen. "Fakt" dürfe nicht ins Getto, nicht aus den innenpolitischen ARD-Magazinen ausgegrenzt werden, so der Aufschrei aus Leipzig, der letztendlich erfolgreich war.
Krach in der ARD, wo manche Programmmacher im Westen durch zwei neue Landesrundfunkanstalten ihre Pfründe davonschwimmen sehen, gab es auch aus anderen Gründen: Ob um Sendeplätze - so wurde dem MDR ein Brennpunkt zum Top-Ost-Thema Treuhand-Entlassungen verwehrt - oder um Korrespondentenstellen. Im November übernahm der MDR als erstes Auslandsstudio Neu-Delhi, er erhebt aber Anspruch auf weitere Besetzungen in den politischen Hochburgen wie Washington, Moskau, Brüssel, London oder Paris, wollte neue Stellen etablieren in Kiew und Los Angeles. Für Schlagzeilen sorgten auch interne Querelen, wie die Ausladung des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, durch das Magdeburger Funkhaus.
Das Verhältnis des MDR zu den benachbarten ARD-Anstalten ist sehr unterschiedlich ausgeprägt: Mit dem SFB wird das Dritte inzwischen tagsüber gemeinsam gefahren - schließlich ist Intendant Günther von Lojewski als CSU- Mitglied ein akzeptabler Partner, trotz seiner immensen Schwierigkeiten, aus dem westgestrickten Großstadtsender eine Stimme auch für sein ostdeutsches Publikum zu machen. Der kleine, ebenfalls neue Nachbarsender Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB), scheint dagegen für die MDR-Oberen ein im wahrsten Sinne rotes Tuch zu sein; hier laufen lediglich ein paar kleinere Coproduktionen, vor allem im Kinderprogramm.
Im Hörfunk kann der MDR mit auf die besten Einschaltquoten innerhalb der ARD verweisen. Das wird sich, räumt Reiter ein, allerdings ändern, wenn die private Konkurrenz erst einmal aus den Startlöchern gekommen ist. Am erfolgreichsten sind die drei Länderprogramme auf MDR 1 mit knapp 42 Prozent, sowie das Programm MDR life, von dem Kritiker sagen, daß es als seichter Musikteppich die kommerzielle Machart bereits vorweggenommen habe. Mehr Zuspruch als erwartet hat auch der Nachrichtenkanal MDR info, den Reiter nach dem Vorbild des von ihm erfundenen B5 aktuell aus München mitgebracht hat.
Dem DFF ist von den Zuschauern in den neuen Bundesländern anfangs heftig nachgeweint worden. So ganz hat es der MDR mit all seinen Hörfunk- und Fernsehprogrammen wohl nicht geschafft, zum Haussender der Sachsen, Anhaltiner und Thüringer zu werden. Selbst Reiter räumt im Gespräch ein, daß anfangs viel Porzellan zerschlagen worden ist mit der überfallartigen Westmanier. Doch während bei einigen westimportierten Programmverantwortlichen Nachdenklichkeit eingekehrt ist - Programmdirektor Röhl beispielsweise regt sich darüber auf, daß seine Kollegen aus dem Westen kommen und den MDR&rquote;lern zeigen wollen, wie man Fernsehen macht - so stiefeln genügend andere noch als Elefanten im Porzellanladen herum, vor allem in Kenntemichs Bereich Politik und Zeitgeschehen.
Doch letztendlich ist ja nicht nur die Reaktion des Publikums wichtig - das gerade im Fernsehbereich keine Alternative zum MDR hat, denn im ZDF findet der Osten nur sporadisch, bei den Privaten überhaupt nicht statt. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf sagte kürzlich zu Reiter, der MDR sei eine Erfolgsstory - "Und das hat mich schon sehr gefreut", so der Intendant. sip
Kurz gemeldet
Gesundheitsreform Über Vor- und Nachteile des neuen Gesundheitsstrukturgesetzes, das seit Jahresbeginn in Kraft getreten ist, referiert am Montag, 25. Januar, 20 Uhr, die SPD- Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich- Walch im AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstraße 93. Kochkurs für Paare Unter fachkundiger Leitung können junge und junggebliebene Paare lernen, wie einfache Gerichte oder ganze Menüs arbeitsteilig auf den Tisch gezaubert werden. Der Kurs beginnt am 4. Februar 1993 und findet an weiteren drei Abenden: 11., 18. und 25. Februar jeweils ab 17.30 Uhr statt. Der Kostenbeitrag beträgt 65 Mark. Anmeldungen unter Telefon 79 11-23 55 oder -23 56. Selbsthilfe im Überblick Einen Überblick über Selbsthilfegruppen liefert das Buch "Selbsthilfe Spektrum Rhein-Main", das jetzt als Neuauflage erschienen ist und über die folgende Adresse kostenlos bezogen werden kann: Universitätsklinikum Frankfurt, Beratungsstelle Selbsthilfegruppen, Psychosoziale Ambulanz im Haus 56, Theodor- Stern-Kai 7, Frankfurt 70, Telefon 63 01-74 80. Keine Polizei-Musikschau Der Polizeisportverein Grün-Weiß wird in diesem Jahr keine Sport- und Musikschau veranstalten. Das teilt die Geschäftsstelle des Vereins mit, die in den letzten Wochen mit Anfragen nach dem Termin für die beliebte Veranstaltung überschüttet wurde. Die nächste Schau sei erst für den März 1994 geplant.
BERLIN. Walter Benjamin, dieser Widergänger der Moderne, stimuliert die interpretierende Phantasie um so stärker, je vieldeutiger sein Werk sich im Lauf der Zeit entfaltet. Solche Aneignung, befreit aus der marxistischen wie der theologischen Engführung, bedarf auch der Bilder, die zum ihm hinführen. Das hatte das Werkbund-Archiv Berlin in seiner schönen, geradezu zärtlichen Ausstellungsfolge 1990 exemplarisch gezeigt.
Auf ähnlichen Spuren, wenn schon mit weniger Efolg, wandelt nun eine Projektgruppe der Universität Bremen, die ihre Arbeitsergebnisse zum fragmentarischen "Passagen"-Werk zuerst im Goethe-Institut Paris, nun in der Berliner "Künstlerwerkstatt im Bahnhof Westend", zu Gast bei der Karl-Hofer-Gesellschaft und der HdK zeigt, umrahmt von Vorträgen und Konzerten. Im kostbar gedruckten, mit bibliographischen Angaben geizenden Katalog zu dieser Ausstellung, die kleiner schon in Bremen zu sehen war, nach Mainz weiterreisen wird, werden Benjamins Überlegungen zu den Pariser Passagen als einer typischen Bauform des 19. Jahrhunderts fortgesponnen, mit mehr oder weniger plausiblen Interpretationen. Dazu hat der Maler und Zeichner Wolfgang Schmitz collageartige Papierarbeiten gemacht, die zwar einiges von seinem intimen Umgang mit Benjamins Werk verraten, als künstlerische Hervorbringungen aber ziemlich chaotisch geraten sind.
Wichtiger als diese problematische Annäherung, die in der Ausstellung freilich den meisten Platz einnimmt, sind Photos der Pariser Passagen des französischen Photographen Robert Doisneau und des Berliner Architekturhistorikers Johann Friedrich (Jonas) Geist, der sich nicht allein auf Pariser Beispiele beschränkt. Ihm verdanken wir das umfangreiche Standardwerk zum Thema "Passagen". Er hat schon 1966/67 zahlreiche dieser überdachten Straßen photographiert, in französischen, belgischen, englischen und italienischen Städten, einige davon sind inzwischen der Abbruchwut der Nachkriegszeit zum Opfer gefallen. Der Unterschied zwischen dem imperial-klassizistischen Typ, etwa der "Galleria Vittorio Emmanuele" in Mailand, und den formal zahlreichen, oft verspielten Passagen in Paris, auf die Benjamin sich vor allem stützte, wird in Geists strengen, kühlen Photos wünschenswert deutlich. Zum Teil hat er die gleichen Durchgänge aufgenommen, die Doisneau (geboren 1912) noch in den achtziger Jahren gleichsam katalogisiert hat, zu einer Zeit also, als ihre ideologische Funktion längst unsichtbar geworden war, ihre merkantile Aufgabe erledigt zu sein scheint.
Kleine Läden, Antiquariatsbuchhandlungen, am Ende das eine oder andere preiswerte Hotel, Bric-à-brac abgelebter Epochen: Doisneau hat das alles mit großer Zuneigung festgehalten, zuweilen auch die Menschen, die sich in diesen Passagen heute bewegen; unvergeßlich in einem Photo von der Passage Jouffroy, das im Vordergrund eine schöne junge Maghrebinierin zeigt, im Hintergrund einen uralten, kleinen, weißhaarigen Franzosen, der höchst mißtrauisch blickt. Der Unterschied in den Photos ist aufschlußreich: Doisneau bleibt ein Menschenphotograph, auch wenn Architektur sein Thema ist, er sucht die Spuren der Verwandlung, hier die in ein kleinbürgerliches Milieu, das Spuren vergangener Größe bewahrt und zugleich dementiert; Geist ist vor allem anderen an Strukturen interessiert. Dieser beiden Photoserien wegen ist die Ausstellung sehenswert.
Auch eine andere, mit über dreihundert Photos gewiß zu groß geratene (und unübersichtlich gehängte) Ausstellung verdankt sich einer universitären Projektgruppe, diesmal der Hochschule der Künste zu Berlin, die unter der Leitung des Mode-Designers Uli Richter (einst Berlins einflußreichster Couturier) und des Photographen F. C. Gundlach "Berlin en vogue" in der Berlinischen Galerie (und später in München und Hamburg) zeigt. Ältere Damen (nicht bloß "Wilmersdorfer Witwen"!) wandern nostalgisch verzückt an den Zeugnissen der Berliner Mode seit dem Beginn des Jahrhunderts vorbei, junge Pärchen in Parka und Jeans kichern gelegentlich und sind dann doch fasziniert von Abendroben und Tailleurs, die sie selbst dann nicht tragen würden, wenn sie es könnten. Ihnen dürfte das zeitlich letzte Photo, das Götz George als Schimanski beim Sprung über einen Zaun in der von ihnen bevorzugten Einheitskluft, vom Designer versteht sich, am meisten sagen! Wer die Ausstellung gesehen und den kiloschweren Katalog gelesen hat, weiß beinah alles über Mode in der Hauptstadt, in den Halbstädten und heute.
Uns erscheint wichtiger, was aus dieser Schau an gesellschaftlichen Veränderungen ablesbar ist und wie es sich auf die Photographen übertragen hat, jene, die nur ein Model ablichteten und dafür sorgten, daß die jeweilige Robe ins rechte Licht kam, und die anderen, die etwas von den Umständen, der jeweiligen geistigen und politischen Situation ins Bild brachten. Da gibt es ein Photo von Willinger (Vorname fehlt ebenso wie die Angabe, ob es sich um ein Modehaus oder einen Photographen hangelt), das drei Damen in "Trottoirkleidern" um 1912 zeigt: Die Nähe zu Ernst Ludwig Kirchners Potsdamer-Platz-Bildern ist schlagend, gleich als hätte der Maler sich ausgerechnet dieses Modebildes oder der darauf Abgebildeten bedient, was eher unwahrscheinlich ist.
Auf einem Photo des Chronisten Friedrich Seidenstücker von 1929 paradieren nackte Schaufenster-Puppen, deren Körper und Köpfe dem Kanon der "Neuen Sachlichkeit" gehorchen, in den Photos des später emigrierten Martin Munkácsi wird die "feine Gesellschaft" der dreißiger Jahre erstaunlich lebendig. Gleich nach 1933 ändert sich das "Klima" auch der Mode erheblich. Hedda Walters "Moderennen" von 1937 etwa macht die drei Amazonen als Pendant ihrer schwarz uniformierten Galane (nicht im Bild!) kenntlich. Die formalen "Funde" der zwanziger und dreißiger Jahre (die Diagonale als "Bauprinzip") werden auf eine unheimliche Weise "arisiert" - die großbürgerliche Attitüde wird auf spießbürgerliche Weise bloß noch nachgeahmt. 1942 sieht ein "sportliches Kostüm" (das auf "Spinnstoffkarte" gewiß nicht zu bekommen war) aus wie eine Uniform.
Das Blond-Forsche hat sich weit in die "Aufbaujahre" der Bundesrepublik (und Westberlins) gehalten, nur wenige Couturiers, wie Uli Richter und Heinz Oestergaard, haben es verstanden, sich vom aufgedonnerten Kleinbürgermuff zu lösen (Vergleiche ihrer Kollegen mit den großen französischen oder italienischen Häusern verbieten sich in aller Regel ohnedies). Die Photographen hingegen paßten sich den gültigen internationalen Standards so rasch an, wie früher den völkischen Vorgaben, häufig sind sie sehr viel besser als das, was sie zeigen (müssen). Ihre Arbeiten wirken heute um so interessanter, je mehr sie sich auf ihre Modelle als menschliche Wesen eingelassen haben, was natürlich sehr viel einfacher war, wenn es darum ging, Stars und Sternchen von Film (und bald auch Fernsehen) in Schale abzubilden.
Um Menschen, nur um sie, geht es dem italienischen Photographen Giuseppe Morandi, der zwischen 1956 und 1991 "Gesichter der Po-Ebene" festgehalten hat und in ihnen die rapide, unaufhaltsame Veränderung eines Lebenskostüms, das Bertolucci in seinem Film "1900" noch als beinah intaktes dingfest gemacht hat. Morandi, Angestellter einer kleinen Gemeinde in der Nähe Cremonas, hat die photographiert, die er kennt, die Landarbeiter und Handwerker, sie haben immer gewußt, daß sie porträtiert werden. Folgerichtig hat er ihre Namen als Titel der Photos benutzt, sie waren nie bloß "Objekte". Morandi ist ihnen gefolgt in die Stadt, als Handarbeit auf den weiten Ebenen zu teuer wurde für die Grundbesitzer, sie auf Maschinen umstiegen.
Man sieht die Menschen altern auf seinen Bildern, und man sieht auch eine junge Generation, die - freier als die ihrer Eltern - mit den nicht von ihnen, sondern den Vorfahren erkämpften Rechten wenig anzufangen weiß; sie hängt in den Gräten, als sei ihre Wirbelsäule aus Gummi. Klar, daß dem 1937 geborenen Morandi die Älteren näher sind, aber sein Blick bleibt auch dann neugierig, seinen Leuten zugewandt, wenn er kritisch wird, bei den Jungen, aber auch bei der Provinz-Bourgeoisie, die er in Cremona und Mantua vor die Kamera holt, weil das ländliche Leben zu Ende ist. Diese von der "Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst" (NGBK) nach Berlin geholte Ausstellung eines in Italien inzwischen längst bekannten Photographen ist womöglich die schönste, humanste unter den vielen mit Photos, die es zur Zeit in Berlin gibt. Daß Morandi in aller Bescheidenheit ein bedeutender Künstler ist, begreift jeder, der seine Arbeiten sieht.
Ähnlich neugierig, ähnlich registrierend, sind neue Arbeiten von Ulrich Wüst, die die NGBK an anderem Ort ausstellt. (Beide "Projekte" sind, nebenbei bemerkt, Musterbeispiele einer konstruktiven Kulturarbeit in den Bezirken, sie sind in den kommunalen Galerien von Neukölln und Schöneberg zu sehen.)
"Abschlußball" heißt die Ausstellung nach einer der vier Serien von Ulrich Wüst, geboren 1949 in Magdeburg, ursprünglich Stadtplaner, seit ein paar Jahren freier Photograph. Die Titelserie bildet nur die Köpfe junger Leute ab, die er auf dem Abschlußball einer Tanzschule 1992 im Ostteil Berlins vor die Kamera geholt hat, alle gleich groß, alle im gleichen Blickwinkel. Was Stefan Moses mit inszenierten Porträts aus der gerade zu Ende gegangenen DDR gelungen ist, gelingt auch Wüst: die Charakterisierung eines Menschentypus, der selbst in seinen jugendlichen Exemplaren Jahre brauchen wird, um die Prägung loszuwerden, die ihnen - und ihren Eltern - über vierzig Jahre lang aufgedrückt wurde. In einer zweiten Serie hat Wüst "Fundstücke aus der Zeit der Hoffnung 1945-1950" aufbewahrt: Zeitungsausschnitte, Plakate, lauter "Sekundärmaterial", das sich irgendwo erhalten hat und nun im Rasterdruck, der ihm eingeschrieben bleibt, sich selbst widerspricht. Dieser Folge eines so geduldigen wie scharfen Hinsehens und Auswählens entsprechen die "Notizen" von 1984/85, in denen mit demselben genauen Blick die Trostlosigkeit des verordneten Lebens, die Öde der kleinen Freuden, die Verwahrlosung der Umwelt festgehalten wird, kalt beobachtend und zuweilen voller Trauer.
Die versteckt sich in der Serie "Nachlaß" von 1991/92 hinter einem Höchstmaß an Objektivität: Wüst hat die Hinterlassenschaften eines alten Mannes aufgenommen, die der, ins Altersheim abgeschoben, zurücklassen mußte: Einmachgläser, Teegeschirr, eine Flasche Möbelpolitur, eine uralte Nachttischlampe mit Tütenschirm, lauter "Dinge", alle auf demselben Tischtuch, aus derselben Distanz aufgenommen, eine Bild-Kartei des beschädigten Lebens. Allein die Farbe, die Wüst hier gegen seine sonstige Übung zuläßt, gibt ihnen eine distanzierte Würde, hält die Spur einer verblichenen Existenz fest. Optimistisch ist da nichts. Wüst ist ein Photograph, dessen "Effekte" sich allein einer forschenden Neugier verdanken, die es genau wissen will.
Das gilt auch für die Photos des 1945 in Berlin geborenen Michael Schmidt, den die Galerie Springer nun zum zweiten Mal ausstellt. Kennzeichen seiner Photos von Stadtlandschaften ist jeweils eine Großform im Vordergrund: eine Hauswand, ein Zaun, sie verstellt in ihrer dunklen, körnigen Struktur den Himmel und die (Plattenbau-)Häuser des Hintergrunds. Die Metaphorik ist klar: eine verrammelte Welt. Der strengen Bauform seiner Photos widerspricht eine gewollte, leichte Unschärfe aller Konturen, gleich als habe Schmidt darin etwas von einer Milde bewahren wollen, für die es in diesen "Landschaften" keinen Anhaltspunkt mehr gibt. Dem entsprechen die paar Porträtphotos, die skeptische, verschlossene Gesichter zeigen. Von Wüst, Schmidt und ein paar ihresgleichen kann man lernen, wie es "um uns steht", so wie aus Morandis Photos, diesen treuen Reportagen des Verlorenen, eine Humanität leuchtet, die sich nicht verstecken muß.
ROLAND H. WIEGENSTEIN
"Berlin en vogue", Berlinische Galerie, bis 4. April. Giuseppe Morandi: "Gesichter der Po-Ebene", NGBK, Galerie im Saalbau, Neukölln, bis 28. Februar. Ulrich Wüst: "Abschlußball", NGBK, Haus am Kleistpark, Schöneberg, bis 7. 2. Michael Schmidt: "Photos", Galerie Springer, Fasanenstraße, bis 28. 2. "Passagen - Nach Walter Benjamin", Künstler-Bahnhof Westend, noch bis 31. Januar.
NEW YORK. Arthur Miller hat sein neues Stück "The Last Yankee", das jetzt in New York uraufgeführt wurde, eine "Komödie über eine Tragödie" genannt. Die Tragödie sei "unsere Art zu leben". Der 77jährige, der mit Stücken wie "Hexenjagd" und vor allem "Tod eines Handlungsreisenden" einige der wichtigsten amerikanischen Dramen dieses Jahrhunderts schrieb, liefert diesmal eine eindrucksvolle Miniatur: Eine Stunde und zehn Minuten lang folgte das Premierenpublikum im kleinen "Manhattan Theater Club" fast mit angehaltenem Atem seiner Analyse von Abstieg und Depression.
John Heard spielt die Titelrolle des Tischlers Leroy Hamilton, der ein Nachkomme Alexander Hamiltons ist, eines der amerikanischen Gründerväter. Das Stück handelt davon, wie er in einer Heilanstalt seine dort eingewiesene Frau besucht, dabei einen Mann kennenlernt, der in der gleichen Situation ist und zunächst mit ihm, dann auch mit den beiden Frauen über das Leben spricht.
Die völlig private Unterhaltung dient Miller als Brennspiegel, in dem er die pessimistische, nur noch mit mühsamem Gleichmut ertragene Situation der amerikanischen Mittelschicht bündelt. Leroys Vater war noch Anwalt, aber der Sohn wurde Handwerker, weil er das "einfach mochte". Für den Beruf des Vaters war er "einfach zu dumm, denke ich"; aber seine ganze Haltung macht deutlich, daß er besondere Anstrengungen in dieser Gesellschaft nicht mehr der Mühe wert hält.
Die beiden Frauen, gespielt von Frances Conroy und Rose Gregorio, zeigen ein bestürzendes Maß umfassender Rat- und Hilflosigkeit. "Depressiv" nach der Diagnose der Ärzte, "eher verängstigt" nach den Erfahrungen ihrer Männer. Eines der Hauptsymptome war bei beiden, daß sie das Haus nicht mehr verlassen wollten. Leroy hat das Leben mit der Frau, für die er seit 20 Jahren die Einkäufe erledigen mußte, melancholisch gemacht, auch wenn glaubhaft scheint, daß er sie immer noch liebt.
"The Last Yankee" hat bald auch in London Premiere. dpa
Es muß erlaubt sein, das jüdische Selbstverständnis zur Dikussion zu stellen und kritisch zu hinterfragen (FR vom 8. 1. 1993 "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft"). Unerträglich ist aber, wenn dies dazu benutzt wird, den Holocaust zu beschönigen. Jeglicher Versuch, Auschwitz zu verharmlosen, birgt die Gefahr in sich, der Inkarnation des Unmenschlichen den Hauch des Normalen zu geben.
Aktueller denn je gilt auch fünfzig Jahre danach der Satz von Adorno: das wichtigste an Erziehung ist, daß Auschwitz nicht noch einmal sei.
Norbert Schumacher, Münster
Da stellt eine Frau in ihren Publikationen Männerhierarchien in Frage - und schon schickt sich eine der ältesten und stabilsten, die kirchliche, an, die mutige Frau niederzumachen (FR vom 19. 1. 1992 "Die Brüder greifen zum Lehrzuchtverfahren"). Keine Frage, wie dieser ungleiche Machtkampf ausgehen muß - wenn er so ausgeht, wie's unseren Erfahrungen entspricht. Ist von der Kirche etwas anderes zu erwarten, als daß sie sich nach der Logik des Machterhalts für die (männliche) Führungsriege richtet?
Wer Jutta Voss kennengelernt hat, schätzt sie als hochqualifizierte Psychotherapeutin, die die Erkenntnisse ihrer Wissenschaft intelligent und engagiert umsetzt.
Jutta Voss ist phantasievoll. Sie bringt ihre reichhaltige Vorstellungs- und Bilderwelt in ihre analytische Arbeit ein und vermittelt denen, die sich auf sie einlassen, ein ganzheitliches Erlebnis, sinnliche Eindrücke, geistige Anstöße, Linien ethischer Orientierung.
Jutta Voss ist einfühlsam. Sie nimmt sich der Menschen, die sich ihr als Beraterin, Therapeutin, Lehrender anvertraut haben, in liebevoller Fürsorge an.
Aber: Jutta Voss ist auch und gerade eine starke Frau, die sich den Machtansprüchen von Männern nicht unterwirft, sondern eben jene Männer konfrontiert mit ihrer weiblichen Macht, mit der Macht ihrer Gedanken und ihrer Worte, mit der Macht ihrer Gefühle und mit ihrer Kunst, sie erlebbar zu machen: in einer Welt der Klänge, der Farben und Wohlgerüche, der singenden, hüpfenden, wiegenden, stampfenden Tänze; erfüllt von ihrer Phantasie, von ihrer Geist- und Ideenwelt, von ihren kraftvollen Sprüchen gegen Männermacht, gegen sexuelle Beherrschung, gegen die Unterdrückung von Frauen, erfüllt von ihrem leidenschaftlichen Plädoyer für das Wirksamwerden weiblicher Energien, von ihrer sprühenden Lebendigkeit, von ihrer Ausdauer, ihrem Fleiß, ihrer Ernsthaftigkeit, gepaart mit Witz und spielerischer Leichtigkeit, von ihrer Freude am Vor und Zurück, an den tausend Überraschungen, an der weiblichen Inkonsequenz.
Elende Kleingläubigkeit, die sich vor dieser Frau fürchtet, armseliges Männervolk, das den Widerspruch in der Person einer Frau nicht erträgt. Arme Kirche, der die Bürokraten erhalten werden, geistbegabtes, sprühende Leben aber geraubt werden soll.
Die Mitglieder der Lehrzuchtkommission könnten der Kirche einen großen Dienst erweisen, wenn sie dafür sorgen, daß diese Frau wieder und weiter als Therapeutin, als Lehrende, als Seelsorgerin in der Kirche tätig sein kann. Viele Menschen haben in einer sich tagtäglich in dramatischer Weise verändernden Welt immer noch ihre emotionale und geistige Heimat in dieser Kirche. Sie erwarten von den verantwortlichen Lehrern, daß ihnen auf ihre Fragen heute nicht die Antworten von gestern gegeben werden. Man(n) möchte wünschen, daß ihnen Jutta Voss als Pfarrerin erhalten bleibt.
Roland Dietrich (Rechtsanwalt), Nürtingen-Reudern
Nach ihrem mit antisemitischen Klischees operierenden Buch "Das Ende der Lügen" (Siedler-Verlag 1992) ist es kaum erstaunlich, daß Sonja Margolina ihren Beitrag zum "jüdisch-deutschen Masochismus" zu einer Zeit veröffentlicht, in der Ausländerheime brennen, Erinnerungsstätten an die Shoah zerstört werden und judenfeindliche Drohbriefe mit vollem Namen bei den Adressaten eintreffen (FR v. 8. 1. 1993 "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft").
Margolinas Kritik an einer "masochistischen Faszination mit der Einmaligkeit dieses Genozids" koinzidiert mit aktuellen Bemühungen nicht nur konservativer Historiker und Soziologen, die Opfer des Holocaust den Wechselfällen der Geschichte zuzuordnen und sie dort auf dem Friedhof der historischen Trivialität zu begraben. Margolina befindet sich voll also im Trend des politischen Zeitgeistes.
Ein Blick in die Fachliteratur hätte die Autorin davon überzeugen können, daß das Beharren auf den "sechs Millionen" nicht das Werk jüdischer Wissenschaftler ist, um es als Druckmittel gegen die Deutschen zu verwenden. Die Zählebigkeit des Herunterrechnens ist auch nicht den Rechtsextremisten geschuldet, wie Margolina annimmt. Sie ist vielmehr dem kollektiven Beharren einer "Volksgemeinschaft" zuzuschreiben, deren Rechenakrobatik unwillentlich einem Schuldeingeständnis gleichkommt: daß nämlich alle Teile der deutschen Bevölkerung die Ermöglichung, Planung und Durchführung der Vernichtung hingenommen haben oder gar an ihr beteiligt waren: Beamte, Juristen, Professoren, Architekten, Geschäftsleute, Handwerker und Soldaten.
Der psychische Entlastungsdrang suchte in der parlamentarischen Debatte um die "Auschwitz-Lüge" Mitte der 80er Jahre ebenso ein Ventil wie heute in der Sucht nach einer "Normalisierung nationaler Identität" im neuen Gesamtdeutschland. Folgerichtig höhnt Margolina gegen die "Ambivalenz der Vergangenheitsbeschwörungen" unter den "Deutschen häufig linker Orientierung, die sich als Verantwortungsträger für die Vergangenheit verstehen", und nimmt zustimmend Joachim Fests verächtliches Verdikt von der "Prise Bitterstoff" auf, "die den Genuß noch steigert, ganz als habe man auch gelernt, daß es das richtige gute Leben erst im falschen gibt".
Ganz im Stile ihres Buches über die Stalin-Zeit, in dem sie sich nach den verständnisinnigen Worten Klaus Hartungs à la Jenninger "zur Schärfung des Blicks die Geschichtsbilder der Antisemiten" aneignet, schreckt Margolina nicht davor zurück, den Juden implizit eine Mitverantwortung an ihrer Ermordung zuzumessen. In Übernahme eines alten Stereotyps geißelt sie eine imaginäre jüdische "Andersartigkeit und Auserwähltheit", die aus einem "Bedürfnis" gespeist gewesen sei, "das tiefe religiöse und kulturelle Wurzeln hatte".
Historisch zutreffend ist jedoch, daß Aufklärung und staatsbürgerliche Emanzipation in Osteuropa auf der Strecke blieben, während der Wille zur restlosen Akkulturation die Juden Deutschlands nicht vor den Gaskammern und Erschießungskommandos rettete. Margolinas Gedenken an "die Austrocknung der jüdischen Kreativität und ihres geistigen Reichtums" als Folge des "Abgang(s) des Judentums von der europäischen Bühne" - in Adaptation von Andreas Hillgrubers doppeldeutigem Essaytitel vom "Untergang des europäischen Judentums" - ruft das wohlfeile Ritual weinerlicher Sonntagsreden in Erinnerung, denen am Montag der politischen Stammtisch auf dem Fuße folgt.
Nicht fehlen darf schließlich der Topos vom "jüdische(n) Desinteresse an brennenden Fragen, die nicht unmittelbar mit der jüdischen Situation zu tun haben". Wer Interpreten jüdischer Existenz wie Margolina liest und hört, darf sich wundern, warum Juden trotz alledem das vermeintliche inklusive Denken und Handeln durch Beteiligung am öffentlichen Leben Lügen strafen. Daß, wie eingewendet werden dürfte, die Autorin aus einer jüdischen Familie stammt, entschuldigt den Tenor ihres Beitrags mitnichten. Anbiederung ist die ärgste Form der Assimilation.Dr. Reiner Bernstein, Düsseldorf
In der klugen Reportage über Hoyerswerda (FR vom 9. 1. 1993 "Später Frühling in Hoyerswerda") findet sich ein eher vager Hinweis auf die 1973 40jährig verstorbene DDR-Schriftstellerin Brigitte Reimann.
Dabei ist ihrem Roman "Franziska Linkerhand", postum 1974 erschienen, heute als Taschenbuch bei dtv immer noch gut zugänglich, viel über Werden und Leben von und in BetonsiloSchlafstätten wie Hoyerswerda-Neustadt zu entnehmen.
Romanheldin Franziska Linkerhand, eine engagierte Architektin und Städteplanerin ("Die Stadt ist die kostbarste Erfindung der Zivilisation, die als Vermittlerin von Kultur nur hinter der Sprache zurücksteht"), meldet sich in die Provinz zur Planung von "Neustadt" und fragt sich am Ende kritisch nach ihrer Mitverantwortung, "denn was hier geschah, ging uns an, Planer und Erbauer der Stadt, und war unsere Sache: unsere Schuld". Der Vorgesetzte der Linkerhand, Schafheutlin, antwortet: "Sie urteilen immer so absolut. Liebeskummer, ein schlechtes Zeugnis, Mißerfolg im Beruf - schon Kurzschluß, Selbstmord, der Fluchtweg schwacher Charaktere, erlauben Sie, dafür können Sie nicht Architekten verantwortlich machen."
Sollte noch in dieser Sichtweise überhaupt Verantwortung übrig bleiben, wird die - wir kennen das - mit dem "Sachzwang"-Argument erledigt: Man hätte es ja gerne anders gewollt, aber . . . Besser noch, wir taten es als andere.
Wer solche Städte baut, hat außen vorgelassen, daß - und Beispiele liefert nicht nur der sozialistische Realismus - in den Worten der Brigitte Reimann, gebaut werden sollte "für Leute, die sich eine Heimat wünschen".
Städtebauer und ihre Hintermänner tragen so ein Stück Schuld mit, wenn Heimatlose auf neue Heimatlose einschlagen.
Auf dem Hintergrund der Ausschreitungen, für die Hoyerswerda nun leider berühmt wurde, lesen sich Reimannsche Sätze wie "Es gibt Abende, sagte ich, an denen die Luft knistert . . . eine Spannung die mir bange macht . . . spüre bloß, es bereitet sich was vor" - gespenstisch aktuell.
Dr. Henning von Vieregge, Eschborn
Das bekannte Sprichwort "jedem das seyne" hat auch eine andere Version: "Jedem die eigene Dummheit". Die FR pflegt offensichtlich die zweite Alternative. Angesichts eines mörderischen Medienkrieges ist es sehr verständlich, daß Medienorgane die Aufmerksamkeit der Leserschaft durch den Abdruck extrem umstrittener Beiträge anlocken wollen (FR vom 8. August 1993 "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft"). "Totale Freiheit" ist aber eine Umschreibung der "Anarchie", und dort regiert die "Dummheit".
Da steht in der ersten Spalte: ". . . im Okzident, wo seit dem Ende des 19. Jahrhunderts das jüdische Kapital eine immer geringere Rolle im Aufbau der modernen Industrie spielte und wo sich Juden im Bürgertum (Bildungsbürgertum) konzentrierten, ohne der Klassenstruktur der Nationalstaaten entsprechen zu können. Als Bildungsbürgertum und in den freien Berufen spielten Juden eine ausschlaggebende Rolle bis zum Holocaust."
Hat denn die FR noch nie von jüdischen Arbeitern oder Bauern gehört? Hat die FR von jüdischen Bankiers oder Fabrikanten oder Kaufleuten und so weiter je gehört? Glaubt die FR, daß die Arisierung lediglich die Ärzte- oder Anwaltspraxen betraf?
Da steht in der zweiten Spalte: "Dem Holocaust ist die Austrocknung der jüdischen Kreativität und ihres geistigen Reichtums zuzuschreiben." Wem ist denn die Austrocknung der Kreativität und ihres geistigen Reichtums der Frankfurter Rundschau zuzuschreiben?!
Da steht in der dritten Spalte: ". . . nicht soundsoviele Millionen, sondern weniger Menschen vergast wurden.
Das ist ausnahmsweise richtig, denn es wurden weniger als sechs Millionen vergast. FR-Autorin Madame Sonja könnte sich fragen, was mit den anderen geschah. Das könnte sie eines Tages endgültig erfahren. Denn auch Antisemiten können schreiben, Juden brauchen sie dazu nicht.
Die Frankfurter Rundschau ist offensichtlich auf dem Weg, Leser von anderswo auszuspannen. Haben Sie nicht ein bißchen Angst vor der Konkurrenz?
Paul Ney, Kassel
STADT UND KREIS OFFENBACH. Zwei Kurse "Krankenpflege in der Familie" bietet das Deutsche Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) an. Dabei sollen sowohl theoretische als auch praktische Grundkenntnisse für die häusliche Krankenpflege vermittelt werden. Die Kurse umfassen jeweils acht Treffen und laufen parallel. Einer beginnt am Mittwoch, 27. Januar, 19.30 Uhr, bei der DRK Ortsvereinigung Hausen, Lämmerspieler Straße 40; der andere am Donnerstag, 28. Januar, 19.30 Uhr, bei der DRK in Offenbach, Spessartring 24. Für DAK-Versicherte ist die Teilnahme kostenlos. Anmeldungen nimmt der DRK- Kreisverband unter der Rufnummer 069 / 8 50 05 - 221 entgegen. pmü
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Bodyguard (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Stalingrad (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (17 und 20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Kevin allein in New York (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Bodyguard (17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus, Marienbader Platz 1: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring, 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Stadtbücherei im Kurhaus: 2. Kinder-Kunst-Ausstellung zum Thema "Igelhans", 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Kronberg. Literarischer Abend der Kulturgesellschaft, Galerie Hellhof, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. SPD-Kulturforum: "Kultur zwischen Ost und West - hat die Politik versagt?", Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117, 19 Uhr.
Wehrheim. Sitzung des Ortsbeirates Wehrheim und des Bau- und Planungsausschusses, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Sitzung des Ortsbeirates Obernhain, Rotkreuzraum der Saalburghalle, 20 Uhr.
Sitzung des Ortsbeirates Pfaffenwiesbach, Alte Schule, 20 Uhr.
Sitzung des Ortsbeirates Friedrichsthal, Bürgerhaus, 18.30 Uhr.
Steinbach. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadtverordneten, Rathaus, 18 Uhr.
Kronberg. SPD-Verkehrsforum, Stadthalle, 20 Uhr.
Königstein. Bürgerinformation über den Gesamtverkehrsplan, katholisches Gemeindezentrum, Pingler-Str., 20 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Bücherbörse, VHS, Elisabethenstraße 4-8, 9 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanzen und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich- Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Haushaltstips, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Kronberg. Musikalisches Mitmachtheater für Kinder ab 4 Jahren: "Mit Summ und Bumm" des "YaYas Klangtheaters", Stadthalle am Berliner Platz, 15 Uhr. Schluckimpfung Königstein. Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, Grundschule, Jahnstr. 1, 18 bis 19 Uhr.
Glashütten. Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, 15.30 bis 16.30 Uhr.
KELSTERBACH. Eine Reihe von Aufträgen an Planungs- und Bauunternehmen hat der Magistrat erteilt. 23 000 Mark werden zur Verfügung gestellt zur Planung der Hauptleitung zur Wasserversorgung "Am Südpark" und "Kleiner Kornweg". 38 000 Mark fließen aus der Stadtkasse für verschiedene Instandsetzungsarbeiten im Stadtgebiet.
Dabei handelt es sich nach Auskunft der Verwaltung vor allem darum, abgesenkte Gehwege zu richten. cas
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 163.
Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.
Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu- Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128.
Oberursel/Steinbach. Stern-Apotheke, Oberursel-Stierstadt, Taunusstr. 24 a.
Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7.
GRIESHEIM. Zwei Monate vor der Kommunalwahl hat die SPD Griesheim ihre Kandidaten der Öffentlichkeit vorgestellt. Dieter Bürger wird erneut für das Stadtparlament kandidieren, Ursula Rüßmann bewirbt sich für ein Mandat im Umlandverband. Für den Ortsbeirat 6 stellt sich Laila Keppler zur Wahl. Seit zehn Jahren ist sie im Vorstand des SPD- Ortsvereins tätig. Die 52jährige Lehrerin ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt und dort als Sozialpflegerin aktiv. Vordringliche Aufgabe ist nach ihren Worten der Bau einer Sozialstation für den Stadtteil.
Darüber hinaus will sich die Sozialdemokratin für Tempo 30 in allen Wohngebieten einsetzen. Sie fordert, den Ausbau der bizonalen Siedlung sozialverträglich zu gestalten und ein neues Kinder- und Jugendhaus zu bauen.
Der Stadtverordnete Dieter Bürger sieht seine Hauptaufgabe für die Zukunft darin, vorhandene soziale Einrichtungen wie Kinderbetreuungsplätze und das Jugendbüro trotz des städtischen Geldmangels zu erhalten.
Die geplante Obdachlosenunterkunft in der Lärchenstraße 46 hält die Griesheimer SPD für nicht allzu problematisch. "In die Unterkunft sollen lediglich vorübergehend Wohnungslose kommen. Eine weitere Problemzone wird dadurch nicht geschaffen", meinte die SPD-Vorsitzende Doris Michel-Himstedt.
Den Rahmenplan Griesheim-Mitte wollen die Sozialdemokraten bewußt aus dem Wahlkampf heraushalten, Gespräche mit Bürgern, Vereinen und Politikern erst nach der Wahl führen. hen
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Schwalbach. Theater AG der Albert- Einstein-Schule: "Aschenkinder", Theatersaal der Albert-Einstein-Schule, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bodyguard (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Hochheim. Nils Karlsson Däumling (15.30 Uhr); J. F. K. (20 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Kevin - Allein in New York (15); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Kafka (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Bodyguard (17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Am Eschenplatz 1: "Licht / Zeit A", Installation von Ottmar Schnee, Film, Video, Fotosequenzen, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 96 / 49 02 32 (bis 16. 2.).
Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl-Hof, Hauptstraße 21, 16 bis 18 Uhr (bis 7. 2.).
Kreishaus, Am Kreishaus 1-5: "Augenblick mal!" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e.V., Bilder und Zeichnungen geistig behinderter Menschen, 8 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).
Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., zu den Rathaus-Öffnungsz. (bis 31. 1.).
Kelkheim. Foyer der Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Aquarelle auf Seide "Venezianische Masken" von Bärbel Hoffmann, 8 bis 17 Uhr (bis 10. 2.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr.
Kelkheim. Volksbildungswerk Ruppertshain: Diavortrag von H. Liebelt "Madagaskar" - eine Reise zu der randtropischen Insel vor der Südwestküste Afrikas, Rossertschule Ruppertshain, Robert-Koch-Straße, 19.30 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. CDU: Forum zur Situation junger Menschen "Jugend in der Orientierungskrise", Posthofkeller, Sarceller Straße 1, 19.30 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: Podiumsdiskussion mit den in Hochheim kandidierenden Parteien zur Kommunalwahl, Vereinshaus Wilhelmstraße, 20 Uhr.
Hofheim. SPD: "Sicher leben in der Rhein-Main-Region", Fachforum mit Dr. Herbert Günther, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt u.a., Casino der Stadthalle, 20 Uhr.
Kriftel. Grüne: Treffen aller Mitglieder zur Wahl der Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl, Pizzeria "Zum Hirsch", 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 06196 / 37 46.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Görlitzer Straße 2, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchp. 6, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteoporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr.
Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.
Sportverein Ruppertshain: Tischtennis für Kinder und Jugendliche, Schönwiesenhalle, 15 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Volksliedersingen, am Klavier Ingeborg Blasberg, Theaterfoyer, 16.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Kegeln, 14.15 Uhr, Keglerklause; Senioren-Café, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Eschborn. Vorlesestunde für Kinder: "Brittas Briefe", Stadtbücherei, Rathausplatz 20, 16 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr.
Kelkheim. Kindertheater "Jo und Prinz Sesam", Fliegendes Theater, Berlin, Plenarsaal des Rathauses, Gagernring 6-8, 15 Uhr. Sonstiges Hochheim. Schluckimpfung gegen Kinderlähmung: Sportlerheim, Alleestraße, 13.30 bis 14 Uhr; Weinbergschule, 14.15 bis 14.45 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Firmenmuseum der Hoechst AG im Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).
AOK, Geschäftsstelle Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 30 20 03.
Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.
DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. BUND: Treffen, Katholisches Pfarrheim, Schleifergasse 2, 19.30 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.
Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Theaterprobe, 13 Uhr; Gesprächskreis "Älter werden", 14.30 Uhr; Auftritt der "Silberdisteln" in der Begegnungsstätte Bolongarostraße 137 mit dem Stück "Fotomodell gesucht", 15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Senioren-Gymnastik, 15 bis 17 Uhr, Wartburgstraße 1. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Vogelhändler, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Maria Stuart, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Gruppe Montag "Zwischen Sonne und Schatten", Premiere des Theaterprojektes, 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Schöne und das Biest (13, 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der letzte Mohikaner (13, 15.30, 18, 20.30).
Alpha: Verhängnis (14.30, 17, 19.30, 22).
Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Gamma: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Bitter Moon (13, 16, 19, 22 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Weiße Jungs bringen's nicht - White man can't jump (17, 19.45 Uhr). Angeklagt (22.30 Uhr).
Filmbewertungsstelle im Biebricher Schloß: Verkannte Filme "State of Grace" (Im Vorhof der Hölle), Erstaufführung der Originalversion (18.30, 21 Uhr).
Archivkino Caligari, Marktplatz 9: Die Muppets erobern Manhattan (15.30 Uhr); Hamlet (19.30 Uhr); Lemmy Caution gegen Alpha 60 (21.30 Uhr). Ausstellungen Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier und Keramik von A.R. Penck, 14 bis 18 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Nilu und Dorrsgalerie präsentieren: "Cosmic Messengers", Malerei, Kunstobjekte, Installation von Jean Mandola, Karen Roberts-Pitts, Helmut Mando und Chris Clarke, Galerie Nilu, Adolfstraße 8, Sonderausstellung bei Dorrsgalerie, Rheinstraße 101 (bis 13. 2.).
Galerie B. Haasner, Saalgasse 38 / Eingang Nerostraße, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Ausstellung Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15 bis 18 Uhr (bis 14. 2.).
Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 Uhr (bis 29. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 20 Uhr. Kurse / Vorträge Einführungsvortrag "In den Kunstsammlungen" von Dr. Kornelia von Berswordt, Kunsthistorikerin, Museum Wiesbaden, 15 Uhr.
"Die große buddhistische Idee - Der heilige achtfache Pfad", Vortragsreihe von Dr. Hans Friedrich Braun, Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, 19.45 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38-40, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr. Sonstiges Infoveranstaltung "Gift- und Schadstoffbelastung in Schulen und Kindereinrichtungen", Aula der Friedrich-List- Schule, Brunhildenstraße 142, 20 Uhr.
Evangelische und katholische Erwachsenenbildung: Seminar "Leben im Angesicht des Todes", Hilfe für Angehörige von Sterbenden, evangelische Kirche, Schwalbacher Straße 6, 19.30 Uhr, Auskunft und Anmeldung Tel. 14 09 22.
Sonnenberger Bibelwoche: "Jesus - Bilder und Zerrbilder", Ref. Dr. Bick, evangelisches Gemeindehaus, Kreuzbergstraße 9, 20 Uhr.
"World dance classics", Tanzhits der 70er, Big Apple, Kirchgasse 6, 21 Uhr.
- Ohne Gewähr -
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Kindertheater Töfte, 11 Uhr, Theater an der Goethestraße.
Klavierkonzert, 19.30 Uhr, Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße.
Show: California-Dream-Man, 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.
Dreieich. Querflöten-Konzert der Musikschule, 18 Uhr, Stadtbücherei Sprendlingen. Draufgängertour '93: Heinz Rudolf Kunze, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Märchen-Musical: Der Wasserkristall, 15 Uhr, Stadthalle.
Neu-Isenburg. Operette: Die Csárdásfürstin, 20 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).- Palast: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Stalingrad (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Kevin allein in New York (15.15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17.45, 20.15 Uhr).
Dietzenbach. Kommunales Kino im Bürgerhaus: Papermoon (20 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20 Uhr). - Fantasia: Kevin allein in New York (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).
Neu-Isenburg. Autokino Gravenbruch: Ihr größter Coup (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. DGB-Diskussion gegen Ausländerfeindlichkeit - für Asylrecht, 17 Uhr, Rathaus, Berliner Straße 100.
Diavortrag über Kanada, 20 Uhr, Seniorentreff Nordend, Pirazzi-/Ekke Bernardstraße.Parteien / Parlamente Dreieich. SPD-Diskussion mit Adelheid Dröscher, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Ausschuß für Soziales, Familie, Frauenfragen, Sport und Kultur, 20 Uhr, Rathaus Sprendlingen.
Sitzung des Ortsbeirats Götzenhain, 20 Uhr, Bürgertreff Götzenhain.
Mühlheim. Ausschuß für Familie, Jugend, Sozialwesen, 18 Uhr, Rathaus.
Neu-Isenburg. Ausschuß für Sport und Kultur, 19.30 Uhr, im Zeppelinmuseum, Kapitän-Lehmann-Straße 2.
Obertshausen. Sport- und Kulturausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus Schubertstraße. Vereine / Organisationen Seligenstadt. Tierschutzverein: Jahreshauptversammlung, 18.30 Uhr, im Riesen. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Str. 48, Tel. 88 36 88.
Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, 9-12, 15-17 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBeF): 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Awo, "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5, 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. Awo, Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke": 9 bis 12 Uhr; Tel. 06102 / 31660.
Mutter-/Kind-Café, Bahnhofstr. 143, Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstr. 75, Telefon 2 65 25.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, Halle Urberach, 16 bis 18 Uhr, Tel. 060 74 / 68966. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Polio-Schluckimpfung Dreieich. Mittwoch: 16.30 bis 18 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Egelsbach. Mittwoch: 17 bis 18 Uhr, Bürgerhaus.
Rödermark. Mittwoch: 17 bis 18 Uhr, Feuerwehrhaus in Urberach.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Komödie: Barfuß im Park, 20 Uhr, Stadttheater. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Die Schöne und das Biest (17 Uhr); Bob Roberts (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr). - Bambi: 1492 - Eroberung des Paradieses (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). Rex II: Eine Frage der Ehre (17, 20 Uhr); Die Schöne und das Biest (15 Uhr). - Cinema: Sister Act (17.30, 20.30 Uhr); Kevin allein in New York (15 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die siebente Saite (19.30 Uhr); The Crying Game (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Kommunales Kino Mainspitze: Herzsprung (20 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Referat: Können Frauen den Frauenärzten und -ärztinnen trauen ?, 20 Uhr, im Frauentreff, Langgasse 45.
Referat über den Islam, 20 Uhr, Kath. Pfarrzentrum Walldorf.
Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Vereins-, Sport- und Kulturausschuß und Bau-, Planungs- und Verkehrsausschuß, Treffen 16.30 Uhr, Gelände des Kleintierzuchtvereins Walldorf, Am Gundhof 2 a. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. AWO-Seniorenclub: Clubnachmittag, 14.30 Uhr, im Bürgerhaus.Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag im Museum, 15.15 Uhr, in der Festung. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.
Bertha-von-Suttner-Schule: Dauerausstellung - Bertha von Suttner, zu den bekannten Öffnungszeiten.
Rüsselsheim. Stadttheater-Foyer: Gemälde-Ausstellung von fünf Mitgliedern des Malkastens, zu den Stadttheater-Öffnungszeiten, bis 31. Januar.
Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Rund ums Karussell - Historische Karussells (bis 30. Januar); sowie: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Groß-Gerau. Stadtmuseum, Marktplatz 3: Geöffnet dienstags bis sonntags 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr.
Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Mörfelden-Walldorf, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 Uhr.
Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).
Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.
Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150, 10 bis 12 Uhr, Telefon 0 61 42 / 56 15 53.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Dreieich. Lesung: Wer will eine kleine Katze haben ?, 15 Uhr, Stadtbücherei Götzenhain. Rödermark. Konzert: Flöte und Harfe, 20 Uhr, Rothaha-Saal. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Stalingrad (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Kevin allein in New York (15.15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Bodyguard (20 Uhr). - Fantasia: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Stalingrad (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Geierwally (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).
Neu-Isenburg. Autokino Gravenbruch: Ihr größter Coup (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Im Rausch der Tiefe (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Diavortrag: Petrus Waldus - ein Vorreformator, 20 Uhr, Franz.-Ref. Gemeinde, Herrnstraße 66.
Dreieich. Auftaktveranstaltung: Kindgerechte Stadt Dreieich, 19 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Heusenstamm. Kurs: Rabeneltern, 20 Uhr, Gemeindezentrum, Leibnizstr.56.
Rödermark. Diskussion: Wie gehen Menschen miteinander um ?, 18 Uhr, Rodgauschule. Kurs: Wenn Kinder sich trotzig zeigen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus Ober-Roden. Parteien / Parlamente Dietzenbach. Ausländerbeirat, 19 Uhr, Rathaus.
Dreieich. Ausschuß für Umwelt, Planung, Bau und Verkehr, 19.30 Uhr, Rathaus Sprendlingen.
Heusenstamm. Treffen der Jusos, 20 Uhr, im Rathaus.
Mühlheim. Ausschuß für Bauwesen, Stadtentwicklung und Umweltschutz, 18 Uhr, Rathaus.
Obertshausen. Verkehrs- und Umweltausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus.
Seligenstadt. Treffen der Grünen, 20 Uhr, Alte Schmiede. Vereine / Organisationen Obertshausen. Infoabend der Tausendfüßler, 20 Uhr, Seligenstädter Straße 43 a. Verschiedenes Dreieich. Senioren-Geburtstagsparty, 14.30 Uhr, Begegnungsstätte Zeppelinstraße 15 a. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Awo, Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11.
Rentenberatung der BfA, 15 bis 17 Uhr, Awo, Wilhelm-Leuschner-Platz 5.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Awo, Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Tel. 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße. Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Polio-Impfung Offenbach. Donnerstag: 14 bis 18 Uhr, im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24.
Langen. Donnerstag: 17 bis 18 Uhr, Albert-Schweitzer-Schule. Rodgau. Donnerstag: 16.30 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Nieder-Roden.
(ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Kabarett mit Matthias Beltz, 20.30 Uhr, das Rind.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Die Schöne und das Biest (17 Uhr); Bob Roberts (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Eine Frage der Ehre (17.30, 20.30 Uhr); Die Schöne und das Biest (15 Uhr). - Cinema: Sister Act (17.30, 20.30 Uhr); Kevin allein in New York (15 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die siebente Saite (19.30 h); The Crying Game (21.45 h). Fasching / Karneval Trebur. Hexenball, 20.11 Uhr, Narhalla Eigenheim. Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Ev. Frauenhilfe: Bilder aus Alt-Walldorf, 14 Uhr, Gemeindezentrum Ludwigstraße.
Kelsterbach. Vortragsreihe: Lebenserfahrung-Lebensgestaltung, 19.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum. Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Sitzung des Sozialausschusses, 19.30 Uhr, Rathaus Mörfelden.Vereine / Organisationen
Mörfelden-Walldorf. Blutspendetermin, 17 Uhr, DRK-Walldorf, Waldstraße 62.
Rüsselsheim. BUND-Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Kulturcafé.
Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Betroffene, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kelsterbach. Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Karl-Krolopper-Schule, Friedensstraße 2.
Riedstadt. Anonyme Alkoholiker, 20 Uhr, Kath. Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Tel. 0 61 58 / 57 42.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Kulturspiegel · Kulturspiegel
MÖRFELDEN-WALLDORF. Kirchenmusik der besonderen Art offeriert am Donnerstag, 28. Januar, die Walldorfer Christ-König-Gemeinde. Um 20 Uhr ist in der katholischen Kirche ein Gospel-Konzert mit den "Black Gospel Pearls" geplant. Die Eintrittskarte kostet 22 Mark, Schüler und Studenten zahlen 16 Mark.
GROSS-GERAU. Um "Liebe und andere Katastrophen" geht es am Freitag, 29. Januar, beim Kabarett im Kulturcafé. Zu Gast ist der Kabarettist David Leuckert, der im vergangenen Jahr mit dem Wolfsburger Kleinkunstpreis ausgezeichnet wurde. Der als "scharfzüngiger, unbestechlicher Zeitgenosse" beschriebene Nachwuchskünstler zeigt sein neues Kleinkunstprogramm. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet zehn Mark.
Die elfköpfige Mainzer Formation "Hot Trace" und der Frankfurter Songschreiber und Stimmenimitator Dieter Dehm sorgen am Samstag, 30. Januar, beim kabarettistischen Konzertabend, den die Jungsozialisten des Kreises im Kulturcafé veranstalten, für Stimmung. "Hot Trace" eröffnet den Abend um 20 Uhr mit Soul, Blues und Rock, gegen 22 Uhr kommt Dieter Dehm mit Stimmenimitationen und politischem Kabarett. Der Eintritt von acht Mark fließt einem guten Zweck zu.
RÜSSELSHEIM. "Gnadenlos deutsch" geht es am Mittwoch, 27. Januar, im "Rind" zur Sache, wo ein Kabarett-Abend mit Matthias Beltz auf dem Programm steht. Beltz gilt als einer der profiliertesten unter Deutschlands Kleinkünstlern, nimmt gnadenlos alles aufs Korn nimmt, was ihm an deutscher Tumbheit unterkommt. Beginn ist um 20.30 Uhr.
"Der kleine dicke Ritter" treibt sich gleich zweimal im Stadttheater herum. Das Theaterstück für Kinder wird am Dienstag, 2. Februar, um 11 Uhr sowie am Mittwoch, 3. Februar, um 9 Uhr aufgeführt. Zum Vormerken
BÜTTELBORN. "Fantastic Roger" kommt am Samstag, 13. Februar, 20 Uhr, noch einmal mit seiner Illusions- Show ins Café Extra. Der Vorverkauf für das Zusatzgastspiel ist bereits angelaufen, die Karten kosten sieben Mark. wal
"Jüngster Vorstand aller Zeiten" Junge Union Kronberg wählte sich einen neuen Vorsitzenden
KRONBERG. Den "jüngsten Vorstand aller Zeiten" hat sich nach eigenem Bekunden die Junge Union Kronberg gewählt: 21,6 Jahre sind die Jungpolitiker im Schnitt. Der bisherige Vorsitzende, der 23jährige Betriebswirtschaftsstudent Tobias Fuchs, bekleidet jetzt lediglich noch das Amt des Pressesprechers - er kandidiert in der Kommunalwahl für die CDU auf einem der aussichtsreichen Plätze für das Stadtparlament der Taunusstadt. Zum neuen Vorsitzenden wurde der 21jährige Tobias Hoffmann gewählt, der gerade eine Lehre als Bankkaufmann absolviert. Stellvertretende Vorsitzende wurden der 21jährige Jochen Markgraf, der ebenfalls Bankkaufmann-Azubi ist, und der 21jährige Joachim Schulte, der zur Zeit seinen Wehrdienst absolviert.
Neun Mitglieder der CDU-Jugendorganisation kandidieren bei der Wahl am 7. März auf den vorderen Plätzen für das Kronberger Stadtparlament, drei für die Ortsbeiräte und je einer für den Kreistag und den Umlandverband Frankfurt (UVF).
An jedem zweiten Donnerstag im Monat ab 21 Uhr trifft sich die Junge Union weiterhin zu ihrem Stammtisch im Recepturkeller. esi
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Bodyguard (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Stalingrad (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (15.30 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Kevin allein in New York (15.30 und 18 Uhr).
Kronberg. Bodyguard (17.30 und 20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurkonzert mit dem Kurensemble, Konzerthalle im Kurpark, 15.30 bis 17 Uhr.
Konzert des Rundfunkorchesters Pilsen, Kurtheater, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus, Marienbader Platz 1: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring, 15 bis 18 Uhr.
Kulturzentrum Englische Kirche, Ferdinandsplatz: "Europäischer Fotopreis" - 16 europäische KünstlerInnen präsentieren ihre Werke, 12 bis 19 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Öffnungszeiten des Geologischen Zentrums Taunus- Wetterau, 9 bis 11 und 16 bis 18 Uhr; "Wenn der Ton singt" - Leben und Kunsthandwerk der Pueblo-Indianer, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Stadtbücherei am Marktplatz: Künstler aus Epinay-sur-Seine und die Gruppe "Künstler in Oberursel" stellen aus, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Stadtbücherei im Kurhaus: 2. Kinder-Kunst-Ausstellung zum Thema "Igelhans", 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Ölmalkurse im Museum im Gotischen Haus: für Kinder ab 8 Jahren, 16 bis 17.30 Uhr; für Erwachsene, 18 bis 19.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Kurse in Geburtsvorbereitung und Beckenbodengymnastik, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Dienstagstreffen der CDU in Seulberg, Restaurant "Stadt Berlin", 20 Uhr.
Steinbach. Sprechstunde des Stadtverordnetenvorstehers Wolfgang Bödicker, Rathaus, 2. Stock, 17 bis 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Grävenwiesbach. Mütterberatung im Bürgerhaus, 14 bis 15 Uhr.
Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 11 bis 12 Uhr; Tel. 6 69 66.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 5 18 42.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Bücherbörse, 9 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr.
Film- und Videoclub: "Persien - von Parsa bis Isfahan", Forum des Stadthauses, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.
Freiwillige Feuerwehr: Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus des Stadtteils Köppern, Dreieichstr. 20, 20 Uhr.
Königstein. Skatclub: "Kleiner Preisskat", Bürgerhaus Falkenstein, 19 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele 14.30 bis 15.30 Uhr.
Stadthaus-Casino: Gruppentanz, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Städtische Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92 c: Atem- und Sitzgymnastik (9 bis 10 Uhr); Spiele (15 bis 17 Uhr).
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Singkreis, Vereinszentrum "Alte Schule", Am Placken, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 - 17 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik, 10 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Treffen der BUND- Jugend, Ev. Gemeindezntrum, 20 Uhr.
Steinbach. Jugendhaus: Werk- und Bastel-AG, 19 Uhr. Polio-Schluckimpfung Bad Homburg. Gesundheitsamt, 17 bis 19 Uhr.
Grundschule Ober-Erlenbach, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Usingen. Gesundheitsamt in der Obergasse, 18.30 bis 19.30 Uhr.
Schmitten. Katholisches Gemeindehaus, 16.30 bis 17.30 Uhr.
Kronberg. Grundschule, Heinrich-Winter-Str., 16.30 bis 17.30 Uhr.
Grundschule Oberhöchstadt, 15.30 bis 16 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Kurparkführung: vor dem Kaiser-Wilhelms- Bad, 15 Uhr.
Treffpunkt für Lauffreunde im Kurpark, 15.30 Uhr.
"Wir müssen unser Geld dorthin fließen lassen, wo die Wohnungsnot am schlimmsten ist!": Die Parole gibt Matthias Kollertz aus, Referent von Hessens Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD). Und weil die rot-grüne Landesregierung nach dieser Maxime verfahren will, darf die Stadt Frankfurt im Jahr 1993 mit Landesgeld zur Förderung von etwa 1000 Wohnungen rechnen - obwohl das Land im Haushalt 1993 seine Mittel zur Wohnungsbaufinanzierung gekürzt hatte, um 20 Prozent auf nur noch 666,5 Millionen Mark.
Zugunsten von Frankfurt möchte die Landesregierung "woanders in Hessen kürzen" (Kollertz) - welche Gemeinden und Kreise weniger Geld für Wohnungen bekommen, konnte der Referent nicht sagen.
In der FR hatte Frankfurts Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) in der vergangenen Woche die Befürchtung geäußert, daß aus der Landeshauptstadt weniger Geld für den Wohnungsbau kommt. Im vergangenen Jahr hatte die rot-grüne Landesregierung nach den Worten von Kollertz 1180 Wohnungen in Frankfurt mitfinanziert.
Wie der Leiter des Ministerbüros sagte, kann der rot-grüne Magistrat die 1000 Wohnungen des Jahres beim Land auch ausschließlich nach dem sogenannten "ersten Förderweg" anmelden - das ist die Kategorie, in der Wiesbaden mit 120 000 Mark pro Wohnung die jeweils höchste Summe zuschießt. Wentz befürchtete bisher, daß gerade hier Geld aus der Landeshauptstadt ausbleibt.
In Wiesbaden gibt es immer wieder Kritik gerade nordhessischer Politiker, daß der Ballungsraum Rhein-Main bevorzugt werde. Um diesem Vorwurf entgegenzutreten, gab das Land im vergangenen Jahr auch der nordhessischen Großstadt Kassel deutlich mehr Geld für Wohnungsbau - 338 Wohnungen förderte man so nach Kollertz&rquote; Worten. Mit welcher Unterstützung Nordhessen in diesem Jahr rechnen kann, blieb offen.
Im Römer streiten sich die Fachleute inzwischen darüber, wie viele Sozialwohnungen im Jahre 1992 tatsächlich entstanden. Mitarbeiter im Wohnungsamt hatten Anfang Januar eine Zahl von 350 neuen Sozialwohnungen genannt. Planungsdezernent Wentz präsentierte jetzt eine Statistik, nach der er auf 894 öffentlich geförderte Wohnungen kommt. In dieser Zahl stecken allerdings 418 Unterkünfte des sogenannten "Frankfurter Programms" für mittelständische Familien. Sie zählen nicht zu den Sozialwohnungen und werden nicht vom städtischen Amt für Wohnungswesen an registrierte Wohnungssuchende vermittelt.
Klaus Miehrig, Leiter des Amtes für Wohnungswesen, erläuterte jetzt, wie die Statistik seiner Behörde zustandekommt. Das Wohnungsamt zählt alle neuen Unterkünfte, die von den Bauherren als bezugsfertig gemeldet werden - dazu sind die Investoren verpflichtet.
Miehrig: "Für uns sind nur die Wohnungen wichtig, die vom Amt vermittelt und von den Menschen bezogen werden können." Und da standen nach Darstellung des Amtsleiters 1992 etwa 350 neue Unterkünfte zur Verfügung. jg
BAD HOMBURG. Sigmund Sobolewski, der von 1940 bis 1945 als polnischer Katholik im Vernichtungslager Auschwitz interniert war, ist am Sonntag, 31. Januar, um 19 Uhr im Gemeindesaal St. Marien (Dorotheenstraße) zu Gast. Er berichtet, wie er diese Zeit er- und überlebt hat.
Heute lebt Sobolewski in Kanada und ist stellvertretender Vorsitzender der "Auschwitz Awareness Society". Er engagiert sich gegen das Vergessen des Holocaust und für die Arbeit der Gedenkstätte in Auschwitz.
Veranstalter des Gesprächsabends sind die Bad Homburger Kirchengemeinden und die "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit". tom
Herrn Paul Cebulla aus Nidderau-Ostheim zum 80. Geburtstag am Montag, 25. Januar.
Die Verhaftung des Mafia-Patriarchen Salvatore Riina in Palermo ist der italienischen Justiz wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen. Dieser schweren Niederlage der Ehrenwerten Gesellschaft ging ein tödliches Crescendo voraus, mit dem die verfeindeten Familien ihre Rivalen vernichteten. In den vergangenen Jahren hatte Riinas Clan aus dem Städtchen Corleone sich durchgesetzt im Kampf um das große Geld. Die einträglichen Wirtschaftszweige Erpressung, Entführung und Korruption von Politikern, aber vor allem der internationale Drogenhandel mit schwindelerregenden Gewinnen machten die neue Mafia zugleich übermächtig und zerbrechlich.
Früher nämlich hatte sich die sizilianische Unterwelt auf die omertà, das Schweigegebot, verlassen können. Von Horst Schlitter (Rom) Wer einen Mafioso bei der Polizei anzeigte, galt unter der Bevölkerung der größten italienischen Insel nicht nur als Verräter, sondern auch als ehrlos. Das änderte sich, als die auf Macht und Geld versessenen Corleonesi am Ende einer langen Mordserie die Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino mit Sprengstoff in die Luft jagten. Dabei fiel auch die Polizei-Eskorte der blinden Wut der Verbrecher zum Opfer, was das Volk tief verbitterte. Von nun an konnten die Mafiosi nicht mehr unerkannt in der Menge untertauchen. Von den Kanzeln riefen die Priester zum Kampf gegen den "Kraken" auf. Besonders junge Leute demonstrierten in aller Öffentlichkeit gegen die unerträgliche Gewalt. "Reuige" Mafiosi, die um ihr Leben fürchten müssen, weil sie zu den Verliererfamilien gehören, packten aus. Zu Dutzenden nennen sie Fakten und Namen.
Das war nicht immer so. In früheren Zeiten galt die Mafia als Schützerin der Armen gegen die Willkür der Feudalherren. Sie lehnte sich auf gegen die zahlreichen Besatzungsmächte, von denen kaum ein Land Europas im Laufe seiner Geschichte so viele gesehen hat wie Sizilien. Vittorio Emanuele Orlando, Liberaler, Gelehrter und sogar Italiens Ministerpräsident am Ende des Ersten Weltkriegs, sagte einmal herausfordernd: "Wenn Mafia Ehrgefühl bis zum letzten bedeutet, Auflehnung gegen Anmaßung und Übergriffe, Großmut, die dem Starken entgegentritt und den Schwachen verschont, Freundschaft und Todesverachtung, sei es auch mit menschlichen Fehlleistungen, dann erkläre ich mich selbst zum Mafioso und bin stolz darauf." Kein Wunder daß die Mafia sich Revolutionären anschloß wie Garibaldi und daß sie den Alliierten im Jahre 1943 bei ihrer Invasion auf der Insel eine wichtige Hilfe war.
"Das wird die Mafia teuer zu stehen kommen", sagte Italiens Justizminister Claudio Martelli nach der Ermordung der beiden Richter, und er sollte Recht behalten. Borsellino und Falcone, der in den beiden letzten Jahren seines Lebens die Jagd auf die Ehrenwerte Gesellschaft von Rom aus organisierte, haben heute in Palermo das Ansehen von Helden. Noch immer herrscht Angst unter der Bevölkerung von Sizilien, doch finden sich immer häufiger Menschen, die sich dem organisierten Verbrechen entgegenstellen. Einzelne Industrielle weigern sich öffentlich, "Schutzgelder" zu zahlen und fahren damit trotz Gewaltandrohung und Mord fort. Ein Signal für die gewandelte Situation kommt aus Rom: Die Nachfolge Falcones im Justizministerium hat mit Liliana Ferraro erstmals eine Frau angetreten.
Niemand weiß besser als diese mutige Richterin, daß die Mafia längst keine auf Italien beschränkte Einrichtung mehr ist. Kürzlich nannte sie die Bundesrepublik "Drehscheibe und Brückenkopf" der Kriminalität in Osteuropa. Schon lange ehe der EG-Binnenmarkt zu Beginn dieses Jahres die Grenzen zwischen den Mitgliedstaaten weitgehend aufgehoben hat, machte Deutschland seine Erfahrungen mit dem steigenden Druck der Mafia. Im Raum Mannheim, im Rhein-Main-Gebiet, im Großraum Köln und im Ruhrgebiet zeigt das internationale Verbrechen sein freches Gesicht. Mafia-Banden bekriegen sich nördlich der Alpen, als wären sie zu Hause. Kaum eine Pizzeria, kaum ein italienischer Eissalon kommt ohne Schutzgelder davon. Wer nicht gehorcht, muß für sein Eigentum und sogar sein Leben fürchten. Andererseits tarnen sich Mafiosi häufig als Kellner oder Pizzabäcker.
Erst spät arbeiteten italienische und deutsche Behörden so eng zusammen wie es schon seit langem Rom und Washington taten. Bei Großrazzien wurden erst im vergangenen Jahr zahlreiche Tatverdächtige gleichzeitig in Köln und in Sizilien verhaftet, in Bad Wiessee und in Kalabrien. Ehe die Killer seinem Leben ein Ende setzten, hatte Falcone herausgefunden, daß sich die süditalienische Unterwelt gelegentlich Attentäter in Deutschland "auslieh", die nach vollbrachter Tat wieder unerkannt an ihrem Wohnort untertauchten. Mafiosi finden häufig bei Italienern in der Bundesrepublik Unterschlupf. Als erste Reaktion verabschiedete der Bundestag im vergangenen Jahr das Gesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Doch Hans-Ludwig Zachert, der Präsident des Bundeskriminalamts, ist davon überzeugt, daß mehr getan werden muß. Ebenso wie die Mafia brauche auch die Polizei modernstes elektronisches Gerät. Die Sorge, bei dieser Aufrüstung könnten die bürgerlichen Freiheiten eingeschränkt werden, darf allerdings nicht allein der Polizei überlassen bleiben.
Nach dem Zusammenbruch des Sowjetreiches bekam vor allem die Bundesrepublik zu spüren, daß sich dort eine neue Verbrecher-Holding bildete. Ende der achtziger Jahre verdoppelte sich die Zahl der gestohlenen Autos der Luxusklasse, die unerkannt in Richtung Osteuropa rollten. Bald darauf gab es erste Lebenszeichen russischer Clans, die ins internationale Geschäft drängten. Bald werden sie vermutlich auch im weltweiten Drogennetz ihren Platz einnehmen. Manche Experten sind davon überzeugt, daß die östlichen Zweige des internationalen Verbrechens eines Tages sogar das klassische Land der Mafia in den Schatten stellen könnten.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Inklusive der drei konfessionellen Kindergärten können in den in der Stadt angesiedelten Einrichtungen derzeit 888 Kinder betreut werden, 196 davon ganztags. 668 dieser Plätze stehen in städtischen Einrichtungen zur Verfügung, 220 Plätze werden in den konfessionellen Kindergärten angeboten. Das sind die aktuellen Zahlen, die das Sozialamt jetzt den Stadtverordneten zur Kenntnisnahme vorgelegt hat.
Ein großes Angebot, aber offensichtlich nicht groß genug: Zum 14. Januar diesen Jahres registrierte das Sozialamt 309 Anmeldungen für die unter Einbeziehung der kirchlichen Angebote 13 Kita-Einrichtungen in der Stadt. Die größte Nachfrage konzentriert sich demnach auf Kindergarten-Plätze, wobei der Run auf den evangelischen Kindergarten in Mörfelden am stärksten ist: Genau 50 Anmeldungen liegen vor. Dicht dahinter: die Kita VI in der Parkstraße mit 44 Anmeldungen.
Dagegen ist es im Hort- und Krippenbereich ruhig. Die Warteliste ist leer, in der Kita VII (Kollwitzweg) sind sogar drei Plätze frei. Doch im Sommer 1993 wird sich das ändern. Allein für den Hort im Kollwitzweg lagen bis Mitte Januar 19 Neuanmeldungen vor, für die Krippe gibt es acht Interessenten, und sechs Kinder sind für den Hort in der Langstraße angemeldet.
Die 309 Anmeldungen für eine Kita sollen nach den Sommerferien berücksichtigt werden, wie Sozialamtsleiter Werner Emmerich sagt. Er geht aber davon aus, daß sich das Bild noch etwas verschieben wird. Es gäbe Eltern, die ihr Kind nicht nur in einer städtischen Kita, sondern parallel dazu auch in einer konfessionellen Einrichtung angemeldet hätten. Emmerich und seinen Mitarbeitern bleibt da nicht viel mehr übrig, als abzuwarten. Die Januarzahlen kann er bestenfalls zur Orientierung nehmen, denn "wie viele Doppelanmeldungen es gibt, wissen wir nicht genau". Das kläre sich meist erst, wenn die Eltern kämen und ihre Anmeldung für die städtische Kita zurückzogen, weil ihr Kind in einem der drei konfessionellen Kindergärten untergekommen ist.
Beim Hort ist der Unsicherheitsfaktor ebenfalls groß. "Oft erfahren wir erst in letzter Minute, ob ein Kind rausgeht oder doch noch ein Jahr drinbleibt", sagt Emmerich.
Dennoch hat sich die Situation aus seiner Sicht etwas entschärft. Die Betreute Grundschule fange den Bedarf schon etwas auf. Zwei Gruppen mit derzeit insgesamt 32 Kindern existieren seit Sommer in der Bürgermeister-Klingler-Schule, in der Wilhelm-Arnoul-Schule gibt es eine Gruppe mit zehn Kindern. Alle drei Gruppen sollen erweitert werden: In Mörfelden sind acht weitere Plätze vorgesehen, in Walldorf 30. Die Betreute Grundschule ersetze den Hort zwar nicht, mildere aber den Druck auf die städtischen Einrichtungen, sagt Emmerich.
Alle diese Angebote gibt es nicht zum Nulltarif. Allein die städtischen Einrichtungen verschlangen im vergangenen Jahr inklusive Personalkosten fast 4,65 Millionen Mark. Auf die vorhandenen Betreuungsplätze umgelegt, pendelt der städtische Zuschuß trotz Elternbeitrags pro Platz und Monat je nach Einrichtung zwischen 492 Mark für die Kindertagesstätten I bis VI und rund 885 Mark für den Hort in der Langstraße. Am teuersten kommt die Stadt das Krippenangebot: Rund 1761 Mark wurden 1992 für jeden der 18 Plätze im Monat zugeschossen - obwohl die Eltern 430 Mark zahlen.
Doch die Kommune zahlt nicht nur ihre eigenen Einrichtungen und greift der Betreuten Grundschule unter die Arme. Auch Privatinitiativen erhielten vergangenes Jahr insgesamt rund 6520 Mark an Zuschüssen. Die kirchlichen Träger werden ebenfalls unterstützt. Sie erhielten 1992 alle zusammen rund 681 000 Mark. Insgesamt beliefen sich die städtischen Aufwendungen im Bereich der Kindertagesstätten 1992 auf 5,547 Millionen Mark. Das, so sagt die Statistik, entspricht einem monatlichen Durchschnitt von 520,52 Mark, der pro Betreuungsplatz zugeschossen werden muß. wal
Broschüre über Bildungsangebote Vom Arbeitsrecht bis zur Vollwertkost: über die breite Palette von Bildungsurlaubsangeboten informiert eine rund 350 Seiten starke Broschüre, die von der Kontaktstelle für Weiterbildung an der Gesamthochschule Kassel (GhK) erarbeitet wurde. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen habe sich gezeigt, daß allein die Tatsache der gesetzlich gesicherten Freistellung die Arbeitnehmer nicht motiviere, ihr Recht auf Bildungsurlaub wahrzunehmen, hieß es. Insofern sei es erforderlich, das verbriefte Recht durch entsprechende Information und Beratung zu unterstützen. Die Broschüre kostet sechs Mark und kann schriftlich bei der Kontaktstelle für Weiterbildung an der GhK, Mönchebergstraße 19, bestellt werden (Zusendung erfolgt gegen Rechnung)."Frauen aus aller Herren Länder" "Frauen aus aller Herren Länder" heißt eine von Frankfurter Frauen aus sechs Ländern erarbeitete Ausstellung, die bis zum 19. Februar im Marburger Zentrum für Internationale Kommunikation (ZIK) zu sehen ist. Es geht um Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen aus der Dritten Welt. Öffnungszeiten des ZIK in der Emil-Mannkopff-Straße 8: montags bis freitags von 18 bis 22 Uhr, an Wochenenden von 14 bis 22 Uhr; dienstags, donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr nur für Frauen. "Schadstoffe in der Nahrungskette" Über "Schadstoffe in der Nahrungskette" informiert die gleichnamige Broschüre, die das Landwirtschaftsministerium jetzt herausgegeben hat. Die hessische Agrarverwaltung ermittelte in verschiedenen Untersuchungsprogrammen die Belastung von Nahrungs- und Futtermitteln durch Schadstoffe und Rückstände. Die Daten wurden in der Broschüre zusammengefaßt und durch Untersuchungsergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung ergänzt. Die Broschüre kann beim Hessischen Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz, Hölderlinstraße 1-3, 6200 Wiesbaden, Telefon 06 11 / 8 17 - 23 94 (Frau Rüdiger) kostenlos angefordert werden.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine ·Tips und Termine · Tips und Termine
Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausge setzt sind oder waren, 10-12 Uhr, Hanauer Straße 12, Telefon 0 60 31 / 6 40 00.
Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Mitmachen - fit bleiben; 16.10 Uhr Kurseelsorge: Gesprächskreis "Weil du nicht geflohen bist vor meiner Angst".
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 4 81 39.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Gruppen / Vereine
Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
Mütter- und Familienzentrum, Alte Feuerwache: Literaturkreis, 10-11.30 Uhr.
FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: MoTauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.
DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Frauentreff, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr., ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.
Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.
Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle. Photo-Club: Treffen, Thema: Gegenlichtaufnahmen, 19.30 Uhr, Kirchplatz 13.
Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff I (Mütter mit Kindern v. Beginn des Laufalters bis 16 Mon.), 14-15.30 Uhr; Zwergentreff II (Mütter mit Kindern von 16 Mon. bis 2 J.), 15.45-17.30 Uhr; Montagstreff / Plenum (für alle, die mitarbeiten wollen), 20-22 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a. d. Altenstadthalle. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Vortragsreihe Geschichte: Vortrag "Die deutsche Frage: vom Reich zur Republik" v. Dr. W. Gruner, 19.30 Uhr, Kurhaus.
Dia-Vortrag "Faszination westliche Türkei, Urlaub und Reisen auf ganz neuen Wegen", 20 Uhr, BH Rödgen.
Bad Vilbel. Bewegung & Entspannung für Frauen, 9-10.30 Uhr, Friedb. Str. 23.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Wissende Kinder - geschützte Kinder, 20-22.15 Uhr, August-Storch-Str. 7.
Ober-Mörlen. Ev. Kirchengemeinde Langenh.-Ziegenberg: Seminar "Sterben ist doch ganz anders! - Sterbeforschung und Kirchenlehre", 20 Uhr, Gemeindehaus Langenhain.
Dia-Vortrag: "Bergerlebnisse in den herrlichen Alpen" v. W. Rauschel, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen. Blutspende Karben. DRK: Blutspendetermin, 18-21 Uhr, Grundschule Schulstraße Klein-Karben. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).
Bad Nauheim. Was Sie über Herzinfarkt wissen sollten und warum jede Minute zählt, Wanderausstellung, Haus der Gesundheit (bis 2. Februar).
Bad Vilbel. Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar).
Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Das Kleine Gespenst (17.45 Uhr); Ilona und Kurt (20.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Die Schöne und das Biest (20 Uhr) - Bambi: 1492 - Die Eroberung des Paradieses (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Sister Act (16 Uhr); Moonwalker (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Bodyguard (20 Uhr) - Princess: Sister Act (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Gestohlene Kinder (19.45 Uhr); Mo'money (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Am Ende eines langen Tages (19.30 Uhr); Simple Men (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)
Zwei neue Kindertagesstätten hat der Magistrat in seiner Sitzung am Freitag auf den Weg gebracht: Betreuungsplätze für 200 Kinder, darunter zehn behinderte. Die Stadtregierung beschloß die Bau- und Finanzierungsvorlagen für die geplanten Einrichtungen an der Hermann-Küster- Straße in Sindlingen und an der Mühlwiesenstraße in Hausen. Zusammen kosten die beiden Tagesstätten über 14,5 Millionen Mark.
Auch auf die Betreuung der Kinder in Frankfurt wirkt sich mittlerweile die schwierige städtische Finanzlage aus. Schon im März 1992 hatte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ein neues "Standard-Raumprogramm" für Frankfurter Kitas verkünden müssen - es ging darum, die "Tendenz zur Ausuferung der Kosten" (Baudezernent Hanskarl Protzmann, SPD) zu brechen. Nur noch sieben Millionen Mark durfte die Kommune fortan pro Kindertagesstätte investieren - diese selbstgesteckten Grenzen halten die neuen Häuser mit 7,2 Millionen Mark (Sindlingen) und über 7,3 Millionen Mark (Hausen) nicht ganz ein.
Das "Standard-Raumprogramm" spart aber nicht nur - es bringt zugleich mehr Platz für die Kinder. Von ehemals 440 Quadratmetern wächst der Raum, um fünf Gruppen à 20 Kinder unterzubringen, auf 652 Quadratmeter. Hinzu kommen Nebenräume, Sanitär- und Energieanlagen - unter dem Strich darf aber die neue Standard-Kita nicht mehr als 1300 Quadratmeter umfassen.
Sie bringt als Fortschritt überdies den Kindern und den Betreuern eine größere Küche, einen Werk-, Lese- oder Bastelraum und nicht zuletzt ein neues Zimmer für Elternarbeit.
Nach diesem Muster wachsen alle Kindertagesstätten, die der rot-grüne Magistrat ins Auge gefaßt hat - die Standardisierung soll da übrigens für mehr Tempo sorgen. Neben den beiden gestern beschlossenen Häusern in Sindlingen und Hausen stehen Kitas in Goldstein, Kalbach und Sossenheim an.
Zwischen 1989 und dem Jahresende 1992 waren bereits neun weitere Kindertagesstätten fertiggestellt worden. jg
Die Trampolinspringer der SG Nied "fliegen" in der Bundesliga / Zehn Stunden pro Woche üben sie Saltos
Manchmal erinnerten die Vorgänge an das königlich-bayerische Amtsgericht, artete der ernste Hintergrund (unter anderem Äußerungen türkischer Spieler gegen die Schiedsrichter) fast in eine Klamotte aus: Die Verhandlung vor dem Hanauer Fußball-Kreisrechtsausschuß gegen den FC Türk Gücü Hanau, der nach diversen Vorfällen beim Hallenturnier des FC Germania Niederrodenbach auf der "Sünderbank" saß, beanspruchte aufgrund des stattlichen Zeugen-Aufgebotes des Hanauer Bezirksligisten etwa vier Stunden. Kreisrechtswart Jürgen Schluck (SG Marköbel) sowie die Beisitzer Walter Hessler (FSV Ravolzhausen) und Thomas Kaden (Eintracht Windekken) schienen mit diesem brisanten, in dieser Region einmaligen Fall teilweise überfordert zu sein. "Kläger" Peter Herbener (VfB Großauheim), selbst Mitglied im Bezirks-Rechtsausschuß, legte wiederholt sein Veto ein, um das Gremium vor Form- und Verfahrensfehlern zu bewahren. Nicht abgeklärt war die Frage nach einer möglichen Befangenheit, denn Hessler gehört zum FSV Ravolzhausen, der bei den Vorfällen in der Bulauhalle Gegner des FC Türk Gücü Hanau war.
Nach intensiver Zeugen-Vernehmung und den entsprechenden Schlußworten - Türk Gücü-Vertreter Volkmar Spielmann plädierte auf Freispruch für Rot-Sünder Zeynel Güngörmez und hatte in Abdullah Varol den "wahren Täter" ausgemacht, während Peter Herbener vier Monate Sperre für die Spieler Zeynel Güngörmez, Abdullah Varol und Hüseyin Caliskan sowie eine Verurteilung wegen Schiedsrichterbedrohung- und Beleidiung forderte - fällte das Gremium folgendes Urteil: Varol erhält eine Sperre vom 25. Januar bis 24. April 1993 (maximal zehn Pflichtspiele), Caliskan vom 25. Januar bis 24. März (längstens sechs Pflichtspiele) und Zeynel Güngörmez vom 31. Dezember 1992 bis 28. Februar 1993. Alle drei Akteure wurden nach Paragraph 22 der Strafordnung (Bedrohung, Beleidigung) verurteilt, bei Güngörmez wurde zudem Paragraph 13 (Wiederholungsfall) herangezogen. Der Verein Türk Gücü Hanau muß die Verfahrenskosten tragen und erhielt zudem wegen Herausgabe eines falschen Spieler-Passes (demjenigen von Varol anstatt von Güngörmez) 25 Mark Geldstrafe.
Die Schiedsrichter Peter Herbener und Dieter Östreich (Ostheim) - Letztgenannter leitete das Niederrodenbacher Hallenturnier-Spiel Türk Gücü gegen Ravolzhausen (1:2) - wollen sich eventuell mit ihren Widersachern einigen, um den Weg vor ein Gericht zu vermeiden.
Nicht die Vorfälle während des Spiels (Schiedsrichter-Beleidigungen, mit der roten Karte gegen Güngörmez als Krönung), sondern die Vorkommnisse nach dem Abpfiff brachten die erfahrenen Referees erst richtig in Harnisch. Nicht nur Spielleiter Östreich, sondern auch sein Kollege Herbener, der das nächste Turnierspiel leiten sollte, wurden mehrfach von Türk Gücü-Spielern als "Nazi- Schweine" tituliert. Herbener schaltete sogar die türkische Botschaft ein, ist aber nach der Verhandlung im Vereinsheim des TSV 1860 Hanau bereit, einzulenken. Die Vereinsvertreter in Zümrüt Turan- Schnieders gaben im Namen des Vorstandes eine öffentliche Entschuldigung ab, wodurch sie vermutlich ein Zivilverfahren abwenden konnten.
In der Bulauhalle war die Atmosphäre aufgeheizt, das Spiel der beiden Kreisvereine hatte am Schlußtag richtungweisende Bedeutung. Bereits in der 3. Minute war ein türkischer Anhänger dem Schiedsrichter fast an den Kragen gegangen, konnte in letzter Sekunde durch türkische Spieler von einer unüberlegten Handlung abgehalten werden. In der 18. Minute verhängte der Schiedsrichter eine Zeitstrafe gegen Güngörmez, der ständig gemeckert und protestiert hatte. Als er sich auf dem Weg zur Ersatzbank (identisch mit der "Strafbank") weiterhin nicht beruhigte und die angedrohte rote Karte mit einer massiven Beleidigung unter der Gürtellinie beantwortete, war die rote Karte fällig.
Nach dem Abpfiff ging das Theater weiter: "Der Spieler Abdullah Varol titulierte mich als Nazi-Schwein, sagte ferner, du bist ein Lutscher", führte Schiedsrichter Östreich in seinem Bericht weiter aus. Varol dachte, er wäre vom Platz gestellt worden, was aber vom Unparteiischen eindeutig verneint wurde. Offenbar war seine rote Karte falsch interpretiert worden, denn er hielt sie Richtung Ersatzbank, wo sich Güngörmez und Varol aufhielten. "Ich bekam eine Zeitstarfe und saß auf der Bank. Eine Minute später hatte auch Varol eine Zeitstrafe. Dieser hat bei seinem Abgang einen Kommentar sowie die gewisse Geste mit der Hand zum Schiedsrichter hin gemacht", beteuerte Güngörmez bis zuletzt seine Unschuld und ist überzeugt davon, ein Verwechslungsopfer zu sein. "Für mich war es eindeutig Güngörmez, den ich auch persönlich kenne", konstatierte der Schiedsrichter, der auch nur eine Zeitstrafe verhängt haben will. Diverse Zeugen (von Hanauer Seite), aber auch Achim Wiegelmann von der Turnierleitung sprachen von zwei Zeitstrafen, allerdings übereinstimmend von nur einer roten Karte. "Güngörmez erhielt eine Zeitstrafe, wonach der Schiri zu mir sagte "willst du etwas?" und ich antwortete "willst du etwas?", wofür ich ebenfalls eine Zeitstrafe bekam", sagte Abdullah Varol, der anschließend zum Unparteiischen sagte: "Sie können mir einen lutschen" und glaubte, hierfür die rote Karte bekommen zu haben. Die rechtsradikale Parole will er nach dem Spiel nicht ausgesprochen haben. Die zufällig präsenten Schiedsrichter Helmut Fickert (Langenselbold) und Alex Sevowicz (1860 Hanau) pflichteten Östreich bei, erkannten eindeutig Güngörmez als Rot-Sünder und Sevowicz hörte auch Varols Parolen.
"Der Spieler Celiskan beschimpfte mich als dreckiges Nazi-Schwein", erboste sich Peter Herbener. "Dieser sagte, ihr Dreck-Türken. Das ist beschämend, woraufhin ich diese Antwort gab", verteidigte sich Celiskan, der sich noch in der Halle bei Herbener entschuldigte. "Das habe ich nie gesagt, das ist eine Schutzbehauptung", entgegnete Herbener.
Die Konfusion in der Halle war perfekt, als plötzlich der Spielbericht verschwunden war. Spielerpässe lagen dem Veranstalter auch nicht vor. Am Ende der Verhandlung wurde weiter diskutiert, aber heitere Stimmung wie beim königlich-bayerischen Amtsgericht kam dabei nicht auf. Die Zeiten haben sich halt doch geändert . . . hdp
FREIZEIT UND FAMILIE &blt;&blt;
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, So. geschlossen; Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.);
Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glasplasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego- Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengasse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
"Wir liegen an der Spitze in Europa, aber stolz sein können wir darauf nicht", stellte Griechenlands Verkehrsminister Thodoros Anagnostopoulos jetzt nüchtern fest. Es handelt sich tatsächlich um einen traurigen Rekord: Mit nahezu achtzig Verkehrstoten pro 100 000 zugelassenen Fahrzeugen gehört Griechenland zu den unfallträchtigsten Ländern, übertroffen in der EG nur von Portugal.
Jedes Jahr, so beklagte der Verkehrsminister, kommen rund zweitausend Griechen auf den Straßen ums Leben, mehr als hunderttausend werden verletzt. Mit einem neuen Bußgeldkatalog, der jetzt vom Athener Parlament gebilligt wurde und am Montag in Kraft trat, hofft der Minister, die Autofahrer zur Vernunft zu bringen.
Es wird teuer. Wer eine rote Ampel mißachtet, muß künftig umgerechnet vierhundert Mark berappen, den Führerschein und die Nummernschilder seines Autos für zwanzig Tage abgeben. Wer versäumt, beim Abbiegen oder Spurwechsel den Blinker zu betätigen, soll 120 Mark zahlen. Auf das Doppelte erhöht sich die Geldbuße für einen Verstoß gegen ein Überholverbot, und wer die Vorfahrt nicht achtet, muß nun sogar fünfmal mehr bezahlen - wenn er erwischt wird.
Genau da liegt die Crux des neuen Bußgeldkatalogs: die griechische Polizei war bisher nicht fähig, die Verkehrssünder dingfest zu machen. Daß die jetzt gestartete Offensive gegen die Verkehrssünder größeren Erfolg haben wird, ist deshalb kaum zu erwarten. Selbst manche Streifenwagen der Athener Polizei sind mit abgefahrenen Reifen und defekter Beleuchtung unterwegs, von den Abgaswerten ganz zu schweigen. Wie sollen da die Polizisten allen Ernstes den anderen Verkehrsteilnehmern Vorhaltungen machen?
Und auf die Einsicht der griechischen Automobilisten darf man wohl ohnehin nicht hoffen, wie auch Verkehrsminister Anagnostopoulos erkannt hat: "Eigentlich müßte ich jeden Autofahrer einen Polizisten mitgeben!" Die Mentalität der hellenischen Verkehrsteilnehmer müsse sich ändern, klagte der Minister. Bisher sei es doch so, daß als ein Dummkopf gelte, wer sich an die Verkehrsregeln halte, während jener, der bei Rot über die Kreuzung braust, Überholverbote mißachtet und Geschwindigkeitsbegrenzungen ignoriert, allgemeine Bewunderung genieße.
Des Ministers Beobachtung trifft den Kern des Problems. Tatsächlich begegnet man in kaum einem anderen Land Europas einem derart aggressiven Verhalten im Straßenverkehr wie in Griechenland. Die Hoffnungen, daß die neuen Bußgelder etwas bewirken werden, sind gering.
GERD HÖHLER (Athen)
HATTERSHEIM. "Umgang mit der Angst", heißt ein Kursus, den die Elternschule Taunus am Mittwoch, 27. Januar, im katholischen Jugendheim in Okriftel anbietet. Beginn ist um 20 Uhr, die Leitung hat die Diplom-Psychologin Charlotte Thelen. Anmeldungen nimmt Elisabeth Steyer unter Tel. 0 61 90 / 18 11 entgegen.
"Angst ist eine natürliche Reaktion auf eine reale oder eine eingebildete Bedrohung", heißt es in der Ankündigung. Das Seminar möchte anleiten, wie zwischen irrealen und realen Bedrohungen unterschieden werden kann. schu
3
Kein Platz für Jacken
Durch wahre Berge von Jacken, Mänteln und Taschen müssen sich die Frankfurter Jurastudenten Tag für Tag kämpfen, um an ihre Fachbücher zu gelangen. Grund für die Unordnung vor dem Juristischen Seminar: Die 600 Spinde im Keller sind bereits kurz nach der Öffnung der Bibliothek belegt. Wohin also mit den Klamotten, wenn nicht an die Haken vor dem Eingang oder auf den Boden?
Der Kanzler der Frankfurter Universität, der Dekan des Fachbereichs Rechtswissenschaften, der Leiter des Juristischen Seminars, der Dezernent des Bereiches Liegenschaft und Technik und Vertreter der Studenten wollen in einer kleinen Sondersitzung darüber beraten, wie man dem leidigen Problem zu Leibe rücken kann.
"Theoretisch", erklärt Ulrich Wagner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dekanat Rechtswissenschaften, "sind genügend Schließfächer vorhanden, aber die Leute belegen die Spinde und nehmen die Schlüssel einfach mit nach Hause, statt das Fach am Abend wieder freizumachen, wie es die Geschäftsordnung vorsieht.
Unkollegialität, Unreife und mangelnde Disziplin - diese Attribute bescheinigt man an der Uni den angehenden Juristen. Würden sich alle an das halten, was in gedruckter Form an der Innenseite jedes Spindes klebt, so sei laut Uni-Leitung das Problem schon fast gelöst. Vorgesehen ist, daß die Fächer nach 20.30 Uhr, dem offiziellen Schließen des Gebäudes, von den Benutzern wieder ausgeräumt werden sollen.
Bleiben dennoch Fächer verschlossen, so hat die Verwaltung das Recht, sie zu öffnen und den Inhalt zu entfernen und aufzubewahren. Seit der Einführung der Schließfächer im Jahre 1986 griff die Verwaltung jedoch nur äußerst selten zu dieser Zwangsmaßnahme. reu
PEKING, 24. Januar (AP). Millionen Asiaten haben in der Nacht zum Samstag in fast ganz Fernost mit den diesjährigen Neujahrsfeiern begonnen und das Jahr des Hahns mit Feuerwerk begrüßt. Nur im dichtbesiedelten Hongkong war das Abbrennen von Feuerwerkskörpern aus feuerpolizeilichen Gründen verboten. Der Hahn gilt in China als Glücksbringer.
FRANKFURT A. M., 24. Januar (AP). Zu offenbar politisch motivierten Gewalttätigkeiten ist es am Wochenende in mehreren Orten Deutschlands gekommen. In Ichtershausen bei Arnstadt in Thüringen überfielen Polizeiangaben zufolge in der Nacht zum Sonntag etwa 40 Vermummte eine Gaststätte. Die Täter fuhren kurz vor Mitternacht mit acht Fahrzeugen vor die Tanzgaststätte "Zum Ritter", die als Treffpunkt rechtsgerichteter Jugendlicher bekannt ist.
Die Angreifer versuchten, gewaltsam in das Lokal einzudringen, das von innen abgeschlossen war. Mit Baseballschlägern und Zaunlatten zerschlugen sie nach Polizeiangaben Fensterscheiben und eine Holzwand im Vorzimmer. Verletzt worden sei niemand. Die Täter flüchteten vor dem Eintreffen der Polizei.
In Boizenburg an der Elbe kam es in einer Diskothek zu Auseinandersetzungen zwischen Asylbewerbern und deutschen Jugendlichen. Den Angaben zufolge konnte die Polizei die Schlägerei beenden. Mit massivem Polizeieinsatz seien weitere Auseinandersetzungen verhindert worden. In Schlotheim bei Mühlhausen in Thüringen wurde in der Nacht zum Sonntag ein Jugendlicher bei einem Streit in einer Pizzeria erstochen. Der Hintergrund der Tat ist Polizeiangaben zufolge noch ungeklärt. Der Täter wurde noch am Tatort festgenommen, hieß es.
Rund 150 vermummte Jugendliche randalierten im Ostberliner Stadtteil Friedrichshain. Wie die Polizei mitteilte, schlugen sie Schaufenster ein, warfen einen Brandsatz in eine Bank und rollten Rohre von einer Baustelle auf die Straße.
Glimpflich ging in der Nacht zum Samstag ein Schußwaffenanschlag auf eine türkische Gaststätte in Augsburg aus. Die Polizeidirektion in der schwäbischen Hauptstadt berichtete, daß ein bisher unbekannter Mann mindestens fünf Schüsse auf das Gasthaus abgab. Zur Zeit des Anschlags hielten sich etwa 60 Gäste in dem Lokal auf, das von einer türkischen Pächterin betrieben wird.
Zur Person:
KLAUS VON DOHNANYI, früherer Hamburger Bürgermeister (SPD), wird künftig für die Treuhandanstalt arbeiten. Deren Chefin Birgit Breuel sagte in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, von Dohnanyis Aufgabe werde darin bestehen, bei Bundesländern und Bundeseinrichtungen für den Absatz ostdeutscher Produkte zu werben. Als früherer Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Schwermaschinenbau AG Takraf sei er für das "Behörden-Marketing" besonders gut geeignet. (AP)
KLEVE, 24. Januar (AP). Bei einem Zimmerbrand in einem Klever Wohnhaus sind am Samstag morgen drei Geschwister im Alter zwischen zwei und vier Jahren ums Leben gekommen. Die 25jährige Mutter wurde fast unverletzt gerettet. Die Kinder, zwei Mädchen und ein Junge, hätten nach den ersten Ermittlungen wahrscheinlich in ihrem Zimmer mit Feuer gespielt und dabei den Brand verursacht, sagte ein Polizeisprecher.
STUTTGART, 24. Januar (AP/jg/Reuter/dpa). Der Deutsche Gewerkschaftsbund und mehrere Einzelgewerkschaften sehen sich außerstande, das von der Bundesregierung vorgelegte Konsolidierungsprogramm als einen Solidarpakt-Ost mitzutragen. DGB-Chef Heinz-Werner Meyer sagte der Thüringer Allgemeinen, wer Sozialhilfe und Arbeitslosenbezüge kürzen wolle, werfe "Dynamit in bereits schwelende Brände". Seine Stellvertreterin Ursula Engelen-Kefer nannte in der Welt am Sonntag die Sparbeschlüsse ein "Förderprogramm für Politikverdrossenheit und Extremismus". Die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies kündigte in einem am Sonntag in Stuttgart veröffentlichten Brief an die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU und FDP, Wolfgang Schäuble und Hermann Otto Solms, an, die ÖTV werde "alles daran setzen, die geplanten Sparbeschlüsse, die die soziale Schieflage verstärkten, politisch zu Fall zu bringen, um die Gerechtigkeitslücke bei der Lastenverteilung zu schließen". Die Einkommensverteilung zu Lasten der Arbeitnehmer und der sozialen Randgruppen werde weiter verschärft.
Wulf-Mathies mahnte erneut eine Ergänzungsabgabe auf höhere Einkommen und eine Arbeitsmarktabgabe für alle Erwerbstätigen einschließlich der Selbständigen, Freiberufler, Abgeordneten, Minister und Beamten an. Sie bemängelte ferner, daß ein echter Beitrag der Wirtschaft nicht im Ansatz erkennbar sei.
Die Arbeitnehmer sollen der "Dreistigkeit und Schamlosigkeit" des Sparpakets "in den Betrieben und auf der Straße eine Antwort erteilen", forderte der Bundesvorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche. Beim Neujahrsempfang des Frankfurter DGB sagte er am Samstag, jetzt müsse das Thema eines "Solidarpakts" endgültig vom Tisch sein. Er sprach von einem "neuerlichen Raubzug gegen die Schwachen dieser Gesellschaft". Niemand könne erwarten, daß die Gewerkschaften stillhielten, wenn Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Studenten geschröpft werden sollten.
Dagegen hätten Unternehmer und vermögende Bürger allein von August bis Oktober 1992 etwa 46 Milliarden Mark ins Ausland transferiert, um der Zinsbesteuerung zu entgehen: "In einem solchen Land komme man bitte nicht mit dem Klagelied von den leeren Kassen!"
Der künftige Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, kündigte in der Neuen Osnabrücker Zeitung an, Arbeitslose müßten verstärkt mit Sperrzeiten und mit Vermittlung auf geringer bezahlte Arbeitsplätze rechnen.
Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) will gemeinnützige Arbeiten zur Bedingung für die Zahlung von Sozialhilfe machen. "Sie sollten Straßen reinigen, Grünanlagen pflegen oder Schnee räumen. Wer die Arbeit verweigert, bekommt weniger Sozialhilfe", sagte Rönsch der Bild-Zeitung. Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, unterstützte diesen Vorschlag.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heiner Geißler (CDU), forderte in der Bild am Sonntag eine Arbeitsmarktabgabe, die auch von Beamten und Selbständigen bezahlt werden müßte. Gleichzeitig könnten die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung von jetzt 6,5 auf vier Prozent gesenkt werden. Thüringens Finanzminister Klaus Zeh (CDU) sagte: "Erst wenn das Luxuspotential abgespeckt worden ist, sollte man an die Sozialleistungen herangehen."
Dagegen lehnte Bundesfinanzminister Theo Waigel eine Arbeitsmarktabgabe für selbständige und Beamte erneut ab. Es gebe keine "Gerechtigkeitslücke", meinte er im Kölner Express. Bundeskanzler Helmut Kohl erklärte sich bereit, über Alternativvorschläge der SPD zu reden, verteidigte aber die Sparbeschlüsse seiner Regierung. In der Berliner B.Z. am Sonntag forderte der neue Wirtschaftsminister Günter Rexrodt erneut auch "die Möglichkeit, unter Tarif zu bezahlen".
Brandenburgs Finanzminister Klaus- Dieter Kühbacher (SPD) hielt im Hessischen Rundfunk das Konsolidierungsprogramm für verhandlungsfähig. Auch nach Ansicht von IG-Metall-Chef Franz Steinkühler steht "sehr viel Richtiges", aber auch "ein paar absolute Gemeinheiten" in dem Regierungsentwurf. Im Nachrichtenmagazin Der Spiegel sagte er, die IG Metall sei mit den Arbeitgebern im Gespräch, "wie wir das, was die Regierung vorschlägt, durch einen Maßnahmenkatalog ergänzen können".
Auf massive Ablehnung stießen die Sparbeschlüsse beim Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands (VDK) sowie der neugegründeten Nationalen Armutskonferenz. Deren Sprecher Ulrich Schneider sprach von einer "sozialen Zeitbombe". VDK-Präsident Walter Hirrlinger kritisierte, während die Sozialhilfesätze zwei Jahre eingefroren würden, genehmigten sich die Politiker eine Erhöhung ihrer Abgeordnetendiäten. Auch die Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen und der PDS-Politiker Lothar Bisky lehnten die Sparpläne scharf ab.
(Weiterer Bericht im Lokalteil)
Normalerweise wird einem neu gewählten Präsidenten eine Schonfrist von 100 Tagen gewährt. Beim 1. FC Dynamo Dresden wird diese Zeit nicht annähernd gewährt. Das neue Präsidium um Rolf- Jürgen Otto muß bis zum 15. März Fakten schaffen, wie die Fußball-Zukunft aussehen soll. An diesem Tag müssen alle Unterlagen beim DFB auf dem Tisch liegen, die zur Lizenzerteilung für die Saison 1993/94 nötig sind.
Die Sachsen, die am Donnerstag noch kurz vor dem Konkurs standen, wollen nun mit einer Politik der kleinen Schritte den Weg aus der finanziellen Misere (16,4 Millionen Mark Schulden) finden. Nachdem der Verein wieder einen arbeitsfähigen Vorstand besitzt, zeichnet sich langsam Licht am Ende des "Finanztunnels" ab. "Die Wahl von Herrn Otto zum Präsidenten war ein geeigneter Schritt, die existentiellen Sorgen in den Griff zu bekommen. Er beseitigt erst einmal die dringendsten Verbindlichkeiten. Wenn Herr Otto weiter engagiert zu Werke geht, kann der drohende Konkurs gebannt werden", sagte Dresdens Anwalt Reinhard Rauball.
An erster Stelle auf dem umfangreichen Maßnahmenkatalog steht immer noch die mündlich ausgehandelte, aber noch nicht unterschriebene Vertragsauflösung mit der Vermarktungsfirma Sorad.
Aufgrund der nunmehr klaren Verhältnisse in der Führungsetage des einzigen ostdeutschen Bundesligisten bietet auch die Stadt Dresden weitere Hilfe an. Sie hatte bereits dem alten Präsidium unter Wolf-Rüdiger Ziegenbalg die Übertragung von ehemaligen GUS-Geländen offeriert. Dabei soll es sich um Zehntausende Quadratmeter handeln. Die Lage dieser Flächen wäre nach Ansicht von Claus Lippmann, Referent im Sportdezernat der Stadt, völlig zweitrangig: "Der Wert für Dynamo ergibt sich allein schon daraus, daß der Verein Eigentum besitzen würde und nicht nur die Spieler." Es bedürfe nur eines Zeichens des Präsidiums zur Einleitung konkreter Schritte. dpa
Kurz gemeldet: NATO prüft Beitritt Wiens auch zur WEU
WIEN, 24. Januar (dpa). Die NATO prüft, ob Österreich bei einem Beitritt zur Westeuropäischen Union (WEU) nicht auch Mitglied des Nordatlantikpakts werden soll. NATO-Generalsekretär Manfred Wörner begründet dies mit der für die WEU strengeren Beistandsverpflichtung. Diese könne ohne eine Teilnahme in der NATO nicht eingelöst werden. Tschechischer Parteichef bittet um Asyl PILSEN, 24. Januar (dpa). Der Vorsitzende der kürzlich im westböhmischen Pilsen gegründeten Demokratischen Partei Sudetenland (DSS/DPS), Jaroslav Blühmel, hat aus Furcht um sein Leben die Tschechische Republik verlassen und in Deutschland um Asyl nachgesucht. Prinz Philip bleibt WWF-Präsident GENF, 24. Januar (Reuter). Prinz Philip, Ehemann der britischen Königin Elizabeth II., will bis 1996 Präsident des "World Wide Fund for Nature" (WWF) bleiben. Der WWF begrüßte die Entscheidung des Prinzen, dessen Amtsperiode als Präsident ursprünglich im Januar 1994 ausgelaufen wäre. Er hat dieses Amt seit 1981 inne. Kuba ernennt Botschafter in Bonn HAVANNA, 24. Januar (dpa). Die Regierung Kubas hat Rodney Lopez Clemente zum neuen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland ernannt. Clemente arbeitete vor seiner Ernennung als leitender Direktor im Außenministerium unter Minister Ricardo Alarcon.
Der EC Ratingen, bei seinem Aufstieg vor einem halben Jahr eher belächelt denn für voll genommen, ist die Mannschaft der Stunde in der Eishockey-Bundesliga. Spätestens seit dem 4:2 am Freitag über den Tabellenzweiten Kölner EC lacht keiner mehr über den Klub aus der Düsseldorfer Vorstadt. Nach zuletzt 8:0 Punkten und 22:6 Toren winkt dem vermeintlichen Abstiegskandidaten sogar die Teilnahme an den lukrativen Meisterschafts-Play-offs.
Trainer Alexander Barinew spricht zwar offiziell nach wie vor vom Klassenerhalt als Saisonziel. Doch die Art und Weise, wie er nach dem Triumph über die Kölner "Haie" in den VIP-Raum der Ratinger Eishalle stolzierte, stand stellvertretend für die mit dem Selbstbewußtsein gestiegenen Ratinger Ansprüche. "Heute gibt es Sekt", rief der russische Coach mit gespielter Empörung, als er das für ihn bereitgestellte Mineralwasser sah.
Barinew kann es für sich in Anspruch nehmen, binnen vier Monaten aus Kanadiern, Russen und Deutschen ein Team geformt zu haben, das sich "vor keinem Gegner verstecken muß". Dabei ist die Ratinger Rechnung, sechs Kanadier als "EG-Spieler" außerhalb des Ausländerkontingents spielen zu lassen, noch nicht einmal voll aufgegangen. Bislang haben nur Greg Evtushevski und Brad Bergen ihre Spielberechtigung erhalten. Ken Petrash hofft noch, Bob Crawford und Arthur Rutland haben wohl keine Chance mehr, Brian Hannon hat die Kündigung erhalten. Als dann im Herbst auch noch Verletzungspech dazu kam, konnte Barinew zeitweilig nur ein Mini-Aufgebot von 14 Feldspielern aufs Eis schicken.
Jetzt aber läuft der Ratinger Motor auf Hochtouren. Gegen Köln brillierte vor allem Torhüter Rene Bielke, den der temperamentvolle Barinew schon mal als "Verräter" bezeichnet hatte, weil der frühere Berliner entnervt von ein paar Gegentoren vorzeitig das Eis verlassen hatte. Derartige Gefühlsausbrüche aber sind in Ratingen schnell wieder vergessen, wenn sich erst einmal der nötige Erfolg eingestellt hat.
Die Konkurrenz ist nervös geworden. "Vor dem Spiel habe ich noch auf den siebten Platz gehofft, jetzt müssen wir um den achten bangen", meinte Schwenningens Trainer Ross Yates nach dem 3:5 seiner Mannschaft in Kaufbeuren. Allein der Kampf um den achten Platz verspricht in den letzten acht Spieltagen noch Spannung. Neben Ratingen und Schwenningen melden auch noch der EV Landshut und der EHC Freiburg Ansprüche an. dpa
Riesenjubel im Ziel bei Dirk Wiese, Christoph Bartsch, Oliver Rogge und Wolfgang Haupt aus Winterberg. Mit einem Superlauf sicherte sich das Quartett am Samstag im letzten Lauf zur Viererbob-EM in St. Moritz noch die Silbermedaille in 4:13,91 Minuten hinter dem großen Favoriten Gustav Weder und seinem Team Schweiz II (4:13,45). "Wir sind happy", sagte der Sportstudent und erfüllte sich damit nachträglich einen Geburtstagswunsch. "Ich habe darauf gehofft, aber eigentlich nicht mehr daran geglaubt", sagte Wiese.
"Das war ein Superlauf", schwärmten Wiese, Bundestrainer Raimund Bethge und der gesamte deutsche Anhang, als der Computerfreak mit 1:03,56 Minuten die schnellste Zeit des vierten Laufes (mit Weder) auf dem 1612 Meter langen Natureiskanal zu Tal gebracht hatte. "Eine tolle Sache. Da bist du noch kein halbes Jahr dabei und wirst schon Vize- Europameister", meinte der ehemalige Sprinter Wolfgang Haupt. Nicht ganz zufrieden waren Sepp Dostthaler, Harald Phillip, Mike Sehr und Olaf Hampel (Königssee/4:15,07) über ihren siebenten Rang, ganz zu schweigen von Rudi Lochner, Kai-Uwe Kohlert, Uwe Höring und Markus Zimmermann (Königssee), die nur auf dem neunten Rang landeten. dpa
LONDON, 24. Januar (dpa). Mindestens zehn Millionen Pfund (25 Millionen Mark) sind dem Londoner Bezirk Lambeth nach Angaben seines Gemeindedirektors durch Schlampigkeit und Betrügereien in den vergangenen Jahren verlorengegangen. Beamte der Gemeindeverwaltung sollen unter anderem einzelne Aufträge doppelt abgerechnet, die Haushaltspläne nicht eingehalten und überhöhte Abfindungen bezahlt haben.
Nach einer Nachtsitzung beschloß der Gemeinderat am Samstag morgen, die Vorwürfe amtlich untersuchen zu lassen. Die Polizei sollte dagegen nicht eingeschaltet werden.
SAN JOSÉ, 24. Januar (dpa). Die Staaten Lateinamerikas und der Karibik wollen sich für die Ernennung eines ständigen UN-Beauftragten für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Eine entsprechende Initiative wurde am Wochenende in San José zum Abschluß einer Menschenrechtskonferenz der Regierungen des Subkontinents verabschiedet. Sie soll auf der Welt-Menschenrechtskonferenz im Juni in Wien vorgelegt werden.
Die rund 500 Teilnehmer des Treffens in der costaricanischen Hauptstadt hatten drei Tage lang unter anderem die Beziehungen zwischen Einhaltung der Menschenrechte und Fortschritten auf politischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet erörtert.
PRAG, 24. Januar (dpa). Die Tschechische Republik will die Folgen der Verschärfung des deutschen Asylgesetzes nicht allein tragen. Wie der tschechische Innenminister Jan Ruml nach Angaben der Prager Nachrichtenagentur CTK vom Wochenende sagte, wird Prag mit Bonn vorerst keinen bilateralen Vertrag über die Rückführung von Flüchtlingen unterzeichnen. Der Abschluß eines solchen Abkommens werde erst spruchreif, wenn durch Verträge mit den mittel- und osteuropäischen Staaten das problemlose Abschieben der Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer gesichert sei, unterstrich Ruml. Er hatte kürzlich in Bonn Gespräche mit Bundesinnenminister Rudolf Seiters geführt.
Prag sei aber bereit, den Transit von aus Deutschland ausgewiesenen Ausländern in ihre Heimat zu ermöglichen, wobei der Abschub von 40 000 Rumänen als erste Aktion in Frage käme, sagte Ruml. Auch seine Regierung müsse nun wegen der Änderung des deutschen Asylgesetzes ihre Visumspolitik gegenüber einigen osteuropäischen Staaten verschärfen. So müsse jetzt die Grenze zur Slowakei bewacht werden.
Firmen-Telegramm
Berlin schafft neue Busse an Die Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) haben dem Hersteller MAN Nutzfahrzeuge einen bis zum Jahr 2003 laufenden Großauftrag über 786 Busse erteilt. Den Wert der Bestellung schätzen Branchenkenner auf rund eine halbe Milliarde Mark. Mercedes-Benz liefert an die BVG in den nächsten vier Jahren 450 Busse.
Der zum Volkswagen-Konzern gehörende Automobilbauer Audi erhöht mit Wirkung vom 1. Februar die Preise um durchschnittlich 2,9 Prozent. Das günstigste Modell der Ingolstädter kostet dann 34 850 Mark, das teuerste 100 575 Mark.
Die Vorzugsaktionäre des Maschinen- und Anlagenbauers Deutsche Babcock sollen nach zwei dividendenlosen Jahren wieder Geld sehen. Angesichts eines auf 76 Millionen Mark mehr als verdoppelten Konzern-Jahresüberschusses schlägt die Verwaltung der Hauptversammlung die Garantieausschüttung von drei Mark vor. Einschließlich der Nachzahlung würden die Anteilseigner der Firma zufolge damit mit neun Mark bedient.
McDonnell Douglas kippt 4000 Jobs Der US-Hersteller McDonnell Douglas will im laufenden Jahr 4000 Arbeitsplätze in der Sparte Verkehrsflugzeuge einsparen. Dadurch verringert sich die Zahl der Beschäftigten bei der zuständigen Tochter Douglas Aircraft auf noch 15 000.
Die Stralsunder Volkswerft wird an eine Bietergemeinschaft verkauft. Nach einem Beschluß des Verwaltungsrates der Berliner Treuhand werden der Bremer Vulkan 49 Prozent, die Bremer Hegemann-Gruppe 30, die Lürssen-Werft aus Bremen-Vegesack zehn und die Stadt Stralsund elf Prozent der Anteile erhalten. Die Unternehmerallianz sichert den Erhalt von 2175 Arbeitsplätzen sowie Ausbildungsstellen für 175 Lehrlinge zu.
Die Lufthansa will laut Manager-Magazin ihre Beteiligung an Hapag-Lloyd von zehn auf gut 25 Prozent erhöhen. Der Touristikriese TUI wolle sein Paket von zehn Prozent verkaufen. Auch Deutsche Bank und Veba seien bereit, sich von Anteilen zu trennen. Der Deal würde die Lufthansa 170 Millionen Mark kosten.
Mehrere Dutzend deutscher Touristen in der Dominikanischen Republik haben inzeischen die Heimreise angetreten, ohne - wie zunächst befürchtet - ihren Karibik-Urlaub doppelt bezahlen zu müssen. Damit stand am Ende des 14tägigen Pauschalurlaubs ein Happy-End, nachdem das Hotel der Touristen die Gutscheine eines Frankfurter Reiseveranstalters nicht mehr anerkannte.
Angeblich steht das Unternehmen in der Dominikanischen Republik mit 275 000 Mark in der Kreide.
Die Touristen wurden deshalb von dem Hotel zunächst nochmals für Zimmer und Verpflegung zur Kasse gebeten. Im Interesse der einheimischen Tourismusindustrie, eine der wichtigsten Devisenquellen der Karibik-Insel, verzichtete das Hotel jedoch letztlich auf das Geld und entschied sich statt dessen, den Reiseveranstalter zu verklagen. dpa
HAMBURG, 24. Januar (dpa/me). Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende und sächsische Innenminister Heinz Eggert ist wegen seiner Forderung, über die Nachfolge Helmut Kohls als CDU-Chef zu diskutieren, in der eigenen Partei auf Kritik gestoßen. Der Thüringer Ministerpräsident und neu gewählte CDU-Landeschef Bernhard Vogel sagte am Wochenende auf dem CDU-Parteitag in Jena, wer dieses Thema jetzt anspreche, wolle die "unnötigste aller Diskussionen führen". Es gelte, Kohl zu unterstützen und nicht über seine Nachfolge zu debattieren.
Auch der Landesvorstand der sächsischen CDU sieht derzeit keinen Diskussionsbedarf über die Anregung Eggerts, die Ämter des CDU-Vorsitzenden und des Bundeskanzlers zu trennen. Fragen der Unvereinbarkeit von Ämtern sollten im Rahmen der angestrebten Parteireform behandelt werden.
Eggert hatte im Münchner Nachrichtenmagazin Focus gefordert, Kohl selbst solle sein politisches Erbe zeitig so regeln, daß sich nicht eines Tages die Nachfolgeanwärter "in den Haaren liegen".
WIEN, 24. Januar (dpa). Mehr als 250 000 Menschen haben nach Angaben von Mitveranstalter André Heller am Samstag abend in der Wiener Innenstadt ein "Lichtermeer gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß" entzündet. Der Termin der Kundgebung war bewußt vor einem am heutigen Montag beginnenden Ausländer-Volksbegehren gewählt worden, das die rechtsgerichtete Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) unter ihrem Vorsitzenden Jörg Haider eingeleitet hat. Die rund 5,6 Millionen wahlberechtigten Österreicher sollen dabei über ein Zwölf-Punkte-Programm der FPÖ abstimmen, das in der Forderung gipfelt: "Österreich ist kein Einwanderungsland".
Um Punkt 17 Uhr läuteten in der Innenstadt alle Kirchenglocken. Danach begannen die Teilnehmer Kerzen, Fackeln und Feuerzeuge zu entzünden. Auf der Abschlußkundgebung am Heldenplatz mußte Heller die Teilnehmer dazu aufrufen, jede zweite Fackel zu löschen. Die Gesundheit - vor allem der Kinder - sei sonst gefährdet. Zuvor waren Zehntausende, vorwiegend junge Menschen, zum Heldenplatz marschiert, um ihre Sympathie für die in Österreich lebenden Ausländer zu bekunden und jede Gewalt gegen sie zu verurteilen. Wer selbst nicht am Lichtermeer teilnahm, stellte Kerzen ins Fenster. Aufgerufen zu dieser Großveranstaltung hatte die überparteiliche Plattform "SOS Mitmensch". Ihr gehören neben Regierungsmitgliedern die oppositionellen Grünen, Kirchenvertreter und zahlreiche Künstler an.
André Heller, ein Mitbegründer und Sprecher der Aktion "SOS Mitmensch", sagte in seiner Abschlußrede, die Kundgebungsteilehmer hätten "ein Zeugnis für die Sehnsucht nach Toleranz" abgelegt. "Bei uns brennt der Hut. In Deutschland aber brennen schon wieder die Menschen", sagte Heller. Zuvor hatte Österreichs Bundespräsident Thomas Klestil in einer Grußadresse Stolz auf seine Landleute bekundet, "die durch ihr persönliches Eintreten bekennen, daß in unserem Österreich für Rassismus und Fremdenhaß kein Platz sein darf".
LISSABON, 24. Januar (dpa). Die angolanische Guerillaorganisation Unita hat am Wochenende Rundfunkberichte dementiert, nach denen sie für diese Woche einen Großangriff auf die angolanische Erdölexklave Cabinda vorbereite. In entsprechenden Berichten des Rundfunks hatte es geheißen, die Unita ziehe bereits im Nachbarland Zaire Truppen zusammen, die mit Unterstützung südafrikanischer Söldner vom Grenzort Moanda aus den Angriff auf Cabinda führen sollen. In der Enklave befinden sich etwa zwei Drittel der Ölvorkommen Angolas. Die Unita hatte bereits in den letzten Tagen die Ölfelder in Nordangola bei Soyo erobert, wo etwa ein Drittel der Ölvorkommen liegen.
Ein Sprecher der Unita erklärte dazu der britischen Rundfunkgeselschaft BBC, die Unita werde keine ausländischen Öl- einrichtungen in Angola angreifen. Im Namen von Unita-Führer Jonas Savimbi wolle er "unseren amerikanischen Freunden versichern", daß sie in Cabinda sicher seien. Die in Cabinda tätige US- Gesellschaft Gulf hatte bereits die Evakuierung von 150 Mitarbeitern angekündigt, was die USA, über lange Jahre größter Geldgeber und Waffenlieferant der Unita, zu einer scharfen Warnung vor "unabsehbaren Konsequenzen" veranlaßte.
Der Unita-Sprecher wies zugleich Berichte zurück, daß die Regierungstruppen am Wochenende eine südafrikanische Transportmaschine vom Typ C-130 Hercules abgeschossen hätten. Es sei nicht wahr, daß die Unita Nachschub aus Südafrika erhalte. Im staatlichen Rundfunk hatte dagegen der Generalstab erklärt, eine aus Jamba kommende Maschine mit Nachschub für die Unita sei am Freitag nachmittag in der Region Cachicala-Chiloango abgeschossen worden. Damit sei erneut die Verwicklung Südafrikas in den angolanischen Krieg bewiesen.
Der Guerilla-Sender meldete am Wochenende die Rückeroberung der zentralangolanischen Stadt Huambo, was in Luanda bestritten wird. Die Regierung bot der Unita Friedensgespräche unter UN-Aufsicht an.
WASHINGTON, 24. Januar (dpa). US- Präsident Bill Clinton und der russische Präsident Boris Jelzin wollen sich möglichst rasch in einem Drittland zu einem Gipfel treffen. Das teilte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Dee Dee Myers, am Wochenende nach einem rund halbstündigen Telefongespräch der beiden Staatschefs mit. Weder ein Ort noch ein genauer Zeitpunkt seien festgelegt worden, sagte sie in Washington. Am Freitag hatte bereits der Sprecher des russischen Außenamtes, Sergej Jastrschembski, in Moskau berichtet, daß ein Gipfeltreffen vorbereitet werde.
ALTKIRCH, 23. Januar (AFP). Ein neuneinhalbjähriger Junge hat sich am Donnerstag in dem elsässischen Ort Wolfersdorf nahe Altkirch beim Spiel mit einem Strick erhängt. Seine Mutter fand ihn tot im Spielzimmer. Wie die Polizei am Samstag mitteilte, hatte das Kind am Vorabend einen Kriminalfilm mit Szenen von Erhängten gesehen und daraufhin seine Mutter gefragt, wie sich ein Strick um den Hals auswirke.
ALGIER, 24. Januar (AFP). Die algerische Führung hat ehemalige Regierungsmitglieder und hohe Beamte ultimativ aufgefordert, ihre Villen in einem Luxusvorort von Algier zu räumen und in Staatsbesitz zu überführen. Die Tageszeitung El Watan veröffentlichte am Wochenende ein Dekret, demzufolge rund 70 Häuser in einer Luxussiedlung im Westen Algiers bis zum 15. Februar geräumt sein müssen. Dort wohnten vornehmlich Angehörige der "Nomenklatura" aus dem direkten Umfeld des ehemaligen Präsidenten Chadli Bendjedid, hieß es, unter ihnen Ex-Minister, Präfekten sowie hohe Offiziere und Beamte. Die Miete sei gering. Was mit den Häusern geschehen soll, ist nicht bekannt.
MOSKAU, 24. Januar (AFP). Russische Spezialisten wollen das Wrack des 1989 in der Barentssee gesunkenen russischen Atom-U-Bootes "Komsomolez" mit einem Mantel aus aus den Schalen von Krebsen und anderen Krustentieren gewonnenen Gelee umhüllen. Damit soll der Austritt von Radioaktivität verhindert werden, teilte der Vorsitzende einer Arbeitskommission, Tengis Borissow, am Wochenende nach Berichten der Tageszeitung Kommersant mit. Wenn sich diese Masse verfestige, bilde sie einen wirksamen Schutz gegen die Freisetzung radioaktiver Strahlung. Da das Wrack der "Komsomolez" zu schwer beschädigt sei, um noch gehoben zu werden, hätten die Experten sich für diese Methode entschieden.
Das U-Boot war am 7. April 1989 im Polarmeer vor Norwegen mit 69 Mann an Bord verunglückt und liegt seitdem in rund 1800 Meter Tiefe auf Grund. Norwegen hatte sich wiederholt besorgt über die von dem Wrack ausgehenden Gefahren geäußert. Die Moskauer Zeitung Nesawissimaja Gaseta zitierte den Vorsitzenden des mit dem Unglück befaßten Untersuchungausschusses, Tengits Borisow, mit den Worten, die größte Gefahr gehe von zwei Atomtorpedos aus, deren Mäntel vom Seewasser zerfressen worden seien. Auch aus dem Reaktor trete nunmehr eine kleinere Menge Radioaktivität aus. "Die Frage ist, wie lange das Plutonium noch in seinen Behältern eingebunden bleibt", sagte Borisow der Zeitung. Ein Jahr lang dürfte dies noch gesichert sein, doch wenn erst einmal Plutonium ins Meer austrete, dann sei mit den schlimmsten Konsequenzen zu rechnen.
Die Arbeitskommission nannte zwei weitere wichtige Entsorgungs-Projekte, die erledigt werden sollen. So wollen russische Spezialisten zumindest einen Teil der 15 000 bis 17 000 Container mit radioaktivem Abfall aus der Kara-See im Polarkreis bergen. Des weiteren sollen mehrere tausend Giftgas-Granaten der deutschen Wehrmacht aus der Ostsee gehoben werden, die noch aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges auf dem Meeresgrund lagern.
SEATTLE, 24. Januar (AFP). Ein zweijähriger Junge ist am Freitag in Seattle im US-Bundesstaat Washington an den Folgen einer Bakterieninfektion gestorben, die er sich beim Verzehr des Hamburgers aus einer "Fast-Food-Kette" zugezogen hatte. Das teilten die Behörden mit. Insgesamt seien von der Infektion 85 Menschen betroffen, die das vermutlich vergiftete und nicht ausreichend gebratene Fleisch gegessen hätten.
WIESBADEN. Bei einer Wahlveranstaltung der rechtsextremen "Republikaner" ist es in Wiesbaden zwischen Teilnehmern und Demonstranten zu einem Gerangel gekommen.
Dabei wurden laut Polizei die Besucher teilweise am Zugang zum Veranstaltungssaal in Wiesbaden-Biebrich gehindert, einem Besucher sei in den Bauch getreten worden.
Nach Mitteilung des Polizeisprechers kam es zudem zu Auseinandersetzungen zwischen den Beamten und einigen der 600 bis 800 Demonstranten. Fünf Personen seien zur Feststellung der Personalien wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und Besitz von Messer und Schreckschußwaffen vorübergehend festgenommen worden. lhe
DARMSTADT. Vor der Übertragung der Regionalplanung auf die Kommunen hat der Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik beim DGB-Landesbezirk Hessen, Horst Hochgreve, am Samstag auf einer Veranstaltung des DGB-Kreises Starkenburg gewarnt.
"Der Bürgermeister-Wettbewerb um Wirtschaftpotential würde den Flächenverbrauch beschleunigen, Natur in noch größerem Umfang zerstören, das Verkehrschaos verstärken, die Wohnungssituation verschärfen und Ökologie in den Bereich der Sonntagsreden verweisen", sagte Hochgreve. lhe
Kaserne für "Nürnberger Bund"? Die Einkaufsgenossenschaft "Nürnberger Bund" will in Gießen 200 000 Quadratmeter der 550 000 Quadratmeter großen Steubenkaserne kaufen. Das in Essen ansässige Unternehmen plant dort, 150 Millionen Mark in den Bau eines Zentrallagers zu investieren. Der "Nürnberger Bund" hat nach eigenen Angaben rund 1200 selbständige Unternehmen der Branchen Hausrat, Glas, Porzellan, Keramik und Eisenwaren als Mitglieder, die von mehreren dezentralen Lagern beliefert werden. 1992 habe die Einkaufsgenossenschaft mit rund 1300 Mitarbeitern 3,8 Milliarden Mark umgesetzt.
"Lila Kochbuch" vom Mütterbüro Ein "Lila Kochbuch" will das Hessische Mütterbüro in Langen (Kreis Offenbach) herausgeben. Köchinnen aus allen Landesteilen können ihre Rezepte für Gerichte in der Farbe der Frauenbewegung einreichen. Von Rotkohlwickel bis zu Blaubeerkuchen reichen die Ideen des Mütterbüros, das die Lobby für Mütter und Kinder stärken will.
WERENFRIED VAN STRAATEN, bekannt auch als "Speckpater", wurde vom Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, als ein auf Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit eingeschworenen Ordensmann gewürdigt. Die drei Eigenschaften bedeuteten nicht Verzicht, Verneinung oder Negation, sondern Bevorzugung, Bejahung und Gewinn, meinte Meisner am Samstag bei einer Feierstunde in Limburg anläßlich des 80. Geburtstags des Paters. Van Straaten, wegen seiner Bettelaktionen für hungernde Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg auch "Speckpater" genannt, gründete 1947 das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not". Der Limburger Bischof Franz Kamphaus hatte den Pater zuvor für seine "Botschaft vom Frieden, die aus der Gerechtigkeit herrühre", gewürdigt.
DARMSTADT. Die in Hessen lebenden Ausländer wollen bei der Kommunalwahl am 7. März die deutschen Bürger zu einer Stimmabgabe zugunsten der demokratischen Parteien aufrufen. Entsprechende Aktionen kündigte die Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessens (AGAH) in Darmstadt an.
Dabei werde keine einzelne Partei bevorzugt; entscheidend sei das Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit und politische Gewalt. Die Beiräte wollen den Wahlkampf außerdem nutzen, um auf ihre Forderung nach einem kommunalen Stimmrecht aufmerksam zu machen.
Zur Zeit gibt es in 35 hessischen Kommunen Ausländerbeiräte. Ein neues Gesetz sieht vor, daß alle Städte und Gemeinden mit mehr als 1000 Ausländern solche Gremien bilden müssen. Davon sind etwa 110 Kommunen betroffen. Die Wahlen zu den Ausländerbeiräten sind für November geplant. lhe
PEKING, 24. Januar (Reuter). Chinas Ministerpräsident Li Peng hat die Pläne des Hongkonger Gouverneurs Chris Patten für mehr Demokratie in der britischen Kronkolonie erneut abgelehnt. Die amtliche Nachrichtenagentur Neues China zitierte am Wochenende aus einer Rede Lis zum chinesischen Jahresbeginn, die Volksrepublik sehe in den Vorschlägen Störmanöver für eine reibungslose Rückgabe der Kolonie an China; es werde dabei keine Kompromisse geben. 1997 fällt Hongkong an China zurück.
Li wiederholte in seiner Rede zum Beginn des Mond-Jahr auch die alte chinesische Forderung nach einer Wiedervereinigung mit Taiwan nach dem Prinzip "ein Land, zwei Systeme".
HAMBURG, 24. Januar (Reuter/AFP/ dpa/AP). Mindestens vier Menschen sind am Wochenende in Norddeutschland bei Orkanen ums Leben gekommen, die Windgeschwindigkeiten bis zu 160 Kilometer pro Stunde erreichten. Bei einer der schwersten Sturmfluten der vergangenen Jahre an der Nordseeküste war am Samstag früh westlich von Cuxhaven ein Lotsenboot mit drei Mann Besatzung in Seenot geraten. Ein Mann wurde lebend geborgen, starb aber wenig später an Unterkühlung. Ein weiterer versank vor den Augen der Helfer in den Fluten, ohne daß diese eingreifen konnten. Die Suche nach dem dritten Mann wurde eingestellt.
Bei den Opfern handelte es sich um den 58jährigen Seelotsen aus Marne an der Westküste sowie um zwei 24 und 29 Jahre alte Besatzungsmitglieder aus dem sächsischen Weißwasser und aus Halberstadt in Sachsen-Anhalt.
Am Sonntag morgen fegten die starken Südweststürme einen Seemann von dem Hamburger Frachter "Star Trader" nordwestlich der Insel Borkum ins Meer. Besatzungsmitglieder, die das Unglück sahen, warfen ihm sofort Rettungsringe hinterher, die ihn wegen der Stürme aber nicht erreichten. Die Suche nach dem Opfer blieb vergeblich.
Teile des Hamburger Hafens und des Fischmarkts standen am Samstag unter Wasser. Aus einem Lokal im Bereich des Fischmarkts barg die Polizei nach eigenen Angaben zehn Menschen mit Schlauchbooten. Trotz der enorm starken Windböen richtete der Sturm auf dem Festland keine größeren Schäden an. Die nordfriesischen Halligen wurden zum Teil von der Flut überschwemmt, teilte die Leitstelle in Husum mit.
Am Sonntag mußten mehrere Fähren an der Küste und auf den Flußläufen vorsorglich ihren Dienst einstellen oder konnten nur eingeschränkt verkehren, wie die deutsch-dänische Verbindung zwischen Puttgarden und Rodby.
Auch über Süddeutschland tobte in der Nacht zum Samstag ein Weststurm. In den Alpen und in Teilen des Voralpengebiets gab es Orkanböen bis zu 100 Stundenkilometern.Britischer Frachter kenterte
BRIXHAM (AP). Der britische Frachter "Gateway" ist am Samstag südöstlich von Plymouth im Ärmelkanal gekentert. Alle zehn Besatzungsmitglieder, die auf Rettungsflößen in der stürmischen See trieben, konnten aber geborgen werden, wie die örtliche Küstenwache mitteilte.
In Italien ist der "Fall Sammer" klar: Der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler Matthias Sammer von Inter Mailand trägt in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga wieder einen gelb-schwarzen Dreß und spielt künftig für Borussia Dortmund. Schon am Montag soll er in der westfälischen Metropole eintreffen und gibt am 20. Februar im Derby gegen den VfL Bochum seinen Bundesliga-Einstand beim BVB.
"Der Transfer ist zur Befriedigung beider Vereine gelaufen", erklärte Inter- Pressechef Tomas Villa auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid). Der Sachse trug einst die gelb-schwarze Kluft seines Heimatklubs Dynamo Dresden.
Die italienischen Gazetten berichten am Samstag über einen interessanten Randaspekt des Transfers. Danach soll Sammer sogar eine Abfindung von Inter erhalten. In Dortmund hatte es am Freitag abend geheißen, daß Einigung mit Inter und Sammer erzielt worden sei, aber der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler noch letzte Details mit den Lombarden abklären müsse. Sammer wird einen Dreieinhalb-Jahresvertrag bis zum 30. Juni 1996 erhalten und soll rund acht Millionen Mark Ablöse kosten. Sein Gehalt beim ersten deutschen Europacup-Sieger soll rund 950 000 Mark pro Spielzeit betragen.
Rotschopf Sammer war nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart im vergangenen Sommer für 11,5 Millionen Mark zu Inter gewechselt. Aufgrund großer Sprachprobleme kam der gebürtige Dresdner in der lombardischen Fußball-Metropole nicht zurecht. Zudem mußte er zuletzt häufiger auf der Tribüne sitzen, weil er hinter dem ausländischen Trio Sosa, Schalimow und Pancev nur "vierte Wahl" war.
Laut den italienischen Printmedien sei ein Freundschaftsspiel zwischen Dortmund und Inter im Westfalenstadion ausgehandelt worden, wobei die Einnahme komplett an den ehemaligen Europapokalsieger aus Italien gehen soll. In der italienischen Presse wird die Ablösesumme auf umgerechnet rund neun Millionen Mark sowie das Gehalt des Spielers beim BVB auf 1,1 Millionen Mark brutto pro Saison taxiert.
In dem Kontrakt mit den Borussen sei zudem festgelegt, daß er bis zu seinem Vertragsende in Dortmund nicht mehr zu einem italienischen Klub wechseln dürfe. Unterdessen stimmte Inter-Präsident Ernesto Pellegrini aufgrund des Verlustes von Sammer das große Wehklagen an: "Ich bin verbittert, wie die Geschichte geendet hat. Inter hat einen großen Fußballer verkauft. Matthias zu verlieren, war ein großes Opfer."
In Dortmund war die Reaktion auf die Verpflichtung von Sammer größtenteils positiv. "Ein so hochkarätiger Spieler ist natürlich eine Verstärkung. Mit ihm sind wir in der Rückrunde noch schwerer auszurechnen", erklärte BVB-Kapitän Michael Zorc.
Angesprochen darauf, daß einige Spieler Sammer nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen werden, meinte Trainer Ottmar Hitzfeld: "Das ist normal, denn jeder fürchtet um seinen Stammplatz. Doch jeder hat die Chance, sich mit guten Leistungen für einen Stammplatz zu empfehlen."
Allergisch reagierte Dortmunds Manager Michael Meier, als er mit Aussagen des Mitkonkurrenten Stuttgart konfrontiert wurde, wonach Sammer 2,2 Millionen Mark Gehalt kassieren würde: "Die Stuttgarter reden Blödsinn. Das Gerede interessiert mich soviel, als ob ein Hund in der Wüste bellt, aber die Karawane trotzdem weiterzieht."
Sammer nahm erleichtert das Zustandekommen des Transfers auf und wiederholte nochmals, daß es "ein Fehler war, nach Italien zu gehen. Ich habe mich verkalkuliert". Mitentscheidend für die Rückkehr in die Bundesliga seien auch seine sinkenden Chancen im Hinblick auf einen Stammplatz in der Nationalmannschaft gewesen: "Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, daß ich nicht spiele und statt dessen auf der Tribüne sitze. Wäre ich bei Inter geblieben, hätte ich wohl kaum eine Chance auf einen Stammplatz in der Nationalmannschaft gehabt." Mit 8,5 Millionen Mark Ablöse ist Sammer damit der teuerste Transfer in der Bundesliga-Geschichte. Zu Beginn der laufenden Saison hatten die Bayern aus München die bisherige Rekordsumme von acht Millionen Mark an Dortmund für Abwehrspieler Thomas Helmer gezahlt. Übrigens: 1963, bei der Gründung der Bundesliga, durften nicht mehr als 50 000 Mark für einen Spieler bezahlt werden - laut Vorschrift des Deutschen Fußball-Bundes. Wie die Zeit vergeht. sid
BOB VIERERBOB-EUROPAMEISTERSCHAFT in St. Moritz, Endstand nach vier Läufen: 1. Weder/Acklin/Meier/Semeraro (Schweiz I) 4:13,45 Minuten (1:02,99+1:03,32+1:03,58+1:03,56), 2. Wiese/Bartsch/Rogge/Haupt (Winterberg) 4:13,91 (1:03,24+1:03,37+1:03,74+1:03,56), 3. bert Schösser/Redl/Winkler/Hadacher (Österreich II) 4:13,99 (1:03,10+1:03,49+1:03,69+1:03,71), 4. Tout/Symonds/Rumbolt/Paul (Großbritannien I) 4:14,03 (1:03,20+1:03,34+1:03,68+1:03,81), 5. Meili/Gerber/Reich/Löffler (Schweiz II) 4:14,24 (1:03,30+1:03,46+1:03,65+1:03,83), 6. Götschi/ Acklin/Zumbühl/Seitz (Schweiz III) 4:14,91 (1:03,44+1:03,53+1:03,84+1:04,10), 7. Dostthaler/ Philipp/Sehr/Hampel (Königssee) 4:15,07, (1:03,41+1:03,53+1:04,04+1:04,09), .. 9. Lochner/ Kohlert/Höring/Zimmermann (Königssee, im letzten Lauf Liekmeier statt Zimmermann) 4:15,43 (1:03,60+1:03,81+1:04,21+1:03,81), .. 11. Einberger/Röser/Kuttner/Swette (Österreich III) 4:16,75 (1:03,95+1:04,01+1:04,63+1:04,16).
Argentiniens Fußball-Genius Diego Armando Maradona sieht sich mit einer Forderung der italienischen Steuerbehörden in Höhe von umgerechnet 28,5 Millionen Mark konfrontiert. Dies berichteten italienische Zeitungen am Samstag. Der 32jährige, der inzwischen beim FC Sevilla in Spanien spielt, weist die Steuerrückstände aus den Jahren 1985 bis 1990 auf, als er noch für den italienischen Klub SSC Neapel, mit dem er Meister wurde, spielte.
Die Summe von 26,1 Milliarden Lire stammt aus sechs Jahren. Ursprünglich betrug die zu zahlende Summe "nur" 14,6 Milliarden Lire (16 Millionen Mark), da der exzentrische Fußballstar auf Mahnungen jedoch nicht reagierte, stieg sie durch Verfahrenskosten und Strafgelder in fast astronomische Höhen.
Diego Maradona scheint während seines fünfjährigen Gastspiels in Neapel davon ausgegangen zu sein, daß der Klub seine Steuern wohl begleicht. Eine Stellungnahme Maradonas zur Steuernachforderung steht bislang aus. sid
RODELN WELTCUP am Königssee, Frauen, Einsitzer: 1. Kohlisch (Oberwiesenthal) 1:31,282 Minuten, 2. Neuner (Österreich) 1:31,344, 3. Wiesenthaler (Italien) 1:31,740, 4. Otto (Oberwiesenthal) 1:31,741, 5. Bode (Winterberg) 1:31,814, 6. Tagwerker (Österreich) 1:31,928, 7. Erdmann (Oberhof) 1:32,176.
Männer, Doppelsitzer: 1. Brugger/Huber (Italien) 1:31,139, 2. Krausse/Behrendt (Oberhof) 1:31,463, 3. Raffl/Huber (Italien) 1:31,748, 4. Apostol/Cepoi (Rumänien) 1:31,796, 5. Thorpe/Sheer (USA) 1:31,862, 6. Przechewka/Szarejko (Polen) 1:32,507, 7. Skel/Wöller 1:33,016, ... 15. Mankel/ Rudolph (alle Winterberg) 1:36966.
SKI NORDISCH WELTCUP der Springer in Predazzo/Italien, Großschanze: 1. Kasai (Japan) 223,2 Punkte (122,5 m+115,5 m), 2. Petek (Slowenien) 191,9 (115+101), 3. Ashimoto (Japan) 190,8 (115,5+101,5), 4. Rathmayr (Österreich) 187,8 (117+97,5), 5. Mollard (Frankreich) 182,7 (116+99,5), 6. Horngacher (Österreich) 181,2 (97,5+118), 7. Jez (Tchechei) 179,9 (110+101), 8. Parma (Tchechei) 179,4 (103,5+110), 9. Vettori (Österreich) 177,0 (111+96,5), 10. Duffner (Schönwald) 172,2 (109+99), 11. Nieminen (Finnland) 168,2 (116+92), 12. Weißflog (Oberwiesenthal) 164,3 (99,5+102,5), 13. Svagerko (Slowakei) 163,8 (103,5+98,5), 14. Ottessen (Norwegen) 163,3 (97+107,5), 15. Siegmund (Oberhof/106+96) und Reinthaler (Österreich/117,5+87), ... 28. Scherer (Rohrhardsberg) 135,6 (99+92,5). - Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Rathmayr 151, 2. Goldberger 117, 3. Kasai, 4. Duffner 72, 5. Jaroslav Sakala (Tchechei) 66, 6. Mollard 57.
MOTORSPORT RALLYE MONTE CARLO, 1. von 13 Weltmeisterschaftsläufen, 2. Etappe von Monaco nach Aubenas (585 km), Stand nach 3 von insgesamt 22 Wertungsprüfungen: 1. Delecour/Grataloup (Frankreich) Ford Escort 42:34 Minuten, 2. Aghini/Farnocchia (Italien) Lancia Integrale 0:33 Minuten zurück, 3. Biasion/Siviero (Italien) Ford Escort 0:49, 4. Kankkunen/Piironen (Finnland) Toyota Celica 1:20, 5. Sainz/Moya (Spanien) Lancia Integrale 1:21, 6. Auriol/Occelli (Frankreich) Toyota Celica 1:51, 7. Eriksson/ Parmander (Schweden) Mitsubishi Lancer 2:14, ... 14. Holderied/Thörner (Bayersoien/Schweden) Mitsubishi Galant 5:34, ... 16. Schwarz/ Grist (Oberreichenbach/Großbritannien) Mitsubishi Lancer 5:45.
Gegen die Einstellung des ehemaligen Stasi-Mitarbeiters Klaus-Dieter Malzahn zum Geschäftsführer des SV Halle gibt es neue Proteste. Der Vorsitzende des Sportausschusses im Stadtparlament von Halle, Burkhard Malich, hat am Samstag die Personalentscheidung des Klubs scharf kritisiert. "So darf man mit der Vergangenheit nicht umgehen", erklärte der CDU-Politiker dem Sport-Informations-Dienst (sid). "Ich bin entsetzt."
Bereits am Freitag hatte sich die Junge Union Halle gegen die Anstellung von Malzahn, der bis September letzten Jahres Präsident des Landessportbundes (LSB) Sachsen-Anhalt war, ausgesprochen und den Rücktritt des Vereinspräsidenten Wolfgang Kleine gefordert. Kleine ist CDU-Politiker und amtiert als Regierungspräsident mit Sitz in Halle.
Der 49 Jahre alte Malzahn wird nach einem Beschluß des Präsidiums ab 1. Februar neuer Geschäftsführer des 2402 Mitglieder zählenden Vereins SV Halle. Malzahn war im Herbst letzten Jahres als ehemaliger Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR enttarnt worden. Nachdem der Präsident des Deutschen Sportbundes, Hans Hansen, bei der Gauck-Behörde Akteneinsicht genommen hatte, wurde Malzahn vom Präsidium des LSB das Vertrauen entzogen.
Malzahn selbst, der wegen seiner nachgewiesenen und zugegebenen Tätigkeit für den DDR-Geheimdienst seine Professur an der Martin-Luther-Universität in Halle/Wittenberg verlor und aus dem öffentlichen Dienst entfernt wurde, erklärte: "Die Stasi-Geschichte war eine Episode in meiner Vergangenheit. Mein Leben ist weiter dem Sport verbunden."
Der Sportwissenschaftler war einziger Bewerber für das Amt. Vereinspräsident Wolfgang Kleine sagte am Wochenende: "Mit Malzahns Stasi-Vergangenheit können wir leben. Für uns war wichtig, daß Malzahn ein absoluter Spezialist in dieser Funktion ist." sid
7,5 km-Sprint der Frauen: 1. Misersky (Oberhof) 23:30,0/0, 2. Belowa 23:44,2/2, 3. Reszowa (beide Rußland) 24:18,6/4, 4. Bedard (Kanada) 24:31,6/2, 5. Burlet (Frankreich) 24:32,6/1, 6. Hummanik (Altenberg) 24:39,2/3, 7. Schaaf (Willingen) 24:41,0/3, 8. Claudel (Frankreich) 24:43,2/1, 9. Wolkowa (Rußland) 25:10,2/5, 1. Idland (Norwegen) 25:12,8/3, 11. Lampinen (Finnland) 25:24,2/1, 12. Wang (China) 25:27,4/3, 13. Guetschow (USA) 25:29,4/2, 14. Briand (Frankreich) 25:30,2/2, 15. Kaschirskaja (Rußland) 25:30,4/3, ... 27. Kesper (Willingen) 26:07,3/3, ... 29. Disl (Moosham) 26:21,4/4, ... 46. Schwaab (Oberhof) 27:29,5/3, ... 49. Greiner-Petter-Memm (Oberhof) 27:41,4/6. - Stand im Gesamt-Weltcup: Bedard 125, 2. Briand 118, 3. Schaaf 114, 4. Reszowa 103, 5. Corinne Niogret (Frankreich) 102, 6. Nathalie Santer (Italien) 91.
SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Männer in Veysonnaz/Schweiz: 1. Heinzer (Schweiz) 1:59,53 Minuten, 2. Ortlieb (Österreich) 1:59,54, 3. Besse (Schweiz) 1:59,60, 4. Skaardal (Norwegen) 1:59,94, 5. Kernen (Schweiz) 2:00,05, 6. Ple (Frankreich) 2:00,09, 7. Trinkl 2:00,25, 8. Rzehak (beide Österreich) 2:00,29, 9. Vitalini (Italien) 2:00,38, 10. Mahrer (Schweiz) 2:00,39, 11. Mullen (Kanada) 2:00,46, 12. Girardelli (Luxemburg) 2:00,55, 13. Lichtnegger (Österreich) 2:00,57, 14. Kitt (USA) 2:00,64, 15. Perathoner (Italien) 2:00,79, 16. Lehmann (Schweiz) und Rey (Frankreich) je 2:00,83, 18. Wasmeier (Schliersee) 2:00,85, ... 20. Vavegn (Schweiz) 2:01,01, ... 22. Mader 2:01,18, ... 24. Haas (beide Österreich) 2:01,22, ... 39. Krauss (Berchtesgaden) 2:01,99, ... 53. Fiala (Leverkusen) 2:03,17, ... 66. Eigler (Pfronten) 2:04,70. - Stand im Abfahrts-Weltcup nach sechs Rennen: 1. Heinzer 424 Punkte, 2. Besse 300, 3. Girardelli 231, 4. Skaardal 220, 5. Mahrer 212, 6. Ortlieb 211.
1.500 m: 1. Zandstra 1:52,90 Minuten, 2. Ritsma 1:53,52, 3. Koss 1:53,76, 4. Adeberg 1:54,62, 5. Soendral (Norwegen) 1:55,15, 6. Szarfranski (Polen) 1:56,05, ... 13. Tröger 1:57,29, ... 17. Dittrich 1:58,77.
5000 m: 1. Koss 6:38,77 Minuten (Weltrekord), 2. Zandstra 6:40,01, 3. Veldkamp (Niederlande) 6:41,86, 4. Ritsma 6:43,61, 5. Radke (Polen) 6:54,58, 6. Sighel 6:55,84, ... 13. Dittrich 7:00,35, 14. Adeberg 7:01,13, ... 23. Tröger 7:16,33. - Gesamtstand im Vierkampf nach drei Diziplinen: 1. Zandstra 115,534 Punkte, 2. Koss 116,087, 3. Ritsma 116,201, 4. Sighel 118,230, 5. Veldkamp 118,489, 6. Adeberg 118,559, ... 14. Dittrich 121,655, ... 16. Tröger 121,959.
Frauen, 500 m: 1. Hunyady (Österreich) 40,86 Sekunden, 2. Yttredal (Norwegen) 41,51, 3. Hordobetiu (Rumänien) 41,59, 4. Dascula (Rumänien) 41,89, 5. Wasilewska (Polen) 41,93, 6. Baschanowa (Rußland) 41,94, ... 10. Warnicke (Berlin) 42,41, ... 12. Pechstein (Berlin) 42,95, ... 21. Niemann (Erfurt) 47,66 (auf der Zielgeraden gestürzt).
1.500 m: 1. Hunyady 2:03,50 Minuten, 2. Niemann 2:04,89, 3. Warnicke 2:05,19, 4. Baschanowa 2:06,22, 5. Wasilewska 2:06,64, 6. Fedotkina (Rußland) 2:07,61, ... 16. Pechstein 2:09,99.
3.000 m: 1. Niemann 4:17,43 Minuten, 2. Warnicke 4:17,84, 3. Hunyady 4:22,66, 4. Baschanowa 4:23,98, 5. Zijlstra (Niederlande) 4:25,41, 6. Belci (Italien) 4:26,35, ... 12. Pechstein 4:30,89. - Stand vor dem letzten Wettbewerb (5.000 m): 1. Hunyady 125,802 Punkte, 2. Warnicke 127,113, 3. Baschanowa 128,042, 4. Yttredal 128,778, 5. Hordobetiu 129,804, 6. Wasilewska 129,806, ... 16. Pechstein 131,428, 17. Niemann 132,195.
Frauen: 1. Henkel (Leverkusen) 2,00 m, 2. Astafei (Rumänien) 1,94, 3. Schewtschik (Rußland) 1,91, 4. Bradburn (USA) 1,91, 5. Balck (Schwerin) 1,88, 6. Goldkamp (Leverkusen) 1,88, 7. Kadusch (Schweiz) 1,88, 8. Hauglund (Schweden) 1,88:
FECHTEN DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Florett, Frauen in Tauberbischofsheim, Einzel, Finale: Funkenhauser - Bau (beide Tauberbischofsheim) 2:0 (5:1, 5:1). - Gefecht um Rang drei: Weber (Bonn) - Reinke (Dormagen) 2:0 (5:3, 6:4). - Halbfinale: Funkenhauser - Reinke 2:0 (6:5, 5:3), Bau - Weber 2:1 (1:5, 5:2, 5:2). - Viertelfinale: Reinke - Schiel (Tauberbischofsheim) 2:1 (4:6, 5:3, 6:5), Funkenhauser - Klug (Tauberbischofsheim) 2:0 5:0, 6:4), Weber - Huszti (Tauberbischofsheim) 2:1 (5:2, 1:5, 5:2), Bau - Bauer (Tauberbischofsheim) 2:1 (3:5, 5:1, 6:4).
ROLLHOCKEY BUNDESLIGA, Männer: RESG Walsum - GRSC Mönchengladbach 9:3 (7:1), RSC Cronenberg - SpVg Herten 9:1 (4:0), TSG Ober-Ramstadt - IG Remscheid 8:7 (5:4), FC Recklinghausen - TuS Düsseldorf 3:2 (1:2).
TBV Lemgo - SG Wallau-Massenheim 21:13 (10:9) - Tore: Zerbe (5), Marosi (4), Ziegler (4), Bezdicek (2), Krewinkel (2), Blatter (1/1), Lause (1), Mudrow (1), Wefing (1) für Lemgo - Schwalb (7/2), Källmann (2), Schoene (2), Oster (1), Scholz (1) für Wallau-Massenheim. - Zuschauer: 2500 (ausverkauft).
TURU Düsseldorf - VfL Fredenbeck 17:17 (7:7) - Tore: Gilsson (5), Ratka (5/2), Rothenpieler (5), Metzke (2) für Düsseldorf - Baruth (4), Heinemann (3), Neitzel (3), Tluczynski (3), Olsson (2), Lewandowski (1), Traub (1) für Fredenbeck. - Zuschauer: 800.
TSV Bayer Dormagen - HCE Rostock 25:19 (12:7) - Tore: Springel (9/5), Scheuermann (5), Klemm (4), Fitzek (2), Andersson (1), Düllong (1), Handschke (1), Schmidt (1), Sproß (1) für Dormagen - Borchardt (9/2), Sovadina (3), Steinke (2), Rabenhorst (2), Feldbinder (1), Ganschow (1), Weißheitel (1) für Rostock. - Zuschauer: 1100.
TUSEM Essen - TV Niederwürzbach 28:25 (15:11). - Tore: Fraatz (10/4), Arens (6), Quarti (5), Tutschkin (4), Menke (1), Roth (1), Schargy (1) für Essen - Grundel (6), Will (5), Hartz (4), Schmitt (3), Schwarzer (2), Olsson (1) für Niederwürzbach. - Zuschauer: 4000.
Wasserball-Bundesligist Hohenlimburger SV hat im Europacup der Pokalsieger das Endspiel erreicht. Dagegen endeten die Titelträume des Liga-Konkurrenten ASC Duisburg im Halbfinale um die europäische LEN-Trophy. Vor 1000 Zuschauern in der Hagener Ischelandhalle setzte sich Hohenlimburg mit 6:4 (1:1, 2:2, 2:1, 1:0) gegen den griechischen Cupsieger NO Patras durch, während Duisburg das Heimspiel an der Wedau mit 6:9 (1:3, 4:1, 0:3, 1:2) gegen Ujpest Budapest verlor.
Nach dem 12:9-Hinspielerfolg über Patras überzeugten die Hohenlimburger auch im zweiten Vergleich, wobei Stefan Vogt mit drei Toren bester Werfer der Gastgeber war. Die restlichen Treffer steuerten die Brüder Jörg und Torsten Dresel sowie Kapitän Karsten Menzel bei. Endspielgegner ist am 6. und 20. Februar Nuoto Pescara.
In Duisburg konnten die Hausherren den Ungarn nur im zweiten Viertel Paroli bieten. Aber die Tore von Jobst Wünnenberg (2), Marco Halb, Thomas Huber, Rainer Osselmann und Dirk Jacobi waren zu wenig gegen die starken Ungarn. sid
SVD Dortmund - MTV Gießen 70:68 (41:33) - Beste Werfer: Pernell (17), Lehmkuhl (16), Mlynarski (10), Radegast (10) für Dortmund - Roth (19), A. Andres (14), McDonald (14) für Gießen. - Zuschauer: 800.
ALBA Berlin - TVG Basketball Trier 84:80 (45:38) - Beste Werfer: Primorac (18), Baeck (16), Freyer (16), Mutapcic (15), Blab (12) für Berlin - Johnson (21), Belostenni (19), Wiegand (13) für Trier. - Zuschauer: 900.
BG Stuttgart/Ludwigsburg - SG Braunschweig 64:61 (29:32) - Beste Werfer: Montgomery (19), Jochum (12), Koch (10) für Stuttgart/ Ludwigsburg - Svitek (33), Arigbabu (11) für Braunschweig. - Zuschauer: 1000.
Brandt Hagen - Tübinger SV 91:84 (48:45) - Beste Werfer: Fiedler (22), Dinkins (19), Suhr (16), Risse (16) für Hagen - Schiano (22), Reisewitz (19), Dietl (15), Schomers (14), Kay (12) für Tübingen. - Zuschauer: 900.
TSV Bayer Leverkusen - TTL Bamberg 80:78 (42:43) - Beste Werfer: Johnson (19), Welp (19), Harnisch (16), Meyer (12) für Leverkusen - Jackel (16), Nürnberger (16), Swearengen (15), Alig (11) für Bamberg. - Zuschauer: 2500.
Vor 3500 Zuschauern in der ausverkauften Münsterlandhalle gab es beim Mächtigkeitsspringen im Rahmen des Nationalen Reitturniers gleich zwei Sieger. Nach dem zweiten Stechen triumphierten Mannschafts-Vizeweltmeister Otto Becker (Warendorf) auf Herrmanns Imagination und Ralf Runge (Montabaur) auf Funky Town. Beide hatten als einzige auch die 2,20 m hohe Mauer fehlerfrei überwunden. Auf eine Entscheidung verzichteten beide zur Schonung der Pferde.
Beckers Verlobte Nicole Uphoff (Duisburg) ritt derweil in Westfalens Leistungszentrum Handorf auf der anderen Seite der Stadt ihren Hannoveraner Sir Lenox zu einem Sieg in einer schweren Dressur und am Samstagmorgen auf den vierten Rang in einer ebenfalls schwierigen Prüfung. Sir Lenox, der jetzt den Vornamen "Herrmann" des neuen Sponsors des Brautpaares trägt, sollte zwar erstmals im Grand Prix gehen, "doch die Prüfung wäre zu früh gekommen", so die viermalige Goldmedaillengewinnerin.
"Ich habe kein gutes Gefühl. Wir machen uns hier Gedanken darüber, ob wir die Aufnahme ins Team schaffen, und dort haben die Menschen kaum etwas zu essen," wirkte sie trotz ihrer Vorstellungen im Hinblick auf die Europameisterschaft Anfang September in Lipica/Slowenien nachdenklich.
Für den kontinentalen Titelkampf wird die erfolgreichste Dressurreiterin der letzten fünf Jahre auf ihren jetzt 16 Jahre alten Wallach Rembrandt setzen.
In weiteren Prüfungen des vorletzten Tages siegten in der Dressur Bettina Grasekamp (Marl) auf Gallippo und der Mühlener Gerd Krijnen auf Garfield in einem S-Springen. sid
SCHOTTLAND, Premier Division: FC Airdrieonians - Celtic Glasgow 0:1, Dundee United - FC Falkirk 2:1, Heart of Midlothian - FC Motherwell 0:0, Partick Thistle - FC Dundee verlegt, Glasgow Rangers - FC Aberdeen verlegt, FC St. Johnstone - Hibernian Edinburgh 2:0. - Die Tabellenspitze: 1., Glasgow Rangers 58:18 Tore/42:6 Punkte, 2. FC Aberdeen 57:19/37:13, 3. Celtic Glasgow 38:28/32:20.
NIEDERLANDE (18. Spieltag): Vitesse Arnheim - FC Volendam 0:0, Roda JC Kerkrade - PSV Eindhoven ausgefallen, RKC Waalwijk - Sparta Rotterdam 4:0, Cambuur Leeuwarden - Go Ahead Eagles 1:1, Ajax Amsterdam - SVV/ Dordrecht '90 4:1, BVV Den Bosch - FC Utrecht 2:0, MVV Maastricht - Fortuna Sittard 5:0, Feyenoord Rotterdam - FC Twente Enschede 1:1, Willem II Tilburg - FC Groningen 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. PSV Eindhoven 16 Spiele/43:11 Tore/26:6 Punkte, 2. Feyenoord Rotterdam 18/41:19/26:10, 3. MVV Maastricht 18/34:24/24:12.
SPANIEN (19. Spieltag): Real Madrid - CD Teneriffa 3:0, FC Osasuna - Real Burgos 1:0, FC Sevilla - Sporting Gijon 1:0, Celta Vigo - Albacete 1:1, Real Oviedo - FC Valencia 0:1, FC Cadiz - CD Logrones 2:2, Espanol Barcelona - Athletico Bilbao 2:0, Real Saragossa - Atletico Madrid 1:0.
BELGIEN (20. Spieltag): Standard Lüttich - FC Brügge 1:0, Lierse SK - SC Lommel 3:2, AA Gent - RWD Molenbeek 1:2, RSC Anderlecht - SK Lokeren 2:0, RC Genk - KV Mechelen 0:0, SV Waregem - FC Lüttich 6:1, Cercle Brügge - SK Beveren 1:4, Germinal Ekeren - SC Charleroi 0:2, FC Boom - FC Antwerpen 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. RSC Anderlecht 45:16/32:6, 2. Standard Lüttich 43:26/29:11, 3. SV Waregem 53:27/25:15, Hinweis: Das Spiel Genk - Anderlecht (1:3) vom 9. Spieltag muß wiederholt werden, da Anderlecht einen bereits ausgewechselten Spieler wieder eingesetzt hat.
BERKELEY, 24. Januar (AP). Einer der Gründer der Frankfurter Schule, der Deutsch-Amerikaner Leo Löwenthal, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Wie der an der Universität von Kalifornien lehrende Historiker Martin Jay, am Wochenende in Berkeley mitteilte, erlag Löwenthal schon am Donnerstag den Folgen einer Lungenentzündung. Noch eine Woche vor seinem Tod habe er Seminare gegeben, sagte Jay.
Zusammen mit Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Herbert Marcuse gehörte Löwenthal zu den Gründungsmitgliedern des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Dort wurde die Kritische Theorie entwickelt, die Elemente des Marxismus mit Erkenntnissen der Psychoanalyse verband. Die Frankfurter Schule hatte nicht nur einen wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der modernen Sozialwissenschaften, sondern prägte auch die studentische Protestbewegung in Europa und den USA gegen Ende der 60er Jahre.
Löwenthal wurde am 3. November 1900 in Frankfurt am Main als Sohn eines jüdischen Arztes geboren. Der Promotion zum Doktor der Politikwissenschaften im Jahre 1923 folgte noch im gleichen Jahr die Gründung des Instituts für Sozialforschung. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Löwenthal kurz vor Vollendung einer Habilitation über den Philosophen Helvetius. In den USA setzte er seine wissenschaftliche Arbeit fort. 1956 erhielt er dann einen Lehrstuhl für Soziologie an der Berkeley-Universität.
Löwenthals gesammelte Schriften wurden bis 1987 auf deutsch veröffentlicht, darunter auch seine 1975 erschienenen "Notizen zur Literatursoziologie".
(Nachruf im Feuilleton)
CHICAGO. Thomas Dorsey, der als Vater der Gospelmusik gilt, ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Vor mehr als einem halben Jahrhundert verband der junge Jazzpianist seine religiösen Gefühle mit der Musik der schwarzen Sklaven, dem Blues, und schuf so eine neue Musikform, die er "Gospel" nannte. Eines seiner bekanntesten Stücke, "Take My Hand, Precious Lord", wurde zum Lieblingslied des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King. Bekannt wurde es durch die Sängerin Mahalia Jackson, die eine Zeitlang mit Dorsey unterwegs war. Neben Hunderten Bluessongs schrieb Dorsey mehr als 1000 Gospels. AP
STUTTGART, 24. Januar (AP/AFP). Im Tarifpoker für die 2,3 Millionen Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst Westdeutschlands will die Gewerkschaft ÖTV nach der neuerlichen Vertagung der Verhandlungen jetzt eine härtere Gangart einschlagen. Ihre Organisation werde den Entscheidungsdruck auf die Arbeitgeber von Bund, Ländern und Gemeinden erhöhen, kündigte die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies am Wochenende an, nachdem auch die zweite Tarifrunde am Samstag in Stuttgart ergebnislos geblieben war.
Zum nächsten Gesprächstermin im öffentlichen Dienst am 3. und 4. Februar werde sie, ebenso wie die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft sowie die Bahn- und Postgewerkschaft, die Große Tarifkommission als Entscheidungsgremium nach Stuttgart laden, um zu verhindern, daß die Arbeitgeber auf Zeit spielten, sagte Wulf-Mathies. Die Gewerkschaftschefin sprach von einer "Verhärtung der Fronten" und kritisierte vor allem, daß das Einstiegsangebot von 2,25 Prozent nicht erhöht worden sei. Sie werde sich gegen einen Abschluß wehren, der unter der Preissteigerungsrate von vier Prozent liege. Die ÖTV sei nach wie vor "streikfähig", warnte sie.
Auf Arbeitgeberseite habe es außerdem massiven Widerstand gegen die geforderte soziale Komponente sowie eine "absolute Blockadehaltung" bei der ab 1994 verlangten stufenweisen Arbeitszeitverkürzung in Richtung 35-Stunden-Woche gegeben. Die ÖTV will fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt unter Einschluß einer sozialen Komponente von 150 Mark monatlich für die unteren und mittleren Einkommensgruppen.
Der Verhandlungsführer des Bundes, Innenminister Rudolf Seiters, betonte das Interesse der Arbeitgeber an weiteren zügigen und konstruktiven Verhandlungen. Die Lage der Wirtschaft und der öffentlichen Haushalte ließen den Arbeitgebern aber kaum Spielraum jenseits ihres vorliegenden Angebots.
Seiters erinnerte daran, daß es in den Jahren 1981 bis 1984 jeweils Kompromisse deutlich unter der Preissteigerungsrate gegeben habe. Dies sei eine wesentliche Voraussetzung für den längsten wirtschaftlichen Aufschwung in der Bundesrepublik und die Schaffung von drei Millionen neuer Arbeitsplätze gewesen.
Auch Bundeskanzler Kohl forderte am Wochenende auf dem Landesparteitag der CDU Thüringens in Jena die Tarifparteien zu Augenmaß auf. In den nächsten Wochen werde man sich im öffentlichen Dienst klar werden müssen, was möglich ist und was nicht. Nach zehn "phantastischen Jahren" in der alten Bundesrepublik müßten jetzt kleinere Brötchen gebacken werden, sagte Kohl.
Wie die ÖTV forderte auch der Vorsitzende der Deutschen Postgewerkschaft, Kurt van Haaren, die Arbeitgeber auf, "ihre starre Haltung aufzugeben und vor allem bei der sozialen Komponente massiv nachzubessern". Wer provoziere, werde die Folgen zu spüren bekommen.
Der Vorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche, plädierte für eine neue Offensive zur Verkürzung der Arbeitszeit. Auch wenn es zur Zeit nicht populär sei, werde angesichts weiterer Rationalisierungen, weniger Wachstum und der wirtschaftlichen Situation in Ostdeutschland auf Dauer keine Wahl bleiben, meinte Hensche auf dem Neujahrsempfang des DGB Frankfurt am Main.
HAMBURG, 24. Januar (AP). Zahlreiche deutsche Unternehmer und Manager sollen trotz des von den UN verhängten Embargos Waffen und Waren an Serbien und Montenegro geliefert haben. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel werden derzeit 180 Fälle von den Behörden untersucht. Über 50 Ermittlungsverfahren seien eingeleitet, acht Kaufleute vorübergehend festgenommen worden. Ihnen drohten mindestens zwei Jahre Haft, schreibt das Magazin.
Die Fahnder seien teils mit Lauschangriffen auf umfangreiche Aktivitäten gestoßen, schreibt das Magazin. So habe der Eigentümer einer Münchner Außenhandelsgesellschaft per Telefon zahlreiche Waffen geordert. Beim Abholen von Maschinenersatzteilen sei er am 23. Dezember festgenommen worden. Eine Firma in Frankfurt a. M. soll versucht haben, offensichtlich in Serbien produzierte Schuhe auf Umwegen zu beziehen. Der Firmeninhaber sei verhaftet worden.
In Serbien tauchen nach Angaben des Magazins immer häufiger Maschinenpistolen des Typs MP5 auf, die von der Oberndorfer Waffenfabrik Heckler und Koch entwickelt wurden. Auch die vom Münchner Luftfahrtunternehmen MBB produzierte Anti-Panzer-Waffe "Armbrust" sei im Einsatz. Waffenhändler sollen inzwischen umfangreiche Listen für den Krieg auf dem Balkan anbieten, darunter moderne sowjetische Panzer sowie Kampfflugzeuge. Die Ware könne laut Liste "mit kurzen Lieferterminen" von einem Nordseehafen exportiert werden.
In Bonner Ministerien werden dem Magazin zufolge derzeit Pläne für eine Totalblockade Serbiens ausgearbeitet. Falls der Krieg in Bosnien-Herzegowina nicht gestoppt wird, sollen alle Post- und Telekom-Verbindungen abgebrochen werden, und auch die Bahn dürfe nicht mehr die serbische Grenze passieren.
Dieser Grenze nähern sich zur Zeit vier vollbeladene Donau-Tanker. Dazu erklärten die rumänischen Behörden, eine Gewaltanwendung käme nur nach einem entsprechenden Beschluß des Weltsicherheitsrates in Frage.
CARMEL VALLEY. Im Alter von 81 Jahren ist auf Hawaii der amerikanische Fotograf Brett Weston gestorben. Er war vor allem mit abstrakt wirkenden Stadt- und Landschaftsaufnahmen bekannt geworden und hatte an seinem 80. Geburtstag vor den Augen seiner Gäste sämtliche Negative seiner Fotos verbrannt, weil Abzüge aus fremder Hand nie seinem eigenen Anspruch gerecht werden könnten: "Sie wären nicht mein Werk." AP
BONN (ap/dpa/rtr). Der neue Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt hat sich in ersten Interviews nach seiner Vereidigung als Verfechter marktwirtschaftlicher Prinzipien vorgestellt. Der FDP-Politiker forderte am Wochenende eine "Rückbesinnung auf das, was Marktwirtschaft ist". Zugleich zeigte er sich bereit, Industriekerne in Ostdeutschland für eine Anpassungszeit zu erhalten.
Der Nachfolger von Jürgen Möllemann sagte im MDR-Fernsehen: "Wir haben mit Leistungsansprüchen den Standort Deutschland gefährdet. Das können wir uns auf keinen Fall mehr leisten." Dann verliere Deutschland seine Märkte im Westen wie im Osten. "Und wenn wir unsere Märkte verlieren, dann geht alles verloren", fügte der ehemalige Treuhand- und Bankmanager hinzu.
Als gravierendstes Beispiel für überzogene Ansprüche an den Staat nannte er Subventionen für Landwirtschaft und Industrie, die auf manchen Feldern zu einer Droge geworden seien. Der Aufschwung in ganz Deutschland werde dann kommen, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft wieder hergestellt sei, betonte Rexrodt im ZDF nach Angaben des Mainzer Senders. Für ein Ende der Flaute hierzulande sehe er spätestens Anfang 1994 gute Chancen.
Zu den sogenannten industriellen Kernen in Ostdeutschland sagte Rexrodt in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, er sei dafür, für bestimmte Schlüsselindustrien Zeit zu kaufen, um ihnen den Schritt in die Marktwirtschaft zu ermöglichen. Dies sei aber keine generelle Bestandsgarantie oder gar ein Verbot des Abbaus von Arbeitsplätzen. Die noch im Besitz der Treuhand befindlichen Unternehmen sollten nach den Worten des FDP-Mannes innerhalb der nächsten drei Jahre privatisiert werden. Sollte dies nicht möglich sein, "dann muß die Reißleine gezogen werden". In der Tageszeitung Die Welt regte Rexrodt Steueranreize für Investoren in den neuen Ländern an. Von einer Mehrwertsteuer-Präferenz verspreche er sich zusätzliche Aufträge. Als wichtige Aufgabe nannte er anderswo auch das Freimachen weiterer Gelder für den Osten. Nach Berichten der Berliner Morgenpost will er für die neuen Länder über die schon im Haushalt 1993 vorgesehenen Mittel hinaus weitere zehn bis 13 Milliarden Mark bereitgestellt sehen.
Der "Solidarpakt ist in seinem Grundansatz allemal sozial ausbalanciert", zitierte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung das neue Kabinettsmitglied weiter. Die Bundesbank werde die Zinspolitik lockern, gab er sich optimistisch, wenn aus den nächsten Tarifverhandlungen die richtigen Signale kämen. Eine Arbeitsmarktabgabe der Selbständigen und Beamten lehnte der Minister im ZDF ebenso ab wie Steuererhöhungen vor 1995.
Die Europäische Zentralbank sollte nach seiner Ansicht in Deutschland ihren Sitz haben. Frankfurt sei hier sicherlich der geeignetste Platz.
Zur Person:
ALEXANDER SCHALCK-GOLODKOWSKI, früherer DDR-Devisenbeschaffer, soll unter dem Decknamen "Petrov" illegale Waffengeschäfte betrieben haben. Wie die Berliner Zeitung berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft beim Berliner Kammergericht gegen Schalck wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, unbefugten Waffenbesitzes und Untreue. Schalck werde verdächtigt, unter dem Decknamen "Petrov" mindestens zehn Waffenlieferungen aus Österreich per Luftfracht auf dem Flughafen Schönefeld empfangen zu haben. Schalck selbst habe über ein umfangreiches Waffenarsenal verfügt, schreibt das Blatt. (AP)
LIMA, 24. Januar (dpa). Knapp eine Woche vor den Kommunalwahlen in Peru hat die maoistische Untergrundbewegung "Leuchtender Pfad" (Sendero Luminoso) die Einschüchterungskampagne gegen Lokalpolitiker und Kandidaten verschärft. Am Wochenende wurde ein Anwärter der Regierungskoalition Cambio 90 für das Bürgermeisteramt in der Ortschaft Guadalupito in der nördlichen Provinz Libertad ermordet. Bisher wurden zwölf Bürgermeisterkandidaten für die Wahlen am 29. Januar ermordet.
Die Rebellen drohen mit weiteren Anschlägen, wenn der von ihr ausgerufene Wahlboykott nicht eingehalten werde. Die Wahlen gelten als Popularitätstest für Präsident Alberto Fujimori.
SINGAPUR, 24. Januar (dpa/Reuter). Eine reißende Meeresströmung und starke Südostwinde haben am Sonntag den riesigen Ölteppich von dem seit Tagen vor Nordsumatra brennenden dänischen Tanker "Maersk Navigator" auf die indische Insel Groß-Nikobar zugetrieben. Aus dem 254 000-Tonnen-Tanker entweichen nach Angaben eines Sprechers des Schiffseigners A. P. Moeller in Singapur stündlich aus Lecks "mehrere Dutzend Tonnen" Rohöl. Die Besatzungen von sieben Bergungs- und Feuerlöschschleppern setzten ihren Kampf gegen den Großbrand auf dem mit zwei Millionen Faß Rohöl gefüllten Supertanker fort. Der Sprecher des dänischen Eigners sagte, er gehe davon aus, daß das Feuer bis Mittwoch gelöscht werden könne.
Die "Maersk Navigator" und der unbeladene japanische Tanker "Sanko Honour" waren am Donnerstag vor der Nordzufahrt der Seestraße von Malakka zwischen Indonesien und Malaysia kollidiert.
Der nicht mehr zusammenhängende Ölteppich war am Sonntag nachmittag von der Inselwelt der Nikobaren nur noch 36 Kilometer entfernt, sagte der Sprecher der Reederei. Wegen der jetzt in indischen Küstengewässern drohenden "schwarzen Pest" herrscht nach Mitteilung der Seefahrtbehörde in Singapur bei der indischen Küstenwache "voller Alarm". Die etwa 200 Inseln der Andamanen-Nikobaren-Inselgruppe liegen den Küsten Birmas und Indonesiens näher als Indien, zu dem sie gehören. Die meisten Inseln sind von immergrünem tropischen Regenwald bedeckt. Es wird geschätzt, daß auf den Inseln nur wenige tausend Menschen leben. Darunter seien einige der am wenigsten verfälschten Stammesgesellschaften der Erde.
Unter Berufung auf den Umweltexperten Hugh Parker teilte die Reederei mit, der Teppich sei nunmehr 28 Kilometer lang und etwa 150 Meter breit. Andererseits gebe es aber Auflösungserscheinungen aufgrund der Ausbreitung und der Verdunstung des Öls. Dies führte er auf dessen leichte Beschaffenheit zurück. Zuvor hatten Umweltschützer von einer größeren Gefahr für die Region gesprochen, wo unter anderem seltene Meeresschildkröten leben.
Bereits am Samstag war der Tanker von einem anderen Schiff in Schlepptau genommen worden. Es sollte versucht werden, den havarierten Tanker so zu manövrieren, daß Winde das Feuer an Bord nicht weiter anfackelten. Mehrere Löschboote waren vor Ort, und vier Experten konnten auf dem Schiff selbst die Löschsysteme in Gang setzen. Später hieß es, daß drei kleinere Brände gelöscht worden seien. Der beschädigte Tank brannte aber weiter.
Der Unfall in der Straße von Malakka hat die Diskussion um die Sicherheit der Schiffahrt dort angeheizt. Bis zu 600 Schiffe passieren die Straße täglich. In den letzten Monaten ist es mehrfach zu Zusammenstößen gekommen. Malaysias Ministerpräsident Mahathir Mohamad sprach sich am Wochenende erneut dafür aus, daß eine Benutzungsgebühr erhoben wird. Betroffen davon würden vor allem die Hauptbenutzer der Straße wie Amerika, die europäischen Länder, Japan und China. "Wir können die Malakka-Straße nicht länger als einen internationalen Seeweg betrachten, da jedes Unglück in der Straße nachteilige Folgen für die Anrainerstaaten haben wird", sagte Mahathir in Kuala Lumpur.
Mit den geforderten Weggebühren konnten sich die drei Anrainerstaaten Malaysia, Singapur und Indonesien bisher bei internationalen Reedereien nicht durchsetzen. Deren Vertreter in Hongkong, Singapur und anderen asiatischen Großhäfen befürworten zwar auch ein verbessertes Sicherheitssystem, lehnen aber die Entrichtung von Gebühren für Schiffspassagen mit der Begründung ab, die Straße sei international.
Unglück in Schottland knapp verhindert LONDON (dpa). Mit knapper Not ist vor der schottischen Küste bei Edinburgh in der Nacht zum Sonntag eine Tanker- Katastrophe verhindert worden. Der 34 000 Tonnen große britische Flüssiggas- Tanker "Havkong" hatte sich in Sturmböen im Gas-Terminal Braefoot losgerissen und trieb auf die Küstenfelsen zu. Der Versuch eines Schleppers, den Tanker auf den Haken zu nehmen, mißlang. Schließlich konnte die 30köpfige Besatzung die Maschinen anwerfen und den Tanker von den Felsen wegsteuern.
Strenge Prüfung für Seeleute verlangt KÖLN (dpa). Neue gesetzliche Vorschriften zum Schutz vor Tankerkatastrophen hat der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang von Geldern gefordert. In der Kölner Zeitung Sonntag-Express sprach sich von Geldern dafür aus, Kapitäns-, Maschinisten- und Steuermannsprüfungen aus afrikanischen und asiatischen Ländern nicht mehr anzuerkennen. Für Fahrten in europäischen Gewässern solle eine Zusatzprüfung abgelegt werden. Darüber hinaus forderte der Politiker die Schaffung einer europäischen Küstenwache, die alle Schiffe auf ihren technischen Zustand und die Qualifikation ihrer Besatzung kontrolliert.
Zur Person
JÜRGEN SCHMUDE, SPD-Bundestagsabgeordneter und früherer Bundesjustizminister, soll nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus neuer Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts werden. Die SPD-Spitze werde den promovierten Juristen dem zuständigen Wahlgremium des Bundestages als Nachfolger des scheidenden Vizepräsidenten Ernst-Gottfried Mahrenholz (SPD) vorschlagen, berichtet das Blatt in seiner neuen Ausgabe. Schmude, derzeit auch Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), habe damit gute Aussichten, in zwei Jahren turnusmäßig zum Präsidenten des höchsten deutschen Gerichts aufzurücken. (dpa)
ISLAMABAD, 24. Januar (dpa). Mindestens 25 Menschen sind am Samstag bei Bombenanschlägen in der südpakistanischen Stadt Haiderabad getötet worden. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Terroristen hatten nach Angaben der Polizei vom Sonntag insgesamt vier Sprengkörper an Motorrädern befestigt, die sie in belebten Einkaufsvierteln abgestellt hatten. Die Anschläge werden im Zusammenhang mit dem Dauerstreit zwischen nationalistischen Sindhis und aus Indien eingewanderten Biharis gesehen.
Die pakistanische Regierung will etwa 240 000 in Bangladesch lebende Biharis in Pakistan ansiedeln. Die Neuankömmlinge sollen die gleichen Rechte erhalten wie der Rest der Bevölkerung.
Nur noch auf Steffi Graf und Michael Stich ruhen die deutschen Tennis-Hoffnungen bei den Australian Open. Am Tag, als in Melbourne der Regen kam und nur sechs Spiele ermöglichte, drangen die Weltranglisten-Zweite aus Brühl und der frühere Wimbledon-Sieger aus Elmshorn ungefährdet und als erste in das Viertelfinale vor. "Körperlich fühle ich mich absolut fit. Natürlich will ich hier gewinnen", sagte Steffi Graf. Michael Stich meinte: "Ich hoffe, ich kann mein Spiel bis ins Finale weiter verbessern." Für die übrigen vier deutschen Spielerinnen kam hingegen das "Aus", Anke Huber vermochte am Sonntag die spanische Achtelfinal-Hürde Arantxa Sanchez-Vicario (5:7, 2:6) nicht zu überspringen.
Steffi Graf hatte am Wochenende eine Doppelschicht zu erledigen, am Samstag in einem 29minütigen Kurzauftritt gegen Claudia Porwik (Heidelberg), die beim Stand von 1:6 umknickte und aufgeben mußte. Am Sonntag dann gegen Magdalena Malejewa. Gegen die Jüngste des bulgarischen Geschwister-Trios mußte sich die dreimalige Melbourne-Siegerin erstmals richtig anstrengen, um mit 6:3, 6:3 in 81 Minuten zu gewinnen. Dieser Erfolg stellte so etwas wie eine Revanche an den Malejewas dar, denn am Samstag hatte Magdalena die Neu-Isenburgerin Meike Babel mit 6:3, 6:2 und Katerina die Leverkusenerin Barbara Rittner gar 6:1, 6:1 bezwungen. Einmalig für ein Grand- Slam-Turnier ist, daß sich mit Manuela auch die dritte der Malejewa-Schwestern bis ins Achtelfinale vorspielen konnte.
Michael Stich wie auch Anke Huber gehörten neben Jim Courier (USA) und Gabriela Sabatini (Argentinien) zu den Privilegierten, die auf dem Centre Court antreten durften. Steffi Graf wie auch die Französin Mary Pierce (6:0, 6:0 gegen die Amerikanerin Gigi Fernandez) hatten ihre Spiele gerade beendet, da setzte der große Regen ein und verhinderte auf den Außenplätzen jedes weitere Match. Auf dem Centre Court wurde das Dach geschlossen. Stich lag zu dem Zeitpunkt 6:7, 2:3 gegen die 19jährige dänische Hoffnung Kenneth Carlsen zurück, doch unter Hallentennisbedingungen schlug er den 73. der Weltrangliste noch mit 6:7 (3:7), 6:4, 6:4, 6:0.
Sein Coach Mark Lewis habe ihm in der kurzen Pause geraten, aggressiver zu spielen. So versuchte Stich die deutliche Steigerung der "zweiten Halbzeit" zu erklären. Ungebremst vom Wind pfiffen Carlsen nun die Asse (insgesamt 22) nur so um die Ohren, und den Schlußpunkt setzte der Weltranglisten-15. mit einem unerreichbaren Aufschlag, der mit 211 km/std neuen Turnier-Rekord markierte. "Stich kann hier gewinnen, das Turnier ist völlig offen", lobte Carlsen, und Stich fand vor allem gut, "daß es mir im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Spielen gelungen ist, mich nicht so aufzuregen. Denn das hat mir geschadet". Neben Stich stieß am Sonntag bei den Männern Titelverteidiger Courier (6:1, 6:3, 7:6 (7:5) gegen den Spanier Sergi Bruguera) in die Runde der letzten acht vor.
Auf seinen Gegner (der Franzose Guy Forget oder der Amerikaner Kelly Jones) muß Stich wegen des Regens bis zum Montag ebenso warten wie Steffi Graf, die sich auf eine Olympia-Revanche im Viertelfinale gegen Jennifer Capriati (muß noch gegen Katerina Malejewa spielen) sehr freuen würde: "Ich suche die Herausforderung gegen die Besten, dafür trainiere ich. Ich möchte jetzt einfach sehen, wo ich stehe."
Gegen Magdalena Malejewa, 17 Jahre alt und an Nummer 15 gesetzt, stand sie formmäßig noch nicht an der Spitze. Die Brühlerin mußte in beiden Sätzen Rückständen hinterherlaufen (0:2 und 2:3) und vergab im zweiten Durchgang zweimal 40:0-Vorteile. "Da war ich viel zu unkontrolliert", bekannte Steffi Graf, der am Sonntag nur noch Gabriela Sabatini nach ihrem 7:5, 6:3 über Nicole Provis (Australien) ins Viertelfinale folgte. Die Argentinierin bekommt es nun mit Mary Pierce (Frankreich) zu tun.
Anke Huber war traurig, daß sie ihren Sieg von Sydney über Arantxa Sanchez- Vicario nicht zu wiederholen vermochte. "Ich weiß auch nicht, was mit mir im zweiten Satz los war", bekannte die 18 Jahre alte Heidelbergerin, die eine Überraschung in ihrem ersten starken Durchgang verpaßte. Da fehlten ihr bei einer 5:4-Führung nur zwei Punkte zum Satzgewinn. Im letzten Jahr war Anke Huber erst im Viertelfinale gescheitert, und zwar an Monica Seles. Traurig präsentierte sich auch Barbara Rittner, die gegen Katerina Malejewa "einen meiner schlechtesten Tage überhaupt" erwischt hatte. Am Samstag vor Turnierbeginn hatte sie sich unter Krach von ihrem bisherigen Coach Jan Kurz getrennt, "was sicher auch Auswirkungen auf mein Spiel gehabt hat". dpa
STOCKHOLM, 24. Januar (dpa). Zum dritten Mal innerhalb eines Monats hat ein Schiff mit Asylbewerbern am Wochenende die schwedische Küste erreicht. Mehr als 80 Araber und Kurden liefen nach Angaben der Polizei nach einer dreitägigen Fahrt über die Ostsee an Bord eines ehemaligen sowjetischen Militärschiffes im Hafen der schwedischen Insel Gotland ein.
Einige der Flüchtlinge waren nach der Überfahrt von Lettland nach Schweden bei eiskalten Temperaturen in schlechtem gesundheitlichem Zustand und mußten in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Besatzung des Schiffes wurde unter dem Verdacht festgenommen, illegale Flüchtlinge eingeschmuggelt zu haben. Erst letzte Woche hatte ein Boot aus Lettland 400 Asylbewerber nach Schweden gebracht.
HAMBURG, 24. Januar (dpa). Gegen das inhaftierte Mitglied der Rote-Armee- Fraktion (RAF) Eva Haule-Frimpong ermittelt die Bundesanwaltschaft jetzt auch wegen dreifachen Mordes und 23fachen versuchten Mordes. Nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs am 7. Januar Haftbefehl gegen die 38jährige Terroristin. Die Karlsruher Behörde bestätigte damit einen Bericht in der jüngsten Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".
Haule-Frimpong war 1988 wegen eines fehlgeschlagenen Bombenanschlags auf die NATO-Schule in Oberammergau zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sie wird zu den Unversöhnlichen unter den RAF-Häftlingen gerechnet.
Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) ist erneut in die Doping-Schußlinie geraten. In einem am Samstag abend im ZDF-Sportstudio ausgestrahlten Beitrag wurde dem Mannheimer Wolfgang Peter, 1. Vizepräsident des Internationalen Gewichtheber-Verbandes (IWF) und Doping-Beauftragter im BVDG, Doppelzüngigkeit vorgeworfen. Peter, so ZDF-Reporter Bernd Heller, soll im Anschluß an eine Diskussion im Satelliten-Kanal 3sat geäußert haben, Bundestrainer Rolf Milser habe in seiner aktiven Zeit gedopt.
Peter wies die Darstellung auf Anfrage gegenüber dpa entschieden zurück. "Das habe ich nie behauptet. Rolf Milser war bei allen Kontrollen sauber. Wie sollte ich da derartige Vorwürfe erheben?" sagte der Dopingfahnder am Sonntag. "Da werden offenbar verschiedene Aussagen von mir so zusammengedreht, wie man sie braucht", erklärte der 65jährige Sportfunktionär verärgert.
Milser, 1984 in Los Angeles Olympiasieger im Schwergewicht, nahm den IWF- Vizepräsidenten in Schutz. "Ich kenne Wolfgang Peter schon sehr lange. So einen Unsinn hat er garantiert nicht erzählt. Das ist eine böse Unterstellung", meinte Milser. Der Bundestrainer warnte vor einer Doping-Hysterie. dpa
MÜNSTER, 24. Januar (dpa). Die über 70 000 Zahnärzte Deutschlands haben nach dreijähriger Spaltung wieder eine gemeinsame Bundesorganisation gegründet: Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern. Zum Präsidenten der obersten Berufsvertretung wurde am Wochenende in Münster der Ulmer Fritz- Josef Willmes (53) gewählt.
In seiner Antrittsrede sagte Willmes "der Willkürpolitik im Gesundheitswesen" den Kampf an. Zugleich zeigte er sich zu einer "nicht risikolosen Gratwanderung" bereit: Auf der einen Seite werde er die schädlichen Folgen des Gesundheitsstrukturgesetzes offenlegen, auf der anderen Seite den Kontakt zu Politikern suchen und sich für "eine echte Strukturreform" einsetzen.
1989/90 war der damalige Bundesverband der Deutschen Zahnärzte (BDZ) an Meinungsunterschieden in der Berufs- und Gesundheitspolitik zerbrochen.
MOSKAU, 24. Januar (dpa). Pünktlich und problemlos ist am Sonntag früh das russische Raumschiff "Sojus TM-16" vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet. Die Sojus TM-16-Kapsel soll am Dienstag morgen an die Weltraumstation "Mir" andocken, die bereits seit Februar 1986 in einer Erdumlaufbahn ist. Die Kosmonauten Gennadi Manakow und Alexander Poljeschtschuk lösen Anatoli Solowjow und Bordingenieur Sergej Awdejew ab, die seit Juli vergangenen Jahres im All sind, berichtete die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf das Flugleitzentrum. Die neue Besatzung soll ein halbes Jahr lang wissenschaftlich arbeiten.
Alle acht deutschen Teams befinden sich noch im Europapokal-Rennen und dokumentieren damit die Leistungsstärke der Handball-Bundesliga. Als letzte Mannschaft zitterten sich die Frauen des SC Leipzig ins Viertelfinale des IHF-Cup: Der Pokalverteidiger verlor zwar sein Rückspiel bei Ajpara Baku (Aserbaidschan) mit 16:23, besaß aber mit dem 29:21-Heimsieg ein gerade noch ausreichendes Polster. Nachdem bereits alle vier Männer-Mannschaften das Halbfinale erreicht hatten, kam nun auch das Frauen-Quartett komplett weiter.
Beim dritten Spiel innerhalb einer Woche war der Kräfteverschleiß bei Leipzig unübersehbar und wäre dem Team im Europapokal fast zum Verhängnis geworden. Beim 15:23 (57.) war der SCL wegen der Auswärts-Torregel schon ausgeschieden, ehe Kerstin Nindel dieses Schicksal 47 Sekunden vor dem Ende mit einem Siebenmeter doch noch abwenden konnte. "Für den ganzen Streß sind wir doch noch belohnt worden", freute sich Leipzigs Coach Lothar Doering.
Um die Partie in Baku war lange erbittert gestritten worden: Der Weltverband (IHF) hatte sie zunächst abgesetzt, nach einer Sicherheitsgarantie des Ministerpräsidenten Aserbaidschans dann aber neu anberaumt.
Für Leipzig wurde das Spiel in mehrfacher Hinsicht zum Alptraum: Nach heftigen Schneefällen in Moskau hatte sich der Weiterflug um mehrere Stunden verzögert, so daß die Mannschaft erst am frühen Morgen des Spieltags eintraf. Dann begann die Partie auch noch zwei Stunden früher als angegeben, und schließlich gab Olese Murschudowa, die 14 der 23 Tore erzielte, der Leipziger Deckung Rätsel auf. Im Viertelfinale kommt es gegen Tempo Partizanske nun zur Neuauflage des vorjährigen Europapokal-Finales. dpa
PARIS, 24. Januar (dpa). Frankreich wird keine deutsche Delegation zu den Gedenkfeiern anläßlich des 50. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie einladen. Man könne nicht die Bluttaten der SS-Division "Das Reich" vergessen, sagte der Staatssekretär für die Veteranen, Louis Mexandeau, der Pariser Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche. Die Verbände der Veteranen, Widerständler und Deportierten seien gegen deutsche Teilnehmer.
Zu der Veranstaltung am 6. Juni 1994 werden US-Präsident Bill Clinton, der belgische König Baudouin, die britische Königin Elizabeth, König Harald von Norwegen, Königin Beatrix der Niederlande und der polnische Präsident Lech Walesa erwartet.
BUDAPEST, 24. Januar (dpa/AFP). Die größte Regierungspartei Ungarns, das Ungarische Demokratische Forum (UDF), hat die Flügelkämpfe zwischen Konservativen und Nationalisten vorerst beigelegt und damit die zunächst befürchtete Spaltung vermieden. Auf einem Parteitag wurde Ministerpräsident Joszef Antall, der als Führer des konservativen Flügels gilt, am Samstag in Budapest klar als Parteivorsitzender bestätigt. Er hatte gedroht, als Regierungschef zurückzutreten, sollte er nicht an der Spitze der Partei bestätigt werden. Zustimmung gewann Antall auch mit seinem Appell, die Einheit der Partei zu wahren.
Der konservative Flügel ist im neugewählten Parteipräsidium am stärksten vertreten. Aber auch Antalls innerparteilicher Gegner, der Nationalist Istvan Csurka, wurde mit großer Mehrheit in den Parteivorstand gewählt. Csurka hatte noch vor dem Parteitag die Trennung von Regierungs- und Parteivorsitz gefordert. Verlierer der innerparteilichen Kraftprobe sind die National-Liberalen, die im UDF-Präsidium künftig nur noch einen Vertreter stellen.
Der Schriftsteller Csurka hatte mit der Behauptung, Ungarn sei das "Opfer einer internationalen jüdisch-bolschewistischen Verschwörung" und seiner Forderung nach mehr "Lebensraum für Ungarn" Aufsehen erregt. Csurka hatte am Freitag abend der MDF-geführten Regierung unter anderem vorgeworfen, keine Veränderungen im Land bewirkt und sich nicht der früheren kommunistischen Nomenklatura entledigt zu haben. Er macht vor allem Kommunisten, Juden sowie Sinti und Roma für die Wirtschaftskrise Ungarns verantwortlich. Die Oppositionsparteien befürchteten von Csurkas Aufnahme in den Parteivorstand daher einen weiteren Rechtsruck der UDF.
Beobachter führen die Einigung der zerstrittenen Fraktion auf den Willen zurück, die Partei bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 1994 nicht zu schwächen. Antall sagte nach der Abstimmung, seine Wiederwahl sei eine Stärkung des gemäßigten Flügels. (Kommentar Seite 3)
Dreieinhalb Wochen vor Beginn der nordischen Skiweltmeisterschaft scheinen die deutschen Kombinierer aus einem jahrelangen "Dornröschenschlaf" erwacht zu sein. Beim letzten Weltcup- Wettbewerb vor den Titelkämpfen im finnischen Falun sorgten Thomas Dufter (Hammer) und Jens Deimel (Winterberg) mit den Plätzen zwei und drei hinter dem im Weltcup führenden Japaner Kenji Ogiwara an diesem Wochenende in Saalfelden für einen sensationellen Erfolg. Durch die Plätze sieben, acht und 13 für Falk Schwaar (Klingenthal), Hans-Peter Pohl (Schonach) und Sven Leonhardt (Oberwiesenthal) wird er noch aufgewertet.
"Wir haben uns von der Kritik nicht irre machen lassen." So erklärte sich der sichtlich erleichterte Bundestrainer Hermann Weinbuch, der erst seit Beginn dieser Saison im Amt ist, die Steigerung seiner Schützlinge. Seit dem Mannschafts- Olympiasieg von 1988 hatten die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) auf einen derartigen Erfolg in der nordischen Königsdisziplin warten müssen. Am Sonntag erfüllte sich im 15-km-Langlauf endlich, was man sich nach dem vom Winde verwehten Springen erhofft hatte: Die guten Leistungen auf der Bibergschanze verliehen den DSV-Recken auch in der Kunstschneeloipe um den Ritzensee Flügel. Nach guten Mannschaftsleistungen im bisherigen Saisonverlauf konnten sie diesmal auch in der Einzelkonkurrenz überzeugen.
Der 20 Jahre alte Unteroffizier Deimel, der als bester Springer mit 54 Sekunden Vorsprung auf die Strecke gegangen war, mußte lediglich den überlegenen Ogiwara sowie Mannschaftskamerad Dufter passieren lassen. 1:03,7 Minuten kam Ogiwara vor Dufter ins Ziel, Deimels Rückstand betrug 2:03,3 Minuten. Schwaar fiel zwar vom fünften Platz nach dem Springen auf Rang sieben zurück, doch Pohl und Leonhardt konnten dafür einige Plätze gutmachen. Für den 23jährigen Ogiwara aus Japan, der jetzt mit 115 Punkten die Gesamtwertung vor Fred-Börre Lundberg (Norwegen/69) und Masashi Abe (Japan/56) souverän anführt, war es der vierte Einzelsieg im fünften Wettbewerb dieses Winters. dpa
STRALSUND, 24. Januar (dpa). Ein großangelegter Müllschmuggel ist auf der Ostsee-Insel Rügen verhindert worden. Im Fährhafen Mukran stoppten Zollbeamte die Verschiffung falsch deklarierter Abfälle. 50 000 Tonnen Zellstoff seien als humanitäre Hilfe ausgezeichnet gewesen, hieß es. Nach Angaben des Zolls ermitteln die Stralsunder Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei wegen Verstoßes gegen das Abfallbeseitigungsgesetz und das Außenwirtschaftsgesetz. Die ersten von insgesamt 15 Waggons, die derzeit auf dem Gelände des Fährhafens stehen, waren bereits am 17. Dezember 1992 kontrolliert und gestoppt worden.
Der Zellstoff sollte zur "thermischen Verwertung" nach Klaipeda in Litauen exportiert werden, hieß es. Der tatsächliche Verwendungszweck der Fracht sei bislang unklar. Offensichtlich falsch als "Textilrohstoffe" deklariert sei eine weitere Sendung desselben Exporteurs aus dem Rheinland mit Webereiabfällen. Bei einer Verbrennung derartiger Abfälle entstehen giftige Gase, darunter gasförmige Salzsäure.
Nicht gespielt und doch gewonnen: Der Chemnitzer FC und Fußball-Bundesligist Hamburger SV verteidigten ihre Teilnahme für das "Hallen-Masters" am 30./31. Januar in München erfolgreich, ohne am Wochenende aktiv gewesen zu sein. Hinter dem 1. FC Kaiserslautern (208 Punkte) und dem 1. FC Köln (180) hielten der CFC (165) und der HSV (153) kampflos ihren bereits bei früheren Turnieren errungenen Vorsprung und komplettieren somit das Achterfeld, für das Meister VfB Stuttgart, Pokalsieger Hannover 96, Titelverteidiger Borussia Dortmund und Ausrichter FC Bayern München gesetzt waren.
Das nordrhein-westfälische Quartett Borussia Mönchengladbach, SG Wattenscheid 09 (je 124), FC Schalke 04 (92) und VfL Bochum (87), das am Wochenende beim vorletzten Qualifikations-Turnier in Dortmund noch einmal angreifen wollte, verpaßte in der Westfalenhalle die letzte Chance, das Ticket für das lukrative Masters zu lösen. Immerhin gibt es 50 000 Mark Startgage je Team sowie 75 000 Mark für den Sieger plus Zusatzprämien aus dem zu erwartenden Überschuß. Die abschließende Veranstaltung am Sonntag in Karlsruhe, wo die Amateure des KSC sich erst im Finale von den eigenen Profis aufhalten ließen, hatte keinen Einfluß mehr auf die Masters-Startliste.
Trainer Hans Meyer vom Chemnitzer FC registrierte den Sprung ins Final-Turnier, den sich sein Team durch einen zweiten Platz in Köln und einen Triumph beim "Heimspiel" vor eigener Kulisse gesichert hatte, mit gemischten Gefühlen. "Einerseits bin ich kein Freund des Hallenfußballs, da die Verletzungsgefahr sehr groß ist. Außerdem liegt der Termin eine Woche vor dem Rückrundenstart der 2. Liga für uns sehr ungünstig. Andererseits bereitet Fußball unter dem Dach den meisten meiner Spieler großen Spaß", meinte der CFC-Coach.
Wie die Verantwortlichen des finanziell nicht eben auf Rosen gebetteten Hamburger SV, den zweite Ränge in Kiel und Rostock in die Masters-Finalrunde hievten, macht auch Meyer die schöne Aussicht auf klingende Münze den Masters- Start schmackhaft.
"Unseren Finanzchef freut es mit Sicherheit. Sportlich ist es eine Anerkennung, in München dabei zu sein, aber der Masters-Sieg ist nicht unbedingt mein Traumziel", erklärte HSV-Coach Benno Möhlmann. Die um Liquidität bemühten Hanseaten, die mit fünf Qualifikations- Turnierstarts zu den fleißigsten "Budenzauberern" zählten, können die Einnahme aus ihren Hallenauftritten damit auf rund 300 000 Mark steigern.
Beinahe hätte die SG Wattenscheid 09 den HSV noch um die Masters-Teilnahme gebracht. In Dortmund scheiterten die 09er im Halbfinale am späteren Turniersieger Spartak Moskau. Schon der Sprung ins Endspiel hätte zum Masters- Start gereicht. Trainer Hannes Bongartz brachte den Stellenwert, den Hallenfußball für seine im Bundesliga-Abstiegskampf steckende Mannschaft, aber auch für die meisten Profi-Klubs in der Winterpause genießt, jedoch auf den Punkt: "Wenn wir es gepackt hätten, wären wir gerne nach München gefahren, aber die Bundesliga hat für uns absolute Priorität." dpa
STUTTGART (dpa). Die Alcatel SEL wird bis 1994 die Zahl der Beschäftigten von 23 000 um 1100 reduzieren. Dies gab Vorstandschef Gerhard Zeidler bekannt. Außerdem soll die noch in Berlin verbliebene Produktion von Bahnsteuerungstechnik nach Arnstadt in Thüringen verlagert werden. Dort hat die zum französischen Alcatel-Konzern gehörende Stuttgarter SEL ein ehemaliges DDR-Werk in eine moderne Fertigungsstätte umgewandelt. An der Spree sind über 500 Stellen von der Verlegung betroffen. Zeidler sprach von einer "volkswirtschaftlich notwendigen und politisch allseits geforderten Stützung industrieller Standorte in Ostdeutschland".
Sein Unternehmen stelle sich jetzt auf Rahmenbedingungen ein, die unter anderem von Investitionszurückhaltung wichtiger Auftraggeber, abnehmender Fertigungstiefe und Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet seien. Es gebe aber auch auf Wachstum gerichtete Investitionen, vor allem in den Geschäftsfeldern Mobilfunk, Breitbandkommunikation sowie private Netze. Der Standort Berlin-Tempelhof solle als "Entwicklungs- und Dienstleistungszentrum" ausgebaut werden. Dort möchte SEL 300 zusätzliche Software-Ingenieure einstellen.
KOPENHAGEN, 24. Januar (dpa). Der Chef der dänischen Sozialdemokraten und neue Ministerpräsident, Poul Nyrup Rasmussen, hat am Sonntag in Kopenhagen die Bildung einer Vier-Parteien-Regierung bis auf die Verteilung der Ministerposten erfolgreich abgeschlossen. Er einigte sich nach einwöchigen Verhandlungen mit seinen Partnern darauf, daß Zentrumsdemokraten und Sozialliberale (Radikale Venstre) je drei und die Christliche Volkspartei zwei Ministerien erhalten. Die Sozialdemokraten als mit Abstand größte Regierungspartei besetzen die restlichen 14 oder 15 Kabinettsämter.
Die Koalition ist mit 90 von 179 Parlamentsmandaten die erste dänische Mehrheitsregierung seit 1971. Alle Personalentscheidungen sollten bis zum heutigen Montag gefällt sein, wenn Rasmussen seine Regierung offiziell Königin Margrethe II. vorstellt. Offen war nur noch, ob der Liberale Niels Helweg Petersen wie geplant Außenminister wird. Als weitgehend sicher galt, daß der Sozialdemokrat Hans Häckerup Verteidigungs- und sein Parteifreund Mogens Lykketoft Finanzminister wird.
Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) ist zum Machtkampf bereit. Auf der Council-Sitzung am Wochenende im indonesischen Jakarta reagierte die IAAF auf den angedrohten Athleten-Boykott mit einem Gegenschlag: Das Gremium lehnte die Zahlung von Preisgeldern bei Weltmeisterschaften ab und droht Athleten, die in Stuttgart nicht starten, mit einem Olympia-Verbot. Ein weiterer Beschluß: Bei Veranstaltungen in Zürich, Berlin, Brüssel und Oslo werden erstmals Bluttests vorgenommen.
"Der Weltverband sieht sich als Partner der nationalen Verbände und will sie finanziell stärken", sagte das deutsche Council-Mitglied August Kirsch in Jakarta. Die IAAF lehne die Manager-Vereinigung als Gesprächspartner ab.
In den Verträgen zwischen Managern und Sportlern wird jetzt eine Teilnahmepflicht für von der IAAF benannte Pflichtveranstaltungen gefordert. Dazu gehören: Weltmeisterschaften in der Halle und im Sommer, Weltcup, Junioren- WM und kontinentale Meisterschaften. "Wenn ein Sportler ohne nennenswerten Grund seine Teilnahme verweigert, dann soll er nicht zum Grand-Prix-Finale eingeladen werden. Auch ist er dann nicht für die Olympischen Spiele startberechtigt", so IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai. dpa
Die Würfel sind gefallen, das deutsche Frauenteam für die alpine Ski-Weltmeisterschaft steht: Zwar fiel der geplante letzte Abfahrtstest am Samstag in Haus im Ennstal (Österreich) dem milden Wetter zum Opfer und auch der Slalom am Sonntag war erwartungsgemäß nicht berauschend. Doch hat Chefcoach Rainer Mutschler nun seine Kandidatinnen für die Japanreise beisammen. Neun Läuferinnen fliegen am Mittwoch nach Morioka, wo die Titelkämpfe eine Woche später eröffnet werden. Die sportliche Bilanz der letzten Weltcup-Pflicht: Katja Seizinger (Halblech) war Schnellste in der abgebrochenen Abfahrt, die Starnbergerin Miriam Vogt 13. im Slalom. Nach einer kurzen Erholungspause zu Hause richtet sich nun die Konzentration auf die Titeljagd. Mutschler: "Wenn wir ohne Medaillen zurückkommen, wäre ich schon enttäuscht."
Während die Abfahrerinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV) mit zwei Siegen und vielen guten Plazierungen in fünf Rennen als große Favoritinnen in Japan antreten, fällt diese Rolle im Slalom eindeutig anderen zu: Die Französin Patricia Chauvet feierte im fünften Slalom in 1:38,24 Minuten ihren ersten Sieg vor Anita Wachter (1:38,87), die ihre Führung im Gesamt-Weltcup auf 829 Punkte vor Carole Merle (Frankreich/609) ausbaute. Vreni Schneider aus der Schweiz, WM-Topfavoritin, schied als Führende des ersten Laufs im zweiten Durchgang überraschend aus und verpaßte ihren 43. Weltcup-Triumph.
Unmittelbar nach dem Slalom gab Mutschler die WM-Starterinnen bekannt: Miriam Vogt, Edda Mutter (Todtnau), Martina Ertl (Lenggries) und die 18 Jahre alte Angela Grassinger (Berchtesgaden) sind dabei. Hilde Gerg hätte noch Chancen gehabt (Mutschler: "Gas geben mit den Jungen"), doch der Trainer will die 17 Jahre alte Lenggrieserin, die sich am Sonntag nicht für den zweiten Durchgang qualifizierte, lieber im parallel zur WM laufenden Europacup starten lassen. Allerdings war das Ergebnis in Haus mager: Miriam Vogt hatte in 1:41,92 Minuten über drei Sekunden Rückstand. Slalomspezialistin Edda Mutter fädelte als Zehnte des ersten Durchgangs im letzten Tor des zweiten Laufs ein. Auch Angela Grassinger, Martina Ertl und Kerstin Riedinger (Ebingen) schieden aus.
Für die WM-Abfahrt am 4. Februar nominierte Mutschler Katja Seizinger, Miriam Vogt, Senkrechtstarterin Regina Häusl (Schneizlreuth) und Ulrike Stanggassinger (Berchtesgaden). Obwohl die ursprünglichen Mitfavoritinnen Michaela Gerg und Katrin Gutensohn verletzt sind, kann der Trainer aus dem vollen schöpfen. Martina Ertl und Rosi Renoth (Schellenberg) hatten am Freitag in der ersten Hauser Abfahrt ebenfalls die Qualifikationsnorm erfüllt und sind Ersatz. Gegebenenfalls könnte die 25 Jahre alte Rosi Renoth den Vorzug erhalten, denn die 19 Jahre alte Lenggrieserin ist mehrfach engagiert. Ansonsten gilt: "Keine Ausscheidung im Training. Die Mädchen müssen sich ruhig vorbereiten." Riesenslalom- Läuferin Christine Meier (Rottach-Egern) ist die neunte DSV-Japan-Fahrerin.
Am Samstag bekamen die Abfahrerinnen schon einen Vorgeschmack auf die Bedingungen in Morioka. Nächtlicher Regen, Wind und Wärme machten ein reguläres Rennen unmöglich. Ähnliche Wetterkapriolen werden in Japan erwartet. Nach 15 Starterinnen brach die Jury die Abfahrt ab. Wie ein weißes Band zog sich die Strecke durch die frühlingshafte Steiermark. Für die Veranstalter lohnte sich der Weltcup dennoch: Zuschauer waren genug vor Ort, das Fernsehen auch. Ärgerlich dürfte nur Katja Seizinger gewesen sein. Ihr möglicher dritter Saisonsieg hätte ihr fast 79 000 Mark Prämien eingebracht. Sie wirkte genervt, meinte aber: "Wieso soll ich sauer sein? Das Rennen wird doch nachgeholt." dpa
In einem wahren "Eisschnellauf-Krimi" hat die Erfurterin Heike Warnicke die Wandlung der Gunda Niemann von der Gold- zur Pech-Marie nicht ausnutzen können. Trotz eines furiosen 5.000-m-Rennens verpaßte die zweifache Silbermedaillengewinnerin von Albertville bei den Europameisterschaften der Mehrkämpfer in Heerenveen um 97 Hundertstelsekunden die oberste Stufe des Siegertreppchens. Die erklomm die Österreicherin Emese Hunyady, deren 7:29,19 Minuten im abschließenden Wettbewerb ausreichten, um mit 170,721 Punkten die letztendlich sechstplazierte Doppel-Olympiasiegerin Gunda Niemann als Europameisterin abzulösen.
Am Ende nutzte der fast unglaublich anmutende deutsche Rekordlauf der Mehrkampf-Weltmeisterin aus Erfurt in 7:15,50 Minuten nichts, in dem Niemann ihre Vereinskameradin Warnicke zur neuen persönlichen Bestzeit (7:17,05) "gezogen" hatte.
Die Vorentscheidung war allerdings bereits am Samstag gefallen, als Warnicke über 3.000 m die entscheidenden Zehntelsekunden laut Bundestrainerin Gabi Fuß "verschlafen" hatte. "Ich habe vorher mit einer Medaille spekuliert und bin froh, die jetzt erreicht zu haben, obwohl eine Sekunde ja ein Nichts ist. Aber man muß bedenken, daß Gunda ja auch noch vor mir gewesen wäre, wenn sie nicht gestürzt wäre", meinte die Deutsche Vierkampf-Meisterin.
Bei den Männern wurde der Niederländer Falko Zandstra wie bereits im Jahr zuvor mit dem EM-Titel gekrönt. Der Olympia-Zweite über 5000 m brachte im direkten Duell mit dem zweitplazierten Norweger Johan Olav Koss über 10 000 m (13:46,96) den Erfolg mit einem neuen Punkte-Weltrekord von 156,882 Zählern unter Dach und Fach. Bronze ging an den Niederländer Rintje Ritsma.
Einen ansprechenden achten Rang belegt der Berliner Peter Adeberg, der im abschließenden 10.000-m-Rennen in 14:49,19 Minuten eine persönliche Bestzeit und gleichzeitig einen neuen deutschen Punkterekord (163,018) aufstellte. Koss war am Freitag in 6:38,77 Minuten einen phantastischen 5.000-m-Weltrekord gelaufen. sid
JOHANNESBURG, 24. Januar (dpa). Südafrikas größte Befreiungsbewegung, der Afrikanische Nationalkongreß (ANC), beginnt am heutigen Montag den ersten Wahlkampf in seiner 81jährigen Geschichte. Wie die für das Ballungsgebiet um Johannesburg und Pretoria zuständige ANC-Gruppe am Sonntag mitteilte, will sich die Bewegung auf die Möglichkeit einstellen, daß noch in diesem Jahr eine verfassunggebende Versammlung gewählt wird. Von nationalen Wahlen waren die Schwarzen bisher ausgeschlossen.
Die leitenden ANC-Funktionäre aus dem Raum Johannesburg/Pretoria vereinbarten nach Mitteilung ihres Generalsekretärs Paul Mashatile bei einer Sitzung am Samstag die Aufteilung der Wahlkampagne in mehrere "Phasen". Zunächst sollen die Aktivisten, Straßenkomitees und größere ANC-Vertretungen "mobilisiert" werden. Die Suche nach Sponsoren und intensive Informationen über die Politik des ANC bestimmen die zweite Phase. Gegen Ende Mai will die regionale ANC-Gruppe nach Mashatiles Worten die Kampagne verstärken, "um den Wähler dazu zu bringen, für Frieden, Freiheit und Demokratie zu stimmen".
Der ANC kann nach Meinungsumfragen, die in Südafrika aber wenig zuverlässig sind, mit etwa 50 Prozent der Stimmen rechnen.
Für Hansi Wiens und Sabine Schöne ist das halbe Dutzend voll. Zum sechsten Mal in Folge gewannen die beiden überragenden Spieler die deutschen Squash- Meisterschaften. Bei dem mit 10 000 Mark dotierten Turnier in Hamburg besiegte der Weltranglisten-18. Wiens (Paderborn) vor 400 Zuschauern im Finale Oliver Rucks (Ingolstadt) mit 9:1, 9:2, 9:3. Drei Tage vor ihrem 19. Geburtstag benötigte Sabine Schöne (Landshut) bei ihrem 9:4, 9:1, 9:1-Erfolg im Endspiel gegen Silke Bartel (Stadthagen) nur 19 Minuten. Die 12. der Frauen-Weltrangliste gab wie ihr männliches Pendant bei der gesamten Meisterschaft nur einen Satz ab.
"Ich habe ein schwereres Spiel erwartet. Aber ich habe sehr, sehr gut gespielt", sagte Wiens zufrieden. Der 24jährige Profi vom Paderborner SC benötigte im Endspiel gegen den bayerischen Meister Rucks für seinen klaren Dreisatzsieg nur 27 Minuten. Überraschend war schon im Halbfinale der an Nummer zwei gesetzte Simon Frenz vom deutschen Mannschafts-Meister Boastars Kiel gescheitert. Er verlor gegen die Nummer fünf der deutschen Rangliste, Rucks, mit 9:4, 7:9, 3:9, 8:9. "Simon hat im Moment ein mentales Tief", erklärte Vater und Betreuer Carsten Frenz das unerwartet frühe Ausscheiden.
"Alles andere als die Titelverteidigung wäre auch eine Überraschung für mich gewesen", kommentierte Sabine Schöne ihre überlegene Vorstellung in der Hansestadt. Die Spielerin vom deutschen Mannschafts-Meister Landshuter SC benötigte für ihre fünf Spiele nur 107 Minuten. Auch ihre größte Konkurrentin, die an Nummer zwei gesetzte Daniela Grzenia (Hagen), war bereits im Halbfinale gegen Silke Bartels gescheitert. dpa
Die Tauberbischofsheimer Florettfechterinnen haben ihr "Abonnement" auf die deutschen Meister-Titel um ein weiteres Jahr verlängert. Nachdem am Samstag Zita Funkenhauser ihre Vereinskameradin Sabine Bau im Einzel-Finale 5:1, 5:1 besiegt hatte, sorgten am Sonntag beide gemeinsam mit der Mannschaft für Jubel im fränkischen Fechtzentrum: Mit einem 9:5 im Finale gegen den OFC Bonn sicherte sich der FC Tauberbischofsheim vor eigenem Publikum zum 17. Mal.
Zita Funkenhauser war am Vortag im Finale der 62. Einzel-Meisterschaften in Tauberbischofsheim in die Fußstapfen der beruflich verhinderten Anja Fichtel- Mauritz getreten, die zwischen 1986 und 1992 siebenmal gewonnen hatte. Dritte wurde Monika Weber vom OFC Bonn nach einem 5:3, 6:4-Erfolg über Clarissa Reinke vom TSV Bayer Dormagen.
Das Finale am Samstag gewann zusätzliche Spannung durch ein viereinhalb Jahre zurückliegendes Ereignis: Es war eine Neu-Auflage des olympischen Halbfinales von 1988 in Seoul, das Sabine Bau damals für sich entschieden hatte. Diesmal behielt die in Sathmar/Rumänien geborene Zita Funkenhauser die Oberhand und sicherte sich den lange ersehnten, ersten nationalen Titel. Im Halbfinale hatten Sabine Bau gegen Monika Weber mit 1:5, 5:2, 5:2 und Zita Funkenhauser gegen Clarissa Reinke mit 6:5, 5:3 gewonnen. Zu der erwartet klaren Angelegenheit wurde trotz des Fehlens von Anja Fichtel-Mauritz und der verletzten Annette Dobmeier der Mannschafts-Wettkampf einen Tag später. Die Einzel-Finalistinnen sowie Simone Bauer und Rosalie Huszti hatten nur zu Beginn etwas Mühe. Doch die überragende Sabine Bau legte mit vier Siegen den Grundstein zum Erfolg. dpa Offenbacherin Ittner Dritte in Budapest
Den dritten Platz im Gesamt-Weltcup sicherte sich die Offenbacher Degenfechterin Eva-Maria Ittner, die beim Abschlußturnier in Budapest erst im Halbfinale an der Französin Florence Topin 6:4, 2:5 und 3:5 scheiterte. Im Endkampf dominierte Topin mit 3:5, 5:3, 5:3 gegen die Österreicherin Elisabeth Knechtl und gewann damit auch den Weltcup vor ihrer unterlegenen Kontrahentin. Knechtl hatte im zweiten Halbfinale die Ungarin Timea Nagy 6:4, 5:2 bezwungen.
Im Viertelfinale ausgeschieden waren die Offenbacherin Katja Nass und Simone Synek aus Tauberbischofsheim. Katja Nass unterlag gegen Nagy 1:5, 5:6, Simone Synek verlor das deutsche Duell gegen Eva-Maria Ittner 3:5, 2:5. Im Weltcup-Gesamtstand landeten Nass und Synek auf den Plätzen sieben und acht. sid
WASHINGTON, 25. Januar (dpa). Der Direktor der US-Bundeskriminalpolizei FBI, William Sessions, kämpft um sein Amt. Er wies am Sonntag offizielle Vorwürfe zurück, er habe seine Position zur persönlichen Vorteilsnahme mißbraucht. Er machte politische Widersacher für seine Schwierigkeiten verantwortlich. In der New York Times nannte er seinen früheren Vorgesetzten, den ausgeschiedenen Justizminister William Barr.
Nach einem Untersuchungsbericht des Justizministeriums habe Sessions unter anderem auf FBI-Kosten einen Holzzaun um sein Privathaus ziehen lassen und den Dienstwagen steuerlich abgesetzt.
US-Präsident Bill Clinton will nach Angaben seiner Sprecherin Dee Dee Myers alles Material prüfen, ehe er entscheidet, ob der 62jährige frühere Bundesrichter ausscheiden muß.
LONDON, 24. Januar (AFP). Rund tausend Unfälle haben sich in den vergangenen 40 Jahren in einer Atomwaffenfabrik im südenglischen Aldermaston ereignet. Das geht aus einem Bericht der Umweltschutzorganisation Greenpeace hervor, der von der Wochenzeitung Observer am Sonntag veröffentlicht wurde. Bei den Unfällen wurden den Angaben zufolge fast hundert Mitarbeiter getötet, verletzt oder radioaktiv verseucht. Dabei habe die Regierung schon vor 15 Jahren eine Verschärfung der Sicherheitsvorschriften in der streng geheimen Fabrik gefordert, hieß es. Die damals vorgeschlagenen Maßnahmen seien noch immer nicht vollständig umgesetzt worden. Der Labour- Politiker Clark forderte eine Untersuchung der Vorfälle durch die Regierung. Dies solle noch vor der geplanten Privatisierung des Unternehmens in diesem Jahr geschehen.
BEVERLY HILLS. Für seinen Western "Unforgiven" ist Clint Eastwood mit dem Golden Globe als bester Filmregisseur ausgezeichnet worden. Die Vereinigung der Auslandspresse zeichnete in Beverly Hills weiterhin "Scent of a Woman" mit Al Pacino als besten dramatischen Film aus. Der Preis für Komödie ging an "The Player" mit dem Hauptdarsteller Tim Robbins, der auch bester komischer Darsteller wurde.
Der Preis für den besten ausländischen Film ging an den französischen Beitrag "Indochine" mit Cathérine Deneuve. Als beste dramatische Schauspielerin wurde Emma Thompson für ihre Rolle in "Howards End" ausgezeichnet. Der Preis des besten dramatischen Schauspielers ging an Al Pacino für seine Rolle als blinder Soldat in "Scent of a Woman". Als beste Darstellerin einer komischen Rolle wurde Miranda Richardson für ihren Film "Enchanted April" ausgezeichnet, als bester Nebendarsteller Maximilian Schell für seine Rolle in der Fernsehserie "Stalin". afp
ALGIER, 24. Januar (AFP). Der Oberste Gerichtshof Algeriens hat zwölf Todesurteile bestätigt, die ein Militärgericht über islamische Fundamentalisten verhängt hatte. Den Männern wird zur Last gelegt, im November 1991 einen Militärposten in Guemmar an der algerisch-tunesischen Grenze überfallen und drei Menschen getötet zu haben. Wie die Presse am Sonntag berichtete, bleibt den Verurteilten damit nur noch ein Gnadengesuch an den Obersten Staatsrat. An dem Überfall waren rund 60 Männer beteiligt. Etwa die Hälfte von ihnen war bei einer anschließenden Verfolgung von der Polizei getötet worden. Flüchtige Angreifer wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
BRASILIA, 24. Januar (AFP). Die brasilianische Regierung unter dem neuen Präsidenten Itamar Franco stellt die Arbeiten am Atomkraftwerk "Angra III" endgültig ein. Das wurde am Wochenende offiziell in Brasilia bekanntgeben. Die Errichtung von "Angra III" wie auch der Atomanlage "Angra II" war 1975 in einem deutsch-brasilianischen Atomabkommen vereinbart worden. Insgesamt sollten nach dieser Vereinbarung aus der Bundesrepublik acht Kraftwerksblöcke nach Brasilien geliefert werden. "Angra II" und "Angar III" sollten eine Kapazität von 1300 Megawatt haben.
Präsident Franco wolle den deutsch- brasilianischen Atomvertrag vorerst nicht weiter erfüllen, hieß es. Franco, Nachfolger des wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetretenen Präsidenten Collor de Mello, war schon als Senator ein scharfer Kritiker des brasilianischen Atomprogramms gewesen. Wie der Sprecher des Präsidenten, Francisco Baker, weiter mitteilte, will Franco über die Zukunft von "Angra II" in der kommenden Woche entscheiden. Die Bauarbeiten an diesem Atomkraftwerk, das bereits zu 80 Prozent fertiggestellt ist, ruhen seit 1988. Insgesamt hatte Brasilien bereits umgerechnet 6,4 Milliaren Mark in die Anlage investiert. Für die Vollendung der Arbeiten müßten den Angaben zufolge noch einmal umgerechnet rund 2,4 Milliarden Mark aufgewandt werden. Allein die Unterhaltung der Baustelle koste Brasilien monatlich umgerechnet rund 16 Millionen Mark, verlautete in Brasilia.
Auch der Bau der Atomanlage "Angra III" ist bereits begonnen worden. Hier sei die Infrastruktur zu zwanzig Prozent fertiggestellt, hieß es. "Angra II und III" sollten nach den ursprünglichen Planungen in den Nuklearkomplex Almirante Alvaro Alberto im 150 Kilometer von Rio de Janeiro entfernten Angra dos Reis integriert werden. Dort ist bereits die Anlage "Angra I" in Betrieb, die vom US-Unternehmen Westinghouse in den 80er Jahren errichtet wurde. Dort soll es nach brasilianischen Angaben häufiger zur Störfällen gekommen sein.
BAGDAD, 24. Januar (AP/dpa/AFP). Auch nach dem Regierungswechsel in Washington hat sich am Wochenende keine Entspannung im Golf-Konflikt abgezeichnet. Nach dem dritten Luftangriff von US-Kampfflugzeugen innerhalb von drei Tagen kündigte das Weiße Haus weitere militärische Antworten auf irakische "Aggressionen" an. Die Regierung in Bagdad erneuerte hingegen ihre einseitige Feuerpause.
Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurden am Samstag abend drei US-Maschinen bei einem Kontrollflug über der südlichen Flugverbotszone von irakischem Radar erfaßt und danach mit Flugabwehrraketen beschossen. Daraufhin habe der Pilot einer A-6 Intruder die irakische Stellung mit Infrarot-Sensoren ausgemacht und eine lasergesteuerte 450-Kilogramm-Bombe abgeworfen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Doble. Nach dem Abwurf der Bombe seien die US-Flugzeuge aber nicht mehr vom gegnerischen Radar angepeilt worden und unbeschädigt auf den Flugzeugträger "Kitty Hawk" zurückgekehrt, sagte Doble.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Dee Dee Myers, sagte in Washington, Präsident Bill Clinton sei von dem Vorfall unterrichtet worden. Sie fügte hinzu: "Wir werden weiterhin auf irakische Aggressionen antworten." Bereits am Donnerstag und Freitag hatten US-Kampfflugzeuge zweimal Radarstellungen der Iraker in der Flugverbotszone im Norden des Landes beschossen. Zuvor waren sie nach US-Darstellung von irakischem Radar erfaßt worden.
Die Regierung in Bagdad bestritt am Sonntag, daß die US-Flugzeuge beschossen worden seien. Die amtliche Nachrichtenagentur INA zitierte einen Sprecher des Außenministeriums mit den Worten, von einem Beschuß durch irakische Stellungen könne keine Rede sein. Auch der Abwurf einer Bombe durch ein US-Flugzeug könne noch nicht bestätigt werden. Irakische Soldaten hätten bisher ergebnislos danach gesucht. Der Sprecher des Außenministeriums fügte hinzu, Irak halte sich weiterhin an die am Dienstag verkündete einseitige Feuerpause.
Nach Ansicht des russischen Vizepräsidenten Alexander Ruzkoi muß Rußland im UN-Sicherheitsrat sein Veto einlegen, sollte dort ein neuer Militärschlag gegen Irak beschlossen werden. Dies sagte er der arabischsprachigen britischen Tageszeitung El Hajat vom Sonntag. Eine militärische Intervention erfülle nicht ihr Ziel in der derzeitigen Krise zwischen den Alliierten und Irak.
Der ägyptische Staatspräsident Hosni Mubarak forderte in einem Spiegel-Interview den irakischen Präsidenten Saddam Hussein zum Rücktritt auf. "Wenn ihm das Wohlergehen seines Volkes wirklich am Herzen läge, müßte er die Macht abgeben", sagte Mubarak. Er nannte es "unfaßbar", daß Saddam Hussein noch wenige Tage vor den jüngsten Militäraktionen der Alliierten erklärt habe, Kuwait sei nach wie vor ein Teil Iraks.
GUATEMALA-STADT, 24. Januar (AFP). In Guatemala haben sich die Spannungen zwischen der Regierung und Vertretern der aus dem mexikanischen Exil heimkehrenden Flüchtlinge am Wochenende verschärft. Die Sonderkommission Regierung zur Betreuung der Flüchtlinge (CEAR) kündigte ihre Zusammenarbeit mit der sogenannten Permanenten Kommission zur Rückführung der Flüchtlinge (CCPP) auf. Der Vorsitzende der CEAR, Sergio Mollinedo, warf der CCPP am Wochenende auf einer Pressekonferenz "Unfähigkeit" bei der Organisation der Repatriierung vor. Sie habe auf "unverantwortliche Weise" 1500 Kinder und 58 schwangere Frauen gefährdet.
Die Vertretung der Exil-Guatemalteken hatte der Regierungskommission in der vergangenen Woche vorgehalten, sie habe die Flüchtlinge in einem Lager gegen ihren Willen festgehalten. Außerdem habe die Regierung die Heimkehrer dort in Armeezelten unterbringen wollen, was die Menschen, die vor der Verfolgung durch das Militär nach Mexiko geflohen waren, empört abgelehnt hätten.
BERLIN, 24. Januar (AFP). Die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) hat sich in den Streit der Berliner Justiz über die Entscheidung des Landesverfassungsgerichts zur Freilassung Erich Honeckers eingeschaltet. "Entgegen einem vereinzelt in der Öffentlichkeit vermittelten Eindruck" habe die Staatsanwaltschaft die Institution des Berliner Verfassungsgerichtshofes nicht in Frage gestellt, teilte Limbach in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Berliner Generalstaatsanwalt Dieter Neumann am Sonntag in Berlin mit. "Die Achtung vor dem höchsten Berliner Gericht ist auch für den Generalstaatsanwalt selbstverständlich."
Der Generalstaatsanwalt habe "lediglich darauf hingewiesen", daß auch Landgericht, Kammergericht und Staatsanwaltschaft die von den Verfassungsrichtern angestellten Erwägungen zur Menschenwürde des Angeklagten berücksichtigt hätten. Neumann hatte in der vergangenen Woche in scharfer Form gegen den Beschluß des Verfassungsgerichtshofes protestiert und den Vorwurf der Mißachtung der Menschenwürde als "geradezu absurd" bezeichnet.
BONN/TEHERAN, 24. Januar (AFP). Der deutsche Geschäftsmann Paul-Dietrich Fersch, der seit August vergangenen Jahres in einem iranischen Gefängnis saß, ist am 14. Januar freigelassen worden. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes in Bonn, Hanns Schumacher, bestätigte am Sonntag entsprechende Informationen aus Teheran. Fersch habe in seine Wohnung in der iranischen Hauptstadt zurückkehren können. Ungeklärt sei noch, ob Anklage gegen den 59jährigen erhoben worden sei. Von gut unterrichteter Seite in Teheran hatte es geheißen, eine Anklage sei nicht erhoben worden.
Fersch war am 27. August 1992 in Teheran unter dem Vorwurf der Spionage verhaftet worden.
LOTA, 24. Januar (AFP). Insgesamt zwölf Leichen von Gegnern der Pinochet- Diktatur sind bis zum Wochenende aus einem Massengrab unter dem ehemaligen Polizeigefängnis der südchilenischen Stadt Lota geborgen worden. Das teilte der zuständige Ermittlungsrichter José Martinez in der südchilenischen Stadt mit. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen handelte es sich um linksgerichtete Oppositionelle, die von der Polizei unter der Herrschaft des Diktators Augusto Pinochet von 1973 bis 1990 hingerichtet worden waren. Unter ihnen soll sich der Kommunist und ehemalige Boxchampion Adrian Chavez befinden.
Das geheime Grab war im Dezember bei Bauarbeiten entdeckt worden. Der Richter ordnete die Fortsetzung der Grabungen an, da er noch weitere Leichen auf dem Gelände vermutet.
Zur Person:
HELMUTH MARKOV, wirtschaftspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion im brandenburgischen Landtag, ist vom Parteitag in Neuruppin zum Landesvorsitzenden seiner Partei gewählt worden. Er tritt damit die Nachfolge von Lothar Bisky an, der am kommenden Wochenende zum Bundesvorsitzenden der PDS gewählt werden soll. Der 40jährige Unternehmensgeschäftsführer setzte sich nach mehreren Wahlgängen schließlich mit 98 von 150 Stimmen gegen den Landesgeschäftsführer Lothar Nicht und die Fraktionssprecherin Gerlinde Schneider durch. Er kündigte eine Fortsetzung der bisherigen PDS-Politik in Brandenburg an und trat für eine stärkere Vernetzung der parlamentarischen und außerparlamentarischen Arbeit ein. Bisky soll zum Nachfolger von Gregor Gysi gewählt werden, der nicht mehr für den Bundesvorsitz kandidieren will. (AFP)
KISMAYO, 24. Januar (AP/AFP). In der somalischen Hafenstadt Kismayo haben belgische Fallschirmjäger am Wochenende zwei Somalier erschossen und vier festgenommen. Insgesamt sechs belgische Soldaten wurden durch zwei Handgranaten verletzt, einer davon schwer.
Wie ein Militärsprecher am Sonntag in Brüssel berichtete, wurden die beiden Somalier bei einem Schußwechsel mit Soldaten getötet. Die Belgier versuchten den Angaben zufolge, somalische Milizionäre zu entwaffnen, und wurden dabei unter Feuer genommen. Sie stürmten das Gebäude, erschossen zwei der Heckenschützen und nahmen vier Somalier gefangen, wie der Sprecher sagte. Die Soldaten seien unverletzt geblieben.
Italienische Soldaten beschlagnahmten im Norden der Hauptstadt Mogadischu Waffen und Munition. Die Truppen hätten am Samstag 60 Maschinengewehre, 60 Granaten und 1000 Schuß Munition im Norden der Hauptstadt gefunden, der von den Anhängern des Interimspräsidenten Mohamed Ali Mahdi kontrolliert wird, sagte ein Sprecher.
LA PAZ, 24. Januar (AFP). Nach katastrophalen Überschwemmungen, von denen rund ein Drittel des Landes betroffen wurde, hat die bolivianische Regierung hat am Wochenende die Einsetzung eines Notstandskomitees beschlossen. Es soll sich mit der Lage von schätzungsweise 150 000 Menschen befassen, die durch die Fluten im Amazonasgebiet obdachlos oder schwer geschädigt wurden. Nach Korrespondentenberichten erwarteten Meteorologen für die nächsten Tage weitere schwere Regenfälle, die die Situation in den Überschwemmungsgebieten noch verschlimmern könnten. Die Regierung in La Paz stellte umgerechnet rund drei Millionen Mark als Soforthilfe zur Verfügung.
KABUL, 24. Januar (AFP). In Afghanistan haben rebellierende Mudschaheddin mehrere strategisch wichtige Höhen im Süden der Hauptstadt Kabul erobert. Anhänger der Hezb-i-Islami von Paschtunen-Führer Gulbuddin Hekmatyar berichteten, sie hätten nach sechstägigen heftigen Gefechten mit Regierungstruppen am Wochenende die Chelsitoon- Berge eingenommen und dort schwere Artillerie zusammengezogen.
Die Regierungstruppen teilten mit, sie hätten sich in ihren Stellungen vergraben und inzwischen mit Panzerabwehrraketen und Munition versorgt. In der Gegend lebende Zivilisten wurden den Augenzeugen zufolge von den Gefechten vertrieben. Die meisten ergriffen die Flucht zu Fuß.
Dem Roten Kreuz zufolge wurden während der Gefechte der vergangenen Woche schätzungsweise 720 Verwundete in Krankenhäuser eingeliefert. Hunderte Raketen waren in Kabul eingeschlagen und hatten großen Schaden angerichtet. Zeugen hatten berichtet, die Geschosse seien aus dem Süden der Stadt gekommen, wo die Hezb-i-Islami ihr Hauptquartier haben. Viele Zivilisten seien aus ihren Häusern geflohen.
TEHERAN, 25. Januar (AFP). Bilder von Frauen sind aus der iranischen Werbung wieder verbannt. Wie die konservative Tageszeitung Ressalat am Sonntag berichtete, verbot die Regierung in Teheran jetzt Frauenporträts - selbst wenn sie verschleiert sind - auf Werbeplakaten und in Zeitungen. Dieses Verbot sei erfolgt, nachdem die Vereinigung iranischer Frauen gegen die Bilder protestiert hatte. Geleitet wurde die Protestaktion von der Tochter des Gründers der islamischen Republik, des verstorbenen Ayatollah Khomeini.
Das iranische Handelsregister ist den Zeitungsberichten zufolge von dem Verbot in Kenntnis gesetzt worden und registriert keine Produkte mehr, in denen Frauenbilder zur Vermarktung eingesetzt werden. Das "Wiedererscheinen von Frauenbildern" bei Markenprodukten, wie es vor der Islamischen Revolution der Fall war, dürfe nicht toleriert werden, hieß es in dem Protestschreiben der Frauenvereinigung. Die seit der Islamischen Revolution 1979 verbotene Werbung ist erst seit zwei Jahren in Iran wieder erlaubt. Kürzlich waren auch wieder Bilder von Frauen in Zeitungen erschienen, die für Haushaltsprodukte werben.
FRANKFURT A. M. Kräftige Sturmböen haben am Sonntag morgen in Hessen zahlreiche Bäume umgeworfen und mehrere Straßen blockiert.
Betroffen waren nach Mitteilung der Polizei vor allem Gebiete in Nord- und Osthessen. Bis in den Vormittag hinein war eine Landstraße zwischen Bad Orb und Burgjoß im Main-Kinzig-Kreis und die Bundesstraße Korbach-Frankenberg im Kreis Waldeck-Frankenberg gesperrt.
Auf den Autobahnen lief der Verkehr dagegen unbehindert. Auch bei der Bundesbahn und auf dem Frankfurter Flughafen gab es keine Beeinträchtigungen.
Die Sturmböen bei frühlingshaften Temperaturen um zwölf Grad haben nach Ankündigung des Trierer Wetteramtes Geschwindigkeiten bis zu 110 km/h erreicht. Im Bergland sei sogar vor Windgeschwindigkeiten bis 130 km/h gewarnt worden. lhe
IMMENHAUSEN. Ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Immenhausen bei Kassel ist am Sonntag morgen in letzter Sekunde vereitelt worden.
Wie die Kasseler Polizei mitteilte, hatten drei Marokkaner, die nach einem Besuch in einer Diskothek um fünf Uhr in die Unterkunft zurückkehrten, nach eigenen Angaben einen Fünf-Liter-Kanister mit brennbarer Flüssigkeit und einer bereits brennenden Lunte am Eingang ihres Heimes entdeckt. Sofort hätten sie mit Hilfe eines Feuerlöschers den Brand gelöscht und anschließend über den Fahrdienstleiter des benachbarten Bahnhofs die Polizei informiert.
Die Polizei hat noch keinerlei Hinweise auf die Täter. lhe
HANS EICHEL, SPD-Ministerpräsident, hat für eine wenig originelle Rede am Sonntag den Ehrenorden des Carnevals- Vereins Erbach (Odenwaldkreis) erhalten. Die Narren begründeten die Auszeichnung mit Eichels ehrlichem Eingeständnis, im vergangenen Jahr beim Erbacher Wiesenmarkt denselben Text verlesen zu haben, mit dem schon die Ministerpräsidenten Börner und Wallmann dieses Volksfest eröffnet hatten. Der "Orden des lachenden Loabsers" - ein Spitzname für die Erbacher - wird normalerweise für Verdienste um die Fastnacht verliehen. Frühere Träger waren der Stimmungssänger Tony Marshall und die Karnevalistin Margit Sponheimer. Die Auszeichnung ist aus Mammutelfenbein geschnitzt, das "noch älter ist als Eichels Rede", wie Laudator Heinz Schenk anmerkte.
HANAU. Zwei Untersuchungshäftlinge sind aus dem Hanauer Gefängnis entflohen. Auf bislang ungeklärte Weise verschwanden in der Nacht zum Sonntag ein 43jähriger Jugoslawe und ein 28jähriger Deutscher aus der Haft. Gegen beide wird wegen Rauschgiftdelikten ermittelt.
Eine Großfahndung blieb zunächst ohne Erfolg. Bereits im vergangenen Jahr war aus demselben Gefängnis ein Gefangener mit Hilfe eines von außen in das Gefängnis geworfenen Seiles entkommen. lhe
Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 hat den bulgarischen Nationalspieler Alexander Bontschev bis zum Saisonende unter Vertrag genommen. Der 27 Jahre alte Spieler wurde bis zum 30. Juni vom Ligakonkurrenten MSV Duisburg ausgeliehen. Neben Bontschev, der sich noch der sportärztlichen Tauglichkeitsuntersuchung unterziehen muß, überzeugte Uwe Hartenberger vom Erstligist Bayer 05 Uerdingen im Trainingslager in Portugal. Wenn sich das Darmstädter Präsidium mit Uerdingen über den 24jährigen Stürmer einigen kann, soll er schon am Mittwoch im Freundschaftsspiel gegen Eintracht Frankfurt eingesetzt werden.
Der rumänische Angreifer Marcel Baban, im Trainingscamp als Gastspieler dabei, werde vorerst wegen der Ausländerregelung nicht verpflichtet. "Da Mandziara Perspektiven für Baban sieht", sagt Klub-Sprecher Rolf Kaiser bemühe man sich um eine Amateurregelung."
Auch Trainer Alexander Mandziara, beim 1. FC Köln im Gespräch, wurde ein Vertrag bis zum 30. Juni 1994 angeboten. Mandziara, der die Südhessen binnen elf Spielen aus der Talsohle der zweiten Bundesliga herausgeführt hatte, hat sich Bedenkzeit bis März erbeten. Heute treffen die "Lilien" um 19.30 Uhr im Bürgerpark Nord in Freundschaft auf den Oberligisten Rot-Weiss Frankfurt. FR
KARLSRUHE / HANAU, 24. Januar (dpa). Gegen den Ex-SPD-Bundestagsabgeordneten Gerhard Flämig aus Hanau ist Haftbefehl wegen des Verdachts geheimdienstlicher Tätigkeit erlassen worden. Der 73jährige soll von 1973 bis 1988 als Stasi-Agent tätig gewesen sein. Flämig hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen; sein Anwalt erklärte, Flämig habe keine Geheimnisse weitergegeben. (Bericht auf der Hessenseite)
FAUSTBALL BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TV Böblingen - SKG Rodheim-Bieber 1:2, ATS Kulmbach - TVJ Eckenheim 2:0, TV Böblingen - TVJ Eckenheim 2:1, ATS Kulmbach - SKG Rodheim-Bieber 2:1, SV Erlenmoos - TV Käfertal 2:0, TSV Niedernhall - SV Hof 1:2, SV Erlenmoos - SV Hof 2:1, TSV Niedernhall - TV Käfertal 2:0.
Bei den hessischen Einzelmeisterschaften im Tischtennis in Vellmar blieben beide Einzeltitel in Nordhessen. Den Frauen-Titel gewann Petra Krause vom KSV Hessen Kassel gegen Nina Wolf (SV 98 Darmstadt) in vier Sätzen mit 12:21, 21:19, 23:21 und 21:17, nachdem sie sich im Halbfinale gegen ihre Mannschaftskameradin Katja Röhre 3:2 durchgesetzt hatte. Nina Wolf gewann ihr Halbfinalspiel gegen Cornelia Böttcher (TTC Assenheim) auch 3:2. Bei den Männern gab es ein reines Kasseler Finale, das Uwe Krahn (ESV Jahn) mit 21:16, 19:21, 17:21, 21:16, 21:12 gegen seinen Vereinskameraden Klaus Schärb gewann. Im Halbfinale hatte der neue Hessen-Meister Robert Geyer (FTG Frankfurt) mit 3:1 besiegt, Schärb hatte Torsten Kirschherr (TTC Dorheim) in drei Sätzen ausgeschaltet.
Im Frauen-Doppel siegten Cornelia Böttcher (TTC Assenheim) und die Darmstädterin Nina Wolf mit 21:17, 21:16 im Finale über Tanja Fleichhauer/Katja Röhre (KSV Hessen). Meister bei den Männern wurden Tobias Eck/Markus Debo (TV Gönnern/STG Frankfurt) vor Thomas Keinath/Frank Renkewitz (FTG Frankfurt), die 15:21, 21:12, 25:27 unterlagen. lhe
Frauen, Einzel, Finale: Krause (KSV Hessen Kassel) - Wolf (SV 98 Darmstadt) 12:21, 21:19, 23:21, 21:17.
Männer, Doppel, Finale: Eck/Debo (TV Miller Gönnern/STG Frankfurt) - Keinath/Renkewitz (beide FTG Frankfurt) 21:15, 12:21, 27:25.
Frauen, Doppel, Finale: Böttcher/Wolf (TTC Assenheim/SV 98 Darmstadt) - Fleichhauer/ Röhre (beide KSV Hessen Kassel) 21:17, 21:16.
Gemischtes Doppel, Finale: Steinbrecher/Buchenau (SV 98 Darmstadt/TTC Staffel) - Giese/Debo (TTC Assenheim/FTG Frankfurt) 21:18, 21:16.
Hessischer Hallenmeister der Bogenschützen wurde in Frankfurt-Schwanheim Alexander Fröse vom TV Meerholz bei Gelnhausen. Der 22jährige Titelverteidiger setzte sich im Landesleistungszentrum souverän gegen Stefan Hüllen von der PSG Groß-Gerau mit 147:132 Ringen durch. Dritter wurde Jens Asbach vom BSC Nidderau, der Andreas Frank von der Homburger SG mit 140:135 Ringen im "kleinen Endkampf" der unterlegenen Halbfinalisten bezwang. Mannschaftsmeister der Schützenklasse wurde überlegen die Homburger SG mit Andreas Frank, Helmut Reinke und Helmut Wilming, die alle im Einzelfinale der besten 16 vertreten waren. Eine erfolgreiche Titelverteidigung gab es auch bei den Frauen. Die 37jährige Walli Spenner vom SV Oedelsheim besiegte Helga Jäger vom SV Bad Wildungen mit 142:130 Ringen. Die Bronzemedaille ging an Annette Unger vom BC Treysa, die Lylli-Anne Kussmann vom BSC Vellmar knapp mit 134:131 Ringen bezwang. Mannschaftsmeister wurde der SV Bad Wildungen mit Helga Jäger, Angelika Geil und Sabine Grunewald. lhe
KÖLN (rtr). Mit hohen Preisnachlässen will der deutsche Einzelhandel in dem heute beginnenden Winterschlußverkauf (WSV) versuchen, bisher in den Regalen liegengebliebene Artikel loszuschlagen. Die bislang für das Geschäft ungünstige warme Witterung habe die Verkäufe gedrückt und die Lager gefüllt gelassen, erklärt der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Auch der kurze Kälteschub Ende Dezember habe nur andeutungsweise zu einer Räumung geführt. Entsprechend werde jetzt bei der Ware der Rotstift angesetzt. Die Organisation rechnet mit Preisnachlässen zwischen 30 und 50 Prozent und in Einzelfällen sogar bis 70 Prozent.
Spürbare Reduzierungen hätten im Handel bereits während des Weihnachtsgeschäfts eingesetzt. Dies habe sich zwischen den Jahren verstärkt fortgesetzt. Der Verband erinnert daran, daß die Geschäfte für den Schlußverkauf auch Sonderpreise aus dieser Restsaison noch einmal reduzieren müssen. Die Verbraucher sollten die Angebote sorgfältig vergleichen. WSV-Ware werde grundsätzlich nicht umgetauscht, es sei denn ein Funktionsfehler liege vor.
Auf den bis zum 6. Februar laufenden Winterschlußverkauf setzen besonders die Warenhauskonzerne Karstadt, Kaufhof, Hertie und Horten sowie Texilhäuser wie C & A. Zum Geschäft in den neuen Ländern erklärt ein Kaufhof-Manager, der Schlußverkauf habe dort erheblich an Bedeutung gewonnen. Es seien "Angebote mit echten Knüllen" zu erwarten.
JERUSALEM, 24. Januar (Reuter/AFP/ AP). Über das Schicksal der 396 noch im südlibanesischen Niemandsland ausharrenden Palästinenser hat am Wochenende das Oberste Gericht Israels beraten. Das Urteil über die Rechtmäßigkeit der Ausweisung durch die israelische Regierung wurde für den heutigen Montag erwartet.
Die israelische Zeitung Haaretz berichtete, die USA hätten bei den übrigen Mitgliedern des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN) eine Verschiebung der Sitzung erreicht, in der die Ausweisung beraten werden sollte. Zunächst solle die Entscheidung des Obersten Gerichts in Jerusalem abgewartet werden, hieß es. Der israelische Regierungssprecher Uri Dromi sagte, mit dem "guten Willen aller Beteiligten kann das Problem gelöst werden". Das israelische Fernsehen berichtete, zehn der 18 Minister seien für einen Kompromiß, damit die Palästinenser vorzeitig zurückkehren könnten.
Am Samstag hatten 17 Palästinenser das Behelfslager verlassen dürfen. 13 irrtümlich Ausgewiesene wurden mit britischen Militärhubschraubern nach Haifa geflogen, von wo aus die meisten in ein Internierungslager im Süden Israels gebracht wurden. Die übrigen kamen ins Gefängnis. Zwei sollten jedoch nur verhört, dann freigelassen werden. Vier Kranke wurden in ein Hospital in der israelisch kontrollierten Pufferzone in Südlibanon gebracht.
Mit den britischen Hubschraubern waren zuvor Medikamente, Kleidung und Lebensmittel in das Lager der Deportierten im Niemandsland zwischen der Pufferzone und den Stellungen der libanesischen Regierungstruppen gebracht worden. Die am 17. Dezember Deportierten verweigerten jedoch die Annahme, weil sie nach Angaben eines Sprechers darin "eine israelische Verschwörung" sahen, von der Resolution 799 des UN-Sicherheitsrates abzulenken. Darin wird die Rückkehr der Palästinenser nach Israel gefordert.
Bei Ramallah im besetzten Westjordanland erschossen israelische Soldaten nach Angaben aus Militärkreisen am Samstag einen 19jährigen Araber, der sie mit Steinen beworfen hatte.
Syrien sprach sich erneut für die Fortsetzung der arabisch-israelischen Friedensgespräche aus. Vizepräsident Abdel Halim Khaddam sagte der Zeitschrift el Wasat, man stehe noch immer am Anfang. Das heiße aber nicht, daß die Friedensbemühungen einen toten Punkt erreicht hätten oder gescheitert seien. Angriff auf Südlibanon
Die israelische Luftwaffe hat am Wochenende den ersten Luftangriff auf Libanon im neuen Jahr geflogen. Eine Stunde nach der Explosion einer Straßenbombe, bei der in der "Sicherheitszone" zwei israelische Soldaten getötet wurden, griffen zwei Cobra-Kampfhubschrauber am Samstag abend Stellungen schiitischer Guerillas an, wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte.
ERFURT, 24. Januar (Reuter). Bei einem Brand in einem Obdachlosenheim in Angelhausen in Thüringen sind am Samstag zwei Menschen ums Leben gekommen, ein Insasse wurde schwer verletzt. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in Erfurt mitteilten, brannte eine Baracke des Heims vollständig ab.
Hinweise auf Brandstiftung gebe es keine, die Ursache sei vermutlich ein Unfall, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Otto Kretschmer. Zeugen hätten zunächst vermutet, daß es sich um einen Brandanschlag gehandelt haben könnte.
Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Brandes in dem Gebäude befanden, sei unklar. Die Feuerwehr habe in der ausgebrannten Baracke zwei verkohlte Leichen gefunden, vermutlich Heiminsassen. Ein weiterer Bewohner sei schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden.
BONN, 24. Januar (Reuter). Das Bundesfinanzministerium hat am Wochenende einen Spiegel-Bericht dementiert, in dem Finanzminister Theo Waigel Begünstigung des Flugzeugprojekts "Strato 2C" vorgeworfen wird. Die "Strato 2C" wird von der Firma Grob im Allgäu entwickelt, die auch den von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen gestoppten Bau des Fernaufklärers "Lapas" betreibt. Im Fall "Lapas" geht es um Bestechung und um Einladungen des Firmenchefs Burkhart Grob zu kostenlosen Brasilien- Reisen. Inzwischen wurde bekannt, daß auch Bayerns jetziger Regierungschef Max Streibl in Brasilien Gast Grobs war.
In der Erklärung des Finanzministeriums hieß es, das Stratosphärenflugzeug zur Beobachtung der Umwelt sei ein Projekt des Bundesforschungsministeriums.
Der Spiegel hatte gemeldet, Waigel habe Ex-Forschungsminister Heinz Riesenhuber das 120 Millionen Mark teure Projekt "aufgeschwatzt". Die Firma Grob liege in seinem Nachbarwahlkreis.
Zur Person:
GERHARD SCHRÖDER (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, hat eine Allparteienrunde über den Stromstandort Deutschland gefordert. Er plädiere dafür, von Anfang an einen gesellschaftspolitisch breit verankerten Konsens anzustreben, sagte Schröder dem Handelsblatt. Nur eine solche Vereinbarung sei langfristig tragfähig, und auf diese Tragfähigkeit komme es an. Zugleich drängte Schröder auf Pragmatismus bei der Bewertung der Rolle der Atomenergie in Deutschland. Solange die deutschen Reaktoren nach menschlichem Ermessen vorausschauend geprüft und als sicher bewertet werden könnten, werde man sich mit der SPD auf einen nach den Kriterien Nutzungsdauer und Baujahr ausgerichteten geordneten Restbetrieb verständigen können, sagte Schröder. Für ihn bedeute ein Ausstieg aus der Atomenergie keineswegs den Abschied von der Großstromerzeugung. "Diesen Wirtschaftsfaktor will ich weiter im Inland haben und von hiesigen Investitionsblokkaden befreien", sagte Schröder. (Reuter)
Frieden in weite Ferne gerückt
ZAGREB/GENF, 24. Januar (Reuter/sim). Das Wiederaufflammen der Kämpfe zwischen Kroaten und Serben in der Krajina hat die internationalen Genfer Bosnien- Verhandlungen am Wochenende schwer belastet. Der Präsident von Rest-Jugoslawien, Dobrica Cosic, warf Kroatien am Sonntag vor, das Serben-Gebiet in der kroatischen Krajina zu bombardieren. Die dortigen serbischen Milizen drohten der Nachrichtenagentur Tanjug zufolge mit Vergeltungsschlägen. In Genf deutete Konferenz-Sprecher Fred Eckhard an, daß die neue Krise die Gespräche über die Neugliederung Bosniens in den Hintergrund gedrängt habe.
Cosic sagte in Genf, in der Krajina gebe es einen "wirklichen Krieg". Die Kroaten setzten ihre Luftwaffe und Marine ein, um bewohnte Gebiete zu bombardieren. Ein Frieden in Bosnien-Herzegowina sei unmöglich, wenn es nicht auch Frieden in den kroatischen UN-Schutzzonen gebe, die nach dem Waffenstillstand vor einem Jahr geschaffen worden waren. Kroatische Truppen hatten nach etwa einem Jahr relativer Ruhe am Freitag die UN-Waffenstillstandslinie zur Krajina überschritten. Die Serben machten den Vereinten Nationen (UN) zufolge ihrerseits in den neutralen UN-Zonen Kroatiens mobil. Sie überfielen zahlreiche UN- Depots und holten sich die schweren Waffen zurück, die sie nach dem Waffenstillstand freiwillig abgegeben hatten.
Die beiden Ko-Präsidenten der Genfer Bosnien-Gespräche, Cyrus Vance und Lord Owen, bemühten sich, die möglichen nachteiligen Folgen, die die Offensive der Kroaten für die Genfer Gespräche haben könnte, herunterzuspielen. Die schweren Kämpfe im Norden von Zadar behinderten die laufenden Friedensverhandlungen nicht, stellten die beiden am Sonntag abend nach einem neuerlichen Gipfeltreffen der Konfliktparteien in Genf fest. Die Präsidenten Kroatiens, Serbiens und Rest-Jugoslawiens verpflichteten sich auf Verlangen von Vance und Owen, "alles zu tun", um die bewaffneten Auseinandersetzungen "einzudämmen". Indes begannen die Führer der Volksgruppen von Bosnien die Diskussionen über die Grenzen der zehn weitgehend selbständigen Provinzen, in welche der Staat unterteilt werden soll.
Präsident Cosic forderte vor seinem Abflug aus Genf die Einberufung des Weltsicherheitsrats, um die "kroatische Aggression" zu behandeln. Die kroatische Offensive sei nicht nur gegen die Genfer Verhandlungen gerichtet, sondern auch gegen den Weltsicherheitsrat und die in der Krajina stationierten UN-Truppen. Am Sonntag abend erklärte der kroatische Präsident Fanjo Tudjman die Offensive gegen die Serben-Region Krajina im Fernsehen für erfolgreich beendet. Der Angriff sei eine Warnung an die Serben.
EG-Vermittler Owen sagte, er verstehe die Frustration der Kroaten hinsichtlich der Unmöglichkeit, mit den Serben eine Vereinbarung über die Reparatur der lebenswichtigen Brücke bei Maslenica zu treffen. Mit der Zerstörung dieser Brücke 1991 war der gesamte Verkehr zwischen Nordkroatien und der dalmatinischen Küste unterbrochen worden; den Wiederaufbau dieser strategisch wichtigen Brücke zu ermöglichen, war am Freitag von kroatischer Seite als Begründung für die angeblich örtlich begrenzten Operationen ihrer Truppen angeführt worden. Auch in Bosnien dauerten die Kämpfe an. (Weitere Berichte Seiten 2 und 4)
ROM, 25. Januar (Reuter). Als erste Stadt Italiens wird Varese in der Lombardei künftig von der separatistischen Liga Nord regiert. Raymondo Fassa konnte mit Unterstützung der früheren Kommunisten als Bürgermeister ins Rathaus der als Hochburg der Liga geltenden Stadt einziehen. Die Liga war aus den Kommunalwahlen im Dezember als stärkste Partei hervorgegangen, hatte aber die absolute Mehrheit im Stadtrat verfehlt.
Bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr hatte die Liga Nord 55 der 630 Sitze im Abgeordnetenhaus für sich gewinnen können. Politische Beobachter vertreten die Ansicht, daß sich die Allianz der Liga mit den ehemaligen Kommunisten als mögliches Alternativmodell für die in Rom regierende Vierparteienkoalition herausbilden könnte.
Der Zug zur erfolgreichen Titelverteidigung bei den bevorstehenden Leichtathletik-Weltmeisterschaften rollt für Heike Henkel fahrplangerecht. Gleich zum Saisonauftakt startete die 28 Jahre alte Olympiasiegerin einen "Partytrain" (Partyzug). Der Titel aus der aktuellen CD von Bobby Brown war der Hit bei der Springer-Familienparty in der kleinen Arnstädter Turnhalle. Vorgestellt hatte ihn der Olympiadritte Hollis Conway aus den USA, und Heike Henkel gefiel der Rhythmus so gut, daß sie ihn gleich noch einmal auflegen ließ.
600 Zuschauer waren begeistert, als die Hallen-Weltrekordlerin gleich im ersten Versuch über zwei Meter flopte. Ein Superflug zum Spartarif, denn beim "Sonderangebot" halfen die freundschaftlichen Bande von Meetingdirektor Hubertus Triebel, Sportlehrer an der benachbarten Realschule, zum Henkelschen Wettkampfvermarkter Günter Eisinger.
"Dieser Sprung überrascht mich mehr als der Hallen-Weltrekord im vergangenen Jahr. Wir haben noch nicht so intensiv trainiert, aber man kann daran sehen, was Heike für eine exzellente Technikerin ist," meinte Henkel-Coach Gerd Osenberg. Die Kielerin schaute fast ungläubig auf die locker überflopte Hartplastikstange. "Ich hätte nicht gedacht, daß ich das jetzt schon schaffe", meinte sie angetan.
Da sich die Archillessehne in den vergangenen Wochen wieder als pflegeleicht erwies, lediglich physiotherapeutisch mit Ultraschall und Eis behandelt wurde, bleibt sie tatendurstig. "Es ist nicht okay, daß der Weltverband bei der WM große Kasse macht, wir aber leer ausgehen und noch nicht einmal Werbung auf unserer Trainingskleidung machen dürfen", meinte Henkel zu der unbeweglichen Haltung der IAAF in Sachen Preisgeld.
Bereits am 30. Januar steht sie in Dortmund vor einer besonderen Bewährungprobe. Im Rahmen eines Pressefestes gibt es einen Wettkampf mit nur drei Teilnehmerinnen, der es dennoch in sich haben dürfte. Neben Henkel starten die rumänische Olympiazweite Galina Astafei, die in Arnstadt mit 1,94 m Rang zwei belegte, sowie Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa aus Bulgarien.
Ähnlich überrascht wie Heike Henkel wirkte der Amerikaner Charles Austin. Der Weltmeister schraubte seine persönliche Hallenbestleistung auf 2,35 m. "Es hat sicherlich auch an der Atmosphäre gelegen", meinte er und flog gleich wieder zurück in die Heimat. Bester Deutscher war auf Platz fünf der Olympiasechste Ralf Sonn aus Weinheim, der gute 2,28 m meisterte. sid
Doppel, 2. Runde: Muller/J. Sanchez (Südafrika/Spanien) - Kühnen/Nargiso (Bamberg/Italien) 4:6, 6:3, 6:2.
Frauen, Einzel, Achtelfinale: Graf (Brühl) - Maleewa (Bulgarien) 6:3, 6:3, Sanchez (Spanien) - Huber (Heidelberg) 7:5, 6:2, Sabatini (Argentinien) - Provis (Australien) 7:5, 6:3, Pierce (Frankreich) - Fernandez (USA) 6:0, 6:0. - 3. Runde: Graf - Porwik (Heidelberg) 6:1 Aufgabe Porwik (Fußverletzung), Huber - Gorrochategui (Argentinien) 6:2, 7:5, Maleewa - Babel (Neu-Isenburg) 6:3, 6:2, Maleewa - Rittner (Leverkusen) 6:1, 6:1, Sanchez - Zrubakova (Slovakien) 6:1, 6:3, M. J. Fernandez (USA) -Sawamatsu (Japan) 2:6, 6:3, 6:1, Capriari (USA) - Zwerewa (Weißrußland) 7:5, 7:5, Maleewa-Fragniere (Schweiz/Nr. 9) - Helgeson (USA) 6:2, 3:6, 6:1.
Doppel, 2. Runde: Davenport/Rubin (USA) - Dopfer/Zivec-Skulj (Österreich/München) 6:3, 6:1, Date/Jaggard (Japan/Australien) - Porwik/McQuillan (Heidelberg/Australien) kampflos für Date/Jaggard.
Rudi Völler und Jürgen Klinsmann drücken Frankreichs Fußball-Meisterschaft ihren Stempel auf. Am 22. Spieltag befanden sich beiden deutschen Weltmeister weiter auf Torejagd. Tabellenführer AS Monaco, der sich auf Meisterkurs befindet, gewann mit einem Klinsmann-Tor in der 35. Minute 2:0 gegen den AC Le Havre und behauptete die Spitzenposition mit einem Punkt Vorsprung vor dem FC Nantes (2:0 gegen Nimes) erfolgreich. In der Torjägerliste rangiert der frühere Inter-Spieler mit 15 Treffern nur ein Tor hinter dem führenden Gravelaine (Caen).
Der 32jährige Völler sicherte Meister Olympique Marseille durch zwei Tore in der vierten und 82. Minute den 2:1-Heimsieg über Olympique Lyon. Mit drei Punkten Rückstand nimmt der Titelverteidiger damit den vierten Platz in der Tabelle ein. Für den früheren "Römer" waren es ebenfalls schon die Saisontreffer neun und zehn. Allerdings hatte der 85malige Nationalstürmer bei seinem 2:1- Siegtor die Hand zu Hilfe genommen.
Das Glück stand auch Klinsmann zur Seite. Bei seinem Torerfolg gegen Le Havre wurde er von einem Gegenspieler angeschossen, vom Bein des Ex-Stuttgarters prallte der Ball zum Führungstor über die Linie. "Klinsi" markierte sechs der letzten sieben Treffer der Monegassen. Perez (43.) stoppte mit dem 2:0 den Tor-Alleingang von Klinsmann.
"Ich fühle mich rundherum wohl hier. Wir haben eine sehr gute Gemeinschaft. Es macht großen Spaß, das schlägt sich auch auf meine Leistungen nieder", erklärte der 46malige deutsche Internationale. Sein großes Ziel sei der Titelgewinn mit dem Europacup-Finalisten von 1992 und die Teilnahme am Europapokal der Landesmeister im kommenden Jahr. Nach vier Titelgewinnen von Marseille kann Monaco in die Phalanx des Klubs einbrechen. Vor fünf Jahren hatte Monaco zuletzt den Titel errungen.
Monacos Trainer Arsene Wenger lobte den deutschen "Legionär", nicht nur aufgrund seiner zahlreichen Treffer für die Monegassen. "Er ist unsere einzige Spitze und überzeugt als großer Kämpfer. Jürgen ist ein sehr wichtiger Spieler in unserer Mannschaft", erklärte der Coach.
In Marseille vor 20 000 Zuschauern im Stade Velodrome sah es lange Zeit nach einem Punktverlust für den Meister aus. Romarin Billong hatte in der 24. Minute Völlers 1:0 ausgeglichen. Völlers Handtor bescherte dem Favoriten dann doch den Heimerfolg. Lyons Trainer Raymond Domenech sprang wutentbrannt von seiner Bank auf und erklärte wild gestikulierend, daß der Treffer irregulär sei. sid
Die Rückkehr des Pädagogen Willi Entenmann in den Schuldienst ist endgültig verbaut: Der 49jährige Schwabe hat sich für die Fortsetzung seiner Trainer-Laufbahn in der Fußball-Bundesliga entschieden und seinen Vertrag beim 1. FC Nürnberg um zwei Jahre bis 1995 verlängert. "Wir sind glücklich über Entenmanns Entscheidung", erklärte "Club"-Präsident Gerhard Voack, "denn der Trainer garantiert Solidität, Seriösität und Kontinuität."
Als nächster Schritt der Vereinsführung ist die Verlängerung mit Entenmann-Assistent Dieter Renner geplant. Er ist wie der Chef-Coach Lehrer und auch Schwabe sowie beim FCN inzwischen "Mädchen für alles": Co-Trainer, Mannschaftsbetreuer und auch Teilzeit- Manager. Man sei sich mit ihm zu 99 Prozent einig, teilte Präsident Voack mit, so daß das erfolgreiche Gespann seine Aufbauarbeit fortsetzen könne.
Willi Entenmann möchte - so seine Aussage - gemeinsam mit dem Präsidium den Verein Stück für Stück weiter nach vorne bringen. "Wir müssen unser treues Publikum belohnen", forderte er, ohne daß gleich das Wort UEFA-Cup in den Mund genommen werde.
Die Führungscrew beim "Club" bleibt, aber die Mannschaft wird sicherlich ihr Gesicht verändern: Nicht weniger als elf Verträge laufen aus. Darunter auch der von Kapitän und Nationaltorhüter Andreas Köpke, der freilich unter allen Umständen gehalten werden soll. "Ich beteilige mich nicht an den Spekulationen", sagt er, "lasse mir aber mit meiner Entscheidung Zeit bis Ende Februar."
Natürlich würde der 30 Jahre alte Keeper gerne eim 1. FC Nürnberg bleiben, knüpft aber daran eine verständliche Forderung: "Ich möchte in einer Mannschaft spielen, die echte Perspektiven aufweist. Schließlich sind meine Chancen, bei der Weltmeisterschaft 1994 im deutschen Tor zu stehen, wesentlich besser." Der "Club" kann auf Köpkes Ja- Wort hoffen, denn mit der Rückkehr von Manfred Schwabl und der Vertragsverlängerung von Trainer Willi Entenmann ist seinen Wünschen entsprochen worden. sid
Die Zuschauermassen entlang der Strecke der Rallye Monte Carlo haben zum ersten Unfall geführt. Ein 73jähriger Mann war während der fünften Sonderprüfung angefahren worden und hatte einen Beinbruch erlitten. Nach der Einlieferung ins Krankenhaus starb er an einem Herzinfarkt.
Die Fahrer kritisierten am Sonntag die mangelnde Disziplin der Zuschauer. "Es ist unglaublich", meinte der französische Spitzenreiter Francois Delecour. "Die Leute stehen viel zu dicht an der Strecke, sie sind verrückt." Gleiche Töne vom schwedischen Mitsubishi-Werksfahrer Kenneth Eriksson: "Man fährt gerade in den Spitzkurven in eine Menschentraube und kann nur hoffen, daß man niemanden erwischt. Oft mußte ich deswegen vom Gas gehen."
Das Zuschauer-Problem ist typisch für die Rallye Monte Carlo. Schon der viermalige Monte-Sieger Walter Röhrl machte sich seinerzeit für vernünftige Sicherheitsmaßnahmen stark. "Bis 1980 war es kein großes Problem, aber dann wurde es immer schlimmer. Wenn ich jetzt die Bilder im Fernsehen anschaue, habe ich das Gefühl, daß sich nichts geändert hat. Es werden immer mehr Verrückte", meinte der zweifache Weltmeister.
Das Problem liegt in der Organisation. Im Gegensatz zu Deutschland, wo ehrenamtliche und ausgebildete Funktionäre zur Streckensicherung eingesetzt werden, liegt dieser Bereich bei der "Monte" in den Händen der französischen Polizei. Die setzt nur an den wichtigsten Punkten Beamte ein und kümmert sich dafür um so stärker um die Verkehrslenkung.
Die Pechsträhne von Armin Schwarz riß auch auf der zweiten Etappe von Aubenas nach Gap nicht ab. Wegen einer defekten Antriebswelle an seinem Mitsubishi Lancer verlor er auf der elften Sonderprüfung erneut viel Zeit und liegt mit über sieben Minuten Rückstand auf Spitzenreiter Francois Delecour (Frankreich) im Ford Escort Cosworth aussichtslos auf dem sechsten Platz.
SKI NORDISCH WELTCUP der Nordischen Kombinierer in Saalfelden, Endstand nach Springen und 15- km-Lauf: 1. Ogiwara (Japan) 219,0 Punkte/40:41,3 Minuten beim 15-km-Lauf, 2. Dufter (Hammer) 215,8/41:23,0 (1:03,7 Minuten zurück), 3. Deimel (Winterberg) 227,2/43:38,6 (2:03,3), 4. Cuendet (Schweiz) 186,8/40:15,7 (3:09,4), 5. Abe (Japan) 205,3/42:45,3 (3:37,0), 6. Lundberg (Norwegen) 183,3/40:42,0 (3:58,7), 7. Schwaar (Oberhof) 203,2/42:58,6 (4:03,3), 8. Pohl (Schonach) 189,8/41:40,9 (4:14,6), 9. Mantila (Finnland) 198,0/42:47,2/4:25,9, 10. Aschenwald (Schweiz) 201,3/43:32,5 (4:49,2), 11. Guy (Frankreich) 161,4/39:46,74 (5:29,4), 12. Schaad (Schweiz) 168,0/40:48,0 (5:46,7, 13. Gottwald (Österreich) 202,0/45:02,8 (6:10,5), 14. Leonhardt (Oberwiesenthal) 172,3/41:55,6 (6:26,3), 15. Platzer 182,5/43:06,7 (6:29,0), ... 42. Heisig (Oberhof) 137,0/42:16,4 (10:42,1). - Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Ogiwara 115 Punkte, 2. Lundberg 69, 3. Abe 56, 4. Kono (Japan) 55, 5. Levandi (Estland) 49, 6. Guy 36, 7. Cuendet 31, 8. Schaad 27, 9. Apeland (Norwegen) 25, 10. Elden (Norwegen) 24, 11. Dufter 23, ... 13. Deimel 19, ... 15. Pohl 15, ... 17. Leonhardt 11, 18. Schwaar 9.
Im Formationsflug auf den zweiten Platz: Beim Weltcup der Skispringer im italienischen Predazzo mußte sich die Mannschaft des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) lediglich den in dieser Saison hochüberlegenen Österreichern geschlagen geben. Mit 410,7 Zählern hatte das Quartett von Bundestrainer Rudi Tusch allerdings beinahe 30 Punkte Rückstand auf die Austria-Adler mit Vierschanzen- Tourneesieger Andreas Goldberger (436,1).
Überraschend setzten sich Dieter Thoma (Hinterzarten), Jens Weißflog (Oberwiesenthal), Gerd Siegmund (Oberhof) und Christof Duffner (Schönwald) damit sogar gegen Japan mit Skiflug- Weltmeister Noriaki Kasai durch. Für die Japaner gingen 403,8 Zähler in die Bilanzen ein. Allerdings profitierte das deutsche Team von den irregulären Bedingungen im Fleimstal. Wegen zu starken Windes mußte der zweite Durchgang ausfallen, so daß lediglich ein Versuch in die Wertung ging.
"Jetzt nur nicht übermütig werden", meinte Bundestrainer Tusch nach dem Erfolg. Vor zwei Jahren hatte das DSV- Quartett an gleicher Stelle WM-Bronze mit der Mannschaft gewonnen. Medaillen-Träume blühen nun wieder für die Weltmeisterschaften Mitte Februar im schwedischen Falun.
Nach Skandinavien will Tusch mit insgesamt fünf Springern reisen. Die Qualifikation bereits in der Tasche haben Duffner, Thoma, Weißflog und der Rohrhardsberger Andreas Scherer. Das fünfte Ticket wird noch vergeben. Beste Aussichten hat derzeit Siegmund, der tags zuvor in der Einzel-Konkurrenz von Predazzo guter 14. geworden war.
Endgültig nominiert wird aber erst nach den nationalen Nordischen Ski-Meisterschaften am 7. Februar in Oberwiesenthal. "Klar ist die WM unser Saisonhöhepunkt", erklärte Tusch, der sich vor allem darüber freute, daß sich seine Männer nach dem überraschend starken Abschneiden bei der Vierschanzen-Tournee "wieder zusammengerauft haben". sid
Neun Tage vor Beginn der alpinen Weltmeisterschaften in Morioka/Japan ist bei den deutschen Ski-Männern der allgemeine Frust ausgebrochen. "Zur Zeit haben wir die Seuche", gestand Cheftrainer Martin Osswald nach der mißratenen Generalprobe bei den Weltcup-Rennen in Veysonnaz/Schweiz seine Ratlosigkeit offen ein. "Die Unsicherheit der letzten Rennen hat angehalten, im Moment mag es einfach nicht."
Für den einzigen Lichtblick sorgte einmal mehr Altmeister Peter Roth, der beim siebten Weltcup-Slalom am Sonntag einen guten siebten Platz belegte. Armin Bittner fuhr mit schmerzhaftem Bandscheiben-Leiden auf Platz 16. "Ich bin total frustriert", klagte der zweimalige Slalom-Weltcupsieger. "In letzter Zeit konnte ich kaum vernünftig trainieren." Deutlich besser erging es Überraschungssieger Thomas Stangassinger aus Österreich, der in 1:30,42 Minuten vor dem Italiener Alberto Tomba (1:30,99) und dem Schweden Tomas Fogdoe (1:31,64) seinen ersten Saisonsieg verbuchte.
Tags zuvor bei der Abfahrt war der angeschlagene Markus Wasmeier trotz schmerzender Schulter mit einem 18. Platz erneut der beste Deutsche. Stefan Krauss (39.), Martin Fiala (53.) und Peter Eigler (66.) hingegen setzten ihre rasante Talfahrt fort. Hansjörg Tauscher, dessen WM-Start trotz Wirbelschaden nicht gefährdet ist, und Hannes Zehentner (Knieprobleme) traten erst gar nicht an.
Der große Sieger an diesem sonnigen Wochenende im Wallis war der Schweizer Franz Heinzer, der bei der sechsten Abfahrt bereits den dritten Saisonsieg feierte. Der 29 Jahre alte Weltmeister von 1991 gewann das Wimpernschlag-Rennen mit dem Minimal-Vorsprung von einer Hundertstelsekunde vor Österreichs Olympiasieger Patrick Ortlieb (1:59,54) und seinem Landsmann William Besse (1:59,60), womit er den 15. Abfahrtssieg seiner glanzvollen Karriere verbuchte und 30 000 Franken Preisgeld dazu. Die Kombinationswertung gewann der Luxemburger Marc Girardelli vor dem Norweger Kjetil-Andre Aamodt und dem Österreicher Günther Mader.
2:00,85 Minuten benötigte Wasmeier für die anpruchsvolle und griffige "Bärenpiste" und lag damit 1,32 Sekunden hinter dem Sieger. "Ich hab's oben vergeigt", gestand er im Ziel. "Beim zweiten Sprung hab' ich Riesenschwein gehabt, daß ich nicht geflogen bin. Aber unten war es ein tadelloser Lauf." Zwar mußte sich der 29 Jahre alte Schlierseer die verletzte rechte Schulter vor dem Rennen noch einmal spritzen lassen, dennoch schreitet der Heilungsprozeß voran. "Es war schon tausendprozentig besser als in St. Anton", berichtete Wasmeier. "Heute hat's endlich wieder richtig Spaß gemacht."
Noch mehr Spaß hatte Franz Heinzer. Zwar mußte der Start der Abfahrt nach Stürzen der Sternchenfahrer Gueye (Senegal), Marksten (Norwegen), Sulliger (Schweiz) und Pramotton (Italien) mehrmals verschoben werden, dennoch ließ sich der 29 Jahre alte Bauernsohn aus Rickenbach nicht aus der Ruhe bringen. Ganze 27 Zentimeter lag er am Ende der 3347 Meter langen Abfahrt vor Patrick Ortlieb. Eine Hundertstelsekunde Vorsprung - das gab es in 27 Jahren Weltcup zuvor erst viermal.
"Ich hab' mich umgedreht, ich konnte nicht mehr hinschauen", schilderte Heinzer seine Gefühle, als Ortlieb mit der Startnummer elf den steilen Zielhang herunterraste. Das Glück blieb dem besten Abfahrer der Gegenwart treu. Nur 15 Hundertstelsekunden Vorsprung fuhr er bei seinen drei Saisonsiegen auf die Konkurrenz insgesamt heraus.
"Bei so viel Rennglück", gestand der glückstrahlende Sieger, "wachsen dir Flügel." Kein Wunder, daß ihn nun alle Welt als den großen Favoriten für die WM-Abfahrt in Morioka handelt. Der bescheidene Eidgenosse, der schon in der vergangenen Saison vier Abfahrten gewann und bei Olympia als Sechster die größte Enttäuschung seiner Karriere erlebte, sieht das verständlicherweise anders: "Ich bin nicht der Favorit, wir liegen alle unheimlich eng beieinander." sid
Frankreichs Fußball-Nationalspieler Jean-Pierre Papin will den AC Mailand nach Saisonende verlassen und in die französische Liga zurückkehren. Das erklärte der Stürmer am Sonntag in einem Interview mit dem französischen Fernsehen.
"Wenn sich meine Situation zum Saisonende nicht geändert hat, ist es für alle Seiten besser, wenn ich gehe", meinte Papin, der im vergangenen Jahr von Olympique Marseille zum italienischen Meister gewechselt war. Da Mailand sechs Ausländer unter Vertrag hat, pro Spiel jedoch nur drei "Legionäre" einsetzen darf, mußte Papin bislang meist auf der Tribüne sitzen.
Erste Wahl als Sturmspitze ist bei Trainer Fabio Capello der Niederländer Marco van Basten, der nach einer Knöcheloperation allerdings noch für zwei Monate ausfällt.
Neben Papin und van Basten stehen auch die beiden Holländer Ruud Gullit und Frank Rijkaard sowie die Jugoslawen Zvonimir Boban und Dejan Savicevic beim Spitzenreiter der Nationalliga A unter Vertrag.
Nach Aussage von Papin, der nicht nach Italien gewechselt wäre, hätte er von sechs Ausländern bei Mailand gewußt, hat bereits der FC Paris St. Germain sein Interesse an dem Torjäger bekundet. "Eine Rückkehr zu Olympique Marseille kann ich aber nicht ganz ausschließen", erklärte der eine wenig ins sportliche Abseits geratene Mittelstürmer. sid
Auch auf seiner Hausbahn am Königssee ist Olympiasieger Georg Hackl nicht mehr der unangefochtene Rodler-König. Beim fünften Weltcuprennen der laufenden Saison mußte der "Schorsch" am Ende froh sein, sich vom dritten auf den zweiten Platz hinter dem Italiener Wilfried Huber verbessert und dessen Landsmann Armin Zöggeler auf den dritten Rang verwiesen zu haben. Am Vortag war die deutsche Meisterin Gabi Kohlisch (Oberwiesenthal) zu ihrem ersten Weltcupsieg gekommen, die Olympiasieger Stefan Krauße/Jan Behrendt wurden Zweite.
"Ein Sieg wäre mir lieber gewesen, aber ich bin auch so noch zufrieden", erklärte Hackl nach einem von ständigen Föhn-Böen gestörten Rennen. Auf der leicht verkürzten Kunsteisröhre im Berchtesgadener Land hatte Hackl seit fünf Jahren nicht mehr verloren, in dieser Saison war er über einen fünften Rang in Altenberg nicht hinausgekommen. Zumindest im zweiten Lauf fuhr er Bestzeit (48,542) und lag mit einer Gesamtzeit von 1:36,658 am Ende 16 Hundertstelsekunden hinter Huber (1:36,491), der zu seinem ersten Weltcupsieg im Einsitzer kam. Rene Friedl (Winterberg) wurde als zweitbester Deutscher Siebter.
"Der Heimvorteil war sicher im Spiel. Ich hoffe, daß es jetzt so weiter geht", erklärte Hackl nach seinem fehlerfreien zweiten Lauf. Er habe schon gedacht, "den Prock nicht mehr halten zu können". Markus Prock war bei drei Weltcupsiegen bislang nur von dem verletzten Oberhofer Jens Müller geschlagen worden und belegte am Königssee Platz vier. Die Führung im Gesamt-Weltcup konnte der Österreicher mit 165 Punkten jedoch behaupten, Hackl verbesserte sich auf Rang sieben (110). Drei Wochen vor den Weltmeisterschaften in Calgary zeigte sich Bundestrainer Sepp Lenz "nicht ganz zufrieden" mit den Ergebnissen. sid
RODELN Männer, Einsitzer, Enstand nach zwei Läufen: 1. Huber (Italien) 1:36,491 Minuten (47,839+48,652 Sekunden), 2. Hackl (Berchtesgaden) 1:36,658 (48,116+48,542), 3. Zöggeler (Italien) 1:36,780 (47,941+48,839), 4. Prock 1:36,857 (48,187+48,670), 5. Schmidt 1:37,022 (48,438+48,584), 6. Manzenreiter (alle Österreich), 7. Friedl (Winterberg) 1:37,075 (48,309+48,766), ... 13. Trapp (Oberhof) 1:38,279 (49,071+49,208), ... 17. Studer (Österreich) 1:38,778 (49,413+49,365), ... 20. Bau (Oberwiesenthal) 1:39,045 (49,282+49,763), 21. Leitgeb (Österreich) 1:39,493 (49,216+50,277), ... 34. Karsten Albert (Friedrichrhoda) 1:43,167 (52,408+ ... 39. Schiffner (Winterberg) 2:04,237 (49,427+1:14,810). - Stand im Gesamtweltcup nach fünf Wettkämpfen: 1. Prock (Österreich) 165 Punkte, 2. Zöggeler 144, W. Huber (beide Italien) 139, 4. Manzenreiter (Österreich) 128, 5. Kennedy (USA) 114, 6. N. Huber (Italien) 113, 7. Hackl (Berchtesgaden) 110, ... 11. Friedl 83.
SKI ALPIN WELTCUP-SLALOM der Männer in Veysonnaz/Schweiz: 1. Stangassinger (Österreich) 1:30,42 Minuten (45,02 + 45,50), 2. Tomba (Italien) 1:30,99 (45,22 + 45,77), 3. Fogdoe (Schweden) 1:31,64 (45,16 + 46,48), 4. Kosir (Slowenien) 1:31,82 (45,88 + 45,94), 5. Aamodt (Norwegen) 1:32,19 (46.30 + 45.89), 6. Gstrein (Österreich) 1:32,64 (46,36 + 46,28), 7. Roth (Königssee) 1:32,91 (46,84 + 46,07), 8. Mader (Österreich) 1:32,97 (46,81 + 46,16), 9. Tritscher (Österreich) 1:33,11 (46,69 + 46,42), 10. Girardelli (Luxemburg) 1:33,13 (47,09 + 46,04), 11. Jagge (Norwegen) 1:33,16, 12. Furuseth (Norwegen) 1:33,62, 13. Staub (Schweiz) 1:33,71, 14. Kuenzi (Schweiz), 1:33,74, 15. Thoeni (Österreich) 1:33,77, 16. Bittner (Krünn) 1:33,87.
Drei Spieltage vor Abschluß der Gruppenspiele in der Hallenhockey-Bundesliga der Männer stehen Titelverteidiger Rot-Weiß Köln und Feldmeister Dürkheimer HC ungeschlagen als Sieger der Gruppen Nord und Süd fest. Die beiden Erstplazierten sind damit für die Endrunde der Deutschen Meisterschaft am 13./14. Februar in Duisburg qualifiziert.
Im Kölner Lokalderby gewannen die Rot-Weißen klar gegen Schwarz-Weiß 15:5 und sind bei 22:0 Punkten vom Crefelder THC (9:15 beim Gladbacher THC) nicht mehr einzuholen. Im Süden behielt Dürkheim nach dem 19:11-Erfolg gegen das Tabellenschlußlicht Eintracht Frankfurt ebenfalls eine weiße Weste.
Dramatisch verspricht der Kampf um den zweiten Platz in der Südgruppe zu werden, der ebenfalls zur Teilnahme an der DM-Endrunde berechtigt. Im Verfolgerduell unterlag der bisherige Zweite TG Frankenthal beim Limburger HC 5:10. Ebenfalls noch im Rennen ist Uhlenhorst Mülheim nach dem 14:7 gegen Aufsteiger RTHC Leverkusen. Das Verfolgertrio liegt mit 14:8 Punkten gleichauf.
Die Frauen des Berliner HC beherrschten die Nordgruppe ähnlich souverän wie die Männer von Rot-Weiß Köln. Nach Siegen über Eintracht Braunschweig (12:6) und DHC Hannover (12:4) führen sie die Tabelle ungeschlagen mit 20:0 Punkten an. Die Verfolger Klipper Hamburg (7:4 gegen Club zur Vahr) und Eintracht Braunschweig (4:4 bei ASV Leipzig) liegen bereits fünf bzw. sieben Punkte zurück. In der Südgruppe deutet nach dem zehnten Spieltag alles auf einen Zweikampf zwischen dem Rüsselsheimer RK (18:2 Punkte) und Eintracht Frankfurt (17:3 Punkte) hin. Die Rüsselsheimerinnen behaupteten sich beim RTHC Leverkusen 10:7, Frankfurt gewann wichtige Auswärtspunkte mit 5:3 bei Blau-Weiß Köln. sid
Die deutschen Skijäger fahren in Topform zu den Weltmeisterschaften in der kommenden Woche im bulgarischen Borowetz: Zum Abschluß des Biathlon-Weltcups in Antholz/Südtirol stürmte die 4x7,5-km-Staffel der Frauen zum Sieg und das Männer-Team belegte den guten dritten Platz. Die Frauen von Bundestrainer Uwe Müssiggang konnten sich sogar zwei Schießfehler leisten und verwiesen Rußland und die Tschechei auf die Plätze zwei und drei. Dagegen verpaßten die deutschen Herren durch zwei Fehler von Frank Luck am Schießstand eine bessere Plazierung. So reichte es in 1:21:57,6 "nur" zum dritten Platz hinter Schweden (1:20:47,2/0) vor Norwegen (1:21:11,9/0).
Unmittelbar zuvor hatten die Schützlinge der Bundestrainer Uwe Müssiggang und Norbert Baier durch den Triumph von Olympiasiegerin Antje Misersky (Oberhof/7,5 km) sowie den dritten Platz von Staffel-Olympiasieger Ricco Gross (Ruhpolding/10 km) das Weltcup-Debakel im benachbarten Ridnaun nur sieben Tage zuvor vergessen gemacht.
"Es geht wieder aufwärts", erklärte Marc Kirchner, der unter Anleitung von Lauf-Coach Frank Ullrich in den Wochen zuvor hauptsächlich Kondition gebolzt hatte und deshalb vor Wochenfrist in Ridnaun wie das übrige Team eklatante Schwächen am Schießstand hatte.
Die Führung im Gesamt-Weltcup der Männer verteidigte der Schwede Mikael Löfgren durch seinen zweiten Platz im 10-km-Sprint hinter Lokalmatador Pieralberto Carrara mit 119 Punkten. Bester DSV-Skijäger in diesem Klassement ist Kirchner mit 83 Punkten auf Platz vier. Bei den Frauen übernahm die Kanadierin Myriam Bedard mit 125 Punkten die Führung vor Frankreichs Staffel-Olympiasiegerin Anne Briand (118).
Die ehemalige Weltmeisterin Petra Schaaf (Willingen), die beim 15-km-Sieg von Iva Schkodrewa Sechste geworden war, rangiert mit 114 Punkten auf Rang drei. sid
Der AC Mailand ist in der italienischen Fußball-Meisterschaft nicht aufzuhalten. Das Starensemble gewann am 17. Spieltag 1:0 gegen den FC Genua und sicherte sich damit den Titel des "Halbzeitmeisters". Titelverteidiger Milan blieb durch den Erfolg zum 52. Mal in Serie ungeschlagen und hat bei 31:3 Zählern acht Punkte Vorsprung auf Lokalrivale Inter Mailand, der beim letztjährigen UEFA- Cup-Finalisten AC Turin 2:1 gewann.
Ohne Sieger endete der Vergleich der deutschen Nationalspieler im Verfolger- Duell zwischen Lazio Rom mit Thomas Doll und Karlheinz Riedle sowie Rekordmeister Juventus Turin mit Andreas Möller und Jürgen Kohler. Durch das 1:1 fielen die Vereine (beide 19:15 Punkte) jeweils um einen Platz auf die Ränge vier und fünf zurück, während Atalanta Bergamo sich mit einem 2:1 über Ancona vom fünften auf den dritten Platz vorschob.
Um zwei Plätze auf den zehnten Rang zurückgefallen ist der AC Florenz nach dem 0:1 bei Aufsteiger US Foggia, wobei Nationalspieler Stefan Effenberg wegen Meckerns nach vorangegangenem Foulspiel die Gelb-Rote Karte sah. Thomas Häßlers Klub AS Rom feierte mit dem 2:1 in Udinese den ersten Auswärtssieg. sid
Die Volleyballerinnen des CJD Berlin verteidigten beim Bundesliga-Tabellenführer Schweriner SC ihren deutschen Pokal. Durch einen dramatischen 3:2 (9:15, 13:15, 16:14, 15:4, 15:10)-Erfolg in 108 Minuten sorgten die Berlinerinnen beim Favoriten aus Mecklenburg für eine faustdicke Überraschung.
Bis zur Mitte des dritten Satzes schien alles nach Plan zu laufen. Der SSC führte mit 2:0 Sätzen und 12:8. Danach aber gab es einen Bruch im Spiel des Teams von Trainer Gerhard Fidelak. Die kampfstarken Berlinerinnen wurden mit zunehmender Spieldauer stärker, während den Gastgeberinnen plötzlich reihenweise leichte Fehler unterliefen. Nach dem Verlust des dritten Durchganges waren sie praktisch chancenlos.
Die etwa 700 Zuschauer in der prallgefüllten Halle trauten in der Folge ihren Augen nicht. Die Partie war total gekippt. Auf Berliner Seite wurde die russische Angreiferin Janete Strazdina in Block und Angriff immer besser. sid
4x7,5-km-Staffel: 1. Schweden (Johannsson/ Wiksten/Andersson/Löfgren) 1:20:47,2 Stunden/0 Fehlschüsse, 2. Norwegen ( Kvalfoss/Tyldum/Ulekleiv/Loberg) 1:21:11,9/0, 3. DSV (Gross/Luck/Kirchner/Steinigen) 1:21:57,6/2, 4. Finnland 1:22:53,1/1, 5. Italien 1:22:59,4/5, 6. Tchech. Repub. 1:23:17,6/0.
Frauen, 7,5 km: 1. Misersky (Oberhof) 23:30,0/0, 2. Belowa 23:44,2/2, 3. Reszowa (beide Rußland) 24:18,6/4, 4. Bedard (Kanada) 24:31,6/2, 5. Burlet (Frankreich) 24:32,6/1, 6. Hummanik (Altenberg) 24:39,2/3, 7. Schaaf (Willingen) 24:41,0/3, 8. Claudel (Frankreich) 24:43,2/1, 9. Wolkowa (Rußland) 25:10,2/5, 10. Idland (Norwegen) 25:12,8/3, 11. Lampinen (Finnland) 25:24,2/1, 12. Wang (China) 25:27,4/3, 13. Guetschow (USA) 25:29,4/2, 14. Briand (Frankreich) 25:30,2/2, 15. Kaschirskaja (Rußland) 25:30,4/3, . . 27. Kesper (Willingen) 26:07,3/3, . . . 29. Disl (Moosham) 26:21,4/4, . . . 46. Schwaab (Oberhof) 27:29,5/3, . . . 49. Greiner-Petter-Memm (Oberhof) 27:41,4/6. - Stand im Gesamt-Weltcup: Bedard 125, 2. Briand 118, 3. Schaaf 114, 4. Reszowa 103, 5. Corinne Niogret (Frankreich) 102, 6. Nathalie Santer (Italien) 91.
4x7,5-km-Staffel: 1. DSV (Misersky/Hummanik/Disl/Schaaf) 1:38:37,8 Stunden/2 Schießfehler, 2. Rußland (Simuschina/Panjutina/Belowa/ Reszowa) 1:39:39,4/5, 3. Tschech. Rep. (Kuhlava/ Adamickova/Knickova/Hakova) 1:40:02,1/1, 4. Frankreich 1:40:36,7/1, 5. Bulgarien 1:41:12,2/0, 6. Norwegen 1:42:30,8/4.
Düsseldorfer EG - Krefelder EV 6:2 (1:1, 1:0, 4:1). - Tore: 0:1 Eakin (5:22), 1:1 Valentine (9:47), 2:1 Köpf (37:19), 3:1 Hiemer (42:26), 3:2 Walker (43:52), 4:2 Lee (48:40), 5:2 Köpf (58:10), 6:2 Lee (59:39). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Krefeld 14.
Mannheimer ERC - EHC Freiburg 3:1 (2:0, 1:0, 0:1). - Tore: 1:0 Pacula (13:23), 2:0 Obresa (14:41), 3:0 Obresa (28:13), 3:1 Prochazka (58:29). - Schiedsrichter: Awizius (Berlin). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: Mannheim 26 - Freiburg 28 plus 10 Disziplinar (Gross).
Kölner EC - EV Landshut 6:1 (2:1, 1:0, 3:0). - Tore: 1:0 Brandl (1:52), 1:1 Daffner (3:52), 2:1 Dobrzynski (6:26), 4:1 Dobrzynski (42:56), 5:1 Steiger (47:21), 6:1 Chaidarow (57:39). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 5500. - Strafminuten: Kölner 4 - Landshut 12.
EHC Eisbären Berlin - ESV Kaufbeuren 3:4 (0:1, 2:3, 1:0). - Tore: 0:1 Timoschuk (4:00), 1:1 Stumpf (24:08), 1:2 Hoffmann (29:22), 1:3 Ibelherr (35:34), 2:3 Morrison (35:45), 2:4 Pohl (37:17), 3:4 Jooris (43:08). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Berlin 8 - Kaufbeuren 8.
Schwenninger ERC - Berliner SC Preussen 4:1 (3:0, 1:1, 0:0). - Tore: 1:0 Hardy (1:04), 2:0 Schreiber (5:39), 3:0 Held (16:09), 3:1 Holzmann (27:22), 4:1 Kopta (29:20). - Schiedsrichter: Radosai (Landshut). - Zuschauer: 3800. - Strafminuten: Schwenningen 8 - Berlin 10 plus 2 x 10 Disziplinar (Tanti, Chabot).
EC Hedos München - EC Ratingen 3:3 (2:0, 0:2, 1:1). - Tore: 1:0 Hilger (3:29), 2:0 Franz (17:16), 2:1 Ewtuschewski (29:58), 2:2 Lavalle (33:50), 3:2 Gudas (42:57), 3:3 Antipow (59:42). - Schiedsrichter: Schaeufl (Landsberg). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 10 - Ratingen 12.
SVD Dortmund - MTV Gießen 70:68 (41:33). - Beste Werfer: Pernell (17), Lehmkuhl (16), Mlynarski (10), Radegast (10) für Dortmund - Roth (19), A. Andres (14), McDonald (14) für Gießen. - Zuschauer: 800.
ALBA Berlin - TVG Basketball Trier 84:80 (45:38). - Beste Werfer: Primorac (18), Baeck (16), Freyer (16), Mutapcic (15), Blab (12) für Berlin - Johnson (21), Belostenni (19), Wiegand (13) für Trier. - Zuschauer: 900.
BG Stuttgart/Ludwigsburg - SG Braunschweig 64:61 (29:32). - Beste Werfer: Montgomery (19), Jochum (12), Koch (10) für Stuttgart/ Ludwigsburg - Svitek (33), Arigbabu (11) für Braunschweig. - Zuschauer: 1000.
Brandt Hagen - Tübinger SV 91:84 (48:45). - Beste Werfer: Fiedler (22), Dinkins (19), Suhr (16), Risse (16) für Hagen - Schiano (22), Reisewitz (19), Dietl (15), Schomers (14), Kay (12) für Tübingen. - Zuschauer: 900.
TSV Bayer Leverkusen - TTL Bamberg 80:78 (42:43). - Beste Werfer: Johnson (19), Welp (19), Harnisch (16), Meyer (12) für Leverkusen - Jackel (16), Nürnberger (16), Swearengen (15), Alig (11) für Bamberg. - Zuschauer: 2500.
SSV Ulm - BG TuS Bramsche/Osnabrück 95:86 (45:35). - Beste Werfer: Walker (28), Oldham (25), Knörr (19), van Waaden (14) für Ulm - Wendt (22), Perwas (19), Shields (18), Dölle (11) für Bramsche/Osnabrück. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).
NEU-ISENBURG. Was sollen Politiker schon sagen, wenn die Kasse leer ist? Wie sollen sie die Wähler überzeugen, wenn ihnen mit dem Geld auch alle gewichtigen Ideen zu fehlen scheinen, um sich von den Kandidaten der anderen Parteien zu unterscheiden? Sätze wie "Ich kann nichts versprechen", "Soweit das finanzierbar ist" oder "Das kostet doch viel Geld" waren die einzigen "Slogans", mit denen die Vertreter der fünf Parteien im katholischen Gemeindesaal an der Kirchstraße aufwarteten. Die Kolpingfamilie hatte zum Aufgalopp in den Wahlkampf eingeladen.
Die Rollen waren fest verteilt: Oliver Quilling (CDU), Freidemokrat Alexis Taeger und Karl Vey (FWG) kündigten - mangels finanziellen Spielraums - für die nächsten Jahre kleine Schritte an: Viel mehr als ein Seniorenheim hier und ein Kindergarten dort sei nicht zu bezahlen.
Aber auch den oppositionellen Parteien mangelte es an "Geistesblitzen". SPD-Fraktionschef Werner Zimmermann verkündete als Motto: "Das Erreichte sichern, die Stadt dennoch weiterentwickeln, die Zukunft gestalten." Doch allein zum letzten Punkt sagte er nichts, außer: "Alles ist abhängig vom Finanzrahmen."
Auch die Grünen-Kandidatin Maria Marx überraschte nicht mit neuen Plänen. Sie habe die gleichen Forderungen wie vor vier Jahren: "Denn seitdem hat die Stadt kaum etwas davon umgesetzt." Und doch gelang es ihr, viele der 60 Isenburger am Nerv zu treffen. In der Stadt solle ein Netz von Durchgangsstraßen ausgewiesen werden, in denen Tempo 50 erlaubt sei. "Der Rest wird zu Wohnstraßen mit Tempo 30 umgebaut", sagte sie. Hunderte von aufgepflasterten Schwellen, Pollern und "schikanösen" Blumenkübeln vor Augen, entlud sich Volkes Zorn heftig: Ob die "verkehrsberuhigten" Neuhöfer Straße, Friedensallee und Waldstraße oder das auf-, für viel Geld wieder ab- und schließlich mit Steinen wieder aufgebaute "Bollwerk" in der Frankfurter Straße - in jedem Fall beklagten sich die Bürgerinnen und Bürger lauthals über zu schmale Fahrbahnen, lose Pflastersteine und mehr Lärm als in "unberuhigten" Zeiten. Werner Zimmermann fühlte nicht nur sich ungerecht behandelt: "Warum wurden die Schikanen denn gebaut? Weil wir Politiker so bösartig sind oder wegen unvernünftiger Autofahrer?" sagte er und rief für einen Augenblick lang die rot-schwarz-gelb-grüne Koalition aus.
Das Publikum ließ sich davon nicht beeindrucken. Wie es im Fußball Millionen von Bundestrainern gibt, so mangelt es auch in Sachen Verkehr nicht an selbsternannten Experten. "Ihr habt ja kei' Ahnung, dabei is Verkehrsberuhigung doch ganz einfach", wetterte ein Mann: "Mer hebt hibbe un dribbe des Halteverbot uff, läßt uff beide Seite parke, unn schon fahrn die Autos langsamer." Zustimmendes Raunen im Saal.
Fast allen Kandidaten stand die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Nur Karl Vey glaubte, mithalten zu können. Er sei schon immer gegen jede "unqualifizierte" Verkehrsberuhigung gewesen: "Grüne Welle ist immer noch das einzige Mittel. In der Stadt muß es heißen - durch und schnell raus." GERHARD BAYER
Eine Reise durch die Berufswelt Max-Eyth-Schule zeigt Alternativen zum Studium Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer DREIEICH. Sie werden später einmal als Arzthelferin arbeiten, als Kraftfahrzeugmechanikerin, als Bankkaufleute, als Assistentin für Datenverarbeitung, als Fremdsprachensekretär oder als Friseurin: die mehr als 1500 Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth-Schule in Sprendlingen. Daß eine qualifizierte Ausbildung eine echte Alternative zum Studium sein kann, davon konnten sich am Wochenende alle Interessierten überzeugen - beim Tag der offenen Tür in der Berufsschule, den vier Berufsfachschulen und dem beruflichen Gymnasium. Ein Rundgang durch die Flure und Unterrichtsräume geriet für die Besucher zum einer Reise durch die "Berufswelt": Angefangen bei der "Firma Schnell", in der Schüler den kaufmännischen Betrieb einer Fahrradgroßhandlung simulierten, eine Metallwerkstatt mit Maschinen, die Mühle-Spielfelder auf Aluminiumplatten frästen bis hin zum französischen Schreibbüro und einem Friseursalon, in dem sich alle die Haare schneiden und die Fingernägel maniküren lassen konnten. Und lediglich hier fehlte, was in fast allen vorgestellten Berufen zum wichtigsten "Werkzeug" geworden ist - der Computer. "Den Kfz-Mechaniker, der mit einem einzigen Schraubenschlüssel das ganze Auto reparieren konnte, den gibt's schon lange nicht mehr", sagte Gerhard Keller: "Heute muß man schon mit einem Testcomputer umgehen können."
Nach den Erfahrungen des stellvertretenen Schulleiters haben mittlerweile Firmen in nahezu allen Sparten Schwierigkeiten, Auszubildende mit dem erforderlichen "mathematisch-technischen Verständnis" zu finden. Sein Rat an junge Leute, die vor der Entscheidung zwischen Lehre und Studium stehen: "Macht erst einmal eine Ausbildung, dann habt ihr eine sichere Grundlage. Und wen es dann noch juckt, der kann ja studieren."
Keller glaubt, bei vielen Unternehmen eine "Trendwende" feststellen zu können. Gefragt seien immer mehr qualifizierte Praktiker anstelle von Akademikern, die lediglich in der Theorie "Sattelfestigkeit" aufzuweisen hätten. "Den wenigsten kommt es noch auf das Titelchen vorndran an", sagte er schmunzelnd. Gute Chancen auf beruflichen Aufstieg gebe es derzeit nicht nur im technischen, sondern auch im kaufmännischen Bereich: "Aber der Einzelhandel schreckt halt viele wegen seiner ungünstigen Arbeitszeiten ab."
Ihre politischen Titel möglichst weitere vier Jahre zu behalten, dafür engagierten sich einige Besucher, die nicht nur der Information wegen gekommen waren. Angesichts des nahen Wahltermins "entdeckte" politische Prominenz aus Bund, Land, Kreis und Stadt Dreieich den Tag der offenen Tür als günstige Gelegenheit, sich quasi nebenbei dem "Volk" zu präsentieren. Sie gab sich gleich im knappen Dutzend die Türklinken in die Hand: von Kultusminister Hartmut Holzapfel über die Bundestagsabgeordnete Uta Zapf (beide SPD) und Landespolitiker Rüdiger Hermanns bis hin zu Bürgermeister Bernd Abeln (beide CDU).
Herbert Goebes wiederum nutzte die Gunst der Stunde in seinem Sinne und legte die schulleiterischen Finger, wenn auch nur verbal, in die Wunden der Max- Eyth-Schule. Beim gemeinsamen Rundgang wies der Rektor die Politiker darauf hin, was seiner Meinung nach dringend erforderlich ist: etwa der seit zehn Jahren diskutierte Umbau der alten Turnhalle zu einer Mehrzweckhalle, in der auch Informationsabende veranstaltet werden oder die Schüler der Theater-AG proben könnten. 1991 war das etwa 600 000 Mark teure Projekt von der Prioritätenliste des Kreises gestrichen worden.
Außerdem hätte Goebes gerne eine ausreichend große Schulbibliothek. "Unsere Werkstätten und Fachräume sind wirklich üppig ausgestattet. Aber für Bücher gibt es lediglich ein kleines Zimmer mit ein paar Regalen", klagt er. Ein weiteres Defizit: Obwohl alle 77 Lehrerstellen besetzt seien, brauche er zusätzliche Pädagogen, um die zahlreichen Fachgebiete der verschiedenen Schularten abdecken zu können. "Ansonsten werden wir nicht um Unterrichtskürzungen herumkommen", sagte Herbert Goebes.
Sein vierter Wunsch war der nach Kooperation zwischen den gymnasialen Oberstufen in Dreieich, um ein zukunftsorientiertes Kursangebot machen zu können. Im "Kielwasser" des Politikerkonvois schwimmend hatte Herbert Goebes Mühe, damit durchzudringen. Allzuviele Hände glaubten die Mandatsträger schütteln zu müssen. Schließlich galt es, jede Menge potentieller Wähler "persönlich" zu begrüßen.
Zweite Handball-Bundesliga Aufholjagd Sekunden vor Schluß glücklich beendet
Mit einem blauen Auge kam Meisterschaftsaspirant Eintracht Wiesbaden beim heimstarken TSV Rintheim davon. Der Handball-Zweitligist (Gruppe Süd) erreichte in Karlsruhe zehn Sekunden vor Schluß noch das 21:21 (8:11) durch den Russen Maistrenko. Sekunden zuvor hatte Rintheim den Sieg vergeben, war mit einem Siebenmeter gescheitert. Nach dem späten Ausgleich winkte dem Drittplazierten Wiesbaden, weiterhin in Lauerstellung zur Spitze, sogar noch nach einem Rintheimer Ballverlust der Sieg.
Rintheims Spieler Haller riß jedoch Schulze um, erhielt dafür die rote Karte und muß mit einer vierwöchigen Sperre rechnen. Der letzte Freiwurf für die Gäste brachte keinen Erfolg mehr. "Das wäre auch des Guten fast zuviel gewesen. Wir lagen bereits nach zwanzig Minuten mit 4:10 hinten, dann das Glück mit dem von Rintheim vergebenen Freiwurf", gestand Manager Heinz Seliger ein. Die Wiesbadener Abwehr, bisher die stärkste der Liga, zeigte ihre bisher schwächste Saisonleistung.
Die Tore für die Eintracht, bei der Trainer Manfred Bengs in der hektischen Partie wegen Betretens des Spielfeldes die rote Karte erhielt, markierten der wiedergenesene Außenstürmer Karrer (5), Armin Freisler (5/2), Klotz (3), Maistreno (3/1), Schulz und Jacob (je 2). jo.
Noch zehn Spiele stehen für Handball- Zweitligist Eintracht Wiesbaden in der Gruppe Süd an. "Die Weichen werden für die restliche Spielzeit an diesem Sonntag gestellt, wenn wir zu Hause unseren nur zwei Punkte zurückliegenden Tabellen- Nachbarn TuS Kaiserslautern-Dansenberg empfangen", blickt Manager Heinz Seliger mit Hochspannung dem Gipfeltreffen entgegen. Eintracht Wiesbaden befindet sich ebenso wie das am Sonntag (11 Uhr) in der Sporthalle am Elsässer Platz auftauchende Dansenberg noch in aussichtsreicher Lauerstellung zu den führenden schwäbischen Vereinen Stuttgart-Scharnhausen und Oßweil.
"Der Verlierer des Sonntagsspieles dürfte kaum noch Chancen auf den Erstliga-Aufstieg besitzen. Dansenberg ist seit dem Trainerwechsel unheimlich stark geworden, eilte zuletzt sogar in der Fremde von Kantersieg zu Kantersieg", hat Trainer Manfred Bengs Respekt vor der Arbeit seines Dansenberger Pendants Melnik. Der Russe war während der Saison vom Erstligisten Milbertshofen in die Pfalz gewechselt, hat den Ex- Wallauer Stephan Henrich wieder ins Team zurückgeholt. Der zuvor als Spielertrainer fungierende Torschützenkönig Kurt Weber (früher in Leutershausen) kann sich wieder voll auf seine Tätigkeit auf dem Spielfeld konzentrieren. Das Aushängeschild von Dansenberg, das im Vorspiel klar gegen Wiesbaden siegte, ist jedoch der russische Olympiasieger Igor Lavrow im Tor.
Trainer Bengs dürfte nach seiner roten Karte beim 21:21 letzte Woche in Karlsruhe-Rintheim mit einer Geldstrafe davonkommen. "Die Schiedsrichter haben nichts Frappierendes im Spielbericht vermerkt. Eine Sperre wäre auch ein Witz wegen des kurzen Betretens des Spielfeldes", stellt sich Seliger vor seinen Coach. "Es wird langsam hektisch, die roten Karten in der Liga werden von Spieltag zu Spieltag häufiger", hat Seliger ausgemacht. "Man merkt, daß es dem Saisonende zugeht. Jetzt herrscht wieder große Hektik. Wir dürfen uns davon nicht anstecken lassen. Ansonsten ist unsere Meisterschaftschance schnell futsch", meinte der langgediente Eintracht-Manager im Gespräch mit der FR.
Großer Vorteil gegenüber der vorigen Saison: Der Südmeister steigt direkt ins Handball-Oberhaus auf. In der vergangenen Saison scheiterte Eintracht Wiesbaden als Südmeister noch im letzten Moment in der Nervenmühle der Aufstiegsrunde. jo
RÜSSELSHEIM. "CDU - die Vernunft, die aus der politischen Mitte kommt", so wollen sich nach Auskunft des Kreisvorsitzenden Gerald Weiß (Bild) die Christdemokraten im als sozialdemokratischen Erbhof geltenden Kreis Groß-Gerau den Wählern präsentieren. Dies war am Samstag zu hören beim Kreisparteitag in der Rüsselsheimer Stadthalle, wo die Union ihr Programm für die Kommunalwahl verabschiedete. Wahlkampf, "daß die Schwarte kracht" soll bis zum 7. März gemacht werden. Auch für die späteren Direktwahlen von Bürgermeistern habe die Partei mit eigenen Kandidaten viel vor.
Weiß präsentierte eine kämpferische Kreis-CDU. Nur mit der Union sei eine Veränderung und das Ende sozialdemokratischer Selbstherrlichkeit im Kreis möglich. Ebenso wie weitere Redner, darunter der CDU-Bundestagsabgeordnete Adi Hörsken, warnte Weiß vor Wahlenthaltung, rief zum Urnengang auf.
Zu Rüsselsheim merkte Weiß an: Er selbst trete als Spitzenkandidat auf Kreisebene an, werde - nach reiflicher Überlegung - nicht als CDU-Kandidat bei der für den 4. Juli in Rüsselsheim geplanten Direktwahl des Oberbürgermeisters zur Verfügung stehen. Er selbst habe zu viele andere Verpflichtungen wie als Landtagsabgeordneter und außerdem nehme er es mit der eigenen Kritik aus seiner Zeit bei der Jungen Union gegen Ämterhäufung auch heute noch ernst. Doch die CDU werde sicher mit einem "hervorragenden Kandidaten" auch in Rüsselsheim antreten. Vielleicht sollte die CDU bewußt eine Kandidatin ins Rennen schicken, denn die SPD sei mit ihren Bürgermeistern im Kreis ein "lupenreiner Männergesangverein".
Weiß würdigte die Arbeit der großen Koalition zwischen SPD und CDU in Rüsselsheim, forderte die SPD auf, sich zu Erfolgen und Kritikwürdigem dieser Zusammenarbeit zu bekennen und nicht nur die positiven Punkte herauszupicken. Aus CDU-Sicht sei dies keine "Traumhochzeit", aber ein "Bündnis der Vernunft", das nach dem abgewirtschafteten Rotgrünen Rüsselsheim wieder vorangebracht habe. Weiß lobte den "mutigen Wohnungsbaustadtrat Muth" (Der einzige CDU-Hauptamtliche im Magistrat war unlängst von SPD-Oberbürgermeister öffentlich kritisiert worden. Die Redaktion).
Das neue CDU-Wahlprogramm reicht von der Finanz- und Haushaltspolitik mit einem Bekenntnis zum sparsamen und solidem Umgang mit Steuergroschen bis hin zur Kampfansage gegen Asylmißbrauch. Als Zielvorstellungen nannte Weiß: In Verwaltungen müßten Leistungsprinzip und nicht Parteibuch gelten, und Bürgern solle mehr Sicherheit garantiert werden. "Abends fährt die Angst mit in der S-Bahn".
Gegen ins Nirvana schnellende Grundstückspreise wolle die CDU eine "Bauland-Offensive" für bezahlbares Wohnen starten. Der Kreis sei von seiner Lage her nicht geeignet, insgesamt wie ein Naturschutzgebiet behandelt zu werden. Für den in Bonn ausgehandelten Asylkompromiß, Wahlfreiheit in der Schulpolitik und Umwandlung des Kreiskrankenhauses in eine "öffentliche GmbH" wolle sich die Union einsetzen. Auch dürfe das Auto nicht zur Schnecke und der Öffentliche Personennahverkehr zur "Ersatzreligion" gemacht werden. Beides sei notwendig, und die CDU trete für ein drittes S-Bahn- Gleis auf der Bundesbahnstrecke in Richtung Süden durch den Kreis ein.
Bei dem von Diskussion und Bemühen um Einigkeit geprägten Parteitag wurde auch eine Nachwahl für den Kreisvorstand durchgeführt. Als neuer Beisitzer wurde Wilfried Zink, Trebur, gekürt. cas
1000 Mark Preisgelder hatte der 1. FC 1930 Eschborn bei seinem Indoor-Spektakel in der Halle der Grundschule Süd- West ausgesetzt, der Gastgeber selbst durfte zehn Prozent (für den vierten Platz im Endklassement) in eigener Schatulle behalten. Den Rahm schöpfte Bezirksoberliga-Klassenrivale SV 07 Kriftel ab, der im Finale den spielstarken VfB Unterliederbach II mit 5:4 nach Verlängerung in die Schranken verweisen und 500 Mark mitnehmen konnte. Der Endspielpartner bekam 250 Mark, aber auch den Lob der zirka 300 Zuschauer, die nicht nur mit dem Niveau im rauschenden Finale zufrieden waren. Vor allem auch der Turniersieger erwies sich als Indoor-Spezialist. Wo viel Licht ist, ist auch Schatten: Landesligist FC Viktoria Sindlingen enttäuschte als Gruppenletzter maßlos, zeigte den Abwärtstrend am Kreisel deutlich auf.
Ärgerlich: Der FC Sportfreunde Schwalbach war mit einer zweiten Garnitur aufgekreuzt. "Diese Mannschaft hatte bei dieser Veranstaltung nichts verloren", monierte Eschborns Vorsitzender Karl Ohlberg. Eigentlich war auch Unterliederbach mit der ersten Garnitur angekündigt. Mancher Fan fühlte sich da etwas an der Nase herumgeführt.
Die Eschborner, die gewöhnlich in der Heinrich-von-Kleist-Schule ihren Budenzauber veranstalten, stellen Überlegungen an, 1994 mit Banden zu spielen. Ohlberg erhofft sich eine größere Effektivität, höheres Tempo und somit mehr "Action" für die Zuschauer. "Was die Bundesliga erfolgreich praktiziert, können wir auch einmal versuchen", hofft der Bezirksoberligist auf entsprechend günstige Konditionen. Die Mannschaft von Trainer Joschi Bienderra, die in der Punktrunde - wie in der FR berichtet - mit 13:23-Zählern Absteiger-Rang 15 in der Bezirksoberliga Wiesbaden belegt und mit dem neuen Coach in sichere Gefilde entfleuchen will -, konnte beim eigenen Turnier in den Gruppenspielen (5:1-Punkte) restlos überzeugen, hatte jedoch im Halbfinale weniger Glück, zog gegen Unterliederbach II im Penalty-Kick den kürzeren und verpaßte das Endspiel.
Im Spiel um die Bronzemedaille mußte sich der Gastgeber dem klassentieferen Team vom FV Alemannia 08 Nied überraschend mit 5:8 (5:5) nach Verlängerung beugen. "Unsere Vorstellungen waren sehr gut. Das Siebenmeter-Schießen sorgte für eine unglückliche Niederlage, während das Spiel um Platz drei die Zuschauer oftmals von den Sitzen riß", kommentierte Ohlberg das Abschneiden der Eschborner, die am 7. Februar gegen die Spvgg. Eltville (25:11/zweiter Platz) ihre erste Pflichtaufgabe im neuen Jahr erfüllen müssen. Diese soll gleich zur Kür werden, zumal sich die Zahl der Absteiger bei erhöhtem Zuwachs aus der Landesliga über die drei hinaus erhöhen kann. "Wird die Richtzahl 18 überschritten, erhöht sich entsprechend die Zahl der Absteiger", verweist Bezirksfußballwart und Klassenleiter Helmut Klärner auf die Regularien im Tabellenkeller. Und der über dem Absteiger-Pulk plazierte Klub muß noch in die Relegationsrunde mit den entsprechenden Bezirksliga- Zweiten.
Viktoria Sindlingen verlor 0:3 gegen Eschborn und 2:6 gegen den FV Alemannia Nied, spielte zudem 3:3 gegen den SV Hattersheim. Auch Cupverteidiger FC Sulzbach kam über Gruppenplatz drei nicht hinaus. Das Fazit: Überraschende Ergebnisse, keine Verletzungen oder rote Karten, sehr gute Schiedsrichterleistungen von Bernd Schmidt (SV Hattersheim), Horst Siemienowski (FC Eddersheim) und Rolf Robatzek (Germania Weilbach) - ein Hallen-Spektakel, das noch ausbaufähig sein dürfte. Sieger SV 07 Kriftel ritzte durch Heiko Pfahl (2) letztendlich die Kerbe in den Wanderpokal, der jetzt ein Jahr am Schwarzbach stehen wird. Er hatte die junge Unterliederbacher Crew nach dem 3:4 noch aus allen Siegesträumen gerissen. dip
Am Ende stand der Wunsch nach Frieden Ausstellung und lokaler "runder Tisch" über Kroatien Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber MÖRFELDEN-WALLDORF. Das war ein Hilferuf ans Gewissen der Welt - ausgestoßen in ungewöhnlicher Umgebung. Zu erleben am späten Freitag abend auf der Empore der Walldorfer Stadthalle bei einer unversehens hochpolitisch gewordenen Kunstausstellung mit kroatischer Hinterglasmalerei. Im Hintergrund Stellwände mit naiven Folklorebildern und ein Angebot kulinarischer Balkan-Spezialitäten - im Mittelpunkt Prominenz - darunter Kroatiens Gesundheitsminister Dr. Juraj Njavro - diskutierend am symbolisch runden Tisch. Dessen Thema: Die Leiden des kroatischen Volkes ob anhaltender serbischer Aggression und Mahnung zum Frieden. Begonnen hatte alles im Rahmen des städtischen Kulturprogrammes mit einer konventionellen Vernissage. Bei der stellten kroatische Künstler wie Milan Generalic und Ivan Stefanek mit vielen anderen ihre Bilder aus. Präsentiert und zum Kauf angeboten wurden farbenfrohe Szenen aus dem einstigen Jugoslawien, vorwiegend Landleben in naiver Darstellung von Ernte, Entenweiher und Blumen-Stillleben, Dörfer im tiefen Schnee oder greller Sommersonne. Die als Hinterglasmalereien gefertigten Werke aus dem Alltag einfacher Leute fanden schnell ihre Liebhaber, begeisterten durch Natürlichkeit. Die Tradition der Hinterglasmalerei reicht in Kroatien bis vor den Zweiten Weltkrieg zurück. Sie wurde in Dörfern entwickelt, weil es dort Glas leichter als Papier gegeben habe. So sei diese spezielle Art der Volkskunst entstanden.
Und doch war am Freitag bei diesem Kunstgenuß von Anfang an alles ganz anders als sonst bei Austellungen in Mörfelden-Walldorf. Denn dieser Treff war als Benefiz-Ausstellung ausgerichtet, der Reinerlös fließt den Frauen und Kindern im kroatischen Vukovar zu.
Die Ausstellung verwandelte sich im Laufe des Abends zum politischen Forum - wie nach sanfter Regie im Vorfeld abgesprochen - wurden Tische und Stühle herbeigeschleppt, entstand ein lokaler "runder Tisch" in Sachen Kroatien. Die Open-end-Diskussion leitete als Moderator Bürgermeister Bernhard Brehl, führte die Runde durch Höhen und Tiefen eines für manchen der Mitredenden und Zuhörenden durch bittere Erlebnisse und Gefühle belasteten Themas. Nicht große Polit-Resolution aus der Provinz, sondern beeindruckende Schilderungen und Betroffenheit bestimmten den Abend. Am Ende stand der Wunsch, daß endlich Friede einkehren möge auf dem Balkan.
Schnell drangen die Diskutierenden zum Kern vor: Wie lange könne die Weltgemeinschaft - UN und Europäische Gemeinschaft - serbischem Völkermord noch zusehen, wann und wie müsse eingegriffen werden, um die Überfallenen, vor allem die Zivilbevölkerung zu schützen. Auf deutscher Seite war Zurückhaltung spürbar, sich nicht zuletzt vor dem Hintergrund eigener Historie zu einem Militärschlag zu bekennen. So lagen die beiden lokalen Landtagsabgeordneten Jürgen May (SPD) und Rudi Haselbach (CDU) gar nicht weit auseinander. May kritisierte aber, daß die EG zu spät diplomatisch aktiv geworden sei, und Haselbach forderte, die Weltgemeinschaft möge eine aktive Rolle spielen, Resolutionen genügten nicht.
Landrat Enno Siehr wünschte sich, daß die jüngsten diplomatischen Initiativen erfolgreich seien, meldete aber auch gleich selbst Skepsis an. Manche Kroaten erhofften sich an diesem Abend ein deutlicheres Bekenntnis zum Militärschlag, andere wiederum hatten Verständnis fürs Zögern auf deutscher Seite, lobten die vielfältige humanitäre und politische Hilfe aus der Bundesrepublik. Klar von serbischem Völkermord sprach Balkanexperte Jakob Graf zu Eltz und Vukovar: Der Angegriffene habe das Recht zur Notwehr. Auf Moderator Brehls Frage, ob die Kroaten Waffenlieferungen wollten, beispielsweise aus ehemaligen NVA-Beständen, erscholl ein lautes "Ja" in der Runde.
Waffengewalt von außen sei nur das letzte Mittel, meinte Professor Ivica Kostovic von der Universität Zagreb. Erst sollten alle Möglichkeiten der Sanktionen und Resolution voll ausgeschöpft werden. Doch schloß auch er Waffeneinsatz am Ende nicht aus. Wenn alles andere nicht helfe, müßten Waffen eingesetzt werden, betonte auch Gesundheitsminister Dr. Juraj Njavro. Er selbst war als Arzt während der serbischen Belagerung in Vukovar gewesen. Schon bei den jetzigen Kämpfen habe Waffeneinsatz auf kroatischer Seite eine andere Qualität als auf serbischer: Schließlich seien die und nicht die Kroaten auf fremdes Gebiet vorgedrungen. Dr. Njavro äußerte Verständnis für die Haltung Deutschlands, bedankte sich für dessen vielfältige Hilfe.
Seine ganz persönliche Einschätzung der Lage: "Jeder ist beim Brand verpflichtet, beim Nachbarn zu löschen - sonst wird das eigene Haus mitverbrannt."B-Ligist Bad Nauheim sorgte beim Hallenfußball-Turnier in Seulberg für Überraschungssieg Favorit Progres spielte schön, aber ohne Luft Melitia Roth stellte sich dem Landesligisten in die Quere / Gastgeber nur mit zweiter Wahl
Das Zentrum im Hochtaunus-Hallenfußball bleibt Bad Homburg. Die durch die zwangsweise verkürzte Winterpause geringere Zahl an Hallen-Turnieren in diesem Fußballkreis belegt auch in diesem Winter die Entwicklung der letzten Jahre. Die Veranstaltung des SV 1920 Seulberg lockte trotz der Teilnahme des Landesligisten FV Progres Frankfurt sowie der Bezirksoberligisten SG Ober-Erlenbach und SV Melitia Roth (Gelnhausen) nur rund 100 zahlende Stammkunden in die Halle. Vorsitzender Herbert Wenzel und sein Organisations-Team waren dennoch zufrieden, denn der Überraschungssieg des Friedberger B-Klassen- Spitzenreiters SV 06 Bad Nauheim (2:0 gegen die SG Ober-Erlenbach) verlieh dem Turnier den erhofften Budenzauber. Und durch die Präsenz von rund 100 Fußballern zusätzlich Funktionären gab es noch einen akzeptablen Umsatz durch den Verkauf von Speisen und Getränken, wodurch ein kleiner Überschuß "hängenblieb". Fast bereits sensationell mit 5:0 kanzelte die sangesfreudige Formation des SV Melitia Roth im Spiel um Platz drei den Turnier-Favoriten Progres Frankfurt ab. "Die Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien haben den schönsten Fußball gespielt, sind dabei jedoch in Schönheit gestorben", resümierte Seulbergs Spielausschuß-Vorsitzender Peter Hensel. Im Semifinale hatte die SG Ober-Erlenbach dem Aufgebot von Trainer Aleksandar Pajic mit dem 1:0 den Schneid abgekauft. Im "kleinen Finale" war selbst bei diesem engagierten und professionell geführten Team die Luft restlos raus.
Bereits in den Gruppenspielen hatte Roth dem FV Progres mit einem Remis respektive dem ersten Gruppenplatz quasi die gelbe Karte gezeigt. Später erhärtete sich dieser Trend. Das Seulberger Turnier, das bei 500 Mark Preisgeldern (400 kamen allein durch jeweils 50 Mark Startgeld der acht Vereine zusammen) von Bescheidenheit geprägt ist, dient allein dem Spaß am Indoor-Spiel. Der Veranstalter macht dabei nie einen großen Reibach. Bad Nauheim kassierte 200 Mark Siegergeld, Ober-Erlenbach steckte 150 Mark ein, Melitia Roth fuhr mit einem "Hunderter" an die Kinzigmühle zurück und der "hoch dotierte" FV Progres konnte gerade wieder sein Startkapital einstecken.
Die meiste Stimmung in diesem reibungslos verlaufenen Turnier kam beim Halbfinale zwischen Bad Nauheim und Roth (3:1 im Siebenmeter-Schießen) auf. Das 4:4 in der normalen Spielzeit zeigte die Dramatik dieses Meetings am besten auf. Der Gastgeber konnte nur mit einer verstärkten zweiten Wahl agieren, denn tags darauf stand bereits das Bezirksliga- Punktspiel gegen die Spvgg. Hattstein (1:1) auf dem Programm. Der dritte Gruppenplatz in der Staffel A (2:4 Punkte) stellte einen Achtungserfolg dar.
In der Gruppe B war der FC Kalbach völlig überfordert. Auch Nieder-Eschbach zeigte wenig Hallen-Spielkultur. Dennoch bewies Seulberg: Die Klassenzugehörigkeit spielt in der Halle oftmals keine wesentliche Rolle.
HALLENTURNIER SV 1920 SEULBERG, Tabellen und Ergebnisse, Gruppe A: 1. SG Ober-Erlenbach 5:1-Punkte/4:2- Tore, 2. SV 06 Bad Nauheim 3:3/4:4, 3. SV 1920 Seulberg 2:4/3:4 und FC Nieder-Wöllstadt 2:4/3:4.
Gruppe B: 1. SV Melitia Roth 5:1-Punkte/8:2-Tore, 2. FV Progres Frankfurt 5:1/7:2, 3. TuS Nieder-Eschbach 2:4/3:9, 4. FC Kalbach 0:6/4:9.
HALBFINALS: SG Ober-Erlenbach - FV Progres Frankfurt 1:0, SV 06 Bad Nauheim - SV Melitia Roth 3:1 im Siebenmeter-Schießen (4:4).
SPIEL UM PLATZ DREI: SV Melitia Roth - FV Progres Frankfurt 5:0.
FINALE: SV 06 Bad Nauheim - SG Ober-Erlenbach 2:0.
HANS-DIETER PUTH
Die sportliche Konsolidierung beim FV Alemannia 08 Nied setzt sich unvermindert fort. Der Frankfurter Stadtteilverein belegt in der Winterpause den siebten Rang in der Bezirksliga Main-Taunus, welchem die Klubs aus den westlichen Stadtteilen seit Jahr und Tag angegliedert sind.
"Unsere Aktivitäten in der Jugend sind bezüglich Turnieren und anderer Veranstaltungen ungebrochen, obwohl wir noch immer etwas unter dem Schock des Wechselskandals vom Sommer durch den FC Italia Frankfurt stehen", zeigt Jugendleiter Harald Müller das starke Engagement des Vereins vom Denisweg auf, dem die komplette C-Jugend abgeluchst worden war. Einer der Höhepunkte in der Winterpause soll das erste A-Jugend- Turnier am Samstag (30. Januar, Haus Nied) darstellen.
Die Nieder erwarten zu diesem Indoor- Spektakel der ältesten Jugend-Jahrgänge Germania Wiesbaden, SV 1910 Hattersheim, DJK Schwarz-Weiß Griesheim (Gruppe I), TV Wallau, SV Viktoria Preußen Frankfurt, Spvgg. 02 Griesheim (Gruppe II) sowie die JSG Nied/Schwanheim, FRC Kickers Obertshausen und den VfB Unterliederbach (Gruppe III). Die Gruppenspiele sollen um 11 Uhr, die Finalrunden-Spiele gegen 14 Uhr angestoßen werden. Das Finale ist für 16.40 Uhr anberaumt. Gespielt wird jeweils einmal 18 Minuten, wobei im 20 Minuten- Takt angepfiffen werden soll.
Die erste Bewährungsprobe haben Harald Müller und seine Mitarbeiter inzwischen hinter sich. Beim Turnier der E 1- Jugendmannschaften (Spieler zwischen 8 und 10 Jahren) setzte sich der Nachwuchs des ehemaligen Oberligisten 1. FC Hochstadt (1:0 gegen den TV Wallau) im Finale durch. Die SG Oberliederbach (3:0 gegen den BSC 47 Kelsterbach) wurde Dritter, während Gastgeber Alemannia Nied I nach einem spannenden Penalty- Schießen gegen den SV 1910 Hattersheim (0:0) mit 4:3 die Oberhand behielt.
Der Gastgeber hatte in Patrick Freytag, Swen Noss, Thomas Schmidt und Torwart Patrick Lohr, der zudem zwei Siebenmeter abwehrte, seine Schützen. Der EFC Kronberg (2:0 gegen Alemannia Nied II) belegte den siebten Rang. Die erste Nieder Garnitur hatte beim 2:0 gegen Kronberg ebenfalls in Patrick Freytag und Swen Noss ihre Torschützen.
Ansonsten hatte das Team gegen Wallau (0:0) und Kelsterbach (0:3) sowie im Plazierungsspiel gegen Hattersheim (0:0) unter einer Ladehemmung zu leiden. Die Spielzeit betrug übrigens 16 Minuten. hdp
OBERURSEL. Genau vor drei Jahren, am 26. Januar 1990, begannen Fälltrupps, in den Stadtwald die Trasse für den "Feldbergzubringer" zu schlagen. Demonstrationen begleiteten die Rodung; Tausende gaben ihre Unterschrift gegen das Projekt "B 455 neu". Und heute, fragt die Aktionsgemeinschaft Rettet den Stadtwald Oberursel: "Verarbeitet? - Vergessen? - Verdrängt?"
Daß dem nicht so ist, will sie mit einer Veranstaltung an diesem Jahrestag belegen: am Dienstag, 26. Januar, um 20 Uhr im Foyer der Stadthalle Oberursel. Die Dokumentationen, Vorträge und Lieder des Abends stehen unter dem Motto "Umweltbelastungen beeinträchtigen unser Leben. Für die Zukunft: Nachdenken, umdenken, handeln". Auftreten werden Karin Zeidler, Eckard Rühl, Herbert Wolf, Almut Gwiasda, Michael Gries und Gerhard Brockmann. mak
KELSTERBACH. Eine böse Überraschung erlebte am Samstag ein Autobesitzer, der seinen Personenwagen zwei Wochen lang in der Stegstraße abgestellt hatte: Unbekannte hatten in der Zwischenzeit zwei Reifen seines Fahrzeugs zerstochen. Die Polizei wies am Wochenende darauf hin, daß es sich um einen Wagen mit "auswärtigem" amtlichen Kennzeichen gehandelt hat. Unklar ist, ob es sich um einen individuellen Racheakt gegen Langzeitparker gehandelt hat. Denn seit langem klagen manche Kelsterbacher, daß Langzeitparker kostenlos in Kelsterbachs Straßen parken, während sie vom Rhein-Main-Flughafen aus in Urlaub gejetet sind, und so Parkplätze in der Untermainstadt manchmal für Wochen zuparken. Dagegen geht die Stadt seit einiger Zeit mit zeitlichen Befristungen der Parkdauer vor. cas
OBERURSEL. In der Volkshochschule Oberursel beginnt am heutigen Montag, 25. Januar, das Frühjahrssemester. Anmeldungen sind auch jetzt noch möglich: in der VHS-Geschäftsstelle, Oberhöchstadter Straße 7 (Tel. 0 61 71 / 5 20 78).
Für einige Kurse müssen sich die Interessenten aber besonders sputen, da die Plätze zum Mitmachen rar werden: "Comics zeichnen für Jugendliche" (ab 3. Februar mittwochs 16 bis 18 Uhr), "Selbstverteidigung für Mädchen" (ab 3. Februar mittwochs 16.30 bis 18.30 Uhr), "Keramik für Kinder" (ab 2. März dienstags), "Malen für Kinder" (ab 26. Januar dienstags 15.45 bis 17.15 Uhr), "Mütter- Baby-Treff" (ab 25. Januar montags 15.30 bis 17 Uhr). mak
OBERURSEL. Die Oberurseler Stadtverwaltung hat beim Umweltschutz noch erheblichen Nachholbedarf. Diese Ansicht vertraten die Grünen jetzt bei ihrem Wahlkampfauftakt in der Stadthalle.
Grünen-Landtagsabgeordneter Horst Burghardt verlangte, daß die Kommunen die Zersiedelung beenden. Die Rathäuser sollten in ihren Bebauungs- und Landschaftsplänen besser einerseits dichte Wohnbebauung, andererseits geschützte Freiflächen festschreiben. Auch zur Reinhaltung der Luft könnten die Kommunen nach Burghardts Meinung viel beitragen. Der Grüne regte unter anderem ein "gut durchdachtes Baumpflanzprogramm mit einheimischen Hölzern" an, das beitrage, den Staub aus der Luft zu filtern.
Mike Gloger, Leiter des Umweltamtes in Dreieich, hob hervor, daß eine solche Behörde "optimal" sei, um den Umweltschutzgedanken in die Bevölkerung, aber auch in die Verwaltung zu tragen. In der südhessischen Stadt habe das Amt eigene städtische Entwicklungsprogramme zum Schutz von Luft, Erde und Wasser aufgelegt. Aber auch die Angestellten im Dreieicher Rathaus seien sensiblisiert worden. So achte dort eine verwaltungsinterne "Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz" beispielsweise auf eine ökologische Materialbeschaffung. mak
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine ·Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Telefon: 0 60 31 / 640 00.
Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 833 59.
Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 14.30 Uhr geführter Stadtrundgang mit M. Montag.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Rheumaliga: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Kath. Pfarramt St. Bonifatius: Suchtberatung, 9-11.30 Uhr; Caritassprechstunde, 9-12 Uhr, Gymnasiumstr. 14. Kulturmix Bad Nauheim. Gem. z. Förderung der Waldorfpädagogik: Compagnia Teatro Dimitri - "Die Königin der Kesselflicker", 18 Uhr, Freie Waldorfschule.
Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.
Butzbach. Hausfrauenverband: Handarbeitsnachmittag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Mutter-Kind-Gruppe, 14.30-17.30 Uhr; Familienkreis II, 20-24 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Nidda. Altenbeirat O.-Schmitten: Filmvorführung, 15 Uhr, BH O.-Schmitten.
Friedberg. OVAG-Beratung: Umweltschonendes Waschen, 14 Uhr, Hanauer Str. 22.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Herz-Lungen-Wiederbelebung, Teil 3, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.
VHS: Wie verbessere ich mein Deutsch? Übungskurs in der deutschen Schriftsprache, Kursbeginn, 19.30 Uhr, Kaufm. Berufsschule.
Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr, Parkhotel am Kurhaus.
Bad Vilbel. Schulelternbeirat der Ernst-Reuter-Schule: Podiumsdiskussion zum Erhalt des Haupt- u. Realschulzweiges, 19.30 Uhr, Georg-Muth-Haus.
VHS: Lohn- u. Einkommenssteuer, Beginn, 19 Uhr, Bahnhofstr. 46, Dortelweil.
OVAG-Beratung: Energiesparendes Kochen und Backen mit dem Elektroherd, 14 Uhr, Friedberger Str. 8. Parteien / Parlamente
Friedberg. ArGe sozialdemokratischer Frauen: "Wo drückt der Schuh?", Frauen sprechen mit Frauen über ihre Probleme in der Stadt, 16-18 Uhr, Engelsgasse 8 (täglich bis Fr.).
Nidda. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Hirzenhain. SPD OV: Versammlung, 19.30 Uhr, BH Glashütten. Verschiedenes
Friedberg. Führung durch das Bibliothekszentrum Klosterbau, 16 Uhr, Augustinergasse 8.
Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus.Blutspende Rosbach. DRK: Blutspendetermin, 18-21 Uhr, Erich-Kästner-Schule, Seeweg Rodheim.
Abfallsammlung Niddatal. Altpapiersammlung in allen Ortsteilen. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).
Bad Nauheim. Was Sie über Herzinfarkt wissen sollten und warum jede Minute zählt, Wanderausstellung, Haus der Gesundheit (bis 2. Februar).
Bad Vilbel. Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Februar). Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar).
Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).
Butzbach. Capitol + Bambi: keine Vorstellungen. Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Sister Act (16 Uhr); Moonwalker (20 Uhr).
Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.
Schöneck. Sternpalast: Gestohlene Kinder (19.45 Uhr); Mo'money (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Preview vor dem Bundesstart: Léolo (19.30 Uhr); Simple Men (21.45 Uhr).
(ohne Gewähr)
KREIS GROSS-GERAU. Auch die CDU erhält bis zum 7. März prominente Schützenhilfe. So wird am Dienstag, 26. Januar, Bundesumweltminister Klaus Töpfer im Wasseraufbereitungswerk Biebesheim erwartet. Beim Termin mit Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber am Freitag, 29. Januar, in Kelsterbach wurde die CDU von der Realität überholt: Riesenhuber ist seit kurzem Privatmann! Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth kommt am Freitag, 5. Februar, nach Walldorf und die Bundesministerin für Frauen und Jugend, Angela Merkel, ist für Freitag, 12. Februar, in Groß-Gerau angesagt. "Auf dem heißen Stuhl" - rhetorische Titel-Anleihe einer TV-Sendung - nennt sich am Dienstag, 16. Februar, in Nauheim eine Veranstaltung. Bei einer Talk-Show wird Thomas Mann den aus Rüsselsheim stammenden Sozialminister Norbert Blüm interviewen. Erster Preis beim Kommunalwahl-Lotto der CDU ist eine Reise in eine der letzten kommunistischen Hauptstädte der Welt, nach Peking. cas
Herrn Stefan Hörr, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Susanne Deumer, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Else Tenner, Bad Vilbel, zum 95. Geburtstag.
Frau Martha Komarek, Bad Vilbel, zum 94. Geburtstag.
Frau Johanna Ott, Okarben, zum 70. Geburtstag.
Herrn Hans Kniß, Okarben, zum 70. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Sadlowski, Rendel, zum 78. Geburtstag.
Frau Ida Siemens, Assenheim, zum 85. Geburtstag.
Frau Frieda Schiefer, Assenheim, zum 80. Geburtstag.
Frau Marie Zettl, Bönstadt, zum 89. Geburtstag. Frau Marie Bicherl, Bönstadt, zum 84. Geburtstag.
Herrn Heinrich Gutermuth, Ilbenstadt, zum 87. Geburtstag.
KREIS GROSS-GERAU. "Jugendliche fragen - Politiker antworten" ist das Motto einer Veranstaltung des Kreisjugendringes (KJR) Groß-Gerau zur Kommunalwahl. Er lädt dazu für Dienstag, 9. Februar, 19.30 Uhr, ins Groß-Gerauer Kulturcafé ein.
Wie KJR-Vorsitzender Klaus Kreer sagt, nehmen die Jugendverbände im Kreis die zunehmende Politikverdrossenheit unter jungen Leuten ernst. Mit der Veranstaltung soll Jugendlichen auch vor der 93er Wahl die Chance eröffnet werden, Politiker aller Parteien zu jugendpolitischen Themen direkt befragen zu können. cas
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Reihe der Kriegsopfer im ehemaligen Jugoslawien ist lang: Mehr als 50 000 bosnische Mädchen und Frauen wurden allein im vergangenen halben Jahr in Bordelle und Lager verschleppt, vergewaltigt, geschwängert, wochen- und monatelang festgehalten. Lang soll auch die Reihe derjenigen werden, die den Greueltaten nicht länger tatenlos zusehen wollen: Frauen verschiedener Institutionen wie "Frauen helfen Frauen", amnesty international, pro familia und die Kreis-Volkshochschule, die Gleichstellungsbeauftragten des Kreises und alle Parteien rufen Bürgerinnen und Bürger auf, sich am Mittwoch, 27. Januar, um 17 Uhr an der Demonstration gegen die Vergewaltigungslager in Bosnien zu beteiligen. Treffpunkt ist vor dem Rathaus in Hofheim. Von dort ziehen die Demonstranten durch die Stadt zu einer Kundgebung vor dem Alten Rathaus in der Hauptstraße (18 Uhr).
Durch starke öffentliche Präsenz wollen die Frauen Druck auf die politisch Verantwortlichen in nationalen und internationalen Stellen ausüben und sie zu konsequentem Handeln auffordern. Vergewaltigungen sollen als Kriegsverbrechen verurteilt, den Frauen und ihren Familien die Aufnahme garantiert und Zufluchtstätten geschaffen werden, um die medizinische und psychosoziale Betreuung zu sichern.
In Kelkheim liegen Unterschriftenlisten im Rathaus aus. Spenden sind erbeten auf das Konto 307 09 05 der Bank für Sozialwirtschaft (BLZ 100 205 00) unter dem Stichwort "Frauenhaus Zagreb". ana
KELKHEIM. 23 000 Kilometer weit entführen Gudrun und Herbert Schwab am Mittwoch, 27. Januar, alle, die schon immer mal ans andere Ende der Welt wollten: Neuseeland ist das Ziel der "Reise", zu der sie für 20 Uhr ins Kelkheimer Rathaus einladen.
Am ersten Abend seiner zweiteiligen Diaschau zeigt das Paar den Norden der beiden Inseln im Südpazifik. Hier dampft und brodelt der vulkanische Untergrund rund um Rotorua, wo heute der Großteil der Maori, der neuseeländischen Ureinwohner, lebt. Die Schwabs berichten auch über die Kauriwälder mit den riesigen Bäumen, zeigen die Bay of Islands, wo 1840 mit dem Vertrag von Waitangi die Geschichte Neuseelands als britische Kolonie begann. Weitere Stationen sind die Städte Auckland und Wellington. Den zweiten Teil der Neuseeland-Reise zeigen die Schwabs am Mittwoch, 3. März, ebenfalls um 20 Uhr im Rathaus.
Ins "Kakteenland" im Südwesten der USA führt der Diavortrag von Heinrich Schmitt am Mittwoch, 31. März, und nach Arizona geht's am Montag, 19. April. Den letzten USA-Vortrag in der Reihe des "Clubs Kelkheim International" zeigt Heinrich Schmitt am Mittwoch, 30. Juni - dann steht ein Trip vom Grand Canyon bis nach Las Vegas an. ana
BAD SODEN. Um Kleider, Schuhe und Spielzeug für russische Jungen und Mädchen in einem Moskauer Kinderkrankenhaus bitten die Stadt Bad Soden und der Lions Club Vordertaunus. In der Klinik sind rund 60 Waisen, die versorgt werden müssen. Ein Bad Sodener Unternehmer wird die Spenden nach Moskau fahren und dafür sorgen, daß die Sachen auch tatsächlich ankommen.
Die Spenden können montags, mitwochs und freitags von 7 bis 12 Uhr im Rathaus, Königsteiner Straße 73, abgegeben werden. Mitglieder des Lions Clubs sind aber auch bereit, sie frei Haus abzuholen. Wer helfen will, kann sich melden bei Bürgermeister Kurt Bender, Telefon 0 61 96 / 2 43 38, oder bei Heinz Fuchs (0 61 96 / 2 55 25), Gerd Hochapfel (0 61 96 / 6 12 21), Günter Menze (0 61 96 / 53 24), Friedrich Schlenkhof (0 61 74 / 2 13 66) oder Peter Schwaner (0 61 96 / 2 88 76). ana
BAD SODEN. Über den Haushaltsplan 1993, die Neuaufstellung des Bebauungsplanes rund um das ehemalige Kreisaltenheim und nicht zuletzt über vier Anträge der SPD-Fraktion - unter anderem zur Möglichkeit, einen Kinderhort einzurichten - diskutieren die Stadtverordneten während ihrer Sitzung am Mittwoch, 27. Januar, von 20 Uhr an im Kurhaus.
Bei der ersten Sitzung im neuen Jahr sollen nun die Weichen gestellt werden, den bei den Anwohnern umstritten Bau des privatisierten Altenheims so schnell wie möglich realisieren zu können. ana
BAD SODEN. Galt Bad Sodens Inhalatorium früher als das größte Europas, kann es sich nach seiner Renovierung bald auch als eines der modernsten rühmen. Nach Auskunft der Stadt wird das im Sommer dieses Jahres der Fall sein.
In dem denkmalgeschützten Gebäude finden sich dann Massageräume, eine Fango- und Hydroabteilung, medizinische Wannenbäder sowie die Psoriasis-Abteilung und nicht zuletzt ein umfassendes Inhalationsangebot. Rund 190 000 Mark hat die Stadt für 22 Inhalationsgrundmodelle mit Aerosol-Handverneblern und Sole-Naßverneblern bereitgestellt. ana
BAD SODEN. Giftigen Abfall wie Lakke, Farben, alte Medikamente oder Leuchtstoffröhren werden die Bad Sodener am Montag, 25. Januar, von 15 bis 18 Uhr beim Giftmüll-Sammelfahrzeug los. Das macht auf dem Parkplatz Neuenhainer Straße in Altenhain Station. ana
KELKHEIM. Zu einer ungewöhnlichen musikalischen Spritztour durch die Evergreens von Wien bis zum Broadway lädt die Kelkheimer Kulturgemeinde für Samstag, 30. Januar, um 20 Uhr ins Rathaus ein. Ortrun Maria Ohlendorf (Sopran) und Rochus Holewik (Klavier) sind als "Reiseleiter" engagiert. Karten gibt es im Vorverkauf in den Buchhandlungen Herr und Pabst. ana
KELKHEIM. Ausländische und deutsche Frauen können am Mittwoch, 27. Januar, von 20 Uhr an wieder zu dem Treff ins alte Rathaus in Münster kommen. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Edelgard Kleemann lädt dazu allmonatlich ein. ana
BAD SODEN. Die frühmorgendliche Eile der kurstädtischen Autofahrer wird tagtäglich vom leuchtenden Rot der Ampel an der Königsteiner/Ecke Kronberger Straße gebremst, moniert der SPD-Stadtverordnete und Spitzenkandidat der Kurstadtgenossen, der die nächtliche Bettwärme offenbar nicht allzulange in die Morgenstunden hineinzuretten pflegt. Spricht der Sozialdemokrat doch "aus eigener Erfahrung": Maximal vier bis fünf Autos schafften es, den elektronischen Verkehrsregler bei "Grün" zu passieren, während die Ampel nach sieben Uhr mit längeren Grünphasen Durchlaß gewährt.
Für den Sozialdemokraten "barer Unsinn": Das Verkehrsaufkommen vor 7 Uhr sei "relativ gering", die Kronberger Straße um diese Zeit kaum befahren, dennoch würden die Autofahrer gezwungen, mehrere Minuten zu warten. Und weil das im Winter in der Regel bei laufendem Motor geschehe, verpesteten die Autofahrer auch noch unnötig die Luft. Thumser schlägt deshalb vor, zu der früheren Regelung zurückzukehren und die Ampeln erst um 7 Uhr anzuschalten. Dadurch würden unnötige Staus vermieden, die Lärm- und Schadstoffbelastung reduziert und der Schleichweg über die Straßen Am Quellenpark, Brunnen- und Gartenstraße weniger genutzt.
Bürgermeister Kurt Bender (CDU) hat durchaus Verständnis für den Sozialdemokraten. Seit drei Jahren schon verhandele die Stadt mit dem Hessischen Straßenbauamt wegen der unbefriedigenden Ampelschaltung: "Wir wollen die Grünphasen in den frühen Morgenstunden für die Autofahrer länger schalten, damit sie ungehindert durchkommen, und sie tagsüber günstiger für die Fußgänger schalten." Ein Ziel, das die Verwaltung für die gesamten Ampeln der Stadt verfolge.
Bisher allerdings zog das Straßenbauamt in der Frankfurter Kaiserstraße nicht so recht mit. "Die scheuen sich eben vor den Kosten, die sie damit übernehmen müßten." Bender schätzt die Summe auf rund 40 000 Mark. Der Magistrat habe ob der Entschlußlosigkeit der Straßenbaubehörde im vorigen Jahr selbst die Initiative ergriffen und beschlossen, 20 000 Mark aus dem Stadtsäkkel beizusteuern. Im Sommer könnten möglicherweise im "gleichen Aufwasch" auch die übrigen Ampeln in der Kurstadt umgeschaltet werden. ana
BAD SODEN. Offene Fragen über die Auswirkungen der Rentenreform beantwortet Regina Hermann-Weineck, Leiterin des Hessischen Fortbildungswerkes für soziale Fachkräfte in Wiesbaden, am Mittwoch, 3. Februar, um 19.30 Uhr. Themen sind unter anderen die Anerkennung von Kindererziehungszeiten, Neuregelungen im Scheidungsrecht oder bei der Hinterbliebenenrente.
Die Teilnehmerzahl ist auf 40 Personen beschränkt, wer Interesse hat, sollte sich schleunigst bei der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Möller-Herr, Telefon 06196 / 20 82 13, anmelden. ana
LIEDERBACH. Statt mit schönen Worten will die Unabhängige Liste Liederbach (ULL) das neue Jahr mit Taten beginnen. Anders als die anderen Parteien der Gemeinde lädt sie nicht zum Neujahrsempfang ein, sondern zum Aktionstag: Am Samstag, 30. Januar, ist "Frühjahrsputz" im Liederbacher Wäldchen.
"Es gibt keinen Sinn, daß im Gemeindeparlament mit schönen Worten über Umweltschutz und Verbesserung einzelner Bereiche diskutiert und beschlossen wird, aber keine Taten folgen", erklärt ULL-Fraktionschef Joachim Unverzagt Sinn und Zweck der Aktion. Ohne Mitarbeit der Bevölkerung ließen sich angesichts leerer Kassen die kommunalen Probleme zudem kaum noch bewältigen. Als erste Konsequenz dieser Erkenntnis wollen die ULL-Leute mit Bürgern losziehen, um das "Liederbacher Wäldchen" von Schmutz und Unrat zu befreien.
Bei der Gelegenheit erinnert Unverzagt daran, daß im Zuge des Baus der Startbahn West im Bereich Liederbach Ausgleichspflanzungen geplant waren. Bis heute sei jedoch nichts geschehen. "Bei den vielen großen Renommierobjekten ist dieser Sachverhalt den anderen Kommunalpolitikern wohl entfallen."
Die ULL, so Unverzagt, werde zum Gedenken an jenen Vorsatz während der Säuberungsaktion einen Baum als Symbol der Erinnerung pflanzen. Wer mitmachen will, sollte Samstag um 13.30 Uhr zum Liederbacher Bahnhof kommen. ana
LIEDERBACH. "Hot Jazz" aus Frankreich: Das Quartett von René Franc, der als einer der erfolgreichsten Klarinettisten Europas gilt, ist am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, in der Liederbachhalle (Wachenheimer Straße) zu hören. Karten für das Konzert des Jazzclubs Liederbach gibt es für zwölf Mark bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse für 15 Mark. ana
LIEDERBACH. Den Liederbachern geht's wie der verwöhnten Königstochter in König Drosselbart: Erst rümpfen sie die Nase über das Häßliche, aber am Ende müssen sie doch einsehen, daß sich gerade das Häßliche als gut und richtig erweist: Das schöne Pflaster aus rechtekkigen Betonsteinen, das die Kreuzungen Wachenheimer Straße, In den Eichen und Alt-Niederhofheim / Könisteiner Weg ziert und vor gut einem Jahr als optische Bremse für allzu flotte Autofahrer verlegt wurde, ist inzwischen arg beschädigt.
Bürgermeister Gerhard Lehner bestellte einen unabhängigen Experten, um prüfen zu lassen, ob die Gemeinde eventuell Nachbesserungen von der Baufirma verlangen kann. Der Experte kam zu dem Schluß, daß das Rechteckpflaster zwar schön, aber der Verkehrsbelastung nicht gewachsen sei. Untergrund und Tragschicht müßten nun auf ihre Stabilität hin geprüft und die Betonsteine besser befestigt werden. Sein Rat: Verbundpflaster des Typs TT verwenden.
Genau das hatte die Baufirma von Anfang an empfohlen: Nur der Betonverbundstein Format TT - acht Zentimeter dick und auf drei Zentimeter dicken Edelsplitt gelegt - könne der "fahrdynamischen Belastung" trotzen. Für dieses Pflaster aber konnten sich die Mitglieder des Bauausschusses 1990 nicht erwärmen. So bereisten sie verschiedene Städte im Kreis, um ähnliche Aufpflasterungen zu begutachten. Der Optik gehorchend, fiel ihre Wahl auf den Rechteckstein 16 x 24 mit Granitvorsatz - trotz eindringlicher Warnungen der Baufirma.
Jetzt haben sie den Salat - oder besser: die Löcher in den rechteckigen Betonsteinen. Und die, so meint der Rathauschef, ließen sich nur noch mit "Format TT" beheben. 50 000 bis 60 000 Mark, schätzt er, werde das notwendige neue Pflaster kosten.
Einstweilen ließ Bürgermeister Lehner vorsorglich Warnschilder aufstellen, um nicht auch noch für etwaige Schäden an Autos haftbar gemacht zu werden. Immerhin - der gewünschte Effekt ist erreicht - die Autofahrer rasen ob der Warnungen garantiert nicht über die Kreuzungen. ana
BAD SODEN. Hupende Autofahrer, verstopfte Straßen und zugeparkte Gehwege - das Verkehrschaos in der Innenstadt beschäftigt die Bürgerinitiative "Liebenswertes Bad Soden" auch bei ihrem ersten Treffen im neuen Jahr am Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr, in der Hasselgrundhalle. Mit Schrecken sehen sie dem Bauende des Hundertwasserhauses entgegen, und den jährlich 100 000 Besuchern, die der frühere Kurdirektor prognostiziert hatte. Die Stadt habe jedoch noch kein Konzept vorgelegt, wie die Besuchermassen aus der Innenstadt herausgehalten werden können.
Ihr Rezept gegen den Verkehrsinfarkt der Kurstadt: Eine große Fußgängerzone muß her. Das käme nicht nur Fußgängern entgegen, die endlich - "wie in anderen Städten auch" - ungestört vor den Schaufenstern bummeln könnten, wie die Sprecherin der Verkehrsinitiative, Margit Maibach-Buren betont, auch Geschäftsleute würden davon profitieren. ana
KELKHEIM. Ihren Sperrmüll werden Kelkheimer im "Müllbezirk 3" am Dienstag, 26. Januar, los. Zum Bezirk 3 gehören alle Anwohner, deren graue Hausmülltonnen jeweils mittwochs geleert werden. Die ausrangierten Möbel, Matratzen, Teppiche, Töpfe oder sonstige Gegenstände müssen am Abfuhrtag des Sperrmülls spätestens um 7 Uhr am Straßenrand bereitstehen.
Alte Fernsehgeräte und Computermonitore werden am Dienstag, 2. Februar, abgeholt. Die Geräte müssen jedoch bis spätestens Montag, 1. Februar, 12 Uhr, unter Rufnummer 06195 / 50 31, angemeldet werden.
Gleiches gilt für Kühlschränke und ausrangierte Kühlgeräte, die der Kelkheimer Kübeldienst am Donnerstag, 4. Februar, abholt. Sie müssen bis spätestens Mittwoch, 3. Februar, unter obenstehender Nummer angemeldet werden und am Abfuhrtag dann um 7 Uhr am Straßenrand stehen. ana
FLÖRSHEIM. Die Kolpingfamilie lädt zur zweiten Kindersitzung junge Familien für 14. Februar, 15.11 Uhr, ins Gemeindezentrum St. Gallus ein. Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf in der Chemischen Reinigung Blaha, Grabenstraße, und an der Tageskasse.
Das große Kinderkostümfest der Kolpingfamilie ist für Rosenmontag, ebenfalls 15.11 Uhr, im Gemeindezentrum geplant. Karten gibt es lediglich an der Tageskasse. Wer mehr wissen will, kann sich bei Wilhelm Bachmann, Kolpingstraße 13, Tel. 0 61 45 / 62 28, melden. ana
KELKHEIM. An den Büttenreden wird schon eifrig gefeilt, die Narrentracht mit Pailletten, Bändern und phantasievollem Beiwerk ausstaffiert - der Fischbacher Carneval-Verein bereitet sich vor auf die traditionellen Kappensitzungen am kommenden Samstag, 30. Januar, am 5. und 6. Februar und auf die abschließende "Große Kostümsitzung am 13. Februar. Um Punkt 19.31 Uhr schlägt dann an allen vier Tagen die närrische Stunde, und die Karnevalisten schwingen im Fischbacher Bürgerhaus das Zepter über Zeit und Gesetz.
Einen Wermutstropfen müssen die Narren in ihrer schönsten Zeit des Jahres allerdings verdauen: Wegen rückläufiger Besucherzahlen können sie sich in diesem Jahr den großen Kostümball am Fastnachtssamstag nicht leisten.
Doch ein echter Fasnachter läßt sich von derlei Widrigkeiten nicht zum Narren halten - die Fischbacher fischen schon wieder nach Nachwuchs für ihre Zunft. Reiche "Beute" versprechen sie sich von der Kindersitzung am Fastnachtssonntag, 21. Februar, von 14.31 Uhr an im Bürgerhaus des Stadtteils. Junge Talente können sich erstmals in der Bütt bewähren. Wer mitmachen will, muß sich beim Narren-Präsidenten Ewald Wittekind, Telefon 0 61 95 / 6 21 72, melden.
Doch auch die Senioren sind vor den Narren nicht sicher. Sie sind zum Senioren-Nachmittag für Sonntag, 31. Januar, von 14.31 Uhr an ins Bürgerhaus eingeladen. Dort warten kostenloser Kaffee und Kuchen auf sie.
Zum krönenden Abschluß kurz vor dem Aschermittwoch zieht der Fischbacher Carneval-Verein mit Narren-Gruppen aus der ganzen Region - wie immer am Rosenmontag - mit großen Motivwagen, Fußgruppen und Garden durch den Stadtteil. Die schönsten Wagen und Gruppen werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt und mit einem Pokal prämiert. Wer Lust hat, am Umzug teilzunehmen, soll sich unter Telefon 0 61 95 / 6 11 34 oder 6 17 63 melden. ana
KELKHEIM. Wenn Io und Prinz Sesam am Dienstag, 26. Januar, um Schlag 15 Uhr im Rathaus auftauchen, können sich Kelkheims Kinder wieder auf regelmäßige Spritztouren in unbekannte, phantastische Welten freuen: Das neue Kindertheaterprogramm der Kulturgemeinde steht, die Saison der Abenteuer kann beginnen - mit Io und Prinz Sesam. Die ungewöhnliche Kombination aus Puppen- und Schattenriß-Theater "zaubert" das "Fliegende Theater" aus Berlin für Menschen ab fünf Jahren.
Die "wilde Sophie" bringt das Nürnberger Theater "Pfütze" am Dienstag, 2. Februar, um 15.30 Uhr mit ins Kelkheimer Rathaus, um sie jungen Leuten ab sechs Jahren vorzustellen.
Kein Männlein, dafür aber ein Teddy steht im Wald, wenn Dieter Brockfeld am Mittwoch, 24. März, um 15 Uhr ins Rathaus kommt. Das Puppenspiel ist für Gäste ab drei Jahren gedacht. ana
KELKHEIM. Ach, der Herbert Grönemeyer, der hat ja so recht: Kinder sollten an die Macht. In Kelkheim wäre dann, wo heute das Rathaus steht, ein großer Spielplatz - wahrscheinlich mit Blumenwiese und einem großen Spielhaus à la Villa Kunterbunt obendrauf. Die Autos würden viel langsamer fahren, sofern sie nicht alle von vornherein Pferdekutschen weichen müßten. Aus dem Schwimmbad ragte ein dicker Felsen, und über eine Wasserseilbahn könnte man von einem Beckenrand zum anderen düsen. Ein Unterwasserzentrum gäbe es natürlich auch.
Ideen, die Kelkheimer Kinder in einem "Wunsch-Buch" zu Papier gebracht haben. Gemalt haben sie es im vorigen Jahr zum Weltkindertag, es ist voll mit Ideen zu den Themen Verkehr, Spielplätze, Umwelt, Zukunft und was ihnen sonst in den Sinn gekommen ist. Jetzt kann man das Buch beim Stadtarchivar im Rathaus angucken, Auszüge werden auch im neuen Bürger-Info der Stadt veröffentlicht.
Eines zeigt sich beim Durchblättern auf den ersten Blick: So wie Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) "seine" Stadt gestaltet hat, sähe Kelkheim unter der Regie der Kinder nicht aus: Statt der Parkplätze, breiter Durchgangsstraßen und der aufgesetzten Dachgaubenlandschaft in der Stadtmitte stünde dort wahrscheinlich ein großes Kettenkarussell; drumherum ein Riesenspielplatz, auf dem jeder nach Herzenslust Hütten bauen, sägen, Lagerfeuer anzünden und Fahrräder reparieren könnte. Eine Eisdiele wäre natürlich auch gleich nebenan und vielleicht auch eine Gondelbahn - für den Fall, daß gerade mal jemand Lust bekommt, in die Lüfte zu entschweben. Statt daß mit Gehwegen, Straßen und Parkplätzen alles zuasphaltiert ist, würden überall Gras, Blumen und Sträucher wuchern und vielleicht sogar Gummibären an den Bäumen wachsen.
Auf jeden Fall gäbe es weniger Müll, und die Sonne bräuchte nicht mehr zu weinen und sich die Nase zuhalten, weil auf dem Meer ein dicker Ölteppich schwimmt und die ganzen Abgase von der Erde zu ihr ins All hochsteigen - so wie sie es auf dem Bild der siebenjährigen Alexa tut.
In der Kinderstadt Kelkheim gäbe es freilich auch viele ungewöhnliche Tiere, und die Menschen hätten plötzlich Fähigkeiten, die es sonst nur im Traum gibt: Wer Lust hat, könnte wie die kleine Agnes auf ihrem Bild wie ein Vogel bis zu den Wolken hochfliegen und sich dabei den Flugwind um Nase und Ohren streichen lassen. Auf dem Liederbach tuckerte ein großer Überseedampfer, durch die Straßen stapfte ein toller Wunderelefant, und eine richtige Schatzinsel gäbe es natürlich auch.
Wer das Kinderwunschbuch sieht, weiß schon nach wenigen Seiten: Die Kinderstadt wäre ruckzuck das beliebteste Einwanderungsgebiet der Welt. Doch keine Sorge, an der Stadtgrenze stünden sicher weder Schlagbaum noch Zollstation. Nein. Höchstens das Schild, das der zehnjährige Martin Wöhrle im Buch entworfen hat. Auf dem ist knapp, aber unübersehbar die Warnung zu lesen: Vorsicht, Kinder! ana
BAD SODEN. Musik von der Zeit des Barock bis zur Romantik hat die aus dem Iran stammende Pianistin Haleh Alp für ihr Konzert am Donnerstag, 28. Januar, im Stiftstheater ausgewählt. Sie beginnt um 20 Uhr mit dem italienischen Konzert von Johann Sebastian Bach und läßt Mozarts Klaviersonate KV 333 folgen. Nach der Pause gibt es drei Nocturnes von Frederic Chopin und die Etude de Concert "La Leggierezza". Zum Schluß spielt die Künstlerin die Ungarische Rhapsodie von Franz Liszt. Karten gibt es an der Abendkasse zum Preis von sechs Mark.
Von der Musik zur Literatur: "Liebe mich im Paradies" heißt das neue Buch von Georg A. Weth, aus dem der Autor am Dienstag, 2. Februar, von 18.30 Uhr an im Stiftstheater liest. Weth beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Ereignissen an Gräbern von großen Idolen. Er hat jedoch kein trockenes Dokumentarbuch verfaßt, sondern versteht es auf höchst humorvolle und spannende Art, Zwiesprache mit den Toten zu halten. Wie? Er erzählt ihnen ihr irdisches Weiterleben nach dem Tod.
Die Titelstory "Liebe mich im Paradies" ist dem 30. Todestag von Marilyn Monroe gewidmet und enthält allerlei Kuriositäten, die sich an ihrem Grab bis zum heutigen Tag abspielen. ana
MAIN-TAUNUS-KREIS. Freizeiten, Seminare, Konzerte - die evangelische Jugend im Dekanat Kronberg hat jede Menge zu bieten. Zum Beispiel die Mexico-Freizeit für Acht- bis Zwölfjährige vom 5. bis 7. Februar in Oberstedten. Oder das Akrobatikwochenende für Kinder und Jugendliche vom 12. bis 14. März. Zudem werden Kurse für Gitarrenspieler oder in Seidenmalerei angeboten.
Was es alles gibt, steht im neuen Programmheft der Dekanatsjugend. Es ist im Büro in Bad Soden, Königsteiner Straße 62, Tel. 0 61 96 / 64 36 85, zu haben. ana
Wider den Wachstumsfetischismus
Die Angst vor der Null geht um. Wenn, wie voraussichtlich in diesem Jahr, die deutsche Wirtschaft insgesamt nicht wächst und im Westen der Republik sogar um ein Prozent schrumpft, ist die Krise besiegelt. Der ökonomische Motor in den alten Ländern zieht nicht mehr durch, und der in den neuen Ländern kommt nicht auf Touren. Auf dem Weg "zurück in die Steinzeit?" wähnten uns die Trendsetter des Spiegel schon vor Wochen, als sich die Konjunkturabkühlung abzeichnete. Nullwachstum, Rezessionsspirale, Finanzkrise des Staates, fortgesetzte Entindustrialisierung im Osten, steigende Arbeitslosigkeit: Das Szenario ist düster, und wer traut sich angesichts der unbestreitbaren Rezessionsfolgen - nicht nur für die Gewinnpolster der Unternehmer, sondern auch für den "kleinen Mann" - etwas gegen die unheimliche Renaissance des blanken Wachstumsfetischismus einzuwenden?
Natürlich scheint es am einfachsten, das alte Muster wiederzubeleben. Die Regierung hofft, daß neue Wachstumsimpulse, hausgemachte oder aus den Clinton-USA importierte, dem Staat dank wieder sprudelnder Steuerquellen die Finanzierung der ökonomischen Einheit erleichtern. Andererseits geht es ihr darum, bei dem durch eine zehnjährige Aufschwungphase verwöhnten West-Wähler ökonomische Kompetenz zurückzugewinnen. Was in den 80er Jahren so gut funktionierte, die unterschwelligen ökologischen und sozialen Konflikte überdeckte, kann das im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts falsch sein?
Eine Dekade Wachstum schraubte die volkswirtschaftliche Leistung der (alten) Bundesrepublik um fast ein Drittel nach oben, schuf drei Millionen zusätzliche Arbeitsplätze und steigerte die Kaufkraft der Arbeitnehmer deutlich. Uns, zumindest den meisten von uns, geht es doch gold. Warum also nicht weiter (genauer: wieder) so?
Das eindimensionale Denken in den Kathegorien von Bruttosozialprodukt und Wachstumsprozenten ist längst als überholt erkannt worden; bloß scheint sich jetzt, in der Krise, niemand mehr daran zu erinnern. Fehlsteuerungen der Wirtschaftsentwicklung sind programmiert, weil weder die vom Wirtschaftsprozeß erzeugten Umweltschäden (also die Verminderung des Natur-Kapitals) angemessen eingerechnet werden noch andere Formen der Arbeit als die der Erwerbsarbeit überhaupt wahrgenommen werden. So ergibt sich die groteske Situation, daß zum Beispiel eine ökologisch unverträgliche Entwicklung des Verkehrswesens in den neuen Bundesländern durch Autoboom, Krankschrumpfen der Reichsbahn, höhere Transportintensität der Güter und einen verkehrserzeugenden Umbau der Stadtstrukturen das ersehnte Wachstum erzeugt. Der Flachsinn hat aber auch sonst Methode: Mehr Altersheime steigern das Wachstum, Pflege in der Familie ist wachstumsfeindlich. Hausarbeit und Kindererziehung zählen nichts, Fließband-Maloche pusht die Statistik.
Darüber, wie sehr die eindimensionale Abrechnung an den die Gesellschaft stabilisierenden Strukturen nagt, kann man nur spekulieren. Bei den Umweltschäden liegt die Sache klarer, weil man sie zum Teil monetarisieren, also wieder in Mark und Pfennig übersetzen kann. Für das vereinte Deutschland gelten "externe" (nicht abgedeckte, der Umwelt aufgedrückte) Kosten von 300 Milliarden Mark pro Jahr als realistisch. Solange diese horrende Summe nicht korrekt abgerechnet und den Verursachern angelastet wird, also Rohstoffe und Energie als Basis der Industriegesellschaft viel zu billig angeboten und verschleudert werden, macht dies "den Marktmechanismus, das zentrale Lenkungssystem einer effizienten Wirtschaftsordnung, zunehmend unwirksam". Solches erkannte das Bonner Wirtschaftsministerium jüngst in einem besonders hellen Moment, freilich ohne bislang Folgerungen daraus zu ziehen. Kernzitat: "Es besteht die Gefahr irreversibler Schäden." Das heißt: Die falschen Branchen, die falschen Techniken, die falschen Strukturen wachsen. So wird zum Beispiel nicht Energie-Effizienz gefördert, sondern Energie-Verschwendung. Nicht die Arbeitsplätze schaffende dezentrale Energietechnik und Einspartechnologie boomt, sondern überkommene Großstrukturen werden gehegt.
Wenn das konjunkturelle Durchstarten wie von den Bonner Finanzjongleuren gewünscht gelingt, kann sich das leicht als Scheinsieg entpuppen. Man muß nicht beim Erdgipfel in Rio gewesen sein und hehre Selbstverpflichtungen der Industrieländer zur Ökologisierung ihres Systems unterschrieben haben, um zu wissen, daß der normale Strukturwandel der industriellen Volkswirtschaften, japanisches Tempo eingeschlossen, nicht ausreicht. Die jetzige Krise sollte als Zeichen begriffen werden, daß der ökologische Umbau in den Industrieländern schnell beginnen muß, und zwar indem der Staat die richtigen Rahmenbedingungen setzt - etwa durch eine ökologische Steuerreform. Mit der alten Forderung nach Nullwachstum hat das nichts zu tun. Sondern damit, daß lebenserhaltende Strukturen gestärkt und ökologisch unverträgliche abgebaut werden. Damit der Öko-Ecu noch möglichst lange rollt.
MARBURG. Völlig ausgebrannt ist ein Auto der Stadt Marburg, das von unbekannten Tätern am frühen Samstag morgen auf einem Behördenparkplatz in Brand gesetzt wurde. Ein zweites Auto wurde Angaben der Polizei zufolge erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Anwohner hätten mehrere detonationsartige Geräusche gehört und einen jüngeren Mann fluchtartig davonlaufen sehen. Weil auch Gelächter und Wortwechsel gehört worden seien, geht die Kripo von einer Tätergruppe aus. tap
BAD VILBEL. In einem offenen Brief an die Bad Vilbeler CDU fordert der Freundeskreis Flüchtlingshilfe Bad Vilbel, daß die Parteimitglieder sich von der unglaublichen Ausländer-Hetze im CDU- Parteiorgan "Die Quelle" distanzieren.
In der 50. Ausgabe der "Quelle" veröffentlichte die CDU Bad Vilbel einen "Die Asylantenflut schwappt über" betitelten Artikel. Der Freundeskreis hält das für einen unglaublichen Hetzartikel. Mit derartigen Schlagworten ("das Boot ist voll") würden bei den Lesern Ängste geschürt, heißt es in dem Brief.
Die Gemeinden, so wird behauptet, würden zu "verzweifelten Maßnahmen" greifen müssen, um die "Asylanten und Scheinasylanten" unterzubringen. Dadurch werde geradezu eine Untergangsstimmung heraufbeschworen, in der sich nicht die Flüchtlinge und Asylsuchenden, sondern wir Deutsche befänden, so der Freundeskreis.
Der Freundeskreis berichtet weiter, in der "Quelle" werde die Behauptung aufgestellt, daß "deutsche Mieter von Gemeinden aus gemeindeeigenen Wohnungen zwecks Asylantenunterbringung herausgeklagt" werden. Mit dieser unerhörten Unterstellung werde mit den Ängsten von Mietern Schindluder getrieben, meint dazu der Freundeskreis Flüchtlingshilfe. "Wir fordern die CDU Bad Vilbel auf, konkrete Beispiele zu nennen oder sich zu einer Lüge zu bekennen", verlangt der Freundeskreis von den presserechtlich Verantwortlichen der CDU- Zeitung "Die Quelle".
Gerade wegen der mörderischen Gewalttaten gegen Ausländer halten es die in der Flüchtlingshilfe zusammengeschlossenen Bad Vilbeler für unverantwortlich und unentschuldbar, mit solchen Pseudowahrheiten auf Kosten anderer auf Stimmenfang zu gehen.
Mit der Forderung "Roma-Familie für Gnadl" gibt die Christlich Demokratische Union Bad Vilbel gewollt oder ungewollt denjenigen ein Angriffsziel, die ihren Haß an wehrlosen Opfern abreagieren würden, stellt die Flüchtlingshilfe fest. "Wir fordern all diejenigen in der CDU, denen dieses Geschmiere ebenfalls zuwider ist, auf, sich öffentlich hiervon zu distanzieren und die Hetze gegen Asylbewerber aus dem Wahlkampf herauszuhalten." de
NEU-ISENBURG. Wenn der Petitionsausschuß des Hessischen Landtages kein Einsehen hat, werden Georgi und Bistra Todorov mit ihren beiden Kindern dorthin abgeschoben, woher sie vor zwei Jahren kamen - nach Bulgarien. Dies, obwohl ihre deutsche Herkunft unbestritten ist, die Familie in Deutschland Fuß gefaßt hat und ein Leben wie das Millionen anderer führt.
"Ich habe die Zukunft meiner Kinder dadurch vermasselt, daß ich ihnen eine deutsche Erziehung gab", lautet Mutter Bistras bittere Bilanz. Im Zuhause in Sofia sei immer deutsch gesprochen und sowohl Weihnachten als auch Ostern nach deutscher Tradition gefeiert worden: "In Bulgarien waren wir immer ein wenig wie Fremdlinge." Die Todorovs leben in einer Wohnung im Neu-Isenburger Stadtteil Gravenbruch. Miete: 920 Mark kalt. Das Geld dafür verdienen sich die Eheleute als Briefträgerin und als Möbelverkäufer. Andere Arbeitsplätze konnten die Diplom-Ingenieurin und der Bio-Physiker auf die schnelle nicht ergattern.
Der Notendurchschnitt von Mira und Hilde im Gymnasium liegt zwischen eins und zwei. Wie ihre Eltern sprechen auch die 15 und 19 Jahre alten Töchter fließend Deutsch. Im nächsten Jahr würde Mira das Abitur machen. Würde, denn die Existenz, die sich die Familie aufgebaut hat, sie droht zusammenzubrechen. Der Kreis Offenbach will die Familie abschieben. Arbeit, Wohnung, Schule, Freunde - all das werden die Todorovs aufgeben müssen und wieder bei Null anfangen.
Weil Großmutter Hildegard Gotscheff, die ebenfalls in der Gravenbrucher Wohnung lebt, keine Rente bekommt und auf die Unterstützung der Todorovs angewiesen ist, wird auch sie zurück nach Bulgarien gehen. Dabei hat die 74jährige alle Hürden überwunden, an denen die übrige Familie bislang scheiterte: Im Sommer 1992 bekam sie einen deutschen Paß und durfte in die Bundesrepublik einreisen.
Die gebürtige Berlinerin hatte 1933 in ihrer Geburtsstadt einen Bulgaren geheiratet und war von den Nationalsozialisten wegen ihrer Ehe mit einem "Nicht- Arier" ausgebürgert worden. Als sich die Repressionen verstärkten, wanderte sie 1935 mit ihrem Mann in dessen Heimat aus. Der in Bulgarien bis 1943 regierende Zar versprach mehr Freiheit, da er ethnische Minderheiten schützte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann auch das kommunistische Regime Druck auf Menschen auszuüben, die - wie die Gotscheffs - in einer "Mischehe" lebten. Obwohl sich nach 1989 mit dem Fall der innerdeutschen Mauer auch die Verhältnisse im Ostblock zu entspannen schienen, beantragte Hildegard Gottscheff, geborene Hennersdorff, im Juli 1990 von Sofia aus die deutsche Staatsangehörigkeit. Zwei Jahre später durfte sie in die Bundesrepublik übersiedeln.
Zu diesem Zeitpunkt war ihre Tochter Bistra mitsamt Ehemann und Kindern bereits in Deutschland. Im Frühjahr 1991 hatten sie sich zur illegalen Einreise entschieden. Trotz Demokratisierung hatten die bulgarischen Kommunisten nur wenig von ihrer Macht verloren und versuchten nun, volksfremde Minderheiten als "Sündenböcke" anzuprangern. "Wir hatten Angst, daß etwas mit uns passiert", schildert Bistra Todorova.
Nach langer Autofahrt durch Ungarn und die ehemalige Tschechoslowakei kamen die Todorovs im März 1991 in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach an. "Dort hat man uns gesagt, wir könnten nur einen Asylantrag stellen", erinnert sich Georgi Todorov. Das zuständige Bundesamt in Zirndorf lehnte ab. Die Begründung: In Bulgarien könne von einer politischen Verfolgung deutschstämmiger Familien keine Rede mehr sein.
Nach Auffassung von Matthias Graf von der Offenbacher Ausländerbehörde hätte die Familie angesichts des "offenkundig unbegründeten und völlig chancenlosen" Antrags auf politisches Asyl sofort wieder abgeschoben werden müssen. Daß die Todorovs erst jetzt das Land verlassen sollen, da sie feste Wurzel geschlagen haben, ist für Graf bezeichnend dafür, "wie lahmarschig in Deutschland Asylverfahren abgewickelt werden".
Auch der Versuch der Familie, als Aussiedler anerkannt zu werden, schlug fehl. Nach dem Bundesvertriebenengesetz hätten die Todorovs ihren Antrag in Bulgarien stellen und dort auch die Entscheidung abwarten müssen. Zudem beschied ihnen das Bundesverwaltungsamt in Köln, daß eine "deutschfreundliche Einstellung" nicht ausreiche. Es gebe keine Hinweise, daß sich die Großmutter nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum deutschen Volkstum bekannt habe. Ein erstaunliches Argument angesichts der Tatsache, daß Hildegard Gotscheff mittlerweile wieder einen deutschen Paß besitzt.
Obwohl der Kölner Behörde die Geschichte der Familie bis ins Detail bekannt ist, wollte eine Sprecherin keine Prognose darüber abgeben, ob die Todorovs mit der Anerkennung als Aussiedler rechnen können, wenn sie von Bulgarien aus erneut einen Antrag stellen sollten.
Deren letzte Hoffnung liegt jetzt beim Petitionsausschuß des Hessischen Landtages: Solange dort nicht über das Schicksal der Familie entschieden worden ist, darf der Kreis nicht handeln.
GERHARD BAYER
KRONBERG. Leo Laue nimmt Maß für die neue Welt. Den Zollstock zwischen den Zähnen, klettert er auf dem Motivwagen des Karnevalsvereins 1902 Oberhöchstadt herum, um herauszufinden, wo überall zusätzliche Streben gezogen werden müssen. Wenn der Festwagen in einem knappen Monat bei den Fastnachtszügen des Vordertaunus mitrollt, soll er "viel mehr Stabilität" besitzen, erläutert Michael Endres, Präsident des Elferrates und Chef des Männerballetts, Leos Bemühungen. Denn diesmal muß der Wagen ein gewichtigeres Motiv als noch in der vergangenen Kampagne tragen: Während da noch "leichte Mädchen" vor einem "Freudenhaus" tänzelten, soll jetzt die gesamte Erdkugel mit einer Narrenkappe obenauf auf dem Anhänger ruhen. Und wenn dann außerdem das auf dem Wagen versammelte Männerballet so richtig losschunkelt, "dann darf die Karre sich nicht wieder so abenteuerlich verwinden wie im letzten Jahr", findet Endres.
Karnevalist sein, bedeutet für die Mitglieder des Oberhöchstädter Traditionsclubs erst einmal harte Arbeit. Sobald die Silvesterfeiern überstanden sind, verbringen die Männer vom Ballett und Elferrat jeden Samstag in der zugigen Vereinshalle Am Sportfeld. Drei Aufgaben müssen sie termingerecht erledigen: den Motivanhänger zusammenbauen, den Treppenwagen des Elferrats auf Vordermann bringen und die Bühne im Haus Altkönig für die Fremdensitzungen zusammenzimmern. Die närrische Fron erfordert genaue Organisation: Endres führt Arbeitslisten, in denen steht, wer wann was anzupacken hat. Und zwar, ohne mittags an den heimischen Herd zu entschwinden: Weil Josef "Seppl" Schmidt samstags seine Bäckerei nicht alleine lassen kann, bringt er zum Ausgleich für alle das Essen in die Wagenhalle.
Daß es zwischen Neujahr und Weiberfastnacht so hektisch zugeht, beruht "jedes Jahr auf dem gleichen Fehler", meint Heinz Bierwerth, Vertreter des Elferrates im Vereinsvorstand, achselzuckend: "Im Sommer sagen wir uns, diesmal fangen wir aber früher an. Und dann wird doch nie was draus." Das heißt natürlich nicht, daß die Kampagne selbst vergessen ist. Spätestens ab Herbst brüten die Oberhöchstädter über einem neuen Motto. 1992 war es reichlich zotig: Der Motivwagen zeigte den "Bienenst(r)ich". Dazu hatte das Männerballett den Anhänger zweigeteilt: Vorne hüpften die Herren mit den strammen Waden als "leichte Mädchen" um ein "Freudenhaus", hinten gingen sie im Bienenkostüm in einem Bienenstock aus Draht und Rauhfaser ein und aus.
1993 wird ernsthafter. "Die ganze Welt unter einer Kapp", heißt das Motto. Michael Endres erläutert. "Das soll zeigen, daß für uns Karnevalisten alle Menschen zusammengehören." Um das Motiv gegen Fremdenhaß zu gestalten, greifen die Oberhöchstädter auf den Bienenst(r)ich zurück: Der Bienenstock, ein mannshohes Halbrund aus Drahtgeflecht, das mit Rauhfaser überzogen ist, soll durch eine zweite Hälfte ergänzt und zur Erdkugel umgestrichen werden. Aus Preßfaser wird dann eine Narrenkappe zurechtgebogen und auf die Welt geklebt. Was sonst noch den Motivwagen schmücken wird, soll sich beim Zusammenbau nach und nach ergeben. Aber auch daß dafür gar nicht mehr viel Zeit bleibt, bringt Endres nicht aus der Ruhe: "Wir sind zwar schon mal zum Zug gestartet, da war die Farbe noch naß. Aber geschafft haben wir es immer." mak
Parlamentswahlen fanden in Dänemark zuletzt alle zwei Jahre statt, doch wenn eine Wende bevorsteht, werden die Wähler nicht gefragt. So war es, als der Sozialdemokrat Anker Jörgensen 1982 das Steuer dem Konservativen Poul Schlüter überließ, ohne Wahlen auszuschreiben. So ist es nun, wenn nach Schlüters erzwungenem Rücktritt wieder eine sozialdemokratisch geführte Regierung an die Macht kommt. Nicht die Wähler entscheiden, wer regiert, sondern kleine, bürgerliche Parteien, die so winzig sind, daß sie in Ländern mit strengeren Sperrgrenzen als der dänischen Zwei-Prozent-Hürde nicht im Parlament säßen. Zehn Jahre lang hielten sie Schlüter die Treue. Nun versuchen sie mit Nyrup Rasmussen einen Neuanfang.
Deshalb von einem "sozialdemokratischen Putsch" zu sprechen, wie dies der scheidende liberale Außenminister Ellemann-Jensen tat, war nichts als ein verzweifelter Versuch, den Machtwechsel zu verhindern. Schließlich war es Schlüters eigene Entscheidung, nach dem Tamilen-Skandal zurückzutreten, ohne sich und dem Land einen Wahlkampf aufzulasten, der für ihn peinlich und für die in dieses Halbjahr fallende dänische EG-Präsidentschaft störend gewesen wäre. Und daß der Auftrag, die neue Regierung zu bilden, auch nach einer Wahl an Rasmussen gefallen wäre, kann als sicher gelten.
Von einem Staatsstreich hatte dieser "Systemwechsel" nichts an sich. Die Auflösung des Tamilen-Skandals, der das politische Klima im Land vergiftet hatte, war vielmehr ein Beweis dafür, daß die dänische Demokratie und ihre Kontrollmechanismen funktionieren, auch wenn Regierung und Parlament
Von Hannes Gamillscheg
Nach zehnjähriger Machtpause kommen also wieder die Sozialdemokraten zum Zug. Ihr Regierungsprogramm ähnelt allerdings trotz angekündigtem "Systemwechsel" der Politik ihrer konservativen Vorgänger. Hartwährungspolitik, niedrige Inflation und positive Leistungsbilanz, Errungenschaften der Schlüter-Jahre, sollen bewahrt werden. Der unerträglich hohen Arbeitslosigkeit, dem negativen Erbe dieser Ära, sagt die neue Regierung zwar den Kampf an. Doch gerade hier sind angesichts des internationalen Konjunkturtiefs Erfolge schwierig.
Auch in der Europapolitik verspricht Nyrup Rasmussen Kontinuität. Die EG- Partner, gereizt durch das dänische Maastricht-Nein, sollen vom Wechsel an der Spitze so wenig wie möglich merken. Die dänische EG-Politik ist zwischen Regierung und Opposition abgestimmt. Ein Ja beim für Mai geplanten zweiten Maastricht-Referendum ist durch den Regierungswechsel sogar wahrscheinlicher geworden, da nun Ellemann-Jensen, für die EG-Skeptiker eine Reizfigur, nicht mehr die Ja-Front anführt.
Rasmussens Kabinett hat, was in Dänemark höchst ungewöhnlich ist, eine parlamentarische Mehrheit im Rücken. Die Koalition mit drei Miniparteien der bürgerlichen Mitte ist zwar an der sozialdemokratischen Basis umstritten. Doch spätestens Ende 1994 sind Neuwahlen fällig. Und da Nyrup Rasmussen weiß, wie schwer es ist, in so kurzer Zeit Erfolge vorzuweisen, ging es ihm nun darum, die Mitteparteien möglichst eng an die Sozialdemokraten zu binden. Hat er sie in der Koalition, ist die Gefahr geringer, daß sie ins konservative Lager zurückkehren. Funktioniert die sozial-liberale Achse, dann kehrt Dänemark in den neunziger Jahren zum Normalzustand der Vor-Schlüter-Ära zurück: mit den Sozialdemokraten in der Führungsrolle.
Der seit Mai vergangenen Jahres von Straßburg aus in Deutschland und in Frankreich ausgestrahlte öffentlich- rechtliche Europäische Kulturkanal "arte" macht jetzt einen ersten Schritt, um seinem Namen wirklich gerecht zu werden: Vom 21. März an können auch Belgier das Programm des bislang ausschließlich deutsch-französischen TV- Senders sehen - von diesem Tag an werden die "arte"-Beiträge ins belgische Kabelnetz eingespeist.
Die für das französischsprachige Belgien zuständige Rundfunkorganisation RTBF wird überdies assoziiertes Mitglied bei "arte". Wie die Straßburger "arte"- Zentrale weiter mitteilte, wurde bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Sendegesellschaft ("arte" wird auf deutscher Seite von ARD und ZDF, auf französischer Seite vom ehemaligen Kulturkanal "La Sept" getragen) der demnächst ausscheidende Südwestfunk-Intendant Willibald Hilf als Vorsitzender dieses Gremiums wiedergewählt. In ihren Ämtern bestätigt wurde überdies bis Ende 1994 die gesamte "arte"-Führungsspitze, nämlich Jerôme Clément als Präsident, Dietrich Schwarzkopf als dessen Vize, Alain Maneval als Programmdirektor und Winfried Enz als Verwaltungsdirektor.
Der bei dieser Mitgliederversammlung verabschiedete Haushalt des Senders, der von Deutschen und Franzosen je zur Hälfte getragen wird, beläuft sich nach "arte"-Angaben für 1993 auf insgesamt 618 Millionen Mark - 131 Millionen Mark entfallen auf die Straßburger Zentrale, 191 Millionen Mark auf die deutsche Dependance in Baden-Baden und 296 Millionen Mark auf die französische Dependance in Paris. sat
BAD VILBEL. Die Lok am "Narrenexpreß" der "Fidelen Sandhasen" stand am Samstag abend nicht unter Dampf. Dafür waren die Sandhasen und ihre Gäste umso munterer im Saal St. Nikolaus. Mit Schautänzen und Schunkelliedern heizten die verschiedenen Gruppen des "Ersten Bad Vilbeler Karnevalsvereins" das närrische Publikum richtig ein. Anschließend kamen die Närrinnen und Narren sich auf der überschaubaren Tanzfläche fast zwangsläufig näher.
Die Idee zum "Narrenexpreß" stammte von Sandhas' Andreas Horinek, wie Öffentlichkeitswart Alfred Dieckert berichtete. Die große selbstgebaute Dampflok, die den Sandhasen bei der Rathausstürmung schon zum Sieg verholfen hatte, sollte das Narrenvolk durch den Saal zu verschiedenen Stationen bringen: Nach Frankreich mit seinen guten Weinen und leckeren Baguettes, nach Texas mit Chilli con Carne, in die Karibik mit bunten Getränken, mit und ohne Alkohol, sowie an eine deutsche Station mit deftigen Haspel-Tellern, Bier und "Stöffchen".
Wegen des kleinen Saals bei St. Nikolaus, der sich am Samstag abend rasch gefüllt hatte, ließen die Aktiven die Idee von der fahrenden Lok jedoch fallen. Die zum Teil maskierten Besucher und Besucherinnen machten sich zu Fuß auf nach "Texas", "Frankreich" oder in die "Karibik". Immerhin brachte die Enge im Saal auch eine entsprechende Atmosphäre. Im Kurhaus war die Stimmung gelegentlich in der Weite des Saals abgeebbt.
Unter der Präsidentschaft von Margot Hilling und Frank Breuning sorgten das Gardecorps, die Purzelgarde, die "Bunnys", die Stoppelhopser die "Bobbeswackler" und die Kapelle "Die Marianos" für optische und musikalische Abwechslung. Die Idee, an einem Abend Musik und Tanz in den Mittelpunkt zu rücken und an einem weiteren Abend ein Feuerwerk närrischer Reime zu entzünden (die traditionell die Selbstgefälligkeit der Regierenden in den Blickpunkt rücken) wurde im verganenen Jahr erstmals erprobt und scheint sich zu bewähren.
Die Bütten-Duelle sollen dann zur "Handwerkersitzung" am Samstag, 6. Februar, um 19.11 Uhr, im Kurhaus ausgetragen werden. Anschließend darf wieder getanzt werden.
Zur Weiberfastnacht ziehen die Sandhäsinnen am Freitag, 19. Februar, um 20.11 Uhr wieder in den Pfarrsaal St. Nikolaus. Dort spielt das "Trio Marianos".
Zum Fastnachtsonntag bereiten die Sandhasen im Auftrag der Arbeiterwohlfahrt eine "Prunksitzung für Senioren" am Sonntag, 21. Februar, um 15.11 Uhr, im Kurhaus vor. Zuvor, am Samstag, 20. Februar, erstürmen die Narren das Vilbeler Rathaus.
Ein buntes Treiben wird zum Kinderkostümball am Fastnachtsdienstag, 23. Februar, um 14.11 Uhr im großen Saal des Kurhauses erwartet. Daran schließt sich der Fastnachtausklang am Dienstag um 20.11 Uhr im "Hasenstall" an.
Dieses neue Domizil im ehemaligen Feuerwehrhaus in der Frankfurter Straße haben die Sandhasen im vergangenen Jahr von der Stadt erworben und für ihre Zwecke ausgebaut. Dort proben die verschiedenen Garden und Gruppen, außerdem können die Aktiven dort ihre Treffen abhalten. So auch das traditionelle Heringsessen für Aktive am Samstag, 13. März, um 20 Uhr.
Spätestens dann läßt sich überblicken, ob es den Vilbeler Narren gelungen ist, den Bonner Narrenzirkus an jecken Einfällen zu überbieten. de
OBERURSEL. Einem Feuer ist das Vereinsheim des Weißkirchener Geflügelzuchtvereins von 1908 am Freitag zum Opfer gefallen. Am frühen Morgen sahen Nachbarn das Holzhaus an der Oberurseler Straße in hellen Flammen. Obwohl die Freiwillige Feuerwehr Weißkirchen schnell mit vier Fahrzeugen und 42 Mann zur Stelle war, konnte sie bei dem böigen Wind nicht verhindern, daß das Vereinsheim restlos niederbrannte.
Wie die Polizei ermittelte, hatten die Brandstifter, bevor sie das Feuer legten, einen Mikrowellenherd, Lautsprecher, einige Flaschen Wein und Spirituosen herausgeräumt. Außerdem brachen sie vier weitere Hütten auf. Der Gesamtschaden wird auf 200 000 Mark geschätzt. mak
HÖCHST. "Heut' ist alles anders", begrüßte der Erste Mann im Frankfurter Westen die etwa 200 Gäste zum Neujahrsempfang des Ortsbeirates 6 im Bolongaropalast. Vorsteher Rudolf Hartleib meinte nicht nur den "Kost-Wechsel". Allzu deftig wollte er in diesem Jahr nicht auftragen lassen. Statt Rippchen mit Kraut gab's Gebäck und Käsestangen. Daran hatten alle zu knabbern: OB Andreas von Schoeler (SPD) ebenso wie der mit lang anhaltendem Beifall begrüßte Ex-Forschungsminister Heinz Riesenhuber. Hartleib (SPD) zum geschaßten Christdemokraten: "Sie waren unser aller Minister."
Im Kapellensaal des Palastes hatten sich außerdem der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Hans-Dieter Bürger (SPD), der Bundestagesabgeordnete Karsten Voigt (SPD), die Kollegen aus dem Landtag Alfons Gerling (CDU) und Sieghard Pawlik (SPD), Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD), Grünen-Fraktionsvorsitzende im Römer, Ulrich Baier, und Arbeitsdirektor Justus Mische von der Hoechst AG versammelt.
"Anders" war diesmal auch das "Protokoll". Das Wort überließ Hartleib seinem Stellvertreter Josef Hartinger (CDU). Gleichsam ein Dankeschön an "eine herausragende Persönlichkeit", die das Parlament der Stadtteile 16 Jahre lang mitprägte. Hartinger, der wie Waltraud Adelmann und Karl-Albert Kallert (beide SPD) und Thomas Rahner (Grüne) nicht mehr kandidiert, war acht Jahre lang Ortsvorsteher und weitere zwei Amtsperioden dessen Stellvertreter.
Hartinger griff in seiner mit großem Beifall bedachten Rede die jüngst wieder aufgeflammte Diskussion über die Teilung des größten Ortsbeirates des Republik auf. Schon 1977 habe er in seiner ersten Ansprache als Ortsvorsteher mit dem Gedanken der Teilung gespielt. Heute stehe er solchen Absichten sehr skeptisch gegenüber. "Ich selbst bin dankbar, einen weiten Überblick im Ortsbezirk erhalten und keine kleinliche Kirchturmspolitik betrieben zu haben." Hartinger bezeichnete es als wichtige Aufgabe des Gemeinwesens, gemeinsame Belange über Einzelinteressen zu stellen. Ebenso wichtig sei es, dafür zu sorgen, daß einzelne Stadtteile nicht zugunsten anderer benachteiligt würden.
Pädagoge Hartinger plädierte dafür, Überzeugungen in der politischen Auseinandersetzung nicht zu verabsolutieren. Wo das Parteiprogramm, Parteidisziplin, Fraktionszwang mächtiger werde als das Wohl des Ganzen, müsse die Gemeinschaft Schaden erleiden. "Wir brauchen Standpunkte, aber nur solche, die sich bewegen, manchmal auch ablösen lassen." Christdemokrat Hartinger nannte beispielhaft die Themen Asylgesetze, doppelte Staatsbürgerschaft und kommunales Wahlrecht für Ausländer, die Anbindung der Leunabrücke und die Westumgehung.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler rief in seinem Grußwort dazu auf, "die Rechtsextremen am 7. März aus dem Römer hinauszuwählen". Von Schoeler forderte "alle Demokraten auf, ausländerfeindlichen Reden in der U-Bahn oder an der Supermarkt-Kasse" zu widersprechen. "Nur so können wir verhindern, daß der rechte Mob sich ausbreitet."
Er freue sich, daß das Höchster Schloßfest in diesem Jahr unter dem Motto "Gemeinsam leben, arbeiten, feiern" stehe. Damit setze der Vereinsring ein "Signal des selbstverständlichen, friedlichen Miteinanders" von deutschen und ausländischen Mitbürgern. Er werde natürlich auch wieder als Festpräsident fungieren, versprach der Dezernent für die westlichen Stadtteile.
Die Bemühungen, den Wohnungsbau anzukurbeln, seien im Westen besonders deutlich erkennbar, sagte von Schoeler. Auf dem Moha-Gelände in Sossenheim, in Nied an der Oeserstraße und am ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk mache der Wohnungsbau jetzt deutliche Fortschritte. Auch die Hoechst AG wolle bald mit dem ersten Abschnitt der Gartenstadt beginnen.
An die Bundestagsabgeordneten appellierte von Schoeler, sich für die Anpassung der Einkommensgrenzen im sozialen Wohngungsbau aus dem Jahre 1981 einzusetzen. "Es kann nicht sein, daß wir dem Polizisten und der Krankenschwester Wohnungen verweigern müssen, weil sie zuviel verdienen." TOBIAS SCHWAB
FRIEDRICHSDORF. Auf Scheibenwischer, Antennen und Außenspiegel von 19 Autos, so zählte die Polizei, hatten es in der Nacht zum Sonntag zwei junge Männer abgesehen. Entlang der Strecke Wilhelmstraße / Ringstraße knickten die beiden, 19 und 21 Jahre alt, in betrunkenem Zustand die Antennen um und brachen Scheibenwischer und Spiegel ab. Auch ein Blumenkübel wurde umgeworfen und die Pflanzen auf die Straße geschmissen.
Laut Polizei bedauerte das Duo hinterher den zerstörerischen Streifzug. Weitere Gründe neben dem zu hohen Alkoholkonsum wurden nicht bekannt. Es soll sich jedoch nicht um Radfahrer oder Fußgänger gehandelt haben, die sich durch die Autos behindert fühlten. off
BAD HOMBURG. Aus Ober-Eschbach wurden der Polizei am Wochenende mehrere Einbrüche gemeldet. In der Jakob- Lengfelder-Straße kletterte ein Unbekannter auf einen Balkon, stemmte die Tür auf und nahm aus der Wohnung eine Stahlkassette mit Personaldokumenten, Schmuck und österreichischen Schillingen mit. Das gleiche Vorgehen wurde auch an einer anderen Wohnung festgestellt; unbekannt ist hier jedoch noch, ob und was gestohlen wurde.
Schmuck im Wert von mehreren tausend Mark wurden noch aus einem Wohnhaus an der Jakob-Lengfelder-Straße erbeutet. Beim Einbruch in den Kindergarten am Kirchplatz verließ den Täter das Glück: Als er durch eine zertrümmerte Scheibe der Tür greifen wollte, um sie zu öffnen, schnitt er sich "nicht unerheblich" (Polizeibericht) und sah davon ab, den Kindergarten zu durchsuchen und etwas zu stehlen. off
KRONBERG. In sieben Geschäfte und Gaststätten sind Einbrecher am Wochenende in Kronberg eingestiegen. Dabei schienen sie es besonders auf Friseure abgesehen zu haben: Allein drei Salons wurden Freitag und Samstag nacht überfallen. Sonntag morgen vertrieb ein Wirt zwei Männer, die in seine Gastwirtschaft einbrechen wollten. Größere Beute machten die Eindringlinge jedoch nirgendwo.
Das erste Opfer war ein Coiffeurladen in der Friedrich-Ebert-Straße, wo die Einbrecher in der Nacht zum Freitag ein Fenster einschlugen. Während sie dort ohne Beute abzogen, ließen Diebe eine Nacht später in einem Friseursalon in der Friedrichstraße (Ortsteil Schönberg) Haarpflegemittel und fünf Föns mitgehen. Die Langfinger hatten an der Hausrückseite einen Rolladen angehoben.
Ebenfalls in der Nacht zum Samstag wurde auch ein Friseur in der Schönberger Schillerstraße heimgesucht, wo sich die Einbrecher durch ein eingeschlagenes Fenster Zugang verschafften, aber nichts mitgehen ließen. Bargeld aus einer unverschlossenen Kasse verschwand schließlich Freitag nacht auch in einem Blumenladen in Oberhöchstadt, Oberurseler Straße, in den die Täter durch ein Fenster des Lagers eingedrungen waren.
Auch drei Gaststätten erhielten unerwünschten Besuch: zuerst Freitag nacht ein Bistro in der Friedrich-Ebert-Straße, wo die Diebe ein Fenster zertrümmerten, aber nur Süßigkeiten für 20 Mark mitgehen ließen. Eine Nacht später schlängelten sich Einbrecher durch ein eingeschlagenes Klofenster einer Gastwirtschaft in Oberhöchstadt, Niederhöchstädter Straße, und stahlen einige Zigarettenschachteln und etwas Bargeld. Am Sonntag morgen gegen 1.50 Uhr war dann ein Eiscafé in der Kirchgasse an der Reihe, wo sich die Einbrecher bei Speisen und Getränken bedienten. Als sie dann jedoch auch in eine benachbarte Gastwirtschaft einbrechen wollten, wurden sie vom Wirt überrascht und mußten fliehen. Der Wirt beschrieb zwei Männer, etwa 20 Jahre alt, 1,80 und 1,70 Meter groß, dunkel gekleidet. Der Kleinere war blond und Brillenträger. Die sofortige Fahndung der Polizei blieb erfolglos. mak
BAD HOMBURG. Von vier Jugendlichen umringt und mit einem Messer bedroht wurde am frühen Samstag abend ein 20jähriger aus Bad Homburg auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof. Die Polizei teilte mit, der junge Mann sei gegen 17.40 Uhr an seinem Auto von den vier Jugendlichen umzingelt und aufgefordert worden, seine Geldbörse herzugeben, was er dann auch tat. In dem Geldbeutel befanden sich 100 Mark. Die Täter flüchteten in Richtung Stadthaus. off
Kleine FR
Wut über Mißerfolg BAD HOMBURG. An fünf Autos, die an Straßen der Innenstadt abgestellt waren, versuchten zwischen Freitag und Samstag unbekannte Autoknacker, das Lenkradschloß zu überdrehen und das Fahrzeug in Gang zu bringen. Wohl aus Wut über den Mißerfolg, so teilte die Polizei gestern mit, wurden an einem Wagen die Frontscheinwerfer zertrümmert und die Antenne abgeknickt. Automaten ausgeräumt WEHRHEIM. Aus den Automaten der Gaststätte am Bürgerhaus stahlen unbekannte Einbrecher am Freitag das Geld. Dem Polizeibericht zufolge hatten die oder der Täter von einem Automaten den Schlüssel abgezogen und damit sämtliche anderen Geräte aufgeschlossen. Über die Höhe der Beute machte die Polizei keine näheren Angaben. Fahrzeug für Altglassammlung KRONBERG. Ihr neues Mehrkammerfahrzeug zur Altglasentsorgung führt die Firma Wagner am Dienstag, 26. Januar, zwischen 10 und 11 Uhr interessierten Bürgern am städtischen Bauhof, Westerbachstr. 13, vor. Bürgersprechstunde im Rathaus STEINBACH. Sprechstunde hält Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Bödicker am Dienstag, 26. Januar, von 17 bis 18 Uhr im Rathaus, Gartenstraße 20.
HANAU. Die CDU war auf die nichtgeladenen Gäste vorbereitet. Nachdem die Vertreter des Kreisbauernverbandes schon die Neujahrsempfänge der SPD und FDP aufgesucht hatten, erschienen sie am Freitag abend auch bei der CDU Main-Kinzig mit Protestplakaten und Transparenten. Mit Slogans wie "GATTastrophe für die Bauern" und "Wir lassen uns nicht länger als Stimmvieh mißbrauen" äußerten sie im Kurhaus Wilhelmsbad ihren Unmut über die Ergebnisse der GATT-Verhandlungen, die ihre Existenzen bedrohten und lediglich amerikanische Agrar- und deutsche Industrieinteressen berücksichtigten.
Der CDU-Keisvorsitzende Aloys Lenz begegnete den Landwirten mit Verständnis für deren Frustration, richtete sich ihr Zorn doch in erster Linie gegen die rot-grüne Landesregierung. Für Lenz war es da leicht, die Gäste willkommen zu heißen. "Sie sind bei uns gut aufgehoben. Nicht nur an diesem Abend, sondern auf Dauer". Beitrittserklärungen habe er gleich mitgebracht.
Kreislandwirt Friedhelm Schneider, der das Parteiformular schon vor Jahren ausgefüllt hat, dankte für die Unterstützung, erklärte jedoch gleichzeitig, daß sich die Bauern auch von den Bonner Regierungsparteien im Stich gelassen fühlen. Er überreichte eine Protestnote des Kreisbauernverbandes. Als Zeichen, daß die Politik den Bauern "nicht die Hose ausziehe", überreichte der CDU Landratskandidat Hubert Müller dem Kreislandwirt Schneider eine blaue Arbeiterhose.
Der Herausforderer des Amtsinhabers Eyerkaufer ging in seiner Rede zum Neujahrsempfang auf die derzeitige wirtschaftliche Krise, die Politikverdrossenheit der Bürger und den Solidarpakt ein. Die Unsicherheit der Bundesbürger über die Entwicklung der europäischen Vereinigung und die derzeitige Talfahrt der deutschen Wirtschaft trügen zur Politikmüdigkeit bei. Viele Fragen seien unbeantwortet. Von einem Weltuntergang oder einem wirtschaftlichen Zusammenbruch könne jedoch nicht die Rede sein. "Das sind Stimmen eines Panikorchesters", meinte Müller.
Bei Sekt und Häppchen nahm der Landratskandidat auch Stellung zum Solidarpakt und forderte, daß alle gesellschaftlichen Gruppen zusammenrücken müßten. "Es ist kein Platz für Gruppenegoismus". Ähnlich äußerte sich auch die Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch, die an diesem Abend die Politprominenz stellte. Proteste von Interessensgruppen wie den Landwirten erlebt sie zur Zeit häufiger. Die geplanten Kürzungen des Solidarpaktes rufen derzeit nicht nur die Wohlfahrtsverbände, sondern auch die Sozialhilfempfänger auf den Plan. "Jeder sollte sich jedoch überlegen, wo es in den vergangenen zehn Jahren vielleicht Überforderungen des Staates gab".
Bei den Familien, dem Erziehungsgeld und Kindergeld, das gab die Ministerin bekannt, werden die Regierung entgegen erster Planungen nicht sparen. Gekürzt werden hingegen die Sozialhilfeleistungen. Den bisherigen Höchststand der Zahlungen brachte die Ministerin weder mit verschlechterten sozialen und gesellschaftlichen Konditionen in Verbindung. Sie sprach vielmehr von einem gesteigerten Mißbrauch staatlicher Hilfeleistungen. Sozialhilfeempfänger würden demnächst stärker kontrolliert und vermehrt zu gemeinnützigen Arbeiten verpflichtet werden. Ein Vorhaben, daß die Gäste im dezenten Kostüm oder dunklen Zweireiher zu spontanen Beifallbekundungen animierte.
Beifall auch bei der Ankündigung, daß die Zahlungen an Asylbewerber um ein Viertel gekürzt und die Verfahren beschleunigt werden sollen, um Wirtschaftsflüchtlinge fernzuhalten. "Wir können doch den Männern und Frauen nicht zumuten", so Rönsch, "sich in unsere Gesellschaft zu integrieren, wenn sie später wieder zurückmüssen".
Solidarität forderte die CDU-Ministerin mit den ostdeutschen Bundesbürgern. "Dessen dürfen wir nicht überdrüssig werden", sagte Rönsch. Die Dimension der Probleme in den neuen Bundesländern relativiere die eine oder andere Schwierigkeit in der alten Republik. Westdeutschland sei keine Insel, um die man Mauern ziehen kann, um die Besitzstände zu wahren, sagte die Ministerin, die sich gerade zuvor noch bei der Asyldebatte für eine Abschottung Deutschland ausgesprochen hatte. "Wir sind ein wenig satt geworden", mahnte Hannelore Rönsch die Bereitschaft zum Teilen an. Diese beschränkt sich für die Ministerin offenbar nur auf Landsleute.
BAD VILBEL. "Am liebsten fahr' ich Einrad oder Rola Bola", ist die einhellige Meinung von Patrick, Christian und Guido. Die drei Zwölfjährigen gehören zu einer Gruppe von rund 20 Kindern und Jugendlichen, die sich jeden Freitagmittag in der Turnhalle des Georg-Büchner- Gymnasiums bei fröhlichem Sport und Spiel austoben können.
Der Kinderzirkus "Akrobatik und Jonglage" geht auf die Zusammenarbeit des "Schulsportclubs Bad Vilbel" mit dem Georg-Büchner-Gymnasium zurück, wie Clubvorsitzender und Lehrer Axel Süßkoch berichtet.
Den Hintergrund bildet das Landesprogramm "Schule und Verein", das Bewegung und Gesundheit bei Schülern und Schülerinnen fördern will. Erreichen wollen die Kulturpolitiker dies auch durch engere Zusammenarbeit von Schule und Vereinen. Dazu gibt es einen Zuschuß von 15 Mark pro Stunde.
Das ermöglicht den Einsatz der beiden angehenden Diplompädagogen Susanne Harkort und Dirk Schambacher zum freitäglichen "Kinderzirkus". Die beiden finden offenbar den richtigen Ton, wie ein Blick in das fröhliche Gewimmel in der Sporthalle zeigt: Geduldiges Jo-Jo-Spiel, Jonglieren mit Bällen, Keulen und Ringen, Akrobatik, Balancieren auf (selbstgebauten) Rollbrettern, Rola-Bola genannt, und nicht zuletzt das Fahren auf dem Einrad, machen sichtlich Spaß.
"Das ist was anderes als Sportunterricht in der Schule", meinen Patrick und Christian: "Es wird nicht alles vorgeschrieben, man kann ausprobieren." Genau darin liegen offenbar der Erlebniswert und die Motivation der Heranwachsenden. Und das sei eben auch Ziel des Programmes und der Zusammenarbeit Schule und Verein, bekräftigt Axel Süßkoch, der am Gymnasium Sport und Sozialkunde unterrichtet.
Ziel der Förderung durch die hessische Landesregierung ist es auch, eine neue, weitere Angebotspalette für Sport an Schulen und in Vereinen zu erproben, die unter anderem ästhetisch-gestalterische Bewegungskünste enthalten, psychometrische Ansätze und Bewegungsabläufe bieten, die einen Hauch von Abenteuer oder Spontaneität vermitteln.
Der Schulsportclub wurde nach den Worten von Süßkoch vor einem Jahr gegründet. Er hat inzwischen rund 150 Mitglieder. Der Club will dem Bewegungsbedarf von Schülern und Schülerinnen Raum geben.
Ideal wäre es vermutlich, wenn sich die Heranwachsenden an jedem Mittag bei solchen Bewegungsangeboten austoben könnten.
Immerhin, freitags ab 13 Uhr in der Sporthalle des Gymnasiums: "Wir sind offen für andere Kinder aus Bad Vilbel", bestätigt der Gymnasiallehrer. Der Schulsportclub plant nach seinen Worten, noch vor den Sommerferien in einer großen Aufführung zu zeigen, was Jugendliche und Schüler alles können. Bewegung und Konzentration machen - neben dem Wettbewerbssport - offenbar viel mehr Spaß, wenn man sich selbständig und spielerich dabei entfalten kann. de
me JENA, 24. Januar. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) führt jetzt auch die Landes-CDU. Ein Sonderparteitag wählte den Anfang 1992 nach Erfurt gewechselten früheren rheinland-pfälzischen Regierungschef am Samstag in Jena mit 220 Ja-, 21 Nein- Stimmen und drei Enthaltungen zum Nachfolger des zurückgetretenen thüringischen CDU-Landesvorsitzenden Willibald Böck, der wegen seiner DDR-Vergangenheit unter Druck geraten war. Böck forderte einen Neuanfang in der Partei. Die Glaubwürdigkeit der CDU müsse wieder hergestellt werden.
Zum ersten Stellvertreter Vogels wurde der bisherige Landeschef der Jungen Union, Christoph Bender, gewählt.
(Bericht auf Seite 3)
BAD HOMBURG. Die Phase des häufig belächelten Aschenbecherstatus, der Töpfer-Kursen der Volkshochschule oft anhängt, haben sie längst hinter sich. Die Teilnehmerinnen des Pueblo-Keramik- Kurses der VHS-Dozentin Jutta Selmer (Frankfurt) können Spötter mit ihrer Schau "Wenn der Ton singt . . ." im Volksbildungsheim zum Erstarren und Verstummen bringen. Diese Frauen können töpfern und malen im Stile der Indianer, sie wissen um die Bedeutung der Pueblo- Keramik, ihre Geschichte und Geschichten, kennen die Symbole und Zeichen.
Die Eingangshalle des VHS-Gebäudes ist belebt: Dralle "Storyteller" (egal ob Mann, ob Frau) erfüllen den Raum; auf den Rücken, auf ihren Armen und Beinen hängen und krabbeln Kinder, begierig, sich Geschichten des Volkes erzählen zu lassen. Geschichten von der Schildkröte - sie ist den Pueblo-Indianern des Südwestens der Vereinigten Staaten heilig -, vom Wasservogel, vom Streit der Wolke mit dem Regenbogen, der Bärentatze (sie gilt als Glücksbringer). Die Bilder finden sich auf Krügen, Saatgefäßen, Schüsseln und tönernen Menschenkörpern. Ziel und Interesse von Jutta Selmer ist es, den Teilnehmerinnen ihrer Kurse über Ton, Töpferei, Keramik zunächst fremde Kulturen näherzubringen. Über den Weg eines der ältesten Handwerke will sie dann den Bogen aus der Fremde zur eigenen Geschichte spannen. Die Ausstellung, die noch bis Freitag, 29. Januar, zu sehen ist (täglich von 9 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr), ist eine Kombination von unverkäuflichen Exponaten der Kursteilnehmerinnen und Informationstafeln, an denen Kursleiterin Jutta Selmer mit weiteren VHS-Dozentinnen aus Hessen und Bayern nach einer Studienreise zu Pueblo-Indianern mitgearbeitet hat. Die Text- und Bildtafeln geben Einblick in die Geschichte der ältesten historisch belegbaren Kulturtraditionen Nordamerikas, ihren Untergang und die Rückbesinnung auf das prähistorische Handwerk Töpferei. Die Informationstafeln über die historische Entwicklung und die verschiedenen Ausprägungen der Pueblo- Keramik können über den Hessischen und Bayerischen Volkshochschulverband ausgeliehen werden. Die tönernen unglasierten Exponate der Kursteilnehmerinnen sind unverkäuflich. Zum einen sind es unter großen Mühen und hohem Zeitaufwand angefertigte Unikate; zum anderen soll mit dem Wissen und Können den töpfernden Pueblo-Indianern nicht Konkurrenz gemacht werden. Denn viele von ihnen bestreiten inzwischen durch den Verkauf von Keramikgefäßen und Geschichtenerzählern den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien. off
DIETZENBACH. Zum Bau eines Vereinsheims für den Fußballclub (FC) Dietzenbach wurde ein städtisches Grundstück südlich des Waldstadions gefunden. Wie der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Sportvereine (IGS) Dietzenbachs, Joachim Müller, berichtet, "handelt es sich um ein Gelände, wo sich derzeit noch technische Anlagen des Waldschwimmbads befinden".
Müller, der zusammen mit Hans Himmel auch den zweiten Vorsitz in der Sportgemeinschaft (SG) Dietzenbach führt, versichert, "daß es nicht nur eine Ortsbesichtigung, sondern auch schon ein Abstimmungsgespräch zwischen der Stadtverwaltung und den betroffenen Vereinen gegeben hat".
Doch SG-Chef Herbert Späth traut dem Braten nicht. Er vermutet, "daß hinter den Kulissen immer noch geschoben wird". Er berichtet von einer großen Unruhe in der SG. In der Dietzenbacher Vereinswelt kam es zum Streit, nachdem der Vorsitzende des FC Dietzenbach öffentlich erklärt hatte, der Club werde auf dem Gelände des Waldstadions mit Unterstützung der Stadt ein eigenes Domizil bauen. Man müsse eben nur die richtigen Leute kennen. Die SG Dietzenbach, die als Traditionsverein glaubt, eine Art Hausrecht im städtischen Waldstadion zu haben, schlug Krach, weil die SPD-Fraktion - am Magistrat vorbei - mit dem FC-Vorstand verhandelt hatte.
"Das Waldstadion muß tabu bleiben", bekräftigt Späth. "Auch unser Vereinsheim ist einen Kilometer davon weg." Und Hans Himmel, der auch Vorsitzender der CDU in Dietzenbach ist, spricht davon, daß die SG-Mitglieder erbost seien über das Verfahren hinsichtlich des geplanten FC-Gebäudes. Himmel: "Wofür ist eigentlich noch der Magistrat da?"
Joachim Müller erklärt indes, es könne nicht angehen, daß die IGS, der Dachverband der Vereine, "immer den Kopf bei der schwierigen Sporthallenverteilung hinhält, andererseits bei wichtigen Entscheidungen außen vor bleibt". fin
SELIGENSTADT. Die Grünen werden voraussichtlich auch in Seligenstadt zur Kommunalwahl am 7. März antreten. Das kündigte Hans-Peter Bicherl vom Kreisvorstand der Grünen an. Der Hainburger Bicherl, ein gebürtiger Seligenstädter, sagte, daß Ulrike Gier und Dieter Kellermann sich am Freitag bereit erklärt hätten, "als Spitzenkandidaten für die Grünen ins Rennen zu gehen".
Am kommenden Mittwoch, 27. Januar, treffen sich die Grünen um 20 Uhr in der "Alten Schmiede" am Marktplatz, "um eine Liste mit sechs oder sieben Leuten aufzustellen", wie Bicherl berichtete. "Die Liste wird dann noch rechtzweitig vor dem letzten Abgabetermin am 1. Februar beim städtischen Wahlleiter im Rathaus eingereicht."
Der Kreisverband der Grünen hatte bereits zu einer Versammlung in Seligenstadt eingeladen, um zu versuchen, eine Liste zu bilden mit dem Ziel, "in den nächsten vier Jahren im Stadtparlament ökologische Akzente zu setzen". Bicherl: "Nur sehr knapp verfehlten die Alternativen vor vier Jahren das Ziel." Immerhin hätten die Alternativen 1989 in Seligenstadt 4,9 Prozent verbuchen können. 519 Wählerinnen und Wähler hätten die Grünen gewählt.
Der Ortsverband der Grünen, der damals aus rund 20 Mitgliedern bestanden hatte, sei im Laufe der Zeit eingeschlafen, "weil", so Bicherl, "die meisten Leute den Wohnsitz gewechselt haben".
So gab es in der traditionell schwarzen Einhardstadt, in der SPD und Freie Wähler mit hauchdünner Parlamentsmehrheit im Herbst 1991 den Sozialdemokraten Rolf Wenzel zum neuen Bürgermeister gekürt hatten, schließlich nur noch einen einzigen einsamen Grünen, nämlich Peter Störk.
"Nun sind schon vier Seligenstädter spontan bei den Grünen eingetreten", sagte am Wochenende Bicherl. Aus diesem Polit-Quintett soll laut Hans-Peter Bicherl nun noch ein größeres grünes Ensemble werden. fin
Käthe und Otto babbelten drauf los Rainer Bange schaut dem Volk aufs Maul und erzählt Alltagsgeschichten Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. Der erste Eindruck: Ein Mann wie ein Sparkassendirektor im Vorruhestand mit grauen Schläfen, kahlköpfig, trister Anzug - auffällig unauffällig. Ein Eindruck, der täuscht. Dann greift Rainer Bange zum Mikro, hampelt über die Bühne, als hätte er Flöhe in der Hose. Er steigt auf einen Stuhl, springt wieder aufs Parkett. Kurzum: Der Hanauer macht jede Menge Theater. Bange erzählt mit viel Mimik und Gestik Geschichten. Geschichten, die das Leben schrieb. Sein Dietzenbacher Publikum im Wirtshaus "Zur Linde" ist aus dem Häuschen: Anhaltender Applaus im Gasthofsaal des ersten Stockwerks. Bange spielt die Typen der südhessischen Familie Kleinschmidt, die in der Langstraße 13 wohnt. Ob Mutter Käthe, Vater Otto oder der Opa - allen ist gemein, daß sie babbeln, je nach ihrem Temperament schnell oder langsam. Rainer Bange macht die Kleinschmidts für einen Abend zu einer Dietzenbacher Familie. Die Kleinschmidts haben ihre Last mit den Behörden im Rathaus und Handwerkern. Deutlich wird das, wenn Otto oder Opa mit dem "Fräulein vom Amt", den Mitarbeitern der Stadtwerke oder mit wem auch sonst telefonieren. Der Kabarettist nennt das "die Telefonkultur im Allgemeinen". Bange imitiert die unterschiedlichsten Charaktere - und das alles in südhessischer Mundart.
Der 64jährige, von Beruf selbständiger Architekt, der seit Jahren schon für den Hörfunk arbeitet und seit einiger Zeit auch in der Fernsehsendung "Capito" des Hessischen Rundfunks für Gaudi sorgt, "erfindet nichts", wie er am Rande seiner Bühnenshow sagt.
Er plaudert einfach nur aus seinem Erfahrungsschatz. "Ich habe alles schon mal erlebt. Ich bringe Zitate, die jeder schon mal gehört hat", erläutert er. "Gerade der Wiedererkennungseffekt ist wichtig, macht die Komik aus", sagt Bange, ein Mann mit dem richtigen Mutterwitz. Banges Kabarett lebt vom Dialekt. Der Hanauer hat ein neues Programm einstudiert. Premiere in Dietzenbach. Mit dabei ist das Roland-Schneider-Trio, das zwischen den Sketchen ordentlich losswingt. Pianist Schneider und Bassist Werner Bayer stammen von der schon traditionellen Hanauer Oldtime-Band "Sugar- Foot-Stompers". In der Dietzenbacher "Linde" sitzt Gerd Sondermann am Schlagzeug.
"Ich habe mir einen Traum erfüllt, als Kabarettist aufzutreten", erzählt Bange. "Ebenso liebe ich Paragliding", sagt der Mann aus Hanau.
Der Dietzenbacher Kulturamtsleiter Christoph Zens-Petzinger ist mit dem Abend zufrieden: "Ausverkauftes Haus, was will man mehr. Schließlich ist Bange einsame Spitze." Das Motto des Abends: "Hessisches Jazz-Kabarett". Es soll der Neuanfang der Reihe "Jazz in der Linde" sein.
Zens-Petzinger kündigt Jazz-Frühschoppen in diesem Altstadtlokal an und weist auf zwei Veranstaltungen hin: Am Sonntag, 14. Februar, 11 Uhr, mit der Allotria-Jazz-Band sowie am Sonntag, 14. März, mit Doktor-Jazz-Ambulanz, jeweils um 11 Uhr.
Im Blickpunkt: Mazedonien Athen sucht die Zauberformel
Geht es nach Michalis Tsifakis, dem Präsidenten des griechischen Verbraucherverbandes, dann werden die Dänen büßen. Kein dänisches Bier und keine dänische Butter sollen die hellenischen Konsumenten mehr anrühren, und erst recht den dänischen Ziegenkäse sollen sie endlich verschmähen, eine unter dem griechischen Namen Feta importierte Nachahmung. Den mit 400 000 Flugblättern, Zeitungsanzeigen und Rundfunkspots propagierten Boykott haben die dänischen Bauern Uffe Ellemann-Jensen zu verdanken, dem Außenminister auf Abruf. Vergangene Woche, vor dem Straßburger Europaparlament, wurde der Däne deutlich: Die EG sei es leid, man habe endgültig die Nase voll von den griechischen Behinderungen in der Mazedonienfrage, die Griechen müßten lernen, daß nicht ganz Europa nach ihrer Pfeife tanze. Der Ausbruch des Kopenhagener Außenministers gipfelte in der Feststellung: "Ich schäme mich der griechischen Haltung!" Das waren harte Worte, zumal aus dem Munde eines amtierenden Präsidenten des EG-Außenministerrats, denn als solcher sprach Ellemann- Jensen vor dem Europaparlament.
Die Athener Regierung reagierte empört, es hagelte Proteste. Doch das Muskelspiel war der Beginn eines Rückzugsgefechts. Denn die Athener ahnen, daß der Däne nur offen aussprach, was viele in der EG denken. Mit der starren Linie in der Mazedonienfrage, so schwant wohl auch dem konservativen Premier Kostas Mitsotakis, hat Griechenland sich in eine Sackgasse manövriert. Athen blokkiert in der EG seit mehr als einem Jahr die völkerrechtliche Anerkennung der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik unter dem Namen Mazedonien, weil man Gebietsansprüche der Nachbarn auf das nordgriechische Mazedonien befürchtet.
Aber der Versuch, den seit 45 Jahren in Skopje geführten Namen "Mazedonien" zu tilgen, war von Anfang an illusionär. Nicht nur in der EG, auch bei den Vereinten Nationen wächst der Druck, Mazedonien endlich anzuerkennen. Der in Athen mal als politischer Hampelmann verspottete, mal als brutaler Diktator angefeindete mazedonische Präsident Kiro Gligorov ist zwar ein Fossil aus der kommunistischen Ära; er genießt aber im Ausland Ansehen, weil es ihm bisher gelang, seinen kleinen Vielvölkerstaat einigermaßen zusammenzuhalten und gegen den jugoslawischen Bürgerkrieg abzuschotten. Konnten die Griechen bisher die Anerkennung Mazedoniens in der EG blockieren, so wissen die Strategen im Athener Außenministerium nun, daß sie die Aufnahme des neuen Staates in die UN nicht werden verhindern können. Eilig wird an einer neuen Strategie gezimmert. Gesucht wird eine Zauberformel, mit der sich der Rückzieher als Sieg kaschieren läßt. Denkbar wäre, daß der neue Staat - voraussichtlich noch im Laufe dieser Woche - unter dem vorläufigen Namen "Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien" in die UN aufgenommen und zugleich ein Verfahren zur Schlichtung des Namensstreits in Gang gesetzt wird.
Präsident Gligorov, der vergangene Woche ein französisches Vermittlungsangebot zurückwies, gibt sich jetzt kompromißbereit. Einer UN- Schlichtung scheint er sich nicht widersetzen zu wollen. Der Athener Ministerpräsident Mitsotakis aber gerät in Bedrängnis. Er ließ sich von seiner Parlamentsfraktion darauf festlegen, keinesfalls einen Staatsnamen zu akzeptieren, der das Wort Mazedonien oder Ableitungen dieses Begriffs enthält. Daß die Schlichter darauf Rücksicht nehmen, ist nicht zu erwarten. Wahrscheinlich wird als Kompromißformel ein Namensgebilde herauskommen, das zumindest die Worte "slawo-mazedonisch" enthält.
Nicht nur der sozialistische Athener Oppositionsführer würde in diesem Fall wohl zetern. Auch die innerparteilichen Diadochen des 73jährigen Parteichefs könnten in Versuchung geraten, Mitsotakis zu kreuzigen, um mit einem Führungswechsel die bisher keineswegs glänzenden Chancen der konservativen Regierungspartei rechtzeitig vor den Parlamentswahlen, die spätestens im Frühjahr 1994 fällig sind, aufzubessern.
GERD HÖHLER (Athen)
RIEDSTADT. Unter Alkoholeinfluß stand nach Auskunft der Polizei ein Autofahrer, der mit seinem Personenwagen in der Leeheimer Straße (Ortsteil Riedstadt) auf einen Gehweg schleuderte und bei der Rückkehr auf die Fahrbahn gegen mehrere andere Fahrzeuge stieß. Durch die Wucht des Aufpralls entstanden 30 000 Mark Schaden. Beim Fahrer wurde eine Blutprobe angeordnet, und der Führerschein sichergestellt. cas
"Einen Schub nach vorne" hatte sich Wallaus Manager Bodo Ströhmann vom Auswärtsspiel beim TBV Lemgo versprochen. Nach der vierten Auswärtsniederlage in Folge, nach der 13:21(9:10)-Schlappe, lachten die 2500 Zuschauer den Deutschen Meister SG Wallau/Massenheim aus. Die schwerste Krise seit dem Titelgewinn diagnostizierten gemeinsam Ströhmann und der total frustrierte Trainer Heiner Brand. "Man kann verlieren, bei unseren personellen Problemen kein Beinbruch. Aber nicht zu kämpfen, sich in den letzten sieben Minuten nach einem 13:16 und Ballbesitz ohne ernsthafte Gegenwehr vorführen zu lassen, dafür schäme ich mich", zeigte sich Brand fassungslos von dem zweiten peinlichen Auftritt nach dem Debakel in Großwallstadt.
"Wir haben in Gumnmerbach selbst zu Glanzzeiten einmal eine richtige Klatsche mitbekommen, aber zweimal in Folge ist uns das nie passiert", resümierte Brand, der auch den Ausfall von sämtlichen drei Rückraum-Mitte-Spielern nicht als Entschuldigung gelten ließ. Mikael Kaellman, mit dessen Ausfall Anfang Januar die Krise begann, schied kurz nach der Halbzeit beim 10:11-Rückstand aus. Sein Vertreter Mike Fuhrig konnte wegen einer fiebrigen Grippe nicht auflaufen, und "Edelreservist" Martin Baumann wird der SG nach einer in der 45. Minute erlittenen Oberschenkelzerrung auch noch in den drei Spielen vor der Weltmeisterschaftspause fehlen.
"Ein Kaellman mit nur 25 Prozent Leistungsvermögen ist auf Dauer zu wenig. Das kann sich unser Kapitän nicht mehr antun. Er kann nicht richtig abspringen, laufen und hinkt bei jedem Schritt wie ein lahmendes Pferd", sah Ströhmann die Hauptursachen für das Waterloo im Lemgoer Lüttfeld. "Ich werde mit Sicherheit nicht gegen Niederwürzbach auflaufen, möglicherweise meine Knieverletzung richtig bis zur WM-Pause auskurieren", meinte Kaellman.
Bei der SG herrscht Ratlosigkeit, nachdem auch das zuvor blendende Torverhältnis leichtfertig verspielt wurde. "Da wollen noch einige inmitten der tiefsten Krise zaubern, den Ball dem Gegner durch die Beine spielen anstatt zu kämpfen", sagte Ströhmann. Im Unterschied zum Meisterjahr, wo oft ein halbes Dutzend Spieler fehlte, war Kaellman bis auf eine Ausnahme (da setzte es die einzige Play-off-Niederlage in Hameln) stets dabei. "Wir haben doch noch andere gestandene Bundesligaspieler", meinte Brand. Die gingen jedoch in Lemgo, das Revanche für die hohe Hinspiel-Niederlage mit neun Toren nahm, fast sämtlich auf Tauchstation. Einzige Ausnahmen: der drei Siebenmeter parierende Keeper Peter Hofmann und der sich aufreibende Martin Schwalb (7/2).
Nur zwei Feldtore gelangen dem Gast nach der Pause, geschlagene 18 Minuten blieb der Tabellenzweite ohne Torerfolg. Das nutzte Lemgo zum vorentscheidenden 16:10-Vorsprung. Zwar kam Wallau noch einmal auf 13:16 heran, aber danach brachen alle Dämme. "Jeder hat es auf eigene Faust probiert. Zurückgelaufen wurde überhaupt nicht mehr, Lemgo konnte sich bedienen", sagte ein niedergeschlagener Brand.
"Jetzt soll mir nur keiner kommen und mit mir über Vertragsverlängerungen sprechen. Wir haben jetzt ganz andere Probleme, einige Spieler werden mit dem Druck offensichtlich nicht fertig", war auch Ströhmann über die SG ohne Källman erschüttert. "Ich hole jetzt aber nicht den Knüppel raus, das würde das Team nur noch mehr verunsichern", sagte er. HANS ECKE
HANAU. Von den Genossen wurde er als "Hinterbänkler" eingestuft, der nie groß von sich reden machte. Deshalb hat der Haftbefehl, den der Bundesgerichtshof am Freitag gegen den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Gerhard Flämig aus Hanau erließ und am Wochenende gegen eine Kaution von 500 000 Mark aussetzte, in seiner Heimatstadt besonders viel Wirbel gemacht. Der 73jährige, mit vielen lokalen und überregionalen Ehrungen ausgezeichnet, steht in dem Verdacht, von 1973 bis 1988 als Agent für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gearbeitet zu haben.
Wie Flämigs Anwalt gestern schilderte, soll sein Mandant über Jahre häufig mit hochrangigen Stasi-Mitarbeitern, unter anderem auch mit Spionagechef Markus Wolf, zusammengetroffen sein. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete, der auch seit 1968 im Deutschen Atomforum mitarbeitete, habe, so sein Anwalt, von der wahren Identität seiner Gesprächspartner bei den etwa zweimal jährlichen Treffen in der ehemaligen DDR jedoch nichts gewußt. Bei den Kontakten seien im wesentlichen die "allgemeine politische Lage" und wirtschaftliche Fragen erörtert worden.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wirft dem 73jährigen, der im Bundestag und Europaparlament in wichtigen Gremien saß, in denen über Atomtechnik beraten wurden, dagegen vor, "hochwertige Informationen aus seiner Partei und den Gremien, in denen er tätig war", geliefert zu haben. Trotzdem war Flämig noch am Freitag abend nach stundenlangen Verhören gegen eine Kaution von 500 000 Mark auf freien Fuß gesetzt worden. Gesundheitlich bereits durch zwei Herzinfarkte angeschlagen, sei der Beschuldigte derzeit nur "schwach belastbar", hieß es.
Die Harmlosigkeit Flämigs ("kleines Licht"), die Tenor erster Kommentare aus der SPD-Fraktion in Bonn war, bezweifeln Kernkraftgegner. Die "Christlichen Demokraten gegen Atomkraft" haben die Bundesregierung am Sonntag um Aufklärung über die Frage "Hatte die Stasi Einfluß auf westdeutsche Atompolitik?" gebeten. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz schreibt dem "hochkarätigen Atomlobbyisten" Zugang zu "hochwichtigen Informationen im politischen als auch technischen Bereich" zu, die für einen östlichen Nachrichtendienst von "höchster Bedeutung" gewesen seien.
Wie Michael Sailer vom Deutschen Ökoinstitut in Darmstadt gegenüber der FR erklärte, habe Flämig durch seine Arbeit mit führenden Vertretern der nationalen und internationalen Atomwirtschaft "alles" über Strategien und Entwicklungen auf diesem Sektor in den vergangenen 20 Jahren gewußt. Seine guten Kontakte zu den Hanauer Nuklearfirmen, den technische Schlüsselbetrieben im Falle einer geheimen westdeutschen atomaren Bewaffnung, könnten ihn für DDR-Sicherheitsinteressen besonders wertvoll gemacht haben, glaubt Sailer.
Nach Schilderung des Anwalts sieht es so aus, als ob Flämig mit Wolf beinahe freundschaftliche Kontakte pflegte. Durch seine Herkunft (Glauchau in Sachsen) und seine verwandtschaftlichen Beziehungen mit ehemaligen DDR-Bürgern sowie als Politiker, für den "Wiedervereinigung absolute Priorität" habe, sei er seit Anfang der 70er Jahre "heißhungrig" gewesen, Menschen in der DDR kennenzulernen.
Wie damals auch bei anderen Abgeordneten üblich, sei es um die Pflege der Beziehungen und wirtschaftlicher Kontakte gegangen. Markus Wolf habe sich bei ihm als "Dr. Kurt", leitender Mitarbeiter einer Gelenkwellenfabrik, vorgestellt. Flämig sei davon ausgegangen, daß er ein "maßgeblicher Mann der DDR-Wirtschaftspolitik" sei.
"Am Rande" der Gespräche seien auch atomwirtschaftliche Fragen angesprochen worden, so die Frage der Atommüllentsorgung. Nach Flämigs Eindruck habe "Dr. Kurt" jedoch nicht viel von technischen Fragen verstanden. Meist hätten sich die beiden in Begleitung mehrerer Herren in einer "komfortablen Unterkunft" in Oberwiesenthal, einem Skiort im Erzgebirge, getroffen, das Flämig für ein Betriebserholungsheim hielt.
Aus diesem Heim, so der Anwalt, das tatsächlich jedoch der Stasi unterstanden habe, seien auch die Hinweise auf Flämig gekommen. Kleinere Angestellte hätten den Hanauer auf Fotos als Gesprächspartner von Wolf identifiziert. Der westdeutsche Abgeordnete hätte jedoch nie den Eindruck gehabt, daß man ihn aushorchen wolle, versichert der Anwalt. Lediglich ein Begleiter habe ihn mit "interessanteren Leuten" in Berlin zusammenbringen wollen, doch er habe alle Gespräche abgelehnt.
Als Beweis für die Unwissenheit seines Mandanten wertet der Anwalt, daß Wolf die Kontakte auch nach seinem Rückzug aus der Politik im Jahr 1980 aufrechterhalten habe. Sie seien dann auf "halb privater Ebene" weiter gelaufen. So habe ihm "Dr. Kurt" erklärt, daß er die Ausflüge nach Oberwiesenthal gerne nutze, um sich mit seiner Geliebten "Silke" zu treffen, die Flämig auch kennengelernt habe. "Ganz überrascht" habe er erst 1989 festgestellt, daß er "getäuscht wurde". Als nach den Montagsdemonstrationen zum ersten Mal ein deutliches Foto des Spionagechefs auf westdeutschen Bildschirmen zu sehen gewesen sei, habe seine Frau erstaunt gerufen: "Guck mal, das ist doch Dr. Kurt."
Mit dubiosen Kontakten macht Flämig nicht zum ersten Mal Schlagzeilen. Ein Beratervertrag mit einem Industrieunternehmen im Raum Hanau kostete ihm 1972 beinahe sein Bundestagsmandat. Mit der damals öffentlich verbreiteten Begründung, er wolle nur etwas für seine Altersversorgung tun, kassierte er monatlich 1200 Mark von dem Unternehmen. Im Zuge dieses Skandals kamen auch Gerüchte auf, daß entsprechende Verträge mit den Hanauer Nuklearbetrieben sein Einkommen ebenfalls aufbesserten.
Der Vorwurf des "janusköpfigen Biedermanns", den sein damaliger politischer Gegner, der CDU-Bundestagsabgeordnete Dieter Hussing aus Hanau, auch heute noch unterschreibt, machte die Runde.
In den zahlreichen Biographien und Artikeln, die im Laufe von Flämigs politischer Karriere erschienen, wird seine Bedeutung für die Atomwirtschaftjedoch meist nur in Nebensätzen erwähnt. Insbesondere in den vergangenen Jahren spielte er sich öffentlich eher mit seiner Arbeit als gelernter Journalist in den Vordergrund: Erst vergangenes Jahr veröffentlichte er im Auftrag der Stadt Hanau eine dreibändige Dokumentation über die Stadt im Dritten Reich; und noch vergangene Woche präsentierte er sich mit deren Oberbürgermeister Hans Martin als Verfasser einer weiteren lokalen Publikation in der Magistratspressekonferenz. REGINE SCHLETT
HANAU. Großauheim, Alte Langgasse, an einem Freitagnachmittag: Von allen Seiten strömen windzerzauste Knirpse in Richtung Stadtbücherei. "Vorlesen" ist angesagt, aus der Sicht der Kiddies "genüßliches Zuhören". Zielstrebig steuern sie den hintersten Winkel der Bibliothek an, schnüren sich die Straßenschuhe auf und schlapsen auf Socken in die Leseecke. Da gibt es einen von einer Stehlampe beleuchteten Lehnstuhl und viele gelbe Kissen. Daneben ein Pappkarton mit der Aufschrift "Lesen macht Spaß", innendrin stecken jede Menge bunter Bilderbücher. Temperamentvoll schwingt sich Marga Albach in den Sessel und begrüßt die 20 Kinder, die sie teils namentlich kennt. Denn die Vorlesestunden in Großauheim haben Tradition und Stammpublikum.
Noch sind sie Analphabeten, besuchen Kindergarten und Vorschule, oft haben sie kleinere Geschwister dabei und - zum Kuscheln - ein Schmusetier. Eine Handvoll Mütter sitzt am Rand, hört zu, bietet Rückzugsmöglichkeiten, mahnt auch mal stilleres Verhalten an. Als erstes liest Marga Albach, wie angekündigt, "Amanda und das Sternenkind" vor. Es handelt davon, daß die Titelheldin im Dunkeln Angst hat und von einem Sternenkind gezeigt bekommt, was es nachts alles Erstaunliches zu sehen gibt, am Ende hat Amanda das Fürchten verlernt.
Die Vorleserin verwickelt die Kinder während der Lektüre in Gespräche, fragt nach Ängsten und eigenen Erfahrungen. Lebhaft steuern die Kleinen Erlebnisse bei und rücken vor Eifer immer näher zusammen. Auch die Illustrationen werden munter kommentiert. Und nach Amandas Nachtmeerfahrt: "Möchtet Ihr noch etwas hören?" "Ja!" ertönt es vielstimmig, nur Maximilian findet, daß er sein Zuhörpensum erfüllt hat und trollt sich mit zwei Kumpels in einen anderen Teil der Bücherei zum Spielen. Die übrigen entscheiden sich für "Rosie und die Cowboys" und drängen noch näher an die Erzählerin heran.
Nach dem Western in Reimform hat das Auditorium Lust auf eine Tiergeschichte. "Tarak und der Eisbär" wird aus der Bücherkiste herausgekramt und findet große Resonanz. Zum Schluß wünschen sich die Kinder "etwas Trauriges" und wählen sich mit überwältigender Mehrheit "Abschied von Rune" aus, ein Buch vom Sterben. Marga Albach ist skeptisch, aber die Hörerschaft besteht auf dieser Geschichte. In sehr behutsamer Weise schildert die Norwegerin Marit Kaldohl Runes Tod und seine Beerdigung aus der Sicht seiner Spielkameradin Sara.
Es herrscht angespannte Stille, die Stimme von Frau Albach wird immer brüchiger. "Du heulst ja", konstatiert ein Kind. "Ja, das ist mir auch noch nicht passiert", entschuldigt sich die Vorleserin und wischt sich die Tränen von den Wangen, "das Buch ist wirklich traurig." "Ist nicht so schlimm!", "Isses noch lang?" und "Ich weine nicht!" lauten die Reaktionen aus dem Auditorium. Ganz offensichtlich gehen die Dreikäsehochs mit dem Thema sehr viel unbefangener um. Nach dieser Lesung fühlt sich Marga Albach "richtig geschafft". Sie hätte diese Lektüre nie freiwillig ausgewählt, meint sie, aber es gehöre zum Konzept, daß die Kleinen mitbestimmen und deren Votum entscheidend sei.
Letztlich macht gerade diese Spontaneität und die mangelnde Routine die Vorlesestunden in Großauheim so sympathisch. Da ist kein Autor, der sich auf Lesereise profilieren möchte, sondern eine Hausfrau, die seit 1986 "aus Berufung" neunmal im Jahr vorliest und sich mit den Minis über das Gelesene unterhält. Wie so vieles ist die Unternehmung aus einem Zufall entstanden: Ihr erstes Engagement hatte Frau Albach als "Märchentante" während der Vorweihnachtszeit in der Kinderkonfektionsabteilung eines Hanauer Kaufhauses 1984. Von Saison zu Saison wurde sie bekannter und trat schließlich in gleicher Funktion als Ersatz für die erkrankte Liesl Christ in einem Frankfurter Modehaus auf.
Über die Bekanntschaft mit der Bibliothekarin kam dann der erste Termin zwischen der in Wolfgang lebenden Vorleserin und der Großauheimer Bücherei zustande, der sie nun im siebten Jahr die Treue hält.
Die nächsten Vorlesestunden der Stadtbibliothek Zweigstelle Großauheim finden am 12. Februar, 26. März und 30. April jeweils um 15 Uhr statt. RUTH DRÖSE
DGB-Schelte für den OB wegen seiner Sparpolitik 400 Gäste kamen zum traditionellen Neujahrsempfang Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Kritik der Frankfurter Gewerkschaften mußte sich Oberbürgermeister Andreas von Schoeler beim DGB-Neujahrsempfang am Wochenende gefallen lassen. Der DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hooge warnte davor, die Berufsschulen "zu Tode zu sparen". Die Ballungsraumzulage von 100 Mark monatlich für die 26 000 städtischen Beschäftigten dürfe nicht "einseitig aufgekündigt" werden, "Stellenstreichungen nach der Rasenmäher-Methode" und "unbedachte" Privatisierungspläne trage der DGB nicht mit. Hooge forderte "ohne Diskussion" die Öffnung der U-Bahnhöfe für Obdachlose beim nächsten Kälteeinbruch. Der OB verteidigte seine Politik: "Wer behauptet, ohne Sparen kämen wir aus, sagt nicht die Wahrheit." Vor etwa 400 Gästen im Gewerkschaftshaus an der Leuschnerstraße sagte von Schoeler zur Verschiebung des neuen Berufsschulzentrums an der Hamburger Allee, die Berufsschüler befänden sich schon sehr lange in einer unbefriedigenden Situation - es müsse hingenommen werden, daß dies "etwas länger" so bleibe. Auch die Vertagung des neuen Völkerkundemuseums sei "kein Drama". Den Abbau der Ballungsraumzulage nannte der OB "eine heikle und schwierige Sache" - sie dürfe aber "nicht ausgeklammert" werden. Von Schoeler: "Vor den Kommunalwahlen sollten wir uns vor Unpopulärem nicht drücken."
Hooge charakterisierte den Empfang insgesamt als "mehr als eine shake- hands-Matinee, bei der handfeste Interessensgegensätze verwischt werden". Einig waren sich Gewerkschaften und OB in ihrer Ablehnung des von der Bundesregierung präsentierten Sparpakets. Sprach der Bundesvorsitzende der IG Medien, Detlef Hensche, als Hauptredner des Empfangs von einem "Raubzug gegen die sozial Schwachen", nannte von Schoeler "völlig unakzeptabel", was CDU und FDP in Bonn beschlossen hatten. Die Bonner Koalition verstärke die "soziale Schieflage" und verschiebe Kosten an die Gemeinden, die mehr ergänzende Sozialhilfe zahlen müßten. Der OB urteilte, grundsätzlich sei gegen einen "Solidarpakt" nichts einzuwenden - Hensche dagegen erklärte das Thema für erledigt. Er rief unter Beifall zu Widerstand "in Betrieben und auf der Straße" auf.
Etwa 50 Demonstranten hatten vor Beginn des Empfanges vor den beiden Eingängen des Gewerkschaftshauses protestiert - sie verurteilten es als "Kumpanei", daß der DGB angesichts der Bonner Sparpläne auch Vertreter von CDU und Wirtschaft eingeladen hatte. Die Gäste mußten unter Spruchbändern wie "Gegen Regierung und Kapital" durchschlüpfen, Fortsetzung auf Seite 14
FRIEDBERG. In der Kreisstadt bleibt das Thema Jugendzentrum heiß. Am heutigen Montag, 25. Januar, lädt um 20 Uhr das Lokal "Kaktus" in der Friedberger Hospitalgasse zu einem "Talk im Kaktus" ein. Das Thema umreißt Harry Thyssen so: "Offene Jugendarbeit - wieso, weshalb, warum?" Am Mittwoch, 27. Januar, bittet um 17 Uhr das DGB-Ortskartell Friedberg/Bad Nauheim in das DGB- Kreisbüro in Friedberg, Kettelerstraße 19, zum "Runden Tisch". Ortskartellvorsitzender Christoph Kennel möchte Jugendliche unterschiedlicher Organisationen und nichtorganisierte junge Leute ermuntern, sich auszutauschen über Fragen des Jugendzentrums und des Rechtsradikalismus.
Der "Talk im Kaktus" verspricht den Gästen in zwangloser Atmosphäre Musik und profunde Informationen zum Thema, serviert von Fachleuten. Als Gäste begrüßt der Moderator, FR- Redakteur Peter Gwiasda, den Hochschulprofessor Dr. Benno Hafenegger, Roland Gilbert vom Vorstand des Hessischen Jugendringes, den einstigen Sozialarbeiter des 1987 geschlossenen Jugendzentrums, Peter Haase, und Gerhard Mosbach. Mosbach ist als hauptamtlicher Stadtrat für die Jugendarbeit in Friedberg zuständig. Mögliche Fragestellungen dieses Gesprächs könnten sein: Kann offene Jugendarbeit Probleme Jugendlicher im Bereich von Gewalt, Drogen, Rechtsextremismus, Kriminalität lösen? Können sogenannte Problemgruppen in Jugendzentren integriert werden? Oder: Sind Jugendhäuser nur "Prestige-Objekte" der Städte? pgw
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Reihe "Mörfelder Heimatkunde" wird am Donnerstag, 28. Januar, 14.30 Uhr, beim Kreis der Ruheständler fortgesetzt. Treffpunkt ist im katholischen Gemeindezentrum. Gegen 16 Uhr wird Peter Schulmeyer allerlei Wissenswertes über die Entwicklung der Stadt berichten. cas
öhl ATHEN, 24. Januar. Bei einem Sprengstoffanschlag sind am Wochenende in der südostanatolischen Kurden-Metropole Diyarbakir vier Menschen getötet und 13 Personen verletzt worden. Unbekannte Attentäter warfen eine Handgranate in ein Café und gaben auf die Gäste mehrere Salven aus automatischen Waffen ab.
Weitere vier Tote und einen Verletzten gab es kurz darauf, als nicht weit vom Tatort eine zweite Granate explodierte, die, wie Augenzeugen berichten, von Kindern auf der Straße gefunden und in ein nahegelegenes Haus gebracht worden war. Die Polizei fand in der Nähe des Cafés eine weitere Handgranate und eine Kalaschnikow-Maschinenpistole. Wie die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, schreibt die Polizei den Anschlag der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu, die für einen eigenen Kurdenstaat kämpft.
FREIBURG. Aufsehen erregt hat er als "Handlungsreisender in Sachen Kunst", Patrick Raynaud, ehemaliger Assistent des französischen Filmkomikers Jacques Tati. Von Kanada bis Korea sind inzwischen seine Installationen im öffentlichen Raum präsent. Für Hamburgs Innenstadt hat er kürzlich Makarts fünf mal neuneinhalb Meter großes Historiengemälde "Einzug Kaiser Karl V. in Antwerpen" aus der Kunsthalle in einen Container verpackt und mit Neonröhren in rechtes Licht gesetzt. Eine seiner typischen Anspielungen auf Mobilität von Kunst heute.
Jetzt gelang es dem Freiburger Kunstverein zusammen mit dem Institut Français, diese gefragten französischen Künstler in die Schwarzwaldmetropole zu holen, wo Avantgardekunst immer seltener zu sehen ist. Schwarzwälder Hinterglasmalerei, antike Vasenfragmente und die Bronzezeit in Ungarn bestimmen schon seit Wochen hier das Ausstellungsprogramm. Seine mehrteilige Installation "Sic transit Gloria Mundi" zeigt, wie Raynaud auch hier im Stil der Postmoderne arbeitet, die das Design über das Sein stellt (sich aber dabei auch selbst ironisiert). Seit zwanzig Jahren haben sich die Museen weltweit verdoppelt und damit die Ausstellungen. Kunst ist ständig auf Reisen. Heute fliegen die Picassos aus Paris nach New York, übermorgen nach Tokio, wohl verpackt wie Preziosen in Spezialcontainern. Trotzdem bekommt ihnen das viele Reisen schlecht. Verletzungen auf den Malflächen sind nicht selten. Aus diesem Grund hat gerade das Mannheimer Kunstmuseum ein beim Reisen lädiertes Porträt nicht nach Tübingen zur Cézanne-Ausstellung schicken können. Auf diese problematische Mobilität von Kunstwerken, auf den ganzen hektischen Kunstbetrieb reagiert der 46jährige Raynaud. Er hat die Schönen der Kunst raffiniert verpackt, die "Große Odaliske" von Ingres zum Beispiel, Manets "Olympia" und andere populäre Bilder der klassischen Moderne in Kunstcontainer. Das heißt, er macht lebensgroße Cibachromefotos von ihnen, legt sie in die Superkoffer, setzt sie mit Neonröhren ins Licht und reist mit ihnen durch die Welt. Sein Kommentar: "Dem Leben hinterherlaufen. Aus dem Koffer leben, mal hier ausstellen, mal dorthin gehen. Flugzeuge, Züge, auspacken, hasten . . ." Aber so erfuhr er, ohne perfektes Transportsystem funktioniert eben heute nichts und verpackt weiter seine Skepsis in gestylte Behältnisse, strahlen- und klimasichere Flug- und Tropenkoffer aus Aluminium, Holz und anderem Material. Als französischen Bruder von Christo sieht sich Raynaud nicht. Zugehörig fühlt er sich eher der Familie um Duchamp, der mit seinen ready mades, denken wir nur an den Flaschentrockner, einen "Korridor des Humors öffnen wollte".
In Freiburg gab sich Raynaud nicht als humoriger Entertainer und Traumtänzer der Postmoderne. Ernst und zurückhaltend beobachtete er die Reaktion eines aufgeschlossenen Publikums. Wer in den von Stefan Berg experimentierfreudig auf neuen Kurs gebrachten Kunstverein kommt, weiß, daß ihm hier nicht sattsam Bekanntes vorgesetzt wird.
Diesmal zunächst sechs wuchtige Transportkisten aus Holz mit den Warnzeichen "Fragile" und "keep dry". Was soll da trocken gehalten werden? Zu unserem Erstaunen: Männer. Schöne nackte Männer, hell- und dunkelhäutig. Sie haben die Augen geschlossen, liegen da vollkommen entspannt. Schlafen sie, sind sie tot? Jedenfalls sind sie sorgfältig gebettet in Klarsichtfolie, auf Holzwolle und Plastikschnipseln, die aussehen wie Kartoffelchips.
Er hat die Männer flach fotografiert und wieder effektvoll beleuchtet mit Neonlicht, für ihn das "Blitzlicht des 20. Jahrhunderts". Es sind Tänzer, Sportler, Modelle, also Menschen, die ihre Haut zu Markte tragen, durch ihren Körper leben oder auch nicht. Gehen sie mit geschlossenen Augen durchs Leben? "Blinde Passagiere" nennt er diese Installation.
Der Künstler, der hier ohne Kunstzitate gearbeitet hat: "Die achtziger Jahre, in denen ich fast ausschließlich auf die Kunstszene reagiert habe, waren friedlich und reich. Jetzt sind überall in der Welt Kriege und Krisen, das Leben ist hart geworden, der Mensch muß sich neu orientieren. Und ich muß mich darum mehr mit dem Menschen beschäftigen, wie er sich in der Gesellschaft, in der Welt bewegt und lebt."
Gegenüber glitzern in grellen Discofarben mobile Objekte. Sie sind durchsichtig, wir sehen ein Gewirr von Neonröhren und Lichtschlangen. In ihrem weißen, gleißenden Licht erscheinen sie wie bleiche Knochen. Reliquienschreine unserer Zeit, in Anspielung auf die tragbaren Altäre mit den verborgenen Knochen von Heiligen, die die Potentaten auf ihren Reisen und Feldzügen begleitet haben. Ein Thema, das auch seinen französischen Kollegen Christian Boltanski provoziert hat. Im Französischen Institut dann wieder Männer. "Die Lebensmüden" von Hodler mit gefalteten Händen in Kutten auf wollbarem doppelseitigem Paravent. Auf der Hinterseite sehen wir ihre fotografisch aufgelösten weißen Gesichter. Die Alten in ihrer Vergänglichkeit antworten dem schönen jungen Mann im gläsernen Schneewittchensarg. Wie im Solarium liegt er da, ganz bewegungslos, während sich unter ihm die Lichtröhren kringeln, als seien sie Fragmente seines Skeletts. Im Keller des Instituts schimmern wie ewige Lichter beleuchtete Gefäße, Plastikschüsseln: "Ablutions" - Waschungen - in Erinnerung an Beuys und seine spektakuläre Fußwaschung im benachbarten Basel? Es sind Großaufnahmen von Körperdetails. Da schwimmt ein Auge, dort ein Fetzen behaarter Haut, ein Fußzeh, ein Finger, der Nabel, alle untereinander verbunden durch die Beleuchtungskabel. Spätestens hier wird einem klar, daß Raynaud, der Absolvent der Pariser Filmhochschule, die Auflösung des Menschenbildes thematisiert, die Demontage, wie sie der Film betreibt, der Mensch und Welt fragwürdig zerlegt und zerschneidet in Großaufnahmen und Details. Der Mensch nur noch schöner Schein und Hülle. Nicht mehr als ein mobiles Behältnis? (Bis 28. Februar. Anschließend im Kunstverein Mannheim, in Siegen und in der Kunsthalle Innsbruck.)
CHRISTA SPATZ
BREMEN. Wenn sich der gute alte Ibsen und der auch schon klassische Brecht im Grab die Hand reichen, entstehen Stücke, die bestimmt in englischer Sprache verfaßt wurden. Stammen sie gar von Frauen, kommen sie garantiert aus Britannien oder Irland. Offenbar sind die gesellschaftlichen Strukturen dort noch so, daß die Verbindung von Lehrstück und Entlarvung von Lebenslügen nach wie vor Wirkung verspricht.
Hierzulande erscheinen diese Stücke in der Regel rührend altmodisch und bleiben in den Spielplänen peripher. Die Genreszenen mit ihrem verbissen um Überhöhung bemühten Wohnküchenrealismus bieten zwar dankbares Rollenfutter, machen augenscheinlich aber auch ratlos, weil es an spezifischer spielästhetischer Erfahrung fehlt, an der das britische Theater so reich ist.
Einiges von solcher Unsicherheit war auch der deutschsprachigen Erstaufführung von "Übermütige Mädchen" der 32jährigen Schottin Rona Munro anzumerken. Der Titel ihres Stücks verspricht in der deutschen Version, die von Marlene Streeruwitz stammt, übrigens mehr, als es einzulösen in der Lage ist: Diese "Bold Girls" sind eher kühne oder beherzte Mädchen.
Das Stück kann sich lange nicht entscheiden, was es eigentlich erzählen will. Es spielt in Belfast und zeigt vier Frauen unterschiedlichen Alters, deren Männer oder Väter im Gefängnis sind oder Opfer des latenten Bürgerkrieges wurden. Wieder einmal ist Razzia, brennen Autos in der Stadt, sind Straßensperren errichtet, werden Männer verhaftet. Die beiden Mütter und die verheiratete Tochter nehmen das stoisch hin, leben aus der Erinnerung und der Heroisierung ihrer Männer. Zwischen den Szenen, die langatmig auf der Stelle treten, spukt Deirdre, offenbar eine junge IRA-Aktivistin, die zunächst nur ein Schemen bleibt.
Plötzlich schlägt das Stück um, verliert den ohnehin nur behaupteten politischen Bezug und wird zum Entlarvungsdrama. Weil der Ausbruchsversuch der jungen Cassie scheitert (Deirdre hat ihr heimlich gehortetes Geld gestohlen), wendet sie allen Haß auf sich selbst und ihr Leben gegen Marie, die gutmütige Freundin ihrer Mutter. Brutal zustört sie das verklärte Bild von Maries Ehe. Cassie präsentiert sich als die Geliebte von Maries umgebrachten Mann, und bald stellt sich heraus, daß Deirdre dessen uneheliche Tochter ist.
Zwischen Gerümpel in der alternativen Spielstätte Concordia des Bremer Theaters wirken die Schauspielerinnen ziemlich allein gelassen. Peter Kühn ordnete die Auftritte und isoliert gelegentlich zu einer Selbstaussage im Scheinwerferkegel, sorgte aber weder für schnelles Spielen noch für komödiantischen Witz. Profil gewann am ehesten Cornelia Kempers, die ihre Marie mit einer fast trampeligen Naivität und schlichter Herzlichkeit sympathisch macht.
WERNER SCHULZE-REIMPELL
(Weitere Aufführungen vorgesehen am 29.-31. Januar, 3., 4., 6., 7., 9., 11., 13. und 14. Februar.)
Im Blickpunkt: Irans Opposition und die USA Bill, Al und der liebe Massud
Javad Dabiran, Sprecher der oppositionellen iranischen Volksmodjaheddin in Deutschland, gibt ein Papier aus seiner Informationsmappe nicht aus der Hand. Es ist ein kopierter Brief des neuen US-Präsidenten Bill Clinton und dessen Stellvertreters Al Gore an den Vorsitzenden des "Nationalen Widerstandsrats Iran", Massud Radschawi mit freundlich-vertraulicher Anrede. Darin führt die US-Führungsspitze allgemein aus, daß sie eine Demokratie in Iran dem fundamentalistischen Mullah-Regime vorziehen und daß sie es begrüßen würde, wenn der "liebe Massud" sein Land vorwärts brächte. Dabirans Briefschatz trägt dazu bei, daß weltweit eine mögliche Neuorientierung der US- Golf-Politik erörtert wird. Aufmerksam registrierte die Washington Post die Reisetätigkeit von Mohammed Mohaddessin. Der außenpolitische Chefberater Radschawis sprach kürzlich bei Al Gore und dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des US-Repräsentantenhauses Lee Hamilton vor. Wohlgelittener Gast war Mohaddessin auch bei Stu Eisenstat, dem Chef des Amerikanischen Jüdischen Komitees. Sollte sich Clinton auf eine anti-iranische Linie festlegen, so schrieb die Washington Post, würde er einflußreiche Befürworter dafür im US-Parlament finden. Seine Vorgänger George Bush und Ronald Reagan hatten die Modjaheddin noch gemieden, weil ihnen der Ruch des Terrorismus und der Freundschaft mit Moskau anhing.
Doch Clintons Ausspruch, er sei "nicht von Saddam besessen", wirkte nachhaltiger, als die Übergangs-Beteuerungen, den harten Anti-Saddam- Kurs Bushs zu halten. Auch ist neben den Modjaheddin mit ihrer "Nationalen Befreiungsarmee" (NLA) und ihren guten Drähten in Iran keine Oppositionskraft in Sicht, die einen Umschwung dort bewerkstelligen könnte.
Nicht nur seinen Nachbarn bereitet Irans Atomprogramm Sorge. Laut Harald Müller und Bernd W. Kubbig von der "Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung" in Frankfurt mehren sich die Anzeichen, daß die Mullahs versuchen, sich die Voraussetzungen für den Bau von Atomwaffen zusammenzukaufen.
Dabiran weist darauf hin, daß Iran den Nahost-Friedensprozeß ablehnt und seine palästinensischen Anhänger in Hisbollah und Hamas einen unversöhnlichen Kurs gegen Israel eingeschlagen haben. Auch könnte die Fortsetzung der anti-irakischen Politik der USA, die die Gefahr einer Spaltung des Zweistrom-Staates in sich birgt, die Koalition des Westens mit den als gemäßigt eingestuften Arabischen Staaten der Anti-Saddam- Koalition sprengen. Diese fürchten den Export des revolutionären islamischen Fundamentalismus mehr als Saddams Scud-Raketen. Auch Ägypten suche Kontakt mit den Volksmudjaheddin, berichtet Dabiran. Kairo steht unter dem Druck militanter Moslem-Fundamentalisten im eigenen Land und im benachbarten Sudan.
Der Nationale Widerstandsrat hat sich kürzlich im Vorgriff auf den ersehnten Wandel als "Übergangsparlament mit Gesetzgebungskompetenz" konstituiert und von 21 auf 150 Mitglieder vergrößert. Allerdings verkündeten die Modjaheddin schon zu Spätzeiten des Ayatollah Khomeiny, daß die Macht der Mullahs wanke. Worauf gründen sie heute ihre Zuversicht? Dabiran nennt drei Indikatoren:
1. "Die Lage im Land ist sehr explosiv." Das zeigten rund 1000 Demonstrationen und viele Streiks im Jahre 1992. In der Illegalität versuche die Opposition die wegen einer horrenden Teuerungsrate aufgebrachten Massen "zu politisieren".
2. Sei die NLA zu einer invasionsfähigen Panzerarmee aufgerüstet worden. Sie stehe im irakischen Grenzgebiet bereit, nach Teheran vorzustoßen.
3. Die internationale Lage verändere sich zugunsten der Opposition, was die Kontakte zur US-Regierung belegten. Dabei falle Deutschland eine Schlüsselrolle zu: Weil die Mullah- Regierung von den USA abgelehnt werde, sei sie auf Bonn angewiesen. Dort aber halten nur einzelne Abgeordnete Kontakt zu den Volksmodjaheddin. Einen Brief Helmut Kohls an den "lieben Massud" kann Dabiran bisher nicht vorweisen. EDGAR AUTH
öhl ATHEN. Die rund 650 000 Beschäftigten im griechischen öffentlichen Dienst und bei den Staatsbetrieben des Landes müssen sich wie schon in den beiden Vorjahren auch in der laufenden Periode auf Einbußen ihrer Realeinkommen einstellen. Sie werden, wie der konservative Wirtschafts- und Finanzminister Stefanos Manos bekanntgab, lediglich vier Prozent mehr Lohn und Gehalt kassieren. Die Renten sollen rückwirkend zum 1. Januar ebenfalls um vier Prozent und zum 1. Juli um weitere zwei Prozent angehoben werden.
Die Erhöhungen liegen damit deutlich unter der erwarteten Inflationsrate, die von der Regierung im Jahresmittel mit 12,5 Prozent veranschlagt wird. Minister Manos rechtfertigte die restriktive Einkommenspolitik damit, daß Athen sein Sanierungsprogramm konsequent zu Ende führen müsse, wenn die Wirtschaft des Landes genesen solle. Für das kommende Jahr stellte er den Staatsbediensteten erstmals wieder einen realen Einkommenszuwachs in Aussicht.
Manos appellierte auch an die Tarifparteien in der Privatwirtschaft, sich bei Lohnerhöhungen zurückzuhalten. Dort wird zur Zeit über einen neuen Manteltarifvertrag verhandelt. Die Gewerkschaften fordern 17 Prozent mehr Lohn und Gehalt, während die Arbeitgeber zwischen 11,4 und 12,4 Prozent anbieten.
ATHEN, 24. Januar (öhl/dpa). Bei einem Busunglück sind am Samstag in der westlichen Türkei 21 Menschen getötet und 35 weitere verletzt worden, die meisten von ihnen schwer. Ein von Istanbul nach Izmir an der Ägäisküste fahrender Überlandbus prallte gegen vier Uhr früh in der Nähe der Ortschaft Manisa mit hoher Geschwindigkeit auf einen stehenden Fernlastzug. Der Lkw-Fahrer hatte wegen einer Panne anhalten müssen. Das Unglück ereignete sich, als der Busfahrer einen anderen Reisebus zu überholen versuchte. Unfallopfer berichteten, beide Busfahrer hätten sich ein Wettrennen geliefert. Dabei hätten sich die Fahrzeuge seitlich berührt, und ein Fahrer habe die Kontrolle über seinen Bus verloren.
BERLIN. Abstrakte Stahlskulpturen haben hierzulande keine "Tradition", obwohl bedeutende Einzelgänger von Uhlmann bis Lechner und Hoflehner sich zeitlebens damit befaßt haben oder befassen. In Berlin hat die Gruppe "Odious" rund zehn Jahre gemeinsam aus Schrott solche Plastiken hergestellt, im Lauf ihrer langen Zusammenarbeit haben sich die Mitglieder der Gruppe, die zum Teil noch Studenten waren, als sie beschlossen, in einem gemeinsamen Atelier zu arbeiten, zu unterscheidbaren Individualitäten mit je eigenem "Stil" entwickelt und sich schließlich getrennt.
So war es folgerichtig, daß die Firma Philip Morris, die sich die zeitgenössische Kunst angelegen sein läßt, ihren Workshop "Stahl '92" zum zweiten Mal nach Berlin einberief. Den ersten hatte 1987 Anthonv Caro geleitet, den zweiten übertrug man im Herbst 1992 dem englischen Stahlbildhauer Tim Scott, der seine Arbeiten in aller Regel schmiedet (und nicht schweißt oder nietet). Acht Bildhauer mit einigen Jahren Berufserfahrung wurden dazu ausgewählt: der Chilene Franzisco Gazitua, der Engländer Carlos Granger, der Spanier Carlos Lizariturrv, der Holländer Herbert Nouwens, dazu Irmtraud Ohme aus Magdeburg, Gisela v. Bruchhausen aus Berlin, Reinhard Puch aus Hörstel, Reinhard Scherer aus Wangen; nur vier von ihnen hatten schon vorher Erfahrung mit der Schmiedetechnik, die Tim Scott in zwei dichtgedrängten Arbeitswochen in einer Berliner Schmiedewerkstatt vermittelte.
Der Workshop - kein "Symposium", wo jeder nur vor sich hin werkelt, Erfahrungsaustausch allenfalls abends beim Bier stattfindet - arbeitete nach den Vorgaben des Leiters, die Diskussion (und Kritik) fand während der Arbeitsvorgänge selbst statt, die, dank der modernen Erfindung des "hydraulischen Hammers", so zu "steuern" sind, als sei nicht das harte Metall der Werkstoff, sondern schmiegsamer Ton.
In der Akademie der Künste ist nun von jedem der Beteiligten mindestens eine Arbeit ausgestellt, die während dieses Workshops entstanden ist, dazu jeweils eine aus der Zeit davor. Von Tim Scott gibt es zudem eine kleine, gedrängte Werkübersicht mit vorzüglichen Arbeiten zu sehen, die zeigen, wie dieser Künstler sich, ohne die Abstraktion aufzugeben, immer mehr organischen Formen nähert, der "Gestalt" (der menschlichen zumal), die jahrhundertelang vorherrschendes "Thema" der Plastik war, das verlassen wurde, als man anfing, mit Flacheisen, Röhren, dicken, gezogenen Drähten, Schrott zu arbeiten. Scott nähert sich auf seine Weise dem, was auch David Smith zunehmend beschäftigte.
Die Ausstellung, die durchweg überzeugende Plastiken aller Teilnehmer vorstellt, ist lehrreich auch insofern, als sie mindestens in Andeutungen zeigt, wie die Arbeit mit Scott das eigene Repertoire verändert hat: als Entdeckung neuer Möglichkeiten, als Bestätigung der früheren Erfahrungen, auch als Verunsicherung. So scheint von einer großen, aus über die Diagonale gespannten, teilweise bemalten Platten bestehenden Skulptur von Gisela v. Bruchhausen kein Weg zu führen zu ihren Workshop-Arbeiten, in denen eine völlig befriedigende Verschmelzung der neu erlernten Technik mit älteren kaum gelungen ist. Obwohl doch Einzelheiten, etwa die Lösung einer organischen Verbindung zweier Einzelelemente dafür sprechen: Sie hat profitiert von der Zusammenarbeit. Bei Reinhard Scherer und Reinhard G. Puch zeugen Drehungen in der Platte von den Erfahrungen mit dem Schmiedehammer.
Bei Irmtraud Ohme hat offensichtlich Scotts Tendenz zum Figuralen schon vorhandene Tendenzen verstärkt, Herbert Nouwens nähert sich über den Umweg des Workshops auf seine Weise Funden, die der große Schmied Chillida gemacht hat, Lizaturry und Granger versuchten sich an Kleinformen, ausgreifend der eine, kompakt der andere, und Gazituas Arbeiten wirken härter, widerständiger als das, was er früher gemacht hat.
Augenscheinlich hat dieser Workshop allen nachhaltige Anregungen gegeben. Die Ausstellung soll später noch in anderen deutschen Städten gezeigt werden, womöglich verhilft sie (samt dem schönen Katalog) den beteiligten Künstlern auch zu neuen Sammlern. Sie haben es ohnedies weit schwerer als etwa die Maler. Wenn sich damit so etwas wie eine Tradition in der Stahlskulptur hier fördern läßt, verstanden als ein weitergebender Austausch von Techniken, einer durch sie bestimmten künstlerischen "Sprache", aber auch als bessere Etablierung dieser Kunstübung, so hätte Philip Morris nicht nur neun Künstlern etwas für sie Wichtiges ermöglicht, sondern eine Kunstübung sichtbarer gemacht, die in angelsächsischen Ländern verbreiteter ist als in Zentraleuropa.
ROLAND H. WIEGENSTEIN
("Abstrakte Stahlskulptur", Internationaler Stahlbildhauer-Workshop, Ausstellung in der Akademie der Künste, bis 15. 3., tgl. 10-19 Uhr, Mo. 13-19 Uhr. Katalog DM 35,-.)
ROSBACH. Leicht verletzt wurden zwei Autoinsassen bei einem Unfall aufder Kreuzung der Bundesstraße 455 und der Nieder-Rosbacher Straße. Wie die Polizei berichtet, wollte ein Frankfurter mit seinem Wagen von der Bundestraße nach links in die Nieder-Rosbacher Straße abbiegen, dabei übersah er die Vorfahrt eines entgegenkommenden Wagens aus Bad Nauheim. Es entstand ein Schaden von 30 000 Mark. de
Neuer Dekan lehnt es ab, ein Supervater zu sein Wilfried Ostheim tritt die Nachfolge von Dekan Gerd Rosenberger im Dekanat Offenbach am 1. Mai an Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller OFFENBACH. Zum neuen Dekan für das evangelische Dekanat Offenbach hat die Dekanatssynode am Samstag Pfarrer Wilfried Ostheim von der Gustav-Adolf-Gemeinde in Bürgel auf sechs Jahre gewählt. Von 77 abgegebenen Stimmen erhielt Ostheim 45. Auf seinen Mitbewerber um das Amt, Dr. Michael Frase, entfielen 27 Stimmen. Die Synode ist das höchste Gremium im Dekanat. Ihr gehören alle Pfarrer, Abgeordnete aus jeder Pfarrei, sowie berufene Mitglieder an. Die Wahl eines neuen Dekans wurde notwendig, weil der derzeitige Dekan Gerd Rosenberger im April das 65. Lebensjahr und damit das Pensionsalter erreicht. Rosenberger war seit 1978 Dekan im Dekanat Offenbach, das flächenmäßig fast deckungsgleich ist mit dem Stadtgebiet. Zu den Aufgaben eines Dekans zählen unter anderem die Dienstaufsicht der Pfarrerschaft, er muß die Aktivitäten zwischen den Gemeinden, den Einrichtungen des Dekanats und dem Gemeindeverband koordinieren und für den nötigen Informationsfluß sorgen.
Der neue Dekan Wilfried Ostheim wird am 1. Mai seinen Dienst antreten. Der 1937 in Gießen geborene Sohn eines Forstmeisters übernahm 1968 die Verwaltung der Pfarrstelle der Gustav-Adolf-Gemeinde. Später war er Lehrpfarrer unterrichtete an der Polizeischule in Mühlheim und war zwischen 1974 und 1985 Dekanatsjugendpfarrer.
Er leistete seit 1974 zahlreichen Kriegsdienstverweigerern Beistand und ist seit 1985 Mitglied des Vorstandes des evangelischen Kirchengemeindeverbandes, dem 14 Offenbacher Kirchengemeinden angehören. "Ich bin mit Kopf und Herz Gemeindepfarrer und will bei der Wahl zum Dekan mindestens mit der Hälfte der Zeit und meines Engagements Gemeindepfarrer bleiben", erklärte Ostheim vor der Wahl. Er lehne es ab, ein Supervater zu sein, die Probleme der Kirche in Offenbach in der Zukunft müßten vielmehr gemeinsam gelöst werden, sagte er. Ostheim machte klar, daß er beim Blick in die Zukunft nicht die Gegenwart aus dem Auge verlieren werde, sondern pragmatisch die Probleme angehen will, die vor den Füßen lägen.
In seiner Rede zählte er in Anlehnung an die Empfehlungen der Perspektivkommission der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau einen Katalog von Aufgaben auf, dem sich die Kirche insgesamt und speziell in Offenbach stellen müsse. So werde eine kommunikative Theologie gebraucht, die nicht nur frage, was glauben Christen, sondern der Frage nachgehe, "Wie lebt man als Christ?". Die Gottesdienste müßten verständlicher sein, Predigten über die Köpfe der Gemeinde hinweg dürften nicht geschehen. Um den Schwachen zu helfen, müsse die Kirche in Zukunft mehr experimentieren und weniger auf dauerhafte Institutionen setzen. Die Kirche müsse Strukturen finden, mit denen sie schneller auf gesellschaftliche Entwicklungen und Notfälle reagieren könne, als es die staatliche Bürokratie könne.
Ostheim machte deutlich, daß die Kirche auch politisch Einfluß nehmen und sich engagieren müsse, wobei nicht nur die Schlagzeilen gesehen werden dürften. Die Kirche könne beispielsweise in die Lücken hineingehen, die von den traditionellen Parteien nicht ausgefüllt werden. Die Betreuung von Asylbewerbern sei dafür ein Beispiel. Wichtig sei es auch, die Wünsche der Mitglieder wahrzunehmen, die nicht wie die zehn bis 15 Prozent an traditionellen Angeboten der Kirche teilnähmen. Ebenso wichtig ist Wilfried Ostheim auch ein lockereres Verhältnis zwischen den Pfarrern und Ehrenamtlichen herzustellen und die Bürokratie zu begrenzen. Als ein Problem der Zukunft bezeichnete er die ständig sinkenden Zahlen der Kirchenmitglieder. Besonders in den Innenstadtgemeinden sei der Rückgang stark, weshalb darüber nachgedacht werden müsse, Gemeinden oder Aufgaben zusammenzulegen.
Michael Frase berichtete, daß es in Offenbach derzeit rund 35 000 evangelische Christen gibt. Vor zehn Jahren waren es noch 45 000. Hochgerechnet auf das Jahr 2020 würden bei einer Fallrate von rund 900 pro Jahr dann schlimmstenfalls nur noch 10 000 evangelische Christen in Offenbach leben. Bestenfalls wären es 25 000, so die Prognosen.
Nüchtern stellte Ostheim auch die finanzielle Lage der evangelischen Kirche dar. Für die bloße Substanzerhaltung der 4500 Gebäude der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau fehlten die erforderlichen Baumittel. Die Konsequenz daraus: "Auch Kirchen können zum Ballast werden." So existierten in den Innenstädten Kirchengebäude die ihre Funktion verloren hätten, weil sich dort nur noch wenige Menschen einmal die Woche für eine Stunde zusammenfänden, zitierte Ostheim, Empfehlungen der Perspektivkommission.Über die Beziehung von Töchtern und Müttern
MÜHLHEIM. Ein Seminar zum Thema "Töchter und Mütter - über die Schwierigkeiten einer Beziehung" bietet der Verein Frau-Mutter-Kind am Samstag, 27. Januar, 10 bis 17 Uhr, in seinen Räumen in der Lessingstraße 25 an. Referentin ist die Sozialpädagogin Regine Gabriel. Anmeldungen nimmt Ingrid Till unter Telefon 0 61 08 / 7 48 07 entgegen.
Eine Woche später, am Samstag, 30. Januar, gibt es einen Kreativ-Tag für Puppenfreunde. Wer mitbasteln will, muß sich mit Sabine Bodensohn, Telefon 0 61 08 / 64 84, in Verbindung setzen. Sie leitet auch einen Kurs "Puppen zum An- und Ausziehen nach Waldorf-Art" am 1., 8. und 15. Februar.
Für Kinder von neun Jahren an bietet der Verein am 6. Februar einen Seidenmalkurs an, den Sonja Hahn, Telefon 0 61 08 / 7 36 94, leitet.
Der nächste Alleinerziehenden-Treff für Frauen ist am Samstag, 6. Februar, 15 Uhr. pmü
MÜHLHEIM. Zum Mekka der Kart- Piloten und all diejenigen, die es eimal werden wollen, war die Stadt Mühlheim am Wochenende geworden.
Der Obertshausener Botho G. Wagner, der selbst einmal ein Kart-Fahrer gewesen war und im Vorstand des Deutschen Motorsport Verbandes für die kleinen Renner zuständig ist, hatte sich im vergangenen Herbst überreden lassen, nach Saarbrücken vor zwei Jahren wieder eine internationale Kart-Ausstellung zu organisieren. Weil Wagner in Mühlheim seit Jahren seinen Markt für altes Spielzeug veranstaltet, hat er das Bürgerhaus für diese Ausstellung auserkoren. "Dann habe ich quer durch Europa telefoniert", erzählt er und so waren jetzt 29 Aussteller in Mühlheim zusammengekommen. "Alles was Rang und Namen im Kart-Sport hat", sagte der Organisator.
Karts, das sind jene kleinen Flitzer, die aus einem Stahlrohrgestell mit Rädern, Sitz, Lenkrad und Motor aber ohne Karosserie bestehen. In der Spitzenversion, den 250ern mit etwa 80 PS, erreichen die Dinger auf der Geraden knapp 300 Sachen, mit kleineren und gedrosselten Motoren dürfen schon Zehnjährige mit den Go-Karts, wie sie früher hießen, über den Asphalt sausen.
"Am 24. April 1960 gab es das erste Kart-Rennen in Deutschland und zwar in Wiesbaden in der Ami-Kaserne", erzählt Wagner, die Karts sind nämlich eine amerikanische Erfindung. Er kann sich auch noch gut an die Straßenrennen in Obertshausen erinnern. "Das war 1968 und 1969, da waren 10 000 Zuschauer gekommen."
Wer heute in der Formel I fährt, der hat auf einem Kart angefangen, erzählt Wagner, "da gibt es nur wenige Ausnahmen". Fünf bis achttausend Mark muß man für ein Kart hinblättern. "Wer ganz vorne mitfahren will, der braucht 100 000 Mark pro Jahr," meint Wagner. Daß die Flitzer auch körperlich behinderte Menschen sehr reizen, dafür ist Otto Belser aus Heigerloch-Gruol der Beweis.
Er sitzt selbst nach einem Motorradunfall im Rollstuhl und hat am Reglement der "Handicap-Formel" mitgearbeitet, in der in diesem Jahr erstmals sieben Rennen gefahren werden. Er wird selbstverständlich auch hinterm Steuer sitzen. 13 Teilnehmer gibt es derzeit in der Formel H, erzählt Belser. Für die Behinderten werden die Karts individuell, je nach Art der Behinderung umgebaut. Um mitmachen zu können, braucht es eine ärztliche Bescheinigung. Die Fahrer-Lizens erteilt die oberste nationale Sportkommission für den Automobilsport (ONS).
Wer sich hinter ein Kart-Lenkrad setzt, muß wissen, daß die Sache nicht ganz ungefährlich ist, die schnellen Flitzer haben nämlich keine Knautschzone.
Wagner selbst trug, als er noch selbst aktiv fuhr, zahlreiche Knochenbrüche davon. Freilich davon war am Wochenende weniger die Rede, da standen nämlich die zahlreichen Besucher aus Deutschland und den Nachbarländern in der Ausstellung mit Kennerblicken vor den Ständen und fachsimpelten. pmü
OBERTSHAUSEN. Im 120. Jahr ihres Bestehens konnte die Volksbank Hausen ihr Bilanzvolumen auf 901 Millionen Mark steigern. Dieses Wachstum sei wesentlich von der positiven Ent- wicklung des Kreditgeschäfts beeinflußt gewesen. Die Forderungen an Kunden stiegen um zehn Prozent auf 637 Millionen Mark.
Wie die Bank mitteilt, wurden die Kredite vor allem für gewerbliche Zwecke und den Wohnungsbau vergeben. 16 Millionen Mark wurden für Investitionen in den neuen Bundesländern ausgeliehen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Volksbank knapp 4000 Kredite mit einem Volumen von 297 Millionen Mark zugesagt. Den Bankteilhabern stellte Vorstandsvorsitzender Gerhard Förg eine Dividende von zehn Prozent in Aussicht. Insgesamt sind der Bank im vergangenen Jahr 1067 neue Mitglieder beigetreten. Die Zahl der gezeichneten Geschäftsanteile hat sich um 35 Prozent auf 78 800 kräftig erhöht.
Nach Aussage Förgs hat sich die Verschlechterung der Konjunktur Ende des vergangenen Jahres bislang noch nicht negativ auf die Geschäfte der Bank ausgewirkt. Vorstandsmitglied Karl-Heinz Becker machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, daß der Zuwachs der Kundengelder eindeutig durch die Reform der seit 1. Januar geltenden Zinsbesteuerung beeinflußt wurde, weil die Anleger nach steuerlich interessanten Anlagevarianten nachfragten.
Die Bank selbst investiert ebenfalls. In diesem Jahr sei mit der Fertigstellung des neuen Bankgebäudes in Klein-Welzheim, dem Umbau in Zellhausen und dem Abschluß der Rohbauarbeiten für ein neues Bankgebäude in Hainstadt zu rechnen. pmü
BAD NAUHEIM. 13 500 Mark Bargeld und Telefonkarten im Wert von 960 Mark fielen einem schlanken 25 Jahre alten Mann in die Hände, der am Samstag um 8.35 Uhr das Postamt zwei im Bahnhof beraubt hat. Wie die Kriminalpolizei mitteilt, hatte der Mann, nach dem bei Redaktionsschluß noch gefahndet wurde, dem 20jährigen Postbediensteten bei Dienstbeginn aufgelauert. Als dieser das Postamt aufschließen wollte, näherte sich der mit einem Strumpf maskierte Räuber mit vorgehaltener Schußwaffe und verlangte die Öffnung des Panzerschrankes. Seine Beute verstaute er in einer blau-gelb- weißen Plastiktüte mit der Aufschrift "Edeka".
Der Verbrecher fesselte den Postbediensteten mit Klebeband und flüchtete in Richtung Ernst-Moritz-Arndt- Straße. Der Mann von der Post konnte sich schnell befreien und rief die Polizei.
Der Täter, der nach dem Überfall von Zeugen gesehen wurde, ist etwa 25 Jahre alt, schlank, 1,80 Meter groß und hat dunkle Haare. Er war mit einer dunklen, weinroten Blousonjakke, Bluejeans und schwarzen Turnschuhen bekleidet. Hinweise erbittet die Kriminalpolizei unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm
Volleyball-Bundesliga Lange gegen erwartete Niederlage gestemmt
"Wir befinden uns in einer leichten Krise. Heute wäre gegen den ehemaligen Europacupsieger Moers zumindest in der Dezemberform ein Satzgewinn sicher gewesen", zog Kriftels Trainer r Luis Ferradas das Fazit nach der 0:3(13:15, 6:15, 12:15)-Heimniederlage gegen den Tabellenzweiten der Volleyball-Bundesliga, den Moerser SC. Die 1000 Zuschauer in der ausverkauften Krifteler Weingartenschule sahen einen sich immerhin 80 Minuten lang wehrenden Aufsteiger, der trotz der zweiten Heimniederlage hintereinander keine Abstiegssorgen mehr kennt.
"Jetzt sehen wir erst einmal, wie wertvoll unser Kapitän Volker Braun für uns ist. Er kann jedoch frühestens nach seiner Beinverletzung in drei Wochen ins Team zurückkehren", sagte Ferradas, der vor allem die schwachen Aufgaben kritisierte. Bei Moers ragte Nationalspieler Frank Winkler heraus (die Gäste waren ohne ihren verletzten Star Groszer angetreten). Bei Kriftel verdiente sich Lars- Björn Freier die beste Note, von der leichten Krise scheinen auch die beiden Argentinier Elgueta und Romano betroffen.
Kriftel stand im ersten Satz vor einem Erfolg, zeigte jedoch, wie schon gegen Dachau, bei einem Vorsprung Nerven. So konnte Moers noch einen 11:13-Rückstand in den 15:13-Satzgewinn umwandeln. Der zweite Satz ging dann glatt an den Meisterschaftsaspiranten, der aber wiederum im dritten und letzten Abschnitt große Schwierigkeiten mit dem Außenseiter aus dem Taunus besaß.
"Solche Spiele wie gegen Moers brauchen wir jedoch öfter, um uns an die Spitze herantasten zu können", meinte Ferradas. jo.
ORTENBERG. Völlig demoliert haben Unbekannte einen roten VW-Golf mit dem Kennzeichen FB - DR 265, der nach Polizeiangaben zwischen Donnerstag und Freitag in der Berheimer Straße gestohlen worden war. Das Auto wurde auf einem Baumstück unmittelbar an einem Bachlauf gefunden. Die Polizei bittet um Hinweise unter Tel.0 60 31 / 60 10. hm
LIMESHAIN. Reiche Beute machten Unbekannte beim Einbruch in eine Metzgerei in der Lindheimer Straße in Hainchen. Wie die Polizei berichtet, hatten die Täter in der Nacht zum Samstag die Metzgerei durchsucht, während die Bewohner im ersten Stock schliefen. Die Täter fanden einen fünfstelligen Barbetrag, für den der Metzger Geräte kaufen wollte. Aus dem Laden wurden 100 Kilogramm Dauerwurst und eine gleichgroße Menge ausgesuchtes Frischfleisch gestohlen. Der gesamte Schaden wird mit 40 000 Mark angegeben.
Die gleichen Täter sind nach den Vermutungen der Polizei verantwortlich für einen weiteren Einbruch in ein Wohnhaus in der Wingertshecke.
Die Polizei nimmt an, daß die Fleisch- und Wurstwaren mit einem Fahrzeug abtransportiert wurden und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm
vs DÜSSELDORF, 24. Januar. Zwischen der nordrhein-westfälischen Landesregierung und dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß, der seit Monaten den angeblichen Machtmißbrauch von drei Ministern der SPD-geführten Regierung nachzuweisen versucht, ist ein Streit wegen der Weigerung der Regierung entbrannt, bestimmte Akten dem Ausschuß vorzulegen. Wolfgang Clement, Chef der Staatskanzlei, begründete die Weigerung damit, daß es sich bei diesen Unterlagen um den "nicht ausforschbaren Kernbereich der Arbeit der Landesregierung" handele. Die Wissenschaftsministerin Anke Brunn, in deren Ministerium die Akten geführt wurden, schloß sich dieser Auffassung an.
Der Ausschuß hatte deshalb auf eine Vernehmung der Ministerin verzichtet. Er verspricht sich von den Akten Aufklärung über die Hintergründe eines Zuschusses des Bundes an eine private medizinische Forschungsinstitution in Bochum in Höhe von 26 Millionen Mark. Die Landesregierung hatte die erforderlichen positiven Gutachten geliefert. Noch am 24. März vergangenen Jahres hatte Brunn dem Untersuchungsausschuß schriftlich versichert, daß in ihrem Haus in Zusammenhang mit diesem Förderprojekt "keine Vorgänge entstanden sind, die den Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung der Regierung betreffen".
Um so empörter regierten jetzt CDU, FDP und Grüne auf das Schreiben aus der Staatskanzlei. Sprecher der drei Oppositionsfraktionen kündigten an, daß sie jetzt die Landesregierung durch ein Gericht zwingen lassen würden, "der gesetzlichen Pflicht nachzukommen, Akten vollständig vorzulegen". Notfalls müsse eben auch eine Hausdurchsuchung in den Ministerien vorgenommen werden, meinte die Opposition, die das Verhalten der Landesregierung dem Ausschuß gegenüber als "Unverschämtheit sondergleichen" wertete.
Die Landesregierung meinte am Wochenende zu der Kritik, daß sie der rechtlichen Klärung dieser Streitfrage "gelassen entgegensieht".
Briefe an die Redaktion
"Ernste Sache: Die Arroganz der UBiT" Verschiedene Veröffentlichungen über die um den Einzug in den Kreistag antretende Wählergemeinschaft UBiT (Unabhängige Bürger im Taunus) haben zu dem folgenden Leserbrief geführt. Der Autor Walter Ziess ist Ehrenbürger der Stadt Friedrichsdorf und Mitbegründer der dortigen UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft). Wenn die Sache nicht so ernst wäre, könnte man die Arroganz der UBIT übergehen und übersehen. Da wirft sie sich als Retter der Kommunal- und Kreistagspolitik, als Kämpfer gegen die Korruption und die Republikaner, als Vermittler zwischen Kreistag und den seit Jahrzehnten auf der übersichtlichen Ortsebene tätigen Wählergemeinschaften auf. Hier wird sichtbar, daß es einen Ehrgeiz gibt, der nicht nur kriechen, sondern auch fliegen kann. Das muß man sehen, wenn man an die kommunalpolitischen Herausstellungen denkt, denen sich die Personen zum großen Teil vorher nur für den Ortsbereich verpflichtet fühlten.
Es ist geradezu beschämend, lesen zu müssen: "Die UBIT will regelmäßig Treffen mit Mandatsträgern örtlicher Wählergemeinschaften veranstalten." Die Mitglieder der echten Wählergemeinschaften verbitten sich diese Anbiederung und Belehrung. Der zum Teil über 40jährige Einsatz zum Wohle der überschaubaren Gemeinde bedarf keiner Schützenhilfe von Personen, die ihre Persönlichkeit dadurch verlieren, indem sie ihre Person in den Vordergrund stellen.
Die aus Abspaltungen von anderen Parteien zusammgengewürfelte Gruppe ist nicht in der Lage, die verschiedenen Sorgen und Aufgaben der Stadt und Gemeinden im Kreistag wie herausgestellt zu vertreten. Wer kämpft für welche Stadt und Gemeinde? Wer kennt im Gegensatz zu örtlichen Bewerbern die aus anderen Orten aufgestellten Bewerber? Haben sie schon vorher zum Teil auf anderen Listen gestanden? Wer die Übersicht hat, kann das bejahen.
Nicht im Kreistag, sondern in den Wohngemeinden ist der Platz für eine echte, weniger nach Ansehen und Eitelkeit ausgerichtete Arbeit. Der zum Kreistag führende Egoismus mahnt zur Vorsicht, wenn davon gesprochen wird, was morgen getan wird, aber nicht davon, was gestern getan wurde. Das übertünchen weder der Lautsprecher noch die Propaganda; beide verstärken nur die Stimmen, nicht aber die Argumente.
Walter Ziess Friedrichsdorf
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.) Walter Zies, 6382 Friedrichsdorf
HANAU. Die kleine Stadt Preetz an der Ostsee gilt in Papiertheaterkreisen als Dorado. Alljährlich treffen sich dort Liebhaber der Miniaturbühne aus dem gesamten Europa zu einem Festival. Auch die Hanauer Museumstruppe hat dort schon mit großem Erfolg gespielt ("Aladin", "Hund von Baskerville" und "Tannhäuser").
Ingeburg und Wilhelm Severin sind Preetzer, und als sie im Herbst 1990 zum erstenmal eine Vorstellung sahen, waren sie überrascht, welche Faszination von der kleinen Bühne und dem Spiel der Pappfigürchen ausging. Die Papier-Spielleute hatten das Städtchen schon längst wieder verlassen und sich in alle Winde verstreut, da entdeckten die Severins, daß die Liebe zum kleinen Theater sie gepackt hatte und fingen an, aus der Erinnerung ihre eigene Bühne zu bauen. Wilhelm Severin wurde zuständig für den technischen Part, Ingeburg übernahm die künstlerische Leitung und begann, Kulissen und Figuren zu gestalten. Ende desselben Jahres war es dann soweit: "Peter und der Wolf" hatte im Familienkreis Premiere.
Inzwischen ist die Bühnentechnik verbessert und das Repertoire um das Märchen "Das Feuerzeug", die Moritat "Fisch zu viert" und den "Karneval der Tiere" erweitert worden.
Am kommenden Wochenende reist Ehepaar Severin mit einem Orchester von 64 Uhus, 77 dressierten Hühnern und einem schwindelfreien Hahn, einem Pariser Schildkröten-Ballett mit Elefanten-Primaballerina, einer Schleierschwanz-Formation, pianistischen Eichhörnchen und tausend Kolibris nach Hanau. Zur Musik von Camille Saint-Saëns wird dann im Urwald Fasching und im Papiertheatermuseum von Schloß Philippsruhe dreijähriges Bestehen gefeiert.
Theater Severinus öffnet die Dschungel-Manege am 31. Januar für zwei Vorstellungen um 11.15 und um 12.30 Uhr. Kartenvorbestellungen sind unter der Nummer 0 61 81 / 8 22 87 möglich. rd
BAD NAUHEIM. Schwer verletzt wurde ein nach Polizeiangaben vermutlich angetrunkener Autofahrer bei einem Verkehrsunfall am Samstag um 21.45 Uhr auf der Landesstraße zwischen Ockstadt und Bad Nauheim. Nach Angaben der Polizei war der Mann mit seinem Auto bei der Fahrt Richtung Bad Nauheim nach rechts von der Fahrbahn abgekommen.
Das Auto beschädigte zwei Verkehrszeichen und Leitpfosten sowie einen Obstbaum. Das Auto blieb auf dem Dach liegen. Es entstand ein Schaden von 10 000 Mark. Die Polizei nimmt an, daß der Genuß alkoholischer Getränke ursächlich für den Unfall war. hm
Seit 1964 führt der FSV alljährlich im Winter Waldläufe im Riederwald durch - die älteste Laufserie im Großraum Frankfurt. Durch Differenzierung der Ergebnisse - Wertung nach Altersklassen im Seniorenbereich - trug der Veranstalter neuen Gegebenheiten Rechnung. Stark vertreten waren im ersten Durchgang die Langstreckler der LG Frankfurt. Sie belegten in der Hauptklasse über 10 100 Meter die drei ersten Plätze mit Eckart Baier in 32:19,0 Minuten, Jörg Leipner in 32:26,0 und Volker Isigkeit in 32:32,0. Besser als alle war Senior Wolfgang Münzel, einer der erfolgreichsten Langstreckler der LG Frankfurt "aller Zeiten" - Jahrgang 1952. Er bewältigte die Strecke in 32:00,0 Minuten und lief damit als Erster des Gesamtfeldes ins Ziel. Den Sieg über 3000 m der Männer machten Dirk Balle in 8:47,0 Minuten und Michael Rauch (beide ASC Darmstadt) in 8:50,0 unter sich aus. Auf den nächsten Plätzen folgten Thomas Schumann (LG Frankfurt) in 8:56,0 und Olav Tölke (Eintracht Frankfurt) in 8:59,0. Einen Darmstädter Sieg gab es im 3000-m-Lauf der Frauen durch Petra Wassiluk (ASC) in 10:03,0 Minuten vor Agnes Wiesner (TSV Friedberg-Fauerbach) in 10:11,0. ch-
Die Wahl des NDR-Justitiars Klaus Berg (55) zum neuen Intendanten des Hessischen Rundfunks (HR) und damit Nachfolgers von Hartwig Kelm (siehe FR vom Samstag) ist bei den politischen Parteien auf ein meist positives Echo gestoßen. Mit Berg verbindet der stellvertretende CDU-Landesvorsitzende und HR- Rundfunkratsmitglied Hartmut Nassauer "die Hoffnung, daß der Sender aus der Sackgasse rasch herausfindet, in die er hineinmanövriert worden ist". Trotz vieler negativer Erfahrungen, die die hessische CDU in den letzten Jahren habe sammeln müssen, "hoffen wir auf einen neuen Beginn".
SPD-Sprecher Felix Stenschke erklärte, "daß Berg eine gute Wahl ist". Der medienpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Hans-Jürgen Hielscher, erwartet vom neuen Intendanten, "daß er die dringend nötigen Reformen erfolgreich in Gang setzen kann und den Mut findet, auch finanziell einschneidende Maßnahmen durchzusetzen".
Mit Zurückhaltung kommentierte der Landtagsabgeordnete der Grünen und Rundfunkratsmitglied Friedrich Hertle die Berg-Wahl. Einen Generationswechsel mit einer neuen Persönlichkeit, die über journalistischen Esprit verfügt, zu erreichen, sei nicht machbar gewesen, da Berg der Wunschkandidat von SPD, Personalrat, CDU und dem konservativem Teil der "Grauen", der Vertreter gesellschaftlicher Gruppen im Rundfunkrat, gewesen sei, meinte Hertle. Er erwarte allerdings, "daß bei allen Personal-, Programm- und Sparentscheidungen Unabhängigkeit, Staats- und Parteiferne des HR wie unter dem Vorgänger Kelm oberste Priorität haben".
Mit Klaus Berg kommt am 1. Mai ein allseits anerkannter Fachmann auf den Gebieten Rundfunkgeschichte, Medienrecht, Medienwirtschaft und Medienpolitik nach Frankfurt zurück. In der Main- Metropole studierte der gebürtige Mainzer Rechtswissenschaften. Von 1964 bis August 1980 arbeitete er beim HR, zuerst als Referent in der Juristischen Direktion, später dort als Abteilungsleiter und Hauptabteilungsleiter Rundfunkgebühren, ehe er im September 1980 als Justitiar zum NDR wechselte.
Seit 1980 zeichnet Berg - er ist verheiratet und hat drei Kinder - auch als verantwortlicher Herausgeber der Fachzeitschrift "Media Perspektiven". Darüber hinaus hat Berg zahlreiche Beiträge zum Rundfunkrecht und zur Medienpolitik veröffentlicht. Im Jahre 1990 wurde er zum Vizepräsidenten der Juristischen Kommission der Europoäischen Rundfunk-Union (UER), dem Zusammenschluß von Rundfunkanstalten in Europa, gewählt. 1991 wurde Berg Vorsitzender der ARD-Satellitenkommission, seit 1983 ist er auch Honorar-Professor im Fachbereich Rechtswissenschaft an der Frankfurter Universität, seit 1977 hat er dort einen Lehrauftrag für Medienrecht.
Mit den Worten, der neue Intendant sei ein Garant dafür, den HR wieder positiv in die Schlagzeilen zu bringen, beglückwünschte Rundfunkratsvorsitzender Karl-Heinz Jungmann am Freitag im Frankfurter Funkhaus vor der Presse Klaus Berg. Dessen Vorgänger Hartwig Kelm bot seinem Nachfolger eine enge Kooperation bis zur Amtsübergabe an, die Berg dankend annahm. Für ihn gehe es jetzt erst einmal darum, den HR, was dessen Betriebsklima betreffe, wieder "in ein ruhiges Fahrwasser" zu bringen und für eine Konsolidierung der Finanzen zu sorgen, den HR-Haushalt dieses Jahres ausgeglichen zu gestalten. Die Unabhängigkeit und Staatsferne des Senders zu erhalten, werde oberstes Gebot seiner Amtsführung sein, betonte Berg.
Was die Quantität der Programme des HR betreffe, sagte der künftige Intendant in einem anschließenden Gespräch mit der FR, so werde er, wenn wirtschaftliche Gründe zwingend seien, nicht davor zurückschrecken, dort - bei aller Beachtung qualitativer Maßstäbe - einschneidende Veränderungen vorzunehmen.
Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus Werbung und Gebühren müßte nach Bergs Worten grundlegend überdacht und neu definiert werden. Er plädierte für einen flexibleren Umgang mit der Werbnung, für eine Öffnung der derzeit zwischen 18 und 20 Uhr festgelegten Werbegrenzen und für eine Anhebung der Werbezeit über das 20minütige werktägliche Limit hinaus. Er betrachte eine Änderung dieser Begrenzungen durchaus nicht als Utopie. Er sehe, so Berg weiter, bei der Werbewirtschaft, bei anderen Anstalten, auch bei der hessischen Landesregierung Verbündete und hoffe auf Veränderungswillen bei den politisch dafür verantwortlichen Stellen.
In gut drei Monaten wird also der Nachfolger von Hartwig Kelm im Funkhaus am Dornbusch die Amtsgeschäfte übernehmen. Die ersten Eindrücke, die Klaus Berg vor der Presse und im persönlichen Gespräch hinterlassen hat, sind durchaus positiv. Ein kompetenter Kenner der Medienszene, mit Vorschußlorbeeren geradezu überhäuft, wird da auf dem Intendantenstuhl Platz nehmen. Dennoch, abzuwarten bleibt, ob, wie und wie schnell Berg den Problemberg, der vor ihm liegt, abtragen kann. Vor allem gilt es für ihn, die mehr oder weniger stark gestörten Verhältnisse seines Vorgängers zu den Aufsichtsgremien, zum Personalrat, zu Teilen der Belegschaft, zu den Direktoren wieder ins normale Lot zu bringen. Es gilt auch, das angeschlagene Gesamtimage des HR wieder aufzupolieren - nicht nur die Finanzen in Ordnung zu bringen oder die programmliche Schieflage einzelner Abteilungen zu korrigieren.
Zwar hat der politisch als links-liberal geltende Berg die generelle Rückendekkung der neuen links-liberalen Mehrheit im Rundfunkrat hinter sich. Doch er wird sich darum bemühen müssen, auch das Vertrauen der vier Rundfunkratsmitglieder - offensichtlich sind sie bei den Grünen und bei den linken Grauen festzumachen - zu gewinnen, die sich bei der Wahl nur der Stimme enthalten haben.
Zu hoffen ist, daß sich das Verhältnis Intendant-Gremien beim HR insgesamt verbessert und normalisiert und daß die "schrille Begleitmusik" bei den Haushaltsgenehmigungen der letzten Jahre, das Erteilen von Auflagen, das rigorose Verordnen von Einsparmaßnahmen in zweistelliger Millionenhöhe, endlich wieder verstummt. Was war dies denn? Doch nicht so sehr Ausdruck der Sorge der Gremien um den Forbestand, um die Zukunftssicherung des HR, sondern viel mehr Ausdruck des wachsneden Mißmuts gegenüber einem bei der Gremienmehrheit immer unbeliebter werdenden Intendanten, der stets seinen eigenen Weg ging und es, so schien es, auf Konfrontationskurs gegenüber den Aufsichtsgremien geradezu angelegt hatte.
Die siebenjährige Ära Kelm beim HR geht bald zu Ende, die fünfjährige Berg- Intendanz beginnt. Was sie bringt, wie sie verläuft, wird sich zeigen. Die Erwartungen jedenfalls sind allseits hoch gesteckt.
KLAUS MORGENSTERN
FRIEDBERG. Mit leichten Verletzungen überstand ein 23 Jahre alter Motorradfahrer einen Verkehrsunfall am Samstag um 12.25 Uhr an der Kreuzung Gießener Straße/Burgsiedlung. Die Polizei teilt mit, daß eine Autofahrerin auf der Gießener Straße Richtung Innenstadt gefahren war. Als sie nach links abbiegen wollte, kam es zur Kollision. Der Schaden wird mit 11 000 Mark angegeben. hm
KÖLN. Viel Geld - viel Ehre. 20 Millionen Mark Produktionskosten und drei Bayerische Filmpreise. Die größte Panzerschlacht des Zweiten Weltkrieges als Thema dargestellt mit Hilfe der größten Materialschlacht in der Geschichte deutscher Nachkriegs-Kriegsfilme. Damit prahlt die Werbekampagne zu Joseph Vilsmeiers Film "Stalingrad". Echte Panzer im finnischen Schnee, echte Uniformen, echter Sprengstoff und ganz viel echte Munition, echte Panzeroffiziere und Sturmpioniere als Berater.
Nur der Tod ist falsch: lauter Kinoeffekte - Schweineblut und verstümmelte Attrappen. Zum Filmstart ein Rummel wie sonst nur noch bei nationalen Gedenktagen. "Stalingrad" auf allen Kanälen und in allen Gazetten. Zum 50sten Jahrestag der Kapitulation des Generals Paulus im Kessel von Stalingrad Januar 1943 inszenieren sich die Bürgermeister der Partnerstädte Köln und Wolgograd (früher Stalingrad) bei einer Benefizpremiere von "Stalingrad" als dicke Freunde, und der Kölner Oberbürgermeister überreicht lächelnd einen 600 000-Mark- Scheck. Juri Cechov, der Bürgermeister von Wolgograd, betätigt sich bei der Feier als Filmkritiker und lobt höflich, so eine authentische Darstellung des Krieges sei seinen russischen Landsleuten noch nicht gelungen.
Die Alten Herren vom "Bund ehemaliger Stalingradkämpfer" sind gerührt: Genauso war's, wenn auch nicht ganz. Draußen im Kinofoyer zeigt eine alte Frau ihrer 10jährigen Enkelin die Photos im Schaukasten. "Das ist ein russischer Panzer, und da oben die beiden erfrieren." Fast zwei Generationen später ist die angeblich "kriegsentscheidende" Schlacht der Urgroßväter wieder ein gefragtes Thema: hart, unideologisch und realistisch natürlich.
In Wahrheit "kriegsentscheidend" war aber nicht die Kesselschlacht um die Wolgametropole, sondern Menschenverachtung und die Jahrhundertverbrechen des Hitlerregimes, und das von Anfang an. Wobei die Schrecken eines Sieges die der Niederlage ganz sicher entsetzlich übertrumpft hätten. Und überhaupt: die Schrecken des Krieges. Joseph Vilsmeier leistet sich einen naiven Blick darauf, der von den Bildern der Nachrichtenkameraleute aus dem Bürgerkrieg in Bosnien oder von anderen Kriegsschauplätzen in aller Welt längst demontiert ist. Ein Publikum, das beinahe täglich zum Nachtessen die Brutalitäten marodierender Soldateska verfolgen kann, läßt sich durch noch so gut ausgedachten Feuerzauber allein nicht mehr faszinieren. Da muß man doch ein bißchen ideologisch überhöhen. Nicht fürs "Vaterland" sind nämlich die deutschen Soldaten in Stalingrad gestorben, aber sie waren doch wenigstens keine "Kameradenschweine". Eben deutsche "Landser", die besten Soldaten der Welt.
Vilsmeiers Film beschreibt die Stalingraderlebnisse von ein paar einfachen "Sturmpionieren", die nach erfolgreichen Wüstenschlachten aus der friedlichen italienischen Etappe nach Rußland versetzt werden. Dann dekliniert Vilsmeier die Stalingradszenarien durch: Häuserkampf, Strafbataillon im Minenfeld, Panzerabwehrscharmützel im Schnee, Versuche, als Verwundete mit der letzten Ju-52 aus dem Kessel zu entkommen, Verhungern, verzweifelter Selbstmord, die letzten Überlebenden erfrieren, und wenn alle Handlungsträger tot sind, ist der Film zu Ende.
Viel erfährt man über die Figuren nicht. Der junge blaublütige Leutnant ist ein netter Kerl, aber schrecklich unerfahren, die Landsknechttypen Fritz und Manni sind undiszipliniert, aber wenn's drauf ankommt, mutig und effektiv. Ihre Kameraden gehen ihnen über alles, und für ihre "guten" Vorgesetzten gehen sie durch jede Hölle. Böse ist eigentlich nur der Nazihauptmann, der gerne sadistische Befehle gibt. Aber der wird am Ende von aufrechten Landsern erschossen.
Jeder von Spezialeffekten zerissene Körper wird stolz zelebriert, jede kalkulierte Feuersbrunst bis zur letzten Flamme ausgekostet. Das Grauen eines Krieges: die stete Anwesenheit des Todes; Angst, die wie ein Krampf die Sinne lähmt; schreckliche Sekunden und Minuten jenseits jeder Moral, kann man mit Spezialeffekten sowieso nicht wiedergeben. Höchstens in den Obsessionen einer Figur. Es ist viel vom Vietnamkrieg in der Figur von Travis Bickel in "Taxi Driver" enthalten. Bob Hoskins spiegelt die schreckliche Entmenschlichung des Kriegs in seinem Film "Raggedy Rawny" in einer beklemmend verrückten Zaubergestalt. Vilsmeier dagegen erliegt dem Mythos des "Authentischen", als wenn sich Krieg wirklich "spielen" ließe. So verstümmelt er sein Thema. Existentiell und politisch unbegriffen und künstlerisch ungestaltet wird da Krieg wieder zum "Stunt der Dinge": Explosionen, Effekte und antike Panzer.
Kein Anti-Kriegsfilm, dazu setzt er zu sehr auf die Effekte. Was ist schon ein Dialogsatz gegen die "Stahlgewitter" der Spezialeffekte. Nicht ohne Grund gaben die Schauspieler zu Protokoll, sie haben sich gefühlt wie im Krieg. Schon in den 50er Jahren in populären "Landser-Groschenheftchen" waren Landsererlebnisse aus Stalingrad besonders beliebt: wegen der ganzen Superlative (größte Panzerschlacht, eine Million Opfer), denen auch Vilsmeier aufgesessen ist. Und "unsere" Soldaten waren damals schon die besten der Welt und wurden "grundlos verheizt" (als wenn es schöner wäre, aus einem guten Grund verheizt zu werden).
Die Kriegsfilme der 50er Jahre bereiteten bekanntlich die Remilitarisierung der Bundesrepublik ideologisch vor. Die Verkäufe von "Stalingrad" in alle Welt laufen gut. JOSEF SCHNELLE
MAIN-TAUNUS-KREIS. Vier Schwerverletzte und ein Schaden von mehreren 10 000 Mark sind die Folgen zweier Verkehrsunfälle am Wochenende in Hofheim und in Kelkheim.
In der Kreisstadt übersah nach Angaben der Polizei ein 51 Jahre alter Autofahrer aus Wiesbaden die Vorfahrt eines jungen Mannes aus Hofheim. Der Wiesbadener war am Samstag abend auf der Hattersheimer Straße von Kriftel aus in Richtung Hofheimer Bahnhof unterwegs und fuhr ohne zu halten über die Kreuzung am Schmelzweg. Dabei stieß er mit dem 22jährigen zusammen, der die Hattersheimer Straße in Richtung Süden befuhr und dem Verlauf der Vorfahrtstraße in den Schmelzweg folgen wollte.
Von den insgesamt sechs Personen in dem Wagen des 51jährigen wurden zwei Insassen schwer und zwei leicht verletzt. Der Fahrer blieb ebenso wie ein weiterer Mitfahrer verschont.
Im Wagen des 22jährigen zog sich eine 76 Jahre alte Frau leichte Verletzungen zu; der junge Mann kam mit dem Schrekken davon. Beide Autos haben laut Polizeibericht nur noch Schrottwert.
Die Kontrolle über seinen Wagen verlor nach Angaben der Polizei ein 22 Jahre alter Autofahrer aus Bad Soden am Sonntag gegen 4.10 Uhr. Der junge Mann kam auf der B 455 in Richtung Schneidhain in einer Kurve von der Fahrbahn ab. Der Wagen überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen - wenige Meter vor einem Baum.
Von den sechs Insassen wurden der Fahrer und ein 25 Jahre alter Mann aus Sulzbach schwer verletzt. Rettungswagen brachten sie in verschiedene Krankenhäuser, wo sie stationär aufgenommen wurden. Ein 24jähriger aus Eschborn zog sich leichte Verletzungen zu; die drei anderen Insassen überstanden den Unfall unverletzt.
An dem Wagen entstand erheblicher Schaden. Die Polizei ordnete eine Blutprobe bei dem Fahrer an und stellte seinen Führerschein sicher. kkü
Kleine FR
Video-Party für Mädchen FRIEDBERG. Zu einer Video-Party lädt das Mädchen-Café am Mittwoch, 27. Januar, um 15 Uhr in die Große Klostergasse 5 ein. Gezeigt werden die Filme "Die unterträgliche Leichtigkeit des Seins" und "Cyrano de Bergerac". Das Café ist montags von 14 bis 17 Uhr und mittwoch von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Schlagzeug-Kursus BUTZBACH. Ein Schlagzeugkursus mit dem 21 Jahre alten Butzbacher Musiker Veit Reisch von "Sistermoon" beginnt am Mittwoch, 27. Januar, um 18 Uhr im Jugendzentrum. Um Anmeldungen wird gebeten am heutigen Diensag, 26. Januar, ab 15 Uhr oder Mittwoch, 27. Januar, ab 9 Uhr unter der Telefonnummer 0 60 33 / 6 53 23. Der Kursus findet wöchentlich jeweils mittwochs statt und kann bei entsprechender Zahl von Interessierten um einen zweiten Kursus erweitert werden. . . . und Ortsbeirat Dorheim FRIEDBERG. Der Ortsbeirat Dorheim tagt am heutigen Dienstag, 26. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus und berät über den Bebauungsplan "Germaniabrunnen Dorheim" sowie über die Genehmigung des Schenkungsvertrags zwischen der Wetterauer Getränkeindustrie und der Stadt Friedberg über den Auenwald Dorheim.Kulturausschuß berät FRIEDBERG. Der Kulturausschuß tagt am heutigen Dienstag, 26. Januar, um 18 Uhr im Stadthaus und berät über die Verlängerung des Vertrags mit der Volksbühne, über Straßenbenennungen in Ockstadt und der Kernstadt sowie über die Herausgabe einer Stadtgeschichte. Ortsbeirat Ockstadt tagt . . . FRIEDBERG. Der Ortsbeirat Ockstadt tagt am heutigen Dienstag, 26. Januar, um 20.15 Uhr im Alten Rathaus. Auf der Tagesordnung stehen Beratungen über die Bebauungspläne "Links dem Bäumchesweg" und "Allmendstücke östlicher Teil" sowie über eine Straßenbenennung.
FRANKFURT A. M., 24. Januar. Der wegen seiner Nazi-Vergangenheit umstrittene ehemalige Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Hans Joachim Sewering, hat nach Protesten in den USA und Deutschland auf die Präsidentschaft im Weltärztebund (WMA) verzichtet, die er im Oktober antreten wollte. Der 76jährige begründete seinen Rückzug am Samstag damit, daß er nach einem in der vergangenen Woche erfolgten Boykottaufruf des Jüdischen Weltkongresses "schweren Schaden" vom WMA abwenden wolle.
Sein Nachfolger in den Ämtern als BÄK-Präsident und WMA-Schatzmeister, Karsten Vilmar, nannte den Verzicht "das Ergebnis einer Kampagne, von der Professor Sewering auch persönlich tief betroffen ist". In bundesweiten Anzeigen hatten mehrere Dutzend deutsche Ärzte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, daß Sewering 1933 und 1934 Mitglied der Reiter-SS und der NSDAP gewesen war und dem langjährigen Medizin-Multifunktionär die Mitverantwortung an einem Euthanasie-Fall in der Tötungsklinik Eglfing-Haar zugeschrieben.
Die Bundesärztekammer hatte Sewerings WMA-Präsidentschaft bis zum Wochenende nachdrücklich unterstützt. Die "längst widerlegten Vorwürfe" träfen Sewering deshalb besonders hart, weil er den Weltärztebund "mit privaten Mitteln vor dem Bankrott bewahrt hat", hieß es in einer Solidaritätserklärung der BÄK. Wie die FR von BÄK-Präsident Vilmar erfuhr, soll Sewering mit 40 000 Mark den Konkurs des WMA abgewendet haben, als der Verband in den siebziger Jahren wegen seiner von Sewering maßgeblich mitbestimmten positiven Haltung zur Apartheid in Südafrika in Geldnot geriet.
Vilmar selbst wird inzwischen wegen der Unterstützung Sewerings scharf angegriffen. So forderte ihn die Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) zum Rücktritt auf, weil er "die notwendige Sensibilität und Urteilskraft" habe vermissen lassen. (Kommentar Seite 3)
BAD VILBEL. Bei Sturm- und Regenböen bewältigte die Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel am Sonntag mittag eine dramatische Bergungsaktion am Berufsförderungswerk in der Huizener Straße. Zuvor hatte der Sturm ein neues, etwa 30 Meter langes Gerüst, das zur Reinigung der Fassade und der Fenster diente, aus seinen Verankerungsschienen gehoben, in denen es an der Fassade des achtstöckigen Gebäudes entlangfahren kann. Das lange und schwere Gerüst hing sozusagen nur noch an einem Zipfel und drohte herunterzustürzen.
Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel sicherte zunächst mit den Männern der Wehr die Stahlkonstruktion auf dem Dach des Reha-Zentrums. So sollte erreicht werden, daß sich die Konstruktion nicht bewegt, um einen Absturz zu verhindern. Zugleich hatte Stengel aus Frankfurt - zum zweitenmal in dieser Woche - einen Hebekran angefordert. Denn die Drehleiter der Feuerwehr ist nicht für solche Lasten ausgelegt. Sie wäre durch das Gewicht des Gerüstes abgeknickt. Mit dem Hebekran eines Autodienstes wurde dann das Gerüst gepackt und vom dem achtstöckigen Gebäude heruntergehoben. Der Kran wurde von dem Dienst dafür zur Verfügung gestellt, die Arbeiten wurden von der Feuerwehr verantwortlich ausgeführt.
Am Abend zuvor war die Feuerwehr nach den Worten Stengels auf dem Heilsberg im Einsatz gewesen. Dort hatte ein Familienvater zum Geburtstag seines Kindes im Garten einen Feuerwerkskörper abgebrannt. Dieser hatte eine lange Thujahecke entzündet. Trotz des Regens waren die Bäume unten strohtrocken, wie Stengel schilderte. Das Wasser sei offenbar an den äußeren Ästen heruntergelaufen. Die Thujas brannten völlig ab. "Es sieht jetzt aus wie im Böhmerwald", meinte ein Beobachter. Dort sind die Bäume durch Luftbelastung eingegangen.
Da die neue Fassadenverkleidung des großen Berufsförderungswerkes Frankfurt mit Sitz in Bad Vilbel noch nicht fertiggestellt ist, war das fahrbare Reinigungsgerüst noch nicht völlig in seinen Laufschienen befestigt, so daß Stürmböen entlang des hohen Gebäudes die Kostruktion erfaßten und ausheben konnten.
Die neue Fassadenverkleidung war nötig geworden, da die alten Platten asbesthaltig waren. Bei einer Untersuchung hatte sich zwar herausgestellt, daß sie kein Asbest abgaben. Sicherheitshalber bestand der Wetteraukreis jedoch darauf, daß die Platten entfernt wurden, berichtete Claudia Lischka, Öffentlichkeitsreferentin des Reha-Zentrums. Denn falls es doch einmal zu einem Schadensfall durch Asbesteinwirkung gekommen wäre, hätte ein Kläger sich darauf berufen können, daß man von der Gefahr gewußt habe. Die Kosten für die Fassadenerneuerung bringen die Träger der Umschulungseinrichtung auf: die Arbeitsverwaltung und das Sozialministerium. de
ORTENBERG. Die Stadtverordnetenversammlung tagt am Dienstag, 26. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Im Mittelpunkt der Sitzung steht die Beratung des Haushalts für 1993. Außerdem sollen Beschlüsse gefaßt werden über Darlehensaufnahme und Umschuldung und den Bebauungsplan "Auf der Beune II" in Bleichenbach. Außerdem wird der Magistrat über überplanmäßige Ausgaben berichten.
Neu auf die Tagesordnung aufgenommen wurde eine Beratung über die Patenschaft mit der Bundeswehr Stadtallendorf. Die Stadt hatte im Jahr 1970 eine Patenschaft mit der zweiten Batterie des 23. Beobachtungsbataillons geschlossen und 1990 das 20jährige Bestehen dieser Patenschaft gefeiert. Das 23. Beobachtungsbataillon wird nach einer Mitteilung des Magistrats zum Jahresende aufgelöst. Die jetzige 4. Batterie bleibt als selbständige Einheit "Drohnenbatterie 70" bestehen. Die Bundeswehr in Stadtallendorf möchte eine Übertragung der Patenschaft an die 4. Batterie. Als Termin schlägt sie die letzte Rekrutenvereinigung des 23. Beobachtungsbataillons am 19. März vor. Der Magistrat ist einverstanden und bittet um Zustimmung. hm
OFFENBACH. Raubüberfälle am Freitag abend: In der Bieberer Straße in Höhe des Finanzamtes überfielen drei junge Männer einen 54jährigen gegen 20.30 Uhr. Sie rissen ihn zu Boden, schlugen und traten auf ihn ein, und raubten ihm Geld, Monatskarte und Personalausweis. Einer der Täter muß von einem Faustschlag des Opfers verletzt worden sein.
Am gleichen Abend wurde ein 71 Jahre alter Rentner in der Karlstraße überfallen. Als der Mann an einer Gruppe junger Leute vorbeiging, sprangen zwei von ihnen plötzlich auf ihn zu. Einer schlug den Rentner zu Boden, während der andere die Tasche des Opfers mit Bargeld und einer Postgirokarte an sich riß. pmü
Zweite Box-Bundesliga Erster Saisonsieg dank Dummheit des Gegners
Nur zwei erboxte Siege in neun Kämpfen reichten den finanziell und sportlich angeknockten Frankfurter Amateurboxern bei den Berliner Sportfreunden Neukölln zum ersten doppelten Punktgewinn in dieser Zweitliga-Saison. Lediglich die vom 1. FC Nürnberg ausgeliehenen Tsaga Bisrat (Bantam) und Peter Gailer (Feder) sorgten an der Spree für positive sportliche Akzente in Form von souveränen Punktsiegen.
Frank Hahn (Halbwelter) und Willi Fischer (Schwer) dagegen verdankten ihre Erfolge ausschließlich der Dummheit oder Verletzung ihrer Gegner. Neuköllns Samlier legte dem Ringarzt ein verjährtes Gesundheitszeugnis vor und erhielt somit nicht einmal den Antrittspunkt. Hahn siegte auf dem Papier mit 2:0 Punkten. Fischer mußte beim 2:1-Erfolg immerhin das Ringseil übersteigen und den Auftaktgong erwarten. Danach gab Gegner Mike Hanke sofort verletzungsbedingt auf. Er rettete seiner Staffel aber wenigstens einen Zähler. War Staffelkapitän Alex Künzler (Halbmittel) zunächst stocksauer über die Remis-Wertung gegen Mischnick, wich dem Ärger schließlich ausgiebige Freude, als am Ende der hauchdünne 13:12-Sieg der Frankfurter feststand.
Dieser so überraschende wie glückliche Erfolg kam zur rechten Zeit. Am kommenden Wochenende empfängt der CSC seinen Erzrivalen aus gemeinsamen besseren Zeiten, den BSK Ahlen. "Dieser Sieg bringt uns 200 Fans mehr", glaubt Sportwart Ulli Rausch. go
SCHLUSSWORT
"Aber ich heule nicht mehr, sondern rede mit meinem Trainer und denke ein bißchen nach." Anke Huber nach ihrer Niederlage gegen Arantxa Sanchez bei den Australian Open.
Zweite Handball-Bundesliga Personeller Wechsel zeitigt wieder Erfolg
Am Freitagabend war in Otfried Zipf ein neuer Abteilungsleiter gewählt worden, am Samstag nach langer Durststrekke der erste Sieg erzielt: Der TV Gelnhausen wahrte mit seinem 19:18 (9:8) gegen Aufsteiger Fürstenfeldbruck seine theoretischen Chancen im Kampf um den Klassenerhalt in der Zweiten Handball- Bundesliga, Gruppe Süd. Eine erstaunliche Parallele: Der letzte Sieg erfolgte unmittelbar nach dem Trainerwechsel (Marek Kowacki für Rainer Dotzauer).
Das Kellertreffen hatte die Minusquote von 380 Zuschauern angelockt - die spielerischen Leistungen entsprachen dem Tabellenplatz. Thomas Grimm erzielte mit seinem dritten Sieben-Meter- Tor in der 59. Minute die Entscheidung. Der Berliner ist nach langer Verletzungspause immer noch nicht der "Alte". Er hat allerdings auch unter den oftmals unzulänglichen Anspielen aus dem Rückraum zu leiden. Seidel (4/1) überzeugte auf der Halbposition, Maslanka, Coors (je 2) und Marian (1) blieben hinter ihren Möglichkeiten. Dafür bot der für den verletzten Krüger am Kreis eingesetzte Ralph Gyöngyösi (6) eine überragende Vorstellung. Auch Torwart Bretschneider verdiente sich die Note "gut". Der Gast, der in Martin Vogl (4), Jürgen Vogl (3) und Sinka (3) seine besten Werfer hatte, wirkte insgesamt eher wie ein Absteiger. hdp
"Der Antrag der SG Bad Soden/Ahl auf Versetzung in die Landesliga Süd wird abgelehnt", lautet das Ergebnis einer Tagung des Verbandsspielausschusses im Hessischen Fußballverband. Der Nord- Vertreter wollte aus Kostengründen (weitaus geringere Entfernungen) in die Süd-Gruppe versetzt werden, berief sich auch auf die Aufnahme des FC Bayern Alzenau vor Jahresfrist. Die Sodener haben jetzt die Möglichkeit, beim Verbandsvorstand Beschwerde einzulegen.
"Ich lasse mich nicht abwimmeln, sehe diese Entscheidung überhaupt nicht ein", reagierte Sodens 1. Vorsitzender Walter Nix enttäuscht auf diesen Beschluß. Er will jetzt mit allen Mitteln gegen diese Entscheidung vorgehen.
Der Verbandsspielausschuß legte bei seiner Sitzung in Grünberg ferner fest, daß er beim Verbandstag im Juni einen Antrag bezüglich der Schiedsrichtermisere einbringen wird: Hiernach sollen die Vereine bei fehlenden Unparteiischen auf Kreisebene 300 Mark, in Bezirks- und Bezirksoberliga 400, in der Landes- und Oberliga 500 Mark bezahlen.
Nicht genug damit: Sollte das Schiedsrichter-Soll ein Jahr danach immer noch nicht erfüllt sein, wird für den ersten fehlenden Schiedsrichter ein Punktabzug (zwei Zähler) erfolgen, für jeden weiteren fehlenden Referee soll hiernach jeweils zusätzlich ein Punkt abgezogen werden. Auf einen Zwangsabstieg wie im Fußballverband Rheinland wollen die Hessen (noch) verzichten. Da sich die Bildung einer Regionalliga mehr und mehr konkretisiert, soll die Pokalreform (feste Pokaltermine ab Kreisbene) möglicherweise um ein Jahr verschoben werden. hdp
FRIEDBERG. Die Forderung für ein Betreuungsangebot an der Grundschule Fauerbach im Jahr 1993/94 bekräftigte die Mitgliederversammlung des Elternvereins Fauerbach in der ersten Sitzung des Jahres. Gerade in Fauerbach gebe es einen hohen Anteil von Eltern, die beide berufstätig seien und auch alleinerziehend, die ratlos seien, wie ihre Kinder nach Verlassen des Kindergartens vormittags und vor allem nachmittags betreut werden sollen.
Der Elternverein rief die Verantwortlichen der Stadt, des Kreises und des Landes auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, daß die Betreuungsschule in Fauerbach eingerichtet werden kann. Der Elternverein teilt außerdem mit, daß er einen Spielenachmittag für Kinder einrichten will. Interessierte wenden sich an Doris Enders, Telefon 0 60 31 / 22 53. hm
Zweite Basketball-Bundesliga, Frauen Aufsteiger forderte Spitzenreiter alles ab
Aufsteiger Kronberg verkaufte seine Haut beim Spitzenreiter teuer und verteidigte seinen fünften Platz, der die Teilnahme an der Aufstiegsrunde bedeutet. Glück für den MTV, daß der punktgleiche Mitbewerber Leimen beim Schlußlicht Freiburg 62:66 unterlag. Im letzten Spiel erwartet der MTV Eintracht Frankfurt, Leimen den Tabellenführer Heidenheim. Nur bei einer Leimener Überraschung ist Kronberg im Falle einer Heimniederlage gegen die Riederwälderinnen (Samstag, 17.30 Uhr) noch gefährdet.
Die Mannschaft von Trainerin Yvonne Schäfer zeigte vor über 500 Zuschauern eine gute Gesamtleistung, zumal Heidi Globig ausfiel und mit Ilka May (6 Korbpunkte) eine weitere starke Werferin wegen einer Trainingsverletzung gehandicapt war. Die Slowakin Marianna Klimentova entschied mit 25 Zählern den Vergleich gegen die Tschechin Eva Ruzickova (22 Punkte) für sich, war auch erfolgreicher als Dagmar Brozio (23) - und dennoch verlor der Gast. Daran änderten auch die "Dreier-Spezialistin" Claudia Horn (16 Punkte, davon 12 aus vier Distanzwürfen) sowie die agile Steffi Herzog (12) und Kim Salentin (6) nichts. hdp
Handball-Bundesliga der Frauen DJK-Deckung bekam Heinz nicht in den Griff
Die Gastgeberinnen waren Magdeburg ebenbürtig, hatten aber das Pech, daß die Unparteiischen fünf Sekunden vor Schluß einem Siebenmeter-Tor von Vera Radic (1) wegen eines technischen Fehlers die Anerkennung versagten.
Die ehemalige DDR-Rekordnationalspielerin Kathrin Mietzner hatte mit ihren Treffern zum 14:15 beziehungsweise 15:16 noch für Hoffnung gesorgt. Aber nicht die vertretbare Schiedsrichterentscheidung, sondern die schwache Tagesform von Christine Herrmann (verwandelte lediglich drei Strafwürfe) sowie die Wurfsicherheit der Magdeburgerin Franziska Heinz (10/3), die nach der Pause allein achtmal gegen Torfrau Claudia Bauer erfolgreich war, lösten die Niederlage des Gastgebers aus.
Trainer Brehm sah aufgrund seiner offensiv ausgerichteten Deckung keine Notwendigkeit, Franziska Heinz in Fraudeckung zu nehmen, was sich am Ende als nachteilig herausstellte. Mietzner (4) sowie am Kreis Alexandra Istel (4) konnten es im Angriff allein nicht schaffen, zumal Simone Hegebart, Silvia Kilian und Sabine Quednau nur in der Abwehr erfolgreich agierten. hdp
BAD HOMBURG. Großes Interesse verbuchten Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer der Mädchenschule am Institut St. Maria der Englischen Fräulein. Zum Tag der offenen Tür kamen am Samstag Eltern und Mädchen, die sich für die noch junge Realschule und die bewährte Berufsfachschule interessierten; aber es kamen auch Neugierige ohne schulische Ambitionen. Sie wollten "nur mal sehen, wie es in der Klosterschule zugeht".
Eine Klosterschule im überlieferten Sinn ist das als "Dreikaiserhof" bekanntgewordene Institut des Nonnenordens der Englischen Fräulein schon lange nicht mehr. Die Zahl der weltlichen Lehrkräfte nahm allmählich zu, die Anzahl der Klosterfrauen ging in der Schule, die 1896 als Haushaltspensionat ihren Betrieb aufnahm, zurück. Das Internat ist inzwischen ebenfalls geschlossen.
An einem hält der Orden jedoch weiter fest: Die Maria-Ward-Schule (benannt nach der Gründerin des Ordens Englische Fräulein) wird eine reine Mädchenschule bleiben. Noch vor fünf Jahren war angedacht worden, auch Jungs aufzunehmen, um den Rückgang an Schülerinnen auszugleichen. Die Überlegungen sind derzeit ad acta gelegt. Rückhalt sieht die Ordensvertretung inzwischen bei Feministinnen, die einen "besonderen Schutzraum" für Mädchen propagieren.
Die Umwandlung in eine "gemischte" Schule wurde abgefangen durch die Idee, eine reine Realschule in Bad Homburg zu installieren. Die Anerkennung als Realschule gab es vor gut zwei Jahren.
Das Interesse an dem Schulangebot, für das die Eltern Schulgeld bezahlen müssen, ist so groß, daß per Aufnahmeprüfung ein Auswahlverfahren getroffen wird. Derzeit besuchen über 200 Mädchen die Bildungsstätte, die die sogenannte Ganzheitsbetreuung (Kopf, Herz und Hand) propagiert. Etwa 54 Mädchen sind in den beiden fünften Klassen, 45 in den zwei sechsten Klassen. Die übrigen Schülerinnen werden in der Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung und der höheren Handelsschule unterrichtet. Ziel der Schulleitung ist es, die Schülerinnenzahl bei 400 zu stabilisieren. off
BERLIN. Den Slogan "Fortschritt und Tradition" konnte der Landkreis Kassel kaum besser veranschaulichen als mit folgendem Bild: Hier der Zimmermann, der im Gedränge der Grünen Woche auf dem Berliner Messegelände umzingelt von Schaulustigen stoisch an einem Geländersockel schnitzte, dort das Solarmobil, ein Ausstellungsobjekt, mit dem die nordhessische Region ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen glaubt.
"Wir sind im Herzen Europas", sagt der Landrat des Kreises Kassel, Udo Schlitzberger, "wir haben eine neue geopolitische Lage" und damit wohl auch ein neues Rollenverständnis gelernt. Denn obwohl sich auch diesmal während der Berliner Schau wie üblich nur ein Landkreis stellvertretend für das Bundesland Hessen präsentierte, wollten die Kasseler dennoch eine ganze Region darstellen und, so der SPD-Landrat, über die Grenzen des Kreises hinaus denken.
Die Zimmerleute, die Kassel an die Spree geschickt hatte, die freilich sollten nicht nur darstellen, daß alte Handwerkstechnik an Fulda, Weser und Diemel noch geübt wird - mit ihren Lehmziegeln und Fachwerksbauten wollten die Handwerker auch zeigen, daß junge Menschen sich in alten, gar nicht einmal schwer zu erlernenden Techniken qualifizieren und zugleich in der gerade in Nordhessen wichtigen Denkmalserhaltung wertvolle Beiträge leisten können.
Hessen und auch die anderen Bundensländer denken inzwischen über eine neue Rolle bei der Grünen Woche nach, sagte Hessen Landwirtschaftminister Jörg Jordan. Hessen wolle künftig stärker seine besonderen Wege zum Beispiel bei der Vermarktung landestypischer Produkte aufzeigen.
Zwar wolle man auch in den kommenden Jahren auf jeden Fall in Berlin präsent bleiben, auch wenn sich der Charakter dieser Messe angesichts der Wiedervereinigung erheblich gewandelt habe. Um den jährlichen Zuschuß von 300 000 Mark aber besser zu rechtfertigen, seien neue Strategien nötig. Denkbar sei nach Ansicht des SPD-Politikers, daß die hessichen Erzeuger, die heute verstreut über das Messegelände ihre Produkte zeigen, in einer Halle zusammengefaßt würden.
In einer solchen Gemeinschaftsschau könnte "Gutes aus Hessen", so der Name der Marketing-Gesellschaft, nicht nur die Besonderheit der Produkte, sondern auch die neuen Methoden veranschaulichen, die Hessen benutzt, um trotz der Agrarkrise über die Runden zu kommen. Möglich sei auch, daß die wünschenswerte Zusammenarbeit zwischen der chemischen Industrie und der Landwirtschaft etwa bei der Farbstoffgewinnung Thema einer künftigen Präsentation sei. -ke
FRANKFURT-SÜD. Die närrische Gemeinschaftsveranstaltung der Karnevalgesellschaft "Wespen" 1887 Oberrad und der Sachsenhäuser Karnevalgesellschaft 1947 im Oberräder Bürgertreff "Depot" stand ganz im Zeichen des Ebbelweis. Die Elferratsmitglieder beider Vereine bildeten als Ebbelweigeschworene die lebendig-lustige Kulisse auf der mit Oberräder und Sachsenhäuser Motiven dekorierten Bühne, auf der sich die Sitzungspräsidenten Paul Allerberger (Wespen) und Werner Redling (SKG) die närrischen Bälle zuspielten. Draußen im Foyer hatten die Kassiererinnen beider Vereine, Ingrid Krasemann und Ute Fischer, allen Grund zur Freude: Sitzung restlos ausverkauft, Mitwirkende mußten sich mit Stehplätzen zufriedengeben.
Vorweggenommen: Der abendliche Narrenspaß war rundum gut gelungen, das Publikum augenscheinlich auch zufrieden. Doch einiges hätte noch besser und wirksamer sein können: So litten der gefällige Vortrag von Gerhard Busch ("Eine Kalorie") sowie der tolle Twirling- Schautanz der "Wespen"-Mädchen Claudia Knechtel, Nina Weck, Eveline Waßmuth und Stefanie Perlich (der Tanz war einstudiert von Christiane Osol und Regina Braune) an der Überlautstärke der Tonanlage. Das erheiternde Zwiegespräch "Zwaa Doofe" (Ciro Visone und Jörg Murmann) enthielt leider auch Ordinäres. Die "Ballettmaus" Klaus-Peter Musch wäre ohne "Ausflug" ins Reich der dummen Witze besser ganz beim Thema geblieben. Der elfjährige Marcus Rahner aus der "Talentschmiede" von Karl Oertl war bei seiner Büttenrede "Guinnessbuch der Rekorde" selbst rekordverdächtig (einfach zu hastig und manchmal unverständlich vorgetragen). Schließlich waren die ausdrucksstarken Niederräder "Gaudispatzen" mit Frankfurter Ebbelweiliedern zum Programmende schlecht plaziert.
Doch alles in allem überwogen die positiven Seiten im gesamten Programm. Los ging es mit einem herzerfrischenden Gardetanz der SKG-Minis (zehn Mädchen und ein Junge namens Johnny Cheverez). Den Büttenreigen eröffnete Protokoller Franz Hühner mit Ebbelweibetrachtungen. Bornheims "Handwerksburschen" heizten die Stimmung an, Carmen und Günter Bürger "trimmten" als "Engel und Teufel" die Lachmuskeln. Als "Frauen aus dem Busch" tanzten die "Drops" nach der Melodie "Afrika". Großartig auch der Mariechentanz von Michele Busch, ein Gardetanz der Mädchen aus Seitzenhahn, der Schautanz des SKG- "Schrubberballetts" und "The Hot-Girls" (Männerballett der "Wespen"), die um eine Zugabe nicht herumkamen. dixi
Dieter Hooge, Frankfurts DGB-Chef, war schon um kurz nach acht zur Stelle - in seinem schönsten Anzug, aber mit sorgenvoller Miene: Wie ließ sich Oberbürgermeister Andreas von Schoeler nebst Gattin ins Gewerkschaftshaus einschleusen, wenn wirklich um 10 Uhr eine machtvolle Demonstration beide offiziellen Eingänge blockieren sollte? In den Köpfen der DGB-Führung zeichnete sich ein komplizierter, gefahrvoller Um-Weg ab - hinten durch den Heizungskeller. Indessen probte draußen das erste Häuflein Protestierender zur Gitarre noch reichlich dissonant den Song des Tages: "Ja, die reichen und die schwarzen Herrn" - Akkord umgreifen - "hab'n den DGB zum Fressen gern . . .!"
Deutsche Mitglieder von IG Medien, HBV und ÖTV, türkische Metaller und einige Jugendliche vom Stadtschülerrat bildeten nach eigenem Bekunden den Kern des Protests. Da redete man sich in grotesker, verharmlosender Fehlanalyse die Köpfe drüber heiß, "ob die CDU nicht 'ne faschistische Partei ist". Und der Dialog zwischen zum Feiern Entschlossenen drinnen und Minderheit draußen hörte sich so an - der im Anzug: "Ich muß jeden Tag mit dem Unternehmer reden!" - der in der Lederjakke: "Aber ich freß' und sauf' nicht mit ihm!"
Im Übereifer entging den 50 Protestlern gar, daß manche führenden Gewerkschaftsfunktionäre alles taten, um dem Klischee vom "Bonzen" zu entsprechen - Motto: Im Mercedes mit Chauffeur bis kurz vor die Tür, dann die Anzugjacke über und die letzten Meter ins "Haus der Besitzlosen" (DGB-Broschüre über die Frankfurter Gewerkschaftszentrale) zu Fuß.
Drinnen gab es auch von diesen Besuchern den stärksten, ja frenetischen Beifall für Paul Schuster - den mittlerweile 88jährigen, der vor 60 Jahren erlebte, wie die leibhaftigen Faschisten das Gewerkschaftshaus besetzten. Und die Funktionäre von SA-Leuten auf Lastwagen gezerrt und zur "Perlenfabrik" nach Ginnheim verschleppt wurden. Schuster erinnerte sich mit klarer Stimme, daß Waffen vorsorglich zur Verteidigung im Keller des Gebäudes gelagert waren - aber als die SA vorfuhr, hatte man sie schon "zum Sportplatz der Freien Turner Westend" gebracht. "Durch Verrat" fielen sie dort später den Nazis in die Hände.
Eine Szene versetzte dem damals jungen Mann einen solchen "Schock", daß sie auch dem Senior noch klar vor Augen steht. Da kam er am 2. Mai 1933 in sein Gewerkschaftsbüro, sah den Kassierer "mit zitternden Händen dastehen" und Scheine in der Mitgliedskasse zählen. Und auf die Frage, was er denn da tue, sagte der Verwalter der Beiträge: Er müsse doch das Geld ordnungsgemäß an die SA übergeben.
"Vergessen und verdrängen darf diesen Staat nicht bestimmen - erinnern ist nötig", sagte OB von Schoeler, der nach Schuster sprach. Wir möchten es so gerne glauben. jg
KRONBERG. Während die Männer an den Wagen bauen, haben die Frauen im Karnevalsverein 1902 Oberhöchstadt unter anderem den Kartenverkauf unter sich: Tickets für die Fremdensitzungen am Samstag, 6., Freitag, 12., und Samstag, 13. Februar, immer um 19.31 im Haus Altkönig, gibt es noch am Samstag, 30. Januar, im Alten Rathaus, zu kaufen.
Die Motivwagen der Oberhöchstädter können bei den Umzügen in Eschborn (Samstag, 20. Februar), Oberursel (Sonntag, 21. Februar) und Oberhöchstadt (Dienstag, 23. Februar) begutachtet werden. Und nach dem Heimspiel in "Fichtegiggelshausen", wie der Kronberger Stadtteil auf "närrisch" heißt, lädt der Karnevalsverein für den Dienstag abend ab 18.11 Uhr zum Lumpenball in das Haus Altkönig ein. mak
Ungarns Ministerpräsident Jozsef Antall kann bis zur Parlamentswahl 1994 weiterregieren. Vom Kongreß seines "Ungarischen Demokratischen Forums" (MDF) wurde er in seinem Amt als Parteivorsitzender mit überwältigender Mehrheit bestätigt. Die internen Konflikte, die die größte postkommunistische Regierungspartei Ungarns an den Rand der Spaltung gebracht haben, sind damit aber nicht behoben.
Antalls entschlossenster Rivale, der für einen populistisch-radikalen Rechtsruck plädierende Dichter-Ideologe Istvan Caurka, hat einen Teilerfolg errungen. Mindestens fünf Mann werden gemeinsam mit Caurka im 21köpfigen MDF-Vorstand eine nicht zu unterschätzende neorechte Bastion bilden. Da seine Anhänger auch in der Parlamentsfraktion des MDF gut organisiert sind, könnte sich die Auseinandersetzung um den Kurs von Partei und Regierung noch verschärfen. Die Verlagerung von dem durch Antall repräsentierten christdemokratischen Zentrum nach rechtsaußen wiegt um so schwerer, weil gleichzeitig der liberale Parteiflügel fast völlig auf der Strecke geblieben ist.
Dies war offenbar der Preis für den Erhalt der Parteieinheit. Trotzdem darf bezweifelt werden, ob dies einen erneuten Wahlsieg des MDF sichern kann. Antall und Caurka suchen gemeinsam die Voraussetzungen hierfür über einen verstärkten institutionellen Einfluß in den staatlichen Medien zu schaffen. Gleichviel, könnte sich spätestens bei den Wahlen 1994 erweisen, daß Antalls aktueller MDF-Sieg nur ein Pyrrhussieg gewesen ist. yr (Budapest)
Selbst wenn das Handwerk nach Ansicht von Horst Abt 1993 "keine Wachstumsraten wie in den vergangenen Jahren haben wird", erwartet der Präsident der Handwerkskammer Rhein-Main "im Gegensatz zur allgemeinen Prognose aber immer noch ein Wachstum von 1 bis 1,5 Prozent". Davon auszugehen sei, betonte Abt während der Meisterfeier der Handwerkskammer im Palmengarten, daß sich "die Leistungsfähigkeit des Handwerks nach den Jahren kontinuierlicher Aufwärtsentwicklung auf hohem Niveau stabilisieren wird". Insofern sei "Katastrophenstimmung völlig fehl am Platz".
Zugleich verlangte der Präsident, daß "die Wirtschaft nicht weiter mit Steuern und Abgaben" belastet werden dürfe, und griff noch einmal die Forderung auf, daß "berufliche und allgemeine Bildung" als gleichwertig angesehen werden müsse. Nicht zu verstehen sei es daher, daß die Mittel für die Förderung Begabter "in der beruflichen Bildung auf 29 Millionen Mark" begrenzt seien, während für Studenten etwa 120 Millionen Mark zur Verfügung stehen würden. Klar aber müsse sein, betonte Abt, daß "wir es uns volkswirtschaftlich nicht leisten können, wenn 1,4 Millionen Lehrlinge 1,8 Millionen Studenten gegenüberstehen".
Die Zahl der Lehrlinge im Bereich der Handwerkskammer sei im vergangenen Jahr mit 13 272 Auszubildenden konstant geblieben, sagte der Präsident, doch die Zahl "der neu angeschlossenen Ausbildungsverhältnisse" sei im Vergleich zu 1991 um rund fünf Prozent zurückgegangen. Gesteigert hat sich die Quote derer, die 1992 erfolgreich ihre Meisterprüfung abgelegt haben: 2951 erhielten am Samstag ihren Meisterbrief, unter ihnen 136 Ausländer. Zur Ausländerfeindlichkeit, hob Abt hervor, "haben wir eine ganz klar Position: Wir stehen auf der Seite derer, die für die Menschenwürde und den Rechtsstaat eintreten."
Etwa 60 Prozent der Jungmeister tragen sich nach Einschätzung des Kammerpräsidenten mit der Absicht, sich selbständig zu machen. Die jungen Meister können sich dafür nicht zuletzt an die Betriebsbörse der Kammer wenden: Vermittelt werden dort Betriebe, die aus Altersgründen aufgegeben werden sollen. "Das ist eine große Chance für die jungen Leute", erklärte Karl Klumpp, Pressereferent der Handwerkskammer.
Zumal in Frankfurt, denn "das Handwerk profitiert von der günstigen Infrastruktur", erklärte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler: "Dienstleistung und Handwerk, das macht die Stärke" des Wirtschaftsstandorts Frankfurt aus. In seiner Rede wandte sich der OB gegen die Kritiker, die monieren würden, die Stadt leide an einer wirtschaftlichen Monostruktur, die sich einseitig auf den Dienstleistungsbereich stütze.
Im Hinblick auf den Aufbau in den neuen Bundesländern müßten nach Ansicht von Schoelers "die Lasten gerecht verteilt werden, damit die Bereitschaft, zu teilen, nicht verlorengeht". Der OB plädierte angesichts der Aufgaben "für etwas mehr Mut und etwas mehr Begeisterung". Schließlich, das hob auch der frühere Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber hervor, werde dieses Land "nur insgesamt erfolgreich sein". Daß Riesenhuber nicht mehr zum Kabinett gehöre, bedauerte Kammerpräsident Abt "als Frankfurter ganz besonders". ing
Die Verdrossenen schlagen zurück
Politik, so tönt es allenthalben, führt zu nichts anderem als zum Verdruß. Verdrossenheit wiederum, da sind sich viele sicher, sorgt schließlich für Teilnahmslosigkeit. Oder aber treibt die Verdrossenen selbst in die Politik. Diese Politiker der Verdrossenheit machen dann die Politikverdrossenheit zu ihrem Programm der verdrossenen Unverdrossenheit. Einer von ihnen ist Ferry Ahrlé: Mit seiner Wählergemeinschaft "Demokratische Mitte Frankfurt", kurz: DMF, will er am 7. März in den Römer einziehen. Und wirbt derweil um die Stimmen der Verdrossenen mit einem kurzen, knappen, kämpferischen Programm gegen, genau - die Verdrossenheit.
Etwa am Samstag nachmittag im Bürgerhaus Dornbusch. Eine Veranstaltung der DMF, ein Wahlkampf der etwas anderen Art: Nicht lange Reden werden gehalten und von den legendären "Kölner Tellern" an den Einfahrten in verkehrsberuhigte Zonen soll erst gar nicht die Rede sein. Nein, Ahrlé erwähnt kurz, daß die DMF "als Korrektiv" in den Römer wolle. Das reicht. Ansonsten, zeigt sich der Künstler optimistisch, würden ja die etablierten Politiker, eben jene zum Verdruß Führenden, "alles tun, damit wir mehr Stimmen bekommen".
Also leitet Ahrlé gleich über zu seinen Mitstreitern. Allesamt Prominente, Schauspieler, die für die Wählergemeinschaft mit Rezitationen aus den Werken Erich Kästners und Kurt Tucholskys oder frei nach Karl Kraus werben wollen. Sie lassen die Dichter und Satiriker sagen, was in der "demokratischen Mitte" gedacht wird. Etwa Hannelore Zeppenfeld, die Kästners "Lob der Volksvertreter" vorträgt: "Wenn sie etwas tun, dann sind es Fehler." Das sitzt. Alles ist gesagt. Bis Pit Krüger mit einer "Regierungserklärung", frei nach Karl Kraus, zur Schelte gegen die etablierte Politik ausholt: "Es genügt nicht, kein Konzept zu haben, man muß auch unfähig sein, es durchzusetzen."
Treffer. Die Verdrossenen schlagen zurück und die Inszenierung der Unverdrossenheit nähert sich geradezu dem Höhepunkt: Ferry Ahrlé selbst. Ohne Rezitat, mit einem eigenen Text, Ferry Ahrlé zitiert, bei aller Bescheidenheit, Ferry Ahrlé und spricht über "die Eitelkeit, den Ehrgeiz, den Machtwillen", kurzum: "die Triebfedern der Politik". Eben über alles, was für den Verdruß gesorgt hat. Und sich nun ändern soll. Mit dem neuen "Korrektiv", das keine Mehrheit braucht, nur fünf Prozent will.
Denn, fragt sich Ahrlé, "was ist die Mehrheit?" Für einen verdrossen Unverdrossenen ist das ganz klar: "Mehrheit ist der Unsinn, politischer Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen." ing
Im Grunde, findet Petra Jaschke, habe sie ja nur zwei Möglichkeiten: "Entweder verzichte ich auf den Kursus oder aber ich nehme noch einmal das Warten in Kauf." Doch verzichten kommt für die junge Frau nicht in Frage. Unbedingt will sie Querflöte spielen lernen. Bei der Volkshochschule, in diesem Frühjahr. Also bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich am Samstag morgen geduldig in die nicht enden wollende Schlange im Volksbildungsheim zu stellen, die sich langsam über die Stufen des Treppenhauses bis in den zweiten Stock quält. Diesmal muß es klappen. Nachdem sie bei der Anmeldung für den Kursus der VHS im vergangenen Jahr bereits zweimal zuhören bekam - "zu spät".
Das soll ihr nicht wieder passieren, beschloß Petra Jaschke. Ähnlich wie die anderen, die sich beim ersten offiziellen Anmeldungstermin für die Kurse der VHS von Wolfgang Kuldschun gleich am Eingang des Volksbildungsheims einen Anmeldezettel in die Hand drücken lassen: Auszufüllen in der nächsten Stunde, in der sich die Karawane der Wartenden ihren Weg zu den Sachbearbeitern bahnt.
Immerhin - die VHS bemühte sich, den Andrang zu entzerren, bot Ausländern und älteren Bürgern bereits einen vorgezogenen Einschreibetermin an und erleichtert das Warten am Samstag, "weil die Leute nicht in der Kälte stehen müssen", berichtet Kuldschun, Leiter des VHS-Öffentlichkeitsreferats. Die ersten, die schon um 7.30 Uhr gekommen waren, wurden gleich in das Innere des Volksbildungsheims gelassen.
Dennoch resignieren einige, machen kehrt und lassen sich noch von Mitgliedern der Gewerkschaften ÖTV und GEW ein Flugblatt in die Hand drücken: Sie fordern, daß mit den Kursleitern der VHS Tarifverträge abgeschlossen werden müßten und das Angebot nicht gekürzt werden dürfe.
ing
Die Düsseldorfer EG feierte mit dem 6:2 (1:1, 1:0, 4:1) über den Krefelder EV den 29. Saisonsieg und dürfte in den restlichen sieben Spieltagen der Vorrunde nicht von Platz eins zu verdrängen zu sein. Die Krefelder scheiterten im achten Duell mit der DEG seit dem Aufstieg 1991 am rheinischen Konkurrenten. dpa
EV Landshut - Düsseldorfer EG 1:6 (1:1, 0:1, 0:4) - Tore: 1:0 Hantschke (11:11), 1:1 Niederberger (18:33), 1:2 Schmidt (28:55), 1:3 Sterflinger (50:46), 1:4 Köpf (54:51), 1:5 Amann (56:17), 1:6 Schmidt (58:07). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Landshut 4 - Düsseldorf 12.
ESV Kaufbeuren - Schwenninger ERC 5:3 (2:1, 2:1, 1:1) - Tore: 1:0 Frosch (06:22), 1:1 Young (16:30), 2:1 Lubina (18:35), 3:1 Hoffmann (29:57), 4:1 Ustorf (31:21), 4:2 Martin (32:59), 4:3 Young (47:33), 5:3 Hammer (56:11). - Schiedsrichter: Würth (Peiting). - Zuschauer: 3710. - Strafminuten: Kaufbeuren 12 - Schwenningen 16.
EHC Freiburg - EC Hedos München 0:4 (0:1, 0:2, 0:1) - Tore: 0:1 Franz (5:15), 0:2 Birk (23:23), 0:3 Steiger (26:16), 0:4 Hilger (58:37). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 3500 . - Strafminuten: Freiburg 2 plus 2 x 10 Disziplinar (Crha) - München 9.
Berliner SC Preussen - Mannheimer ERC 3:2 (2:1, 0:1, 1:0) - Tore: 1:0 Steinecker (2:41), 1:1 Sebek (10:16), 2:1 Malo (16:51), 3:2 Steinecker (54:23). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 4921. - Strafminuten: Berlin 4 - Mannheim 8.
EC Ratingen - Kölner EC 4:2 (3:1, 0:1, 1:0) - Tore: 0:1 Stefan (2:27), 1:1 Ewtuschewski (7:38), 2:1 Lavalle (8:17), 3:1 Antipow (10:22), 3:2 Sikora (39:46), 4:2 Boris Fuchs (43:39). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Ratingen 20 - Köln 14.
Krefelder EV - EHC Eisbären Berlin 9:3 (6:0, 2:1, 1:2) - Tore: 1:0 Eakin (6:28), 2:0 Sills (7:53), 3:0 Ihnacak (10:34), 4:0 Sills, (12:42), 5:0 Eakin (15:10), 6:0 Walker (18:07), 7:0 Sills (28:52), 8:0 Micheller (30:47), 8:1 Morrison (38:44), 9:1 Jedrus (40:34), 9:2 Morrison (47:37), 9:3 Strompf (59:37). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 5800. - Strafminuten: Krefeld 10 - BerBundesliga vom Sonntag
Düsseldorfer EG - Krefelder EV 6:2 (1:1, 1:0, 4:1) - Tore: 0:1 Eakin (5:22), 1:1 Valentine (9:47), 2:1 Köpf (37:19), 3:1 Hiemer (42:26), 3:2 Walker (43:52), 4:2 Lee (48:40), 5:2 Köpf (58:10), 6:2 Lee (59:39). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Krefeld 14.
Kölner EC - EV Landshut 6:1 (2:1, 1:0, 3:0) - Tore: 1:0 Brandl (1:52), 1:1 Daffner (3:52), 2:1 Dobrzynski (6:26), 4:1 Dobrzynski (42:56), 5:1 Steiger (47:21), 6:1 Chaidarow (57:39). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 5500. - Strafminuten: Köln 4 - Landshut 12.
Mannheimer ERC - EHC Freiburg 3:1 (2:0, 1:0, 0:1) - Tore: 1:0 Pacula (13:23), 2:0 Obresa (14:41), 3:0 Obresa (28:13), 3:1 Prochazka (58:29). - Schiedsrichter: Awizius (Berlin). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: Mannheim 26 - Freiburg 28 plus 10 Disziplinar (Gross).
HEUSENSTAMM. Einen Aktionstag gegen Ausländerfeindlichkeit organisiert die Adolf-Reichwein-Schule am Mittwoch, 27. Januar, zwischen 9 und 12 Uhr. Kollegium und Schülerschaft haben dies im Sinne eines friedlichen Miteinanders gemeinsam beschlossen. Geplant sind Diskussionen, Unterrichtsgänge und künstlerische Aktivitäten. Außerdem werden drei zusätzliche Projekte für ältere Schüler angeboten. Dabei wird ein DGB- Mitglied über "Ausländische Arbeitnehmer bei uns" berichten. Um die "Kindheit unterm gelben Stern" geht es in einer zweiten Gesprächsrunde. Schließlich wird ein Vertreter des Landesamtes für Verfassungsschutz einen Vortrag zum Thema "Grundzüge des Rechtsextremismus in Hessen" halten. pmü
BAD NAUHEIM. Die kurzen Haare sind sorgsam gekämmt und gescheitelt, der Blazer ist modisch wie die dazu passende Krawatte. Sein Gang ist aufrecht und zielstrebig - genauso wie seine Karriere in den vergangenen Jahren verlaufen ist. Der 60jährige Feridun Cimen weiß das nur zu gut. Er wirkt wie ein Manager, und ist doch keiner von ihnen. Cimen ist seit vielen Jahren Gesamtbetriebsratsvorsitzender des in Bad Nauheim ansässigen Reifenherstellers Vergölst. Obwohl er bereits 1986 mit der höchsten Gewerkschaftsauszeichnung, der Hans-Böckler-Medaille, für sein gewerkschaftliches und gesellschaftliches Engagement geehrt wurde und dafür jetzt in Bad Nauheim auch noch mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet wurde, hat Cimen nie vergessen, aus welch bescheidenen Verhältnissen er kam und für wen er trotz des persönlich erreichten Wohlstandes heute noch kämpft. Der Lebensweg von Cimen ist zwar nicht die Geschichte eines Tellerwäschers, der es zum Millionär gebracht hat, aber immerhin die eines Menschen, der mit nichts in der Fremde begann und es über eine Lehre zu einem Meister und Schichtführer schaffte, der so von seinen Kollegen geachtet wird, daß er es zum Betriebsratsvorsitzenden eines Unternehmens mit mehreren hundert Menschen brachte.
Im August 1932 wurde Cimen in Izmir geboren, dort absolvierte er das Gymnasium. In Darmstadt begann er Kultur- und Staatswissenschaften zu studieren. Dort verliebte sich Cimen in Irmgard Fischer so heftig, daß für ihn klar war: "Entweder die oder keine", schwärmt er in einem Gespräch mit der FR noch heute. Weil Cimens Vater damit nicht einverstanden war und sein traditionelles Recht verteidigte, selbst die Ehefrau seines Sohnes auszuwählen, stellte er die regelmäßigen Geldüberweisungen an seinen Sohn ein.
Cimen ließ sich jedoch nicht weichkochen. Er brach sein Studium ab und leistete zunächst seinen Wehrdienst in der Türkei. Zurück in Deutschland, heiratet er im Juni 1960 seine Irmgard Fischer, obwohl es sein Vater auch weiterhin ablehnte, ihn finanziell zu unterstützen. Noch in dem Monat seiner Heirat ärgerte sich Cimen lautstark über den schlechten Service bei einem Reifenhersteller in Darmstadt, bei dem er einen Reifen wechseln wollte. Als dieser das Geschick von Cimen erkannte, bot er ihm eine Lehrstelle als Vulkaniseur an - unter einer Bedingung: Wenn er ausgelernt habe, müsse er bleiben. Dann werde ihm die Firma später auch eine Meisterstelle anbieten, wie es Cimen schildert. Denn schon damals wollten die Deutschen kaum den mit Dreck und Schmutz verbundenen Beruf des Vulkaniseurs erlernen. Cimen nahm das Angebot an und blieb.
Doch seine Arbeit muß ihn nicht restlos erfüllt haben, denn 1965 wurde er vom Landgericht in Darmstadt als vereidigter Dolmetscher für Hessen zugelassen. Seitdem übersetzt er nicht nur bei Prozessen, sondern hilft auch bei größeren Messen aus. "Vor zwei Jahren", erzählt Cimen, "war ich beispielsweise während einer großen Umweltmesse in Izmir für mehrere deutsche Firmen tätig." Doch trotz seine Übersetzertätigkeit und seines Jobs in Darmstadt rastete der Türke nicht, engagierte sich Mitte der 60iger Jahre in der IG Chemie, Papier und Keramik und in der SPD und absolvierte auch noch seine Meisterprüfung im Vulkaniseurhandwerk.
Als seine erste Firma in Darmstadt schloß, fing er 1969 bei Vergölst in Bad Nauheim an. Doch auch hier ruhte Cimen nicht, denn in der Stadtschule in Bad Nauheim, einer Grundschule, brachte er dem türkischen Nachwuchs die deutsche Sprache bei. 1972 schenkten ihm seine Kollegen das Vertrauen und wählten ihn in den Betriebsrat, im Jahr darauf bekam er die beantragte deutsche Staatsbürgerschaft. Cimen engagierte sich weiter, wertete und urteilte fünf Jahre lang für die IG Chemie als Sachverständiger im Vulkaniseur- Handwerk und lehrte in der Kreisvolkshochschule Deutsch und Türkisch.
Seit 1979 ist er ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht in Gießen und seit 1981 freigestelltes Betriebsratsmitglied von Vergölst. Seit April 1984 gehört Cimen sogar dem Konzernbetriebsrat der Continental AG an, die die Konzernmutter von Vergölst ist. Im Jahr darauf konnte Cimen den 25. Hochzeitstag mit seiner Irmgard feiern, mit der er zusammen eine Tochter hat. Was wünscht sich ein Multifunktionär nach alldem noch? Cimen: "Daß endlich diese erbärmliche Ausländer-Raus-Diskussion beendet wird und den Ausländern jene Rechte eingeräumt werden, die sie auch verdient haben." So fordert Cimen eine doppelte Staatsbürgerschaft, damit die Ausländer auch Deutschland wieder sicher verlassen können, falls es hier "brenzlig" wird, meint Cimen im Hinblick auf den wachsenden Fremdenhaß in Deutschland. Für unzumutbar hält es Cimen auch, daß ausländische Arbeitnehmer, die jahrzehntelang in Deutschland gearbeitet haben und dann als Rentner in ihre Heimatländer zurückgehen, eine Aufenthaltsgenehmigung benötigen, um ihre in Deutschland gebliebenen Kinder zu besuchen.
Das geringe Interesse seiner ausländischer Kollegen an den Wahlen für einen Ausländerbeirat führt Cimen auf mangelnde Informationen zurück. Cimen: "Es ist nicht damit getan, den Ausländern das Wahlrecht zu geben, ihnen muß konkret vor Ort gezeigt werden, was sie damit verändern und erreichen können. Die Wähler müssen das Gefühl bekommen, daß ihre Anliegen ernst genommen werden. Geringe Wahlbeteiligungen sind deshalb für mich auch die Antwort auf Sprechblasen von Politikern."
Daß die Ausländer sehr wohl den Willen haben, sich zu engagieren und ihre Rechte zu wahren, zeige nicht nur seine Integration, sondern auch die Zusammensetzung des Vergölst-Betriebsrates: Vier der elf Mitglieder haben die türkische Nationalität. REINER STRACK
Kroatien ist trotz Krieg als Urlaubsland weiterhin attraktiv: Fast 1,7 Millionen Touristen besuchten 1992 die kroatische Küste. Im Vergleich zum Kriegsjahr 1991 hat sich die Zahl ausländischer Gäste fast verdoppelt. Die Deutschen nehmen im internationalen Vergleich mit elf Prozent Platz eins zusammen mit den Italienern ein. Diese Bilanz über die Saison 1992 stellte der Direktor der kroatischen Zentrale für Tourismus, Zeljko Toncinic, auf der Internationalen Touristikmesse (CMT) in Stuttgart vor.
Noch vor drei Jahren haben, nach kroatischen Angaben, neun bis zehn Millionen Touristen Kroatien jährlich besucht, wobei der Anteil ausländischer Gäste zwischen 60 und 65 Prozent betrug. Auch hier lagen die Deutschen mit über 40 Prozent an der Spitze. Die Tourismuszentrale zeigte sich vor der Saison 1993 optimistisch: Sie rechnet mit 2,5 Millionen Touristen und Einnahmen von 800 Millionen Dollar. Man hoffe vor allem beim Ausbau des Verkehrsnetzes, der Hotels und anderer touristischen Einrichtungen auch weiterhin auf ausländische Investoren, hieß es. dpa
OBERURSEL. Bei Gilbert Soltwedel hängt ziemlich viel an Latein. In der Sprache ist der 17jährige Schüler der Taunusschule in Königstein "echt miserabel", wie er mit verlegenem Grinsen eingesteht. Doch trotz der Schwächen im Altphilologischen möchte er natürlich sein Abitur bauen. Wenn ihm sein Lehrer signalisiert, daß das mit dem Latinum wohl nicht hinhauen wird, will er zur Feldbergschule in Oberursel wechseln. Der Vorteil des Wirtschaftsgymnasiums: "Hier brauche ich nur eine Fremdsprache." Beim Tag der offenen Tür am Samstag hat sich Gilbert schon mal an seiner möglichen neuen Wirkungsstätte umgeschaut.
Die zwei Stunden Informationsgespräch, für die er sich gemeinsam mit seinen Eltern in eine Schulbank quetschte, haben ihm mehr gebracht, als er erhofft hatte. Denn beruflich will Gilbert später mal "was mit Banken oder Versicherungen machen", möglicherweise auch Ökonomie studieren. "Und dadurch, daß hier diese ganzen wirtschaftlichen Dinge durchgenommen werden, hätte ich praktisch zwei Semester Vorsprung." Deshalb kann es sein, daß Gilbert nach der 10. Klasse zur Feldbergschule wechselt, selbst wenn das mit dem Latein noch hinhauen sollte.
Wegen solcher Erkenntnisse schätzt Schulleiter Gerd-Alexander Portz den Tag der offenen Tür: "Wir wollen helfen, die richtige Schulentscheidung zu treffen." Die besonderen Angebote der Feldbergschule zu erkennen, sei wegen ihrer komplizierten Struktur gar nicht so leicht. Denn das Bildungsinstitut an der Oberhöchstadter Straße ist zugleich Wirtschaftsgymnasium, Berufsfachschule für Fremdsprachensekretariat, Wirtschaft und Metalltechnik, Fachoberschule für Wirtschaft, Informatik und Maschinenbau sowie Berufsschule für kaufmännische und Metallbau-Lehrlinge.
1400 Schüler, davon 550 Vollzeitschüler, lernen zur Zeit noch in dem mit modernster Technik ausgestatteten Komplex. Da hat die Schule schon bessere Tage gesehen: In Spitzenzeiten drückten 1600 die Bänke. Während die Einbuße im kaufmännischen Bereich mit 4,8 Prozent jährlich noch dem "allgemeinen Schülerrückgang" entspreche, sei der Einbruch im Metallsektor mit je 15 Prozent in den vergangenen beiden Jahren "dramatisch", sagt Portz. Das liege freilich am Strukturwandel im Vordertaunus: Die Industrie zieht weg; Dienstleister rücken nach.
Mehr Sorge macht ihm das vom Landrat ausgeknobelte Organisationskonzept der beruflichen Schulen im Hochtaunuskreis: Die Oberurseler erhalten demnach die Kaufleute von den beiden Schwesterschulen im Kreis, müssen aber den Metallbereich an die Georg-Kerschensteiner-Schule und die KfZ-Ausbildung nach Usingen abgeben. Portz: "Da werden Korsettstangen aus einem ohnehin wackeligen Konzept herausgebrochen."
Doch wackelig oder nicht: "Schüler keilen", um den Bestand zu sichern, hat der Schulleiter nicht nötig. Zwar sei es schön, wenn Jugendliche und ihre Eltern nach dem Tag der offenen Tür von der Feldbergschule überzeugt seien. Aber: "Wir sind genauso froh über jeden, der hier erkennt, daß wir nichts für ihn sind. Das wären nämlich die Problemfälle von morgen." mak
"Fast jede Minute ein neuer Asylant", titelte die Bildzeitung im vergangenen Jahr und malte grimmig das Menetekel des untergehenden deutschen Bootes an die Wand. Sorgfältig heizte sie Schlagzeile für Schlagzeile die Stimmung gegen die Ausländer an. Bis die Jugendlichen ihre Naziparolen brüllten und schmierten, bis die Molotowcocktails flogen und es erste Tote gab. "Diese Irren machen unser Land kaputt", stöhnte die Bildzeitung erschrocken und war sich natürlich keiner Mitschuld bewußt.
"Verstärken die Medien die rechtsextreme Gewaltbereitschaft?" fragte jetzt der Kommunikationswissenschaftler Klaus Schönbach aus Hannover auf einer Tagung des Adolf-Grimme-Instituts in Marl zum Thema "Rechtsradikalismus und Medienrealität - Fernsehberichterstattung zwischen Aufklärung und Anstiftung", und seine Antwort fiel so differenziert wie erschreckend aus. Selbstverständlich haben die Medien nicht explizit zu Gewalt gegen Asylantenheime aufgerufen, nicht zum Verbrennen von Türken, zum Erschlagen von Schwarzafrikanern. Aber sie haben - statt zu besänftigen und abzuwiegeln - ein Klima der Angst, Sorge und Bedrohtheit geschaffen, in dem Gewaltbereitschaft wachsen kann. "Medien erfinden nichts, sie lügen nicht", sagt Schönbach, aber sie wählen aus, ordnen ein, verstärken und beeinflussen damit die Realität. Anfangs vereinzelte Ereignisse bündeln und verdichten sich zu einem umfassenden Problem, die Kluft zwischen Norm und Wirklichkeit vertieft sich, bis jeder einzelne Bürger sich bedroht fühlt von der Flut der Fremden. Eine Situation, die nach Taten ruft, die von den Verantwortlichen nicht kommen. Also wird man selbst aktiv.
Die Stammtische erheben sich, lassen das Reden sein, schreiten zur Tat oder klatschen wenigstens Beifall denen, die das tun, was man sich selbst nicht traut. Die Minderheit der Gewaltbereiten fühlt sich ermutigt, die Mehrheit der Nicht-Gewaltbereiten wird entmutigt. Sie traut sich nicht mehr, einzuschreiten gegen die grassierenden alltäglichen Übergriffe, denen die Ausländer ausgesetzt sind, die Zivilcourage schwindet. Und inzwischen sind Flüchtlinge zu Schmarotzern unseres Sozialsystems mutiert, zu Kriminellen, die kein Mitleid, sondern Ablehnung verdienen.
Die Medien haben eifrig an dieser Eskalation des Volksempfindens mitgestrickt, keine Frage. Sie haben die Kameras dorthin gehalten, wo die Steine flogen (bei der Demonstration in Berlin ebenso wie in Rostock), - "Kriegsberichterstattung" nannte das die taz-Redakteurin Bettina Markmeyer in Marl mit Recht -, sie geben den Rechtsradikalen Podien, wo sie ungeniert das sagen dürfen, was bisher zu sagen tabuiert war. Sie werden ernstgenommen, fühlen sich bestätigt und animiert zu neuen Aktionen, die ihnen Medienprominenz verschaffen. Die Sendungen aber, die sich differenzierter mit den Gewalttätern auseinandersetzen, die nach den Ursachen forschen (und die gibt es natürlich auch), will kaum jemand sehen; gerade mal sechs Prozent Einschaltquote erreichte zu bester Abendsendezeit Esther Shapiras Film über die Täter von Hünxe. Oder sie werden von der Kritik wie von den linken Autonomen attackiert als Verharmlosungen des neofaschistischen Phänomens wie Thomas Heises Film "Stau".
Sind denn diese vorwiegend jugendlichen Gewalttäter nicht vielleicht doch nur ganz gewöhnliche Jungmänner, die für ihre traditionellen Gewaltbedürfnisse eine neue Form gefunden haben, mit der sie am perfektesten provozieren können? fragte die Berliner Publizistin Katharina Rutschky und vertrat vehement die These, daß schon immer sehr junge Männer ihre Identität suchten in Abweichung von der Konformität, und diese Identitätssuche immer verbunden war mit Ritualen scheinbar sinnloser, zielloser Gewalt. Kanalisiert war sie in früheren Generationen in den Kriegen, beim Militär, in den schlagenden Verbindungen, heute findet sie eher im Risikosport oder beim Autofahren statt. "Gewalt ist geil" - der Spruch thront an so mancher Wand. Und nun also der Rechtsradikalismus mit seinem verlockenden Kameradschaftsgeist, den Mutproben, den klar definierten Feindbildern und jenen Emblemen und symbolischen Gesten, die die Faszination des Bösen ausüben und die Erwachsenen so wunderbar prompt schockieren.
Man solle, meinte Katharina Rutschky auf der Marler Tagung, sehr vorsichtig sein mit politischen Festlegungen womöglich doch nur symbolischer Aktionen und "rituelle Festigungen sehr labiler Männlichkeit akzeptieren, wo es geht". Sind diese jungen Männer also nicht Vorboten einer steigenden Akzeptanz von Gewalt? Nicht Vorreiter eines gesamtgesellschaftlichen Rechtsrutsches?
Ob Frau Rutschky mit derartigen Thesen die rechtsradikale Gewalt verharmlost oder nur die allgemeine Aufregung auf ein gelasseneres Maß reduziert, darüber läßt sich sicherlich streiten. Notwendig aber ist, daß sich die Medienmacher ihrer Verantwortung präziser bewußt werden müssen. Und sich immer wieder die Frage stellen sollten, wie sie darüber berichten, was sie berichten zu müssen glauben. Und ob alles wirklich eines Berichtes wert ist. Muß zum Beispiel unbedingt - wie am Samstag in Südwest drei geschehen - ein antisemitischer Bürgermeister im Fernsehen auftreten und seine Parolen verkünden dürfen? Oder sollte nicht - wenn schon rechtes Gedankengut als Gegenwartsphänomen eine Nachricht wert sein muß - für das richtige Umfeld gesorgt sein?
Franz Schönhuber etwa lehnte es ab, von Günter Grass interviewt zu werden und mußte draußen bleiben. Ein anderes Mal konfrontierte eine Redaktion die Böhsen Onkelz mit einer linken Rockgruppe, und der Lack blätterte in Windeseile ab. Magazinbeiträge haben gegenüber Live-Auftritten den Nachteil der Kürze (und unterliegen oft der Verlokkung der spektakulären Bilder), aber auch die Chance des Schnitts, der zuspitzen kann und auch einen kreidefressenden Schönhuber auf den negativen Punkt bringt. Thomas Euting von "Kennzeichen D" machte den Vorschlag, Thementage zu etablieren, um auch die Jugendlichen selbst zu erreichen mit kritischen, nachfragenden Beiträgen. Aber das Publikum schätzt derlei Pädagogik wenig.
Was also tun? Klaus Schönbach bat in aller Bescheidenheit um mehr Skrupel: "Weniger Übertreibungen, mehr Augenmaß bei der Erzeugung von Eindrücken über die Größe des Asylantenproblems. Vorsicht vor der Legitimierung rechter Ideen. Die tatsächliche Notwendigkeit von Gewaltdarstellungen prüfen. Und schließlich auch häufiger der Versuchung widerstehen, die Dinge allzu schnell auf den Punkt zu bringen." Das ist leichter gesagt als getan. Denn die Medien brauchen News, am liebsten "action news". Und im Eifer der Aktualität geht so manch guter Wille verloren. Wie wäre es zum Beispiel, sich einmal der Opfer anzunehmen, statt fasziniert auf die Täter zu starren? Jene Schicksale zu erzählen, die die Menschen aus anderen Ländern in unseres treiben. MECHTHILD ZSCHAU
Vergeblich auf Störche gewartet
WETTERAUKREIS. Für die Vogelschützer im Wetteraukreis ist es gewissermaßen "kein Beinbruch", wenn jetzt Storchenpaare am Anwesen Lang in der Licher Straße von Wölfersheim-Berstadt keine Möglichkeit mehr haben, ein Nest zu bauen. Zum einen war die Holzkonstruktion des angebotenen Nistplatzes schon länger zerfallen, zum anderen gibt es im Kreis noch sechs weitere Nistangebote - die meisten rund um das von Störchen zunehmend geschätzte Schutzgebiet des Bingenheimer Riedes. In Berstadt, so der Vogelschutzbeauftragte im Wetteraukreis, Karl Winter, und der Wölfersheimer Ortsbeauftragte, Wilhelm Leonhard, hätten hoch über dem Gehöft Lang, mitten im alten Ort, 1963 letztmals Störche gebrütet.
Das alte Nistrad war 1974 durch eine Holzkonstruktion ersetzt worden. Dafür hatte die Bingenheimer Naturschutzgruppe gesorgt. Als das Dach des Nachbargehöftes von Landwirt Lang, das heute dem US-Amerikaner Coley gehört, neu gedeckt werden mußte, war eine solide Nistunterlage gebaut worden. Niemals aber war in der Folge hier wieder ein Storchenpaar aufgetaucht. Die Holzkonstruktion war im Laufe der Jahre morsch geworden. Der Wind hatte Holzteile abgebrochen. Holzstücke hatten Schäden auf dem Dach des Hofgutes Lang angerichtet. Zwei Monate lang, so Karl Winter am Samstag im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau, hatten sich die Vogelschützer bemüht, jemanden zu finden, der das schwer erreichbare Storchennest abbaut. Schließlich war die Feuerwehr Nidda gefunden, die am Samstag vormittag denn auch erhebliche Mühe hatte, mit einer 30-Meter-Drehleiter überhaupt an das Nest heranzukommen. Hochdroben auf dem Schornstein des einstigen Bauernpräsidenten Echternacher in Lindheim hat im Jahr 1981 zuletzt ein Storchenpaar im Wetteraukreis gebrütet. Karl Winter war am Samstag die Spannung anzumerken. Wird es denn in diesem Jahr nach zwölfjähriger Pause wieder ein Brutpaar im Wetteraukreis geben? Es wäre der Lohn für die unendlich mühevolle und jahrelange Arbeit im Bingenheimer Ried. Dort sind in den letzten Jahren immerhin bis zu fünf der weißen Vögel mit den staksigen roten Beinen beobachtet worden: 1992 waren es sogar sieben gewesen. Die immerwachen Vogelschützer hatten im vergangenen Jahr sogar Störche bei der Paarung beobachtet. Doch die Kopulation der Vögel blieb ohne erkennbare Folgen. So kann man Winter und den zahlreichen Ortsbeauftragten für Vogelschutz also nachfühlen, warum sie so beschäftigt, ob sich die Paare wenigstens in diesem Jahr hierzulande wieder so heimisch fühlen, daß echte Wetterauer Störche zur Welt gebracht werden.
STUTTGART, 24. Januar (epd). China ist nach Angaben des Umweltmagazins kosmos für "eine der brutalsten Umweltzerstörungen der Welt" in Tibet verantwortlich. Die Volksrepublik deponiere auf dem 1950 annektierten "Dach der Welt" ihren Atommüll und erlaube auch anderen Ländern zu einem "Spottpreis" von umgerechnet 2400 Mark pro Kilo die Endlagerung ihrer strahlenden Abfälle, berichtet die in Stuttgart erscheinende Zeitschrift in ihrer Februar-Ausgabe. Nach Recherchen eines kosmos-Mitarbeiters, der das Land bereiste, sterben Menschen an der radioaktiven Verseuchung von Boden und Wasser. Viele Neugeborene seien mißgebildet, Tiere kämen verkrüppelt zur Welt.
Die Zeitschrift wirft China vor, auch die Vergiftung der in dieser Region entspringenden größten Ströme Asiens - Indus, Jangtsekiang und Mekong - in Kauf zu nehmen. Diese seien für fast die Hälfte der Weltbevölkerung wichtige Trinkwasserquellen.
OFFENBACH. Mit einem Fest und der Eröffnung eines Mädchencafés startet der Jugendclub Lohwald, Nesselpfad 12, am Mittwoch, 27. Januar, 15 Uhr ein neues und spezielles Angebot nur für Mädchen. "Nach langer Pause in der Mädchenarbeit und jeder Menge Vorbereitungen, ist nun der Mittwoch immer Mädchentag", kündigt der Jugendclub an.
Eingeladen zu dem Fest sind alle Mädchen ab zehn Jahren. Seinen offiziellen Betrieb startet das Café dann am 3. Februar. Mädchen von zehn Jahren an sind ab 15 Uhr willkommen, ab 18 Uhr ist das Café für Mädchen ab 12 geöffnet. pmü
WIESBADEN. Freitag abend in Biebrich vor der Galatea-Anlage: Wohin man schaut - Polizei. An den Straßenecken sind Mannschaftswagen postiert, Beamte in dicken Lederjacken, teilweise Schlagstock und Schutzhelm in der Hand, patrouillieren durch die Grünanlage. Sie fürchten in den nächsten Stunden Zoff und sind für alle Eventualitäten gerüstet. Noch weiß niemand, ob die für 18.30 Uhr geplante Demo der Gewerkschafter, Ausländer, Grünen und Sozialdemokraten gegen eine Wahlveranstaltung der "Republikaner" friedlich verläuft oder zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen "Autonomen" und Skinheads eskaliert. Die Atmosphäre ist explosiv.
Zwischen Geschäftszentrum und Park ist die Straße der Republik mit Gittern abgesperrt; nur eine kleine Gasse sichert den Zugang zum Bürgerhaus. Mitten auf der Fahrbahn ist ein Wasserwerfer postiert, daneben zwei Hundeführer. Der Schäferhund bellt und zerrt an der Leine, sein vierbeiniger Rottweilerkollege trägt einen Maulkorb.
Auf dem Platz vor den Läden parken Kleinbusse, in denen weitere Uniformierte sitzen. Lebensmittelmarkt, Gemüsegeschäft, Bäcker und Boutique haben vorzeitig geschlossen. Passanten reiben sich verwundert die Augen: "Was geht denn hier ab?" Nur die Apotheke hat noch geöffnet: "Für Verbandsmaterial", meint ein makaberer Witzbold.
Gegen 18 Uhr treffen die ersten Demonstranten ein, unter ihnen Gewerkschaftssekretär Sebastian Wertmüller. Er ist sichtlich erschrocken über die massive Polizeipräsenz, bittet die Beamten um Zurückhaltung. Transparente werden entrollt: "Nie wieder Faschismus", "Repse raus". Viele Ausländer kommen, diskutieren in kleinen Grüppchen.
Autonome und Mitglieder der sozialistischen Arbeiterpartei mischen sich unter die Kundgebungsteilnehmer, verteilen Flugblätter und Zeitungen. Sie werden sich wenig später auf der anderen Seite der abgesperrten Zone zusammentun, mit Trillerpfeifen und Sprechchören versuchen, die Demonstration zu stören. "Grüner Schmonzes" rufen sie Volker Kastner zu, dem Fraktionschef der Umweltpartei im Rathaus, als er gegen die "Instinktlosigkeit" des SPD- Stadtrats Wolfgang Hessenauer wettert, den "Republikanern" für ihre Versammlungen städtische Räume zu überlassen.
Die ersten Rechtsextremen und ihre Anhänger trudeln ein, bahnen sich einen Weg durch die mittlerweile auf 800 Kundgebungsteilnehmer angewachsene Menschenmenge, suchen Einlaß zwischen den Sperrgittern. Sie werden mit Buhrufen empfangen, es kommt vereinzelt zu Rangeleien, die Polizei greift ein, der Wasserwerfer schwenkt seine Rohre in diese Richtung.
Derweil artikuliert Mehmet Yilmaz, Vorsitzender des Ausländerbeirats, seinen Zorn über die Provokation, ausgerechnet in Biebrich, einem Stadtteil mit 18prozentigem Ausländeranteil, Rechtsextremen einen Versammlungsraum zu überlassen - "und das an genau der Stelle, wo wir vor drei Wochen gegen Ausländerfeindlichkeit und für Toleranz protestiert haben". Er lädt die Demonstranten zu einer Fete ins Nachbarschaftshaus ein - eine friedliche Gegenveranstaltung zu dem Wahlkampfauftakt der Republikaner.
Im Nachbarschaftshaus drücken wenig später auch Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) und Stadtrat Wolfgang Hessenauer ihre Verbundenheit mit den ausländischen Mitbürgern aus - dies, obwohl sie auf der Kundgebung auch von den Gastgebern wegen der Vermietung des Bürgersaals an die Rechten heftig attackiert worden waren.
Die "Republikaner" spulen derweil vor rund 80 Anhängern ihr Programm ab. Ihr Kommentar zu der Demonstration vor der Galatea-Anlage: "Das Gejohle aufgebrachter und aufgehetzter Menschen." Ihr Treffen dauert noch keine zwei Stunden - kurz vor 21 Uhr endet die Versammlung.
Bilanz der Polizei: Außer ein paar Knallkörpern und Farbschmierereien an Häuserwänden keine besonderen Vorkommnisse. Fünf Demonstranten wurden vorläufig festgenommen, nach Feststellung ihrer Personalien wieder freigelassen. Wenig später löst sich der ganze Spuk im Nichts auf.
FRANKFURTER BERG. Kontaktaufnahme mit Verwandten aus dem Jenseits wird immer beliebter. Menschen ziehen als "Biomagneten" metallene Gegenstände an. Tarotkarten sagen Todesfälle voraus, und beim Bungee-Springen erlebt man seine Geburt neu. - Zumindest vermitteln viele Medien diese Bilder.
Insbesondere das Privatfernsehen und Jugendzeitschriften berichten von außergewöhnlichen Erscheinungen aller Art. Die Buchläden machen große Umsätze mit Büchern über Esoterik und Okkultismus, bieten Pendel zum Selbsterproben samt Anleitung an. In den Tageszeitungen finden sich zunehmend Anzeigen mit Hinweisen auf obskure Seminare, und immer mehr Lehrer berichten von spiritistischen Praktiken ihrer Schüler.
Grund genug für die katholische Dreifaltigkeits-Gemeinde am Frankfurter Berg, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Der Bildungsausschuß hatte dieser Tage Ulrich Rausch zu einem Vortrags- und Gesprächsabend zum Thema "Unheimliche Phänomene in der Deutung der Parapsychologie" eingeladen. Er ist Autor des Buches "Geister-Glaube - Arbeitshilfe zu Fragen des Okkultismus" und informiert bereit seit sechs Jahren im Rahmen der katholischen Lehrer- und Erwachsenenbildung zu diesem Thema.
Zu Beginn hielt der Theologiestudent aus Rodgau eine Gabel waagerecht in die Höhe, und konzentrierte sich. Nach kurzer Zeit begann die Gabel, sich langsam in seiner Hand zu verbiegen. - Niemand unter den 25 verblüfften Zuschauern hatte eine Erklärung parat. Also mußte Rausch den Spuk aufklären: Die Gabel hatte an der Stelle, wo er sie gehalten hatte, ein kleines Scharnier.
Doch nur ein Teil der übernatürlichen Erscheinungen sind Betrug. Was ist mit den anderen Fällen? Gibt es Vorkommnisse, die sich mit den klassischen Wissenschaften nicht erklären lassen?
Ulrich Rausch näherte sich diesen Fragen, indem er die wissenschaftliche Vorgehensweise der Parapsychologie erläuterte. Die Forscher gehen nach dem "Ausschlußprinzip" vor: Indem sie versuchen, alle Phänomene kritisch zu hinterfragen, sieben sie die wirklich unheimlichen Vorkommnisse heraus.
Etwa 80 Prozent der Fälle, die im Institut für Parapsychologie an der Freiburger Universität untersucht werden, seien Selbst- oder Fremdtäuschungen durch Wahrnehmungsfehler und Manipulation, betonte Rausch. "Es kommt oft vor, daß Leute, die sich am Institut für Parapsychologie an der Freiburger Universität melden, einen außerordentlichen Drang in die Öffentlichkeit haben." Die Wissenschaftler gingen dann den Berichten dieser "Kandidaten" nicht mehr nach.
Ein großer Teil der Vorkommnisse seien auch durch psychische Mechanismen zu deuten: "Psychomotorische Automatismen" sorgten beispielsweise dafür, daß eine Person, die ein Pendel hält, unbewußt seine Schwingung in die Richtung beeinflußt, die sie sich wünscht.
Horoskope oder andere Vorhersagen, die sich später erfüllen, ließen sich ebenfalls durch einen Griff in die Trickkiste der praktischen Psychologie erklären: Wer eine Weissagung erhalten hat, schenkt nur noch Dingen Aufmerksamkeit, die ihr entsprechen. "Oft sind Vorhersagen auch so offen, daß man hineinlesen kann was man will", meinte Rausch. Und "einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung" fällt zum Opfer, wer einen Verkehrsunfall erwartet, ständig daran denken muß und deswegen unachtsam über die Straße geht.
Experimente mit Menschen, die mehrere Stunden in verdunkelten und abgeschirmten Räumen eingeschlossen wurden, zeigten erstaunliche Ergebnisse: Das Gehirn, das sonst gewohnt ist, ständig mit Eindrücken gefüttert zu werden, fängt in solchen Situationen an, sich selbst Information zu beschaffen: Sie hörten Geräusche und sahen Lichter - trotz der völligen Isolierung. "Viele meditative Zustände und Nahtod-Erfahrungen lassen sich so erklären", sagte Rausch.
"Jetzt haben Sie ja alles wunderbar in wissenschaftliche Schubladen geschoben", ärgerte sich nach dem Vortrag Dieter Hofmann. Der Religionslehrer betonte, daß viele Dinge ungeklärt blieben und man auch damit umgehen müsse. Unter seinen Schülern seien einige mit okkulten Praktiken in Berührung gekommen, "und die Kinder haben große Angst". Das konnte auch Ulrich Rausch bestätigen: "Die wissen mehr als ihre Eltern sich vorstellen können."
Der Theologe legt großen Wert darauf, die Bibel nicht als spiritistisches Buch mißgedeutet zu sehen, sondern daß ihr eigentlicher Sinn verstanden wird. "Wenn Jesus Dämonen austreibt, dann wollte er damit nicht beweisen, es gibt Dämonen, sondern, in Gott findet man Befreiung."
Dennoch konnte Rausch nicht alle Anwesenden von seiner Meinung überzeugen. Eine alte Dame, die sich ihren Glauben an Geister nicht nehmen lassen wollte, meinte: "Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir mit unserer Schulweisheit nicht verstehen können." Und da wird ihr jeder noch so kritische Wissenschaftler zustimmen. lub
OBERTSHAUSEN. "Dietrich Bonhoeffer - ein Mensch gegen den Strom" ist das Thema einer Veranstaltung überschrieben, zu der der Frauenkreis der Evangelischen Kirche für Mittwoch, 27. Janauar, 15 Uhr, in das Gemeindehaus der evangelischen Waldkirche in der Schönbornstraße einlädt.
Pfarrer Matthias Laubvogel wird über den Dietrich Bonhoeffer referieren, der noch kurz vor Kriegsende im April 1945 von der SS im Konzentrationslager ermordet wurde. Eingeladen sind alle Frauen, ob jung oder alt, deutsch oder ausländisch. pmü
Die Pläne von ARD und ZDF, ihre Programme europaweit über Satellit zu verbreiten, sind nach Ansicht des Intendanten der Deutschen Welle (DW), Dieter Weirich, verfassungsrechtlich problematisch. Weirich stimmte damit im Grundsatz der Kritik des medienpolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Joseph-Theodor Blank, zu. Der Unionspolitiker hatte die geplante Satellitenverbreitung von ARD und ZDF als "rechtswidrigen Expansionskurs" kritisiert und daran erinnert, daß die Rundfunk-Auslandsversorgung allein der Deutschen Welle zustehe.
Weirich verwies jedoch einschränkend auf die Tatsache, daß die moderne Satellitentechnik die Schaffung "europäischer Versorgungszonen" automatisch mit sich bringe. Auch sei das alleinige Auslandssenderecht der Deutschen Welle schon seit längerem durch die Satellitenverbreitung von West drei, Bayern drei und Nord drei "ausgefranst" worden. Einen Gang vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe schloß Weirich aus. Angesichts der angekündigten Auslandsverbreitung von ARD und ZDF erweise es sich jedoch als "kleinkariert", daß der Deutschen Welle in der Vergangenheit stets die Weiterverbreitung ihrer Fremdsprachenprogramme in deutschen Kabelnetzen verboten worden sei.
Hinsichtlich neuer Nachrichten-Satellitenkanäle hatte Weirich ursprünglich vorgeschlagen, DW, ARD und ZDF sollten ein gemeinsames Programm schaffen. Nach der jüngsten ZDF-Absage an einen ARD/ZDF-Nachrichtenkanal sei er hier aber "nicht mehr sonderlich optimistisch". Der Intendant bekräftigte jedoch das fortbestehende Interesse seines Hauses, die Hauptprogramme von ARD und ZDF teilweise zu übernehmen, um so das international verbreitete "DW-Fernsehen" attraktiver zu gestalten.
Der verstärkte Zwang zur Kooperation ergibt sich nach Auffassung Weirichs unter anderem aus Etatkürzungen, die die Deutsche Welle wie andere Bundesunternehmen auch jüngst von seiten des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages hinnehmen mußte. Aus dem Bundeshaushalt 1993 erhalte die Deutsche Welle nun mindestens 15 Millionen Mark weniger als erwartet, sagte er. Dies entspreche einer gut dreiprozentigen Kürzung. Es sei zudem nicht ausgeschlossen, daß der deutsche Auslandssender im Laufe des Jahres "noch einmal gerupft" werden könnte. Dies mache kurzfristige Einschnitte bei Investitionen und Personal unumgänglich, so Weirich: "Wenn Stagnation eintritt, bin ich schon zufrieden." epd
Linker Parteiflügel setzte sich durch Konstruktive Asyl-Debatte beim SPD-Unterbezirksparteitag / Wahlprogramm Von Astrid Ludwig GELNHAUSEN / MAIN-KINZIG-KREIS. Ihr Wahlkampf-Programm verabschiedeten die Sozialdemokraten des Kreises am Wochenende beim Unterbezirksparteitag in Gelnhausen. Bestimmt waren die Beratungen der SPD-Delegierten von den Themen Asyl, Verkehr und Schule. Wie schon in der Bonner SPD, dokumentierte sich auch auf Kreisebene die Spaltung der Partei in Befürworter und Gegner einer härteren Asylpolitik. Der Formulierungsvorschlag im Wahlprogramm zum Thema "Innere Sicherheit" entfachte im Unterbezirk eine engagierte und konstruktive Debatte, bei der sich schließlich mit großer Mehrheit die Vertreter des linken Parteiflügels durchsetzten. Nach mehrstündiger Beratung stimmten über 200 Delegierten für das Wahlprogramm. Aus Protest gegen die Deponiepläne des Kreises votierten allein die Ronneburger Abgeordneten dagegen. Schon vor Beginn der Debatte hatten die Jusos und der Hanauer Ortsverein Nordwest ihren Unmut über die Formulierung des ursprünglichen Wahlprogrammtextes geäußert. Unter der Überschrift "Den inneren Frieden sichern" war darin zu lesen, daß die Aufnahme- und Integrationsfähigkeit der Bundesrepublik an ihre Grenzen stoße und viele Bürger kein Verständnis für die große Zahl der zufluchtsuchenden Menschen habe. Eine Passage, die den Jungsozialisten neben anderen aufstieß und die sie durch einen eigenen Vorschlag ersetzt wissen wollten, der allerdings nicht durchkam. Schon wieder, so Langenselbolds Bürgermeister Hans-Peter Ebner, lasse sich die SPD ihre politische Richtung von außen aufzwingen. Ebenso argumentierte der Delegierte Dembinski: "Wir müssen unseren Willen als SPD klarmachen und nicht den einer diffusen Gruppe." Beide plädierten für die Streichung der umstrittenen ersten Textpassage.
Der Freigerichter Albert Hof wollte hingegen diese Aussage im Wahlprogramm erhalten wissen. Deutschland sei schließlich kein riesiges Land wie Kanada mit unbeschränkten Aufnahmemöglichkeiten. "Vor der Wahl können wir nicht sagen, daß uns die Meinung einer Mehrheit nicht interessiert." Der Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa betonte, daß die SPD die Schwierigkeiten bei der Aufnahme und Unterbringung nicht negieren dürfe. Der Kreis sei bis an seine Grenzen belastet. Das gelte auch für die Zahlung von Sozialhilfe an die Asylbewerber, die unter anderem von Sepp Sigulla gefordert wurde. Bislang leistet der Kreis in individuellen Fällen Hilfe in Form von Krankengeldzahlungen. Der Delegierte Franz Elpelt stellte gar die Wohnungsnot in Deutschland in Zusammenhang mit dem Zustrom an Flüchtlingen. Eine Aussage, die den Juso-vertreter Axel Weiß-Thiel dazu veranlaßte, von Stammtischparolen zu sprechen. "Wir müssen auf die Probleme der Menschen hören, nicht aber auf die Reden am Stammtisch, von denen sich viele Menschen im Land nicht vertreten fühlen." Der Langenselbolder Fritz Schüßler verurteilte Elpelts Aussage als Stimmungsmache. Die Flüchtlinge lebten zumeist in Containern. Der Schlüchterner Jürgen Lauer bedauerte, daß einige der Genossen wohl schon den "Reaktionären auf den Leim gegangen sind, die von den tatsächlichen Problemen im Bund ablenken wollen". Der Unterbezirksvorsitzende Bernd Reuter faßte schließlich die Argumente vieler Vorredner zusammen, als er kritisierte, daß im Programm dann auch gleich stehen könne: "Das Boot ist voll."
Mit deutlicher Mehrheit und unter Beifall stimmte der Parteitag für die Änderung der Wahlaussage, die nun damit beginnt, daß Wohnungsnot und soziale Unzufriedenheit von militanten Kräften zur Stimmungsmache gegen Ausländer ausgenutzt werde. Des weiteren fordert die SPD die Straffung der Asylverfahren, ein Einwanderungsgesetz und die schnelle Abschiebung straffällig gewordener Flüchtlinge.
Nicht durch kamen die Jungsozialisten mit einem Änderungsantrag zur Verkehrspolitik. Sie forderten, dem Individualverkehr gezielt die Attraktivität zu nehmen, während die Vorlage des Wahlprogramms den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs verlangte. Das allein, so Alexander Kühn von den Jusos, reiche nicht aus. Kreistagsvorsitzender Lothar Klemm warnte vor dieser mißverständlichen Formulierung, die vom politischen Gegner mißbraucht werden könnte. Er forderte von seinen Genossen in der Kommunalpolitik mehr Mut und Einsatz für den ÖPNV statt kleinlicher Diskussion ums Auto. Landrat Eyerkaufer appellierte an alle Kommunen und SPD- Bürgermeister, in den gegründete Nahverkehrszweckverband einzutreten, um gemeinsam mit den Frankfurtern zu verhandeln und ein flächendeckendes Angebot für den Kreis zu schaffen.
Der Parteitag legte außerdem in seinem Wahlprogramm fest, daß ein zusätzliches Angebot an Förderstufen und integrierten Gesamtschulen im Kreis geschaffen werden soll, sofern Eltern und Schulgemeinden dies wünschen. Die Jusos hatten für die Formulierung eines "flächendeckenden Angebotes" plädiert, was aber mit den Argumenten, man wolle nicht erneut einen "Schulkrieg" (Eyerkaufer) entfachen, abgelehnt wurde. Wie der Landrat erklärte, entscheiden sich immer mehr Eltern ohnehin im Kreis für die Förderstufe und Gesamtschule. Auch hier wollte die SPD der CDU im Wahlkampf wenig ideologische Angriffsfläche bieten. Die Entscheidung im Wahlprogramm für die Deponierung von Restmüll rief erneut die Kollegen der Gemeinde Ronneburg auf den Plan. Deren Vertreter Karl Netscher erklärte, daß man sich von der eigenen Partei nicht wegrationalisieren lasse. Eine Deponie im Ronneburger Hügelland werde die örtliche SPD mit allen Mitteln verhindern. Die beiden Ronneburger Delegierten stimmten gegen das Wahlprogramm ihrer Partei.
"Die bequemste Art, über die Kriegsjahre unbeschadet hinwegzukommen", nannte Hans Joachim Sewering dieser Tage seine 1933 begonnene Mitgliedschaft in der Reiter-SS, einer "kleinen, exklusiven Gruppe", die "nichts mit der allgemeinen SS zu tun hatte". Die schon in Hitlers Machtergreifungsjahr vorhandenen seherischen Fähigkeiten des späteren Medizin-Multifunktionärs haben ihn - auch wenn sein Starrsinn die Ärzteschaft mehrfach vor eine Zerreißprobe stellte - bis heute nicht verlassen.
Tatsächlich hätte es "schweren Schaden" verursacht, wenn Sewering, der SS- Mann Nr. 143000 und PG mit der Mitglieds-Nr. 1858805, als Präsident des Weltärzte-Verbandes zum obersten Medizinmann auf diesem Globus avanciert wäre. Denn dies hätte das wegen brennender KZ-Gedenkstätten, geschändeter Friedhöfe und ermordeter Fremder ohnehin düstere Bild, das sich die Welt von den Deutschen im Jahr 3 nach der Vereinigung malen mußte, weiter eingeschwärzt.
Wer Hans Joachim Sewering zum Verzicht auf das "Ehrenamt" bewegte, hat sich um das Land verdient gemacht. Sonst wäre - man denkt spontan an den Reitersmann Kurt Waldheim - womöglich in ein paar Monaten nurmehr die Mitgliedschaft des Sewering-Pferdes in der SS unstreitig gewesen und der Mann hätte sich auf der "watch-list" wiedergefunden. Wer ihn aber wie sein Nachfolger als Bundesärztekammer-Präsident und Weltärzte-Schatzmeister, Karsten Vilmar, mit peinlichen Solidaritätsbekundungen zum "Durchhalten" animieren wollte, sollte Konsequenzen ziehen. hhk
kos FREIBURG, 24. Januar. Durch den Anschlag mit einer Paketbombe ist am Freitag abend in Freiburg die 24jährige Krankenschwesternschülerin Kerstin Winter getötet worden; sie war Aktivistin der links-autonomen Szene in der Breisgaustadt. Das baden-württembergische Landeskriminalamt zog die Ermittlungen an sich und bildete eine Sonderkommission aus Stuttgarter und Freiburger Beamten. Während für die Polizei, die "in alle Richtungen ermittelt", bislang weder ein politisches noch ein privates Motiv für das Attentat erkennbar ist, gehen die Freiburger linken Gruppen von einem rechtsextremistischen Anschlag aus, wie ein "Autonomes Komitee Kerstin" erklärte.
Die junge Frau, die sich in der Breisgaustadt unter anderem für ein autonomes Zentrum politisch eingesetzt hatte, starb, als sie ein Paket öffnete, das an sie persönlich adressiert vor ihrer Wohnung gelegen hatte. Der Freund Kerstin Winters wurde nur deshalb nicht auch von der Explosion getroffen, weil er sich zufällig in der Toilette aufhielt. Der von ihm sofort alarmierte Notarzt konnte nur noch den Tod der Frau feststellen. Die namentliche Adressierung des Bombenpakets ist nach Ansicht der Freiburger Autonomen ein Beleg für einen "faschistischen Anschlag", da gezielt eine bekannte linke Aktivistin getötet werden sollte. Vor dem Gebäude, wo Kerstin Winter lebte, erinnerten brennende Kerzen und Transparente an das Attentat auf die "ermordete Antifaschistin".
Bereits in der Nacht zum Samstag demonstrierten in Freiburg und in Heidelberg jeweils mehrere hundert Linke und Autonome gegen den Anschlag, wobei in Heidelberg Häuserwände und Schaufensterscheiben mit Parolen besprüht wurden. Auch in der Nacht zum Sonntag gingen in Stuttgart und Mannheim mehrere hundert linke Demonstranten auf die Straße. Für den heutigen Montag wurde in Freiburg zu Solidaritäs-Aktionen aufgerufen unter dem Motto "Wandelt Trauer in Wut und Wut in Widerstand".
HANNOVER, 24. Januar. Mit einem Eklat ist am Wochenende im NDR-Funkhaus Hannover das Vorbereitungstreffen für ein "Frauentribunal" am 7. Februar in Zagreb beendet worden. Initiator ist der Verein "Perspektive Berlin", dem die hannoversche Funkhausdirektorin Lea Rosh angehört. Politikerinnen verschiedener Parteien wie Rita Süssmuth (CDU), Herta Däubler-Gmelin (SPD), Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP) und Waltraud Schoppe (Die Grünen) unterstützten den Aufruf. Die rund 500 Teilnehmerinnen aus mehreren Ländern reagierten jedoch größtenteils mit Bedenken auf den vorgesehenen Ort des Tribunals. Als sich nach intensiver Diskussion in Arbeitsgruppen eine klare Mehrheit gegen Zagreb abzeichnete, verweigerte Rosh die geforderte Abstimmung.
Mehr als zwei Drittel der Teilnehmerinnen verließen daraufhin den Saal. Im Foyer vereinbarten sie dann, am 6. März in Amsterdam über Hilfsprojekte für Frauen im ehemaligen Jugoslawien weiterzuberaten. Rosh und andere Initiatorinnen blieben bei der Absicht, in Zagreb durch eine Filmvorführung, Verlesung von Aussagen vergewaltigter Frauen, Rezitation literarischer Texte sowie Erklärungen von Politikerinnen und Künstlerinnen die Vergewaltigung von Frauen im Krieg anzuprangern. In einer von ihr geleiteten halbstündigen Fernsehsendung ließ Rosh am Abend Vertreterinnen der Tagungsmehrheit nicht zu Wort kommen.
Im Aufruf zum Tribunal in der kroatischen Hauptstadt am 7. Februar - an diesem Tag finden in Kroatien Wahlen statt - heißt es: "Im früheren Jugoslawien sind Tausende Mädchen und Frauen in Lagern gefangen. Sie werden vergewaltigt, geschwängert, ermordet . . . Wir, die Frauen in Freiheit, sind gefordert, die Opfer zu befreien, ihre Freilassung zu erzwingen." Am Freitag hatten mehrere kroatische Frauen- und Friedensgruppen in einer gemeinsamen Botschaft an die Tagung in Hannover darauf hingewiesen, daß in serbisch besetzten Gebieten nach wie vor Frauen gefangengehalten und mißbraucht würden. Wer sie befreien wolle, müsse dorthin gehen. Von dem geplanten Tribunal könne niemand konkrete Hilfe erwarten. Rosh zitierte dagegen aus einem Bericht von amnesty international, wonach alle Kriegsparteien Verbrechen an Frauen begingen. In Hannover waren aber Serbinnen als Opfer nicht auf der Rednerinnenliste vorgesehen; eine große Gruppe von ihnen verließ deswegen schon kurz nach Beginn des Treffens empört den Saal. Sie lehnten den Veranstaltungsort Zagreb vor allem mit der Begründung ab, daß Kroatien ihnen keine Visa erteile, so daß sie ausgeschlossen wären und das Tribunal eine einseitig antiserbische Tendenz bekäme.
Die in Berlin lebende Kroatin Bosiljka Schedlich, Mitwirkende der Rosh-Initiative, hatte im Evangelischen Pressedienst schon vor dem Vorbereitungstreffen eingeräumt, von den geplanten Aktivitäten der Deutschen in Zagreb fühlten sich einheimische Frauen überrumpelt und fürchteten einen "Verkauf von Greueltaten".
Die Generalsekretärin der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland, Gerhild Frasch, wandte sich gegen eine Skandal-Berichterstattung, die zur Zeit auch Hilfsaktionen in Bosnien und Kroatien erschwere; sie äußerte Verständnis für Sorgen dortiger Frauenverbände vor Bevormundung aus dem Ausland.
Der niedersächsische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Die Grünen), berichtete, 325 000 Mark, die von der Landesregierung und Spendern als Hilfe für mißhandelte Frauen aus Bosnien-Herzegowina bereitgestellt seien, lägen immer noch abrufbereit, weil die kroatischen Behörden das Hilfsprojekt behinderten.
Am gestrigen Sonntag begann in der Zeilgalerie eine neue Lesungsreihe: die "Autoren-Matinee", die nun einmal monatlich - immer sonntags von 11 bis 13 Uhr im 7. Stock der Zeilgalerie - stattfinden soll und von "les facettes" zusammen mit der Frankfurter Rundschau veranstaltet wird.
Erster Gast der Matinee war Horst Stern, der aus seinem neuen Roman "Klint" las. Auf dem Podium saßen außerdem Hessens Umweltminister Joschka Fischer und Alexander Gauland (CDU). Es moderierten Katja McHardy und FR- Redakteur Joachim Wille.
Zweiter Gast der Autoren-Matinee wird im Februar der Schriftsteller Pavel Kohout sein.
Im Tschernobyljahr 1986 erfriert in einer Karsthöhle bei Triest ein deutscher Umweltjournalist und Publizist namens Klint. Ein Landsmann und Kollege erfährt durch Zufall davon, besucht den unterweltlichen Ort, wo Klint unter recht dubiosen Umständen (Selbstmord?) starb und findet dort ein Bündel Manuskripte des Toten. Die Lektüre führt zur Recherche, der Finder spürt dem Leben und Sterben des Mannes nach.
Horst Stern - renommierter Fernsehautor bis 1979 ("Sterns Stunde"), erster Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift "natur" (1981 - 1984) - hat aus diesem obsessiven Biographie-Projekt und den fiktiven Klint-Papieren einen Roman gemacht: "Klint". Aus dem las er am Sonntag vor 200 Zuhörern in dem zu einem "Bistro" umgeräumten Konferenzraum der Zeilgalerie. Dem sonst so eloquenten hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) verschlugen diese Texte ein wenig die gewohnt kesse Sprache: "Ein rabenschwarzes Buch", urteilte er. Und Alexander Gauland (CDU), ehemals unter Wallmann Chef der Wiesbadener Staatskanzlei, der mit Fischer auf dem Podium saß, attestierte dem Prosastück "apokalyptische Sicht".
In der Tat: Der Roman protokolliert den physischen und psychischen Niedergang eines Menschen, der an der globalen Umweltzerstörung und der damit einhergehenden Sprachverwüstung leidet, verzweifelt, psychotisch entgleist und schließlich draufgeht. "Ich beschreibe, was der Zustand der Welt in einem Hirn anrichten kann", sagt der Autor und behauptet: "Die Zahl derer, die echt geisteskrank werden aufgrund des Zustandes dieser Welt, nimmt ja zu." Das sei durch Statistiken belegt.
Damit wollte es Stern eigentlich bewenden lassen: "Ich lese lieber noch ein Stück", beschied er knurrig diejenigen, die von ihm Rezepte und Antworten forderten. Fischer und Gauland ließen sich indes nicht abwimmeln. Solch "düstere Aufbereitung" des gegenwärtigen Öko- Debakels auf Erden dürfe doch nicht alles bleiben, insistierte Hessens Umweltminister, man könne doch an solchem "Bruchpunkt der Moderne" nicht stehenbleiben bei der Schilderung "einer Pathologie im Kopf". Auch Alexander Gauland fragte nach Perspektiven: "Wie können wir die Moderne menschlicher gestalten, ohne daß wir reaktionäre Handlungsanleitungen entwickeln?"
"Das wäre ein anderes Buch, das ich schreiben müßte", raunzte Stern und verweigerte sich erneut: "Ich fühle mich nicht in der Pflicht, mein Buch zu interpretieren." Was daraus zu folgern sei, müsse "der Leser mit sich selber ausmachen". Die Klage einer Leserin, daß sie der "Klint"-Text in "depressive Stimmung" und Hoffnungslosigkeit versetzt und ihr jegliche Handlungsorientierung geraubt habe, ließ den Verfasser kalt: "Man muß den Roman so nehmen wie er ist." Er, Stern, brauche ja nicht "alle Aspekte - Verzweiflung und Hoffnung - abzudecken". Und man möge ihn, bitteschön, mit der Frage "Wo bleibt das Positive?" verschonen: "Die Welt ist doch voller positiver Bücher."
Nach gut einstündiger Quengelei des Podiums und dem flehentlichen Ausruf von Moderatorin Katja McHardy "Herr Stern, reden Sie mit uns!" gab der Dichter seine Verweigerungshaltung auf. Das geschah nach Gaulands Einwurf und Frage: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie keine Hoffnung mehr haben - halten Sie den Menschen noch einer Umkehr für fähig, Herr Stern?" Der so Angegangene tat Bescheid: "Meine Hoffnung ist nicht sehr groß."
Und polterte los. Im westlichen Denken gebe es eine gefährliche "Verengung der Weltsicht" und ein für die Ökologie fatales Effizienzstreben: "Ich zweifle an der Lernfähigkeit der Menschen", sagte er, "denn was kann beispielsweise Schlimmeres passieren als jede Woche ein Tankerunglück?" Die jeweilige Havarie sei aber nur Medienspektakel, "es passiert nichts Wirkliches". Und der Wald sterbe weiterhin "leise vor sich hin": Die von Jahr zu Jahr stärker manipulierten Waldschadensberichte erschienen gerade mal noch als Zwölf-Zeilen-Meldungen unter "Vermischtes" in den Gazetten. Und niemand unternehme ernsthaft etwas gegen den "ausgemachten Schwachsinn von Landwirtschaftspolitik" in Europa. Sterns Negativbilanz: "Wir sind mächtig stolz darauf, daß es uns gelungen ist, den Müll ein bißchen zu sortieren. Aber damit retten wir die Welt auch nicht."
Nach diesem Satz Beifall im Publikum - nicht zum erstenmal. Applaus gab es zumeist dann, wenn Stern auf "Lesestunde" pochte und den politischen Schlagabtausch zu meiden suchte. Das Gros der Zuhörer war wohl gekommen, den Literaten Stern zu hören - und fühlte sich gut bedient. PETER HOLLE
Die interessante Sportnotiz
Short mit zwei Punkten in Führung Der britische Schach-Großmeister Nigel Short konnte beim Kandidatenturnier in San Lorenzo de El Escorial bei Madrid seinen Vorsprung vergrößern. Short schlug den Niederländer Jan Timman in der zehnten Partie und führt nunmehr mit 6,0:4,0 Punkten. Short, der mit den weißen Steinen spielte, entschied die Partie nach 40 Zügen für sich. Ana Quirot wurde Mutter Die am vergangenen Freitag bei einem Brand schwer verletzte kubanische Leichtathletin Ana Quirot hat am Sonntag eine gesunde Tochter zur Welt gebracht. Der Zustand der 400- und 800-m- Läuferin wird als stabil, aber noch kritisch bezeichnet. IAAF verlängert Vertrag mit ISL Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) hat seine Zusammenarbeit mit der Luzerner ISL Marketing AG als Beraterin für die Bereiche Marketing und Fernsehen verlängert. ISL wird 25 internationale Sportanlässe von 1996 bis 1999, darunter die Weltmeisterschaften 1997 und 1999, vermarkten.
Silnitzkaja/Kreft reichen Scheidung ein Knapp zwei Wochen nach den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki hat sich das Berliner Paar Jekaterina Silnitzkaja/Marno Kreft getrennt. Das Duo hatte erst am Anfang der Saison zusammengefunden und war bei der EM auf den elften Platz gelandet. Die Russin Silnitzkaja wird ihre Paarlauf-Karriere mit Mirko Müller (Berlin) fortsetzen. Finalniederlage für Jörg Roßkopf Tischtennis-Europameister Jörg Roßkopf (Düsseldorf) belegte nach der Finalniederlage gegen den ehemaligen Weltmeister Jan-Ove Waldner aus Schweden beim World Allstar Circuit-Turnier im japanischen Saga den zweiten Platz. Der Olympia-Zweite im Doppel unterlag dem Schweden 15:21, 17:21, 21:19 und 9:21. Im Halbfinale hatte der 23jährige Roßkopf Weltmeister Jörgen Persson aus Schweden in zwei Sätzen ausgeschaltet. Rudy zwei weitere Jahre in Köln Fußball-Bundesligist 1. FC Köln wird den Vertrag mit dem polnischen Mittelfeldspieler Andrzej Rudy (27) um zwei Jahre bis 1995 verlängern.
Barcelona hat Rechnungen offen Ein halbes Jahr nach den Olympischen Sommerspielen in Barcelona sind die finanziellen Forderungen an die spanischen Organisatoren noch immer nicht beglichen. Obwohl die Spiele mit einem Millionengewinn abgeschlossen haben, sind allein von den Reiterspielen noch Summen in sechsstelliger Höhe offen. Schwenningen erhält sechsstellige Summe Eishockey-Bundesligist ERC Schwenningen erhält von einem türkischen Geschäftsmann einen sechsstelligen Betrag zur freien Verfügung. Schwenningens Torhüter Hoppe vertreibt im Auftrag des türkischen Händlers in Deutschland Seidenteppiche.Anke Schönfelder vor neuer Operation Die 17jährige Berliner Kunstturnerin Anke Schönfelder muß Anfang Februar ein zweites Mal operiert werden. Die Deutsche Achtkampf-Meisterin von 1991 muß sich in Hellersen erneut eine Verknorpelung im rechten Handgelenk entfernen lassen. Damit fällt Schönfelder für die WM im April in Birmingham aus.
Eine neue, "flexible Bauordnung", die Wohnungsbau nicht mehr länger durch Bürokratie erschwere, hat der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Jörg-Uwe Hahn, in Frankfurt gefordert. Hahn unterstützte Überlegungen, bei neuen Ein- und Zweifamilienhäusern und bei Umbauten nur noch ein vereinfachtes "Bau-Anzeigeverfahren" zu praktizieren. So könnten die Bauaufsichtsbehörden entlastet werden.
Nach Ansicht Hahns darf die neue Hessische Bauordnung (HBO) nicht zu einer weiteren Verteuerung von Wohnungen führen. Hahn kritisierte den hessischen Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD), der Umweltaspekte "vor den Wohnungsbau an sich" setze.
Die Frankfurter Junge Union nannte Jordans "Technische Wohnungsbaurichtlinien 1993" zwar "richtig und wünschenswert", bei der "allgemeinen Geldnot" sei aber doch "etwas mehr Sparsamkeit" angebracht. Niemand wolle eine Rückkehr "zu den Wohnsilos und Billigbauten" früherer Jahre - aber für den Mieter einer Sozialwohnung müsse "das Niveau einer frei finanzierten Wohnung reichen". jg
OFFENBACH. Ein Referat zum Thema "Kinder nach Trennung und Scheidung", gehalten von der Diplom-Pädagogin Angelika Jäckel, ist am Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr, in den Räumen der Evangelischen Familienbildungsstätte in der Ludo-Mayer-Straße 1 zu hören. Dabei soll erörtert werden, wie die Beziehungen zwischen Kindern und den beiden getrennten Elternteilen aufrechterhalten werden können.
Die Veranstaltung wird zusammen mit der psychologischen Beratung der Caritas und der katholischen Familienbildungsstätte Regenbogen angeboten. pmü
NIDDATAL. In ganz Niddatal wird am morgigen Dienstag, 26. Januar, wieder Altpapier abgeholt. Das teilte jetzt die Stadtverwaltung von Niddatal mit. de
Durch eine Verpuffung infolge eines schwelenden Brandherdes im Haus Martinskirchstraße 68 in Schwanheim ist in der Nacht zum Sonntag der 45 Jahre alte Wohnungsinhaber an den Beinen verletzt worden. Ihm, seiner Frau sowie den beiden Kindern gelang es, sich noch vor Eintreffen der Feuerwehr ins Freie zu retten.
Wie die Feuerwehr mitteilte,hatte einer der Bewohner eine noch glimmende Zigarette auf einen Sessel fallen lassen. Die entstandenen Schwelgase explodierten, als der 45jährige gegen 4.50 Uhr die verglaste Wohnzimmertür öffnete und Sauerstoff in den Raum drang. Glassplitter verletzten den Mann. enk
WASHINGTON, 24. Januar. 20 Jahre nach der Legalisierung der Abtreibung in den USA hat der neue US-Präsident Bill Clinton am Wochenende die von seinen Vorgängern Ronald Reagan und George Bush verfügten Einschränkungen der Abtreibungspraxis wieder aufgehoben. Frauengruppen, liberale Politiker und Experten für Bevölkerungspolitik begrüßten die Einlösung von Clintons Wahlversprechen. Vor dem Weißen Haus demonstrierten rund 75 000 Abtreibungsgegner. Die Vatikan-Zeitung L'Osservatore Romano nannte die Entscheidung eine "erniedrigende Niederlage" der Menschlichkeit, die "auf den Pfad des Todes" führe.
Clinton war weiterhin darum bemüht, sich nicht als Befürworter von Abtreibungen porträtieren zu lassen. "Unsere Vision sollte die eines Amerikas sein", sagte Clinton, "in dem Abtreibungen sicher, legal, aber auch selten sind." Die am dritten Tag seiner Präsidentschaft verfügten Erlasse bringen im einzelnen: die Aufhebung des Beratungsverbots für Nicht-Ärzte in vom Staat finanzierten Kliniken; die Erlaubnis, in der staatlich finanzierten Forschung wieder Gewebezellen von abgetriebenen Föten benutzen zu dürfen; die Wiederaufnahme der Finanzierung für UN-Programme zur Bevölkerungspolitik, die auch Abtreibungsberatung einschließen; die Erlaubnis für US-Militärkrankenhäuser im Ausland, dort privat finanzierte Abtreibungen durchzuführen und die Überprüfung des Verbots der französischen Abtreibungspille RU-486.
Zusammen mit den auf Bundesstaatsebene verfügten Abtreibungsbedingungen - die von einem zunehmend konservativen Obersten Gerichtshof als verfassungsmäßig anerkannt worden sind - hatten die jetzt wiederaufgehobenen Einschränkungen die seit dem Verfassungsgerichtsurteil von 1973 geltende Abtreibungsfreiheit vor allem für ärmere Frauen und Teenager in ländlichen Gebieten praktisch außer Kraft gesetzt.
Auch Andersdenkende gaben sich die Ehre
FRIEDBERG. Als Alfred Dregger vor wenigen Jahren in der sich auflösenden CSSR eine Rede hielt, da skandierten die Tschechen nach seinen Angaben lauthals "CDU, CDU, CDU". "Viel lauter als hier", sagte der einstige Fraktionsvorsitzende der CDU im Deutschen Bundestag und hessische Ehrenvorsitzende seiner Partei beim traditionellen Neujahrsempfang der Wetterauer CDU. Der 72jährige hatte wohl bemerkt, daß er in Bruchenbrücken vor den schätzungsweise 300 Christdemokraten, die sich am Freitag abend in der Mehrzweckhalle des Friedberger Stadtteils eingefunden hatten, nicht gerade Begeisterungsstürme auslöste. Die Bürde des jahrzehntelangen politischen Kampfes scheint an dem Mann nicht spurlos vorübergegangen zu sein, auch wenn er gleich eingangs seiner Rede betonte: "Ich fühle mich nicht alt und werde erst im nächsten Jahr so alt sein wie Konrad Adenauer, als er anfing und Bundeskanzler wurde".
Mit all seinen rhetorischen Fähigkeiten mühte sich Dregger, die Wetterauer Getreuen aufzurichten. Manche ließen den Kopf hängen, meinte er, aber die Wiedervereinigung Deutschlands sei eine Jahrhundertaufgabe und, da ohne geschichtliches Vorbild, nicht in zwei Jahren zu lösen.
Das Mißtrauen gegen "die Russen" sitzt dem Weltkriegsteilnehmer wohl immer noch tief in den Knochen, auch wenn er zu berichten wußte, daß er nach der Wende vom einstigen sowjetischen Verteidigungsminister Jasow bei einem Empfang morgens um acht in Moskau als aufrichtig denkender Mensch bezeichnet wurde. Die Russen dürfe man jedenfalls nicht unterschätzen, sagte er und forderte, die einstigen Ostblockländer, insbesondere die "tapferen Ungarn", möglichst schnell mit Beobachterstatus in die EG aufzunehmen. Für Deutschland gelte zur Zeit jedenfalls die Idealkonstruktion: verbündet mit den einstigen westlichen Kriegsgegnern und gesuchter Partner für die östlichen Länder. Am Ende von Dreggers Rede gab es dann doch noch den von ihm zuvor vermißten langanhaltenden Beifall.
Die Wetterauer Christdemokraten, die zwar auf die Anwesenheit des früheren Postministers Christian Schwarz-Schilling und ihres früheren Vorsitzenden Wolfgang Egerter verzichten mußten, blieben nicht unter sich. Unter den Anwesenden wurden Barbara Uhdris und Wolfgang Patzak von der FDP ausdrücklich begrüßt. Zu den Gästen zählten unter anderem auch Niddatals SPD-Bürgermeister Wilfried Martin und Wöllstadts parteiloses Oberhaupt Norbert Schilling. Aus dem Partnerkreis Bad Langensalza waren eine Bürgermeisterin und eine Kreistagsabgeordnete erschienen. Diese Präsenz aus Ostdeutschland hatte Alfred Dregger genügt, seine Rede mit der erstaunlichen Anrede zu beginnen: "Liebe Thüringer, liebe . . .!" hm
FECHENHEIM. "Gewalt ist für viele Jugendliche ein Mittel, Anschluß zu suchen. Ihr ,Cool-sein&rquote; ist eine gesellschaftlich anerkannte Norm, die sie in einer Art Über-Anpassung einüben wollen." Das sagte Günter Hinz vom Jugendzentrum Fechenheim-Nord während eines Stadtteilabends in der evangelischen Glaubenskirchengemeinde, zu dem sich auch Vertreter von Polizei und Schulen einfanden, um über Gewalt unter Jugendlichen, besonders über deren Ausmaß im Stadtteil, zu diskutieren.
Hinz wies in einem längeren Bericht auf die verheerende Wirkung der Cliquen hin, in denen die meist gleichaltrigen Jungen nicht selten unter einer Art "Dauerstreß" ihrer Freunde stünden. Der verführe sie dazu, immer schwerere Straftaten zu begehen, um die Anerkennung der Gruppe nicht zu verlieren. Außerdem klagte er über die miserable Ausstattung und die mangelnden Mittel im Jugendzentrum. "Es ist schwierig, die Jugendlichen in Gruppen zu animieren, wenn interessante Dinge wie Computerspiele und Fotolabors fehlen. Man muß ein Riesenangebot haben, sonst gehen sie irgendwo anders hin."
Die Konfliktbereitschaft nimmt nach Hinz' Beobachtung aber ab, wenn die Jugendlichen etwas zu tun haben, beispielsweise durch ein Hobby. Das konnte auch Axel Bühler, Leiter des 7. Polizeireviers, bestätigen: "Jugendliche in Vereinen und Arbeitsgruppen sind kaum auffällig." Bühler referierte über die Raubstatistik bei Jugendlichen: "Beim Raub gab es in den vergangenen Jahren eine Zunahme um 100 Prozent. Insgesamt waren im letzten Jahr 19 Raubdelikte in Fechenheim zu verzeichnen."
Nicht selten beraubten sich junge Leute nach Beobachtungen der Polizei auch gegenseitig. Die Täter seien oft nur zwischen zwölf und 15 Jahre alt und begingen ihre Raubüberfälle meistens tagsüber. "Rauschgiftdelikte an den Schulen konnten nicht bewiesen werden", stellte der Leiter des 7. Polizeireviers mit Bezug auf die Heinrich-Kraft-Schule fest. In den Schulen seien aber besonders Springmesser und Schlaghölzer beliebt. Trotzdem lebe man in Fechenheim relativ sicher. Über Banden sei im Stadtteil nichts bekannt.
Brigitte Walzer und Klaus Meißner, beide Lehrer an der Konrad-Haenisch- Schule, bestätigten, daß sich das Bandenproblem in Fechenheim nicht stelle. Brigitte Walzer: "Trotzdem sind Jugendliche oft ohne Zeitlimit auf der Straße, die Eltern kümmern sich wenig um ihre gelangweilten Kinder, die sich die Zeit totschlagen." "Eines der Hauptprobleme", ergänzte Klaus Meißner, "ist, daß die Jugendlichen in ihrem täglichen Leben andere Wertvorstellungen mitbekommen, als von ihren Eltern." Die "Zersplitterung der Familienverhältnisse" sorge verstärkt für Probleme. Beispielsweise neigten manche Jugendlichen besonders dann zu kriminellen Abenteuern, wenn die Eltern sich scheiden ließen.
Rolf-Dieter Baer vom Sonderkommando Süd suchte die Verantwortung nicht nur bei den oft gescholtenen Medien. Auch "defizitäre Verhältnisse" und die Gewaltbereitschaft ihrer Umgebung verursachten Gewalt bei Jugendlichen und Kindern. Aus dem Publikum wurde darauf hingewiesen, daß Gewalt und Aggressivität mittlerweile positiv besetzte Begriffe seien. Dafür stünden beispielsweise Fernsehfiguren wie "Rambo", die scheinbar für das Gute kämpften. Kinder bis zehn Jahre könnten dabei nicht zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden. Trotzdem müßten die Kinder heute mehr bewältigen und mehr eigene Entscheidungen treffen als früher, ohne daß sie das voranbringen würde.
Auf Angebote der Kirchen reagierten die Jugendlichen meist ablehnend, bemerkte der Gastgeber, Pfarrer Wilfried Steller. Für sie gelte nur das elfte Gebot: sich nicht erwischen lassen. eid
Die Pianistin Martha Argerich als Solistin eines Orchesterkonzerts anzutreffen, ist eine Seltenheit geworden. Lieber spielt sie mit Wunschpartnern an zwei Klavieren oder begleitet andere Instrumentalisten. Insofern hatte sich der Veranstalter Pro Arte ein nicht kalkulierbares Risiko aufgeladen, das Württembergische Kammerorchester und die absagefreudige Künstlerin zu verpflichten, gleich zwei Klavierkonzerte an einem Abend zu spielen.
Der Abend in der Alten Oper begann mit Haydns D-Dur-Klavierkonzert, einem Werk, das Martha Argerich sehr schätzt und dem sie mit allerlei temperamentvollen Attacken die frühklassische Behaglichkeit auszutreiben weiß. Koboldhaft wirbeln die Finger über die Tasten, übermütige Fingersätze lassen Klavierlehrer erbleichen und partiturlesende Musikfreunde erschrecken bei dem, was ihnen da gegen die Trommelfelle hämmert, besonders auch bei bestimmten Kadenzen.
Den letzten Satz pflegt die Argerich stets in munterem Presto zu spielen: Papa Haydn hätte seine Perücke festhalten müssen. Der Beifall für diesen pianistischen Parforceritt, dem Orchesterchef Jörg Faerber und seine gewandten Musiker mit genau sitzenden Einsätzen und feinen Nuancen präzise folgten, war vergleichsweise matt.
Die nächsten beiden Werke, die Suite für Streichorchester von Janacek und die lyrischen Fünf Stücke für Streichorchester op. 44,4 von Hindemith, musizierten die Württemberger konzentriert, aber gelöst und in nobler Zurückhaltung mit blühendem Ton, so daß die Satzminiaturen der beiden Komponisten vorteilhaft zur Geltung kamen. Endlich einmal wieder ging Faerber den lohnenden Schritt nach vorne. Die Solopartien beider Werke wurden von der Cellistin Annette Koch und dem Primarius Rainer Wolters ansprechend gestaltet.
Der Clou des Abends war sein Finale: das Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester op. 35 von Schostakowitsch. Kenner freuen sich auf die Stelle im letzten Drittel, wenn Beethovens "Wut über den verlorenen Groschen", zur Groteske verzerrt, in einen Dialog zwischen Orchester und Pianistin getaucht wird. Im Saal anwesende Pianisten erwarten mit fröhlicher Häme den Augenblick, wenn die auf dem Podium agierende Kollegin sich in die teuflischen technischen Schwierigkeiten des Konzerts verstrikken wird, der Dirigent hat alle Hände voll zu tun, um das Ganze zusammenzuhalten, lediglich der Trompeter hat zwischendrin Zeit, sich zu erholen. Mit Guy Touvron hatte Faerber einen Künstler gewonnen, der seine Arbeit souverän, einfühlsam und klangschön erledigte.
Für Martha Argerich dürfte dieses Konzert eine Neuanschaffung für das Repertoire bedeuten. Mit der ihr eigenen und an ihr zu bewundernden Begeisterungsfähigkeit warf sie ihre Finger in die Tasten, raste Unisonoskalen auf- und abwärts, ballte Akkorde, dialogisierte mit dem Orchester und dem Trompeter und entwickelte zudem eine traumhafte Treffsicherheit. Die "Wut über den verlorenen Groschen" steigerte Martha Argerich zum handfesten Bankenskandal. Daß im übrigen bei ihrer Interpretation nicht alle Hinweise in der Partitur - etwa bezüglich der Tempi - verwirklicht wurden, störte diesmal wenig, denn das Konzept insgesamt stimmte dank der vorzüglichen Zusammenarbeit aller Beteiligten. Bis zur geplanten Einspielung des Werks sollte es noch einige Glättungen geben, die Aufnahme wird dann immer noch aufregend genug sein. Das Publikum tobte mit Recht: Die Argerich ist eine große Pianistin. KLAUS K. FÜLLER
Eines Nachts kommt ein Engel zu dem Schuhmacher Zeydl und tippt ihm sanft auf die Schulter. "Es ist Zeit", sagt er, und Zeydl, der, den Kopf in den Armen verschränkt, an seiner Nähmaschine eingeschlafen war, schrickt empor. Er weiß, was der Satz zu bedeuten hat, aber er stellt sich dumm. "Was für Zeit", brummt er, "ich habe nie Zeit." Und dann handelt und rechtet er mit dem Engel, erzählt von den Schuhen, die er noch zu machen hat, von den Damen im Schtetl, die auf ihre Stiefelchen warten und führt wie zum Beweis, daß er unentbehrlich sei, das wunderfeine, zierliche Miniaturschuhwerk vor, das bereits fertig ist. Zeydl redet und redet, sein ganzes Schuhmacherleben läßt er Revue passieren, bis er nicht mehr weiter weiß und begreift: Mit Engeln, mögen sie noch so geduldig sein, läßt sich nicht feilschen.
Die Geschichte von Zeydl ist die schönste und anrührendste von den "Autumn Portraits", Schilderungen von Menschen an ihrem Herbst- und Lebensabend, die der amerikanische Puppenspieler Eric Bass vorführt. Bei der sorgfältig geschnitzten etwa fünfzig Zentimeter hohen Figur Zeydl, dessen Augen noch immer aus einem Kranz von Lachfältchen strahlen, vergißt man, daß er "nur" eine Puppe aus Holz ist, daß er sich Stimme und Seele von dem Mann hinter ihm geliehen hat; er hat alles, was man im Figurentheater sucht, Zauber und Magie und die Gabe, lebendig werden zu lassen, wovon er erzählt.
Zeydl ist, so könnte man vermuten, die Figur, die auch dem Puppenspieler am nächsten steht; allein seine Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Der Rest des Programms aber, das jetzt im Frankfurter Mousonturm zu sehen war, ist ein eher liebloses Flick- und Episodenwerk. Es sind Skizzen vom Leben und Sterben, aber ohne die Kraft zur poetischen Verdichtung. Die Szenen hängen in der Luft, sind bald forciert humorig, bald unmotiviert grausam, und der Lebensfunke, den der Puppenspieler auf seine Geschöpfe übertragen müßte, bleibt, wo er ist: in den Händen, den Bewegungen, der Stimme des Lenkers. Stets achtet man auf seine Finger, stets hört man ihn sprechen.
Fast scheint es, daß Eric Bass, der zu den preisgekrönten Koryphäen des Figurentheaters gehört, an diesem Abend nicht auf der Höhe und bei der Sache ist. Zu erkennen ist allenfalls Handwerk, Fingerfertigkeit, Routine. Die Darbietung wirkt, obwohl "Autumn Portraits" ein älteres Repertoirestück ist, seltsam fahrig und unausgereift. Statt der Konzentration auf seine so kunstvoll ausgearbeiteten Kreaturen, sucht Eric Bass, als wolle er den Eindruck von Lustlosigkeit verwischen, den Kontakt zum Publikum. Und leider findet er ihn bei lachbereiten Zuschauern, die am Ende auf die Bühne gebeten und zum Mitspielen angeregt werden. Dann ist das Kasperltheater perfekt, und der Saal gespalten in eine Mehrheit, die frenetisch applaudiert und eine Minderheit, die sich wundert. Der Sprung ins Entertainment und Animationsgewerbe der Ferienclubs, wo eben noch ein Todesengel über der Szene schwebte, ist verblüffend, aber nach jedermanns Geschmack ist er nicht. JUTTA BAIER
Günthersburgpark
Spielplatz ist auch
BORNHEIM. Der Abenteuerspielplatz "Günthersburgpark" ist auch im Winter geöffnet. Zwar steht nicht das volle Spielangebot zur Verfügung, aber an Werktagen wird der Platz nachmittags ab 14 Uhr von zwei Fachkräften betreut. Der Abenteuerspielplatz am oberen Ende der Wetteraustraße wurde 1992 neu eröffnet.
Trotz des geringen finanziellen Budgets, das diese Einrichtung im Vergleich zu anderen Frankfurter Abenteuerspielplätzen habe, "wollen wir dem großen Bewegungsdrang der Kinder aus den dichtbesiedelten Wohngebieten des Nordends und Bornheims eine Möglichkeit zum Austoben bieten", betonte der Stadtverordnete und Vorsitzende des Vereins "Abenteuerspielplatz Riederwald", Michael Paris. Der Verein hatte sich für die Öffnung im Winter eingesetzt. Obwohl der Platz ziemlich versteckt liegt, sind in den Sommer- und Herbstmonaten vergangenen Jahres laut Paris "täglich bis zu 200 Kinder" gekommen.
Der Halbtagsbetrieb gilt noch bis zum Frühjahr. Mit Beginn der Osterferien, ab April 1993, wird auf dem Abenteuerpielplatz "Günthersburgpark" wieder ein volles Programm angeboten. rea
Nein, "bei Hofe", sagte der Herr mit dem bis auf die Wangen ausgewachsenen Schnauzbart, "sind wir ja nicht". Wo sie den säumigen Hasen aus dem "Menü Friedrich der Große" geschwind selber geschossen hätten. Nicht bei Hofe, aber doch in dem gewissen Refugium des "Hotel National" hat die "Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des monarchischen Gedankens" am Sonntag, Punkt 12, bei einer Tafelrunde die Geburtstage König Friedrichs des Großen (24. Januar 1712) wie Kaiser Wilhelm II. (27. Januar 1859) begangen.
Vor der Suppe erklang der Hohenfriedberger Marsch (vom Bande), nach dem Dessert der Preußische Präsentiermarsch. In der Tischrede führte Knut Wissenbach, als Endzwanziger zweitjüngster Gast des Tages, den bis zu 96 Jahre alten Geladenen das Vorbild Friedrichs des Großen vor Augen: "Verantwortung und Selbstlosigkeit waren ihm die höchsten Güter".
Und noch ehe man das Glas auf die beiden Könige erhob, ging ein beifälliges Raunen durch den Saal: Friedrichs Preußen, so hatte der junge Wissenbach aus aktuellem Anlaß in den Raum gestellt, "kannte keinen Ausländerhaß". "Und wollten Türken ins Land kommen", wurde vom Großen Friedrich an diese "Königliche Mittagstafel" überliefert, "so ließe ich ihnen Moscheen bauen".
Seit 1956, das liest man unter einer roten Kaiserkrone in den ausgelegten Schriften, existiert der Verein mit dem Übertitel "Tradition und Leben". 400 Mitglieder, nach der Vereinigung "zunehmend verjüngt". Orientiert "nicht am verzerrten Bild Kaiser Wilhelm II., sondern am Beispiel einer modernen und sozialen Monarchie wie in Spanien".
So ein Monarch, sagt Wissenberg, "steht für eine Familie, betont Familienleben und Gemeinschaft". Heute, wo es doch "immer mehr Singles gibt". Ein König sei eben eine Integrationsfigur, parteienunabhängig. Kommt doch die Parteienverdrossenheit "nicht von ungefähr".
Thronanwärter ist im Hause Hohenzollern gegenwärtig Erbprinz Georg Friedrich (16), Enkel von Louis Ferdinand (85) - nachdem es "Probleme gab, weil dessen Söhne sich nicht standesgemäß verheiratet haben". clau
NIEDERRAD. In der Geschichtswerkstatt Niederrad werden Geschichten zu Geschichte. Vergangenes soll nicht nur gelesen, sondern miterlebt werden. Einmal im Monat treffen sich im Regenbogenhaus der evangelischen Zachäusgemeinde Niederräder Bürger, die etwas zu der Vergangenheit ihres Stadtteils zu sagen haben oder - erfahren wollen.
Da werden Erinnerungen, Fotos und alte Dokumente ausgetauscht, über alte Straßennamen gestritten oder, wo es die nächste (und beste) Apfelweingaststätte mit Gartenlokal gab. Über verblichene Fotos werden ganze Geschichten erzählt. Einig sind sich alle darin, vor dem Krieg war das Leben in Niederrad viel lebendiger. "Die Leute sind einfach mehr raus und haben die Gemeinschaft gesucht." Auch viele Geschäfte, Gaststätten und Vereine gibt es heute nicht mehr.
Wenn es sein muß, wird im Regenbogenhaus auch hart gearbeitet. Besonders mühselig war die Arbeit eines Teilnehmers, der alte Kirchenbücher in leserliche Manuskripte "übersetzt" hat. Alles wichtige Ergänzungen zur Geschichte Niederrads, zumal 1945 sämtliche historischen Unterlagen im Frankfurter Stadtarchiv verbrannt sind.
Seit dem 1. April 1900 gehört Niederrad offiziell zu Frankfurt. "Und das war kein Aprilscherz", sagt Benno Mayer, der zusammen mit Antje Gerth und Jürgen Lamprecht die Geschichtswerkstatt leitet; sie sorgen dafür, daß Geschichte nicht spröde und trocken erscheint. Nach 1945 waren jedoch beim "Wiederaufbau" die alten Strukturen Niederrads wenig berücksichtigt worden. "Besonders in den letzten 20 Jahren wurde viel kaputtgeschlagen; die Chance, den historischen Wert des alten Ortskerns zu erhalten, ist fast vertan", berichtet Benno Mayer, der seit der Gründung der Werkstatt vor acht Jahren schon einiges an Material zusammengetragen hat. Ein Archiv, sortiert nach Themenbereichen, schafft die nötige Ordnung.
Auch zwei Kataloge sind bisher erschienen: "Wetterleuchten" beschreibt die wichtigen Ereignisse in und um Niederrad zwischen 1930 und 1950. "Von Kirchturm zu Kirchturm" vermittelt dem Leser alles über die Kirchengeschichte der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Gerne würde Benno Mayer eine weitere Dokumentation herausbringen, doch als ehrenamtlicher Mitarbeiter müsse man da "leider zurücktreten". Deshalb wird auch die enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte sehr geschätzt.
Bislang fehlt es der Geschichtswerkstatt allerdings am nötigen Platz, um interessante Gegenstände ausstellen zu können. Dennoch sammelt der gebürtige Niederräder Benno Mayer fleißig weiter. Und so bittet er jeden, der etwas aus vergangener Zeit besitzt, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Mag es auch für den einzelnen Bürger unwichtig erscheinen, für die Geschichtswerkstatt ist jede Kleinigkeit von Interesse. "Auch eine Kinokarte von 1925 ist für uns bedeutsam."
Zu erreichen ist Benno Mayer unter der Telefonnummer 66 75 88. Wer die Geschichtswerkstatt besuchen möchte, weil er etwas beizutragen hat, oder weil er Geschichte "live" erleben möchte, ist jederzeit willkommen.
Das nächste Treffen beginnt am Donnerstag, 18. Februar, um 15 Uhr im Regenbogenhaus in der Schwanheimer Straße 20. mim
GINNHEIM. Alles begann mit einem geplanten gemeinsamen Frühstück der achten Hauptschulklasse in der Diesterwegschule in Ginnheim. Und es endete mit einer Spende von 2050 DM an das Kinderhilfswerk Unicef.
Zunächst wollten sich die Schülerinnen und Schüler kurz vor Weihnachten zu einem Frühstück in der Schule treffen. Jeder sollte dafür fünf bis zehn Mark aufbringen. Doch wegen der vielen Berichte in den Medien über die Situation in Somalia verzichteten die Achtkläßler auf ihr Frühstück und spendeten dafür lieber die 150 Mark an das internationale Kinderhilfswerk.
Damit nicht genug: Nach den Weihnachtsferien traf man sich erneut, um weitere Hilfe zu organisieren. In einer Schüler-Lehrer-Konferenz wurde eine Plakataktion zu der Not in Somalia und ein Elternbrief als Spendenaufruf organisiert. Zusätzlich wurde das Thema im Unterricht behandelt.
Das Ergebnis war enorm. "Ich war wirklich erstaunt, was wir da auf einmal für einen Betrag zusammenbekommen haben", freut sich Schulleiter Stefan Hüsing, der die Aktion begeistert unterstützt hatte, über die 2050 Mark.
Für ihn ist nicht nur die materielle Hilfe erfreulich, sondern auch, daß "ein pädagogisches Anliegen verwirklicht wurde". Durch die Spendenaktion seien die Kinder auch für das Thema humanitäre Hilfe "sensibilisiert" worden. mim
OBERRAD. Ein großes Transparent, auf dem leuchtend gelb "Zirkus" steht. Bunte Luftballons und gespannte Zuschauer, die zwischen Bücherregalen auf die erste Vorführung warten. Und da beginnt auch schon das Programm des "Oberräder Mini-Zirkus", der heute Sketche, Akrobaten und magische Zaubereien zeigen wird.
Fast wie in einem richtigen Zirkus geht es zu in der Stadtteilbücherei Oberrad, die wieder zu einem Kinderaktionstag eingeladen hat. Zwar gibt es keine richtigen Tiere zu sehen - man findet höchstens mal einen Stoffelefanten -, dafür darf aber jeder mitmachen. Ob Sketche, akrobatische Kunststücke, Tricks, Zaubereien oder die Verkleidung als Clown, jeder ist dabei.
"Den Kindern hat es bisher immer riesigen Spaß gemacht." Ingeborg Brenner muß es wissen, denn sie leitet nun schon seit fünf Jahren die Kinderaktionstage. Die nötigen Mittel dafür werden aus dem Etat der Stadtbücherei bereitgestellt. Für eine Teilnahme können sich die Kinder vorher in der Stadtteilbücherei oder direkt bei Ingeborg Brenner anmelden.
Außer an den Aktionstagen können die Kinder auch an einem Preisrätsel teilnehmen, bei dem jeden Monat drei neue Fragen beantwortet werden müssen. Die drei Gewinner erhalten dann als Belohnung je ein Buch.
Besonderen Erfolg hatte auch die Aktion "Lesezauber" im Herbst des vergangenen Jahres. Bereits zum sechsten Mal konnten hier Kinder im Alter zwischen vier und 14 Jahren etwas gewinnen. Dazu mußten sie sich zu einem vorgegebenen Thema - das letzte Mal hieß es: "Wir zaubern uns ins tiefe Meer" - ein passendes Buch heraussuchen und sich dazu etwas Lustiges einfallen lassen. Erlaubt ist, was gefällt und dem kreativen Spiel freien Lauf läßt. "Dadurch sollen die Kinder auch erfahren, wie man sich in unbekannten Bereichen zurechtfindet und sich die Themen erschließt", sagt Regine Aedtner, Bibliothekarin und Leiterin der Stadtteilbücherei Oberrad.
Ein weiteres großes Ereignis steht noch bevor, denn im Mai dieses Jahres feiert die Stadtteilbücherei Oberrad ihr zehnjähriges Bestehen. Und da ist Regine Aedtner zuversichtlich, daß "in der einen oder anderen Form etwas Besonderes" zu sehen sein wird.
Bis dahin wird es jedenfalls noch eine Reihe von Kinderaktionstagen geben. Der nächste ist schon am morgigen Donnerstag, 29. Januar, wie gewohnt um 15 Uhr. Dann wird ein Bilderbuchkino gezeigt und anschließend heißt es: "Wir basteln die kleine Hexe Irma." mim
OBERURSEL. Rudi Reiter wurde jahrelang mit seltsamen Fragen konfrontiert. "Einige Eltern wollten immer wieder wissen, was wir gegen den Vandalismus an der Schule unternehmen wollten", wundert sich der Pädagogische Leiter der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Stierstadt. Nur: "Wir haben hier gar keinen Vandalismus." Reiter vermutet, daß solche Unterstellung immer noch vom Negativ- Image herrühre, das für manche Eltern einer Gesamtschule anhaftet. Um damit aufzuräumen, stand der Tag der offenen Tür der IGS am Samstag unter dem Motto: "Überzeugen Sie sich! Bei uns geht es nicht zu wie bei den Neandertalern."
Als Beweis für den randalefreien Schulbetrieb führt Reiter die Wandgemälde vor: "Die haben Schüler vor 20 Jahren gemacht - und niemand hat später daran herumgeschmiert." Und nicht strenge Aufsicht wie auf dem Kasernenhof sei der Grund dafür: "Bei uns lernen die Schüler, die Arbeit ihrer Mitschüler zu achten." mak
Kleine FR
Kinder tauschen Briefmarken BAD HOMBURG. Um Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie Briefmarken systematisch gesammelt werden, lädt der Verein für Briefmarkenkunde für heute, 14.30 bis 17.30 Uhr zu einem Tauschtag ins Vereinshaus Gonzenheim ein. Pflegearbeiten an der Schlappermühle FRIEDRICHSDORF. Mitglieder des BUND treffen sich heute um 9.30 Uhr am Wiesenschutzgebiet "Niederweid" an der Schlappermühle zu Pflegearbeiten.
ANREISE: Mit der Bahn von München bis Prien am Chiemsee, dann Bus nach Reit im Winkl (fünfmal täglich); mit dem Bus: direkte Verbindung ab München Hauptbahnhof (Nordausgang) zweimal täglich mit RVO-Bussen; mit dem Auto Autobahn München - Salzburg bis Ausfahrt Bernau und dann über Marquartstein nach Reit im Winkl (26 Kilometer). Winterreifen und Schneeketten bei starkem Schneefall erforderlich.
UNTERKUNFT: Bestes Haus am Platz mit (exzellentem) Frühstücksbüfett ist das Hotel "Unterwirt" (DZ zwischen 156 und 352 Mark); Sporthotel "Landgasthof Rosi Mittermaier": 140 bis 240 Mark; Gästehaus Maria Hellwig: 98 bis 116 Mark; bei "namenlosen" Vermietern kann man das Bett im Gasthof schon für 31 Mark bekommen, in Privathäusern schon für 25 Mark. Ferienwohnungen kosten pro Tag zwischen 60 und 220 Mark - je nach Lage und Kategorie.
WINTERPAUSCHALANGEBOTE: sieben Übernachtungen mit Frühstück in Privatpensionen 321,50 Mark. Bei Wahl eines Zimmers mit Dusche/WC erhöht sich der Preis bei gleicher Leistung auf 377,50 Mark pro Person. Wahlweise können die Pauschalangebote auch mit einem Langlaufkurs gebucht werden.
SKIPASS: Die Skigebiete im ortsnahen Entfelden sowie auf der Winkelmoosalm- Steinplatte sind leicht bis mittelschwer einzustufen und somit auch für Anfänger bestens geeignet. Der Preis für den Skibus zu den Skigebieten ist im Preis für den Skipaß enthalten. So kostet zum Beispiel eine Sechs-Tages-Karte 206 Mark (128 Mark für Kinder bis einschließlich 15 Jahre). Es können auch Skipässe nur für die Winklmoosalm gekauft werden: Sechs-Tage-Karte 125 Mark (85 Mark für Kinder).
Reit im Winkl ist überdies ein Paradies für Langläufer, die allerdings 1993 mit einer Neuheit konfrontiert werden: Für das Vergnügen in der Spur, sind erstmals fünf Mark pro Tag zu entrichten.
AUSKUNFT: Verkehrsamt Reit im Winkl, Rathausplatz 1, 8216 Reit im Winkl. Tel. 0 86 40 / 8 00 20/21. Fax 0 86 40 / 8 00 29. rrs
Wer das Glück hat, an diesen Ort zu gelangen, solle seine Wange auf einen Stein legen, dann ein wenig Erde genüßlich zwischen den Zähnen zermahlen und "Mutter" sagen oder so was ähnliches. Mein Freund K., dessen frühes Kartierungswerk von Strichzeichnungen hominider Comicfiguren wimmelt, weil er auf seinen Exkursionen statt einem Geologenhammer immer Buntstifte dabei hat, er kennt sich in diesen Dingen aus.
"Oldoway, der legendäre, bedeutendste Aufschluß der Erd-, nein der Menschheitsgechichte", hat er die Meßlatte an zehn Millionen Jahre angelegt. Und dann ist ihm die Erklärung, wie Sedimente im Lauf der Zeit geschichtet, wie sie durch Faltung, Hebung und Erosion beackert werden, kurzerhand zu einem großartigen Szenario geraten, mit dem der Ostafrikanische Grabenbruch den gesamten Tresen entlang noch einmal entstand. Beim dritten Bier lockte Afrika schon sehr dunkel, und die Oldoway- Schlucht an der Schwelle zur Serengeti erschien als der magischste Flecken auf dieser Welt. Was für Namen! "Einen schönen Gruß an den Australopithecus!"
Und nun passiert nichts im Hier und Jetzt. Niemand kniet auf dem Boden herum und legt seine Wange an Steine oder kaut Erde. "Mutter" sagt auch keiner. Nein, mein lieber K., das wäre ja auch zu gut! Sie brühen Kaffee auf dem Campingkocher, hocken auf der Aussichtsplattform und futtern Stullen oder knipsen wild ins Panorama aus Dornenbusch, Akazienhügeln und rot-braunem Gestein. Im gleißenden Licht des Mittagshimmels ergibt das eine der - in geologischer Hinsicht - von Dir so geliebten Kompositionen flächenhafter Wüstenei, die ihnen zu Hause im Diaprojektor vermutlich die müßige Frage nach dem Ortsnamen abpressen wird, um dann auf dem Ausschußhäuflein zu landen.
Die Oldoway-Schlucht nun, wenn mich auch der Wangengedanke noch immer berührt, ähnelt leider einem ganz normalen ausgebaggerten Steinbruch. "Ein idealer Aufschluß", würdest Du jubeln. Ich meine, zehn Millionen Jahre sorgsamste und ordentliche Erd-Arbeit haben Deinesgleichen hier in den vergangenen kurzen 20 Jahren des Buddelns irgendwie heftig verhoben und schlampig wieder zusammengefaltet. Das ehrfürchtige Gefühl, Australopithecus robustus und die grazileren Konsorten der Gattung "africanus" seien vor vier Millionen Jahren durch die Schlucht gestapft, will sich nicht naturgegeben einstellen. Vielmehr muß man ihm im kleinen Museum vor der Aussichtsplattform etwas nachhelfen.
Doch die kaffeetrinkende Horde stößt jetzt auf eine Horde Italiener und Franzosen. Und alle scharen sich um ein paar Massai, die vor dem Museum Schmuck und Speere drapiert haben. Es entsteht ein Hordengeknäule gewissermaßen, und die "Mama" am Museumseingang hat trotz starker Arme nicht ausreichend Bewegungsfreiheit, um jedem ein Tikket für die Fährtensuche zu verpassen.
Es könnte sein, daß der lachende Affe, den Du zuletzt auf dem ostafrikanischen Grabenbruch-Tresen beschworen hast, die einzig gute Einrichtung der Evolution war. Das Affenlachen, nicht als Luxus, sondern als Teil einer Überlebensstrategie nur den hominiden Wesen gegeben, um den Gegner zu "entwaffnen", hier müßte es ausbrechen. Aber auch das klappt nicht. Keiner lacht oder lächelt auch nur im entferntesten blöde. Nein, sie schreien!
Es muß damit zusammenhängen, daß einzelne Kaffeetrinker der Meinung sind, das Besichtigen der Faustkeile und der schönen Pebble-Tools, welche scharfkantig von frühmenschlicher Gerissenheit zeugen, der gewaltigen Elefantenknochen und der fossilen Fußstapfen ihrer robusten Urahnen, sei gratis. Was die "Mama" nun überhaupt nicht findet. Andere wiederum sind gleich bei Stulle und Kaffee sitzengeblieben und wollen folglich nicht für etwas zahlen, das sie nicht gesehen haben. "Mama" hingegen gibt mit breiten Armen zu verstehen, sie seien eine Gruppe und also für ein Gemeinschaftsticket sehr geeignet.
"We don't pay without receipt", verlangt der Anführer der Kaffeetrinker jetzt nach einer Quittung für den Ausflug in die Prähistorie. Und "Mama" wechselt zwischen Swahili und gebrochenem Englisch und versteht die Welt nicht mehr. Im Dienste der National Geographic Society doch nur hätte sie jetzt gerne die paar Tanzania-Shilling kassiert. Die Kaffeetrinker indessen lehnen strikt ab oder verstehen nicht oder beides, haben Oldoway zur Kantine umfunktioniert und schreien wilde Worte. Es fehlt gerade, daß sie die Faustkeile aus den Vitrinen holen und beweisen, daß vier Millionen Jahre Entwicklungsgeschichte den Kindern der Zivilisation eine hauchdünne Decke gebaut haben. Wenn sich, wie immer wieder und überall auf der Welt, das Archaische Bahn bricht, trägt sie nicht. In Oldoway jedenfalls sind sich an diesem Mittag einmal mehr zwei ungleiche Horden begegnet und haben sich als die ewiggleichen Schreihälse entpuppt wie vermutlich schon vor Zeiten.
JULE REINER
Zwei Schwer- und drei Leichtverletzte forderten am vergangenen Wochenende drei verkehrsunfälle im Nordend, Sachsenhausen und im Gallus. Der erste Unfall ereignete sich nach Angaben der Polizei am Freitag abend vor dem Haus Friedberger Landstraße 83. Ein 27 Jahre alter Autofahrer aus Nidderau, der in Richtung Innenstadt wollte, erfaßte dort mit seinem Fahrzeug einen 51 Jahre alten Fußgänger, der gerade die Fahrbahn überquerte. Ein zufällig vorbeikommender Rettungswagen brachte das Opfer zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.
Der 31 Jahre alte Fahrer eines Streifenwagens des 9. Polizeireviers erfaßte am Samstag vormittag an der Kreuzung Schwanthaler Straße/Schweizer Straße in Sachsenhausen eine 77jährige Frau, die gerade den dortigen Fußgängerüberweg überqueren wollte. Der Polizeibeamte hatte dem Bericht der Kollegen zufolge vergeblich versucht, den Wagen noch abzubremsen. Die 77jährige mußte mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht und ambulant behandelt werden.
Durch ein plötzliches Wendemanöver an der Ecke Mainzer Landstraße/Sodener Straße im Gallus hat in der Nacht zum Sonntag ein 27 Jahre alter Autofahrer einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Wie die Polizei mitteilte, fuhr der 27jährige in Richtung Innenstadt. Als er an der Ecke wendete, stieß er mit einem entgegenkommenden Fahrzeug eines 34 Jahre alten Freiburgers zusammen. Der Beifahrer erlitt bei dem Aufprall schwere Verletzungen. Der 34jährige kam mit Prellungen davon. Der Fahrer des anderen Wagens brach sich die Hand.
Die Polizei ordnete bei dem 27jährigen eine Blutentnahme an und stellte dessen Führerschein sicher. enk
Montag, 25. Januar
Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Höchster Literaturwerkstatt. Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, Ferri & Lerri - "Joes Mitmachkonzert" (ab 4 J.).
Hessischer Rundfunk, Foyer Bertramstr. 8: 10 & 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste (Videos). Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, The Harlem Gospel Singers.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Five Pieces Plus One.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Mark Merrit.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 21 Uhr, Modern Jazz Session.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, "Evita".
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Helios Creed / Vertigo.
Hochschule für Musik, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Violinenabend.
Veranstaltungszentrum KA Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Tango-Café.
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater: 20 Uhr, Katharina Gerecke & Andreas Reichel - Chansons. Literatur Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4 OG: 20 Uhr, Lesung Heinz Czechowski. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 22 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Vorträge / Diskussionen Französisches Kulturinstitut: 20 Uhr, Diskussion & Filmbeispiele "ARTE - ein europäischer Kulturkanal, gegen den Strom schwimmen"; Filmmuseum, Schaumainkai 41.
Initiative ,Zivilcourage gegen Rassismus': 20 Uhr, Diskussion "Zeinabs Wunden - Brandspuren in einer deutschen Stadt"; AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstr. 93.
Initiative Pro-Afrika/Asta: 20 Uhr, Vortrag & Diskussion "Schwarzafrikas Misere - selbstverschuldet?"; Universität, Hörsaal 1.
Juso AG Nordend: 20 Uhr, Diskussion "Gesundheitsreform - Sozialer Fortschritt oder Rückschritt?"; AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstr. 93.
Katholischer Deutscher Frauenbund: 18 Uhr, Vortrag "Betreuungsgesetz und Erbrecht"; Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21.
Kolpinghaus, Lange Str. 26: 19.30 Uhr, Vortrag "Harmonie, Wohlstand und Gesundheit".
Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26: 16 Uhr c.t., Vortrag "Staatliche Politik und private Familienplanung".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "West Kanada"; 20 Uhr, Diavortrag "Alaska". Sonstiges Briefmarkensammler-Verein Ffm-Nord: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Tel. 0 61 02/3 85 43).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Deutscher Hausfrauen-Bund: Besichtigung Opel AG Rüsselsheim; 13.23 Uhr, Abfahrt HBF/ S 14 (Info 62 26 21); 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch. Blutspende-Termine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 26. 1., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; 15.30 - 20 Uhr, DRK-Heim Bornheim, Burgstr. 95. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Zoo, Hanauer Landstr. 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostr. 21, Tel. 30 42 32; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstr. 59, Tel. 62 30 16; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 555756; 445974; Insel-Apotheke, Rödelheim,Rödelheimer Landstr. 143, Tel. 78 72 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Str. 137, Tel. 47 24 54; Mosel-Apotheke, Münchner Str. 41, Tel. 23 22 06; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstr. 5, Tel. 5481959; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Str. 6, Tel. 57 02 14. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 19292 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offen- bach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allg. Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 24778 - 433; nach Dienst und an Wochenen- den: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztl. Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztl. Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 /2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Müller, Alt-Eschersheim 29, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Ausstellungen Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl. 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M.A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende '92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende '94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Fußball - kurz gemeldet
Bogdan wird Vertragsamateur Fußball-Bundesligist Karlsruher SC darf einen weiteren "Nicht-EG-Ausländer" unter Vertrag nehmen. Der Kroate Srecko Bogdan hat sich bei einem Gespräch mit KSC-Manager Carl-Heinz Rühl bereit erklärt, bis zum Saisonende als Vertragsamateur zu spielen. Nach Ablauf der Spielzeit 1992/93 wird der 36jährige Mitglied des Trainerstabs beim KSC.
Futre wechselt zu Benfica Lissabon Einer der besten Stürmer Europas, der Portugiese Paulo Futre, wechselt von Atletico de Madrid zu Benfica Lissabon. Futre, der sich mit Atletico-Trainer Aragones überworfen hat, erklärte in einen Rundfunk-Interview, er habe bei Benfica einen Vierjahresvertrag unterschrieben.
Zweitligist FC Wettingen aufgelöst Der Schweizer Fußball-Zweitligist FC Wettingen hat sich am Freitag abend bei einer außerordentlichen Generalversammlung aufgelöst. Ausschlaggebend dafür waren Schulden von schätzungsweise vier Millionen Franken, 1,3 Millionen davon kurzfristige Verbindlichkeiten. Es ist der erste Fall einer Vereinsauflösung in der Geschichte der Schweizer Nationalliga. Hertha verlängert Vertrag mit Sebert Fußball-Zweitligist Hertha BSC Berlin wird den am 30. Juni auslaufenden Vertrag mit Trainer Günter Sebert für ein Jahr bis zum 30. Juni 1994 verlängern. Der Mannheimer wurde bei Eintracht Frankfurt als möglicher Nachfolger von Dragoslav Stepanovic gehandelt.
Knüller Atletico Madrid - Barcelona Zu einem Knüller kommt es im Achtelfinale des spanischen Fußball-Pokals: Der Cup-Verteidiger Atletico Madrid, Klub des Ex-Kölners Bernd Schuster, trifft am 3. und 17. Februar auf Meister und Europapokalsieger FC Barcelona. Zu einem interessanten Duell zweier Erstligisten kommt es zwischen dem Maradona-Klub FC Sevilla und FC Valencia.
Bayern 1:1 beim SC Freiburg Zweitliga-Spitzenreiter SC Freiburg hat in einem Testspiel im ausverkauften Dreisamstadion gegen den klassenhöheren Tabellenführer FC Bayern München ein 1:1 (1:1) geschafft. Das 1:0 für den deutschen Rekordmeister durch Wohlfarth aus der fünften Minute glich Vogel in der 31. Minute aus. Dabei mußte Michael Sternkopf mit Verdacht auf Kreuzbandriß ausgewechselt werden.
Wimbledon erneut gegen Aston Villa Das 1:1 von Erstliga-Abstiegskandidat FC Wimbledon beim englischen Spitzenteam Aston Villa war die Überraschung in der vierten Runde des englischen Fußball-Pokals. Die Begegnung wird nun beim FC Wimbledon am 3. Februar wiederholt. In die "zweite Runde" müssen auch die Erstligisten Nottingham Forest und FC Middlesbrough nach einem 1:1 sowie die unterklassigen Teams Rotherham und Newcastle United (1:1). Bonn plant Stadionvervot für Nazis Die Bundesregierung plant ein bundesweites Stadionverbot für rechtsradikale Straftäter bei Spielen der Bundesliga. Das erklärte Kanzleramtsminister Bohl. Über die Maßnahme sollen nach Angaben des CDU-Politikers in Kürze Gespräche mit den Bundesliga-Klubs und den Bundesländern geführt werden. Das Stadionverbot sei Teil eines Paketes strafverschärfender Gesetze gegen den Rechtsradikalismus, das die Bundesregierung im Februar verabschieden werde. Portugal schlägt Malta Erster Sieg für Portugal in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA: Die Südeuropäer gewannen ihr Spiel der Europa-Gruppe 1 auf Malta 1:0 (0:0). Vor 12 000 Zuschauern in La Valetta erzielte Rui Aguas das "Tor des Tages" in der 58. Minute. Portugal kletterte durch den Erfolg mit 3:1 Punkten auf den dritten Tabellenplatz. Maradona hat Steuerschulden Argentiniens Fußball-Genius Diego Armando Maradona sieht sich mit einer Forderung der italienischen Steuerbehörden in Höhe von umgerechnet 28,5 Millionen Mark konfrontiert. Dies berichteten italienische Zeitungen am Samstag. Der 32jährige, der inzwischen beim FC Sevilla in Spanien spielt, weist die Steuerrückstände aus den Jahren 1985 bis 1990, als er noch für SSC Neapel spielte, zurück. DFB führt Doping-Kontrollen ein Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird in diesem Jahr zum ersten Mal Doping-Kontrollen bei Freundschaftsspielen in der Saisonvorbereitung oder Winterpause durchführen. "Anabolika spielen im Fußball keine Rolle", sagte Doping- Experte Manfred Donike bei einem sportmedizinischen Symposium in Frankfurt und forderte gleichzeitig Trainingskontrollen ohne Vorankündigung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24. 12. bis 10. 1. 92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.). Ausstellungen Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl. 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M.A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Montag, 25. Januar
Theater Fritz Rémond Theater, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, Ferri & Lerri - "Joes Mitmachkonzert" (ab 4 J.).
Hessischer Rundfunk, Foyer Bertramstr. 8: 10 & 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste (Videos). Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Grosser Saal: 20 Uhr, The Harlem Gospel Singers.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Five Pieces Plus One.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Mark Merrit.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 21 Uhr, Modern Jazz Session.
Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, "Evita".
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Helios Creed / Vertigo.
Hochschule für Musik, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Violinenabend. Veranstaltungszentrum KA Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Tango-Café.
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant-Theater: 20 Uhr, Katharina Gerecke & Andreas Reichel - Chansons. Literatur Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Höchster Literaturwerkstatt.
Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4. OG: 20 Uhr, Lesung Heinz Czechowski.
NEU-ISENBURG. Um die Abenteuer eines kleinen Bären, der seinen Eltern entwischt und voller Neugierde in die große, weite Welt abhaut, geht es am morgigen Dienstag, 26. Januar, im Bilderbuchkino der Isenburger Stadtbücherei an der Frankfurter Straße. Für Kinder ab vier Jahren wird von 15 Uhr an die Geschichte "Der kleine Bär" von Rolf und Margret Rettich zu sehen und zu hören sein. leo
SACHSENHAUSEN. Es gibt zuviele Kneipen in Alt-Sachsenhausen. Das ist nach Einschätzung des neu gegründeten "Förderkreises neues Alt-Sachsenhausen" einer der Hauptgründe für das schlechte Image des traditionellen Apfelweinviertels. Ein Drittel der insgesamt 130 Gaststätten soll im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte Ladengeschäften, Galerien und Wohnungen weichen. Große und kleine Kunst, Musik und Gaukler sollen das Karree beleben und ein anderes, ruhigeres Publikum als in den vergangenen Jahren anlocken. Wenn es nach dem Förderkreis geht, soll Alt- Sachsenhausen wieder zu einem Aushängeschild für Sachsenhausen werden.
Ein erster Schritt in die gewünschte Richtung ist nach Einschätzung der Initiative bereits getan: Mit dem allgemeinen Truppenabzug nahm die Zahl der amerikanischen Soldaten im Viertel deutlich ab, und in den vergangenen beiden Jahren wurden einige Gaststätten, die als Unruheherde galten, vom Ordnungsamt geschlossen. Den Wirten ist es allerdings mittlerweile zu ruhig geworden, denn das gediegene Publikum - nicht zuletzt Messegäste - ist bislang nicht ins Apfelweinzentrum zurückgekehrt. Versuche, Alt- Sachsenhausen wiederzubeleben, hat es in den vergangenen Jahren zwar immer wieder gegeben, aber die Interessen der Anlieger waren zu gegensätzlich, um auf Dauer gemeinsame Sache zu machen. Wirte, Hausbesitzer und Anwohner zogen letztlich immer an unterschiedlichen Strängen. Der neue Verein - im Dezember gegründet - gibt sich daher betont professionell, um die Ernsthaftigkeit seines Anliegens zu unterstreichen. So gibt es neben einem Vorstand, der die unterschiedlichen Interessengruppen repräsentiert, auch einen Aufsichtsrat, der über den korrekten Umgang mit den finanziellen Mitteln wachen soll. In diesem Kontrollgremium sitzen neben Ordnungsdezernent Joachim Vandreike auch Vertreter der Frankfurter Brauereien und einer Kelterei. "Die Chancen, etwas zu bewirken, sind größer als je zuvor", sagte Vorsitzender Rolf Tönis beim Neujahrsempfang des Förderkreises. Er ließ jedoch auch anklingen, daß weniger eine bisher nicht gekannte Harmonieseligkeit als vielmehr ein ausgeprägteres Krisenbewußtsein den Grund für solchen Optimismus bieten.
Ganz oben auf der Liste der selbstgestellten Aufgaben stehen jede Menge kultureller Aktionen: Künstlermärkte, Straßentheater, Kabarett, Konzerte und Kunstausstellungen sollen in Alt-Sachsenhausen ihren Platz finden. "Von dieser Seite hat Sachsenhausen nicht viel zu bieten", sagte Tönis. Ein stattliches Straßenfest ist bereits für dieses Frühjahr geplant. Inwieweit der Verein künftig als Veranstalter auftritt und sich dabei auch finanziell engagiert, ist nach Aussage des Vorsitzenden noch nicht geklärt. In erster Linie sollten die Gastronomen zur Zusammenarbeit animiert werden: "Vier oder fünf Wirte legen zusammen, und dann wird in ihrer Ecke eine Bühne aufgebaut", erläuterte Tönis die Idee. Daß genau dies nicht einfach wird, ist den Mitgliedern des Förderkreises bewußt. "130 Wirte sind wie 'n Sack Flöhe. Wir wären froh, wenn 30 bis 40 Wirte mitmachen", sagte Rolf Tönis, der selber eine Gaststätte betreibt.
Als langfristiges Ziel hat sich der Verein einen spürbaren Strukturwandel des Viertels in die Satzung geschrieben. "Wir müssen die Monokultur aufbrechen", sagte Vorstandsmitglied Thomas Barthelmann. Wo Mietverträge für Wirtschaften auslaufen, sollen die Kneipen dichtgemacht und durch Geschäfte ersetzt werden.
Michael Loulakis, Sohn des Bierverlegers Alexander Loulakis, schätzte die Zahl der jährlich auslaufenden Verträge "sehr hypothetisch" auf zehn bis fünfzehn. Auf zehn Prozent bezifferte Rolf Tönis die Zahl der bereits jetzt leerstehenden Gaststätten. Zwangsweise will Stadtrat Vandreike möglichst keine Kneipen mehr schließen lassen. "Mir widerstrebt es, alles jetzt mit Ordnungsrecht zu machen", sagte er. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, daß der Markt keine 130 Kneipen in Alt-Sachsenhausen trage. Ohnehin werfen nach Schätzungen des Stadtrates pro Jahr 15 bis 20 Prozent der Wirte das Handtuch, weil sich der Betrieb nicht lohnt.
Die Hausbesitzer zu einer anderen Nutzung ihrer Räume zu überreden, zählt Rolf Tönis zu den schwierigsten Aufgaben des Förderkreises. Denn letztlich gehe es den Vermietern dabei spürbar ans Portemonnaie. Gaststätten brächten immer noch am meisten Geld ein. Aufsichtsrat Günther Possmann schätzte die Erfolgschancen dennoch nicht schlecht ein. "Lieber ein bißchen weniger Miete als andauernd Zirkus", spielte er auf den ständigen Trubel in den Wirtshäusern an.
Eines soll das "neue Alt-Sachsenhausen" nicht werden: ein "Schicki-Micki- Viertel". Thomas Barthelmann: "Es geht darum, die Leute, die hier drumherum wohnen, ins Viertel zurückzuholen." ran
Als die Dirigentin, Organistin und Kirchenmusikerin Heike Liening 1989 die Kantorenstelle der Sachsenhäuser Osterkirche (an der Mörfelder Landstraße) antrat, fand dort außer dem rein gottesdienstlichen Orgelspiel keinerlei Kirchenmusik statt. Zahlreiche sängerisch interessierte Gemeindemitglieder waren deswegen schon zu benachbarten Kantoreien abgewandert.
Der Aufbau einer regelmäßig arbeitenden Singgemeinschaft wurde dadurch fast unmöglich für die Kantorin. Im Hinblick auf eine Verbesserung dieser Situation hat die Rilling-Schülerin Liening - gewissenmaßen als Motivationshilfe - offene Singkreise angeboten, in denen Bachkantaten eingeübt und in Musikgottesdiensten aufgeführt werden. Gleichzeitig organisierte sie öffentliche Konzerte mit professionellem Anspruch. Dazu gehört das Konzert der Frankfurter Kantorei im vorigen Sommer oder der Auftritt des "Internationalen Kinderchores", ebenfalls im Vorjahr.
In diesen Rahmen fällt auch das jüngste Konzert der Osterkirche mit dem Leipziger "Collegium Canticorum", das in der Hauptsache frühbarockes Repertoire sang. Die Einladung an dieses neunköpfige Ensemble hatte sich über persönliche Kontakte mehr zufällig ergeben.
Das "Collegium", dem Geistliche und Musikstudenten angehören, profilierte sich in klar abgemessenen Dialogen von Stimme zu Stimme. In dem Programm, das ohne tiefere Kontraste angelegt war, herrschte allzu einseitig eine dann und wann gar meditativ geprägte Atmosphärik. Positiv einzustufen ist aber die ausgewogene A-cappella-Präzision in klaren Rhythmusspielen und stimmender Intonation. Es gelang den Sängern außerdem, Linien "ohne Stillstand" voranzutreiben. Besonders in Sätzen Claudio Monteverdis schuf der Chor nicht nur ästhetisch abgerundete Klangbilder, sondern - was hoch zu bewerten ist - stilistisch korrekte Diktion in frühbarock-sinnlicher Expressivität. Freilich schien es etwas gewagt, diese Sätze auch mit Mikrodynamik allzu verfeinert zu besetzen. A. U.
Nur ein paar Worte, Randnotizen des Alltags sozusagen, verraten zunächst, daß sich seit dem letzten Besuch in Reit im Winkl etwas verändert hat. Nein, das fröhliche Lachen der Urlauber in den Gaststuben ist nicht verstummt, und die "2 Oldies" im "Kuhstall" erhalten von ihrem Musikantenstadlpublikum wie immer lautstarken Beifall für die Melodien von gestern und vorgestern. Der unliebsame Verkehr wälzt wie sich wie eh und je durch die engen Straßen des Dorfes, und die Sonne scheint wie in jedem Jahr pflichtgemäß auf die bewaldeten Buckelberge, die das in fast 700 Meter Höhe liegende Hochtal schützend umrahmen.
Gut, in diesem Jahr verwandelte plötzlich einsetzender Regen und darauffolgender Frost Pisten und Loipen in eisglänzende Flächen, auf denen die Skifahrer lustige Pirouetten drehten. Aber die weiße Pracht wird in "Deutschlands Schneedorf Nummer 1" (Eigenwerbung) zurückkehren und die Normalität wieder herstellen. Das sei nur eine Frage der Zeit. Sagen die Einheimischen.
Alles scheint also wie immer zu sein im höchstgelegenen Bergdorf des Chiemgaus an der Tiroler Grenze - wenn da nicht dieser unscheinbare Zettel mit den paar Worten an der Pforte der in der Dorfmitte gelegenen St.-Pankratius-Kirche hinge: "Gottesdienste auch in polnischer Sprache". Das irritiert in diesem kleinen Dorf hinter den Bergen im sonnigsten Winkel Bayerns, wohin nun plötzlich die große Weltpolitik ihre Schatten geworfen und den ewig gleichen Jahresrhythmus von Sommer- und Winter-, Vor-, Zwischen-, Hoch- und Nachsaison unterbrochen hat.
Der Hotelier sagt: "Aussiedler sind's, Umsiedler oder was weiß ich. 50 Leute oder so." Die Kioskverkäuferin sagt: "Es sind Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien, hauptsächlich Frauen und Kinder." Es sind, so die Auskunft des Fremdenverkehrsamtes, "etwa 40 deutschstämmige Aussiedler aus Polen, die mit dem ersten großen Treck schon vor drei Jahren nach Reit kamen". Manche werden bleiben. Und der Kellner im "Kuhstall" sagt zu einer Aussiedlerfrau, die als Gast gekommen ist: "Oa Bier, bittaarrscheen."
Über die Fremden aus dem Osten hätte man ein wenig tratschen können, solange der Schnee nicht fiel und die Liftspuren im Ortsteil Entfelden über grüne Südhänge führten. Wie sie sich so eingelebt haben, die Fremden, und wie die Bevölkerung Reits sie aufgenommen hat.
Aber besser ist's vielleicht, über andere Ausländer zu reden, über Norweger zum Beispiel. Die nämlich - Studenten der Forstwirtschaft an der Uni München als Praktikanten nach Reit geschickt - brachten so um 1894 den Skilauf auf zwei langen Brettln in das abgeschiedene Tal im Süden des bayerischen Königreichs, wo Holzknechte, Förster, Ärzte und Gendarmen immer noch auf primitiven Schneereifen oder -schuhen durch den Schnee stapften.
Die norwegischen Pioniere legten so vor fast 100 Jahren den Grundstein für den Skisport und den heutigen florierenden Tourismus in Reit im Winkl, das damals im Winter, nahezu von der Außenwelt abgeschnitten, einen tiefen Dornröschenschlaf im Zustand vollkommerer touristischer Unschuld träumte. Des Sommers, da wanderte schon einmal königliche, dichterische oder sonstige künstlerische Prominenz über die weiten Almen und langte dann bei der Brotzeit in der "Post" oder beim "Unterwirt" kräftig zu. Aber wintertags kam selten genug der Postschlitten über den Paß von Marquartstein herauf. Vier Personen konnte das Gefährt transportieren. Damit ließ sich kein Fremdenverkehr ankurbeln.
Der "weiße Rausch" setzte nach dem Ersten Weltkrieg ein, als "skifreudige Damen und Skisportfreunde", so eine Festschrift des Wintersportvereins Reit im Winkl, den heute noch so genannten Club gründeten. Das der deutschen Seele zutiefst "zuwidere" unorganisierte Treiben auf Hängen und Flachlandwiesen mußte in die Hand genommen werden. Also krempelte das Fähnlein der 22 Gründungsaufrechten die Ärmel hoch und gab sich zunächst einmal eine Satzung. Die brachte ein Ziel, und Auftrieb auf die Alm brachte die 1923 in Betrieb genommene und bis 1931 dampfende "Waldbahn", die vor allem Holz, aber auch Touristen beförderte.
Nach 1933 schickte auch der Führer aller Deutschen fleißig Maiden mit Gretlfrisuren und junge Burschen mit freirasierten Ohrenpartien (der "deutsche Schnitt") ins Gebirge nach Reit im Winkl. "Kraft durch Freude" (KdF) sollten die aus allen Gauen Deutschlands angereisten Gäste tanken, damit sie dem Reich noch besser dienen konnten. Ein beliebter Zeitvertreib war damals, den Ochsen vom "Unterwirt" Karl Stumbeck auszuborgen und sich von dem gewaltigen Tier auf Skiern im Schweinsgalopp durchs Dorf ziehen zu lassen. Die Gaudi ist heute noch beim "Unterwirt" auf einem Foto unterm Hergottswinkel zu sehen. Dort sitzen jetzt allerdings Männer, die schwere Lammfellmäntel tragen, und Frauen, die sich in knielange Jacken hüllen, deren Innenseiten mit dem samtweichen Fell des Blaufuchses gefüttert sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der eigentliche Aufstieg Reits zu einem der führenden Wintersportorte Deutschlands. Bereits 1953 hatten die Bergler im Winkl die Übernachtungszahlen von 1938 (187 000) erreicht. Nahtlos knüpften auch die Wintersportler aus Reit an die Vorkriegserfolge an. Vor allem die Nordisch- Kombinierten, die Skispringer und Biathleten sorgten dafür, daß das einst vergessene Dorf am Rande Bayerns nicht aus den Schlagzeilen der Presse geriet.
Das neue Medium Fernsehen posaunte den Namen des Dorfes via Eurovision in alle Welt. Jetzt begannen die Goldgräberzeiten für die Einwohner von Reit im Winkl. Doch aller Rummel wurde übertroffen, als die drei Mittermaier-Mädels von der zehn Kilometer entfernten Winklmoosalm im alpinen Skizirkus auftauchten. Vergessen sind schon die Erfolge von Heidi und Evi Mittermaier, geblieben aber ist der olympische Gold-Glanz der Rosi von 1976 in Innsbruck, wo sie die Abfahrt und den Slalom gewann.
In tiefer Dankbarkeit spitzten Hauspoeten ihre Griffel und zeugten unvergängliche Poesie in Festschriften und Werbeprospekten. Zum Beispiel so: "Alles rätselt herum an dem Geheimnis dieses strahlenden Naturwunders, das den Winterspielen der Materialschlachten soviel menschlichen Charme geschenkt hat. Rosi schwebt wie eine goldene Fee über dem olympischen Hexenkessel."
Jetzt schwebt Frau Rosi Mittermaier- Neureuther als guter Geist durch ihren soeben eröffneten "Landgasthof Rosi Mittermaier", der aus dem Heimatkatalog bayerischen Brauchtums zu stammen scheint - so viel Lüftlmalerei an den Wänden und soviel Holz vor der Hütt'n.
Oben, auf der Winklmoosalm, ist Frau Mittermaier aufgewachsen. Es ist ein weites, sanft geschwungenes Hochtal, von wo aus die Pisten auf fast 2000 Meter führen und wo herrliche Hochloipen durch Fichtenwälder spuren. Von hier aus, wo alle Gasthöfe Winklmoosalm heißen und alle die bayerische Spezialität Lüngerl mit Semmelknödel für 8,50 oder 8,80 Mark servieren, von hier aus also stieg ein Naturkind zu Tal, um sich selbst und ihre Heimat unsterblich zu machen: Rosi ist die Winklmoosalm und umgekehrt.
Aber auch zwei anderen Frauen hat Reit unendlich viel zu danken. Maria und Margot Hellwig, Tochter und Mutter, ungekrönte Jodelköniginnen aller Musikantenstadl, sind ebenfalls zu einem Synonym für das Chiemgauer Skidorf geworden. Ihr Restaurant und Café "Kuhstall" sowie ihre Pils- und Cocktailbar "Bunte Kuh" sind zu einer Pilgerstätte vor allem des älteren Publikums geworden. "Nein, dat is ja nich möglich, Sie sind es ja persönlich", flöten glückselig die Gäste, wenn sie hinter dem Tresen des Souvenirgeschäfts, gleich neben dem Restauranteingang, die kleine, blonde Frau im Dirndl entdecken: Maria Hellwig, die Starstimme der Folklore aus den Bergen.
Zu dem Kult um Stars und Sternchen kann jeder stehen wie er will, entkräften kann er das Argument des Ex-Vorstandes des Verkehrsvereins, Fritz Hausbacher, nicht: "Die Rosi und die Maria machen für uns Werbung, die unbezahlbar ist" - Werbung für zwölf Schlepplifte und sechs Sesselbahnen, die 22 000 Personen in der Stunde zu 40 Pistenkilometern befördern können; Werbung für 80 Kilometer gepflegter Langlaufloipen aller Schwierigkeitsgrade sowie für ein Winterwanderwegenetz von 35 Kilometer Länge; Werbung für Skischulen, Langlaufschule, Kinderskischule, Pferdeschlittenfahrten, Eislauf- und Eisstockschießplatz, für Kinderrodelbahnen und eine vier Kilometer lange Rodelbahn von der Hindenburg- Hütte herunter nach Reit.
Von den Ursprüngen des Dorfes ist allerdings wenig übriggeblieben. Ein paar alte, schlichte Bauernhäuser mit Spalierobstbäumen an den schiefen Wänden stehen wie verloren zwischen der fast protzigen Architektur des Tiroler- oder bayerischen Stils, der auch in Reit - wie überall in Bayern - erschlagend dominiert. Aber wenn der Schnee meterhoch liegt, dann zaubert die Natur Winterromantik rund um den neobarocken Zwiebelturm der St.-Pankratius-Kirche, an der sich, wie in alten Zeiten, die großen, gemütlichen Wirtshäuser fast anlehnen, wie der "Unterwirt" zum Beispiel. Und wenn die Schneeflocken tanzen und den Rummel im Ort dämpfen, dann stellt sich das Gefühl ein, das einst der Fremdenverkehrsverband München/Oberbayern als Motto für seine Werbung gewählt hatte: "Wost hischaugst: Hoamat".
Die ernährt in Reit im Winkl fast 3000 Bewohner, denn über 80 Prozent aller Einkünfte in Reit fließen inzwischen aus dem Tourismusgeschäft, das im vergangenen Jahr den Hotels, Pensionen, Ferienwohnungsbesitzern und Privatvermietern fast eine Million Übernachtungen bescherte. Rund die Hälfte steuerte dazu die Wintersaison bei.
Am Sonntag wird Maria Hellwig im "Kuhstall" auftreten - "Reservierungen erbeten"; der neugegründete Eishockey Club "Black Devils" gibt sein Debut; auf den Wiesen rund um Reit wird es zugehen wie auf einem der Winter-Gemälde von Brueghel: fröhliche Kinder rodeln, Erwachsene spazieren über glänzende Eisflächen; Langläufer ziehen unter einer strahlenden Wintersonne langsam ihre Spuren auf beinharter Bahn, und über dem Dorf Reit stehen die Rauchfahnen wie Säulen. Am Abend dann trifft man sich in den Discos oder beim Skihaserlball, im rustikalen Freizeitgewand oder im Nobeljanker und Edeldirndl. Reit im Winkl hat für jeden und für jeden Geldbeutel etwas zu bieten: Sport und Gaudi, Blödelei und Lustbarkeiten, feine Hotelbetten und Lager mit Selbstversorgung.
Aber hinter der glänzenden Fassade fröhlichen Urlaubsvergnügens gibt es auch eine andere Wirklichkeit. Die freilich nimmt kaum jemand zur Kenntnis, weil man sich die Freude am Urlaub nicht trüben lassen will. Und doch sind es Urlauber, die in das Büchlein "Ihr Gebets Anliegen" in St. Pankratius ihre Schmerzen schreiben: Eine junge Frau will sich das Leben nehmen, weil eine zwölfjährige Partnerschaft zu Ende ging, nachdem sie operiert worden war; eine Mutter findet nach dem Tod ihres "geliebten Jungen" keinen Glauben mehr, obwohl sie glauben möchte; hier schreibt eine Kinderhand an den "Lieben Gott", damit er die Eltern beschütze; auf dieser Seite bittet ein junges Mädchen um die Rückkehr einer verlorenen Liebe. Und vor dem Altar der Strahlenmadonna flackern Dutzende von Kerzen und werfen am Abend, wenn's in der Kirche ganz still ist, ihren warmen Schein auf das Blattgold der Heiligenfigur: Der Himmel soll helfen, wenn die Welt versagt. So war es schon immer. "Reit im Winkl", heißt es im Prospekt, "ist Tag und Nacht für Sie geöffnet, und Sie sind überall herzlich eingeladen." Aber nur der Eintritt in die Kirche ist frei.
Städelschüler werden flügge - zumindest was die Präsentation der eigenen Werke betrifft. In der neuen Ausstellung im Alt- und Neubau der Kunstakademie stellt sich die Klasse von Raimer Jochims im professionellen Outfit der Öffentlichkeit vor. Zwar ist diesmal noch kein Katalog zur Ausstellung erschienen - wie Jörg Immendorff das einmal anregte -, dafür führt eine alphabetisch angelegte und mit allen technischen und Maßangaben gespickte Preisliste den Besucher durch die Schau. Wohl herrscht bei den Lehrkörpern der Kunsthochschulen Einigkeit darüber, daß die Zöglinge nicht nur ihr Handwerk auf eine zündende Idee abstimmen, sondern auch sehr frühzeitig die Regeln des Kunstmarktes einüben und lernen müssen, ihre Arbeiten branchengerecht zu charakterisieren sowie preislich einzuordnen. Viele Studenten aber scheuen vor der Aufgabe. Die sechzehn Jochims-Schüler nicht. Sie haben vorbildlich ihre Werke gekennzeichnet; wir können zum Rundgang starten.
Hier behagt nicht jedes exponierte Ding, vieles ist laut, grell und bemüht modisch. Manches ist auf groß getrimmt, und manches Kleine, Sehenswerte übersieht man schnell. Dazu zählen einige der zahlreichen Buch-Objekte von Kil-Soo Jung. Während die zerfetzten Nachschlagewerke und die schwarzbraunen Wellpappen zum Ausklappen nicht eben originell sind, bringt ein Büchlein, dessen einzige Protagonisten die Zeit, der Raum und der Mensch im Zwischenraum sind, Virilios Ästhetik des Verschwindens auf den Punkt. Raum und Zeit sind für uns postmoderne Zappelphilippe eigentlich immer schon vergangen.
Derart konzeptuelle Überlegungen sind jedoch in der Minderzahl; in der Klasse Jochims wird hauptsächlich gemalt. Fern jeder Figuration und naturnah, mit Leidenschaft und mit Kalkül. Auch der Meister selbst hat eines seiner Bilder beigesteuert.
Es überrascht, daß Naturdarstellungen zu den beliebtesten Arbeitsgebieten zählen. Sabina Reiß-Seemann kratzt und malt mit Buntstiften auf Holz Kartoffeln und den Wald. Die Form eines Baumstammes bestimmt den Umriß des Bildträgers. Ihre Kollegin Kathrin Schiffbauer zeigt neben behutsamen Kohlezeichnungen knallige Monumentalmalerei. Natur im Seiten- und Rückspiegel des Autos, Kunst für Durchreisende. Wirklich anstrengend wird es aber erst bei Sigrid Torff. Während der Wasserfall mit Niagara-Ausmaßen und bewegter Wolkendecke annehmbar ist und ein Bild vom Moor durch sein extremes Hochformat Aufmerksamkeit erregt, reibt man sich vor den giftig bunten Landschaften mit verzweifelt impressionistischem Gepräge die Augen. Meint sie's ironisch oder ernst?
Als Wandschmuck geeignet die dreiteilige Lycra- und Lackarbeit von Simone Decker mit gleichfalls naturinspiriertem Formenvokabular. Brigitte Halders zerknautschte Kissen fläzen sich indessen auf dem breiten Kanapee eines wieder in Mode geratenen Realismus; ihr menschenleeres Gemälde vom "Raum": Tische, Schrank und Bodenfläche nimmt für sich ein. Die Frauen als Landschafter, die Männer als Abstraktionskünstler. Johannes Peschl agiert recht souverän; von Matthias Kroth bannen die Photoarbeiten den Blick. Merkwürdige Schläuche durchziehen seine Bilder, Schrottplatzatmosphäre. Irgendwas tickt nicht mehr richtig; unüberschaubare Regelkreise. Plötzlich ragt eine Menschenhand aus dem Getümmel.
Wacker schlägt sich Olav Stein; er hat das halbe Foyer zur Verfügung für seine technisch perfekten Installationen mit Leuchtkästen und Glühbirnchen. Aus dem Themenangebot kann sich jeder was aussuchen. Der Kriegsgegner die wirren Szenen aus einer Cafébar, die die Aufnahme eines Gewehrs abkühlt; der Pflanzenfreund die entsprechenden Nahaufnahmen mit potentieller erotischer Qualität; und wer sich noch immer nicht satt gesehen hat an Geschlechtsteilen auf dem Präsentierteller, bekommt hier ein Diptychon serviert, das - garniert mit rosa und hellblauen Würfelchen - gleich noch ein Lichtchen aufgehen läßt. (Bis 6. Februar, Dürerstraße 10.)
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
MÜHLHEIM. Am Wochenende des 7. Februars sind in Mühlheim die Plakatklebekolonnen der Parteien unterwegs. Von diesem Datum an darf geklebt werden, so lautet die Übereinkunft der Parteien, mit dieser Form von Wahlkampf einen Monat vor der Wahl zu beginnen. Was die beiden großen, SPD und CDU, an plakativen Aussagen dem Wahlvolk "rüberbringen" wollen, haben sie jetzt vorgestellt.
Die SPD setzt ganz auf eine "personenbezogene" Wahl, erklärte Fraktionschef Reinhold Latzke. Entsprechend sind auf den SPD-Wahlplakaten Köpfe zu sehen. Mal der neue Bürgermeister Karl-Christian Schelzke zusammen mit dem alten, Werner Grasmück, mal der neue alleine, mal die fünf Spitzenkandidaten, also Schelzke, Latzke, Karl-Heinz Stier, Ingeborg Fischer und Horst Lehr.
Der SPD gehe es darum, Bürgermeister Schelzke als einen Mann herauszustellen, der großes Vertrauen in der Bevölkerung genieße, ein offenes Ohr für alle habe und sich als würdiger Nachfolger Werner Grasmücks erwiesen habe, sagte Latzke.
Gemeinsam ist allen Plakaten nicht nur das Konterfei des Bürgermeisters, sondern auch der Hinweis, bei den abgebildeten Kommunalpolitikern sei "Mühlheim in den besten Händen".
Freilich setzt die SPD nicht alleine auf die Wirkung von Bildern. Ihr Wahlprogramm wollen die Sozialdemokraten in einem äußerst aufwendigen Besuchsprogramm von 2000 Mühlheimer Haushalten an Mann und Frau bringen. Hinzu kommen Infostände in allen Stadtteilen und eine Fülle von Werbematerial sowie die Herausgabe eines Kuriers mit den Wahlaussagen. Mit zwei Großveranstaltungen im Bürgerhaus soll zusätzlich geworben werden. Am Samstag, 31. Januar, steht als eine der beiden eine große Mitgliederehrung an.
Im Unterschied zur SPD setzt die CDU ganz auf den Straßenwahlkampf mittels Infoständen. Auf den CDU-Plakaten sind bis auf einen Fall auch keine Köpfe zu sehen, wie bei der SPD. Die CDU plakatiert Sachaussagen mit knappen Slogans.
"Wir haben die Nase voll von Lärm, Gestank und Verkehrsbelästigung", heißt es gleich zweimal auf den Plakaten, um einmal die Ortsumgehung Lämmerspiel und zum anderen die südliche Entlastungsstraße zu fordern.
"Im Augenwald ist Platz genug für neue Wohnungen. Wir bauen sie schnell", heißt es auf einem anderen Plakat.
Gemäß einer überörtlichen Strategie der hessischen Christdemokraten wird auch das Thema Sicherheit und Drogen plakativ angesprochen.
Nur ein Plakatmotiv zeigt das CDU- Spitzenteam aus Jens Niklaus, Irmgard Sondergeld, Volker Hoff, Alfred Seydewitz und Norbert Jung. Die fünf haben sich für dieses Foto wie Football-Spieler angezogen.
"Das soll verdeutlichen, daß wir ein Team sind und es mit dem Fairplay halten, wie das im Sport üblich ist", erklärte Irmgard Sondergeld. pmü
Ein einziges Mal blitzt denn doch persönliche Genugtuung auf. "Das freut mich ganz besonders", begrüßt mit einem breiten, tiefzufriedenen Lächeln der frischgewählte Parteichef den Gast aus Rheinland-Pfalz. "Auf gute Zusammenarbeit, Herr Kollege", ruft Bernhard Vogel seinem Mainzer Nach-Nachfolger Werner Langen zu. Dort war Vogel einst vom sicher geglaubten Sockel gestoßen worden, hier in Jena hat er mit einem Wahlergebnis von über 90 Prozent Zustimmung gerade an alte Mainzer Tage angeknüpft. Nicht nur Ministerpräsident, sondern auch Parteichef ist er jetzt wieder, und unten im Saal des Volkshauses gratuliert der Vorsitzende einer geschlagenen rheinland-pfälzischen Union.
Doch ist diese Wahl Vogels zum CDU- Vorsitzenden in Thüringen alles andere als die Verwirklichung eines lange gehegten Wunsches. Es ist gar nicht mehr anders gegangen, als dem vor einem Jahr aus dem Westen importierten Regie- Von Richard Meng (Jena) rungschef auch noch die Parteiführung zu übertragen: Die Krise der Erfurter Union geht inzwischen derart tief, daß andere vorzeigbare Bewerber nicht mehr zu finden waren.
Die gewichtigeren unter den CDU-Ministern der 1990 angetretenen Landesregierung des damaligen Ministerpräsidenten Josef Duchac mußten wie Duchac zurücktreten oder sind durch Affären geschwächt, der CDU-Landesverband wirkt neben der Regierung kraftlos und lethargisch.
Daß er "Bedenken" gegen das Parteiamt gehabt hat, räumt Vogel offen ein. Er, der seinen Wechsel nach Erfurt zunächst nur als zeitlich einigermaßen kalkulierbare Nothilfe verstanden hatte, hätte lieber einen Thüringer an der Parteispitze gesehen. Statt dessen muß er jetzt den Vorsitz in der Bonner Konrad-Adenauer-Stiftung einstweilen ganz ruhen lassen und den Generationswechsel in der Landespartei organisieren.
Praktisch im Alleingang hat Vogel den 32jährigen Junge-Union-Vorsitzenden Christoph Bender nun zum "ersten stellvertretenden Parteivorsitzenden" gemacht. Außerdem ist mit Kultusminister Dieter Althaus (34) jetzt auch Vogels Favorit für künftige Führungsaufgaben als stellvertretender Parteichef in Position gebracht. Die Landesfrauenbeauftragte Birgit Bauer (42) vervollständigt als weitere Stellvertreterin die Riege der neuen Gesichter. "Ich sehe erfreulicherweise das Heranwachsen politischer Talente in Thüringen", diktiert der Regierungschef den Journalisten nach dem Parteitag in die Blöcke. Das ist es, was er möglichst schnell erreichen will, um den Parteivorsitz nach der Landtagswahl von 1994 an einen Einheimischen abgeben zu können.
Als "Reinigungsparteitag" nach den Affären der ersten beiden Regierungsjahre (Parteijargon: "Neulasten") ist der Sonderparteitag nach dem mühsam erzwungenen Rücktritt des Ex-Innenministers Willibald Böck auch vom Parteivorsitz angesetzt worden, und doch hat sein Verlauf vor allem die tiefe innere Verunsicherung der CDU dokumentiert. Die Gräben zwischen Alt- und Neumitgliedern sind nicht zugeschüttet, auch wenn der Übergangsmoderator Vogel zum Parteitagsende verkündet hat, "ab heute" gebe es nicht mehr Altlasten und Neulasten, sondern "nur noch Leute, die mitmachen, und Leute, die nicht mitmachen". Ausgerechnet der scheidende Vorsitzende Böck hat einen "Denkprozeß mit Erneuerung auf allen Ebenen" verlangt, auch auf Orts- und Kreisebene. Die Delegierten haben es mit Schweigen hingenommen.
Daß jetzt nur das Präsidium und nicht der gesamte Landesvorstand neu gewählt worden ist, hat einer als "vertane Chance" bezeichnet. Ein Vorstandsmitglied hat sich durch solche Reden prompt "etwas beschmutzt" gefühlt. Eine CDU-Vertreterin aus dem katholischen Eichsfeld hat deutlich gemacht, daß man Böck dort nach wie vor für den geeigneteren Parteichef hält. Und der Generalsekretär des Landesverbands hat den Kreisverbänden bescheinigt, oft nicht einmal den "Erneuerungsstand von 1992" erreicht zu haben - verbunden mit der Empfehlung, erst ihre Hausaufgaben zu machen, bevor sie die Landes-CDU kritisieren.
Die unionsgeführte Landesregierung plagt sich mit aktuellen Krisen (zur Zeit: drohender Kahlschlag beim Kaliabbau) und dem Aufbau des Landes herum (aktuelle Themen: Gebietsreform, Vorbereitung einer Landesverfassung). Die Partei, die in allen Thüringer Landkreisen den Landrat stellt, zerfällt daneben in lokale Einflußsphären. "Wir sollten Abschied nehmen von der Lebenslüge, daß in der DDR christliche Politik gemacht werden konnte", kann einer aus einem "erneuerten" Kreisverband beim Landesparteitag sagen - während der scheidende Vorsitzende gerade in die Totenehrung ("sie haben der Partei treu gedient und ihre Pflicht zum Wohl der Gemeinschaft getan") auch einen Dorfbürgermeister mit 42 DDR-Amtsjahren einbezogen hat. Ein Grund zur Debatte sind solche Widersprüche nicht, und gerade dadurch wirkt das Eis des Neuanfangs recht dünn.
Einen Grund zur Debatte bietet nicht einmal der Auftritt des Bundeskanzlers, der seinen Generalsekretär Peter Hinze am Vortag noch zu "verstärktem Zugehen auf die Menschen" hat mahnen lassen. Helmut Kohl konzentriert sich in Jena nun auf die Rolle des Mutmachers und schmeichelt mit einem Dank für die "Arbeit in dieser schwierigen Zeit", in der die Partei "hier eine Riesenaufgabe vollbracht" habe.
So nett war lange niemand zur Thüringer CDU, und der Kanzler ist danach auch mehr als Autogrammgeber denn als Diskussionspartner gefragt.
Ein paar höfliche Fußnoten zum Bonner Solidarpakt werden noch zu Protokoll gegeben. Die Regierungsvorschläge könnten aus Sicht der Ost-Länder nur das erste Wort sein, aber "natürlich nicht das letzte", sagt Vogel und bittet um zusätzliche Finanzhilfen. Ansonsten lobt er einen Kanzler, der "aufgeschlossener für die Sorgen und Nöte der neuen Länder" sei als jeder andere in Bonn. Anders als in Sachsen unter Biedenkopf darf in Vogels Thüringen die Loyalität zu Kohl nicht in Frage stehen. Es gibt aber auch niemanden, der da gebremst werden müßte: Die Landes-CDU wird in den Monaten vor dem ostdeutschen Super-Wahljahr 1994 (Kommunal-, Europa, Landtags- und Bundestagswahl) sowieso voll und ganz mit dem eigenen Neuanfang beschäftigt sein.
Tagungen und Kongresse hat Vogel angekündigt, ein Programm soll unter Federführung von Althaus geschrieben werden. Den "Prozeß des Zusammenwachsens" der eigenen Partei will er voranbringen und den "Streit um Posten und Personen" beenden. Keine neuen Visionen zwar, aber routinierte Führung kann er bieten: Die "mannigfache Disziplinlosigkeit" müsse aufhören, hat er gesagt, und das klingt gegenüber der kleinlauten Stimmung der Delegierten immerhin nach Entschlossenheit.
Oben auf dem Podium sitzt einer, der bei solchen Sätzen keine Miene verzieht und nur vor sich hin stiert: Ex-Parteichef Böck, dem sie jetzt unisono große Verdienste um die Union bescheinigen. Er sitzt da wie ein Denkmal, das keiner mehr sehen will - die Personifizierung des mißlungenen Hinüberschlitterns in einen Landesverband Helmut Kohls.
Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) sieht sich zunehmender Kritik wegen ihrer umstrittenen Lizenzerteilung für das "Deutsche Sportfernsehen" (DSF) gegenüber. Der Niedersächsische Landesrundfunkausschuß wird sich dem Gerichtsverfahren der Berlin-Brandenburgischen Anstalt gegen die BLM-Entscheidung anschließen. Gegenüber der FR sagte der Justitiar, nach Auffassung der Hannoveraner Medienbehörde handele es sich beim "Deutschen Sportfernsehen" um ein "rechtswdiriges Programm". Das Verhalten der BLM ist nach den Worten Dirk Herkströters "nicht nachvollziehbar". Mit der Lizenzerteilung habe die Münchner Behörde nicht nur die im Rundfunkstaatsvertrag vorgeschriebene Abstimmungspflicht der Landesmedienbehörden verletzt, die BLM habe auch versäumt, Tatsachen, wie etwa die tatsächliche wirtschaftliche Risiko- und Altlastenverteilung zwischen den Gesellschaftern und ihren Verflechtungen, hinreichend aufzuklären. Da dies nicht geschehen sei, so die juristische Argumentation Herkströters, gebe es auch keine Grundlage für eine gemeinsame Berurteilung dieser Fakten. Daß die BLM selbst zugebe, daß Sachverhalte unaufgeklärt geblieben seien und sie dennoch die Sendeerlaubnis erteilt habe, "stört uns sehr", heißt es dazu weiter aus Hannover.
Auch die thüringische Landesmedienanstalt will den Münchner Lizenzbescheid beanstanden, sich allerdings nicht dem von der Berlin-Brandenburgischen Behörden eingeleiteten gerichtlichen Verfahren anschließen. Direktor Victor Henle hält diese rechtliche Auseinandersetzung für zu weitgehend, hob jedoch im Gespräch mit der FR hervor, daß mit "nachträglichen Kontrollen", so wie die BLM sie ins Auge gefaßt habe, "nichts auszurichten" ist. Auch aus Sachsen kommen Signale, die DSF-Lizenz zu beanstanden.
Ähnlich wie Henle argumentiert der Direktor der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für privaten Rundfunk in Ludwigshafen. Reiner Hochstein betonte gegenüber der FR, daß Hans Hege, der Chef der Berliner Behörde, "nicht allein im Regen steht". Hochstein äußert zwar Zweifel an dem von Hege angestrengten Verfahren, sieht aber die gemeinsamen Anstrengungen aller Landesmedienstalten gegen die Konzentrationstendenzen im bundesdeutschen Fernsehmarkt nicht gefährdet. Von der "Arroganz der Chefetagen" gegenüber Auskunftsbegehren der Kontrollbehörden werde man sich nicht abhalten lassen. "Wir lassen uns nicht verladen", sagte Hochstein. Wofgang Thaenert von der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk, bestätigte gegenüber der FR seinen Eindruck, daß die Lizenzerteilung für das DSF "absprachewidrig" sei.
Besonderen Unwillen zieht die BLM mit ihrem Antrag auf die Hinterlegung einer Sicherheitsleistung in Höhe von 160 Millionen Mark durch die Berlin-Brandenburgische Anstalt auf sich. Dies ist "absurd", meint Herkströter. Mit diesem Schritt signalisiere die BLM, daß es gegen wirtschaftliche Macht keine Rechtsmittel gebe, hieß es weiter dazu. Verwundert zeigte sich Hans Hege, der Chef der Berliner Anstalt, darüber, daß die BLM sich so sehr zum Sachwalter der Veranstalterinteressen mache. "Auf die Idee einer Sicherheitsleistung ist nicht einmal das Deutsche Sportfernsehen gekommen, was ich noch verstehen könnte", sagte Hege.
Klaus Schütz, der noch amtierende Direktor der Düsseldorfer Landesrundfunkanstalt, erwägt, das "Deutsche Sportfernsehen" aus den nordrhein-westfälischen Kabelnetzen zu nehmen. Gegenüber dpa sprach Schütz davon, daß bei der Umwandlung von Tele 5 in DSF Strohmänner benutzt worden sind und zweifelte die Angaben zur Gesellschafterstruktur an, was den wütenden Widerspruch der Kirch-Gruppe auslöste.
Mittlerweile hat das Deutsche Sportfernsehen so gut wie alle terrestrischen Frequenzen verloren, die Tele 5 zugeteilt worden waren. In Hamburg ist, wie berichtet, der Beschluß der dortigen Medienbehörde, DSF von der Antenne zu nehmen, mittlerweile gerichtlich bestätigt. Auch die Kieler Anstalt sieht die Grundlagen für die Nutzung der terrestrischen Frequenzen durch das DSF als hinfällig an und hat den Veranstaltern des DSF die Zulassung für die terrestrische Verbreitung am Freitag entzogen. In Hessen wird die Versammlung am 8. Februar voraussichtlich den Beispielen aus Hamburg und Kiel folgen.
Das Thema Medienkonzentration und die Erteilung der Sendeerlaubnis für das Deutsche Sportfernsehen sind Gegenstand der Beratungen aller 15 Chefs der Medienanstalten auf ihrer Konferenz in Ludwigshafen am heutigen Montag und morgigen Dienstag. is
KELSTERBACH. Nur einmal im Jahr gibt Bürgermeister Fritz Treutel freiwillig die Macht ab: wenn das "Kelsterbach Helau" der Karnevalisten ertönt, die närrische Saison dem Höhepunkt zutreibt. Bei der ersten Prunksitzung des Karnevalsvereins "Die Feuerreiter" im Bürgerhaus war Treutel wieder "dran".
Sitzungspräsident Anton Schmidt war bei der offiziellen Übergabe des Rathausschlüssels der Mann des bürgermeisterlichen Vertrauens. Treutel vergaß diesmal allerdings nicht hinzuzufügen, spätestens am Abend des 7. März - dem Tag der Kommunalwahl - hätte er das gute Stück gern wieder zurück. Da hielt sich Anton Schmidt, der auch in diesem Jahr seinem Ruf als Vollblutkarnevalist vollauf gerecht wurde, lieber gleich an den ebenfalls überreichten und mit festen Werten gefüllten Spendenumschlag.
Den offiziellen Auftakt machte Karl Preußner mit seinem Vortrag als "Feuerreiter" - in diesem Jahr in neuem Kostüm. Doch ritt die Symbolfigur der Kelsterbacher Narren nicht - wie in historischer Zeit - ins benachbarte Schwanheim, um Hilfe zum Feuerlöschen zu holen, sondern kündigte den Beginn der fünften Jahreszeit an: Die nächsten Wochen haben die Narren ganz offiziell in Kelsterbach das Sagen. Ob's nach Aschermittwoch bis zur Kommunalwahl allerdings weniger närrisch zugeht, da sind sich viele noch nicht so sicher.
"In Kelsterbach beim Äppelwoi, da bist du gut geborgen - der Feuerreiter froher Sang vertreibt dir alle Sorgen" verspricht die traditionelle "Feuerreiter"-Hymne - und diesen Anspruch wurden die Aktiven wieder mit einem gelungenen Programm gerecht. Wie unter Leitung von Sanges-Ass Karl Hasenstab wurde dabei gelegentlich das Publikum selbst - im bis auf den letzten Platz besetzten Bürgerhaus - ins Geschehen einbezogen: mit Schunkeln und Singen.
Die "Feuerreiter" boten närrische Fröhlichkeiten für Auge und Ohr; Tanz der Juniorengarde, Lausbuben- Vortrag von "Schorschi und Wetzi", Ballett, sangesgewaltige "Maaspatze", ein europäisches Volksfest, Werner Georgs Frotzelei "Sitzung gucke, das iss schwer", Christa Malus Bekenntnis zu "Meenzer Schwung".
Auch hinter den Kulissen sorgten viele fleißige Helfer dafür, daß "Feuerreiter"-Chef Kurt Linnert und sein Team am Ende zufrieden sein konnten. Kein Wunder, stichelte mancher begeisterte Besucher, wenn der katholische Pfarrer Herbert Köhl - selbst begeisterter Karnevalist - Beifall klatscht und der evangelische Pfarrer Wolfgang Lichtenthaeler wiederum den Kampagneorden entworfen hat.
Wer diesmal nicht dabeisein konnte, hat bei der zweiten Sitzung am Samstag, 13. Februar, 19.11 Uhr, im Bürgerhaus noch eine Chance. cas
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Basteln fällt aus BAD VILBEL. Basteln mit Schafwolle für Senioren fällt am heutigen Mittwoch aus, darauf weist die Seniorenbetreuung der Stadt hin. Das Programmangebot wird auf 10. und 24. Februar verlegt. Anmeldungen nimmt ab sofort Frau Schilder im Rathaus, Telefon 60 23 09 und 60 23 05, entgegen. Selbstverteidigung für Frauen NIDDATAL. Selbstverteidigung und -behauptung für Frauen lehrt ein Kurs der VHS am Samstag und Sonntag, 6. und 7. März, ab 10 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule von Assenheim. Es werden einfache Selbstverteidigungstechniken vermittelt, aber auch Übungen, Gespräche und Rollenspiele zu konkreten Situationen angeboten. Anmeldung ist erforderlich bei der VHS, Tel. 0 60 31 / 8 38 40 oder 0 60 42 / 8 85. Museumsbetreuer werden geehrt BAD VILBEL. Georg Mutz und Peter Nickel erhalten die silberne Ehrennadel der Stadt Bad Vilbel. Ihre Verdienste bei der ehrenamtlichen Betreuung des Brunnen- und Heimatmuseums werden mit Verleihung der Nadel in der Jahreshauptversammlung des Vereins für Geschichte und Heimatpflege am Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr im Kurhaus gewürdigt. CDU-Seniorenfasching KARBEN. Einen Seniorenfasching veranstaltet die Seniorenunion der CDU am Dienstag, 9. Februar, von 14.30 bis 17.30 Uhr im Bürgerhaus Petterweil. Georg Langer führt durch das Programm. Es treten zwei Vogelsberger Musikanten, der singende Briefträger Gerhard Fay und die DRK-Tranzgruppe auf. Ein Buszubringer wird ab 13.15 Uhr eingesetzt.Donnerfuß und Feuerzopf BAD VILBEL. Das Stück "Donnerfuß und Feuerzopf" spielt das Büdinger Theater "Mimikri" am Dienstag, 2. Februar, um 15 Uhr in der Alten Mühle. Der Eintritt kostet fünf Mark pro Person. Gemeindewahlausschuß tagt BAD VILBEL. Der Gemeindewahlausschuß berät am Montag, 1. Februar, um 19 Uhr im Rathaus öffentlich über die Zulassung der Wahlvorschläge für die Kommunalwahl am 7. März.
Unlängst war hier von musikalischem Humor die Rede. Eigentlich kommt der Witz von Peter Schickeles P.D.Q. Bach- Mystifikationen erst auf der Bühne voll zur Geltung. Zwischen Weihnachten und Silvester führte er seine "Music For An Awful Lot Of Winds And Percussion" gleich dreimal in New Yorks renommierter Carnegie Hall vor. Schickeles Konzerte haben ein Stammpublikum, das die Rituale mitspielt. Dazu gehört regelmäßiges Zischen. Der Dirigent und Kommentator Schickele verspätet sich stets zum Konzert und verstößt auch sonst gegen herschende Regeln. Zum Frack mit den verschieden langen Schößen trägt er braune Schuhe mit dicken Kreppsohlen, rote Hosenträger, ein heraushängendes Hemd. Ehe er die geläufigen Dirigentengesten parodiert, redet er, für das Publikum unhörbar, über offenbar Alltägliches mit einem Musiker. Man würde sich wünschen, daß derlei an einem der Orte, an denen man klassische Musik bierernst nimmt, in Salzburg ober bei den Wiener Festwochen, mal auf die Bühne käme.
Spike Jones, ein Klassiker der musikalischen Clownerie, muß nicht jedermanns Geschmack sein. Sein Witz ist grobschlächtig, sehr amerikanisch. Er ist für die Musik, was Jerry Lewis für den Film ist, ein Grimassenschneider, dessen Effekte nicht eben als "sophisticated" bezeichnet werden können. Die Japaner scheinen das - vielleicht wegen "Japanese Skokiaan" - zu lieben. Sie haben gleich zwei CDs mit "Best Ofs" - insgesamt sechsunddreißig Titel - produziert, in der technischen Qualität, für die sie zu Recht berühmt sind. Da begegnet man ihnen wieder, den Geräuschcollagen, den feixenden Gesängen, den knalligen Verballhornungen sentimentaler Schlager, diesen selbst so amerikanischen Veräppelungen des amerikanischen Gemüts. "Crazy" ist das unübersetzbare Adjektiv dafür. Bemerkenswert ist, wie sehr sich unsere blödelnde Fernsehunterhaltung auf jenem Pol, der dem konservativ-völkischen Schwachsinn à la "Musikantenstadl" entgegengesetzt ist, diesen Aufnahmen von Spike Jones, die immerhin schon ein paar Jahrzehnte auf dem Bukkel haben, angeglichen hat. Hätte der Begriff des Dekonstruktivismus nicht einen so anmaßend erhabenen Anspruch: man möchte ihn gern auf den Umgang von Spike Jones mit seinen Vorlagen anwenden. Im übrigen erweisen sich einige als so widerstandsfähig, daß ihnen selbst die Roßkur, der sie Spike Jones unterzieht, nichts anhaben kann. Das liegt auch daran, daß die City Slickers hervorragende Jazzmusiker sind. Ansonsten würde man der Witzeleien müde: Die Einfälle wiederholen sich, für zwei CDs im Stück reichen sie eigentlich nicht aus.
Linke Blasmusik? Nach 1968 gab es auch das. Vorbild war das von Heiner Goebbels und Alfred Harth gegründete Sogenannte linksradikale Blasorchester, andere reihten sich ein, darunter die Dikke Luf aus Köln. Es gibt sie immer noch. Der politische Anspruch ist ihr nicht mehr anzuhören. Allenfalls ein frecher Ton, der dort seinen Ursprung hat. Insgesamt freilich kommt die neue CD recht freundlich daher, eher gefällig als verstörend, aber doch so einfallsreich und (mittlerweile) professionell, daß man sie genießen kann, ohne zu erröten.
Bläser und Streicher vereint Teddy Ewards in seinem Brasstring Ensemble zu klassischem Jazz, der sich aus Swing, Bebop und Blues speist, lebendig wie je.
Über das Vienna Art Orchestra läßt sich nichts sagen, was nicht bereits gesagt worden wäre. So beschränken wir uns auf den Hinweis, daß es von dieser Formation, die sich als eine der führenden europäischen Big Bands profiliert hat, eine neue CD gibt. Obwohl bereits 1985 - live - aufgenommen, wurde sie erst jetzt auf den Markt gebracht, vielleicht aus Furcht, daß zu viele VAO-Platten auf einmal eine inflationäre Wirkung gehabt hätten. Die hervorragenden Solisten des Orchesters kommen in den einzelnen Titeln in einer Weise zum Zuge, daß sie ihre Fähigkeiten überzeugend vorführen können. Volksmusik, so meint der halbe Zupfgeigenhansel Erich Schmeckenbecher, dürfe nicht museal werden. Sie muß offen bleiben für Einflüsse aus allerlei Kulturen. Und so hat er für das, was in aller Welt aus der akkordeonbestimmten Polka seit ihrer Geburt in Böhmen geworden ist, die Bezeichnung Polk erfunden. Rotzig und mit bester Laune singt er mit seinem Sextett vertonte Texte von Heinrich Heine und Frank Wedekind, von Graßhof, Mensching und Wenzel sowie Traditionelles "aus dem Untergrund".
Erich Schmeckenbecher profitiert von jenen Musikern aus aller Welt, die in den vergangenen Jahren das Akkordeon vom Klang strammer Amateurorchester befreit haben, von jener biederen Betulichkeit, die so gar nicht in unsere Zeit zu passen schien. Das gilt auch für Guy Klucevsek. Mit seinen Eigenkompositionen schuf er mäßig modernes Material für sein Instrument, das hinausweist über die früher üblichen Volkslieder- oder Operettenpotpourris.
Zu den fünfziger Jahren gehörte die Hawaiigitarre, die man auf die Knie legte und deren Stahlsaiten man mit einem über den Finger gestülpten Röhrchen oder einem anderen Metallgegenstand derart entlangfuhr, daß der charakteristische Gleitton entstand, der zu den gewagtesten Eskapaden in den Kitsch verleitete. Die Pahinui-Brüder Cyril, James "Bla" und Martin riskieren nun eine Rückkehr zu dieser Musikrichtung, und daß die Stargitarristen Ry Cooder und David Lindley, dazu am Schlagzeug Jim Keltner, ihnen Gesellschaftg leisten, zeugt für die Reverenz, die auch jüngere Musiker dieser verrufenen Musik erweisen. Auf stilistische Reinheit wird keinen Wert gelegt. Blues und Blue Grass grüßen herüber. So findet sich auf der CD neben traditionellen Titeln und Kompositionen aus den Jahren 1932 oder 1957 auch ein Song von John Lennon. Diese CD macht übrigens ebenso wie die Akkordeon-Aufnahmen deutlich, daß es zwar frühe Prägungen gibt was den musikalischen Geschmack angeht, daß sich die Hörgewohnheiten und Vorlieben im Laufe der individuellen und der allgemeinen Geschichte aber auch verändern können, daß man nicht nur mancher Musik, die einem einst gefiel, überdrüssig werden, sondern auch solche, die einem früher unerträglich schien, plötzlich schön, unterhaltsam oder wenigstens interessant finden kann.
Unter Dylan-Fans kann man sich stundenlang über die äußerst bedeutsame Frage streiten, welche die beste Platte des Meisters sei. Zumindest einer wird mit Sicherheit "Highway 61 Revisited" von 1965 nennen, mit "Like A Rolling Stone", "Ballad Of A Thin Man" und "Desolation Road". Auch dieser Klassiker hat offenbar seine japanischen Bewunderer. Auf einer vergoldeten CD hat man den bejahrten Aufnahmen zu verblüffender Transparenz und Dynamik verholfen. Und weil das natürlich dazugehört, ist das Originalcover mitsamt Bob Dylans Text auf dem Begleitheft reproduziert.
Der Musiksender MTV hatte den Einfall, bekannte Rockmusiker ohne elektrich verstärkte Instrumente - "unplugged" - vorzustellen. Die Mitschnitte dieser Fernsehkonzerte verkaufen sich auch auf Tonträgern vorzüglich. Offenbar gibt es, als Gegenreaktion auf die Verabsolutierung von Lautstärke und rhythmischer Monotonie, ein verbreitetes Bedürfnis nach leiserer, intimerer Musik - und so begeistert sich eine Generation, die die Originalversion von "Laila" mit ihrem legendären Riff von Eric Clapton alias Derek und den Dominos nicht mehr kennt, für eine vergleichsweise banale "akustische" Variante, die nur auf dem Hintergrund des gegenwärtigen Schunds bestehen kann. Das ist die Homöopathie der Musikindustrie. Mit enormem Profit verkauft sie das Heilmittel gegen die Seuche, die sie, ebenfalls mit gewaltigem materiellen Gewinn, selbst erst ausgelöst hat.
Wenn die ungestöpselte Serie beweisen wollte, daß leise nicht langweilig bedeuten muß, so ist ihr das gelungen. Ralph Towner muß nichts beweisen. Er kommt von weiter her als all die Modegitarristen der vergangenen Jahre. Als Mitglied von Oregon ist er schon seit Jahren so etwas wie ein Kultgitarrist der (anspruchsvolleren) Jungen. Aber der Virtuose, der beim Wiener Pädagogen Karl Scheit an der klassischen Gitarre ausgebildet wurde, verfügt souverän über die Techniken und Spielarten, die die Jazzgeschichte für sein Instrument bereitgestellt hat. Auf einer CD des kongenialen Bassisten Arild Andersen spielt er zusammen mit dem Perkussionisten Nana Vasconcelos und dem Schlagzeuger Audun Kleive wunderbar leise Musik, glasklar und intelligent, mit einer bewegten Architektur, deren Konstruktion durch nichts verschleiert wird. Dazu trägt nicht zuletzt die Sicherheit bei, mit der Andersen, wie schon andere Bassisten des ECM-Labels (Manfred Eicher war selbst einst Bassist), sein Instrument solistisch profiliert. Neben Traditionals und einer Komposition von Paul Simon findet man Stücke der beteiligten Musiker auf der CD, die wohl auch ohne MTV zu ihren Hörern finden wird. Hoffen wir's. Der Kritiker, den's zur Praxis trieb: Volker Rebell, vor längerem auch dieser Zeitung als Autor verbunden, hat wieder eine künstlerische Eigenproduktion vorgelegt. Zusammen mit erfahrenen Musikern wie Matthias Frey, Ralf Illenberger, Büdi Siebert, Wolfgang Tiepold, der Gesangsgruppe Lapislazuli und weiteren Helfern beschreibt er seine Irrfahrt nach dem Paradies, für die er Texte und Musik erfunden hat. Aber das klingt erstaunlich gestrig, in einem befremdlichen Sinne brav oder, wie man in Wien sagt, "lätschert", atmosphärisch auch nach einer späten Neuauflage von René Bardets "Poesie und Musik". Den Songs und Rebells Gesang fehlt es an Energie, an Spannung. Eine Kommunikation mit dem Hörer findet nicht statt: Der fühlt sich vielmehr in der Situation eines Betrachters, der minimalen Bewegungen pastellfarbener exotischer Tiere durch eine dikke Glasscheibe zusieht. Ich habe immer gerätselt, ob Volker Rebell wirklich so heißt, oder ob er sich ein Pseudonym gewählt hat. Sollte das letzte der Fall sein: Mit seinem neuesten Werk ist er der Bedeutung seines sprechenden Namens nicht gerecht geworden.
Hersteller bekannter Produkte reaktivieren bekannte Oldies, um in einem bekannten Sender für ihre Produkte zu werben. Eine Plattenfirma verkauft, nun schon zum fünften Mal, mit dem Imperativ "Get it" eine Kompilation der Hits, die dazu dienen sollen, Produkte zu verkaufen, und ziert, zur Erinnerung, die Titel auf der CD-Hülle mit den Markenzeichen der Produkte, für die diese werben. Der Irrsinn hat keine Grenzen. Und was das Erschreckendste ist: er wird mittlerweile für Normalität gehalten.
THOMAS ROTHSCHILD
The Best Of Spike Jones. Vol. 1 + 2, RCA/ ARIS 875096-906 + 875097-906.
Blasorchester Dicke Luft. Der Pegel steigt, Obst DL 92.1 (Michael Lerner, Mommsenstr. 6, 5000 Köln 41).
Teddy Edwards Brasstring Ensemble: Blue Saxophone, Gitanes Jazz/Verve 517 298-2.
Vienna Art Orchestra: A Notion In Perpetual Motion, hat ART CD 6096.
Erich und das Polk: Immer wieder, 4292 (Hans Braun, An der Steige 35, 7063 Welzheim-Eselshalden).
Guy Klucevsek: Scenes From A Mirage, Review rere 106cdm (Recommended No Man's Land, Postfach 11 04 49, 8700 Würzburg).The Pahinui Bros., Panini 01005 82098 2.
Bob Dylan: Highway 61 Revisited, DCC Compact Classics GZS-1021 (in-akustik, Untermatten 14, 7801 Ballrechten-Dottingen).Arild Andersen: If You Look Far Enough, ECM 1493.
Volker Rebell: Paradyssee, RillenWerke 9213.
Get it. Volume 5, edel EDL 2640-2.
MARBURG. Alles ist anders als 1989, alles scheint offen in der Universitätsstadt. Bei der letzten Kommunalwahl konnte kaum jemand in Marburg Zweifel an einer Neuauflage der rot-grünen Koalition hegen. Hatte sich doch der erst kürzlich aus dem Amt geschiedene Oberbürgermeister Hanno Drechsler damals noch vor der Wahl ausdrücklich für die Weiterarbeit mit dem Öko-Juniorpartner starkgemacht. Nachdem die rot-grüne Liaison Mitte 1991 über ein stadtentwicklungspolitisches Projekt stolperte (Häuserabrisse für ein Kongreßhotel in der City), sieht jetzt alles anders aus: Klare Koalitionsaussagen gibt es von keiner Partei, die Wahl wird spannend.
Und bunter wird es allemal. Die politische Landschaft ist durch drei Neulinge etwas unübersichtlicher geworden: Neben der "Deutschen Comic Partei" ("Eine Partei, die das C im Namen auch verdient") kandidiert ein grünes Splitterprodukt ("Grün-Alternative Linke"), dem die Grünen zu SPD- und regierungsfixiert scheinen. Auch die "Marburger Linke" hat sich in einer gleichnamigen Listenverbindung zusammengerauft: Die DKP, die in ihrer früheren Hochburg derzeit über vier Sitze im Stadtparlament verfügt, ist hier eingestiegen und tritt nicht mehr solo an.
Schaden könnten diese Newcomer wohl vor allem den Grünen, die 1989 mit 17,6 Prozent ein Traumergebnis erreichten und vier Sitze zulegen konnten. Spitzenkandidatin Ulrike Kober sieht ihre Partei allerdings nicht bedroht durch die neuen Konkurrenten ("Wer will, daß nicht nur Sprüche im Parlament geklopft werden, muß die Grünen wählen") und hofft sogar auf zusätzliche Stimmen vom enttäuschten linken SPD-Rand. Ohne die Grünen, so argwöhnt deren Chefin, werde künftig das soziale und umweltpolitische Profil der Stadt abgebaut.
Für die SPD wird es nach Hanno Drechslers krankheitsbedingtem Abgang nicht gerade leichter. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren muß die stärkste Marburger Partei (36,9 Prozent) ohne den Amtsbonus ihres Aushängeschildes Stimmen sammeln. Von einem "schweren Verlust" spricht Bürgermeister Gerhard Pätzold (SPD), der als neuer Spitzenkandidat schon im Sinne der Kontinuität "das, was wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, auch fortsetzen" will.
Aufs Konto der SPD verbucht er Fortschritte beim sozialen und auch studentischen Wohnungsbau. Immerhin war Marburg die erste Uni-Stadt, die dafür Zuschüsse gab. Das umfangreiche Beratungs- und Hilfsangebot der freien Träger im sozialen Bereich müsse erhalten werden, könne aber wegen knapper Finanzen nicht ausgebaut werden.
Seit einem Jahr hat sich die SPD mit den "Bürgern für Marburg" (BfM) auf eine Zusammenarbeit unterhalb einer Koalition bis zum 7. März geeinigt und so zwei Haushalte über die Hürden gebracht. Die "Bürger", die sich brüsten, mit der Abwahl des früheren Stadtrats Alex Müller (heute Staatssekretär im hessischen Familienministerium) das "rot-grüne Chaos" in Marburg beendet zu haben, präsentieren sich als ideologiefreie Variante zu den "Etablierten". Zu denen wollen sich die Shooting-Stars der letzten Kommunalwahl (von Null auf 12,1 Prozent) auch nach vier Jahren im Parlament noch nicht rechnen. "Wir folgen der Vernunft, nicht einer Parteidoktrin", meint BfM-Vorsitzender Willibald Michel.
Bleibt abzuwarten, ob die bürgerlichen Protestler, die im Stadtparlament eine unübersehbare, aber keineswegs allzu demonstrative Nähe zur SPD an den Tag legen und nicht bloß als Wirtschaftspartei mißverstanden werden wollen, nicht einfach wieder in der Versenkung verschwinden. Von dort könnte wie Phönix aus der Asche die FDP wieder auftauchen, die 1985 aus dem Parlament flog und auch beim letzten Mal den Einzug knapp verpaßte.
Schweres Geschütz gegen die "Bürger für Marburg" fährt die CDU auf, die durch deren erstmaliges Antreten 1989 neun Sitze einbüßte und einen herben Einbruch (23,3 Prozent) verdauen mußte. Die BfM hätten die "historische Chance zum Wechsel" verspielt, tönt der Marburger CDU-Vorsitzende und MdL Dietrich Möller. Über die BfM als "Stallknecht der SPD", die nach dem Ende von Rot-Grün eine bürgerliche Mehrheit verhinderten, ereifern sich erboste CDU-Leute.
Angesichts leerer Kassen sehen die Christdemokraten das Heil der Stadt im Sparen ("keine Prestigeobjekte und Prachtbauten mehr") und in der Privatisierung öffentlicher Leistungen (Müllabfuhr, Stadtwerke).
Wahlkampfthemen sind bei allen Parteien der Verkehr, Wohnungs- und Wirtschaftspolitik sowie die künftige zivile Nutzung der Bundeswehrliegenschaften. CDU-Fraktionschef und Spitzenkandidat Heinz Ludwig fürchtet, daß wiederum der "starke Einfluß der Bundespolitik" auf die kommunale Ebene durchschlagen werde. Wer weiß, ob unter diesen Vorzeichen ausgerechnet die moralische Unterstützung durch Kanzleramtsminister Friedrich Bohl der Marburger CDU aus dem Tief helfen wird.
Wenn es keinen politischen Erdrutsch gibt, dürfte die SPD in Marburg wohl auf jeden Fall weiterregieren - die Frage ist nur, in welcher Konstellation. Die Kommunalwahl am 7. März wird hier womöglich aber noch keine Klärung bringen. Denn vor der Direktwahl des neuen Oberbürgermeisters, die am 9. Mai ansteht (zeitgleich mit Darmstadt die erste in Hessen), wird es nach Einschätzung von Bürgermeister Gerhard Pätzold "kaum Aussagen zur künftigen Koalition geben". Falls beim ersten Mai-Termin kein Kandidat gekürt werden kann (Bewerber: Gerhard Pätzold/SPD, Dietrich Möller/CDU, Ulrike Kober/Grüne), wird der jetzt amtierende, mit zwei statt vier Dezernenten unterbesetzte SPD-Magistrat noch mindestens bis zur Stichwahl am 6. Juni weitermachen müssen. "Das ist in der Hessischen Gemeindeordnung ausdrücklich so vorgesehen", bestätigt Bürgermeister Pätzold.
ANDREA TERSTAPPEN
LIEDERBACH. Aufgeregt rennt der kleine Junge zu Gerald Kinastowski: "Da drüben ist ein Zug entgleist." Der Modell- Eisenbahner läßt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Kein Problem, das haben wir gleich." Karambolagen im Bahnverkehr der "Minis" verlaufen im allgemeinen glimpflich, der Defekt ist meist schnell behoben. In der Liederbachhalle rollten am Wochenende 100 Loks und 450 Waggons über die Schienen - ein insgesamt 1,3 Kilometer langes Streckennetz hatten die Modellbahnfreunde aus dem norddeutschen Bökersen aufgebaut. Sehr zur Freude vieler Jungen und Mädchen, die mit ihren Eltern in Scharen zu den Hobby-Bahnern pilgerten.
Über vier Anlagen flitzten die kleinen Bähnchen - vom futuristischen ICE bis zur gemütlichen Dampflok samt Kohlewagen. "II m", "H0", "N" und "Z" - Geheimcodes für Eingeweihte, die die Spurweiten kennzeichnen und einen Schienenabstand von 45 Millimetern bis 6,5 Millimeter meinen.
Doch diese Chiffren waren den meisten Besuchern völlig schnuppe. Sie beobachteten fasziniert, wie Triebwagen und Güterzüge, Bummelbähnchen und Intercities durch kunstvoll gestaltete Regionen sausten - über Brücken und durch Tunnels, durch Städte und alpine Landschaften, zwischen Industrieanlagen hindurch und an Straßenkreuzungen vorbei. Jede Anlage eine kunstvoll gestaltete Phantasielandschaft mit einem Bahnhof im Mittelpunkt.
"Wir wollen für ein schönes Hobby werben", erläuterte Gerald Kinastowski einen Grund für die Ausstellungstournee seines Clubs durch Deutschland. Der zweite: Geld in die Vereinskasse bringen. Denn der Modelleisenbahnbau ist ein teures Vergnügen. "Was Sie hier in Liederbach sehen", präzisierte Gerald Kinastowski, "repräsentiert einen Wert von 365 000 Mark".
Mit den Einnahmen ihrer Ausstellungen komplettieren die Mitglieder des Vereins ihre Ausrüstung. "Wen das Hobby einmal gepackt hat, der kann nicht aufhören." Wobei das, was die Besucher begeisterte, die eingefleischten Freizeit- Eisenbahner längst nicht mehr interessiert: "Der Aufbau der Anlage ist spannend. Wenn die Züge erst einmal ihre Runden drehen, wird's langweilig." Die Liederbacher freilich standen mit glänzenden Augen um die riesigen Modell- Anlagen, konnten sich nicht sattsehen an den Details - Häuschen und Autos, Fußgänger und Tiere, Krankenwagen mit blinkendem Blaulicht, Baustellen und Teiche, Kühe auf der Weide, Landwirte bei der Feldarbeit und Touristen vor dem Hotel. Dazwischen die Schienen für die Minibähnchen - maßstabgetreu verkleinerte Ausgaben der Bundesbahn-Originale, die eines gemeinsam haben: Sie werden mit Strom betrieben.
"Was da für eine Arbeit dahintersteckt", staunte ein Liederbacher. Für ihn grenzte es fast an ein kleines Wunder, daß die vielen Züge auf den meterlangen Platten nicht zusammenstießen, nur ab und an mal eine Lokomotive von den Gleisen sprang.
Exakte Fahrpläne und ausgeklügelte Weichenstellung verhinderten Katastrophen im Kleinformat. "Für Laien sind das nur ein paar Züge", fachsimpelte der faszinierter Zuschauer, "aber wer sich auskennt, ahnt den Aufwand, bis alles fertig war." maf
RÜSSELSHEIM. Premiere im Opel-Forum: Die Alltagsdroge Alkohol hatten sich die "Neun von Opel" satirisch und kritisch vorgenommen. Was beim Theaterspiel dieser Azubis zwischen 17 und 22 auf der Bühne herauskam, war beeindruckend und bedrückend zugleich - wohl gerade wegen seiner Lebensnähe. Das war gewollt, ein Wiedererkennungseffekt war gewünscht; zum Nachdenken sollte angeregt werden. Gespielt wurde unterhaltsam und mit viel Gespür für Gags, ohne moralisierenden Zeigefinger, aber unter die Haut gehend.
Marion Stöcking-Anthes, Sozialarbeiterin in der Sozialabteilung des Automobilwerks, die Opel-Berufsschule sowie Karin Mohr und Harry Domberg von der Fachabteilung Prävention im Frankfurter "Verein Arbeits- und Erziehungshilfe" hatten bei Erarbeitung der selbstgeschriebenen Szenen mitgeholfen. Die neun Auszubildenen hatten viel Freizeit investiert, hatten bei ihrem ungewohnten Metier aber auch Spaß; das vorwiegend junge Publikum im Forum ebenso.
So richtig losgelegt hatten die Neun bei sechstägigem Übungsbetrieb im Vorfeld der Aufführung: Sie studierten Szenen wie den oft verhängnisvollen Kreislauf von Sucht und Gewalt ein: Die Kraftmeierei an der Theke wurde angeprangert, die häusliche Tristesse mit Glotze, Bier und Frust oder die Erschießung eines alten Mannes - einfach so, "aus Jux, Dollerei und Lust am Nervenkitzel". cas
FRANKFURT A. M., 24. Januar (FR). Starke Bewölkung, Regen-, Graupel- und insbesondere im Süden bis in die Niederungen Schneeschauer, sagt das Wetteramt für Montag vorher. Die Höchsttemperaturen liegen bei drei bis sieben Grad, die Tiefstwerte zwischen drei und minus zwei Grad bei frischem bis starkem, in Böen stürmischem Wind aus West bis Nordwest. Weitere Aussichten: stark bewölkt mit Schneefällen, Temperaturen um den Gefrierpunkt. (Siehe auch Lokalteil)
Während im Umland Straßen wegen umgekippter Bäume gesperrt werden mußten, meldete die Frankfurter Berufswehr nur wenige wetterbedingte Einsätze: Im Bahnhofsviertel mußten die Wehrleute am Sonntag Leitplanken absichern und am Oberforsthaus einen umgestürzten Baum von der Fahrbahn holen. In einigen Stadtteilen mußten Schornsteinverankerungen und Dachziegel gesichert werden.
Heute soll der Regen in Schnee übergehen, die Temperaturen nähern sich dem Gefrierpunkt, meldet das Wetteramt. enk
(Der Wetterbericht heute auf Seite 16)
Jugendorchester sucht Leute zum Mitspielen
DIETZENBACH. Ein Dietzenbacher Jugendorchester um Patrick Adam sucht noch junge Leute, die Lust haben, in der Kapelle mitzuspielen. "Unser Repertoire erstreckt sich vom ,Nußknacker' über weltweite Musicals wie ,Cats' bis hin zu bekannten Filmmelodien, zum Beispiel den Stücken aus der James-Bond-Reihe", erläutert Adam. "Unsere Auftritte verteilen sich über das ganze Jahr, wobei wir unser Können sogar schon im Ausland gezeigt haben." Die Band kann Nachwuchs gebrauchen und möchte bei entsprechender Resonanz zu einem Treffen einladen. Anfänger können angelernt werden. Die Band stellt die Instrumente. Näheres unter Tel. 06074 / 2 79 52. fin
In gut drei Monaten wird also der Nachfolger von Hartwig Kelm im Funkhaus am Dornbusch die Amtsgeschäfte übernehmen. Die ersten Eindrücke, die Klaus Berg vor der Presse und im persönlichen Gespräch hinterlassen hat, sind durchaus positiv. Ein kompetenter Kenner der Medienszene, mit Vorschußlorbeeren geradezu überhäuft, wird da auf dem Intendantenstuhl Platz nehmen. Dennoch, abzuwarten bleibt, ob, wie und wie schnell Berg den Problemberg, der vor ihm liegt, abtragen kann. Vor allem gilt es für ihn, die mehr oder weniger stark gestörten Verhältnisse seines Vorgängers zu den Aufsichtsgremien, zum Personalrat, zu Teilen der Belegschaft, zu den Direktoren wieder ins normale Lot zu bringen. Es gilt auch, das angeschlagene Gesamtimage des HR wieder aufzupolieren - nicht nur die Finanzen in Ordnung zu bringen oder die programmliche Schieflage einzelner Abteilungen zu korrigieren.
Zwar hat der politisch als links-liberal geltende Berg die generelle Rückendekkung der neuen links-liberalen Mehrheit im Rundfunkrat hinter sich. Doch er wird sich darum bemühen müssen, auch das Vertrauen der vier Rundfunkratsmitglieder - offensichtlich sind sie im Lager der Grünen und bei den linken Grauen festzumachen - zu gewinnen, die sich bei der Wahl nur der Stimme enthalten haben.
Zu hoffen ist, daß sich das Verhältnis Intendant-Gremien beim HR insgesamt verbessert und normalisiert und daß die "schrille Begleitmusik" bei den Haushaltsgenehmigungen der letzten Jahre, das Erteilen von Auflagen, das rigorose Verordnen von Einsparmaßnahmen in zweistelliger Millionenhöhe, endlich wieder verstummt. Was war dies denn? Doch nicht so sehr Ausdruck der Sorge der Gremien um den Forbestand, um die Zukunftssicherung des HR, sondern viel mehr Ausdruck des wachsneden Mißmuts gegenüber einem bei der Gremienmehrheit immer unbeliebter werdenden Intendanten, der stets seinen eigenen Weg ging und es, so schien es, auf Konfrontationskurs gegenüber den Aufsichtsgremien geradezu angelegt hatte.
Die siebenjährige Ära Kelm beim HR geht bald zu Ende, die fünfjährige Berg- Intendanz beginnt. Was sie bringt, wie sie verläuft, wird sich zeigen. Die Erwartungen jedenfalls sind allseits hoch gesteckt.
KLAUS MORGENSTERN
ROSBACH. Im Chemieraum brodelt es, in der Werkstatt für Arbeitslehre treibt zischend Dampf eine Lokomotive an - im Stockwerk darüber "rauchen" eher die Köpfe junger Rodheimer vor Computerspielen. Kommt bei derart frühem Einzug des Computers in den Kinder- und Schulalltag nicht die persönlichkeitsfördernde Pädagogik zu kurz? - sorgte sich Georg Schlaga, SPD-Bundestagsabgeordneter im Ruhestand, bei seinem Besuch zum Tag der offenen Tür in der Rodheimer Erich-Kästner-Schule. Das verneinte Schulleiter Claus Klepp entschieden.
"Die Personal Computer sind für uns Arbeitsmittel", das frühe Lernen an Bildschirmen in der Schule fördere keineswegs die Computergläubigkeit der Schüler/-innen, im Gegenteil: "Sie lernen gerade, daß der Computer nur das bringen kann, was zuvor ein Mensch eingegeben hat. Die Computerspiele haben sonst in der Schule nichts zu suchen", betont der Schulleiter. Sie dienen nur der Unterhaltung zum Festtag. An den zehn Computern kann eine Gruppe einfaches Programmieren und Anwenden lernen.
Viele Eltern, Verwandte und Freunde der 390 Grund-, Haupt- und Realschüler ließen sich von den Buben und Mädchen zeigen, welche Möglichkeiten die Schule bietet und was sie gelernt haben. Stolz ist die Erich-Kästner-Schule inzwischen auf den für 100 000 Mark grunderneuerten Chemie-Saal. Allerdings habe man auch lange auf die Sanierung und Neueinrichtung gewartet, meinte Chemielehrerin Angelika Hofmann. Ihre Schüler/-innen demonstrierten zum Tag der offenen Tür mit den neuen Geräten, was sich alles destillieren und kontrollieren läßt.
Zusammen mit Mädchen und Jungen der Klasse 10 R führt Torsten Ruppert (18) zum Beispiel vor, wie sich Orangenöl aus Apfelsinenschalen destillieren läßt. Das kann man dann als Duft für Duschgel verwenden. Guten Absatz fand auch der selbstgebraute Met aus Honig, dessen Herstellung an Schautafeln genau erläutert wurde. Unweit davon kochen Lavendelblüten in einem Glaskolben vor sich hin, der gekühlte Dampf wird zu Lavendelduft destilliert. Die Herstellung der Wohlgerüche wollen die Schüler/-innen ausbauen und auf einem Schulbasar für einen guten Zweck anbieten.
Die Vermarktung der selbst gebauten Dampf- und Blecheisenbahn im Fach Arbeitslehre mit Lehrer Wolf Kaiser gehört zum Lernziel. Außer der ordentlichen Herstellung der Metallteile für Eisenbahn und Dampfkarussell gilt es für die Teilnehmer am Projekt "Lern GmbH" auch, eine kaufmännische Kalkulation zu erstellen. Die Eisenbahnen finden reißenden Absatz: "Wir haben 25 Vorbestellungen", freut sich "Tüftler" Kaiser. Im laufenden Jahr will er mit der Werkgruppe fünf bis sechs Eisenbahnen fertigstellen.
Bei Sammlern beliebt sind auch die Blechwagen der Spurweite I, die dem ehemaligen "Katastrophenzug" der Firma Märklin nachgebaut sind. Diese spezielle Variante wurde etwa 1910 hergestellt. Dabei bilden die Puffer zugleich einen Auslösehebel, der über eine Feder das Wagendach in die Luft fliegen läßt, so daß auch die Wagenwände polternd auseinanderfallen.Auf große Publikumsinteresse stießen genauso weitere Angebote von Schülern und Lehrern: das Englisch- Projekt der neunten Hauptschulklasse, das Video-Café oder die verschiedenen künstlerischen Arbeiten mancher Klassen. de
GOLDSTEIN. "So bin ich halt, der Paul - stets gemütlich und immer faul." Die knapp 200 Gäste des Kreppelnachmittages im Bürgerhaus Goldstein amüsierten sich köstlich über den närrischen Vortrag vom faulen Paul, der sogar aus Bequemlichkeit beim Toilettengang die Hose oben läßt.
Alles andere als faul aber waren die Veranstalter, die Arbeiterwohlfahrt Goldstein und die Goldsteiner "Schlippcher", vor und während des Karnevalsnachmittages. Für die zweistündige Unterhaltung sorgten, wie es schon seit 1966 Tradition ist, die "Schlippcher" mit ihrem aktuellen Fastnachtsprogramm.
Für Kaffee und Kuchen sorgte die Arbeiterwohlfahrt (AW). Als Ehrengäste waren der Sozialbezirksvorsteher Herbert Marschhäuser und ein Vertreter der Frankfurter Sparkasse samt einem Scheck für die AW über 300 Mark ins Bürgerhaus Goldstein gekommen. "Der Kreppelnachmittag ist so etwas wie ein Ausgleich dafür, daß wir keine Weihnachtsfeier machen", erklärte die AW- Vorsitzende Marion Pfaff-Brandt. "Bei dem reichhaltigen Angebot der Goldsteiner Vereine und Kirchengemeinden wäre eine Weihnachtsfeier von uns sicher überflüssig."
Daß die älteren Bürger Goldsteins mit Freizeitangeboten gut versorgt sind, wurde an diesem Nachmittag deutlich. Zeitgleich mit dem Kreppelnachmittag hatte nämlich auch die evangelische Dankeskirchengemeinde zu einem Klubnachmittag eingeladen. "Da müßte man sich ja zweiteilen, wenn man alles genießen wollte", meinte eine Besucherin des Fastnachtstreibens.
Das reichhaltige Angebot der Goldsteiner Vereine und Gemeinden macht auch Marion Pfaff-Brandt zu schaffen. "Es ist nicht leicht, den Mitgliederstand zu halten geschweige denn, neue Leute zu gewinnen", klagte sie. Lediglich 30 bis 40 der insgesamt 200 Mitglieder seien unter 50 Jahren, den Großteil machen Rentner aus. "Um den Mitgliederschwund zu stoppen, müssen wir unbedingt junge Menschen ansprechen", sagte die Vorsitzende. Ein erster Schritt in diese Richtung war das Kinderfest im vergangenen Sommer. Vor allem Eltern mit ihrem Nachwuchs will Marion Pfaff-Brandt für die Arbeit der AW interessieren.
Die Arbeit, beispielsweise das Organisieren des Seniorennachmittages, bleibt nach ihren Worten immer an den gleichen sieben bis acht Leuten hängen. "Da kann man schon mal die Lust verlieren. Wenn ich drüber geschlafen habe, ist das aber vorbei. Schließlich habe ich den Senioren eine Freude bereitet, sage ich mir dann immer." hen
FLÖRSHEIM. SPD-Fraktionschef Gerd Mehler ist sechs Wochen vor der Wahl rundum zufrieden. Die Sozialdemokraten hätten in den vergangenen Monaten ihre wichtigsten Ziele erreicht, meint er und gibt die Stichworte Haushalt, Abwassergebühren und Wiederwahl des Ersten Stadtrates. Allen Entscheidungen hatte die SPD dank gekippter Mehrheitsverhältnisse im Parlament ihren Stempel aufdrücken können. Die jüngste Sitzung mußte, wie berichtet, sogar abgeblasen werden: Die CDU stand mit ihrem Wunsch, den Ersten Stadtrat Norbert Hegmann noch vor dem 7. März für weitere sechs Jahre ins Amt zu hieven, plötzlich ohne Mehrheit da. Die CDU / FDP- Koalition war "geplatzt", nachdem Freidemokrat Jan W. Kolenbrander aus dem Bündnis ausgestiegen war. Eine gute Ausgangslage für das Wahlziel der Genossen. "Nach dem 7. März soll ohne die SPD nichts mehr möglich sein."Den Wahlkampf wollen die Sozialdemokraten unter dem Slogan "Für eine lebenswerte Stadt" laut Mehler "in Ruhe und mit beschränktem Aufwand, aber nicht defensiv führen". Der Fraktionschef selbst ist auf der SPD-Liste fürs Stadtparlament nach hinten gerutscht, tritt auf Platz 6 an. "Weil er im Kreis der Spitzenmann ist", erklärt die neue Nummer eins Peter Schwerzel, seither Stadtverordnentenvorsteher. Hinter ihm kandidieren auf den Spitzenplätzen Rita Brand, Rainer Herbert, Helmut Hess und Rudi Hahn.
Anlaß, über eine mögliche Koalition zu spekulieren, sieht Mehler nicht. "Wir warten in aller Gelassenheit ab, was am 7. März herauskommt." Die Kritik an der CDU / FDP-Koalition fällt umfassend aus: Auf allen Feldern der Politik habe die zu spät gehandelt. Mehler nennt beispielhaft die Ausweisung neuer Gewerbegebiete, den Bau von Kindergärten, Biotopvernetzung und den Bereich Abfall.
Eines der großen SPD-Ziele heißt Stadtentwicklung. Im Zentrum sollen attraktive Einkaufsmöglichkeiten geschaffen werden. Das große Miet-Geschäft sollen aber nicht Privat-Investoren machen. Mehler: "Hier muß sich die Stadt engagieren." Eines möchten die Sozialdemokraten noch vor der Wahl erreichen: In der letzten Sitzung des Parlamentes soll die Satzung für die künftig vier Ortsbeiräte verabschiedet werden. tos
Neue Poller für die Berger Straße fordert der zuständige Ortsbeirat 4. Gegen die Stimmen von CDU und FDP wurde ein Antrag der SPD verabschiedet, entfernte Poller wieder anzubringen. Davon betroffen sind zehn Stellen in der Berger Straße, drei am Fünffingerplätzchen und eine in der Ringelstraße. rea
Falschparkern rund um die Eissporthalle soll es an den Kragen gehen: Der Ortsbeirat 4 (Bornheim / Ostend) hat einhellig einem CDU-Antrag zugestimmt, daß während Veranstaltungen in der Eissporthalle der Verkehr in den umliegenden Wohngebieten stärker überwacht werden soll. Die Ortsbeiratsmitglieder hatten beobachtet, daß immer noch zahlreiche Besucher mit Autos kommen, die sie "rücksichtslos" in den nahen Wohngebieten abstellten. rea
Die Sportanlage im Ostpark wieder in einen "bespielbaren Zustand" zu versetzen - dafür setzen sich die zuständigen Stadtteilpolitiker ein. Nach Auskunft der CDU, deren Antrag einstimmig angenommen wurde, sollen von den drei Plätzen im Ostpark nur einer bespielbar sein. Auch Umkleidekabinen und Duschen sollen sich in einem "unglaublichen" Zustand befinden. rea
Die Korbballnetze im Hof der Helmholtzschule sollen umgestellt werden. Die SPD hat diesen Antrag, der einstimmig verabschiedet wurde, gestellt, weil Anwohner über Lärmbelästigung durch spielende Kinder geklagt hatten. Die Korbballbretter befinden sich zur Zeit genau vor ihren Wohn- und Schlafräumen. Der Ortsbeirat hofft, daß sich der Lärmpegel senkt, wenn die Netze an anderer Stelle aufgebaut werden. rea
HOCHTAUNUSKREIS. Aprilwetter im Januar: Herz und Kreislauf spielen verrückt, blühende Haselnußsträucher, Narzissen und Tulpen, die schon weit aus der Erde lugen, laue Luft, launiges Sonnengeblinzel - und reißende Windböen, die gestern Hauswände und Dächer zum Zittern brachten: eine Vielzahl von Einsätzen für Rettungspersonal und die Feuerwehrleute der Region. Aber zumindest bis Redaktionsschluß gab es keine so folgenschwere Zwischenfälle durch den Sturm, daß Menschen in Gefahr waren oder verletzt wurden. Eine Schadensbilanz war gestern noch nicht möglich.
Die Sturmböen, die von Mittag an über den Kreis düsten, bescherten vor allem den Feuerwehrleuten keinen geruhsamen Sonntag. Alte, gewaltige Bäume ächzten im Wind, Zweige peitschten in der turbulenten Luft, gelegentlich platschten Regengüsse nieder. Viele Bäume hielten dem Sturm nicht stand.
In Bad Homburg, Friedrichsdorf-Köppern und Arnoldshain donnerten Bäume auf Häuser und Autos, rissen Dachrinnen mit in die Tiefe. Es hagelte Schindeln von den Dächern in Gärten und auf Bürgersteige, zum Beispiel in der Taunusstraße und Talstraße in Friedrichsdorf. In Köppern riß der Sturm die Ziegel von den Dachgauben eines Supermarkts.
Schwere Schäden wurden jedoch von Feuerwehr und Polizei nicht registriert. Mehrfach wurden Plakatwände und Hinweistafeln umgeknickt, stürzten dicke Äste auf Gehwege und Straßen, wurden angerissene Baumwipfel abgesägt. Im Weiltal streifte ein haltloser Baum eine Elektrizitätsleitung: Stromausfall in Gemünden und Hasselbach war die Folge.
Die Straße zwischen Wilhelmsdorf und Erdfunkstelle bei Usingen blieb auch am Sonntag noch gesperrt. Bereits seit Donnerstag, so teilte die Polizei mit, ist die Strecke für den Verkehr nicht frei, weil Bäume umzufallen drohen. Bevor die Straße wieder passierbar sei, müßten noch Fällarbeiten erfolgen. off
Wieder ein neues Bubenstück der Spitzenpolitiker in Bonn: Kürzung von Sozialleistungen, Kürzung des Erziehungsgeldes, Kürzung der Arbeitslosenhilfe und des Arbeitslosengeldes. Das nennt sich "Solidarpakt". Aber zum Ausgleich haben sich die Abgeordneten ja eine Erhöhung der Diäten bewilligt - rückwirkend zum 1. Juli 1992. So stimmt dann die soziale Symmetrie wieder.
Wie man hört, soll vor allem dem "Mißbrauch von Arbeitslosengeld" entgegengewirkt werden. Da empfehle ich, gleich im eigenen Hause zu kehren: Herr Möllemann erhält drei Monate lang sein volles Ministergehalt als Arbeitslosengeld, dann Ministerpension, dazu noch seine Abgeordnetendiäten - mehr als 20 000 Mark im Monat. Mancher Arbeitslose träumt von dieser Summe, wenn er sie denn im Jahr erhielte . . .
Heiko P. Müller, Neustadt an der Weinstraße
Der Bauer ist das Opfer seines eigenen Erfolgs. Seitdem er keine Rößlein mehr anspannt, sondern PS-strotzende Kraftmaschinen, seitdem er mit Kunstdünger, Gift und Gülle über die Scholle tuckert, macht er sich zunehmend selber arbeitslos. Die Produktivität der Landwirtschaft nimmt Jahr für Jahr um rund zwei Prozent zu, der Warenausstoß wächst entsprechend. Weil aber kaum ein Konsument auf Dauer viel mehr essen kann als ihm guttut, bleibt eigentlich nur die "Flächenstillegung" als Lösung. Der Bauer wird staatlich entlohnter Biotoppfleger, Gras wächst über den Acker, und der Klatschmohn kommt wieder.
Daß der stillgelegte Bauer sich als Naturschutzwart wohl fühlen könnte, können sich Bauernfunktionäre und Landwirtschaftsminister wiederum nicht recht vorstellen. So sinnen sie darüber nach, was man mit den einstweilen stillgelegten oder stillzulegenden Böden noch anstellen kann, außer sie still liegen zu lassen, wärend auf den nicht stillgelegten Flächen umso intensiver geackert und produziert werden wird. Nachwachsende Rohstoffe lautet das Stichwort. Hört sich gut an, irgendwie gesund, biologisch Rapsodie statt chemisch, wie von der Sonne verwöhnt statt als konventioneller Rohstoff aus dunklen Tiefen der Erde heraufgewühlt etcetera.
Besonders der Raps hat es ihnen angetan, weil man aus Raps Sprit machen kann und Sprit immer gebraucht wird, weil der Mensch halt fahren will. Außerdem, und das kommt umweltmäßig gelegen, riecht Bio-Diesel zwar am Auspuff sinnesbetörend nach altem Pommes-Öl, trägt aber merklich weniger zum Treibhauseffekt bei als konventioneller Kraftstoff. Und da kommt das Umweltbundesamt, ausgerechnet das UMWELTbundesamt, und erklärt: Raps-Diesel ist zu teuer und macht zuviel anderen Umweltdreck. Wer etwas gegen den Treibhauseffekt tun will, soll spritsparende Autos durchsetzen und nicht ein neues Subventionsfaß für die Landwirtschaft aufmachen. Oder wenn er es aufmacht, soll er wenigstens sagen, daß er damit dem Bauer sein Bauernsein erhalten und dem von Auszehrung gezeichneten Land seine Bewohner.
Was so endgültig klingt, ist natürlich nicht das letzte Wort in der Sache. Die Sachwalter des Nährstandes arbeiten emsig am Gegengutachten. Bis bald also auf dieser Seite.
JOACHIM WILLE
Friedlich und fair, freundschaftlich und beinahe familiär ging es meist auf dem Parkett der Höchster Ballsporthalle zu. Doch hinter den Kulissen hörte man Gerüchte und Tatsachen über Turbulenzen und Gerangel in manchen Oberligaverei
In der Tabelle weit hinten, im Produzieren von Chaos aber unangefochtener Spitzenreiter ist in dieser Saison die Spielvereinigung Bad Homburg. Die Kurstädter haben in dem früheren Aktiven Bernd Firle (zuletzt FC Dietzenbach) einen neuen Cheftrainer - bereits den fünften Mann seit Beginn dieser Runde. Daraufhin trat der bisherige Trainer Klaus Fiederer am Freitag zurück, nachdem er sich zunächst von Vorstandsmitglied Klaus Beckerling hatte überreden lassen, die Reservemannschaft weiterhin zu betreuen.
Firle wird von einem Freundeskreis bezahlt, der bereits eine Ablösesumme an Dietzenbach überwiesen und dem neuen Trainer einen Vorschuß für mehrere Monate gegeben haben soll. Laut Firle ist der Spielbetrieb bis zum Ende der Saison gesichert, doch dafür droht neues Ungemach. Noch immer hat der Verein Zahlungsrückstände gegenüber den ehemaligen Spielern Gärtner, Kloß, Borkenhagen, Sven Müller, Pistauer und Rexroth sowie Ex-Trainer Strack. Diese wollen nun die Vereinigung der Vertragsspieler einschalten, um an ihr Geld zu kommen. Zwar hat der neue, starke Mann im Notvorstand, Winfried Morschhäuser, 30 Prozent der ausstehenden Bezüge zusammenbringen können, aber damit ist noch lange nicht Ruhe. Zurückziehen aus dem chaotischen Rummel in Bad Homburg will sich der fleißigste und loyalste Mann im Vorstand, Klaus Beckerling: "Ich habe lange genug gekämpft und ausgehalten, aber bei der nächsten Mitgliederversammlung ist Schluß. Ich hoffe, bis dahin den Notvorstand zusammenhalten zu können."
Weniger turbulent, aber wirtschaftlich ebenfalls sehr angespannt ist die Situation in Aschaffenburg. Nach 7:3 Punkten in den letzten Spielen vor der Winterpause fiel es dem Notvorstand wieder etwas leichter, Unterstützung aus der Wirtschaft zu erhalten, doch Heinz Heymanns gibt zu: "Wir sind noch längst nicht über den Berg und arbeiten intensiv an der Erschließung weiterer Geldquellen. Auch sportlich müssen wir uns weiter verbessern und holen deswegen noch einen Mann für die Defensive." Es paßt zur finanziellen Gratwanderung bei der Viktoria, daß die Spielergehälter wieder gezahlt werden, aber immer erst mit einiger Verspätung ankommen.
Unruhe gibt es auch bei dem so enttäuschend gestarteten Meisterschaftsfavoriten Rotweiss Frankfurt. Für Überraschung sorgte zunächst der Rücktritt des überaus verdienstvollen Jugendleiters Heinz Krenzer, der die Jugendabteilung fast aus dem Nichts bis an die hessische Spitze brachte. Krenzer gab als Grund für den Rücktritt berufliche Überlastung an. Sein Nachfolger soll Heinz Ruckel werden. Bei den Spielern der Oberligamannschaft herrscht Unsicherheit, weil der Kader radikal abgespeckt werden soll. Schatzmeister Robert Vogel: "Wir werden uns im nächsten Jahr von einigen erfahrenen Spielern trennen müssen." Gedacht ist laut Trainer Jung an vier bis sechs Akteure, wobei auch Namen wie Dahl, Rexroth und Klepper kein Tabu sind. Im Dezember haben Jung und der Vorstand ihr Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit bekundet. Endgültig ist allerdings noch nichts entschieden.
Spitzenreiter Offenbach ist da natürlich besser dran. Die Kickers rechnen fest mit der Aufstiegsrunde und wollen bis dahin die Haupttribüne vollständig erneuert haben. Helfen soll dabei im Rahmen der Aktion "Rettet den Bieberer Berg!" ein Gastspiel der Münchner Bayern, die zu Sonderkonditionen in Offenbach antreten wollen. In der Winterpause wurden die Kickers noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv und holten den 23jährigen rumänischen Junioren- Nationaltorwart Marius Todericu an den Bieberer Berg.
Abgesehen von dem Bad Homburger Wirbel geht es auf dem Trainermarkt relativ ruhig zu. Drei Trainer fühlen sich offenbar so sicher, daß sie während des Turniers sogar im Urlaub waren: Kurt Geinzer (Walldorf) und Niko Semlitsch (Neukirchen) waren zum Skifahren unterwegs, und Aschaffenburgs Trainer Manfred Brunner radelte mit dem Mountainbike durch den Spessart. Der Landesligist FC Italia wird vielleicht für Bewegung an der Trainerbörse sorgen; bei dem aufstrebenden Verein sind Jürgen Sparwasser und Peter Rübenach (Bad Vilbel) im Gespräch als Nachfolger von Oliver Posniak.
Im Hallenturnier gab es für den SV Wiesbaden nichts zu erben, aber Präsident Klaus-Peter Will hat für die nächste Saison große Ziele: "Wir stehen vor der Wahl zwischen Sekt oder Selters, und wir haben uns für Sekt entschieden." Um mehr Geldquellen zu erschließen, ist die Wiesbadener Wirtschaft für Freitagabend ins Kurhaus eingeladen. Auch Oberbürgermeister Achim Exner hat sein Erscheinen zugesagt. Im Laufe dieser Woche soll bereits ein neuer Hauptsponsor vorgestellt werden, der seinen Sitz in Berlin hat und in Wiesbaden eine Niederlassung eröffnen will.
Eine Zuspitzung der Situation gab es dagegen beim Nachbarn Wehen. Präsident Heinz Hankammer ist absolut nicht zufrieden mit dem Verlauf der Saison, und weil Trainer Wulf bei einer Reihe von Spielern umstritten ist, rief der Präsident am letzten Donnerstag eine Sitzung ein. Doch dort wollte außer zwei Ersatzspielern niemand etwas Kritisches zum Trainer sagen, so daß Hankammer keine neuen Erkenntnisse gewann. Somit ist in Wehen im Moment alles unklar: Spieler und Trainer wissen zur Zeit noch nicht, wo und wie es in der nächsten Saison weitergeht.
Ein Heim für Obdachlose in Frankfurt
SELIGENSTADT. Tag der offenen Tür in der Steinheimer Straße 47: Jonglieren, Seidenmalerei, Töpfern und Kaffee und Kuchen. In der Seligenstädter Jugendbegegnungsstätte ist an diesem Sonntag was los. Heute soll in der Cafeteria eine Diskussion beginnen: "Jugendliche fragen, Politiker antworten".
Eingeladen sind neben Bürgermeister Rolf Wenzel (SPD), Wenke Baacke (Jusos), Volker Horn (Junge Union) und Andreas Hain als Newcomer von den Freien Wählern Seligenstadt (FWS). Sie alle sind gekommen und nehmen in der Runde Platz.
Ein Dutzend junger Leute sitzt auch da und harrt der Dinge, die da kommen. Es ist Tag der offenen Tür - und siehe da, es erscheinen unter anderen auch FWS- Fraktionssprecher Jürger Kraft und SPD-Abgeordnete wie Brigitte Kress und Elisabeth Hennig in der Begegnungsstätte.
Kraft rutscht mit seinem Stuhl sogar in verdächtige Nähe zum Tisch mit den "Geladenen". Jugendreferent Thomas Heilos, der Diskussionsleiter, sieht nicht nur den nähergerückten Kraft, sondern weiß auch, daß die Kommunalwahl näherrückt. Und so spricht er von einem Versuch, "die Jugend zu Wort kommen zu lassen". Leichter gesagt als getan. Inzwischen sieht es nämlich so aus, daß die Jugend bei diesem Talk fast zu einer Minderheit geworden ist.
Frage von einem Jugendlichen an der Kaffee- und Kuchentheke: "Weshalb wird eigentlich die Steinheimer Straße für zwei Millionen Mark ausgebaut?" Bürgermeister Wenzel antwortet: "Die Stadt muß schöner werden." Weitere Themen des Spätnachmittags: die Legalisierung von weichen Drogen, die Freizeitgestaltung, der Bau eines geplanten Jugendzentrums und auch die Wohnungsnot.
Plötzlich entsteht Unruhe. Die Parteileute teilen untereinander aus: Die Diskussion verselbständigt sich. "Der Kollege Hain schwingt hier ja Reden. Klar, zum einen ist Wahlkampf, und zum anderen ist er in der FWS", stellt JU-Mann Horn fest. Hain meint hingegen: "Horn ist aus Froschhausen." Das spreche für sich.
Dann dreht sich alles um die Pläne, ein richtiges Jugendzentrum zu errichten. Horn plädiert für einen Funktionsbau - und nicht für einen Jugendtempel. SPD- Frau Kress: "Die CDU weigert sich doch sogar, einen Standort zu suchen."
Bei einigen der nichtgeladenen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker macht sich Unmut breit, weil sie nicht mehr zu Wort kommen. Jugendreferent Heilos ignoriert sie einfach. "Schließlich sollte die Jugend zu Wort kommen", sagt er zum Abschluß.
Der 21jährige Halit, regelmäßiger Besucher der Begegungsstätte, ruscht vom Barhocker und resigniert: "Das war heute hier ganz großer Mist. Die haben ja nur wieder um den heißen Brei herumgeredet." fin
Der Zellprofessor und Krebsforscher hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. Statt gesunden Athleten zeigte er seinen Zuhörern im Erfurter Rathaus Bilder von Sportlern, deren Körper von Pickeln, Wucherungen und Akne gezeichnet waren. Anhand dieser Dias verdeutlichte Werner Franke die Folgen des Dopings mit anabolen Steroiden oder Hormonen im Sport.
Der Grund für diesen Lichtbilder-Vortrag: Der Rechtsanwalt Rüdiger Nickel (Hanau) hatte zusammen mit dem Darmstädter Sozialwissenschaftler Professor Hartmut Diegel zum ersten Mal die Kritiker des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zu einem "Runden" Tisch eingeladen, an dem das leidige Doping-Problem und seine juristische und wissenschaftliche Bewältigung auf der Tagesordnung stand. Nickel trägt das Sorgenpaket auf zwei Schultern, als Jugendwart und als Antidoping-Beauftragter des Präsidiums. Franke ist der Ehemann der Buchautorin Brigitte Berendonk ("Doping-Dokumente"). Es gibt im deutschen Sport niemanden, der schonungsloser und ausdauernder die schon vor 25 Jahren begonnenen Betrugsaffären in Deutschland Ost und West aufgedeckt und veröffentlicht hat.
Immer sei versäumt worden, den lauernden Gefahren rechtzeitig zu begegnen. Für die Zukunft des 21. Jahrhunderts kündigte Franke schon vorsorglich den genmanipulierten Spitzensportler an, falls schon heute nicht über Abwehrstrategien nachgedacht würde. "Über Peptidhormone können wir den Menschen ständig verändern", warnt er. Es brauche nur eine kleine Menge von Zellen entsprechend manipuliert und in den Körper gebracht zu werden. Nicht einmal eine Injektion werde dann nachgewiesen werden können.
Die drohenden Gen-Manipulationen wird der deutsche Sport nicht mehr in seiner Hoheit lösen können. Mit Kriminalität kann und darf er nicht umgehen. Dies den Funktionären und den Politikern vor Augen zu führen, war das Ziel von Frankes Vortrag. Danach war auch die Idee eines seiner vortragenden Kollegen, eine kontrollierte Dopingfreigabe anzustreben, schnell vom Tisch.
Im übrigen fiel es auf, daß die eingeladene Leistungssport-Abteilung der DLV durch Abwesenheit glänzte. Dabei ging das Thema keinen mehr an als sie, die von Sportwart Professor Manfred Steinbach angeführt wird: immerhin ein Abteilungsleiter im Bonner Gesundheitsministerium. Unter Steinbach sind in jüngster Zeit zwanzig hauptamtliche Disziplintrainer-Stellen mit Leuten aus dem alten DDR-Doping-System besetzt worden, eine stattliche Anzahl von ihnen dopte schon Minderjährige.
Als zweites offenbarten sich in Erfurt riesige Lücken im Regelwerk, wie die Münchner Rechtsexpertin Ulrike Deppe herausfand. Zur Absicherung vor allem für den Weg vor ordentliche Gerichte müssen diese geschlossen werden, damit der Verband zukünftig Pleiten durch Verfahrensfehler, ähnlich dem ersten Krabbe-Prozeß, ausschließen kann. Die Dopingordnung sollte dringend auf Satzungsebene angehoben werden, zudem durch den Strafenkatalog ein differenziertes Vorgehen gewährleistet sein.
Dennoch könnten die Sportverbände mit einem auch noch so präzisierten Regelwerk auf verlorenem Posten stehen und auf die gesetzliche Hilfe des Staates angewiesen sein. Entzieht sich ein Mitglied, das gegen die Verbandsordnungen verstoßen hat, durch Austritt jeglicher Zugriffsmöglichkeit, hat er nichts mehr zu befürchten - im Fall des Krabbe- Trainers Springstein geschehen -, wie Diegel und Nickel in Erfurt einräumen mußten. rh/dpa
1978, bei einer Gedenkfeier für seinen gerade verstorbenen Freund Herbert Marcuse, meinte ein ehemaliger Mitarbeiter Marcuses und Löwenthals im amerikanischen Office of War Information, mit Marcuse sei der letzte deutsche Professor gestorben. Löwenthal, der die Totenfeier moderierte, sprang auf und sagte, mit unschlagbarer Ironie und ebensolcher Bestimmtheit: "I am the last German Professor!" Marcuse und Löwenthal, die jüdischen Emigranten vor Nazideutschland, blieben nach 1945 in Amerika dem Ideal des deutschen Universalgelehrten treu und tradierten in Kalifornien die kritische Gesellschaftstheorie, die sie zu Lebzeiten des Begründers Max Horkheimers gemeinsam mit Theodor W. Adorno repräsentierten. Löwenthal unterrichtete auch noch nach seiner Emeritierung mit seinem unverwechselbaren Frankfurter Akzent Literatursoziologie in Berkeley, Kalifornien, wo ihn der Tod im 93. Lebensjahr am letzten Wochenende erreichte.
Zugang zu Löwenthals Werk bietet sein ideologiekritisches Hauptwerk "Literatur und Massenkultur", das 1950 fast unbemerkt von der Öffentlichkeit erschien. Seine Kritik der "biographischen Mode", die er schon in den dreißiger Jahren mit dem Studium von amerikanischen Massenillustrierten begonnen hatte, erkannte im Mechanismus der Personalisierung die wichtigste massenmediale Technik, mit der das Unbewußte der vergesellschafteten Menschen ihr Bewußtsein von der Gesellschaft verzerrt. Löwenthals epochemachender Arbeit kamen seine Kenntnis der Psychoanalyse, seine empirische Erforschung faschistischer Agitation in Deutschland und Amerika und seine Mitarbeit am Schlüsselwerk der kritischen Gesellschaftstheorie, der 1944 fertiggestellten Dialektik der Aufklärung, zugute.
Als Mitte der sechziger Jahre Marcuse und Adorno weltberühmt wurden, ging Löwenthals Name als der einer zentralen Figur der Frankfurter Schule fast vergessen, weil er als Person niemals so spektakulär im Mittelpunkt stand wie seine beiden Freunde. Leo Löwenthal verkörpert wie kein zweiter den einzigartigen Charakter der authentischen Kritischen Theorie, die als ein Gemeinschaftswerk, als "überindividuelles Denken" (Max Horkheimer), konzipiert war. Als Ironie der Geschichte läßt sich begreifen, daß die wichtigsten Monographien über die Frankfurter Schule wie die von Martin Jay und von Rolf Wiggershaus Leo Löwenthals Bedeutung für das Projekt Kritische Theorie nicht gebührend zu würdigen wissen, obwohl beide Löwenthal Material und Einblicke in die innere Struktur des Instituts für Sozialforschung zu verdanken haben.
Leo Löwenthal, 1900 als Sohn eines Frankfurter Arztes geboren, lebte zur Weimarer Zeit das Leben eines Frankfurter Intellektuellen, dem in der Not von Inflation und akademischer Proletarisierung keine glänzende Universitätskarriere bevorstand. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er sich in sozialistischen Organisationen engagiert, ostjüdischen Flüchtlingen geholfen und sich als Lehrer an der Jüdischen Volkshochschule durchgeschlagen.
Der traditionell in akademischen Kreisen Deutschlands verbreitete Antisemitismus hatte schon Friedrich Pollock und Max Horkheimer veranlaßt, ihr "Institut für Sozialforschung" halb privat zu gründen. 1930 stellten sie den organisatorisch fähigen Löwenthal ein, der von langer Hand die Emigration des Instituts vorbereitete. Von 1932 bis zu ihrer Einstellung leitete er als Geschäftsführender Redakteur die legendäre "Zeitschrift für Sozialforschung", in der die Konzeption Horkheimers von Kritischer Theorie am sichtbarsten Gestalt annimmt: Kritik der bürgerlischen Gesellschaft mit den Mitteln immanenter Kritik. Löwenthals literaturkritische Beiträge in der Zeitschrift lassen ihn als einen Pionier der Literatursoziologie erscheinen.
1949 veröffentlichte Leo Löwenthal zusammen mit Norbert Guterman "Prophets of Deceit", sein sozialpsychologisch gesehen aktuellstes Werk. Als Mitarbeiter des Instituts hatte Löwenthal an unterschiedlichen Gemeinschaftarbeiten zur Untersuchung des Antisemitismus in den vierziger Jahren teilgenommen. Allgemein bekannt wurden sie als "Studies in Prejudice". Diese Arbeiten erwiesen sich als zukunftsträchtig, weil sie unmittelbar nach dem industriell organisierten Massenmord an den europäischen Juden schon die sozialpsychologischen Verarbeitungsformen dieser zivilisatorischen Katastrophe untersuchten. Die Struktur des Nach-Auschwitz-Antisemitismus ließ sich an den amerikanischen rechtsradikalen Agitatoren ablesen, die mit der Ablehnung der Nationalsozialisten zugleich ihre Sympathie für den Antisemitismus artikulierten. In einer Zusatzstudie wurde 1944/45 Antisemitismus among American Labor untersucht, die erst 1982 im dritten Band von Löwenthals Schriften erschien. Vieles, was heute über Fremdenhaß und Antisemitismus geschrieben wird, ließe sich präziser fassen, wenn man sich diese vierzig Jahre alten "Vorurteilsbilder" vergegenwärtigt. Sie zeugen von der relativen Zeitlosigkeit von Vorurteilsstrukturen, die sich mit den Mitteln "umgekehrter Psychoanalyse" (Leo Löwenthal) mobilisieren lassen. Schönhuber und die Rostocker Randalierer wissen das nicht, aber sie tun es.
1945 schrieb Löwenthal einen kleinen Essay über "Individuum und Terror", der sich mit den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten, den Straflagern des Archipels Gulag und den Flüchtlingslagern der Displaced Persons beschäftigt. Gerade weil Löwenthal seine Gedanken völlig in die Erfahrung gegenwärtigen Leidens versenkt, formuliert er Überlegungen, in denen die Lager als eine weltgesellschaftliche Universalie verstanden werden können.
Die von Adorno formulierte intellektuelle Maxime, sich weder von der Macht noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen, hat Leo Löwenthal zeitlebens praktiziert. Man kannte ihn als rückhaltlosen Kritiker des Staatssozialismus ebenso wie seine Stimme im öffentlichen Protest gegen das US-amerikanische Vietnamengagement. Konformismus in jeder Form war ihm zuwider: "Mitmachen wollte ich nie . . ." heißt treffend ein autobiographischer Gesprächsband von 1980. Sehr bewegt begrüßte er den Zusammenbruch der kommunistischen Parteiherrschaft, aber er blieb kritischer Intellektueller genug, um die Freisetzung von xenophoben, antisemitischen und chauvinistischen Momenten in dieser Dialektik eines Untergangs zu sehen. Russell Jacoby hat kürzlich das Aussterben der "Last Intellectuals" beobachtet, die karriereunabhängig strikt ihrem eigenen Interesse der vorurteilsfreien Erforschung der gesellschaftlichen Welt folgen. Leo Löwenthal war einer von ihnen.
DETLEV CLAUSSEN
Ich möchte danken für den großartigen Essay Thomas Assheuers über Heiner Müller (FR vom 16. 1. 1993 "Zwischen Ich und Ich ist der Zwischenraum riesig"). Seine Gedankenführung ist von einer Triftigkeit, gegen die mir kein vernünftiger Einwand denkbar scheint. Der rhetorische Glanz ist Widerschein des Gehalts und korreliert einem unbeirrten Gespür für den Nerv der Sache. Was zählt, ist das Werk, das an sich selber gemessen werden will.
Mit dem Wunsch, der Anlaß, das Gerücht über Müller, möge schnellstens vergessen werden, streitet sich der, daß dieses Stück Literatur, das mehr ist als Journalismus, der, der Wortbedeutung nach, für den Tag bestimmt ist, nicht vergessen werde, sondern über den Tag hinaus bekannt bleibe und gelesen werden. Denn über den hoffentlich schon veralteten Anlaß hinaus kann das vom Willen zum Richtigen getriebene Wort nicht veralten, um so weniger, je mehr es gerade auf den Tag bezogen ist.
Das Gewicht liegt ja nicht im ephemeren Stoff, sondern in der theoretischen Perspektive. Damit also Assheuers Arbeit nicht etwas bloß Vorbeirauschendes gewesen sei, möchte ich den dringenden Wunsch äußern, sie noch einmal, vielleicht in Einheit mit anderen Texten des Verfassers, an einem dauerhafteren Platz, als eine Zeitung es ist, gedruckt zu sehen.
Dr. Manfred Hornschuh, Kerpen bei Köln
BUTZBACH. Zwei Leichtverletzte und 40 000 Mark Schaden sind die Bilanz eines Verkehrsunfalls am Freitag um 21.20 Uhr auf der Bundesstraße 3 zwischen Butzbach und Gießen. Nach Polizeiangaben war ein Auto auf regennasser Fahrbahn auf die Gegenfahrbahn geraten, wo es mit einem Kleintransporter zusammenstieß. hm
Es gibt sicherlich Wichtigeres, als sich Gedanken über scheinbar harmlose Bilder zu machen; der Inhalt des Textes belegt das. Trotzdem sollte eine Zeitung, will sie Fotos textnah verwenden, sich mehr Gedanken über deren Aussagen machen. Das Bild zu Ihrem Artikel (FR vom 19. 1. 93 "Unternehmen und Selbständige sind die Sieger im Verteilungskampf") zeigt einen scheinbar gut situierten Jung-Manager, Bank-Yuppie oder dergleichen schlafend in der Ersten DB- Klasse. Schwarz behandschuhte Hände greifen Schecks aus der Brieftasche unterhalb der Weste hervor.
Ein Diebstahl? Leicht assoziiert das Bild: Hier wird zu Unrecht Geld entnommen! Und der Betroffene merkt es zunächst nicht; sein Ärger mag später um so größer sein. Doch das steht in doppeltem Widerspruch zum Text: die Besserverdienenden seien stärker zu belasten; und dies solle offen geschehen, auf der Basis eines Verzichtkonsenses auch denen, die sich bestohlen fühlen, bewußt gemacht werden.
Das Bild paßt eher in eine Börsenzeitung zu einem gegenteilig orientierten Text. Wie aber stellt man Gerechtigkeit und Umverteilung mit Fotos dar?
Habbo Knoch, Bielefeld
Üblicherweise hält man sich an Diäten, wenn man abspecken will. Bei Abgeordneten ist das absolut anders. Nehmen die Diäten zu, so kann von Abspecken nicht mehr die Rede sein . . . Sicher, das sind nur zirka 450 Mark monatlich mehr (FR vom 16. 1. 1993 "Bundestag beschließt Erhöhung der Diäten auf 10 366 Mark"). Für Sozialhilfebedürftige bedeutet ein solcher Mehrbetrag monatlich aber eine Erhöhung um mehr als 50 Prozent oder sogar mehr als 60 Prozent. Und mir scheint, die hätten es oft sehr nötig. Aber doch nicht Abgeordnete. Zumal deren monatlichen Bezügen auch noch die Kosten für deren Alterssicherung zuzurechnen sind. Und die werden dadurch ja auch wieder erhöht.
Eine Spirale ohne Ende. Die vom Bundeskanzler gestellte Frage nach den "sozialen Wildwuchs" Mißbrauchenden wird so von ihm und seinen Co-Politikern mit ihrer eigenen Stimmabgabe selbst beantwortet.Waltraud Herde, Clausthal-Zellerfeld
Szenen einer zärtlichen Zuwendung Ein sehr besonderer Theaterabend in Basel
Obwohl es sich in der heutigen Zeit als Deutscher nicht schickt, den Staat Israel zu kritisieren, kann der Leserbrief von M. C. Brook, Tel Aviv, nicht unwidersprochen bleiben (FR/FRA vom 8. 1. 1993 "Nicht eine Stimme für das Verteidigungsrecht Israels").
Außer einer Minderheit von Ewiggestrigen, Neonazis u. ä. dürfte wohl kaum jemand in Deutschland das Selbstverteidigungsrecht Israels ernsthaft in Zweifel ziehen. Dieses bedarf daher auch keiner besonderen Stimme in den Medien oder wo auch immer, da die Bundesrepublik Israel in seinem Kampf und Freiheit und Unabhängigkeit - nicht zuletzt durch Waffenlieferungen - unterstützt hat.
Wenn aber im gleichen Atemzug behauptet wird, daß Israel weder Okkupationsmacht ist sowie keine Araber unterdrückt, sondern immer den humanen Weg sucht, um seine Bürger vor dem Feind zu schützen, so kann dies, angesichts der fast täglichen Meldungen von erschossenen Kindern und Jugendlichen, die mit Steinen schwerbewaffnete Soldaten beworfen haben, nur als blanker Zynismus bezeichnet werden.
Die Bilder, die im Fernsehen um die Welt gingen, als israelische Soldaten Palästinensern die Arme brachen, sind mir heute noch in Erinnerung.
Rolf Zettel, Neuberg
Was zu einer guten Tat führt, beruht auf guten Motiven, sagt die Ethik. Es war also ein heilsamer Schreck, der den Politikern in die Glieder gefahren ist, als das NRW-Landesversorgungsamt die Entschädigung für die beiden libanesischen Mädchen ablehnte, die bei einem Brandanschlag deutscher Rechtsextremisten lebensgefährlich verletzt worden waren. Um der zu erwartenden Empörung im In- und Ausland vorzubeugen, entschlossen sie sich zu raschem Handeln: Ausländer, die Opfer von Deutschen werden, sollen grundsätzlich in das Opferentschädigungsgesetz einbezogen werden, ob nun ein spezielles Abkommen mit dem Herkunftsstaat besteht oder nicht. Eine Behörde wie das Landesversorgungsamt entscheidet schließlich nach Maßgabe des Rechtsstaates, nicht nach denen der Gerechtigkeit. Ein feiner, aber häufig schmerzlicher Unterschied!
Das Engagement der Politiker ist ohne Abstriche als überfällig zu begrüßen. Gleichzeitig aber erhebt sich die Notwendigkeit, alle Opfer von Gewalttaten, auch solche von kriminellen Tätern und auch Deutsche, darüber hinaus auch Opfer von unverschuldeten Unfällen, in eine großzügigere, gerechtere Lösung mit einzubeziehen. Frauen beispielsweise, die vergewaltigt wurden, oder Passanten, die Auto- Rowdies über den Haufen fuhren, können ein Lied davon singen, wie Behörden oder Haftpflichtversicherungen mit Entschädigungen knausern. Sie werden häufig in jahrelangen Prozessen zermürbt, abgesehen davon, daß die üblichen Entschädigungen der Schwere des Schadens nicht im geringsten entsprechen. aga
Der ungewöhnliche Vorgang, daß ein unmittelbar Betroffener, ein Hirnverletzter nach überstandener Rehabilitation sich äußert, in die Offensive geht und das Abstellgleis verläßt, auf das ihn ein schlimmes Ereignis geschoben hat, ist sicherlich für die meisten Zeitgenossen nur schwer zu verstehen. Mediziner, Therapeuten und auch Betroffene wissen allerdings, daß zur Bewältigung der Folgen einer derartigen schwerwiegenden Verletzung Aktivitäten des Geschädigten gehören und daß es ungemein wichtig ist, geistig rege zu sein. Wie dies jedoch im einzelnen geschehen soll und welche psychischen Voraussetzungen dazu dringend notwendig sind, dafür gibt es bestenfalls Theorien, jedoch keine Erfahrungswerte.
Der katastrophale psychische Zustand nach einer schweren Hirnverletzung ist wohl die schwerwiegendste und kaum zu regulierende Folgewirkung. Darunter hat jeder Hirnverletzte jahrelang zu leiden. Nur mit großer Anstrengung, mit Hilfe von engagierten Neurologen und Therapeuten in den Rehabilitationskliniken und letztlich eigener Aktivität ist es möglich, der psychischen Kümmernisse, der plötzlich auftretenden Stimmungsschwankungen und der Depressionen Herr zu werden.
In der Regel sind die neurologischen Kliniken heute in der Lage, motorische und mitunter auch geistige Schäden abzumildern, manchmal auch völlig zu "reparieren" - in ganz seltenen Fällen gelingt auch eine dauerhafte Wiederherstellung des Inneren, der Psyche. Dies hängt allerdings von der geschädigten Hirnregion ab und auch von der individuellen Mentalität bzw. Willenskraft des Patienten, selbstverständlich auch vom Engagement der ihn betreuenden Fachleute. Das Patientenpotential, die Schwere der Hirnverletzungen ist in den verschiedenen Rehabilitationskliniken in etwa gleich. Letztlich ist der Patient der Empfänger der medizinischen und therapeutischen Zuwendungen oder Maßnahmen. Verantwortliche Neurologen und Therapeuten senden gute und mitmenschliche Signale aus, die von den hirnverletzten Patienten empfangen werden. Unter anderem soll es dadurch zu einer Motivation kommen, damit der Geschädigte auch durch eigene Aktivitäten sein Schicksal angeht. Der Wille zum "Senden" ist jedoch nicht ausreichend; die stagnierende Erwartungshaltung des "Empfängers" muß unbedingt einer aktiven inneren "Empfangsbestätigung" weichen. Nur dann können Therapien oder psychologische Hilfestellungen auf fruchtbaren Boden fallen.
Geistige, seelische oder emotionale Bezugspunkte oder -personen erleichtern die psychische Rehabilitation ganz enorm, vor allem dann, wenn diese bereits vor dem "Zwischenfall" vorhanden waren. So ist beispielsweise ein Hobby, das von dem zuwendungsbereiten Lebenspartner dem Hirnverletzten nahegebracht wird, sehr hilfreich. Gesellschaftspolitische Interessen, religiöse Anbindung, politische Freunde, sehr gute Nachbarn sind ebenfalls sehr wichtig. Gegebenenfalls kann auch der Psychologe im Klinikum dem Behinderten "die Hand reichen", damit er in einer Art Selbstsuggestion den seelischen Morast los wird.
Die körperlichen Behinderungen, mit denen Hirnverletzte zusätzlich behaftet sind und die sie außerdem noch beein- Der Verfasser des nachstehenden Artikels erlitt im November 1980 einen lebensgefährlichen Wegeunfall mit erheblichen Schädigungen des Gehirns und der Motorik. Er schildert im nachfolgenden Artikel die seelischen Schwierigkeiten eines solchen Patienten und wie es mit Hilfe der Neurologen, Therapeuten, des sozialen Umfeldes und einer Art Selbsthilfe gelingen kann, daß der Hirngeschädigte seinen Platz in der Gesellschaft und auch im Berufsleben wieder einnimmt.
trächtigen, haben ebenfalls ihren Ursprung im geschädigten Gehirn; dort sind oft wichtige Steuerungszentren ausgefallen. Dies kann bei schwerwiegenden motorischen Störungen beispielsweise beim Gehen beginnen und bis zum Verlust der Sprache als wichtigstem Kommunikationsmittel führen. In der Krankengymnastik oder in der Logopädie werden hier auch die psychischen Weichen gestellt. Die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit oder das Erleben, sich seinem Gegenüber wieder mitteilen zu können, hat sofort einen seelischen "Reinigungsprozeß" zur Folge. Im Anschluß daran verspürt der Hirngeschädigte die Motivation, intensiv an seiner Rehabilitation mitzuarbeiten. Jeder Behinderte braucht seine individuellen Hilfestellungen und Zuwendungen. Die Psyche der Hirnverletzten kann man keiner Regel oder Norm unterwerfen. Dennoch gibt es gewisse Möglichkeiten, wie die "Reparatur" der Psyche angegangen werden kann, zumal die seelischen Schwierigkeiten der Hirngeschädigten im Prinzip ähnlich geartet sind.
Unabhängig vom Grad der Verletzung und ob die Motorik schwerwiegend gestört ist oder nicht, flüchten alle Behinderten zunächst in ein Gefühl der Wehleidigkeit, des verzweifelten Suchens nach Resten des Selbstwertgefühls. Das deprimierende Erfahren von Ausfällen im Hirnbereich, in körperlichen Bewegungsabläufen oder gar schwerwiegenden Störungen in der Wesensart, im Gefühlsleben, in der Psyche wird zur unüberwindbaren Barriere im Kampf der Erneuerung, der Wiederherstellung. Die Folgen: Minderwertigkeitsgefühle, mangelndes Selbstvertrauen und die geistig- seelisch-emotionale Abhängigkeit von der Umwelt. Völlig falsch wäre es, lediglich die Symptome zu sehen; der Hirnverletzte muß, sofern er das kann, sich zunächst an positiven Dingen aufbauen, Freude speichern, um negative Dinge verdrängen zu können.
In einem weiteren Verarbeitungsmechanismus beginnt der Betroffene mit der Ursachenforschung, wobei es zunächst nicht entscheidend ist, ob es sich um körpereigene Behinderungen oder externe Tatbestände handelt. Gerade dieses Suchen nach Schuld oder Sühne, das völlig irrationale Beschäftigen mit Sachverhalten, die man in keiner Weise positiv verändern kann - das Unglück, der Schicksalsschlag wird nicht beeinflußt, das "Rad der schlimmen Ereignisse wird nicht zurückgedreht" - ist zusammen mit dem Selbstmitleid eine besonders schwierige Phase. Der Rest des noch verbleibenden "Ich" dreht sich nur noch um diese beiden Kriterien des Seelenlebens. Mit dieser gefühlsmäßigen oder psychischen Blockade kann es zunächst nicht zu einem gezielten und konstruktiven Neuanfang, zu einem Erkennen der noch verbliebenen Möglichkeiten kommen. Es ist dringend vonnöten, den Hirnverletzten von dieser außerordentlich gefährlichen "Einbahnstraße" abzubringen, an der unter Umständen die gesamte Rehabilitation scheitern könnte.
Religiöse Menschen glauben des öfteren, sie als Christen müßten zwangsläufig von Schicksalsschlägen, von Niederlagen verschont bleiben. Ist die Vernunft, der Verstand durch einen solchen "Einschnitt" schwerwiegend gestört, versucht man in seiner Hilflosigkeit, Gott für seine persönliche Katastrophe verantwortlich zu machen. Die Möglichkeit, seine persönliche Situation, die ureigene Katastrophe als etwas Unabänderliches, als eine zwingende Herausforderung zu sehen, die Signale und Therapien positiv zu beurteilen und sich dem Erfolgszwang unterzuordnen, statt sich dagegen aufzulehnen - was zu nichts führt -, diese innere Auseinandersetzung muß geführt und positiv beendet werden.
Während der Rehabilitationsdauer wird der Hirnverletzte die Fortschritte verspüren. Erfolgserlebnisse werden ihn stimulieren, in seinen persönlichen Anstrengungen nicht nachzulassen. Möglicherweise - dies hängt vom Grad der Verletzung und auch von der Charakterstruktur des Patienten ab - wird er seine Behinderung endlich akzeptieren und seine nun vorhandene Sensibilität für das Leid anderer erkennen. Er wird zunehmend lernen, mit seinen eingeschränkten Möglichkeiten umzugehen.
Zu allen Zeiten, besonders in der nachrehabilitativen Periode, ist es von entscheidender Wichtigkeit, die Zuwendungen und Hilfestellungen des Umfeldes anzunehmen und in offener, auch selbstkritischer, jedoch im Prinzip positiver Weise an der geistigen und psychischen Wiederherstellung mitzuarbeiten. Sehr wesentlich und stimulierend für das eigene Selbstwertgefühl wirken sich eigene Aktivität, die eigene Kreativität aus. Die harmonische familiäre Geborgenheit, in der sich der Hirnverletzte wohl fühlt, nicht unter Druck gesetzt und systematisch auf die "feindliche" Welt außerhalb der sicheren vier Wände vorbereitet wird - mit zarter, sehr einfühlsamer Kritik -, ist dabei äußerst wichtig.
Als wesentlicher Katalysator für die restlose Wiederherstellung ist die Arbeitswelt unentbehrlich. In einem sehr subtilen Wiedereingliederungsprozeß müssen die Wege geebnet werden - immer unter dem Gesichtspunkt, daß der Hirngeschädigte nicht nur Schwierigkeiten mit der Materie des Berufslebens, sondern mit sich selber hat. Der Arbeitgeber und die Kollegen des Behinderten müssen hier Hand in Hand arbeiten. Zu keiner Zeit der Wiedereingliederung sollte der Hirngeschädigte das Gefühl haben, daß sein Arbeitsplatz zur Disposition steht. Gerade während der ersten Phase der Reintegration ist das besonders wichtig. Die Rückkehr zur Normalität ist eine sehr komplizierte und keineswegs sichere Angelegenheit. Je nach Psyche und Willenskraft, je nach Zuwendungsbereitschaft und Hilfestellung der mittelbar und unmittelbar Beteiligten wird das Vorhaben gelingen, den therapiefähigen Hirnverletzten zu rehabilitieren und ihn der Gesellschaft wieder zurückzugeben.
WILFRIED HAUSMANN
BORNHEIM. Für mehr Sicherheit für Fußgänger an der Kreuzung von Berger Straße und Saalburgstraße hat sich der Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend) in seiner jüngsten Sitzung eingesetzt. Der durch eine Ampel geregelte Überweg hat sich als gefährliches Pflaster für Fußgänger erwiesen.
Der Durchgang zwischen dem Ausgang der U 4-Station und der Bäckerei an der betreffenden Ecke wird als Autoausfahrt benutzt, und die Fahrzeuge fädeln sich meistens dann in die Saalburgstraße ein, wenn die Ampel für den Verkehr auf der Saalburgstraße "Rot", für die Fußgänger aber "Grün" zeigt. "Hier kommt es immer wieder zu gefährlichen und aggressiven Situationen", hat Christoph Becker- Schaum (Grüne) beobachtet.
In einem Antrag fordern die Ortsbeiräte deshalb das verantwortliche Amt auf, eine bessere Regelung einzuführen. Die FDP-Fraktion stimmte dagegen. rea
BILLARD BUNDESLIGA, 4. Spieltag: BC Elversberg - BSV Velbert 6:6, BF Horster-Eck Essen - DBC Bochum 8:4, BG Bottrop - BSV Langenfeld 10:2.
"War was?" fragte Radio Moskau, nachdem das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im weißrussischen Minsk beendet worden war. Zum achten Mal hatten die zehn GUS-Präsidenten konferiert und das Auf-der-Stelle- Treten des eurasischen Staatenbundes bei der Abschlußpressekonferenz mit bewährtem Optimismus als gelungenen Schritt nach vorn ausgegeben. Minsk könne zum "Anfang einer tieferen Zusammenarbeit" werden, befand etwa Rußlands Präsident Boris Jelzin am Wochenende. Und selbst der heftigste GUS- Von Dietmar Ostermann (Minsk) Kritiker in der Runde, der Chef-Ukrainer Leonid Krawtschuk, gab sich zuversichtlich und erklärte neugierigen Reportern bei der Ankunft auf dem Flughafen im heimatlichen Kiew, endlich hätten die Kollegen Präsidenten verstanden, daß den ökonomischen Fragen eine höhere Priorität eingeräumt werden müsse. Die herzlichsten Worte aber fand der Gastgeber. Weißrußlands Parlamentschef Stanislaw Schuschkewitsch sprach von einem "einzigartigen Gipfel". Das Treffen sei "extrem produktiv" gewesen, lobte der Weißrusse.
Dem Mann sind die Maßstäbe abhanden gekommen. Im nachsowjetischen Alltag spielt das im Dezember 1991 begründete Staatenbündnis kaum eine Rolle. Hoffnungen verbinden sich mit der Gemeinschaft schon lange nicht mehr: Fast die Hälfte der Russen halten einer Umfrage zufolge die Gründung der GUS inzwischen für einen Fehler. In den anderen Mitgliedsländern liegt die Zustimmung der Bevölkerung zu dem lockeren Bund, von dem niemand weiß, was er eigentlich darstellt, eher noch niedriger. Zudem bilden sich innerhalb der GUS zusehends unterschiedliche Interessengruppen heraus, wie etwa die Anfang des Jahres von Usbekistan, Turkmenien, Kirgisien, Kasachstan und Tadschikistan proklamierte zentralasiatische Union. So war der Termin für die Minsker Elefantenrunde immer wieder verschoben worden - mal wegen schlechter Vorbereitung, mal, weil sich Russenpräsident Jelzin wegen innenpolitischer Schwierigkeiten erkältet hatte. Schließlich haben sich die zunehmend von wirtschaftlichen Sorgen geplagten Staatslenker dann aber doch noch in die westlichste GUS-Hauptstadt aufgemacht. Das allein schon gilt dem weißrussischen Parlamentspräsidenten als "Erfolg".
Die konstatierte "Versachlichung" der Verhandlungen fand tatsächlich statt: Hatten die zehn GUS-Präsidenten im Oktober vergangenen Jahres ihrem vorletzten Gipfel noch eine "neue Qualität" gegeben, indem sie zur Gesprächsrunde im kirgisischen Bischkek erstmals in Begleitung ihrer Ehefrauen erschienen waren, so sollte es diesmal ein GUS-Statut sein, mit dessen Unterzeichnung Rußland ein Gedeihen des sowjetischen Erbbundes demonstrieren wollte. Der zum Hauptgesprächspunkt erkorene Statutentwurf zielte unter anderem auf eine engere Abstimmung bei der Verteidigungs- und Außenpolitik sowie die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes ab.
Doch der vorgelegte Entwurf überstieg die Konsensfähigkeit der Gemeinschaft. Gegen ein solches Paket sträubte sich erwartungsgemäß die Ukraine: wirtschaftliche Zusammenarbeit ja, so der Standpunkt der Kiewer Delegation, aber in politischen Fragen wolle man sich der Gemeinschaft "nicht unterwerfen". Das zunehmend mit sich selbst beschäftigte Turkmenien verweigerte aus nicht näher erläuterten Gründen ebenfalls die Unterschrift unter das GUS-Statut. Moldova verzichtete mit dem Hinweis, das Parlament in Kischinew habe ja noch nicht einmal den Beitritt zur GUS ratifiziert: "Da macht es wohl wenig Sinn, ein Statut zu unterzeichnen."
Die moldawische Erklärung zeigt das Dilemma der Gemeinschaft auf: Drei Hürden muß eine jede GUS-Vereinbarung nehmen, um wirksam zu werden. Schon Hürde Nummer eins, eine Übereinkunft aller zehn Staatschefs, gilt heute als schwer überwindbar. Während auf den vorangegangenen Präsidenten-Treffen immerhin rund 250 Anträge dieses Hindernis nehmen konnten, ist das in Minsk von nur sieben Staaten abgesegnete GUS-Statut bereits gescheitert. Gut zwei Dutzend andere Vereinbarungen hingegen wurden einstimmig abgesegnet. Der Grund: Sie waren, wie ein russisches Delegationsmitglied meinte, "nicht ganz eindeutig" formuliert.
Diese Beschlüsse stehen nun vor der zweiten Hürde: der Ratifizierung durch die Parlamente. Hierbei ist etwa die GUS-Mitgliedschaft Aserbaidschans gescheitert, das als elfte ehemalige Sowjetrepublik im Dezember 1991 einem Beitritt zur neuen Staatengemeinschaft zugestimmt hatte, diesen aber nach einem Regierungswechsel in Baku nie vom Parlament bestätigen ließ und nun in Minsk lediglich durch eine Beobachterdelegation vertreten war. "Ich denke", hat auch Boris Jelzin beobachtet, "die Parlamente brauchen Zeit, die Entscheidungen ihrer Präsidenten nachzuvollziehen." Die dritte Hürde für einen jeden GUS-Beschluß wäre die Umsetzung in die Praxis. Hier aber ist noch nahezu jede Übereinkunft gescheitert: Ihm sei, sagte kürzlich der ukrainische Regierungschef Leonid Kutschma, kein GUS-Beschluß bekannt, "der praktisch funktioniert".
So ist die Zehnergemeinschaft nach wie vor eher mit der Aufteilung des einstigen Sowjeteigentums als mit dem Aufbau einer neuen Zusammenarbeit beschäftigt. In Minsk wurde das erneut beim russisch-ukrainischen Erbstreit um die militärischen Hinterlassenschaften der aufgelösten Supermacht deutlich. Nun konnte zumindest geklärt werden, was künftig unter den strategischen Streitkräften der GUS zu verstehen ist, die sich einer früheren Vereinbarung zufolge bereits seit längerem unter einem gemeinsamen Oberkommando befinden sollen. Bedeutendere Fragen wiederum, wie etwa die Zuständigkeit für die ukrainischen Atomwaffen oder die zwischen Moskau und Kiew noch nicht endgültig ausgehandelte Aufteilung der von der Sowjetunion übernommenen Auslandsschulden, blieben weiterhin offen. Bei deren Klärung setzen jedoch sowohl Rußland als auch die Ukraine verstärkt auf bilaterale Gespräche.
"Wenn das letzte Erbstück verteilt ist", schrieb ein russischer Kommentator vor dem Gipfeltreffen in Minsk, "hört die Illusion von der Gemeinschaft der unabhängigen Staaten auf zu existieren." Alles übrige könne "wie überall auf der Welt von den jeweils betroffenen Staaten" besprochen werden, "ohne Beisitzer". Andere, so der letzte Sowjetpräsident Michail Gorbatschow, sehen die Gemeinschaft an der "Schwelle zu einer neuen Integration". Davon war in Minsk wenig zu spüren. Gastgeber Schuschkewitsch stellte jedoch bereits für Ende April das nächste Treffen in Aussicht: im armenischen Eriwan, wo nach fünfjährigem Krieg mit dem GUS-Beobachter Aserbaidschan die Nahrungsvorräte ausgehen und es im kaukasischen Winter nur noch stundenweise Strom gibt.
WILDBAD KREUTH, 24. Januar (fa/ dpa). Im Streit um die Beteiligung deutscher Soldaten an möglichen Militäraktionen in Ex-Jugoslawien hat CSU-Vize Edmund Stoiber Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) aufgefordert, notfalls die Bonner Koalition platzen zu lassen. Wenn "die FDP und ihr Herr Kinkel" dafür sorgen würden, daß bei einem internationalen Mandat deutsche Besatzungen aus Aufklärungsflugzeugen über Bosnien herausgeholt würden, müsse Kohl dies mit seiner Richtlinenkompetenz verhindern; "auch um den Preis, daß diese Koalition auseinanderbricht", sagte Stoiber auf einer CSU-Veranstaltung am Sonntag in Wildbad Kreuth. Niemand fordere, Truppen nach Bosnien zu schicken, aber Maßnahmen zur Überwachung des Flugverbotes könnten sich die Deutschen nicht verschließen, sagte Stoiber. Ein militärisches Eingreifen sei auch eine "moralische Frage". Wer die Greuel in Bosnien zulasse, "braucht sich nicht zu wundern, wenn auch bei uns das Wertebewußtsein ins Rutschen kommt", sagte er.
Die Bundesregierung will das Bundesverfassungsgericht anrufen, wenn mit der SPD keine Einigung über eine Grundgesetzänderung möglich ist. Das betonten übereinstimmend Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) und CDU/ CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble. Der Mitteldeutschen Zeitung in Halle sagte Kinkel, zwar gebe es rechtlich "unterschiedliche Rechtsauffassungen zwischen FDP und Union". Aber "politisch wollen wir dasselbe".
CSU/CSU-Fraktionschef Schäuble sagte im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die Koalition wolle die Verfassungslage klarstellen und sie in zwei Punkten einschränken: Daß die Bundesrepublik nicht allein, sondern immer nur mit anderen Verbündeten im Rahmen von UN-Einsätzen tätig sein wolle; und daß vor solchen Einsätzen der Bundestag zu entscheiden habe, in einem Fall sogar mit Zweidrittel- mehrheit. Wenn sich die SPD weiter verweigere, werde eine Verfassungsklarstellung über das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erforderlich.
FULDA. Das bisher eher amüsant erscheinende "Plakat-Verwirrspiel" um 60 Plakatständer der Fuldaer SPD weitete sich am Wochenende zu einem Streit mit juristischen und parlamentarischen Folgen aus: das Verwaltungsgericht Kassel wurde im Eilverfahren bemüht, die nächste Stadtverordnetensitzung soll wegen "rechtswidrigen Handelns des Oberbürgermeisters" ein Disziplinarverfahren gegen eben diesen einleiten; für heute nacht wird eine "dubiose Plakat-Übergabe" erwartet.
Am Freitag hatte das Rechts- und Ordnungsamt der CDU-geführten Stadt Fulda die SPD bis zum Samstag morgen um 7 Uhr per Bescheid zur Entfernung ihrer 60 Plakatständer mit den Hinweisen auf eine SPD-Veranstaltung ("Neujahrsmarkt der Möglichkeiten") am Freitagabend aufgefordert und auch gleich den Sofortvollzug dafür angeordnet - damit "die Gleichbehandlung aller anderen Parteien in Fulda nicht verletzt" werde.
Von heute an ist das Plakatieren in Fulda anläßlich des Kommunalwahlkampfs ohnehin erlaubt. Der CDU und einigen städtischen Beamten hat es "anscheinend mißfallen, daß wir mit unseren Plakaten die besten Plätze belegt hatten", erklärt sich SPD-Stadtverbandsvorsitzender Rainer M. Türmer die Anordnung. Bisher hatten die Parteien üblicherweise eine Woche "Zeit zum Abräumen".
Türmer schmunzelte und ärgerte sich gleichzeitig ("wieso betätigt sich die Stadtverwaltung als Platzhalter für die CDU") und war beim Verwaltungsgericht Kassel am Freitag abend im Eilverfahren erfolgreich: das Gericht hob den Sofortvollzug des städtischen Bescheides auf - nun durften die Plakate stehenbleiben. Doch die "Plakat-Irritationen" gingen weiter: Am Samstag stellten Sozialdemokraten fest, daß einige Ständer verschwunden waren. "Da steckt System dahinter - wer Brennholz wollte, hätte ja alle abgeräumt und nicht nur ausgedünnt", mutmaßte Türmer.
Des Rätsels Lösung war eine Anordnung des Oberbürgermeisters Wolfgang Hamberger (CDU), der mit 30 Ständern exakt die Hälfte der Werbemittel wegräumen ließ. Nach einem Telefonat mit dem Stadtoberhaupt war der SPD-Chef erbost: "Hamberger behauptet, nichts von der Anrufung des Gerichts zu wissen, obwohl sein Rechtsamt doch benachrichtigt worden war." Da der Oberbürgermeister "objektiv rechtswidrig" gehandelt habe, wird die SPD nun ein Disziplinarverfahren gegen Hamberger beantragen.
"Es geht uns nicht mehr einfach nur um die paar Plakate, sondern um die Frage, ob eine Stadtverwaltung als verlängerter Arm einer Partei dienen darf und ob sich ein Oberbürgermeister zum Handlanger seiner Partei machen darf", erklärt Türmer. Oberbürgermeister Hamberger war am Sonntagnachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der Plakat-Streit hat auch noch eine kabarettistische Note: der OB hat der SPD die Rückgabe der im städtischen Bauhof lagernden Plakatständer angeboten - am Montag um Mitternacht vor der SPD-Geschäftsstelle. "Wir wollen die Wiederherstellung des rechtlichen Zustandes, also die Ständer wieder dahin, wo sie standen", fordert SPD-Türmer. "Das dürfte nicht schwerfallen, hat mir Hamberger doch selbst erklärt, er hätte zum selektierten Einsammeln der Plakate extra einen qualifizierten Mitarbeiter mitgeschickt." gw
Dort weitermachen, wo die Mannschaft zum Ende des vergangenen Jahres aufgehört hat: Diesen Wunsch äußerte der Präsident von Eintracht Frankfurt, Matthias Ohms, beim schon traditionellen Neujahrsempfang des Bundesligisten in den Räumen im Waldstadion. Und dieses Ziel sei auch realistisch, sofern alle - Spieler, Verantwortliche, Gönner und Freunde - an einem Strang zögen. Dann sei das möglich, was die Mannschaft in der vorangegangenen Saison erst im letzten Spiel verloren hat - die Meisterschaft, sagte Präsident Ohms.
Erneut waren gut 300 Gäste der Einladung der Eintracht gefolgt, darunter an der Spitze Bundesfamilienministerin Hannelore Röntsch (CDU), Bundestagsabgeordneter Wolfgang Mischnick (FDP), Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD), OB-Kandidatin Petra Roth (CDU), der Vorsitzende des Hessischen Fußball-Verbandes, Hans-Hermann Eckert, DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach sowie die Meistermannschaft von 1959.
Bei Häppchen und Sekt ließ es sich darüber hinaus trefflich und zwanglos fachsimpeln. Gesprächsstoff - Stepanovic-Nachfolge, Meister-Chancen, Neuzugänge - gab es ja reichlich. FR
FRANKFURT-OST. In der vorletzten Sitzung des Ortsbeirates, nur sechs Wochen vor der Kommunalwahl, ist die rot-grüne Koalition im Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) geplatzt (die FR berichtete). Wunderten sich auch viele über den Zeitpunkt, so kam doch das Zerwürfnis selbst nicht überraschend. Mit dem Auszug der SPD, die die Sitzung geschlossen verlassen hatte, wurde nach außen deutlich, was sich hinter den Kulissen schon seit längerem abzeichnete: Es kracht in der rot-grünen "Ehe". Das 1985 vereinbarte Bündnis von SPD und Grünen - die erste rot- grüne Koalition in Frankfurt überhaupt - hat sich abgenutzt, mangelnde Verständigung führte zu immer mehr Mißverständnissen und Unstimmigkeiten auf beiden Seiten. Im Sommer vergangenen Jahres war es schon einmal zum offenen Streit der Fraktionen gekommen. Bei einer Diskussion zur Sanierung der Großmarkthalle ist die Koalition nun erneut auseinandergebrochen.
Der Streit um die Sache stellt sich so dar: Die Grünen wollten ein Modernisierungskonzept für den Großmarkt an der Sonnemannstraße fordern. Man wolle ein Signal setzen, begründete Hermann Steib (Grüne) die Initiative, "daß wir nicht für eine Verlagerung, sondern für eine Verbesserung am jetzigen Standort sind". Eine Position, von der die SPD inzwischen abgerückt ist. Nach Meinung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus-Dieter Jeske, früher einer der glühendsten Verfechter für die Beibehaltung des Standortes, steht die Halle am falschen Platz. "Der citynahe Großmarkt ist out", sagte er.
Im übrigen, hielt er den Grünen entgegen, seien bereits Gutachten über die Zukunft des Großmarktes in Auftrag gegeben worden: "Es ist unsinnig, zwischendurch weitere Analysen zu fordern." Als die Grünen dennoch auf ihrem Antrag beharrten - alle bisherigen Gutachten beruhten auf der Voraussetzung, daß der Großmarkt verlagert wird, so Steib - und die CDU ihre Zustimmung signalisierte, verließ die SPD-Fraktion den Saal. Mit nur neun verbleibenden Stadtteilpolitikern war das Gremium beschlußunfähig: Die Sitzung wurde abgebrochen, der Antrag konnte nicht beschlossen werden.
Auch einen Tag später war die Wut auf beiden Seiten noch nicht verraucht. In einer Presseerklärung unterstellte Christoph Becker-Schaum (Grüne) dem Ortsvorsteher "undemokratisches Verhalten", weil sich dieser nicht seinem Amt entsprechend neutral verhalten habe. Franz Stein (SPD) wies diese Behauptung weit von sich: Noch lange bevor die SPD den Saal verlassen hat, hatte er den Vorsitz an seinen grünen Stellvertreter abgegeben.
Klaus-Dieter Jeske ("Ich bin stinksauer") warf den Grünen vor, daß sie sich nicht an Koalitionsvereinbarungen gehalten hätten. Es sei ausgemacht worden, inhaltlich komplizierte Anträge vorher abzusprechen. Statt dessen hätten die Grünen aus wahltaktischen Gründen versucht, "uns vorzuführen", war der Sozialdemokrat empört: "Jede Zusammenarbeit wird unmöglich, wenn einer den Partner plötzlich zum politischen Gegner erklärt." Hermann Steib hingegen erklärte in einem Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau, daß er das umstrittene Papier vorher angekündigt habe. "Es muß doch möglich sein, daß wir unsere eigene Meinung vertreten."
Die gegenseitigen Anschuldigungen zeigen, daß die eigentliche Ursache für den Streit viel tiefer liegt. Das Thema Großmarkthalle war nur der sprichwörtliche Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Die Probleme, die schon einmal zu Querelen zwischen den Fraktionen führten, sind nie richtig ausgeräumt worden. Die damalige Personalentscheidung - Hermann Steib gab sein Amt als stellvertretender Ortsvorsteher an seinen Parteifreund Uwe Richtmann ab - hatten den Riß zwischen SPD und Grünen nur gekittet, nicht geheilt.
Jetzt sind die alten Wunden wieder aufgerissen: Die SPD glaubt, der "kleine" Partner wolle sie "aushebeln", die Alternativen fühlen sich vom "großen" Partner "vereinnahmt". Beispielhaft für das tiefgreifende Mißverständnis in der rot-grünen Partnerschaft sind zwei Aussagen zum Thema Koalition. Steib: "Seit dem Sommer gab es ohnehin keine offizielle Koalition mehr; wir hatten nur lose Abmachungen." Jeske: "Selbstverständlich hatten wir wieder Koalitionsvereinbarungen."
Dennoch ist nach Meinung der Grünen noch nicht alles verloren: Inhaltlich stehe man nahe beieinander; nur in Fragen der Methoden sei man uneins. Wenn die Zusammenarbeit in der kommenden Wahlperiode fortgeführt werden soll, geht am Vorschlag Steibs wohl kein Weg vorbei: "Wir müssen unsere Auffassung von Koalition völlig neu definieren." rea
SCHWANHEIM. Schwere Verletzungen erlitt ein 29jähriger am Sonntag bei einer Verpuffung in der Martinskirchstraße. Ursache war vermutlich eine Zigarette, die in einem Sessel zunächst einen Schwelbrand auslöste. Dadurch bildeten sich entzündliche Gase. Die verpufften, als der 29jährige gegen 4.40 Uhr die Zimmertür öffnete.
Das Glas der Tür ging dabei zu Bruch und fügte dem Mann mehrere tiefe Schnittwunden am Bein zu. In der Wohnung entstand nach ersten Schätzungen der Polizei ein Schaden von mindestens 80 000 Mark. tos
Die Spitzenklubs der Oberliga Hessen hatten beim Hallenturnier in der Höchster Ballsporthalle das bessere Ende für sich. Spitzenreiter Kickers Offenbach, dessen schärfste Rivalen Borussia Fulda und SG Egelsbach sowie die als einzige nicht gesetzte Mannschaft ins Halbfinale vorgedrungene Rot-Weiß Walldorf standen am Sonntagabend in der Runde der letzten vier. Auf dem Weg in die Endspiele, die bei Redaktionsschluß noch nicht beendet waren, hatten sich die Favoriten bereits in der Vorrunde durch überzeugende Leistungen von der Konkurrenz abgehoben. Am spannendsten im Viertelfinale ging es zwischen den Fünfer- Teams von Offenbach und des FSV Frankfurt zu: Nach einem 1:1 nach regulärer 15minütiger Spielzeit entschieden die Kickers das Siebenmeterschießen mit 4:3 zu ihren Gunsten. Ebenfalls erst durch ein 4:2 im Siebenmeterschießen über die Überraschungs-Mannschaft Marburg, die zunächst ein 2:2 ertrotzte, kam Fulda weiter. Klarer waren dagegen das 2:0 von Egelsbach über Bad Homburg und das 3:1 von Walldorf gegen Aschaffenburg.
Sicherlich hatte die Spannung ihren Höhepunkt erreicht, als das Turnier in die Endphase ging und die letzten acht Begegnungen im K.-o-System ausgetragen wurden, doch auch die meisten der 40 Vorrundenspiele hatten guten Unterhaltungswert. Erfreulich war vor allen Dingen, daß bei allem ergebnisorientiertem Ehrgeiz nicht über Gebühr taktiert wurde. Der Offensivdrang stand im Vordergrund, obwohl es ein wesentliches Erfolgsgeheimnis war, aus einer soliden Abwehr heraus zu agieren. Es war daher kein Zufall, daß die Trefferquote für sich sprach: In der Vorrunde wurden insgesamt 183 Tore erzielt, was einer Trefferquote von 4,55 pro Partie entsprach - die Zuschauer in der Ballsporthalle konnten sich nicht beklagen.
Das änderte freilich nichts daran, daß das Turnier gewisse Längen hatte. So interessant viele Spiele waren, es dauerte einfach zu lange, bis es ab Sonntag mittag brisant wurde. Es war die logische Konsequenz davon, daß erstmals 20 Mannschaften an diesem "Oberliga-Masters" teilnahmen. Einerseits ein gutes Zeichen für den Stellenwert der Veranstaltung, um deren Attraktivität sich seit vielen Jahren von den verschiedensten Sponsoren gemüht wird, andererseits ein Grund zum Nachdenken über eine straffere Organisation.
Ein Patentrezept gibt es nicht. Im Interesse der Solidarität der hessischen Oberligisten soll kein Klub ausgeschlossen werden, und die Ergänzung des 17er- Feldes durch die drei besten Frankfurter Landesligisten ist förmlich ideal. Eine Möglichkeit wäre eine Art Qualifikationsrunde am Freitagabend gewesen, in der die Landesligisten und in der Oberliga- Tabelle schlechter placierten Vereine hätten antreten können. Ungeachtet solcher Überlegungen war die Organisation des Turniers, für die der von einer beachtlichen Helferschar anderer Vereine unterstützte Rot-Weiss-Vizepräsident Gert Trinklein federführend verantwortlich zeichnete, perfekt.
Sportlich lief es dagegen für die "Roten" nicht so gut. Zusammen mit Wehen waren die Frankfurter die großen Verlierer - analog zum enttäuschenden Abschneiden in der Punktrunde konnten die beiden gut dotierten und mit vielen prominenten Namen gespickten Mannschaften den hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Rot-Weiss-Trainer Jung konnte am Samstag kein Erfolgserlebnis registrieren: Beim 3:3 gegen Wehen, 2:4 gegen Aschaffenburg und 2:2 gegen Höchst war keinerlei Harmonie im Team zu erkennen. Äußeres Zeichen dafür, daß sich erst Rexroth nach einem Disput mit dem Trainer frühzeitig umziehen konnte, dann Oberliga-Torschützenkönig Kunz und schließlich auch Dahl freiwillig auf ihren Einsatz verzichteten. Das 3:2 gegen Fulda im letzten Spiel am Sonntag kam dann für die "Roten" zu spät. Noch konfuser präsentierten sich die Wehener, die nach dem 3:3 gegen Rot-Weiss zweimal hintereinander ein 2:6-Debakel gegen Fulda und Aschaffenburg erlebten, bevor es zum Abschied ein 1:1 gegen Höchst gab. HARALD STENGER
Von den Ereignissen im Zuge der nationalsozialistischen "Machtergreifung" ließ sich der Deutsche Beamtenbund (DBB) zu Beginn des Jahres 1933 zunächst völlig treiben. Nach den innerverbandlichen Zerreißproben der vorangegangenen Jahre, die die demokratisch orientierten und republiktreuen Kräfte innerhalb des DBB immer mehr in die Minderheitenposition rücken ließen, war die mit Abstand größte Beamtenspitzenorganisation in Deutschland nicht mehr in der Lage, aktiv als Interessenvertretung in das Geschehen einzugreifen. Die knapp eine Million Mitglieder des im Dezember 1918 gegründeten Dachverbandes, in dem sich mehr als 70 selbständige Einzelorganisationen zusammengeschlossen hatten, blieben zunächst ohne Orientierungshilfe seitens ihrer Führungsspitze. Die dramatischen Vorkommnisse, die mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 einhergingen, blieben in der Verbandszeitschrift "Der Beamtenbund" weitgehend ausgeklammert. Dabei waren in den Monaten Februar und März 1933 längst zahlreiche Beamte - nicht nur aus den oberen Positionen - den "Säuberungsaktionen" der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen.
Eine eindeutige Wende zugunsten der neuen Machthaber leitete jedoch spätestens der Reichstagsbrand am Abend des 27. Februar 1933 ein, der nach Darstellung der NS-Führung von dem holländischen Kommunisten Marinus van der Lubbe gelegt worden war. Die Nationalsozialisten nahmen den Brand wenige Tage vor der Reichstagswahl am 5. März zum Anlaß, um im Rahmen einer Notverordnung wichtige Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft zu setzen und zum Beispiel zahlreiche Abgeordnete und Funktionäre der KPD zu verhaften. Außerdem ordneten sie ein unbefristetes Verbot der kommunistischen Presse und ein vierzehntägiges Verbot der sozialdemokratischen Publikationsorgane in Preußen an. Die DBB-Bundesleitung gab sich "überzeugt, die Meinung der gesamten deutschen Berufsbeamten wiederzugeben, wenn sie ihren tiefsten Abscheu über das ungeheure Verbrechen, die Brandstiftung im Reichstagsgebäude, zum Ausdruck bringt". Außerdem stellte sie sich ausdrücklich hinter die "Maßnahmen der Reichsregierung und der Landesregierungen, die der Ahndung dieses Verbrechens und der Verhinderung ähnlicher Vorgänge dienen".
Innerhalb des Verbandes vollzog sich ab Mitte März 1933 eine Gleichschaltung von innen heraus. In einem Schreiben an Vizekanzler Franz von Papen erklärte der DBB-Vorsitzende Wilhelm Flügel am 15. März 1933, daß der Verband "seine Mitarbeit für den nationalen, staatlichen und wirtschaftlichen Wiederaufbau in Reich, Ländern und Gemeinden bereitwilligst zur Verfügung stellt". Tags zuvor - die Reichstagswahl vom 5. März und die Kommunalwahlen vom 12. März haten eine Mehrheit für die NSDAP und ihre Bündnispartner ergeben - hatte die DBB-Bundesleitung bereits eine Kundgebung beschlossen, in der ein "neuer Abschnitt deutscher Geschichte" begrüßt wird. "Nach Worten des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg und des Herrn Reichskanzlers Hitler soll sich die ruhmreiche Vergangenheit des Deutschen Reiches mit der kraftvollen Wiedergeburt der Deutschen Nation verbinden. Wie das Berufsbeamtentum in der Vergangenheit an Deutschlands Größe uneigennützig mitgearbeitet hat, so will es auch an dem Wiederaufstieg der Nation tätigen Anteil haben." Es könne für den deutschen Berufsbeamten nichts anderes geben, "als daß er sich willig und mit voller Hingabe zur Verfügung stellt und die Regierung durch treue Pflichterfüllung unterstützt".
Noch bevor die NSDAP die Gleichschaltung der Beamtenorganisation in die Wege leitete, stellte sich der DBB damit selbst in den Dienst der nationalsozialistischen Sache. Dieser Beschluß wirkte aber auch als Signal an die DBB- Untergliederungen und die angeschlossenen Mitgliedsverbände, ähnliche Huldigungserklärungen an die nationalsozialistisch geführte Reichsregierung zu beschließen. Für die Mitgliederschaft wurde damit von der Verbandsleitung nunmehr eine eindeutige politische Kursbestimmung vorgegeben.
Gleichzeitig war aber auch klar, daß nun eine personelle "Selbstreinigung" in der DBB-Spitze fällig war. Der stellvertretende DBB-Vorsitzende und Vorsitzende des Reichsverbandes Deutscher Post- und Telegraphenbeamten, Franz Kugler (SPD), war Mitte März unter dem angeblichen Verdacht, Bestechungsgelder angenommen zu haben, von den Nationalsozialisten verhaftet worden. Auf einer Vorstandssitzung am 23. März 1933 warf dann auch der langjährige DBB- Vorsitzende Flügel, der für eine Führungsfunktion in einer gleichgeschalteten Beamtenspitzenorganisation für die Nazis von vornherein nicht tragbar war, das Handtuch. Das Gremium faßte den Beschluß, "in Anbetracht der politischen Lage" dem Bundesausschuß baldmöglichst einen außerordentlichen Bundestag mit Neuwahlen vorzuschlagen: "Der Bundesvorsitzende Flügel, der sich diesem Beschlusse für seine Person angeschlossen hat, ist auf seinen eigenen Wunsch bis auf weiteres von den Amtsgeschäften entbunden worden." Gleichzeitig wurden weitere personelle Veränderungen in Angriff genommen. Die Geschäftsführung übernahm in erster Linie der zum stellvertretenden Vorsitzenden aufgerückte Johannes Schneider, der als Chef des Deutschen Postverbandes schon in den Jahren zuvor den republikfeindlichen Flügel innerhalb des DBB unterstützt hatte. Damit stand der völligen Gleichschaltung des DBB in der Verbandsspitze niemand mehr im Wege.
Unter Leitung Schneiders versicherte am 24. März eine Konferenz der Landes- und Bezirkskartelle des DBB in Berlin einstimmig, "daß sie getreu ihrer traditionellen Berufs- und Pflichtauffassung die Reichsregierung durch hingebende Arbeit unterstützen wird". Die Tagung begrüßte die Erklärung Hitlers, daß die Regierung "besonders der hingebenden Treue und Arbeit unseres Berufsbeamtentums" bedürfe. Damit schien der Brückenschlag zwischen dem traditionellen Berufsbeamtentum, als dessen Hüter sich der DBB verstand, und der nationalsozialistischen Führung endgültig gelungen. "Die Beamtenschaft, zur Mitarbeit an dem stolzen Werke deutscher Erneuerung und nationalen Wiederaufbaus besonders berufen, will (. . .) auch in ihrer berufsständischen Vertretung damit Gleichschaltung üben", heißt es in der Erklärung. Das Verbandsorgan äußerte auch seine Zustimmung zu dem im Reichstag verabschiedeten Ermächtigungsgesetz vom 23. März.
In den Tagen nach dem Reichstagsbrand wurden Zehntausende von den Nationalsozialisten ihrer Freiheit beraubt und in "Schutzhaft" genommen. Es war das Ergebnis einer Terrorwelle, die über ganz Deutschland hinwegrollte und auch im Ausland Aufsehen erregte. Als besonderer Beweis seiner Regierungshörigkeit verschickte der DBB am 29. März 1933 an 27 ausländische Beamtenverbände ein Schreiben, in dem er erklärte, "daß in Deutschland Ruhe und Ordnung herrscht. Niemandes Leben oder Eigentum ist bedroht. (. . .) Alle Nachrichten über Aufruhr, Gewalttaten und Grausamkeit sind infame Lügen".
Die Nationalsozialisten hatten sich unterdessen entschlossen, die vorhandenen Organisationstrukturen des DBB zu benutzen, um eine möglichst zügige Gleichschaltung aller Beamtenverbände in einer gemeinsamen Einheitsorganisation unter dem Dach des DBB zu erreichen. Nach nationalsozialistischer Darstellung hat sich die DBB-Spitze nach Besprechungen mit der NSDAP-Beamtenabteilung "freiwillig dem Führer der Beamtenabteilung, Jakob Sprenger", unterstellt. Am 8. April 1933 übernahm das DBB-Mitglied Sprenger offiziell die Führung des Deutschen Beamtenbundes und wurde unabhängig davon zum Reichskommissar für Beamtenorganisationen ernannt; als Reichskommissar sollte er die "Gleichschaltung der bestehenden Beamtenorganisationen" vollziehen und den "Zusammenschluß von Beamten in der Form von Gewerkschaften" künftig ausschließen. Am 13. April verfügte Sprenger die Gleichschaltung sämtlicher Beamtenverbände unter dem Dach des DBB.
Um auch die angeschlossenen Organisationen auf eine einheitliche nationalsozialistische Linie zu bringen, wurde zur "Durchbildung des Deutschen Beamtenbundes im Sinne des Führergedankens" verlangt, "daß die Vorstände der Beamtenverbände auf der Grundlage der Satzungen neu gewählt werden". In einem weiteren Schreiben an die Fach- und Landesverbände stellte der DBB klar, wie sich die neugewählten Vorstände zusammenzusetzen haben. Danach sollten für diese Funktionen nur Personen in Frage kommen, "die nach ihrer bisherigen politischen Einstellung und Tätigkeit die sichere Gewähr bieten für jegliche Unterstützung der Maßnahmen der Regierung der nationalen Erhebung". Dagegen hätten als Vorstände "endgültig auszuscheiden Mitglieder, welche (. . .) marxistischen Parteien oder deren Hilfs- oder Ersatzorganisationen angehören". Damit waren im Sprachgebrauch der Nazis nicht nur Kommunisten, sondern auch Sozialdemokraten und Mitglieder der freien Gewerkschaften gemeint. Auch für Regimekritiker und Mitglieder "nicht arischer Abstammung" galt diese Bestimmung.
Am 18. Mai 1933 erließ der Reichskommissar für die Beamtenorganisationen eine Anordnung, die einen einheitlichen Aufbau der zum Teil völlig unterschiedlich strukturierten einzelnen DBB-Mitgliedsverbände vorsah. Künftig sollte es nur noch wenige Fachorganisationen auf der Grundlage der Einzelmitgliedschaft geben. Außerdem wurde festgelegt, "daß diese Einheitsverbände als Vorläufer einer Entwicklung zu betrachten sind, in Verfolg derer die Einzelmitgliedschaft beim Deutschen Beamtenbund durchgeführt wird". Bei den uneinheitlichen Organisationsprinzipien des DBB erwies sich dieses Vorhaben jedoch als schwieriges Unterfangen, das zum Teil nicht reibungslos über die Bühne ging. Schon die Wiedereingliederung des 103 000 Mitglieder zählenden Reichsbundes der höheren Beamten (RhB) in den DBB war mit Problemen verbunden. Die höheren Beamten waren nämlich zunächst noch davon ausgegangen, die Eigenständigkeit ihrer Standesvertretung bewahren zu können. In einem Telegramm an Vizekanzler von Papen nahm der geschäftsführende RhB- Vorstand in Anspruch, "grundlegende Vorarbeit zu dem nationalen Wiederaufbau des Vaterlandes geleistet" zu haben; deshalb erwartete der RhB, "daß die nationale Regierung den höheren Beamten Vertrauen entgegenbringt, wie es das Wohl von Volk und Staat angesichts der schweren Aufgaben der Gegenwart erheischt". Auf einer Vorstandssitzung am 6. April erklärte sich der RhB "grundsätzlich mit seiner Eingliederung in den neu aufgebauten Deutschen Beamtenbund einverstanden". Doch erst nach einigen Querelen wurde dieser Schritt auch vollzogen.
Bei den DBB-Fachverbänden vollzog sich die Gleichschaltung in verschiedenen Nuancen. Die meisten Probleme bereiteten den Nationalsozialisten dabei die beiden innerhalb des DBB traditionell als republiktreu geltenden Organisationen, der Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten und der Verband Preußischer Polizeibeamten. In der rund 84 000 Mitglieder zählenden Polizeibeamtenorganisation ergaben sich zudem Schwierigkeiten, weil der langjährige Vorsitzende Ernst Schrader aus gesundheitlichen Gründen schon seit Juni 1932 die Verbandsgeschäfte nicht mehr führen konnte. Trotz der zunehmenden Verunsicherung in den Reihen der republikanischen Polizeibeamten nach dem Papen- Putsch am 20. Juli 1932 in Preußen, bei dem die sozialdemokratisch geführte Landesregierung abgesetzt wurde, brachte ein Verbandstag vom 23. bis 25. Januar 1933 in Berlin ein überraschendes Ergebnis. Er wählte nicht den eher zur Anpassung an die neuen Machtverhältnisse in Preußen bereiten bisherigen Stellvertreter Hans Brebeck zum neuen Vorsitzenden, sondern mit 99 von 151 Stimmen den am 20. Juli 1932 als Kommandeur der Berliner Schutzpolizei abgesetzten Magnus Heimannsberg. Dieser Vorgang wurde von den Nationalsozialisten und ihren konservativen Bündnispartnern dann auch als offener Affront aufgefaßt.
Aufgrund der innenpolitischen Entwicklung nach dem 30. Januar zeichnete sich jedoch ab, daß Heimannsberg als Verbandsvorsitzender der Polizeibeamten nicht mehr zu halten war. Am 8. März 1933 - wenige Tage nach der Reichstagswahl - trat er freiwillig zurück. Die Verbandsgeschäfte übernahm der zweite Vorsitzende Hans Brebeck, der sofort Fühlung mit dem von dem Nationalsozialisten Hermann Göring geleiteten preußischen Innenministerium aufnahm. Damit hatte auch der Verband Preußischer Polizeibeamten endgültig vor den braunen Machthabern kapituliert.
In den ersten Wochen nach dem 30. Januar 1933 hielt auch der Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten, der mit rund 136 000 Mitgliedern vor allem aus den unteren Gehaltsgruppen dem DBB angeschlossen war, zunächst noch an seinem republiktreuen Kurs fest. Nach dem Reichstagsbrand folgte jedoch eine Phase völliger Orientierungslosigkeit. Mitte März holten die Nationalsozialisten mit der Verhaftung des Verbandsvorsitzenden Kugler und einem zunächst auf drei Monate vorgesehenen Verbot der Verbandszeitschrift dann zum entscheidenden Schlag gegen die Organisation aus. Der Verbandsausschuß stellte sich auf einer Sitzung am 16./17. März 1933 daraufhin "hinter die von dem Willen der Volksmehrheit getragene nationale Volksregierung" und rief in "echter deutscher Treue" zum "Dienst an der nationalen Volksgemeinschaft" auf. Am 27. April übernahm der Nationalsozialist Paul Reichardt die Führung des Verbandes.
Nahezu reibungslos vollzog sich die Gleichschaltung in den anderen größeren DBB-Mitgliedsverbänden der Kommunalbeamten, Lehrer und Eisenbahner. Nachdem für sämtliche Organisationsbereiche Einheitsverbände innerhalb des DBB aufgebaut waren, konnten die Nationalsozialisten schließlich auch den Schlußpunkt hinter die Gleichschaltung setzen. Der Deutsche Beamtenbund wurde vom Reichsbund der Deutschen Beamten (RDB) abgelöst. Hermann Neef, der am 15. Juni zum Leiter des Amtes für Beamte der NSDAP aufgestiegen war, gab am 15. Oktober 1933 auf einer Veranstaltung in Köln das Ende des Deutschen Beamtenbundes und die Gründung des RDB bekannt. Der Reichsbund der Deutschen Beamten nahm dann am 1. Januar 1934 offiziell seine Tätigkeit auf. Der DBB hatte als Instrument der Gleichschaltung die Grundlage für die neue nationalsozialistische Beamteneinheitsorganisation abgegeben. Einige langjährige Spitzenfunktionäre des DBB hatten diese Entwicklung mitgetragen und somit für eine gewisse personelle Kontinuität gesorgt.
Einen anderen Weg als der während der Weimarer Republik offiziell "parteipolitisch neutrale" Deutsche Beamtenbund schlug Anfang 1933 sein Gegenspieler im Beamtenlager ein, der sozialdemokratisch und eindeutig gewerkschaftlich ausgerichtete Allgemeine Deutsche Beamtenbund (ADB). Der ADB hatte sich im Zuge des bislang einzigen Beamtenstreiks in der deutschen Geschichte, einem Ausstand der Eisenbahner im Februar 1922, vom Deutschen Beamtenbund abgespaltet. Beide Spitzenverbände blieben die gesamte Weimarer Republik über hartnäckige Konkurrenten. Der zuletzt knapp 180 000 Mitglieder zählende ADB, in dem hauptsächlich untere Gehaltsgruppen und Betriebsbeamte vertreten waren, war über Kartellverträge mit den sozialdemokratischen freien Arbeiter- und Angestelltengewerkschaften lose verbunden.
Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1993 brachen für den ADB freilich die letzten Wochen seiner Existenz an. Das am Tag darauf erschienene Verbandsorgan "Allgemeine Deutsche Beamtenzeitung" (ADBZ) reagierte auf die Ernennung mit dem Abdruck kritischer Pressestimmen und warnte in einem Kommentar die neuen Machthaber: "Darüber sind sich aber auch die Männer des neuen Kurses klar, daß jede Verletzung der Verfassung auf den hartnäckigsten Widerstand der deutschen Arbeiter, Angestellten und Beamten stoßen würde." Zwar wurde ein Generalstreik zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich abgelehnt, aber in kämpferischem Ton heißt es weiter, "daß jeder Angriff auf die Verfassung mit allen gesetzlichen Mitteln abgeschlagen werden muß. Die freigewerkschaftlich organisierten Beamten würden bei einem solchen Kampf um die Verfassung mit in vorderster Reihe stehen; denn sie wissen, was sie ihrem Eid, den sie auf die Verfassung der deutschen Republik geleistet, schuldig sind.".
Der 30. Januar 1933 hatte auf den streng demokratisch ausgerichteten Kurs des ADB, den dieser schon die gesamte Weimarer Republik über verfolgt hatte, keinen wesentlichen Einfluß. Die Verbandszeitschrift blieb ihrer antifaschistischen Linie treu, wenn sie auch mit Rücksicht auf das jederzeit drohende Veröffentlichungsverbot in ihrer Wortwahl wesentlich vorsichtiger wurde. Doch die Berichte in der ADBZ mußten für jeden Nationalsozialisten weiterhin eine Provokation bedeuten. Denn da wurden nach wie vor "nationalsozialistische Hetzreden gegen republikanische Richter" und eine "nationalsozialistische Verleumdungskampagne" an den Pranger gestellt sowie "Polizeibeamte mit Faschistengruß" kritisiert. Es wurde kein Hehl aus der Befürchtung gemacht, daß die "NSDAP nach den Reichstagswahlen auch den Kampf gegen die Gewerkschaften" aufnehmen wird.
Über das Verbot vor allem sozialdemokratischer Zeitungen in allen Teilen des Reiches wurde ausführlich berichtet. Die ADBZ kam dabei bereits am 16. Februar 1933 zu dem ernüchternden Schluß: "Eine Pressefreiheit gibt es in Deutschland praktisch nicht mehr."
Am 25. Februar 1933 veröffentlichte die ADBZ ein Schreiben des ADB-Vorstandes an Reichspräsident Hindenburg, das die nationalsozialistischen Säuberungsaktionen in der Beamtenschaft kritisierte und den "berufenen Hüter der Verfassung" zum Einschreiten aufforderte: "Die beamtenpolitischen Maßnahmen der letzten Wochen haben die verfassungsmäßigen Grundlagen des Beamtentums und den Glauben weiter Kreise des deutschen Volkes an die Unparteilichkeit der Verwaltung erschüttert. In großem Umfange werden über den begrenzten Kreis der politischen Beamten hinaus auch sonstige Fachbeamte aus politischen Gründen ihres Amtes entsetzt und, bis in die Schichten der mittleren und unteren Beamten hinein, wegen Ausübung des verfassungsmäßigen Rechtes der Freiheit der politischen Gesinnung und der Vereinigungsfreiheit in ihrer Existenz bedroht." In derselben Ausgabe der ADBZ heißt es mit Anspielung auf die nationalsozialistischen Terroraktionen: "Die wenigen Wochen des neuen Regierungskurses haben vollauf genügt, um der Beamtenschaft die Gefahren vor Augen zu führen, die ihr von einer Beamtenpolitik nach nationalsozialistischem Muster drohen."
Nach der Wahl am 5. März, die der Regierungskoalition die absolute Mehrheit im Reichstag sicherte, verwies die ADBZ ausdrücklich auf die Grundrechte der Weimarer Verfassung. Trotz des jetzigen Ausnahmezustandes auf Grund Art. 48 Absatz 2 werde darin "den Beamten die politische Meinungsfreiheit und die Vereinigungsfreiheit garantiert".
Die Erkenntnis, daß die in der Verfassung verankerte Meinungsfreiheit nur noch auf dem Papier steht, holte den ADB jedoch schon wenige Tage später ein. Denn am 14. März 1933 wurde die ADBZ durch den Berliner Polizeipräsidenten zunächst bis zum 6. April verboten. Während die "Gewerkschafts-Zeitung" des sozialdemokratisch ausgerichteten Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes noch bis zur Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 ungehindert erscheinen konnte, war nur acht Tage nach den Reichstagswahlen vom 5. März das endgültige Aus für die ADBZ gekommen. Die Zeitschrift sollte nie wieder erscheinen. Auch Verbandsorgane einzelner ADB-Mitgliedsorganisationen bekamen Repressalien zu spüren. Die Beamtenzeitschrift des Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs - einer Vorläuferorganisation der heutigen ÖTV - war bereits im Februar, das Beamtenorgan der freigewerkschaftlichen Eisenbahner am 11. März verboten worden.
Noch auf einer Vorstandssitzung am 24. März 1933 schien der ADB entschlossen zu sein, seine Arbeit als Beamtenspitzenorganisation weiterzuführen. Doch der ADB geriet in den Märzwochen nicht nur innnenpolitisch unter Druck, einige Mitgliedsverbände versuchten auch aus opportunistischen Gründen, ihr Organisationsverhältnis zu dem freigewerkschaftlichen Dachverband zu lösen, um sich damit der neuen Regierung anzubiedern. Mehrere zumeist kleinere Einzelverbände erklärten ab Mitte März den Austritt aus der freigewerkschaftlichen Beamtenspitzenorganisation.
Diese Austrittswelle macht deutlich, wie stark der ADB selbst noch im März 1933 mit seiner antifaschistischen Grundhaltung identifiziert wurde. Von denjenigen Mitgliedsverbänden, die sich mit den neuen Machthabern zu arrangieren versuchten, wurde der freigewerkschaftlichen Beamtenspitzenorganisation ein solcher Richtungswechsel ganz offensichtlich nicht zugetraut. Die ADB-Spitze wiederum war sich wohl im klaren darüber, daß die Nationalsozialisten die Organisation mit Sicherheit nicht unangetastet lassen würden. Den Weg der Anpassung wollte man jedoch nicht gehen. Denn Anfang April wurde folgende Entscheidung getroffen: "Der Bundesausschuß des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes hat, nachdem eine Reihe der angeschlossenen Verbände ihren Austritt erklärt hat, in seiner Sitzung vom 3. April 1933 beschlossen, die Auflösung des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes satzungsgemäß durchzuführen." Die offizielle Auflösung führte ein rasch anberaumter und in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommener Bundeskongreß am 28. April 1933 durch. Dieser Schritt erfolgte offenkundig, um damit einer unmittelbar bevorstehenden Gleichschaltung des Verbandes bzw. einer Zwangsauflösung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen und die Gewerkschaftsorganisation nicht geschlossen in deren Hände auszuliefern. Denn am Tag, als der Auflösungsbeschluß erfolgte, hatte der preußische Pressedienst der NSDAP bereits den bevorstehenden Umbau der Beamtenverbände angekündigt; nur fünf Tage später übernahm der Nationalsozialist Sprenger die Führung des DBB, um vollends die Gleichschaltung aller Beamtenverbände in die Wege zu leiten. Mit dem "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" hatte sich das Reichsinnenministerium am 7. April 1933 außerdem sämtliche direkten Einflußmöglichkeiten auf die Beamtenschaft eröffnet, um sich aller jüdischen und politisch nicht genehmen Beamten zu entledigen.
Mit der Selbstauflösung hatte der ADB deshalb gerade noch im letzten Augenblick den nationalsozialistischen Zugriff auf die Organisation verhindern können. Jeden Tag mußte der Verband mit der Gleichschaltung oder einem Verbot rechnen, zumal die freigewerkschaftliche Beamtenorganisation mit dem amtierenden Reichsinnenminister Wilhelm Frick schon während dessen Amtszeit in Thüringen 1930/31 einschlägige Erfahrungen gemacht hatte und sich deshalb wohl auch keinen Illusionen hingab.
Das Organisationsvermögen des Verbandes konnte sogar gerettet werden, indem es in ein getarntes Verlagsunternehmen übertragen wurde. Dem stellvertretenden ADB-Vorsitzenden Theodor Kotzur fiel dabei eine Schlüsselrolle zu. In seiner Eigenschaft als Liquidator führte der Sozialdemokrat eine Vermögenstransaktion des ADB auf die Verlagsgesellschaft m.b.H. "Beamtenhilfe" durch und konnte auf diese Weise das gesamte Vermögen der Organisation dem Zugriff der Nationalsozialistgen entziehen.
Die freigewerkschaftliche Beamtenspitzenorganisation war damit nach der nationalsozialistischen Machtübernahme nicht nur einen völlig anderen Weg gegangen als der DBB, sondern unterscheidet sich darin auch von den sozialdemokratischen Arbeitergewerkschaften. Deren Führungsspitze war nämlich weitgehend bereit, alle bisherigen politischen Prinzipien zu opfern. Sie traf bereits Ende März sogar Anstalten, sich zur Erhaltung der Organisation mit den neuen Machthabern zu arrangieren. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt: Am 2. Mai 1933 wurden in einer großen Aktion die Gewerkschaftshäuser besetzt und die freigewerkschaftlichen Arbeiterorganisationen von den Nationalsozialisten zerschlagen.
Auch wenn sich der ADB als Spitzenorganisation nicht in eine nationalsozialistische Beamteneinheitsorganisation eingliedern ließ, so ist allerdings das Verhalten der bis zum 3. April 1933 angeschlossenen Einzelverbände zum Teil unklar. Die Allgemeine Freie Lehrergewerkschaft Deutschlands etwa folgte dem Beispiel ihres bisherigen Dachverbandes und löste sich auf einem außerordentlichen Verbandstag am 8. April 1933 ebenfalls selbst auf. Andere Mitgliedsverbände wiederum ließen sich schließlich unter dem Dach des DBB gleichschalten.
Zahlreiche Beamtenfunktionäre aus den Reihen sowohl des ADB als auch der parteipolitisch neutralen Verbände im DBB leisteten Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur oder mußten ihre antifaschistische Haltung mit dem Tod im Konzentrationslager bezahlen. Die Forschung ist auf diesem Gebiet für den Gewerkschaftsbereich über lückenhafte Ansätze allerdings noch nicht hinausgekommen. Der stellvertretende ADB- Vorsitzende Theodor Kotzur hatte zum Beispiel in Berlin offenbar eine eigene Widerstandsgruppe aufgebaut. Nach dem Krieg übernahm Kotzur im Juni 1946 die Leitung der Industriegewerkschaft Eisenbahn in der Sowjetischen Besatzungszone. Der Sozialdemokrat wurde jedoch von SED-Funktionären mit dem Vorwurf des "Nur-Gewerkschaftertums" kaltgestellt und mußte im Februar 1949 als Vorsitzender der IG Eisenbahn zurücktreten.
Insgesamt zeigt die Untersuchung der Beamtenverbandsbewegung der Weimarer Zeit zwar, daß die gängigen Vorstellungen über das republikfeindliche und traditionellen Standesvorstellungen verhaftete Berufsbeamtentum in weiten Teilen zutreffen. Dennoch sind kollektive Pauschalurteile fehl am Platze. Daneben gab es nämlich eben auch noch die - keineswegs zu vernachlässigende - Minderheit in der Bematenschaft, die am modernen Arbeitnehmerstatus orientiert war, vorbehaltlos für die Republik eingetreten ist und keineswegs geneigt war, den antirepublikanischen Kräften einfach das Feld zu überlassen.
Die Vorstellung von der "Republik ohne Republikaner" muß in dieser Hinsicht selbst für die Beamtenschaft erheblich relativiert werden. Diese republiktreue Minderheit, die vor allem in den unteren Gehaltsgruppen und bei den Betriebsbeamten von Reichsbahn und Post verankert war, reichte sogar über den ADB hinaus und bis in Teile des DBB hinein. Eine breite Basis fanden die Nationalsozialisten im Deutschen Beamtenbund dagegen besonders bei den Zollbeamten, den mittleren Postbeamten und den Eisenbahnern. Ihre größten Erfolge hatten sie bei den mittleren Verwaltungsbeamten. Bei dieser Gruppe war das Festhalten am traditionellen Berufsbeamtentum, dessen Kern das öffentlich-rechtliche Dienst- und Treueverhältnis mit lebenslanger Anstellung und Versorgungsansprüchen darstellt, sowie die Angst vor dem Statusverlust besonders ausgeprägt.
Die Beamtenschaft war dennoch nicht der Totengräber der Weimarer Republik. Denn, so stellt der Historiker Hans Mommsen mit Recht fest, "die Aushändigung der Macht an Hitler durch die Repräsentanten des Präsidialregimes hätte auch bei anderer Einstellung der Beamtenschaft nicht verhindert werden können". Ebenso gilt aber auch, daß diese Beamtenschaft in ihrer überwiegenden Mehrheit nicht zum Hüter von Demokratie und Verfassung taugte. Es läßt sich also nicht mit historischen Argumenten begründen, wenn das Berufsbeamtentum, dessen "hergebrachten Grundsätze" auch im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (Art. 33 Abs. 5) verankert sind, nach 1945 als "die Hauptstütze des modernen deutschen Verfassungs- und Verwaltungsstaates" (Ulrich Reusch) glorifiziert wird. Denn daran kann es keinen Zweifel geben: Einer Demokratisierung der Beamtenschaft stand das traditionelle Berufsbeamtentum in der Weimarer Republik eher im Weg.
Auf einen Blick
Eishockey
Ratingen kommt mächtig auf S. 26
Handball
Ohne Kaellman in der Krise S. 27
Hallen-Turniere
Masters-Feld komplett S. 28
Fußball in Frankreich
Klinsmann trifft erneut S. 29
AC Mailand
Paris an Papin interessiert S. 29
Tennis
Stich entdeckt alte Stärke S. 30
Doping
"Runder Tisch" in Erfurt S. 30
Leichtathletik
IAAF droht mit Startverbot S. 30
MAIN-KINZIG-KREIS. Zwei Raubüberfälle am Wochenende meldete die Kriminalpolizei aus Hanau und Maintal. Im Jugendzentrum an der Maintalhalle bedrohte nach Aussagen der Polizei am Samstag abend gegen 21 Uhr ein unbekannter Mann einen Jugendlichen in der Telefonzelle. Er bedrohte ihn mit einer Waffe und zwang ihn, seine Jeansjacke, seine Uhr und eine Kette auszuhändigen. Anschließend floh der Täter in einem roten Opel Omega.
Überfallen wurden am Samstag morgen gegen 6 Uhr die Lotto-Totto-Annahmestelle in der Römerstraße in Hanau. Ebenfalls mit vorgehaltener Pistole forderte der Täter den Kioskbesitzer zur Herausgabe der Kasse auf. Der Mann setzte sich jedoch so erheblich zur Wehr, daß der Räuber ohne Geld das Weite suchte. Beschrieben wird der Täter als schlank und 180 Zentimeter groß. Er hatte dunkle Haare, war zwischen 25 und 28 Jahre alt und trug eine grüne Regenjakke, Jeans und Turnschuhe. Hinweise nimmt die Kripo Hanau entgegen. alu
Durchweg gelungen war der karnevalistische Aufgalopp zur Kampagne '93 mit zwei besonderen Ereignissen. Gleich am ersten Sitzungswochenende feierten Heddernheims "Käwwern" ihr 111jähriges, die um Generationen jüngeren "Schlaumeier" im Gallus ihr elfjähriges Vereinsbestehen. Ein weiterer Höhepunkt: Der "Kongreß der Narren" des Frankfurter Karnevalvereins 1911 mit seiner Maagard im "Bürgertreff Fechenheim".
Einige Veranstaltungen bei insgesamt 14 Prunk-, Gala- und Jubiläumssitzungen waren ausverkauft. So etwa die Sitzung "Ebbelwei unter Palmen" des 1. Frankfurter Carneval-Clubs 1888 im Palmengarten-Gesellschaftshaus oder die Ebbelwei- Gemeinschaftssitzung der Oberräder "Wespen" und der SKG 47 Sachsenhausen im "Bürgertreff Depot" in Oberrad. Nahezu vollbesetzt zeigten sich der Bürgerhaussaal im Südbahnhof beim SKV 80 Sachsenhausen, das Bürgerhaus Gallus, der Gemeindesaal Heilig-Kreuz in Bornheim (Sitzung der ehemaligen Domschü- ler), die NTG-Turnhalle in Niederrad ("Stichlinge") sowie das "Haus Goldstein" bei der "Schlippcher"-Sitzung für die Arbeiterwohlfahrt.
Immer noch guten Zuspruch (teilweise jedoch mit rückläufiger Tendenz) registrierten die Vereine auch bei den Sitzungen der "Narrhalla" im Zoo-Gesellschaftshaus, der "Blauen Narren" im Bürgerhaus Griesheim, der "Pierrette" im Bornheimer Josefsheim und der "Fidelen Schienenrutscher" im Gemeindesaal St. Pius im Kuhwald. Gesamtzahl der Besucher: 4320. Mit erstem Narrenstreß wurde das Frankfurter Prinzenpaar konfrontiert.
Viel Mühe hatten sich die Veranstalter gegeben, ihrem Publikum mit Narrenspaß, Show und Tanz beste Unterhaltung zu bieten. Sogar der urwüchsige Karneval kam mehr denn je zur Geltung. Ein Musterbeispiel gaben unter anderem die "Pierrette", die "Goldsteiner Schlippcher" und die "88er" ab. Über 900 Aktive waren aufgeboten, davon 81 Vortragende in der Bütt (unter ihnen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler), rund 300 Gardemädchen und Gardisten, 60 männliche "Balletteusen", 180 Spielleute, 120 Sänger sowie zahlreiche Elferratsmitglieder, Büttenrücker und Personal hinter den Kulissen. Knüller wie am Fließband präsentierten die "88er" bei ihrer Feierabendsitzung mit Büttenassen wie Horst Kuhn und Milli Schneider, Willi und Heinz Burger, Werner Böttner, die "doof Nuß" Herbert Sondergeld oder Renate Kern, die ihre Rolle einer "Germania" abstreifte und jetzt zeitgemäß als "Die Europa" ihre Zuhörer in Atem hält.
Das Programm rundeten ab die prächtigen "88er"-Twirling-, Garde- und Schautanzgruppen, die "Märchenerzähler" Rolf Affemann und Klaus Offen, Hofheims "Zigeuner", die "Old Daddy's"- Stimmungssänger sowie die "Bernemer Handwerksburschen" mit ihrem musikalischen Leiter Horst Westenberger.
Hoch her ging's auch im Zoo-Gesellschaftshaus bei der "Narrhalla", wo (endlich) auch der Service des Hauses klappte. Das Programm war überwiegend ausgefüllt mit Höhepunkten, die ganz wenige Schwächen schnell vergessen machten. Ministerpräsident Wolfgang Richter hatte ziemlich leichtes Spiel beim "dirigieren" mit dem Narrenzepter. Kein Wunder bei solch einem Aufgebot: Willi Steinbrech ("Un mer sin gesund"), Rolli Müller ("Sanitäter"), Diether Dehm ("En Politiker, der Stimme zu verschenke hat"), Helmut Adam ("Vereinsmeier") und Horst Radelli ("Deutscher Michel"). Dazu die Minis, Midis sowie die bei Turnieren erfolgreiche Damengarde und als Solistin Nicole Heleine, Rolly Joker mit einer Shownummer, die Sängerin Ria Hamilton, "The Twens" (Gesang und Show), Parodist Günther Schultzke und die Rhein-Main-Bigband. dixi
BAD HOMBURG. Schon der erste Kurhausball gab sich den Zusatz "traditionell". Doch inzwischen ist dieser Status erreicht. Die letzten der etwa 800 Gäste des neunten Kurhausballes hatten den Saal noch nicht geräumt, da stand für das Schloßkirchen-Kuratorium schon fest: Es gibt auf jeden Fall einen Jubiläumsball. Ball Nr. zehn findet am 5. Februar 1994 statt. Dieter Jung, seit März 1992 Vorsitzender des Kuratoriums, schwärmte über seinen ersten Kurhausball in dieser Funktion: "hervorragend", "positive Eindrücke". Als Erfolg wertet Jung vor allem, daß viele jüngere Menschen inzwischen an einem der großen gesellschaftlichen Ereignisse der Kurstadt teilnehmen.
Attraktiv waren die Preise, die Unternehmen für die Tombola gestiftet hatten: Auto, Sauna und zum Beispiel kostenloser Verleih von zwei Autos für zweiwöchige Urlaubsreisen. off
Als am Pfingstsonntag 1933 der erste deutsche Urlauber-Sonderzug mit 400 Berliner Feriengästen in Ruhpolding eintraf, empfing ihn schmetternde Blasmusik. Jetzt, 60 Jahre später, haben die deutschen Reiseveranstalter ihren Sonderzugverkehr sang- und klanglos eingestellt. Zwar transportieren die sogenannten Urlaubs-Expreß-Züge weiter Bahnpauschalreisende zu 30 Zielorten im Ausland und von dort mit Bus zu weiteren 43 Orten, aber die Expreß-Garnituren fahren gleichzeitig als Auto-Reisezüge: Zum einen für Auto-Urlauber, die bei der Bundesbahn den Pkw-Transport und Liegewagenplätze reserviert haben. Zum anderen für Kunden der Veranstalter TUI, NUR, ITS und Ameropa, die zu dem in Hotels oder Ferienwohnungen gebuchten Aufenthalt den Pkw mitnehmen möchten.
Vor 45 Jahren - am 22. Dezember 1948 - rollte mit 1200 Ferienhungrigen ab Dortmund und Hamburg erstmals nach Kriegsende wieder ein Sonderzug gen Süden: wieder ins oberbayerische Ruhpolding. Der gleiche Berliner Reiseunternehmer Dr. Carl Degener, der dorthin schon 1933 den ersten Urlaubertransport mit der Bahn organisiert hatte, war jetzt wieder mit von der Partie: bei einem neuen Unternehmen, das fortan als Touropa ein Kapitel Geschichte des deutschen Bahntourismus schreiben sollte.
1962 erreichte der Sonderzugverkehr als bequemer Transfer zu den Ferienorten im In- und Ausland bei 850 000 Buchungen seinen Höhepunkt. Mit der wachsenden Motorisierung ging's danach bergab. 1980 versuchte die TUI, in der die Münchener Touropa aufgegangen war, noch einmal eine Renaissance des Bahnferienreisens einzuleiten: Sie ließ den TUI-Ferienexpreß bauen, der zusammen mit dem Alpen-See-Expreß ASE, den die anderen Veranstalter benutzten, der Schiene Pauschal-Urlauber zurückgewinnen sollte. Doch trotz der nun einsetzenden Umweltdiskussion kam die neue Komposition aus 30 Liege- und drei TUI- Treffwagen nie so recht vom Fleck.
1986 eine neue Idee: Jetzt ließen die Veranstalter an den TUI-Ferienexpreß und 1989/90 auch an den Alpen-Expreß Autotransportwagen anhängen. Das brachte zwar einige Buchungen mehr, aber nicht den Durchbruch. Gleichzeitig hatte aber auch der Versuch der Bundesbahn, ihr Netz der Autoreisezüge ins Ausland auszuweiten, keinen durchschlagenden Erfolg. Für 1990 meldete die DB zuletzt 145 000 auf ihren Transportzügen im In- und Ausland verladene Autos.
Nun fahren TUI-Urlaubsexpreß, Alpen- See-Expreß und DB-Auslands-Autoreisezüge zusammengehängt als "Urlaubs-Expreß". Die TUI hat für ihn zum Sommer den Katalog "hit Bahn" herausgebracht. Er enthält auch Anreisen mit Tageszügen des Regelverkehrs zu Zielen in Deutschland, in Frankreich und in der Schweiz. Veranstalter Ameropa bringt die einschlägigen Offerten im Katalog "Urlaubszüge". Neckermann und ITS dagegen haben die Urlaubs-Expreß-Züge, die Ferienreisende auch ohne Auto benutzen können, in ihre Kataloge für Auto-, Bahn- und Busreisen eingebaut.
Doch während die Reiseveranstalter ihre neuen Programme für den Sommer 1993 alle bereits Ende vergangenen Jahres vorgestellt haben, müssen Interessenten am reinen Fahrzeugtransport der Bundesbahn mindestens bis Februar auf das neue Verzeichnis "Autoreisezüge" warten. Das Winterprogramm hatte zwar schon eine Vorschau auf den Sommer enthalten, aber darin finden sich nur zwei der etwa 30-Pkw-Zielbahnhöfe.
Die meisten Autoreiseziele stellt die TUI zur Wahl: In Italien Bozen, Verona, Bologna, Alessandra (Rom), in Frankreich wie bisher Narbonne, erstmals jedoch auch Nantes, Bordeaux und Avignon. Wie NUR, ITS und Ameropa führt auch die TUI Villach im Katalog. Als einziger Veranstalter schickt die TUI wieder ab Hannover den Urlaubs-Expreß zum polnischen Ilowa auf die Strecke.
NUR beschränkt sich auf die drei Ziele Bozen, Villach und Sofiok/Ungarn (letzteres auch bei TUI), ITS bringt Nantes, Bologna, Villach und Sofiok. Die Ziele von Ameropa sind Nantes, Bordeaux, Avignon, Narbonne, Verona, Bozen, Bologna, Alessandra und als einziger Veranstalter Livorno, wo das Weiterverladen auf Fährschiffe naheliegt. Die DB indessen hat in ihrem Programm 1992/93 nur Villach und Sofiok angekündigt. Beim dritten Ziel Rijeka/Ex-Jugoslawien heißt es: "Gegebenenfalls nach Beendigung der Unruhen."
Wer sich die Mühe macht, die nach unterschiedlichen Methoden dargestellten Preise nachzurechnen, stößt auf erstaunliche Unterschiede. Da kostet z. B. für zwei Erwachsene und ein Auto die Strekke Köln oder Hannover - Bozen und zurück während der Hauptsaison bei NUR 1494 Mark, bei Ameropa 1664 Mark, bei TUI 1672 Mark und bei ITS 1677 Mark. Nach den Preisen der DB von 1992/93 hätten die beiden Urlauber nur 1418 Mark zu zahlen. Übrigens sind bei den Preisen aller fünf Anbieter stets auf der Hinfahrt das Frühstück und auf der Rückreise ein Abendessen eingeschlossen. FRITZ WINTER
Wasserball EUROPAPOKAL DER POKALSIEGER, Halbfinale, Rückspiel: Hohenlimburger SV - NO Patras 6:4 (1:1, 2:2, 2:1, 1:0). - Hinspiel 12:9, damit ist Hohenlimburg im Finale gegen Nuoto Pescara (Italien).
LEN-TROPHY, Halbfinale, Rückspiel: ASC Duisburg - Ujpest Budapest/Ungarn 6:9 (1:3, 4:1, 0:3, 1:2). - Hinspiel 5:8, damit Budapest im Finale.
HANAU. In der Nacht zum Sonntag sind aus der Justizvollzugsanstalt Hanau zwei Gefangene ausgebrochen. Bei den beiden Männer, von denen bislang jede Spur fehlt, handelt es sich um einen 28jährigen Deutschen und einen 43 Jahre alten Jugoslawen.
Beide Männer saßen in Untersuchungshaft wegen Rauschgiftdelikten. Ihr Flucht wurde erst nach Stunden bemerkt.
Die Fahndung der Kriminalpolizei verlief bisher ohne Ergebnis.
Für beide Männer gibt es eine Personenbeschreibung. Danach ist der Deutsche 180 Zentimeter groß und kräftig und trägt helles, schütteres Haar. Der Jugoslawe ist 190 Zentimeter groß, schlank und hat braunes Haar. Beide Männer tragen Zivilkleidung. alu
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TSV KA-Rintheim - TuS Eintracht Wiesbaden 21:21, EHV Aue - VfL Pfullingen 20:19, CSG Erlangen - VfL Heppenheim 22:15, TV Gelnhausen - TuS Fürstenfeldbruck 19:18, TuS Kaiserslautern-Dansenberg - SC Leipzig 18:15, TSG Ludwigsburg-Oßweil - VfL Günzburg 21:22 (14:13).
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TuS Metzingen - HC Dambach-Gröbenzell 25:15, AV Allensbach - GSV Eintracht Baunatal 32:20, SG Kleenheim - TSG Ketsch 23:13, DJK Würzburg - TSV RW Auerbach 16:12, 1. FC Nürnberg - TuS Neunkirchen 22:20, SV Meißen - BSV Sachsen Zwickau 25:25.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: TuS Eintracht Wiesbaden - TV Flörsheim 13:10, SG Bruchköbel - TSV Eisenach 20:20, TSG Ober-Eschbach - TV Hofheim 17:8, SG Kirchhof - TSG Leihgestern 9:12, SV Darmstadt 98 - BSC Urberach 17:14, SG Hessen Hersfeld - HBV Jena 17:17.
GOLDSTEIN. Wie immer, wenn das Kinderhaus Goldstein zu einem Theaterstück einlädt, ist der große Saal voll mit jungen Zuschauern: Etwa 60 Kinder ab drei Jahren verfolgten dieser Tage die Abenteuer von Johnny Mauser, Franz von Hahn und dem dicken Waldemar, gespielt vom Offenbacher Figurentheater nach dem Buch "Freunde" von Helme Heine.
Die drei Tiere fahren gemeinsam auf einem Fahrrad zum See, versuchen mit Johnny Mausers Schwanz zu Angeln und erleben eine Reise in einem Boot. Der Puppenspieler Norber Wöllner bewegt die Holzpuppen gleichzeitig, spricht in drei verschiedenen Tonfällen. Dabei merkt man kaum, daß auch er anwesend ist - es sei denn, die Puppen reden mit ihm: In Notfällen leihen sie sich einen seiner Hosenträger oder lassen sich aus dem Sturm retten, bevor die Wellen zu hoch werden . . .
An viele solcher schönen Erlebnisse erinnerte sich Rudolf Fleckenstein, als er eine Bilanz des vergangenen Jahres zog. Neben regelmäßigen Theaterstücken und Filmvorführungen bot das Kinderhaus in den Schulferien Sonderprogramme an. An Ostern und im Herbst waren Indianer das Thema der Workshops. "Matlal Total, ein echter Azteke, kam uns besuchen", erinnert sich der Sozialpädagoge. Er brachte den Kindern Tänze bei, bastelte mit ihnen Federschmuck, kochte mit ihnen peruanisches Essen und gab Trommelkurse. "Die Kinder waren begeistert." Auch für dieses Jahr planen die Betreuer Workshops; das Thema steht allerdings noch nicht fest.
Im vergangenen Sommer gab es Ferienspiele mit dem Schwerpunkt "Ausflüge". Gemeinsam mit der katholischen St. Johannesgemeinde organisierte das Kinderhaus Fahrten ins Indianerdorf Kelkheim und zum Abenteuerspielplatz Nordweststadt sowie eine Freizeit im Siegerland. "So hatten all die Kinder, die im Sommer nicht verreisen konnten, auch die Möglichkeit, etwas zu erleben." Am Ende der Ferien gab es ein großes Abschlußfest, bei dem auch die Eltern zum Grillen eingeladen wurden.
Ganz anders soll das Programm in diesem Sommer laufen: Zwar ist eine größere Fahrt nach Österreich geplant, die Ferienspiele aber sollen unter einem neuen Motto stehen: "Das Kinderhaus geht in den Stadtteil." Die Spiele sollen eine Woche "in und um das Kinderhaus herum" organisiert werden. In der zweiten Woche wandert der Troß nach Goldstein- Süd. "Diese Öffnung zum Stadtteil hin ist uns wichtig", betonte die Christiane Leonhardt. Es sei immer noch so, daß die meisten Kinder aus der direkten Umgebung des Kinderhauses kämen, sagte die Leiterin. "Und das wollen wir ändern."
Der Höhepunkt des vom Caritasverband und der Stadt Frankfurt getragenen Hauses mit einem Etat von 700 000 Mark war der "Tag der offenen Tür" im Juni: Zwei Kinderhaustanzgruppen und Artisten traten auf und alle Besucher konnten an einem Lufballonwettbewerb teilnehmen. 15 der "Luftpostkarten" kamen zurück, eine sogar aus Ravensburg am Bodensee. Dieses Jahr steigt das Fest am Samstag, 5. Juni.
Aber auch während der Schulzeit ist im Kinderhaus viel los: Für je drei Mark essen dort 23 Kinder jeden Tag zu Mittag. Außerdem gibt es eine Hausaufgabengruppe, für die es "leider mehr Interessenten als Plätze gibt". Die Warteliste hat schon 35 Einträge.
Ab 15 Uhr gibt es montags eine Töpferwerkstatt, dienstags kann mit Holz gearbeitet werden, mittwochs können die Kinder ein Sportangebot im Bewegungsraum wahrnehmen oder Werken und donnerstags bietet das Kinderhaus "Billard für jüngere Kinder" und einen Nähkurs. Ständige Spielangebote runden das Programm ab, bis sich alle um 16.45 Uhr zum "Tee im großen Saal" treffen.
"Freitags haben wir besondere Programme", erklärt Fleckenstein: "Wir hängen die Woche über Listen aus und wer Interesse am Kochen, Basteln oder Sport hat, kann sich eintragen." Um 15 Uhr geht er mit einer Gruppe Jungen, die sich der Altersgrenze von 13 Jahren nähern, ins Jugendhaus, um sie "dort einzugewöhnen". Rudolf Fleckenstein bedauert, daß im Kinderhaus nur zu einem Drittel Mädchen zu finden sind. Zu besonderen Veranstaltungen, wie etwa dem Jazztanz am Freitagnachmittag, kämen viele. "Aber auch sonst wünschen wir uns mehr Mädchen." Das Kinderhaus sucht für montags eine Honorarkraft für die Töpferkurse, sowie eine weitere ab März für den "künstlerisch-kreativen Bereich". Das nächste Theaterstück für Kinder ab drei Jahren steht am Donnerstag, 18. Februar, um 16 Uhr auf dem Programm: Das Rotznasentheater spielt "Land in Sicht." lub
Im vorigen Jahr sind 1,2 Millionen deutsche Touristen in die Türkei gereist, soviele wie noch nie zuvor. Im November vergangenen Jahres verbrannten im norddeutschen Städtchen Mölln zwei türkische Kinder und eine Frau. Zwei Neonazis hatten ihnen ihr Wohnhaus angezündet. Die Morde von Mölln waren der traurige Höhepunkt, einer bis dahin in der deutschen Nachkriegsgeschichte beispiellosen Welle von Haß und Gewalt gegen Ausländer in Deutschland. Unter den über eine Million deutschen Türkeireisenden waren hoffentlich viele, die noch nie etwas mit Ausländerfeindlichkeit am Hut hatten. Es waren aber nach der statistischen Wahrscheinlichkeit auch solche darunter, die in Deutschland stumm zugesehen oder sogar Beifall geklatscht haben, wenn der rechte Mob auf der Straße Ausländer "klatschte". Gerade diese Ignoranten und Sympathisanten erzählen wahrscheinlich beim Vorzeigen ihrer Urlaubsfotos von der selbst erlebten Gastfreundschaft in der wunderschönen Türkei.
Kein Widerspruch in sich, sondern für die Psychologin Anita Orlovius ein durchaus erklärbares Phänomen. Die Menschen reagieren ihrer Erkenntnis nach auf alles Fremde mit einer Mischung aus Faszination und Angst. Auf Reisen können sie das Fremde erleben, erkunden und damit für sich erklärbar machen. Im eigenen Land ist es für sie dagegen meistens nicht erfaßbar und wirkt damit geradezu bedrohlich. Anita Orlivus Erkenntnis gipfelt in der Forschung, jeden jungen "Rechten" ins Ausland zu schikken, damit er dort seine Vorurteile, die zudem meistens nur das Ergebnis der allgemeinen jugendlichen Aufsässigkeit seien, abbauen kann. Die Psychologin: "In der Türkei kann der deutsche Skin zum friedlichen Urlauber werden."
Dabei gilt allerdings eine wichtige Einschränkung: Der Tourist muß überhaupt die Möglichkeit haben, in seinem Urlaubsland mit den dortigen Menschen und ihrer Kultur in Berührung zu kommen. Der bekannte Schweizer Tourismuskritiker Jost Krippendorf bezweifelt beispielsweise, daß im heutigen Massentourismus überhaupt noch ein Dialog zwischen Reisenden und Bereisten möglich ist. Krippendorf spricht deswegen auch von der "Völkermißverständigung" durch den modernen Tourismus, weil Vorurteile gegen fremde Kulturen nicht abgebaut, sondern bestätigt oder sogar noch verstärkt würden.
Insofern seien die großen Reiseveranstalter auch gefordert, sich künftig mehr darum zu kümmern, wie die Kunden ihr Urlaubsland erleben und welchen Eindruck sie dort hinterlassen, meint Anita Orlovius. Das Bild vom "häßlichen Deutschen" ist nach Meinung der Psychologin im Ausland bereits durch das oft unmögliche Auftreten der Bundesbürger als Touristen entstanden. Durch die aktuellen ausländerfeindlichen Aktionen in Deutschland wird es jetzt nur noch verfestigt. "Würden sich die Veranstalter also verstärkt darum kümmern, was jene Urlauber verursachen, die sie in die ganze Welt schicken, wäre damit sicher mehr zu erreichen, als mit gutgemeinten Solidaritätsbekundungen in Deutschland", glaubt die Psychologin.
Anita Orlovius, die einräumt, daß Auswirkungen von Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß auf den Tourismus noch nirgendwo wirklich erforscht wurden, wird ihre Thesen dazu auf der Internationalen Tourismusbörse Anfang März in Berlin bei einer Veranstaltung der "Gruppe Neues Reisen" zum Thema "Braun aus dem Urlaub - braun auch zu Hause" vorstellen. Auf der ITB wird zudem der "Studienkreis für Tourismus" erstmals eine Untersuchung zu diesem Thema veröffentlichen. Im Rahmen der jährlichen Reisenalyse wird im Moment ein repräsentativer Teil der Bundesbürger auch zu seiner Einstellung gegenüber Ausländern in Deutschland befragt. "Wenn wir diese Antworten dann mit dem ebenfalls erfragten Reiseverhalten in Zusammenhang bringen, glauben wir, uns ein erstes Bild über Zusammenhänge von Fremdenfeindlichkeit und Urlaubsgewohnheit machen zu können", hofft Studienkreismitarbeiter Armin Vielhaber.
Die Berliner ITB ist laut Aussage von Veranstalter-Chef Manfred Busche schon seit Jahren die "internationalste Messe der Welt". Die Mehrzahl der über 4000 dort ausstellenden Touristikunternehmen und der über 40 000 Fachbesucher kommt aus dem Ausland. "Zur diesjährigen ITB gab es wegen der ausländerfeindlichen Aktionen in Deutschland keine einzige Absage", versichert Manfred Busche. Der Vorsitzende des ITB Beirates und Chef der "Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT)" Günther Spazier, hofft, daß auf der diesjährigen Tourismusbörse bei den ausländischen Besuchern der Eindruck erweckt wird, daß die Deutschen freundliche Gastgeber sind. Denn das von der DZT repräsentierte Fremdenverkehrsgewerbe in Deutschland befürchtet längst, daß die ausländerfeindlichen Übergriffe der letzten Monate Auswirkungen auf ihre Geschäfte haben. Zwar glaubt Spazier, daß die schon im vorigen Jahr registrierten Rückgänge von vier Prozent ausländischen Besucher hauptsächlich auf die Weltwirtschaftskrise zurückzuführen sind. "Aber es gab auch vereinzelt Stornierungen, die sich auf die Ausländerfeindlichkeit bezogen", räumt der DZT- Chef ein. Und bei den DTZ-Auslandsvertretungen fragen immer öfter besorgte Reisende an, ob sie sich überhaupt noch nach Deutschland trauen können. Auch der "Deutsche Hotel- und Gaststättenverband" (Dehoga) fühlt das von ihm vertretene Gewerbe von der Fremdfeindlichkeit betroffen. Er hat deswegen jetzt eine Aktion unter dem Motto "Wir sind alle Freunde" ins Leben gerufen und seine Mitglieder aufgefordert, diese durch Plakate und entsprechende Verhaltensweisen in den Hotels und Gaststätten zu unterstützen. Der Dehoga befürchtet durch die Ausländerfeindlichkeit nicht nur Auswirkungen auf seine Gästezahlen, sondern auch auf einen Teil seines Personals. In den deutschen Hotel- und Gaststättenbetrieben sind 177 000 ausländische Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen 46 000 Ausländer mit eigenen gastronomischen Betrieben. "Ohne die ausländischen Beschäftigten würde in unserem Bereich überhaupt nichts mehr laufen", versichert Dehoga-Präsident Erich Kaub.
Die deutschen Reiseveranstalter und Fluggesellschaften hatten unmittelbar nach den Brandanschlägen von Mölln in einer Anzeigenkampagne ihre Trauer, Betroffenheit und Solidarität mit den Opfern, mit allen türkischen Mitbürgern und mit den Menschen aller Nationalitäten in Deutschland erklärt. Zudem verkündeten separate Lufthansa-Anzeigen "Wir sind jeden Tag Ausländer". In einzelnen Reisebüros waren Schaufensterplakate mit Aufschriften "Auch Sie sind Ausländer in fast all unseren Reisezielen - sogar auf Mallorca" oder "Reisen verbindet - mit Ausländern" zu lesen. Zahlreiche Betriebsräte von Reiseveranstaltern, Airlines und Fluggesellschaften haben ihre Solidarität mit den ausländischen Mitbürgern und speziell mit ihren ausländischen Mitarbeitern beteuert. Klar, die deutsche Reiseindustrie befürchtet durch fremdenfeindliche Tendenzen bei uns einen Imageverlust im Ausland. Und sie befürchtet auch, daß ihre Gäste in den ausländischen Urlaubsorten längerfristig nicht mehr so gerne gesehen sind. "Wer nicht selbst weltoffen ist, kann kaum erwarten, daß er in der ganzen Welt offen empfangen wird", gibt Anthony Cole, der Präsident des Corps Touristique, dem Zusammenschluß aller ausländischen Fremdenverkehrsämter in Deutschland, zu bedenken.
Ansonsten scheint aber in der Reiseindustrie das brisante Thema Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß fast schon wieder in Vergessenheit zu geraten. Mölln war für die Branche ein kurzer Schreckmoment. Einige Wochen danach praktiziert sie längst wieder "business as usual". Die großen Veranstalter erhoffen sich erneut gute Buchungsergebnisse für ihr Urlaubsziel Türkei. Und auch der Vertreter des Türkischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland befürchtet nicht, daß sich irgend etwas an den guten touristischen Beziehungen zwischen beiden Ländern geändert haben könnte. Der Reise-Psychologin Anita Orlovius fällt dazu nur ein Satz ein: "Es wäre wirklich zu schön, wenn das Thema so schnell vom Tisch wäre, wie sich die Urlaubsindustrie das wünscht". WILLI BREMKES
Und so reisen wir nun, als die bequemeren unter den Pistenaussteigern, mit dem Zug von Ort zu Ort auf einer siebentägigen Tiefschnee-Safari, die uns von Andermatt nach Zermatt führen wird. Begonnen hat sie auf dem Gemsstock, einem gewaltigen Skiberg, dessen zahlreiche Variantenabfahrten Stoff für zwei volle Tiefschneetage liefern. Von Fiesch im Rhonetal aus wird am dritten Tag auf das Eggishorn gefahren, unter dem sich ein riesiges Aktionsfeld für Tiefschneesüchtige ausbreitet. Fiesch bleibt auch für die Unternehmungen des vierten Tages unser Basisquartier, bevor ein Bus die Gruppe nach Herbriggen im Vispertal bringt. Der fünfte Tag konzentriert sich oberhalb von Saas-Fe im Revier von Allalinhorn und Britanniahütte, der sechste Tag beschert den (auch geographischen) Höhepunkt: Die Tourenabfahrt vom Kleinen Matterhorn (3820 Meter) über den unteren Theodulgletscher nach Zermatt, satte 2000 Höhenmeter!
Voraussetzung für die Teilnahme an einer Ski-Safari ist, laut Veranstalter-Katalog, flüssiges und sicheres Schwingen im Tiefschnee mit geeigneten Skiern. Übernachtet wird in Hotels. Bei "Ski- Plus", der alpin anspruchsvolleren Variante, geht es nicht mehr ganz so bequem zu. Den Teilnehmern werden mehr eigene Bemühungen abverlangt. "Ski Plus" besagt, daß der Rausch einer 2000-Höhenmeter-Tiefschnee-Abfahrt nicht allein mit einem Bergbahnticket, sondern möglicherweise auch mit einem Aufstieg erkauft werden muß, der eine halbe Stunde dauern kann oder zweieinhalb. Mit dieser kleinen Investition erreichen Ski-Plus- Fahrer Ausgangspunkte für Abfahrten, von deren Existenz Pistenraser nicht einmal träumen können.
Das Prinzip "Ski Plus" ist auch von anderen Alpinschulen übernommen worden. Als beliebte Standquartiere haben sich Disentis in Graubünden und Andermatt am Gotthardpaß profilieren können. Hier bildet der zweieinhalbstündige Fellaufstieg auf den Oberalpstock (3327 Meter, Abfahrten bis 2200 Höhenmeter) den Höhepunkt, dort der im ursprünglichen Sinn des Wortes vielfältige Gemsstock (2961 Meter), von dem aus man nach nur einstündigem Aufstieg sogar bis tief ins Tessin abfahren kann - wenn die Scnneelage das zuläßt. Auch Chamonix gehört zu den Standorten, die sich für Ski-Plus-Touren anbieten: Das Mont-Blanc-Massiv hält für Tiefschnee-Abenteurer nicht nur zwischen den Gletscherspalten des Vallée Blanche und der Grands Montets grandiose Berglandschaft pur bereit. Die Abfahrten über das Mer de Glace oder den Pas des Chèvres (Ziegenpfad!) finden im ganzen Alpengebiet nicht ihresgleichen.
Eine nochmalige Steigerung bedeutet die Durchquerung eines ganzen Gebirgszuges im Zeichen von Ski-Plus. Klassiker ist hier die Graubünden-Skiroute, die auf dem Weißfluhgipfel über Davis beginnt und in Disentis oder Andermatt endet. Technisch anspruchsvoller und landschaftlich dramatischer ist die Dolomiten-Skiroute zwischen San Martino di Castrozza und Sexten mit den Höhepunkten Pala-Gruppe, Marmolata, Sella-Massiv, Cortineser Dolomiten und Drei-Zinnen- Gebiet.
Das Faszinierende an solchen Durchquerungen ist zweifellos die Vorstellung, mit den Skiern von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, also eine Strecke "auf der Landkarte" zurücklegen zu können und nicht, wie im Pistenzirkus, Karussell fahren zu müssen. Dabei achten die Veranstalter sorgfältig darauf, daß der Gepäcktransport den Teilnehmern nicht mehr als unvermeidlich zur Last fällt. Denn mit einem Sieben-Tage-Rucksack Aufstiege und Abfahrten zu meistern, sind die typischen Ski-Plus-Fahrer nicht bereit.
Einfachere Mehrtagestouren erleichtern den "Übertritt" vom leichten Leben des Variantenfahrers zur mühseligen Existenz des Skibergsteigers, der auch nach längerem Aufstieg noch abfahren können muß. Zu ihnen zählt die beliebte Silvretta-Durchquerung, bei der die Aufstiege nicht lang, die zu überschreitenden Päße nicht hoch und die Gletscher vergleichsweise harmlos sind. Schwieriger und anstrengender sind die klassischen Rundtouren durch die Ötztaler, Stubaier und die Bernina, erst recht die Ortler- Umfahrung mit ihren großen Höhenunterschieden, den spaltenreichen Gletschern, den unsicheren Schnee- und Wetterverhältnissen. Krönung eines jeden ambitionierten Skibergsteigerlebens aber ist die berühmte und gefürchtete "Haute Route", auf der man sich in sieben oder mehr Tagen von Chamonix über Zermatt nach Saas-Fee durchschlagen muß. Wer sie bestehen will, braucht eine eiserne Kondition und viel Wetterglück!
Die in den Katalogen ausgeschriebenen Ski-Safaris, Ski-Plus-Touren und Durchquerungen werden als "leicht", "mittel" und "schwierig" oder "anspruchsvoll" eingestuft. Wenn die Veranstalter sich nicht darum bemühen, Teilnehnmer mit einigermaßen gleicher Leistungsfähigkeit zusammenzubringen, gibt es schnell Ärger und Frust. Die einen werden sauer, weil sie auf schwächere Leute warten müssen; die anderen stehen ständig unter Druck, weil sie als Schlußlichter den Schnelleren nachhecheln müssen. Wer bei einer Abfahrt ein paarmal stürzt und gezwungen ist, sich mühsam aus grundlos tiefem Pulver wieder hochzuarbeiten, verliert ganz schnell den Spaß an der Sache. Auch die Ausschreibung von separaten Senioren-Terminen ist keine Gewähr für eine homogene Zusammensetzung. Denn ausgerechnet die Älteren sind oft die großen Ehrgeizlinge in der Gruppe, die Jüngeren dagegen durchaus nicht immer die schnellsten im Tiefschnee. HANS ECKART RÜBESAMEN
GROSSKROTZENBURG. Zu verbalen Auseinandersetzungen kam es am Samstagabend gegen 21 Uhr zwischen Anhängern der rechtsextremen Republikaner und jungen Leuten aus der Gemeinde Großkrotzenburg. Die Besucher der republikanischen Wahlveranstaltung im Gasthaus "Zum Schlüssel" in Großkrotzenburg hatten den Jugendlichen des Ortes den Zugang zum Lokal verwehren wollen.
Einer der rechtsextremen Parteigänger drohte den Großkrotzenburgern, die Mitglieder der "Aktion gegen rechts" sind, daraufhin seinen Rottweiler auf sie zu hetzen.
Die hinzugerufenen Polizeibeamten trennten die Kontrahenten. Laut Polizeibericht kam es zu keinen weiteren Ziwschenfällen. Wie der Sprecher von "Aktion gegen rechts" erklärte, treffen sich die Republikaner "Im Schlüssel" regelmäßig. alu
öhl ATHEN, 24. Januar. Der prominente türkische Journalist Ugur Mumcu ist am Sonntag in Ankara einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen. Das Attentat wurde mit einem starken Sprengsatz unter seinem Auto verübt. Mumcu war sofort tot, ein Passant wurde verletzt. Mit Anrufen bei mehreren Tageszeitungen bekannte sich am Sonntag eine Organisation namens "Islamische Befreiung" zu dem Anschlag. Die Gruppe hat sich bereits in der Vergangenheit zur Ermordung von zwei Journalisten und zwei Wissenschaftlern bekannt, die sich gegen das Wiedererstarken des religiösen Fanatismus' gewandt hatten.
Der 51jährige Mumcu war Kommentator der linksliberalen Istanbuler Tageszeitung Cumhuriyet und einer der angesehensten Journalisten des Landes. Er ist der dreizehnte Journalist, der in der Türkei in einem Jahr ermordet wurde.
ESCHERSHEIM. Der Eschersheimer Wasserturm - mitten auf der Karte von Europa. So sehen die Mitglieder der Initiative "Eschersheimer gegen Fremden- und Ausländerhaß" ihren Stadtteil: nicht nur als Teil von Deutschland, sondern eben auch als einen Teil von Europa. Seit kurzem ist das Emblem als Aufkleber zu haben. Mit der Aufschrift: "Eschersheim - gewaltfrei und ausländerfreundlich."
Nach den Morden in Mölln und den Ausschreitungen in Rostock "haben wir uns gefragt, was wir hier tun können", erzählt einer der Initiatoren der Gruppe, Gunter Westenberger. Geärgert hat ihn außerdem, daß der für Eschersheim zuständige Ortsbeirat 9 erst nach langen Debatten eine Resolution gegen Fremdenhaß verabschiedet hat. "Wenn der Beirat nicht spontan und ohne Diskussionen zu einer Stellungnahme in der Lage ist, müssen wir selbst etwas tun."
Inzwischen sind etwa 20 Eschersheimer in der Gruppe aktiv, die "ein bißchen auch aus der Bürgerinitiative für Verkehrsberuhigung entstanden ist". Auf die Idee, einen eigenen Aufkleber zu kreieren, waren die engagierten Anwohner rasch gekommen. Schließlich war auch ein Graphiker dabei, der fertigte den Entwurf für den stilisierten Wasserturm auf der Landkarte.
Inzwischen wurden 2000 Aufkleber gedruckt. Für je eine Mark sind sie in Geschäften des Stadtteils zu haben. Von den Einnahmen wollen die Mitglieder der Initiative zunächst ihre Kosten decken. Der Rest soll für "andere Aktionen" verwendet werden. Geplant sind große Transparente, die über den Straßen des Stadtteils aufgehängt werden sollen.
Wer einen Aufkleber kaufen, oder sich an der Initiative beteiligen möchte, wendet sich bitte an Gunter Westenberger, der telefonisch unter der Nummer 51 33 26 zu erreichen ist. Auch Sybille Meimberg informiert, ihre Telefonnummer lautet 51 78 49. sen
FRANKFURT-NORDWEST. "Zuflucht für Menschen in Not" wollten Grünen im Ortsbeirat 9 schaffen: In Eschersheim, Dornbusch und in Ginnheim. Der Magistrat solle "provisorische Unterkünfte für schutzsuchende Ausländer" bereitstellen, forderten sie in einem Antrag, der den Parteien in der jüngsten Ortsbeiratssitzung vorlag.
Eine Arbeitsgruppe des Gremiums könne die betroffenen Ausländer betreuen und im Ortsbezirk begrüßen. Die Arbeitsgruppe mit Vertretern aus allen Parteien solle auch die Nachbarn informieren.
So hatten sich das die Grünen vorgestellt - doch die anderen Fraktionen zogen nicht mit. Gegen die Stimmen der zweiköpfigen Grünen-Fraktion wurde der Antrag abgelehnt.
"Kaltschnäuzig", "unbegreiflich" und zynisch" kommentierte Peter Steinberg (Grüne) das Prozedere jetzt in einem Leserbrief an die Stadtteil-Rundschau.
"Es ist erschütternd, daß ein Antrag, der darauf abzielt, kurzfristig Hilfe möglich zu machen, von drei Parteien im Ortsbeirat 9 abgelehnt wird."
Der Antrag sei zwar abgelehnt, nicht aber "die Sache an sich" - so argumentieren die anderen Parteien. "Wir als Ortsbeirat haben bestimmte Aufgaben, die in der Geschäftsordnung festgelegt sind", stellt der der Fraktionsvorsitzende der SPD, Karl Semmelbauer, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau fest. Unterkünfte für Asylsuchende zu suchen, sei eindeutig die Angelegenheit des Magistrats. "Wir sind dafür nicht zuständig." Die CDU-Fraktion ist sich darin mit den Sozialdemokraten einig. Ortsvorsteher Nikolaus Burggraf (CDU) erklärte schon in der Bürgerfragestunde: "Das ist keine Angelegenheit des Ortsbeirats."
Mit demselben Argument hatten sich CDU, SPD und FDP in ihrer Dezember- Sitzung zunächst auch geweigert, eine Resolution gegen Ausländerfeindlichkeit zu verabschieden, die die Grünen eingebracht hatten.
In der ersten Sitzung des neuen Jahres zeigten sich die Politiker kompromißbereiter: Sie verabschiedeten den "Aufruf gegen Gewalt und Haß", auf den sich das Römerparlament geeinigt hatte. Dieser Resolution, von der SPD eingebracht, stimmten alle Parteien zu. Einigkeit mit der Stadtverordnetenversammlung sollte darin demonstriert werden. Die Grünen lehnten allerdings einen Satz ab: "Die Fragen der Asylgesetzgebung und ihre Anwendung müssen in demokratischer Form politisch gelöst werden."
Denn: Die grüne Fraktion hatte vorher jene Resolution zur Debatte gestellt, der von der Ausländerbeauftragten des Ortsbeirats, Sükran Baser, formuliert worden war. Mit dem wiederum konnten sich die anderen Parteien nicht identifizieren.
Hans-Günter Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU, hielt besonders folgenden Satz für "undeutlich": "Wir sehen mit Bestürzung, daß auch die alteingesessenen Ausländer (. . .) von den rechtsradikalen Auschreitungen nicht verschont bleiben." Mit diesem Satz würde wiederum ausgegrenzt. Müller: "Ist nicht derjenige, der erst seit einem halben Jahr hier lebt, genauso betroffen?" sen
GINNHEIM. Die Bebauungspläne, mit denen Umwelt- und Planungsdezernat die bislang "illegalen" Kleingärten im Niddatal als legale "Freizeitgartenbereiche" sichern wollen, sollen nicht weiter ausgearbeitet werden. Dann zumindest nicht, wenn es nach dem für Ginnheim zuständigen Ortsbeirat 9 geht.
In einem Dringlichkeitsantrag der Grünen forderte das Gremium, die Bebauungsverfahren "umgehend einzustellen". Hintergrund: Nach dem hessischen Naturschutzgesetz sollten alle ungenehmigten Lauben zum Jahresende 1992 entweder legalisiert oder abgerissen werden.
Während die unerlaubten Gartenhütten in anderen Teilen der Stadt vom Abriß bedroht sind, werden für die Hütten im Niddatal derzeit zwei Bebauungspläne erarbeitet. Damit werden die Lauben als "Freizeitgartenbereiche" gesichert und le- Einige Auflagen galisiert. "Es sollen allerdings keine Kleingärten werden, die durch ihren Vereinsstatus an besondere Vorgaben und Privilegien gebunden sind", erklärt Henriette Berg, persönliche Referentin des Umweltdezernenten, Tom Koenigs. Allerdings werden auch die Bebauungspläne "einige Auflagen" für die Hüttenbesitzer zur Folge haben. Welche das sein werden, kann Frau Berg derzeit noch nicht sagen.
Der Ortsbeirat ist von dem Projekt der Stadt wenig begeistert. "Wir haben 1978 einen Grundsatzbeschluß gefaßt, daß wir keine weiteren Kleingärten im Niddatal wollen", formulierte es Karl Semmelbauer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Die Natur solle nicht eingezäunt werden. Sie solle, nach Ansicht der Politiker, für alle Bürger als "Freizeitfläche" zugänglich bleiben.
Durch die Bebauungspläne könnten die Gärten nun langfristig gesichert werden, fürchten die Politiker. Eine "weitere Einzäunung der Landschaft" werde dadurch gefördert, hatten die Grünen in ihrem Antrag geschrieben, der einstimmig angenommen wurde.
Außerdem habe der Magistrat im Amtsblatt bekanntgegeben, daß die Gärten durch die Bebauungspläne nicht nur legalisiert, sondern auch "arrondiert" werden sollen. Dadurch würden den Bebauungsplänen auch Freiflächen zum Opfer fallen. Eine Erweiterung der Gärten lehnt der Ortsbeirat jedoch definitiv ab.
Dennoch plädiere das Gremium nicht "für eine sofortige Beseitigung der Gärten", so der Dringlichkeitsantrag. Denn: Die Gartenhütten leisteten einen "Beitrag zur landschaftlichen Vielfalt". sen
SACHSENHAUSEN. Außer Puste gerät man üblicherweise auf dem Sportplatz und nicht beim Musizieren. Es sei denn, man spielt Oboe. Kaum ein anderes Instrument dürfte ähnlich anstrengend zu spielen sein wie das Holzrohr mit dem engen Doppelrohrblatt.
Beim Kammermusikabend in der evangelischen Bergkirche in Sachsenhausen konnte das Publikum die hohe Kunst des Oboenspiels gleich dreifach bewundern: Unter den fünf Musikern - Studierende und Absolventen vom Dr. Hoch's Konservatorium - waren zwei Oboisten und ein Fagottist; auch das Baßinstrument gehört zur Oboenfamilie. Gemeinsam mit einem Cembalospieler und einer Sopranistin musizierten sie Werke aus dem achtzehnten Jahrhundert.
Bei Konzerten mit Barockmusik dürfen drei Namen nicht fehlen: Händel, Bach und Telemann. Von ihnen standen Arien und Solokantaten in der Kirche am Sachsenhäuser Landwehrweg auf dem Programm. Sopranistin Christiane Melchior hatte also eine Menge zu tun. Ausruhen durfte sie sich allerdings nur während der Sonate d-moll von Johann Friedrich Fasch und Friedrich Wilhelm Zachows Kammertrio F-Dur.
Wäre Zachow nicht Lehrer von Georg Friedrich Händel gewesen, sein Name wäre wohl längst vergessen. Zu Unrecht, denn das Kammertrio für Oboe, Fagott und Cembalo ist gar nicht übel. Und auch nicht einfach zu spielen, wie Fagottist Guido Spitz und die Zuhörer bemerkten. Im letzten Satz, einem Allegro in flottem Dreiertakt, klangen Spitz' schnelle Läufe und Passagen oft verwaschen, das Tempo verlor an Festigkeit und Balance. Da half auch Veit Oehlers solides Generalbaßspiel am Cembalo nichts.
Etwas leichter als das tiefe Fagott hat es da die kleinere, wendigere Oboe. Im Trio hieß der Oboist Ulrich Theis, in Faschs Sonate war auch seine Partnerin Elke Heinrich mit von der Partie. Bereits in Johann Sebastian Bachs Arie "Ruhig und in sich zufrieden" hatten die beiden mit feinem Zusammenspiel geglänzt. Auch die barocke Sonate klappte, bis auf einen kleinen "Hänger" im zweiten Satz, prächtig.
Den attraktiveren Oboenpart spielte an diesem Abend zweifellos Ulrich Theis. Er begleitete Christiane Melchior in beiden Kantaten, in Georg Philipp Telemanns "Verlöschet, ihr Funken der irdischen Liebe" und in Händels "Mi palpita il cor". Vor allem die Kantate des ewig unterschätzten Telemanns begeisterte, sie war der Höhepunkt des Konzerts. Brillant und trotzdem weich und elegant die Oboenbegleitung in der ersten Arie, und in der zweiten stand Fagottist Guido Spitz seinem Oboenpartner in punkto Virtuosität kaum nach.
Elke Heinrich hatte lediglich in der Bach-Arie "Ich nehme mein Leiden mit Freuden auf mich" einen solistischen Auftritt. Ihr Oboenton ist zurückhaltender und weniger voluminös als der von Ulrich Theis, sie artikulierte und phrasierte aber häufig leichter und eleganter.
Die "Hauptperson" des Abends, Sopranistin Christiane Melchior, sang ihre Arien sicher und unaufdringlich. Manchmal vermißte das Publikum zwar den Glanz, doch war ihr schlichter, unprätentiöser Gesangsstil den barocken Werken durchaus angemessen. Getrübt wurde der Genuß nur hin und wieder durch Schwächen der Intonation, vor allem bei hohen Tönen.
Auch Cembalist Veit Oehler hatte seine Solo-Nummer: Michel Angelo Rossis Toccata fiel gänzlich aus dem Rahmen - sie war aus dem "falschen", dem siebzehnten Jahrhundert. ECKART BAIER
VOLLEYBALL DVV-POKAL der Frauen, Finale: Schweriner SC - CJD Berlin 2:3 (15:9, 15:13, 14:16, 4:15, 10:15).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SV Schwaig - SV Eintracht Mendig 2:3, VBC Ludwigshafen - VGF Marktredwitz 1:3, USV TU Dresden - USC Gießen 1:3, SSV Nordhausen - SSG Etzbach 2:3, SV Lohhof - FTM Schwabing 3:1, SV Fellbach - VfL Sindelfingen 3:0.
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: DJK Karbach - TV Fechingen 1:3, VC Wiesbaden - TG Rüsselsheim 1:3, TV Creglingen - TV Dingolfing 3:0.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: Eintracht Frankfurt - TSV Bleidenstadt 3:0, Orplid Darmstadt - Blau Gelb Marburg 3:2, Orplid Frankfurt - TG Rüsselsheim 0:3, TV Biedenkopf - TV Baumbach 1:3, TuS Kriftel II - SSC Vellmar 3:0.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TSG Bretzenheim - Saar 05 Saarbrücken 3:1, TSV Ballersbach - TV Hülzweiler 3:2, TuS Griesheim - Orplid Darmstadt 3:0, Blau Gelb Marburg - TSV Bleidenstadt 1:3, TG Wehlheiden - VBC Ludwigshafen 1:3.
OBERLIGA HESSEN, Männer: TSG Elgershausen - TGV Schotten 3:0, TSG Elgershausen - Orplid Darmstadt II 0:3, Eintracht Frankfurt II - TG Wehlheiden 3:2, TSV Trebur - TV Babenhausen 3:2, TSC Trebur - DSW 12 Darmstadt 1:3, VC Dornheim - VC Ober-Roden 3:2, VC Dornheim - SG Rodheim 0:3.
OBERLIGA HESSEN, Frauen: 1. VC Wiesbaden II - SC Rodheim 3:0, 1. VC Wiesbaden II - VC Hofheim 3:0, TSG Wilhelmshöhe - TV Königstädten 1:3, TSG Wilhelmshöhe - Eintracht Frankfurt 3:0, TSV Spangenberg - TV Oberstedten 3:0, TSV Spangenberg - TV Wächtersbach 3:1, TV Wetzlar - TS Bischofsheim 3:0.
Feldhockeymeister Dürkheimer HC (Gruppe Süd) und Titelverteidiger Rotweiß Köln (Gruppe Nord) haben drei Spieltage vor Abschluß der Runde als Erste ihrer Gruppen das Halbfinale der Deutschen Hallenhockey-Meisterschaft der Männer am 13. Februar in Duisburg erreicht. Um die zweiten Plätze ist in beiden Gruppen noch ein heißer Endspurt zu erwarten. Im Süden profitierten die Bad Dürkheimer nach 19:11 bei der Frankfurter Eintracht vom 5:10 des seitherigen Zweiten, TG Frankenthal, beim Limburger HC, der nun bei gleicher Punktzahl (je 14:8) hinter die Lahnstädter und Uhlenhorst Mülheim (14:7 gegen Leverkusen) auf den 4. Platz zurückfiel. Die Frankfurter Eintracht (1:21) dürfte das Klassenziel nicht erreichen.
Es war schon imponierend, wie die Bad Dürkheimer in Goldstein aufspielten. Einstudierte Spielzüge, technische Kabinettstückchen und millimetergenaues Zuspiel der beiden Aufbauspieler Michael Metz und Jens Fischer brachten die Pfälzer Stürmer Uwe Krauß, Christian Mayerhöfer, Christoph Bechmann und Dirk Baumgarten immer wieder in beste Schußpositionen. Die Eintracht versuchte sogar offensiv mitzuhalten. Vor allem Olaf Horn glänzte mit sechs Toren, aber wenn der Gästewirbel losging, standen Peter Grochowski und Michael Rudolf in der Frankfurter Deckung auf verlorenem Posten und Torhüter Thomas Spork konnte einem leid tun. So hieß es nach elf Minuten 1:5, zur Halbzeit 6:10 und am Ende 11:19. Der Bad Dürkheimer Torflut von Baumgarten (5), Bechmann (3), Krauß (3), Mayerhöfer (3), Schwab (2), Metz (2) und Fischer, hatten neben Horn nur Krautscheid (2), Walter (2) und Bürkle etwas entgegenzusetzen.
In der Frauen-Bundesliga, Gruppe Süd, nahm der Rüsselsheimer RK die Hürden in Raffelberg und Leverkusen ohne Schwierigkeiten. Dabei führten die Hessinnen in Raffelberg bereits bei der Pause 7:2. Lediglich Caren Jungjohann konnte bei den Gastgeberinnen noch mithalten. Ihr gelangen auch alle drei Tore. Selbst Glanzparaden von Susi Wollschläger im Duisburger Tor konnten die Treffer von Britta Becker (3), Denis Klecker (3), Eva Hagenbäumer (2), Tanja Dickenscheid und Susi Müller nicht verhindern.
Am Sonntag, beim RTHC Leverkusen, setzten die Rauth-Schützlinge vor allem vor der Pause ihr harmonisches Mannschaftsspiel fort. Vor allem war es Britta Becker, die mit sechs Eckentoren und einem Sieben-Meter-Erfolg den RTHC fast allein besiegte. Zwar kamen die von Melanie Cremer geführten Rheinländerinnen nach 2:5-Pausenrückstand nach 49 Minuten auf 5:7 heran, aber zum Ausgleich reichte es nie. Tanja Dickenscheid und Susi Müller erhöhten auf 10:6, bevor Franziska Hentschel, die fünf Tore für den RTHC erzielte, das 7:10 glückte.
Schwerer tat sich die Frankfurter Eintracht in Dürkheim. Den Dürkheimerinnen gelang es, nach 26 Minuten die Eintracht-Führung, die Dagmar Bremer und Beate Deiniger bereits nach einer Viertelstunde vorgelegt hatten, durch Annette Bauer (3) und Elke Lehrer auszugleichen, und nachdem die beste Frankfurterin, Dagmar Bremer, mit Ecke und Siebenmeter auf 5:3 erhöht hatte, bis zur 48. Minute durch Regine Fausten und Renate Mesmer erneut aufzuholen. Eine Ecke von Beate Deininger und ein Treffer von Natella Krasnikowa ergaben den verdienten 7:5-Sieg.
Bei Blauweiß Köln am Sonntag war es Geburtstagskind Beate Deininger, die mit zwei Eckentoren und einem Siebenmeter den 5:3-Sieg der Frankfurterinnen sicherte. Ariane Kübert und Natella Krasnikowa erhöhten. Die Kölnerinnen kamen durch Eva Hegener zu ihren Treffern.
Völlig unter ging der SC 1880 Frankfurt beim RTHC Leverkusen. Nach zehn Minuten lagen die Frankfurterinnen mit 0:7 zurück und erholten sich von diesem Schock im gesamten Spiel nicht mehr. Anna Grün (2) und Monika Viedovic beantworteten lediglich die Treffer von Franziska Hentschel (5), Anja Rodenbröker (3), Marcella Bogani (3) und Anika Mönkedick zum 3:12.
Am Sonntag hatten die Achtzigerinnen in Raffelberg Pech. Bis zur 20. Minute führten sie 4:3, dann holten die Duisburgerinnen auf und übernahmen die Führung bis zum Spielende. Karol Kropaschek (3), Kathrin Wahl (3), Claudia von Monschaw und Petra Voigtländer (2) trafen für SC 80.
Die Hanauerinnen hatten bei Blauweiß Köln nichts zu bestellen, lagen zur Pause schon hoffnungslos 0:6 zurück und kamen durch Claudia Büchting und Claudia Severin nur noch zum 2:9. Am Sonntag, gegen den Dürkheimer HC, trennten sie nur 30 Sekunden von dem Remis. Obwohl Claudia Severin bereits nach drei Minuten wegen einer Schulterverletzung ausscheiden mußte, gingen sie durch Severin (2.) und Eva Weiß-Bollandt (18.) 2:1 in Führung, glichen durch Heike Stutzer (45.) zum 3:3 aus und erreichten durch Anne Däther (48.) sogar das 4:3. Sie versäumten es aber, diesen Vorsprung auszubauen. Manuela Schneider (53.) und Renate Mesmer (60.) gelang noch der Gästesieg. ws
Zwei Fernsehteams hatten Kameras, Scheinwerfer und Mikros aufgebaut, zwei Rundfunkreporter ihre Recorder in Position gebracht, und etliche Zeitungsmenschen Kulis und Blocks gezückt. Das geballte Medieninteresse konzentrierte sich auf 14 Frankfurter, die am Samstag im Gutleuttreff am Rottweiler Platz etwas lernen wollten. Nach vier Stunden, so war es ihnen versprochen, seien sie in der Lage, das Fachchinesisch des amtlichen Kursbuchs zu dechiffrieren.
Nach 20 Minuten hatten die Seminarteilnehmer vergessen, daß über sie TV- Filme gedreht und Radiosendungen produziert wurden. Wilfried Spannknebel, Bahnspezialist des Deutschen Reisebüros und Leiter des vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) offerierten Kursbuch-Kurses, hatte die Frauen und Männer in den Bann geschlagen. Er entzauberte den 15 Mark teuren Wälzer, informierte über die Systematik des Maxi-Fahrplans und entschlüsselte die Abkürzungen.
Danach ward getüftelt. Man übte den Dreh, die kompliziertesten Verbindungen und Anschlüsse im deutschen Schienennetz auf eigene Faust herauszufinden: "Aha!", "Ach so!", "Jetzt hab' ich's!" Um 13 Uhr konnte das jede(r) und bekam von Gerhard Bernhagen, Chef der VCD-Fachgruppe "Ohne Auto mobil leben", dafür auch ein Zertifikat.
Kursbuch-Kenntnis stiftet Nutzen vor allem bei denen, die vom Auto auf Busse und Bahnen umgestiegen sind oder umsteigen wollen. Die nämlich, die solch guten Willens sind, hält die Bahn mit Infos über Routen und Anschlüsse kurz: Auskunftsschalter werden dichtgemacht, bei der Telefonauskunft tutet ständiges "besetzt". Bernhagen: "Da ist ,do it yourself&rquote; schneller und zuverlässiger. Nur muß man halt das Kursbuch lesen können."
Für den neuen Band 1993/94, der im Juni rauskommt, gibt's wieder einen Lesekurs.
Anmeldungen bei der VCD-Geschäftsstelle Uhlandstraße 50, Telefon 069 / 43 19 89, montags und mittwochs, 17.30 bis 20 Uhr. peh
Die mit 17 000 Mark Preisgeld dotierte erste Hanauer Fußball-Gala wurde für den Gastgeber 1. FC Hanau 93 zum vollen Erfolg, genauso wie für den Turniersieger, der zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bernbach ausgespielt wird (bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht beendet). Über 6300 Zuschauer, davon 3500 am Finaltag, füllten die August-Schärttner-Halle fast zur Gänze.
Den Bundesligaklubs von Eintracht Frankfurt, Werder Bremen und Dynamo Dresden stahl jedoch völlig überraschend Landesligist SV Bernbach die Schau: Das Team aus dem Main-Kinzig-Kreis besiegte unter anderem den dänischen Nationalliga-Spitzenreiter FC Kopenhagen (5:4) und drang mit diesem Coup vor dem Favoriten als Gruppenzweiter ins Semifinale sowie später gegen Dynamo Dresden (5:4 im Siebenmeterschießen) ins Endspiel vor.
Eintracht Frankfurt startete gegen Kopenhagen (1:1) - das "Danish Dynamite" zündete nur selten - verhalten, steigerte sich jedoch gegen die Außenseiter Bayern Alzenau (6:0) und Bernbach (7:3) beträchtlich und sorgte mit ihrem technisch gekonnten Spiel neben den couragierten Amateuren aus Bernbach sowie Werder Bremen für einen echten Budenzauber.
Trainer Dragoslav Stepanovic hatte eine Mischung aus gestandenen Profis und Nationalspielern wie Uwe Bein, Manni Binz und Anthony Yeboah, aber auch Vertragsamateure wie Torwart Schimek - der Keeper gehörte früher dem inzwischen 100 Jahre alten Ausrichter Hanau an -, da Silva und Reis aufgeboten.
Vervollständigt wurde die Formation durch den Georgier Kochaber Zchachadse von Dynamo Moskau, den Deutsch-Polen Dariusz Adamczuk, den aus der CSFR stammenden Marek Penksa und Axel Kruse, der seinen am 30. Juni 1993 auslaufenden Vertrag vorsorglich gekündigt hat und jetzt auf ein neues Angebot wartet.
"Die Verhandlungen werden jetzt im Trainingslager aufgenommen", sieht der für den Lizenzspielerbereich zuständige Rainer Falkenhain in der Kündigung von Kruse einen normalen Vorgang. In bezug auf Zchachadse stellte er fest: "Wir haben uns mit Dynamo Moskau und dem Spieler geeinigt, der Georgier erhält in dieser Woche einen Lizenzspielervertrag." Bestätigt wurde ferner, daß Adamczyk, der 1992 zur polnischen Olympia-Auswahl gehörte, aufgrund seiner Doppelstaatsbürgerschaft weiterhin für Polen spielen kann. Er wurde jetzt in den polnischen A- Nationalkader berufen.
Bedauert wurde in Hanau allgemein die Abwesenheit von Jay-Jay Okocha, der sich wegen eines Lehrgangs der nigerianischen Jugend-Nationalmannschaft bis 10. Februar in seiner Heimat aufhält. Damit steht er den Riederwäldern für den größten Teil der Vorbereitung nicht zur Verfügung.
Für die technischen Feinheiten garantierten in der Schärttner-Halle Yeboah und Bein sowie der Bernbacher Albert Repp, der es in der Halle mit jedem Profi aufnehmen konnte. Auch der Bremer Torsten Legat sowie sein Teamgefährte Stephan Kohn imponierten den Zuschauern.
Nach dem großen Erfolg in den Gruppenspielen sorgte der SV Bernbach mit seinem 4:3 im Siebenmeterschießen gegen Dynamo Dresden für den nächsten großen Knüller und erreichte damit das Finale. "Das ist eine Riesensensation", kommentierte Trainer Karl Schaffrath, der erst seit knapp zwei Wochen im Amt ist, den Erfolg seiner so erfolgreichen neuen Mannschaft.
Im zweiten Halbfinale stand die Halle in Hanau kopf, denn das in Bestbesetzung angetretene Werder Bremen, das mit einem 2:4 gegen Dresden gestartet war, und die Frankfurter Eintracht lieferten sich ein nahezu sensationelles Spiel. Im torreichsten Treffen trennten sich Eintracht Frankfurt und Werder Bremen im Semifinale nach einem 3:9-Zwischenstand und einer grandiosen Aufholjagd der Eintracht nach regulärer Spielzeit 9:9. Erst im Siebenmeter-Schießen der ungemein spannenden Partie konnten sich die Stepanovic-Schützlinge knapp nach 17 Schüssen mit 9:8 gegen die Mannschaft von der Weser durchsetzen.
Fußball-Ergebnisse
OBERLIGA-TURNIER in Frankfurt, Vorrunde, Gruppe A: Eintracht Frankfurt - Eintracht Haiger 2:5, KSV Hessen Kassel - Kickers Offenbach 3:3, SpVgg Bad Homburg - Haiger 4:2, Eintracht Frankfurt - Offenbach 3:3. Tabelle, Endstand: 1. Kickers Offenbach 11: 7 6:2 2. SpVgg Bad Homburg 9: 6 6:2 3. Eintracht Haiger 9:10 4:4 4. Eintracht Frankfurt 8:11 3:5 5. KSV Hessen Kassel 8:11 1:7 Gruppe B: Viktoria Aschaffenburg - SV Wehen 6:2, Rot-Weiss Frankfurt - Borussia Fulda 3:2, SG Hoechst - Wehen 1:1, Aschaffenburg - Fulda 1:1. Tabelle, Endstand: 1. Borussia Fulda 12: 7 5:3 2. Viktoria Aschaffenburg 11: 7 5:3 3. SG Hoechst 5: 5 4:4 4. Rot-Weiss Frankfurt 10:11 4:4 5. SV Wehen 9:17 2:6 Gruppe C: VfR Bürstadt - SC Neukirchen 1:3, FSV Frankfurt - SG Egelsbach 3:3, Progres Frankfurt - Neukirchen 6:4, Bürstadt - Egelsbach 2:6. Die Tabelle, Endstand: 1. SG Egelsbach 17: 8 7:1 2. FSV Frankfurt 11: 8 5:3 3. Progres Frankfurt 12:12 4:4 4. SC Neukirchen 9:15 2:6 5. VfR Bürstadt 7:13 2:6 Gruppe D: FV Bad Vilbel - Rot-Weiß Walldorf 0:1, SV Wiesbaden - Italia Frankfurt 0:2, VfL Marburg - Walldorf 0:3, Bad Vilbel - Italia 6:1. Die Tabelle, Endstand: 1. Rot-Weiß Walldorf 7: 3 6:2 2. VfL Marburg 7: 5 6:2 3. FV Bad Vilbel 10: 7 4:4 4. Italia Frankfurt 6:10 4:4 5. SV Wiesbaden 5:10 0:8 Die Viertelfinalpaarungen: Kickers Offenbach - FSV Frankfurt 5:4 , Borussia Fulda - VfL Marburg 6:4 nach Siebenmeterschießen, SpVgg Bad Homburg - Egelsbach 0:2 n. Siebenm., Viktoria Aschaffenburg - Rot-Weiß Walldorf 1:3 n. Siebenm.
Halbfinale: Offenbach - Egelsbach 1:5, Fulda - Walldorf 18:17 n. Siebenm.
Spiel um Platz 3: Offenbach - Walldorf 6:2
Finale: Egelsbach - Fulda 5:2.
HALLENTURNIER in Hanau, Vorrunde, Gruppe A: Dynamo Dresden - Hanau 93 4:0, Werder Bremen - Türkiyemspor Berlin 5:0.
1. Dynamo Dresden 10:3 6:0 2. Werder Bremen 15:4 4:2 3. Türkiyemspor Berlin 8:9 2:4 4. Hanau 93 2:19 0:6 Vorrunde, Gruppe B: FC Kopenhagen - Bayern Alzenau 4:2, Eintracht Frankfurt - SV Bernbach 7:3.
1. Eintracht Frankfurt 14:3 5:1 2. SV Bernbach 10:12 4:2 3. FC Kopenhagen 9:8 3:3 4. Bayern Alzenau 3:13 0:6 Halbfinale: Dresden - Bernbach 5:6 n.Siebenm., Frankfurt - Bremen 18:17, n. Siebenm.- Spiel um Platz drei: Dresden - Bremen 4:3.
Finale: Frankfurt - Bernbach 9:3
HALLENTURNIER in Karlsruhe, Vorrunde, Gruppe A: VfB Stuttgart - Dynamo Moskau 1:0, FC Bayern München - VfB Stuttgart 1:1, Dynamo Moskau - FC Bayern München 2:2.
Vorrunde, Gruppe B: Karlsruher SC Amateure - 1. FC Kaiserslautern 1:1, 1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC 0:0, Karlsruher SC Amateure - Karlsruher SC 3:3:
Finale: Karlsruher SC - Karlsruher SC (A) 4:1. - Spiel um Platz drei: Bayern München - VfB Stuttgart 1:1, 5:3 im Achtmeterschießen. - Halbfinale: Karlsruher SC - Stuttgart 5:3,
HALLENTURNIER in Halle: Gruppe A: 1. FC Markkleeberg - EFC Bekescsaba 4:1, 1. FC Markkleeberg - VfB Leipzig 0:0, VfB Leipzig - EFC Bekescsaba 2:2
Tabelle: 1. Markkleeberg 6:3 Tore/3:1 Punkte, 2. Leipzig 2:2/2:2, 3. Bekescsaba 3:6/1:1
Gruppe B: VfL Bochum - Hallescher FC 4:1, VfL Bochum - VfL 96 Halle 1:1, Hallescher FC - VfL 96 Halle 2:0.
Tabelle: 1. Bochum 5:2/3:1, 2. Hallescher FC 3:4/2:2, 3. VfL 96 Halle 1:3/1:3
Halbfinale: Markkleeberg - HFC 5:1, Bochum - Leipzig 2:1
Spiel um Platz 3: Leipzig - HFC 1:1, 5:4 im Neunmeterschießen
Finale: Bochum - Markkleeberg 7:3
"Banken sollen Überhitzung der Konjunktur verhindern." Diese Schlagzeile in der englischsprachigen Tageszeitung "China Daily" beschreibt in aller Kürze die Entwicklung, die sich seit einigen Monaten in Peking abspielt. Autostaus auf der Shanghai Road und den viel zu schmalen Nebenstraßen, wildes Hupen, um ein Vorwärtskommen zu erzwingen, liegt in der Luft. Zigtausende kleiner gelber Taxen, vor einem halben Jahr eingeführt, aber auch neueste S-Klasse-Daimler und Japans Edelauto Lexus wetteifern in Pekings Innenstadt um die Vorherrschaft mit den neun Millionen Fahrrädern.
Peking Anfang 1993. Nichts ist mehr wie vor einem Jahr. Vor allem die blutigen Ereignisse des Juni 1990 sind kein Thema. Chinesen wie Besucher sind zur Tagesordnung übergegangen. Im Lufthansa Beiing Center, einem der neuen Konsumtempel, drängen sich die einheimischen Massen genauso wie die Touristen. Auf dem "Platz des himmlischen Friedens" lassen sich Pekinger per Polaroid ablichten, in den Einkaufsstraßen ist, wie bei der Kleidung, fröhliche Buntheit eingekehrt. Überall ist ein Bauboom sondersgleichen ausgebrochen. An jeder Ecke der Stadt entstehen neue Hochhäuser und zeichnen die ersten Konturen einer neuen Skyline à la Hongkong.
Von diesem neuen Peking lassen sich immer mehr Urlauber einfangen. Die oberste Tourismus-Behörde verkündigte jetzt stolz, daß das Jahr 1992 einen neuen Rekord im China-Tourismus gesetzt hat. Nicht fünf Millionen Urlauber und Geschäftsreisende - wie geplant -, sondern 6,2 Millionen passierten im vergangenen Jahr die Grenzen und blieben länger als 24 Stunden. Auch aus Deutschland stieg die Zahl der Reisenden gewaltig: Noch liegen endgültige Zahlen nicht vor, aber es dürften 1992 um die 120 000 gewesen sein, davon nach Schätzungen von Experten gut 40 000 Urlauber. Damit stieg die Zahl der deutschen Chinareisenden um über 30 Prozent und liegt deutlich über den Zahlen von 1989. Für das kommende Jahr haben sich die Chinesen vorgenommen, noch mehr Gäste anzulocken. Sieben Millionen aus aller Welt, darunter 150 000 Deutsche, sollen es werden. Auf dem Weg zu diesem Ziel wird jetzt im chinesischen Tourismus die totale Marktwirtschaft geprobt. Der einstige Quasi-Monopolreiseveranstalter für Reisen innerhalb Chinas, China International Travel Service (CITS), sieht sich der Konkurrenz von über 1000 Mitbewerbern gegenüber und hat nur noch einen Marktanteil von 30 Prozent. Air China, nationale Fluggesellschaft des Landes, muß sich bereits heute mit sechs regionalen Mitbewerbern wie der Shanghai Airlines oder China Northern auseinandersetzen, die modernes westliches Fluggerät einsetzen. Und es sollen noch mehr werden. Mit entwaffnender Offenheit gibt Yang Liu Yin, Marketingdirektor der Tourismusbehörde, zu, daß der Flugtransport innerhalb Chinas nicht funktioniert. "Aber der Wettbewerb wird dieses Problem lösen." Der Boom hat aber auch seine Schattenseiten. In diesem Sommer dürften die Hotelbetten nach Einschätzung von Yang Liu Yin in einigen der wichtigsten Touristik-Städte knapp werden. Daher sollen mit Hochdruck Hotels der Drei-Sterne- Kategorie erstellt werden. Da die Preise im China-Tourismus nicht mehr staatlich festgelegt werden, dürften außerdem angesichts der großen Nachfrage spätestens ab Herbst 1993 die Preise kräftig klettern. Martin Büse, Chef des mit 12 000 Gästen größten deutschen China- Reiseveranstalters, Gebeco in Kiel: "Eine Städtereise für unter 2000 Mark nach Peking, wie sie in diesem Winter noch zu kalkulieren war, dürfte dann nicht mehr drin sein". JACKO A. HASSENMEIER
HOCKEY BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: Münchner SC - Rotweiß München 3:8 (2:3), Limburger HC - TG Frankenthal 10:5 (4:3), Eintracht Frankfurt - Dürkheimer HC 11:19 (6:10), Uhlenhorst Mülheim - RTHC Leverkusen 14:7 (9:3).
BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Rotweiß Köln - Schwarzweiß Köln 15:5 (8:1), Harvestehuder THC - Club an der Alster 7:7 (3:4), Zehlendorfer Wespen - Braunschweiger THC 9:9 (2:6), Gladbacher HTC - Crefelder HTC 15:9 (6:5).
BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: Club Raffelberg - Rüsselsheimer RK 3:11 (2:7), RTHC Leverkusen - SC 1880 Frankfurt 12:3 (8:0), Dürkheimer HC - Eintracht Frankfurt 5:7 (3:3), Blauweiß Köln - 1.Hanauer THC 9:2 (6:0). RTHC Leverkusen - Rüsselsheimer RK 7:10 (4:6), Blauweiß Köln - Eintracht Frankfurt 3:5 (1:2), Club Raffelberg - SC 1880 Frankfurt 10:0 (7:6), 1.Hanauer THC - Dürkheimer HC 4:5 (2:2).
BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: Berliner HC - Eintracht Braunschweig 12:6 (5:4), Großflottbeker THGC - Klipper Hamburg 7:9 (3:4), Club zur Vahr - UHC Hamburg 7:13 (3:6), ATV Leipzig - DHC Hannover 2:5 (1:2). Klipper Hamburg - Club zur Vahr 7:4 (5:2), ATV Leipzig - Eintracht Braunschweig 4:4 (3:3), Berliner HC - DHC Hannover 12:4 (7:1), UHC Hamburg - Großflottbeker THGC 4:6 (1:3).
REGIONALLIGA SÜD, Männer: HC Heidelberg - 1. Hanauer THC 9:7 (3:5), HTC Stuttgarter Kickers - Rüsselsheimer RK 5:3 (3:2), HC Speyer - SC 1880 Frankfurt 9:14 (5:5), SSV Ulm - TSV 1846 Mannheim 6:7 (4:3), 1. Hanauer THC - HC Speyer 12:2 (2:2), HTC Stuttgarter Kickers - TSV 1846 Mannheim 6:4 (3:2), SC 1880 Frankfurt - HC Heidelberg 11:7 (7:3), SSV Ulm - Rüsselsheimer RK 8:5 (3:1).
REGIONALLIGA SÜD, Frauen: TSV Ludwigsburg - Stuttgarter Kickers 2:9 (2:4), HC Rotweiß München - Wiesbadener THC 2:4 (1:2), HC Wacker München - VfL Bad Kreuznach 8:6 (2:4), HC Ludwigsburg - TFC Ludwigshafen 5:2 (0:1). HC Ludwigsburg - TSV Ludwigsburg 2:2 (2:2), HC Rotweiß München - VfL Bad Kreuznach 5:11 (4:7), Stuttgarter Kikkers - TFC Ludwigshafen 6:1 (4:0), HC Wacker München - Wiesbadener THC 7:5 (1:2).
OBERLIGA HESSEN, Frauen: Offenbacher RV - Rüsselsheimer RK Ib 1:7 (0:3), SC 1880 Frankfurt Ib - FSV Frankfurt 9:4 (6:2), THC Hanau Ib - Eintracht Frankfurt Ib 2:6 (1:3), DHC Wiesbaden - SKG Frankfurt 5:4 (2:1).
VERBANDSLIGA HESSEN, Männer: Rüsselsheimer RK Ib - TSV 1857 Sachsenhausen 6:7 (0:0), SKG Frankfurt - THC Hanau Ib 9:10 (0:0), TG Hanau - TGS Vorwärts Frankfurt 11:2 (0:0), Wiesbadener THC Ib - KSV Hessen Kassel 8:12 (0:0).
HEUTE LESEN SIE
Ungarn Antall bleibt UDP-Chef Seite 2
Leitartikel Wider den Wachstumsfetisch Seite 3
Awacs-Streit Stoiber wird ungeduldig Seite 4
Feuilleton Düggelin auf der Bühne Seite 7
Wirtschaft Handel setzt Rotstift an Seite 10
Dokumentation Europa ohne D-Mark Seite 12
Frankfurt DGB-Schelte an OB Seite 13
Kulturspiegel Lesung mit Horst Stern Seite 18
Medienrundschau Start klar: VOX Seite 20
Hessen Ärger mit den Rechtsaußen Seite 21
Aus aller Welt Vier Tote bei Orkanen Seite 24
Fernsehen und Funk Seiten 8/9
Freie Aussprache Seite 10
Roman Seite 17
Filmspiegel Seite 22
SPORTRUNDSCHAU Rallye Monte Carlo Probleme mit Zuschauern Seite 27
Hallen-Turniere Masters-Feld komplett Seite 28
Tennis Stich entdeckt alte Stärke Seite 30
Leichtathletik IAAF droht mit Startverbot Seite 30
In der Fußball-Bezirksliga Hochtaunus war von den Spitzenmannschaften die Usinger TSG mit 5:2 über dem FC Königstein erfolgreich, der FSV Friedrichsdorf besiegte die Spvgg Hattstein mit 3:0. Dagegen konnte der EFC Kronberg die TuS Weilnau mit einem 2:0 überraschen. Das Spiel Stierstadt gegen Pfaffenwiesbach wurde wegen des Todes eines Zuschauers kurz vor Beginn abgesagt.
Usinger TSG - SG Königstein 5:2 (1:1) Tore: 0:1 Engelstädter, 1:1 Aiello, 2:1, 3:1, 4:1 Favaro, 4:2 Mertner, 5:2 Aiello. Bester Spieler: Favaro.
SCCP Bad Homburg - DJK Bad Homburg 1:4 (0:1) Tore: 0:1 Esmer, 0:2 Raßloff, 0:3 Albert, 0:4 Oral, 1:4 Six. Bester Spieler: Raßloff (DJK)
SG Schneidhain/Falkenstein - FC Inter Oberursel 5:1 (4:0) Tore: 1:0, 2:0 Segner, 3:0 Hofmann, 4:0 Kehrer, 4:1 Ferrarello, 5:1 Segner. Bester Spieler: Segner (S/F).
FC Weißkirchen - Eintracht Oberursel 2:1 (0:0) Tore: 1:0 Erdmann (Eigentor), 2:0 Ittner, 2:1 Schwarz.
EFC Kronberg - TuS Weilnau 2:0 (0:0) Tore: Silvio Mondello. Beste Spieler: Pauls, Jochmann (K), Duhm (W).
FC Oberursel - SV Seulberg 4:1 (3:0) Tore: 1:0 Rünzi, 2:0 Remy, 3:0 Hohmann, 3:1 Spahn, 4:1 Remy. Geschlossene Mannschaftsleistung von Oberursel.
FSV Friedrichsdorf - Spvgg Hattstein 3:0 (1:0) Tore: Halt, Hausmann (FE), Reichert. Beste Spieler: Reichert, Zimmermann (F).
Wer sich vor Krankheiten im Auslandsurlaub schützen will, muß neuerdings etwas tiefer in die Tasche greifen: dafür sorgt die Reform des Gesundheitswesens, die jetzt in Kraft getreten ist. Die wichtigste Neuerung betrifft die Kostenübernahme für Impfungen: Schutzimpfungen für Urlaubsfernreisen werden nicht mehr von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt. So müssen Urlauber etwa für die Malariaprophylaxe jetzt selbst aufkommen. Impfungen hingegen, die auch im Inland immer wieder aufgefrischt werden sollten, werden weiterhin von den Krankenkassen übernommen.
Nur wenig ändert sich beim Krankenversicherungsschutz im Ausland. Nach wie vor erhalten versicherte der AOK und der Ersatzkassen einen im Ausland umzutauschenden Berechtigungsschein, wenn sie in EG-Staaten oder Länder - wie etwa Österreich - reisen, mit denen ein Sozialversicherungsabkommen besteht. Doch Vorsicht: nicht alle Ärzte in diesen Staaten akzeptieren den Schein - sie rechnen statt dessen lieber privat mit dem Urlauber ab. Eine Erstattung von der heimischen Krankenkasse ist dann - wenn überhaupt - nicht immer in voller Höhe möglich. Reist der Urlauber dagegen in ein ferneres Ziel ohne Sozialversicherungsabkommen, so besteht weiterhin kein Versicherungsschutz. Einzige Alternative ist der Abschluß einer privaten Auslandsreisekrankenversicherung, die, im Gegensatz zum Berechtigungsschein, auch den medizinisch notwendigen Rücktransport im Rettungsflugzeug beinhalten kann.
Verbesserungen treten durch die Reform für Touristen ein, denen der Abschluß einer privaten Auslandsreisekrankenversicherung nicht möglich ist. Reiste bislang etwa ein Dialyse-Patient in ein Land ohne Sozialversicherungsabkommen, so hatte er keinen Rechtsanspruch gegen die gesetzliche Krankenversicherung auf Übernahme der Kosten für die Dialyse-Behandlung. Der Abschluß einer Auslandsreisekrankenversicherung zu diesem Zweck war ebenfalls nicht möglich. Die Reform garantiert nun, daß die Kassen für längstens sechs Wochen pro Jahr die Kosten von Akutbehandlungen bei privaten Auslandsreisen auch in Länder ohne Sozialversicherungsabkommen erstatten, wenn der Abschluß einer Auslandsreisekrankenversicherung nicht möglich ist. Das allerdings muß vor Beginn der Reise nachgewiesen werden. tdt
Manfred Gottschalk aus Langen ist erneut Deutscher Meister im 5-Kegelbillard. Bei den am Wochenende vom 1. Langener Billardclub ausgetragenen Meisterschaften erreichte der Vorjahressieger mühelos die Endrunde der besten vier Spieler. Dort bestand Gottschalk mit 80:54/80:46 gegen den Niedersachsen Lars Niegisch und mit 80:72/80:54 gegen Peter Berger aus Hanau. Im letzten Spiel traf Gottschalk auf den bis dahin punktgleichen Gerd Kunz (Sachsen). Während der Langener im ersten Satz noch recht deutlich mit 80:52 siegte, geriet der zweite Satz zur Nervenprobe. Nach einem Fehler von Gottschalk beim 63:63 ging Kunz mit zehn Punkten in Führung. Beim 75:73-Rückstand holte der Vorjahressieger aber die entscheidenden sieben Punkte, die den Satz beendeten und Gottschalk auch den Meistertitel 1992 einbrachten. Ergebnisse: 1. Manfred Gottschalk (Langen), 2. Gerd Kunz (Sachsen), 3. Lars Niegisch (Niedersachsen), 4. Peter Berger (Hanau/Hessen), 5. Holger Autengruber (Sachsen), 6. Steffen Exler (Sachsen)..., 9. Hans-Jürgen Meisel (Langen)..., 12. Dieter Altmann (Langen)..., 18. Detlef Schmidt (Langen)..., 28. Pino Basile (Langen). rip
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Weil der Bund Städtebauförderungsmittel streicht, rückt der angestrebte Rathaus-Neubau in weite Ferne. Seite III OBERURSEL. Kampf verloren: Vor drei Jahren fielen die Stadtwald-Bäume für die umstrittene B 455 neu. Seite IV SPORT. Die Spvgg. Bad Homburg verfügt über die meisten Jugend-Fußball- Mannschaften im Hochtaunuskreis.
DGB-Neujahrsempfang: Kritik an den Sparplänen
FRANKFURT-NORD. Tanzgarden, Schautanzgruppen und Solistinnen aus Frankfurt haben beim "22. Gardetanzsportturnier" des Tanzsportclubs "Grün- Weiß" im 1. Frankfurter Gardecorps in der Stadthalle Hofheim hervorragend abgeschnitten: 20 erste und acht zweite Plätze sowie ein dritter Platz. Rund 1500 Teilnehmer, davon etwa 300 aus Frankfurt, wetteiferten an zwei Tagen um Pokale, Ehrenpreise und Meisterschaftsqualifikationen.
In der Disziplin der modernen Tänze bis zwölf Personen belegte die Garde des Karnevalvereins "Die Bodentrampler" aus Nieder-Erlenbach mit "Light my fire" in der A-Klasse überzeugend mit 234 Punkten den ersten Platz. Im Polkatanz gab es einen spannenden Vergleich zwischen den "Yellow Tigers" aus Nieder-Erlenbach und den "Kojiaks" des 1. KTC Bornheim, den die "Kojiaks" schließlich mit 279 : 252 Punkten für sich entschieden konnten.
Einen ersten Platz ertanzten sich auch die Juniorinnen des blaugelben Gardecorps im Club "Fidele Nassauer" Heddernheim. In der B-Klasse gewannen sie - erstmals bei einem Turnier - auf Anhieb den Pokal im Marschtanz (von Bianca Kilian und Claudia Bienek einstudiert).
Für Heddernheim tanzten Pia Berndhäuser, Verena Dippel, Leonarda Donno, Sabrina Friedrich, Corinna Heins, Manuela Neuschitzer, Melanie Werner und Daniela Zöller. Bei den Solistinnen der B- Jugend ist Melanie Klein vom Tanz- Sport-Club "Grüngelb" Frankfurt-Nord Pokalsiegerin. dixi/04
DGB-Schelte für . . .
OB von Schoeler hatte die "erfolgreiche Wohnungspolitik" des rot-grünen Magistrats seit 1989 betont. In der Diskussion der jüngsten Tage um die Zahl der 1992 fertiggestellten öffentlich geförderten Wohnungen stärkte er Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) den Rücken: Rund 900 Wohnungen dieser Kategorie seien bezugsfertig geworden.
Von Schoeler rief dazu auf, bei der Kommunalwahl am 7. März die Rechtsradikalen aus dem Stadtparlament "rauszuwerfen: Es ärgert mich, daß es nur noch darum zu gehen scheint, ob die sechs oder acht Prozent bekommen". Er appellierte an alle Bürger, wählen zu gehen und so "dazu beizutragen, daß Schreibtischtäter keine Chance haben".
Schwere Vorwürfe hat der Vorsitzende der Frankfurter SPD, Sieghard Pawlik, am Sonntag den Grünen gemacht. Pawlik schätzte die Kritik aus den Reihen des Koalitionspartners an der SPD als "inhaltslose Wahlkampfzappelei" ein. Die scharfen Angriffe bezogen sich vor allem auf Spekulationen um mögliche Koalitionen nach den Kommunalwahlen und auf "die Kritik an vorher gemeinsam beschlossenem Handeln des Magistrats" beispielsweise in der Sicherheitspolitik.
Deutlich werde dabei "ein hoher politischer Substanzverlust der Grünen und die Entwicklung zu einer anderen FDP", erklärte der SPD-Vorsitzende. Für ihre Sozial-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik brauche die SPD "keine Belehrungen von Teilen einer Partei, die vor wenigen Jahren noch überlegte, ob sie dem sozialen Rechtsstaat den Kampf ansagen oder ihn akzeptieren will". ing
Zweite Basketball-Bundesliga, Frauen Vier von der Eintracht mit fünf Fouls draußen
Bis zur 29. Minute hatte sich die Frankfurter Eintracht im Spiel der zweiten Basketball-Bundesliga gut gegen die körperlich überlegenen Würzburgerinnen in Szene gesetzt. Nach einem verkorksten Beginn - mit 11:2 war die DJK dank guter Preßdeckung nach drei Minuten in Führung gegangen - nahm Frankfurt den Kampf auf und näherte sich den Gästen. Wenige Minuten nach dem Wechsel war Frankfurt bis auf 44:46 herangekommen, dem knappsten Rückstand im Spiel.
In der 29. Minute stand es 46:52, die Partie war also noch offen, doch anschließend mußte eine Frankfurterin nach der anderen mit fünf Fouls das Feld verlassen: Sandra Kojic, Eva Strippel, Steffi Kudla und Eva Santina-Romero, die ersten drei allein innerhalb von drei Minuten. Damit war für die Eintracht nichts mehr zu gewinnen, die zum Schluß nur mehr die fünf Spielerinnen auf dem Feld hatte, die überhaupt einsatzfähig waren.
Die meisten Punkte für Frankfurt, das weiter auf dem zweitletzten Platz der Klasse steht, machten Steffi Wegeler und Yoko Sommer (je 17), die ihre bisher beste Partie im Dreß der Eintracht bot, und Kudla (10). ah
FRANKFURT A. M. Exotische Atmosphäre im "Ökohaus" in der Kasseler Straße: Auf der Bühne, in einem Raum des "Ka Eins", sitzen zwei indische Musiker und entlocken ihren Instrumenten ungewohnte Klänge - zumindest für unsere Ohren. Etwa 60 Gäste sind gekommen und lassen sich von der Musik verzaubern. Jalal Abedin singt und begleitet sich dabei selbst am Harmonium. Klassische und volkstümliche indische Tänze führt Nita Jehti, eine Tänzerin aus Indien vor, die auch international schon Erfahrung gesammelt hat.
"Wir wollen Leuten, die sich für indische Kultur interessieren, eine Möglichkeit geben, Musik und Tanz aus Indien zu erleben", sagt Dr. Indu Prakash Pandey vom Indischen Kulturinstitut in Frankfurt, "wir organisieren aber neben den Kulturtreffs auch regelmäßig Vorträge zu verschiedenen Themen."
Auf Einladung des Indischen Kulturinstituts kommen oft namhafte Referenten von Universitäten und Instituten aus ganz Deutschland nach Frankfurt, um Vorträge zu halten über indische Politik, Wirtschaftsprobleme oder Kultur.
"Zweifellos ist die wichtigste Aufgabe unseres Institutes das Angebot von Sprachkursen für Interessierte", erzählt Dr. Pandey, "zu unseren Kursen kommen viele Frauen, die einen indischen Freund oder Ehemann haben und seine Sprache nicht sprechen." In den kleinen Kursen - stets weniger als zehn Teilnehmer - wird Hindu, Bengali und Farsi gelehrt. Die Kursgebühren betragen 60 Mark im Monat, wovon zwei Drittel an den Kursleiter und der Rest an das Institut gehen. "Wir bekommen das Geld für unsere Arbeit vom Frankfurter Amt für multikulturelle Angelegenheiten", berichtet Dr. Indu Prakash Pandey, der das Institut 1985 gegründet hat.
Die Räume des Indischen Kulturinstituts waren zunächst im Domizil der "Initiative mit Ausländern verheirateter Frauen" (IAF) untergebracht; im Mai vergangenen Jahres konnte Dr. Pandey die neuen Räume im Ökohaus beziehen.
Im Jahre 1963 war er zum ersten Mal nach Deutschland gekommen, das damals gegründete Südasien-Institut in Heidelberg hatte ihn eingeladen. Danach ging Pandey nach Rumänien und in die USA. 1968 kam er wieder nach Deutschland zurück, um an der Frankfurter Universität indogermanische Sprachwissenschaften zu lehren.
1990 wurde Dr. Pandey pensioniert, und seitdem widmet er sich ganz dem Indischen Kulturinstitut. "Ich wollte auch nach dem Ende meiner Arbeit an der Frankfurter Uni etwas Sinnvolles machen und mein Wissen weitergeben. Deshalb habe ich mich jetzt ganz auf die Arbeit im Institut konzentriert." jan
Die ältere Dame im lindgrünen Kostüm ist fertig mit ihrer Aussage. Sie erhebt sich, geht zum Richtertisch und läßt sich das Formular für die Aufwandsentschädigung aushändigen. "Übrigens", sagt Wolfgang Helbig, der Vorsitzende, zu ihr, "erkennen Sie den Angeklagten wieder? Er soll dem Gericht angehört haben, das sie damals verurteilt hat." Die Frau wendet sich zur Seite und blickt den alten Mann im dunkelblauen Anzug einen Moment lang an: "Ach, der soll das gewesen sein?" Mehr sagt sie nicht. Zwei alte Leute schauen sich kurz an: Sie, 80 Jahre alt, er, Otto Jürgens, wird im Sommer 87. Sie, die Zeugin, und er, der Angeklagte, der einmal ihr Richter war. Natürlich erkennen sie einander nicht; nach über vier Jahrzehnten.
Auch vor 43 Jahren wußte Edith B. nicht, mit wem sie es zu tun hatte. Im Frühjahr 1950 saß sie mit 3300 anderen Gefangenen im Zuchthaus Waldheim. Sie Von Bernhard Honnigfort (Leipzig) waren die Übriggebliebenen aus den Internierungslagern Bautzen, Sachsenhausen, Jamlitz oder Buchenwald, die von den Sowjets zwar noch verhört, den DDR-Behörden aber zur Aburteilung übergeben worden waren. Grundlage war das Kontrollratsgesetz Nr. 10 vom 20. Dezember 1945, das die Bestrafung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder den Frieden vorsah. Außerdem stützten sich die Gerichte auf die Kontrollratsdirektive Nr. 38 zur Bestrafung von Nazis, Militaristen, Kriegsverbrechern und "möglicherweise gefährlichen Deutschen". Im Befehl Nummer 201 hatte die sowjetische Militäradministration festgelegt, wie die Gerichte die Internierten einzustufen hatten: als Mitläufer, Verbrecher geringerer Stufe und Hauptverbrecher. Befehl 201 enthielt auch den Hinweis, die Gerichte sollten sich bei ihrer Arbeit auf "führende Aktivisten" des Dritten Reiches konzentrieren.
Zwischen April und Juni urteilten die Gerichte in Waldheim im Schnellverfahren die 3300 Internierten ab: Obwohl die Mehrzahl von ihnen Mitläufer waren, NSDAP-Mitglieder, Flak-Helfer, Ortsbauernführer oder Bürgermeister, gab es keinen Freispruch und keine Freiheitsstrafe unter fünf Jahren. Die meisten erhielten Haftstrafen zwischen zehn und zwanzig Jahren, über 32 Angeklagte wurde die Todesstrafe verhängt. 24 von ihnen wurden in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1950 im Keller des Waldheimer Gefängnisses durch den Strang hingerichtet. Die Waldheimer Prozesse, so Sachsens Justizminister Steffen Heitmann (CDU) heute, waren ein klassisches Beispiel von politisch gelenkter "Unrechtsjustiz": Die Angeklagten hatten keine Verteidiger, der Urteilsrahmen war vorher von einer Kommission, in der SED-Leute den Ton angaben, festgelegt worden. Abgesehen von Schauprozessen waren die Verhandlungen nicht öffentlich. Die DDR, so der Potsdamer Historiker Wolfgang Eisert, wollte der Welt nach Ende des Zweiten Weltkrieges beweisen, daß sie mit dem Hitler-Faschismus abzurechnen verstand.
Edith B. stand im Mai 1950 in Waldheim vor Gericht. In Berlin hatte sie am 7. Mai 1945 ein russischer Offizier abgeholt ("Ich sollte kurz zur Polizei"). Die fünf Jahre dazwischen saß sie in den Lagern Jamlitz und Sachsenhausen. Sie war als Hauptverbrecherin eingestuft worden, die das Naziregime maßgeblich gestützt hatte. Als Sekretärin hatte sie im Außenpolitischen Amt der NSDAP und nach 1941 für Alfred Rosenberg im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete gearbeitet. In einer "10- oder 15minütigen Verhandlung" wurde sie in Waldheim zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Otto Jürgens war damals einer ihrer Richter. Seine Unterschrift steht unter ihrem Urteil. Der überzeugte Kommunist war nach einer Tischlerlehre und Gelegenheitsjobs über einen Volksrichterlehrgang zur DDR-Justiz gekommen. In Leipzig steht er seit dem 10. November 1992 wegen Mordes und gemeinschaftlich begangener Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung in 14 Fällen vor Gericht. Mord wirft ihm Staatsanwalt Dietrich Bauer vor, weil er an einem Todesurteil gegen einen Nazi-Staatsanwalt mitgewirkt hatte. Jürgens ist der erste der Waldheim- Juristen, die von der neudeutschen Justiz vor Gericht gestellt wurden. Gegen acht weitere Ex-DDR-Juristen soll das Verfahren eröffnet werden.
Während Zeugin Edith B. ihre Geschichte erzählt, sitzt der 86jährige ruhig da, dreht hin und wieder Däumchen. An das, was ein halbes Leben zuvor stattfand, kann er sich nur noch schemenhaft erinnern. An Edith B. so wenig wie sie sich an ihn. Jeder Verhandlungstag - 13 hat er schon hinter sich - sind für den alten Mann eine Strapaze. Morgens um fünf Uhr kommt der Witwer aus Halle angereist. Drei Stunden wird verhandelt, mehr läßt ein medizinisches Gutachten nicht zu. Dennoch erinnert der Prozeß in nichts an das Honecker-Verfahren in Berlin. Jürgens wirkt mit zunehmender Verhandlungsdauer frischer und entspannter. Manchmal sogar vergnügt. "Diszipliniert und pflichtbewußt", lobt ihn seine Verteidigerin Dorothea Stöckchen.
Nicht nur Jürgens kann sich kaum noch an etwas erinnern. Manchmal nimmt der Prozeß absurde Züge an, wenn Richter Helbig den hochbetagten Zeugen Details entlocken will, die ein halbes Menschenleben zurückliegen: Ob sie einen Lebenslauf in Waldheim unterschrieben habe, fragt er Edith B. Ob sie in einem Auto zur Verhandlung gebracht worden sei? Ob noch andere Zuhörer im Verhandlungs- raum waren? Ob sie ihre Anklageschrift sofort zurückgeben mußte? Schließlich, ob sie irgendeine Erinnerung an die Verhandlung habe: "Keine", sagt sie.
Den anderen Zeugen, die im November und Dezember aussagten, ging es meist ähnlich: Waldheim ist in ihrer Erinnerung zusammengeschnurrt auf ein schreckliches Erlebnis, einen kurzen Prozeß und lange Jahre Haft. Schlimmes Unrecht und Entbehrungen, die sie nicht vergessen werden - sieht man einmal von den Details ab, die das Leipziger Gericht heute so brennend interessieren, weil sie Aufschluß über die Arbeitsweise der Waldheimer Richter geben könnten. "Erstaunlich, wie sehr das alles weg ist", meint Edith B. über ihre Erinnerung an Waldheim. Vieles ist verschwunden, vieles verschwommen und manches, was noch da ist, offensichtlich falsch: Die "Rote Hilde" Benjamin war nie, wie die Zeugin gegenüber der Polizei behauptet hatte, Vorsitzende einer Waldheimer Kammer, sondern DDR-Justizministerin. Das Gericht weiß, wie sehr es bei den Zeugenvernehmungen im Nebel herumstochert. Die meisten seiner Vorhaltungen werden mit einem Achselzucken beantwortet. "Sie sind nicht die einzige, die Probleme hat, sich zu erinnern", entfährt es Richter Helbig einmal. Staatsanwalt Dietrich Bauer vertraut deshalb ganz seinen Unterlagen: Die kompletten Akten über den Waldheim-Prozeß sind im Bundesarchiv in Berlin gefunden worden. Das reiche aus.
Nachdem Edith B. ihr Formular in die Hand genommen hat, verläßt sie den Saal 115 des Leipziger Landgerichts. Richter Helbig teilt mit, daß der Prozeß, ursprünglich auf 19 Tage angesetzt, um fünf Verhandlungstage verlängert werde. Dann beginnt er, seitenweise aus Verfahrensakten vorzulesen. Das Surren der Neonröhren übertönt ihn. Der alte Mann auf der Anklagebank lehnt sich zurück. Die Nervosität, die er noch hatte, als der Prozeß mit Medienrummel und Fernsehkameras begann, hat er abgelegt. Alles wirkt sehr undramatisch: die ihm zur Last gelegten Taten - entsetzlich weit entfernt, aus den dunklen Anfängen des SED-Staates, der mittlerweile selbst Geschichte geworden ist. Der Richter liest und liest, und Otto Jürgens tut das, was er am häufigsten tut: Däumchen drehen.
WESTEND. Die japanisch-deutsche Künstlerin Eri M. A. Foerster hat einen bissigen Humor. In ihren oft großformatigen Aquarellbildern stemmt sie sich gegen die Vernichtung der Natur, gegen ungleiche Gewichtung des männlichen und weiblichen Prinzips, gegen Krieg und Terror. Foerster zeigt, daß man mit Aquarellfarben "auch anders arbeiten kann". Ihre Bilder sind voll bedrohlicher Dramatik und zuversichtlicher Zukunftvisionen zugleich.
Im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung in der Galerie der Heussenstamm- Stiftung steht eine Installation mit dem Titel "One World" - "Die Natur ist stärker . . .". Vier Aquarell-Doppelstandbilder (1,40 Meter x 3 Meter) und die Bildplastik "Bewußtheit - der Mensch" zeigen anschaulich, welche Ideen und Motivationen hinter den Arbeiten dieser agilen Künstlerin stehen.
Foersters Werke können zweifelsohne der individuellen Mythologie zugeordnet werden. Eine ganz andere Form der gegenständlichen Malerei, in der ausschließlich individuelle Weltsichten zum Ausdruck kommen.
Der einzelne Mensch setzt Zeichen und Signale, die nur seine Welt bedeuten und nicht verallgemeinerbar sind.Die Künstlerin will kein Rezept zur Angstbewältigung anbieten. Sie will anregen, den Blick schulen, aufklären. Die Wirklichkeit, wie sie von ihr dargestellt wird, unterliege der jeweiligen Illusion des Betrachters, erläutert die Malerin. Die Illusion "flößt entweder Angst oder Zuversicht ein".
Im Zyklus "Bewußtheit - der Mensch" steht die Welt auf dem Kopf. Naturzerstörung wird symbolisch angedeutet durch die Zerstücklung eines Baumes. Mit Gewalt bricht dieser auseinander, Chaos folgt. Hier lehnt sich Foerster an die Symbolik der christlichen Religion an, denn auf dem letzten Bild des Zyklus ragt ein aus Menschenleibern bestehender "Turm zu Babylon" in den Himmel. Eri M. A. Foerster bedient sich aber nicht der religiösen Moral. Sie hat eigene Ansichten: Nicht die Schlange oder die Frau, sondern Zerstörungswut und Machtanspruch verkörpern hier die Sünde.
Was dieser Kunst abgeht, ist die Überzeugung, es besser zu wissen. Neben den Anklagen zeigt die Künstlerin keinen Willen, ihre Sehweise und Forderungen nach Veränderung durchzusetzen. Sie vertraut auf die Evolution, auf daß "die Entwicklung fortschreitet, ohne sich um Details zu kümmern".
Was diese Kunst auszeichnet, ist die Rückbesinnung auf sich selbst. Foersters Bilder drücken durchweg eine Hochachtung vor der Schöpfung aus. Den Menschen sieht sie als Teil der Umwelt wie der Kultur. Das eine hat Geltung neben dem anderen.
Jenseits düsterer Prophezeiungen stellt die Künstlerin eine Reihe von beeindrukkenden Landschaftsaquarellen aus. Sie lädt zu Spaziergängen durch See- und Flußlandschaften ein. Bilder, die vor praller Lebensfreude leuchten.
Ihre Impressionen sammelte Eri M. A. Foerster auf zahlreichen Reisen durch Asien, die Vereinigten Staaten und die ehemalige Sowjetunion. 1963-1967 studierte sie an der Fachhochschule für Gestaltung in Offenbach. 1986 eröffnete die Künstlerin eine Galerie in Seligenstadt und arbeitet mittlerweile als Dozentin für Aquarell, Öl und Zeichnen. Seit 1978 präsentierte sie ihre Arbeiten unter anderem in der Galery of European Paintings (Miami), auf der Ausstellung "European Art" (New York und Toronto) und sehr häufig in Frankfurt.
Foersters Installationen und Bilder sind bis zum 12. Februar in der Galerie der Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstraße 1-3, zu betrachten. Die Galerie ist dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. tin
NORDWESTSTADT. Mit dem "Pausenradio" soll das Angebot zwischen den Stunden für die Schüler der Ernst-Reuter-Schule II in der Nordweststadt bis zum Sommer dieses Jahres einmal im Monat interessanter gestaltet werden.
Die Initiatoren aus dem Jugendbüro in der Nordweststadt und von der benachbarten Fachhochschule wollen auf diese Weise die herkömmliche Schülerzeitung ersetzen. Nach Einschätzung des Frankfurter Diplom-Pädagogen Hartmut Schwarzer ist das Medium Zeitung für die heutige Schülergeneration nicht mehr von Interesse.
Schon der erste Sendetermin im Dezember des abgelaufenen Jahres (Montag, 14.) war von den Schülern gut angenommen worden. "Etwa 80 Jugendliche rappten zur Musik oder gestalteten auf andere Art mit uns das Programm", bilanzierte Schwarzer.
Der Höhepunkt an diesem Tag: In das Lied "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen, der einen Tag zuvor eben diesen Song auf dem Festival gegen Ausländerfeindlichkeit gesungen hatte, stimmten die Jugendlichen ein und entflammten Feuerzeuge. Durch diesen Erfolg ermutigt, wollen Schwarzer und Kollegen voraussichtlich am Dienstag, 2. Februar, das "Pausenradio" fortsetzen. Langfristiges Ziel ist es, zum einen Radio "mit Schülern für Schüler zu machen" und zum anderen Informationen "auf andere Art" unter den Nachwuchs zu bringen.
So seien Kontakte zur Schülervertretung bereits geknüpft worden. Und: Die Jugendlichen aus dem Jugendbüro können ihre eigenen Lieder, die bei verschiedenen Musik-Projekttagen in der Einrichtung getextet, komponiert, gesungen und aufgenommen wurden, einem größeren Publikum vorstellen.
Die Idee solcher Projekte hatten einige Pädagogen "vor etwa fünf Jahren" in der Medien-Gruppe, einem hessischen Zusammenschluß vorgestellt.
"Das war auch der Ursprung von Radio SK", erläuterte der Pädagoge. Schüler des Domgymnasiums (Rabanus-Maurus- Schule) in Fulda hatten zwei Stunden ein Radio-Programm für die städtische Klinik produziert (die Frankfurter Rundschau berichtete). star
FRANKFURT-OST. Die Probleme bei der Organisation und Durchführung von Gesundheits-Sportkursen standen beim jüngsten Treffen des "Stammtisch-Ost" im Mittelpunkt, einem regelmäßigen Treffen der Vereine aus dem Frankfurter Osten.
Vertreter des TV Seckbach 1875, der SG Enkheim, der SG 04, des TV Bergen- Enkheim, der TG Bornheim 1860 und des Frankfurter Turngaus diskutierten über die Perspektiven von Kursen wie Wirbelsäulengymnastik, autogenes Training oder "Rückenschule" in den Turnvereinen. Die Raumnot der Klubs und das Problem der teuren, weil qualifizierten, Übungsleiter kam dabei genauso zur Sprache, wie die Notwendigkeit, solche Kurse anzubieten.
"Es ist schwierig, mit den traditionellen Sportarten die Leute noch in die Vereine zu holen", erklärte Peter Völker, Erster Vorsitzender der TG Bornheim 1860. Deshalb müßten die Vereine durch ein erweitertes Programm auf die veränderten Interessen der Bevölkerung eingehen, die verstärkt kurzfristigere Kurse bevorzugen würden, anstatt Sportarten mit hohem Zeitaufwand. "Natürlich wollen wir auch neue Mitglieder werben."
Der TG-Vorsitzende berichtete auch vom Erfolg des Fitneß-Centers, das die TG und Sportdezernentin Sylvia Schenk im August vergangenen Jahres eröffnet hatten. Seine Bilanz: In vier Monaten hat der Bornheimer Großverein 120 Mitglieder gewonnen. "Ein Grund mehr, neue Wege zu gehen." Trotz der Ausnahme hätten die Vereine die Entwicklung im Fitneßbereich verschlafen. Beim Gesundheitssport dürfe sich das nicht wiederholen, waren sich die Vertreter einig.
Eine weitere Möglichkeit, Mitglieder an die Turnvereine zu binden, sieht der hessische Turnverband durch die Verbesserung des Kursusangebots für ältere Menschen. Um das Ziel zu erreichen, hat der Verband eine Projektleiterin engagiert. Die ausgebildete Sportlehrerin Jessica Rahe soll den Vereinen beim Aufbau von Senioren-Turngruppen helfen.
Des weiteren informierte der Vorsitzende des Turngaus Frankfurt, Helmut Lang, die Mitglieder des Stammtischs an diesem Abend noch über das Landesturnfest vom 27. bis 31. Mai in Hanau.
Auch über den Stand der Vorbereitungen und die Organisation der Gymnastrada berichtete Lang seinen Zuhörern. Für das traditionelle Sportfest, das im Jahr 1995 in Frankfurt am Main ausgetragen wird, erwarten die Veranstalter etwa 20 000 Besucher. ara
NORDEND. Von ihrer besten Seite wollte sich die Elisabethenschule beim "Tag der offenen Tür" zeigen. Lehrerschaft, Schulleitung, Schulelternbeirat Schülervertretung und auch einzelne Arbeitsgruppen waren darum bemüht, die etwa 150 Besucher über die Angebote des Gymnasiums an der Eschersheimer Landstraße zu informieren.
Zielgruppe waren zukünftige Fünftkläßler der intern liebevoll "Eli" genannten Elisabethenschule und deren Eltern - wie bei vielen weiterführenden Schulen ging es nicht zuletzt um die Nachwuchs-Werbung durch gelungene Selbstdarstellung. Einen Einblick in das Lehr- x angebot des Gymnasiums erhielten die Gäste bei Experimenten aus dem Biologieunterricht, einer Führung durch die Sammlungen der Naturwissenschaften im 1985 errichteten Neubau an der Holzhausenstraße, beim Modellunterricht in englischer und französischer Sprache (die Sprachangebote Russisch und Latein stellten sich nicht vor), einer Probe der Musik-AG, Volleyball der Unterstufe und Arbeiten im Werkraum.
Für organisatorische Fragen stand die Schulleitung in offenen Gesprächen bereit. Nur die geplante Orchesterprobe mußte kurzfristig abgesagt werden. Besonderes Interesse galt an diesem Vormittag dem fast immer überfüllten Computerraum, der erst eine Woche zuvor mit neuer Hard- und Software im Wert von 45 000 Mark ausgestattet worden war. "Nun sind wir in der Lage, das große Interesse der Schüler am Fach Informatik besser als bisher befriedigen zu können", erklärte Lehrer Stefan Schmidt. Doch die sieben Geräte sind für insgesamt 230 Oberstufenschüler zu wenig, befürchten die Schülervertreter Elias Issa und Nikolaus Lindner.
Aber auch eine andere Neuerung zog die Neugierde der Gäste auf sich. In der Aula probte die Theater-AG für die 5. und 6. Klasse. Damit arbeitet jetzt eine zweite Theatergruppe an der "Eli" neben dem schon bestehenden Ensemble aus älteren Schülern, das im September vergangenen Jahres "Die Nashörner" von Eugene Ionesco aufgeführt hatte. Das Ziel der Älteren ist es, am Gymnasium im Nordend eine Inszenierung pro Jahr zu präsentieren - in Anlehnung an Max Frisch steht im kommenden Herbst "Die Brandstifter" auf dem Programm.
Wem der Kopf von den vielen Informationen rauchte, der konnte sich im kleinen Park der Schule erholen. Dort befindet sich auch das Projekt "Schulgarten" mit künstlichem Teich, Sträuchern und Blumen. Der Garten ist das Ergebnis jahrelanger Mühe einer Arbeitsgruppe in wechselnder Besetzung.
Aufwärmen konnten sich die Besucher dann im "Eltern-Café". Bei einer Tasse Kaffee plauderten Vertreter des Schulelternbeirats mit den Eltern der jetzigen Viertkläßler über die Zukunft - jedoch nicht nur über deren Entscheidung, auf welches Gymnasium sie ihre Kinder im Spätsommer schicken wollen, sondern auch über das neue hessische Schulgesetz. Danach sollen in der Schulkonferenz - einer Art "Runder Tisch" - Lehrer, Schüler und Eltern die Geschicke der Schule leiten.
Der stellvertretende Schulleiter Volker Räuber meinte: "Wir konkurrieren an solchen Werbetagen zwar mit Wöhler-, und Lessingschule um die Gunst der Eltern, doch auf anderer Ebene gibt es eine gute x Zusammenarbeit." Eine gewisse Anzahl von Kursen sei nur durch die Kooperation möglich. Jüngstes Beispiel dieser Zusammenarbeit: eine Podiumsdiskussion mit führenden Vertretern der demokratischen Parteien (die FR berichtete). Der Öffentlichkeitsarbeit dient auch eine Zeitung, die Schüler und Schulleitung "als eine Ergänzung zur Schülerzeitung" sehen. Darin sind Beiträge zur Geschichte, Vorhaben für die Zukunft und genaue Details über die Elisabethenschule enthalten. Nähere Auskünfte sind außerdem unter der Telefonnummer 21 23 51 44 zu erhalten. ara
NORDWESTSTADT. "Ich war heute auf zwei Empfängen und habe die Politiker daran erinnert, daß wir auf Vereinsebene wichtige Vorarbeit leisten. Für die braucht man natürlich auch Geld. Wir bieten beispielsweise den Jugendlichen sinnvolle Freizeitmöglichkeiten an, wir sind in Sportvereinen multikulturell", meinte Dieter Luwe. Der Vorsitzende des Heddernheimer Vereinsringes war einer der etwa hundert Gäste auf dem ersten Neujahrsempfang der CDU-Stadtbezirksverbände Nordweststadt-Niederursel und Heddernheim.
Vertreter der örtlichen Vereine, Schulen, Kindergärten und Kirchengemeinden trafen sich dieser Tage im Saal der katholischen St.-Sebastian-Gemeinde in der Ernst-Kahn-Straße.
"Wir wollen, daß man sich kennenlernt und ein reger Austausch entsteht", erklärte Ulrich Keitel, Vorsitzender der CDU Nordweststadt-Niederursel. "Wahlkampf verstehe ich allerdings anders - da sagt jeder, wie schlecht der andere und wie gut man selbst ist. Das werden sie hier nicht finden. Sogar Helmut Gärtner, der Vorsitzende der SPD, ist hier."
Möglichkeiten zur direkten Ansprache von Mandatsträgern gab es trotzdem reichlich: Außer sieben Ortsbeiräten, zwei Stadtverordneten, waren auch die Landtagsabgeordnete Heide Degen, der Spitzenkandidat der CDU für den Umlandverband, Heinz Daum und die Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters, Petra Roth, gekommen.
In ihrer kurzen Rede forderte Roth die Anwesenden dazu auf, sich in Politik, Vereinen und anderen Institutionen weiterhin zu engagieren: "Seien sie bitte streitlustige, aufrechte Demokraten. Das brauchen wir." Zur Kommunalwahl wünsche sie sich eine rege Wahlbeteiligung, damit den Rechten der Einzug ins Parlament verwehrt bleibe. Frankfurt sei eine Stadt mit großer Fremdenfreundlichkeit. "Gerade die ausländische Presse wird am 7. März besonders auf uns schauen. Wir müssen deutlich machen, wie wir wirklich denken."
Außer der Bekämpfung des Rechtsextremismus wurden auch örtliche Probleme auf dem Neujahrsempfang besprochen. "Bei der Verkehrsberuhigung haben die eingerichteten Tempo-30-Zonen nur den Verkehr verlangsamt und nicht reduziert", sagt Thomas Rätzke, CDU- Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 8.
"Den Berufspendlern müssen wirklich attraktive Nahverkehrsmittel angeboten werden. Wir schlagen eine Linie von Gonzenheim, über das Nordwestzentrum, durch Ginnheim zum Hauptbahnhof hin. Dadurch hätte man eine direkte Verbindung zur Innenstadt". Außerdem regt Rätzke an, die Fahrpläne der Buslinien 67 und 71 besser aufeinander abzustimmen, da sie in den Hauptverkehrszeiten unmittelbar hintereinander führen: "Dadurch entsteht immer eine Lücke von einer Viertelstunde."
Im Neubaugebiet "Riedwiese" bemängelt der Fraktionsvorsitzende die fehlenden Kindergartenplätze. Die vielen jungen Familien, die dort wohnten, hätten kaum Möglichkeit ihre Kinder betreuen zu lassen. Durch die schleppende Sanierung des Hundertwasser-Kindergartens werde dieses Problem noch verschärft.
Insgesamt sieht Rätzke die Aufgaben des Ortsbeirates darin, auch auf die kleinen Probleme der Anwohner einzugehen: "Da kann man kein großes Programm aufstellen, das ergibt sich oftmals im Laufe der Arbeit der Fraktion." laf
ECKENHEIM. "Wir müssen als Kirche deutlich machen, daß wir dem Haß etwas entgegenzusetzen haben", erklärt Pfarrer Roger Töpelmann von der evangelischen Nazarethgemeinde. Gemeinsam mit der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde hatte sie eine Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit organisiert.
Etwa 80 Eckenheimer waren dem Aufruf gefolgt und hatten sich zwischen den beiden Kirchen auf etwa 200 Metern Distanz mit Kerzen und Fackeln aufgestellt. "Eigentllich hatte ich mit etwas mehr Leuten gerechnet - um die 150 vielleicht", meint Töpelmann. Doch das naßkalte Wetter ließ einige zu Hause bleiben, vermutet der Pfarrer: "Wir können nicht den Anspruch erheben, den ganzen Ortsteil zu mobilisieren." Denen, die trotzdem gekommen waren, sprach Roger Töpelmann seine Anerkennung aus. Für ihn sind Lichterketten keine Modeerscheinung. Im Vorfeld der Aktion freute er sich über die ungewöhnlich große Resonanz - einige Eckenheimer hatten Briefe geschrieben, in denen die Kette positiv bewertet wurde. Eine Teilnehmerin hatte die Ankündigung der Demonstration gegen Haß und Gewalt an ihrem Geburtstag erhalten: "Das war mein schönstes Geschenk."
Nur wenige Ausländer hatten sich an der Aktion beteiligt. "Wahrscheinlich sind ausländische Mitbürger über die normale Werbung nicht so gut zu erreichen", bedauert Töpelmann.
In diesem Jahr plant die Nazarethgemeinde noch weitere Veranstaltungen gegen Fremdenhaß: Ein Seminar soll das Verhältnis von ausländischen und deutschen Bürgern zueinander aufarbeiten. Der Arbeitskreis Eckenheim, in dem alle sozialen Einrichtungen des Ortsteiles sowie die Kirchen zusammengeschlossen sind, will ein Stadtteilfest organisieren, das "sicherlich auch unter diesem Motto stehen wird". laf
FECHENHEIM. "Beunruhigend ist das Erscheinen nichtdeutscher Tatverdächtiger - rund 80 Prozent der Raubdelikte werden von Ausländern verübt." Diese Äußerung fand der katholische Fechenheimer Pfarrer Rainer Petrak in einer Frankfurter Tageszeitung. Das Zitat stammte von Heinrich Bernhard, dem Leiter der Frankfurter Schutzpolizei. Für Petrak war unter anderem diese Äußerung ein Anlaß für einen Informationsabend. In den Gemeindesaal der katholischen Herz Jesu-Gemeinde kamen etwa 40 Zuhörer, die sich für die Meinungen von Peter-Alexis Albrecht, Professor für Kriminologie an der Universität Frankfurt, und Pfarrer Detlef Lüderwaldt (Initiativausschuß "Ausländische Mitbürger in Hessen") interessierten.
"In der Diskussion wollte ich auch lokale Zusammenhänge aufzeigen: Kommunalpolitiker gehen wider besseres Wissen mit falschen oder verfälschenden Informationen um", meinte Pfarrer Petrak. Als Beispiele nannte er Bernhard Pfender, den Vorsitzenden der Fechenheimer CDU, der auf einer Veranstaltung seiner Partei von vielen "Scheinasylanten" sprach - oder auch die Frankfurter Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach- Herrmann (CDU), die daraus eine "notwendige Grundgesetzänderung" ableitete. Oft würden auch von Vertretern der Polizei einseitig interpretierte Daten wiedergegeben. "Deshalb sollte diese Veranstaltung den Zuhörern sachliche Informationen mit auf den Weg geben", sagte der Pfarrer.
"Die sozial schwächeren Schichten sind kriminell höher belastet als die anderen", führte Professor Albrecht aus: "Weil Gastarbeiter nicht angeworben wurden, um Chefarzt- und Managerposten zu besetzen, gehören sie mehrheitlich auch den sozial schwächeren Schichten an. Deutsche Angehörige der Unterschicht sind genauso wenig oder viel kriminell wie die ausländischen."
99,58 Prozent der Deutschen und 99,26 Prozent der Ausländer seien 1990 nicht wegen Gewaltkriminalität verurteilt worden: "Man muß einfach einmal die Zahlen umdrehen, um sich der wirklichen Dimension bewußt zu werden. Es ist nämlich auch falsch, daß die Kriminalität immer mehr zunimmt", erklärte Professor Albrecht.
Die Zahl der Verurteilungen sei kaum gestiegen. Einige Kriminalitätsformen kämen häufiger, andere seltener vor: "Ein Knacki, der an Geld kommen will, schafft das heute halt am leichtesten, wenn er einer alten Frau die Handtasche raubt. Die Sicherheitsvorkehrungen an anderer Stelle sind so groß, daß er dort kaum mehr Chancen hätte. Und Raub - auch der von Handtaschen - taucht als Gewaltverbrechen in der Statistik auf." Der Frankfurter Kriminologie-Professor bezog sich bei seinen Ausführungen auf die aktuelle amtliche Verurteilungs- statistik.
Neben dem Thema Kriminalität ging es auch um die Asyldebatte. Hier stellte Detlef Lüderwaldt einige Zahlen zur Diskussion: "Neben den fünf Prozent im engeren Sinne anerkannten Bewerbern werden von den Gerichten nach einem Prozeß etwa weitere 15 Prozent als politisch verfolgt anerkannt." Dazu kämen diejenigen, die nach der Genfer Flüchtlingskonvention ein Bleiberecht haben und die Flüchtlinge - beispielsweise aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die haben bis jetzt nur durch einen Asylantrag die Möglichkeit, legal hierzubleiben. "Letztlich haben nach deutschem Recht mehr als die Hälfte der Asylantragsteller ein Recht zu bleiben", sagte Pfarrer Lüderwaldt.
Der Begriff des "Scheinasylanten" täusche über die wirklichen Verhältnisse völlig hinweg. Eine Zuhörerin meinte daraufhin: "Es scheint, daß Aufklärung nicht im Interesse der Politiker liegt, weil sonst aufgedeckt wird, was sie selbst falsch gemacht haben."
Damit die Teilnehmer dieses Abends ihre Diskussion auch im privaten Rahmen weiterführen konnten, hatte Pfarrer Petrak Hefter mit kopierten Zeitungsartikeln zusammengestellt, die Zahlen und Hintergrundinformationen zur Verfügung stellen. Jeder Besucher konnte sich zum Schluß ein Exemplar mit nach Hause nehmen. laf
RÖDELHEIM. "Vor zwei Jahren gab es eine Jugendclique, die in S-Bahn-Zügen Raubzüge unternommen und Gleichaltrigen unter anderem die Jacken abgenommen hat." Man habe versucht, mit den Jugendlichen zu reden, und durch Hilfe sowie gezielte Einzelfallbetreuung seien die meisten in Lehr- und Arbeitsstellen vermittel worden, erklärte Henning Hoffmann vom Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt in Rödelheim.
In der Bürgerfragestunde vor der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen, Industriehof) wurde lange und angeregt zum Thema "Jugend und Gewalt" diskutiert. Etwa 50 Bürger waren dazu in den Saal der katholischen Christ-König-Gemeinde im Damaschkeanger gekommen.
"Ich kann die Angst älterer Menschen verstehen", meinte eine Zuhörerin. Sie ging damit auf die Jugendclique ein, deren Mitglieder sich regelmäßig vor dem Rödelheimer S-Bahnhof versammeln. Vor allem ältere Passanten hatten sich durch das Verhalten der jungen Leute bedroht gefühlt. "Vielen ist es ein Dorn im Auge, daß dort ein Treffpunkt ist. Durch das jugendtypische Verhalten fühlen sich ältere Menschen subjektiv bedroht. Das heißt aber nicht, daß das dort Kriminelle sind", sagte ein Vertreter des Stadtteilarbeitskreises Rödelheim, in dem alle örtlichen Jugendeinrichtungen zusammenarbeiten.
Die Rödelheimer Bürger müßten sich damit arrangieren, daß sich dort Jugendliche treffen - man müsse lernen, miteinander umzugehen. "Seit vielen Jahren wird ein Jugendhaus gefordert. Die im Arbeitskreis zusammengeschlossenen Einrichtungen haben jetzt einen Verein gegründet, der die Trägerschaft übernehmen will", berichtete Henning Hoffmann. Im März entscheidet der Jugendhilfe- Ausschuß über das Projekt.
Im Zusammenhang mit der Diskussion befaßte sich der Ortsbeirat in seiner anschließenden Sitzung mit zwei Anträgen der SPD, die jeweils einen Jugendtreff in Praunheim und Westhausen fordern. Bei der Umgestaltung des Ortskerns Praunheim soll ein Treffpunkt für Jugendliche mit eingeplant werden: "Bisher war dies nur unzureichend in Lokalen möglich. Deshalb ist es dringend notwendig, eine solche Alternative zu schaffen."
In Westhausen hatten sich Anwohner schon mehrfach darüber beschwert, daß sich etwa 30 junge Leute regelmäßig auf der Straße treffen. Die Polizei hat deshalb auch Kontrollen durchgeführt. Eine Sprecherin der Clique schlug vor: "Wir wollen uns einen leerstehenden ehemaligen Bäckerladen im Westring 20 selbst einrichten."
Diesen Wunsch unterstützt der zweite Antrag der Sozialdemokraten. Gespräche unter Beteiligung der Saalbau GmbH seien schon gelaufen; außerdem hätten die Jugendlichen bei Veranstaltungen, die sie organisierten, ihre Zuverlässigkeit und ihr Verantwortungsbewußtsein bewiesen. Beide Anträge wurde vom Ortsbeirat einstimmig angenommen. laf
Im Gespräch: "Realo" Willi Hoss Es droht die grüne FDP
Wenn demnächst auch noch die Mitglieder zustimmen, werden Grüne und die einstige DDR-Bürgerrechtsbewegung "Bündnis 90" zu einer einzigen Partei verschmelzen. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer hat mit der Ankündigung, sich um ein Bundestagsmandat bewerben zu wollen, das Zeichen für den Aufbruch prominenter Grüner zurück ins Bonner Parlament gegeben. Über die Situation der Grünen sprach unser Stuttgarter Korrespondent Peter Henkel mit dem früheren Bundestagsabgeordneten und Daimler-Benz-Betriebsrat Willi Hoss (63), der sich nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag stark in Brasilien engagiert hat und unter anderem Beauftragter der Universität von Parà für ökologische und soziale Fragen Amazoniens in Deutschland und der EG ist. Hoss, der wie Joschka Fischer seit Jahren eindeutig realpolitische Positionen bei den Grünen vertritt, betrachtet dennoch mit Skepsis die Truppe, die sich da formiert, um nach vier Jahren wieder in den Bundestag einzuziehen. Zwar sei der Ansatz, bekannte Reformer aufzubieten, einerseits gut, weil die Grünen so "wieder ernst genommen" würden. Aber, wendet Hoss ein, "die sind fixiert aufs Machbare". In seinen Augen zeichnet sich ab, daß alle Aufmerksamkeit der Grünen auf den Parlamentsbetrieb und, wenn möglich, auf die Kooperation in einer Koalition gelenkt wird. Hoss indessen fordert, es müßten auch jene Kräfte gebührend vertreten sein, "die aus den Bewegungen kommen und bei den zentralen Themen Ökologie, Dritte Welt oder Frauen die Dinge wieder vorantreiben". Am Wiederaufleben des weitgehend überwundenen Realo-Fundi-Konflikts ist er natürlich nicht interessiert, aber an Leuten, die Pragmatiker sind und zugleich "Konflikte und entschiedene Positionen hineintragen". Hoss: "Wenn es 1994 nur Macher gibt und keine richtigen Kontakte mehr bestehen zu diesen Bewegungen, dann droht die Gefahr, daß sich die Partei doch in Richtung grüne FDP entwikkelt." In diesem Sinne erwartet er von den Landesverbänden, daß sie dafür sorgen, "daß die neue Bundestagsfraktion nicht nur eine Fischer-Fraktion wird, sondern ebenso vernünftige Menschen direkt aus der Ökologie-Bewegung hineinkommen".
Insgesamt glaubt Hoss einen Mangel an ideologischer Klärung in der Partei feststellen zu können. Für ihn ist die ökologische Bedrohung das Weltproblem Nummer 1. Manche seiner Parteifreunde hat er jedoch im Verdacht, immer noch zu schwanken, ob dieses Thema "eine Klassen- oder eine Gattungsfrage ist". Im Klartext: Ob traditionelle linke Modelle herangezogen oder die Probleme als Menschheitsprobleme jenseits der gewohnten innergesellschaftlichen Interessen und Kämpfe angesehen werden. Der 1969 wegen seiner Kritik am CSSR-Einmarsch aus der DKP ausgeschlossene Ex-Kommunist Hoss sagt: "Ich bin von der Linken zur Gattungsfrage gekommen, weil die Ökologie eben nicht über die Klassenfrage zu lösen ist. Sondern nur, indem sich quer zu den Klassen alle vernünftigen Menschen zusammentun."
Symptome dafür, daß die Linke und mit ihr ein Teil der Grünen "in ihren Mustern gefangen" sind, glaubt Hoss an vielen Beispielen wahrzunehmen. Etwa dann, wenn die Grünen "in Konzentration auf die Asyldebatte die Chance verspielen, die Meinungsführerschaft bei der Energiepolitik - Atomenergie und Umwelt - zurückzugewinnen; die hat nämlich inzwischen die SPD".
Aber Hoss erinnert sich auch an die Ablehnung, auf die die große Demonstration gegen Gewalt mit dem Bundespräsidenten in Berlin bei den Grünen stieß. So mancher "Aufschrei gegen Fremdenhaß" trägt aus Hoss' Perspektive auch hysterische Züge. "Verblendung und Nichtlernenwollen sind am Werk, wenn man da gleich den neuen Faschismus wittert." Dies schon deshalb, weil die historischen Parallelen gar nicht zu ziehen seien, denn - und da greift Hoss noch einmal auf marxistische Kategorien zurück -, "die deutsche Bourgeosie steht doch anders als in den 30er Jahren herrlich da, sie hat alle ihre Kriegsziele von damals erreicht".
PETER HENKEL (Stuttgart)
Zweite Eishockey-Bundesliga Mit drei Abwehrspielern auf verlorenem Posten
Weißwasser - Nauheim 12:5 In seinem viertletzten Auswärtsspiel unterlag Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim beim ES Weißwasser erwartungsgemäß mit 5:12 (2:3, 2:5, 1:4). Vor 2500 Zuschauern besaß der Gsstgeber mit den müde wirkenden Gästen wenig Schwierigkeiten. Zumal sich der Tabellenvorletzte einige unnötige Strafzeiten leistete. Als sogar gleich zwei Gästeakteure in der "Kühlbox" Platz nehmen mußten, nutzte ES-Stürmer Hahn diese Undiszipliniertheit gleich zu Beginn des Mitteldritttels zum weichenstellenden 4:2.
Zuvor hatten die Sindelar-Schützlinge gut mitgehalten. Die beiden Kanadier Latta und der wieder im Sturm spielende Poddubny sorgten für die beiden EC-Treffer zum 1:1 und 2:3. Im Mittelabschnit dominierte eindeutig das ostdeutsche Team, profitierte dabei von drei haltbar erscheinenden Schüssen von der blauen Linie. Da sah Torwart Greb ausgesprochen schlecht aus.
Der EC mußte neben dem verletzten Lindenzweig auch noch auf dessen Verteidigerkollegen Wolf verzichten. Er hatte auf seinen Einsatz wegen einer wichtigen Prüfung verzichtet. Mit nur drei Abwehrspielern stand der Gast auf verlorenem Posten. Im Schlußabschnitt traf nochmals Poddubny zum 5:11. Der EC kassierte in den letzten fünf Auswärtsspielen 58 Gegentore. jo.
Zweite Basketball-Bundesliga Schon zur Halbzeit war die Partie gelaufen
Jochen Bezler, Trainer der BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg, war nach der Niederlage des Lobes voll über den Sieger: "Eine gute Mannschaft mit beweglichen Spielern, die sehr variabel agieren kann." Bereits zur Pause hatten die Gastgeber exakt den Vorsprung herausgeworfen, der auch nach der Schlußsirene auf der Tafel stand. Offenbach kann die Niederlage verschmerzen, zumal sich Oberelchingen in den letzten Wochen als die neben Bayreuth herausragende Zweitliga- Mannschaft erwiesen und sich mittlerweile auf den dritten Platz vorgeschobnen hat.
Bis zum 36:34 in der 16. Minute waren die Offenbacher ebenbürtig, danach unterliefen ihnen allerdings so viele Fehler, die mit Ballbesitz für die Oberelchinger endeten, daß diese bis zum Wechsel noch einen 17:3-Zwischenspurt einlegen konnten. Als Punktemacher zeichneten sich auf seiten der Offenbacher Brandt Johnson (34), Ralf Bülter (18) und Goran Leko (11) aus. Center Jens Oltrogge (4) spielte, aber seine Probleme mit seinem Knie halten an. Ob er am kommenden Wochenende gegen Karlsruhe dabeisein kann, ist noch offen. ah
"So viele Mumien meines Alters", sagte Madlen Lorei mit einem Blick über das völlig überfüllte Erzählcafé im Rothschildpark, in dem es keine Stühle mehr gab - und auch draußen drückten sich die Besucher die Nasen an der Scheibe platt. Die langjährige Redakteurin und erste Polizeireporterin der "Frankfurter Neuen Presse", der sie seit ihrer Gründung im Jahr 1946 angehörte und von der sie am Tag ihres 60. Geburtstages schied, um "keine Zeile mehr zu schreiben und endlich morgens ausschlafen zu können", hat sich vor allem durch die mit dem "Neue-Presse"-Lokalchef Richard Kirn zusammen geschriebenen Bücher über das Frankfurt der "wilden Jahre" nach dem Krieg einen Namen gemacht. Und viele hatten das Buch mitgebracht, um es von der Mitautorin signieren zu lassen. Ihre früheren Kollegen rühmen noch immer voll Anerkennung ihre Exaktheit der Recherche und ihre "Nase" für Kriminalfälle.
Mit den "Mumien meines Alters" im Erzählcafé stimmte es ohnehin nicht. Es waren viele jüngere und junge Frauen da. Und was sie selber anbetrifft: vor "Mumien" solcher Art muß man sich in acht nehmen. Auch der Moderator des Erzählcafés, Michael Fleiter, bekam das zu spüren. Sein sorgfältiges Konzept ging in den Turbulenzen unter, die eben einfach mit der Darstellung von Frankfurts Nachkriegszeiten, den Heimatlosen um den Bahnhof, dem Lager in Zeilsheim, dem "Wendeltreppenmord" und anderen Verbrechen verbunden waren.
Die Madlen, die mit der "klaa Christ" aus der Koselstraße im Sandkasten gespielt hat, kam aus dem Nordend, ging in die Volksschule, hat unverbildet denken gelernt und das Gymnasium, auf das sie gehört hätte, abgelehnt, "weil man da immer so früh aufstehen muß". Sie hat seit ihrem 13. Lebensjahr gearbeitet, fing jung mit dem Schreiben an, veröffentlichte einen Roman, und was immer sie anpackte, hatte auch Erfolg.
Allzeit sagte sie, was sie dachte, unverblümt und nicht in Watte gepackt. "Katastrophenjule" nannte man sie in Frankfurt.
Die Zuhörer genossen sie und ihren Kampf mit dem Mikrofon mit Entzükken. Das war doch mal was anderes, ein Stück Frankfurter Urgestein. Am Schluß sagte sie ganz verzagt, "das ist doch mein Ton, meine direkte Art. Ich wollte doch keinen kränken . . .". ERIKA ALBERS
Man hörte den Stein förmlich plumpsen. Bad Nauheims Eishockey-Zweitligatrainer Rudolf Sindelar war nach sieben Niederlagen in Folge bereits in die Schußlinie gekommen, von zwei Schicksalsspielen war die Rede. Ausgerechnet in dieser kritischen Phase feierten die "Roten Teufel" mit dem von der Höhe her sensationellen 9:3 (1:1, 4:0, 4:2) gegen den Neuntplazierten EHC Essen-West den bisher höchsten Saisonsieg.
"Das erste doppelte Punktepaar überhaupt im neuen Jahr. Ich habe meine Position aber nie bedroht gesehen, schließlich bekam ich als einziger der zwölf Zweitligatrainer im Dezember keinen neuen deutschen Spieler ins Aufgebot. Mit dem jetzigen Aufgebot ist kein großer Staat zu machen, aber heute haben alle super gekämpft und an einem Strang gezogen", freute sich Sindelar über den Kantersieg.
Zu Hause lieferte der EC nicht die erste gute Vorstellung ab, der Grund für das Abgleiten auf den nun vorletzten Platz - die "rote Laterne" wurde an den SC Riessersee nach dessen 3:4-Heimniederlage gegen Kassel abgegeben - sieht Sindelar in der Auswärtsmisere. "Erst ein Sieg in Memmingen, zuletzt zweistellige Niederlagen in der Fremde als Regelfall. Da bringen meine Spieler höchstens siebzig Prozent ihres Leistungsvermögens", kritisierte Sindelar.
Das maßlos enttäuschende Essen-West ist möglicherweise in der ersten Runde der Play-Off-Abstiegsrunde erneut Gegner der Nauheimer. Wollten die Essener deswegen die Karten nicht ganz aufdekken? Die Rückkehr von Sven Paschek und Steffen Michel machten sich gleich positiv bemerkbar. "Die haben prächtig gekämpft. Meinen Kollegen Gailer aus Essen kann ich nicht ganz verstehen. Er ist wohl noch zu jung im Trainergeschäft, wie kann ich mein eigenes Team nur so brutal niedermachen", wunderte sich nicht nur der Preßburger über den Auftritt des ehemaligen Garmischer Nationalspieler bei der Pressekonferenz. "Meine Spieler haben Landesliganiveau geboten", so Gailer. Die Landesliga liegt noch drei Klassen tiefer . . .
"Was hätte ich da meinen Spielern nach zuletzt 46 Gegentoren in vier Auswärtsspielen erzählen müssen. So zerstört man nur psychologisch sein eigenes Team und die Jungs versuchen den Trainer abzuschießen", "sorgt" sich Sindelar um "Heißsporn" Gailer. Der EC- Coach ist dagegen erst einmal aus dem "Schneider". jo
Mit großem Abstand auf das zweitplazierte Team aus Marburg wurde die erste Mannschaft der Frankfurter Versehrtensport-Gemeinschaft mit 30:2 Punkten und 104:33 Toren Hessenmeister im Blindentorball. Die Frankfurter haben sich mit Jürgen Becker, Dietmar Hillesheim, Daniel Müller-Zengeler und Gerd Schmidt am Wochenende in Darmstadt für die Deutsche Meisterschaft im März in Wilhelmshaven qualifiziert. Die zweite Mannschaft dagegen steht zum Ende der Runde auf dem letzten Platz. awe
FRANKFURT-SÜD. Tanzgarden, Schautanzgruppen und Solistinnen der Vereine aus dem Frankfurter Süden haben beim "22. Gardetanzsportturnier" des Tanzsportclubs "Grün-Weiß" im 1. Frankfurter Gardecorps in der Stadthalle Hofheim ganz hervorragend abgeschnitten: Acht erste und vier zweite Plätze konnten sie verbuchen.
Nicht ganz den Erwartungen entsprach das Abschneiden des Majoretten- und Tanzsport-Clubs (MTC) Sachsenhausen. Sie wurden viermal "nur" Zweiter, sowohl mit der großen Marschgarde in der Hauptklasse (ab 13 Personen) als auch im Gardetanz (bis zwölf Personen) mit den "Piranias", deren bisheriger grandioser Siegeszug von den "Dancing Stars" des 1. KTC Bornheim gestoppt wurde (292:283 Punkte).
Auch die große MTC-Marschgarde scheiterte schließlich am Gardecorps "Sonnau" Mühlheim mit 277:286 Punkte. Lediglich in den Solo-Konkurrenzen kam der MTC zu einem Pokalsieg durch Sabrina Klein (Schülerinnen A). Zweite Plätze belegten Steffi Bauer in der S-Klasse und Melanie Siemers in der Klasse A.
Sachsenhausens "Schnaken" verbuchten zwei Pokalsiege durch Diana Zajy in der B-Klasse (194 Punkte) und durch die Garde (bis zwölf Personen) in der Disziplin Charaktertanz (231 Punkte).
Gleich viermal auf dem Siegertreppchen ganz oben standen die Vertretungen der "Goldsteiner Schlippcher". Sie gewannen beim modernen Tanz (bis zwölf Personen) mit hervorragenden 297 Punkten, beim Gardetanz Polka der Schülerinnen B, beim Gardetanz der B-Jugend sowie in der Konkurrenz Charaktertanz bis zwölf Personen (240 Punkte). Beim Wettbewerb Charaktertanz (ab 13 Personen) dominierten die Aktiven des Niederräder Carneval-Vereins mit 234 Punkten.
Rund 1500 Teilnehmer, davon etwa 300 aus Frankfurt, wetteiferten beim 22. Gartentanzsportturnier in Hofheim an zwei Tagen um Pokale, Ehrenpreise und Meisterschaftsqualifikationen. dixi
Hockey OBERLIGA HESSEN, Männer: Höchster THC - TEC Darmstadt 4:5 (2:2), Offenbacher RV - Limburger HC Ib 2:10 (1:2), SC 1880 Frankfurt Ib - SC SAFO Frankfurt 6:15 (3:6), Wiesbadener THC - Eintracht Frankfurt Ib 13:4 (5:2).
VERBANDSLIGA HESSEN, Frauen: SC 1880 Frankfurt III - SC SAFO Frankfurt 3:6, VfL Marburg - HC Fechenheim 6:2, Wiesbadener THC Ib - Höchster THC 2:7, TSG 1846 Darmstadt - 1. Hanauer THC III 5:0 (0:0).
Als sie 80 wurde, und das gerne verschwiegen hätte, sagte die Liesel Christ, ihre damalige Chefin am Volkstheater zu ihr: "Jo, du mußt dich bekennen. Wer soviel Verdienste auf künstlerischem und kulturellem Gebiet hat, der muß bei Lebzeiten geehrt werden!" Also bekannte sie sich und sie wurde geehrt. Sie stand am Abend ihres 80. Geburtstages gemeinsam mit Lia Wöhr auf der Bühne. "Zwei ahnungslose Engel" hieß das Stück. Das Publikum tobte.
Am 26. Januar wird Josefine Klee- Helmdach nun 90 Jahre. "Unsere Tante Jo", wie die "Purzel" von einst im Hessischen Rundfunk begeistert sangen. Die gehen jetzt auch auf die 50 zu. Was waren das doch für Kinderzeiten damals: Zerstörung und kaum etwas zu essen. Über das alte Dampfradio wurde gesungen, wurden Märchen erzählt, selbst "Unsere kleine Stadt" von Hindemith erbaut.
Mit sieben Kindern aus der Jahnstraße und Umgebung hatte sie angefangen, den von den Amerikanern erwünschten Kinderfunk aufzubauen. 30 bis 40 Mädchen und Buben zwischen neun und 16 Jahren wurden dann zur "kleinen Bande". 25 Jahre betreute sie den Kinderfunk und bedauerte nicht, ihm ihre Schauspielerkarriere geopfert zu haben.
Daß sie im vorgerückten Alter noch einmal erfolgreich im Volkstheater auf der Bühne stand, war eine echte Bereicherung des von Jugend an mit Kunst und Theater verstrickten Lebens einer echten Frankfurterin.
Jetzt ist es ruhig um sie geworden. Von einer Nichte und Freunden betreut, lebt sie in ihrem Haus in der Jahnstraße in der vertrauten Umgebung. Die Kollegen haben sie nicht vergessen. Manche Purzel auch nicht. Die Purzel und das Theater, das sind ihre liebsten Erinnerungen. E-S
Zweite Basketball-Bundesliga Nach Schwächen in der Defensive riß der Faden
Das Resultat täuscht über den Spielverlauf. Die Gastgeber verkürzten den Abstand erst, als die Baunacher sich Lässigkeiten erlauben konnten. Die Entscheidung war nämlich Mitte der zweiten Hälfte gefallen. Nachdem es bis dahin stets eine enge Partie gewesen war, setzte sich der FC Baunach vom 60:60 auf 76:64 bis zur 37. Minute ab. Der TV Langen agierte in dieser Phase mangelhaft in der Defensive, was sich auch in Mißgriffen im Angriff niederschlug.
Die zweite Niederlage hintereinander scheint ein Indiz dafür zu sein, daß beim TVL ein bißchen die Luft raus ist. In der Tabelle auf Rang vier hinter Bayreuth, Baunach und Oberelchingen zurückgefallen, ist für die Langener Spitzenreiter Bayreuth aus dem Blickfeld geraten. Andererseits hat der TVL die Aufstiegsrunde sicher. "Vielleicht", meint Langens Geschäftsführer Wolfgang Klinner, "haben wir in der Vergangenheit auch ein bißchen über unserem Niveau gespielt."
Die meisten Punkte für Langen in der Partie gegen Baunach machten Frank Sillmon (31), Carsten Heinichen und Norbert Schiebelhut (je 14) und Thomas Krull (11). ah
Werder Bremens Manager Willi Lemke bezeichnete die Organisation der Hanauer Fußball-Gala am Sonntag als amateurhaft. Er reklamierte das ständige Anhalten der Uhr bei Spielunterbrechungen, was allerdings in den Turnierbestimmungen festgelegt war, und sah bei den Siebenmeter-Entscheidungen in den Halbfinals (dabei verspielten die Rehhagel- Schützlinge eine 9:3 Führung gegen die Frankfurter Eintracht und schieden im anschließenden Siebenmeter-Schießen (8:9) aus - Zeitprobleme auf seinen Verein zukommen. Schließlich war der Rückflug ab Frankfurt für 20.05 Uhr gebucht.
Ein Endspiel mit weiterem Siebenmeter-Schießen konnte sich die Mannschaft von der Weser nicht mehr erlauben. Amateurhaft wirkte allenfalls die Bremer Mannschaft, die sich in wenigen Minuten sechs Treffer durch den späteren Turniersieger Eintracht Frankfurt (9:3 im Endspiel gegen das Überraschungsteam vom SV Bernbach) einhandelte. Im Spiel um Platz drei mußte Werder gegen Dynamo Dresden (3:4) eine weitere Niederlage quittieren und fiel damit aus dem Preisgeld-Raster. Die fehlende Finalteilnahme brachte Lemke um 10 000 Mark (für den Sieger) beziehungsweise 5000 Mark für den Turnierzweiten.
Uwe Bein erwies sich im entscheidenden Moment als spielentscheidende Persönlichkeit: Der Nationalspieler legte Bremen binnen 90 Sekunden drei Bälle ins Netz (zum 9:9) und war auch im Endspiel maßgeblich am klaren Erfolg beteiligt. Mit vier Finaltoren, dabei einem weiteren Hattrick binnen zwei Minuten, überflügelte er auf den letzten Drücker (drei Sekunden vor Schluß) mit seinem 10. Turniertor den bis dahin in der Torjägerliste führenden Uwe Jähnig (Dynamo Dresden/9), ließ zudem seinen Teamgefährten Anthony Yeboah sowie den Bremer Kohn (je 8) hinter sich. Beins Treffsicherheit wurde mit 1000 Mark honoriert. Die Riederwälder, die mit dem vom Jubilar FC Hanau 93 - er richtete diese Gala zum 100jährigen Bestehen des Vereins aus - stammenden Gerald Schimek (anstelle von Uli Stein beziehungsweise Thomas Ernst im Tor spielten, stellten eine Mischung aus erfahrenen Profis und "hungrigen" Amateurspielern, zudem war Kachaber Zchachadse (Dynamo Moskau) mit einer Gastspielgenehmigung im Einsatz. "Er soll diese Woche einen Lizenzspielervertrag erhalten", bestätigte Rainer Falkenhain von der Geschäftsstelle. Der Georgier spielte ebenso unauffällig wie Dariusz Adamczuk, dessen Doppel- Staatsbürgerschaft es ermöglicht, weiter für Polen zu spielen. Der Olympiateilnehmer wurde jetzt in den A-Kader berufen. Darüber hinaus hat Stürmer Axel Kruse seinen zum Ende der Saison auslaufenden Vertrag gekündigt, da der Kontrakt sich ansonsten zum 30. April dieses Jahres automatisch zu den gleichen Bedingungen verlängert hätte.
Einen Hallenkünstler wie Jay-Jay Okocha vermißten die Fans, er muß bis 10. Februar in seiner nigerianischen Heimat bleiben. Dort nimmt er an einer Qualifikationsrunde der Juniorenauswahl teil und wird somit den Frankfurtern für den größten Teil der Vorbereitung nicht zur Verfügung stehen. In Anthony Yeboah und Uwe Bein hatte dieser jedoch adäquate Vertreter. Sie verzückten die insgesamt 6300 Zuschauer mit einem echten Budenzauber.
Kaum weniger spektakulär war der Auftritt des Landesligisten SV Bernbach, der bereits in den Gruppenspielen gegen den dänischen Spitzenreiter FC Kopenhagen (5:4) die Fans begeisterte und im Semifinale gegen Dynamo Dresden mit dem 5:4 im Siebenmeter-Schießen noch einen drauf setzte. Am Ende verdiente sich der Landesliga-Vierte aus dem Main- Kinzig-Kreis 5000 Mark Preisgeld und den Sympathiepreis des Publikums. Die Hanauer Mischung zwischen Profis und Amateuren war dennoch nur zum Teilgelungen, denn Jubilar FC Hanau 93 (drei Niederlagen mit 2:19 Toren), aber auch Bayern Alzenau (3:13 Treffer) waren gegen die clevereren Profi-Mannschaften schlichtweg überfordert.
Schließlich kamen noch 4200 Mark Spendengelder für die Kinderkrebshilfe Frankfurt zusammen.
Montag, 25. Januar
Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4 OG: 20 Uhr, Lesung Heinz Czechowski.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 22 im Anzeigenteil.
Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge / Diskussionen Französisches Kulturinstitut: 20 Uhr, Diskussion & Filmbeispiele "ARTE - ein europäischer Kulturkanal, gegen den Strom schwimmen"; Filmmuseum, Schaumainkai 41.
Initiative ,Zivilcourage gegen Rassismus': 20 Uhr, Diskussion "Zeinabs Wunden - Brandspuren in einer deutschen Stadt"; AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstr. 93.
Initiative Pro-Afrika/Asta: 20 Uhr, Vortrag & Diskussion "Schwarzafrikas Misere - selbstverschuldet?"; Universität, Hörsaal 1.
Juso AG Nordend: 20 Uhr, Diskussion "Gesundheitsreform - Sozialer Fortschritt oder Rückschritt?"; AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstr. 93.
Katholischer Deutscher Frauenbund: 18 Uhr, Vortrag "Betreuungsgesetz und Erbrecht"; Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21.
Kolpinghaus, Lange Str. 26: 19.30 Uhr, Vortrag "Harmonie, Wohlstand und Gesundheit".
Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26: 16 Uhr c.t., Vortrag "Staatliche Politik und private Familienplanung".
Senckenbergmuseum, Senkkenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "West Kanada"; 20 Uhr, Diavortrag "Alaska". Sonstiges Briefmarkensammler-Verein Ffm-Nord: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 0 61 02/3 85 43).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Deutscher Hausfrauen-Bund: Besichtigung Opel AG Rüsselsheim; 13.23 Uhr, Abfahrt HBF/ S 14 (Info 62 26 21); 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.
Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 26. 1., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; 15.30 bis 20 Uhr, DRK-Heim Bornheim, Burgstr. 95. Apotheken
Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Zoo, Hanauer Landstr. 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32;
Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56;44 59 74; Insel-Apotheke, Rödelheim,Rödelheimer Landstr. 143, Tel. 78 72 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Mosel- Apotheke, Münchner Str. 41, Tel. 23 22 06; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstr. 5, Tel. 5 48 19 59; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 6, Tel. 57 02 14. Ärztlicher Notdienst
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Müller, Alt-Eschersheim 29, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst
in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Starker Tobak
Manchmal habe ich meine diebische Freude, manchmal ärgert es mich (das hängt ganz von meiner Tagesform ab): wenn Schüler sich bei der Heimfahrt einen Scherz in der S-Bahn machen, indem sie mit Cola-Büchsen die automatisch schließenden Türen blockieren. Der Zugführer, der neulich seinen Beitrag dazu lieferte, scheint daran wohl niemals Freude zu finden und das vor allem schon seit langem: Gab er seinem Zorn doch Ausdruck mit einer Empfehlung knapp am "Randes des Abgrunds": "Reisende, bitte . . ." und so weiter - um dann nach ellenlangen technischen Belehrungen gründlich abzuheben: "Dem, der da an den Türen manipuliert, dem wünsche ich einen guten Flug und eine harte Landung!"
Nun mag man ja seinen Zorn verstehen, ist das Ganze doch auch ein Sicherheitsproblem. Aber ich frage mich nun, warum er nach der Anzeige im Cockpit überhaupt losfährt. Wäre da nicht eine Nachschau sicherer gewesen als dieser starke Tobak? Ihr Bastian
Im einzigen Nachholspiel der Bezirksliga Büdingen setzte sich der VfR Hainchen im Limeshainer Lokalderby 2:1 beim 1. FC Rommelhausen durch und rückte gleich um drei Plätze und Rang drei vor. Da Schiedsrichter Birx (Nieder- Moos) dem VfR-Akteur Ronny Strohschnitter (15./80.) angeblich zweimal die gelbe Karte gezeigt hat, wollen die Platzherren, die auf Platz 12 purzelten, Protest gegen die Spielwertung einlegen. Das Treffen VfR Ulfa gegen Alemannia Gedern fiel erneut aus.
FC Rommelhausen - VfR Hainchen 1:2 (0:1).Tore: 0:1 Thoma (43.), 0:2 Eckhardt (80.), 1:2 Andreas Kuntz (82.). - Beste Spieler: Adelsbach, Andreas Kuntz (R) sowie Torwart Finkernagel und Adam (H). hdp
Tabellenführer SC 1880 Frankfurt blieb auch am 9./10. Doppelspieltag der süddeutschen Hallenhockey-Regionalliga der Männer ohne Niederlage. Allerdings bedurfte es am Samstag in Speyer in der Pause eines Donnerwetters durch Trainer Klaus Kleiter, nachdem die Frankfurter gegen die kämpferisch sehr starken Pfälzer immer wieder in den Rückstand gelangt waren. Das 5:5 zur Pause war schmeichelhaft. Die Standpauke nutzte etwas. Plötzlich rollte das 89er Spiel, und am Ende hatten Blöcher (3), Mollandin (3), Moisl (4), Muchiol, Wirth, Michaelis und Müller ein hochverdientes 14:9 erreicht. Am Sonntag gegen den HC Heidelberg war das 11:7 nie gefährdet, selbst wenn nach der Pause (7:3) die Kräfte der 1880er etwas nachließen. Mollandin (2), Michaelis (2), Klotzek (2), Ross (2), Muchiol und Blöcher (2) trafen. Verfolger sind nun die Stuttgarter Kikkers nach 6:4 über 1846 Mannheim und 5:3 über den Rüsselsheimer RK, der mit dem Teppichboden nicht zurecht kam und nur durch George (2) und Nickolaus aufholen konnte. Der RRK verlor auch sein zweites Spiel in Ulm mit 5:8, wobei er durch Auslassen von Chancen den Sieg förmlich verschenkte. Stallmach, George (2), Eberts und Schmidt nutzten die vielen Möglichkeiten nur fünfmal. THC Hanau lag in Heidelberg am Samstag nach 53 Minuten 7:6 in Führung, um in den Schlußminuten noch 7:9 zu verlieren. Am Sonntag gegen den HC Speyer konnten Schmidt und Eimmer nur zum 2:2 egalisieren. Dann brachen die Pfälzer völlig ein und gingen nach Toren von Schmidt (2), Eimer (2), Jankowski (2), Ritter, H. Koch, Tauchert und Höra noch 12:2 unter. ws
Nach der 14:19-Niederlage beim SV Halle hat der AV Schaafheim keine Chance mehr, den Aufstieg in die 1. Ringer-Bundesliga noch zu bewerkstelligen. Favorit auf den Aufstieg ist nach dem Remis in Köllerbach der TKSV Bonn-Duisdorf, der mit zwei Punkten vor Köllerbach die Tabelle anführt. Beim SV Halle, der im Hinkampf noch mit 18,5:9,5 besiegt werden konnte, mußten die Schaafheimer auf den verletzten Ringertrainer Mario Gattnar und den erkrankten Reinhard Markgraf verzichten. Vor 300 Fans verloren die Schaafheimer ihre Punkte in der 82-Kilo-Klasse durch den Ausfall Gattnars kampflos, in der 62-Kilo-Klasse mußte Engin Ürün, dessen alte Verletzung erneut aufbrach, vorzeitig aufgeben. Der junge Patrick Bertram konnte im Papiergewicht eine Schulterniederlage nicht vermeiden. Die Krautwurst- Brüder Normen (Weltergewicht) und Peter (Leichtgewicht) sowie Ralf Markgraf kassierten Punktniederlagen. Erfolge verbuchten auf Gästeseite Kartschall (bis 52 Kilo), dessen Gegner mit Übergewicht nicht auf die Matte durfte, Leichtgewichtler Sauer mit einem sauberen 16:0-Sieg, der zweite Ringertrainer Tino Hempel (15:0-Sieg im Halbschwergewicht) und Schwergewichtler Fröhlich durch sein knappes 1:0. hdp
Mit einem imponierenden Erfolg der SG Egelsbach endete das Oberliga-Hallenturnier in der Höchster Ballsporthalle. Die Mannschaft von Trainer Herbert Schäty gewann nicht nur das Endspiel gegen Borussia Fulda mit 5:2 und kassierte damit die Siegprämie von 10 000 Mark, sondern auch vier der sieben Sonderwertungen. Der erst vor wenigen Tagen verpflichtete Folker Liebe war mit elf Treffern erfolgreichster Torschütze und wurde gleichzeitig zum besten Spieler des Turniers gewählt.
Außerdem waren die Egelsbacher das offensivste Team, ihren Erfolg komplettierte Andreas Philipps als bester Torwart. Fairstes Team wurden Eintracht Frankfurts Amateure. Für das schnellste Tor des Turniers wurde der Walldorfer Dieter Hormel geehrt, und als Pechvogel der Oberliga-Gala erhielt Mannschaftskollege Cengiz Karakaya einen Preis dafür, daß ihm im Halbfinale beim Marathon-Siebenmeterschießen gegen Fulda beim Stand von 18:17 für die Borussen der entscheidende Fehlschuß unterlief.
Oberliga-Tabellenführer Kickers Offenbach mußte nach einem 6:2 über Rot- Weiß Walldorf mit dem dritten Rang zufrieden sein. Im Halbfinale verloren die Kickers klar mit 1:5 gegen Egelsbach, das im Viertelfinale gegen die Spvgg. Bad Homburg mit 2:0 gewonnen hatte und nach der Vorrunde die beste Punkte-Bilanz aller Klubs aufweisen konnte. Der als dritter Verein neben Egelsbach und Offenbach nach der Vorrunde ungeschlagene FSV Frankfurt scheiterte im Viertelfinale durch ein 4:5 nach Siebenmeterschießen an den Kickers.
Erfreulichste Erkenntnis des an zwei Tagen von knapp 6000 Zuschauern besuchten Turniers: Bei allem Ehrgeiz wurde nicht über Gebühr taktiert. Der Offensivdrang stand im Vordergrund. In 48 Begegnungen wurden insgesamt 218 Tore erzielt, was einer Quote von 4,55 pro Partie entsprach. Das änderte freilich nichts daran, daß der Programmablauf für Zuschauer und Aktive gewisse Längen hatte. So interessant viele Spiele waren, es dauerte zu lange, bis es ab Sonntag mittag brisant wurde - weil erstmals alle Oberliga-Mannschaften am Hallen-Masters teilnahmen und somit die Idealzahl von 16 Startern auf 20 erhöht wurde. Im Interesse der Solidarität der hessischen Oberligisten soll kein Klub ausgeschlossen werden und die Ergänzung des 17er- Felds durch die drei besten Frankfurter Landesligisten war daher sinnvoll. Eine Möglichkeit wäre eine Qualifikationsrunde am Freitagabend, in der mehrere Landesligisten und in der Oberliga-Tabelle schlechter placierte Vereine antreten könnten. Ungeachtet solcher Überlegungen war die Organisation des Turniers, für die der von einer beachtlichen Helferschar anderer Vereine unterstützte Rot- Weiss-Vizepräsident Gert Trinklein verantwortlich zeichnete, wieder perfekt.
Sportlich lief es dagegen für die "Roten" nicht so gut. Zusammen mit Wehen waren die Frankfurter die großen Verlierer - analog zum enttäuschenden Abschneiden in der Punktrunde konnten die beiden gut dotierten und mit vielen prominenten Namen gespickten Mannschaften den hohen Erwartungen nicht gerecht werden. So konnte Rot-Weiss-Trainer Jung am Samstag kein Erfolgslerlebnis registrieren: Beim 3:3 gegen Wehen, 2:4 gegen Aschaffenburg und 2:2 gegen Höchst war keinerlei Harmonie im Team zu erkennen. Äußeres Zeichen dafür war, daß sich erst Rexroth nach einem Disput mit dem Trainer frühzeitig umziehen konnte, dann Oberliga-Torschützenkönig Kunz und schließlich Dahl freiwillig auf ihren Einsatz verzichteten. Das 3:2 gegen Fulda in ihrer letzten Partie am Sonntag kam für die "Roten" zu spät - hinter Fulda, Aschaffenburg und Höchst belegten sie in ihrer Vorrundengruppe nur den vierten Rang. Auf dem fünften Platz folgten die noch konfuseren Wehener.
Nur knapp den Einzug ins Viertelfinale verfehlten Pokalverteidiger FC Italia Frankfurt, der erst durch ein 1:6 in der letzten Begegnung gegen Bad Vilbel seine Chance aufs Weiterkommen einbüßte, und der FV Progres Frankfurt, der nur durch den erst in letzter Sekunde kassierten Ausgleich beim 2:2 gegen den FSV ausschied. HARALD STENGER
Wer zuletzt spritzt, spritzt am besten, könnte man in Anlehnung an ein Sprichwort die Tragik um den VfK Schifferstadt beim zweiten und entscheidenden Finalkampf um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Ringen umschreiben. Markus Scherer, Schifferstadts Ringer-Denkmal, thronte auf den Schultern seiner Kameraden und verspritzte Sekt über jener Matte, auf der die Pfälzer zuvor - wie sie zu diesem Zeitpunkt noch dachten - neuer Titelträger geworden waren. Da mutete es schon seltsam an, daß auch die Goldbacher Freudensprünge taten, Olympiasieger Maik Bullmann die Fäuste Richtung Decke in der Eppelheimer Rhein-Neckar- Halle reckte und Leichtgewicht Jochen Richter in luftiger Höhe gleichfalls die Sekt-Pulle schwang. Robert Litzenburger, Vorsitzender des VfK Schifferstadt, benötigte einige Zeit, um sich in diesem Tollhaus der knapp 5000 Fans Gehör zu verschaffen, sehr zum Leidwesen seiner Mannschaft. Die hatte nämlich angenommen, bei Punktgleichheit aus den beiden Kämpfen (Hinkampf 14:11 für Goldbach, Rückkampf 12,5:9,5 für Schifferstadt) zähle die geringere Kampfzeit. Dem war aber nicht so, wie Litzenburger Aktive und Fans aus dem eigenen Lager belehren mußte. Der AC Bavaria Goldbach schaffte den dritten Meisterschaftssieg hintereinander durch die höhere Anzahl der Siege aus beiden Kämpfen (10:9). Diese Bestimmung greift zuerst. Erst wenn es auch hier einen Gleichstand gibt, entscheidet die kürzere Gesamt-Ringzeit.
In einem war man sich in beiden Lagern einig: So ging es in den 61 Finals zuvor noch nie zu. Goldbachs Vorsitzender Toni Kunkel bekannte, daß er sich nicht nur Schweiß - in der Halle herrschten Temperaturen von über 40 Grad - und Sekt aus dem Gesicht gewischt hatte, sondern auch Tränen der Freude und Erleichterung nach einer Nervenanspannung, wie sie der nun fünfmalige deutsche Meister noch nie bestehen mußte.
47 Punkte waren in den beiden Kämpfen der besten deutschen Ringer-Mannschaften vergeben worden - und nur ein lächerlicher halber Zähler mehr oder weniger hätte die herkömmliche Entscheidung bedeutet. So gesehen sahen sich die Goldbacher in ihrem Schachzug bestätigt, nach zweijähriger Wettkampfpause überraschend Ex-Weltmeister Gerhard Himmel im Super-Schwergewicht aufzubieten. Kunkel: "Jeder andere Ringer von uns hätte bei der Klasse von Sabajew mit einer Vierer-Wertung verloren, Gerhard Himmel hat aber nur dreieinhalb Punkte abgegeben, uns also - wenn man so will - die Meisterschaft gesichert."
Für Schifferstadt bewahrheitete sich die Vermutung, daß offensichtlich leichtfertig vor Wochenfrist in Aschaffenburg vergebene Punkte (Claudio Passarelli) in der Endabrechnung fehlten. Der Ex-Weltmeister verwischte zwar den schwachen Eindruck aus dem Vorkampf, doch wieder waren ihm Glück - und gestern auch die Kampfrichter - nicht hold. Mario Büttner bezwang den jüngsten Sproß aus der großen Ringer-Familie auch gestern in Eppelheim. Während Schifferstadts Freistil-Trainer Willi Heckmann Passarelli eine "tragische Figur" nannte, "der auch schon Kämpfe für uns aus dem Feuer gerissen hat", fühlte sich Goldbachs Manager Werner Neger bemüßigt, Büttners Leistung den Überraschungseffekt zu nehmen. "Mario ringt jetzt ein halbes Jahr in der höheren Klasse von 68 Kilogramm. Er benötigt noch ein halbes Jahr, um auch dort ganz oben zu stehen. Immerhin ist er Vize-Europameister."
Die zweite Überraschung im Goldbacher Team neben dem Auftreten von Himmel war das Fehlen eines Weltmeisters. Rifat Yildiz, der für seinen Sieg im Hinkampf in der 62-Kilogramm-Klasse schon fünf Kilogramm abtrainieren mußte, brach das Gewichtmachen für die 57- kg-Klasse nach zwei Tagen ab: "Wenn man keinen Speck mehr hat, geht es an die Substanz. Als ich dann Probleme mit dem Kreislauf bekam, hatte es keinen Sinn mehr. Ich kann doch nicht als Leiche auf die Matte gehen."
Nach drei Kämpfen hatte Schifferstadt mit 5,5:0 geführt (in der Klasse bis 52 kg wurden wegen Disqualifikation von Kaczmarek und Richter keine Punkte vergeben) und sah wie der Gesamtsieger aus. Wenn man so will, ereilte die Schifferstädter ihr Schicksal in den letzten beiden Leichtgewichtskämpfen, als eine Wertung für Passarelli vom Kampfgericht wieder zurückgenommen wurde und ein passiver Ahmet Cakici dem Schifferstädter Selimoglu nur einen 1:0- Sieg in dem Wissen überließ, daß diese zwei Punkte den Pfälzern zwar den Gleichstand bringen, aber nicht den Titel.
Litzenburger kochte noch Stunden nach Kampfende. "Ich bin es ja gewohnt, daß einer von drei Kampfrichtern Mist baut, aber gleich alle drei: das war mir neu. Eine deutsche Meisterschaft sollte auf der Matte entschieden werden."
HANS-GÜNTER SCHMIDT
Ihren 25. Geburtstag wird Bianca Weiß in guter Erinnerung behalten. Die Nationaltorhüterin in Diensten des deutschen Feldhockeymeisters Rüsselsheimer RK lieferte an diesem Tag eine "Gala-Vorstellung" und hatte wesentlichen Anteil am 10:7-Erfolg ihrer Mannschaft beim RTHC Leverkusen. Mit diesem Sieg, welchem am Samstag ein nicht minder beeindrukkendes 11:3 in Raffelberg vorangegangen war, distanzierten die in der Tabelle führenden Rüsselsheimerinnen den drittplazierten RTHC auf vier Punkte. Die Meisterschaft wird wohl zwischen dem RRK und der Frankfurter Eintracht, die einen Zähler hinter den Rüsselsheimerinnen liegt, entschieden.
Nicht nur Bianca Weiß, auch die übrigen RRK-Spielerinnen hatten ein "Schokoladen-Wochenende" erwischt. Dies deutete sich bereits am Samstag in Raffelberg an. Souverän beherrschten die Gäste den Tabellenvierten und lagen bereits zur Pause mit 7:2 vorn. Angetrieben von den Nationalspielerinnen Britta Bekker, Tanja Dickenscheid und Junioren- Nationalspielerin Denise Klecker spielten die Rüsselsheimerinnen regelrecht "Katz und Maus" mit ihren Gegnerinnen. Britta Becker (3), Eva Hagenbäumer (2), Denise Klecker und Susi Müller legten die Pausenführung vor, nachdem Bianca Weiß ihr Team in der Anfangsphase mit einigen guten Paraden vor einem Rückstand bewahrt hatte. Auch nach der Pause hatten die Raffelbergerinnen den schnellen Gästekombinationen mit Treffern durch Denise Klecker (3) und Tanja Dickenscheid kaum etwas entgegenzusetzen.
Wer nun geglaubt hatte, Bianca Weiß könne nicht mehr besser spielen, der wurde in Leverkusen eines besseren belehrt: An ihrem Geburtstag machte sie sich selbst das schönste Geschenk. Obwohl die Leverkusenerinnen ein deutliches Ecken-Plus von 13:9 verbuchten, standen sie am Ende mit leeren Händen da und rieben sich die Augen angesichts der Paraden, die Bianca Weiß ihren Schüssen entgegengesetzt hatte.
Doch nicht nur die Torhüterin spielte auf höchstem Niveau: "Das war eines der besten Spiele, die ich je gesehen habe", erklärte RRK-Betreuer Thomas Blivier hernach. Britta Becker (2) und Tanja Dikkenscheid brachten den RRK binnen zehn Minuten mit 3:0 in Front. Dem jeweiligen Anschlußtreffer ließ Britta Bekker per Ecke das 4:1 und 5:2 sowie per Siebenmeter das 6:3 folgen.
Britta Becker erzielte dann die beiden wichtigen Treffer zum 8:5 für Rüsselsheim und beendete damit den Aufschwung der Gastgeberinnen. Tanja Dikkenscheid erhöhte auf 9:5, Susi Müller markierte kurz vor Schluß das 10:6. In der Ecken-Ausbeute (Britta Becker verwertete fünf Ecken) und im Konterspiel waren die Gäste ihrem Gegner überlegen und hatten in Bianca Weiß eine überragende Torhüterin zwischen den Pfosten. Die Teilnahme an der Finalrunde um die deutsche Meisterschaft ist den Rüsselsheimerinnen kaum noch zu nehmen. Am Sonntag (11 Uhr) beim SC 1880 Frankfurt ist ein Sieg Pflicht.
RK RÜSSELSHEIM: Bianca Weiß (Tor); Eva Hagenbäumer (2), Britta Becker (10), Denise Klecker (4), Kathrin Schmidt, Susanne Müller (2), Marja Busch, Angela Müller, Sybille Breivogel, Tanja Dickenscheid (3). ina
HANDBALL OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Süd: TV Wicker - TG Rüsselsheim 16:18, TV Büttelborn - TuS Dotzheim 18:15, TuS Holzheim - TSG Sulzbach 27:19, TV Flörsheim - TV Idstein 20:16, TG Nieder-Roden - SG Anspach 15:13, TV Breckenheim - TV Großwallstadt II 16:15.
OBERLIGA HESSEN, Frauen, GruppeSüd: TSG Oberursel - TuS Kriftel 11:18, Grün-Weiß Ffm. II - SV Crumstadt 22:18, Eintracht Wiesbaden II - PSV Heusenstamm 13:12, SU Mühlheim - TV Groß-Umstadt 14:15, SSG Bensheim - TSG Bürgel 19:11, TV Sulzbach - TGS Walldorf 10:10.
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: BSC Kelsterbach - TuS Nieder-Eschbach 17:22, TGS Niederrodenbach - TV Altenhaßlau 28:17, SG Bruchköbel - TG Dörnigheim 22:21, VfL Goldstein - HSV Götzenhain 17:16, TV Petterweil - SG Nied 13:12, TV Gelnhausen II - TSG Ober-Eschbach 10:18.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: HC Friedrichsdorf - TG Hainhausen 18:13, TSG Oberursel - SG Dietzenbach 15:14, TV Kesselstadt - TuS Zeppelinheim 22:17, SG Wehrheim/Obernhain - TG Hornau 18:20.
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SV Dreieichenhain - SG Wehrheim/Obernhain 16:10, TV Niedermittlau - HSV Götzenhain 18:8, Artemis Sport Ffm. - TuS Nieder-Eschbach 14:14, TSG Neu-Isenburg - SG Dietesheim/Mühlheim 14:9, TV Eschersheim - FTG Ffm. 11:10.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SW Griesheim - TV Gelnhausen 14:15, TG Hainhausen - SV Erlensee 15:11, TuS Zeppelinheim - Spvgg. Bad Homburg 7:10, TuS Steinbach - SKG Sprendlingen 11:13, TV Bad Vilbel - SG Hainburg 11:19.
KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TGS Vorwärts Ffm. - TSG Ffm. Berg 16:12, TV Gonzenheim - TV Bergen-Enkheim 17:16, TG Schwanheim - TSG Nordwest Ffm. 22:15, TSV 57 Sachsenhausen - TV Petterweil II 17:18, TuS Nieder-Eschbach II - SG Sossenheim 13:13, TV Bad Vilbel - MTV Kronberg 26:15.
KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TG 04 Sachsenhausen - Usinger TSG 10:14, TG Schwanheim - TSG Nordwest Ffm. 11:7, TSG Oberursel II - Grün-Weiß Ffm. III 17:12, SG Nied - FSV Ffm. 14:7, Tschft. Griesheim - SG Riederwald 5:15.
Kleine Berichte aus dem lokalen Sportgeschehen
Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel floppte bei einem Hallen-Meeting in Arnstedt über zwei Meter. Den Wettbewerb der Männer gewann Charles Austin mit 2,35 m. Ralf Sonn aus Weinheim übersprng 2,28 m und wurde Sechster.
Auch am neunten Spieltag behielten die Frankfurter "Löwen" in der Endrunde der Eishockey-Oberliga Nord ihre blütenweiße Weste. In einem Spiel der schwächeren Sorte siegte der Spitzenreiter am Sonntagabend bei der Herforder EG mit 7:3 (2:0, 3:1, 2:2) Toren. Die Treffer zu dem ungefährdeten Erfolg steuerten vor gut 1000 Zuschauern Jaufmann, Zajic, Erhardt, Thornbury, Thom und Hannan bei. Auch in den anderen beiden Spielen (Timmendorf gegen Schalke fiel aus) setzten sich die Favoriten durch: Wedemark 5:0 gegen Bremerhaven und der ESC Wolfsburg mit 9:2 gegen Harz/ Braunlage.
Ein Nachspiel hatte die Spitzenbegegnung des Frankfurter ESC am Freitag gegen den ETC Timmendorf, dessen Führung gegen die Wertung des 5:10 verlorenen Spiels Protest einlegte. Die Norddeutschen bemängelten die Anerkennung des Treffers zum 5:5, der die Frankfurter auf die Siegesstraße gebracht hatte. In einem Zusatzbericht zum Spielbogen zitierten sie Linienrichter Strucken: "Es war zwar kein Tor, aber ich kann nichts machen."
In langer Erinnerung dürfte dieser Abend auch Timmendorfs Spieler Matthias Schnabel bleiben, der zu Beginn des letzten Drittels von Schiedsrichter Schütz mit einer schweren Disziplinarstrafe, die üblicherweise eine Sperre von wenigstens einem Jahr zur Folge hat, belegt wurde.
Als Grund dafür nannte der Unparteiische einen tätlichen Angriff auf seine Person: "Nach dem siebten Tor für Frankfurt stach der Spieler dem Hauptschiedsrichter in den Unterleib, und zwar beim Mittelbully mit der Stockschaufel seines Schlägers", bemerkte der Schiedsrichter in einem weiteren Zusatzbericht. Verletzt wurde er nicht, er trug einen Tiefschutz. Sim.
KAIRO, 25. Januar (AP). Die ägyptische Polizei hat 20 Mitglieder einer islamisch-fundamentalistischen Terroristenorganisation festgenommen.
Wie die Zeitung Al Achbar am Sonntag berichtete, wird die Gruppe verdächtigt, Anschläge auf mehrere ausländische Botschaften sowie auf öffentliche Einrichtungen vorbereitet zu haben. Das Blatt schrieb, bei den Verdächtigen habe man Sprengstoff, Waffen und Munition gefunden. Mitglieder der Gruppe hätten einen Lieferwagen geraubt und dessen Fahrer sowie einen anderen Mann umgebracht. Das Fahrzeug sollte, wie es hieß, bei Aktionen der Gruppe eingesetzt werden.
Auf das Konto extremistischer Fundamentalisten geht nach Ansicht der Polizei auch die Ermordung von zwei Polizisten, die einen Bahnhof in Kairo bewacht hatten. Die beiden wurden am Sonntag niedergeschossen und ihrer Waffen beraubt. Nach Angaben eines Polizeibeamten sahen Augenzeugen, daß nach dem Überfall vier Personen davonrannten.
Damit sind in diesem Jahr in Ägypten bereits drei Personen durch terroristische Aktionen ums Leben gekommen. Im vergangenen Jahr wurden bei Gewalttaten moslemischer Extremisten 80 Menschen getötet und über 133 Personen verletzt.
Die Fundamentalisten wollen das säkulare System in Ägypten beseitigen und einen islamischen Gottesstaat errichten. Üblicherweise richten sich ihre Terroraktionen gegen die Polizei und die koptischen Christen. Im vergangenen Jahr wurden mehrfach Touristen attackiert, um den Fremdenverkehr lahmzulegen und damit eine Haupteinnahmequelle des Landes zum Versiegen zu bringen. Die Polizei hat während der letzten beiden Monate Hunderte Verdächtige festgenommen und dadurch Vergeltungsaktionen ausgelöst.
Irakischer Vorwurf Hotel gezielt angegriffen
BAGDAD, 25. Januar (AP/Reuter). Hohe irakische Offiziere haben den US-Streitkräften vorgeworfen, sie hätten während des Flugkörperangriffs am 17. Januar auf eine Fabrik am Rande von Bagdad das Hotel Al Raschid gezielt beschossen. Nach US-Vermutungen soll die Rakete von der irakischen Luftabwehr getroffen und damit aus der Bahn gelenkt worden sein. Bei dem Einschlag kamen zwei Menschen ums Leben.
Bei einer Pressekonferenz am Sonntag sagte Brigadegeneral Mudschahid el-Ani, der Flugkörper sei "hundertprozentig auf diese Stelle gezielt" gewesen. Die Iraker zeigten einen Film, der den sich dem Hotel nähernden Tomahawk-Flugkörper beim Aussenden von Stroboskop-Blitzen zeigte, die fünf Sekunden vor dem geplanten Aufschlag zu arbeiten beginnen.
Die USA prüfen weiter, ob die US- Maschine, die am Samstag abend Ziele in Südirak angegriffen hat, tatsächlich zuvor von den Irakern beschossen worden ist. Wie am Sonntag verlautete, ist das Kampfflugzeug nicht vom irakischen Radar erfaßt worden. Das US-Verteidigungsministerium hatte den jüngsten Angriff auf eine Radarstellung damit begründet, daß ein US-Pilot bei einem Routineflug Leuchtspurgeschosse bemerkt habe, die offenbar von irakischen Luftabwehrgeschützen abgefeuert worden seien.
Der irakische Informationsminister Hamed Jussef Hummadi erklärte dem US-Fernsehsender CNN, die Regierung in Bagdad halte trotz der Zwischenfälle der vergangenen Tage an ihrem einseitig verkündeten Waffenstillstand fest.
Zwei hochrangige Delegationen von Waffeninspektoren der Vereinten Nationen sind am Montag früh nach Irak geflogen. Der Besuch dieser Gruppen gilt als Test, ob Bagdad die UN-Forderungen erfüllen will.
Mord an türkischem Journalisten rätselhaft
ANKARA, 25. Januar (AP). Drei Untergrundgruppen haben sich zu einem Mordanschlag bekannt, bei dem am Sonntag in Ankara der bekannte türkische Journalist Ugur Mumcu zum Opfer gefallen war. Der 50jährige kam ums Leben, als eine unter seinem Auto versteckte Sprengladung detonierte. Die ersten beiden Bekenntnisse kamen von Gruppen, von denen man bis dahin nie etwas gehört hatte. Die eine, die sich Islamische Rettung nennt, meldete sich mit anonymen Telefonanrufen bei mehreren türkischen Zeitungen und erklärte, sie habe das Attentat verübt. Kurze Zeit darauf ging im Istanbuler Büro der Nachrichtenagentur Anatolia der Bekenneranruf einer "Islamischen Kampffront des Großen Ostens" ein. Laut Anatolia kündigte die Gruppe die "Fortsetzung ihres Rachefeldzugs" an. Rund sechs Stunden nach dem Anschlag meldete sich schließlich ein anonymer Anrufer bei der in Istanbul erscheinenden Tageszeitung Cumhüriyet, für die Mumcu als Kolumnist tätig gewesen war. Laut Anatolia gab dieser Anrufer an, die Organisation Islamischer Dschihad (Islamischer Heiliger Krieg) habe den Anschlag verübt. Die Organisation hat sich bereits früher zu Terroraktionen bekannt. Mumcu war als Gegner der islamischen Fundamentalisten und der kurdischen Separatisten bekannt. Er hatte mehrere Bücher verfaßt, darunter Untersuchungen über das Attentat auf Papst Johannes Paul II. im Mai 1981 in Rom, für das der rechtsextremistische Türke Mehmet Ali Agca verurteilt wurde. Der Autor deckte dabei Verbindungen Agcas zu bulgarischen Waffenschmugglern auf. Mumcu war schon mehrfach von islamischen Fundamentlisten mit Mord bedroht worden.
LUANDA, 25. Januar (AP/Reuter). Die seit November 1992 wieder aktive angolanische Rebellenorganisation UNITA hat weitere Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht und sich Zugriff auf die Strom- und Wasserversorgung der Hauptstadt Luanda verschafft. Ein Regierungsbeamter teilte mit, die Rebellen hätten unter anderem die 110 Kilometer südöstlich von Luanda gelegene Stadt Zenza do Itombe besetzt und kontrollierten damit die Stromleitungen, die vom Wasserkraftwerk Cambambe nach Luanda führten.
UNITA-Kampfgruppen griffen auch das 25 Kilometer nördlich von Luanda gelegene Wasserwerk in der Nähe der Stadt Caxito mit Artillerie und Raketen an und beschädigten es, wie der staatliche Rundfunk meldete. Der Leiter des staatlichen Wasserversorgungsunternehmens, Eugenio Costa, sagte, möglicherweise würden die Einwohner der Hauptstadt auf unabsehbare Zeit nicht mit aufbereitetem Wasser versorgt werden können. Am Samstag hatte der Sender der UNITA gemeldet, daß die Organisation ihre frühere Hochburg Huambo wieder unter ihre Kontrolle gebracht habe. Die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa schrieb, auch die Stadt Nguimbi so Ngo sei am Samstag in die Hand der Rebellen gefallen. Damit, so schrieb Lusa, hätten die Rebellen praktisch alle Städte in der Provinz Cuanza Norte besetzt. Kämpfe wurden auch aus der Stadt Menongue im Süden gemeldet.
UNITA-Chef Jonas Savimbi ist nach den Worten des südafrikanischen Außenministers Roelof Botha zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens mit der angolanischen Regierung bereit. Botha, dessen Land die UNITA im 16jährigen Bürgerkrieg unterstützt hat, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur SPA, er habe die Zusage von Savimbi am Montag telefonisch erhalten.
FRANKFURT A. M., 25. Januar (AP). Drei Jahre nach dem Brand eines koreanischen Restaurants in Frankfurt, bei dem elf Menschen zu Tode kamen, müssen sich ab Dienstag das Wirtsehepaar und zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts vor dem Frankfurter Landgericht verantworten. Die Anklage wirft ihnen fahrlässige Brandstiftung beziehungsweise Verletzung der Aufsichtspflicht vor. Das Feuer am Abend des 7. März 1990 war von einem Abfalleimer unter einer Holztreppe ausgegangen und hatte rasch den Haupteingang zu dem im ersten Stock gelegenen Restaurant erfaßt. Weil der Notausgang hinter Garderobenständern versteckt war, sprangen die verzweifelten Gäste aus sechs Meter Höhe auf die Straße. Elf Menschen stürzten zu Tode, mehrere wurden zum Teil schwer verletzt.
MÜNCHEN, 25. Januar (AP). Der parlamentarische Geschäftsführer der Bonner CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Rüttgers, hat die Bundesländer ermahnt, möglichst schnell mehr Personal zur Entscheidung in Asylverfahren abzustellen. In der Illustrierten Bunte sagte der CDU- Politiker, die Länder sollten "endlich ihren Pflichten nachkommen und schneller abschieben". Dafür müßten noch viel mehr Entscheider und Richter eingestellt werden. Die Union werde es nicht zulassen, daß die Länder ihre Pflichten vernachlässigten. "Wenn der Asylkompromiß einmal in gesetzliche Regelungen gegossen ist, gibt es auch für die SPD-regierten Länder kein Zurück", fügte Rüttgers hinzu.
PEKING, 25. Januar (AP). Archäologen haben laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua im Nordwesten Chinas die Überreste kaiserlicher Paläste aus der Zeit der westlichen Chou-Dynastie (oder Zhou-Dynastie) entdeckt. Das sogenannte goldene Zeitalter dauerte vom elften Jahrhundert bis 771 vor Christus. Die Fundamente von zehn Palästen wurden in Haojing, auf einem Hügel etwa zehn Kilometer südwestlich von Xian, der Hauptstadt der Provinz Shaanxi, gefunden, wie am Sonntag berichtet wurde. Zu den Entdeckungen gehören dem Bericht zufolge 28 Teile einer meterdicken, getünchten Mauer, acht Säulensockel und Tausende Ziegeltrümmer.
BERLIN, 25. Januar (AP). Die Auseinandersetzungen in der Berliner Justiz um die Freilassung des ehemaligen DDR- Staatschefs Erich Honecker gehen weiter. Die Senatorin für Justiz, Jutta Limbach, wies am Montag Behauptungen zurück, die Kritik an der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes sei von ihr ausgegangen. Sie räumte aber ein, die Senatsverwaltung habe für die Presseerklärung "Formulierungshilfe" geleistet.
Sie habe nie den Versuch gemacht, die Präsidenten der Gerichte oder die Generalstaatsanwälte zu veranlassen, sich zu der Entscheidung in der Öffentlichkeit kritisch zu äußern. Bei einer Ordensverleihung am 18. Januar habe sie mit den Präsidenten und Generalstaatsanwälten über die Auswirkungen der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes gesprochen. Der Generalstaatsanwalt habe bereits die Presseerklärung mitgebracht. "Richtig ist, daß in der Senatsverwaltung für Justiz anschließend Formulierungshilfe geleistet worden ist", teilte die Senatorin mit. Sie verhehle nicht, daß sie Verständnis für den Wunsch des Generalstaatsanwaltes gehabt habe, "seine Mitarbeiter vor dem Vorwurf zu schützen, sie hätten die Menschenwürde eines Angeklagten mißachtet". Dies hatte das Verfassungsgericht dem Landgericht wegen dessen Entscheidung, Honecker nicht freizulassen, vorgeworfen.
FRANKFURT A. M., 25. Januar (AP). Wintersportler können ihre Skier und Snowboards aus dem Keller holen: Mit dem Islandtief "Daniela" kommt der Winter zurück nach Deutschland. Vorboten in Form von Schneeregen, Graupelschauern und überfrierender Nässe sorgten schon am Montag für erste Verkehrsunfälle und Staus. Das Orkantief "Barbara" wurde den Meteorologen zufolge von der gemäßigten "Daniela" nach Lettland vertrieben. Für die norddeutsche Küste kündigte der Wetterdienst dennoch Stürme mit Windstärke zehn bis elf an.
Zu teilweise erheblichen Verkehrsbehinderungen führten erste Schneefälle in Bayern. Im Fichtelgebirge und im Frankenwald, in Oberfranken und der Oberpfalz setzte Schneesturm ein. Im Raum Hof tobte ein Wintergewitter mit Blitz, Donner und Schneeschauern. Auf den Straßen wurde es innerhalb kurzer Zeit spiegelglatt, auch die Autobahnen im Raum Bayreuth waren davon betroffen. Es gab zahllose Unfälle, überwiegend mit Blechschäden. Auch die Autofahrer in Norddeutschland, Hessen, Thüringen und Niedersachsen kamen nach Auskunft des Lagezentrums Düsseldorf streckenweise nur stockend voran. In Goslar brach am Morgen der Berufsverkehr wegen starker Schneefälle zusammen.
In Thüringen richteten Stürme und Schneegewitter in der Nacht zum Montag Schäden an. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums in Erfurt wurden Freileitungen von umgestürzten Bäumen beschädigt. Die Stadt Apolda war ab 5 Uhr für etwa eine Stunde ohne Stromversorgung. Zahlreiche Dachziegel stürzten herab, bei Nordhausen wurde ein Dach abgedeckt. Menschen seien aber nicht verletzt worden, teilte ein Polizeisprecher mit.
Mehr als 20 Zentimeter Neuschnee und Stürme mit Windstärke acht machten den Brocken, den höchsten Harzgipfel, nahezu unpassierbar. Die Harzquerbahn mußte nach Auskunft der Wetterstation ihren Betrieb einstellen. Die am Morgen freigelegten Gleise seien bereits Minuten später wieder unpassierbar gewesen. Im Harz und Vorharzgebiet mußten mehrere Bundesstraßen gesperrt werden.
(Siehe auch Stadtrundschau)
SINGAPUR, 25. Januar (dpa). Der seit vier Tagen wütende Großbrand auf dem dänischen Supertanker Maersk Navigator im Golf von Bengalen ist unter Kontrolle. Das teilte ein Sprecher des Schiffseigners, die Reederei A. P. Moeller, am Montag mit. Aus einem Ladetank läuft jedoch weiter Rohöl ins Meer.
Der 254 000-Tonnen-Tanker war am Donnerstag nach der Kollision mit dem japanischen Tanker Sanko Honour vor der nördlichen Einfahrt der Seestrasse von Malakka zwischen Indonesien und Malaysia in Brand geraten. Bis Montag hatte sich keiner der Beteiligten zu der möglichen Unglücksursache geäußert.
Als Hauptbrandherd orteten am Montag mehrere von Hubschraubern auf dem Tanker abgesetzte Brandexperten den Ladetank Nummer vier an der linken Schiffsseite. "Unsere Hauptaufgabe ist jetzt, den Tank abzuschotten und ein großes Loch zu stopfen, aus dem noch Öl in die See strömt", sagte der Reederei-Sprecher. Mit einem Löschschaumteppich solle dann der Brand im Schiffsrumpf erstickt werden. Nach Abschluß der Löscharbeiten werde die Bergung der Maersk Navigator anlaufen.
Stündlich fließen laut einem Reederei- Bericht "mehrere Dutzend Tonnen Öl" ins Meer. Starker Wind und hoher Seegang treiben nach Darstellung des Schiffseigners inzwischen einen rund 35 Kilometer langen Ölteppich in Richtung der indischen Inselgruppe der Nikobaren.
Indische Flugzeuge und Schiffe begannen damit, den Ölteppich mit Chemikalien zu bekämpfen. Bei leichtem Wind bewegte sich das ausgelaufene Öl etwa 16 Kilometer vor den Korallenriffen der in der Andamansee gelegenen Inseln. Der Chemikalieneinsatz soll rund zwei Wochen dauern. Ein indisches Forschungsschiff ist auf dem Weg zu den Nikobaren, um die Folgen der Ölkatastrophe für das Leben im Meer zu beobachten.
Die aus rund 19 Inseln bestehenden Nikobaren liegen rund 1200 Kilometer östlich der südindischen Küste. Auf den zwölf bewohnten Inseln leben etwa 30 000 Menschen.
DARMSTADT. Ein 33jähriger Darmstädter ist am Sonntag abend unter dem dringenden Verdacht festgenommen worden, seine zehn Jahre ältere Ehefrau in der Badewanne erstochen zu haben. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums am Montag mitteilte, bestreitet der Mann die Tat. Er behaupte, seine Frau habe sich selbst erstochen.
Der Ehemann hatte gegen 17.30 Uhr die Polizei alarmiert. Die Beamten hätten die Frau mit einer massiven Stichverletzung in der Brust aufgefunden, trotz sofortiger ärztlicher Behandlung sei die 43jährige eine halbe Stunde später noch in der Wohnung gestorben. Die Tatwaffe wurde in der Badewanne gefunden. AP
MOGADISCHU, 25. Januar (AP). US- Kampfhubschrauber haben am Montag die Truppen einer somalischen Bürgerkriegspartei südlich der Hafenstadt Kismayo angegriffen. Wie der Sprecher der US-Truppen, General Fred Peck, erklärte, ging dem Angriff auf Stellungen des mit dem früheren Diktator Siad Barre verbündeten General Mohamed Said Hirsi eine Aufforderung zum Rückzug voraus. Bei dem Angriff der vier US-Kampfhubschrauber mit Raketen, der von belgischen Bodentruppen unterstützt wurde, wurden nach Angaben des Roten Kreuzes 40 Somalier verletzt.
Zuvor hatte einer der zwei einflußreichsten Clanführer, General Mohamed Farah Aidid, die US-Truppen aufgefordert, Hirsis Milizen zu entwaffnen, da sie sich nicht an den in Addis Abeba vereinbarten Waffenstillstand vom 15. Januar hielten. Aidid forderte, daß die Eingreiftruppe, die sich nach eigener Auffassung nur zum Schutz der Hilfslieferungen für die von Hunger und Bürgerkrieg bedrohte Bevölkerung Somalias im Land aufhält, intervenieren müsse, um den vereinbarten Waffenstillstand zu schützen.
ANKARA, 26. Januar (AP). In Istanbul haben sich am Montag abend zehntausend Menschen versammelt, um gegen die Ermordung des bekannten türkischen Journalisten Ugur Mumcu zu protestieren. Sie demonstrierten damit gleichzeitig für die Trennung von Staat und Kirche. Dem türkischen Staatsfernsehen zufolge erklärte Innenminister Ismet Sezgin, eine Reihe von Personen, darunter auch Ausländer, seien im Zusammenhang mit dem Attentat festgenommen worden. Zu dem Anschlag am Sonntag hatten sich rätselhafterweise drei fundamentalistische Untergrundorganisationen bekannt.
B E L G R A D / S A R A J E W O , 25. Januar (dpa/Reuter/AFP). Der Präsident von Rest-Jugoslawien, Dobrica Cosic, hat wegen der Kämpfe in Kroatien den Obersten Verteidigungsrat des Landes zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen. Dies meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug in der Nacht zum Montag, nannte aber keinen Termin. Dem Gremium gehören die Präsidenten Rest-Jugoslawiens, Montenegros, der Vize-Regierungschef Rest-Jugoslawiens und der Generalstabschef der Armee an.
Cosic forderte zudem den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) auf, entschiedene Maßnahmen gegen die "kroatische Aggression" zu ergreifen. Der Oberkommandierende der jugoslawischen Armee, Zivota Panic, drohte in einem Brief an die UN-Schutztruppe UNPROFOR mit einem Eingreifen seiner Streitkräfte auf Seiten der Serben in der kroatischen Region Krajina. Die kroatischen Serben drohten mit Angriffen auf die kroatische Hauptstadt Zagreb. In einer von Tanjug verbreiteten Erklärung des Militärstabes der serbisch besetzten Gebiete Kroatiens wurden Angriffe gegen eine Reihe von Großstädten Kroatiens angekündigt, sollten kroatische Truppen im Verlauf ihrer Offensive im Hinterland der dalmatinischen Küste serbische Städte unter Beschuß nehmen.
Kroatiens Präsident Franjo Tudjman erklärte am Sonntag abend die am Freitag gestartete Offensive seiner Truppen gegen die auf kroatischem Boden gegründete serbische Republik Krajina für beendet. Ziel der kroatischen Militäraktion, bei der zehn kroatische und 120 serbische Soldaten getötet worden sein sollen, sei die Sicherung der Küstenstraße in Richtung Süden im Hinterland von Zadar gewesen. Es sei kroatischen Polizei- und Militärverbänden gelungen, die Straße von Maslenica zur 20 Kilometer entfernten Stadt Zadar unter ihre Kontrolle zu bringen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur der kroatischen Serben zogen sich die serbischen Einheiten nach der kroatischen Offensive um rund 20 Kilometer zurück. Dabei gaben die Kampfeinheiten der "Serbischen Republik Krajina", die von den Serben im Süden Kroatiens ausgerufen worden war, auch das Gebiet um den Flughafen von Zadar auf. "Unter dem Druck der weit stärkeren kroatischen Streitkräfte" hätten sich die serbischen Einheiten zum Rückzug gezwungen gesehen, hieß es.
Ungeachtet der von Tudjman einseitig verkündeten Beendigung der Offensive kroatischer Truppen wurde auch in der Nacht zum Montag im Hinterland von Zadar gekämpft. Wie der kroatische Rundfunk berichtete, kam es in einzelnen Bereichen des Krisengebiets zu wiederholten Artillerieduellen und Schießereien. Die Bewohner von Zadar hätten die Nacht erneut in den Schutzräumen verbringen müssen, hieß es.
Aus dem benachbarten Bosnien wurden weiterhin schwere und verlustreiche Kämpfe gemeldet, die beinahe alle Krisengebiete des Landes erfaßten. Vor allem in der Tiefebene der Save im Norden dauerte nach Berichten des bosnischen Rundfunks ein serbischer Großangriff gegen moslemisch-kroatische Stellungen an. Im Osten Bosniens fügten moslemische Einheiten serbischen Verbänden im Verlauf der Schlacht an der Drina erneut empfindliche Verluste zu. Moslemische Militärs meldeten neue, große Geländegewinne in der Umgebung der Städte Visegrad und Gorazde. Der von Moslems kontrollierte Sender Radio Sarajewo hatte am Sonntag gemeldet, moslemische Einheiten hätten den serbischen Belagerungsring um Gorazde durchbrochen und kontrollierten zwei strategisch wichtige Straßen im Grenzgebiet. Die sich seit zehn Tagen in der bosnischen Stadt Gornji Vakuf bekämpfenden Moslems und Kroaten vereinbarten nach UN-Angaben einen Waffenstillstand.
Die Genfer Friedenskonferenz soll trotz der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina und Kroatien am Montag fortgesetzt werden. Nach Angaben eines Konferenzsprechers wollen der moslemische Präsident Bosniens, Alija Izetbegovic, und der Spitzenvertreter der bosnischen Kroaten, Mate Boban, über die vorgeschlagene territoriale Aufteilung Bosnien-Herzegowinas beraten. Es wird damit gerechnet, daß der Spitzenvertreter der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, ebenfalls Verhandlungen über die Grenzziehung für die vorgeschlagenen zehn Provinzen führen wird.
BORNA, 25. Januar (dpa). Zwei Männer und eine Frau sind in einem ehemaligen Arbeiterwohnheim in Espenhain bei Borna (Sachsen) erschossen worden. Nach Angaben der Polizei vom Montag ereignete sich die Tat bereits am Samstag. Die Leichen der drei Arbeitslosen seien von einem Mitbewohner entdeckt worden. Nach Zeugenaussagen war eines der Opfer vor seinem Tod mit blutverschmierten Händen in dem neben dem Tatort liegenden Lokal "Aspe" erschienen und hatte zwei Flaschen Schnaps gekauft. Wenig später wollen Zeugen Schüsse und ein davonrasendes Auto gehört haben. Das ehemalige Arbeiterwohnheim war in den vergangenen Wochen von Arbeitslosen als Unterkunft genutzt worden.
HAMBURG, 25. Januar (dpa). Das Sturmtief "Barbara" ist am Montag morgen nach Süden gezogen: Auf dem Feldberg im Schwarzwald pfiff der Orkan mit bis zu 135 Stundenkilometern. Gleichzeitig fiel auf dem Gipfel der erste Januar-Schnee: Bei minus 2,4 Grad bildete sich eine vereiste Neuschneedecke, die in den nächsten Tagen kräftig wachsen soll. Schnee und Eisregen zogen über Nordbayern hinweg, Glatteis behinderte den Berufsverkehr vor allem in höheren Lagen, etwa auf der Maintalautobahn Bayreuth-Bamberg. In den Hochlagen des Harzes oberhalb 400 Meter wuchs die Schneedecke in kurzer Zeit auf 13 Zentimeter an, auf dem Brocken gar auf mehr als 30 Zentimeter.Somalier griffen Franzosen an
PARIS, 25. Januar (dpa). Bei einem Schußwechsel zwischen Somaliern und französischen Soldaten wurden am Sonntag zwischen Baidoa und Hoddur zwei Somalier verletzt. Das Pariser Verteidigungsministerium teilte am Montag mit, vier Somalier hätten die französischen Pioniere angegriffen, daraufhin erwiderten die Soldaten das Feuer.
Das Frauen-Quartett des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) will die letzte Trumpfkarte ausspielen. Ein Sieg gegen Frankreich am heutigen Dienstag in St. Brice nahe Paris würde erstmals den Einzug in das Europaliga-Endspiel bedeuten. "Die Aufgabe wird schwer, aber alle Spielerinnen haben gut trainiert und sind hochmotiviert", sagte Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig vor dem letzten Gruppenspiel.
Abzuwarten bleibt, wie Christiane Praedel (Glane), Nicole Struse (Steinhagen) und Elke Schall (Dülmen) die Strapazen einer fast dreiwöchigen China-Reise überstanden haben. Erst am vergangenen Donnerstag kehrte das Trio vom Trainingslehrgang aus dem "Reich der Mitte" zurück. Als Vierte im Bunde bereitete sich Olga Nemes in Dülmen und in Heidelberg vor.
Bisher konnte das DTTB-Team mit Siegen gegen die Niederlande, England und Ungarn bei nur einer Niederlage gegen Italien das Europaliga-Soll übererfüllen.
dpa
ARNSTADT, 25. Januar (dpa). Der Brand im Obdachlosenheim Angelhausen bei Arnstadt hat ein drittes Todesopfer gefordert. Der 28jährige, der am Samstag aus den Flammen gerettet worden war, erlag in der Nacht zum Montag seinen schweren Verletzungen, teilte die Polizei mit. Die beiden anderen Toten im Alter von 40 und 35 Jahren wurden inzwischen als Bewohner des Heims identifiziert.
Wie die Erfurter Staatsanwaltschaft erklärte, ist das Feuer vermutlich durch Zigarettenglut auf einer Matratze entstanden. Zunächst waren die Behörden von Brandstiftung ausgegangen. In dem völlig abgebrannten Heim waren etwa zehn Obdachlose gemeldet.
Der Deutsche Skiverband (DSV) nominierte am Montag in München 13 Starter für die Biathlon-Weltmeisterschaften, die vom 9. bis 14. Februar im bulgarischen Borowetz stattfinden sollen. An der Spitze der Mannschaft stehen die Olympiasieger Antje Misersky und Mark Kirchner aus Oberhof. Am 3. Februar fällt endgültig die Entscheidung, ob Borowetz die Welttitelkämpfe ausrichten kann. Müssen die Bulgaren absagen, käme das südtiroler Antholz als Ersatzort zum gleichen Termin in Frage. Können auch die Italiener die WM nicht durchführen, sollen die Olympia-Testwettkämpfe in Lillehammer (4. bis 7. März) in den Rang einer Weltmeisterschaft erhoben werden.
Das WM-Aufgebot: Frauen: Petra Schaaf (Willingen), Uschi Disl (Moosham), Sylke Humanik (Oberwiesenthal), Antje Misersky, Simone Greiner-Petter- Memm, Kathi Schwaab (alle Oberhof).
Männer: Mark Kirchner, Frank Luck, Sven Fischer, Steffen Hoos (alle Oberhof), Fritz Fischer, Ricco Groß, Jens Steinigen (alle Ruhpolding). dpa
Firmen-Telegramm
Degussa zahlt wieder sieben Mark Das Chemie- und Edelmetallunternehmen Degussa will für das Geschäftsjahr 1991/92 (Ende September) eine unveränderte Dividende von sieben Mark zahlen. Der Hauptversammlung wird vorgeschlagen, ein genehmigtes Kapital in Höhe von 80 Millionen Mark zu schaffen. Chefwechsel bei Puma Beim Sportartikelhersteller Puma scheidet Vorstandschef Stefan Jacobsson aus dem Unternehmen aus. Seinen Posten übernimmt Anfang Februar Niels Stenhöj. Dieser kommt von Abu Garcia, einer Firma der schwedischen Aritmos- Gruppe, dem Puma-Hauptaktionär. Ciba-Geigy forscht in Deutschland Der Schweizer Chemiekonzern Ciba- Geigy wird die Forschungs- und Entwicklungslaboratorien für die Sparten Waschmittel, Kosmetika und Papier in die deutsche Grenzstadt Grenzach verlegen. Der Umzug soll frühestens Mitte 1994 stattfinden. In den zur Verlegung vorgesehenen Labors arbeiten 190 Menschen. Flugzeugbauer verzichten auf Aufträge Die Flugzeughersteller Boeing, Airbus und Fokker verzichten auf einen Großteil ihrer Aufträge von der angeschlagenen irischen Leasinggesellschaft GPA. Insgesamt werden Bestellungen für rund sieben Milliarden Dollar gestrichen. GPA drückt ein riesiger Schuldenberg.
BERLIN/PARIS (dpa). Der britisch- französische Konzern GEC Alsthom bekundet Interesse an einem Erwerb der Deutschen Waggonbau (DWA) in Berlin. Von Verhandlungen oder reifen Plänen zur Übernahme könne aber derzeit nicht die Rede sein, erklärt ein Firmensprecher in Paris. An der Spree begrüßt Treuhand-Sprecher Wolf Schöde die Avancen der Gruppe. Man müsse jetzt abwarten, ob sich das Interesse konkretisiere. Die Deutsche Waggonbau ist eines der wenigen profitablen Unternehmen in den neuen Bundesländern. Im Haus Breuel sei man sich immmer im klaren gewesen, daß es wegen ihrer Stellung im Markt nicht leicht sein würde, einen Partner für die Berliner zu finden. Ob noch andere Gesellschaften ein Auge auf die Ostdeutschen werfen, dazu wollte sich Schöde nicht äußern.
Das Gemeinschaftsunternehmen GEC Alsthom zählt weltweit zu den Großen im Eisenbahnbau und stellt unter anderem den französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV her. Der Jahresumsatz liegt bei 52 Milliarden Franc (rund 15,5 Milliarden Mark).
Ein DWA-Sprecher sagte auf Anfrage, in der abgelaufenen Periode sei wie im Vorjahr ein Umsatz von zwei Milliarden Mark erzielt worden. Die Waggonbauer würden wiederum einen Überschuß ausweisen. Zum 1. Januar beschäftigte die Firma noch 9500 Menschen.
BRATISLAVA, 25. Januar (dpa). Die Tschechische Republik soll der Slowakei Entschädigung für die Übernahme der weiß-blau-roten Flagge des bis Ende 1992 gemeinsamen Staates zahlen. Das fordere der slowakische Privatisierungsminister, Lubomir Dolgos, berichtete am Montag die Preßburger Zeitung Praca. Mit der tschechischen Seite werde über diese Frage verhandelt. Die Tschechische Republik hatte die tschechoslowakische Fahne als Staatsflagge übernommen, obwohl dies vom Bundesparlament im Gesetz über die Teilung des Landes ausgeschlossen worden war.
BERLIN, 25. Januar (dpa). Wegen Volksverhetzung ist ein 27 Jahre alter Gebäudereiniger am Montag in Berlin zu einer Geldstrafe von 7200 Mark verurteilt worden. Eine Große Strafkammer des Landgerichts befand den Angeklagten für schuldig, bei einer Feier in einem Heim für DDR-Übersiedler und Aussiedler gesagt zu haben, Polen, Juden und Russen müßten vergast werden.
Die Vorrunde in der Eishockey-Bundesliga ist für die Düsseldorfer EG abgehakt. Nach dem 6:2 am 37. Spieltag gegen den Krefelder EV führt der deutsche Meister das Feld mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Kölner EC an und konzentriert sich jetzt ausschließlich auf die am 21. Februar beginnende Play-off- Runde. Diese könnte für den Düsseldorfer Anhang zu einer sehr preisgünstigen Angelegenheit werden. Nach dem jetzigen Stand der Tabelle ist es nämlich durchaus möglich, daß es die DEG im Viertelfinale mit dem EC Ratingen (3:3 in München), im Halbfinale mit dem Krefelder EV und im Finale mit dem Kölner EC (6:1 gegen Landshut) zu tun hat - drei Städte, die von Düsseldorf aus allesamt mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen sind. Die DEG-Fans freuen sich schon auf "Straßenbahn-Play-offs".
Bei dieser Rechnung würde der Krefelder EV nur allzu gerne als Spielverderber dazwischenfunken. Der Tabellenvierte kassierte zwar im achten Spiel seit dem Bundesliga-Aufstieg 1991 die achte Niederlage gegen die DEG, macht sich jedoch Mut für die Play-offs. "Wenn wir die DEG einmal erwischen, dann wird es ihr besonders wehtun", orakelte KEV-Präsident Hans-Ulrich Urban.
Auf dem Nullpunkt ist die Stimmung beim Kölner EC angelangt - trotz des klaren 6:1-Erfolges gegen den EV Landshut. "Das war ein Spiel wie eine Suppe ohne Salz und Fleisch", klagte KEC-Manager Helmut Bauer nach dem Spiel gegen den erschreckend schwachen EV Landshut. Zwei Tage nach der 2:4-Niederlage in Ratingen und eine Woche vor dem Duell gegen die DEG waren die Kölner meilenweit von ihrer Bestform entfernt.
"Die Mannschaft steckt in einem Tief, aus dem sie unbedingt raus muß", rätselte Trainer Wladimir Wassiliew. "Hoffentlich verkraften gerade die jungen Spieler die Strapazen. Denn in den Play-offs geht es ja erst so richtig los."
Sorgen dieser Art sind dem deutsch- russisch-kanadischen Ensemble des EC Ratingen fremd. Dem Aufsteiger fehlen zwar noch zwei Punkte zur Teilnahme an der Meisterschaftsrunde, doch er hinterließ auch beim 3:3 gegen Hedos München einen ausgezeichneten Eindruck. "Eine sehr starke Mannschaft", lobte Hedos- Trainer Hardy Nilsson den Gast, der seine Erfolgsserie auf nunmehr 9:1 Punkte aus den letzten fünf Spielen ausbaute.
Am 12. Februar kommt es im Ratinger Eisstadion zum wohl entscheidenden Spiel gegen den jetzigen Tabellenachten ERC Schwenningen (4:1 gegen den Berliner SC Preussen). Sollten die Ratinger da gewinnen, könnten die DEG-Fans schon mal die Straßenbahntickets buchen. dpa
KOBLENZ, 25. Januar (dpa). Angehörige der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft werden nach Ansicht des Oberverwaltungsgerichts Rheinland-Pfalz in Pakistan nicht als Gruppe politisch verfolgt. Der Asylantrag eines Ahmadi könne deshalb nur dann anerkannt werden, wenn ihm mit "beachtlicher Wahrscheinlichkeit" und aus persönlichen Gründen in Pakistan politische Verfolgung drohe. Das entschied das Gericht in Koblenz in einem am Montag veröffentlichten Urteil. (Az.: 13 A 10 107/88).
Das Gericht wies damit die Klage eines Pakistaners ab. Er hatte seinen Asylantrag damit begründet, daß Ahmadis in Pakistan keine religiöse Freiheit genössen und mit Freiheitsstrafen zu rechnen hätten. In erster Instanz war seiner Klage stattgegeben worden.
(Siehe "Im Hintergrund", Seite 5)
Nur noch der US-amerikanische Teenager Jennifer Capriati (16) und der französische Tennis-Gentleman Guy Forget (28) konnten Steffi Graf und Michael Stich den Eintritt in das Halbfinale der Australian Open verwehren. Doch der Tag vor der Olympia-Revanche zwischen der Weltranglisten-Zweiten aus Brühl und der Goldmedaillen-Gewinnerin von Barcelona gehörte Stefan Edberg. Der unter einer Rückenverletzung leidende Schwede überwand sein Handicap und zog mit einem ihn selbst am meisten überraschenden 6:3, 6:2, 6:3-Erfolg über Arnold Boetsch (Frankreich) wie schon am Vortag Stich und Titelverteidiger Jim Courier (USA) und am Montag auch Pete Sampras (USA) in das Viertelfinale ein. "Es ist wie ein wahrgewordener Traum, ich hätte nie gedacht, das Spiel durchstehen zu können", sagte Edberg.
Am achten Tag hat sich die Spreu vom Weizen bei diesem ersten Grand Slam- Turnier des Jahres getrennt. Im Viertelfinale der Frauen am Dienstag sind bis auf Julie Halard die Gesetzten unter sich. Die 22 Jahre alte Französin bekommt es jetzt allerdings mit einer Monica Seles (Jugoslawien) in Bestform zu tun, die Nathalie Tauziat (Frankreich) 6:2, 6:0 abfertigte und bei ihren bisher vier Auftritten ganze acht Spiele abgab. Die restlichen zwei Halbfinalistinnen werden zwischen Gabriela Sabatini (Argentinien) und Mary Pierce (Frankreich) sowie zwischen Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) und Mary Jo Fernandez (USA) ermittelt.
Bei den Männern sind Christian Bergström (Schweden) nach seinem 6:4, 7:5, 2:6, 6:4 über Wayne Ferreira (Südafrika) und der Neuseeländer Brett Steven unter die Etablierten vorgestoßen. Neben Stich - Forget kommt es am Mittwoch zum Schweden-Duell Edberg - Bergström, zur Wiederholung des letzten French Open-Finales Courier - Petr Korda (Tschechische Republik) und zum Spiel des Turnier-Mitfavoriten Sampras - Steven. Der führende australische Buchmacher gibt Courier, der wie Forget noch keinen Satz abgegeben hat, mit 11:8 die größten Chancen vor Sampras (9:4), Edberg (4:1), Korda und Stich (je 6:1) sowie Forget (14:1).
Edbergs Rücken in Melbourne, das ist eine unendliche Geschichte. 1989 konnte der Schwede wegen einer Zerrung nicht zum Halbfinale antreten. Ein Jahr später mußte er wegen des gleichen Leidens das Finale gegen Ivan lendl (USA) vorzeitig beenden. "Vor zwei Tagen muß ich mir einen Nerv eingeklemmt haben. Ich bin selbst sehr, sehr überrascht, daß es heute so gut ging." Gestützt durch eine Bandage um den Bauch, habe er gegen Boetsch versucht, "das Einfache richtig zu machen". Und siehe da, es ging zu seiner eigenen Überraschung. Doch endgültige Entwarnung wollte der Weltranglisten- Zweite nicht geben: "Ich habe beim Spiel zwar nichts gespürt. Doch ich muß weiter sehr vorsichtig sein."
Das muß Michael Stich auch, doch in einer ganz anderen Weise. Das Spiel gegen Jason Stoltenberg (Australien) hat für ihn insofern ein teures Nachspiel, als ihn die Spielerorganisation ATP wegen einer "hörbaren Obszönität" zu einer Geldstrafe von 2000 Dollar verdonnerte. Diese Summe zusammen mit den 500 Dollar aus der zweiten Runde wegen eines ähnlichen Delikts macht den 24 Jahre alten Elmshorner zum "bösen Buben" dieses Turniers. Am Montag nun kam auch heraus, daß die "hörbare Obszönität" an die Adresse eines 16 Jahre alten australischen Mädchens gerichtet war, offenbar wegen eines Zurufs von der Tribüne. Stich hat inzwischen einen bereuenden Entschuldigungsbrief an die junge Australierin geschrieben, und so wird diese kleine Affäre stimmungsmäßig sicher nicht gegen Stich bei seinem Match mit Forget ausschlagen.
Der Franzose hat gegen den 447. der Weltrangliste, Kelly Jones, beim 6:3, 7:6, (7:5), 7:6 (8:6) in 2:45 Minuten zwar erneut keinen Satz abgegeben, doch zufrieden ist der Franzose mit seinen Melbourne- Auftritten deshalb noch nicht. "Gegen Michael ist alles möglich, er ist ein hervorragender Spieler", lobte Forget, und Stich gab das Kompliment zurück: "Es wird ganz eng, Guy ist ein Weltklassemann." Stich hat bisher nur eins der vier offiziellen Spiele gegeneinander gewonnen. Dazu zählt nicht der Drei-Satz-Erfolg Anfang des Jahres beim Hopman Cup.
Jennifer Capriati hatte gegen Katerina Malejewa ihren zweiten Drei-Satz-Kampf in Melbourne zu bestehen, ehe sie die im rechten Oberschenkel leicht verletzte Bulgarin mit 6:7 (2:7), 6:3, 6:1 niedergezwungen hatte. "Ich bin seit zwei Tagen fieberfrei, jetzt kann es nur noch besser werden", meinte die Weltranglisten-Siebte.
Wie Steffi Graf maß sie dem Finale von Barcelona, in dem sie die Brühlerin zum einzigen Mal in bisher sechs Begegnungen bezwungen hatte, keine besondere Bedeutung zu. "Ich kann es schaffen, das weiß ich, doch ganz sicher ist, wir werden uns eine Schlacht liefern. Ich verspreche, ich werde alles geben", sagte das einstige "Wunderkind" vor dem Match, das ab 1.00 Uhr Dienstag nacht deutscher Zeit geplant war. dpa
KÖLN, 25. Januar (dpa). Ein Kölner Psychologie-Professor, dem Studentinnen und Patientinnen sexuelle Übergriffe vorwerfen, ist vom Düsseldorfer Wissenschaftsministerium vorerst suspendiert worden. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Mann ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, bestätigte die Behörde am Montag.
Die Untersuchung gegen den Professor war von der Kölner Beratungsstelle "Zartbitter" angeregt worden, die sich um den Schutz junger Menschen gegen sexuelle Übergriffe bemüht. Die Stelle hatte Vorwürfe von Patientinnen und Studentinnen gesammelt und an das Ministerium weitergeleitet. Eine Sprecherin von "Zartbitter" berichtete, der Professor habe Patientinnen seiner Praxis "sehr eindeutige Sex-Angebote" gemacht. In Uni- Seminaren habe er Teilnehmerinnen zum Nacktbaden und sexuellen Handlungen genötigt.
BRÜSSEL, 25. Januar (dpa). Die in Brüssel entführte ehemalige schwedische Olympiareiterin Ulrika Bidegaard (28) ist wieder frei. Die Polizei stürmte in der Nacht zum Montag die Wohnung des Entführers im Stadtteil Ixelles und befreite die junge Frau aus seiner Gewalt. Die 28jährige stand unter Schock und wurde ins Krankenhaus gebracht, nachdem sie mehrere Tage geknebelt und gefesselt in einer Kiste verbracht hatte. Nach Auskunft ihres Bruders ist sie jedoch bei guter Gesundheit.
Der Festgenommene ist ein 30jähriger schwedischer Architekt, der die Familie Bidegaard offenbar kannte, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag auf einer Pressekonferenz mit. Auf seine Spur führten mehrere Anrufe in der Villa der wohlhabenden Familie von derselben Telefonzelle. Die Hintergründe der Entführung blieben zunächst noch im dunkeln. Es wird aber vermutet, daß die Kidnapper ein Lösegeld erpressen wollten.
"Golden Girls" und deprimierte Männer: Ein Team der Gegensätze schickt der Deutsche Skiverband (DSV) in dieser Woche zu den Alpinen Weltmeisterschaften ins japanische Morioka-Shizukuishi. Während die Frauen bei den Titelkämpfen vom 3. bis 14. Februar ihre bisherigen Erfolge vergolden können, droht den körperlich und psychisch angeknacksten Männern ein Debakel. Kaum einen gesunden Kandidaten hat Trainer Martin Oßwald noch in seinem Aufgebot; das schlechte Abschneiden bei den letzten Weltcup-Rennen hat sein Team zudem völlig aus dem Konzept gebracht. "Vielleicht können die Damen die Herren motivieren. Solche Effekte hatten wir ja früher schon", hofft DSV-Sportdirektor Helmut Weinbuch für das 17köpfige Team.
Zusätzlicher Anreiz für das WM-Team: 93 000 Mark Prämie hat der DSV-Skipool für eine Goldmedaille ausgelobt, 64 500 Mark winken für Platz 2, 43 000 für Bronze. Mit Geld aber werden sich die Männer im Moment am wenigsten beschäftigen. Der Krüner Armin Bittner, von Bandscheibenvorfällen geplagt, kann sich kaum bewegen. "Mein Opa kann besser laufen als ich, und der ist 80", unkte er. Ex-Weltmeister Hansjörg Tauscher (Oberstdorf) klagt ebenfalls über Rückenprobleme und ist bis zum Abflug am Wochenende in der Reha-Klinik in Bad Wiessee. "Im Moment stehen seine Chancen 50:50. Aber durch spezielle Gymnastik kann er wieder in Form kommen", meinte Team-Arzt Hubert Hörterer.
Voller Optimismus starten dagegen die Frauen am Mittwoch nach Morioka. Größter Trumpf des Teams um Cheftrainer Rainer Mutschler ist die Abfahrt. Drei von fünf Weltcup-Rennen in dieser Disziplin haben Katja Seizinger und Co. in diesem Winter schon gewonnen. "Unsere Mädchen gelten als Favoritinnen und sind stark genug, um dem Druck standzuhalten", so Mutschler. Für die verletzten Michaela Gerg und Katrin Gutensohn können andere in die Bresche springen: Katja Seizinger (Halblech) ist der Schrecken der Konkurrenz, die Starnbergerin Miriam Vogt dürfte sich auf der Gleiterstrecke in Morioka besonders wohl fühlen, und Regina Häusl aus Schneizlreuth könnte ein ähnlicher Coup gelingen wie bei ihrem Sieg in Cortina. Martina Ertl aus Lenggries ist die zweite Kandidatin aus der jungen Garde.
Auch im Super-G ist WM-Lorbeer zu ernten. Katja Seizinger gewann in Lake Louise. Die Kombination ist die Domäne Miriam Vogts. Im Riesenslalom ist Martina Ertl die erfolgreichste DSV-Starterin. Nur der Slalom bleibt das "Sorgenkind": Diese Disziplin sieht der DSV für Nachwuchsleute wie die 18 Jahre alte Angela Grassinger (Berchtesgaden) als Probelauf für Olympia 1994.
Für den Männertrainer dagegen ist der Slalom ein Hoffnungsschimmer, um das offizielle DSV-Ziel ("je eine Medaille bei Damen und Herren") zu erfüllen: Teamsenior Peter Roth (Königssee) entwickelt Kämpferqualitäten. Bei den Abfahrern bleibt nur der angeschlagene Schlierseer Markus Wasmeier als Medaillenhoffnung. "Er ist so abgebrüht, ihm ist was zuzutrauen", so Oßwald. dpa
KUWAIT, 25. Januar (dpa). Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel ist am Montag zu einem offiziellen Besuch in Kuwait eingetroffen, der ersten Station einer Reise durch fünf Staaten der Golfregion. Ziel der Reise ist nach offiziellen Angaben, die Beziehungen der Türkei zu den Golfstaaten zu festigen und die wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit zu erweitern. Die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, Demirel werde den Golfstaaten den Verkauf von F-16- Kampfflugzeugen vorschlagen, die in der Türkei mit US-amerikanischer Lizenz hergestellt werden.
Im Mittelpunkt der Gespräche stehen den Angaben zufolge außerdem die Krise in Irak, der Nahe Osten sowie Bosnien- Herzegowina. Demirel reist weiter nach Saudi-Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate sowie nach Katar und Bahrain.
BERLIN, 25. Januar (dpa). Berlin und Brandenburg werden jetzt mit den Arbeiten am Staatsvertrag für die angestrebte Länderfusion beginnen. Darauf haben sich Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) geeinigt. Das Vertragswerk soll bis zum Jahresende vorgelegt werden, erklärte der Berliner Senatssprecher Michael-Andreas Butz am Montag nach einem Spitzengespräch der beiden Regierungschefs.
FLENSBURG, 25. Januar (dpa). Das Tankerunglück vor den Shetland-Inseln ist nicht die Ursache für die Ölverschmutzung von Seevögeln, die in der vergangenen Woche auf der Nordseeinsel Sylt gefunden worden waren. Das haben jetzt die chemischen Analysen der Gefieder der Tiere ergeben, teilte der Biologe Professor Gerd-Heinrich Neumann (Münster) am Montag mit. Norwegisches Öl sei dabei nicht gefunden worden, sagte Neumann, der auch Leiter der Rettungs- und Forschungsstation für verölte Vögel in Tinnum/Sylt ist.
Nach Angaben von Neumann stammt das Öl von einem Schiffsunfall oder illegalen Einleitungen.
Kurz gemeldet: Polizei streikt in Brüssel
BRÜSSEL, 25. Januar (dpa). Die belgische Polizei hat im Stadtkern von Brüssel am Montag elf Stunden gestreikt. Die Beamten fordern, daß ihre Überstunden sowie die Nacht- und Wochenendarbeit ebenso hoch bezahlt werden, wie die der bessergestellten Gendarmerie. Neuen Brand in Tschernobyl verhindert KIEW, 25. Januar (Reuter). Rasches Eingreifen hat im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl am Sonntag einen dritten Brand in weniger als zwei Wochen verhindert. Schichtleiter Viktor Borisenko sagte, in einem Reaktor des Werkes sei ein Rohr in einer Turbine repariert worden, aus dem Öl ausgetreten sei. Wäre das Leck nicht gestopft worden, hätte es einen Brand geben können. Bomben am Panamakanal entschärft PANAMA, 25. Januar (AFP). Zwei Bomben sind in der Nähe des Panamakanals entschärft worden. Nach Behördenangaben lagen die Sprengsätze an einer Brücke rund 50 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt. Wer die Sprengsätze legte, wurde bislang nicht bekannt.
DÜSSELDORF, 25. Januar (dpa). Der nordrhein-westfälische Sozialminister Franz Müntefering (SPD) hat Hilfe für die beiden libanesischen Mädchen angekündigt, die im Oktober 1991 bei einem Anschlag von Rechtsextremisten auf ein Asylbewerberheim in Hünxe schwer verletzt worden waren. Sollte den Opfern nach dem Entschädigungsgesetz nicht geholfen werden, werde das Land notfalls mit Geld aus einem Fonds für Hilfsmaßnahmen einspringen, sagte der Minister am Montag in Düsseldorf.
Das Landesversorgungsamt in Münster hatte eine Entschädigung für die Mädchen abgelehnt, weil Libanesen nach dem Gesetz keinen Anspruch haben. Müntefering sprach von einer "rechtlich korrekten" Entscheidung. Dies dürfe aber "nicht das letzte Wort bleiben".
(Bericht auf Seite "Aus aller Welt")
STUTTGART (dpa/FR). Die Daimler- Benz Interservices (Debis) hat ihre Gesamtleistung 1992 um ein Viertel auf rund acht Milliarden Mark ausgeweitet. Zugleich soll ein "noch zufriedenstellender" Jahresüberschuß herausgesprungen sein. Das teilt der Vorstandsvorsitzende des Finanzdienstleisters unter dem Daimler-Dach, Manfred Gentz, mit. Das Ergebnis wird nach seinen Worten die Vorjahreshöhe von rund 123 Millionen Mark wieder erreichen. Die Beschäftigtenzahl stieg um 2000 auf knapp 8500. Für die laufende Rechnungsperiode erwartet der Debis-Chef trotz des schwierigen Umfeldes erneut ein starkes Wachstum. Angepeilt wird ein Umsatzsprung um 1,5 bis zwei Milliarden Mark.
Laut Gentz konnte in allen Sparten das Geschäft mit konzernfremden Kunden ausgeweitet werden. In der Informationstechnologie seien immer mehr Klienten bereit, ihre Datenverarbeitung ganz, in Teilen oder stufenweise auszugliedern und von externen Fachleuten zu beziehen. Nicht zufrieden scheint der Manager mit dem hundertprozentigen Debis-Ableger Systemhaus zu sein, dessen Angebot vom Betrieb von Rechenzentren und Netzen bis hin zu Software-Lösungen reicht. Das Systemhaus habe das Ziel noch nicht erreicht, der Trend sei aber positiv, so Gentz. In der Branche kursierten hingegen zuletzt Hinweise, nach denen das Systemhaus einen deutlichen Verlust hinnehmen mußte.
HAMBURG (spi/dpa). Mit der deutschen Konjunktur scheint es etwas aufwärts zu gehen, doch äußern sich viele Unternehmen weiterhin pessimistisch über ihre Lage. Diese Schlüsse lassen Umfragen von Wirtschafts- und Meinungsforschungsinstituten zu. Danach beurteilen besonders ostdeutsche Firmen ihre Situation nicht mehr ganz negativ.
Nach einer Befragung meint das Münchner Ifo-Institut, zumindest im Westen der Republik habe sich der Abschwung im Dezember nicht fortgesetzt. Forsche Töne verbreitet das Rheinisch- Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Es erwartet bereits eine Konjunkturbelebung in Westdeutschland. Die Wirtschaft befinde sich derzeit zwar in einer Schwächephase, zu dem weit verbreiteten Pessimismus über die weitere Entwicklung bestehe aber kein Anlaß. Voraussetzung für die Wende zum Besseren sei, daß sich - und damit rechnet das optimistische RWI - die Weltkonjunktur erhole und gleichzeitig die Wirtschaftspolitik "wachstums- und beschäftigungsorientiert ausgerichtet" werde. Zu den Exporterwartungen ermittelte das Ifo eine weniger pessimistische Einschätzung und eine Unterbrechung des zuvor monatelangen Abwärtstrends.
Daß die Situation vieler Ost-Unternehmen besser ist als die Stimmung in den neuen Ländern, wollen die Meinungsforscher von Infratest Burke bei einer Umfrage herausgefunden haben. Danach beurteilen 70 Prozent der 900 interviewten Führungskräfte die wirtschaftliche Lage des eigenen Unternehmens als gut oder sogar sehr gut. Die allgemeine Situation in der Ex-DDR wird dagegen von 81 Prozent der Ost-Manager als schlecht oder sehr schlecht eingeschätzt.
Weniger optimistisch fiel das Ergebnis des Forsa-Instituts aus, das bei 500 Unternehmern in Ost und West die Fühler ausstreckte. Die Zahl derjenigen, die in absehbarer Zeit mit flotter laufenden Geschäften rechnen, ist danach im Januar erneut zurückgegangen. Nur 14 Prozent der West-Manager verbreiten Optimismus. Im Osten blicken nach dieser Erhebung rund 25 Prozent der Unternehmer mit Zuversicht in die Zukunft.
ERFURT, 25. Januar (dpa). Zur Aufklärung des spektakulären Kunstdiebstahls von Weimar hatten Polizei und Staatsanwaltschaft mindestens zwei V-Leute in die Szene der mutmaßlichen Bilderdiebe eingeschleust. Wie Thüringens Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU) am Montag in Erfurt sagte, seien nach der Festnahme der mutmaßlichen Gemäldediebe mehrere Personen, die offenbar nicht als Täter in Frage kämen, "auf eigenen Wunsch" in Haft genommen worden. Damit sollte in Absprache mit der Staatsanwaltschaft die Identität der Männer gewahrt werden. Ein entsprechendes Vorgehen sei im Rahmen von verdeckt geführten Ermittlungen nicht unüblich, sagte Jentsch.
Im Gefängnis hätten sich die V-Leute dann aber aus bislang offenbar noch ungeklärter Ursache bedroht gefühlt und um ihr Leben gefürchtet. Daraufhin seien sie sofort wieder freigelassen worden, sagte der Minister.
Bereits wenige Tage nach der Sicherstellung der wertvollen Cranach-Gemälde waren drei der insgesamt fünf Festgenommenen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft derzeit gegen zwei Thüringer Staatsanwälte. Sie sollen bei ihren Ermittlungen zum Weimarer Kunstdiebstahl mit der Inhaftierung eines V-Mannes möglicherweise dessen Anonymität aufs Spiel gesetzt haben.
NAIROBI, 25. Januar (dpa). Eine deutsch-französische Initiative zur Überwindung der schweren politischen Krise im westafrikanischen Togo ist am Montag von blutigen Unruhen überschattet worden. Bewaffnete Polizei schoß nach Angaben von Augenzeugen in eine Menge von Demonstranten, die sich aus Anlaß des Besuchs einer gemeinsamen Ministerdelegation aus Bonn und Paris in der Hauptstadt Lome versammelt hatte. Dabei sollen drei Menschen erschossen worden sein.
Die Zusammenstöße ereigneten sich am Rande eines Besuchs des französischen Entwicklungsministers Marcel Debarge und des Bonner Staatsministers im Auswärtigen Amt, Helmut Schäfer. Die Minister wollen in einer bislang einzigartigen Vermittlungsaktion dazu beitragen, daß das einstige Musterland Togo die seit Monaten blockierten demokratischen Reformen wieder aufnimmt.
STUTTGART, 26. Januar (dpa/aud). Die IG Medien und die baden-württembergische SPD haben die türkische Regierung aufgefordert, den deutschen Journalisten Stefan Waldberg unverzüglich freizulassen. Auch müsse er für die "unrechtmäßig erlittene Haft und möglicherweise Folterungen" entschädigt werden. Der aus Waldkirch bei Freiburg stammende Waldberg war vergangenes Wochenende wegen angeblicher Kurierdienste für die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vom Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
In einem offenen Brief an die türkische Regierung betonte der IG-Medien-Vorsitzende Detlef Hensche in Stuttgart, es widerspreche jeder rechtsstaatlichen Verfassung, ausländische Journalisten wegen ihrer Arbeit zu verfolgen. Journalistische Arbeit in Krisengebieten sollte vom Staat unterstützt und nicht bekämpft werden.
LJUBLJANA, 25. Januar (dpa). Die neue slowenische Regierung des Ministerpräsidenten Janez Drnovsek ist am Montag, sieben Wochen nach den Wahlen, in Ljubljana vereidigt worden. Zuvor hatte das Parlament dem Kabinett einer großen Koalition aus Liberaldemokraten, Ex-Kommunisten und Christdemokraten mit 60 gegen 25 Stimmen bei einer Enthaltung das Vertrauen ausgesprochen.
Der neuen Regierung gehören auch ein Vertreter der Sozialdemokraten sowie der Grünen an. Stellvertreter des Ministerpräsidenten sind Außenminister Lojze Peterle (Christdemokrat) und Justizminister Miha Kozinc (Liberaldemokrat).
WASHINGTON, 25. Januar (dpa). Die Pläne von US-Präsident Bill Clinton, die Diskriminierung von Homosexuellen in den Streitkräften zu beenden, stoßen nicht nur bei Militärs, sondern auch im Kongreß auf Widerstand. Vor einem Treffen am Montag mit dem Generalstab, der keinen Hehl aus seiner Ablehnung machte, wurde ein entsprechendes Memorandum des neuen Verteidigungsministers Les Aspin bekannt. Darin warnt dieser den Präsidenten davor, daß die große Mehrheit des Kongresses sich widersetzen werde, wenn Clinton - wie im Wahlkampf versprochen - Homosexuelle sofort im Militär zulassen würde.
Clinton kann zwar die Aufhebung des Verbots anordnen, doch muß der Kongreß das US-Militärrecht ändern, das Homosexualität sogar noch unter Strafe stellt. Der Mehrheitsführer im Senat, George Mitchell, hat Aspins Angaben zufolge berichtet, daß im Moment nur ein Drittel der Senatoren das Verbot aufheben wolle, berichtete am Montag die Zeitung New York Times.
BELGRAD, 25. Januar (dpa). Der wiedergewählte serbische Präsident Slobodan Milosevic ist am Montag vor dem neugewählten serbischen Parlament vereidigt worden. Gleichzeitig schlug er Nikola Sainovic, einen hohen Funktionär seiner Sozialistischen Partei, als neuen serbischen Regierungschef vor. Ein anderer führender Sozialist, Zoran Lilic, wurde von den Abgeordneten zum Parlamentsvorsitzenden gewählt.
KARL-FRIEDRICH GROSSER, wegen Unterstützung der terroristischen Roten Armee Fraktion (RAF) zu neuneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Das bestätigte ein Sprecher der Justizvollzugsanstalt Bruchsal auf Anfrage. Das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart hatte die Vollstreckung des letzten Drittels der Strafe auf Antrag des 35jährigen zur Bewährung ausgesetzt. Die Bewährungszeit beträgt vier Jahre. Das Gericht stützte sich auf Paragraph 57 des Strafgesetzbuches, daß nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe der Rest ausgesetzt werden könne, wenn zu erwarten sei, daß der Verurteilte keine Straftaten mehr begehen werde. Grosser habe "glaubhaft dargetan", daß er "für seine Person" Gewalt nicht mehr als Mittel politischer Auseinandersetzung begreife, hieß es im Beschluß des Oberlandesgerichts. Grosser war vom OLG im November 1986 wegen Unterstützung der RAF und wegen eines Überfalls auf zwei Geldbotinnen verurteilt worden. (dpa)
MÜNCHEN, 25. Januar (dpa). Im Zusammenhang mit der Lapas-Affäre wächst der Druck auf Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU). Falls sich der Verdacht erhärte, daß Streibl sein Amt mit privaten Interessen verbunden habe, "führt an einem Rücktritt kein Weg vorbei", sagte die bayerische Grünen- Chefin Margarete Bause am Montag.
Streibl ist nach Ansicht der bayerischen Grünen eine Antwort darauf schuldig, wer seine Aufenthalte im brasilianischen Feriendomizil von Burkhart Grob bezahlt hat - das Unternehmen Grob ist in den Bestechungsskandal um den Höhenaufklärer "Lapas" der Bundesluftwaffe verwickelt. Die Augsburger Allgemeinen berichtet, Streibl sei in den 80er Jahren zweimal Gast auf der Hazienda Grobs gewesen.
Die Staatskanzlei wies Vorwürfe in dieser Richtung zurück. Grob habe sich als Brasilienkenner damals um Reisepläne einer Reisegruppe mit Streibl gekümmert und in diesem Zusammenhang auch die notwendigen Flüge gebucht und auch bezahlt. Als Stammkunde der brasilianischen Fluggesellschaft Varig habe er bessere Konditionen bekommen.
Mit Hinweis auf die enge Freundschaft zwischen ihm und Streibl, so die Staatskanzlei, habe sich Grob seine Auslagen nicht erstatten lassen. Deshalb habe sich Streibl "mit großzügigen Gastgeschenken und mit Spenden für Sozialeinrichtungen in Sao Paulo revanchiert. Der heutige Regierungschef hatte zuvor bereits erklärt, seine Besuche in Südamerika 1983 und 1987 hätten rein private Hintergründe und nichts mit seiner damaligen Funktion als bayerischer Finanzminister zu tun gehabt.
BOLOGNA. Über 70 gestohlene Bilder, darunter Werke von Joan Miro und Marc Chagall, sind von der Polizei in der Nähe von Bologna sichergestellt worden. Die vor knapp zwei Wochen in einer Galerie in Bologna geraubten Kunstwerke mit einem geschätzten Gesamtwert von etwa 1,8 Millionen Mark seien von einer Sondereinheit der Polizei in einem Straßengraben nahe der norditalienischen Stadt gefunden worden. Die Bilder befanden sich den Angaben zufolge in mehreren Abfallsäcken. Die unbekannten Kunstdiebe haben sich vermutlich von der Polizei verfolgt gefühlt und deshalb ihr Diebesgut aufgegeben. dpa
MÜNCHEN. Die Münchner CSU-Stadtratsfraktion hat erneut die umgehende Aberkennung des Geschwister-Scholl- Preises für die in den Verdacht der Stasi- Mitarbeit geratene Berliner Schriftstellerin Christa Wolf gefordert. Auch wenn ihre Bücher der 80er Jahre eine andere Tendenz hätten, seien die inzwischen erbrachten Beweise so nachhaltig, daß nun sofort Konsequenzen gezogen werden müßten, sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende Gerhard Bletschacher.
Der Ältestenrat hatte am Freitag entschieden, daß die Jury für die Vergabe des angesehenen Preises darüber befindet, ob Christa Wolf die Auszeichnung aus dem Jahre 1987 für ihr Buch "Störfall" behalten oder eine Aberkennung ausgesprochen werden sollte. dpa
NORDERSTEDT, 26. Januar (dpa). Beim Einbruch in ein Lagergebäude in Norderstedt haben Unbekannte am Wochenende sechs Behälter mit schwach radioaktivem Material gestohlen. Es werde dringend davor gewarnt, die relativ kleinen Behälter zu öffnen, teilte die Polizei am Montag mit. Falls dies schon geschehen sei, müsse sofort ein Arzt aufgesucht werden. Auch sollten die Diebe dafür sorgen, "daß die Behälter in behördliche Obhut gelangen".
Die Täter waren vermutlich am Sonntag abend durch ein Kellerfenster in das Lager gelangt und hatten neben Elektronikbauteilen im Wert von rund 80 000 Mark auch die radioaktiven Substanzen mitgenommen.
ACCRA, 26. Januar (dpa). Soldaten der multinationalen westafrikanischen Friedenstruppen haben den 45 Kilometer außerhalb der liberianischen Hauptstadt Monrovia gelegenen Flughafen Robertsville erobert. Nach Rundfunk-Berichten, die jetzt in Ghana abgehört wurden, besetzten die Truppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecomog) das Gelände bereits am Wochenende nahezu kampflos.
Der Flughafen wurde bisher von den Rebellen der Nationalpatriotischen Front Liberias (NPFL) von Charles Taylor gehalten. Bei der Einnahme wurden "einige" Rebellen getötet, hieß es. Taylor bestätigte die Eroberung des Flughafens und gab den Ecomog-Truppen 72 Stunden Zeit, ihn wieder zu verlassen.
PARIS, 25. Januar (dpa). Irakische Streitkräfte haben nach Angaben des Kurdenführers Mohamed Sadegh am Sonntag und Montag mehrere kurdische Städte im Norden Iraks mit Artillerie beschossen. Dabei seien "zahlreiche Zivilisten" getötet worden, sagte der Vertreter der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) am Montag in Paris.
Am Sonntag seien die 70 000 Einwohner zählende Stadt Schamschamal bei Kirkuk sowie zwei Dörfer Ziel der Angriffe gewesen. Am Montag sei die Stadt Machmur beschossen worden. Bereits am Donnerstag sei auf dem Markt von Erbil ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug explodiert. Bei dem Anschlag seien fünf Menschen getötet und 82 verletzt worden.
NEW YORK. Die Directors Guild, die Vereinigung der Hollywood-Regisseure, hat Clint Eastwood für seinen Western "Unforgiven" als besten Regisseur nominiert. Eastwood hatte am Samstag auch den "Golden Globe", den Preis der Auslandspresse in Hollywood, als bester Regisseur gewonnen.
Neben ihm nominierte die Gilde vier weitere Regisseure: Rob Reiner für das Militärdrama "Eine Frage der Ehre", den Briten Neil Jordan "The Crying Game", James Ivory für die victorianische Saga "Wiedersehen in Howard's End" und Robert Altman für seine Hollywood-Satire "The Player". Die Preise werden am 6. März verliehen. dpa
Der Bund für Umwelt und Naturschutz lehnt gentechnische Manipulationen in der Pflanzen- und Tierzucht wegen unabsehbarer Risiken grundsätzlich ab. Er ist damit auch gegen jetzt geplante Freilandversuche mit entsprechend veränderten Zuckerrüben und Kartoffeln in Niedersachsen und Bayern. Dies machten BUND-Experten am Montag in Bonn deutlich. Geschäftsführer Onno Poppinga wandte sich zugleich strikt gegen die geplante Lockerung des Gentechnikgesetzes.
Sofern Lebensmittel gentechnisch verändert oder aus manipulierten Ausgangsprodukten hergestellt würden (wie etwa Zucker aus gentechnisch veränderten Zuckerrüben) müsse es eine Kennzeichnungspflicht geben. Im Blick auf die am 27./28. Januar im niedersächsischen Einbeck geplante öffentliche Anhörung über die beantragten Freisetzungsversuche für gentechnisch veränderte Zuckerrüben und Kartoffeln warnte der BUND vor "unabsehbaren Risiken für die Gesundheit des Bodens und anderer Pflanzen".
Während es bei den Kartoffel-Versuchen vor allem um einen größeren Anteil an Stärke zur industriellen Verwendung geht, sollen Zuckerrüben sowohl gegen die grassierende Pflanzenkrankheit Rizomania als auch gegen Antibiotika und ein Herbizid resistent werden. Hierzu sagte BUND-Experte Jörg Bernhard, es sei bereits gelungen, eine gegen den Rizomania-Virus resistente Zuckerrübenpflanze zu züchten. Zwar seien die Erträge um etwa zehn Prozent geringer, doch könnten die Bauern damit leben. dpa
BONN, 25. Januar (dpa/AP). FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff hat indirekt mit dem Bruch der Bonner Koalition für den Fall gedroht, daß Bundeswehrpiloten an Awacs-Aufklärungsflügen über dem früheren Jugoslawien mit vollem militärischem Auftrag teilnehmen sollten. Wenn der UN-Sicherheitsrat beschließen sollte, das Flugverbot über Bosnien militärisch durchzusetzen, wäre eine Beteiligung der Bundeswehrpiloten nicht mehr vom Grundgesetz gedeckt, weil sie dann einen Kombattantenstatus (Kriegsteilnehmer) hätten, sagte Lambsdorff am Montag.
Falls die Piloten dann nicht zurückgezogen würden, entstünde in der Koalition eine "ernste Lage", sagte Lambsdorff in Bonn. Er nahm damit zu Äußerungen von CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble Stellung, der sich für eine weitere Mitwirkung deutscher Flieger ausgesprochen hatte. Der FDP-Chef erinnerte daran, daß sich die Koalition darauf verständigt habe, das Grundgesetz zu ändern, ehe es eine solche Mitwirkung deutscher Soldaten geben könne. Nachdem man sich auf einen gemeinsamen Antrag geeinigt habe, dürfe jetzt nicht der Druck von der SPD genommen werden.
Lambsdorff forderte die SPD auf, der von CDU/CSU und FDP vorgeschlagenen Verfassungsänderung zuzustimmen, damit die Bundesrepublik international so handlungsfähig werde wie nötig. Zugleich sagte der FDP-Chef, er rechne nicht mit einer einseitigen Entscheidung des Koalitionspartners für einen internationalen Einsatz der Bundeswehr. "Es wird niemand deutsche Soldaten auf ungeklärter verfassungsrechtlicher Grundlage in eine kriegerische militärische Auseinandersetzung schicken", hob Lambsdorff hervor.
CDU-Gernalsekretär Peter Hinze sagte im Springerblatt Bild: "Graf Lambsdorff kann sich seine Drohgebärden sparen. Es wäre nicht das erste Mal, daß er sich korrigieren muß." Die Koalition werde "diese Frage lösen, aber sich nicht über dieser Frage auflösen". (Siehe "Im Blickpunkt" S. 4)
MATTHIAS WISSMANN (CDU), Bundesforschungsminister, hat in den 80er Jahren einen Strafbefehl über 10 800 Mark erhalten. Gegen ihn war ein Ermittlungsverfahren wegen rechtswidriger Wahlkampffinanzierung eingeleitet worden. Wie Regierungssprecher Dieter Vogel jetzt auf eine entsprechende SPD-Anfrage erklärte, handelt es sich um ein abgeschlossenes Verfahren, "das niemals geheim" gewesen sei. Wissmann habe den Strafbefehl seinerzeit akzeptiert. Wie Vogel ergänzend mitteilte, ist der Strafbefehl nicht in das polizeiliche Führungszeugnis Wissmanns eingetragen worden. Der Regierungssprecher fügte hinzu, "so verwerflich scheint das alles nicht zu sein". Der forschungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Josef Vosen, hatte unter Hinweis auf eine Meldung im Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel gefordert, daß sich Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und der neue Minister umgehend zu dem Vorgang äußern sollten. (dpa)
BONN, 26. Januar (dpa). Für die Einführung einer generellen sechsmonatigen Zivildienstpflicht für Männer und Frauen hat sich der frühere Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Hans Iven, ausgesprochen. Auf diese Weise könnten soziale Dienstleistungen auch angesichts knapper Finanzmittel gestärkt und ausgebaut werden, hieß es in einer in Bonn verbreiteten Erklärung des SPD-Politikers.
Zu dem Zivildienst sollten alle nicht Wehrpflichtigen herangezogen werden, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Zivildienst für alle bedeute, so Iven, nicht nur eine Entschärfung auf dem Arbeitsmarkt, sondern verbessere auch die "jugendpolitische Lage".
BONN, 25. Januar (dpa). Der für Anfang 1996 vorgesehene und im Gesetz zur Neuregelung des Abtreibungsparagraphen 218 verankerte Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz droht am Sparkonzept der Bundesregierung zu scheitern. Die CDU-Fraktionschefs der Länder forderten nach einer Sitzung am Montag in Bonn, den Anspruch zu überdenken. Wenn Länder und Gemeinden in Milliardenhöhe am Sparkonzept beteiligt würden, müßten auch ihre Ausgaben betrachtet werden, meinte Hessens CDU-Landesvorsitzender und Fraktionschef im Landtag, Manfred Kanther.
Gleichzeitig signalisierten die CDU- Fraktionschefs der Länder Kanthers Angaben zufolge ihre grundsätzliche Zustimmung zum Sparkonzept. Es gebe aber auch noch Verhandlungsbedarf.
W A S H I N G T O N , 25. Januar (AFP/ Reuter). Im Alter von 84 Jahren ist am Sonntag der ehemalige Richter Thurgood Marshall gestorben, der 1967 als erster Schwarzer ins Oberste Gericht der USA berufen wurde. Wie ein Justizsprecher in Washington bekanntgab, erlag Marshall (dpa-Foto) im Krankenhaus von Bethesda im US-Bundesstaat Maryland einer Herzattacke. Marshall hatte am Mittwoch die Vereidigung des neuen Vize-Präsidenten Al Gore leiten sollen, mußte aber wegen seiner angeschlagenen Gesundheit absagen. Der neue US-Präsident Bill Clinton bezeichnete Marshall in seinem Beileidsschreiben als "großen Mann im Kampf für die Menschenrechte und die Gleichberechtigung" in den USA. Marshall war von US-Präsident Lyndon B. Johnson als Richter am Obersten Gericht ernannt worden. Dort hatte er sich gegen die Todesstrafe, für das Recht auf Abtreibung und gegen die Rassenschranken in der US-Gesellschaft eingesetzt. Seit den 70er Jahren, als von den republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon und Ronald Reagan konservative Richter ernannt wurden, wurde Marshall am Obersten Gericht in zentralen Fragen überstimmt.
Zahlreiche Aussprüche Marshalls wurden in den USA zu geflügelten Worten - etwa die Aussage "Für einen Schwarzen, der einen Weißen tötet, gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit, exekutiert zu werden, als für einen Weißen, der einen Schwarzen tötet" und seine Stellungnahme zum Abtreibungsrecht: "Ich bin entsetzt über die ethische Bankrotterklärung derjenigen, die das Recht auf Leben propagieren, das doch für viele Frauen und ihre Kinder ein Leben im Elend bedeutet." Im Juli 1991 war Marshall nach 24jähriger Tätigkeit am Obersten Gericht aus dem Berufsleben ausgeschieden.
KÖLN, 25. Januar (AFP). Der ehemalige Postminister und CDU- Bundestagsabgeordnete Christian Schwarz-Schilling hat vor "einer schweren Krise" in der Bonner Koalition gewarnt, falls Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) die Beteiligung von deutschen Soldaten an der Durchsetzung eines Flugverbots über Bosnien-Herzegowina verhindert. Der Kölner Tageszeitung Express sagte Schwarz-Schilling, die deutschen Soldaten sollten im Rahmen eines möglichen NATO- Einsatzes im Auftrag der Vereinten Nationen zur Überwachung des Flugverbots an Bord der Awacs-Aufklärungsflugzeuge bleiben. Kinkels Argumentation, ein Verbleiben der Soldaten in den Maschinen sei ein Verfassungsbruch, bezeichnete Schwarz-Schilling als "ein Scheinargument, um eine überholte politische Festlegung des früheren Außenministers Hans-Dietrich Genscher beizubehalten".
Kennen Sie Spee? Können Sie auch nicht, wenn Sie nicht aus dem Osten sind. Spee ist nämlich "wie wir von hier" - nicht wie die von drüben. Spee ist ein ostdeutsches Waschmittel und liegt mit seiner Werbekampagne voll im Trend. Denn Rundfunkwerbung in den neuen Bundesländern ist anders: Ob es ein gutes Waschmittel gibt, will ein Mann mit Kölner Dialekt wissen. Antwort der einheimischen Verkäuferin: "Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen zugeht, junger Mann. Aber bei uns muß alles proper sein, wir nehmen unser Spee." Erstaunen aus Köln: "Wat, so wat jutet jibbet auch HIER?" Klar, denn Spee ist "wie wir von hier". Und darum, so endet der Spot: "Jetzt erst recht. Aus Solidarität."
Werbung in Ostdeutschland begnügt sich schon lange nicht mehr mit dezenten Hinweisen auf Produktion vor Ort wie "jetzt auch aus Radebeul bei Dresden". Anfangs war es nur die Nostalgie, wie bei der ehemals volkseigen produzierten Zigarettenmarke, die mit dem Slogan "WIR bleiben beim alten" warb. Die PDS forderte damals auf ihren Wahlplakaten ein Wahlergebnis von 98,7 Prozent - mit dem frechen Hinweis: "Wie immer". Dann kam die Trotzphase. Nach dem Strickmuster "Was ihr könnt, können wir schon lange" kamen Kampagnen an wie: "Was den Bayern ihr Bier, ist den Thüringern ihr Doppelkorn."
Inzwischen ist die Stimmung schlechter geworden, der Ost-Konsument selbstbewußter, der Ton schärfer. Vor der Geräuschkulisse eines Einkaufszentrums in Ostberlin: "Was würden Sie tun, wenn die feine West-Verwandtschaft zu Besuch kommt?" - "Abhauen, ist doch klar!" - "Aber Sie könnten doch auch was Feines kochen, wie wär's mit . . ." Wer dann noch Fragen zum angepriesenen Produkt hat, bekommt eine Adresse im Vogtland, Sachsen.
Sensibler und schneller als Politiker und Soziologen registriert die Werbewirtschaft die gesellschaftliche Klimaveränderung, greift den Konflikt auf und münzt ihn um. Der hilfesuchende Sachse beendet sein Informationsgespräch beim Versicherungsvertreter mit der Frage "Nu sachen Se mal, wo ham Se denn so gud Sächsch gelernt?" - "Nu, in Leipzsch, wie Sie och." Zur Sicherheit endet die Werbung mit der Belehrung, daß die Versicherung gut 3000 Spezialisten und Fachkräfte aus den neuen Bundesländern beschäftigt.
Die Sprecher für diese Werbespots kommen aus dem Osten - die westdeutschen Werbeagenturen suchen sie bei den Rundfunkanstalten in den neuen Ländern. Produziert wird meist im Westen - aber das weiß zum Glück niemand. Denn wie beliebt der Westmensch im Osten zur Zeit ist, bewies unlängst wieder die Schlagzeile einer (westdeutschen) Boulevardzeitung in ihrer Ost- Ausgabe: "Drei tolle Tage - alle Wessis machen Urlaub" titelte sie vor einem langen Wochenende und empfahl den ostdeutschen Arbeitnehmern, die Abwesenheit ihrer West-Bosse richtig zu genießen.
Die Werbung mit ihrem feinen Riecher ist politischen Entwicklungen erfahrungsgemäß immer nur eine Nasenlänge voraus. Das neue Ost-Bewußtsein findet jedenfalls bereits in einem Slogan seinen Ausdruck, der bei ostdeutschen Yuppies die Runde macht: "Von Ossis lernen heißt siegen lernen." JUDITH STEIN (AFP)
PRAG, 25. Januar (AFP). In der südböhmischen Stadt Prachatice, etwa 20 Kilometer hinter der bayerischen Grenze zur Tschechischen Republik, sind in der Nacht zum Sonntag 15 Schnellfeuergewehre, zwölf Pistolen und etwa 3000 Schuß Munition aus der Polizeistation gestohlen worden. Dies berichtete die tschechische Nachrichtenagentur CTK am Sonntag. Waffen und Munition waren nach den Angaben in einem Panzerschrank eingeschlossen. Die Polizeistation selbst jedoch war zur Tatzeit unbewacht. Der wachhabende Polizist sei zu einem Einsatz ins Stadtzentrum unterwegs gewesen.
WASHINGTON, 25. Januar (AFP/AP/Reuter). Der am Mittwoch aus dem Amt geschiedene US-Präsident George Bush hat sich in seiner Zeit als Vizepräsident offenbar aktiv um Waffenlieferungen für die Contra-Rebellen in Nicaragua bemüht.
Dies geht aus einem Dokument hervor, das den Ermittlungsbehörden im Rahmen ihrer Iran-Contra-Ermittlungen vorliegt und von Bush zum Ende seiner Amtszeit veröffentlicht wurde. Danach bat Bush im Jahre 1986 den damaligen Präsidenten von Honduras, Jose Azcona Hoya, er möge bei der Lieferung von Waffen an die Contras in Nicaragua behilflich sein. In dem Dokument wurden von der US-Regierung für George Bush die Diskussionspunkte des Gesprächs festgehalten, die der damalige US-Vizepräsident bei seinem Besuch in Honduras im Januar 1986 mit Azcona besprechen wollte.
Nach Angaben der mit der Iran-Contra- Affäre befaßten Anklagebehörde sollte Bush dem Schriftstück zufolge seinem Gastgeber sagen: "Herr Präsident, es gibt eine Frage, die ich gerne vertraulich mit Ihnen besprechen würde - die Versorgung der Einheiten des demokratischen Widerstandes (Contras)." Weiter heißt es: "Der innere Widerstand in Nicaragua bedarf der Unterstützung. Daher hoffen wir, daß Sie die Frage der Versorgung schnellstmöglich angehen können. Präsident Reagan und ich selbst hoffen, mit Ihnen auf ruhige und diskrete Weise vorzugehen."
Der ausgeschiedene Präsident Bush hatte wiederholt öffentlich erklärt, daß er nicht in die Iran-Contra-Affäre verwickelt gewesen sei. Als er am 11. Januar 1988 von FBI-Agenten und Mitarbeitern des ermittelnden Staatsanwaltes Lawrence Walsh nach dem Dokument zum Honduras-Besuch befragt worden war, hatte er ausgesagt, sich nicht mehr an dies Papier zu erinnern. Er wollte jedoch nicht ausschließen, das Papier damals erhalten zu haben. Während seines Besuchs in Honduras am 26. und 27. Januar 1986 war Bush mehrfach zu Gesprächen mit Azcona zusammengekommen. Aspin will Homosexuelle in Armee
Die US-Regierung hält nach den Worten von Verteidigungsminister Les Aspin an ihrer Absicht fest, Homosexuelle künftig in die Streitkräfte aufzunehmen. Präsident Bill Clinton stehe zu seiner Zusage aus dem Wahlkampf, sagte Aspin am Sonntag im US-Fernsehsender CBS.
Angesichts der Widerstände in der Militärführung müsse jedoch alles getan werden, um "eine Revolte" zu verhindern. Dem Nachrichtenmagazin Time zufolge hat Generalstabschef Colin Powell sowohl moralische als auch praktische Vorbehalte gegen eine Rekrutierung von Homosexuellen.
Die New York Times wies darauf hin, daß der Kongreß eine Entscheidung Clintons zur Aufhebung des Beschäftigungsverbotes durch ein Gesetz rückgängig machen könnte. Im Senat könne Clinton in dieser Frage nur mit den Stimmen von 30 der 100 Senatoren fest rechnen.
In der Frage der Aufhebung des bisherigen Zugangsverbots für Homosexuelle sind die Amerikaner nach verschiedenen Umfragen tief gespalten. Dem Nachrichtenmagazin Newsweek zufolge wollen 53 Prozent der Befragten bei der bisherigen Regelung bleiben. Bei einer Umfrage von Time und dem Fernsehsender CNN vertraten dagegen 57 Prozent der Befragten die Ansicht, die Streitkräfte sollten auch Homosexuellen offenstehen.
TOKIO, 25. Januar (AFP). Die linksextreme Organisation Chukakuha hat sich am Montag zu den beiden Sprengstoffanschlägen auf japanische Verteidigungspolitiker bekannt. In einer Erklärung, die der japanischen Nachrichtenagentur Jiji zugestellt wurde, hieß es, die Chukakuha wolle mit ihren Anschlägen gegen die "militärische Invasion Kambodschas" protestieren. Im Oktober waren 700 japanische Soldaten im Rahmen des internationalen UN-Einsatzes nach Kambodscha entsandt worden. Im Juni hatte das japanische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das Soldaten die Teilnahme an UN- Friedensmissionen erlaubt.
Am Freitag waren vor den Häusern des stellvertretenden Chefs und des Chefsekretärs der staatlichen Verteidigungsagentur Sprengsätze gezündet worden. Die Verteidigungsagentur erfüllt in Japan die Funktionen eines Verteidigungsministeriums. Im Oktober hatte die Chukakuha erstmals mit einem Anschlag auf den damaligen stellvertretenden Generaldirektor der Verteidigungsagentur auf sich aufmerksam gemacht.
PEKING, 25. Januar (AFP). Erstmals seit Maos Zeiten ist am Montag in China eine große Tageszeitung mit einer Titelseite erschienen, die vollständig von einer Anzeige bedeckt war. "Der heißeste Hit des Sommers, der etwas von der Kälte versteht", prangt es in großen Lettern auf der in Shanghai erscheinenden Zeitung Wenhui. Damit wird nicht auf eine mögliche Überhitzung der liberalisierten chinesischen Wirtschaft angespielt, sondern für die Klimaanlage "Xileng" geworben. Shanghai ist mit seinen knapp acht Millionen Einwohnern das Aushängeschild für die Modernisierung der chinesischen Wirtschaft. Traditionell besteht die Aufgabe der chinesischen Zeitungen darin, für die kommunistischen Machthaber Reklame zu machen.
TOKIO, 25. Januar (AFP). Mit den Erlösen einer riesigen Jahres-Tombola will Rengo, der größte japanische Gewerkschaftsverband, eine Werbekampagne über die Vorteile der Arbeitszeitverkürzung finanzieren. Dies teilte ein Sprecher der Arbeitnehmerorganisation am Montag in Tokio mit. Rengo hofft, bei seiner landesweiten Lotterie umgerechnet 130 Millionen Mark einzunehmen, die auch beim Bau eines Ferienheims für Gewerkschaftsmitglieder helfen sollen.
Das japanische Innenministerium warnte und wies darauf hin, daß die Gewerkschaft mit ihren acht Millionen Mitgliedern diese Lotterie nicht allein organisieren dürfe. Die Berechtigung dazu hätten nur die Bezirksbehörden sowie gewisse größere Kommunen.
Andererseits unterstützt die Regierung die Initiativen in der Privatindustrie zur Arbeitszeitverkürzung. Nach amtlichen Wunschvorstellungen sollte sich die Jahresarbeitszeit des berufstätigen Japaners von 2000 auf 1800 Stunden reduzieren.
BOGOTA, 25. Januar (AFP). Der entflohene kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar hat nach einem Pressebericht mindestens zwei Doppelgänger angeheuert, um die Sicherheitskräfte bei der Fahndung in die Irre zu führen. Wie die Tageszeitung La Prensa am Sonntag unter Berufung auf Polizeikreise berichtete, ähneln die Doppelgänger dem Chef des Drogenkartells von Medellin sehr und sind "genauso dick und stämmig". Seit seinem Ausbruch aus dem Luxusgefängnis im Juli sei er in einem Versteck in der Nähe der nordkolumbianischen Stadt Medellin geblieben, während die Doppelgänger ab und zu öffentlich auftraten.
KASSEL, 25. Januar (AFP). Wer gegen seinen Willen schutzlos in einer einsamen Gegend zurückgelassen wird, hat als Gewaltopfer Anspruch auf Entschädigung. Das bestätigte das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel in einem am Montag bekanntgewordenen Urteil einem 83jährigen Rentner, der vor fünf Jahren nachts von einem Bekannten in einem einsamen Moor ausgesetzt worden war.
Der gehbehinderte alte Mann war mehr als sieben Stunden durch das Moor geirrt und hatte sich bei einem Sturz den Ellenbogen gebrochen. Sein Streit mit dem Landesversorgungsamt Niedersachsen um eine Versorgung nach dem Gewaltopferentschädigungsgesetz war durch drei Instanzen gegangen, bis das Bundesgericht schließlich für ihn entschied (AZ: 9a RVg 5/91).
Der Rentner hatte 1987 in einer Gaststätte den erheblich jüngeren R. kennengelernt. Nach ein paar Bier versprach er dem jungen Mann, ihn mit dem Wagen nach Hause zu bringen. Doch unterwegs entpuppte sich R. als falscher Freund: Er drängte den 83jährigen vom Steuer und nahm ihm Geldbörse und Brieftasche ab. Gegen 23 Uhr ließ R. sein Opfer in dem einsamen Moor aussteigen und fuhr mit dessen Auto alleine weiter.
Der gehbehinderte Rentner machte sich mit seinen Krücken auf die Suche nach einer festen Straße. Dabei stürzte er mehrfach und brach sich den Ellenbogen. Erst um 6.30 Uhr wurde er von Passanten gefunden und in ein Krankenhaus gebracht.
R. stand bald darauf wegen Aussetzung, räuberischer Erpressung und räuberischen Angriffs vor Gericht und wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Der Rentner forderte eine Entschädigung als Gewaltopfer. Dagegen argumentierte das Versorgungsamt, der Ellenbogenbruch sei nicht die Folge eines vorsätzlichen tätlichen Angriffs gewesen. Das Bundessozialgericht sah das aber anders. R. habe "sein hilfloses Opfer ohne Schutz vor Gefahr für Leben und Gesundheit zurückgelassen". Dies komme einem vorsätzlichen tätlichen Angriff gleich.
BRÜSSEL, 25. Januar (AFP). Die am Mittwoch in Brüssel entführte schwedische Olympiareiterin Ulrika Bidegaard ist in der Nacht zum Montag von der belgischen Polizei befreit worden. Sie sei gesund und unverletzt. Ihr Entführer, bei dem es sich um einen schwedischen Freund der Familie handeln soll, ist bei dem Polizei-Einsatz um drei Uhr morgens in einem Haus im Brüsseler Stadtteil Ixelles festgenommen worden. Die 28jährige Ulrika Bidegaard stand unter Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei war auf die Spur des Kidnappers gekommen, weil er wiederholt von derselben Telefonzelle anrief und dabei die Telefonkarte seines Opfers benutzte.
PARIS. Eine "Weltakademie der Kulturen" wird auf Initiative des amerikanischen Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel am kommenden Freitag im Beisein des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand im Louvre eingerichtet. Der "Academie Universelle des Cultures" werden rund vierzig nahmhafte Persönlichkeiten aus aller Welt angehören, die nach einer offiziellen Mitteilung "gemeinsam über das 21. Jahrhundert und die Vermischung der Zivilisationen" nachdenken wollen. Durch wissenschaftliche Forschung, Treffen und die Verleihung eines Preises will die Akademie den "Kampf gegen Toleranzlosigkeit, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Elend und Verachtung aller Formen des Lebens auf unserer Welt" fördern. afp
ANKARA, 25. Januar (AFP). Viele Türken geben den Vereinten Nationen (UN) Mitschuld an der Vergewaltigung moslemischer Frauen durch Serben in Bosnien-Herzegowina. Täglich versammeln sich vor der UN-Vertretung in Ankara Demonstranten, die die UN beschuldigen, nicht genug zum Schutz der Zivilbevölkerung in den Krieg in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik einzugreifen.
Seit Beginn der alliierten Militärschläge gegen Irak am 13. Januar finden täglich Demonstrationen in Ankara statt, bei denen die Teilnehmer fordern, daß gegen die bosnischen Serben mit gleicher Entschiedenheit vorgegangen werden müsse wie gegen den Irak. Frauenorganisationen werfen den UN und dem Westen vor, mit "zweierlei Maß zu messen".
GUATEMALA, 25. Januar (AFP). Unter dem Beifall einer Menschenmenge ist die erste Flüchtlingsgruppe aus Mexiko in der guatemaltekischen Hauptstadt eingetroffen. Die Vertretung der im mexikanischen Exil lebenden Flüchtlinge (CPPP) hatte bei der Regierung durchgesetzt, daß die ersten 2426 Heimkehrer "unter den Augen der Öffentlichkeit" durch Guatemala-Stadt ziehen durften. Mit Musikgruppen und Transparenten wurden die rund 500 Indianerfamilien in einer der Hauptverkehrsstraßen begrüßt. Eine Indianerin, die vor Rührung Tränen in den Augen hatte, trug ein Plakat mit dem Satz: "Sie wollten uns aus dem Weg räumen, aber wir leben noch."
Bei einer Kundgebung im Stadtzentrum begrüßte die guatemaltekische Indianerführerin und Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú am Sonntag die Heimkehrer. Sie drückte jedoch zugleich ihre "Angst" um die Sicherheit der Flüchtlinge auf ihrem weiteren Weg durch Guatemala aus.
MARSEILLE, 25. Januar (AFP). Das kroatische Verteidigungsministerium hat im November und Dezember Ultraleichtflugzeuge in Frankreich gekauft. Wie der Direktor der Herstellerfirma Aviasud Engineering, Marc Mathot, am Montag sagte, handelt es sich um ein zweisitziges Modell mit der Typenbezeichnung "Albatros", das in 2000 Meter Höhe fliegen kann und eine Reichweite von 500 Kilometern hat. Durch eine Spezialfarbschicht ist es nur schwer auf Radarschirmen auszumachen. Es kann mit Videokameras für Direktübertragung ausgestattet werden.
"Albatros" ist nach den Worten von Marc Mathot "ideal für Aufklärungszwecke" und kostet nur 275 000 Franc (72 000 Mark) pro Stück. Wieviele Exemplare Kroatien gekauft hat, wollte er nicht sagen. Für den Verkauf habe er nicht die Zustimmung der französischen Regierung benötigt, da das Ultraleichtflugzeug nicht zu militärischem Material gerechnet werde. In die Gebiete Ex-Jugoslawiens darf wegen eines UN-Embargos kein Militärmaterial geliefert werden.
MIAMI, 25. Januar (AFP). Die US-Regierung von Bill Clinton ist nach den Worten des Bürgerrechtlers Jesse Jackson bereit, den Druck auf das Militärregime in Haiti zu verstärken, um die Rückkehr des gestürzten Präsidenten Jean- Bertrand Aristide zu erreichen. Nach einem zweitägigen Besuch in dem Karibik-Staat am Sonntag sagte Jackson, die dortige Armee sei "auf einem Boot ohne Kompaß". Der Demokrat Clinton sei bereit, mit der Politik seines republikanischen Vorgängers George Bush zu brechen, der faktisch die Militärdiktatur in Haiti unterstützt habe, sagte Jackson.
BERLIN, 25. Januar (AFP). Mangelnde Effektivität und ein Demokratiedefizit hat die Unternehmensberatung Roland Berger & Partner nach einem Bericht des ARD-Fernsehmagazins "Kontraste" bei der deutschen Sektion der Umweltschutzorganisation Greenpeace festgestellt. Nach kritischen Presseberichten im Jahr 1991 hatten die Umweltschützer das Unternehmen mit einer Untersuchung beauftragt. Der Geschäftsführer von Greenpeace-Deutschland, Thilo Bode, wurde von "Kontraste" mit der Äußerung zitiert, die Fehler sollten behoben werden.
Im Zentrum der Kritik steht nach dem Fernsehbericht das Demokratiedefizit. In der 166seitigen Zusammenfassung heißt es unter anderem, die "erfahrenen ,alten Hasen&rquote; werden zu ,Dinosauriern&rquote;", die in der Minderzahl seien, aber Schlüsselpositionen besetzten. "Der verschleppte, kräfteverschleißende Orientierungs- und Strategiefindungsprozeß verstärkt sich - unter starkem äußeren Druck - verbunden mit der internen Machtfrage", zitiert "Kontraste" aus dem Gutachten. Die 130 Greenpeace-Mitarbeiter stünden unter einem starken "Erfolgs- und Erwartungsdruck". Es gelte ein hartes "learning by suffering"-Prinzip (Lernen durch Leiden).
NAIROBI, 25. Januar (AFP). Die kenianische Polizei hat am Wochenende 13 Banditen bei zwei verschiedenen Schießereien in dem nördlichen Bezirk von Marsabit und Mandera im Nordosten getötet, teilte die Polizei am Montag mit. Die Polizei hatte die Banditen verfolgt, nachdem diese zuvor fünf Hirten getötet und mit einer Herde von 15 000 Schafen und Ziegen zu fliehen versucht hatten. Dabei wurden elf Banditen erschossen, sagte ein Polizeioffizier. Während des Schußwechsels am Samstag wurde auch ein Polizeireservist getötet.
In Mandera wurden zwei weitere Gangster von Polizisten erschossen, als sie versuchten, in einem von einem Entwicklungshelfer gestohlenen Auto ins benachbarte Somalia zu fliehen.
MANGANESES, 25. Januar (AFP). In dem bislang für "Ziegenwerfen" bekannten spanische Dorf Manganeses hat ein neues Zeitalter angefangen. Nach massiven Protesten von Tierschützern schwebte am Sonntag vor 3000 kritischen Beobachtern erstmals eine Ziege sanft vom Kirchturm herunter und landete schließlich unverletzt auf der Erde. Bislang war bei dem von Tierschützern als "barbarischen Brauch" verurteilten "Ziegensprung" eine lebendige Ziege von der Spitze des Kirchturms 20 Meter in die Tiefe geworfen worden.
SAARBRÜCKEN, 25. Januar (AFP). Der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Hans Gottfried Bernrath, hat den Vorschlag von Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) abgelehnt, durch eine Gesetzesänderung Sozialhilfeempfänger zu Arbeitseinsätzen heranzuziehen. Damit könne man nicht mit den sozialen Problemen fertig werden, sagte der SPD-Politiker im Saarländischen Rundfunk. Der Einsatz von Sozialhilfeempfängern ließe sich "bequem verdoppeln", bekämen die Gemeinden mehr Kompetenzen beim Einsatz der Betroffenen. Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen könne viel getan werden, Gesetzesänderungen seien nicht nötig.
Skeptisch äußerte sich Bernrath über die Bereitwilligkeit von Sozialhilfeempfängern: "Der klassische Sozialhilfeempfänger, wie wir ihn bis heute hatten, war selten zu bewegen, solche einfachen Arbeiten anzunehmen." Dagegen habe die Bereitschaft der Asylbewerber, die ebenfalls Sozialhilfe beziehen, zugenommen.Greenpeace verlangt Auflagen für Tanker
BRÜSSEL/BONN, 25. Januar (AFP/ AP). Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die Umwelt- und Verkehrsminister der Europäischen Gemeinschaft am Montag aufgefordert, strengere Bestimmungen für Öltanker zu erlassen. Vor Beginn des Sondertreffens der Minister, das nach den Tankerunfällen vor der spanischen Küste und vor den Shetlandinseln einberufen worden war, forderte Greenpeace, ökologisch sensible Küstenregionen und Meerengen für Tanker zu sperren.
Auch Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) verlangte, Tankern Routen zu verbieten, "die ökologisch besonders sensibel sind". Es müßten nicht nur neue Vorschriften erlassen werden, sondern es müsse auch dafür gesorgt werden, daß sie eingehalten werden, sagte er im ARD- Morgenmagazin.
Der hohe Energieverbrauch der Industrieländer ist nach Ansicht von Umweltschützern letztlich für die Tankerkatastrophen der vergangenen Wochen verantwortlich. "Die jüngsten Tankerkatastrophen müssen endlich Anlaß zu einem grundsätzlichen weltweiten Nachdenken über den Umgang mit dem Rohstoff Öl geben", erklärte die Aktionskonferenz Nordsee (AKN), ein Bündnis von Umweltschutzorganisationen der Nordseeanliegerstaaten, am Montag in Bremen.
(Weitere Berichte auf Seiten 2, und "Aus aller Welt")
WASHINGTON, 25. Januar (AFP). Bei einer Schießerei vor dem Eingang zum Hauptquartier des US-Geheimdienstes CIA im Washingtoner Vorort Langley sind am Montag morgen mindestens zwei Personen getötet worden. Nach Angaben der Polizei wurden wenigstens drei weitere Personen durch Schüsse mit einem Jagdgewehr verletzt. Es wurde eine Großfahndung nach dem Schützen eingeleitet, der von einem Zeugen als "junger Mann um die 20" beschrieben wird.
Zwei Personen, die sich vor dem Haupteingang aufhielten, wurden tödlich getroffen, als der Angreifer das Feuer eröffnete. Verletzt wurden zwei Personen, die sich im Empfangszentrum für Besucher innerhalb des abgesperrten Bereichs des Geheimdienstes befanden, der dritte wurde ebenfalls vor dem Eingang getroffen und verletzt, wie Feuerwehrsprecher Leutnant Mike Reilly bekanntgab.Ultrarechter Hübner angezeigt
POTSDAM, 26. Januar (AFP). Das Potsdamer Polizeipräsidium hat Strafanzeige gegen den einstigen Chef der verbotenen rechtsextremen "Deutschen Alternative", Frank Hübner, und rund 20 weitere Männer gestellt. Die Männer hatten am Samstag auf dem Soldatenfriedhof in Halbe, der als Wallfahrtsort von Neonazis gilt, Kränze niedergelegt. Bei dem Treffen auf dem Friedhof habe es sich möglicherweise um eine Zusammenkunft der verbotenen "Deutschen Alternative" gehandelt, sagte die Sprecherin des brandenburgischen Innenministeriums, Helga Wanke, am Montag in Potsdam.
LAGOS, 25. Januar (AFP). Der berühmte nigerianische Musiker Fela Anikulapo- Kuti, der durch seinen Afro-Beat international bekannt wurde, ist am Montag wegen "Mordes und Verschwörung" angeklagt worden. Dies sagte Beko Ransome- Kuti, ein Bruder des Musikers, der Nachrichtenagentur AFP. Im Falle eines Schuldspruchs droht Fela die Todesstrafe. Der Musiker war am Donnerstag in seinem Haus in Lagos festgenommen worden, nachdem einer seiner Angestellten nach einem Streit getötet worden war. Nach einer Meldung der nigerianischen Nachrichtenagentur NAN soll der Mann, ein Elektriker, von den Mitgliedern der Gruppe Felas zu Tode geprügelt worden sein. Wie es unter Berufung auf Polizeiangaben weiter hieß, hätten diese den Elektriker verdächtigt, er habe 3000 Naira (etwa 240 Mark) unterschlagen.
Der Musiker ist in Nigeria auch als Regimekritiker bekannt. Felas Bruder Beko ist Vorsitzender der "Kampagne für die Demokratie", einer Dachorganisation nigerianischer Menschenrechtsgruppen.
Der englische Popmusiker Paul McCartney löst sein Versprechen aus der "Wetten daß"-Sendung ein und wird am 22. Februar in der Frankfurter Festhalle ein Konzert geben. Der Kartenvorverkauf habe bereits begonnen, berichteten die Veranstalter am Montag in Frankfurt.
Der Ex-Beatle McCartney hatte zwar seine Wette während der Sendung am vergangenen Samstag gewonnen, dennoch sagte er zu, auf dem Weg zu einer Tournee nach Australien in Frankfurt zu gastieren. lhe
WETZLAR. Als "Chance für mehr Natur im Wald" sollte nach Ansicht des deutschen Naturschutzbundes (NABU) der Windwurf nach den Stürmen der vergangenen Tage genutzt werden. Wenn sich die Natur in den vom Sturm geschlagenen Lücken ohne die ordnende Hand der Forstleute entwickeln könne, entstehe Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, argumentierte der hessische NABU-Landesverband in Wetzlar.
Im Totholz, das in den Wirtschaftswäldern aus "falsch verstandener Ordnungsliebe" entfernt werde, lebten 25 Prozent der in Deutschland vorkommenden Käferarten. Die meisten dieser Arten seien gefährdet oder in ihrem Bestand bedroht.
Der NABU forderte die hessische Forstverwaltung auf, mindestens zehn Prozent des Totholzes auf den Windwurfflächen liegenzulassen und Baumstümpfe grundsätzlich nicht zu entfernen. lhe
Leichtathleten aus sieben Ländern kämpfen am heutigen Mittwoch in Frankfurt-Kalbach um Titel bei den internationalen deutschen Hochschul-Hallenmeisterschaften 1993. Aus der deutschen Elite gehen der Berliner Matthias Schlicht (60 Meter), der deutsche Hallenmeister Mark Eplenius aus Potsdam über 800 Meter und Steffen Mattern (Hannover) als Favoriten an den Start. Erfolgsaussichten haben der deutsche Vizemeister Kai Atzbacher (Darmstadt) im Stabhochsprung und der deutsche Juniorenmeister Charles Friedek (Frankfurt).
Der Zehnkampf-WM-Kandidat Thorsten Dauth (Frankfurt) hat für die 60 Meter Hürden, den Weitsprung und das Kugelstoßen gemeldet, im Hürdensprint ist der frühere Olympiasieger Christian Schenk (Mainz) dabei.
Absolute Höhepunkte der Frauen-Wettbewerbe versprechen die 60 Meter Hürden zu werden, wo die französische Hallen-EM-Vierte Christine Hurtlin mit Amona Schneeweis (Frankfurt) und Mona Steigauf (Mainz) sowie der polnischen Siebenkämpferin Urszula Wlodarczyk auf starke Konkurrenz treffen wird. Dahinter versprechen noch der Hochsprung mit der deutschen Vizemeisterin Marion Goldkamp (Köln) und das Kugelstoßen mit Agnes Deselaers (Köln) herausragende Leistungen. lhe
FRANKFURT A. M. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels im Frankfurter Hirschgraben ruft erstmals die Öffentlichkeit auf, Vorschläge für die Wahl des Friedenspreisträgers zu unterbreiten. "Im Friedenspreis wird die Verpflichtung des Buchhandels, mit seiner Arbeit der Völkerverständigung zu dienen, eindrucksvoll sichtbar". Bisher waren Ideen für den Preisträger nur innerhalb der Branche erbeten worden. Weil der "Innere Frieden" in Deutschland ein großes Thema sei, wolle man jetzt an die Bevölkerung herantreten. dpa
GIESSEN. Die Staatsanwaltschaft Gießen sieht keine stichhaltigen Gründe, den Prozeß gegen die wegen zweifachen Kindesmords zu lebenslanger Haft verurteilte 34jährige Monika Weimar wieder aufzurollen. Sie beantragte jetzt beim Landgericht Gießen, die von Weimar-Verteidiger Gerhard Strate (Hamburg) beantragte Wiederaufnahme des Verfahrens als unzulässig abzulehnen und auf eine Unterbrechung der Haft zu verzichten.
Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Joachim Müller, erklärte, sind die von Strate genannten Gründe - ein neues Fasergutachten und zwei Zeugenaussagen - nicht geeignet, das 1988 vom Landgericht Fulda gefällte und 1989 vom Bundesgerichtshof bestätigte Urteil aufzuheben und Monika Weimar vom Mord an ihren beiden Töchtern, Melanie (7) und Karola (5), freizusprechen.
Unter anderem sei nicht erkennbar, daß der von Strate eingeschaltete neue Gutachter über überlegenere Forschungsmittel verfüge als das Landeskriminalamt, dessen Fasergutachten in dem Prozeß in Fulda eine Rolle spielte.
Die von Strate angeführte Aussage einer Goldschmiedin, der Ex-Ehemann der verurteilten ehemaligen Kinderpflegerin aus Philippsthal (Kreis Hersfeld- Rotenburg), Reinhard Weimar (40), habe ihr gestanden, die Kinder getötet zu haben, hat Weimar laut Müller bereits in Fulda bestritten. - Das Landgericht wird vermutlich im Februar entscheiden. gds
Nahost-Unruhen Schüsse auf Palästinenser
JERUSALEM, 25. Januar (Reuter/AFP). Israelische Soldaten haben nach Angaben aus Militärkreisen und von Krankenhäusern am Sonntag im Gazastreifen zahlreiche Palästinenser durch Schüsse verletzt. Bei Auseinandersetzungen in Gaza, Dschabalja und Schati sowie in dem Flüchtlingslager Bureidsch seien 27 Palästinenser angeschossen worden. Aus Militärkreisen verlautete darüber hinaus, israelische Soldaten hätten in Gaza das Feuer auf bewaffnete Palästinenser in einem Auto eröffnet und zwei von ihnen verletzt. Die israelische Armee sprach dagegen von 13 verletzten Palästinensern. In der Uni-Klinik von Dschabalja wurden außerdem 80 Palästinenser behandelt, gegen die die Israelis Tränengas eingesetzt hatten.
Die Anwälte der rund 400 von Israel ausgewiesenen Palästinenser wollen erreichen, daß den Männern zumindest für eine Anhörung die Rückkehr gestattet wird. Der israelische Anwalt Avigdor Feldman sagte am Sonntag, das Oberste Gericht Israels habe klargestellt, daß Deportationen ohne vorherige Anhörung der Betroffenen illegal seien.
Der 90jährige israelische Philosoph Professor Jeschajahu Leibowitz hat am Sonntag angekündigt, er werde auf die Annahme der höchsten kulturellen Auszeichnung seines Landes verzichten. Den "Prix Israel" wolle er nicht annehmen, um einen "Skandal zu vermeiden", sagte Leibowitz. Mit zahlreichen kritischen Stellungnahmen hatte der Philosoph in den vergangenen Jahren die Politik Israels in den besetzen Gebieten scharf abgelehnt. Ministerpräsident Jitzhak Rabin hatte am Sonntag auf einer Kabinettssitzung angekündigt, er werde an der Übergabe- Zeremonie für den Preis an Leibowitz nicht teilnehmen.
WIEN, 25. Januar (Reuter). In Österreich beginnt am Montag die einwöchige Zeichnungsfrist für ein Volksbegehren der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), das auf einen Einwanderungsstopp abzielt. FPÖ-Chef Jörg Haider will zudem erreichen, daß der Ausländeranteil in Schulklassen auf 30 Prozent begrenzt wird. Nach einer Meinungsumfrage wollen rund 800 000 Österreicher das Volksbegehren unterzeichnen. 100 000 Unterschriften würden reichen, um eine Parlamentsdebatte zu dem Thema zu erzwingen. Am Samstag abend hatten in Wien etwa 200 000 Menschen mit Kerzen und Fackeln gegen Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß demonstriert. Auf Transparenten war zu lesen "Ausländer bleiben - Haider vertreiben".
AYACUCHO, 25. Januar (Reuter). Die peruanische Rebellenbewegung "Leuchtender Pfad" hat nach amtlichen Angaben einen Vertreter der Partei Cambio 90 ermordet, die zum Präsidenten Alberto Fujimori gehört. Der Ermordete, Antonio Mendoza, wurde nach Angaben vom Sonntag bereits am Samstag in Guadalupito, rund 450 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lima, erschossen.
PARIS, 25. Januar (Reuter). Der französische Gesundheitsminister Bernard Kouchner hat alle Bürger seines Landes, die in den vergangenen zehn bis 15 Jahren operiert wurden oder eine Bluttransfusion empfangen haben, aufgefordert, sich auf eine Aids- oder Hepatitis C- Infektion untersuchen zu lassen. Im Fernsehsender France 2 sagte der Minister am Sonntag, bei bis zu zwei Millionen Franzosen bestehe die Möglichkeit einer Ansteckung mit Hepatitis C. Die Krankheit kann Leberkrebs auslösen. Im vergangenen Jahr hatte ein Aids-Skandal das Land erschüttert, nachdem bekanntgeworden war, daß sich Mitte der 80er Jahre 1200 Bluter mit der Immunschwächekrankheit infiziert hatten, weil Blutspenden nicht überprüft worden waren.
HARARE, 25. Januar (Reuter). Die Regierung Simbabwes berät über Maßnahmen, mit denen die im Land durchaus gängige Praxis des Abladens von Leichen vor dem Haus derer abgeschafft werden soll, die für den Tod der betreffenden Person verantwortlich gemacht werden. Die "unerwünschte" Praxis soll nach Worten von Generalstaatsanwalt Patrick Chinamasa nun als kriminelles Vergehen eingestuft werden. In einem der jüngsten Fälle war eine Frau wochenlang unbeerdigt geblieben, nachdem ihre Familie sie vor dem Haus ihres Mannes abgeladen hatte. Die Familienangehörigen warfen ihm vor, für den Tod seiner Frau mitverantwortlich zu sein.
BANGKOK, 25. Januar (Reuter). Die thailändische Armee befürchtet wegen des florierenden Handels mit billigen Waffen und Munition aus dem benachbarten Kambodscha Unruhen im eigenen Land. Unschuldige Menschen litten unter den Schiebereien, sagte der Oberkommandierende der Armee, General Vimol Wongwanich, am Montag in einem Zeitungsinterview. Solange der illegale Handel nicht unterbunden werde, sei der soziale Frieden in Thailand gefährdet.
CHITTAGONG, 25. Januar (Reuter). In Bangladesch sind bei einer Auseinandersetzung rivalisierender Gruppen der oppositionellen Awami-Liga 100 Menschen verletzt worden. Augenzeugen zufolge brach bei einer Parteiveranstaltung in der Hafenstadt Chittagong am Sonntag ein Feuergefecht aus. Der Hauptredner, Oppositionsführer Scheich Hasina, habe Deckung suchen müssen. Die meisten Opfer seien durch Schüsse verletzt worden. Die Auseinandersetzungen gehen auf einen Streit zwischen zwei Lokalpolitikern der Awami-Liga zurück.Rexrodt: Solidarpakt soll Motor sein
KÖLN, 25. Januar (Reuter/AP/AFP). Mit Hilfe des Solidarpaktes und einer steigenden Auslandsnachfrage könnte die Konjunktur in Deutschland nach Einschätzung des neuen Wirtschaftsministers Günter Rexrodt zum Jahresende 1993 oder Anfang 1994 wieder anspringen. Vor der für heute abend im Kanzleramt angesetzten neuen Gesprächsrunde mit der Wirtschaft sagte Rexrodt in einem Interview des Deutschlandfunks, auch wenn die Wirtschaft 1993 insgesamt schrumpfen werde, sei dies "keine Katastrophensituation".
Wenn es gelänge, den Solidarpakt unter Mitwirkung vieler unter Dach und Fach zu bringen, und wenn es Rückenwind durch die sich erholende Weltkonjunktur gebe, "glaube ich, daß wir gegen Ende des Jahres oder auch im nächsten Jahr wieder mit positiven Zahlen rechnen können".
Die Banken und Versicherungen wollen nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung jeweils eine Milliarde Mark zum Aufbau Ost beisteuern. Das solle heute abend bei einem Treffen im Kanzleramt mitgeteilt werden. Es sei aber noch völlig offen, wie das Geld zusammenkomme und welche Kredit- und Versicherungsinstitute sich beteiligten.
Kanzler Helmut Kohl erwartet die Präsidenten der Wirtschaftsverbände zu Gesprächen über den Solidarpakt.
In der Führung der CDU ist es nach einem Bericht der Bild-Zeitung zum Streit über den Solidarpakt gekommen. Auf Drängen von Bundesumweltminister Klaus Töpfer sowie des hessischen CDU- Chefs Manfred Kanther sei das Präsidium der Partei für Dienstag abend zu einer Sondersitzung einberufen worden, meldet das Blatt in seiner Montag-Ausgabe. Töpfer kritisiere, daß die sein Ressort betreffenden Punkte ohne seine Mitarbeit entschieden worden seien. Kanther bemängele die fehlende Einbeziehung des CDU-Parteipräsidiums.
Kritik an dem Programm hatten bereits die CDU-Regierungschefs von Sachsen-Anhalt und Thüringen, Werner Münch und Bernhard Vogel, sowie der sächsische Innenminister Heinz Eggert, Bundesverkehrsminister Günther Krause und der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Heiner Geißler geäußert.
Die CDU-Sozialausschüsse forderten Kohl auf, die sogenannte Gerechtigkeitslücke bei der Finanzierung des Solidarpaktes öffentlich anzuerkennen und entsprechend zu handeln. In einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung (Montagausgabe) betonte der CDA-Vorsitzende Ulf Fink, Äußerungen von Waigel und Rexrodt, das Sparprogramm sei hinreichend sozial ausgewogen, dürfe nicht das letzte Wort der Regierung bleiben. "Denn erstens stimmt das nicht, und zweitens wäre es das Aus für den Solidarpakt", meinte Fink.
Um die Gerechtigkeitslücke zu beseitigen, biete sich eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige an, ferner eine Erhöhung der Pauschalsteuer für geringfügig Beschäftigte von jetzt 15 auf 19 Prozent. Damit könnten Mißbräuche bei ungeschützten Arbeitsverhältnissen verringert werden.
Außerdem sollte im Solidarpakt konkret festgelegt werden, wie der Erhalt der industriellen Kerne aussehe, was das koste und wie es finanziert werden könne, verlangte Fink. Darüber hinaus müsse mehr Geld für den zweiten Arbeitsmarkt in Ostdeutschland - etwa für berufliche Qualifizierung und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen - zur Verfügung gestellt werden. Dies sei die einzige Hoffnung für viele Ostdeutsche. Von der westdeutschen Wirtschaft erwarte er als Beitrag zum Solidarpakt eine stufenweise Anhebung der Investitionen in den neuen Ländern auf 50 bis 70 Milliarden Mark jährlich.
Als "völlig untragbar" hat der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) die Vorschläge der Koalition zum Solidarpakt kritisiert. Die SPD könne nicht eine Politik unterstützen, die "die soziale Schieflage in Deutschland nur noch weiter vertiefen" werde, sagte Schröder in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Daher seien die SPD und die Bundesländer gut beraten, ein eigenes Konzept zu entwickeln.
Als "völlig unangemessen" bezeichnete Schröder aber auch die Form der geplanten Arbeitsmarktabgabe für die Beamten. Eine "pauschale Abgabe" für alle Beamten werde er nicht mittragen, weil sie "sozial unmöglich" sei. Nicht alle Beamten seien Staatssekretäre. Einfache Polizeibeamte, die Schaffner bei der Bahn und kleine Postbeamte lägen "gerade über dem Existenzminimum".
BERLIN, 25. Januar (Reuter/dpa). Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin hat Anklage gegen eine ehemalige Ostberliner Oberrichterin wegen Verdachts der Rechtsbeugung und der Freiheitsberaubung erhoben. Justizsprecher Bruno Rautenberg teilte am Montag mit, der Angeklagten werde vorgeworfen, zwischen 1978 und 1986 in elf Strafverfahren entscheidend daran mitgewirkt zu haben, daß 17 Angeklagte zu teilweise langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Dabei habe die Richterin gewußt, daß diese sich nicht strafbar gemacht hätten.
In neun Fällen gehe es um Urteile gegen Personen, die die Ausreise beantragt hatten, abgewiesen wurden und dagegen beispielsweise mit Plakaten protestierten oder westliche Stellen über ihre Ausreisewünsche informierten. In diesen Fällen soll das Gericht Freiheitsstrafen zwischen einem Jahr und vier Monaten und dreieinhalb Jahren verhängt haben.
FRANKFURT A. M., 25. Januar (dpa/ Reuter/AP/AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Montag in ungewöhnlich scharfer Form das Vorgehen der USA gegen Irak kritisiert. Es gebe von seiten der USA die Tendenz bei den Konflikten in Jugoslawien und Irak, die Bedingungen zu diktieren, sagte Jelzin laut Nachrichtenagentur Interfax im Moskauer Kreml. Rußland habe einen eigenen Standpunkt zu den Ereignissen, der sich von dem der USA unterscheide.
Das US-Verteidigungsministerium bestätigte am Sonntag, daß das Flugzeug, das am Samstag Ziele in Südirak bombardiert hatte, entgegen ersten Meldungen nicht von irakischem Radar erfaßt worden ist. Irak hatte mitgeteilt, sein Radar sei abgeschaltet gewesen und die US-Maschine sei auch nicht beschossen worden. Dies hatte der Pilot vermutet, als er Leuchtspuren gesehen hatte.
Ein Sprecher des irakischen Außenministeriums sagte, keiner der drei US-Angriffe seit der Amtsübernahme von US- Präsident Bill Clinton sei von Bagdad provoziert worden. Die amtliche irakische Nachrichtenagentur INA warf "Überbleibseln aus der Regierung" des früheren US-Präsidenten George Bush vor, solche Zwischenfälle zu provozieren. Damit solle die Clinton-Regierung zu einer "aggressiven Politik" veranlaßt werden. Hohe Mitarbeiter der Bush-Administration im US-Verteidigungsministerium arbeiten nach der Amtsübernahme Clintons dort weiter, um für Kontinuität zu sorgen. Irak kündigte an, trotz der Zwischenfälle an dem einseitig verkündeten Waffenstillstand festzuhalten. Vize-Außenminister Tarik Asis sagte in einem CNN-Interview, Irak suche "keine fortdauernde Konfrontation mit den USA".
Der neue US-Verteidigungsminister Les Aspin sagte dem US-Fernsehsender CBS, die US-Regierung habe Hinweise, aber noch keine Bestätigung dafür, daß Iraks Regierung erneut SAM-Flugabwehrraketen in die Flugverbotszone im Süden des Landes verlege.
Aus Bahrain flogen am Montag 15 Experten der UN-Kommission zur Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nach Bagdad. Bei der Erteilung der Fluggenehmigungen gab es nach UN-Angaben keine Probleme. Der Streit um die UN-Flüge war einer der Gründe für die jüngsten Angriffe. Ohne dabei behindert zu werden, zerstörte eine Inspektorengruppe nach Angaben ihres Leiters chemische Waffen bei Muthana, rund 130 Kilometer nordwestlich von Bagdad. Irak habe den UN- Inspektoren eine Liste mit den Namen von Zulieferern für sein Atomwaffenprogramm übergeben, teilte Maurizio Zifferero, stellvertretender Leiter der IAEO, mit.
MÜNCHEN (rtr/FR). Auch bei BMW hat das geschäftliche Tempo nachgelassen. Der Konzernumsatz nahm im vergangenen Jahr zwar noch um knapp fünf Prozent auf 31,2 Milliarden Mark zu, doch sei das Plus hinter der Absatzsteigerung zurückgeblieben, heißt es in einem Aktionärsbrief. Mit der Entwicklung des Gewinns müsse man "angesichts der deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen zufrieden sein". Zahlen werden nicht genannt, doch dürfte sich nach Vermutung von Fachleuten hinter dieser Formulierung ein niedriger zweistelliger Rückgang des Überschusses verbergen, der 1991 noch um 12,5 Prozent auf 783 Millionen Mark gewachsen war.
Die Münchner Autobauer wollen die Schritte "zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit mit Nachdruck fortsetzen". Nach der Streichung von fast 2000 Stellen sei 1993 weiterer Personalabbau vorgesehen, bestätigt eine Sprecherin, ohne das Volumen zu beziffern. Kurzarbeit allerdings sei nicht geplant.
Obwohl für die Produktionssteigerung in Regensburg und den Ausbau des Vertriebsnetzes in Nord- und Ostdeutschland zusätzliche Beschäftigte eingestellt wurden, schrumpfte die Belegschaft im Stammhaus um 1800 Leute. Im Konzern fiel der Rückgang geringer aus, da das Personal der Softlab GmbH und der schwedischen Dependance neuerdings eingerechnet ist. Ende des Jahres zählte der Konzern 73 600 Männer und Frauen.
Erstmals übertrafen die Weiß-Blauen den Stuttgarter Rivalen Mercedes-Benz und steigerten die Fertigung um acht Prozent auf 598 145 Autos. Die Motorradproduktion wurde um knapp sechs Prozent auf 35 910 Einheiten hochgefahren. In Westeuropa zogen die Verkäufe um sieben Prozent auf 440 000 Vehikel an. Auch in Deutschland legten die Neuzulassungen gegenüber dem schon hohen Vorjahreswert nochmals um sechs Prozent auf rund 245 000 zu. Diese Zahl dürfte "in absehbarer Zeit" allerdings kaum wieder erreicht werden können. In Großbritannien, dem zweitgrößten europäischen Markt für BMW, hoben sich die Münchner nach eigenen Angaben erneut von der ungünstigen Marktentwicklung ab. Besonderes hohe Wachstumsraten wurden in Italien und Spanien erreicht. Die Abwertungen von Pfund, Lira und Peseta hätten die Geschäftsentwicklung in diesen Ländern aber deutlich erschwert.
In den USA gelang erstmals seit längerer Zeit wieder eine Absatzsteigerung um 23 Prozent auf 65 700 Fahrzeuge. Mit dem Bau des neuen Werks bei Spartanburg in South Carolina wolle man unabhängiger von den Schwankungen des Dollar und den Kosten in Europa werden. Die 500 Millionen Mark kostende Fabrik soll von 1995 an täglich 400 Autos produzieren.
KUWAIT (rtr/FR). Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) will nach den Worten des kuwaitischen Ölministers Ali el Baghli auf ihrem nächsten Gipfeltreffen am 13. Februar eine Förder- Kürzung beschließen. Alle Opec-Mitglieder einschließlich Kuwait sollten sich auf eine Drosselung einigen, um damit einen Wiederanstieg des Rohölpreises auf dem Weltmarkt zu erreichen, sagte el Baghli nach einem Gespräch mit Opec-Präsident Alirio Parra. Dieser wollte keine Einzelheiten nennen und meinte nur: "Was jedes einzelne Land tut, werden wir auf dem Treffen im Februar sehen."
Nach einem Bericht des Middle East Economic Survey (MEES) wollen sich die bedeutenden Mitglieder des Kartells für eine Senkung der offiziellen Förderobergrenze um eine Million Barrel pro Tag (ein Barrel sind 159 Liter) auf knapp 23,6 Millionen einsetzen. Auch der saudiarabische Ölminister Hisham Naser hatte einen solchen Schritt vorgeschlagen.
Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuter hatte die Opec im Dezember erneut ihr selbstgesetztes Limit überschritten und mehr als 24,9 Millionen Barrel am Tag aus dem Boden gepumpt. Die Einbeziehung Kuwaits in eine Förderkürzung könnte schwierig werden, da das Land derzeit auf keine Quote Rücksicht nehmen muß, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Auf den Weltmärkten war die durchschnittliche Barrel-Notierung für sieben Rohölsorten der Opec zeitweise unter 17 Dollar gefallen. Das Kartell strebt als Richtpreis 21 Dollar an.
BELGRAD, 25. Januar (Reuter). Bei der Explosion einer Mine sind in Bosnien- Herzegowina am Montag drei Journalisten der Nachrichtenagenturen Reuter und UPI verletzt worden. Ein Sprecher der britischen UN-Truppen in Bosnien teilte mit, die Journalisten seien in der zentralbosnischen Stadt Gornji Vakuf mit ihrem Wagen auf den Sprengsatz gefahren. Alle drei hätten Verletzungen an den Beinen erlitten. Der Korrespondent und die Fotografin von Reuter sowie der UPI- Reporter hatten über die Kämpfe zwischen Moslems und Kroaten in der Stadt berichtet.
Mit einem Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) sollen neue Sicherheitsmaßnahmen im umstrittenen bulgarischen Atomkraftwerk Kosloduj finanziert werden. Der Vorsitzende des bulgarischen Atomenergiekomitees, Janko Janew, sagte am Montag in Sofia, es handele sich um einen Kredit über 42 Millionen Dollar (rund 67 Millionen Mark). Ziel sei es, die Sicherheit der ersten beiden Reaktorblöcke mit je 440 Megawatt Leistung zu verbessern. Die beiden Blöcke waren 1991 abgeschaltet worden. Einer von ihnen ist seit zwei Wochen wieder am Netz. Daneben gibt es in Kosloduj noch zwei weitere 440er und zwei neuere 1000-Megawatt-Reaktoren.
Die 440-Megawatt-Meiler sowjetischer Bauart sind Janew zufolge die ersten in Osteuropa, die mit einem Kredit der Europa-Bank modernisiert werden.
Reuter/fr
JOHANNESBURG, 25. Januar (Reuter). In Malawi ist die Oppositionspolitikerin Vera Chirwa einem Bericht des malawischen Rundfunks zufolge aus elfjähriger Haft entlassen worden. Wie es hieß, war Chirwa von Präsident Kumuzu Banda aus humanitären Gründen begnadigt worden. Chirwa und ihr inzwischen verstorbener Mann Orton waren 1981 aus ihrem sambischen Exil nach Malawi entführt worden. Dort wurden die beiden zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später in eine lebenslange Freiheitsstrafe umgewandelt.
Nach Meinung der oppositionellen "Allianz für Demokratie" erfolgte die Freilassung von Frau Chirwa unter innenpolitischem und internationalem Druck. Banda, der Malawi seit seiner Unabhängigkeit 1964 autoritär regiert, hat für den 15. März zu einer Volksabstimmung aufgerufen, in der über den Fortbestand der Einparteien-Regierung entschieden werden soll.
JERUSALEM, 25. Januar (Reuter/AP). Im Streit mit den Vereinten Nationen (UN) um die deportierten Palästinenser setzt Israel nach Angaben aus Regierungskreisen auf die Hilfe der USA. Wie es hieß, zeigte sich Ministerpräsident Yitzhak Rabin im Kabinett zuversichtlich, daß die USA weiterhin UN-Sanktionen gegen sein Land verhindern werden. Der UN-Sicherheitsrat hatte unmittelbar nach den Ausweisungen Mitte Dezember die Rückkehr der rund 400 Palästinenser gefordert, aber keine Zwangsmaßnahmen beschlossen.
Rabin sagte den Angaben zufolge, er glaube nicht, daß es unter dem neuen US- Präsidenten Bill Clinton eine wesentliche Änderung der US-Haltung geben werde. Rabin hatte am Samstag mit Clinton telefoniert. Auch der israelische UN-Botschafter Gad Jaacobi erklärte, er rechne nicht mit baldigen UN-Sanktionen. Allerdings hänge alles von Clinton ab, und nicht einmal die UN-Vertreter der USA wüßten, ob er vom Veto-Recht der USA Gebrauch machen werde.
Die von Israel deportierten Palästinenser wiesen ein Angebot der Regierung in Jerusalem zurück, vor dem Obersten Gericht Einspruch gegen ihre Ausweisung einzulegen. Der Sprecher der im südlibanesischen Niemandsland ausharrenden Männer, Abdul Asis el Rantisi, sagte, die Aufforderung der Regierung sei nur ein Manöver, um die UN-Resolution zu unterlaufen. Das Gericht anzurufen, hieße die Rechtmäßigkeit der Deportation anzuerkennen.
Israel macht ein Einlenken im Streit um die Deportationen von einem in dieser Woche erwarteten Urteil des Obersten Gerichts abhängig. Jerusalem bot auch an, daß Familienangehörige die Abgeschobenen im Niemandsland besuchen dürften.
Bei Unruhen im Gaza-Streifen schossen israelische Soldaten am Sonntag nach Angaben von Krankenhaus-Vertretern 27 Palästinenser an. Israelische Artillerie beschoß am Montag vermutete Stellungen der islamischen Untergrundorganisation Hisbollah im Süden Libanons; angeblich als Reaktion auf einen Anschlag in der "Sicherheitszone".
SAARBRÜCKEN (rtr). Die seit 1. Januar geltende Gesundheitsreform hat den Apotheken drastische Umsatzrückgänge gebracht. Bereits im ersten Monat hätten die Ärzte "deutlich weniger verordnet", erklärt der Sprecher der Bundesapothekerkammer, Johannes Pieck. Den Absatzschwund beziffert er auf 20 bis "im Extremfall" 60 Prozent. Den Medizinern wirft er vor, beim Sparen "ganz eindeutig" zu überziehen. Dadurch häuften sich Beschwerden von Patienten wegen einer "nicht mehr ordnungsgemäßen Versorgung" mit Medikamenten.
Pieck befürchtet eine "Existenzvernichtung für zahlreiche Apotheken", wenn sich diese Tendenz fortsetze. Teure Arzneimittel würden nicht mehr verordnet, berichtet er. Von den Krankenkassen und Ärzteverbänden fordert er deshalb mehr Information und Regulierung. Für die nächsten Tage kündigt Pieck Gespräche zwischen Apothekerverbänden und Kassenärzten an. Er erwarte aber, daß sich die Situation wieder "einpendelt", wenn die Ärzte darüber informiert würden, daß ihr extremes Sparverhalten nicht der Gesetzeslage entspreche.
Auch auf der Herstellerseite bestätigt eine Sprecherin des Frankfurter Hoechst-Konzerns den Trend zu geringeren Pharma-Umsätzen. Es sei jedoch zu früh, um ihn zu quantifizieren. Die Mediziner seien aber offenbar über ihren Sparbeitrag zur Gesundheitsreform nicht ganz informiert.
ROM, 25. Januar (Reuter). Das Welternährungsprogramm (WFP) will seine Hilfe für die rund 500 000 Menschen im Süden Iraks und den Regionen im Landesinnern aufstocken. Die Unterorganisation der Vereinten Nationen (UN) teilte am Montag in Rom mit, der Ankauf von zusätzlichen 5200 Tonnen Versorgungsgütern stehe vor dem Abschluß. Bisher hat das WFP rund 1700 Tonnen Hilfsgüter in die betreffenden Gegenden gebracht und will bald weitere 4900 Tonnen bereits erworbener Versorgungsgüter ausliefern.
Das WFP ergänzte, seine Operationen seien durch die jüngsten Militärschläge der westlichen Alliierten in Irak nicht beeinträchtigt worden.
FRANKFURT A. M. (FR). Als rutschig erwies sich gestern das Frankfurter Börsenparkett: Die Wertpapierkurse verloren zum Wochenbeginn deutlich an Boden und drückten auch den Deutschen Aktienindex (Dax) um 18,40 Punkte. Händler nannten eine Kombination von Gründen: Einerseits sei dies eine technische Reaktion auf die Kurssteigerungen der letzten Zeit. Ebenfalls eine Rolle spielten Gewinnmitnahmen und Abgabeneigung der Deutschen Terminbörse (DTB) sowie der mit 1,58 Mark schwache Dollar. Schließlich hätten "wenig ermunternde" Meldungen für die Pharma-Titel ein übriges getan. Die Gesundheitreform drücke auf die Arzneimittelumsätze, hieß es in Zeitungsberichten.
Händler beschrieben das Geschäft zumeist als "lustlos und sehr verhalten". Der Markt habe kurzfristig mit einer leichten Erholung reagiert, als die Deutsche Bundesbank mitteilte, im Dezember 1992 sei die Geldmenge M 3 um 8,8 Prozent gewachsen (siehe Seite 11). "Offensichtlich hatte man Schlimmeres erwartet. Dann folgte aber eine Ernüchterung", kommentierte ein Händler. Der obere Rand des Zielkorridors (3,5 bis 5,5) wurde deutlich übertroffen.
Bei Degussa wirkten sich anscheinend die Vorbereitungen für eine Kapitalerhöhung negativ aus. Der Kurs gab um 16 Mark nach. Laut Händlern vom "Seehofer-Effekt" belastet fielen Schering um 12,50 Mark.
Auch der Rentenmarkt schloß leichter. Die Umlaufrendite der öffentlichen Anleihen stieg von 6,96 auf 6,99 Prozent. Die marktpflegenden Stellen gaben per saldo 118,5 Millionen Mark ab.
TRIER, 25. Januar (Reuter). Ein Unbekannter hat am Sonntagabend im pfälzischen Speyer einen Brandanschlag auf einen Wohncontainer verübt, in dem 36 Asylbewerber leben. Bewohner hätten das Übergreifen der Flammen auf den Container verhindert, indem sie die bereits brennende Benzinspur löschten, meldete die Polizei am Montag. Verletzt worden sei niemand. Ein Tatverdächtiger sei mit einem Mofa geflüchtet.
BELGRAD/ZAGREB, 25. Januar (Reuter/AFP/AP). Der Oberste Verteidigungsrat von Jugoslawien hat am Montag die verstärkte Kampfbereitschaft der Armee angeordnet. Wie die Nachrichtenagentur Tanjug meldete, beurteilte der Rat auf seiner Sitzung in Belgrad die kroatische Offensive gegen serbische Stellungen in Südkroatien und die Angriffe moslemischer Einheiten an der Grenze zu Jugoslawien als "unzweifelhafte Bedrohung der Sicherheit Jugoslawiens". Daher solle die Armee die "Vorbereitung auf den Kampf verstärken".
Kroatische Einheiten setzten entgegen einer Ankündigung von Präsident Franjo Tudjman ihre Offensive gegen das Serben-Gebiet Krajina in Kroatien fort und nahmen eigenen Angaben zufolge den Flughafen Zadar-Zemunik ein. Der kroatische Armeechef Janko Bobetko sagte, es seien Dörfer entlang der jetzt von ihnen kontrollierten Straße von Maslenica nach Zadar erobert worden. 20 000 kroatische Flüchtlinge könnten in ihre Heimat zurückkehren. Noch am Sonntag hatte Tudjman erklärt, die Offensive gegen die seit dem Waffenstillstand im kroatischen Bürgerkrieg von den Vereinten Nationen (UN) überwachte Krajina sei beendet worden. Es seien dabei mehr als 120 Serben und zehn Kroaten getötet worden.
Ein Berater der selbsternannten Serben-Regierung, Boro Martinovoc, sagte, die Serben hätten sich vor den deutlich stärkeren kroatischen Einheiten vom Flughafen Zadar-Zemunik zurückgezogen. Er warf den Kroaten vor, ein Dorf niedergebrannt und 40 Zivilisten getötet zu haben. Jugoslawiens stellvertretender Ministerpräsident Radoje Kontic sprach von 500 getöteten Zivilisten und 150 Toten in den Reihen der serbischen Miliz. Er verlangte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.
Zwei französische UN-Soldaten wurden in Südkroatien bei dem Versuch getötet, eine Feuerpause zwischen kroatischen Truppen und serbischen Milizen zu vermitteln. Drei weitere Franzosen wurden nach Angaben des Pariser Verteidigungsministeriums verwundet.
In Belgrad meldeten sich zahlreiche Serben freiwillig zum Kampf in der Krajina. Sie warteten in der Innenstadt auf Busse, die sie dorthin bringen sollten. Wie die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, waren bereits in der Nacht 1000 Mann Verstärkung aus Belgrad in der Krajina eingetroffen.
Falls die Kroaten weiter serbische Ziele angreifen, will Rußland sich nach den Worten seines Vize-Außenministers Vitali Tschurkin für internationale Sanktionen gegen das Land einsetzen.
Die bosnische Hauptstadt Sarajewo wurde am Montag nach Angaben des bosnischen Rundfunks erneut von serbischen Stellungen aus mit schwerer Artillerie beschossen. Dabei seien mindestens drei Menschen getötet worden. Die Zahl der Verwundeten lasse sich "nicht einmal annähernd" feststellen, hieß es.
Trotz der neuen Eskalation in Kroatien gibt es bei den Genfer Bosnien-Gesprächen nach Aussage von EG-Vermittler Lord Owen Fortschritte. Sowohl der bosnische Präsident Alija Izetbegovic als auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic äußerten sich dagegen skeptisch. Am Montag wurde in Genf über die Grenzen der im Friedensplan vorgeschlagenen Provinzen verhandelt.
Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) forderte den UN-Sicherheitsrat auf, die Bosnien-Resolutionen gewaltsam durchzusetzen. Nach Darstellung der rumänischen Regierung haben jugoslawische Schiffe das UN-Handelsembargo gegen Serbien und Montenegro verletzt und sind mit etwa 29 500 Tonnen Benzin und Dieselöl auf der Donau Richtung Jugoslawien gefahren.
FRANKFURT A. M. (rtr). Das Wachstum der deutschen Geldmenge hat im vergangenen Jahr die Vorgabe der Bundesbank weit verfehlt. Nach ersten Berechnungen der Währungshüter expandierte das umfassende Geldvolumen M 3 im Durchschnitt des vierten Quartals gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 9,4 Prozent. Das Haus Schlesinger hatte eine Zunahme innerhalb des sogenannten Zielkorridors von nur 3,5 bis 5,5 Prozent angepeilt. M 3 setzt sich zusammen aus dem umlaufenden Bargeld, den Sichtguthaben, Termingeldern mit weniger als vier Jahren Laufzeit und Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist. Diese Posten addierten sich am Jahresende auf 1,7 Billionen Mark.
Trösten kann sich die Bundesbank damit, daß das monetäre Wachstumstempo zuletzt immerhin etwas nachgelassen hat. Im Dezember allein sank nämlich die saisonbereinigte Jahresrate auf 8,8 Prozent. Im November hatte sie noch 9,3 und im Oktober sogar 10,3 Prozent betragen. Etwas abgeschwächt habe sich die Kreditgewährung an Private, teilt die Bundesbank mit. Den Ausschlag hierfür habe eine stärkere Rückführung der kurzfristigen Wirtschaftskredite gegeben. Hingegen habe sich das Expansionstempo bei den längerfristigen Ausleihungen eher erhöht. Insgesamt seien die Firmen- und Privatkredite im Dezember mit 40 Milliarden Mark fast doppelt so stark gestiegen wie im November.
DIYARBAKIR, 25. Januar (Reuter/ dpa). Unbekannte Bewaffnete haben nach Angaben der Behörden am Montag in der südosttürkischen Kurden-Stadt Batman fünf Zivilisten erschossen. Die Stadt ist eines von drei Zentren, in denen es im vergangenen Monat annähernd 60 rätselhafte Mordanschläge gegeben hat. Während die Behörden die verbotene kurdische Separatistengruppe Kurdische Arbeiterpartei (PKK) hinter den Gewaltakten vermuten, gehen viele Kurden und Journalisten von der Existenz einer Geheimorganisation "Konter-Guerilla" aus, die angeblich PKK-Rebellen angreift und dabei die stillschweigende Duldung der Regierung genießen soll.
Bei einem Schußwechsel zwischen Sicherheitskräften und PKK-Rebellen in der Ostprovinz Elazig wurde ein PKK- Mitglied offiziellen Angaben zufolge getötet, 18 seien festgenommen worden. Die PKK kämpft für einen eigenen, unabhängigen Kurdenstaat.
Einen Tag nach dem Mordanschlag auf den prominenten türkischen Journalisten Ugur Mumcu versammelten sich am Montag Zehntausende in mehreren türkischen Großstädten zu Protestmärschen gegen islamische Fundamentalisten.
SRINAGAR, 25. Januar (Reuter). Bei neuen Unruhen in der indischen Provinz Dschammu und Kaschmir sind am Montag nach Behördenangaben mindestens elf Menschen getötet worden. Die Zusammenstöße zwischen Polizeikräften und Separatisten ereigneten sich sowohl in der Stadt Srinagar wie auch in anderen Landesteilen. Die Polizei ordnete für Dienstag, den Tag der Republik, besonders in Srinagar scharfe Sicherheitsmaßnahmen an. Die Separatisten kämpfen für ein unabhängiges Kaschmir oder den Anschluß an Pakistan.
DÜSSELDORF, 26. Januar (Reuter). Fast 30 Prozent der in der Bundesrepublik lebenden Ausländer müssen nach einer Studie der Universität Essen mit einem monatlichen Haushalts-Einkommen von weniger als 1500 Mark auskommen.
Nahezu jeder zehnte verfüge sogar nur über ein Nettoeinkommen von unter 800 Mark, teilte der Sozialminister von Nordrhein-Westfalen, Franz Müntefering (SPD), bei der Vorlage der Studie zur Lebenssituation älterer Ausländer mit. Drei Viertel der ausländischen Bürger verfügen demnach im Rentenalter über weniger als 1800 Mark im Monat.
ROM, 26. Januar (Reuter). Die niedrigste Geburtenrate der Welt hat nach einer Statistik der Weltbank das katholische Italien. Nach der am Montag von der italienischen Nachrichtenagentur ANSA veröffentlichten Statistik bringen die italienischen Frauen während ihres Lebens im Durchschnitt 1,3 Kinder zur Welt. In Deutschland, Griechenland, Spanien und Dänemark liege die Durchschnittszahl bei 1,5 und in den USA bei 1,9, heißt es in dem Bericht weiter. Französinnen und Engländerinnen kommen statistisch auf 1,8 Kinder.
BONN, 26. Januar (Reuter/AFP). Der Solidarpakt-Entwurf von Bundesfinanzminister Theo Waigel stellt nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, zu stark darauf ab, den Haushalt in Ordnung zu bringen. Dagegen gingen zu wenig Anstöße für ein Wirtschaftswachstum von ihm aus.
Der Standort Deutschland müsse insgesamt gestärkt und eine wachstumsorientierte Politik betrieben werden, sagte Necker am Montag in den Tagesthemen. Es sei mehr "Vorsorge" notwendig. Erforderlich wäre beispielsweise eine Wachstumspolitik durch Verbesserung der Standortbedingungen in der Bildungspolitik, in der universitären Ausbildung, aber auch im Handwerk. Auch durch Abbau bestehender Tarifverträge (Deregulation) und Privatisierung müßten Wachstumskräfte freigesetzt werden.
Gegen eine Arbeitsmarktabgabe hat sich der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Klaus Murmann, ausgesprochen. Statt dessen forderte er in einem Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen ein "Sonderopfer für die Beamten". Die Arbeitgeber seien sich in dieser Frage "mit der Bundesregierung völlig einig", sagte Murmann nach einem Gespräch führender Wirtschaftsvertreter im Bundeskanzleramt.
Im Gespräch mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Finanzminister Theo Waigel (CSU) und Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) hatte Murmann an die Bundesregierung appelliert, "jetzt dringend den Beitrag der Gewerkschaften zum Solidarpakt einzufordern".
Dagegen sprach sich Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth für eine Arbeitsmarktabgabe von Beamten, Selbständigen und Abgeordneten zur Finanzierung des Solidarpakts aus. Allerdings sei auch eine steuerfinanzierte Lösung denkbar, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag morgen im Deutschlandfunk. Sie bezeichnete eine produktive Arbeitsmarktpolitik, zum Beispiel Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Umschulung und Fortbildung, für die kommenden Jahre als unverzichtbar. Deshalb müßten die Einnahmen der Bundesanstalt für Arbeit verbessert werden. Dabei müsse über eine Verfassungsänderung nachgedacht werden, um eine Arbeitsmarktabgabe einzuführen.
Der bayerische Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) hat seine Kritik am Solidarpakt der Bonner Koalition bekräftigt. Die darin enthaltenen Finanzerwartungen an den bayerischen Haushalt im Umfang von rund sieben Milliarden Mark überstiegen "jedes vorstellbare Maß" und machten den Freistaat "handlungs- und politikunfähig", sagte Waldenfels am Montag abend im Bayerischen Fernsehen. Allein in den Jahren 1991 bis 1994 sei Bayern mit sechs Milliarden Mark eingebunden. Darüber hinaus leiste Bayern in den neuen Bundesländern Verwaltungshilfe und bezahle 650 Verwaltungsfachleute. Waldenfels zeigte sich zuversichtlich, seinen Parteifreund Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) zu einem Kompromiß zu bewegen. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt - wie die SPD - eine Beteiligung am Solidarpakt auf der Grundlage der jetzigen Vorschläge ab. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen- Kefer sagte am Dienstag im Norddeutschen Rundfunk, statt der vorgeschlagenen Einsparungen müsse über Maß nahmen zum Aufbau der Industrie in Ostdeutschland nachgedacht werden. Fortgesetzt werden müsse auch eine aktive Arbeitsmarktpolitik, also Arbeitsbeschaffung und Förderung der beruflichen Weiterbildung. Engelen-Kefer forderte erneut eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende. Auch Selbständige und Beamte müßten herangezogen werden. Einen Verzicht auf Lohnsteigerungen lehnte sie ab. Die Tarifpolitik dürfe nicht zum "Opferlamm" erklärt werden.
Australian Open der Tennisprofis, Zeit der Krankmeldungen. Der Wimbledonfinalist und Weltranglisten-Fünfte Goran Ivanisevic war schon vor Beginn des ersten Grand-Slam-Turniers 1993 wieder aus Melbourne abgereist. Diagnose: Ermüdungsbruch. Altmeister Ivan Lendl versuchte sein Glück und verlor kläglich gegen Christian Bergström. Diagnose: Leistenzerrung. Boris Becker scheiterte an Anders Jarryd, weil er sich wie in Zeitlupe bewegte. Entschuldigung: Ein verhärteter Oberschenkelmuskel.
Schließlich versetzte am Sonntag Stefan Edberg, Nummer zwei der Weltrangliste, die Veranstalter mit der Absage seines Doppels in Angst. Diagnose: Ein verspannter Rücken. Edberg habe sich nach dem "Stretching" nicht einmal mehr aufrichten können, sagte sein niederländischer Partner Jan Siemerink. Doch der Schwede, der 1989 im Halbfinale nach einem Sieg über Pat Cash wegen einer Rückenverletzung und 1990 im Endspiel gegen Ivan Lendl wegen einer Bauchmuskelzerrung aufgeben mußte, spielte und gewann sein Achtelfinale gegen den Franzosen Arnaud Boetsch.
"Es ist zuviel. Die neue Tour ist ein Wahnsinn, sie fordert uns bis an die Grenzen. Was gerade die Spitzenspieler leisten müssen, die bei den Turnieren fast immer mindestens das Halbfinale erreichen, ist unmenschlich." Bevor er abflog, hatte Becker beim Abendessen die Meinung einiger seiner Kollegen auf den Punkt gebracht: "Man sieht doch das Ergebnis. Die Leute sind verletzt wie Goran oder ich. Oder sie scheiden wie Chang und Krajicek frühzeitig aus."
Während die besten zehn Tennisspieler bis 1993 aus elf der höchstklassierten Turniere neun auswählen durften, müssen sie nun mindestens elf melden und dürfen von acht Spitzen-Veranstaltungen nur eine auslassen. "Die Leute bei der ATP haben den Fall der Mauer wohl noch nicht mitgekriegt. Das ist nur Geldmacherei. Da reden sie vom großen Topf und nehmen sich den Löwenanteil raus." Mit diesem Vergleich redete Becker dem ehemaligen Weltranglisten-Ersten John McEnroe (USA) das Wort. Der Flegel von einst hatte die Statuten "letztes Überbleibsel des Kommunismus" genannt.
Die Kritik schwelt, aber es passiert nichts. Der Weltranglisten-Erste Jim Courier machte beim ATP-Finale in Frankfurt seinem Unmut zwar in mehreren Pressekonferenzen Luft, doch als er die Kollegen zu einer Protestgruppe zusammenrufen wollte, kam kein Termin zustande. "Von zehn gibt es immer fünf, die alles gut finden und denen von der ATP in den Hintern kriechen. Da bekommst du keine Mehrheit", erklärte Becker.
Wenn dem so ist, warum statt großer Worte nicht große Taten? Es bleibt unverständlich, daß die Spieler - Becker, Agassi, Courier, Ivanisevic -, ohne die im Tennis kein großes Geschäft zu machen ist, ihre Macht nicht gemeinsam nutzen. Courier, der Motor der Kritiker, hat sich in Melbourne wieder um eine Sitzung mit den Kollegen bemüht. Hingegangen ist keiner. sid
Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien bedroht den Spielplan der Basketball-Europaliga nun doch ernsthaft. Seit Zadar, Heimat des in der Gruppe B spielenden Klubs KK Zadar, Schauplatz schwerer Gefechte ist, wird eine Austragung von Spielen dort unmöglich.
Betroffen ist auch der Deutsche Meister TSV Bayer 04 Leverkusen, dessen Rückrundenspiel in Kroatien für den 4. Februar angesetzt ist. "Wir werden mit Sicherheit kein Team ins Kriegsgebiet schicken", erklärte Florian Wanninger, Pressesprecher des Basketball-Weltverbandes FIBA. "Es gibt mehrere Möglichkeiten, aber es ist wahrscheinlich, daß die FIBA Zadar anweisen wird, seine Spiele auf neutralem Boden auszutragen."
Real Madrid, ungeschlagener Tabellenführer der Gruppe B, hatte Anfang Januar die Reise ins Krisengebiet verweigert und war von einer Verlegung auf neutrales Gebiet ausgegangen. Die FIBA aber wertete das ausgefallene Spiel mit 2:0 Punkten für KK Zadar. Doch ein Protest der Spanier hatte Erfolg. Real soll nun bis zum 25. Februar die ausgefallene Partie bei den Kroaten nachholen. sid
Der Bürgerkrieg in Rest-Jugoslawien wirbelt den Spielplan der Basketball-Europameisterschaft für Vereinsmannschaften kräftig durcheinander. Seit der kroatische Ort Zadar, Heimat des in der Gruppe B spielenden Klubs KK Zadar, wieder Schauplatz schwerer Gefechte ist, wird eine Austragung von Spielen dort unmöglich.
"Wir werden mit Sicherheit kein Team ins Kriegsgebiet schicken", erklärte Florian Wanninger, Pressesprecher des Weltverbandes FIBA am Montag gegenüber dem Sport-Information-Dienst (sid). Betroffen ist auch der Deutsche Rekordmeister TSV Bayer 04 Leverkusen, dessen Rückrundenspiel in Zadar für den 4. Februar angesetzt ist. Die zuständige Europapokal-Kommission wird bis Freitag eine Entscheidung im Fall Leverkusen treffen.
Auch beim TSV Bayer 04 Leverkusen wartet man gespannt auf die FIBA-Entscheidung. "Wir haben uns mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt und warten derzeit noch auf eine Empfehlung", sagte Trainer Dirk Bauermann, der kürzlich eine Allianz der betroffenen Mannschaften vorgeschlagen hatte, um die FIBA umzustimmen.
Real Madrid hatte als erster Klub Anfang Januar die Anreise verweigert und war von einer Verlegung auf neutrales Gebiet ausgegangen. Die FIBA wertete das ausgefallene Spiel mit 2:0 Punkten für KK Zadar, doch ein Protest der Spanier hatte Erfolg.
Real erhält nach einem Beschluß der Europapokal-Kommission eine neue Chance und soll spätestens bis zum 25. Februar die Partie bei den Kroaten nachholen. Doch der jetzt offen ausgebrochene Krieg im Gebiet von Zadar läßt auch diese Variante kaum zu. sid
Der Franzose François Delacour ist auf dem besten Wege, seinem Arbeitgeber Ford den ersten Sieg bei der Rallye Monte Carlo seit 40 Jahren zu bescheren. Mit dem neuen Escort Cosworth führt Delacour den Weltmeisterschaftsauftakt nach 15 von insgesamt 22 Wertungsprüfungen vor seinem italienischen Markenkollegen Massimo Biasion an. Armin Schwarz aus Oberreichenbach konnte seinen sechsten Rang festigen, hat aber keine Chancen mehr, aus eigener Kraft weiter vorzufahren.
Nach der Hälfte der Halbetappe am Montag lag der enorm schnelle, oftmals aber gleichermaßen ungestüme Delacour 1:19 Minuten vor dem zweimaligen Weltmeister Biasion und fährt damit seinem ersten WM-Triumph entgegen. Vorjahressieger Didier Auriol (Frankreich) kommt nach dem Wechsel zu Toyota immer besser mit seinem neuen Gefährt zurecht und verkürzte als Drittplazierter den Rückstand auf das Ford-Duo (1:58).
Schwarz, der bei seinem Mitsubishi-Debüt vom Defektteufel verfolgt ist und nunmehr 17:38 Minuten hinter Delacour liegt, beschränkt sich unterdessen aufs Testen. "Die Probleme mit der Antriebswelle sind zwar behoben, doch jetzt habe ich Ärger mit dem Getriebe", meinte der Franke. Nach einer neuen Regelung darf das Getriebe erst im Etappenziel in Monaco ausgetauscht werden.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert sich Isolde Holderied aus Bayersoien im Kampf um die Spitze der Frauenwertung. Die 25jährige behauptete mit ihrem seriennahen Mitsubishi zwar den 16. Gesamtrang, mußte aber die Französin Christine Driano (Citroen) passieren lassen. sid
Beim DFB-Hallenmasters in München gibt Matthias Sammer, der sich am letzten Wochenende mit Inter Mailand über eine Rückkehr in die Bundesliga einigte, sein Debüt bei seinem neuen Klub Borussia Dortmund. "Wie unser Trainer Ottmar Hitzfeld durchblicken ließ, ist Matthias Sammer bereits dabei", bestätigte Stürmer Frank Mill auf einer Pressekonferenz zu dem Finale der Hallen-Serie am 30. und 31. Januar in der Münchener Olympiahalle.
Der ehemalige Stuttgarter dürfte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Zugnummer dienen, um die letzten 1500 Karten für das Masters abzusetzen. Der Finaltag ist bereits ausverkauft (10 000 Karten). Zum Vergleich: Das erste Hallenmasters 1988 in Frankfurt wollten 3816 Besucher sehen.
Die acht Teilnehmer - Gastgeber Bayern München, Vorjahressieger Borussia Dortmund, der Deutsche Meister VfB Stuttgart, DFB-Pokalsieger Hannover 96, der Hamburger SV, der 1. FC Köln, der Chemnitzer FC und der 1. FC Kaiserslautern - erhalten rund 120 000 DM Startgeld. 1,9 Millionen Mark beträgt der Etat, er liegt damit rund 300 000 Mark höher als 1992. Der Sieger kassiert noch einmal 75 000 Mark, der Zweite 50 000 und die beiden Halbfinalisten je 15 000 Mark. "Das ist doch für die Zweitligisten Hannover und Chemnitz ein hervorragendes Zubrot", meinte Wolfgang Niersbach, Pressesprecher des DFB. Mill verkündete, in München würde er aufgrund seiner "alten Knochen" zum letztenmal bei einem Hallen-Turnier antreten.
Bayern-Manager Uli Hoeneß verriet: "Die Prämien für eine eventuelle Halbfinal-Teilnahme werden unter den Spielern verteilt." Für Mill sind die Bayern Favorit: "Ich glaube, daß die das Rennen machen, schließlich haben sie jetzt den Thomas Helmer."
Titelverteidiger Borussia Dortmund und Ausrichter Bayern München treffen in der Münchener Olympiahalle schon in der Vorrunde aufeinander. Das ergab die Auslosung am Montag abend. Das Eröffnungsspiel bestreiten am Samstag um 13 Uhr der VfB Stuttgart und der 1. FC Köln. - Die Gruppeneinteilung, Gruppe A: VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern, Chemnitzer FC, 1. FC Köln. Gruppe B: Hannover 96, Bayern München, Hamburger SV, Borussia Dortmund.
Der 28jährige Brasilianer Jorginho von Bayern München zog sich bei Hallenturnier in Karlsruhe einen größeren Syndesmoseriß im rechten Sprunggelenk zu und muß voraussichtlich mindestens vier Wochen lang aussetzen. Als Ersatz wird möglicherweise Thomas Berthold zu einem Comeback kommen. sid/dpa
Europameister Armin Schwarz bleibt bei der 61. Rallye Monte Carlo vom Pech verfolgt. Auch am fünften Tag des ersten von 13 Weltmeisterschaftsläufen mußte sich der Oberreichenbacher mit Defekten an seinem Mitsubishi herumschlagen, konnte aber dennoch den sechsten Platz erfolgreich verteidigen.
"Diese Monte möchte ich am liebsten vergessen. Bei unserem Tempo können wir auf unsere Streckennoten verzichten. Ich hoffe, daß wir nun endlich das Differential wechseln können", erklärte der 29jährige Franke, der nach Problemen mit Antriebswelle und Getriebe auf der letzten Tagesprüfung auch noch auf den Frontantrieb verzichten mußte. Im Gesamtklassement nach 17 von 22 Wertungsprüfungen hat Schwarz mit seinem britischen Co-Piloten Nicky Grist 22:34 Minuten Rückstand.
Die Führung verteidigte der Franzose Francois Delecour im Ford Escort erfolgreich. Mit 1:03 Minuten Rückstand belegt der zweimalige italienische Monte-Sieger Massimo Biasion in einem weiteren Escort den zweiten Rang vor dem französischen Vorjahressieger Didier Auriol (1:11) im Toyota Celica. Die diesmal erstaunlich starken Fords steuern damit ihrem ersten WM-Sieg seit 1988 entgegen, als damals Auriol im Sierra die Rallye Korsika gewann.
In der Frauen-Wertung hat Titelverteidigerin Isolde Holderied aus Bayersoien die Führung vor der "Nacht der langen Messer" an die Französin Christine Driano verloren. "Ich denke, daß ich in der letzten Nacht wieder aufholen kann, denn ich liebe Nachtprüfungen", erklärte die 25 Jahre alte Mitsubishi-Fahrerin, die mit ihrem Galant 42:43 Minuten zurück den 15. Platz im Gesamtklassement und Rang 6 der Gruppe-N-Wertung belegt. sid
Manfred Gottschalk ist deutscher Meister im Fünfkegel-Billard. Damit erreichte der 1989 von Leipzig nach Langen übergesiedelte Spitzenspieler diesen Titel nach 1990 und 1992 schon zum dritten Mal. Auch wenn es gerade im letzten Spiel gegen Gerd Kunz aus Sachsen zeitweise recht knapp war, tat das dem Spiel keinen Abbruch. Die Spannung lag förmlich in der Luft, die Begegnung war eine Werbung fürs Billard.
Manfred Gottschalk ist seit acht Jahren dabei. In dieser Zeit hat er einen ungeheuren Erfahrungsschatz für die Kugeln aufgebaut. "Mathematiker muß man nicht gerade sein", schmunzelt der frischgebackene deutsche Meister, "aber nur mit Gefühl geht's eben auch nicht." Oft entscheide schon ein halber Millimeter über Sieg oder Niederlage. Da müsse man sich schon sicher sein, wo man anspielt, so der Langener. Daß Fünfkegel- Billard eine enorme psychische Belastung ist, das verhehlt der Wahl-Langener nicht. "Nach so einem Spiel bin ich doch sehr erleichtert", beschreibt er den Moment, wo der Druck von ihm genommen wird. Da ist ein Ausgleichssport recht hilfreich. Gottschalk spielt gerne Tischtennis, war früher auch im Fußball recht erfolgreich. Die Sache mit dem regelmäßigen Jogging will er demnächst konsequent angehen. Doch das Herz hängt nun mal am Fünfkegel-Billard. Dreimal Training pro Woche regulär, vor Meisterschaften auch fünfmal. Normale Härte, wenn man in Deutschland die Nummer eins sein will - und darüber hinaus mitreden möchte. Im März wird in Budapest die Europameisterschaft ausgetragen, im April in Uruguay die Weltmeisterschaft. Beide Male ist Manfred Gottschalk aus Langen dabei. rip
Die Atmosphäre ist angespannt. Der Billard-Raum im Vereinsheim des FC Langen ist verdunkelt, Licht brennt nur über dem grünen Tisch, an dem noch gespielt wird. Die etwa 30 Anwesenden reden nur im Flüsterton. Lediglich die knarrende Tür zur Gaststätte zerreißt bisweilen die Stille. "Zwei, Gottschalk, zwei", sagt der Schiedsrichter mit eintöniger Stimme, als ein weißer Kegel umfällt. Manfred Gottschalk, das As des 1. Langener Billard-Clubs, ist beim letzten Spiel der deutschen Meisterschaft im Fünfkegel-Billard, die der Langener Verein ausrichtet.
"Der zweete Platz reicht uns ja ooch", flüstert die Mutter von Gerd Kuns, dem Kontrahenten von Gottschalk, ganz ergriffen. Der Langener und der Sachse aus Weißwasser bei Cottbus lagen vor diesem letzten Spiel in der Endrunde mit 4:0-Punkten gleichauf. Diese Partie wird die Entscheidung bringen. Den ersten Satz entschied der Vorjahressieger vom Ausrichterverein mit 80:52 noch recht deutlich für sich. Der zweite Satz dagegen ist aber hart umkämpft. Gottschalk liegt oft hintendran, kann nichts dagegen machen, daß Kunz ihn "totsetzt", die Billardkugeln also in Positionen spielt, in denen die eigentliche Aufgabe des Fünfkegel-Billards nur schwer gelöst werden kann. Die Aufgabe, das ist das Umwerfen der fünf kleinen Kegel in der Mitte des Tisches. Vier weiße, sie zählen zwei Punkte und eine rote Figur mit dem Wert von vier Punkten stehen in der Mitte des Billard-Tisches und müssen umgeschossen werden. Zuvor muß aber die zweite Billardkugel angespielt werden. Eine Aufgabe, bei der Gottschalk jetzt im zweiten Satz seine Probleme hat. Gerd Kunz gibt den Ton an, der Vorjahressieger und Favorit ist damit beschäftigt, den Vorsprung des Sachsen zu beschränken. Endlich fällt das 63:63. Doch schon beim nächsten Stoß ein Patzer, Kunz erhält zehn Punkte gutgeschrieben.
"Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich schon auf einen dritten Satz eingestellt", sagt der 1989 von Leipzig nach Langen übergesiedelte Manfred Gottschalk später. Mit Nervenstärke reißt er den 73:75-Rückstand herum und trifft zum entscheidenden 80:75. Gottschalk ist deutscher Meister 1993.
Auch die anderen Langener glänzten. Hans-Jürgen Meisel, der "Teddybär aus Langen", wie ihn Turnierleiter Dieter Altmann kameradschaftlich zur Siegerehrung rief, erreichte Platz neun und lieferte damit einen gelungenen Einstand auf Bundesebene ab. Dieter Altmann verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze und kam auf Rang zwölf, Detlef Schmidt auf Platz 24, der kurzfristig eingesprungene Pino Basile auf Rang 28.
Überrascht hat auch Peter Berger aus Hanau. Er erreichte völlig überraschend die Endrunde der besten vier Spieler, unterlag hier allerdings Manfred Gottschalk (80:72/80:54), Lars Niegisch (80:40/80:37) und Gerd Kunz (80:40/80:54). Immerhin noch Platz vier für den Hanauer.
Die Ergebnisse: 1. Manfred Gottschalk (Langen), 2. Gerd Kunz (Sachsen), 3. Lars Niegisch (Niedersachsen), 4. Peter Berger (Hanau), 5. Holger Autengruber (Sachsen), 6. Steffen Exler (Sachsen) 7. Siegfried Gehmlich (Sachsen), 8.Karl-Günter Appel, 9. Hans-Jürgen Meisel (Langen), 12. Dieter Altmann (Langen), 18. Detlef Schmidt (Langen), 28. Pino Basile (Langen). rip
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Schwalbach. Theater AG der Albert- Einstein-Schule: "Aschenkinder", Theatersaal der Albert-Einstein-Schule, 10 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (16, 18 Uhr); Der Doktor - ein gewöhnlicher Patient (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Sister Act (15, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Kevin - Allein in New York (15); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Bodyguard (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Bodyguard (17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Am Eschenplatz 1: "Licht / Zeit A", Installation von Ottmar Schnee, Film, Video, Fotosequenzen, 15 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 96 / 49 02 32 (bis 16. 2.).
Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e. V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl-Hof, Hauptstraße 21, 16 bis 18 Uhr (bis 7. 2.).
Kreishaus, Am Kreishaus 1-5: "Augenblick mal!" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., Bilder und Zeichnungen geistig behinderter Menschen, 8 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).
Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.).
Kelkheim. Foyer der Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Aquarelle auf Seide "Venezianische Masken" von Bärbel Hoffmann, 8 bis 17 Uhr (bis 10. 2.). Vorträge / Kurse Hofheim. Volksbildungswerk Marxheim: "Durch Tibets Nordsteppe zum Berg Kailash", Diavortrag von Lotti und Uwe Ney, Grundschule Marxheim, Schulstraße, 19.45 Uhr.
Kelkheim. CKI-Club Kelkheim International: "Neuseeland", Teil 1, Diavortrag von Frau Schwab, Plenarsaal Rathaus, Gagernring 6-8, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: "Der Umwelt eine Chance", Podiumsdiskussion, Stadthalle, kleiner Saal, Ratsschänke, 20 Uhr.
Hofheim. SPD: "Schule der Zukunft - Zukunft unserer Kinder" mit Hartmut Holzapfel, Stadthalle, Großes Casino, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl). Vereine / Organisationen Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Handarbeiten und Basteln, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr.
Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.
Hofheim. Deutscher Hausfrauen-Bund: "Hausfrauen sprechen mit Stadtverordneten-Vorsteher Hans Tulatz", Rathaus, 4. OG, 17.30 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
AsF: Treff um 19.30 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20.30 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.
Schwalbach. Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Badener Straße 23, Limes, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Sulzbach. Arbeitsgruppe des Sozial-, Umwelt- und Kulturausschusses: Gesprächsabend "Ausländische MitbürgerInnen in unserer Gemeinde", Erdgeschoß des Bürgerhauses, 19.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Arbeitskreis Geschichte "Der Lebensweg der Kaiserin Friedrich", Referentin Ursula Wildenhayn, Vortragssaal, 16 Uhr.
Flörsheim. Seniorentanzkreis, Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 15 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.
Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm, Kirchgasse, 15 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Bastelgruppe mit Dieter Otto, Seniorenwohnanlage, Marktplatz 46 a, 15 Uhr.
Singkreis mit Renate Uthe, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 und 2, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Wie wird man Räuber", Hauptstraße 48, 15 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.
Kelkheim.Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.
Flörsheim. Evangelische Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr.
Info-Mobil zur Getrenntsammlung von Abfällen: Wicker, Alte Goldbornschule, 16.30 bis 18 Uhr.
Hattersheim. Elternschule Taunus: Seminar "Umgang mit der Angst", katholisches Jugendheim, Mainstraße, Okriftel, 20 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 90 / 18 11.
Kelkheim. Referat für Gleichstellung: Ausländische und deutsche Frauen treffen sich, Altes Rathaus Münster, Borngasse 12, 20 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Knobibonbon" - Kabarett von Türken für Deutsche "Der Beschneider von Ulm", 20 Uhr.
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (20.30 Uhr). Ausstellungen Firmenmuseum der Hoechst AG im Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).
AOK, Geschäftsstelle Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2-4, 17 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstr. 121, 20 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die drei Musketiere, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Der Tod und das Mädchen, 19.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Schöne und das Biest (13, 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der letzte Mohikaner (13, 15.30, 18, 20.30).
Alpha: Verhängnis (14.30, 17, 19.30, 22).
Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Gamma: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Night on Earth, Original mit Untertiteln (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Weiße Jungs bringen's nicht - White man can't jump (17, 19.45 Uhr). Angeklagt (22.30 Uhr). Ausstellungen Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier und Keramik von A. R. Penck, 14 bis 18 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Nilu und Dorrsgalerie präsentieren: "Cosmic Messengers", Malerei, Kunstobjekte, Installation von Jean Mandola, Karen Roberts-Pitts, Helmut Mando und Chris Clarke, Galerie Nilu, Adolfstraße 8, Sonderausstellung bei Dorrsgalerie, Rheinstraße 101 (bis 13. 2.).
Galerie B. Haasner, Saalgasse 38/Eingang Nerostraße, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Ausstellung Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15 bis 18 Uhr (bis 14. 2.).
Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30, 15 bis 18.30 Uhr (bis 29. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 16 Uhr.
Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.) , Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Vorträge / Kurse Wiesbadener Umweltgespräch: "Klimaveränderungen - nach uns die Sintflut?", Fachleute: Dieter Walch, Joachim Mengden und Dieter Berlitz, Rathaus, Stadtverordneten-Sitzungssaal, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38-40, Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 17 bis 20 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10-12 Uhr u. 14 -16 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51518.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Sonstiges "terra uno communications": Disco mit internationalem DJ, Tanzpalast Parkcafé, Wilhelmstraße 36, 22 Uhr.
Seminar "Rollenspiel zum Ausprobieren", evangelische Kirche, Schwalbacher Straße 6, 18 Uhr., Infos Tel. 14 09 22.
Sonnenberger Bibelwoche: "Seelsorge aus dem Herzen Jesu", Pfarrer Scharbatke, evangelisches Gemeindehaus, Kreuzbergstraße 9, 20 Uhr. - ohne Gewähr -
Kleine FR
Nidda: Heute Parlamentssitzung NIDDA. Der An- und Verkauf von Grundstücken und die Stellungnahmen der Bürger zu den Bebauungsplänen "Gewerbegebiet Borsdorf/Harb", "Kisselberg", "Freiäcker" und "Auf den Wingerten III" steht im Mittelpunkt der nächsten Sitzung des Stadtparlamentes Nidda am Dienstag, 26. Januar, ab 20 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses Nidda.
Grüne beraten ihr Wahlprogramm FRIEDBERG. Ihr Wahlkampfprogramm beraten die Wetterauer Grünen während einer Kreismitgliederversammlung morgen, Mittwoch, um 20 Uhr im Bürgerhaus in Bruchenbrücken.
Ortsbeirat Steinfurth tagt BAD NAUHEIM. Mit dem Bebauungsplan "Am Ölberg", den Standorten für die Container zum Dualen System, der Einbahnstraßenregelung in der Kellereigasse, den Pappeln an der Wetter und dem Freischneiden von Wegen beschäftigt sich der Steinfurther Ortsbeirat am Donnerstag, 28. Januar, ab 20 Uhr im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr.Neues Bussystem BAD NAUHEIM. Am heutigen Dienstag, 26. Januar, werden im Bad Nauheimer Verkehrsausschuß öffentlich die Ergebnisse der ersten größeren Untersuchung für ein funktionierendes Bussystem für Bad Nauheim vorgestellt. Auf über 50 Seiten hat das in Stuttgart ansässige Büro für Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt die Möglichkeiten und Kosten eines dichten Busnetzes zwischen Friedberg, der Bad Nauheimer Kernstadt und seinen Stadtteilen aufgelistet. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses, Friedrichstraße 3.
Abfallkonzept des Kreises FRIEDBERG. Mit dem Abfallwirtschaftskonzept des Wetteraukreises befaßt sich der Umweltausschuß des Kreistages während seiner Sitzung am Montag, 8. Februar, um 17 Uhr im Sitzungszimmer 201 des Kreishauses.
Kleine FR
Freizeiten der Flüchtlingshilfe MÖRFELDEN-WALLDORF. Zwei Freizeiten, an denen Flüchtlinge und Deutsche teilnehmen können, bietet die Christliche Flüchtlingshilfe in diesem Jahr an. Während die Fahrt nach Dorndill vom 10. bis 13. Juni für alle Interessierten offen ist, können an dem vom 15. bis 17. Oktober geplanten Wochenende in Hasselbach nur Frauen teilnehmen. Weitere Informationen: Annette Seydel von der Christlichen Flüchtlingshilfe, Telefon 7 63 66 oder 7 53 99. Grunddekoration angeschafft KELSTERBACH. Ein Herz für Karnevalisten hatte der Magistrat: Aus der Stadtkasse stellte er 11 000 Mark für eine karnevalistische Grunddekoration des Bürgerhauses bereit. Männer und Frauen: eine Bilanz GROSS-GERAU. "Zehn Jahre Arbeit an der Gleichstellung von Frauen und Männern im Kreis Groß-Gerau" ist das Thema einer Veranstaltung am Donnerstag, 28. Januar, 16 Uhr, im Landratsamt. Politischer Frühschoppen BÜTTELBORN. Zu einem politischen Frühschoppen lädt die SPD Klein-Gerau für Sonntag, 31. Januar, 10 Uhr, ins Volkshaus ein. Bauverein tagt MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Mitglieder des "Bauvereins Pfarrzentrum Christ König" treffen sich am Montag, 1. Februar, zur Jahreshauptversammlung. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im kleinen Saal des Pfarrzentrums. Neuer Kurs zu alten Möbeln RÜSSELSHEIM. Wie man fachkundig alte Möbel neu umhüllt, das ist Thema eines VHS-Kurs in der Albrecht-Dürer- Schule. Ein Einführungsabend findet am Dienstag, 2. Februar, 19 Uhr. statt. Der Kurs selbst ist vom 12. bis 14. Februar vorgesehen. Begegnungsstätte geöffnet BÜTTELBORN. Die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in der alten Schule Klein-Gerau ist am Samstag, 30. Januar, ab 14 Uhr geöffnet. Tour zur Kultur MÖRFELDEN-WALLDORF. In die Frankfurter Kunsthalle Schirn führt die "Tour zur Kultur", die die katholische Pfarrgemeinde am Mittwoch, 3. Februar, anbietet. Die Führung beginnt um 17.30 Uhr, Abfahrt ist um 16.45 Uhr an der katholischen Kirche in Walldorf. Anmeldungen unter Telefon 52 73 im Pfarrbüro. Karten für Senioren-Fastnacht KELSTERBACH. Ab Montag, 1. Februar, werden in der Telefonzentrale des Rathauses die Karten für die beiden Veranstaltungen zur Senioren-Fastnacht ausgegeben. Mitmachen können alle Bürger/innen vom 65. Lebensjahr an aufwärts. Die Veranstaltungen beginnen an den Donnerstagen, 11. und 18. Februar, um 15 Uhr. Sport und Ökologie RÜSSELSHEIM. "Sport und Ökologie" ist das Thema einer Ausstellung des Jugendbildungswerkes in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei. Sie wird in den Räumen am Treff vom 1. bis 25. Februar zu sehen sein.
RODGAU. Beim "Sacher" in Jügesheim trafen sich am 30. April 1968 elf Männer und Frauen, um eine Idee zu realisieren, die sie seit Monaten umgetrieben hatte: der Tennisclub Jügesheim wurde gegründet. 25 Jahre sind seitdem vergangen, Anlaß also, die ehemaligen Gründungsmitglieder, Rodgauer Vereinsgrößen und den Bürgermeister zu einer gutbesuchten Akademischen Feier zu bitten, die am Wochenende im "Haus der Begegnung" in Rodgau-Jügesheim stattfand.
Natürlich gab es zur Einstimmung Kammermusik, der Vorsitzende Jean Rudolf faßte die wesentlichsten Daten und Fakten der Vereinsgeschichte zusammen, Bürgermeister Scherer unterstrich den Wert der Vereine für das Gemeinwesen, goldene Ehrennadeln und die üblichen Zinnteller wurden überreicht, danach Entspannung mit den Rodgau-Tramps, den Bachgau-Buam und dem Bauchredner Maro.
Noch vor 25 Jahren haftete dem Tennis das Odium des Elitären an - heute ist der Weiße Sport in allen gesellschaftlichen Schichten beliebt, auch dank Boris und Steffi. Der TC Jügesheim zählt inzwischen 430 Mitglieder, acht Herren-, Damen- und sechs Jugend-Mannschaften kämpfen um Satz und Sieg, auf fünf Plätzen im Osten der Gemarkung wird dem Hobby gefrönt, im dem 1979 fertiggestellten Clubhaus kommt die Geselligkeit nie zu kurz.
Kurt Müller war es, der als erster Vorsitzender (bis 1973) zusammen mit den Gründungsmitgliedern Werner Mitterle, Gerd Zobel, Berhard und Elisabeth Stojanik, Jürgen Beyer, Elfriede Simon, Jean und Gertrud Rudolf, Heinz Linnemann und Josef Denisch harte Aufbauarbeit leistete. Sie alle und die schnell wachsende Tennis-Gemeinde griffen noch selbst zu Harke und Schaufel, um endlich auch im Rodgau Bälle schlagen zu können. Nur ein Jahr verging, dann waren zwei Plätze fertig, die ersten Tie-Breaks konnten gespielt werden.
Als Jean Rudolf 1973 an die Spitze des TC gewählt wurde, verfügte der Verein bereits über vier Sandplätze. Ein barakkenähnliches Fertighaus diente den bereits 190 Mitgliedern als Umkleidekabine und Treffpunkt. Ein fünfter Platz (1974) und das neue Clubhaus waren weitere Meilensteine in der noch jungen Vereinsgeschichte.
Daß der Verein heute schuldenfrei dasteht und relativ niedrige Beiträge im Vergleich zu anderen Vereinen erhebt, ist laut Rudolf auf das besondere Engagement der Tennisgemeinde zurückzuführen: Tausende von Stunden arbeiteten Männer und Frauen unentgeltlich, um die Anlage in Schuß zu halten, Medenspiele, Turniere und Feste zu veranstalten. Besondere Herausforderung 1993: der TC veranstaltet zum dritten Male die Rodgau-Stadtmeisterschaft.
Aus Anlaß des Jubiläums sollten Heinrich Mailänder, der seit 21 Jahren Schriftführer ist und dafür auch vom Hessischen Tennis-Verband besonders belobigt wurde, und drei weitere Leute nicht unerwähnt bleiben: Herbert Spahn, Detlef Gottschalk und Helmut Schmidt. Sie waren es, so wird kolportiert, die sich zusammen mit Kurt Müller als allererste Gedanken um einen Tennisclub in Jügesheim machten. Daß von ihnen nur Müller bei der denkwürdigen Gründungsversammlung am 30. April 1968 anwesend war, soll vor allem berufliche Gründe gehabt haben. ekr
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Die neue Zeit und ihre Folgen" ist der Titel einer Ausstellung von Sonntag, 31. Januar, bis 30. März im Heimatmuseum Mörfelden. Die vom "Arbeitskreis zur Geschichte der Groß-Gerauer Arbeiterbewegung" zusammengetragenen Dokumente beschäftigen sich mit Alltag, Politik und Personen in der Zeit von 1896 bis 1956. Eröffnung ist am Freitag, 29. Januar, um 18 Uhr; mit einem Referat von Museumsleiterin Cornelia Rühlig: "Der 30. Januar 1933 und seine Folgen". Anschließend führt Arbeitskreis-Mitglied Bernd Heyl die Besucher in die Ausstellung ein. wal
WETTERAUKREIS. Knapp 5600 Verkehrsunfälle ereigneten sich 1992 auf den Wetterauer Straßen. Dabei wurden 39 Menschen getötet und 326 schwer verletzt. Der Schaden betrug mindestens 18 Millionen Mark. Diese Zahlen stehen in der Jahresstatistik der Wetterauer Polizei.
Während die Unfallzahlen und die der Verletzten und Getöteten seit Jahren im Kreis in etwa gleich bleiben, ist die Zahl der Menschen, die vom Unfallort flüchten, erneut angestiegen. Bei fast jedem vierten Unfall ist 1992 der Fahrer geflüchtet - meist vergebens, denn knapp über die Hälfte der Flüchtigen konnte die Polizei später feststellen. 279 Fahrer waren bei Unfällen alkoholisiert (plus 13 im Vergleich zum Vorjahr).
Die unfallträchtigste Strecke im mittleren Kreisgebiet ist nach wie vor die Budesstraße 455 zwischen Friedberg und der Autobahn bei Rosbach. Dort starben bei 140 Unfällen insgesamt neun Menschen, 13 weitere wurden schwer und 39 leicht verletzt. Als stark belastet gelten auch die B 275 zwischen Nieder- und Ober-Mörlen (42 Unfälle, zwei Tote und vier Schwerverletzte) und die B 455 zwischen Dorheim und Melbach (37 Unfälle, drei Schwerverletzte).
Auf den Ortsdurchdurchfahrten der B 3 in Friedberg (Kaiserstraße) protokollierte die Polizei 170 Unfälle, auf der B 3 in Bad Nauheim (Frankfurter Straße) waren es 90 Zusammenstöße.
Der schwerste Unfall ereignete sich am 30. März 1992 auf der B 455 bei Wölfersheim, als drei Menschen ge- tötet und zwei schwer verletzt wurden. Zwei Tote und eine Leichtverletzte lautete die Schreckensbilanz nach einem Unfall am 13. April an der Einmündung der B 455 in die Landesstraße nach Ockstadt.
Der folgenschwerste Unfall im östlichen Teil des Kreises ereignete sich nachAngaben der Polizei am 25. Februar in der Gemarkung Borsdorf, als ein 27jähriger Frankfurter zu schnell mit seinem Wagen unterwegs war, nach einer leichten Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn kam und dort frontal mit einem Wagen aus Nidda zusammenstieß. Beide Fahrer starben noch an der Unfallstelle. str
LONDON. In Wien wetteifern eine Staats- und eine Volksoper um die Gunst des einheimischen und des touristischen Publikums. Da kann man schon etwas auf den Namen geben: In die Staatsoper wallt man nicht, ohne vorher Staat gemacht zu haben; die Volksoper darf auch mit weniger feierlich-beklommenen Gefühlen betreten werden. In London benennt sich das Traditionsopernhaus nach einem noch traditionelleren Gemüsemarkt ("Covent Garden"), aber das vorgespannte "Royal"-Attribut signalisiert unmißverständlich die Würde dieses Kunstinstituts (unabhängig von der aktuellen Impression, daß sich in der britischen Königsfamilie ein seltsames Gemüse auswächst).
Die Konkurrenz zur "königlichen" Londoner Oper, die "English National Opera", hervorgegangen aus dem Privatunternehmen Sadler's Wells, residiert nur wenige hundert Meter von Covent Garden entfernt in der Theatermeile des Londoner Westends unweit von St. Martin-in-the- Fields und Trafalgar Square.
Ihre Spielstätte ist das charmante, ein wenig heruntergekommene Coliseum, ein gewiß viel weniger repräsentativer Kulturort als der Gemüsemarkt-Tempel oder die modernen Bauten am Themseufer ("South Bank"). An künstlerischer Gewichtigkeit braucht sich die "English National Opera" aber nicht zu verstecken. Die "nationale" Komponente ist hier keine bloße Fiktion: Es wird offensichtlich gearbeitet an einem genuin englischen Opernverständnis; daran nämlich, Musiktheater in England heimisch und auch populär zu machen. Das bedeutet auch: internationales Opernrepertoire, großenteils in englischen Übersetzungen. Und selbstverständlich wird die keineswegs unerhebliche britische Oper und Operette angemessen berücksichtigt. In der laufenden Spielzeit werden zwei Werke des Klassikergespanns Gilbert & Sullivan ("Prinzess Ida", "The Mikado") sowie Benjamin Brittens "The Turn of the Screw" präsentiert. Daneben figurieren internationale Erfolgsstücke wie "Hänsel und Gretel", "Rigoletto" und "Carmen". Als reizvolle Rarität wurde zudem Leos Janaceks heiter-phantastische Oper "Die Ausflüge des Herrn Broucek" in den (nahezu nach Stagione-Prinzipien ablaufenden) Spielplan aufgenommen.
Diese Produktion (an der sich auch die Bayerische Staatsoper München beteiligt) ist Teil einer intensiven Janacek-Bemühung der English National Opera, deren musikalischer Spiritus rector der Dirigent Charles Mackerras ist, der sich im vergangenen Jahrzehnt als einer der feinnervigsten Janacek-Interpreten unserer Zeit profilierte. Er vermittelte auch der Londoner "Broucek"-Aufführung höchste künstlerische Kompetenz.
Das Stück entstand 1917 und wurde 1920 in Prag uraufgeführt. Es gehört also zum Spätwerk des in seinem letzten Lebensjahrzehnt (bis zu seinem Tode 1928) ungeheuer produktiven tschechischen Komponisten. Merkwürdigerweise rangiert es in der Wertschätzung vieler Opernfachleute deutlich unterhalb anderer Meisterwerke desselben Autors, erscheint auf den Bühnen auch viel seltener als "Jenufa", "Katja Kabanowa", "Das schlaue Füchslein", "Die Sache Makropulos", "Aus einem Totenhaus", sogar als das spröde "Schicksal". Für diese zurückhaltende Einschätzung gibt es einen Grund. Ob der indes einleuchtet (und dem Werk auf Dauer nur einen Schattenplatz zuweist), ist eine andere Sache.
Der "Held" des (auf einer humoristischen Erzählung von Svatopluk Cech basierenden) Stückes, der Herr Broucek, ist ein typischer Klein- und Spießbürger, geradezu ein Ekel, sozusagen ein trivialer Alltagsteufel in Filzpantoffeln. Ein Charakter, näher am Puntila als am Schweijk. Und dieser unsympathische, verkniffene und lächerliche Mann wird im Laufe einer bizarren Science-fiction- Handlung gleichsam unversehens zu einer überlebensgroßen Figur aufgebaut, zu einem unverwüstlichen Besieger aller Widrigkeiten, zum Besteher lebensgefährlicher Abenteuer in Zeit und Raum, und Janacek stattet ihn gegen Ende überdies noch mit allen Ehren einer hymnisch-triumphalen Identifikationsmusik aus. Ein Bruch in der Konzeption? Unverzeihlicher Irrtum eines vor Begeisterung blindgewordenen Musiktheatralikers?
Es ist sehr gut möglich, daß die als Satire beabsichtigte und begonnene "Broucek"-Arbeit eine Dynamik bekam, von der sich der Komponist anfangs nichts träumen ließ. Ein prominentes Parallelbeispiel ließe sich aus der Weltliteratur namhaft machen: der "Don Quijote" von Cervantes. Was dem unzeitgemäßen Hidalgo recht ist, könnte dem verklärten Spießer Broucek billig sein.
Seine Verwandlung von einer miesen gesellschaftlichen Kakerlake in einen positiven Helden (Janacek scheint, trotz des gemeinsamen Freundes Max Brod, Kafka nicht gekannt zu haben) spottet selbstverständlich auch allen Geboten des "sozialistischen Realismus"; während dessen Geltung konnte diese Oper denn auch nur unter Verrenkungen "angeeignet" werden. Im Hinblick auf die Sträflinge in seinem Dostojewskijstück "Aus einem Totenhaus" spricht Janacek das Motto aus: "In jeder Kreatur ein Funken Gottes." Vielleicht entspricht die Nobilitierung Brouceks einer ähnlich großherzigen Haltung.
Brouceks geistiger und moralischer Horizont reicht nicht weiter als bis zum allabendlichen Bierrausch und der regelmäßigen und überreichlichen Einnahme von Schweinswürsten. Ungeachtet eines solchermaßen dumpfen, auf krude Sättigung abzielenden Lebensstils widerfahren Broucek wunderliche und wunderbare Dinge. Eines Nachts landet er, wohlabgefüllt aufbrechend aus dem Wirtshaus, nicht bei sich daheim, sondern, durch alkoholische Zauberkräfte fortgetragen, auf dem Mond, wo er in staunende und gefahrvolle Relationen zu dessen pittoresk- unheimlicher Bewohnerschaft gerät. Noch kitzliger als diese wird die nächste Reise - ohne umständliche Anwendung der Zeitmaschine des Romanciers H. G. Wells führt sie ihn in die Szenerie der Hussitenkriege hinein. Das geht erst recht nicht ohne Gefahr für Leib und Leben ab. Doch statt in den Tod gerät Broucek bloß in ein großes Faß, aus dem der heimgesuchte Reisende sich endlich zappelnd befreit, zum höhnischen Vergnügen seiner Prager Mitbürger. Doch Broucek braucht sich vor ihnen nicht zu schämen. Er hat mehr "gesehen" als sie alle. So ist er am Ende, wie Falstaff, weniger der schnöde Gefoppte als der in allen erdenklichen Phantasmagorien "Bewanderte". Fürwahr: transzendierende Apotheose eines Kleinbürgers. Janacek schuf damit ein liebevolles Porträt, das unverkennbar Facetten des tschechischen Nationalcharakters enthält. So weit ist der Broucek schließlich doch nicht vom Schweijk entfernt. Seine nächtliche Realitätsuntüchtigkeit deutet insgeheim auf subversive Talente.
So etwa sieht auch der Londoner Regisseur David Pountney diese Operngestalt, die in der Darstellung von Graham Clark immer wieder zu einer humoristischen Ikone verdichtet wird - vor allem in verschmitzter Pose mit schiefgelegtem Kopf, den kleinen, schmerbäuchigen Körper gestützt auf einen Spazierstock. Gesanglich werden alle Register eines gereiften "Charaktertenors" gezogen.
Broucek zeigt sich an den Schauplätzen seiner Phantasie nicht als riesengroßer Möchtegern-Ritter; er laviert sich eher schlau und unauffällig durch die Ereignisse. Gleichwohl dominiert die Rolle gegenüber den zahlreichen Mit- und Gegenspielern der Ferne, die natürlich nichts anderes sind als fremdartige Inkarnationen naher Bekannter. Dieses ganze phantastische Personal agierte auf der Bühne farbenfroh und beschwingt in märchenbunten Dekorationen von Stefanos Lazaridis, wobei auch die Technik allerhand zu tun bekam (muntere Karussellfahrten der Drehbühne; zum Schnürboden hochschwebende Figurendoubles). Auch in den üppig arrangierten Chortableaus zeigte sich der legitim kindliche Spaß an illusionärem Theaterzauber. Das Tiefgründig-Originelle des Werkes kam auch damit voll zu seinem Recht.
David Pountney hatte auch die englische Übersetzung des Librettos hergestellt. Bereits bei anderen auf Englisch von Mackerras herausgebrachten Janacek-Opern war die Verwandtschaft dieser Tonsprache mit derjenigen von Britten aufgefallen. Das Verbindende zwischen ihm und Janacek ist wohl ein besonders subtiler Umgang mit Sprache - von Janacek theoretisch reflektiert als Kompositionspraxis mit "Sprachmelodien". (Im Englischen wirkt Janaceks sprachmelodischer Duktus ungezwungener als in deutschen Übersetzungen aus dem Tschechischen). In der Londoner Aufführung war die Textverständlichkeit exzellent. Da gab es auch in keinem Moment den Eindruck eines davon abgelösten, sozusagen "gepanzerten" Orchesteranteils. Mackerras hatte gelegentlich früher die Neigung, Janaceks emphatische Musik abzumildern, in ihren erratischen Tönungen abzuschleifen.
Ein wenig davon war auch bei diesem "Broucek" wieder zu spüren.Doch die flexible, feinfühlige, eher diskrete Strukturierung des Instrumentalklangs mutete hier insgesamt als überzeugend an, da sie, weder unscheinbar noch grobschlächtig, stets Durchlässigkeit wahrte für den Gesang, der sich zu selten gehörter Eindringlichkeit und Transparenz steigerte.
Vokalsolisten, Chor und Opernorchester erwiesen sich als idiomatisch traumwandlerisch sicher und bestätigten die lange schon genährte Vermutung, daß heute auch die Musik Janaceks nirgendwo authentischer zum Leuchten gebracht wird als in England und mit einem Dirigenten von der Statur Charles Mackerras'. HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
BISCHOFSHEIM. Mit 340 Gramm Heroin schnappte in der Darmstädter Straße eine Polizeistreife bei einer Fahrzeugkontrolle zwei Personen: eine 47jährige Frankfurterin und einen 30jährigen aus Gambia. Der versuchte nach Auskunft der Polizei noch im letzten Augenblick vergeblich, den Stoff wegzuwerfen. Bei weiteren Ermittlungen stellten die Ordnungshüter weitere 75 Gramm Heroin sicher. cas
RÜSSELSHEIM. Eine Taxifahrerin konnte sich am Sonntag gegen 23.30 Uhr gerade noch vor einem Räuber retten. Die Frau war - wie die Polizei sagt - in die Brandenburger Straße bestellt worden, um einen Fahrgast abzuholen. Irgend etwas muß sie mißtrauisch gemacht haben, denn beim Warten hatte sie die Autotüren zentral verriegelt. Da konnte der Mann, der mit einer Pistole plötzlich heftig gegen die Scheiben des Taxis schlug, nichts ausrichten. Die Frau gab Gas und fuhr direkt zur Polizei. Eine sofort ausgelöste Fahndung hatte aber keinen Erfolg. Der Mann soll 1,60 bis 1,65 Meter groß und zierlich sein. Über den Kopf hatte er eine Pudelmütze mit Sehschlitzen gezogen. cas
In der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer könnte am achtletzten Spieltag eine Vorentscheidung im Kampf um den Meistertitel gefallen sein. Während sich Spitzenreiter TV Breckenheim (wieder einmal) zu einem Zittersieg mit einem Tor Vorsprung zu Hause gegen Großwallstadt durchkämpfte, riß die Erfolgsserie des nun bereits vier Zähler zurückliegenden Verfolgers TuS Dotzheim in Büttelborn.
Im Abstiegskampf schöpft Schlußlicht TV Flörsheim wieder Hoffnungen nach dem klaren Heimsieg gegen das maßlos enttäuschende Idstein. Dagegen verloren die Flörsheimer Tabellennachbarn Sulzbach (in Holzheim) und Anspach im Kellerduell beim wieder nach oben schauenden Viertletzten TG Nieder-Roden. Auf Platz drei schob sich die TG Rüsselsheim vor die spielfreie TSG Bürgel. Die Opelstädter siegten bei der "grauen Mittelfeldmaus" TV Wicker.
Der nächste Spieltag beginnt bereits am Donnerstag (20 Uhr) mit der Kellerpartie zwischen Sulzbach und Nieder-Roden. Am Samstag treffen Dotzheim und Wicker im Derby aufeinander (16 Uhr), eine Stunde darauf im Taunus-Derby Idstein und Tabellenführer Breckenheim. Bürgel empfängt Holzheim (18 Uhr), am Sonntag (beide 18.30 Uhr) stehen sich noch Anspach und Flörsheim (Vorletzter gegen Schlußlicht) und Großwallstadt II gegen Büttelborn gegenüber.
TV Wicker - TG Rüsselsheim 16:18 (11:10). "Aufgrund der zweiten Halbzeit hatte sich Rüsselsheim den Sieg verdient. Wir konnten ohne unsere Leistungsstützen Franz und Fritsch mit unserem kleinen Aufgebot kräftigemäßig nicht mithalten", resümierte Wickers Pressesprecher Edmund Volk. Im Wickerer "Ausweichquartier" in der Weilbacher Sport- und Kulturhalle stand das Spiel lange auf des Messers Schneide.
Die rund 300 Zuschauer in Weilbach sahen eine zunächst ausgeglichene erste Hälfte. Wicker hatte meistens knapp die Nase vorn, konnte sich aber nie entscheidend absetzen. Neben dem Fehlen des letztmals wegen seiner roten Karte gesperrten Kreisläufers Alexander Fritsch machte sich insbesondere das Fehlen des längere Zeit wegen einer Verletzung ausfallenden Rückraumschützen Jürgen Franz negativ bemerkbar. Zudem hatte Trainer Norbert Anthes die Woche über Probleme im Training, da Heiko Mehler wegen einer Grippe nicht richtig trainieren konnte. So reichte es für den TV- Linksaußen "nur" zu drei Treffern. Im Endeffekt zu wenig für den erhofften Derbysieg nach dem zuvor in Rüsselsheim erreichten Unentschieden.
Markus Möschl mußte angesichts der Personalnöte durchspielen, konnte seinen Leistungslevel in der ersten Halbzeit mit fünf Toren nicht halten. Geschlagene 13 Minuten blieben die Gastgeber gegen die kompakte Rüsselsheimer Abwehr Mitte der zweiten Halbzeit ohne Torerfolg. Nachdem es zuvor ständig remis gelautet hatte, nutzten die deutliche Aufwärtstendenz zeigenden Gäste diesen Wickerer "Blackout" zum vorentscheidenden 16:14- Vorsprung. Die Anthes-Schützlinge versuchten es noch einmal mit der Brechstange, kamen auch noch zum Anschlußtreffer. "Anschließend haben wir den Ausgleich trotz zweifacher Überzahl vergeben. Danach war es um die Moral geschehen", kommentierte Volk die spielentscheidende Phase, in der Rüsselsheim uneinholbar auf 18:15 davonzog.
TV Flörsheim - TV Idstein 20:16 (9:6). "Wir haben den letzten Strohhalm gegriffen. Bei einer Heimniederlage wäre der Abstieg praktisch besiegelt gewesen", fiel Flörsheims Trainer Norbert Schleith nach dem verdienten Heimsieg gegen den einmal mehr restlos enttäuschenden und nun endgültig ins Mittelfeld zurückgefallenen TV Idstein ein Stein vom Herzen. Am Sonntag vormittag zeigte das Schlußlicht vom Untermain die mit Abstand beste Leistung in der Rückrunde. Idstein kam für den Sieg nie infrage. Nur zwölf Minuten vor Schluß geriet Flörsheim nach einem kurzen Durchhänger mit nur einem Tor Vorsprung in Gefahr.
"Wir haben vor einer Woche bei unserer hohen Pokalniederlage in Idstein nicht alle Karten aufgedeckt", meinte verschmitzt TVF-Coach Schleith, der erstmals seit August im Training wieder zwölf gesunde Spieler an Bord hatte. Es fehlten "nur" noch Schütz (beruflich verhindert) und Urlauber Pitz. Flörsheim konnte von Beginn an auf einen endlich wieder in der Glanzform des Bezirksliga- Meisterjahres agierenden Schlußmann Thomas Brauße bauen. Der TVF-Kapitän hat nach seiner schweren Verletzung offensichtlich gerade noch rechtzeitig zur Endphase (bis Mitte April) den Anschluß gefunden. Basierend auf den guten Reflexen ihres Keepers ging der TVF schnell mit 6:1 in Führung.
Kurz vor dem Seitenwechsel kam Idstein, das seinen besten Werfer in Neumann (6/3) besaß, auf 6:8 heran. Mit einem Freiwurf drei Sekunden vor dem Wechsel durch Kohl wahrte Flörsheim jedoch seinen beruhigenden Vorsprung. "Das Tor von Kohl hat dem Team Selbstvertrauen gegeben. Jetzt kämpfen wir noch einmal mit aller Energie um den Klassenerhalt. Unsere Rückkehr in die Bezirksliga ist noch lange nicht unterschrieben", freute sich Abteilungsleiter Horst Uebel über den ersten Sieg im neuen Jahr. Aus der homogenen Mannschaftsleistung ragten Ostmann (6/3), Gröschl und Jung (je 3) heraus.
TG Nieder-Roden - SG Anspach 15:13 (11:6). Die Vorentscheidung im Abstiegskampf gegen Neuling Anspach und für das nun bereits vier Punkte besser als Viertletzter darstehende Nieder-Roden? Der knappe Heimsieg bringt auf jeden Fall neue Hoffnungen für das in der Abwehr starke Nieder-Roden, doch noch zumindest ins hintere Mittelfeld zu gelangen. Die TGN-Cracks stehen am Wochenende erneut vor einem Schlüsselspiel beim Tabellennachbarn TSG Sulzbach. Anspach wachte zu spät erst nach dem Pausentee auf, konnte den Fünf-Tore- Rückstand nicht mehr ganz egalisieren. Nieder-Roden führte vor 150 Zuschauern in eigener Halle bereits mit 11:6, aber Anspach startete bis zur 49. Minute eine furiose Aufholjagd zum 12:13. Die von Anspach praktizierte offene Manndekkung zeigte Wirkung bei den TGN-Stürmern, die sich nur mit Müh und Not ins Ziel retteten. Mit dem Schlußpfiff vergab Anspach noch einen Strafwurf. Es hätte sowieso nicht mehr ganz gelangt. Beste Werfer waren Peter Wünsch (4) sowie Datz, Stojanovic und Buhlmann (je 2).
TV Büttelborn - TuS Dotzheim 18:15 (7:6). Beide Teams sind unberechenbar. Da eilte Dotzheim zuletzt von Sieg zu Sieg, griff Spitzenreiter Breckenheim an. Dagegen schwache Dezember-Form des Gastgebers TV Büttelborn, der sich nach dem verdienten Heimsieg der Glückwünsche der Breckenheimer Spione sicher sein durfte. Die entscheidende Phase spielte sich zwischen der 42. und 58. Minute ab, als dem Zweitplazierten aus dem Wiesbadener Vorort kein einziger Treffer gegen die äußerst agile und aggressive Büttelborner Abwehr gelang. Büttelborn konnte gleich sieben Überlaufangriffe gegen den Favoriten starten. Insbesondere Jordan (6) zeichnete sich als Torschütze aus. Sehr stark beim Sieger die "Flügelzangen" mit gleich zehn Volltreffern.
Dotzheim vermißte den verletzten André Schermuly. Im Angriff fehlte die Durchschlagskraft. Nur Grupe (6/2) und Schwinn (3) setzten beim Verlierer Akzente.
TV Breckenheim - TV Großwallstadt II 16:15 (9:10). Wieder einmal mit Glücksgöttin Fortuna stand Spitzenreiter TV Breckenheim beim Arbeitssieg gegen die Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt im Bunde. Bis zur 15:12-Führung zehn Minuten vor Schluß sahen die Gäste wie der sichere Sieger aus, doch wie schon so oft riß Breckenheim mit unbändigem Kampfgeist die Partie noch mit vier Toren in Folge herum. Thorsten Radusch blieb es nach seiner Verletzungspause vorbehalten, den Siegestreffer zu markieren. Radusch (4/2), Lendle und Tischendorf (je 3) sorgten primär für da TVB-Happy-End und eine nun glänzende Ausgangsposition vor den letzten sieben Spielen.
TuS Holzheim - TSG Sulzbach 27:19 (13:9). Die Sulzbacher durften bis zur 50. Minute auf ein günstigeres Ergebnis hoffen, aber nach dem 20:17 lief bei dem Main-Taunus-Vertreter nichts mehr zusammen. Die Holzheimer nutzten die Konzentrationsschwächen in der Endphase zu sechs weiteren Treffern aus und hatten damit die TSG mit einer saftigen Packung nach Hause geschickt. Beim Gast stimmte vor allem das Abwehrverhalten nicht, waren die Schlußmänner Michael Peters und Klaus Börner kein großer Rückhalt. Die Treffer von Matthias Hieronimus (5/3), Jochen Wegmann (4), Stefan Kleinschmidt, Asgar Rangoonwala (beide 3) sowie von Holger Gachot, Jürgen Hauzu und Andreas Müller-Lampertz (alle 1) reichten gegen den Tabellen-Fünften nicht aus. jo
Der Arbeitstag beginnt mit einem Gang zum Postamt am Dornbusch. Bargeld wird gebraucht, ein vierstelliger Betrag. Es ist 8.02 Uhr. Der Scheck geht über den Schaltertisch, die freundliche junge Dame dahinter greift in die Tasten des Bildschirmgeräts, zählt anschließend ein Häufchen Hundertmarkscheine ab.
Kollege Computer mahnt inzwischen: "Weiter mit dem üblichen Verfahren." Will heißen: telefonische Rückfrage bei der Postbankzentrale. 23 Minuten lang vergebliche Anrufversuche, "alle Leitungen besetzt". 8.25 Uhr. Der Schreibtisch ruft. Scheck zurück. Bargeld bleibt da. Die Werbesprüche der Postbank im Gedächtnis, tritt König Kunde frustriert ab.
Daß Zeit für ihn nicht Geld ist, weiß nun Ihr Bastian
Kulturspiegel · Kulturspiegel
NEU-ISENBURG. Ob der Volksmund wohl recht hat, wenn er behauptet, daß viele Köche den Brei verderben? Das Isenburger "Spottlicht"- Theater will gleich zweifach den Gegenbeweis antreten: Nicht nur, daß mit Dagmar Boecker, Rainer Ewerrien, Detlef Fechtner und "Oberlicht" Michael von Loefen gleich vier Mimen gemeinsam mengen. Sie tun es im Falle ihres "Pichelsteiner Eintopfes" bereits seit Mitte Dezember. Die nächsten Kochtermine: Mittwoch, Freitag und Samstag, 27., 29. und 30. Januar. Jeweils ab 20 Uhr kredenzen sie in der Löwengasse 24 ein kabarettistisches Menü aus Satire und Nonsens.
"tsARTnok" - so ungewöhnlich der Name des Festivals ist, so spärlich informieren die vier Gruppen, die am Freitag, 29. Januar, in der Hugenottenhalle von 21 Uhr an auftreten, über ihre Musik. Das 1991 gegründete Isenburger Duo "Substanz T" gibt lediglich preis, daß ihre "akustischen Visionen" zu den "bizarren Orten des Unterbewußten" führen. "Die Hexen" sagen's kurz und knapp: "Wir machen Hexenpop." Johnnie Clapper und Jozka Neduchal aus Neu-Isenburg, zusammen "Violet Second", fordern vom Publikum: "Schließ die Augen, hör zu und vergiß die Zeit." Und "Wolfsheim" läßt verlauten, Synthiepop zu spielen. Sonst noch Fragen?
"Der harte Kern" ist der Name der Rock- und Bluesgruppe, die am Samstag, 30. Januar, im "Treffpunkt" gastiert. Das Konzert in der Bahnhofstraße 50 beginnt um 20 Uhr.
Hans Clarin spielt die Hauptrolle im Theaterstück "Heute weder Hamlet", das am Sonntag, 31. Januar, um 18 Uhr in der Hugenottenhalle aufgeführt wird. In der Geschichte von Rainer Lewandowski geht es um einen Vorhangzieher, der einst selbst Schauspieler war und es für einen Abend wieder wird. Allerdings ungewollt, denn der Vorhang öffnet sich versehentlich zu früh, und das Publikum ist noch da . . .
DREIEICH. Klassische Musik von Johann Sebastian Bach, Gustav Merkel und Felix Mendelssohn-Bartholdy wird am Sonntag, 31. Januar, bei einem Orgelkonzert in der Burgkirche Dreieichenhain zu hören sein. Um 18 Uhr greift der thüringische Organist Wolfgang Kupke, der in Sachsen als Beauftragter für Kirchenmusik amtiert, in die Tasten. leo
RODGAU. In ihrer Frauenfilmreihe zeigen die Frauen in der Rodgauer SPD am Dienstag, 2. Februar, um 20.15 Uhr im Saalbau-Kino in Jügesheim den chinesischen Spielfilm "Rote Laterne". Der Streifen schildert auf eindrucksvolle Weise das Leben eines absoluten Herrschers und seiner Frauen in einem von der Außenwelt hermetisch abgeriegelten Palast. Der einzige Lebensinhalt dieser Frauen sind Ränkespiele und Intrigen um die Gunst ihres Herrn, was eine von ihnen in den Wahnsinn treibt. ttt
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Angelstein bleibt Stadtbrandinspektor BAD ORB. Thomas Angelstein bleibt weiter Stadtbrandinspektor. Der 34jährige wurde am Freitag abend mit knapper Mehrheit gewählt, 26 von 51 Stimmberechtigten votierten für ihn. Bereits vor drei Jahren wurde Angelstein mit Ein- Stimmen-Mehrheit wiedergewählt. Vorsitzender der Bad Orber Feuerwehr bleibt Peter Döppenschmidt. Vortrag über Wirtschaftsdünger BAD SODEN-SALMÜNSTER. Über den Einsatz von Wirtschaftsdünger informiert das Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft am Mittwoch, 27. Januar, in Mernes. Der Vortrag beginnt um 20 Uhr in der Gaststätte "Jossatal". Dickert löst Pfeifer ab BIEBERGEMÜND. Vorstandswechsel im "Verein zur Förderung und Unterstützung der Krankenpflegestation". Anstelle des Altbürgermeisters Hermann Pfeifer steht nun Rathauschef Thomas Dickert an der Spitze, sein Stellvertreter ist Peter Beckmann. Die Wirtheimer Sozialstation wird durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert. Schwitzen auch im Winter BIRSTEIN. Auch zur Winterzeit darf im Birsteiner Freizeitbad geschwitzt werden. Die dortige Sauna hat jetzt folgende Öffnungszeiten: montags von 17 bis 23 Uhr nur für Damen, dienstags bis freitags von 17 bis 23 Uhr gemischt und samstags von 13 bis 21 Uhr gemischt. Sonnenbank und Cafeteria sind zu diesen Zeiten ebenfalls geöffnet. Maskenball des Sportvereins BRACHTTAL. Der traditionelle Maskenball des SV Brachttal steigt am Freitag, 29. Januar, in der Mehrzweckhalle Neuenschmidten. Masken sind Trumpf, und für närrische Tanzmusik sorgt die Kapelle Santiago. Asylkreis gegründet FREIGERICHT. Einen Gegenpol gegen Fremdenfeindlichkeit bilden will der neue "Arbeitskreis Asyl", der vor kurzem im evangelischen Gemeindezentrum in Somborn gegründet wurde. Neben praktischen Hilfen für Flüchtlinge wollen die Mitglieder unter anderem mit Infoveranstaltungen Vorurteile gegen Asylbewerber abbauen. Das nächste Treffen des Arbeitskreises Asyl beginnt am Dienstag, 2. Februar, um 17 Uhr in der evangelischen Johanneskirche. Stammtisch des VBE GELNHAUSEN. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) lädt zum Stammtisch-Treffen am Dienstag, 2. Februar, und am 2. März in der Gaststätte Spieker in Hailer ein. Beginn ist um 17 Uhr. Der VBE-Kreisvorstand will Neuigkeiten aus der Schulpolitik mitteilen und Anregungen für die Verbandsarbeit einholen. Gemeinschaftshaus renoviert GRÜNDAU. Nach mehr als einjähriger Bauzeit wurde das renovierte Niedergründauer Gemeinschaftshaus am vergangenen Wochenende offiziell eingeweiht. Ein neues Treppenhaus verbindet nun die einzelnen Stockwerke, hinzu kamen eine Theke, Kühlräume, und das Dachgeschoß wurde ausgebaut. Aus Sicht der Gemeinde verfügt das Gemeinschaftshaus somit über "wesentlich bessere Voraussetzungen für Familienfeiern und den Übungsbetrieb der Vereine". Seniorensitzung des Humorvereins HASSELROTH. Eine Seniorensitzung veranstaltet der Humorverein "Schwefelholz" am Sonntag, 31. Januar, ab 14 Uhr. Nähere Informationen und Karten für die Jubiläumskampagne des Vereins gibt es bei Günter Neumann, Tel. 0 60 55 /29 73. Sturm: Straße gesperrt JOSSGRUND. Fast acht Stunden war am Sonntag die Landesstraße 3199 zwischen der Wegscheide und Burgjoß gesperrt. Der Sturm hatte mehrere Bäume entwurzelt, die auf die Fahrbahn stürzten. Die Straße war laut Polizei bis 16 Uhr unpassierbar. Kandidaten der Grünen LINSENGERICHT. Der neue Grünen- Ortsverband Linsengericht hat seine Kandidaten für die Kommunalwahl aufgestellt. Für die Gemeindevertretung bewerben sich Dietmar Schott, Geislitz, Gerd Gawlik, Großenhausen, Giesela Bohlender, Altenhaßlau, Dieter Rütten und Andrea Landgraf (beide Eidengesäß). Bolender, Schott und Gawlik kandidieren auch für die jeweiligen Ortsbeiräte. Rhythmik in der Sonderpädagogik SCHLÜCHTERN. "Rhythmik in der Sonderpädagogik" lautet der Titel eines Seminars, das die Bruchköbeler Außenstelle des Hessischen Institutes für Lehrerfortbildung (HILF) für Mittwoch, 3. Februar, von 14 bis 18.15 Uhr in der Schlüchterner Heinrich-Hehrmann-Schule für praktisch Bildbare, In den Sauren Wiesen 2, anbietet. Anmeldungen nimmt die HILF Bruchköbel, Pestalozzistraße 1, Telefon 0 61 81 / 7 47 63 entgegen. Wer will Schwimmbadkiosk pachten? SINNTAL. Der Schwimmbadkiosk in Altengronau ist unbesetzt. Die Gemeinde sucht einen Pächter, der ab Mai am Freibad Getränke und Eintrittskarten verkauft. Das Häuschen kann kostenlos gepachtet werden, dazu wird eine pauschale Vergütung gezahlt. Interessenten sollten sich bis zum 1. Februar schriftlich an den Gemeindevorstand, Am Rathaus 11, 6492 Sinntal-Sterbfritz, melden oder sich telefonisch unter 0 66 64 / 80 24 melden. Ausstellung in der "Bachstub" STEINAU. Bilder der Fuldaer Malerin Ursula Behr sind derzeit in der Steinauer "Bachstub" zu sehen. Die 33jährige Hobbykünstlerin stellt vor allem Ölgemälde und Impressionen aus der Bretagne aus. Grundstücke werden verkauft WÄCHTERSBACH. Grundstücke im Baugebiet Brückenstraße/Ysenburger Straße sollen per Beschluß des Haupt- und Finanzausschusses der Stadtverordneten an Bauwillige verkauft werden. Die entscheidende öffentliche Sitzung ist für Mittwoch, 27. Januar, ab 19 Uhr in der Rathauskantine geplant. Auch über einen Zuschuß zur Restaurierung des Flügelaltars der katholischen Kirche in Aufenau soll abgestimmt werden.
In der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer könnte am achtletzten Spieltag eine Vorentscheidung im Kampf um den Meistertitel gefallen sein. Während sich Spitzenreiter TV Breckenheim erneut zu einem Zittersieg mit einem Tor Vorsprung zu Hause gegen Großwallstadt durchkämpfte, riß die Erfolgsserie des bereits vier Zähler zurückliegenden Verfolgers TuS Dotzheim in Büttelborn.
Im Abstiegskampf schöpft Schlußlicht TV Flörsheim wieder Hoffnungen nach dem klaren Heimsieg gegen das maßlos enttäuschende Idstein. Dagegen verloren die Flörsheimer Tabellennachbarn Sulzbach (in Holzheim) und Anspach im Kellerduell beim wieder nach oben schauenden Viertletzten TG Nieder-Roden. Auf Platz drei schob sich die TG Rüsselsheim vor die spielfreie TSG Bürgel, die Opelstädter siegten bei der "grauen Mittelfeldmaus" TV Wicker.
Der nächse Spieltag beginnt bereits am Donnerstag (20 Uhr) mit der Kellerpartie zwischen Sulzbach und Nieder-Roden. Am Samstag treffen Dotzheim und Wikker im Derby aufeinander (16 Uhr), eine Stunde darauf im Taunus-Derby Idstein und Tabellenführer Breckenheim. Bürgel empfängt Holzheim (18 Uhr), am Sonntag (beide 18.30 Uhr) stehen sich noch Anspach und Flörsheim (Vorletzter gegen Schlußlicht) und Großwallstadt II gegen Büttelborn gegenüber.
TV Wicker - TG Rüsselsheim 16:18 (11:10). "Aufgrund der zweiten Halbzeit hatte sich Rüsselsheim den Sieg verdient, wir konnten ohne unsere Leistungsstützen Franz und Fritsch mit unserem kleinen Aufgebot kräftemäßig nicht mithalten", resümierte Wickers Pressesprecher Edmund Volk nach der Heimniederlage im Handball-Oberligaderby gegen den "Nachbarn" TG Rüsselsheim. Im Wickerer "Ausweichquartier" in der Weilbacher Sport- und Kulturhalle stand das Derby lange auf des Messers Schneide, die auf seiten der Opelstädter überragenden Axel Porz (7/5) und sein Neffe Ingo Porz (4) gaben den Ausschlag für den nun wieder in Richtung Tabellenspitze schielenden Viertplazierten.
Die rund 300 Zuschauer in Weilbach sahen eine zunächst ausgeglichene erste Hälfte. Wicker hatte meistens knapp die Nase vorne, konnte sich aber nie entscheidend absetzen. Neben dem Fehlen des letztmals wegen seiner roten Karte gesperrten Kreisläufers Alexander Fritsch machte sich insbesondere die Abwesenheit des verletzten Rückraumschützen Jürgen Franz negativ bemerkbar. Zudem hatte Torhüter Heiko Mehler wegen einer Grippe nicht richtig trainieren können. So reichte es für den TV-Linksaußen "nur" zu drei Treffern, im Endeffekt zu wenig für den erhofften Derbysieg nach dem zuvor in Rüsselsheim erreichten Unentschieden. Markus Möschl mußte angesichts der Personalnöte durchspielen, konnte seinen Leistungslevel in der ersten Halbzeit mit fünf Toren nicht halten. Geschlagene 13 Minuten blieben die Gastgeber gegen die kompakte Rüsselsheimer Abwehr Mitte der zweiten Halbzeit ohne Torerfolg. Nachdem es zuvor ständig Remis gelautet hatte, nutzten die deutliche Aufwärtstendenz zeigenden Gäste diesen Wickerer "Blackout" zum vorentscheidenden 16:14-Vorsprung. Die Anthes-Schützlinge versuchten es noch einmal mit der Brechstange, kamen auch noch zum Anschlußtreffer, bis Rüsselsheim uneinholbar auf 18:15 davonzog.
TG Nieder-Roden - SG Anspach 15:13 (11:6). Die Vorentscheidung im Abstiegskampf gegen Neuling Anspach und für das nun bereits vier Punkte besser als Viertletzter dastehende Nieder-Roden? Der knappe Heimsieg bringt auf jeden Fall neue Hoffnungen für das in der Abwehr starke Nieder-Roden, doch noch zumindest ins hintere Mittelfeld zu gelangen. Die TGN-Cracks stehen am Wochenende erneut vor einem Schlüsselspiel beim Tabellennachbarn TSG Sulzbach. Anspach wachte zu spät erst nach dem Pausentee auf, konnte den Fünf-Tore- Rückstand nicht mehr ganz egalisieren. Nieder-Roden führte vor 150 Zuschauern in eigener Halle bereits mit 11:6, aber Anspach startete bis zur 49. Minute eine furiose Aufholjagd zum 12:13. Die von Anspach praktizierte offene Manndekkung zeigte Wirkung bei den TGN-Stürmern, die sich nur mit Müh und Not ins Ziel retteten. Mit dem Schlußpfiff vergab Anspach noch einen Strafwurf, es hätte sowieso nicht mehr ganz gelangt. Beste Werfer waren Peter Wünsch (4) sowie Datz, Stojanovic und Buhlmann (je 2).
TV Büttelborn - TuS Dotzheim 18:15 (7:6). Beide Teams sind unberechenbar! Da eilte Dotzheim zuletzt von Sieg zu Sieg, griff Spitzenreiter Breckenheim an. Dagegen schwache Dezember-Form des Gastgebers TV Büttelborn, der sich nach dem verdienten Heimsieg der Glückwünsche der Breckenheimer Spione sicher sein durfte. Die entscheidende Phase spielte sich zwischen der 42. und 58. Minute ab, als dem Zweitplazierten aus dem Wiesbadener Vorort kein einziger Treffer gegen die äußerst agile und aggressive Büttelborner Abwehr gelang. Büttelborn konnte gleich sieben Überlaufangriffe gegen den Favoriten laufen, insbesondere Jordan (6) zeichnete sich als Torschütze aus. Sehr stark beim Sieger die "Flügelzangen" mit gleich zehn Volltreffern.
Dotzheim vermißte den verletzten Andre Schermuly, im Angriff fehlte die Durchschlagskraft. Nur Grupe (6/2) und Schwinn (3) setzten beim Verlierer Akzente. jo
BÜDINGEN / WETTERAUKREIS. "Die Evangelische Familien-Bildungsstätte hat das Anliegen, mit ihren Kursangeboten den vielfältigen Lebensbereich der Familie anzusprechen", so steht es im Vorwort des Veranstaltungsprogramms '92/93. "Viele vergessen das evangelisch vor der Bildungsstätte und das ist gut so. Wir sind offen für alle", unterstreicht Barbara Uhdris, Leiterin der Familien- Bildung. Die dezentralen Angebote richten sich an Alleinerziehende und Paare, Kinder und Jugendliche, Eltern und Großeltern.
In Büdingen gibt es gleich mehrere Dauertreffs. Da ist zum Beispiel das Frauencafé im evangelischen Gemeindehaus am Markt, in dem sich mittwochs von 10 bis 12 Uhr regelmäßig sechs bis acht Frauen mit ihren Kleinen treffen. Daneben gibt es einen Spielkreis für Kinder ab 15 Monaten und die Spielstube ab zweidreiviertel Jahren. Beide letztgenannten Treffs sind derzeit belegt.
In der Spielstube gibt es laut Uhdris einen Rückstau. Die Eltern müssen solange auf einen Kindergartenplatz warten, daß auch über Dreijährige hierbleiben. "Wir können sie nicht einfach vor die Tür setzen." Die Warteliste für die Spielstube wird unterdes länger. Neben den Treffpunkten werden in Büdingen wie in anderen Kommunen der Wetterau Kurse, Vortrags- und Gesprächsreihen rund um die Familie organisiert.
Wer sich für die Angebote der Familien-Bildungsstätte interessiert, kann sich an folgende Geschäftsstellen wenden: Bad Nauheim, Frankfurter Straße 34, Tel. 0 60 32 / 3 33 43, Friedberg, Kaiserstraße 167 (evangelisches Gemeindehaus), Tel. 0 60 31 / 9 19 76, Bad Vilbel, Grüner Weg 4 - 6 (Christuskirchengemeinde), Tel. 0 61 01 / 8 53 55 und Butzbach, Gemeindezentrum "Haus Degerfeld". mk
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Rezitationen mit Richard Bastian, 15 Uhr, Altenheim St. Elisabeth.
Lauterborner Klavierfrühling, 19.30 Uhr, Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße. Kabarett mit Matthias Beltz, 20 Uhr, Theater an der Goethestraße.
Dietzenbach. Kindertheater: Der Froschkuß oder Die eisige Henriette, 15 Uhr, Bürgerhaus.
Obertshausen. Travestie mit Les Grisettes, 20 Uhr, Bürgerhaus Hausen.
Rödermark. Figurentheater: Das häßliche Entlein, 15, 16.30 Uhr, Halle Urberach. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Kevin allein in New York (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Stalingrad (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Sneakers - Die Lautlosen (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Bodyguard (20 Uhr). - Fantasia: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Stalingrad (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Das kleine Gespenst (15.15 Uhr); Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45, 19.45 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr); Gestohlene Kinder (22 Uhr).
Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Hugenottenhalle: Midnight Run - Fünf Tage bis Mitternacht (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20.15 Uhr). - Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. AWO: Senioren-Fastnacht, 14 Uhr, Arbeiterwohlfahrt Hainbachtal. Vorträge / Kurse Dreieich. Diavortrag: St. Petersburg, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Neu-Isenburg. Gespräch: Das Gehör läßt nach - was kann ich tun?, 15 Uhr, Quartier IV, Luisenstraße 18.
Diavortrag: Berlin '92 - vereinigt, 17 Uhr, Altenwohnheim, Freiherr-vom-Stein- Straße. Parteien / Parlamente Langen. Haupt- und Finanzausschuß, 20 Uhr, Rathaus.
Mühlheim. Haupt- und Finanzausschuß, 18 Uhr, Rathaus.
Obertshausen. Haupt- und Finanzausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus Beethovenstraße. Seligenstadt. Bürgermeister-Talkrunde, 20 Uhr, Kleiner Saal im Riesen. Vereine / Organisationen Offenbach. Die Naturfreunde: Vereinsabend und Diavortrag, 20 Uhr, Lauterbornschule. Dreieich. Treffen der Fahr-Rad!-Initiative, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Rodgau. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Hainhausen, 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Hainhausen. Verschiedenes Dreieich. Seniorentreff Eisenbahnstraße: Geburtstagsfeiern, 15 Uhr, August- Wienand-Haus. Ausstellungen Dreieich. Eröffnung: Halma-Staat - Eine kleine Welt aus Halma-Figuren, 19 Uhr, Dreieich-Museum Dreieichenhain, Fahrgasse 52. Beratungen / Termine Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Frauenzentrum, Kaiserstr. 34, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.
BellaVista, Drogenberatung, Berliner Straße 118, 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Aids-Hilfe, 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Str. 48, Tel. 88 36 88.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44 .
Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. Awo, Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Tel. 3 37 77.
Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, 9 bis 11 Uhr, Halle Urberach, Tel. 0 60 74 / 689 66.
Seligenstadt. Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Str. 1, Tel. 2 91 92, 14 bis 17 Uhr.
Sprechstunde der LVA, 8.30 bis 12 Uhr, Rathaus. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel.0 61 03 / 5 18 84.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Gospel-Konzert mit den Black Gospel Pearls, 20 Uhr, Katholische Kirche Walldorf. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Wir Enkelkinder (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr). - Bambi: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30, 20.30 Uhr). - Cinema: Asterix der Gallier (15 Uhr); Mo Money - Meh Geld (17.30 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Gestohlene Kinder (19.30 Uhr); Spiel mir das Lied vom Tod (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Strictly Ballroom (20 Uhr). Vorträge / Kurse Groß-Gerau. Vortrag und Diskussion: Die Überfüllung der Hochschulen, 20 Uhr, Kulturcafé.
Rüsselsheim. Vortrag: Dore Hoyer - ihr Leben und Werk, 20 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150.
Kelsterbach. Gesprächsabend: Kinder, Küche, Karriere, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Friedensstraße.
Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Haupt- und Finanzausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus Walldorf. Rüsselsheim. Stadtverordnetenversammlung, 18 Uhr, Imman.-Kant-Schule. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Naturschutzbund Walldorf: Jahreshauptversammlung und Diavortrag, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Ludwigstraße. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Mörfelden-Walldorf, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": 15 bis 17 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.
Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.
Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Nordschule. Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Beratung zur Kriegsdienstverweigerung, 17 Uhr, Ev. Dekanatsjugendpfarramt, Godesberger Straße 34.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Grimms Märchen in deutscher und kroatischer Sprache, 15 Uhr, Klingspor-Museum.
Rock 'n' Roll: Desert Cowboys, 21 Uhr, Isenburger Schloß.
Dietzenbach. Kindertheater: Columbus verrückt die Welt, 15 Uhr.
Kabarett: Leipziger Pfeffermühle, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen. tsARTnok-Festival, 21 Uhr, Hugenottenhalle.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15, 22.45 Uhr).
Palast: Kevin allein in New York (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15, 22.45 Uhr).
Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr).
Rex: Stalingrad (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr).
Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr).
Viktoria: Sneakers - Die Lautlosen (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Bodyguard (20 Uhr).
Fantasia: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Stalingrad (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Das kleine Gespenst (15.15 Uhr); Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45, 19.45, 22.45 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr); Gestohlene Kinder (22 Uhr).
Neu-Isenburg. Autokino Gravenbruch: .
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Eine Klasse für sich (17 Uhr); Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (20.15 Uhr).
Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. Ranzengarde Bürgel: Narrensitzung, 20 Uhr, St. Pankratius, Sternstraße 11. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Vortrag zum Sozialversicherungssystem, 20.15 Uhr, Kolpingfamilie, Kirchstraße 20. Parteien / Parlamente Dietzenbach. Stadtverordnetenversammlung, 19 Uhr, Rathaus.
Dreieich. CDU-Diskussion zu kommunalpolitischen Themen, 20 Uhr, Feuerwehrhaus Buchschlag.
Rodgau. Stadtverordnetenversammlung, 19.30 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Dreieich. Naturfreunde: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Naturfreundehaus Dreieichenhain.
Langen. Gewerbeverein 1877: Mitgliederversammlung, 19.45 Uhr, Sparkassen- Kasino, Zimmerstraße. Ausstellungen Langen. Eröffnung: Bilder und Objekte von Sabine S. Rehberger, 20 Uhr, Altes Rathaus, Wilhelm-Leuschner-Platz 3.
Rödermark. Eröffnung: Werke von Leo Leonhard, 19.30 Uhr, in der Stadtbücherei.Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 12 bis 14 Uhr, Herrnstraße 16, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 0 69 / 81 17 11.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Cafeteria, 17 bis 18.30 Uhr.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstr. 2, 15 bis 17 Uhr, Tel.0 60 74 / 22 65.
Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Soz. Hilfsdienst, 8-14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. Kabarett mit David Leukkert, 20 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Die Schöne und das Biest (17 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Sneakers - Die Lautlosen (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Sneakers + Der Tod steht ihr gut (21.30 Uhr). - Bambi: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30, 20.30, 22.45 Uhr). - Cinema: Asterix der Gallier (15 Uhr); Mo Money - Meh Geld (17.30, 22.45 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der kleene Punker (17.30 Uhr); Gestohlene Kinder (19.30 Uhr); Spiel mir das Lied vom Tod (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Strictly Ballroom (20 Uhr). Fasching / Karneval Mörfelden-Walldorf. Die Buschspatzen: Herrensitzung, 20 Uhr, Stadthalle Walldorf. Rüsselsheim. 1. Sitzung des Clubs Schwarze Elf, 19.11 Uhr, im Adlersaal. Parteien / Parlamente Nauheim. SPD-Veranstaltung mit Beate Weber, 19.30 Uhr, Saalbau Ruhland. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Freireligiöse Gemeinde Mörfelden: Kreppelnachmittag, 15 Uhr, Bürgerhaus.
Freiwillige Feuerwehr Walldorf: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gerätehaus.Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Eröffnung: Die neue Zeit und ihre Folgen, Alltag-Politik- Personen 1896-1956, 18 Uhr, Heimatmuseum Mörfelden, Goldener Apfel. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Mörfelden-Walldorf, Waldstr. 16 1/10, Telefon 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 Uhr.
Jugend- und Drogenberatungsstelle: 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstr. 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau: 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau: Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim: Telefon 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Offenbach. Oldie-Night, Sa., 19.15 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.
Lesung: Eine kleine Komödie in Briefform, So., 19 Uhr, Theater an der Goethestraße. Dietzenbach. Klavierkonzert mit Armin Wachenfeld, So., 20 Uhr, Bürgerhaus.
Dreieich. Abendmusik, So., 18 Uhr, Burgkirche Dreieichenhain.
Neu-Isenburg. Fest: Träumen verboten ! ?, Sa., ab 17 Uhr, Ev. Buchenbuschgemeinde, Forstweg 2.
Konzert: Der harte Kern, Sa., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße 50.
Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr, Haus zum Löwen.
Theater: Heute weder Hamlet, So., 18 Uhr, Hugenottenhalle.
Obertshausen. Musikschule: Preisträgerkonzert, Sa., 16 Uhr; Lehrerkonzert, So., 11 Uhr, Bürgerhaus Hausen.
Rödermark. Jazz: Häns'che Weiss Ensemble, Sa., 20.30 Uhr, Jazzkeller in Ober- Roden. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (Sa., So., 14.45, 17.30, 20.15; Sa., 22.45 Uhr). - Palast: Kevin allein in New York (Sa., So., 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So., 17.30, 20.15; Sa., 22.45 Uhr). - Lux: Sister Act (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Stalingrad (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 22.45 Uhr).
Dietzenbach. Kommunales Kinderkino: Unternehmen Erdnußbutter (So., 15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (Sa., So., 16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., 20.30; So., 16, 18, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Sneakers + Bodyguard (Sa., 22.45 Uhr).
Langen. Hollywood: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 15 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 17.15, 20; Sa., 22.45 Uhr). - Fantasia: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15, 17.30, 20; Sa., 22.45 Uhr). - Neues UT-Kino: Stalingrad (Sa., So., 20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick und Zeitlos: Das kleine Gespenst (Sa., So., 15.15 Uhr); Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 14.45, 16.30, 18, 19.45; Sa., 22.45 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr); Gestohlene Kinder (Sa., So., 22 Uhr).
Neu-Isenburg. Autokino Gravenbruch: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby Sa., 20; So., 19 Uhr); Candymans Fluch (Sa., 22; So., 21 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Kevin allein in New York (Sa., So., 14.30, 17 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So., 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Das kleine Gespenst (Sa., So., 14.30 Uhr); Eine Klasse für sich (Sa., So., 17 Uhr); Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (Sa., So., 20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 14, 16.15, 20.15 Uhr); Pink Floyd - The Wall (Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Das kleine Gespenst (Sa., So., 14 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 16, 20; Sa., 22.30 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. Kolping-Elfer: Sitzung, Sa., 19 Uhr, Luisenstraße 19.
Ranzengarde Bürgel: Galasitzung, Sa., 19 Uhr, St. Pankratius, Sternstraße 11.
Elfer von 1896, TGO: Narrensitzung, Sa., 19.30 Uhr, Vereinsheim, Sprendlinger Landstraße 1.
Kappenbrüderschaft: Faschingsrummel, Sa., 20 Uhr, SG-Vereinsheim, Rosenhöhe. Postkutsche: Fremdensitzung, Sa., 20 Uhr, Pfarrheim Bieber.
Dietzenbach. Kinderfasching der Tanzgarde, Sa., 15 Uhr, Bürgerhaus.
Sitzung im Seniorenzentrum Steinberg, So., 15.30 Uhr.
Dreieich. Kleingärtner-Verein Dreieichenhain: Faschingstreiben, Sa., 19.31 Uhr, Vereinsanlage.
Italienischer-Carneval-Club: Galasitzung, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Egelsbach. Flugplatz-Erstürmung, So., 10.11 Uhr, Treffpunkt Airport.
Langen. 1. Sitzung LKG, Sa., 20.11 Uhr, Stadthalle. Parteien / Parlamente Dreieich. SPD-Gemarkungsspaziergang, So., 14 Uhr, ab TVD-Turnhalle, Koberstädter Straße. Vereine / Organisationen Dreieich. Freiwillige Feuerwehr Offenthal: Feuerwehrball, Sa., 20 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.
Langen. Obst- und Gartenbauverein: Schnittlehrgang, Treffen Sa., 14 Uhr, Bushaltestelle Dreieich-Krankenhaus.
Mühlheim. Puppenbasteln, Sa., 14 Uhr, Haus Frau-Mutter-Kind, Lessingstr.25. Verschiedenes Offenbach. Lichterkette, Sa., 17.45 Uhr ab Hauptbahnhof, Stadthof und Marktplatz. Langen. Briefmarkenauktion, Sa., 9 bis 16 Uhr, Stadthalle.
Basar für Erstkommunionbekleidung, So., 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Pfarrzentrum, Albertus-Magnus-Platz 2-6.
Mühlheim. Demo und Kundgebung gegen Fremdenfeindlichkeit, Treffen Sa., 10.30 Uhr, am Bürgerhaus.
Neu-Isenburg. Bücher-Flohmarkt, Sa., 11 Uhr, Stadtbücherei, Foyer Hugenottenhalle.Ausstellungen Offenbach. Matinee und Ausstellungseröffnung der Jugendkunstschule, So., 11 Uhr, Büsing-Palais.
Obertshausen. Ausst. 25 Jahre Volksbildungswerk, Sa. und So., im Bürgerhaus. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach: Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03/5 18 84.
Kreis DA-Dieburg: Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
BÜDINGEN. Die König Metallwaren GmbH in Büdingen bleibt in ihrem Überlebenskampf erfolgreich. Die Gläubigerversammlung stimmte Ende voriger Woche im Amtsgericht Büdingen einem Vergleichsvorschlag zu, berichtete Rechtspflegerin Klaudia Middendorf der FR auf Anfrage. Das Unternehmen mit seinen 240 Beschäftigten, das durch die Geschäftspolitik seines Gesellschafters und Geschäftsführers Harry König in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat nun nach Vergleichsvorschlag Auffassung von Vergleichsverwalter Dirk Pfeil wieder eine Zukunftsperspektive.
Der Vergleichsvorschlag sieht vor, daß alle Ansprüche bis zu einem Betrag von 2000 Mark innerhalb weniger Wochen gezahlt werden. Wer höhere Beträge geltend macht, erhält innerhalb eines Jahres 35 Prozent der geforderten Summe (wir berichteten bereits ausführlich).
Neuer Kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens ist Karl- Josef Klomann. sal
GELNHAUSEN. Glücklicherweise nur Sachschaden sind bei einem Verkehrsunfall am Sonntag abend an der Autobahnabfahrt Gelnhausen-Ost entstanden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers war ein Verkehrsteilnehmer beim Rechtsabbiegen in Richtung Gelnhausen zu weit über die Fahrbahnmitte hinausgekommen. Dadurch stieß er mit einem Linksabbieger zusammen, der gerade auf die Autobahn 66 auffahren wollte. Der Schaden wird von der Polizei mit rund 15 000 Mark angegeben. jan
Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Tel. 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 14 Uhr geführte Wanderung in die Umgebung Bad Nauheims mit M. Montag; 19.30 Uhr Kurseelsorge: Bibel im Gespräch.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt Tel. 0 61 01 / 871 34.
Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Wiener Masken- und Musiktheater - "Body und Nobody", musikalisches Kuriositätenkabinett, 20.30 Uhr, Lohstr. 13.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. DGB: Treffen zum Thema Rechtsradikalismus, JUZ, Runder Tisch Jugend, 17 Uhr, Kettelerstr. 19.
Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. ZV Schwimmbad Bad Nauheim - Friedberg: Verbandsversammlung, 18.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16-18 Uhr, Rettungswache.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Männer und Frauen gemeinsam, Treffen, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäol. ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle.
Rosbach. IGRE (Interessengem. Rosbacher Eltern): Treffen der Arbeitsgruppe ÖPNV, 20 Uhr, Adolf-Reichwein-Halle.
Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum: Die Trotzköpfchen, Treff f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J., 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 47 / 27 16.
Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume u. d. kath. Kirche. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. KVHS: Vortrag "Jüdisches Brauchtum und Feste" v. P. Kunik, 20 Uhr, Grüner Weg 4-6.
Volksbildungsverein Dortelweil: Vortrag "Zu Besuch bei den Gorillas der Diane Fossey" v. B. Willrich, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Dortelweil.
Deutscher Frauenring: Vortrag "Was passiert mit unserem Geld?" v. P. Morell, 19.30 Uhr, Kurhaus.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Vortrag "Ernährung im Kleinkindalter", 20-21.30 Uhr; PEKiP-Kurs (Prager Eltern-Kind-Programm), 10.30 Uhr., J.-S.- Bach-Str. 26.
Karben. Landfrauenverein Rendel: Vortrag "Backen im Ring", 20 Uhr, Seniorenclub Kl.-Karbener-Str.
Büdingen. Dia-Vortrag "Safari durch die australische Wildnis" v. H. Hölzinger, 15.30 Uhr, Haus Walburga, Steinweg 19.
Hungen. ArGe Lahn-Kinzig-Bahn: Dia- Schau "Zum Pazifik - dreimal umsteigen!" v. J. Elbing, 20 Uhr, Blauer Saal Schloss. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: außerordentliche Kreismitgliederversammlung, BH Bruchenbrücken.
ArGe sozialdemokratischer Frauen: "Wo drückt der Schuh?", 16-18 Uhr, Engelsgasse 8 (tägl. bis Fr.).
Butzbach. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gasthaus Bosporus Neugasse.
Karben. SPD: Gesprächsrunde mit H. Wieczorek-Zeul u. D. Engel, 20 Uhr, Bürgerzentrum. Ober-Mörlen. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Schloß.
Blutspende Reichelsheim. DRK: Blutspendetermin, 17.30-21 Uhr, Bürgerhaus Kastanienweg, Weckesheim. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).
Bad Nauheim. Was Sie über Herzinfarkt wissen sollten und warum jede Minute zählt, Wanderausstellung, Haus der Gesundheit (bis 2. Februar).
Bad Vilbel. Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Feb.).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus. Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Der mit dem Wolf tanzt (19 Uhr).
Butzbach. Capitol + Bambi: keine Vorstellungen. Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.
Büdingen. Royal: Bodyguard (20 Uhr) - Princess: Sister Act (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Gestohlene Kinder (19.45 Uhr); Mo'money (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Talkshow zur Situation der Jugend im Landkreis Gießen, "Jugend und Gewalt" (20 Uhr).
(ohne Gewähr)
WÖLLSTADT. "Die Esoterik-Welle hat sich zu einem gigantischen Markt entwickelt, auf dem viele mitschwimmen. Wir möchten Orientierungshilfe bieten, unsere Erfahrungen weitergeben, eine Art Anlaufstelle werden." Wie Monika Laube-Schulze für den Verein "Wege zum Selbst" sagt, will der neue "Wege-Treff" ein solcher Anlaufpunkt für Menschen in der Wetterau sein, die auf der Suche danach sind, was für sie letztlich wichtig im Leben ist. "Der Wege-Treff will Mitgliedern und Freunden Erfahrungsaustausch, Meditationen, Vorträge zum spirituellen Weg bieten", so Laube-Schulze.
Zum Wege-Treff lädt der Verein für Donnerstag, 25. Februar, 25. März und 29. April, von 20.15 bis 22.30 Uhr in die Lindenstraße 8 in Nieder-Wöllstadt ein.
Der Verein ist nach Laube-Schulzes Worten inzwischen als gemeinnützig anerkannt. Einen ersten Informationsabend habe "Wege zum Selbst" im Literaturcafé Friedberg als Erfolg verbuchen können. Jetzt stellt die Anlaufstelle ihr neues Programm vor. Dazu gehört der Workshop Frau und Astrologie, der am 3. Februar beginnt und unter Leitung von Monika Laube-Schulze zwölf Abende läuft. Die Gebühr beläuft sich auf 300 Mark, Anmeldung ist sofort möglich. Der Workshop will anhand der Horoskope der Teilnehmerinnen einen Einstieg in die Astrologische Psychologie bieten - mit meditativer, musischer und spielerischer Selbsterfahrung.
Selbsterfahrung durch Bewegung und Tanz, I, II und III, wird ab 27., 28. Februar an drei Wochenenden gelehrt. Die Leitung hat Renate Wallrabenstein in der Alten Molkerei von Nieder-Wöllstadt, Eisenbahnstraße 48. Die Gebühr beträgt 180 Mark pro Wochenende. Die Anmeldefrist läuft am 15. Februar ab.
Ein Ausbildungsprogramm in astrologischer Psychologie kann man bei Hans- Peter Sauerwein, Marbachweg 274 in Frankfurt, Tel. 0 69 / 56 43 27, anfordern.
Außerdem regt der Verein "Wege zum Selbst" die Gründung einer Kontakt- Gruppe an. Wer Kontakt zu einer sogenannten inneren Führung habe, könne sich mitunter sehr einsam und verunsichert fühlen. Der Verein glaubt, daß es helfen könnte, sich auszutauschen. Anmeldungen nimmt der Verein in Wöllstadt, Lindenstraße 8, Tel. 0 60 34 / 31 04, entgegen. de
Liederbach
Überfall auf
Geldtransport
enk FRANKFURT A. M., 25. Januar. Bei einem Überfall auf den Fahrer eines Werttransporters der Bundespost haben mindestens drei unbekannte und maskierte Täter am Montag kurz nach sieben Uhr auf dem Hof der Post in Liederbach rund 60 000 Mark geraubt und acht Bedienstete des Postamt in dem Lastwagen eingesperrt, bevor sie mit ihrer Beute flüchteten.
Wie die Polizei mitteilte, war der Fahrer des Postlasters auf den Hof des Liederbacher Postamts am Villebon-Platz gefahren, um dort Geld abzuliefern. Als er gerade die Ladefläche öffnete, setzte ihm einer der Täter eine Schußwaffe an den Kopf und verlangte das im Tresor des Lasters deponierte Geld.
Unklar ist, ob der Täter den Fahrer zwang, den Tresor zu öffnen oder selbst Hand anlegte. Komplizen gingen in das Postgebäude und zwangen sieben Postbedienstete, in den Werttransporter zu steigen. Sie verschlossen die Tür und flüchteten mit einem Lastwagen oder einem Auto.
Csárdásfürstin in Bad Orb BAD ORB. Die Csárdásfürstin kommt: Sie singt und tanzt am Freitag, 29. Januar, ab 20 Uhr in der Konzerthalle.
Eintrittskarten für die Kálmán-Operette gibt es im Vorverkauf im Verkehrsbüro, Telefon 0 60 52 / 10 15, die Abendkasse ist ab 19 Uhr geöffnet. jan
HEDDERNHEIM. Zwei Stunden war den Vertretern befreundeter Vereine, Gönnern und anderen Gästen eingeräumt, den "Heddemer Käwwern" im Rahmen eines Sektempfangs im kleinen Saal des Vereinshauses der Turnerschaft 1860 Heddernheim zum närrischen Vereinsjubiläum 111 Jahre zu gratulieren.
Fast nahtlos ging es dann über zur Festveranstaltung in der gutbesuchten und sehr schön - der Feier des Tages entsprechend - dekorierten Turnhalle. Fanfarenklänge des Musikzuges der Turnerschaft leiteten die Begrüßungsrede des "Käwwern"-Vorsitzenden Dietmar Pontow ein.
Unter anderem hieß er den Schirmherrn Andreas von Schoeler, dessen Gegenkandidatin Petra Roth, die Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch (SPD) und die gesamte Spitze des "Großen Rates" der Karnevalvereine Frankfurt willkommen.
Ein besonderer Gruß galt noch dem Statthalter der "Närrischen Freien Reichsstadt Klaa Paris", Alfons I. (Dresch), seinem Prokurator Michael Robra sowie dem Frankfurter Prinzenpaar Bernd I. und Petra I. und dessen Hofstaat. Eine Zwei-Stunden-Rede "drohte" Statthalter Alfons an, der aber schon nach genau zehn Minuten zwei verdiente "Käwwern", Heinz P. Müller und Richard Schmidt, mit der neugeschaffenen Ehrenplakette der Statthalterei ehrte.
Dem Prinzenpaar überreichte er später ein Präsent zur Erinnerung. Die Tollitäten gratulierten, das Geburtstagsgeschenk ist ein Kupferstich mit Frankfurter Motiv (Eiserner Steg). Ratspräsident Konrad Trapp übermittelte die Glückwünsche der Frankfurter Dachorganisation sowie der Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval. Mitgebracht hatte er Jubiläumsurkunden, die "Käwwern" revanchierten sich wiederum mit Jubiläumsorden.
Nicht mit leeren Händen war auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler gekommen. Er zog den berühmten Umschlag mit einer finanziellen Zuwendung aus der Rocktasche. Seine Glückwünsche hatte der Oberbürgermeister in Reime gefaßt: "Ein Geburtstagskind, das 111 Jahre jung . . ." Das Stadtoberhaupt hatte in seiner Glückwunsch-(Bütten-)Rede keinen vergessen. So erwähnte er den Chauffeur, Portier, die Polizei, alle Parteien, "die Feuerwehr, Post und vier Brauereien", die "Handwerksburschen", vergaß nicht die Rundschau, die Presse, FAZ und "Bild". Selbst Clinton habe geschrieben, der Papst angerufen und Jelzin ein Fax geschickt.
"Auch Bonn nahm Notiz von der Feier des Jahres, von dort gab's auch Grüße - leider kein Bares. Deshalb hat der Römer gestern beschlossen, tut dem Verein 'was in' Umschlag. Wenn's auch keine Million ist, ich geb's gern und ohne Scherz, mit Achtung vor Euch und natürlich mit Herz". Großer Beifall, auch von Petra Roth, war dem Oberbürgermeister sicher, der den "Käwwern" noch seinen Schirmherrn-Schirm schenkte. dixi
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Mörfelden-Walldorf. Kindertheater: Hexenlied, So., 16 Uhr, Juz Mörfelden.
Rüsselsheim. Beef-Dance, Sa., 22 Uhr; Super Bowl Party, So., 22 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Groß-Gerau. Soul und Funk mit Hot Trace, anschließend Kabarett mit Dieter Dehm, Sa., 20 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.30, 17 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., So., 20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., 15, 19.30; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Sneakers + Der Tod steht ihr gut (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Kevin allein in New York (Sa., 15.15; So., 14.30 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., 20.30; So., 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (Sa., So., 15, 17.30, 20; Sa., 22.45 Uhr); Die Schöne und das Biest (So., 11, 13.30 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15, 17.30, 20.30, 22.45; So., 11, 13.10, 15, 17.30, 20.30 Uhr). - Cinema: Mo Money - Meh Geld (Sa., So., 17.30; Sa., 22.45 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So., 20 Uhr); Kevin allein in New York (Sa., 15; So., 13.10, 15.20 Uhr); Grüne Tomaten (So., 11 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der kleene Punker (Sa., So., 17.30 Uhr); Gestohlene Kinder (Sa., So., 19.30 Uhr); Spiel mir das Lied vom Tod (Sa., So., 21.45 Uhr); Pünktchen und Anton (So., 15 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Strictly Ballroom (So., 15 Uhr).
Fasching / Karneval Mörfelden-Walldorf. Die Sandhasen Mörfelden: Prunk-Fremdensitzung, Sa., 20.11 Uhr, Bürgerhaus.
Die Buschspatzen: Kindersitzung, So., 14.11 Uhr, Stadthalle.
Rüsselsheim. 2. Sitzung des Clubs Schwarze Elf, Sa., 19.11 Uhr, Adlersaal.
RCV: Internationaler Gardetag, So., 14.11 Uhr, Innenstadtbereich; Manöverball ab 20 Uhr in der Stadthalle.
Trebur. TSV-Maskenball, Sa., 20.11 Uhr, Narhalla Eigenheim. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. AWO: Kegelturnier um die Wanderpokale, Sa., 13 Uhr, Bürgerhaus Mörfelden.
Groß-Gerau. Sportlerehrung 1993, Sa., 19.30 Uhr, Jahnturnhalle. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Frauentreff Mörfelden, Langgasse 45: Intern. Frauencafé, Sa., 15 bis 17 Uhr.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Dr. Rosala, Mörfelden, Opelstr. 2, Tel. 0 61 05 / 2 36 04; priv. 061 71 / 7 83 92.
Südlicher Bereich: Wolfgang Kanig, Rüsselsheim-Königstädten, Ludwig-Einsiedel-Str. 25, Tel. 0 61 42 / 3 32 25.
Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa.: Peter Reiss, Seeheim-1, Heidelberger Str. 35, Tel. 0 62 57 / 8 33 44; So.: Dr. Ehrhard, Seeheim-1, Heidelberger Str. 35, Tel. 0 62 57 / 8 33 44; priv. 0 62 57 / 8 44 69. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Süd- Apotheke, Walldorf, Hunsrückstr. 7, Tel. 0 61 05 / 4 48 11.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
BAD HOMBURG. Wo findet Frau - egal ob Single oder liiert, ob mit oder ohne Kind/er - die Gleichgesinnten, wenn sie nicht gesinnt ist, sich einem Verein, einem Verband oder einer anderen Institution anzuschließen? Das städtische Frauenbüro kennt aus Gesprächen mit Frauen die Lücke, die nun durch einen Stammtisch geschlossen werden soll. Das erste Treffen ist für Freitag, 26. Februar, von 19.30 Uhr an in den Ratsstuben im Stadthaus geplant.
Frauen, die an der ersten organisierten Begegnung interessiert sind, werden gebeten, sich möglichst umgehend beim Frauenbüro (Tel. 100 420 oder 100 230) zu melden. off
&blt; Die islamische Welt
Im Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, hält am heutigen Dienstag ab 18.30 Uhr Werner Schiffauer in der Reihe "Begegnungen mit der islamischen Welt" einen Vortrag über "Die fundamentalistischen Gemeinden türkischer Arbeitsmigranten in der Bundesrepublik". &blt; Scherenschnitt-Film Arbeiten der bislang einzigen Scherenschnitt-Animationsfilmerin der Welt, Edeltraud Engelhardt, sind am heutigen Dienstag ab 18 Uhr in der Nordweststadt- Bücherei zu sehen. Beginn 18 Uhr. &blt; Dieter-Kühn-Vorlesung Am heutigen Dienstag um 18 Uhr setzt Dieter Kühn seine Poetik-Vorlesungen fort: an der Frankfurter Uni, Hörsaal VI, Bauteil D, Gräfstraße. Thema der Vorlesung: "Mein Lebensroman". &blt; Günter de Bruyn liest In der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Savignystraße 6, liest am Mittwoch um 20 Uhr Günter de Bruyn aus "Zwischenbilanz - eine Jugend in Berlin". &blt; Holger Herrmann Im Studio 51 der Frankfurter Aufbau AG (Niedenau 51 in Frankfurt) sind noch bis zum 26. Februar Werke von Holger Herrmann zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr. &blt; Arbeiten von Fritz Klemm Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren von Fritz Klemm zeigt bis zum 27. Februar die Galerie Rothe in Frankfurt (Barckhausstraße 6). Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. &blt; Die Csárdásfürstin Emmerich Kalmans Operette "Die Csárdásfürstin" ist heute (20 Uhr) in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg zu sehen, Frankfurter Straße 152. Es spielt das Operetten-Tournee-Theater Hannover. &blt; Ika Huber "Croquis" ist der Titel einer Ausstellung in der Frankfurter Galerie Bärbel Grässlin (Bleichstraße 48): Noch bis zum 27. Februar werden Werke von Ika Huber gezeigt. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. &blt; Austauschkonzert Heute um 19.30 Uhr findet in der Frankfurter Musikhochschule, Eschersheimer Landstraße 29-39, ein Konzert mit Studierenden der Freiburger Musikhochschule unter der Leitung von Hans Michael Beuerle statt. Dieses Konzert ist Teil eines von Wolfgang Schäfer und Hans Beuerle initiierten Austausches zwischen den Hochschulen. Auf dem Programm stehen Werke von Eckehard Kiem, Arnold Schönberg und Karol Szymanowski. Die Vokalsolisten sind Viola de Galgóczy-Mécher, Birgit Wagner-Ruh und Marek Chacholski. &blt; Amerikanische Avantgardefilme Am 26., 27. und am 28. Januar, jeweils um 20.15 Uhr, zeigt das Deutsche Filmmuseum unter dem Titel "Avantgarde und Experiment" Filme von Marie Menken. Auf dem Programm stehen am Dienstag: "Visual Variations on Noguchi", "Glimpse of the Garden", "Hurry, Hurry!", "Notebook", "Bagatelle for Willard Maas", "Lights", "Go, Go, Go!", "Watts with Eggs", "Drips and Strips", "Moonplay".
Die sprachliche Maximalsteigerung der geläufigen Sensationen ist der "Knüller": Und mit diesen Artikeln der gehobenen Sensation wirbt auch in diesem Jahr wieder der Einzelhandel zum Winterschlußverkauf, der parolenstark am gestrigen Montag begann: "Unglaublich" schreit ein Schuhanbieter auf der Zeil, als könnte er das Ausmaß der von ihm gewährten Preisreduktionen selbst noch nicht fassen. "Das Beste zum Schluß" versichert ein Kaufhaus, als verhielte sich die Qualitätsteigerung umgekehrt zur Preisentwicklung.
Der tatsächliche Preisnachlaß bewegt sich nach Angaben von Frankfurter Kaufhausleitern und den Geschäftsführern von Einzelhandelsläden zwischen zehn und 40 Prozent, für einzelne Waren auch mal bis zu 80 Prozent. Einen regelrechten Preissturz verspricht der Handel bei Wintersportartikeln sowie bei Strickwaren und Wintermänteln. Auch das modisch-avantgardistische Textil, das vielleicht schon in der nächsten Saison als hoffnungslos aus der Mode gekommen gelten könnte, wechselt jetzt für wenig Geld von der Stange in den privaten Kleiderschrank. Das Angebot an reduzierter Ware bezeichnet der Handel trotz des vorgezogenen Winterschlußverkaufs als ausreichend. Ein bislang recht milder Winter hatte die Nachfrage eher niedrig gehalten. Über die Resonanz der Schnäppchen bedachten Verbraucher herrscht Zufriedenheit. Nach einem eher ruhig verlaufenen Morgen stellte man in einem Kaufhaus an der Hauptwache fest: "Wir sind positiv eingestimmt."
Bei aller Euphorie über den Preissturz rät die Verbraucherzentrale Hessen zum zielbewußten Einkauf. Schnäppchenjäger sollten den Kassen- bon aufheben. Zwar sei reduzierte Ware im allgemeinen vom Umtausch ausgeschlossen. Dies gelte aber nicht für den Fall, wo sich der gekaufte Artikel als fehlerhaft erweise. Dann müsse der Handel einen Umtausch gestatten, wenn nicht vor dem Kauf auf die Män- gel der Ware hingewiesen wurde. sar
BAD VILBEL. "Schulstruktur in Bad Vilbel - Was wird aus der Ernst-Reuter- Schule?", zu diesem Thema veranstaltet der Elternbeirat der Ernst-Reuter-Schule heute abend um 19.30 Uhr eine Podiumsdiskussion im Bürgerhaus Heilsberg. An Kreisschuldezernent Joachim Pollmar will Elternbeiratsvorsitzender Erich Pelkner an diesem Abend 5800 Unterschriften für den Erhalt der Schule übergeben.
Teilnehmen werden an der Diskussion neben Joachim Pollmar (SPD) Wilfried Krumpeter (SPD-Kreistagsabgeordneter), Klaus Minkel (Erster Stadtrat von Bad Vilbel, CDU), Gerhard Salz (Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag), Frau Steinhofer (schulpolitische Sprecherin der Wetterauer FDP) und Bernfried Wieland (Vorsitzender des Arbeitskreises Schulpolitik der CDU-Kreistagsfraktion). Leiten wird die Diskussion der pensionierte Ministerialrat und ehemalige Leiter der Ernst-Reuter-Schule, Josef Rubin.
In einer Presseerklärung haben die Fraktionsvorsitzenden der Vilbeler SPD, Johannes Frank, und der Wetterauer SPD, Bardo Bayer, zu den jüngsten Auseinandersetzungen um die Reuter-Schule Stellung genommen. Frank wirft der CDU vor, den Streit zwischen der Ernst- Reuter- und der John-F.-Kennedy-Schule aus Wahlkampfgründen "vom Zaun gebrochen" zu haben. Die Auseinandersetzungen der beiden Kollegen seien den Bedürfnissen der Schüler/-innen nicht dienlich. Der Schulträger beabsichtige nicht, an den derzeitigen Schulformen etwas zu ändern. Solche Pläne würden auch seitens der SPD-Fraktion im Kreistag nicht gehegt, versichert deren Vorsitzender Bayer. Niemand denke daran, irgendeine Vilbeler Schule anzutasten. Jede Schule biete angemessene, auf jeweilige wohnortnahe Einzugsbereiche abgestimmte Bildungsangebote, die in jedem Fall zu erhalten seien. Der Schuldezernent sei vom Kreistag beauftragt worden, einen Bericht über mögliche Veränderungen in der Vilbeler Schullandschaft als Grundlage für Investitionsentscheidungen vorzulegen. Es sei "fahrlässig", so Bardo Bayer an die Adresse der Vilbeler CDU, hierin "Veränderungsabsichten" hineinzuinterpretieren.
Die Zukunftsperspektiven der Ernst- Reuter-Schule hält Vilbels SPD-Fraktionschef Frank für gut, da auf dem Heilsberg die Kinderzahl wieder zunehme und neue Baugebiete entwickelt würden. Das neue pädagogische Konzept von Schulleiter Trost, künftig auch wieder einen Hauptschulabschluß zu ermöglichen, sei sinnvoll. Es müsse aber auch gelingen, daß die berechtigten Interessen der Kennedy-Schule nicht unter den Tisch fallen. Die Gremien beider Schulen sollten daher "an einem runden Tisch zusammenarbeiten". mu
Tip-Vorschau
1. Coventry City - FC Wimbledon 1 2. Crystal Palace - Tottenham Hotspur 0 3. FC Everton - Norwich City 2 4. Ipswich Town - Manchester United 2 5. Leeds United - FC Middlesborough 1 6. Nottingham Forest - Oldham Athletic 0 7. Sheffield United - Queen's Park Rangers 2 8. FC Southampton - Aston Villa 2 9. FC Chelsea - Sheffield Wednesday 1 10. Manchester City - Blackburn Rovers 0 11. PSV Eindhoven - RKC Waalwijk 1 Tips für 6 aus 45 10 - 21 - 28 - 34 - 37 - 38
Kleine FR
Gelber Sack KÖNIGSTEIN. Die gelben Säcke werden am Mittwoch, 27. Januar, im gesamten Stadtgebiet abgeholt. Sitzung der Stadtverordneten KÖNIGSTEIN. Die Stadtverordnetenver- sammlung findet am Donnerstag, 28. Januar, um 19 Uhr im Bürgerhaus statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die vertragliche Regelung der Zuschüsse an kirchliche Kindergärten sowie ein Entwurf des Bebauungsplanes für das Gebiet "Wiesengrund/Kurbad" in der Flur. Parlament Oberursel OBERURSEL. Die Tarifkooperation mit dem FVV sowie verschiedene Bebauungspläne stehen auf der Tagesordnung der Stadtverordnetensitzung am Donnerstag, 28. Januar. Beginn ist um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Jiri Dienstbier in Königstein KÖNIGSTEIN. Der Ex-Außenminister der CSFR, Jiri Dienstbier, hält am Donnerstag, 28. Januar, im Rahmen der Königsteiner Kolloquien einen Nachruf auf die Tschechoslowakei: "Das Ende einer Vision" - ab 20 Uhr im Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Straße 3. Schluckimpfung STEINBACH. Der zweite Durchgang der Schluckimpfung findet am Donnerstag, 28. Januar, von 18 bis 19 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule am Hessenring statt. Ortsbeirat Oberhöchstadt tagt KRONBERG. Der Ortsbeirat Oberhöchstadt trifft sich zu seiner Sitzung am Donnertsga, 28. Januar, um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus, Am Kirchberg 1. Ortsbeirat Schönberg KRONBERG. Der Ortsbeirat Schönberg tagt am Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr in der Taunushalle. DRK ruft zum Blutspenden auf OBERURSEL. Zum Blutspenden ruft das Deutsche Rote Kreuz am Freitag, 29. Januar, auf. "Gezapft" wird zwischen 16 und 20.30 Uhr in der Frankfurter International School, Marxstraße 30. Ortsbeirat Kronberg KRONBERG. Der Kronberger Ortsbeirat lädt zur Sitzung am Freitag, 29. Januar, um 18.45 Uhr im Jugendzentrum Café Kanne (ehemalige Grundschule), Katharinenstraße 1.
FRIEDRICHSDORF. Als "traurigen Witz" bezeichnen die Grünen die Auflage des Magistrates, daß bei einem Neubau auf dem Gelände des Gasthauses "Zum Taunus" in Seulberg die beiden Linden nicht beschädigt werden dürfen (die FR berichtete). "Den schönen alten Bäumen wird das Wurzelwerk beschädigt und das Wasser abgegraben, wie sollen sie überleben?", fragt Fraktionsvorsitzender Horst Burghardt. Die "späte Einsicht des Bürgermeisters, daß die Seulberger Traditionsgaststätte nur durch einen Ankauf durch die Stadt hätte gerettet werden können", bezeichnen die Grünen als "scheinheiliges Eingeständnis" zu einem Zeitpunkt, wo alle Entscheidungen bereits gefallen seien und der Magistrat einer Bauvoranfrage zugestimmt habe.
Die Grünen hatten bereits kurz nach Bekanntwerden der Abrißpläne im Stadtparlament einen Antrag eingebracht, die Stadt solle den "Taunus" kaufen; alle anderen Fraktionen lehnten dies ab. In einem zweiten Anlauf, erinnert Burghardt, setzten die Grünen die Aufstellung eines Bebauungsplanes durch, mit dessen Hilfe der Abriß verhindert werden sollte: "Der Magistrat ließ sich mit den Vorarbeiten so viel Zeit, daß der Aufstellungsbeschluß viel zu spät kam, um wirklich noch etwas bewirken zu können."
Seulberg verliere dadurch wieder ein Stück seines dörflichen Gesichtes, und CDU und SPD ließen das tatenlos geschehen, "weil sie jede Mark, die für den Kauf des ,Taunus&rquote; nötig gewesen wäre, für ihre überzogenen Stadthallenpläne im Schäferborn brauchen".( s
HEUTE . . .
. . . sagte der Mann: "Mei Fraa hat sich e Paar Pömbs mit sooo hohe Absätz gekaaft!" - "Mache Se Bosse! Un wie lääft se da drin?" - "Sie lääft selten. Am liebste steht se newe merr un is en halwe Kobb größer!"
. . . sagte der Kahlkopf zum Vermieter: "Wieviel wolle Se ferr die zwaa wunziche Zimmer hawwe? Ei, wann ich noch Haarn hätt, dhet ich merr se raafe!"
. . . sagte die Frau: "Bei uns wohne Terke, Idaljener un Spanjer im Haus. De aanzich Fremde is en Mondeur aus de Palz."
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Bodyguard (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Stalingrad (17 Uhr); Carmen (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (15.30 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Kevin allein in New York (15.30 und 18 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Bodyguard (17.30 und 20.15 Uhr).
Theater/Musik Bad Homburg. Kurkonzert mit dem Kurensemble, Konzerthalle im Kurpark, 15.30 bis 17 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: "Wenn der Ton singt" - Leben und Kunsthandwerk der Pueblo- Indianer, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr.
Galerie im Stadthaus, Marienbader Platz 1: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring, 15 bis 18 Uhr.
Englische Kirche, Ferdinandsplatz: "Europäischer Fotopreis" - 16 europäische KünstlerInnen zeigen ihre Arbeiten, 12 bis 19 Uhr.
Oberursel. Stadtbücherei am Marktplatz: Künstler aus Epinay-sur-Seine und die Gruppe "Künstler in Oberursel" stellen aus, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" - Heinz Jürgen Göttert zeigt Proben seines Schaffens, 18 bis 20 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch, 10-12 Uhr und 15-18 Uhr.
Stadtbibliothek im Kurhaus: 2. Kinder- Kunst-Ausstellung zum Thema "Igelhans", 10 bis 12 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Humboldtschule, Jacobistr. 37: "Hitlers Machtergreifung - Wie konnte das geschehen?", 19 Uhr. Referentin: Prof. Dr. Recker, Uni Frankfurt.
Forum des Stadthauses, Marienbader Platz: Farblichtbilder-Vortrag von A. Steurer über "Madagaskar", 19 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sitzung des Umweltausschusses, großer Sitzungssaal des Landratsamts, Louisenstr. 86-90, 18 Uhr.
Sitzung des Bau- und Planungsausschusses der Stadtverordnetenversammlung, Stadthaus, 17.30 Uhr.
Steinbach. SPD-Frauenstammtisch, Clubraum II des Bürgerhauses, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe
Bad Homburg. Mütterberatung im Gesundheitsamt, 11 bis 12 Uhr.
Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstd. der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9-17 Uhr, Tel. 22041.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen
Bad Homburg. Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Bücherbörse, 9 bis 12 Uhr und 15 bis 17.30 Uhr; Diskussionsvormittag zum Thema "Macht zuviel Information dumm?", 10 Uhr.
Hessischer Elternverein: Diskussion des herssischen Schulgesetzes, Restaurant Schick, 20 Uhr.
Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Treffen der Bürgerinitiative für Umwelt- und menschenfreundlichen Straßenverkehr, Homburger Hof, 20 Uhr.
Kronberg. Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands: Morgentreff, Gemein- dezentrum Wilhelm-Bonn-Str. 4, 9.30 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.
Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gedächtnistraining und Spiele, 14.30 bis 17 Uhr.
Städtische Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92 c: Yoga (8.45 bis 10.15 Uhr); Video (ab 10.15 Uhr); Tischtennis und Billard (ab 14.30 Uhr).
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Gymnastik im Ferdinand- Balzer-Haus, Schulstr. 25, 9 Uhr, 10 Uhr und 14 Uhr.
Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde 14.30 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Singen, 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstr. 6: Kaffeerunde, 14-17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22, 15.30 Uhr.
Kindertheater im E-Werk, Wallstr. 24: "Hexenzauber" - Aufführung für Kinder ab 3 Jahren, 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Polio-Schluckimpfungen Neu-Anspach. Gesamtschule, 17 bis 18.15 Uhr.
Wehrheim. Sonderschule, 18.30 bis 19.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1, 13.20 Uhr.
Königstein. Treffpunkt der Mittwochswandergesellschaft: Parkplatz, 14 Uhr.
Frau Gertrud Peters, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Anna Waltz, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Adele Olbrich, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Marie Steffan, Klein-Karben, zum 82. Geburtstag.
Frau Sofie Thorn, Groß-Karben, zum 82. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Brandt, Okarben, zum 78. Geburtstag.
Herrn Ernst Schmidt, Petterweil, zum 70. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Bösebeck, Assenheim, zum 77. Geburtstag.
Herrn Herrmann Heupel, Assenheim, zum 74. Geburtstag.
BAD VILBEL. Die Verbesserungen für Radfahrer, mit denen sich die Bad Vilbeler CDU in ihrem Parteiorgan schmücke, seien allesamt aus dem Radwege-Konzept entliehen, das von den im Verkehrsbereich aktiven Verbänden wie VCD oder ADFC erarbeitet worden seien. Mit dieser Aussage regen Wulfhard Bäumlein und Ute Schneider für Umweltliste/ÖDP die örtliche CDU an, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken.
Die Arbeit der Mitglieder dieser Verbände, die allesamt ehrenamtlich die Versäumnisse in der Bad Vilbeler Verkehrspolitik aufgezeigt hätten, werde von den Schreibern des CDU-Parteiorgans oft genug abfällig dargestellt.
Das alles will die Umweltliste/ÖDP nicht unwidersprochen lassen und verlangt eine Richtigstellung. Es hätte auf jeden Fall einen besseren Eindruck gemacht, wenn die Verfasser, die der CDU angehören, zumindest die Urheber der begrüßenswerten Vorhaben genannt hätten. "Die Umweltliste/ÖDP tritt nach eigenem Bekunden für einen sauberen Wahlkampf ein und wird auch in Zukunft bei positiven, aber auch bei negativen Nachrichten ,Roß und Reiter&rquote; nennen, kündigen Bäumlein und Schneider an. de
DARMSTADT-DIEBURG. In einer Art "freiwilligem Vermittlungsausschuß" sollen Einwände gegen die vom Landkreis Darmstadt-Dieburg geplante Haldendeponie am Rande der Grube Messel bereits im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens ausgeräumt werden. Mit diesem Ziel hat der Umweltdezernent Hans-Jürgen Braun mögliche Einwender zum Dialog aufgerufen. Als neutraler Mittler in diesem "Meditationsverfahren", das bei Großprojekten in den USA im Unterschied zu Deutschland gang und gäbe sei, ist die Planungsgruppe Ökologie und Umwelt in Hannover eingeschaltet.
Verkehrsbelastung, Waldverlust und Umweltverträglichkeit schätzt Braun als konfliktträchtigste Themen ein. Bis zum Anhörungstermin (Mitte des Jahres) hofft der Dezernent, den vorgezogenen "Abwägungs- und Klärungsprozeß" zum Erfolg führen zu können. Das heißt, Klagen gegen das Projekt zu vermeiden. Dann könnte möglicherweise 1995 mit dem Bau begonnen und die Deponie zwei Jahre später in Betrieb gehen.
Ein Rechtsstreit würde die Entsorgung im Kreis Darmstadt-Dieburg auf absehbare Zeit gefährden und die Abhängigkeit vom Entgegenkommen anderer Gebietskörperschaften verlängern, die vorübergehend Schlacke, Klärschlamm, nicht brennbaren Sperrmüll und Gewerbeabfälle abnehmen müßten. Die Kosten für die Haldendeponie werden auf 120 Millionen Mark geschätzt. sch
Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung sucht junge Deutsche, die für zwölf Monate im Disney-Freizeitpark "Epcot Center" in Orlando/Florida arbeiten möchten. Die Bewerber werden beim Verkauf deutscher Souvenirartikel und für die Gästebewirtung eingesetzt.
Gesucht werden Abiturient/innen, Studierende und Berufsanfänger/innen aus Handel, Touristik und Gastronomie zwischen 19 und 25 Jahren, die über gute englische Sprachkenntnisse verfügen. Der Beschäftigungsbeginn kann zwischen Juni 1993 und November 1993 liegen.
Die Bewerbungsunterlagen können unter folgender Adresse angefordert werden: Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit, Auslandsabteilung, Feuerbachstraße 42-46. reu
FLÖRSHEIM. Über grüne Punkte und gelbe Säcke geben die Mitarbeiter im Informationsmobil des "Dualen Systems Deutschland" den Bürgerinnen und Bürgern Auskunft. Das Fahrzeug macht an drei Tagen in Flörsheim Station.
In Wicker gibt es Tips zum Getrenntsammeln von Müll am Mittwoch, 27. Januar, von 16.30 bis 18 Uhr vor der alten Goldbornschule. In Weilbach steht das Gefährt am Donnerstag, 28. Januar, von 16.30 bis 18 Uhr an der Weilbachhalle, und in Flörsheim hält es am Freitag, 29., von 11 bis 14 Uhr an der Kreuzung Untermainstraße / Kirchgasse. kkü
Nachrichten entstehen weder von selbst, noch werden sie vom Bürgermeister verfaßt. Die Nachrichten, Berichte, Kommentare, Reportagen und Glossen in der Lokal-Rundschau werden von Journalistinnen und Journalisten geschrieben und gestaltet. Wer diese Frauen und Männer sind, lesen Sie heute und in den kommenden Tagen in einer FR-Serie.
Seine Termine im Usinger Land nimmt er nicht mit dem Fahrrad wahr - aber sonst ist Jürgen Dickhaus, der seine Artikel mit "jd" zeichnet, kaum "ohne" anzutreffen. Seit einem halben Jahr berichtet der 30jährige als "Korrespondent" aus dem Buchfinkenland; davor reiste er ein Jahr lang mit dem Drahtesel von Kanada bis in die argentinische Pampa.
Fernweh, Vielfalt und Kontakt mit Menschen ließen deshalb den gebürtigen Kohlenpöttler (aus Witten) für den Journalismus Feuer fangen. Eigentlich ist er Jurist. Die Welt der Paragraphen aber wurde ihm schnell zu "dröge" - das schlimmste Urteil, das er zu vergeben hat. Als gar nicht langweilig empfindet er seine neue Wahlheimat, insbesondere die Gegensätze "vor und hinterm Taunuskamm". Trotz der Bildschirmarbeit und oft "quadratischen Augen" guckt er auch in seiner Freizeit genau hin: als begeisterter Kinogänger und Literaturfan. FR
Der Leibwächter hatte dienstfrei. Aber wäre er an seiner Seite gewesen, hätte man in Ankara wohl zwei Opfer zu beklagen. Ugur Mumcu hatte keine Überlebenschance - es sei denn, er hätte die Bombe rechtzeitig entdeckt. Mit Frau und Kind wollte er zu einem Krankenbesuch fahren, hatte sich aber, eine ihm schon zur Routine gewordene Vorsichtsmaßnahme, zunächst allein in den Wagen gesetzt. Der Sprengsatz, offenbar mit dem Zündschloß seines Renault verbunden, war so stark, daß der Wagen völlig zerfetzt wurde. Blech- und Plastikteile flogen fünfzig Meter weit. Den verstümmelten Körper des Opfers fand man in sechs Meter Entfernung.
Er gehörte zu den angesehensten Journalisten des Landes. Seine Artikel über die politische Korruption, den Terrorismus, das organisierte Verbrechen und das Unwesen rechtsextremer Gruppen, wie der berüchtigten "Grauen Wölfe", waren oft Tagesgespräch. Seine Kommentare in der linksliberalen Istanbuler Zeitung Cumhuriyet waren meinungsfreudig, pointiert, mitunter scharf, aber nie einseitig oder gar gehässig. Natürlich eckte er an: Die 1971 zur Macht gekommene Militärjunta ließ ihn wegen "linksextremer Umtriebe" zu sieben Jahren Haft verurteilen. Anderen galt er als Symbol der Integrität, als "das Gewissen", wie einer seiner Kollegen sagt. Leidenschaftlich trat er vor allem für die weltlich-westliche Grundordnung der Türkei und die Wahrung demokratischer Prinzipien ein, nachdrücklich warnte er vor dem Erstarken des islamischen Fundamentalismus. Mumcu war entschiedener Gegner jenes in der Türkei erstarkenden blinden, sich religiös gebenden Fanatismus.
Er hat sich im Laufe seines Journalistenlebens viele Feinde gemacht, nicht zuletzt in Kreisen der türkischen Mafia und bei den kurdischen Separatisten, deren blutigen Terror er ebenso entschieden verurteilte wie die Übergriffe der allmächtigen Sicherheitskräfte gegen die kurdische Minderheit. Seine Mörder stammen aus islamisch-fundamentalistischen Zirkeln, wenn man mehreren Bekenneranrufen kurz nach dem Anschlag glauben will.
Am Montagabend protestierten in Istanbul zehntausend Menschen gegen den Anschlag und für eine Trennung von Staat und Kirche. Sichtlich betroffen hatte der konservative Ministerpräsident Süleyman Demirel den Tatort besucht. Matt versprach er, man werde die Schuldigen suchen, seine Regierung kämpfe gegen den Terrorismus. Aber solche Zusicherungen beruhigen niemanden mehr. In der Türkei wächst die Furcht vor einer neuen Ära der Gewalt, wie sie Ende der siebziger Jahre zum Putsch der Militärs führte.
Nicht nur die Kurdenrevolte in Südostanatolien rüttelt mittlerweile an den Fundamenten des Staates, auch das immer militantere Auftreten der islamischen Fundamentalisten läßt viele um die Zukunft der türkischen Republik fürchten. Die konspirativ wie Geheimbünde operierenden Moslembruderschaften kontrollieren mittlerweile große Teile der öffentlichen Verwaltung. Auch im Polizeiapparat, in der Justiz und beim Militär, bisher einer Bastion der vom Republikgründer Atatürk formulierten weltlich-westlichen Staatsidee, gewinnen die sich religiös legitimierenden Fanatiker an Boden.
Und immer häufiger fließt Blut, werden prominente "Ungläubige" ermordet: vor drei Jahren erschoß ein sich islamisch nennendes Terrorkommando den angesehenen Istanbuler Verfassungsrechtler Muammer Aksoy. Wenig später wurde Cetin Emec, Leitartikler der Tageszeitung Hürriyet, auf ähnliche Weise ermordet. Und wiederum einige Monate später töteten die Fanatiker mittels einer Paketbombe die Istanbuler Rechtsprofessorin Bahriye Ücok. Alle drei Opfer waren engagierte Gegner des sich religiös gebenden Fanatismus.
Als gefährlichste Untergrundorganisation in der Türkei gilt die "Islamische Front der Kämpfer des Großen Orients" (IBDA-C), eine von mittlerweile vier Gruppen, die sich zum Mordanschlag auf Ugur Mumcu bekannten. Radikale türkische Fundamentalistenzirkel scheinen nicht nur enge Kontakte zu den Radikalen in Iran und Libanon, wie der Hisbollah, geknüpft zu haben. Viel beunruhigender sind Hinweise darauf, daß diese Terroristen in der Südosttürkei von den Sicherheitskräften rekrutiert und als Killerkommandos gegen pro-kurdische Lokalpolitiker und Journalisten eingesetzt werden. Zu diesem Thema hatte auch Ugur Mumcu recherchiert, wie Kollegen berichten.
GERD HÖHLER (Athen)
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL REGIONALLIGA Südwest/Nord, Frauen: ASC Mainz - SV Dreieichenhain 56:44 (22:28), Homburger TG - ACT Kassel 58:47 (30:32), TV Saarlouis - Eintracht Frankfurt II 74:56 (36:32), TV Hofheim - BSG Hillscheid 84:62 (34:29), TV Oppenheim - SCW Völklingen 66:64 (34:39). Die Tabelle: 1. SCW Völklingen 1050:891, 22:4 Punkte, 2. TV Saarlouis 989:821, 18:8, 3. ACT Kassel 886:799 18:8, 4. ASC Mainz 839:784, 18:8, 5. Homburger TG 770:694 16:10 6. TV Oppenheim 899:756, 14:12, 7. Eintracht Frankfurt II 834: 776, 12:14, 8. TV Hofheim 867:916, 10:16, 9. BSG Hillscheid 657:951, 2:24, 10. SV Dreieichenhain 591:994, 0:26.
Männer: TV Kirchheimbolanden - MTV Kronberg 80:74 (46:46), TSV Krofdorf-Gleiberg - PSV Bernkastel-Kues 93:91 (44:44), TV Saarlouis - Eintracht Frankfurt 80:84 (46:41), TV Langen II - BBC Horchheim 83:81 (39:40), TGS Ober-Ramstadt - BC Wiesbaden 89:81 (47:44). Die Tabelle: 1. Eintracht Frankfurt 1161:1024, 24:2, 2. TGS Ober-Ramstadt 1130:1045, 20:6, 3. TV Kirchheimbolanden 1060:971, 18:8, 4. MTV Kronberg 1242:1150, 16:10, 5. TSV Krofdorf-Gleiberg 1108:1134, 14:12, 6. BBC Horchheim 1175:1142, 14:12, 7. TV Saarlouis 1052:1126, 8:18, 8. BC Wiesbaden 997:1100, 8:18, 9. PSV Bernkastel-Kues 1054:1089, 6:20, 10. TV Langen II 958:1156, 2:24.
OBERLIGA, Frauen: BC Wiesbaden - Post- SV Gießen 34:38 (17:19), SG A'burg-Mainhausen II - TSG Sulzbach 54:42 (24:22), TSV Krofdorf- Gleiberg - TSV Grünberg 58:49 (28:21), Gymnasion Oberursel - EOSC Offenbach 62:49 (30:27), TV Langen - BC Darmstadt 93:64 (45:35) 1. TV Langen 960:762, 22:4, 2. TSV Krofdorf-Gleiberg 769:668, 20:6, 3. Post-SV Gießen 804:696, 20:6, 4. TSV Grünberg 783:706, 16:8, 5. BC Darmstadt 981:753, 16:10, 6. SG DJK/TV Aschaffenburg/Mainhausen II 754:791, 8:16, 7. BC Wiesbaden 797:832, 8:18, 8. TSG Sulzbach 715:868, 8:18, 9. Gymnasion Oberursel 659:850, 6:20, 10. EOSC Offenbach 609:905, 4:22.
Männer: TG Hanau - SG A'burg-Mainhausen 86:75 (40:38), TSV Grünberg - BS Darmstadt 82:103 (37:53), CVJM Kassel - BG Offenbach/Neu-Isenburg II 62:100 (29:56), VfB Gießen - SKG Roßdorf 106:73 (54:36), MTV Gießen II - VfL Marburg 75:63 (40:33) 1. VfB Gießen 1125: 867, 24:0 2. BC Darmstadt 1241:1033, 20:6, 3. TG Hanau 1121:1057, 18:8, 4. MTV Gießen II 994:1018, 16:8, 5. VfL Marburg 1078:1083, 14:12, 6. BG Offenbach/Neu-Isenbg. II 943:972, 12:14, 7. TSV Grünberg 1100:1107, 10:16, 8. SKG Roßdorf 1015:1118, 8:16, 9. SG A'burg-M'hausen 961:1100, 6:20, 10. CVJM Kassel 944:1167, 0:26. EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: Herforder EG - ESC Frankfurt 3:7, ESC Wedemark - REV Bremerhaven 5:0, ESC Wolfsburg - EC Harz- Braunlage 9:2, ETC Timmendorf - Schalker Haie verlegt auf 3. März.
FUSSBALL PRIVATSPIEL: SV Darmstadt 98 - Rot-Weiß Frankfurt 0:2 (0:0).
OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: SU Mühlheim - TV Groß-Umstadt 14:12 (nicht 14:15, Berichtigung). - Tabellenspitze: 1. SU Mühlheim 28:4 Punkte, 2. TV Groß-Umstadt 25:7, 3. SSG Bensheim 22:10.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TV Langenselbold - SV Seulberg 19:15, SG Eintr. Frankfurt - TG 1847 Frankfurt 11:11. - Tabellenspitze: 1. HC Friedrichsdorf 18:4 Punkte, 2. TV Kesselstadt 16:6, 3. SG Wehrheim/ Obernhain 16:10.
MOTORSPORT RALLYE MONTE CARLO, Stand nach der dritten Etappe und 17 von insgesamt 22 Wertungsprüfungen: 1. Delecour/Grataloup (Frankreich) 4:42:07 Stunden, 2. Biasion/Siviero (Italien) beide Ford Escort 1:03 Minuten zurück, 3. Auriol/Occelli (Frankreich) 1:11, 4. Kankkunen/ Piironen (Finnland) beide Toyota Celica 5:07, 5. Eriksson/Parmander (Schweden) 11:20, 6. Schwarz/Grist (Oberreichenbach/England) beide Mitsubishi Lancer 22:34, ... 16. Holderied/ Thörner (Bayersoien/Schweden) Mitsubishi Galant 42:43.
TENNIS AUSTRALIAN OPEN in Melbourne: Männereinzel, Achtelfinale: Edberg (Schweden/Nr. 2) - Boetsch (Frankreich) 6:2, 6:3, 6:2, Sampras (USA/Nr. 3) - Washington (USA/Nr. 13) 6:3, 6:4, 6:4, Korda (Tschechische Republik/Nr. 7) - Garner (USA) 7:5, 6:3, 6:1, Bergström (Schweden) - Ferreira (Südafrika/Nr. 10) 6:4, 7:5, 2:6, 6:4, Forget (Frankreich/Nr. 11) - Jones (USA) 6:3, 7:6 (7:5), 7:6 (8:6).
Fraueneinzel, Achtelfinale: Seles (Jugoslawien/TV/Nr. 1) - Tauziat (Frankreich/Nr. 13) 6:2, 6:0, Mary Joe Fernandez (USA/Nr. 5) - Maleewa-Fragniere (Schweiz/Nr. 9) 7:5, 2:6, 6:2, Halard (Frankreich) - Martinez (Spanien/Nr. 6) 6:4, 6:3, Capriati (USA/Nr. 7) - Katerina Maleewa (Bulgarien/Nr. 14) 6:7 (7:2), 6:3, 6:1.
Junioreneinzel, 1. Runde: Yongchantanasakul (Thailand) - Tambue (Rotenbühl) 2:6, 6:3, 6:3.
Juniorinneneinzel, 1. Runde: Rusch (Ravensburg) - Veronica Widyadharma (Indonesien) 6:0, 6:0, Glass (Darmstadt) - Kay (Australien) 6:2, 2:6, 6:1. VOLLEYBALL OBERLIGA, MÄNNER, 11. Spieltag: VC Dornheim - SG Rodheim 0:3, VC Dornheim - VC Ober-Roden 3:2, TSV Trebur - TV Babenhausen 3:2, TSV Trebur - DSW Darmstadt 1:3, Eintracht Frankfurt II - TG Wehlheiden 3:2, Eintracht Frankfurt II - FTG Frankfurt 0:3, TSG Elgershausen - TGV Schotten 3:0, TSG Elgershausen - Orplid Darmstadt II 0:3.
OBERLIGA HESSEN, FRAUEN, 11. Spieltag: TSV Spangenberg - TV Oberstedten 3:0, TSV Spangenberg - TV Wächtersbach 3:1, TSG Wilhelmshöhe - TV Königstädten 1:3, TSG Wilhelmshöhe - Eintr. Frankfurt 3:0, VC Wiesbaden II - SG Rodheim 3:0, VC Wiesbaden II - VC Hofheim 3:0, Wetzlar - Bischofsheim 3:0.
LANDESLIGA MITTE, MÄNNER, 11. Spieltag: VBC Büdingen - SG Rodheim II 3:2, VBC Büdingen - TV Salmünster 3:2, DJK Großenlüder - SC Friedberg 3:0, DJK Großenlüder - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:0, TSG Erlensee - TV Oberrodenbach 3:2, TSG Erlensee - TV Bommersheim 0:3, DJK Neuses - TG Hanau 2:3, DJK Neuses - BSC Offenbach 2:3.
LANDESLIGA MITTE, FRAUEN, 11. Spieltag: TG Römerstadt - FTG Frankfurt 3:2, TG Römerstadt - TG Hanau 3:0, Wacker Offenbach - Eintracht Frankfurt II 3:0, Wacker Offenbach - TV Dipperz 3:0, TSV Sachsenhausen - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:1, TSV Sachsenhausen - TSV Hanau 3:0, TV Sindlingen - TV Kesselstadt 1:3, Sindlingen - Salmünster 2:3.
LANDESLIGA SÜD, MÄNNER, 11. Spieltag: TG Naurod - TSV Bleidenstadt II 3:2, TG Naurod - VC Wiesbaden 0:3, VC Hofheim - Rot- Weiß Auerbach 0:3, VC Hofheim - TV Groß- Rohrheim 1:3, SVC Gernsheim - TuS Griesheim 1:3, SVC Gernsheim - DSW Darmstadt II 0:3, SSV Brensbach - TV Lampertheim 3:0, SSV Brensbach - TG Bad Soden 1:3.
LANDESLIGA SÜD, FRAUEN, 11. Spieltag: Orplid Darmstadt II - TV Dreieichenhain 3:0, Orplid Darmstadt II - TV Lampertheim 3:0, TV Nauheim - Rot-Weiß Auerbach 3:0, TV Nauheim - TG 75 Darmstadt 3:0, VC Ober-Roden - TG Bad Soden 3:2, VC Ober-Roden - TG Rüsselsheim II 1:3, VC Hofheim II - TV Groß-Umstadt 0:3, VC Hofheim II - TV Königstädten II 1:3.
VERBANDSLIGA MITTE, MÄNNER, 7. Spieltag: Eintracht Frankfurt III - TV Lieblos 2:3, Eintracht Frankfurt III - TV Bommersheim II 3:1, TG Hanau II - TG Römerstadt 2:3, TG Hanau II - TV Horas 1:3, OSC Höchst - SG Enkheim 3:0, OSC Höchst - TV Oberstedten 1:3.
VERBANDSLIGA MITTE, FRAUEN, 7. Spieltag: TSV Hanau II - Schotten 0:3, TSV Hanau II - OSC Höchst 0:3, TV Bommersheim - VC Schöneck 3:1, TV Bommersheim - TG Römerstadt II 1:3, VGG Gelnhausen - TuS Steinbach 3:0, VGG Gelnhausen - Orplid Frankfurt 3:0.
VERBANDSLIGA SÜD, MÄNNER, 7. Spieltag: TSV Dudenhofen - TV Königstädten 0:3, TSV Dudenhofen - PSV BG Groß-Gerau 3:1, TG Rüsselsheim II - VC Breuberg 3:0, TG Rüsselsheim II - TV Jugenheim 3:0, Spvgg. Hochheim - TG Schwalbach 3:2, Spvgg. Hochheim - Orplid Darmstadt III 3:1.
VERBANDSLIGA SÜD, FRAUEN, 7. Spieltag: TSV Bleidenstadt II - BG Groß-Gerau 2:3, TSV Bleidenstadt II - SC Nauheim 3:1, TSV Höchst - Eintracht Wiesbaden II 3:0, TSV Höchst - TV Crumstadt 3:1, TV Dreieichenhain II - SF Seligenstadt 3:1, TV Dreieichenhain II - CVJM Arheilgen 3:1.
HAMBURG. "In diesem Kampf auf Leben und Tod geht es doch nur um die Macht" - Worte aus der Ehehölle, die als Motto über zwei Theaterabenden in Hamburg stehen könnten. Mörderische Schlacht um die Herrschaftsnachfolge im Reich einerseits und tödlicher Krieg in der Familie, die ja bekanntlich die Keimzelle des Staates ist, andererseits. Im Mittelpunkt steht in beiden Fällen die Frage nach der Legitimität. Ist die Tochter wirklich im Ehebett gezeugt, also Kind des Gatten? Und ist der Thronanwärter tatsächlich der Sohn des verstorbenen Königs, oder wurde ein anderer untergeschoben? Die Rede ist von zwei skandinavischen Dramen aus dem 19. Jahrhundert: "Der Vater" von August Strindberg am Thalia-Theater und "Königsblut" nach Henrik Ibsens "Kronprätendenten" am Deutschen Schauspielhaus.
Augusto Fernandes, der argentinische Regisseur, der vor allem in den siebziger Jahren mit phantasievollen, bildkräftigen Inszenierungen hervorgetreten ist, hat Ibsens Erbfolgestreit um die norwegische Krone im 13. Jahrhundert bearbeitet, ohne ihn indessen inhaltlich an unsere Zeit anzupassen. In seinem 1863 veröffentlichten Historiendrama stellt Ibsen zwei "Kronprätendenten" einander gegenüber: der junge Hakon Hakonsson, Sohn des letzten Herrschers (was von seinen Gegnern in Frage gestellt wird) ist eine strahlende Figur, seine Stärke beruht darin, daß er nie an sich zweifelt und ihm deswegen das Glück zufällt. Sein Rivale und früherer Vormund Skule Bardsson verkörpert das Gegenteil, ein Taktierer, ein Grübler und Zweifler, der listig Fallen aufstellt und versäumt, sie im rechten Moment zuschnappen zu lassen.
Literaturwissenschaftler haben konstatiert, daß Ibsen in den Kontrahenten sich selbst und seinen literarischen Konkurrenten Björnstjerne Björnson skizzierte, der damals als genialer Dichter gefeiert und als Herold einer neuen literarischen Epoche gepriesen wurde. 1901 erhielt Björnson sogar den Nobelpreis, der Ibsen, mit der "Gabe des Zweifels" geschlagen, versagt blieb. Es ist eine der Schwächen der Inszenierung, daß Udo Thies, ein schmaler und immer akkurat wirkender Schauspieler, als Hakon so gar nichts von der traumwandlerischen Sicherheit, die ihm vielfach attestiert wird, ausstrahlen kann, und daß der große Josef Bierbichler als sein Gegenspieler überhaupt nicht der Typ ist, der von des Gedankens Blässe angekränkelt wirkt.
Augusto Fernandes hat Ibsens Drama über weite Strecken in Erzählung umgewandelt. Am Anfang sieht man eine elegante Gesellschaft, Damen und Herrn in moderner Abendkleidung (Kostüme Erika Landertinger), die abwechselnd die Ausgangssituation referieren - das wirkt ein bißchen wie Schulfunk. Die episierende Form kappt zwar einiges von der verzweigten Handlung, die Vielzahl der zitierten Namen, doch daß etliche Schauspieler in verschiedene Rollen schlüpfen klärt die Fronten kaum.
Gegen Ende des ersten Aktes kristallisiert sich dann allerdings eine große Szene heraus. Bischof Nikolas (hervorragend und von perfider Genauigkeit Dieter Mann), so wird klar, ist der eigentliche Drahtzieher im Staate. In einem langen Gespräch legt er dem bis dahin unterlegenen Thronanwärter Skule dar, wie man zu Macht kommt und mit ihr umgeht, gleichzeitig spinnt er ein Intrigennetz von höchster psychologischer Raffinesse. Das ist ein atemberaubender Auftritt, voller Spannung und Dichte. Danach verläppert die Inszenierung, verliert zwischen ungebührlicher Verkürzung und schier endloser Salbaderei jeglichen Rhythmus. Auch eine fulminante, nur aus Klängen und fallenden Stangen bestehende Schlachtszene retten den Abend nicht mehr. Den Text holen sich die Darsteller kaum noch aus den Figuren, sondern zunehmend von der Souffleuse, selbst so versierte Schauspieler wie Ilse Ritter und Matthias Fuchs retten sich ins Ungefähre. Für Fernandes' "Königsblut" sind die Proben augenscheinlich zu früh zuende gegangen, und je weiter sich die Bearbeitung gegen Schluß von der Vorlage entfernt, desto unbestimmter wird sie.
Auch August Strindbergs Drama "Der Vater" trägt autobiographische Züge. Geschrieben hat es der schwedische Dramatiker 1887, als die Auseinandersetzungen und gegenseitigen Anschuldigungen zwischen ihm und Ehefrau Siri von Essen immer mehr zunahmen. Die Angst der Titelfigur, wahnsinnig zu werden, entsprach durchaus den Befürchtungen des Autors; auch die Sehnsucht, in der Frau und Geliebten die verlorene Mutter wiederzufinden, teilen der Dichter und seine Dramenfigur. Daß die Ehehölle durchaus ihre komischen Abteilungen hat, macht Guy Joosten, seit einem Jahr Oberspielleiter am Thalia-Theater, vielfach deutlich, wenngleich er manchmal an der Naivität des Pfarrers (Michael Schönborn) an der Ungeschicklichkeit der Dienstboten und der Unsicherheit des Arztes (August Zirner) allzu intensiv herumstrichelt.
Wolf-Dietrich Sprenger, mit Schnauzbart und dichtem Haarschopf Strindberg nicht unähnlich, zeigt den Mann als eine im Grunde schwache, kindliche Figur, die mit der Peitsche knallen, mit der Pistole herumfuchteln muß, um sich Respekt zu verschaffen. So wie seinen Schreibtisch hält er seine weicheren Gefühle unter Verschluß, läßt sie nur heraus, wenn es ungefährlich erscheint, gegenüber der Tochter (Bettina Dorn) der der Amme - Agnes Fink hat eine Mütterlichkeit, die von der Selbstbehauptung der Dienerin durchbrochen wird, immer bleibt ihr ein Stück Undurchschaubarkeit.
Das Bühnenbild von Rolf Glittenberg ist anfangs nach vorn an die Rampe gezogen, eine karge Rückwand, ein Schreibtisch, ein paar Bücherschränke. Mit jedem Auftritt erweitert sich dieses Arbeitszimmer, erschließen sich Räume nach hinten. Im zweiten Akt, in der zentralen Auseinandersetzung zwischen dem Ehepaar, öffnet sich die Wand, und Elisabeth Schwarz sitzt in einem glutroten Geviert, das Hölle bedeuten kann aber auch Mutterschoß. Ein symbolträchtiges Bild, das im Gesamtkonzept der eher realistischen Aufführung isoliert steht.
Ich habe Inszenierungen gesehen, in denen der Frau mehr Recht gegeben und der Mann weniger als hilfloses Opfer gezeigt wird, als es hier geschieht. Elisabeth Schwarz gibt der Laura eine gewisse Starrheit, als hätte die Frau sich nach frühen Verletzungen hinter eine Maske geflüchtet; nun wartet sie auf ihre Chance, auf die Möglichkeit zur Rache, zur Selbstbefreiung, begierig greift sie Brokken auf, die ihr unbedacht zugespielt werden und die sie nutzen kann. Im Ganzen eine recht bemerkenswerte Inszenierung dieses Ehe-Zweikampfes.
MECHTHILD LANGE
Mit der Mehrwertsteuererhöhung zu Beginn des Jahres um einen Punkt auf 15 Prozent verteuern sich vom Auto bis zur Reparatur der Wasserleitung eine Vielzahl von Waren und Dienstleistungen. Allerdings sollten Konsumenten auf der Hut sein, daß ihnen der erhöhte Satz nicht fälschlicherweise abgeknöpft wird. Darauf weist die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hin. Vorsicht ist vor allem bei Arbeiten oder Bestellungen geboten, die im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben wurden. Grundsätzlich gilt: Der höhere Mehrwertsteuersatz ist auf keinen Fall berechtigt, wenn die Leistungen noch im alten Jahr erbracht beziehungsweise das Produkt geliefert wurde, die Rechnung dafür aber erst im Januar rausgeht.
Anders verhält es sich, wenn Handwerkerleistungen in der abgelaufenen Periode begonnen wurden, sich aber bis 1993 hinziehen. Dann sind 15 Prozent Mehrwertsteuer zulässig. Maßgeblich ist, wann die Arbeit abgeschlossen wird.
Auf jeden Fall sollten Kunden sich daraufhin auch schriftliche Vereinbarungen noch einmal anschauen. Wurde ein Vertrag nämlich 1992 unterschrieben, aber erst in der laufenden Periode ausgeführt, gibt es folgende Varianten: Eigentlich käme der Kunde um den erhöhten Steuersatz nicht herum. Hat der Anbieter jedoch 1992 einen Festpreis inklusive Mehrwertsteuer zugestanden, muß er sich daran halten.
Dieser Fall dürfte recht selten eintreten. Wahrscheinlicher ist, daß sich ein Betrieb im Kleingedruckten abgesichert hat. Durch eine Klausel, die bei gesetzlichen Steuerkorrekturen eine Erhöhung des Preises vorsieht. Vor allem Autokäufe dürften diesen Vorbehalt enthalten, da sich Lieferungen häufig verzögern und das im Juli 1992 bestellte Töfftöff zum Beispiel erst im folgenden März anrollt.
Aber auch dann muß der Kunde nicht automatisch den erhöhten Satz akzeptieren. Das Gesetz über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen besagt vielmehr, daß ein Unternehmen von Vertragsabschluß an vier Monate lang an den vereinbarten Preis gebunden bleibt. Für den Erwerber eines Wagens heißt dies konkret: Datiert der Kontrakt von November und das Vehikel wird im Februar geliefert, sind nur 14 Prozent Mehrwertsteuer überwälzbar, kommt es erst im April werden 15 Prozent fällig. cri
ras LONDON. Der Streit über die Schließung eines Großteils der britischen Kohlegruben geht in die nächste Runde. Vier von der Regierung in Auftrag gegebene und jetzt veröffentlichte Berichte bestätigen im wesentlichen die Sicht des Kabinetts: Angesichts des Nachfragerückgangs sei die derzeitige Größe des Staatsunternehmens British Coal nicht mehr zu rechtfertigen. Um den Fortbestand von wenigstens einigen Bergwerken vertreten zu können, bedürfe es harter Sanierungsschnitte.
Ursprünglich wollte Handels- und Industrieminister Michael Heseltine 31 von 50 Kohlezechen dichtmachen und knapp zwei Drittel der 48 000 Kumpel in den Ruhestand schicken. Die Stromerzeuger sollten nicht länger zur Abnahme der relativ teuren heimischen Kohle verpflichtet bleiben. An diesen Plänen entzündete sich im Herbst ein landesweiter Proteststurm, und auch aus den eigenen konservativen Reihen gab es Kritik.
Die jetzt veröffentlichten Analysen quittiert ein Mitglied der Bergarbeiter- Gewerkschaft NUM mit den Worten: "Die nimmt doch niemand ernst." Und der industriepolitische Sprecher der Labour- Party, Robin Cook, meint: "Drei Monate nach Ausbruch des Sturms und nach mehreren hundert Seiten an Berichten hat sich die Regierung offensichtlich einer Lösung des von ihr geschaffenen Problems noch nicht genähert." Die Gewerkschaften, die Opposition im Unterhaus und selbst einige Tory-Abgeordneten bemängeln unter anderem, daß die Berichte in ihrem Konkurrenzvergleich nicht korrekt die massive Subventionierung der Kernenergie und teilweise der Importkohle berücksichtigten. Außerdem werde der Beschäftigungsaspekt vernachlässigt. Bis zu 100 000 Briten könnte das Stillegungsprogramm den Arbeitsplatz kosten, mahnte kürzlich ein Parlamentsausschuß.
Bei weltweit niedrigen Energiepreisen, stark wachsender Gasförderung und ohne Regierungseingriffe, so das Fazit eines Berichts, drohe die Nachfrage britischer Kohle rasch von den rund 87 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr auf weniger als ein Viertel zu fallen. Die Gaspreise müßten auf das Doppelte steigen, damit die Kohle die Wettbewerbsfähigkeit erlange.
13 der zur Schließung vorgesehen 21 Zechen (zehn sind bereits dicht) könnten nach Ansicht der US-Firma John T. Boyd profitabel werden, wenn die Arbeitszeit verlängert würde und moderne Technik zum Einsatz käme. Mit dem Abbau von 3000 der 7000 Angestellten-Arbeitsplätzen könnten die jährlichen Management- Kosten von 270 Millionen Pfund um ein Drittel reduziert werden, empfiehlt ein anderer Bericht. Im Februar, wenn die Arbeitslosenzahl wahrscheinlich die Drei- Millionen-Grenze überspringt, will die Regierung ihre energiepolitischen Leitlinien in einem "Weißbuch" festlegen.
Bush schwer belastet im Iran-Contra-Skandal
RONNEBURG. Die 28. öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung Ronneburg findet am heutigen Dienstag, 20 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses im Ortsteil Hüttengesäß, Schulstraße 9, statt. Bürgermeister Friedhelm Kleine (SPD) wird den Entwurf des Haushaltsplans 1993 mit Investitionsprogramm (bis 1996) einbringen und begründen.
Nach einem Beschluß von überplanmäßigen Ausgaben steht die Beratung eines neuen Stromlieferungsvertrages mit der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Mitteldeutschland (EAM) auf der Tagesordnung.
Anschließend ist über eine Änderung des Stromlieferungsvertrags mit der Oberhessischen Versorgungsbetriebe Aktiengesellschaft (OVAG) zu befinden. pom
Kleine FR
Freizeitangebote für Ältere HANAU. Im Hanauer Rathaus und den Verwaltungstellen der Stadtteile ist eine Broschüre erhältlich, in der alle städtischen Freizeitangebote für ältere Bürgerinnen und Bürger in diesem Jahr aufgeführt sind.
HANS-HEINRICH PRIESS, im Oktober 1991 als Spitzenkandidat der Ökologisch- Demokratischen Partei (ÖDP) in den Stadtrat von Hannover gewählt, ist durch eine Entscheidung des Bundesschiedsgerichts der ÖDP aus der Partei ausgeschlossen worden. Ihm wird vorgeworfen, im damaligen Kommunalwahlkampf nationalistische, ausländerfeindliche Flugblätter verbreitet und damit gegen Programm und Satzung der Partei verstoßen zu haben. Prieß will sein Mandat behalten. (sp)
FRANKFURT A. M. In der Fechenheimer Narrhalla Pfortenstraße brachte der Frankfurter Karnevalverein (FKV) und seine Maagard den "Kongreß der Narren" schwungvoll über die Bühne. Der "Kongreß", früher eine der bedeutendsten Veranstaltungen in der närrischen Kampagne, hatte nicht mehr den guten Zuspruch von einst - schade.
Der Stimmung tat's allerdings keinen Abbruch; sogar Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die Frankfurter Tollitäten Bernd I. und Petra I. amüsierten sich und fühlten sich im Kreise des FKV wohl. Namens des Vereins bedankte sich Vorsitzender und Gardekommandeur Klaus Koch für den Besuch.
Den Zugmarschall Dieter Schwarz schlug er zum Ehrenritter der Maagard ("Ritter vom Fuhrpark Osthafen, Freiherr von Zug und Begleitung"). "Ich grüße die Männer, die holden, vor allem die Frau'n, die den Saal hier vergolden", hielt der Oberbürgermeister eine kurze (Bütten-) Rede: ". . . bin stolz - hier in diesem Verein einer der Ehrenritter zu sein."
Die Darbietungen auf der Bühne steuerte Ministerpräsident Eddy Donges. In der Bütt: Protokoller Gerhard Busch ("Friedrich Stoltze"), Volker Weiland als "Elferratsmitglied" sowie Ralf und Bernd Sommerlad als "Labbe und Duddel". Der Spaß dieser Karnevalisten wurde nur von der "Dollen" Corinna Orth und dem "Duo Romi" (Rolf Albig und Michael Blum) übertroffen.
Großartig auch die Darbietungen der Maagard (Minigarde mit "Dschingis Khan", Maxigarde mit einer Polka) und des Männerballetts der Fechenheimer "Dutte". Dieter Adam und seine Micky's sorgten schließlich dafür, daß der Kongreß auch tanzte. dixi
Kleine FR
Dämmerschoppen HATTERSHEIM. Aus erster Hand schildert Suhls Oberbürgermeister Martin Kummer, wie sich das Leben in Thüringen in den vergangenen zweieinhalb Jahren verändert hat. Seinen Bericht gibt er beim Dämmerschoppen der CDU Main-Taunus ab: am Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr im Kronenkeller an der Hattersheimer Hauptstraße. Besuch aus Suhl KRIFTEL. Frauen, Arbeitslosigkeit und Kinderbetreuung in Thüringen sind Thema einer Gesprächsrunde der Frauen- Union Main-Taunus. Suhls Oberbürgermeister Dr. Martin Kummer wird am Donnerstag, 28. Januar, 15 Uhr, im "Gallerie Café", Frankfurter Straße, über die Probleme in den neuen Bundesländern sprechen. Kolpingfamilie närrisch HOCHHEIM. Gleich zweimal sind die Narren in den Reihen der Kolpingfamilie am Wochenende 30./31. Januar zugange. Die erste närrische Sitzung der Kampagne steigt am Samstag um 19.11 Uhr im Vereinshaus Wilhelmstraße. Einen Tag später sind an derselben Stelle die Alten am Schunkeln. Der Nachmittag mit Büttenreden und Narhalla-Marsch beginnt um 15.11 Uhr. Beratung für Sprachbehinderte HOFHEIM. Eine Beratung für Sprachbehinderte bietet das Gesundheitsamt des Main-Taunus Kreises im Hofheimer Kreishaus am Montag, 1. Februar, in der Zeit von 14 bis 16 Uhr an. Anmeldungen dafür werden unter der Rufnummer 0 61 92 / 20 11 46 angenommen.
DM1 01012269 To:
REDAKTI CC:
BAZ CC:
allvier From:
NORDSUED Date:
25-JAN-1993 11:07:23 Subject: hg an gret grossmann modebeilage --------- hg an gret grossmann ta
f?r mode beilage spanien-portugal
2 portraits
SALAZAR und DOMINGUEZ
1. ana salazar- lissabon
"Wir m?ssen uns beeilen"
Sie weiss, dass sie die einzige portugiesische Modesch?pferin mit internationaler Ausstrahlung ist. Ana Salazar hat auch eine Erkl?rung daf?r, dass es Modeleute in ihrem Land besonders schwer haben. In der Diktatur, die bis 1974 dauerte, herrschte eine konservative Mentalit?t vor, Avantgarde war verp?nt. Auch in der Aufbruchzeit danach kam es nie zu einer wagemutigen und ?berm?tigen "Movida" wie etwa bei den Nachbarn in Spanien. "Die meisten Portugiesen, die gerne Mode tragen, ziehen auch heute bekannte und bestandene ausl?ndische Namen vor, und ausserdem ist unser Markt hier klein", erkl?rt Ana Salazar in ihrem Fabrikationsbetrieb im Lissabonner Viertel Benfica.
Ana Salazar ist eine Pionierin. Sie hat den Durchbruch mit unerm?dlichem Schaffen und Werben und ohne Staatshilfe geschafft. In den 80er-Jahren er?ffnet sie an der rua do Carmo und der Avenida de Roma in Lissabon zwei Boutiques, 1985 wagte sie sich sogar mit einem eigenen Laden (an der rue Turbigo) in die Mode-Welthauptstadt Paris. Heute werden ihre Kleider ausser in diesen drei L? den an rund 40 Verkaufsorten in Europa, den Vereinigten Staaten und Japan angeboten. International gesehen ist Ana Salazars "Imperium" noch klein: sie besch? ftigt in ihrem Betrieb in Benfica rund 40 Personen, zeichnet neben Frauenmode Brillendesigns ("ich brauche auch Brillen, ich bin kurzsichtig") und Keramik-Steinfliesen und l?sst unter ihrem Namen ein Parfum vertreiben.
Ana kreiert f?r "selbstsichere" Frauen, die "sind" und nicht scheinen wollen. Und sie will diesen Frauen Freiheit lassen. Der "total look" ist f?r sie vorbei, anstatt dessen steht sie f?r eigenwillige Kombinationen und allgemein die "Wiederverwertung" ihrer Kleider ein. Je ernster die politische und wirtschaftliche Lage, desto spielerischer hat f?r sie die Mode zu sein. Ana Salazars Silhouette ist einheitlich. Ihr Merkzeichen sind ziemlich feminine, lange, recht enge und fliessende Formen. Ihre Farben f?r den Fr?hling und Sommer sind nicht mediterran warm, sondern schwarz (das "kombiniert" gut), elfenbein, goldbeige und marin. Ana Salazar ist einverstanden, wenn man ihre Sch?pfungen diskret, ja fast "sophisticated" elegant nennt.
Portugals Modesch?pfer, zu denen heute junge Leute wie Olga Rego, Nuno Gama, Paulo Acacio Manuel Goncalves und Eduardo Abbondanca geh?ren, m?ssen sich nach Ana Salazar "beeilen", um in Europa mitreden zu k?nnen und nicht ?berfahren zu werden. Dazu w?nscht sie sich mehr Interesse und Finanzhilfe des Staates. Das Binnenmarktjahr 1993 hat ihr keine wesentlichen Neuerungen gebracht. Sie erwartet, dass die internationale Verkaufskrise im Modesektor wenigstens 1994 ?berwunden wird. Die Schweiz ? In der Schweiz verkauft Ana (noch) nicht. "Ich kenne die M?rkte in Italien, Frankreich, Belgien und England gut, aber f?r die Schweiz habe ich noch kein Projekt", meint sie.
ende.
Ana Salazar rua General Jose Celestino Silva 4 B 1 500 Lissabon
003511 7 27 14 74 PR: Isabel Serra
2. Adolfo Dominguez
Immer h?rtere Konkurrenz Lieber selber verkaufen Der "Intellektuelle" unter den Spaniern
Adolfo Dominguez sagt von sich, dass er nicht der wichtigste, aber der "bekannteste" spanische Modesch?pfer sei. Vor zehn Jahren hat er f?r seine Leinenmode mit dem Spruch "Die Knitterfalte ist sch? n" sein Image geschaffen und sich endg? ltig in der Modewelt verankern k?nnen. Das war die Zeit, als die jungen Sozialisten die Regierung ?bernahmen, damals kam die beschwingte "Movida" auf - Spanien geriet ins Gerede. Heute besch?ftigt Adolfo Dominguez in seinen L?den und seinen Fabrikationsbetrieben in und um die galicische Stadt Orense 225 Angestellte und erzielt er 30 Prozent seines Umsatzes in Japan (60 Prozent in Spanien, den Rest in Europa und Amerika), in diesem Jahr will er die Anzahl seiner L?den von 50 auf 76 erh?hen. Der 42j?hrige, der ganz klein angefangen hat (sein Vater f?hrte einen einfachen Kleiderladen in Orense in verkaufte in den umliegenden D?rfern Stoffe), widmet sich auch anderen Dingen (1993 erscheint sein Roman "Juan Griego" in den Buchhandlungen). Adolfo Dominguez ist der "Intellektuelle" unter Spaniens Modesch?pfern - ein Intellektueller mit enormem Fleiss und Unternehmerflair: Im Herbst 1991 brannte sein wichtigster Fabrikationsbetrieb in Orense samt Archiv nieder. Heute ist Adolfo Dominguez bereits wieder "da".
Seine Mode ist schlicht, klassisch, diskret, seine Farben haupts?chlich wie diejenigen der W?lder seines Galiciens: gr?n- grau-beige und matt. F?r den kommenden Sommer schl?gt Dominguez f?r M?nner Leinen, Seide, Seide kombiniert mit Viscose und Leinen mit feinster Wolle und die Farben beige, braun und stahlgrau, f? r die Frau eine ganz leichte und flockige Mode aus Baumwolle, ganz d?nner "kalter" Wolle und sehr wenigen Farben vor. "Mein bestes Modell ist immer noch meine Frau" meint Dominguez zufrieden.
Der Brand von 1991 hat ihn zu Umdenken und raschem Handeln gezwungen. Adolfo Dominguez, der am liebsten "nur produzieren" und den Verkauf anderen ?berlassen m?chte, muss die internationalen Trends mitmachen. Er l?sst auch in Portugal, China (z.B. Seidenhemden und alles "Klassische" in Blau und Weiss) und in Peru (Alpaca) fabrizieren. Die Verlegung von Produktionsst?tten in die "Dritte Welt", wo die Rohstoffe herkommen, hat sich eingeb?rgert. "Die Amerikaner lassen in Hongkong fertigen", erkl?rt Dominguez. In Europa wird haupts?chlich Kompliziertes und Kaprizi?ses f?r eine Saison hergestellt. Der Galicier will seine Kleider auch nicht mehr in Boutiques anbieten, die nicht seinen Namen tragen (die Verkaufsstellen in Deutschland sind heute eine Ausnahme, in der Schweiz hat er keine Verkaufsstelle mehr), sondern - in Franchise - unter seiner Marke verkaufen. Er m?chte auf dem schwierigen europ?ischen Markt ausbauen, aber erst 1995, wenn er sich endg?ltig in Spanien und in Japan gefestigt hat. Die Konkurrenz wird nach ihm "immer h?rter", der europ?ische Binnenmarkt, der seit Januar funktioniert, ist f?r ihn kein Markstein, der Modemarkt hat die Schwellen der EG seit Jahren ?bersprungen.
ende.
Redaktion: zum Wort "Franchise": gemeint sind damit Leute, die Dominguez Artikel verkaufen. Gesch?ft geh?rt Leuten, Ware und Name dem Produzenten. (wie Benetton). Vielleicht gibt es im Deutschen einen anderen Ausdruck f?r Franchise. Adolfo Dominguez Orense
PR: Fernando Trebolle 003488 22 68 00
---------
Geldtransporter in Liederbach überfallen
"Die jüdische Gemeinschaft steht vor ihrer größten Herausforderung seit Gründung der Nachkriegsgemeinden" - diese These zur kontinuierlichen Zuwanderung von Juden aus Osteuropa nach Deutschland liegt einem Vortrag von Aviva Goldschmidt, der Leiterin der Sozialabteilung der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, zugrunde.
Der Vortrag zum Thema "Juden aus der Sowjetunion - Eine Herausforderung an die Jüdische Sozialarbeit" findet am Mittwoch, 27. Januar, 19.30 Uhr, im Filmraum des Jüdischen Museums, Untermainkai 14/15, statt. clau
Der Caritasverband Frankfurt will mit einer großangelegten Unterschriftenaktion gegen die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen im sozialen Bereich protestieren. Wie Michael Heinz von der Caritas sagte, liegen die Unterschriftenlisten bei allen Stellen des Verbandes aus. Ziel sei es vor allem, die Unterschriften Betroffener zu bekommen. Der Diözesanverband der Caritas in Mainz soll dann die Listen an die Bundesregierung weiterreichen.
"Die jetzt vorliegende Sparliste der Bonner Regierungskoalition", heißt es in dem Aufruf, "ist eine Aufkündigung der Solidarität mit den Armen in unserer Gesellschaft." Die Armutsstudie des Deutschen Caritasverbandes, die im Herbst vergangenen Jahres vorgelegt wurde, habe ergeben, daß bereits jetzt ein Viertel der Menschen in den alten Bundesländern an der Armutsschwelle lebten und als arm zu bezeichnen seien. "Die Schere zwischen arm und reich wird seit Jahren stetig größer." Ein Einfrieren der Sozialhilfe oder gar eine Kürzung müsse entschieden abgelehnt werden. Ebenso Kürzungen beim Wohngeld und bei der Hilfe für Flüchtlinge. enk
Naturschützer fürchten um den Kiebitzbestand Für Kompostanlage anderer Standort gefordert Von Rüdiger Arendt BRUCHKÖBEL. Der Naturschutzverein Bruchköbel hält die im Dezember getroffene Standortauswahl für die geplante Kompostierungsanlage des Kreises für äußerst unglücklich. Wie berichtet, hatte sich das Parlament nach langen Debatten auf ein Areal auf dem Domänengelände nördlich des Kinzigheimer Hofes festgelegt. Das sei eine ungeeignete Fläche, meinen die Naturschützer - unter anderem deshalb, weil sie Teil des bedeutendsten Kiebitzbrutgebietes im Main-Kinzig-Kreis sei. Vorgeschlagen wird als "kleineres Übel" ein anderer Standort, ebenfalls auf dem Domänengelände. Für die Vorsitzende des Naturschutzvereins, Helga Dachselt, sprechen neben dem Artenschutz auch Belange des Naturschutzes gegen das ins Auge gefaßte Areal. Die Fläche grenze nämlich unmittelbar an die Wiesen des Landschaftsschutzgebietes "Auenverbund Kinzig" und liege unweit eines noch relativ intakten und ungestörten Überganges von Wald und Feld. In dieser dichtbesiedelten Region sei es wichtig, die noch verbliebenen Feldfluren, insbesondere wenn sie auch an Waldgebiete angrenzen, von Störungen freizuhalten, da gerade die empfindlicheren und deswegen immer seltener werdenden Tierarten auf diese Lebensräume angewiesen sind.
Helga Dachselt kritisiert in diesem Zusammenhang, daß die Naturschützer wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Gespräche im Vorfeld wären für alle Beteiligten gut und nützlich gewesen. Zu Stellungnahmen haben die Natur- und Umweltverbände freilich Gelegenheit, wenn das Standortverfahren anläuft. Träger öffentlicher Belange - dazu gehört beispielsweise auch die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, die sich ebenfalls gegen den Standort ausgesprochen hat - können dann ihre Einwände geltend machen.
Als Alternativvorschlag und "kleineres Übel" nennt Helga Dachselt ein Areal ebenfalls auf dem Domänengelände zwischen B 45 und Eisenbahn, ein Bereich, der ohnehin schon durch Beton und Asphalt ziemlich zerstört ist. Der Bruchköbeler Magistrat wird gebeten, den Standort nochmals zu überdenken. are
Georges Fülgraff und Dieter Palm: "Pharmakotherapie - Klinische Paharmakologie". 486 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Tabellen, Gustav-Fischer- Verlag Stuttgart, 64 DM.
Jürgen Falbe / Manfred Regitz: "Römpp Chemie Lexikon Band 5". 864 Seiten, 9. erweiterte und neubearbeitete Auflage, Georg-Thieme-Verlag Stuttgart. Die Bände 1 - 6 werden nur geschlossen zum Gesamtpreis von 1.488 DM abgegeben (pro Band 248 DM).
John Wilford: "Mars - unser geheimnisvoller Nachbar". 288 Seiten, einige Farb- und Schwarzweiß-Abbildungen, Birkhäuser-Verlag Basel, 68 DM.
An der Modeschule fehlen Umkleideräume, die Bank-Berufsschule ist über die halbe Stadt verteilt, und für die künftigen Arzthelferinnen sind nicht genügend Unterrichtsräume da. Mit einer umfassenden Darstellung der Lernbedingungen haben sich jetzt die Leiter der Frankfurter Berufsschulen an die Römer-Fraktionen und Parteien gewandt, um auf die Realität an den beruflichen Schulen aufmerksam zu machen. Die Direktoren hätten den Eindruck, "daß die politischen Gremien die tatsächlichen Zustände an den beruflichen Schulen nicht kennen", meint Oberstudiendirektor Günter Ochs, der Obmann der Berufsschulleiter in Frankfurt.
Die Unkenntis der Politiker ist für Ochs auch der Grund, warum Stadtverordnete und Magistrat so wenig Anstrengungen machten, den "vielversprechenden Schulentwicklungsplan" in die Tat umzusetzen.
Dabei müßte die Stadt nach Ansicht der Berufsschullehrer schleunigst daran gehen, die Vorhaben umzusetzen, wie Ochs anhand der amtlich festgestellten Defizite an den Berufsschulen untermauert. Den 18 beruflichen Schulen fehlen 12 900 Quadratmeter Nutzfläche. Sollten die derzeit 15 Nebenstellen tatsächlich aufgelöst werden, wie es erklärter Wille des Magistrats ist, müßten gar fast 24 000 Quadratmeter hinzukommen.
Wie das im Alltag aussieht, belegen die an die Politiker gesandten Berichte von fünf Berufsschulen. Die Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung etwa hat keine Fachräume für den Chemieunterricht der Friseure und Textilreiniger. Es fehlen Aufenthaltsräume für die Schüler, Besprechungszimmer und Sportstätten. Diesen Mangel beklagt auch die Hedwig-Heyl-Schule. Dort seien die vorhandenen Räume auch noch viel zu voll. Die Julius-Leber-Schule hat 25 Unterrichtsräume zuwenig, die angehenden Zahnarzthelferinnen können nicht einmal in zahnmedizinischen Arbeitsräumen üben.
Unter diesen Umständen sei jedes zeitliche Hinausschieben des Umbaus an der Hamburger Allee und des Neubaus an der Voltastraße "unverantwortlich". Die Wirtschaftsmetropole benötige schließlich qualifizierte Fachkräfte, sagt Ochs. luf
Kur im Ausnahmezustand / Starker Rückgang bei den ambulanten Badeanwendungen / Private Zimmervermieter die Hauptbetroffenen Brand mit schlimmen Folgen
Von Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER. Das Bild von der "schönen Landschaft" und der "heilkräftigen Sole" ist durch die zerstörerische Kraft des Feuers getrübt worden - das "Unglück macht auch vor Kleinoden kein Halt", bedauert die städtische Kurverwaltung. Auf einem Extrablatt erfährt der "sehr geehrte Gast", "daß das Hallenbad, das Wellenbad und der Rheumatempel, Therma-Sol, für mehrere Monate geschlossen bleiben müssen". Zigfach wird die Hiobsbotschaft in diesen Tagen in Deutschland verbreitet. Als Beipackzettel ergänzt sie die bunte Werbebroschüre von Bad Soden-Salmünster. Knapp sieben Wochen ist es her, daß Hessens größtes Thermal-Sole-Bewegungszentrum ein Raub der Flammen wurde. Obwohl die Aufräum- und Aufbauarbeiten auf vollen Touren laufen, wird es noch Monate dauern, bis es wieder eröffnet werden kann.
Mit Prognosen ist der Kurdirektor vorsichtig. "Wenn's um Geld geht, hört die Freundschaft auf", weiß Rüdiger Fuchs. "Stellen Sie sich vor, wir sagen, das Bad ist im Juli fertig. Da nageln uns Kurgäste und Vermieter dann drauf fest. Wird es ein paar Wochen früher oder später, haben wir nur Ärger." Auf mehr als die Kompromißformel "Mitte des Jahres" läßt sich der 52jährige in dem Gespräch nicht ein.
Seitdem der verheerende Brand in der Nacht zum 10. Dezember das Kurzentrum lahmgelegt hat, herrscht der permanente Ausnahmezustand in Bad Soden. Praktisch rund um die Uhr sind Arbeiter und Bautrupps damit beschäftigt, die Spuren des Feuers zu beseitigen, die allgegenwärtig sind. Noch immer liegt ein beißender Geruch über dem Gebäude. Staub- und Rußpartikel zwingen die Aufräumkräfte in Schutzanzüge, nach 60 Minuten Arbeitseinsatz müssen sie für 30 Minuten an die frische Luft. 5000 Stunden hat die Reinigungsaktion bisher gedauert, 500 Kubikmeter Sondermüll wurden bisher aus der Brandruine transportiert. "95 Prozent der Schäden sind jetzt erfaßt", schätzt Rüdiger Fuchs. Unangenehme Überraschungen sind in den vergangenen Tagen nicht ausgeblieben. In der letzten Woche stellten die Ingenieure fest, daß die elektrischen Leitungen zu 80 Prozent unbrauchbar sind, unter Teppichboden und Fliesen kam ein völlig zerstörter Estrich zum Vorschein. "Ein Rohbau käme günstiger", kommentiert der Kurdirektor den Schadensfall. Auf "fünf Millionen Mark plus x" hatte Bürgermeister Bruno Döring vor einer Woche die Kosten für den Wiederaufbau beziffert. Aufträge für anderthalb Millionen Mark seien bereits vergeben worden, teilte der Rathauschef mit. In etwa drei Wochen will er das Konzept für die Neuplanung vorlegen.
Ein paar Änderungsvorschläge sind bereits durchgesickert. So soll künftig das Verkehrsbüro, derzeit noch im Hessenhof, im Bewegungszentrum integriert werden. Auch andere Bereiche sollen "neu sortiert und zentralisiert werden", wie sich Rüdiger Fuchs ausdrückt. Vorläufig wird weiter improvisiert. Anwendungen bekommen die Kurgäste ausschließlich im alten Gebäudetrakt. Die Wege in der Stadt sind länger geworden. Bewegungstherapie wird in drei verschiedenen Kliniken verabreicht, für Badegäste ist im Schwimmbad in Salmünster extra die Wassertemperatur erhöht worden. "Von der Leistung her ist unser Angebot nicht schlechter geworden", verteidigt Fuchs den Kurbetrieb, "von der Optik her" müsse man freilich einige Abstriche machen.
Der ganz große Einbruch bei den Kurgästen, den manch einer befürchtet hatte, ist in Bad Soden ausgeblieben. "Die Zahl der Gäste ist höher als erwartet", erklärte der Bürgermeister zuletzt. Spürbare Rückgänge hat es dennoch gegeben, vor allem im Bereich der ambulanten Badekur, berichtet Rüdiger Fuchs. Zu spüren haben das vor allem die privaten Zimmervermieter bekommen, ihr Geschäft ist laut Kurdirektor um 30 bis 50 Prozent geringer als sonst. Fuchs: "Die merken jetzt erst mal, welche Bedeutung das Thermalsolebad hat."
Ärger hat es diesbezüglich auch schon gegeben. Laut Fuchs haben nicht alle Vermieter ihre Gäste darauf aufmerksam gemacht, daß das Bewegungszentrum geschlossen ist. "Die sind dann stinksauer, wenn sie hier ankommen und die Bescherung sehen", weiß der Kurdirektor aus den jüngsten Erfahrungen. "Die meisten reisen sofort wieder ab, wer weiß, ob die wiederkommen."
Doch auch die Kurverwaltung kann den Schaden nur in Grenzen halten, in einigen Fällen ist sie auch machtlos. So beispielsweise bei einer Aktion mit der Bundesbahn. In der Märzausgabe des Zugbegleiters lockt Bad Soden per Anzeige Reisende in das Thermal-Sole-Bewegungszentrum. Hier verkehrt sich die Werbung ins Gegenteil, das teure Inserat wird nur Verdruß bereiten. "Die Kampagne war nicht mehr zu stoppen", so die bittere Erkenntnis von Rüdiger Fuchs.
Notdienste
Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm / Obertshausen / Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztl. Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.
Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Hainburg / Seligenstadt / Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Spahn, Babenhausen, Ulmenweg 1, Tel. 0 60 73 / 6 26 66.
Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.
Rodgau / Rödermark-Urberach / Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzent. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn Hausarzt nicht erreichbar). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Dr. Zembaldt, Offenbach, Berliner Str. 77, Tel. 88 49 59.
Östlicher Kreis: Sa. und So.: Dr. Hessberger, Mainhausen-1, Babenhäuser Str. 27, Tel. 0 61 82 / 2 14 24, priv. 0 61 82 / 2 76 89.
Westlicher Kreis. Sa. und So.: Dr. Mangold, Dietzenbach, Talstr. 11, Tel. 0 60 74 / 2 66 47. Tierärzte Offenbach / Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr. Sa.: Rolf Schöneberger, Frankfurt-Höchst, Antoniterstr. 21, Tel. 30 65 66; So.: Dr. Schubert, Frankfurt, Eschersheimer Landstr. 86, Tel. 81 14 06.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hein, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 10 26.
Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: Buchrain-Apotheke, Sprendlinger Landstr. 71, Tel. 84 41 50 und Römer-Apotheke, Hermann-Steinhäuser- Str. 2, Tel. 88 64 03; So.: Rosen-Apotheke, Wilhelmsplatz 11, Tel. 88 36 03 und Goethe-Apotheke, Goethestr. 50, Tel. 88 41 64.
Heusenstamm / Obertshausen. Sa. u. So.: Rathaus-Apotheke, Hausen, Schubertstr. 5, Tel. 7 35 36.
Mühlheim. Sa. u. So.: Aesculap-Apotheke, Offenbacher Str. 42, Tel. 7 10 04.
Dietzenbach. Sa.: Martins-Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel., 4 15 23; So.: Starkenburg-Apotheke, Starkenburgring 12, Tel. 2 73 28.
Rodgau. Sa.: Nikolaus-Apotheke, Jügesheim, Hintergasse 11, Tel. 36 66; So.: Rochus-Apotheke, Weiskirchen, Hauptstr. 105, Tel. 37 30.
Seligenstadt / Hainburg / Mainhausen. Sa.: Stadt-Apotheke, Seligenstadt, Marktplatz 4, Tel. 33 08; So.: Sonnen-Apotheke, Hainstadt, Königsberger Str. 75, Tel. 52 84 und Flora-Apotheke, Froschhausen, Seligenstädter Str. 1, Tel. 6 75 78.
Babenhausen. Sa. und So.: Stadt-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 5, Tel. 22 16.
Dieburg / Münster / Groß-Zimmern. Sa.: Apotheke in Dieburg, Altstadt 11, Tel. 2 22 20; So.: Brunnen-Apotheke, Dieburg, Frankfurter Str. 26, Tel. 2 39 15 und Alte- Apotheke, Groß-Zimmern, Enggasse 1, Tel. 4 85 58.
Neu-Isenburg. Sa.: City-Apotheke, Frankfurter Str. 172, Tel. 3 72 60; So.: Forsthaus-Apotheke, Dreiherrnsteinplatz 16, Tel. 54 22.
Dreieich. Sa.: Adler-Apotheke, Götzenhain, Langener Str. 18, Tel. 8 56 03;So.: Stern-Apotheke, Sprendlingen, Damaschkestr. 4-6, Tel. 31 19 80.
Langen / Egelsbach. Sa.: Garten-Apotheke, Langen, Gartenstr. 82, Tel. 0 61 03 / 2 11 78; So.: Einhorn-Apotheke, Langen, Bahnstr. 69, Tel. 0 61 03 / 2 26 37.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo. 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.
Dietzenbach / Rodgau / Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Bozena Wagner, Tel. 36 16, priv. 2 42 58.
Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.
Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Sa. und So., Tel. 40 39. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa. / So., Elektro-Hild, Offenbach, Bischofsheimer Weg 30, Tel. 0 69 / 86 23 34.
(Ohne Gewähr)
FLORSTADT. Über die Einrichtung einer Betreuungsschule und eines gymnasialen Zweigs an der Karl-Weigand- Schule diskutieren die Grünen am Dienstag, 2. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Florstadt. Eingeladen wurden dazu Schul- und Elternvertreter, Vertreter der Kreistagsfraktionen, des Schulamtes und Kreisschuldezernent Joachim Pollmar. Bisher hat laut Dieter Fitsch nur der Schulleiter sein Erscheinen zu- und Pollmar abgesagt. CDU oder SPD hätten noch nicht geantwortet. Die Veranstaltung fände aber auf jeden Fall statt.
Die Grünen möchten an der Weigand- Schule eine reguläre Betreuungsschule errichten, weil in immer mehr Familien beide Elternteile berufstätig seien. Die Schule müsse gewährleisten, daß Kinder zumindest zwischen 8 und 14 Uhr sich nicht nur auf der Straße aufhalten könnten. Der Elternverein an der Weigand- Schule sei sogar bereit, diese Einrichtung zu tragen und werde dies in der Veranstaltung am 2. Februar erläutern.
Die Grünen setzen sich außerdem dafür ein, daß ab Klasse 7 ein gymnasialer Zweig an der Weigand-Schule eingerichtet wird. Das erspare den Kindern tägliche Fahrwege nach Friedberg oder Bad Nauheim. In Florstadt könnte in überschaubar kleinen Klassen bis zum 10. Schuljahr unterrichtet werden. Die Forderung für solche Einrichtungen, so betont Fitsch in der Presseankündigung für die Veranstaltung, müsse von den Gremien der Schule selbst kommen. hm
GELNHAUSEN. Kurse zum Abspecken bietet die AOK in einigen Gemeinden der Altkreise Schlüchtern und Gelnhausen an.
Folgende Lehrgänge beginnen in den nächsten Tagen: Gelnhausen: Mittwoch, 27. Januar, 18.30 und 20 Uhr, Freitag, 29. Januar, 10 Uhr; Bad Soden: Dienstag, 26. Januar, 17 Uhr; Steinau: Mittwoch, 27. Januar, 18.15 Uhr; Birstein: Dienstag, 9. Februar, 18 Uhr. Interessierte wenden sich an die AOK-Geschäftsstelle Hanau, Telefon 0 61 81 / 10 23 36, von 8 bis 12 Uhr. lex
DIEBURG. Im historisch wertvollen Untergeschoß des neuen Landratsamts- Anbaus in Dieburg soll "die Sonne aufgehen" und die zur Schau gestellten Überreste des mittelalterlichen Wasserburg- Wehrturmes anstrahlen. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des fünf Stockwerke hohen Nachbartraktes wird die physikalische Raffinesse möglich machen. 100 000 Mark kostet die Anlage; der Kreis Darmstadt-Dieburg erwartet, daß das Vorhaben als "Pilot- und Demonstrationsobjekt" zur Hälfte vom Land Hessen finanziert wird.
Wie die Kraft der Sonne die Scheinwerfer im Keller zum Strahlen bringt, soll Besuchern mit Hilfe von Tafeln und Anzeigeinstrumenten nach der Einweihung des Neubaus Ende des Jahres im Foyer erläutert werden. Da wird auch zu erkennen sein, wieviel Leistung gerade eingespeist wird. sch
Diözese richtet erste Krabbelstube ein Im sanierten Haus in der Frankfurter Straße ist Platz für 26 Kleinkinder Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller OFFENBACH. Mit Straßenschuhen durfte am Samstag niemand die Räume des schmucken Hauses betreten, das in der Tiefe des Grundstücks Frankfurter Straße 143 liegt. In der Garderobe wurden die Gäste aufgefordert, ihre Schuhe auszuziehen. Der Grund: Seit November befindet sich in dem Gebäude eine Krabbelstube, da ist Reinlichkeit eine Selbstverständlichkeit. Am Wochenende wurde die Einrichtung offiziell eingeweiht, sie hat einen gewissen Seltenheitswert - als erste katholische Krabbelstube in der Diözese Mainz überhaupt und als "lupenreine" Krabbelstube. So etwas findet sich in Offenbach nur noch beim Verein Krabbelstube. Bis die Räume eingerichtet wurden, hat es lange Zeit gedauert. Das städtische Gebäude gammelte jahrelang unbewohnt vor sich hin. Vorschläge, dort ein Frauenhaus einzurichten oder ein Museum, wurden wieder verworfen, derweil es durchs Dach des Hauses regnete.
Auch die katholische Kirche zeigte Interesse. Die Kirchengemeinde St. Paul betreibt auf dem gleichen Grundstück im vorderen Haus seit langer Zeit einen Kindergarten mit 65 Plätzen. Es bot sich an, auch das "Hinterhaus" für die Kinderbetreuung zu nutzen. Wie Pfarrer Kurt Sohns sagt, habe man ursprünglich an einen Hort gedacht, doch da habe die Stadt nicht mitgespielt. Sie wollte finanzielle Zusicherungen nur geben, wenn eine Krabbelstube eingerichtet wird.
Die Diözese zog mit, im Frühjahr 1992 wurde mit dem Umbau des Gebäudes begonnen. Im November zogen die ersten 16 Kleinkinder ein, im April soll eine weitere Gruppe mit zehn Kindern eröffnet werden, sagte die Leiterin der Krabbelstube und auch des Kindergartens, Sigrid Männche. Dann sind alle Plätze belegt. Betreut werden die 26 Kinder von acht Frauen, Erzieherinnen, Krankenschwestern, Kinderpflegerinnen.
Etwa eine dreiviertel Million Mark hat der Umbau des Hauses gekostet, 200 000 Mark zahlt das Land, die Stadt stellte einen einmaligen Investitionszuschuß in Höhe von 65 000 Mark zur Verfügung. Sie verzichtet außerdem 30 Jahre lang auf die Miete und damit auf Einnahmen von 300 000 Mark, erklärte Sozialdezernent Stefan Grüttner (CDU). Mitfinanziert wurde der Umbau vom Caritasverband.
"Für die Kirche ist eine Krabbelstube so neu, daß es bislang noch nicht einmal eine Krabbelstubenordnung gab", machte Pfarrer Sohns bei der Einweihung deutlich. Deshalb habe man erst einmal eine vorläufige Ordnung entworfen. Daß die Kinder jetzt halb in der "Illegalität" betreut würden, werde ihnen aber kaum schaden, lachte er.
Großen Verdienst an der Verwirklichung der Einrichtung schrieb Sohns der 1989 gegründeten "Initiative Krabbelkind" zu, die sich mittlerweile in den Verein "Ein Platz für Kinder" umgetauft hat. Der Verein habe so Druck gemacht, daß die Akten auf den Schreibtischen der Zuständigen in den Stapeln von unten nach oben geholt worden seien.
Heike Höf vom Verein überreichte einen Scheck in Höhe von 5000 Mark, gedacht für die Anschaffung von Spielgeräten für den Außenbereich, der seiner Fertigstellung noch harrt. Der Verein habe schon ein weiteres Projekt im Visier, sagte sie. Wenn der Pfarrsaal der Pfarrei St. Peter an der Berliner Straße umgebaut wird, dann sollten dort auch Räume für die Kinderbetreuung entstehen. Heike Höf will sich dafür einsetzen, daß sich dann auch die Firmen, die im Kaiserlei Büros bauen, daran finanziell beteiligen.
Einen Scheck brachte auch der Sozialdezernent mit zur Einweihung. Er teilte darüber hinaus weitere frohe Botschaften mit. Im Rathaus sind Bewilligungsbescheide für den Bau, beziehungsweise Ausbau von drei Offenbacher Kindertagesstätten eingegangen.
So könne noch in diesem Jahr mit der Kita auf dem Spiro-Gelände an der Bismarckstraße begonnen werden. In dem Haus (ein Dreimillionenprojekt), das zu 50 Prozent vom Land bezuschußt wird, sollen nach Auskunft von Rosemarie Fein vom Jugendamt 80 Kinder unterkommen.
Um 30 auf dann 50 Plätze kann auch die Kita des sozialpädagogischen Vereins in der Seligenstädter Straße in Bieber ausgebaut werden. An den Kosten von 560 000 Mark wird sich das Land mit 280 000 Mark beteiligen. Schließlich soll auch die Kita in der Neusalzer Straße um 40 auf 90 Plätze ausgebaut werden. Hier übernimmt das Land 175 000 von 350 000 Mark.
Insgesamt entstehen mit den Zuschüssen des Landes demnächst also 150 neue Kitaplätze in Offenbach. Auf den Wartelisten der städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen sind derzeit 2000 Anmeldungen für Krabbelstuben-, Kita- und Hortplätze notiert.
Mit einem überzeugenden 5:0-Finalsieg über den gastgebenden FSV Hailer trat der Offenbacher Bezirksoberligist Sportfreunde Seligenstadt beim 5. Hailerer Fußball-Wintercup die Nachfolge des Vorjahressiegers Nordlandesligisten SG Bad Soden/Ahl an. Dabei stahlen die klassentiefsten Hailerer den renommierten Landesligisten Langenselbold und Bad Soden/Ahl (Spiel um Platz fünf: 7:6 nach Elfmeterschießen für Soden) ebenso die Schau wie den beiden Bezirksoberligisten FSV Ravolzhausen und KSG Oberseemen (2:1 für die Neuberger im kleinen Finale).
Kein Wunder, daß Seligenstadts Trainer Zajber in den hellsten Tönen über die Gastgeber schwärmte, schließlich gingen neben dem Wanderpokal die Siegprämie von 500 Mark sowie 100 Mark für die treffsicherste Mannschaft (Torschützenkönig wurde Rubin) auf die linke Mainseite. Wie bei allen anderen Mannschaften meldete auch der Turniersieger "Alles an Bord" - die Trainer testeten ihr "Spielermaterial" noch einmal gehörig durch. "Wir wollen jedes Spiel gewinnen", Hellmuth Zajber sprach's, und seine Eleven setzten es um - mit einem "Traumtor" von der linken Seite an den rechten Innenpfosten und in die linke entfernte Torecke verdiente der Siegtreffer von Thomas Rachor im Spiel gegen Langenselbold das Prädikat "besonders wertvoll". Thomas Dechant konnte wieder auf die lange Zeit verletzten Forster, Schicktanz und Paulus zurückgreifen - Pfannmüller fiel allerdings später nach einem "Pferdekuß" im Spiel gegen Ober-Seemen aus - engagiert, bis in die Haarspitzen motiviert, nutzten die Gastgeber ihre Chance, lediglich im Finale war "die Luft raus".
Der Trainer des Drittplazierten FSV Ravolzhausen hatte trotz des Fehlens des Liberos Julio Alvarez nach dem Hallenturniersieg in Langenselbold seinem Team noch eine weitere Leistungssteigerung zugetraut. Ungeschlagen beendete der FSV das Turnier und kassierte 200 Mark. Beim Aufsteiger Ober-Seemen konnte Günther Heil erstmals auf die Neuzugänge Mesina (von Bernbach) und Mesut (OFC) zurückgreifen , Libero Ralf Gerhardt fehlte jedoch wegen einer Grippe. Die Spielweise des Büdinger Vertreters zeigte neue Perspektiven im Kampf um den Klassenerhalt auf. "Probieren geht über Studieren", war die Devise von Sodens Spielertrainer Richard Nix bei seinen mehrfachen "innerbetrieblichen" Umstellungen. Er wird sich nach der jüngsten Enttäuschung in den nächsten acht Vorbereitungsspielen - vielleicht mit den Neuzugängen Walter Wess (Gelnhausen) und Christoph Wirth (JFC Vorspesart) weiter an das Sprichwort halten müssen. Ohne Udo Löffler, Manfred Fries und Mike Barthel, dafür erstmals mit dem Sodener Neuzugang Jörg Malich blieb bei Langenselbolds Trainer Heiner Ott einmal mehr die Erkenntnis, daß nur wenige seiner Spieler über Landesligareife verügen - die Zehner wurden enttäuschend Turnierletzter - am Sonntag beim Winter-Cup in Neuses wird ein weiterer Anlauf genommen. Zerschlagen hat sich am Brühl die Verpflichtung des Wirtheimers Egon Stegemann - Ott muß weiterhin improvisieren.
Ergebnisse: Langenselbold - Ravolzhausen 1:1, Bad Soden/Ahl - Hailer 0:1, Seligenstadt - Langenselbold 1:0, Oberseemen - Bad Soden/Ahl 1:0, Ravolzhausen - Seligenstadt 1:1, Hailer - Oberseemen 2:1.
Spiel um Platz fünf: Langenselbold - Bad Soden/Ahl 2:2, 6:7 nach Elfmeterschießen; Spiel um Platz drei: Ravolzhausen - Oberseemen 2:1; Endspiel: Seligenstadt - Hailer 5:0, Tore: Rachor, Rubin (2), Kaminski (2).
Schiedsrichter Höflich, Gunkel (Neuenhaßlau), Zuschauer: 300. wh
FECHENHEIM. "Warum ich hier bin? Ich will mir den Rollbraten verdienen!" Schon zu Beginn ihrer kabarettistischen Einlage erntet Ursula Müller tosenden Beifall. Bei ihrer kleinen Vorstellung im Gemeindehaus nimmt sie ordentlich aufs Korn, was sie in letzter Zeit so als Mitarbeiterin der katholischen Pfarrgemeinde Herz Jesu erlebt hat. Ihre Kollegen sind sich am Ende alle einig: "Das war Spitze!", ruft es aus dem Publikum. Und auch der Pfarrer der Gemeinde, Rainer Petrak, bestätigt, daß Frau Müller sich "ihren Rollbraten redlich verdient" habe.
Natürlich sind die Mitarbeiter der Pfarrgemeinde nicht nur wegen des Essens zu dem von Parrer Petrak angeregten Fest gekommen. Vielmehr sind sie hier, um sich zu treffen, zu unterhalten, viel Spaß zu haben und sich noch einmal gemeinsam auf das vergangene Jahr zu besinnen. So sieht es auch Rainer Petrak: "Das Mitarbeiter-Fest ist ein besonderes Dankeschön an all die, die im vergangenen Jahr die Gemeindearbeit unterstützt haben."
Und auch nur durch die vielen ehrenamtlichen Helfer ist ein so reichhaltiges Angebot an Aktionen und Treffen möglich. Das zeigt auch an diesem Abend das Spiel "ABC der Dienste", bei dem zu jedem Buchstaben des Alphabets eine Tätigkeit mit dem passenden Anfangsbuchstaben gesucht werden soll. Da muß keiner lange überlegen. Sei es nun der "Altenclub", die Bücherei und die Nachbarschaftshilfe oder das Wohnsitzlosenfest, der Weihnachtsbasar und der Zivildienst - die Palette reicht tatsächlich von A bis Z. Nur beim Ypsilon fällt keinem etwas ein, auch nicht Pfarrer Petrak: "Da macht es uns die deutsche Sprache leider schwer."
Besonders hervorzuheben sei nicht nur die vielfältige Arbeit, sondern auch das eigenverantwortliche Handeln der Mitarbeiter, wie Rainer Petrak am Anfang des Festes betont. Aber er macht auch kritische Anmerkungen, wie beispielsweise zum Personalmangel im Bereich der Ausländer-Arbeit. Doch trotz allem kann der Seelsorger der Fechenheimer Gemeinde zufrieden auf das vergangene Jahr zurückschauen.
Da gibt es die religiöse Kindergruppe, die sich mit der tatkräftigen Hilfe von Rosemarie Skorsetz und vier weiteren Frauen mittlerweile "sehr selbständig gemacht hat" und 1992 erstmals wöchentlich angeboten wurde. Oder die Förderung älterer Menschen durch Pflege und Besuche durch den neuen Arbeitskreis "Ausschuß Diakonie", in dem Magdalena Demuth die "treibende Kraft" ist. Und es gäbe noch einige mehr zu nennen. Aber wichtig ist eben, daß das nur möglich ist durch die Gemeindearbeit der vielen Fechenheimer. Das weiß auch Rainer Petrak zu schätzen und bedankt sich deshalb bei allen mit diesem Fest. Und wenn der Erfolg an der Stimmung zu messen ist, dann scheinen alle mit dem "Geschenk" sehr zufrieden zu sein.
Übrigens beweist der Fechenheimer Pfarrer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Deshalb wird er diejenigen, die während der Feier zusätzlich zur guten Laune noch für Essen und Trinken sorgten, später noch einmal zu einem Abendessen einladen. mim
Mit der Ausstellung "Prospekt 93" kann der Frankfurter Kunstverein am 20. März dieses Jahres sein Haus am Römerberg, das während der letzten beiden Jahre wegen eines Brandes völlig renoviert werden mußte, wieder seinen Mitgliedern und der Allgemeinheit öffnen.
Vor Tagen hatte die FR berichtet, daß die Ausstellung nur in der Schirn zu sehen sein würde. Diese Information beruhte jedoch auf einem Irrtum, der dadurch zustande kam, daß im Spätherbst vergangenen Jahres noch davon gesprochen wurde, daß das Haus zum "Prospekt"-Termin nicht fertig würde.
Das Hochbauamt hat jedoch, so versichert Peter Weiermair vom Kunstverein, das Projekt mit aller Engerie vorangetrieben, so daß das Steinerne Haus doch am 8. März in erweiterter, erneuerter und in technischer Hinsicht auf den letzten Stand gebrachter Form übergeben werden kann.
Die Eröffnung der Ausstellung "Prospekt 93" aber findet in der Tat am 19. März um 18 Uhr, im Foyer der Schirn- Kunsthalle statt. Die Ausstellung selbst jedoch ist in beiden Häusern und in dem dazwischenliegenden öffentlichen Bereich zu finden.
Zur Wiedereröffnung des Steinernen Hauses, des Kunstvereins also, wird aber keine öffentliche Feier abgehalten. wp
BRACHTTAL. Bürger der Gemeinde Brachttal können im Rathaus Schnellkomposter und Regentonnen günstig erwerben. Bestellungen werden unter der Telefonnummer 0 60 53 / 8 00 90 entgegengenommen.
Die Regentonnen haben ein Fassungsvermögen von 300 Litern. Sie bestehen aus schlagfestem und UV-stabilisiertem Polyäthylen und haben eine Höhe von 80 Zentimetern.
Die Tonnen können mit Deckel und Auslaufhahn ergänzt werden. Durch Sammelbestellung und einen gemeindlichen Zuschuß von 20 Mark pro Tonne beträgt der Preis für die Bürger nur noch 75 Mark.
Die Schnellkomposter mit einem Fassungsvermögen von 250 Litern bezuschußt die Gemeinde mit 25 Mark, und der Landkreis steuert fünf Mark bei, so daß der Preis mit 80 Mark ebenfalls verhältnismäßig niedrig angesetzt werden kann. lex
Eishockey-Tabelle
1. ESC Frankfurt 9 88:31 18:0 2. ESC Wedemark 9 59:34 14:4 3. ESC Wolfsburg 10 54:47 14:6 4. ETC Timmendorf 9 58:51 9:9 5. EC Harz-Braunlage 10 38:49 7:13 6. REV Bremerhaven 9 40:63 6:12 7. Schalker Haie 8 22:52 3:13 8. Herforder EG 10 34:66 3:17
HOCHHEIM. Den Kontakt mit der Gemeinde Kölleda in Thüringen will die Stadt Hochheim vertiefen. Eine Chance dazu sieht der Magistrat in einem Jugendaustausch. Ein Gruppe junger Leute soll deshalb in der ersten Woche der Osterferien gen Osten aufbrechen.
Die Gruppe wird vom 5. bis 9. April in Kölleda bleiben. Geplant sind dort Gespräche mit Jugendlichen, Besuche in der örtlichen Disco und verschiedene Ausflüge, unter anderem in das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. Anmeldungen und Auskunft im Kinder- und Jugendbüro, Telefon 0 61 46 / 90 01 33. kkü
Kleine FR
Seminar über Alexej Jawlensky Die evangelische und katholische Erwachsenenbildung beschreibt in einem Seminar das Leben des russischen Malers Alexej Jawlensky in Wiesbaden, seine Kontakte zu hiesigen Künstlern und Sammlern und seine Weise, die Kunstentwicklung Wiesbadens mitzugestalten. Beginn des Kulturabends ist am Dienstag, 26. Januar, um 18.30 Uhr im Wiesbadener Museum an der Friedrich-Ebert-Allee.Angst, Trauer und Einsamkeit Einen Gesprächskreis für Angehörige von Sterbenden bietet die evangelische und die katholische Erwachsenenbildung an: "Leben im Angesicht des Todes".
Die Gruppe trifft sich am Dienstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr im Haus der evangelischen Kirche in der Schwalbacher Straße 6. Militäreinsatz in Bosnien? "Frauen in Schwarz" - eine Gruppe von Wiesbadenerinnen, die gegen die Kriegsgreuel im ehemaligen Jugoslawien protestiert und jeden Samstag auf dem Mauritiusplatz eine Mahnwache hält - lädt ein zu einem Diskussionsabend am Mittwoch, 27. Januar, um 19.30 Uhr im Café Cicero, City-Passage.
Major Lothar Liebsch wird bei der Veranstaltung über das Thema "Militäreinsatz in Bosnien - d i e Lösung?" sprechen.
WIESBADEN. Eltern und Lehrer haben im Juni vergangenen Jahres einen Förderverein der Blücherschule gegründet, der die Grundschule am Blücherplatz ideell und materiell unterstützen möchte.
Der Kauf von Pausenspielen, Mehrweggeschirr, die Ausrichtung von Kinderfilmnachmittagen und Umweltschultagen und die Organisation von Diskussionsabenden sind das Ziel des Fördervereins, der sich am Donnerstag, 4. Februar, um 20 Uhr in der Aula der Blücherschule zu ersten Mitgliederversammlung trifft.
Er bittet um Geld- und Sachspenden. Benötigt werden beispielsweise etwa 200 Teelöffel aus rostfreiem Stahl, ein Klavier und ein Tischfußballgerät. maf
OBERURSEL. Fast genau drei Jahre sind es her, daß im Oberurseler Stadtwald die ersten Bäume fielen. Binnen vier Tagen wurde gegen den Protest von Hunderten von Bürgern die Trasse für die B 455 neu, den "Feldbergzubringer", kahlgeschlagen. Die Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald" lädt zur Erinnerung an dieses Datum am heutigen Dienstag, 26. Januar, zu einer Veranstaltung in die Oberurseler Stadthalle ein.
Montag, 29. Januar 1990: Am Wochenende war bereits durchgesickert, daß die Fällaktionen in dieser Woche beginnen sollten. Zwei Jugendliche, die vorsorglich im Wald übernachtet hatten, schlugen am Montag morgen Alarm: Zehn Fälltrupps, geschützt von 120 Polizisten, rückten an und ließen die Motorsägen loskreischen.
"Tränen und Proteste im Stadtwald" war am nächsten Morgen in der FR zu lesen. Etwa 200 Waldschützer, in Windeseile herbeigestürzt, mußten machtlos mitansehen, wie innerhalb weniger Stunden mehr als die Hälfte der Bäume gefällt wurde. Spontane Menschenketten, verzweifelte Diskussionen mit den Holzarbeitern und den Polizisten, sogar das Anketten an einzelne Bäume halfen nichts. Abends trafen sich Hunderte von Bürgern zu einer spontanen Demonstration auf dem Rathausplatz und brachten Stämme und Äste der abgeholzten Bäume mit.
Diese kalte Winterwoche vor drei Jahren wurde eine unruhige für Oberursel. Jeden Tag waren die Demonstranten zur Stelle: im Wald, um wenigstens ihren stummen Protest auszudrücken, und vor der Tür der Politiker. Am Mittwoch zogen 1000 meist jugendliche Trassengegner vom Waldfriedhof zum Franzoseneck, wo sie von der Polizei mit Kaffee und Tee begrüßt wurden. An der Bundesstraße wurde eine Menschenkette gebildet, um die Autofahrer aufmerksam zu machen.
Am Donnerstag abend umringten knapp 2000 Demonstranten das Rathaus, in dem gerade Thomas Schadow (CDU) zum Bürgermeister gewählt wurde. Da waren bereits die letzten Bäume an der Trasse gefallen. Doch in diesen paar Tagen hatte sich ein nachhaltiger Widerstand formiert, der durch alle Bevölkerungskreise ging. Für das Wochenende wurde ein Protestcamp geplant, und am Sonntag, 4. Februar, wurde die erste Waldandacht am Franzoseneck gehalten. Über 100mal haben sich die Gegner der B 455 inzwischen dort zum Beten, Singen und Diskutieren getroffen.
Auch heute noch, drei Jahre später, haben sie nicht aufgegeben. Die Trasse wird planiert, obwohl Klagen noch offen und der versprochene Lärmschutz stückchenweise abgebaut wird. "Für die Zukunft: Nachdenken, Umdenken, Handeln" fordern deshalb die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald - stoppt B 455 neu" heute abend um 20 Uhr im Foyer der Stadthalle.
Der Mediziner Herbert Wolf aus Steinbach wird in seinem Vortrag aufzeigen, wie stark die Schädigungen unserer Umwelt auch unsere Gesundheit beeinträchtigen. Dr. Gerhard Brockmann aus Oberursel geht auf die psychischen Belastungen durch ein bedrohtes Lebensumfeld ein. Almut Gwiasda und Michael Gries tragen die immer noch aktuelle und weitblickende Rede des Häuptlings Seattle vor, umrahmt von kritischen Liedern. Außerdem wirken Karin Zeidler auf der Gitarre und Eckhard Rühl vom Frankfurter Schauspielhaus mit.
Die neugegründete Aktionsgemeinschaft Lärmschutz Oberursel, in der auch die "Rettet den Stadtwald"-Initiative, die Anwohner des Eichwäldchens und andere Aktionsgruppen zusammengeschlossen sind, wird übrigens am kommenden Freitag zusammen mit Bürgermeister Thomas Schadow nach Bonn fahren. Dort wird sie vom Leiter der Straßenbauabteilung im Verkehrsministerium, Jürgen Huber, empfangen. esi
ski FRANKFURT A. M. Die Deutsche Terminbörse (DTB), die ihren Handel genau heute vor drei Jahren aufgenommen hat, blickt auf eine weitere Rekordperiode zurück. Fast 35 Millionen Kontrakte wurden 1992 umgesetzt, womit sich das Volumen im Vorjahresvergleich um 126 Prozent erhöht und gegenüber dem Startjahr (6,8 Millionen Kontrakte) bereits reichlich verfünffacht hat. DTB-Vorstandsvorsitzender Gerhard Eberstadt spricht angesichts dieser Entwicklung von einer "Erfolgsstory". Er weist allerdings auch darauf hin, daß noch mehr möglich gewesen wäre, wenn der Gesetzgeber Termingeschäfte hierzulande nicht teilweise erschweren würde. Eberstadt, im Hauptberuf Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, erinnert daran, daß Bonn die EG-Richtlinie über Investmentfonds nur "unvollkommen" umgesetzt habe, was dazu führt, daß deutsche Kapitalanlagefirmen sich nicht im gewünschten Umfang im Handel mit Optionen und Futures engagieren können.
Die Trägergesellschaft DTB GmbH hat nach Angaben ihres Geschäftsführers Jörg Franke im vergangenen Jahr die Erlöse aus Transaktionsgebühren um gut zwei Fünftel auf rund 140 Millionen Mark gesteigert. Als Gewinn nach Steuern dürften fünf bis acht (Vorjahr 14,1) Millionen hängenbleiben. Der Rückgang des Überschusses erklärt sich nicht zuletzt daraus, daß den Marktteilnehmern zum Jahresende Gebühren in der Größenordnung von neun Millionen zurückerstattet wurden. Zudem waren 1992 die Transaktionspreise teilweise schon erheblich reduziert worden, und zwar, wie Franke betont, gerade bei Produkten, die auch für private Anleger interessant seien (Optionen auf Aktien und den Dax). Um speziell diese Gruppe noch stärker an Termingeschäfte heranzuführen, hatte die DTB im vergangenen Jahr auch Optionen mit neun Monaten Laufzeit eingeführt und darüber hinaus "eine Unzahl von Seminaren" veranstaltet. Die Belegschaft dieser vollcomputerisierten Börse, die in der Berichtszeit weitere zwölf Millionen allein in Hardware investierte, wuchs zuletzt leicht auf 117 Leute und soll in diesem Jahr erneut aufgestockt werden.
Weit oben auf dem Programm für 1993 steht die "europäische Ausrichtung". Dabei geht es zum einen um die grundsätzlich vereinbarte Kooperation mit der französischen Terminbörse Matif (siehe FR vom 14. Januar). Zum anderen ist vorgesehen, noch im ersten Halbjahr außer in Paris auch in Amsterdam, London und Zürich erste DTB-Terminals aufzustellen. Dadurch soll der Markt laut Eberstadt "noch mehr Tiefe" bekommen, indem weitere Teilnehmer gewonnen werden.
WIESBADEN. "Frauen auf die Bühne" heißt es vom 4. bis 28. Februar beim "FrauenKabarettFestival '93" im Pariser Hoftheater. Fünf starke Frauen gestalten in diesem Jahr das Programm: Die US- Lady Janice Perry und die Frankfurter Kabarettistin Cornelia Niemann, die sich, den Einkaufswagen fest im Griff, in ihrem kritisch-komischen "Solo im Supermarkt" satirisch den Fragen der Warenwelt stellt; Lilly Walden vom Theater "Wilde Mischung", die sich steppend auf die Spuren Amors begibt und sich emanzipatorisch versucht in der "Kunscht der Liebe", Elettra de Salvo mit "Hommage à Valeska Gert" - ein Stück, das sich mit der großen Tänzerin, Schauspielerin und Kabarettistin befaßt, und schließlich die Ruhrpottgöre Andrea Badey, die feststellt: "Wenn dat dat Leben ist, dann is mir dat zu anstrengend".
Kartenvorbestellungen sind unter der Rufnummer 06 11-30 06 07 möglich. maf
WIESBADEN. Das zweite Musik-Film- Fest geht vom 29. bis 31. Januar im Wiesbadener Archivkino Caligari am Marktplatz über die Bühne. Im Mittelpunkt des Programms stehen Musikfilme - Raritäten und Klassiker aus den 60er und 70er Jahren. Das Fest beginnt am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr mit einem Kurzfilmprogramm "The Velvet Underground, Andy Warhol und das Cinema Psychedelia". Anschließend folgt Frank Zappas "200 Motels", der Vorläufer der heutigen Videoclips.
In "Abba - The Movie" gibt es ein Wiedersehen mit der erfolgreichsten Band der 70er Jahre am Samstag, 30. Januar, 18 Uhr. Anschließend läuft ab 20 Uhr "The Rutles - Monty Pythons wahre Geschichte der Beatles". Ebenfalls am Samstag ist mit "Montery Pop" der beste Konzertfilm der Musikgeschichte über das legndäre Pop-Festival zu sehen. Beginn: 22 Uhr. In der Spätvorstellung ab 0.30 Uhr läuft "More".
Der Kultfilm, der den Reggae in den USA zur Attraktion machte, steht am Sonntag, 31. Januar, um 18 Uhr auf dem Programm: "The Harder they come". Abschluß und Höhepunkt des Musik-Film- Fests in Wiesbaden ist der Live-Auftritt der Wiesbadener Band "The Turned Around Turtles" um 21 Uhr.
Anschließend gibt es eine Ska- und Reggae-Tanzparty im Caligari-Foyer. Veranstalter sind das Deutsche Institut für Filmkunde und das Wiesbadener Kulturamt. maf
WIESBADEN. Närrische Kreationen rechtzeitig zur karnevalistischen Jahreszeit: In der katholischen Fachstelle für Gestaltung, Schwalbacher Straße 72, zeigt Theaterpädagogin Ilona Levin vom 5. bis 7. Februar, wie Faschingsmasken gebastelt werden. maf
WIESBADEN. Der politische Streit um den Bau einer Kunst- und Musikschule auf dem Dernschen Gelände wird unvermindert heftig fortgesetzt. Während sich die SPD-Stadtverordneten, die für das 60 bis 100 Millionen Mark teure Projekt plädieren, über die Zusage eines Landeszuschusses freuen, lehnt die Junge Union den "Protzpalast" zwischen Rathaus und Marktkirche ab.
"Die bisherigen Planungen", erklären die CDU-Youngsters, "sind unvereinbar mit der gegenwärtigen Wirtschaftslage und stehen in keinem Preis-Leistungsverhältnis." Während nämlich alle Zeichen auf Sparen stünden, könne die Stadt nicht Jahrhundertinvestitionen tätigen. "Das würde den Kulturetat auf Jahre hinaus blockieren", fürchtet die JU.
Sie empfiehlt statt dessen für das Areal eine "Bebauung durch private Investoren". maf
WIESBADEN. Von fröhlichen Sommerfesten im Rathaushof träumt die Junge Union der Landeshauptstadt. Sie hat jetzt vorgeschlagen, im Innenhof des Verwaltungsgebäudes während der Sommermonate eine Straußwirtschaft einzurichten. Dies sei sinnvoller, als das Geviert zum Parken zu nutzen.
Die Freiluft-Kneipe werde sich als "Treffpunkt Rathaus" etablieren und wäre in der "Studentenstadt Wiesbaden eine kleine, aber feine Attraktion". maf
WIESBADEN. Das Schwarze Theater "Velvets", 1967 in Prag gegründet und seit 1970 in Wiesbaden ansässig, hat 111 Jahre nach ihrer Pariser Uraufführung die Offenbach-Oper "Hoffmanns Erzählungen" einstudiert. Premiere ist am Mittwoch, 10. Februar, 20 Uhr, im Wiesbadener "Theater am Park", Wilhelmstraße 36.
Weitere Aufführungen folgen am 10., 12., 13., 14., 17., 18. und 19. Februar, wochentags und samstags um 20 Uhr, sonntags bereits um 18 Uhr. maf
KÖNIGSTEIN. Neue Wege in der Kindergartenpolitik wollen die Königsteiner Grünen einschlagen: Sie fordern die Unterstützung freiwilliger Initiativen für Kindergärten und Krabbelstuben durch Investitionshilfen der Stadt.
"Daß die Vorschulerziehung vornehmlich eine Aufgabe der Kirchen und der Gemeinden ist, entspricht einer veralteten Auffassung", so Johannes Kramer vom Ortsverband. Jetzt sei vielmehr die Initiative von Eltern und Pädagogen gefragt. Da freie Einrichtungen erfahrungsgemäß viel kostengünstiger arbeiteten, spare man zudem auf lange Sicht Geld. Auf finanzielle Unterstützung sei man jedoch in der Gründungsphase angewiesen. "Investitionen wie Maklergebühren, Kautionen und Einrichtung müssen abgesichert werden", fordert Kramer. Bislang sind Städte und Gemeinden nur verpflichtet, sich an den laufenden Kosten zu beteiligen.
Auch bei der Integration behinderter Kinder können nach Ansicht der Grünen freie Initiativen wertvolle Arbeit leisten. Denn die derzeitige Größe der städtischen und kirchlichen Kindergartengruppen (bis zu 25 Jungen und Mädchen) lasse eine gute Betreuung der behinderten Jungen und Mädchen kaum zu, meint Eva Groth vom Vorstand der Partei. Finanzieren lasse sich eine solche Maßnahme über Mittel des Landeswohlfahrtsverbandes, der die Integration behinderter Kinder seit langem fördert.
Mit weiterer Unterstützung können freie Initiativen rechnen, sobald das neue Kindergartengesetz in Kraft tritt. In Königstein würde davon allerdings nur die Elterninitiative "Krabbel-Knirpse" profitieren, andere Initiativen gibt es nämlich nicht. Durch das neue Gesetz und die Mithilfe der Stadt Königstein, so hoffen die Grünen, werden sich jedoch weitere Gruppen gründen. "Es gibt bereits Interessenten", weiß Johannes Kramer. Er versteht das Angebot freier Kindergärten und Krabbelstuben als Ergänzung zu städtischen und kirchlichen Einrichtungen, die weiterhin den "Grundbedarf" decken sollen. ki
Gewährung von Obdach als oberste Priorität Sozialpolitisches Forum der SPD mit neuen Akzenten Von Regine Schlett HANAU. Der Andrang war nicht groß beim "Sozialpolitischen Forum" der Hanauer SPD am vergangenen Freitag: Rund 25 Interessierte, darunter viele Stadtverordnete oder städtische Mitarbeiter aus dem sozialen Bereich, kamen zu der Diskussion. Als Schwerpunkt entwickelten sich, auch bedingt durch die Zusammensetzung des Podiums, die Probleme der Altenbetreuung angesichts der gravierenden biographischen Verschiebungen in den kommenden Jahrzehnten. Einig schien man sich in der Feststellung, daß auch angesichts knapper öffentlicher Kassen sozialpolitische Forderungen gestellt werden müssen. Hannes Ziller, als Ministerialrat beim hessischen Ministerium für Familie, Jugend und Gesundheit für Fragen der Sozialpolitik zuständig, umriß zunächst die wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre. Die Gewährung von Obdach, so der Sozialdemokrat, der Vorsitzender des Unterbezirks Offenbach-Land ist, habe oberste Priorität. Weitere wichtige Themen seien die Versorgung mit Kindergartenplätzen und Jugendpolitik. Der Altenhilfe komme angesichts des wachsenden Anteils der älteren Menschen besondere Bedeutung zu. Bis zum Jahr 2009, erklärte er, werde für den Main-Kinzig-Kreis ein Zuwachs der Senioren um etwa 34 Prozent prognostiziert. Er kündigte für den Raum Hanau die Einrichtung einer geriatrischen Abteilung für das Stadtkrankenhaus oder das Altenzentrum Rodenbach an. Ausländer, so die Ansicht Zillers, seien inzwischen kein Thema der Sozialpolitik, sondern eher ein Stadtentwicklungs- und Stadtplanungsproblem. Die inzwischen dritte und vierte Generation der Gastarbeiter sei "voll sozialisiert und integriert". Wie Ziller auch, der forderte, daß Sozialpolitik nicht isoliert von Regionalplanung betrachtet werden kann, brachte SPD-Vorsitzender Hans Heimerl eines der aktuellsten Probleme auf den Punkt: "Wohnungspolitik ist ein Stück Sozialpolitik", sagte er. Angesichts von Durchschnittsmieten, die derzeit schon 15 Mark pro Quadratmeter betragen, werde die "soziale Schere" immer größer. Nur noch Doppelverdiener könnten sich mittlerweile eine Wohnung leisten. Ein weiteres Problem seien die Einkommensgrenzen für Sozialwohnungen, die für ein Ehepaar derzeit bei 2600 Mark brutto liegen. "Da fällt inzwischen jeder normale Einkommensbezieher raus", sagte Heimerl. "Das soziale Netz greift nicht mehr." Der SPD- Vorsitzende forderte auch die Sicherung des Bestands an preiswerten Wohnungen. Außerdem müßten über eine Erhöhung zu niedriger Mieten bei den Sozialwohnungen Mittel für den Neubau erzielt werden. Und schließlich setzte sich Heimerl auch für ein anderes Bodenrecht ein, das die Abschöpfung von Spekulationsgewinnen möglich mache.
Sozialdezernent Klaus Remer wies in seinen kurzen Ausführungen zum Thema Jugendpolitik auf Aufgaben der Stadt Hanau im Kindergarten- und Jugendbereich hin. Ausführlicher ging er auf die Funktion von Sportvereinen ein: "Die stärksten Leistungen in der Jugendarbeit werden in Sportvereinen erbracht", sagte er. Sie müßten deswegen ebenso gestärkt werden.
Der Leiter der Martin-Luther-Stiftung, Siegfried Thase, kritisierte, daß das erklärte Ziel der Altenhilfe, den Menschen mit Hilfe von mobilen Diensten so lange wie möglich das Heim zu ersparen, nicht auch finanziell über einen Pflegesatz abgesichert werde. Der Ausbau solcher Angebote müsse daher auch mit den Krankenkassen verhandelt werden. Auch betreutes Wohnen, Tagespflegeheim und Kurzzeitpflege müßten weiter ausgeweitet werden, um die Angehörigen von bettlägrigen Menschen zu entlasten. Denn die Pflege in Einrichtungen mit Mehrbettzimmern und festgelegten Tagesabläufen sei nicht mehr vertretbar. "Altenheim", sagte Thase, "ist mega-out."
MEXIKO, 25. Januar (epd). Mit einem starken Anstieg der Armut in Lateinamerika und der Karibik rechnet die Interamerikanische Arbeiter-Organisation (ORIT). Vor allem aufgrund zunehmender Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung würden bis zum Ende des Jahrzehnts 300 Millionen Menschen in der Region in Armut leben, heißt es in einem in Mexiko-Stadt veröffentlichten Bericht des Gewerkschafts-Dachverbandes.
Die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika hatte im vergangenen Jahr bekanntgegeben, 183 Millionen der insgesamt 450 Millionen Lateinamerikaner lebten bereits unter der Armutsgrenze.
Den Regierungen der meisten lateinamerikanischen und karibischen Staaten wirft die ORIT vor, sie hätten bei der Erfüllung ihrer sozialen Verpflichtungen versagt. In dem Bericht werden neben der wirtschaftlichen Stagnation und einer verfehlten Sozialpolitik neo-liberale Wirtschaftsmodelle und die Strukturanpassungsprogramme des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank für die Verarmung der Bevölkerung verantwortlich gemacht.
Millionen Lateinamerikaner seien so aus dem Wirtschaftsprozeß gedrängt worden, klagt die ORIT. Angesichts der "Globalisierung der Wirtschaft" seien großangelegte Ausbildungsprogramme notwendig, um den Menschen im arbeitsfähigen Alter Arbeitsmöglichkeiten zu verschaffen und sie an der Konsumgesellschaft teilhaben zu lassen.
Die für Beseitigung der Armut in Lateinamerika und der Karibik erforderliche Summe wird auf mehr als drei Milliarden Mark geschätzt.
Kulturspiegel · Kulturspiegel · Kulturspiegel · Kulturspiegel
RÖDERMARK. Ein selten gehörter Zusammenklang zweier Musikinstrumente, die bereits in ältesten Psalmen als himmlische Musik erwähnt werden, soll im nächsten Konzert der Musikgemeinde Ober-Roden den Musikfreunden geboten werden: Am Mittwoch, 27. Januar, um 20 Uhr spielen im Rothahasaal am Bücherturm Jürgen Franz (Flöte) und Beate Riedlmeier (Harfe) Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Georges Bizet, Carl Philipp Emanuel Bach, Gabriel Fauré, Gaetano Donizetti und Philippe Gaubert.
In zwei Vorstellungen am Donnerstag, 28. Januar, um 15 und um 16.30 Uhr kommt mit Lille Kartoflers Figurentheater "Das häßliche Entlein" auf die Kleinkunstbühne in der Halle Urberach.
Aufgrund vieler Nachfragen von Freunden des Rödermärker Jazzclubs nach Häns'che Weiss ist es wieder soweit: die Spitzenformation des Sinti Jazz à la Django Reinhardt ist am Samstag, 30. Januar, um 20.30 Uhr im Jazzkeller in der Friedrich-Ebert-Straße in Ober-Roden zu Gast.
DIETZENBACH. Kindertheater an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Bürgerhaus: Das Theaterhaus Alpenrod gastiert am Donnerstag, 28. Januar, um 15 Uhr mit dem Stück "Der Froschkuß oder die eisige Henriette" und wendet sich damit an Kinder von vier Jahren an; drei Jahre älter sollten die Mädchen und Jungen sein, die sich tags darauf, am Freitag, 29. Januar, wiederum um 15 Uhr für "Columbus verrückt die Welt" interessieren.
Politisches Kabarett präsentiert die Leipziger Pfeffermühle am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Älter als 30 Jahre und inzwischen eines der bekanntesten Kabaretts im deutschsprachigen Raum, tragen die Sachsen in der inzwischen dritten Generation immer noch einem hohen künstlerischen und politischen Anspruch Rechnung.
Die in der Vergangenheit von Musikschule und Bürgerhaus gemeinsam arrangierte Klassik-Konzertreihe wird am Sonntag, 31. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus mit einem Abend des Pianisten Armin Wachenfeld fortgesetzt, der Werke von Mozart, Tschaikowsky und Chopin zu Gehör bringt. Zum Vormerken:
RÖDERMARK. Für den Auftritt der Gruppe "Schräglage" mit dem Stück "Edle Kunst, behüt' Dich Gott" am Samstag, 6. Februar, 20.30 Uhr, auf der Kleinkunstbühne Urberach hat der Vorverkauf begonnen. Kartenreservierungen sind unter der Telefonnummer 06074 / 5416. ttt
GELNHAUSEN. "Entgegen der Auffassung der Meerholzer CDU sind die Bürger nicht wunschlos glücklich mit der gegenwärtigen Verkehrssituation." Dies folgert die Vorsitzende der SPD Meerholz, Monika Sanner-Jakob, aus den Ergebnissen von drei Anwohnerversammlungen, in denen die SPD Vorschläge zur Verkehrsplanung sammelte. Die zentrale Forderung sei die Einführung von Tempo 30 im gesamten Ort gewesen.
Bei Schulwegkontakt und in reinen Wohnstraßen wird laut Sanner-Jakob auch noch stärkere Tempodrosselung gewünscht und die Einrichtung von Spielstraßen angestrebt. Als besondere Problemzonen hätten sich der westliche Ortseingang und das Neubaugebiet, voran die Rhönstraße, herauskristallisiert.
Mit einer Vielzahl von konkreten Vorschlägen hätten die Bürger Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Das Fazit von Sanner-Jakob: "Die Qualität des Ergebnisses beweist, wie sinnvoll es ist, die Kompetenz der Bürger für die Gestaltung der Kommunalpolitik zu nutzen." Die Sozialdemokraten sähen sich bestätigt in ihrer Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung in den Stadtteilen und nach Stärkung der Ortsbeiräte in der Gelnhäuser Politik.
Die Meerholzer SPD hat aus den Ergebnissen der Werkstattgespräche ein Verkehrskonzept zusammengestellt. Es soll in der nächsten Ortsbeiratssitzung mit Vertretern der Stadt öffentlich beraten werden. Zudem will die SPD-Fraktion im Stadtparlament einen entsprechenden Antrag stellen. Laut Sanner-Jakob hoffen die oppositionellen Sozialdemokraten angesichts der nahenden Kommunalwahl mehr Gehör als sonst bei der CDU-Mehrheit zu finden.
Das SPD-Verkehrskonzept ist nach den Worten der Vorsitzenden als ein Arbeitsprogramm zu verstehen, an dem die Bürger ihre Kommunalpolitiker messen sollten. Mehr Transparenz der Kommunalpolitik für die Bürger solle es nicht nur zu Wahlkampfzeiten geben. lex
BAD VILBEL. Das Nachthemd ist ihr Markenzeichen und die Nachthemdensitzung hat sie weithin in Bad Vilbel und Umgebung und im Norden Frankfurts bekanntgemacht. Doch wenn der Karnevalsverein "Die Schoten" Ende dieses Monats ganz groß das närrische Jubiläum vier mal elf Jahre feiert, dann wird's derart offiziell, daß die Schoten sich genötigt sehen, die Nachthemden ausnahmsweise daheim zu lassen. In den schicken blauen Uniformen wollen sie die Jubiläumsgäste aus nah und fern würdevoll empfangen. An Ehrungen wird es nicht fehlen, denn die Schoten haben internationale Verbindungen über den Ring europäischer Narren, dem sie seit langem angehören.
Der "Bunte Narrenexpreß" der Jubiläumsveranstaltung am Samstag, 30. Januar, um 19.31 Uhr wird von zahlreichen fastnachternden Schoten und mit Beiträgen von außerhalb in Schwung gebracht. Sitzungspräsident Jürgen Müller kündigt unter anderem Dr. Diether Dehm aus Frankfurt an, der Bad Vilbel zwar schon zu einer Parteiveranstaltung, noch nicht aber als Karnevalist besucht hat. Der Frankfurter wird über einen Politiker berichten, "der e paar Stimme zu verschenke hat". Außerdem werden bekannte Redner erwartet wie Detlef Stange von den Seckbacher Meckerern und Renate Müller von den "Speuzern". Dann kommt ein Damenballett aus der Bärenschweiz und das Männerballett aus Harheim. Die "Marianos" spielen bis zum Schluß.
Die Eintrittskarten kosten 14 Mark im Vorverkauf bei Textil-Jusek und Elektro-Götz in der Frankfurter Straße. An der Abendkasse kosten die Karten zwei Mark mehr. Die "Schoten" waren in ihren Anfängen eng mit dem 1881 gegründeten Turnverein verbunden. Schon aus dem Jahr 1886 wird von einer Karnevalsabteilung des TV berichtet. Vor 44 Jahren dann, im Nachkriegsjahr 1949, veranstalteten die Turner in dem ehemaligen Hotel "Stadt Kassel" einen Kappenabend. Ein Jahr später wurde der erste Elferrat gebildet und die erste große Sitzung in der Turnhalle Feststraße angeboten. Als der Abend herannahte, mußten die Narren in das Kurhaus umziehen, weil der Publikumsandrang so stark war. Auf den Namen "Schoten" hört die Karnevalsabteilung des TV erst seit 1956.
Die Idee, nicht im vollen Uniformwichs und unter Ordengepränge, sondern im Nachthemd aufzutreten, wurde 1962 geboren. Auf der Bühne wurde ein riesiges Bett aufgebaut, in dem der Elferrat thronte. Die Tradition der Nachthemdensitzungen wird nun schon seit 25 Jahren gepflegt.
Große Ereignisse in der Schotenvergangenheit waren der Besuch in Kanada im Jahr 1971, wo das Vilbeler Männerballett in Toronto, Londen, Hamilton und Scarborough Begeisterungsstürme erntete. Die Mitgliedschaft in der Föderation Europäischer Narren wurde 1972 perfekt. 1982 trennten sich die Schoten vom Turnverein und machten einen "eigenen Laden" auf. Im Jubiläumsjahr werden die 70 Mitglieder des eingetragenen Vereins von Wolfgang Schiff geleitet. Sitzungspräsident ist Jürgen Müller. HANNES MATHIAS
MAINTAL. Die Albert-Einstein-Schule, Gymnasium des Main-Kinzig-Kreises in Maintal-Bischofsheim, veranstaltet am morgigen Mittwoch, 19 Uhr, einen Informationsabend für Eltern der 4. Grundschulklassen, die die Absicht haben, ihr Kind an der Albert-Einstein-Schule anzumelden.
Treffpunkt ist die Cafeteria im Schulgebäude, Goethestraße 19. Unter der Telefonnummer 0 61 09 /6 10 34 oder 6 10 35 steht der Leiter des Gymnasiums, Oberstudiendirektor Günter Boos, für weitere Auskünfte zur Verfügung. pom
GERHARD SCHRÖDER, niedersächsischer Ministerpräsident und Präsidiumsmitglied der SPD, hat im Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung begründet, warum er trotz gegenteiliger Ankündigungen daran mitgewirkt hat, mit den Bonner Koalitionsparteien massive Einschränkungen des Asylrechts zu vereinbaren: Ein Ausstieg aus der Verhandlungskommission der SPD "hätte das Ausscheiden aus dem Präsidium und das Niederlegen des Amts als Regierungschef bedeutet". Angesprochen auf bundespolitische Ambitionen sagte Schröder, seine jetzige Rolle in Bonn ähnele der einstigen in Niedersachsen: "Damals habe ich mich der Partei ganz schön aufgedrängt." Heute sei man in Niedersachsen wohl der Ansicht, "daß das richtig war". Wortführer des rechten SPD-Flügels, unter ihnen Landesvorsitzender Johann Bruns (Emden), rühmten ihn in den vergangenen Tagen wegen seines Eintretens für Rüstungsexporte nach Taiwan trotz gegenteiliger Partei-, Koalitions- und Kabinettsbeschlüsse. Schröder sei der einzige gewesen, der im Interesse des Landes eine klare Position bezogen habe, sagte Bruns. (sp)
Wer sich nach einem neuen Herd umschaut, sieht sich zahllosen Angeboten gegenüber. Konventionell mit Ober- und Unterhitze arbeitende Elektroherde liefern bereits gute Backergebnisse. Sogenannte Umluftherde lassen sich allerdings einfacher reinigen. Schon bei niedrigeren Temperaturen erzielen sie die gleichen Brat- und Backergebnisse. Die Backwärme ist außerdem gleichmäßiger verteilt und erlaubt - übrigens ohne Vorheizen - die Nutzung des Backofens auf mehreren Einschubebenen. Ein in den Backofen integrierter Mikrowellenteil arbeitet durch eine bis zu 30 Prozent reduzierte Gardauer mit etwa 13 Prozent weniger Energie.
Zusätzlich mit pyrolytischer Reinigung ausgestattete Geräte lassen Verschmutzungen verkohlen und brauchen nur ausgewischt zu werden. Nachteil: Diese Reinigung ist energieaufwendig (rund zwei Stunden bei 500 Grad). Andererseits verringert sich aufgrund der besonders guten Isolierung beim normalen Backen der Strombedarf.
Gasherde sind im Energieverbrauch sparsamer als Elektroherde, backen ist darin allerdings schwieriger. Es gibt auch Gas-Elektro-Kombinationen, welche die Vorteile beider Geräte in sich vereinen. Egal übrigens, ob der Herd mit Kochmulde oder Cerankochfeld ausgestattet ist: Wer mit Strom kocht, sollte energiebewußt vorgehen. Neben dem Kauf des entsprechenden Gerätes gehört dazu passendes Kochgeschirr und konsequentes Nutzen der Restwärme am Ende der Garzeit. FR
Namen+Notizen
Der Rektor der Grundschule Somborn, der am kommenden Mittwoch offiziell aus dem Schuldienst ausscheidet, wird weiterhin politisch aktiv bleiben.
Nach einer Ausbildung als Industriekaufmann nahm Albert Hof sein Pädagogikstudium in Darmstadt auf, 1972 wurde er Rektor der Somborner Grundschule. Den Kontakt zu Kindern bezeichnet der Familienvater als "eines meiner Lebenselixiere". Seit 1956 Parteimitglied, gründete der Sozialdemokrat 1958 den Ortsverein Somborn mit, dessen Vorsitz er die folgenden 20 Jahre übernahm.
Von 1960 bis 1989 war Hof dann SPD-Fraktionschef im Freigerichter Parlament. Seit Anfang der 60er Jahre engagierte er sich außerdem zunächst im Gelnhäuser und später im Main- Kinzig-Kreistag mit den Schwerpunkten Schul-, Finanz- und Kulturpolitik. Seine Kollegen in Politik und Schuldienst bescheinigen ihm eine "hervorragende Integrationsfähigkeit", gepaart mit einer "ausgesprochenen Kooperationswilligkeit".Kulturspiegel · Kulturspiegel
OFFENBACH. Zum dritten Mal hat das Caritas-Altenheim St. Elisabeth an der Kaiserstraße einen blinden Künstler eingeladen. Am Donnerstag, 28. Januar, wird der Stuttgarter Rezitator Richard Bastian Verse von Johann Wolfgang von Goethe vortragen. Der Nachmittag unter dem Motto "Wahrlich, brav getroffen", zu dem auch Gäste willkommen sind, beginnt um 15 Uhr.
"Füße im Feuer" hat der Kabarettist Matthias Beltz sein neues Programm genannt, mit dem er ebenfalls am Donnerstag auf der Studiobühne im Theater an der Goethestraße gastiert. Beginn: 20 Uhr.
Mit einem Klavierfrühling eröffnet die evangelische Lauterborn-Gemeinde ihr musikalisches Jahresprogramm. Beendet wird die am vergangenen Samstag begonnene Reihe am Donnerstag um 19.30 Uhr mit "Improvisation und Neuer Musik". Am Klavier im Gemeindehaus, Richard- Wagner-Straße 115, sitzen Klemens Althapp, Harald Schmitt und Johannes Bergdolt. Das Konzert fängt um 19.30 Uhr an.
Innerhalb der Internationalen Bilderbuchausstellung im Klingspor- Museum gibt es ein unterhaltsames Kinderprogramm, das am Freitag, 29. Januar, um 15 Uhr im Museum, Herrnstraße 80, fortgesetzt wird. Mirta Domacinovic liest Grimms Märchen in deutscher und kroatischer Sprache vor. Eingeladen sind Kinder zwischen fünf und sieben Jahren, die nach der Vorlesestunde Bilder zu den Geschichten malen können.
Zum Mekka der Oldie-Fans wird nach Einschätzung des Kulturamtes am Samstag, 30. Januar, die Stadthalle. Dort spielen bei einer Supernight of Rock 'n' Roll mit "Herman's Hermits" und den "Fortunes" zwei Superbands der sechziger Jahre. Ebenfalls auf der Bühne: "Wheap" und "Merlins Fantasy Farm" aus Offenbach sowie die Nachwuchsgruppe "Stumple Beats". Moderiert wird die Supernight, die um 19.15 Uhr anfängt, von Buddy Caine.
Die Desert Cowboys bringen am gleichen Abend Rock 'n' Roll ins Jugendzentrum Isenburger Schloß. Das Gastspiel beginnt um 21 Uhr.
Theater und Tänze, Schattenspiel und Zauberei - das und noch viel mehr bietet die Jugendkunstschule bei ihrer zehnten Matinee am Sonntag, 31. Januar, im Büsing-Palais. Das Programm, mit dem Schüler/innen und Lehrerkollegium einen Querschnitt durch die Arbeit zeigen, beginnt um 11 Uhr.
"Eine kleine Komödie in Briefform" von Arthur Schnitzler bringt die Schauspielerin Louise Martini am Sonntag, 31. Januar, um 19 Uhr auf die Studiobühne im Theater an der Goethestraße. Eingerichtet für die Bühne hat diese Liebesgeschichte Klaus Gmeiner.
OBERTSHAUSEN. "Ach Gott, er war ein schöner Mann" haben Lorenzo Jordan und Claude Arias ihre Travestie-Show getauft, mit der sie am Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Hausen auftreten. Die beiden Sänger(innen) ziehen mit Genuß und Können berühmte Operetten durch den Kakao.
Das 25jährige Bestehen des Volksbildungswerks ist Anlaß für die Musikschule, die dem Verein angeschlossen ist, zu zwei Konzerten einzuladen. Am Samstag, 30. Januar, spielen die Stipendiengewinner um 16 Uhr im Bürgerhaus. Am Sonntag, 31. Januar, geben die Lehrer unter dem Motto "Musik macht Spaß - Spaß mit Musik" ein Promenadenkonzert. Beginn: 11 Uhr im Bürgerhaus Hausen. Zu beiden Veranstaltungen ist der Eintritt frei. hf
BORNHEIM. Bis zum Stadtoberhaupt hatte es sich herumgesprochen: bei der Bornheimer "Pierrette" wird urwüchsiger Fastnachtsspaß geboten. "Man sagt nicht umsonst, das größte Dorf unserer Stadt, unser Bernem sein gewisses Etwas noch hat", reimte Andreas von Schoeler und machte deutlich: ". . . klar, da gehste hin, weil ich sehr gern in Bernem bin."
Den närrischen Abend der "Pierrette" im Josefsheim besuchten auch Frankfurts Tollitäten Bernd I. und Petra I. in Begleitung von Rats-Vizepräsident Klaus Fischer und Peter Flieger sowie Gardemädchen der "Weißen Mützen" und Musketieren der Sachsenhäuser Karneval- Gesellschaft. "Außerdienstlich" erlebte Geo Wahl die "Pierrette"-Sitzung, über der eine Frau das närrische Zepter schwang: Karin Sack. Und sie machte ihre Sache sehr gut. In Nostalgie schwelgte "Ein alter Karnevalist", der als Ältester den Reigen in der Bütt eröffnete: Franz Magalowski. Der 95jährige "schrieb" auch der Jugend einiges ins Stammbuch.
Wie man sich streitet und wieder verträgt, demonstrierten Nadine Jacob und Christian Fuchs in amüsanter Weise - fast wie die Kochs. Gut auch Stefan Oefner als "Anti-Protokoller", Carmen Hein mit "Mein Vereinstrottel", "Bubi" May als "En eigebildete Kranke", Ralf Sommerlad ("En Verzischjährische") und Margot Kappler als "Wirtin". Das Gegenstück war "Koch" Heinz Berger, über die "Urlaubsreise" plapperten Helge Smolanowicz und Werner Pippinger (er stand mit dem Mikrophon "auf Kriegsfuß").
Mit im Boot der Narretei noch das prächtige Fanfarencorps "The Sound of Frankfurt", die "Blauen Jungs" (Männerballett der "Pierrette"), die "Wildecker Herzbuam", alias "Duo Romi" und die Garden des Vereins. dixi
Zweite Tabelle
1. Augsburger EV 38 28 2 8 237:111 58:18 2. EHC Nürnberg 80 38 25 5 8 213:140 55:21 3. SB Rosenheim 38 24 4 10 191:126 52:24 4. EC Kassel 38 20 7 11 201:136 47:29 5. ES Weißwasser 38 21 3 14 179:143 45:31 6. EC Hannover 38 17 9 12 183:151 43:33 7. SV Bayreuth 38 18 4 16 167:153 40:36 8. ECD Sauerland 38 18 3 17 188:183 39:37 9. EHC Essen-West 38 13 3 22 173:217 29:47 10. SC Memmingen 38 9 1 28 157:264 19:57 11. EC Bad Nauheim 38 6 3 29 143:292 15:61 12. SC Riessersee 38 4 6 28 109:225 14:62
MARBURG. Nach fast zehnjährigen Verhandlungen haben das Land Hessen und die Stadt Marburg jetzt einen Rahmenvertrag über die Neuregelung der Fernwärmeversorgung abgeschlossen. Hessen wolle mit der Vereinbarung "ein deutliches Signal für eine künftige ökologisch ausgerichtete Wärmeversorgung auch der anderen hessischen Universitätsstandorte setzen", betonte Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) bei der Vertragsunterzeichnung.
Bislang betrieb die Universität zur Versorgung ihrer Einrichtungen und Kliniken zwei Heizkraftwerke, die nunveraltet und wirtschaftlich - aber wegen ihres hohen Schadstoffausstoßes auch ökologisch - nicht mehr tragbar sind. Die beiden größten feuerungstechnischen Anlagen Marburgs sollen erneuert und von leichtem Heizöl auf Gasbetrieb umgestellt werden.
Das Heizwerk am Ortenberg, das bei starker Kälte die Wärmeversorgung der Universitätsgebäude in der Innenstadt nicht immer ausreichend sicherstellen konnte, übernehmen die Stadtwerke Marburg und richten dort ein Blockheizkraftwerk ein. Das Land wird damit in diesem Bereich Kunde der Stadtwerke. Die nötige Sanierung des zugehörigen Fernwärmenetzes, an das die Stadt weitere private und gewerbliche Abnehmer im Lahntal anschließen will, soll auf Kosten des Landes durchgeführt werden.
Die Stadtwerke hoffen bei einem Investitionsvolumen von zirka 25 Millionen Mark in den nächsten fünf bis sechs Jahren (finanziert durch Eigen- und Fremdkapital) auf ein Umsatzplus von 10 Millionen Mark pro Jahr. Durch die Eigenproduktion von Energie könnten voraussichtlich fünf Millionen Mark jährlich beim Stromkauf gespart werden.
In der Hand von Land und Uni verbleibt hingegen das die Kliniken und naturwissenschaftlichen Institute versorgende Heizwerk auf den Lahnbergen. Die Stadtwerke sollen die veraltete Anlage kurzfristig auf Gas umstellen. Die benachbarte frühere Klinik-Abfallverbrennungsanlage übernehmen wiederum die Stadtwerke in ihre Regie und errichten dort eine Gasturbinenanlage, um Wärme und Strom gleichzeitig zu produzieren. Stolperstein der langwierigen Vertragsverhandlungen, die durch zwei hessische Regierungswechsel unterbrochen wurden, war jahrelang eine vom Land geplante Verbundleitung aus der Stadt auf die Lahnberge. Diese Pläne, die nach Angaben der Stadtwerke mit 18 bis 20 Millionen Mark Investitionskosten mindestens doppelt so teuer gewesen wären wie der Bau eines neuen Heizwerkes, wurden zugunsten der jetzt anvisierten Aufteilung der Wärmeversorgung ad acta gelegt. Bis zur Jahresmitte müssen in einer Reihe von Einzelverträgen allerdings noch die Details zur Umsetzung des Rahmenvertrags geregelt werden.
Der Personalrat der Universiät hat unterdessen gegen die Vertragsunterzeichnung protestiert und gerichtliche Schritte angekündigt, um das Projekt zu stoppen. Personalratsvorsitzender Helmut Klee bemängelt eine "bloß stückweise Information" über die Neuregelung durch die Uni-Spitze und befürchtet Nachteile für fünf Kollegen, die aus dem Landesdienst zur Stadt überwechseln sollen. tap
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein Schreiben von Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge hat bei dem Mörfelder Rudi Hechler neue Hoffnung geweckt, daß jene Erfurter Schule, die bislang nach dem Kommunisten Wilhelm Hammann hieß, vielleicht doch wieder nach ihm benannt wird. Hammann hatte als KZ-Häftling jüdischen Kindern das Leben gerettet und war nach 1945 erster Landrat des Kreises Groß-Gerau.
Der Erfurter OB hat dem Mörfelder DKP-Mitglied zugesichert, daß der Magistrat bei der nächsten Schulkonferenz nachfragen und gegebenenfalls das Kultusministerium informieren werde. Alle Schulnamen seien bei Einführung der neuen Schulstrukturen im Herbst 1991 aufgehoben worden, Neubenennungen oblägen den Schulkonferenzen.
Hechler, den es empörte, daß Hammanns Name ausgerechnet in Zeiten des wachsenden Rechtsextremismus getilgt wurde, hatte sich für sein Anliegen der Unterstützung der Gesellschaft von Yad Vashem - der Gedenkstätte für den Holocaust in Jerusalem - versichert. wal
Dienstag, 26. Januar
Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16.30 Uhr, Wolf Krämer liest "Albert Camus - Der Fremde".
TAT-Café, Eschersheimer Landstr. 2: 20 Uhr, Lesung Franz Joseph Czernin - "die aphorismen".Vorträge / Diskussionen Jüdisches Gemeindezentrum, Westendstr. 43/ III. OG: 20 Uhr, Vortrag "Wie reden Nervenzellen miteinander?"
Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: 19.30 Uhr, Vortrag & Video "Aus Leitungswasser Trinkwasser machen".
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstr. 83: 20 Uhr, Diavortrag "Jerez de Los Caballeros y Medina de Rioseco".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "Alaska"; 20 Uhr, Diavortrag "West Kanada".
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Die giftigsten Gifte: Ein Blick in die Waffenkammer der Natur"; Kundenzentrum Fraspa, Neue Mainzer Str. 47-53.
Plateau, Sachsenhausen, Neuer Wall 15: 19 Uhr, Diskussion "Straßenszenen im Wandel - Tendenzen der Punk- & Skinheadbewegung".
Völkerkundemuseum: 18.30 Uhr, Vortrag "Auf dem Weg zum Gottesstaat. Die fundamentalistischen Gemeinden türkischer Arbeitsemigranten in der Bundesrepublik"; Schillerschule, Morgensternstr. 3.
Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 24 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzent. Marbachweg, Cafeteria.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 7 89 56 28).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
Hausfrauen-Verband: 14.30 Uhr, Besichtigung Arabella Grand Hotel; Treffpunkt, Rezeption, Konrad-Adenauer-Str. 7.
Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, "Klaus Michel" (Parodie); Unfallklinik, Friedberger Landstr. 430.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, Treff für Frauen mit Krabbelkindern; 15 Uhr, Internationaler Frauentreff.
Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Karten- & Brettspiele.
English Speaking Club, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 19.30 Uhr, Chit- chat social evening.
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs mit Starlights & Rock'n'Roll Club Jeunesseos. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Kronprinzen-Apotheke, Münchener Str. 24, Tel. 23 31 72; Bock-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 71,Tel. 77 94 13; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstr. 369, Tel. 65 13 98; Dornbusch-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 240, Tel. 5 60 14 33; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Greif-Apotheke, Waldschmidtstr. 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Kreuz-Apotheke,Schwanheim, Vogesenstr. 29, Tel. 35 01 82; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
19 bis 23 Uhr Dr. von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.
WETTERAUKREIS. Heftige Sturmböen peitschten auch gestern noch durch die Wetterau und trieben zum Teil mit Schneeflocken durchmischten Regen vor sich her. Kaum zu glauben: Aber bei der Leitstelle des Wetteraukreises, die Einsätze der Hilfsdienste von Friedberg aus koordiniert, blieb es trotz Saus und Braus relativ still. Ihr Sprecher erklärte, nur morgens zwischen 5.30 und 7 Uhr seien zwei Straßen gesperrt gewesen, zwischen Hirzenhain und Usenborn (Ortenberg) und Kefenrod und Wenings (Gedern).
Die Feuerwehren räumten vom Wind gefällte Bäume weg und gaben die Trassen für den Verkehr wieder frei. Hochwasser gab es nach Angaben der Leitstelle nirgends. mk
Georg und Auguste Sommer, Erlenweg 19, Bad Homburg, zur Goldenen Hochzeit.
GLASHÜTTEN. 22 000 Mark Blechschaden lautet die glimpfliche Bilanz einer Schleuderpartie auf nasser Fahrbahn zwischen Rotem Kreuz und Eselsheck. Wohl wegen überhöhter Geschwindigkeit hatte ein Autofahrer am Wochenende in einer Kurve die Kontrolle über seinen Wagen verloren: Das Auto drehte sich um die eigene Achse und prallte mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Personen wurden nicht verletzt, wie der Polizeibericht vermerkt. cn
BAD VILBEL. Wichtige Hinweise zum Schutz vor Allergien, Krebs und Rheuma will Dr. Bruker in seinem Vortrag "Gesund durch richtige Ernährung" liefern. Darauf weist Kai Schlegelmilch für die Umweltliste Bad Vilbel / ÖDP hin. Dr. Bruker hält sein Referat am Mittwoch, 27. Januar, um 19.30 Uhr im Volksbildungsheim Frankfurt (Große Eschenheimer Straße). Er zeigt auf, wie man sich durch richtige Ernährung vor Allergien, Krebs, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Rheuma schützen kann.
Von Bedeutung sei vor allem die Entdeckung Dr. Brukers, daß die Verträglichkeit jeder Kostform davon abhängig ist, wie einzelne Speisen kombiniert werden. Die Umweltliste /ÖDP empfiehlt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Vortrag zu fahren: mit der S 6 bis Eschersheim, von dort mit der U-Bahn 1 / 2 / 3 bis Eschenheimer Tor oder mit der Buslinie 30. de
WÄCHTERSBACH. Rechtzeitig zum russischen Geschenktag Santa Claus und dem russischen Weihnachten am 7. Januar konnten Bernhard Wehner aus Gründau und Bubi Heun aus Wächtersbach alle Pakete von Patenschaftsfamilien aus dem Main-Kinzig-Kreis nach Troizk in Rußland bringen. Die beiden Mitglieder des Patenschaftskreises überreichten sämtliche Gaben persönlich an die bedürftigen Familien mit Kleinkindern.
"Die Freude der Familien, die fast alle in Wohnungen unter 30 Quadratmeter wohnen, war so groß, daß Tränen flossen", berichtet Bubi Heun. "Alle Kleider und Schuhe hätten den russischen Kindern nicht besser passen können". Bei den Kindern besonders beliebt seien die Bilderbücher gewesen. Heun: "Es war rundherum eine sehr gute Sache."
Mittlerweile stehen Bilder von den russischen Patenkindern in den Wohnzimmern der deutschen Familien. Laut Heun kam auch ein spontaner russisch-deutscher Bären-Austausch zustande. Deutsche Stoffbären kamen mit den Weihnachtspaketen nach Troizk. Die russischen Kinder schickten ihre Spielbären als Dankeszeichen an die Altersgenossen im Main-Kinzig-Kreis.
Der nächste Hilfsgütertransport wird derweil schon vorbereitet. Der Konvoi soll im Februar starten. Pakete für die Patenschaftsfamilien können bis zum 3. Februar abgegeben werden. Erwünscht sind Kleidung, Spielsachen und Lebensmittel.
Wer noch keine Patenschaft in Troizk hat, kann nun den Grundstein dafür legen. Bubi Heun erklärt die Modalitäten: "Paket fertig machen. Wenn eigene Kinder vorhanden sind, Alter, Geschlecht und Absender draufschreiben und bis zum 1. Februar abgeben bei Bubi Heun, BEB Güterbahnhof Wächtersbach."
Weitere Auskünfte sind über die Telefonnummern 0 60 53 / 2221 oder 0 60 53 / 9699 erhältlich. Ein weiterer Tip des Patenschaftskreises für Spender: Die besten, weil stabilsten Verpackungen geben Bananenkartons ab.
In zwei Monaten soll die Freundschaft zwischen Troizk und dem Main-Kinzig- Kreis mit einer weiteren Begegnung vertieft werden. Vom 26. März bis zum 2. April unternehmen rund 30 Einwohner des Moskauer Bezirks eine Informationsreise in den Main-Kinzig-Kreis. Der Patenschaftskreis sucht noch Privatquartiere für die Gäste. Näheres hierzu ist bei Uwe Paul im Wächtersbacher Rathaus, Telefon 0 60 53 / 8 02 30, in Erfahrung zu bringen. lex
HANAU. Die Szene ist durchaus realistisch und keineswegs überspitzt. Variantenreich sind ihre voyeuristischen Peinlichkeiten, wie sie millionenfach bereits in Spielshows, Reality-Sendungen und kabelprivaten Seelen-Peep-Shows zu finden sind. Der Suizid vor laufender Kamera scheint da nicht abwegig, zumal durchaus schon praktiziert. Bitterbös die Ausstaffierung der Szene durch das "Wiesbadener Hinterhaus-Kabarett", das am Samstag sein Programm "Irre Aussichten" im Comoedienhaus Wilhelmsbad präsentierte. Da will der Kandidat aus Rostock-Lichtenhagen sterben, weil mit der Neuvereinigung der antifaschistische Wall fiel. Aus dem Leben soll er scheiden durch die Warmwannenbad-Variante, die von Politikern bevorzugt wird. Zum Ärger des Moderators springt der Kandidat jedoch im letzten Augenblick ab. Geschmacklosigkeiten im Talk-Show- Zeitalter, in dem "outing" in ist, Zuschauer ihre Sensationslust befriedigen und Fernsehsendern kein intellektueller Durchhänger zu dumm ist.
Holger Hebenstreit und Manfred Wallig greifen in ihrem politischen Kabarett-Programm aktuelle Themen wie Rechtsextremismus, deutsches Biedertum und Ausländerfeindlichkeit, aber auch Umwelt-Sünden, Müll- Tourismus sowie deutsch-deutsche Besserwissereien auf. Miefig wird's, wenn der Bundesgrenzsoldat, nach Wolgagrad abkommandiert, vor Ort klären soll, wer von den Aussiedlern wirklich deutsch ist. "Wer unter unserem Dach leben will, muß so denken und handeln wie wir." Für den Grenzsoldaten heißt das unter anderem: Der "deutsche Aussiedler muß einen deutschen Paß haben, blond und blauäugig sein, Spätzle kochen und die aktive Mitgliedschaft in einem deutschen Blasorchester nachweisen können. "Sentimentalitäten können wir deutschen Beamten uns nicht leisten."
Tief schwarz und böse wird der kabarettistische Humor, wenn die Wiesbadener für die "europäische Zentralverriegelung" gegen Asylbewerber und Flüchtlinge werben. Nach dem Motto "Wie sichere ich mein Haus vor der Fremdenflut" stellen die beiden das ganze Repertoire an Abschottungsmöglichkeiten vor - vom großdimensionierten Türriegel, der splitterfreien Scheibe bis zu Kanalgittersicherung gegen den ausgemergelten Somalier. Selbstschutzanlage und Elektrozäune zeigten nicht mehr die gewünschte Wirkung, sei doch der kriegs- und foltererfahrene Flüchtling dadurch nicht länger fernzuhalten.
Treffend und das eigene widersprüchliche Verhalten karikierend auch der Beitrag zum Autokult der Deutschen, für die das Prestigeobjekt heilig und nur vor der eigenen Haustüre lästig ist. Zielsicher spüren Hebenstreit und Wallig den Macken der Mitmenschen hinterher, die mit dem Wertstoff-Täschchen auf Recyclingpirsch im Park unterwegs sind oder überfordert vom Abfall-Trennungs- Streß vor dem Gelben Sack kapitulieren. Einige reiben sich schon die Hände: Sondermüll-Exporteure spekulieren bereits auf den Grünen Punkt als ausbaufähige Einnahmequelle.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hirsch- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 102.
Oberursel/Steinbach. Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1 c.
Usinger Land. Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32 a; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2.
Nachdem RTL, SAT.1 und PRO 7 bei den Einschaltquoten ständig steigende Tendenz zeigen, versuchen sie einen neuen geballten Angriff auf die Existenzberechtigung von ARD und ZDF. Schließlich will der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) den Öffentlich-Rechtlichen erklärtermaßen mal die Werbung als Einnahmequelle entziehen lassen, mal die Gebührenfinanzierung absprechen - so genau nimmt man es da nicht.
In den letzten Wochen haben sich eine Reihe von Unionspolitikern willfährig vor diesen Karren spannen lassen - von Kanzler Kohl über Innenminister Schäuble bis hin zu den Formulierern des medienpolitischen Grundsatzpapiers der CDU, die sich im Lamento gegen angeblich mangelnde Kontrolle und ungerechtfertigte Gebühren der Öffentlich-Rechtlichen ergänzen. Jetzt soll als nächstes die Wissenschaft dazu herhalten, diese Attacken zu stützen und die negative Grundstimmung gegen ARD und ZDF auszunützen.
Zwei wissenschaftlich äußerst zweifelhafte Schnellschüsse wurden in der letzten Woche präsentiert, auffallenderweise aus dem gleichen Stall: Daß der Münsteraner Publizistik-Professor Klaus Merten, früher als unkonventioneller, scharf kritisierender, aber exakt argumentierender Wissenschaftler bekannt, mit seinem Forschungsinstitut Comdat dermaßen auftraggebergerechte Ergebnisse vorgelegt hat, läßt nur vermuten, daß solche Aufträge seitens der Privaten mehr als gut bezahlt werden.
Wenn man keine exakten, nachvollziehbaren Daten präsentieren kann, wirft man am besten erst einmal wissenschaftliche Nebelbomben: "Konvergenztheorie" heißt die eine, Unterscheidung in "intentionale und nicht-intentionale Gewalt" die andere - der Laie wird's schon nicht verstehen! Im ersten Fall verkündet der VPRT: "Konvergenz im dualen System nachgewiesen." Das soll laut Merten heißen: Bei ARD und ZDF nahmen zwischen 1980 und 1992 fiktionale Sendungen und TV-Serien zu, Nachrichten und Bildungsprogramme ab. Seine Schlußfolgerung: "Die öffentlich-rechtlichen Sender folgen in der Tendenz jeweils den Anteilen, die von den privaten Sendern längst markiert worden sind." ARD und ZDF würden demnach der kommerziellen Konkurrenz immer ähnlicher und damit, so heißt es in den VPRT-Presseunterlagen, werde der gesetzlich vorgeschriebene Auftrag der Grundversorgung verletzt.
ARD- und ZDF-Forscher kontern mit einfachen Zahlenbeispielen: So habe sich im ZDF der Umfang der Nachrichtensendungen im beschriebenen Zeitraum von 28 469 auf 31 219 Sendeminuten und damit um zehn Prozent erhöht. Auch die ARD verweist darauf, daß ständig zusätzliche Informationsprogramme eingeführt worden sind, vom Mittags- und Morgenmagazin bis hin zu den regelmäßigen "Brennpunkten", oder daß sich die Zahl der Spielfilme im Hauptabendprogramm in den vergangenen zehn Jahren nicht erhöht habe.
Doch die Merten-Untersuchung läßt gar nicht erkennen, woran sie ihre Behauptungen, bestimmte Programmsparten hätten sich erweitert oder verringert, eigentlich mißt. Letztendlich sind ihre Angaben unerheblich, denn die Analyse verdient ihren Namen gar nicht, sie disqualifiziert sich schon vom Ansatz her. Die Zahlen beruhen nicht auf einer Beurteilung und Einordnung der Sendungen auf dem Bildschirm, aufgrund der aufgezeichneten Programme, wie in der TV- Forschung üblich, sondern allein auf einer Auswertung der Programmzeitschrift "Hör zu".
Jeder Leser weiß, wie ungenau solche Programmüberblicke sind, ganz zu schweigen davon, daß sie aktuelle Programmänderungen, die bei den Öffentlich-Rechtlichen in der Regel zugunsten aktueller Berichterstattung vorgenommen werden, außen vor läßt. Wie will ein Forscher da TV-Beiträge "exakt nach Sender, Sendedauer und Sendungsform" analysieren - gilt etwa das dreistündige Frühstücksfernsehen bei RTL plus als Information oder als Unterhaltung? Und wo bleibt die Werbung innerhalb solcher Sendungen oder als Unterbrechung von Spielfilmen? Schließlich macht sie bei den Privaten vom Umfang her bereits eine eigene Prorammkategorie aus.
Die vom VPRT vorgelegte Studie sei so unseriös, daß sie den Mindestanforderungen an eine ernstzunehmende Diskussionsgrundlage nicht genügen könne, so die berechtigte, verärgerte Reaktion von ZDF-Intendant Dieter Stolte.
Ähnlich zusammengestrickt erscheint die zweite Comdat-Studie zur "Gewalt im Fernsehen" im Auftrag von RTL. Der Kölner Veranstalter fürchtet offensichtlich die zunehmende Stigmatisierung als "sex and crime"-Sender. Norbert Blüm hat kürzlich, der medienpolitischen Argumentation seiner Parteifreunde zum Trotz, die "Perversion" der Gewaltdarstellungen bei den Privaten geortet. In Bayern machen die Landfrauen mobil mit einer Aktion gegen zunehmende Brutalität bei den Kommerziellen. Der Ruf nach schärferen inhaltlichen Kontrollen wird lauter - die ARD hat bereits vorbeugend mit der Einsetzung einer Gewaltkommission reagiert.
RTL plus läßt Merten die Unterscheidung in "intentionale" und "nicht intentionale" Gewalt erfinden. Das eine sei die geplante, willentliche Schädigung von Sachen oder Personen, ihre Ausführung und die sichtbaren Folgen für die Opfer, das andere nichtwillentliche Gewalt aufgrund von Schädigungen durch Unfälle oder Katastrophen. Absichtliche Gewalt wird als die schlimmere definiert - und bei ihrer Darstellung findet sich RTL, welch Wunder, in einer Reihe wieder mit ARD und ZDF, die sich dieser Art der Gewaltdarstellung weitgehend enthalten.
Doppelt soviele Gewaltsekunden zeige dagegen SAT.1, und gleich das Vierfache finde sich bei PRO 7, so die Studie. Bei der weniger bösen Gewalt, den Katastrophendarstellungen, liegt dagegen RTL plus gemeinsam mit PRO 7 an der Spitze, bringt mehr als doppelt so viel davon wie beispielsweise das ZDF. In der Pressemitteilung wird das schamhaft verschwiegen, abwiegelnd heißt es: "Es bleibt allerdings ein relativ hoher Anteil an nicht-intentionaler Gewalt, der sich durch das Bemühen um möglichst realitätsgetreue Berichterstattung in den Nachrichten und in Spezialsendungen wie ,Notruf&rquote; ergibt."
Verlogener kann kaum argumentiert werden. Welchen Unterschied macht es für den Zuschauer, ob das Blut spritzt, weil ein Amokschütze um sich schießt (intentionale Gewalt), oder weil ein Mensch in Panik aus einem brennenden Haus springt (nicht-intentionale Gewalt)? Was muß man aus journalistischen Gründen zeigen vom Krieg aus Bosnien - die Toten mit oder ohne zerfetzte Gliedmaßen? Hier muß die verantwortungsvolle Unterscheidung ansetzen! Nicht umsonst wird das Wort "Reality-Sendung", in der solche Sensationsmache durch Augenzeugenberichte oder nachgestellte Verbrechen auf die Spitze getrieben wird, von den privaten Anbietern seit kurzem peinsam vermieden - es ist inzwischen zu negativ besetzt. Ausgeschlossen aus der Analyse wurden außerdem ausgerechnet die Trailer - obwohl sich gerade in solchen, bei den Privaten inflationär eingesetzten Programmankündigungen die Gewaltszenen zusammenballen.
PRO-7-Geschäftsführer Georg Kofler wehrt sich in einem offenen Brief gegen die Abstempelung seines Senders als demjenigen mit den höchsten Gewaltquoten, die aufgrund des hohen Spielfilm- und Serienanteils - darunter zahlreiche Krimis, Western, Katastrophenfilme - zustande komme. Sein Gegenbeispiel: RTL habe in seiner Sendung "Augenzeugen Video" kürzlich ausführliche Szenen eines Selbstmordversuches gezeigt: "Der Todessprung eines Mannes von einer acht Meter hohen Brücke und sein Aufprall auf die darunter liegende Straße wurde - als wäre es ein Sportereignis - einmal in normaler Geschwindigkeit und nochmals in Zeitlupe gezeigt."
Offensichtlich müssen wir das laut RTL/Merten als weniger schlimme, nicht- intentionale Gewalt, als Unglücksfall sehen - oder? Koflers Einschätzung ist zuzustimmen, daß dieses als Nervenkitzel für ein Millionenpublikum gedachte Drama "Gewalt gegen ein Mindestmaß an Menschenwürde" ist - und damit Gewalt von der übelsten Sorte.
Eine Versachlichung der Diskussion um Gewalt im Fernsehen ist dringend nötig; durch pseudowissenschaftliche Studien, wie die von RTL vorgelegte, wird sie, entgegen den Behauptungen des Senders, ganz und gar nicht geleistet.
SISSI PITZER
Kleine FR
Aktion: Kindgerechte Stadt DREIEICH. Bei der Aktion Kindgerechte Stadt - Spielräume in Sprendlingen - geht es am Mittwoch, 27. Januar, 19 Uhr, um die Erörterung des Projektzieles und die Besprechung des Ablaufes. Im Anschluß daran wird um 20 Uhr die Vorgehensweise der Aktion im Stadtteil Sprendlingen diskutiert. Ort ist der kleine Saal im Bürgerhaus Sprendlingen. Gemeindeschwestern stellen sich vor EGELSBACH. Nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch Informationen über die Egelsbacher Pflegestation gibt's beim Seniorennachmittag am Mittwoch, 27. Januar. Von 15 Uhr an werden sich in der Gaststätte "Theiß" die drei Gemeindeschwestern Ellen Jung-Wurm, Christa Schöw und Tina Lang vorstellen. Impftermin für die Jüngsten EGELSBACH. Ein Angebot des Gesundheitsamtes: Eltern können Säuglinge und Kinder, die im vierten Schuljahr sind, am Mittwoch, 27. Januar, von 17 bis 18 Uhr im Bürgerhaus impfen lassen. Rußlands Tor nach Westen DREIEICH. Eine Dia-Reportage über St. Petersburg - Rußlands Tor nach Westen - präsentiert Peter Gebhard am Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr, im Bürgerhaus Sprendlingen. Der Fotograf und Journalist Gebhard erzählt nicht nur aus der wechselvollen Geschichte St. Petersburgs, sondern berichtet hochaktuell aus der jetzigen Fünfmillionenmetropole, die Peter der Große zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute. "Midnight Run" mit Robert de Niro NEU-ISENBURG. Wie ein ausgebuffter Buchhalter sowohl dem FBI, der Mafia als auch einem Kopfgeldjäger immer wieder durch die Lappen geht, ist am Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr in der Hugenottenhalle zu sehen. Dann zeigt das kommunale Kino den Film "Midnight Run" mit Robert de Niro und Charles Grodin in den Hauptrollen.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Louisen- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 78; Kapersburg-Apotheke, Friedrichsdorf- Köppern, Köpperner Str. 87.
Oberursel/Steinbach. Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.
Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b; Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16 (nachmittags: Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6); Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfloch 2.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
has FRANKFURT A. M. Der traditionsreichen Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF) steht Ärger ins Haus. Das Bundeskartellamt hegt nachhaltige Bedenken gegen die beabsichtigte Übernahme der US-Firma Allison Transmission Division, wie Behördensprecher Jürgen Kiecker der FR auf Anfrage mitteilt. Der "Zackenbude", wie ZF in Friedrichshafen genannt wird, droht damit eine Untersagung des Erwerbs durch die Berliner Wettbewerbshüter. Bei ihrer Einschätzung zu dem geplanten Zusammenschluß fühlen sich die Kartellwächter auf der sicheren Seite: "Die Verhältnisse auf dem deutschen, dem europäischen und dem Weltmarkt ähneln sich."
Der Getriebe-, Lenkungs- und Fahrwerkshersteller ZF hatte im August vergangenen Jahres angekündigt, er wolle zu einem nicht genannten Preis Allison übernehmen. Dieser Betrieb in Indianapolis, der unter anderem Automatikgetriebe für Nutz- und Militärfahrzeuge produziert, gehört bisher noch dem US- Autokonzern General Motors (GM). Dieser will seinen Ableger seit geraumer Zeit loswerden.
Für die Zahnradfabrik, deren Gründung auf Aktivitäten von Ferdinand Graf von Zeppelin zurückgeht und die für einen Umsatz von knapp sechs Milliarden Mark steht, würde der Erwerb von Allison (Geschäftsvolumen umgerechnet rund 1,5 Milliarden Mark) durchaus Sinn machen. Die Produktpaletten ergänzen sich in vielfältiger Weise. Hinzu kommt, daß der ZF-Konzern als einer der weltgrößten Anbieter in der Antriebstechnik noch stärker würde. Nicht zuletzt deshalb stuft das Kartellamt die beabsichtigte Übernahme als "sehr kritisch" ein.
Vor allem auf zwei Gebieten, in denen ZF Marktanteile von weit über 50 Prozent für sich reklamieren kann, stößt die geplante Fusion in Berlin auf Ablehnung. Bei automatischen Fahrzeuggetrieben für Lastwagen über sechs Tonnen würde sich die dominierende Position der Zahnradfabrik mit den Aktivitäten des GM- Ablegers noch verstärken. Und bei Lastschaltgetrieben für Baumaschinen - in dieser Sparte verfügen die Amerikaner hierzulande über kein Geschäft - würde im Fusionsfall Allison als "potentieller Wettbewerber" wegfallen, argumentiert das Bundeskartellamt.
Über diese Zusammenhänge hat die Berliner Behörde das Friedrichshafener Unternehmen bereits informiert. Das ZF- Management kann nun dazu Stellung beziehen. Ändern die Kartellwächter danach ihre Meinung nicht - und dafür spricht derzeit alles -, wird der Zahnradfabrik eine Untersagung zur Allison- Übernahme zugestellt.
NORDEND. Für die nächtliche Öffnung der U-Bahnhöfe für Obdachlose setzt sich der Ortsbeirat 3 ein. Mit einer Entschließung, die gegen die Stimmen der CDU verabschiedet wurde, reagierten die Stadtteilpolitiker auf den Tod zweier Obdachloser, die Anfang des Jahres erfroren waren. In seinem Papier schreibt der Nordend-Ortsbeirat, daß er alle Initiativen und Bemühungen unterstützt, die die Lebenssituation dieser Frankfurter Bürger gerade in den Wintermonaten erleichtert.
Dazu gehören Verbesserungen in den Heimen und Unterkünften, Initiativen der Kirchengemeinden und "gegebenenfalls auch die Öffnung von U-Bahnhöfen und B-Ebenen in den Nachtstunden", sagte Antragsteller Uwe Paulsen (Grüne). Genau dieser Punkt war der CDU-Fraktion ein Dorn im Auge: Offene U-Bahnhöfe bedeuteten ein "Sicherheitsrisiko" bedeuten, sagte Arndt Peter Koeppen. Außerdem sei es problematisch, "diese Leute morgens von dort wegzubekommen", so Koeppen.
Das waren Argumente, die bei den anderen Fraktionen Kopfschütteln auslösten: "Hier geht es um Menschenleben", entgegnete Paulsen; rasche und unbürokratische Hilfe sei gefragt. Es sei "unsinnig", die Bereitstellung neuer Hilfsangebote und Übernachtungsmöglichkeiten allein davon abhängig zu machen, ob die bestehenden Einrichtungen erschöpfend genutzt worden seien, betonte der Fraktionsvorsitzende der Grünen. rea
HOCHTAUNSKREIS. Wie Kreisel drehten sich zum Auftakt des Winterschlußverkaufes gestern die Kleiderständer mit den Sonderangeboten über die Bad Homburger Fußgängerzone - angetrieben von harmlosen Fingerchen am langen Arm der vor allem im Norden tosenden Stürme Agnes und Barbara. Nur kurze Zeit später wirbelten Schneeflocken über Stadt und Land, begleitet von zeitweiligem dumpfen Donnergrollen. Das Wasser in den überquellenden Bachbetten riß Äste mit sich, die den Böen der letzten Tage nicht gewachsen waren. Schwere Schäden im Taunuswald wurden bislang von den Forstbehörden nicht registriert.
Schauerlich hörte sich das Getöse an, das während der letzten Tage immer wieder nach der sprichwörtlichen Ruhe vor dem Sturm einsetzte. Der Wind schien alles zu beflügeln, was nicht niet- und nagelfest war. Martinshörner waren oft zu hören, viele rechneten bei den ständigen und schnellen Wechselbädern zwischen lau und kalt, sonnig und duster, still und brausend mit dem Schlimmsten. Aber: "Seit Freitag abend ist nichts Gravierendes passiert", kommentierte gestern Norbert Auth, Leiter der Zentralen Leitstelle des Hochtaunuskreises, die stürmischen Stunden zwischen Sonnenschein und heftigem Schneegestöber.
Das Wetteramt hatte bis gestern auch keine neue Sturmwarnung herausgegeben. Allerdings wurde wieder einmal Schnee angekündigt - zur Freude nicht nur von Wintersportlern (Kommentar eines Naturfreundes über die warme Saison: "Es gibt ja keinen Winter mehr, Schnee wird zum Fremdwort"), zum Unbehagen manches motorisierten Zeitgenossen. Doch selbst am Eselseck, dem "Schnee-Loch", blieb nichts liegen.
Etwa 40 Einsätze im gesamten Kreisgebiet waren von der Bad Homburger Zentralen Leitstelle von Freitag bis gestern zu steuern. Der Schwerpunkt lag nach Auskunft Auths am Wochenende in Bad Homburg (die FR berichtete in der Montags-Ausgabe) - wie vor drei Jahren. Diesmal allerdings in nicht annähernd so großem Ausmaß. Wibke schlug damals Schneisen in die Vordertaunus- Wälder, knickte Kirchturmspitzen, deckte Dächer ab, schleuderte Gartenmöbel durch die Luft und und riß Hütten um.
Kräftig angesetzt und deutliche Spuren hinterlassen hat der Wintersturm am Wochenende und gestern in der Bad Homburger City und den Stadtteilen Dornholzhausen und Gonzenheim sowie in Friedrichsdorf. Die Feuerwehr mußte wiederholt Schindeldächer sichern und Löcher stopfen und auf Privatgrundstükken Baumriesen stabilisieren, die durch den Wind in eine Schieflage geraten waren. Mit Drahtseilen wurden die Bäume im Boden verankert. Um die Beseitigung der angeschlagenen und brüchigen Bäume müssen sich die Privatleute nun selbst kümmern. Sie müssen selbst zu Axt und Säge greifen oder eine Fachfirma mit der Zerkleinerung beauftragen.
"Wir kümmern uns nur um die Notfälle", heißt es in der Feuerwache. Das bedeutet: Nur wenn ein dicker Ast oder gar ein Baum auf ein Haus oder eine Straße zu stürzen droht, schreiten die Blauröcke mit Leiter und Säge ein. Brennholz zu machen, ist ihre Aufgabe nicht. off
Anmeldetermine für Schulanfänger/-innen
BAD VILBEL. Schulpflichtige Kinder können an der Stadtschule von 15. bis 19. Februar von 8 bis 12 Uhr angemeldet werden. Dazu brauchen die Kinder noch nicht vorgestellt zu werden. Darauf weist Schulleiterin Angelika Ringler-Friesenhahn hin. Sie gibt auch die Anmeldetermine für die übrigen Bad Vilbeler Grundschulen weiter: An der Saalburgschule können die Buben und Mädchen von 15. bis 19. Februar in der Zeit von 11.30 bis 13.30 Uhr angemeldet werden. Dazu werden die Eltern gebeten, ihre Kinder vorzustellen. Auch an der Ernst-Reuter-Schule ist das Erscheinen der Kinder bei der Anmeldung (15. bis 19. Februar) von 8 bis 12 Uhr erwünscht. An der Dortelweiler Grundschule ist die Anmeldung auf 17. Februar von 11.30 bis 13.30 Uhr, konzentriert. Die Eltern mögen die Kinder mitbringen. de
Ein Ort, "wo man nicht zu Hause und doch nicht an der frischen Luft ist" - so bezeichnet der Wiener Volksmund sie. Die berühmten Cafés und Kaffeehäuser von Paris und Rom, Wien und Madrid bieten seit jeher reichlich Stoff für Geschichtsbücher und Anekdotensammlungen. Bekannte Künstler, Diplomaten und Politiker nahmen dort in gediegenem Ambiente Platz; und bis heute haben diese Treffpunkte wenig von ihrem Glanz verloren. Gemessen daran nehmen sich die Cafés vor unserer Haustür bescheiden aus. Dennoch sind gerade sie es, die zur Belebung der Innenstädte beitragen und nicht selten auch ihr Flair ausmachen. Wir stellen ein paar von ihnen vor.
Der Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz will in Frankfurt vom 14. Februar bis zum 7. März in der Georg-Büchner-Schule, Voltastraße 31, und zwar im Gebäude der ehemaligen Firma Günther & Co., die Ausstellung "Auschwitz - Das Verbrechen gegen die Menschheit" zeigen. Die Ausstellung ist im Januar 1985 vom Staatlichen Museum Auschwitz/Birkenau und vom Internationalen Auschwitz-Komitee mit Hilfe der Vereinten Nationen erstellt worden. Ein Jahr später wurde sie im Haus der Vereinten Nationen in New York gezeigt; seither war sie in vielen Städten der Vereinigten Staaten und verschiedenen europäischen Ländern zu sehen.
Der in Frankfurt gemeldete Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, der sich noch in der Gründungsphase befindet, hat während eines Arbeitsbesuches in der Gedenkstätte Auschwitz und auch nach den antisemitischen Anschlägen von Rechtsradikalen die Leitung des staatlichen Museums darum gebeten, die Ausstellung in Deutschland und damit auch in Frankfurt zeigen zu dürfen.
Die Materialien und Konzepte für die pädagogische Begleitung der Ausstellung wurden vom Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz zusammen mit dem Hessischen Institut für Lehrerfortbildung und der Arbeitsstelle zur Vorbereitung des Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrums des Holocaust und nicht zuletzt mit der Georg-Büchner-Schule erarbeitet, die in ihren Ausstellungsräumen eine Lernwerkstatt eingerichtet hat.
Frankfurt hat, nicht nur wegen seines vor der Naziherrschaft hohen Anteils von Juden unter seiner Bürgerschaft und somit auch der vielen Bürger, die dem mörderischen Hitler-Regime zum Opfer fielen, auch andere "enge" Beziehungen zum Thema Auschwitz, fand doch hier am Main der erste große Prozeß gegen die Mörder und Schlächter von Auschwitz-Birkenau, zunächst im Magistratssitzungssaal im Römer und später im Haus Gallus statt. Außerdem war hier auch in der Paulskirche die erste große Auschwitz-Ausstellung gezeigt worden, die damals zahllose Besucher erschütterte.
Von den Dokumenten des Terrors, die seinerzeit zu sehen waren, wird die neue Ausstellung sicher nur Bruchteile zeigen können. Trotzdem: Die hier gezeigten Dokumente, Fotos, Koffer, Kleidungsstücke, Asche und Haare von Opfern, Büchsen mit Zyklon-B-Gas, Isolatoren von elektrisch geladenen Zäunen, Reste von Krematoriumsöfen und andere Exponate der Trauer und der Scham, sprechen sicher eine unmißverständliche und durch nichts zu widerlegende Sprache. wp
WETTERAUKREIS. "Ausbildungskapazitäten erhalten - Zukunft der Wirtschaftsregion sichern" steht über einem Aufruf, mit dem die Industrie- und Handelskammer Friedberg und der DGB-Kreis Wetterau auf die sinkende Nachfrage und das zurückgehende Angebot in der gewerblichen Ausbildung reagiert. Der Appell richtet sich an IHK-Mitgliedsfirmen, die in Metallberufen ausbilden, und die Betriebsratsvorsitzenden. Die FR zitiert den Aufruf in Auszügen:
"Zwei Entwicklungen im Bereich beruflicher Erstausbildung sind in unserem Wirtschaftsraum festzustellen: - die Anzahl der Bewerber und Bewerberinnen um eine gewerbliche Ausbildung in der Metallindustrie ist rückläufig - einige bislang bedeutende Ausbildungsbetriebe beabsichtigen, zumindest befristet, ihre Berufsausbildung einzustellen. Ausbildungsselbstverständnis und -tradition . . . werden so aufgelöst . . . Das erfüllt alle, die an der wirtschaftlichen Erhaltung und Weiterentwicklung unserer Region interessiert sind, mit tiefer Sorge.
Deshalb bitten wie Sie als Personalverantwortliche und Sie/Euch als Betriebsräte, mit uns gemeinsam für den Erhalt zumindest einer der heute noch bestehenden Ausbildungswerkstätten einzutreten. Dort könnten Auszubildende verschiedener Betriebe überbetrieblich in Teilbereichen des Berufsbildes (. . .) ggf. mit zusätzlichem Werksunterricht ausgebildet werden. Die betriebsspezifischen Abteilungsdurchläufe werden in den Ausbildungsbetrieben erledigt, die mit den Auszubildenden die Berufsausbildungsverträge geschlossen haben.
So wäre bei ausreichender Ausbildungsqualität sichergestellt, daß auch ein geringeres Quantum an Auszubildenden erfolgreich und praxisnahe ausgebildet werden kann. (. . .) Die Industrie- und Handelskammer Friedberg (Hessen), der DGB-Kreis Wetterau und die IG Metall Gießen hoffen, auch Sie/Euch für dieses Projekt gewinnen zu können." mk
HANS-ULRICH JOX, Pfarrvikar, hat in der evangelischen Kirchengemeinde Wehrheim die Nachfolge von Pfarrer Apel angetreten. Der neue "Kollege" von Pfarrer Ulrich Tauber absolvierte nach seinem Studium das Vikariat in Pohlheim/Holzheim und war anschließend im Rahmen eines Spezialpraktikums im Diakonischen Werk in Gießen in der Suchtberatung tätig. Vorgänger Apel hat eine Stelle in der Kirchengemeinde Reiskirchen übernommen.
BAD NAUHEIM / ROSBACH. Schwer verletzt ließ ein unbekannter Autofahrer am Samstagabend einen 50jährigen Fußgänger aus Rosbach zurück, den er in Bad Nauheim auf der Frankfurter Straße angefahren hatte. Der Flüchtige soll einen roten Wagen mit zivilem US-Kennzeichen gefahren haben. Die Polizei in Friedberg (Tel. 60 10) bat gestern per Pressemitteilung um Zeugenhinweise.
Der 50jährige hatte laut Polizeiangaben am Samstag gegen 19.30 Uhr versucht, die Frankfurter Straße zu überqueren. Dabei war er auf der Fahrbahnmitte stehengeblieben, um den Verkehr aus Nieder-Mörlen passieren zu lassen. Ein in die entgegengesetzte Richtung fahrendes Auto erfaßte den Fußgänger mit der linken Seite. Der Rosbacher blieb schwer verletzt auf der Straße liegen. Der Lenker des Unfallwagens brauste davon, ohne sich um den Niedergestreckten zu kümmern. mk
BAD VILBEL. Die Familienfreizeit, die der Kinderschutzbund in diesem Jahr wieder für Eltern und Kinder aus den städtischen Häusern in der Homburger Straße organisieren will, ist finanziell gesichert: Dank zweier Spendenaktionen in der Weihnachtszeit, deren Gesamterlös in Höhe von 3773 Mark jetzt dem Verein zufloß.
4780 Mark waren beim dritten Gronauer Weihnachtsmarkt rings um die evangelische Kirche zusammengekommen. Die Hälfte des Betrages wurde jetzt dem Kinderschutzbund übergeben, der an dem Markt mit einem eigenen Stand teilgenommen hatte. Auf Initiative und unter Regie von Christiane Müller waren die oftmals ein wenig rivalisierenden Ortsvereine über ihren Schatten gesprungen und hatten die uneigennützige Gemeinschaftsaktion mit mehreren kirchlichen Gruppen und Privatleuten unterstützt.
Christiane Müller, selbst im Sportverein sowie beim Gesangverein aktiv: "Ein bißchen war das ganze Dorf beteiligt."
Gespendet worden war an diesem Tag auch nach einem Gottesdienst und einem Adventssingen der Germania in der Kirche, so Pfarrerin Kleppe, die für die Aktion mitverantwortlich zeichnete. Die zweite Hälfte des Erlöses soll dem örtlichen Kindergarten zufließen, der damit ein neues Spielgerät anschaffen kann.
Die zweite Spendenaktion wurde von dem Bad Vilbeler Gastronom Ko Moo- Song veranstaltet. Anläßlich des einjährigen Bestehens seines Korea-Restaurants türmten er und seine Mitarbeiter an einem Montag, dem üblichen Ruhetag des Lokals, ein großes Jubiläums-Buffet auf. Die Einnahmen, 1383 Mark, erhielt der Kinderschutzbund.
Den plagen zur Zeit vor allem Nachwuchssorgen. Zwar sind 25 der insgesamt 75 Mitglieder aktiv dabei. Auch mangelt es nicht an Ideen und Aufgaben, doch hat sich bisher niemand gefunden, der im Vorstand Verantwortung übernehmen möchte. Das scheint aber dringend nötig, denn Vorsitzende Gerhild Frick, ihre Stellvertreterin Hertha Leip sowie Schriftführerin Ricarda Kroh wollen nach langen Jahren Vorstandstätigkeit zwar weiterhin aktiv bleiben, aber nicht wieder für das Gremium kandidieren. Gerhild Frick: "Es ist Zeit für einen Generationswechsel."
Am 8. Februar soll in einer um 20 Uhr in der Frankfurter Straße 85 beginnenden Mitgliederversammlung über die Zukunft des Vereins gesprochen werden. mu
Frust über Europa: Nicht nur unter den Bananenimporteuren herrscht Ärger über den Binnenmarkt. Auch in der Einrichtungsbranche wächst der Unmut. Manfred Brand, Präsident des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) klagt, daß "von den großen Hoffnungen zur Zeit nicht viel geblieben ist". Sein Kollege Hans Heinrich Utecht, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Möbel- und Einrichtungsfachhandels (BVDM) registriert gar "mehr nationale Egoismen und bürokratische Hemmnisse, als zu erwarten war".
Stein des Anstoßes: Die Brüsseler Bürokraten planen neue Normen und Richtlinien für Möbel und Produktionsverfahren. So hat nach dem vorliegenden Entwurf in ganz Europa demnächst zu gelten, was seit drei Jahren in Großbritannien für Polstermöbel gesetzlich vorgeschrieben ist: Sie müssen schwer entflammbar sein. So sollen Feuerunfälle im Haushalt verhindert werden. Der Nachteil: Die Hersteller müßten ihre Sessel und Sofas mit schwer brennbaren Bezügen ausstatten. Dazu sind aber Flammschutzmittel notwendig, die giftige Substanzen enthalten, wie das Schwermetall Antimon. Neue Gefahren bei Produktion und Entsorgung zeichnen sich ab.
"Die ausrangierten Möbel werden später dann vielleicht zu Sondermüll", sagt Lothar Weinmiller, Geschäftsführer des BVDM. Außerdem könne man unter diesen Bedingungen Naturmaterialien wie Seide, Leinen oder Baumwolle nicht mehr als Bezugsstoffe verwenden, schimpft Manfred Baums, Geschäftsführer im Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und verwandte Industriezweige (HDH). Er bemerkt auch unter seinen Mitgliedsfirmen eine Angst vor einem "erheblichen Bürokratismus aus Brüssel".
Nicht ohne Grund. In sechs Arbeitsgruppen feilen die Eurokraten an Standards, die europäische Tische, Stühle oder Schränke demnächst erfüllen müssen und die bei der Produktion einzuhalten sind. Die Entwürfe regeln zumeist Sicherheitsanforderungen oder Umweltschutzfragen.
Weitere Sorgenfalten treibt den Unternehmern die neue Umsatzsteuer-Regel auf die Stirn. "Das Thema bringt mich zum Kochen", ärgert sich Gilbert Robert Stahl, im Italienischen Institut für Außenhandel (ICE) für die Einrichtungsbranche zuständig. So lägen vielen italienischen Möbelproduzenten noch keine Umsatzsteuer-Identifikationsnummern ihrer deutschen Abnehmer vor. "In Deutschland scheint man wohl zu schlafen", schimpft Stahl. Die Crux: Ohne Identifikationsnummern können Exporteure und Importeure die unterschiedlichen Fiskalsätze in den einzelnen Ländern nicht verrechnen. Größere Importe seien so kaum möglich, sagt Lothar Weinmiller. Der Papierkrieg sei außerdem aus den früheren Zollämtern in die Unternehmen verlagert worden, klagt Frank Riedel vom VDM. Sie müßten nun ihr Rechnungswesen umstellen, und gerade für den Mittelstand sei das eine große Belastung. Im schlimmsten Fall könne das "Chaos" um die Steuer dazu führen, daß einige Hersteller auf Exporte verzichteten und sich ihre Waren verstärkt im Inland besorgen würden.
Doch mancher gewinnt den Brüsseler Vorschriften auch Positives ab, wie Poul Eriksen, Geschäftsführer im Verband der Dänischen Möbelindustrie. Dänen und Deutsche mußten in der Vergangenheit die strengsten Umweltauflagen erfüllen. Sie waren dadurch mit höheren Kosten und Nachteilen gegenüber dem ein oder anderen Produzenten aus Südeuropa konfrontiert. Eriksen hofft, daß gemeinschaftsweite Vorschriften die Wettbewerbsverzerrungen beseitigen und die Exportchancen gen Süden verbessern.
Inwieweit der neue Markt aber die Gemeinsamkeiten unter Europas Möbelbauern fördert, ist bislang schwer abzusehen. Grenzüberschreitende Kooperationen sind noch Mangelware. Erich Naumann, Hauptgeschäftsführer beim VDM: "Ich sehe auch noch nicht, daß sich da durch den Binnenmarkt etwas ändert." aho/mlh
OBERURSEL. Schnell und unkompliziert können sich Telekom-Kunden im Oberurseler Postamt ab sofort über das tagesaktuelle Angebot an Telefonapparaten, Faxgeräten und technischem Zubehör informieren.
"Quick Shop", heißt der neue Terminal, dessen Spezial-Monitor auf Knopfdruck die gewünschte Übersicht über die Telekom-Produktpalette sowie detaillierte Beschreibungen der angebotenen Geräte übermittelt.
Bestellt werden kann ebenfalls per Fingerdruck. Geliefert wird das per "Quick Shop" bestellte Produkt dann frei Haus. ki
BAD NAUHEIM. Schon zweimal suchten Unbekannte in den letzten Wochen die Gemeinschaftsanlage des Geflügelzuchtvereins in Bad Nauheim-Steinfurth ("Ranch") heim. Mehrere Tiere verschwanden. Die Polizei in Friedberg erfuhr erst jetzt davon.
Laut Pressemitteilung verschwand bereits am Montag, 21. Dezember, ein Paar "Prachtrosellas" mit den Ringnummern 1 43 97 und 77 39 48. In der Nacht zu Sonntag, 17. Januar, wurden erneut die Volieren geöffnet. Ein Paar Stanleysittiche, zwei männliche Barrabendsittiche, zwei weiße Nymphensittiche, ein Pennantsittich und eine einjährige schwarze Zwergziege fehlen seither. Die Volieren waren mit Vorhängeschlössern gesichert.
Den Wert des "Diebesgutes" gibt die Polizei mit 1000 Mark an. Sie hofft nun, unter der Rufnummer 0 60 31 / 60 10 Hinweise auf den Verbleib der Tiere zu erhalten. mk
KREIS OFFENBACH. Die Frauenbeauftragte des Kreises und die Kreisfrauenbeauftragten verurteilen aufs schärfste die seit Monaten im ehemaligen Jugoslawien geübte Praxis, Tausende von Frauen und Mädchen als Kriegsbeute zu demütigen, zu mißhandeln und zu vergewaltigen. Die Kreisfrauenbeauftragten Pia Gattinger (Rodgau), Annerose Gebhardt (Langen), Doris Globig (Mühlheim), Ute Beuster (Dietzenbach), Gabriele Loepthien (Neu-Isenburg), Karin Siegmann (Dreieich) und Mechthild Fürst- Diery (Kreis Offenbach) betrachten die Vorkommnisse in Bosnien als einen Akt der Menschenverachtung gegen die dort lebenden Frauen und Mädchen. Sie treten ein für die sofortige Schließung der Vergewaltigungslager und Zwangsbordelle. Sie treten ferner ein für die Entscheidungsfreiheit der Frauen, die durch sexuelle Gewalt schwanger geworden sind, sich für einen Abbruch der Schwangerschaft zu entschließen.
Die Frauenbeauftragten fordern, daß die medizinische Versorgung der Frauen und auch die Hilfe für geborene Kinder gesichert wird. Außerdem betrachten sie die systematische Vergewaltigung und jedwede Anwendung von sexueller Gewalt während kriegerischer Auseinandersetzungen als Kriegsverbrechen und fordern die Aufnahme des Tatbestandes der Massenvergewaltigung als Fluchtgrund in die Genfer Flüchtlingskonvention.
Die Frauenbeauftragten appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, sich in dieser Woche an der Mahnwache des "Frankfurter Frauenbündnisses gegen Kriegsverbrechen an Frauen" zu beteiligen. Die Mahnwache wird täglich zwischen 18 und 19 Uhr vor der Katharinenkirche in Frankfurt veranstaltet. Persönliche Ansprachen, Infoblätter und Gespräche informieren über die Zustände in Bosnien. Spenden, die den bosnischen Frauen zugute kommen sollen, können auf das Konto 48 413, Bankleitzahl 500 501 02, bei der Frankfurter Sparkasse unter dem Stichwort: "Bosnien" eingezahlt werden. Das Frankfurter Frauenreferat ist Inhaberin des Kontos. dok
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Steinzeit Junior (15 Uhr); Bodyguard (17.15, 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Stalingrad (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I und II: keine Vorstellungen.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurkonzert mit dem Kurensemble, Konzerthalle im Kurpark, 15.30 bis 17 Uhr.
Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr; "Wenn der Ton singt" - Leben und Kunsthandwerk der Pueblo-Indianer, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring, 15 bis 18 Uhr.
Kulturzentrum Englische Kirche, Ferdinandsplatz: Europäischer Fotopreis - 16 europäische KünstlerInnen stellen aus, 12 bis 19 Uhr.
Oberursel. Stadtbücherei am Marktplatz: Künstler aus Epinay-sur-Seine und die Gruppe "Künstler in Oberursel" stellen aus, 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Stadtbücherei im Kurhaus: 2. Kinder- Kunst-Ausstellung zum Thema "Igelhans", 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.
Vorträge/Kurse Kronberg. Stadthalle: Vortrag zum Thema "Frau und Kirche", 19.30 Uhr.
Königstein. Königsteiner Kolloquien: "Das Ende einer Vision - Nachruf auf die Tschechoslowakei", Haus der Begegnung, Raum Altkönig, 20 Uhr. Referent: Jiri Dienstbier, ehemaliger Außenminister der zerbrochenen Tschechoslowakei.Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sitzung des Bau-, Planungs- und Verkehrsausschusses, Cafeteria (8. Stock) des Kreiskrankenhauses, Urseler Str. 33, 18 Uhr.
Oberursel. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, Sitzungssaal des Rathauses, Rathausplatz 1, 18.30 Uhr.
Weilrod Sitzung der Gemeindevertretung, Bürgerhaus Emmershausen, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.
Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.
Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 16-17.30 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Bücherbörse, 9 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr.
Schweigekreis und Friedensgebete für das ehemalige Jugoslawien, Gemeinde St. Marien, 19 Uhr; Treffpunkt: Waisenhausplatz (Kriegerdenkmal), 18.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Städtische Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92 c: Beratung bei Frau Ruf (14 bis 15 Uhr); Dia-Vortrag "Rund um den Dachstein - die schönsten Aufnahmen" mit Herrn Laubert (ab 16 Uhr).
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Vereinszentrum "Alte Schule", Am Placken: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14.30 bis 17 Uhr.
Seniorenkegeln in der Gaststätte "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 bis 19.30 Uhr.
Oberursel. Altentagesstätte im Hospital: Geburtstagsfeier für alle Oberurseler Bürgerinnen und Bürger, die über 65 Jahre alt sind und in den Monaten Dezember und Januar Geburtstag haben, 15 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Anfängertanzkurs (10 Uhr); Tanz (15.30 Uhr).
Kronberg. Altkönigstift: Literaturkreis, Blauer Saal, 15.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat und Rommé 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugenzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.
Steinbach. Jugendhaus: Offene Beratung, 14 bis 17 Uhr; Film-AG, 19 Uhr. Polio-Schluckimpfung Bad Homburg. Kett. Francke-Schule, Kirdorf, 14 bis 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Altentagesstätte, Friedr.-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14 bis 14.45 Uhr.
Grundschule Köppern, 15.15 bis 15.45 Uhr.
Grundschule Burgholzhausen, 16.15 bis 16.45 Uhr.
Grundschule Seulberg, 17.15 bis 18 Uhr.
Grävenwiesbach. Bürgerhaus, 18 bis 19 Uhr.
Weilrod. Grundschule Rod a. d. Weil, 16.30 bis 17.30 Uhr.
Oberursel. Haupt- und Realschule Bleibiskopfstr., 17 bis 19 Uhr.
Grundschule Weißkirchen, 16-16.30 Uhr.
Grundschule Oberstedten, 14.30-15 Uhr.
Steinbach. Grundschule, 18 bis 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.
Siegerehrung des 10. Planspiels Börse, Taunus-Sparkasse, Louisenstr. 60, 15.30 Uhr.
Aus der Tiefe Wilhelm Genazino: Texte zu Postkarten
Auf dieser belgischen Postkarte, die fast hundert Jahre alt ist, sehen wir eine für damalige Verhältnisse neue Katastrophe: Eine Dampflok mit ein paar Anhängern ist aus den Gleisen gesprungen und einen Abhang hinuntergestürzt. Leute aus den umliegenden Dörfern sind herbeigeeilt und bestaunen das neuzeitliche Ereignis. Nein, das tun sie nicht, denn sie wenden dem Geschehen den Rücken zu und blicken geradewegs in die Kamera. Ohne die Katastrophe wären sie möglicherweise nie im Leben fotografiert worden. Nicht nur die verunglückte Eisenbahn, sondern auch der Fotoapparat gehörte zu den zahllosen neuen Dingen, die um die Jahrhundertwende in den Alltag eindrangen. Sehen die Zuschauer nicht ein wenig aus wie Großwildjäger, die sich um die Beute scharen? Die Herren tragen Krawatten und Strohhüte, die Kinder und Frauen weiße Blusen, dunkle Kleider und den Regenschirm. Durch ihre lokale Verankerung bringt die Katastrophe nicht Fremdheit und Angst hervor, sondern, im Gegenteil, Identität und örtlichen Stolz, das muß der Grund sein, warum auf dem Rand der Postkarte der Name des Unglücks ausdrücklich genannt ist: "Catastrophe de La Buissière". Das kann nur heißen: Wir in La Buissière sind durch ein Desaster nicht nur attraktiv und unverwechselbar geworden, sondern wir haben auch bewiesen, daß wir uns der neuen Zeit stellen. Geht von dieser Zerstörung deswegen nicht eine beinahe festliche Atmosphäre aus, die uns neidisch macht, weil unsere modernen Katastrophen von unfaßlicher Ausdehnung und deswegen nicht mehr abbildbar sind?
BAD VILBEL. Die Nordumgehung Massenheim, der Ortsbeirat Heilsberg, der Ringbus und die Einrichtung einer Drogenberatung sind die zentralen Forderungen der Freien Demokraten im Kommunalwahlkampf. Das Wahlprogramm lehnt sich eng an das Programm an, das vor einem Jahr herausgegeben wurde, als in Vilbel nachgewählt werden mußte. Erstmals wurde ein Standardwunsch weggelassen: die Vilbeler Gewerbesteuersatz zu senken.
Das Thema Bürgerbeteiligung steht obenan in Programm. Hier wird unter anderem gefordert, daß die Kommissionen, in denen sachkundige Bürger den Magistrat beraten, wenigstens einmal pro Jahr einberufen werden.
Zum Thema Stadtplanung bekräftigt die FDP ihre Forderung nach einer umfassenden Gestaltungssatzung und daß wertvolle Bausubstanz unter Denkmalschutz gestellt wird. Insbesondere jungen Familien solle Baugelände in Erbpacht angeboten werden.
Ein wichtiger Punkt beim Thema Verkehr ist die Forderung, den Zentralparkplatz zum Mittelpunkt des städtischen Lebens zu machen und die Autos in eine Tiefgarage unter den jetzigen Stellplätzen zu verbannen. Neben der Ringbuslinie streben die Freien Demokraten ein geschlossenes Radwegenetz und die Einsetzung der Buslinie 30 als Nachtbus an Wochenenden an.
Die FDP will außerdem, daß Bad Vilbel in Bezug auf Umwelt und Naturschutz eine "Vorzeigestadt" wird. Gefordert werden eine Umwelt- und Energieberatung und die finanzielle Förderung für die Konzeption eines Niedrig-Energiehauses. Die immer noch nicht vollendete Ersatzaufforstung für die Abholzung des Seckbacher Buschs soll nach dem Willen der Liberalen im Zusammenhang mit den Golfplätzen in Dortelweil und Massenheim erfolgen.
Zentrale Forderung beim Thema Kultur ist die Renovierung und der Umbau der Zehntscheuer zu kulturellen Zwecken wie Ausstellungen von Heimatmuseum und Stadtbücherei. Die FDP will die Einrichtung von Grundschulklassen in Gronau und Massenheim und einen massiven Anbau an das Büchner-Gymnasium.
Beim Thema Sozialpolitik steht die Forderung nach einem Mütterzentrum obenan. In 120 Städten und Gemeinden der Bundesrepublik gebe es solche Zentren bereits. Dort werden Laien mit Unterstützung der Gemeinden ganztägig Kinder betreuen und zwar über das Angebot von Kindergärten, Horten und Kindertagesstätten hinaus.
Um den Drogenkonsum zurückzudrängen, fordert die FDP den Einsatz von Streetworkern, zudem einen Jugendclub für den Heilsberg. Für die Altenbetreuung wünscht sich die FDP die Wahl eines Seniorenbeirates. hm
DARMSTADT-DIEBURG. In den dem Kreis Darmstadt-Dieburg gehörenden Gebäuden sollen bald nur noch sozialversicherte Kräfte putzen. Die Verwaltung hat sich von ihren verschiedenen Reinigungsfirmen vertraglich garantieren lassen, daß in acht Schulen ausschließlich Frauen den Besen schwingen, für die Beiträge zur Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung entrichtet werden. In einem ersten Schritt waren ähnliche Klauseln bereits im Jahre 1991 für den Einsatz von Putzkolonnen in sieben weiteren Schulen des Kreises vereinbart worden.
Die "sauberen" Verträge kosten den Kreis, der jährlich rund sechs Millionen Mark für die Reinlichkeit aufwendet, rund zehn bis 20 Prozent mehr, als wenn sogenannte "geringfügig Beschäftigte" die Arbeit verrichten. Aus finanziellen Gründen kann die Umstellung nur in Etappen erfolgen.
In 46 der insgesamt 77 Schulen des Kreises ist durch den Einsatz von eigenem Personal oder bindender Verträge mit Fremdunternehmen jetzt Putzen mit sozialer Sicherheit gewährleistet. Die noch bestehende Versorgungslücke soll im Laufe der nächsten Jahre geschlossen werden. sch.
WÖLFERSHEIM. Die CDU-Wahlkampfveranstaltung mit Bundesumweltminister Klaus Töpfer, für den heutigen Dienstagabend in Wölfersheim geplant, muß ausfallen.
"Eine andere, unausweichliche Terminverpflichtung" hindert ihn nach Angaben der Wetterauer Unionsgeschäftsstelle daran, nach Wölfersheim zu kommen.
CDU-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Zenkert kündigte gestern an, Bundesumweltminister Töpfer bemühe sich um einen Ersatztermin. Voraussichtlich werde er am Montag, 8. Februar, nach Wölfersheim kommen. sal
Im Blickpunkt: Opferentschädigung Ausgrenzung von Ausländern
Die Opferhilfevereinigung "Weißer Ring" fordert, die Ungleichbehandlung von deutschen und ausländischen Opfern von Gewalttaten zu beenden. "Allen Betroffenen - gleich welcher Nationalität - sollten Leistungsansprüche nach dem Opferentschädigungsgesetz zugebilligt werden", sagte der Sprecher der Organisation, Helmut Rüster. Anlaß für diese Forderung ist eine Entscheidung des Landesversorgungsamtes Nordrhein-Westfalen, die am Wochenende bekannt wurde: Es lehnte eine Entschädigung der beiden libanesischen Kinder, die bei dem Brandanschlag von Hünxe im Oktober 1991 lebensgefährlich verletzt worden waren, ab. Nach der gegenwärtigen Gesetzeslage erhalten in den meisten Fällen Bürgerinnen und Bürger von Nicht-EG-Staaten von der Bundesrepublik kein Geld, wenn sie hierzulande Opfer von Gewalttaten werden. Das Opferentschädigungsgesetz regelt, unter welchen Voraussetzungen Opfer von vorsätzlichen Gewalttaten vom Staat Ausgleichsleistungen für gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen der Tat erhalten. Bis Ende der 80er Jahre galten die Vorschriften grundsätzlich nur für Deutsche. Ausländer erhielten Versorgungsleistungen nur dann, wenn die Bundesrepublik mit ihrem Heimatland ein Gegenseitigkeitsabkommen abgeschlossen hatte, das heißt, wenn deutsche Opfer von Straftaten in diesem Land ebenfalls Entschädigung erhielten.
Am 2. Februar 1989 fällte der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine Entscheidung, die zumindest alle EG-Bürger gleichstellt. Ein Brite, der in Paris Opfer einer Straftat geworden war, hatte vom französischen Fiskus Entschädigung nach den Bestimmungen der französischen Strafprozeßordnung verlangt. Dies lehnte der französische Staat aber ab. Der EuGH gab dem Briten recht: Da der EWG-Vertrag "jede Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit" verbietet, hätten alle EG-Bürger einen Anspruch auf Entschädigung nach den Gesetzen des Staates, in dem sich die Straftat ereignete.
Das Mitte 1990 novellierte deutsche Opferentschädigungsgesetz legt fest: "Ausländer, die nicht Angehörige eines Mitgliedstaates der Europäischen Gemeinschaft sind, haben keinen Anspruch auf Versorgung, wenn die Gegenseitigkeit nicht gewährleistet ist." Noch immer sind daher viele in der Bundesrepublik lebende Ausländer von Entschädigungsleistungen ausgeschlossen. Hierauf machte der "Weiße Ring" unmittelbar nach dem tödlichen Brandanschlag von Mölln aufmerksam. Die Politiker, kritisierte die Organisation, riefen angesichts der gewalttätigen Übergriffe gegen Ausländer zwar zu Solidarität mit den ausländischen Mitbürgern auf, zugleich werde aber verschwiegen, daß den betroffenen Ausländern in der Regel Leistungen aus dem Opferentschädigungsgesetz in den meisten Fällen versagt blieben. Weißer-Ring-Vorsitzender Eduard Zimmermann sagte: "Die Ausgrenzung von Menschen anderer Nationalitäten aus der staatlichen Opferentschädigung ist schlichtweg ein Skandal, schafft zusätzliche Verbitterung und stößt nicht nur bei den Betroffenen auf Unverständnis."
Auch Pressesprecher Rüster appellierte an die Politiker, endlich zu handeln und diskriminierende Regelungen abzuschaffen: "Mit relativ geringen Mitteln könnte dokumentiert werden, daß dieser deutsche Staat nicht hartherzig ist, sondern den von Gewalttaten betroffenen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern hilft."
GERD BRAUNE
Mehr Einsatz des Ensembles und weniger teure Stars will der kulturpolitische Sprecher der Frankfurter FDP, Christian Zeis, künftig bei den Städtischen Bühnen hören. Angesichts der finanziellen Krise sei es nicht mehr einzusehen, daß "internationale Stars" für mehrere tausend Mark pro Abend engagiert werden, obwohl Frankfurter Ensemblemitglieder für den gleichen Betrag "einen ganzen Monat singen", sagte Zeis am Montag.
Wer aber große Namen auf der Bühne hören wolle, müsse entsprechende Eintrittspreise zahlen, verlangte der FDP-Politiker. "Dann wird kassiert." Für die "normalen Besucher reicht ein gutes Ensemble". Zeis untermauerte seine Kritik mit Hinweisen auf die geplante Meistersinger-Inszenierung, die zu einem großen Teil mit Gästen besetzt werde.
Einen "Stagione"-Betrieb mit jeweils nur einem Stück auf dem Spielplan halte er dagegen für wenig praktikabel, weil das Einzugsgebiet Frankfurts zu klein sei und das Ensemble dann nicht ausreichend ausgelastet sei. Die FDP monierte auch, daß sich die Städtischen Bühnen oft nicht an die Vorgaben für Ausstattung hielten und ihren Etat überzögen. Hier lasse es Kulturdezernentin Linda Reisch an "entschlossener Leitung" fehlen.
Zeis erneuerte die FDP-Forderung nach Privatisierung der Städtischen Bühnen, die dann einen festen Zuschuß der Stadt und Vorgaben über die Anzahl der Aufführungen erhalten sollten. luf
KARBEN. Die SKG Okarben unterhält die Senioren der Stadt mit einer Karnevalssitzung am Sonntag, 31. Januar, um 14 Uhr, im Bürgerhaus Okarben. Dazu hat die Stadt einen Buszubringer-Dienst eingerichtet. Die Abfahrzeiten: Burg-Gräfenrode, 13 Uhr; Groß-Karben, Am weißen Stein, 13.05 Uhr, Textilhaus Hess, 13.05 Uhr; Klein-Karben, Gaststätte Wörner, 13.15 Uhr, Kiosk Margraf, 13.15 Uhr; Rendel, ehemaliges Rathaus, 13.20 Uhr; Kloppenheim, Grundschule, 13.30 Uhr; Petterweil, Albert-Schäfer-Haus, 13.35 Uhr.
Anschließend, am Sonntag, 7. Februar, bietet der Magistrat der Stadt einen Faschingsnachmittag um 14.30 Uhr im Bürgerzentrum. Dazu kommen Aktive der Groß-Kärber Weiberfastnacht und aus Seniorenclubs mit Büttenreden, Gesang und Tanz auf die Bühne. Otto-Ziegenhain macht Musik. Auch dazu wird ein Busdienst eingesetzt. Der Bus fährt um 13.45 Uhr in Burg-Gräfenrode ab und im Abstand von fünf Minuten die Haltestellen in den Stadtteilen an. de
HOFHEIM. "Es war ganz schön eng", sagt Gerhard Kern, Mitorganisator des Begegnungsfestes für Deutsche und ausländische Flüchtlinge am Samstag in der Bodelschwingh-Schule. "Über den Nachmittag und den frühen Abend verteilt waren sicherlich 500 Leute da." Die Feier sollte Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit geben, die 67 Flüchtlinge kennenzulernen, die seit kurzem in kleinen Häusern auf dem Hochfeld unweit des Kreishauses untergebracht sind. Die etwas andere Abstimmung mit den Füßen hat den Veranstaltern am Samstag gezeigt, "daß es in Hofheim und Umgebung viele Menschen gibt, denen das Schicksal der Flüchtlinge nicht egal ist", resümiert Kern, Mitglied des Arbeitskreises Hofheimer Friedenstage.
Jusos und Pax Christi hatten zusammen mit den Friedensfreunden das Fest in der Eingangshalle der Schule organisiert. Fünf Gruppen, unter ihnen eine Folklore-Formation aus dem Senegal und eine kurdisch-deutsche Band aus Eppstein, gestalteten den Nachmittag. Außer den Rock- und Folklorebands war ein Zauberer da, der mit seinen Kunststükken die Gäste in seinen Bann schlug. Am frühen Abend hatte sich die Eingangshalle schließlich so gefüllt, daß kaum mehr Stehplätze zu bekommen waren.
Anfang November hatten die Gruppen mit der Vorbereitung der Veranstaltung begonnen, nachdem sich die Jusos an Vertreter des Arbeitskreises gewendet und die Kooperation angeboten hatten. "Wir hatten schon vorher überlegt, wie wir ein Klima der Akzeptanz für die Flüchtlinge schaffen könnten", erinnert sich Gerhard Kern, "da kam uns zugute, daß die Jusos die gleiche Idee hatten." Denn die Überlegung, kleine Häuser auf dem Hochfeld für Asylsuchende aufzustellen, hatte damals nicht überall ungeteilte Zustimmung gefunden. "Es gab eine Bürgerbewegung, die Bedenken gegen das Projekt hatte", erinnert sich der Festorganisator.
Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen Flüchtlingen und Anwohnern nach Einschätzung Kerns entspannt: "Leute, die vorher zu dieser Bürgerbewegung gehörten, besuchen jetzt die Flüchtlinge", freut sich der Mitarbeiter des Arbeitskreises. Die zahlreichen Gäste des Festes am Samstag abend wertet Kern als Hinweis, daß die Bonner Parteien in der Diskussion um den Grundgesetzartikel 16 "den falschen Weg gehen". schu
SCHMITTEN. Die Verabschiedung des Haushaltes 1993 ist der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gemeindeparlamentes am Mittwoch, 3. Februar. Weitere Themen der Beratung sind verschiedene Anträge der Fraktionen: über die Erweiterung der Krankenpflegestation im Schwesternhaus in Niederreifenberg (FWG), zu den Schulgrundstücken Reifenberg (FDP) und ein Antrag über die Schulbusverbindung nach Usingen (CDU).
Die Sitzung beginnt um 19 Uhr in der Hochtaunushalle in Niederreifenberg. cn
Das "Gipfeltreffen" in der Handball- Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen entschied der nun um drei Punkte enteilte Spitzenreiter SU Mühlheim mit 14:12 gegen den Zweiten TV Groß-Umstadt zu seinen Gunsten. Die SSG Bensheim (19:11 gegen Bürgel) kann bei sechs Punkten Rückstand kaum mehr eingreifen. Eintracht Wiesbaden II siegte nach monatelanger Durststrecke gegen das sich erstmals blamierende Team des Neulings PSV Heusenstamm mit 13:12. Wieder Hoffnungen im Kampf um den Klassenerhalt schöpft TuS Kriftel mit dem allerdings erwarteten Auswärtssieg beim Schlußlicht TSG Oberursel. Während Kriftel als Drittletzter (11:21 Punkte, nur ein Zähler Rückstand zu Crumstadt) noch hoffen kann, sind für Oberursel die Oberliga-Lichter praktisch bereits bei erst drei Pluspunkten und nur noch sechs Spieltagen ausgegangen.
Am kommenden Wochenende stehen sich zunächst am Samstag gegenüber: Bürgel gegen Eintracht Wiesbaden II (16 Uhr), Walldorf gegen Grün-Weiß Frankfurt II (17.30 Uhr). Eine Stunde später empfängt der Zweite Groß-Umstadt den TV Sulzbach. Um 19.15 Uhr beschließen der noch abstiegsgefährdete SV Crumstadt und Oberursel den Samstagreigen. Am Sonntag gastiert Spitzenreiter SU Mühlheim zum Derby beim PSV Heusenstamm (17 Uhr). TuS Kriftel will und muß zur Sicherung des am seidenen Faden hängenden Klassenerhaltes zu Hause gegen den Dritten SSG Bensheim unbedingt punkten (Spielbeginn 16.45 Uhr).
Eintracht Wiesbaden II - PSV Heusenstamm 13:12 (9:6). Heusenstamm verschlief total die erste Halbzeit (6:9-Rückstand) beim zuvor seit Monaten sieglosen Vorletzten Eintracht Wiesbaden II. So kam es für den Tabellen-Vierten zur unliebsamen Überraschung bei der Regionalliga-Reserve der Landeshauptstädterinnen. Dagegen strahlende Gesichter beim Sieger, deren Trainer Christoph Helm von der "besten Saisonleistung" sprach. "Endlich konnte ich in personeller Hinsicht wieder variieren. Das machte sich primär im Angriff positiv bemerkbar", freute sich Helm. Allerdings kamen seinen Schützlingen die schwachen Angriffsleistungen des PSV entgegen, der die Chance auf Anschluß auf Platz drei kläglich vergab. Beste Werferin beim Sieger waren Dagmar Fritsch (3) und die überragende Kerstin Eifler (7/3), die Heusenstamm fast im Alleingang schaffte.
TSG Oberursel - TuS Kriftel 11:18 (6:7). Zwei grundverschiedene Halbzeiten prägten die Partie. Im Taunus-Derby lag Kriftel zum Pausentee noch überraschend mit 6:7 gegen das Schlußlicht zurück. Dann spielten die Schützlinge von Trainer Alexander Raquet endlich hochkonzentriert, rissen das Ruder noch zum "lebensnotwendigen" Sieg herum. Dabei mußte Kriftel auf die Leistungsstützen Carola Grübel und Judith Zeitler verzichten.
Im zweiten Abschnitt ging Oberursel sogar mit 9:7 in Führung. Danach war das nun praktisch abgestiegene Schlußlicht am Ende seiner Kräfte. Der bittere Durchmarsch von der im Vorjahr noch eingenommenen Regionalliga in die Bezirksliga ist vorgezeichnet. Kriftel kann dagegen noch hoffen, warf nach dem 7:9- Rückstand gleich elf Treffer hintereinander gegen die demoralisierten Oberurselerinnen. Der Rest stellte nur noch Formsache dar. Beste Werferin beim spät einsetzenden Krifteler Torefestival waren die überragende Marion Blume (9/4) und Heike Armbrust (4). jo
NORDEND. Die Anwohner der Eckenheimer Landstraße verstehen die Welt nicht mehr: "Dieser Platz ist seit 1910 befestigt, hier sprießt seit 83 Jahren kein Grün mehr. Und jetzt sollen wir das plötzlich in einen Vorgarten umwandeln." Ein Grundstückseigentümer machte seiner Empörung in der Bürgerfragestunde des Ortsbeirates 3 Luft. Ihm und weiteren Bewohnern sowie Geschäftsleuten aus der Eckenheimer Landstraße - darunter auch der Inhaber des "Obst Franzl", der seine Waren auch auf dem Platz vor dem Laden anbietet - sind in den vergangenen Tagen Schreiben der Bauaufsicht zugegangen, in denen sie aufgefordert werden, die befestigten Plätze vor ihren Häusern und Geschäften innerhalb von zwei Monaten wieder "gärtnerisch anzulegen" (die FR berichtete).
"Kompletter Unsinn", beschwerte sich ein anderer Hauseigentümer. Auf seinem Vorplatz würden die Leute auf die U-Bahn warten und ihre Zigarettenkippen dort hinwerfen. Bis jetzt könne er den Abfall noch wegkehren, aber "wenn ich dort begrüne, schaffe ich mir einen großen Müllkorb", sagte er. Außerdem, fuhr er fort, höre man überall vom enormen Parkdruck im Nordend; gleichzeitig wolle man die auf den zweckentfremdeten Grünflächen entstandenen Parkplätze wegnehmen.
Die verschiedenen Argumente verdeutlichen den Interessenkonflikt im Stadtteil: Einerseits hat die Parkraumnot im Nordend dazu geführt, daß immer mehr Vorgärten kurzerhand aufgepflastert und so ein - wenn auch nur scheinbar - sicherer Parkplatz auf eigenem Grund und Boden geschaffen wird. Andererseits will der Ortsbeirat 3 dieser Entwicklung jetzt endgültig einen Riegel vorschieben: "Wir haben im Nordend nicht so viel Grün, daß wir uns leisten können, daß das nach und nach zubetoniert wird", erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Armin Eikenberg.
Wenn man dieser Umnutzung nicht Einhalt gebiete, verwandle sich das Viertel in eine "Steinwüste", so Eikenberg. Deshalb sammelt der Ortsbeirat seit geraumer Zeit Adressen, bei denen der Verdacht auf Verstoß gegen diese städtische Satzung besteht. Die besagt, daß "Vorgärten mit Ausnahme der notwendigen Zugänge und Zufahrten gärtnerisch anzulegen" sind und nicht als "Arbeits-, Lager- oder Stellplatzflächen" genutzt werden dürfen.
Andererseits sind auch Läden wie der "Obst Franzl" von dieser Anordnung betroffen, der seit Jahr und Tag seine Äpfel und Birnen auf dem betonierten Vorplatz verkauft. Ziel der Ortsbeirats-Initiative sei jedoch keineswegs, kleine Geschäfte im Nordend zu schädigen, betonte Angelika Fuchs (Grüne). Es gehe nur darum, daß ehemalige Vorgärten dort wieder hergestellt würden, wo sie "illegal zubetoniert wurden".
Arndt Peter Koeppen (CDU) versuchte die aufgebrachten Bürger zu beruhigen: Er könne sich vorstellen, daß es auch hier eine Abwägung der Interessen geben werde. Die Vorgartensatzung enthalte außerdem die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung, und es sei jedem "unbenommen, eine solche Genehmigung zu beantragen", sagte Eikenberg. Die Prüfung der einzelnen Fälle sei aber nicht Aufgabe des Ortsbeirates, sondern der Verwaltung. rea
Die "Private Lern- hilfe" bietet qualifizierte Hilfe bei Schulproblemen. Die Schüler werden gezielt auf Klassenarbeiten vorbereitet und bei den Hausaufgaben unterstützt. Auch Lücken bei älterem Schulstoff können gefüllt werden. (Foto: Private Lernhilfe)
Fußball-Wintercup des SV Neuses Sieg und Remis
Sieg und Unentschieden gab es zum Auftakt des dritten Fußball-Winter- Cups beim Tabellenführer der Bezirksliga Gelnhausen, beim SV Neuses. In der Gruppe A trennten sich Landesligist Spvgg. Langenselbold und Bezirksoberligist SG Bruchköbel leistungsgerecht 1:1 Unentschieden - Bayern Alzenau bestreitet erst am Mittwoch sein erstes Gruppenspiel. Einen 2:1-Sieg des SV Jügesheim über die klassenhöhere Germania aus Klein-Krotzenburg gab es in der Gruppe B.
Langenselbold 1910 - SG Bruchköbel 1:1 (1:0). Durch ein Abstaubertor von Koch führten die nach einem strapaziösen Turniertag tags zuvor in Hailer motivierten Zehner aus Langenselbold eine Stunde lang, ehe nach einem Foul von Coleman an Weiland Hofmann für die Bruchköbeler zum alles in allem gerechten Ausgleich einschoß. Sowohl Langenselbolds Trainer Ott als auch Knapp (Bruchköbel) waren mit den gezeigten Leistungen ihrer Akteure zufrieden. Torhüter Wolafka stand mit seiner zur kurzen Abwehr allerdings Pate beim Führungstreffer der Ott-Schützlinge. Hoffmann hatte mit seinem Lattentreffer aus der Distanz (80.) Pech.
TORE: 1:0 Koch (25.), 1:1 Hofmann (60., Foulelfmeter).
Klein-Krotzenburg - Jügesheim 1:2 (1:0)
TORE: 1:0 (50.) Dubovina (50.), der Torhüter Klaus Dörner mit einem Heber überlistete, 1:1 (76.) Ukili, 1:2 (87.) Netischa.
Heute spielen: 19 Uhr: SV Bernbach - SG Klein-Krotzenburg. wh
WETTERAUKREIS. "Fit bis ins hohe Alter - mit gesunder Ernährung" ist ein neuer Kurs der Kreisvolkshochschule überschrieben, der am 2. Februar um 18 Uhr in der Friedberger Gesamtschule anfängt.
An zwei von insgesamt sechs Kursabenden wird gekocht. Durch theoretische und praktische Hinweise soll das Seminar helfen, Eßgewohnheiten dauerhaft zu verändern. Die Teilnahme kostet 32 Mark. Weitere Informationen und Anmeldung unter Tel. 0 60 42 / 88 51 92. mk
Frau Minna Klingenstein aus Nidderau-Heldenbergen zum 97. Geburtstag am Dienstag, 26. Januar.
Etwa 41 000 Menschen, die staatlicherseits als Behinderte eingestuft sind, leben in Frankfurt. Wo genau, das scheint auch mehr als eine Dekade nach dem "Jahr des Behinderten" ein Rätsel zu sein. Zurück in den "öffentlichen Raum" zu kommen, zurück ins Alltagsleben: Das hat sich eine Reihe von Projekten zum Ziel gemacht, die Behinderte als Künstler fördern. Eine kleine Wanderausstellung dokumentiert jetzt Beispiele aus London, Glasgow, dem luxemburgischen Wiltz sowie Bremen; Frankfurt: Fehlanzeige.
"Es wird immer nur auf Arbeitsfähigkeit trainiert", sagt Mit-Initiator Herbert Nagel. "Warum sollen Behinderte nicht singen, malen, tanzen lernen?" Das klingt zunächst sehr nach Kreativitäts-Therapie unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Angestrebt wird genau das Gegenteil: Künstler und Behinderte arbeiten hier von Anfang an an öffentlichen Plätzen, wo sie Theaterstücke, Performances, ganze Kunstlandschaften entwickeln.
In Wiltz beackern die Mitarbeiter der Gruppe "Cooperations" ein zweieinhalb Hektar großes Freigelände. Grünland am Rande einer Industriebrache, das Jahr um Jahr zu einem kunstvoll gestalteten öffentlichen Garten wuchs, und weiter wächst. Solche Langzeit-Projekte sind typisch: Nicht die sofortige Ausstellungsreife zählt, sondern die allmähliche Entwicklung, der Weg zur Kunst.
Von solchen Kunststücken können die Frankfurter nur träumen. Im "Grüngürtel" oder im Günthersburgpark wäre ja eigentlich Platz für solche Projekte. Sozialdezernent Berg macht es vom Engagement der heimischen Künstler abhängig: "Dann werden wir schon den nötigen Druck erzeugen" (bis 12. März in den Räumen der Sozialverwaltung, Berliner Straße 33-35). (two)
NIDDA. "Zum Pazifik - dreimal umsteigen", lautet das Motto eines Diavortrages, zu dem die Arbeitsgemeinschaft Lahn-Kinzig-Bahn des Fahrgastverbandes "Pro Bahn Mittelhessen" für den heutigen Mittwoch, 27. Januar, um 20 Uhr in das Hungener Schlosses einlädt. Die Bildserie von Joachim Elbing (Pohlheim) wird in professioneller Überblendtechnik präsentiert. Sie zeigt Impressionen einer Bahnreise von Oberhessen zum Pazifik, darunter Eindrücke einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn. mk
Für die Verlängerung der Straßenbahnlinie 12 steht das Signal auf Grün. Nachdem es monatelang Abstimmungsprobleme in der Verwaltung gab, die Römer-CDU auf der politischen Ebene gegen das Projekt Sturm lief und sich vor knapp einem Jahr auch noch der FVV querlegte, scheinen die Hürden nun aus dem Weg geräumt. Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke hat jetzt zugesichert, das auf rund zehn Millionen Mark veranschlagte Vorhaben aus Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) zu unterstützen. Damit können die Stadtwerke als Bauherr mit rund 7,5 Millionen Mark Zuschuß rechnen.
"Von uns aus bestehen keine Bedenken mehr, die Linie 12 auszubauen und an die Altstadtstrecke anzuschließen", sagte Welteke-Sprecherin Bettina Wies. Die Wiesbadener Experten mußten sich mit der Tramlinie auseinandersetzen, nachdem ausgerechnet der FVV im vergangenen Jahr das Vorzeigeprojekt der neuen rot-grünen Verkehrspolitik kippen wollte. Die Verbund-Manager um Geschäftsführer Klaus Daumann, der 1986 an der Spitze der Bewegung für die schienenfreie City kämpfte, hatten im Zuge des Planfeststellungsverfahrens ihre Bedenken angemeldet: Die 12 wäre ein unzulässiger Parallelverkehr zur U-Bahnlinie U 4 und damit überflüssig und zu teuer.
OB Andreas von Schoeler intervenierte daraufhin, attestierte dem FVV eine antiquierte Verkehrspolitik und ließ den Verkehrsminister wissen, die 750 Meter Neubaustrecke diene in erster Linie nicht der Linie 12, sondern stelle eine notwendige Verbindung zwischen den oberirdischen Schienenstrecken des Nordends und Bornheims sowie der Strecke zwischen Fechenheim und Höchst dar. Gleichzeitig gaben die Stadtwerke eine Studie in Auftrag, die Kosten und Nutzen der neuen Gleise abwägen sollte. Die Untersuchung kam zum Schluß, daß sich das Projekt rentiere.
Zwar ist das für die Verlängerung des Schienenstrangs erforderliche Planfeststellungsverfahren noch nicht abgeschlossen, doch im Darmstädter Regierungspräsidium (RP) sieht man inzwischen keine Probleme mehr für einen positiven Abschluß. Bei einer Anhörung habe "bis auf den FVV niemand grundsätzliche Bedenken geäußert". Zumeist hätten Betroffene - wie das Arabella Grand Hotel - Einwände geltend gemacht, daß die Zufahrt zu ihren Grundstücken durch die Trambahngleise und die neue Aufteilung des Straßenraumes einschließlich zweier Baumreihen erschwert werde.
Im RP wartet die Fachabteilung auf die Erwiderung der Stadtwerke zu den vorgebrachten Bedenken. Das Verkehrsunternehmen kündigte an, die Unterlagen in Kürze nach Darmstadt zu schicken. Sobald der RP die Papiere zusammen und geprüft hat, wird er einen Termin für die öffentliche Anhörung festlegen. Wann mit dem Verlegen der Gleise begonnen werden kann, ist offen. Sicher ist nur: Vor der Kommunalwahl nicht mehr. gang
WETTERAUKREIS. Einen Grundsatzbeschluß über drei Schulbauprojekte für einen Gesamtbetrag in Höhe von 5,6 Millionen Mark schlägt der Wetterauer Kreisausschuß auf Initiative von Schuldezernent Joachim Pollmar (SPD) dem Kreistag vor.
Pläne des Kreisausschusses sehen für Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen an der Beruflichen Schule in Butzbach Investitionen in einer Größenordnung von 1,65 Millionen Mark vor. Angestrebt ist vor allem der Umbau vorhandener Räume in Klassenzimmer. Geplant sind allerdings auch ein oder zwei "ökologische Klassenzimmer". "Der Bau soll auf der schuleigenen Wiese direkt vor dem Hauptgebäude stehen und in alternativer Holzbauweise nicht unterkellert und unabhängig vom Strom- und Wasseranschluß errichtet werden", erläuterte Pollmar während einer Pressekonferenz. Für Energie und Wasser sollen eine Photovoltaik-Anlage, eine kleine Windanlage, Solarzellen und eine Regenwassernutzungsanlage sorgen.
Größere Umbauarbeiten für 1,3 Millionen Mark sieht der Kreisausschuß ebenfalls an der Grundschule in Ober-Widdersheim vor. Auf einen wesentlich teureren Erweiterungsbau könne verzichtet werden, weil sich ein ehemaliges Wohnhaus, das bereits für schulische Zwecke genutzt werde, ausbauen lasse. So könne im Obergeschoß ein zusätzliches Klassenzimmer, unter dem Dach ein Archiv und im Erdgeschoß ein Werkraum neben einem Naß- und Malraum eingerichtet werden. An der Grundschule in Stockheim böten sich dererlei Umbaumöglichkeiten nicht an. Dort müßten sechs neue Klassenräume für 2,7 Millionen Mark errichtet werden. Allerdings werde von der konventionellen Bauweise abgesehen. Fertigbauten ermöglichten eine Kostenersparnis von etwa 1,5 Millionen Mark.
Während der Pressekonferenz äußerte sich Pollmar auch zur Finanzierung der Schulbauprojekte, die erst 1994 ausgeführt werden könnten. Eine Terminanalyse des Hochbauamtes habe ergeben, daß wegen einiger vom Kreistag verlangter Beschlüsse und wegen des Baugenehmigungsverfahrens im Haushaltsjahr 1993 bei den gewünschten Projekten nicht mehr mit einer Kassenwirksamkeit gerechnet werden kann. Die skizzierte Terminlage veranlaßte Pollmar eigenen Angaben zufolge, während der Haushaltsberatungen darauf hinzuwirken, daß für 1993 ausschließlich Verpflichtungsermächtigungen eingestellt werden. Der Kreistag sei dem Vorschlag gefolgt und habe die Schulbauprojekte verbindlich in die Finanzplanung 1994 und 1995 einbezogen. Vor diesem Hintergrund sei es "geradezu lächerlich", wenn die CDU- Kreistagsabgeordnete Maria Baumberger an den Absichten der Sozialdemokraten zweifle. sal
FREIGERICHT. Ein "attraktives Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene" präsentiert das "Jugendreferat für Kirchliche und Kommunale Jugendarbeit" auch in diesem Jahr. Das neue Programm ist soeben erschienen und geht per Post an alle jungen Freigerichter im Alter von 14 bis 25 Jahren.
Die verschiedenen Veranstaltungen sollen "Begegnungsmöglichkeiten bieten und dazu dienen, im Austausch miteinander neue Impulse zur Lebensgestaltung zu finden", wie Jugendreferent Wolfgang Dörsam erläutert.
Das Angebot umfaßt Kurse, Schulungen und Freizeiten ebenso wie die Begleitung von Jugendgruppen oder Beratung bei persönlichen Problemen. Auch 1993 offeriert der Terminkalender Wochenendseminare und Abendveranstaltungen zu Glaubensfragen sowie den Themen Freundschaft, Liebe und Partnerschaft, ein Zeitmanagement- und ein Rhetorikseminar, eine Skifreizeit, Ferienspiele und eine Kinonacht des Freigerichter Filmforums.
Besonderen Wert legt Dörsam vor allem auf die Ausbildung von ehrenamtlichen Gruppen- und Freizeitleitern, die auch die Beratung in den einzelnen Ortsteilen übernehmen. Grund: "Wo Leiterrunden oder sonstige Beratungsgremien Jugendlicher fehlen, läuft die Jugendarbeit Gefahr, zuwenig Gehör zu finden und anderen Interessengruppen zum Opfer zu fallen."
Das neue Programm des Jugendreferats sowie weitere Informationen sind bei Wolfgang Dörsam, Hauptstraße 45, unter Telefon 0 60 55 / 8 24 32 erhältlich. tja
KARBEN. Kinder, die erstmals zur Schule gehen, können an der Selzerbachschule in Klein-Karben angemeldet werden: am Dienstag, 9. Februar, von 11.30 bis 14 Uhr für alle Rendeler Schulanfänger; am Mittwoch, 10. Februar, von 11.30 bis 14 Uhr möglichst alle Namen der Buchstaben A bis L und am Donnerstag, 11. Februar, von 11.30 Uhr bis 12 Uhr möglichst die Buchstaben M bis Z.
Schulpflichtig werden alle Kinder, die bis 1. Juli 1993 das sechste Lebensjahr vollendet haben und schulreif sind. Auf schriftlichen Antrag können auch Kinder eingeschult werden, die zwischen dem 2. Februar 1987 und dem 1. Januar 1988 geboren sind.
Zur Anmeldung sind die Geburtsurkunde und der Impfpaß mitzubringen. Die Kinder sollten der Schulleiterin vorgestellt werden. Sie bittet die Eltern, ihr alle wichtigen Beobachtungen bei der Anmeldung anzugeben, die für die körperliche und geistige Entwicklung der Erstkläßler von Bedeutung sein können. de
BAD HOMBURG. Die Kreisvereinigung der "Lebenshilfe für geistig Behinderte e. V." warnt vor unseriösen Händlern an der Wohnungstür, die Produkte verkaufen, die angeblich aus den Werkstätten für Behinderte der "Lebenshilfe" stammen.
Verkäufer gingen zur Zeit wieder mit diesen Argumenten von Tür zu Tür, hat der Verein erfahren.
Er weist darauf hin, daß Produkte aus den Lebenshilfe-Werkstätten im gesamten Bundesgebiet nicht über Haustürverkäufe vertrieben werden.
Die "Lebenshilfe für geistig Behinderte" betont außerdem, daß Behauptungen der Türverkäufer, der Erlös komme dem Verein zugute, nicht der Wahrheit entsprechen. s
Kleine Lokalrundschau
"Auroras Anlaß" Rosemarie Schubert liest am Donnerstag, 28. Januar, um 19.30 Uhr im Studio des Wiesbadener Theaters Erich Hackls Erzählung "Auroras Anlaß".
Es ist die dritte Folge der Veranstaltungsreihe "Das unbekannte Meisterwerk".Interpretation von Gemälden "Sinn und Deutung von Kunstwerken" heißt der Titel eines neuen Volkshochschul-Seminars, das am Donnerstag, 28. Januar, um 10 Uhr in der Villa Schnitzler beginnt.
Anmeldungen erbittet die VHS in ihrer Geschäftsstelle in der Dotzheimer Straße 23. DRK: Humane Hilfe über Grenzen Der hessische DRK-Vorsitzende und ehemalige Wiesbadener Oberbürgermeister Rudi Schmitt informiert am Freitag, 29. Januar, ab 20 Uhr im Haus der Freimaurerloge "Plato zur beständigen Einigkeit" in der Friedrichstraße 35 über die Arbeit des Roten Kreuzes.
Der Titel seines Vortrages: "Humane Hilfe über Grenzen".
Stadtrat Dieter Berlitz führt am Samstag, 30. Januar, auf einer Wahlveranstaltung der SPD durch die Wiesbadener Innenstadt. Motto: "Verkehrspolitik für wen?"
Treffpunkt ist um 14 Uhr am Dernschen Gelände, um 16 Uhr folgt eine Diskussion im Bürgerzentrum, Blücherstraße 12-14. Lazy Jazz
Die Wiesbadener Rockmusiker "Kurstadt-Lummelz" spielen am Freitag, 29. Januar, um 20.30 Uhr im Cafe Cicero, Kirchgasse 50, "Lazy Jazz".
has FRANKFURT A. M. "Wir backen Bestseller." Diesen Slogan kann das Gebäckunternehmen Griesson aus Polch bei Koblenz wohl auch auf seine Aktivitäten in den neuen Bundesländern münzen. Zumindest Firmenchef und Alleingesellschafter Heinz Gries preist das neue Werk seiner Gruppe in Kahla bei Jena in den höchsten Tönen: "Mit diesem Projekt stellen wir die Weichen für eine weitere erfolgreiche, europaweite Expansion." Die "modernste Gebäckfabrik Deutschlands" hat gerade den Probebetrieb aufgenommen. In der Endstufe sollen dort in ein paar Jahren rund 600 Leute einen Arbeitsplatz finden.
Für das Werk in Kahla nimmt Griesson eine Stange Geld in die Hand. Auf 180 Millionen Mark werden die Investitionen veranschlagt. Das ist kein Pappenstiel: Das weiß auch Gries. Zwar schweigt er sich über die Gewinne seines Hauses im Detail aus, doch betont er, das Unternehmen aus der Eifel schreibe "ordentliche schwarze Zahlen". Das Projekt bei Jena werde mit Krediten und aus Eigenmitteln finanziert. Und um etwaigen falschen Schlüssen vorzubeugen, fügt er hinzu: "Wir gelten immer noch als sehr gute Adresse bei den Banken."
Für die Zukunft will der Manager des viertgrößten deutschen Süßgebäck-Herstellers allerdings den Gang an die Börse nicht ausschließen. "Bei weiterem starken Wachstum" werde sich die Firma damit beschäftigen. Entsprechende Überlegungen gebe es bereits.
Für dieses Jahr peilt Griesson laut Gries "ein zweistelliges Wachstum" des Umsatzes an. 1992 sprang zwar "nur" ein Plus von fünf Prozent auf 197 Millionen Mark heraus, doch auch damit ist der Chef von 700 Beschäftigten in Polch "sehr zufrieden". Kein Wunder: Das Unternehmen hat stürmische Zeiten hinter sich. Schließlich lagen 1988 erst rund 100 Millionen Mark in den Kassen.
Die Strategie Griessons mutet im übrigen eher simpel an. Hergestellt werden nur relativ wenig Produkte, losgeschlagen werden diese dann bei Discountern und in Verbraucher- sowie Supermärkten. Hinzu kommt: Die Eifelaner arbeiten gemäß dem Ziel der "Kostenführerschaft", was heißen soll, sie versuchen zu den niedrigsten Kosten zu produzieren. Dies scheint auch zu gelingen. Gries betont, Griesson habe in den vergangenen zehn Jahren nur "sehr moderat" die Preise angehoben. Und in der laufenden Rechnungsperiode werde es keine Aufschläge geben. "Punktuell" seien sogar Preissenkungen vorgesehen.
Vom trüberen wirtschaftlichen Umfeld zeigt sich Griesson derweil wenig beeindruckt. Bis 1995 will der Keksfabrikant einen Umsatz von etwa 250 Millionen Mark erreichen.
FRIEDBERG. Die Einrichtung eines Jugendzentrums steht einmal mehr auf der Tagesordnung des Stadtparlamentes. In der Sitzung am kommenden Donnerstag um 18.15 Uhr in der Stadthalle beantragen die Grünen die "Ermöglichung eines Projektes Jugendzentrum im Usa- Bau" und die UWG befaßt sich ebenfalls in einem Antrag mit der "Schaffung einer Jugendfreizeiteinrichtung". Zudem verlangen die Grünen, die Anzeigen gegen die Besetzer und Besetzerinnen des Usa- Baues zurückzunehmen.
Diese Anträge stehen fast am Ende der 30 Punkte langen Tagesordnung. Ganz vorne steht das größte Wohnungsbauprojekt in Friedberg: die Errichtung von über 600 Wohnungen auf dem Gelände der früheren Zuckerfabrik. Über die Anhörung der Träger öffentlicher Belange und die Auslegung des Bebauungsplanentwurfs soll entschieden werden. Die Grünen haben inzwischen deutlich gemacht, daß sie mit den Verträgen zwischen der Stadt Friedberg und der Bauträgergesellschaft Bücher nicht einverstanden sind und wie im Fall Fresenius die Wettbewerbshüter der Europäischen Gemeinschaft anrufen wollen.
Auf der Tagesordnung stehen außerdem die Bebauungpläne "Auf dem Bock", "Südlich der Altkönigstraße", "Allmendstücke östlicher Teil", "Links dem Bäumchesweg" und "Germaniabrunnen Dorheim". Ferner soll über die Herausgabe einer Stadtgeschichte und überplanmäßige Mittel für die Ostanbindung des Industriegebietes Süd entschieden werden. ieb
Mit dem spektakulären 25:17 bei der TSG Münster haben die Regionalliga- Handballer der TSG Groß-Bieberau das Tor zur 2. Bundesliga weiter aufgestoßen. Die Mannschaft von Spielertrainer Milan Brestovansky führt jetzt mit 27:5 Punkten vor dem ZV Lützellinden (24:8), Münster (23:9) und TuS Griesheim (23:9). Nicht nur der richtungsweisende Sieg in Kelkheim-Münster, sondern auch die Punkteteilungen von Lützellinden (19:19 in Kirchzell) und Griesheim (22:22 in Asbach/Modau) sorgten dafür, daß der 16. Spieltag zum Groß-Bieberauer "Feiertag" avancierte.
Der TV Groß-Umstadt spielte zu Hause wie gewohnt groß auf: Der HSV Apolda (26:14) erinnerte nicht gerade an einen ehemaligen Zweitligisten. Auf jeden Fall ließen sich die Thüringer mächtig durch die Halle jagen. Beim Tabellenvorletzten TV Bürgstadt (Samstag, 20 Uhr, Realschulsporthalle Miltenberg) wollen die "Umstädter" ihre mäßige Auswärtsbilanz aufpolieren. Tabellenführer Groß-Bieberau genießt am Sonntag (18 Uhr, Großsporthalle "Im Wesner") gegen den Nachbarn Asbach/Modau Heimrecht und gilt nach der Gala im Main-Taunus-Kreis als klarer Favorit.
TSG Münster - TSG Groß-Bieberau 17:25 (9:11). Die Einstellung beim Gastgeber ließ viele Wünsche offen. Die "Bieberauer" nutzten ihre Freiheiten zu Beginn des Spiels, vor allem aber nach der Halbzeit weidlich aus und deklassierten den Gastgeber, der sich entsprechend wenig wehrte. Das Defensivverhalten war mangelhaft, erneut wurde offenbart, daß Münster keinen Klassekeeper hat. Zu allem Unglück verletzte sich Uwe Simon beim Aufwärmen, versuchte es dennoch 13 Minuten lang und wurde danach von Martin Herweh abgelöst. An die Leistung des Gäste-Torwartes Frank Schumann kamen beide nicht heran. Das Team um Spielertrainer Milan Brestovansky agierte bissiger, zielstrebiger, hatte eine geringere Fehlerquote im technischen und im Wurfbereich. Stefan Kirch (4) und Oliver Klump (3) erzielten die meisten Feldtore bei Münster, während Artur Kollek (6/5) immer wieder geblockt wurde und lediglich über die Strafwurfschiene sein Konto aufbessern konnte. Groß-Bieberau wurde von etwa 150 Fans lautstark unterstützt, lediglich beim 9:9 (27.) wurde es nach ständiger Führung kritisch, aber zur Pause (9:11) waren die Weichen bereits wieder gestellt. Und nachher spielte der Spitzenreiter wie ein zukünftiger Meister: Beim 18:10 (41. Minute) war das Trommelfeuer zunächst einmal beendet. Der Main-Taunus-Verein kam auf 14:19 heran. In der Endphase erhöhten der überragende Tobias Maurer sowie die wurfstarken Oliver Setterl und Stefan Beißer - dieses Trio garantierte mit 18 Toren bereits den Sieg - die Drehzahlen und baute den Vorsprung vor 600 Zuschauern wieder auf acht Treffer aus.
TSG GROSS-BIEBERAU: Frank Schumann (Tor); Stefan Beißer (5), Jens Wakkerfuß, Tobias Maurer (7), Milan Brestovansky (1), Jens Rousselot (1), Dirk Wakkerfuß (1), Oliver Setterl (6), Achim Schnellbächer, Christopher Malik (2/1), Kai Schenkel (2).
TV Groß-Umstadt - HSV Apolda 26:14 (13:7). Nach einer knappen Viertelstunde (8:2) war in der Sporthalle der Ernst-Reuter-Schule alles klar. Die Thüringer, die erst 15 Minuten vor Spielbeginn eingetroffen waren, erreichten kaum Oberligaformat, stellten einen besseren Trainingspartner dar. Allerdings wurde der TVG nach dieser frühen Entscheidung nachlässiger, ließ den HSV bis Mitte der zweiten Halbzeit (17:11) einigermaßen mitspielen. Als jedoch Apoldas Keeper Ralf Stefan dem Groß-Umstädter Steffen Frankenberg (50.) ins Gesicht gelangt hatte, gab es die rote Karte für den Schlußmann. Tätlichkeit oder rohes Spiel? Diese Frage blieb zunächst unbeantwortet. Da der Gastgeber in Fred Müller und Per Brauneck zwei angeschlagene Akteure aufs Feld bringen mußte und Apolda seine technischen und spielerischen Mängel durch große Härte auszugleichen versuchte, steckte der Aufsteiger gegen den Zweitliga-Absteiger teilweise zurück. Vor 500 Zuschauern imponierten vor allem Kreisläufer Thomas Müller und Linksaußen Joachim Czwikla.
TV GROSS-UMSTADT: Martin Rauch, Horst Rasch (bei einem Siebenmeter im Tor); Jörg Riecke (3), Dietmar Tippe (3), Fred Müller (3/1), Per Brauneck, Klaus Keller (1), Thomas Müller (5), Oliver Kreß (3), Steffen Frankenberg (1), Joachim Czwikla (7/3). hdp
BAD HOMBURG. Ihre Lieblichkeit, Prinzessin Claudia I., hält am kommenden Wochenende in Kirdorf Hof. Der zweiten Fremdensitzung des Carnevalvereins "Heiterkeit" am Freitag, 29. Januar, um 19.31 Uhr im Bürgerhaus, folgt tags darauf Fremdensitzung Nummer drei am selben Ort zur gleichen Zeit.
Gerhard Traub vom Hofmarschallamt des Carnevalvereins "Club Humor" trifft folgende närrische Vorhersage: "In dieser Woche neben kleineren Störungen ruhige Terminlage. Ab erster Februarwoche eskalierende Termine mit Turbulenzen!" ill
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Unmut der Anwohner in der Dieselstraße wächst und wird immer lauter geäußert. Seit Ende vergangenen Jahres eine Gruppe von Jugendlichen bei Bürgermeister Bernhard Brehl vorstellig wurde, die aus ihrer Sicht unhaltbare Zustände in der Dieselstraße ansprach und auch beim Darmstädter Regierungspräsidium (RP) und dem Wiesbadener Verkehrsministerium schnelle Schritte hin zu mehr Sicherheit forderte, haben sich längst weitere Anwohner zu Wort gemeldet.
Sie beklagen alle das gleiche Problem: hohe Verkehrsdichte und - seit der Eröffnung der Kiesgrube im benachbarten Gräfenhausen - zunehmenden Schwerverkehr sowie unzählige Autofahrerinnen und -fahrer, die ohne Rücksicht auf das Tempolimit kräftig aufs Gaspedal treten. Bei den Anwohnern der Dieselstraße wächst die Angst, nicht zuletzt wegen des schweren Unfalls, bei dem im Herbst vergangenen Jahres ein Anwohner getötet wurde.
Auch Bernd Scherer und Ulrich Esser, die beide in der Dieselstraße wohnen, sprechen von "fast schon erschreckend regelmäßigen Unfällen", die oft Verletzte und hohe Schäden - von zerbeultem Autoblech bis hin zu ramponierten Gartenzäunen der Anlieger - nach sich ziehen.
Die beiden Männer haben sich inzwischen sachkundig gemacht, wie man die Fußgängerampel an der Ecke Dieselstraße / Schleifmühlenweg in Verkehrsberuhigungsmaßnahmen einbinden könnte. Das hatten auch die Jugendlichen aus der Dieselstraße in ihrem Schreiben an das RP gefordert. Scherer und Esser haben sich bei Herstellern von Ampelanlagen umgehört und als Ergebnis "mehrere Möglichkeiten" mitgebracht.
Die Ampel könne zum Beispiel so programmiert werden, daß sie auf Rot springt, wenn sich nähernde Autos zu schnell sind. Die beiden Anwohner favorisieren allerdings die auch schon von den Jugendlichen angesprochene Möglichkeit, die Ampel auf Dauerrot zu stellen: Freie Fahrt gibt's dann nur für jene, die sich mit normalem Tempo nähern, Raser werden zum Abbremsen und Warten gezwungen.
Diesen Vorschlag haben Esser und Scherer inzwischen auch schriftlich dem Regierungspräsidium gemacht. Dessen Stellungnahme wollen die beiden Dieselstraßen-Anwohner abwarten, bevor sie über neue Aktionen nachdenken. wal
Für ganz oben dürfte es bei den Regionalliga-Handballern der TSG Münster auch in diesem Jahr nicht reichen. Die deftige 17:25-Schlappe gegen Tabellenführer TSG Groß-Bieberau löste in der Sporthalle der Joseph-Eichendorff-Schule Ernüchterung aus. Der Verein aus dem Bezirk Darmstadt erwies sich in allen Belangen überlegen und setzte sich um drei Punkte gegen den TV Lützellinden ("nur" 19:19 in Kirchzell) sowie vier Zähler gegenüber der TSG Münster und TuS Griesheim (lediglich 22:22 in Asbach/Modau) ab.
Für den Verein aus dem Kelkheimer Stadtteil dürfte der Meisterschaftszug wieder einmal vorzeitig abgefahren sein. Mit Wut im Bauch muß jetzt die beschwerliche Reise nach Apolda (Thüringen) angetreten werden. Beim knüppelhart agierenden Drittletzten der Regionalliga Südwest, Gruppe Nord, steht am Samstag (16.30 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle) eine undankbare Aufgabe ins Haus. Allerdings haben Trainer Jochen Reindl und seine Spieler noch zehn Begegnungen vor sich, wollen trotz dieses Rückschlages nicht vorzeitig in Resignation verfallen.
TSG Münster - TSG Groß-Bieberau 17:25 (9:11). Am Anfang wurde eine atypische Kulisse "Am Waldeck", wo sich rund 600 Zuschauer eingefunden hatten, registriert. Am Ende schlug sich eine außergewöhnliche Heimschlappe auf die Stimmung nieder. Feiern durften nur die Groß-Bieberauer, die etwa 25 Prozent der Fans stellten. Trotz eines klaren Siebenmeter-Vorteils (5/5:1/1) und eines Strafzeiten-Plus (0:8 Minuten) kam der Main- Taunus-Vertreter auf keinen grünen Zweig. Ein wesentliches Ereignis passierte bereits beim Warmmachen: Torwart Uwe Simon verletzte sich, wollte jedoch unbedingt spielen und stand bis zur 13. Minute im Kasten. Danach ging nichts mehr. Ersatzmann Martin Herweh mußte ran. Der Gastgeber holte das schnelle 0:3 nach und nach auf. Beim 9:9 schien sich das Blatt doch noch zu wenden. Das 9:11 stellte einen erheblichen Rückschlag dar, zumal der Gast hierdurch beflügelt aus der Kabine kam.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag: Nach zehn Minuten hieß es 10:18, war Münster bereits besiegt. Während die überragenden Tobias Maurer (der Ex-Wiesbadener warf sieben Tore), Oliver Setterl (6) und Stefan Beißer (5) "zubissen", traf beispielsweise Stefan Kirch dreimal das Torgebälk. Nicht jedoch Glück oder Pech entschieden das Spitzenspiel, sondern die bessere Einstellung beim Gast, der im Gegensatz zu Münster hellwach wirkte, sofort die Initiative übernahm und hochverdient gewann.
Erst nach dem hohen Rückstand kämpfte sich das Team auf 14:19 heran. Am Ende war jedoch der alte Abstand wieder perfekt. Am Ausfall von Torwart Simon und von René Scheu (Bänderdehnung) kann es allein nicht gelegen haben. Mehr schon an den Torleuten (Gäste- Keeper Frank Schumann überragte) sowie an der "Null-Diät" der Schreiber-Brüder Andreas und Joachim sowie von Rüdiger Finckh und Peter Heimburger.
TSG MÜNSTER: Uwe Simon (bis 13.), Martin Herweh (Tor); Andreas Schreiber, Peter Heimburger, Joachim Schreiber, Rüdiger Finckh, Artur Kollek (6/5), Mark Nitschky (2), Stefan Kirch (4), Thomas Egenolf (2), Oliver Klump (3), Bernd Pessel. hdp
Das "Gipfeltreffen" in der Handball- Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen entschied der nun um drei Punkte enteilte Spitzenreiter SU Mühlheim mit 14:12 gegen den Zweiten TV Groß-Umstadt zu seinen Gunsten. Die SSG Bensheim (19:11 gegen Bürgel) kann bei sechs Punkten Rückstand kaum mehr eingreifen. Eintracht Wiesbaden II siegte nach monatelanger Durststrecke gegen das sich erstmals blamierende Team des Neulings PSV Heusenstamm mit 13:12. Wieder Hoffnungen im Kampf um den Klassenerhalt schöpft TuS Kriftel mit dem allerdings erwarteten Auswärtssieg beim Schlußlicht TSG Oberursel. Während Kriftel als Drittletzter (11:21 Punkte, nur ein Zähler Rückstand zu Crumstadt) noch hoffen kann, sind für Oberursel die Oberligalichter praktisch bereits bei erst drei Pluspunkten und nur noch sechs Spieltagen ausgegangen.
Am kommenden Wochenende stehen sich zunächst am Samstag gegenüber: Bürgel gegen Eintracht Wiesbaden II (16 Uhr), Walldorf gegen Grün-Weiß Frankfurt II (17.30 Uhr), eine Stunde später empfängt der Zweite Groß-Umstadt den TV Sulzbach. Um 19.15 Uhr beschließen der noch abstiegsgefärdete SV Crumstadt und Oberursel den Samstagsreigen. Am Sonntag gastiert Spitzenreiter SU Mühlheim zum Derby beim PSV Heusenstamm (17 Uhr). TuS Kriftel will und muß zur Sicherung des am seidenen Faden hängenden Klassenerhaltes zu Hause gegen den Dritten SSG Bensheim unbedingt punkten (Spielbeginn 16.45 Uhr).
Eintracht Wiesbaden II - PSV Heusenstamm 13:12 (9:6). Heusenstamm verschlief total die erste Halbzeit (6:9-Rückstand) beim zuvor seit Monaten sieglosen Vorletzten Eintracht Wiesbaden II. So kam es für den Tabellenvierten zur unliebsamen Überraschung bei der Regionalliga-Reserve der Landeshauptstädterinnen. Dagegen strahlende Gesichter beim Sieger, deren Trainer Christoph Helm von der "besten Saisonleistung" sprach. "Endlich konnte ich in personeller Hinsicht wieder variieren. Das machte sich primär im Angriff positiv bemerkbar", freute sich Helm. Allerdings kamen seinen Schützlingen die schwachen Angriffsleistungen des PSV entgegen, der die Chance auf Anschluß auf Platz drei kläglich vergab. Beste Werferin beim Sieger waren Dagmar Fritsch (3) und die überragende Kerstin Eifler (7/3), die Heusenstamm fast im Alleingang erschoß.
SU Mühlheim - TV Groß-Umstadt 14:12 (7:4). Im Spitzenspiel zeigten beide Teams absolutes Regionalliganiveau. Die SU Mühlheim nutzte den Heimvorteil zum wahrscheinlich entscheidenden Sieg in Richtung Meisterschaft, schielt nun mit mindestens einem Auge zur Regionalliga. Groß-Umstadt hielt hervorragend mit, überraschte die Gastgeberin mit einer offensiven 4:2-Deckung. Stefanie Haus und Ingrid Banszerus kamen zunächst durch die Variante kaum zur Geltung. Erst als die Gäste drei Zeitstrafen in Folge kassierten, nutzte Mühlheim dieses TV-Manko zur 7:4-Halbzeitführung.
Dieser Drei-Tore-Vorsprung hatte bis zur 50. Minute (11:8) bestanden, ehe Groß- Umstadt sehr zur Freude seiner zahlreichen mitgereisten Fans noch einmal zum 11:11 mit einem vehementen Zwischenspurt egalisieren konnte. Das Remis hielt bis zum 12:12. In der Schlußminute fiel vor über 200 Zuschauern dann die glückliche Entscheidung für Mühlheim. Zweimal traf von der Linksaußenposition Antje Gronostay zum 14:12-Endstand.
"Wir haben die etwas bessere und reifere Spielanlage gezeigt, deswegen geht der Zittersieg in Ordnung", resümierte Mühlheims Pressesprecher Reinhard Klose nach dem enorm wichtigen doppelten Punktgewinn. Mühlheim kann nun ein beruhigendes Polster von drei Punkten Vorsprung (28:4 zu 25:7) gegenüber dem Verlierer aufweisen. Groß-Umstadts "junge Garde" zeigte gegen Ende Nerven, die kleinsten Fehler wurden von dem Sieger gnadenlos ausgenutzt. Die Tore für Mühlheim markierten die Frauen Haus, Gronostay (je 4), Lindner (3), Emmert, Banszerus und Härtl (je 1). Groß-Umstadt verließ zwar mit hängenden Köpfen das Parkett, aber Pressesprecher Manfred Tabola hat die Flinte noch nicht ins Korn geworfen: "Noch sind 14 Punkte zu vergeben, wir haben heute mit unserer jungen Truppe dem erklärten Favoriten Paroli bieten können." Die Tore für den Gast markierten Belkowski (7/4), Töpfer (2/2), May, Darsow und Tschotschek (je 1).
SSG Bensheim - TSG Bürgel 19:11 (8:3). Ex-Nationalspielerin Hanne Koch attestierte keiner Bürgeler Spielerin Normalform. "Meine Mannschaft hat schlecht gespielt, fand keine Einstellung zum Gegner und zeigte zunächst gravierende Abschlußschwächen", resümierte die Trainerin nach dem Debakel beim Tabellendritten. Erst als die Südhessinnen bereits 11:4 führten, riß sich die TSG mehr zusammen und kam bis zur 45. Minute zum 14:10. Annette Ebeling (5/3), Katja Hahn (2), Petra Bröckling, Claudia Rosti, Daniela Birkenhage und Bettina Grotemeyer (je 1) trafen für Bürgel, das sich ohne sonderliche Motivation in die Niederlage ergeben hatte. Trainerin Hanne Koch, die wegen der Betreuung der Bürgeler Mannschaft nicht im Regionalliga- Team der Bruchköbelerinnen spielen konnte, war nach dieser Vorstellung "stinksauer". jo
HATTERSHEIM. Für eine gute Nachbarschaft und gegen Haß und Gewalt - die Hattersheimer Schulen rufen zu einer Demonstration auf. Alle Einwohner der Stadt sind aufgefordert, den rechten Tendenzen eine klare Absage zu erteilen. Die Kundgebung beginnt am Freitag, 29. Januar, um 17 Uhr auf dem Hof der Robinsonschule, Rathausstraße.
Bei den Übergriffen Rechtsextremer auf Ausländer seien im vergangenen Jahr 17 Menschen getötet und 598 verletzt worden. "Wir wollen unseren ausländischen Nachbarn, den Schul- und Kindergartenfreunden unserer Kinder erklären, daß wir dieses Denken und Handeln verurteilen", heißt es in dem Aufruf der Okrifteler Albert-Schweitzer-Schule, der Eddersheimer Grundschule, der Robinson- und Heinrich-Böll-Schule sowie des Stadtelternbeirates der Kindertagesstätten und Horte. "Gemeinsam leben, gemeinsam lernen, gemeinsam arbeiten in guter Nachbarschaft" - dafür wollen die Veranstalter eintreten. Auch das Ortskartell des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat sich dem Aufruf angeschlossen und appelliert an die Bürger, an der Demonstration teilzunehmen.
Der Termin sei bewußt gewählt: Am 30. Januar jährt sich der Tag der Machtergreifung Hitlers zum 60. Mal. "Gerade dies ist ein Anlaß, allem nationalistischen, rassistischen und faschistischen Gedankengut eine Absage zu erteilen", schreiben die Veranstalter. "Um Licht ins Dunkel" zu bringen, sollen Kinder mit Laternen und Erwachsene mit Kerzen zur Demonstration kommen. kkü
Handball-Regionalliga Südwest / Frauen: TSG Leihgestern und Eintracht Wiesbaden führen die Tabelle an Ohne Spitzenspielerin Hanne Koch zeigte sich Bruchköbels wahres Gesicht
Eintracht Wiesbaden (13:10 gegen den TV Flörsheim) und die TSG Leihgestern (12:9 im Spitzentreffen bei der SG Kirchhof) führen mit 22:6 Punkten allein die Tabelle der Frauenhandball-Regionalliga Südwest an. Beide profitierten vom überraschenden 17:17 der SG Hessen Hersfeld gegen Schlußlicht HBV Jena. Allerdings bleiben sowohl Bad Hersfeld (21:7) und Kirchhof (20:8) als auch die TSG Ober- Eschbach (17:8 gegen den TV 1860 Hofheim) weiter im Meisterschaftsrennen. Leihgestern baute seine Serie auf 20:0 Punkte aus und kann am Samstag (19.30 Uhr, Stadthalle Linden) gegen die TSG Ober-Eschbach den dritten heißen Konkurrenten binnen drei Wochen in die Schranken verweisen. Die Mitstreiter Kirchhof, Wiesbaden und Bad Hersfeld müssen auswärts antreten. Die SG Bruchköbel erlitt mit dem 20:20 gegen den ThSV Eisenach einen Rückschlag, ohne Hanne Koch zeigte sich das wahre Gesicht der Mannschaft. Um allen Imponderabilien im Abstiegskampf aus dem Weg zu gehen, bedarf es beim Tabellenzehnten TV 1860 Hofheim (Sonntag, 17 Uhr, Brühlwiesenhalle) mindestens eines Teilerfolges.
SG Kirchhof - TSG Leihgestern 9:12 (4:7) Die Abwehrkünstlerinnen aus Linden, allen voran Torfrau Maren van Kessel, ließen beim angriffsstarken Team aus Melsungen nichts anbrennen. Die Torefabrik der SGK (253 Saisontreffer gegenüber 202 der TSG) war über weite Strecken lahmgelegt. Die bärenstarken Sabine Weidmann, Jutta Wissemann, Regina Mühlöich, Carmen Velten, Sandra Bleuel und vor allem Andrea Utschig, zudem beste Werferin, ließen Kirchhof wenig Freiraum. Carla Görsch (3/3) kam über drei Penaltytreffer nicht hinaus, Ilona Hartung (2) besorgte die zweimalige Führung in den ersten sieben Minuten, dann kam der TSG-Expreß in Fahrt. Das 2:5 nach 16 Minuten schockierte nicht nur die Mannschaft, sondern auch die 200 Fans der Gastgeber. Beim 4:8 (34.) fühlte sich das Langsdorf-Team zu sicher, Maren van Kessel mußte sich nach dem Anschlußtreffer wiederholt strecken. Am Ende markierten Katja Dölz (7.) und Andrea Utschig (60.) den sicheren Erfolg. Anfangs hatte Andrea Utschig sogar einen Siebenmeter verworfen. Erstaunlich: Kirchhof kam nur zu sechs Feldtoren, davon einem Tempogegenstoß.TSG LEIHGESTERN: Maren van Kessel, Ulrike Zeiss (bei einem Siebenmeter im Tor); Carmen Velten (2), Anke Wacker, Heike Münch (2), Katja Dölz (1/1), Andrea Utschig (3/1), Sandra Bleuel (1), Britta Lenz (1), Sabine Weidmann, Regina Mühlich (2), Jutta Wissemann.
Der unerklärliche Leistungseinbruch nach der Pause lag am wenigsten an Elke Müller, die am Ende sogar für das Remis geradestehen mußte. In der 60. Minute wehrte sie beim 19:20 einen Siebenmeter von Silke Lämmerhirt, die zuvor alle neun verwandelt hatte, ab. Zuvor war Regina Kirschig auf diese Weise das 19:20 Anschlußtor (59.) gelungen, während Petra Hoin mit ihrem einzigen Treffer 20 Sekunden vor Schluß den glücklichen Ausgleich markierte.
Ohne Hanne Koch - sie mußte die TSG Bürgel coachen - fehlte oftmals die ordnende Hand, die auch Spielertrainerin Ottrun Weber später nicht mehr war. Monika Berweiler und Renate Spiegel gefielen im Angriff.
SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller, Julia Voggenberger (35. bis 40. im Tor); Monika Berweiler (6), Petra Hoin (1), Regina Kirschig (6/4), Stephanie Höflich-Schmidt (3/2), Heike Janus, Renate Spiegel (4), Eva Klose, Ottrun Weber.
HANS-DIETER PUTH
Das Darmstädter Bezirksderby innerhalb der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest belegte den bisherigen Saisonverlauf, wonach der Neuling vom Böllenfalltor (jetzt 16:12 Punkte) unbeschwert aufspielen kann, während der BSC 47 Urberach (11:17) nach der 14:17-Niederlage bei den "Lilien" sichtlich geknickt war. Selbst gegen den starken Tabellendritten SG Hessen Hersfeld (Sonntag, 17 Uhr, Sporthalle am Schellbusch) gilt für das Gotta-Team ein Punktgewinn als erste Bürgerpflicht. Zumal sogar Schlußlicht Jena (17:17 in Bad Hersfeld) nicht klein beigibt. Der BSC hat mit 191 Toren die wenigsten Treffer aller zwölf Vereine geworfen. Bei 11:17 Punkten beträgt der Abstand zum Rangzehnten TV 1860 Hofheim noch vier Zähler. Der SV Darmstadt 98 muß zum abstiegsbedrohten Thüringischen SV Eisenach (8:20), der zuletzt mit einem 20:20 in Bruchköbel überraschte und am Samstag (17 Uhr, An der Katzenaue) diesen Erfolg bestätigen will.
SV Darmstadt 98 - BSC 47 Urberach 17:14 (10:7). Die Darmstädter 6:0- Deckung wurde von Claudia Wolf glänzend organisiert. Da sich die Gastgeberinnen gut auf die erwartete "Fraudeckung" gegen Anke Schmitz (durch Kerstin Lenhardt) und teilweise gegen Lis Helleboe eingestellt hatte, kam der BSC nicht wie erhofft zur Geltung. Das Urberacher Spiel war vor 120 Zuschauern zu sehr auf Siggi Gotta zugeschnitten. Ihre jungen Nebenleute übernahmen zuwenig Verantwortung. Lilo Schilff und Lydia Grießmann bildeten im Angriff die Ausnahme. Dieses Trio markierte zehn der 14 Treffer. Die Mannschaft von Jörg Kämer agierte im Rückraum kompakter und war auch auf den Außenpositionen besser besetzt.
Die schnelle 4:1-Führung (15.) egalisierte der BSC postwendend (20.), aber die fünffache Schützin Anette Unsleber stellte mit dem 7:4 und 8:4 die Weichen, war ferner direkt nach der Halbzeit am 12:7-Zwischenstand beteiligt. Urberach kämpfte sich auf 15:12 (50.) heran. Ein knapperes Ergebnis ließ die sichere Astrid Momberg nicht mehr zu. Sie fand in Barbara Schade, die sich vor der Pause an die Fersen von Siggi Gotta heftete, die meiste Unterstützung.
Der bekannte Darmstädter Durchhänger nach dem Wechsel blieb im Derby aus, jede kämpfte für die andere. Die Rückkehr von Sabina Wallwey in die Mannschaft wirkte sich postiv aus. Sie imponierte mit brillanten Anspielen im zentralen Rückraum. Während der SVD durch Anette Unsleber einen Strafwurf vergab, scheiterte der BSC 47 gleich zweimal mit einem Siebenmeter.
SV DARMSTADT 98: Astrid Momberg, Meike Herdt (bei zwei Siebenmetern im Tor); Anke Schmitz, Lis Helleboe (3), Claudia Wolf (3), Anette Unsleber (5/2), Nicole Bassenauer, Barbara Schade, Petra Mares (2), Susanne Schmälter, Sabina Wallwey (2), Ute Schultheiß (2).
BSC 47 URBERACH: Silvia Löhr (Tor); Inge Hose (1), Lydia Grießmann (3), Beate Thierolf-Seida (3/2), Siggi Gotta (4), Claudia Rettner, Ivonne Konrad, Lilo Schilff (3), Kerstin Lenhardt, Sandra Rinnenburger. hdp
BUTZBACH. Heute abend beginnt um 18 Uhr im Butzbacher Jugendzentrum ein Kursus, mit dem man das Schlagzeugspielen erlernen kann. Kursleiter Veit Reisch (21), der zur Zeit für die Butzbacher Band "Sistermoon" trommelt, wird eingangs die Geschichte des Schlagzeuges und seine Funktion in einer Band erläutern. Danach soll die richtige Schlagtechnik vermittelt werden.
Von Anfang an werden Grundzüge von Rhythmen vermittelt, für die Notenkenntnisse hilfreich, aber nicht erforderlich sind. Durch den Kursus sollen die Nachwuchsspieler in die Lage versetzt werden, selbst in einer Gruppe zu spielen.
Da lediglich ein Schlagzeug zur Verfügung steht, werden höchstens vier Nachwuchsmusiker für den Kursus zugelassen. Wollen mehr Jugendliche das Schlagzeugspielen erlernen, wird möglicherweise ein weiterer Kursus angeboten.
Interessierte können sich heute noch telefonisch im Juz (Tel. 0 60 33 / 6 53 23) anmelden. Der halbjährige Kursus soll jeden Mittwoch um 18 Uhr im Juz stattfinden. str
KARBEN. An der Grundschule Okarben können die Schulanfänger für das Schuljahr 1993/1994 am Donnerstag, 25. Februar, von 8.30 bis 12 Uhr, Buchstaben A bis L, angemeldet werden; am Freitag, 26. Februar, von 9 bis 12 Uhr, die Buchstaben M bis Z.
Die Eltern sollten Geburtsurkunde und Impfpaß mitbringen und die Kinder der Schulleiterin vorstellen. de
"Wir können stolz darauf sein, eine so wichtige Stadt zur Partnerkommune gewonnen zu haben" Im September wird es nun soweit sein Esztergom wurde zum Amtssitz des ungarischen Verfassungsgerichts bestimmt Von Helmut Pomplun MAINTAL/ESZTERGOM. Als Frankfurts Oberbürgermeister Dr. Volker Hauff im März 1990 nach Budapest reiste, um mit seinem Kollegen Joszef Bielek die deutsch-ungarische Städtepartnerschaft vertraglich festzuschreiben, war für die Partnerschaft zwischen den so ungleichen Städten Maintal und Esztergom zwar schon - zwei Monate zuvor - "der Grundstein gelegt" worden. Aber bis zum offiziellen Akt der Verschwisterung schien der Weg noch weit. Esztergoms damaliger Bürgermeister Tibor Simon sollte recht behalten mit seiner Prognose: "Zwei bis drei Jahre." Nun steht nicht nur der Termin fest. Nach einer nochmals notwendig gewordenen Verschiebung wird es im September soweit sein. Esztergom ist mittlerweile auch zum Amtssitz des ungarischen Verfassungsgerichts bestimmt worden. Nach rund tausend Jahren schließt sich ein Kreis. Mit dem Beschluß, das Verfassungsgericht in Esztergom anzusiedeln, habe das ungarische Parlament "eine symbolträchtige Entscheidung getroffen", kommentierte Maintals Bürgermeister Dr. Walter Unger die Nachricht seines ungarischen Kollegen Dr. Lászlo Könöszy. Sie könne "als Wiederanknüpfung an die Wurzeln der ungarischen Staatlichkeit" verstanden werden und zugleich "als Rehabilitation der Stadt Esztergom".
Die tausend Jahre alte Stadt am Donauknie (rund 50 Kilometer nordwestlich über Budapest) ist die Wiege des ungarischen Staates. Hier, am Kreuzpunkt historischer Land- und Wasserwege, haben sich die Magyaren - wie die Vorfahren der Ungarn genannt wurden - nach langen Wanderungen von Ost nach West vor tausend Jahren festgesetzt.
Hier baute sich das so unruhige Reitervolk, das sich bis heute auf Verwandtschaft mit den Hunnen beruft, auf einem Felsenberg über der Donau ihre erste Königsburg, von der aus rund 300 Jahre das neue Land Ungarn regiert wurde - bis zum Umzug nach Buda (aus dem wiederum erst später Budapest wurde).
In der lange Zeit verschütteten und erst in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts wieder ausgegrabenen Königsburg steht heute der Thron der ersten Herrscher des Staates an der Stelle, wo er einst gestanden haben soll (unser Bild).
Aber Esztergom ist auch seit dem Jahre 1001 die Machtmetropole der katholischen Kirche in Ungarn. In keiner anderen ungarischen Stadt dürften die politischen Umwälzungen der jüngsten Vergangenheit derart tiefgreifend und folgenschwer sein: Unter sozialistischer Herrschaft ist Esztergom als "schwarzer Hort der Reaktion" Jahrzehnte diskriminiert, benachteiligt und gedemütigt worden. Unter anderem war Esztergom die Verwaltung des Komitats (einem Landkreis vergleichbar) entzogen worden. Inzwischen ist die - an der Einwohnerzahl von nur rund rund 30 000 gemessen - relativ kleine Stadt diesbezüglich schon wieder aufgewertet worden. Das Komitat heißt wieder Komaron-Estzergom und ist, wie berichtet, mit dem Main-Kinzig-Kreis partnerschaftlich verbunden. Am kommenden Wochenende reist der Kreisausschuß mit einer Delegation und dem Chor Belcanto ans Donauknie zu feierlichen Unterzeichnung des Vertrages.
Daß Esztergom vom ungarischen Parlament offiziell zum Amtssitz des Verfassungsgerichts bestimmt worden ist, teilte Bürgermeister Dr. Lászlo Könöszy seinem Maintaler Kollegen Walter Unger mit Bezug auf Geschichte und Gegenwart mit: "Damit knüpft die junge ungarische Demokratie an eine jahrhundertelange Tradition an. Hier wurde Stefan der Heilige zum König gekrönt. Er gründete im Jahre 1000 bis 1001 das christliche ungarische Königreich . . ."
Wie engagiert sich die Stadt am Aufbau der jungen Demokratie beteilige, beweise sie, indem sie dem Verfassungsgericht den Sándor-Palast als Amtssitz schenke. Zum Hintergrund der Schenkung berichtete Könöszy, das Parlament habe zwar Esztergom zum Amtssitz bestimmt, habe aber für den Bau eines neuen Gerichtsgebäudes kein Geld bereitstellen können.
Bei der Vertragsunterzeichnung im Esztergomer Rathaus, die die Übergabe des Sándor-Palastes an das Verfassungsgericht besiegelte, habe Gerichtsvor- sitzender Dr. Lászlo Solyom von einer außergewöhnlichen Geste gesprochen, zumal der Stadt rund eine Million Forint für den neuen Amtssitz zugestanden hätten. Stattdessen aber habe Esztergom eine noble Lösung gewählt, "die das symbolische und zugleich das wirkliche Hiersein des Gerichts ermöglicht".
Bürgermeister Unger kommentierte die Aufwertung mit einem Hinweis auf die Bedeutung eines Verfassungsgerichts für die Kontinuität und Beständigkeit der Demokratie, wie sich gerade an zahlreichen Beispielen in Osteuropa zeige: "Wir können stolz darauf sein, eine so wichtige Stadt wie Esztergom zur Partnerkommune gewonnen zu haben."
GRIESHEIM. Getreu dem Wahlspruch "In der Kürze liegt die Würze", veranstalteten die "Blauen Narren" (Freizeitgruppe Karneval im Bundesbahn-Sozialwerk) im gutbesuchten Griesheimer Bürgerhaus eine närrische Sitzung mit Pfiff. Routiniert wie immer: Theo Wirges als Sitzungpräsident. Ohne große Umschweife gab er nach der Begrüßung Bühne und Bütt frei für die Akteure.
Zum Auftakt spielte das 1. Fanfarencorps Bonames unter Leitung von Dieter Daniel. Danach tanzten die großartigen "Blaumeisen" eine Polka im Scheinwerferlicht des Fernsehens - hr 3 zeigt eine Aufzeichnung am Mittwoch, 3. Februar, um 21 Uhr.
Lange Zeit "vermißt" und wiederaufgetaucht: Hänschen Preißl. Er eröffnete als "Deppchen" den Reigen in der Bütt gefolgt von Corinna Orth als "Dolle" und Karl Oertl, Chef der Frankfurter "Narren- Talentschmiede" mit einem weiteren Knüller ("En Vuchelsbercher auf Urlaub"). Lachen war Trumpf. Keinen leichten Stand nach den Büttenassen Orth und Oertl hatte Waltraud Flohr, die als "Gestreßte Karnevalistin" dennoch überzeugte.
Mit dabei waren noch die "Schürhaken", die "Hafenjule" Hedy Henning als "Stimmungsproduzentin", die Schautanz- Juniorengarde aus Nied sowie die Tanzmariechen Lama Paul, Bianca Köstler, Nathalie Olah, Daniela Pryzwoiska, Tanja Eschenröder und Simone Paul. dixi
Eintracht Wiesbaden verteidigte mit einem hart erkämpften 13:10 gegen den TV Flörsheim ihre Führungsposition in der Frauenhandball-Regionalliga Südwest. Nicht nur die Mannschaft von Bela Gräser, sondern auch Mitbewerber TSG Leihgestern (12:9 in Kirchhof) erwies sich erneut als Minimalist. Hierdurch führt die Eintracht weiter mit zwei Treffern gegenüber dem Team aus Linden. Allerdings fiel Kirchhof um zwei Zähler zurück, gab auch Bad Hersfeld (17:17 gegen Schlußlicht Jena) überraschend einen Punkt ab.
Von den großteils unerwarteten Resultaten profitierte auch die TSG Ober-Eschbach, die den TV 1860 Hofheim 17:8 distanzierte und mit drei Zählern Rückstand zur Spitze weiterhin auf Platz eins schielen darf. Für Hofheim (7:21) und Flörsheim (6:22) hat sich die Lage weiter zugespitzt, zumal Eisenach (20:20 in Bruchköbel) und Jena zu unerwarteten Auswärtszählern gelangten. Jetzt hoffen die beiden Main-Taunus-Vertreter auf Unterstützung durch Eintracht Wiesbaden (Samstag, 17 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle beim HBV Jena) und Darmstadt 98, das zeitgleich in der Eisenacher "Katzenaue" antreten muß. Genau 24 Stunden später genießen der TV Hofheim (17 Uhr, Brühlwiesenhalle) sowie der TV Flörsheim (17 Uhr, Graf-Stauffenberg- Halle) gegen die SG Bruchköbel respektive die SG Kirchhof Heimrecht. Im Schlagertreffen gibt die TSG Ober-Eschbach am Samstag (19.30 Uhr, Stadthalle Linden) ihre Visitenkarte beim Tabellenführer TSG Leihgestern ab.
Eintracht Wiesbaden - TV Flörsheim 13:10 (4:5). Die Tore waren für die im allgemeinen wurfschwachen Spielerinnen oftmals zu klein. Vor allem im ersten Abschnitt konnten sich dei wenigen Besucher am Elsässer Platz selten an den Darbietungen der beiden Bezirksrivalen erfreuen. Überraschend bestimmte zunächst der Gast, der nach zwölf Minuten 4:1 führte, den Takt. Bei allem Eifer und Einsatz von Marion Jüngst, Marianne Sprenger und Ulrike Kozyra als tragenden Säulen im Team dauerte es nach permanenter Gästeführung bis zur 44. Minute, bevor Claudia König mit einem Tempogegenstoß das 9:9 markierte. Der Vorletzte konterte noch einmal, wiederum die pfeilschnelle Claudia König warf in der 51. Minute das 10:10. Da Flörsheim in den letzten 14 Minuten erneut konditionelle Mängel verriet und hierunter die Spieldisziplin litt, war Wiesbadens Abwehr um Erika Müller und Bettina Rau "Chef im Ring". Marion Jüngst (54.) brachte den Tabellenführer erstmals in Führung. Die Entscheidung fiel jedoch erst durch einen Doppelschlag in der 60. Minute. Flörsheim agierte über weite Strecken sehr diszipliniert, wurde keineswegs unterschätzt und zeigte unter dem Strich eine Leistungssteigerung. Ohne Karin Sehring (erkrankt) sowie Katja Szünder und Gabi Dietz kam der Gast jedoch nicht für einen Sieg in Frage. Zehn Treffer sind hierfür zu wenig. Der Rang- Erste traf achtmal Latte und Pfosten, aber diese Würfe zählen in der Bilanz nicht. Pech hatte Ursula Thon-Müller, die nach 25 Minuten (und starker Vorstellung) mit einem Wurf am Kopf getroffen wurde und ihren Platz an Alexia Pfeifer abtreten mußte.
EINTRACHT WIESBADEN: Constanze Lendle, Michaela Kettenbach (ab 37. im Tor); Martina Peter, Bettina Rau (1), Erika Müller, Marion Jüngst (3/1), Marianne Sprenger (3), Sabine Eichner, Ulrike Kozyra (2), Claudia König (2), Heike Wallrabenstein (2/2).
TV FLÖRSHEIM: Ursula Thon-Müller, Alexia Pfeifer (ab 25. im Tor); Corinna Fehler (3), Claudia Kramer (3), Conny Moritz (2), Birgit Wolf, Kristina Blaha (1), Corina Christ, Ulrike Körner, Jutta Kaufmann. TSG Ober-Eschbach - TV 1860 Hofheim 17:8 (7:3). Das Taunus-Derby wurde zur einseitigen Angelegenheit. Die TSGO fand nach zehn Minuten (3:2) ihren Rhythmus und ließ dem enttäuschenden Erzrivalen keine Chance. Selbst das Debüt von Trainerin Tünde Hajdu, 35fache ungarische Nationalspielerin, brachte keine Besserung. Die Angriffsleistung entsprach maximal Oberliga-Standard, Kristina van Loyen erreicht mit ihrer Nulldiät einen absoluten Tiefpunkt. Das gleiche trifft auf Caroline König zu, Petra Westenberger (1) war kaum besser im Bilde. Was ist aus dem hochgelobten Rückraum geworden? Diese Hofheimer Formation marschiert schnurstracks Richtung Oberliga. Nach gutem Beginn gelang nichts mehr. Zur Pause war die Partie entschieden. Die Ober-Eschbacherinnen waren gleichmäßiger besetzt, hatten spielerisch klare Vorteile und in Kerstin Reviol die wesentlich bessere Torfrau. Dennoch hielt die Gästetrainerin 60 Minuten an Sabine Claas fest. Da sich die Mannschaft von Sigrid Zernikow am Kreis (nur ein Siebenmeter) nicht oft durchsetzen konnte, gab es viel erfolgreiche Angriffe über die Außenpositionen. TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (bis 50.), Petra Schaab (Tor); Carola Schröder (1), Birgit Specht (1/1), Petra Sattler (1), Kathrin Nüchter-Schmidt (2), Monika Engel (2), Nasaria Makey (1), Sabine Zernikow (1), Sybille Arras (3), Angela Jordan (3), Ursula Unvericht (2).
TV 1860 HOFHEIM: Sabine Claas, Ines Madaler (bei zwei Siebenmetern im Tor); Anke Nels, Caroline König, Petra Westenberger (1), Sandra Andersch (2), Kristina van Loyen, Sabine Henninger (1), Andrea Wenzel (2), Martina Plankl (2/2), Tünde Hajdu. hdp
Kleine FR · Kleine FR
Angehörige pflegen Angehörige BÜDINGEN. Der offene Gesprächskreis "Angehörige pflegen Angehörige" tagt am Donnerstag, 28. Januar, um 17 Uhr im Büdinger Mathildenhospital (Kasino, Station 2). Weitere Informationen erteilt der Caritasverband, Berliner Straße 18, Büdingen, Tel. 0 60 42 / 39 22. Abnehmen mit Vernunft BÜDINGEN. Über das AOK-Kursangebot "Abnehmen mit Vernunft" können sich Interessenten am Donnerstag, 4. März, um 13.30 Uhr in der Büdinger Tennishalle (Kleibscheibe 8) informieren. Der Kurs dauert 20 Wochen, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung unter Tel. 0 60 42 / 8 41 05. Yoga-Kurse beginnen FRIEDBERG. Die Yoga-Kurse der Volkshochschule, die am Donnerstag, 28. Januar, um 18 und 19.30 Uhr beginnen, finden nicht wie angekündigt in der Augustinerschule, sondern in der Gesamtschule hinter der Stadthalle statt. Es sind noch Plätze frei. Anmeldung unter Tel. 0 60 42 / 88 51 99.
WEHRHEIM. Alles fing mit der 800- Jahr-Feier an. Als das Ereignis in dem damals noch selbständigen Pfaffenwiesbach bevorstand, konnte es sich das arme Taunusdorf zum ersten Mal leisten, an eine Chronik zu denken. Einige "Heimatforscher" um den damaligen Bürgermeister Demuth gingen sogleich ans Werk, mußten aber schnell erkennen, daß allzu viele Felder in der Ortsgeschichte brachlagen. Also schloß man sich nach dem Fest zu einem "Heimat- und Verkehrsverein" zusammen, der mittlerweile selbst ins Jubiläumsalter gekommen ist: 20 Jahre zählt er heute und hat sich das schönste Geburtstagsgeschenk gleich selbst bereitet - das "Pfaffenwiesbacher Jahrbuch".
Auf knapp 300 Seiten gewährt die reich bebilderte "Jubiläumsausgabe 1993" nicht nur einen Überblick über die Geschichte von "Wisenbach" (1167) über "Erwitzenbach (1356) bis zum heutigen Pfaffenwiesbach (seit 1524 ist der Name in allen Urkunden unverändert). Sie ist zugleich eine gelungene Mischung aus wissenschaftlicher Spurensuche und unterhaltsamem Geschichtenerzählen. Nicht zuletzt ist das Jahrbuch Zeugnis einer beispielhaften Vereinsarbeit aus zwei Jahrzehnten, zu deren größten Leistungen die Errichtung gleich zweier Museen zählt: eines Heimat- und Dorfmuseums.
"Wir haben versucht, in den Beiträgen für unsere Jubiläumsausgabe den dörflichen Charakter anhand von Menschen aus dem Dorf aufzuzeigen", betont der 80jährige Hans Rudolf Jahn, der von Anfang an Vereinsvorsitzender war und in diesem Jahr sein Amt aus Altersgründen niederlegt. Das Jahrbuch nur mit Abdrucken aus früheren Chroniken zu füllen, gilt unter den Pfaffenwiesbacher Heimatforschern als verpönt. So läßt sich in den vier Kapiteln in der Tat nur ein einziger Auszug aus einer alten Schulchronik finden - und das auch nur, "weil er die Welt unserer Ahnen so anschaulich schildert", wie Jahn erklärt. Schließlich liegt das Allgemeinverständliche dem Verein ebenso sehr am Herzen wie die historische Wahrheit. Allerdings glaubt der Vorstand, das Fehlen von Fachausdrücken und Quellenangaben im Text noch vor "Fachwissenschaftlern" entschuldigen zu müssen.
Die Nicht-Fachwissenschaftler werden das Büchlein jedenfalls zu danken wissen. Ihnen ist vor allem auch der vierte Teil gewidmet, die Geschichten und Gedichte zum Schmunzeln. Vom Einbruch im alten Pfarrhaus um 1800, der 48er Revolution im Dorf und den Wilddieben in den Pfaffenwiesbacher Wäldern über das Maulwurffangen, "de Hoorschnitt", "Mist un Puddel" bis zur "Zeugin Kuh sagt aus in Sachen Milch" geben die Pfaffenwiesbacher Autoren und Hobbydichter hier Dorfgeschichte in Versform und Mundart zum Besten. "Trotz des Reims immer mit wahrem Hintergrund", wie Jahn versichert.
Die Jubiläumsausgabe führt als Nummer acht die in lockerer Reihenfolge erscheinenden Jahreshefte des Vereins fort. Da sich wieder einmal neues Material in erheblichem Umfang angesammelt hatte, bot das Jubiläum den willkommenen Anlaß, den Rahmen der üblichen Broschüre zu sprengen. Die Vorbereitung für den Sonderband dauerte knapp ein Jahr; das Schwierigste war die Qual der Wahl. "Was lassen wir weg?", hieß die Frage für den Verein. Was diesmal nicht mit dabei ist, geht aber nicht verloren. "Wir haben schon fürs nächste Buch genug", verrät Jahn.
Das "Pfaffenwiesbacher Jahrbuch", Heft Nr. 8, Jubiläumsausgabe 1993, ist ab sofort bei Hans Rudolf Jahn, Römerstraße 6, Telefonnummer 0 60 81 / 32 71, erhältlich. Es kostet 25 Mark (die Herstellung wurde ohne Werbung finanziert). cn
FREIGERICHT. "Die internationale Hilfe für Bosnien ist nicht ausreichend", berichtet Astrid Heide aus Somborn, die mit einer Delegation des Ökumenischen Netzes Nord- und Osthessen einen der ersten Hilfstransporte nach Zenica begleitete, der größten noch freien Stadt in Bosnien. Vor Ort wurde der Delegation "schnell klar, daß umgehend Transporte von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern für den noch nicht eroberten Teil Bosniens zusammengestellt werden müssen". Aus diesem Grund rufen nun die evangelische Johannesgemeinde und die katholische Pfarrei St. Anna in Somborn zu einer Spendenaktion für Zenica auf.
Das Ökumenische Netz, so der evangelische Pfarrer Hans Braeunlich, habe sich entschieden, gemeinsam mit dem Diakonischen Werk ab sofort weitere Lebensmitteltransporte nach Bosnien zu schicken. Wer mithelfen will, soll Pakete mit Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln nach einer Liste zusammenstellen, die bei den Pfarrgemeinden erhältlich ist. Die Päckchen gehen direkt an Flüchtlingsfamilien in Bosnien. Allein in der Stadt Zenica lebten derzeit 30 000 Flüchtlinge, weitere 100 000 in der Umgebung.
Astrid Heide wurde bei ihrem Besuch im "Dokumentationszentrum für Kriegsverbrechen" im ehemaligen Jugoslawien mit "furchtbaren Greueltaten konfrontiert". Die Delegation besuchte außerdem Flüchtlingslager, Krankenhäuser und örtliche Hilfsorganisationen, überall präsentierte sich die Lage als katastrophal: Die Flüchtlinge seien unterernährt, was zu weiteren Krankheiten führe. In den Krankenhäusern fehlten jedoch Medikamente aller Art.
Wegen des Krieges seien alle Preise extrem überteuert, "der Schwarzmarkt blüht". Neben der Verbesserung der Versorgungslage will die evangelische Frauenhilfe Deutschland nun eine gynäkologische Erstversorgung für vergewaltigte Frauen und Mädchen aufbauen.
Wer dem Spendenaufruf der Somborner Kirchengemeinden folgen will, sollte Lebensmittelpakete genau nach der dort erhältlichen Liste packen. Anschließend können die Pakete werktags zwischen 9.30 und 18 Uhr bei Astrid Heide, Brunnenstraße 8, der evangelischen Johanneskirche, Altenmittlauerstraße 15, oder im Sturmiushaus, Hauptstraße 45, abgegeben werden. Für den Weitertransport ist gesorgt. tja
Führt Otfried Zipf (Bild) die Handballer vom TV Gelnhausen (Schlußlicht 2. Bundesliga ) mittelfristig wieder an den Gipfel? Für die laufende Spielzeit glaubt der neue Abteilungsleiter, der die Vakanz nach dem Rücktritt von Hagen Mootz beendete, nicht mehr an den Ligaerhalt, wenngleich der Sieg gegen Fürstenfeldbruck - wie berichtet - die kleine Flamme am Lodern hielt. "Wir werden uns wohl mit der Regionalliga befassen müssen, das muß man realistisch sehen", stellte er fest. Da der in der Barbarossastadt nicht unbekannte Geschäftsmann nicht allein den neuen Kurs bestimmen will und muß, soll es rund um die 1. Männermannschaft wieder aufwärtsgehen. Ihm steht sein Stellvertreter Rudi Lechleidner sowie der neben dem Handballchef ebenfalls neugewählte Günter Krauthan (Schatzmeister) zur Seite. Die außerordentliche Mitgliederversammlung brachte zwar die personellen Dispositionen und Entscheidungen, dafür jedoch keinen Kassensturz. Kassierer Rainer Hix hatte die entsprechende Zusammenstellung noch nicht erledigt, eine Entlastung des Vorstandes konnte somit nicht erfolgen. "Wir werden die Versammlung am 16. April fortsetzen und dabei den Kassenbericht präsentieren", konstatierte Zipf. Als Beisitzer im Vorstand fungieren nun Klaus Preuß (Sonderaufgaben) und der in diesem Metier bereits aktive Günter Rams (schriftliche Angelegenheiten). Für die Bundesligamannschaft bleiben Rainer Dotzauer und Thomas Schmidt zuständig.
"Ich habe kein Patentrezept, will jedoch Konzepte und Lösungen suchen, um das angeschlagene TVG-Schiff wieder flottzumachen", verweist Otfried Zipf, der seine sportliche Aktivitäten bisher auf das Kegeln beschränkte, auf intakte Strukturen in dieser Abteilung. Mit geschlossenerem Auftreten sollen Internas zukünftig nicht in die Öffentlichkeit getragen werden. Dotzauer und Schmidt sollen auch diesen Part wahrnehmen. "Ich will die Handball-Abteilung unternehmerisch führen, denn Verhandlungen mit Spielern sind ähnlich gelagert wie mit Mitarbeitern", verweist Zipf auf seine diesbezüglichen beruflichen Erfahrungen. Er will bei diesen Verhandlungen keine Alleingänge machen, vorher die Fachleute zu entsprechenden Beobachtungen der geplanten Neuverpflichtungen schicken. "Im Februar und März müssen die mannschaftlichen Entscheidungen fallen", zeigt Dotzauer die Dringlichkeit auf. Zumal beim Abstieg alle Verträge erlöschen würden. Beim heimstarken VfL Pfullingen (16:16 Punkte, davon 14:2 in der Kurt- App-Halle) soll am Samstag (20 Uhr) die desolate Auswärtsbilanz des TVG (0:16 Zähler) aufpoliert werden. Beim Einstand des neuen Spartenleiters sprang ein Sieg heraus, jetzt soll er auch beim ersten Auswärtsauftritt Glück bringen. Er weiß jedoch, daß es nicht allein am Glück oder Pech hängt. Von zusätzlichen finanziellen Spritzen hält er allerdings auch nichts: "Zusagen müssen finanzierbar und machbar sein, die Nichtabstiegsprämie sollte ausreichend sein", setzt er auf die bisherigen Vereinbarungen.
Wir wollen sieben bis acht Spieler aus diesem Kader halten und verstärkt Akteure aus dieser Region einbauen. Unser Ziel soll 93/94 sein, in der Regionalligaspitze mitzuspielen", blickt auch Dotzauer den wahren Gegebenheiten ins Auge. Der Ausländerposition fällt eine Schlüsselrolle zu, auch deren Besetzung dürfte nur eine Geldfrage sein. Zunächst sollen die jetzigen TVG-Spieler angesprochen werden, die Neuverpflichtungen kommen später an die Reihe. Die Zusammenarbeit mit dem Förderkreis (zirka 30 Personen), welchem auch Hagen Mootz angehört, soll wesentlich verbessert werden, Eifersüchteleien der verschiedenen Gruppierungen der Vergangenheit angehören. HANS-DIETER PUTH
Parteien + Wähler
CDU-Stammtisch in Ober-Eschbach BAD HOMBURG. Unter dem Motto "Bad Homburg vor der Kommunalwahl" wollen die Mitglieder des CDU-Ortsverbands Ober-Eschbach am Dienstag, 2. Februar, ab 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Taunus" (Ober-Eschbacher Straße) Bilanz ziehen und Meinungen austauschen. Am Stammtisch erwartet die Ortsverbandschefin Heidrun Kaunzner auch den CDU- Landtagsabgeordneten und Bad Homburger Stadtverbandsvorsitzenden Bernd Hamer. OB Assmann in Dornholzhausen BAD HOMBURG. Über das kommunalpolitische Programm &rquote;93 der CDU will Oberbürgermeister Wolfgang Assmann als Gast des CDU-Ortsverbands Dornholzhausen sprechen: am Mittwoch, 3. Februar, um 19.30 Uhr im Vereinshaus Dornholzhausen, Saalburgstraße 158. Anschließend ist eine Diskussion mit den Zuhörern über aktuelle Themen geplant.
WETTERAUKREIS. Ein 27 Jahre alter Mann aus Bad Nauheim kam Sonntag morgen zwischen Langenhain und Ober- Mörlen aus bislang noch ungeklärter Ursache von der Bundesstraße 275 ab und prallte mit seinem Wagen frontal gegen einen Baum.
Die Feuerwehren aus Ober-Mörlen und Langenhain rückten an, um den schwerverletzten Fahrer mit der Rettungsschere aus der Blechkarosse zu bergen. Der Beifahrer kam nach Angeben der Polizei leicht verletzt davon. mk
KARBEN. Der Verein der Petterweiler Pfadfinder lädt für Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr zu seiner Jahreshauptversammlung im Lilienwald ein. Zum Jahresbeginn hat der Stamm der Grauen Adler im Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder in dem Karbener Stadtteil auch sein Programm für 1993 vorgestellt.
Den größten Teil machen darin die Gruppenstunden der 13 Petterweiler Pfadfindergruppen aus. Sie organisieren insgesamt 539 Heimabende, hinzu kommen noch ein Singkreis, die Band "top spirit" und zwei Theatergruppen. Acht Tage sind im laufenden Jahr für Aktionen im Umweltbereich vorgesehen.
An fünf Wochenenden wird Lager im Lilienwald gehalten, sieben Wochenenden verbringen die Gruppen außerhalb. Im Sommer ist für zehn Tage ein Bundeslager in Friedeburg geplant, anschließend eine Fahrt nach Friesland und ein Stammeslager an der Nordsee. Dabei haben die Grauen Adler auch ungarische Pfadfinder zu Gast.
Im Pfadfinderzentrum Lilienwald soll auch wieder zünftig "Vatertag" gefeiert werden. Seit über einem Jahr haben die Pfadfinder bereits die genauere Geschichte der "Petterweiler Husaren" erforscht, die sich 1993 zum 175. Mal jährt. Der Vatertag soll ganz unter diesem historischen Ereignis stehen. Die als "burleske Episode" geschilderte Geschichte soll sich 1818 ereignet haben: Danach wurden Petterweiler Burschen durch eine List, ein bierreiches Soldatenfest, zur Musterung gelockt. Anschließend stattete sie der als einfach geschilderte Bürgermeister mit Waffen und Röcken aus dem Rathaus-Fundus aus. Als die Petterweiler dann mit ihren eher historischen "Kostümen" zum Justizamt nach Vilbel kamen, glaubten die dort Wartenden zunächst, ein General nahe - dann aber bogen sie sich vor Lachen und riefen: "Die Petterweiler Husaren".
Die Älterengruppen treffen sich neuerdings zusätzlich einmal im Monat zu Kaminrunden. Dazu werden Gäste als Gesprächspartner eingeladen. Die erste "Kaminrunde Kommunalwahl" ist für 4. Februar angekündigt. Zugesagt haben Bürgermeister Detlev Engel (SPD), Dr. Jürgen Milnik (CDU), Manfred Kress (FDP) und Ingeborg Rippen (Grüne). Eine weitere Kaminrunde zur Kommunalwahl ist für 4. März vorgesehen. de
Tapfer waren die Besucher, die sich zuerst in Sturm und Regen hinaus- und dann ins Frankfurter Literaturhaus hineingewagt hatten, auf jeden Fall. "Dramaturgie der Heimatlosigkeit" lautete ein wenig harsch der Titel der Veranstaltung, der zumindest nicht erwarten ließ, daß von Heimat im traulichen Sinn des Wortes, etwa vom Verlust des Heims, von langer Wanderschaft und erneuter Niederlassung die Rede wäre. Was dann kam, war allerdings um einige Grade spröder, als man vermutet hatte: ein theaterwissenschaftliches Seminar fand statt unter der Leitung von Marion Viktor, Lektorin beim Verlag der Autoren und Dozentin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Frankfurt.
Die Arbeit eines halben Jahres hatte sie zu Thesen komprimiert, deren zentrale in die Behauptung mündete: Der moderne Mensch ist ort- und heimatlos, sich selbst und anderen entfremdet. Das war zunächst so neu nicht und mit dem Verweis auf Beckett, den Dichter par excellence der Unbehaustheit und existenziellen Verlorenheit, auf der Stelle plausibel.
Nach sehr abstrakter akademischer Theoriebildung aber hörte sich die Erläuterung an, die dieses Seinsgefühl auf den Bruch mit der aristotelischen Dramenpoetik zurückführte. Insbesondere sei mit dem Fall der Einheit des Ortes der Blick frei geworden auf den seines Ortes verlustig gegangenen Menschen, sagte die Referentin, und wir staunten über die gigantischen Konsequenzen, die mit der Auflösung einer formalen Regel verbunden waren.
Doch was immer ausschlaggebend war, die Philosophie der Aufklärung etwa mit ihrem Postulat des sich von allen überkommenen Bindungen lösenden Citoyen und Weltbürgers oder die, wie Marx gesagt hätte, Bewegung des Kapitals, die im Unterschied zu vorhergehenden Bodenhaftung Flexibilität als menschliche Grundausstattung forderte, für Fragen und Zweifel war angesichts des Hauptprogramms, das noch folgen sollte, keine Zeit.
Drei Schriftsteller, Elfriede Müller, Ursula Krechel und Gerd Loschütz sollten nämlich noch aus ihren Werken lesen und zumindest, wo nicht die aus der Dramenpoetik abgeleitete These, so doch die über die Isolation und Heimatlosigkeit des modernen Menschen bekräftigen.
Es betritt also Elfriede Müller das Podium, um zwei Akte, beziehungsweise "Streifen", wie sie die Unterteilung genannt hat aus ihrem Stück "Goldener Oktober" vorzutragen. Ort der Handlung ist paradoxerweise das Niemandsland zwischen der ehemaligen DDR und BRD, der sogenannte Todesstreifen, der im goldenen Oktober 1990 bereits entmint und besiedelt ist mit allerlei anrüchigen Etablissements, eilig errichteten Bars, Bordellen und Imbißbuden. Das Personal, hechelnd nach Spekulationsobjekten und Einheitsgewinn ist entsprechend: magere Prostituierte aus dem Osten, feiste Glücksritter aus dem Westen, Jäger und Gejagte, Sieger und Besiegte. Und alle sind sie auf der Jagd nach dem schnellen Geld. Aber dann hagelt es Sätze wie "der (DDR) Staat war eine Lüge, die Freiheit ist es auch" oder: "man setzt einen Fuß ins Leben, und es ist der falsche" - und man weiß, für die Ostmenschen, die sich dort tummeln und durch die Nacht irren, gibt es keinen Halt mehr und keinen Ort. Aber ist damit die These belegt, die ja besagte, daß es für niemanden mehr eine Zuflucht gebe, niemand mehr irgendwo hingehöre? Oder fixiert Elfriede Müller nicht vielmehr eine Situation, einen von der Politik herbeigeführten und mithin veränderbaren Zustand?
Auch dieses Problem muß jeder für sich lösen, denn klar ist, daß über dem Globalthema der Dramaturgie der Heimatlosigkeit die Dramaturgie der Zeit bereits aus den Fugen geraten ist. Die Lesung des "Goldenen Oktobers" hat bereits fünfzig Minuten beansprucht, und das Pensum, das vor uns liegt ist riesig. Aus steht noch Ursula Krechels ebenso ausgreifendes wie schwieriges Poem "Sitzen bleiben Gehen - ein Aufbruch in drei Sätzen" das Studenten des theaterwissenschaftlichen Fachbereichs als eine Art Wechselgesang zelebrieren werden, und aus steht noch Gerd Loschütz' Roman "Flucht" und das daraus entwickelte Hörspiel "Die Ballade vom Tag, der nicht vorüber ist", um von der geplanten Diskussion über die Differenz von Prosatext und Radiofassung sowie der abschließenden Erörterung über die mögliche "Nutzung und Sprengung" des Theaterraums vor dem Hintergrund der Ortlosigkeit in der zeitgenössischen Dramenliteratur erst gar nicht zu reden.
Zu schaffen ist das nicht, zumal der Saal sich nach der Darbietung von Ursula Krechels handlungsarmer und von Lyrismen und Sprachbildern überwucherter Arbeit gründlich geleert hat. Es ist, wenn Gerd Loschütz aus seinem Roman "Flucht" vorträgt, außer den Veranstaltern, den Mitwirkenden und den Journalisten niemand mehr da, erdrückt von der Stoff-Fülle und der Abstraktheit der Fragestellung haben die Besucher sich ins Freie geflüchtet. Was aber nicht heißt, daß, was noch kommt, nur Strafe wäre. Gerd Loschütz' Roman über einen nie verwundenen Abschied von der DDR ist eine eindringliche, der Vergangenheit, ihren Farben und Tönen nachhorchende Schilderung.
Sekundär sind gegenüber dieser sinnlichen, lebendigen Sprache die von der Theorie aufgeworfenen Fragen. Und wer hätte sie auch stellen sollen oder wollen? Die Teilnehmer waren weg, der Sonntagnachmittag längst um und die Nacht mit sehr konkretem Hungergefühl bereits da. Und so weisen wir denn das für eine Veranstaltung viel zu große Thema zwecks weiterer Bearbeitung an die Akademie zurück und harren seiner verbesserten, zeit-ökonomischeren Aufbereitung.
JUTTA BAIER
Die EG und die Europäische Freihandelszone Efta werden am 1. März ein Geschwisterchen bekommen. Dann nämlich wollen Polen, die Slowakei, die Tschechische Republik und Ungarn ihre Freihandelszone - nach dem ungarischen Ort der ersten Verhandlungen über das Bündnis auch "Visegrader Vier" genannt - aus der Taufe heben. Die politische Führung in Prag räumt dem Kind jedoch bereits jetzt schlechte Überlebenschancen ein. Der tschechische Premier Vaclav Klaus steht allerdings auch der EG äußerst skeptisch gegenüber.
Trotz der deutlichen Distanz zum neuen Handelszusammenschluß wollte die tschechische Regierung jedoch nicht so weit gehen, die "Ost-EG" platzen zu lassen. Kurz vor Weihnachten unterschrieben die Wirtschaftsminister der Partnerstaaten im polnischen Krakow (Krakau) den Vertrag über den ost-mitteleuropäischen Verbund, der wiederum auf zweiseitigen Abkommen der vier Länder basiert und in drei Stufen verwirklicht werden soll. Etwa 30 Prozent der Exportgüter sollen von März an in der ersten Etappe ohne Zölle und Abgaben ein- und ausgeführt werden. Für die Tschechische Republik bedeutet dies beispielsweise, daß im Warenverkehr mit Ungarn chemische Produkte und ein Teil der Rohstoffe frei gehandelt werden.
Vom 1. Januar 1997 an sollen in einer zweiten Stufe die Zollschranken für zusätzlich 50 Prozent der Güter fallen. Mit Beginn des Jahres 2001 wären gemäß den getroffenen Vereinbarungen schließlich auch die im gegenseitigen Handel "empfindlichen" Posten an der Reihe. Im Austausch der Tschechischen Republik mit Ungarn und Polen gehören dazu Automobile, einige Stahlprodukte und Zement. Die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse sollen im Handel der vier Partner nur teilweise liberalisiert werden.
Der tschechische Ministerpräsident Klaus läßt aber keine Gelegenheit aus, seine Abneigung gegenüber dem Zusammenschluß kundzutun. Entstanden ist die Visegrad-Gruppe aus seiner Sicht vor allem auf Druck der westeuropäischen Staaten, die das Vierer-Bündnis als Vorstufe für einen gemeinsamen EG-Beitritt der Länder befürworten.
So zitierte die Prager Tageszeitung Lidove noviny den Premier vor kurzem mit den Worten: "Diese Gruppierung ist keineswegs von unten als Ausdruck der internen Interessen unserer Länder entstanden, sondern von oben durch politische Entscheidung und vor allem durch den Druck des westlichen Interesses, in Mitteleuropa ein zusätzliches ,Päckchen&rquote; zu schnüren". Enge Kooperation mit den drei Partnern stelle Prag nicht in Frage, betont Klaus. Etwas anderes sei aber die Institutionalisierung der Handelszone.
Vom ehemaligen CSFR-Außenminister Jiri Dienstbier, der bei der letzten CSFR- Parlamentswahl mit seiner sozialliberalen Bürgerbewegung an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, fing sich Klaus eine harsche Abfuhr ein. In der polnischen Wochenzeitung Polityka gestand Dienstbier zwar zu, daß das Visegrader Bündnis auch den Interessen der EG-Staaten entspreche. Der Ex-Außenminister bestritt jedoch energisch, daß die Handelszone den Vieren vom Westen aufgenötigt worden sei.
Aufmerksam und teilweise mit Unbehagen registrierte die tschechische Presse das lebhafte öffentliche Echo auf Ansätze zu einem Prager Alleingang. Der Hauptgrund der Unlust von Klaus zur Zusammenarbeit in Mitteleuropa sei sein schwieriges persönliches Verhältnis zu allen Nachbarstaaten, in denen nicht Deutsch gesprochen werde, zitiert die linke Zeitung Rude pravo das Warschauer Blatt Sztandar Mlodych. Die ansonsten regierungsfreundliche Prager Tageszeitung Mladá fronta dnes gab Klaus zwar in der Sache recht, kritisierte aber die offenen Worte des Premiers ausgerechnet im Ausland. Er habe mit seinen Äußerungen "einen diplomatischen Fehler gemacht - leider nicht zum ersten Mal".
Der eingefleischte Neoliberale Klaus hat nicht nur das Visegrader Bündnis im Visier, sondern auch die EG mit ihren bürokratischen Strukturen. So äußerte er sich unter anderem bei seinem Auftritt zur Eröffnung der Frankfurter Börsensaison sehr skeptisch zum Maastrichter Vertrag. Es werde möglicherweise nicht nur ein Europa "der zwei Geschwindigkeiten" - nämlich in West und Ost - geben, sondern eines mit noch viel mehr unterschiedlichen Gangarten. Aber der tschechische Premier ging noch weiter. "Verschiedene Europäer werden ihre Identität nicht ganz ohne Grenzen finden, sondern im Gegenteil mit deren Hilfe", versuchte der Politiker, der zu einem guten Teil zur Spaltung der CSFR beigetragen hat, das Schicksal des Landes zu einem Modell der europäischen Integration zu machen.
Zumindest was die "Ost-EG" angeht, könnte er angesichts der gegenwärtigen Entwicklung mit seiner Skepsis recht behalten - kraft eigenen Zutuns. Die Teilung der tschechoslowakischen Krone wird vor allem in Prag propagiert. Wie es danach mit der tschechisch-slowakischen Wirtschafts- und Zollunion weitergehen wird, steht in den Sternen. Aber auch das gespannte Verhältnis zwischen der Slowakei und Ungarn wird trotz aller Beteuerungen des guten Willens in Bratislava und Budapest nicht gerade zum reibungslosen Funktionieren der östlichen Freihandelszone beitragen. Möglicherweise werden Polen und Ungarn schließlich ihr Heil darin sehen, statt im Viererbündnis als Paar bei der EG anzuklopfen.
ULRICH GLAUBER
LANGEN. Noch in diesem Jahr wird die Diskus-Schleifmaschinen Werke GmbH (131 Mitarbeiter) und Anfang nächsten Jahres die Schleifscheiben- und Schleifmaschinenfabrik Naxos-Union AG (750 Mitarbeiter) ihre Standorte in Frankfurt aufgeben und nach Langen aufs Gelände der Pittler Maschinenfabrik AG ziehen. Das bestätigte auf Anfrage ein Sprecher der Pittler AG. An dem Diskus-Werk hält die Pittler AG 40 Prozent Anteile; an der Naxos-Union 50 Prozent.
"Wir werden voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 1993 nach Langen übersiedeln", sagte Geschäftsführer Jochen Stambrau der Diskus GmbH. Als Gründe für den Wechsel nach Langen nennen beide Unternehmen die großen Umsatzrückgänge im Bereich des Werkzeugmaschinenbaus, die strukturelle Veränderungen nötig machen. Nach Auskunft von Stambrau trüge die Zusammenlegung dazu bei, daß effektiver gearbeitet werden und gleichzeitig Kosten gesenkt werden können. Man könne dann besser Produktionsstätten gemeinsam nutzen und Kapazitäten austauschen. Stambrau sagte: "Für uns sehe ich, daß wir dann in den Bereichen Fertigung, Verwaltung, EDV und Vertrieb mit den anderen Firmen zusammenarbeiten werden." Ob alle 131 Mitarbeiter der Fabrik ihren Arbeitsplatz behalten werden, ist nicht klar. Stambrau wollte sich dazu nicht konkret äußern, weil die Geschäftsleitung derzeit noch in Verhandlungen über einen Interessensausgleich und Sozialplan mit dem Betriebsrat steht. Stambrau schloß jedoch nicht aus, daß noch weitere Stellen abgebaut werden müssen. "Wir machen bereits seit mehr als einem Jahr Kurzarbeit, und im vergangenen Jahr sind bereits Stellen abgebaut worden", erklärte der Geschäftsführer.
Auch das Unternehmen Naxos-Union muß personell abspecken. Nach Auskunft von Finanzvorstand Eckhart Zillig trete die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat jetzt in Verhandlungen, um über einen Stellenabbau von knapp 100 Mitarbeitern zu beraten. Davon seien sowohl das Schleifscheibenwerk in Butzbach wie auch die Schleifmaschinenfabrik in Frankfurt betroffen.
Vom Stellenabbau besonders betroffen sind die Mitarbeiter in den Bereichen Maschinenbau und Maschinenherstellung. Zum jetzigen Zeitpunkt kann Zillig allerdings noch nicht sagen, mit wieviel Mitarbeitern das Frankfurter Werk nach Langen aufs Pittler-Gelände umziehen wird. "Es können 280 oder auch 320 sein. Fest steht lediglich, daß wir am 1. Januar 1994 mit dem Umzug beginnen werden", sagte Zillig.
Als "Überlebensstrategie am Markt" und als eine "zukunftssichernde Maßnahme" beschreibt der Finanzvorstand die strukturelle Zusammenlegung der verschiedenen Firmen nach Langen. "Wir müssen an der personellen und strategischen Schraube drehen, sonst haben wir keine Chance mehr gegenüber den Japanern. Und solch ein Gruppenverbund macht uns wettbewerbsfähiger", erwartet Zillig. Dabei hebt er hervor, daß das Untenehmen Naxos-Union schließlich auf eine 120jährige Geschichte zurückblicke und es ein erklärtes Ziel sei, daß diese Firma auch noch weitere 120 Jahre existieren soll. dok
Mit seiner neuen Euroscheck-Karte für das Jahr 1993 begab sich FR- Leser Martin V. zu seiner Filiale der Deutschen Bank in Darmstadt, um sich die dazugehörige persönliche Geheimnummer abzuholen. Die Karte war ihm vom Hersteller zugeschickt worden mit dem Hinweis, daß die PIN (Personal Identity Number) nur bei der Bank zu erfahren sei. V. legte seine Scheckkarte am Schalter vor und erhielt ohne Probleme die Geheimnummer. Man hatte von ihm weder einen Ausweis verlangt, noch seine Unterschrift mit der hinterlegten verglichen. Da wurde er mißtrauisch. Wie war garantiert, daß nicht ein Fremder statt seiner die Geheimnummer erhalten hatte und nun von seinem Konto Geld abheben konnte.
Martin V. teilte der Kundenberaterin seine Bedenken mit. Diese und ein zu Rate gezogener Kollege erklärten dem verblüfften Kunden, daß die Scheckkarte ausreiche, um die Geheimnummer zu erhalten. Ein Ausweis sei nicht nötig.
Das sei bis jetzt immer so gehandhabt worden.
"Grundsätzlich", so erklärte auf Anfrage der FR der stellvertretende Pressesprecher der Deutschen Bank, Matthias Sebastian, "genügt in einem solchen Fall die Euroscheckkarte als Identitätsnachweis, um die Geheimnummer zu erhalten. Der Kunde muß den Erhalt der PIN quittieren und diese Unterschrift wird dann mit der auf der vorgelegten Scheckkarte verglichen." Diese Praxis habe sich durchgesetzt, so Sebastian weiter, um nicht nur den Banken, sondern auch den Kunden die Abwicklung ihrer Geschäfte zu erleichtern.
Die Angst des FR-Lesers, daß er für den Betrag haften müsse, den ein Betrüger mit seinem Namen und gefälschter Unterschrift von seinem Konto abheben könnte, sei unbegründet. Kommt ein Fremder in den Besitz der Euroscheckkarte und hebt Geld von einem Konto ab, so hafte die Bank, erklärt Wolfgang Sebastian. Allerdings: Der rechtmäßige Besitzer des Kontos und der dazugehörigen Scheckkarte muß beweisen, daß er das Geld nicht abgeholt hat. Datum und Uhrzeit werden bei jeder Verfügung zu Lasten des Kundenkontos registriert. Der Beweis sei deshalb relativ leicht zu führen. reu
ulf FRANKFURT A. M., 25. Januar. Die Universität Bonn führt ein "Studiticket" ein, weil eine breite Mehrheit unter Bonns Studenten und Studentinnen der Idee aufgeschlossen gegenübersteht. Dies ergab eine Urabstimmung, die mit den Wahlen zum 15. Bonner StudentInnenparlament durchgeführt worden war. Dabei hatten 12 069 (70,1 Prozent) der Wahlgänger dafür gestimmt, daß künftig pro Semester 90 Mark mehr an Sozialbeitrag erhoben werden solle. Dies soll es Studenten ermöglichen, den Bonner Verkehrsverbund mit ihrem Studentenausweis zu benutzen. Verhandlungen mit dem Verkehrsverbund sollen eingeleitet werden. 4650 (27 Prozent) hatten mit Nein gestimmt. An den Wahlen zum StudentInnenparlament hatten sich nur 45,1 Prozent der Studenten beteiligt.
KOPENHAGEN, 25. Januar. Dänemarks Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen stellte am Montag seine Mitte-Links-Regierung Königin Margarethe und der Öffentlichkeit vor. Rasmussens Vier-Parteien-Koalition hat im Parlament mit 90 von 179 Mandaten eine knappe Mehrheit. Um die Hoffnungen seiner Partner zu erfüllen, mußte Rasmussen die Rekordzahl von 24 Ministern benennen - fünf mehr als im Kabinett des zurückgetretenen Premiers Poul Schlüter. Es ist das erste Kabinett unter sozialdemokratischer Führung nach mehr als zehn Jahren bürgerlicher Regierungen.
Die Sozialdemokraten (71 Mandate) erhalten 15 Plätze im Kabinett, die Zentrumsdemokraten (acht Mandate) vier, die Radikalliberalen (sieben Mandate) drei. Und die Christliche Volkspartei (CVP) bekommt mit ihren vier Mandaten zwei Minister. Mit acht Ministerinnen hat die neue Regierung den bisher höchsten Frauen-Anteil, mit dem 29jährigen CVP-Vorsitzenden Jann Sjursen als Energieminister das bisher jüngste Regierungsmitglied Dänemarks.
Neuer Außenminister ist der 54jährige Radikalliberale Niels Helveg Petersen, der damit bis Jahresmitte auch den Vorsitz des EG-Ministerrates übernimmt. Helveg Petersen, unter Schlüter von 1988 bis 1990 Wirtschaftsminister, war in den siebziger Jahren dänischer Kabinettschef bei der EG-Kommission in Brüssel. Er war maßgeblich an dem dänischen Kompromißpapier nach dem Nein der Dänen beim Maastricht-Referendum beteiligt.
Die "starke Frau" der Radikalliberalen, die bisherige Fraktionschefin Marianne Jelved, ist nun Wirtschaftsministerin, ihre Zentrums-Kollegin Mimi Jakobsen übernimmt das neue Gewerbeministerium. Der frühere sozialdemokratische Parteichef Svend Auken erhält das Umweltministerium. Auch das Finanz- und Verteidigungsministerium werden durch Mogens Lykketoft und Hans Haekkerup mit Sozialdemokraten besetzt. (Weiterer Bericht auf Seite 3)
Auf einen Blick
Seite II Rascheln und "Bellen", aber keine Rehe: Mit Jagdpächter Stehr in aller Herrgottsfrühe auf dem Hochstand. Seite III Es brodelte, zischte und roch verführerisch beim Tag der offenen Tür in der Kästner-Schule in Rodheim. Seite IV Lokalsport: Nauheims Eishockey- Trainer Sindelar konnte nach lang erwarteten Sieg wieder aufatmen.
Im internationalen Rudersport, bislang im olympischen Spitzensport von schwergewichtigen Sportlerinnen und Sportlern repräsentiert, soll sich - wenn es nach dem Internationalen Ruderverband (FISA) geht - demnächst ein Wandel vollziehen. Auf einer Tagung in Budapest wurde jetzt - mit knapper Mehrheit nur, aber immerhin - ein Vorschlag an das Internationale Olympische Komitee (IOC) formuliert, der bei einer eventuellen Durchsetzung geradezu als revolutionär gelten darf. Einschränkend muß vermerkt werden, daß ähnliche Ideen in der Vergangenheit schon an das IOC herangetragen worden waren, dort aber kein Gehör gefunden hatten.
Es geht darum, den Leichtgewichtsbooten größere Aufmerksamkeit zu schenken; der Grundsatz: gewogen und zu leicht befunden, der wie ein Damoklesschwert über jenen Sportlern schwebt, die nicht das nötige "Kampfgewicht" für die Eliteklasse auf die Waage bringen, soll wenigstens insofern aufgeweicht werden, indem zumindest drei olympische Bootsklassen mit Leichtgewichten besetzt werden. Auf der Strecke bleiben sollen von den bisherigen Klassen der Zweier und Vierer mit Steuermann der Männer sowie der Frauen-Zweier. An ihrer Stelle sollen ein Vierer ohne, ein Doppelzweier für Männer sowie ein Dopppelzweier für Frauen aus der Leichtgewichts-Kategorie durch das Wasser pflügen.
Zwar wird schon jetzt in den internationalen Rudergremien bezweifelt, ob die IOC-Programm-Kommission für diese Neuerung "Grünes Licht" gibt, zumal die sich ergebende Präsentation von jeweils zwei Doppelzweier-Klassen auf Unverständnis stoßen könnte. Andererseits hat es in der Vergangenheit bei der Gestaltung von Olympischen Spielen und den einzelnen Wettbewerben bereits viel Ungereimtheiten gegegeben. Erstaunlich wäre es also nicht, wenn ein solcher Vorschlag Gnade vor den Augen der Olympier finden würde, zumal gerade für kleinwüchsigere Athleten aus manchen Entwicklungsländern sich olympischer Lorbeer mit der Neuregelung leichter erringen ließe.
Das gilt wenigstens theoretisch. Denn fraglich bleibt, ob die Chance wirklich gegeben ist oder ob am Ende doch wieder jene Länder die Nase vorne haben, in denen Rudern schon aus Traditionsgründen eine starke Basis hat. Die Idee von einer absoluten Chancengleichheit ist ohnehin eine Fiktion. Und so könnte es am Ende - nicht gewichtsmäßig, sondern rein sportlich gesehen - doch wieder heißen: Gewogen und zu leicht befunden.
ERICH STÖR
FRANKFURT A. M. Bereits im 19. Jahrhundert zog es wie heute viele gestreßte Frankfurter in den nahe gelegenen Taunus, um sich dort im Grünen und bei guter Luft von den Sorgen des Alltags zu erholen. Aus der Sehnsucht nach körperlicher Bewegung in der freien Natur entwickelten sich in den Jahren um 1860 die "Feldbergläufer", die unter der Führung des Frankfurter Turnvaters August Ravenstein regelmäßig in den Taunus, und zwar insbesondere auf den Frankfurter Hausberg, den Feldberg wanderten.
Als Ravenstein 1868 seine Freunde zu einer inzwischen schon zur Gewohnheit gewordenen winterlichen Feldbergbegehung einlud, verband er damit einen Aufruf zur Gründung des Taunusklubs. An einem kalten Wintertag, dem 5. Januar 1868, trafen sich 21 Wanderfreunde früh am Morgen, um den schneebedeckten Feldberg zu besteigen und auf dessen 880 Meter hohem Gipfel im alten Feldberghaus den Taunusklub zu gründen. Dieses Datum war die Geburtsstunde des vereinsgebundenen deutschen Wanderns.
August Ravenstein, er ist auch der Gründer der Feldberg-Turnfeste, hatte ehrgeizige Pläne für seinen Taunusklub: Wegebau, Wegebezeichnung und der Bau von Aussichtstürmen machten zusammen mit dem Sammeln von Mineralien und Pflanzen, der Förderung des Verkehrswesens und der Geselligkeit und dem Ausbau eines wissenschaftlich bedeutsamen Vortragswesens das Programm des Klubs aus. Das Wandern wurde zwar gepflegt, nahm aber tatsächlich nur eine untergeordnete Stellung ein.
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die vielfältigen Zielsetzungen und Arbeitsgebiete des Taunusklubs immer wieder gewandelt: Ab 1880 gewann die Wohltätigkeitsabteilung des Klubs immer mehr an Bedeutung. Schwesternstationen wurden gegründet und zahlreiche notleidende Taunusgemeinden wurden mit Lebensmitteln und Saatgut versorgt.
Im Zeichen des heutigen Wohlstandes in den Gemeinden sind diese Leistungen des Taunusklubs inzwischen nicht mehr nötig. Ähnlich verhält es sich mit den Studenten-, Schüler- und Lehrlingsherbergen, die der Verein ab 1907 im Taunus einrichtete und 1919 dem Deutschen Jugendherbergswerk übertrug.
Weiterhin beständige Eckpfeiler der Vereinsarbeit sind auch heute noch die Pflege des Wanderns in der Gemeinschaft und der Kampf gegen ungerechtfertigte Eingriffe in den Erholungsraum. Dabei spielt die Wegebezeichnung eine wichtige Rolle: Dem Taunusklub und dem unermüdlichen Einsatz seiner Mitglieder ist es zu verdanken, daß die Taunusberge für alle Naturfreunde durch vielzählige Rund- und Wanderwege erschlossen worden sind.
Ein besonderes Bonbon ist der "Limeswanderweg", ein Kultur- und Lehrpfad längs des ehemaligen römischen Grenzwalles, auf dem die Wanderer Landschaft und Geschichte gleichermaßen erfahren und genießen können. aar
GUTLEUT. "Gar nicht erfreut" über die Auflagen des Regierungspräsidenten (RP) Darmstadt bezüglich der "Hüttengrößen" waren die Mitglieder des Kleingärtnervereins (KGV) Gutleut bei ihrer Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Nied. Von einigen Gartenfreunden wird nämlich verlangt, demnächst ihre Gartenlauben wieder zu verkleinern, da "Übergrößen" nicht den Verordnungen entsprechen.
"Wir sind zusammen mit zwei anderen Frankfurter Vereinen von dieser Auflage betroffen und bemühen uns derzeit, zusammen mit der Stadtgruppe Frankfurt und dem Gartenamt eine Stellungnahme zu erarbeiten und somit zu einer Lösung des Problems beizutragen", sagte der Erste Vorsitzende Rolf Huber.
Ein weiterer "Brennpunkt" bei der Jahreshauptversammlung war für die Kleingärtner die Frage nach der "Fäkalienentsorgung". "Wir tun wirklich alles, damit der Boden sauber bleibt", erklärte Huber. Das ehemalige schlechte Image der Kleingärtner als "Giftspritzer der Nation" sei inzwischen überholt. Der KGV Gutleut habe eigene Entsorgungsstellen, in denen die Fäkalien gesammelt würden.
Bei der Wahl des Vorstandes gab es im Gegensatz zum Vorjahr einige Änderungen: Neuer Zweiter Vorsitzender ist Dieter Gottselig, Bernd Vandersee wurde zum Ersten Kassierer gewählt. In ihren Ämtern bestätigt wurden der Erste Vorsitzende Rolf Huber, der Zweite Kassierer Hans Herbold und der Schriftführer Eberhard Arnold.
Zum erweiterten Vorstand gehören die Gartenfreunde Walter Hartan, Jürgen Marschner und Arnold Leja. Als Revisoren fungieren Erika Graf und Gerhart Britz. Neu bestätigt wurden die Gartenbegehungskommission und die Gartenschätzer.
Für 25jährige Mitgliedschaft im Verein konnten Rolf Huber, Georg Plössner, Eberhard Arnold und Hans-Joachim Altwasser die silberne Ehrennadel und eine Urkunde des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner entgegennehmen. Die Jubilare für 30- und 35jährige Mitgliedschaft wurden mit vereinsinternen Ehrungen ausgezeichnet.
Für ihre besonders einfallsreichen Ziergärten wurden rund 20 Kleingärtner mit Urkunden von der Gartenbegehungskommission belohnt. aar
FRIEDBERG. Zwei Einführungskurse in das Textverarbeitungsprogramm "Word" bietet jetzt die Volkshochschule an. Der erste beginnt am Donnerstag, 28. Januar, um 9 Uhr in der Burg 34 in Friedberg. Gezeigt wird an zehn Übungstagen, wie man Tabellen, Textbausteine, Serienbriefe und Formulare erstellt, mit Druckvorlagen arbeitet und etikettiert.
Der zweite Kursus beginnt am 4. Februar. Weitere Informationen gibt es bei der KVHS unter Tel. 0 60 31 / 8 38 41. str
BRUCHKÖBEL. Eine Reise durch das 20. Jahrhundert können die Zuschauer beim Besuch der Altentheatergruppe "Freies Werkstatt Theater Köln" am Sonntag, 31. Januar, 15 Uhr, im Bürgerhaus erleben. Das Stück beginnt, typisch für die Epoche, mit einer Revue.
Bilder aus der Geschichte, aus der Vergangenheit der Akteure, Sequenzen aus ihrem Leben: der erts Kuß, die Kriegs- und Nachkriegsjahre, das "Dritte Reich", Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder . . . Und es wird sogar ein Blick in die Zukunft gewagt.
Karten sind nur im Vorverkauf im Bruchköbeler Rathaus, Zimmer 3 und 6, zum Preis von acht Mark erhältlich. are
BAD HOMBURG. Frauen, die in ihren Beruf zurückkehren wollen, können in einem Ausbildungslehrgang bei der Bad Homburger Akademie FTO (Fremdsprachen - Text - Organisation) ihre Kenntnisse auf den neuesten Stand bringen. FTO bietet die Ausbildungsmaßnahme, die am Mittwoch, 8. Februar beginnt, in Zusammenarbeit mit der Arbeitsamt an.
Neben Kenntnissen in der elektronischen Datenverarbeitung werden auch kaufmännisches Grundwissen, Bürotechnik, aktuelle Briefformulierung und Maschineschreiben am PC vermittelt. Interessierte können sich beim Arbeitsberater oder direkt bei FTO, Dietigheimer Straße 24, Tel. 8 30 11, anmelden. s
cri FRANKFURT A. M. Das Geschäft in den neuen Bundesländern poliert den Jahresabschluß der Horten-Gruppe kräftig auf. In den Büchern stehen bei unveränderter Verkaufsfläche 3,8 Milliarden Mark Umsatz (mit Mehrwertsteuer), was einem Zuwachs von 4,6 Prozent entspricht. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß erstmals der im Osten angesiedelte Horten-Konsument voll enthalten ist. In der Vorperiode war das Unternehmen, an dem die Düsseldorfer zur Hälfte beteiligt sind, erst von Juli an in die Rechnung eingeflossen und hatte damals 362 Millionen Mark beigesteuert. Die Nachfrage im Westen allein hätte zuletzt somit nicht ausgereicht, um Horten ein Umsatzplus zu bescheren.
Die 39 Warenhäuser der Muttergesellschaften verbuchten im vergangenen Jahr mit knapp 2,8 Milliarden Mark 2,3 Prozent weniger Erlös. Enthalten sind in den Daten auch noch 339 Millionen von den 13 Extra-Betrieben, die allerdings rund acht Prozent weniger erzielten als 1991. Zehn dieser Häuser haben die Rheinländer zum Jahreswechsel an Kaufring veräußert. Die verbleibenden Läden in Bremerhaven und Neuss werden in das Stammhaus eingegliedert, die Filiale Dortmund macht im März dicht.
Derzeit stehen - ohne Extra - bei Horten noch 12 865 Leute auf den Lohn- und Gehaltslisten, wobei Teil- auf Vollzeitkräfte umgerechnet wurden.
KARLSRUHE, 25. Januar. Busfahrer sind grundsätzlich nicht verpflichtet, mit dem Anfahren bis zur Platzeinnahme der Fahrgäste zu warten. Nur wenn erkennbar behinderte Menschen einsteigen, trifft den Fahrer eine gesteigerte Sorgfaltspflicht. Mit diesem am Montag veröffentlichten Urteil verneinte der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe die Haftung eines Busfahrers.
Im konkreten Fall war eine 65jährige Frau mit zwei Taschen gestürzt, weil der Fahrer frühzeitig angefahren war (AZ: VI ZR 27/92).
Die Frau erlitt einen Oberschenkelhalsbruch und mußte ein künstliches Hüftgelenk bekommen. Im anschließenden Rechtsstreit machte sie den Linienbusfahrer haftbar; der hätte mit dem Anfahren warten müssen bis sie ihren Sitzplatz erreichte. Denn da er beim Einsteigen ihre beiden Einkaufstaschen gesehen habe, habe er wissen müssen, daß sie sich nicht festhalten konnte. Während das Oberlandesgericht Hamm eine Mithaftung des Fahrers bejahte und der Verletzten fünfzig Prozent ihres Schadens zusprach, hob der BGH das Urteil auf.
Nur wenn der Fahrgast erkennbar behindert, etwa blind oder gehbehindert, sei, treffe den Fahrer eine gesteigerte Sorgfaltspflicht. Allein das Alter von 65 Jahren und das Mitführen zweier Einkaufstaschen genüge jedoch nicht.
Der Fall wurde nach Hamm zurückverwiesen.Neues Programm für Kabelkunden
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Telekom hat gestern das Programmangebot für Kabelanschlußkunden um den deutschsprachigen Fernsehsender VOX erweitert. VOX ist in folgenden Kommunen auf Kanal 8 zu empfangen: Schöneck, Nidderau, Hanau, Maintal, Bruchköbel, Neuberg, Erlensee, Langenselbold, Rodenbach, Seligenstadt, Hainburg und Mainhausen.
Gleichzeitig werden folgende Fernsehprogramme auf geänderten Kanälen gesendet: BR 3 auf Kanal 2, SWF 3 auf Kanal 3 und HR 3 auf Kanal 4. are
MAIN-KINZIG-KREIS. 26 Delegierte des CDU-Landesparteitags, der am kommenden Samstag in Frankfurt eröffnet wird, kommen aus dem Main-Kinzig- Kreis. Damit eröffnet die hessische CDU die "heiße Phase" des Kommunalwahlkampfes. Höhepunkte des Landesparteitages sollen Grundsatzreden von Bundeskanzler Helmut Kohl und CDU-Landesvorsitzendem Manfred Kanther sein.
Zu den Delegierten aus dem Main- Kinzig-Kreis gehören auch: Landratskandidat Hubert Müller, die Hanauer Spitzenkandidatin Margret Härtel, Kreisvorsitzender Aloys Lenz, Bundestagsabgeordneter Richard Bayha, Altlandrat Hans Rüger, Dr. Rolf Müller, Fraktionsvorsitzender im Kreistag, und die beiden Landtagsabgeordneten Martina Leistenschneider und Walter Korn. hok
Kleine FR
Heute Bürger-Treff in Mühlheim MÜHLHEIM. Zur Diskussion über aktuelle Themen wie Umgestaltung der Bahnhofstraße, Altlastensanierung im Pionierpark oder Neubau der Brücke Rodaustraße lädt die SPD für den heutigen Dienstag, 20 Uhr, in die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt an der Fährenstraße ein. Als Gesprächspartner stehen unter anderen Bürgermeister Karl-Christian Schelzke und Fraktionsvorsitzender Reinhold Latzke bereit. Turnhalle gesperrt OFFENBACH. Die Turnhalle der Ernst-Reuter-Schule bleibt wegen dringender Reparaturen in der nächsten Zeit gesperrt. Wer bisher in der Halle trainiert hat und nun ein neues Domizil sucht, sollte das Sport- und Badeamt unter der Telefonnummer 80 65 - 27 24 anrufen. Anmeldung bei der VHS OFFENBACH. Bis zum 5. Februar ist das Anmeldebüro der Volkshochschule (VHS), Kaiserstraße 7, zu anderen Zeiten als üblich geöffnet: Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr und 14 bis 19 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr. Das Frühjahrssemester beginnt am 1. Februar. Hammann zum Wahlkampf OFFENBACH. Über den Kommunalwahlkampf berichtet bei der Mitgliederversammlung der CDU Offenbach-Mitte am morgigen Mittwoch um 20 Uhr der Spitzenkandidat Günther Hammann. Zu der Veranstaltung im "San Marino", Krimmergasse, sind Gäste willkommen. Wald-Show fällt aus STADT UND KREIS OFFENBACH. Die für den 31. Januar geplante Show von Stephan Wald in Ober-Roden fällt aus. Wer Karten bei der Offenbach-Information gekauft hat, kann sie dort zurückgeben.KTC-Tänzer siegten achtmal in Hofheim
FRANKFURT-OST. Tanzgarden, Schautanzgruppen und Solistinnen der Vereine aus dem Frankfurter Osten haben beim "22. Gardetanzsportturnier" des Tanzsportclubs "Grün-Weiß" im 1. Frankfurter Gardecorps in der Stadthalle Hofheim hervorragend abgeschnitten: Acht erste, drei zweite Plätze und ein dritter Rang standen am Ende zu Buche.
Allein fünfmal standen Vertretungen des 1. Karnevalistischen Tanzsport-Clubs (KTC) Bornheim auf dem Siegertreppchen ganz oben. So die "Dancing Stars", die mit 292 Punkten in der Polka-S-Klasse (bis zwölf Personen) gewannen, die "Kojiaks" zweimal als Pokalgewinner in den Konkurrenzen Polka und Gardetanz (über dreizehn Personen). Außerdem die Solistin Nina Weber (Siegerin in der A-Klasse) und das Paar Manuela Chroscz und Stefan Kareiskos, das in der Sonderklasse mit 294 Punkten im Paartanz brillierte.
Zweite Plätze gingen im Charaktertanz an die Garde des KTC (bis zwölf Personen) und an die "Dancing Stars", die im Charaktertanz über dreizehn Personen Silber holten. Verena Keller belegte im Solo der Jugendklasse den dritten Platz. Sandra Schüler kam in der Sonderklasse mit einem vierten Platz zu einem Achtungserfolg für den KTC.
Die Aktiven der Karnevalgesellschaft "Narrhalla" warteten mit drei Pokalsiegen auf. Im Gardetanz der S-Klasse Polka (über dreizehn Personen), bei den Schülerinnen A im Polkatanz und in der S-Klasse Solo durch Nicole Heleine, die es auf das Topergebnis von 297 Punkten brachte. Im Gardetanz Polka (bis zwölf Personen) rundete der 1. Bühnentanzsport-Club Bornheim in der Klasse A die schönen Erfolge ab. dixi
"Wir dokumentieren unseren Anspruch, Regierungsverantwortung zu übernehmen, indem wir Lösungen vorschlagen!" Die CDU-Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl, Petra Roth, präsentierte am Montag ein Konzept ihrer Partei für den Wohnungsbau. Angesichts des anhaltenden Wachstums der Dienstleistungsgroßstadt Frankfurt schlug die CDU drei neue große Wohnquartiere mit insgesamt bis zu 8000 Wohnungen vor. Noch am Nachmittag bescheinigte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) der CDU-Politikerin, daß sie nur "abgekupfert" habe - tatsächlich weise Regierungspräsident Horst Daum (SPD) die drei neuen Wohnviertel im Entwurf des neuen Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) aus. Wentz bestätigte, daß die Stadt den RROP-Entwurf "in den nächsten Wochen intensiv prüfen" wolle - ob SPD und Grüne die Wohn-Standorte befürworten, ließ der Sozialdemokrat offen. Erstes Projekt: Ein Viertel mit 2972 Wohnungen auf 34,67 Hektar Fläche anstelle der geplanten Zoo-Dependance am Niederurseler Hang. Vom Plan eines Außenzoos, der noch zu Zeiten des früheren CDU-Magistrats entwickelt worden war, rückte die Partei ab - Roth: "Wenn es darum geht, ob Elefanten oder Menschen Raum bekommen, entscheide ich mich für die Menschen!" Der Stadt fehle ohnehin das Geld für das 300 Millionen Mark teure Vorhaben Außenzoo - das hatten SPD und Grüne unlängst eingeräumt.
Die vorgeschlagene Wohnbaufläche am Niederurseler Hang erstreckt sich auf Äckern nördlich des Oberurseler Weges und östlich der Autobahn A 5. Zweiter Plan der CDU - und des Regierungspräsidiums: Ein 33,46 Hektar großes Areal südwestlich der Nordweststadt auf Akkerfläche südlich des Paul-Kornfeld-Weges. Hier ließen sich nach Berechnung der Partei 2868 Wohnungen schaffen.
Das dritte Vorhaben betrifft ein zwölf bis 25 Hektar großes Gebiet nördlich der Siedlung Frankfurter Berg zwischen Homburger Landstraße und Autobahn A 661. Je nach Fläche könnten 1000 bis 2200 Wohnungen entstehen. Die größere Variante greift allerdings nach den Worten von Planungsdezernent Wentz "tief in den Grüngürtel ein". Offenbar vergesse die CDU, daß sie den Grüngürtel wolle.
In der Diskussion der jüngsten Monate um das Wachstum Frankfurts und seine Konsequenzen hatte Wentz schon vor Wochen die Notwendigkeit einer neuen "Satelliten-Stadt" mit bis zu 30 000 Einwohnern betont. Der Stadtrat wollte jedoch vor der Kommunalwahl am 7. März keine konkreten Flächen benennen. Roth dazu: "Der Magistrat rückt nicht damit raus, wo er bauen will - wir bekennen Farbe!" Bei allen drei Gebieten schweben der CDU Wohnhäuser mit höchstens drei Etagen vor. Bei einem vierten Areal möchte die CDU das Wohnen erheblich erweitern: Es geht um die "Bürostadt Hemmerichsweg" zwischen Messegelände und Hauptgüterbahnhof. Wo bisher neben 180 000 Quadratmetern Büroraum 300 Eigentumswohnungen vorgesehen sind, drängt die CDU jetzt auf 1000 Wohnungen - zu Lasten der Büronutzung.
Planungsdezernent Wentz zeigte sich über diesen Vorschlag besonders verärgert. Der frühere CDU-Magistrat habe an dieser Stelle ein reines Bürogebiet gewollt, erst in mühevollen Verhandlungen sei es der rot-grünen Römerkoalition gelungen, die 300 Wohnungen zusätzlich zu erreichen. Wenn dies nun der CDU nicht lange, müsse sie sich an ihre eigene Nase fassen.
(Fortsetzung auf Seite 18)
Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Telefon 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung". Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 88: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, Stelldichein im Tivoli".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Telefon 15 45 110: 20 Uhr, Jan Fabre - "Elle était et elle est, même" (Wiederaufnahme).
Kommunales Kinder & Jugendtheater, 59 83 43: 10.30 Uhr, "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, Ferri & Lerri - "Joes Mitmachkonzert" (ab 4 J.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstraße 8: 10 und 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste (Videos).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Telefon 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.
Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Montserrat Caballé.
Sinkkasten, Brönnerstraße 5: 21 Uhr, The Moon.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.
La Bohème Weinkeller, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Wolfgang Güttler's Jazz- Ambassadors.
Irish Pub, Kleine Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads.
Spritzenhaus, Große Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.
Jazzkneipe, Berliner Straße 70: 22 Uhr, Hank English Trio.
Jahrhunderthalle Hoechst, Telefon 36 01 240: 20 Uhr, "Evita" (Musical).
Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Frankfurter Tonkünstlerbund.
Musikhochschule, Eschersheimer Landstraße 29-39: 19.30 Uhr, Chor & Orchester der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Telefon 21 23 04 47: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr, Samstag, 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Telefon 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Telefon 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mittwoch, 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Telefon 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Telefon 2 12 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen n. Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego- Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Telefon 2 12 - 3 50 00: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr; Mittwoch, 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mittwoch, 18 Uhr, Sonntag, 14 Uhr in der Dauer- sowie Mittwoch, 17 Uhr, Sonntag, 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr. Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 2 2 - 3 58 95.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers"; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Telefon 6 06 00: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, Mittwoch, 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Telefon 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Telefon 35 60 07: Sonntag, 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: Sonntag, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung. Chaplin-Archiv, Klarastraße 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Telefon 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BfG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16. 2.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Telefon 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordendstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun- Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstraße 6, Telefon 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstraße 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Telefon 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Telefon 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Samstag, 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstraße 24: Dienstag bis Freitag, 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Telefon 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.). Ausstellungen Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl., 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr, Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr, Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes and Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M. A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Jürgen Kisch (bis 12. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: täglich 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen, Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Montag bis Freitag, 8 bis 18.30 Uhr, "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Montag und Mittwoch, 7.30 bis 13.30 Uhr, Donnerstag, 10 bis 13.30 und 15 bis 18 Uhr, Freitag, 7.30 bis 13 Uhr, "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein- Main-Gebiet (bis auf weiteres).
MAIN-KINZIG-KREIS. Die seit dem Wochenende mit der Verabschiedung des Wahlprogramms eingeleitete "heiße Wahlkampfzeit" der SPD wird morgen, Mittwoch, mit einer Veranstaltung in Anwesenheit von Heidemarie Wieczorek- Zeul fortgesetzt. Die "rote Heidi", Vorsitzende des SPD-Bezirks Hessen-Süd, besichtigt ab 15 Uhr die Räume des Frauenarchivs im neuen Landratsamt in Gelnhausen. Anschließend trifft sie sich mit dem Verein Frauenleben, dem Frauenbeirat des Kreises und der AsF.
Am 3. Februar spricht der Parlamentarische Staatssekretär im hessischen Innenministerium, Christoph Kulenkampff, um 20 Uhr in der Gelnhäuser Stadthalle zum Thema "Innere Sicherheit". Die hessische Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing kommt am 5. Februar zum Spatenstich für einen Kindergarten um 16 Uhr nach Wächtersbach. Ein Besuch im Frauenhaus ist ebenso vorgesehen wie um 20 Uhr eine Veranstaltung in der Stadthalle.
Zum "politischen Aschermittwoch" kommt Ministerpräsident Hans Eichel am 24. Februar um 20 Uhr in die Mehrzweckhalle nach Bruchköbel-Roßdorf. Minister Jörg Jordan ist am 25. Februar gemeinsam mit Lothar Klemm, dem SPD- Fraktionsvorsitzenden im Landtag, ab 15 Uhr im Ostkreis unterwegs. In Wächtersbach ist um 19.30 Uhr eine Abendveranstaltung in der Stadthalle mit dem Minister geplant. Klemm ist am 26. Februar in der Stadthalle Schlüchtern.
Die Jungsozialisten des Kreises laden für den Februar um 20 Uhr zu einer Kulturveranstaltung in die Hanauer "Schweinehalle" ein. Am 28. Februar kommt Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt um 19.30 Uhr zur Wahlparty in die Erlenhalle nach Erlensee.
Die Schlußveranstaltung der Main- Kinzig-SPD findet am 5. März um 20 Uhr in der Hanauer Stadthalle statt. Rednerin ist Finanzministerin Annette Fugmann- Heesing. Zu einer weiteren Kulturveranstaltung laden die Jusos für 6. März ab 20 Uhr in die Klosterberghalle nach Langenselbold ein. are
MAIN-TAUNUS-KREIS. Schnee und Eis - was soll's. Trudelten gestern nachmittag die ersten Flocken an die Scheiben, die Fahrt zur Arbeit soll für Pendler aus dem Kreis trotz widrig-winterlicher Wetteraussichten für die nächsten Tage nicht zur Rutschpartie geraten: Der Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) bietet zusätzliche Züge an. Die rollen zwar schon seit einigen Tagen auf den S-Bahn- Strecken, doch erst jetzt werde das Winterprogramm seinem Namen gerecht.
Von zwei zusätzlichen Anschlüssen profitieren die Hattersheimer. Die S 1 geht werktags in beide Richtungen auf Sondertour. Gen Frankfurt fährt die S- Bahn um 9.05 Uhr in Eddersheim ab. Drei Minuten später macht sie am Hattersheimer Bahnhof Station. Die Endstation Mühlberg erreicht sie um 9.38 Uhr. Auch wer nach Wiesbaden muß, kann auf einen Zusatzzug springen. Der fährt in Hattersheim um 8.54 Uhr ab, hält in Eddersheim um 8.57 Uhr und kommt in der Landeshauptstadt um 9.17 Uhr an. Erweitert ist auch der Fahrplan der S 2. Für einen Vormittagszug ist nicht bereits in Hofheim Endstation, er fährt fortan durch bis Niedernhausen. Die Fahrt von Niedernhausen Richtung Mühlberg geht um 10.08 Uhr ab; die S-Bahn um 8.59 Uhr ab Mühlberg fährt künftig bis zur Endstation in Niedernhausen.
"Wir bringen alles auf die Schienen, was Räder hat", nannte FVV-Pressesprecher Klaus Linek die Devise des Winterfahrplans. Der habe in diesem Jahr seine Eistaufe, löse das Programm "Eis und Schnee" vergangener Jahre ab. Damals seien die zusätzlichen Züge nur nach Bedarf auf die Gleise geschickt worden. Diesmal gebe es den erweiterten Service unabhängig von Wind und Wetter.
Mit den ersten Frühlingstagen soll allerdings Schluß sein mit den Sonderfahrten: Am 12. März endet das Angebot. Falls aber erforderlich, sagte Linek, "lassen wir es bis Ende März laufen". kkü
KAIRO, 25. Januar (AP/dpa/FR). Die ägyptische Polizei hat einem Zeitungsbericht zufolge 20 Mitglieder einer islamisch-fundamentalistischen Terroristenorganisation festgenommen. Wie die Zeitung Al Achbar am Sonntag berichtete, wird die Gruppe verdächtigt, Anschläge auf mehrere ausländische Botschaften sowie auf öffentliche Einrichtungen vorbereitet zu haben. Bei den Verdächtigen habe man Sprengstoff, Waffen und Munition gefunden. Mitglieder der Gruppe hätten einen Lieferwagen geraubt und dessen Fahrer sowie einen anderen Mann umgebracht. Die Gruppe wollte das Fahrzeug bei Aktionen einsetzen, wie es hieß.
Auf das Konto extremistischer Fundamentalisten geht nach Ansicht der Polizei auch die Ermordung von zwei Polizisten, die bei einer Feier für ermordete Kollegen einen Bahnhof in Kairo bewachten. Die beiden wurden am Sonntag niedergeschossen und ihrer Waffen beraubt. Nach Angaben eines Polizeibeamten sahen Augenzeugen, daß nach dem Überfall vier Personen davonliefen.
Damit sind in diesem Jahr in Ägypten bisher drei Personen als Folge terroristischer Aktionen ums Leben gekommen. Im vergangenen Jahr wurden bei Gewalttaten moslemischer Extremisten 80 Menschen getötet und über 133 verletzt.
Die Fundamentalisten wollen das säkulare (weltliche) System in Ägypten beseitigen und einen islamischen Gottesstaat errichten. Üblicherweise richten sich ihre Terroraktionen gegen die Polizei und die koptischen Christen. Im vergangenen Jahr wurden mehrfach Touristen attakkiert, um den Fremdenverkehr lahmzulegen und damit eine Haupteinnahmequelle des Landes zum Versiegen zu bringen. Die Polizei hat während der letzten beiden Monate Hunderte Verdächtige festgenommen und dadurch Vergeltungsaktionen ausgelöst. Die Extremisten haben wegen der explosiven sozialen Lage im Land Zulauf.
Engholm hofft auf "Wahl
gegen rechts" im März SPD-Spitze betont Bedeutung der Entscheidung in Frankfurt
Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Aufmerksamkeit in ganz Europa, vielleicht noch darüber hinaus" findet die Kommunalwahl am 7. März in Frankfurt und Hessen nach Ansicht des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm. An diesem Tag müsse sich zeigen, ob das Engagement vieler Bürger bei Lichterketten und Demonstrationen in ein "Wahlergebnis gegen rechts" umzumünzen sei. Engholm äußerte sich nach der Sitzung des SPD-Bundesvorstandes in Frankfurt. Das Gremium sprach sich gegen den "Solidarpakt" der CDU/FDP-Bundesregierung aus, es befürwortete eine Anhebung der Einkommensgrenzen im sozialen Wohnungsbau und einen Stopp der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. OB Andreas von Schoeler erklärte vor dem SPD-Vorstand, seit 1989 seien in Frankfurt "Baugenehmigungen für über 12 000 Wohnungen erteilt und 10 000 Wohnungen neu errichtet" worden. Zur Unterstützung des Wahlkämpfers von Schoeler traten in der Zeil-Galerie "les facettes" auch Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) und die SPD- Bezirksvorsitzende Hessen-Süd, Heidemarie Wieczorek-Zeul, vor die Mikrofone. Am Abend standen bei Versammlungen in Fechenheim und Sindlingen der frühere SPD-Bundesvorsitzende Hans-Jochen Vogel und die bayerische Landeschefin Renate Schmidt dem Oberbürgermeister zur Seite.
Ministerpräsident Eichel rief dazu auf, die Kommunalwahl in Frankfurt und Hessen zu einem "Zeichen für Toleranz und Gewaltfreiheit" zu machen. Es gelte, endlich das Kommunalwahlrecht für Ausländer durchzusetzen. Von Schoeler sagte, von Frankfurt als der ersten Wahl "nach den Morden von Mölln" müsse das Signal ausgehen, "daß Rechtsextremisten keine Chance haben".
Einen eindeutigen Schwerpunkt setzten die Sozialdemokraten bei der Wohnungspolitik. Engholm erklärte, die Situation in Frankfurt sei beispielhaft dafür, daß der soziale Wohnungsbau heute nicht mehr die Menschen beherbergen könne, für die er eigentlich gedacht sei. Der SPD-Bundesvorsitzende sah eine "schreiende Ungerechtigkeit" darin, daß sich ein Polizist oder eine Krankenschwester in Frankfurt keine frei finanzierte Wohnung mehr leisten könnten - sie zugleich aber zuviel verdienten, um Anspruch auf eine Sozialwohnung zu besitzen.
Von Schoeler nannte den Beschluß des SPD-Bundesvorstandes gegen die Wohnungsumwandlung "ermutigend für Frankfurt". Es brauche jetzt "schnell eine (Fortsetzung auf Seite 24)
Besuchern und Ausstellern der "Premiere '93", die vom 30. Januar bis 3. Februar auf dem Messegelände stattfindet, bietet der FVV ein Messegast-Ticket. Der Fahrschein kostet für das Stadtgebiet einschließlich Flughafen 20 und für das gesamte Verbundgebiet 35 Mark. Das Ticket ist im Hauptbahnhof (Messeschalter), am FVV-Schalter in der B-Ebene Hauptbahnhof, bei der Messe-Information am Flughafen sowie auf dem Messegelände zu erhalten.
Auch den Fans von Galaxy Frankfurt bietet der FVV ein Kombiticket an, wenn am 30. Januar in der Festhalle Indoor Football Premiere hat und gleichzeitig das "Rock 'n' Roll Football-Festival" ansteht. Die Eintrittskarte gilt als Fahrschein zur Festhalle und zurück. gang
Es war ein Heimspiel vor imposanter Kulisse, da kann man schon einmal einen Nadelstich anbringen. Vor allem, wenn er so fein ist, daß einer schon ein wenig eingeweiht sein muß in die internen Kabalen der CSU, um ihn richtig zu verstehen. Eine Partei wie die CSU, sagt ihr Vize Edmund Stoiber vor rund 2000 dichtgedrängten Gästen beim Neujahrsempfang der Miesbacher CSU in Wildbad Kreuth, mitten in seinem eigenem Stimmkreis, eine Partei wie die CSU, "die darf nicht Von Peter Fahrenholz (München) nur ein Finanzausschuß werden". Das Wort vom Finanzausschuß hat erst vor wenigen Tagen eine Rolle gespielt in einer Sondersitzung des CSU-Vorstandes.
Da hat sich nämlich der ehrgeizige Umweltstaatssekretär Otto Zeitler, der gerne Parteichef im CSU-Bezirk Oberpfalz werden möchte, nach der Rede von Theo Waigel zu Wort gemeldet und süffisant bemerkt, er komme sich vor, als säße man hier im Finanzausschuß des Bundestages und nicht im CSU-Vorstand. Da wird Theo Waigel vermutlich seine buschigen Brauen zusammengezogen haben, ein Tiefschlag, wieder einmal, elegant verpackt und noch nicht einmal von einem aus der allerersten Garnitur.
Hämische Bemerkungen wie diese haben zur Zeit Konjunktur in der CSU. Angesichts niederschmetternder Umfragen beginnen die Zweifel im Parteivolk zu wachsen, ob man mit dem Führungsduo Theo Waigel/Max Streibl noch gut bedient ist. Während Waigel noch zugute gehalten wird, er verzehre sich in seinem schwierigen Amt als Finanzminister, verdrehen auch führende Parteimitglieder beim Namen Streibl häufig nur noch verzweifelt die Augen oder flüchten sich in bissigen Sarkasmus. Streibls Auftritt auf der Kreuther Klausurtagung der Landtagsfraktion habe wieder einmal unter dem Motto "Es gilt das gestotterte Wort" gestanden, höhnt ein Abgeordneter über den Regierungschef, der es 1992 auf eine kaum glaubliche Serie politischer Pannen gebracht hat.
Während das Führungsduo mattes Licht verbreitet, strahlt ein Stern in der CSU jetzt schon seit geraumer Zeit um so heller: der von Edmund Stoiber. Innenminister ist er, Parteivize und Leiter der Grundsatzkommission, die am Entwurf für ein neues CSU-Programm feilt. In einer dieser Eigenschaften oder einer Kombination von ihnen reist Stoiber unablässig übers Land. Während Waigel in Washington ist, in Moskau oder in Bonn, alles Orte, die für den gewöhnlichen CSU-Funktionär nicht der Nabel der Welt sind, füllt Stoiber die Säle von Aschaffenburg bis Garmisch. Er bilanziert und prognostiziert, differenziert und faßt zusammen, mahnt und warnt, spitzt zu und wiegelt ab - zu jedem nur denkbaren Thema. Und schlägt, anders als in seinen politischen Flegeljahren, die Leute in seinen Bann. In Kreuth beim Neujahrsempfang hätte man während der Rede Stoibers eine Stecknadel fallen hören können, obwohl er eigentlich nichts aufregend Neues erzählt hat. Der Miesbacher CSU-Kreisvorsitzende Jakob Kreidl strahlt nach dem beifallumrauschten Auftritt seines Stargastes aus allen Knopflöchern seines Trachtenanzuges und verrät im Zwiegespräch ohne Umschweife seinen persönlichen Wunsch, der vermutlich von den meisten der 2000 Festgäste uneingeschränkt geteilt wird: "Mei, mir tät'n uns ja so sehr wünschen, daß er unser Ministerpräsident wird."
Solche Huldigungen sind schon erstaunlich bei einem Mann, der lange Zeit als die Inkarnation des politischen Wadenbeißers gegolten hat. Stoiber war in den Augen der Öffentlichkeit der Büchsenspanner von Strauß, der vor keiner verbalen Entgleisung zurückschreckte und das Konto im Übereifer dabei häufig genug überzog. Eine Karikatur aus jenen frühen Jahren bringt das unnachahmlich auf den Punkt. Sie zeigt einen vom Pulverdampf geschwärzten und zerzausten Stoiber, der neben einer von einem Rohrkrepierer zerborstenen Kanone steht und seinem Chef Strauß dennoch tapfer "Volltreffer" meldet. 1983, auf dem Höhepunkt der CSU-internen Auseinandersetzungen um den von Strauß eingefädelten Milliardenkredit, verhinderte nur eine trickreich ausgelegte Geschäftsordnung, daß Stoiber aus dem CSU-Vorstand flog. Auf dem Parteitag 1991 hingegen sammelte Stoiber bei der Wahl zum Vize mehr Stimmen als Theo Waigel bei der Wahl zum Vorsitzenden. "Heute", sagt Edmund Stoiber, "bin ich ein Stück CSU-Repräsentanz, das war nicht immer so".
Bei seinem politischen Lernprozeß hat Stoiber nicht zuletzt sein immenser, häufig mit einer Portion Erschrecken bewunderter Fleiß geholfen. Sein Staatsekretär Günter Beckstein hat einmal das Bonmot in Umlauf gebracht, wenn man Stoiber eine "schlanke Nackte und eine dicke Akte" ins Bett lege, würde er sich für den Leitzordner entscheiden. Mit dieser Eigenschaft hat sich der Jurist in zahlreiche Themen eingearbeitet. Im Kabinett Streibl ist Stoiber mit Abstand der kompetenteste Minister, und wenn die CSU zu irgendwelchen Gesprächen Stoiber schickt, müssen sich die anderen auf harte Verhandlungen gefaßt machen. Bei den Bonner Asylverhandlungen gab auf Unionsseite nicht Innenminister Rudolf Seiters oder Fraktionschef Wolfgang Schäuble den Ton an, sondern Edmund Stoiber. Bei der jüngsten Klausurtagung der Landtagsfraktion hat, folgt man den Schilderungen überwältigter Parteifreunde, nur einer den Gang der Dinge bestimmt. "Jede vierte oder fünfte Wortmeldung: Stoiber, kompetent, präzise, gut vorbereitet, super", schwärmt einer. Ohne Stoiber könne man die Regierungsmannschaft von Streibl getrost vergessen, urteilt ein Fraktionskollege. "Des Kabinett kannst in der Pfeife rauchen, da hast aber bloß an kurzen Zug."
Hinzu kommt, daß sich Stoiber in der eigenen Partei längst vom Image des rechten Law-and-Order-Mannes befreit hat, das ihm öffentlich noch immer anhaftet. Wohnungsbau, Mieterschutz, Familienpolitik - überall hat sich Edmund Stoiber engagiert. "Beim Streit um die Kappungsgrenze, mei, da stand ich fei fast ganz allein", erinnert er sich. "In einigen Bereichen ist der Stoiber eher links", sagt Günter Verheugen, der neue Sprecher der bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten. Der Sozialdemokrat kennt Stoiber noch aus gemeinsamen Tagen als Generalsekretär, Verheugen damals unter Genscher für die FDP. Seine sozialpolitische Affinität sei in der CSU "hinreichend bekannt", sagt Stoiber und reagiert mit sichtlichem Ärger auf den ständigen Versuch, ihn als rechten Flügelmann der CSU abzustempeln. "Das sind Leute, die keine Ahnung haben."
Dazu müßte dann wohl auch Parteichef Waigel zählen. Der hatte kurz vor Weihnachten, als erste Meldungen kursierten, Stoiber könne Ambitionen auf den CSU- Vorsitz haben, in einem Hintergrundzirkel ohne Umschweife erklärt, das Gesamtspektrum der CSU würde am besten von ihm selbst verkörpert. Stimmt das? Edmund Stoiber kneift die Augen zusammen wie immer, wenn ihm eigentlich etwas Heftiges auf der Zunge liegt, und meint dann nur: "In Form und Stil mag das stimmen, inhaltlich mit Sicherheit nicht." Sein politisches Credo ist, daß die CSU eine "Politik für die kleinen Leute machen" müsse. Der Entwurf für das neue Grundsatzprogramm trägt die Überschrift: "Dem Gemeinwohl verpflichtet". Stoiber hat sie selbst erfunden.
Auch auf einem anderen Feld waren es nicht Waigel oder Generalsekretär Erwin Huber, sondern der vermeintliche Rechtsausleger Stoiber, der für die CSU Pflöcke eingeschlagen hat. Die strikte Absage an jede Zusammenarbeit mit den Republikanern wird von Stoiber mit geradezu missionarischem Eifer geführt. Offenbar hat es hinter den Kulissen in der CSU um diese Frage eine weit heftigere Auseinandersetzung gegeben als bisher bekannt. Der schwankende Teil mit Ministerpräsident Streibl an der Spitze, der damit liebäugelte, die Schönhuber- Truppe durch Umarmung aufzusaugen, mußte mühsam auf Kurs gebracht werden, Stoiber hat dabei angeblich mit persönlichen Konsequenzen gedroht. Eine Koalition mit den Republikanern sei "das Ende der CSU", glaubt Stoiber. "Das wäre noch viel schlimmer als eine Ausdehnung, die CSU wäre damit eine rechte Partei, wir würden international am Pranger stehen."
Keine Frage, wachsende Teile in der Partei wollen, daß Stoiber ganz nach vorne kommt. Der Beste solle endlich der Erste werden, entweder als Ministerpräsident oder als Parteichef oder als beides. Doch genauso ausgeprägt wie die Sehnsucht nach straffer Führung, nach einem, der sagt, wo es langgeht, ist das Bedürfnis nach Harmonie in der bayerischen Christenunion. Ein Führungswechsel, auf welchem Posten auch immer, würde zu Eruptionen führen, davor haben die meisten Angst. Keiner mag den Königsmörder spielen. Andererseits wächst der Druck auf Stoiber, das hat auch Waigel längst erkannt. "Der nimmt das ernst", bestätigt ein Waigel-Gefolgsmann. Stoiber selber hält sich bedeckt, illoyal mag er nicht erscheinen. Andererseits weiß auch er, daß der Griff nach der Macht oft nur in einer winzigen Zeitspanne möglich ist, dann ist die Chance vertan. "Der Zeitpunkt", sagt Edmund Stoiber und versucht dabei geduldiger zu wirken, als es seinem Naturell entspricht, "kommt, oder er kommt nicht."
Die anhaltende Häme von SPD undGrünen, sie verfüge über kein erkennbares politisches Konzept, muß Petra Roth zugesetzt haben. Gar zu auffällig betonte die CDU-Spitzenkandidatin jetzt, daß sie mit eigenen Überlegungen "in die Offensive" gehe. Wenn sich am Ende bewahrheitet, daß Roth nur im Entwurf des neuen Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) "abgekupfert" hat, wäre das peinliche Bestätigung für ihre Gegner.
Aber zweifellos verfolgte sie politisches Kalkül dabei, gerade jetzt die Frage neuer Wohnviertel, neuer Satellitenstädte gar, wieder aufzuwerfen. Die CDU-Politikerin weiß wohl, daß die Koalitionspartner SPD und Grüne über das Wachstum Frankfurts heftig zerstritten sind. Hier Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der einen Farbe bekennen neuen Siedlungsschwerpunkt auf Akkerfläche befürwortet, dort Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne), der Freiraum und Grüngürtel verteidigen möchte.
Dieser Konflikt wird erst in neuen rot-grünen Koalitionsverhandlungen im Detail auszutragen sein - wenn denn die Wähler ein neues rot-grünes Bündnis wollen. Um den Bürgern die Entscheidung zu erleichtern, sollte der Planungsdezernent aber noch vor der Wahl am 7. März sein Konzept zu Frankfurts Wachstum offenlegen.
Bei seiner fachlich geforderten Stellungnahme zum Raumordnungsplan geht es nämlich um Entscheidungen, die das Lebensumfeld vieler Frankfurter verändern können. Es drohen neuer Straßenbau, neuer Autoverkehr, weitere Versiegelung von Grün - da wollen die Menschen schon wissen, vor wessen Haustür wieviel Wohnungen gedacht sind. Für Wentz gilt, was Roth vorgab: Farbe bekennen.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
BAD HOMBURG. Zwei Aquarelle mit den Titeln "Ostpreußischer Sommer" und "Frühlingshoffnung" und ein Ölbild "Herbstimpression", gemalt von Ursel Dörr, sollen hungernden Menschen im früheren Ostpreußen und in der Stadt Kaliningrad, ehemals Königsberg, in Rußland helfen: Die Bilder werden meistbietend verkauft und vom Erlös Lebensmittel für die Hungernden angeschafft.
Die Bilder sind bis zum 12. Februar in der Volksbank-Filiale, Louisenstraße 85, ausgestellt. Wer eins davon kaufen möchte (Mindestangebot 300, 350 und 500 Mark), kann in der Bank sein Preisangebot vormerken lassen, die Meistbietenden erhalten die Bilder. Wer spenden möchte, ohne ein Bild zu erwerben, kann seinen Beitrag auf das Konto Nr. 826 111 (BLZ 501 900 00), Stichwort "Ostpreußen", bei der Frankfurter Volksbank überweisen.
Initiatorin der Hilfsaktion ist Diana Dörr, die 22jährige Tochter der Malerin. Schon im Dezember hat die Jurastudentin einen Hilfstransport organisiert und begleitet: 350 Weihnachtspäckchen, 300 Kilogramm Babynahrung, gestiftet von der Firma Milupa, Medikamente, Kleidung und drei Tonnen Mehl wurden verteilt. Weitere Lebensmittelhilfe für die Leute in der Exklave um Kaliningrad, die durch Polen (zu dem der südliche Teil des ehemaligen Ostpreußen gehört) und Litauen von Rußland getrennt ist, ist dringend erforderlich, hat Diana Dörr gesehen: Nudeln und Zucker, Brühwürfel und Öl werden vor allem gebraucht, dringender noch als Kleidung und Schuhe.
Pfarrer Kurt Beyer im ehemaligen Königsberg ist Ansprechpartner für die Familie Dörr bei den Hilfsaktionen; er sagt: "Leider gibt es keine gebrauchten Lebensmittel, sonst wäre die Chance für die Versorgung der Menschen etwas größer." Die Zahl der Bewohner in dem Gebiet im nordwestlichen Rußland steigt: Viele Deutschstämmige aus Kasachstan suchen hier eine neue Heimat, aber sie haben zur Zeit nicht das Nötigste zum Leben. In der zweiten Februarhälfte soll wieder ein LKW mit Hilfsgütern auf die 1400-Kilometer-Reise geschickt werden. Bis dahin können auch Sachspenden bei Familie Dörr, Bad Homburg, Saalburgstraße 95, Tel. 06172 / 31512, täglich 15 bis 18 Uhr, abgegeben werden. nau
Im Blickpunkt: Weltweite Bundeswehreinsätze Einigung außer Reichweite
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, daß sich Regierung und SPD-Opposition auf eine Grundgesetzänderung über künftige weltweite Einsätze der Bundeswehr einigen. Der Vorschlag der Koalition ist bei den Sozialdemokraten auf strikte Ablehnung gestoßen. Dennoch wird in der SPD darüber nachgedacht, ob und wie man bei den kommenden parlamentarischen Gesprächen und in der Verfassungskommission zu verhandlungsfähigen Formulierungen kommen kann, ohne die eigene Position aufzugeben. Was sich anhört wie die Quadratur des Kreises, sieht auch Günther Verheugen, Koordinator der SPD für dieses Thema in der Verfassungskommission, sehr skeptisch. Der Widerspruch zwischen Regierung und Opposition, sagt er, liege eben darin, daß die Koalition die Bundesrepublik militärisch "interventionsfähig" machen wolle, unabhängig von den Vereinten Nationen. Die SPD bestehe dagegen darauf, daß allein die UN das Recht haben dürfen, weltweit Maßnahmen anzuordnen und durchzuführen.
Nur bei der Formulierung einer Grundgesetzänderung zugunsten der Beteiligung an friedenserhaltenden Maßnahmen, also sogenannten Blauhelmeinsätzen, sehen die Sozialdemokraten Spielraum. Denn zum einen hat es bisher nie eine präzise und verbindliche Definition gegeben, was ein Blauhelmeinsatz ist. Zum anderen sind "die Grenzen fließend" geworden, wie Verheugen sagt. Der traditionelle "friedenserhaltende" Einsatz, bei dem UN-Truppen einen Waffenstillstand überwachen, ist längst durch vielfältige Formen abgelöst worden, die sich oft am Rande begrenzter Kampfeinsätze bewegen können. Das gilt für Jugoslawien wie für Kambodscha, wo die UN das ehrgeizige Ziel verfolgen, die Kriegsparteien zu entwaffnen und das Land komplett neu aufzubauen.
Diesen neuen Einsatzformen wollen die Sozialdemokraten Rechnung tragen. Auf ihrem Parteitag Ende 1992 haben sie darum zu den Blauhelmmissionen auch die "Absicherung humanitärer Aktionen zum Schutz der Zivilbevölkerung, von Hilfslieferungen und Waffenstillständen, UNO- Schutzzonen und -Mandatsgebieten" gezählt. Unsicherheit herrscht in der SPD-Führung darüber, ob allen Delegierten auf dem Parteitag klar war, daß dieser erweiterte Blauhelm-Begriff im Einzelfall Kampfmaßnahmen einschließt.
Für die Gesetzesberatung hat der Beschluß der SPD auf jeden Fall Verhandlungsspielraum eröffnet. Verheugen glaubt, daß man den seit Sommer 1992 vorliegenden SPD-Antrag auf Änderung des Grundgesetzes, der die Bundesrepublik darauf verpflichtet, den "Vereinten Nationen Angehörige der Streitkräfte nur für friedenserhaltende Maßnahmen ohne Kampfauftrag" zur Verfügung zu stellen, nun um Kriterien ergänzen könnte, die dem erweiterten Blauhelm-Begriff des SPD-Parteitages entsprechen.
Solche Kriterien könnten sich aus einer Debatte darüber ergeben, wie die Bewaffnung der jeweiligen Truppen aussehen muß, wie "Kampfauftrag" definiert wird und wie eine deutsche Beteiligung an ein UN-Mandat gebunden wird. Da Verfassungen gemeinhin nicht zur Regelung von Detailfragen dienen, kann Verheugen sich eine Kombination aus Grundgesetzänderung und "Entsendegesetz" vorstellen. Wie auch immer die Formulierungen aussehen könnten, eines wollen die Sozialdemokraten auf jeden Fall ausschließen: Kampfeinsätze nach Art des Golf-Krieges oder des Eingreifens in Somalia. Über eine Beteiligung Deutschlands an interventionistischen Maßnahmen nachzudenken ist die SPD erst bereit, wenn eine UN- Reform sicherstellt, daß solche Aktionen nur unter UN-Dach und UN-Kommando stattfinden.
Da dies aber vorerst eine Illusion ist, und die Koalition keine Bereitschaft zeigt, von ihrer Forderung nach weltweiten, auch von den UN unabhängigen Militäreinsätzen abzurükken, sehen die Sozialdemokraten kaum Einigungsmöglichkeiten. So wird aus Sicht der SPD das passieren müssen, was Verheugen "unglücklich" nennt: Das Verfassungsgericht in Karlsruhe muß entscheiden. Eine umfangreiche Debatte über die deutsche Außenpolitik nämlich, die Kriterien für ein Eingreifen in anderen Ländern und die Rolle der Vereinten Nationen, wie Verheugen sie sich wünscht, wäre im Gericht gar nicht mehr möglich.
MARTIN WINTER (Bonn)
HEIDE PFARR, hessische Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, wird am heutigen Mittwoch, 27. Januar, Hainburg besuchen und sich um 18 Uhr im Simeonstift in Klein- Krotzenburg umschauen. Anschließend referiert sie in einer Veranstaltung der SPD im Restaurant "Zagreb" in Hainstadt über das Thema Pflegeversicherung. Beginn wird um 20 Uhr sein. ttt
ERWIN HUBER, CSU-Generalsekretär, ist prominenter Gast beim Haspelessen des CDU-Ortsverbandes Urberach am heutigen Mittwoch, 27. Januar, um 20 Uhr im Urberacher Gallusheim. ttt
KLAUS KÖLPIN, nicht nur Personalratsvorsitzender bei der Stadtverwaltung von Rodgau und ebendort Leiter des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch ambitionierter Freizeit-Segler, widmet sein Augenmerk den Wikingern. Er hat mehrfach Haithabu besucht, die südlichste Handelsmetropole des nordischen Volkes bei Schleswig, hat auch dessen Spuren auf der Schlei, der Treene und Eider sowie auf Nord- und Ostsee nachvollzogen. Seine Eindrücke und Erkenntnisse teilt Klaus Köplin einem interessierten Publikum in einer Veranstaltung der Volkshochschule am Donnerstag, 4. Februar, im Casino der Rodgau-Bank mit. Beginn ist um 20 Uhr. ttt
Hinter der Forderung des italienischen Sozialistenführers Bettino Craxi, eine eigene Parlamentskommission zur Untersuchung der Parteienfinanzierung innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre einzuberufen, steckt eine offene Drohung. Unausgesprochen sagt der bisher einzige Parteiführer der Regierungskoalition, den die Mailänder Richter in der uferlosen Schmiergeldaffäre unter Anklage stellen wollen: Nicht nur ich, sondern alle haben sich aus dem großen Topf bedient.
Niemand in Italien glaubt, daß die Spitze der Democrazia Cristiana beim Weg durch den Korruptionssumpf ihre Weste reinhalten konnte, auch wenn weder Forlani noch Andreotti vor den Kadi zitiert wurden. Im Gegenteil! Lange Zeit galt die katholische Mehrheitspartei, wohl zu Recht, als die Hüterin eines Systems, in dem Gefälligkeitsdenken und Vetternwirtschaft den Ton angaben. Seit einem Jahr erst bricht die mit Geduld und List aufgebaute Struktur in sich zusammen, sogar im Süden Italiens.
Zwar haben die Untersuchungen der Mailänder Richter, an ihrer Spitze der unerbittliche Antonio Di Pietro, die Wiederherstellung einer politischen Moral zum Ziel, die schon vor langer Zeit verlorengegangen ist. Aber gleichzeitig könnte der Prozeß gegen alle Schuldigen die traditionellen Parteien aushöhlen, noch ehe es den gesunden Kräften gelingt, sie zu reformieren. In Rom befürchten viele, Bettino Craxi werde zum endgültigen Einsturz der morschen Strukturen aktiv beitragen, wenn er keine Chance mehr sieht, seine eigene Haut zu retten.
sir (Rom)
Wenn die Bundesregierung Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe wie vorgesehen kürzt, dann können künftig auch Besserverdienende, die ihren Arbeitsplatz verlieren, zu Sozialhilfeempfängern werden. Darauf haben die Grünen im Römer aufmerksam gemacht. Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski bezeichnete das Bonner Sparpaket als "Liste der Grausamkeiten". Teile der Frankfurter Bevölkerung würden objektiv verelenden, wenn die Bonner Pläne verwirklicht würden, meinten Sikorski und die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, Martina Schmiedhofer.
Schmiedhofer nannte als Beispiel eine Familie mit zwei Kindern, die vom Netto- Einkommen des Mannes in Höhe von 4172 Mark und 200 Mark Kindergeld lebt: Die Miete für die Wohnung betrage 1000 Mark. Wenn der Ernährer arbeitslos werde, erhalte die Familie im ersten Jahr 2837 Mark netto (plus Kindergeld), also 68 Prozent des vormaligen Nettoeinkommens. Würde das Arbeitslosengeld um ein Prozent gekürzt, bekäme die Familie nur 2795 Mark.
Ein Jahr später, wenn statt des Arbeitslosengeldes nur noch Arbeitslosenhilfe gezahlt werde, verschlechtere sich ihre Situation weiter: Gegenwärtig würde ihr die Bundesanstalt für Arbeit 2420 Mark (58 Prozent) überweisen, bei einer Kürzung von einem Prozent wären es nur noch 2378 Mark. Damit würde das Familieneinkommen bereits unter das gesetzliche Existenzminimum rutschen. Sie hätte Anspruch auf 20 Mark Sozialhilfe und 281 Mark Wohngeld, rechnete Schmiedhofer vor.
Diese Rechnung werde nur deshalb nicht aufgehen, weil auch beim Wohngeld und bei der Sozialhilfe gestrichen werden soll. Schmiedhofer geht allerdings davon aus, daß die dreiprozentige Kürzung der Sozialhilfe, die bislang im Gespräch ist, nicht umgesetzt wird: "Diese drei Prozent entsprechen etwa einem Tagessatz. Eine Untersuchung der Fachhochschule hat gezeigt, daß der Sozialhilfesatz schon jetzt nur für zwei Drittel des Monats reicht." Statt dessen werde es vermutlich Einschränkungen bei den Sonderzuschlägen für Kranke, Alte und Schwangere geben. Der Regelsatz für Sozialhilfeempfänger liegt bundesweit bei 510 Mark - "egal ob jemand in Frankfurt oder im Bayrischen Wald wohnt".
Auch die bundesweit einheitliche Regelung beim Wohngeld, das um sechs Prozent gekürzt werden soll, gehe an der Frankfurter Realität, die durch Wohnungsnot und teure Mieten gekennzeichnet sei, vorbei. Nach Angaben der Grünen wurden 1991 an 22 200 Personen beziehungsweise Haushalte Wohngeld gezahlt. Die Zahl der Sozialhilfeempfänger sei von 44 000 (1991) auf 50 000 (1992) gestiegen. Die Zahl der von den Bonner Sparplänen ebenfalls betroffenen Arbeitslosen betrage derzeit rund 28 000. Schon jetzt komme jeder zehnte Arbeitslose mit seinen Mietzahlungen in Verzug, sagte Sikorski. ft
MAIN-KINZIG-KREIS. Die letzte Kreismitgliederversammlung der Grünen vor den Kommunalwahlen soll am Dienstag, 9. Februar, 20 Uhr, in der Reinhardskirche in Hanau-Kesselstadt beginnen. Nach Ankündigung geht es auch um die Vorstellung des Wahlprogramms.Weiter gibt der Vorstand einen Rechenschaftsbericht. Auch benötigt der neue Ortsverband der Grünen in Freigericht Startkapital. Zu den Finanzanträgen zählt der Wunsch des KDV-Teams Hochstadt auf eine Beihilfe in Höhe von 2000 DM. hok
Die Karten sind verteilt, die Entscheidungen gefallen: Nach der teilweise von Mißtönen begleiteten Intendantenwahl, nach der Aufregung um die als gewalttätig angegriffenen Fernsehfilme "Die Terroristen!" und "Amok" ist beim Südfunk in Baden-Baden wieder Ruhe eingekehrt. Kurt Rittig, bei der Intendantenwahl Peter Voß mit nur einer Stimme unterlegen, wurde auf Voß' Vorschlag hin für weitere vier Jahre als Fernsehdirektor bestätigt, der Chefredakteur des Hörfunks, Peter Frei, wurde zum neuen Hörfunkdirektor gewählt. Voß, der über die SWF-Interna ständig auf dem laufenden gehalten wird, hatte nach seiner Wahl den ausdrücklichen Wunsch geäußert, "mit der bewährten Führungscrew des Südwestfunks weiterzuarbeiten", was sicher nicht unwesentlich zum vergleichsweise guten Betriebsklima in Baden-Baden beiträgt; jedenfalls sieht man den Herausforderungen der Zukunft relativ gelassen entgegen.
Eine dieser Aufgaben wird sicherlich der (bereits verabschiedete) Haushalt darstellen: Den Aufwendungen für das Jahr 1993 in Höhe von 912 Millionen Mark stehen Erträge in Höhe von 885 Millionen Mark gegenüber. Eine im Oktober des vergangenen Jahres ins Leben gerufene "Arbeitsgrupppe Strukturreform", die sich allerdings nach wie vor im Zustand der Gründung befindet und bislang auch erst zweimal getagt hat, soll sich vor allem mit der Organisationsentwicklung des SWF beschäftigen. Eine Arbeitsgruppe, die Strategien programmlicher Natur erarbeitet, existiert bislang noch nicht; mit entwaffnender Offenheit gesteht ein SWF-Hauptabteilungsleiter: "Wir wissen nicht, wohin wir wollen."
Natürlich steht der Südwestfunk mit seiner Ratlosigkeit im Reigen der ARD- Anstalten nicht allein da, im Gegenteil; ohne Häme, aber doch mit einer gewissen Beruhigung blickt man nach Frankfurt und Stuttgart, wo finanziell ganz andere Zu-, richtiger: Mißstände herrschen. Dennoch besteht nach allgemeiner Übereinstimmung kein Grund zur Zufriedenheit. "Der SWF ist gewarnt", ist die übereinstimmende Feststellung; zwei, drei Jahre, so galubt man in Baden-Baden, seien nötig, um der Herausforderung des dualen Rundfunksystems mit schlüssigen Konzepten zu begegnen - spät sicherlich, aber im Gegensatz zu manch anderem Sender vielleicht nicht zu spät.
Erste Schritte wurden bereits getan: Die neuerliche Refomierung der Struktur des gemeinsam mit dem Saarländischen und dem Süddeutschen Rundfunk veranstalteten dritten Fernsehprogramm soll mit ihrem verstärkt regionalisierten Charakter verlorengegangenes Publikum zurückerobern (Südwest drei wies im vergangenen Jahr von allen dritten Programmen die schlechtesten, teilweise gegen null tendierenden Einschaltzahlen auf). Weitere Schritte können ohne Hektik durchdacht werden. Dazu zählt unter anderem eine auf den Südwesten beschränkter Modifizierung des sogenannten Struve-Plans: In einem Gedankenspiel reduzierte ARD-Programmdirektor Günter Struve die verschiedenen Dritten auf ein Gesamtprogramm mit Landesfenstern. Übertragen auf den Südwesten bedeutete dies eine Zusammenarbeit der bisherigen Südwest-3-Kooperationspartner, ergänzt um den Hessischen Rundfunk, zu dem bereits seit Jahren Arbeitskontakte verschiedenster Art bestehen; in Frankfurt aber ziert man sich und pocht unverändert auf Autonomie - auf lange Sicht und erst recht nach dem verfassungsgerichtlichen Werbeverbot für die dritten Programme möglicherweise nur eine Frage der Finanzen.
Aber auch so bieten sich dem Südwestfunk nicht wenige Ansatzmöglickeiten für den Rotstift - zum Unwillen der jeweils betroffenen Abteilung. Denn neben kategorischen Forderungen die ARD-weit gelten und teilweise recht drastisch ausfallen - Streichung der Mittel für 1 plus, völliger Verzicht auf die teuren Sportartikel Tennis und Fußball, Umsetzung des Struve-Plans zumindest in Teilaspekten, Schließung der Sender in Bremen und Saarbrücken - werden in inoffiziellen Stellungnahmen auch Einrichtungen des eigenen Hauses aufs Korn genommen: Die SWF-SDR-Kooperation beim gemeinsamen Hörfunkprogramm S2 Kultur beispielsweise habe mitnichten zu einer Halbierung der Kosten geführt; von "zweimal 13 Millionen Mark" ist die Rede - die Kooperation hätte demnach nicht eine Mark eingespart. Und daß das Bundesland Baden-Württemberg gleich mit acht Hörfunkprogrammen versorgt werde, halten SWF-Mitarbeiter für einen "nicht haltbaren Zustand".
Prinzipiell aber fühlt man sich dennoch auf dem richtigen Weg. Wolfgang Tinnefeldt, Leiter der Baden-Badener Intendanz, bekräftigt: "Das öffentlich-rechtliche System hat auf alle Fälle eine Überlebenschance", wenn auch "sicher nicht in dieser strukturellen Ausformung", wie sie im Augenblick sicher zu Recht kritisiert werde. Tinnefeldt ist sich im klaren darüber, daß jene Floskeln, mit denen mancher der ARD-Oberen die Krisenzeiten zu bewältigen versucht ("Reform an Haupt und Gliedern"), leichter gesagt als getan seien.
Gleichzeitig aber führt die selbst für Optimisten unübersehbar gewordene Existenzbedrohung der öffentlich-rechtlichen Sender in Baden-Baden zumindest zu ungeahnter Solidarität. Tinnefeldt jedenfalls stellt mit Befriedigung fest, daß sich selbst ausgesprochene Opponenten des neuen Intendanten dem demokratischen Wahlergebnis beugen und bereit sind, mit Peter Voß zum Wohle des Südwestfunks an einem Strang zu ziehen.
TILMANN P. GANGLOFF
FECHENHEIM. Tempo 30 und ein Überholverbot sollen zukünftig in der Bebraer und der Wächtersbacher Straße im nördlichen Fechenheim gelten. Einen Antrag mit dieser Forderung brachte die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) gemeinsam mit den Grünen in der vergangenen Sitzung gegen die Stimmen der CDU auf den Weg. Beide Grundnetzstraßen führen durch das sogenannte Cassella-Wohngebiet. Dennoch werde dort oft mit hoher Geschwindigkeit gefahren und selbst an Fußgängerüberwegen gefährlich überholt, klagt die SPD. In den vergangenen Wochen sei es deshalb zu mehreren Verkehrsunfällen gekommen. Mindestens ein Kind wurde dabei schwer verletzt.
Das unvernünftige Verhalten der Autofahrer gefährde die Bürger im nördlichen Fechenheim "bei Leib und Leben", urteilt die SPD in der Begründung ihres Antrags. Eine Begrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde, die zudem "konsequent überwacht" werden müsse, sei eine "zwingende Notwendigkeit". Die Sozialdemokraten sehen in dem Tempolimit außerdem eine Ergänzung zu der bereits beschlossenen Tempo-30-Zone Fechenheim Nord, die die Wohnstraßen nördlich der Wächtersbacher Straße umfaßt.
"Die Menschen sollen sich dort sicher fühlen", forderte auch Peter Reinwart (SPD), der bis vor kurzem Ortsvorsteher des Bezirks 11 war. Auch er habe beobachtet, daß auf der Wächtersbacher Straße "mit hoher Geschwindigkeit durchgebrummt" werde. Zudem sei die "Mode eingerissen", den Bus der Linie 44 auf der Gegenfahrbahn zu überholen, wenn dieser gerade halte, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen. "Die Disziplinlosigkeit der Autofahrer", ärgerte sich Reinwart, "ist nicht mehr feierlich".
Während die Grünen im Ortsbeirat den Antrag "voll unterstützen", wie Thomas Dorn erklärte, lehnte die CDU die Forderungen der SPD ab. Sowohl Wächtersbacher als auch Bebraer Straße seien wichtige Erschließungswege für das Fechenheimer Industriegebiet, sagte Wolfgang Bodenstedt (CDU). Tempo 30 werde dort nur zu Staus führen. Er prophezeite, daß die Autos dann erst recht durch die Wohnstraßen fahren werden, um die "verstopften" Straßen zu umgehen. gap
MÜHLHEIM. An der Zulassung der Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" zur Kommunalwahl ist nicht mehr zu rütteln. Wie Vorsitzender Heinz Hölzel mitteilt, konnten in drei Tagen von den Mitgliedern schon 150 Unterstützerunterschriften gesammelt werden. Nötig gewesen wären gemäß Wahlgesetz nur 74. Dieses Ergebnis zeige auch, daß die Grünen und ihr Fraktionssprecher Hans-Georg Klauer falsch lägen, wenn sie behaupteten, die "Bürger für Mühlheim" hätten nur kalten Kaffee in neuen Kannen anzubieten. Die Wählergemeinschaft habe mehr Mitglieder als die Grünen, behauptet Hölzel und weist Klauers Kritik zurück, man sei nur auf Pöstchen aus. pmü
SECKBACH. Die Gärten am Rande des Huthparks in Seckbach sollen weiterhin Wasser aus der städtischen Leitung erhalten, aus der sie bisher versorgt wurden. Hierfür setzt sich der Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) ein. Einstimmig beschlossen die Stadtteilpolitiker in der vergangenen Sitzung einen Antrag der SPD-Fraktion, die reparaturbedürftige Leitung, die das Garten- und Friedhofsamt stillegen will, "funktionsfähig herrichten" zu lassen.
Damit reagierte der Ortsbeirat auf ein Schreiben der betroffenen acht Gärtner, die sich gegen ihre geplante "Trockenlegung" wehren. 1976 hatten sie "eigenhändig und auf eigene Kosten" unter der Aufsicht des Gartenamtes eine 80 Meter lange Wasserleitung durch den Huthpark gelegt. Die Rohre verbinden ihre Gärten mit einer städtischen Hauptleitung, die in einem Schacht mit Wasseruhr angezapft wird. Die letzten 50 Meter dieser Hauptleitung sollen nicht weiterbetrieben werden. Wie es in einem Schreiben des Gartenamtes vom vergangenen November heißt, habe eine Untersuchung der Leitung ergeben, daß diese sich in einem "überholungsbedürftigen Zustand" befinde. Das Geld für die "umfangreiche und kostenintensive Instandsetzung" will die Behörde jedoch sparen. Schließlich nutze die Stadt diese Leitung selbst nicht, weshalb auch kein "Interesse an deren Fortbestand" bestehe.
Ein weiterer Grund, warum das Garten- und Friedhofsamt den Gärtnern "den Hahn zudrehen" will, ist deren angeblich hoher Wasserverbrauch. 6000 Kubikmeter, so habe die Behörde sie wissen lassen, seien "in diesem Jahr nicht zurechenbar". Tatsächlich habe die Wasseruhr im vergangenen Jahr für die acht Gärten einen Verbrauch von nur 214 Kubikmetern angezeigt.
Die städtische Leitung wird allerdings noch von einer Reihe anderer Gärten angezapft. Deren Wasser läuft nicht über eine Uhr, der Verbrauch wird pauschal abgerechnet. In einem Brief an das Gartenamt äußerten die acht Gärtner vom Huthpark daher die Vermutung, daß ein großer Teil des Wassers aus der umstrittenen Leitung auf andere Parzellen geflossen ist.
"Wenig Verständnis" haben sie außerdem dafür, "daß Versäumnisse der Stadtverwaltung" bei der Wartung der Leitung "einseitig zu Lasten des Bürgers" gehen sollen. Dieser Meinung ist man auch im Ortsbeirat. Es könne nicht angehen, daß Bürger Geld für einen selbstfinanzierten Fortsetzung auf Seite 5
Der Föderalismus ist eine sinnvolle, bewährte und schützenswerte Sache. Man sollte ihn nicht leichtfertig aufgeben oder aushöhlen, etwa weil der Zentralismus volks- oder betriebswirtschaftlich mehr abwirft. Aber auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme. Es gibt Fälle, in denen die sonst vernünftige Gewaltenteilung zwischen Bund und Ländern überstrapaziert wäre. Dann wirkt sie eher hinderlich und kontraproduktiv.
Ein Beispiel dafür droht die Börsenaufsicht in Deutschland zu werden, auf die sich nun die Fachminister der Länder und das Haus Waigel verständigt haben. Das Kompromißkonzept ist weder Sekt noch Selters. Es birgt vielmehr die große Gefahr, daß die bisher unzureichende Kontrolle der Wertpapiergeschäfte auch künftig wenig effizient ausgeübt wird. Diese könnte nämlich leicht unter dem Mischmasch von Kompetenzen leiden, das durch den gestrigen Beschluß geradezu programmiert ist. So soll zum einen ein eigenständiges Bundesaufsichtsamt für das Wertpapierwesen geschaffen werden, aber zum anderen will man die Kontrollfunktionen der bisher, soweit es die Rechtsaufsicht betrifft, allein zuständigen Länder "wesentlich" erweitern. Schließlich werden die Börsen selbst in die Überwachung des Handels einbezogen.
Eines steht fest: Mit dem Tohuwabohu von Aufgaben und Befugnissen wird eine dreistellige Zahl neuer Arbeitsplätze geschaffen, wogegen ja grundsätzlich nichts zu sagen ist, zumal weitgehend nicht die Steuerzahler, sondern die Börsen - und damit letztlich die Anleger - nach dem Verursacherprinzip die Kosten tragen müssen. Äußerst fraglich ist aber, ob so eine wirkungsvolle, also Nepper, Schlepper und Bauernfänger abschreckende sowie international akzeptierte und damit die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Finanzplatzes stärkende Aufsicht möglich wird. In dem Kompetenzwirrwarr drohen sich eher die Kontrolleure zu verheddern als die Übeltäter, auf die das Konzept zielt.
Die "Krönung" der ganzen Sache ist indes ein Beschluß, der nicht gefaßt wurde: der über den Sitz der neuen Bundesbehörde. Nicht einmal eine Absichtserklärung gibt es dazu. Das heißt: Da solche Einrichtungen nach dem Willen der Föderalismuskommission in den neuen Ländern angesiedelt werden sollen, wird allen Ernstes nicht ausgeschlossen, daß das künftige Aufsichtsamt aufgrund einer "politischen" Entscheidung zum Beispiel in Frankfurt an der Oder sitzen könnte statt am Main, wo etwa 70 Prozent der deutschen Börsengeschäfte laufen und wo es deshalb im Interesse der Marktnähe hingehört.
Das alles mutet reichlich realitätsfremd an, und dazu paßt denn auch der zweite Beschluß der Konferenz, mit dem vor einer Konzentration der Aufträge auf einen Markt gewarnt und der Erhalt der Regionalbörsen angemahnt wird. Natürlich haben die Minister recht, wenn sie auf die wichtigen Funktionen der sieben (in Zukunft mit Leipzig vielleicht sogar acht) kleineren Märkte hinweisen. Doch sosehr man dies bedauern mag: Der Appell geht völlig an der Wirklichkeit vorbei. Er wird die Großbanken kaum beeindrucken. Die haben die Weichen längst in Richtung Computerhandel gestellt, und der Zug dorthin ist abgefahren. Es kann nur noch darum gehen, gemeinsam den Fahrplan für alle Beteiligten halbwegs passend zu gestalten und jedem einen angemessenen Platz anzubieten. ski
In Frankfurter Hotels und Pensionen bleiben immer mehr Betten unberührt: Von Januar bis Oktober 1992 nahm die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 175 720 oder sechs Prozent ab. Wie das Verkehrsamt mitteilte, gab es in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres 2,76 Millionen Übernachtungen, von Januar bis Oktober 1991 waren es noch 2,94 Millionen. Gleichzeitig verzeichnet die Statistik ein leichtes Minus bei der Gästezahl. Sie sank um 25 194 Personen oder 1,6 Prozent.
Der Trend zum Sparen, der sich schon Mitte des vergangenen Jahres abzeichnete, hat sich damit fortgesetzt. Ausländer, gut 50 Prozent aller Besucher, zog es nicht mehr so oft an den Main. vo
SAARBRÜCKEN. Neue Leiterin des Saarbrücker Festivals um den Max- Ophüls-Preis ist die langjährige Mitarbeiterin Christel Drawer. Aber Albrecht Stuby, dessen Erfinder, kann natürlich sein Kind selbst in den Jahren der Pubertät nicht ganz zur Adoption freigeben, wo es um dessen Charakter geht. Und so lieferte Stuby, der es gemeinhin nicht auf Provokation anlegt, gleich zur Eröffnung eine Ehrenerklärung für Erich Honecker, der über die Kulturbürokratie der DDR hinweg die Aufführung von Filmen beim Ophüls-Festival ermöglicht hatte.
Nun mag man über die Enge dieser Perspektive streiten. Aber die Eilfertigkeit, mit der der Saarländische Rundfunk mahnend relativierte, daß dies ja auch ein Stück Kulturpolitik gewesen sei, als wären gute Entscheidungen dadurch desavouiert, daß sie auch politisch sind, zeigte einmal mehr, wie feige staatshörig unsere öffentlich-rechtlichen Anstalten reagieren. Wir werden in Zukunft darauf zu achten haben, ob unsere TV-Berichterstatter die Ansicht äußern, Dank an ein Unternehmen, das einem Museum ein Bild schenkt, sei eine "überflüssige Geste", weil dies ja Teil der Firmenwerbung sei.
Die alljährlichen Trendaussagen über den Zustand des deutschsprachigen Films, die eher Börsenberichten gleichen als einer seriösen Kunstkritik, sind des Artig marktbewußt halb so belanglos, weil sie nie deutlich machen, wo der Nullwert liegt. Wo die Hollywood-Konfektion zum Maßstab wird, kann dem deutschsprachigen Film keine Gerechtigkeit widerfahren.
Daß solche inadäquaten Maßstäbe angelegt werden - daran sind freilich die Filmemacher nicht immer unschuldig. Ohne Not lassen sie sich bei der Wahl des Genres, stilistisch und auch mit Zitaten und Anspielungen, auf ein Feld ein, auf dem sie nicht konkurrenzfähig sind, Die Besinnung auf europäische Traditionen, auf das Experiment, den Minderheitenfilm jenseits der Ware Film: darin besteht die Chance für deutsche, österreichische, Schweizer, luxemburgische Filmemacher, dahin müßte ihr Ehrgeiz sich richten.
Eine Filmförderung, die als Kunstförderung gelten will, verpflichtet geradezu zum Experiment. Aber ein großer Teil der Filmemacher gibt sich artig marktbewußt und kommt damit jenen entgegen, die Filmeförderung ohnedies als Wirtschaftsförderung begreifen und durchsetzen wollen. Und so gab es auch in Saarbrücken wieder einmal jede Menge mißlungene Versuche, das amerikanische Genrekino zu imitieren, dann biedere Werke, die in Bild und Dramaturgie der geläufigen Fernsehästhetik folgen.
U. Rogalla blieb mit seinem "Gemordeten Pferd" nach Motiven von Hans Henny Jahnn der einzige im Wettbewerb, der ein Risiko einging, an dem er freilich ehrenhaft scheiterte. Der hermetischen, anspielungsreichen Reflexion über Macht und Gewalt, die sich offenbar an Vorbildern wie Pasolini und Jarman orientiert, gelingt es nicht, einen Rhythmus zu finden, der den Zuschauer in den Bann zu schlagen vermag.
Es spricht allerdings manches dafür, daß solche Versuche für die Entwicklung der Filmkunst wichtiger sind als thematisch bedeutsame, formal aber konservative Filme wie etwa "Langer Gang" von Yilmaz Arslan, der durch Gesinnung ersetzen, was an ästhetischer Inspiration fehlt.
Erstmals nahmen in diesem Jahr auch luxemburgische Filme am Wettbewerb teil, und mit "Dammentour" lieferte Paul Scheuer gewiß den professionellsten Beitrag. Der nicht chronologisch aufgebaute Film beginnt als Komödie und endet als Krimi. Die knappen, pointierten Dialoge, die auch sinnfällig ins Bild gesetzte ironische Kritik an den Ritualen der Geldgesellschaft erinnern an den Kanadier Denis Arcan. "Das Leben ist ein Roman", sagt einer der Protagonisten, "und die Psychiatrie interpretiert ihn."
Für die Österreicher ist das Leben absurdes Theater, aber der interpretierende Psychiater ist nie sehr fern. Sowohl David Rühm mit seiner "Flucht" wie auch Michael Schottenberg mit "Averills Ankommen" scheinen Samuel Beckett neu erfinden und dem frühen Polanski nacheifern zu wollen. Was aber einmal seinen historischen Platz hatte, was heute noch zu verstehen sein mag als Gegenreaktion auf einen allzu platten Realismus, gerät rasch in Gefahr, prätentiös Bedeutsamkeit zu suggerieren, die nicht eingelöst wird, weil die Gedanken zu blaß und banal sind.
Vielleicht ist Götz Spielmann nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung. Mit seinem ersten abendfüllenden Spielfilm "Vergiß Sneider!" drehte er 1987 ein allerdings vorzügliches Exemplar dieses Genres. Sein zweiter Film, "Erwin und Jlia", ließ fürchten, daß er seinen Frieden mit dem Kommerz gemacht habe. Nun legte er mit "Der Nachbar" in Saarbrükken eine bemerkenswerte Arbeit vor, die man als Synthese seiner vorausgegangenen Filme begreifen könnte. Im realistischen Wiener Vorstadtmilieu spielt die Geschichte vom Werben eines alten Mannes um eine schöne junge Prostituierte, die die Abgründe hinter der jovial- freundlichen Fassade des Wiener Kleinbürgertums bewußtmacht.
Margareta Heinrich, ebenfalls aus Österreich, drehte nach der Erzählung von Ingeborg Bachmann "Ihr glückliche Augen". Dieser Film über eine Frau, die zugrunde gehen muß, wenn sie die Welt in ihrer tatsächlichen Häßlichkeit sieht, hätte überzeugen können, wären Margarete Heinrich durchweg inspirierte, atmende Bilder gelungen, wie sie sie zum Teil für die Traumsequenzen fand.
Vom anderen Ende des deutschsprachigen Raumes, aus Friesland, kamen "Frankie, Jonnie und die anderen". Es scheint einen spezifisch norddeutschen Humor zu geben, der Hans Erich Viets Spielfilmerstling mit den Filmen von Detlev Buck verbindet. Viets vergleichsweise unaufwendiger Film darüber, wie aus Langeweile Gewalt entsteht, ist ein vorbildliches Beispiel dafür, was der deutsche Film leisten kann, wenn er sich seiner spezifischen Möglichkeiten besinnt. Zu den Qualitäten seiner Jungengeschichte gehört die Genauigkeit des Hinschauens.
Handwerklich geradezu überwältigend ist auch "Der olympische Sommer" von Gordian Maugg. Mit einer Kamera aus dem Jahre 1936 drehte er die Schwarz- Weiß-Geschichte eines Fleischergesellen, der eine Affäre mit einer älteren Frau hat und dann, durch ein Versehen, ins Gefängnis kommt. Ein Fluchtversuch scheitert, weil sich die Liebenden nicht mehr erkennen.
Diese Geschichte ist mit Dokumentarfilmmaterial aus den Jahren des Nationalsozialismus montiert. Es gibt aber keinerlei Verbindung zwischen der Fiktion und dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. Darin äußert sich, so scheint es, eine neue deutsche Unbefangenheit. Es ist eine Generation herangewachsen, für die Bilder aus den dreißiger und vierziger Jahren ästhetisches Spielmaterial sind wie andere auch.
Der diesjährige Max-Ophüls-Preis ging, für die meisten Festivalbesucher unerwartet, an das luxemburgische Drogendrama "Hochzäitsnuecht" von Pol Cruchten. Die Jury sprach von "Kino pur", "bigger than life" und der "hinreißenden Familiär-spießig Leinwandpräsenz der Hauptdarsteller". Wer bei dieser stilistischen Melange, die offenbar sprachlich imitiert, was viele Filme in Saarbrücken auf der Leinwand durcheinanderwarfen, an Eisenstein oder René Clair, an Fritz Lang oder Fellini, an Orson Welles oder Jeanne Moreau denkt, befindet sich freilich auf der falschen Fährte.
Den Preis des saarländischen Ministerpräsidenten, der keine Gelegenheit vorübergehen ließ, ohne unter dem Beifall des Publikums auf ein "Hamburger Gerüchtemagazin" zu replizieren, erhielt Hans-Erich Viet für "Frankie, Jonnie und die anderen".
Das Max-Ophüls-Festival hat auch in seinem vierzehnten Jahr seine Überschaubarkeit nicht verloren. Es ist ein regionales Publikumsfestival mit überregionaler Ausstrahlung in den deutschsprachigen Raum. Die familiäre Atmosphäre möchte man auch in Zukunft nicht missen. Sie birgt freilich jene Gefahr in sich, die immer dort nistet, wo die Familie allzusehr unter sich bleibt: daß das Festival auf die Dauer eng und ein wenig spießig wird. Das zu verhindern, bedarf es neuer Ideen. THOMAS ROTHSCHILD
sir ROM, 25. Januar. Bettino Craxi, der unter dem schweren Verdacht steht, an zahlreichen Bestechungsfällen mitgewirkt zu haben, will den Platz des ersten Sekretärs der sozialistischen Partei nicht räumen. Vor der Entscheidung der Deputiertenkammer über die von der Justiz geforderte Aufhebung seiner Immunität geht er sogar zum Gegenangriff über, indem er eine parlamentarische Untersuchung der Parteienfinanzierung "der letzten zehn, am besten der letzten 20 Jahre" fordert. Die Ermittlungen gegen ihn und andere Politiker, die im Verdacht stehen, Schmiergelder kassiert zu haben, nennt Craxi "phantasievolle Kombinationen, Manipulationen und Fälschungen, die sich nicht gegen die tatsächlichen Fälle von Mißbrauch richten, sondern gegen das gesamte Parteiensystem".
Bei fast allen Parteien stößt Craxis Plan, das zwielichtige Finanzierungssystem vor den Augen der Öffentlichkeit zu analysieren, auf Widerspruch. Der christdemokratische Fraktionsführer Gerardo Bianco befürchtet, die schon weit fortgeschrittenen Bemühungen, die Parteienfinanzierung zu reformieren, könnten durch eine solche Initiative zunichte gemacht werden. Emanuele Macaluso von der "Demokratischen Linken" vertritt dagegen die Ansicht, die geforderte Untersuchung werde den Eindruck erwecken, das politische Rom wolle von den strafrechtlichen Ermittlungen ablenken. Francesco Speroni, Fraktionsführer der "Lega Nord", mutmaßt, Craxis Vorgehen könne doch nur den Sinn haben, Affären unter den Teppich zu kehren. Nur der neofaschistische Parteiführer Gianfranco Fini hofft, eine Untersuchungskommission könne auch die Verstrickungen anderer Regierungsparteien herausfinden.
Der Sozialist und ehemalige Flughafendirektor Giovanni Manzi kehrte als Gefangener nach Mailand zurück, nachdem die Dominikanische Republik ihn ausgewiesen hatte. Im Sommer war ihm die Flucht nach Mittelamerika gelungen, bevor Carabinieri einen Haftbefehl wegen Korruption gegen ihn vollstrecken konnten. (Kommentar auf Seite 3)
OSTEND. Ungewöhnlich war das Konzert in der Neuen St. Nicolai-Kirche in vielerlei Hinsicht: Nicht nur, daß die Kombination Orgel und Gitarre selten zu hören ist - es standen auch zwei Uraufführungen auf dem Programm, und die Komponistin Mariangeles Sanchez Benimeli spielte selbst den Gitarrenpart.
Organist Andreas Schmidt gab dem Publikum zu Beginn eine kurze Einführung. Ein nützlicher, aber nicht unbedingt nötiger Vortrag: "Lamento - Dialogo" und "Llamada del Paraiso" sind keine schwer verständlichen Werke. Das "Lamento", ein Klagegesang über den Psalmvers "Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel", strömte elegisch dahin. Meditation statt Dramatik, Musik, die fast improvisiert klang. Doch waren Orgel und Gitarre in komplizierter Polyrhythmik verschränkt: Die Instrumente spielten verschiedene Rhythmen zur selben Zeit.
Wer an spanische Musik denkt, hört unwillkürlich eine Gitarre, die einen feurigen Flamenco spielt. Obwohl die Spanierin Mariangeles Sanchez Benimeli seit 25 Jahren in Berlin lebt und dort an der Hochschule für Musik lehrt, sind die volkstümlichen Wurzeln ihrer Musik unüberhörbar. So im zum ersten Mal aufgeführten "Lamento", der "Improvisacion sobre la tumba de Heitor Villa-Lobos" für Gitarre solo und in "Oracion" (Gebet).
Anders die zweite Uraufführung des Konzerts. "Llamada del Paraiso", der Ruf aus dem Paradies, war von eigenartigem, beinahe "japanischem" Charakter. Der Grund ist einleuchtend: Die Komponistin stützte sich vor allem auf die pentatonische (fünfstufige) Tonleiter, die auch Element der mittel- und ostasiatischen Musik ist. Das dreisätzige Werk für Orgel und Gitarre ist zwar nicht unoriginell, es erschien gegenüber den übrigen, spanisch geprägten Stücken aber schwächer.
Robuster und moderner als in den "sanften" Stücken der spanischen Musikerin ging es in Tomas Marcos "Naturaleza muerta con guitarra" zu. Verschiedenste Zupf- und Klopftechniken wurden von der Gitarristin verlangt. Auf Melodien hofften die Zuhörer vergeblich, Töne setzten sich kaleidoskopartig, beinahe willkürlich zusammen.
Um das Publikum nicht allzusehr zu verschrecken, spielte Andreas Schmidt zwischendurch gute deutsche Barockmusik: das Präludium e-Moll von Nikolaus Bruhns und Johann Sebastian Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-Dur (BWV 564). Selten klingt Bruhns Präludium so farbig und abwechslungsreich wie in der Interpretation Schmidts, und auch das große C-Dur-Werk Bachs gelang dem Kantor der Neuen St. Nicolai-Kirche transparent und virtuos. ECKART BAIER
Thermalbad im Stahlkorsett: Mitte des Jahres soll das Bewegungszentrum in Bad Soden-Salmünster wieder eröffnet werden. Aufräumarbeiten im Schutzanzug: Fast Tag und Nacht und an Wochenenden werden die Brandschäden beseitigt. (FR-Bilder: Markus Miorandi)
Er war mehr als ein Ersatz: Für den wegen Krankheit verhinderten Michel Plasson, der das Konzert der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Alten Oper hätte dirigieren sollen, sprang Marc Soustrot ein, Leiter der Oper im französischen Nantes und Chef des Orchestre Philharmonique des Pays de la Loire und als Gastdirigent auch mit dem rheinland- pfälzischen Orchester vertraut. Die sehr unterschiedlichen Stücke des Programms waren bei ihm in guten Händen.
Soustrot dirigierte Debussys einleitende sinfonische Dichtung "Prélude à l'après-midi d'un faun" auswendig: befreit vom Zwang des Umblätterns hatte er freie Hand, das Orchester zu führen, und er tat dies sehr bewußt und sehr suggestiv, als formte er die Musik mit seinen Händen. Das Orchester sprach darauf an und brachte die sinnlichen Farbeffekte, Lichtreflexe und Stimmungen in Debussys genialer Partitur zu voller Wirkung.
Ganz im Gegensatz zu Debussys delikater und feinnerviger Instrumentation arbeitet Robert Schumann viel stärker mit dem Gesamtklang des Sinfonieorchesters; das romantische Ideal der Klangverschmelzung ist hier noch nicht von impressionistischer Feinzeichnung abgelöst: Auf Debussy folgte Schumanns selten gespieltes Violinkonzert in d-Moll aus dem Jahr 1853, in dem der Geiger Yehudi Menuhin zu Recht die fehlende Brücke zwischen den Violinkonzerten von Mendelssohn und von Brahms erkannt hat.
Das Konzert war Schumanns letzte kompositorische Arbeit vor dem Ausbruch seiner Geisteskrankheit, und so war man sehr schnell bei der Hand, künstlerische Minderwertigkeit zu unterstellen. Der Geiger Joseph Joachim, der dem Komponisten die Aufführung schon zugesagt hatte, sorgte mit Schumanns Witwe Clara dafür, daß das Konzept in der Schublade verblieb. Auch nachdem es 1937 unter recht kuriosen Umständen zu seiner ersten Aufführung kam, blieb es ein Stiefkind der Violinvirtuosen, und so konnte ein Kenner des Werkes erst kürzlich zu dem Urteil kommen, man warte immer noch "auf eine kompetente, den Intentionen des Komponisten folgende Interpretation".
Viel spricht dafür, daß in Kolja Blacher, dem Solisten des Abends, ein solcher Interpret gefunden ist. Das Konzert ist schwierig für die Geige, bietet aber wenig Gelegenheit, sich freizuspielen und als Virtuose zu glänzen; es gibt nicht einmal eine Kadenz für den Solisten. Vielmehr gilt es, aus den vielen schnellen Tönen des Violinparts die große Linie herauszuarbeiten und sich ins sinfonische Zusammenspiel mit dem Orchester einzuordnen. Blacher gelang dies hervorragend, wie selbstverständlich - obwohl es alles andere als selbstverständlich ist. Den Violinpart, der insgesamt recht tief liegt, gestaltete er mit einem warmen, fast bratschenhaften Timbre.
Es verwundert nicht, daß Soustrot hier die Noten zu Hilfe nahm. Das Orchester, wiederum souverän geführt, spielte das ungewohnte Stück mit adäquater Sensibilität; dies galt gleichermaßen für den ersten Satz mit seiner atmosphärischen Gespaltenheit zwischen dramatischem d- Moll-Hauptthema und lyrischem zweiten Satz mit seinen vertrackten synkopischen Verschachtelungen wie für den festlich-freundlichen dritten mit seinen fliegenden Wechseln in der melodischen Führung zwischen Orchester und Soloinstrument. Nach dieser Aufführung sollte man sich wirklich allmählich ernsthaft auf das Stück einlassen.
Die Häufigkeit, mit der Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" in der Alten Oper erklingen, zeugt hingegen nicht unbedingt für die Phantasie der Programmgestalter. Doch die Popularität dieses Werkes scheint ungebrochen. Die einzelnen Stücke sind nicht allzu lang, dafür abwechslungsreich; die Situation des Promenierens von einem Bild zum nächsten mit längerem oder kürzerem Verweilen ist "wie aus dem Leben gegriffen"; sie regt die Phantasie des Hörers an und läßt ihr dabei doch viel Raum. Und so nehmen auch konservative Musikliebhaber hier unter Umständen Schroffheiten in Kauf, die sie sonst als häßlich ablehnen würden. Maurice Ravels Orchesterbearbeitung von Mussorgskis Original wirkt allerdings leicht zu gekonnt, zu elegant und damit zu glatt.
Vor der Aufführung indes verblaßten solche Einwände. Soustrot brachte es fertig, die harschen Diskrepanzen zwischen lauten und leisen, prunkvollen und innigen, anmutigen und häßlichen Farben, die Nuancen von Schaudern, Wehmut und Witz, die sich in den "Bildern einer Ausstellung" finden, zu voller Wirkung zu bringen. Wiederum erlebte man ein auswendiges und enorm plastisches Dirigat, das beim bewußten Zuschauen das Verständnis der Musik noch vertiefte, einen sensiblen Umgang, zumal mit Schlußtönen, Pausen, Übergängen. Das Orchester ging - bis auf einen einzelnen Hornkiekser - gut und scheinbar problemlos mit und kostete Ravels meisterhafte Instrumentation sichtlich aus. Nur bei dem "Ballett der Küken" wirkten die Holzbläser etwas angestrengt.
Trotz mehrfacher Rufe gab es keine Zugaben an diesem Abend. Das mag man bedauern. Sie hätten allerdings den Nachklang einer großartigen Aufführung zerstört. ANDREAS HAUFF
BUTZBACH. Insgesamt zehn EDV- Kurse und Weiterbildungslehrgänge bietet der Förderverein der Berufsschule in Butzbach in diesem Jahr an.
Eine Einführung in das computerunterstützte technische Zeichnen mit dem CAD-Programm beginnt am Montag, 8. Februar. Mit der CNC-Technik (Produktion) beschäftigt sich ein weiterer Kursus, der am Dienstag, 2. März, beginnt. Die Grundlagen dieser Technik vermittelt ein weiterer Kursus, der am 27. April beginnt. Tags darauf kann man pneumatische Kenntnisse erwerben.
Grundlagen der Elektropneumatik werden ab Mittwoch, 15. September, vermittelt und Einblicke in die Schweißverfahren ab 27. September. Einen Tag später beginnt eine Fortbildungsveranstaltung über das Computerbetriebssystem MS- DOS. Drehen und Fräsen sind die Hauptthemen eines Kursus der am 28. September startet.
An den Lehrgängen, für die eine relativ geringe Gebühr erhoben wird, kann jeder Interessierte teilnehmen. Die Teilnehmerzahl ist jedoch auf zwölf begrenzt. Alle Lehrgänge finden in der Butzbacher Berufsschule in der Emil-Vogt-Straße 8 statt und beginnen um 15 Uhr; alle weiteren Termine werden gemeinsam von den Teilnehmern festgelegt.
Auf Wunsch können auch weitere Kurse, wie beispielsweise Kurse für die Programmiersprachen Basis oder Pascal, durchgeführt werden, wenn für einen Lehrgang mindestens zehn Anmeldungen vorliegen.
Weitere Informationen gibt die Schulleitung der Berufsschule Butzbach in der Emil-Vogt-Straße 8 (Tel. 0 60 33 / 26 38, Fax: 0 60 33 / 1 64 97). str
FRANKFURT A. M. Das Werk der Vernichtung ist eine Sisyphusarbeit, zumindest bei Sam Raimi: Auf jeden Feind, der erschlagen wird, erstehen dem Helden zwei neue - die Toten, denen mit Recht alles gleichgültig sein kann, scheren sich nicht um Niederlagen, und wenn es sein muß, kehren sie sogar kopflos wieder, um die Mühe der Lebenden zu verlängern.
Das Werk des Regisseurs ist kaum weniger schweißtreibend als das seines Protagonisten. "Tanz der Teufel" kündet in jeder manierierten Einstellung, in der Häufung der Genre-Topoi und "gore"-Effekte von der Anstrengung, die es kostet, einen Splatterfilm herzustellen.
Die Wände und Ecken eines Geisterhauses, die Steckdosen sogar, sondern Blut ab; alltägliche Gegenstände widersetzen sich dem Gebrauch; die mit viel Theaterschminke hergerichteten Monstren entfalten eine Betriebsamkeit, daß sich der Eindruck aufdrängt, man befinde sich auf einer geschmacklos arrangierten Überraschungsparty, und die Kamera scheint während ihrer rasenden Fahrten den Boden abzugrasen - auf der Suche nach dem, was noch zu zeigen wäre.
"The Evil Dead", so der Originaltitel des Debütfilms, der seinen Schöpfer zum Kultregisseur machte, wurde vor ziemlich genau zehn Jahren in Cannes uraufgeführt, wo er in Stephen King einen engagierten Förderer fand. Im Rückblick wird deutlich, daß mit ihm ein Subgenre in seine Spätphase eintrat. Zwar hat das graphisch explizite Horrorkino schon immer einen Hang zur Selbstironie an den Tag gelegt - Romeo inszenierte in dem Klassiker "Dawn of the Dead" etwa eine Tortenschlacht mit Zombies -, doch das Gemetzel, das Raimi anrichtet, überschreitet die Grenze zur Persiflage.
Der Effekt von "Evil Dead" ist der vollkommener Künstlichkeit - teils gewollt, zum Teil aber auch durch den schieren Mangel erzwungen. Der in einer Mischung aus naiver Handwerklichkeit und entschiedenem Stilwillen gedrehte Film hat nur 350 000 mühsam zusammengekratzte Dollars gekostet, und wo einer im Zeitraffer verwesenden Leiche eine Haushaltspackung eingeweihter Haferflocken aus dem Ärmel quillt, darf man eigentlich so recht nichts ernstnehmen.
Daß ausgerechnet diese Akkumulation von schon Gesehenem, Zitaten und grotesken Effekten in der Manier der alten "EC"-Comics bei uns einen exemplarischen Rechtsstreit ausgelöst hat, könnte verwundern, wenn man nicht wüßte, daß Zensoren immer glauben wollen, was ihnen vorgemacht wird.
1984 startete der Münchner Kunstfilm- Verleih "Prokino" den "Tanz der Teufel" mit nur zwölf Kopien, in einer ab achtzehn Jahren freigegebenen, ungeschnittenen deutschen Fassung. Innerhalb von drei Monaten und ganz ohne Promotion zog die Produktion rund 160 000 Besucher an. Nach seiner Veröffentlichung auf Video merkte die Münchner Staatsanwaltschaft auf und beschlagnahmte den Film bundesweit mit der Begründung, er sei gewaltverherrlichend im Sinne des Paragraphen 131 StGB.
Ein zweifelhaftes Vorgehen, denn zum einen hatte die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) ihn vor der Aufführung in rechtlicher Hinsicht für unbedenklich erklärt. Zum anderen kann das im Grundgesetz verankerte Zensurverbot nur dann außer Kraft gesetzt werden, wenn ein höherwertiges Rechtsgut als die Freiheit der Kunst gefährdet ist.
Dieses fand das Gericht zweiter Instanz 1985 in der von der Verfassung garantierten Würde des Menschen - wobei unter dem Begriff des Menschen "auch menschenähnliche Wesen verstanden werden" sollten, "wie sie in den Videofilmen als Zombies vorkommen". Neu an dem Fall ist, daß die betroffenen Verleiher "Prokino" und "VCL-Video" ihren Widerspruch bis nach Karlsruhe trugen.
Die Auseinandersetzung um die Frage, ob es sich bei Raimis gespensterischen Wiedergängern um Menschen oder Fabelwesen handelt, entschied das Bundesverfassungsgericht im letzten Jahr zugunsten der Beklagten - während den endgültig als Bestien deklassierten Filmfiguren ihre Bürgerrechte aberkannt wurden: "Wenn der Gesetzgeber die filmische Darstellung von Gewalt gegen (. . .) Zombies hätte unter Strafe stellen wollen, hätte er dies im Wortlaut der Vorschrift zum Ausdruck bringen müssen."
Im Kontext der erneut aufgeflammten, von christdemokratischen Politikern medienwirksam in Szene gesetzten Bilderhatz muß der Spruch als liberale Geste gewertet werden. Aber jenseits dieses aktuellen Zusammenhangs bestätigt er doch wieder den Verdacht, daß der Gerichtssaal nicht der richtige Ort ist, um Probleme der Ästhetik zu verhandeln. Denn natürlich verharrt die Debatte um das Wesen der Untoten auf der immanenten Ebene der filmischen Fabel - über die Bedeutung des fiktionalen Gebildes ist damit noch gar nichts gesagt, und es scheint auch zweifelhaft, ob man Juristen oder selbst ihren Sachverständigen ein Urteil darüber zumuten kann.
Seit im berühmten "Chatterley"-Prozeß ein Biograph von D. G. Lawrence die Anklage mit dem Argument zu schlagen versuchte, kein vernünftiger Mensch schreibe ein Buch von 300 Seiten bloß als Verpackung für dreißig Seiten Sexszenen, zeichneten sich Zensurprozesse vor allem durch unfreiwillige Komik aus.
Daß Verbote einen Reklameeffekt hätten, ist im übrigen falsch. Zumal die kleineren Verleihe können sich das Risiko, vor Gericht zu gehen, kaum leisten, und die meisten inkriminierten Filme verschwinden von der Bildfläche. "Tanz der Teufel" darf immerhin wieder besichtigt werden, in einer nur um wenige Bilder gekürzten Fassung. Die Schnitte betreffen in einem Fall einen Angriff auf ein menschliches Wesen, im anderen eine Tätlichkeit gegen einen "Zombie": innerfilmisch betrachtet eine Art von ausgleichender Gerechtigkeit. (Der Film läuft derzeit in Frankfurt im Turm 3.)
SABINE HORST
BONN, 25. Januar (KNA). In der FDP- Bundestagsfraktion gibt es offensichtlich Bestrebungen, den mit CDU/CSU ausgehandelten Kompromiß zur Pflegeversicherung aufzukündigen. "Eine Pflegeversicherung nach dem von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm vorgelegten Modell ist derzeit nicht finanzierbar", sagte die FDP-Abgeordnete Ingrid Walz am Montag in Bonn. Der nur zögerlich erfolgende Aufschwung im Osten und der drohende Abschwung im Westen machten Neuverhandlungen nötig.
Die zunächst vereinbarte Regelung, der auch die FDP zugestimmt hatte, sieht vor, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils die Hälfte der Kosten tragen.
HANAU. Um Familien- und Sozialpolitik in Hanau geht es bei einer Podiumsdiskussion, zu der die Hanauer Stadtverbände von Kolpingfamilie und Katholischer Arbeitnehmerbewegung (KAB) für Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr im Gemeindezentrum Mariae Namen (Im Bangert 4) einladen.
Teilnehmer der Diskussion sind die Spitzenkandidaten der Stadtverordne- tenfraktionen: Hans Martin (SPD), Margret Härtel (CDU) und Elmar Diez (Grüne). him
HARHEIM. "Das ist echt super gemacht", staunten die Harheimer Kerweburschen nicht schlecht, als sie ausgerechnet zur närrischen Zeit geistlichen Besuch bekamen. 15 Nonnen spazierten seelenruhig ins Bürgerhaus. Dort feierten gerade 300 Gäste aus Harheim und Umgebung einen Maskenball. Erst um 24 Uhr lüfteten die mit langen schwarzen Kutten verkleideten Frauen ihr Geheimnis: viele von ihnen waren die vergangenen Jahre Kerwemädchen gewesen. Die Überraschung war ihnen gelungen. "Am Anfang haben wir sie überhaupt nicht erkannt", freute sich Jens Schmidt, Präsident der Kerweburschen.
Der Maskenball gab das Startzeichen für die närrische Saison in Harheim. Zum zweiten Mal organisierten die jungen Männer die Feier. "Seitdem wir auch Feste außerhalb der Kerwezeit planen, geht es aufwärts", meinte ihr Präsident. Vor sechs Jahren stieß Jens Schmidt zur Truppe der kleinen Könige des alljährlichen Rummels. Damals versammelten sich noch 18 junge Männer auf dem Festplatz, um den Kerwebaum hochzuziehen. Vor drei Jahren waren es nur noch zwölf Burschen. Heute ist der feste Kern auf 14 Männer angewachsen. Mittlerweile hat die Gruppe genügend Elan, zur Fastnachtszeit einen Ball auszurichten.
Schon sieben Wochen vorher hatten sich die Kerweburschen getroffen, um das Fest zu planen und die Kasse zu füllen. Immerhin mußten Saalmiete, Kapelle und Sektbar finanziert werden. Dafür reicht das Eintrittsgeld nicht aus.
Also hatten die Männer wöchentliche Spielrunden organisiert: Wer verlor oder gegen vereinbarte Regeln verstieß, mußte in die Kasse einzahlen. "Das sind immer nur kleine Beträge", sagte Schmidt. Jeder Kerwebursche hatte 50-Pfennig-Stücke mitgebracht. Dennoch: In den sieben Wochen waren einige hundert Mark zusammengekommen. Spenden und der Erlös der jüngsten Kerwefahrt hatten das Konto nachträglich aufgebessert.
Der Aufwand lohnte; auf dem Fest herrschte beste Stimmung. Als die Musiker der "Zabelsteiner Buam" zur vereinbarten Stunde von der Bühne gehen wollten, wurden die tanzfreudigen Gäste mißmutig. Ein Kerwebursche griff ins Portemonnaie und bezahlte die Überstunde der Band.
Eine Sondervorstellung gab auch die Garde des Harheimer "Katholischen Jugendvereins" (KJV). Zwölf junge Frauen präsentierten den begeisterten Zuschauern flippigen Jazztanz. tin
MAIN-KINZIG-KREIS. Hinter der schlichten Seminarbezeichnung "Gesunde Ernährung - aber wie?" der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Main- Kinzig verbergen sich eine Menge praktischer Tips und Informationen über den Lebensmittel-Einkauf bis zur schmackhaften Zubereitung. Am Ende des Kursus kann jeder eine Sammlung leckerer Rezepte aus der Vollwert-Küche, die einfach nachzukochen sind, mitnehmen. Der Lehrgang beginnt am Mittwoch, 27. Januar, um 17 Uhr in der Hanauer AOK- Geschäftsstelle. Der Kursus umfaßt drei Treffen von jeweils drei Stunden Dauer. Anmeldung und nähere Auskünfte: 0 61 81 / 10 22 14). hok
Der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks (HR) hat in seiner letzten Sitzung den Haushalt des Senders für 1993 mit der Auflage einer Ergebnisverbesserung in Höhe von 16,6 Millionen Mark genehmigt. Der Etat sieht Aufwendungen in Höhe von 706,2 Millionen Mark. Ihnen stehen Einnahmen in Höhe von 689,6 Millionen Mark gegenüber.
Mit dem Rundfunkratsbeschluß, bis zum 30. Juni dieses Jahres ein verbessertes Haushaltsergebnis vorzulegen, soll der Etat 1993 ausgeglichen werden. Auf welche Weise dies zu geschehen hat, überläßt der Rundfunkrat der Geschäftsführung des HR. Der Verwaltungsrat hatte im Dezember letzten Jahres in seiner Beschlußempfehlung an den Rundfunkrat noch festgelegt, daß von den 16,6 Millionen Mark mindestens 75 Prozent durch Aufwandsminderungen erwirtschaftet werden sollen.
Der Haushalt 1993 ist laut HR nach erheblichen Streichungen in Höhe von 32 Millionen Mark in den HR-internen Vorberatungen und unter Fortführung der Kürzungen der letzten Jahre entstanden. In diesem Zusammenhang steht auch die jüngst angekündigte Absetzung der beiden Fernsehreihen "Zeil um Zehn" und "Music Hall Magazin" in Hessen drei. Mit der Einstellung der Talkshow-Reihe können nach HR-Darstellung mehr als eine Million Mark gespart werden.
Etwa 12,5 Millionen von den 16,6 Millionen Mark will der HR, wie Intendant Hartwig Kelm auf der Pressekonferenz nach der Rundfunkratssitzung ankündigte, im Rahmen der in einem Gesamtkonzept zur strategischen Neuausrichtung des HR festgelegten und teilweise bereits eingeleiteten Maßnahmen aufbringen. Zwei Drittel dieser 12,5 Millionen sollen durch Ertragsverbesserungen erzielt werden, der Rest durch Ausgabenminderungen. Dazu werden unter anderem Stellenstreichungen als auch die Integration des Rundfunkorchesters der Hauses in das Radio-Sinfonie-Orchester gehören (die FR berichtete darüber). Der Orchester- Zusammenlegung mit Beginn der neuen Spielzeit im August dieses Jahres hat der Rundfunkrat ebenfalls in seiner letzten Sitzung zugestimmt. Kündigungen von Musikern sind dabei nicht notwendig. Durch die Integrationslösung im Orchesterbereich können nach HR-Ankündigung kurzfristig drei Millionen Mark pro Jahr, langfristig sogar fünf Millionen Mark jährlich gespart werden. K.M.
Otto Rehhagel ist nicht für den großen Budenzauber. Bereits beim Empfang der Gastmannschaften, die sich anläßlich des 100. Geburtstages des 1. Hanauer FC 1893 zur großen Hallen-Gala am Freitag im Hanauer Brüder-Grimm-Hotel eingefunden hatten, propagierte der Erfolgscoach vom SV Werder Bremen, lieber im Winter durchzuspielen. Eine völlig neue Variante, die wenige nachvollziehen konnten. Er bevorzuge im Falle des Falles lieber Turniere mit Lokalkolorit. Dieser Meinung waren die Fußballfreunde rund um Hanau nicht, etwa 6500 Besucher bildeten in der August-Schärttner-Halle einen prächtigen Rahmen. Die in puncto sportlichen Topereignissen nicht verwöhnte Stadt forcierte dieses Indoorspektakel, brach alle Hallenzuschauerrekorde im Main- Kinzig-Kreis. Die örtliche Organisation funktionierte ohne große Pannen, wenngleich die Erstellung des Zeitplanes zu blauäugig war und Probleme durch das ständige "Time-Out" hervorrief. Hierdurch geriet der Zeitplan trotz aller Bemühungen von Gerd Bauscher (Windecken), Albert Walz (Wöllstadt), Peter Herbener (Ostheim) und Klaus Mörschel (Heldenbergen), die nicht für die Termingestaltung verantwortlich waren, gerade am Finaltag aus dem Lot. Den Fans machte diese Tatsache weniger aus, gerade die Frankfurter Eintracht-Anhänger sorgten stets für Stimmung. Apropos Stimmung: Von den Außenseitern sorgte Türkyem Spor Berlin am ersten Tag teilweise für Stimmung, die große Nummer blieb jedoch über beide Tage der SV Bernbach.
Trainer Karl Schaffrath stand häufiger am Mikrofon als Dragoslav Stepanovic, wurden von allen möglichen Reportern nach den Hallenkünsten seiner Mannschaft befragt. Der neue Coach genoß das Bad im großen Oval. Wer hätte das gedacht: Gegen den FC Kopenhagen und Bayern Alzenau setzte sich das Team in den Gruppenspielen durch, das 3:7 gegen Eintracht Frankfurt war hinsichtlich des Halbfinals nur noch für die Riederwälder interessant. Albert Repp avancierte trotz Nationalspielern aus über einem halben Dutzend Ländern zum ungekrönten König, stahl Akteuren wie Anthony Yeboah oder Manni Binz teilweise die Schau, wurde am Schluß lediglich von Torschützenkönig Uwe Bein noch in den Schatten gestellt.
Die Versorgung der Tribünenbesucher, aber auch der unwahrscheinlich großen Zahl im VIP-Bereich, klappte gut, viele wirkten ausgehungert. Es war nicht nur Essen und Trinken, sondern auch der Augenschmaus bei einigen Knüllern auf dem Spielfeld, inklusive einiger gelungener Einlagen, der zum Wohlbefinden beitrug. Kein Wunder, daß Cheforganisator Joachim Hassler an eine Neuauflage in einem Jahr denkt. Ob dann Hanau 93 - oder möglicherweise ein anderer Verein - die Ausrichtung übernimmt, muß abgewartet werden. Der Kassensturz wird es in einigen Tagen ans Licht bringen. Für Geburtstagskind und Veranstalter FC Hanau 93, aber auch die Hassler Sportmarketing GmbH als Veranstalter dürfte ein Überschuß erwirtschaftet worden sein. Die Zuschauerzahlen waren bei gepfefferten Eintrittspreisen (bis zu 80 Mark für die Dauerkarte) sehr gut, letztlich konnte sich auch die Kinderkrebshilfe Frankfurt über einen Spendenscheck in Höhe von 4200 Mark freuen.
HANS-DIETER PUTH
ESCHERSHEIM. Die Diskussion blieb sachlich, es gab keine Kritik an der Wohnungspolitik der rot-grünen Römerfraktion in der jüngsten Versammlung des SPD-Ortsvereins Eschersheim. Die örtlichen Sozialdemokraten zeigten Verständnis für die Schwierigkeiten, die die Verantwortlichen überwinden müssen. Ulrich Geissler, Leiter des Büros des Oberbürgermeisters, hatte in seinem Referat alle Hürden aufgezählt. Die Stadt habe große Kraftanstrengungen unternommen, sagte er. Beispielsweise sei in den letzten Jahren fünfmal soviel Geld für Wohnungsbau ausgegeben worden wie unter dem früheren CDU-Magistrat. Bei der Suche nach Flächen, die möglicherweise für den Wohnungsbau geeignet wären, sei inzwischen Gelände für mehr als 40 000 Wohnungen gefunden worden.
Bei aller Anstrengung gab Geissler zu: "Es ist immer noch zu wenig." Aber man müsse bedenken: Als die rot-grüne Koalition angefangen habe, habe es keine "baureifen" Gelände gegeben. "Wir mußten fast bei null anfangen." Alles kostet Zeit; Laufzeiten von fünf bis sechs Jahren mußten einkalkuliert werden, bis planungsrechtliche Voraussetzungen geschaffen werden konnten. "Ab jetzt", meinte er, "geht es schneller, die Sache nimmt Formen an." Man bemühe sich auch, Unternehmen verstärkt zur Hilfe heranzuziehen.
Ein Schwerpunkt der Politik sei der Kampf gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum gewesen. Dadurch habe man 1992 rund 500 Wohnungen zurückgewinnen und durch die Fortschreibung des Mietspiegels auch Bußgeld für überhöhte Miete fordern können. Die Bemühungen um den Bestandsschutz seien durch eine höchstrichterliche Entscheidung gebremst worden. Es sei schlimm, daß der Magistrat gegen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und deren Verkauf nicht mehr tun könne. Die großen Städte, die besonders betroffen seien, hätten sich aber gemeinsam an die Bundesregierung gewandt, um neue gesetzliche Vorschriften zu erreichen.
Moniert wurde von einigen Versammlungsteilnehmern "zu viel Protz" bei den Neubauten. Gläserne Fahrstühle und riesige Bäder seien sicher nicht unbedingt notwendig. Es gelte vor allem, preiswerten und ausreichenden Wohnraum schnell zu beschaffen. li
Sachsen-Anhalt In diesen Zeiten, in denen Supertanker an allen Ecken und Enden der Welt irgendwelche Felsen, Frachter oder Hafeneinfahrten rammen und erst ihr Inhalt und dann sie selber wie weiland die rote Sonne vor Capri im Meer versinken, wirkt die Suche nach positiven Nachrichten aus dem Gewässerwesen zugegeben etwas verkrampft. Dabei wäre ein kurzer Blick auf die Binnenschiffahrt durchaus dazu angetan, die landrattenläufige Ansicht, "das ist doch alles Schrott, was da rumschwankt", zu widerlegen.
Die Wasserschutzpolizei Sachsen-Anhalts hat derartige Erkenntnisse dieser Tage frei Haus geliefert, und wir zitieren gern den offenkundig plausiblen Beweis für die Verkehrstüchtigkeit der Binnenflotte: In Sachsen-Anhalts Gewässern nämlich - man lese und staune - sind im vergangenen Jahr mehr Autos als Schiffe untergegangen.
Na? Überzeugt nicht so recht? Gut, dann legen wir nach: Verglichen mit der Zahl der auf dem Grund der trüben Fluten dahinrostenden Mopeds und Fahrräder muß den auf Sachsen-Anhalts Flüssen und Kanälen dümpelnden Schiffen eine geradezu unübertroffene Wassertüchtigkeit attestiert werden.
Überzeugt immer noch nicht? Der Vergleich ist Ihnen zu blöd - Mopeds können nämlich gar nicht schwimmen? Stimmt. Doch bevor wir wieder als Überbringer schlechter Nachrichten geprügelt werden, nähern wir uns dem "entsorgten" Wohlstandsschrott von einer anderen Seite: Die Wasserschutzpolizei vermeldet, daß zwei Drittel aller Täter, die ihre Autos auf diese Weise loswerden wollten, gefaßt werden konnten. Immerhin. Das ist doch was, oder? Vbn Berlin Berlin (West) war einmal eine gastfreundliche Stadt. In jener Zeit von Mauer und Stacheldraht residierte nahe dem Bahnhof Zoo ein "Informationszentrum", das jährlich hunderttausendfach Reisenden Aufklärung verschaffte. Bund und Länder unterstützten diese Institution. Wer unter den Gästen hinreichend bedeutend erschien, bekam auch schon einmal ein Buch als Souvenir in die Hand gedrückt. Spektabilitäten durften auf das vierbändige Gesamtwerk des legendären Stadtvaters Ernst Reuter hoffen oder auf eine Kassette mit Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg, jüdische Emigranten auf die erstklassige Dokumentensammlung über "Juden in Berlin" ab 1671, andere auf Bildbände über den Kurfürstendamm, Schüler auf ein Faltblatt.
Das Informationszentrum hat man im vergangenen Herbst aufgelöst. Nun, da die Welt wieder in Ordnung ist, sollen die Besucher selbst sehen, wo sie bleiben. Bloß die Bücher hat man schlicht vergessen. Auf einer ganzen ehemaligen Fabriketage in Kreuzberg rotten sie vor sich hin, von einer einzelnen Dame bewacht und abgestaubt. Gelegentlich fährt ein Cleverle mit dem Einkaufswagen durch und bedient sich, soviel er nach Hause tragen kann. Im Roten Rathaus weiß keiner davon. Es geht es um Werte von etlichen hunderttausend Mark. Aber es ist niemand mehr da, der die Bücher unter die Menschen bringen könnte. Das städtische Verkehrsamt, das ersatzweise in Frage käme, wird gerade mit Brachialgewalt von oben herab aufgelöst zugunsten einer von den großen Hotelkonzernen gesteuerten privaten Einrichtung; die hat andere Interessen. Die Stadtregierung plant Hauptstadt und hat für Kinkerlitzchen wie Geschenke für seine Gäste kein Auge.
Es kommen immer noch jüdische Emigranten. Sie erinnern sich: Berlin war einmal eine gastfreundliche Stadt. Die Wende hat viele Gesichter. ojw Niedersachsen In Niedersachsen arbeitet Peter Schenk als Schulamtsdirektor, in Sachsen-Anhalt als Landtagsabgeordneter der CDU. Wie sich beides miteinander vereinbaren läßt? Indem der 54jährige sowohl Beamtenbezüge als auch Parlamentsdiäten kassiert, aber das Arbeiten in beiden Bundesländern lieber anderen überläßt.
In Niedersachsen hätte er kein Landtagsmandat annehmen dürfen, ohne sein Amt aufzugeben. Aber wie manche anderen niedersächsischen Christdemokraten, die im eigenen Lande nicht mehr voran kamen, zeigte er sich gern bereit, beim Aufbau der Demokratie im Osten zu helfen. Unweit von Goslar, wo er seinen Arbeitsplatz hat, übernahm er dicht hinter der Landesgrenze den CDU-Kreisvorsitz in Wernigerode. Während des Landtagswahlkampfs hinderte ihn eine Erkrankung an der Erfüllung von Amtspflichten in Goslar. Nach der Wahl beantragte er zwar eine Reduzierung seiner Arbeitszeit und seiner Bezüge, aber als er daraufhin auf eine passende Stelle (mit Stechuhr) versetzt wurde, widersprach er und nahm die ihm zugewiesene Arbeit nicht auf. Nach anderthalb Jahren verpflichtete er sich im April 1992 wieder zu vollem Arbeitspensum an alter Stelle. Doch als ihm Nachweise für seine Dienstleistung abgefordert wurden, ergaben sich Probleme.
Im August eskalierte der Konflikt, als Schenk seinem Dienstvorgesetzten Joachim Stübig nach dessen Angaben ins Gesicht schlug, wobei die Brille zu Bruch ging, was aber nach Schenks Angaben nicht mißverstanden werden darf, weil er doch Stübig helfen wollte, der "gegen eine Wand gefallen" sei. Die Bezirksregierung suspendierte den Schulamtsdirektor, der darin ein "Schnellgericht, nur vergleichbar mit der NS-Zeit" sah. Jedenfalls war ihm damit zeitweilig nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten, in Niedersachsen Däumchen zu drehen.
Ein dienstrechtliches Verfahren gelangte bisher über Vorermittlungen nicht hinaus. Aber auch in Sachsen-Anhalt machte Schenk sich rar, nachdem er schon bald nach dem Einzug in den Magdeburger Landtag erkannt hatte, alle ehemaligen DDR-Bürger bräuchten mehr oder minder einen Psychiater. Als solcher ist er zweifellos ungeeignet. sp
Bewaffnete Räuber haben zwei Frauen in der Bockenheimer Ladenpassage den gesamten Schmuck abgenommen.
Die drei Männer stellten sich ihren Opfern in der Nacht zum Samstag in dem Geschäftszentrum Adalbertstraße/Ecke Leipziger Straße mit gezücktem Messer in den Weg. Die Passantinnen im Alter von 28 und 39 Jahren händigten den Räubern 300 Mark sowie Schmuck im Wert von 9000 Mark aus.
Aus Angst warteten die beiden Frauen bis zum folgenden Tag, ehe sie den Überfall der Polizei meldeten. habe
FRANKFURT-NORD. Die Mitglieder des Anglervereins Heddernheim wohnen nicht ausschließlich in dem Stadtteil, der ihrem Verein den Namen gab. Zur Jahreshauptversammlung kamen sie aus verschiedenen Frankfurter Stadtteilen und aus dem Vordertaunus in ihr Vereinslokal, der Eschersheimer Gaststätte Scherer, um einen neuen Vorsitzenden zu wählen.
Der Eschersheimer Peter Kessler, langjähriger Vereins-Vorsitzender, hatte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidiert. An seine Stelle rückte der Eschborner Friedrich Plattner.
Zweiter Vorsitzender ist Willibalt Klement, Kassierer Hans Kaulisch, Schriftführer Helmut Bartholme, Beisitzer Christian Debritz. Als Gewässerwarte wurden Manfred Hofmeister und Norbert Körner gewählt. Peter Kessler erhielt eine Reihe von Auszeichnungen und die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.
Die Versammlung beschäftigten sich unter anderem mit der Situation am Pachtweiher des Vereins in Rodenbach bei Hanau. Der Eigentümer habe den Anglern ihr Hobby in letzter Zeit sehr erschwert. So habe er im Zaun als eigenen Eingang eine Drehtür anbringen lassen, durch die sich die Petrijünger mit ihrem umfangreichen Gepäck "nur mit Mühe durchquälen" könnten. Zudem gebe es keine Möglichkeit mehr, mit dem Auto auf den Platz zu fahren. Von der Drehtür bis zum Ufer des Gewässers sind noch 300 Meter zu laufen, eine Codekarte für die Tür soll pro Mitglied DM 100,- kosten. Die Angler halten das für unzumutbar. Sie haben ihr Mitglied Christian Debrizt beauftragt, mit dem Eigentümer über bessere Bedingungen zu verhandeln.
Für das Pachtgelände an der Nidda haben sich in letzter Zeit die Bedingungen verbessert. Der Verein hat den Bereich zwischen der Brücke an der Homburger Landstraße und dem Altarm in Bonames für Gastangler gesperrt. "Seitdem", so verkündete Kessler, "ist es dort viel sauberer und ruhiger."
Insgesamt sind die Angler mit dem letztem Geschäftsjahr zufrieden. Doch die neuen Verhältnisse in Rodenbach erhitzen die Gemüter. Erst nach längerer Diskussion konnte der neue Vorsitzende Friedrich Plattner die Versammlung schließen. li
Immobilienpreise sind
Die Preise für Immobilien in Frankfurt haben sich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres "beruhigt", zum Teil lassen sie sogar leicht nach. Der Markt sei rückläufig, schreibt die Frankfurter Immobilienbörse bei der Industrie- und Handelskammer in ihrem Marktbericht für das zweite Halbjahr 1992.
"Billig" ist es allerdings immer noch nicht, in Frankfurt Eigentum zu erwerben. Für Reihenhäuser und Doppelhaushälften müssen die Käufer 450 000 bis 800 000 Mark hinlegen. Die Nachfrage hält an, das Angebot läßt etwas nach. Freistehende Einfamilienhäuser sind kaum unter 700 000 Mark zu haben. Die Preise reichen bis zu 1,3 Millionen Mark.
Nur die ganz teuren Objekte gehen nicht mehr so gut weg. Unbebaute Grundstücke werden nach wie vor von Bauwilligen gesucht. Die Preise liegen zwischen 500 und 1500 Mark pro Quadratmeter.
Bei Eigentumswohnungen hat nach der Erhebung der Immobilienbörse das Angebot im vergangenen Jahr zugenommen. Bei neuen Wohnungen lagen die Preise zwischen 4800 und 7500 Mark pro Quadratmeter, ältere kosteten zwischen 3000 und 7000 Mark. Die Erleichterung der Umwandlung in Eigentumswohnungen habe bisher "keinen spürbaren Einfluß auf den Markt ausgebübt", heißt es in dem Bericht.
Büroräume sind derzeit billiger zu haben. Vor allem in der City bröckeln die Spitzenmieten, weil sich viele Interessenten auch am Stadtrand umschauen. Für mittlere Qualität zahlen Büromieter in der Innenstadt 28 bis 45 Mark, für "gehobene" Angebote bis zu 80 Mark im Bankenviertel und im Westend. luf
Das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum blockiert nach Ansicht des Frankfurter FDP-Chefs Hans-Joachim Otto den frei finanzierten Wohnungsbau. In Frankfurt würden mit dieser Klausel "Hunderte von Bauvorhaben" behindert, sagte Otto am Montag. Der FDP-Chef wittert dahinter Kalkül. Der rot-grüne Magistrat wolle bewußt die Schaffung "höherwertigen Wohnraums" verhindern, weil dessen Mieter wohl nicht SPD oder Grüne wählten.
Seine These versucht Otto mit einem seiner Meinung nach "besonders krassen" Fall zu belegen. Danach will ein Preungesheimer Handwerker ein Haus mit drei "baufälligen" Wohnungen abreißen, um einen mehr als doppelt so großen Neubau zu errichten. Das Wohnungsamt sei aber dabei, dieses Vorhaben mit einem "Knebelungsvertrag" zu verhindern, obwohl den heutigen Mietern Ersatz angeboten worden sei.
Der Vertrag sieht vor, daß der Bauherr, entgegen der Darstellung Ottos, für zwei Wohnungen mit insgesamt 126 Quadratmetern eine Mietpreisbindung von zehn Mark pro Quadratmeter hinnehmen und Mieter mit nicht so hohem Einkommen akzeptieren muß. Dies sei, bestätigt Amtsleiter Klaus Miehrig, eine Konsequenz der Dienstanweisung gegen Zweckentfremdung. Danach gilt auch als Zweckentfremdung, wenn ein Bauherr billige Wohnungen abreißen und durch teure ersetzen will. Damit wolle die Stadt den Bestand bezahlbaren Wohnraums sichern. Sie verpflichtet die Bauherren bei einem Neubau, bis zu 130 Prozent der verlorenen Flächen preiswert zu vermieten. Die Mieten dürfen dann nicht mehr als 20 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.
Es gebe aber auch Ermessensspielraum, der in Preungesheim zugunsten des Bauherrn genutzt worden sei. So müsse der Handwerker laut Miehrig nicht die eigentlich erforderlichen 254 Quadratmeter (bisher hat das Haus 195 Quadratmeter Wohnraum) für zehn Jahre preisgebunden vermieten, sondern nur die Hälfte. Dies ist weniger als ein Viertel des gesamten Neubauvolumens.
Während Otto in solchen Verträgen die "Sabotage" des freifinanzierten Wohnungsbaus sieht, hat Amtsleiter Miehrig ganz andere Erfahrungen. Die Dienstanweisung gegen Zweckentfremdung könne bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten erhalten. Ihm sei kein einziger Fall bekannt, daß ein Bauvorhaben deshalb nicht realisiert worden sei, auch wenn manche Bauherren über die Vorgaben natürlich nicht ganz glücklich seien.
Die Bilanz für 1992 zeigt laut Miehrig, wie erfolgreich das Verbot der Zweckentfremdung war. So habe das Amt für 204 Wohnungen die Genehmigung der Zweckentfremdung gegeben. Im Zuge dieser Baumaßnahmen seien dann insgesamt 758 Wohnungen gebaut worden, davon entstanden 189 als Ersatz für die abgerissenen Wohnungen, aber nur für 70 Wohnungen mußten sich die Bauherren eine Mietbindung gefallen lassen. luf
Das Ziel hatte Rainer, Goy Trainer des Wasserball-Oberligisten VfB Friedberg vor der Saison klar definiert: "Zum Auftakt haben wir drei leichte Spiele, vielleicht können wir gleich richtig zuschlagen und sechs Punkte einfahren." Den ersten Schritt in diese Richtung tätigten die Friedberger im Spiel gegen die zweite Mannschaft des EOSC Offenbach, nach einer geradezu dramatischen Schlußphase siegten die Kreisstädter denkbar knapp mit 10:9. Und das, obwohl der VfB zwischenzeitlich schon auf 4:1 davongezogen war und eine Vorentscheidung gefallen schien.
Am Donnerstag um 20.15 Uhr müssen die Friedberger im zweiten Saisonspiel beim Aufsteiger SC Wiesbaden antreten. "Im letzten Jahr haben wir mit unserer zweiten Mannschaft zweimal knapp verloren. Ich bin aber optimistisch, daß wir diesmal die Punkte aus der Landeshauptstadt entführen können", so Rainer Goy, der bereites in den Anfangsminuten eine Entscheidung erzwingen will. "Wenn wir den Wiesbadenern gleich den Schneid abkaufen können, sehen ich keine Gefahr." Verzichten mußt der VfB auf Gunnar Hemmer (Studium in Karlsruhe) hinter dem Einsatz von Marcus Scholl und Rainer Dorenkamp (beide gesundheitliche Probleme) steht noch ein Fragezeichen. ni
doe FRANKFURT A. M. Mit der Zufriedenheit der Kunden über die Aachener und Münchener Lebensversicherung (AML) steht es offenbar nicht zum besten. Schon 1991 hatte die rasant expandierende Assekuranz einen Anstieg der Stornoquote von 5,4 auf 6,9 Prozent des Bestandes und damit deutlich über den Branchenschnitt (4,5 Prozent) eingestehen müssen. Im vergangenen Jahr nun sind die "vorzeitigen Abgänge" bei der Gesellschaft nach eigenem Bekunden weiter angestiegen. Genaue Zahlen indes nennt die AML, die mehr als die Hälfte ihres Neugeschäfts durch den umstrittenen Strukturvertrieb bezieht, nicht.
Daß die sechstgrößte hiesige Lebensversicherung ihr Rekordwachstum im Gefolge der deutschen Vereinigung 1992 nicht ungebremst fortsetzen konnte, überrascht nicht. So schrumpfte das Neugeschäft um 17 Prozent auf 19,6 Milliarden Vertragssumme, wovon zwei Drittel auf Kapitalleben-Policen entfielen. Die Beitragseinnahmen, die 1991 schon um 27 Prozent hochgeschossen waren, kletterten zuletzt jedoch weiter um 18 Prozent auf mehr als 2,4 Milliarden Mark. Ein "erfreuliches" Anlageergebnis soll auch den Bruttoüberschuß steigen lassen.
Ausdrücklich hebt die AML die "überaus erfolgreiche Zusammenarbeit" mit der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) hervor. Diese zur AM-Gruppe gehörende Truppe schaffte mit 12 000 Leuten über 50 Prozent der Kunden heran.
Die Pianistin Birgitta Wollenweber begann ihren Klavierabend in der Preungesheimer Festeburgkirche mit einer hyperexpressiv angelegten Darstellung von Beethovens nur zweisätziger Sonate e- Moll, op. 90. Besonders im Kopfsatz, den der Komponist "Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdruck" klar überschrieb, standen Affekt in der Linienführung und vertiefte Empfindsamkeit verbunden mit gewagten Tempomanipulationen beredt nebeneinander. Ein Sonatensatz, der als Ballade verstanden wurde. Wollenweber fand aber auch zu wunderschön "schmelzend" ausgesungenen Kantilenen, mit "stockendem" Atem und voller Spannung.
Apollinisch, sanglich zurückgenommen und um Ausgleich sichtlich bemüht, gewann der langsame Satz das Gewicht eines lyrischen Charakterstücks. So war die Brücke zu Robert Schumanns Franz Liszt gewidmeter Fantasie C-Dur geschlagen. Poetische Intuition, Technik und Aussagekraft verliehen dieser in ihrer Exzentrik auch für Schumann besonderen Komposition Gewicht. Auch wenn der dämmernde Finalsatz in allzu begradigter Dynamik die zahlreichen musikalischen "Fragezeichen" eher überspielte.
Daß die Etüden op. 10 Frédéric Chopins, auch sie Franz Liszt gewidmet, nicht zum pianistischen "Kraftakt" einer nur technisch agierenden Spielerin wurden, lag am musikalisch immer neu auf Eleganz wie Transparenz sich besinnenden Grundmoment. Auch hier gelang es Birgitta Wollenweber, Anschlagskultur, Disziplin und gut dosierte Virtuosität an einem Werk zur Geltung zu bringen, über das der Schwiegersohn Franz Liszts, Hans von Bülow, bemerkt hatte, man könne es sowenig ohne Musikalität wie Virtuosität spielen. a.u.
"Wenn sich die Belastung für die Amtsrichterinnen und -richter nicht ändert, so wird ihre Arbeit zur reinen Fließbandarbeit verkommen und die Qualität darunter leiden." Wie zuvor schon sein Kollege vom Landgericht ist auch der Präsident des Amtsgerichts, Manfred Wick, wenig optimistisch, wenn er sich das kommende Jahr mit seiner tiefgreifenden Umstrukturierung am Gericht vergegenwärtigt. Wie er vor der Presse klarmachte, sieht er "nicht unerhebliche Schwierigkeiten und Probleme" durch das "Gesetz zur Entlastung der Rechtspflege" auf seine Behörde zukommen. Das Gesetz wird am 1. März in Kraft treten und erhebliche Änderungen bringen.
So wird die Zuständigkeit der Amtsgerichte sowohl für zivile als auch für strafrechtliche Verfahren erweitert. Das bedeutet, wie per Erlaß des Hessischen Justizministeriums klargestellt wurde, daß das Frankfurter Landgericht 15 seiner rund 160 Richterinnen und Richter an das Amtsgericht abgeben muß. Die meisten Stellen werden dabei für die Zivilverfahren benötigt, da durch die Anhebung der Zuständigkeitsgrenze beim Streitwert von 6000 auf künftig 10 000 Mark erheblich mehr Verfahren vor dem Amtsgericht verhandelt werden. Bereits im vergangenen Jahr, so Wick, habe es eine "ungewöhnliche Steigerung" um 2000 auf insgesamt fast 23 500 Zivilprozesse vor dem Amtsgericht gegeben.
Auch in den Strafverfahren ändert sich ab dem 1. März einiges. So wird die Strafgewalt beim Einzelrichter von einem auf zwei Jahre und für die Schöffengerichte von drei auf vier Jahre angehoben. Für die Zukunft sieht Wick voraus, daß viele Fälle von Rauschgiftkriminalität, aber auch Wirtschafts- und Sexualstrafsachen nun vor dem Amtsgericht verhandelt werden. Für die Opfer insbesondere von Sexualdelikten, befürchtet Wick, könnte dies im Berufungsfall bedeuten, "ein zweites Mal durch die Mühle gedreht zu werden": Sie müßten bei der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht - anders als bisher vor dem Oberlandesgericht - erneut in den Zeugenstand. In Zivil- wie auch in Strafprozessen rechnet Wick mit einer längeren durchschnittlichen Verfahrensdauer.
Sehr deutliche Worte der Kritik am Bund fand der Amtsgerichtspräsident für die praktische Umsetzung des Betreuungsgesetzes, das am 1. Januar 1992 in Kraft trat, die Entmündigung abschaffte und den Rechtsschutz hilfloser und betreuungswürdiger Personen erheblich erweiterte. Das Gesetz sei gut, die Umsetzung miserabel. "Die Gerichte leisten Arbeit, die eigentlich die Betreuungsstellen zu tun hätten", meinte Wick. 1500 neue und 4000 alte Betreuungsfälle müßten in Frankfurt von sieben Richterinnen und Richtern bearbeitet werden, "dagegen ist die Tätigkeit der Betreuungsstellen gleich null". Die Vereine stellten keine Betreuer, da sie wiederum keine Unterstüzung von Kommunen oder Land erhielten. Auch seien Anwälte nicht mehr bereit, sich zu engagieren, die Vergütung für ihre Tätigkeit sei unzureichend.
Eine "deutlich positive Entwicklung" sieht Wick in der Zahl der 1568 GmbH- Neugründungen, damit 1992 um 4,5 Prozent über der Vorjahreszahl. Bei Aktiengesellschaften betrug der Zuwachs 4,8. Die entgegengesetzte Richtung zeigte sich auf einem anderen Sektor: 1992 mußten die katholische und die evangelische Kirche 4821 ihrer "Schäfchen" ziehen lassen: Immerhin zehn Prozent mehr als im Vorjahr (4389). Um die Austrittswelle zu bewältigen, mußte dafür im vergangenen Jahr sogar eine halbe Stelle beim Amtsgericht neu geschaffen werden. ee
HANAU. Die Stadt Hanau läßt das Fachwerk am historischen Mittelbuchener Obertor für rund 160 000 Mark sanieren. Das Obertor soll zum Heimatmuseum ausgebaut werden.
Nein, lächelt er, so ganz klar ist das für ihn noch nicht. Ob er wirklich ein Profi im politischen Geschäft werden will, läßt Christoph Bender in aller Bescheidenheit offen. Er kann sie sich erlauben: Der 32jährige Vorsitzende der Jungen Union in Thüringen hat eine Blitzkarriere hinter sich. Seit Samstag ist der Referent im Büro des Kultusministers nebenher "Erster stellvertretender Landesvorsitzender" der CDU. Regierungschef Bernhard Vogel selbst hat Bender dafür erkoren.
Als Vogel Ende 1992 nach dem Rücktritt von Willibald Böck zur Übernahme des Parteivorsitzes gedrängt worden war, hat er sich lange geziert und erst eingewilligt, als ihm ein eigener Personalvorschlag für einen herausgehobenen "Vize" zugestanden wurde, der den Ministerpräsidenten nun bei der Parteiarbeit entlasten soll - ein in der Parteiengeschichte neues Modell. Vogel hatte sich ausbedungen, daß diese Funktion von einem Thüringer ohne Staatsamt ausgeübt werden sollte, der alle Kräfte auf die Partei konzentrieren kann. Und auch wenn einer der CDU-Kreisvorsitzenden die persönliche Auswahl des Regierungschefs später als "nicht hoffähig" bezeichnen sollte: Vogel entschied sich für Bender, mit dem ein Zeichen für Erneuerung und Generationswechsel gesetzt werden sollte.
Ob er nun wirklich ein großes Talent ausgegraben hat, wie er selbst meint, oder ob Bender eine Notlösung bleiben wird, ist für manche in der Thüringer CDU noch offen. Beim Landesparteitag in Jena hat der 32jährige, der in der Landespolitik bislang kaum eine Rolle spielte, mit knapp 70 Prozent Zustimmung das schwächste Ergebnis der Präsidiumswahlen erzielt - aber auch damit zeigte Vogel sich "hoch zufrieden". Er hat seinen Kandidaten, der völlig quer zu den innerparteilichen Strukturen nominiert wurde, durchgesetzt, und der Jung-Unionist hat keinen Zweifel daran gelassen, daß ihm allein die Zuarbeit für Vogel am Herzen liegt. Die Parteispitze ist jetzt ganz auf den Ministerpräsidenten zugeschnitten.
Einer der großen Vorteile des Kandidaten Bender ist es in einem Landesverband mit vielen unaufgearbeiteten Vergangenheitsproblemen, daß er erst im September 1989, zwei Tage nach der Öffnung der ungarischen Grenze, CDU-Mitglied wurde. Der gelernte Veterinäringenieur (ein Beruf, den es inzwischen nicht mehr gibt) war damals an der Ost-Berliner Humboldt-Universität angestellt. Er gründete wenige Wochen später mit anderen die "Christlich-Demokratische Jugend" (CDJ), die später mit der Jungen Union Westdeutschlands fusionierte. Er war 1990 CDJ-Vorsitzender, damals auch Zivildienstbeauftragter der De-Maizière- Regierung und später zwei Jahre lang stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union - eine Funktion, aus der ihn Bernhard Vogel als Chef der Adenauer-Stiftung bereits kannte.
Mit inzwischen 700 Mitgliedern (550 mehr als im September 1991) gilt die Junge Union in Thüringen als die mitgliederstärkste in den neuen Ländern. Ihr Noch- Vorsitzender, der dieses Amt als Vize- Parteichef nun abgeben wird, verweist darauf, daß seine CDU-Nachwuchstruppe trotz solch eher bescheidener Zahlen (die Landes-CDU hat rund 24 000 Mitglieder) immer noch viel präsenter sei als die Jugendorganisationen anderer Parteien, die weithin nur auf dem Papier existierten.
Einer ganz ohne Altlast-Verdacht wie Bender hat es nun einfacher als andere, auf CDU-Parteitagen vor "zugereisten Politikern und Schreiberlingen" zu warnen, die den ehemaligen DDR-Bürgern die Vergangenheit als ihr Hauptproblem präsentieren wollten. Den Zustand der Thüringer CDU nennt er "verbesserungsfähig" - und das Innenleben dieser vielfach zerstrittenen Partei wird, wenn er es nach den ersten Amtsmonaten wirklich kennengelernt hat, von nun an sein Hauptarbeitsfeld sein. Wenn Vogel 1994 die Landtagswahl gewinnt, hat Bender in seiner Vorstellungsrede vor dem Parteitag gesagt, müsse es heißen, er habe das "wegen und nicht trotz der CDU Thüringen erreicht". Auch ein Urteil über den aktuellen Zustand. Vogels "Mann für die Partei" soll jetzt erst einmal von Kreisverband zu Kreisverband reisen, dort für Erneuerung werben und dem Ministerpräsidenten den Rücken freihalten.
Erst 15 Monate ist es her, da hat Bender als Chef der Jungen Union öffentlich als erster den Rücktritt des Ministerpräsidenten gefordert - der damals Josef Duchac hieß und drei Monate später wirklich in die Wüste geschickt wurde. Im Westen, sagt er, würde man da bei seiner jetzigen Beförderung aufhorchen. Im Osten, wo auch in den Parteien fast nichts über den Tag hinaus sicher ist, muß er als Vogels neuer Vize erst einmal Fuß fassen.
HANS MARTIN, Oberbürgermeister der Stadt Hanau, ist jetzt seit 25 Jahren kommunaler Wahlbeamter. 1992 war er 40 Jahre im öffentlichen Dienst. Nach dem 1971 zum Oberbürgermeister gewählten Fuldaer WOLFGANG HAMBERGER ist Martin Hessens dienstältester OB.
ESCHBORN. Nach 16 Jahren CDU-Herrschaft in Eschborn könnte die Kommunalwahl am 7. März einen Machtwechsel im Rathaus bringen. Nur wenige hundert Stimmen fehlten den Oppositionsparteien bei der vorigen Wahl im März 1989. Seit Ende November verfügen sie sogar schon über die Mehrheit der Parlamentssitze, weil eine Stadtverordnete der CDU zur Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) wechselte. Grüne, BGE und SPD liegen zwar bei vielen Sachthemen auf einer Linie, doch die Aussicht auf Veränderung im Rathaus eint die Opposition nicht, sondern führt zu Streit, wechselseitigen Verleumdungen und Verdächtigungen. Nach der Wahl wird nämlich vor allem ein Thema die Gemüter erhitzen: Wer wird Erster Stadtrat? Für den Posten, der im Juni dieses Jahres wieder zur Disposition steht, gibt es neben dem jetzigen Amtsinhaber Michael Bauer (FDP) viele andere Interessenten.
LANGENSELBOLD/MAIN-KINZIG- KREIS. Nochmals klar Farbe bekennen sollen die Parteien vor der Kommunalwahl nach Ansicht der Bürgerinitiativen gegen die Mülldeponie in Ronneburg. In einer Pressemitteilung melden sich die Langenselbolder, Neuberger, Ronneburger und die Gründauer Gruppierungen nochmals mit ihrem Protest gegen die "Megamülldeponie" zu Wort. Sie verlangen, daß erneut ausführlich über die Belastungen für Mensch und Umwelt berichtet wird, und haben einen Katalog mit bislang unbeantworteten Fragen an die politischen Parteien des Kreises versandt.
Im Mittelpunkt, so der Langenselbolder Initiativen-Sprecher Werner Neumann, stehen dabei die noch ungeklärten Auswirkungen der neuen Gesetzesverordnung der Technischen Anleitung Siedlungsabfall, die die Müllverbrennung favorisiert. Den Initiativen ist unklar, wie der Kreis vor dem Hintergrund dieser unklaren Gesetzesgrundlage die Planungen und den Bau der Deponie vorantreiben wolle.
Ein weiteres Stichwort für die Projektgegner ist die verkehrliche Anbindung an die A 45 oder den Bau einer Umgehungsstraße, damit nicht die umliegenden Gemeinden die volle Belastung zu tragen hätten. In ihre Wahlprüfsteine haben die Initiativen auch die Grundwasserfließrichtung und Gefährung des Grundwassers aufgenommen, die ihrer Ansicht nach noch unklar ist.
Bis zum 15. Februar sollen die Parteien den Fragekatalog beantwortet haben. Laut Neumann habe der mündige Bürger ein Recht auf Information. alu
HANAU. Einen glänzenden Rhetoriker, der für Stimmung sorgen kann, hatte sich die CDU Main-Kinzig und die Christlich Demokratischen Arbeitnehmer zu ihrer zweiten Wahlkampfveranstaltung am Samstag in die Reinhardskirche in Kesselstadt geholt: Den Landesvorsitzenden der Hessischen CDU, Manfred Kanther, der sich redlich bemühte, Unzufriedenheiten der Basis mit der Bundespolitik seiner Partei bei Hausmacherwurst und Kaffee auszuräumen.
Die Probleme, die derzeit in Deutschland entstehen, so stieg er in seinen Auftritt ein, seien nicht seiner Partei anzulasten, sondern der schwierigen weltpolitischen Lage, die die Menschen ängstige. "Aus Unsicherheit entsteht Meckerei", wischte er das Phänomen der Politikverdrossenheit vom Tisch.
Die derzeitigen finanziellen Schwierigkeiten seien kein Ergebnis der Wiedervereinigung, sondern der Tatsache, daß der Staat "dauerhaft über seine Verhältnisse" gelebt habe, behauptete Manfred Kanther. Deswegen müßten nun die Besitzstände angegriffen werden, wogegen sich natürlich jeder wehre. "Wenn ich sehe, wie Waigels Konzept an jeder Ecke zerschwätzt wird, kriege ich die Krätze", verteidigte er mit lockeren Sprüchen die Notwendigkeit der angekündigten Kürzungen und forderte gleichzeitig Gerechtigkeit.
Nach Ansicht Kanthers heißt das, daß Sozialhilfe gekürzt werden muß, weil die Arbeitslosen mit ihrer Unterstützung sonst schlechter dastünden, daß "Krankfeiern" und der Mißbrauch von Sozialleistungen "auf breiter Front" bekämpft werden müsse.
Rednern aus dem Publikum, die sich größere Stärkung der Industrie und höhere Einkommen für Besserverdienende wünschten, hielt der Christdemokrat aus Wiesbaden entgegen: "Wir sind keine Klientelpartei, sondern müssen für 70 bis 80 Prozent der Bürger wählbar sein."
Und bei der Frage der Industrieförderung "müssen wir schon aufpassen, daß der Umweltschutz nicht in Mißkredit gerät", sagte er. Dennoch sei die Haltung des Hessischen Umweltministers Joschka Fischer zu den Hanauer Nuklearbetrieben "Sabotage", auf die der Rechtsstaat nicht eingestellt sei.
Die Hanauer CDU-Spitzenkandidatin Margret Härtel knüpfte an die Industrieförderung an, die sie auch auf lokaler Ebene vermisse. Die Stadt versäume es, den Standort Hanau zu sichern, kritisierte sie. res
Die Angelegenheit wurde zur Regierungssache erklärt: Weil der Welt größte freilebende Wisentherde, im weißrussischen Nationalpark Belowejskaia-Pucza beheimatet, durch eine tödlich verlaufende Krankheit bedroht ist, wandte sich der Ministerrat der jungen Republik hilfesuchend an den Frankfurter Zoologischen Garten. Dessen Veterinär Bernd Schildger kehrte jetzt mit umfangreichem Probenmaterial von einem einwöchigen Aufenthalt in dem Nationalpark zurück. Von der Analyse der Blutproben erhofft man sich eine klare Diagnose.
Vor dem bilateralen Rettungsversuch hatten sich Mitarbeiter des Nationalparks als auch das Veterinärinstitut von Minsk vergeblich bemüht, die Ursache des Wisent-Sterbens aufzuklären.
Unterstützt wird die Aktion vom hessischen Sozialministerium, dem Paul-Ehrlich-Institut und der Uni Gießen. sar
STEINAU. "Mehrere Versäumnisse" in Sachen Kieselrot, die zum Ausfall des Sportunterrichts an der Steinauer Brüder-Grimm-Schule führten, wirft der FDP-Kreisvorsitzende Dirk Pfeil dem Main-Kinzig-Kreis vor. Anderthalb Jahre nach der Entdeckung des dioxinverseuchten Belags auf dem Kleinsportfeld der Steinauer Brüder-Grimm-Schule sei es "allein der Schläfrigkeit des Kreises zu verdanken", daß bisher noch keine Entscheidung gefallen sei. Allerdings zielt die geharnischte Kritik des Landtagsvizes nicht auf die von Eltern und Lehrern wiederholt angemahnte "Entsorgung" des giftigen Belages.
Im Gegenteil: Sollte sich bei der aus Pfeil-Sicht längst überfälligen Untersuchung des Steinauer Kieselrots herausstellen, daß die für eine befristete Weiternutzung geltende Grenze von 10 000 Nanogramm TE pro Kilo unter- oder "geringfügig" überschritten werde, müsse sich der Kreis fragen lassen, warum er nicht längst dem Beispiel der Stadt Wiesbaden gefolgt sei und die Weiternutzung der Sportfläche beim Land beantragt habe. Schließlich habe, so Pfeil, die Landesregierung selbst schon lange gemerkt, daß ihre "überzogene" Erlaßregelung zu Kieselrot an der Sache völlig vorbeigehe und diese "Panikmache" im August 1992 revidiert.
Der Erlaß lasse nunmehr eine Abdekkung und anschließende Weiternutzung von "kontaminierten" Sportplätzen zu. Bereits einen Monat früher habe das Land Nordrhein-Westfalen eine solche Regelung erlassen auf der Grundlage einer humanmedizinischen Untersuchung der Marsberger Bevölkerung (von dort stammt das belastete Material). Die ist laut Pfeil zu dem Ergebnis gekommen, daß ein "medizinisch begründeter Handlungsbedarf" nicht ableitbar sei.
Den jüngsten Landeserlaß zum Kieselrot muß der Kreis nun aus Sicht des FDP-Chefs auch nutzen, statt in "Pingpong-Manier Schuldzuweisungen hin und her zu spielen". Die Kreisverwaltung benötigt derlei Hinweise jedoch gar nicht mehr. Auch sie schielt nach der Möglichkeit, den kontaminierten Belag auf dem Steinauer Sportfeld zu belassen.
Falls sich nach der bereits erfolgten Untersuchung des Kieselrots mit noch ausstehendem Ergebnis nämlich herausstellt, daß der Boden in einem Meter Tiefe nur noch gering belastet ist, "dann werden wir die Anlage versiegeln und anschließend wieder nutzen lassen". Allerdings nur, wie Kreis-Pressesprecher Heinrich Sülzer betont, wenn der maßgebliche Grenzwert laut TÜV nicht erreicht ist. Die Messungen lägen in Kürze vor.
Fragt sich nur, ob das den Steinauer Eltern gefällt, denen der Kreis Anfang Januar noch in Aussicht gestellt hatte, nach den erneuten Messungen folge eine Entscheidung über ein endgültiges Sanierungskonzept für den Sportplatz. Schon damals hatten kritische Lehrer befürchtet, daß "die das einfach zudecken statt sanieren". tja
ESCHERSHEIM. Der Einladung zum Neujahrsempfang der SPD-Eschersheim an alle Kirchen, Schulen und Vereine des Stadtteils waren rund 80 Gäste gefolgt. Als Kultusminister Hartmut Holzapfel im Klubraum des Hauses am Brückengarten 9 a erschien, gab es keinen freien Stuhl mehr. Der Minister mußte auf dem Klavierschemel Platz nehmen. Er trug es mit Würde und Humor.
Holzapfel ergänzte die Reihe der SPD- Politiker, die bei diesem Treffen den Gästen zur Politik der SPD Rede und Antwort standen. Die Bundes-SPD vertrat Gudrun Schaich-Walch (MdB), für die Landes-SPD war neben Holzapfel noch der ehemalige Sozialminister Armin Clauss (MdL) angereist. Mit ihm war der frühere Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Fred Zander gekommen. Den Frankfurter Magistrat vertrat Sylvia Schenk. Der SPD-Unterbezirk hatte seine Vorstandsmitglieder Grete von Loesch und Helga Dierichs entsandt. Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch hatte eine Reihe von Stadtverordneten mitgebracht: Ursula Trautwein, Rudi Baumgärtner und Arno Kerlisch. Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat vertrat deren Vorsitzender Karl Semmelbauer, der als Ortsvereinsvorsitzender zweifacher Gastgeber war, für den Ortsverein und die Fraktion. Auch die übrigen SPD-Ortsbeiräte Renate Baumgärtner, Rudi Frisch, Hans-Jürgen Brand und Joachim Lorenz standen für Gespräche zur Verfügung.
Das Treffen in der Vorwahlzeit verlief harmonisch und ohne politische Kampfparolen. Karl Semmelbauer hatte in seiner Begrüßung bereits den Ton angegeben: "Uns geht es, wie schon in den Vorjahren darum, Wünsche und Anregungen der Bürger zu hören und zu berücksichtigen. Wir legen Wert auf gute Kontakte." Semmelbauer sprach auch die Unstimmigkeiten an, die es bei der Organisation des letzten Stadtteilfestes gegeben hatte. "Wir hoffen, daß es hier auf neutralem Boden sozusagen, wieder in Gesprächen eine Möglichkeit der Annäherung gibt."
Gudrun Schaich-Walch, Sylvia Schenk und Hartmut Holzapfel rissen in ihren Reden Probleme des jeweiligen Sachgebiets an. Nach dem Begrüßungssekt wurde das rustikale Buffet freigegeben. In gemütlicher Atmosphäre wurden informative Gespräche in einzelnen Gruppen geführt. Nicht nur die Politiker, auch die Vereinsvertreter wechselten von Tisch zu Tisch. Semmelbauer und seine Ortsvereinsfreunde stellten zufrieden fest, daß alle Gäste lange blieben, sogar der Minister und die Abgeordneten: "Offensichtlich hat es den Leuten bei uns gefallen." li
HANAU. Was ist dran am Vorwurf der Initiativgruppe Umweltschutz Hanau (IUH), über Flämig seien wichtige politische und technische Informationen über die westdeutsche Atomwirtschaft an das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gelangt? Michael Sailer, Experte vom Darmstädter Öko-Institut, mißt Flämigs Arbeit im Deutschen Atomforum von 1968 bis 1991 große Bedeutung bei. Denn der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete gehörte zunächst dem Präsidium dieses Spitzenverbandes der deutschen Atomwirtschaft an, später leitete er die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit dieser PR-Agentur für die Atomkraft.
Aus Sailers Sicht war Flämig fürs MfS vor allem wichtig, weil er als Atombefürworter von Hanau aus als Standort der deutschen Brennelementproduktion Informationen darüber beschaffen konnte, ob in den Nuklearbetrieben am Bau der Atombombe gebaut werde oder nicht. Auch Rainer Jend, Sprecher des Siemens-Brennelementewerks, sieht darin "das einzige Berichtenswerte", das er sich vorstellen könnte. Im Gegensatz zu Sailer bestritt er, daß der Bombenbau mit Material aus Wolfgang möglich wäre.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Passage aus dem "Spiegel", wonach Flämig in den 60er Jahren "Front gegen den Atomwaffensperrvertrag" gemacht habe, also gegen das Abkommen, Atomwaffen nicht weiterzuverbreiten. Danach behauptete Flämig, Ost-Spione könnten mit westlichem Know-how nichts anfangen, weil die Sowjetunion einer anderen Reaktorphilosophie folge.
Kenntnisse über den technischen Fortschritt, was etwa die Sicherheit von Atomanlagen angehe und die Entsorgung abgebrannter Brennelemente, habe Flämig ebenfalls über das Atomforum weitergeben können, meinte Sailer. Der Hanauer sei in diesem Lobbyverband "ein ziemlich hoher Mensch" gewesen. Dort hätten sich "alle Spezeln" getroffen und nicht offiziell, sondern "beim Saufen" politisch Sensibles besprochen. So sei leichter etwas zu erfahren als durch Pläne.
Daß zu solchen Tagungen auch Fachleute aus der Ex-DDR kamen und gezieltes Interesse hatten, kann sich auch Atomforum-Sprecher Manfred Petroll vorstellen. Allerdings argumentierte er wie Jend aus dem Brennelementewerk: Alle wichtigen Informationen seien öffentlich zugänglich.
Sailer schließt auch nicht aus, daß über Flämig Ersatzbeschaffungen für DDR- Atomanlagen eingefädelt worden sind. Er wisse aus dem Studium entsprechender Akten, daß die DDR-Gewerbeaufsicht beispielsweise von der Sowjetunion gelieferte Kabel als minderwertig bezeichnet habe. Daraufhin sei - trotz Verbotsliste, West-Technologie in den Osten zu liefern - AEG-Material bezogen worden.
Flämig selbst hatte in seiner Vernehmung zugegeben, daß bei seinen Kontakten mit dem MfS auch über die Brütertechnologie gesprochen worden sei. Die DDR forschte seinerzeit auf diesem Gebiet, und westliches Wissen war ebenso gefragt wie auf dem Gebiet der Endlager- Technologie. Flämig pflegte intensive Kontakte insbesondere zur Arbeitnehmervertretung der Hanauer Nuklearbetriebe, aber auch zu deren Management mit seinem damaligen CDU-Kontrahenten Alexander Warrikoff an der Spitze. Norbert Mook, heutiger Betriebsratsvorsitzender, berichtete der FR von Kontakten, die nach Flämigs Parlamentsarbeit fortbestanden hätten. So habe der gelernte Journalist oft allgemein zugängliche Informationen abgefragt.
Mook erwähnte auch, daß ein Sohn Flämigs rund 15 Jahre lang in der Spaltstoff-Materialbuchhaltung gearbeitet habe. Der Flämig-Sohn starb laut Mook 1991. Der Betriebsratsvorsitzende, wie Flämig SPD-Mitglied und Atombefürworter, hofft immer noch, "daß das alles nicht stimmt". Denn Flämig habe "uns schon ewig und drei Tage die Stange gehalten".
Werkssprecher Jend zeigte sich "einigermaßen konsterniert" von den Enthüllungen über Flämig. Er bezeichnete Flämig als "unseren Hausabgeordneten" und wandte sich gegen Vorverurteilungen.
Die Christlichen Demokraten gegen Atomkraft warnten gestern davor, den Fall Flämig als Bagatelle abzutun.
JOACHIM HAAS-FELDMANN
sp HANNOVER, 25. Januar. Die sogenannte "Orientierungsstufe", mit der sich Eltern nicht sofort für Hauptschule, Realschule oder Gymnasium entschließen müssen, wenn ihre Kinder die vierte Klasse absolviert haben, soll abgeschafft werden. Das fordern die niedersächsischen Christdemokraten. Alle Anträge zum bildungspolitischen Sonderparteitag am kommenden Wochenende in Hannover stimmen in diesem Punkt überein. Die Regelung war in der Amtszeit des früheren Kultusministers Werner Remmers (CDU) mit Unterstützung der SPD und der FDP eingeführt worden.
Innerparteilich stellte sich bisher nur Remmers der Forderung, die Orientierungsstufe wieder abzuschaffen, entgegen, die vor allem von Standesorganisationen der Gymnasial- und Realschullehrer ausgeht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kündigte Widerstand gegen den Antrag an.
In der Orientierungsstufe werden die Kinder nach den vier Grundschuljahren weiterhin zwei Jahre gemeinsam unterrichtet. Nach den niedersächsischen Erfahrungen ist nach der sechsten Klasse eine fast sichere Prognose für die weitere Schullaufbahn des einzelnen Kindes möglich, so daß es kaum zu Fehlentscheidungen kommt und später nur noch wenige Gymnasiasten als "Versager" vorzeitig abgehen müssen.
Der CDU-Landesvorstand und andere Antragsteller wollen nun am Wochenende beschließen, daß die Kinder wieder wie früher nach der vierten Klasse in die jeweilige Schulform überwechseln. Neben diesen "Regelschulen" ist der Gesamtschule nur eine Ausnahmerolle zugedacht. Die Schulzeit bis zum Abitur soll um ein Jahr verkürzt werden.
Die Gewerkschaft befürchtet, eine Abschaffung der Orientierungsstufe werde zum Kollaps der Hauptschule und zur weiteren Aufblähung des Gymnasiums führen. Die Grundschule und ihre Schüler würden wie einst unter einen pädagogisch unzuträglichen Leistungsdruck geraten, dem kleine ländliche Grundschulen nicht gewachsen seien. Die Kosten einer solchen "Gegenreform" gingen in die Hunderte Millionen Mark, sagte die GEW voraus.
Bei uns im Marabuland heißt das Buch, das am Mittwoch, 3. Februar, in der Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24, vorgestellt wird. ak/04
Der Nachtvogel ist der Titel einer Geschichte von Ursula Wölfel, die am Mittwoch, 3. Februar, um 15 Uhr in der Seckbacher Stadtteilbücherei (Arolser Straße 11) vorgestellt wird. ak/04
Die Kinderrevue von Klaus Klamauk wird am Freitag, 29. Januar, um 15 Uhr im Kinderhaus Innenstadt (Battonnstraße 4-8) aufgeführt. ak/04
Das Theater Blinklichter spielt "Die verliebte Wolke": am Mittwoch, 3. Februar, 15 Uhr, im Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstraße 1. ak/04
Geschichten für gehörlose Kinder erzählt Jutta Warmers am Donnerstag, 28. Januar, ab 16 Uhr in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24 (Bornheim). ak/04
Kleingärtnerverein "Mainperle" Fechenheim: Jahreshauptversammlung am Samstag, 30. Januar, 14 Uhr, im Klubhaus der Anlage, Bregenzer Straße. od/04
Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim: Theater am Abend (Varieté-Programm) am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, im Großen Saal der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Eintritt 15 Mark). od/04
Turnverein 1875 Seckbach: Die Jugendsitzung der "Meckerer" am Sonntag, 31. Januar, beginnt aus technischen Gründen eine Stunde früher als angekündigt, und zwar um 14.11 Uhr. od/04
Konträre Strukturen ist der Titel einer Ausstellung mit Werken von Hans-Jürgen Buch und Ulla Barner, die noch bis zum 31. Januar in der Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Straße 24, zu sehen ist. ak/04
Karnevalgesellschaft "Stutzer" 1910: Für den "Narrenexpreß" am 6. Februar im Bürgerhaus Bornheim sind Reservierungen unter Tel. 45 47 24 möglich. od/04
Die Stunde Null: Die ersten Jahre nach dem Krieg in Bergen-Enkheim stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die noch bis zum 7. März im Heimatmuseum (Marktstraße) zu sehen ist. ak/08
MAIN-KINZIG-KREIS. Unter dem Motto "Selbst ist der Mann" bietet das Jugendbildungswerk des Main-Kinzig- Kreises an fünf Abenden jeweils donnerstags von 19.30 bis 22 Uhr (Beginn: 28. Januar) Seminare und Workshops an. Die "Donnerstags-Treffen" finden sowohl im Kreishaus Gelnhausen als auch im "Frankfurter Hof" in Maintal statt.
Das Jugendbildungswerk denkt an ein breites Themenspektrum. Vorgesehen sind: "Ich bin nicht nur Mann - auch Sohn", "Angeboren oder anerzogen: der kleine Unterschied", "Wieviel Sport braucht ein Mann?", "Wie seh' ich mich, wie seh'n mich andere?", "Männer baggern wie blöde?! - Arbeit, Karriere, Faulenzen", "Beziehungsfrust? - Beziehungslust!".
Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Mitmachen können Männer bis 24 Jahre. Anmeldung und nähere Informationen beim Jugendbildungswerk unter den Telefonnummern 0 60 51 / 8 54 80 oder 0 66 61 / 7 14 88. hok
WIESBADEN. Die Beamten wischten sich die Schweißperlen von der Stirn und holten tief Luft: Die 3,50 Meter lange Schlange war gefangen, in einen Leinsack verstaut und einem Reptilienspezialisten übergeben.
Den Auftrag, sich als Schlangenfänger zu verdingen, bekamen die Polizisten des 6. Reviers in Mainz-Kastel am Sonntag nachmittag. Kinder hatten beim Spielen am Rheinufer das regungslose Tier entdeckt: eine Boa. Neben der Würgeschlange lag ein Leinensack. Mit dem sei das Tier transportiert und dann ausgesetzt worden, vermutet die Polizei. Mutig fingen die Ordnungshüter das Tier und brachten es zu einem Experten nach Mainz. Schließlich biete das Revier wenig Möglichkeiten, eine Boa zu beherbergen und auch noch zu füttern, hieß es im Polizeibericht. kkü
Das Wetter
Wetterlage In einer lebhaften nordwestlichen Strömung werden Tiefausläufer mit Meereskaltluft über Deutschland geführt.Vorhersage bis Mittwoch früh
Im Süden anfangs noch wolkig, im Tagesverlauf auch hier wie im Norden stark bewölkt und zeitweise Niederschlag und auch in den Niederungen teilweise Schneefall. Höchsttemperaturen minus 2 bis plus 4 Grad. Nachts tiefste Werte minus 5 bis Null Grad.
Mäßiger bis frischer, vor allem im Norden auch starker bis stürmischer Wind aus West bis Nordwest. Wochenvorhersage: Mittwoch: Im Süden anfangs noch Schneefall, später wie schon im Norden Übergang zu wechselnder Bewölkung mit einzelnen Schnee- oder Schneeregenschauern. Wenig Temperaturänderung. Donnerstag: Von Westen Bewölkungszunahme und nachfolgend zeitweise Schneefall, im Westen später in Regen übergehend. Dort leichte Milderung. Freitag: Vielfach stark bewölkt mit Niederschlägen, im Osten meist Schnee, sonst Regen. Höchstwerte zwischen 0 Grad im Osten und 6 Grad im Westen. Nachts nur noch vereinzelt geringer Frost.
Samstag: Vorübergehend auflockernde Bewölkung und nur vereinzelt Niederschlag. Auch im Osten etwas milder.
Sonntag/Montag: Im Süden gelegentliche aufgelockerte Bewölkung, sonst meist bedeckt und besonders im Norden Regen. Weitere Milderung.
Wetterdaten vom Vortag, 13.00 Uhr MEZ Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 15 Amsterdam
stark bewölkt 4 Athen
leicht bewölkt 17 Barcelona
wolkig 11 Bordeaux
wolkig 12 Brüssel
wolkig 2 Budapest
leicht bewölkt 8 Dublin
wolkig 4 Helsinki
Schneefall -4 Innsbruck
Regenschauer 5 Istanbul
leicht bewölkt 14 Kairo
wolkig 16 Larnaka
leicht bewölkt 17 Las Palmas
leicht bewölkt 20 Lissabon
leicht bewölkt 15 Locarno
leicht bewölkt 17 London
stark bewölkt 5 Madrid
leicht bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt -5 Mallorca
leicht bewölkt 15 Moskau
Schneefall -5 Nizza
leicht bewölkt 14 Paris
wolkig 6 Rom
bedeckt 14 St. Petersburg
bedeckt -5 Stockholm
wolkig -3 Tunis
wolkig 16 Varna
bedeckt 14 Venedig
Nebel 4 Warschau
wolkig 3 Wien
wolkig 4 Zürich
wolkig 5
Deutschland
Berlin
Graupelschauer 3 Dresden
Regenschauer 3 Feldberg/Ts.
Schneeschauer -2 Feldberg/Schw.
Graupelschauer -6 Frankfurt/M.
wolkig 4 Freiburg
wolkig 5 Garmisch
Schneefall 1 Hamburg
wolkig 4 Köln/Bonn
stark bewölkt 4 Leipzig
wolkig 2 München
leicht bewölkt 4 Norderney
wolkig 4 Rostock
wolkig 4 Sylt
leicht bewölkt 5 Zugspitze
Schneefall -13 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42
(Wenn die Grenzwerte nach der Smog- verordnung überschritten werden, mel- den wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.08 Uhr Sonnenuntergang 17.09 Uhr
Zwei Männer haben in der Nacht zum Montag die Kasse der Autobahntankstelle vor dem Westkreuz ausgeraubt. Die Täter erschienen gegen 23 Uhr vor der verglasten Box und bedrohten den Angestellten mit einer Schußwaffe.
Der Mann wurde von den Tätern gezwungen, die Kassenschublade zu öffnen, aus der einer der Räuber ein Bündel von Geldscheinen im Wert von rund 1000 Mark zusammenraffte.
Bevor die noch nicht identifizierten Täter in einen weißen Opel Kadett einstiegen, gaben sie in dem Verkaufsraum der Tankstelle noch einen Warnschuß ab. Der Fluchtwagen wurde später im Verlauf der Ringfahndung der Polizei auf dem Parkplatz eines Kleingartenvereins an der Oeserstraße gefunden. habe
GINNHEIM. Für die Fremdensitzungen des Turn- und Sportvereins (TSV) Ginnheim am Samstag, 6. Februar, und am Freitag, 19. Februar, jeweils um 20.11 Uhr, können noch Eintrittskarten erworben werden (über Robert Börner, Telefon 51 58 65, oder an der Abendkasse).
Wie Pressesprecherin Doris Keil mitteilte, ist jedoch die Fremdensitzung am Samstag, 13. Februar, völlig ausverkauft.
Für die Gäste wurde ein aufwendiges Programm zusammengestellt, mit Gastkünstlern, eigenen Vortragenden und den TSV-Balletten. Für das von Adolf Ott entworfene Bühnenbild heißt das Motto: "Eine Nacht in Venedig".
Die Karnevalabteilung des TSV Ginnheim wird die Saison mit dem Kindermaskenball am Montag, 22. Februar, 14.11 Uhr, sowie dem Kehraus am Dienstag, 23. Februar, 19.31 Uhr, abschließen. li
PARIS, 25. Januar (dpa/AFP). Bei einem Schußwechsel zwischen Somaliern und französischen Soldaten sind am Sonntag zwischen Baodoa und Hoddur zwei Somalier verletzt worden. Das Pariser Verteidigungsministerium teilte am Montag mit, vier Somalier hätten die französischen Pioniere angegriffen. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert.
Der mächtigste somalische Militärchef Mohamad Farah Aidid forderte am Montag ein Vorgehen der multinationalen UN-Truppe gegen eine rivalisierende Bürgerkriegspartei, da diese den Waffenstillstand breche. Aidid sagte, seine Truppen verfügten nicht mehr über genug militärische Schlagkraft, um den Vormarsch der Truppen von General Mohamed Said Hersi Morgan auf die südliche Hafenstadt Kismayo zu stoppen.
Ein Sprecher der US-Botschaft bestätigte dies. Der Beamte lehnte es ab, dazu Stellung zu nehmen, ob die multinationale Truppe eingreifen werden. Allerdings sagte er: "Wir haben ihm gesagt, daß er sich zurückziehen soll. Er weiß, daß es uns sehr ernst damit ist."
has FRANKFURT A. M. Die Hamburger Edeka-Zentrale ist jetzt größter Aktionär des Bielefelder Handelsunternehmens AVA. Sie übernahm zusätzlich zu den rund 32 Prozent, die sie bisher schon ihr eigen nannte, etwa 18 Prozent des AVA-Kapitals und ist nun mit knapp 50 Prozent beteiligt. Nach Angaben des Saarbrücker Asko-Konzerns stammen die 18 Prozent aus dem AVA-Anteilspaket, das die Saarländer ursprünglich erwerben wollten, womit sie sich in Bielefeld eine Mehrheit gesichert hätten.
Die geplante Übernahme der AVA-Majorität hatte Asko auch schon beim Bundeskartellamt angemeldet. Von diesem Geschäft wird nun aber Abstand genommen. Wie es heißt, hätten sich die Chancen nach dem mehrheitlichen Einstieg der Metro bei Asko "auf einen positiven Ausgang des laufenden Kartellverfahrens entscheidend verschlechtert". Die Folge: Asko zieht sich bei AVA wieder zurück, und der bisherige Großaktionär Edeka stockt sein Paket auf.
Die Metro-Tochter Asko will ihren Besitz an AVA-Aktien sogar noch weiter reduzieren. Sie wird sich mit ihrer "ursprünglichen Beteiligung" von 24,9 Prozent an dem Bielefelder Unternehmen begnügen. Damit sind weitere sieben Prozent an AVA auf dem Markt. Laut Asko sollen diese Anteile "kurzfristig anderweitig plaziert" werden. Die AVA hatte die früheren Asko-Pläne im übrigen als "unfreundlichen Akt" abgelehnt.
NORDEND. Erfolg für die Bewohner der Nordendstraße: Die ungeliebte Verkehrsführung vor ihrer Haustür wird nach ihren Wünschen geändert. Durch ein Bündnis von Grünen, CDU und einem SPD-Vertreter im Ortsbeirat 3 wurden ihre drei Hauptforderungen erfüllt. So wird die Nordendstraße wieder Einbahnstraße vom Alleenring zur Eckenheimer Landstraße, und der Parkstreifen in der Mitte der Fahrbahn wird entfernt. Weiterhin soll die Sperre am Nordendplatz aufgehoben werden, sobald die Fahrbahn oberhalb und unterhalb des Platzes aufgepflastert wurde.
Diesem Beschluß war eine zweistündige Debatte vorausgegangen, die mit einem ungewöhnlichen Abstimmungsergebnis endete: Der Antrag der CDU wurde abgelehnt, ebenso der der SPD - mit Ausnahme von vier Punkten, die die Grünen in ihre Vorschlagsliste übernahmen. Dann wurden die Forderungen der Grünen Punkt für Punkt abgestimmt, wobei sich Grüne, CDU und Rüdiger Koch (SPD) gegen den Rest der SPD-Fraktion durchsetzten. Kommentar von Ortsvorsteher Werner Schäfer (SPD): "So etwas hab ich in acht Jahren Ortsbeirat noch nie erlebt."
Armin Eikenberg, Verkehrsexperte der Sozialdemokraten, hatte den Schlagabtausch im Ortsbeirat eröffnet: Grüne und CDU hätten "opportunistisch Protokolle von Bürgeranhörungen abgeschrieben", ohne nachzudenken, "was überhaupt machbar ist". Beispielsweise würden die geforderten Aufpflasterungen "ein Heidengeld" kosten - "die werden in der Probephase nicht umgesetzt", war sich Eikenberg sicher. Früher sei in der Straße gerast worden; die Parkanordnung wäre "völlig chaotisch" gewesen, pflichtete ihm Fraktionskollege Dieter Grauer bei. Die SPD war in ihrem Antrag nur zu wenigen Kompromissen bereit - sie wollte lediglich den umstrittenen Mittel-Parkstreifen wieder herausnehmen.
"Die SPD negiert die Hauptkritik der Bürger", konterte Michael Fella (CDU). Die Ortsbeiräte seien als Vertreter der Bürger gewählt, "da muß man doch deren Meinung berücksichtigen", wies er Eikenbergs Vorwurf zurück. Auch die Grünen bezeichneten die Haltung der SPD als "stur". Man habe zwar damals gute Gründe gehabt, die Verkehrsführung in der Nordendstraße zu ändern, räumte Jörg Harraschain (Grüne) ein. Aber wenn etwas nicht funktioniere, müsse man Beschlüsse auch korrigieren: "Das ist keineswegs ehrenrührig."
Dieser Meinung war offensichtlich auch Rüdiger Koch (SPD), der gegen seine eigene Fraktion stimmte, so daß der Antrag der Grünen mit einer satten Mehrheit von zwölf gegen sechs Stimmen angenommen wurde.
Neben den bereits genannten Punkten, wird die Nordendstraße wie folgt umgestaltet: In dem Abschnitt zwischen Spohr- und Gluckstraße sollen Schrägparkplätze eingerichtet werden, so daß die Fahrbahn wesentlich schmaler wird. Damit nicht zu viele Stellplätze verloren gehen, wird an den Toreinfahrten das Parken in Zweierreihen gestattet. Außerdem will der Ortsbeirat, daß der Gehweg in der unteren Nordendstraße, westlich der Gluckstraße, um mindestens 50 Zentimeter verbreitert wird.
Weiterhin sind ein paar kleinere Korrekturen vorgesehen: Der Bürgersteig vor den Häusern Lenaustraße 97 bis Nordendstraße 45 soll durch Poller gegen Falschparker gesichert werden; das Parken auf der Fahrbahn südlich des Nordendplatzes und der durchgängige Radverkehr durch die Sperre sollen legalisiert sowie das Geländer vor dem Spielplatz entfernt werden. rea
LAUSANNE-VIDY. Ein abgelegener Nebenschauplatz, nicht das feudale Städtische Theater von Lausanne, sondern ein Container-Bau in der Unterstadt, am Ufer des Genfer Sees - der Regisseur Luc Bondy und seine prominenten französischen Schauspieler haben sich für die Arbeit an ihrer Aufführung von Ibsens "John Gabriel Borkman" bewußt herausgenommen aus dem Kulturbetrieb. Der wird sie allerdings einholen, wenn die Inszenierung nach nur wenigen Vorstellungen in Lausanne weitergereicht wird nach Brüssel, nach Paris, vielleicht im Frühsommer auch nach München. Und es ist nicht schwer vorauszusagen, daß, wo immer diese Aufführung Station macht, sie gesehen und begriffen werden wird als ein großes Ereignis, alle Erwartungen noch übertreffend, die sich mit jedem Vorhaben Bondys, des Bühnenbildners Erich Wonder und Schauspielern wie Michel Piccoli, Bulle Ogier, Nada Strancar ohnehin verbinden; eine Erfüllung, Wunderwerk heutiger Theaterkunst.
Fast unglaublich, daß so etwas noch möglich ist. Tatsächlich ist hier eine Gegensetzung gelungen, die souveränste Antwort auf die ganze (internationale) Orientierungslosigkeit an den zeitgenössischen Bühnen. Dabei kein spektakelndes Bravourstück, vielmehr die inständigste, aber wie selbstverständlich vorgetragene Behauptung des Anspruchs, das Theater sei immer noch das Mittel und der Ort, vor aller Augen zu handeln von Menschen, die alte, neue Geschichte zu erzählen von ihren Konflikten, den Lebens-Widersprüchen, in die jeder geraten kann und die nicht vergehen.
Das wird hier erreicht durch ein selten so erlebtes Zusammenwirken von Regie, Bild und Darstellung. Bondy, Wonder, der Lichtmeister André Diot und die Schauspieler haben offenbar, dramaturgisch beraten von Botho Strauß, einander in der Arbeit so gesteigert, daß sie das bislang in seinem Rang kaum erkannte, von den Bühnen eher wenig geschätze, späte Drama von Ibsen - geschrieben 1896, nachdem der Achtundsechzigjährige von langen Reisen und Aufenthalten an fernen Plätzen zurückgekehrt war in das heimatliche Kristiana - jetzt als eine der bewegendsten Tragödien der modernen Literatur sichtbar machen können.
Es geht in dem Stück um eine alte Schuld. Der Bankier Borkman hatte für eine Spekulation Kundengelder veruntreut. Der Mann wollte hoch hinaus, eine ganze Industrielandschaft begründen, und war tief gefallen: Für fünf Jahre wurde er eingesperrt, verlor sein Vermögen. Acht Jahre nach seiner Entlassung setzt Ibsens Handlung ein. Borkman hat das Haus, das eine reiche Zwillingsschwester seiner Frau finanziert, noch nicht wieder verlassen. Im oberen Stockwerk lebt er in Einsamkeit, unten hört seine Frau die Schritte des rastlos noch immer mit den Vorgängen Beschäftigten, die zu seinem Sturz führten. An welchem Projekt er arbeite, wird der Sohn ihn später fragen, und Borkman wird antworten, er arbeite am Vergessen der Vergangenheit.
Mit dem Geräusch der dröhnenden Schritte Borkmans beginnt die Aufführung, in dämmrigem Licht. Es wird dann noch einmal ganz dunkel auf der Bühne. Erst wenn der Raum sich wiederum matt erhellt, ist die Frau zu erkennen, Bulle Ogier als Gunhild Borkman. Sie wurde mitgerissen in den Sturz, auch sie ist seitdem isoliert, abhängig von der Gnade der Zwillingsschwester Ella. Aber ihr "Projekt" ist ein anderes: Sie will den Sohn Erhart motivieren zu einer "Mission": Er soll den Namen der Familie durch eine glänzende Lebensleistung rehabilitieren. In diesem Vorhaben konkurriert sie indes mit der verheirateten Schwester, die den jungen Mann für sich will, sie trägt eine tödliche Krankheit in sich und möchte ihn adoptieren, er soll zu ihrem Gedächtnis ihren Namen tragen.
Diese Ella, Nada Strancar, erscheint nun bei der Frau Borkmans. Die Begegnung der beiden Frauen nach langer Zeit ist ein erster Höhepunkt der Aufführung. Das Gespräch wird bestimmt durch Abhängigkeiten: durch die wirtschaftliche Gunhilds, deren Haus der anderen gehört, im Fortgang der Auseinandersetzung reißt sie die Wäsche aus dem Schrank, "alles hier gehört Dir"; und durch die emotionale Ellas, die den Sohn reklamiert gegen das Vorrecht der Mutter. Bondy exponiert diese Spannungen - wenn der Sohn erscheint, in Begleitung der verführerisch lebensfreudigen Fanny (Chatherine Frot) und der von Bondy geradezu als ein Inbild der Unschuld eingeführten jungen Frida (die manchmal für den einsamen Borkman musiziert), kommt es zu einem fast aggressiven Werben um ihn, die Frauen greifen förmlich nach dem Mann, er kann sich kaum befreien von diesem körperlichen Zugriff.
Jedoch wird zugleich etwas Gegenläufiges spürbar an diesem Kampf: Man kann es eine Art von Kameraderie der Frauen nennen, Bulle Ogier und Nada Strancar, getrennt zwar durch unterschiedliche Absichten, sind so geführt (und ihre Rollen schon so besetzt), daß es auch ein Verbindendes gibt zwischen ihnen - nicht nur, weil sie Schwestern, sondern weil beide Opfer Borkmans sind, der Ella, die ihn liebte und er sie, verstoßen hatte, seinerKarriere zuliebe. Sie konfrontiert ihn später damit: Die Fähigkeit zu lieben, habe er in ihr absterben lassen. Worauf Borkman hart repliziert: Es sei doch für einen Mann jede Frau austauschbar. Bondy erzählt das Stück von Anfang an auch aus dieser Perspektive der geopferten Frauen, als einen Prozeß von deren Annäherung. Wenn Borkman am Ende gestorben ist, werden die beiden sein können, was er sie zeitlebens zu sein gehindert hatte: wirklich Schwestern.
Aber noch lebt der Mann, im Wortsinn: über ihnen. Der zweite Akt zeigt ihn. Für die Szenen unten hat Erich Wonder zwei über Eck gestellte Räume gebaut. Borkmans Raum oben ist nun ein weitläufiges Studio, mit einer drohend hoch hinaufgezogenen Bücherwand. Darin bewahrt er die vergilbten Akten seines Prozesses, überhaupt gibt alles um ihn herum, viele Details, Zeugnis von Vergangenem. In einer langen Stummszene bewegt sich Michel Piccoli zwischen den Requisiten, man sieht ihn gleichsam arbeiten am Begreifen dessen, was geschehen ist, in diesem einen, ausführlichen, wortlosen Auftritt sind viele Jahre bedeutet.
Daß dieser Eindruck entstehen kann, hat mit dem Raum Wonders zu tun (tatsächlich einem Lebensraum), aber ebenso mit den Haltungen und Bewegungen Piccolis. Der Schauspieler vollbringt, was zum Schwierigsten des Theaters gehört: Er spielt Zeit. Wenn er zum Beispiel den Rauch der Zigarre in die Schlote der wie Spielzeug herumstehenden Modelle seiner geplanten Fabriken bläst, dann wieder, nach ruhelosen Wanderungen durch das Areal seiner Verbannung, am Tisch sich in die alten Papiere vergräbt - wird die Spanne faßbar zwischen den Hoffnungen, die gescheitert sind, und den Erinnerungen, die dieses Leben, alle prospektiven Energien lähmend, totstellen.
Aus seiner Gefangenschaft oben (Konsequenz des rücksichtslosen Ehrgeizes, in die Höhe zu kommen), die nur durch die gelegentlichen Besuche der kleinen Frida und ihres Vaters, des in die Betrugsaffäre seinerzeit mitverwickelten Buchhalters Foldal unterbrochen wird (den Roland Amstutz als einen trotz der Beschädigungen, die er erfahren hat, überraschend wendigen Menschen schildert) - aus seiner selbstauferlegten Isolation wird Borkman hineingezogen in die Bemühungen der Frauen, auch der liebeslustigen Fanny, um den Sohn. Trotz der Anwesenheit Borkmans bleibt die Szene für Bondy vor allem eine der Frauen: Piccoli steht abseits, als der Streit um Erhart kulminiert, verhüllt er sich den Kopf mit einer Decke. Das ist ein Moment, ebenso tragisch wie komisch. Wie denn überhaupt dieser Schauspieler an Borkman dessen Leiden spüren läßt und die Scham (gegen die er mitunter trotzig aufbegehrt), aber auch die Skurrilität, den Aberwitz eines derart erbittert ausgedehnten Verweilens bei der alten Schuld.
Die will der Sohn nicht mittragen. Wie er sich schließlich löst von den Ansprüchen der Schwestern, in einer mühsamen Ablösung: Luc Bondy hat das, im dritten Akt, mit einer sachten, jedoch unnachgiebigen Intensität entwickelt. Was hier an Führung der Personen, an konzentriertestem Körperspiel, Rhythmus und Zäsur, Bewegung und Stillstand, kaum merklichem Wechsel der Lichtstimmungen, Umgang mit Requisiten geschieht, war so in vielen Jahren, vielleicht seit Ingemar Bergmans "Wildente", nicht auf einer Theaterbühne zu erleben.
Und dann doch noch eine Steigerung. Der Sohn verläßt also das Haus, mit jener munteren Fanny und Frida (der Hoffnung des Vaters wie Erhart die Hoffnung der Schwestern ist), er will aus dem Abgelebten fort in eine eigene Zukunft. Der Aufbruch stimuliert Borkman, auch seinerseits hinaus zu wollen. Das ereignet sich im vierten, dem letzten Akt. Er spielt im Freien, in einer verschneiten Landschaft. Wonder zaubert sie ausführlich vor Augen, ein schneebedecktes Tal vor dem Haus, ein Steg mit mehreren Kehren führt auf eine Anhöhe. Borkman begibt sich auf diesen Weg, Piccoli jetzt im langen Mantel, einen Zylinder auf dem grauen Haar, geht ihn bis zu einem Hochsitz, zuerst noch begleitet von Ella, die dann zurückbleibt. Er stellt sich auf das hölzerne Gerüst, noch einmal besetzt ihn die Vision der Welt, die er beherrschen wollte, dann greift das Ende nach ihm "mit eiserner Hand". Er sinkt um, hängt in dem Gestell: das Bild einer abgebrochenen Apotheose. Die Frauen kommen ihm nicht zu Hilfe: Kein anderer Ausgang für ihn aus Verstrickung und Schuld: nur der Tod.
Dieses Finale entläßt aus Verhältnissen, in welche die Inszenierung drei Stunden lang ihre Zuschauer bannend hineinzieht, Bondy hat recht, wenn er sagt: "wie in das Leben selber". Wie er umgeht mit den Symbolen, die Ibsen eingearbeitet hat in die Dialoge und die Handlungen seiner Figuren - da ist kaum etwas gestrichen worden: Und doch wird das Gleichnishafte von Borkmans "Gerichtstag über das eigene Ich" (Ibsen) im Detail wie im Ganzen nie übermächtig; tatsächlich, es ist, als könnte sich das alles auch jetzt noch so begeben, im "richtigen" Leben.
Das ist dann auch eine Auskunft gegen die Zeit, Erinnerung gegen heute: Vielleicht nehmen wir es leichter jetzt mit dem Begriff Schuld, altmodische Vokabel, was sie umschreibt, ist rasch verdrängt, keines Aufhebens wert, darüber muß einer doch hinwegkönnen, Betrüger und Betrogene sind schließlich alle, und machen (meistens) keine Tragödie daraus. Luc Bondys "Borkman" hat eine andere Nachricht: Alles Täuschung, nichts geschieht, das ganz vergehen, restlos abgelebt werden könnte; es gibt Schuld, Last der Erinnerung - wie auch immer wir damit umgehen, verzweifelt oder lächerlich oder beides zugleich, sie wirkt in jedem Leben. PETER IDEN
(Die Aufführung in französischer Sprache ist in Lausanne-Vidy täglich außer montags bis zum 7. Februar zu sehen. Vom 13. bis zum 23. Februar dann im Théâtre National in Brüssel. Anschließend wird sie, ab dem 10. März bis zum 12. Mai, sechzigmal im Pariser Odeon gespielt werden.)
Der Wind fegt um die Ohren, keine Spur von Winter-Schluß, er scheint erst richtig anzufangen. Ein idealer Kalt-Start für den Winterschluß-Verkauf, kurz WSV genannt, oder vielleicht doch zu frostig für die Kunden? Die Louisenstraße ist belebt wie sonst auch in der besten Einkaufszeit. An den Wühltischen im warmen Kaufhaus künden nur die Schilder, daß etwas Besonderes läuft. Kein Wegschubsen von den besten "Schnäppchen", ruhig ist&rquote;s. Nur eine Frau sitzt erschöpft auf einem Stuhl, umgeben von sechs riesigen, prallgefüllten Plastiktüten und starrt auf das Schild "Das Beste zum Schluß". Der Spruch irritiert: Vielleicht wär's günstiger gewe- Sturmfrei sen, bis zum Schluß vom WSV mit dem Kauf zu warten, oder ist der Schluß vom Winter gemeint?
Die kleinen Geschäfte haben sich auf Wortspielereien gar nicht erst eingelassen: "Sonderangebote 50 %" lokken die Transparente, oder "Wir haben reduziert", wie schon vor Tagen. Vielleicht ist deshalb der Run erstmal ausgeblieben. Oder vielleicht setzt der Sturm auf die Läden erst ein, wenn der Wettersturm abgeflaut ist. nau
MAIN-KINZIG-KREIS. Eine "Aktivfreizeit in Norddeutschland" hat die Jugendpflege des Main-Kinzig-Kreises vom 24. Juli bis zum 7. August für Jungen und Mädchen im Alter von 13 bis 14 Jahren im Programm.
Geplant ist eine Fahrradtour entlang der deutschen Nord- und Ostsee mit Übernachtung in Jugendherbergen.
Zunächst geht es mit dem Zug von Gelnhausen nach Hamburg. Stationen der späteren Radtour: Stade, Wingst, St. Michaelisdonn, Friedrichstadt, Husum, Niebüll-Deezbüll und Flensburg. In Ekkernförde werden die Räder wieder in den Zug verladen.
Im Teilnahmebetrag von 600 Mark sind Übernachtung, Vollverpflegung, Betreuung, Zug- und Schiffsfahrten enthalten.
Interessierte können sich an das Jugendamt Main-Kinzig (Herrn Schröder), Barbarossastraße 16, 6460 Gelnhausen (Telefon: 0 60 51 / 8 54 81) wenden. hok
vs DÜSSELDORF, 25. Januar. Die Initiative "Den Winter überleben", die private Einladungen an Opfer des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina nach Deutschland organisiert, hat den Düsseldorfer Innenminister Herbert Schnoor (SPD) beschuldigt, diese Hilfe durch einen neuen Erlaß zu erschweren. Demnach müssen sich die deutschen Gastgeber verpflichten, die Kosten für Verpflegung und Unterkunft ihrer Gäste aus dem Kriegsgebiet bis zum Ende des Bürgerkriegs zu tragen.
Das Innenministerium wies die Kritik als völlig unberechtigt zurück. Düsseldorf vollziehe lediglich einen Beschluß aller Innenminister von Bund und Ländern vom Mai vergangenen Jahres, in dem eine zeitliche Befristung der Kostenübernahme durch die deutschen Gastgeber abgelehnt worden war, sagte am Montag ein Sprecher des Innenministeriums der FR. Es wäre auch "sinnwidrig", von den Gastgebern die Kostenübernahme nur für einen kurzen Zeitraum zu verlangen, während durch eine solche Erklärung "die Voraussetzung für eine für die gesamte Zeit des Bürgerkriegs gesicherte Aufnahme in Deutschland geschaffen wird", argumentiert das Düsseldorfer Innenministerium. Die eingeladenen Flüchtlinge und ihre deutschen Gastgeber würden durch die Innenministerbeschlüsse auch nicht benachteiligt, da die Flüchtlinge Sozialhilfe erhielten, falls ihre Gastgeber die eingegangene Verpflichtung zur Übernahme der Kosten für Unterkunft und Verpflegung auf die Dauer nicht einhalten könnten.
Ein 45 Jahre alter Mann ist am vergangenen Freitag nachmittag am Bunker in der Straße "Am Brennhaus" in Griesheim an den Folgen seiner Drogensucht gestorben. Wie die Polizei mitteilte, hatte der 45jährige gemeinsam mit zwei weiteren Bekannten an diesem Nachmittag im Bahnhofsviertel Heroin gekauft. Die drei Männer zechten dann auf dem Spielplatz nahe dem Griesheimer Bunker. Gegen 15 Uhr setzte sich der 45jährigen einen "Schuß" im Eingang des Bunkers.
Bereits kurze Zeit nach der Injektion verlor er das Bewußtsein. Seine beiden Begleiter verständigten den Notarzt, der nur noch den Tod des Mannes feststellen konnte. Die Polizei geht davon aus, daß die Heroininjektion in Verbindung mit reichlichem Alkoholkonsum zum Tod geführt hat.
Der 45jährige war dem Rauschgiftkommissariat nicht als drogenabhängig bekannt; seit 1986 war jedoch insgesamt 17mal gegen ihn wegen Eigentumsdelikten und Körperverletzungen ermittelt worden. Er ist das dritte Rauschgiftopfer in diesem Jahr in Frankfurt. enk
STEINAU. Rund 80 000 Mark Schaden richtete am Montag morgen ein Brand in Steinau an. Das Feuer entstand kurz nach 9 Uhr in einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses am Bellinger Tor, die Bewohner blieben unverletzt. Brandursache ist laut Polizei vermutlich ein defektes Fernsehgerät.
Nach den bisherigen Ermittlungen hielt sich die 26jährige Mieterin der Dreizimmerwohnung mit ihrem dreijährigen Sohn im Schlafzimmer auf, als sie einen Knall hörte. tja
GROSSKROTZENBURG. Franz Plettner und Martha Rodewald führen wieder die Kandidatenliste der Großkrotzenburger Wählergemeinschaft für die Kommunalwahlen am 7. März an. Die beiden Großkrotzenburger saßen bereits in der vergangenen Legislaturperiode im Parlament der Gemeinde.
Auf Platz drei der Liste steht außerdem Monika Lerbs, auf Rang vier Rudi Rützel. Es folgen unter anderen Ursula Schmutz und Edgar Kaufhold. Insgesamt stehen vier Frauen und sechs Männer auf der Liste der GWG. Aussicht auf einen Einzug ins Parlament haben drei oder vier Kandidaten. Drei saßen bislang schon in der Gemeindevertretung. alu
SIEGBERT SEITZ, CDU-Landesgeschäftsführer, hat seine umstrittene Formulierung zur Drogenpolitik der Landesregierung ("Ich muß mich fragen: Besteht das Kabinett Eichel aus potentiellen Mördern?") mit dem "Ausdruck des Bedauerns" zurückgenommen - "als sprachliche Überziehung", wie es in einer Erklärung der Union vom Montag heißt. An der "inhaltlichen Kritik" aber will er festhalten: Die von Hessen befürwortete Freigabe "weicher" Drogen wie Haschisch und Marihuana hätte "bei Realisierung schlimme Folgen", meint Seitz.
ALBERT WOITENNECK (63), Präsident des Landesversorgungsamtes, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Vor Repräsentanten der Kriegsopfer, Behinderten und Wohlfahrtsverbände würdigte Hessens Sozialministerin Heide Pfarr (SPD) den scheidenden Präsidenten, der seit 1960 in unterschiedlichen Funktionen der hessischen Versorgungsverwaltung arbeitete und "das Empfinden für die Anliegen der besonders benachteiligten Menschen" gefördert habe.
Kleine Lokalrundschau
Etat liegt aus ESCHBORN. 1,2 Millionen Mark Kredite wird der Abwasserverband "Westerbach" zur Finanzierung von Ausgaben in diesem Jahr aufnehmen. Wer sich für den gesamten Haushaltsplan des Verbandes interessiert, kann ihn bis zum 5. Februar einsehen. Er liegt im Zimmer 001 des Rathauses aus. Weiberfastnacht HATTERSHEIM. An zwei Abenden ist Weiberfastnacht: Jeweils um 19.31 Uhr ist im Taunaussaal an der Bahnhofstraße am Mittwoch, 10., und Donnerstag, 11. Februar, schwer was los. Karten für beide Veranstaltungen gibt es im Vorverkauf am Samstag, 30. Januar, 14 bis 15 Uhr, im Begegnungshaus, Propsteistraße. Frühschoppen mit Mischnick HATTERSHEIM. Einen prominenten Gast begrüßt die Hattersheimer FDP bei ihrem nächsten Frühschoppen am Sonntag, 31. Januar, um 10.30 Uhr im Okrifteler "Haus der Vereine". Wolfgang Mischnick wird dort über Probleme der Zeit reden und mit den Gästen diskutieren. Umweltausschuß tagt SULZBACH. Wie der "Tag der Umwelt" 1993 gestaltet wird, wie das Duale System und die neue Kleinbuslinie ankommen - das sind Themen im Sozial-, Umwelt- und Kulturausschuß, der sich am Montag, 1. Februar, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses trifft.
Geschichten vom guten Wolf HATTERSHEIM. Der Wolf muß nicht immer nur böse, er kann auch gut sein. Davon erzählt die Bilderbuchgeschichte, die Kinder von vier Jahren an am Freitag, 29. Januar, um 15 Uhr in der Hattersheimer Stadtbücherei Am Markt zu hören und sehen bekommen. Schadstoffmobil kommt ESCHBORN. Farben, Lacke, Lösungsmittel, alte Pillen, Batterien und anderes, was nicht auf die Hausmülldeponien gehört, sammelt das Schadstoffmobil am Samstag, 30. Januar, ein. Es steht zwischen 9 und 12 Uhr auf dem Parkplatz vor der Süd-West-Schule, Berliner Straße. Wochenende der Besinnung HOFHEIM. Ein Besinnungs-Wochende bietet die katholische Kirche vom 29. bis 31. Januar im Exerzitienhaus St. Josef an. Interessierte können sich unter der Rufnummer 0 61 92 / 9 90 40 informieren und anmelden. Wer will Sondermüll loswerden? EPPSTEIN. Am Freitag, 29. Januar, steht ein Wagen des Kelkheimer "Kübeldienst Kilb" von 16 bis 18 Uhr am Dattenbach-Zentrum in Eppstein-Ehlhalten. Angenommen werden unter anderem Arzneimittel, Batterien, Fette, Farben, Lösungsmittel und Spraydosen. Keine Chance haben Altöle, Feuerlöscher, Druckgasflaschen, Munition, Sprengstoffe oder radioaktive Abfälle.
hhk FRANKFURT A. M., 25. Januar. Den von ihm angeregten Einsatz sogenannter Wärmebildgeräte zur Aufspürung illegaler Grenzgänger aus Polen und der Tschechischen Republik hat Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) nachdrücklich verteidigt. Für ihn wäre es "unerträglich, wenn der Staat bei der illegalen Einschleusung durch kriminelle Schlepper zuschauen müßte", sagte Seiters am Montag bei einem Kongreß der Konrad-Adenauer-Stiftung zur inneren Sicherheit in Frankfurt am Main. Es sei "parteipolitische Polemik", wenn ihm vorgeworfen werde, er wolle in Europa eine "elektronische Mauer" errichten.
Der für die innere Sicherheit verantwortliche Minister zeichnete in seiner Rede ein düsteres Bild der Kriminalitätsentwicklung in Deutschland. Einer wachsenden Deliktzahl (1992 wurden mehr als 6,1 Millionen Straftaten im Bundesgebiet registriert) stehe eine Aufklärungsquote von 44 Prozent gegenüber.
Seit November 1992 sei allerdings ein Rückgang bei ausländerfeindlichen Straftaten zu verzeichnen, auch wenn es laut Seiters "verfrüht" wäre, "von einer Trendwende zu sprechen". Der CDU-Politiker führte dies sowohl auf schnelle und harte Urteile als auch auf die von ihm ausgesprochenen Verbote rechtsextremistischer Organisationen und auf die Kundgebungen Hunderttausender zurück, die gezeigt hätten, daß "wir Deutsche nicht ausländerfeindlich sind".
Rudolf Wassermann, ehemaliger Oberlandesgerichtspräsident in Braunschweig, mahnte in seinem Vortrag über "Rechts- und Kriminalitätsbewußtsein" die Verantwortung "der Funktionseliten in Politik, Jusitz und Verwaltung" für "die Wirksamkeit des Rechts" an. Ein "ultraliberaler Kurs" der Justiz, der "in den siebziger und achtziger Jahren eingeübt" worden sei, habe sich auch auf den Umgang der staatlichen Institutionen gegenüber rechtsextremistischen Ausschreitungen ausgewirkt. Auch habe die Beendigung des Strafverfahrens gegen Erich Honekker durch den Berliner Verfassungsgerichtshof das Gerechtigkeitsgefühl der Bevölkerung gekränkt wie kaum eine andere Gerichtsentscheidung.
Daß die Frankfurter im vergangenen Jahr kräftig Wasser eingespart haben, hat sich, zumindest statistisch, auch in ihrem Geldbeutel bemerkbar gemacht: Rund 20 Millionen Mark weniger an Trinkwasser-Gebühren zogen die Stadtwerke 1992 im Vergleich zum Vorjahr ein. Damit sparte jeder Haushalt durchschnittlich knapp 70 Mark.
Obwohl die Bevölkerungszahl in Frankfurt im Jahr 1992 um rund 12 000 angestiegen ist, floß vor allem im zweiten Halbjahr weniger Wasser aus den Leitungen als im gleichen Vorjahreszeitraum: Im vergangenen September, kurz nach Ausrufung des Wassernotstandes in Südhessen, wurde im Stadtgebiet um 13,7 Prozent weniger Wasser verbraucht als 1991.
Der Trend hielt im Oktober (- 8,1 Prozent), November (- 7,4) und Dezember (- 7,9) an. Im Jahresdurchschnitt sank der Verbrauch im Vergleich zu 1991 um 5,5 Prozent. Mit der Menge des eingesparten Wassers, etwa 3,7 Millionen Kubikmeter, könnte nach Berechnungen der Stadtwerke achtmal der Messeturm gefüllt werden.
Als Ursache der Einsparungen vermuten die Stadtwerke neben der im August ausgerufenen Wasser-Notstandsverordnung des Regierungspräsidenten in Darmstadt auch die Wassersparkampagne der Stadt.
Ein Teil dieser Werbeaktion, die Plakate mit Tiermotiven auf Bussen und Straßenbahnen, wurde inzwischen auch von der Fachwelt gelobt: Die Leser der Marketing-Zeitschrift Horizont haben das Enten-Motiv aus dieser Reihe zum besten Plakat des Monats Oktober prämiert, die Deutsche Plakat-Jury hielt das Fuchs-Motiv für "besonders beachtenswert".
Im laufenden Jahr sollen die Ausgaben für die Wasserspar-Werbung in Frankfurt weiter erhöht werden. mat
Unlängst war im Zusammenhang mit einer verpatzten Paternosterfahrt (Feuilletonist mit Buch links und Kaffee rechts in der Hand will besagten offenen Aufzug entern mit dem Ergebnis, daß nur gefüllter Plastikbecher in ansonsten leerbleibendem Transportmittel davonschwebt) von einem Rezessionsexemplar die Rede. Gemeint war natürlich ein zu rezensierendes Druckwerk, aus dem der im graphischen Gewerbe und besonders im Frankfurter Druck- und Verlagshaus wohlbekannte, sog. Druckfehlerteufel (dessen Teufelei bekanntlich der/die/das Setzer/in resp. Texterfasser/in bzw. -eingeber/in, im Zweifelsfall immer der/die Redakteur/in anrichtet) ein sich im Niedergang befindliches, also Rezessionsexemplar gemacht hatte.
Womit er sich auf der Höhe der Zeit befand, nehmen doch bekanntlich seit geraumer Zeit Bücher immer schneller und direkter den Weg von der Druckerei in die Makulatur, wobei sie immer kürzere Verweilzeiten in regulären Buchhandlungen, im modernen Antiquariat oder in der Ramschkiste aufzuweisen haben. Dieses richtungsweisende Produzieren könnte auch für andere Branchen vorbildlich sein, in denen sich allerdings immer schon gute Exempel sozusagen spurloser Beiträge zum Bruttosozialprodukt aufstöbern lassen, man denke neuestendings nur an die Investitionen in den Aufschwung Ost.
Bücher jedoch, so dachte man bislang, seien dauerhafte, bleibende, weil eigentlich doch geistige Produkte. Weit gefehlt. Denn auch in der Buchproduktion und -verwertung gilt zusehends das Paternosterprinzip: Erst geht's bergauf, wobei schon nicht alle mitkommen, dann geht's bergab, wo oft nur noch kalter Kaffee ankommt, den keiner mehr will, am wenigstens der, der ihn sich eingeschenkt hat oder (ein-)schenken ließ. Kurz nach dem Aufbrühen gleich in den Abfluß ohne Umweg über den Magen-Darm-Kanal: dieses kaffeemäßig von uns erprobte Verfahren des Rezessionsumlaufs werden wir nächstens mit einem Rezensionsexemplar durchführen: Buch ablegen, Kaffee festhalten, selber nonchalant weitergehen.
Weshalb die Verlage hiermit gebeten sind, künftighin Büchern, denen sie aus durchaus unterschiedlichen Gründen diese ebenso geist- und kostensparende wie nur scheinbar antiproduktive Laufbahn eröffnen wollen (mit Buchmesse-Blindbänden mogeln gilt aber nicht!), den Vermerk "Rezessionsexemplar" aufzuprägen. Oder gleich ihrem Paternoster anzuvertrauen. HS
Wintersport weiterhin
Wegen der derzeitigen wechselnden Wetterverhältnisse sind annehmbare Wintersportbedingungen nur in den Hochlagen der Alpen zu finden.
Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:
Harz: 0 53 21-2 00 24
Hoher Meißner: 0 56 02-24 09
Hunsrück: 0 65 33-71 50
Kurhessisches Bergland: 0 56 86-367
Odenwald: 0 62 07-25 54
Rhön: 0 66 54-12 11
Siegerland/Wittgenstein: 02 71-1 15 30
Taunus: 0 60 82-27 27
Thüringen: 03 68 74-581
Vogelsberg: 0 60 44-66 66
Waldeck: 0 56 32-40 132
Westerwald: 0 27 75-200 oder -14 11
Österreich-Information: 069-2 06 98
Schweiz, Verkehrsbüro: 069-25 60 010
Südtirol (Italien), Schneetelefon:
0039-471-97 85 77
ADAC-Schneebericht: 089-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz), -25 60 (Frankreich). FR
Das Porträt: Thurgood Marshall Erfolgreicher Bürgerrechtler
Thurgood Marshall, der erfolgreichste Bürgerrechtsanwalt und erste schwarze Oberste Richter der USA ist am Sonntag im Alter von 84 Jahren an einem Herzversagen gestorben. Als langjähriger Anwalt der schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP entwikkelte Marshall die juristische Strategie, die in den 50er und 60er Jahren zur Aufhebung der Rassentrennung führte. In seinem Vierteljahrhundert auf dem "Supreme Court" prägte er dessen liberale Urteile der 60er und frühen 70er Jahre entscheidend mit. Thurgood Marshall (Bild: AP) war ein Verfassungsrichter mit einer für die Vereinigten Staaten des 20. Jahrhunderts einzigartigen Karriere. Er war der einzige Oberste Richter, der Rassentrennung und Armut im Süden der USA am eigenen Leib erfahren hatte, als er in den 40er und 50er Jahren als Anwalt der schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) Tausende von Kilometern über Land fuhr und dabei häufig Opfer jener Diskriminierung wurde, die er vor den Gerichten so erfolgreich bekämpfte. Seine mit Betroffenheit und beißendem Witz vorgetragenen Episoden aus dieser Zeit sind unter seinen Mitarbeitern Legende. Von seinen 32 vor dem Obersten Gerichtshof vertretenen Fällen verlor Thurgood Marshall ganze drei.
Seinen größten Erfolg über das damals auch von vielen Schwarzen akzeptierte Konzept des "separate but equal" erreichte Marshall in der berühmten Entscheidung "Brown v. (versus; gegen, d. Red.) Board of Education" von 1954, in der der Oberste Gerichtshof rassengetrennte Schulen für verfassungswidrig erklärte und damit der politischen Bürgerrechtsbewegung den Weg öffnete.
Nach anfänglichem Streit mit Martin Luther King über die Methoden der politischen Bürgerrechtsbewegung, war es am Ende Thurgood Marshall, der deren politisch erkämpften Rechte mit seinen Verfassungsinterpretationen festklopfte. Von Präsident John F. Kennedy 1961 zunächst zum Berufungsrichter ernannt, wurde Marshall - seit 1965 "solicitor general" (Generalstaatsanwalt) - 1967 von Präsident Lyndon B. Johnson zum ersten schwarzen Obersten Richter berufen: "Eine richtige Entscheidung zur rechten Zeit, der richtige Mann am rechten Ort", wie der Präsident seine Ernennung des unkonventionellen und im Ton oft barschen Anwaltes aus Baltimore kommentierte.
Marshall war eine der fortschrittlichen Stimmen des Obersten Gerichtshofes unter seinem liberalen Vorsitzenden Earl Warren. Doch seine Statur wurde paradoxerweise erst deutlich, als die von den Präsidenten Nixon, später dann Reagan und Bush ernannten konservativen Richter die Ausrichtung des Obersten Gerichts veränderten. Thurgood Marshall hielt dagegen an seinen Überzeugungen fest: daß die Verfassung erst durch ihre Zusätze, die Ergebnisse eines Bürgerkriegs und die kodifizierten Erfolge der Bürgerrechtsbewegung jene Freiheiten und Menschenrechte garantiere, von denen die Gründerväter nur geredet hätten; und daß die Todesstrafe eine inhumane, ineffektive und angesichts anhaltender sozialer Ungleichheiten zutiefst rassistische Form der Bestrafung sei. Mit seinen zahlreichen von der Mehrheitsmeinung im Supreme Court abweichenden Voten blieb Marshall zusammen mit seinem Kollegen Byron White der einsame Rufer in einer konservativen juristischen Wüste und gleichzeitig der Prophet einer kommenden liberalen Zeitenwende. Seine krankheitsbedingte Ersetzung durch den schwarzen, aber erzkonservativen Obersten Richter Clarence Thomas im Jahre 1991 muß ihm weh getan haben. Der Beginn der Clinton-Administration wird ihn dagegen kurz vor seinem Tode noch einmal mit der Hoffnung erfüllt haben, daß seine Meinung nun politisch und bald auch wieder juristisch mehrheitsfähig sein könnte.
ROLF PAASCH (Washington)
VIERNHEIM. Eines der größten Übungsgelände der US-Armee in Südwestdeutschland wird künftig weniger mit Panzer- und sonstigen Kettenfahrzeugen belastet: Die Streitkräfte werden ihren ständigen Übungsbetrieb mit Hunderten von Tanks im 2200 Hektar umfassenden, seit 1949 unter US-Militärkuratel stehenden Viernheimer/Lampertheimer Wald ("Panzerwald") im äußersten Zipfel von Hessen und Baden-Württemberg einschränken. Dies habe US-General Maddox in Gesprächen mit Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) "verbindlich zugesagt", erklärte Staatssekretär Hans Joachim Suchan am Montag in Viernheim.
Zu dem Versprechen des Teilrückzugs aus dem ökologisch schwer geschädigten Trinkwassereinzugsgebiet für den Rhein- Neckar-Raum gehört, daß in den Wasserschutzgebieten der Klasse II (insgesamt 550 Hektar) keinerlei Fahrzeuge mehr rollen werden. Damit verzichten das Mannheimer US-Panzer-Bataillon und andere Truppenverbände auf rund 200 Hektar bisher genutztes Manöverareal.
Außerdem stellte der amerikanische General in Aussicht, daß der Viernheimer Wald gänzlich zur panzerfreien Zone werden könne, wenn die neue US-Regierung unter Präsident Bill Clinton, wie erwartet, eine Reduzierung der in Europa stationierten Soldaten um weitere 50 000 bis 70 000 beschließe.
Dann würde der Übungsplatz nur noch von Infanterieeinheiten genutzt. Nähere Angaben, ob dann möglicherweise ökologisch "schwer verträgliche" Pioniere, die etwa Schützengräben ausheben, auf dem Areal einziehen, waren nicht zu erhalten.
Ministerpräsident Hans Eichel ließ gestern mitteilen, daß Hessen beim Bundesverteidigungsministerium auf der Hardthöhe einen Freigabeantrag für die auf dem Übungsgelände liegenden Wasserschutzzonen II gestellt hat. Die Landesregierung dränge aber dennoch weiter auf vollständige militärische Räumung des "Panzerwaldes". feu
Der angekündigte Bericht über die tödlichen Pilz-Infektionen am Frankfurter Universitätsklinikum liege noch immer nicht vor, hat am Montag die CDU-Landtagsfraktion bedauert.
Auf einer gemeinsamen Sondersitzung der zuständigen Landtagsausschüsse sei ein solcher Bericht für den 28. Dezember zugesagt worden. Da offen sei, ob es einen Zusammenhang zwischen den Bauarbeiten am Klinikum und der Freisetzung gefährlicher Pilz-Sporen gebe, sei der Bericht überfällig. ft
jw FRANKFURT A. M., 25. Januar. Eine ökologische Umgestaltung des Steuersystems ist nach Ansicht des Umweltforschers Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker die richtige Antwort auf die drohende Wirtschaftsrezession in der Bundesrepublik. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau schreibt von Weizsäcker, der Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie ist, die Einführung von Jahr für Jahr ansteigenden Umweltsteuern könne "als Konjunkturhilfe" wirken, wenn parallel dazu andere Steuern im gleichen Umfang gesenkt werden.
Eine Verteuerung der Energie zum Beispiel um fünf Prozent pro Jahr erhöht nach dem Weizsäcker-Konzept die Energie-Produktivität in Industrie, Verkehr und anderen Bereichen - "also des aus einem Faß Öl oder einer Kilowattstunde herausgeholten Wohlstands" - spürbar. Dies komme der Wirtschaftsleistung des Landes etwa durch geringere Öleinfuhren zugute. Der Umweltexperte schlägt weiter vor, die von den Arbeitgebern beklagten hohen Lohnnebenkosten durch die parallelen Steuersenkungen zu vermindern. Dadurch verbessere sich die Beschäftigungslage: "Es würde im Vergleich zu heute rentabler, Kilowattstunden arbeitslos zu machen und nicht so sehr den Menschen", argumentiert von Weizsäcker.
KÖNIGSTEIN. Nicht wie angekündigt am morgigen Mittwoch, 27. Januar, sondern erst am Samstag, 27. Februar, wird der nächste Informationsabend für Eltern und mögliche Neuschülerinnen in der St.-Angela-Schule in Königstein sein.
Der Tag in der privaten Lehranstalt für Mädchen mit Gymnasial- und Realschulzweig beginnt um 10 Uhr mit einem Vortrag des Rektors, der einen Einblick in Aufbau und Lernziele der Schule gibt. Anschließend werden Rundgänge durch die Schulgebäude angeboten. Die Führungen werden um 12.30 Uhr beendet sein.
Der Vortrag findet in der Aula der St.- Angela-Schule in der Gerichtsstraße 19 statt. esi
HANAU. Nur kurze Zeit hat am Montag morgen die Flucht eines 22jährigen gedauert, der gegen 9.40 Uhr den Schalterraum der Volksbank in der Krämerstraße in Hanau betreten, eine Kundin mit einem Kohlensäure-Druckrevolver bedroht und die Herausgabe von Bargeld erzwungen hatte. Mit mehreren zehntausend Mark, die ihm die Kassiererin aushändigen mußte, floh der Täter zu Fuß. Er hatte sich während des Überfalls ein Tuch vor das Gesicht gezogen.
Die sofort eingeleitete Großfahndung der Polizei ergab wenige Minuten später bereits einen ersten Hinweis auf ein Taxi, das der Flüchtige in der Nähe des St.-Vincenz-Krankenhauses angehalten und zur weiteren Flucht benutzt hatte. 15 Minuten nach der Tat konnte die Polizei etwa einen Kilometer entfernt auf der Bruchköbeler Landstraße das gesuchte Taxi anhalten und den Täter, einen 22jährigen Drogenabhängigen, festnehmen. Die gesamte Beute, die in einer Sporttasche verstaut war, wurde sichergestellt. are
BERGEN-ENKHEIM. "Die Leute haben bis zu zwei Stunden gewartet. So groß war der Andrang noch nie", freute sich Dieter Emmerling. Er ist pädagogischer Leiter des Stadtteilzentrums Ost der Volkshochschule (VHS), das speziell für Bergen-Enkheim, Fechenheim, den Riederwald und Seckbach zuständig ist. Jetzt konnten sich alle Interessierte erstmals im VHS-Zentrum in der Barbarossastraße 2 für die Kurse des kommenden Halbjahres anmelden. Die Frist für weitere Anmeldungen läuft noch drei Wochen.
Allerdings sind schon 30 der insgesamt 140 Kurse restlos ausgebucht: "Dabei haben wir schon die Einschreibung für die speziellen Senioren- und Mutter/Kind-Seminare auf jeweils eigene Termine gelegt." Obwohl der Etat der VHS-Ost um fünf Prozent gekürzt wurde, wird die Zahl aller Kursteilnehmer weiterhin bei etwa 1500 liegen. "Wir müssen eben die Seminare bis an die oberste Grenze vollstopfen", sagt Emmerling.
Im Angebot sind in diesem Halbjahr wieder Kurse zur Elternbildung. Hier werden Kinder im Alter zwischen anderthalb und drei Jahren in kleinen Gruppen unter Anleitung beschäftigt. Die Mütter und Väter sollen das soziale und spielerische Verhalten ihrer Zöglinge dadurch besser verstehen lernen. In Elternabenden wird dies dann nochmals diskutiert. Weiterhin beschäftigen sich spezielle Kurse für Senioren beispielsweise mit Wassergymnastik, Yoga, Singen, Handarbeiten und verschiedenen Sprachen.
Immer beliebter sind die Psychologie- Seminare, weiß Dieter Emmerling: "Themen wie ,Lebensenergie&rquote; und ,streßfreies Leben&rquote; haben Hochkonjunktur. Das wollen die Leute haben. Ansonsten repräsentieren wir das übliche VHS-Angebot."
Außerdem steht wieder ein Seminar auf dem Programm, das sich mit dem Bergen-Enkheimer Stadtschreiber und seinen Werken auseinandersetzt. Die VHS-Ost hat im Gegensatz zu anderen Stadtteilzentren keine Kurse zur direkten beruflichen Weiterbildung, EDV und kaufmännischem Wissen.
Mehr als zwei Drittel aller Kurs-Teilnehmer sind Frauen. In diesem Semester rechnet Dieter Emmerling sogar damit, daß die Männer höchstens ein Fünftel aller Besucherstellen. Bislang interessieren sich im Frankfurter Osten auch nur wenige Ausländer für das Angebot der VHS. Das zeigt sich, wie Emmerling erklärt, beispielsweise bei den Kursen "Deutsch für Ausländer": "Wir haben mit Mühe drei Kurse gebildet. Das kann nur besser werden."
Wer Interesse an VHS-Kursen hat, kann sich unter der Telefonnummer 0 61 09 / 5 22 61 detailliert informieren oder im Stadtteilzentrum-Ost in der Barbarossastraße 2 das Programm für das Frühjahrssemester erhalten. laf
Lepp FRANKFURT A. M. Schon 1983 ist der Angeklagte Alfons Lappas als damaliger co op-Aufsichtsratsvorsitzender auf den drohenden Kollaps des Handelskonzerns hingewiesen worden. Wie sich aus einem vor dem Frankfurter Landgericht verlesenen Schreiben ergibt, wurde er nachdrücklich vom für Marketing zuständigen Ex-Vorstandsmitglied Hartwig Knetter gewarnt, bevor dieser keine andere Möglichkeit mehr sah, als die Firma zu verlassen.
Nach Knetters Darstellung sollte er im Frühjahr 1983 "in den Regionalbereich" abgeschoben werden, weil Vorstandschef Bernd Otto mit seiner Arbeit als Marketing-Experte nicht mehr zufrieden war. Da eine solche Veränderung der Zustimmung des Aufsichtsrats bedurfte, wandte sich Knetter mit einem vertraulichen Brief an Lappas, in dem zum Teil massive Vorwürfe gegen den co op-Vorstand erhoben wurden. Vor allem aufgrund der zunehmenden Verschuldung sah Knetter auf die co op ein finanzielles Desaster zukommen. Insgesamt sei die wirtschaftliche Lage "ungünstiger als in Neckermanns Konkurs-Jahr". Sobald die Zahlen an die Öffentlichkeit kämen, wäre die "Lawine der Verunsicherung" bei den Banken nicht mehr aufzuhalten. "Um den drohenden Kollaps zu vermeiden", entwickelte Knetter "Eckpunkte einer Überlebensstrategie", darunter eine zehnprozentige Kürzung der Gehälter von Vorstandsmitgliedern und Direktoren.
Lappas erklärte vor Gericht, dieses Schreiben habe sich von selbst erledigt. Die darin enthaltenen Vorwürfe seien von Knetter bereits drei Wochen zuvor auf einer Vorstandssitzung "richtiggestellt und zurückgenommen worden". Darüber hinaus habe Knetter auch die Bilanz für 1982 mit seiner Unterschrift bestätigt. Zu den Sanierungsvorschlägen meinte Lappas, er habe "keinen Anlaß gehabt, in eine rechtliche Prüfung einzusteigen". Knetters "Überlebensstrategie" sei "fernab von jeglicher Realität" gewesen. Unmittelbar nach der Vorstandssitzung war der Marketing-Fachmann "einvernehmlich" und gegen Abfindung aus dem co op-Konzern ausgeschieden.
Prozeßbeobachter erwarten, daß Knetter als Zeuge gegen Lappas eine entscheidende Rolle zufallen wird. Bei seiner Vernehmung durch das Bundeskriminalamt hatte er Lappas ferner vorgeworfen, dieser habe ihm auch das Rederecht im Aufsichtsrat verweigert. Dazu sagte Lappas, diese Behauptung sei "völlig aus der Luft gegriffen". Seinen Angaben zufolge blieb dem angeklagten Ex-Aufsichtsrat bis zum Ausscheiden aus dem Konzern verborgen, daß von der Vorstandssitzung zum Thema Knetter zwei Protokoll-Versionen existieren, die sich in wichtigen Punkten widersprechen.
doe FRANKFURT A. M. Die Volksfürsorge setzt ihren seit einem Jahr beabsichtigten Einstieg bei der Verkaufstruppe OVB Allfinanzvermittlung in die Tat um. Für einen geheimen Preis - im Kölner OVB-Stammhaus wird von 70 Millionen Mark gemunkelt - erwirbt die Hamburger Versicherung 15 Prozent des Kapitals und steigt damit zum drittgrößten Anteilseigner des umstrittenen Strukturvertriebs nach dem Deutschen Ring und Firmengründer Otto Wittschier auf. Im laufenden Jahr soll die OVB der ehemals gewerkschaftseigenen Assekuranz schon zehn bis 15 Prozent des Leben- Neugeschäfts bescheren.
Der Deal ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Zum einen gehört die OVB mit ihren etwa 15 000 Vertretern zu jenen Unternehmen, die wegen ihrer aggressiven Verkaufspolitik, hoher Stornoquoten und überdurchschnittlicher Provisionskosten von Verbraucherschützern vehement als "Drückertruppen" kritisiert werden. Ein erster Versuch der Volksfürsorge, das damals lahmende Neugeschäft durch eine solche externe Gruppe anzukurbeln, war im Herbst 1991 fehlgeschlagen: Die Gießener Agentur Genius, die für die Volksfürsorge in der Ex-DDR 130 000 Unfallschutz-Verträge gesammelt hatte, ging damals unter eigenartigen Umständen in einen spektakulären Konkurs.
Noch brisanter ist jedoch, daß sich die Volksfürsorge, die zu fast 50 Prozent der Aachener und Münchener Beteiligungs- AG (AMB) gehört, mit der 1970 gegründeten OVB und nicht mit der zum AMB- Reich gehörenden Konkurrenztruppe DVAG vermählt. Offiziell hält ein AMB- Sprecher dies für "unproblematisch". DVAG-Boß Reinfried Pohl, der gestern nicht zu erreichen war, soll jedoch über den vom heutigen AMB-Chef Wolfgang Kaske eingefädelten Deal alles andere als erfreut sein. Allerdings hatte die DVAG im vergangenen Jahr nur noch weniger als 300 Sterbegeld-Policen an die Volksfürsorge vermittelt.
Daß der 54jährige OVB-Boß Wittschier sowie seine beiden Kollegen Bruno Tönnes und Bert Schwarz, die bislang 25,4 und jeweils 12,2 Prozent der Firmenanteile hielten, Kasse machen wollen, wird in der Branche seit längerem kolportiert. Angeblich verpflichtet ein Vertrag den Deutschen Ring, die Anteile zurückzukaufen, falls sich kein anderer Interessent findet. "Wir wollen die Gesellschafterbasis verbreitern", erklärt OVB-Sprecher Lutz Renner lediglich. "Eine ganze Reihe von Partnern" stünden schon vor der Tür.
Nach dem Volksfürsorge-Einstieg halten Wittschier 17,9 und seine beiden Partner je 8,5 Prozent. Beim Mehrheitsaktionär Deutscher Ring liegen unverändert noch 50,2 Prozent.
MAIN-KINZIG-KREIS. Um sich im Dschungel von Möglichkeiten und Beschränkungen besser zurechtzufinden, bieten Berufsberater des Hanauer Arbeitsamtes vom 8. bis zum 12. Februar zum Thema "Weichenstellung - Studium und Beruf" eine umfangreiche Informationsveranstaltung an.
Dabei werden Hochschullehrer und andere Experten über Studienbedingungen und Berufschancen berichten. Auf dem Programm stehen etablierte Studiengänge wie Wirtschaftswissenschaften, Physik, Pharmazie, Soziologie und Ingenieurwissenschaften.
Aber auch "Newcomer" wie Theater-, Film- und Medienwissenschaften werden angesprochen. Hinzu kommen Veranstaltungen zu den Berufsfeldern Tourismus, Flugsicherung, Fremdsprachen und ein Themenblock "Ausland" (Studium, au pair, Jobben). Weiter werden Studienplatzbewerbern von den Beratern des Hanauer Arbeitsamtes "Tips und Tricks" verraten.
Die einzelnen Vorträge beginnen täglich um 9 Uhr im Berufsinformationszentrum (BIZ) des Hanauer Arbeitsamtes am Hauptbahnhof.
Ausführliche Programme halten BIZ und die Berufsberatung des Hanauer Arbeitsamtes (Telefon: 0 61 81 / 67 23 80 oder 67 27 76) bereit. hok
"Andere Steuern sollten im gleichen Gesamtumfang gesenkt werden", schlägt Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker vor. Siehe Umweltseite, Seite 6.
Als Heinrich Franke im April 1984 das Amt des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit (BA) antrat, wurden in der Bundesrepublik 2,2 Millionen Erwerbslose gezählt. Wenn der gebürtige Osnabrücker (von Brauchitsch-Bild) am Donnerstag feierlich verabschiedet wird, dürfte die Zahl der Betroffenen in Westdeutschland wieder etwa diesen Stand erreicht haben. Seinem Nachfolger Bernhard Jagoda bleibt es überlassen, auf der monatlichen Pressekonferenz am 5. Februar möglicherweise einen gesamtdeutschen Negativrekord verkünden zu müssen.
Franke, der heute seinen 65. Geburtstag begeht, hat in den acht Jahren in Nürnberg die deutsche Arbeitsmarktpolitik maßgeblich geprägt. Ihm war es vor allem zu verdanken, daß deren Instrumente quantitativ ausgebaut und qualitativ verbessert wurden. Nicht zuletzt als Ergebnis dieser Anstrengungen, so würdigt die BA ihren scheidenden Präsidenten, "gelang es, von 1986 an die durchschnittliche Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr erstmals seit 1979 wieder zu senken". Inzwischen ist die Zahl der westdeutschen ABM- und Fortbildungs- Teilnehmer - im Zeichen der finanziellen Ost-Orientierung - allerdings etwa auf das Niveau von 1984 zurückgefallen (knapp 70 000 ABM-Jobs).
Der gelernte Ingenieur war zwischen 1965 und 1984 als CDU-Abgeordneter im Bundestag. Dort trat er besonders als Rentenexperte hervor. Nach dem Bonner Machtwechsel wurde Franke im Oktober 1982 Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeitsministerium. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit als BA-Präsident sorgte er mit dem "Franke-Erlaß" zur Kurzarbeitergeld-Regelung für mittelbar von Arbeitskämpfen Betroffene für politischen Streit. Konfliktträchtig war auch das Gespann, das er mit seiner damaligen, vom DGB kommenden, Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer bildete. Zuletzt schien dagegen zwischen ihm und der heute als ehrenamtliche BA-Vorstandsvorsitzende fungierenden Gewerkschafterin eher das gemeinsame Interesse an der (zuletzt erfolglosen) Abwehr Bonner Einsparwünsche zu überwiegen. rb
Beamte der SoKo Süd haben in der Nacht zum Samstag in der Tiefgarage des Flughafens zwei Kelsterbacher im Alter von 18 und 20 Jahren festgenommen, die dort einen geparkten Wagen aufgebrochen und ein Stereo-Steuergerät gestohlen hatten. Wie die Polizei mitteilte, gaben die beiden jungen Männer die Tat zu und gestanden bei ihrer Vernehmung, bereits in der Nacht zuvor in Schwanheim und Niederrad auf Diebestour gewesen zu sein und zahlreiche Autos aufgebrochen zu haben.
Bei einer Durchsuchung der Wohnung der beiden stießen die Beamten auf gestohlene Boxen, Kassetten, Bargeld, Brillen und andere Gegenstände, die in den Autos gelegen hatten.
Die beiden Männer wurden nach ihrer Vernehmung wieder freigelassen, weil sie einen festen Wohnsitz haben. enk
NIDDATAL. Der Vorstand des Fördervereins Musikschule Assenheim lädt alle Mitglieder zur Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus Assenheim ein. Nach den Vorstandswahlen steht die Zukunft des Vereins zur Diskussion.
BERLIN, 25. Januar. Die Bürger der vorpommerschen Stadt Torgelow (Kreis Ueckermünde) haben mit ihrem Votum den Bau eines der größten bundesdeutschen Müllentsorgungszentren verhindert. In einer kommunalen Volksbefragung stimmten 85 Prozent der Teilnehmer am Sonntag gegen die Pläne für den sogenannten Industriepark für Recycling und Umweltwirtschaft Torgelow, kurz Irut genannt. Nur knapp 15 Prozent befürworteten das gigantische Müll-Projekt, von dem sich örtliche Kommunalpolitiker etwa 800 neue Arbeitsplätze versprochen hatten. Dieses Ergebnis gab der Vorsitzende der Wahlkommission am späten Sonntagabend bekannt. Das große Interesse an dem ersten Bürgerentscheid in den neuen Ländern belegte die relativ hohe Wahlbeteiligung. Knapp 71 Prozent der 9477 wahlberechtigten Torgelower gaben ihre Stimme ab.
Nach geltendem Recht bindet das Ergebnis eines Bürgerentscheids in Ostdeutschland die Gemeinde für eine Dauer von zwei Jahren. Erst danach könnte es theoretisch durch einen Ratsbeschluß aufgehoben werden. Diese Regelung war in der DDR-Kommunalverfassung aus der Wendezeit vorgesehen. Mit dem Einigungsvertrag wurde dieses Recht in die Landesverfassung übernommen.
Während die Grünen in Mecklenburg- Vorpommern sowie die Mitglieder der Bürgerinitiative "Ueckerregion - Kein Euromüllplatz" das Ergebnis feierten, zeigte sich der parteilose Bürgermeister von Torgelow, Ralf Gottschalk, enttäuscht. Gottschalk hatte sich vehement für Irut (geschätzte Baukosten 650 Millionen Mark) eingesetzt, für das es seiner Meinung nach in dem sozialen und wirtschaftlichen Notstandsgebiet an der polnischen Grenze keine Alternative gegeben habe. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau betonte Gottschalk, daß die 12 000-Einwohner-Stadt bereits "circa eine halbe Million" für Vorbereitung, Konzept und Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben habe.
Die Bürger befürchteten aber offenbar, daß Mülltransporte mit der Zieladresse Irut jegliche Chance für den erhofften sanften Tourismus in der Haffregion vor der Ostseeküste zunichte machen würden. Auch die Angst vor gesundheitlichen Belastungen überwog bei den Müllgegnern die Angst um Arbeitsplätze. Nach Angaben des Bürgermeisters haben 60 Prozent der Torgelower keinen sicheren Arbeitsplatz.
In den geplanten 20 Betriebseinheiten von Irut sollten unter anderem Klär- und Lackschlämme, FCKW-Geräte, Bauschutt, Kunststoffe, Schrottautos und Altreifen zerlegt, aufbereitet und teilweise verbrannt werden. Nach Angaben der Bürgerinitiative war die auf einer Fläche von 170 Hektar geplante Anlage für eine Jahres-Kapazität von 1,3 Millionen Tonnen Schrott jeglicher Art ausgelegt. Auch ein Zwischenlager für 60 000 Tonnen giftigen Sonderabfall sei vorgesehen gewesen. Die Essener Firma Innovaplan sowie die Elektrowatt Ingenieurunternehmung aus Mannheim hatten das Konzept für den "Industriepark" erstellt.
Zahlreiche bundesdeutsche Umweltschützer hatten die Torgelower in ihrem Kampf gegen Irut unterstützt. So hob Greenpeace hervor, daß die in Irut vorgesehenen Technologien teils völlig veraltet seien. Das Öko-Institut aus Darmstadt wies unter anderem in einem Gutachten die Gefahren beim Vergasen von Altreifen nach: "Das Entstehen von hochgiftigen organischen Spurenstoffen . . . kann nicht ausgeschlossen werden."
Auch Politiker aus dem Kreis Ueckermünde hatten quer durch die Parteien moniert, daß in den westlichen Bundesländern ein Projekt wie Irut keine Akzeptanz finden würde. "Wir wollen hier nicht zum Abfalleimer der Nation werden", brachte Gerhard Jost, Sprecher der Bürgerinitiative, die Bedenken auf einen Nenner.
Noch in der vergangenen Woche waren die Müllgegner von offizieller Seite diffamiert worden. In einer am Mittwoch in einer Regionalzeitung veröffentlichten Anzeige, die der Stadtrat von Torgelow in Auftrag gegeben habe, war nach Josts Angaben von "Spökenkiekern" (Kaffeesatzlesern) und "Politkriminellen" in den Reihen der Bürgerinitiative die Rede gewesen. Zuvor hatte die Stadt Torgelow einen Prozeß gegen Verantwortliche der Initiative wegen eines angeblich beleidigenden Flugblattes angestrengt, der noch von einem Gericht in Stralsund entschieden werden muß. (Kommentar Seite 3)
Spionageverdacht: Flämig verweigert die Aussage Gutachten soll Verhandlungsfähigkeit klären Von Regine Schlett HANAU. Nachdem der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Gerhard Flämig zugegeben hat, daß er sich jahrelang regelmäßig mit dem Ex-Spionagechef der DDR, Markus Wolf, traf, verweigert er nun die Aussage. Wie sein Anwalt erklärt, werde er sich zu den Vorwürfen der obersten Strafverfolger nicht mehr äußern, bis Akteneinsicht gewährt werde. Wie der Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, Hans-Jürgen Förster, erklärt, "dauern die Ermittlungen an". Flämigs Version zu dem Vorwurf der Agententätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit in der ehemaligen DDR (Hessenseite vom Montag) läßt Zweifel zu und gibt damit Spekulationen neuen Raum. Die Frage, die sich erst nach Abschluß der Ermittlungen beantworten lassen wird, ist die, ob Flämig wissentlich Informationen weitergegeben hat. Nur dann, so sein Anwalt Arne Petry, sei der Tatbestand einer "geheimdienstlichen Agententätigkeit" gegeben. Er beinhalte die bewußte Absicht, mit den gegnerischen Spionen zusammenzuarbeiten.
Petry geht davon aus, daß es "in den nächsten Monaten" keine neuen Erkenntnisse gebe. Aufgrund des angegriffenen Gesundheitszustandes seines Mandanten, der derzeit häufig bettlägerig sei, werde außerdem ein Gutachten in Auftrag gegeben, das seine Verhandlungsfähigkeit kläre soll. Petry hält es für fraglich, ob der 73jährige im Fall einer Anklage überhaupt verhandlungsfähig sei. Nach seinem Eindruck aus den Vernehmungen schätzt er das Belastungsmaterial der Bundesanwaltschaft gering ein. "Das war ein Schlag in den Verdacht hinein", sagt er, "es gab keine wirklichen Hinweise, daß Geheimnisse verraten wurden." Auch Geheimdienstchef Wolf, gegen den derzeit ebenfalls noch ermittelt wird, sei noch nicht befragt worden. Für die Beamten sei das Vernehmungsergebnis Flämigs "enttäuschend" gewesen, so Petrys Eindruck. Er gibt sich überzeugt, daß Befragungen von Wolf und dessen Nachfolger Werner Großmann die Version seines Mandanten bestätigen werden. Kontakte mit Großmann streite Flämig ab. "Die Bundesanwaltschaft hat noch keine Vorstellung, was Flämig weiß", sagt Petry.
Warum der Bundesgerichtshof dennoch Haftbefehl erlassen habe, erklärt der Anwalt mit der möglichen Fluchtgefahr. Angesichts der internationalen Kontakte, so habe der Richter argumentiert, sei es nicht ausgeschlossen, daß sich der ehemalige Europaabgeordnete ins Ausland absetze. Die Höhe der Kaution von 500 000 Mark, gegen die er bereits am Freitag wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, orientiert sich an den Vermögensverhältnissen eines Beschuldigten. Die Summe sei als Grundschuld auf sein Haus An der Ochsenwiese eingetragen worden.
Während der Wert seines Wissens, wie von der Bundesanwaltschaft auch, von vielen hoch eingeschätzt wird (siehe untenstehender Artikel), gehen die Meinungen über die Glaubhaftigkeit von Flämigs Version auseinander. Sein Nachfolger im Bundestag, SPD-Unterbezirkschef Bernd Reuter, charakterisierte ihn als "korrekten Genossen". Doch inzwischen mehren sich Stimmen, die dem mit Beraterverträgen ins Gerede gekommenen Politiker zutrauen, "für Geld alles zu tun", so der Kommentar seines damaligen politischen Gegners, des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Dieter Hussing. Flämigs ehemaliger Assistent im Wahlkreisbüro, Hans See, beschreibt ihn als "politisch schwer einzuordnen". Als fähiger Journalist mit hoher Auffassungsgabe habe ihn der Ruf des Hinterbänklers zeit seiner politischen Karriere schwer zu schaffen gemacht. "Er war für Schmeicheleien sehr anfällig", sagt See.
Der SPD im Main-Kinzig-Kreis ist der Spionageverdacht kurz vor der Kommunalwahl sichtlich unangenehm. Beim Unterbezirksparteitag am Wochenende wurde der insbesondere von der rechten Hanauer SPD-Riege stets hochgehaltene Genosse mit keinem Wort erwähnt.
Hochtaunuskreis, Fußball-Nachwuchs
Zwei Mannschaften weniger, aber 87 Spieler mehr als im Vorjahr weist die Statistik der Jugend-Fußballer im Hochtaunuskreis aus, die Kreisjugendwart Harald Hyngar zum Jahresende 1992 erarbeitet hat. Der Trend im Nachwuchsbereich hat sich auch im Hochtaunuskreis weiter verstärkt: der Zuwachs an Spielern basiert vornehmlich im Bereich der E- und F-Jugend, während die Zahl der Mannschaften bei A- und C-Jugend konstant geblieben ist und bei der B-Jugend (von 15 auf 13) sogar abgenommen hat.
Insgesamt sind im Hochtaunuskreis in der Saison 1992/93 derzeit 123 Mannschaften mit 2267 Jugendlichen aktiv, während es in der zurückliegenden Verbandsrunde 125 Mannschaften mit 2180 Spielerinnen und Spielern waren.
Bezogen auf die einzelnen Altersklassen sieht die augenblickliche Situation wie folgt aus: A-Jugend: Zehn Mannschaften mit 244 Spielern; B-Jugend: 13 Mannschaften mit 311 Spielern; C- Jugend: 19 Mannschaften mit 405 Spielern; D-Jugend: 26 Mannschaften mit 448 Spielern (davon fünf im Kleinfeld mit 44 Spielern); E-Jugend: 24 Mannschaften mit 437 Spielern (davon acht im Kleinfeld mit 107 Spielern) und F-Jugend: 31 Mannschaften mit 426 Spielern.
Nur noch sechs (!) der 46 Fußball-Vereine im Hochtaunuskreis verfügen über eine eigenständige Jugend-Abteilung. Dies sind Oberligist Spvgg. 05 Bad Homburg, DJK Helvetia Bad Homburg, Eschbacher Bomber, FC 06 Weißkirchen, Zakkenkicker Ober-Ems und die TSG Pfaffenwiesbach.
Die Statistik über die zehn größten Jugend-Abteilungen (Fußball-Klubs und Spielgemeinschaften) im Hochtaunuskreis: Spvgg. 05 Bad Homburg (sieben Mannschaften, 271 Spieler), JFC Usinger Land (10/243), JSG Oberursel (14/226), JFC Neu-Anspach (10/185), JSG Schneidhain/Falkenstein/Königstein (6/168), JSG Grävenwiesbach/Weilrod (11/159), JSG Steinbach/Stierstadt (10/142), DJK Helvetia Bad Homburg (7/130), JSG Burgholzhausen/Seulberg (8/129), TSG Pfaffenwiesbach (8/126). gst
Der Winzer Franz-Dieter Schlagkamp, im vorigen Jahr 50 geworden, glaubt zu wissen, was seine Mitbürger im Moseldörfchen Senheim über den "Weg, den die jüdischen Mitbürger in Deutschland einschlagen", laufend äußern. Schlagkamp setzte sich deshalb einen Tag vor Heiligabend vergangenen Jahres an die Schreibmaschine, spannte einen Briefbogen mit dem Gemeindewappen ein und adressierte seine moseldorferprobte Überzeugung an die "Zentralstelle der Juden in Deutschland". ". . . ich bin froh", schrieb er, "daß ich als Bürgermeister einer kleinen 700- Einwohner-Gemeinde keinen jüdischen Mitbürger habe, der den täglichen Dorffrieden mit seinen Reizstacheln stört". Und noch eines setzte der "Dorfbürgermeister", so der inoffizielle Titel rechts oben im offiziellen Briefkopf, einen Tag vor Weihnachten hinzu: "Ich bete zu Gott, auch nie solche Mitbürger zu bekommen."
Seit der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, den der Moselwinzer aus seinem judenfreien Dorf als "Ober-Juden" titulierte, dieses Schreiben in einem Gespräch mit Journalisten erwähnte und als "plump" abqualifizierte, sorgt der Dorfbürgermeister für Aufregung am Moselufer unweit von Cochem. Schlagkamp ist Christdemokrat wie sein Verbandsbürgermeister Heinz Escher und sein Landrat Klaus-Peter Balthasar in dem Mosel-Landstrich. Dort hat die rheinland-pfälzische CDU noch ihre Hochburgen. Dort holte der seit einem Jahr amtierende CDU-Landesvorsitzende Werner Langen bei der jüngsten Landtagswahl landesweit die meisten Stimmen für die CDU.
Über Schlagkamps Weihnachtsbotschaft an den Zentralrat der Juden ist man sich einig, über die Konsequenzen nicht. "Untragbar" und "unverständlich", sagt Langen, der hofft, daß Schlagkamp selbst weiß, welche Folgerungen er zu ziehen hat. Bürgermeisterkollegen von Schlagkamp versuchen abzuwiegeln. Der Briefeschreiber, der sich als Deutscher durch Äußerungen von Juden über die Deutschen "unerträglich beleidigt" fühlt und schriftlich Verständnis dafür aufbringt, "daß man gegen die Juden wieder anders denkt", wird als "allseits beliebter Kommunalpolitiker" beschrieben. Und nun diese "bedauerliche Geschichte".
Schlagkamp habe sich "vergaloppiert", meint Heinz Escher, als Verbandsbürgermeister von Cochem-Land quasi Vorgesetzer des Dorfbürgermeister. Als Bürgermeister sei Schlagkamp "engagiert" und "allseits geschätzt". Andere Dorfpolitiker in der Gemeinde Cochem-Zell sprechen von einer "nicht zu rechtfertigenden Entgleisung". Aber Rücktritt, nein, dazu sei Schlagkamp doch zu beliebt. Und schließlich "ist der Dorfbürgermeister von Senheim zwar ein eigenwiliger Mensch, aber nicht Jenninger", sagt Escher und nimmt Bezug auf die umstrittene Rede des früheren Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger, nach der dieser zurücktreten mußte.
Landrat Klaus-Peter Balthasar will eigentlich gar nichts sagen. "Nur kein Schnellschuß", läßt er seinen Kreissprecher ausrichten. Alles gehe nun seinen dienstaufsichtsrechtlichen Gang. Bevor man etwas sage, werde der Fall Schlagkamp "verwaltungsintern geprüft". Das könne 14 Tage dauern. Dringenden Handlungsbedarf sieht die Kreisverwaltung an der Mosel nicht.
Anders der rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber (SPD). Er forderte Schlagkamp inzwischen ganz offiziell zum Rücktritt auf, "um weiteren Schaden von seiner Ortsgemeinde abzuwenden". Zuber hält eine "kurzfristige Klärung gerade vor dem Hintergrund der verabscheuungswürdigen Aktionen rechtsextremistischer und neonazistischer Kräfte an jüdischen Friedhöfen und der wachsenden Intoleranz" für dringend geboten.
Schlagkamp hat sich inzwischen schriftlich entschuldigt. Doch damit ist der Brief des Winzers nicht erledigt. Hatte er sich doch nicht nur über die "Schimpfkanonaden des Herrn Bubis" über die Deutschen erbost. Der lokale CDU-Politiker hielt es auch für nötig, auf "all die Milliarden Deutsche Mark" hinzuweisen, die "der junge, hart arbeitende deutsche Steuerzahler" angeblich aufbringe, "um an das jüdische Volk Reparationen zu zahlen".
Mit derartigen nationalistischen Äußerungen sieht sich Bubis alltäglich konfrontiert. Die des CDU-Bürgermeisters aus Senbach gehörten noch zu den harmlosesten, sagt der Vorsitzende des Zentralrats.
Wie müssen dann erst die anderen, die weniger harmlosen aussehen?
MICHAEL GRABENSTRÖER (Mainz)
Kleine Lokalrundschau
Telefonkartenbörse MÜHLHEIM. Die erste Mühlheimer Telefonkartenbörse geht am Samstag, 30. Januar, von 11 bis 16 Uhr im Bürgerhaus über die Bühne. Auch Telekom Frankfurt wird mit einem Ausstellungs- und Verkaufsstand vertreten sein. Parallel dazu wird in den gleichen Räumen zur gleichen Zeit eine Swatch- und Uhrenbörse stattfinden. Nicht fürs Gewerbe OBERTSHAUSEN. Jeder Privatmann kann beim städtischen Bauhof Abfälle in kleineren Mängen (Kofferraumgröße) abgeben, beispielsweise Bauschutt, Altmetall, Plastik. Dies gilt allerdings nicht für Gewerbe, Industrie und Handel. Darauf macht die Stadt jetzt noch einmal aufmerksam.Anmeldungen für Musikschule MÜHLHEIM. Schon jetzt werden Anmeldungen für das im August beginnende Musikschuljahr der VHS-Musikschule entgegengenommen. Die Musikschule ist in der Zimmerstraße 15 und unter der Rufnummer 0 61 08 / 601 606 zu finden. Infos über Einschulung OBERTSHAUSEN. Einen Informationsabend zur Erst-Einschulung bietet die Waldschule am Montag, 8. Februar, 20 Uhr, in der Aula, Brückenstraße 35, an. Die Anmeldungen für die neuen Grundschüler sind zwischen 15. und 19. Februar geplant.
Jugendkunstschule stellt aus OFFENBACH. Am Ende eines jeden Semesters zeigen Mädchen und Jungen der Jugendkunstschule in einer Ausstellung ihre Arbeiten. Die 23. Schau wird am Sonntag, 31. Januar, um 11 Uhr im Foyer des Büsing-Palais eröffnet. Weitere Öffnungszeiten: vom 1. bis 3. Februar jeweils zwischen 14.30 und 16.30 Uhr. Noch zwei Impftermine OFFENBACH. Noch zwei Impftermine gegen Kinderlähmung bietet die Stadt während der Aktion 1992/93 an: am morgigen Donnerstag und am 25. Februar jeweils zwischen 14 und 18 Uhr im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24. Frauen verteidigen sich OFFENBACH. Selbstverteidigungskurse für Frauen bietet auch in diesem Jahr das Frauenbüro der Stadt. Broschüren mit den Lehrgangsterminen gibt es jetzt im Frauenbüro im Rathaus (Zimmer 1214), bei der Offenbach-Information am Stadthof, in der Stadtbücherei und in der Volkshochschule, Kaiserstraße 7 (auch Frauenbegegnungsstätte). Rund ums Baby HEUSENSTAMM. Einen Säuglingspflegekursus offeriert die Arbeiterwohlfahrt im Sozialzentrum, Herderstraße 85, der am 4. Februar um 20 Uhr beginnt. Der Lehrgang umfaßt acht Abende. Infos und Anmeldungen: Familienbildungsstätte Dietzenbach, Telefon 06074/3694 und 32935.
OFFENBACH. Von einer Gruppe Kinder und Jugendlicher, die gleichaltrig oder nur wenig älter als er selbst waren, ist am Sonntag mittag ein elfjähriger Schüler am Marktplatz mit einer Schußwaffe bedroht und beraubt worden. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatte der Junge auf seinen Bus gewartet, als er von sechs Jungen umringt wurde. Da das Opfer kein Geld dabei hatte, wurde ihm die Armbanduhr vom Handgelenk gerissen.
Von den sechs Tätern konnte der Schüler drei beschreiben: Der Älteste, Wortführer und Waffenträger, war etwa 16 Jahre alt und 1,70 Meter groß. Er hatte kurze, schwarze Haare und trug eine dunkle Stoffjacke. Seine Komplizen waren zehn bis zwölf Jahre alt.
Die Nationalität der Jungen konnte der Überfallene nicht nennen - nach seiner Meinung waren jedoch keine Deutschen dabei. Hinweise auf die Täter nimmt die Offenbacher Kriminalpolizei, Telefon 0 69 / 80 90 - 2 59, entgegen. hf
HÖCHST. Weil ein Taxifahrer ihn nicht mitnehmen wollte, trat ein Mann am Sonntag früh an der Ecke Dalberg- / Justinuskirchstraße zu.
Der Täter hatte den Taxifahrer nach Polizeiangaben herangewunken. Doch der war über Funk gerade zu einem anderen Kunden gerufen worden und wollte deshalb nicht anhalten. Wütend trat der Unbekannte gegen den vorbeifahrenden Wagen.
Um den Täter zur Rede zu stellen, stoppte der 39jährige sein Auto. Doch der Mann antwortete mit einem Faustschlag ins Gesicht des Taxifahrers und machte sich aus dem Staub. Der 39jährige mußte im Krankenhaus ambulant behandelt werden. tos
HEDDERNHEIM. Mit einigem Bedauern verließen die Besucher ihre Bänke in der Kirche. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie gerne noch ein Zugabestück gehört. Aber auch mit rhythmischen Klatschen war nichts mehr zu erreichen. Ernst-Wilhelm Schuchhardt, Kirchenmusiker der evangelischen Thomaskirche, winkte von der Empore herab: "Nichts mehr." "Schade", meinten einige Zuhörer, die von dem Konzert im Heddernheimer Gotteshaus ganz begeistert waren.
Zufrieden waren auch die beiden Musizierenden: Hans Kuhner und Ernst-Wilhelm Schuchhardt. Die Besucherzahl war, so fanden sie, eigentlich recht beachtlich. "Ein paar mehr Leute wünscht man sich natürlich immer", räumte Kuhner ein. Er fand alles ansprechend, die Zuhörer und auch die Akustik in der Kirche. "Ein bißchen Nachhall ist da; aber für die Posaunenklänge ist das ganz gut."
Hans Kuhner ist Posaunist beim Rundfunk-Symphonie-Orchester (RSO) Frankfurt, außerdem Dozent an der Frankfurter Hochschule für Musik und an der Universität Mainz, Fachbereich Musik. "Ernst-Wilhelm Schuchhardt und ich kennen uns schon lange", sagt der Posaunist, "er fördert hier in der Gemeinde die Kammermusik sehr stark."
Deshalb hat sich Kuhner auch ohne Zögern zu diesem Konzert verpflichten lassen, das musikgeschichtlich durch seine große Spannweite bestach: von den Werken Telemanns und Johann Sebastian Bachs bis zu Felix Mendelssohn- Bartholdy und Erik Satie; drei Orgelwerke und drei für Posaune und Orgel.
Höhepunkt war etwas Zeitgenössisches, Avantgardistisches: die Sonate für Posaune solo von Barney Childs. Wie Kuhner erläuterte, hat diese Sonate sowohl feststehende Notationen als auch Elemente der Improvisation. "Es hat sehr gut gewirkt hier in der Kirche", stellte er fest. Das fanden auch die beeindruckten Zuhörer. li
Mit den Nationalspielern Juan Carlos Unzué (Spanien), Jordan Letchkov (Bulgarien), Basile Boli (Frankreich), Jan Mölby (Dänemark), Anthony Yeboah (Ghana), aber ohne Maradona, Pele und Okocha wird eine Weltelf am heutigen Dienstag gegen eine Auswahl hochkarätiger deutscher Profis antreten - nicht zum bierernsten Wettstreit, sondern um für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit zu werben. Das Fußballspiel zählt zu einem der Höhepunkte der Benefiz- Gala "Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß" am Dienstag ab 19 Uhr in der Frankfurter Festhalle. Bremens Trainer Otto Rehhagel wird die Weltauswahl betreuen, Frankfurts Coach Dragoslav Stepanovic, der zuvor schon mit den "Straßenjungs" singenderweise auf die Bühne treten wird, soll sich um die einheimischen Elitekicker - unter anderem Stein, Bein, Kruse, Völler, Berthold, von Heesen, Buchwald und der gerade in Frankfurt nicht unbekannte Lothar Sippel - kümmern. Nicht gegen den Ball wird der Monegasse Jürgen Klinsmann treten, der von seinem Trainer kein grünes Licht bekommen hat.
Daneben ist es Broka Herrmann vom Veranstalter "BroVi-Konzepte" gelungen, die Hochsprung-Asse Gennadi Ardejenko (Olympiasieger von 1988), Juri Sergienko (Weltpokal-Sieger 1992) sowie die Kubanerin Joamnet Quintero (Bronzemedaillengewinnerin von 1992) sowie die Silbermedaillengewinnerin aus Rumänien, Galina Astafei, für die bunte Mischung aus Sport, Show und viel Musik zugunsten eines harmonischen Zusammenlebens zu engagieren.
Ansonsten hat keiner der angekündigten 150 Spitzensportler und Musiker absagen müssen. Dagmar Hase und Katarina Witt werden, wie geplant, also im Hokkey-Tor stehen, Dieter Baumann auf dem Fließband laufen, Andreas Wecker herumturnen, Dietmar Mögenburg, Carlo Thränhardt, Heike Henkel und Sabine Braun Basketball spielen und BAP mit den Samba-Trommlern spielen. Für die Veranstaltung gibt es noch Karten an der Abendkasse. kil
NIEDER-ERLENBACH. Mit dem neuen Bussystem im Frankfurter Norden sind die Bürger und Bürgerinnen weiterhin unzufrieden. Auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) sagte ein FVV-Kunde ohne Umschweife: "Die Verbindungen sind gut, die Fahrpläne aber Mist." Andere Bürger schlossen sich dieser Meinung an.
Betroffen seien vor allem Schichtarbeiter, denn in den frühen Morgenstunden "fahren die Busse zu ungünstigen Zeiten und zu selten ab", hieß es. Außerdem seien die Kleinbusse in den Hauptverkehrszeiten voll besetzt. "Dann ist kaum noch ein Stehplatz frei."
Geduldig notierte sich Willi Spuck vom FVV alle Beschwerden und versprach, das Busnetz nachträglich zu verbessern. Der FVV hat mittlerweile schon reagiert: Die Fahrpläne wurden dieser Tage korrigiert (die FR berichtete). Auf der Linie 28 wird von 7 bis 7.30 Uhr zwischen der Haltestelle "Kalbach-Hopfenbrunnen" und der U-Bahn-Station Kalbach zusätzlich ein größerer Stadtbus eingesetzt. Auch um 13.43 Uhr übernimmt ein Stadtbus die Fahrt von der U-Bahn-Station nach Harheim. Das Nordwestzentrum (Linie 29) ist jetzt auch vor 9 Uhr zu erreichen. Noch früher wird wahrscheinlich kein Bus pendeln. Spuck: "Die Linie ist eigentlich für die Kunden des Zentrums, nicht für Berufstätige eingerichtet worden."
Doch von diesem Argument ließen sich die Ortsbeiräte nicht überzeugen: Immerhin "gilt es doch, die Leute vom Auto wegzulocken", drängte Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne) auf ein verbessertes öffentliches Verkehrsnetz. Gerade die Ortschaften, die am weitesten von der Innenstadt entfernt liegen, dürften nicht vernachlässigt werden. "Mit dem Fahrrad in die Nordweststadt brauche ich 35 Minuten, mit dem Bus aber 55 Minuten", berichtete Glaeser. Seine Forderung: Die Anbindung zwischen Bus sowie U- und S- Bahn soll effektiver gestaltet werden, die Busse sollen keine unnötigen Schleifen mehr fahren.
Gedrängel gibt es regelmäßig in den Morgen- und Nachmittagsstunden, wenn Schulkinder die Citybusse benutzen. So fährt neuerdings auf der Linie 29 an Schultagen um 7.34 Uhr ein Bus von der U-Bahn-Station Kalbach ins Nordwestzentrum, das dieser um 7.52 Uhr erreicht. Im Laufe der kommenden Woche soll ein weiterer Anschluß um 7.52 Uhr ab der U- Bahn-Station Kalbach eingerichtet werden.
Der Kleinbus, der bisher um 13.10 Uhr von der U-Bahn-Station Nieder-Eschbach nach Harheim fuhr, verkehrt seit wenigen Tagen nur noch bis Nieder-Erlenbach. Dafür pendelt ein zusätzlicher Bus auf dieser Strecke um 13.32 Uhr und um 13.52 Uhr.
Auch Sicherheitsbedenken äußerten die Anwesenden. Vor allem für Kinder seien die ungepolsterten Halstestangen in den Citybussen gefährlich, meinte eine Mutter. Spuck will prüfen lassen, ob sich die Metallstangen nachträglich mit Schaumstoff ummanteln lassen.
Er bat die Bürger, sich künftig direkt beim FVV unter der Telefonnummer 26 94 - 0 zu beschweren. Zur kommenden Sitzung des Ortsbeirats 13, voraussichtlich am 16. Februar, wird wieder ein Vertreter des FVV kommen. tin
Noch Karten für Fiesta
ZEILSHEIM. Zur großen Fremdensitzung "Fiesta Mexikana" lädt für Samstag, 30. Januar, 19.11 Uhr, der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Zeilsheim ins Katholische Pfarrgemeindezentrum, Alt-Zeilsheim 18-20, 1. Stock, großer Saal. Eintrittskarten für zehn Mark gibt's noch bei Lotto-Toto-Storek, Neu-Zeilsheim. gre
RÜSSELSHEIM. Bebauungsplan "Innenstadt Ost", Wirtschaftsplan des kommunalen Altenheims, Lärmschutz an der Autobahn A 67 - das sind Themen bei der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 28. Januar, 18 Uhr, in der Aula des Kant-Gymnasiums. Auch der Neubau einer Personalhochhauses am Stadtkrankenhaus sowie Renaturierung an den Schwarzbachwiesen werden an diesem Abend diskutiert. cas
KÖNIGSTEIN. Die Rücknahme des Kronberger Verkehrsversuchs hat der Königsteiner Bürgermeister Bertram Huke (CDU) gefordert. In einem Brief an seinen Kronberger Amtskollegen Wilhelm Kreß (SPD) schreibt er, seit der Einführung des neuen Konzepts sei der Verkehr in der Kronthaler Staße drastisch gestiegen. Zählungen am 6. Juni 1992 und am 5. November 1992, jeweils zwischen 14.30 und 17.45 beziehungsweise 18 Uhr, hätten ergeben, daß die Autozahl dort von 865 auf 1411 gewachsen sei: eine Steigerung um 63 Prozent.
Für die Anwohner der Kronthaler Straße bedeute dies mehr Abgase und mehr Gefahr. Huke fordert deshalb einen besseren Schutz für Fußgänger, etwa durch eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer in Verbindung mit regelmäßigen Radarkontrollen. Außerdem müsse eine Fußgängerampel eingerichtet werden. Beide Maßnahmen seien bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde beantragt und würden "mit Nachdruck verfolgt". esi
"Viel Unvermögen, aber auch gewaltiges Pech", so Trainer Albrecht Gürtler, waren die Gründe für zwei weitere Niederlagen der Hockeyspielerinnen des 1. Hanauer THC in der Hallenhockey-Bundesliga. Vieles deutet darauf hin, daß es - zumindest vorerst - die letzte Saison der Hanauerinnen im Hallenhockey- Oberhaus sein wird. Besonders beim 4:5 gegen den Dürkheimer HC verpaßten sie eine wichtige Chance, den Anschluß an die übrigen Klubs, insbesondere den SC 1880 Frankfurt, wieder herzustellen. Tags zuvor unterlagen sie in Köln mit 2:9. Beim Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt dürfte am Samstag (16 Uhr) wohl kaum Aufbesserung des mageren Punktekontos (1:19) zu bewerkstelligen sein.
Von Eintracht-Seite wurden im Vorfeld der Partie Gerüchte in Umlauf gebracht, nach denen die Hanauerin Anne Däther in der kommenden Saison das Trikot der Riederwälderinnen tragen soll. "Da ist nichts dran, Anne hat das dementiert", erklärt Hanaus Coach Albrecht Gürtler. Trotz der nicht gerade rosigen Situation haben alle Spielerinnen ihr Bleiben in Hanau zugesagt. Davon, der Eintracht ein Bein zu stellen, mag der Hanauer wohl träumen, angesichts der derzeitigen Kräfteverhältnisse bleibt dieser Traum jedoch voraussichtlich unerfüllt. So gibt Gürtler für die noch ausstehenden Partien gegen die Eintracht und Spitzenreiter Rüsselsheim als Ziel "Schadensbegrenzung" aus, während gegen Raffelberg und den SC 1880 unbedingt gepunktet werden muß.
In Köln boten die Hanauerinnen eine schwache Leistung und gerieten bereits zur Pause mit 0:6 in Rückstand. Der zweite Abschnitt verlief akzeptabel, Claudia Büchting, die sich auf dem Weg zur alten Form befindet und Claudia Severin markierten die Treffer zum 1:7 und 2:8. Gegen Dürkheim hätten die Hanauerinnen vor 130 Fans gewinnen können, obwohl mit Claudia Severin bereits nach fünf Minuten eine Leistungsträgerin ausfiel. Die Eckenschützin kugelte sich den Arm aus und wird wohl den Rest der Saison fehlen. Sie hatte den HTHC nach zwei Minuten in Front gebracht. Nach dem Ausgleich gelang Eva Weiß-Bollandt erneut die Führung (17.), die jedoch wiederum von den Gästen egalisiert wurde (22.).
So geriet der HTHC erstmals in der 43. Minute ins Hintertreffen, bekam jedoch durch Heike Stutzer und Anne Däther bis zur 48. Minute wieder Oberwasser. Doch die Überlegenheit führte zu keinem zählbaren Erfolg und dem 4:4 (53.) ließen die Gäste kurz vor Schluß das entscheidende 4:5 folgen. ina
Salah Musleh ist ein wohlhabender Mann. Zusammen mit seinem Bruder betrieb er in Nablus ein Handelsunternehmen, das "Zucker und Nahrungsmittel aus Europa und Asien importiert", sagt er. "Ich habe mit vielen israelischen Firmen Geschäfte gemacht, ich weiß nicht, warum ich hier bin." Seit über einem Monat, als ihn die Israelis zusammen mit Von Armin Wertz (Marj al-Zuhour) 412 weiteren angeblichen palästinensischen Hamas- und Jihad-Mitgliedern deportierten, lebt er nun in der kalten Unwirtlichkeit Südlibanons mit dem paradoxen Namen: Marj al-Zuhour, Blumenfeld.
Außer ein paar struppig-dornigen Büschen, Skorpionen und Schlangen gibt es in dieser Einöde nichts als Steine. "Absolut tot" sei die Region, meint Ahmed Abdel-Aziz, "wir sind das Einzige hier, das lebt". Die Hände und Füße der Lagerbewohner sind rot und klamm vom kalten Winterwind, der von den nahen, schneebedeckten Bergen Syriens ins Tal herunterweht. Doch Salah Musleh nimmt es philosophisch: "Das Leben ändert sich. Einmal bist du reich, ein andermal arm."
Nur die karge Kost macht ihm zu schaffen. Seit die libanesische Armee vor zwei Wochen begann die Zufahrten zum Lager zu blockieren, gibt es keine Abwechslung mehr in der täglichen Diät. Vorher hatten sie gelegentlich Käse, Spaghetti und manchmal sogar Huhn - Zuwendungen der libanesischen Dorfbewohner in der Umgebung. Doch jetzt "gibt's nur Kartoffeln und Reis, Reis und Kartoffeln", murrt Musleh. "Schau mich an, ich gehe auf wie ein Hefeteig."
Da Israel wie Libanon jeden Verkehr mit der Außenwelt auf ein Minimum reduziert haben, sind sie völlig auf sich gestellt. Kleine Transistorradios sind neben ein paar Zeitungen, die Sympathisanten gelegentlich ins Lager schmuggeln, ihre einzige Verbindung nach draußen.
Das Leben ist streng reglementiert. Um fünf Uhr früh: wecken. Eine halbe Stunde später: beten. Um sechs hören sie Nachrichten. Danach steigen sie hinab zu einem Rinnsal, das Schmelzwasser gebildet hat, um sich zu waschen. "Das versiegt aber demnächst", sagt einer. "Es wird täglich weniger. Bald müssen wir hinüber zum Hasbani-Fluß." Der aber sei nicht sauber, und sie hätten zu wenig Brennmaterial, um das Wasser kochen zu können. Um acht Uhr wird gefrühstückt, und von halb zehn bis elf steht das Koranstudium auf dem Stundenplan. Danach wird Wäsche gewaschen, Geschirr gespült und gekocht. Reihum muß sich jeder der jeweils neun Bewohner der 50 Zelte auf diese Weise nützlich machen.
Heute ist ein "guter Tag", meint Musleh, "die Sonne scheint". Und so hängen an allen verfügbaren Leinen Wäschestükke, Decken und Schaumstoffmatratzen. Vor den Zelten liegen, ausgebreitet auf Steinen, Schuhe zum Trocknen. Auf flakkernden Feuern, zu dem sie das Brennholz in der Umgebung gesammelt haben, kochen sie Reis und Tee. Die Gasflaschen, die das Rote Kreuz vor fünf Wochen gebracht hat, sind längst leer. Eineinhalb Stunden hätten sie gebraucht, um den ausgedorrten Baum und ein paar Büsche zu hacken und ins Lager zu schleppen, erzählen zwei Studenten. "In einer Viertelstunde ist alles verbrannt. Wir leben hier wie in der Steinzeit."
Komitees überwachen die Gesundheitsversorgung, die Lagerhaltung, ein Erziehungs- und Ausbildungsprogramm, die Einteilung der Nachtwachen und das Aufstellen der Zelte. Jedes Zelt wählte gemäß islamischer Tradition einen Emir zum Oberhaupt, seine Bewohner sind nach Herkunftsort zusammengelegt. "Das hier ist Bethlehem", zeigt Muhammad auf "Zelt Nr. 45", und "das dort, Nr. 41, Ramallah". Zwei Zelte dienen als Kliniken, eines als Apotheke, ein viertes als Bücherei, wo sie Zeitungen, Zeitschriften und rund zwanzig Bücher mit Titeln wie "Tragödie einer Nation" (Libanon), "Internationale Konferenz zur Unterstützung der Intifada" oder "Islam - zwischen Sunni und Schia" gesammelt haben. Die Ingenieure unter den Deportierten haben aus Wellblech und Holz sogar ein paar Duschkabinen und Toiletten gebaut, aber "eigentlich ist die ganze Gegend hier inzwischen ein einziges großes Klo", grinst Salah Musleh.
Nachmittags finden Vorlesungen statt. 17 Professoren unterrichten 88 Studenten an der "Universität für ausgewiesene Menschen": ein paar schmale Terrassen, die sie aus Steinen aufgeschichtet haben und eine kleine Plattform davor für den Dozenten. "Unsere Studenten sollen nicht unter Unterrichtsausfall leiden", erklärt Abdel Fattah el-Awaisi, in Essex ausgebildeter Geschichtsprofessor der Universität Hebron. Zu seinem Kurs "Geschichte Palästinas", der an "allen Universitäten der Westbank obligatorisch" sei, wie er sagt, haben sich 35 Studenten eingeschrieben. Nach 45 Unterrichtsstunden und zwei Zwischenprüfungen können sie ein Schlußexamen ablegen. "Das wird nach ihrer Rückkehr von ihren Universitäten anerkannt", sagt Awaisi. "Diese Universität ist eine Botschaft an Rabin", Israels Ministerpräsidenten. "Er weiß, daß wir ein gebildetes Volk und keine Terroristen sind. Und wir werden unsere Ausbildung fortsetzen, ob zu Hause oder vertrieben." Die Deportationen seien "absurd", schimpft der Professor, "wir sind weder Fundamentalisten noch Terroristen", er sei "weder gegen den Westen noch gegen das israelische Volk, nur gegen Israels Politik". Zudem sei er viel zu beschäftigt, um Zeit für terroristische Anschläge zu haben. Er unterrichte an der Universität, habe "in den vergangenen sieben Jahren zehn Bücher geschrieben, und ich bin Vater von acht Kindern".
Ein paar Meter weiter, am andern Ende des Lagers, lümmeln vier Jugendliche auf ein paar Waschpulverkartons. "Unser Lagerhaus", zeigen sie lachend auf einen Sack voller Seifenstücke, zwei Flaschen Salatöl, ein paar Tüten Reis, Plastikgeschirr und Plastikkanister. Sie nehmen nicht an den Unikursen teil. "Ich studiere Computerwissenschaften", meint einer ablehnend, "da brauchst du die Geräte." Die vier sind gut drauf, lachen und reißen Witze über die andern, die kommen und um Seife, Heizgas oder andere Lagerbestände bitten. "Haben wir nicht", grinsen sie, deuten dann aber lässig auf das Gesuchte: "Da, nimm dir etwas."
Heute gehe es allen im Lager gut, meinen sie: "Die Sonne scheint endlich, und außerdem hat das Rote Kreuz Briefe gebracht." Die lesen sie einander vor. In Zelt Nr. 41 erzählt Bassam Jurar, der bis zu seiner Deportation für die UN in der Lehrerausbildung tätig war, den andern, sein Sohn sei "Klassenbester". Er hat ihm geschrieben und sogar eine Zeichnung von seiner Schwester gemalt: Sie weint. Auch Professor Awaisi wischt sich bei der Lektüre des Briefes, den ihm seine Frau geschickt hat, heimlich Tränen aus den Augen. "Sie hat mir zwei Tage nach meiner Deportation", so erfährt er nun, fünf Wochen später, "einen Sohn geboren." Er hat den Namen Aid bekommen - Rückkehr. Doch ab heute "akzeptieren wir keine humanitäre Hilfe mehr", weist Abdul Aziz Rantisi, Arzt aus Gaza und Sprecher der Hamas-Anhänger im Lager, sogar die Medikamente zurück, die das Rote Kreuz gebracht hat. "Wir werden nicht zulassen, daß man die UN-Resolution 799 (die die Rückführung der Deportierten fordert) zu einer humanitären Frage reduziert. Wir bestehen darauf zurückzukehren." Darum hätten sie zwar "die Briefe unserer Familien akzeptiert", hätten "aber nicht die Absicht zurückzuschrei- ben". Doch viele im Lager können ihre Gefühle längst nicht so gut unterdrücken, wie Rantisi verlangt. Heimlich stecken sie Besuchern ihre hastig geschriebenen Antworten an Eltern, Frau oder Kinder zu: "Kannst du die Post weiterleiten?"
WIESBADEN. Einfachere Genehmigungsverfahren, aber vor allem neue Vorgaben für "umweltgerechtes Bauen" soll eine neue hessische Bauordnung bringen, deren Entwurf Bauminister Jörg Jordan (SPD) am Montag in Wiesbaden vorgestellt hat. Die neue Bauordnung soll noch vor der Sommerpause in den Landtag eingebracht werden und spätestens zur Jahreswende in Kraft treten.
Im Mittelpunkt der geplanten neuen Bestimmungen stehen schärfere Auflagen zur Berücksichtigung ökologischer Belange vor allem beim Wasser- und Energiesparen. Mit der Baugenehmigung kann nach dem Jordan-Entwurf künftig zum Beispiel die Verwendung von Regenwasser verlangt werden; der Einsatz von Brauchwasser für die Toilettenspülung soll zulässig sein, soll durch die Kommunen sogar generell vorgeschrieben werden können. Nutzungsbezogene Wasserzähler will man überall zur Pflicht machen. Bei stark versiegelten Grundstükken soll ein Ausgleich durch vermehrte Dach- und Fassadenbegrünung, Regenwassernutzung oder andere naturschonende Vorkehrungen verlangt werden.
Bei neuen Gebäuden soll daneben ein Wärmeschutz gefordert werden, der "dem Ziel einer sparsamen und rationellen Energienutzung" entspricht. Ferner ist daran gedacht, die Mindestgröße der Fenster zu reduzieren. Eine geplante "Wärmeschutzverordnung" soll weitere bautechnische Anforderungen festlegen, um den Wärmebedarf zu senken - wie für den sozialen Wohnungsbau bereits vorgeschrieben. Zum Bereich "Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens" zählt eine neue Bestimmung, die das "Prüfmonopol" der überlasteten Baubehörden aufweicht. Hier sollen speziell für Wohngebäude mit weniger als vier bis fünf Stockwerken verstärkt auch Fachleute von außerhalb der Verwaltungen als Prüfer zugelassen werden. Die Zahl der Brandschutzvorschriften soll gegenüber der alten Bauordnung vermindert werden, damit wieder mehr Holz als Baustoff verwendet werden kann. Beim Ausbau von Dachgeschossen wird allgemein auf den Einbau von Aufzügen verzichtet; bei "Wohngebäuden mit geringer Höhe" soll die Genehmigungspflicht entfallen, wenn die neuen Räume einer vorhandenen Wohnung zugeordnet sind (Anbauten).
Auch bei den Gebäudeabständen, wo Jordan innerhalb der Wohngebiete eine höhere "Verdichtung" anstrebt, soll sich etwas ändern. Hier gelten, wenn nicht direkt an ein Nachbarhaus angebaut wird, künftig andere Regelungen. Der überall einzuhaltende "Mindestabstand" wird zwar von 2,50 auf 3 Meter vergrößert. Ansonsten soll der Mindestabstand aber nur noch 40 (statt bisher 80) Prozent der Gebäudehöhe betragen.
Offen ist laut Jordan noch, ob es bei der bisherigen Regelung bleiben soll, daß zwischen Gebäuden und Waldrändern mindestens 30 Meter Abstand eingehalten werden müssen. Naturschützer und Grüne bestehen bislang auf dieser Regelung, der Minister könnte sich "für bestimmte Fallgruppen" aber auch Ausnahmen denken. Diese und andere Fragen sollen zunächst in einer schriftlichen Anhörung der Interessensverbände durch die Landesregierung zur Debatte gestellt werden, bevor der Gesetzentwurf im Frühsommer den Landtag erreicht.
Die Landtagsgrünen lobten Jordans Entwurf, weil damit der Ökologie im Baurecht "endlich ein angemessener Stellenwert" eingeräumt werde. Verfahrensbeschleunigung und städtebauliche Qualität seien offensichtlich "keine unversöhnlichen Gegensätze". Die Grünen forderten jedoch, es nicht den Bauaufsichtsbehörden zu überlassen, wie bei Neubauten Wasser gespart werden soll. Außerdem wollen sie mindestens eine "Anzeigepflicht" für kleinere Bauwerke im Außenbereich, für die Jordans Entwurf keine Baugenehmigung vorschreibt.
CDU und FDP warnten vor zusätzlichen Kosten durch die Umweltschutzauflagen. Die Kosten würden durch die neuen Bestimmungen "noch einmal spürbar in die Höhe getrieben", heißt es in einer FDP-Stellungnahme. Die Union sprach von "drastischen Vorgaben für wasser- und energiesparendes Bauen", die den Neubau angesichts vieler Wohnungssuchender nicht erschweren dürften. Grundsätzlich einverstanden sind die Oppositionsparteien dagegen mit den Neuerungen zur Beschleunigung der Bauverfahren und mit dem geplanten "Abspecken" der Bauordnung, die statt 116 künftig nur noch 87 Paragraphen haben und ohne eine weitere "Durchführungsverordnung" auskommen soll.
RICHARD MENG
Ex-Deponie Mörfelden liefert jetzt Strom Kleinstadt mit 8000 Einwohnern kann versorgt werden Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber MÖRFELDEN-WALLDORF. Das ist neu: Gas aus der Ex-Kreisdeponie Mörfelden wird verstromt und ins Leitungsnetz der Hessischen Elektrizitäts AG (HEAG) eingespeist. Ende Januar startet offiziell das Deponiegaswerk - ein 2,6 Millionen-Mark-Projekt. Der Probebetrieb läuft seit 10. Dezember 1992. Künftig sollen neun Millionen Kilowattstunden Strom jährlich erzeugt werden, was dem Bedarf einer Kleinstadt mit 8000 Einwohnern entspricht. Partner sind die kreiseigenen "Riedwerke" als früherer Betreiber der zentralen Kreismüllhalde und Träger der vermutlich bis Herbst 1993 abgeschlossenen Rekultivierung sowie die Entsorgungsaktiengesellschaft (EAG). Die wiederum ist Tochter von HEAG und Südhessischer Gas- und Wasser AG (beide Darmstadt), die jeweils 50 Prozent der Anteile halten.
Bei einem Ortstermin informierten sich Erster Kreisbeigeordneter Baldur Schmitt sowie für die Standortkommune Bürgermeister Bernhard Brehl und Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran mit "Riedwerke"-Direktor Peter Schulze und Verwaltungsvertretern über den aktuellen Stand des Projektes und der Rekultivierung. Jetzt nähere sich das Ende einer "unendlichen Geschichte", erinnerte der Erste Kreisbeigeordnete Baldur Schmitt an die bis Anfang der achtziger Jahre zurückreichenden Bemühungen um ökonomisch und ökologisch sinnvolle Nutzung des Gases.
Erfolglos geblieben seien die Bemühungen um ein Blockheizkraftwerk sowie Wärmenutzung das gesamte Jahr über durch umliegende Betriebe. Am Ende sei nur Verstromung des Deponiegases geblieben. Dafür wurde im Dezember 1991 ein Vertrag geschlossen mit der EAG.
Deren Geschäftsführer, Wolfgang Lahmeyer, stellte beim Ortstermin das Projekt detailliert vor. Er verwies auf jüngste Publikationen über Rentabilitätsprobleme anderer hessischer Einrichtungen zur Nutzung von Deponiegas, zeigte sich im Falle Mörfeldens aber optimistisch: Hier sei das zur Verfügung stehende Gasvolumen vorsichtig geschätzt und die Kapazität der Anlage zurückhaltend dimensioniert worden.
Grundlage sei die Gasprognose eines Fachbüros, das von einem jährlichen Gasanfall von stündlich 2900 Kubikmeter (für 1990) bis zu einem Rückgang auf 500 Kubikmeter in der Stunde (2010) ausgehe. Deswegen sei die Anlage für die Verwertung von 1000 Kubikmeter Gas stündlich ausgelegt.
So funktioniert die Anlage: Dem Deponiekörper werden Sickerwässer und Gase durch ein umfangreiches Drainagesystem entzogen und in Sammelschächten getrennt. Während Sickerwasser einem Sammeltank im Südwesten und geordneter Entsorgung zufließt, wird Gas über zwei Ringleitungen erfaßt. Früher wurde es nach Norden zur Verbrennungsanlage geleitet. Das ändert sich mit dem Start der neuen Verstromungsanlage im Südbereich (Nähe früherer Haupteingang).
Die Gaszufuhr dorthin ist so geregelt: Am Rand der Deponie führen längs zwei parallele Ringleitungen. In die innere Leitung münden Drainagen, die den Deponiekörper unterhalb der Zwischenabdichtung entgasen, in die äußere jene aus dem darüberliegenden Bereich.
Nach verschiedenen Prüfungen, beispielsweise auf Methangehalt, wird geeignetes Gas ins Erfassungssystem und späterer Verstromung zugeleitet.
Ein Methangehalt von 58 Prozent läßt nach Auskunft der Fachleute störungsfreien Betrieb bei hoher Leistungsausbeute erwarten. Nicht verwertbares Gas wird weiter an die Verbrennungsanlage abgegeben.
Das Deponiegaswerk besteht aus fünf Containern, in denen eine Verdichter-/ Analysestation, zwei Gasmotoren/Generatoreinheiten und eine Transformatorenstation untergebracht sind.
Verstromt wird Gas über zwei Verbrennungsmotoren. Diese treiben einen Generator an, der eine Leistung von 645 Kilowatt ans Stromnetz abgibt.
Den aus der Deponie gewonnenen Strom wandelt die Transformatorenstation auf eine Spannung von 20 000 Volt um und speist ihn danach ins HEAG-Versorgungsnetz ein.
Im Hintergrund: Sicherheit der Meere Briten bremsen in der EG
Die Tankerhavarie vor den britischen Shetland-Inseln war der Anlaß für eine Sondersitzung der Umwelt- und Verkehrsminister der Europäischen Gemeinschaft (EG) am Montag in Brüssel. Den Anstoß dazu hatte aber keineswegs die Londoner Regierung gegeben, sondern die umweltbewußte dänische EG-Präsidentschaft mußte sich für die Einberufung der Minister auf das Begehren anderer Partner berufen, das aus dem Europa-Parlament unterstützt wurde. Nostalgische Verklärung der "Freiheit der Meere", mit der einst Großbritanniens Weltgeltung verbunden war, machte es den Briten schon in den Vorverhandlungen für die EG-Ministerratssitzung schwer, sich auf ein "Durchgreifen" der EG im Kampf gegen die zunehmende Gefahr von Tankerunglücken einzulassen. Das erstmals im Unionsvertrag von Maastricht verankerte "Subsidiaritätsprinzip" sollte wieder einmal Londons Hebel werden, um neue EG-Zuständigkeiten für die Sicherheit der Schiffahrt jedenfalls in möglichst engen Grenzen zu halten - obwohl der Maastricht-Vertrag noch gar nicht in Kraft getreten ist.
Weltweit zuständig für Sicherheitsvorschriften in der Seeschiffahrt ist die International Maritime Organisation (IMO). Ihr gehören mehr als 125 Staaten an. Sie hat vor allem in den siebziger Jahren mehrere internationale Konventionen veranlaßt, die aber nicht von allen Staaten ratifiziert wurden und eingehalten werden: SOLAS für den Schutz menschlichen Lebens auf See, MARPOL zur Verhütung von Meeresumweltschäden (Öl-Ablassen), STCW für die Ausbildung und Qualifikation von Kapitänen und Besatzungen. Das IMO-System erweist sich als völlig unzureichend, weil selbst die Bestimmung, daß Schiffsbesatzungen eine gemeinsame Sprache verstehen sollen, vor allem bei Tankern und Frachtern unter den sogenannten "Billig-Flaggen" nicht eingehalten wird.
Dem Vernehmen nach vertrat London in den Brüsseler Vorberatungen die Auffassung, es wäre nicht hilfreich, wenn die zwölf EG-Staaten in der IMO künftig als "Block" auftreten würden, um strengere Vorschriften durchzusetzen. Denn die schlecht bezahlten und schlecht ausgebildeten Besatzungen der "Billig-Flaggen"- Schiffe rekrutieren sich fast ausschließlich aus armen Ländern, wo auch Kapitänspatente und "Schiffszertifikate" (TÜV-Bescheinigungen) billig zu kaufen seien.
Für das Befahren westeuropäischer Gewässer gibt es aber das Pariser Abkommen von 1982, dem über die EG hinaus insgesamt 14 westeuropäische Staaten beigetreten sind. Die schon damals nach einer bretonischen Schiffskatastrophe federführende französische Regierung setzte auch für die jüngste EG-Sitzung Signale: Schiffszertifikate aus "Billig-Ländern" sollten für das Anlaufen von EG-Häfen nicht mehr ausreichend sein. Die Hafenbehörden sollten von allen ausländischen Schiffsbesatzungen Feuer- und andere Alarmübungen verlangen können, jedes Schiff, das die 200-Seemeilen-"Wirtschaftszone" vor den EG- Küsten befahre, müsse Standort und Kurs sowie Gefährlichkeit der Ladung anmelden, und für Schäden - wie etwa eine Ölpest - müsse künftig statt des Schiffreeders der Eigentümer der Ladung haften.
Was schon in den siebziger Jahren der Europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) nicht ganz uneigennnützig gefordert hatte - daß alle Tanker mit doppelter Schiffswand versehen sein müßten - wollte Frankreich jetzt zu einer Bedingung für das Befahren von EG-Gewässern erhoben wissen.
Günstig für das britische "Bremsen" war, daß die EG-Kommission in ihrem Dezember-Weißbuch zur gemeinsamen Verkehrspolitik ein Sonderdokument für die maritime Verkehrssicherheit angekündigt hatte. So schien es naheliegend, daß sich der Ministerrat in der Nacht zum heutigen Dienstag am leichtesten darauf einigen konnte, an die EG-Mitgliedstaaten und die EG-Kommission zu appellieren, aber nichts Konkretes zu beschließen. ERICH HAUSER (Brüssel)
MARBURG. Der Kopf ist stolz erhoben, ein Bügeleisen mit angesetzten Wasserhahnohren und versehen mit einem punkähnlichen Besenschmuck krönt das Skelett, bestehend aus Kinderfahrradfelge und einem verbogenen Gartenstuhl. "Matratzenhuhn", so lautet der Arbeitstitel, den sein Schöpfer Christoph Schneider dem eigentlich namenlosen Vierbeiner gegeben hat. Das skurrile Geschöpf trägt nämlich ein großzügig bemessenes Kleid aus einer Drahtmatte, wie sie gemeinhin unter Jugendherbergsmatratzen zu finden ist.
"Einfälle zu Abfällen" heißt das Projekt des Marburger Recycling-Zentrums (MRZ), bei dem aus Schrott Kunst entsteht. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und mit Hilfe der beiden Künstler Jochen Gembatzki und Hans Schohl, den sein Faible für ausgeklügelte kinetische Großobjekte auszeichnet, animierte das MRZ in den letzten Monaten 30 Interessierte, dem "Abfall" einen neuen Wert zu geben. Neben den Metalltieren kamen dabei auch neue Gebrauchsgegenstände wie Kerzenhalter, Windspiele oder eine schwergewichtige Lampe heraus, die Gembatzki aus Autoteilen, Metallritzeln und einer - gereinigten - Jauchepumpe konstruiert hat.
Auch ganze Familien beteiligten sich mit Feuereifer an dem Werkstattprojekt und bauten gemeinsam einen "Schrottmann" als Gartenschmuck. Material und Teilnahme waren kostenlos. Möglich machten es Finanzspritzen aus dem "Fonds Soziokultur" sowie Spenden aus dem Wiesbadener Umweltministerium und vom Hessischen Sparkassen- und Giroverband.
Über 150 Tonnen an Waren werden pro Jahr von den Leuten des Recycling-Zentrums aus den Haushalten abgeholt und durch Reparatur und Reinigung vor der Deklassierung zu Sperrmüll bewahrt. Neben der Müllverminderung geht es dabei auch darum, Arbeitsplätze für benachteiligte gesellschaftliche Gruppen zu schaffen. Aber auch hier fielen bislang immer wieder Dinge an, die zu nichts mehr tauglich schienen. Jetzt ist dieses "Unverwertbare" immerhin zu Ausstellungsobjekten befördert worden.
Ziel des Werkstattprojekts allerdings war es weder, in kürzester Zeit "große Kunst" zu produzieren, noch auf diese Tour ein neues Hintertürchen für die Abfallbeseitigung zu propagieren. In den kreativen Kunstworkshops ging es darum, sich "über das produktive Tun kritisch mit dem eigenen Konsum- und Wegwerfverhalten auseinanderzusetzen" und zu einer "neuen Wahrnehmung" von Fundsachen, Verbrauchtem und Weggeworfenem zu kommen, erläutert Donatus Kiefer-Forneck. Für nicht wenige der beteiligten Schrottkünstler war es die erste Begegnung mit Schweißgerät und Winkelschleifer, die viel Mühe, aber auch viel Spaß gemacht haben soll.
Einige Kostproben der mit Rost und Grünspan spielenden Ästhethik, die auch auf Chrom und Hochglanz nicht verzichtet, sind noch bis zum 5. Februar im Marburger Rathausfoyer zu sehen. "Das kann ich auch, das hab' ich auch zu Hause", meinten bereits einige Besucher nach kurzem Blick auf die ungewöhnlichen Skulpturen.
Wenn möglichst viele den "Einfällen zu Abfällen" dieser Ausstellung nacheiferten, sei das schließlich eine "gute Anregung", den Müll - wenn er denn schon entsteht - "sinnvoll weiterzuverwenden", meint Marburgs sozialdemokratischer Kulturdezernent und derzeitiger Rathauschef Gerhard Pätzold. Das Recycling-Zentrum jedenfalls will seine künstlerische Abfallwerkstatt in Zukunft voraussichtlich jedes Jahr anbieten (Tel. 0 64 21 / 4 12 99). ANDREA TERSTAPPEN
Das gestern gestartete private Fernsehprogramm "Vox" wird vorerst nicht in das Berliner Kabelnetz eingespeist. Das hat das Berliner Verwaltungsgericht am Montag entschieden. Der Vorsitzende der 27. Kammer, Neumann, folgte damit einem entsprechenden Eilantrag der ARD-Anstalten, die gegen die beabsichtigte Einspeisung von Vox in den bisher von ARD eins plus genutzten Kanal geklagt hatte. Über die Klage selbst hat das Gericht jedoch noch nicht entschieden.
Der Berlin-Brandenburgische Medienrat, zuständig für die Kanalverteilung, hatte dem Kölner Sender den bisher von Eins plus genutzten Kabelkanal (SK 7) zugewiesen und das ARD-Satellitenprogramm auf einen mit herkömmlichen TV- Geräten nicht zu empfangenden Kanal verlegt. Gegen den Vollzug dieser Entscheidung hatten die ARD-Anstalten beim Gericht Widerspruch eingelegt. Der Medienrat wird dem bundesweit zugelassenen Vox-Programm nun einen neuen Kanal zuteilen müssen. Bis dahin darf Vox nicht in das mit 800 000 angeschlossenen Haushalten größte deutsche Kabelnetz eingespeist werden.
Der Sender Freies Berlin (SFB), der die Klage federführend für die ARD eingereicht hatte, begrüßte den Beschluß des Richters. "Das ist ein voller Erfolg für die ARD", sagte SFB-Justitiar Mittas. ujl
Bubis: "Nicht berufen",
Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, hält sich "nicht für berufen", nächster Bundespräsident zu werden. "Ich glaube nicht, daß ich der richtige Mann wäre", sagte Bubis zu dem Vorschlag des CDU- Bundestagsabgeordneten Willy Wimmer.
Als "erfreulich" wertete der Frankfurter FDP-Chef Hans-Joachim Otto den Vorschlag seines Bundestagskollegen. "Ein Jude als Bundespräsident wäre sicherlich attraktiv und ein positives Signal in dieser Zeit", sagte Otto.Bubis habe politische Erfahrung und könne integrieren. Bubis selbst äußerte gestern Zweifel. luf
LIEDERBACH. "Es ist ihnen nichts passiert, aber der Schreck reicht den Kollegen." Manfred Berger, Leiter des Liederbacher Postamtes am Villebonplatz, war am Montag nachmittag froh, sagen zu können: Alles läuft wieder wie gewohnt. Kurz nach halb acht hatten drei oder vier unbekannte Täter bei einem Überfall 61 000 Mark erbeutet.
Die bewaffneten Männer hatten den Chauffeur des Lastwagens, der auf den Hof gefahren war, sowie zwei Angestellte aus der Dienststelle gezwungen, sich im Hof auf den Boden zu legen. Die Unbekannten holten außerdem vier weitere Angestellte - allesamt Briefträger - aus dem Postamt und dirigierten sie in den Lastwagen. Lediglich einem Mann gelang es, sich in den Diensträumen zu verstecken.
Währenddessen mußte der Fahrer den Tresor im Wagen öffnen, in dem sich fünf Wertkisten mit Geld befanden. Anschließend flüchteten die Täter. Nicht ohne die Postler im Lastauto einzusperren. Diese konnten sich jedoch schnell befreien und informierten die Polizei. Eine genaue Täterbeschreibung gibt es allerdings nicht. Die Männer sollen dunkel gekleidet gewesen sein und trugen Skimützen mit Sehschlitzen. Einer von ihnen war etwa 1,70 Meter groß und korpulent, ein zweiter rund 1,75 Meter groß und zierlich.
Noch unklar ist der Kriminalpolizei laut Pressesprecher Karlheinz Wagner, ob die Täter "einen Zufallstreffer landeten" oder die Ankunft des Lastwagens vorher "ausbaldowert haben". Es gebe bislang keine Zeugen, die den Überfall oder verdächtige Fahrzeuge am Montag morgen beobachtet haben (Hinweise unter Tel. 069 / 755-4012 oder 4040 an die Kripo).
Postamtsleiter Manfred Berger schließt nicht aus, daß die Täter von dem Geld wußten. Schließlich komme nicht jeden Tag eine solche Summe per Lastwagen. Für die Ergreifung der Täter hat die Bundespost eine Belohnung von 5000 Mark ausgesetzt. Wer das Geld oder einen Teil wiederbeschafft, kann sich zusätzlich zehn Prozent des Wertes verdienen. set
ESCHERSHEIM. Die neunjährige Lisa Wacha sagte - für den Fotografen - noch ein zweites Mal ihr Sprüchlein auf: "Wir übergeben hiermit einen Scheck von 2000 Mark an der Hort für behinderte Kinder ,Im Uhrig&rquote;. Es ist der Reinerlös aus der Sammlung bei unserem Benefizkonzert vor Weihnachten." Ein riesengroßer Scheck symbolisierte den Betrag, den die Leiterin des Horts, Nike Schwinn mit "herzlichem Dank" kürzlich entgegen nehmen konnte.
Der Jugendchor Eschersheim ist, wie Chorleiter Hans-Dieter Kreis es formulierte, "schon Stammgast bei den Adventsfeiern der Tagesstätte". Die Kinder des Chors singen für die behinderten Kinder. Demnach gibt es viel Gelegenheit zu Gesprächen. Die Rede kam dabei allerdings auch auf die Finanzprobleme des Horts.
Im schmalen Etat, der vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband getragenen Einrichtung, gibt es keinen Posten für Ferienfreizeiten. Die aber halten Nike Schwinn und ihre Mitarbeiter für eine unerläßliche therapeutische Maßnahme. "Die Kinder werden gelöster, lernen sich besser kennen, als beim alltäglichen Aufenthalt im Hort nach der Schule möglich ist. Auch der Kontakt zu den Betreuern verbessert sich. Es entsteht eine richtige kleine Gemeinschaft. Und das hilft viel bei der weiteren Arbeit mit den Behinderten."
Die Mitglieder des Jugendchors hatten sich vorgenommen, ihr Scherflein zu den Kosten für die Freizeit beizutragen. Mit den 2000 Mark haben sie geholfen, das anstehende Defizit bei der Kostenerbringung zu vermindern.
15 000 Mark werden die Freizeitaufenthalte für zwei von vier Hortgruppen kosten (die anderen beiden können erst im nächsten Jahr reisen) für Aufenthalte von acht beziehungsweise zwölf Tagen mit jeweils acht behinderten Kindern und fünf Betreuern. Die Betreuten sind im Alter zwischen neun und 18 Jahren. Einige von ihnen müssen im Rollstuhl fahren. Das erfordert eigene Fahrzeuge und auch sonst einige Umstände. "Wir bemühen uns, Räume im Parterre zu bekommen. Sonst müssen wir die Kinder tragen."
In den Heimen gibt es viele Entfaltungs- und Erfahrungsmöglichkeiten für die Kinder, die zu Hause sonst nicht möglich sind. Am Brahmsee beispielsweise können sie reiten oder mit dem Dampfer fahren. Nike Schwinn hat auch schon mal mit einer Gruppe eine zünftige Nachtwanderung unternommen. Es gibt Lagerfeuer und Besichtigungen. "Nur wenige haben anfangs ein bißchen Heimweh."
Für die Eltern bedeutet der Freizeitaufenthalt ein paar Tage Entlastung, eine Ruhepause in der beständigen Sorge um das behinderte Kind. Deshalb zahlen sie willig ihren Beitrag zu den Aufenthalts- und Reisekosten. "Es soll niemand zu Hause bleiben. Wenn die Eltern es sich finanziell nicht leisten können, müssen wir eben helfen."
Nike Schwinn meint, es sei schade, wenn ein Kind nicht mitfahren könnte und damit "irgendwie aus dem Gruppenzusammenhalt fällt".
Der Hort hat bei verschiedenen Firmen und Institutionen, auch Privatleuten, um Spenden gebeten. Sie hoffen, bis zum Sommer das nötige Geld beisammen zu haben. li
NIDDA. Nicht länger unwidersprochen hinnehmen will Ulfas Ortsvorsteher Erich Ziemer, "daß die Ulfaer Bevölkerung durch Leserbriefe und andere Veröffentlichungen mit unsachlichen Behauptungen und Unterstellungen in ein falsches Licht gerückt wird". Der Unmut des Ortsvorstehers gründet sich vor allem auf den Leserbrief einer Bürgerin aus Ober-Mockstadt, die in Zusammenhang mit einem Überfall auf eine 51jährige Frau aus Ulfa in der letzten Dezemberwoche geschrieben hatte, "daß der Täter aus dem gleichen Ort sein müsse", und auf eine Anzeige des Wetterauer Frauenbündnisses, in der die Bevölkerung der 1300-Einwohner-Gemeinde aufgefordert war, Zivilcourage zu zeigen und zu dem Vorfall nicht zu schweigen (FR berichtete).
Ziemer erklärte der FR, daß in der Nacht des Vorfalls neun Nachbarn dem Opfer zu Hilfe geeilt seien, die auch die Kripo und den Notarzt verständigt hätten. Außerdem sei der Frau spontan von der Pfarrersfamilie Jung eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten worden. Was die Zeugen beobachtet hätten, hätten sie der Polizei zu Protokoll gegeben. Ziemer: "Es geht nicht an, daß man durch die Veröffentlichungen pauschal die friedliebende Bevölkerung eines Dorfes bezichtigt, einen Kriminellen in Schutz zu nehmen. Wir sind selbst daran interessiert, daß der Täter gefaßt wird."
Wenn der Täter nur unter den Ortsansässigen und hier unter vermeintlich rechtsgerichteten Jugendlichen gesucht würde, so sei dies zu eng gefaßt, sagte Ziemer. Schließlich sei auch nicht erwiesen, daß das Hakenkreuz und die SS-Runen, die vor dem Überfall auf einem Plakat gegen Ausländerhaß am Gartenzaun der 51jährigen aufgetaucht waren, von einem Ortsansässigen angebracht worden seien. Auch im Niddaer Stadtteil Stornfels seien Symbole der NS-Zeit zu finden gewesen. Ziemer betont, daß es in Ulfa keine rechtsradikale Gruppe gebe und hebt mit Blick auf die Geschichte hervor, daß die Ulfaer Bürgerinnen und Bürger während des Naziregimes sich sogar gegen die Gestapo gewehrt hätten.
Während der Ortsvorsteher berichtet, daß sich mehrere besorgte Bürger in dieser Sache an ihn gewandt hätten, gab es im Frauenamt des Wetteraukreises bislang keine empörten Anrufe zu der Anzeigenaktion.
Auch bei Niddas Erstem Stadtrat Georg Wegner ist noch keine negative Resonanz aus der Bevölkerung eingegangen. Persönlich sehe er die Bevölkerung Ulfas durch die Anzeige nicht attackiert, so Wegner, da in ihr nicht "herausgekommen ist, daß die Bevölkerung jemanden deckt". Die Entwicklungen in dem Fall, von denen er, Wegner, stets erst durch die Presse, nicht von den Ermittlungsbehörden erfahren habe, betrachtet der Erste Stadtrat mit Sorge. Er will der Sache jetzt auf den Grund gehen. "Es ist zwar nicht auszuschließen, daß der Übergriff von Rechtsgerichteten kommt, aber daran habe ich doch starke Zweifel. Wenn dies aber das Motiv wäre, wäre es politisch ganz gefährlich."
CORINNA WILLFÜHR
MÖRFELDEN-WALLDORF. Es begann alles mit Wald, in dem eine Kiesgrube angelegt wurde: 1953 schlossen die Gemeinde Mörfelden und das Kiesabbauunternehmen Mitteldorf darüber einen Vertrag, jahrelang war Kiesabbau Mörfeldens wichtigste Einnahmequelle. Über die Rekultivierung verständigten sich Unternehmen und Kommune 1963 vertraglich: Die Gruben und die durch die Kiesförderung entstandenen Seen sollten mit Abfall verfüllt werden. Ein großer Posten war dabei U-Bahn-Aushub aus dem nahen Frankfurt. Erhalten wurden der Schnepfensee und der Oberwaldsee für Angler sowie Belange des Vogelschutzes. Rund 18 Hektar wurden als Mülldeponie, zunächst von den beiden noch selbstständigen Kommunen Mörfelden und Walldorf, genutzt.
1972 ging die Hoheit in Müllfragen auf die Landkreise über, wurden sukzessiv alle kommunalen Halden geschlossen und nur noch die in Mörfelden von den kreiseigenen "Riedwerken" als zentrale Kreismülldeponie erhalten. Im April 1992 machte diese mangels weiterer Kapazität dicht, zeitgleich öffnete die neue Deponie Büttelborn. Hausmüll durfte nach Mörfelden nur noch bis Spätjahr 1991 gebracht werden, bis Frühjahr des Folgejahres dagegen Bauschutt. cas
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die einstige Mörfelder Halde wird auf einer Gesamtfläche von rund 18 Hektar rekultiviert, 15 Hektar mit dem südlichen und drei Hektar mit dem nördlichen Hügel; Gesamtvolumen: 3,2 Millionen Kubikmeter.
Die Gesamtinvestitionen seit 1972 machen sieben Millionen Mark aus, einschließlich Zwischenabdeckung für 5,8 Millionen.
Der Rückbau der Grube erfolgte bis zwei Meter über Grundwasserspiegel nur mit Aushubboden, bevor sie von den "Riedwerken" als geordnete Halde eingerichtet und betrieben wurde. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens 1981 wurde die bestehende Oberfläche abgedichtet, entwässert, das Deponiegas gefaßt und entsorgt. Am Rande der mineralischen Zwischenabdichtung entstand ein Erddamm, an dessen Saum 29 Kontroll- und Sammelschächte für Sickerwasser eingerichtet sind.
Die Verfüllung des Nordhügels mit einer mineralischen Abdeckung von zwei Metern ist abgeschlossen, der bereits begonnene Südbereich soll bis Herbst 1993 fertig sein. Bis heute wurden etwa 80 000 Kubikmeter mineralische Oberflächenabdichtung hergestellt. Weitere 14 000 sollen in diesem Jahr noch folgen. cas
Die Gasverstromung
MÖRFELDEN-WALLDORF. In der Generatorstation des Deponiegaswerkes stehen zwei Vier-Takt-Otto-Verbrennungsmotoren, wassergekühlt, mit Abgasturbolader und Luftkühlung; mit je zwölf Zylindern und Hubraum von 53 Litern sowie Antriebsleistung von 690 Kilowatt. Durch Gemischaufbereitung nach Magermischkonzept könne auf einen Katalysator ohne Nachteile für die Umwelt verzichtet werden, erklärt die EAG. Die beiden Generatoren gäben über Transformatoren insgesamt 1300 Kilowatt ab. Voraussichtliche Laufzeit des Kraftwerks: 7000 Stunden im Jahr. cas
LANGEN. Was wollen Frauen im Mütterzentrum? Um diese Frage geht es bei einem Seminar am Samstag, 30. Januar, 10 bis 18 Uhr, im Hessischen Mütterbüro, Bahnstraße 39. Anhand einer Fragebogenaktion will das Mütterbüro herausfinden, was Frauen vom Mütterzentrum erwarten, dort tun wollen und was ihnen den Schritt ins Mütterzentrum erleichtern würde. dok
Kleine FR
JU-Talk Kriminalität OBERURSEL. Zu einer Diskussion über Kriminalität im Hochtaunuskreis lädt die Junge Union für den heutigen Dienstag, 19 Uhr, in die Stadthalle Oberursel ein. Landrat Jürgen Banzer, Frankfurts Polizeipräsident Peter Walter und ein Vertreter der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten nehmen auf dem Podium Platz. Frauen-Stammtisch der SPD STEINBACH. Zum Frauenstammtisch lädt die SPD alle Steinbacherinnen für Mittwoch, 27. Januar, um 20 Uhr in den Clubraum II des Bürgerhauses ein. Vorgestellt werden die Kandidatinnen für die Stadtverordnetenversammlung und den Kreistag. kfd-Morgentreff KRONBERG. Der Freundes- und Förderkreis der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) lädt für Mittwoch, 27. Januar, um 9.30 Uhr zum Morgentreff mit Frühstück ins Gemeindezentrum, Wilhelm-Bonn-Straße 4, ein. Geplant ist ein Dia-Vortrag. Anmeldungen: Tel. 48 28 oder 48 27. Stadtverordnetensitzung am Donnerstag OBERURSEL. Die Sitzung der Stadtverordneten findet am Donnerstag, 28. Januar, um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses statt. Diskutiert wird unter anderem das künftige Baugelände im Stadtteil Bommersheim-Süd. AW-Geburtstagsfeier für Senioren OBERURSEL. Zu einer Feierstunde lädt die Arbeiterwohlfahrt alle Oberurselerinnen und Oberurseler ab 65 Jahren ein, die im Dezember oder Januar Geburtstag haben. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 28. Januar, 15 Uhr, in der Altenbegegnungsstätte im Hospital statt.
aud FRANKFURT A. M., 26. Januar. Die "Christlichen Demokraten für Schritte zur Abrüstung" (CDSA) haben Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) aufgefordert, sich entsprechend seinem Amtseid für friedliche Konflikt- Lösungen und weltweite wirtschaftliche Gerechtigkeit einzusetzen. In einem offenen Brief an den Minister widerspricht die Initiative von CDU-Mitgliedern Rühe, der "endlich auch (wieder!) deutsche Soldaten auf dem Balkan und in anderen Weltgegenden voller Hunger und Armut tätig werden" lassen wolle.
Gegen weltweite Kampfeinsätze wenden die CDSA ein: "Menschenleben sind kein geeignetes Mittel zur Sanierung maroder Wirtschaftsverhältnisse." Aber auch für Blauhelmaktionen könne sich die CDSA nach Angaben ihrer Vorsitzenden Ursula Limbrock nicht erwärmen. Sie befürchten, daß diese die Tür öffnen für weitergehende "friedenerhaltende" und "friedenschaffende" Militär-Einsätze.
In der Budapester Vaci utca, die seit der postkommunistischen Wende endgültig wieder zu einer der feinen europäischen Einkaufsadressen geworden ist, lauert der Tod. Vor den Glamourauslagen der internationalen Geschäftswelt bittet Gevatter Tod um mildtätige Gaben fürs Überleben. Der verkleidete Bettler empfängt mehr als nur ein Schmunzeln von den Passanten. Zwar fällt die Ernte des Sensemannes in diesen Wintertagen spärlicher aus als in der Sommersaison, wenn die jetzt dramatisch leeren Luxusläden ihre Kundschaft finden und die Vaci utca fest in touristischer Hand ist. Um nicht zu sterben, reicht es aber für den unternehmerischen Bettelnden allemal.
Die ungarischen Bürger, die zunehmend ums Überleben bangen, aber doch nicht betteln mögen, haben sich etwas anderes einfallen lassen. Mit einer Unterschriftensammlung suchte der "Verein der unter dem Existenzminimum Lebenden" der Auflösung des ersten 1990 frei gekürten Parlaments und vorzeitigen Neuwahlen den Weg zu ebnen. Obwohl Von Harry Schleicher (Budapest) man rund zwei Millionen Unterschriften gesammelt haben will, was gut einem Viertel aller stimmberechtigten Ungarn und Ungarinnen entsprechen würde, wird die Initiative ohne politische Folgen bleiben. Das Verfassungsgericht hat bereits befunden, daß auf derart plebiszitäre Weise Politik nicht gemacht werden dürfe. Die unzufriedenen Magyaren - nach einer Meinungsumfrage sollen 37 Prozent für vorgezogene Neuwahlen eintreten - werden also noch ein gutes Jahr warten müssen, um dann eventuell mit dem Stimmzettel die von den einen erhoffte, von anderen befürchtete innenpolitische "Wende nach der Wende" durchzusetzen.
Drei Jahre, nachdem die Kommunisten mit ihrer langen, allerdings halbherzigen Reformpolitik und der dramatischen Öffnung der Grenzen für die DDR-Flüchtlinge zur Überwindung der Diktatur im eigenen Lande maßgeblich und im übrigen Osteuropa bedingt beigetragen haben, kriselt es erneut. Die mit der Wende ausgelöste Euphorie, durch Einführung der Demokratie und Marktwirtschaft würden sich alle Strukturprobleme lösen und westlicher Wohlstand einkehren, ist verflogen. Verständnislos steht man nun vor der bitteren Wahrheit, daß nicht einmal der Lebensstandard der Kadar-Zeit gehalten werden kann. Die soziale Kluft zwischen Neureichen und verarmenden Mittelschichten wird provozierend breit. Die Arbeitslosenzahl liegt bei 640 000, Steigerungen sind nicht auszuschließen.
"Jede Partei, die diesen unvermeidbaren Strukturwandel mit rationalen Argumenten zu erklären versucht, kommt dabei schlecht weg", meint Marton Tardos, Fraktionschef des oppositionellen "Bundes Freier Demokraten" (SzDSz). Obwohl die wirtschaftliche Gesamtlage in Ungarn viel besser ist als in anderen exkommunistischen Staaten, könnte das Land darüber seine fast vorbildliche politische Stabilität verlieren. Die um sich greifende Politikverdrossenheit geht einher mit einer massiven Abwendung von der größten Regierungspartei, dem "Ungarischen Demokratischen Forum" (MDF). Der Partei von Regierungs- und MDF-Chef Jozsef Antall, die 1990 mit ihrer Selbstdarstellung als "ruhige Kraft" knapp über 25 Prozent der Stimmen und 42 Prozent der Parlamentssitze gewonnen hatte, droht der Machtverlust. Viele Politiker befürchten darüber hinaus, das Land könnte bei anhaltender Polarisierung nach dem nächsten Urnengang unregierbar werden.
Die aktuellen Konflikte im MDF, dessen wichtigster Koalitionspartner, die Partei der Kleinbauern, sich bereits faktisch gespalten hat, tragen zu solchem Pessimismus entscheidend bei. Seit mehr als einem halben Jahr tobt in der Partei eine harte Auseinandersetzung zwischen der von Jozsef Antall repräsentierten christdemokratischen Zentrumsgruppierung und dem an Einfluß gewinnenden, aggressiv populistisch-rechtsnationalistischen Flügel Istvan Csurkas. Auf dem soeben beendeten Parteikongreß gelang es gerade noch, den Bruch zu vermeiden.
Am Vorabend des Parteitags hatte der Schriftsteller-Politiker Csurka, bis vor kurzem mit fünf weiteren Vizeparteichef im MDF, Antall in seiner Wochenzeitung Magyar Forum den Fehdehandschuh hingeworfen. In einem langatmigen, programmatischen Artikel war zu lesen: "Antall hat seine Popularität in der Politik verloren; statt die Erfolge des MDF zu mehren, ist er bereits hinderlich." Antall und Csurka hätten "psychologisch, politisch und emotional" bereits den Bruch vollzogen und säßen längst nicht mehr "in demselben Boot". Der noch dazu von schwerer Krankheit gezeichnete Antall, so die Folgerung Csurkas, sollte zumindest das Amt des Parteichefs (an ihn, Csurka, versteht sich) abgeben - um das Land zu retten.
Auf dem Kongreß selbst in der Budapester Sporthalle ging es, zumindest solange die Öffentlichkeit zugegen war, fairer zu. Antall warb für seine "europäische Option", während Csurka für seine rechtsnationalistische Alternative eines "ungarischen Ungarn" trommelte. "Der Dreck muß auch mit der Peitsche von den TV-Bildschirmen gefegt werden", hatte er sich vor dem Parteitag geäußert, die als liberal-jüdisch-bolschewistisch verunglimpfte Opposition müsse durch eine "ungarische" ersetzt werden. Die interne Auseinandersetzung wurde aber "im Interesse der gemeinsamen Sache" während des Parteitags unter den Teppich gekehrt. Unter der Opferung des personell eher schwachen liberalen MDF- Flügels wurde ein stark von "Csurkisten" durchsetzter Vorstand mit Parteichef Antall an der Spitze gewählt. Damit können beide Rivalen eine Weile leben. Antall behält den Doppelvorsitz in Partei und Regierung; Csurka hat Punkte im Machtkampf gesammelt.
Mit diesem "faulen Kompromiß", so kritische Beobachter des Budapester Politspektakels, werden die Querelen in der Regierungspartei bis zu den Wahlen weitergehen, sich möglicherweise verschärfen. SzDSz-Fraktionschef Marton Tardos meint, die Karten für den Urnengang würden schon jetzt landesweit kräftig neu gemischt. Es bleibe abzuwarten, ob sich im MDF die bisherige Antall-Linie mit kleineren taktischen Korrekturen oder aber die Csurka-Option eines radikalen Wechsels durchsetzen werde. Dessen griffige populistische Formeln könnten dem MDF zwar einige Wähler zurückbringen. Eine Problemlösung böten sie freilich nicht, da Csurkas Ungarntümelei, die in Abwendung vom Westen bis zur Kritik am parlamentarischen System geht, nur kontraproduktiv wäre. Schwierige Zeiten für Ungarn, mag auch der Tod vorerst nur als verkleidete Bettlerfigur auf Budapests Flanierstaße auftreten. C. Ansprüche B gegen U aus Geschäftsbesorgungsvertrag
B könnte gegen U Ansprüche auf Mängelbeseitigung und Schadensersatz haben, wenn zwischen beiden ein
1. Geschäftsbesorgungsvertrag
zustande gekommen ist. Eine Geschäftsbesorgung liegt dann vor, wenn eine selbständige Tätigkeit wirtschaftlicher Art im Rahmen eines Werkvertrages zu leisten ist. BGHZ 45 223
Diese Tätigkeit müßte in fremdem Interesse ausgeübt werden
U hat sich verpflichtet, auf seinem Grundstück dem B ein mangelfreies Haus zu errichten.
Damit hat sich U zu einer selbständigen Tätigkeit im Rahmen eines Werkvertrages in fremdem Namen verpflichtet. U kkönnte diese Tätigkeit im Rahmen der Baubetreuung ausführen. Um Baubetreuer zu sein, müßte U im Namen und auf Rechnung des B bauen. (BGH NJW 81, 757) Das ist jedoch nicht der Fall, da U auf eigenem Grundstück und somit auf eigene Rechnung baut. Er könnte aber Bauträger sein. Bauträger ist ein Gewerbetreibendetr, , der das Bauvorhaben in eigenem Namen für eigene oder fremde Rechnung vorbereitet und durchführt. BGH NJW 81, 757) Er ist dann Vertragspartner des Bauherren. und esjvzu müßte der Bauträger auf seinem Grundstück bauen und sich zur Übereig
Zu seinen Pflichten gehört bei einer schlüsselfertigen Herstellungh des Hauses die Überwachung der einzelnen Arbeiten. (BGH NJW 78, 644) nung verpflichten BGH DB 68, 305. Dazu müßte U als
a. Bauträger
tätig geworden sein. Bauträger ist ein Gewerbetreibender, der das Bauvorhaben in eigenem Namen für eigene oder fremde Rechnuzng vorbereitet und durchführt. BGH NJW ,81, 757 Er ist dann Vertragspartner als "Bauherr". Fraglich ist, ob die Gewährleistungsansprüche des B gegen U wegen Verkaufs des Hauses nach Kaufvertragsrecht oder Werkvertragsrecht abzuwickeln sind. "Hat der Veräußerer das Haus nicht mangelfrei erstellt, ", so komme ein Gewährleistungsnaspruch wegen eines Sachmangels nach dem Recht des Werkvertrages und nicht nach Kaufrecht in Frage. Für die Sachmängelhaftung könne es keinen Unterschied machen, ob man zuerst das Grundstück erwirbt und sich dann darauf ein Haus errichten läßt oder ob man sich den Grund und Boden zusammen mit einem von dem Veräußrer noch zu errichtenden Haus übertragen läßt. BGHZ 60, 362. Auch nach Abschluß des Bauvorhabens gilt noch Werkrecht OLG Frankfurt, NJW 1984, 2586.
Somit haben B und U einen Bauträgervertrag im Sinne des § 65 BGB abgeschlossen, dessen Nachbesserungs- und Gewährleistungsregelungen denen des Werkvertrages entspricht. Es sind also die §§ 633 ff BGB anzuwenden.
Fraglich ist jedoch ob der Mangelfolgeschaden entgegen dem Wortlaut des § 635 über diesen ersetzt werden kann. Wäre einrseits das Werk mit der vertragsgemäßen Beschaffenheit hergestellt worden, so wären mit den Mängeln auch die Folgeschäden ausgeblieben. Daher liegt es nahe, in § 635 eine Regelung zu sehen, die auch Mangelfolgeschäden umfaßt. Medicus, D. Schuldrecht BT II S. 165 .Es kann in 635 aber auch eine Regelung nur für die Mangelschäden gesehen werden. Diese Ansicht Larenz Schuldrecht Bd II BT S. 355 ff. macht geltend, daß die Mangelfolgeschäden der Nachbesserung nicht mehr zugänglich seien und somit 634 nicht passe, der aber eng mit 635 zusammenhänge. Die Rechtsprechung erkennt zwar an, daß § 635 auch Schäden erfaßt, bei denen ein Nachbeserungsverlangen sinnlos und daher unnötig ist (BGHZ 92, 309) limitiert aber das, was unter 635 fallen soll in dem sie "auf einem engen und unmittelbaren Zusammenhang" des Schadens mit dem Mangelbesteht. All das führt jedoch zu praktisch überaus lästigen Abgrenzungsproblemen und ist in vorliegendem Fall auch nicht zu entscheiden:
Werkliefervertrag
Vertrag über Nichtvertretbare Sachen. Das sind solche, die speziell für den Besteller angefertigt werden (BGH NJW 1966, 2307) die durch die Art ihrer Herstellung den Bestellerwünschen angepaßt sind und individuelle Merkmale besitzen. Dafür gelten gem. 451 2. Hs eine Mischung aus Kauf- und Werkvertragsrecht §§ 633 ff. BGB, BGH NJW 1973, 1235. Kaufrecht über Eigentumsverschaffung und Rechtsmängelhaftung, Werkrecht für Sachemängelhaftung. Danach ist der U. zur Nachbeserung verpflichtet und berechtigt.
Schäden die bis zur Mängelbeseitigung nicht mehr behebar sind sind nach 635 zu ersetzen. BGH WM 78, 1009
Wenn der U dem Besteller Schäden außerhalb des von ihm hergestellten Bauteils veursacht
BGH NJW 89, 1922
Pvv BGH z 46, 238
Mangelfolgeschaden BGH NJW 88, 801
Dabei ist der enge Zusammenhang zwischen Mangel und Schaden nicht eigentlich kausel sondern am Leistungsobjekt orientiert lokal zu ermitteln.
Dagegen besteht Ersatzanspruch aus PVV dann, wenn es sich um einen mittelbar entfernten Folgeschaden außer der Werkleistung insbesondere am sonstigen Vermögend des B handelt und nur mittelbar mit dem Mangel zusammenhängt BGHZ 37, 341
Der nur mittelbare Zusammenhang kann sich aus dem zeitablauf ergeben ode
Rechtsgut verletzt, Eigentum und dadurch einen weiter bedingten Vermögensverlust Funktionstauglich
BGH NJW 79, 1651
Kleine FR
Berlin-Dias zum Abschluß NEU-ISENBURG. "Berlin '92 - vereinigt" ist der Titel der Dias von Renate Kaul, die am morgigen Donnerstag, 28. Januar, von 17 Uhr an im Altenwohnheim II in der Freiherr-vom-Stein-Straße 16 vorgeführt werden. Mit dieser Lichtbilderschau geht das mehrwöchige Filmfestival zu Ende, das Alois Janovsky, der Hausmeister des Altenwohnheims, organisierte.GVL-Mitgliederversammlung LANGEN. Der Gewerbeverein 1877 Langen (GLV) lädt seine Mitgliedsfirmen zur Mitgliederversammlung für kommenden Freitag, 29. Januar, ins Kasino der Sparkasse Langen-Seligenstadt, Zimmerstraße, ein. Die Veranstaltung beginnt um 19.45 Uhr. Wichtigster Punkt der Tagesordnung wird die Neuwahl des Vorstandes sein. Infoabend über Sozialversicherung NEU-ISENBURG. Zu einem Informationsabend mit Vortrag, Diaschau und Diskussion über die deutsche Sozialversicherung lädt die Kolpingfamilie Zentral für Freitag, 29. Januar, in den Gemeindesaal in der Kirchstraße 20 ein. Als Referent hat sich sich ein Experte der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) angekündigt. Stillgruppe bastelt LANGEN. Die Stillgruppe Langen, die sich jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat (15 bis 17 Uhr) in den Räumen der freien evangelischen Gemeinde im Wiesgäßchen 27 trifft, macht am Mittwoch, 3. Februar, einen Bastelnachmittag. Informationen zur Stillgruppe erteilen: entweder Beate Hermann Then (Tel. 0 61 03 / 2 43 35) oder Claudia Eckardt (Tel. 0 61 03 / 2 89 33).
SPORTRUNDSCHAU 16
Zur Person:
GÜNTER KRUSCHE, Berliner Generalsuperintendent, muß von der Kirche keine Disziplinarmaßnahmen befürchten, weil er sich zu DDR-Zeiten mit Stasi-Agenten eingelassen hat. Je ein Ausschuß der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) haben "keine Anhaltspunkte" dafür gefunden, daß "Krusche wissentlich und willentlich als Inoffizieller Mitarbeiter für das MfS gearbeitet oder Aufträge des MfS entgegengenommen hat". Es gäbe auch keine Anzeichen, daß er "andere Personen gefährdet oder ihnen Schaden zugefügt hat", teilt die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg mit. Krusche sei überdies ständig vom MfS beobachtet. Die Kirchenleitung, so heißt es weiter, billige allerdings nicht, daß er über seine Gespräche mit MfS-Mitarbeitern erst Anfang letzten Jahres berichtet habe. (Vbn)
NIDDA. Von einem in der Nachbarschaft wohnenden Polizisten wurde ein 17jähriger am Sonntagabend vorläufig festgenommen, der aus dem Blumengeschäft in der Bahnhofstraße die Ladenkasse stehlen wollte. Sein 16jähriger Mittäter aus Nidda flüchtete, wurde aber laut Kripo später ermittelt. mk
MÜHLHEIM. Beim Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVM), der Dachorganisation der Mühlheimer Vereine, hat sich der Yachtclub (YCMM) jetzt über Äußerungen des ersten Stadtrates Horst Lehr (SPD) beklagt. Dieser hatte die sechs SPD-Abweichler, die eine eigene Fraktion im Stadtparlament bildeten, jüngst in einem Leserbrief als "Yachtclubrebellen" bezeichnet. Die ehemaligen SPD-Stadtverordneten zählen zu den Gründungsmitgliedern des Segelvereins.
Der Vorstand des Yachtclubs - erster Vorsitzender ist Helmut Weigert - hatte daraufhin beschlossen, auf die Äußerungen des ersten Stadtrats mit dem Brief zu reagieren. Der YCMM, der "inzwischen auf über 70 Mitglieder aus Mühlheim und Umgebung angewachsen ist, fühlt sich ausschließlich dem Segelsport verpflichtet und hat keinerlei Berührungspunkte oder Interesse an der örtlichen Parteipolitik", heißt es darin.
Laut Weigert wurmt es die Mitglieder, vom ersten Stadtrat in die parteipolitischen Querelen in der SPD verwickelt zu werden. Es sei ein einmaliger Vorgang in der Mühlheimer Vereinsgeschichte, daß ein Amtsträger, der eigentlich der Förderung der Vereine verpflichtet sein sollte, parteipolitische Streitigkeiten in einen Sportverein hineintrage, heißt es weiter. Der VVM solle dafür sorgen, daß sich so etwas nicht wiederhole.
Ludwig Neunobel, Vorsitzender des VVM, hat den Brief mittlerweile zum Gegenstand einer Sitzung des Vorstandes gemacht. Seine Empfehlung an diesen lautete, sich aus den Querelen herauszuhalten. Der VVM sei kein Schiedsrichter, der als Vermittler bei Streitigkeiten zwischen Vereinen oder Vereinen und Privatleuten auftreten sollte, dafür habe er kein Mandat. Der VVM verstehe sich als politisch neutrale Organisation, die die Mühlheimer Vereine in ihrer Gesamtheit nach außen vertrete.
Den Mitgliedern des Yachtclubs, die sich von Lehr angegriffen fühlten, riet er, sich selbst zu wehren. pmü
HÖCHST. Wer mit Aquarellblock und Pinseln am kommenden Samstag und Sonntag im Johannes-Busch-Haus der Evangelischen Familien-Bildung erscheint, kann dort bei einem Aquarell- Kursus für Anfänger und Fortgeschrittene mitmachen. Auf dem Programm stehen Farbtheorie und Darstellungstechnik. Anmeldung unter Tel. 30 65 09. gre
ski FRANKFURT A. M. Für die Aufsicht über Wertpapiergeschäfte sollen in Deutschland künftig in einem "dreistufigen Modell" der Bund, die Länder und die Börsen selbst zuständig sein. Darauf einigten sich gestern auf einer Konferenz in Frankfurt die zuständigen Länderminister in Übereinstimmung mit dem Bundesfinanzministerium. Der Beschluß, den der hessische Ressortchef Ernst Welteke, sein nordrhein-westfälischer Kollege Heinz Schleußer und der Bonner Staatssekretär Horst Köhler präsentierten, sieht unter anderem vor, für zentrale Aufgaben ein eigenständiges Bundesaufsichtsamt für das Wertpapierwesen zu schaffen. Zugleich sollen die Kontrollfunktionen der Länder "wesentlich erweitert" werden. Und die Börsen selbst sollen "in die Aufsicht angemessen durch eine Handelsüberwachungsstelle nach Maßgabe der Börsenaufsichtsbehörde" einbezogen werden.
Nach Angaben Köhlers wird das Bundesamt vor allem für zwei Aufgaben zuständig sein: zum einen für das Verhindern beziehungsweise Aufdecken von sogenannten Insidergeschäften, bei denen Leute (zum Beispiel Banker oder Unternehmensvorstände) einen Informationsvorsprung vor der Öffentlichkeit ausnutzen und an der Börse versilbern, zum anderen für die internationale Zusammenarbeit. Die genannten Mauscheleien sind hierzulande bisher nicht strafbar, eine entsprechende EG-Richtlinie muß in Bonn noch umgesetzt werden. Die Länder sollen über ihre bisherigen Zuständigkeiten (im wesentlichen Rechtsaufsicht über Börsen und Makler) hinaus in Zukunft im Rahmen einer Marktaufsicht auch dafür sorgen, daß der Handel und die Geschäftsabwicklung ordnungsgemäß stattfinden. An diesen Aufgaben sollen die Börsen beteiligt werden. Dem Beschluß der Fachminister zufolge müssen die Börsen 90 Prozent der den Ländern entstehenden Aufsichtskosten tragen.
Köhler sieht in dem Konzept einen "Durchbruch", um den Finanzplatz Deutschland, dessen bisherige Aufsicht auch im Ausland immer wieder als unzureichend kritisiert wird, für den internationalen Wettbewerb zu stärken. Schleußer meinte, mit den Vereinbarungen könnten nicht nur der Bund und Frankfurt als führendes Finanzzentrum leben, sondern auch die Regionalbörsen.
Welteke wie auch Köhler zeigten sich zuversichtlich, daß auf Basis des Beschlusses der Minister in Bonn noch in der ersten Jahreshälfte ein Gesetzentwurf erstellt werden kann. Die parlamentarischen Beratungen könnten nach Ansicht des hessischen Wirtschaftsministers nach der Sommerpause in Angriff genommen werden. Mit dem Inkrafttreten des umfangreichen Paragraphenwerks unter der Bezeichnung "Zweites Finanzmarktförderungsgesetz", das neben der Regelung der Aufsicht und der Sanktionierung von Insidergeschäften eine Reihe weiterer Reformen (etwa Schaffung größerer Transparenz für Beteiligungsverhältnisse und eines wirksameren Anlegerschutzes) zum Ziel hat, ist allerdings nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen.
Noch nicht einmal eine Vorentscheidung traf die Konferenz über den Standort des künftigen Bundesaufsichtsamtes. Diesbezüglich sprächen zwar, wie es hieß, aus fachlicher Sicht zahlreiche Argumente für Frankfurt am Main. Gleichwohl sei "aus politischen Gründen" nicht über den Sitz entschieden worden. Dies könne nur im Zusammenhang mit Standortbeschlüssen auch für andere Bundesbehörden geschehen.
In einem weiteren Beschluß warnt die Börsenfachministerkonferenz davor, "in wettbewerbsbeeinträchtigender Weise Aufträge durch elektronische Order-Leit- und Handelssysteme zu Lasten der Anleger und der Regionalbörsen auf einen Markt zu konzentrieren". Ein solcher Prozeß sei politisch und wettbewerbsrechtlich höchst bedenklich. Die Minister appellieren "an die gesamtwirtschaftliche Verantwortung insbesondere der Großbanken, dafür Sorge zu tragen, daß die Kapitalversorgungsfunktion der regionalen Börsen erhalten und ausgebaut wird".
DREIEICH. Was die Fahr-Rad-Initiative! in diesem Jahr alles auf die Beine stellen will - darum geht's beim nächsten Treffen am Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr, in den Clubräumen des Bürgerhauses Sprendlingen. Themen sind: sichere Fahrradabstellplätze am Schwimmbad, Bushaltestellen und am Bahnhof Buchschlag; Bildungsurlaub per Rad oder ein Kursus "Fahrrad reparieren". dok
RANSTADT. Ein aus Ober-Mockstadt kommender Autofahrer aus Nidda beachtete Montag früh beim Abbiegen von der B 275 in Richtung Ranstadt nicht den Vorrang eines entgegenkommenden Wagens. Beim Zusammenstoß verletzten sich beide Fahrer laut Polizei leicht. Geschätzter Schaden: 27 000 Mark. mk
KASSEL. Einer bosnischen Frau, die zusammen mit ihrer Tochter aus ihrem umkämpften Heimatland zu Verwandten nach Kelkheim (Main-Taunus-Kreis) geflohen war, ist jetzt vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel ein Anspruch auf Sozialhilfe zugestanden worden. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Entscheidung des VGH hervor (AZ: 9TG 2709/92), die unanfechtbar ist.
Die Richter des 9. Senats widersprachen mit ihrer Entscheidung der Auffassung des Sozialamtes im Main-Taunus- Kreis.
Die Behörde hatte den Antrag der Frau abgelehnt und sich dabei auf eine Regelung berufen, wonach Ausländer keinen Anspruch auf Leistungen nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG) haben, wenn sie allein deshalb nach Deutschland kommen, um Sozialhilfe zu erhalten. Angesicht der "Kriegsverhältnisse" in Bosnien-Herzegowina, so stellte das VGH demgegenüber fest, sei nicht davon auszugehen, daß die Frau ihr Heimatland nur verlassen habe, um in den "Genuß von Sozialhilfe" zu gelangen. ebo
Die Finalrunde der hessischen Vereinsmeisterschaft im Bowling (Landespokal) in Oberrad nahm bei den Frauen einen sensationellen Verlauf. Die beiden Bundesligateams Nordwest und BC 77 Frankfurt, die sich am kommenden Wochenende in München Hoffnungen auf den deutschen Meistertitel machen, schieden im Halbfinale aus. Nordwest unterlag dem FSV Frankfurt mit 4158:4333 Pins, der BC 77 der FTG (BC) mit 4181:4268 Pins. Im Endspiel der beiden Zweitbundesligisten wiederholte die FTG gegen den FSV 4313:4258 ihren Vorjahreserfolg. Bei den Männern blieben der VdK Hanau gegen den BV Oberrad und die FTG gegen Cosmos Wiesbaden vorzeitig auf der Strecke. Das Finale gewannen die Oberräder gegen Wiesbaden überlegen mit 4766:4337 Pins. bm.
Touristen können sich jetzt in einer neuen Broschüre über das Wandgemälde von Johannes Grützke in der Paulskirche informieren. Die Broschüre wurde wegen der großen Nachfrage der Besucher erstellt und ist für fünf Mark unter anderem im Tourist-Info-Büro am Römer zu haben. Dort ist auch ein Paulskirchen- Ausstellungskatalog für zwei Mark im Angebot.
Der aktuelle Preis für die Frankfurt- Information beträgt eine Mark, für den Stadtplan zwei Mark und für den Frankfurt-Bildband acht Mark. Der monatliche Veranstaltungskalender ist für zwei Mark, die Halbjahresvorschau für fünf Mark zu haben. Außerdem gibt es einen Architekturführer für 39,80 Mark. vo
Die Städelschule, Institut für Neue Medien, lädt vom 28. bis 30. Januar zum Internationalen Frankfurter Symmetrie-Symposium "Evolutionäre Symmetrietheorie":
28. Januar, 10 bis 12.40 Uhr Evolutionstheorie: Werner Hahn (Gladenbach) Evolutionäre Symmetrietheorie und universale Evolutionstheorie, Rudolf Wille (Darmstadt) Begriffsanalyse von Symmetrie, Franz M. Wukekits (Wien) Evolution und Symmetrie als Evolutionsfaktor? - 15 bis 17.40 Uhr Dynamische Symmetrie: Olaf Breidbach (Bonn) Mustergestaltung und deren Ordnung in neuronalen Netzen, Ludwig Huber (Wien) Neuere Erkenntnisse zur Symmetrie-Wahrnehmung bei höheren Tieren, Dénes Nagy (Fiji) Dynamische Symmetrie, Arne Wunderlin (Stuttgart) Über die Rolle der Symmetrieabrechnung bei der Selbstorganisation. - 29. Januar, 10 bis 12.40 Uhr Architektonik von Organismen und Molekülen: Karl Edlinger (Wien) Lokomotion und Bilateralsymmetrie, Manfred Grasshoff (Frankfurt) Strahlige Symmetrie bei niederen Tieren, Wolfgang Gutmann (Frankfurt) Organismische Stuktur als Grundlage von Symmetrie, Michael Weingarten (Bodenheim) Sind Organismen geometrische Konstruktionen?, Hermann Roth (Tübingen) Symmetrie bei Natur- und Arzneistoffen - Zufall oder Absicht? - 15 bis 17.40 Uhr Symmetriebrechung: Bazon Brock (Wuppertal) Chiasmus und Hemisphärendifferenzierung, Friedrich Cramer (Göttingen) Zeitbrüche und Symmetriebrüche: Klassische Sicherheit moderne Angst, Klaus Mainzer (Augsburg) Symmetrie und Symmetriebrechung - Erkenntnis, Kunstprinzip oder Naturgesetz?, Ruxandra Sirteanu (Frankfurt) Visuelle Wahrnehmung bei Säuglingen und Kleinkindern. - 30. Januar, 10 bis 12.40 Uhr Dynamische Systeme und Selbstorganisation: Andreas Göbel (Essen) Die Romantik und die Selbstorganisation der modernen Gesellschaft, Peter Klein (Hamburg) Symmetrie als universales Kausalprinzip? Analyse eines historischen Falls, Michael Klein (Frankfurt) Simulation dynamischer Systeme, Otto E. Rössler (Tübingen), Kaleidoskop der klassischen Austauschsymmetrie.
Noch Fragen? hu
HANNOVER, 25. Januar. Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover verabschiedet sich allmählich von der Hoffnung auf die Weltausstellung "Expo 2000". Zwar hat die Stadt schon vor mehr als zweieinhalb Jahren vom Internationalen Ausstellungsbüro in Paris nach hartem Wettkampf mit Toronto (Kanada) den Zuschlag erhalten und seitdem mehr als 20 Millionen Mark in Planung und Werbung gesteckt; aber ein großer Teil der Kosten von insgesamt vielleicht sechs Milliarden Mark sollte aus dem Bundeshaushalt bestritten werden, wofür bis heute eine verbindliche Zusage aus Bonn fehlt. Aus diesem Grund einigten sich in den vergangenen Tagen die Sozialdemokraten und die Grün-Alternativen, die im hannoverschen Rathaus gemeinsam die Mehrheit haben, bei den Etatberatungen für 1993, weitere Ausgaben für die Weltausstellung zu stoppen, damit nicht in Zeiten, in denen sie die städtischen Sozial- und Kulturprogramme drastisch beschneiden, immer mehr Geld in ein "Faß ohne Boden" fließt.
Die Bewerbung um den Zuschlag für die Weltausstellung im Jahre 2000 stammte aus den achtziger Jahren, als die damalige niedersächsische Finanzministerin Birgit Breuel (CDU) gemeinsam mit dem hannoverschen Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) den Aufsichtsrat der Messe-Gesellschaft leitete. Die Gesellschaft stellte sich vor, daß der Bund für eine Weltausstellung - ähnlich wie 1972 für die Olympischen Spiele in München - großzügig eine Erweiterung des Messegeländes, neue Schnellbahnen und andere Modernisierungsmaßnahmen finanzieren würde.
Die Begeisterung der Hannoveraner hielt sich in Grenzen. Trotz aufwendiger Werbung, an der sich CDU, FDP, SPD, Wirtschaftsverbände und auf Drängen führender Sozialdemokraten auch der DGB beteiligten, erklärten sich bei einer Urabstimmung nur 51,5 Prozent der Bürgerinnen und Bürger mit dem Vorhaben einverstanden, im Sinne der Grün-Alternativen stimmten 48,5 Prozent dagegen. Inzwischen ergaben Gutachten, daß eine Superschau, zu der man fünf Monate lang täglich mehrere hunderttausend Besucher erwartete, die Umwelt schwer belasten würde.
Als wegen der Kosten der deutschen Einheit und wegen der heraufziehenden Rezession die Aussichten auf Milliarden- Zahlungen aus Bonn immer düsterer wurden und das Bundeskabinett seine Entscheidung von Monat zu Monat hinausschob, reduzierten die Stadtverwaltung und die niedersächsische Landesregierung die ursprünglichen Pläne. Dabei verzichteten sie nach und nach auf die Vorteile, die sie den Hannoveranern verheißen hatten. Im vergangenen Herbst ließ Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) wissen, Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) müsse bis Jahresende 1992 Klarheit schaffen, sonst werde die Vorbereitungszeit bis zum Jahre 2000 zu knapp. Aber Kohl rührte sich nicht.
In der vergangenen Woche ließ er durch Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) mitteilen, die Entscheidung hänge von den bevorstehenden Grundsatzbeschlüssen zum Solidarpakt ab. Der hannoversche SPD-Vorsitzende Stephan Weil sah darin eine Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, und Schröders Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye erkannte einen provokativen Versuch, die bisherige Geschäftsgrundlage zu verlassen. Bundesfinanzminister Fritz Waigel (CSU) hatte den Niedersachsen allerdings von vorn herein nichts versprochen, sondern sich stets eindeutig gegen die "Expo 2000" ausgesprochen - zumal im Sommer 2000 Berlin die Olympischen Spiele ausrichten möchte. Sozialdemokrat Weil resümierte jetzt, Hannover stehe zwar noch immer in den Startlöchern, aber alle Beteiligten hätten "die Nase voll, sich von Bonn vorführen zu lassen".
USINGEN. Die Usinger haben weiches Trinkwasser. Die mikrobiologischen und chemisch-physikalischen Untersuchungen ergaben den Härtebereich 2. Nach Angaben der Stadt wurden bei keiner Messung Richtzahlen für einzelne Inhaltsstoffe überschritten oder Grenzwerte erreicht.
In den einzelnen Stadtteilen verteilt die Stadt gegenwärtig Trinkwasser folgender Härtegrade: In Eschbach 7,28, Merzhausen 8,40, Michelbach 8,96, Wilhelmsdorf 12,32, Usingen 12,88 und Kransberg 13,44. Spitzenreiter ist Wernborn mit dem Härtegrad 14. jd
cri FRANKFURT A. M. Die Wohnungspolitik muß nach Ansicht der Sozialdemokraten einen zentralen Bestandteil des Solidarpakts bilden. In einer Zeit der "knappen Kassen" solle der Staat seine Förderung auf diejenigen konzentrieren, "die sie wirklich brauchen". Dazu zählten unter anderem Einkommensschwache, Alleinerziehende, viele alte Menschen, aber zunehmend auch normalverdienende Arbeitnehmer. Als sozial "blind" bezeichnet es die SPD, "Lohnverzicht das Wort zu reden und gleichzeitig die Mieten galoppieren zu lassen". Vor diesem Hintergrund hat der Parteivorstand auf seiner Sitzung am Montag in Frankfurt eine Erklärung zur Wohnungspolitik verabschiedet. Die darin enthaltenen Vorschläge sind Teil eines alternativen Konzepts zum Solidarpakt, das die Sozialdemokraten morgen vorstellen wollen.
Im Mittelpunkt des Programms der SPD steht die Sicherung des Mietwohnungsbestands, die stärkere Betonung des sozialen Wohnungsbaus, eine generell effiziente und "sozial gerechtere" staatliche Förderung sowie die Mobilisierung von Bauland.
Ein großer Teil der benötigten Mittel für einen extensiveren Wohnungsbau könne allein durch eine Umschichtung der staatlichen Hilfen aufgebracht werden. Deshalb setzt sich die SPD unter anderem für eine "gänzliche Abschaffung" der steuerlichen Förderung beim Erwerb von Altgebäuden ein zugunsten des Neubaus vor allem von Mietwohnungen. Durch üppige Steuergeschenke aufgrund von Abschreibungen und Verlusten aus Vermietungen und Verpachtungen gingen dem Staat derzeit Milliarden verloren, da von der Luxus-Maisonette bis zur gewerblich genutzten Ferienunterkunft alles gefördert werde. "Diese Auswüchse können und müssen beschnitten werden."
Die Sozialdemokraten erneuern ihren seit Jahren gemachten Vorschlag, die Eigenheimförderung auf einen einkommensunabhängigen Abzugsbetrag von der Steuerschuld umzustellen. Damit würde vor allem den Verhältnissen in den neuen Bundesländern Rechnung getragen. Nach Berechnungen der Oppositionspartei könnte auf diesem Wege der Bau von 180 000 selbstgenutzten Heimen per annum ermöglicht werden.
Im sozialen Wohnungsbau müßten die Einkommensgrenzen angehoben werden, damit auch die "Krankenschwester und der Polizist" eine bezahlbare Bleibe fänden, sagt Parteichef Björn Engholm.
Zusätzlich zu den bisherigen Mitteln sollte mehr Geld in den ostdeutschen Wohnungsbau fließen, meint die SPD. Dafür sowie für die Stadt- und Dorferneuerung und den Erhalt historischer Substanz sieht sie daher einen wesentlichen Teil der Mittel in ihrem "Zukunftsinvestitonsprogramm Ost" vor, das für die kommende Dekade mit zehn Milliarden Mark per annum ausgestattet sein soll.
Das Horten von baureifem Land soll durch eine kommunale Steuer eingedämmt werden. Planungsbedingte Wertsteigerungen müßten verstärkt abgeschöpft werden. Der Naturschutz dürfe bei der Mobilisierung von Arealen aber nicht auf der Strecke bleiben.
Mit Nachdruck unterstützt die SPD die Forderung vieler deutscher Großstädte, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Gebieten mit besonderem Bedarf "befristet zu unterbinden".
Angesichts mehr als 2,5 Millionen fehlender Wohnungen, steigender Obdachlosigkeit und explodierender Baukosten müßte nach Ansicht der SPD eine sozial und ökologisch verpflichtete Wohnungspolitik "an oberster Stelle der Regierungspolitik stehen". Stattdessen zeichne sich die Bonner Koalition in diesem wichtigen und gesellschaftlich brisanten Thema durch soziale Kälte, Inkomptenz und Handlungsfähigkeit aus. Als völlig abwegig bezeichnet Engholm die Pläne der Koalition, im Rahmen des Solidarpakts das Wohngeld zu kürzen. Für eine Anhebung dieser Hilfe, die je zur Hälfte von Bund und Ländern bestritten wird, spricht er sich jedoch auch nicht ausdrücklich aus. "Ich will da nichts versprechen."Mielke-Anwalt: Tat ist verjährt Verteidiger will Einstellung des Prozesses gegen Ex-Stasi-Chef
zba BERLIN, 25. Januar. Einstellung des Verfahrens wegen Verjährung oder hilfsweise Freispruch hat Pflichtverteidiger Hubert Dreyling im Prozeß gegen den wegen zweier Polizistenmorde im Jahre 1931 angeklagten ehemaligen DDR-Staatssicherheitsminister Erich Mielke gefordert. "Verjährter geht es nicht mehr", sagte er im Plädoyer am Montag vor dem Landgericht Berlin.
Der Anwalt, der schon drei Anträge auf Verjährung gestellt hat, berief sich auf ein Rentenurteil des Bundesverfassungsgerichts, daß durch den Eingriff alliierter Behörden nach 1945 keine Unterbrechung der Verjährung eingetreten sei. Das Berliner Gericht hatte einem Antrag Dreylings auf Einstellung nicht entsprochen, weil die sowjetischen Behörden 1947 das Verfahren an sich gezogen und damit die deutschen Rechtsprechung ausgeschaltet hätten.
Dreyling warf dem Gericht vor, es lasse außer acht, daß der 85jährige Mielke DDR-Bürger gewesen sei. Im Grundlagenvertrag habe die Bundesrepublik die DDR völkerrechtlich anerkannt; für Mielke seien die Verjährungsfristen der DDR anzuwenden; danach sei die Tat verjährt.
Wenn das Gericht Totschlag anstelle Mordes annehme, sei die Tat zweifelsfrei verjährt. Die am 9. August 1931 auf dem Berliner Bülowplatz getöteten Polizisten seien "nicht arg- und wehrlos" gewesen, rechneten vielmehr mit einem Anschlag, der für diesen Tag gegen sie angekündigt war. Auch sei die Tat nicht aus "niederen Beweggründen" geschehen, da der Täter geglaubt habe, "im Interesse der Allgemeinheit" zu handeln. Um Tötung juristisch als Mord zu bewerten, müssen Merkmale wie "Heimtücke" oder "niedere Beweggründe" gegeben sein.
Warum Mielke freizusprechen ist, sollte das Gericht dennoch nicht das Verfahren wegen Verjährung einstellen, will Dreyling am kommenden Montag begründen.Volleyball
OBERLIGA, MÄNNER, 11. Spieltag: VC Dornheim - SG Rodheim 0:3, VC Dornheim - VC Ober-Roden 3:2, TSV Trebur - TV Babenhausen 3:2, TSV Trebur - DSW Darmstadt 1:3, Eintracht Frankfurt II - TG Wehlheiden 3:2, Eintracht Frankfurt II - FTG Frankfurt 0:3, TSG Elgershausen - TGV Schotten 3:0, TSG Elgershausen - Orplid Darmstadt II 0:3.
OBERLIGA HESSEN, FRAUEN, 11. Spieltag: TSV Spangenberg - TV Oberstedten 3:0, TSV Spangenberg - TV Wächtersbach 3:1, TSG Wilhelmshöhe - TV Königstädten 1:3, TSG Wilhelmshöhe - Eintracht Frankfurt 3:0, VC Wiesbaden II - SG Rodheim 3:0, VC Wiesbaden II - VC Hofheim 3:0, TV Wetzlar - TS Bischofsheim 3:0.
LANDESLIGA MITTE, MÄNNER, 11. Spieltag: VBC Büdingen - SG Rodheim II 3:2, VBC Büdingen - TV Salmünster 3:2, DJK Großenlüder - SC Friedberg 3:0, DJK Großenlüder - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:0, TSG Erlensee - TV Oberrodenbach 3:2, TSG Erlensee - TV Bommersheim 0:3, DJK Neuses - TG Hanau 2:3, DJK Neuses - BSC Offenbach 2:3.
LANDESLIGA MITTE, FRAUEN, 11. Spieltag: TG Römerstadt - FTG Frankfurt 3:2, TG Römerstadt - TG Hanau 3:0, Wacker Offenbach - Eintracht Frankfurt II 3:0, Wacker Offenbach - TV Dipperz 3:0, TSV Sachsenhausen - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:1, TSV Sachsenhausen - TSV Hanau 3:0, TV Sindlingen - TV Kesselstadt 1:3, TV Sindlingen - TV Salmünster 2:3.
LANDESLIGA SÜD, MÄNNER, 11. Spieltag: TG Naurod - TSV Bleidenstadt II 3:2, TG Naurod - VC Wiesbaden 0:3, VC Hofheim - Rot- Weiß Auerbach 0:3, VC Hofheim - TV Groß- Rohrheim 1:3, SVC Gernsheim - TuS Griesheim 1:3, SVC Gernsheim - DSW Darmstadt II 0:3, SSV Brensbach - TV Lampertheim 3:0, SSV Brensbach - TG Bad Soden 1:3.
LANDESLIGA SÜD, FRAUEN, 11. Spieltag: Orplid Darmstadt II - TV Dreieichenhain 3:0, Orplid Darmstadt II - TV Lampertheim 3:0, TV Nauheim - Rot-Weiß Auerbach 3:0, TV Nauheim - TG 75 Darmstadt 3:0, VC Ober-Roden - TG Bad Soden 3:2, VC Ober-Roden - TG Rüsselsheim II 1:3, VC Hofheim II - TV Groß-Umstadt 0:3, VC Hofheim II - TV Königstädten II 1:3.
VERBANDSLIGA MITTE, MÄNNER, 7. Spieltag: Eintracht Frankfurt III - TV Lieblos 2:3, Eintracht Frankfurt III - TV Bommersheim II 3:1, TG Hanau II - TG Römerstadt 2:3, TG Hanau II - TV Horas 1:3, OSC Höchst - SG Enkheim 3:0, OSC Höchst - TV Oberstedten 1:3.
VERBANDSLIGA MITTE, FRAUEN, 7. Spieltag: TSV Hanau II - TGV Schotten 0:3, TSV Hanau II - OSC Höchst 0:3, TV Bommersheim - VC Schöneck 3:1, TV Bommersheim - TG Römerstadt II 1:3, VGG Gelnhausen - TuS Steinbach 3:0, VGG Gelnhausen - Orplid Frankfurt 3:0.
VERBANDSLIGA SÜD, MÄNNER, 7. Spieltag: TSV Dudenhofen - TV Königstädten 0:3, TSV Dudenhofen - PSV BG Groß-Gerau 3:1, TG Rüsselsheim II - VC Breuberg 3:0, TG Rüsselsheim II - TV Jugenheim 3:0, Spvgg. Hochheim - TG Schwalbach 3:2, Spvgg. Hochheim - Orplid Darmstadt III 3:1.
VERBANDSLIGA SÜD, FRAUEN, 7. Spieltag: TSV Bleidenstadt II - BG Groß-Gerau 2:3, TSV Bleidenstadt II - SC Nauheim 3:1, TSV Höchst - Eintracht Wiesbaden II 3:0, TSV Höchst - TV Crumstadt 3:1, TV Dreieichenhain II - SF Seligenstadt 3:1, TV Dreieichenhain II - CVJM Arheilgen 3:1.
CDU unterstützt
Die CDU-Stadtverordnetenfraktion hat die Römer-SPD aufgefordert, "zur Lösung der Verkehrsprobleme im Frankfurter Osten einen Pakt der Vernunft" zu schließen. Im Mittelpunkt dabei müßte nach Darstellung des planungspolitischen Sprechers der Union, Edwin Schwarz, der seit Jahren geplante Riederwaldtunnel stehen. Zu diesem Projekt, das die Ostumgehung A 661 mit der zur Zeit am Hessencenter endenden Autobahn A 66 verbinden soll, gebe es keine Alternative.
Die Initiative der CDU knüpft an den Meinungsumschwung an, der sich seit geraumer Zeit in der SPD-Stadtverordnetenfraktion abzeichnet. Während die Sozialdemokraten in der Vergangenheit mehrheitlich gegen den Tunnel waren, haben inzwischen die Befürworter die Oberhand gewonnen. Sie argumentieren, daß die ökologischen Probleme, insbesondere die Schwierigkeiten mit der Grundwasserführung, gelöst seien. gang
REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: SV Hermsdorf - TSV Eschwege 19:15, TSG Münster - TSG Groß-Bieberau 17:25, HSG Asbach-Modau - TuS Griesheim 22:22, SV Herm. Kassel - SSV Erfurt 26:16, TV Kirchzell - TV Lützellinden 19:19, TV Groß- Umstadt - HSV Apolda 26:14, TuSpo Obernburg - TV Bürgstadt 19:16. - Tabellenspitze: 1. TSG Groß-Bieberau 27:5 Punkte, 2. TV Lützellinden 24:8, 3. TSG Münster, 4. TuS Griesheim, beide 23:9.
OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: SU Mühlheim - TV Groß-Umstadt 14:12 (nicht 14:15, Berichtigung). - Tabellenspitze: 1. SU Mühlheim 28:4 Punkte, 2. TV Groß-Umstadt 25:7, 3. SSG Bensheim 22:10.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TV Langenselbold - SV Seulberg 19:15, SG Eintr. Frankfurt - TG 1847 Frankfurt 11:11. - Tabellenspitze: 1. HC Friedrichsdorf 18:4 Punkte, 2. TV Kesselstadt 16:6, 3. SG Wehrheim/ Obernhain 16:10.
Die FTG ist im Pokalturnier des Deutschen Schachbundes unter den letzten acht Vierermannschaften. Im Bockenheimer Vereinshaus wurde sie nach 3:1 gegen SK Ensdorf und 2,5:1,5 gegen SV Koblenz im "Gruppenendspiel Frankfurt" Sieger. Gegen Ensdorf waren Staller gegen Barmbold und Winterstein gegen Weiler die entscheidenden Partiegewinner, Bewersdorff-Wirth und in der Schlußpartie Gustavsson-Becking remisierten. SV Koblenz erreichte durch ein 3:1 gegen Ludwigshafen das Gruppenendspiel. Hier mußten die Rheinländer allerdings das Brett von Stefan Reschke, der einen Autounfall hatte, freilassen.
FTG - Koblenz: IM Hess - Fritsche 1:0, Staller - Herbrechtsmeier remis, Bewersdorff - Weidemann 0:1, Winterstein 1:0 kampflos. ZEY
LANGEN. Das Hessische Mütterbüro in Langen, das Mütterzentren beim Aufbau unterstützt, Fortbildung und Vernetzung organisiert und die Lobby für Kinder und Mütter stärken will, hat jetzt sein Veranstaltungsprogramm fürs erste Halbjahr 1993 vorgelegt.
Das Programm umfaßt die unterschiedlichsten Angebote: vom Computer-Intensiv-Seminar für Einsteigerinnen bis zum Rhetorik-Kurs für Fortgeschrittene, Arbeitsgruppen und Vernetzungstreffen, bei denen die Mütterzentrums-Arbeit im Vordergrund steht.
Zum internationalen Frauentag, dem 8. März (Motto: Lila Montag - auch Frauen können blau machen), will das Hessische Mütterbüro ein "Lila Kochbuch" mit dem Titel "Wir kochen schon lange" herausgeben. Neben lila Rezepten wie Rotkohlwickel oder Blaubeer-Kuchen will das Büro auch darin dokumentieren, was in dieser Gesellschaft Frauen wütend und ungeduldig macht, beschreibt Margrit Jansen vom Mütterbüro.
Sie denkt dabei zum Beispiel an die Doppel- und Dreifachbelastung der Frauen. So würden 53 Milliarden Arbeitsstunden im Jahr im privaten Haushalt erbracht, zehn Milliarden mehr als an Erwerbsarbeitsplätzen. Jansen: "Obwohl Frauenarbeit und -leistungen unverzichtbar für diese Gesellschaft sind, bleiben sie nach wie vor meist unsichtbar, unbemerkt und gelten als immer verfügbar und weniger wert."
Wer Rezepte zum Lila Kochbuch parat hat, kann sie bis zum 10. Februar ans Hessische Mütterbüro, Bahnstraße 39, 6070 Langen, senden. Dort erhalten Interessentinnen auch das neue Veranstaltungsprogramm. dok
CHITTAGONG, 25. Januar (Reuter). In Bangladesch sind bei einer Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Gruppen der oppositionellen Awami-Liga fast 100 Menschen verletzt worden. Polizei und Augenzeugen zufolge brach bei einer Parteiveranstaltung in der Hafenstadt Chittagong am Sonntag ein Feuergefecht aus. Der Hauptredner, Oppositionsführer Scheich Hasina, habe Deckung suchen müssen. Die meisten Opfer seien durch Kugeln verletzt worden. Die Polizei teilte mit, die Auseinandersetzung gehe auf einen Streit zwischen zwei Lokalpolitikern der Awami-Liga zurück.
DIETZENBACH. Das Stadtparlament kommt am Freitag, 29. Januar, 19 Uhr im Rathaus zusammen, um einen zweiten Anlauf zur Einführung des Dualen Systems in Dietzenbach zu wagen. SPD und Grünen haben sich inzwischen auf eine Variante geeinigt. Außerdem steht der Entwurf des Wirtschaftsplans für Entwicklungsmaßnahme auf der umfangreichen Tagesordnung. fin
ALTENSTADT. Keine Möglichkeit für eine über die bisherige Förderung hinausgehende Unterstützung des Altenstädter Apollo-Kinos aus dem Kreisetat sieht Michael Elsaß, Sprecher des Landratsamtes. Eine Entscheidung, die für das seit 1926 bestehende und seit vier Jahren von der 41jährigen Designerin Karin Rogalski betriebene Kino, das endgültige Aus bedeutet. Denn, so hatte Karin Rogalski, auf einer Pressekonferenz angekündigt, "wenn ich nicht bis 28. Februar einen positiven Bescheid vom Kreis über eine weitere finanzielle Unterstützung bekomme, werde ich das Kino im Herbst schließen."
Bereits seit September wartet die Kinobetreiberin auf eine schriftliche Benachrichtigung aus Friedberg. Seit September weiß sie nämlich, daß das Land ihren Antrag auf Aufnahme in das hessische Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" bewilligt hat, bekam den Bescheid bislang aber vom Kreis nicht weitergeleitet. Karin Rogalski wollte mit diesen Mitteln eine Frau für Büro-, Organisations- und Vorführarbeiten einstellen. Das Land hätte ein Drittel der Kosten für diesen Arbeitsplatz übernommen, der Kreis den Anteil aus der Sozialhilfe. Da sich die Unternehmerin außerstande sieht, weitere 15 000 Mark für die Arbeitsstelle aufzubringen, hatte sie den Kreis gebeten, diesen Betrag zusätzlich zu übernehmen.
Doch, so Gila Gertz: "Karin Rogalski kann als Einzelperson nicht Trägerin dieser Maßnahme sein." Über die Gründe hierfür mochte sich die Erste Kreisbeigeordnete aus datenschutzrechtlichen Bedenken nicht weiter äußern. Sie habe Karin Rogalski im Herbst den Vorschlag gemacht, den Förderverein des Kinos als Träger zu benennen. Ein vor einer Woche geplantes Gespräch mit der Sozialdezernentin, berichtet Karin Rogalski, sei nicht zustande gekommen. Während sie davon ausgegangen war, daß es sich um ein Gespräch unter vier Augen handeln würde, hatte Gila Gertz auch einen Vertreter des Förderkreises Butzbach und die Besitzerin des Naturkostladens in Nidda eingeladen. Auch die beiden Letztgenannten hatten Fördermittel vom Kreis beantragt, ihre Teilnahme an dem Gespräch aber abgesagt. Wie Pressesprecher Elsaß räumt auch die Sozialdezernentin ein: "So wie die Sache derzeit läuft, werde ich Frau Rogalski nur einen negativen Bescheid ausstellen können." Seine Bedenken muß der Kreis dann auch gegenüber dem Land vertreten.
Selbst wenn jetzt die Gemeinde, bei der die Kinobetreiberin ebenfalls um weitergehende finanzielle Unterstützung in Höhe von 15 000 Mark für Miete und Unterhaltungskosten des 100 Plätze umfassenden Kinos (Besucherzahlen jährlich etwa 5000) gebeten hatte, zusagt, kann Karin Rogalski nicht weitermachen.
Ohne eine weitere Kraft für die Lichtspiele, kann sie nämlich ihr neues Projekt " Kino - Kunst - Kultur on Tour" nicht realisieren. Es sieht ab Herbst die Präsentation von Spiel-, Dokumentations-, Jugend- und Kinderfilmen aus den zwölf Staaten der Europäischen Gemeinschaft vor. Die Europäische Filmreihe soll von einer Fotoausstellung und landestypischen Spezialitäten aus dem Picknickkorb begleitet werden und auf Reisen durch die gesamte Republik gehen. Gerne hätte Karin Rogalski die Reihe von den Apollo-Lichtspielen aus gestartet, zumal weitere Aufführungsstätten in Frankfurt, Hamburg und Berlin schon eine Übernahme der Filmreihe zugesagt haben. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das nicht nur der Initiatorin Beachtung und Anerkennung bringen wird, sondern auch den Gemeinden, in denen es zu sehen sein wird. Altenstadt ist leider nicht dabei. CORINNA WILLFÜHR
FRANKFURT A. M., 25. Januar (FR). Im Süden anfangs noch Bewölkung, im Tagesverlauf auch hier wie im Norden starke Bewölkung und zeitweise Niederschläge, teils auch Schneefälle sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus zwei und plus vier Grad, die Tiefstwerte zwischen minus fünf und null Grad. Weitere Aussichten: weitere Schneefälle und kalt.
(Siehe auch Lokalteil)
jk FRANKFURT A. M. Die Teuerung in Westdeutschland ist in diesem Monat stark gestiegen. Der wesentliche Grund dafür liegt überraschenderweise nicht in der Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt auf 15 Prozent, sondern in den "normalen" inflationären Auftriebstendenzen. Das volle Ausmaß des Mehrwertsteuereffekts droht den Bürgern also erst noch.
Einen ersten Hinweis auf den Schub liefert das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort ist der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte gegenüber Dezember um ein volles Prozent geklettert. Die Preissteigerungsrate binnen Jahresfrist sprang dadurch von 3,7 Prozent auf 4,2 Prozent. Diese Entwicklung und der neue Stand dürften sich auch auf das gesamte alte Bundesgebiet übertragen lassen.
Die Statistiker des Düsseldorfer Landesamtes, die ihren Kollegen zumeist eine Nasenspitze voraus sind, betonen, daß den spürbaren Anstieg des Preisniveaus binnen Monatsfrist vor allem Wohnungsmieten und - hauptsächlich saisonal bedingt - Lebensmittel verursacht haben. Diese Ausgabenposition habe mit der höheren Mehrwertsteuer (der ermäßigte Satz von sieben Prozent unter anderem auf Nahrungsmittel besteht unverändert fort) nicht unmittelbar etwas zu tun. Die Geldentwertung zusätzlich geschürt haben Aufschläge der Versicherungsunternehmen und der Industrie.
OBERURSEL. Die Firma Faudi-Feinbau bleibt in Oberursel. Faudi habe mitgeteilt, daß der Betrieb auf dem rund 24 000 Quadratmeter großen Gelände "Im Diezen" weiterhin produzieren werde, sagte Bürgermeister Thomas Schadow auf Anfrage der FR.
Dabei hatte die Stuttgarter Filterfirma Knecht, die Faudi-Feinbau seit fast zwei Jahren als 100prozentige Tochter hält, noch im vergangenen Sommer nach einem neuen Standort gesucht. Bis Ende September, so hatte es geheißen, sollte entschieden werden, wann und wohin Faudi mit seinen rund 200 Angestellten gehe. Geplant war eine Zusammenlegung mit dem zweiten Faudi-Werk in Stadtallendorf. Warum das Unternehmen nun doch am Standort Oberursel festhält, wollte Knecht-Geschäftsführer Hermann Thumm nicht näher erläutern. "Das sind Gründe, die zwischen uns und der Stadt liegen und die wir nicht veröffentlicht haben wollen", so Thumm.
Noch im vergangenen Sommer hatten rund 50 Firmen ihr Interesse an dem Grundstück zwischen Hohemark- und Erich-Ollenhauer-Straße bekundet und mit Faudi verhandelt, darunter die Vogler-Mercedes-Vertretung in Bad Homburg. Auch die Stadt hatte sich bei Bekanntwerden der Umzugspläne eingeschaltet. Sie wollte, daß der mögliche Nachfolger rund 20 Wohnungen auf dem Gelände baut. Dabei setzte Bürgermeister Schadow nach eigenen Angaben auf den "Goodwill" des neuen Besitzers (die FR berichtete). Denn einen Bebauungsplan für das Grundstück gibt es nicht.
Wie lange Faudi-Feinbau in Oberursel bleiben wird, ist ungewiß. Gründe für den Verbleib des Unternehmens vermutet zumindest der Betriebsrat in der schlechten wirtschaftlichen Lage: "Es ist verständlich, daß die Firma jetzt nicht in einen Neubau investieren kann." Ein Großteil der Belegschaft (viele von ihnen kommen aus Oberursel) freue sich natürlich, daß der Umzug erst einmal verschoben sei.
Doch ob ihre Arbeitsplätze auf Dauer gesichert sind, kann weder der Betriebsrat noch die Geschäftsführung beantworten. Seit Sommer vergangenen Jahres ist die Zahl der Beschäftigten von etwa 200 auf 165 gesunken. "Wir sind nicht auf Rosen gebettet. Uns geht es nicht besser als allen anderen", schätzt Knecht-Geschäftsführer Thumm die Lage realistisch ein. Grund dafür seien die konjunkturellen Probleme. ki
SELIGENSTADT. Das Anruf-Sammel- Taxi (AST), das seit Oktober 1990 regelmäßig auf der Strecke zwischen Hanau und Zellhausen unterwegs ist, soll von Mai an noch häufiger fahren. AST wird dann zwischen 19 und 24 Uhr im Stundentakt auf Achse sein. Werktags wird die Anzahl der Fahrten in Richtung Hanau von vier auf fünf erhöht, in entgegengesetzter Richtung von fünf auf sechs. An Samstagen sowie an Sonn- und Feiertagen wird die Strecke in beiden Richtungen siebenmal abgefahren.
Die Stadt Seligenstadt wird sich an den Mehrkosten mit zusätzlich 2300 Mark beteiligen. fin
Ins Land der Pharaonen
NIEDERDORFELDEN. Nicht um ein Spiel handelt es sich bei der Ankündigung des nächsten Seniorennachmittags der Arbeiterwohlfahrt Niederdorfelden unter dem Titel "Reise nach Afrika", sondern um einen Videofilm. Gezeigt wird die Aufzeichnung einer Reise ins Land der Pharaonen, nach Ägypten, mit den Stationen Luxor, Assuan und Kairo. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 2. Februar, 15 Uhr, im Gemeinschaftsraum des Bürgerhauses statt. Wie Vorsitzen- der Ernst Lepeschka mitteilt, werden zum Film wie üblich "Kaffee und Kuchen gegen ein geringes Entgelt" angeboten. pom
Wer Karten für Rock- oder Popkonzerte mit großen Namen haben möchte, sichert sich diese rechtzeitig im Vorverkauf. Elton John ist ein solcher Name. Also holte sich auch FR-Leser Jürgen K. dieser Tage beim Vorkaufskiosk Sandrock in der B-Ebene der Hauptwache zwei Eintrittskarten für dieses Konzert. Aufgedruckt war ein Preis von 55 Mark. Dazu kam je eine Mark für den FVV, was auch akzeptiert wurde. Ebenso wie die 12,5 Prozent Vorverkaufsgebühr.
"Das hätte dann rund 126 Mark ausgemacht", sagt K. gegenüber der FR. "Doch wir wurden ärgerlich, weil tatsächlich 130,80 Mark verlangt wurden!" Auf die Frage, wie dieser Preis zustandekomme, sei ihnen etwas von "Werbungskosten" von 2,50 Mark pro Karte genannt worden. "Und das sehen wir eigentlich nicht ein", so der Leser.
Dazu Walter Sandrock: "Ich verstehe das. Das ganze macht auch keinen Sinn. Nur können wir es nicht ändern. Uns wäre es auch lieber, der Veranstalter würde gleich seinen Endpreis draufschreiben. Doch so sind wir gezwungen, das einzukassieren und weiterzugeben. Wofür das genau erhoben wird, kann ich Ihnen auch nicht sagen."
Tatsächlich würden diese 2,50 Mark "nur bei Großereignissen" erhoben, "nicht bei kleinen Sachen". Bei telefonischer Bestellung mit Computerausdruck falle das den Käufern überhaupt nicht auf, "da steht lediglich der Endpreis drauf". Nun rätselt Jürgen K., was denn so zu Buche schlage.
Veranstalter Marek Lieberberg stellt die ganze Sache anders dar als Sandrock. Es stimme zwar, daß er die 2,50 Mark pro Karte bekomme, "denn wir machen die Reklame". Das Geld müßte aber in den 12,5 Prozent Vorverkaufsgebühr eigentlich drin sein, meint Lieberberg. Die Vorverkaufsstelle dürfe "keinen Aufschlag ans Publikum weitergeben". Lieberberg zeigt sich zutiefst verstimmt. Er habe an Sandrock kein Kartenkontingent gegeben, "der holt sich die irgendwoher". Über "Tickets per Post", Telefon 244 36 60, und den "Journal-Shop" in der B- Ebene (Telefon 29 69 29) gebe es die Karten ohne den Sonderaufschlag von 2,50 Mark. -vau
Es klingt wie ein bundesdeutsches Öko-Märchen. Da darbt ein gottvergessenes Städtchen namens Torgelow im Vorpommerschen vor sich hin. Die Mehrheit der Menschen hat die Arbeitsstelle schon verloren und die Zukunft verspricht wenig Aussicht auf bessere Zeiten. Aber sie erinnern sich und zwar noch ziemlich genau: An die harte Maloche im ehemaligen Kombinat der Gießerei beispielsweise. 2000 Arbeiter hatten dort ihre Eisen im Feuer. Mancher von ihnen brachte nach zehn Jahren Werken mit dem Sandstrahl als Zusatzlohn eine Staublunge nach Hause.
Geld ist nicht alles, sagen sich seitdem die Torgelower und leben mit dieser Weisheit schlechter als anderswo. Aber ihre Gesundheit ist ihnen teuer und auch die Luft, die jetzt reiner ist als früher. Also antworteten sie fast einhellig mit "nein", als man sie in neudeutscher Zeit locken wollte in den Industriepark für Recycling und Umweltwirtschaft Torgelow, verheißungsvoll IRUT genannt. Über 85 Prozent der Bürger brachten an diesem Sonntag den millionenschweren Plan mit dem Riesenmüllberg an der Ueckermünder Heide zum Kippen.
Da haben es aber die Torgelower der Müllmafia gegeben, frohlocken nun die Umweltschützer und ziehen den Hut vor den Helden von Torgelow. Man möchte sich anschließen und mitfeiern. Nur: Es mangelt am Happy-End. Der Treck gen Westen hält an. Der Aufschwung-Ost blieb aus. Und die "sanften" Touristen? Nicht nur das wunderschöne Land am Haff ist eine Reise wert. Auch die Menschen hätten sie verdient. geg(Berlin)
Auf dem Weg von Freiburg nach Frankfurt machte Fabian H. in der Zugtoilette eine wertvolle Entdekkung. Dort glitzerten ihm vier Ringe entgegen, die offenbar jemand verloren hatte. "Gold war's sicher", sagt Fabians Vater Christian H., "ob die Steine echt waren, weiß ich allerdings nicht." In Frankfurt angekommen, marschierten Vater und Sohn gleich ins Fundbüro im Hauptbahnhof, um die Ringe abzugeben. Sie malten sich schon aus, daß sie die Ringe behalten könnten, wenn der rechtmäßige Besitzer sich nicht meldet. Doch der Beamte im Fundbüro machte ihre Hoffnungen zunichte. "Der bedankte sich nur, und das war's dann", schildert Christian H. das kurze Gespräch im Hauptbahnhof.
Auf Nachfrage habe man ihm erklärt, daß die Ringe versteigert würden, wenn der Besitzer nicht auftauche. Christian H. und sein Sohn könnten ihren Fund also nur dann bekommen, wenn sie selbst mitsteigern und das höchste Angebot machen würden. "Ein seltsames Verhalten der Bundesbahn", findet der FR-Leser, der sich ungerecht behandelt fühlt. Nach seiner Überzeugung stehen ihm nach Ablauf einer bestimmten Frist die Ringe zu.
Hier irrt Christian H. allerdings. Denn Fundsache ist nicht gleich Fundsache. Normalerweise "erwirbt der Finder das Eigentum an der Sache", wenn sechs Monate vergangen sind, heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch. Doch das gilt nicht für alle Dinge, die "in den Geschäftsräumen oder den Beförderungsmitteln einer öffentlichen Behörde" verloren wurden. Die darf die Behörde versteigern, und deshalb sieht Bundesbahnsprecher Hartmut Lange auch keinen Grund zur Klage.
Allerdings schreibt das Gesetz auch einen Finderlohn vor. Liegt der Wert unter 1000 Mark, bekommt der Finder 2,5 Prozent. Bei höheren Werten sind 1,5 Prozent vorgesehen. Hätte Fabian H. die Ringe an einem anderen Ort entdeckt, wäre der Finderlohn doppelt so hoch. Was die Gelehrten sich dabei gedacht haben? Darüber können Hartmut Lange und Gerhard Heil, Leiter des städtischen Fundbüros, nur rätseln. vo
Theresienstadt: Die Nationalsozialisten nannten die böhmische Kleinstadt mit der großen ehemaligen Kaserne zynisch "jüdisches Siedlungsgebiet". Der Weltöffentlichkeit gaukelten sie ein Alten- und Privilegiertengetto vor - mit Selbstverwaltung, Kinderbetreuung und Krankenstation, mit Blumenrabatten und Läden.
Doch in Wirklichkeit war Theresienstadt seit 1941 ein Konzentrationslager wie die anderen - wo vorher 7000 Menschen lebten, waren nun bis zu 60 000 zusammengepfercht. 140 000 Menschen waren insgesamt im Getto, fast 35 000 Menschen starben in Theresienstadt: an Hunger - denn in den Läden durfte nicht gekauft werden - an Seuchen, Krankheiten, der Gewalt der (tschechischen) Bewacher. Und 90 000 Menschen traten von Theresienstadt aus den Weg in die Vernichtungslager an - nur 3000 überlebten.
Die Menschen im Getto lebten in einer schizophrenen Situation. Mal in der Hoffnung, daß es in Theresienstadt besser sei als anderswo, mal im Bewußtsein, daß morgen wieder ein Transport ins Ungewisse gehen würde.
Die Kinder wurden in Theresienstadt von den Eltern getrennt in Kinder-, Lehrlings- und Jugendheimen untergebracht. Je 15 bis 40 bekamen einen "Erzieher", 200 bis 300 lebten in einem Haus. Die Erzieher versuchten, den Kindern das Leben so leicht wie möglich zu machen - heimlich erteilten sie ihnen Unterricht. Dort entstanden auch die Bilder, die in der Ausstellung in Hofheim (Hauptstraße 21) zu sehen sind: bis 7. Februar werktags von 16 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 12 Uhr. md
MAINTAL. In wenigen Tagen gibt es Zeugnisse, und am Freitag, 29. Januar, ist schulfrei. Diesen Umstand nutzen die Betreuer des Kinderclubs im Stadtteil Dörnigheim (in Räumen der Dietrich-Bonhoeffer-Gesamtschule), um die Kinder zu einer Übernachtung einzuladen: Bereits heute, 18 Uhr, beginnt die Filmnacht im Kinderclub.
Die Teilnahme - Kino und Übernachtung - kostet drei Mark.
Der FDP-Graf Lambsdorff will einen "Solidarpakt" ohne Solidarität und wundert sich über den Verteilungsstreit als Folge der nicht solidarisch verteilten Lasten. Der CDU-Vorsitzende, Kanzler Kohl, will den "Solidarpakt" ohne Pakt und möchte die Wirtschaft von allen Belastungen ausnehmen. Kein Wunder, daß dann diese Veranstaltung unter Vortäuschung falscher Tatsachen immer mehr Anhänger verliert. Sogar Kabinettsmitglieder wollen nun nicht mehr mitspielen, weil sie sich ausgetrickst fühlen.
Was der Regierungschef bei seinem Treffen mit den Spitzen der deutschen Wirtschaft zur Vervollständigung seines "Solidarpaktes" beitrug, lief denn auch auf eine Fortsetzung dieser Tricksereien mit fremder Hilfe hinaus. Weder können die Interessenverbände der Kreditwirtschaft und der Versicherungswirtschaft ihre Mitgliedsfirmen verbindlich auf ihr Versprechen von zusätzlich jeweils einer Milliarde Mark für die neuen Länder einschwören. Noch konnten sie dem Kanzler Angaben über die Ausgangszahlen ihrer Zusagen machen. Von Verteilung der Lasten, wie sie der Solidarpakt für andere Gruppen befiehlt, kann schon überhaupt keine Rede sein bei dieser "Operation Geldanlage" des Kreditgewerbes.
Daß sich der oppositionelle Kanzlerkandidat und Vorsitzende der SPD, Björn Engholm, bei so vielen Täuschungsmanövern nicht mehr in die Solidaritätspflicht einbinden lassen möchte, müßte eigentlich ein so erfahrener Oppositionspolitiker wie Helmut Kohl verstehen. Wer sich in sein sinkendes Boot begibt, geht mit darin unter. rds (Bonn)
Nachrichten entstehen weder von selbst, noch werden sie vom Bürgermeister verfaßt. Die Nachrichten, Berichte, Kommentare, Reportagen und Glossen in der Lokal-Rundschau werden von Journalistinnen und Journalisten geschrieben und gestaltet. Wer diese Frauen und Männer sind, lesen Sie heute und in den kommenden Tagen in einer FR-Serie.
Bevor die Buchstaben vor ihren Augen verschwimmen, taucht "cn" lieber ganz unter - im Hallenbad. Dort härtet sich Claudia Nenninger für ihren Einsatz im Usinger Land ab. Aus dem Hintertaunus berichtet sie seit mehr als einem Jahr.
Ihr Büro in der Bad Homburger Redaktion nennen die Kollegen inzwischen nur noch "die Bauernstube" - was so lieb und herzlich gemeint ist, wie die meisten hessischen Schimpf- und Koseworte. Dennoch hört sie diese Bezeichnung eher ungern, und das mit Recht, ist das Buchfinkenland doch längst nicht mehr rein landwirtschaftlich geprägt.
Das Rüstzeug für ihre vielfältige journalistische Arbeit erwarb "cn" auf Umwegen: die ausgebildete Diplom- Übersetzerin war vorher sieben Jahre bei einem rheinischen Chemiekonzern tätig. Daß sie dort nicht das Pensionsalter erreichen wollte, wurde ihr freilich frühzeitig klar.
Inzwischen ist die überzeugte Pfälzerin aus dem traditionsreichen Hambach 34 Jahre alt; ein Jahr davon verbrachte sie übrigens als Lehrassistentin im schottischen Glasgow. Damals hatte sie allerdings noch mehr Zeit für ihre Hobbys gehabt: Reisen, Kino und Literatur. FR
MEXIKO-STADT, 26. Januar (epd). Indianerorganisationen in Mexiko haben die Entscheidung der Regierung begrüßt, die Fälle von mehr als 6000 inhaftierten Ureinwohnern zu prüfen und bei ungerechtfertigter Haft Freilassungen anzuordnen. Nefi Fernandez Acosta, Sprecher der Tenek-Indianer, sagte jetzt in Mexiko-Stadt, die von vielen Organisationen geforderten Freilassungen seien längst überfällig.
Um Armut, Diskriminierung und Ausgrenzung der Indianer in Mexiko zu lindern, sind nach seiner Auffassung tiefergehende Lösungen erforderlich. So dürften Programme für zweisprachige Erziehung nicht mehr länger aus Geldmangel nur auf dem Papier stehen, kritisierte Fernandez. Am vergangenen Donnerstag hatte der neue Justizminister Jorge Carpizo die Bildung einer Kommission angekündigt, die die Fälle mehrerer tausend inhaftierter Indianer prüfen soll. Vermutlich könnten fast alle freigelassen werden, sagte der Minister.
Carpizo räumte Mängel in der Rechtssprechung ein. Den Indianern fehlten Rechtsanwälte und Dolmetscher, um sich vor Gericht angemessen verteidigen zu können. Bei Rauschgiftdelikten müsse auch die große Armut oder der Druck krimineller Organisationen berücksichtigt werden. Eva Grosser Lerner vom Nationalinstitut für Anthropologie und Geschichte betonte, Mexikos Gefängnisse seien voll "von unschuldigen Indianern, von denen viele überhaupt nichts getan haben, während andere aus Not oder Unwissenheit kriminell geworden sind". Indianer stellen in Mexiko knapp zehn Prozent der 86 Millionen Einwohner.
"Der längste Bindestrich", sagt der Tankwart in Ribnitz-Damgarten, "ist zwischen Mecklenburg und Vorpommern; der hat keinen Anfang und keine Ende."
Da mag was dran sein. Mecklenburg und Vorpommern haben immer in verschiedene Richtungen geschaut. Die Mecklenburger traditionell nach Westen, Richtung Hamburg. Die Vorpommern gen Osten ins abgebrannte Pommernland, nach Sczeczin (Stettin), ersatzweise nach Berlin. Man kann sich Eisenbahnlinien ansehen, Flußströmungen und Straßenführungen: So ist es gewesen.
Grenzfluß zwischen beiden durch den Bindestrich zusammengeführten Teilen ist die Recknitz; in der Boddenlandschaft, ganz oben an der Ostseekante, verläuft die Trennungslinie zwischen Fischland Darß und Zingst. Bekannt ist, daß der pommersche Adler - ganz Patriot - noch nie jenseits der Recknitz im mecklenburgischen Feindesland gehorstet hat. Kein einziger mecklenburg-vorpommerscher Landwirtschaftsbetrieb hat sich ungeachtet der von der DDR 1952 oktroyierten Gebietsreform jemals grenzübergreifend organisiert. Es gibt die vorpommersche Landeskirche in Greifswald, die mecklenburgische in Schwerin; es gibt zwei Reichsbahndirektionen und zwei Serien von Postleitzahlen. "Alle Beteuerungen und Behauptungen, dies sei eine gewachsene Einheit", meint der Tankwart, "wir wollten zusammen Fremdenverkehr und sonstwas machen, sind von Anfang an falsch."
Schlimmer noch: Es driftet eher auseinander, seit die Grenzen wieder offen sind, im Kopf und mit den Beinen. "Lieber such' ich mir einen Job in Hamburg, als daß ich drüben arbeite"; drüben ist das vorpommersche Damgarten, jenseits des Unglücksflusses, jenseits der Recknitz. Der Mensch ist schließlich nicht minder stolz als der pommersche Adler, horstet nur auf "seiner Seite".
Je weiter man in die andere Richtung fährt, um so mehr weitet sich der Blick nach Osten. Auf Usedom, an der breiten Odermündung, ist nicht mehr nur von Vorpommern die Rede, dem Teilungsprodukt des faschistischen Wahns. Es heißt "bewußt" Pommmern, also samt dem heute polnischen Teil: "Wir hier haben nichts gegen Polen. Das ganze Baltikum gehört zu unserem Kulturkreis", was bedeutet: nicht zu dem der Mecklenburger.
Vielleicht wird der Bindestrich demnächst verkürzt. Die Partie ist noch offen. Der Innenminister des nordöstlichsten deutschen Bundeslands, Lothar Kupfer (CDU), hat Mitte Januar im Landtag einen Gesetzentwurf eingebracht, wonach im Zuge einer Kreisreform (Reduzierung der 51 Verwaltungseinheiten aus DDR-Zeiten auf 13) ein die Recknitz - und damit das schier Unaussprechliche - überschreitender Kreis Ribnitz-Damgarten gebildet werden solle. Der Innenminister und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag haben in den vergangenen Monaten keine Mühe und Kosten (Briefkastenaktionen) gescheut, diese seltsame Symbiose zustande zu bringen. Beide sind dort ansässig. Gelegentlich, so heißt es in Deutsch- Nordost, habe es, beispielsweise bei einer Veranstaltung im Küstenort Barth, regelrechte Erpressungsversuche gegeben, um den Einheimischen die höherenorts geplante grenzenlose Gebietsreform beizubringen. Es sind dann auch viele Papierfähnchen (SED-Deutsch: Winkelemente) geschwungen worden. Aus Überzeugung? Kupfer pochte vor dem Landesparlament in Schwerin in einer lustlos abgelesenen Rede "auf eine größtmögliche Akzeptanz" in der Region: "Historische und naturräumliche Gegebenheiten sind so weit wie möglich zu berücksichtigen." In Ribnitz-Damgarten hat er das Gegenteil praktiziert; "na ja, ein Sachse", wie die (Vor)Pommern von oben herab anmerken; die Rostocker Ostsee-Zeitung hat ihm das Fettnäpfchen des Jahres verliehen als mit Abstand unbeliebtestem Politiker in der Region. ("Sieger" war übrigens der Rostocker Ausländerbeauftragte.)
Das Gestrüpp von Empfindungen und Begründungen ist unentwirrbar. Es geht bei dieser Gebietsreform allenfalls darum, Gefühle und Argumente wenigstens halbwegs auf einen Nenner zu bringen; ein Kreis muß lebensfähig sein, erst recht angesichts der im Landtag viel zitierten Flucht aus dem flachen Land: "Die Leute laufen uns doch weg, soweit die Füße tragen." Jede Entscheidung also muß auch noch eine Prognose enthalten.
Das gilt auch für Ribnitz-Damgarten. Aber es ist wie im wilden deutschen Westen: Jeder bisherige Landrat möchte seinen Job behalten; "sein" Abgeordneter ist sein erster Lobbyist, mag er auch im Schweriner Schloß den Plenarsaal leerreden. "Der Schlüssel zur Kreisreform", zertrennt schließlich ein PDS-Vertreter das Spinnennetz, liege in der Frage, wie man mit dem die Recknitz überschreitenden Gebiet um Ribnitz-Damgarten fertig werde; "darum dreht sich der Rest".
Darüber kreist der weit schauende pommersche Adler weiterhin. Wo soll er horsten dürfen? Die Landesregierung kreist auf entschieden niedrigerer Ebene um sich selbst. Die Kabinettsvorlage des Innenministers enthält - ziemlich einmalig in der jüngeren Parlamentsgeschichte - einen Alternativvorschlag der FDP, beides in einem Papier zusammengefaßt: Wo Kupfer für den alten SED- Kreis Ribnitz-Damgarten plädiert, akzeptieren die Liberalen den Grenzfluß Recknitz als Realität und teilen das Territorium von Mecklenburg-Vorpommern nach "landsmannschaftlichen" Gegebenheiten.
Das Konzept der Freidemokraten hat einiges für sich. Es verteidigt keine Pfründe (hamse ja auch noch nicht als kleine Partei mit vier Parlamentssitzen), sondern läßt dem Bindestrich zwischen Mecklenburg und Vorpommern Zeit zu wachsen oder zu schrumpfen. Obendrein wirken die von der FDP vorgeschlagenen Organisationseinheiten homogener. Das Parlament hat sich der Entscheidung erst einmal durch die geschäftsordnungsmäßige Flucht entzogen, die beiden Konzepte von CDU und FDP an den Innenausschuß überwiesen, der nun die "versäumten Hausaufgaben" der Exekutive nacharbeiten soll.
Im Mai will der Schweriner Landtag in zweiter Lesung über die Kreisreform entscheiden. Ribnitz-Damgarten, das Nest im Norden samt seiner fragilen Kreisbildung, wird vermutlich wieder Dreh- und Angelpunkt sein, und sei's bloß klammheimlich, mit gezinkten Argumenten. Es könnte bis zur Koalitionskrise führen. Verständlich, bei dem Bindestrich.
WEILROD. Der Ausbau der Ortsdurchfahrt Niederlauken und der geplante Jugendzeltplatz nahe der ehemaligen Kläranlage Emmershausen stehen auf der Tagesordnung des Gemeindeparlaments: am Donnerstag, 28. Januar, 19.30 Uhr im Bürgerhaus Emmershausen. cn
Kleine FR
Marakkesch-Night im Golf-Haus BAD HOMBURG. Zwei Bauchtänzerinnen treten heute abend im neuen Golf- Haus im Kurpark auf. Zur Begrüßung der Gäste wird frischer Pfefferminzblätter-Tee gereicht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Rund ums Wasser BAD HOMBURG. Der Bachpflegeplan für den Erlenbach, ein Sanierungskatalog für Homburgs Fließgewässer und diverse andere Themen rund ums Wasser stehen auf der Tagesordnung für die Sitzung des parlamentarischen Umweltausschusses am Mittwoch, 27. Januar. Beginn ist um 16.30 Uhr im Stadthaus. Lange Liste BAD HOMBURG. Eine lange Liste von Bebauungsplänen umfaßt die Tagesordnung der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Mittwoch, 27. Januar, von 17.30 Uhr an im Stadthaus. Weiteres Thema: die Gestaltungssatzung für den Bereich Mühlberg. Schulgesetz-Diskussion BAD HOMBURG. Der hessische Elternverein veranstaltet am Mittwoch, 27. Januar, eine Diskussion zum hessischen Schulgesetz. Referent ist Gigi Romeiser, langjähriger stellvertretender Landeschef der Organisation. Beginn ist um 20 Uhr im Restaurant Schick (Kirdorf). Stadtparlament tagt BAD HOMBURG. Die Stadtverordnetenversammlung von Bad Homburg tagt am Donnerstag, 28. Januar, von 17 Uhr an im Stadthaus. Neben zahlreichen Bebauungsplänen geht es dabei um den Neubau des Rind'schen Bürgerstifts und die Dorfentwicklungsplanung Ober-Erlenbach.Siegerehrung beim Planspiel Börse BAD HOMBURG. Die Siegerehrung des "Planspiel Börse", das die Taunussparkasse zum zehnten Mal veranstaltete, findet am Donnerstag, 28. Januar, 15.30 Uhr, in der Hauptstelle, Louisenstraße 60, statt. Neuer Termin für Vorstandswahlen BAD HOMBURG. Weil während der Jahreshauptversammlung der Sängervereinigung Liederkranz-Germania ein neuer Vorstand nicht gewählt werden konnte, findet am Freitag, 5. Februar, eine außerordentliche Mitgliederversammlung der Ober-Erlenbacher Sängervereinigung statt: von 19.30 Uhr an im Gasthaus Rupp. Vorbeugung gegen Erkältung BAD HOMBURG. Über "Erkältungskrankheiten - Vorbeugung und ganzheitliche Behandlungsformen" spricht ein Offenbacher Arzt für Naturheilverfahren am Samstag, 6. Februar, ab 15 Uhr im Bad Homburger Kurhaus. Der Vortrag wird vom Kneipp-Verein Taunus organisiert.Brutkasten für Falken am Schornstein aufgehängt
PAUL THOMSEN, der älteste Bürger Hessens, feiert heute in Gießen seinen 107. Geburtstag. Der 1886 im westpreußischen Ellernitz als Sohn eines Gutsverwalters geborene Jubilar lebt seit 1974 zusammen mit seiner 93jährigen Ehefrau Gertrud in der mittelhessischen Universitätsstadt. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete Thomsen bei der Reichsbahn, zuerst in Marienburg, später in Dirschau. Nach dem Ruhestand zog er ins Rheinland, vor 19 Jahren, im stolzen Alter von 88 Jahren, schließlich nach Gießen. OB Manfred Mutz und Regierungspräsident Hartmut Bäumer werden dem Jubilar heute die Glückwünsche der Stadt und des Landes überbringen.
LANGEN. Alleinerziehende müssen nicht alleine sein: Alle 14 Tage samstags trifft sich nämlich die Gruppe der Ein- Elternfamilien im Haus Heiliger Franziskus, Frankfurter Straße 36, 15 Uhr. Dort werden die Kinder während der Zeit betreut, in der die Erwachsenen diskutieren, basteln, Referate hören oder Feste vorbereiten. Das Programm der Gruppe steht für das erste Halbjahr 1993 jetzt fest. Highlights sind unter anderem: "Das Soziogramm oder Was passiert in unserer Gruppe?" (30. Januar), "Welche Rolle bekommen wir Alleinerziehende zugeordnet und was wollen wir?" (20. März) oder "Der Kinderschutzbund - wie arbeitet er?" (8. Mai).
Wer Kontakt zu der Gruppe sucht, soll zum nächsten Treffen kommen oder sich telefonisch an Christel Roth oder Maria Stock wenden. Sie sind unter den Rufnummern 0 61 03 / 2 83 38 und 0 61 03 /2 97 37 zu erreichen. dok
Mittwoch, 27. Januar CDU: Diskussion mit Petra Roth im Bürgertreff Westend (Pferdestall), Ulmenstraße, 20 Uhr.
Die Grünen: Diskussion "Frauenwelten - Männerwelten" mit Daniel Cohn-Bendit, Rezzo Schlauch, Cheryl Benard, Edith Schlaffer und Susanne Odich im Titania, Basaltstraße 23, 20 Uhr.
HEUTE LESEN SIE
Ägypten Schlag gegen Fundamentalisten Seite 2
Leitartikel Die Gratwanderung des DGB Seite 3
Bundeswehreinsätze Keine Einigung in Sicht Seite 4
Golf-Krise Jelzin attackiert USA Seite 5
Forum Humanwissenschaften Achtung vor Leben und Tod Seite 10
Wirtschaft Milliardensegen aus Frankfurt Seite 11
Sport Edbergs neue alte Leiden Seite 14
Kulturspiegel Städelschüler stellen aus Seite 21
Hessen Bauordnung wird abgespeckt Seite 22
Medienrundschau Zwei neue Gewalt-Studien Seite 23
Aus aller Welt Winter meldet sich zurück Seite 26
Fernsehen und Funk Seiten 8+9
Börse Seite 13
Freie Aussprache Seite 16
Roman Seite 24
Filmspiegel Seite 24
CDU-Plan für 8000 Wohnungen . . .
Der nächste wichtige CDU-Vorschlag für viele Wohnungssuchende in Frankfurt: Die Opposition denkt daran, alle sozial nicht mehr gebundenen Altbauwohnungen in der Stadt - das sind mehr als 24 000 - aus dem sogenannten Frankfurter Vertrag von 1974 auszuklammern: Diese Wohnungen könnten an Bürger vergeben werden, die über den niedrigen Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus liegen, aber zu wenig verdienen, um auf dem Frankfurter Markt eine Chance zu besitzen - also etwa die alleinstehende Krankenschwester oder der junge Polizeibeamte.
Auch Roth befürwortet, wie SPD und Grüne, daß die Einkommensgrenzen endlich angehoben werden. Ihr schwebt eine einkommensabhängige Miete in öffentlich geförderten Wohnungen vor, die dann auch die Fehlbelegungsabgabe für Gutverdienende überflüssig mache. Fördergeld für Wohnungsbau soll die rot-grüne Landesregierung an Frankfurt nicht nach einzelnen Förderwegen, sondern als Gesamtsumme auszahlen - die Stadt müsse das Geld verteilen können.
Roth will überdies den Bau von Dachgeschoß-wohnungen forcieren und leere Einliegerwohnungen an den Markt bringen. jg
(Siehe Kommentar)
SCMITTEN. Ein psychiatrisch-juristisches Kolloquium zum Thema "Nazi-Terror, endloses Leid und juristische Norm" veranstaltet die Evangelische Akademie Arnoldhain vom 17. bis 19. Februar. Es geht unter anderem um das bundesdeutsche Entschädigungsgesetz. Psychiater und Juristen haben die Erfahrung gemacht, daß viele Überlebende nach den erlebnistraumatischen Terrorerfahrungen auch nach fast 50 Jahren noch erheblichen Leiden ausgesetzt sind. Infos bei der Evangelischen Akademie Arnoldshain, Martin-Niemöller-Haus, 6384 Schmitten 1, Tel. 06084-400 (Fax 4094). s
OBERURSEL. Im Februar und in der ersten Märzwoche kommt der Umlandverband Frankfurt (UVF) wieder mit einem Entsorgungsfahrzeug nach Oberursel, um kostenlos Sondermüll aus Haushalt, Handwerk und Kleingewerbe einzusammeln. Der Wagen hält an folgenden Standplätzen: Am Dienstag, 2. Februar, von 9 bis 11 Uhr in der Dornbachstraße/Im Heidegraben und von 11.30 bis 12.30 Uhr in der Oberhöchstadter Straße/ Kronberger Straße. Am Donnerstag, 11. Februar, von 12.30 bis 14 Uhr in der Neuhausstraße/Im Rosengärtchen, von 14.30 bis 15.30 Uhr im Bergweg/Zu den Ringwällen und von 16 bis 18 Uhr in der Hauptstraße/Trafostation.
Am Freitag, 19. Februar, hält es von 9 bis 10.30 Uhr im Steinmühlenweg / KHD- Wiese, von 10.45 bis 11.45 Uhr in der Herzbergstraße/Parkplatz Liebfrauenkirche, von 12.45 bis 13.45 Uhr im Kiefernweg/Eichenstraße und von 14 bis 15 Uhr in der Untergasse/Neugasse. Am Donnerstag, 25. Februar, von 12.30 bis 14 Uhr zur Bleiche/Parkplatz, von 14.15 bis 15.45 Uhr zur Karlsbader Straße/An der Entenweide und von 16.15 bis 17.45 Uhr in den Goldackerweg / Mollerbachstraße. Den Abschluß bildet am Samstag, 6. März, von 9 bis 11 Uhr die Oberurseler Straße 54/ städtischer Bauhof.
Die Sonderabfälle müssen persönlich zum Entsorgungsfahrzeug gebracht werden und möglichst noch original verpackt sein. Abgegeben werden können unter anderem Farben, Lacke, Terpentin, Säuren, Laugen, Reinigungs-, Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Kosmetika, Altbatterien, Leuchtstoffröhren sowie chemische Abfälle aus Heim- und Schullaboratorien. esi
zba BERLIN, 25. Januar. Die 27. Strafkammer des Berliner Landgerichts neigt dazu, den früheren Angeklagten und einstigen DDR-Staatschef Erich Honecker selbst zu befragen, ob er bereit wäre, im Verfahren gegen die übrigen Angeklagten als Zeuge auszusagen. Das teilte der Vorsitzende Richter Hans Boß am Montag im Prozeß gegen die ehemalige DDR- Führung mit. Er machte keine Angaben darüber, wie diese Kontaktaufnahme mit dem nach Chile gereisten Honecker geschehen soll.
Auf die herausragende Rolle des SED- Politbüros im Herrschaftssystem der DDR hat der langjährige Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates (NVR), Fritz Streletz, in seiner Vernehmung hingewiesen. Der Rat, dem er angehörte und gegen dessen Mitglieder das Verfahren wegen der Toten an Mauer und Stacheldraht geführt wird, sei "nicht das politische Gremium" gewesen, sagte Streletz. Vielmehr hätten Partei, also das Politbüro, nicht die Staatsorgane laut Verfassung die Richtlinien der Politik bestimmt.
Für politische Entscheidungen in der DDR sei er nicht verantwortlich; dem SED-Politbüro habe er nie angehört. Nach zehn Jahren Tätigkeit als Sekretär des Rates sei er ins 200 Personen starke Zentralkomitee der SED gekommen, weil er Chef des Hauptstabes im Verteidigungsministerium und damit einer der Stellvertreter des Ministers geworden sei. Er sei aber stets überzeugter Kommunist gewesen und für seine Ideale eingetreten.
Zum Beweis für die untergeordnete Rolle des NVR führte Streletz die Zeit vom Sommer bis Herbst 1989 an, als der Rat, der ohnehin nur drei- bis viermal jährlich getagt habe, in dieser für die Existenz der DDR so wichtigen Zeit nicht einmal zusammengetreten sei, das SED- Politbüro dagegen etwa 30mal.
Ferner beklagte sich Streletz darüber, daß er und die beiden anderen "Ossis" vor einem Gericht stünden, das nur aus Westdeutschen bestehe. Er fühle sich wie vor einem ausländischen Gericht.
Nebenklägeranwalt Hanns-Ekkehart Plöger lehnte am Montag die Richter Hans Boß und Michael Abel wegen Besorgnis der Befangenheit ab. Sie hätten gewußt, daß die Ehefrau des Honecker- Anwalts Nicolas Becker Journalistin sei, diese aber nicht ausgeschlossen, als das Gericht unter Ausschluß der Öffentlichkeit und der Angeklagten am 17. Dezember Honeckers Gesundheitszustand erörtert habe. Mit Wissen des Gerichts habe sich die Autorin an einer Kampagne der Honecker-Anwälte beteiligt. Becker-Ehefrau Irene Dische, amerikanische Schriftstellerin, hatte im New Yorker über die Sachverständigenbefragung berichtet. Die Justizpressestelle wertete die Teilnahme Frau Disches an der nichtöffentlichen Hauptverhandlung als "Mißbrauch"; der damalige Vorsitzende Hansgeorg Bräutigam hatte ihr die Teilnahme als Gehilfin des Anwalts gestattet.
GÖTTINGEN, 25. Januar (KNA). Mehr als 400 Gefangene, die Ende 1992 aus dem aufgelösten serbischen Lager Manjaca entlassen worden waren, sind nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erneut in einem Lager inhaftiert worden. Bei ihnen handele es sich ausschließlich um zivile Gefangene, sagte der Vorsitzende der Organisation, Tilman Zülch, am Montag in Göttingen. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic habe sich nicht an seine Versprechungen gehalten, alle Zivilisten freizulassen. Die 400 Gefangenen seien kürzlich in einem Lager bei Batkovic entdeckt worden. Insgesamt würden dort nach Augenzeugenberichten nahezu 1000 Häftlinge unter schlimmsten Bedingungen gefangengehalten.
WASHINGTON, 25. Januar (AFP). Der am Mittwoch aus dem Amt geschiedene US-Präsident George Bush hat sich in seiner Zeit als Vizepräsident offenbar aktiv um illegale Waffenlieferungen für die Contra-Rebellen in Nicaragua bemüht. Dies geht aus einem Dokument hervor, das den Ermittlungsbehörden im Rahmen der Iran-Contra-Ermittlungen vorliegt und von Bush zum Ende seiner Amtszeit veröffentlicht wurde. Danach bat Bush 1986 den damaligen Präsidenten von Honduras, José Azcona, er möge bei der Lieferung von Waffen an die Contras in Nicaragua behilflich sein. In diesem Dokument wurden für Bush durch die US- Regierung die Diskussionspunkte des Gesprächs festgehalten, die während Bushs Besuch in Honduras im Januar 1986 mit Azcona besprochen werden sollten.
In dem Papier ist unter anderem zu lesen: "Herr Präsident, es gibt eine Frage, die ich gerne vertraulich mit Ihnen besprechen würde - die Versorgung der Einheiten des demokratischen Widerstandes (Contras)." Weiter heißt es: "Der innere Widerstand in Nicaragua bedarf der Unterstützung. Daher hoffen wir, daß Sie die Frage der Versorgung schnellstmöglich angehen können. Präsident Reagan und ich selbst hoffen, mit Ihnen auf ruhige und diskrete Weise vorzugehen."
Bush hatte wiederholt öffentlich erklärt, daß er nicht in die Iran-Contra- Affäre verwickelt gewesen sei. Als er am 11. Januar 1988 von FBI-Agenten und Mitarbeitern des ermittelnden Staatsanwaltes Lawrence Walsh nach dem Dokument zum Honduras-Besuch befragt worden war, hatte er ausgesagt, sich nicht mehr an dies Papier zu erinnern. Er wollte jedoch nicht ausschließen, das Papier damals erhalten zu haben. Während seines Besuchs in Honduras am 26. und 27. Januar 1986 war Bush mehrfach zu Gesprächen mit Azcona zusammengekommen.Angst vor der Enteignung Der Ortsbeirat diskutierte über geplante Baugebiete
HARHEIM. Als "schicksalhafte Entwicklung für diesen Stadtteil" bezeichnete Günther Quirin (CDU) während der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 14 (Harheim) die vorläufigen Pläne für die beiden Baugebiete Harheim-Nord und Harheim-Südwest. Auch mit den neuesten vier Anträgen demonstrierten die Christdemokraten ihre strikte Ablehnung der bisherigen Entwürfe. Drei der insgesamt vier Anträge wurden mit den Stimmen der SPD und der Grünen, Mathias Perez (FDP) war nicht anwesend, abgelehnt. Lediglich die Forderung nach einer neuen Zufahrtsstraße in das Gewerbegebiet nahmen alle Fraktionen an.
Der bisherige Verkehr auf der Philipp- Schnell-Straße "ist schon derzeit für die Anlieger äußerst störend und belästigend", erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Kölling. Nach dem Bau der Wohnungen im Südwesten Harheims wird diese Straße voraussichtlich noch häufiger frequentiert. Kölling erklärte, das Gewerbegebiet werde von den Neubauten in Harheim-Südwest dicht umschlossen und "stranguliert". Auch deshalb soll die neue Zufahrtsstraße gewährleisten, daß der Berufsverkehr sowie Lastwagen und Transporter auch künftig ohne Staus das Gewerbegebiet erreichen.
Die Forderung der CDU nach einem Klimagutachten wurde vor allem vom Grünen-Stadtverordneten Ulrich Baier scharf kritisiert. "Was wollen Sie mit diesem Antrag erreichen?" fragte er die CDU-Freizeitpolitiker. Er warf den Christdemokraten mangelndes Fachwissen vor. Der Antrag könne nur als Manöver gegen die aktuellen Baupläne verstanden werden.
Baier klärte die Anwesenden über Sinn und Zweck eines Klimagutachtens auf, das, sollen die Entwürfe in die Tat umgesetzt werden, "unbedingt positiv ausfallen muß". Für frische Luft in Harheim sorgen vor allem zwei Faktoren: die Kaltluftzufuhr aus der Wetterau und dem vorderen Taunus sowie die Kaltluftentstehung vor Ort. Zum einen muß mit einem Gutachten nachgewiesen werden, daß "durch die Standposition der Häuser keine Barriere entsteht und der Zustrom an frischer Luft nicht verhindert wird". Hier seien die Gebäude nicht ausschlaggebend. Soll vor Ort genügend Kaltluft entstehen, muß zwischen den Gebäuden für ausreichend Grün- und Freifläche gesorgt werden. Im Falle "ernsthafter Überlegungen" bot Baier der CDU-Fraktion eine Zusammenarbeit an.
Dem Schreckgespenst einer bevorstehenden Enteignung der Grundstückseigentümer durch den rot-grünen Magistrat entgegnete Baier mit der Feststellung, daß Planungsdezernent Martin Wentz dieses "Bonner CDU-Gesetz nicht anwenden wird". Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Günther Seib äußerte Zweifel an der Ernsthaftigkeit der entsprechenden CDU-Anträge: "Hier wird Wahlkampfstimmung gemacht." tin
Wirtschaft stützt "Solidarpakt" Zwei Milliarden Mark zugesagt / SPD lehnt weitere Gespräche ab Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 25. Januar. Die deutsche Wirtschaft hat zusätzliche Leistungen zum Aufbau Ost als ihren Beitrag zum geplanten "Solidarpakt" zugesagt. In der CDU-Führung soll der aufkommende Streit über das Sparkonzept der Koalition auf einer außerordentlichen CDU-Präsidiumssitzung am heutigen Dienstag beigelegt werden. Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm lehnte bis auf weiteres Spitzentreffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) aus Enttäuschung über das "Föderale Konsolidierungsprogramm" ab. Nach einem zweistündigen Treffen der Spitzenvertreter der deutschen Wirtschaft aus Industrie, Handel und Kreditgewerbe bei Kohl sagten die Verbände am Montag in Bonn weitere Investitionen und deutlich höhere Bestellungen in den neuen Ländern als ihren Beitrag zum sogenannten Solidarpakt für den Aufbau Ost zu. Die Kreditwirtschaft will zusätzlich eine Milliarde Mark in den Privatisierungsprozeß von sanierungsfähigen Unternehmen der Treuhandanstalt "im eigenen Risiko" einbringen, hieß es. Die Versicherungswirtschaft erklärte ihre Bereitschaft, ebenfalls eine Milliarde Mark zusätzlich in den Neubau von Wohnungen in den neuen Ländern zu investieren. Bundeskanzler Kohl begrüßte diese Zusagen und forderte die übrigen Beteiligten am "Solidarpakt" auf, ihn durch eigene Beiträge wirkungsvoll zu unterstützen.
Kohl kündigte weitere Gespräche der Regierung mit den Gewerkschaften, der SPD-Opposition sowie mit den Bundesländern und den kommunalen Spitzenverbänden an. Ziel sei, den "Solidarpakt" bis spätestens Anfang Februar abzuschließen. Allerdings lehnte der SPD- Chef Engholm vorerst weitere Spitzentreffen mit Kohl ab. "Angesichts der mangelhaften und unsolidarischen Vorschläge der Bundesregierung" sehe Engholm den "Gesprächsbedarf der SPD mit dem Kanzler erschöpft", hieß es nach einer SPD-Vorstandssitzung in Frankfurt/Main. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine, Koordinator der Beratungen über einen "Solidarpakt", kündigte die zügige Erarbeitung eines sozial gerechten, ökologisch und ökonomisch seriösen Gegenentwurfs seiner Partei an. Darüber werden am Mittwoch die SPD-Ministerpräsidenten und Vertreter der SPD-Bundestagsfraktion beraten.
Auf Drängen von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und des hessischen CDU-Vorsitzenden Manfred Kanther wird sich das CDU-Präsidium am heutigen Dienstag abend mit den umstrittenen Einsparungsplänen der Koalition befassen. Töpfer wie auch andere CDU-Minister kritisierten, daß die Einsparungen, die ihre jeweiligen Ressorts betreffen, ohne ihre Mitarbeit in das Sparkonzept aufgenommen worden seien. Kanther bemängelte nach einem Bericht der Bild-Zeitung, daß das CDU-Parteipräsidium in die Beschlußfassung nicht einbezogen worden sei.
Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff, FDP-Wirtschaftsminister Günther Rexrodt und Finanzminister Theo Waigel (CSU) lehnten erneut auch in der CDU erhobene Forderungen nach einer Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige ab.
Ostdeutsche Politiker äußerten sich nach einem Bericht von Reuter negativ. Der Ministerpräsident von Thüringen, Bernhard Vogel (CDU), sprach am Montag von einer Enttäuschung. Im Saarländischen Rundfunk bemängelte Vogel, das Paket enthalte nicht genügend Hilfen für die neuen Länder. Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) nannte die Pläne nicht akzeptabel.
(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 2 574 613,50 DM; Kl. 2: 3 861 920,30 DM; Kl. 3: 183 900,90 DM; Kl. 4: 9234,60 DM; Kl. 5: 160,30 DM; Kl. 6: 103,20 DM; Kl. 7: 10,60 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 6568,90 DM; Kl. 2: 283,80 DM; Kl. 3: 30,10 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: 57 093,30 DM; Kl. 2: 14 273,30 DM; Kl. 3: 796,60 DM; Kl. 4: 36,10 DM; Kl. 5: 5,10 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 4 059 647,10 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 307,90 DM; Kl. 2: 121,30 DM; Rennen B: Kl. 1: 235,40 DM; Kl. 2: 32,90 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 43 367,80 DM.
(Ohne Gewähr)
sp HANNOVER, 25. Januar. Das Vertrauen der Atomkraftgegner in die rot- grüne Landesregierung in Hannover ist weiter gesunken. Nachdem Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) der Atomwirtschaft signalisiert hatte, daß er sich im Rahmen eines Energiekonsenses für die zügige Inbetriebnahme des geplanten Atommüll-Endlagers "Konrad" in Salzgitter einsetzen werde, genehmigten die niedersächsischen Behörden nun den weiteren Schachtbau für das Endlager in Gorleben (Kreis Lüchow-Dannenberg). Im Auftrag örtlicher Atomkraftgegner legte der Berliner Rechtsanwalt Reiner Geulen Widerspruch gegen die vom Bergamt Celle erteilte Genehmigung ein.
Die bergrechtlichen Genehmigungen waren Ende 1992 ausgelaufen. Deswegen hätten nach Ansicht der örtlichen Bürgerinitiative spätestens Silvester die Bauarbeiten eingestellt werden müssen. Ursprünglich war geplant gewesen, die Deponie für hochradioaktive Abfälle im Gorlebener Salzstock bis 1992 fertigzustellen. Jetzt - nachdem schon Milliardenbeträge ausgegeben sind - wird mit einer Bauzeit bis etwa zum Jahre 2008 gerechnet. Die Bergleute sind beim Schachtbau erst knapp unter der Oberkante des Salzstocks angelangt.
Den von der Atomwirtschaft gewünschten neuen Rahmenbetriebsplan konnten die Bergbehörden nicht genehmigen, weil nach neuen gesetzlichen Bestimmungen eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorausgehen müßte, die nicht stattgefunden hat. Obwohl darüber längst Klarheit bestand, setzte die von der Atomwirtschaft gegründete Deutsche Gesellschaft für Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) die Schachtabteufung bis Ende 1992 fort und forderte zugleich die Erlaubnis, im Jahre 1993 die Schächte auszubauen. Das gestattete ihr das Bergamt Celle mit einem neuen Hauptbetriebsplan.
Geulen argumentiert in seinem Widerspruch, der Hauptbetriebplan sei rechtswidrig, weil für ihn keine Rechtsgrundlage bestehe. Ohne einen gültigen Rahmenbetriebsplan dürfe aber kein Hauptbetriebsplan genehmigt werden.
FREIBURG, 25. Januar (AFP/aud). Die Polizei hat drei Tage nach dem tödlichen Paketbombenanschlag von Freiburg noch keine Spur der Täter. Weder rechtsextremistische Motive noch solche aus dem Drogenmilieu könnten ausgeschlossen werden, sagte Oberstaatsanwalt Peter Fluck am Montag in Freiburg. Bei dem Anschlag war die 24jährige Schwesternschülerin Kerstin Winter ums Leben gekommen. Sie wird der links-autonomen Szene zugerechnet.
Nach Ansicht eines "Antifaschistischen Aktionsbündnis" sind die Täter unter Rechtsextremen zu suchen. "Dieser Mord, (und die 33 anderen in den letzten zwei Jahren) konnte nur vor dem Hintergrund der wachsenden Pogromstimmung in der BRD verübt werden", heißt es in einem Demonstrationsaufruf des Bündnisses. Ausländer(innen), Behinderte und Linke würden als Sündenböcke "wortwörtlich zum Abschuß freigegeben". Einer der Urheber der zugrundeliegenden Ideologie "das Boot ist voll" sei Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU).
Nach ein paar Wochen wurde es Barbara Schindler-Bäcker, Bildungsreferentin im Katholischen Jugendamt, denn doch etwas mulmig: "Wir hatten ganz schön Bammel, daß das ein Flop wird mit unserem Plakatmalwettbewerb für Kinder und Jugendliche zum Thema Ausländer. Wir haben vom Herbst an gewartet, aber bis in den Dezember hinein kam gar nix."
Doch um Weihnachten herum gab es reichlich Post. 70 Gruppen aus neun Pfarrgemeinden - Meßdiener, Pfadfinder, Religionsunterrichtsklassen, Kinder- und Jugendkreise - schickten ihre Poster-Vorlagen ein: collagiert oder gemalt mit Buntstiften, Wasserfarben, Filzern.
Und erleichtert nahmen Schindler-Bäkker und Stadtjugendpfarrer Peter Kollas zur Kenntnis, warum sich die Teilnehmer so lange Zeit ließen: "Die haben sich, ehe sie mit Plakatmalen anfingen, in ihren Gruppen intensiv mit Ausländerfeindlichkeit und dem Zusammenleben zwischen Ausländern und Deutschen in unserer Stadt auseinandergesetzt."
Solch gründliche Sachdiskussion sei im übrigen, so Schindler-Bäcker, auch der künstlerischen Qualität zugute gekommen: "Das sind keine 08 / 15-Motive, und es tauchen auch nicht zwei oder drei Standardmotive immer wieder auf. Die Vorlagen sind sehr unterschiedlich."
Gewonnen haben, so die Fachjury, in der Altersklasse der Acht- bis 13jährigen Daniela und Freunde von St. Mauritius in Schwanheim mit einer Buntstiftzeichnung, in der die Schwarz-Rot-Gold-Nationalflagge in unterschiedliche Nationalitäten "aufgelöst" wird; Sieger bei den 14- bis 16jährigen wurde die katholische Jugend von St. Christophorus in Preungesheim: Sie hatte brennende Asylbewerberheime thematisiert.
Björn aus Schwanheim war erster in der Altersklasse "über 20". Er pinselte in knalligen Farben eine "Bunte Republik Deutschland", in der Flüchtlinge geschützt sind, Zuwanderung geregelt ist und Fluchtursachen bekämpft werden.
Preise wurden nicht verteilt, dafür können die Plakatkünstler ihre Werke vom 2. bis 18. Februar auf 50 großformatigen Werbetafeln an zentralen Frankfurter Plätzen bewundern. Die Deutsche Städtereklame und die Plakatagentur Aumüller haben die Werbefläche zum Nulltarif spendiert.
Außerdem gibt es einen Kalender (Preis: 15 Mark), bei dem ein Dutzend prämierter Wettbewerbsmotive die Monatsblätter illustrieren. peh
FRANKFURT A. M. Die New Yorker Aktienkurse haben am Montag im frühen Handel deutlich angezogen. Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriepapiere stand nach einer Stunde mit 3284,90 Punkten um 28,09 Zähler oder 0,86 Prozent über dem Freitagsschluß.
In Tokio fiel der Nikkei-Index für 225 Top-Werte um 49,36 auf einen Schlußstand von 16 287,45 Punkten.
NORDWESTSTADT. In einer ganzen Reihe von Kursen, die von der Katholischen Familienbildungsstätte Nordweststadt angeboten werden, sind noch Plätze frei.
Zwei Klöppelkurse werden im Zentrum der Familienbildung (Tituscorso 1) angeboten: Die erste der jeweils zehn Unterrichtseinheiten beginnt am Mittwoch, 3. Februar; der eine Kurs ist vormittags zwischen 9.15 und 11.45 Uhr, der andere von 18.30 bis 21 Uhr. Die Gebühr beträgt 50 Mark.
Ebenfalls am Mittwoch, 3. Februar, beginnt die Unterweisung in Aquarellmalerei. An insgesamt 14 Vormittagen können Hobbymaler mittwochs zwischen 9.15 und 11.45 Uhr den Pinsel in der Familienbildungsstätte schwingen; die Gebühr beträgt 70 Mark.
Rhythmisch-musische Erziehung für Kinder ab vier Jahren wird in der Heinrich-Kromer-Schule, Niederurseler Landstraße 60, angeboten. Die Anfängerkurse (18 Termine) sind ab 3. Februar jeweils mittwochs von 15 bis 15.45 Uhr; die Stunden für Fortgeschrittene sind ebenfalls am Mittwoch, einmal zwischen 15.45 und 16.30 Uhr sowie von 16.45 bis 17.30 Uhr. Die Teilnahme kostet jeweils 54 Mark.
Im Haus der evangelischen St. Matthiasgemeinde, Thomas-Mann-Straße 2-4 (Nordweststadt), können Kinder ab sechs Jahren an Blockflötenkursen teilnehmen. Die Gebühr für die jeweils 16 Unterrichtsstunden beträgt 96 Mark. Auch das Angebot an Kursen für klassische Gitarre ist noch nicht ausgebucht; die zahlreichen Termine im Haus der Bildungsstätte können dort erfragt werden.
Indianische Töpferei können Jugendliche und Erwachsene im Jugendhaus Nordwestzentrum, Nidaforum 8, erlernen. Sechs Treffen sind für die Donnerstagabende (ab 28. Januar) zwischen 17.30 und 19.30 Uhr vorgesehen. In der Bildungsstätte wird ab Dienstag, 2. Februar, gestrickt und gehäkelt: Elf weitere Treffen sind - jeweils von 19 bis 22 Uhr - geplant; die Gebühr beträgt 72 Mark.
Weitere Auskünfte können bei der Katholischen Familienbildungsstätte auch unter der Telefonnummer 57 09 19 erfragt werden. ask
Freie Aussprache
Patienten alle gleich? Der Leserbriefschreiber Dr. W. B. (FR vom 12. 1.) hätte sich durch eine Rückfrage bei einem der Rentenversicherungsträger (BfA/LVA) seinen Fauxpas ersparen können. Wieder einmal werden die Deutschen als böse Buben hingestellt, denn sie wollen einem türkischen Arbeitnehmer oder einem Arbeitnehmer aus einem anderen EG-Land kein Heilverfahren mehr bewilligen, da diesen dann ihr Anspruch auf die spätere Rente verlorengehe.
Es geht anscheinend nicht mehr ohne Negativschlagzeilen in unserem Lande. Alle Arbeitnehmer haben einen Anspruch auf ein Heilverfahren seitens eines der Rentenversicherungsträger, wenn von ihnen Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung entrichtet wurden und die medizinischen Voraussetzungen für ein solches Heilverfahren vorliegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen deutschen Arbeitnehmer, einen türkischen, spanischen usw. handelt.
Eine andere Frage ist es jedoch, ob ein Arbeitnehmer in späteren Jahren in sein Heimatland zurückkehrt und dann seine Beiträge erstattet haben möchte. In solchen Fällen können nur die Beitragsanteile und auch nur die des Arbeitnehmers erstattet werden, die nach der Bewilligung eines Heilverfahrens angefallen sind.
Ohne Beitragsrückerstattung hat ein Heilverfahren auf die später zu beanspruchende bzw. zu erwartende Rentenzahlung keinerlei Einfluß.
Heinz Ruh, Frankurt Radikale Grüne Die Würde des Menschen ist unantastbar: Aber davon haben die Grünen vom Ortsbeirat 5 in Frankfurt offensichtlich noch nichts gehört. Diesen radikalen Linken ist jedes Mittel recht, wenn es gilt, unliebsame Mitbürger fertigzumachen. Was war passiert? Schüler verlassen die Deutschherrenschule während der Schulzeit, unentschuldigt, um zu einer Demonstration zu gehen (auch noch anderthalb Stunden vor Beginn der Demo). Die Schulleiterin, Frau Monika Intrau, für ihre Schule unermüdlich im Einsatz und verantwortlich für ihre Schüler, erkennt eine nachträgliche Entschuldigung nicht an. Sie handelt also nach der ihr vorgeschriebenen Dienstordnung. Es sollte wohl auch die Frage erlaubt sein, warum diese Demonstration während der Schulzeit stattfinden mußte. Gegen Ausländerfeindlichkeit kann man sicher auch noch am Nachmittag demonstrieren. Aber vielleicht wissen die Schüler auch nicht mehr genau, was Recht und Ordnung ist. Schließlich streiken ja auch GEW-Lehrer, obwohl sie dies nach dem Beamtenrecht gar nicht dürfen. Und die Politikerin und Schuldezernentin, Jutta Ebeling (Die Grünen), stimmt auch in den Chor der Entrüsteten ein, weil die armen Schüler nicht die Schule schwänzen durften. Bei solch miserablen Vorbildern ist man fast versucht, die Schüler zu verstehen, aber gerade dann brauchen wir Schulleiter, die auf Vorschriften achten, die ja schließlich dazu da sind, eingehalten zu werden.
Der Himmel möge uns davor bewahren, daß die chaotischen Vorstellungen der Grünen bei uns schulischer Alltag werden. Gigi Romeiser, Frankfurt Autos auf der Zeil Gratulation! Für den geradezu genialen Vorschlag, die Zeil-Fußgängerzone wieder für den Autoverkehr freizugeben, können wir dem Bund Deutscher Architekten (BDA) nur dankbar sein! Haben wir Frankfurter uns nicht schon immer - be- sonders am verkaufsoffenen Samstag - nach zwei Fahrspuren auf der Zeil gesehnt?
Erst durch Autos wird der Einkauf auf der Zeil zum Genuß, ohne Abgase, gefährliche Manöver beim Straßenüberqueren und irrwitziges Menschengedrängel macht Shopping doch überhaupt keinen Spaß. Freie Fahrt für freie Bürger - auch in der City!
Und noch etwas: Der BDA hat ganz Recht, sich über innerstädtische Flohmärkte, Öko-, Straßen- und Kulturfeste zu beschweren. Wir sind doch alle der Meinung, daß solcherlei Ärgernisse nur die architektonische Sterilität und Ordnung unserer Stadt stören - oder?!
Man kann nur froh sein, daß Planungsdezernent Wentz sich von derlei bemitleidenswerten Verirrungen des BDA nicht verunsichern läßt. Sven Köllen, Frankfurt "Patriarchalisch" Am Ende der Rubrik "Freie Aussprache" wird darauf hingewiesen, daß Veröffentlichungen in selbiger keine redaktionelle Meinungsäußerung sind. Bleibt zu hoffen, daß sich diese Bemerkung auch auf die im Artikel "Mißtrauen gegen die Kunden" (FR vom 19. 1., "Ihr Draht zu uns") deutlich werdende patriarchale Einstellung bezieht. Mir ist der (im übrigen mittlerweile überkommene) Vergleich aufgestoßen, daß ein noch "jungfräuliches" Ticket durch die Kontrolle des Schaffners entwertet wird. Assoziiert wird hier, die noch nicht "benutzte" "Jungfrau" sei noch rein und gut, diesen "Marktwert"(?) würde sie jedoch dementsprechend durch die "Entjungferung" verlieren. Brigitte Lietz, Düsseldorf Angebote für Frauen fehlen Wir freuen uns sehr, daß Sie das Thema aufgegriffen haben und die IG-Metall- Studie von Frau Wörner (Verwaltungsstelle) der Öffentlichkeit vorgestellt haben. Der uns wohlbekannten Studie ist keinesfalls zu entnehmen, daß die Frauen über eine mangelnde Bereitschaft zur Fortbildung verfügen, lediglich fehlt es an geeigneten Angeboten. Wir konnten nämlich in unserer Beratungsstelle innerhalb der ersten zwei Monate ihres Bestehens (Nov./Dez. 92) bereits 80 Frauen, die an einer Weiterbildungsmaßnahme interessiert waren, beraten. Aus diesem Kreis wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt Frankfurt 41 Frauen für das Weiterbildungsprojekt Servicebetriebe gewonnen. Seit Januar nehmen sie nun mit großem Engagement an der Orientierungsphase des Projektes, im Zentrum für Weiterbildung, teil.
Die Erfahrungen aus unseren ganz individuell geführten Beratungen zeigen deutlich, daß es nicht am Interesse der Frauen mangelt. Darüber hinaus bilden Schwellenängste Hindernisse, die den Zugang der Frauen zu Bildung und beruflicher Beratung erschweren. Die Zielsetzung unserer Beratungs- und Koordinierungsstelle setzt an diesem Punkt an. Es werden sowohl ganz persönliche Beratungen - auf Wunsch in der jeweiligen Muttersprache - angeboten sowie inner- und außerbetriebliche Weiterbildungsangebote entwickelt und initiert.
Maria Saur, Projektleitung Beratungs- und Koordinierungsstelle für an- und ungelernte Arbeiterinnen Frankfurt
Mit dem FVV unterwegs Der Arbeitsplatz zieht um vom Bahnhofsviertel in die Bürostadt Niederrad. Am ersten Tag Anfahrt mit dem FVV von Oberrad - problemlos. Eine halbe Stunde eher aus dem Haus, Fahrt mit der Linie 15, umsteigen an der Gartenstraße, nach einer Minute Wartezeit in die Linie 21. Es klappt ja!
Leider nur diesen Morgen. Wenn es regnet, hängt die Linie 21 wohl im Autostau, 20 Minuten Wartezeit - und dann ist sie proppenvoll. Oder man kommt mit der 15 um die Ecke und sieht noch die Lichter der davonfahrenden 21.
Die Alternative S-Bahn sieht noch schlimmer aus. Umsteigen am Mühlberg, 15 Minuten Wartezeit, eine Minute Fahrt bis zum Ostend.
Zehn vor 8 Uhr soll die S 14 kommen. Kommt aber nicht, sondern erst eine viertel Stunde nach 8 Uhr. Fahrt zum S-Bahnhof Niederrad - und danach noch 15 Minuten durch den Regen laufen. Insge- samt unterwegs: eine Stunde, 30 Minuten.
Mit dem Auto wäre man in 20 Minuten im Büro, Parkplätze gibt es ja in Hülle und Fülle. Rosita Haxel, Frankfurt
"Firnschnee" auf dem Großen Feldberg im Taunus: Bei schönstem Sonnenschein mit mindestens zehn Kilometern Fernsicht zeigte er sich von seiner schönsten Seite, der Frankfurter Hausberg. Doch kaum hatte unser Fotograf am Mittag der Szene den Rücken gekehrt, da erwischte es den etwas später oben angekommenen Reporter sozusagen eiskalt: Orkanartige Böen fegten urplötzlich aus dunkel dräuenden Wolken, rund um den alten Turm. Die Sicht war auf zehn Meter eingeengt. Grieselige Schneeflocken peitschten hart an die Scheiben, die sofort vereisten. Weiße Wirbel drehten sich am Boden. Heftige Windstöße rüttelten wütend am Auto, als wollten sie das Gefährt davontragen.
Da wurde die Abfahrt zum Problem: In nur zehn Minuten war eine zwei Zentimeter dicke, pappige Schneeschicht auf den zuvor noch schneefreien Straßen. Vom dunklen Asphalt nichts mehr zu sehen.
Die Sturmwarnungen hatten an diesem Tag wohl auch die sonst anzutreffenden Wanderer abgehalten, sich dort oben durch brechende Äste zu gefährden. Auch die trostlos wirkende, nach wie vor geschlossene Gaststätte trägt ein übriges dazu bei, den Gipfel nicht eben attraktiver zu machen.
Im zweiten Gang, Schrittempo, wurde also die Rückfahrt zum Sandplacken bewältigt. Mittlerweile waren auch dort die Bäume überzuckert, die Waldwege und Wiesen frisch geweißt.
Die Autos, die vorsichtig über diesen Kamm in Richtung Schmitten fuhren, tasteten mit den Scheinwerfern die Straße ab. Auch dort war der zweite Gang gefragt. Und einige, die es schneller packen wollten, waren bereits im Straßengraben gelandet.
Die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes sagen weitere Schneefälle voraus: Unten, im Rhein-Maingebiet, werde es allerdings nur Schneeregen geben. Nur über 300 Meter Höhe bleibe er voraussichtlich liegen - dort könne es dann auch für Ski-Langlauf reichen.
Wer nach all der schneelosen Zeit über Weihnachten und Neujahr"Winter live" erleben will, sollte es jedoch möglichst schnell tun. Denn schon am Wochenende soll es wieder milder werden.
(Siehe untenstehenden Wetterbericht)
LANGEN. Das Antifaschistische Aktionsbündnis (Antifa) lädt zu einer Gedenkveranstaltung am Samstag, 30. Januar, ein. An diesem Datum jährt sich zum 60. Mal die "Machtergreifung" der Nazis aus dem Jahr 1933.
Die Stadtverordnete Kerstin Podeyn- Brambach wird um 14.30 Uhr vor der Gedenktafel am Alten Rathaus sprechen. Um 15 Uhr zeigt das Antifaschistische Aktionsbündnis im Second-Life, Wilhelm- Leuschner-Straße, einen Dia-Vortrag über die Ereignisse des Jahres 1933. Daran anschließen soll sich eine Diskussion über die Vorgehensweise gegenüber alten und neuen Nazis in Langen und anderswo. dok
Brutkasten für Falken am Schornstein aufgehängt
ALS "KUNSTFELSEN" dient seit dem Wochenende der 27 Meter hohe Schornstein auf dem Versuchsgelände der Kelkheimer Firma Varta: Mitarbeiter des Unternehmens (unser Bild) befestigten in schwindelnder Höhe einen Brutkasten für Wanderfalken, die normalerweise keine Nester bauen, sondern in Felsen brüten. Entworfen hat den Vogelhort Willi Westenberger, der gemeinsam mit Vogelfreunden bereits 22 Nistmöglichkeiten in und um Kelkheim eingerichtet hat. Sie rechnen fest damit, daß schon in diesem Jahr ein Wanderfalkenpaar seine Kinderstube am Schornstein aufschlagen wird. Das entweichende Rauchgas zerfalle sofort in Feinststäube und könne die Tiere in dem "Haus" nicht beeinträchtigen, versichert Westenberger. Und auch vor Abstürzen sind sie gefeit: Nachdem der Schornsteinfeger Windlastigkeit und Baumaterial geprüft hat, hielt der Kasten auch dem Sturm vom Wochenende stand. (set/FR-Bild: Kuropatwa)
HOCHHEIM. Ein Stilleben auf die Leinwand bannen, Menschen mit wenigen Strichen portraitieren, edlen Stoffen Farbe geben - das lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen etlicher Kurse des Volksbildungwerkes Hochheim (VBW). Im Februar beginnen die Seminare unter dem Titel "künstlerisches Gestalten".
Auftakt ist am 8. Februar mit einem Kursus in Seidenmalerei für Fortgeschrittene. Aleke Plato unterrichtet an sechs Abenden jeweils montags von 19 bis 21.30 Uhr in der Heinrich-von- Brentano-Schule.
Den Umgang mit Stift und Pinsel lehrt Guido Knabjohann Anfänger in seinem Einführungsseminar Zeichnen und Malen. An zehn Abenden bringt er den Teilnehmern die Grundlagen bei, jeweils donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr in der Weinbergschule. Beginn ist am 11. Februar. Ebenfalls donnerstags, 20 bis 21.30 Uhr, kommen am selben Ort Fortgeschrittene zum Zug. Ihnen zeigt Knabjohann vom 11. Februar an, wie anspruchsvolle Themen und Motive zu Papier zu bringen sind.
Gleichermaßen an Anfänger und Fortgeschrittene richtet sich der Kursus in Aquarellieren und Ölmalen von Rocco Barone. Sein Unterricht beginnt am 12. Februar und umfaßt sechs Abende - jeweils freitags von 19 bis 21.30 Uhr in der Weinbergschule.
In eine alte Kunst weiht Aleke Plato die Teilnehmer ihres Anfänger-Kursus ein: ins Seidenmalen. Bereits vor 4000 Jahren zierten Chinesen den zarten Stoff mit prächtigen Farben und Motiven. Das ansatzweise zu lernen, dauert sechs Abende, jeweils donnerstags von 19 bis 21.30 Uhr in der Heinrich-von-Brentano- Schule. Beginn ist am 18. Februar.
Anmeldungen für die Kurse nimmt die VBW-Geschäftsstelle, Stettiner Straße 15/12, nur noch schriftlich entgegen. Auskunft allerdings gibt es am Telefon - montags und donnerstags von 9 bis 11 Uhr unter Tel. 0 61 46 / 6 16 66. kkü
Weniger Autoverkehr, mehr Treffpunkte für die Menschen in den Stadtteilen, besserer Schutz für die Umwelt und mehr kulturelle Angebote - das sind Wünsche, die Eschbornerinnen und Eschborner als Anspruch an die Parlamentarier formulieren, die nach dem 7. März ins Rathaus einziehen werden. Immer wieder äußern Bürger die Sorge, vom Verkehr überrollt und von immer mehr Gewerbehochhäusern zubetoniert zu werden.
Ein Blick in die Wahlprogramme und Gespräche mit den fünf bisher im Rathaus vertretenen Gruppierungen zeigt: Es sind die Grünen, die am konsequentesten eine "Nullrunde" für neues Gewerbe fordern. Die Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) möchte die Gewerbegebiete lediglich "nicht weiter ausdehnen", und die Sozialdemokraten verknüpfen den Bau weiterer Betriebe mit einer Auflage: Die Investoren sollen gleichzeitig Wohnungen bauen. Dabei ist der SPD das Schlagwort "bezahlbarer Wohnungsbau" besonders wichtig. Argwöhnt sie doch, von den 1000 Domizilen, für die unter CDU- und FDP-Ägide in der vergangenen Legislaturperiode Baurecht geschaffen wurde, sei die Mehrzahl für reiche Neubürger. Jugendliche, Alte, Behinderte und andere Ortsansässige, die umziehen wollten, blieben auf der Strecke.
Doch auch die CDU schrieb jetzt an vorderster Stelle in ihr Wahlprogramm, daß sie sozial geförderten Wohnraum schaffen will. Für SPD-Fraktionschef Otto Jehn ein Zeichen, daß die Union sich aus dem "Würgegriff des erpresserischen FDP-Koalitionspartners" löse und sich darauf besinne, Volkspartei zu sein.
Die Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) wiederum wertet die Annäherung von CDU und SPD in bestimmten Sachfragen als "Schmusekurs" und Anzeichen für eine "große Koalition". Damit macht die BGE, die in ihrem Wahlprogramm dezidiert als unbestechliche Anwältin von Bürgerinteressen auftritt, auch Werbung für sich: "Große Koalitionen sind immer Bündnisse von Verlierern und nützen letztendlich radikalen Gruppen." Doch wer "radikal" ist in Eschborn, bleibt offen. Die rechtsextremen "Republikaner" treten nicht zur Wahl an, und die Grünen mag selbst Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) nicht in die linke radikale Ecke stellen. Wie sich die Wähler entscheiden zwischen Grünen und BGE, die bei den vergangenen beiden Wahlen noch als gemeinsame Liste auftraten und sich von 8,1 Prozent 1985 auf 10,7 Prozent steigerten, ist ungewiß. Die BGE zieht aggressiv in den Wahlkampf und scheut auch nicht davor zurück, alle anderen Parteien außer den Grünen anzugreifen - teilweise mit Gerüchten, die unter die Gürtellinie gehen.
Stimmten die BGEler im Stadtparlament überwiegend mit dem Oppositionsblock aus Grünen und SPD, ist das für Fraktionschefin Irmtraud Bottoms noch lange kein Grund, auch eine Koalitionsaussage zugunsten dieser Fraktionen zu treffen. Die BGE will sich vielmehr nach der Wahl alles offenhalten und schauen, wo sie am meisten "im Interesse der Bürger durchsetzen kann".
Viel Spielraum wird sie dabei allerdings nicht haben. FDP und CDU signalisierten schon Desinteresse an der Freien Wählergemeinschaft. Als "Mogelpackung" bezeichnet CDU-Mann Christian Fischer die frisch von den Grünen geschiedene BGE. Er hoffe, so Fischer, daß "die Polemik und Verleumdung aller anderen Parteien, die die BGE betreibt, in Eschborn nicht ankommt". Doch den Christdemokraten treibt noch eine andere Sorge um: Für die Koalitionäre CDU und FDP weht nämlich nach "Solidarpakt" und "Minister-Rücktritten" nicht eben Rückenwind aus Bonn. Gerade für die großen Parteien wirke es sich aber ungünstig aus, wenn die Wähler aus Frust zu Hause blieben.
Auch die FDP blickt etwas sorgenvoll auf ihre "schwierige Klientel". Sie rechnet mit 3,5 bis fünf Prozent Stammwählern in Eschborn. Liberale Wähler orientierten sich zumeist an der Bundes- und Landespolitik; Kommunalwahlen interessierten sie nur, wenn sie vor Ort betroffen seien. Den Sozialdemokraten Otto Jehn können solche Probleme der FDP nur freuen. Formuliert er doch als Ziel seiner Partei, "die FDP von den Schalthebeln der Macht wegzubringen, weil sie keine Kurskorrekturen vornimmt". Auch einen Ersten Stadtrat Michael Bauer, der zu einer dritten Amtszeit antreten würde, falls ihn die FDP wieder nominiert, will Jehn nicht mehr an dieser Stelle sehen. Auf Ambitionen der SPD angesprochen, den Posten zu besetzen, sagte Jehn: "Nicht um jeden Preis." Aber seine Fraktion habe schon gerne "jemanden im Rathaus, der unsere Positionen auch umsetzt". Dabei wünscht Jehn sich keine festen Machtblöcke mehr, sondern wechselnde Mehrheiten, die mit Argumenten und Phantasie an der Sache arbeiten.
Während Christdemokrat Christian Fischer auf diese Idee eher ablehnend reagiert, ist Rathauschef Martin Herkströter davon recht angetan. Rasselte er doch in der vergangenen Legislaturperiode immer wieder mit der FDP zusammen, und auch sein Verhältnis zum Ersten Stadtrat Michael Bauer ist mehr als unterkühlt. Waren sich CDU und FDP noch einig, dem CDU-Stadtverordneten Horst-Günther Döll im Tausch für sein Wiesengrundstück In der Flosset städtisches, baureifes Land im Baugebiet Rödelheimer Weg zu geben und brachten sie auch mit vereinten Kräften den Kauf von 620 000 Mark teuren Außenplätzen für den Niederhöchstädter Tennisclub Grün- Weiß über die Bühne, gerieten sie sich schließlich über den Investor, der den Zuschlag für den Kauf eines lukrativen städtischen Grundstückes im Hanseaten- Viertel erhalten sollte, monatelang öffentlich in die Haare.
Kein Grund für CDU und FDP, in die Wahlen nicht wieder mit einer Koalitionsaussage zu gehen. Genosse Otto Jehn freilich glaubt: "Die Zeit der absoluten Mehrheiten ist vorbei und die Zeit der Lagermehrheiten auch. Der Wähler ist anspruchsvoller geworden und will immer neu überzeugt werden. Das ist eine riesengroße Chance und spricht für die Demokratiemündigkeit."
HOCHHEIM. Wie wickele ich eine Frühlingsrolle? Was ist der Unterschied zwischen Nasi- und Bami-Goreng? Antwort auf diese Fragen und zudem jede Menge Rezepte gibt der Kursus des Volksbildungswerkes "chinesische Küche". Ying Bian lehrt an fünf Abenden jeweils donnerstags von 18.30 bis 21.30 Uhr in der Küche der Heinrich-von-Brentano- Schule. Beginn ist am 4. Februar. Auskunft unter Telefon 0 61 46 / 6 16 66. kkü
SCHWALBACH. Der Aufmerksamkeit eines Polizisten ist es zu verdanken, daß ein 26jähriger Mann am Samstagabend festgenommen werden konnte, der kurz zuvor nach einem Autounfall geflüchtet war. In der Zwischenzeit hatte er außerdem einen Wohnungseinbruch in der Limesstadt verübt.
Zunächst hatten Beamte erfolglos versucht, den Unfallverursacher zu finden, der aufgrund des Kennzeichens ermittelt worden war. Als Kollegen jedoch wenig später zu einem Einbruch gerufen wurden, fiel ihnen unweit des Tatorts ein geparkter Wagen mit der gesuchten Autonummer auf. Darin saß der Mann, der von den Einbruchsopfern und dem Unfallgeschädigten als Täter identifiziert wurde. Er hatte Heroin, Einbruchswerkzeug sowie zwei Autoradios dabei; einen Führerschein und eine Autozulassung besaß er jedoch nicht. set
Engholm hofft auf "Wahl . . .
Diese Zahlen stützten sich, wie OB-Referent Ulrich Geissler am Rande der Pressekonferenz sagte, auf eine Rechnung der Fachleute im Frankfurter Planungsdezernat.
Der Oberbürgermeister erinnerte daran, daß in der Zeit des früheren CDU-Magistrats von 1977 bis 1989 schon einmal 11 000 Mietwohnungen in Frankfurt durch Umwandlung in Eigentum verlorengegangen seien - soweit dürfe es nicht mehr kommen.
In seiner Bilanz der zu Ende gehenden Legislaturperiode beteuerte von Schoeler, daß der rot-grüne Magistrat 4000 Wohnungen in Frankfurt durch Zuschüsse für Modernisierung und Instandsetzung langfristig gesichert habe. "Mit diesen Ergebnissen stehen wir in der Bundesrepublik weit an der Spitze", behauptete der Oberbürgermeister.
Angesichts der Wanderungsbewegungen in Europa hielt der SPD-Politiker in den nächsten zehn Jahren 500 000 neue Wohnungen jährlich in der Bundesrepublik für notwendig.
Ministerpräsident Eichel nannte neben der Bekämpfung der Wohnungsnot, dem Mietrecht und dem Verbot von Wohnungsumwandlung die Verkehrspolitik als Thema in der Endphase des Wahlkampfes. Die Absicht der Bundesregierung, Länder und Kommunen künftig den öffentlichen Nahverkehr finanzieren zu lassen, nannte Eichel einen "Anschlag auf den jetzigen Standard". Der Bund dürfe sich nicht von Lasten befreien, sondern er müsse im Gegenteil den Kommunen und den Ländern Geld zur Verfügung stellen. Der Ministerpräsident kündigte "härtesten Widerstand aller Länder in der Bundesrepublik" gegen das Privatisierungsmodell für die Bundesbahn von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) an. Engholm wie Eichel bekannten sich zu dem Ziel, daß die SPD bei der Kommunalwahl wieder stärkste Partei in Frankfurt und Hessen wird. Schon heute stelle sie 233 von 421 Bürgermeistern im Land und besitze so eine "sehr gute Ausgangsposition" (Engholm). Die Bezirksvorsitzende Wieczorek-Zeul hob hervor, daß Frauen mittlerweile 34,9 Prozent aller SPD-Listenplätze in Südhessen besetzten - Zeichen für die wachsende Gleichberechtigung von Frauen auch in der Politik.
SPD-Spitze betont die Bedeutung der Entscheidung in Frankfurt
MAIN-TAUNIS-KREIS. Der Verwaltungsgerichtshof in Kassel hat entschieden: Das Sozialamt des Kreises muß einer Mutter und ihrem Kind, die aus Bosnien-Herzegowina zu Verwandten in Kelkheim geflüchtet sind, Sozialhilfe zahlen. Die Behörde hatte dies verweigert: Die Familie sei nur der Sozialhilfe wegen hergekommen.
Die Richter sehen das anders: Die Flüchtlinge hätten ihr Leben schützen wollen (siehe Hessen-Seite). FR
UNTERLIEDERBACH. Bei einem Überfall auf eine 38jährige Unterliederbacherin haben zwei unbekannte Täter gestern gegen 14 Uhr 32 000 Mark erbeutet. Nach Angaben der Polizei wollte die Ehefrau eines Tankstellenbesitzers den in zwei Einkaufstaschen verstauten Betrag mit ihrem Auto zur Bank bringen. An der Ecke Hörselberg- / Inselbergstraße überholte sie ein grüner Opel mit Groß- Gerauer Kennzeichen, setzte sich vor ihren Wagen und zwang die 38jährige zum Bremsen. Der Fahrer des Opel war mit einer Pudelmütze maskiert. Sein bewaffneter, allerdings unmaskierter Komplize riß die Beifahrertür auf und sprang in den Wagen der Frau.
Der Mann zwang die 38jährige, dem Opel über die Königsteiner Straße auf die Autobahn Richtung Frankfurt zu folgen. Während der Komplize die A 66 an der Ausfahrt Sossenheim verließ, lotste der bewaffnete Täter die 38jährige zur Abfahrt Rödelheim. Dort zog er plözlich die Handbremse, befahl der Frau auszusteigen und brauste davon.
An einer Tankstelle konnte das Opfer wenig später die Polizei alarmieren. Die fand den BMW am Nachmittag in der Sossenheimer Toni-Sender-Straße. Die Einkaufstaschen lagen leer auf dem Beifahrersitz. Ein Zeuge allerdings hatte beobachtet, wie der Fahrer des BMW in den wartenden grünen Opel mit Groß-Gerauer Kennzeichen umstieg, in dem ein Mann mit zwei Frauen gesessen habe.
Kurze Zeit später entdeckten Beamte auch das verlassene Tatfahrzeug in der Bremer Straße in Eschborn. Die Ermittlungen ergaben, daß der Halter den Wagen am Sonntag an einen angeblich in Frankfurt wohnenden Mann verkauft hatte. Dessen Adresse war aber falsch.
Bereits in der Nacht zum Sonntag überfielen drei Männer eine Tankstelle am Rebstockgelände, die demselben Besitzer gehört. Sie erbeuteten 1000 Mark und schossen bei der Flucht. tos
Razzia gegen illegale Prostitution: Polizeiaktion im Bahnhofsviertel
FRANKFURT-WEST. Die Kinder in den Stadtteilen dürfen sich freuen: Die Stadtteilbüchereien haben wieder ein buntes Programm zusammengestellt, das für jeden Geschmack etwas bietet.
In Griesheim und Rödelheim stehen Bastelstunden auf dem Programm. Im Griesheimer Bürgerhaus (Schwarzerlenweg 57) wird am Donnerstag, 28. Januar, ab 15 Uhr unter dem Motto "Hören und Basteln" dem Zirkus ein Besuch abgestattet. In der Rödelheimer Bücherei (Radilostraße 17-19, können sich die Kinder an einer "Schneemann-Klappkarte" versuchen. Beginn am Donnerstag ist ebenfalls um 15 Uhr.
In der Stadtteilbücherei im Gallus, Idsteiner Straße 65, bietet Karin ein Kinderprogramm an; Beginn am Mittwoch, 3. Februar, ist um 15 Uhr. In Bockenheim, Leipziger Straße 13 a, dürfen die Jungen und Mädchen (gleichfalls am Mittwoch ab 15 Uhr) eine Plakatwand gestalten. Die Aktion steht unter dem Motto "Deine, meine - eine Welt", gemalt werden Geschichten aus anderen Ländern. ask
HOFHEIM. "Wir wollen das Schiff Abwasserverband wieder in ruhigere Fahrwasser lenken" - Rolf Felix, Hofheims Bürgermeister und Ersatz-Vorsitzender des Schwarzbachverbandes für seinen verhafteten Krifteler Kollegen Börs, wählte die Wasser-Metaphorik, um die neuen Geschäftsführer Ingbert Jung und Friedrich Drienhaus vorzustellen.
Der Betriebswirt Jung und der Bauingenieur Drienhaus sind sowohl für den Schwarzbachverband als auch für den Abwasserverband Hochtaunus zuständig. Beide Verbände haben ein jährliches Haushaltsvolumen von eta 70 Millionen Mark; die meisten Kommunen des Main- Taunus-Kreises sind dort zusammengeschlossen. Jung und Drienhaus ersetzen die zwei Geschäftsführer Horst Stiehl und Franz Bender. Beide hatten in den Korruptionsfällen beim Kläranlagen-Bau Verfehlungen zugegeben und waren im März entlassen worden.
Daß mit den neuen Geschäftsführern für die beiden Abwasserverbände nicht nur Vergangenheitsbewältigung betrieben wird, sondern sich auch Strukturen ändern, betonten Felix und Horst Faeser, der Vorsitzende des Abwasserverbandes Hochtaunus: Die neuen Geschäftsführer sind beide beim größeren Schwarzbachverband angestellt, so sollen Mauscheleien verhindert werden, die in der Vergangenheit möglich waren. Alle 44 Beschäftigten beider Verbände haben jetzt einen Arbeitsvertrag mit dem Schwarzbachverband; der leiht dann Kräfte an den Abwasserverband Hochtaunus aus.
Die Düsseldorfer Unternehmens-Beratung Libera untersucht nun die Geschäfte des Schwarzbachverbandes. Der erste Teil des Untersuchungsberichtes beschäftigt sich mit der Korruptions-Affäre und liegt inzwischen bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Der zweite Teil soll unabhängig davon die Strukturen des kommunalen Zusammenschlusses unter die Lupe nehmen und im März vorliegen. "Wir müssen bessere Kontrollmechanismen einführen", sagte Felix und schloß nicht aus, daß die Bücher der Verbände in Zukunft doppelt geführt werden.
Vor allem möchten sich der Abwasserverband Hochtaunus und der Schwarzbachverband Geld zurückholen: "Wir werden prüfen, ob es die Möglichkeit einer Schadenersatz-Klage gibt", sagte Felix. Allerdings müsse erst der Schaden beziffert werden, der den Kommunen durch die Korruption entstanden ist. md
BAD VILBEL. "Der Fluß Mississippi, die Stadt Honolulu, der Titicaca See und der Popocatepetl . . ." mit diesem Thema aus der "Fuge aus der Geographie" von Ernst Toch als Zugabe endete das Konzert des Bad Vilbeler Chores "zwischenTöne" im Kurhaus. Anlaß zu der bemerkenswerten Veranstaltung war das 25jährige Bestehen der "zwischenTöne", die aus der "Folkloregruppe Nieder- Eschbach" hervorgegangen sind. Als Reminiszenz an die Anfänge, als vor allem Folkloristisches im Mittelpunkt der Aufführungen stand, setzte sich das Programm aus Volksliedern vom Balkan, aus Südamerika und Deutschland zusammen. In der Tat "Klangwelten mit zwischenTönen", wie sie im Programm angekündigt waren. Zum einen gab es Musik zu hören, die wie aus anderen Welten anmutete, zum anderen waren den Beiträgen gesprochene Zwischentexte angefügt, die mal erklärend, mal nachdenklich, mal aufheiternd waren, manches märchenhaft, manches mythologisch.
Interessante Anstöße zur Reflexion gab, was im Programmheft unter "Verwerfung" zu finden war. Ist das Interesse für Folklore ein Zeichen für Wurzellosigkeit, ist eine solche Musik "nichts Eigenes mehr und nichst selbst Getanes, sondern Fremdes und passiv Erlebtes?", hatte Chorleiter Helfrich dort formuliert.
Den Auftakt des Konzerts, der ganz der Musik vom Balkan gewidmet war, bildeten Werke von Lajos Bardos, Zoltán Kodály und Bela Bartok. Die folgende Gruppe mit "Zigeunerliedern" für Altstimme von Antonin Dvorak und Chorsätze von Robert Schumann wurde eingeleitet und alterniert mit Tänzen des Folkloreensemble "Slawia" aus Frankfurt, das mit ihren teils original bulgarischen, teils polnischen Trachten nicht nur vom Tänzerischen, sondern auch vom Optischen eine Pracht waren. Nur die schlechte Qualität der Musik vom Band trübte das Vergnügen etwas, was die mitreißende Tanzdarbietung aber wieder wettmachte.
Dem Chor war sein engagierter Einsatz und die Freude an der Musik anzumerken. Besonders Schumanns "Zigeunerleben", das weniger ein Aufnehmen folkloristischer Elemente als eher ein romantisierend stimmungshaftes Nachzeichnen einer pittoresken Szene ist, offenbarte Stilsicherheit und technische Beherrschung des musikalischen Materials. Allein der Sopran verwunderte durch eine etwas unsaubere Tongebung und ein wenig homogenes Timbre.
Die interpretatorische Akzentsetzung lag weniger bei technischer Raffinesse, denn bei der Vermittlung von Eindrükken. Für dieses Anliegen kam dem Dirigenten die Beweglichkeit des Chores entgegen. Die "zwischenTöne" zeigten sich im besten Sinne diszipliniert, so daß ein lebendiger Eindruck anderer "Klangwelten" entstehen konnte. Das galt vor allem auch für die südamerikanischen Sätze von Elifio Rosaenz und den "lateinamerikanisch" inspirierten Werken von Harald Genzmer im zweiten Teil, der durch eine lateinamerikanische Gastgruppe eingeleitet wurde. Die Stimme der Alt-Sängerin Olga Sandu in Liedern von Schumann ließ allerdings zuweilen ein wenig Feinfühligkeit und Klarheit vermissen. Es zeigte sich unter anderem in übertriebenen Glissandi bei einfachen Tonsätzen oder auch in der dynamischen Durchgestaltung, daß das Musizieren hinter der Intention zurückblieb.
Im dritten Teil des Konzerts mit Liedern aus Deutschland brachte die Sopranistin Leonore Blume mit Brahmsschen Volksliedern ihre schöne Stimme zu Gehör, eine verhaltene, aber gerade darin beeindruckende Interpretation. MAXIMILIANO CAPPABIANCA
Abendliche Polizeiaktion im Bahnhofsviertel galt dem organisierten Menschenhandel Razzia gegen illegale Prostitution "Crazy Love" durchsucht Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Zwei Dutzend Männer und Frauen in Zivil verließen das 4. Polizeirevier am Wiesenhüttenplatz. Sie schlenderten ganz gemächlich durch das Bahnhofsviertel. "Wie bei einem Betriebsausflug", scherzte Revier- und Einsatzleiter Eugen Stendebach. Doch der Bummel durch das Rotlichtviertel war der Auftakt zu einer Großrazzia. Nach wenigen Minuten vereinigten sich die "Zivilisten" mit der uniformierten Mannschaft und vollstreckten im Doppelhaus Elbestraße 45 einen Durchsuchungsbeschluß des Amtsgerichtes. Bei der einstündigen Aktion hat sich der Verdacht bestätigt, daß die neun Etagen überwiegend von südamerikanischen Prostituierten belegt wurden, die das Gewerbe illegal ausübten und damit gegen das Ausländergesetz verstoßen haben.
Der Bordellbetreiber Carlo P. soll bei den Gesetzesverstößen Beihilfe geleistet haben. Parallel zu der Aktion im "Crazy Love" durchsuchten Kriminalbeamte P.s Maintaler Wohnung.
Nach einer halben Stunde behutsamer Paßkontrollen und geduldiger Nachforschungen entstand plötzlich Hektik im Innenhof. Der Vertreter der Amtsanwaltschaft, Jan Hartel, kletterte auf die Mauer und spähte in das Nachbargrundstück. Es war die besorgte Reaktion auf die Nachricht aus dem Hinterhaus, eine Frau sei in Panik aus dem Fenster geflüchtet und dabei abgestürzt. Die Kolumbianerin lag wimmernd am Fuße der Rückfront und hielt sich den gebrochenen Oberarm.
Als die Polizei kam, weigerte sie sich, die verschlossene Tür zu öffnen. Sie wollte auf der Feuerleiter nach unten steigen, rutschte jedoch auf den den glatten Sproßen ab. Zum Glück verhinderten die eisernen Haltebügel um die Nottreppe den freien Fall in den Hof.
Die übrigen Frauen reagierte zwar gelassen, aber nicht ohne Furcht auf das Erscheinen der rund 40 Beamten. Die besonnene Art der beiden Dolmetscherinnen beruhigte die Atmosphäre. Dann und wann freilich die bange Frage: "Werde ich zurück nach Kolumbien gebracht?"
Sie wurde auch von einer 28jährigen aus Paella gestellt. "Was soll meine Familie denken, wenn sie in meinem Paß den Ausweisungsstempel sieht?" fragte sie die Übersetzerin, um Beistand bittend.
Vor drei Monaten haben Menschenhändler ihr das Geld für ein Ticket von Bogota nach Rhein-Main bezahlt. Sie könne in Frankfurt in einem Restaurant arbeiten, wurde ihr zugesichert. Stattdessen landete sie im Bordell. Dort hat man ihr pro Tag 230 Mark Miete abverlangt.
Die 28jährige gehört zu den 30 Frauen, die aus der Elbestraße 45 mit zum 4. Revier genommen wurden. Die Polizei hat alle gegen eine Kaution von 1000 Mark wieder entlassen. Doch die Pässe wurden einbehalten und der Ausländerbehörde zugestellt.
Im Ordnungsamt wird jeder einzelne Fall überprüft. Danach entscheidet sich, ob einige der Frauen möglicherweise sofort ins Flugzeug gesetzt und in ihre Heimat abgeschoben werden.
"Für die Frauen tut es mir leid", versicherte Eugen Stendebach. "Doch wir haben klare gesetzliche Vorschriften." Der Revierleiter hofft, daß Carlo P. die Lektion verstanden hat. Man werde das Etablissement im Auge behalten, um zu verhindern, daß dort erneut aus Südamerika eingeschleuste Frauen der Prostitution nachgehen. In den anderen zwölf Bordellbetrieben der seit 1. Juli geltenden Toleranzzone des Bahnhofsviertels sei dies bereits gelungen, versichert Stendebach.
(siehe "Schlepper nutzen¦¦¦"auf Seite 24)
Bei einem Zusammenstoß zwischen einem Zug der Linie U-Bahnlinie 7 mit einem Bahnbus ist am Montagmorgen in Hausen ein Schaden von rund 300 000 Mark entstanden. Fahrgäste der U 7 wurden nicht verletzt.
Wie die Polizei mitteilte, war der Fahrer der U 7 gegen neun Uhr mit seinem Zug auf der Praunheimer Landstraße unterwegs in Richtung Haltestelle "Große Nelkenstraße". In der Straßenbahn saßen annähernd 30 Fahrgäste. An der Einmündung Praunheimer Landstraße / Am Hohen Weg stieß der Fahrer des Bahnbusses, in dem lediglich ein Fahrgast gesessenhatte, mit dem Zug der U 7 zusammen.
Auch der Fahrer und der eine Passagier des Busses kamen mit dem bloßen Schrecken davon. enk
Der City-Radweg zwischen Roßmarkt und Volksbildungsheim, um den es im Sommer so heftigen Wirbel gab, ist am Montag um mehr als die halbe Strecke gekappt worden. Die Radler-Spur endete am Eck Zeil / "Große Eschenheimer". Eine Barriere war über die Breite des Radfahrer- Streifens postiert worden, ein frisch angebrachtes amtliches Verkehrszeichen dekretierte ganz offiziell im Namen der Straßenverkehrsordnung "Ende des Radfahrwegs". Die mit dikken Balken markierte und durch Piktogramme für Zweiräder reservierte Spur gehörte, ganz legal, wieder den Autos.
Den städtischen Fahrradbeauftragten Peter Blöcher ließ diese Nachricht aus allen Wolken fallen: "Davon hat mir keiner was gesagt", sagte er und rätselte: "Vielleicht kommt eine Baustelle hin." Gabriele Dehmer, kommissarische Leiterin des Straßenbauamts, dementierte: "Da wird nichts gebaut." Was sei denn nun aber passiert? "Keine Ahnung. Ich muß mich da auch erst erkundigen."
Bescheid über das "Ende" des City- Radwegs zwischen Kaufhof und Oeder Weg wußte schließlich Igor Vogt, Leiter der Straßenverkehrsbehörde: "Das muß aus Sicherheitsgründen frei bleiben." Denn: An diesem Montag tage der SPD-Bundesvorstand im "les facettes", und da gelte es, "zum Anfahren und Ein- und Aussteigen" der Polit-Prominenz den Straßenraum zu sperren. Warum dann ein halber Kilometer Radweg hintendran noch mit stillgelegt werden mußte, konnte Vogt nicht erklären. Er verwies auf "polizeiliche Vorgaben".
Die bestätigte Ulrich von Bieberstein, Vize der Verkehrspolizei: "Das sind VIP-Autos, da kommen ja auch Ministerpräsidenten mit Personenschutz." Dienstag sei alles vorbei, seien die Engholms und Lafontaines mit ihren Bodyguards weg: Da werde das "Ende"-Schild abmontiert. peh
KASSEL. Der Termin dieser Wahl war umstritten. Dennoch lief am Ende alles wie (von der SPD) geplant: Kassels Bürgermeister Ludolf Wurbs (SPD) ist gestern abend wiedergewählt worden. Die Stadtverordneten der Fulda-Stadt, in der die SPD mit einer Stimme Mehrheit regiert, bestätigten den Politiker mit 37 von 70 abgegebenen Voten für sechs weitere Jahre im Amt. Die SPD verfügt über 36 Stimmen.
Zuvor hatte die Opposition im Stadtparlament noch einmal ihren Protest gegen die Wahl formuliert. Der Versuch der CDU, die Wurbs-Wahl von der Tagesordnung streichen zu lassen, scheiterte. Die Liberalen vertraten die Auffassung, die Hessische Gemeindeordnung (HGO) sei in diesem Fall "verbogen" worden.
Mit starken Worten hatten die Grünen das Vorgehen der Kasseler SPD schon in der vergangenen Woche kritisiert: Als "Zeichen fehlender politischer Hygiene" bezeichnete Jürgen Frömmrich, Sprecher des Landesverbandes der Grünen, die Absicht der Mehrheitsfraktion, ihren Mann so kurz vor der Kommunalwahl am 7. März für weitere sechs Jahre im Amt zu bestätigen. Von einem "parteipolitischen Filzsüppchen", das die Kasseler Genossen da kochten, sprach Volker Schäfer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtparlament. Beide, Schäfer und Frömmrich, hatten am Freitag gefordert, die Wahl des Bürgermeisters und Magistratsmitgliedes der neuen Stadtverordnetenversammlung zu überlassen (die FR berichtete).
Doch die SPD blieb hart. Fraktionsvorsitzender Ingo Groß verteidigte den Termin: Der sei schließlich durch die HGO vorgegeben.
Danach sei eine Wiederwahl von Wurbs eben nur innerhalb einer bestimmten Frist möglich gewesen. Und die wäre verstrichen, bevor sich die Stadtverordnetenversammlung nach der Kommunalwahl neu konstituiere.
Danach aber hätte die Stelle neu ausgeschrieben werden müssen: Und das hätte aus Sicht der Genossen den Eindruck erweckt, sie hielten den Bürgermeister und Umweltdezernenten nicht für qualifiziert. ebo
Im Planungsausschuß hatten am Montagabend bei der Diskussion um den Fortbestand oder die Gefährdung der rund 6000 Freizeitgärten im Stadtgebiet die Juristen das Sagen. Während für die CDU-Fraktion Wolfgang Stammler seine bereits vor der Presse erhobenen Vorwürfe wiederholte, der Magistrats habe es aufgrund eines Rechtsfehlers versäumt, der drohenden Beseitigung "wilder" Gärten vorzubeugen, widersprach der Jurist Klaus Sturmfels (SPD) und bemühte dazu die Kollegen vom städtischen Rechtsamt. Die waren nach eingehender Prüfung zum Schluß gekommen, der Magistrat habe getan, was er konnte, und die Gärten seien vorerst gegen den Zugriff der Naturschützer geschützt.
Nach dem Naturschutzgesetz müssen Gärten in den Außenbereichen beseitigt werden - mitsamt allem, was darauf steht. Eine Ausnahme läßt das Gesetz nur zu, wenn die Kommunen nachträglich Baurecht schaffen und wenigstens eine Aufstellungsbeschluß fassen.
Das hat, so die Position des Planungsdezernenten Martin Wentz, der Magistrat getan. Die CDU allerdings meint, der angebliche Aufstellungsbeschluß sei nur eine "Aufforderung" an den Magistrat gewesen, einen solchen aufzustellen.
Dirk Zimmermann, Chef des Planungsamtes, brachte schließlich Sachkompetenz in die Debatte: Weil das Gesetz keine Anforderungen an die Form des Aufstellungsbeschlusses stelle, habe der Magistrat völlig korrekt gehandelt. gang
Die mangelnde Umsetzung des Frauenförderplans hat die frauenpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Karin Meulenbergh, kritisiert. Meulenbergh verwies in der gestrigen Sitzung des Frauenausschusses auf die "ausgedünnte" Personalsituation im Frauenreferat. Sie bezog sich auf einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen vom Montag, wonach fünf Mitarbeiterinnen das Referat verlassen hätten, deren Stellen nicht wieder besetzt würden.
Referatsleiterin Renate Krauß-Pötz wies die Darstellung als falsch zurück. Tatsächlich seien seit Jahresbeginn von 16 Stellen drei vakant. Eine Mitarbeiterin habe gekündigt, eine zweite ihre Beurlaubung beantragt, eine dritte befinde sich im Mutterschaftsurlaub. Gleichwohl gelte auch hier die Wiederbesetzungssperre, was bedeute, daß bei einem Besetzungsgrad von 88 Prozent vakante Stellen nicht wieder besetzt würden.
Schuldezernentin Jutta Ebeling, die Frauendezernentin Margarethe Nimsch vertrat, sagte dazu, ihr sei kein Fall bekannt, bei dem dieser Magistratsbeschluß zum Nachteil von Frauen Anwendung gefunden habe. Sie räumte jedoch ein, daß es im Magistrat einen "Dissens" in der Frage der Wiederbesetzung von Stellen gebe, die bislang Frauen besetzt hätten, die sich Erziehungsaufgaben widmeten. An Joachim Vandreike gerichtet sagte Ebeling, sie denke, "daß es sehr gut wäre, wenn der Herr Personaldezernent hier eine eindeutige Position beziehen würde".
Der Vorwurf von Walburga Zizka (CDU), der "häufige" Referentinnenwechsel gefährde die Arbeitskontinuität im Frauenreferat, wies Ebeling zurück. Auch Frauen hätten das Recht, höher dotierte Stellen anzunehmen, sagte sie.
Wie die Dezernentin bekanntgab, sind für das "Frankfurter Frauenbündnis gegen Kriegsverbrechen an Frauen" inzwischen 35 000 Mark an Spendengeldern eingegangen.
Vor der Sitzung hatten sowohl die Grünen im Römer als auch die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Frankfurts die Forderung der CDU nach Auflösung des Frauenreferats als "ideologisch begründet" zurückgewiesen. Eine eigenständige Frauenarbeit, welche "unbetrittene Erfolge" aufzuweisen habe wie Frauenparkplätze, Qualifizierungsprojekte für Frauen und die Berücksichtigung ihrer Belange bei der Bauleitplanung, sei auch weiter notwendig. sar
Stadt will den Bauern helfen Programm plant halbe Million jährlich für umweltgerechtes Tun
Frankfurts 140 Bauern sollen ihre Betriebe auf ökologischen Landbau umstellen, von der Intensivbewirtschaftung des Bodens wegkommen und alte Äcker in Grünland und Erholungsflächen (Liege- und Spielwiesen, Bolz- und Grillplätze) umwandeln. Sie sollen gesundes und "umweltgerechtes" Gemüse anbauen und ihre Produkte an kommunale Großküchen, Mensen und Verpflegungsbetriebe liefern. Dabei helfen will ihnen die Stadt - mit Zuschüssen, Prämien und Abnahmegarantien. So steht es im "Frankfurter Programm zur Entwicklung umweltgerechter Landbewirtschaftung", das Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) dem Grüngürtel-Ausschuß der Stadtverordnetenversammlung druckfrisch präsentierte. In der knapp einstündigen Debatte zeigten sich Sprecher aller Fraktionen angetan von dem Entwurf, den das Umweltamt zusammen mit dem "Institut für ländliche Strukturforschung" an der Johann Wolfgang Goethe-Universität gefertigt hatte. Den Abgeordneten gefiel vor allem, daß die Agrarwissenschaftler das Konzept zu diesem "Frankfurter Programm" gleich von vornherein mit Vertretern des hiesigen Nährstandes diskutiert und abgesprochen hatten. Das erspare, so lobten sie, unnötige Reibungsverluste und Schaukämpfe, weil sich eventuell "wieder einige übergangen fühlten". Den besonderen Charme der Studie machte jedoch für die Stadtverordneten aller Fraktionen der finanzielle Teil aus. Zum einen kommt das Frankfurter Agrarsubventionsprogramm nicht allzu teuer - Stadtrat Tom Koenigs sprach von "einer halben Million Mark im Jahr". Die reichten hin, "um die Situation der Landwirtschaft in unserer Stadt durch ökologische Umstellung massiv zu verbessern". Zweiter Pluspunkt der Finanzierungsvorlage: Es gehe um Anschubgeld, das einmalig gezahlt würde. "Wir werden nicht in eine Dauerfinanzierung reinrutschen", sagte Koenigs, "denn solch eine Dauersubventionierung könnten wir uns angesichts der knappen Kassen überhaupt nicht leisten."
Der Umweltdezernent räumt seinem "Frankfurter Programm" auch gute Chancen bei den Adressaten ein. "Die Bereitschaft zur Umstellung auf umweltgerechten Landbau ist bei den Frankfurter Landwirten groß", behauptete er im Grüngürtel-Ausschuß, "nicht weil ,öko&rquote; modern ist, sondern weil ihnen das Wasser bis zum Hals steht." Ökologischer Landbau sei, das wüßten auch Frankfurts Bauern, "keine Seifenblasenproduktion".
Ob es etwas wird? Der Ausschuß will jedenfalls auf seiner nächsten Sitzung die Details des Programms diskutieren. "Dann liegt es an den Parteien und Fraktionen, ob unsere Vorschläge politisch übernommen werden", sagte Koenigs. peh
Sie basteln Minigewächshäuser, löten Wasserkollektoren aus Kupferrohren und Blech, bauen ein Solar-Ladegerät für Walkman-Batterien - die Mädchen und jungen Frauen "ab zwölf", die das neue Umweltlabor im JUZ Bockenheim am 30. / 31. Januar mit einer "Wochenendwerkstatt" einweihen sollen.
Anmeldeschluß für diesen kostenlosen Öko-Kursus ist am morgigen Mittwoch, 27. Januar. Wer mitmachen möchte, wende sich an die Mädchen- und Frauenetage im JUZ Bockenheim, Varrentrappstraße 38, Telefon 70 42 72 oder 52 01 38/39. peh
FLÖRSHEIM. Die Vereinsheim-Einbrecher waren wieder unterwegs: Nachdem Diebe das Clubhaus des Hochheimer Schäferhundvereins heimgesucht hatten, drangen Unbekannte am Wochenende in die Unterkunft der Weilbacher Kollegen ein. Sie hebelten Tür und Fenster auf, stahlen Lebensmittel und Schnaps. Im Heim des Frankfurter Vereins für Luftfahrt wurden Scheiben eingeschlagen. set
Dienstag, 26. Januar
Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, Stelldichein im Tivoli".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 88 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Jan Fabre - "Elle était et elle est, même" (Wiederaufnahme).
Kommunales Kinder & Jugendtheater, 59 83 43: 10.30 Uhr, "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: 11 Uhr, Ferri & Lerri - "Joes Mitmachkonzert" (ab 4 J.).
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstraße 8: 10 und 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste (Videos). Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Montserrat Caballé.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, The Moon.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Crossroads. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Trio.
La Bohème Weinkeller, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Wolfgang Güttler's Jazz-Ambassadors.
Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 3 60 12 40: 20 Uhr, "Evita" (Musical).
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Club Supreme Band.
Forum Fraspa, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Frankfurter Tonkünstlerbund.
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Chor & Orchester der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 16.30 Uhr, Wolf Krämer liest "Albert Camus - Der Fremde".
TAT-Café, Eschersheimer Landstr. 2: 20 Uhr, Lesung Franz Joseph Czernin - "die aphorismen". Vorträge / Diskussionen Jüdisches Gemeindezentrum, Westendstr. 43/ III. OG: 20 Uhr, Vortrag "Wie reden Nervenzellen miteinander?"
Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: 19.30 Uhr, Vortrag & Video "Aus Leitungswasser Trinkwasser machen".
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstr. 83: 20 Uhr, Diavortrag "Jerez de Los Caballeros y Medina de Rioseco".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "Alaska"; 20 Uhr, Diavortrag "West Kanada".
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Die giftigsten Gifte: Ein Blick in die Waffenkammer der Natur"; Kundenzentrum Fraspa, Neue Mainzer Str. 47-53.
Plateau, Sachsenhausen, Neuer Wall 15: 19 Uhr, Diskussion "Straßenszenen im Wandel - Tendenzen der Punk- & Skinheadbewegung".
Völkerkundemuseum: 18.30 Uhr, Vortrag "Auf dem Weg zum Gottesstaat. Die fundamentalistischen Gemeinden türkischer Arbeitsemigranten in der Bundesrepublik"; Schillerschule, Morgensternstr. 3.
Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 24 im Anzeigenteil.
Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 7 89 56 28).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
Hausfrauen-Verband: 14.30 Uhr, Besichtigung Arabella Grand Hotel; Treffpunkt, Rezeption, Konrad-Adenauer-Str. 7.
Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, "Klaus Michel" (Parodie); Unfallklinik, Friedberger Landstr. 430.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, Treff für Frauen mit Krabbelkindern; 15 Uhr, Internationaler Frauentreff.
Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Karten- & Brettspiele.
English Speaking Club, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 19.30 Uhr, Chit- chat social evening.
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs mit Starlights & Rock'n'Roll Club Jeunesseos. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Kronprinzen-Apotheke, Münchener Str. 24, Tel. 23 31 72; Bock-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 71,Tel. 77 94 13; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstr. 369, Tel. 65 13 98; Dornbusch-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 240, Tel. 5 60 14 33; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Greif-Apotheke, Waldschmidtstr. 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Kreuz-Apotheke,Schwanheim, Vogesenstr. 29, Tel. 35 01 82; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim trägt sein Heimspiel am Sonntag gegen den Tabellennachbarn SC Rießersee erst um 19.30 Uhr (anstatt 19 Uhr) aus. Der Grund: An diesem Abend findet im Eisstadion am Kurparkteich der "Tag des Ausländers" statt. Der EC gibt 1000 Freikarten für ausländische Bürger aus. Unter anderem gehen die beiden ausländischen Eishockey-Stars Walt Poddubny (EC) und und Wikulow (SCR) mit einm Plakat "Auch wir sind Ausländer" auf das Eis.
Die sechs EC-Fanclubs organisieren die Veranstaltung, von ihnen werden 4000 Wunderkerzen für eine Lichterkette gegen Haß und Gewalt gestiftet. In einem Vorspiel stehen sich der Rundfunksender FFH und einige örtliche Pressevertreter (verstärkt durch Ex-Nauheimer Stars wie beispielsweise Ivan Guryca) gegenüber, bevor es für den EC Bad Nauheim um die "rote Laterne" geht.
Da stehen die Freitagbegegnungen etwas im Hintergrund, wobei der EC angesichts seiner permanenten Auswärtsmisere selbst zum zuletzt formschwachen SV Bayreuth (Spielbeginn 19.30 Uhr) ohne große Hoffnungen reist. "Egal, ob wir am Sonntag als Letzter oder Vorletzter aufs Eis gehen.
Da zählt für uns nur noch ein Sieg, denn Rießersee wird bestimmt noch bayerische Schützenhilfe erhalten", meinte Sindelar in Anspielung auf den sensationellen Garmischer Sieg gegen Erstligaaspirant Rosenheim. jo
Die Kolumbianerinnen, die am Montag aus der Elbestraße 45 abgeführt wurden, gehören zu den rund 250 Prostituierten aus Südamerika, die nach den Erkennntissen der Behörden derzeit in den 13 Bordellen des Bahnhofsviertels arbeiten. Die Frauen sind offiziell als Touristen im Lande. Prostitution oder jede andere Erwerbstätigkeit ist ihnen untersagt. Das Ausländergesetz verwehrt ihnen eine Aufenthaltserlaubnis.
Das kümmert die Schlepperorganisationen überhaupt nicht. Die nutzen das soziale Elend in Südamerika skrupellos aus und schleusen junge Frauen mit dem Versprechen ins Land, sie könnten in der Gastronomie oder als Kindermädchen gutes Geld verdienen. Tatsächlich landen sie dann in den schäbigen Absteigen des Bahnhofsviertels.
Während die Drahtzieher unangreifbar im Hintergrund bleiben, werden die Frauen erst finanziell ausgebeutet und dann von den Behörden abgeschoben. Die Manager der illegalen Prostituion nehmen das gelassen hin. An Nachschub für die Frankfurter Bordelle besteht kein Mangel.
Ein leitender Beamter aus dem Ordnungsamt weiß, was die Frauen aus Kolumbien "wert sind". Bei einer Großrazzia vor drei Jahren wurden Beweise dafür gesammelt, daß eine kolumbianische Kontaktfrau innerhalb von drei Monaten 300 000 Mark von Frankfurt nach Bogota überwiesen hat. Der Betrag wurde den rechtlosen Prostituierten teilweise unter Androhung massiver Gewalt abgenommen - keine Aussicht auf den versprochenen Geldsegen.
Die eingeschüchterten Frauen packen bei der Polizei nur selten aus. Menschenhandel ist ganz gelegentlich Gegenstand von Strafprozessen. Die zu befürchtenden Sanktionen sind nämlich ähnlich massiv wie im Bereich der Schutzgelderpressung. Wegen des "Dunkelfeldes und der kaum erkennbaren Strukturen" bleiben den Ermittlern derzeit nicht viele Möglichkeiten, um diese Form des organisierten Verbrechens zu bekämpfen.
Mit den Razzien in Bordellen könne man immerhin das Geschäftsklima negativ beinflussen, lautet die Begründung. Die Betreiber sollen künftig konsequent mit Anzeigen wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Ausländergesetz überzogen werden. Man will ihnen auch die Kosten für die Abschiebung der illegalen Prostituierten auferlegen. Pro Person fallen für den Flug nach Bogotá 3400 Mark an.
Dabei kann sich die Ausländerbehörde auf ein rechtskräftiges Urteil des Frankfurter Verwaltungsgerichtes berufen. Darin kommt zum Ausdruck, die Bordellbetreiber könnten wegen ihrer Arbeitgeber-ähnlichen Funktion für solche Folgekosten haftbar gemacht werden. habe
Kleine Berichte
"Wahlkampf ist kein Wettkampf der Kehlköpfe", meinte der frühere SPD-Bundesvorsitzende Hans-Jochen Vogel und verzichtete deshalb auf "das laute Schreien in der letzten Minute". Dennoch fand Vogel am Montag abend bei seinem knapp einstündigen Wahlkampfauftritt in der Turnhalle in Fechenheim klare Worte. "Ein positives Zeichen aus Frankfurt" erhofft sich der SPD-Politiker von der Kommunalwahl am 7. März: Die Rechtsradikalen, so Vogel, sollten nicht ins Parlament gelangen. Den "Rattenfängern und Verführern" müsse "Widerstand geleistet" werden.
Dazu gehört nach Vogels Ansicht auch, die historischen Wurzeln bloßzulegen. Er stellte einen Vergleich an zwischen der Parole "Juden raus!", mit der die Nazis vor 60 Jahren getrommelt hätten, und der aktuellen Parole "Ausländer raus!" Den Menschen müsse klargemacht werden, daß die 5,5 Millionen Ausländer in Deutschland Steuern und Beiträge zahlen, ohne die "unsere Beiträge zur Rentenversicherung höher wären".
In puncto Asylrecht verlangte der SPD- Politiker eine europaweite Regelung und fand es "nicht in Ordnung, daß wir einfach die Grenzen dichtmachen". Die sozialen Spannungen, die die Ausländerfeindlichkeit schüren, würden von der Bundesregierung nicht entschärft. Den Solidarpakt nannte Vogel einen "Etikettenschwindel". Die Lasten müßten auf alle Schultern verteilt werden, statt bei Sozial- und Arbeitslosenhilfe zu sparen.
Auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler betonte die Bedeutung des Frankfurter Urnengangs. "Das Ausland wird darauf achten, wie diese Wahl ausgeht", meinte von Schoeler. Er griff indirekt die CDU an, indem er sagte, manche Leute würden beim Thema Sicherheit mit einer Kampagne den Menschen "Angst machen". Auch den Koalitionspartner nahm von Schoeler aufs Korn. Er habe sich "kringelig gelacht", daß jetzt auch die Grünen dem Vorgehen gegen die offene Drogenszene zustimmten. vo
Freie Aussprache
Frankfurt - New York Ich frage mich, ist das wirklich nötig?
Politiker sollen die Ängste der Bürger ernst nehmen und nicht sie verstärken - anders Petra Roth. Sie setzt alles daran, die Ängste zu schüren, die sie später anprangert. Damit wird die Stadt nicht sicherer.
Petra Roth schafft künstliche Probleme, statt dafür tatsächliche Lösungen anzubieten. Jutta Rosmanith, Frankfurt
An Wärmedämmung sparen? Die Stadt Frankfurt sucht nach Möglichkeiten, öffentlich geförderte Häuser künftig billiger zu bauen (FR vom 21. 1.: "Die Niederländer verzichten . . ."). Dabei ist u. a. daran gedacht, entgegen den Richtlinien des Landes Hessen die Wärmedämmung zu reduzieren. Kurzfristig spart das sicherlich Kosten (Größenordnung fünf Prozent der Bausumme).
Dafür steigen die Heizkosten, was die anfängliche Kosterersparnis aufhebt. Die ökologischen Folgekosten schlechter Wärmedämmung sollten ebenfalls nicht übersehen werden.
Und außerdem sollte die öffentliche Hand vorbildlich handeln. Wie will die Stadt Frankfurt gegenüber Bauherren den Sinn verschärfter Wärmedämmvorschriften glaubwürdig vertreten, wenn sie sich selbst darüber hinwegsetzt?! Heiner Wilke-Zimmermann, Heusenstamm
Jeder Stein wieder zugelassen Mit der Frankfurter Friedhofsordnung konnten alle Beteiligten leben und auskommen. Jeder Bürger hatte die Möglichkeit, für seinen verstorbenen Angehörigen ein Grab in einem Gräberfeld mit oder ohne Grabmal-Richtlinien zu wählen. Der überwiegende Anteil der Bürgerschaft entschied sich bisher für die geschützte Lage eines Grabes. Verständlich, denn er wünschte nicht beim Friedhofsbesuch durch Unangenehmes in seinem ästhetischen Empfinden verletzt zu werden. Wem soll die Liberalisierung nützen? Vielleicht dem Bürger, dem Steinmetz oder gar dem Grabsteinhändler, bestimmt aber nicht dem Friedhof! Die Kritik des Obermeisters der Steinmetzen ist verständlich.
Findlinge stehen nun einmal im Widerspruch zu der Berufsehre und dem Berufsbild eines Steinmetzen. Letzt- endlich stellt sich die Frage, was geschieht mit dem kreativ tätigen Steinmetzmeister, der mit seinem Schaffen stets die Vielfalt der Grabmale in den Gräberfeldern herstellte. Ist er vielleicht überflüssig geworden?
Sollte all das, was bisher in den Gräberfeldern mit Gestaltungs-Richtlinien untersagt war, nunmehr erlaubt sein: Ade Friedhofskultur.
Franz Hofmann, Aschaffenburg
Die Botschaft gegen die rechte Gefahr, die die Frankfurter durch das Rockkonzert und die Lichterkette gegen Fremdenhaß in die Welt hinausgetragen haben, soll auch am Wahltag Gültigkeit haben. Das sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler während einer Wahlkampfveranstaltung der SPD im Sindlinger Bürgerhaus vor 250 Menschen. Die Botschaft müsse heißen: "Rechtsradikale raus aus dem Römer." Der Oberbürgermeister appellierte an die Wähler aller demokratischen Parteien, am 7. März wählen zu gehen, um die "Faschisten unter die Fünf-Prozent-Grenze" zu drükken. Menschen, die merkten, "im Leben nicht mehr mitzukommen", sicherte von Schoeler die Unterstützung der Frankfurter Sozialdemokraten zu - vor allem bezahlbaren Wohnraum.
"Wir dürfen uns niemals damit abfinden, daß in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr 18 Morde durch Rechtsradikale stattgefunden haben", sagte Renate Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Vorsitzende der bayerischen SPD. Mit schuld an der "alltäglichen Gewalt sei auch das Fernsehen. Schmidt forderte alle Wähler auf, Briefe an die Medienräte zu schreiben; "denn unsere Kinder leiden an der Gewalt und tragen sie hinaus ins Land".
Schließlich wandte sich Schmidt gegen soziale Ungerechtigkeit. Egoismus sei oft "auf der Tagesordnung". Immer weniger Leute seien bereit, dazu beizutragen, Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Noch immer trügen die Schwächsten die größte Last. Die bayerische SPD-Vorsitzende kritisierte besonders die Steuerpolitik der Bundesregierung, die die Besserverdienenden weit besserstellt, "als den Facharbeiter". gre
Die "Hauptverwaltung für Viticulture und Vinicole Dachiea Fenix" sammelt erste Erfahrungen: "Bisher hat noch niemand bestellt", wundert sich ein Sprecher der Weinbau-Vermarktungsgesellschaft der Republik Moldawien. An der Qualität der Weine der Marke "Moldova" muß das nicht unbedingt liegen; denn hin und wieder streckt sich tatsächlich eine Hand aus den vorbeischiebenden Besuchermassen und verkostet den Tropfen. "Schmeckt ganz gut", freut sich ein Gast - die Grüne Woche Berlin als Testmarkt.
Daß bei den Bestellungen dann doch Zurückhaltung geübt wird, liegt wohl eher an den ungewohnt großen Gebinden, die die Vertreter aus der GUS feilbieten: Der Preis von vier Dollar pro Flasche gilt für eine Order von 200 000 Pullen des trockenen Weines. Das scheint zuviel für die 182 159 Messegäste, die bis Montag abend gezählt wurden.
Und dennoch: "Die Leute sind begeistert", meint Michael Hofer von der Berliner Messegesellschaft AMK. Schließlich feiert Osteuropa auf der Konsum-Show erstmals flächendeckend Premiere. Zu Polen, Ungarn, Rußland und Lettland, die ihre ersten West-Erfahrungen bereits hinter sich haben, sind neben Moldawien die Region Kaliningrad, Kroatien und die Tschechische Republik dazugestoßen.
Dennoch sind insgesamt nur noch 48 Staaten und Regionen vertreten - im Vergleich zu 63 im Vorjahr. Auf der Leistungsschau für Agrar- und Ernährungswirtschaft kriselt es. "Die Ausstellerschaft strukturiert sich um", hat AMK- Chef Manfred Busche beobachtet. Dabei mußten vor allem Entwicklungsländer ihre Beteiligungen reihenweise stornieren. Dies sei "nicht die Folge mangelnden Interesses", beeilt sich der Manager zu versichern. Schließlich drängen sich mehr Aussteller als zuvor in den Hallen. Doch gehe der Wandel nicht ganz freiwillig vonstatten: Das Bonner Entwicklungsministerium habe die Förderung für Dritte- Welt-Aussteller gekürzt, betont Busche.
Zwar leide das Ministerium unter einer "angespannten Haushaltslage", räumt auch Jürgen Schönwald von der protrade Handelsförderung GmbH ein. Doch Kürzungen oder Umschichtungen bei den Finanzspritzen leugnet er. Seine Firma ist ein Ableger der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), die im Bonner Auftrag Messeeinsätze der Dritten Welt mit Zuschüssen und Beratung fördert. In diesem Jahr muß sich Protrade mit einem stagnierenden Etat von 25 Millionen Mark begnügen.
Eine Messepräsenz sei mit 20 000 bis 40 000 Mark Zuschuß zu den Standkosten nicht gerade billig, meint Schönwald. Daher sollten solche Länder ihre Präsentation künftig stärker auf reine Fach- und Ordermessen wie die Kölner Anuga konzentrieren. Andererseits habe die Abwesenheit afrikanischer oder lateinamerikanischer Vertreter in Berlin rein gar nichts damit zu tun, daß protrade bei eingefrorenem Budget etwa Osteuropa zu Lasten der Dritten Welt fördere. Zwar ist hinter den Kulissen genau das Gegenteil zu hören. Doch der Manager bleibt dabei: Es sei schlicht Zufall, daß das Grüne- Woche-Engagement der Osteuropäer just in dem Jahr erstmals gestützt werde, da die Markteinführungsphase für über ein Dutzend Entwicklungsländer zu Ende geht. "Es hat keine Konzeptänderung gegeben", beteuert er.
Ob die Finanzspritzen aus Eschborn dauerhaft etwas nutzen, ist ohnehin unsicher: Schließlich sammelt eines von Schönwalds ehemaligen Partnerländern, Costa Rica, gerade einschlägige Erfahrungen mit dem Handelsgebaren der reichen Industrieländer. Staatspräsident Rafael Angel Calderon kam eigens eingeflogen, um die Bananen-Verkäufe zu retten, gegen die die EG hohe Einfuhrhürden plant. Die Reaktion auf die diplomatische Intervention zugunsten der deutschen Lieblingsfrucht fiel in Berlin jedoch "eher zurückhaltend" aus, wie ein Begleiter beobachtete. So droht die Grüne Woche nun unfreiwillig ein Spiegelbild des Europäischen Binnenmarkts abzugeben: Die EG feiert sich selbst. "Aus der Heimat schmeckt's am besten", lautet folgerichtig das Motto der deutschen Halle - und die Dritte Welt schaut zu. JAN JURCZYK
WASHINGTON, 26. Januar (AP). Ein in der somalischen Hauptstadt Mogadischu eingesetzter US-Soldat ist am späten Montag abend während eines Streifengangs tödlich verletzt worden. Das US-Verteidigungsministerium in Washington gab bekannt, der zum Marinekorps gehörende Soldat sei in der Nähe eines Fußballstadions im Nordteil von Mogadischu angeschossen worden und später in einem schwedischen Lazarett in der Stadt seinen Verletzungen erlegen. Damit sind seit Beginn der internationalen Militäroperation drei US-Amerikaner ums Leben gekommen.
WÜRZBURG, 26. Januar (AP). Jedes Jahr infizieren sich nach neuesten Schätzungen des Deutschen Aussätzigen-Hilfswerks (DAHW) weltweit 600 000 Menschen mit der Seuche Lepra. Derzeit gebe es rund 8,5 Millionen Leprakranke, davon 5,5 Millionen, die medikamentös behandelt würden, und drei Millionen, die an Verkrüppelungen litten, berichtet Gerhard Kunath von der Würzburger Organisation in einem AP-Gespräch aus Anlaß des Welt-Lepra-Tags am kommenden Sonntag. Insgesamt sei die Seuche jedoch auf dem Rückzug. In Europa spiele sie praktisch keine Rolle mehr, nur in der GUS seien 4500 Menschen an ihr erkrankt.
"Lepra ist heilbar", betont Kunath. Medizinisch stünden genügend Mittel zur Verfügung, um die Seuche zu besiegen und in wenigen Jahrzehnten als öffentliches Gesundheitsproblem zurückzudrängen. Mit der "Multidrug"-Therapie, einer Kombination verschiedener Medikamente, könnten Patienten nach einem Zeitraum von sechs Monaten bis zwei Jahren wieder medizinisch gesund sein. Seit 1985 wurden in den Förderprojekten des DAHW 437 500 Patienten geheilt aus der Behandlung entlassen. Die größten Seuchengebiete liegen laut Kunath derzeit noch in Indien, Indonesien, Nigeria und Brasilien. Für diese Länder stelle Lepra trotz rückläufiger Patientenzahlen weiter ein "längst nicht gelöstes Problem" dar.
Schwierigkeiten gibt es dem DAHW zufolge vor allem in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen Brasiliens und Indiens. Denn für die seit den 80er Jahren praktizierte "Multidrug"-Therapie sei die regelmäßige Einnahme der Medikamente unerläßlich. Andernfalls laufe der Patient Gefahr, gegen die Wirkstoffe resistent zu werden, erklärt Kunath. Die regelmäßige Versorgung mit den Arzneimitteln sei jedoch in einigen Gebieten noch ausgesprochen schwierig. Wichtigstes Ziel der Hilfsorganisationen ist nach Kunaths Angaben daher, bis zur Jahrtausendwende alle Leprapatienten mit den Therapieprogrammen zu erfassen. Bislang werden damit erst 69 Prozent der Kranken erreicht.
Mit der rein medizinischen Hilfe ist es nach Ansicht des 1957 von Redakteuren des "Würzburger Volksblattes" gegründeten DAHW nicht getan. Wichtig seien auch Maßnahmen der sozialen Rehabilitation, die dazu beitrügen, die von der Seuche verstümmelten Menschen in die Gesellschaft rückzugliedern und wirtschaftlich unabhängig zu machen. Als Beispiel nennt das Hilfswerk die Förderung von Lepradörfern, die Unterstützung berufsbildender und -begleitender Maßnahmen und die Vergabe von Darlehen zur Existenzgründung. Im Aufruf zum Welt-Lepratag fordert die Würzburger Organisation zudem, "die Gründe für den Aussatz, die unter anderem in Habsucht, ungerechtem Verteilen der menschlichen Güter und Rassismus bestehen, zu überwinden".
Lepra zählt nach Angaben des DAHW zu den ältesten Infektionskrankheiten der Welt, die zuerst vor allem in Ägypten, Mesopotamien, Indien und China auftrat. Nach Europa wurde sie wahrscheinlich von römischen Truppen eingeschleppt und erreichte hier zwischen dem sechsten und 13. Jahrhundert größere Verbreitung. Die Verbesserung der Lebensverhältnisse führte vom 17. Jahrhundert an zu einem allmählichen Rückzug der Seuche.
Dem Berliner Bundesgesundheitsamt sind derzeit keine Leprafälle in Deutschland bekannt. Seit 1980 wurden zwischen drei und 17 infizierte Patienten jährlich medizinisch behandelt. In den meisten Fällen handelte es sich bei ihnen um Auslandstouristen.
DUISBURG, 26. Januar (AP). Wegen eines Kellerbrandes mußte am frühen Dienstag morgen ein Asylbewerberheim mit 113 Bewohnern im Duisburger Stadtteil Hamborn von der Feuerwehr evakuiert werden. Wie die Polizei mitteilte, erlitten fünf Personen leichte Rauchvergiftungen. Nach Polizeiangaben ist die Ursache des Feuers noch ungeklärt. In dem Heim, einem vierstöckigen Wohngebäude, kam es wegen der starken Rauchentwicklung zu einer Panik. Verängstigte Menschen wollten aus den Fenstern springen. Die Duisburger Feuerwehr brachte einen Großteil der Bewohner über Leitern in Sicherheit. Im Kellergeschoß brannten alte Möbel, die dort eingelagert waren.
WASHINGTON, 26. Januar (AP). Die USA erwägen mehr als 17 Jahre nach der Unabhängigkeit Angolas die diplomatische Anerkennung des südwestafrikanischen Landes. Wie am Montag aus dem Außenministerium in Washington verlautete, soll dies noch in dieser Woche bei einem Besuch des angolanischen Außenministers Venacio da Moura besprochen werden. Der angolanische Präsident Jose Eduardo dos Santos hatte um die Anerkennung gebeten. Die USA hatten früher Angola als Verbündeten Moskaus betrachtet und die Rebellenbewegung UNITA unterstützt, die gegen die Regierung in Luanda kämpfte. Die USA distanzierten sich inzwischen von der UNITA.
Zur Person:
KONRAD ADENAUER, der älteste Sohn des ersten Kanzlers der Bundesrepublik, ist im Alter von 86 Jahren in Köln an Herzversagen gestorben. Der ehemalige Bergwerksdirektor sei bereits am vergangenen Freitag verschieden, sagte ein Familienmitglied in Köln. Das Ableben sei "völlig überraschend" gekommen, da Adenauer nie eine schwere Krankheit gehabt habe. Adenauer war das erste von sieben Kindern des späteren Bundeskanzlers. Nach dem Krieg gehörte Adenauer von 1946 bis 1971 der Rheinbraun AG an. Darüber hinaus war er in zahlreichen Gremien maßgeblich für die deutsche Energiewirtschaft tätig. Von 1974 bis 1991 war er Vorstandsmitglied der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. (AP)
LONDON, 29. Januar (AP). Erstmals hat am Freitag ein Botschafter ihrer britischen Majestät auf dem Weg zu seinem neuen Amtssitz in Paris nicht festen Boden unter den Füßen verloren. Der 56jährige Sir Christopher Mallaby fuhr mit Overall und Schutzhelm angetan auf einem Bauzug durch den noch im Bau befindlichen 50 Kilometer langen Tunnel durch den Ärmelkanal. Die Reise dauerte fünf Stunden. Die offizielle Eröffnung des Auto- und Eisenbahntunnels zwischen Folkestone und Calais wird mit halbjähriger Verspätung für Dezember erwartet.
D 2972 A
BONN, 26. Januar (AP). Der streng geschützte Kormoran steht nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland bei Sportfischern und Teichbesitzern auf der Abschußliste. Präsident Jochen Flasbarth sagte am Dienstag in Bonn, es sei paradox, wie einerseits die Öffentlichkeit am qualvollen Tod ölverschmierter Kormorane Anteil nehme, andererseits die Vernichtung der wenigen Brutkolonien in Deutschland immer lauter gefordert werde. "Mit rund 7000 Brutpaaren ist der Kormoran einer der seltensten Brutvogelarten Deutschlands", sagte Flasbarth.
So seien erst vor kurzem in der einzigen, gerade vier Paare umfassenden Brutkolonie Westfalens mit Genehmigung von Landesumweltminister Klaus Matthiesen die Brutbäume gefällt worden. Außerdem sei es in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gängige Praxis, Kormorane an Fischteichen abzuschießen.
Die Aufgabe der NATO-Luftaufklärungsflugzeuge wird aus dem Namen deutlich: Awacs ist die Abkürzung von "Airborne Warning And Control System" und bedeutet "Fliegendes Frühwarn- und Kontrollsystem". Die Awacs-Maschinen fliegen systematisch und rund um die Uhr die Grenzen des Bündnisgebietes ab, um Angriffe aus der Luft frühestmöglich zu erkennen und den ständig einsatzbereiten Abfangjägern das Ziel anzugeben. Äußerlich sind sie am Radar-Pilz auf ihrem Rücken erkennbar.
Seit etwa 1985 sind die mehr als 20 Awacs-Maschinen unter direktem NATO-Kommando als Hauptbestandteil des NATO-Frühwarnverbandes in Geilenkirchen bei Aachen stationiert. Die 1500 Angehörige kommen aus zwölf NATO-Staaten. Deutsche Soldaten haben einen Anteil von 31 Prozent. Die Flugsicherung in Geilenkirchen wird ausschließlich von Deutschen betrieben. Die in die Millionen gehenden Betriebskosten werden zu 30 Prozent von Deutschland getragen.
Die Awacs-Boeing 707-320 B ist vollgepumpt mit hochgezüchteter Elektronik: Radar-, Radio- und Funkgeräte, Computer und Datenübertragungssysteme. Zu den 17 Mann Besatzung gehören Pilot, Co-Pilot, Navigationsoffizier und Bordtechniker sowie 13 Radar-Operateure. Mit Hilfe der alle zehn Sekunden einmal rotierenden Antenne von 9,1 Meter Durchmesser kontrollieren sie den Luftraum im Umkreis von 360 Grad. Sie identifizieren aus bis zu 9000 Metern Höhe bei jedem Wetter Tiefflieger in 400 Kilometern Entfernung als "Freund" oder "Feind". AP/FR
PHNOM PENH, 26. Januar (AP). Die Roten Khmer haben ihre Teilnahme an der geplanten kambodschanischen Präsidentschaftswahl mit Bedingungen verknüpft. Wie die Guerillaorganisation am Dienstag in der Hauptstadt Phnom Penh mitteilte, verlangt sie, daß der Wahlsieger umfangreiche Kompetenzen erhält, die vor allem zur Eindämmung des Einflusses Vietnams auf das südostasiatische Landes genutzt werden sollen.
Die ehemaligen Gegner im kambodschanischen Bürgerkrieg sowie UN-Vertreter wollen am Donnerstag in Peking über die Rechte und Pflichten eines künftigen Präsidenten sowie über einen Wahltermin beraten. Bislang war geplant, daß die Präsidentenwahl möglicherweise kurz vor oder parallel zur Parlamentswahl stattfindet, die im Mai abgehalten werden soll.
BONN, 26. Januar (AP). 0,09 Prozent oder 300 000 von 370 Millionen Telefonrechnungen sind 1991 wegen ihrer Höhe beanstandet worden. Das teilte das Bundespostministerium auf eine kleine Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion mit, wie die Bundestagspressestelle am Dienstag in Bonn berichtete. Wie es in der Antwort heißt, ist ein Einzelgebührennachweis technisch nur möglich, wenn der Telefonkunde an eine digitale Vermittlungsstelle angeschlossen ist.
DUISBURG, 26. Januar (AP). Bei einem durch Brandstiftung entstandenen Feuer in einem Asylbewerberheim in Duisburg sind am Dienstag fünf Bewohner leicht verletzt worden. Ersten Ermittlungen zufolge war das Feuer in einem Kellerraum des Heimes gelegt worden, wie die Polizei berichtete. Unter den 113 Bewohnern brach Panik aus, als Rauchschwaden durch das Treppenhaus zogen. Sie mußten von der Feuerwehr aus den oberen Stockwerken evakuiert werden.
Ein Mann, der sich mit einem Sprung aus dem Fenster retten wollte, brach sich das Bein. Vier Männer wurden mit leichten Rauchvergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Die Staatsanwaltschaft Duisburg leitete ein Ermittlungsverfahren wegen schwerer Brandstiftung ein. Nach ersten Ermittlungen des Brandsachverständigen deute alles auf Brandstiftung hin, sagte Staatsanwalt Manfred Opretzka. Anhaltspunkte auf Täter gebe es aber nicht. Eine Mitarbeiterin des Heimes meinte, möglicherweise handele es sich um den Racheakt zweier Ausländer, die aus dem Heim hinausgeworfen worden seien.
BONN, 26. Januar (AP). Die Bonner Polizei hat Heroin im Handelswert von über 100 Millionen Mark beschlagnahmt. Wie Kriminaldirektor Werner Ritgen am Dienstag in Bonn bekanntgab, handelt es sich um 72 Kilogramm Heroin bester Qualität, die bereits am 29. Dezember vorigen Jahres von einem 40jährigen Türken in dessen Lkw aus Adana in die Bundesrepublik gebracht worden waren. Im Zusammenhang mit dem Heroinschmuggel seien bisher fünf türkische Staatsbürger festgenommen worden.
Unter den Festgenommenen befindet sich ein 15jähriger Türke aus Hamburg, der als Kurier eingesetzt war. Er sei mit einem Personenwagen aus der Hansestadt angereist, um von dem auf einem Autobahnparkplatz bei Bonn wartenden türkischen Lastwagen die verbotene Ware zu holen. Die offizielle Fracht des Türken sei Jeans-Stoff für Irland gewesen.
Es handle sich um "eine der bundesweit größten 1992 aufgefundenen Heroinmenge", erklärte die Polizei. Ihr Großhandelswert werde auf über zehn Millionen Mark geschätzt. Aus diesem reinen Heroin hätten 2,1 Millionen Portionen für Injektionen hergestellt werden können. Bei einem Straßenverkaufspreis von 50 Mark je Injektionsmenge könnte ein Umsatzvolumen von über 100 Millionen Mark erreicht werden.
Bei der Auffindung des Heroins in den besonderen Verstecken des türkischen Lastwagens habe der Rauschgifthund "Filou" mitgewirkt. Für diesen fünfjährigen altdeutschen Schäferhund sei dies der bisher größte Fahndungserfolg gewesen, sagte ein Polizeisprecher.
MOGADISCHU, 26. Januar (AP). In der somalischen Hauptstadt ist am Montag wieder ein US-Marineinfanterist erschossen worden. Er befand sich gerade auf einem Streifgang, als er von Heckenschützen erschossen wurde. Ein Sprecher der US-Armee sagte, der Zwischenfall habe sich im gefährlichen Nordteil von Mogadischu ereignet. Der Tod des Soldaten verstärkte Befürchtungen, daß die USA mehr als ursprünglich geplant in den Bürgerkrieg in Somalia hineingezogen werden könnten.
Das Verteidigungsministerium in Washington teilte mit, der Soldat sei gegen Mitternacht angeschossen worden und zwei Stunden später in einem schwedischen Feldlazarett seinen Verletzungen erlegen. Damit sind seit Beginn der internationalen Militäroperation am 9. Dezember, mit der die Versorgung der hungernden Bevölkerung des Landes gegen marodierende Banditen abgesichert wird, drei US-Amerikaner getötet worden.
HALLE, 26. Januar (AP). Mehr als 2000 Metallarbeiter haben am Dienstag in Halle gegen eine Veränderung des vereinbarten Stufenplans demonstriert, mit dem die Ostlöhne an Westniveau angeglichen werden. "Leben muß bezahlbar sein" und eine "Sicherung der Realeinkommen" forderten sie auf Transparenten. Die zweite Runde der Revisionsgespräche für die 60 000 Metaller in Sachsen-Anhalt scheiterte. Die Arbeitgeber riefen die Schlichtung an. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage wollen die Unternehmer nur einen Ausgleich für die Inflationsrate bezahlen.
Zwischen den Tarifparteien der sächsischen Metallindustrie war nach ergebnislosen Revisionsgesprächen am Montag abend offener Streit ausgebrochen: Die Arbeitgeber kündigten in Dresden an, es werde 1993 nicht mehr als die angebotenen neun Prozent Steigerung geben, sollte in der Schlichtung keine Einigung erzielt werden. Zuvor war das Schlichtungsverfahren formell eingeleitet worden.
Die Gehälter der rund 23 000 Angestellten im ostdeutschen Versicherungsgewerbe steigen rückwirkend ab 1. Dezember 1992 von gegenwärtig 72 Prozent auf 78 Prozent des Westniveaus. Ab 1. Juni 1993 werden die Gehälter der ostdeutschen Versicherungsangestellten in einem weiteren Schritt auf 83 Prozent des Westniveaus erhöht. Darauf einigten sich die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und der Arbeitgeberverband des ostdeutschen Versicherungsgewerbes am Dienstag abend in Berlin.
MÜLHEIM, 26. Januar (AP). Unglück im Glück hatte ein 21jähriger Mülheimer, dessen Wohnung im vergangenen September von Einbrechern ausgeräumt worden war. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, konnte sie jetzt die gestohlene Stereoanlage und andere Beutestücke sicherstellen sowie die Einbrecher festnehmen. Doch zum Leidwesen des Bestohlenen fand die Polizei heraus, daß einige der gestohlenen Gegenstände selbst aus Einbrüchen in Jugendheimen und Geschäften der Innenstadt stammten. Der bestohlene Dieb wurde daraufhin selbst festgenommen.
BONN, 26. Januar (AP/aud). Führende Politiker der Bonner Regierungskoalition haben sich am Dienstag bemüht, ihren Streit über den Einsatz deutscher Soldaten bei Awacs-Aufklärungsflügen im Falle eines militärischen Einsatzes in Bosnien nicht zu einer Regierungskrise werden zu lassen. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) äußerte die Hoffnung, daß das Problem nicht zu einer "Sollbruchstelle der Koalition" werde. Er gab sich ebenso wie Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) optimistisch, daß die Kontroverse rasch beigelegt werden könne.
Kinkel hielt es in der Badischen Zeitung für besser, wenn Deutschland aus einer gemeinsamen Aktion nicht ausstiege. Andererseits könnten die deutschen Soldaten tatsächlich ersetzt werden. Sie würden auch derzeit ersetzt bei Awacs- Flügen über Österreich und Ungarn. Kinkel zufolge muß die Bundesregierung einen Beschluß des UN-Weltsicherheitsrats abwarten und dann genau prüfen, "wie das mit unserer Rechtslage aussieht". Wenn dann ein Awacs-Einsatz mit dem Grundgesetz kollidiere, "müssen die deutschen Soldaten aussteigen".
Bohl sagte der Düsseldorfer Westdeutschen Zeitung, man habe sich in den letzten Jahren in der Koalition immer einigen können. Laut Bohl wollen "die führenden Kräfte der Koalition, daß dies zum Erfolg geführt wird".
Der neue CSU-Landesgruppenchef Michael Glos nannte die Drohung von FDP- Chef Otto Graf Lambsdorff, die Koalition zu verlassen, unverständlich. Im Südwestfunk sagte Glos, bereits im Irak- Krieg seien Awacs-Maschinen mit den gleichen Besatzungen "hilfreich gewesen, um Einsätze zu koordinieren". Damals habe die FDP nicht dagegen protestiert.
Die SPD-Sicherheitsexpertin Heidemarie Wieczorek-Zeul sprach sich gegen eine deutsche Beteiligung aus. Weder habe der UN-Sicherheitsrat bisher beschlossen, das Flugverbot über Bosnien militärisch durchzusetzen, noch sei eine deutsche Beteiligung nötig. Die Awacs-Flotte der NATO sei für einen "großen Krieg" ausgelegt. Für einen Bosnien-Einsatz genüge aber ein Bruchteil ihrer 27 Maschinen. Die Luftwaffen der USA und Großbritanniens hätten im übrigen eigene Aufklärungs- und Feuerleitflugzeuge.
Den Befürwortern der deutschen Teilnahme warf Wieczorek-Zeul vor, die berechtigte Empörung über das Leid von Menschen in Bosnien zu nutzen, "um die Hemmschwelle gegen einen weltweiten Einsatz der Bundeswehr neu auszuloten". Die Regierung solle ihre bisherige Position beibehalten, daß Bundeswehreinsätze jenseits des Verteidigungsauftrages eine Verfassungsänderung nötig machen.
PARIS/ZAGREB, 26. Januar (AP/Reuter/AFP). Fünf Tage nach Beginn der kroatischen Offensive in dem bisher von Serben gehaltenen Gebiet Krajina rüstet der Westen in der Adria vor dem ehemaligen Jugoslawien weiter auf. Paris setzte am Dienstag einen Flottenverband mit dem Flugzeugträger "Clemenceau" in Richtung Adria in Marsch. Die britische Luftwaffe hält Maschinen für einen Einsatz über Bosnien bereit. Nach UN-Angaben setzten die Kroaten entgegen einer Forderung des Sicherheitsrates ihre Offensive in der Krajina fort.
Die "Clemenceau" wird, wie Frankreichs Verteidigungsminister Pierre Joxe sagte, mit ihren Kampfflugzeugen und Hubschraubern in Begleitung mehrerer Fregatten in einigen Tagen in der Adria eintreffen. Die Flugzeuge und Hubschrauber stünden für Einsätze bereit. Außerdem sei Artillerieverstärkung für die in Ex-Jugoslawien stationierten 1000 französischen Blauhelm-Soldaten auf den Weg gebracht worden. Frankreich hatte bereits mehrfach gefordert, die Einhaltung des von den UN verfügten Flugverbots über Bosnien mit dem Einsatz der Luftwaffe zu erzwingen.
Die britische Luftwaffe hält nach Angaben des Londoner Verteidigungsministeriums Flugzeuge für einen eventuell notwendig werdenden Einsatz in Bosnien bereit. Das Ministerium in London bestätigte teilweise einen Bericht des Luftfahrtmagazins Flight International, wonach Vorkehrungen für den Schutz des britischen Kontingents der UN-Friedenstruppe in Bosnien getroffen sind. Dem Bericht zufolge sind auf einem Luftwaffenstützpunkt in der Grafschaft Norfolk Jagdbomber vom Typ "Jaguar" so umgerüstet worden, daß sie mit US-amerikanischen Sidewinder-Flugabwehrraketen ausgestattet werden können.
Der UN-Sicherheitsrat und die Europäische Gemeinschaft (EG) forderten eine unverzügliche Beendigung der Kämpfe in der Krajina. Der Sicherheitsrat in New York wandelte eine zuvor verabschiedete unverbindliche Resolution in einen bindenden Beschluß um, in dem die Einstellung der Angriffe und der sofortige Rückzug der kroatischen Truppen verlangt werden. Zugleich wurden die Serben aufgefordert, die schweren Waffen, die sie sich nach dem Vorstoß der Kroaten angeeignet haben, wieder den UN zu übergeben. An alle Seiten wurde appelliert, die Waffenstillstandsbedingungen strikt einzuhalten. Die UN hatten im Vorjahr in Kroatien vier überwiegend von Serben bewohnte Gebiete, darunter die Krajina, unter ihren Schutz gestellt. In Kopenhagen erklärte die dänische EG- Präsidentschaft, die EG beobachte mit tiefer Sorge die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten, "die von der kroatischen Seite ausgegangen ist".
Die Kroaten setzten jedoch am Dienstag ihre Offensive in der Krajina fort und machten deutlich, daß sie die Kontrolle über die zurückeroberten Gebiete nicht abgeben wollen. Die Sprecherin der UN- Friedenstruppen UNPROFOR, Shannon Boyd, sagte in Zagreb, die kroatische Armee versuche, weitere Stellungen einzunehmen und ihre Soldaten über die derzeitige Frontlinie voranzubringen. Die Serben brächten Milizen zur Verstärkung an die Front.
Zugleich bot Kroatien unter Vermittlung der UN-Friedenstruppen den Serben in der Krajina Gespräche über einen Waffenstillstand entlang der veränderten Frontlinien an. Die neue Waffenstillstandslinie solle entlang der von Kroaten zurückeroberten Gebiete innerhalb der von UN-Friedenstruppen überwachten "Rosa Zone" verlaufen. Die "Rosa Zonen" sind Gebiete mit ungeklärten Verwaltungsverhältnissen.
Allen UN-Sanktionen zum Trotz brachen mehrere jugoslawische Öltanker durch die bulgarischen Grenzkontrollen und gelangten nach Serbien. Wie eine bulgarische Zollbeamtin mitteilte, hatten die Besatzungen gedroht, ihre Ladung in die Luft zu sprengen. (Weitere Berichte auf den Seiten 2 und 3)
FLENSBURG, 26. Januar (AP). Das Flensburger Landgericht hat am Dienstag einen 28jährigen Mann wegen zehn schwerer und versuchter Brandstiftungen zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Er war in den Sommern 1991 und 1992 als Feuerteufel von Husum bekannt geworden, weil er immer wieder reetgedeckte Häuser an der schleswig-holsteinischen Westküste anzündete.
In der Urteilsbegründung hieß es, der Verurteilte habe gewußt, was er getan habe und daß dies Unrecht gewesen sei. Durch die Brände habe er in der Öffentlichkeit Aufsehen erregen wollen.
NEW YORK/BAGDAD, 26. Januar (AP/ Reuter). Der UN-Sicherheitsrat in New York hat am Dienstag die Geltungsdauer des gegen Irak verhängten Wirtschaftsembargos verlängert. Nach einer Sitzung des Gremiums teilte der chinesische UN- Botschafter Li Daoyu mit, die 15 Ratsmitglieder hätten den Beschluß damit begründet, daß sich Irak nicht an die nach dem Golf-Krieg vereinbarten Waffenstillstandsbedingungen halte. Die nach dem Überfall auf Kuwait im August 1990 verhängten Handelssanktionen haben in Irak zu Engpässen bei der Versorgung geführt. Im vergangenen Jahr hatte die Regierung in Bagdad ein UN-Angebot zurückgewiesen, unter Kontrolle der UN den Verkauf von Erdöl im Wert von 1,5 Milliarden Dollar zu erlauben.
In Irak hat am Dienstag ein zweites UN-Inspektorenteam die Arbeit aufgenommen. Die von dem Russen Nikita Smidowitsch geleitete Expertengruppe will einen Monat lang in der Nähe Bagdads prüfen, ob das Land tatsächlich, wie von den Vereinten Nationen verlangt, alle seine Raketen verschrottet hat. Westliche Geheimdienste vermuten, daß die Iraker noch mehr als 100 Raketen des Typs Scud versteckt halten, mit denen sie im Golf-Krieg Ziele in Israel und Saudi-Arabien angriffen.
Irak drängt trotz der jüngsten Militärschläge weiter auf einen Dialog mit der neuen US-Regierung. Parlamentssprecher Saadi Mehdi Saleh forderte US-Präsident Bill Clinton am Dienstag in der französischen Zeitung Le Figaro auf, Gespräche über eine Wiederaufnahme der bilateralen Handelsbeziehungen zu beginnen. Am Vorabend hatte bereits Vizeregierungschef Tarek Asis Iraks Wunsch nach einem Dialog mit den USA geäußert und erklärt, sein Land wolle die Konfrontation beenden.
Clintons Sprecher George Stephanopoulos reagierte kühl. Ohne auf das Angebot aus Bagdad näher einzugehen, sagte er, daß Irak alle UN-Resolutionen strikt erfüllen müsse.
STUTTGART, 26. Januar (AP). Bei einer Razzia gegen Mitglieder der rechtsextremistisch orientierten "Aktionsfront Nationaler Kameraden" (ANK) hat die baden-württembergische Polizei am späten Montag abend in Ketsch (Rhein-Nekkar-Kreis) mehrere Wohnungen durchsucht und 25 Personen überprüft.
Wie das Stuttgarter Innenministerium am Dienstag mitteilte, wurden zwei Personen aufgrund beschlagnahmter Gegenstände vorläufig festgenommen und nach Ende der Aktion wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen sie sei Anzeige wegen Volksverhetzung, Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen und Verstoßes gegen das Waffengesetz erstattet worden. Bei den Durchsuchungen wurden den Angaben zufolge umfangreiche Materialien sichergestellt, deren Inhalt den Tatbestand der Volksverhetzung erfülle.Kohl: Einheit Europas notfalls ohne Briten und Dänen
DEN HAAG, 26. Januar (AP). Zum Abschluß seines offiziellen Besuchs in den Niederlanden hat Bundeskanzler Helmut Kohl am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Den Haag erneut die bedingungslose Umsetzung des Vertrags von Maastricht gefordert. Er wünsche sich ein Europa der Zwölf ohne Wenn und Aber, fügte der Kanzler hinzu. Deshalb hoffe er sehr, daß Briten und Dänen der geplanten Europäischen Union nicht den Rükken kehrten. Sollten sie aber dennoch den Maastricht-Vertrag nicht ratifizieren, dann müsse man dies respektieren. In diesem Falle sollten die restlichen EG- Mitglieder ihre nächsten Ziele in Angriff nehmen. Hier nannte Kohl vor allem einen baldigen Abschluß der Beitrittsverhandlungen mit Schweden, Österreich und weiteren Bewerbern.
Das Thema Europa stand im Mittelpunkt der Gespräche Kohls mit niederländischen Regierungsvertretern. Später legte der Bundeskanzler am Denkmal für die niederländischen Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs einen Kranz nieder. Vor seinem Abflug aus Den Haag stand noch eine Audienz bei Königin Beatrix auf dem Programm.
Kurz gemeldet: Wien schafft Mistral-Raketen an
WIEN, 26. Januar (AFP). Der nationale Verteidigungsrat Österreichs hat sich am Dienstag für die "Mistral"-Rakete des französischen Konzerns Matra entschieden, teilte ein Sprecher des Gremiums mit. Die "Mistral", eine Boden-Luft-Rakete mit kurzer Reichweite, erhielt den Vorzug vor der schwedischen "RBS 70" und der amerikanischen "Stinger". Prozeß gegen sowjetische Putschisten MOSKAU, 26. Januar (AP). Die mutmaßlichen Drahtzieher des Putschversuchs gegen den früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow sollen am 14. April vor Gericht gestellt werden. Wie der Vorsitzende des Militärtribunals am Obersten Gerichtshof in Moskau mitteilte, wird zwölf Angeklagten Hochverrat und Verschwörung mit dem Ziel der Machtergreifung zur Last gelegt. Explosion in Kaserne Aserbaidschans MOSKAU, 26. Januar (Reuter). Bei einer Explosion in einer Kaserne im Westen Aserbaidschans sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Baku 16 Menschen getötet und 41 verletzt worden. Großmanöver der USA und Südkoreas SEOUL, 26. Januar (AFP). Die Streitkräfte Südkoreas und der USA wollen Mitte März wieder das Großmanöver "Team Spirit" durchführen. Wie am Dienstag Militärsprecher beider Seiten in Seoul bekanntgaben, sollen daran rund 120 000 Soldaten, darunter 50 000 US-Soldaten, teilnehmen.
Die kleinste Republik der Erde liegt zwar in der Südsee, ist aber kein Paradies, wie es der Maler Paul Gauguin in seinen Bildern beschrieb. Nauru, das winzige Eiland in Äquatornähe nordöstlich von Australien im Pazifik, sieht 25 Jahre nach seiner Unabhängigkeit am 31. Januar 1968 der Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen. Seit Anfang dieses Jahrhunderts ist dort aus Vogelkot Geld gemacht worden, und die 8000 Einwohner sind inzwischen reich geworden. Aber in ein paar Jahren wird der phosphathaltige Dünger endgültig abgebaut sein und eine zu 80 Prozent vom Bergbau geschädigte Insel zurücklassen, die eher einer Mondlandschaft ähnelt.
Bernhard Dowiyogo, seit 1989 Präsident von Nauru, weiß auch noch nicht so recht, wie es dann weitergehen soll. "Wir werden vielleicht eine Fischereiindustrie aufbauen und haben auch noch andere Pläne, um unseren Landsleuten Arbeit zu geben", sagt er. Noch hat Nauru nicht das Problem der meisten Pazifikinselstaaten, daß qualifizierte Einwohner im Ausland studieren und nie wiederkehren.
"Wir haben einen besonders engen Familienverband, ich hoffe, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern", sagt der Präsident. Nauru, mit 21 Quadratkilometern nur ein Zwanzigstel so groß wie das kleinste Bundesland Bremen, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Von 1888 bis zum Ersten Weltkrieg war es als Teil der Marschall-Inseln deutsche Kolonie. Noch heute tut dort ein deutscher Missionar seinen Dienst. Der Abbau des Düngers begann 1905 durch englische Unternehmer, die den deutschen Kolonialherren einen Anteil zahlten. Die Nähe zu den landwirtschaftlichen Ländern Australien und Neuseeland machte sich bezahlt. Diese konnten den kostbaren Naturdünger bestens gebrauchen. Die früheren Kolonialherren sollen für die Schäden aufkommen.
Erst seit der Unabhängigkeit vor 25 Jahren profitieren die Nauruer am Reichtum ihrer Insel, und sie wollen eine Entschädigung für die Umweltschäden von den früheren Kolonialherren. Derzeit läuft vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine Klage Naurus gegen Australien. Bis zu einer Entscheidung aber können Jahre vergehen.
Die Bewohner Naurus aber haben vorgebaut. Nauru gehört das größte Hochhaus in der australischen Metropole Melbourne; eine eigene Fluggesellschaft, die "Air Nauru", nennt der Ministaat sein eigen. Die Airline verkleinert das größte Problem Naurus, die enormen Entfernungen zu den Nachbarn. Fast alle Waren kommen einmal pro Monat per Schiff aus Australien.
Auf der Insel läßt es sich gar nicht einmal so schlecht leben. Das sagt zumindest Präsident Dowiyogo: "Nauru ist eher wie eine Großstadt. Es gibt jede Menge Sportmöglichkeiten und Klubs, und immer finden Partys statt. Entweder wird man eingeladen, oder man lädt sich selbst ein." ANDREAS HOFMANN (dpa)
PEKING, 26. Januar (dpa). Zum Abbau des hohen Defizits im Staatshaushalt muß China 30 Millionen Arbeitskräfte in Regierungsämtern freisetzen, erklärte der stellvertretende Finanzminister Xiang Huaicheng. Der Zeitung China Daily sagte Xiang am Dienstag, trotz des hohen Wirtschaftswachstums seien die Staatseinnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben auch 1992 weiter zurückgegangen. Das Defizit im Staatshaushalt 1992 liegt nach seinen Angaben bei umgerechnet 5,5 Milliarden Mark. Dazu kommen die Auslandsverschuldung in Höhe von fast 50 Milliarden und die innere Verschuldung in Höhe von rund elf Milliarden Dollar. Für das Loch im Staatshaushalt machte Xiang an erster Stelle die Ineffizienz der Staatsbetriebe verantwortlich. Gegenwärtig operiere ein Drittel davon mit Verlusten und ein weiteres Drittel mit "verdeckten Verlusten".
SCHWERIN, 26. Januar (dpa). Polizeioberrat Jürgen Deckert, der auf dem Höhepunkt der ausländerfeindlichen Rostocker Krawalle im August 1992 den Einsatz in Lichtenhagen leitete, wird nicht weiter vor dem Untersuchungsausschuß des Schweriner Landtags aussagen. Dies teilte sein Anwalt, Herbert Schäfer, am Dienstag zu Beginn der 17. Ausschußsitzung mit. Der Ausschuß zog sich daraufhin zu einer Beratung zurück. In einem Schreiben an den Ausschußvorsitzenden begründete der Anwalt die Aussageverweigerung des Einsatzleiters mit dem gegen ihn anhängigen Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft in Rostock wegen unterlassener Hilfeleistung.
MOSKAU, 26. Januar (dpa). Das russische Raumschiff Sojus TM-16 hat am Dienstag planmäßig an die Weltraumstation "Mir" angedockt. Kommandant Gennadi Manakow steuerte die Kapsel von Hand exakt an die Orbitalstation. Bisher wurde dieses Manöver automatisch ausgeführt. Die Sojus TM-16 war am vergangenen Sonntag vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur aus gestartet. Manakow und Bordingenieur Alexander Poljeschtschuk werden die bisherige Besatzung der "Mir" ablösen, die seit Ende Juli vergangenen Jahres im All ist.
Zur Person:
HEINRICH BASILIUS STREITHOFEN, Bonner Dominikanerpater, ist Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück bestätigte einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Danach wird dem Pater vorgeworfen, bei einem Vortrag im vergangenen Oktober in Meppen geäußert zu haben, Juden und Polen seien "die größten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers". Der Landesverband der Jüdischen Gemeinde Niedersachsen und ein Meppener Kriminalbeamter hatten Streithofen daraufhin angezeigt. Bundeskanzler HELMUT KOHL, als dessen Berater Streithofen galt, distanzierte sich in einem Antwortschreiben von den Äußerungen des Dominikanerpaters. Nach dem Spiegel-Bericht erklärte Streithofen seine Äußerungen mit den Worten, das sei ihm herausgerutscht. (dpa)
SELTMANS, 26. Januar (dpa). Erst durch einen Warnschuß der Polizei ließen sich vier Jugendliche im Alter von 15 und 16 Jahren stoppen, nachdem sie mit einem gestohlenen Wagen vor einer Polizeikontrolle geflohen waren. Laut Polizei vom Dienstag hielten Beamte den Pkw auf der Bundesstraße 12 bei Seltmans im Oberallgäu an, weil dieser zu schnell war. Als der Beamte die Insassen kontrollieren wollte, gab der erst 15jährige Fahrer Gas und flüchtete. Während der anschließenden Verfolgungsjagd ging es mit bis zu 140 km/h über die Straßen.
PRAG, 26. Januar (dpa). Die Tschechische Republik plant die Einführung der Visumpflicht für einige Staaten der früheren Sowjetunion sowie für Rumänien und die Republiken Ex-Jugoslawiens mit Ausnahme von Kroatien und Slowenien. Dies berichtete am Dienstag die liberale Prager Tageszeitung Lidove noviny unter Berufung auf einen von der Ausländerpolizei erarbeiteten Entwurf, der an die Regierung weitergeleitet werde. Gegenwärtig halten sich in der Republik nach inoffiziellen Schätzungen über 100 000 Ausländer illegal auf.
Dem Dokument zufolge sollen von den ehemaligen sowjetischen Republiken lediglich die baltischen Staaten von der Visumpflicht ausgenommen werden. Touristen aus Rußland, der Ukraine und Weißrußland müßten bei Besuchen in Böhmen und Mähren zwar kein Visum vorweisen, würden jedoch durch den Nachweis von Einladungen oder entsprechender Tagesgelder in der Aufenthaltsdauer eingeschränkt.
ATHEN, 26. Januar (dpa). Fünf Rentner haben am Dienstag in Athen drei Posträubern die Suppe versalzen: Als die Vermummten eine Postfiliale im Stadtteil Nea Liossia stürmten und mit vorgehaltener Waffe die Herausgabe von 150 Millionen Drachmen (rund 1,1 Millionen Mark) forderten, schlossen die alten Männer einfach die Eingangstür zu. Die verdutzten Täter konnten zwar ein Loch in das Panzerglas der Tür schießen und entkommen - die dicken Geldsäcke mit der Beute paßten jedoch nicht durch ihr Schlupfloch: So konnten sie nur 150 000 Mark mitgehen lassen.
Die fünf Rentner hatten vor der Postfiliale auf Freunde gewartet, die ihre Rentenbezüge abholen wollten. Nachdem die Räuber an ihnen vorbeigestürmt waren, entdeckten sie, daß an der Außentür noch das Schloß hing, mit dem das Gebäude während der Nacht verriegelt wird.
ROM, 26. Januar (dpa). Mafia-Organisationen in Süditalien setzen immer öfter Kinder für kriminelle Aktionen ein. Darauf hat der italienische Justizminister Claudio Martelli in einem Bericht hingewiesen. Wie am Dienstag in Rom bekannt wurde, werden Kinder von der Mafia zunehmend als ein "bereitwilliges, zuverlässiges und nicht strafmündiges" Reservoir für Straftäter angesehen.
Die Kinder-Kriminalität nahm 1991 in Italien deutlich zu, das Alter straffälliger Minderjähriger sank weiter. Über 9000 Kinder unter 14 Jahren wurden wegen Straftaten angezeigt - gegenüber 5398 im Jahr 1989.
BERLIN (dpa). Jeder zweite Rentner in Ostdeutschland, der seit 1992 einen Antrag gestellt hat, ist noch immer ohne endgültigen Rentenbescheid. Von 570 000 Anträgen seit dem Reformgesetz vom Januar 1992 wurde bei der Bundesanstalt für Angestellte (BfA) und den fünf Landesversicherungsanstalten (LVA) erst ein Drittel bis die Hälfte bearbeitet. Bis Jahresende hoffen die Behörden aber, allen endgültige Bescheide senden zu können.
Jeder Rentner kann einen Vorschuß erhalten. Das sind laut Thüringer LVA knapp 95 Prozent des tatsächlichen Rentenbetrages. Bisher hat aber nur ein Drittel der Berechtigten einen solchen Antrag gestellt. Die meisten ziehen die Inanspruchnahme von Altersübergangs-, Arbeitslosen- oder Krankengeld vor.
Der Bearbeitungsstau bei den Neuanträgen sei entstanden, da in der DDR keine Beitragskonten geführt wurden, heißt es bei der LVA Mecklenburg-Vorpommern. Oftmals fehle der lückenlose Nachweis der Beschäftigungs- und Beitragszeiten der Antragsteller.
COLOMBO, 26. Januar (dpa). Bei dem Schiffsunglück im Nordosten Sri Lankas sind nach offiziellen Angaben vom Dienstag vermutlich 42 Menschen ums Leben gekommen. Die mit über 100 Passagieren besetzte Fähre war am Montag bei stürmischer See in der Koddiyar-Bucht vor der Hafenstadt Trincomalee gekentert. 64 Menschen konnten bisher von Marinetauchern gerettet werden. Die Suche nach Passagieren sei jedoch noch nicht abgeschlossen, hieß es am Dienstag.
Wieviele Menschen an Bord der Fähre gewesen waren, ist noch unklar. Die Fährverbindung war von der Regierung eingerichtet worden, weil es in der Region wegen der Auseinandersetzungen zwischen tamilischen Rebellen und Regierungstruppen keinen sicheren Landweg gibt.
ERFURT, 26. Januar (dpa). Über zwei Jahre lag eine 30 Jahre alte Frau tot auf dem Sofa in ihrer Wohnung in Erfurt. Keiner vermißte sie. Wie die Polizei am Dienstag berichtete, ist eine Obduktion geplant. Die Leiche war eher zufällig entdeckt worden: Weil bei der kommunalen Hausverwaltung seit Januar 1991 keine Miete mehr einging und sich auch niemand auf Schreiben hin meldete, wurde die Wohnungstür aufgebrochen.
WILNA, 26. Januar (dpa). Rußland hat offiziellen litauischen Angaben zufolge zusätzlich etwa 1000 Soldaten in die Baltenrepublik eingeflogen. Damit verstoße Moskau gegen ein Abkommen mit Litauen vom September, sagte Oberst Stasys Knezys, Bevollmächtiger der Regierung für den Abzug der russischen Truppen aus Litauen, am Dienstag in Wilna. Moskau dürfe aber zusätzlich nur 200 unbewaffnete Soldaten entsenden, um den Abtransport von Truppen und Ausrüstung zu unterstützen.
Derzeit sind noch etwa 13 000 russische Soldaten in Litauen stationiert, die bis zum 31. August abgezogen sein sollen. Das litauische Außenministerium forderte den russischen Botschafter in Wilna, Nikolai Obertischew, auf, zu dem Vorgang Stellung zu nehmen.
Steffi Graf stürmt bei den Australian Open schier unaufhaltsam dem "Traumfinale" mit Monica Seles entgegen, die am Dienstag erstmals in Not geriet. In einer Olympia-Revanche mit Superlativen ließ die Weltranglisten-Zweite aus Brühl der 16 Jahre alten US-amerikanischen Goldmedaillengewinnerin Jennifer Capriati mit 7:5, 6:2 nicht die Spur einer Chance und hat auf dem Weg in ihr viertes Melbourne-Endspiel am Donnerstag noch die Hürde Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) zu bewältigen. An diesem Tag ist der Tennisadel der besten Spielerinnen weitgehend unter sich, denn im anderen Halbfinale wird die Weltranglisten-Erste und Titelverteidigerin Monica Seles von Gabriela Sabatini herausgefordert. Die Argentinierin besiegte in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) nach hartem Kampf die Französin Mary Pierce mit 4:6, 7:6 (14:12), 6:0.
Am neunten Tag hatte das mit sieben Millionen Dollar dotierte Grand-Slam- Turnier endlich seinen ersten großen Höhepunkt. 12 000 Zuschauer waren einen Satz lang fasziniert von der Geschwindigkeit und Präzision, mit der sich Steffi Graf und Jennifer Capriati die Bälle nur so um die Ohren schlugen. Graf-Trainer Heinz Günthardt bekannte, er habe "noch nie so gutes Damentennis gesehen. Bis zum 3:3 war jeder Punkt eine Standing Ovation wert". Und Australiens Altmeister Ken Rosewall sprach von "sensationellem Damentennis".
Die anderen Viertelfinalspiele konnten da klassemäßig nicht mithalten. Immerhin, Monica Seles gab beim 6:2, 6:7 (5:7), 6:0 gegen die 22 Jahre alte ungesetzte Französin Julie Halard erstmals in Melbourne einen Satz ab und zeigte gegen die 29. der Weltrangliste einige ungewohnte Schwächen. In den vier Matches davor hatte die 18jährige Titelverteidigerin nur acht Spiele abgegeben. Arantxa Sanchez-Vicario erreichte ihr drittes Australian-Open-Halbfinale hintereinander durch ein 7:5, 6:4 in 104 Minuten über Mary Joe Fernandez (USA).
Hätte Steffi Graf noch besser aufgeschlagen und zu Beginn des zweiten Satzes nicht einige Bälle leicht vergeben, man hätte von einer makellosen Leistung der Brühlerin sprechen können. Das Spiel mit dem sogenannten "Wunderkind" aus den USA hatte einen doppelten Testcharakter: die aktuelle Form zu überprüfen (Steffi Graf: "Ich fühle mich hervorragend") und den Nachweis zu erbringen, daß die Psyche bei der schmerzlichen Masters-Niederlage zum Saisonende in der ersten Runde gegen Lori McNeil (USA) keinen Schaden genommen hatte. Auch das ist gelungen. Steffi Graf macht bisher in Melbourne den Eindruck, als könne sie nichts umwerfen.
Eine solche Festigkeit war auch nötig, denn Jennifer Capriati verlangte viel. Nach einem Serviceverlust gleich zu Beginn und einem Rückstand von 0:2 dauerte es 27 Minuten, ehe die Brühlerin mit 3:2 erstmals in Führung gehen konnte. Gestützt von einer großen deutschen Fangruppe, die sie mit "Steffi, Steffi"- Chören anfeuerte, schaffte Steffi Graf mit dem zweiten Break und drei erfolgreichen Netzangriffen nach 54 Minuten das 7:5. Als dann die von einer Ecke in die andere gehetzte Amerikanerin im zweiten Satz etwas ermüdete, brauchte Steffi Graf nur noch zu vollenden.
"Steffi spielt großartig, sie hat ein unglaubliches Laufvermögen." Jennifer Capriati, die trotz merklich fortgeschrittener Spielreife abseits des Platzes noch sehr kindlich wirkt, war trotz der sechsten Niederlage gegen die Deutsche vollauf zufrieden. "Ich denke, ich habe sehr gut gespielt." An Silvester hatte die 16jährige "so etwas wie eine Neujahrs- Resolution" verabschiedet, in der sie sich vornahm: "Ich habe nichts zu verlieren und spiele einfach so gut ich kann."
"Der neue Slice ist eine starke Waffe. Steffi hat eines ihrer besten Spiele gespielt", lobte Bundestrainer Klaus Hofsäß. Früher habe sie den Rückhandschlag angeschnitten, aber defensiv gespielt: "Jetzt nimmt sie den Ball früher und von oben, das ist Günthardts Verdienst." Der Schweizer Coach, mit dem Graf seit Januar 1992 arbeitet, hat unaufhörlich an der Technik gefeilt und aus dem vielkritisierten Verteidigungsschlag eine neue Angriffsvariante gemacht, auf die seine Schülerin mittlerweile ihre Taktik baut: "Nur wenn eine fortwährend ans Netz stürmt, werde ich die Rückhand wieder durchziehen", sagt sie.
Steffi Graf weiß, daß ihr 23. Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers gegen die alte Bekannte Arantxa Sanchez-Vicario nicht leichter wird. 19mal hat sie gegen das 21 Jahre alte Kraftpaket aus Barcelona schon gespielt, und die drei Niederlagen dabei im Paris-Finale 1989, im Halbfinale der French Open 1991 (0:6, 2:6) und im Viertelfinale 1992 in Flushing Meadow waren besonders schmerzlich. "Ich weiß, ich muß ganz konzentriert sein. Gegen Arantxa wird man für jede Nachlässigkeit bestraft", meint Steffi Graf, die einen Teil ihrer Stärke aus dem Training mit Männern bezieht. Ihr bevorzugter Partner war in Melbourne der 26 Jahre alte Schwede Lars Wahlgren, 172. der Weltrangliste. dpa/sid
Was er auch anpackt, es bringt ihm Riesenerfolg: Der vielseitige Hamburger Geschäftsmann Harald Grendel hat es als Immobilien-Kaufmann und Diskotheken-Besitzer schon recht weit gebracht. Jetzt plant er seinen spektakulärsten Coup: Als Chef der Cicero Traber-Zuchtbetrieb KG schickt er mit seinem Hengst Sea Cove am Sonntag einen der großen Favoriten im berühmten Pariser Prix d'Amerique an den Start. Erstmals seit 40 Jahren kann mit dem siebenjährigen Braunen wieder ein in deutschem Besitz stehendes Pferd das bedeutendste Trabrennen der Welt gewinnen.
Seinen besonderen Geschäftssinn hat Grendel schon vorher bewiesen. 200 000 Francs (60 000 Mark) sind bereits in seiner Tasche: Das französische Turf-Magazin "Tierce" darf seinen Namenszug auf dem Dreß des belgischen Spitzenfahrers Joseph Verbeeck (35) plazieren. Und sollte der gerade zum deutschen Traber des Jahres gekürte Sea Cove tatsächlich gewinnen, legt "Tierce" noch einmal 100 000 Francs (30 000 Mark) drauf.
Doch das ist im Vergleich zu den Verdienstmöglichkeiten auf der Piste von Vincennes nur ein Trinkgeld: Im Prix d'Amerique über 2650 Meter lockt die Prämie von vier Millionen Francs (1,2 Millionen Mark). Allein die Hälfte verdient der Sieger. Zuletzt trug 1953 der legendäre Hengst Permit mit Walter Heitmann im Sulky deutsche Farben zum Sieg. Altmeister "Hänschen" Frömming gewann dreimal mit ausländischen Pferden den Prix (1964, 1965 und 1974).
Sea Cove wurde 1992 mit einem Erfolgszug im "Grand Circuit" als inoffizieller Europameister zum Star und scheffelte Preisgelder von 1 064 030 Mark. Der temperamentvolle Hengst (Gesamtgewinnsumme 1,6 Millionen Mark, Rekord 1:12,1 Minuten) ist die große Entdeckung von Grendel. 1991 erwarb er den verpfändeten Sea Cove für 600 000 Mark von einer norwegischen Bank. Ein Sieg des damals noch relativ gewinnarmen Pferdes kanadischer Abstammung gegen den europäischen Spitzentraber Atas Fighter L. - auch im Prix ein Konkurrent - hatte Grendel elektrisiert.
Pferdeverstand ist dem gebürtigen Ostfriesen in die Wiege gelegt worden: Seine Eltern besaßen einen Fuhrbetrieb. Seit knapp 30 Jahren befaßt sich der hünenhafte Norddeutsche mit Trabern. 129 Siege hat er als Amateur selbst erreicht, drei davon mit Sea Cove. Der "trabende Geldschrank" bescherte seinem Zuchtbetrieb 1992 erstmals das deutsche Besitzer- Championat. Mit nur 16 Pferden aus dem Gestüt Wiedenhof in Lüllau in der Nordheide wurden 1 539 099 Mark eingefahren. Die Zukunft ist bereits fest geplant: Bald sollen acht Deckhengste "Paschadienste" leisten, soll Sea Cove von 1994 an Geld in der Zucht verdienen: Pro Sprung 20 000 Mark - mehr als 100 Stuten sind bereits angemeldet. Doch der Blick ist zunächst auf Sonntag gerichtet. Bereitwillig gibt Optimist Grendel über seine Taktik Auskunft: Sea Cove soll schnell die Führung nehmen. Nur bei Attacken auf der Gegengerade vor dem befürchteten "Berg" soll Verbeeck die Konkurrenz vorbeilassen, um in der Zielgeraden den Spieß umzudrehen. Als schärfste Gegner gelten die schwedische Vorjahrsdritte Queen L. sowie die Französin Vourasie, Schwester des Ausnahmetrabers Ourasi.
Welche Rolle das zweite deutsche Pferd Brendy spielen kann, bleibt abzuwarten. Fahrer Willi Rode hofft mit dem gewinnreichsten deutschen Traber aller Zeiten (1,7 Millionen Mark) auf Platz vier oder fünf. dpa
Die Europäische Rundfunk- und Fernsehunion (EBU) hat für 250 Millionen Dollar (rund 398 Millionen Mark) die Fernsehrechte für die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta erworben. Im Vorjahr mußte die EBU für die Spiele in Barcelona rund 90 Millionen Dollar zahlen.
Nach Angaben von Bill Payne, Präsident des Organisationskomitees von Atlanta (ACOG), erhalten die örtlichen Organisatoren 165 Millionen Dollar. Der Rest fließt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu. Payne gab die Vereinbarung mit der EBU in Atlanta bekannt.
ARD und ZDF sollen als EBU-Mitglieder 20 Prozent übernehmen. Das würde einen Betrag von 50 Millionen Dollar (rund 80 Millionen Mark) für die öffentlich-rechtlichen Anstalten bedeuten. Dabei sind allerdings die Kosten für Technik und Personal noch nicht enthalten. In Barcelona 1992 betrugen die Gesamtinvestitionen von ARD/ZDF 42 Millionen Mark. dpa
BERLIN/FRANKFURT. Der Plagiats- Streit um den Film "I hired a contract killer" des finnischen Regisseurs und Produzenten Aki Kaurismäki ist jetzt durch ein rechtskräftiges Urteil des Landgerichts Berlin beendet worden.
Die Klage basierte auf dem Vorwurf, Kaurismäki habe für seinen Film Drehbuchideen des Autors ohne dessen Wissen und Zustimmung verwertet. Nach Angaben des Anwalts stellte das Gericht fest, daß im schöpferischen Bereich keine relevanten Übereinstimmungen bestünden. dpa
Die Rückkehr in die Formel 1 ist für Porsche kein Thema. "Formel-1-Aktivitäten sind uns aus finanziellen Gründen schlichtweg nicht möglich", erklärte Wendelin Wiedeking, der Sprecher des Vorstands der Porsche AG, am Dienstag in Stuttgart. Der Stuttgarter Sportwagenhersteller hatte sich im Oktober 1991 mit der vorzeitigen Trennung von seinem englischen Partner Footwork aus dem Grand-Prix-Sport verabschiedet; noch 1986 war Alain Prost in einem McLaren/ TAG-Porsche Automobil-Weltmeister geworden.
Wiedeking betonte, daß Porsche aber "seine Rennsport-Tradition mit 22 000 Siegen weltweit" in verschiedenen Klassen fortsetzen wolle. "Wir fühlen uns dem Rennsport uneingeschränkt verpflichtet und werden uns mit seriennahen Fahrzeugen dem Wettbewerb stellen", sagte der Vorstandssprecher.
Mit dem neuen Carrera RSR 3,8 Liter und dem neuen 968 Turbo RS sei das Zuffenhausener Werk der erste Hersteller, der spezielle Sonderserien anbieten könne, die in das neue nationale GT-Reglement paßten.
Porsche wird in diesem Jahr in der neuen, sieben Rennen im In- und Ausland umfassenden ADAC-GT-Meisterschaft vertreten sein, für die schon 60 Nennungen vorliegen und die 1994 weltweit ausgeschrieben werden soll. Außerdem fahren die Sportwagen aus Zuffenhausen bei den "24 Stunden von Le Mans" sowie in der IMSA-Supercar-Serie in den USA.
Zweites Motorsport-Standbein von Porsche ist der Supercup mit einem Preisgeld von einer Million Mark; diese Weiterführung des Carrera-Cup-Wettbewerbs wird sechsmal im Rahmen der Formel 1 und zweimal bei der DTM stattfinden und nach Fahrern und Ländern gewertet. dpa
Das Ringen soll attraktiver werden. Aus diesem Grunde verabschiedete das Kampfrichtergremium des Weltverbandes (FILA) auf seiner Tagung in Rom eine Vielzahl von neuen Wettkampfregeln. Bei allen internationalen Meisterschaften wird ab sofort im K.o.-System mit Hoffnungsrunde, wie im Judo seit jeher praktiziert, gerungen. In die Hoffnungsrunde kommen nur jene Athleten, die gegen den Finalisten ausgeschieden sind. Für einen Sieg sind mindestens drei Punkte vonnöten. Werden diese in der regulären fünfminütigen Kampfzeit nicht erreicht, geht das Duell in eine dreiminütige Verlängerung. Sollte auch danach kein Athlet die geforderten drei Zähler erreicht haben, wird der Sieger durch das Kampfgericht ermittelt. Neu ist auch, daß man für einen technischen Schultersieg nicht mehr 15, sondern nur noch zehn Punkte benötigt. Zusatzpunkte bekommt, wer aus der Bodenlage in den Stand kommt oder seinen Gegner mindestens fünf Sekunden in der Brücke hält.
Bei den Deutschen Meisterschaften im März in Berlin sollen die Neuerungen erstmals auf nationaler Ebene Anwendung finden. dpa
MÜNCHEN, 26. Januar (dpa). "Absolut diebstahlsicher" waren die beiden Fahrer eines Werttransporters aufgehoben, denen am Dienstag in München die Tür zum Tresorraum ihres Wagens zugefallen war. In einer aufwendigen Aktion befreite die Feuerwehr die beiden Männer unverletzt aus dem fahrbaren Safe. Zunächst wurde mit einem Trennschleifer an der rückwärtigen Tür für Luftzufuhr gesorgt und ein Sprechkontakt hergestellt. Danach mußte mit einem riesigen Vorschlaghammer das Beifahrerfenster eingeschlagen und mit einem Brecheisen die Trennwand zwischen Fahrerkabine und Tresorraum geöffnet werden.
GENF/SARAJEWO, 26. Januar (dpa/ Reuter). Bei den Genfer Friedensgesprächen haben die bosnischen Serben dem Plan für eine Übergangsregierung für Sarajewo zugestimmt. Wie Konferenzsprecher Fred Eckhard am Dienstag abend berichtete, könnte der Plan die Belagerung der bosnischen Hauptstadt beenden. Es gab jedoch zunächst keine Hinweise auf eine Zustimmung durch die bosnischen Moslems. Die Zustimmung der Serben wurde diesen Angaben zufolge während eines Gesprächs der Ko-Präsidenten der Konferenz, Cyrus Vance und David Owen, mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic und dem bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic erreicht.
Wie weiter mitgeteilt wurde, wurde der Plan von Vance und Owen vorgelegt. Er sehe gemeinsame kommunale Gremien für Sarajewo und sein Umland bis zur Verabschiedung einer bosnischen Verfassung vor. Darin sollten alle drei Volksgruppen vertreten sein. Das Bildungswesen sollten Moslems, Serben und Kroaten jeweils getrennt organisieren. Karadzic bestätigte, er habe diesen Vorschlag akzeptiert. Der Plan "könnte den Krieg in Sarajewo sofort beenden", wenn er angenommen werde, sagte der Serbenführer. Izetbegovic sprach dagegen nach dem Gespräch von "Diskussionen ohne Ergebnisse". Bei den Verhandlungen ging es ferner um die Grenzen der geplanten bosnischen Provinzen.
Vance und Owen hatten zuvor erklärt, sie wollten die schleppenden Bosnien-Gespräche nicht endlos fortführen. Eckhard stellte klar, daß Vance und Owen angesichts der "oft frustrierenden" Gespräche diese Verhandlungen durchaus abbrechen und sich an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York wenden könnten. Wieviel Zeit die Präsidenten den drei Bürgerkriegsparteien noch geben wollen, sagte Eckhard nicht.
Serbische Truppen setzten ihre Angriffe gegen moslemisch-kroatische Städte und Stellungen in der Save-Tiefebene fort. Dabei wurde die strategisch wichtige Stadt Gradacac nach Angaben des bosnischen Rundfunks von "unzähligen Granaten" getroffen. Aus dem Drina-Tal wurden ebenfalls Kämpfe gemeldet.
WASHINGTON, 26. Januar (dpa). US- Präsident Bill Clinton hat seine Frau Hillary mit der Ausarbeitung der Reform im Gesundheitswesen beauftragt. Die Anwältin steht in ihrer neuen Aufgabe sechs Ministern und hohen Mitarbeitern des Weißen Hauses vor. Es ist das erste Mal, daß einer First Lady eine so hochrangige Aufgabe übertragen wurde.
Unter ihrer Führung sollen Vorschläge zur Gesundheitsreform und für eine erschwingliche Krankenversicherung aller US-Amerikaner gemacht werden. Frau Clinton wird nicht bezahlt, hat aber ein eigenes Büro im Westflügel des Weißen Hauses, wo die wichtigsten Mitarbeiter des Präsidenten arbeiten. Clinton hatte die Gesundheitspolitik zu einem Hauptthema im Wahlkampf gemacht.
PRAG/BRATISLAVA, 26. Januar (AFP/ Reuter/dpa). Der ehemalige tschechoslowakische Staatspräsident Vaclav Havel ist am Dienstag abend mit knapper Mehrheit zum ersten Präsidenten der seit Jahresbeginn unabhängigen Tschechischen Republik gewählt worden. Von den 200 Abgeordneten des tschechischen Parlaments stimmten 109 für den 56jährigen Dramatiker. Zum Sieg reichten 101 Stimmen. Der parteilose Havel war von der konservativen Regierungskoalition für das Präsidentenamt nominiert worden.
Am Nachmittag war es im Parlament zu einem Eklat gekommen. Die Wahl des Präsidenten war durch eine massive Provokation rechtsextremer Abgeordneter verzögert worden. Der Fraktionsvorsitzende der Republikaner (SPR-RSC), Jan Vik, hatte den Kandidaten Havel vom Rednerpult aus so scharf angegriffen, daß die anderen Abgeordneten den Saal verließen. "Vaclav Havel wurde schon einmal zum Präsidenten der Republik gewählt, und die Republik ging zugrunde. Wählen wir ihn noch einmal, wird die Nation zugrunde gehen", sagte Vik in der direkt vom Fernsehen übertragenen Parlamentssitzung.
Eine weitere Verzögerung ergab sich durch eine Bombendrohung am Abend. Die Personaldebatte wurde unterbrochen und die Direktübertragung im Fernsehen aus dem Plenarsaal beendet.
Dem slowakischen Parlament ist es am Dienstag im ersten Anlauf nicht gelungen, einen Staatspräsidenten zu wählen. Der favorisierte Kandidat der Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS), Vize-Regierungschef Roman Kovac, erhielt nur 69 von 147 abgegebenen Stimmen. Der frühere CSFR-Gewerkschaftschef verfehlte nicht nur die erforderliche Dreifünftelmehrheit, sondern konnte auch nicht alle 74 Abgeordneten der HZDS hinter sich vereinigen. Am heutigen Mittwoch kommt es zur Stichwahl mit dem zweitstärksten Kandidaten.
WASHINGTON, 26. Januar (dpa). Der neue US-Präsident Bill Clinton ist fest entschlossen, sein Versprechen zu halten und die Diskriminierung von Homosexuellen in den Streitkräften zu beenden. Mit seinen Plänen stößt er jedoch auf starken Widerstand seiner Militärführung und zunehmend auch im Kongreß. Am Dienstag hatte Clinton ein Treffen mit der Kongreßführung angesetzt, nachdem ein Gespräch am Tag zuvor mit Generalstabschef Colin Powell und den einzelnen Stabschefs offenbar keine Annäherung der gegensätzlichen Positionen gebracht hatte.
Das Treffen mit den Militärs wurde vom Weißen Haus als "respektvoll, offen, herzlich und ehrlich" beschrieben. Die Stabschefs schilderten ihrem Oberkommandierenden ihre "Sorgen und Schwierigkeiten" mit der Zulassung von Homosexuellen, die nach ihrer Ansicht Moral und Ordnung untergraben würde.
Im Kongreß steht der einflußreiche demokratische Senator Georgias, Sam Nunn, auf seiten der Militärs. Der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses unterstrich den Anspruch der Parlamentarier auf Mitsprache bei diesem Thema.
MOSKAU, 26. Januar (dpa). Das russische Raumschiff Sojus TM-16 hat am Dienstag schneller als geplant an der Weltraumstation "Mir" angedockt: Zehn Minuten vor der Zeit, um 10.31 Moskauer Zeit (8.31 Uhr MEZ), legte Kommandant Gennadi Manakow per Handsteuerung die Kapsel an ein neues Modul der Station an, teilte das Kontrollzentrum nahe Moskau mit. Bisher war dieses Manöver automatisch ausgeführt worden.
Das manuelle Ankoppeln diente als Test für ein Ankopplungsaggregat, an dem künftig auch der russische Raumgleiter "Buran" oder andere Raumschiffe bis zu 100 Tonnen Gewicht festmachen können. Ein ähnliches Aggregat war schon 1975 für das sowjetisch-amerikanische Rendezvous im All zwischen einem Sojus- und einem Apollo-Raumschiff verwendet worden. Kommandant Manakow und Bordingenieur Alexander Poljeschtschuk waren am Sonntag mit der Sojus- Rakete vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur aus gestartet. Sie werden als 13. Crew die derzeitige Besatzung, Kommandant Anatoli Solowjew und Ingenieur Sergej Awdejew, ablösen, die seit vergangenem Juli im All sind.
VERDEN, 26. Januar (dpa). Alle Hilfen und jede Unterstützung für die Resozialisierung nutzte ein Strafgefangener der Bremer Justizvollzugsanstalt schamlos für weitere Straftaten. Als Freigänger plante und verübte er gemeinsam mit einem Komplizen eine Einbruchsserie und sorgte über eine eigene Firma für die Vermarktung der Diebesbeute. Das teilte die Kriminalpolizei Verden am Dienstag nach der Aufklärung der Einbrüche mit, bei denen ein Schaden von mindestens einer Million Mark entstanden war.
Der 42 Jahre alte Hauptverdächtige und sein 38jähriger Komplize waren bereits wegen fortgesetzten Einbruchdiebstahls rechtskräftig verurteilt worden. Zuletzt hatte der mutmaßliche Haupttäter 1986 eine zehnjährige Freiheitsstrafe erhalten.
Seit August 1991 häuften sich Einbrüche in niedersächsischen Firmen, bei denen vor allem hochwertige Computeranlagen samt Software entwendet wurden. Etwa zu dieser Zeit gründete der Strafgefangene während seines Hafturlaubs eine Computerfirma "System- und Datentechnik", über die er die Beute vermarktete.
LONDON (dpa). Die Bank von England hat gestern auf Anordnung von Schatzkanzler Norman Lamont den Leitzins von sieben auf sechs Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit 1977 gesenkt. Der Schritt wurde von Wirtschaft und Politik vorwiegend begrüßt. Volkswirte dämpften jedoch allzu große Hoffnungen, daß Großbritannien damit aus der Rezession herausgeführt werden könne. In Reaktion auf die Zinssenkung kletterten die Aktiennotierungen an der Londoner Börse. An den Devisenmärkten gab der Pfundkurs deutlich nach. Beim Fixing in Frankfurt wurde die Währung mit 2,427 nach 2,44 Mark am Vortag amtlich notiert.
Die großen Geschäftsbanken im Vereinigten Königreich gaben bekannt, daß sie ihre Zinsen für Ausleihungen ebenfalls um einen Prozentpunkt zurücknehmen. Hypothekeninstitute kündigten günstigere Konditionen für Baugeld an. Diese Sätze sollen im Schnitt um einen halben Punkt ermäßigt werden. Damit würde der Zins für Haus- und Wohnungsfinanzierungen zum ersten Male seit langem unter acht Prozent fallen. Vor zweieinhalb Jahren betrug er noch 15 Prozent. Vielen Briten waren in der mit hoher Arbeitslosigkeit verbundenen Wirtschaftskrise die Schulden über den Kopf gewachsen, so daß ihre Heime unter den Hammer kamen.
BRÜSSEL, 26. Januar (dpa). Der Entführungsfall der ehemaligen schwedischen Olympiareiterin Ulrika Bidegaard in Belgien ist aufgeklärt. Ein bei der Befreiung der Frau in Brüssel von der Polizei festgenommener 30jähriger Schwede hat am Dienstag ein Geständnis abgelegt, berichtete die Staatsanwaltschaft. Er habe aus Verzweiflung über seine finanzielle Not ein Lösegeld erpressen wollen.
Nach belgischem Recht droht dem Kidnapper eine lebenslange Haftstrafe. Lars Nilsson hielt sich erst wenige Monate in der belgischen Hauptstadt auf und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten als Schreiner durch. Der Plan, die Schwedin zu entführen, entstand offenbar, als er dabei vor einiger Zeit in der Familienvilla der Bidegaards in einem vornehmen Vorort Brüssels bei Umbauarbeiten half.
PESCHAWAR, 26. Januar (dpa). Immer mehr Einwohner der afghanischen Hauptstadt Kabul fliehen vor den Gefechten zwischen rivalisierenden Gruppen. Wie die Nachrichtenagentur AIP der Mudjahedin am Dienstag meldete, versuchen die Flüchtlinge die Stadt Jalalabad in der Nähe der Grenze zu Pakistan zu erreichen. Etwa 1000 Flüchtlingsfamilien kampierten entlang der Straße.Lebensmittelvorräte in Jalalabad würden wegen der vielen Flüchtlinge allmählich knapp.
Die Kämpfe in Kabul sind nach Angaben von AIP inzwischen abgeflaut. Kämpfer des fundamentalistischen Rebellenführers Gulbuddin Hekmatjar hätten militärisches Sperrgebiet beschossen, nachdem Regierungsstreitkräfte sie von dort angegriffen hatten.
LONDON, 26. Januar (dpa). In der Kombüse des Milliarden-teuren modernsten britischen Atom-U-Boots haben die Seeleute bei der See-Erprobung einen gravierenden Konstruktionsmangel entdeckt: Es fehlt ein Ablaufbrett für das abgewaschene Geschirr. "Es gibt ein großes Spülbecken, aber niemand weiß, wohin mit den tropfnassen Tellern und Tassen", schilderte ein Seemann nach Rückkehr der 16 000 Tonnen großen "Vanguard" das Dilemma. Es soll jetzt von den Ingenieuren behoben werden. Über das mit neuester Elektronik ausgestattete Boot gab es sonst keine nennenswerten Klagen.
WIEN, 26. Januar (dpa/AP). Jörg Haider, Chef der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), hat mit der Anfechtung des von seiner Partei eingeleiteten Ausländervolksbegehrens gedroht. Haider sagte am Dienstag, sollten die "gravierenden Vorfälle" und Behinderungen nicht aufhören, werde er entsprechende Schritte einleiten. Ergebnisse lagen am Dienstag noch keine vor. Laut Innenministerium wird vor Ende der Eintragungsfrist am kommenden Montag kein Zwischenergebnis bekanntgegeben.
Nach FPÖ-Angaben wurden in Innsbruck sieben der zwölf Eintragungslokale mit Superkleber von Unbekannten "versiegelt", die Türen mußten mit Gewalt aufgebrochen werden. Im Wiener Stadtteil Meidling hätten ebenfalls Unbekannte vor dem Eintragungslokal einen Stand mit der Aufschrift "Hier können Sie unterschreiben" errichtet und seien kurz vor Eintreffen der Polizei mit den geleisteten Unterschriften verschwunden. Wahlhelfer hätten ferner versucht, die Menschen einzuschüchtern oder bewußt falsch zu informieren, fügte ein Sprecher der FPÖ hinzu.
Bei dem Volksbegehren können die rund 5,6 Millionen wahlberechtigten Österreicher durch ihre Unterschrift ein Zwölf-Punkte-Programm der FPÖ unterstützen. Es sieht unter anderem eine Verfassungsbestimmung vor, wonach Österreich kein Einwanderungsland ist, weiter einen sofortigen Zuwanderungsstopp und die Begrenzung von Kindern mit fremder Muttersprache in den Schulen.
Haiders FPÖ hatte bei den Gemeindewahlen in Graz am Sonntag den Siegeszug seiner Partei in den Regionen fortgesetzt. Die Freiheitliche Partei verbesserte ihr Ergebnis auf Kosten der großen Parteien von 11,8 auf 20,3 Prozent. Die Sozialdemokraten (SPÖ) blieben trotz eines Verlustes von acht Prozentpunkten der Stimmen mit 34,4 Prozent stärkste Partei, die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP) verlor sechs Prozentpunkte und kam auf 25,8 Prozent.
BERLIN, 26. Januar (dpa). Wegen sexuellen Mißbrauchs von Tochter und Sohn hat das Berliner Landgericht am Dienstag einen 44 Jahre alten Hausmeister zu vier Jahren Haft verurteilt. Von Januar 1989 bis September 1992 hatte der geständige Angeklagte seine Stieftochter seit ihrem zwölften Lebensjahr in der elterlichen Wohnung in mindestens 450 Fällen zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Zuletzt hatte er sich laut Urteil fast täglich an der Schülerin vergangen. Über einen Zeitraum von einem Jahr hatte er außerdem rund 40mal seinen damals zwölfjährigen Sohn mißbraucht.
SEATTLE (dpa/FR). Der Flugzeughersteller Boeing richtet sich auf deutliche Beruhigung seines Geschäfts ein. 1993 dürften nur noch rund 340 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert werden nach 441 im vergangenen Jahr, in dem der Auftragseingang bereits auf 243 Maschinen im Wert von 17,8 Milliarden Dollar schrumpfte. 1991 waren noch Order für 257 Jets hereingenommen worden, die einen Umsatz von 20,6 Milliarden repräsentierten.
Das Unternehmen will deshalb die Produktion erheblich drosseln. Die Fertigung des Typs 737 wird von Oktober an von vierzehn auf zehn pro Monat zurückgenommen. Im zweiten Quartal nächsten Jahres sind die ertragstarken Jumbos (747) dran. Nur noch drei gegenüber jetzt fünf solcher Maschinen werden dann aus den Hangars rollen. Bereits im Juni geht es mit der Modellreihe 757 von achteinhalb auf sieben und im Herbst weiter auf fünf zurück. Die 767er-Fertigung schließlich sinkt von Oktober an von fünf auf drei Jets. Wieviel Beschäftigte die Produktionskürzungen mit ihrem Arbeitsplatz bezahlen müssen, stehe noch nicht fest, heißt es aus Kalifornien. Doch sei mit "erheblichen Auswirkungen" auf den Personalbestand zu rechnen. Vorstandschef Frank Shrontz führt zur Begründung die finanziellen Schwierigkeiten vieler Fluggesellschaften an.
Für das vergangenen Jahr weist der Konzern einen Umsatz von 30,1 Milliarden (plus drei Prozent) und einen Gewinn von 552 Millionen Dollar aus. 1991 war der Profit nahezu dreimal so hoch. Der Grund für den Rückschlag liegt in einer Sonderbelastung in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar. Diese Summe hat der Konzern nämlich für künftige Sozialausgaben zugunsten der Beschäftigten zurückgestellt. Ohne außerordentliche Faktoren hätte der Überschuß das Ergebnis von 1991 noch übertroffen.
Sein Rüstungsgeschäft beziffert der weltgrößte Flugzeughersteller mit 5,4 Milliarden Dollar, aus dem ein Betriebsgewinn von 204 Millionen Dollar erwirtschaftet worden sei. In den nächsten Jahren rechnet Boeing mit Einnahmen dieser Sparte von je 4,5 Milliarden Dollar.
Auch Pratt & Whitney, Triebwerk- Tochter von United Technologies, bekommt die Krise in der zivilen Luftfahrt schmerzhaft zu spüren. Bei ihr werden 6700 Stellen in Fabriken in Connecticut und 1500 in Florida gestrichen.
Das Airbus-Konsortium drosselt seine 93er-Produktion um sieben auf 150 Jets.
FÜRTH/BIELEFELD (dpa). Das Fürther Unternehmen Grundig will die Automations-Tochter des Werkzeugmaschinenbauers Gildemeister kaufen. Der Hannoveraner Betrieb stellt numerische Steuerungen her. Wie beide Firmen mitteilen, sei in Kürze mit einem Abschluß der Verhandlungen zu rechnen. Nähere Einzelheiten wollten sie aber noch nicht nennen. Nach Brancheninformationen strebt Grundig die Mehrheit bei der Gildemeister Automation in Hannover an. Durch die Übernahme soll die Sparte Industrieelektronik gestärkt werden.
Anfang Januar hatte der in die roten Zahlen geratene fränkische Konzern, dessen Schwerpunkt auf der Unterhaltungselektronik liegt, das Numerik-Geschäft von Philips übernommen, um durch ein erweitertes Produktprogramm und einen größeren Kundenkreis auf diesem schwierigen Markt zu bestehen. In das neue Konzept ist auch der schweizerische Grundig-Sprößling Atek Systems einbezogen.
Die Gildemeister-Sparte beschäftigt derzeit 189 Männer und Frauen und macht ebenso wie der gesamte Konzern Verlust. Durch eine Vertriebskooperation mit dem ebenfalls angeschlagenen Branchenkollegen Deckel wollen die Bielefelder, wie berichtet, ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
BERLIN. Die Schriftstellerin Christa Wolf hat ihr Zögern bei der Bekanntgabe ihrer früheren Stasi-Kontakte mit dem Hinweis verteidigt, es habe sich um "eine totale Belanglosigkeit" gehandelt. Sie liege zudem 30 Jahre zurück, "eine Zeit, in der sogar ein Mord verjährt, da habe ich gedacht, daß ich auch moralisch nicht verpflichtet bin".
In einem Interview mit dem ZDF-Magazin "Kennzeichen D", das mit der zur Zeit in den USA lebenden Autorin geführt wurde, sagte Frau Wolf, sie habe gewußt, daß die Schlagzeilen lauten würden "Christa Wolf ist nun auch IM". Nach Aussage der Schriftstellerin sei es daher nicht so leicht, "das zu lesen, nachdem man 30 Jahre mit dieser Behörde nichts zu tun hat, außer daß sie einen absolut von vorn bis hinten bespitzelt hat".
Allerdings gebe es einzelne Punkte, "wo ich mir heute sage, da hättest du dich anders verhalten sollen". Zum Beispiel sei sie lange in der Partei geblieben, "nicht aus Angst, sondern irrtümlicherweise". Sie habe gedacht, daß sie die DDR verlassen müsse, wenn sie aus der SED austrete.
Nach eigenem Bekenntnis hat Christa Wolf angenommen, daß eine mögliche Reform in der DDR "nur aus den kritischen Köpfen der Partei" hätte kommen können. "Das war ein absoluter Irrtum, was ich auch bald gemerkt habe." Sie trat dann im Frühjahr 1989 aus der Partei aus. Andererseits habe sie als Parteimitglied einen Freiraum gehabt, um anderen Menschen helfen zu können. "Ich konnte anders auftreten, wenn Leute im Gefängnis gesessen haben, als wenn ich selbst dicht am Rande des Gefängnisses stand, was ich auch wirklich war, nach Aussage der Stasi-Akte."
Die Autorin meint jetzt, sie sei nie auf die Idee gekommen, "daß ich mich dafür rechtfertigen muß, daß ich in der DDR geblieben bin". Die Bücher, die sie geschrieben habe, "die hätte ich woanders nie schreiben können, denn sie sind in der Reibung mit dem Staat entstanden". Wenn man also "überhaupt nicht auf die Idee kommt, in meinen Büchern nachzugucken, dann tut es mir leid, dann kann ich diese Kampagne oder Welle auch nicht so sehr ernst nehmen". dpa
BERLIN (dpa). Die Treuhand hat die Computer Elektronik Dresden (Comped) verkauft. Erwerber des ehemaligen Stammbetriebs des DDR-Kombinats Robotron ist eine Investorengruppe. Zu ihr gehören der Gründer der Münchner Vertriebsfirma Computer 2000, Jochen Tschunke, der Alleinaktionär der Heppenheimer Personalcomputer-Gruppe Escom Holding, Manfred Schmitt, und ein Münchener Rechtsanwalt.
Die Zahl der Beschäftigten soll nach Angaben des Hauses Breuel bis 1995 von etwas mehr als 500 auf 700 erhöht werden. Bis 1996 seien Investitionen von 20 Millionen Mark geplant. Die künftige Geschäftstätigkeit von Comped werde am Standort Dresden unter anderem die Produktion von Personalcomputer-Gehäusen, die Einrichtung eines PC-Service-Zentrums und das Recycling solcher Rechner umfassen. Zu dem geplanten Personalaufbau auf 700 Menschen kommen den Angaben zufolge 180 Beschäftigte hinzu, die im Zuge der Privatisierung durch eine Teilausgründung aus der Comped von der Firma EDV Entwicklungs- und Fertigungsprojekte, einer hundertprozentigen Siemens-Nixdorf-Tochter, übernommen worden seien.
Comped war vor der Währungsunion Monopolhersteller von Großrechnern, EDV-Anlagen und PC in der DDR.
BERLIN, 27. Januar (dpa). Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina dürfen in ihr Heimatland nicht ohne weiteres ausgewiesen werden. Aus diesem Grund hat das Berliner Verwaltungsgericht die Entscheidung des Landeseinwohneramtes der Stadt aufgehoben. Dieses hatte einen 19jährigen Schüler in die ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens abschieben wollen. Es sei ein "besonders gravierender Mangel", daß die Behörde gar nicht darauf eingegangen sei, daß der junge Mann sein Heimatland aus Furcht vor dem Bürgerkrieg verlassen habe, hieß es in der am Dienstag veröffentlichten Entscheidung (Az.: VG 11 A 574.92).
NEW YORK. Neun Sinfonieorchester in der amerikanischen Kulturmetropole New York können seit dem Wochenende nicht mehr auftreten, weil ihre Musiker in den Streik getreten sind. Sie fordern vor allem höhere Bezahlung, eine bessere Krankenversicherung und mehr Arbeitsplatzsicherheit. Viele Streikende sagen voraus, daß der Arbeitskampf Wochen dauern könnte. Kurt Masurs New York Philharmonics sind nicht betroffen, weil sie eine Sonderstellung haben und durch reiche Privatleute mit hohen Zuschüssen gefördert werden. dpa
WARSCHAU, 27. Januar (dpa). Das polnische Innenministerium will bei der Regierung die Einführung der Visumpflicht für Bürger der ehemaligen Sowjetunion - mit Ausnahme der baltischen Staaten - sowie des ehemaligen Jugoslawiens, Rumäniens und Bulgariens durchsetzen. Der stellvertretende Innenminister Wlodzimierz Blajerski begründete dies in einem Interview der polnischen Agentur pap mit der wachsenden Aktivität der russischen Mafia - des organisierten Verbrechens - in Polen und mangelnder Zusammenarbeit mit den dortigen Sicherheitsbehörden. Bei der Forderung nach Einführung der Visumpflicht für Bürger Rumäniens und Bulgariens spiele auch die angekündigte Neuregelung des Asylrechts in der Bundesrepublik eine Rolle.
Gegen die Einführung von Sichtvermerken hat sich bisher das polnische Außenministerium gesperrt. Außenminister Krzysztof Skubiszewski steht auf dem Standpunkt, daß Polen lange für die Freizügigkeit in Europa gekämpft hat und jetzt nicht die eigene Tür vor den Bürgern anderer Länder verschließen sollte.
BONN, 26. Januar (dpa). Die Fraktionen von Koalition und SPD haben sich nach der Einigung auf eine Grundgesetzänderung nun auch weitgehend auf die Details des künftigen Asylrechts verständigt. Die Verhandlungsführer der Fraktionen beschlossen am Dienstag abend unter anderem Regelungen für Asylbewerber, die über sogenannte sichere Drittstaaten einreisen, sowie für die Festlegung "sicherer Herkunftsstaaten" und für ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge. Außerdem sollen Ausländer künftig nach 15 Jahren Aufenthalt in der Bundesrepublik einen Rechtsanspruch auf Einbürgerung bekommen. Junge Ausländer (bis zum 23. Lebensjahr) dürften die Staatsbürgerschaft schon nach acht Jahren beanspruchen, hieß es.
Die Fraktionen legten fest, daß Antragsteller, die über einen EG-Staat oder Österreich, die Schweiz, Polen oder die Tschechische Republik nach Deutschland kommen, sich nicht auf das Grundrecht auf Asyl berufen können. Die Regierungsfraktionen forderten außerdem, dieselbe Regelung solle auch bei einer Einreise über die skandinavischen Länder, die Slowakei und Ungarn gelten.
Zu den "sicheren Herkunftsstaaten", die einen Asylantrag "offensichtlich unbegründet" machen, zählen dem Beschluß zufolge Rumänien, Bulgarien, Ghana und Indien. Geprüft werde noch, ob dies auch für Ungarn, Polen, die Tschechische und die Slowakische Republik sowie für Gambia und Senegal gelten soll.
Wer in einen "sicheren Drittstaat" abgeschoben werde, könne dies nicht durch rechtliche Schritte aufschieben, beschlossen die Experten weiter.
SEATTLE, 27. Januar (dpa). Eine Flaschenpost mit einem Hilferuf aus China hat in den USA eine Kampagne zur Freilassung eines chinesischen Bürgerrechtlers ausgelöst. Die Flasche war vor 13 Jahren an der chinesischen Küste in den Pazifik geworfen worden und elf Jahre danach an den Strand bei Vancouver in Kanada geschwemmt worden. Ihr unbekannter Absender beschreibt das Schicksal des Pekinger Ingenieurs Wei Jingsheng, der 1979 als Autor politischer Artikel inhaftiert worden war.
Wie die Zeitung Seattle Post-Intelligencer berichtete, fand der Ozeanograph Richard Strickland die Flasche im Juni 1990. Anderthalb Jahre lag sie auf seinem Bücherregal, bevor er einer Gruppe von Akademikern die Botschaft übergab, die sie entschlüsselte. Menschenrechtsgruppen berichten, daß Wei Jingsheng seit 13 Jahren in Einzelhaft sitzt. Nun wollen die Wissenschaftler den starken Mann Chinas, Deng Xiaoping, dazu bewegen, Wei Jingsheng freizulassen.
BONN (dpa). Die deutschen Hypothekenbanken stellen sich 1993 angesichts der trüben Konjunkturaussichten auf eine etwas verhaltenere Nachfrage nach Finanzierungen für gewerbliche Projekte ein. Im Westen der Bundesrepublik rechnen sie nach Aussage ihres Verbandes mit einem Rückgang, aber nicht mit einem Einbruch. Eine deutliche Zunahme für Beleihungen dieser Art wird allerdings in den neuen Bundesländern erwartet. Vor allem für Büros und Verwaltungen sowie Hotels und Gaststätten dürften verstärkt Mittel abgerufen werden, da der Nachholbedarf hoch sei. Eine Sättigung machen die Institute jedoch bei Handels- und Lagerkapazität aus. Hier sei teilweise schon jetzt mehr als benötigt projektiert worden.
In der abgelaufenen Periode nahmen die Zusagen für Hypothekendarlehen insgesamt deutlich um 28,7 Prozent auf mehr als 60 Milliarden Mark zu. Davon entfielen knapp zwölf Milliarden auf den Wohnungsneubau, der damit ein Plus von fast einem Drittel verbuchte. Dem Kauf und der Modernisierung von Objekten sind 18,5 Milliarden Mark (plus 27,4 Prozent) zuzuordnen. Gewerblichen Beleihungen stimmten die Institute im Volumen von 29,6 Milliarden (plus 27,8 Prozent) zu.
An Kommunalkrediten wurden gut 78 Milliarden Mark eingeräumt - 28,8 Prozent mehr als in der Vorperiode.
BONN, 26. Januar (dpa). Der Wissenschaftsrat hat mit zehn Thesen zur Hochschulpolitik die Weichen für eine grundlegende Veränderung des Studiums an Universitäten und Fachhochschulen gestellt. Zwar wurde in dem am Dienstag in Bonn vorgestellten Papier auf eine Studiengebühr von 1000 Mark pro Semester verzichtet, doch werden eine verbindliche Zwischenprüfung spätestens nach dem vierten Semester und Strafgebühren bei Überschreitung der Planstudienzeit von mehr als zwei Semestern vorgesehen.
Das Studium an den Universitäten wird in zwei Phasen aufgeteilt: Eine "berufsbefähigende" soll in acht bis neun Semestern zum Diplom oder Staatsexamen führen. Nur in Ausnahmefällen sollen zehn Semester möglich sein. In der zweiten Phase wird vorrangig wissenschaftlicher Nachwuchs mit Promotion ausgebildet. Dafür sind drei Jahre vorgesehen.
Die Fachhochschulen sollen künftig auch in den Disziplinen Angebote machen, die bislang den Universitäten vorbehalten waren, etwa Studiengänge für angewandte Naturwissenschaften, Jura und nichtärztliche Gesundheitsberufe.
Der scheidende Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professor Dieter Simon, betonte, daß die Lehrtätigkeit höher bewertet und die Position der Dekane gestärkt werden müsse.
Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) trat Befürchtungen der Studenten entgegen, die eine Niveausenkung in der ersten Studienphase befürchten. Die Freie Konferenz der StudentInnenschaften an Fachhochschulen protestierte gegen die "Spaltung des Studiums" und wies darauf hin, daß alle diese Maßnahmen ohne Mitwirkung von StudentInnen beschlossen worden seien.
Zum Nachfolger Simons wurde der Münchener Zoologe Professor Gerhard Neuweiler gewählt.
Aufgespießt
"Mit dieser unnötigen Diskussion werden ungelegte Eier zerschlagen." Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Paul Breuer, zum Streit über Awacs-Einsätze mit deutscher Beteiligung
BRÜSSEL, 26. Januar (AFP/Reuter). Als Antwort auf die Serie von Tankerunglücken der vergangenen Wochen will die Europäische Gemeinschaft (EG) die Sicherheitsbestimmungen für den Transport gefährlicher Güter auf See verschärfen. Im Juni sollten erste Beschlüsse gefaßt werden, sagte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Montag abend im Anschluß an Beratungen der Umwelt- und Verkehrsminister in Brüssel. Ziel der EG sind strengere Anforderungen für die technische Ausrüstung der Tanker sowie die Ausbildungsstandards der Mannschaften. Griechenland sprach sich jedoch gegen zu strenge Regeln aus.
Die EG-Staaten wollen auch die Kontrollbefugnisse der Hafenbehörden stärken - bis hin zur Möglichkeit, veralteten Schiffen das Anlaufen der EG-Häfen zu untersagen. Die "schwarzen Schafe" des Seeverkehrs müßten auf eine schwarze Liste gesetzt werden, sagte Töpfer. Insbesondere Schiffe, die unter sogenannten Billigflaggen fahren, sollten schärfer kontrolliert werden, kündigte der belgische Verkehrsminister Guy Coeme an, der das Sondertreffen in Vertretung der dänischen EG-Präsidentschaft leitete, die wegen der Regierungsbildung in Kopenhagen verhindert war.
Der Maßnahmenkatalog, zu dem die EG-Kommission spätestens im März konkrete Vorschläge unterbreiten soll, sieht auch vor, die Schiffahrtsrouten so zu ändern, daß ökologisch sensible Regionen nicht mehr von Schiffkatastrophen betroffen werden. Nach Angaben der französischen Umweltministerin Segolène Royal sollen die EG-Staaten daher spätestens im März eine Liste der ökologisch wichtigen Regionen ihrer Küsten vorlegen. Frankreich präsentierte bereits am Montag eine Liste mit Schutzgebieten, zu denen die Camargue sowie die Küstenregion um Arcachon und der Mont-Saint- Michel im Ärmelkanal gehören.
Zudem will die EG die Verursacher von Ölkatastrophen strenger haftbar machen. Die international bestehenden Konventionen will die EG schnell ratifizieren und weitergehende Maßnahmen für ein "System von Sanktionen und Haftungsregeln" prüfen, sagte Töpfer. Die Pläne der EG beschränken sich aber nicht nur auf Öltanker. Auch die Bestimmungen für den Seetransport von Chemikalien und anderen gefährlichen Gütern sollen nach Töpfers Angaben verschärft werden. Darüber hinaus soll die Sicherheit von Fährschiffen verbessert werden.
Unter den EG-Staaten sperrten sich bei den Beratungen insbesondere Griechenland, aber auch Großbritannien gegen zu strenge Bestimmungen, so daß bis zu wirklich konkreten Beschlüssen noch lange Diskussionen im Ministerrat zu erwarten sind. Griechenland wandte sich insbesondere gegen die Forderung, vor 1982 gebaute alte Tanker schneller abzuwracken als bislang geplant.
Töpfer räumte ein, daß nach Verabschiedung strengerer Regeln für EG-Gewässer die Reeder veraltete Schiffe in Regionen der Welt einsetzen könnten, in denen weniger strikte Umweltstandards gelten - und die Gefahren dort damit erhöhen würden. Daher will sich die EG innerhalb der Internationalen Schiffahrtsorganisation (IMO) für bessere Standards einsetzen, ohne dies als "Alibi" dafür zu nutzen, selbst nichts zu tun, sagte Töpfer. Sein Kabinettskollege, Verkehrsminister Günther Krause (CDU), forderte in Brüssel, jedes Land solle zunächst "das nationale Haus" in Ordnung bringen. Da auch strenge Regeln ein Unfallrisiko nicht hundertprozentig ausschließen können, wollen die EG-Staaten auch ihre Katastrophenschutzpläne verbessern.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace rief die EG auf, ökologisch empfindliche Gebiete für Tanker zu sperren. Die Gemeinschaft müsse eine führende Rolle beim Schutz der Gewässer vor Ölverschmutzungen spielen, forderte die Organisation mit Transparenten "Stoppt den Teufelskreis".
(Siehe auch "Aus aller Welt", Seite 26)
HALLE, 26. Januar (AFP/Reuter/AP). Der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Würzbach hat Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wegen seiner Zurückhaltung im Streit über mögliche Einsätze von Bundeswehrsoldaten an Bord von Awacs-Aufklärungsflugzeugen über Ex- Jugoslawien scharf kritisiert.
Würzbach, bis Ende 1988 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, sagte zum Mitteldeutschen Express: "Jeder fragt sich, warum sich der Bundeskanzler dazu nicht äußert." Kohl solle "endlich aufhören, bei wichtigen Themen zu schweigen". Andernfalls werde "der ohnehin schon jämmerliche Eindruck der Regierung nur verschärft", ergänzte Würzbach.
Der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwarz (CDU) kritisierte ebenfalls im Mitteldeutschen Express die jüngsten Äußerungen des FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff zu dieser Frage. "Angesichts des Völkermordes im ehemaligen Jugoslawien" sei es "unverschämt vom FDP-Chef, über Koalitionsdisziplin zu diskutieren".
Lambsdorff hatte der CDU/CSU indirekt mit einem Bruch des Regierungsbündnisses gedroht, falls die Union sich bei einem Beschluß des UN-Sicherheitsrates zur militärischen Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina für einen Verbleib deutscher Soldaten in den Awacs-Aufklärungsflugzeugen entscheiden sollte.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze sagte daraufhin der Bild-Zeitung: "Graf Lambsdorff kann sich seine Drohgebärden sparen." Die FDP müsse erkennen, daß die deutsche Awacs-Beteiligung bei einem Flugverbot "das mindeste ist, was wir tun müssen".
Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) ist zuversichtlich, daß die Kontroverse über die Awacs-Aufklärungsflüge rasch beigelegt werden kann. Der in Düsseldorf erscheinenden Westdeutschen Zeitung erklärte der CDU-Politiker, man habe sich in den letzten Jahren immer einigen können.
Nach Ansicht Bohls wollen "die führenden Kräfte der Koalition, daß dies zum Erfolg geführt wird". Union und FDP hätten in den zurückliegenden Wochen Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt - vom Asylkompromiß über den Gesetzentwurf zu friedenserhaltenden und friedensschaffenden Einsätzen der Bundeswehr im UN-Auftrag bis hin zum föderalen Konsolidierungsprogramm.
Auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) bemühte sich, die Wogen im Koalitionsstreit zu glätten. Der Badischen Zeitung sagte er, er glaube nicht, daß das Regierungsbündnis in der Awacs-Frage aueinanderbrechen werde. Politisch wollten CDU/CSU und FDP dasselbe. Auseinander sei man allerdings in der rechtlichen Beurteilung, meinte Kinkel. Er vertrat die Ansicht, die Bundesregierung müsse zunächst einen Beschluß des Sicherheitsrats der UN abwarten und genau prüfen, "wie das mit unserer Rechtslage aussieht". Wenn dann jedoch nach Einschätzung der FDP ein Awacs- Einsatz mit dem Grundgesetz kollidiere, "müssen die deutschen Soldaten aussteigen", sagte Kinkel.
Der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Werner Hoyer, hat die Position seiner Partei im Streit um den Awacs-Einsatz bekräftigt. Im Deutschlandfunk sagte Hoyer am Dienstag morgen, in dieser Frage dürfe es nicht zum Verfassungsbruch kommen. Gleichzeitig erklärte er, er halte nichts von "Drohgebärden in der Koalition".
LOMÉ, 26. Januar (AFP/Reuter). Der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, Helmut Schäfer, ist am Montag Augenzeuge der jüngsten blutigen Konflikte im westafrikanischen Küstenstaat Togo geworden. Sicherheitskräfte hätten mindestens 20 Demonstranten erschossen, berichtete Schäfer.
Der Staatsminister, der sich gemeinsam mit dem französischen Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Marcel Debarge, seit Sonntag zu Vermittlungsgesprächen zwischen Staatsführung und Opposition in Togo aufhielt, besuchte nach blutigen Zwischenfällen während einer Oppositionskundgebung ein Krankenhaus in der Hauptstadt Lomé. Die deutsch-französische Delegation fand dort nach dem Bericht eines AFP-Korrespondenten die Leichen von sieben jugendlichen Demonstranten vor, die während des Tages erschossen worden waren. Ein Zeuge berichtete, daß die Demonstranten zum Zeichen ihrer Friedfertigkeit in Weiß gekleidet gewesen seien.
Schäfer sagte, Debarge und er hätten Togos Staatschef klargemacht, daß er sich der Opposition annähern müsse. Darüber hinaus solle Eyadema die Armee in die Kasernen zurückschicken.
KÖLN, 26. Januar (AFP). Die Forderung des stellvertretenden CDU- Vorsitzenden Heinz Eggert, die Ämter des Bundeskanzlers und des CDU-Parteivorsitzenden sollten von zwei verschiedenen Personen bekleidet werden, ist von weiteren Unionspolitikern unterstützt worden. Niedersachsens CDU-Fraktionschef Jürgen Gansäuer sagte dem Kölner Express am Dienstag, über "eine Trennung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz" müsse in der CDU "offen diskutiert werden können". Eine rasche Trennung der Ämter forderte der CSU-Bundestagsabgeordnete Günther Müller (CSU). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sollte die Trennung beim nächsten CDU-Parteitag vollziehen.
Irak UN bekräftigen Sanktionen
NEW YORK, 26. Januar (AFP/Reuter). Der UN-Sicherheitsrat hat am Montag entschieden, daß die seit August 1990 geltenden Sanktionen gegen Irak aufrechterhalten werden, weil sich Bagdad noch nicht voll den UN-Resolutionen gebeugt hat. Damit begründete der amtierende Sicherheitsrats-Präsident Yoshio Hatano am Sitz der Vereinten Nationen in New York den Beschluß des höchsten UN-Gremiums. Auch eine Teilaufhebung der Sanktionen sei unter den gegenwärtigen Gegebenheiten nicht möglich. Die Sanktionen wurden nach der irakischen Invasion in Kuwait verhängt. Der Sicherheitsrat entscheidet routinemäßig alle zwei Monate über die Aufrechterhaltung der beschlossenen Maßnahmen.
Die Regierung in Bagdad hatte in den vergangenen Monaten mehrfach eine zumindest teilweise Aufhebung der Sanktionen beantragt. In den vergangenen zwei Wochen hatten die Golf-Kriegsalliierten USA, Frankreich und Großbritannien erstmals seit dem Ende des Golf-Kriegs im Februar 1991 wieder irakische Ziele bombardiert. Im einzelen werfen die UN der irakischen Führung vor, sie habe noch nicht die vollständige Liste der Lieferanten von nuklearem Material vorgelegt und auch noch nicht der UN-Kontrolle über die Zerstörung aller Massenvernichtungswaffen zugestimmt. UN-Experten haben am Dienstag in Irak mit den ersten Atomwaffen-Inspektionen in diesem Jahr begonnen. Der Leiter des Teams, Maurizio Zifferero, teilte in Bagdad mit, er erwarte eine Routineuntersuchung, da die betreffende Anlage bereits im Rahmen der Waffenstillstandsbestimmungen nach dem Golf-Krieg von Waffenexperten durchsucht worden sei. Ein anderes UN-Team sollte ein Zentrum für Raketenforschung und -Herstellung inspizieren.
STOCKHOLM. Der estnische Komponist Gustav Ernesaks ist im Alter von 84 Jahren in Tallinn gestorben. Ernesaks komponierte insgesamt fünf Opern und mehr als 200 Chorwerke. Darüber hinaus entwarf er Begleitmusiken zu Theaterstücken und Filmen. Ernesaks unterrichtete am staatlichen Konservatorium Dirigenten und begründete den internationalen Chor-Wettbewerb, der alljährlich im Sommer in der estnischen Hauptstadt stattfindet. AFP
Deportierte Palästinenser Israel scharf gerügt
NEW YORK, 26. Januar (AFP). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat dem UN-Sicherheitsrat empfohlen, gegen Israel "alle erforderlichen Maßnahmen" für eine Rückkehr der rund 400 im Dezember ausgewiesenen Palästinenser zu treffen. Diese Empfehlung steht in einem am Montag abend abgegebenen Bericht des Generalsekretärs an den Sicherheitsrat. Zugleich kündigte Butros-Ghali an, er wolle mit der israelischen Regierung "Verhandlungen über die Einführung einer UN-Aufsicht in den (von Israel) besetzten Gebieten" aufnehmen.
"Die Weigerung Israels, die sofortige Rückkehr der Deportierten zuzulassen, wie es in der Resolution 799 gefordert wird, stellt eine Herausforderung für die Autorität des Sicherheitsrates dar", heißt es in dem Bericht. In der internationalen Gemeinschaft gebe es ein "wachsendes Gefühl, daß der Sicherheitsrat nicht mit gleichem Nachdruck die Umsetzung seiner Entscheidungen" verfolge.
Der UN-Sicherheitsrat hatte Israel direkt nach der Ausweisung der Palästinenser am 17. Dezember aufgefordert, "umgehend" die Rückkehr der Palästinensergruppe in ihre Heimat zu gewährleisten. Dies war von der israelischen Regierung hartnäckig abgelehnt worden.
Lediglich einige Palästinenser, die irrtümlich ausgewiesen worden waren, konnten in den vergangenen Wochen zurückkehren. Die übrigen waren gezwungen, sich in einem Notlager am Rande der von Israel besetzten "Sicherheitszone" im Süden Libanons aufzuhalten, da auch die libanesische Regierung ihre Aufnahme verweigerte.
Der UN-Sonderbeauftragte Chinmaya Garekhan war am Donnerstag nach wiederholten Verhandlungen mit der israelischen Regierung ohne Zusage über die Rückkehr der deportierten Palästinenser aus Israel abgereist.
PENSICOLA, 26. Januar (AFP). Die US-Restaurantkette "Shoney" hat am Montag mit rund 40 000 Klägern einen Vergleich geschlossen und sich zur Zahlung von 105 Millionen Dollar (168 Millionen Mark) Schadenersatz verpflichtet. Die Gesellschaft war angeklagt worden, bei der Einstellung des Personals rassistischen Vorgaben zu folgen. Wie ein Anwalt der Kläger erklärte, sollen die Schadenersatz-Zahlungen unter 40 000 ehemaligen Angestellten und erfolglosen Bewerbern aufgeteilt werden. "Shoney" und der Tochterfirma "Captain D's" war vorgeworfen worden, sie hätten von 1986 bis 1989 den Prozentsatz der Schwarzen unter den Beschäftigen künstlich niedrig gehalten.
PEKING, 26. Januar (AFP). Mindestens 23 Menschen sind in den chinesischen Städten Shenyang und Urumqi zu Beginn des neuen Mondjahres hingerichtet worden. In der Hauptstadt der nordöstlichen Liaoning-Provinz, Shenyang, wurden 13 Angeklagte auf einer öffentlichen Versammlung für schuldig befunden, Morde, Vergewaltigungen und Diebstahlsdelikte begangen zu haben. Die Urteile wurden unmittelbar darauf vollstreckt. Einer der Hingerichteten, ein 34jähriger Mann, habe binnen fünf Monaten 13 Frauen vergewaltigt, hieß es. In Urumqi in der westlichen Provinz Xinjiang wurden nach einem Gerichtsbericht zehn Menschen hingerichtet. Darunter seien erstmals auch zwei Heroinhändler gewesen. Die Hinrichtungen von Kriminellen zu Beginn des neuen Mondjahres sind in China weit verbreitet.
HAMBURG, 26. Januar (AFP). Taiwan wird von Deutschland nach Informationen des Hamburger Magazins stern keine Korvetten und U-Boote erhalten. Der Bundessicherheitsrat werde in seiner Sitzung am Donnerstag die Lieferung ablehnen, berichtete das Blatt am Dienstag vorab. Darauf hätten sich Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) in einer vertraulichen Runde verständigt. Für diese Entscheidung spielten unter anderem politisch- moralische Gründe eine Rolle. Der stern zitiert Kinkel mit den Worten: "Sonst können wir unsere Grundsätze über den Waffenexport in Spannungsgebiete gleich in den Ofen schieben."
PARIS / NEW YORK, 26. Januar (AFP / AP). Einen Tag nach dem Tod von zwei französischen UN-Soldaten bei den serbisch-kroatischen Gefechten in der Krajina hat Frankreich am Dienstag die Entsendung seines Flugzeugträgers "Clemenceau" in die Adria bekanntgegeben.
Verteidigungsminister Pierre Joxe erklärte in einem Rundfunkinterview, der Flugzeugträger werde in Begleitung eines anderen Kriegsschiffes in wenigen Tagen vor der jugoslawischen Küste eintreffen. Die Flugzeuge und Hubschrauber der "Clemenceau" stünden für Einsätze bereit. Außerdem sei Artillerieverstärkung auf den Weg gebracht worden. "Es gibt noch andere Maßnahmen, die wir in Erwägung ziehen können, um im wesentlichen die Sicherheit der französischen Soldaten zu verstärken", sagte Joxe.
Am Vortag waren zwei französische Angehörige der UN-Friedenstruppe in der Krajina bei einem Artilleriegefecht zwischen Serben und Kroaten getötet und drei weitere verwundet worden. Die beiden ums Leben gekommenen Unteroffiziere gerieten nach den Angaben des Verteidigungsministers zwischen das Feuer der Gegner, ohne daß gesagt werden könne, von welcher Seite die tödlichen Schüsse abgegeben worden seien.
Der UN-Sicherheitsrat und die Europäische Gemeinschaft haben eine Beendigung der Kämpfe zwischen kroatischen Truppen und serbischen Milizen gefordert, die in Teilen Kroatiens im Gange sind. Der Sicherheitsrat in New York wandelte am Montag eine tags zuvor verabschiedete unverbindliche Resolution in einen bindenden Beschluß um. Der verurteilt die kroatische Offensive gegen von Serben gehaltene Gebiete.
In Kopenhagen erklärte die dänische EG-Präsidentschaft, die Gemeinschaft beobachte mit tiefer Sorge die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten um Zadar, "die von der kroatischen Seite ausgegangen ist". In der Erklärung wurde darauf hingewiesen, daß die Auseinandersetzungen bereits zahlreiche Opfer gefordert hätten, darunter Mitglieder des französischen Kontingents der UN-Friedenstruppe UNPROFOR.
VILNIUS, 26. Januar (AFP). In Litauen ist am Dienstag der Verkauf von Brot rationiert worden. Wegen eines Engpasses in der Versorgung sei der Verkauf auf zwei Kilogramm die Woche pro Person eingeschränkt worden, sagte der litauische Wirtschaftsminister Julius Viessyalka gegenüber AFP. Grund für diese Maßnahme sei die illegale Ausfuhr großer Mengen von Brot in die beiden anderen Baltenrepubliken, besonders nach Lettland, wo Brot nicht mehr von der Regierung subventioniert werde und deshalb fast doppelt so teuer sei wie in Litauen. Die Rationierung von Brot werde jedoch aufgehoben, sobald die geplanten Ausfuhrsteuern erhoben würden, fügte Viessyalka hinzu. Der litauische Zoll kündigte scharfe Grenzkontrollen für Lastwagen in dieser Woche an, um eventuelle illegale Brotexporte aufzudecken.
Die wirtschaftliche Situation in den gesamten baltischen Staaten hatte sich seit ihrer Unabhängigkeit im September 1991 deutlich verschlechtert.
MEXIKO-STADT, 26. Januar (AFP). Wer sich langfristig den durch die Luftverschmutzung verursachten hohen Ozonwerten in der mexikanischen Hauptstadt aussetzt, muß mit erhöhter Krebsgefahr und Erkrankungen der Atmungsorgane rechnen. In einer am Montag von der Nationalen Menschenrechtskommission veröffentlichten Studie wurde damit erstmals die Verbindung von Luftverschmutzung und erhöhtem Krebsrisiko eingestanden. Weiter hieß es, die Bewohner der 18-Millionen-Metropole alterten zudem schneller als Menschen in weniger belasteten Gebieten. Mexiko- Stadt gilt international als die Stadt mit der größten Luftverschmutzung.
Trotz einiger Maßnahmen der Regierung, wie beispielsweise Fahrverboten, lagen die Ozonwerte im vergangenen Jahr nur an 30 Tagen unter dem von der Regierung festgelegten Grenzwert. An 123 Tagen lagen sie doppelt so hoch und an zwölf Tagen überschritten die Ozonwerte den Grenzwert sogar um das dreifache. Die Studie wurde von dem Direktor der Hochschule für öffentliche Gesundheit, Carlos Santos, geleitet. Nach ihren Ergebnissen ist Gesundheitsgefährdung durch die Ozonbelastung in den Industriegebieten der Stadt besonders hoch, da die chronische Belastung zu nicht wieder gutzumachenden Gesundheitsschäden führe.
Zu den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen zählt die Untersuchung Säuglinge und Kinder, Sportler, Menschen, die im Freien arbeiten, Patienten, die an Erkrankungen der Atemwege leiden, sowie Raucher.
VEJLE. Der dänische Bildhauer Robert Jacobsen, der von 1962 bis 1981 als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München gelehrt hatte, ist 80jährig gestorben. Der Sohn eines Schornsteinfegers, einer der wenigen dänischen bildenden Künstler mit internationalem Renommee, war 1947 mit seinem kürzlich verstorbenen Landsmann und Malerfreund Richard Mortensen nach Frankreich emigriert. Seine nicht-figurativen Skulpturen aus Eisen, Marmor, Granit und Holz wurden in zahlreichen Ländern ausgestellt. Er wurde vielfach ausgezeichnet, so 1966 mit dem Skulpturen-Preis der Biennale Venedig. afp
HAMBURG, 26. Januar (AFP). Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), Hans-Henning Atrott, ist am Montag in einem Hamburger Hotel festgenommen worden. Wie die Polizei mitteilte, griff sie zu, als Atrott gerade einem DGHS-Mitglied für 3000 Mark eine Zyankalikapsel verkaufte. Das Geschäft zwischen der angeblich sterbewilligen Frau und Atrott sei von der Kriminalpolizei selbst zum Schein angebahnt worden. Die Beamten hätten bei Atrott noch drei weitere Zyankalikapseln sowie zwei Zyankalibriefchen beschlagnahmt. Er sei aufgrund einer von der Staatsanwaltschaft Augsburg erlassenen Anordnung festgenommen worden.
Dem 48jährigen Atrott wird nach Angaben der Polizei ein Verstoß gegen das Chemikaliengesetz vorgeworfen, das den Handel mit hochgiftigen Stoffen verbietet. Außerdem werde er des Wuchers verdächtigt. Der Wert der verkauften Kapsel wird auf etwa 40 Pfennig beziffert. Bei dem DGHS-Präsidenten sei noch weiteres Beweismaterial gefunden worden, teilte die Polizei mit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Atrott hatte bereits im Mai 1991 einem vermutlich psychisch kranken Rechtsanwalt Gift verkauft. Ein Haftbefehl gegen Atrott war gegen 200 000 Mark Kaution und Meldeauflagen außer Vollzug gesetzt. Das Augsburger Landgericht setzte einen neuen Haftbefehl am Dienstag in Vollzug. Die Augsburger Jutiz ist zuständig, weil die Bundesgeschäftsstelle der DGHS in Augsburg angesiedelt ist.
PORT-AU-PRINCE, 26. Januar (AFP). Die neue US-Regierung unter Bill Clinton setzt die Politik des Präsidenten-Vorgängers George Bush fort und schiebt weiter Bootsflüchtlinge aus Haiti umgehend in ihre Heimat ab. Berichten der haitianischen Küstenwache vom Montag zufolge wurden jetzt wieder 108 Flüchtlinge von der US-Küstenwache in den Inselstaat zurückgebracht.
Unterdessen sagte der frühere US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Jesse Jackson am Montag auf einer Pressekonferenz, er sei bei einem Privatbesuch auf Haiti am Wochenende von Soldaten festgehalten und bedroht worden. Er habe Angst um sein Leben und das seiner zwei Begleiter gehabt, sagte er.
Daß ein haitianischer Radioreporter des der Opposition nahestehenden Senders Radio Cazique von der Polizei festgenommen und mißhandelt wurde, teilte die haitianische Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Kirche am Montag mit. Der Journalist Jean Emile Estimable sei nach Mißhandlungen in einem besorgniserregenden Zustand, sagten Sprecher der Kommission und forderten internationale Unterstützung für die Freilassung Estimables.
Bei einer Bombenexplosion in Port-au- Prince sind ein Mann getötet und drei Kinder schwer verletzt worden. Nach einem Bericht von Radio Metropole soll der Sprengsatz selbstgebastelt gewesen und irrtümlich detoniert sein.
Das Militärregime macht Anhänger des 1991 abgesetzten Präsidenten Jean- Bertrand Aristide für die Anschläge verantwortlich.Einsatzleiter sagt nichts mehr
SCHWERIN, 26. Januar (AFP). Der Leiter des Polizeieinsatzes gegen die Gewalttäter vor dem Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen im August 1992, Jürgen Deckert, wird nicht mehr vor dem Untersuchungsausschuß des Schweriner Landtags aussagen. Deckert, gegen den die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Vorwurfs der unterlassenen Hilfeleistung ermittelt, ließ am Dienstag durch einen Anwalt mitteilen, er sei zu keinen Auskünften mehr bereit. Der Ausschußvorsitzende Christoph Brandt (CDU) bestätigte, Deckert könne die Aussage verweigern, um sich nicht selbst zu belasten.
NEW YORK, 26. Januar (AFP). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, hat dem UN- Sicherheitsrat empfohlen, gegen Israel "alle erforderlichen Maßnahmen" zu ergreifen, um die Rückkehr der rund 400 Mitte Dezember ausgewiesenen Palästinenser zu erreichen. In einem am Montag vorgelegten Bericht kündigte Butros- Ghali ferner an, er wolle mit der israelischen Regierung Verhandlungen über die Einführung einer UN-Aufsicht in den besetzten Gebieten Westjordanland und Gazastreifen aufnehmen.
In Butros-Ghalis Bericht heißt es, in der internationalen Gemeinschaft gebe es ein "wachsendes Gefühl, daß der Sicherheitsrat nicht mit gleichem Nachdruck die Umsetzung seiner Entscheidungen" verfolge. In der Resolution 799 war Israel aufgefordert worden, die Deportation der Palästinenser rückgängig zu machen. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin kritisierte Butros-Ghalis Bericht scharf; mögliche Maßnahmen des Sicherheitsrates gegen Israel drohten den Nahost-Friedensprozeß zu gefährden. Außenminister Schimon Peres erklärte: "Dieser Bericht gibt keinerlei Ratschlag, wie man gegen (die fundamentalistische Untergrundbewegung) Hamas kämpfen soll, deren Ziel es ist, den Friedensprozeß abzutöten." Peres fügte hinzu, er bedauere sehr, daß der Text des Berichts die Gründe für die Ausweisung der Palästinenser in keiner Weise berücksichtige.
Der US-Botschafter in Israel, William Harrop, sagte, es sei "sehr wenig wahrscheinlich", daß die USA "Sanktionen gegen Israel ergriffen sehen wollen". Laut einem Bericht der "New York Times" will US-Präsident Bill Clinton den Versuch der arabischen Länder, Israel mit Sanktionen der UN zu bestrafen, blockieren. Außenminister Warren Christopher habe in einem Telefongespräch mit Rabin jedoch deutlich gemacht, daß für das Schicksal der Palästinenser dringend eine Lösung gefunden werden müsse. (Weiterer Bericht auf Seite 3)
ZIGUINCHOR, 26. Januar (AFP). Sieben Rot-Kreuz-Sanitäter sind getötet worden, als ihr Fahrzeug in der südsenegalesischen Region Casamance auf eine Mine fuhr. Der Präsident des senegalesischen Roten Kreuzes, Ousmane Diagne, sagte am Dienstag, vier weitere Mitarbeiter der Hilfsorganisation seien bei der Explosion rund 30 Kilometer südöstlich der Regionshauptstadt Ziguinchor verletzt worden.
Die Sanitäter waren auf dem Weg in Dörfer, die von dem bewaffneten Konflikt im Südsenegal betroffen sind. Einige Dörfer, die die Mitarbeiter des Roten Kreuzes besuchen wollten, waren in den vergangenen Wochen von Rebellen der Bewegung der demokratischen Kräfte der Casamance (MFDC) überfallen worden. In den vergangenen fünf Monaten waren bei Zusammenstößen der Armee mit der MFDC mehr als 200 Menschen getötet worden.
BRÜSSEL, 26. Januar (AFP). Zum Ausgleich für die Folgen des Truppenabzuges können bestimmte Regionen in Rheinland-Pfalz mit staatlicher Finanzhilfe rechnen. Die EG-Kommission in Brüssel billigte am Dienstag Pläne der deutschen Behörden, mehrere Gemeinden aus dem Raum Kaiserslautern in die Liste der förderungswürdigen Regionen aufzunehmen. Von der regionalen Wirtschaftsförderung können damit insbesondere die Gemeinden Ramstein-Miesenbach und Landstuhl profitieren.
Zur Begründung ihrer Entscheidung verwies die EG-Kommission auf die wirtschaftlichen Probleme der Region. Neben dem in den vergangenen zwei Jahren angekündigten Abbau von 2000 industriellen Arbeitsplätzen, stehe als Folge des US-Truppenabzugs der Verlust weiterer 4400 Arbeitsplätze bevor.
Die Förderung der vom Truppenabzug betroffenen Regionen macht aber die Streichung anderer bislang begünstigter Regionen nötig. Betroffen sind davon insbesondere die Gemeinden Landau, Cochem sowie Wittlich und Bad Kreuznach, hieß es von seiten der EG-Kommission.
ROM, 26. Januar (AFP). Die italienische Spionageabwehr hat ihrem am Dienstag erschienenen Halbjahresbericht zufolge im zweitem Halbjahr 1992 insgesamt 96 ausländische Geheimagenten in Italien oder im Ausland "identifiziert", darunter 43 aus den GUS-Ländern.
Die italienischen Agenten des SISDE (Nachrichtendienst) und SISME (Militärischer Abschirmdienst) stellten fest, daß zahlreiche ehemals sowjetische Agenten nun in neuen Geheimdienststrukturen der UdSSR-Nachfolgestaaten tätig sind. Andere Herkunftsländer der Spione, die von der italienischen Spionageabwehr enttarnt wurden, seien die Länder des Nahen Ostens und des Maghreb (insgesamt 35 Geheimagenten).
BERLIN, 26. Januar (AFP). Die neue Adresse des Berliner Abgeordnetenhauses im ehemaligen Preußischen Landtag an der Niederkirchnerstraße soll nur "Berlin-Mitte" lauten. Mit dieser Entscheidung setzte sich die Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU) am Dienstag über eine Empfehlung des Abgeordnetenhauses hinweg. Mit 106 gegen 96 Stimmen hatten sich die Abgeordneten vergangene Woche dafür ausgesprochen, die nach der von Nazis ermordeten Kommunistin und Widerstandskämpferin Käthe Niederkirchner benannte Straße als Adresse anzugeben.
KASSEL, 26. Januar (dpa). Bei zwei Auffahrunfällen sind Dienstag früh auf der Autobahn Kassel-Hannover im Raum Kassel ein österreichischer Sattelzugfahrer getötet und ein anderer Lkw-Fahrer schwer verletzt worden. Den Gesamtsachschaden gab die Autobahn- Polizei mit 400 000 Mark an. Zunächst fuhr in Höhe von Fuldabrück der Österreicher mit seinem Sattelschlepper an einer Steigung auf einen tschechischen Lkw auf, wurde im brennenden Führerhaus eingeklemmt und starb. Nur 600 Meter von dem Unfallort entfernt und zwei Stunden nach Aufhebung der mehrstündigen Fahrbahnsperrung fuhr ebenfalls an einer Steigung ein 23jähriger Lkw-Fahrer aus Augsburg auf einen Lkw auf. Der 23jährige wurde eingeklemmt, konnte allerdings von der Feuerwehr schwerverletzt befreit werden.
DARMSTADT, 26. Janaur (dpa). Erst beim zweiten Anlauf und mit Verstärkung machten Räuber am Montag abend Beute bei einem Überfall auf einen Darmstädter Sex-Shop. Nach Angaben der Polizei betrat ein Täter den Laden gegen 20 Uhr und verlangte mit vorgehaltener Pistole Geld. Er gab sein Vorhaben aber auf, als der 25jährige Kassierer dies verweigerte. Zweieinhalb Stunden später kehrte er mit einem Komplizen zurück. Die Männer brachen den Widerstand des 25jährigen mit Schlägen und Tritten und flohen mit 2000 Mark.
Weniger Schüler an beruflichen Schulen An den beruflichen Schulen in Hessen werden im Schuljahr 1992/93 insgesamt 176 000 Schüler unterrichtet, 2300 oder 1,3 Prozent weniger als im vorangegangenen Schuljahr. Damit hat sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes der seit sechs Jahren anhaltende Rückgang der Schüler im beruflichen Schulwesen als Folge des Geburtenrückgangs in den siebziger Jahren fortgesetzt.
HANAU. Ein Steinwurf, der ein vierjähriges Mädchen an einem Auge schwer verletzte, kommt die Familie eines Zwölfjährigen nun teuer zu stehen. Die 4. Zivilkammer am Hanauer Landgericht sprach dem Mädchen in einem jetzt veröffentlichten Urteil 60 000 Mark Schmerzensgeld zu (Aktenzeichen: 4 O 395/91).
Durch den Steinwurf im März 1989 wurde bei dem Mädchen am rechten Auge die Hornhaut verletzt. Trotz mehrerer Operationen konnte nur ein Viertel der Sehkraft des Auges gerettet werden, mit der Folge, daß das Mädchen ihr Leben lang eine Spezialbrille tragen und das gesunde Auge täglich drei Stunden abdekken muß. Spätschäden werden von den Ärzten nicht ausgeschlossen.
Weil sich die Verletzung, so die Richter, "nachteilig auf Freundschaften und Eheschließung auswirken" könne, sei das Schmerzensgeld angemessen. Auch für alle Spätschäden muß der Steinewerfer laut Urteil aufkommen. lhe
Kassel (lhe) - Für 16,5 Millionen Mark ist ein Kunst-Raum mit einer Installation sowie Zeichnungen und Objekten des verstorbenen Künstlers Joseph Beuys für ein Kasseler Museum angekauft worden. Damit wurde der Beuys-Raum, der bislang nur als Leihgabe in der Neuen Galerie in Kassel zu sehen war, vor einem drohenden Verkauf und Abzug gesichert, wie der Vorstandsvorsitzende der Hessischen Kulturstiftung, Jean-Christophe Ammann, am Dienstag in Kassel sagte. Während die Kulturstiftung der Länder fünf Millionen Mark beisteuert, trägt die Hessische Kulturstiftung den Rest des Kaufpreises, wobei rund vier Millionen Mark noch über Spenden und Sponsoren- Gelder finanziert werden sollen.
Der Beuys-Raum in der Neuen Galerie zeigt an zentraler Stelle einen Raum mit rund 40 Zeichnungen, vier Vitrinen, Objekten und der Installation "Das Rudel" (1974) von Joseph Beuys. "Das Rudel" besteht aus einem alten VW-Bus und 24 in entgegengesetzter Fahrtrichtung angebundenen Schlitten, von denen jeder mit einer Taschenlampe, einem Fettstück und einer zusammengerollten Filzdecke bestückt ist.
Mit diesem Ankauf bleibt Kassel den Angaben zufolge Standort einer von lediglich drei in Deutschland existenten authentischen Rauminstallationen von Joseph Beuys. Die beiden anderen Rauminstallationen sind in Krefeld und Darmstadt zu sehen. lhe ma els
Verein will Mittelhessen stärken Den Abbau von Strukturschwächen hat sich der neu gegründete "Verein mittelhessische Regionalentwicklung" (VmR) zum Ziel gesetzt. Der von dem Gießener Zentrum Arbeit und Umwelt (ZAUG) zusammen mit zwölf Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gegründete Verein verstehe sich als Ergänzung der bereits bestehenden Initiativen zur Förderung der Region. Das sagte VmR- Sprecher Roland Erlebach in Gießen.
DARMSTADT. Zu zwei Jahren Haft mit Bewährung und einer Geldstrafe von 2000 Mark verurteilte das Schwurgericht Darmstadt einen 42jährigen Angeklagten wegen Totschlags in einem minderschweren Fall. Der aus Italien stammende Schweißer hatte am 20. April 1991 im Opel-Wohnheim in Rüsselsheim einen Freund und Landsmann mit zwei Schüssen getötet.
Vor der Tat hatten die beiden Männer ständig gestritten. Am Tatabend hatte der Angeklagte nach einer ersten Auseinandersetzung seine Pistole geholt. Er habe auch einmal der Überlegene sein wollen, erklärte er vor Gericht. Es kam zu einer Schlägerei, in deren Verlauf auch der Angeklagte verletzt wurde.
"Laß mich gehen, ich will doch nicht schießen", soll er nach Zeugenaussagen mehrmals gesagt haben, bevor er dann doch abdrückte. Die Schüsse, die das Opfer in Hals und Brust trafen, waren beide tödlich.
Das Gericht sah im Tathergang keine Notwehrsituation, erkannte aber eine Mitschuld des Opfers durch dessen Provokationen an und bewertete den Fall als minder schwer. lhe
HADAMAR. Die Personalräte von fünf Bundes- und Landesbehörden haben sich in Hadamar in einer gemeinsamen Aktion dagegen gewehrt, daß "der Landkreis Limburg-Weilburg das Armenhaus in Hessen" werde. Die Personalräte vertreten etwa 1500 Arbeitnehmer. Sie forderten die Politiker auf, ihre seit Jahren gegebenen Versprechen einzulösen und die Arbeitsplätze aus den Ballungsgebieten heraus zu den Menschen zu bringen.
Entgegen den Versprechungen sollten Verwaltungen und Hauptämter bei der Bundesbahn, dem Umweltschutzamt, der Gewerbeaufsicht und beim Straßenbauamt aufgelöst oder reduziert und die Beschäftigten zum Teil in Ballungsgebiete versetzt werden. Es scheine der Wille der politisch Verantwortlichen zu sein, den derzeit 40 000 Auspendlern aus dem Kreis Limburg-Weilburg noch weitere hinzuzufügen, so die Personalräte. Viele der Auspendler hätten einen "13-Stunden-Arbeitstag". Das sei auf Dauer nicht tragbar.
Die vorhandenen Behörden und Dienststellen sollten an ihren Standorten bleiben und überdies noch verstärkt werden. Zudem müsse geprüft werden, welche Behörden und Verwaltungen aus den Ballungsgebieten auf das flache Land umgesiedelt werden könnten. lhe
BONN, 26. Januar (Reuter). ADAC-Präsident Otto Flimm lehnt die Pläne der Bundesregierung für eine Erhöhung der Mineralölsteuer ab. Dem Kölner Express sagte er, es gebe keine "logische" Begründung dafür, daß die Autofahrer für die Schulden der Bahn zur Kasse gebeten werden sollen. "Die Autofahrer sind nicht die Melkkuh der Nation", sagte der ADAC-Präsident. Die Einführung einer Vignette für Pkw-Fahrer werde der Automobilclub dagegen mittragen, wenn es dafür Entlastungen an anderer Stelle gäbe. Als Möglichkeiten nannte Flimm dabei die Kfz- und die Mineralölsteuer.
W A S H I N G T O N , 2 6 . Januar (Reuter/AFP). Ein junger Mann hat am Montag vor dem Gebäude des US-Geheimdienstes CIA bei Washington ein Blutbad angerichtet.
Nach CIA-Angaben eröffnete der Mann in einer Militärjacke ohne ersichtlichen Grund das Feuer auf die Menschen, die vor dem CIA-Hauptquartier im Washingtoner Vorort Langley (US-Bundesstaat Virginia) auf Einlaß warteten. Dabei seien zwei Menschen getötet und drei weitere Personen verletzt worden, einer von ihnen schwer. Augenzeugen berichteten, der Mann habe völlig kaltblütig gehandelt. Er sei "um die 20" Jahre alt.
Die beiden Männer, die von dem Täter erschossen wurden, waren CIA-Mitarbeiter. Auch zwei der drei Verletzten der Schießerei seien Mitarbeiter des Geheimdienstes, hieß es in einer Erklärung des CIA. Das fünfte Opfer sei bei einer vom CIA beauftragten Organisation beschäftigt. Der US-Geheimdienst gab die Namen der Getöteten - Lansing Bennett und Frank Darling - bekannt, ohne zu benennen, für welche Aufgabengebiete sie im Geheimdienst zuständig waren.
Zur Untersuchung des Überfalls wurden die Washingtoner Polizei und das FBI eingeschaltet. Die Polizei leitete eine Großfahndung nach dem Schützen ein.
COCHEM, 26. Januar (Reuter). Nach antijüdischen Äußerungen ist der Bürgermeister der Moselgemeinde Senheim bei Cochem, Franz-Dieter Schlagkamp (CDU), am Montag abend von seinem Amt zurückgetreten.
Der 50 Jahre alte CDU-Politiker und Winzer hatte in einem Brief an den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, unter anderem geschrieben: "Ich bin froh, daß ich als Bürgermeister einer 700-Einwohner- Gemeinde keinen jüdischen Mitbürger habe, der den täglichen Dorffrieden mit seinen Reizstacheln stört. Ich bete zu Gott, auch nie solche Mitbürger zu bekommen."
Während der für die Dienstaufsicht zuständige Landrat des Kreises Cochem- Zell, Klaus-Peter Balthasar (CDU), zunächst 14 Tage für die dienstrechtliche Würdigung des Schreibens veranschlagen wollte, hatte der für die Kommunalaufsicht zuständige rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber (SPD) bereits am Montag Schlagkamp zum Rücktritt aufgefordert.
"Um weiteren Schaden von seiner Ortsgemeinde abzuwenden, sollte der Ortsbürgermeister schleunigst seinen Hut nehmen", hatte Zuber gefordert. Schlagkamp kam dieser Aufforderung auf einer von ihm einberufenen Sondersitzung der elf Gemeinderatsmitglieder nach und erklärte seinen Rücktritt. Ermittlungen gegen Bonner Pater
OSNABRÜCK/MEPPEN (dpa). Gegen den Bonner Dominikanerpater Heinrich Basilius Streithofen wird wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht des Spiegel. Danach wird dem Pater vorgeworfen, bei einem Vortrag im Oktober 1992 in Meppen geäußert zu haben, Juden und Polen seien "die größten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers".
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinde Niedersachsen und ein Meppener Kriminalbeamter hatten Streithofen daraufhin angezeigt. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl, als dessen Berater Streithofen galt, war angeschrieben worden. Kohl distanzierte sich in einem Antwortschreiben von den Äußerungen des Dominikanerpaters. Nach dem Spiegel-Bericht erklärt Streithofen seine Äußerungen mit den Worten, das sei ihm herausgerutscht.
LUANDA, 26. Januar (Reuter/dpa). Angolas Regierung und die Rebellenbewegung Unita werden nach Angaben von Diplomaten und des staatlichen Rundfunks Delegationen zu Friedensgesprächen nach Addis Abeba entsenden. Dem Rundfunk zufolge soll bei den Verhandlungen ein Waffenstillstand vereinbart werden. Der Unita-Vertreter in Lissabon, Jorge Valentin, sagte, weder Unita-Chef Jonas Savimbi noch Angolas Präsident Eduardo dos Santos würden nach Addis Abeba kommen.
An dem Treffen sollen den Angaben zufolge auch Vertreter der UN, der USA, Rußlands sowie der früheren Kolonialmacht Portugal teilnehmen. Wie es in Diplomatenkreisen hieß, ist die Regierung nach ihren militärischen Niederlagen in den vergangenen Wochen offenbar zu Konzessionen an die Unita bereit.
KAPSTADT, 26. Januar (Reuter). Südafrikas Regierung will die seit 40 Jahren bestehende nach Rassen getrennte Schulerziehung abschaffen. Künftig solle die Rassenzugehörigkeit beim Zugang zu den Schulen keine Rolle mehr spielen, heißt es in einem am Dienstag vom Minister für das Erziehungswesen der Weißen, Piet Marais, veröffentlichten Bericht.
In dem Bericht wird die Zusammenlegung der vier Erziehungsministerien für Weiße, Schwarze, Farbige und Inder sowie eine Angleichung der Finanzmittel für die einzelnen Gruppen vorgeschlagen. Bei der Aufnahme in eine bestimmte Schule dürfe die Hautfarbe künftig keine Rolle mehr spielen. Derzeit gibt der Staat für einen weißen Schüler viermal soviel Geld aus wie für einen schwarzen.
BANGKOK, 26. Januar (Reuter). Die thailändische Regierung hat am Dienstag erstmals der Ernennung einer Provinz- Gouverneurin zugestimmt. Nach Angaben von Regierungsvertretern ist die Ernennung Charasri Thithirats ein Versuch, ein Zeichen gegen die verbreitete Diskriminierung von Frauen in Thailand zu setzen. Innenminister General Chavalit Yongchaiyudh sagte, er sei überzeugt, daß Charasri in der Lage sein werde, ihr Amt "so zu erfüllen wie ein Mann".
Charasri, ehemalige Generaldirektorin des Stadtplanungsbüros im Innenministerium, wird Gouverneurin der nordöstlich von Bangkok gelegenen Provinz Nakorn Nayok.
BONN, 26. Januar (Reuter/dpa). Die Bundesregierung will die Gespräche mit der Energiewirtschaft über die künftige Energiepolitik innerhalb eines halben Jahres erfolgreich abschließen. Auf der Wintertagung des Deutschen Atomforums am Dienstag in Bonn sagte Staatssekretär Clemens Stroetmann vom Bundesumweltministerium, die Frage dürfe nicht in den Wahlkampf kommen.
Der Staatssekretär sprach sich für die Weiterführung der Endlagerprojekte Gorleben und Schacht Konrad aus. Ein generelles Verbot der Plutoniumnutzung in Deutschland lehnte Stroetmann ab.
Stroetmann nannte die Eckpunkte der Regierung für den angestrebten Energiekonsens. Der CO2-Ausstoß müsse bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent reduziert werden. Neben Energieeinsparung und verstärkter Nutzung erneuerbarer Energien müsse auch die Atomenergie "eine wesentliche Rolle" spielen. Dazu gehöre eine "konkrete Option" für ihre weitere Nutzung. Darunter verstehe er, nach Ablauf der Nutzungsdauer der bestehenden Atomkraftwerke diese Energiequelle mit neuen Reaktoren weiter zu nutzen.
Auch für Veba-Vorstandschef Klaus Piltz ist die Option für die weitere Nutzung der Atomenergie ein Baustein des angestrebten Konsenses. Piltz zählte dazu ferner den Bau der Fabrik für MOX- Brennelemente in Hanau und die Suche nach einem Endlager für hochradiaktiven Müll nicht nur im Inland, weil dies in Deutschland möglicherweise nicht durchsetzbar sei.
Mitglieder der Umweltschutzorganisation Robin Wood bauten vor dem Tagungshotel eine zwei mal fünf Meter große Mauer auf. Sie forderten die sofortige Schließung aller Atomanlagen und die Enteignung der Energiekonzerne.
TEHERAN, 26. Januar (Reuter). In Iran ist nach einem Bericht der Zeitung Kajhan ein Deutscher wegen Spionage zum Tode verurteilt worden. In der Zeitung wurde am Dienstag Generalstaatsanwalt Abolfasl Musawi mit den Worten zitiert, der Mann sei 1991 festgenommen, vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt worden. Musawi habe lediglich mitgeteilt, daß der Deutsche mit Vornamen Helmut heiße.
FRANKFURT A. M., 26. Januar (Reuter/AP/dpa). Ein 299 Meter langer Frachter mit 4100 Tonnen Schweröl als Treibstoff an Bord ist am Dienstag nachmittag etwa 1,2 Seemeilen nordwestlich vor Helgoland mit Maschinenschaden vor Anker gegangen. Der unter panamaischer Flagge fahrenden "Hudson Bay 1" mit ihren 50 Mann Besatzung gelang es nach Angaben der mit der Bergung beauftragten Bugsier-Reederei Hamburg, zwei Anker auszuwerfen.
Zwei Schlepper der Bugsier-Reederei sicherten am Abend den Tanker. Sie legten zusätzlich zu den beiden Ankertauen zwei Schleppverbindungen. Damit sollten die Ankerketten vor einem möglichen Abreißen gesichert werden, teilte die Reederei mit.
Kapitän Heinrich Detlev von der Bugsier-Reederei Hamburg hatte zuvor gewarnt: "Wenn die zwei Anker reißen, treibt das Schiff auf Helgoland zu, und dann ist der Teufel los. Dagegen ist das Shetland-Öl klares Wasser." Insgesamt waren vier Schlepper zu dem Havaristen unterwegs. Die "Hudson Bay" soll auf jeden Fall von Helgoland weggeschleppt werden. Wohin der Frachter gebracht werde, konnte Detlev aber noch nicht sagen.
Es handle sich nicht um einen klassischen Seenotfall, sagte ein Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS).
Die "Hudson Bay 1" habe mit Maschinenschaden auf der Nordsee getrieben, bevor sie geankert habe, sagte ein Sprecher der DGzRS. Das 99 000-Bruttoregistertonnen-Schiff habe keine Ladung an Bord. Ein DGzRS-Seenotkreuzer lag am Nachmittag "zur Sicherheit" längsseits des Frachters, zwei weitere waren vor Ort. Die Bundesstelle zur Bekämpfung von Ölunfällen in Cuxhaven hatte vorsorglich zwei Spezialschiffe nach Helgoland in Marsch gesetzt. Die beiden Schiffe seien mit Abpump- und Abschöpfanlagen sowie mit Ölsperren ausgerüstet. Feuer auf Supertanker gelöscht
Im Indischen Ozean haben am Dienstag Rettungsmannschaften schwimmende Barrieren um den havarierten Supertanker "Maersk Navigator" gelegt, um das austretende Öl einzudämmen. Zuvor hatte das Feuer an Bord nach sechs Tagen gelöscht werden können. Ein Sprecher des dänischen Eigners A. P. Moeller sagte, man hoffe, Ende der Woche mit dem Abpumpen des restlichen Öls aus dem Schiff beginnen zu können. Nach der Havarie am Donnerstag seien schätzungsweise 25 000 Tonnen Öl ausgetreten. Der Ölteppich hinter dem Schiff ist Experten zufolge unterdessen auf 32 Kilometer Länge geschrumpft.
Der Sprecher der Betreiberfirma sagte, man sei sehr zufrieden mit der gegenwärtigen Lage. Schwimmbarrieren von insgesamt 350 Meter Länge stünden bereit, um das auslaufende Öl einzudämmen. Die bisher ausgetretenen Massen seien allesamt verbrannt, hätten sich verflüchtigt oder seien durch Chemikalien aufgelöst worden. Der Ölfilm sei rund 50 Kilometer von der Südspitze der indischen Nikobaren-Inseln entfernt. Die von mehreren Bergungsschiffen ins Schlepptau genommene "Maersk Navigator" befinde sich derzeit im offenen Meer 130 Kilometer westlich der indonesischen Insel Sumatra und 80 Kilometer südwestlich der Nikobaren-Hauptinsel.
Offenbar waren bei dem Unglück zwei der zwölf Öltanks zu Bruch gegangen. Hugh Parker, Mitarbeiter der Internationalen Reeder-Vereinigung, sagte, man habe ihn davon unterrichtet, daß aus einem weiteren Tank Öl austrete. Bisher war man von einem leckgeschlagenen Tank ausgegangen. Parker sagte, die Ölspur des Havaristen sei 50 Meter bis 200 Meter breit. Der Ölteppich habe sich um einige Kilometer verkleinert und sei jetzt rund 32 Kilometer lang.
Für die nächsten Tage seien stürmische Winde vorausgesagt, die helfen würden, den Ölfilm von der "Maersk Navigator" aufzulösen. Unterdessen versprühten indische Flugzeuge und Schiffe Chemikalien, um das ausgetretene Öl zu bekämpfen.
Griefahn: Verbote an deutschen Küsten sp HANNOVER. Zur Vorbeugung von Tankerunfällen vor den deutschen Küsten hat die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) eigene Maßnahmen der Bundesregierung gefordert. Es genüge nicht, wenn die Bundesregierung auf internationale Vereinbarungen hinwirke, teilte Griefahn am Dienstag in Hannover mit. Sie kündigte eine Initiative im Bundesrat an. Niedersachsen will unter anderem erreichen, daß großen Öltankern ohne ausreichendes Fachpersonal das Befahren deutscher Hoheitsgewässer verboten wird. Außerdem müsse die Bundesrepublik endlich die UN-Seerechtskonvention aus dem Jahre 1982 zum Schutz der Meeresumwelt unterzeichnen. Ferner forderte die Ministerin eine Klärung, wer für die ökologischen Folgen eines Tankerunglücks haftet.
MÜNCHEN, 27. Januar (Reuter). Der Erörterungstermin für den Einsatz plutoniumhaltiger MOX-Brennelemente im Atomkraftwerk Gundremmigen soll weitergeführt werden. Dafür hat sich der bayerische Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) während einer aktuellen Stunde im Landtag am Dienstag in München ausgesprochen. Die Landesregierung lehne den Antrag der Einwender zum Abbruch des Anhörungsverfahrens ab, sagte er. In der vergangenen Woche war der Erörterungstermin in Augsburg geplatzt, nachdem die rund 150 Einwender den Veranstaltungsort verlassen hatten. Insgesamt 40 000 Bürger hatten gegen die geplante Genehmigung Bedenken angemeldet.
Die Grünen warfen dem Umweltministerium "schikanöse Prozeduren" gegen die Einwender vor. Das Informationsrecht sowie die Pressefreiheit seien beschnitten worden, meinte Fraktionssprecherin Ruth Pauling vor dem Landtag. Gauweiler begründete die strengen Sicherheitsmaßnahmen bei dem Termin in der Augsburger Schwabenhalle mit den rechtlichen Vorschriften.
Auch Donike für Dopingtests bei Freundschaftsspielen DFB-Vorhaben wird begrüßt Unangekündigte Kontrollen auf dem Trainingsplatz gefordert
Der Kölner Dopingfahnder Manfred Donike sieht einen "ersten wichtigen Schritt", der Saarbrücker Wilfried Kindermann, Internist und Arzt der deutschen Nationalelf, hält die jüngste Entwicklung für "sportpolitisch bedeutsam": Die Pläne des zuständigen Beirats im Deutschen Fußball-Bund (DFB) über die baldige Einführung von unangemeldeten Dopingkontrollen im Profibereich auch bei Testspielen der Vereine sind bei den Experten auf große Zustimmung gestoßen. "Das Auswahlprinzip würde dabei mit dem Verfahren bei den Pflichtspielen identisch sein. Zwei Akteure jeder Seite müßten sich einem spontanen Test unterziehen", erläuterte Donike die vorgesehenen Maßnahmen. Durch das Einlenken des DFB hofft er in naher Zukunft auch seinen eigentlichen Wunsch realisieren zu können: "Wir brauchen im Grunde die offizielle Einführung breitgestreuter Trainingskontrollen." Dies ist nach Donikes Ansicht die hervorstechende Aufgabe, der sich neben der nationalen Ebene "zumindest der europäische Spitzenfußball als wichtige Geste" widmen müsse. Zum möglichen Ablauf meint der Kölner Professor: "Mittels eines Zufallsgenerators könnten wir zwei Spieler eines Klubs ermitteln, denen wir direkt auf dem Trainingsgelände einen unangekündigten Besuch abstatten würden." Auch Nationalmannschaftsarzt Kindermann glaubt an die Möglichkeit, dadurch im Vorfeld "manche Sünder ertappen zu können".
Nach Ansicht beider Fachleute spielt allerdings die Einnahme von anabolen Präparaten im Fußball nur "eine untergeordnete Rolle". In der Vorbereitungsphase würden die Spieler zumeist noch von "erholsamen Urlaubstagen profitieren" und hätten keine unerlaubten Aufbaumittel nötig. Während der laufenden Saison wiederum seien Manipulationen ohnehin quasi "unmöglich". Viel eher könnten kurzfristig eingenommene Stimulantien wie Amphetamine "etwas bewirken" (Donike). Diese allerdings ließen sich am Spieltag mühelos nachweisen. sid
Die Rechtsausschuß-Verhandlung gegen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr (Neubrandenburg) wird voraussichtlich nicht vor Mitte März stattfinden können. "Der ursprüngliche Termin 20. Februar ist schon allein wegen der erforderlichen Gutachten nicht zu halten, deren Erstellung sich offenbar verzögert. Außerdem will Herr Schoeppe in diesen Tagen entscheiden, ob er den Vorsitz des Rechtsausschusses nach der Kritik an seinen Äußerungen behalten will", erklärte am Dienstag Jan Kern, Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Derzeit ist der Expertenstreit, ob Clenbuterol als Anabolikum anzusehen ist, noch in vollem Gange. Das DLV-Präsidium hatte hieran keinen Zweifel gelassen, als es die drei Mecklenburger Sprinterinnen wegen Anabolikamißbrauchs für vier Jahre sperrte. Inzwischen hat der DLV Ergänzungsanträge zu den Beweisanträgen gestellt.
Schoeppe, Vorsitzender des DLV- Rechtsausschusses, hatte öffentlich geäußert, daß eine Vier-Jahres-Sperre nicht mehr durchsetzbar sei und er auch einen Freispruch nicht ausschließe. sid
Als Matthias Sammer im Blitzlicht-Gewitter der Fotografen zur Pressekonferenz in Dortmund erschien, war für die Borussia der von Präsident Gerd Niebaum oft proklamierte Start in eine neue Dimension, wirtschaftlich wie sportlich, besiegelt. Die Westfalen sind nun zweifellos "zur Top-Adresse im deutschen Fußball" (Sammer) avanciert, hinter oder wahrscheinlich sogar neben Rekordmeister Bayern München.
Die Kritik der Konkurrenten am Umfang des Transfers wies Niebaum zurück: "Der Kauf von Matthias Sammer war nur mit Hilfe des Fernsehgeldes möglich. Wir haben es lediglich dafür verwendet, einen Nationalspieler zurückzuholen und die Bundesliga wieder attraktiver zu machen." Der BVB-Boß verwies auf den Appell des Ligaausschuß-Vorsitzenden Gerhard Mayer-Vorfelder, der ein verstärktes Engagement der Industrie verlangt hatte, um Nationalspieler in der obersten deutschen Klasse zu halten. Der Präsident des VfB Stuttgart hatte Unverständnis über die hohe Ablösesumme für den einstigen Stuttgarter Sammer geäußert.
Der 25 Jahre alte Mittelfeldstar, der für die Rekordablöse von rund 8,5 Millionen Mark nach einem halbjährigen Gastspiel bei Inter Mailand ins Revier wechselte und einen Vertrag bis 1996 unterschrieben hatte, bestätigte vor laufenden Kameras: "Dortmund war im Vergleich zum VfB Stuttgart keine Verlegenheitslösung. Der Transfer von Mailand zur Borussia war für mich immer erste Wahl." Auch der immense Erwartungsdruck scheint den selbstbewußten Ex-Dresdner kaum zu belasten: "Was ich von meinen Kollegen in Dortmund verlange ist Achtung, Ehrlichkeit und Verständnis. Dann sehe ich keine Probleme."
Spekulationen, die Verpflichtung des 13maligen Nationalspielers hätte im Borussen-Kader Kritik ausgelöst, stellte Kapitän Michael Zorc richtig: "An den Qualitäten von Matthias Sammer gibt es keinen Zweifel. Jetzt sind wir in der Rückrunde noch stärker. Vorbehalte sind nur durch die falschen Zahlen aus Stuttgart entstanden. Aber ich vertraue in Sachen Gehaltsgefüge unserem Vorstand." Und Sammer ergänzte: "Geld ist nicht das wichtigste. Ich will sportlichen Erfolg mit dem BVB und mir bei Berti Vogts wieder bessere Karten verschaffen."
Trainer Ottmar Hitzfeld erhofft sich von Sammer einen neuen Schub im Mittelfeld, sieht auch keine Probleme in der Konstellation Michael Rummenigge/Matthias Sammer und begrüßt grundsätzlich den Konkurrenzkampf. Fest steht jedoch, daß die Borussia für einige Bewegung auf dem Transfermarkt am Saisonende sorgen wird. Etliche Akteure hegen Abwanderungsgedanken. Die Chancen der Mittelfeldakteure Gerhard Poschner und Steffen Karl sind auf ein Minimum gesunken. Im Angriff hadert der Ex-Frankfurter Lothar Sippel seit Wochen mit seiner Reservistenrolle. Angesichts des bevorstehenden Transfers des Schalkers Steffen Freund zur Borussia sieht auch Abwehrspieler Bodo Schmidt kaum Perspektiven. Torhüter "Teddy" de Beer will angeblich auch den Verein verlassen. Und der einstige Torjäger Jürgen Wegmann wird schon in Kürze für den MSV Duisburg stürmen.
Der ehrgeizige Hitzfeld und der clevere wie geschäftstüchtige Klubmanager Michael Meier planen den langfristigen Erfolg. "Wir benötigen auch weiter eine starke Reservebank, wenn wir auf Dauer in der Bundesliga-Spitze mitmischen wollen", sagt der BVB-Coach. Die Sammer- Verpflichtung will er nicht als Signal zum Angriff auf die Bayern interpretiert wissen. "Wir lassen uns nicht zusätzlich unter Druck setzen, sondern konzentrieren uns primär auf den wichtigen Rückrundenstart gegen Bochum und Schalke." Matthias Sammer wird am 20. Februar im Prestige-Duell gegen den VfL Bochum sein Bundesliga-Comeback feiern. sid
Geschockt reagierte 400-m-Weltrekordler Harry "Butch" Reynolds auf das Ultimatum des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), er solle seine rechtlichen Schritte gegen den Weltverband binnen eines Monats einstellen. "Ich hoffe nicht, daß diese Entscheidung eine Frage zwischen weißer und schwarzer Hautfarbe war", erklärte der farbige Athlet, "hoffentlich auch kein Anti-Amerikanismus."
Reynolds ließ offen, ob er der Forderung der IAAF nachkommt und auf die ihm vom Distriktgericht in Columbus/ US-Bundesstaat Ohio zugesprochenen 27,3 Millionen Dollar Schadenersatz und Schmerzensgeld, zu erstatten durch die IAAF, verzichtet. Reynolds, dem der Weltverband bis zum Ablauf des Ultimatums am 23. Februar keine speziellen Sanktionen androhte, erklärte jedoch, er wolle wie geplant am 5. Februar sein Comeback nach der Doping-Sperre bei den Millrose-Games in New York bestreiten.
Nachdem die Reynolds-Anwälte androhten, sie würden die 27,3 Millionen mit Nachdruck eintreiben, notfalls führende Mitglieder der IAAF bei Betreten amerikanischen Bodens verhaften lassen, bleibt diese Ankündigung nicht ohne Folgen. "Ich würde derzeit eine Reise in die USA vermeiden", sagt August Kirsch, Council-Mitglied des Internationalen Verbandes, nach Rückkehr von der Tagung in Djakarta.
Indes beteuert Reynolds weiter seine Unschuld und behauptet, seine in A- und B-Version unterschiedlich analysierte Urinprobe sei im Untersuchungslabor verpfuscht worden. "Ich habe gesagt, daß ich kein Doping genommen habe und es auch bewiesen. Aber jetzt geht es um mehr. Es geht um persönliche Rechte, die Freiheit der Rede", sagt Reynolds. sid
Drei Länderspiel-Neulinge, Torhüter Christian Ramota vom VfL Gummersbach, den Rostocker Christian Feldbinder und Sven Lakenmacher aus Großwallstadt, berief Handball-Bundestrainer Armin Emrich ins Aufgebot für die Länderspiele gegen eine tschechisch-slowakische Auswahl am 10. und 11. Februar in Hagen und Wuppertal. Der 19jährige Ramota gehört vorerst nur zur Reserve, soll aber während des fünftägigen Lehrgangs in Kaiserau an den A-Kader herangeführt werden.
Emrich hat in Kaiserau bereits seine vorläufigen Kandidaten für die A-Weltmeisterschaft im März in Schweden zusammen. sid
Das Aufgebot: Tor: Thiel (Bayer Dormagen), Holpert (TSV Milbertshofen), Kürbis (SC Magdeburg); Linksaußen: Löffler (SG Leutershausen), Lakenmacher (TV Großwallstadt), Baruth (VfL Fredenbeck); Rückraum: Kohlhaas (Bayer Dormagen), Hartz (TV Niederwürzbach), Feldbinder (Empor Rostock), Nagel, Kunze (beide SG Leutershausen), Mudrow, Zerbe (beide TBV Lemgo); Rechtsaußen: Löhr (SG Leutershausen), Schilling (TUS Schutterwald), Roos (TV Großwallstadt); Kreis: Fuhrig (SG Wallau-Massenheim), Petersen (VfL Gummersbach), Schwarzer (TV Niederwürzbach).
Ausschreitungen rassistischer Jugendlicher fürchten die Einwohner von Rotterdam vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen den Fußball-Nationalteams der Niederlande und der Türkei am 24. Februar in der holländischen Hafenstadt. Bürgermeister Bram Peper forderte den niederländischen Fußball-Verband (KNVB) auf, das für 20 Uhr angesetzte Spiel auf 14 Uhr vorzuverlegen, andernfalls werde er nicht erlauben, die Begegnung im Stadion "De Kuip" auszutragen.
Nach Aussage von Peper ist ein früherer Spielbeginn nötig, um das Risiko von Ausschreitungen mit fremdenfeindlichem Hintergrund zu mindern und der holländischen Polizei die Arbeit zu erleichtern. Außerdem, so verlangt der Bürgermeister, müßten holländische und türkische Fans auf getrennten Wegen zum Stadion geführt werden und eine strikte Trennung auch in der Arena gewährleistet sein.
Katja Seizinger aus Halblech ist vor Beginn der alpinen Weltmeisterschaft in Morioka/Japan die Topverdienerin der deutschen Ski-Nationalmannschaft. Mit ihren bisher verdienten 37 000 Schweizer Franken Preisgeld liegt die Abfahrts-Weltcupsiegerin, die bereits zwei Saisonrennen (Super-G in Lake Louise, Abfahrt in Cortina) gewann, in der Geldrangliste des Ski- Weltcups allerdings nur auf Platz sechs. Peter Roth vom Königssee rangiert als bester DSV-Läufer mit 4000 Franken an Position 34.
Topverdiener der bisherigen Saison war Weltcup-Spitzenreiter Marc Girardelli (Luxemburg) mit 178 100 Franken. Auch der Schweizer Franz Heinzer (129 000) und der Italiener Alberto Tomba (102 500) durchbrachen bereits die 100 000er-Grenze. Bei den Frauen führt nach wie vor die verletzte Schwedin Pernilla Wiberg, die Anfang Januar in Maribor einen Achillessehnenriß erlitt, mit 60 200 Franken vor der Schweizerin Vreni Schneider und der Österreicherin Ulli Maier (je 54 000). Zweitbeste Deutsche Skiläuferin nach Katja Seizinger war Miriam Vogt (Starnberg) auf dem zehnten Rang mit 21 000 Franken vor Regina Häusl (17 750).
Topverdiener im Januar war der Schweizer Franz Heinzer mit seinen drei Siegen in der Abfahrt. Der Weltmeister von 1991 profitierte zusätzlich noch von einem Bonus, den die "Klub-5-Organisatoren" (Val d'Isere, Gröden, Garmisch, Kitzbühel, Wengen) für ihre Abfahrten oder deren Ersatzrennen ausschütten. Diese Kombinationswertung gewann Heinzer (27 000) vor Girardelli (22 500) und Mahrer (11 250).
Den höchsten Siegerscheck für ein einzelnes Rennen gab es im Januar im Kitzbüheler Ersatz-Ort Veysonnaz (Schweiz), wo der Schweizer Heinzer für seinen Sieg 30 000 Franken kassierte. sid
Der ESV Kaufbeuren bleibt für Meister Düsseldorfer EG in der laufenden Bundesliga-Saison weiter ein unangenehmer Gegner. Beim 3:3 (1:1, 1:1, 1:1) verlor die DEG ihren insgesamt zwölften Punkt, bleibt aber weiter souveräner Tabellenführer. In einem sehr fairen ersten Drittel hatte Ustorf die Gastgeber unter dem Jubel der 4600 Zuschauer in Führung geschossen. Doch die Freude der Gastgeber, die beim ersten Aufeinandertreffen in dieser Saison den Titelverteidiger mit einem 6:2 auf die Heimreise geschickt hatten, währte nur vier Minuten, als Köpf den Ausgleich markierte.
Valentine schoß die DEG dann im zweiten Drittel zunächst auf die Siegerstraße, doch kurz vor der letzten Drittelpause erzielte Lukes während der ersten Strafzeit gegen die Düsseldorfer das 2:2. Valentine schien mit seinem 24. Saisontreffer den Sieg für die Mannschaft von Hans Zach sichergestellt zu haben, Karpuk markierte dann drei Minuten vor dem Spielende aber das verdiente 3:3.
Schiedsrichter Kluge brauchte keine Strafminuten an die Gastgeber auszusprechen und verhängte nur insgesamt vier Strafminuten gegen die DEG.
Der EHC Freiburg gewann am 38. Spieltag der Eishockey-Bundesliga das "Kellerderby" gegen den Tabellenletzten EHC Eisbären Berlin mit 4:2 (1:1, 2:1, 1:0). Schertz hatte die Gäste in der zehnten Minute zunächst mit 1:0 in Führung geschossen. Doch Zemlicka konnte schon drei Minuten später den Ausgleich besorBerliner SC Preussen - EC Hedos München 3:1 (1:0, 1:0, 1:1). - Tore: 1:0 Tanti (8:09), 2:0 Tanti (39:20), 2:1 Hegen (44:05), 3:1 M. Rummrich (49:04). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 4260. - Strafminuten: Berlin 24 - München 22 plus 10 Disziplinar (Berry).
ESV Kaufbeuren - Düsseldorfer EG 3:3 (1:1, 1:1, 1:1). - Tore: 1:0 Ustorf (10:56), 1:1 Köpf (14:53), 1:2 Valentine (30:39), 2:2 Lukes (37:24), 2:3 Valentine (44:13), 3:3 Karpuk (55:51). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 4600 (ausverkauft). - Strafminuten: Kaufbeuren 0 - Düsseldorf 4.
EV Landshut - Schwenninger ERC 6:3 (5:0, 1:3, 0:0). - Tore: 1:0 Bleicher (8:25), 2:0 Oswald (9:24), 3:0 Hantschke (10:51), 4:0 Hantschke (15:35), 5:0 Hantschke (18:41), 6:0 Kießling (24:16), 6:1 Kopta (29:34), 6:2 Bader (38:17), 6:3 Hardy (39:52). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Landshut 12 - Schwenningen 14.
EHC Freiburg - EHC Eisbären Berlin 4:2 (1:1, 2:1, 1:0). - Tore: 0:1 Schertz (9:08), 1:1 Zemlicka (12:11), 1:2 Schertz (21:19), 2:2 Prochazka (22:43), 3:2 Reichel (36:09), 4:2 Mann (48:22). - Schiedsrichter: Würth (Peiting). - Zuschauer: 2000. - Strafminuten: Freiburg 4 - Berlin 6.
EC Ratingen - Mannheimer ERC 6:1 (1:0, 2:0, 3.1). Tore: 1:0 Andrej Fuchs (5:29), 2:0 Grossmann (25:24), 3:0 Kienass (37:40), 4:0 Boris Fuchs (50:12), 4:1 Krentz (52:39), 5:1 Wikulow (55:37), 6:1 Grossmann (57:46). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg) - Zuschauer: 3100. - Strafminuten: Ratingen: 10 - Mannheim 8.
Krefelder EV - Kölner EC 3:1 (1:0, 2:0, 0:1). - Tore: 1:0 Walker (2:11), 2:0 Sills (26:36), 3:0 Walker (33:55), 3:1 Brandl (51:00). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 7030. - Strafminuten: Krefeld 16 - Köln 8.
NEU-ISENBURG. So viel Wirbel Klaus Staecks Werke mitunter auslösen, so viel Selbstsicherheit spricht aus seinen Worten: "Ich bringe die Menschen dazu, über ihre Vorurteile nachzudenken. Das klappt auch nach zwanzig Jahren noch." Damals, 1972, klebte er eines seiner ersten Plakate "wild" auf Heidelberger Litfaßsäulen und Mauern. "Die Reichen müssen reicher werden. Darum CDU", hieß der Slogan, der dem gebürtigen Dresdner seinen ersten Prozeß einbrachte.
Bis dato wurde er ob seiner provokativen Kunstwerke vierzigmal vor den Kadi zitiert. In vierzig deutschen Orten erhielt der 54jährige Ausstellungsverbot. Gerichtliche Folgen dürfte die von der Isenburger SPD organisierte Ausstellung mit vierzig Plakaten nicht haben, die jetzt eröffnet wurde und in der Hugenottenhalle bis zum 4. Februar zu sehen ist.
Wenn kein "Eklat" zu erwarten ist - was lösen Staecks Botschaften dann beim Publikum aus? Machen etwa empfindliche CDU-Wähler, denen ihr Kanzler als "Null-Lösung" plakativ entgegenlächeln würde, einen Bogen um die Ausstellung, oder die mehr als 30 000 Farbwerker im Rhein-Main-Gebiet, die als Beschäftigte beim als "Ozonkiller" gescholtenen FCKW-Hersteller Hoechst mit an den Pranger gestellt werden?
"Wer sich davon persönlich angegriffen fühlt, dem werden die Plakate wohl kaum gefallen.
Aber wer diese Form der politischen Kunst mag, der wird sich bestimmt nicht angegriffen fühlen", glaubt ein 65jähriger Isenburger, der zur Vernissage gekommen ist, um Klaus Staeck persönlich zu erleben.
Also lediglich eine Veranstaltung für Gleichgesinnte, um sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen? Ein Mann mit Diplomatenkoffer und dunkelblauem Wollmantel schüttelt den Kopf und sagt: "Wenn ich etwa ein Plakat über Fremdenhaß sehe, greife ich mir an meine Nase und frage mich, ob ich mich genügend engagiere."
In den Augen eines jungen Pärchens hat Klaus Staeck mit seinen Plakaten, auch bei jenen Zeitgenossen etwas erreicht, die seine Isenburger Ausstellung bewußt nicht besuchen. "Wer sich absolut weigert, so was anzuschauen, hat sich mit den Inhalten bereits auseinandergesetzt", lautet ihre Theorie.
Vielleicht liegt es auch an der mittlerweile zehnmillionenfachen Verbreitung der Staeckschen Plakate, daß in der Hugenottenhalle kein zweiter "Bonner Bildersturm" einsetzen wird. 1976 hatten aufgebrachte Bundestagsabgeordnete von CDU und CSU einige seiner Werke von den Wänden der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn gerissen. Heute schmückt sich die örtliche SPD mit "diesem hochinteressanten Mann", wie Parteichef Wolfgang Lamprecht meint, um im Kommunalwahlkampf zu glänzen. Staecks Ziel auch in in Neu-Isenburg ist es, "flächendeckende Courage" zu erreichen. leo
BAD NAUHEIM. Vor Monaten sorgte die Bad Nauheimer SPD für Schlagzeilen: Mit neuem Programm und neuer Führungsmannschaft wollte sie ihre jahrelange politische Lethargie beenden, ein eigenes Profil gewinnen, um damit endlich wieder den Unterschied zu den anderen Bad Nauheimer Parteien aufzeigen zu können. Doch was ist aus dem versprochenen Aufbruch geworden, mit dem die langanhaltende Talfahrt der Bad Nauheimer SPD beendet werden sollte, die in den 70er Jahren noch den Bürgermeister stellte, nach immer neuen Niederlagen bei der Kommunalwahl 1989 aber nur noch 25,4 Prozent der Wähler überzeugen konnte? Die Vorschußlorbeeren sind mittlerweile aufgezehrt, die Euphorie des Aufbruchs ist verflogen. Denn immer wieder konterkariert die Bad Nauheimer SPD-Fraktion Beschlüsse der Partei.
Zwei Beispiele: So beschloß der Ortsverein, auf dem städtischen Gelände der Bleiche Häuser zu errichten, um möglichst rasch neuen Wohnraum zu schaffen. Als Monate später das Stadtparlament darüber beriet, beharrten die Mitglieder der SPD-Fraktion auf ihrer abweichenden Meinung. Sie votierte dafür, die Bleiche als Grünfläche zu belassen und Teile davon als Parkfläche zu nutzen - und stimmten so mit der Mehrheit des Parlamentes. Den folgenden Krach mit der Partei hätte sich die Fraktion ersparen können, denn schon vor der Abstimmung im Parlament war klar, daß die Vorstellungen des Ortsvereines an der satten Mehrheit von CDU, UWG und FDP gescheitert wäre.
Daß Taktieren für die Bad Nauheimer SPD-Fraktion ein Fremdwort ist, demonstrierte sie vor wenigen Wochen abermals, als es um die von Landrat Gnadl initiierte Flüchtlingshilfe GmbH im Stadtparlament ging. Die Grünen und nicht die SPD hatten die Idee des sozialdemokratischen Landrates aufgegriffen, mit der Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen werden soll. Nach einer Anschubfinanzierung, die durch den Kreis und die Gemeinden geleistet werden soll, hätte sich die Gesellschaft durch die vom Land bereitgestellten Beherbungskosten von rund 19 Mark pro Tag finanziert, so die Rechnung von Gnadl.
Doch die Mitglieder der Bad Nauheimer SPD-Fraktion mochten dies nicht einsehen. Ohne auch nur Gnadl zu bitten, sein Modell näher zu erläutern und Zweifel auszuräumen, stimmten die meisten SPD-Fraktionsmitglieder gegen den Vorschlag ihres Landrates. Die schallende Ohrfeige der Bad Nauheimer SPD war jedoch gänzlich überflüssig, da ebenfalls vor der Abstimmung klar war, daß die Parlamentsmehrheit von UWG, CDU und FDP die Gnadl-Idee ablehnen würde.
"In der Fraktion sitzen halt lauter ehrliche und einfache Leute, die das machen, was sie für richtig halten," sagt Bad Nauheims SPD-Vorsitzender Johannes Krautwurst. Die öffentlichen Folgen kennt Krautwurst nur zu gut: Für manche Polit-Beobachter entsteht der Eindruck, daß der SPD-Ortsverein zwar gute Ideen entwickelt, die prompt von der Fraktion kassiert werden.
Krautwurst, seit knapp einem Jahr Vorsitzender, weiß, daß durch das Eigenleben der Fraktion die angestrebte Profilierung der Bad Nauheimer SPD bislang nicht so deutlich ausgefallen ist, wie er dies beabsichtigt. Der erfolgreiche Direktor der Bundesbank nennt die Gründe: "Jahrelang wurden Fraktion und Ortsverein von denselben gleichen Personen geführt. Hinzu kam noch, daß Herbert von Fintel zugleich Vorsitzender der Partei und der Fraktion war."
Weil so wenige Personen alle Fäden in der Bad Nauheimer SPD ziehen konnten, kam die Meinung der Basis häufig zu kurz. Durch den Personenwechsel an der Spitze von Fraktion und Partei sollten endlich die Eigenmächtigkeiten der Fraktion beendet werden. Die Fraktion sollte zwar nicht an die kurze Leine gelegt, wohl aber veranlaßt werden, die Federführung des Ortsvereins bei der Definition der Bad Nauheimer SPD-Politik anzuerkennen.
Dieses Ansinnen beschloß nicht nur die Basis, sondern stimulierte auch die 350 Mitglieder. Für zusätzliche Motivationsschübe sorgten die SPD-Bezirksvorsitzende Heidi Wieczorek-Zeul, Hessens Ministerpräsidenten Hans Eichel sowie die Minister Jörg Jordan und Hartmut Holzapfel mit Auftritten in der Kurstadt.
Um so schmerzlicher sind die jüngsten Rückfälle der Fraktion in ein zur Partei widersprüchliches Eigenleben - doch das gehört nach der Kommunalwahl der Vergangenheit an, verspricht Johannes Krautwurst. Die Bad Nauheimer SPD- Basis wählte neue und wesentlich jüngere Kandidaten auf die aussichtsreichen Listenplätze. So werden vermutlich mindestens vier SPD-Kandidaten erstmals in das Bad Nauheimer Stadtparlament einziehen.
Die bereits vor Monaten begonnene Integration der neuen Leute in die nächste Stadtverordnetenfraktion soll dann durch die Umsetzung des Wahlprogrammes vollendet werden, das recht deutlich sozialdemokratischen Grundposititionen ausweist. REINER STRACK
Wenn Nat Adderly Jazz spielt, ist es, als hätte man bei einem Sechziger-Jahre- US-Krimi das Bild weggedreht. Ein paar Takte blubbert scharfer Beat von Baß, Klavier und Schlagzeug. Dann jagt das Kornett los: kurzes Riff hinauf, wenige markante Wendungen und gleich wieder runter. Das ist die passende Musik zu Sätzen wie: "Bloß keine falschen Freundlichkeiten, Mister!"
Dann dreht man das Bild wieder an und sieht einen kleinen, freundlichen alten Mann auf der Bühne des Jazzkellers. Seine Füße stehen dicht am Rand des Podests, so daß er, damit sein Kornett noch zwischen Mund und Mikro paßt, in ziemlicher Rücklage spielen muß. Bei ihm scheint die Haltung bequem, denn er kann sein Kornett während des Spielens direkt auf seinen hervorgewölbten Bauch stellen. Hinter Nat Adderly zwei weitere Herren jenseits der 60: Walter Booker, der bärenhafte Bassist mit Glatze und krausem Lagerfeld-Zöpfchen, und Schlagzeuger Jimmy Cobb, klein und konzentriert auf den Swing. Wie Zauberlehrlinge zwischen ihren Meistern die beiden um Jahrzehnte jüngeren Vince Herring (Altsaxophon) und Rob Bargard (Piano).
Blendet man die Gruppe auf der Bühne wieder aus, bleibt die schon tausendmal gehörte Musik: diese gefällige Mischung aus West Coast Jazz und Rhythm 'n' Blues. Herbie Mann und Herb Albert, Quincy Jones und Herbie Hancock (zumindest mit "Watermelon Man") haben das erfolgreich heruntergenudelt - es war schließlich die populärste Art, zwischen Swing- und Rock-Ära Jazz zu spielen. Aber Nat Adderly gehörte zu den Erfindern, wenn auch nicht zu den Großverdienern dieses kommerziellen Stils. Und wenn man im Jazzkeller auch nichts Neues hört, man hört immerhin das Original. mak
sa FREIBURG. Einen dringenden Appell, die Gatt-Verhandlungen nicht scheitern zu lassen, hat Bundesaußenminister Klaus Kinkel an die französische Regierung gerichtet. Bei einem Festvortrag an der Freiburger Universität sagte der FDP-Politiker, ein Erfolg bei den Zoll- und Handels-Gesprächen sei "ein Muß". Bonn habe sich mit Paris "solidarisch bis an die Grenze einer gewissen Selbstverleugnung gezeigt". Jetzt müsse "aber auch Frankreich Solidarität beweisen", forderte der Minister. Die Interessen keines Partnerlandes in der EG dürften dazu führen, daß es zu einem Handelskrieg mit den anderen großen Wirtschaftsmächten der Welt komme.
Ein Scheitern der Gatt-Verhandlungen, warnte Kinkel, würde das Kraftzentrum der Weltwirtschaft lahmlegen, nämlich die drei Industrieregionen Europa, Japan und die USA. Wenn "diese Drei" ihre Kräfte gegeneinander kehren sollten, würden kaum noch Chancen bestehen, die globalen Herausforderungen - wie den Teufelskreis von Armut, Bevölkerungsexplosion und Umweltzerstörung - zu bewältigen.
Mehr Engagement forderte Kinkel von den anderen Industriestaaten bei der Rußland-Hilfe. Das Gelingen oder Scheitern der Reformen in dem GUS-Staat entscheide über Erfolg oder Mißerfolg der neuen Weltordnung. Der Modernisierungsprozeß in Moskau sei noch keineswegs unumkehrbar geworden.
Deutschland, so der Außenminister, sei mit seiner finanziellen Unterstützung "bis an die Schmerzgrenze gegangen". 57 Prozent der Hilfe komme bislang aus der Bundesrepublik. Doch handele es sich bei der Unterstützung für Rußland um eine gemeinsame Stabilitätsaufgabe für alle Industriestaaten im Westen und Osten. "Oder glaubt jemand im Ernst, die Auswirkungen eines Scheiterns der Moskauer Reformen ließen sich lokalisieren?" warnte Kinkel.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die winterliche Witterung beeinträchtigt den Vertrieb und die Zustellung der Frankfurter Rundschau. Wir bitten Sie um Verständnis, falls es zu Verzögerungen kommen sollte. Frankfurter Rundschau Vertriebsabteilung
OBER-MÖRLEN. "Die haben in der Stellenausschreibung eine entscheidungsfreudige, engagierte Bürgermeisterin gesucht. Die haben sie." Das Selbstbewußtsein von Erika Schäfer hat in dem einen Jahr, in dem sie in Ober-Mörlen regiert, nicht gelitten. Im Gegenteil. Auf zwei eng beschriebenen DIN-A-4-Seiten hat die 41jährige Sozialdemokratin ihre "Erfolgsbilanz nach Stichworten" niedergeschrieben. Der bevorstehende Bau einer Kindertagesstätte ist dort ebenso aufgelistet wie "völlig neu gestaltete Ferienspiele", "neue Ideen bei der Seniorenarbeit" und das bemerkenswerte Projekt eines Nachbarschaftsladens in Langenhain-Ziegenberg. In einem nur knapp 5500 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Ort wie Ober-Mörlen ist eine Kindertagesstätte ein Großprojekt.
Bürgermeisterinnen sind in Hessen nach wie vor rar. Nur fünf Frauen bekleiden bislang dieses Amt. Entsprechend aufsehenerregend war es, als die Oberrechnungsrätin beim Bundesrechnungshof in Frankfurt an die Spitze der Gemeinde Ober-Mörlen gewählt wurde. Zumal Ober-Mörlen damit der einzige Ort (zumindest in Hessen) wurde, in dem zwei Frauen an der Spitze der Verwaltungshierarchie stehen. Schäfers stellvertreterin ist die Erste Beigeordnete Inge König (FWG).
Es sei nicht das Problem gewesen, sich als Frau an der Spitze der Gemeindeverwaltung durchzusetzen, sagt die erfahrene Verwaltungsfrau Schäfer, die seit über 25 Jahren im öffentlichen Dienst arbeitet und 1987 zur Diplomverwaltungswirtin avancierte. "Die Leute werden mehr eingebunden, ich delegiere Aufgaben und gebe eigene Verantwortungsbereiche", lautet ihr Arbeitsprinzip.
Viel problematischer als drinnen in der Verwaltung ist es für die Bürgermeisterin draußen, im Leben der Gemeinde. "Ich werde schon stark beobachtet", weiß sie. "Wenn ich mal längere Zeit mit einem Mann rede, entstehen gleich Gerüchte," sagt die ledige Rathauschefin.
Die "Solidarität der Frauen" hat sie gespürt, als sie kurzerhand Sitzungsräume der Parlamentsfraktionen für eine Krabbelstube bereitstellte. Schäfer: "Die Fraktionen können auch in Kneipen tagen." In ihrer eigenen Partei wurde diese frauenfreundliche Entscheidung nur "knurrend" akzeptiert.
Viel Kraft habe es gekostet, bei Vereinsfesten das umweltfreundliche Geschirrmobil statt Wegwerfgeschirr durchzusetzen. "Ich habe gedroht, sonst nicht die Schirmherrschaft zu übernehmen", sagt die Bürgermeisterin verschmitzt lächelnd.
Ärger hat die sozialdemokratische Bürgermeisterin mit dem wichtigen Ober- Mörler CDU-Funktionär und Wetterauer Kreisbeigeordneten Aloys Wagner. Zur Zeit liegt sie mit ihm wegen der Kindergartenpolitik im Clinch. Wagner ist auch stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender des katholischen Kindergartens. Wider besseren Wissens würde Wagner behaupten, die Gemeinde schaffe durch ihren geplanten neuen Kindergarten eine Konkurrenz zum katholischen, obwohl die Gemeinde durch den Neubau doch nur ihrer Verpflichtung nachkomme, für alle Kinder Platz zu schaffen, argumentiert Schäfer. Gerangelt wird auch um den Zuschuß der Gemeinde zum katholischen Kindergarten. Die Bürgermeisterin will den Landeszuschuß auf den der Gemeinde anrechnen, weil das Gemeindeparlament 1988 beschlossen habe, "jährlich 50 Prozent der durch sonstige Einnahmen nicht gedeckten Kosten" des Kindergartens auszugleichen. Es geht dabei um 12 500 Mark. Nun möchte Wagner den katholischen Kindergarten in eine Kindertagesstätte mit Hort umwandeln. Vermutlich wird die CDU-Fraktion das heute abend in der Sitzung des Gemeindeparlamentes zum Antrag bei den Haushaltsberatungen erheben.
"Das ist nur Wahlkampf", sagt Erika Schäfer. Hinter Aloys Wagners Engagement gegen ihre Kindergartenpolitik vermutet sie auch persönliche Aversionen.
"Mein Schwerpunkt ist Ober-Mörlen", sagt die Bürgermeisterin zu ihren politischen Ambitionen. Deshalb hat sie es auch abgelehnt, für den Kreistag zu kandidieren. Sie hat auch grundsätzlich Bedenken, das Bürgermeisteramt mit dem Kreistagsmandat zu verquicken. Schäfer: "Der Kreistag ist noch nicht von den Bürgermeistern befreit."
Ein überörtliches Engagement will sie aber nicht aufgeben, nämlich vor Frauenorganisationen über ihre Arbeit zu berichten. "Ich werde sehr oft parteiintern oder von Frauenverbänden eingeladen", sagt sie. Demnächst wird sie vor dem Zonta-Club Bad Nauheim über "Frauen in Führungspositionen" referieren.
Erika Schäfers Vorbild ist übrigens ein Mann: Münzenbergs Rathauschef Erwin Müller, Hessens dienstältester Bürgermeister, den sie kennen und bewundern gelernt hat. Schäfer: "Ich möchte werden wie Erwin Müller." BRUNO RIEB
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Bad Soden. Klavierabend mit Haleh Alp, Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bodyguard (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Kevin - Allein in New York (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Bodyguard (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Bodyguard (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Am Eschenplatz 1: "Licht / Zeit A", Installation von Ottmar Schnee, Film, Video, Fotosequenzen, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 96 / 49 02 32 (bis 16. 2.).
Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl-Hof, Hauptstraße 21, 16 bis 18 Uhr (bis 7. 2.).
Kreishaus, Am Kreishaus 1-5: "Augenblick mal!" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e.V., Bilder und Zeichnungen geistig behinderter Menschen, 8 bis 18 Uhr (bis 5. 2.).
Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., zu d. Rathaus-Öffnungszeiten (- 31.1.).
Kelkheim. Foyer der Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Aquarelle auf Seide "Venezianische Masken" von Bärbel Hoffmann, 8 bis 17 Uhr (bis 10. 2.). Vorträge / Kurse Hofheim. Volkssternwarte Marxheim: "Meteore" von Dr. B. Schliwsky, Vortragsraum der Bibliothek, Bahnst. 6, 19.30 Uhr.
Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Lesungen Sulzbach. Ökumenischer Literaturkreis: Lesung mit Musik, Chérifa Magdi liest aus arabischer Frauenliteratur, begleitet von Riad Kheder auf der Laute, evangelischer Gemeindesaal, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Flörsheim. Sprechstunde der Stadträtin Brigitte Wagner-Christmann, Alte Kirchschule, 18.30 bis 19.30 Uhr.
Hattersheim. CDU: Dämmerschoppen mit Oberbürgermeister Dr. Kummer aus Suhl, Kronenkeller, Hauptstraße, 20 Uhr.
Kriftel. CDU: Oberbürgermeister Dr. Kummer aus Suhl besucht die Frauen- Union, Galerie-Café, Frankfurter Straße, 15 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Frau Fetscher).
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Hofheim. BUND Flörsheim: Kreismitgliederversammlung in Hofheim, 19.30 Uhr, Stadthalle, Casino 2.
Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislauf-Kranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: "Fit über 45", Fitneßtraining für Frauen und Männer, Ballspiele, Leichtathletik, Gymnastik u.a., Schönwiesenhalle, 18.30 bis 20 Uhr;
Tischtennis für Erwachsene, Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr; Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.
Hofheim. Deutsches Rotes Kreuz, OV Wallau: Seniorennachmittag, Fußballerheim Wallau, 15 Uhr.
Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch- Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr, Untergeschoß. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr. Sonstiges Flörsheim. "Info-Mobil" zur Getrenntsammlung von Abfällen, Weilbach, Weilbachhalle, 16.30 bis 18 Uhr.
Hochheim. Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, Verwaltungsstelle Massenheim, Friedensstraße, 13.30 bis 14 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Knobibonbon" - Kabarett von Türken für Deutsche "Der Beschneider von Ulm", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Die Eroberung des Paradieses (20 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Firmenmuseum der Hoechst AG im Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).
AOK, Geschäftsstelle Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 17 Uhr (bis 26. 2.).
MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Psycho-soziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr; Treff für Angehörige psychisch Kranker, 18 Uhr, Tel. 30 32 14.
Institut für Legastheniker-Therapie, telefonische Beratung bei Lese- u. Rechtschreibproblemen, 11-12 Uhr, Tel. 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Caritasverband: Internationale Jugendberatung, Kasinostraße 16, 14 bis 18 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.
Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr; Besuch des Umsiedlerheimes, Bolongarostraße 109, 15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Die chinesische Nachtigall, 17 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Der rote Kreis "Zeitwände" - eine Version des "Theatre Piece" v. John Cage, 20.30 Uhr.
Kurhaus: "The Harlem Gospel Singers", 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Sister Act (13, 15.30, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der letzte Mohikaner (13, 15, 18, 20.30).
Alpha: Verhängnis (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).
Beta: Der Tod steht ihr gut (14, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten(14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Bitter moon (13, 16, 19, 22 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Utz (17, 19.45 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in dir (22.30 Uhr). Ausstellungen Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Grafik und Lyrik aus Lateinamerika", Eröffnung, 17 Uhr.
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier und Keramik von A.R. Penck, 14 bis 20 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Nilu und Dorrsgalerie präsentieren: "Cosmic Messengers", Malerei, Kunstobjekte, Installation von Jean Mandola, Karen Roberts-Pitts, Helmut Mando und Chris Clarke, Galerie Nilu, Adolfstraße 8, Sonderausstellung bei Dorrsgalerie, Rheinstraße 101 (bis 13. 2.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Malereien von Emil Szymannsky, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 1.).
Galerie B. Haasner, Saalgasse 38 / Eingang Nerostraße, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Ausstellung Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15 bis 18 Uhr (bis 14. 2.).
Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 Uhr (bis 29. 1.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 16 Uhr. Lesungen Rosemarie Schubert liest "Auroras Anlaß" v. E. Hackl, Theater, Studio, 19.30 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Pro familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Marcobrunnenstraße 7, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde: Eltern-Kind-Treff, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Sonnenberger Bibelwoche: Die Erzählung vom "Seewandel Jesu", Pfr. Dr. Martin, evangelisches Gemeindehaus, Kreuzbergstraße 9, 20 Uhr.
"Glücklich sein im Paradies", die Robinson-Party, Tanzpalast Park-Café, Wilhelmstraße 36, 20 Uhr.
"Angekommen - auch angenommen?", ein Gespräch mit Aussiedlerinnen und Ruth Kaiser vom Internationalen Bund für Sozialarbeit, Haus der evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6, 19.30 bis 21.30 Uhr, Auskunft Tel. 06 11 / 14 09 22.
- ohne Gewähr -
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Alles neu auch im letzten Winkel BAD ORB. Die "Einfache Stadterneuerung" vollzieht sich auch in den kleinsten Winkeln der Orber Altstadt. Der Magistrat hat für die Solgasse und den Scharpenrain Aufträge vergeben. Die Umgestaltung wird den Anwohnern am Donnerstag, 28. Januar, ab 17.30 Uhr im Haus des Gastes vorgestellt. Hauseigentümer und Mieter im Sanierungsgebiet können sich jeweils am 1. und 3. Donnerstag von 15.30 bis 17 Uhr im Planungsbüro im "Kleinsten Haus" informieren. Sie können 30 Prozent Zuschuß erhalten. Honda-Motorrad gestohlen BAD SODEN-SALMÜNSTER. Unangenehme Überraschung für einen Motorradfahrer in Bad Soden: Nach dem Besuch einer Gaststätte in der Romsthaler Straße war seine Maschine weg: Die rote Honda VT 600 C mit dem Kennzeichen BA - JP 113 ist 13 000 Mark wert. Bürgermeister auf Rundreise BIEBERGEMÜND. Der Bürgermeister hat seine Sprechstunden neu terminiert und besucht donnerstags zwischen 17 und 18.30 Uhr nun auch die anderen Ortsteile. Im Februar ist er am 11. in Bieber und eine Woche später im Dorfgemeinschaftshaus Roßbach. Am 25. Februar findet die Sprechstunde im Gemeindezentrum statt. Im März kommt Thomas Dikkert nach Lanzingen und Breitenborn. Rat bei Rentenproblemen BIRSTEIN. Rat in Rentenfragen gibt es demnächst im Bürgerzentrum Birstein. Die Landesversicherungsanstalt Hessen hat für Dienstag, 16. Februar, 8.30 bis 12 Uhr, einen Sprechtag angekündigt. FC-Narren suchten Bastler BRACHTTAL. Der FC Vorwärts Udenhain bereitet für den 20. Februar einen Fastnachtsumzug vor. In Scheunen und Hobbyräumen wird schon eifrig an Motivwagen und Kostümen gebastelt. Wer noch mitmachen möchte, ruft an bei Manfred Eckert, Telefon 0 60 54 / 54 93 oder Wilfried Ploep, 0 60 54 / 26 84. Ludger Langbein liest FREIGERICHT. Eine Autorenlesung veranstaltet das autonome Jugend- und Kulturzentrum Café Wojtyla am Dienstag, 9. Februar, ab 20 Uhr in der Alten Lateinschule. Ludger Langbein stellt seine Novelle "Ein Abend ohne Programm" vor. Feuerwehr in die Coleman-Kaserne? GELNHAUSEN. Bis zum Sommer 1994 soll nach Erwartungen des Bürgermeisters Jürgen Michaelis die Freiwillige Feuerwehr aus der Altstadt in die Coleman-Kaserne umziehen. Schon jetzt werde mit der Planung für den Umbau des Gebäudes mit der Nummer 1627 begonnen. Zur Finanzierung rechnet die Stadt mit Geldern aus dem Altstadtsanierungsprogramm.Richtfest für 22 Wohnungen GRÜNDAU. Richtfest wurde im Rothenberger Kohlegäßchen gefeiert. Dort entstehen 22 Eigentums- und Mietwohnungen, darunter neun Sozialwohnungen. Dies hatte die Gemeinde zur Bedingung gemacht, als sie das Grundstück zu günstigen Konditionen verkaufte. Sie sind bereits alle vergeben und sollen im Sommer bezugsfertig werden. Diskussion über Kindergärten JOSSGRUND. Im Jossgrund mangelt es an Kindergartenplätzen. Das Problem wollen Eltern mit den Gemeindepolitikern am Donnerstag, 28. Januar, erörten. Die Diskussionsrunde findet ab 20 Uhr im "Rabenschlößchen" in Oberndorf statt. Zusammenstoß beim Abbiegen LINSENGERICHT. In Altenhaßlau hat es am Montag nachmittag kräftig gekracht. Eine Autofahrerin, die von der Gelnhäuser Straße nach links in den Feldweg abbiegen wollte, hatte laut Polizeibericht die Vorfahrt eines entgegenkommenden Autos mißachtet. Beim Zusammenstoß wurden beide Fahrerinnen leicht verletzt. Blechschaden: 9000 Mark. Fast 16 000 Schlüchterner SCHLÜCHTERN. Nach der jüngsten Statistik zählt Schlüchtern derzeit knapp 16 000 Einwohner, 80 mehr als ein halbes Jahr zuvor. Mehr als 2500 Schlüchterner sind älter als 65 Jahre, 3100 jünger als 18. Kartenvorverkauf beginnt SINNTAL. In Weichersbach beginnt der Kartenvorverkauf für die Karnevalskampagne. Der gemeinschaftliche Faschingsverein ist am Samstag, 13. und 20. Februar, jeweils ab 19.30 Uhr in der Bütt. Die Karten für die Veranstaltung werden am kommenden Samstag, 30. Januar, von 15 bis 19 Uhr in der Gastwirtschaft Kissner verkauft.
STEINAU. Der Vorverkauf für die "Kaktusblüte" mit Johanna von Koczian in der Hauptrolle hat begonnen. Karten für die Vorstellung am 1. März in der Halle "Am Steines" gibt es in den Verkehrsämtern von Bad Soden-Salmünster und Steinau, im Steinauer Reisestudio Klemp und in der Salmünsterer Buchhandlung Hill.
WÄCHTERSBACH. Die Jazz-Formation "Raindancers" tritt am Freitag, 28. Januar, ab 20 Uhr im Wächtersbacher Kulturkeller in der ehemaligen Schule auf. Neben Cover-Versionen bekannter Jazz-Größen haben die vier Musiker auch Eigenkompositionen zu bieten. Gleichzeitig zeigt der Maler Bernd Liebisch im Kulturkeller sein Objekt "Der Regenschirm".Appell an die Grünen
MÖRFELDEN-WALLDORF. Einen "Appell an die Vernunft", der an die Adresse der Grünen in Mörfelden-Walldorf gerichtet ist, hat der Vorstand des Umweltbüros Rhein-Main beschlossen.
Im Vorfeld der Kommunalwahl bezieht er noch einmal Stellung zum Hauskrach der örtlichen Grünen und fordert von ihnen ein Mindestmaß solidarischen Umgangs miteinander, zumal die inhaltlichen Differenzen offensichtlich nicht so groß seien. Es könne nicht angehen, "daß im Konfliktgetümmel alle menschlichen Werte über Bord geschmissen werden", schreibt der Umweltbüro-Vorstand.
Er wendet sich auch gegen Versuche, "Stadtrat Dirk Treber politisch und menschlich zu demontieren". Dessen Integrität, so Vorstands-Vize Gerhard Krum, stehe für das Umweltbüro außer Frage. Vorsitzender Leo Spahn forderte von den Grüne-Kandidaten, dem Bürger noch vor der Wahl klipp und klar zu sagen, "ob Dirk Treber im Amt bleibt oder nicht". wal
has FRANKFURT A. M. Die Nürnberger Familie Mangold bündelt ihre Aktivitäten in der Spielzeugindustrie. Zu diesem Zweck wird der Miniaturautohersteller Gama (Georg Adam Mangold), bei dem auch die Markenrechte und Modellformen der Firma Schuco liegen, mit der Gesellschaft Trix-Mangold zusammengelegt. Letztere produziert Modelleisenbahnen in mehreren Größen und Variationen sowie Modellbaukästen.
Sinn und Zweck dieser Übung ist es, bei den Kosten Einsparungen zu erzielen. Trix-Mangold betont zudem, daß die Konzentration "in einer Produktionsstätte mit gemeinsamem Vertrieb in Nürnberg" es ermöglichen solle, mit hochwertigen, in Deutschland gefertigten Produkten dem Wettbewerb aus Fernost standzuhalten.
Auf den Lohn- und Gehaltslisten der Franken stehen 450 Männer und Frauen. Durch die Bündelung der Aktivitäten soll es nicht zu einem nennenswerten Personalabbau kommen. Über seine Umsätze schweigt sich das Familienunternehmen im übrigen seit jeher aus. Von den jetzigen Veränderungen verspricht sich Trix- Mangold einen weiteren Wachstumsschub. Ferner wird betont, daß die Firma schwarze Zahlen schreibe.
Seit einiger Zeit arbeitet Trix im übrigen in einem lockeren Bündnis mit Märklin zusammen. Dieses ist ausgelegt auf den Austausch von bestimmten Modelleisenbahn-Produkten für die unterschiedlichen Stromsysteme.
In Wächtersbach vergessen, berühmt in den USA
WÄCHTERSBACH. Für einen bedeutenden, aber fast vergessenen Sohn der Stadt Wächtersbach will der Geschichtsverein Interesse wecken: Friedrich August Genth, geboren am 16. Mai 1820, machte sich in den USA als Wissenschaftler einen Namen. Sein Todestag jährt sich am 2. Februar zum 100. Male. Ein offizielles Gedenken ist zum Bedauern des Geschichtsvereins zu diesem Termin allerdings nicht möglich. Die Feierstunde soll aber am 7. Mai um 18 Uhr im Bürgerhaus nachgeholt werden.
Die Geschichtsvereinsmitglieder Bruno Brill und Gerhard Jahn haben sich auf die Fährte des Professors Genth begeben. Nach intensiven Recherchen konnten die beiden Hobby-Historiker eine umfangreiche Biographie mit vielen Schrift- und Bilddokumenten zusammenstellen. In der Reihe "Sammlungen zur Geschichte von Wächtersbach" soll das Werk demnächst veröffentlicht werden. Friedrich August Genth war der Sohn des Gräflich Ysenburgischen Forstmeisters Georg Friedrich Genth und dessen Ehefrau Caroline Amalie, geborene von Schwarzenau. Nach dem Besuch der Schule in Wächtersbach und des Gymnasiums in Hanau studierte er in Heidelberg, Gießen und Marburg Geologie, Mineralogie und Chemie. In Marburg promovierte er. "Seine Lehrer waren so berühmte Wissenschaftler wie Leonhard, Blum, Bronn, Fresenius, Liebig und Bunsen", haben die Wächtersbacher Geschichtsforscher herausgefunden.
Nach den Erkenntnissen seiner Biographen Brill und Jahn wanderte Genth im Jahr 1848 in die USA aus. "Er lehrte und arbeitete vorwiegend in Philadelphia und wurde in seiner neuen Heimat einer der bedeutendsten Chemiker und Mineralogen seiner Zeit.
Er entdeckte, analysierte und beschrieb 23 neue Minerale. Auch schuf er eine umfangreiche Mineralien- und Meteoritensammlung, die auch heute noch rege studiert wird und von hohem wissenschaftlichen Wert ist."
Besonders Genths Grundlagenforschung über Kobalt-Basen und das Mineral Korund hätten weltweit Beachtung gefunden, wissen die Wächtersbacher Freitzeitforscher zu berichten. Insgesamt 102 wissenschaftliche Arbeiten habe er veröffentlicht. Einige davon seien bereits während seiner Studienzeit in Deutschland entstanden und zeigten sich als interessante natur- und heimatkundliche Zeugnisse der Region Wetterau, Vogelsberg und Spessart. Genth schrieb beispielsweise über die Funde von Meeresfossilien bei Eckardroth, den Zechstein von Haingründau und Büdingen, Schneckengehäuse im Kalktuff von Ahlersbach bei Schlüchtern und Fossilfunde im Mainzer Becken mit Wetterau.
Seine Examensarbeit über die Verhüttung von Kupferschiefer-Erzen in der Friedrichshütte bei Richelsdorf in Osthessen habe nicht nur allgemeine Beachtung, sondern auch die Anerkennung der kurfürstlichen Regierung gefunden.
"In den Vereinigten Staaten kam der Forscher aus Wächtersbach zu hohen Ehren", so seine Biographen. "Der Professor der Chemie und Mineralogie war Mitglied und auch Ehrenmitglied wichtiger wissenschaftlicher Akademien." Im Jahr 1880 sei er sogar zum Präsidenten der "American Chemical Society" gewählt worden.
Auch als Privatmann sei Genth allseits beliebt und geachtet gewesen. Aus seinen zwei Ehen gingen elf Kinder hervor. Er starb im Alter von 72 Jahren an einer Lungenentzündung.
Zu der Gedenkfeier am 7. Mai hoffen die Biographen Brill und Jahn nicht nur die Mitglieder des Geschichtsvereins, sondern auch viele weitere an Historie interessierte Bürger begrüßen zu können. lex
HANAU. Im derzeit laufenden Winterschlußverkauf dürfen Textilien, Schuhe, Lederwaren und Sportartikel zu herabgesetzten Preisen angeboten werden. Bietet der Händler die Ware schon vorher preiswerter feil, muß er im Schlußverkauf nochmals deutlich verbilligen. Darauf hat die Hanauer Verbraucherberatung (Wilhelmstraße 11-13, Telefon 1 66 05) jetzt hingewiesen.
Die Hanauer Verbraucherberatung rät außerdem, sich von der Schlußverkauf-Werbung nicht zu unnötigen Käufen verleiten zu lassen, sondern sich am besten daheim schon zu notieren, was nötig ist. Schlußverkaufsware sei zwar vom Umtausch ausgeschlossen, lautet ein weiterer Tip, aber für fehlerhafte Ware gelte die gleiche Gewährleistungspflicht des Händlers wie bei regulärem Kauf. Der Händler müsse demnach ein fehlerfreies Produkt aushändigen. Andere Möglichkeiten bestünden darin, einen Preisnachlaß auszuhandeln oder den Kaufvertrag rückgängig zu machen, wissen die Berater.
Offensichtliche Mängel sind aber umgehend zu reklamieren. Dafür müssen Kassenzettel oder Rechnungen aufgehoben werden. him
FR: Herr Engholm, wann, glauben Sie, können Sie Kanzler werden?
Engholm: Die korrekte Antwort lautet: spätestens wenige Wochen nach der nächsten Bundestagswahl.
FR: Das heißt, Sie geben Ihrer Partei gute Chancen, die nächsten Wahlen zu gewinnen?
Engholm: Unser Ziel ist, stärkste Partei zu werden. Bei Politiklust und -unlust unseres Volkes heute eine Wahl alleine gewinnen zu wollen, das wäre vermessen. Aber stärkste Partei zu werden und das Geschäft der Regierungsbildung, der Partnersuche auch selbst zu bestimmen, das ist aus heutiger Sicht erreichbar.
FR: Aus Ihren Bemerkungen ist einerseits ein relativer Optimismus zu spüren, aber auch Ihr Wille, dieses Ziel zu erreichen. Mit welchem Programm aber wollen Sie diese Regierung auf die Oppositionsbank schicken?
Engholm: Die gegenwärtige Regierung, die zweifellos im vergangenen Jahrzehnt nicht alles falsch gemacht hat, hat sich in den letzten drei Jahren, inhaltlich wie auch personell, restlos ins Abseits bewegt. Es gibt keinen Programmpunkt, bei dem wir nicht eine bessere Alternative finden. Ich glaube, daß die Hauptstoßrichtung der Politik der kommenden Jahre, damit auch die Politik meiner Partei, die sozialgerechte wirtschaftliche Modernisierung und Belebung sein muß: mit einer starken ökologischen Komponente.
Wir wollen uns schrittweise auf den Weg machen, unsere Industriegesellschaft auf dem höchstmöglichen Stand ökologisch umzugestalten. Nicht nur so am Rande, sondern durch zentrale Weichenstellung für die Zukunft. Das heißt, daß diejenigen, die produzieren, aber auch diejenigen, die konsumieren, sehr viel weniger Ressourcen verbrauchen dürfen in der Zukunft. In etwa den gleichen Lebensstandard zu haben, das ist nur mit großem politischen Engagement und intelligentem Einsatz von Technik und neuer technologischer Entwicklung möglich. Ich glaube, dies ist eines der wenigen Felder, auf dem es qualitative Zuwächse in der wirtschaftlichen Entwicklung geben wird.
Das zweite muß sein, daß bei allen Herausforderungen, die vor uns liegen, und Ostdeutschland bleibt eine solche Herausforderung noch für ein Jahrzehnt, die Menschen nicht das Gefühl bekommen, sie hätten ein soziales Netz mit immer größeren Löchern unter sich. Es muß ein festes soziales Netz gerade dann geben, wenn die Probleme, auch die ökonomischen, größer werden. Der Entwurf einer wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Alternative für die Zukunft - das wird der Kernpunkt unserer Überzeugungsbemühungen sein.
FR: Sie wollen aus der Partei der Neinsager eine Jasager-Partei machen?
Engholm: Das Neinsagen ist nicht immer etwas Falsches. Zu den falschen Dingen nein zu sagen, ist richtig. Es gibt Entwicklungen in der Politik, Antworten, Lösungsvorschläge, zu denen man deutlich nein sagen muß, weil sie kontraproduktiv sind. Oder weil der Weg in die Sackgasse führt.
Was ich möchte, ist: Durch klare, programmatisch gut begründete, inhaltlich ausgefüllte Antworten den Menschen klarzumachen, daß ein Satz von Bill Clinton auch für uns gelten muß. Wir haben das, was wir tun, an dem zu messen, was Menschen davon haben und nicht daran, was irgendein System davon hat. "Putting the people first", hat Clinton gesagt. Das ist ein schönes Motto: die Menschen an den Anfang stellen.
Wir haben da als Partei noch etwas nachzuliefern. Das will ich fairerweise sagen. Wir haben noch nicht alles, was vor allem ökonomisch in der Zukunft nötig ist, richtig griffbereit.
FR: Sie haben sich auf zwei Punkte konzentriert und die Fragen ausgeklammert, die derzeit die Gemüter bewegen - das Asylrecht und die UN-Kampfeinsätze. Ist der Eindruck richtig, daß Sie den Asylkompromiß mit der Regierung eingegangen sind, um das Thema noch vor dem Bundestagswahlkampf vom Tisch zu haben? Daß Sie also diesen Asylkompromiß auch unter taktischen Gesichtspunkten geschlossen haben?
Engholm: Das kann ich für mich nicht sagen. Es sind vielmehr sehr grundsätzliche Erwägungen gewesen. Ich selbst habe Mitte des vergangenen Jahres gesehen: die Asylbewerberzahlen sind so nach oben gegangen, daß wir in den ersten sechs, sieben Monaten eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von hundert Prozent hatten.
Sie können aber nicht für hundert Prozent mehr Menschen in wenigen Monaten eine komplette soziale Infrastruktur hinstellen. Das geht einfach nicht. Ich habe weder die Möglichkeit, Sozialhilfe in beliebiger Höhe zu zahlen, noch beliebig viele Wohnungen in kürzester Zeit zu bauen.
Wenn man sieht, daß die Mehrzahl der Bewerber aus Ost- und Südosteuropa eine minimale Anerkennungschance hat, dann war von der Sache her die Notwendigkeit groß, eine neue Weichenstellung zu suchen. Ob die, die wir gefunden haben, die optimale ist, darüber kann man streiten.
FR: Finden Sie die Position derer, die sagen, dieser Kompromiß tangiert den Kern des Artikels 16, den Ursprungsgedanken des bundesdeutschen Asylrechts, polemisch oder nachvollziehbar?
Engholm: Je nachdem, wie sie vorgetragen wird. Häufig polemisch, manchmal besorgt, nicht immer zutreffend. Ich will es drastisch sagen, es hat keinen Zweck, darum herumzureden: Wenn jemand verfolgt ist, dann ist nicht die erste Frage, ob er in das Land seiner Wahl kommt, sondern die erste Frage ist: Trifft er in einem sicheren Land ein, das ihm Schutz gewährt. Man kann aufgrund der polnischen Tradition zum Beispiel sagen, dies ist ein Land gewesen, das immer Schutz gewährt hat. Außer in Zeiten, wo andere - wir zum Beispiel durch Besetzung und Zerstörung - sie daran gehindert haben.
Für uns steht hinter dem Kompromiß das Bestreben, eine Lastenteilung in Europa zu erreichen. Deswegen ist für die SPD ja auch unverzichtbar, daß es ein "burden sharing", eine Lastenteilung in Form von Geld und Übernahme von Menschen geben muß. Damit die Polen nicht geschwächt werden, wollen wir sie dabei unterstützen. Dann wird der Druck von Polen über Deutschland in Richtung der anderen benachbarten Staaten in Europa ausgehen, um zu einem gemeinsamen Lastenteilungsverfahren zu kommen. Das ist das, was wir anstreben.
FR: Im Augenblick entziehen wir uns dieser Lastenteilung. Und riegeln die Grenzen ab.
Engholm: Achtzig Prozent der Menschen stellen ihre Anträge nicht an den Grenzen. Und das wird auch künftig der Fall sein. Der Asylkompromiß wird nicht dazu führen, daß morgen keine Menschen mehr nach Deutschland kommen. Das ist ein glatter Irrtum. Die Ströme werden ähnlich bleiben. Die Trennung in politisch Verfolgte, Bürgerkriegsflüchtlinge und andere Einwanderer wird jetzt allerdings möglich.
FR: Es sei denn, daß der Bundesinnenminister den Bundesgrenzschutz überall aufmarschieren läßt und Infrarotkontrollen an der Oder zuläßt.
Engholm: Ich will das nicht dramatisieren. Aber: Wir tragen inzwischen siebzig Prozent der gesamteuropäischen Last. Das kann auf Dauer so nicht weitergehen. Wir sollten uns aber keinen falschen Illusionen hingeben, denn es wird weiter illegale Zuwanderung geben. Niemand wird jemanden, der ohne Papiere über Polen kommt, auf Verdacht zurückschikken. Aber ich halte es auch für richtig, daß Polen als ein inzwischen doch wieder demokratischer Staat durch Verträge in die Regelung einbezogen wird.
FR: Wie stark belastet dieser Asylkompromiß den Seelenfrieden Ihrer Partei?
Engholm: Sehr stark. Das ist eine der sensibelsten Fragen. Was ich bedauere, ist, daß sie für viele noch sensibler als die Sozialfrage geworden ist. Es ist eine Frage, die tief ins Seelenleben der Partei geht.
FR: Inklusive der Parteiaustritte?
Engholm: Ja. Wir haben nicht wenige Parteiaustritte gehabt, die mit der Asylentscheidung in Verbindung zu bringen sind. Bei Günter Grass ist der Auslöser etwas älter: Für ihn war es die Zustimmung der Sozialdemokraten zum Einigungsvertrag. Das ist eigentlich der Grund seiner inneren Zerrissenheit mit seiner Partei gewesen.
FR: Wenn die SPD für die Bundestagswahl 94 ein Signal geben will, sich den politischen und sozialen Herausforderungen zu stellen, dann müßte dies - wie Clintons Beispiel zeigt - in einem intellektuellen und kulturellen Umfeld passieren. Dieses Umfeld aber bröckelt der SPD zur Zeit weg.
Engholm: Man kann umgekehrt fragen, was alles hätte bröckeln können, wenn wir die Begrenzung und Steuerung des hohen Zustroms der Asylbewerber nicht bewältigt hätten. Meine Befürchtung ist, daß dann an anderer Stelle ebenso wichtige Mitglieder sich von meiner Partei abgewendet hätten.
FR: Sie haben jetzt aufgezeigt, was Sie versuchen, damit es nicht bröckelt. Gibt es eigentlich auch einen Punkt, wo Sie sagen: Damit begeistert die SPD über die eigenen Mitglieder hinaus auch Leute, die ihr noch fern stehen?
Engholm: Parteien haben in der Geschichte, auch in den letzten fünfzig Jahren, nicht immer nur begeistert.
FR: Aber es wäre wieder einmal fällig.
Engholm: Gegenwärtig sind wir in einer Gemütslage, die nichts damit zu tun hat, daß die SPD nicht auf alles bereits eine richtige Antwort gibt. Wir sind in einer sehr zerstreuten Gemütslage in Deutschland. Das betrifft alle Gruppen unseres Volkes. Ich habe manchmal den Eindruck, daß die, die völlig ohne Sorgen sind, sich bedrückter fühlen als die, die Sorgen haben. Es gibt auch eine gewisse Larmoyanz.
Mir liegt daran, daß es uns gelingt, mit dem Thema soziale Stabilität und soziale Gerechtigkeit in Deutschland wieder die Menschen zu begeistern. Es ist ein Ansatzpunkt zu sagen: Wir lassen diesen Laden Deutschland, den wir sozial mit groß gemacht haben, nicht zerdeppern von Konservativen und Konservativ-Liberalen. Das zweite ist, daß wir der Politik endlich die längst überfällige ökologische Orientierung geben wollen. Zum dritten werden wir unsere Rolle in der Welt neu definieren, und zwar nicht nur bemessen daran, wie viele kämpfende Soldaten künftig an welchen Plätzen der Erde auftreten sollen. Es geht in der Außenpolitik um weit mehr. Und schließlich, daß wir als große und traditionsreiche Partei sagen, wir lassen nicht zu, daß diese Gesellschaft durch Neofaschisten und Rechtsrandale nach rechts rutscht.
Themen für die SPD gibt es genug: Ob das in der heutigen Zeit mit den vielen Ungewißheiten ausreicht, um zu begeistern, wissen wir am Wahlabend. Aber es sind die richtigen Wege.
FR: Ist es richtig, daß Sie sehr viel Sympathie für den Wahlkampf Clintons haben, der es geschafft hat, die Menschen für eine andere Grundstimmung in der Gesellschaft zu gewinnen?
Engholm: Man kann über das, was er tun wird, noch wenig sagen. Er wird erhebliche Schwierigkeiten beim Umsetzen vieler inhaltlicher Positionen haben. Er hat ziemlich zugegriffen im Wahlkampf. Aber er ist unkonventionell an die Geschichte gegangen. Er hat sich nicht so in diese vorgepreßten, gestanzten und maschinierten politischen Verhaltensformen begeben. Er ist wie ein halbwegs normaler Mensch aufgetreten, um mit den Menschen zu reden. Er hat aus seinen Schwächen, die er hat, keinen Hehl gemacht. Und die Leute haben das gut gefunden. Er hat den Politikstil grundlegend geändert. Das ist eine andere Welt als die der Bush-Administration, der wir als Deutsche ja einiges zu verdanken haben, die aber eng, fast preußisch war. Clinton ist locker . . .
FR: Noch.
Engholm: Ich glaube, daß jemand, der so herangeht, sich das eine Weile erhalten kann. Ich habe mir bestimmte Eigenarten inzwischen auch über 25 Jahre erhalten. Ich will das auch als Parteivorsitzender nicht aufgeben.
FR: Ist aber die amerikanische Situation, in der ein Bill Clinton eine Chance bekam, auf Deutschland übertragbar? Die USA sind schließlich über eine lange Zeit in ökonomischen Schwierigkeiten hängen geblieben. Das, was Amerika hinter sich hat, steht uns möglicherweise erst noch bevor. Mit anderen Worten: Sind wir schon reif für einen Bill Clinton und seine Unkonventionalität?
Engholm: Ich kenne Amerika nicht wie meine Westentasche, aber relativ gut. Es gibt in diesem Land, vermutlich aufgrund der Vielfalt der Herkünfte seiner Menschen, nicht so eine feste Barriere von Egoismus wie in Deutschland. Ich glaube, das ist der wesentliche Unterschied. Die Leute sind am Ende eher bereit, auch unkonventionelle Dinge mitzumachen, unkonventionelle Wege mitzugehen.
Ob unsere Bevölkerung das schon ist, muß man sehen. Wir leben in einer Zeit, in der der Bedarf an Solidarität, und damit meine ich nicht nur das Beispiel Ostdeutschlands, riesengroß ist. Ich meine materielle und immaterielle Solidarität - mit den Mitbürgern ganz allgemein, mit Ausländern, mit Minderheitengruppen, die alle in Ecken gedrängt werden, mit Behinderten, sexuell anderen. Ich habe den Eindruck, daß es unserer Gesellschaft noch schwerfällt zu sagen, nur wenn ich andere Menschen schütze, wenn ich sie so behandele, wie ich selbst behandelt werden möchte, habe ich selbst eine sichere Zukunft. Daß diese Art von politischem Altruismus, daß ein Stückchen Uneigennützigkeit da ist, das ist entscheidend. Bei uns sind diese Barrieren viel, viel fester, als ich das in Amerika je getroffen habe. Wir müssen das überwinden.
FR: Liegt es nicht daran, daß an diese Eigenschaften in Deutschland - zumindest in der Zeit der Wende und der Vereinigung - nie appelliert worden ist?
Engholm: Richtig. Die Bundesregierung, als die Verantwortliche für diesen Prozeß, hat zu Anfang gesagt: Es entstehen aus dem Nichts blühende Landschaften. Und: Das sei alles aus der Portokasse der Regierung zu bezahlen. Viele Leute haben das geglaubt.
Jetzt sagt die Regierung wiederum, wir verschieben das Ganze auf '95. Ich finde es schändlich, wenn hochrangigste Leute dieser Bundesregierung bis zum Obersten uns zu verstehen geben, Leistungsträger dürfen eigentlich nicht zur Kasse gebeten werden. Da geniere ich mich, wenn ich das höre. Vom physischen und psychischen Aufwand sowie vom Verdienst her bin ich ein Leistungsträger. Wenn nun die Meinung herrscht, Leute wie ich oder andere Besserverdienende müßten geschont werden, damit sie bei Laune bleiben, dann fühle ich mich beleidigt. FR: Das heißt, dieses sogenannte Solidarpaket ist für Sie völlig unannehmbar?
Engholm: Ich weiß nicht, was das ist, dieser Solidarpakt. Ich bin zweimal im Kanzleramt gewesen, immer gut gerüstet, präzise vorbereitet und mit Forderungen: Wir wollen den Osten möglichst schnell in seinen Möglichkeiten so verbessern, daß ähnliche Lebensverhältnisse überhaupt erreichbar werden. Wir wollen die Industrie sanieren - das sagen wir bereits seit zwei Jahren. Dann fordern wir, Industrieschwerpunkte festzusetzen für die künftige Entwicklung. Wir wollen ein Stück Industriepolitik, weil es der Markt nicht allein bewegt, schon gar nicht unter den dortigen Bedingungen. Mit diesem Paket sind wir zum Kanzler marschiert und haben gedacht: Na, die Notwendigkeit eines Neuanfangs haben sie nun endlich begriffen.
Und jetzt kommt ein Machwerk heraus, ein sozialpolitisch unerträgliches, unannehmbares Krümelpaket, aber keine Inhalte: Wofür das alles.
Mit Björn Engholm sprachen in der FR-Redaktion in Frankfurt: Astrid Hölscher, Jutta Roitsch und Roderich Reifenrath.
KELSTERBACH. Die Fluglärmbelastung durch den Rhein-Main-Airport blieb in Kelsterbach mit einem äquivalenten Dauerschallpegel von 59 Dezibel (dB/A) - rund um die Uhr gemessen - auch im letzten Quartal des Jahres 1992 in etwa konstant. (Rund 77 Dezibel entsprechen dem Fahrgeräusch eines Autos).
Diese Zahl hat jetzt die Frankfurter Flughafen AG (FAG) dem Magistrat genannt. Dieser Wert wird damit seit dem viertem Quartal 1991 erreicht. Gemessen wurde jeweils am offiziellen Meßpunkt "Kelsterbach Süd".
"Wenn hier Ostwind herrscht, dann ist in der Regel die Belastung niedriger." Mitdieser Faustregel kommentierte Ober- Bei Ostwind niedriger amtsrat Erhard Dreyer der FR gegenüber den Fluglärm in Kelsterbach. Windrichtung und Wetterlage spielen eine wichtige Rolle, weil davon Starts und Landungen sowie Auswahl der Bahnen abhängen.
Die Endangaben der Geräuschkulisse werden laut FAG-Bericht nach dem äquivalenten Dauerschallpegel, einer Art rechnerischem Durchschnittswert aller Lärmereignisse, gemacht. Das waren von Oktober bis Dezember 1992 von 6 bis 22 Uhr 60 Dezibel und von 22 bis 6 Uhr 49 Dezibel. Im Einzelfall aber kann die Geräuschkulisse erheblich höher und durchdringender sein.
Daher fordern Fluglärmgegner wie die "Bundesvereinigung gegen Fluglärm" um den Mörfelder Umweltpfarrer Kurt Oeser seit langem, bei der Auswertung der Lärmauswirkungen auf die Bevölkerung vom äquivalenten Dauerschallpegel wegzukommen.
In Nachtstunden zum Beispiel könne ein einziges besonders lautes Flugzeug Menschen aus dem Schlaf reißen und nachhaltige negative Folgen haben, was sich im Gesamtwert des äquivalenten Dauerschallpegels aber viel weniger dramatisch darstelle.
Am Meßpunkt "Kelsterbach Süd" ergaben sich folgende Zahlen: Maximalpegel zwischen 6 und 22 Uhr mit 279 Flugzeugen unter 70 Dezibel, 48 Maschinen zwischen 70 und 75, 22 zwischen 75 und 80 sowie drei Flugzeugen zwischen 80 und 85 Dezibel. In den Nachtstunden (22 bis 6 Uhr) lagen nach dem Bericht die Werte bei 23 Jets unter 70 Dezibel, drei zwischen 70 und 75 sowie eine Maschine zwischen 75 und 80. cas
Von Karl-Otto Sattler folgender Text an Combox Berlin zur Weiterleitung an die Redaktion = = = = = = = = = = = = = Europaabgeordneter warnt vor unkontrollierter Aufforstung des Schwarzwalds
FREIBURG. Vor einer unkontrollierten Aufforstung des Schwarzwalds als Folge der EG-Agrarpolitik hat der südbadische FDP-Europaabgeordnete Manfred Vohrer gewarnt. Vohrer erklärte, die neue Subventionspolitik der EG werde gerade in dem südwestdeutschen Mittelgebirge zu vermehrten Flächenstillegungen in der Landwirtschaft führen. Viele Bauern würden dann als Alternative auf Aufforstungen setzen. Die Gemeinden und Landkreise wie das Freiburger Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde sollten sich rechtzeitig auf die kommende Antragsflut einstellen, mit der "sehr sorgfältig" umgegangen werden müsse. Die kommunalen Flächennutzungspläne, so der Europaparlamentarier, müssten so gestaltet werden, daß das traditionelle Landschaftsbild des Schwarzwalds mit sich abwechselnden Wäldern, Wiesen und Weiden nicht gefährdet werde. Allenfalls könne man die Waldfläche, die im südlichen Schwarzwald zur Zeit rund 55 Prozent beträgt, noch um zehn bis 20 Prozent ausweiten, wenn man den Naturhaushalt nicht durcheinanderbringen wolle. Der Schwarzwald dürfe nicht zuwachsen.KARL-OTTO SATTLER
Mord in Hanau
35jähriger in
seinem Auto
are HANAU, 26. Januar. Ein 35jähriger Syrer mit deutscher Staatsbürgerschaft ist in seinem Wagen auf der Bundesstraße 43 a in der Nähe von Hanau erschossen worden. Von dem Täter fehlt jede Spur, wie die Hanauer Kriminalpolizei am Dienstag morgen mitteilte.
Der Arbeiter aus Heusenstamm war bereits am Montag gegen 12.15 Uhr auf der B 43 a Nahe der Abfahrt Klein-Auheim in seinem 3er-BMW mit dem Kennzeichen OF - AX 3128 von einem Lkw- Fahrer gefunden worden.
Der Arbeiter Johann R. wurde nach Angaben der Polizei durch einen Schuß ins Herz getötet. An seinem Wagen war die Scheibe der Fahrertür zertrümmert. Der Pkw war gegen die Leitplanke der Bundesstraße geprallt.
Die Polizei sucht Zeugen, die einen roten Honda Accord 2000, Baujahr 1986, mit Offenbacher Kennzeichen am Tatort bemerkt haben. Auch fragt die Kripo, wer den Mann gestern vormittag vor der Tat noch gesehen hat. Hinweise erbittet die Hanauer Kripo unter der Rufnummer 0 61 81 / 10 01.
sp HANNOVER, 26. Januar. Die kroatische Regierung will Hilfsprojekte für mißhandelte Frauen nicht mehr behindern. Das niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten erhielt aus Zagreb die Nachricht, daß die Regierung der Errichtung von Zentren für medizinische und psychologische Betreuung weiblicher Kriegsopfer nunmehr zustimmt. Niedersachsen hatte im September 1992 dafür 300 000 Mark zur Verfügung gestellt und inzwischen weitere Spenden gesammelt (Norddeutsche Landesbank Kontonummer 101 480 200, Bankleitzahl 250 500 00).
NEW YORK (whp/rtr/dpa/AP). Fast ein Jahrhundert lang hatte der Katalog des US-Versandriesen Sears, Roebuck and Co seinen Platz gleich neben der Bibel in den Bücherregalen des ländlichen Amerika. Damit wird es bald vorbei sein. Der Chikagoer Konzern verordnet sich eine weitere drastische Gesundschrumpfungskur. Das verlustreiche Versandgeschäft in den Vereinigten Staaten wird fast vollständig aufgegeben. Sears streicht 50 000 Stellen (16 000 Voll- und 34 000 Teilzeit- Jobs) - das ist jeder siebte Arbeitsplatz - und schließt 113 Kaufhäuser. Einem Teil der Angestellten soll eine "freiwillige" Frühpensionierung angeboten werden. Das massive Sparprogramm, das auch den teilweisen Verzicht auf das Autoreparaturgeschäft vorsieht, soll bis Anfang 1994 durchgezogen werden.
"Ich möchte nicht als Henker des Katalogs, sondern als Retter von Sears in die Annalen des Unternehmens eingehen", meint Arthur Martinez, den der Verwaltungsrat angeheuert hat, um die notleidende Einzelhandelssparte zu sanieren. Der Konzern hatte sich extern nach einem Manager umschauen müssen, der bereit war, heilige Kühe zu schlachten. Der Katalog, den die Firmengründer Richard Sears und Alvah Roebuck erstmals 1896 verbreiten ließen und der inzwischen etwa 1000 Seiten umfaßt, war der Grundpfeiler des Sears-Handelsgeschäfts. Er hatte das Unternehmen einst zum Branchenführer gemacht. Heute ist Sears nur noch die Nummer drei hinter Wal Mart Stores und K Mart. Nun soll das an Millionen Haushalte verschickte "Große Buch" mit der Frühjahrsausgabe 1993 eingestellt werden. Statt dessen wird es künftig nur noch kleinere Spezialkataloge und Prospekte geben. "Das Herz flattert einem, wenn man den Katalog sterben sieht. Er war so amerikanisch wie sonst nichts", kommentiert Robert DeLay, der Herausgeber eines Brancheninformationsdienstes, den Ausstieg von Sears aus dem Versandgeschäft. "Doch hat sich die Welt eben verändert, und der Katalog hat nicht Schritt gehalten."
In den vergangenen drei Jahren hatten sich die "Chicago Boys" in dieser Sparte jeweils Verluste von 135 bis 175 Millionen Dollar bei Umsätzen von zuletzt 3,3 Milliarden eingehandelt. Die Sanierung des Geschäftszweiges hätte hohe Investitionen erfordert. Von der Aufgabe des Versandhandels verspricht sich Sears von 1994 an jährliche Einsparungen von 300 Millionen Dollar. In Zukunft will sich der Konzern auf seine gewinnbringenden Kaufhäuser und Einzelhandelsläden sowie auf das Versicherungsgeschäft konzentrieren. Im Einzelhandel wird Sears nach der jetzt angekündigten Rotstiftaktion noch ein Umsatz von 28 Milliarden Dollar bleiben.
Einige Branchenkenner meinen, die beschlossenen Schritte reichten wahrscheinlich nicht aus, um Sears wieder auf Vordermann zu bringen. 1992 dürfte das Unternehmen, das schon in den ersten neun Monaten erstmals seit fast 60 Jahren in den Miesen gearbeitet hatte, auch aufgrund der Massenentlassungen in den roten Zahlen gelandet sein. Die Umstrukturierung belastet das Ergebnis des vierten Quartals nach Firmenangaben mit 1,7 Milliarden Dollar. Darüber hinaus müssen Sonderbelastungen von fast zwei Milliarden Dollar für die Krankenversicherungskosten zukünftiger Pensionäre verkraftet werden, eine Folge neuer Rechnungsprüfungsvorschriften für alle US- Unternehmen. Hinzu kommen Abschreibungen auf Immobilieneigentum in dreistelliger Millionenhöhe. Und schließlich schreibt die Versicherungstochter Allstate aufgrund hoher Kundenansprüche im Zusammenhang mit den Wirbelstürmen Andrew und Iniki sowie anderen Naturkatastrophen tiefrote Zahlen.
Erst vor wenigen Monaten hatte der für seine bisher allumfassende Produktpalette unter dem Motto "socks and stocks" (von Socken bis Aktien) bekannte Konzern einen massiven Rückzug aus dem Geschäft mit Finanzdienstleistungen angekündigt. Zu Sears gehören neben der Versicherungsgruppe unter anderem das Wertpapierhaus Dean Witter, eine Immobiliengesellschaft und Banken. Der Verkauf von Finanzaktivitäten laufe nach Plan, heißt es in Chikago.
BERLIN. Das Internationale Forum des Jungen Films hat seine Filmauswahl für die 43. Internationalen Filmfestspiele Berlin, die vom 11. bis 22. Februar stattfinden, fast abgeschlossen. Einmal mehr Gast im Forum ist der amerikanische Independent-Regisseur Jon Jost mit "The Bed You Sleep in" und "Frameup", beides unerbittliche Analysen der US-Gesellschaft. Aus Kanada kommt der Film "Manufacturing Consent: Noam Chomsky and the Media". Der Sprachwissenschaftler Chomsky wird zur Aufführung selbstin Berlin sein. Der Kanadier Atom Egoyan ist mit seinem neuen Spielfilm "Calendar" vertreten.
Unter den deutschen Beiträgen ist vor allem Romuald Karmakars Söldner-Dokumentation "Warheads" hervorzuheben, dem die Filmbewertungsstelle unlängst mit absurden Argumenten ein Prädikat verweigerte.
Barabara und Wilfried Junge resümieren in "Drehbuch: Die Zeiten" 30 Jahre ihrer Filmarbeit und gleichzeitig die Geschichte der DDR. Erwin Leiser interviewt in "Pimpf war jeder" seine ehemaligen Klassenkameraden, mit denen er bis 1938 in Berlin die Schule besuchte.
Aus Rußland kommen neue Arbeiten von Sergej Bodrow und Alexander Sokurow, aus Georgien ein Film von Lana Gogoberidse über die Geschichte ihrer Kindheit. Der in Paris lebende Georgier Otar Iosseliani stellt seine "Jagd auf Schmetterlinge" vor.
Unter dem Titel "Neue Filme aus China" werden fünf Spielfilme aus der Volksrepublik präsentiert, darunter "Blutiger Morgen", der Motive von Garcia Marquez adaptiert. Ein Porträt Roberto Rossellinis liefert der Filmkritiker Adriano Aprà, während Simon Reggiani "De Force avec d'autres" seinem Vater Serge widmet. Last not least ist auch Aki Kaurismäki wieder vertreten, der in seinem fünfminütigen Kurzfilm "These Boots are Made for Walking" die Geschichte Finnlands zwischen 1952 und 1969 rekapituliert. fr
RAUNHEIM. "Ich lasse mich politisch nicht mißbrauchen", kommentierte der frühere hessische DGB-Vorsitzende Jochen Richert, Raunheim, daß durch eine Fälschung sein Name auf eine Unterschriftensammlung geriet, die im Landratsamt zur Zulassung der Kandidatenliste der "Republikaner" für die Kreistagswahl am 7. März eingereicht wurde. Eine "glatte Fälschung" sagte Sozialdemokrat Richert und erstattete über einen Rechtsanwalt Anzeige gegen Unbekannt. Mit den "Republikanern" habe er nichts zu tun, betrachte sie nicht nur als politische Gegnern, sondern als Feinde.
Unerklärlich ist bisher für den Kreisvorsitzenden der "Republikaner", Uwe Skibba (Mörfelden-Walldorf), wie Richerts Name auf die Liste kam. Ihm sei das ganze genauso peinlich wie Richert. Nachforschungen dazu liefen bereits. Skibba erklärte, daß auch von außerhalb stammende Helfer im Kreis Unterschriften für seine Partei gesammelt hätten. Die "Republikaner" fänden ausreichend Unterschriften zur ordnungsgemäßen Zulassung ihres Wahlvorschlages.
Skibba sagte gestern weiter, daß die "Republikaner" im Kreisgebiet am 7. März nur für den Kreistag kandidierten. Die Bewerberliste umfasse acht Namen, die Kandidaten kämen aus verschiedenen Kommunen, mit einem gewissen Schwerpunkt in Mörfelden-Walldorf. Die Personaldecke der Partei im Kreis sei bisher dünn, weil sich nach den verbrecherischen Anschlägen von Mölln und anderswo kaum jemand bereitfände, für die "Republikaner" zu kandidieren.
Zurückhaltend zu der Fälschung äußerte sich die Pressestelle des Landratsamtes mit Verweis auf das Wahlgesetz. Die Einreichungsfrist für Kandidatenlisten laufe am Montag, 1. Februar, 18 Uhr, ab. Kreiswahlleiter Baldur Schmitt kündigte gestern an, daß er nach dem Vorfall mit Richerts gefälschter Unterschrift im Benehmen mit den lokalen Wahlleitern die von den "Republikanern" präsentierte Unterschriftenliste überprüfen werde. Ausgeschlossen sei nach Gesetzeslage Einzelfallprüfung.
Zur Wahlzulassung einer neuen Liste müsse mindestens die doppelte Zahl der Unterschriften wie die Zahl der im Kreistag sitzenden Abgeordneten gesammelt werden: bei 81 Abgeordneten also 162. Die Pressestelle erklärte weiter, daß bei der Unterschriftensammlung nicht nur Name und Adresse, sondern auch Geburtsort und -datum der Unterstützer eingetragen werden müßten. Daher könnten Namen nicht ohne weiteres aus allgemein zugänglichen Unterlagen abgeschrieben werden. cas
has FRANKFURT A. M. Das Fehlen des Verwertungssymbols Grüner Punkt der Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) auf Zigarettenschachteln beschäftigt jetzt die Politik (siehe auch FR vom 19. Januar). Das Bundesumweltministerium droht der Glimmstengelbranche mit staatlichen Sanktionen, weil die Unternehmen nicht bei dem privatwirtschaftlichen Abfallkonzept mitmachen wollen. Das Haus Töpfer liegt damit auf einer Wellenlänge mit Saarlands Umweltminister Jo Leinen, der sich für "Konsequenzen" stark gemacht hat, falls die Zigarettenfirmen sich "nicht umgehend" am Dualen System beteiligen.
Leinen erklärte, falls dieser Industriezweig das Duale System weiterhin als "Trittbrettfahrer" mißbrauchen wolle, ohne an der Finanzierung dieses Projekts teilzuhaben, müsse auf der nächsten Umweltministerkonferenz über Sanktionen nachgedacht werden. Denkbar sei etwa die Verpflichtung zum Aufstellen von Rücknahmegefäßen für Zigarettenschachteln neben -automaten. Leinen: "Vermeintliche Schlaumeier, die die Leistungen des Dualen Systems nutzen wollen, ohne sich an den Kosten zu beteiligen, dürfen keine Chance erhalten." Diese Meinung vertritt im übrigen auch die Gesellschaft DSD, unter deren Regie das Einsammeln und Wiederverwerten gebrauchter Verpackungen steht. Laut Leinen weigert sich die Zigarettenindustrie, ihre Schachteln mit dem Grünen Punkt zu versehen (was je Packung einen Zusatzaufwand von rund zwei Pfennig bedeuten würde), obwohl die Konsumenten "in der Praxis" die Hüllen über das Duale System entsorgen können. Bei etwa 7,7 Milliarden Zigarettenschachteln im Jahr sei "das kein Pappenstiel", so Saarlands Umweltmister mit Blick auf die möglichen Mehreinnahmen des DSD.
Den durch solche Äußerungen weiter hochflammenden Streit über die Glimmstengelschachteln will der Verband der Zigarettenindustrie nicht weiter schüren. Auf die Vorwürfe reagiert er vergleichsweise moderat. In einem Brief an Leinen äußert die Organisation die Meinung, daß die von dem Minister "gemachten Aussagen auf Mißverständnissen beruhen". Die Industrie bekenne sich zu den Zielen der Verpackungsverordnung. Deswegen werde ein System gesucht, das die Forderungen dieses Regelwerks und des Abfallgesetzes "zuverlässig erfüllt". Der Verband habe "bis heute Zweifel", ob DSD dem Anspruch auf Wiederverwertung gerecht werden könne. "Wir haben die Sorge", heißt es in dem Brief, "daß Zigarettenpackungen, wenn sie vom DSD entsorgt würden, in dessen Sortieranlagen nicht ausgesondert werden könnten. Sie müßten dann im Restmüll bleiben, der als Gewerbemüll behandelt wird." Dies stünde im Widerspruch zu den Zielen der Verpackungsverordnung.Eine kleine Hintertür ließ sich Stadtrat Mosbach beim "Talk im Kaktus" immer offen Altes Bad als Treff der Jugend? Druck auf Politik wächst
FRIEDBERG. "Ist das Inkompetenz oder Absicht?", fragte sich am Montag abend ein Besucher des "Talk im Kaktus" ob der Ausweichmanöver von Friedbergs Erstem Stadtrat und Dezernenten für Jugend und Soziales, Gerhard Mosbach (SPD), auf konkrete Fragen, wo und wann denn nun ein Jugendzentrum in Friedberg entsteht. Auch nach über zweistündiger Diskussion in dem überfüllten Café wies Mosbach zurück, daß die Entscheidung von ihm gefällt werden müsse ("Ich bin an dieser Stelle das letzte Glied des ausführenden Organs"), sondern verwies auf den Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung. Er bevorzugt das Alte Hallenbad als Standort für ein Juz und wolle sich dafür auch auf der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 28. Januar einsetzen. Vertrauen mochten darauf nicht allzuviele der Gäste.
Konnte die vom Arbeitskreis "Talk im Kaktus" organisierte Veranstaltung in der Musikkneipe auch nicht die Entscheidung bringen, die "Kontrahenten", Mosbach zur einen Seite, Jugendliche auf der anderen, zeigten sich stärker als bisher zum Dialog bereit. Von Seiten der Jugendlichen soll diesen nun nicht mehr allein der Stadtjugendring führen, sondern ein Zusammenschluß von Jugendlichen aus dem Stadtjugendring, den Schulen und der UNOrganisierten Jugendlichen. Die Podiumsexperten sahen dafür allerdings eine Voraussetzung: Die Zurücknahme der Strafanzeigen gegen die Jugendlichen, die im Dezember den Usa- Bau besetzt hatten (FR berichtete).
Als Thema hatten die Organisatoren, der Arbeitskreis "Talk im Kaktus", ein mehr theoretisch angelegtes Streitgespräch über "Offene Jugendarbeit - wieso, weshalb, warum!" unter der Moderation von FR-Redakteur Peter Gwiasda und mit dem Sozialpädagogen Prof. Dr. Benno Hafenegger, Roland Gilbert vom Vorstand des Hessischen Jugendrings, Peter Haase, ehemaliger Sozialarbeiter im Jugendzentrum Friedberg, und Gerhard Mosbach, vorgesehen, doch schon nach der Vorstellungsrunde der Experten war klar: Den über 70 Jugendlichen brannte das konkrete Problem: "Seit sieben Jahren kein Juz in Friedberg" unter den Nägeln.
Über diese Tatsache zeigte sich Benno Hafenegger "verwundert", zumal das neue Kinderjugendhilfegesetz jeder Gemeinde vorschreibt, offene Jugendarbeit anzubieten. Die Mitgliederzahlen in Vereinen und Verbänden seien deutlich rückläufig, zwei Drittel der jungen Menschen seien nicht an solchen Freizeitorganisationen interessiert. Für sie gelte es, Räume zu schaffen, wo sie ohne Mitgliedschaft, Ausweis- und Konsumzwang so- Forderung: Rücknahme der Strafanzeigen wie Reglementierung einen Kommunikationsort fänden, an dem sie andere Erfahrungen machen könnten. Hafenegger versteht offene Jugendarbeit auch als Feld politischer Kultur, das Gewalt und Rechtsextremismus vorbeugen könne, ein Feld auch, in dem Solidarität gelernt werden kann. Er plädierte allerdings nicht für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, sondern für einen Betrieb mit hauptamtlichen Sozialpädagogen. Nur fachliche Betreuung könne gewährleisten, daß auch Jugendliche in schwierigen persönlichen Situationen wie Sucht- oder Familienproblemen einen kompetenten Ansprechpartner finden.
Wie aus dem pädagogischen Lehrbuch nahm sich Mosbachs Eingangsstatement zur offenen Jugendarbeit aus: "Angebote an nichtorganisierte Jugendliche zu machen, die deren Bedürfnisse angemessen und gleichzeitig von erzieherischem Wert sind. . . . Nicht nur um des Spaßes oder eines Augenblickgenusses willen, sondern mit dem Ziel einer Sozialisation, einer Entwicklung der Teilnehmer an der offenen Jugendarbeit zu einer selbstbe- Über den Spaß und den Genuß des Augenblicks stimmten Persönlichkeit, die befähigt sein soll, eigenverantwortliche Lebensführung, als auch gemeinsames gesellschaftliches Handeln zu praktizieren." Kommentar eines Jugendlichen: "So'n Blabla, das machen wir mit dem, was wir tun, doch längst." Auch Mosbachs Verweis, daß das Kinderjugendhilfegesetz die Landkreise als Träger für die öffentliche Jugendarbeit vorsieht, daß offene Jugendarbeit auch von freien Trägern durchgeführt werden kann, die Städte hingegen "im Rahmen von freiwilligen Leistungen" als Träger auftreten könnten, brachte dem Ersten Stadtrat Kritik von allen Seiten: "Verschiebetaktik", "Warum geben Sie nicht einfach zu, daß die letzten sieben Jahre Jugendarbeit in Friedberg eine Geschichte des Versagens ist?"
Als besonders problematisch an den Ausführungen Mosbachs kritisierte Roland Gilbert "die zentrale These der Ausgrenzung", die Distanzierung von "Randgruppen" oder wie es ein Jugendlicher formulierte: "Sie haben Angst, daß Ihnen die nichtorganisierten Jugendlichen über den Kopf wachsen." Diesen, so machten Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten UNOrganisierten deutlich, ist nämlich gar nicht an dem erzieherischen Aspekt, der sozialisationsfördernden Wirkung eines Juz gelegen, sondern einfach an Räumen, in denen sie sich treffen können. Das würden sie - und damit haben sie in dem Stadtrat keinen Fürsprecher - gerne im Usa-Bau tun, zumal Befürchtungen laut wurden, daß ein Umbau des unter Denkmalschutz stehenden Alten Jugendstil-Bades zum Jugendzentrum mit Auflagen und Einschränkungen für die potentiellen Benutzer verbunden sein könnte. Karbens Bürgermeister Detlev Engel verwies zwar darauf, daß auch das neue Karbener Jugend- und Kulturzentrum im denkmalgeschützten ehemaligen Selzerbrunnen untergebracht sei, doch konnte auch er die Bedenken nicht ausräumen.
Keinesfalls, so rieten Peter Haase und Benno Hafenegger den Jugendlichen, sollten sie sich mit einer Übergangslösung begnügen. Haase: "Laßt Euch auf kein Provisorium ein, fordert was Euch zusteht, das ist die gute Lösung." Und diese müsse, so Hafenegger, schnellstmöglich nach einem konkreten Fahrplan umgesetzt werden. Sonst könnte durch erneute Finanzeinschränkungen beispiels- Ein Widerspruch? - Juz und Denkmalschutz? weise für Abgaben an die neuen Bundesländer in Friedbergs Etat einmal mehr Geldmangel als Argument für den Verzicht auf ein Juz herhalten.
"Jetzt gibt es keine Lösung", erklärte Mosbach abschließend. Ein Grundsatzbeschluß könne erst im Herbst fallen, ein Magistratsbeschluß allerdings noch vor der Kommunalwahl.
Mosbach: "Als Jugenddezernent halte ich ein Jugendzentrum als Einrichtung für sehr wichtig." Zwischenrufer: "Schreibt Euch den Satz auf." Mosbach: "Es nutzt nichts, den Satz aufzuschreiben, wenn er keine konkrete Handlung nach sich zieht." Daran werden die Jugendlichen den "kämpferischen Einsatz" des Ersten Stadtrats für ein Juz im Alten Hallenbad nicht nur auf der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag messen. Auch auf dieser werden die Jugendlichen für ihr Anliegen eintreten und zeigen, daß sie nicht nur von Demokratie und deren Spielregeln reden, sondern sie auch praktizieren.
CORINNA WILLFÜHR
Der sogenannte Erörterungstermin in der Augsburger Schwabenhalle (FR vom 21. 1. 1993 "MOX-Anhörung ohne Kritiker") war eine Farce, da grundlegende Mängel nicht nachhaltig beseitigt wurden:
Der Freistaat Bayern ist über sein Eigentum am Unternehmen BAYERNWERKE sozusagen Antragsteller und Genehmigungsbehörde zugleich. In einem Verfahren von solch großer politischer Tragweite sollte jedoch selbst der leiseste Anschein von Verfilzung/Interessenkollision vermieden werden.
Das Atomkraftwerk Gundremmingen ist hoffnungslos unterversichert. Zwischen Gefährdungspotential und Versicherungsschutz bestehen eklatante Mißverhältnisse. Dies belegt eine Studie, die die renommierte Baseler PROGNOS AG im Auftrag der Bundesregierung erstellt hat. Für das AKW Gundremmingen heißt das: Die Autos draußen auf dem Parkplatz sind besser versichert, als die gesamte atomare Anlage. Der Einsatz von MOX-Brennelementen wird die Situation noch verschärfen.
Dies alles ist der Kraftwerksleitung bekannt. Die Probleme werden jedoch nicht gelöst, sondern tatkräftig verwaltet. Die vom Atomgesetz geforderte Zuverlässigkeit der Betreiber ist somit nicht gewährleistet.
Deshalb ist umgehend die Betriebserlaubnis zu entziehen.
Der Einsatz von MOX-Brennelementen ist ausgesprochen unwirtschaftlich, er geht zu Lasten der Stromkunden und dient offensichtlich nur der Verschleierung von Entsorgungsengpässen.
Unsere Mitglieder sind kultivierte Umgangsformen gewohnt. Wir haben uns beim Erörterungsverfahren für das Atomkraftwerk Mühlheim-Kärlich für eine echte Erörterung und gegen jegliche Diskriminierung der Einwender engagiert und dies bei einer CDU-geführten Landesregierung auch erreicht. Nur so kann ein echter Wettbewerb und Austausch von Argumenten überhaupt stattfinden. Bei diesem sogenannten "Erörterungstermin" wurden Einwender massiv behindert. Trotz breiter Kritik war die Vertreterin des bayerischen Umweltministers nicht bereit, diese Praxis abzustellen.
Vor diesem Hintergrund sahen wir uns außerstande, an diesem unwürdigen Spektakel teilzunehmen.
Detlev Chrzonsz (Bundesvors. der Christliche Demokraten gegen Atomkraft/CDAK), Mainz
NIDDERAU. "Ich möcht' Sie net noch mehr langweilen", ergriff der Nidderauer Parteivorsitzende nach der langen Rede des SPD-Bundesgeschäftsführers Karlheinz Blessing das Schlußwort. Der Saal stutzte, dann prusteten viele los. Gerhard Hotz suchte den Patzer umgehend zu korrigieren, indem er nachschob, es sei eine hervorragende Rede gewesen, und sein Publikum zurechtwies, man müsse nur aufpassen, was gesagt worden ist. Blessing habe den Nidderauern einmal gesagt, "was für Ungerechtigkeiten es in diesem Staat gibt". Im Gegensatz dazu, meinte der Parteivorsitzende, habe es sich gelohnt, daß in Nidderau Sozialdemokraten mit 55 Prozent der Stimmen das Zepter in der Hand haben: Hier gehe es "wirklich gerecht und ehrlich zu".
Blessing hatte den Kommunalwahlkampf-Auftritt zu einer Abrechnung mit dem aus SPD-Sicht unausgewogenen Bonner Sparprogramm genutzt, dem das Etikett "Solidarpakt" mißbräuchlich aufgeklebt werde. Die Nidderauer SPD hatte ihm dafür trotz des bei Veranstaltern gefürchteten Montagstermins eine Schloßberghalle voller Mitglieder und Interessierte mobilisiert. Schönheitsfehler dabei: Das Durchschnittsalter der Zuhörerschaft dürfte um zehn bis fünfzehn Jahre über dem des Redners gelegen haben. Die meisten jungen Leute schienen in den Reihen der Büdesheimer Blasmusik auf der Bühne zu sitzen.
Vielleicht deswegen hatte es der einstige Referent von IG-Metall-Chef Steinkühler trotz des wiederholt eingeflochtenen Gewerkschafter-"Ihr" etwas schwer, die Leute im Saal zu erreichen. Der Schwabe, der an den hitzigen Stellen rhythmisch vorwärtswippt und sein "R" rollt, kam nur am Rand auf die Kommunalwahl zu sprechen. Eher schien es, als rede er sich für die Bundestagswahl '94 warm.
Er warf der Regierung Kohl sozialen Zynismus vor, wenn sie erst durch ein verändertes Arbeitsförderungsgesetz dafür sorgt, daß Niedrigstlöhne möglich werden, dann darauf verfällt, daß der Abstand zwischen Sozialhilfe und solchen Löhnen demotivierend gering sei, um daraus zu folgern, daß die Unterstützungssätze der öffentlichen Wohlfahrt abzusenken seien. Das führe in die Wolfsgesellschaft.
Kommunalpolitisch relevant waren allenfalls die Anforderungen der SPD an einen Solidarpakt, der den Namen verdient: Er solle ein an Schmidtsche Regierungszeiten erinnerndes "Zukunftsinvestitionsprogramm" für ostdeutsche Gemeinden umfassen; ebenso den Bau von 200 000 Sozialwohnungen im Jahr.
Natürlich konnte Blessing zu Recht behaupten, daß alle bundespolitischen Entscheidungen auf örtlicher Ebene erst ihre möglicherweise fatalen Wirkungen zeigen. Seinem Besuch vorausgegangener Kritik aus der Nidderauer CDU entgegnete er entsprechend, er wisse mehr von "Niederau" als Helmut Kohl, nämlich daß dessen "Sozialpakt" eine Kampfansage an hiesige Arme wie auf die Handlungsspielräume der Kommune sei.
Wie die im Rathaus herrschende SPD mit der Wirtschaftsflaute zu Rande kommen will, hatte eingangs Bürgermeister Otfried Betz angerissen. Vor allem komme es den Sozialdemokrat(inn)en darauf an, die derzeit noch 30 Millionen Mark Schulden zügig zu reduzieren; vor allem mit dem Verkauf von 60 000 Quadratmeter bevorrateten Baulands sei dafür vorgesorgt. Wie Landrat Karl Eyerkaufer anschließend für den gesamten Kreis, so stellte Betz heraus, wie sich die Stadt unter SPD-Ägide um "weiche Standortfaktoren" kümmere - Kindergärten, naturnahe Gemarkung ("Wir haben die Grünen arbeitslos gemacht"), "ordentliche", also dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen oder auch den Sozialwohnungsbau.
Eyerkaufer setzte die Palette sozialdemokratischer Meriten fort, indem er an das Investitionsprogramm des Kreises für Schulen erinnerte, für die SPD ein Abfallwirtschaftskonzept in Anspruch nahm, das über den Kreis hinaus beachtet werde, und seinen ungebrochenen Einsatz für die Vereine unterstrich, "die uns die Kinder von der Straße holen".
Schwerpunkte für die nächste Wahlperiode sind für ihn die Ansiedlung möglichst unterschiedlicher Gewerbebetriebe, wofür er wegen des Autobahn-Ausbaus und freier Kasernengelände gute Chancen sieht. Wichtig nannte er die Förderung des Berufsschulwesens. Ul
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum närrischen Treiben lädt der Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder und Jugendlicher alle Mitglieder und Freunde für Samstag, 6. Februar, in den Waldenserhof ein.
Ab 15 Uhr erwartet die Besucher ein buntes Programm, bei dem auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen soll. wal
WIESBADEN. Den Dotzheimern ist es mulmig. "Sie machen", erzählt Ortsvorsteher Horst Friedrich, "seit zwei Wochen einen Bogen um das Turnerheim." Dort war nämlich in der Nacht zum 10. Januar eine Handgranate explodiert - der zweite Sprengstoffanschlag auf den serbischen Wirt des Lokals in der Turnhalle innerhalb eines Vierteljahres. Mittlerweile sind Sportlertreff und Kneipe geschlossen: Die Stadt entzog dem Gastronom aus dem ehemaligen Jugoslawien die Konzession. Denn "die Sicherheit der Dotzheimer geht über das wirtschaftliche Interesse eines einzelnen", meint Bürgermeister Hildebrand Diehl. Der Kneipier freilich sieht sich doppelt bestraft: "Erst die Bedrohung und nun der Rausschmiß."
Materielle Sorgen plagen nicht nur den Wirt, sondern auch die Vereine. Das Turnerheim gilt dem 23 000-Einwohner- Stadtteil als Bürgerhaus-Ersatz. Dort waren zur Faschingszeit Bälle und Kappensitzungen geplant - sie müssen ausfallen. Lange Gesichter beispielsweise bei den beiden Gesangvereinen: Ihre Karnevalfete wurde kurzerhand abgesagt.
Bereits nach dem ersten Sprengstoff- Anschlag auf den Wirt, den die Dotzheimer "Radi" nennen und laut Ortsvorsteher Friedrich als "netten Typen" schätzen, war den Bewohnern das Turnerheim nicht mehr geheuer. Damals hatte eine aufmerksame Mitarbeiterin des Lokals den Sprengstoff unter dem Auto des Wirts vor dem Turnerheim entdeckt. Die Handgranate, die nach Ermittlungen der Polizei aus den jugoslawischen Armeebeständen stammte, konnte zwar rechtzeitig entschärft werden, "doch seither ging die Angst um in Dotzheim", schildert Horst Friedrich. Mütter schickten ihre Kinder nicht mehr zum Turnen, die Sportler trainierten mit einem flauen Gefühl im Magen. Nachdem nun eine zweite Handgranate auf dem Parkplatz detonierte und erheblichen Schaden an einem Auto anrichtete, traute sich keiner mehr in das Gebäude. Der Turn- und Sportverein, dem die Halle gehört und der voriges Jahr den Pachtvertrag mit dem Wirt bis 1994 verlängert hatte, reagierte prompt: Er kündigte den Vertrag fristlos, die Stadt entzog die Konzession.
"Radi", der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen möchte, klagte vor dem Verwaltungsgericht gegen diese Entscheidung von Vereinsvorstand und Stadt. Der Rechtsstreit endete am Montag mit einem Vergleich - der Wirt akzeptiert die Kündigung - allerdings schweren Herzens. "Mir blieb nichts anderes übrig." Nun will der 43jährige sich eine neue Existenz aufbauen - "weit weg von Wiesbaden".
Zu den Hintergründen der Anschläge mochte er sich öffentlich nicht äußern. "Das sage ich nur der Polizei." In Dotzheim freilich vermutet man ebenso wie im Wiesbadener Rathaus politische Motive. Bürgermeister Diehl: "Das hat mit üblichen Schutzgeld-Erpressungen nichts zu tun." "Radi" glaubt nicht, daß sein Leben bedroht ist. "Dann könnten sie mich auf offener Straße einfach erschießen." Man habe ihn "wirtschaftlich fertigmachen wollen". Und er fügt bitter hinzu: "Das ist ihnen gelungen." MARGIT FEHLINGER
Darmstadt setzt Frist bis zum 1. April Hanau gerät bei der Unterbringung von Asylbewerbern zunehmend unter Druck Von Regine Schlett HANAU. Nachdem die Stadt Hanau bei der Unterbringung von Asylbewerber unter Druck geraten ist, prüft die Firma Saßmann aus Altenstadt nun die Aufstellung von anderen Containern. Wie die FR berichtet hatte, ist Hanau seit Ende des Jahres im Verzug. Die mobilen Wohneinheiten, für die der Betreiber im Oktober eine Baugenehmigung beantragt hatte, genügten den Hessischen Brandschutzvorschriften nicht. Die Zeit drängt. Der Regierungspräsident in Darmstadt hat eine Frist für die Unterbringung von 180 Asylbewerbern bis zum 1. April gesetzt. Ob bis dahin Container auf den Grundstücken in Großauheim und Kesselstadt stehen, ist zweifelhaft. "Ich kann das im Moment noch nicht abschätzen", gestand Oberbürgermeister Hans Martin dieser Tage bei einem Gespräch am "Runden Tisch" ein, bei dem sich seit Mitte vergangenen Jahres Vertreter der Hanauer Helferkreise, Kirchen, Parteien und Verbände treffen.
Bis Dienstag vormittag lag zumindest im Hanauer Baudezernat noch kein neuer Antrag auf eine Baugenehmigung vor. Stadtbaurat Jürgen Dressler geht jedoch davon aus, daß Saßmann Container aussucht, die bereits nach Hessischem Brandschutzrecht geprüft wurden und deswegen kein erneutes langwieriges Genehmigungsverfahren erfordern. "Dann ist der Termin zu schaffen", gibt sich Dressler zuversichtlich.
Die Firma Saßmann wollte sich gegenüber der FR zu ihren neuen Plänen nicht äußern. Sie war insbesondere wegen der Preisforderungen über einen Tagessatz von 35 Mark ins Gerede gekommen, der mit den hohen Brandschutzauflagen begründet wurde. Beim Regierungspräsidium in Darmstadt, das die Verträge genehmigt und der Stadt die Betreuungskosten erstattet, hielt man diese Forderung für "utopisch". Gezahlt wird in den meisten Fällen ein Tagessatz von 19 Mark, nur bei besonderen Leistungen, die der Betreiber mit einer Kostenaufstellung nachweisen muß, wird bis zu 25 Mark aufgestockt. Ob sich Saßmanns neues Angebot in diesem Rahmen bewegen wird, konnte der Oberbürgermeister bislang ebenfalls noch nicht abschätzen: "Wie teuer es wird, bleibt abzuwarten."
Nach der Quote, die der Stadt Hanau ein Prozent aller hessischen Asylbewerber zuteilt, sollen nach Angaben von Sozialdezernent Klaus Remer auch in diesem Jahr zehn Flüchtlinge pro Woche nach Hanau kommen. Die Stadt müßte also Vorsorge für 520 Flüchtlinge treffen. Bei der Sozialverwaltung vertraut man jedoch offenbar darauf, daß die Aufnahme zusätzlicher bosnischer Flüchtlinge in Enttäuschte Helfer der François-Kaserne angerechnet wird. Eine Entscheidung aus Wiesbaden steht noch aus. Hanau soll - wie berichtet - das gesamte hessische Kontingent bosnischer Flüchtlinge unterbringen und wird dafür kein Erstaufnahmelager einrichten müssen. Wann die Menschen kommen, die ursprünglich schon an Weihnachten in der Stadt eintreffen sollten, hängt von internationalen Verhandlungen ab.
Bei den Hanauer Helferkreisen stießen die Probleme mit der Aufstellung der Container auf Unmut. Trotz intensiven Kontakts mit der Sozialverwaltung hatten die Initiativen die Verzögerungen aus der Presse erfahren. "Wir waren enttäuscht", sagte ein Helfer am "Runden Tisch". Sie fürchten auch, daß durch weiteres Warten die Hilfsbereitschaft erlahmen könnte. In Mittelbuchen gab es darüber hinaus bereits Ängste, daß Asylbewerber in der Mehrzweckhalle einquartiert werden müssen und die Faschingsveranstaltungen gefährden. Diese Gefahr sieht Remer derzeit nicht.
DGB-Vorsitzender Sepp Sigulla und auch Willi Hausmann vom Helferkreis regten an, daß die Stadt angesichts der langfristigen Aufgaben in der Flüchtlingsunterbringung auch andere Möglichkeiten wie beispielsweise den Bau von Fertighäusern prüfen solle. Nach Informationen des Hessischen Ministeriums für Familie, Jugend und Gesundheit bewilligt die Landesregierung in diesem Jahr insgesamt 15 Millionen Mark für den Bau von Asylbewerberunterkünften. Richtlinien für die Vergabe der Mittel, so Pressesprecherin Claudia Weisbart gegenüber der FR, würden gerade erarbeitet. Es sei geplant, daß die Kommunen 50 Prozent der Baukosten sofort erhalten und den Rest nach Fertigstellung der Häuser. Die Städte und Gemeinden, die diesen Weg wählen, müßten damit nur das Grundstück stellen. "Dafür schaffen sie bleibende Werte", sagt Claudia Weisbart, "die auch für andere Zwecke nutzbar sind". "Von der Tendenz her" sehe es das Ministerium daher lieber, wenn Kommunen in eigener Regie bauen. Sie müßten jedoch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entscheiden, das heißt, die billigere Variante wählen. Sozialdezernent Klaus Remer gab denn auch als Grund für die Zusammenarbeit mit der Firma Saßmann an, daß ein privater Unternehmer "effektiver" arbeite, weil er beispielsweise in Personalfragen "beweglicher" sei. Eine Gegenrechnung, die diese Behauptungen untermauern könnte, hatte das Sozialamt damals jedoch nicht aufgestellt.
Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Termine nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Elternkreis Friedberg: SH-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr, Entspannungsübungen am Gradierbau.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad; Treffen, 19.30 Uhr, Schwalheimer Pfanne.
Rheuma-Liga: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Versorgungsamt Gießen: Sprechtag, 13-17 Uhr, Parkstr. 14, gleichzeitig: Altenheim Heilsberg, Pestalozzistr.
Bürgeraktive: Öffentl. Beratungsstunde für Gesundheits- und Ernährungsfragen, 18.30-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30-16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben.
Büdingen. Gesprächskreis Angehörige pflegen Angehörige: Treffen, 17 Uhr, Mathildenhospital Station 2, Kasino. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
DGB: Treffen zur Vorbereitung der Aktivitäten zum Internationalen Frauentag (08.03.), 20 Uhr, Kettelerstr. 19.
VCD: Treffen für Mitglieder und Interessierte, 19 Uhr, Literaturcafé Haagstr.
Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.
Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Bürgeraktive: Offener Single-Treff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus Bahnhofstraße.
Verein für Geschichte und Heimatpflege: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Kurhaus.
Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Butzbach. Friedensinitiative: Treffen, 20.30 Uhr, Gaststätte Zum Bosporus.
Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Wöllstadt. Verein Wege zum Selbst: Treffen, 20.15 Uhr, Lindenstr. 8.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Vorträge / Kurse Friedberg. Ev. Frauenhilfe: Unsere Ahninnen - Frauen in der Bibel, Kursbeginn, Kaiserstr. 167.
Bad Nauheim. VHS: Vortrag "Gefährliche Sicherheit - Verhaltensbiologie des Risikos", 19.30 Uhr, Kurhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Teil 2, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.
Butzbach. Bund für Volksbildung: Dia- Vortrag "Durch die Hansestädte Wismar, Rostock, Stralsund bis Rügen", 20 Uhr, Bürgerhaus.
AWO-Begegnungsstätte: Englisch für Anfängerinnen bei Bedarf mit Kinderbetreuung, Kursstart 10-11.30 Uhr, J.-S.- Bach-Str. 26. Parteien / Parlamente Friedberg. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 18.15 Uhr, Stadthalle.
ArGe sozialdemokratischer Frauen: "Wo drückt der Schuh?", Frauen sprechen mit Frauen über Probleme in der Stadt, 16-19 Uhr, Engelsgasse 8 (tägl. bis Fr.).
Die Grünen: Treffen, 20 h, Altes Rathaus.
Bad Nauheim. Sitzung der Ortsbeirats Steinfurth, 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Alte Schulstraße.
Bad Vilbel. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18 Uhr, Rathaus.
SPD-Senioren: Fahrt zum Kreishaus nach Friedberg, Abfahrt 12.30 Uhr Südbahnhof, 12.35 Uhr Nordbahnhof.
Reichelsheim. SPD: Vortrag "Betreuung statt Vormundschaft und Pflegschaft", 19 Uhr, BH Heuchelheim.
Wöllstadt. Sitzung der Gemeindevertretung, 19 Uhr, MZH Ober-Wöllstadt. Verschiedenes Rosbach. Fahrt für Senioren nach Bad Vilbel, Abfahrt: 13.35 Uhr Gaststätte Wehrheim Nieder-Rosbach; 13.40 Uhr Marktplatz Rodheim.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor der Kurverwaltung Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).
Bad Nauheim. Was Sie über Herzinfarkt wissen sollten und warum jede Minute zählt, Wanderausstellung, Haus der Gesundheit (bis 2. Februar).
Bad Vilbel. Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Februar). Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Liebling, wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr) - Blende: Bodyguard (15 Uhr); Liebling, wir haben ein Riesenbaby (20.15 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr) - Keller: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Wir Enkelkinder (19 Uhr); Weiblich, ledig, jung sucht . . . (21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Bodyguard (20 Uhr) - Bambi: Fatale Begierde (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: k. Vorst.
Büdingen. Royal: Bodyguard (20 Uhr) - Princess: Sister Act (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Kleine Punker (16 Uhr); Stilles Land (19.45 Uhr); Wiedersehen in Howards End (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Die Schöne und das Biest (17.15 Uhr); Dügün - die Heirat (19.30 Uhr); The Crying Game (21.45 Uhr).
(ohne Gewähr)
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wer noch Karten für die Prunksitzung des Mörfelder Carneval-Vereins "Die Sandhasen" (30. Januar) will, muß sich sputen. Für diese wie auch für die Sitzung am 13. Februar gibt es nur noch wenige Karten. Auch die Damensitzung am Freitag, 5. Februar, ist fast ausverkauft. Wer noch dabei sein will: Geschäftsstelle der "Sandhasen", Telefon 2 32 14. wal
"Diskussion über Bonner Sparpläne hilft nicht" CDU-Spitzenkandidatin äußert sich zum "Solidarpakt" Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Als "außerordentlich schwierig für die CDU in Frankfurt" wertet die CDU- Spitzenkandidatin Petra Roth die gegenwärtige Situation vor der Kommunalwahl am 7. März. Zu den "Dingen, die uns überhaupt nicht helfen", zählte die Politikerin die Diskussion um die jüngsten Sparpläne der Bundesregierung. Im Gespräch mit der FR sagte Roth, sie persönlich lehne eine Kürzung des Regelsatzes bei der Sozialhilfe als "nicht tragbar" ab; "es muß bei den heutigen 509 Mark im Monat bleiben". Da führe auch das Argument nicht weiter, daß der Sozialhilfe-Satz über sechs Jahre hinweg angehoben worden sei. Nach "Korrekturen" befürwortete Roth allerdings grundsätzlich ein Sparpaket auf Bundesebene. Die CDU-Politikerin wies den Vorwurf der Frankfurter Sozialdemokraten zurück, daß sie bisher einer Stellungnahme zum "Solidarpakt" ausgewichen sei: "Niemand hat mich gefragt." Roth zeigte sich zuversichtlich, daß Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) bis zum 15. Mai 1993 der Nachweis gelingt, eine Milliarde Mark durch Bekämpfung des Mißbrauchs von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe einsparen zu können. Für diesen Fall, so hatten CDU/CSU und FDP in Bonn beschlossen, bleiben Arbeitslosengeld und -hilfe unangetastet. Wenn Blüm aber scheitert, treten auch hier Kürzungen in Kraft. Roth ließ offen, ob sie dann die Beschneidung der Leistungen für Arbeitslose befürworten werde: "Fragen Sie im Mai noch einmal nach."
Die CDU-Spitzenkandidatin beteuerte, der Mißbrauch von Arbeitslosengeld sei nach Darstellung der Arbeitsämter tatsächlich groß. Sie zeigte sich aber "sehr optimistisch", diesen Fällen durch Computer-Abgleich der Daten von Unternehmen und von Arbeitsämtern besser auf die Spur kommen zu können.
Eine Kürzung des Wohngelds, wie von CDU und FDP in Bonn vorgeschlagen, dürfe nicht pauschal verworfen werden - es gelte, den jeweiligen Haushalt zu beurteilen. Den Sozialdemokraten hielt Roth vor, daß sie "keine konkreten Gegenvorschläge" zum Sparkonzept der Bundesregierung unterbreiteten: "Es ist zu einfach, jetzt das Gespräch mit dem Bundeskanzler abzusagen."
Am Montag hatten der hessische Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler nach einer Sitzung des SPD-Bundesvorstandes in Frankfurt den Bonner "Solidarpakt" scharf kritisiert. Roth nannte Eichel gestern daraufhin "kaum glaubwürdig" - das Land Hessen habe unter seiner politischen Führung den Haushalt 1993 um 5,8 Prozent ausgeweitet. Diese Steigerungsrate liege wesentlich über dem Durchschnitt der Bundesländer.
Die CDU-Spitzenkandidatin klagte, auch ihre Partei habe mit allgemeiner Politikverdrossenheit der Bürger "zu kämpfen". Nicht vermittelt werden könne den Frankfurtern die kürzliche Entlassung des früheren Bundesforschungsministers und Frankfurter Bundestagsabgeordneten Heinz Riesenhuber durch Bundeskanzler Kohl.
ZÜRICH. Der Regisseur und Produzent ("Lindenstraße") Hans W. Geissendörfer beginnt im Februar in Zürich mit der Verfilmung von Friedrich Dürrenmatts Roman "Justiz". In den Hauptrollen spielen Maximilian Schell, Anna Thalbach und Thomas Heinze. Der Roman handelt von einem Schweizer Kantonsrat, der einen Germanisten erschießt und im Gefängnis einen jungen Anwalt damit beauftragt, den Fall neu aufzurollen. fr
Es ist darauf hinzuweisen und positiv anzumerken, daß es der Hoechst AG diesmal nicht gelungen ist, die Berichterstattung über die Veranstaltung mit entlassenen und disziplinierten Belegschaftsvertretern des Multi's zu verhindern (FR vom 20. 1. 1993 "Wenn nur noch Solidarität das Herz erwärmt").
Allerdings hat es meines Erachtens nichts mit "anheimelndem Pathos" zu tun, wenn Arbeitnehmervertreter von der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage durch Hoechst berichten. Denn nichts anderes bedeutet eine Entlassung z. B. in Brasilien oder Südafrika. Dort gibt es kein "soziales Netz" in deutschem Sinne und das Wort Solidarität hat eine handfeste lebensnotwendige Bedeutung. Davon können wir lernen.
Nicht nur meine Kollegen bei Hoechst, die der Entlassung des Betriebsrates Emanuel Schaaf mehr oder weniger interessiert zuschauen, auch die Redakteure der FR, die die "Strafversetzung" eines Kollegen - nach der Entlassungsforderung von Hoechst - tatenlos akzeptierten.
Das sind nur zwei Beispiele, die zeigen, wie wichtig praktische Solidarität wäre und wie selten wir bereit sind, sie zu geben.
Daß die Hoechst AG es abgelehnt hat, im Podium an der Veranstaltung teilzunehmen und sich auch nicht an der Diskussion des Publikums beteiligte, ist weder den Entlassenen, noch den "Forum- Betriebsräten" als Mitorganisatoren vorzuwerfen. Das gilt auch für den Boykott der Veranstaltung durch die IG Chemie und die Mehrheitsbetriebsräte bei Hoechst.
Dieser Gleichklang mit Hoechst bestätigt vielmehr deutlich, daß es sich bei der Gewerkschaft in Hoechst um eine "sweet- heart-union" handelt. Als solche werden in Südafrika unternehmerfreundliche Gewerkschaften bezeichnet, wie Laurence Mashego berichtete.
Ulrich Hahn, Frankfurt am Main
&blt; Arbeiten von Fritz Klemm
Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren von Fritz Klemm zeigt bis zum 27. Februar die Galerie Rothe in Frankfurt (Barckhausstraße 6). Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. &blt; Ika Huber "Croquis" ist der Titel einer Ausstellung in der Frankfurter Galerie Bärbel Grässlin (Bleichstraße 48): Noch bis zum 27. Februar werden Werke von Ika Huber gezeigt. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. &blt; Vortrag Barbara Duden verschoben Ein Vortrag Barbara Dudens über "Körper - Geschichte - Kultur" im Frankfurter Frauenkulturhaus verschiebt sich vom 27. Januar auf den 10. Februar. Beginn 20 Uhr. &blt; Konzert der Schumann-Gesellschaft Susanne Müller-Hornbach, Violoncello, und Daniel Krüerke, Klavier, sind beim nächsten Konzert der Robert-Schumann- Gesellschaft zu Gast: am Freitag, 29. Januar, 19 Uhr, in den Räumen der Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft, Siesmayerstraße 12. &blt; "Best of. . ." Niemann und Roelofs Im Frankfurter Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, hat am heutigen Mittwoch ein neues Programm von Cornelia Niemann und Annemarie Roelofs Premiere: "Best of. . ." Begleitet werden die beiden von der Pianistin Elisabeth Süsser. Beginn 21 Uhr. &blt; "Schweigen ist Schuld" Ein Lesebuch der Verlagsinitiative gegen Gewalt und Fremdenhaß mit dem Titel "Schweigen ist Schuld" wird am heutigen Mittwoch in Frankfurt vorgestellt. Um 11.30 Uhr in der Max-Beckmann-Schule (Sophienstraße 70) und um 20.30 Uhr im Literaturhaus (Bockenheimer Landstraße 102). Es lesen May Ayim, Rosa Giske, Katharina Schubert, Najem Wali. &blt; "Kein Dom, kein Bahnhof" Mit dem Zyklus "Kein Dom, kein Bahnhof - Fotografie in Frankfurt" von Gerald Domenig wird die neue Treppenhausgalerie des Presse- und Informationsamtes (Römerberg 32) am heutigen Mittwoch um 17.30 Uhr eröffnet. &blt; Auschwitz-Ausstellung in Wiesbaden Die Ausstellung, die der Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz vom Staatlichen Museum Auschwitz/Birkenau übernommen hat und die vom 14. Februar bis zum 7. März in Frankfurt zu sehen ist, wird vom heutigen Mittwoch an bis zum 7. Februar im Hessischen Landtag in Wiesbaden gezeigt. Anschließend an die Frankfurter Ausstellung geht die Schau dann nach Gießen und Stendal. &blt; Filme über Jan Fabre Zwei Filme über das Werk Jan Fabres sind am heutigen Mittwoch im Video- Foyer des Theaters am Turm zu sehen: "Dames en Heren Jan Fabre" von Bart Verschaffel und Jef Cornelis und "Ein junger Mann als Künstler" von E. A. Grandits. Beginn 17 Uhr. Die Filme sind nochmals am Donnerstag, Freitag und Samstag zu sehen. Außerdem gibt es im TAT am Donnerstag ab 20 Uhr Vorträge über Jan Fabre von Curtis L. Carter, Johan de Boose und Arnd Wesemann. &blt; Rhyme, Rhythm, Blues & Dance Eine neue Art von Musical will die Frankfurter Groschenoper anbieten, mit der Lyrikerin Sharifa Khaliq, dem Choreographen Kelvin Hardy und dem Saxophonisten Fuasi Khaliq und anderen. Premiere ist am heutigen Mittwoch. Vorstellungsbeginn 21.30 Uhr, Einlaß 19.30 Uhr. Karten unter 069 / 24 26 01 0. &blt; Führungen in Frankfurter Museen Um Tony Sender geht es in einer Führung des Historischen Museums am heutigen Mittwoch um 18 Uhr. Und das Städel bietet um 18.30 Uhr eine Führung an zum Thema "Alltagsschilderung versus Symbolsprache - zur niederländischen Malerei des 15.-17. Jahrhunderts". &blt; "Antigone" im Schauspiel In der Reihe "Liebhaberbühne" gastiert am Mittwoch und am Freitag im Schauspiel Frankfurt der Bockenheimer Theaterkreis mit einer Aufführung von Jean Anouilhs "Antigone". Beginn 22.30 Uhr.
HATTERSHEIM. "Das sind doch keine ,sozialistischen Wunschvorstellungen&rquote;", wehrt Dietrich Muth (FDP) ab und rückt Aussagen von Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) zurecht. Schubert hatte (FR vom 19. Januar) die Gewinnabschöpfung der Stadt bei der Ausweisung neuer Baugebiete als ein "Stück Sozialismus mit kapitalistischen Methoden" bezeichnet. Seit knapp zwei Jahren hält Hattersheim die Hand auf, partizipiert am Wertzuwachs baureifer Grundstücke. Doch dieses Kapital, kritisiert Muth, werde nur einseitig vergeben - an die Hattersheimer Wohnungsbaugesellschaft.
Zwischen 25 und 40 Prozent des Geländes oder der Verkaufssumme muß der alte Eigner an die Kommune abdrücken. Diese Methode, sagt Muth, sei von allen Fraktionen im Stadtparlament getragen worden. Schon aus dieser breiten Zustimmung könne man schließen, daß es sich um keine "sozialistischen Wunschvorstellungen" handele, sondern um eine einfache und simple Gewinnabschöpfung.
Anders sehe es aber "bei der Verwendung der abgeschöpften Mittel" aus, konstatiert Muth. Erst auf die Initiative der FDP habe der Magistrat dem Parlament eine Vergaberichtlinie vorgelegt. Doch darin, schimpft Muth, würden nicht alle, gleich behandelt. Eindeutig würden die Hawobau und deren Mieter bevorzugt.
1990 hatte die Stadt aus den ersten Grundstücksgeschäften einen Fonds in Höhe von 1,8 Millionen Mark gegründet. Die Zinsen aus diesem Topf gebe der Magistrat als Darlehen an die Hawobau weiter, erläutert Schubert. Die Wohnungsbaugesellschaft wiederum zahle die Zinsen der Kredite an die Stadt. Und dieses Geld würde nach den städtischen Richtlinien vergeben. Nutznießer seien jene einkommensschwache Familien oder auch Normalverdiener, die sich eine Eigentumswohnung gekauft haben und finanzielle Unterstützung brauchen können. Muths Kritik: Nur wer eine solche Wohnung bei der Hawobau ergattere, komme in den Genuß der kommunalen Förderung. Vielleicht verstehe Schubert diese "Ungleichbehandlung aller Anspruchsberechtigten als Verwirklichung eines Stükkes Sozialismus". kkü
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wie es an den Baustellen Waldenserhof und Rettungsstation vorangeht, wollen sich die Mitglieder von Arbeitskreisen innerhalb der SPD-Fraktion ansehen.
Der Arbeitskreis Waldenserhof trifft sich am Montag, 15. Februar, um 17 Uhr in der Langstraße, der Arbeitskreis Sport, Kultur, Vereine, sieht sich am Mittwoch, 17. Februar, um 16.30 Uhr am Badesee um. wal
DREIEICH. Wo bleiben die gelben Säcke? Diese Frage kann der städtische Abfallberater Karl Markloff nicht mehr hören. Gut 150mal am Tag wird sie ihm und seinen beiden Mitarbeitern dieser Tage am Telefon gestellt. Die gelben Säcke - pro Haushalt 24 Stück auf einer Rolle zum Abreißen - sollten seit Jahresbeginn längst parat stehen. Doch nicht die Stadt trägt die Schuld an der Misere, sondern die in Heusenstamm ansässige "Gesellschaft für Entsorgung Sekundär-Rohstoffe", kurz GES genannt, die als ausführendes Organ das Töpfersche Duale System Deutschland (DSD) im Kreis Offenbach auf den Weg bringen soll.
An diversen Plätzen stehen Container zum Getrenntsammeln von Glas, Papier, Dosen; vor der Haustür ist die Restmülltonne plaziert; im Garten wird ein Komposter versteckt, und dann kommen noch die gelben Säcke - da blickt kaum noch jemand durch, wer für was zuständig ist und was wo hinein soll.
Ein Leitfaden: Der Gebrauch der gelben Säcke ist freiwillig und gehört in die Verantwortung des DSD als privates Unternehmen und nicht in die der Kommunen. Alles andere: Restmülltonne, Sperrmüll, Kühlschränke, TV, Sondermüll, die Container (Glas, Papier, Metall, Dosen), Komposter zählen zur kommunalen Abfallwirtschaft - und dafür ist die Stadt Ansprechpartner, wenn es was zu kritisieren oder loben gibt. Bei Problemen mit den gelben Säcken soll direkt die GES in Heusenstamm unter den Rufnummern 0 61 04 / 20 85 oder 20 86 angerufen werden.
Karl Markloff bestätigt: "Wenn bei mir wegen der gelben Säcke angerufen wird, kann ich die Beschwerde auch nur zur Kenntnis nehmen und sie an die GES weiterleiten." Das gilt auch für den Wunsch nach einer gelben Tonne statt eines Sackes.
Markloff möchte in diesem Zusammenhang noch einmal an die Hausbesitzer appellieren, die Häuser mit zehn oder mehr Wohneinheiten haben, daß sie sich wegen gelber Container statt Säcke an die GES wenden. Denn: solche Häuser hätten Anspruch auf Container.
Nach der jüngsten Information, die Markloff von der Heusenstammer Firma erhielt, sollen die gelben Säcke heute, Mittwoch, geliefert werden. Doch dieser Termin ist inzwischen auch wieder überholt.
Auf Anfrage erklärte nämlich Ingeborg Lemmermann von der GES, daß im Auftrag der GES die Dreieicher Feuerwehr erst am kommenden Wochenende mit der Auslieferung beginnt. Sie sagte, daß das Chaos um die gelben Säcke unter die Rubrik Anlaufschwierigkeiten falle. Der Zulieferer, der für die GES die gelben Säcke anfertigt, hätte wegen des großen Auftragsvolumens die Termine nicht einhalten können, und zusätzlich sei auch noch eine Maschine kaputt gegangen. dok
vs DÜSSELDORF, 26. Januar. Mit ihren Vorschlägen für einen "Solidarpakt" vergrößert die Bundesregierung nach Auffassung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) die "Gerechtigkeitslücke", statt sie zu verkleinern. Die "Finanztechnokraten" der Koalitionsparteien in Bonn hätten "hier etwas zusammengeschrieben, das im Ergebnis spaltet, statt durch gerechtes Teilen zu verbinden", sagte der DGB-Vorsitzende Heinz- Werner Meyer auf dem Neujahrsempfang seiner Organisation in Düsseldorf. Die Bonner Koalition gefährde "mutwillig den sozialen Frieden", wenn sie jetzt "die schwachen Schultern" belaste, die Bezieher höherer Einkommen aber erst in zwei Jahren zur Kasse bitten wolle, warnte Meyer. Ohne einen sofortigen Arbeitsmarktbeitrag der Beamten und Selbständigen werde es mit dem DGB keinen "Solidarpakt" geben.
Auch der DGB muß nach Auffassung seines Vorsitzenden sparen. Bereits zum DGB-Bundeskongreß im Jahr 1994 sollen die Grundlagen für eine "effektivere und konzentriertere" Arbeit des DGB gelegt werden, kündigte Meyer an. Die Verkleinerung des geschäftsführenden Vorstandes - die FR berichtete - sei dabei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Konzentration der Kräfte, nicht aber schon die nötige Reform selbst. Meyer sagte weiter, daß nicht daran gedacht sei, DGB- Landesbezirke zusammenzulegen oder aufzulösen. Einen "Rückzug aus der Fläche" könne sich der DGB nicht leisten.
Die "Konzentration der Kräfte" wird zu Meyers Bedauern in absehbarer Zeit nicht zum Zusammenschluß von DGB und Deutscher Angestellten-Gewerkschaft (DAG) führen. Es gebe immer wieder Gespräche über dieses Thema, aber keine Fortschritte.
FRANKFURT A. M. Der Deutsche Gewerkschaftsbund muß sparen - auch beim Personal. Doch was im allgemeinen schlicht "Arbeitsplatzabbau" genannt wird, heißt beim DGB "Verschlankung". "Ich würde das gern wörtlich nehmen und fünf Kilo abnehmen", seufzte der 83 Kilo schwere Vorsitzende des Landesbezirks Hessen, Karl-Heinz Jungmann, kürzlich. Obwohl Jungmann als ehemaliger Amateur-Boxer natürlich weiß, daß jeder Gewichtsverlust die Schlagkraft schwächt. Und die braucht der alerte Gewerkschafter eigentlich, um die von oben verordnete "Verschlankung" durchzustehen.
Denn nun heißt es: er oder einer der beiden anderen Vorsitzenden müssen bis 1998 gehen; sollte einer der drei den Vorstand ab 1994 freiwillig verlassen, wird niemand nachrücken, aus den drei Stellen sollen zwei werden.
Dabei hatte man sich im Landesvorstand stets um einen sparsamen Arbeitsstil bemüht. Bei Bahnreisen löste Jungmann immer nur ein Ticket für die zweite Klasse (um alsdann in einem "dieser wundervollen Speisewagen" Platz zu nehmen). Tagesspesen wurden nicht berechnet. "Wir haben uns auf Empfängen durchgegessen." Und nun soll ausgerechnet "der Kopf" des hessischen DGB, der Landesvorstand, "verschlankt" werden. Ob sich die drei zusammensetzen und ausknobeln werden, wer von ihnen gehen muß? Ein harmonisches Kleeblatt waren sie ohnehin nie.
Jungmann und die stellvertretende Vorsitzende Erika Lotz machten keinen Hehl daraus, daß ihnen das Landtagsmandat des zweiten Stellvertreters Gert Lütgert (SPD) und die damit verbundenen Verpflichtungen mißfielen.
Aber so ganz ernst wurden die Anweisungen aus der Düsseldorfer Zentrale ohnehin nie genommen. Als der Bundesvorstand die Losung vom "Rückzug aus der Fläche" ausgab, stellten sich die Hessen taub. Jungmann: "Wir haben keinen DGB-Kreis dichtgemacht - und das bleibt so."
Und während "die in Düsseldorf" noch immer über eine Reform des DGB und zeitgemäße Organisationsformen debattieren, hat hierzulande der Strukturwandel längst begonnen: Über die Grenzen der DGB-Kreisbezirke hinaus werden "Arbeitsregionen" gebildet, um regionale Industrie- und Verkehrspolitik zu betreiben.
Vor etwa einem Jahr wurden für die Bildungsarbeit Nord-, Mittel- und Südhessen zu "Bildungsregionen". Seit August 1992 gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem geplanten Rhein- Main-Verkehrsverbund befaßt und selbst die Landesgrenzen sprengt. Außer den Hessen sind auch Bayern und Rheinland-Pfälzer beteiligt. ft
MARBURG. Starker Beifall und zugleich gellendes Pfeifkonzert für SPD- Parteichef Björn Engholm am Montag abend beim Kommunalwahl-Auftakt des SPD-Unterbezirks Marburg-Biedenkopf. "Ich bedanke mich für den freundlichen Empfang", lächelte Politprofi Engholm ironisch-gelassen in die Richtung der lautstarken Kritiker und ließ sich auch bei seiner halbstündigen Rede nicht durch Trillerpfeifen und Zwischenrufe aus der Ruhe bringen.
Besonders bei den Themen Asyl und Bundeswehr-Blauhelmeinsätze brandeten ihm immer wieder Sprechchöre ("Heuchler, Heuchler") entgegen. Von Kreis- und Kommunalpolitik war da in der mit über 1000 Menschen gefüllten Marburger Stadthalle naturgemäß nicht die Rede. Weitere 300 Interessierte drängelten sich draußen vor den polizeilich gesicherten Eingangstüren.
Schon vor dem Auftritt des SPD-Parteivorsitzenden hatten linke Kritiker und amnesty international auf Flugblättern die von Engholm "entscheidend initiierte Kehrtwende" der SPD in der Asylpolitik und die geplante "faktische Abschaffung des Rechts auf Asyl" angeprangert.
Marburger Jusos hatten abseits aller Parteiraison im Vorfeld des 25. Januar sogar den Rücktritt Engholms verlangt und Protestaktionen angekündigt. Auf einer Änderung des ursprünglich von der Marburg-Biedenkopfer SPD vorgesehenen Programms bestand daraufhin vorsichtshalber das Bonner Büro Engholms: aus der geplanten Podiumsdiskussion und Befragung des SPD-Chefs zu den Themen Solidarpakt, Asylrecht und Parteienverdrossenheit wurde kurzerhand eine einstündige Kundgebung.
Beim Thema Asyl "flüchten sich manche, wie auch sie, auf eine politische Idylle, die wir nicht durchhalten können", beschied Engholm den Protestierern, denn die Integration von Aussiedlern, Asylbewerbern und anderen Ausländern müsse "von den Menschen getragen werden und nicht nur von Marburger Studierenden."
Nachdem er schon anfangs vor der zunehmenden "Sprachlosigkeit politischer Kontrahenten" gewarnt hatte, erntete Engholm tosenden Beifall für den Satz, bei allen Unterschieden dürfe "uns eines nicht trennen": der "erbitterte Widerstand gegen den organisierten Sozialabbau, den diese Bundesregierung betreibt". Große Zustimmung gab es auch für alle anderen Breitseiten gegen die Bonner Regierung.
Angesichts der ausgefallenen Diskussion versuchte zum Schluß SPD-Landrat Kurt Kliem die Wogen zu glätten, indem er den zumeist jungen, teils studentischen Kritikern Termine für Diskussionen in den nächsten Wochen offerierte und auf seine jungen wilden Jahre an der Marburger Universität verwies: "Wir haben damals unter Wolfgang Abendroth gelernt zu diskutieren, zu argumentieren und nicht mit Trillerpfeifen politische Meinungen darzustellen". tap
Hanau: Erschossener saß hinter Steuer seines Autos
ee FRANKFURT A. M., 26. Januar. Über die Brandkatastrophe im Restaurant "Koryo" in der Hasengasse 10, bei der am 7. März 1990 elf Personen zu Tode gekommen sind und etliche Menschen schwer verletzt wurden, wird seit Dienstag verhandelt: Vor der 27. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts müssen sich vier Angeklagte, das Wirtsehepaar der koreanischen Gaststätte und zwei ehemalige Bedienstete der Stadt wegen fahrlässiger Brandstiftung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, die Feuerschutzbestimmungen auf sträfliche Weise mißachtet zu haben, so daß sich der Brand in einem Personalraum ungehindert ausbreiten konnte. Auch der Notausgang im ersten Stock des Lokals war nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch einen Kleiderständer versperrt. Als erste nahm die 45jährige Wirtsfrau aus Korea zu der Anklage Stellung: "Die Vorwürfe treffen nicht zu." So habe sie den Personalraum unbeanstandet von ihren Vorgängern übernehmen können, und "der Notausgang war auf voller Breite frei". Sie habe die Tür eigenhändig aufgemacht, doch sei sie wieder zugefallen. Der Prozeß wird fortgesetzt.
Schlager der Vorkriegszeit HANAU. Das "Palastorchester" bietet am Donnerstag, 4. Februar, ab 20 Uhr in der Hanauer Stadthalle Schlager der 20er, 30er und 40er Jahre. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung der Frankfurter Sparkasse ist frei.
UNTERLIEDERBACH. Kommt es oder kommt es nicht - das neue Gewerbegebiet in Unterliederbach? Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in den westlichen Stadtteilen ist es die Schicksalsfrage des Frühjahrs. Mit Spannung erwarten die Umweltschützer die Entscheidung von Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD). BUND-Sprecher Hans Peter Kreutner: "Wenn Jordan das 30 Hektar große Areal entlang der Schmalkaldener Straße im neuen Regionalen Raumordnungsplan nicht mehr als Grünzug, sondern als Gewerbegebiet ausweist, ist die Vernichtung des Landschaftsschutzgebietes besiegelt."
Jordan habe zwar bislang immer die Bedeutung der Fläche für die Frischluftzufuhr in die westlichen Stadtteile betont, doch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) habe ein großes Interesse an zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen und versuche über Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) politischen Druck auf Jordan auszuüben. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund habe Jordan "kürzlich heftig angegriffen" und die Umwandlung des Grünlandes in Gewerbefläche gefordert.
Um die Bürgerinnen und Bürger "in dieser wichtigen Phase der Auseinandersetzung" zu informieren, lädt der BUND für Mittwoch, 3. Februar, um 19.30 Uhr in die Sport- und Kulturhalle, Hans-Böckler- Straße 4, ein. Mit Vertretern des BUND diskutieren Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD) und die Ortsbeiräte Hans- Georg von Freyberg (CDU) und Thomas Schlimme (Grüne). tos
Frau Maria Winkler, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Rosa Lotko, Okarben, zum 73. Geburtstag.Marionettenbau vertagt
NEU-ANSPACH. Die Projektwerkstatt "Marionettenbau", die die evangelische Kirchengemeinde für Jugendliche von zehn bis 13 Jahren von Ende Januar an anbieten wollte, öffnet wegen Krankheit einer Mitarbeiterin erst ab 10. Februar. Info unter Tel. 4 25 45 oder 4 26 13). cn
Herrn Karl Paul aus Maintal-Dörnigheim, zum 80. Geburtstag, am Mittwoch, 27. Januar.
FRIEDRICHSDORF. Vor der aktuellen Kritik an ihrem politischen Verhalten hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Glotz die Schriftsteller Christa Wolf, Stefan Heym und Erich Loest in Schutz genommen. Beim Kulturforum der Hochtaunus-SPD in Friedrichsdorf sagte Glotz am Montag abend unter Anspielung auf Stefan Heym: "Wir, die ihn vorher gefeiert haben, weil er Honecker Paroli bot, sollten ihn jetzt nicht in den Dreck treten, nur weil dies einige Feuilleton-Redaktionen so wollen."
Das Denken dieser und anderer Kritiker der ehemaligen DDR sei damals wie heute vom Glauben an einen anderen, freien und humanen Sozialismus geprägt gewesen; dies könne nicht vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik ausschließlich gut gewesen und nachher ausschließlich schlecht sein.
Laut Glotz sollte Literaturkritik ohnedies Literatur kritisieren, nicht aber die politische Haltung der Autoren, fügte der frühere SPD-Bundesgeschäftsführer und Kommunikationswissenschaftler hinzu. Er hoffe, daß es im vereinten Deutschland gelinge, das Publikum der einst gefeierten Autoren zu erhalten. "Aber auch das", so Glotz, "wird den Gesetzen des Marktes unterliegen."
(Mehr über das SPD-Kulturforum morgen im "Kulturspiegel Taunus".) che
In der Tat: Es gibt zu wenig qualifizierte Arbeitskräfte, aber nicht zu viele Studierende (FR vom 6. 1. 1992 "Berufsausbildung verliert an Ansehen"). Diese Entwicklung wird sich fortsetzen: Schätzungen zufolge wird der Bedarf an Hochschulabsolventen weiter ansteigen. Deshalb gilt: Berufliche Bildung darf keine Sackgasse sein.
In Nordrhein-Westfalen setzen wir auf das Prinzip des lebenslangen Lernens. Dazu muß das Bildungssystem durchlässig gestaltet werden; auch begabte und erfahrene Berufstätige müssen die Möglichkeit zur Weiterqualifikation an einer Hochschule haben.
"Studieren ohne Abitur" ist in Nordrhein-Westfalen schon seit 1984 möglich - an Fachhochschulen und an Universitäten. Voraussetzung ist bislang eine Einstufungsprüfung, die die Interessenten an den Hochschulen absolvieren müssen; mehr als 850 Studierende haben diese Prüfung gemeistert, rund 35 ihr Studium abgeschlossen.
Einstufungsprüfung sollen künftig Industrie-, Handwerksmeister und Meister nach dem Berufsbildungsgesetz, Absolventen von zweijährigen Fachschulen Nordrhein-Westfalens und Pflegekräfte studieren können: Das habe ich zum Inhalt der Novelle unserer Hochschulgesetze gemacht, über die zur Zeit der Landtag berät. Nicht jeder Nicht-Abiturient wird studieren können - aber besonders Begabte, besonders Qualifizierte.
Anke Brunn (Ministerin für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen), Düsseldorf
MARBURG. Sogar bis an die Stanford University in Kalifornien ist durch einen FR-Artikel die Kunde von einem Buch gedrungen, das der Kreis Marburg-Biedenkopf herausgibt. Das "authentische, multikulturelle Material" möchte Kathryn Strachota im Unterricht einsetzen.
Die Deutsch-Lektorin erhielt dafür eines der letzten Exemplare der ersten, mittlerweile restlos vergriffenen Auflage. Eine zweite kommt in den nächsten Tagen heraus. Unter dem Titel "Hier war ich ein Niemand" (Schüren-Verlag, 12,80 Mark) befassen sich 80 deutsche und ausländische Jugendliche in Wort- und Bild mit dem Zusammenleben von In- und Ausländern.
Das 160seitige Werk, in dem auch mancherlei Vorurteile und Ressentiments zur Sprache kommen, ist vor allem als Anregung zum Weiterdenken und Diskutieren gedacht. tap
Ute Frings hat in ihrem Bericht "Schweigsame Deutschstunde in Schwerin" (FR vom 21. 1. 1993) ein drittes Land, das sich verweigerte Juden zu deportieren, vergessen, nämlich mein Geburtsland Finnland.
Mary K. Smith, Frankfurt am Main
HANAU. Aus Verantwortung für die kommenden Generationen setzt sich die Hanauer SPD dafür ein, mit den verbliebenen unbebauten und naturnahen Flächen möglichst sparsam umzugehen und verdichtet zu bauen. Wenn Altlasten im Boden saniert würden, biete sich dort neuer Bauplatz.
Um solche Positionen in die Öffentlichkeit zu tragen, lädt die Partei zu einer Podiumsdiskussion ein für Donnerstag, 4. Februar, um 19 Uhr im Schloßgartensaal der Stadthalle. Zur Frage "Stadtentwicklung kontra Naturschutz?" wollen Stellung beziehen: Rolf Praml, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Landesentwicklung; Paul-Leo Giani, Geschäftsführer des Verbands Südwestdeutscher Wohnungswirtschaft; Hans-Joachim Rabe, Vorsitzender der BUND- Ortsgruppe Hanau; Stadtbaurat Jürgen Dressler. Moderator ist der SPD- Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen. him
US-Geheimdienstler auf offener Straße ermordet
Ich hoffe, daß weitere Landesmedienanstalten (FR vom 12. 1. 1993 "Widerspruch gegen Zulassung des Senders DSF") aufwachen und die Berlin-Brandenburger Anstalt bei ihrem Vorgehen gegen die Bayerische Landeszentrale für neue Medien unterstützen (bundesweite Genehmigung des Münchner Kommerzsenders "Deutsches Sportfernsehen - DSF -).
In der rigiden Art der Geschäftemacherei, gerade auch auf dem Medienmarkt, sind einige Leute in München - mit festem Rückhalt bei der CSU-Landesregierung - Meister.
Magda Knuth, Hamburg
SULZBACH. Eine Talkrunde mit Landrat Jochen Riebel (CDU), die sich vor allem mit Problemen im Main-Taunus- Kreis befassen soll, veranstaltet die Sulzbacher CDU am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus. Mit auf dem Podium sitzen der Sulzbacher Spitzenkandidat Oswald Bommel, Ortsvereinsvorsitzender Stefan Hofmann, Christine Lang von den CDU-Frauen und Fraktionschef Dieter Geiß. Fragen, die den Kreis betreffen, sollen im Mittelpunkt stehen. Die Sulzbacher können die CDU-Vertreter aber auch wegen anderer Themen ansprechen. she
LANGENSELBOLD. Das Engagement einer Langenselbolder Mutter hat Früchte getragen: Aufgrund der Sorge von Ute Lohse um einen sicheren Schulweg für ihren Sohn und ihren Bemühungen bei der städtischen Verkehrsbehörde um die Installierung einer Ampel in der Ringstraße, hat Ordnungsamtsleiter Willi Eisenträger Anfang der Woche erneut eine Verkehrszählung an der Käthe-Kollwitz- Schule unternehmen lassen. Im Durchschnitt wurden dabei 311 Autos, 18 Lastwagen, drei Motorräder und 16 Fußgänger gezählt. Ob die Anzahl an Fahrzeugen und Fußgängern vor der Gesamtschule in der Ringstraße für die Genehmigung einer Ampel aureicht, weiß Eisenträger noch nicht, "aber wir probieren es", sagt der Ordnungsamtsleiter. In der Vergangenheit war die Gemehmigung einer Ampel an dieser Stelle von Darmstadt wiederholt abgelehnt worden.
Erfolgreich war die Stadt in dieser Hinsicht bei einer Ampelanlage an der Hanauer Straße in Höhe des Rathauses. Dort gibt es bislang einen beleuchteten Fußgängerüberweg, dessen Sicherheit den Anwohnern aber nicht ausreichte. Jetzt soll dort eine Ampel aufgestellt werden. Das sei ebenfalls eine Verbesserung des Schulweges für die Kinder, so Bürgermeister Hans-Peter Ebner.
Das RP hat der Umwandlung zugestimmt und das hessische Straßenbauamt in Hanau wird die Anlage installieren - nur wann, diese Frage ist noch offen. Laut Willi Eisenträger entstehen keine großen Kosten, da Masten und Strom an dieser Stelle bereits vorhanden sind. Er rechnet mit einer schnellen Realisierung. alu
SINDLINGEN. Blendend hell ist das Foyer des Sindlinger Bürgerhauses am Montag abend. Von Stativen strahlt Halogenlicht in die Ecke, in der eine Fernsehkamera steht. Der Reporter des Privatsenders Pro 7 blickt mit gewichtiger Miene auf den Eingang, wartet schon auf den Oberbürgermeister. Schließlich ist dieser Abend der Auftakt für die heiße Phase des Kommunalwahlkampfes. Die Sozialdemokraten haben Schützenhilfe von Top-Mitgliedern ihrer Partei aus ganz Deutschland bekommen. Zusammen mit Andreas von Schoeler soll die Vizepräsidentin des Bundestages und bayerische SPD-Chefin Renate Schmidt in Sindlingen sprechen.
Eine dunkle Mercedes-S-Klasse-Limousine mit Andreas von Schoeler im Fond fährt vor. Das Leselämpchen ist eingeschaltet, die Standheizung brummt, der Oberbürgermeister schaut sich noch einmal die Stichworte seiner Rede an, die er später frei halten wird, ohne aufs Manuskript zu schauen. Eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn steigt der OB aus dem Wagen. Das blütenweiße Hemd ist frisch gestärkt, der dunkelblaue Anzug sitzt perfekt, dazu passend die modisch kleinkarrierte Krawatte. Eduard Metz, Ortsbeirat von Sindlingen, und sein SPD-Ortsvereinsvorsitzender Walter Ofer warten schon auf ihre prominenten Gäste. Kurzer Händedruck, dann entschwindet von Schoeler in die Ecke zum TV-Reporter.
Währenddessen füllt sich das Bürgerhaus. Ein Jazztrio kümmert sich um die Live-Musik. 250 Menschen sitzen dicht gedrängt an den Tischen. Die Bühne ziert ein überdimensionales SPD-Werbetuch, am Rand stehen mehr als 20 rote und weiße Alpenveilchen und natürlich auch rote Nelken. Von Schoeler und Renate Schmidt steigen zusammen die zehn Treppenstufen hoch in den Saal. Noch bevor sie weiter zum Bühnenaufgang gehen können, setzt Applaus ein. Weiter geht's auf die Bühne. An einem Vierertisch nehmen sie, den Zuschauern zugewandt, Platz; hinzu gesellt sich der Chef des SPD-Ortsvereins, Walter Ofer, und Sighard Pawlik, erster Mann des Unterbezirks.
Lächeln für die Fotografen, die die Bühne betreten, scheinbar ungezwungene Unterhaltung der SPD-Promis im Blitzlichtgewitter. Von Schoeler signalisiert dem Mann am Kontrabaß, noch eine Zugabe einzulegen. Damit die Kollegen an den Kameras noch ein bißchen Zeit haben. Nach wenigen Minuten verlassen die Musiker den Saal. Es wird mucksmäuschenstill, sogar der Mann mit dem Getränkewagen macht für einen Augenblick Verkaufspause, schließlich haben sie alle ihr Henninger Pilsener vor sich stehen.
Ofer und Pawlik begrüßen kurz, anschließend schreitet der OB zum Rednerpult. Nach 30 Minuten ist die Rede beendet, Renate Schmidt hält sich mit ihrer sehr leidenschaftlich vorgetragenen Ansprache an die selbe Redezeit. (Siehe Stadtrundschau von gestern.) Für die Sozialdemokratin gibt's zum Schluß zweiminütigen, tosenden Beifall. Auch ihr Genosse und Bundestagskollege Karsten Voigt, der ein wenig später noch schnell am Journalistentisch einen Platz erheischt hat, ist begeistert. "Donnerwetter, und die Frau ist schon Großmutter", sagt er. Auch Pawlik ist beeindruckt von der Parteifrau aus München. Nachdem er sich bedankt hat, zitiert er Renate Schmidt mit einem Satz, den sie gesagt hatte, noch während die Sindlinger applaudierten: "Was wollt ihr denn machen, wenn ich 'mal 'ne richtige Rede halte?" THOMAS GRETHER
Große Familie
aus Musikern
GIESSEN. Dvorák, Schubert, Blacher. Blacher? "Ich sitz' auf dem ersten Platze, und die Sänger sehen meine Fratze. Orff und Eck und Boris Blacher fürchten meine hohnerfüllten Lacher." Singt Georg Kreislers zynischer "Musikkritiker". Blacher, Boris, also. Geboren 1903 in China, gestorben 1975 in Berlin, deutscher Komponist. Melodische Erfindungsgabe und deutlich betonte rhythmische Durchformung kennzeichnen seine Kompositionen. Sagt Meyers Lexikon. Drinnen in der holzgetäfelten Aula des musikwissenschaftlichen Instituts probt derweilen das Gießener Universitätsorchester dessen "Concertante Musik op. 10".
"Bloß ein Elf-Minuten-Stück", sagt Brigitte Schön, die Dirigentin, in einer kurzen Pause, "aber der Aufwand ist riesig." Bis zum 6. Februar muß der Blacher sitzen. Ebenso das Violinkonzert von Dvorák und die Sinfonie Nr. 8 C-Dur von Schubert. Für jenen Samstag nämlich lädt die Justus-Liebig- Universität Gießen, wie es auf den Plakaten ganz förmlich heißt, in Verbindung mit dem Magistrat der Stadt Gießen, der Hochschulgesellschaft und der Jeunesses musicales zu einem "Orchesterkonzert" in die Kongreßhalle ein.
Brigitte Schön war es auch, die 1979 das Orchester wieder ins Leben gerufen hat. Und sie erinnert sich noch gut an die finanziellen Schwierigkeiten, die die Aufbauphase begleiteten. "Ich mußte mit dem arbeiten, was da war", sagt die Dozentin für Violine, Viola, Kammermusik und Orchestererziehung. Einen speziellen Etat hatte sie nicht zur Verfügung. Kein Wunder, daß sich die Entwicklung vom "bescheidenen" Kammerorchester hin zu einem mit großer, klassischer Besetzung nur schrittweise vollziehen konnte. 1987 schließlich war die Größe eines Sinfonie-Orchesters erreicht.
Bereits nach den ersten kleineren Konzerten hatte sich die Truppe um die engagierte Dirigentin einen Namen gemacht. "Es sprach sich eben rum", erinnert sich Brigitte Schön schmunzelnd, "daß wir existierten." Der damalige Universitätspräsident sicherte seine Unterstützung zu. 1982/83 wurden die ersten Plakate spendiert und aus einem speziellen Fonds Sondermittel für den Erwerb der teuren Noten zur Verfügung gestellt. Es sollte noch bis 1992 dauern, ehe man den "Titel" als offizielles Orchester der Justus-Liebig-Universität zugesprochen bekam. Doch auch der Etat aus Wiesbaden erlaubt heute keine großen Sprünge: viel mehr als die Finanzierung des Notenmaterials ist nach wie vor nicht drin.
Mit dem eigenständigen Haushaltstitel konnte sich das Orchester allerdings vom Fachbereich Kunst, Sport und Musik (dort war es früher angegliedert) emanzipieren. War es vormals eine Einrichtung des Instituts, so ist es nun offen für alle Fachbereiche. Und weil sich Uni-Leitung, Hochschulgesellschaft und der Gießener Magistrat "außerordentlich wohlwollend" dem Orchester gegenüber verhalten, Brigitte Schön dirigiert ist man mit der jetzigen Situation eigentlich so unzufrieden nicht. Immerhin ist es nun möglich, begabte musikalische Talente, die noch die Schulbank drücken, im Orchester aufzunehmen. Der Jugendförderung mißt die Dirigentin, selbst Landesvorsitzende der Jeunesses musicales, verständlicherweise große Bedeutung bei.
Kein Wunder also, daß die Altersstruktur im Orchester inzwischen breit gefächert ist. Das jüngste Mitglied ist 12, das älteste über 50 Jahre. Das Zusammenspielen klappt dennoch derzeit recht reibungslos. "Viele Ältere", sagt Ulrich Hain (Querflöte, Pikkoloflöte), wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Pädagogik, "sind eben im Orchester alt geworden." Ein fester Stamm von rund 13 Leuten um die Dirigentin, die sich auch nach den Proben noch auf ein Bier in der Kneipe treffen, hält das Ensemble zusammen. "Wo sonst habe man die Möglichkeit, große sinfonische Werke zu spielen, sagt Christine Müller (Violine), Lehramtsstudentin für Musik und Sport. Martin Knirsch (Cello), künftiger Wirtschaftswissenschaftler, vergleicht das Orchester gar mit einer großen Familie. Allen gemein, den insgesamt 90 Studierenden, "hochbegabten" Schülern und Uni-Angestellten, ist der Spaß am Musizieren. Wenn sie auch in den Pausen an jenem arbeitsreichen Probensonntag recht geschafft dreinschauen. Von 10 bis 13.30 Uhr spielten sie mit dem Berliner Solisten Rainer Sonne den Dvorák. Nach der einstündigen Mittagspause den Blacher. Und letzterer, betont Brigitte Schön immer wieder, "ist halt entsetzlich anstrengend".
Schließlich sind es Laien, die hier konzertante Werke zu Gehör bringen. Das Gros der Leute strebt Berufe an, die mit Musik im eigentlichen Sinne nichts gemein haben. Es sind angehende Mediziner, Juristen. Geisteswissenschaften sind kaum vertreten. "Die spielen wohl überwiegend auf Bongos", so ein ironischer Kommentar. Rund ein Drittel studiert zwar Musik, allerdings auf Lehramt. "Nachwuchsprobleme" kennen die Verantwortlichen des Orchesters nicht. Längst werden nicht alle Interessenten aufgenommen. Beim Vorspielen, regelmäßig in den ersten zwei Proben zu Semesteranfang, müssen die Musiker ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Und da wird kräftig gesiebt.
Über Jeunesses musicales konnten in den vergangenen Jahren etliche Kontakte zu Orchestern im europäischen Ausland geknüpft werden. Seit 1988 nehmen die Gießener regelmäßig am Festival "Euro-chestries" teil. Diese Konzertfahrten sind zweifellos die "Highlights" für die Mitglieder des Universitätsorchesters. Im vergangenen Jahr folgte man einer Einladung ins englische Southampton. "Das Klangerlebnis zusammen mit 300 anderen Musikern", so Christine Müller, "war schon beeindruckend." 1994 würden die Gießener, falls es sich bewerkstelligen ließe, gerne selbst dieses Festival ausrichten. Das freilich ist noch Zukunftsmusik. Fürs erste stehen anstrengende Probentage auf dem Plan. Mit Dvorák, Schubert und Blacher.
VOLKER TRUNK
Kleine Lokalrundschau
Information zur S-Bahn RODGAU. Zu Informationsveranstaltungen über die künftigen S-Bahn-Kreuzungen lädt die Stadt die Jügesheimer für den 2. Februar in die Radsporthalle an der Elbinger Straße, die Hainhäuser für den 4. Februar in die SKV-Halle, die Dudenhofener für den 9. und die Nieder- Röder für den 10. Februar in deren Bürgerhäuser ein. Beginn: jeweils um 19.30 Uhr. Rückverschwisterung RÖDERMARK. Der Termin der Rückverschwisterung zwischen der ungarischen Gemeinde Bodajk und Rödermark steht fest: Vom 13. bis 16. Mai werden 90 Gäste erwartet, die in zwei Bussen anreisen werden. Möglichst alle sollen privat untergebracht werden. Die Stadt appelliert an ihre Parlamentarier, die Magistratsmitglieder, vor allem aber an jene, die im Herbst in Bodajk waren, Quartiere zur Verfügung zu stellen. Familiengottesdienst SELIGENSTADT. Die evangelische Kirchengemeinde lädt für Sonntag, 31. Januar, 11 Uhr, zu einem Familiensonntag ein. "Laßt die Kinder zu mir kommen" heißt der Titel des Gottesdienstes. Stadt bittet um Anmeldungen RODGAU. Noch bis Freitag, 26. Februar, nehmen die städtischen Kindergärten und Tagesstätten Anmeldungen von Eltern entgegen, deren Kinder nach den Sommerferien eine der Einrichtungen besuchen sollen. Der Termin ist unbedingt einzuhalten, heißt es aus dem Rathaus, weil die Erzieherinnen entsprechend disponieren müssen.
Bürgertelefon mit neuer Nummer DIETZENBACH. Das Bürgertelefon der Stadtverwaltung ist von sofort an unter der neuen Rufnummer 30 13 26 zu erreichen. Nach Dienstschluß ist ein Tonband eingeschaltet. Sanfte Hände fürs Baby DIETZENBACH. Im Februar beginnt im Gemeindezentrum in der Rodgaustraße ein Kurs der evangelischen Familienbildung mit dem Titel "Sanfte Hände - Babymassage". Der genaue Termin ist bei der Kursleiterin Ingeborg Wolf-Dechert (Tel. 0 60 74 / 321 60) zu erfragen. Dort können sich Interessierte auch anmelden. Gemeindevertreter tagen HAINBURG. Zu einer Routinesitzung noch vor der Kommunalwahl tritt die Gemeindevertretung von Hainburg am Montag, 1. Februar, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Feuerwehrgerätehauses Hainstadt in der Schillerstraße zusammen. Neben Regularien stehen Anträge von den Fraktionen der SPD und der Grünen auf der Tagesordnung. Maskenball der Feuerwehr RODGAU. Zum Maskenball lädt die Freiwillige Feuerwehr Hainhausen für Samstag, 6. Februar, um 20 Uhr in die SKV-Halle ein. Sprechtag des Versorgungsamtes DIETZENBACH / DREIEICH. Das Versorgungsamt Frankfurt hält am Dienstag, 9. Februar, von 14 bis 18 Uhr im Sozialamt von Dreieich im Stadtteil Sprendlingen Sprechstunden ab, die auch von den Dietzenbachern genutzt werden können. Darauf weist der Dietzenbacher Magistrat hin.
HANAU. Vom 8. bis 12. Februar sind alle schulpflichtigen Kinder im Sekretariat der Grundschule ihres Wohnbezirks anzumelden. Dabei sind Geburtsurkunde oder Familienstammbuch vorzulegen. Darauf weist die Hanauer Stadtverwaltung hin.
Schulpflichtig ist, wer bis einschließlich 1. Juli 1993 das sechste Lebensjahr vollendet hat.
Wer bis zum 1. Januar 1994 sechs Jahre alt wird, kann die vorzeitige Aufnahme bei der Schulleitung beantragen, wenn das Kind körperlich, geistig und seelisch reif genug ist. him
"Heinz Czechowski ist ein Sprößling dieser kultivierten Bürgerstadt (Dresden), ein Abkömmling dieser lebendigen, industriösen Kulturlandschaft Sachsen", zitiert der Autor einen Lexikon-Text, den das Hessische Literaturbüro zwecks Einführung im Programmheft abgedruckt hat. Ein wenig mokiert er sich über das Wort "industriös", will aber, weil ihm die Charakterisierung so schlecht nicht scheint, ein wenig weiter ausholen. Heinz Czechowski ist in Frankfurt längst kein Unbekannter mehr, war 1990 / 91 Stadtschreiber in Bergen-Enkheim.
Die Lyrik des Heinz Czechowski besteht aus Momentaufnahmen von Städten und Landschaften. Weil sich "kaum etwas geändert hat. Das habe ich vor wenigen Wochen erst mit eigenen Augen wieder gesehen", führt uns der Autor zunächst nach Halle an der Saale, die heruntergekommene kleine Stadt, in der Czechowski "sechs oder sieben Jahre" verbracht hat. Schon Hölderlin hielt das Waisenhaus des August Hermann Franke als das Beeindruckendste in Halle fest, und der kurze Prosatext aus den siebziger Jahren beginnt eine Art von Spurensuche in der Gommergasse, dem einstigen Wohnort der Frankes. Ruinen, planierte Plätze, Häuser, bei denen man sich fragt, ob hier überhaupt noch jemand wohnt und die gelben Bagger, die schon zum Abriß bereit stehen - mit solchen Bildern beschrieb Czechowski eine zerfallende Welt, als vom Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus noch keine Rede war.
Auch das "Testament", erschienen 1981 in dem Band "Was mich betrifft", hat seinen Platz in der Geschichte der DDR- Literatur. "Es war üblich, fast ein Ritual", sagt der Autor heute, "daß das Ministerium für Kultur einen prinzipiell nötigte, aus einem neu erscheinenden Lyrikband zwei bis drei Gedichte wieder herauszunehmen. Im folgenden konnten diese dann in der Regel ohne weiteres erscheinen". Und so kam dann doch an die Öffentlichkeit: "Land, das mir zu kosten gab die bittere Süße der Fremde . . . und mich zurückrief in seine Grenzen."
Für ihn als Lyriker hat die Wende nicht das Problem mit sich gebracht, nicht mehr arbeiten zu können. "Ich habe weitergeschrieben, was mich interessiert, bedrückt hat", meint er und ob seine Gedichte Bestand haben werden, das werde sich zeigen. "Entweder man hat eine poetische Anlage, oder man hat sie nicht." Von den 280 Seiten, die sein neuer, bei Ammann im Frühjahr erscheinender Band mit dem Titel "Nachtspur" enthält, gibt er nur wenige Kostproben.
Noch immer sind die Bilder aus den Städten der DDR präsent, Dresden zum Beispiel und die Erinnerung an die dort verbrachte Kindheit. "Der Teufel heißt immer Beelzebub. Dresden ist eine Stadt, die sich nicht helfen kann, die Natur, die sie umgibt, hat ihren Geist aufgegeben, jeder Baum lebt nur noch von der Erinnerung an sich selbst." Wichtig wird aber auch die Reflexion darüber, warum er in seiner Lyrik immer wieder zu Spaziergängen durch kleine Straßen mit "ausgewohnten Häusern" aufbricht. Daneben treten kurze, auf eine Pointe hingearbeitete epigrammatische Verse in den Vordergrund: "Das Gras ist grün. Wer das bestreitet ist dumm, farbenblind oder ein Ignorant. Wer aber will schon ein Ignorant sein. Deswegen sagen alle, das Gras ist grün." URSULA MAY
33 Container warten noch immer auf ihre Entsorgung Verseuchtes Erdreich: Keiner weiß wohin und wer zahlt Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller OBERTSHAUSEN. "Über den Fall kann man ein Buch schreiben", sagt Bürgermeister Josef Seib (CDU). "Wir stehen auf dem Schlauch, das ist eine Meisterleistung des Umweltministeriums", ärgert er sich. Seit eineinhalb Jahren stehen auf dem städtischen Bauhof 33 Container gefüllt mit verseuchtem Erdreich. Der Lehm enthält chlorierte Kohlenwasserstoffe und wird im Rathaus kurz als Tri-Erde bezeichnet. Zutage kam das Zeug, als die Stadt ihren U 30 genannten Hauptsammler, einen mehr als zwei Meter Durchmesser großen Kanal, 1989 und 1990 in der Steinheimer und Feldstraße verlegte; dort fließen alle Hausener Abwässer zusammen. Der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) ist es seit dieser Zeit nicht gelungen, die verseuchte Erde irgendwo zu lagern oder zu verbrennen. Die Heusenstammer SPD-Landtagsabgeordnete, Dr. Haidi Streletz, hat deshalb nunmehr eine Kleine Anfrage im Landtag gestellt.
Im Oktober 1989, so erinnert sich Hartmut Mittelhammer vom städtischen Bauamt, waren Bauarbeiter in der Grube Ekke Steinheimer Straße/Feldstraße auf ein Rohr gestoßen, aus dem eine übelriechende Flüssigkeit hervorquoll - Trichlorethylen. Fast ein Jahr später wurde vor dem Ymos-Parkplatz in der gleichen Kante in der Baugrube 2/3/4 erneut verseuchtes Erdreich gefunden. In beiden Fällen gab es keine großen Probleme, den zunächst auf dem Bauhof zwischengelagerten verunreinigten Boden zu entsorgen. In Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt, der Unteren Wasserbehörde und dem Umlandverband Frankfurt wurde ein Teil des Aushubs auf die Deponie Buchschlag und der Rest auf die Deponie Wicker gebracht.
Beim nächsten Tri-Fund in Höhe des Kiosks in der Feldstraße im gleichen Jahre funktionierte die Entsorgung nicht mehr so reibungslos. "Zum 1. Januar 1991 ist nämlich eine neue Verordnung des Umweltministeriums in Kraft getreten, wonach alle belasteten Böden nur noch von der HIM entsorgt werden dürfen", sagt Mittelhammer. Und weil das immer noch so ist, stehen seit Frühjahr 1991 die 33 Container mit belasteter Erde auf dem Bauhof, etwa 350 Tonnen schwer mit einem Volumen von rund 200 Kubikmetern, und harren auf Entsorgung.
Entsprechend der neuen Verordnung stellte die Stadt Obertshausen bei der HIM einen Antrag. In ihrer Antwort habe die Gesellschaft mitgeteilt, bei ihr lägen zur Zeit 8000 ähnliche Anträge vor, Obertshausen müsse sich ein halbes bis Dreivierteljahr gedulden.
Im Februar 1992 habe sich dann eine Hamburger Firma gemeldet, sie sei von der HIM beauftragt, den kostengünstigsten Weg einer Entsorgung herauszufinden. "Wir haben unsere Analysen hingefaxt, die Firma hat jemanden vorbeigeschickt, nochmals Proben zu entnehmen", erzählt Mittelhammer.
Ende Juni teilte die Firma dann mit, eine Bodenwaschung käme als Entsorgungsmodell nicht in Frage, wegen des hohen Lehmanteils, jetzt werde sich die Deutsche Abfall Wirtschaftsgesellschaft ebenfalls im Auftrag der HIM nach einer Deponie oder Entsorgungsanlage umsehen. Wieder wurden Proben gezogen, Analysen angefertigt. Nach einem geharnischten Brief der Stadt im November teilte dann die DAW im Dezember mit, es bestünde die Möglichkeit der Verbrennung in einer Anlage in Sachsen.
"Stutzig machte uns aber der Hinweis der DAW, bei der Übernahme der Erde müsse sichergestellt sein, daß sie in einer Korngröße unter acht Zentimetern und schüttfähig angeliefert werden sollte", erklärt Mittelhammer. Würden die Lehmklumpen derart zerkleinert, wären die chlorierten Kohlenwasserstoffe schnell verflogen, vermutet Mittelhammer. Die Stadt lasse jetzt vom Institut für molekularbiologische Analysen prüfen, ob es nicht einen anderen Entsorgungsweg gibt. Hoffnung macht Mittelhammer eine neue seit Anfang 1993 gültige Verwaltungsvorschrift, die unbelastete, belastete und verunreinigte Böden unterscheidet. Beim Großteil der Erde in den 33 Containern handele es sich um belastete Erde (bis zehn Milligramm chlorierte Kohlenwasserstoffe pro Kilo) - sie könnte deponiert werden. Dann müßte nur noch der Teil verbrannt werden, der stärker belastet ist.
"Kernproblem sind nämlich die Kosten", sagt Mittelhammer. Er schätzt die Deponiekosten auf 500 Mark pro Tonne. Eine Verbrennung käme auf 800 Mark. Teuer würde es, wenn die Erde in der Sondermüllverbrennungsanlage entsorgt würde - rund 2000 Mark pro Tonne.
Wer die Kosten für die Entsorgung und die Sanierung des Bodens in der Feldstraße letztlich tragen muß, steht auch noch nicht fest. Die Firma Ymos, auf die der Verdacht gefallen war, wehrte sich bereits 1991 mit einem Gegengutachten. Entschieden ist bislang noch nichts, sagte eine Mitarbeiterin der Unteren Wasserbehörde beim Kreis Offenbach, der Behörde, die darüber zu befinden hat. Auch dort dauert es also seine Zeit.
Ob die Anfrage der Landtagsabgeordneten Streletz die Sache beschleunigt, bleibt abzuwarten. Vorerst wird die Stadt weiterhin pro Monat 3000 Mark für die Container an Leihgebühr zahlen müssen.
BREMEN. Der Wille zu sparen führte in ein Desaster. Als sich herausstellte, daß die "utopische Abgangslandschaft" am Ende von Hansgünther Heymes Inszenierung der Puccini-Oper "La Bohème" nicht zu finanzieren war, kam die Technik auf eine scheinbar einfache Lösung: Durch eine Tür im Eisernen Vorhang könne die gleiche Wirkung erzielt werden.
Der Vorschlag wurde mehrfach geprüft, niemand hatte Einwände oder sah gar ein Risiko. Als mit der Arbeit begonnen wurde, zeigte sich, daß der Eiserne Vorhang des Theaters am Goetheplatz voller Asbest ist. Das Theater mußte sofort geschlossen, die Premiere verschoben werden.
Zum Glück ist es nicht allzu schwer, den Schaden zu beheben. "La Bohème" kann statt am 15. Januar nun am 1. Februar herauskommen. Aber fünfzehn Vorstellungen fallen aus, was eine Mindereinnahme von knapp 500 000 Mark beFR: Wer steht für die Kosten dieser Verzögerung ein?
Hansgünther Heyme: "Es drohen zwei Dinge. Eines wird kaum abwendbar sein, daß der Ausfall von uns getragen werden muß. Das andere ist strittig, und natürlich machen wir alles, um das abzuwenden. Durch die eigentliche Entsorgung wird noch einmal eine ähnliche Summe auf uns zukommen. Das entspricht zwar nicht dem Rechtsverhältnis, doch wo nichts da ist, ist eben nichts da, und es ist halt in Bremen nichts da."
Sind Sie denn nicht gewarnt worden, daß in Bremen "nichts da ist", als sie im Sommer 1992 ihr Amt als Bremer generalin"Ich bin von Menschen geholt worden, die jetzt nicht mehr auf ihren Plätzen sitzen. Und eine Zuneigung - eine solche muß es ja gewesen sein, sonst hätte man sich nicht zusammengerauft in sehr, sehr schwierigen Verhandlungen, in denen der Etat für fünf Jahre garantiert wurde und die Tariferhöhungen noch dazukommen - ist natürlich nicht einfach übertragbar auf andere Menschen. So etwas muß wachsen."
Hat es sich bemerkbar gemacht, daß in Bremen inzwischen eine Ampelkoalition
"Damals gab es mit der SPD zur Lösung bestimmter Probleme Hilfskonstruktionen für eine schwierige Finanzsituation, die nun nicht zustande gekommen sind. So war zum Beispiel vereinbart worden, daß man die seit Jahren im Schauspielhaus fehlenden fünf Bühnentechniker - es gibt dazu einen Briefwechsel, der einen ganzen Aktenordner füllt - über nicht besetzte Schulpositionen engagiert, so daß wir sie in der Übergangsphase haben, und wir dann versuchen, sie auf Dauer zu übernehmen. Das ging jetzt nicht mehr, weil die Ressorts Kultur und Bildung geteilt wurden. Daß zum Beispiel jetzt für Kresniks ,Wendewut&rquote; das Haus zehn Tage geschlossen werden muß - das war aber auch schon beim "Meinhof"- Abend acht Tage zu, und als das nicht gereicht hat, flogen noch zwei Vorstellungen raus - diese Schwierigkeiten des Kleinen Hauses waren immer da. Ein anderes Problem ist, daß im Sommer plötzlich alle ABM-Stellen gestrichen wurden. Da mußten wir zwei, drei Stellen übernehmen, das sind "nur" rund 100 000 Mark. Dann gibt es noch eine ganz strittige Summe, die durchgehend den Aufsichtsrat beschäftigt, das sind die Reparaturkosten. Was unter 300 Mark liegt, müssen wir selber zahlen, was darüber hinausgeht, muß die Stadt übernehmen. Da werden dann Rechnungen für fünfmal 300 Mark geschrieben, das ist Usus. Andererseits ist dieser Betrag von immenser Höhe. Beispielsweise ist es unbedingt notwendig, daß wir ein neues Stellwerk im Großen Haus bekommen. Bei den Beleuchtungsproben für ,Bohème&rquote; ist es durchgehend ausgefallen. Auch ein Vorgang, der seit Jahren in den Akten vorliegt. Das ist ein Monstrum, das kostet 300 000 Mark, und das ist im Augenblick überhaupt nicht machbar. Aber wenn das Ding repariert wird, dann zahlen wir das erst einmal."
Aber das ist doch unzweifelhaft die Aufgabe der Stadt?
"Ja. Aber wenn es regnet, dann regnet es auch auf der Probebühne. Bei ,Bohème&rquote; hat es sechs Wochen lang reingeregnet. Die Auseinandersetzung um die Dachreparatur wird geführt, aber wir müssen das Dach erst einmal reparieren lassen. Und was die Schulden betrifft, die ich angeblich gemacht habe, wären wir in der Hochrechnung am Ende der Spielzeit, wenn alles so abläuft, bei 680 000 Negativen gewesen, jetzt aber mittlerweile sind es nur noch 580 000. Es bewegt sich nach unten. Durch die Asbest-Situation ist das jetzt wieder ganz anders geworden. Meine Bitte war nun: Die Gesellschaft hat hier ein Grundkapital von 500 000 Mark, was viel zu wenig ist, auch juristisch zu gering. Man hat bis zur Hälfte dieses Stammkapitals der GmbH eine Jongliermasse, um die man überziehen kann. Jetzt hat sich herausgestellt, daß bei der ganzen Schuldenlast der Vergangenheit, auch bei der Bausanierung, auf einmal eine Summe aufgetaucht ist, die man verwenden könnte - nicht für uns, für die Kunst, sondern zur Kapitalaufstockung. Wenn das zum Beispiel auf eine Million erhöht würde, ließen sich die Schulden ins nächste Jahr übertragen, ohne den Etat anzuknabbern. Wobei ich sie ja auf Null bringen will. Meine Versicherung ist die, das Defizit bis zum Ende der nächsten Spielzeit abzutragen. Hier fängt dann aber sofort das an, was in Bremen das Leben so schwer macht. Der Vorschlag wird mit einem großen Mißtrauen behandelt: Das sei ja doch nur eine verschleierte Etaterhöhung. Dabei habe ich durch die neuen sozialen Katastrophen in Bremen wirklich begriffen, daß der Etat ganz klar einzuhalten ist. Wir müssen das und wir wollen das. Das ist überhaupt nicht strittig. Jetzt ist natürlich durch den Asbest eine völlig neue Situation. Eine zusätzliche Million schaffen wir nicht."
Hat Ihr Sparwille Folgen für das Ensemble?"Die Grundlage meines Arbeitens beruht darauf, Ensembletheater zu machen. Wir sind jetzt nur 21 Schauspieler und wie es im Moment aussieht, was meine Einsparungen betrifft, werden wir in der nächsten Spielzeit nur 16 Schauspieler sein. Wir müssen kleinere Stücke spielen."
Hat die Stadt Ihnen Auflagen gemacht?
"Das für mich Unakzeptable ist die Auflage des Aufsichtsrats, daß ich jedwede Produktion berechnen muß, was ich sowieso tue, aber diese Berechnung dem Aufsichtsrat vorzulegen habe. Dagegen habe ich natürlich protestiert. Das ist noch nicht ausgestanden, das schwebt. Ich halte das für völlig unüblich und für eine starke Einflußnahme auf die Kunst, die nicht tragbar ist."
Gab es nicht auch Probleme bei der Suche nach einem neuen Generalmusikdirektor?Der Konflikt hat sich dadurch verschärft, daß die erste Runde sehr unglücklich verlief. Die Favoritin der Senatorin Helga Trüpel wurde nicht nur von mir, sondern auch von der Philharmonischen Gesellschaft, dem Orchester und dem Sängerensemble abgelehnt. Sie ist hochmusikalisch, aber hat noch nie eine Oper einstudiert, ist einfach noch kein GMD, vielleicht in drei, vier Jahren. Da gab es eine große Kränkung bei Frau Trüpel, und die ist sicher noch da."
Wie sind denn die Besucherzahlen?
"Wir hatten bis Anfang Januar im Schauspiel 25 Prozent mehr Besuch als zuvor, und in der Oper sind es knapp unter zehn Prozent. Und wir haben in der ersten Spielzeithälfte 100 000 Mark mehr eingenommen als im letzten Jahr. Also es sieht sehr gut aus. Jetzt rede ich mal gar nicht von der Kunst, sondern daß das Theater auch durch die Annahme in der Stadt stark gewonnen hat."
(Das Gespräch führte Werner Schulze- Reimpell)
RONNEBURG. Die Ende vergangenen Jahres gegründete Wählergemeinschaft in Ronneburg (WIR) hat jetzt in einer außerordentlichen und nichtöffentlichen Mitgliederversammlung ihre Kandidatenliste aufgestellt, mit der sie zur Kommunalwahl am 7. März antreten wird. Alle 15 Mitglieder waren anwesend, wie die "neue politische Kraft" in einer Presseerklärung mitteilt, und der Beschluß der Liste erfolgte einstimmig.
Auf dem 1. Platz kandidiert WIR-Vorsitzende Susanne Wolf, 31 Jahre alt und Lehrerin (Studienrätin z.A.). Den 2. Platz hält der 47 Jahre alte Dr. Albrecht Müller, Professor für Elektrotechnik in Gießen/Friedberg. Diplom-Ingenieur Erich Ditzel (36) folgt auf dem 3. und Hausfrau Christa Sauer (47) auf dem 4. Platz. Die weiteren zwei von WIR noch als aussichtsreich eingestuften Plätze 5 und 6 halten die 44 Jahre alte Lehrerin Helga Ehrke und der Techniker Udo Loos.
Die Namen auf den folgenden Listenplätzen: Wolfgang Scheller, Ellen Jandt, Mathias Bauriedl, Judith Adrian, Wolfram Baisch, Jürgen Wolf , Cornelia Grasmück und Vera Sauernhöfer.
Zu ihrem ebenfalls verabschiedeten Wahlprogramm teilt die Gruppe in Kurzfassung mit: "Es beinhaltet unter anderem die Verhinderung der geplanten Mülldeponie sowohl auf Ronneburger Gemarkung als auch auf den immer noch diskutierten Standorten Gaulschinder oder Streit, die Reduzierung der Verkehrsbelastung, ein bedarfsgerechtes Nahverkehrskonzept und einen generell besseren Informationsaustausch zwischen Bürgern und Gemeinde."
Wer mehr wissen will, kann sich unter der Telefonnummer 0 61 84 / 6 31 36 an Susanne und Jürgen Wolf wenden. Zur Ein- Zweistelliges Ergebnis? schätzung ihrer Chancen war auf Anfrage zu erfahren: "Wir hoffen auf ein zweistelliges Wahlergebnis." Und zur Bündnisfrage hieß es: "Wir wollen uns im Parlament auf Sachfragen beschränken und für unsere Vorstellungen jeweils Mehrheiten suchen." pom
Stadtrat Minkel sieht "sehr reale Chancen" für ein Baugebiet gegenüber von Dortelweil Träume vom Eigenheim erfüllen
BAD VILBEL. Der Magistrat sieht große Chancen für ein neues Baugebiet gegenüber von Dortelweil. Dazu hat er jetzt einen Vorvertrag für den Kauf des Areals von 190 000 Quadratmetern Land des ehemaligen Hofgutes Hensel zum Preis von 100 Mark pro Quadratmeter abgeschlossen.
Die FR hat bereits am 5. November über entsprechende Pläne berichtet. Nachdem das Vorhaben inzwischen von der Regionalplanung des Landes geprüft werde, sieht Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU) "sehr reale Chancen" für ein künftiges Wohnungsbaugebiet an der B 3.
Endgültige Aussagen seien natürlich erst möglich, wenn das Projekt endgültig in die Landesplanung aufgenommen werde. Dann werde die Stadt "schnellstmöglich" einen Bebauungsplan aufstellen. Anschließend sollen dort unter Ausnutzung aller Gesetzesänderungen zur Erleichterung des Wohnungsbaues Häuser gebaut werden. Sobald der Bebauungsplan Rechtskraft erlangt habe, will die Stadt ihre Anwartschaft auf das Gelände in Kauf umsetzen, so Minkel.
Der Stadtrat berichtet, in Bad Vilbel gebe es gegenwärtig 400 Interessenten für einen Bauplatz und 1000 Wohnungssuchende. Minkel führt den wachsenden Druck durch Zuzug verschiedenster Bevölkerungsgruppen im Ballungsgebiet an, der zu sprunghaft gestiegenen Grundstückspreisen geführt habe. Hinzuzufügen wäre noch, daß der erste Wohnungsbauminister der Bundesregierung nach der sogenannten Wende 1982, Schneider, aufgrund einer Fehleinschätzung, es gebe Millionen Wohnungen zu viel in der (alten) Bundesrepublik, die steuerliche Wohnungsbauförderung abschaffte. Bei der Volkszählung Mitte der 80er Jahre wurde dann amtlich, daß einige Millionen Wohnungen fehlten. Dieser Mangel ist durch die Anziehungskraft der Ballungsräume und die wiedervereinigungsbedingte Wanderung noch verstärkt worden.
Minkel zeigt auch auf, daß eine Kommune, die einseitig auf Wohnungsbau setze, auf Gewerbesteuer verzichten müsse. Außerdem sei es ein "administratives Abenteuer" für eine Gemeinde, sich mit ihrer "ausgehöhlten Planungshoheit" daran zu begeben, rund 60 Träger öffentlicher Belange und die Vertreter des Umweltschutzes sowie die Anlieger unter einen Hut zu bringen. Die Baupreise im sozialen Wohnungsbau seien "derart unsinnig hoch", daß sie für Gemeinden nicht mehr finanzierbar seien. Minkel bedauert, daß auch das Land Hessen für 1993 Kürzungen um 20 Prozent im sozialen Wohnungsbau angekündigt habe.
In Kürze will Minkel noch notarielle Kaufangebote von weiteren Landbesitzern im Entwicklungsbereich des etwa 45 Hektar großen Areals einholen. Der Kaufpreis von 100 Mark pro Quadratmeter macht nach seinen Worten rund das Zehnfache von Ackerlandpreisen aus, zugleich aber etwa ein Zehntel von Baulandpreisen. Das würde der Stadt die Abgabe der Grundstücke weit unter Marktpreisen ermöglichen, so daß mehr Bürger als bisher ihren Traum von einem Reihenhaus oder einer Eigentumswohnung verwirklichen könnten. Obendrein könnte die Stadt mit den Verkaufserlösen genügend Mittel für Einrichtungen wie Kindergarten und Bürgerhaus sowie Sozialbauförderung abschöpfen.
Für die potentiellen Wohnungen sollen laut Stadtrat auch weitere Förderwege wahrgenommen werden: Gegenwärtig dürfe ein Ehepaar nur 31 800 Mark pro Jahr verdienen, um Anspruch auf eine Sozialwohnung zu haben, ein Alleinstehender nur 21 600. Durch Nutzung weiterer Förderwege will der Magistrat erreichen, daß auch Menschnen mit geringfügig höherem Einkommen Anspruch auf eine Sozialwohnung dort hätten.
Zur Frage der Verkehrserschließung weist Minkel auf den Engpaß der B 3 ab Einmündung Büdinger Straße (L 3008) bis Homburger Straße hin. Dazu greift er einen alten Vorwurf auf, die Nordumgehung als Verlängerung der L 3008 zur B 3 a sei daher bis heute nicht gebaut, weil das Land Hessen das Projekt seit 1975 abgelehnt habe. Wie berichtet, hält dem der SPD-Stadtverordnete Dieter Richardt entgegen, das Land habe die Finanzierung wegen falscher Planung Bad Vilbels abgelehnt: Die Nordumgehung sei von Vilbel als Erschließungsstraße für das künftige Baugebiet "Krebsschere" beantragt worden. Solche finanziert das Land nicht.
Mit Blick nach vorn zeigt Minkel auf, was zur Erschließung eines großen Baugebietes an der B 3 nötig wäre: Bau der Nordumgehung und des dritten Gleises für die S-Bahn, Verbesserung der Niddertalbahn und schließlich ein Anschluß der Theodor-Heuss-Straße als Verlängerung von Dortelweil durch das neue Baugebiet hinaus zur B 3 a. "Aber das ist Zukunftsmusik", weiß Minkel. GEORG LINDE
Manchmal eilt die Musik davon und ist von den Kategorien, die sich Musikkritiker für sie zurechtgelegt haben, nicht ganz zu fassen. Vorübergehend nur, natürlich: Gleich sind wir wieder da. Und wo Begriffe fehlen, da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Ein Wort wie zum Beispiel "Spannungsfeld". Es wäre ideal zur Charakterisierung dessen, was auf dem Mainzer Festival "Akut 93" zu hören war - wäre es nicht schon so abgedroschen. Der Verein "Up Art" hatte das Festival im Frankfurter Hof nach der Logik der Konfrontation konzipiert. Anhänger von Noise-Rock wurden mit europäischer Improvisations- Musik auf höchstem Kultivierungs-Standard konfrontiert, Avantgarde-Anhänger mit monomanischer multimedialer Selbstinszenierung, Freude energetischer Druckmusik mit einem Streichertrio. Es war nicht für jeden etwas da und für niemanden nur das, was er gern hören wollte. Besser kann man ein zweitägiges Festival zeitgenössischer Musik kaum konzipieren - und ein bißchen Glück im Unglück war auch im Spiel: Weil Wolfgang Puschnigs Trio AM4 nicht anreiste, eröffnete stattdessen der rotzfrech röhrende "Blaue Hirsch" aus der Schweiz, ergänzt um Peter Brötzmann, das Festival.
In einem konventionell musikalischen Sinn war "Der Blaue Hirsch" nicht einmal besonders potent. Sein Formenrepertoire ist recht einfach, nur die darin eingebundenen Klangwelten meist hart und laut. Wadi Gysi schrabbelte auf der Gitarre herum, was das Zeug hielt. Michael Wertmüller verausgabte sich an knallenden Schlagzeugpatterns, Mich Gerber am Baß war überwiegend rhythmisch tätig, und die beiden Saxophonisten Werner Lüdi und Brötzmann brötzten und kreischten meist im Überblasbereich. Alles ging mit großer gruppendynamischer (nicht immer klangdienlicher) Intensität mehr oder weniger gleichzeitig, über- und durcheinander, ein Interesse an Virtuosität oder Subtilität war zumindest nicht dominierend. Schweißüberströmt und glücklich verabschiedeten sich die fünf von einem nach Zugaben pfeifenden Publikum.
Um Platz zu machen für Peter Kowald (Kontrabaß), Conrad Bauer (Posaune) und Günter Sommer (Schlagzeug, Perkussion). Und die drei, deren genuin europäische Improvisationsmusik sich aus den gleichen Ursprüngen speist wie die von Lüdi und Brötzmann und die auch der gleichen Generation angehören, spielten etwas ganz anderes, nämlich eine in jedem Parameter gekonnte und durchdachte, gleichwohl zu großer Spontaneität fähige, feinsinnigfreie Triomusik mit drei ausgiebigen solistischen Intermezzi: Drei rare Ausnahmemusiker, die auf der Höhe ihres Könnens allein und im Zusammenspiel Positionsbestimmungen geben, wie fixsternhaft weit sie mit ihren Lebenswerken, der Beherrschung ihrer Instrumente in konventionellen und selbstentwickelten Spieltechniken im Hinblick auf die Formulierung einer eigenen Musik, gekommen sind. Die drei vom Arcado String Trio (Mark Feldman, Violine, Mark Dresser, Kontrabaß, Ernst Reijseger, Cello) sind als Kammermusiker Überzeugungstäter. Sie putzen aber nicht ihre Streichermusik mit Jazzelementen auf, sondern spielen auskomponierte Werke mit großen Improvisationsräumen, in denen sie eine enorme - auch außermusikalische - Lebendigkeit entfalten. Im Vergleich zu diesem hochkultivierten Trio mit seiner virtuosen, klanglich heiklen Musik ist David Moss, Schlagzeuger und Selbstimitator, ein wildes, großes Stimm- und Lärmtier. Selbstherrlich bläst er sich auf, bramabasiert in einem multisprachlichen Grammelot, fummelt an den Reglern seines elektronischen Handgepäcks herum, hat aufs Schlagzeug ein und unterbricht sich ständig selbst bei allem, was er macht. Wer sonst sollte ihn auch unterbrechen?
Das Spannungsfeld (!) des Festivals fand abschließend eine brennpunktartige Konzentration in dem Auftritt von Tom Cora & The Ex. Cora ist ein freigeistiger Cellist, der die Begegnung mit verschiedensten Musikstilen sucht, und The Ex ist eine Speed-Metal-Punkt-Anarcho- Band, die aus der Amsterdamer Hausbesetzer-Szene als deren politisch-musikalischer Ausdruck hervorgegangen ist. Zwei Gitarristen und ein Bassist hüpfen mit beneidenswerter Kondition pogend auf der Bühne herum, Schlagzeug und Gesang verstärken den Druck noch, und mittendrin spielt Cora, manchmal betont feierlich, nie aber den rüden Tonfall seiner Mitmusiker nachahmend, sein Cello. Auch wenn er oft nicht zu hören ist, ist damit für Gegensätze gesorgt, und eine Tendenz zu deren Einebnung ist nicht zu bemerken. Beide Welten respektieren sich, berühren sich manchmal, lernen und übernehmen gelegentlich etwas voneinander, kommen sich jedoch nicht schnell näher. Und wenn sie das lange genug aushalten, entsteht vielleicht etwas neues im Rahmen des Anliegens, das beiden gemeinsam ist. Aber das liegt noch jenseits des bekannten Kategorienapparates. HANS-JÜRGEN LINKE
HANAU. Fragen rund um die neue Verpackungs-Abfallabfuhr des Dualen System Deutschlands (DSD) beantwortet das Stadtreinigungs- und Fuhramt der Stadt Hanau am kommenden Samstag, 30. Januar, von 9 bis 12 Uhr unter folgenden Rufnummern: 295-712 (Dezernent Norbert Kress), 295-564 (Amtsleiter Karl Schurr), 295-566 (Rolf Kaiser) und 295-717 (Karin Fischer).
Die seit Wochenbeginn laufende DSD- Abfuhr - parallel zur Papiertonnenleerung - hat laut Kress bestätigt, daß in den gelben Behältern für die Verpakkungsabfälle erfahrungsgemäß ein Viertel nicht wiederverwertbarer Restmüll steckt.
Die meisten Fragen aus der Bevölkerung konzentrieren sich nach den Angaben von Abfalldezernent Kress derzeit auf die künftige Gebührenzahlung. Nachdem der Restmüllanteil bedeutend kleiner geworden sei, daher ein Run auf die 14tägige Leerung eingesetzt habe und so die Gebührenkalkulation durcheinander gerate, müsse in der Verwaltung neu nachgedacht werden. Dies gelte um so mehr, als mit der Kompostabfuhr ab dem zweiten Halbjahr 1993 erhöhte Kosten im Vergleich zu den jetzigen Gebühren zu erwarten seien.
Ob es für die Komposttonne einen Anschluß- und Benutzungzwang auch für Eigenkompostierer gibt, ist nach den Worten von Abfalldezernent Kress noch nicht geklärt. him
tma MÜNCHEN. Der Elektronik-Konzern Texas Instruments will gegen den Branchentrend in den Aufbau von Halbleiter-Kapazitäten investieren. Auch für eine Chipproduktion in Deutschland gebe es gute Argumente, meint der Geschäftsführer des hiesigen Ablegers, Wolfgang Glöckle. In das Werk Freising wollen die Texaner daher noch in diesem Jahr rund 35 Millionen Mark stecken. Nur hochkomplexe, stark anwenderbezogene Produkte hätten allerdings hierzulande eine Zukunft. Als großes Plus des Standorts Deutschland wertet Glöckle die "ausgezeichneten Ingenieurleistungen" verbunden mit einer durchgängigen Chipfertigung wie sie in Freising möglich sei.
Nach einstelligen Millionenverlusten 1991 weist die hiesige Tochter für das vorige Jahr bei Erlösen von 661 Millionen Mark einen Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe aus. Für die laufende Periode peilt sie einen Umsatz von 700 Millionen Mark an. Weltweit erwirtschaftete die Gruppe aus einem Erlös von 7,4 Milliarden Dollar 1992 einen Überschuß von 247 Millionen, nach Miesen von 409 Millionen Dollar davor.
"Erhebliche Umsatzerweiterungen" verspricht sich der Elektronikriese vom Telekommunikationsaufbau in Osteuropa und dem Geschäft mit der Automobilbranche. Besondere Bedeutung komme dem neuen Arbeitsfeld automatische Identifikationssysteme (etwa zur Diebstahlssicherung von Fahrzeugen) zu.
RODGAU. Grünes Licht gibt es für den weiteren Ausbau des Rad- und Fußweges von Rodgau nach Seligenstadt, wo in Kürze - zumindest in diesem Jahr - die Lücke zwischen Dudenhofen und der Brücke über die Autobahn Frankfurt- Würzburg geschlossen wird. Das Hessische Straßenbauamt hat die Stadt Rodgau wissen lassen, daß an der Einmündung der Einhardstraße in die Kreisquerverbindung eine Bedarfsampel für Fußgänger, Radler und landwirtschaftliche Fahrzeuge installiert werden wird.
Gegenwärtig endet der Radweg zwischen Dietzenbach und Rodgau an der B 45 bei Jügesheim/Dudenhofen. Da er in naher Zukunft nicht parallel zur Kreisquerverbindung fortgeführt werden kann, hat die Stadt den Schlenker durch die Einhardstraße vorgeschlagen.
Die Ampel an der Einmündung in die Kreisquerverbindung wird für unumgänglich gehalten, weil dort der kombinierte Rad- und Fußweg auf die andere, nördliche Straßenseite wechselt; viele Autofahrer halten sich nicht an das vorgegeben Limit von Tempo 60. Zwischen Autobahn und Seligenstädter Stadtgrenze ist der Weg bereits fertig. ttt
BAD VILBEL. Noch vor wenigen Jahren galt als ordinär oder gar primitiv, wer so "babbelte, wie ihm de' Schnabbel gewachse war". Die Industriegesellschaft mit ihrem Hang zur Normierung duldete nur die in ihren Institutionen (Schule) vermittelte Hochsprache. Die Verständigungsformen hatten allgemeinverständlich, das heißt überall und zu jeder Zeit, austauschbar zu sein. Individuelle Lebensäußerungen wie an Heimatort und soziale Herkunft gebundene Sprachformen wurden daher möglichst eingeebnet. Viele sprechen jetzt wieder ihre Mundart Daß sich heute wieder viele Menschen trauen, "ihren" Dialekt zu sprechen, daß sich mundartliche (Theater-)Literatur oder auch Musiktexte größter Beliebheit erfreuen, zeugt von dem gewachsenen Bedürfnis breiter Bevölkerungsschichten, sich den heimat- und eigenartswidrigen Tendenzen dieser konformistischen Gesellschaft zu widersetzen und auf die wachsende Entfremdung im Zeitalter der Computersprache mit der Suche nach bodenständiger Identität zu reagieren.
Aller gesellschaftlichen Ächtung zum Trotz ist der Dialekt stets lebendig geblieben - wenn auch in seinen jeweils ursprünglichen Formen eher bei den älteren Generationen, wie Walter Heil, aktives Mitglied des Bad Vilbeler Vereins für Geschichte und Heimatpflege, anmerkt. Der pensionierte Realschullehrer hat sich seit vielen Jahren mit der Mundart im ländlichen Raum der Wetterau befaßt. Am morgigen Donnerstag hält Heil um 19.30 Uhr beim Geschichtsverein im Kurhaus einen Vortrag, in dem er auf die Stilerscheinungen des Wetterauer sowie des alten Vilbeler Dialekts eingeht.
Walter Heil (67) stammt aus Ober-Mörlen. Dort unterrichtete bereits der Großvater als Dorfschulmeister und befaßte sich ebenso wie der später in Friedberg unterrichtende Vater mit Mundartgedichten. Diese Lehrer-Tradition ist fast ein wenig untypisch für die Familie, deren Stammbaum bis 1600 zurückreicht und fast ausnahmslos Bauersleute ausweist.
Heil selbst blieb als Lehrer (von 1948 bis 1958 im damals noch bäuerlich geprägten Massenheim) dem dörflichen Leben und der Sprache der Landwirte, Handwerker und einfachen Arbeiter verbunden. Er notierte umgangssprachliche Redewendungen, die er in Gesprächen aufschnappte, wälzte Sekundärliteratur oder archivierte Mundartgedichte seines früheren Friedberger Deutschlehrers Wilhelm Philipps ("Onkel Konrad aus der Wetterau") oder des Klein-Karbener Lokal-Poeten Peter Geibel.
Dialektsprache, weiß Walter Heil, spiegelt auch die Ortsgeschichte und mithin die eigene Identität. So etwa die bäuerliche Rangordnung früherer Jahrzehnte, als es in nahezu jedem Massenheimer Anwesen noch Viehhaltung gab. "Gaasebauern", das waren die Handwerker oder Arbeiter, die sich nebenbei ein paar Ziegen hielten. Die "Schloackerer" besaßen neben den Ziegen auch noch die eine oder andere Kuh, während die "Koihbauern" bereits mit einem Ochsengespann vorfuhren und vollends die reicheren "Gäulsbauer" oder auch "Peechter" Pferdefuhrwerke ihr eigen nannten.
Anders als die deutsche Hoch- oder (seit Luthers Bibelübersetzung) auch Schriftsprache ist der Dialekt "zwangloser", ja geradezu unbeschwert, so Walter Heil.
Vor allem aber ist dieser schier unerschöpfliche, sich stetig wandelnde und erneuernde Sprachschatz vielfältiger in seiner begrifflichen Schattierung. Diese Variationsbreite ist Ausdruck des Bedürfnisses nach spontaner, ganz individueller Äußerung des jeweiligen Be- und Empfindens: "Lache, häwele, gickele, flaanzele, kichern, johle - er lacht sich duut, krank, kabutt, schebb, buckelig, schibelig, n'Ast, ins Fäustche", alles in Vilbel gebräuchliche Worte für "lachen". Walter Heil: "Keine Hochsprache vermag dies so auszudrücken."
Wenn auch bis vor kurzem noch weitgehend unbeachtet, so vollzog auch die Mundart - quasi unterhalb der Hochsprache - einen Wandel. Die jüngeren Bad Vilbeler sprechen heute meist Frankfurter Dialekt, Ausdruck einer stärkeren Orientierung an der Großstadt. Die Älteren pflegen dagegen noch die ländlich geprägte Tradition der Wetterauer Mundart - wenngleich hierbei von einem einheitlichen Dialekt laut Walter Heil kaum die Rede sein kann. Nicht nur, daß schon zwischen Ober-Mörlen und Differenzierte Formen sozialer Verständigung Bönstadt etwa ein großes Sprachgefälle herrscht. Selbst in ein und demselben Ort kommt es - je nach sozialer Stellung - zu unterschiedlichen Abstufungen.
Dialekt wird somit verständlich als differenzierte Form der sozialen Selbstverständigung von Angehörigen lokaler, gesellschaftlicher Gruppen. Mittels der Sprache grenzen sie sich gegen alles Andersartige, auch gegen die eher verstörenden Tendenzen der Industriegesellschaft ab. Dabei ermöglicht es der Dialekt, sich der eigenen Gruppenzugehörigkeit zu vergewissern.
JÖRG MUTHORST
KREIS OFFENBACH. Ein Heusenstammer und ein in Heusenstamm beheimateter Naturschutzverband werden vom Kreis Offenbach mit Preisen ausgezeichnet: Der Ornithologe Waldemar Schläfer erhält den mit 5000 Mark dotierten Umweltpreis, der Ortsverband der Deutschen Waldjugend den mit 2000 Mark ausgestatteten Jugendpreis für Naturschutz und Landschaftspflege. Diese Entscheidung fiel im Kreisausschuß und im Umweltausschuß des Kreistages - den beiden Gremien, die alljährlich die Preisträger ernennen.
Seit über vierzig Jahren engagiert sich Waldemar Schläfer für den Umwelt- und Naturschutz. "Er hat sich bereits zu einer Zeit dafür eingesetzt, als die damit verbundenen Probleme in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt waren," erläuterte der Umweltdezernent des Kreises, Frank Kaufmann (Die Grünen). Der Heusenstammer hat beispielsweise jahrelang dafür gekämpft, daß in der Gemarkung seiner Heimatstadt der "See am Goldberg" und die "Nachtweide von Patershausen" zu Naturschutzgebieten erklärt wurden. Inzwischen hat er sein Ziel erreicht.
Waldemar Schläfer ist in erster Linie Ornithologe. Zusammen mit dem Obertshausener Peter Erlemann gab er Ende 1992 ein "Verzeichnis der Vögel von Stadt und Kreis Offenbach" heraus - ein erster Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden Avifauna, also einen wissenschaftlichen Bericht über die einheimische Vogelwelt.
Während seiner ehrenamtlichen Tätigkeit - so Frank Kaufmann - gelang es dem Preisträger immer wieder, junge Menschen für den Umwelt- und Naturschutz zu gewinnen und sie für die Pflege der Naturschutzgebiete zu interessieren. Die Schülerarbeitsgemeinschaft für Naturschutz am Adolf-Reichwein-Gymnasium, die er seit fast dreißig Jahren leitet, war 1986 mit dem Naturschutz-Jugendpreis des Kreises ausgezeichnet worden.
Der diesjährige Preisträger - die Deutsche Waldjugend - hat in den vergangenen Jahren Biotope gepflegt und Feldholzinseln angelegt, Waldränder bepflanzt und an Vogelschutzaktionen teilgenommen. In den Gruppenstunden erfahren die Jugendlichen nicht nur eine Menge über Flora und Fauna, sondern auch über die ökologischen Zusammenhänge. Theorie setzen sie dann "vorbildlich" (so Kaufmann) in die Praxis um.
Als "beeindruckend" bezeichnete es der Kreis-Umweltdezernent, wie die Waldjugend ihre Arbeit über viele Jahre kontinuierlich fortgesetzt habe. 1984 hatte die Heusenstammer Gruppe bereits einmal den Umwelt-Jugendpreis des Kreises erhalten. "Sie hat ihr hohes Niveau gehalten und sogar noch gesteigert," lobte der Erste Beigeordnete.
Die beiden Preise werden in einer Feierstunde am Donnerstag, 4. Februar, im Heusenstammer Rathaus überreicht. Beginn: 19.30 Uhr. hf
DIETZENBACH. Mit den Angeboten bei der Kinderbetreuung steht die Stadt nach Ansicht von Bürgermeister Jürgen Heyer im Vergleich zu anderen Kommunen recht gut da, das heißt, Dietzenbach nehme einen Mittelplatz im Kreis ein. Bei Plätzen, an denen die Jungen und Mädchen den ganzen Tag über betreut werden, liege die Stadt sogar an der Spitze, sagt Heyer stolz.
Der Verwaltungschef kommentierte eine vom Kreis vorgelegte Statistik zur Situation in den Kindergärten in den verschiedenen Städten und Gemeinden. In dem Papier bilde Dietzenbach bei der Belegung der Tagesstätten das Schlußlicht im Kreis. Doch diese Zahlen täuschen nach Darstellung Heyers. Das liege daran, daß in Dietzenbach jeder Kindergarten zugleich Kindertagestätte sei, in der die Jungen und Mädchen den ganzen Tag über betreut werden und wo sie auch Mittagessen erhalten. Hier gehören maximal 20 Kinder zu einer Gruppe. Auf zehn Buben und Mädchen komme eine Betreuerin. Bei solchen Zahlen schmerze es, so negativ bewertet zu werden, sagt Heyer.
Wenn die Stadt, ähnlich wie dies in anderen Kommunen der Fall sei, die Gruppenstärke von 20 auf 25 Kinder heraufsetze, könnten sofort statt jetzt 805 künftig 1005 Jungen und Mädchen in den Kindertagesstätten aufgenommen werden. Die Versorgungsquote erhöht sich dann nach Darstellung von Heyer von 61 Prozent auf knapp 77 Prozent. Die Stadt rükke dann im Kreis-Vergleich von Platz 13 auf Platz neun vor.
In diesem Zusammenhang verweist der Verwaltungschef auf die besondere Situation in Dietzenbach "im Herzen des Kreises" hin: In der Stadt vor den Toren Frankfurts haben im vergangenen Jahr rund 2000 Menschen ein neues Zuhause gefunden. Nach Auskunft des Einwohnermeldeamtes handelt es sich vor allem um Familien mit kleinen Kindern. Derzeit befinden sich im Stadtgebiet rund 1400 Wohnungen im Bau.
Erklärtes Ziel der Verantwortlichen im Rathaus ist es nach Darstellung Heyers, die Infrastruktur in den neuen Wohngebieten zu verbessern, das heißt neue Kindergärten zu bauen. Geplant sind derzeit die Kita XI und XII am Stiergraben beziehungsweise im Bereich des Starkenburgringes.
Als Kommune mit einer so stark expandierenden Bevölkerungsentwicklung sei Dietzenbach jedoch nicht in der Lage, den Bau neuer Kindergärten allein zu finanzieren. Hier sei das Land Hessen als Geldgeber angesprochen.
Derzeit legt die Stadt nach Auskunft der Verwaltung jeden Monat für einen der rund 800 Plätze 555 Mark auf den Tisch. Den weitaus geringeren Teil der anfallenden Kosten zahlen die Eltern. Im Kreis gibt nur die Stadt Neu-Isenburg (612 Mark pro Platz pro Monat) mehr Geld für die Betreuung aus. Am Ende dieser Liste stehe Seligenstadt mit nur 215 Mark.
Bürgermeister Heyer blickt optimistisch in die Zukunft: Durch den Bau der beiden neuen Tagesstätten werde das Angebot verbessert, so daß hoffentlich bald allen Kindern ein Platz zur Verfügung steht. Dies geschehe ungeachtet des für 1996 vorgesehenen Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz.
Ob dieser jedoch tatsächlich im Gesetz zur Neuregelung des Abtreibungsparagraphen 218 verankert wird, ist wieder in Frage gestellt. Die CDU-Chefs der Bundesländer sprachen sich Montag dieser Woche dafür aus, den Plan mit den Kindergartenplätzen vor dem Hintergrund des Bonner Sparkonzeptes zu überdenken. aim
Zum Jahresbeginn informieren deutsche Ferienorte und -regionen über aktuelle Pauschalangebote, Unterkünfte und neue Freizeiteinrichtungen. Der Fremdenverkehrsverband Saarland (Postfach 242, 6600 Saarbrücken, Telefon 06 81-3 53 76, Fax 06 81-3 58 41) stellt mit den Katalogen "Urlaub '93", "Hotels '93" und dem erstmals separat erschienenen Katalog "Ferienwohnungen/Urlaub auf dem Bauernhof" abwechslungsreiche Programme vor. "Natur aktiv genießen" - unter diesem Titel präsentiert der Westerwald seine Ferienangebote. 64 übersichtlich gegliederte Seiten belegen die touristische Leistungsfähigkeit dieser Mittelgebirgsregion. Auskunft: Fremdenverkehrsverein, Kirchstraße 48 a, 5430 Montabaur, Telefon 0 26 02-30 01. Fax 0 26 02-52 45.
Alles Wissenswerte über Ferien in der Lüneburger Heide enthält das Magazin "Die Heide '93". Es wird kostenlos verschickt vom Fremdenverkehrsverband, Lüner Weg 22, 2120 Lüneburg, Telefon 0 41 31-5 20 63. In einer Auflage von 100 000 Exemplaren hat der Harzer Verkehrsverband (Marktstraße 40, 3380 Goslar, Telefon 0 53 21-2 00 31) den Harz-Urlaubskatalog '93 herausgegeben. Rund 130 Betriebe des Gesamtharzes offerieren ihre Pauschalen. Ab 13 Mark kostet die Übernachtung in der Region Spessart- Main-Odenwald. Die Urlaubsadressen verschickt: Tourist-Information, Bayernstraße 18, 8750 Aschaffenburg, Telefon 0 60 21-33 04 26. An Urlauber, Seminar- und Geschäftsreisende wendet sich Lindlar im Naturpark Bergisches Land mit einer 60 Seiten starken Informations-Broschüre. Auskunft gibt das Verkehrsamt, Postfach 11 20, 5253 Lindlar, Telefon 0 22 66-96 67.
Alles Wissenswerte über die Region Thüringer Schiefergebirge - Obere Saale enthält eine gleichnamige Broschüre. Auskunft auch über Unterkünfte: Fremdenverkehrsverband, Parkstraße 1, O-6850 Lobenstein, Telefon 03 66 51-23 39, Fax 03 66 51-22 69. 140 Seiten hat der Urlaubsplaner Rhön '93, den es bei der Tourist Information, Postfach 14 60, 8740 Neustadt/S., Telefon 0 97 71-9 41 08, Fax 0 97 71-9 43 00 gibt. "Lebensfreude rundum" lautet das Motto des aktuellen Prospektes des Fremdenverkehrsverbandes München-Oberbayern (Sonnenstraße 10, 8000 München 2, Telefon 0 89-59 73 47, Fax 0 89-59 31 87). Texte und Bilder sind so gebündelt, daß jede Zielgruppe das für sie passende Angebot in einem der 13 ländlichen Feriengebiete Oberbayerns - zu denen es zusätzliche Gebietsprospekte gibt - sofort findet. dzt
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Hattersheim. "Line Out", Mainstream Rock, Posthofkeller, Sarceller Str., 21 Uhr.
Hofheim. Baha'i Gemeinde: "Rezital- Konzert", Stadthalle, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bodyguard (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Die Schöne und das Biest (15, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Str.: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Kevin - Allein in New York (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Bodyguard (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Asterix der Gallier (15 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.15, 22.45 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Alleestr. 6: Porträts und Blumenbilder, Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13, 15 bis 18.30 Uhr.
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Am Eschenplatz 1: "Licht / Zeit A", Installation von Ottmar Schnee, Film, Video, Fotosequenzen, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 96 / 49 02 32 (bis 16. 2.).
Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e. V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl- Hof, Hauptstraße 21, 16 bis 18 Uhr (bis 7. 2.).
Kreishaus, Am Kreishaus 1-5: "Augenblick mal!" - Lebenshilfe Main- Taunus, Bilder und Zeichnungen geistig behinderter Menschen, 8 bis 15 Uhr (bis 5. 2.).
Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8, Foyer: "Liebenswertes Kelkheim" von Kreisheimatpfleger Dietrich Kleipa, zu den Öffnungszeiten (bis 7. 2.).
Foyer der Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: Aquarelle auf Seide "Venezianische Masken" von Bärbel Hoffmann, 8 bis 17 Uhr (bis 10. 2.).
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57. Vereine / Organisationen Flörsheim. FC Germania: Fußballturnier Aktive, Weilbachhalle, 18 Uhr.
Kelkheim. Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Café, 14.30 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Str. 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 9 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schach, 14 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.
Stadtbücherei am Markt: Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahren: "Die Geschichte vom guten Wolf", 15 Uhr.
Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstr.: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Fastnacht Flörsheim. MGV Harmonie: 2. Kappensitzung, Goldbornhalle, 20.11 Uhr.
Gemütlichkeit Weilbach: Fastnachtssitzung, Jahnturnhalle, 20.11 Uhr. Sonstiges Flörsheim. "Info-Mobil" zur Getrenntsammlung von Abfällen, Untermainstraße / Ecke Kirchgasse, 11 bis 14 Uhr.
Hattersheim. Schulgemeinden und Stadtelternbeirat der Kindertagesstätten und Horte: Demonstration und Kundgebung "Gemeinsam gegen Haß und Gewalt", Treffpunkt: Schulhof der Robinsonschule gegenüber dem Rathaus, 17 Uhr.
Wochenmarkt, Marktplatz, 14-18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Knobibonbon" - Kabarett von Türken für Deutsche, "Der Beschneider von Ulm", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Kinderhaus, Adolf-Häuser- Straße 16: Hasenherz (15 Uhr).
Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm König der Winde (15 Uhr); Die Eroberung des Paradieses (20 Uhr). Ausstellungen Firmenmuseum der Hoechst AG im Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).
AOK, Geschäftsstelle Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 13 Uhr (bis 26. 2.).
MKW-Kundenzentrum, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 14 Uhr (bis 26. 3.).
Parteien / Parlamente Sindlingen. CDU: Talkshow mit OB-Kan- didatin Petra Roth, Gemeindezentrum St. Dionysius, Huthmacherstr. 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, Christophorusgemeinde, Hospitalstr. 42: 18-20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle: Offener Treff, Bolongarostraße 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Sportlerheim, Lenzenbergstr. 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschus- straße 44: Aquarellmalerei mit Frau Reichert, 10 Uhr; offener Treff für Rommé, Skat und andere Spiele, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Der Evangelimann", 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Zazou und die Swing Boys", 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Der rote Kreis "Zeitwände", eine Version des "Theatre Piece" von John Cage, 20.30 Uhr.
Konzert auf dem Henkellsfeld, Biebricher Allee 142: Malinda Dandara, Violine und Viorela Ciucur, Klavier, spielen Werke von Vincent d' Indy, Tiberiu Olah und George Enescu, 19.30 Uhr.
Café Cicero, Kirchgasse 50: Die "Kurstadtlümmelz" spielen mit dem Jazz-Pianisten C. Sänger "Lazy Jazz", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstr.: Bodyguard (14, 17, 20, 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgas- se: Stalingrad (14, 17.15, 20.30, 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Sister Act (13, 15.30, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Alpha: Verhängnis (14.30, 17, 19.30, 22).
Beta: Der Tod steht ihr gut (14, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Bitter moon (13, 16, 19, 22 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Utz (17, 19.45 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in dir (22.30 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Tommy der Träumer (14.30 Uhr).
Archivkino Caligari, Marktplatz 9: Musikfilmfest: Cinema Psychedelia mit Velvet Underground, Greatful Dead, The Fugs, The Rolling Stones u. a. (20 Uhr); 200 Motels mit Frank Zappa, Ringo Starr, Keith Moon u. a. (22.30 Uhr). Ausstellungen Galerie Zuta, Rathaus-Passage, Ellenbogengasse: Vernissage, Originale und Graphiken von Max Papart, 20.30 Uhr.
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Grafik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr.
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier und Keramik von A.R. Penck, 14 bis 18 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Nilu und Dorrsgalerie : "Cosmic Messengers", Adolfstraße 8, Sonderausstellung bei Dorrsgalerie, Rheinstraße 101 (bis 13. 2.).
Villa Clementine, Frankfurter Str. 1: Malerei von Emil Szymannsky, 15-18 Uhr.
Galerie B. Haasner, Saalgasse 38 / Eingang Nerostraße, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Bellevue, Wilhelmstr. 32: Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15-18 Uhr.
Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 Uhr (letzter Tag).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); 10 bis 16 Uhr. Vorträge / Kurse Diavortrag von Dr. A. Maurer: "Leben und Werk von Carlo Goldoni", Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2, 19.30 Uhr.
Esoterik-Tage: Reinkarnationstherapeutin I. Vallieres - "Beruf und Lebensaufgabe", Kurhaus-Kolonnaden, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Pro familia: Langgasse 3, offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 /5 11 22.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Freimaurerloge Plato zur beständigen Einigkeit: Informations- und Gästeabend, Rudi Schmitt: "Rotes Kreuz - humane Hilfe über Grenzen", anschließend Diskussion, Logenhaus, Friedrichstraße 35, 20 Uhr. - ohne Gewähr -
Die Vertagung von Beschlüssen für eine Sozialstation und ein Pflegeheim in Florstadt in die nächste Legislaturperiode von seiten der SPD stößt bei Horst Neuwert, dem Vorsitzenden des Zentralverbandes der Sozialversicherten, auf Kritik. Er äußert sich in seinem Leserbrief zu dem FR-Bericht aus der letzten Gemeindevertretersitzung, der am Freitag, 22. Januar, unter der Überschrift "Florstädter SPD war mit den Oppositionsfraktionen 'zufrieden'" erschienen
"Der Äußerung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Stefan Lux in der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung von Florstadt, es nütze nichts, schon für 1993 Geld in den Etat einzusetzen für eine Sozialstation mit Pflegeheim, möchte ich als politisch erfahrener und sozial engagierter Bürger widersprechen. Wenn man für diese, für Florstadt und Umgebung bitter notwendige Einrichtung einen Grundsatzbeschluß faßt und dazu im Etat zweckgebunden ein Anfangskapital bereitstellt, tut man dem Bürger nicht nur verbindlich kund, wie ernst es dem Parlament mit diesem Problem ist, sondern zeigt auch Bund, Land und Kreis den unbeugsamen Willen, das Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Wenn sich die Grünen dieser Sache annehmen und für eine Beschleunigung einsetzen, kann man sie doch nicht mit dem Argument, mit einem Investitionsdarlehen des Landes sei frühestens 1994 zu rechnen, einfach so abbügeln. Stefan Lux und seiner Partei ist die Problematik der Versorgung Pflegebedürftiger nachweislich seit genau vier Jahren bekannt. Wenn nun die SPD der Meinung war, andere nützliche Vorhaben den notwendigen vorzuziehen, so hat sie sicher ihre Gründe dafür. Nur muß sie den Mut haben, dafür offen einzustehen, erst recht, wenn das Votum der Bürger am 7. März zur Wahl ansteht. Außerdem halte ich gar nichts davon, wenn Mandatsträger in Gesprächen mir nahebringen wollen, daß das Problem Sozialstation / Pflegeheim nicht in den Wahlkampf gehöre. Wann denn sonst hat der Bürger die besondere Möglichkeit, Forderungen zu artikulieren und Standpunkte der Parteien kennenzulernen?
Es ist doch legitim zu erfahren, ob Behinderte und Alte in der Wohlstandsgesellschaft noch eine Existenzberechtigung haben. Schließlich waren es die "Alten", die dieses Land, diese Demokratie nach dem Krieg aufgebaut haben, ohne 37-Stundenwoche, ohne 30 Tage Urlaub, ohne 13. und z.Tl. 14. Monatsgehalt, ohne Kindergeld und Kindergarten, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, aber mit drei Karenztagen und was es sonst noch für Annehmlichkeiten heute gibt.
Gott sei Dank haben die Sozialdemokraten am 6. Dezember 1991 einen Gesetzentwurf für eine Pflegeversicherung im Bundestag eingebracht. Da haben auch die Kommunalpolitiker alle Ursache, sich dieses Problems auf ihrer Ebene anzunehmen. Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, wir hätten neben manchen anderen Feindlichkeiten auch eine Alten- und Behindertenfeindlichkeit.
Horst Neuwert Kurt-Schumacher-Straße 11 6364 Florstadt 1
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
SCHWALBACH. Manche Mitglieder bezeichnen es schon euphorisch als "Wunder von Schwalbach": Am Montag abend gelang es den örtlichen Grünen, nachdem schon "Leichenschmaus-Stimmung" aufgekommen war, doch noch eine Liste für die Kommunalwahl aufzustellen. Wie berichtet, drohte die Beteiligung der Ökopartei an der Wahl mangels Masse zu scheitern.
Am Montag schafften es die Grünen dann während einer öffentlichen Mitgliederversammlung, eine Liste mit acht Kandidatinnen und Kandidaten aufzustellen. Die Studentin Tanja Schmitt führt sie an, gefolgt vom Rechtspfleger Arnold Bernhardt und der Sekretärin Barbara Blaschek. Schreinermeister Klaus Böckner erklärte sich spontan bereit, auf Platz vier zu kandidieren, Gila Schwung, Sozialpädagogin, ist auf Platz fünf, und der Spiele-Autor Rudolf Ehm steht auf Platz sechs. Der Landschaftsgärtner Jürgen Neuber und Norbert Endres beschließen die Liste, die die Grünen am heutigen Mittwoch bei der Stadtverwaltung einreichen wollen. she
BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Straßenglätte nach dem Schneefall hat am Montag abend und Dienstag früh einige Autos ins Rutschen gebracht. Verletzt wurde niemand, an den beteiligten Fahrzeugen entstand insgesamt Schaden von rund 34 000 Mark.
Auf einer Verkehrsinsel "landete" ein Autobahrer, der am Montag abend in Ober-Erlenbach auf der Vilbeler Straße stadteinwärts unterwegs war. Er geriet in einer scharfen Linkskurve auf der glatten Fahrbahn zu weit nach rechts, Schaden 4000 Mark. Der Fahrer fuhr weiter, ohne sich darum zu kümmern. Ein Zeuge notierte das Kennzeichen, die Polizei konnte den Fahrer stellen.
Gegen einen Ampelmast in Höhe des Kreiskrankenhauses an der Urseler Straße prallte in der Nacht zum Dienstag ein Auto, dessen Fahrer wegen der Glätte die Herrschaft über den Wagen verlor. Er stand laut Polizei auch unter Alkohol; Schaden schätzungsweise 20 000 Mark.
In Friedrichsdorf an der Abfahrt zum Waldkrankenhaus Köppern packte ein Autofahrer, der aus Richtung Wehrheim kam, die schneeglatte Steigungsstrecke nicht und blieb mit seinem Wagen stehen. Ein nachfolgender fuhr auf, geschätzter Blechschaden 10 000 Mark . s
Auch Adalbert Vollert, Vorsitzender des Nieder Heimat- und Geschichtsvereins, meldet sich mit folgender Leserzuschrift zum Artikel vom 9. Januar "Nie etwas anderes als Baustelle gesehen - Nieder Bürgerrunde fordert Verbesserungen" zu Wort.
"Wenn in einem Stadtteil von 391 Hektar Größe auf etwa 120 Hektar bebauter Fläche über 20 000 Menschen leben, kann der einzelne keine parkähnliche Wohnlandschaft erwarten. Nied wurde 1928 ausdrücklich von Frankfurt unter dem Gesichtspunkt des zu erschließenden Baugeländes eingemeindet. Damals hatte der Ort etwa 9000 Einwohner, die vor ihrer Haustür genügend Raum zu ausgiebigen Spaziergängen hatten. Zahlreiche Tante-Emma-Läden, Handwerksbetriebe und Gastwirtschaften mit eigenen Sälen sorgten für den täglichen Bedarf und die notwendigen zwischenmenschlichen Kontakte.
Die traditionellen Ortsvereine und die fest verankerten Kirchengemeinden boten den interessierten Bürgern eine Heimat, das täglich erscheinende Lokalblatt trug mit zur Identifikationsfindung bei. An diesem "paradiesischen" Zustand hat sich auch lange nach der Eingemeindung nichts geändert, bis Nieds unbestreitbarer Vorteil - seine verkehrsgünstige Lage - die Begehrlichkeit der Bauträger weckte, so daß die Einwohnerzahl innerhalb von nur drei Jahrzehnten über das Doppelte anstieg. Da der herrschende Durchgangsverkehr den historisch gewachsenen Ortsmittelpunkt an der Niddabrücke erstickte und die neuen Wohnbezirke durch überörtliche Verkehrsstränge mehr oder weniger isoliert sind, können Zugezogene in der Tat nur schwer ein Ortsbewußtsein entwickeln.
Die angebliche "Häßlichkeit" der Straßenzüge Mainzer Landstraße und Alt- Nied ist die Folge eines sozialen Problems, als um die Jahrhundertwende für die in den benachbarten Industriebetrieben beschäftigten Zuwanderer preiswerte Wohnungen errichtet werden mußten. Zeugen die in den Nachkriegsjahren schnell hochgezogenen Siedlungsblöcke nicht oft von der gleichen architektonischen Einförmigkeit und Tristesse? Nieds Probleme werden seit 65 Jahren nicht mehr vor Ort, sondern im entfernten Römer gelöst, wo 42 Stadtteile auf Gleichbehandlung drängen. Die seit 1972 tätigen Ortsbeiräte können leider nur beratend und nicht legislativ mitbestimmen. Noch so gut gemeinte Bürgerinitiativen leisten allenfalls kosmetische Korrekturen.
Auf den Punkt gebracht: Wer citynah verkehrsgünstig wohnen will, muß mit hoher baulicher Verdichtung rechnen, die enge Nachbarschaft, zugeparkte Bürgersteige und mehr Beton als Grün beschert, was sicher gelegentlich zu Frust und Aggressionen führt. Dies dürfte jedoch nur für denjenigen Ortsbürger ein unabwendbares Schicksal sein, der die Kehrseite der Medaille nicht sehen will.
Nied besitzt wie kaum ein anderer Stadtteil mit seinem ehemaligen Gemeindewald, der Niddaniederung, dem Mainufer und der Wörthspitze ein ausgedehntes Naherholungsgebiet. Die in den 20er Jahren erbaute Eisenbahnersiedlung ist, zumal nach abgeschlossener Sanierung, einer der anheimelndsten Wohnbezirke innerhalb des Stadtgebietes. Das Bürgerhaus Nied, über 40 rege Ortsvereine sowie vier engagierte Kirchengemeinden bündeln vielfältige Kontaktmöglichkeiten und Freizeitangebote auch für junge Leute, sofern man sie ohne Vorbehalte sucht. Außerdem gibt es in Nied ein Heimatmuseum, wo jeder Interessierte die örtliche Geschichte, insbesondere die Entwicklung des Ortes vom Bauern- und Fischerdorf zur Wohnsitzgemeinde als Identifikationshilfe heranziehen kann." Adalbert Vollert 6230 Frankfurt 80
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
BAD ORB. Die Orber Sozialdemokraten sind um politisches Klima und Kultur in der Kurstadt besorgt. Bei der Jahreshauptversammlung im "Weißen Roß" attackierte der Fraktionsvorsitzende Dieter Bachmann in diesem Zusammenhang die CDU-Mehrheitsfraktion und den Bürgermeister.
Die Union, kritisierte Bachmann, besitzt kein eigenes Profil und befindet sich "in völliger Abhängigkeit von Bürgermeister Metzler". Ohne eigene Meinung billige sie alles, was dieser vorgebe.
Mögliche Gemeinsamkeiten der Parteien im Stadtparlament würden durch die "Machtarroganz" der Christdemokraten "faktisch zunichte gemacht". Die CDU ihrerseits wirft den Orber Sozialdemokraten seit Jahren eine "Verweigerungspolitik" vor.
Die örtlichen Probleme im Kurort, wozu die SPD den unglücklichen Pachtvertrag mit dem Steigenbergerkonzern, das heruntergewirtschaftete Thermalbad und eine tief verschuldete Kurverwaltung zählt, seien ebenso das Ergebnis einer 16jährigen Regierungszeit unter absoluter CDU-Mehrheit wie die sinkenden Kurgastzahlen.
"Orb braucht deshalb den Wechsel", sagte der an Listenplatz eins stehende Rudi Zipprich. jan
USINGEN. Die Telekom wird ihr Kommunikationsnetz in Eschbach erweitern, um für die Zukunft ausreichend Anschlüsse für Telefone, Telefax und Datenübermittlung anbieten zu können. Die dafür erforderlichen neuen Kabel sollen bereits in der ersten Februarwoche verlegt werden; mit dem Abschluß der Maßnahme rechnet die Telekom je nach Witterung spätestens im Juni.
Durch den Ausbau muß in den einzelnen Bauabschnitten - im alten Usinger Weg, in der Kant-, Storm- und Usinger Straße - zeitlich versetzt mit Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet werden, wie das Fernmeldeamt Eschborn mitteilt. Der Fernmeldebaubezirk in Usingen wird die Baumaßnahmen leiten. cn
An einer Stelle wenigstens stimme ich mit der Verfasserin der Dokumentation "Rechtsradikale Biertischparolen in süffisantem Sprachgestus" (FR vom 18. Januar 1993) Ulrike Kolb überein, und zwar da, wo sie schreibt: "Es gibt Momente, in denen man den eigenen Augen nicht trauen mag." Ihre Augen möchten dem Inhalt von S. Margolinas Artikel "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft" (FR vom 8. Januar 1993) nicht trauen. Die meinigen nicht dem von Ulrike Kolb verfaßten.
Finde ich mich doch da, wenn ich der Verfasserin folge, plötzlich als jemand charakterisiert, der Eingefleischte(n) rechtsradikale(n) Biertischparolen in einem süffisanten Sprachgestus daherkommen"(d) aufgesessen sein soll.
Ich habe den Artikel von Sonja Margolina mit Aufmerksamkeit gelesen. Nach- denkenswerte Gedanken formuliert gefunden. Anlaß, bisher Gedachtes neu einzuordnen, weiterzudenken. Und nun? "Antisemitische Hetze" hatte ich gelesen! Entgangen war mir, daß S. M. mir ein biologistisches Weltbild (= Naziideologie) gemalt hatte?
"Antisemitischen Klischees" war ich erlegen? Gewarnt werde ich davor, den Text ernst zu nehmen, nur weil er von einer Jüdin geschrieben sei.
Ich lese - entgegen der Warnung von Ulrike Kolb - noch einmal mit Ernsthaftigkeit und kann den "verbalen Molotowcocktail", der da geschleudert worden sein soll, wiederum nicht ausmachen. Merke dagegen, wie mich der Sprachduktus von U. Kolb auch in der Magengegend trifft.
Nachvollziehen kann ich anhand des Textes überhaupt nicht, warum sie so geifernd reagiert auf das, was S. M. thematisiert. In einer so bösen aggressiven Sprache. Und inhaltlich? Warum verfälscht sie deren Gedankengänge so augenscheinlich? "Wut macht blind", sagt man. So muß man sich dann wohl erklären, wie ihr der Begriff "Ferment", völlig aus einem Kontext gerissen, zu "Bio-Masse" gerät. Dies angeführte Beispiel stellvertretend für eine ganze Reihe. Die von ihr so entstellten Gedankengänge dienen der Verfasserin dann für ihre Diffamierung.
Autoren wie Frau Kolb verhindern so weiterhin den Diskurs über die Krankheit Antisemitismus. Denn wer, der in diesem Bereich sich herumschlägt (auch mit sich selbst), hat Interesse daran, als dem Antisemitismus verfallen zu gelten. Ich möchte aber als Deutsche - Jahrgang 1927 - alle Gedanken, die ich denken kann, aussprechen dürfen. Insofern war der Artikel von S. M. mir hilfreich: "Geistige Autonomie kann kein Verrat an Auschwitz sein, obwohl es nach der Katastrophe keine einfache Aufgabe ist, nicht für und wegen, sondern trotz Auschwitz zu denken und mit ihm frei von ihm zu sein". Das ist vielleicht erst unsere Trauerarbeit miteinander!
Was Ulrike Kolb umtreibt, ist mir weiterhin verschlossen.
Margarete Neu, Frankfurt am Main
HANAU. Ergebnis eines Gesprächs zwischen dem Kinzig-Bootsverleiher Erich Frey und Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler ist eine laut Stadtbaurat "für alle Seiten akzeptable Lösung", nachdem die Stadt mit der Kündigung des Pachtvertrags gedroht hatte. Zwar solle einerseits das Freizeitvergnügen erhalten bleiben, sagt Dressler, andererseits müsse der Bootssteg "ökologisch vertretbar" sein und sich der "gepflegten Umgebung in der Philippsruher Allee" anpassen. Der ausgehandelte Kompromiß besagt, daß Frey mit Beginn der neuen Saison den Betrieb ohne Gastronomie wieder aufnimmt, wenn die wasserrechtliche Genehmigung des Regierungspräsidiums vorliegt.
Dafür verpflichtete sich Frey, binnen drei Jahren einen ansehnlicheren Bootssteg zu bauen. Beide Gesprächspartner waren sich einig, daß sich das Parkproblem durch einen Schotterplatz regele, der an der Hellerbrücke für 45 Autos entstehen soll.
In dem Gespräch brachte der Bootsverleiher nochmals zum Ausdruck, vom Rathaus "nicht gerade fein" behandelt worden zu sein. Daß der Bootssteg wenig ansehnlich sei, habe mit der dreijährigen Behinderung durch den Neubau der Hellerbrücke zu tun. So sei der Verleih schwerer zugänglich gewesen als früher, was zu beträchtlichen Umsatzeinbußen geführt habe. him
SCHWALBACH. Die rund 100 Kinder und Jugendlichen im Aussiedlerwohnheim in "Becker's Posthotel" werden derzeit nicht sozialpädagogisch betreut - Anlaß für die Regionale Arbeitsgruppe, in der alle Träger der Kinder- und Jugendarbeit Schwalbachs vertreten sind, darüber zu reden. Das Problem ist entstanden, weil die Trägerschaft für das Heim zum 1. Januar von der Arbeiterwohlfahrt auf das Wohnzentrum am Rossert übergegangen ist, das die ehemalige Domagk- Klinik in Ruppertshain betreibt.
Laut Herbert Swoboda von der Regionalen Arbeitsgruppe (RAG) wird eine Untergruppe der RAG ein inhaltliches Konzept und einen Finanzierungsplan für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen erstellen. Außer Swoboda arbeiten die Grundschulleiter Gudula Farwig und Armin Roos, der Geschäftsführer des Wohnzentrums, Horst Grauel, eine Sozialarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt (AW) und ein Vertreter des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (IB) in der Gruppe mit. Der IB betreut in der früheren Domagk-Klinik junge Aussiedler.
Swoboda sieht als Hauptproblem in Schwalbach, daß das Land Verträge mit Trägern abschließe, die die Unterbringung, aber nicht die sozialpädagogische Betreuung der Spätaussiedler sicherstelle. Das Wohnzentrum am Rossert übernahm den Hausmeister und die Hausverwalterin. Eine Beratungskraft finanziert die AW bis auf weiteres, so Swoboda. she
Geschmeidig wie ein Kind, gelassen wie ein Weiser Stephan Röll aus Hainburg schwört auf T'ai Chi Ch'uan Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott HAINBURG/RODGAU. "Der Pfau schlägt sein Rad" heißt eine der Formen, die Stephan Röll einem atemlos, mucksmäuschenstill zuschauenden Publikum vorführt, "Der Kranich breitet die Flügel aus" eine andere. Es ist die blumige Sprache der Chinesen, deren vom Volk massenhaft geübte Art der Entspannung mit "Schattenboxen" nur sehr holprig übersetzt ist. Der 36jährige Hainburger bedient sich denn auch lieber des Ausdrucks T'ai Chi Ch'uan, wenn er sich der Meditation hingibt und wie in Trance seinen Körper bewegt. Es bedarf dazu keiner besonderen Kleidung, keines großen Raums. "Ein Schritt vor, ein Schritt zurück, einen nach rechts und einen nach links", beschreibt Röll seinen Bedarf an Fläche. Die Hainburger haben sich inzwischen an den Anblick des gelernten Sozialpädagogen gewöhnt, wenn er im Freien seine Übungen verrichtet. "Wer T'ai Chi lernt", erläutert Stephan Röll, "erfährt in der Regel zuerst Entspannung. Der Atem vertieft sich, es geht ein Aufatmen durch den Körper, der Geist beruhigt sich." Verspannungen und Streß würden abgebaut, gleichzeitig unterentwickelte und schlaffe Körperpartien angeregt und gestärkt. Damit einher gehe auch die geistige Beweglichkeit, es entwickele sich eine bessere körperliche und psychische Belastbarkeit, eine erhöhte Widerstandskraft. Es wachse aber auch Weisheit, seine Grenzen zu kennen und zu akzeptieren. Mit Sport und Leistungsdenken hat das jedenfalls nichts zu tun.
Röll erläutert: "Mit seinen erweiterten Fähigkeiten keinen Raubbau an der Natur - an sich selbst - zu treiben, sondern seine Möglichkeiten auszuschöpfen, sich in seinen Grenzen zu bescheiden und zufrieden mit sich selbst sein zu können, ist das Ergebnis." Auf diesem Weg verändere man langsam die Einstellung zu sich selbst, zu anderen und zur Umwelt. Stephan Röll hat China nie gesehen, wo T'ai Chi Ch'uan seit Jahrtausenden "gespielt" wird, wie man im Reich der Mitte sagt. Die Ursprünge des "Schattenboxens" reichen zurück zu den Anfängen des Taoismus, wie sie unter anderem im ältesten Buch der Menschheit, dem I Ging, dem "Buch der Wandlungen", etwa im Jahre 1000 vor unserer Zeitrechnung beschrieben wurde. Aufgrund dieser langen und positiven Erfahrungen sind T'ai Chi und ähnliche Übungen längst zu einem wichtigen Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin geworden.
Für den Zuschauer sieht T'ai Chi aus wie ein langsamer Reigen von fließenden Bewegungen. Die in Ruhe sorgfältig ausgeführten tänzerischen Übungen lassen allerdings nicht nur ein Gefühl von Harmonie und Schönheit entstehen. Das gilt sowohl für den Betrachter als auch vor allen Dingen für den Übenden: sie dienen der körperlichen und geistigen Gesundheit. Den Chinesen fällt zu T'ai Chi diese Umschreibung ein: "Geschmeidig wie ein Kind, gesund wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser."
Glaubt man Stephan Röll, der in Hanau eine T'ai-Chi-Schule betreibt und im übrigen seine Kenntnisse in Kursen der Volkshochschule Rodgau und anderswo vermittelt, dann kann jeder und in jedem Alter das Schattenboxen erlernen. Allerdings ist dazu Geduld und Ausdauer erforderlich. Interessenten sollten damit rechnen, daß sie bei wöchentlichen Besuchen eines der Kurse vier Semester brauchen, um selbständig üben zu können.
"Das heißt nicht", sagt der 36 Jahre alte Hainburger, "daß es nicht schon vorher Spaß macht und guttut". Männern fällt erfahrungsgemäß der Einstieg in diese sanfte Art der Bewegung meist etwas schwerer - dafür bleiben sie länger dabei. So gleicht sich das Verhältnis der Geschlechter am Ende wieder aus. Über die Grenzen Chinas hinaus gelangte T'ai Chi Ch'uan mit dem Ende des Kaiserreichs. Damals gingen die Lehrer, die bis dahin bei Hofe unterrichtet hatten, in alle Welt und fanden Nachahmer und Anhänger.
Stephan Röll wurde in Frankfurt ausgebildet und praktiziert T'ai Chi seit 1979. Ein VHS-Kursus mit ihm für Anfänger beginnt am 9. Februar in der Georg- Büchner-Schule in Jügesheim, einer für Fortgeschrittene am gleichen Tag an gleicher Stelle.
Nähere Auskünfte gibt er unter den Telefonnummern 0 61 06 /69 32 25 oder 69 32 26.
Huthpark . . .
Was möglicherweise geschehen wird, wenn die Behörde den Gärtnern tatsächlich "das Wasser abgräbt", malten die Sozialdemokraten in der Begründung ihres Antrags aus: Es sei dann zu erwarten, daß die Grundstücke wegen des bevorstehenden Wassermangels aufgegeben werden und "das Gelände um den Huthpark herum verwahrlost". gap
Firmen sollen sich der Steuerpflicht entziehen Fliegerhorst - Entgehen der Gemeinde Einnahmen? Von Astrid Ludwig ERLENSEE. Entgehen der Gemeinde Erlensee Gewerbesteuereinnahmen, weil sich einige der Betriebe auf dem Gelände des amerikanischen Fliegerhorstes nicht bei der Steuerbehörde angemeldet haben? Nach Informationen der Grünen-Fraktion im Erlenseer Parlament entziehen sich zahlreiche Privatfirmen der Steuerpflicht. Die Grünen fordern jetzt den Gemeindevorstand auf, das Finanzamt einzuschalten und Nachforschungen anstellen zu lassen, wenn nötig mit Hilfe des hessischen Finanzministeriums. Der SPD- Landtagsabgeordnete Battenhausen hat bereits eine Anfrage eingebracht, um die Gesetzeslage klären zu lassen. Seit der Lockerung der amerikanischen Militärbestimmungen in den 70er Jahren ist es auch Privatfirmen erlaubt, sich auf militärischen Basen wie dem Erlenseer Fliegerhorst anzusiedeln. Bis dahin war das nur den amerikanischen Betrieben der Streitkräfte möglich. Diese direkten Zulieferbetriebe des Army Airforce-Exchange-Systems, AAFES-Betriebe abgekürzt, sind unter anderem preiswerte Einkaufsshops wie die PX-Läden der Amerikaner. "Es ist genau geregelt, wer zu diesen AAFES-Betrieben gehört", so der Friedensforscher Erich Schmidt-Eenboom. Den betroffenen Finanzämtern liegen Listen über die jeweiligen AAFES-Betriebe vor. Diese sind nach dem NATO-Truppenstatut in Deutschland von der Mehrwertsteuerzahlung befreit, müssen jedoch ab eines bestimmten Umsatzvolumens Gewerbesteuer zahlen, so die Auskunft des Hanauer Finanzamtsvorstehers Ottomar Kaiser. Alle anderen privatwirtschaftlichen Betriebe, die mit den Amerikanern Geschäfte treiben, sind zur Zahlung von Gewerbe- und Einkommensteuern verpflichtet, betonen sowohl der Fliegerhorst- Experte Schmidt-Eeenboom als auch Behördenchef Kaiser. Klassisches und oftmals anzutreffendes Beispiel ist eine Fast-Food-Kette sowie Versicherungsagenturen und Autofirmen. Als Voraussetzung für die Zahlung der Steuern gilt, daß die jeweiligen Unternehmen am Standort eine Betriebsstätte unterhalten. Angestellte, die im "Zivilen Gefolge" Aufgaben für die amerikanischen Truppen wahrnehmen, sind von der Einkommensteuer befreit.
Zu den am Erlenseer Fliegerhorst angesiedelten Firmen zählt nach Informationen der Grünen unter anderem der "State Side Video D'Antonio Shop KG", ein Video-Verleih, Kommanditgesellschaft mit deutscher Rechtsform sowie eine deutsche Gaststätte, die als Deutsche Kantine auf dem Fliegerhorst firmiert und eine "Military Car Sales GmbH", ein Kfz-Handel ebenfalls mit deutscher Rechtsform. Für die Gemeinde ebenfalls interessant ist ein Servicebetrieb des italienisch-belgischen Rüstungskonzerns "Agusta", unter anderem Herstellerfirma des Hubschraubertyps "Black Hawk" und laut Erich Schmidt- Eenboom mit Sicherheit nicht als AAFES- Betrieb einzustufen.
"Agusta", so erfuhr Erlensees Bürgermeister Manfred Heller von den amerikanischen Streitkräften zwischenzeitlich, ist seit Anfang vergangenen Jahres Vertragspartner des Fliegerhorstes. In einer Filiale in Hanau werden 121 Angstellte nach dem Status des Truppenabkommens beschäftigt. Der Servicebetrieb von Agusta am Fliegerhorst ist in erster Linie mit der Reparatur und Instandsetzung der Hubschrauber befaßt. Bei Kosten von rund einer Million Mark für die Hauptinstandsetzung eines Helikopters dürfte laut Erich Schmidt-Eenbom da schon erhebliche Summen zusammenkommen.
Weder bei den Ämtern für Öffentlichkeitsarbeit der Amerikaner in Hanau noch in Heidelberg war jedoch zu erfahren, um welche Betriebsform es sich bei Agusta handelt und ob diese eine eigene Betriebsstätte in Erlensee unterhält. Wie die Grünen behaupten, betreibt das Unternehmen dort ein Wartungszentrum. Die deutsche Agusta-Zentrale in Heidelberg war nicht zu erreichen.
"Vieles läuft hinter den Kasernenmauern ab. Wenn die Betriebe sich nicht anmelden, bleibt das oftmals für die Gemeinde verborgen", so Eenboom. Die Gemeinde will die Angelegenheit jetzt im Detail prüfen. Nach ersten Erkundigungen Erlensees sind die Firmen zu Steuererklärungen verpflichtet. Bei unterschiedlichen Einsatzorten von Unternehmen werden Zerlegungsbescheide vom Finanzamt ausgestellt. Die Steuerzahlungen des Unternehmens werden danach auf Einsatzorte und Firmensitz aufgesplittet. Wenn Vertragsfirmen länger als drei Monate auf dem Fliegerhorst mit Arbeiten beschäftigt sind, müssen sie sich gewerbesteuerrechtlich bei der Kommune anmelden, so Bürgermeister Heller.
Beides, sowohl die Anmeldung als auch der Zerlegungsbescheid, sind bei der Gemeinde bisher nicht eingegangen.
Heller: "Wir werden nicht untätig bleiben und genau prüfen, ob und was uns an der Nase vorbeigeht." Kontakte zum zuständigen Finanzamt sollen aufgenommen werden und auch zur Nachbargemein- de Bruchköbel, denn Teile des Fliegerhorstes liegen auch auf deren Gemarkung.
Die Scheinwerfer sind eingerichtet, die Krampfadern auf die jungen Beine gepinselt, die Perücken auf den Köpfen festgesteckt worden. Wie der Trainer einer Fußballmannschaft hat Alexander Brill nun seine Schauspieler im Kreis um sich geschart, zählt noch einmal, ob auch alle da sind, spricht dann leise, eindringlich auf sie ein, gibt ihnen eine letzte Ermunterung mit auf den Weg. Es ist zwar nur eine Probe, die jetzt beginnt, doch stehen ja keine Profis auf der Bühne, sondern Laien, junge Leute. Der "Schülerclub" des Schauspiel Frankfurt probt im Kammerspiel Tankred Dorsts "Karlos".
Am Freitag ist Premiere, und noch geht vieles schief: Eine rote Pappnase liegt nicht an ihrem Platz, der Hauptdarsteller braucht zu lange zum Umziehen, ein Kreuz geht zu Bruch, und bei den Umbauten, die die Schauspielerinnen und Schauspieler selbst machen müssen, gibt es manches Durcheinander. Doch trotz aller Unterbrechungen werfen sich die jungen Leute immer wieder mit bewundernswertem Elan ins Spiel. "Sie identifizieren sich mit der Arbeit, mit dem Stoff", sagt Alexander Brill. "Ein Schauspieler stöhnt: schon wieder Vorstellung. Aber die freuen sich, sind vorher immer ganz wipperich." Und: "Es ist ganz, ganz toll, welche Hürden sie dabei überspringen."
Der Schülerclub, den es seit 1984 gibt, ist längst eine Institution geworden, seine Aufführungen ernteten bisher fast durchweg gute Kritiken - einerseits wohl, weil Enthusiasmus und Talent der jungen Leute auch abgebrühte Kritiker anrühren, andererseits, weil Alexander Brill bildmächtiges, groteskes, phantastisches Theater inszeniert und seine Darsteller dafür mit Hilfe von Improvisationen und einer sehr körperbetonten Methode aus der Reserve lockt, "bis sie den Text im Körper haben". Auf diese Weise trägt er auch der Tatsache Rechnung, daß er mit Laiendarstellern arbeitet. "Wir spielen nie realistisch, denn für eine realistische Spielweise ist das Handwerkszeug nicht da." Und für eine Ausbildung nicht die Zeit: Die jungen Leute (mindestens 15 Jahre alt sollen sie sein), die sich für den Schülerclub bewerben - pro Aufführung zwischen 25 und 50 - werden während eines 14tägigen Trainings begutachtet, bei dem Brill herauszufinden versucht, "wer seinen Körper und seine Emotionen spüren kann". Dann haben die Ausgewählten nicht mehr Probenzeit als Profis, nämlich rund zehn Wochen. Nur während der letzten Woche sind sie vom Schulunterricht befreit.
Schon zweimal hat der Schülerclub Tankred Dorst gespielt, schon mehrmals hat er den "Werdegang von jungen Männern verfolgt", etwa mit Dorsts "Parsifal". Entsprechende Stücke mit Frauen in der Hauptrolle gibt es kaum, so daß Brill vor einem Jahr selbst eines geschrieben hat: "Alice", inspiriert von Lewis Carrolls "Alice in Wonderland". Es sind immer mehr Mädchen als Jungs, die beim Schülerclub mitmachen wollen, erzählt der Regisseur, "teilweise auch qualifiziertere, mutigere".
Doch nach Alice ist nun Königssohn Karlos dran. Die Stücke, die Brill für den Schülerclub auswählt, "sind immer auch politische Geschichten", über eine junge Generation, die rebelliert, die Widerstand leistet, sich gegenüber der Erwachsenenwelt abgrenzen will - "ein Thema, das auf der Hand liegt", meint der Regisseur. In "Karlos" sei es eine "Revolte mit den Mitteln der Gewalt gegen ein System, das die Wirklichkeit verstellt", gegen die Macht, die bestimmt, was Realität ist. Die Darstellung der Gewalt sei für die jungen Schauspieler "psychisch nicht leicht zu fassen" gewesen.
Das Licht im Zuschauerraum erlöscht, eine helle Stimme kommt aus dem Dunkel der Bühne: "Alex, sollen wir uns auf die oberste Stufe stellen?" Alexander Brill stöhnt leise auf. Doch sieht er dabei keineswegs unglücklich aus.
(Premiere am Freitag, 29. Januar, 19.30 Uhr) SYLVIA STAUDE
Sport am Mittwoch
EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: Frankfurter ESC - Harz/Braunlage (19.30 Uhr, Eishalle am Ratsweg). LEICHTATHLETIK DEUTSCHE HOCHSCHULMEISTERSCHAFTEN der Leichtathleten (14 Uhr, Sporthalle in Kalbach).
Schulbus schleuderte auf Glatteis Kinder kamen mit dem Schrecken davon / Viele Polizeieinsätze
USINGEN. Das Einsatzteam der Polizeistation Usingen war in der Nacht zum Dienstag fast pausenlos draußen im Einsatz. Nachdem um 20 Uhr plötzlich ein heftiger Schneeschauer im Usinger Land niedergegangen war, passierten auf den vereisten und schneeweiß überzogenen Straßen gut ein Dutzend Glätteunfälle: Die Autos rutschten in die Gräben, gegen die Leitplanken oder standen nur noch verlassen am Straßenrand, wie zum Beispiel auf der Steigung zur Saalburgkuppe. Die meisten dieser Rutschpartien nahmen die sechs Polizeibeamten allerdings gar nicht erst auf. "Bei Schäden unter 4000 Mark kommen wir nicht mehr", erklärt der Usinger Polizeichef Edmund Letschert die seit Jahresanfang geltende Neuregelung. In drei Fällen, darunter auch auf der Bundesstraße bei Wehrheim-Süd, mußten die Polizeibeamten zwischen 22 und 23 Uhr das Protokollbuch zücken: die Eisglätte hatte jeweils zwei Fahrzeuge zusammenprallen lassen und erheblichen Blechschaden verursacht. Personen wurden jedoch nicht verletzt. Bereits am Morgen war auf der Gefällstrecke am Hohen Berg zwischen Grävenwiesbach und Usingen ein mit 60 Kindern voll besetzter Schulbus das Opfer der Schneeglätte geworden. Der Bus schlitterte gegen die Leitplanke, der Fahrer konnte den Ausrutscher aber wieder abfangen und seine Fahrt mit leicht verbeultem Bus fortsetzen. Die Aufregung unter den Kindern, denen nichts passiert war, war hingegen groß, wie der Polizeibericht vermerkt.
Ansonsten blieb trotz glatter Straßen das befürchtete Verkehrschaos am Dienstag früh aus. "Der Berufsverkehr rollte einwandfrei. Mit angemessenen Geschwindigkeiten konnte man sogar recht gut fahren", zog der Leiter der Polizeistation gestern zufrieden Bilanz. Die Vernunft der Autofahrer zeigte sich vor allem darin, daß viele gar nicht erst in ihren Wagen gestiegen waren. Schon am Montag abend, als der plötzliche Schneeschauer im Usinger Land einsetzte, war so gut wie kein Auto unterwegs, wie die Polizei registriert hatte.
Daß das Chaos ausblieb, war nicht zuletzt auch dem Großeinsatz der Usinger Straßenmeisterei zu verdanken. Der Wetterdienst hatte den Wintereinbruch angekündigt, und so trafen die Streufahrzeuge über den Tag verteilt bis 22.30 Uhr Vorsorge. Und ab 3 Uhr am Dienstag früh fing der Räumdienst schon wieder mit seiner Arbeit an. cn
Wenn die Narren sich verkohlen Politikermasken sind begehrt
Kohl, einfach köstlich. Blüm, eine Witzfigur. Waigel, eine Lachnummer. Die Politik und ihre Dauerbesetzung, als Realsatire ganzjährig unermüdlich um Belustigung des Publikums erfolgreich bemüht, gerät in der närrischen Zeit zur bühnenreifen Lachnummer. Nie erreicht die Popularität von Politikern ähnliche Spitzenwerte wie zu einer Zeit, in der das Volk im rechtsfreien Raum der Bütt parodistisch Satisfaktion verlangt für Steuererhöhung und Jäger 90, wenn die karnevalistische Sitzung zum Geschworenengericht gerät. Unverzichtbare Requisiten für das narrentolle Tribunal: die Maske des Politikers. In dem in Frankfurt führenden Gemischtwarenhandel karnevalistischer Gebrauchsartikel ist trotz gesamtwirtschaftlicher Flaute die Nachfrage nach den zu Kautschuk-Köpfen geschrumpften Bonner Kabinettsmitgliedern ungebrochen. Bei dem Gipfeltreffen der Großen, das sich alljährlich im Raum des Fachhändlers ereignet, bleiben die Herren Politiker unter sich. Frauen hat man nicht im Sortiment. Männer sind auch dann privilegiert, wenn die Branche der Masken- und Kostümbildner die uneinsehbare Logik der Geschichte korrigiert: Ein Pensionär Bush, ein zum Gastredner degradierter ehemaliger Sowjetpräsident, kurz die Auslaufmodelle der Geschichte - hier, in der Requisitenkammer der tollen Zeit, triumphieren sie noch einmal.
Das Geschäft mit den atmungsinaktiven Politiker-Duplikaten unterliegt einem Kräftespiel von Sympathie und Skandalträchtigkeit: Nie war Lafontaine so beliebt wie heute. Auch der Kanzler erlebt in diesem unseren Narrenland eine nie gekannte Zuneigung. Die Erklärung, welche der aus langjähriger Kundenbetreuung schöpfende Fachmann gibt, gelingt zum Wortwitz. "Den Kohl", sagt der Händler der Masken, "verkohlt man halt gern."
Dennoch, vernehmen wir mit Besorgnis, verzeichnet auch die Karikatur konjunkturelle Einbrüche. Der Kanzler, sein Außenminister a. D. - sie sind Importprodukte des närrischen Konkurrenten Frankreich. Hierzulande kämpft gegen die Verarmung karnevalistischer Kultur nurmehr ein Coburger Unternehmen mit dem so bildhaften Namen Krautwurst.
Was treibt nun einen leidlich attraktiven Mann zur Eigendeformation, indem er Ohren vom Format der Satellitenschüsseln anlegt? Was drängt die Angestellte zur mutwilligen ästhetischen Selbstzerstörung, wenn sie sich die rüsselartige Nase eines Tennisstars leiht? Leider bewegt sich hier die Motivationsforschung noch ganz auf dem Treibsand der Spekulation. Folgende Arbeitshypothese wäre denkbar: Das Volk fordert jene (begrenzte) Freiheit, welche die Narren in Bonn ganzjährig genießen. sar
THOMAS KRÜGER hat künftig das Kommando über die 46 aktiven Mitglieder der Hattersheimer Feuerwehr. In der Jahreshauptversammlung wählten ihn die Floriansjünger zum Nachfolger von MANFRED SCHMÜCKLE, der zwei Jahre lang das Amt des Wehrführers innehatte. Neuer Stellvertreter im Spritzenhaus ist RALF MEIK. Im vergangenen Jahr mußten die Wehrleute 116mal ausrükken. 52 Alarme gingen wegen Feuers, 63 wegen technischer Hilfeleistungen beispielsweise nach Unfällen ein. 31mal allerdings guckte die Feuerwehr in die Röhre: Fehlerhafte Meldeanlagen und böse Mitmenschen hatten sie vergebens mit Blaulicht durch die Straßen rasen lassen.
HOCHTAUNUSKREIS. Mit vier Schwerpunkten wirbt die Kreis-CDU um die politische Mehrheit bis zur Kommunalwahl am 7. März: Schule, öffentlicher Nahverkehr und Individualverkehr, Schutz der Bürger (Stichwort: innere Sicherheit) und des Trinkwassers. "Unser Hauptgegner sind die potentiellen Wahlverweigerer", sagte Fraktionschef Gerd Krämer. Sie doch zur Stimmabgabe zu bewegen sei eine der Hauptaufgaben.
Prognosen wurden gestern nicht gewagt. Ansonsten gab sich das Führungstrio Krämer, Parteivorsitzende Kölsch und Landrat Jürgen Banzer abwartend und offen in viele politische Richtungen - ausgenommen Kommunisten, NPD, "Republikaner" und Grüne. Lieblingskoalitionär: wieder die FDP.
Einen Mitgliederschwund hat die CDU- Fraktion trotz Korruptionsaffäre im Kreis und Bonner Turbulenzen angeblich nicht zu verzeichnen: Austritte und Neuaufnahmen gleichen sich aus. Brigitte Kölsch: "Selbst in der Zukunftsregion Hintertaunus treten noch Leute in die CDU ein." Die Union hat etwa 2700 Mitglieder; rund 110 neue kamen 1992 dazu.
In Schulangelegenheiten will die CDU an ihrer bisherigen Politik festhalten. Allerdings sieht sie davon ab, Versprechungen zu machen und sich auf langfristige Prioritäten festzulegen. Pläne für neue Schulbauten sollen "bedarfsorientiert" erarbeitet, abgespeckt soll beim Bau weiterer Turnhallen und Sportplätze werden.
Zum Thema Verkehr heißt es in dem knapp gefaßten Wahlprogramm: Das Straßennetz im Kreis bedarf der Ergänzung. Die Union sagt ja zur Ostumgehung Ober-Eschbach und dem Weiterbau bis Seulberg, zur Friedrichsdorfer Umgehung, zum Ausbau der PPR-Kreuzung, Weingärtenumgehung in Oberursel und Südumgehung von Weißkirchen und Steinbach. Von "großer Bedeutung": der Weiterbau der B 8 bei Königstein und eine städtische Entlastungsstraße von Kronberg. Schließlich noch ein klares Votum für die Nordumgehung Usingens. Beim öffentlichen Personennahverkehr die Forderungen: weiterer Ausbau der Taunusbahn und Verlängerung der U 6 bis Steinbach und Oberhöchstadt.
Beim Thema Kriminalität und Schutz der Bürger wirbt die CDU mit Forderungen an das Land Hessen: eine bessere personelle Besetzung der Polizeistationen und eine modernere Ausstattung.
Hauptforderung in Sachen Trinkwasserschutz: mittel- oder langfristig ein regionales Wasserversorgungsunternehmen zu schaffen. Zur Einsparung des Trinkwassers sollen Bürger, Gewerbe und Behörden die Nutzung von Brauchwasser vorantreiben. off
ESCHBORN. Im Vielzweckraum der Westerbachschule rutschen die Kinder nervös auf den Stühlen herum: Ein wenig Lampenfieber plagt die Jungen und Mädchen. Gleich soll die Gruppe vor allerlei Prominenz ein Liedchen schmettern, wie es die Gäste wohl lange nicht mehr gehört haben. Die Damen und Herren aus Politik und Verwaltung wollen der "offiziellen Übergabe" der Westerbachschule beiwohnen, wie es offiziell heißt.
Um besser zu hören, sitzen die Erwachsenen in den ersten Reihen, während die Kinder, die hier fürs Leben lernen sollen, weiter hinten Platz gefunden haben. Schließlich nehmen die Jungen und Mädchen Position ein, greifen zu Flöte und Gitarre und stimmen ein "Heut' ist ein Tag, an dem ich feiern kann" an.
Zum Feiern ist Landrat Jochen Riebel allerdings nicht zumute. Den Christdemokraten plagt eine Erkältung. Also faßt er sich kurz, lobt die gelungene Sanierung, den Umbau der Niederhöchstädter Schule und stellt dabei den richtigen, vernünftigen und angemessenen Einsatz der Geldmittel heraus, die zugleich auch sparsam verwendet worden seien. Die 260 Kinder in den zwölf Klassen haben dafür einen schmucken, hellen Bau bekommen, der weitgehend mit natürlichen Baustoffen errichtet wurde. Schräggestellte, große Fensterflächen lassen genügend Licht in den großen zentralen Raum des Gebäudes fluten. Die besondere Verglasung und die Wärmedämmung im und am Gebäude sorgen zusätzlich für einen niedrigeren Verbrauch an Energie.
Riebel weist in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Grundschule hin. "Hier werden die Parameter gesetzt, wie es im Leben weitergeht", sagt der Christdemokrat. Später überreicht er den obligatorischen Schlüssel, der von Schulleiter Arnold zwar dankend angenommen wird, mit Ausnahme seiner Symbolkraft aber wenig nützlich ist. "Um überall reinzukommen, brauch' ich den Kleinen", kommentiert Arnold mit Sinn fürs Praktische und steckt das landrätliche Geschenk ein. Nach der Feierstunde bleibt der geschenkte Schlüssel auf dem Tisch liegen.
Mit Beginn des neuen Schuljahres im Spätsommer kommen vermutlich weitere 70 Erstkläßler in die Westerbachschule. Offenbar gibt es genügend Paare und Eltern, die es auch weiterhin nach Eschborn zieht. Die Klage über fehlenden Nachwuchs muß Michael Arnold nicht anstimmen. schu
Mittwoch, 27. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antiphon"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos" (Voraufführung); Nachtfoyer: 22.30 Uhr, "Antigone".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, 28 85 98: 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere-Sonder-Mischung.
Goethe-Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 / 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 21 Uhr, Niemann & Roelofs - "Best of . . .".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 17 Uhr, Videofilme über das Werk Jan Fabres; 20 Uhr, "Elle était et elle est, mê-me".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, 59 83 43: 10.30 Uhr, "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Knobibonbon - "Der Beschneider von Ulm".
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella".
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: 10 & 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste (Videos). Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
Klecks Theater: 15 Uhr, "Philipp Lämmerzahl" (ab 3 J.); Jugendhaus Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 124.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Rage Against The Machine.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco. Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Ronja.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Smooth Move.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jam Session.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur Jüdische Gemeinde, Savignystr. 66: 20 Uhr, Lesung Günter de Bruyn.
Vorträge / Diskussionen Universität des 3. Lebensalters, Universität, Hörsaal I: 16 Uhr, Vortrag Garscha - "Der literarische Dialog zwischen Lateinamerika und Europa".
Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Vortrag "Die zweite Deutsche Spacelab- Mission vor dem Start".
Lesben- & Frauenreferat, Turm 2105, Robert- Mayer-Str./Senckenberganlage: 18 Uhr, Vortrag Frauenförderung in der Entwicklungszusammenarbeit. Umweltdezernat, Römer: 20 Uhr, Diskussion "Artenschutz bei Pflanzen".
Institut für Sozialforschung, Hörsaal H 6/ Gräfstr.: 18 Uhr, Vortrag "Changes in Eastern Europe - Political Parties of the New Europe".
Biochemischer Verein: 19.30 Uhr, Vortrag "Anwendung und Möglichkeiten der Kinesologie"; Liebfrauenschule, Schäfergasse 23.
Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie zum Thema "Alltagsschilderung versus Symbolsprache - Zur niederländischen Malerei des 15.-17. Jahrhunderts".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Date Paintings".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung, "Restaurierte Skulpturen des Mittelalters".
Schirn Kunsthalle am Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Innenräume - Erlebnis und Erinnerung im Werk Gabriele Münters" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Gabriele Münter in Skandinavien 1915-1930".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Themen und Symbole der islamischen Kunst".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Fossilien aus der Grube Messel".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellungen "Zeitgenössiche Torentwürfe aus Lego Bausteinen" & "Peter Eisenmann. Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tony Sender in der Novemberrevolution in Frankfurt".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 19.30 Uhr, Vortrag "Juden aus der ehemaligen Sowjetunion - Eine Herausforderung an die jüdische Sozialarbeit".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 11 im Anzeigenteil. Wanderungen Hausfrauen-Verband: 13.30 Uhr, Spaziergang mit Frau Behm; Treffpunkt Konstablerwache/ Haltestelle Bus 36 (Info 40 585 257).
Stadtwald Verein: 14 Uhr, Senioren-Wanderung ,Nidda-Ufer-Weg&rquote;; Treffpunkt Straba-Linie 11/Nied-Kirche. Sonstiges Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, Klaus Michel - Parodien; Krankenhaus Höchst, Gotenstr. 6.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Nesenstr. 4: 9.30 Uhr, Treff für Mütter mit Kindern ab dem 1. Lebensjahr. Frauenbund für alkoholfreie Kultur: 17 Uhr, Info-Treff; Alte Backstube, Dominikaner Gasse 6.
Verein für Jugendsozialarbeit: 14 Uhr, Treffen für Au-pairs & an Au-pair-Aufenthalten Interessierten; Treff 38, Stahlburgstr. 38.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/ R.3. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Glauburg-Apotheke, Nordendstr. 26, Tel. 55 21 31; Hedwig-Apotheke, an der Rennbahn, Niederrad, Triftstr. 16, Tel. 67 23 30; Merian- Apotheke, Berger Str. 48, Tel. 43 54 54; Nidda- Apotheke, Praunheim, Heerstr. 3 e, Tel. 76 20 81; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstr. 50, Tel. 25 23 43; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstr. 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 4, Tel. 77 43 40. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Riedel, Grempstr. 28, Bockenheim, 70 75 521; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
HERBERT BÖHMER (51) führt nun die Liste der Meerholzer SPD für den Ortsbeirat. Der Rechtsanwalt soll damit in die Fußstapfen des langjährigen Ortsvorstehers ROBERT SPIEKER treten, der aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidiert. Böhmer ist seit 25 Jahren Mitglied der SPD und gehört dem Vorstand des SPD-Ortsvereins Gelnhausen an. Wie die SPD weiter mitteilt, sollen Erfahrung und Kontinuität in der Ortsbeiratsarbeit durch zwei langjährige Mitglieder bewahrt werden, die ein weiteres Mal kandidieren: GOTTHILF VIERTEL, bisher Spiekers Stellvertreter, und HANS BOOS. Auf den folgenden aussichtsreichen Listenplätzen stehen zwei jüngere Kandidaten: die 31jährige BIRGIT JAKOB-WEGENER und der 30jährige ALFRED JAKOB. KARL KREUTZER, ebenfalls seit vielen Jahren Ortsbeiratsmitglied, sei zu ihren Gunsten auf den folgenden Platz zurückgetreten. Die Meerholzer SPD-Vorsitzende MONIKA SANNER-JAKOB spricht von einem "sanften Generationswechsel". Die Sozialdemokraten hätten damit bewiesen, daß sie über genügend personelle Alternativen für ihre kommunalpolitischen Aufgaben verfügten.
CARSTEN GRAUEL, freiwilliger Feuerwehrmann in Gelnhausen, ist für vorbildliche Leistung im ehrenamtlichen Einsatz mit einer silbernen Ehrenmedaille ausgezeichnet worden. Bei dem Großbrand im Gelnhäuser Geschäftshaus Ditzel am 18. Dezember rettete er einem Menschen das Leben.
DANIELA BRÜCHER, Schülerin aus Birstein-Untersotzbach, war recht überrascht, als ihr in der Raiffeisenbank die Sachbearbeiterin IRENE HEINECK einen Tausendmarkschein in die Hand drückte. Sie hatte beim Gewinnsparen gewonnen. Das Los hatte die Oma ohne Wissen der 14jährigen für sie gekauft . . .
Der Europäer statistisch gesehen - das ist wahrlich ein Fabelwesen. Ohne Computer wäre aber manch Kurioses über die Bewohner des kleinsten Kontinents nie herausgekommen. Oder hätten Sie gewußt, daß die Franzosen die Pantoffelhelden unseres Erdteils sind, kommen sie mit 1,4 Paar pro Jahr doch besser in die Puschen als alle anderen Europäer?
Leicht läßt sich aus den vorhandenen Daten auch das zumindest statistisch total glückliche Euro-Traumpaar zusammenmixen. Das lebt, laut Computerblick in die "Schöne alte Welt", die meiste Zeit in Spanien oder Griechenland (2600 Sonnenstunden pro Jahr). Es macht Geld in Deutschland, wo 15 der 100 Milliardäre auf der Welt (die meisten der EG) beheimatet Unbekannter Europäer sind. Oder es arbeitet mit Maximalgehalt in Luxemburg, einem Ländle, das 97 Prozent seiner Einwohner zufrieden macht. Es besitzt ein Zweithaus in Frankreich wie zwölf Prozent aller Franzosen und nimmt Schulferien in Portugal (17 bis 20 Wochen pro Jahr). In Holland hat es ein Schiff vor Anker liegen wie 27 von tausend Einwohnern dort. Es reist für den Sex (vernünftigerweise nicht nach Frankreich mit seinen 17,3 Aids-Fällen auf 100 000 Einwohner), sondern nach England, wo 83 Prozent aller Paare Empfängnisverhütung praktizieren. (Nicht zufällig nennen die Briten das Kondom feinsinnig "French letter", die Franzosen dagegen "Capote anglaise".) Unser Paar liest schließlich Bücher in Deutschland, dem Land der höchsten Buchproduktion (66 000 neue Titel im Jahr) und sieht fern in Italien (940 Programme). Natürlich liefert der Computer auch das europäische Gruselpaar par excellence: Es leidet in Luxemburg am höchsten Co2-Ausstoß (6,5 Tonnen je Einwohner und Jahr), ist arbeitslos in Portugal, Spanien oder Irland, verursacht doppelt soviel Müll wie ein Holländer (449 Kilo pro Jahr), steht in Deutschland, dem Land mit den meisten Autos (456 je tausend Einwohner) im Stau, wird tablettensüchtig in Frankreich (75 Beruhigungspillen jährlich pro Erwachsenem), während es in England die furchtbare Menge von 0,9 Liter Instant-Kaffee pro Person und Jahr schluckt. Nach alledem bleibt beiden nur noch der Selbstmord in Dänemark (26,8 je 100 000 Einwohner).
Solch Durchblick in Bezug auf Europäer gewinnen Leser eines zugegeben kurzweiligen Werkes des französischen Ingenieurs und Soziologen Gérard Mermet (Titel: Les Européens - qui sont-ils? Ganz neu auch auf deutsch: Die Europäer - Länder, Leute, Leidenschaften).
Jenseits der Klischees, die wir im Gefühl haben - daß nämlich die Deutschen das meiste Bier trinken und die meisten Wurstsorten produzieren, während der Franzose viel differenzierter am Käse knabbert - verblüffen uns so manche dieser rechnergestützten Erkenntnisse doch. Aber wenn wir dann auf die Straße (rue, road, rambla) treten oder in der Kneipe (Bistro, Café, Bodega) diesen Europäern jenseits aller Verdatung begegnen . . . dann sehen sie eigentlich alle ganz normal aus. ko-ko
HANAU. Hilfesuchend wandte sich eine 70jährige aus Hanau an die FR. Ohne daß sie benachrichtigt worden sei, habe sich vermutlich die Telekom gleich zweimal Zugang zu ihrem verschlossenen Keller im Neun-Familien- Mietshaus verschafft, um eine Postanlage zu prüfen. Sie müsse ja Angst haben wegzugehen, weil sonst andere Handwerker ihre Wohnungstür aufbrächen, wenn dort Reparaturen anstünden. Für die eiserne Feuerschutztür hätten sich die Handwerker wohl einen Schlüssel im Haus besorgt, und die Lattentür zu ihrem Keller hätten sie einfach ausgehängt.
Die Frau, an Multipler Sklerose leidend, zeigte sich ziemlich verunsichert. Wenn etwa Schornsteinfeger und Stadtwerke ihren Besuch ankündigten, könne sie das von der Telekom auch erwarten, meint sie.
Sie klagte zudem darüber, daß sie mit ihrer Haushaltshilfe ihren Keller habe aufräumen müssen, weil dort "ein Chaos" angerichtet worden sei. Weil die Handwerker an eine Wand gelangen mußten, hätten sie Koffer und Taschen einfach wenig sorgfältig auf die andere Raumseite geräumt und Torf aus einem Sack umgekippt. Zu ihrem Erstaunen sei auch ihr Vermieter nicht über den Telekom-Besuch informiert gewesen.
Telekom-Sprecher Wolfgang Gellert war dieser Vorfall sichtlich peinlich, als die FR ihn anrief. Er verwies gleich auf die von der Telekom beauftragte Baufirma, wollte den Sachverhalt aber en detail klären.
Daraufhin entschuldigte sich die Firma Kirsch Bau (Frammersbach) bei der 70jährigen per Brief "für das Fehlverhalten unserer Monteure". Sie will die Kosten für Aufräumarbeiten und eventuelle Schäden am Kellergut übernehmen. Die Monteure sollen angewiesen werden, künftig Absprachen zu treffen und sich ordnungsgemäß Zugang zu verschaffen.
Auf Gellerts Betreiben hin will die Firma der alten Frau zusätzlich ein Präsent vorbeibringen. him
Die Maintaler Kulturetage: Kein Unterhaltungsfaktor, allenfalls ein Brodelpott voller Aktionen und Ideen Bis zum Sommer ein Erprobungsprogramm Trotzdem: Am Freitag läuft die Eröffnung Von Helmut Pomplun MAINTAL. Hell und frisch wirken die drei Räume im Obergeschoß des Historischen Rathauses im kleinsten Stadtteil Wachenbuchen. Die Wände sind geweißt, die Dielen verlegt, und auch die noch fehlenden Abschlußleisten werden genagelt sein, wenn am Freitag um 19 Uhr die Maintaler "Kulturetage" mit einem Fest eröffnet wird. Vier Mitglieder des Maintaler Kunst-Frischwasser-Vereins haben rund ein halbes Jahr an ihrem Domizil über der Stadtteilbücherei gearbeitet. "Wir verstehen diesen Kunstraum als offenes Experimentierfeld für unsere eigenen Ambitionen, uns weiterzuentwickeln, andererseits auch als Labor, um kulturkritische Ansätze nach außen zu tragen", teilt das Quartett über sein Projekt mit. "Kein Unterhaltungsfaktor, allenfalls ein Brodelpott voller Ideen und Aktionen." Angela Pfeiffer, Irmgard Holtkötter, Günther Hantel (alle aus dem Stadtteil Hochstadt) und Elfriede Sonnenberg (aus Dörnigheim) bezeichnen sich selbst als "die Aktiven - neben vielen Karteileichen - im Kunst-Frischwasser-Verein". Sie haben wirklich den langen Atem gebraucht bis zu diesem Zwischenergebnis. Und genau besehen ist das Erreichte immer noch nicht das, was erreicht werden sollte.
Nach dem Zerwürfnis mit der Ateliergemeinschaft Mozartstraße (1986/87) war der Verein sozusagen "heimatlos" geworden und hatte seine künstlerischen Aktivitäten von Fall zu Fall in städtischen Räumen anbieten müssen.
Ein Schwerpunkt des Engagements lag zudem auf der gemeinsam mit der österreichischen Partnergemeinde Moosburg betriebenen Sommer-Akademie, deren Initiator und künstlerischer Leiter Günther Hantel ist. Doch bemühte sich der Kunst-Frischwasser-e. V. immer wieder um eine feste Bleibe. Das ehemalige Schweinehirtenhäuschen - neben dem Hochstädter Obertor - stand vorübergehend zur Debatte. Aber die Pläne zerschlugen sich aufgrund der Kosten: Ein Innenarchitekt machte das Rennen. Für 350 000 Mark hat ihm die Stadt das Häuschen auf 60 Jahre in Erbpacht überlassen, verbunden mit der Auflage, das historisch bedeutsame Gebäude angemessen zu sanieren . . .
Dann stand das Dachgeschoß des Wachenbucher Rathauses in der Raiffeisenstraße als Kulturetage auf dem Programm der Stadtverwaltung. Konkret geplant war eine Kombination mit dem darunterliegenden Obergeschoß, das auch von der Volkshochschule und dem Internationalen Frauenzentrum Maintal genutzt werden sollte. Kunst-Frischwasser legte - übrigens als einziger Maintaler Verein - eine Nutzungskonzeption vor und bekam den Zuschlag. Ein offener Bereich war geplant mit "Artothek" (Verleih von Kunstobjekten), Fotolabor und großem Atelier. Doch die Asylbwerber hatten schließlich Vorrang, wie im vergleichbaren Fall Hochstadt, wo der Verein Heimatmuseum Maintal auf die Nutzung von Räumen im freigewordenen Rathaus verzichten mußte.
Doch in Wachenbuchen gab es immerhin provisorischen Ersatz, als die zuvor als Wohnung genutzten Räume über der Stadtteilbücherei im Historischen Rathaus (Alt-Wachenbuchen/Ecke Kirchstraße) frei wurden. Der Kunst-Frischwasser- Verein hat für 430 Mark Monatsmiete mit der Stadt einen Vertrag auf unbestimmte Zeit geschlossen, indes in Abhängigkeit vom Freiwerden der Räume im zweiten (neueren) Rathaus, wo entschieden mehr Platz ist.
"Das hier sind eigentlich Ersatzräume", sagte Hantel beim Besuch der FR. "Wir haben die Konzeption umgestellt und den offenen Bereich wegen Platzmangel gestrichen. Und was wir bis zum Sommer anbieten, ist zunächst ein Erprobungsprogramm." Was denn? Irmgard Holtkötter, Diplompädagogin und Kunst-Therapeutin, ermöglicht "Selbsterfahrung mit kreativen Medien", zunächst aber nur an Wochenenden und nicht in Form von Kursen.
Angela Pfeiffer, hauptberuflich bei der Stadtverwaltung beschäftigt, hat noch kein Programmangebot, wohl aber eine Planung unter dem Titel "Kinder erfahren ihre Stadt, ihre Umwelt". Konkret werde das erst im Herbst, meint Pfeiffer: "Mal sehen, wie die Sache angenommen wird. Daraus ergeben sich meine Reaktionen." Elfriede Sonnenberg macht eine Drukkerwerkstatt auf, in der Kaltnadelradierung, Holzschnitt und Ätzung gelernt werden können. "Das ist auch eine Frage der technischen Ausrüstung", sagt die Künstlerin, deren dritte und jüngste Tochter Leona mit vier Monaten auch das jüngste Vereinsmitglied ist. Sonnenberg bietet Einführungskurse und Arbeiten nach Vereinbarung.
Graphik-Designer Günther Hantel steigt mit einem Aquarell-Kursus ein. Angela Pfeiffer weiß, "daß schon viele auf diesen Kursus warten". Acht bis zehn Abende soll der Kursus dauern. Zudem will Hantel "Wochenend-Workshops in seminaristischer Form" anbieten, beispielsweise um die Welt der Werbung aufzuhellen, wofür er auch schon einen Arbeitstitel hat: "Zwischen Konsum und geheimer Verführung".
Die Stadt hat nicht nur zur Erstausstattung der Kulturetage - etwa mit einer professionellen Druckerpresse, einer schönen, fast historisch wirkenden Staffelei und anderem Gerät - rund 10 000 Mark ausgegeben, wie vom Leiter des Amtes für Jugend, Kultur und Sport, Herbert Begemann, auf Anfrage zu erfahren war. Sondern sie stellte auch für rund 5000 Mark das Material zur Verfügung, mit dem die Vereinsmitglieder die Räume der Etage renoviert haben.
Weil es sich aber nur um "eine Art Provisorium" handle, habe man im Sanitärbereich noch nichts investiert, woraus sich das Problem ergebe, daß die Etage nicht als öffentlicher Versammlungsraum - etwa für Ausstellungen - freigegeben werden könne. Zur langfristigen Förderung sagte Begemann: "Wir werden versuchen, die Kulturetage mit der Galerie der Ateliergemeinschaft Mozartstraße gleichzustellen. Das heißt konkret: nur aktivitätsbezogene Zuschüsse."
GROSS-GERAU. Strafanzeige gegen Unbekannt hat der frühere hessische DGB-Vorsitzende Jochen Richert erstattet, weil sein Name gefälscht und unbefugt bei einer Unterschriftensammlung für die Zulassung der "Republikaner" bei der Kreistagswahl im Kreis Groß-Gerau verwendet wurde.
"Das ist eine glatte Fälschung", sagte Richert (54), der in Raunheim (Kreis Groß-Gerau) wohnt und heute Mitglied des geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes ist, gestern der FR. Weder bei ihm noch einem Familienmitglied habe jemals ein Werber für diese Unterschriftenliste vorgesprochen, betonte Richert, der selbst der SPD angehört.
Entweder habe jemand versucht, ihn gezielt politisch zu diskreditieren, weil er im DGB-Bundesvorstand für Ausländerfragen zuständig und zudem Präsident des in Genf beheimateten Internationalen Berufssekretariats für Angestellte, Techniker, Ingenieure und Naturwissenschaftler (FIET) sei oder sein Name sei für die Unterschriftensammlung einfach aus dem örtlichen Telefonbuch abgeschrieben worden.
Angesprochen auf die Unterschrift habe ihn der Raunheimer Gemeindewahlleiter Udo Smerkda, dieser habe gefragt, ob dabei alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Richert erklärte, daß er mit seinem Schritt an die Öffentlichkeit ein Zeichen habe setzen wollen, ob auch andere Unterschriften auf der "Republikaner"-Unterschriftenliste möglicherweise gefälscht seien. Bemerkenswert sei, daß von den rund 170 Unterschriften zur Listenzulassung etwa 40 allein aus Raunheim stammten.
Zu dem Vorgang erklärte am Dienstag der Kreisvorsitzende der "Republikaner" im Kreis Groß-Gerau, Uwe Skibba aus Mörfelden-Walldorf: "Uns ist das genauso peinlich wie Herrn Richert." Er habe bereits Nachforschungen gestartet, wie es zu dieser Fälschung habe kommen können, ein Ergebnis liege noch nicht vor. Er selbst könne dazu nichts sagen, weil er erst gestern aus einem dreiwöchigen Urlaub zurückgekehrt sei.
Skibba wollte mit fast 100prozentiger Sicherheit ausschließen, daß einer seiner Parteifreunde die Unterschrift gefälscht habe. Denn das wäre ein Akt politischer Dummheit gewesen, weil Richert schließlich bekannt sei. Denkbar sei auch, daß irgend jemand mit der gefälschten Unterschrift habe gezielt Schaden anrichten wollen.
Die "Republikaner" im Kreis hätten in der Bürgerschaft mehr als ausreichend Unterstützung bei der Unterschriftensammlung zur Zulassung ihrer Liste gefunden. Sicherheitshalber würden weitere Unterschriften beim Kreiswahlleiter in Groß-Gerau nachgereicht.
Kreiswahlleiter Baldur Schmitt erklärte gestern, daß er diesen Vorgang zum Anlaß nehmen werde, die gesamte Unterschriftensammlung der "Republikaner" gemeinsam mit den lokalen Wahlleitern zu überprüfen. cas
KASSEL. Bei zwei Auffahrunfällen sind Dienstag früh auf der Autobahn Kassel-Hannover ein österreichischer Sattelzugfahrer getötet und ein anderer Lkw-Chauffeur schwer verletzt worden. Der Sachschaden bei beiden Unfällen belaufe sich auf 400 000 Mark, schätzte die Autobahnpolizei.
Bei dem ersten Unfall in Höhe von Fuldabrück (Kreis Kassel) fuhr ein Österreicher mit seinem Sattelschlepper an einer Steigung auf einen tschechischen Lastwagen auf. Bei dem Aufprall wurde der österreichische Fahrer in dem brennenden Führerhaus eingeklemmt.
Die Insassen des tschechischen Sattelzugs blieben unverletzt. Die Fahrbahn war für über zwei Stunden gesperrt.
Nur 600 Meter von dem Unfallort entfernt und knapp zwei Stunden nach Aufhebung der mehrstündigen Fahrbahnsperrung prallte ebenfalls an einer Steigung ein 23jähriger Lkw- Chauffeur aus Augsburg auf einen vorausfahrenden Lastwagen.
Auch der 23jährige wurde in seinem Führerhaus eingeklemmt, konnte allerdings von der Feuerwehr schwer verletzt befreit werden. lhe
FRIEDRICHSDORF. Bürgermeister Gerd Schmidt wollte nicht glauben, was die "Frankfurter Rundschau" ihm am Freitag, 15. Januar, ganz oben auf der ersten Seite der Lokalrundschau präsentierte. "Nur eine Straße trägt den Namen einer Frau" stand dort. Dabei hatte er den Beweis für diese Tatsache selbst geliefert und stolz präsentiert: das erste vollständige Straßenverzeichnis der Stadt Friedrichsdorf und ihrer Stadtteile mit der Erklärung der Namen.
Redakteurin Waltraut Rohloff hatte aus dem Heft, dessen Studium laut Schmidt "nicht der schlechteste Weg ist", eine Stadt kennenzulernen, die erstaunliche und unrühmliche Tatsache herausgefiltert, daß Frauen bei der Straßentaufe bis in die jüngste Zeit links liegen gelassen wurden. Einzige Ausnahme ist Madame Blanc, Friedrichsdorfer Schusterstochter und Frau des Bad Homburger Spielbankgründers Blanc.
Da nicht sein kann, was nicht sein darf, tauchte Schmidt in die Archive ab, um den Gegenbeweis anzutreten, auf Lücken in den Unterlagen der Heimatforscher hoffend. Er hat, wie er jetzt zugibt, nur ganz schwache Hinweise "zur Ehrenrettung" der Namensgeber gefunden: Vor einigen Jahren habe ein SPD-Abgeordneter im Seulberger Ortsbeirat den Vorschlag gemacht, einen noch nicht benannten Weg nach Elise Kitz zu benennen, die als letzte von vielen angeblichen Hexen aus Seulberg im 17. Jahrhundert verbrannt wurde. "Der Vorschlag wurde damals nicht angenommen - aus welchen Gründen auch immer", sagt Gerd Schmidt.
Zum eigenen Freispruch vom Vorwurf der Frauenfeindlichkeit erwähnt er noch seinen Vorschlag, bei der Namensgebung für das jetzige Haus Miriam "lieber den der ersten Diakonisse zu bemühen". Aber diese Hinweise sind selbst dem Bürgermeister zu dünn. Deshalb streut er Asche auf sein Haupt und gelobt Besserung: "Mich hat das betroffen gemacht, aber ich habe das jetzt gespeichert." Er werde nicht vergessen, bei den nächsten Straßenbenennungen an Frauen zu denken: "Darauf können Sie sich verlassen."
Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung und zur Besänftigung des schlechten Gewissens wär's schon, wenn Gerd Schmidt das Vorwort zur Straßenbroschüre änderte und sich auch an die "interessierte Leserin" und an die "Neubürgerin" wenden könnte . . . nau
Um den Nachmittag zu retten, bedient das Duo also im raschen Wechsel (und auch gleichzeitig) Kontrabaß, Schlagwerk, Gitarre, aber auch das Knorrzofon und die Styroporinette. Und da ist das Publikum dringend um Mithilfe gebeten. Das Programm der Woche
Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr: ". . . und ehren Viktor Goldstein", eine Show zum Gedenken an "den großen deutschen Philosophen und Diabetiker" mit dem Trio Grunewald, Krechel und Fritsch, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Der Beschneider von Ulm", Satirisches "von Türken für Deutsche" mit dem Knobibonbon-Kabarett, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Aysche und Richard", Peter Slaviks über die Konflikte zweier Jugendlicher im neuesten Deutschland, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr: die Goldstein-Gedächtnis-Schau im Gallus Theater; und Knobibonbon im Neuen Theater Höchst. 20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schmerzhaft schöne Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard" im TiB. 22 Uhr: "Paternoster", der Kleinkunst-Talentschuppen in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 30. Januar, um 15 Uhr: "Bonbon-Joes Mitmachkonzert", mit Ferri und Lerri, ein Musikspektakel ab vier Jahren im Gallus Theater.
20 Uhr: Letzter Auftritt für Grunewald, Krechel und Fritsch im Gallus sowie für das Knobibonbon-Kabarett in Höchst.
20.30 Uhr: "Nachtwache", eine "Lange Theaternacht mit anschließendem Frühstück" mit dem Freien Schauspiel Ensemble, im Philanthropin; "Aysche und Richard" im TiB; 22 Uhr: der Kleinkunst-"Paternoster" in der Brotfabrik.
Sonntag, 31. Januar, 15 Uhr: "Wir können noch viel zusammen machen", F. K. Waechters Stück für Leute ab vier, ein Gastspiel des Theaters Mimikri im Freien Theaterhaus (Schützenstraße 12); 15.30 Uhr: eine Jonglier- Show mit "Sebastian und Florian" in der Brotfabrik, ebenfalls für Kinder ab vier.
16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Artisten-Revue im Neuen Theater Höchst.
Montag, 1. Februar, 20 Uhr: "Literarischer Nachthimmel" im Neuen Theater Höchst, diesmal mit Texten über das Phänomen "Stadt" - mit Beispielen aus Paris und Frankfurt.
Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr: "Das Röcheln der Mona Lisa", eine Show mit Ernst-Jandl-Texten, ein Gastspiel des Dresdner Ensembles "Statt-Theater Fassungslos" im Neuen Theater Höchst.
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein ,Hui&rquote;", eine Lesung mit Liebesdichtung (von Heinrich Heine bis Woody Allen), vorgetragen und -gesungen von Dagmar Casse und Moritz Stoepel, im Philanthropin. two
Um den Nachmittag zu retten, bedient das Duo also im raschen Wechsel (und auch gleichzeitig) Kontrabaß, Schlagwerk, Gitarre, aber auch das Knorrzofon und die Styroporinette. Da muß das Publikum dringend helfen. In dieser Woche
Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr: ". . . und ehren Viktor Goldstein", eine Show zum Gedenken an "den großen deutschen Philosophen und Diabetiker" mit dem Trio Grunewald, Krechel und Fritsch, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Der Beschneider von Ulm", Satirisches "von Türken für Deutsche" mit dem Knobibonbon-Kabarett, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Aysche und Richard", Peter Slaviks über die Konflikte zweier Jugendlicher im neuesten Deutschland, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr: die Goldstein-Gedächtnis-Schau im Gallus Theater; und Knobibonbon im Neuen Theater Höchst. 20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schmerzhaft schöne Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard" im TiB. 22 Uhr: "Paternoster", der Kleinkunst-Talentschuppen in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 30. Januar, um 15 Uhr: "Bonbon-Joes Mitmachkonzert", mit Ferri und Lerri, ein Musikspektakel ab vier Jahren im Gallus Theater.
20 Uhr: Letzter Auftritt für Grunewald, Krechel und Fritsch im Gallus sowie für das Knobibonbon-Kabarett in Höchst. - 20.30 Uhr: "Nachtwache", eine "Lange Theaternacht mit anschließendem Frühstück" mit dem Freien Schauspiel Ensemble, im Philanthropin; "Aysche und Richard" im TiB; 22 Uhr: der Kleinkunst-"Paternoster" in der Brotfabrik.
Sonntag, 31. Januar, 15 Uhr: "Wir können noch viel zusammen machen", F. K. Waechters Stück für Leute ab vier, ein Gastspiel des Theaters Mimikri im Freien Theaterhaus (Schützenstraße 12); - 15.30 Uhr: eine Jonglier- Show mit "Sebastian und Florian" in der Hausener Brotfabrik (für Kinder ab vier Jahren).
16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Artisten-Revue im Neuen Theater Höchst.
Montag, 1. Februar, 20 Uhr: "Literarischer Nachthimmel" im Neuen Theater Höchst, diesmal mit Texten über das Phänomen "Stadt" - mit Beispielen aus Paris und Frankfurt.
Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr: "Das Röcheln der Mona Lisa", eine Show mit Ernst-Jandl-Texten, ein Gastspiel des Dresdner Ensembles "Statt-Theater Fassungslos" im Neuen Theater Höchst.
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein ,Hui&rquote;", eine Lesung mit Liebesdichtung (von Heinrich Heine bis Woody Allen), vorgetragen und -gesungen von Dagmar Casse und Moritz Stoepel, im Philanthropin. two
Um den Nachmittag zu retten, bedient das Duo also im raschen Wechsel (und auch gleichzeitig) Kontrabaß, Schlagwerk, Gitarre, aber auch das Knorrzofon und die Styroporinette. Und da ist das Publikum dringend um Mithilfe gebeten. In dieser Woche
Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr: ". . . und ehren Viktor Goldstein", eine Show zum Gedenken an "den großen deutschen Philosophen und Diabetiker" mit dem Trio Grunewald, Krechel und Fritsch, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Der Beschneider von Ulm", Satirisches "von Türken für Deutsche" mit dem Knobibonbon-Kabarett, im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Aysche und Richard", Peter Slaviks über die Konflikte zweier Jugendlicher im neuesten Deutschland, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr: Die Goldstein-Gedächtnis-Schau im Gallus Theater; und Knobibonbon im Neuen Theater Höchst. 20.30 Uhr: "So schön, schön war die Zeit", die schmerzhaft schöne Schlager-Revue des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Aysche und Richard" im TiB. 22 Uhr: "Paternoster", der Kleinkunst-Talentschuppen in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 30. Januar, um 15 Uhr: "Bonbon-Joes Mitmachkonzert", mit Ferri und Lerri, ein Musikspektakel ab vier Jahren im Gallus Theater.
20 Uhr: Letzter Auftritt für Grunewald, Krechel und Fritsch im Gallus sowie für das Knobibonbon-Kabarett in Höchst.
20.30 Uhr: "Nachtwache", eine "Lange Theaternacht mit anschließendem Frühstück" mit dem Freien Schauspiel Ensemble, im Philanthropin; "Aysche und Richard" im TiB; 22 Uhr: der Kleinkunst-"Paternoster" in der Brotfabrik.
Sonntag, 31. Januar, 15 Uhr: "Wir können noch viel zusammen machen", F. K. Waechters Stück für Leute ab vier, ein Gastspiel des Theaters Mimikri im Freien Theaterhaus (Schützenstraße 12); - 15.30 Uhr: eine Jonglier- Show mit "Sebastian und Florian" in der Brotfabrik, ebenfalls für Kinder ab vier. - 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die Artisten-Revue im Neuen Theater Höchst.
Montag, 1. Februar, 20 Uhr: "Literarischer Nachthimmel" im Neuen Theater Höchst, diesmal mit Texten über das Phänomen "Stadt" - mit Beispielen aus Paris und Frankfurt.
Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr: "Das Röcheln der Mona Lisa", eine Show mit Ernst-Jandl-Texten, ein Gastspiel des Dresdner Ensembles "Statt-Theater Fassungslos" im Neuen Theater Höchst.
20.30 Uhr: "Die Freuden der Liebe, sie dauern nur ein ,Hui&rquote;", eine Lesung mit Liebesdichtung (von Heinrich Heine bis Woody Allen), vorgetragen und -gesungen von Dagmar Casse und Moritz Stoepel, im Philanthropin. two
BAD SODEN. Im Treppenaufgang zur Wohnung hat sich nichts verändert, die drei Jahre seit dem vorigen Besuch scheinen spurlos vorübergegangen zu sein. Wie beim ersten Mal ist eine leise Spannung im Bauch zu spüren. Nur die Frage ist eine andere: Nicht "wie sieht er aus?", sondern "hat er sich verändert in den vergangenen drei Jahren?", der Wahl-Neuenhainer Wilhelm Dannenberg. Heute feiert er mit der Familie seiner Nichte Heidi Häusner seinen 104. Geburtstag.
Schmal ist er geworden, der einst so großgewachsene Landvermessungs- Ingenieur aus Neu-Ruppin mit dem immer noch dichten, schlohweißen Haar. Früher war er begeisterter Segler am Timmendorfer Strand, wo er mit seiner Frau viele Jahre lebte, bevor das Paar 1986 zur Nichte in den "Ruhesitz" nach Neuenhain zog. Auch im hohen Alter von 101 Jahren kaufte "Helmi" - wie ihn alle nennen - täglich noch die Zeitung, wälzte Kunstbücher und begeisterte sich für Ausgrabungen in der Umgebung.
Die drei Jahre seit der letzten Begegnung haben ihn verändert. Auch wenn er seine Besucherin noch immer mit wachen Augen ansieht. Dennoch, sein Alltag ist - zumindest von außen betrachtet - gleichförmig geworden. Zwangsläufig. Alles geht nur noch langsam. Der Kreislauf diktiert das Tempo. Auch das Reden und Zuhören. Bewußtsein und Tatendrang haben sich in die Welt der Gedanken zurückgezogen. Tribut des Alters.
"Aber seine Lebensfreude ist noch immer ungebrochen", sagt die Nichte Heidi Häusner, die nebenan wohnt und jeden Tag nach ihrem Onkel sieht. Wilhelm Dannenberg lächelt. Wo er mit seinen Gedanken lebt? In Hamburg oder Timmendorf? Er schüttelt den Kopf: "Nein, hier." Auch die Fernseh-Nachrichten versäumt er nach Möglichkeit nicht.
Er schaut zu Käthe hinüber, der schwarzen Schönheit auf Samtpfoten, die ihren langjährigen "Lebensgefährten" aus einem halben Meter Abstand von der Sessellehne aus anschnurrt. Vor drei Jahren wünschte er sich im Spaß einen Chauffeur, um mobiler zu sein. Und heute? Ein gemütliches Kaffeekränzchen, ein bißchen Besuch, ja, darüber freut er sich. ana
HANAU. Mit einem Schuß durch die Scheibe der Fahrertür ist am Montag mittag ein 35 Jahre alter Mann auf der Bundesstraße 43 a bei Hanau getötet worden. Der Arbeiter - ein Deutscher syrischer Herkunft - aus Heusenstamm im benachbarten Kreis Offenbach war gegen 12.15 auf der autobahnähnlichen Straße in Richtung Hanau-Wolfgang unterwegs, als bislang unbekannte Täter den Schuß auf ihn abgaben.
Der schwarze BMW des 35jährigen prallte gegen eine Leitplanke; Zeugen entdeckten den Toten kurze Zeit später zusammengesunken in seinem Wagen, teilte ein Sprecher der Hanauer Polizeidirektion am Dienstag mit. Die Obduktion ergab einen einzelnen, vermutlich sofort tödlichen Schuß in die Herzgegend.
Die Polizei nimmt an, daß der oder die Täter den BMW-Fahrer zum Abbremsen gezwungen und dann auf ihn gefeuert haben. Über die Art der Waffe und ihr Kaliber konnte der Polizeisprecher am Dienstag noch keine Angaben machen.
Auch über das Motiv des Verbrechens herrscht Unklarheit. Derzeit sucht die Polizei einen roten Honda Accord 2000 mit Offenbacher Kennzeichen, der möglicherweise mit der Tat in Zusammenhang steht. az
Die interessante Sportnotiz
Jesse-Owens-Preis an Scherbo Turn-Olympiasieger Witali Scherbo aus Weißrußland bekommt im diesem Jahr den Jesse-Owens-Preis. Die Auszeichnung wird im Gedenken an den Sprinter Owens für außergewöhnliche Leistungen im Sport und auf dem Gebiet der Völkerverständigung verliehen. Im vergangenen Jahr hatte Weitsprung-Weltmeister Mike Powell den Preis bekommen. Stebel wird Trainer bei Oythe Volleyball-Bundesligist VfL Oythe wird von Christian Stebel trainiert. Sein Vorgänger Chengwu Wanghat hat aus privaten Gründen das Amt abgegeben. Thränhardt beendet Laufbahn Hochspringer Carlo Thränhardt will nach Ende dieser Saison seine Karriere beenden. Der 35 Jahre alte Thränhardt, dessen größter Erfolg der Gewinn der Bronzemedaille bei den Europameisterschaften 1986 war, möchte sich noch einmal für die WM qualifizieren, die im August in Stuttgart stattfinden.
Accola will bei der WM starten Der Schweizer Skifahrer Paul Accola, seit Dezember wegen einer Knieverletzung nicht auf der Piste, wurde in das Weltmeisterschaftsaufgebot der Schweiz berufen und plant einen Start bei der Weltmeisterschaft, die vom 3. bis 14. Februar in Japan stattfindet. Futre geht zu Benfica Lissabon Der portugiesiche Fußball-Nationalspieler Paulo Futre wechselt für eine Ablösesumme, die zwischen acht und elf Millionen Mark liegen soll, von Atletico Madrid zu Benfica Lissabon. Teil des Vertrages zwischen den beiden Klubs ist die Klausel, daß Benfica weitere 14,5 Millionen Mark zahlen muß, falls es Futre an Atleticos Rivalen Real Madrid weiterverkauft.Tansania nicht bei WM-Qualifikation Tansania hat seine Mannschaft aus der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA zurückgezogen. Der Verband gab finanzielle Gründe an.
KSC sagt Russen ab Die russischen Fußballer Andrej Tschernischwo und Aschrik Zwejba werden nicht zum Karlsruher SC wechseln. Der Klub sieht in ihnen nicht die erhofften Verstärkungen. Sendscheid verlängerte Peter Sendscheid hat seinen Vertrag beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 bis 1995 verländert. Hallenrad-WM in Saarbrücken Die Weltmeisterschaften im Hallenradsport finden 1994 in Saarbrücken statt. Auch Magdeburg, Bremen, Karlsruhe und Frankfurt hatten sich um die Titelkämpfe beworben. DFB erhebt Anklage gegen Daum Christoph Daum muß sich vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen unsportlichen Verhaltens verantworten. Dies bestätigte am Dienstag der Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, Horst Hilpert. Der Trainer des VfB Stuttgart soll am 10. Januar beim Hallen-Turnier in Köln seine Spieler zu Fouls an Michael Kostner, dem Libero des Bundesliga-Konkurrenten 1. FC Saarbrücken, aufgefordert haben. Hartenberger spielt für Darmstadt Uwe Hartenberger wird heute beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt für Darmstadt 98 auf dem Platz stehen. Der hessische Zweitligist, so hieß es in Darmstadt, sei mit Bayer Uerdingen über die Wechselbedingungen von Hartenberger einig. Dresden stundet Dynamo Geld Die Stadt Dresden will dem finanziell arg gebeuteleten Fußball-Bundesligisten Dynamo Dresden auf dessen Antrag hin ausstehende Zahlungen in Höhe von 500 000 Mark bis zum Saisonende stunden. Das ist das Ergebnis eines ersten Gesprächs zwischen dem neuen Dynamo- Präsidenten Rolf-Jürgen Otto und dem Dezernenten für Sport, Jürgne Löffler.
WIESBADEN. Er galt als "netter Typ", der Vereinswirt der Dotzheimer Turner. Bis "Radi", wie der serbische Gastronom im Wiesbadener Stadtteil genannt wird, zur Zielscheibe von Attentätern wurde.
Beim ersten Mal, im Oktober, konnte eine Handgranate unter seinem Auto noch rechtzeitig entschärft werden, beim zweiten Mal - in der Nacht zum 10. Januar - ging der Sprengsatz auf dem Parkplatz vorm Turnerheim hoch, flogen Granatsplitter. Seitdem ist "Radi" im 23 000-Einwohner-Stadtteil zum Sicherheitsrisiko geworden, machen Bürger einen großen Bogen um die Turnhalle (eine Art Bürgerhaus-Ersatz).
"Und die Sicherheit der Dotzheimer geht über das wirtschaftliche Interesse eines einzelnen", meint Bürgermeister Hildebrand Diehl. Kurzum entzog die Stadt "Radi" die Konzession, der Turn- und Sportverein kündigte fristlos den Pachtvertrag, den er voriges Jahr erst bis 1994 verlängert hatte.
Der Serbe, der seinen richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, versuchte, vor dem Verwaltungsgericht dagegen vorzugehen, ließ sich dann aber auf einen Vergleich ein. "Mir bleibt ja nichts anderes übrig", sagt der 43jährige, der sich nun - "weit weg von Wiesbaden" - eine neue Existenz aufbauen will.
Egal, ob politische Motive, wie Bürgermeister Diehl vermutet, dahinterstecken oder nicht, eines ist den Attentätern laut "Radi" gewiß gelungen: "Sie haben mich wirtschaftlich ruiniert." Und auch die Vereinsvorsitzenden des Stadtteils gucken dumm aus der Wäsche: Sie müssen nun ihre Faschingsbälle und Kappensitzungen ausfallen lassen, weil Sportlertreff und Kneipe geschlossen sind. FR/maf
Zur Asylbedatte innerhalb der SPD Main-Kinzig und zu der Berichterstattung der FR über den jüngsten Parteitag schreibt ein Leser aus Nidderau:
"In der Lokalrundschau vom 25. 1. 1993 schreiben Sie unter der Überschrift "Linker Parteiflügel setzte sich durch" über den SPD-Unterbezirksparteitag vom 23. 1. 1993. Dazu möchte ich als Leser folgendes bemerken:
Sie bezeichnen eine Partei als "Linkspartei", in der eine nicht gerade geringe Zahl von Mitgliedern zum Thema Flüchtlinge und Asyl nationalistische und chauvinistische Äußerungen in der Öffentlichkeit äußert, daß es einem kalt über den Rücken läuft. So wird von SPD-Mitgliedern geäußert "Deutschland sei schließlich kein riesiges Land wie Kanada mit unbeschränkten Aufnahmemöglichkeiten" und daß "die Aufnahme- und Integrationsfähigkeit der BRD an ihre Grenzen stoße und viele Bürger kein Verständnis für die große Zahl der Zufluchtsuchenden Menschen habe". Der Leser bemerke: Nicht die konservative Politik bis weit in SPD und GRÜNE mit ihrer über Jahre andauernden medienwirksamen Asyldebatte fürchtet - und beeinflußt damit die Bürger - den Zustrom weiterer Menschen in dieses Land, nein hier wird im Gegenteil versucht, den Spieß umzudrehen und dem Bürger "die Schuld" über die SPD-Asylpolitik unterzuschieben. Man reagiert schließlich nur auf das, was das Wahlvolk will.
Wie kann eine Partei als "links" bezeichnet werden, die z. B. im Bundestag einer GG-Artikel-16-"Ergänzung" nicht nur zustimmt, sondern diese Form der "Ergänzung" im wesentlichen mit ausgearbeitet hat, in der Konsequenz, daß fast kein Nichtdeutscher als Flüchtling auf zumutbare Weise in dieses Land mehr gelangt.
Oder im MKK die Kreis-SPD ein Wahlprogramm verabschiedet, in dem Menschen in wertvolle (für den Arbeitsmarkt) und Nichtsnutze mit Namen Einwanderungsgesetz unterschieden werden. Ich finde es schon erschreckend, wenn dieses, was am letzten Wochenende die MKK-SPD als Thema "Innere Sicherheit" verabschiedete, als Sieg des linken Parteiflügels bezeichnet wird. Wie muß da erst der rechte Flügel, der ja auch nicht gerade klein ist, denken?
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
SCHWALBACH. Der Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) Main-Taunus mahnt die Stadt Schwalbach, endlich das Wohnprojekt für Jugendliche auf dem städtischen Grundstück an der Ringstraße zu realisieren. In einer Solidaritätserklärung für junge Wohnsitzlose, die seit gut einer Woche auf einer Eschborner Wiese ein kleines Dorf aus Bauwagen aufgestellt haben, kritisieren die Pfadfinder die städtischen Gremien. Diese schöben das vor drei Jahren beschlossene Vorhaben unerledigt vor sich her.
Der BDP erinnert daran, daß bereits im Winter 1990/91 rund 20 junge Schwalbacher kein Dach über dem Kopf hatten und teilweise in Autos schliefen. Damals gründeten die jungen Leute die "Obdachlosen- und Wohnungssuchendeninitiative" (OWI), um auf die aktuelle Wohnungsnot, speziell für junge Leute, hinzuweisen. Der BDP habe daraufhin ein Konzept für den Ausbau der städtischen Scheune an der Ringstraße erarbeitet.
Die zwei Gruppen der Pfadfinderorganisation sollten dort einziehen, und für Jugendliche sollte eine Übergangswohnung geschaffen werden, von der aus sie im akuten Notfall weiter suchen können. Jetzt schimpfen die BDPler: "Weder sind beide Pfadfinderbünde dauerhaft untergebracht noch wurden Wohnmöglichkeiten geschaffen. Die Scheune steht leer."
Bürgermeister Horst Faeser (SPD) verteidigt die Stadt mit dem Hinweis, die Stadtverordneten hätten vor einem Jahr beschlossen, den Wohnungsbau der neu zu gründenden Stadtentwicklungsgesellschaft als erstes Projekt zu übertragen. Vorher hätten die Parlamentarier die 1,8 Millionen Mark für den Abriß der Scheune und den Neubau eines Wohnhauses an dieser Stelle nicht genehmigen wollen, so Faeser. Doch die Stadtentwicklungsgesellschaft, die die Stadtverordneten am Donnerstag aus der Taufe heben wollen, müßte auch erst noch flüssig werden. Dazu soll der Verkauf eines städtischen Grundstücks in der Stadtmitte an die Nassauische Heimstätte dienen.
Für die Pfadfinder zeichnet sich hingegen nach Auskunft von Erster Stadträtin Ulrike Scholtz möglicherweise eine andere Lösung ab: Eine der beiden Gruppen wolle in etwas komfortableren Unterkünften am Schwimmbad bleiben, während die andere den Blumenpavillon am Alten Friedhof als Domizil akzeptieren würde. Damit wäre das ganze Haus für wohnungslose Jugendliche frei. she
NEU-ISENBURG. Das Isenburger Ehepaar Georgi und Bistra Todorov soll mit seinen beiden Kinder in den nächsten Tagen nach Bulgarien abgeschoben werden. Nach Auffassung der Bundesbehörden sind die Todorovs keine politischen Flüchtlinge. Aber auch als Aussiedler werden sie nicht anerkannt, da ein entsprechender Antrag nur vom Ausland aus gestellt werden darf. Demnach spielt es keine Rolle, daß die Großmutter in Berlin geboren wurde und mittlerweile wieder deutsche Staatsangehörige ist.
Sollte der Petitionsausschuß des Hessischen Landtages zu keinem anderen Urteil kommen, müssen die Todorovs alles zurücklassen, was sie sich in Deutschland während der vergangenen zwei Jahre aufgebaut haben: Beide Eheleute haben sowohl Arbeit gefunden als auch eine Wohnung in Gravenbruch; die Töchter Mira und Hilde zählen zu den besten Schülerinnen im Goethe-Gymnasium.
Landrat Josef Lach (SPD) wird die Todorovs solange nicht abschieben, bis in Wiesbaden die Entscheidung gefallen ist. Lach betonte, er sei nicht befugt, sich "aus humanitären Gründen" für die Familie einzusetzen. Der Kreis habe seinen "Ermessensspielraum" ausgereizt und die seit März 1992 mögliche Ausweisung mehrfach verschoben. leo (Ausführlicher Bericht auf der Seite Hessen)
BAD ORB. "Back Stage" ist tot - es lebe "Heart of London". Stolz blicken die vier Musiker auf das Infomaterial mit dem neuen Namenszug: druckfrische Plakate und eine vierseitige Werbebroschüre. Nur Sänger Hubert Auer ist mit dem Gruppenfoto nicht so ganz zufrieden. "Da gucke ich wieder wie ein Ochsenfrosch", kommentiert er sein Konterfei und erntet schallendes Gelächter in der Gruppe.
Rund ein Jahr trat die Band als "Back Stage" auf, seit vier Wochen ist es damit vorbei. Die Bezeichnung erschien ihnen nicht mehr originell genug, beim Blick in die Szene-Magazine entdeckten sie, daß auch andere auf den Namen gekommen waren. Nun also "Heart of London", eine leise Liebeserklärung an die englische Rockmusik. Freilich: Die vier studieren ihre Stücke nicht im Herzen der britischen Hauptstadt, sondern in einem Keller der Bad Orber Altstadt ein.
"This could be love" tönt es über die Lautsprecher in dem engen Proberaum. Doch schon nach wenigen Takten unterbricht Bassist Volker Hofmann. "Hubert ist zu leise", findet der 26jährige Gelnhäuser und korrigiert die Sache per Regler am Mischpult. Volker Hofmann ist der "Benjamin" der Truppe. Die anderen, Gitarrist Leo Weisbecker, Schlagzeuger Horst Wolf und Hubert Auer, sind bereits weit über die 30. Band- und Bühnenerfahrung haben sie reichlich. Seit rund 20 Jahren sind die drei Bad Orber in der Musikszene, alle waren einst bei "Nexus".
In der jetzigen Formation spielen sie seit einem Jahr zusammen. Den ersten großen Auftritt hatten sie im August, beim "Sommer-Rock-'n'-Beat-Festival" in Lich. Ein paar Wochen später begeisterten sie ihre Anhänger beim "Gelnhäuser Abend" im Jugendzentrum, wo sie das ortsansässige Lokalblatt als "Höhepunkt" der Veranstaltung rühmte.
Einen "kraftvollen Rocksound", der mit "viel Feeling rüberkommt", verspricht "Heart of London" in der Eigenwerbung. Auch Funk-Einflüsse sind im Klangbild zu erkennen. Doch bemerkenswerter scheint in einer Zeit, wo viele Bands Hits aus den aktuellen Charts nachträllern oder allenfalls ein Rundfunkmoderator als Discjockey Zelte füllt, die Tatsache, daß die Lieder Eigenkompositionen sind.
Leo Weisbecker, Kopf der Band, obwohl er das bescheiden zurückweist, spricht von einer traurigen Entwicklung: "Momentan gibt&rquote;s fast nur Cover- Bands. Die wenigsten machen selbst was."
Um so stolzer sind die vier auf ihre eigenen Stücke, selbst wenn sie damit nicht immer den breiten Publikumsgeschmack treffen. An Selbstbewußtsein fehlt es ihnen nicht: "Rockmusik muß man nicht nur in Frankfurt suchen, es gibt auch gute Bands außerhalb der Großstadt", betont Volker.
Dreimal in der Woche feilt die Gruppe an ihren Stücken. Die Texte orientieren sich zumeist an der Musik, behandeln Sorgen und Probleme aus dem Alltag. "Wir wollen nicht unbedingt eine Botschaft vermitteln", ergänzt Hubert Auer, der hauptberuflich Postbeamter ist.
Derzeit sind die Proben auf den nächsten Auftritt abgestimmt: Am Freitag, 6. Februar, spielen sie beim "Rock-Fasching" im Wächtersbacher Bürgerhaus.
Das Fernziel ist natürlich die eigene Platte, da macht "Heart of London" keine Ausnahme. Am Demoband wird fleißig gefeilt, der Sound stellt die vier noch nicht ganz zufrieden. Doch Drummer Horst Wolf weiß auch, daß Mühe alleine nicht genügt: "Ohne Beziehungen läuft in dem Geschäft nichts", erzählt er von der schwierigen Suche nach einem Produzenten. "Die Studios kriegen täglich so viele Bänder, die meisten davon hören sie sich gar nicht mehr an." "Eine CD", sagt er, würde da schon eher Eindruck machen. Doch dafür müßten die Musiker "30 000 bis 40 000 Mark" übrig haben, schätzen sie. JÖRG ANDERSSON
BAD VILBEL. Ein christlicher Aktionskreis zur Hilfe für vergewaltigte Frauen aus Bosnien ist nach längeren Vorbereitungen nunmehr gegründet worden. Mitglieder sind Frauen und Männer unterschiedlicher Parteienzugehörigkeit und gesellschaftlicher Gruppierungen. Sprecherin wurde Agnes Busch, die unter der Telefonnummer 4 82 12 Ansprechpartnerin für weitere Interessierte ist. Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Günther Biwer übernommen.
Der Aktionskreis will Spenden sammeln für ein Projekt des Diakonischen Werkes und des Caritasverbandes. Es geht dabei nach Angaben von Agnes Busch um den Ankauf eines zweiten Frauenhauses in Zagreb für die psychosoziale Betreuung und um die Unterhaltungskosten der beiden Häuser. Am Samstag, 30. Januar, wird am Zentralparkplatz von 10 bis 12 Uhr über das Projekt informiert. Ein Spendenkonto mit der Nummer 0 105 002 220 ist bei der Sparkasse Wetterau (Bankleitzahl 518 500 79) eingerichtet worden. Außerdem gibt es bei Banken, Geschäften und Parteien Sammeldosen.
"In allen Zeiten und Kriegen wurde vergewaltigt, wobei die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft willkommene Opfer für Machthungrige waren. An ihnen wurde der billige Triumpf des männlichen Überlegenheitsgefühls ausgelebt. Dafür wurden in Bosnien speziell Vergewaltigungslager eingerichtet", schreibt Agnes Busch in ihrem Spendenaufruf. Es sei ein Akt "unserer Brüder- und Schwesterlichkeit", sich mit den betroffenen Mädchen und Frauen solidarisch zu zeigen. hm
Die personellen Engpässe in Ortenberg und Gedern ziehen sich bei den Frauen- Handball-Oberligisten aus dem Kreis Büdingen wie ein roter Faden durch die Saison 92/93. Besser hat es der TSV Klein- Linden, denn im Raum Gießen ist das Interesse an dieser Sportart ungleich größer. Am 16. Spieltag kostete diese Situation den TV Gedern (18:22 gegen Regionalliga-Absteiger Hünfelder SV) beide Punkte, während der TV Ortenberg mit einer Energieleistung sondergleichen - mit nur sechs Feldspielern agierend - die TG Melsungen unerwartet sicher mit 18:13 besiegte.
Wenig Federlesens machte der TSV Klein-LInden mit der HSG Reinhardswald/Trendelburg (22:12). Während der TSV (20:12 Punkte) und der TVO (19:13) jetzt wieder auf Rang drei (Heuchelheim/21:11 Zähler) reflektieren können, dürfte sich der TV Gedern (16:16) zwischen Rang sechs und neun einpendeln. Mit dem Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten SG Nordeck/Allendorf/Londorf (Samstag, 19.30 Uhr, Sporthalle Konradsdorf) kann sich Ortenberg in dieser Klasse weiter nach vorne orientieren. Im Derby will der TSV Klein-Linden zur gleichen Stunde die Heuchelheimer Sporthalle und damit auf Platz drei stürmen. Für den TV Gedern steht am Sonntag (16.30 Uhr) eine "halbe Weltreise" an die hessisch-niedersächsische Grenze zur HSG Reinhardswald/Trendleburg bevor.
TV Ortenberg - TG Melsungen 18:13 (11:4) Die "Fehl-Meldung" beim TVO: Torfrau Claudia Lux, Bettin Lenz (beide verletzt), Katja Preuß (Nasennebenhöhlenentzündung), Nicola Trampenau (keine Freigabe für die 1. Mannschaft), Petra Müller (Skiurlaub), Diana Zastrow, Anke Willink (Aktivitäten eingestellt). Trainer Horst Kunz holte für den Eventualfall Bettina Schember und Claudia Methfessel aus der "Zweiten", sie kamen jedoch nicht zum Zuge. Der ehemalige Mainzlarer Bundesligacoach ließ seine "restlichen Sechs" durchspielen. Eine davon dominierte wie gewohnt das Geschehen: Heike Mitschola. Die Rückraumspielerin erzielte erneut zehn Tore. Vom Nachwuchs spielte sich Annett Kraban in den Vordergrund, auch Torfrau Judith Jobst (wehrte zwei Penaltys ab) und die übrigen Feldspielerinnen steigerten sich zur besten Saisonleistung. Mit dem 7:1 nach 15 Minuten beziehungsweise dem 14:5 (38.) waren die Würfel vor 150 Fans gefallen. TV ORTENBERG: Judith Jobst (Tor), Heike Mitschola (10/1), Annett Kraban (3), Nancy Glathe (2), Andrea Heinl (2), Silke Welt-Hartmann (1), Katja Müller. TV Gedern - Hünfelder SV 18:22 (7:8) Nur 35 Minuten (11:11) blieb der TVG ein gleichwertiger Partner. Dann setzten sich die Osthessinnen entscheidend ab, ließen den Gastgeber nie näher als bis auf drei Treffer herankommen. Torfrau Marion Sittner hätte einige Pausen nötig gehabt, mußte wie gewohnt durchspielen und war dieses Mal kein Rückhalt. Der HSV agierte im Rückraum variabler, warf besser und siegte verdient. Birgit Appel (12/6), die erneut überragende Gedernerin, konnte es allein nicht schaffen. TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Appel (12/6), Sylvia Langlitz (2), Ina Müller (1), Kathrina Jung, Heike Haas, Angela Lachmann (1), Ursula Silberling (2), Dagmar Silberling, Daliborga Trisic. TSV Klein-Linden - HSG Reinhardswald 22:12 (11:8). Nach einer gehörigen Standpauke der Trainer Dirk Ortmann und Ulrike Valentin spielte Klein-Linden nach der Pause groß auf. Die erste Welle beim Tempogegenstoß überspülte die Nordhessinnen, die zunächst mit übertriebener Härte und "Schlafwagenhandball" den Gastgeber einlullen konnten. Besonders Caro Strauch wurde immer wieder gefoult. Als sie einmal kräftig zupackte, war in der 45. Minute die rote Karte fällig. TSV KLEIN-LINDEN: Sabine Engel (Tor); Christine Rau, Heike Breithaupt (4/2), Antje Breithaupt (6), Uli Valentin (5/1), Caro Strauch (2/1), Karen Schäfer, Barbara Gruber (1), Simone Albach (3), Christine Volk (1). HANS-DIETER PUTH
Die Basketballer des MTV Kronberg (74:80 beim TV Kirchheimbolanden) haben ihre letzte Chance in der Regionalliga Südwest verspielt. An Spitzenreiter Eintracht Frankfurt (84:80 in Saarlouis, 24:2 Punkte) gibt es offenbar kein Vorbeikommen mehr. Die TGS Ober-Ramstadt (89:81 gegen den BC Wiesbaden) weist weiterhin vier Zähler Rückstand auf, Kronberg (16:10) muß sich vermutlich sogar mit einem Platz in der Tabellenmitte abfinden, zumal der Hochtaunus-Vertreter am Samstag (20 Uhr) zum Spitzenreiter Eintracht Frankfurt reisen muß.
In der unteren Tabellenhälfte siegte nur Schlußlicht Langen II, wodurch sich Wiesbadens (eingeplante) Niederlage in Ober-Ramstadt nicht negativ auswirkte. Der Tabellenachte aus der Landeshauptstadt hat am Samstag (19.30 Uhr, Großsporthalle der Martin-Niemöller- Schule, Moltkering) gegen den Tabellenletzten TV Langen II die einmalige Chance, sich aus dem Absteigerpulk zu entfernen. Langen kam allerdings im vorgezogenen Spiel gegen Horchheim (83:81) zu seinem ersten Saisonsieg.
TV Kirchheimbolanden - MTV Kronberg 80:74 (46:46). Mannschaftssprecher Rolf Weidemann beurteilte die Angriffsleistung nach dem Wechsel als "ausgesprochen peinlich", denn die Schützlinge von Trainer Henner Weis brachten klägliche 28 Korbpunkte zustande. Dabei führte der Gast vor 180 Zuschauern bis zur 35. Minute 64:59 und hatte etwa 120 Sekunden vor Schluß (74:74) noch alle Möglichkeiten. Dann trafen die Spieler um Topscorer John Karaffa (26 Korbpunkte), der nach exakt 30 Minuten Nettospielzeit seine Produktion eingestellt hatte, überhaupt nicht mehr. Einfache Ballverluste wurden radikal bestraft, des weiteren schlug sich das Ausscheiden von Florian Homm in der 39.Minute (5.persönliches Foul) spielentscheidend nieder.
MTV KRONBERG: John Karaffa (26 Korbpunkte), Peter Hering (12), Florian Homm (10), Bernd Kimpel (9), Roland Lewein (7), Rolf Weidemann (6), Tommy Knopp (4), Martin Seibold, Thorsten Lauschmann. TGS Ober-Ramstadt - BC Wiesbaden 89:81 (47:44). Neuling Wiesbaden zeigte einen weiteren Formanstieg, brachte damit sogar den Titelanwärter in die Bredouille. Erst als TGS-Coach Turgay Törk mit Oliver Kleinbub seinen Joker brachte, riß der Favorit nach dem 63:63 Zwischenstand in der 32. Minute das Ruder noch herum. "Kleinbub ging unbekümmert an seine Aufgabe heran, löste die Verkrampfung im Angriffsspiel und sorgte damit für den Schub nach vorne", resümierte Pressewart Matthias Ackermann. Dem Blitzstart des Gastgebers (9:0) folgte eine starke Viertelstunde des BCW, der nach dem Gleichstand (20:20) mit einer starken Angriffsleistung auf 34:24 (16.) davonzog. Dank des Wurf- und Springwunders Jon Baer (36 Korbpunkte) drehte der Verein aus der Darmstädter Kante bereits bis zur Pause den Spieß wieder um.
Da Trainer Günter Steppich die Wiesbadener auch nach der Pause glänzend eingestellt hatte und sich die TGS mit einfachen Blocks immer wieder ausmanöverieren ließ, blieb das Geschehen vor über 200 Zuschauer spannend. Und erst der 2,05 Meter große Kleinbub kippte mit sechs "Körben" in Serie das Spiel zugunsten Ober-Ramstadts. Neben dem US-Boy John Baer steuerten Ackermann und Klement (je 10) sowie Seita (8) das Gros an Korbpunkten für den Sieger bei.
BC WIESBADEN: Steffen Gosenheimer (22 Korbpunkte), Christian Roth (15), Philip Jessen (13), Volker Misok (12), Till Rohrer (10), Wolfgang Mosbacher (6), Mirsad Dedovic (3), Tomislav Tropsek, Helge Jordan. hdp
Mit einem knappen 7:6, 7:6-Erfolg im Finale gegen seinen Vereinskameraden Christian Schmitt sicherte sich David Hirst vom Tennis-Park Rosbach den Titel des Hallen-Kreismeisters 1993 im Tennis- Kreis III Hochtaunus/Wetterau, nachdem er im Halbfinale den an Nummer eins gesetzten Regionalligaspieler Oliver Kesper vom TC Bad Homburg mit 1:6, 7:6 und 7:6 ausgeschaltet hatte. Die Veranstaltung war mit 2000 Mark Preisgeld dotiert.
Die Ergebnsise der Hallen-Kreismeisterschaften in der Übersicht:
Achtelfinale: Oliver Kesper (TC Bad Homburg) - Oliver Schwab (Tennispark Rosbach) 6:4; 7:6; PatrickThull (TC Steinbach) - Peter Hardy (Ober-Mörlener TC) 6:4, 6:4, David Hirst (Tennis-Park Rosbach) - Ralf Baumhammel (TC RW Bad Nauheim) 6:2, 6:3; MarkusLehnen (TC Steinbach) - Guido Fratzke (TC Bad Homburg) 1:6, 6:4; 6:2; Philipp Roloff (TC Steinbach) - Christian Schmitt (Tennispark Rosbach) 6:2; 6:4; 3:6; Christian Merz (TEV Kronberg) - Oetr Vana (TEV Kronberg) 2:6; 0:6; Ralf Weissenberger (TEV Kronberg) - Thorsten Knobloch (TEV Kronberg) 3:6; 4:6; Axel Paul (TEV Kronberg) - Marjan Stamm (Tennispark Rosbach) 4:6; 7:6; 2:6; Viertelfinale: Kesper - Tull 6:1; 6:3; Hirst - Lehnen 7:6; 6:3; Schmitt - Vana 6:4; 2:6; 6:3; Knobloch - Stamm 6:7; 6:2; 6:4; Halbfinale: Kesper - Horst 6:1; 6:7; Schmitt - Knobloch 6:0; 6:2. gst
In diesen Tagen wurde der Öffentlichkeit mitgeteilt, daß Dietrich Fischer-Dieskau seine Konzertlaufbahn beendet habe. Bereits im Dezember absolvierte er seine letzten Auftritte als Sänger. In einem Liederabend in Stuttgart sang er die Michelangelo-Vertonungen von Schostakowitsch, ein paar Tage später in Berlin (im Rahmen zweier Orchesterkonzerte) Mahlers "Lieder eines fahrenden Gesellen", endlich an Silvester während eines Galaabends die Finalfuge aus Verdis "Falstaff": "Tutto nel mondo è burla."
"Alles auf Erden ist Spaß" - unter diesem heiter-versöhnlichen Motto trat ein Künstler ab, der wie kaum ein anderer für die Seriosität, Unkorrumpiertheit "ernster" Musik einstand. Fischer-Dieskau wurde bereits im ersten Jahrzehnt seiner 45jährigen Karriere zum international namhaftesten Interpreten der deutschen Liedkunst. Der Oper widmete er sich erst in zweiter Linie, doch sorgte er auch da für Unverwechselbares: etwa als herrisch-finsterer "Figaro"-Graf oder facettenreicher (Verdi-)Falstaff. Mit lebhaftestem Interesse eignete er sich immer wieder auch neue und neueste Musik an. Aribert Reimann, oft sein Klavierbegleiter, schrieb viel für ihn, nicht zuletzt seine Oper "Lear", die auch dank Fischer- Dieskau einen großen Uraufführungs- Erfolg hatte.
Selbstverständlich ist Fischer-Dieskaus Namen besonders verbunden mit dem deutschen Klavierlied der Romantik. Das Liedoeuvre von Schubert, Schumann, Brahms, Hugo Wolf und Mahler stand ganz im Zentrum dieser Künstlerlaufbahn. Generationen von Musikfreunden in aller Welt rezipierten derlei durch das Medium Fischer-Dieskau. Diese Monopolstellung im Musikbetrieb seiner Zeit sah der Sänger selbst nicht unkritisch. Fischer-Dieskau gehörte nicht zu jenen, denen es zuvörderst um optimale Selbstvermarktung ging. Er war mehr Anti-Star als Star.
Mit seinem beweglichen, in den Registern gut vermittelten Bariton hatte Fischer-Dieskau ein präzises und schier unendlich ausdrucksvolles "Instrument". Hinter seinen Interpretationen stand eine starke, bezwingende, auch "dämonische" Bereiche erfassende Persönlichkeit. Feinsinnige Nuancenerspürung und dramatische, bisweilen auch rabiate Willensbetontheit waren die Spannungspole seiner Musikalität. Fischer-Dieskau war dem Vorwurf ausgesetzt, die lyrische Kantabilität oft gegenüber der pointierten Textvermittlung zu vernachlässigen. In gewissem Maß war er sicherlich durch die deutsche nachwagnersche Sangestradition geprägt. Subjektivität rangierte bei ihm vor "objektiv"-distanzierter Vermittlung. Die Abgründigkeit der "Winterreise" lag ihm näher als die Naivität der (ebenfalls Schubertschen) "Müllerin"-Lieder. Das Feld des "schönen", von Intellektualität unbelasteten und ein wenig neutralen Singens überließ er seinem Antipoden Hermann Prey, dessen Konzertpräsenz sich jetzt als offenbar noch dauerhafter erweist als die seine.
Bereits vor anderthalb Jahrzehnten versuchte Fischer-Dieskau, sich als Dirigent eine weitere Betätigungsschiene zu bauen. Damals wurde vermutet, daß er vielleicht nicht mehr lange singen werde. Die Skrupel des Künstlers beendeten die (von anderen durchaus als hochrangig erachteten) Dirigierversuche, nicht aber die unvermindert anhaltende Sängerbefähigung. Die vorübergehend ermüdet anmutende Stimme erholte sich, war in den letzten Jahren jugendfrisch und technisch einwandfrei wie je. So kommt es nun völlig überraschend, daß Fischer- Dieskau, sozusagen auf der Höhe seines gereiften Könnens, aufzuhören beschlossen hat. Die selbstkritische Haltung des 67jährigen macht dem verantwortungsbewußten Interpreten noch einmal alle Ehre. Sie bestätigt das Bild eines Musikers, der weiß, was er tut. Kein Musikfreund wird diesen Abschied aber ohne Trauer registrieren. Diejenigen, denen es zu einer schönen Gewohnheit geworden war, ein Leben lang von Zeit zu Zeit Fischer-Dieskau "live" zu erleben, erkennen daran auch, daß sie selbst älter, ja alt geworden sind. H.K.J.
Kann der TV Langen II in der Männer- Basketball-Regionalliga Südwest doch noch den Rettungsanker werfen? Der erste Saisonsieg (83:81 gegen den BBC Horchheim) nährte die Hoffnung auf ein sportliches Happy-End für die "kleinen Giraffen". "Wir müssen absolut alle Spiele gewinnen", zeigt Trainer Tomasz Kumaszynski die geringen Möglichkeiten der Bundesliga-Reserve auf. In Wiesbaden (morgen, 19.30 Uhr, Martin-Niemöller-Halle) fehlen mit Sicherheit Felix Arndt und Joe Whitney.
Der Cheftrainer der ersten Mannschaft muß den TVL in Breitengüßbach coachen, fällt somit für einen Einsatz aus. Und mit dem überragenden Werfer aus den USA steht und fällt das Spiel der "Zweiten". Zumal auch Arndt durch seine Bundesligaerfahrung und Wurfstärke nicht ersetzt werden kann. Die TGS Ober-Ramstadt wahrte mit einem 89:81 gegen den BC Wiesbaden seine Meisterschaftschancen, konnte dabei aber ebensowenig wie Tabellenführer Eintracht Frankfurt (84:80 beim TV Saarlouis) überzeugen. Die Riederwälder führen weiterhin mit vier Punkten Vorsprung gegenüber der TGS Ober-Ramstadt, die am Sonntag (18 Uhr) in Saarlouis antreten muß. Der Spitzenreiter erwartet am Samstag (20 Uhr) im Derby den MTV Kronberg und soll dabei von Ober-Ramstädter Spionen unter die Lupe genommen werden.
TV Langen II - BBC Horchheim 83:81 (39:40). Trainer Kumaszynski erlaubte sich den Luxus, den in der Bundesliga erprobten 2,20-m-Riesen Boris Beck auf der Bank schmoren zu lassen. "Joe Whitney, Felix Arndt und Ulf Graichen (zusammen 59 Korbpunkte) sind beim Umschalten von der Defensive in den Angriff beweglicher", begründete er seine Entscheidung. Das Ergebnis sprach am Ende für den Trainer, der im 13. Spiel zu seinem ersten Erfolg in Langen kam. Sein Pech: Die erste Mannschaft geht vor, in Wiesbaden werden seine Topscorer fehlen, wobei Arndt einen lange geplanten Privattermin nicht verschieben kann. Gegen Horchheim zeigte die Mannschaft ein temporeiches Spiel, kassierte weniger Korbleger als gewohnt und zeigte sich im Offensiv-Rebound verbessert.
Dennoch verspielte der Gastgeber in der Sehring-Halle zunächste eine sicher scheinende 33:18-Führung, wobei Kumaszynski sechs Minuten lang drei Akteure aus dem zweiten Glied (bis zum 34:35 einsetzte). Nach dem 70:63 (34. Minute) wurde der TVL müder, beim 78:80 (39.) deutete sich eine weitere Niederlage an, aber Axel Hottinger markierte mit einem "Dreier" (Distanzwurf) das 81:80, und nach dem Ausgleich durch den BBC- Korbjäger Zeddie Locke (insgesamt 19 "Körbe") ließ Joe Whitney mit zwei Freiwürfen (1 plus 1) die Entscheidung folgen.TV LANGEN II: Joe Whitney (33 Korbpunkte), Felix Arndt (15), Axel Hottinger (13), Ulf Graichen (11), Markus Hartmann (10), Damian Rinke (1), Harald Sapper, Niki Kühl, Lars Dittmann.
TGS Ober-Ramstadt - BC Wiesbaden 89:81 (47:44). Die TGS ist weiterhin von ihrer Bestform entfernt. Die Niederlage in Kronberg war dem Team von Trainer Turgay Törk entscheidend an den Nerv gegangen, gegen den noch abstiegsbedrohten BCW bedurfte es einer personellen Entscheidung in der Endphase (Oliver Kleinbub kam in der 32. Minute beim 63:63 auf das Spielfeld), um den starken Gast in die Knie zu zwingen. Während seine Teamgefährten mehr und mehr verkrampften, sorgte der unbekümmert aufspielende 2,05 m große Akteur für frischen Wind und sechs Punkte in Folge. Ferner setzte er den erneut überragenden US-Amerikaner Jon Baer (36 Korbpunkte) glänzend in Szene. In der Defensive klappte es beim Gastgeber vor 200 Besuchern überhaupt nicht, nach gutem Beginn (9:0) war das Team außer Rand und Band, lag mit 24:34 zurück. Mit einfachen Blocks hatte sich Ober-Ramstadt immer wieder ausspielen lassen. hdp TGS OBER-RAMSTADT: Jon Baer (36 Korbpunkte), Günter Ackermann (10), Thomas Klement (10), Marco Seita (8), Eddie Buchbinder (6), Achim Billion (6), Oliver Kleinbub (6), Rainer Brinzing (5), Heiko Pillhofer (2), Christian Bracke.
OFFENBACH. Die düsteren Wolken haben sich noch nicht gänzlich verzogen, aber Dr. Renate Wente-Lukas sieht zur Zeit der Zukunft des von ihr geleiteten Deutschen Ledermuseums erheblich entspannter entgegen als noch vor einem Vierteljahr. Die Finanzierung des bundesweit bekannten Instituts scheint zumindest in diesem Jahr gesichert, nachdem die Stadt ihren Zuschuß auf 850 000 Mark erhöht und jetzt auch das Land Hessen eine "angemessene" Anhebung seines Beitrags angekündigt hat: um 60 000 auf 318 000 Mark. Ungeklärt bleibt jedoch, welche Rechtsform das Museum künftig haben wird - wer also mittelfristig die Offenbacher Sehenswürdigkeit bezahlt.
Zur Zeit ist die Museumsleiterin damit beschäftigt, zusammen mit Juristen der Industrie- und Handelskammer Offenbach mehrere Vorschläge für den künftigen Status des Instituts auszuarbeiten. Diese Neufassung ist notwendig, da es seit der Museumsgründung keinen schriftlichen Vertrag über die Trägerschaft und damit über die Finanzierung gibt. Im Gespräch sind ein gemeinnütziger Verein, eine Stiftung und eine gemeinnützige GmbH.
Dr. Wente-Lukas und ihrem Team wäre es am liebsten, lediglich die bestehende Satzung würde geändert und um einen Passus erweitert. Darin müßte festgehalten werden, wieviel Prozent des Jahresetats von Land, Stadt, Kreis und Verbänden übernommen werden. In einem Gespräch hat der Vertreter des hessischen Wissenschaftsministeriums den Offenbachern jedoch klar gemacht, daß nur mit neuen Statuten eine schriftliche Vereinbarung über die künftige Finanzierung vom Land zu haben ist. Daran wird nun in den kommenden Monaten gearbeitet.
Bisher gelten die Zuschuß-Zusagen lediglich für dieses Jahr. Damit sind zur Freude von Dr. Wente-Lukas und ihrem Team die befürchteten Entlassungen oder Einschränkungen (Schließung des Museums an einigen Tagen) kein Thema mehr, zumindest bis Ende 1993. Vielleicht wird ja die Zukunft des Ledermuseums zu einem Wahlkampfthema und damit zum Prestigeobjekt, wenn im Herbst der Oberbürgermeister direkt gewählt wird. Immerhin gehört das weltweit einmalige Institut zu den wichtigsten Imageträgern der wirtschaftlich gebeutelten Großstadt.
Die nun zur Verfügung stehenden Gelder reichen gerade aus, um den Museumsbetrieb am Laufen zu halten. Die bereits begonnene Umgestaltung der Europa-Sammlung nach einem neuen Konzept, das die Entwicklung vom Handwerk zur Lederindustrie am Beispiel Offenbach verdeutlicht, wird wahrscheinlich erheblich gebremst. Nur 80 000 Mark kann die Direktorin in diesem Jahr dafür ausgeben. Der Hessische Museumsverband hat nun zugesagt, das Projekt mit 40 000 Mark zu unterstützen. hf
Völklingens zweite Saisonniederlage (64:66 in Oppenheim) läßt den saarländischen Mitbewerber im Meisterschaftsrennen der Frauen-Basketball-Regionalliga, den TV Saarlouis (74:56 gegen Eintracht Frankfurt), wieder hoffen. Neben Saarlouis bleiben der ACT Kassel (trotz des 47:58 bei der Homburger TG) und der ASC Mainz ( (56:44 gegen Schlußlicht SV Dreieichenhain) mit jeweils vier Punkten Rückstand im Rennen. Dahinter folgt Bad Homburg (16:10) auf Position fünf. Der TV 1860 Hofheim (84:62 gegen die BSG Hillscheid/Montabaur/Höhr-Grenzhausen) ist aus der Abstiegszone entfleucht, hat bei zwei Absteigern nichts mehr zu befürchten. Am 14. Spieltag muß der TVH allerdings zum Spitzenreiter SC Wacker Völklingen (Sonntag, 15 Uhr), während die Homburger TG am gleichen Nachmittag (16 Uhr) in Saarlouis antreten muß. Die BSG Hillscheid (2:24 Zähler) und der SV Dreieichenhain (0:26) machen den Abstieg unter sich aus.
Homburger TG - ACT Kassel 58:47 (30:32). Die von den Fans nicht verwöhnten Bad Homburgerinnen freuten sich über die Unterstützung von 30 Zuschauern und bedankten sich artig mit einer vorzüglichen Defensivleistung. Da die Mannschaft von Trainer Ralf Schmidt auch im Angriff ihre schärfsten Waffen (Distanzwürfe) einsetzen konnte, blieb der Favorit chancenlos. Renate Schädlich richtete mit sechs "Dreiern" den größten Schaden bei Kassel an, avancierte mit insgesamt 24 Korbpunkten zur Spielerin des Tages. Sie fand jedoch in Anja Grieb (14) und Gisela Normann (11) entsprechende Partnerinnen. Im ersten Abschnitt hatte der Gast leichte Vorteile, führte nicht unverdient. Allerdings bedeuten zwei Korbpunkte im Basketball so gut wie nichts. Das zeigte sich später, als Renate Schädlich zwischen der 27. und 32. Minute ihre "Dreier-Serie" startete und die Homburgerinnen mit dem 47:34 quasi die Entscheidung herbeiführten. Zunächst fand sich die HTG mit der Preßdeckung des ACT nicht zurecht, dann wußte Renate Schädlich die passende Ant- wort darauf. "Wir standen in der Abwehr nach der Halbzeit optimal, ließen nur noch 15 Korbpunkte zu und sicherten uns damit den Überraschungserfolg", bilanzierte die neue Pressesprecherin Kathrin Bartmann, die vor allem Bärbel Warmbier (muß fortan - um ihre Spielberechtigung nicht zu verlieren - wieder in der zweiten Garnitur antreten) in der Abwehr lobte. HOMBURGER TG: Renate Schädlich (24 Korbpunkte), Anja Grieb (14), Gisela Normann (11), Tina Andrea Kuhn (4), Anna Sieveking (4), Bärbel Warmbier (1), Juliane Ludwig, Kathrin Bartmann. TV 1860 Hofheim - BSG Hillscheid 84:62 (34:29). Das Team aus dem Westerwald schlug sich in den ersten 20 Minuten vor knapp 100 Zuschauern in der Brühlwiesenhalle achtbar, brachte mit sieben Distanztreffern (21 Korbpunkten) den Gastgeber immer wieder in Verlegenheit. Mit einer 1-3-1-Zonendeckung ließ die Mannschaft von Trainer Don Vencelov die Spielgemeinschaft später seltener in Korbnähe kommen, schloß selbst ihre Fast-Breaks erfolgreicher ab und siegte aufgrund der konditionellen Vorteile doch noch standesgemäß. Beim 50:38 (28. Minute) waren die Würfel gefallen. Jetzt zeigte der TVH eine ihrer besten Saisonvorstellungen. Jutta Kraus und Ilona Schönwald verdienten sich Bestnoten, Barbara Dammer (22 Punkte) zielte am besten.
TV 1860 HOFHEIM: Barbara Dammer (22 Korbpunkte), Sabine Sigel (16), Jutta Kraus (12), Ilona Schönwald (11), Barbara Vencelov (10), Launie Stoneman (7), Claudia Spettel (6), Ursula Radlmann. hdp
ROSBACH. Bürgermeister Reinhold Medebach hatte die Hoffnung ausgesprochen, daß die neue Form des Neujahrsempfangs "eine lange Tradition in der Geschichte der Stadt einläutet". Eine erste Bewährungsprobe wurde jetzt bestanden. Ob der Neujahrsempfang mit Ehrung der Sportler und ehrenamtlich Tätigen wirklich Tradition wird, muß die Zukunft erst zeigen.
Die Suche nach einem würdigen Rahmen, um verdiente Sportler und ehrenamtlich Tätige zu ehren, ist keine Rosbacher Spezialität. Früher hatte die Stadt einen besonderen Knüller zu bieten. Der aus dem Fernsehen bekannte Sportjournalist Holger Obermann wohnte damals noch in Rosbach und hauchte im Rahmen eines Sportlerballs dem "Rosbacher Sportstudio" Leben ein. Mit dem Wegzug Obermanns verlor auch das Sportstudio seine einst enorme Anziehungskraft.
Danach wurde eine Matinee erfunden, die sportliche Vorführungen in der Halle Eisenkrain bot, aber nicht die gewünschte Anzahl von Zuschauern anlockte. Zudem waren die Kirchen sauer, weil die öffentliche Veranstaltung mit Gottesdiensten kollidierte.
Guter Rat war insbesondere nach dem Mißerfolg der Matinee im vorigen Jahr teuer. Als im Vereinsring und später im Ältestenausschuß des Stadtparlaments über die Sportlerehrung '93 geredet wurde, fanden Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Effinger und Bürgermeister Reinhold Medebach Zustimmung für ihre Idee eines Neujahrsempfangs, zu dem sie einladen und in dessen Rahmen erfolgreiche Sportler des Vorjahres und verdiente Vereinsmitglieder geehrt werden sollten. Kern der Idee war, daß nicht nur die zu Ehrenden und ihr jeweiliger Verein eingeladen werden sollten, sondern ein Querschnitt aller Bevölkerungsgruppen. Auch die Musikvereine oder kammermusikalischen Gruppierungen sollten nicht vernachlässigt werden, nur weil sie nicht mit Plazierungen und Rekorden aufwarten können. Es wurde bei dem Neujahrsempfang, der Ende voriger Woche in dieser neuen Gestalt erstmals stattfand, auch darauf geachtet, daß Personen der örtlichen Wirtschaft mit von der Partie waren. Ob Absicht oder nicht, es kamen am Freitag in der Adolf-Reichwein-Halle jedenfalls rege Gespräche zwischen Sportlern und möglichen Sponsoren zustande.
Knapp 200 Menschen hatten sich dort eingefunden. Das Offizielle war in etwa einer Stunde erledigt. Der Redebeitrag des Bürgermeisters faßte sieben Schreibmaschinenseiten. Medebach nutzte die Gelegenheit, um mit Blick auf den geladenen "Querschnitt durch die Bevölkerung" allgemein-politische Probleme wie Asyl, "Sozialpakt" und "egoistisches Wohlstandsdenken" parteibereinigt anzusprechen, um dann von der allgemeinen Politikverdrossenheit auf die Notwendigkeit des Engagements in der Kommune zu kommen. Damit hatte er sich selbst das Stichwort gegeben, um besonders engagierten Ortsbürgern Dank zu sagen.
Ingo Schneider, Werner Franz und Detlev Schneider bekamen eine Urkunde für ihre teils jahrzehntelange Arbeit in der Freiwilligen Feuerwehr Rodheim, und die Turnerin Sonja Reitz wurde für 15jährige Tätigkeit als Übungsleiterin bei der Sportgemeinschaft Rodheim ausgezeichnet. Unter den erfolgreichen Sportlern, deren Leistungen anschließend lobend erwähnt wurden, konnten die Islandpferdefreunde und der Karateverein sowie die beiden großen Turnvereine, TGO Ober-Rosbach und SG Rodheim, besonders viele 1992 hervorragend plazierte Sportlerinnen und Sportler aufbieten. hm
Wenn der alte Walter Hesselbach (Bild) daran denkt, wie er in den frühen Dreißigern im Frankfurter Bahnhofsviertel den Nazis auf die Nase gegeben hat, dann läßt er noch heute seine Muskeln spielen. Zu einem breiten Grienen: "Ich hab' ja gut geboxt."
Zwar pflegt er sich nicht mehr zu schlagen, der Bankier a.D., der es liebt, von "der berühmten Schlacht im Hippodrom" zu erzählen - kurz bevor er damals, 1933, als Lehrling im Bankhaus Dreyfus antrat. Aber der "Reichsbanner"-Mann ist er geblieben.
Nicht nur im tiefen Grunde seines Herzens: Jener Wehrverband, 1924 von Sozialdemokraten gegen die Prügelkommandos der Nationalsozialisten gegründet, und 1933 aufgelöst, ist 1956 von einigen alten Kämpfern wieder ins Leben gerufen worden. Seit 1986 ist Walter Hesselbach erster Bundesvorsitzender: "Für uns ist das Reichsbanner kein abgeschlossenes Kapitel für die Geschichtsbücher." Doch nur nach einem Blick zurück ist es zu beschreiben: 1924 war die (Weimarer) Republik noch jung und von allen Seiten täglich auf der Straße bedroht. Die Deutschnationalen wollten den Kaiser wieder, die Nationalsozialisten den Faschismus, die Kommunisten "Sowjetdeutschland".
Da rekrutierte die Organisation "Reichsbanner" (Zusatz: "Schwarz-Rot- Gold", für die Farben der Republik) "jeden männlichen Deutschen, sofern er die Weimarer Reichsverfassung respektiert und keiner monarchistischen, nationalistischen oder kommunistischen Partei oder Organisation angehört" zu Wehrsportübungen. Sie trugen Uniform, Koppel und Schulterriemen und marschierten in öffentlichen Veranstaltungen in Abteilungen, Kameradschaften, Zügen oder Gruppen auf. 1932 hatte das Reichsbanner 3,5 Millionen Mitglieder. Motto: "Die Republik beschützen wir, und Schwarz- Rot-Gold ist das Panier." Das nicht zu knapp: Walter Hesselbach hat in jenen Jahren in Frankfurt "auf dem Schießplatz der Polizei schießen gelernt".
Heute gehören sie zu den letzten, die sich noch "Kameraden" nennen. Sie schreiben den Namen ihres Bundes nach wie vor in Frakturschrift. Doch der Zusatz "Schwarz-Rot-Gold" ist weggefallen; aus dem Untertitel "Bund republikanischer Kriegsteilnehmer" ist jetzt "Forum aktiver Demokraten" geworden.
Denn heute, so Hesselbach, "ist das Reichsbanner keine militante Gruppe mehr. Wir wollen uns lieber täglich in Debatte und mit eigenem Beispiel einsetzen für Freiheit, Demokratie, Menschenwürde und Menschlichkeit".
Und gegenwärtig "zwingen uns diese Zeiten, die ich für schwer halte, unsere Arbeit zu aktivieren". Walter Hesselbach (78) allen voran - einer von denen, die auch im Alter nicht erwarten lassen, daß sie je alt werden. clau
DIETZENBACH. Die Polizei dürfe nicht allein gelassen werden. Ihr müsse geholfen werden, sagte am Montag abend Kriminaldirektor Rainer Schmid im Dietzenbacher Rathaus. Der leitende Beamte aus dem Offenbacher Polizeipräsidium bekräftigte in einer Sondersitzung des städtischen Ausschusses für Jugend, Kultur, Sport und Soziales: "Ich möchte erreichen, daß die Prävention die Aufgabe der Bürgerinnen und Bürger schlechthin wird." Dies sei eine Möglichkeit, der Kriminalität entgegenzuwirken, denn die Polizei sei nämlich bei der Ermittlungsarbeit schon voll und ganz eingespannt.
Hintergrund der Sitzung: Die hessische Landesregierung lehnt es ab, den Dietzenbacher Polizeiposten zu einer Station auszubauen, die rund um die Uhr besetzt ist. Dazu fehlten das Geld und das Personal. Viele Dietzenbacher glauben jedoch, daß nur durch die ständige Polizeipräsens vor Ort das Kriminalitätsproblem zu lösen ist.
Die FDP-Fraktion fordert nun in einem Antrag, eine Arbeitsgruppe "Sicherheit" zu bilden. In diesem Gremium sollen Vertreter der Polizei, der städtischen Ämter sowie andere Fachleute mitwirken. Ausschußvorsitzende Margarete Kunde (SPD) kündigte an, den Antrag in der nächsten Sitzung zu erörtern. Der Magistrat soll bis dahin prüfen, wer in der Arbeitsgruppe mitarbeiten kann.
Der Kriminaldirektor nannte solche Arbeitskreise "Präventionsräte", deren Gründung vom hessischen Innenministerium angeregt worden seien. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung lasse im Kreis Offenbach nach, berichtete Schmid. Er wies auf die 40 000 Straftaten im vergangen Jahr hin, den bislang höchsten Stand im Kreisgebiet.
Laut Schmid tragen die sozialen Wirren der heutigen Zeit mit dazu bei, daß die Rate so hoch klettere. Seiner Ansicht nach müssen auch die Politiker in den Ständen und Gemeinden dieser Entwicklung entgegenwirken. Er schlug bespielsweise vor, die öden Innenstädte freundlicher zu gestalten. Junge Leute könnten dabei einbezogen werden, triste Betonflächen durch Graffiti optisch aufzuwerten.
Während der Chef des mit 18 Beamten besetzten Dietzenbacher Polizeipostens, Georg Tichai, von einer erfolgreichen Ermittlungsarbeit in der Stadt sprach, erwähnten Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker das Problem der Kleinkriminalität. Dabei würden auch schon viele Kinder straffällig. Paul Klöppinger (Grüne) sagte, daß dieses Thema sehr komplex sei. Man habe doch von außen keinen Einfluß auf die Familienstrukturen.
Der Hexenberg sei ein Dorado für Einbrecher, klagte Helga Stappelton (SPD). Die Polizei kapituliere fast. "Wir können nicht noch am Hexenberg Streife fahren", hätten Beamte erklärt, nachdem sie zu einer aufgebrochenen Wohnung gekommen seien. "Wir sind überlastet." fin
Die Regionalliga-Basketballerinnen vom SV Dreieichenhain zeigten trotz der 44:56-Niederlage beim Tabellenvierten ASC Mainz ihre beste Saisonleistung. Die Hoffnung auf das Weiterreichen der roten Laterne ist noch nicht erloschen, zumal auch die BSG Montabaur (62:84 in Hofheim) verlor und bei zwei Punkten Unterschied in greifbarer Nähe plaziert ist. Bei Eintracht Frankfurt II (Sa., 18.15 Uhr) soll der erste Coup gelandet werden.
Mit dem 93:64 Derbyerfolg gegen BC Darmstadt bauten die Langerinnen ihre Serie auf 20:0 Punkte aus. Gegen Schlußlicht Offenbach gilt der Spitzenreiter am Samstag (19.30 Uhr) als hoher Favorit.
ASC Mainz - SV Dreieichenhain 56:44 (22:28). In den ersten 20 Minuten zeigte der SVD seine beste Saisonleistung, führte mit zehn Punkten, ließ aber im zweiten Abschnitt kräftemäßig nach. Sabine Betz war die überragende Spielerpersönlichkeit beim Letzten. Der Mini-Kader aus Dreieich - nach der Stamm-Fünf kommt praktisch nichts mehr - muß mit großer Wahrscheinlichkeit absteigen, ein Neuaufbau ist angesagt. Alexandra Heuser und Karoline Stegemann setzten beim Sieger die Akzente. Kurios: Vanda Schipler (Mainz) schloß sich im Treppenhaus ein, kam weder in ihre Wohnung noch aus dem Haus heraus und konnte erst nach ihrer "Befreiung" in der zweiten Halbzeit eingesetzt werden. SV DREIEICHENHAIN: Sabine Betz (17 Korbpunkte), Beate Brehm (10), Karen Himmel (8), Kristina Kunovic (6), Caroline Menzel (2), Anna Adler (1), Katja Gänshirt.
TV Langen - BC Darmstadt 93:64 (45:35). Mit aggressiverem Spiel zwang der Gastgeber den BCD nach der Pause zu einer höheren Fehlerquote. In der Endphase bot der TVL Traumkombinationen und traf nach Belieben. Veronika Tomasevic überzeugte nicht nur im Spielaufbau, sondern war auch die erfolgreichste Werferin im Langener Team. hdp
TV LANGEN: Veronika Tomasevic (21 Korbpunkte), Nina Heger (15), Kathrin Rollwaage (15), Silke Dietrich (10), Silke Heger (10), Andrea Steiner (7), Ulrike Keim (5), Ulrike Köhm- Greunke (4), Nina Gerdes (4), Heike Dietrich (2).
Für die erste Besetzung des neu geschaffenen Ehrenamtes erschien der Polizist dem Magistrat als erste Garnitur. In der Bewältigung vielfältiger zwischenmenschlicher Probleme und in den eigenen Gesetzmäßigkeiten der öffentlichen Verwaltung hat er in seinem Beruf Erfahrungen gesammelt. Engel gehört dem Elternbeirat am Nippel an und engagiert sich als Vorsitzender im Kindergarten- Gesamtelternbeirat. Er gehört keiner politischen Partei an. Auch das dürfte hilfreich sein, da er somit nicht so leicht für eine Seite zu vereinnahmen sein wird.
Sein Tätigkeitsgebiet ist einstweilen nur grob umrissen. Engel leistet Pionierarbeit und wird selbst einiges zur Definition seiner Aufgaben beitragen. Gewiß ist jetzt schon, daß er kein Über-Sozialarbeiter sein kann und auch das Jugendamt und andere Beratungsinstanzen nicht fürchten müssen, daß er sie arbeitslos macht - eher im Gegenteil. "Für alle Probleme gibt es Leute, die sich hauptamtlich damit befassen", sagt Engel und bedeutet, daß er sich als Mittler begreift, der Wege zu passenden Instanzen ebnen kann. So will er beispielsweise dafür sorgen, "daß jemand, der Probleme mit seinem Spielplatz vor der Haustür hat, nicht erst die Zuständigen ausfindig machen muß, sondern ich das dann weitergebe".
"Ich bin kein Sorgentelefon für Kinder mit familiären Problemen", will Engel Mißverständnissen vorbeugen. "Natürlich werde ich mir auch solche Probleme anhören, versuchen einen Rat zu geben, aber eben in erster Linie an die entsprechende Hilfsinstanz vermitteln."
Auch in der Kommunalpolitik wird sich Engel umtun müssen. Die städtischen Gremien wollen ihn in alle Vorgänge einbeziehen, die Kinderinteressen berühren. Auch nach seiner Einschätzung sind auf diesem Gebiet noch einige Defizite auszugleichen. Besonders in der Innenstadt fehle es an Freiräumen, seien die Spielmöglichkeiten doch sehr beschränkt. Soweit es in seiner Macht steht, will der Kinderbeauftragte Abhilfe schaffen.
Jedenfalls dürfe nicht nur für Autos geplant werden. Ein Beispiel, wie leicht Kinderspielplätze unter die Räder kommen, ist der Rollschuh- und Eislaufplatz auf der Müllerwiese. Die asphaltierte Fläche wird seit geraumer Zeit zweckentfremdet als Autoparkplatz genutzt. Engel will "auf jeden Fall versuchen", derartiges in Zukunft zu verhindern.
Der Kinderbeauftragte soll über eine besondere Telefonnummer erreichbar sein. Doch einstweilen fehlt der entsprechende Anschluß. So gilt fürs erste Engels private Rufnummer: 41 32. Auch über die Rathaus-Durchwahlnummer 82 00 56 kann der Kontakt hergestellt werden.
Engels Aufgabe wird erschwert durch offenkundig stark auseinanderklaffende Erwartungen der Kommunalpolitiker. Kurz nach der Bekanntgabe seiner Ernennung kritisierte die Fraktion der Grünen, daß die mit 300 Mark Aufwandsentschädigung monatlich dotierte ehrenamtliche Tätigkeit an jemanden ohne pädagogische Ausbildung vergeben wurde. Er sei für schwierige Problemfelder "mehr als überfordert".
Die Grünen sprachen vom "Anschein eines Alibi-Kinderbeauftragten". Erster Stadtrat Hubert Müller (CDU) stellte klar, daß Engel eben nicht als Erziehungsberatungsstelle fungieren solle. Müller: "Der Kinderbeauftragte soll Mittler zwischen den kommunalen Gremien und Kindern sein". Diese Aufgabe erfordere keine pädagogische Ausbildung. Dennoch wollen die Grünen das aufgrund einer CDU-Initiative geschaffene Ehrenamt nicht boykottieren. Auch sie bieten ausdrücklich ihre Unterstützung an.
BAD HOMBURG. "Wir haben keine heile Welt, zur Panik jedoch besteht auch kein Anlaß", lautete das Fazit von Umweltdezernent Heinrich Gerhold bei der Präsentation des ersten Umweltschutzberichtes der Stadtverwaltung. Weitere Erkenntnis des Stadtrats: "Viel wurde getan, noch viel mehr ist in der Zukunft zu tun." Was - dazu sagt der Bericht nicht viel. Ein Beispiel aber: Ein Landschaftsrahmenplan soll für das gesamte Stadtgebiet erstellt werden und Leitlinie bei Bebauungsplänen sein.
Umweltamtsleiter Günter Berg hofft, schon möglichst bald mit dem Gesamtplan anfangen zu können. Die Grundlagen sind schon in den Akten. Dazu gehören die Kartierung der Biotope und die Bestandsaufzeichnungen über Flora und Fauna in bewohnten Gebieten, Wald und Flur. Etwa drei bis vier Jahre, vermutet Berg, wird es dauern, bis der Rahmenplan entwickelt ist und als gesamtökologisches Konzept für Entscheidungen in Baufragen herangezogen werden kann.
Der erste Umweltschutzbericht des Amtes für Natur- und Umweltschutz umfaßt den Zeitraum 1991/92. Er gleicht einer wohlwollenden Führung durch die Abteilungen des im Mai '91 gebildeten Amtes. Problematische Themen und ein Blick in die Zukunft sind in dem dicken Buch nicht generell ausgespart. Zumindest wird dem Bebauungsplan Birnbaumfeld in Dornholzhausen, über den zur Zeit in den Gremien beraten wird, ein "ökologisches Defizit" bescheinigt.
Keinen Einzug in den Umweltschutzbericht fand aber der bei Umwelt- und Naturschützern wegen dessen Dimensionen umstrittene Kanalbau zur Siedlung Neuland und ins Birnbaumfeld entlang des Schutzgebietes am Golfplatz. Gerhold hofft, daß er den Baustopp aufheben kann und "behutsam" die Rohre weiter ver- legt werden können, so daß es nicht zu der vom BUND befürchteten Entwässerung des Golfplatzes kommt. Liegt die Zustimmung der oberen Wasserbehörde vor, sollen die Arbeiten neu ausgeschrieben werden.
Der Umweltbericht, der heute im Umweltausschuß auf der Tagesordnung steht, soll Bilanz und Anstoß für eine Weiterentwicklung sein sowie Entscheidungshilfen geben, heißt es.
Beachtung finden die sogenannten Altlaststandorte. Für zwei kritische Gebiete erwartet Berg in den nächsten Monaten gewichtige Entscheidungen: für das verseuchte Gelände der Denfeldschen Sattelfabrik und für die ehemalige Deponie an der Karlsbrücke. Berg rechnet damit, daß im Sommer Ergebnisse der Erstuntersuchungen der Altdeponie an der Karlsbrücke vorliegen; vermutlich muß das Gelände "saniert" werden.
Das Betriebsgelände der ehemaligen Sattelfabrik Denfeld in Kirdorf muß saniert werden. Ein Zuschuß ist beantragt. Zwei bis drei Jahre wird es wohl dauern, die Verseuchung zu beseitigen, weil sie bis ins Grundwasser reicht. Bis zur Entseuchung wird den benachbarten Kleingärtnern geraten, auf den Verzehr von Sellerie und Spinat zu verzichten und besser Tomaten, Bohnen und Gurken anzubauen. Diese nehmen angeblich Cadmium nur in geringem Maße auf. off
In keinem guten Zustand ist nach Beobachtung der CDU im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad) der Asphalt in der Oberräder Schafheckstraße. Einstimmig beschloß daher das Stadtteilgremium, die störenden Stellen - an der Einmündung zur Offenbacher Landstraße und am Wendehammer - auszubessern. An der Einmündung ist sogar "ein derartiger Niveau-Unterschied des Straßenbelags festzustellen, das selbst die Fahrzeuge der Müllabfuhr mit ihren hinteren Trittbrettern (für die Bediensteten) auf dem Asphalt schleifen". ask
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Der Etat 1993 ist beschlossen: Das Rekorddefizit schrumpfte nur wenig. Seite III OBERURSEL. Was aus den Gelben Säcken des Vordertaunus wird, wenn sie abgeholt worden sind. Seite IV SPORT. Aufgestiegen sind Anspachs Badminton-Asse auf jeden Fall. Die Relegation entscheidet, wie hoch.
Kleine FR
Gesprächskreis für Alleinstehende HANAU. Der "Gesprächskreis für Alleinstehende" trifft sich am Mittwoch, 27. Januar, ab 19.30 Uhr im Nachbarschaftshaus "Tümpelgarten". Ziel ist, daß Betroffene gemeinsam ihre Probleme angehen und lernen, sie zu bewältigen.
HANAU. Die Griechin Meropi Apelidou erzählt am Freitag, 5. Februar, ab 15 Uhr "Märchen aus aller Welt" in der Begegnungsstätte Freigericht, Alfred-Delp-Straße. Eingeladen sind Kinder von drei bis 13 Jahren. Bei der Veranstaltung, die zur Reihe "mondial - Multikulturelles in Hanau" gehört, geht es um Mäusegeschichten und phantastische Begebenheiten. Die Kinder haben außerdem Gelegenheit, Bilder zu den Themen der Märchen zu malen. res
Herbert Achenbach, ehrenamtlicher Natur- und Umweltschützer, bekommt heute den Ehrenbrief des Landes Hessen. Er wird für langjähriges ökologisches Engagement im Naturschutzbeirat der Stadt Frankfurt und im Kreisverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ausgezeichnet.
Die Zeremonie beginnt um 10 Uhr im Sitzungssaal des Magistrats im Römer- Rathaus. Der Ehrenbrief wird Herbert Achenbach von der ehrenamtlichen Stadträtin Ilse Vaupel überreicht. peh
DIETZENBACH. Das letzte Wochenende im März sollten sich die Dietzenbacher im Kalender rot anstreichen. Der Magistrat ruft die Einwohner dazu auf, sich am Freitag und Samstag, 26. / 27. März, an der Großreinemachaktion in der Stadt zu beteiligen. Der Frühjahrsputz muß gut organisiert werden, deshalb sind die Vertreter der Schulen und die der Vereine und Verbände für den 3. März um 14 Uhr beziehungsweise um 19.30 Uhr zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen. Bei diesem Termin soll die Stadt in 29 Reinigungsbezirke aufgeteilt werden.
Abfall liegt derzeit in der Stadt viel herum, weil die orkanartigen Winde in den vergangenen Tagen Papier und andere Abfälle durch die Luft gewirbelt haben. Trotz des gestiegenen Umweltbewußtseins gibt es noch Zeitgenossen, die Zigarettenschachteln, Getränkedosen oder Verpackungen einfach wegwerfen. Vor allem an Kreuzungen und in den Straßengräben häufen sich diese Müllberge. Sie sollen Ende März beim Frühjahrsputz verschwinden.
Damit sich viele Freiwillige an dieser Aktion beteiligen, wird Müllfrosch "Sortifix" auf Plakaten für das Großreinemachen werben. Wer mehr über die Aktion wissen will, kann sich beim städtischen Betriebshof (Tel. 301-283) melden. aim
HANAU. Der Tanzsportclub Schwarz- Gold Hanau lädt für Montag, 1. Februar, zu einem "Schnupperabend" in der Reinhardskirche in Kesselstadt ein.
Interessenten, die ihre Kenntnisse auffrischen oder erweitern wollen, können sich unter Telefon 0 61 81 / 6 55 82 oder 0 61 87 / 2 28 47 informieren. res
Zur Sache: "Gelber" Inhalt
Damit es nicht nach kurzer Zeit im Sack stinkt, sollten die Behälter vor dem Wurf in den Sack ausgespült werden. Der Dreieicher Abfallberater Karl Markloff mahnt aber, nicht bei der Entsorgung Trinkwasser zu vergeuden. Sein Tip: Mit dem letzten Geschirrspülwasser die Behälter zu reinigen und nicht frisches Wasser zu verwenden. dok
HANAU. Ein 35 Jahre alter Arbeiter aus Heusenstamm ist am Montag auf der Bundesstraße 43 a kurz vor der Abfahrt Klein-Auheim erschossen worden. Zeugen entdeckten seinen schwarzen BMW, der gegen eine Leitplanke gefahren war, gegen 12.15 Uhr. Hinter dem Lenkrad saß der Tote.
Den Ermittlungen der Hanauer Kripo zufolge hat ein unbekannter Täter durch die Scheibe der Fahrertür auf den Arbeiter gefeuert; das Projektil drang in der Herzgegend ein. In dem Zusammenhang wird ein roter Honda Accord 2000, Baujahr 1986, mit OF-Kennzeichen gesucht.
Erkenntnisse über ein Motiv liegen der Polizei bislang nicht vor. Der 35jährige, ein Syrer mit deutscher Staatsangehörigkeit, war verheiratet und hat neunjährige Zwillinge.
Hinweise, die zur Klärung des Verbrechens beitragen könnten, nimmt jedes Polizeirevier entgegen, auf Wunsch auch vertraulich. az (Siehe auch Hessen-Seite)
HARALD MERZ, Fachlehrer für die praktische Ausbildung der Köche-Azubis in der Butzbacher Berufsschule, ist jetzt vom Verein der Köche Bad Nauheims mit der goldenen Achenbach-Nadel mit Brillanten ausgezeichnet worden. Merz erhielt die Auszeichnung für seine Bemühungen um die Organisation und die Ausrichtung der Stadtmeisterschaft der Bad Nauheimer Köche. Neuer Stadtmeister wurde MARKUS VÖLP vom Hotel Rosenau in Bad Nauheim. Die Plätze zwei und drei belegten OLIVER WIEGAND (Parkhotel Bad Nauheim) und ROCCO SCHUBERT (Hotel Jäger Bad Salzhausen). Den vierten Platz erhielten gemeinsam OLAF MÖCKEL (Hotel am Hochwald), THOMAS GEIST (Berufsbildungswerk Karben) und MICHAEL GRÜN (Gasthaus Bleffe Büdingen). Teilnahmeberechtigt waren alle Köcheazubis, die in diesem Jahr ihre Prüfung bestehen wollen. Die Sieger können noch an dem bundesweit ausgeschriebenen Achenbach-Pokal für Nachwuchsköche teilnehmen.
BERNHARD SCHRADER aus Lißberg ist einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Stadtverbandes Ortenberg der Jungen Union gewählt worden. Er löste ROBERT MEYER aus Eckartsborn ab.
HELMUT WEBER feierte sein silbernes Dienstjubiläum beim Wasserverband Nidda. 1940 in Ilbenstadt geboren, arbeitete Weber nach seiner Schulzeit bei verschiedenen Firmen in Frankfurt und Dornholzhausen.
Tom Koenigs diskutiert über Wildpflanzen
"Die Pflanze kann es dich lehren" - so titelte Stadtrat Tom Koenigs (Grüne) die nächste Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Reihe "Stichwort Umwelt" am Mittwoch, 27. Januar, 20 Uhr, im Römer-Plenarsaal. Thema des Abends ist der "Artenschutz bei Pflanzen"; gesprochen wird vor allem darüber, was die botanischen Gärten, aber auch die Frankfurter Normalbürger tun können, um bestimmte Wildblumen, Gräser und Büsche vor dem Aussterben zu bewahren. Stichwort fürs "Stichwort Umwelt": die selten gewordenen Pflanzen möglichst im eigenen Garten wurzeln lassen. Zum Einstieg referieren neben Tom Koenigs die neue Palmengartenchefin Isolde Hagemann und Ute Grimm, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Artenschutzreferat des Bundesamtes für Ernährung und Forstwirtschaft. peh
HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Bangert 4 a bietet wieder Kochkurse an. Am Montag, 1. Februar, wird ab 19 Uhr Fleisch- und Käsefondue zubereitet. Ab Dienstag, 2. Februar, läuft ein Grundkochkurs II und am Mittwoch, 3. Februar, können sich Interessenten ab 19 Uhr über "Vollwertige Ernährung - heute" informieren.
Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 0 61 81 / 2 23 12 möglich. res
cri FRANKFURT A. M. Als Konsequenz aus der 1991 wegen Zinsspekulation entstandenen Schieflage bei der Allgemeinen Hypothekenbank (AHB) müssen sich deren Eigner für das vergangene Jahr mit einer geringeren Ausschüttung zufriedengeben. Der Gewerkschaftsholding BGAG, die 50 Prozent hält, sowie das mit jeweils einem Viertel beteiligte Beamtenheimstättenwerk und die Versicherungsgruppe DBV werden diesmal nur 21 Millionen Mark kassieren und damit fast zehn Millionen weniger als in der Vorperiode. Nötig ist dies nach Darstellung des Vorstandes, um die Reserven wieder aufzubauen. Sie waren angezapft worden, um den Schaden aus der danebengegangenen Zinsspekulation "aus eigener Kraft" wieder auszubügeln. Dafür sind zwischen 100 bis 200 Millionen Mark draufgegangen, und das Polster wurde damit wohl nahezu aufgezehrt. "Etwas" sei aber noch übriggeblieben, läßt sich Vorstandsmitglied Alexander Spitzkopf lediglich entlocken. Er wird Anfang April die Nachfolge des derzeit erkrankten Joachim Henrichsmeier an der Spitze des Instituts antreten. Der frühere AHB-Chef war 1991 als Feuerwehrmann gerufen worden, um den vom damaligen Management verursachten Brand zu löschen.
Um wieviel die stillen Reserven nun aufgestockt wurden, wollen Spitzkopf und sein Kollege Friedrich Geissel natürlich nicht verraten. Als Ergebnis vor Steuern sprangen in der abgelaufenen Periode 69 Millionen Mark und damit 17,5 Prozent mehr heraus. Der erreichte Wert entspricht fast einem halben Prozent der Bilanzssumme in Höhe von gut 14 Milliarden Mark.
Nötig ist der Wiederaufbau der Reserven auch, um in den konjunkturell härter gewordenen Zeiten für etwaige Unbill gerüstet zu sein. Ein Wachstumstempo wie im abgelaufenen Jahr werde das Haus, so Spitzkopf, 1993 wohl kaum hinlegen, aber dennoch - auch beim Ertrag - zulegen. Zuletzt kletterten im Hypothekengeschäft die Zusagen um 57 Prozent auf 1,1 Milliarden Mark. Ein Fünftel davon vermittelten die Aktionäre. Dabei geht der Trend wieder mehr zu Finanzierungen im Wohnungsbau und weg von gewerblichen Projekten. Letzere haben mit 58 Prozent nach allerdings 67 Prozent im Vorjahr zwar noch die Überhand. Spitzkopf sieht sich das Verhältnis mittelfristig doch bei fifty-fifty einpendeln.
Gewerbliche Vorhaben werden angesichts von Büro-Geisterhäusern wie in Frankfurt und andernorts derzeit mit Vorsicht angegangen. Finanzierungen sage die AHB nur noch zu, wenn bereits im voraus die Vermietung für einen beträchtlichen Teil gewährleistet sei, erklärt Geissel. Nur bei "ausgezeichneter" Bonität leiht das Institut auch Geld für Vorhaben in Ostdeutschland aus. An den Hypo-Zusagen hatte das Geschäft in den neuen Ländern 1992 einen Anteil von gut einem Viertel, wovon nur ein Zehntel auf den Wohnungsbau entfiel. Bei Kommunaldarlehen betrug das Plus insgesamt 30 Prozent auf 1,4 Milliarden Mark.
Aufgrund der sinkenden Zinsen hat vor allem im letzten Quartal 1992 die Nachfrage angezogen. Allerdings, räumt Spitzkopf ein, sei der "Attentismus" noch groß. In Erwartung noch geringerer Sätze zögerte eine Vielzahl von Kunden mit der Unterschrift unter einen Darlehensvertrag. Allzuviel Hoffnungen auf noch günstigere Konditionen wollen die AHB- Experten, wohl auch aus eigenem Interesse, der Klientel jedoch nicht machen. Das Institut verlangt derzeit für Baugeld mit fünf und zehn Jahren Bindung effektiv 7,88 Prozent Zinsen.
Eine erste Öffnung in Richtung Europa hat die AHB inzwischen auch unternommen. Zur "Abrundung der Produktpalette" wurden für zehn Millionen Mark 30 Prozent an der BSV Luxemburg erworben. Ein näheres Zusammenrücken mit der BSV Bank in Frankfurt, die mehrheitlich der BGAG gehört, kann sich Spitzkopf "auf dem Kooperationsweg" vorstellen. An mehr sei nicht gedacht.
RODGAU. Die vierte Lastwagenladung mit allerlei Hilfsgütern und Spenden für Bedürftige im kroatischen Donja Stubica hat jetzt die Turngemeinde Weiskirchen auf die Reise geschickt. Unterstützung für das Vorhaben kam nicht nur von Vereinsmitgliedern und Firmen, sondern auch aus der Bevölkerung und nicht zuletzt von der Stadt Rodgau, die das Unternehmen mit 3000 Mark unterstützte.
Insgesamt dreieinhalb Tonnen wurden bei der TG Weiskirchen verladen. Wie bei den vorherigen Fahrten übernahmen zwei Speditionen den kostenlosen Transport der Lebensmittel, Arzneien und Kleidung.
Seit 27 Jahren pflegen die TG Weiskirchen und der Sportverein von Donja Stubica in Kroatien eine enge Freundschaft, die sich jetzt bewährt: für den Rodgauer Verein daher eine Selbstverständlichkeit, den Menschen in dieser vom Krieg geschundenen Kleinstadt in der Not beizustehen. ttt
sa FREIBURG, 26. Januar. Etwa 4000 vorwiegend junge Leute aus dem linken und autonomen Spektrum haben am Montagabend in Freiburg gegen den Mord an der Krankenschwesternschülerin Kerstin Winter demonstriert. Die der südbadischen autonomen Szene zugerechnete 24jährige war am Freitagabend bei einem Paketbombenanschlag in ihrer Freiburger Wohnung getötet worden. Der Protest in der Breisgaustadt verlief friedlich, lediglich gegen Schluß wurden in der Innenstadt die Scheiben einer Gaststätte eingeworfen. In Redebeiträgen wurden Rechtsextremisten für das Attentat verantwortlich gemacht, wobei auch die offizielle Bonner Politik der faschistischen Gewalt Auftrieb gebe. In Berlin und Hamburg gingen am Montagabend jeweils mehrere hundert Menschen aus Anlaß des Anschlags auf die Straße.
Noch keine konkreten Hinweise auf die Täter hat das baden-württembergische Landeskriminalamt, das mit einer Sonderkommission in diesem Fall ermittelt. Ausgeschlossen wird indes nicht, daß die Verantwortlichen des Mordanschlags möglicherweise auch aus der linksextremen Szene stammen könnten. Auf der erhalten gebliebenen Pakethülle wurde das Kürzel "Rim" gefunden, das für "Revolutional International Movement" steht, eine internationale maoistische Organisation; in Deutschland gehört vor allem die in Berlin aktive Türkische Kommunistische Partei/Marxisten-Leninisten (TKP/ ML) zu diesem Umfeld. Die Autonomen und diese Maoisten gelten als verfeindet. Bei der Polizei wird andererseits nicht ausgeschlossen, daß Rechtsextremisten gezielt eine falsche Spur gelegt haben könnten. Im Raum Freiburg war bislang keine größere militante rechtsextreme Szene in Erscheinung getreten.
HANAU. Das Tanztheater "mind the gap" gastiert am Mittwoch, 3. Februar, im Rahmen des Kinderkulturprogrammes im Comoedienhaus Wilhelmsbad. Um 10 und um 15 Uhr wird das "Mitmachtanztheater" "Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse" nach dem Buch von Christine Nöstlinger aufgeführt.
Dabei geht es um eine Frau in besten Jahren, die eines Tages auf ungewöhnlichen Wegen einen Sohn bekommt und mit ihm aufregende und lustige Situationen erlebt. Eingeladen sind Kinder ab fünf Jahren. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 06181/295421. res
Die Experimenta 7 hat kaum noch Chancen, über die Bühne zu gehen. Es fehlt an Geld. Das bereits für 1993 geplante, dann aber um ein Jahr verschobene Frankfurter Theater-Festival wird selbst nach Ansicht von Tom Stromberg, Dramaturg des TAT und Mit-Organisator der Experimenta 6, kaum noch zu realisieren sein. Zwar habe die Stadt Frankfurt ihren Teil an der Finanzierung, 750 000 Mark, in den Etat 1994 eingestellt, doch das Land Hessen signalisiert, daß es kein Geld für die Experimenta 7 aufbringen will, für die ein Budget von 1,4 Millionen Mark veranschlagt ist. "Das Land kann sich an der Experimenta nicht beteiligen", sagt der zuständige Theaterreferent Dieter Betz auf Anfrage der FR kurz und knapp.
Dennoch wolle die Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch alles versuchen, um die Kollegen in Wiesbaden umzustimmen, sagt Stromberg. In einem Telefongespräch habe sie ihm, der zusammen mit seinem Schauspiel-Kollegen Karl Baratta von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste mit der Vorbereitung der Experimenta 7 betraut ist, versichert, sie wolle nun ein letztes klärendes Gespräch führen. "Wenn in den nächsten Tagen nichts passiert, dann müssen wir die Experimenta 7 allerdings Mitte Februar absagen", erklärt Stromberg, der dann auf jeden Fall an die Öffentlichkeit gehen will. "So oder so, entweder wir legen unsere Pläne für die Experimenta vor, oder sagen alles ab."
Die Organisatoren hatten bereits die Zusage einer ganzen Reihe von Autoren, die sich zum Experimenta-Thema "Zeit" so ihre Gedanken machen wollten. Zudem hatte Robert Wilson angekündigt, zwei seiner früheren Stücke für die Experimente zu rekonstruieren, und die Computerfirma IBM plante, eine "Zeitmaschine" zu installieren.
Erst 1990 hatte die Akademie der Experimenta erstmals seit Mitte der siebziger Jahre wieder Leben eingehaucht. Die Experimenta 6 zum Thema "Heiner Müller" sei ein beachtenswerter Erfolg gewesen, meint Stromberg, der besonders die Platzausnutzung von mehr als 90 Prozent hervorhebt.
Die Experimenta war durch ihren Erfolg wieder zu einem wichtigen Standbein für die seit 1962 in Frankfurt beheimatete Akademie geworden. Das eventuelle Aus würde die Akademie, die sich auch auf Fernseh- und Hörspielebene engagiert, in ihrer Arbeit sicherlich zurückwerfen. Seit 1964 vergibt die Akademie, der 200 Theaterschaffende angehören, einen Fernsehspielpreis. Außerdem wählt eine Jury Monat für Monat das Hörspiel des Monats und darüber hinaus das des Jahres.
Die Deutsche Akademie für Darstellende Künste ist finanziell nicht gerade üppig ausgestattet. Gerade einmal 24 800 Mark umfaßt der Jahresetat. Keine Basis, um große Aktionen zu starten. Der Leiter des Amtes für Wissenschaft und Kunst, Frank Mußmann, hat dem Vorsitzenden der Akademie, Günther Rühle, zwar schriftlich zugesagt, sich für eine Etaterhöhung einzusetzen, wie sie aussehen könnte, ist für die Leiterin des Büros der Akademie in der Bockenheimer Landstraße, Cathrin Ehrlich, angesichts der angespannten kommunalen Finanzlage fraglich. JÖRG HANAU
Der Rüsselsheimer Ruder-Klub (RRK) hat sein Monopol in Sachen Hockey in der Opelstadt verloren. Beim Verein für Rasenspiele (VfR) wurde jetzt auch eine Hockeyabteilung gegründet. Sogar eine Mannschaft besteht schon. Die knapp 18 jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren haben zum größten Teil beim Rüsselsheimer RK das Hockeyspielen erlernt, ihre Karriere zum Teil aber schon vor mehreren Jahren beendet. Oder aber sie sind zu anderen Vereinen gewechselt und haben jetzt die Fahrerei zu den auswärtigen Klubs satt. Wie Andrea und Sandra Wohlfart, die Initiatorinnen der neuen VfR-Sparte. Sie waren die Wege nach Wiesbaden beziehungsweise Mainz leid und fanden bei ihrem Rüsselsheimer Projekt Unterstützung bei Fritz Hoffmann.
Hoffmann war bis vor einigen Jahren Jugendleiter beim RRK, eine Zeitlang auch zweiter Hockey-Abteilungsleiter. Er fungiert jetzt beim VfR als Leiter der Sparte Hockey. In der VfR-Mannschaft wollen neben Sandra und Andrea Wohlfart auch Kerstin Strubl und Susanne Hoffmann wieder zum Stock greifen. Alle vier haben schon deutsche Meisterehren errungen, sind oder waren bis vor ein bis zwei Jahren auch noch im Leistungssport aktiv. Warum aber keine neue Mannschaft in den Reihen des Rüsselsheimer RK ? Sandra Wohlfart: "Eine dritte Mannschaft beim RRK, da gäbe es keine sportliche Perspektive. Hier haben wir aber wenigstens die Chance, gut zu werden." Und Fritz Hoffmann fügt erklärend hinzu: "Wir wollen ja keine Konkurrenz zum RRK sein, nur eine Alternative."
Im Hockeyteam des VfR Rüsselsheim soll es auch eher locker zugehen. Da ist sich die Mannschaft auch mit Trainer Jörg Bretz, der übrigens auch den DHC Wiesbaden coacht, einig: Leistungsdruck soll es nicht geben. Wenn trotzdem Erfolg kommt, um so besser, aber vorrangiges Ziel bleibt es, Hockey zum Spaß zu spielen. Dennoch ist an einen regulären Spielbetrieb gedacht; mit dem Verband ist die neue Hockeyabteilung schon fast einig.
Demnach geht die Mannschaft von "Rüsselsheim II" in der zweiten Verbandsliga an den Start. Wenn alles klappt, beginnt die erste Begegnung gegen den FSV Frankfurt bereits am 1. Mai um 17 Uhr auf dem Kunstrasenplatz des VfR in der Böllenseesiedlung. Das Training findet jeden Montag von 18 Uhr bis 19.30 Uhr auf dem VfR-Sportplatz statt. rip
Bürger organisieren sich gegen Rechtsradikale Neu gegründete Initiative plant Lichterkette in Usingen Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. Im Usinger Land regen sich rechtsradikale und ausländerfeindliche Tendenzen eher im Verborgenen. Daß es im Hintertaunus gleichwohl nicht wenige Neonazis gibt - seien es Sympathisanten oder offen gewalttätige Rechte - befürchtet eine neugegründete Bürgerinitiative "Stoppt die Nazis im Usinger Land". Am vergangenen Wochenende traf sich die Initiative zum ersten Mal und demonstrierte auf dem Usinger Schloßplatz ihre Solidarität mit Ausländern. "Rechtsradikalismus, Ausländerfeindlichkeit, ja fast schon Fremdenhaß machen sich hier im Hinterland immer mehr breit", erklärt Mitgründerin Alexandra Reuter aus Riedelbach. Es sei inzwischen keine Seltenheit mehr, daß jemand wegens seines "fremdländischen" Aussehens oder seiner Bekundung zur Freundschaft mit Ausländern angegriffen werde.
Als Beispiel nennt die 22jährige Alexandra Reuter Übergriffe gegen Schüler der Mittelpunktschule in Riedelbach, wo die Frage "Bist Du rechts?" bei Verneinung nicht selten Prügel nach sich ziehe. Das Phänomen beschränke sich aber nicht auf eine Gemeinde, sondern sei im gesamten Usinger Land zu beobachten. Immer häufiger gebe es zum Beispiel "Rempeleien" von Skinhead-Gruppen gegen Ausländer, ob in Grävenwiesbach, Usingen oder Neu-Anspach.
Eine einheitliche Tendenz für das Usinger Land läßt sich dabei nicht erkennen. "Die Orte hier haben ganz unterschiedliche Traditionen", sagt der Grävenwiesbacher Politologe Andreas Buro. Neu-Anspach als ehemalige Arbeitersiedlung sei sozialdemokratisch geprägt, Usingen habe eine "eher braune" Vergangenheit und Grävenwiesbach sei vor allem bäuerlich geprägt. Generell ließe sich nur sagen: Die Menschen im Hintertaunus als einem ländlichen Gebiet hätten sich schon immer durch eine konservative Grundeinstellung ausgezeichnet.
"Dabei bleibt es aber meistens auch; die Leute fallen im allgemeinen nicht ins Extrem faschistischer Meinungen", sagt der emeritierte Professor für Internationale Politik. Die Zahl rechtsradikaler Skinheads und Neonazis halte sich deshalb "im bundesdeutschen Rahmen"; Zahlen gebe es für das Usinger Land bisher allerdings nicht.
Ähnlich äußert sich auch der DGB- Kreissekretär Bernd Vorlaeufer-Germer, der die einschlägige Szene seit langem untersucht. Rechtsradikale Gruppen sind seinen Angaben zufolge nur im Main- Taunus-Kreis aktiv. Germer weist aber darauf hin, daß der Landesvorsitzende der Republikaner, Harald Kanthak, in Grävenwiesbach wohnt. Und Achim Schröder vom Bund Deutscher Pfadfinder aus Neu-Anspach warnt, daß es unter Jugendlichen zur Zeit "schick" sei, rechtsradikale Rockgruppen zu hören; im Augenblick gebe es aber keine organisierte Skin-Kultur im Usiner Land: "Im Anschluß an Rostock und Mölln und die Protestwelle in der Bevölkerung treten Skinheads momentan nicht mehr ganz so großspurig in der Öffentlichkeit auf."
Damit es erst gar nicht zu einem breiten Ausbruch an fremdenfeindlich motivierter Gewalt kommt, will die aus rund 20 Schülern und jungen Leuten im Alter zwischen 15 und 23 Jahren bestehende Initiative "Stoppt Nazis" Gegenzeichen setzen. Demnächst soll eine Lichterkette durch Usingen veranstaltet werden, geplant sind darüber hinaus regelmäßige Treffen in Usingen. Über einen von der Stadt Usingen zur Verfügung gestellten Raum würde sich die Initiative nach Angaben der Gründer "sehr freuen".
Daß Mitglieder der Frankfurter "Sozialistischen Arbeiter Gruppe" aus der Stehdemonstration einen Zug durch die Usinger Innenstadt machen wollten, ging der parteilich unabhängigen Initiative zu weit. "Wir lassen uns nicht einbinden, vor keinen Karren spannen und sind absolut gewaltfrei. ,Nazis Kloppen&rquote; gibt es bei uns nicht", sagt Alexandra Reuter.
SELIGENSTADT. Als er seinen eigenen, mit einem technischen Defekt liegengebliebenen Wagen mit dem Beifahrer am Steuer bei Dunkelheit auf der Landesstraße zwischen Seligenstadt und Hainburg wegschieben wollte, wurde ein 24jähriger Autofahrer von einem nachfolgenden Fahrzeug erfaßt und schwer verletzt. Nach Darstellung der Polizei war auch das Rücklicht des nicht mehr fahrbereiten Wagens ausgefallen, die Warnblinkanlage soll laut Zeugenaussagen nur noch schwach funktioniert haben. Die Fahrer in beiden Autos kamen mit leichten Verletzungen davon. ttt
BAUNATAL. Das Volkswagenwerk in Baunatal (Kreis Kassel) darf weiterhin kostenlos Grundwasser fördern: Wie das Kasseler Regierungspräsidium mitteilte, wurde der Antrag des Unternehmens auf Verlängerung dieses seit 1962 gewährten Rechtes jetzt bewilligt.
Allerdings legte die Genehmigungsbehörde nun erstmals eine Höchstgrenze für die jährliche Fördermenge fest: Maximal 1,8 Millionen Kubikmeter darf das VW-Werk mit Hilfe von fünf eigenen Brunnen künftig entnehmen. Außerdem wurde die Genehmigung auf 15 Jahre befristet erteilt.
Das Regierungspräsidium trug damit Vorgaben der Landesregierung und - teilweise - der Kritik der Landtags-Grünen Rechnung. Diese hatten vor rund einem Jahr gefordert, eine jährliche Höchstfördermenge festzulegen und die Genehmigung jeweils für zehn Jahre zu erteilen, um das Unternehmen zum Sparen bei der Verwendung des kostbaren Rohstoffs zu bewegen.
Ob dieses Ziel mit der jetzt getroffenen Regelung erreicht wird, mag indes bezweifelt werden: Denn danach darf VW zwar weniger Wasser fördern als bisher, allerdings verbrauchte das Werk in der Vergangenheit tatsächlich eine noch geringere Menge pro Jahr.
Immerhin behielt sich das Regierungspräsidium vor, die erlaubte Fördermenge um weitere 400 000 Kubikmeter zu reduzieren, falls sich zeigen sollte, daß der Grundwasserspiegel zu weit sinkt. ebo
MAIN-TAUNUS-KREIS. Wenn heute die Menschen in Hofheim (17 Uhr am Rathaus) gegen die Vergewaltigungslager in Bosnien protestieren, sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einem Appell zahlreicher Gruppen und Institutionen gefolgt. Nur ein Verein hat nicht zur Demonstration aufrufen dürfen: der Hofheimer Ortsverband des Hausfrauen-Bundes. "Wir sind stinksauer, daß man uns draußen gelassen hat", wettert Vorsitzende Elfriede Rök.
Schließlich, sagt Rök, "sind wir 400 Mitglieder" - Frauen, die von den Greueltaten im ehemaligen Bosnien ebenso betroffen sind wie die Frauen von pro familia, amnesty international, der Kreisvolkshochschule und auch die Gleichstellungsbeauftragten des Kreises. "Ich verstehe einfach nicht, warum wir übergangen worden sind."
Der Grund dafür ist eine Panne, sagt Gabriele Bittendorf, Frauenbeauftragte des Main-Taunus-Kreises. "Wir haben einfach nicht an jede Gruppe gedacht." Sie könne den Unmut im Hausfrauen- Bund verstehen. Sie bedauere und sei traurig darüber, daß der Verband nun nicht dabei sei. "Das hätte uns gut getan." Doch stecke keine böse Absicht hinter dem Ausschluß.
Die Panne resultiert vielmehr aus einer anderen Panne: Der Hausfrauen- Bund war bereits beim internationalen Frauentag im vergangenen Jahr übergangen worden. Und just jene Gruppe, die damals den Frauentag vorbereitet hatte, plante auch die Demonstration. Bittendorf: Der Fehler sei nun ausgeräumt. kkü
cas GROSS-GERAU, 26. Januar. Gefälscht wurde offenbar eine Unterschrift des früheren hessischen DGB-Vorsitzenden Jochen Richert für die Zulassung der Kandidatenliste der rechtsextremen "Republikaner" im Kreis Groß-Gerau bei den hessischen Kommunalwahlen am 7. März. Richert, der Mitglied des geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes ist, erstattete Strafanzeige gegen Unbekannt. Der "Republikaner"-Kreisvorsitzende Uwe Skibba bezeichnete den Vorfall als "peinlich" und kündigte Nachforschungen an. Der Kreiswahlleiter kündigte am Dienstag an, daß er den Vorfall zum Anlaß nehmen werde, die gesamte von den "Republikanern" vorgelegte Unterschriftensammlung nochmals zu überprüfen.
(Bericht auf der Hessen-Seite)
HANAU. 400 Mark erbeutete am Montag ein 35 bis 40 Jahre alter Mann bei einem Raubüberfall auf ein Blumengeschäft in der Römerstraße. Nach Angaben der Polizei betrat der Unbekannte, der eine schwarze Lederjacke und dunkle Hosen trug, gegen 13.45 Uhr den Laden und gab vor, etwas kaufen zu wollen.
Als die allein anwesende 84 Jahre alte Verkäuferin die Kasse öffnete, stieß der Mann sie zur Seite und entnahm der Schublade das Geld. Anschließend floh er zu Fuß. Eine Fahndung der Polizei blieb erfolglos, die alte Frau hatte sich zunächst in ärztliche Behandlung begeben und erst gegen 16.30 Uhr den Raub angezeigt. az
KARBEN. Zur Vereidigung der beiden neuen Wehrführer der wiedererstandenen Einsatzabteilung der Kloppenheimer Freiwilligen Feuerwehr, Berthold Witzel und seines Stellvertreters Norbert Gambietz, durch Bürgermeister Detlev Engel (SPD) äußerten sich alle Beteiligten hoffnungsvoll für die künftige Arbeit.
Allerdings meinte Stadtbrandinspektor Alfred Scheller, man müsse realistischerweise sehen, daß es noch eine Weile dauern werde, bis die neue Einsatzabteilung voll einsatzbereit sei. Unter anderem muß die technische Ausrüstung wieder aufgestockt werden. Die Wagen und Geräte waren nach der Auflösung der alten Abteilung vor rund zwei Jahren in andere Stadtteile verlagert worden, um dort eingesetzt werden zu können. Dazu gehört zum Beispiel der Rüstwagen, der bei Unfällen eingesetzt wird und auch tagsüber mit Helfern einsatzbereit sein müsse. Das sei gegenwärtig in Kloppenheim noch nicht gewährleistet. Die Kloppenheimer verfügen über ein Löschfahrzeug 16 TS und ein LF 16.
Wie die FR berichtete, besteht die neue Einsatzabteilung aus 15 Mitgliedern, davon stammen elf aus der alten Wehr, drei aus der Jugendwehr. Engel und Scheller dankten denn auch den beiden Aktiven: Alfred Unkelbach und Thomas Bier. Unkelbach habe sich als Vorsitzender des Vereins der Freiwilligen Feuerwehr in dem früheren Konflikt mit allen um Vermittlung bemüht. Bier hatte die Jugendfeuerwehr weiter geleitet. Ihre Tätigkeiten sind nun mit der Wahl der neuen Wehrführer abgelaufen. In Kloppenheim ist der Wehrführer nach Satzung zugleich Vereinsvorsitzender.
Witzel sagte zu, er werde dafür sorgen, daß die Jugendfeuerwehr weiter betreut wird. Er kündigte an, er werde die Zusammenarbeit mit dem Stadtbrandinspektor, dem Magistrat und der Öffentlichkeit suchen. Die Brandschützer können wieder in das alte Gerätehaus einziehen. Die frühere Mieterin dort hat inzwischen eine andere Wohnung gefunden, so daß die Wehr einen Raum mehr als früher nutzen kann. In einem Raum des Hauses proben künftig die Sänger/innen der "Sängerlust" Kloppenheim. de
Ein Bus samt Fracht für Jaroslaw
MAIN-KINZIG-KREIS. Wahrgemacht haben jetzt sozial engagierte Bürger aus dem Kreis ihr Versprechen, den Elternkreis behinderter Kinder im ostpolnischen Jaroslaw auch weiterhin zu unterstützen. Die Initiatoren des Hilfstransportes, der Bürgerbeauftragte des Kreises, Gerhard Höhn, der Geschäftsführer der Kreiswerke Hanau, Dieter Hussing, das Kreisausschußmitglied Anton Straub und die Vorsitzende des Vereins "Medizinische Hilfe für Polen", Irmi Kump, brachten einen mit Hilfsgütern vollbeladenen Bus nach Polen. Der Bus wurde von den Gelnhäuser Kreiswerken zur Verfügung gestellt und dem Elternkreis in Jaroslaw für Fahrten zu Schule und Freizeitstätten übergeben. Schulbusse gibt es in dieser Region nicht, und die öffentlichen Verkehrsmittel sind für Behinderte nicht geeignet.
Die Gemeinde Pruchnik wird den Bus warten und Steuern und Versicherung übernehmen. Der Elternkreis, der 350 behinderte Kinder und Jugendliche betreut, hat selbst kein Geld. Außerdem gibt es in Polen keine Behinderteneinrichtungen. Die Eltern Behinderter müssen ohne Hilfe des Staates selbst für ihre Angehörigen aufkommen.
Die Fracht bestand aus Lebensmitteln, Spielzeug, Winterkleidung, Hygienematerial, Medikamenten und technischen Hilfsmitteln. Stanislaus Zarzyczni vom Verein "Lechia", ein Zusammenschluß von Polen aus Hanau, hatte schon im vergangenen Jahr die Kontakte hergestellt und auch den ersten Transport begleitet. Auch diesmal stand er als Dolmetscher zur Verfügung. Der nächste Hilfstransport ist für Frühjahr dieses Jahres geplant. are
LOMÉ, 26. Januar (AFP/AP/opl). Im westafrikanischen Land Togo haben Polizisten am Montag Augenzeugen zufolge das Feuer auf Demonstranten eröffnet. Nach Berichten von Politikern und Journalisten wurden mindestens zwölf Menschen getötet und 25 weitere verletzt. Der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, Helmut Schäfer, der kurz nach dem Ereignis am Ort des Geschehens in der Hauptstadt Lomé eintraf, sprach von mindestens 20 Toten. Ein Zeuge berichtete, daß die Demonstranten zum Zeichen ihrer Friedfertigkeit in Weiß gekleidet gewesen seien. Der staatliche Rundfunk wies die Vorwürfe zurück. Demonstranten hätten einen Bus der Polizei angegriffen, dessen Insassen sich durch "Schüsse in die Luft" verteidigt hätten.
Schäfer hielt sich mit dem französischen Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Marcel Debarge, in Togo auf, um zwischen Staatsführung und Opposition zu vermitteln. Mehrere tausend Gegner des Staatschefs General Gnassingbe Eyadema hatten sich am Montagnachmittag vor dem Gebäude der (von der Opposition kontrollierten) provisorischen Nationalversammlung eingefunden. Dort sollte die deutsch-französische Delegation den Parlamentsvorsitzenden, Erzbischof Philippe Kpodzro, treffen, als es zu dem Schußwechsel kam.
Junge Demonstranten versuchten am Dienstag auch, die Abreise der beiden Europäer zu verhindern. Sie errichteten Barrikaden aus Baumstämmen auf der Flughafenstraße.
Staatschef Eyadema verurteilte in einer am Montag abend verbreiteten Erklärung die jüngsten Gewaltakte "aufs schärfste". Schäfer sagte Journalisten, Debarge und er hätten Togos Staatschef klargemacht, daß er sich der Opposition annähern müsse. Darüber hinaus solle Eyadema die Armee in die Kasernen zurückschicken. Eyadema herrscht seit 26 Jahren in Togo. Das für Mai 1992 vorgesehene Referendum über eine neue Verfassung und die für Juni angesetzten Parlamentswahlen waren wegen blutiger Unruhen verschoben worden.
"Gelernte Fußgänger" und "Staupraktiker" stritten Diskussion des Gesamtverkehrsplans in Königstein Von Katja Irle KÖNIGSTEIN. Es war die erste öffentliche Diskussion über das heikle und strittige Thema. Der neue Gesamtverkehrsplan für die Kurstadt hatte schon im Vorfeld die Gemüter erhitzt. Er lieferte auch genügend Zündstoff für das Bürgerforum, das am Montag abend etliche Königsteinerinnen und Königsteiner in den Saal des katholischen Gemeindezentrums lockte. Mit Zwischenrufen wie "versteh' ich nicht", "aufhören, aufhören", "ihr Computergläubigen", taten die Bürger ihren Unmut kund. Sinnvolle Alternativen zum neuen Verkehrskonzept hatten jedoch nur wenige zu bieten. Teilweise vergebens warben die Vertreter des von der Stadt beauftragten Ingenieurbüros um Verständnis für ihren erarbeiteten Verkehrsplan. Kritik handelten sich die Experten vor allem bei der Vorstellung der sogenannten Pförtnerampeln und der Parkplatzgestaltung in der Innenstadt ein.
"Sie gehen von einem Selbstbetrug aus", warf Johannes Reibling vom Gewerbeverein sowohl den Planern als auch der Stadt vor. Daß man den Verkehr durch eine solche Maßnahme verringern könne, sei eine Illusion. Er forderte, die Parkplätze in der Innenstadt nicht zu reduzieren, sondern noch zu erhöhen. Reibling: "Es gibt einen Bedarf bis zu 1000 Stellplätzen". Nach dem Konzept des Frankfurter Büros soll neuer Parkraum hauptsächlich durch den Bau einer Tiefgarage unter der Konrad-Adenauer-Anlage geschaffen werden.
Die Pförtnerampeln, so meinte ein Student, verlagere den täglichen Stau nur. Betroffen sei davon auch der öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV), der doch eigentlich gefördert werden solle: "Wenn auch die Busse im Stau stehen, wer steigt dann noch auf den ÖPNV um?" Separate Busspuren gehörten mit zum Verkehrskonzept, versicherte Erster Stadtrat Klaus Dehler (SPD). Er bat darum, die Diskussion nicht auf den Streit um die Pförtnerampeln zu reduzieren: "Die sind nur ein kleines Rad im Gefüge".
Ein täglicher "Staupraktiker" aus Glashütten sah im Königsteiner Kreisel die Wurzel allen Übels: "Er produziert Stau, weil keiner sich traut, auch mal die innere Spur zu benutzen". Andere Markierungen, Tempo 30 und die Einhaltung des Reißverschlußverfahrens könnten jedoch dem ungeübten deutschen Autofahrer das korrekte Kreiselfahren beibringen.
Als "Hinhaltetaktik" bezeichnete der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK), Berthold Malter, die geplante Ampelregelung: "Sie wollen damit Zeit für die B 8-Westumgehung gewinnen". Langfristiges Ziel sei immer noch der Bau der Umgehungsstraße, gaben Bürgermeister Bertram Huke (CDU) und Dieter Klussmeier vom Straßenbauamt Frankfurt unumwunden zu. Da die Hessische Landesregierung die Planung für das Straßenprojekt vorerst eingestellt habe, müsse man nun nach Zwischenlösungen suchen.
Ein an diesem Abend seltenes Lob für den Gesamtverkehrsplan brachte eine "gelernte Fußgängerin" über die Lippen. Sie begrüßte die Bemühungen der Stadt, den ÖPNV zu verbessern. Geplant ist unter anderem eine optimale Verknüpfung von Bus und Bahn und ein 20-Minutentakt für die K-Bahn.
Daß es sich bei dem erarbeiteten Maßnahmenkatalog lediglich um einen Entwurf handelt, betonte Stadtrat Dehler. Kritik und Anregungen der Bürger - ob schriftlich oder mündlich - würden bei der Umsetzung des Planes berücksichtigt. Grundsätzliches Ziel sei jedoch, die Belastung durch den Autoverkehr zu verringern.Nur das schöne Schlüchtern Foto-Ausstellung im Rathaus / Keine kritischen Ansätze
SCHLÜCHTERN. Wer Schlüchterns Schokoladenseiten kennenlernen und sich einen Stadtbummel ersparen will, der muß derzeit nur ins Rathausfoyer gehen. Dort stellen die 28 Teilnehmer des städtischen Fotowettbewerbs "Stadtansichten sind Ansichtssache" ihre Arbeiten vor. Fast ausnahmslos zeigen die insgesamt 40 Motive ein harmonisches Schlüchtern aus seinen schönsten Blickwinkeln.
Kritische Ansätze wie beispielsweise das Ablichten von Bausünden fehlen ganz. Dabei hätten auch solche Bilder durchaus eine Chance bei der Jury gehabt, wie Bürgermeister Falko Fritzsch bei der Ausstellungseröffnung betonte. Schließlich wollte die Stadt mit dem Wettbewerb die Bürger motivieren, sich etwas genauer in Schlüchtern umzusehen und sich mit dem Stadtbild auseinanderzusetzen - sozusagen die Ortsblindheit mindern, die jeden befällt, der länger in einer Stadt wohnt.
Ergebnis des Wettbewerbs ist eine Reihe stimmungsvoller Ansichten der Bergwinkelsstadt, die durch die liebevolle Linse der Fotografen gesehen vor allem ein romantisches Gesicht erhält. Ob der "Wintermorgen" im tiefverschneiten Elm, ein Feld voller Mohnblüten bei Hohenzell, ob die verträumten Schlüchterner Gäßchen oder die drei städtischen Türme - sie alle künden von einem friedlichen, mancherorts nostalgisch anmutenden Städtchen, in dem die Welt noch in Ordnung ist.
Auffällig ist auch die hohe Qualität der wie gestochen wirkenden Bilder. Gekonnt spielen die Hobbyfotografen mit Licht und Schatten, komponieren ihre ganz persönlichen Stadtansichten. Sechs der Motive werden demnächst sogar eine mehr oder weniger weite Reise antreten: Sie zieren die neuen Ansichtskarten, die im Jubiläumsjahr im Rathaus und den örtlichen Buchhandlungen verkauft werden. Darunter findet sich auch der "Himmel über Schlüchtern", mit dem Michael Bolender den Sieg im Wettbewerb errang. Über den Dächern der Stadt glänzt auf diesem Bild ein hoffnungsfroher Regenbogen. Auf den zweiten Platz kam Christiane Guths Foto von dem Schlüchterner Original Krein, auf den dritten Paula Müller aus Herolz. Für das beste Schwarz-Weiß-Foto, einen Handabzug seines Linsengassen-Motivs, wurde Ludwig Walther ausgezeichnet. tja
DREIEICH. Da war der Bürgermeister Bernd Abeln - er ist von Hause aus Jurist - doch sichtlich guter Dinge. Der Magistrat folgte nämlich seinem Vorschlag, den sogenannten "Schnüffelparagraphen" aus der Abfallsatzung streichen zu lassen. Abeln: "Der Paragraph ist absolut rechtswidrig."
Gemeint ist der Paragraph 12 Absatz 1, der mit konsequenter "Hilfe" des CDU- Landtagsabgeordneten Rüdiger Hermanns viele Staubkörner in Dreieich und Egelsbach aufgewirbelt hat. Der Christdemokrat bezweifelte nämlich, daß kommunale Beauftragte durch einen entsprechenden Passus in der Satzung berechtigt werden können, auf privaten Grundstücken mit einem Blick in die Mülltone zu kontrollieren, ob Bürger das Getrenntsammelangebot befolgten.
Hermanns fühlte sich in seiner Auffassung bestätigt durch ein Mitte Dezember 1992 gefaßtes Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) in Mannheim, wo das VGH ein entsprechendes "Betretungsrecht" in der Abfallwirtschaftssatzung des Landkreises Rottweil für unzulässig erklärte. Abeln ließ sich kurzerhand das Urteil schicken und analysierte, daß die Rechtslage in Baden-Württemberg mit den entsprechenden Konsequenzen gleich der in Hessen ist. Abeln: "Die Unrechtsmäßigkeit dieser Satzung hat sich mit dem Normenkontrollbeschluß des VGH Baden- Württemberg jetzt herausgestellt." Zwei Paragraphen sollen deshalb aus der Dreieicher Abfallsatzung gestrichen werden. Erstens der Paragraph 12 Absatz 1: Darin war festgelegt, daß den Beauftragten der Stadt ungehindert Zutritt zu den Grundstücken und zu den Gebäuden "mit Ausnahme von Wohnungen im Sinne des Artikels 13 Grundgesetz" - so die im Dezember 1992 nachgebesserte Dreieicher Fassung - gewährt werde, um die Müllbehälter zu leeren. Das sei rechtswidrig, meint Abeln, weil nach Artikel 13 Grundgesetz nicht nur Wohnung, sondern auch Hof und Garten geschützt seien und, laut VGH-Urteil, ein Zutritt die Grundrechte des Menschen tangiere.
Dies beträfe dann, so Abeln, logischerweise auch Paragraph 17, Absatz 1, Ziffer 13 der Abfallsatzung. Darin ist festgelegt, daß "derjenige ordnungswidrig handelt", der städtische Bedienstete den Zutritt zwecks Abfallentsorgung verwehrt.
Abelns Fazit: "Wir ziehen die Konsequenz und streichen wohl als erste Kommune in Hessen diese Paragraphen." Abeln geht davon aus, daß alle Kommunen wie auch Dreieich ihre Abfallsatzung an der Mustersatzung des Hessischen Städte- und Gemeindebundes angelehnt haben, wo diese Paragraphen drinstehen. Stadtrat Werner Müllers Kommentar: "Ganz lapidare Geschichte, kein Thema, denn die Paragraphen wurden noch nie angewandt." dok
"Amerikaner, eßt euren Reis doch selber!" "Nein zu ausländischem Reis" - so lauteten Parolen der japanischen Bauern auf ihrer Demonstration vor der US-Botschaft in Tokio. Im Süden des Landes verbrannten sie eine Strohpuppe mit dem Namen Arthur Dunkel, des Generalsekretärs des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt). Der Geschäftsführer des Bauernverbandes, Teruka Ishikura, drohte: "Wenn die Regierung den Reismarkt liberalisiert, dann bricht in Japan das Chaos aus. Dann wird die Opposition die Wahlen gewinnen."
Trotz des Geschreis der Bauern-Lobby und ungeachtet des jüngsten Beschlusses der Regierungspartei, ihre Reis-Politik beizubehalten: Japan wird seine Grenzen wohl bald für ausländischen Reis öffnen müssen. Denn irgendwann werden sich die amerikanischen und europäischen Unterhändler im Gatt ja vielleicht doch noch einigen, und dann dürfte es den Söhnen Nippons schwerfallen, den Kompromiß durch die Aufrechterhaltung des Importverbotes zu torpedieren. Tokios Außenminister Watanabe wußte schon im vorigen Jahr: "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Verbot durch Zölle zu ersetzen." Das Land mit dem größten Handelsüberschuß der Welt würde international ins Abseits geraten, sollte es die Gatt-Verhandlungen scheitern lassen. Nur wenn sich Amerikaner und Europäer nicht auf eine weitere Liberalisierung des Welthandels verständigen sollten, hätte Japan noch eine Chance, seinen Reismarkt weiter abzuschotten.
Bislang konnte die Bauern-Lobby das Importverbot erfolgreich verteidigen. Ihre Trumpfkarte ist das japanische Wahlrecht, das den Stimmen auf dem Land dreimal soviel Gewicht gibt wie den städtischen Voten. Aber selbst die Reisbauern wissen, daß es so wie bisher nicht weitergehen wird. Sie bieten ihre Ware wegen des unproduktiven Anbaus siebenmal teurer an als die Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Nur durch die Einfuhrsperre und hohe Subventionen konnte das überholte System bislang überleben. Zudem argumentieren die Bauern, japanischer Reis sei ein Kulturgut und nicht einfach Handelsware. Sie konnten sogar die Verbraucherorganisationen davon überzeugen, daß ihre Erzeugnisse besser und gesünder seien als ausländische. Das ging so weit, daß der Bauernverband den außerhalb des Inselreichs angebauten Reis schlicht für "giftig" erklärte.
Nicht alle fürchten jedoch die Öffnung des Marktes. Biobauer Suzuki aus Akita beispielsweise glaubt: "Mein Reis ist gegenüber dem ausländischen konkurrenzfähig." Wenn es denn sein müsse, könne er ihn auch billiger verkaufen als jetzt. Insgeheim bereiten sich auch die Lobbyisten schon auf den Abbau der Marktbarrieren vor. Die Handelsgesellschaft der Bauernvereinigung lotete aus, daß sie auch aus Vietnam Rundkornreis - wie ihn die Japaner lieben - beziehen könnte. Und andere Nippon-Handelsfirmen haben bereits die Weichen für das große Geschäft mit thailändischem und amerikanischem Reis gestellt.
Auch die Regierung rüstet sich für die Öffnung des Marktes. Das landwirtschaftliche Beratungsgremium von Ministerpräsident Kiichi Miyazawa legte jüngst seine Pläne vor: Die unrentablen kleinen Reisfelder sollen zu größeren zusammengelegt und von den Bauern gemeinsam bewirtschaftet werden. Nur so könne man gegenüber den ausländischen Wettbewerbern konkurrenzfähig werden. Experten sagen voraus, daß Japan in einigen Jahren sowieso nicht mehr in der Lage sein werde, seinen Bedarf an den Körnern aus eigener Ernte zu decken. Denn die jungen Leute wollen - ähnlich wie in anderen Industrieländern - die Bauernhöfe ihrer Eltern nicht mehr übernehmen. Sie ziehen lieber in die Städte. Dort müssen sie weniger hart arbeiten und verdienen trotzdem mehr Geld. Nur noch für 15 Prozent aller Bauern ist der Reis die Haupterwerbsquelle. Die meisten arbeiten als Angestellte und bewirtschaften den Hof nur noch nebenbei. Viele haben außerdem in den vergangenen Jahren vom Reisanbau auf Viehzucht umgestellt
Der Bauernverband weiß trotz der lautstarken Proteste, daß in Japan niemand in Not geraten wird, wenn die Grenzen für ausländische Ware geöffnet werden. Er warnt aber vor einer "Verödung der japanischen Dörfer" und malt die drohende Abhängigkeit vom Ausland an die Wand. Nippon müsse das Grundnahrungsmittel selbst produzieren, sonst werde man erpreßbar und könne im Falle eines Krieges "ausgehungert" werden.
Doch auch diese Warnung zieht kaum noch. Gatt-Chef Dunkel verlangt von den Japanern zunächst nur, daß sie ihren Reisbedarf zu drei bis fünf Prozent zu niedrigen Preisen im Ausland decken. Auf alle weiteren Importe dürfen sie, so sein Plan, 700 Prozent Zoll aufschlagen. Allenfalls etwa jeder zwanzigste japanische Reisbauer müßte seinen Hof aufgeben, sollte die Regierung die Vorschläge aus Genf akzeptieren. Und den Betroffenen hat das Landwirtschaftsministerium in Tokio bereits Finanzhilfen von umgerechnet 39 Milliarden Mark versprochen.
Die Proteste der Bauern lassen dennoch nicht nach. Regierungschef Miyazawa steckt deshalb in der Klemme. Er will im Herbst als Vorsitzender der Liberaldemokraten wiedergewählt werden. Die Öffnung des Reismarktes könnte ihn den Chefposten und damit auch das Amt des Ministerpräsidenten kosten - denn die Regierungspartei wird einen Sündenbock brauchen, an dem die Bauern ihren Ärger abreagieren können.
TINA STADLMAYER (Tokio)
Streichkonzert beim Etat empört die Opposition Neu-Anspacher Rathaus zeigt eisernen Sparwillen Von Claudia Nenninger NEU-ANSPACH. Mit Einsparungen beim Bauhof, am Sportplatz Westerfeld, dem Waldschwimmbad und beim Kindertagesstättenangebot sowie zurückgestellten Straßenausbauten und Sanierungen ist der Haushalt 1993 in der Gemeindevertretersitzung am Montag abend mit den Stimmen der absolut regierenden SPD verabschiedet worden. CDU, die Grünen und UBN votierten dagegen. Durch den Rotstift wurden das Rekord-Defizit um 450 000 Mark auf 1,35 Millionen Mark verringert und die Neuverschuldung auf 1,1 Millionen Mark reduziert. Während SPD-Fraktionschef Klaus Dornbusch die Kürzungen (siehe auch "Im Blickpunkt") als "sinnvoll" bezeichnete und hervorhob, daß im sozialen Bereich Streichungen vermieden werden konnten, hagelte es von seiten der Opposition Kritik. CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Kraft erklärte das gekürzte Zahlenwerk zu einer "Hosenträger-Hilfskonstruktion". "Die gestrichenen Mittel werden irgendwann als Kosten wieder auf die Gemeinde zukommen", sagte er.
Davon zeigte sich auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Berndt Kirchlechner, überzeugt. Er bescheinigte der SPD eine "Vernebelungstaktik". "Die oberflächlichen Schönheitskorrekturen werden nicht dazu führen, daß im nächsten Jahr wesentliche Beträge eingespart werden. Bestenfalls werden ein paar Ausgaben ins nächste Jahr verschoben."
Statt zu streichen, forderte die CDU, den jeweiligen Entwicklungsträger "knüppelhart" die infrastrukturellen Folgekosten der Entwicklungsmaßnahme bezahlen zu lassen, wie dies auch vorgeschrieben sei. Dann bräuchte zum Beispiel nicht das musikpädagogische Angebot an allen Kindertagesstätten um jeweils 5000 Mark "gestutzt" zu werden. Die Grünen schlugen hingegen vor, endlich kostendeckende Gebühren zu verlangen. Für den Wasser-/Abwasserpreis würde das einen Anstieg um rund 75 Pfennig pro Kubikmeter bedeuten. Statt dessen würden die Subventionen für Wasser, Abwasser und Müll den Etat in diesem Jahr mit über einer halben Million Mark belasten. Die SPD rechnete die Gebühren hingegen zu jenem Bereich, für den der Rotstift in diesem Jahr tabu sei. Dazu gehörten ferner die Förderung des sozialen Wohnungsbaus sowie die Beförderungen der Bediensteten in der Verwaltung. "Wenn jemand höhere Wertigkeiten an Arbeiten macht, hat er ein Recht, höher gruppiert zu werden", stellte Dornbusch fest. Auch sei die Entlastung der Kindertagesstättenleiterinnen durch Hilfskräfte nicht zu entbehren.
Außerdem erklärte die SPD den Weiterbau der neuen Grundschule für unerläßlich, weshalb man sich der neuen Forderung des Kreises über 300 000 Mark nicht verschließen könne. Allerdings hoffen die Sozialdemokraten hier noch auf Finanzhilfe aus Wiesbaden. Zum Posten Feuerwehrautos für Hausen-Arnsbach und Anspach sprach sich Dornbusch eindeutig für die Neuanschaffungen aus. Da allerdings die Lieferung nicht sofort erfolgen könne, befürworte die SPD, in diesem Haushaltsjahr nur einen Teil der Kosten bereitzustellen. "Wenn man nur eine Mark im Hosensäckel hat, dann kann man keine zwei Mark ausgeben", meinte Dornbusch.
WETTERAUKREIS. Der Wetteraukreis beteiligt sich voraussichtlich an der Hessischen Landesbahn. Ein Grundsatzbeschluß des Kreisausschusses sieht vor, einen Anteil von 3,6 Prozent der Bahnbusgesellschaften Rhein-Kurhessen (RKH) und Verkehrsgemeinschaft Untermain (VU) zu übernehmen. Nachdem sich die Bundesbahn aus dem Nahverkehr zurückziehen will, soll die Landesbahn die Busgesellschaften übernehmen, um in Hessen gemeinsam mit den Kreisen und kreisfreien Städten auch künftig ein flächendeckendes Nahverkehrsnetz gewährleisten zu können.
In Hessen existieren derzeit vier Bahnbusgesellschaften, die künftig unter dem Dach der Hessischen Landesbahn fortbestehen sollen. Das Land wird bei derHessischen Landesbahn mit 51 Prozent der Anteile den Ton angeben. Die 21 Kreise und kreisfreien Städte teilen unter sich die verbleibenden 49 Prozent auf.
Der Kreisausschuß rang sich jetzt zu einem Grundsatzbeschluß durch, in dem dem Kreistag und seinem Haupt- und Finanzausschuß empfohlen wird, dem Rahmenvertrag zur Übernahme der Bundesbahngesellschaften in Hessen durch das Land Hessen und kommunale Gebietskörperschaften zuzustimmen. "Ohne diesen Rahmenvertrag und ohne die Einigung wäre die Sicherheit des Nahverkehrs vor allem auf wirtschaftlich weniger rentablen Strecken gefährdet", sagte Landrat Rolf Gnadl (SPD) während einer Pressekonferenz und übte zugleich Kritik an der "Sprunghaftigkeit der Bundesbahn" während der Übernahmeverhandlungen. Die Bahnrepräsentanten verhielten sich "von oben herab", unterstellten ihren Gesprächspartnern Ahnungslosigkeit in Fragen der Verkehrspolitik und versuchten eine "Übervorteilung". Die Bahnbusgesellschaften RKH und VU, die im Wetteraukreis etwa 60 Prozent des öffentlichen Linienverkehrs abdekken, fahren im Kreisgebiet Gnadls Angaben zufolge verlustfrei. Ob in Zukunft die Kasse des Wetteraukreises belastet wird, hänge unter anderem von der Gesamthöhe des Bundeszuschusses an das Land für die von ihm übernommenen Leistungen, aber auch von einer möglichen Risikobeteiligung der Kreise am FVV-Geschäft ab. Im FVV-Gebiet ist Gnadls Angaben zufolge die VU in größerem Stil tätig. sal
Die japanische Schauspielerin Kyon- Kyon ließ sich die Botschaft auf ihr T- Shirt drucken: "Mein HIV-Test: Negativ." Journalisten hatten das Gerücht verbreitet, die 26jährige habe Aids. "Ich bin wirklich überrascht, daß es bei uns so viel Diskriminierung gibt", sagte Kyon- Kyon, "irgendwie bin ich ganz froh über das Gerücht, sonst hätte ich davon gar nichts mitbekommen."
Unwissenheit über den Ansteckungsweg und Vorurteile gegenüber Aidskranken sind in Japan immer noch weit verbreitet. Laut einer Umfrage denkt die Hälfte aller Japaner, Aids könne man kriegen, wenn man mit einem Erkrankten das Trinkglas teilt. Viele Japaner halten Aids immer noch für eine Krankheit, die nur Ausländer haben. Ein Friseur in der Provinz Ibaraki läßt seine Kunden schon an der Eingangstüre wissen: "Wegen der Aidsgefahr bediene ich keine Ausländer." Auch vor mancher Badeanstalt oder Sauna hängt das Schild: "Kein Eintritt für Ausländer!" Als der infizierte Sänger Sean Duque aus Hawaii im vergangenen Jahr zu einem Symposium über Aids nach Japan kam, weigerte sich das Hotel, in dem er reserviert hatte, ihm ein Zimmer zu geben. Die Begründung des Managers: "Unsere Angestellten könnten kündigen - aus Angst, von ihm Aids zu bekommen."
Sieben Jahre nachdem der erste Aids- Fall in Japan bekanntwurde, sind die offiziellen Zahlen immer noch erstaunlich niedrig: 2500 HIV-Infektionen und 500 Aidskranke meldet das Gesundheitsministerium. Allerdings: Die Zahlen steigen rapide, sie haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Trotzdem spiegeln sie die Realität nicht wider. "Die Zahlen sind offiziell, aber nicht korrekt" sagt sogar Nobumichi Sakai, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten im Gesundheitsministerium. Experten schätzen, daß in Wirklichkeit zehnmal mehr Japaner mit dem HIV-Virus infiziert sind, als die offizielle Statistik angibt. Ein Grund für die hohe Dunkelziffer ist die Meldepflicht der Ärzte. Sie müssen der Gesundheitsbehörde von jedem positiven Test berichten. Viele Japaner glauben nicht, daß diese Meldung anonym bleibt und verzichten deshalb lieber auf den Aids-Test.
Wie überall auf der Welt, so infizieren sich auch in Japan inzwischen mehr Menschen durch heterosexuelle als durch homosexuelle Kontakte. Eine wichtige Rolle spielen dabei die bei Japanern und Deutschen gleichermaßen beliebten Sex- Touren nach Thailand. Nach Angaben des thailändischen Touristenbüros flogen im vergangenen Jahr über 600 000 Japaner nach Thailand. 50 bis 80 Prozent der Urlauber - so schätzen die Veranstalter - gehen dort mindestens einmal ins Bordell. Einige japanische Firmen schenken ihren Mitarbeitern zur Belohnung für besondere Leistungen Sex-Touren ins Ausland. Zwar ist die Zahl der Sex-Urlauber wegen Aids etwas zurückgegangen, aber viele Japaner glauben immer noch daran, daß sie sich in teureren Etablissements keine Infektion holen könnten.
In Japan ist die Prostitution (wie übrigens auch in Thailand) offiziell verboten. Trotzdem gibt es jede Menge Bars und Bordelle, in denen vor allem Frauen aus Thailand, Philippinen, Korea und anderen asiatischen Länder arbeiten. Die meisten sind illegal im Land und niemand weiß, wieviele der Frauen infiziert sind. Japaner sind in nüchternem Zustand fleißige Kondom-Benutzer - pro Jahr werden 600 Millionen Kondome verkauft. "Aber wenn sie betrunken sind, denken sie nicht mehr an Aids", sagt eine in Tokio arbeitende Bar-Hosteß.
Vor einigen Wochen sorgte eine Meldung für Aufregung, nach der in der Präfektur Nagano vierzig Prostituierte mit dem Aids-Virus infiziert sein sollen. Der Regierungssprecher sah sofort einen Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen, die 1998 in Nagano stattfinden werden. In Wirklichkeit ist Nagano schon seit langem für seine Bäder, Bars und Bordelle bekannt. Wie in allen anderen japanischen Urlaubszentren ist auch dort das Nachtklub-Geschäft in Händen der Mafia. Die Gangster schleusen ausländische Frauen ins Land und nehmen ihnen die Pässe weg. Filipinas und Thailänderinnen, die im Sex-Geschäft arbeiten, sind meist völlig von ihren Zuhältern abhängig. Sie dürfen nicht zum Arzt gehen - erst wenn sie so krank sind, daß sie nicht mehr arbeiten können, werden sie in ihre Heimatländer zurückgeschickt.
Das vor vier Jahren in Kraft getretene "Gesetz zur Prävention von Aids" erlaubt den Behörden, Ausländer an der Einreise zu hindern, die "im Verdacht stehen" Aids zu verbreiten und keinen Test machen lassen wollen. Doch als das Gesetz herauskam, war das Aids-Virus schon längst im Land. Nicht Prostituierte hatten es hereingebracht; es kam in ausländischen Blutkonserven. Etwa 70 Prozent aller HIV-infizierten Japaner sind Bluter. 1989 verklagte der aidskranke Bluter Noriyasu Akase die Regierung auf Schadensersatz. Seine Begründung: Sie hatte auch dann noch verseuchte Blutkonserven ins Land gelassen, als die Gefahr weltweit bereits bekannt war. Akase starb im vergangenen Juni, aber eine Gruppe von ebenfalls betroffenen Blutern, führt seinen Prozeß fort. Außer der Regierung sind fünf Chemieunternehmen angeklagt. Auch die japanische Tochter der Firma Bayer ist darunter - sie soll infizierte Blutkonserven verkauft haben.
Einer der Kläger ist Noriaki Kawai. "Regen sie sich nicht auf", hatte Kawai 1985 von seinem Arzt zu hören bekommen, "die Konserven sind sicher." Zwei Jahre später erfuhr er die Wahrheit von einem anderen Arzt: Wie fast die Hälfte aller japanischen Bluter hatte er sich infiziert. "Am liebsten hätte ich das Virus dem Arzt injiziert, der mich so betrogen hat", sagt Kawai. Er wirft der Regierung vor, daß Bluter erst dann etwa 3000 Mark Entschädigung im Monat erhalten, wenn die Aids-Krankheit bei ihnen ausgebrochen ist: "Das ist nicht fair. Unser Leben hat sich total verändert, seitdem wir wissen, daß wir HIV-positiv sind." Freunde und Bekannte hätten sich abgewendet, denn viele Japaner, so Noriaki Kawai, haben geradezu hysterische Angst vor Infizierten. Einige HIV-Positive wurden sogar von ihrer Familie im Stich gelassen.
Noriaki Kawai kritisiert, daß sich viele Krankenhäuser immer noch weigern, infizierte oder an Aids erkrankte Menschen zu behandeln. Laut einer Regierungsumfrage verweigern 75 Prozent aller Krankenhäuser die Aufnahme von HIV-infizierten Patienten. Die Gründe: "Fehlende Ausstattung" und "Befürchtungen bei Ärzten und Pflegern". Nur zehn Prozent aller Tokioter Geburtskliniken nehmen infizierte Frauen auf. Immer mehr Privatkliniken verlangen, daß sich die Patienten auf Aids testen lassen. Wenn der Test positiv ausfällt, werden sie abgewiesen. In den wenigen Krankenhäusern, die Aids-Patienten aufnehmen, fehlt es an Ausstattung und Know-how.
Auch Teishiro Minami, Herausgeber einer Homosexuellen-Zeitung und Gründer "Aids Aktion", setzt sich für eine bessere medizinische Versorgung der Infizierten und Erkrankten ein. Er organisiert Krankenbesuche und ein Aidsberatungstelefon. Die "Aids-Aktion" unterstützt außerdem den Prozeß eines HIV- infizierten Homosexuellen gegen seine Firma. Der Mann war ohne sein Wissen vom Betriebsarzt auf Aids untersucht worden. Nachdem der Test positiv ausgefallen war, hatte er prompt ein Entlassungsschreiben erhalten. Teishiro Minami sagt, homosexuelle HIV-Infizierte würden in Japan doppelt diskriminiert - als Infizierte und als Schwule. Dies sei der Grund dafür, daß in Japan - im Gegensatz zu den USA und Deutschland - bislang kein einziger infizierter Homosexueller öffentlich auftreten wollte.
Der Schwulen-Aktivist erzählt, daß sich auch viele japanische Homosexuelle lange der Illusion hingegeben hätten, Aids sei eine Krankheit, die es nur im Ausland gebe. Von "Safer Sex" habe bis Mitte der achtziger Jahre niemand etwas wissen wollen. Inzwischen, so Minami, beteiligen sich jedoch auch Sauna- und Barbesitzer an den Safer-Sex-Kampagnen der "Aids- Aktion" - zum Beispiel indem sie Poster aufhängen und Kondome verteilen.
Die Safer-Sex-Poster der japanischen Schwulenbewegung, mit schönen nackten Männern darauf, hängen nur in wenigen Kneipen. In der U-Bahn und in öffentlichen Gebäuden prangen dagegen die mißglückten Anti-Aids-Plakate der Regierung. Ernst, fast dramatisch dreinblickende Frauen warnen vor der tödlichen Krankheit. Einige besonders daneben geratene Plakate wurden inzwischen aus dem Verkehr gezogen. Zum Beispiel das mit dem Sex-Touristen, der sich hinter seinem Paß versteckt. Die Textzeile lautete: "Gute Reise! Aber hüten Sie sich vor Aids!" Frauengruppen protestierten auch gegen ein anderes Poster. Es zeigte eine Nackte in einem übergroßen Kondom. Das Bild sei sexistisch und verbreite die Botschaft "Schütze Dich vor gefährlichen Frauen", kritisierten die Feministinnen.
Nach jahrelangen Diskussionen über das Für und Wider von Aids-Aufklärung an den Schulen, konnte sich das Erziehungsministerium Ende 1992 zum Verteilen einer Broschüre an den Oberschulen durchringen. Lehrer und Eltern protestierten lautstark, denn in dem Heftchen heißt es: "Wenn du ein Kondom richtig benützt, kannst du die Ansteckung mit Aids verhindern." Biologielehrerin Kazue Shibazaki findet die Broschüre völlig in Ordnung: "Jahrelang haben die Lehrer den Schülern diese wichtige Information vorenthalten, weil sie dachten, schlafende Kinder soll man nicht wecken - dabei sind die Kinder längst aufgewacht."
Einer Umfrage zufolge hatten 21 Prozent der Schüler und 17 Prozent der Schülerinnen zwischen 15 und 18 Jahren schon Erfahrungen mit Sex. "Es ist höchste Zeit, daß wir ihnen die nötigen Informationen geben, wie man Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft verhindert", sagt der Gynäkologe Horishi Yamauchi.
Manche Betriebe lassen ihre Beschäftigten zwar unverständlicherweise noch warten, aber viele Arbeitnehmer haben in den vergangenen Tagen schon ihre Lohnsteuerkarten 1992 zurückerhalten. Sofern die Steuerpflichtigen Aufwendungen beim Finanzamt geltend machen und deshalb mit Erstattungen rechnen können, sollten sie keine Zeit und damit Geld verschenken, sondern möglichst bald die Einkommensteuererklärung beziehungsweise die Arbeitnehmer-Veranlagung, wie der frühere Lohnsteuerjahresausgleich neuerdings offiziell heißt, einreichen. Dies empfiehlt sich heute um so mehr, weil Bearbeitungszeiten bei den Ämtern von vier oder fünf Monaten erfahrungsgemäß keine Seltenheit sind.
Der Bundesverband der Lohnsteuerhilfevereine (BDL) macht in diesem Zusammenhang auf einige wichtige Änderungen im Steuerrecht für 1992 aufmerksam. So wurde im Rahmen der Werbungskosten die Pauschale für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte von 58 auf 65 Pfennig je Entfernungskilometer für Pkw respektive von 26 auf 30 Pfennig für Motorräder und -roller angehoben. Ein Autobenutzer überschreitet demnach beispielsweise bereits bei einer Strekke von 14 Kilometern und 220 Arbeitstagen den ohnehin berücksichtigten Arbeitnehmer-Pauschbetrag von 2000 Mark, so daß es sich dann lohnt, diese Aufwendungen abzusetzen.
Von 42 auf 52 Pfennig je gefahrenen Kilometer ist der Betrag bei Dienstreisen und -gängen erhöht worden. Hier rät der BDL, entstandene Aufwendungen (soweit sie nicht vom Arbeitgeber erstattet wurden) anhand von Reisekostenabrechnungen oder Fahrtenbüchern nachzuweisen.
Neuerungen gibt es auch bei "kindbedingten Steuervergünstigungen". Die Altersgrenze für die steuerliche Berücksichtigung des Nachwuchses wurde wieder auf 18 Jahre angehoben, worauf vor allem Steuerpflichtige achten sollten, bei denen Kinder zwischen 16 und 18 nicht auf der Steuerkarte 1992 eingetragen waren. Der Kinderfreibetrag ist von 3024 auf 4104 Mark gestiegen. Er muß für Sprößlinge, die nicht auf der Lohnsteuerkarte registriert sind, nachträglich geltend gemacht werden.
Eine weitere wichtige Änderung betrifft das sogenannte Baukindergeld von jetzt 1000 Mark. Niedrigverdiener, die diese Steuerermäßigung nicht voll ausschöpfen können, haben nun die Möglichkeit, den verbleibenden Betrag auf die beiden vorangegangenen Veranlagungszeiträume zurück- und - sollte das nicht reichen - auf die zwei Jahre nach Ablauf der Begünstigungsfrist vorzutragen.
Bei den außergewöhnlichen Belastungen ist der Höchstbetrag, bis zu dem Unterhaltsleistungen berücksichtigt werden, von 5400 auf 6300 Mark pro anno angehoben worden. ski
ESCHBORN. Der Herr an der Kasse traut dem Frieden nicht: Gelegentlich schaut er herüber, legt seine Stirn vorsichtig in Falten und zeigt im übrigen demonstratives Desinteresse. Die vier Mädchen im kleinen Einkaufsmarkt an der Berliner Straße merken nicht, daß sie den Argwohn des Mannes geweckt haben. Tamara, Olga, Birgitt und Christina hätten auch wenig Zeit, sich um die Befindlichkeit des Personals zu kümmern. Das Quartett ist beschäftigt, ziemlich beschäftig sogar. Peinlich genau notieren die Elf- und Zwölfjährigen das Angebot an Blechdosen. Getränk und Marke, Größe der Behälter und den Preis der Ware registrieren die vier mit der Gründlichkeit eines Steuerbeamten in einer selbstgemalten Bestandsliste. Die Aktion an diesem naßkalten Montagnachmittag ist Teil ihres gewaltfreien Kampfes für ein "blechdosenfreies Eschborn". Die kleinen, weißblechbeschichteten Alu-Dosen, erläutern die Mädchen, schädigen bei der Herstellung die Umwelt. Und weil es "wahnsinnig viele davon gibt", sagt Tamara Jugov, sollen sie aus den Märkten und Geschäften verschwinden.
Deshalb sind die vier unterwegs. Sie wollen ihre Bestandslisten in den nahe gelegenen Supermärkten vervollständigen, um dann "mit den Geschäftsführern zu reden, warum sie Blechdosen verkaufen", erklärt Olga, die ein Jahr jüngere Schwester von Tamara. Falls die Ladenleiter nicht zur Vernunft kommen sollten, wollen die Mädchen "Druck über die Öffentlichkeit ausüben", sagt Tamaras Schwester mit einer Sicherheit, die an der Entschlossenheit der Gruppe keine Zweifel aufkommen läßt. Und wenn das immer noch nicht helfen sollte, wollen die Schülerinnen eine "Dosen-Demo" durch Eschborn organisieren.
Doch soweit ist das Quartett noch nicht, das zusammen mit Antje Hansen und Britta Meyer das "Greenteam" von Eschborn stellt und unter der Telefonnummer 0 61 96 / 4 66 78 (Jugov) näher über seine Arbeit informiert. Greenteams bilden die Kinder- und Jugendorganisation der Umweltschutz-Gruppe Greenpeace. Bundesweit bestehen etwa 800 Teams, allein in Frankfurt engagieren sich Jungen und Mädchen in mehr als 20 kleinen Zirkeln für die Umwelt.
Inzwischen hat das Quartett die Bestandsaufnahme beendet. Der Mann an der Kasse schmunzelt, als Tamara, Olga, Christina und Birgitt den Laden verlassen. Daß ihm die Schülerinnen ein schlechtes Zeugnis für das Getränkesortiment ausstellen, weiß er nicht. Er ist offensichtlich froh, daß die Kinder den Laden verlassen und sich zur Konkurrenz aufmachen, die gern mit Umweltbewußtsein die Kunden umwirbt. "Für die Größe des Geschäftes war das schlecht, da gab's viel zu viele Dosen und zu wenig Flaschen", faßt Olga das vorläufige Ergebnis des jüngsten Besuches zusammen.
Daß es nicht immer willkommen ist, hat das Greenteam erst ein einziges Mal erfahren müssen. Da reagierten die Angestellten eines Supermarktes etwas unwirsch auf die Visite der Mädchen. Aber daraus macht sich die Gruppe nicht viel. Weil die "Erwachsenen nix tun", wollen sie jetzt anpacken, sagt die 13jährige Antje. "Dann schlägt die Angst vor der Umweltverschmutzung in Wut um, wenn man weiß, daß unsere Kinder vielleicht nicht älter als zehn Jahre werden können", ergänzt Tamara. Und "wenn jeder ein bißchen was macht, bringt das auch was", fügt schließlich Olga an und zitiert als Motto und Ansporn für ihr Engagement einen Greenpeace-Spruch: "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, könnte sich das Gesicht der Welt verändern."
Ortswechsel: Mittlerweile arbeiten die Schülerinnen an der Bestandsaufnahme des Dosen-Sortiments in einem anderen Supermarkt. Daß hier deutlich mehr Glasflaschen in den Regalen stehen, gefällt den jungen Prüferinnen. Anlaß zur Freude haben die vier allerdings kaum: Vor allem zuckerhaltige Getränke und Mineralwasser bieten einige Hersteller ausschließlich in Alu-Dosen an. Später möchten sie von Marktleiter Karl-Heinz Henrich wissen, warum das so ist. Der schüttelt bedauernd den Kopf und sagt, er habe keinen Einfluß auf das Sortiment. "Das wird in der Geschäftsleitung in Wiesbaden entschieden." Würden die Käufer aber nur ein paar Wochen lang keine Dosen mehr kaufen, sagt der Marktleiter, wären die Behälter wohl schnell aus dem Angebot verschwunden.
Auf dem Weg nach Hause sagt Tamara halb im Spaß, halb im Ernst: "Stoppt den Menschen, er ist der Verursacher aller Zerstörungen." Sie ist zwölf Jahre alt.
has FRANKFURT A. M. Das Geschäft mit Elektrowerkzeug läuft nicht mehr wie von selbst. Für 1992 berichtet Black & Decker von einem Wachstum "mit gebremstem Tempo" in der Branche. Der Geräteabsatz konnte nur noch um ein Prozent zulegen. Freilich: Preiserhöhungen und der Verkauf teurerer Produkte bescherten beim Umsatz gleichwohl eine Steigerung um sieben Prozent. Der deutsche Ableger des US-Konzerns tummelt sich dabei auf einem gespaltenen Markt: Während das Geschäft mit professionellen Handwerkern weiterhin wächst, nicht zuletzt wegen der Bau-Aktivitäten in der Ex-DDR, geben sich die Heimwerker zugeknöpfter. Sie sind auf einem Spartrip. Black & Decker-Chef Hans-Georg Stahmer, dessen Haus besonders in Ostdeutschland 1991 noch von einer "rasanten Nachfrage" profitierte, spricht nun von einem "vorsichtigeren Konsumverhalten" dort.
Für dieses Jahr glaubt der Manager an einen wertmäßigen Zuwachs von drei bis vier Prozent des Marktes, wobei dies eine Mengenabnahme um ein Prozent bedeuten könnte. Damit ist klar: Die Zeiten, in denen die Elektrowerkzeughersteller dikkere Bretter bohren konnten, sind zumindest vorerst vorbei. Black & Decker peilt in der Geschäftsperiode 1992/93 (Ende September) bei Preisstabilität eine Umsatzsteigerung von drei Prozent an. Damit würde die Einbuße, die in der vergangenen Rechnungsperiode zu Buche schlug, wettgemacht. Letztlich wurden da rund 585 Millionen Mark in den Kassen gezählt.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr kam die Idsteiner Gruppe um einen Verlustausweis nicht herum. Nach Steuern blieb ein Minus von 2,2 Millionen hängen; in der Vorperiode war noch ein Gewinn von 13,2 Millionen erzielt worden. Für Finanzchef Bernhard Hauer ist der Fehlbetrag kein Grund zur Panik. Sein Zustandekommen erklärt er vor allem mit der Konsolidierung der Gießener Firma Tucker, die Bolzenschweißsysteme und Zubehör für die Autoindustrie herstellt. Die Finanzierungskosten der Übernahme dieses Unternehmens sind seinen Worten zufolge in die Black & Decker-Zahlen eingeflossen. Wegen der Unterschiedlichkeit der Geschäftsjahre - bei Tucker ist das Kalenderjahr ausschlaggebend - seien "positive Effekte in Form einer Gewinnabführung" aber nicht wirksam geworden. Laut Hauer arbeitet Tucker (etwa 110 Millionen Mark Umsatz, 290 Beschäftigte) profitabel.
Auf den Lohn- und Gehaltslisten der Black & Decker-Gruppe standen zuletzt 1545 Leute, etwa 75 weniger als zuvor. Der "leichte Rückgang" trage der "allgemeinen Entwicklung Rechnung". Ein weiterer Stellenabbau sei nicht geplant.
Als Heribert Buch zur Handwerkskammer kam, betrug der Maurerlohn 2,24 Mark "Das Handwerk hat noch immer goldenen Boden" Geschäftsführer geht nach mehr als 35 Jahren in Pension Von Matthias Drobinski HOFHEIM. Mehr als 35 Jahre Routine lassen sich nicht verleugnen: Automatisch greift die Hand in die Hosentasche, Heribert Buch nestelt den Schlüsselbund hervor, ohne hinzusehen sucht er einen Schlüssel heraus - doch der paßt nicht mehr ins Schloß der Tür zur Kreishandwerkerschaft. "Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, daß ich den Schlüssel abgegeben habe", sagt der 64 Jahre alte Buch, und ein bißchen Wehmut ist in der Stimme. Im Oktober 1957 trat er seine Stelle als Geschäftsführer der Main-Taunus-Handwerkerschaft an - heute verabschiedet ihn der Zusammenschluß der Handwerks-Innungen in den Ruhestand und führt den neuen Geschäftsführer Ralf Symens offiziell ins Amt ein. "Als ich hier anfing, war der Zweite Weltkrieg erst zwölf Jahre her - da mußte vieles neu aufgebaut werden", erinnert sich Heribert Buch. Und weil sich heute keiner mehr so richtig vorstellen könne, wie das war, erzählt er von den guten alten Zeiten, im singenden Tonfall seiner Eifel-Heimat: 1957 stand ein einsames Jägerhaus dort, wo heute das vierstöckige Gebäude der Kreishandwerkerschaft ist. Ein Maurergeselle verdiente damals 2,24 Mark die Stunde, ein Elektriker 2,08 Mark, ein Schreiner 2,10 Mark. Die Mühlen am Schwarzbach klapperten, und der Pfarrer von Hofheim hatte zwei Kapläne. Es gab noch drei Karenztage ohne Lohn für erkrankte Arbeitnehmer, und Konrad Adenauer regierte mit absoluter Mehrheit.
Buch hatte Volkswirtschaft studiert und in der Lebensmittelbranche gearbeitet, als ihm die Stelle bei der Handwerkervertretung angeboten wurde, mit Büro im alten Forsthaus und Dienstwohnung im Dachgeschoß - "das war bei der damaligen Wohnungsnot ein unschätzbarer Vorteil". Die Probleme, mit denen die Handwerker in die Geschäftsstelle kamen, waren ganz andere als heute: Viele Gesellen hatten durch Kriegsdienst und Gefangenschaft keine Meisterprüfung abgelegt und beantragten nun Ausnahmegenehmigungen, um einen Handwerksbetrieb aufbauen zu können. "Heute passiert das zweimal im Jahr." Die erste Rentenreform war 1957 gerade in Kraft getreten - und genauso wie bei der zweiten Reform 1961 hieß das für Buch und seine Mitarbeiter: Beratung der verunsicherten selbständigen Klientel - vor den Stichtagen bis weit in die Nacht hinein. Dann das Zittern während der Gebietsreform nach 1972 - die Auflösung des Main-Taunus-Kreises hätte auch das Ende der Kreishandwerkerschaft bedeutet. Als klar wurde, daß Kreis und Handwerkerschaft bestehen bleiben, waren die Tage des alten Forsthauses gezählt: 1965 kam der Bagger, 1976 stand das neue Haus, das 1988 um zwei Geschosse aufgestockt wurde.
Irgendwie klingt es viel nüchterner, wenn Heribert Buch von heute berichtet: Die Kreishandwerkerschaft als Zusammenschluß der 16 Innungen im Main- Taunus-Kreis berät und betreut die Handwerker - bei der Steuererklärung, der Altersvorsorge und der Buchführung, in Fragen des Arbeits- und Wirtschaftsrechtes, bei Investitionen und Betriebsgründungen. Sie berät die Innungen, die Kommunen und die Gewerbeaufsicht, sie veranstaltet Fortbildungs- und Meisterkurse - die Prüfungen werden allerdings in Frankfurt abgenommen. Sie vertritt die Interessen der selbständigen Handwerker gegenüber der Politik. Und wenn es mal zwischen Handwerkern und Kunden kracht, versucht die Kreishandwerkerschaft zu vermitteln.
Von den alten Aufbauzeiten hin zur Dienstleistungs-Stelle für moderne Kleinbetriebe: Da kommt bei Heribert Buch ein wenig Nostalgie auf. "Das Handwerk hat es heute schwerer als als vor 30 Jahren." Die vielen Vorschriften: Umweltschutz, Arbeitsschutz. Die vielen Abgaben für Selbständige. Der Lehrlingsmangel, weil Dienstleistungsgewerbe und Großindustrie für Jugendliche attraktiver geworden sind: "Wer möchte sich denn heute noch die Hände schmutzig machen und länger als bis fünf arbeiten?"
Heribert Buch, ein Pessimist? Nein, sagt er: "Ich glaube, das Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden - er muß nur hart erarbeitet werden." Und gerade in Krisenzeiten sei das Handwerk besser dran als die Industrie: "Bis ein Meister sich von einem Gesellen trennt, muß wirklich einiges passieren."
35 Jahre Kreishandwerkerschaft - und was nun? "Ich glaube nicht, daß mein Leben als ballistische Kurve verläuft und es nach der Pensionierung unweigerlich abwärts geht", sagt Heribert Buch. Es gebe noch so viele ungelesene Bücher - und irgendwann stehe auch der Umzug zurück in die Eifel an. Einen Rat hat Heribert Buch an seinen Nachfolger: "Man darf die Kreishandwerkerschaft nie als Behörde verstehen, als unpersönliche Verwaltung. Die Menschen, die hier Rat suchen, müssen im Mittelpunkt stehen."
Eigentlich wollten sie ja zusammenarbeiten: das Nordwestkrankenhaus und die Apparategemeinschaft Kernspintomographie. Ein Kernspintomograph ist ein modernes Diagnosegerät, das anders als die herkömmlichen Röntgengeräte nicht mit Strahlen, sondern mit Magnetströmen arbeitet, dabei wesentlich aussagekräftigere Bilder liefert, vor allem aber sehr teuer ist.
Selbst ein großes Krankenhaus wie das Nordwestkrankenhaus habe nicht die Möglichkeit, "eine solche Anlage allein zu betreiben", erklärte Helmut Noll, Direktor der Stiftung zum Heiligen Geist, von der die Klinik in der Nordweststadt betrieben wird. Nun ist es zwischen den beiden Vertragspartnern zum Eklat gekommen.
Seit dem 21. September 1992 steht in einer ehemaligen Lagerhalle auf der Zeil 29-31 ein Kernspintomograph, der von der Apparategemeinschaft für 2,5 Millionen Mark angeschafft wurde und seitdem auf Patienten wartet. Ursprünglich sollte er auf dem Gelände der Nordwestklinik stehen, in einem rund drei Millionen Mark teuren Gebäude, das aber erst noch gebaut werden muß und mit dessen Fertigstellung so schnell nicht gerechnet werden kann.
Deshalb entschloß sich die Apparategemeinschaft, ihren Kernspin, für den sie im Februar 1992 die Genehmigung durch den sogenannten Großgeräte-Ausschuß des Landes Hessen erhielt, vorübergehend woanders aufzustellen. Das Nordwestkrankenhaus schickt seine jährlich 500 Patienten jedoch nach wie vor zum alten Vertragspartner, dem Radiologen Alfred Halbsguth, in die Mainzer Landstraße und begründet das damit, daß für den Standort "Zeil 29-31" keine Genehmigung vorliege, so daß sich die Krankenkassen weigerten, die Kosten zu übernehmen.
Der Geschäftsführer der Apparategemeinschaft, Peter Higer, hält dieses Argument für "eine faule Ausrede". Man habe dem Krankenhaus angeboten, sämtliche Ansprüche, die es bei den Kassen nicht geltend machen könne, selbst zu übernehmen. Die Genehmigung des Standorts sei nichts weiter als "eine Formsache", der Großgeräte-Ausschuß habe das Provisorium bereits abgesegnet. Der Kernspin - es ist der vierte in Frankfurt - wäre schließlich nicht genehmigt worden, wenn es dafür keinen Bedarf gäbe.
Die Praxis von Halbsguth sei überlastet, so Higer weiter, es gebe dort lange Wartezeiten. Die Apparategemeinschaft hingegen habe noch Kapazitäten frei. "Wir sind auf die Kooperation angewiesen." Dem Krankenhaus wirft die Apparategemeinschaft deshalb vor, "unverständliche Prinzipienreiterei auf dem Rücken der Patienten" zu betreiben und sich "über gesundheitspolitische Entscheidungen hinwegzusetzen". Sehr kooperativ klingt das freilich nicht. ft
gam KOPENHAGEN, 26. Januar. Das zweite dänische Referendum über das Maastrichter Abkommen soll am 11. oder 18. Mai stattfinden. Dies gab Außenminister Niels Helveg Petersen am Dienstag bekannt. Die zurückgetretene konservative Regierung hatte einen Abstimmungstermin Ende April angestrebt, das neue Mitte-Links-Kabinett wünscht jedoch mehr Zeit für die Kampagne. Das Gesetz über die Volksabstimmung und über die Ausnahmeregeln, die die EG-Partner Dänemark zugestanden haben, soll - als erster Vorschlag der neuen Regierung - in der kommenden Woche im Parlament eingebracht werden. Dort ist ihm durch die Zustimmung von sieben der acht Fraktionen eine klare Mehrheit sicher.
Auch in der Bevölkerung verfügt die Ja-Seite weiter über einen deutlichen, wenngleich schrumpfenden Vorsprung. Zuletzt sprachen sich 53 Prozent für und 31 Prozent gegen den Maastricht-Kompromiß aus. Am 4. Juni hatte eine hauchdünne Mehrheit der Dänen die Teilnahme an der EG-Union abgelehnt.
OBER-MÖRLEN. "Dem Alltag Freude geben - Fassenacht beim MCC erleben" ist das Motto der Fastnachtskampagne des Mörlauer Carneval Clubs (MCC), die am kommenden Samstag, 30. Januar, mit der ersten Galasitzung um 20.11 Uhr in der Usatalhalle beginnt.
Am Sonntag, 31. Januar, um 14.30 Uhr folgt die Kindersitzung am selben Ort.
Die zweite Galasitzung wird am Freitag, 12. Februar, über die Bühne gehen.
Am Samstag, 20. Februar, stürmt der MCC das Rathaus und feiert abends seinen "Ball der tausend Masken".
Am Sonntag, 21. Februar, windet sich schließlich der berühmte Ober-Mörler Fastnachtszug durch die Straßen desOrtes. ieb
Die Bundesbahn hat im Hauptbahnhof ihr neues Schalterkonzept umgesetzt. Die Fahrgäste können jetzt an Universalschaltern Fahrkarten, Platz-, Liegewagen- und Schlafwagenkarten kaufen, Reservierungen vornehmen und Informationen einholen. Alle Dienstleistungen, die vorher auf verschiedene Schalter verteilt waren, wurden damit gebündelt. Die Bundesbahn verspricht sich davon einen zügigeren Service.
Insgesamt gibt es 13 Universalschalter, von denen sechs in der Bahnhofshalle und sieben im Kundenzentrum zu finden sind. Für eilige Bahnkunden wurden Express-Schalter eingerichtet, an denen die Beamten jedoch keine Auskünfte erteilen. Außerdem steht für Reisende in der 1. Klasse je ein Schalter in der Halle und im Kundenzentrum zur Verfügung. Ein reiner Informationsschalter bleibt erhalten - mindestens bis April, wie Bundesbahn-Sprecher Kurt Stadler sagt. Daß die Kundeninformation im Hauptbahnhof wegfallen sollte, hatten Kritiker schon im vergangenen Jahr moniert.
Damit sich die Kunden mit ihren Fragen nicht zu den Schaltern bemühen müssen, hat die Bahn die telefonische Auskunft aufgestockt. 18 Plätze seien besetzt, versichert Stadler, und auch zu Spitzenzeiten könnten Anrufer mit prompter Bedienung rechnen. Am vergangenen Freitag beispielsweise sei "niemand in der Warteschleife gewesen".
Die Umstellung im Schalterbereich hatte sich verzögert, weil die Umbauten länger dauerten. Die Terminals waren schon im Herbst vorhanden, die Kassen konnten erst später installiert werden. vo
Taunusklub Frankfurt: Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich nicht, wie irrtümlich gemeldet, in Bad Soden, sondern in der Eysseneckstraße 47, 6000 Frankfurt am Main 1 (Nordend). ck/04
Die Frankfurter Bonsai-Freunde treffen sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Bürgerhaus Zeilsheim in der Bechtenwaldstraße 17, Raum 2. Das nächste Treffen ist wieder am Mittwoch, 3. Februar. di/04
Jugendpolitik in Frankfurt diskutieren Frankfurter Politiker, die einen Überblick über Konzepte ihrer Parteien geben wollen. Die Talkrunde beginnt am Dienstag, 2. Februar, 19.30 Uhr, im Spenerhaus, Dominikanergasse 3-5 (Altstadt). di/04
Der Naturschutzbund hat am Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr eine Arbeitsbesprechung auf der Kleintierfarm, Schwanheimer Bahnstraße (Schwanheim). di/04
Der Amateurfilm-Club zeigt am Montag, 1. Februar, um 19.30 Uhr in der Fahrgasse 6, Filme der Clubwettbewerbe aus dem Jahre 1984. di/04
Im WWF-Panda-Club können am heutigen Donnerstag, 28. Januar, 15 Uhr, Kinder zwischen acht und zehn Jahren den Wald im Winter erleben. Ort der Exkursion ist das Lehrgehölz des Panda-Club, Welscher Weg, Forstabteilung 87. Weitere Informationen gibt Ruth Lindenthal unter Tel. 62 84 68. di/04
Kultur im Krankenhaus bietet das Bethanien-Krankenhaus, Im Prüfling 21 (Bornheim), am Donnerstag, 28. Januar, 15 Uhr. Der Jugendchor Eschersheim singt Lieder und Spirituals. di/04
Kolpingfamilie Frankfurt: Die Karnevalabteilung trifft sich am Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr im katholischen Pfarrheim in der Heddernheimer Landstraße 47 (Heddernheim). di/04
"Sorgenkind" 50er Bus FVV-Kunden beklagen Frühstarts und Fahrplan-Roulette
"Das ist morgens das reinste Roulettespiel. Manchmal hält der 50er am Battelle-Institut und manchmal gibt der Busfahrer Gas und fährt auf direktem Weg von der Autobahn zum Westbahnhof." Dann muß FR-Le- ser Hans H. rund einen Kilometer zurücklaufen und "ärgert sich jedesmal schwarz". In den letzten zwei Monaten ist ihm das dreimal passiert, betont der Angestellte der Kraftfahrzeugzulassungsstelle. Die Ursache für die Unkalkulierbarkeit der Busroute glaubt der FVV- Kunde zu kennen: "Der Fahrplan ist so unglücklich gemacht, daß die Fahrer offenbar selbst nicht mehr durchblicken." Tatsächlich hat der Fahrplan seine Tücken. Bis kurz vor 9 Uhr brauchen die Fahrer die Haltestelle Rebstockbad nicht anzufahren - weil das Bad erst um 9 Uhr öffnet. Dafür ist die Bedienung des Battelle-Instituts mit der dortigen Umsteigemöglichkeit auf die Linien 33 und 34 aber Pflicht - es sei denn, es ist Messe. Dann wiederum dreht der Bus nicht die Runde über das Rebstockgelände und steuert weder das Schwimmbad noch Battelle an. Grund: Das öffentliche Nahverkehrsmittelwürde genau wie die Messebesucher im Stau stecken bleiben. Deshalb fährt der 50er zu Messezeiten von Sossenheim weiter bis zum Opel-Rondell und von dort über die Voltastraße in Richtung Westbahnhof. "Bei so vielen Aus- nahmen von der Regel", äußert FR- Leser Hans H. beinahe Verständnis für die Fahrer, "kann mal was schiefgehen." Das sieht auch ein anderer FR-Leser so. Horst R., der den Bus als Zubringer zur U-Bahn-Station Bockenheimer Warte nutzt, ärgert sich allerdings "noch mehr über eine zweite Schwachstelle": "Der fährt in Sossenheim regelmäßig drei bis fünf Minuten zu früh ab." Horst R. vermutet, daß die Fahrer damit die Zeit wettmachen wollen, die sie auf der Strecke nach Bockenheim beim Einsteigen vieler Schulkinder verlieren.
Der 50er, das bestätigt auch Stadtwerkesprecher Peter Ruhr, sei als "Problemkind bekannt". Auch Ruhr hat die bisherige Fahrplangestaltung als "wenig kundenfreundlich" und für das "Fahrpersonal unnötig verwirrend" ausgemacht. Denn: "Es ist Quatsch, mal an einer Haltestelle zu stoppen und mal vorbeizufahren, obwohl sie so und so auf dem Weg liegt." Die Sonderregelung für das Rebstockbad, räumte Ruhr ein, hat bei einigen Fahrern "offenbar zu der irrigen Auffassung geführt, sie bräuchten dann auch nicht das Battelle- Institut anzufahren". Ruhr kündigte Abhilfe in Zusammenarbeit mit dem FVV an: "Künftig soll, abgesehen von Messezeiten, grundsätzlich auch am Rebstockbad gehalten werden." Auch um die von Horst R. beklagten und inzwischen von ihm anhand konkreter Beispiele schriftlich belegten Frühstarts wollen sich die Stadtwerke kümmern: "Das werden wir von unseren Fahrmeistern überprüfen lassen." gang
SINNTAL / SCHLÜCHTERN. Zwei Schwerverletzte hat am Dienstag morgen ein Unfall auf der Landesstraße zwischen Sannerz und Herolz gefordert. Dabei mußte eine 18jährige aus Sterbfritz von der Feuerwehr aus ihrem Autowrack befreit und per Hubschrauber in die Frankfurter Uni-Klinik geflogen werden.
Der Unfall hatte sich gegen 9 Uhr ereignet, als ein Mercedes-Fahrer auf dem Weg nach Sannerz in einer Linkskurve einen Lastwagen überholen wollte. Dabei prallte er frontal mit dem entgegenkommenden Peugeot der jungen Frau zusammen.
Während der 84jährige Mercedes- Fahrer mit schweren Verletzungen ins Kreiskrankenhaus Schlüchtern transportiert wurde, mußte die 18jährige zunächst mit einer Rettungsschere aus den Trümmern ihres Autos befreit werden.
Durch den Aufprall fing der Mercedes im Motorbereich Feuer. Es konnte jedoch von Passanten rechtzeitig gelöscht werden. Den Schaden beziffert die Polizei auf 70 000 Mark. jan
öhl ATHEN, 26. Januar. Im Prozeß gegen Nedschmije Hodscha, die Witwe des 1985 verstorbenen albanischen Diktators Enver Hodscha, hat die Verteidigung in Tirana am Dienstag Freispruch gefordert. Frau Hodscha, die als "graue Eminenz" des stalinistischen Regimes galt und auch nach dem Tod ihres Mannes hinter den Kulissen beträchtlichen Einfluß besaß, wird beschuldigt, zwischen 1985 und 1991 öffentliche Gelder in Höhe von 76 400 Dollar unterschlagen zu haben. Das Geld soll vor allem für den Import von privaten Luxusgütern verwendet worden sein. Die Staatsanwaltschaft hatte vierzehn Jahre Haft beantragt. "Welches Urteil es auch immer sei, ich werde es ruhig zur Kenntnis nehmen", sagte Hodscha am Dienstag und beteuerte erneut ihre Unschuld.
Verteidiger Dhimiter Beshiri beantragte, seine Mandantin vom Vorwurf der Unterschlagung freizusprechen. Frau Hodscha habe nie daran gedacht, den Staat zu bestehlen, sondern habe lediglich die damals übliche, von der Partei beschlossene Behandlung genossen.
WEHRHEIM. Die bauliche Entwicklung Wehrheims ("nicht im D-Zug-Tempo"), maßvolle Gewerbeansiedlung und das Verkehrskonzept sind laut dem CDU- Fraktionsvorsitzenden Uwe Engeland Schwerpunkte des CDU-Wahlprogramms. Weiter soll der öffentliche Busverkehr mit Anbindung an den Bahnhof verbessert, neue Tempo-30-Zonen eingerichtet und ein Jugendpfleger eingestellt werden.
Der Haushalt müsse weiter konsolidiert werden - obwohl die CDU stolz dar- auf verweist, daß eine erhöhte Neuverschuldung im Gegensatz zu anderen Hintertaunusgemeinden vermieden wurde.
Bei der Gemeindeentwicklung solle Wehrheim seinen ländlichen Charakter behalten. Obwohl man auf weitere Gewerbeeinnahmen nicht verzichten könne, sollten nur Wehrheimer Betriebe ohne große Lagerhallen angesiedelt werden. Die "unvermeidbaren" Zuschüsse für Kin- dergärten, Horte, Schwesternstationen und Sportanlagen sollten nach CDU-Ansicht "in zumutbaren Grenzen" bleiben.
Anzustreben sei weiterhin, die Ortsteile Obernhain und Friedrichsthal in das Dorferneuerungsprogramm des Landes aufzunehmen. Mittelfristiges Ziel sei schließlich die Schaffung altersgerechter Wohnungen und eines Altenwohnheimes, der Kindergarten in der "Großen Lache" müsse zudem 1994 realisiert werden. jd
rb FRANKFURT A. M. Die am 1. Januar gestartete Gesundheitsreform scheint die Pharmaindustrie bereits hart zu treffen. Insbesondere im Verschreibungsverhalten der Ärzte zeichne sich derzeit eine erhebliche "Unsicherheit bezüglich des Umfangs der schadlos zu verordnenden Arzneimittel" ab. Mit dieser Feststellung bestätigt Rolf Kramer, Chef des Pharmakonzerns Asta Medica, jüngste Beobachtungen der Apotheker (siehe FR von gestern). Seiner Firma habe dies im Januar bereits Umsatzrückgänge zwischen 15 und 30 Prozent beschert.
Nicht genug damit, daß die Mediziner offenbar relativ viele Mittel für überflüssig halten, muß Kramer auch noch über aktuelle Diskussionen zwischen Kassen und Ärzteverbänden berichten, wonach zahlreiche Medikamentengruppen "von der Verordnung im Rahmen der Kassenpraxis ausgeschlossen werden sollen". Seine Reaktion ist von früheren Einspardebatten her bekannt: Die dadurch bedingten "erheblichen Erlösschmälerungen", so Kramer, erforderten "eine Reduktion der Forschung und des Personalbestandes". Noch könne der Vorstand aber nicht absehen, "wie die Konsequenzen im einzelnen aussehen werden".
Solche Sparaktionen stören auch die Börsenpläne der Degussa-Tochter. Kramer will zwar möglichst bald im Rahmen einer Kapitalerhöhung einen Minderheitsanteil der Aktien plazieren, um "das geplante weitere Wachstum des Unternehmens" zu finanzieren. Hinsichtlich des Zeitpunktes des Börsengangs zögert er jedoch, weil das "ungewisse pharmapolitische Umfeld" für dicke Fragezeichen bei der künftigen Kursentwicklung sorge.
Vor allem der Kauf des größten ostdeutschen Pharmabetriebes, des Arzneimittelwerks Dresden (AWD), hat die Finanzen der Frankfurter stark beansprucht. Die Eigenkapitalquote sank von 19 auf 16 Prozent, das Unternehmen mußte sich "geringfügig" verschulden. Dennoch spricht Kramer von einem "sehr guten Erwerb". Immerhin brachte das AWD 252 Millionen Mark Umsatz, bezogen auf das Rumpfgeschäftsjahr 1992 (Januar bis September), 2100 Beschäftigte, darunter viele Forscher, sowie ein "deutlich positives Ergebnis" (zehn Millionen Mark Jahresüberschuß) mit. Nachdem bereits der juristische Sitz des Konzerns nach Dresden verlegt wurde, will Asta als erster Westkonzern sukzessive die gesamte Zentrale dorthin verlagern.
Im vergangenen Geschäftsjahr setzte die Gruppe 1,2 Milliarden Mark (plus 47 Prozent, ohne AWD plus 16 Prozent) um. Der Jahresüberschuß stieg um 78 Prozent auf 59 Millionen Mark. Die Zahl der Beschäftigten liegt derzeit bei über 6000.
Zu Fuß nach Sachsen-Anhalt NIDDA. Zu Fuß durch den Vogelsberg bis zum Saale-Tal und nach Bad Kösen führt ein Diavortrag von Hans Klös unter dem Titel "Der Weg nach Sachsen-Anhalt" am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses Nidda. Mit Irish Folk nach Holyhead FRIEDBERG. Kritische Texte und eine Musik, die traditionellen Irish Folk mit Rockelementen vereint, zeichnen den Sound der Gruppe "Paddy goes to Holyhead" aus. Zu hören ist das Trio morgen, 29. Januar, ab 21 Uhr im Club Lascaux. Ein Professor und ein Floh HUNGEN. Wer schon immer einmal einen englischen Flohologen kennenlernen wollte, einen etwas weiteren Weg nicht scheut und zudem noch seine Englischkenntnisse aufbessern möchte, ist herzlich am Freitag, 29. Januar, in das Schloß Hungen eingeladen. Ab 20 Uhr wird der Kabarettist Peter Freeman dort Professor Cratzleigh's diffizile Experimente mit Floh Alfons vorführen. Schülerkonzert nach Büdingen BÜDINGEN. Im Sälchen des Oberhofs gibt die Schülerbühne der Musik- und Kunstschule Büdingen am Freitag, 29. Januar, ab 19 Uhr ein Schülerkonzert. Theater mal zwei BAD VILBEL. Theater mal zwei heißt es bei den Auftritten der Vilbeler Amateurtheatergruppe "Die Bühne" am Wochenende in der "Alten Mühle". Jeweils um 20 Uhr zeigt das Ensemble am Freitag, Samstag und Sonntag die Stücke "Daheim is' daheim" von Fitzgerald Kusz und Brechts "Kleinbürgerhochzeit". Disco-Party in der Feuerwache BAD NAUHEIM. Wechselnde Discjokkeys heizen mit Hits von Bodycount bis Nirwana den Gästen der Disko am Samstag, 30. Januar, um 21 Uhr im Jugendzentrum in der Alten Feuerwache ein.
ROSBACH. Der langjährige Fraktionsvorsitzende der FDP im Stadtparlament, Hans-Otto Jacobi, kandidiert nicht wieder für die Stadtverordnetenversammlung. Er konzentriert seine Kräfte zusammen mit Stefan Hodes auf Rodheim, wo die beiden für einen Sitz im Ortsbeirat kandidieren. Am 7. März werden auf Initiative der FDP erstmals Ortsbeiräte gewählt. Spitzenkandidat für das Stadtparlament ist jetzt Volker Hoffmann, der vor einem Jahr für den (parteilosen) Stadtverordneten Klemens König nachrückte.
Nach dem Nieder-Rosbacher Hoffmann stehen die Neulinge Peter Sibbe (Ober- Rosbach) und Clemens Spahn (Rodheim) als nächste auf der Kandidatenliste. Es folgen Elke Sommermeyer, Dr. Lothar Korger und Andrea Nöchel-Jacobi. Irene König und Sandra Sibbe kandidieren für den Ortsbeirat Ober-Rosbach, Jürgen Hirsch und Ernst Schlosser für den Ortsbeirat Nieder-Rosbach.
Wie Jacobi, der weiterhin Ortsvorsitzender der FDP ist, mitteilt, fordern die Liberalen Investitionen in den Stadtteilen anstelle des Rathausneubaus in der Feldpreul. Geld solle verwendet werden für weitere Verkehrsberuhigungen, Straßensanierung und Pflege des Ortsbildes sowie für einen Kindergartenplatz für jedes Kind. Die Freien Demokraten wollen bei diesem Wahlkampf erstmals völlig auf Plakatwerbung verzichten. Das ersparte Geld soll einem sozialen Zweck zugeführt werden. hm
Kleine FR
Blitzschnelle Einbrecher OBER-MÖRLEN. Für eine Stunde war die Bewohnerin eines Hauses in Ober- Mörlen am Montagabend weggegangen. Diese Zeit nutzten Einbrecher, um ein Fenster des Hauses aufzubrechen und die Erdgeschoßwohnung zu durchsuchen. Weil die Ganoven hier weder Schmuck noch Geld fanden, brachen sie die Korridortür auf, um in die Wohnung im Obergeschoß zu gelangen, berichtet die Kripo. Diese Wohnung steht zur Zeit allerdings leer. Ihre Beute: ein Paar Herrenhandschuhe.Herz-Lungen-Wiederbelebung BAD NAUHEIM. Die Herz-Lungen- Wiederbelebung lehrt die Johanniter-Unfall-Hilfe in einem Kursus, der am Montag, 1. Februar, von 20 bis 21.30 Uhr beginnt und an den folgenden beiden Montagen (8. und 15. Februar) zur selben Zeit fortgesetzt wird. Der Kurs kostet 35 Mark und findet in der Hauptstraße 54 statt. Anmeldungen werden unter Tel. 06032/31916 entgegen genommen.
Erste Hilfe BAD NAUHEIM. Einen Kurs "Lebensrettende Sofortmaßnahmen für Führerscheinbewerber" bietet die Johanniter- Unfall-Hilfe" in der Hauptstraße 54 am Samstag, 6. Februar, von 12 bis 18 Uhr an. Er gilt für die Führerscheinklassen 1, 3, 4 und 5. Solche Kurse werden von der Johanniter-Unfall-Hilfe jeden 1. und 3. Samstag im Monat angeboten. Anmeldungen: Tel. 06032/31916.
Frauen in der Bibel FRIEDBERG. Auf die Suche nach dem Leben der Frauen in der Bibel begibt sich die evangelische Familienbildungsstätte in dem Kurs "Unsere Ahninnen - Frauen in der Bibel", der am Donnerstag, 28. Januar, beginnt. In Gesprächen soll in dem Kurs entdeckt werden, "ob und wie wir uns" in dem Leben dieser Frauen "wiederfinden können". Anmeldungen bei der Familienbildungsstätte unter Tel. 06031/91976.
Körper bewußt wahrnehmen FRIEDBERG. Wie Frauen ihren Körper bewußter wahrnehmen können, will Agnes Rademaker am Freitag, 29. Januar, während der Frauenkneipe ab 20 Uhr im Frauenzentrum in der Judengasse zeigen. Wer mitmachen möchte, soll eine Decke mitbringen.
Parkdeck wird erweitert FRIEDBERG. Mit den Bauarbeiten zur Erwiterung des Parkdecks "Alte Bahnhofstraße" um 156 Plätze wird am 1. Februar begonnen. Rund 5,4 Millionen Mark soll das Projekt kosten. Im Dezember soll es fertiggestellt sein. Bis dahin wird das Parkplatzangebot vor allem auf der Freifläche des Parkdecks, aber auch auf der für Dauermieter reservierten Ebene 7 beeinträchtigt, so die Stadtwerke.CDU-Politiker empfiehlt Zeitungen für Oberstufen
MAIN-KINZIG-KREIS. Das regelmäßige Studium der Lokalzeitungen kann einen wichtigen Beitrag im Unterricht - besonders in der Oberstufe - leisten. Vor diesem Hintergrund hat der CDU-Landratskandidat Hubert Müller aus Gelnhausen Landrat Karl Eyerkaufer aufgefordert, in Kooperation mit den im Kreis ansässigen Zeitungen Schülerinnen und Schülern der Oberstufe in Klassenstärke lokale Tageszeitungen als Lehrmaterial zur Verfügung zu stellen.
Müller begründete seine Initiative damit, daß Eyerkaufer sich gern darin gefalle, einschlägig politisch angesiedelte Werke in beträchtlicher Stückzahl den Schulen im Kreis zur Verfügung zu stellen. Je nach eigenem politischen Standort falle demzufolge auch die Beurteilung derartiger Bücher aus.
Zeitungen hätten im Verhältnis dazu den großen Vorteil, daß unterschiedliche Autoren und unterschiedliche Stellungnahmen in kurzen Abständen veröffentlicht werden, weiß Müller. Ebenfalls positiv wirke sich aus, daß im lokalen Teil präsentierte Ereignisse "nachvollzogen" werden könnten.
Damit unterliege die Berichterstattung zugleich einer kritischen Würdigung durch die Schüler. Der CDU-Politiker machte gleichzeitig deutlich, daß es ihm nicht um das Medium, sondern in erster Linie um dessen Inhalte bei der Arbeit gehe. are
BAD NAUHEIM. 501 Jahre ist es nun her, daß Christoph Kolumbus Amerika entdeckte. Doch mit der Eroberung der Neuen Welt begann auch ihre Unterdrükkung. Wie Kolumbus "die Welt verrückt" zeigt am Dienstag, 2. Februar, um 10 Uhr und um 15.30 Uhr das Theater Alpenrod mit Petra Schuff und Manfred Künster für Menschen ab sieben Jahre im Konzertsaal der Trinkkuranlage.
"Was sich zunächst wie politisches Agitationstheater anhört, ist in Wirklichkeit eine faszinierende und witzige Inszenierung", schreiben die Veranstalter. Dafür wird sicher auch Bernardo sorgen, der Sohn eines Gemüsehändlers, der KColumbus auf seiner Reise begleitet und darüber Tagebuch schreibt.
"Zwischen 22. und 25. Januar haben unbekannte Täter die Türschlösser des Georg-Büchner-Gymnasiums mit Sekundenkleber verklebt. Das Schulverwaltungsamt beziffert den Schaden auf 1500 Mark." Aus dem Vilbeler Polizeibericht.
BERLIN. Wer sich in den letzten deutschen Jahren als Literaturkritiker betätigt hat, mußte vor allem ein Kenner der Jurisprudenz sein. Aber auch wirtschaftswissenschaftlich galt es sich zu schulen. Kompliziert ist die Materie des Bodenrechts und des Immobilienhandels, und nur das Gefühl, daß die Treuhandanstalt vielleicht auch nicht recht weiter weiß, hilft gar nichts. Und dann erst die Akten: Karteikarten bekamen plötzlich ein ungeheures Gewicht, eine völlig neue Hermeneutik galt es zu üben: was hat es mit Kennziffern und Decknamen auf sich, wer weiß etwas in der Gauck-Behörde, wie kommt man an eine bestimmte Akte heran.
Um Literatur geht es im Kulturjournalismus allenfalls am Rande, fast mehr als Vorwand. Das ist nichts Neues. Der allgegenwärtigen Klage, es werde im Moment keine erwähnenswerte deutschsprachige Gegenwartsliteratur geschrieben, steht schon seit geraumer Zeit eine enorme Aufblähung des Literaturbetriebs gegenüber: das Drumherum ist entscheidend, der Effekt - Personality-Geschichten helfen da, das Präsentieren einer besonders gespreizten Pose, wo die Individualitäten fehlen.
Wenn man dann noch in Berlin arbeitet und in der DDR die ruhigen fünfziger Jahre kennenlernt, mit einem Literaturbetrieb, der nach dem Lukács-Schema althergebracht inhaltsorientiert ist, verdoppeln sich die Kalamitäten.
Das nachträgliche Entdecken der DDR- Identität ist ein Phänomen, das viele verschiedene Einzelgeschichten umfaßt. Bisher sieht man nur die Grobstruktur. Durch den Aufeinanderprall setzte eine Selbstvergewisserung auf beiden Seiten ein. BRD- und DDR-Deutsche reagierten allergisch auf die Eigenarten des andern, die vorher eher pittoresk und interessant waren.
Die Empfindlichkeiten steigerten sich. DDR-Schriftstellern, die viel im Westen gewesen waren, wurde der Pluralismus plötzlich zuviel, sie ziehen sich verstärkt auf die Ost-Medien zurück. Mein persönliches Aha-Erlebnis in dieser Hinsicht war dies: ich hatte Volker Brauns Prosaband Die Zickzackbrücke besprochen und vor allem herausgestellt, wie sich der Verlust der Hoffnungen in der DDR kongenial in Brauns Sprache abbildet. Früher klar und von Utopien durchdrungen, wird sie mit der Zeit immer sperriger, hermetischer. Als ich Braun dann traf, war seine Reaktion: "Ich wußte gar nicht, daß die Frankfurter Rundschau jetzt auch unter die Kalten Krieger gegangen ist."
Auch der Alltag entwickelte sich zur DDR zurück. An der Chausseestraße war immer eine große Kaufhalle, die 1990 ein westlicher Lebensmittelmarkt wurde. Der strengte sich mächtig an: ein großes Regal voller italienischer und französischer Spezialitäten wurde aufgebaut, Mozzarella Mascarpone, und für das Französische hatte man sich eigens eine Probierpakkung einfallen lassen: drei Käsesorten, in Plastik zusammengepackt, fast zum Schleuderpreis - allein, das Verfallsdatum rückte immer näher, und die Regale leerten sich nicht.
Als es soweit war, wurde das Regal entfernt. Und als ich das nächste Mal kam, fand ich an derselben Stelle, drapiert wie in frühen Schaufenstern, eine große Dosenpyramide vor, kunstvoll übereinandergestapelt. Es handelte sich um immer dasselbe Produkt: Letscho. Dies war in der DDR die verfügbare bulgarische Gemüsekonserve, Letschosteak und Letschoschnitzel gab es deswegen immer in den Gaststätten, die griffbereite Gemüse- Sättigungsbeilage. Auf dem Boden der Dosen, die nach einer kurzen Durststrekke jetzt wieder aus Bulgarien kamen, war eingraviert: "Hergestellt im Auftrag der Kaufhof AG Köln."
Wenn in dieser Situation in westlichen Gazetten über die Stasi gehandelt wird, kann das nur unheilvoll enden. Die jüngste Heiner Müller-Geschichte zeigt deutlich, wie komisch das Beharrungsvermögen der DDR und die westliche Gier nach einer heißen Geschichte aufeinanderprallen. Die Stasi wird vom Westen als moralischer Trumpf ausgespielt, und das wird als Herrschaftstechnik wahrgenommen.
Zusammen mit dem Letscho-Syndrom führt das zur verquollenen DDR-Identität. Als Sascha Anderson auf der Leipziger Messe mit der eigenartigen Postpunk-Gruppe von Bert Papenfuß herumturnte, wurde fast liebevoll über ihn gesagt: "Das ist unser Spitzel!" Und Detlef Opitz, der von Rainer Schedlinski bespitzelt wurde, hält heute immer noch zu ihm: das Verbindende ist weitaus stärker als die moralische Verfehlung. Die Stasi gehörte zum DDR-Alltag. Also zu dem, was sich nachträglich als Identität herausstellt und als Bastion gegen die Vereinnahmung errichtet wird.
Im Ost-West-Spiel und im Letscho-Syndrom droht die Ernsthaftigkeit der Stasi- Aufarbeitung an den Rand gedrängt zu werden. Zu Recht befürchten viele, daß durch den Solidarisierungseffekt etwa mit Heiner Müller auch jeder kleine, fiese Spitzel sich reinwaschen kann.
Es lassen sich zwei Grundpositionen ausmachen: denjenigen, die Ende der siebziger Jahre in Zusammenhang mit der Biermann-Tabula-Rasa die DDR verließen, stehen die gegenüber, die bis zum Fall der Mauer in der DDR geblieben sind.
Von Biermann über Sarah Kirsch, Günter Kunert bis zu Hans-Joachim Schädlich zieht sich die Linie derer, für die Gespräche mit der Stasi bereits an sich moralisch verderblich sind. Spricht man mit Schädlich, kann man sich seiner Bitternis, seinem Ekel vor dem Stasigeschwür, vor dem Abgrund an Feigheit und Verrat nicht entziehen. "Niemand hat mit der Stasi reden müssen", sagt er, "man hat nein sagen können." Und vor allem weist er immer wieder auf die Möglichkeit der "Dekonspiration" hin, ein Stasi-Wort dafür, wenn der Betreffende den Kontakt sofort seinen Freunden eröffnet hat, als Spitzel also wertlos war.
"Natürlich hat man mit der Stasi geredet" ist der Satz, den man von der anderen Gruppe ständig hört: man habe diesem Kontakt nicht ausweichen können, wenn man in den achtziger Jahren DDR- Schriftsteller war. Im letzten DDR-Jahrzehnt entwickelte sich eine Struktur der repressiven Toleranz: Kulminationspunkte wie die Biermann-Affäre 1976 sollten sich nicht mehr wiederholen. Literaturimmanente Zensur gab es so gut wie keine mehr, nur dort, wo direkt politisch gesprochen wurde, war sie noch spürbar - die Schriftsteller wurden eingebunden durch Privilegien, durch Druckgenehmigungen, vor allem durch Auslandsreisen.
Es ist naheliegend, daß sich im Bereich der Literatur damit auch teilweise die Stasi-Taktik geändert hat: man baute atmosphärisch kein eindeutiges Pro und Contra mehr auf, wo das Gewissen des einzelnen Schriftstellers sich allzuschnell aufgelehnt hätte, sondern widmete sich einer Art An-einem-Strang-Ziehen. Der kritische Schriftsteller wurde nicht mehr direkt als Staatsfeind behandelt, sondern mit dem Gestus, daß man ja irgendwie dasselbe wolle: gerade bei jemandem wie Heiner Müller, wo der brechtsche, sozialistische Impuls immer da war, konnte das greifen.
Müllers Satz, daß bei der Stasi die einzigen waren, mit denen man noch vernünftig reden konnte, heißt: dort wurde noch perspektivisch gesprochen, dort wurde über gesellschaftliche Einschätzungen nachgedacht. Es sind also Gesprächsformen denkbar, die nicht unbedingt eine Unterschrift als IM zur Voraussetzung hatten. Gesprächsformen, die gerade den privilegierten Kulturschaffenden der DDR leichter vergessen ließen, wem er da eigentlich gegenübersaß. Und deshalb ist im Kulturmilieu der DDR der Stasikomplex anders gelagert als in der westlichen Moralkonzeption.
Wenn Joachim Walther, der Beauftragte der Gauck-Behörde zum Generalthema "Literatur und Stasi", der Märkischen Allgemeinen folgendes sagt, geraten die Konturen noch mehr ins Schwimmen: "Da gibt es sogenannte Jahresarbeitspläne, in denen festgehalten wurde, wie viele IM ein Mitarbeiter in einem Jahr anzuwerben hat. Stasi-Mitarbeiter haben also durchaus unter Druck IM-Vorläufe angelegt, und wenn der Vorgesetzte streng war und nach der Erfüllung des Plans fragte, dann kann es schon vorgekommen sein, daß er eine Akte umregistriert hat ohne Wissen des potentiellen IM."
Die "Fälle" Christa Wolf und Heiner Müller sind im Ost-West-Dilemma dazu geeignet, viel Unheil anzurichten. Für die jungen Literaturredakteure der FAZ, die in der "Geschichtslosigkeit" der BRD aufgewachsen sind, mag das Jahr 1989 als ungeahnter Einbruch der Geschichte erschienen sein, den man mit denselben Mechanismen des Literaturbetriebs beackern kann, die man gelernt hat - in der Zeit der Postmoderne, den überhitzten Endzeiten, wo der Betrieb immer wichtiger wurde und die Inhalte immer belangloser.
Die Attacke gegen Christa Wolf war der Beginn des Auseinanderdriftens zwischen Ost und West, sie führte zu einem ersten Zusammenrücken der DDR-Intellektuellen. Daß mit Christa Wolf vor allem das Symbol einer "besseren DDR", als linke Option in der Geschichte überhaupt ausradiert werden sollte, bestätigt sich auch jetzt wieder aktuell: Walter Kaufmann war bestimmt kein großer Schriftsteller, nur weil Christa Wolf in früher Verstiegenheit einmal belanglose Kommentare zu ihm abgegeben hat.
Nachdem die Zeit bei Sascha Anderson noch im zugewiesenen alten liberalen Fahrwasser geschwommen war, führten die Karteikarten Heiner Müllers zu einer Überreaktion, die nur durch den Literaturbetrieb zu erklären ist. Die Standards des westlichen Erfolgs, der Gestus der Stärke greift aber im Kulturgefüge der DDR noch nicht.
B. K. Tragelehn erzählte in der Berliner Zeitung entrüstet, wie die Literaturredakteurin der Zeit zur Kafka-Lesung Heiner Müllers im Berliner Ensemble angereist sei und sich mit den Worten vorgestellt habe: "Ich bin die Frau, die den Müller am Haken hat!" Diese Sprache versteht der Osten nicht.
Die Ratlosigkeit, mit der die Zeit auf die offene Feindschaft in der Kantine des "BE" nach der Müller-Lesung in ihrer folgenden Nummer reagierte, spricht Bände. Und unversehends tut sie die Dreckarbeit, die früher die FAZ tun mußte: "Ostdeutsche Wahrheit, kollektive, ideologische Verklärung und individuelles, moralisches Rechtsempfinden lassen sich nicht vereinbaren." Da braucht sich die FAZ bloß noch staatsmännisch zurücklehnen und zur Mäßigung aufrufen: "Hier ist viel Unheil angerichtet worden. Man begreift es nicht."
Westliche Medienmechanismen tragen ihren Teil dazu bei, das Stasi-Problem zu verwässern. Täter und Opfer im Osten verbrüdern sich. Iris Radisch schreibt in der Zeit: "Die deutsch-deutsche Völkerverständigung ist gescheitert." Sie meint damit: ihre Enthüllung, Heiner Müller sei ein Stasi-Agent gewesen, stößt im Osten auf Widerspruch. Es geht nur um das Standing im Literaturbetrieb.
Zwischen den Wortführern gibt es viele, die schweigen. Das Schweigen wird immer größer. Nicht nur aus Angst, es könnte irgendwann eine IM-Akte über einen auftauchen. Sondern einfach aus Furcht, im gegenwärtigen deutsch-deutschen Treibhaus in Atemnot zu geraten. Dabei böte die DDR der achtziger Jahre, die Rückschau auf eine heute nicht mehr denkbare Sozialisation, Stoff für viele Romane.
Stefan Richter, ehemaliger Chef von Reclam-Leipzig, sagt: "Es müßten die Geschichten erzählt werden. Wir haben in der DDR nie über unsere Biographien gesprochen." Er tut das im Moment und beschreibt die Ost-West-Vereinheitlichung aus seiner subjektiven Sicht.
Und Fritz Rudolf Fries, den viele für den ästhetisch avanciertesten DDR-Prosaautor halten, für den "westlichsten" zumal, hält ebenfalls inne. Er ist erschrokken über die "furchtbare Gleichmacherei" des "Kapitalismus". Der literarische Stoff, der im Moment noch unter der Oberfläche brodelt, könnte wirklich einiges von dem Unverständnis erhellen, das allenthalben herrscht: "Es ist eigenartig", sagt Fries, "aber in der DDR, so kommt es mir jetzt manchmal vor, war es wohl leichter, ein Individuum zu sein . . ."
HELMUT BÖTTIGER
BAD VILBEL. Aktuelle Tips zur Änderung des Rentengesetzes gibt Referent Udo Grintsch vom Verband Deutscher Rentenversicherungsträger am Freitag, 29. Januar, um 19 Uhr in der Gaststätte "Zum Knoche", auf Einladung des SPD- Ortsbezirks Massenheim. Dazu gehören Fragen zur Anerkennung von Kindererziehungszeiten, Beitragszahlungen wegen Pflege oder Nachzahlungen nach einer Heiratserstattung. Zugrunde liegt das Rentenrecht nach der Reform '92 und dem Rentenüberleitungsgesetz. de
SELIGENSTADT. Am Bahnhof werden noch mindestens dreißig weitere Park & Ride-Plätze benötigt. Dies ergab eine Umfrage bei Autofahrern, die gern auf die Bahn umsteigen würden. Bei einem Gespräch mit Vertretern der Deutschen Bundesbahn signalisierten die Verantwortlichen, daß sie grundsätzlich bereit sind, das Gelände für weitere Parkplätze zur Verfügung zu stellen. Die Bahn erwarte jedoch, daß die übrige Fläche bebaubar wird.
Das städtische Tiefbauamt will dem Hessischen Landesamt für Straßenbau in Wiesbaden jetzt mitteilen, daß der Bau der Parkplätze fachlich begründet ist. Wenn von der Fachbehörde in der Landeshauptstadt eine Stellungnahme vorliegt, wird der Magistrat nach Darstellung von Bürgermeister Rolf Wenzel 30 000 Mark Planungskosten zur Verfügung stellen.
Die Gesamtkosten für die rund dreißig Parkplätze liegen bei knapp 600 000 Mark. aim
Oberursels gelbe Säcke landen bei Meinhardt in Wallau, wo ihr Inhalt sortiert wird Pralle Tüten am laufenden Band Gute Verwertungsquoten Von Eva Schultheis OBERURSEL. In diesen Tagen werden in Oberursel zum zweiten Mal die gelben Säcke abgeholt. Seit Anfang des Jahres stehen sie in jedem Haushalt im Vordertaunus, um darin die Verpackungen mit dem Grünen Punkt zu sammeln. Was geschieht eigentlich mit den gelben Säcken? Wo werden sie hingebracht, was passiert mit dem Inhalt? Hofheim-Wallau, Nassaustraße 13-15. Gewerbegebiet. Ein großer Müllwagen biegt in die Einfahrt und bleibt auf einer im Boden eingelassenen Waage stehen. Auf diesem Gelände hat die Entsorgungsfirma Meinhardt ihren Sitz. Auf 30 000 Quadratmetern stapeln sich Berge von Papier und Pappe, Holz, Glas - und gelbe Säcke. Bernhard Vogel, bei Meinhardt zuständig für alles, was mit dem Dualen System Deutschland (DSD) und damit auch mit den gelben Säcken zu tun hat, führt die Besucher durch die Anlage. Bürgermeister Thomas Schadow, Erster Stadtrat Eberhard Häfner, Umweltberater Jens Geßner und der für Abfall zuständige Yorck Elfert wollen sich informieren. "Das hier ist die Sortieranlage für Papier", deutet Vogel auf ein Förderband, das zu einer gewaltigen Trommel hochführt. Nachdem von Hand Folien und Fremdstoffe herausgefischt worden sind, wird das Papier mit hohem Druck zu Ballen gepreßt - 4000 Tonnen im Monat wandern weiter zum Recycling.
Auf der Rückseite der Halle liegen prallgefüllte gelbe Säcke - neben den riesigen Papier- und Holzbergen nur eine verschwindend geringe Menge. "Wir haben viel weggearbeitet die letzten Tage", sagt Vogel. Auf diesem Haufen landen auch die Wertstoffe aus Oberursel. Eingesammelt werden sie von der Firma Wagner, die auch die gelben Säcke aus Kronberg und Königstein hier abliefert.
Die in Königstein sitzende Entsorgungsfirma Wagner hat keine eigene Sortieranlage und hat deshalb einen Vertrag mit Meinhardt geschlossen. In Steinbach holt Meinhardt selbst den gesamten Müll ab, auch die gelben Säcke. Alle Wertstoffe dieser vier Vordertaunus-Städte werden also hierhergebracht. Über eine Förderanlage werden die Säcke auf ein großes Band transportiert. Ein Dutzend Männer in dicken Jacken und Handschuhen stehen auf beiden Seiten des oben in der Halle laufenden Bandes und sortieren aus. Es ist kein angenehmer Arbeitsplatz hier oben - in der Halle ist es kalt, unangenehme Gerüche hängen in der Luft. 16 Mark brutto pro Stunde bekommen sie für ihre Akkordarbeit.
Der erste schneidet die Säcke auf und verteilt den Inhalt aufs Band. Die anderen haben Einwurflöcher neben sich, in die sie im Eiltempo die vom Band geklaubten Leichtfraktionen werfen. Unter ihren Arbeitsplätzen stehen sechs große Boxen. Alles wird fein säuberlich getrennt: Die gelben Säcke und Folien in Box Nummer 1, Hohlkörper wie Shampoo- und Waschmittelflaschen in Nummer 2, Kunststoffbecher in die dritte. Daneben die Box für Verbundverpackungen wie Milch- und Saftkartons, und dann noch die für Papier und Pappe.
Letztere sollte hier eigentlich gar nicht stehen. Papier und Pappe gehören nämlich nicht in den gelben Sack, sondern in den Altpapier-Container. "Aber auf vielen Kartons steht eben der grüne Punkt, und deshalb werfen die Leute das Zeug auch mit rein", erläutert Vogel. In eine sechste Box werden dann noch große Polyethylen- oder Polypropylenbehälter geworfen, die zur Zeit nicht vom DSD erfaßt werden. Zum Schluß zieht ein Magnet noch die Dosen raus, ein Arbeiter steht daneben und fischt nach Alufolien.
Der Rest wandert als Gewerbeabfall auf die Deponie oder in die Müllverbrennungsanlage. 30 Prozent "Fremdstoffe" bleiben zur Zeit übrig, für Vogel ein überdurchschnittlich guter Wert. "Das bedeutet, daß 70 Prozent von dem, was früher auf der Deponie landete, jetzt zur Wiederverwertung geht", macht er klar. Erfahrungsgemäß sinke der Anteil der Fremdstoffe nach einiger Zeit, am Anfang seien viele Bürger eben noch unsicher.
Ist von einer Wertstoffart genug zusammengekommen, wird die entsprechende Verwertungsfirma angerufen. Die schickt dann einen Lastwagen zum Abholen. Meinhardt ist nämlich nicht dazu verpflichtet, die Wertstoffe auch noch zu diesen Firmen zu bringen. "Unsere Aufgabe endet mit der Bereitstellung der sortierten Stoffe", betont Vogel. 15 bis 20 Tonnen pro Tag können in Wallau sortiert werden. Bei der ersten Sammlung in Oberursel Anfang Januar sind ganze 6,9 Tonnen zusammengekommen - es gab gewaltige Probleme mit der Verteilung der Säcke und mit der Abfuhr. Bei der zweiten Sammelrunde, die seit Anfang der Woche läuft, sind es schon deutlich mehr. "Etwa 15 Tonnen werden es wohl werden", schätzt Wagner-Geschäftsführer Rolf Schmitt.
Um den ständig wachsenden Mengen gerecht zu werden, hat die Firma Meinhardt eine neue Sortieranlage für Grüne- Punkt-Wertstoffe in Gustavsburg gebaut, die nächste Woche in Betrieb geht und die doppelte Kapazität wie die "Pilotanlage" in Wallau bewältigen kann. Aber auch dort wird das Sortieren hauptsächlich von Hand vorgenommen - für eine Automatisierung müßten die Firmen die Zusammensetzung ihrer Verpackungen genau kennzeichnen, und das wird nach Vogels Einschätzung noch drei bis fünf Jahre dauern. Die Anlage in Gustavsburg ist aber nicht nur größer, sondern hat auch noch einen Schienen- und sogar einen Hafenanschluß. Das dürfte vor allem für die Glastransporte von Vorteil sein. Denn bislang wird alles, von den Leichtfraktionen aus dem gelben Sack bis zu Pappe und Glas per Lastwagen zu den nächsten Verwertungsfirmen gebracht - und die liegen oft Hunderte von Kilometern entfernt. esi
BAD VILBEL. Der Bauausschuß tagt am Donnerstag, 28. Januar, um 18 Uhr im Rathaus. Auf der Tagesordnung steht die Aufstellung eines Bebauungsplans für die "Dortelweiler" (Gronau) und "An der Mauer" (Dortelweil). Zudem berät der Ausschuß über die Umwidmung einer landwirtschaftlichen Fläche in Gewerbefläche östlich der B 3 a und dem Firmengelände K. L. Schmidt. Dazu soll der Flächennutzungsplan des Umlandverbandes geändert und ein Bebauungsplan "Ober den Stöffeln" aufgestellt werden. hm
SCHWALBACH. Frauen und Männer aus dem ganzen Kreis demonstrieren heute, Mittwoch, um 17 Uhr in Hofheim gegen die Vergewaltigungslager in Bosnien. Die Schwalbacher Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Scholtz möchte für Interessierte Mitfahrgelegenheiten organisieren. Wer eine sucht oder eine vergeben kann, meldet sich heute zwischen 9 und 13 Uhr im Büro der Gleichstellungsbeauftragten bei Frau Siemonsen, Tel. 804-196. Treffpunkt für die Demonstrierenden, die gegen die massenhaften Folterungen, Ermordungen und Vergewaltigungen protestieren wollen, ist das Rathaus. she
HIRZENHAIN. Die Buderus-Manager verlieren den Glauben an den Aufschwung. Noch vor wenigen Tagen war Heinrich Kunz, Kaufmännischer Geschäftsführer der Buderus Guss GmbH zuversichtlich, das Hirzenhainer Werk mit Kurzarbeit aus der Bredouille lavieren zu können.
Mittlerweile überraschte er den Betriebsrat mit der Nachricht, bis zu 30 der nahezu 200 Beschäftigten entlassen zu müssen. Nachdem die Absicht der Geschäftsleitung in Hirzenhain bekannt geworden war, meldete sich am Donnerstag voriger Woche ein anonymer Anrufer im Werk und drohte Betriebsleiter Erich Mollbach: "Wenn es zu Entlassungen kommt, wird der Mollbach umgelegt!"
Im Management, so beschreibt Kunz die Wende in der Personalpolitik, habe sich in den zurückliegenden Tagen der Eindruck "verdichtet", daß die Auftragslage im Hirzenhainer Werk kurzfristig nicht zu verbessern sein wird. Kunz rechnet damit, daß innerhalb der "nächsten zwei Wochen" Details über "Art, Umfang und begleitende Maßnahmen" der Entlassungen entschieden sein werden.
Der Betriebsrat zweifelt nach den Worten seines stellvertretenden Vorsitzenden, Helmut Eigner, daran, die Entlassungspläne des Managements noch durchkreuzen zu können. Betriebsratsvorsitzender Volker Ritzel werde heute und morgen im Aufsichtsrat jedoch "noch einmal alles versuchen". Falls Entlassungen nicht verhindert werden könnten, müsse ein Sozialplan für die Betroffenen aufgestellt werden, verlangte Eigner gestern im Gespräch mit der FR.
Die Ankündigung aus der Wetzlarer Konzernzentrale, so Eigner, sei für die Betroffenen "hart, besonders in dieser Region". Die Chance, einen anderen Arbeitsplatz im Vogelsberg zu finden, bezeichnet er als gering, insbesondere für ältere Arbeiter. Der Betriebsrat rechnet zudem damit, daß es auch in anderen Werken der Buderus Guss zu Entlassungen kommen wird.
In den zurückliegenden Tagen gingen telefonisch mehrfach Drohungen im Werk ein. Sie richteten sich gegen Betriebsleiter Mollbach. In der Nacht zum vorigen Freitag brannte es im Kunstguss. Ein Unbekannter, nach dem die Kriminalpolizei fahndet, hatte eine Flüssigkeit angezündet. Beachtenswerter Schaden entstand Polizeiangaben zufolge jedoch nicht. Ein anonymer Anrufer, der sich am Freitag vormittag im Werk meldete, begründete seine Tat mit den Worten, er habe "ein Zeichen setzen" wollen. BERND SALZMANN
SCHLÜCHTERN. Lothar de Maizière ist prominentester Gast des CDU-Wahlkampfs in Schlüchtern. Der letzte Ministerpräsident der ehemaligen DDR spricht am Mittwoch, 3. Februar, um 19.30 Uhr während einer öffentlichen Versammlung des CDU-Kreisverbandes in der Stadthalle über "Aufbauwerk Ost und Solidarpakt".
Auch Kommunal- und Kreispolitik sollen an diesem Abend nicht unter den Tisch fallen. Der Landratskandidat Hubert Müller steht den Besuchern gemeinsam mit Schlüchterns Stadtrat Reinhold Baier und CDU-Fraktionschef Hans-Konrad Neuroth Rede und Antwort. tja
ukn KARLSRUHE, 26. Januar. Für schwache Einkommensgruppen muß es zukünftig auch in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten die weitgehend kostenfreie rechtliche Beratungshilfe geben. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe erklärte es jetzt für verfassungswidrig, daß nach bisherigem Recht die Beratungshilfe bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten ausgeschlossen ist. In dem am Dienstag in Karlsruhe veröffentlichten Beschluß verlangt der Erste Senat eine baldige Änderung durch den Bonner Gesetzgeber (AZ: 1 BvR 296/88).
Nach dem 1980 verabschiedeten Beratungshilfegesetz erhalten Bürger mit geringem Einkommen rechtliche Beratung außerhalb gerichtlicher Verfahren. Die Beratungsstellen befinden sich meist bei den örtlichen Amtsgerichten. Von der Beratung ausdrücklich ausgenommen sind jedoch arbeitsrechtliche Angelegenheiten. Der Gesetzgeber ging davon aus, daß hier durch Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sachkundige Beratung erfolge.
Ein nichtorganisierter Gelegenheitsarbeiter, dem gekündigt worden war und dem die Beratungshilfe verweigert wurde, legte 1988 hiergegen Verfassungsbeschwerde ein und erhielt nunmehr Recht. Die Ungleichbehandlung, so der Erste BVG-Senat, sei nicht gerechtfertigt. Arbeitnehmer und Arbeitgeber unterhalb der gesetzlichen Einkommensgrenze seien durch diesen Ausschluß empfindlich getroffen, da gerade bei ihnen oft nicht davon ausgegangen werden könne, daß sie einem Verband angehörten. Gelegenheits- und Teilzeitarbeiter seien häufig nicht in der Lage oder bereit, die Mitgliedsbeiträge aufzubringen. Andererseits sei dieser Personenkreis typischerweise auf sachkundige rechtliche Beratung schon im außergerichtlichen Bereich besonders angewiesen.
MAINTAL. Das Hochstädter Beratungsteam für Kriegsdienstverweigerer richtet am Samstag, 30. Januar, 14 bis 19.30 Uhr, in der Sporthalle der Bischofsheimer Albert-Einstein-Schule ein Benefiz-Fußballturnier unter dem Motto "Gegen Fremdenfeindlichkeit und Krieg" aus.
Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende spielen dabei für Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Eine Mannschaft bosnischer Flüchtlinge aus der Hanauer Hessen-Homburg-Kaserne beteiligt sich ebenso wie die Hanauer FR-Redaktion und der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Dieter Hackler. him
Den zweiten Anlauf, einen Akteneinsichtsausschuß zu konstituieren, unternimmt der Umlandverbandstag am heutigen Mittwoch. Das Gremium soll die sogenannte "Gebührenaffäre" bei der UVF- Abfallumladestation (AUA) im Frankfurter Osthafen durchleuchten.
Geprüft wird ein von den UVF-Grünen erhobener Vorwurf: Mehr als elf Millionen Mark seien durch Schuld des UVF- Abfalldezernenten Thomas Rautenberg (SPD) unwiderbringlich an eine Transportfirma in Schleswig-Holstein dafür gezahlt worden, daß sie binnen dreier Jahre gerade mal 80 000 Tonnen Müll über eine 13 Kilometer lange Strecke gekarrt habe.
Der Untersuchungsausschuß sollte ursprünglich am 21. Dezember 1992 seine Arbeit beginnen. Man wählte da bereits Vorsitzende und setzte Termine fest. Die Prozedur muß jedoch heute wiederholt werden, denn ein Usinger Bürger hatte einen Formfehler - zu späte Veröffentlichung im Staatsanzeiger - gerügt.
Die Grünen szweifeln am Neubeginn. Sie werfen der SPD vor, "mit stillschweigender Duldung von CDU und FDP" die Arbeit des Ausschusses "zu verschleppen". Falls es nämlich bei dem bisherigen Tempo bleibe, werde das Gremium "bis zur Kommunalwahl im März keine greifbaren Ergebnisse vorweisen können". Beleg für die Verzögerungstaktik sei, daß der Ausschuß nicht gleich am Mittwoch mit der Akteneinsicht beginne. peh
gb FRANKFURT A. M., 29. Januar. Die Neue Richtervereinigung hat Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) gebeten, die vom 2. Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts gegen den Soldaten Helmuth Prieß ausgesprochene Disziplinarbuße von 500 Mark aufzuheben. Prieß hatte im November 1989 eine positive Stellungnahme des Arbeitskreises "Darmstädter Signal" zum Frankfurter Soldatenurteil unterzeichnet. In diesem Urteil war der Satz "Alle Soldaten sind potentielle Mörder" straffrei geblieben. Der Major wurde zunächst in einem Disziplinarverfahren degradiert worden. Der Wehrdienstsenat hob die Degradierung auf, verhängte aber eine Geldbuße von 500 Mark, da Prieß mit seinen Formulierungen gegen die Pflicht zur Zurückhaltung verstoßen habe. Zugleich attestierten ihm die Richter aber ein "ausgeprägtes demokratisches Grundverständnis".
Die Neue Richtervereinigung, die sich als Zusammenschluß gesellschaftskritischer Juristen versteht, schrieb Rühe in einem offenen Brief, gerade der Umstand, daß der Gedanke, Soldaten seien potentielle Mörder, auch geäußert werden dürfe, zähle mit zu dem, was eine Gesellschafts- und Rechtsordnung verteidigungswürdig mache.
Kleine FR · Kleine FR
Offene Grünen-Versammlung FLORSTADT. Eine offene Mitgliederversammlung kündigen die Grünen für Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr in der Friedberger Landstraße 34 an. Es wird über das Pflegeheim, die Florstädter Sporthalle, die Abfallsatzung und einen Jugendtreff diskutiert. Senioren feiern Fastnacht
ROSBACH. Zur Seniorenfastnacht lädt die Stadt für 11. Februar, um 14.30 Uhr in das Bürgerhaus Rodheim ein. Tanzgruppe und Büttenredner werden erwartet. Zur Unterhaltung spielen die "Oldies". Ein Buszubringer fährt um 13.30 Uhr am Marktplatz Ober-Rosbach und um 13.35 Uhr bei Wehrheim Nieder-Rosbach ab.
Obst- und Gartenbauverein tagt
ROSBACH. Die Jahreshauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Rodheim findet am Freitag, 12. Februar, um 20 Uhr im Lokal "man trifft sich" statt. Es wird ein neuer Vorstand gewählt. Bürgermeister Reinhold Medebach referiert über die Unterschutzstellung von Streuobstanlagen. Kostümball beim TV-Rendel KARBEN. Einen Kostümball mit Programm veranstaltet der TV 1897 Rendel am Samstag, 6. Februar, um 20.01 Uhr in der Turnhalle. Es spielt die "Sali Cat Band". Eintrittskarten zu 13 Mark gibt es nur im Vorverkauf bei Heinz Moxter, Pfarrgasse 3. Jahrgang 1910 / 11 trifft sich BAD VILBEL. Der Jahrgang 1910 / 11 trifft sich am Donnerstag, 4. Februar, um 16 Uhr im Hotel-Restaurant "Zum Prinz Karl" zum gemütlichen Beisammensein. Haupt- und Finanzausschuß berät BAD VILBEL. Der Haupt- und Finanzausschuß kommt am Dienstag, 2. Februar, um 18 Uhr im Rathaus zu seiner nächsten öffentlichen Sitzung zusammen. Es geht unter anderem um den Bebauungsplan "Dortelweiler Straße".
ha BRÜSSEL, 26. Januar. Als Reaktion auf die Serie von Tankerungklücken will die Europäische Gemeinschaft (EG) schon im kommenden Monat Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit im Schiffsverkehr und zur Vermeidung weiterer großer Umweltkatastrophen vorlegen. Das kündigten die EG-Kommissare Jannis Paleokrassas (Umwelt) und Abel Matutes (Verkehr) nach der Sondersitzung des EG-Ministerrates am Montagabend in Brüssel an. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) sagte, er hoffe, daß schon im Sommer Gemeinschaftsrichtlinien verabschiedet werden könnten. Die Grünen im Europaparlament nannten die Beschlüsse unzureichend.
Die EG-Kommission soll nun Vorschläge zu Bau und Ausrüstung der Schiffe machen, die Routen überprüfen und ökologisch sensible Gebiete ausweisen, die nicht durchfahren werden sollten. Auch die Ausbildungsvorschriften für Schiffsmannschaften und die Sicherheitsvorkehrungen auf Schiffen und in der Lenkung des Seeverkehrs sollen verschärft werden. Widerstand kündigten Frankreich und Griechenland an, falls die geplanten "Hafenkontrollen" ein Anlaufverbot für veraltete Tanker in EG-Häfen vorsehen sollten. Nach Schätzungen sind mehr als zwei Drittel aller Großtanker älter als 15 Jahre. Von deutscher Seite wurde eingeräumt, eine nur in EG-Häfen geltende Altersbegrenzung könnte zur Verkehrsverlagerung in Nachbarländer (Skandinavien, Polen, Nordafrika) führen.
Eine Veränderung der Haftungsregeln für Umweltschäden - auf den Eigentümer der Ladung statt den Schiffsreeder - muß nach Ansicht von Experten mit den USA und Japan erörtert werden. Sie würde indirekt zur Ausmusterung veralteter Schiffe führen. Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) forderte die EG-Kommission auf, Ideen zur Bekämpfung des "Ausflaggens" von EG- Schiffen in Billigländer vorzulegen.
(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf Seite "Aus aller Welt")
kil FRANKFURT A.M., 26. Januar. Mehr als 150 Spitzensportler und Musiker haben am Dienstag in Frankfurt am Main erstmals gemeinsam für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit geworben. In der Benefiz-Gala "Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß" unter der Schirmherrschaft von Hessens Ministerpräsident Hans Eichel und Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (beide SPD) warben Olympiasieger, Welt- und Europameister in einer bunten Mischung aus Sport, Show und Musik für ein friedliches Miteinander zwischen Deutschen und Ausländern.
Zu den Höhepunkten des Spektakels, zu dem etwa 6500 Zuschauer gekommen waren, gehörte das Basketball-Spiel der Weltklasse-Hochspringer Heike Henkel, Carlo Thränhardt, Dietmar Mögenburg, Silvia Costa, Gennadi Ardejenko und Galina Astafei sowie der Auftritt der Eistkunstläuferin Katarina Witt und Schwimm-Olympiasiegerin Dagmar Hase im Hockey-Tor und das Fußballspiel einer Weltelf unter anderem mit Anthony Yeboah, Wynton Rufer gegen eine deutsche Auswahl mit Guido Buchwald, Thomas Berthold und Uwe Bein. Auftritte der Rockgruppen BAP, Straßenjungs und Rodgau Monotones rundeten die "Demonstration des Selbstverständlichen" (BAP-Sänger Wolfgang Niedecken) ab. (Weiterer Bericht im Sportteil)
SCHWALBACH. Die Ursachen von fremdenfeindlichen Einstellungen und rassistischem Verhalten untersucht ein Seminar des städtischen Jugendbildungswerks vom 5. bis 7. März im Tagungshaus "Steinesmühle" bei Gießen. Es ist für Jugendliche gedacht, die 15 Jahre und älter sind. Ziel des Seminars ist es, das Zusammenleben mit Ausländern zu verbessern. Die Teilnahme kostet 25 Mark und umfaßt Unterkunft, Verpflegung, Hin- und Rückreise. Infos unter 0 61 96 / 80 41 51. she
Diese Woche haben die Postboten den Wahlaufruf der rechtextremen "Republikaner" zur Kommunalwahl eingeworfen; etwa 100 der rund 500 Zusteller waren von Bürgern begleitet, die die Haushalte im gleichen Zug mit einem kommentierenden Flugblatt der Postgewerkschaft bestückten. Zu dieser "Aktion aller Menschen, die guten Willens sind", hatte die Gewerkschaft am Freitag aufgerufen.
Wie Sonja Marko, Bezirkssekretärin der Gewerkschaft, anschließend mitteilte, sei der Zeitpunkt des Austragens der Wurfsendung für viele Leute "dann doch zu plötzlich gekommen", so daß nicht jeder Briefträger in Begleitung war. Es habe allerdings ("Viele haben gesagt, sie seien es leid") auch nicht jeder eine zweite Kraft mitnehmen wollen: "Für die, die wollten, hat es gereicht."
An allen großen Zustellämtern, den Postämtern 1, 60, 70, 71, 80 und 90, hätten "sich morgens Menschen eingefunden". An den Häusern seien sie unterwegs dann "auf die ganze Bandbreite möglicher Reaktionen" getroffen: Von Interesse bis Ablehnung.
Tagsüber hätten sich parallel immer noch Interessenten bei der Gewerkschaft gemeldet, von denen einige angeboten haben, die DPG-Flugblätter ("Kein Platz für Rechtsradikale in Frankfurt") nachmittags oder abends in die Hausbriefkästen zu stecken. Man habe begonnen, sagte Sonja Marko, an solche Helfer die Bögen zu verschicken.
Offen ist noch, wie die Gewerkschaft auf den nächsten Schwung Hauswurfsendungen, dann von der rechten "Deutschen Volks-Union" (DVU), reagieren wird. An die Generaldirektion Postdienst der Bundespost richtete die Gewerkschaftssekretärin die Frage, wie man zu der Subventionierung solcher Postwurfsendungen stehe: 53 Pfennige seien für die Zustellung jeder Postsache zu veranschlagen. Wenn die Parteien Massendrucksachen für 18 Pfennige aufgeben können, trage die Post somit einen Gutteil der Kosten. clau
WARSCHAU. Am 22.Februar will der Filmregisseur Steven Spielberg im Konzentrationslager Auschwitz mit den Dreharbeiten zu seinem neusten Film beginnen. Dagegen haben die polnische Vereinigung ehemaliger Auschwitz-Häftlinge und Vertreter jüdischer Organisationen protestiert.
Die Diskussion über dieses Thema beherrschte den ersten Sitzungstag des Internationalen Museumsrates Auschwitz, der eigentlich dem Problem der Erhaltung der vom Verfall bedrohten Gedenkstätte gewidmet sein sollte. Bereits Anfang des Monats hatte der stellvertretende Vorsitzende des jüdischen Weltkongresses, Kalman Sultanik, offiziell beim polnischen Botschafter in Washington gegen das Vorhaben protestiert und den Rückzug der Drehgenehmigung durch die polnischen Behörden gefordert.
Kalman, der sich auch in der "New York Times" zu Spielbergs Plänen äußerte, sieht in dem geplanten Film eine "Ausnutzung von Auschwitz zu kommerziellen Zwecken". Seinen Angaben zufolge wolle Spielberg eine Gaskammer nachbauen und hunderte von Statisten auf dem Lagergelände einsetzen. Dies würde eine Schändung des Andenkens an Millionen in Auschwitz ermordeter Juden bedeuten.
"Wenn jemand solche Filme machen will, dann soll er es woanders tun. Hier ist nicht Hollywood", erklärte Kalman in Auschwitz gegenüber der polnischen Zeitung "Gazeta Wyborcza". Zu den Kritikern des geplanten Filmes mit dem Titel "Schindlers Liste", bei dem es um Hilfe für Auschwitz-Häftlinge von seiten eines deutschen Industriellen geht, gehört auch der polnische Direktor des Auschwitz- Museums, Jerzy Wroblewski.
Er befürchtet, daß tausende von Statisten das Museumsgelände verwüsten könnten: "Wir haben Erfahrungen mit früheren Filmen: Die Statisten trinken und erledigen ihre physiologischen Bedürfnisse in den Lagerbaracken", erklärte der Museumsdirektor. Anderer Meinung ist der polnische Produzent Spielbergs, Lew Rywin. Er hat Sultanik bereits in New York vorgeworfen, die Öffentlichkeit irrezuführen. Spielberg beabsichtige nicht, in Auschwitz Gaskammern zu bauen, sondern wolle lediglich drei Tage an der Bahnrampe von Auschwitz drehen. Das bestätigte bei der Sitzung in Auschwitz einer der Koproduzenten, der ehemalige Auschwitz-Häftling Branko Lustig. Nach den Worten Lustigs wolle die Filmequipe das eigentliche Auschwitz-Gelände gar nicht betreten und werde sich auf einige symbolische Einstellungen an der Rampe beschränken. Keine Hindernisse für die Dreharbeiten sehen auch Vertreter der polnischen Zentralbehörden. Wie der geschäftsführende Kultusminister Piotr Lukasiewicz erklärte, würde bei einer "so extremen Sichtweise" die Besichtigung des Lagers generell unmöglich - schließlich könnten die Besucher beim Rundgang Kaugummi kauen. Außerdem seien in Auschwitz schon viele Filme gedreht worden und der Name Spielbergs garantiere, daß der Film gut werde.
Auch der Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, Wladyslaw Bartoszewski, gegenwärtig Botschafter Polens in Östereich und polnischer Kovorsitzender des christlich-jüdischen Rates in Polen, sprach sich gegen eine Behinderung Spielbergs aus: "Das ist ein Film über Juden und Deutsche, und nicht über Polen - warum sollen wir uns also zum Richter aufschwingen?" - fragte Bartoszewski.
An der Sitzung des Internationalen Museumsrates nimmt mit dem ehemaligen SPD-Abgeordneten und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Heinz Westphal zum ersten Mal ein deutscher Vertreter teil. Das Auswärtige Amt in Bonn hat damit auf wiederholte Einladungen aus Warschau reagiert - was, so Westphal gegenüber der FR, etwas leichter fiel, nachdem der Bundestag zehn Millionen DM zur Restauration von Auschwitz zur Verfügung gestellt hat.
Der Museumsrat soll nun darüber befinden, ob dieses Geld für den Bau einer Heizungsanlage und für die Einrichtung einer Restaurierungswerkstatt eingesetzt werden kann. Von deutscher Seite stehen außerdem noch 1,6 Millionen DM zur Verfügung, die in der Spendenaktion der Fernsehsendung "Panorama" gesammelt wurden. "Panorama"-Autorin Patricia Schlesinger hatte in zwei Sendungen im März und November vergangenen Jahres gezeigt, daß die Überreste des Konzentrationslagers, in dem wahrscheinlich eineinhalb Millionen Menschen ermordet wurden, vom Verfall bedroht sind. Dafür wurde das Fernsehteam im Dezember mit dem Leo-Baeck-Preis des Zentralrates der deutschen Juden ausgezeichnet.
Die amerikanische Lauder-Stiftung hat die Konservierungskosten von Auschwitz auf etwa 70 Millionen DM geschätzt. Die tatsächliche Höhe der Summe hängt davon ab, ob alle Exponate originalgetreu erhalten werden sollen oder ob man sich künftig auf einen Teil der Objekte konzentriert. Heinz Westphal hat erklärt, er wolle in Auschwitz zunächst die Position der anderen Ratsmitglieder kennenlernen. Er selbst möchte dafür eintreten, den Schwerpunkt der Ausstellung auf die Didaktik zu legen und die Renovierungsarbeiten nicht auf die Wiederherstellung verfallener Objekte, sondern auf "Mittel gegen den natürlichen Verfall" zu konzentrieren. Westphal wehrt sich dagegen, Ausschwitz zu vergessen: "Relativieren ist etwas, was einen daran hindert, aus der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen." EDITH HELLER
Der "Irak-Giftgas-Prozeß" vor dem Darmstädter Landgericht könnte trotz bisher drei Millionen Mark Kosten nach knapp 50 Verhandlungsterminen und neun Monaten Dauer ergebnislos vorzeitig enden. Viel hängt ab von dem schwerkranken Professor Werner Richarz von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Er möchte als Sachverständiger ausscheiden. Aber auf seine Expertise, daß es zur Produktion der Nervengase Lost und Tabun eigens konstruierte Chemieanlagen made in Germany waren, die zwischen 1982 und 1988 in die Waffenlabors von Samarra bei Bagdad gelangten, stützt sich die Anklage.
Zieht das Gericht, wie es die beiden Staatsanwälte möchten, einen Ersatz- Sachverständigen hinzu, ist es "zwingend erforderlich", den Prozeß ganz von vorne aufzurollen, sagt Richter Alfred Pani und verdreht entsetzt die Augen bei dieser Perspektive. Es sei denn, ihm fällt noch das Hintertürchen eines juristisch wasserdichten "Sonderfalls" besonderer "Aufklärungspflicht" ein. Denn er will "nicht, daß wir alles, was wir schon im Kasten haben, preisgeben".
Der zweite Experte, der emeritierte Professor Kurt Dialer von der Universität München, hat im vorläufigen Gutachten für die Verteidigung die Gegenmeinung zu Richarz vertreten. Er ist vom friedfertigen Zweck ("Pestizidherstellung") der laut Anklage illegal exportierten Industrieteile überzeugt. Verließe man sich fortan allein auf ihn, dann wäre das "Prinzip der Waffengleichheit" nicht gewährleistet, sagt Staatsanwalt Thomas Brand. Er läßt für diesen Fall durchblicken, daß nach einem möglichen Urteil Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt wird.
Ab 1994 kann die Verteidigung auf Verjährung plädieren. Und 1998 sei aufgrund der Verjährungsfristen "endgültig Schluß", meinen die leidgeprüften Staatsanwälte, die seit 1987 Ermittlungen gegen die ursprünglich zehn angeklagten Manager, Techniker und Kaufleute betrieben.
Platzt der Prozeß, trifft man sich frühestens in zwei Jahren wieder im Gericht. Dann drohen den Angeklagten höchstens drei Jahre Haft pro nachgewiesenem Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz. Kein Wunder, daß Staatsanwalt Detlev Thorer den Vergleich mit einer "kabarettistischen Veranstaltung" nicht scheut.
Die Anklagebank ist zudem nur noch dünn besetzt: Von einst zehn Verdächtigen mußten zuletzt nur noch der Ex-Geschäftsführer der Firmen Karl Kolb, Pilot Plant und Lab Consult im südhessischen Dreieich, Helmut M., erscheinen, der sich die Zeit mit fleißigem Schreiben seiner Prozeß-Memoiren auf dem Computer-Laptop vertreibt. Anwesend ist außerdem der ehemalige Niederlassungsleiter der Firmengruppe in Irak, Klaus- Joachim F., der für die Lieferung einer Anlage an Irak verantwortlich sein soll, mit der Bombenhüllen für chemische Kampfstoffe mit einem besonderen Korrosionsschutz beschichtet werden konnten.
Die anderen in Saddam Husseins Todesfabriken gelangten Maschinen für eine Bombenfertigungsstraße, Kühlcontainer zum Abfüllen von Chemiewaffen oder eine Anlage zur Ver- und Entschraubung von Raketen bleiben derzeit ausgeklammert, weil die 13. Strafkammer längst Beurlaubungen aussprach, Verfahren abtrennte oder wegen schlechter Gesundheit zwei Angeklagte vorläufig entließ. Immerhin gestand ein Angeklagter ein, die Tragweite nicht erkannt zu haben, als er dem tonnenweisen Export von Phosphoroxydchlorid zustimmte, einem für die Herstellung der chemischen Kampfstoffe Tabun und Sarin geeigneten Stoff.
Mit den Raffinessen der internationalen Diplomatie und Politik hatte es das Darmstädter Provinzgericht wohl zwangsläufig schwer: Zeugen untermauerten die unzureichenden Kontrollmechanismen des Bundesausfuhramtes nur ratenweise, und nachdem sich das Bundesjustizministerium eingeschaltet hatte, trudelten bei Gericht Tausende von Blättern mit Berichten von UN-Inspektionen in Irak ein. Deutschen UN- Emissären verweigerte UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali die Aussagegenehmigung.
In Darmstadt kamen auch politische Details zur Sprache: Wie Bonn etwa das Dilemma zwischen verschärften Außenwirtschaftsverordnungen und alten Lieferverträgen durch letztlich nicht abgeschlossene Vergleichsverhandlungen auflösen wollte: Karl Kolb und Co. sollten für den Lieferstopp sechs Millionen Mark Abfindung erhalten. Und der Regierungsdirektor vom Bundesausfuhramt, der beim Besuch in Samarra nur eine "Vielzweckanlage" erkannte, ließ sich auf Kosten der jetzt Angeklagten damals in Irak bewirten und umherkutschieren. JÖRG FEUCK (Darmstadt)
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Kreis wird Kriegsflüchtlingen aus Bosnien ab sofort den vollen Regelsatz Sozialhilfe zahlen. Damit reagiert Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) auf eine Entscheidung des Kasseler Verwaltungsgerichtshofes vom Montag, der Kreis müsse einer bosnischen Frau die Unterstützung gewähren (die FR berichtete).
Die Frau lebt mit ihrer anderthalbjährigen Tochter bei ihrer Schwester in Kelkheim. Sie sollte nur 30 Prozent des Sozialhilfesatzes erhalten, was einem Taschengeld von etwa 100 Mark im Monat entspricht. Begründung: Der Bosnierin hätte klar sein müssen, daß sie nach ihrer Flucht in der Bundesrepublik von Sozialhilfe leben muß. Damit habe sie ihren Anspruch auf die Hilfe verwirkt, befand der Kreis. Bereits das Verwaltungsgericht in Frankfurt hatte diese Auffassung korrigiert. Doch der Kreis zog in die nächste Instanz vor den Verwaltungsgerichtshof in Kassel, um eine Grundsatzentscheidung zu bekommen.
Die flatterte Sozialdezernent Gerd Mehler jetzt auf den Tisch. Doch zufrieden ist er damit nur halb: "Ich begrüße, daß die Bosnier jetzt einen Status haben, mit dem sie hier leben können." Doch zugleich fordert er von Bund und Land, die den Kreisen die Ausgaben für Asylsuchende und Kontingentflüchtlinge erstatten, ein Finanzierungskonzept vorzulegen. "Wenn der Bund sagt, wir dulden die Bosnier, kann er das nicht auf dem Rükken der Kommunen tun."
Noch ein Weiteres stört den Ersten Kreisbeigeordneten an dem Gerichtsurteil: Im Falle eines kroatischen Flüchtlings entschied der Verwaltungsgerichtshof nämlich, dieser habe keinen Anspruch auf Sozialhilfe. "Das ist unbefriedigend zu sagen, den Kroaten zahlen wir nichts, den Bosniern aber doch", sagt Gerd Mehler. Der Kreis überlege, ob er noch im Falle der Bosnierin aus Kelkheim ein Hauptverfahren anstrebt, um in einem gründlicheren Verfahren zu klären, wie die Gesetze ausgelegt werden und ob das auf Dauer so bleibt. Mehler: "Die Spielregeln müssen logisch sein und nicht widersprüchlich."
Im Main-Taunus-Kreis leben etwa 315 Kroaten und 552 Bosnier, die wegen des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien hierher geflohen sind. Ihre Unterstützer kritisieren, daß in der Bundesrepublik weder deren Unterbringung noch die Hilfe zum Überleben geregelt sei. Viele Flüchtlinge vom Balkan würden deshalb unnötigerweise in die Asylverfahren gedrängt. Melden sie sich nämlich in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach, sind sie zunächst versorgt. she
Aufgespießt
"Mindestens neun Tote bei deutsch- französischer Vermittlung in Togo" Überschrift einer Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa).
ROCKENBERG. Über den Beitritt zur Flüchtlingshilfe GmbH, die Wohnraum für Asylbewerber schaffen will, entscheidet das Gemeindeparlament in der Sitzung am Montag, 1. Februar, ab 20 Uhr im Sitzungssaal der Burg Rockenberg. Außerdem geht es darum, wann nachts die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wird, um Energie zu sparen, um die Verwen- dung der Grundwasserabgabe, ein Geschirrmobil und den Fortbestand der Getreideannahmestelle in Oppershofen. ieb
DREIEICH. Am Montag, 8. Februar, gehört ab 19.30 Uhr die Bühne des Bürgerhauses drei Dreieicher Live-Bands, die kostenlos aufspielen, um viele zum Konzert "Dreieich ohne Grenzen" zu locken. Die Musiker wollen damit gegen Ausländerfeindlichkeit und zur Solidarität mit ausländischen Bürgerinnen und Bürgern in Dreieich aufrufen.
Initiatoren dieses Konzertes sind die beiden jungen Griechen Aristoteles M. Papadileris und Nikolaus A. Chimonas. Ihnen kam bereits im vergangenen November die Idee für solch eine Veranstaltung, als fast täglich Angriffe auf ausländische Bürger/innen in Deutschland gemeldet wurden. "Wir wollten nicht nur Nachrichten anschauen, sondern auch selber irgend etwas auf die Beine stellen, um unseren Protest zum Ausdruck zu bringen", sagt Papadileris. Da die beiden selber in Bands mitspielen, war klar, daß sie Musik machen wollten.
Als Bands konnten sie für den Auftritt ohne Gage die Gruppen "Outfit", "Dartmore" und "Mama Joes Bluesband" gewinnen. Bürgerhauschef Gustav Halberstadt öffnete für die jungen Musiker die Tür zum Bürgermeister - dieser wiederum war nach eigenen Angaben, als er den Vorschlag hörte, sofort hellauf begeistert: "Die Idee wollen wir nach Kräften unterstützen."
Die Stadt stellt ihnen daher kostenlos das Bürgerhaus samt Technik zur Verfügung. Auch versprach Bürgermeister Bernd Abeln, alle entstehenden Nebenkosten, wie beispielsweise die Rechnungen für Werbung, zu übernehmen.
Abeln sagt: "Eine Stadt wie die unsrige muß jede Gelegenheit nutzen, sich mit ihren ausländischen Bürgern solidarisch zu erklären und ihre Ausländerfreundlichkeit nicht nur auf dem Papier zu üben." Diese Gelegenheit nutzt auch die Firma, wo sich die Bands die Soundanlage mieten: Sie verzichtet auf einen Großteil der Miete als Solidaritätsbeitrag. Noch ist nicht klar, wer die Moderation am Abend übernimmt. Die Musiker haben einen Radio-Moderator angesprochen, der bisher aber noch nicht zugesagt hat. dok
SCHWALBACH. Zu einem Diavortrag mit Diskussion über die Hessische Gemeinschaftsunterkunft lädt die Unabhängige Liste (UL) für heute, Mittwoch, ein. Stadtverordneter Harald Schuster, der als Sozialarbeiter die HGU gut kennt, wird von seinen Erfahrungen berichten.
Die UL wählte die HGU als Thema, da sie in einem Teil Schwalbachs liegt, den wenige kennen. Oft über Monate warteten dort Flüchtlinge aus aller Welt auf ihr Asylaufnahmeverfahren. "Ihre Situation kann uns nicht gleichgültig sein", so die UL, die ab 20 Uhr die Gruppenräume 1 und 2 im Bürgerhaus reserviert hat. she
FRANKFURT A. M. Von dem diffusen ungeklärten Feindbild rechtsextremistischer Straftäter gehen nach Ansicht des Hessischen Generalstaatsanwalts Hans Christoph Schaefer größere Gefahren aus als von dem offen erklärten Krieg durch RAF-Terroristen. Wie Schaefer am Dienstag vor der Presse in Frankfurt betonte, ist die Justiz jedoch nicht auf dem rechten Auge blind, sondern vielmehr bemüht und engagiert, mit effektiver Strafverfolgung einen Flächenbrand von rechts zu verhindern.
Dem Generalstaatsanwalt zufolge ist der Vorwurf der Rechtsblindheit vor allem deshalb ungerecht, weil die heutige Generation der Richter und Staatsanwälte damit in die Nähe von "furchtbaren Juristen" der Vor-Nazi-Zeit gerückt werde. Im Gegensatz zu damals werde der demokratische Rechtsstaat von den heutigen Justizjuristen jedoch bejaht, wenngleich sie auch ein kritisches Verhältnis dazu hätten.
Nach Schaefers Auffassung reicht das derzeitige strafrechtliche Instrumentarium für eine effektive Strafverfolgung grundsätzlich aus. Hinsichtlich der Strafbarkeit des "Hitler-Grußes" sowie der Verwendung von NS- beziehungsweise NS-ähnlichen Emblemen könne der Tatbestand womöglich enger gefaßt werden. Ebenso sei darüber nachzudenken, inwieweit vom Haftgrund der Wiederholungsgefahr mehr Gebrauch gemacht werden könne.
Zum "Terror von links" räumte der Generalstaatsanwalt ein, möglicherweise hätten die Strafverfolgungsbehörden seinerzeit "auch hysterisch reagiert". Dies sei insofern verständlich, als dem Staat damals immerhin der Krieg angesagt worden sei. Was die Verfolgung von Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund betrifft, sei bei der Justiz manches zunächst nicht im größeren Zusammenhang gesehen worden. Inzwischen sei aber keine Fixierung auf Einzeltaten mehr zu verfolgen.
Wie aus Statistiken hervorgeht, sind in Hessen während des zweiten Halbjahrs 1992 auf dem Gebiet ausländerfeindlich und rechtsradikal motivierter Straftaten 349 Verfahren neu eingeleitet worden. Nach Angaben des zuständigen Oberstaatsanwalt Joachim Fluhrer ist diese Zahl zwar hoch, doch habe sie im Vergleich zum ersten Halbjahr 1992 nur gering zugenommen. Beunruhigend sei aber, daß in zwei von drei Verfahren die Täter nicht bekannt sind. In 43 Fällen gelten die Ermittlungsverfahren einem Flugblatt, das unter dem Titel "Der Asylbetrüger in Deutschland" nach wie vor massenhaft verteilt wird. Lepp
Im Schatten des Portas-Cup-Turnieres in der Höchster Ballsporthalle kickten beim Hallenturnier des Bezirksoberligisten SV Hattersheim zehn Mannschaften um den Wanderpokal und immerhin 800 Mark Siegprämie. Die Hattersheimer hatten sich mit dem FC Alemannia Niederbrechen, dem VfB Unterliederbach und der Sindlinger Viktoria drei Landesligisten in die Halle holen wollen, doch daraus wurde nichts. Zum Ärger der Gastgeber traten diese drei Klubs nur mit ihrer "zweiten Garnitur" in Hattersheim an, die stattliche Siegprämie lockte die Landesligakicker nicht in die Halle. Dementsprechend schlecht schnitten vor 200 Zuschauern die zuvor als Favoriten gehandelten Teams denn auch ab. Viktoria Sindlingen war bereits nach der Vorrunde aus dem Rennen, Niederbrechen und Unterliederbach trafen im Spiel um Platz fünf aufeinander.
Die positiven Akzente setzten in Hattersheim die vermeindlichen Außenseiter und zwar besonders die beiden ausländischen Teams FC Italia Hattersheim und FC Türk Hattersheim. A-Ligist FC Italia sicherte sich mit der souveränen Bilanz von 8:0 Punkten den Gruppensieg und unterlag erst im Finale dem Titelverteidiger Alemannia Nied. Die Nieder präsentierten sich einmal mehr als Hallen-Spezialisten, überzeugten durch sicheres Kombinationsspiel und sicherten sich zu Recht die Siegprämie. Für die Kicker des FC Italia blieben noch 600 Mark Prämie. Auf Rang drei schloß der FC Marxheim ab. Der A-Ligist besiegte im "kleinen Finale" den FC Türk Hattersheim (B-Liga) ebenfalls mit 4:1 und kassierte 400 Mark. Die türkischen Fußballer erhielten 200 Mark.
Für eine Enttäuschung sorgte neben den "Landesligisten" auch das Team der Gastgeber, welches man eigentlich als "Geheimtip" eingestuft hatte. Die fußballerische Stärke der SV-Kicker blieb zumindest geheim und ohne einen Punktgewinn strich der Bezirksoberligist bereits nach der Vorrunde die Segel. Für eine fußballerische Bereicherung und einen "Farbtupfer" im doppelten Sinne sorgte hingegen der technisch brillante Spieler Boun vom FC Alemannia Niederbrechen. Der dunkelhäutige Ballzauberer riß die Zuschauer mit seinen Aktionen mehrmals von den Sitzen, ganz im Gegensatz zu dem Rest seiner Mannschaft.
TABELLEN UND RESULTATE: ENDSTAND NACH ABSCHLUSS DER VORRUNDE, GRUPPE A: 1. FC Italia Hattersheim 8:0 Punkte/15:4 Tore, 2. FC Marxheim 5:3/13:11, 3. FC Alemannia Niederbrechen II 5:3/11:11, 4. SG DJK Hattersheim 2:6/5:13, 5. SV Hattersheim 0:8/4:9 - GRUPPE B: 1. Alemannia Nied 8:0/17:6, 2. FC Türk Hattersheim 5:3/9:8, 3. VfB Unterliederbach II 4:4/9:11, 4. FC Eddersheim 2:6/10:13, 5. Viktoria Sindlingen II 1:7/3:10 - PLAZIERUNGSSPIELE, Platz 7: DJK Hattersheim - FC Eddersheim 6:5 (1:1) nach Siebenmeterschießen, Platz 5: FC Alemannia Niederbrechen II - VfB Unterliederbach II 3:1, Platz 3: FC Marxheim - FC Türk Hattersheim 4:1, Platz 1: Alemannia Nied - Italia Frankfurt 4:1
ina
OBERURSEL. "Bostik macht zu, aber die Mitarbeiter sind wenigstens fair behandelt worden." Das, so wünscht sich Heinz Hardewardt vom Betriebsrat des Dicht- und Klebstoffherstellers, solle man einmal über das traditionsreiche Unternehmen auf dem ehemaligen Gelände der Gattenhöfer Mühle sagen können. Immerhin sei Bostik nun schon seit 90 Jahren in Oberursel ansässig. Ob es nur ein frommer Wunsch bleibt, oder ob die 263 bei Bostik und dem Forschungszentrum Beschäftigten einer gesicherten Zukunft entgegensehen, hängt nicht zuletzt vom Erfolg oder Mißerfolg der Verhandlungen über den Sozialplan ab.
Zum Ende des Monats soll das Ringen zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber ein Ende haben. Für den Sozialplan solle Bostik noch einmal "tief in die Taschen greifen", fordert der Betriebsratvorsitzende Armin Wolff. Er versucht derzeit, in harten Verhandlungen das Bestmögliche für die Mitarbeiter aus der Schließung des Werkes herauszuholen. Denn ihre Perspektiven sind nicht gut: Nur 35 können auf eine Übernahme im Zweigwerk der Firma in Borgholzhausen (Westfalen) hoffen. 18 werden wohl bei der derzeit noch in Frankfurt ansässigen Handelsgesellschaft Technischer Dichtungs-Service (TDS) untergebracht, andere sollen zukünftig bei einer Tochterfirma bei Bielefeld arbeiten. Der Betriebsrat fordert eine Ausschreibung der Stellen. Voraussetzung für eine Übernahme sei die Freiwilligkeit des Arbeitnehmers.
Schwarz sieht der Betriebsrat allerdings für die älteren Mitarbeiter. Rund 90 Beschäftigte sind 47 Jahre und älter. Greift der Sozialplan nicht, werden sie die Leidtragenden der Firmenschließung sein. "Mit 50 noch mal einen neuen Job zu finden, das ist unheimlich schwer", weiß Hardewardt. Für diese Gruppe sei deshalb "jede Mark etwas wert".
Der Versuch der Stadt, entlassene Bostik-Mitarbeiter an andere Oberurseler Firmen zu vermitteln, wird für die älteren Arbeitnehmer, so befürchtet der Betriebsrat, kaum erfolgreich sein. Zum "Unternehmensgespräch" hat Bürgermeister Thomas Schadow 85 Einladungen an "bedeutende" Oberurseler Firmen verschickt. "Unser Wunsch ist es, daß die Bostik-Mitarbeiter hier bleiben", so Schadow. Der Betriebsrat wird an dem "Chefgespräch" (Schadow) jedoch nicht teilnehmen. Schadow: "Da haben bereits Gespräche stattgefunden." ki
FRANKFURT A. M., 26. Januar (FR). Im Süden starke Bewölkung und zeitweise Schneefall, im Norden Übergang zu wechselnder Bewölkung, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und drei Grad, die Tiefstwerte zwischen null und minus drei Grad. Aussichten: etwas wärmer. (Siehe auch Lokalteil)
HAMMERSBACH. Eine Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Krieg in Jugoslawien bietet die Hammersbacher Initiative "Menschen auf der Flucht" für heute, 27.Januar, 20 Uhr im historischen Rathaus Marköbel. Referenten sind Pfarrer Prosenjak (Höchst / Nidder), Sven Griemert und Ursula Neeb-Horn (Bruchköbel). Alle drei haben persönliche Erfahrungen zu diesem zweiten Infoabend der Hammersbacher Initiative beizutragen, die es sich bei ihrer Gründung vor anderthalb Jahren zur Aufgabe gemacht hat, über Ursachen aufzuklären, die Menschen zur Flucht bewegen.
Prosenjak stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien und versucht, die geschichtlichen Hintergründe des blutigen Kriegs zu beleuchten. Sven Griemert, Mitarbeiter des Komitees für Grundrechte und Demokratie, referiert über die schwierige Situation in Flüchtlingslagern, die er selbst bei einem Medikamententransport nach Split kennengelernt hat. Kommunalpolitikerin Neeb-Horn war vor Weihnachten einer Einladung in ein kroatisches Dorf gefolgt und dort mit Frauen zusammengetroffen, die in diesem Krieg entsetzlich gequält worden sind, heißt es im Ankündigungstext der Initiative. Ul
Ein ganz klein wenig hatten die Regionalliga-Tischtennisspieler des TV Burgholzhausen schon auf den zweiten Tabellenplatz spekuliert, nachdem der TV "Müller" Gönnern bereits im Vorfeld der Saison als sicherer Titelkandidat auszumachen war. Einen Platz zwischen zwei und fünf hatte sich das Team um Volker Correll zum Ziel gemacht, doch nachdem die Vorrunde gespielt und die Rückrunde angebrochen ist, müssen die Burgholzhausener zunächst einmal etwas "kleinere Brötchen" backen. Klassenleiter Kurt Neba weist in seiner Vorrundenbilanz ausdrücklich auf die Wahrscheinlichkeit hin, daß gleich fünf Mannschaften am Ende der Saison den bitteren Weg in die Oberliga antreten müssen. Gemessen an der derzeitigen Tabelle wäre der TV Burgholzhausen einer davon . . .
Es sind gleich acht Mannschaften, die sich noch vom Abstieg bedroht sehen. Der TTC Püttlingen dürfte sich mit seinem Schicksal bereits vertraut gemacht haben, für den SV Bous wird es sehr schwer werden. Dann folgen mit Saarbrücken, Darmstadt, Burgholzhausen, Jahn Kassel, Herbornseelbach und Heusenstamm gleich sechs Teams dicht an dicht, die um drei Plätze in der Regionalliga streiten. Die kleine Spitzengruppe bilden der übermächtige TV Gönnern, sein einziger ernsthafter Verfolger TTC Elz und der überraschend starke TTC Lampertheim. Alle übrigen Teams haben nur noch das Tabellenende im Auge. Auch die Burgholzhausener, die sich das so wohl nicht vorgestellt hatten. Nach einem "klassischen Fehlstart" in die Rückrunde belegen sie mit 9:15 Punkten einen Abstiegsplatz. Die 5:9-Niederlage in Herbornseelbach zum Rückrundenstart schmerzt arg, denn im Falle eines Sieges wäre der TV auf Rang fünf geklettert. Doch hierzu genügten die Punkte von Correll/Fischer, Strieder/Gruber, Volker Correll, Bernd Strieder und Dirk Metz nicht.
Daß der TV bereits zur Halbzeitpause mit der negativen Bilanz von 9:11 Punkten dastand, liegt nicht zuletzt an den drei hauchdünnen und unglücklichen 7:9-Niederlagen gegen Herbornseelbach und Lampertheim. Gerade beim 5:9 beim Titelaspiranten aus Gönnern bewiesen die Burgholzhausener jedoch, daß sie durchaus Tischtennis spielen können. In einer über drei Stunden andauernden Auseinandersetzung verlangten sie dem Spitzenreiter dessen ganzes Können ab.
In Volker Correll haben die Burgholzhausener auch nach dem Weggang von Markus Neeb, der nun in Gönnern an der "Vier" spielt, einen überdurchschnittlichen Spitzenspieler. Correll verbucht mit 15:5 Siegen eine hervorragende Bilanz und rangiert auf Rang fünf der Einzel-Bestenliste, die Gönnerns Spitzenspieler Miroslav Cecava mit 18:1 Siegen überlegen anführt. In der Liste ist auf Platz 18 Markus Fischer zu finden, der an Tisch drei 12:6-Siege verbuchte. Eine positive Bilanz verbuchte darüber hinaus noch Neuzugang Oliver Gruber an der "Sechs" mit 9:5.
Die übrigen Burgholzhausener blieben im negativen Bereich. Bernd Strieder muß mit 8:11 an der "Zwei" die gestiegenen Anforderungen im vorderen Paarkreuz anerkennen, und Neuzugang Dirk Metz (4) schreibt mit 7:8 ganz knapp rote Zahlen. Stefan Glinkemann schließlich, im Vorjahr noch Spitzenspieler der zweiten Mannschaft, quittierte an der "Fünf" 4:9 Siege, kam bei seinem Einsatz im mittleren Paarkreuz auf 1:1. Er wird nun in der Rückrunde mit Oliver Gruber den Platz tauschen, denn Grubers Leistungszahl liegt mit 2,57 deutlich höher als Glinkemanns 1,47.
Zum Vorrunden-Auftakt fehlte Stefan Glinkemann verletzungsbedingt und wurde durch Günther Weichwald ersetzt, der allerdings ohne Erfolgserlebnis blieb. Das Spiel in Kassel (Samstag, 18 Uhr) bietet den Burgholzhausenern nun eine neue Chance, in der Tabelle mindestens einen Platz gutzumachen. Die Kasselaner rangieren nur einen Punkt vor dem TVB- Sextett und könnten mit einem Sieg überflügelt werden. Dann wäre zumindest Platz fünf für die Burgholzhausener wieder in Sichtweite. ina
Ob sie ins "Töpfchen" der besten fünf oder ins "Kröpfchen" der fünf Abstiegskandidaten sortiert werden, daß hängt für die Basketballerinnen des MTV Kronberg vom Verlauf des letzten Spieltages in der Zweiten Bundesliga ab. Die Aussichten auf einen Platz im erlesenen Feld der Aufstiegsrunde stehen für das Team von Trainerin Yvonne Schäfer jedoch zumindest nicht schlecht. Um den Sprung in die Aufstiegsrunde zu schaffen, benötigen die Kronbergerinnen einen Heimsieg im Derby gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 17.30 Uhr). Im Falle einer Niederlage gegen den Tabellen-Vorletzten wären die Kronbergerinnen auf "Schützenhilfe" durch Spitzenreiter Heidenheimer SB angewiesen, der die Kronbergerinnen vergangene Woche mit 87:74 besiegte. Gleiches sollen die Heidenheimerinnen nun bei der KuSG Leimen besorgen, dem direkten Mitbewerber der Kronbergerinnen um Platz fünf.
Im Falle einer Leimener Niederlage können sich die Kronbergerinnen ihrerseits einen Ausrutscher gegen die Eintracht erlauben, doch so weit will Trainerin Yvonne Schäfer gar nicht denken. Trotz der starken Sandra Kajic und Stefanie Wegeler sammelte die Eintracht bislang erst sechs Zähler und dürfte das MTV-Team normalerweise vor keine unlösbaren Probleme stellen. Nach dem letzten Spieltag wird die Zweite Liga zur Zwei-Klassen-Gesellschaft. Yvonne Schäfer will mit ihrem Team keinesfalls in der unteren Hälfte vertreten sein, die gegen den Abstieg kämpfen wird. "Wir wollen lieber in der Aufstiegsrunde das Zünglein an der Waage spielen und die Favoriten ein wenig kitzeln", gibt sich die Trainerin selbstbewußt.
Daß die Kronbergerinnen durchaus in oberen Gefilden mithalten können, bewiesen sie mit der guten Partie in Heidenheim. Obwohl Heidi Globig mit einem Kapselanriß im Daumen fehlte und Ilka May stark humpelte und nur unter Schmerzen spielen konnte, boten die Gäste in Heidenheim eine gute Partie und erzielten ein respektables 74:87.
Der Aufstieg ist für den Aufsteiger selbstredend "kein Thema", zumal die Punktestände der Saison in die Aufstiegsrunde übertragen werden und der MTV gegenüber der Tabellenspitze bereits zwölf Punkte zurück ist. Doch um im Konzert der Großen ein paar freche Töne abzugeben, dazu sollte die Leistungsstärke der Kronbergerinnen allemal ausreichen. ina
Kurz gemeldet
Information für Italiener Eine "linea verde", ein "grünes Telefon", haben der Frankfurter Presseclub, das Presseamt der Stadt und die Wochenzeitung "Corriere d' Italia" für die im Rhein-Main-Gebiet lebenden Italiener am Samstag, 30. Januar, geschaltet. Unter 0 61 52-8 24 92 können Interessenten zwischen 10 und 12 Uhr von einer italienischen Rechtsanwältin in ihrer Muttersprache juristische Auskünfte in Erbschaftsfragen, zu Problemen der Staatsbürgerschaft, bei Eheschließungen und -trennungen und in Sachen "Rechtssicherheit im neuen Europa" bekommen. Ausländervertretung tagt Die Kommunale Ausländervertretung (KAV) trifft sich zu ihrer nächsten Plenarsitzung am Dienstag, 2. Februar, 18 Uhr, im Plenarsaal des Römer. Auf der Tagesordnung stehen die Berichte der KAV-Delegierten in Stadtverordnetenversammlung, Ausschüssen und Ortsbeiräten. Zuhörerkarten für die Sitzung gibt es in der KAV-Geschäftsstelle, Barckhausstraße 1-3, Telefon 212-3 77 65.
Frauen, die nach einer Familienphase in das Berufsleben zurückkehren wollen, bietet der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen einen Orientierungskursus. Über Ziel und Inhalte dieses Kurses informiert der Verein am Dienstag, 2. Februar, sowie an den darauffolgenden zwei Tagen in seinen Räumen Adalbertsraße 18. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 10 Uhr.
Seidenmalerei
Die Technik der Seidenmalerei vermittelt das Internationale Familienzentrum in der Adalbertstraße. Der fünfwöchige Kursus beginnt am Donnerstag, 4. Februar. Anmeldung unter der Rufnummer 70 30 84. Schnuppern in der Bergius-Schule Mit einem "Schnuppertag" will sich die Bergius-Schule, eine Berufsschule für Ernährung und Hauswirtschaft, am Freitag, 5. Februar, ab 8.30 Uhr interessierten Eltern und Jugendlichen vorstellen. In der zweijährigen Berufsfachschule können sich junge Leute ausgiebig in den Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes und des Nahrungsgewerbes erproben. Chancen für Mathematiker Eine Broschüre über die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nach einem Mathematikstudium hat die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung herausgegeben. Das Heft kann unter folgender Adresse kostenlos angefordert werden: Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Arbeitsmarktinformationsstelle, Feuerbachstraße 42-46, 6000 Frankfurt.
Mittwoch, 27. Januar CDU: Diskussion mit Petra Roth im Bürgertreff Westend (Pferdestall), Ulmenstraße, 20 Uhr.
Die Grünen: Diskussion "Frauenwelten - Männerwelten" mit Daniel Cohn-Bendit, Rezzo Schlauch, Cheryl Benard, Edith Schlaffer und Susanne Odich im Titania, Basaltstraße 23, 20 Uhr. Donnerstag, 28. Januar Ökologische Linke Liste: Die Veranstaltung "Ökofaschismus und multikultureller Faschismus" mit Jutta Ditfurth, Thomas Ebermann und Angela Grünzel findet nicht, wie irrtümlich gemeldet, um 19 Uhr, sondern um 20 Uhr statt. Ort: Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28. Donnerstag, 4. Februar Die Grünen: "Tempo 30 - war's das schon" ist eine Diskussion der Stadtteilgruppe Bornheim/Ostend zur Verkehrspolitik überschrieben. Teilnehmer Lutz Sikorski, Achim Pletzer, Jens Matthaes ab 20 Uhr im Bürgerhaus Bornheim.
SALZBURG. Peter Mussbach, der Regisseur dieser Salzburger Mozartwochen- Koproduktion mit den Festspielen und der Oper Frankfurt, hat für seine Einrichtung des in vielen Sequenzen zu beschwingt musikalisierten Sitten- und Politdesasters die alten Affektenkataloge studiert. Was hier von Mozart und dem Librettisten Giovanni de Gamerra mit sehr vitalen, eindringlichen Instrumentarien aus den düsteren Kapiteln römischen Niederganges in tönende Worte gesetzt worden ist, erscheint auf einer kalt und maschinell hergerichteten Szene (Roberto Longo) mit den letzten Anstrengungen ritueller Verdeutlichung maximiert zu sein.
Quer durch die Hierarchie des Werkes - also von Hubert Delamboye in der Titelpartie abwärts - sind die liebenden, freundelnden, verfeindeten und verheuchelten Akteure angehalten, sich bald zuckend über gefährliche Stufenkonstruktionen fortzubewegen, bald gefrieren sie in langwierigen Bewegungschor- Mustern - wie in der problematischen Schlußsequenz, in deren bombastisch- pantomimischem Verlauf die Mitwirkenden Anwesenheitspflicht haben.
Aber wie so oft im extravaganten Regietheater, gelingt es auch Mussbach nicht, die kleinen konventionellen Vorlieben des Bühnenlebens auszuschalten. In den rein gesanglichen Vereinzelungen dominiert das "alte" Repertoire - und es erweist sich unter der Eigenregie (?) von derart befähigten Sängern, wie sie in Salzburg zur Verfügung stehen, als durchaus tragfähiges Bewegungs- und Modulationsvokabular.
Atmosphärisch und von der ganzen spekulativen, intellektuellen und dann auch wieder kasperlhaften Anlage her, lösten Mussbach und Longo schon nach wenigen Kapiteln ihres waghalsigen Mozart-Nachschlagewerkes bei weiten Publikumsteilen Entsetzen und die entsprechenden Reaktionen aus. Rauchschwaden schon von den ersten Ouvertüren- Takten an, die in straffer, blitzsauberer Manier von Sylvain Cambreling und der "Camerata academica" vor einer garagenähnlichen Metalljalousie ausgebreitet wird. Und dann im folgenden eine Szenerie, die den Inhaber einer recht kostspieligen Eintrittskarte in einen überdimensionalen Maschinenraum - eine Art Steuerzentrale diktatorischer Unverbesserlichkeit! - versetzt und die im zweiten Akt (auf dem Kapitol) mit ihrer nach hinten sich öffnenden Einfahrt an das Innere einer großen Autofähre erinnert. Buchstäblich zerrissen und dementsprechend vieldeutig ist auch das überladene Interieur im Wohnbereich, durch dessen skurrile Bettenlandschaft das ominöse Schwert (hier ein längerer Dolch) weitergereicht wird, als handelte es sich um einen schicksalsträchtigen Staffellauf.
Eine leicht abgewandelte Erkenntnis volkstümlichen Durchblickes erweist sich zum Glück nicht als stichhaltig. "Wie man sich bettet, so singt man" - hier in Salzburg wird auch in den unbequemsten, unsittlichsten Verrenkungen begeisternd gesungen (und in manchen Passagen wie wie auf einer zweiten human-vokalen Ebene auch in die Inszenierung eingegriffen). Ich erinnere mich noch an die konzertante Aufführung dieses "Dramma per musica" bei einer der Mozartwochen vor vielen Jahren unter der Leitung von Leopold Hager. Damals waren es namhafte und gute Solisten (Arleen Auger zum Beispiel), aber die emotionale und technische Geläufigkeit von Luba Organasova in der koloraturen-trunkenen Schleuderpartie der Giunia darf im gegenwärtigen Opernalltag als absolute musikalisch-dramaturgische Sonderanfertigung bezeichnet werden. Was tut es da zur Sache, wenn ihr als Frisur ein Wespennest aufgesetzt worden ist. Musik macht der Mensch nicht mit den Kleidern und etwas unterhalb der Perücke. Musik von jener erwärmenden, rührenden und wenn es sein muß, auch herben Art, wie sie Susan Graham (Cecilio), Elzbieta Szmytka (Lucio Cinna), Heidi Grant Murphy (Celia) und - giftig, durchaus schon wagnerisch "logistisch" - Barry Banks in zahllosen Metamorphosen mit und gegen das Klima auf der Bühne durchzusetzen wissen.
Selten konnte in Salzburg ein Mozartensemble in allen artifiziellen und humanen Belangen so schulterschließend agieren, auch wenn ihm im einzelnen ganz andere Aufgaben aufgezwungen sind. Diese Doppelbödigkeit von inszenatorischem Diktat und musikalischer Eigeninitiative nach den Regeln gewohnter Kunstfertigkeit ist auch für das enorm elastische, durchsichtige, stets interessierte Spiel der "Camerata academica" namhaft zu machen. Ohne Sándor Végh einmal, aber in der Obhut eines über die Maßen umsichtigen, immer nach dem Rechten schnuppernden Sylvain Cambreling, beendete sie ihr Salzburger Operndebüt (sofern man nicht die Paumgartnersche "Urzeit" mit in Rechnung stellt).
Die Bravi-Wogen brandeten gezielt den Akteuren und dem Orchester entgegen, an Mussbach und Kollegen kühlte sich mancher seinen Zorn, womit der Produktion auch auf der Minusseite der Gewinn (oder zumindest die Publizität) sicher sein dürfte. PETER COSSÉ
OFFENBACH. Immer wieder beziehen Offenbacher/innen deutlich Stellung gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus - so auch am heutigen Mittwoch, wenn die Leibnizschule zu einem "Musikfestival gegen Ausländerfeindlichkeit" einlädt. Das Konzert beginnt um 17 Uhr im Neubau des Gymnasiums an der Brandsbornstraße - Einlaß ist bereits ab 16 Uhr.
Bis Mitternacht spielen Offenbacher Bands: "Clockwise", "Der Ästhetische Einzelkämpfer", "Exzessiv", "Indian Fields", "Mainzelmurders", "Wally & the Caretakers" und "Will-o-the-Wisp". Die Musik reicht von Rock bis Jazz.
Das Gymnasium möchte nach den Worten von Schulsprecher Florian Seikal mit dem Konzert "ein Zeichen gegen den Ausländerhaß setzen".
Gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus haben sich in einer gemeinsamen Resolution auch der Gesamtpersonalrat der Offenbacher Lehrerinnen und Lehrer und das Staatliche Schulamt für die Stadt Offenbach ausgesprochen. Die Stellungnahme wurde bei der ersten gemeinsamen Sitzung in diesem Jahr beschlossen.
Darin heißt es unter anderem: "Der Gesamtpersonalrat und das Staatliche Schulamt rufen dazu auf, Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit aktiv entgegenzutreten. Nie wieder darf in unserem Land jemand wegen seiner religiösen, kulturellen oder nationalen Herkunft benachteiligt werden. Wir müssen unsere ganze Kraft dafür einsetzen, in Vorbild und Wort zu vermitteln, daß die Achtung und Würde aller Menschen, daß die Toleranz und die Gleichwertigkeit ohne Ansehen der Person und Herkunft zu den Grundwerten eines friedlichen Zusammenlebens gehören." hf
Mittwoch, 27. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antiphon"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos" (Voraufführung); Nachtfoyer: 22.30 Uhr, "Antigone".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, 28 85 98: 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere-Sonder-Mischung. Goethe-Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 / 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 21 Uhr, Niemann & Roelofs - "Best of . . .".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 17 Uhr, Videofilme über das Werk Jan Fabres; 20 Uhr, "Elle était et elle est, même".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, 59 83 43: 10.30 Uhr, "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Knobibonbon - "Der Beschneider von Ulm".
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella".
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: 10 & 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste (Videos).
Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
Klecks Theater: 15 Uhr, "Philipp Lämmerzahl" (ab 3 J.); Jugendhaus Sindlingen, Sindlinger Bahnstr. 124.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Rage Against The Machine.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Ronja.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Smooth Move.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jam Session. Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur Jüdische Gemeinde, Savignystr. 66: 20 Uhr, Lesung Günter de Bruyn.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; .
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze"; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie zum Thema "Alltagsschilderung versus Symbolsprache - Zur niederländischen Malerei des 15.-17. Jahrhunderts".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Date Paintings".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung, "Restaurierte Skulpturen des Mittelalters".
Schirn Kunsthalle am Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Innenräume - Erlebnis und Erinnerung im Werk Gabriele Münters" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Gabriele Münter in Skandinavien 1915-1930".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Themen und Symbole der islamischen Kunst".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Fossilien aus der Grube Messel".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellungen "Zeitgenössiche Torentwürfe aus Lego Bausteinen" & "Peter Eisenmann. Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tony Sender in der Novemberrevolution in Frankfurt".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 19.30 Uhr, Vortrag "Juden aus der ehemaligen Sowjetunion - Eine Herausforderung an die jüdische Sozialarbeit".
GLAUBERG. Blockflütenmusik aus dem Barock und Werke zeitgenössischer Komponisten spielen am Sonntag, 31. Januar, ab 19 Uhr die beiden Studentinnen der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, Susanne Greschok und Wiebke Müller. Ihr Konzert beginnt um 19 Uhr in der evangelischen Kirche Glauberg. Die Musikerinnen werden die Kompositionen von Telemann, Bach, Hoogtwegt und Hirs vor ihrer musikalischen Darbietung auch erläutern. Der Eintritt ist frei, doch bittet der Kirchenvorstand um eine Spende zur Kostendeckung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.). Ausstellungen
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl.11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M.A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
HANAU. Weil er versucht hat, 200 000 Mark Falschgeld in Umlauf zu bringen, hat die Erste Große Strafkammer am Hanauer Landgericht gestern einen 35jährigen Hanauer zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ein 27jähriger Mitangeklagter, ebenfalls aus Hanau, kam mit einer Strafe in Höhe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung davon, weil ihm das Gericht eine Beihilfe zu dieser Tat nicht nachweisen konnte. Verurteilt wurde der 27jährige wegen des Handels mit rund 600 Gramm Haschisch. Das Rauschgift hatte er sich vor einem Jahr an der Konstablerwache in Frankfurt besorgt.
Der 35jährige war im November 1991 während eines Autogeschäftes auf dem Gebrauchtwagenmarkt in Bergen-Enkheim durch einen türkischen Autokäufer an die "Blüten" geraten. Es handelte sich um zwei gefälschte 100-Mark-Scheine. Von diesem bislang unbekannten Türken "kaufte" er 200 000 Mark Falschgeld zu 18 Prozent des Nennwertes. Sein Versuch, die Blüten dann über Bekannte weiterzuverkaufen, wobei ihm ein Verkaufspreis von 30 Prozent vorschwebte, endete dann im April vergangenen Jahres mit seiner Festnahme im Auto des Mitangeklagten auf der Philippsruher Allee in Hanau. Der 35jährige war aufgrund von Hinweisen zuvor wochenlang von der Polizei observiert worden. Ein Fälschungs-Experte der Deutschen Bundesbank bezeichnete die Blüten gestern als von "durchaus guter Qualität". Die Fälschungen seien mit einem digitalen Farbkopierer vorgenommen worden, wobei auch Laser-Technik angewendet worden sei. Das Papier sei von ähnlicher Qualität wie das der echten Banknoten, selbst der Sicherheitsstreifen im Sichtfenster wurde in einem weiteren Verfahren aufkopiert.
Den Notenbildern habe allerdings die nötige Konturenschärfe gefehlt, auch das Wasserzeichen sei nicht vorhanden gewesen. Insgesamt seien die Blüten aber nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen gewesen. Der Bänker sprach von einer "gefährlichen Fälschung", die leicht verwechselt werden könne.
Die beiden Angeklagten sind mehrfach vorbestraft. Für den 27jährigen wurde die Strafe für einen Zeitraum von zwei Jahren zur Bewährung ausgesetzt. Als Bewährungsauflage muß er unter anderem eine Geldbuße in Höhe von 3000 Mark, zahlbar in monatlichen Raten zu je 200 Mark, zahlen. Das Geld soll der Suchthilfe zugute kommen. Die Geldbuße kann allerdings auch durch gemeinnützige Arbeit abgegolten werden, wobei pro Arbeitsstunde 25 Mark gutgeschrieben werden. are
Gut gebrüllt, Löwe Kinkel. Natürlich darf Frankreich die Liberalisierungsgespräche des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) nicht scheitern lassen. Gewiß ist ein Erfolg in dieser Uruguay-Runde "ein Muß". Selbstverständlich wäre ein Handelskrieg schädlich für alle Beteiligten. Das alles sind Binsenweisheiten, und vielleicht müssen Politiker solche auch als öffentliche Appelle verbreiten. Aber, ehrlich gesagt, sie gehen uns allmählich ganz gehörig auf den Geist. Auch hier wäre Politik glaubwürdiger, wenn sie mit vernünftigen Taten glänzte, statt mit großen Worten.
Die Gatt-Verhandlungen zeigen auf internationaler Ebene beispielhaft, wie sich das Publikum zu der hierzulande inzwischen berühmt-berüchtigten Politik(er)- verdrossenheit erziehen läßt. Mittlerweile palavern die Regierungen und ihre Experten im (verflixten?) siebten Jahr über den Abbau weiterer Barrieren, die dem Austausch von Waren und Dienstleistungen im Weg stehen. Dabei wurden immer wieder Versprechungen gemacht, die sich im nachhinein als falsch erwiesen. "Wir erwarten, daß ein Abkommen noch vor Ende 1992 erreicht werden kann", versicherten die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrieländer im Abschlußkommuniqué ihres Münchener Gipfels vom vergangenen Juli. Mit dieser Fristsetzung wollten sich die Teilnehmer erklärtermaßen selbst binden. Ähnlich vollmundig hatten sich die "Großen Sieben" schon auf ihren Treffen in Houston und London geäußert: "Persönlich" würden sie sich für einen Gatt-Erfolg einsetzen und einander konsultieren, wenn Probleme nur auf höchster Ebene gelöst werden können.
Papperlapapp! Wir schreiben das Jahr 1993, und ein Abschluß ist nicht in Sicht. Statt dessen bekriegen sich die "Handelspartner" mit alten oder sogar mit zusätzlichen Waffen: Importverbote oder -quoten, Dumpingpreise und Strafzölle, Subventionen oder "Selbstbeschränkungen". Sie hätten sich gegenseitig eigentlich nichts vorzuwerfen: Gegen den Geist des Freihandels verstoßen alle, die einen bei den Autos, die anderen beim Reis, die dritten bei den Bananen. Erwarten die verantwortlichen Politiker etwa ernsthaft, daß man ihnen noch vertraut? ski
Ausstellungen Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl.11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M.A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Das Wetter
Wetterlage Mit nordwestlicher Strömung wird auf dem Weg über die Nordsee feuchte Meereskaltluft nach Deutschland gelenkt. Sie wird am Donnerstag im Westen durch mildere Meeresluft verdrängt.Vorhersage bis Donnerstag früh Anfangs noch stark bewölkt und zeitweise Schneefall. Im Verlauf des Vormittags übergang zu wechselnder Bewölkung mit Regen- und Schneeschauern. Höchsttemperatur zwischen plus 1 und 3 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zu Donnerstag Null bis minus 3 Grad. Mäßiger bis frischer Wind um Nordwest. Weitere Aussichten für Donnerstag Nach vorübergehender Bewölkungsauflockerung erneut Eintrübung mit Niederschlag, der von Schnee in Regen übergeht. Leicht ansteigende Temperaturen.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 12 Amsterdam
stark bewölkt 5 Athen
stark bewölkt 16 Barcelona
leicht bewölkt 12 Bordeaux
wolkig 8 Brüssel
wolkig 3 Budapest
wolkig 3 Dublin
stark bewölkt 7 Helsinki
stark bewölkt -6 Innsbruck
leicht bewölkt 2 Istanbul
Regen 4 Kairo
wolkenlos 18 Larnaka
stark bewölkt 16 Las Palmas
leicht bewölkt 19 Lissabon
leicht bewölkt 12 Locarno
wolkig 8 London
bedeckt 4 Madrid
leicht bewölkt 11 Malaga
leicht bewölkt 15 Mallorca
leicht bewölkt 14 Moskau
Schneefall -5 Nizza
leicht bewölkt 14 Paris
stark bewölkt 5 Rom
leicht bewölkt 12 St. Petersburg
Schneefall -9 Stockholm
leicht bewölkt -7 Tunis
stark bewölkt 16 Varna
leicht bewölkt 9 Venedig
leicht bewölkt 9 Warschau
Schneefall 1 Wien
wolkig 4 Zürich
leicht bewölkt 1
Deutschland Berlin
Schneefall 3 Dresden
bedeckt 1 Feldberg/Ts.
stark bewölkt -5 Feldberg/Schw.
stark bewölkt -9 Frankfurt/M.
stark bewölkt 2 Freiburg
wolkig 3 Garmisch
leicht bewölkt -1 Hamburg
Schneeregen 3 Köln/Bonn
stark bewölkt 3 Leipzig
wolkig 3 München
wolkig 0 Norderney
bedeckt 6 Rostock
Schneeregen 1 Sylt
Regen 6 Zugspitze
leicht bewölkt -18
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.06 Uhr Sonnenuntergang 17.11 Uhr
Eine der wenigen Gelegenheiten, der Mundart freien Lauf zu lassen, ist die Fassenacht. Eine Büttenrede in Hochdeutsch, das ist schlicht undenkbar. Adolf Amberger hat in der Jubiläumsschrift zum viermal elfjährigen Bestehen der Bad Vilbeler "Schoten" ein wenig Nachhilfeunterricht gegeben und unter der Überschrift "Hessisch für Anfänger" gereimt:
En Lügner iss e Lücheoos,
en Dappische schmeisst alles um.
Kummern des sin Gurke blos,
e daab Nuss, die iss halt dumm.
Un gelb iss bei uns goldegeel,
e Knärzche iss es End vom Brot,
schielt mer wohi, da guckt mer scheel,
wer Brass hat, der sieht rot.
En Klowe iss ne Tabakpfeife,
ach en Kerl wo schlecht erzoche.
Saaf so secht mer hier zu Seife,
zum Feiern secht mer schwofe.
En Dippegucker, neuschiert in Dippe.
Gäul spannt mer vor&rquote;n Pferdewache.
Zu springe sache mer nur hippe,
un duht Babbelwasser zum Schoppe sage. mu
Akkordeon-Orchester Frankfurter Berg: Nach dem Motto "Vom Schüler bis zum Orchesterspieler" bietet der Verein Lern- und Übungsmöglichkeiten. Proben sind jeden Freitag in der Albert-Schweitzer-Schule am Frankfurter Berg und in der Eschersheimer Wichernschule. Anmeldungen unter Tel. 5 40 01 47. npt
Akkordeon-Orchester Heddernheim: Das Orchester probt jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr im Vereinshaus Heddernheim, Oranienstraße 16 a. Gesucht werden noch Mitspielerinnen und Mitspieler. Auskunft gibt die Erste Vorsitzende Ingrid Sziedat unter Tel. 57 98 94. npt
Athletik-Club Viktoria Eckenheim: Der Verein sucht Ringernachwuchs. Trainiert wird jeden Donnerstag und Dienstag (jeweils von 18 bis 20 Uhr) im "Haus Ronneburg", Gelnhäuser Straße 2. npt
Bonameser Frauenchor: Zur Chorprobe treffen sich die Sängerinnen an jedem Dienstag, um 20 Uhr, im "Haus Nidda", Harheimer Weg 18. npt
Briefmarkensammlerverein in Bergen- Enkheim: Tauschtag für Mitglieder und Interessierte aus Frankfurt ist jeden ersten Sonntag im Monat, 10 Uhr, und jeden dritten Freitag, ab 19 Uhr, im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft geben Wolfgang Held Tel. 45 00 / 2 21 90 und Heinz Glöckner Tel. 45 00 / 3 14 69. npt
Briefmarkensammlerverein in Nieder- Eschbach: Mitglieder und interessierte Gäste treffen sich zum Ausspracheabend jeden ersten Dienstag im Monat (20 Uhr) und zum Tauschtag jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat (jeweils von 11 bis 13 Uhr) in der Gaststätte "Darmstädter Hof", An der Walkmühle. Vereinsvorsitzender: Walter Kadow, Deuil-la-Barre- Straße 18 (Tel. 5 07 39 53). npt
Briefmarkensammler-Verein Nord: Die Mitglieder treffen sich zum Austausch jeden ersten und dritten Montag im Monat (ab 19.30 Uhr) im "Haus Dornbusch", Eschersheimer Landstraße 248. Auskunft gibt Oskar Zindel, Tel. 52 33 55. npt
Brieftaubenclub Preungesheim/Eckenheim: Mitgliedertreffen jeden Sonntag (ab 11 Uhr) und jeden Mittwoch (20 Uhr), im Vereinsheim in der Kleintierzuchtanlage Eckenheim, Niederbornstraße. npt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Mitgliedertreffen jeden Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. npt
BUND Ortsverband Nordwest: Verbandssitzung in der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, im Gemeindehaus, Thomas-Mann-Straße 10 (Café Komm), in der Nordweststadt, jeden ersten Freitag im Monat, um 20 Uhr. npt
Chorgemeinschaft 1884 Heddernheim: Die Mitglieder des gemischten Chores treffen sich zur Übungsstunde jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinshaus Heddernheim, Oranienstraße 16. npt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23) oder jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr die Geschäftsstelle (Tel. 28 05 12). npt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinshaus, Petterweilstraße 69, in Bornheim (Bunker). Es werden jederzeit Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. npt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus" an der Friedensbrücke. Auskunft gibt Pressewart Eckard Dünnemann (Tel. 88 98 81, ab 18 Uhr). npt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. npt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden jederzeit Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch, Tel. 31 34 61. npt
Frankfurter Musikverein 1981: Orchesterprobe ist donnerstags, 20 Uhr, in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Blasorchesterleiter (Big-Band- Sound) ist Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Karl-Heinz Velten. npt
Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus" in der Frankenallee 111. npt
Freiwillige Feuerwehr Harheim: Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr treffen sich zur Ausbildung jeden Freitag, jeweils ab 18 Uhr im Feuerwehrgerätehaus (Korffstraße 31a). npt
Freiwillige Feuerwehr Heddernheim: Für den ehrenamtlichen Dienst in der Einsatzabteilung werden Männer im Alter zwischen 17 und 40 Jahren gesucht. Die Jugendfeuerwehr nimmt Schüler ab zehn Jahre auf. Auskunft gibt Hannelore Patock unter Tel. 57 35 02. npt
FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahren) und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab 10 Jahre), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG- Sportzentrum in Bockenheim, Marburger Straße 28. Weitere Auskunft in der FTG- Geschäftsstelle, Tel. 77 49 29. npt
Gesangverein "Frohsinn 1840" Heddernheim: Der gemischte Chor probt jeden Donnerstag (20 Uhr) im Saal des katholischen Pfarrhauses, Heddernheimer Landstraße 47. Mitglieder werden noch aufgenommen. Auskunft gibt Vorsitzender Max Karsten, Tel. 57 32 12. npt
Gesangverein "Liederkranz" Bonames: Der gemischte Chor probt jeden Donnerstag, 20 Uhr, im "Haus Nidda", Harheimer Weg 18. npt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Die Mitgliedertreffen der Kameradschaft sind jeden ersten Dienstag im Monat, jeweils um 15 Uhr, in der Gaststätte "Zur Stalburg" an der Glauburgstraße 80 im Nordend. npt
Karneval-Club "Fidele Nassauer" Heddernheim: Das Garde- und Showtanztraining ist jeden Donnerstag (ab 17.30 Uhr) im Clubhaus am Wenzelweg 21. Kontakt: Lothar Kilian (Tel. 78 69 40) und Petra Richartz (Tel. 52 57 82). npt
Karnevalverein "Die Bodentrampler" in Nieder-Erlenbach: Die Minigarde trainiert jeden Freitag (17 bis 17.45 Uhr) im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10. Proben für die Midis (sieben bis dreizehn Jahre) sind dort montags und freitags (von 18 bis 19.30 Uhr). npt
Karnevalverein "Die Bodentrampler" in Nieder-Erlenbach: Die Maxigarde des Vereins (ab 14 Jahre) trainiert jeden Mittwoch (19 bis 20 Uhr) sowie jeden Freitag (18.30 bis 20 Uhr) im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10. Die Schautanzgruppe probt jeden Montag (19.30 bis 21.30 Uhr) unter Leitung von Christine Marquardt. Informationen gibt's unter Tel. 45 09 / 4 73 96). npt
Karnevalverein Heddemer Käwwern: Der Verein sucht für seine Nachwuchsgarden Mädchen und Jungen ab drei Jahren, "die Spaß am Tanzen und an vergnügten Stunden haben", wirbt der Vorstand. Eltern können sich über die Aufnahme der Kinder informieren bei Ingeborg Pontow (Tel. 58 13 14) und Helga Schmidt (Tel. 58 15 84). npt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr) im Bezirksbad Süd in der Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. npt
Die Leichtathletikabteilung der TSG 98 Nordwest sucht sportlich interessierte Schüler und Schülerinnen (ab zehn Jahren). Übungsstunden sind montags, mittwochs und freitags, 17.30 bis 19.30 Uhr, auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter- Schule I. Trainer ist Helmut Terstegen. Die TSG bietet Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft gibt Abteilungsleiter Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. npt
Der Männergesangverein "Sängerlust" Nieder-Eschbach sucht Mitglieder. Interessenten können bei Gesangstunden im katholischen Pfarrzentrum in der Deuil- la-Barre-Straße vorbeischauen. Treffpunkt ist jeden Montag um 20.15 Uhr. Auskunft: Peter Beseler, Tel. 5 07 43 60. npt
Der Nieder-Erlenbacher Skatclub 1982 lädt alle Skatspieler zum regelmäßigen Mitmachen ein. Gespielt wird jeden Montag ab 19.30 Uhr in der Gastätte "Zur Erholung" (Alt-Erlenbach 53). Nähere Informationen dazu gibt Rüdiger Wiesner unter Tel. 0 61 01 / 4 14 54. npt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim, Gelnhäuser Straße 2. npt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können, mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). npt
Sängerchor "Liederkranz" 1880 Harheim: Der gemischte Chor probt jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten 21. npt
Sängerchor der Lokbediensteten Frankfurt: Chorprobe der Aktiven dienstags, um 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. npt
Sängervereinigung 1873/89 NiederErlenbach: Der Männerchor probt jeden Freitag, 20.15 Uhr, im Bürgerhaus Nieder- Erlenbach, Im Sauern 10. npt
Schützenverein Eschersheim: Training für die Jugend ist jeden Dienstag (18 bis 20 Uhr), für Sportschützen und interessierte Gäste jeden Mittwoch (18.30 bis 22.30 Uhr) auf den Ständen im Vereinsheim, Im Wörth 6. Auskunft gibt Lothar Fritsch unter Tel. 51 23 10. npt
Theaterverein Harheimer Bühne: Die Mitglieder des Ensembles proben jeden Dienstag und Mittwoch (jeweils ab 20 Uhr), im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten 21 (Clubraum 4). npt
Turnerschaft 1860 Heddernheim: Die Senioren der Turnerschaft treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Dienstag im Montag (ab 17 Uhr) in der Vereinsturnhalle, Habelstraße 11. npt
Turnerschaft "Jahnvolk" Eckenheim: Der Verein bietet ein vielseitiges sportliches und geselliges Freizeitprogramm. So unter anderem "Mutter-und-Kind-Turnen" (Kinder bis drei Jahre) dienstags (15 bis 16 Uhr) in der Turnhalle, Kirschwaldstraße. Weitere Informationen über das "Jahnvolk" gibt Rolf Heinecke unter der Telefonnummer 54 99 07. npt
Turnerschaft "Jahnvolk" Eckenheim: Kleinkinderturnen (Kinder ab drei Jahre) ist jeden Dienstag von 16 bis 17 Uhr sowie von 17 bis 18 Uhr in der Turnhalle Kirschwaldstraße. Auskunft gibt Hannelore Fraund, Tel. 56 96 22. npt
Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahre) an. Die Übungsstunden sind jeweils dienstags von 15 bis 16.30 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule, Im Burgfeld 7. Weitere Informationen gibt Constanze Spitz, 58 86 32. npt
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Der Verein bietet Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (17.15 bis 18 Uhr). Belegwünsche nimmt die Vereinsgeschäftsstelle jeden Dienstag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr entgegen (Tel. 58 10 23). npt/30
Turn- und Sportverein 1875 Bonames: Der Verein bietet klassischen Ballettunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Grundlage ist die traditionelle "Waganowa-Schule". Übungsstunden jeden Montag (14.30 bis 17.30 Uhr) und jeden Freitag (14.30 bis 18.45 Uhr) im "Haus Nidda", Harheimer Weg 18. Kontakte: Grazyana Agopovic per Telefon 55 71 99 und Barbara Keller unter der Nummer 62 76 74. npt
Turnverein 1880 Preungesheim: Der Verein bietet Kinderturnen jeden Montag (ab 16.15 Uhr) in der Theobald-Ziegler- Schule, Theobald-Ziegler-Straße 10. Auskunft gibt die Vereinsvorsitzende Petra Rahn-Kreitling (Tel. 51 88 77). npt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr in der Gaststätte "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Auskunft über die "Scooterlads" gibt Wolfgang Frey unter der Telefonnummer 51 10 91. npt
BUTZBACH. Damit 8,5 bis 10 Hektar Wald nicht gefällt werden müssen, wollen die Butzbacher Grünen den Bau des geplanten Waldfriedhofes verhindern. Das beschlossen die Grünen während ihrer jüngsten Sitzung. In Kürze wollen sie die Bevölkerung zu einer Ortsbesichtigung einladen und zur Bildung einer Bürgerinitiative aufrufen, um die Fällaktion noch zu stoppen.
Bereits seit Mitte der 70er Jahre gibt es Überlegungen, in dem unmittelbar hinter der Waldsiedlung liegenden Stadtwald einen Friedhof zu bauen. Auf ihm sollen zukünftig die Bewohner der Butzbacher Kernstadt ihre letzte Ruhe finden. 1979 war die Fläche im Flächennutzungsplan als Friedhofsgelände ausgewiesen worden. Das wurde auch in der Änderung des Flächennutzungsplanes von 1990 rechtsverbindlich festgeklopft.
Im März/April des vergangenen Jahres bildete der Magistrat dann eine Friedhofskommission, der alle Fraktionen des Butzbacher Stadtparlamentes angehören, um einen geeigneten Standort zu finden.
Nach eingehender Beratung empfahl die Kommission ebenso wie der Magistrat, an dem ursprünglich vorgesehenen Standort im Wald festzuhalten, "weil es die billigste und zugleich auch die schnellste Lösung ist, einen Friedhof für die Butzbacher Kernstadt zu bauen," meint Butzbachs Bauamtsleiter Otfried Herling auf Anfrage der FR. Denn das Waldstück gehört der Stadt, womit millionenschwere Ausgaben für den Grundstückserwerb für die Stadt entfallen.
Da die Grünen aus ökologischen Gründen den Wald nicht für die Grabstätten ihrer Mitbürger opfern wollen, empfehlen sie als Alternative ein Akkergelände zwischen "Busters Workshop" und der Südumgehung ein. Dazu Otfried Herling: "Bis dieses Gelände in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden kann, gehen Jahre ins Land."
Nach den Berechnungen der Stadtverwaltung ist ab 1997 kein Platz mehr auf dem Butzbacher Friedhof, der gegenüber der Schloßkaserne liegt.
Außer den genannten planerischen und zeitlichen Gründen gibt es noch weitere Argumente, die gegen die von den Grünen angeregte Ackerfläche sprechen. Der Acker gehört nicht der Stadt, sondern 25 Eigentümern. Im Herbst des vergangenen Jahres hat die Stadtverwaltung die Eigentümer angeschrieben, um herauszufinden, ob sie grundsätzlich bereit sind, ihr Akkerland der Stadt zu verkaufen. "Herausgekommen ist dabei," so Otfried Herling, "daß über die Hälfte geantwortet haben." Während einige prompt Quadratmeterpreise zwischen 110 und 220 Mark forderten, baten andere die Stadt um die Abgabe eines Angebotes.
"Selbst wenn sämtliche planerischen Voraussetzungen erfüllt wären," sagt der Bauamtsleiter, "dürfte unklar sein, ob und zu welchen Bedingungen die Eigentümer verkaufen werden." Denn nach der geltenden Rechtsprechung müsse man davon ausgehen, daß nach der Ausweisung der Ackerfläche als Friedhofsgelände dessen Wert enorm steige. Für eine Friedhofsfläche müßten allgemein nicht mehr die niedrigen Preise für Ackerflächen gezahlt werden, sondern die weit höheren des Bauerwartungslandes.
Für das Bauerwartungsland müsse man nach Angaben von Herling zwar nur 40 Prozent des Quadratmeterpreises für Bauland zahlen, diese würden sich jedoch wegen der benötigten Wer soll bezahlen? Friedhofsfläche zwischen 8,5 und 10 Hektar zu einer gewaltigen Summe addieren.
Herling: "Derzeit wird in Butzbach zwischen 400 und 500 Mark pro Quadratmeter Bauland gezahlt. Selbst wenn man nur einen Quadratmeterpreis von 50 Mark zugrundelegt, würde die Ackerfläche die Stadt mindestens vier Millionen Mark kosten."
Ganz abgesehen davon, sei der Wald nach einer Stellungnahme des Forstamtes auch nicht so wertvoll, wie behauptet wird: Die meisten Bäume seien zwischen 26 und 47 Jahre alt. Lediglich auf einer Fläche von zwei Hektar würden Nadelhölzer stehen, die mit durchschnittlich 93 Jahren wesentlich älter seien.
Nach sorgfältiger Abwägung all dieser Gründe, hätten die Friedhofskommission und der Magistrat die ursprünglich vorgesehene Lösung favorisiert. Am 4. Februar soll nun der Bau- und Planungsausschuß und der Umweltausschuß in einer gemeinsamen Sitzung über die vorangegangenen Empfehlungen beraten. Möglicherweise wird dann bereits das Stadtparlemant am 16. Februar - in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl - abschließend über den Waldfriedhof entscheiden. str
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Der Umweltausschuß des Maintaler Stadtparlaments wird sich am heutigen Mittwoch, 27. Januar, in öffentlicher Sitzung - ab 18.30 Uhr in der Kantine des Technischen Rathauses in Hochstadt - mit einem Dringlichkeitsantrag der Grünen gegen Plutonium-Transporte per Flugzeug im Luftraum über der Ballungsregion Rhein- Main befassen. Der Antrag steht am Montag, 1. Februar, auch auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung, die ab 18 Uhr im Bürgerhaus Wachenbuchen öffentlich tagt.
Aus diesem Anlaß weist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Main-Kinzig darauf hin, "daß sich derzeit auch der Streit zwischen Bundesregierung und Land Hessen über die Zukunft der aus Sicherheitsgründen vor mehr als Jahresfrist stillgelegten Siemens-Plutonium-Verarbeitung in Hanau zuspitzt. Wenn sich die Bundesregierung durchsetze, würden in den nächsten Jahren etwa 40 Tonnen Plutonium zu Siemens in Hanau transportiert, dort zu Brennelementen verarbeitet und an Antomkraftwerke geliefert. Die erste Runde eines versuchsweisen und heimlichen Plutonium-Transportes per Flugzeug ab Frankfurt am Main habe die Bundesregierung bereits gewonnen.
Der BUND weist darauf hin, daß Plutonium auch in der bei Siemens verwendeten Form dem Atomwaffen-Sperrvertrag unterliege und schon in geringsten Mengen höchst radio-toxisch sei. Der BUND erneuert seine wiederholt an die Bundesregierung gestellte Forderung, "die Öffentlichkeit nicht nur vor Genehmigung atomindustrieller Anlagen anzuhören, sondern Anhörungen auch für die Bevölkerungskreise durchzuführen, die entlang der Atom-Transport-Wege kreuz und quer durch die Bundesrepublik Deutschland wohnen". pom
BAD NAUHEIM. Ob "Zuschau'n mag i' net" oder "Es muß was Wunderbares sein, von Dir geliebt zu werden", die Melodien aus dem Singspiel "Im Weißen Rößl" werden von Liebhabern der leichten Muße seit über 60 Jahren gern gehört. Im Kurtheater Bad Nauheim erklingt der Melodienreigen aus der Feder von Ralph Benatzky am Montag, 1. Februar, ab 19.30 Uhr. Es singt und spielt das Deutsche Tourneetheater München.
SELIGENSTADT. Was im Flächennutzungsplan des Umlandverbandes als sogenannte Wohnbaufläche ausgewiesen ist, soll in Bälde auch so verwirklicht werden: Im "Silzenfeld", eine über 18 Hektar große Fläche zwischen Spitzäcker und Dudenhöfer Straße, will die Stadt ein Neubaugebiet erschließen, in dem künftig rund 2000 Menschen ein neues Zuhauses finden.
Während eines Architektenwettbewerbes, bei dem im vergangenen Sommer verschiedene Möglichkeiten der Bebauung ausgelotet wurden, setzte sich der Plan eines Büros aus Bad Soden durch. Diese Fachleute sollen jetzt auch die Bauleitplanung erstellen. Das hat der Magistrat jetzt beschlossen.
Sobald der Vorentwurf auf dem Papier fertig ist, wird dieser den Bürger und Bürgerinnen vorgestellt. Dann können Anregungen und Bedenken vorgetragen werden, die gegebenfalls in die Zeichnungen miteingearbeitet werden. aim
Die CDU sieht sich durch die Klagen der Berufsschuldirektoren über miserable Lernbedingungen in ihrer Kritik an Baudezernent Hanskarl Protzmann bestätigt.
Die Äußerungen belegten das "Versagen" des Magistrats bei der Bauunterhaltung, erklärte Christdemokrat Karl-Heinz Nink, Vorsitzender des Bauausschusses. Die CDU habe wiederholt davor gewarnt, die Mittel für die Bauunterhaltung zu kürzen und notwendige Renovierungen hinauszuschieben. luf
Der Gentleman unterscheidet sich vom gemeinen Menschen in vielerlei, teils verborgener, teils offensichtlicher Weise. Insbesondere auf feinsinnigere Umgangsformen, als sie das übrige Volk pflegt, legt der Gentleman in seinen Kreisen Wert. Hier wiederum erfreut sich das sogenannte Agreement schon fast strapaziöser Beliebtheit, was heißen soll, der Gentleman lehnt es ab, gewisse Dinge vor Zeugen zu äußern oder gar schriftlich niederzulegen, sondern verläßt sich vielmehr auf das Wort eines anderen, von ihm als Gentleman identifizierten Menschen. Solch eine Übereinkunft zweier wohlerzogener und freundlicher Menschen, der Herren Berlusconi und Tapie nämlich, wird einem dritten Herren, dem fußballspielenden französischen Nationalstürmer Jean-Pierre Papin wohl die Rückkehr in die Heimat verbauen.
Denn während Papin noch damit liebäugelt, seinen gutdotierten Tribünenplatz beim AC Mailand mit einem gutdotierten Platz auf dem Spielfeld bei Paris St. Germain zu vertauschen, sagt Tapie wenig gentlemanlike "denkste". Er, Tapie, habe bei Papins Wechsel in Form eines Gentlemen's Agreements mit Mailands Präsident Berlusconi verabredet, Papin, wenn überhaupt nach Frankreich, dann nur zu Marseille wechseln zu lassen. Da Marseille kein Interesse an der Wiederverpflichtung des Torjägers zeigte, wird Papin wohl weiter in der Fremde kicken müssen. Es sei denn, aber diese Möglichkeit sei nur hinter vorgehaltener Hand geäußert, Berlusconi wäre kein Gentleman, oder mit Geld ließe sich auch in dieser Sache etwas bewegen, Agreement hin oder her. In ganz anderen Kreisen als die Herren Berlusconi und Tapie bewegen sich offenbar die Präsidenten Atletico Madrids und Benfica Lissabons. Gleichermaßen solide wie kleinbürgerlich verzichteten sie auf sämtliche Nebenabsprachen und schrieben dem kickenden Paulo Futre anläßlich seines Wechsels zu Benfica eine zusätzliche Ablösesumme von 14,5 Millionen Mark in den Vertrag. Diese wird zuzüglich der vereinbarten acht bis elf Millionen fällig, sollten die Portugiesen den Stürmer an Atleticos Erzrivalen Real weiterverkaufen.
Bei allem Staunen über die Vertragskünste wird eines ganz deutlich: Der Fußballer ist eben doch noch keine normale Ware. Denn üblicherweise verzichtet beispielsweise der Gemüsehändler beim Verkauf auf weiterführende Verwendungsausschlüsse für seine Kartoffeln. Und die Kicker werden nicht gezwungen, Verträge wie den von Futre zu unterschreiben. Nur gegen ein Gentlemen's Agreement ist natürlich kein Kraut gewachsen.
ARND FESTERLING
Nachrichten-Börse
Treuhand-Anleihe wirft 7,05 Prozent ab Die neue Treuhand-Anleihe im Volumen von zunächst drei Milliarden Mark wird mit einem Kupon von 7,125 Prozent ausgestattet und eine Laufzeit von zehn Jahren haben. Der Ausgabekurs beträgt 100,50 Prozent. Daraus ergibt sich laut Bundesbank eine Rendite von 7,05 Prozent. Die Titel werden bis zum 29. Januar verkauft. US-Warenterminmärkte fusionieren Der Chicago Board of Trade (CBOT), der weltweit größte Warenterminmarkt, will die New Yorker Warenterminbörse Commodity Exchange (Comex) übernehmen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde bereits unterzeichnet. Die Comex, größter Metallmarkt rund um den Globus, soll als CBOT-Tochter weitergeführt werden. Einfuhrpreise bleiben auf dem Rückzug Die westdeutschen Einfuhrpreise sind auch im Dezember gesunken. Laut Statistischem Bundesamt lagen sie um 2,6 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Im Schnitt von 1992 ergab sich somit ein Rückgang der Einfuhrpreise von 3,3 Prozent, während bei Ausfuhren eine Teuerung von einem Prozent registriert wurde. Im Dezember allein lagen die Exportpreise um 0,7 Prozent niedriger als zwölf Monate zuvor.
SCHWALBACH. Über wichtige Themen werden die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am Donnerstag abend beschließen: So stehen die Gründung einer Stadtentwicklungsgesellschaft und die Verkehrsführung für das Gewerbegebiet am Kronberger Hang auf der Tagesordnung. Die Grünen wollen über ein Energiesparprogramm nachdenken, und die FDP interessiert sich für die Belange von Frauen bei der Stadtplanung. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Bürgerhaus. she
BAD NAUHEIM. Von einem Auftritt im Hessischen Rundfunk direkt ins "Lascaux" kommt heute abend der 29jährige US-Sänger Riano McFarland, der als "neuer Stern am internationalen Pop- Himmel" gilt und von Deutschlands Diskjockeys zum "Newcommer des Jahres" gewählt wurde. Rianos Repertoire reicht von Soft-Balladen zu Songs mit jazzigen Latinklängen. Auf seiner aktuellen Maxi- Single "Call me up" setzt sich Riano mit Telefonsex auseinander. Das Konzert des schwarzen Multitalents - McFarland komponiert, arrangiert und textet seine Stücke auch - beginnt um 20 Uhr.
Das Jahr eins nach dem Ende der Sowjetunion hat für Rußlands geplagte Umwelt keine Erholung gebracht. Wirtschaftlicher Niedergang, steigende Preise und galoppierende Inflation haben die Ökologie in dem noch immer riesigen Land - in dem nicht einmal ein Viertel der Bevölkerung Luft atmet, deren Schadstoffgehalt unter den Grenzwerten bleibt - ein Randthema bleiben lassen. Präsidentenberater Alexej Jablokow kündigte an, demnächst werde sich der Sicherheitsrat mit der "Gesundheit der Nation" beschäftigen. Den Chefökologen Jablokow beunruhigt vor allem das Ende Dezember von der Regierung verabschiedete Programm zum Ausbau der russischen Atomkraftwerke bis zum Jahr 2010. "Für heute hat das Ministerium für Atomenergie den Von Dietmar Ostermann Kampf mit der Ökologie gewonnen", konstatiert Jablokow, der von "unannehmbaren Risiken" spricht und vor dem Bau neuer Reaktoren die alten sicherer machen will. Nur einer sieht die Lage nicht so ernst: der russische Umweltminister Wiktor Iwanowitsch Danilow-Daniljan.
Der 54jährige Umwelt-Ressortchef hatte auch gegen das Atomprojekt nichts einzuwenden. Als das russische Kabinett im Dezember unter Leitung von Premier Wiktor Tschernomyrdin das Programm beschloß, regte sich in dem knapp 30köpfigen Gremium nur eine Hand zum Widerstand. Justizminister Nikolaj Fjodorow hatte rechtliche Bedenken. Danilow-Daniljan, im Krisenkabinett ohnehin keine maßgebliche Figur, referiert entschuldigend die wirtschaftlichen Zwänge: Die Lage der russischen Atomindustrie sei kompliziert. Eine Million Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Man könne auf die Energie nicht verzichten. Und dann: "Es ist uns bekannt, daß es irgendwelche gesellschaftliche Bewegungen gibt, die dagegen Einspruch erheben. Wir untersuchen aufmerksam alles, was sie sagen."
Auch ansonsten gibt sich Danilow- Daniljan wenig kämpferisch. Der im November 1991 berufene Minister, in dessen Vorzimmer zur Unterhaltung von Sekretärin und Besuchern ausländische Trickfilme laufen, gilt als Buchhaltertyp und korrekter Verwalter des russischen Umweltdesasters. Nicht ohne Stolz verweist er darauf, daß seine Bilanzen auch im Ausland nicht mehr in Zweifel gezogen werden. Praktische Fortschritte aber blieben rar. Bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung kam dem weitgehend mittellosen Minister 1992 immerhin der Produktionsrückgang zu Hilfe, durch den wenigstens die "Dynamik der Verschmutzung" gebremst werden konnte. Die Produktion ging jedoch weit schneller zurück als die Schadstoff-Frachten.
Als größten Erfolg des vergangenen Jahres bezeichnet Danilow-Daniljan die "langsame Herausbildung eines wirtschaftlichen Mechanismus des Umweltschutzes". Dadurch will der ehemalige Ökologie-Professor die Kosten für die Naturrenovierung an jene weitergeben, die die Schäden verursachen. So habe man bereits 1991 damit begonnen, ein an den Schadstoffemissionen ausgerichtetes Abgabensystem für russische Betriebe einzuführen. Das dort eingenommene Geld soll anschließend in Umweltprojekte gesteckt werden. Wegen der akuten Finanznot des russischen Staates aber wurde aus diesen Fonds im vergangenen Jahr teilweise auch der Unterhalt des Umweltministeriums bestritten. Zudem entsprechen die Einnahmen kaum den tatsächlichen Belastungen: "Im Jahr 1991 haben wir Schadstoffemissionen für insgesamt 4,5 Milliarden Rubel registriert", rechnet Danilow-Daniljan vor. Davon habe man nur zwei Milliarden eintreiben können. Offizielle Statistiken aber weisen die Umweltschäden für 1991 mit dem Dreißigfachen dieses Betrages aus, was etwa einem Zehntel des damaligen Staatsbudgets entspricht.
Hoffnungen setzt Danilow-Daniljan auf ein für drei Jahre angelegtes Programm "Umweltsicherheit Rußlands", von dem es bislang jedoch lediglich einen Entwurf gibt, sowie auf einen ebenfalls noch nicht fertiggestellten Plan "Konversion für Ökologie". Die Rüstungsindustrie sei die "Hauptquelle bei der Ausrüstung der Betriebe mit Umwelttechnik". So hofft der Minister, in der russischen Wirtschaft bis zum Jahr 2005 westlichen Umweltstandard erreicht zu haben. Wie die ehrgeizigen Projekte allerdings bezahlt werden sollen, weiß er nicht: "Solange es keinen Wirtschaftsaufschwung in Rußland gibt, wird es auch keine Investitionsmittel für den Umweltschutz geben."
FRIEDRICHSDORF. Der Repräsentant der vielgescholtenen Politik schüttelte den tief gesenkten Kopf, suchte mit den Fingern Halt an einem herumliegenden Papierschnipsel und ließ schließlich, noch reichlich moderat, Dampf ab. "Ich fühle mich unwohl auf diesem Stuhl hier", bekannte der frühere SPD-Bundesgeschäftsführer und Kommunikationswissenschaftler Peter Glotz, "unwohl, weil wir nicht systematisch miteinander reden."
Und keiner der rund 40 Leute in der Friedrichsdorfer Kulturkneipe "Garnier's Keller" hätte ihm in diesem Moment widersprechen wollen. Das Kulturforum der SPD unter dem Motto "Kultur zwischen Ost und West - Hat die Politik versagt?" ist "nicht so gelungen, wie wir es uns gewünscht haben", räumte denn auch der Kronberger Historiker Gerhard Beier, Moderator und Organisator des Abends, hinterher ein.
Vielleicht hätte die SPD den wohlgemeinten Disput besser abgesagt, als sie vor Tagen erfuhr, daß Peter Glotz, der prominenteste Gast auf dem Kellerpodium, nur eine gute Stunde Zeit mitbringen würde, weil er am selben Abend noch zu einer weiteren Veranstaltung seiner Partei in Neu-Isenburg erwartet wurde (was auch eine Antwort auf die Frage des Abends war).
Aber wahrscheinlich hätten auch vier Stunden Glotz in Friedrichsdorf das Streitgespräch nicht retten können, hatten die Veranstalter doch ihre Koryphäen - Glotz' Partnerin war die Frankfurter Literaturwissenschaftlerin Mechthild Curtius - unvorbereitet und ohne ein erkennbares Konzept auf die Bühne gesetzt.
"Vom Besonderen zum Allgemeinen" wollte Curtius, derzeit Dozentin in Leipzig, das Gespräch führen, beim eher Nebensächlichen blieb es stecken. Über den Verzweiflungsschrei des ost-west-engagierten Schriftstellers Günter Grass, der die SPD ob ihrer Asylpolitik verließ, fiel kein einziges Wort. Das resignierte Schweigen der Intellektuellen angesichts der lebensgefährlichen Politikverdrossenheit und des Mangels an Visionen jenseits von Geld und Geschäft wurde allein in einem Nebensatz von Glotz mal eben angedeutet.
Naiv zwar, aber immerhin konkret hatte Mechthild Curtius versucht, einen Einstieg in den Disput zu finden: Wäre es nicht möglich, daß sich die Kraft der jungen, oft arbeitslosen Leute in der Ex- DDR "anders als schlagend" entlädt, fragte sie und empfahl ein staatliches Beschäftigungsprogramm zur Sanierung der zahllosen kulturell wertvollen, aber vom Verfall bedrohten Bauwerke in den neuen Bundesländern. Doch Glotz funktionierte das mögliche Gespräch über Chancen und Grenzen solcher Programme flugs um zu einem Sympathiebekenntnis für ein "Pflichtjahr", das all jenen jungen Männern und Frauen aufgebürdet werden sollte, die weder Wehr- noch Zivildienst leisteten.
Noch schneller vom Podiumstisch gewischt wurde die Frage nach Möglichkeiten, der "Abwicklung" von Kunst und Literatur in den neuen Bundesländern Einhalt zu gebieten. Curtius reduzierte sie auf ihre persönlichen - und deswegen der allgemeinen Diskussion nicht zugänglichen - negativen Erfahrungen mit dem Aufbau-Verlag. Glotz konterte mit der Resignation der real existierenden Sozialdemokratie: "Die Menschen dort wollten zu Recht die alte Gesellschaftsordnung abschaffen. Damit haben sie natürlich auch ihre wenigen Vorzüge abgeschafft. Der Kapitalismus funktioniert halt so, daß die Leute sich bei allem, was sie tun, immer erst fragen: ,Lohnt es sich?&rquote;"
Punkt. Die allein seligmachende Kraft der Marktwirtschaft in Zweifel zu stellen, dafür fand im Kreis der etwa 40 Zuhörerinnen und Zuhörer nach dem unstrukturierten Gespräch am Podium und einer - nach Glotz'vorzeitigem Abschied - ungeplant eingeschobenen Lesung aus dem neuesten Roman von Mechthild Curtius keiner mehr Kraft. Im Gegenteil: Ein Zuhörer wagte gar unwidersprochen die These, Kunst, die den Gesetzen des Marktes nicht standhalte, sei selber daran schuld. GÜNTHER SCHERF
SCHLÜCHTERN. Ein 85jähriger Mann hat am Dienstag morgen nach Angaben der Polizei bei Schlüchtern (Main-Kinzig- Kreis) einen Unfall verursacht, bei dem eine 18jährige Autofahrerin lebensgefährlich verletzt wurde.
Wie es hieß, hatte der 85jährige Autofahrer aus Schlüchtern auf der Landesstraße 3180 bei Sterbfritz einen Lastwagen überholen wollen. Weil der Überholvorgang zu lang dauerte, stieß der Mann frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammen.
Die 18jährige Fahrerin aus Sterbfritz wurde in ihrem Auto eingeklemmt und mußte lebensgefährlich verletzt mit dem Rettungshubschrauber in die Uni-Klinik Frankfurt geflogen werden. Der 85jährige Mann wurde schwer verletzt in das Krankenhaus Schlüchtern eingeliefert. gwa
NIDDERAU. Die "Blinklichter" treten im Kinder- und Jugendkulturprogramm der städtischen Jugendpflege Nidderau eine musikalische Weltreise an. Am Freitag, 29. Januar, ab 15 Uhr präsentieren sie ihr "Kindermusical" im Saalbau Schmid in Eichen zum Eintrittspreis von vier Mark.
Die drei Personen starke Theatertruppe bezauberte ihr Publikum voriges Jahr mit einem türkischen Märchen; das neue Stück sei ein auf die kindliche Vorstellungskraft zugeschnittenes Sprech- und Musiktheater zum Mitmachen. Ul
jk STUTTGART. Die Schleuderfahrt des Sportwagenherstellers Porsche ist noch lange nicht zu Ende. Nach einem Verlust von 120 Millionen Mark in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres und einem weiter um reichlich ein Fünftel auf 800 Millionen Mark geschrumpften Umsatz liegt ein auch nur ausgeglichenes Ergebnis in weiter Ferne. Finanzchef Walter Gnauert gibt zu erkennen, daß er höchst zufrieden wäre, bliebe 1992/93 ein Fehlbetrag von weniger als 200 Millionen Mark hängen. Und Vorstandsvorsitzender Wendelin Wiedeking versichert ebenfalls nur, das Management werde "alles daransetzen", aus dem nächsten Geschäftsjahr mit Plus-Minus-Null herauszukommen. Sollte etwa Vorsicht mit Prognosen eine neue Zier in Stuttgart-Zuffenhausen sein?
Gründe dafür gäbe es. Denn nach dem weltweiten Absatzrückgang 1991/92 um 22 Prozent auf noch 20 673 Fahrzeuge erlebt das Unternehmen abermals ein, wie Gnauert sagt, "miserables Jahr". Wenn sich die Nachfrage weiterhin so müde dahinschleppt, muß sogar mit einem neuerlichen Einbruch um mehr als ein Viertel auf lediglich 15 000 Autos gerechnet werden. Bis auf die USA können die Porsche- Verkäufer bislang keinen Markt erblikken, der zu irgendwelchen Hoffnungen berechtigt. So kommen auch die zusätzlich anberaumten 26 Kurzarbeit-Tage nicht von ungefähr. Damit legt die Firma nun an 86 Tagen Zwangspausen ein.
Kostensenkung, Rationalisierung, Effizienzsteigerung - so lauten die Schlagworte, die der seit dem 1. Oktober residierende Wiedeking gebraucht, wenn er von einer besseren Zukunft spricht. Dahinter verbirgt sich nicht zuletzt ein beträchtlicher Personalabbau, von dem bisher erst die zarten und sozialverträglichen Anfänge abgehakt sind. Letzteres betrifft vor allem die 1200 Leute, mit denen freiwillige Aufhebungsverträge vereinbart wurden. Davon sollen übrigens 1000 schon wieder eine neue Stelle gefunden haben.
Ans "Eingemachte" geht es jedoch in Kürze mit betriebsbedingten Kündigungen. Nach einem mit dem Betriebsrat abgeschlossenen Interessenausgleich und Sozialplan können Angestellten zum 31. März und Arbeitern zum 30. September "Blaue Briefe" geschickt werden. Dafür mußte Finanzchef Gnauert zu Lasten des Ergebnisses rund 60 Millionen Mark zurückstellen, erstritt andererseits aber die "Chance", im Konzern am Ende des Kalenderjahres nur noch rund 6400 Männer und Frauen auf den Lohn- und Gehaltslisten stehen zu haben. Mit anderen Worten: In nicht einmal 30 Monaten dürfte Porsche seine Beschäftigtenzahl um annähernd 30 Prozent reduzieren. Das ist - relativ gesehen - das radikalste Stellenstreichungsprogramm in der deutschen PS-Branche. Der mit 40 Jahren jüngste Vorstandschef meint dazu: "Für einen schmerzlichen Wandel ist ein gewisser Leidensdruck erforderlich."
Was die Zukunft des Unternehmens angeht, so könnten auch die anstehenden Veränderungen im Aufsichtsrat mehr bedeuten als mit derartigem Stühlerücken gemeinhin verbunden ist. Den Vorsitzenden Ferdinand Alexander Porsche wird im März der frühere Chef des Düsseldorfer Waschmittel- und Chemiekonzerns Henkel, Professor Helmut Sihler, ablösen. Darüber hinaus zieht sich der 83 Jahre zählende Vater von Ferdinand Alexander, "Ferry" Porsche, "aus Altersgründen" aus dem Kontrollgremium zurück. Damit zusammenhängend haben sich die Familien-Clans Porsche und Piëch, bei denen die wesentlichen Kapitalanteile liegen, offenbar zusammengesetzt und über ihren Umgang mit der Firma ausgesprochen. "Um weiteren Spekulationen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Porsche ist selbständig und wird selbständig bleiben", betont Vorstandschef Wiedeking. Die Familienaktionäre hätten ihn zu der Aussage autorisiert, "daß keiner von Ihnen auch nur daran denke, seine Stammaktien zu verkaufen. Dies gelte gerade jetzt für die nicht ganz einfache Zeit".
Dazu passen dann auch die 2,50 Mark Dividende an die Vorzugsaktionäre trotz des Verlustes. Offensichtlich soll verhindert werden, daß die Inhaber von Vorzugspapieren das Stimmrecht erlangen. Daß die Ausschüttung die Tilgung des Verlustes durch einen Griff in die Rücklagen bedingt, ist eine für die Firma angesichts ihrer hohen Liquidität von 600 Millionen Mark und Reserven eine noch zu verschmerzende Konsequenz.
Die EG beweist wieder einmal, wie nah am Puls der Zeit sie ist: "Wir haben gezeigt, daß wir bereit sind, auf die ernste Bersorgnis der Bürger zu reagieren", lobte sich der belgische Verkehrsminister, als er von der Plänen des Kollegenkreises berichtete, uns und die Strände, Seevögel, Robben sowie die Tourismusindustrie zukünftig vor den häßlichen Begleiterscheinungen des Ölgeschäfts zu schützen. "Im Grundsatz" also hat man sich auf eine schärfere Kontrolle und neue Vorschriften für die Öltanker festgelegt.
"Im Grundsatz" läßt im allgemeinen nichts Gutes hoffen, denn damit ist genauso grundsätzlich noch nichts beschlossen. Jetzt hofft man auf eine Einigung "spätestens" im kommenden Juni, obwohl doch Tankerunglücke nicht erst seit gestern genügend Anlaß zum Nachdenken gegeben haben dürften. Wie stark der Ballast wirtschaftlicher Interessen besonders den EG-Supertanker auf dem alten Kurs hält, kann man nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Daß die Griechen das schnellere Ausmustern ihrer überalterten Tankerflotte nicht hinnehmen wollen, mag man gerade noch nachvollziehen. Verstehen nicht.
Die anderen vorgeschlagenen Maßnahmen klingen plausibel. Ökologisch sensible Zonen sollen gesperrt werden, die Hafenbehörden mehr Kontrollbefugnisse erhalten, und es soll eine "schwarze Liste" der öligen Seelenverkäufer angelegt werden, zudem ein neues europäisches Schiff- fahrtsregisters mit hohen Sicherheitsanforderungen entstehen. Ob sich wenigstens das durchsetzen läßt? Hinter den verschlossenen Türen der EG geht der Interessenskampf einstweilen heftig weiter. jw
Frankfurts Erhaltungssatzungen sollen nicht nur die alten historischen Kernquartiere in den Stadtteilen vor Abrißbirnen, Straßendurchbrüchen oder Umbauten schützen. Die Koalitionsfraktionen möchten, daß die Ortsgesetze auch für die "freie Landschaft" gelten, also die Übergänge von den bebauten Vierteln zu den Auen, Hängen, Parks und Ufern müssen unangetastet bleiben.
Eine entsprechende Vorschrift soll in den Begründungsteil aller Erhaltungssatzungen aufgenommen werden. Im Grüngürtel-Ausschuß der Stadtverordnetenversammlung haben die Koalitionsabgeordneten mit ihrer Mehrheit einen entsprechenden Beschluß durchgesetzt. Demnach gehe es nicht nur darum, die "städtebauliche Gestalt der Ortskerne" zu retten, sondern auch ihre "historisch gewachsenen Übergänge in die freie Landschaft".
Denn, so heißt es im Text, "elementarer Bestandteil der Ortsgestalt sind nicht nur Bauwerke, sondern auch Freiflächen, nicht nur straßenbegleitende, sondern auch rückwärtige Ansichten". Davon ist einiges betroffen.
Der Schutz gilt in Rödelheim für die Übergänge zu Niddatal, zu Solms- und Brentanopark; in Ginnheim wird das Gebiet zum Ginnheimer Hang hin geschützt; in Fechenheim-Süd, in Höchst und zum künftigen Stadtviertel "Alter Schlachthof" sollen die jeweiligen Flächen zum Mainufer hin in ihrer jetzigen Gestalt festgeschrieben werden. Unverändert bleiben sollen auch in Hausen die Verbindungszonen zur Nidda hin und in Sossenheim die Landschaftsteile zwischen Ortskern und Sossenheimer Unterfeld.
Mit der neuen Vorschrift lasse sich, das betonten Sprecher von SPD und Grünen im Grüngürtel-Ausschuß, etliches verhindern: So könne die Stadt in Zukunft "häßliche Brandmauern" an den Rückfronten zur freien Landschaft verbieten und auch "unangemessene gestalterische Verdichtung" unterbinden - beispielsweise, wenn auf Hinterhöfe noch ein Bau "geklotzt" werde. peh
vs DÜSSELDORF, 26. Januar. Fristgerecht haben am Dienstag CDU, FDP und Grüne in Nordrhein-Westfalen zu Unrecht kassierte Millionenbeträge aus der Wahlkampfkostenerstattung an die Landeskasse zurückgezahlt. Die Regierungspartei SPD sah sich zur Rückzahlung von rund 3,2 Millionen Mark außerstande und bat um Zahlungsaufschub.
1990 hatten SPD und CDU im Düsseldorfer Landtag ein Gesetz verabschiedet, das den im Landtag vertretenen Parteien rückwirkend einen "Sockelbetrag" von je 1,96 Millionen Mark für den Landtagswahlkampf 1990 verschaffte. Außerdem wurde die Wahlkampfkostenpauschale von fünf Mark je Wahlberechtigtem auf 6,25 Mark erhöht. Die Grünen hatten vor dem Landesverfassungsgericht in Münster erfolgreich gegen dieses Gesetz geklagt und ebenso wie die FDP die ihnen ausgezahlten Millionen auf ein Sperrkonto gelegt. Die CDU hatte wie die SPD das Geld ausgegeben, die auf sie entfallenen 2,85 Millionen Mark aber durch Sonderzahlungen aller Mandatsträger und aller Kreisverbände wieder hereingeholt.
FLÖRSHEIM. Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) nimmt den Protest gelassen hin. 400 Unterschriften gegen die geplante Umgehungsstraße - "fragen Sie doch mal, was die Menschen in Wicker und Weilbach dazu meinen". Die neue Straße sei ein notwendiges Übel, sagt Wolf. Für Peter Dorweiler allerdings ist sie ein Planungsrelikt vergangener Jahrzehnte, ein Vorhaben, das mehr Schaden anrichte als Nutzen bringe. 400 Unterschriften hat der Flörsheimer Bürger inzwischen gesammelt gegen den Bau der Umgehungsstraße B 40 / B 519. Die Listen sollen Magistrat und die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung in den nächsten Tagen auf den Tisch bekommen.
"Das gibt doch keine Entlastung für die Innenstadt", hält Dorweiler den Befürwortern der Umgehung entgegen. Im Gegenteil: Die neue Straße bringe mehr Lärm, zusätzliche Kolonnen von Lastwagen, fürchtet er. Für ihn und zahlreiche andere Bürger eine "Schwachsinns-Planung" aus den Jahren der Asphaltpolitik. Bald 20 Jahre seien die Skizzen alt, die den Verlauf der Umgehungsstraße andeuteten. Die Folgen in den Augen des engagierten Flörsheimers: "Da wird doch das letzte Naherholungsgebiet vor unserer Haustür zerstört."
Bislang, interpretiert Dorweiler, seien die Parteien von einer breiten Zustimmung der Bürger ausgegangen. Daß dem längst nicht so sei, bewiesen die Unterschriften. An einem Informationsstand hatte er binnen weniger Stunden 400 Unterzeichner zusammen, die sich gegen die Umgehung aussprechen. Ihnen geht es jedoch nicht um sture Verweigerung. "Wir wollen Alternativen aufzeigen", sagt Dorweiler. Nicht der große Schlag solle angestrebt, sondern nach kleineren Lösungen gesucht werden. "Da müssen bestehende Straßen in die Planung einbezogen werden", fordert Dorweiler. Sein Vorschlag: Eine zusätzliche Auffahrt auf die Autobahn Köln - Frankfurt. Es gebe doch schon genug Straßen; sie müßten nur entsprechend angebunden und auch genutzt werden.
Erster Stadtrat und Verkehrsdezernent Norbert Hegmann (CDU) hält allerdings an dem Vorhaben Umgehungsstraße fest. Das sei die wirksamste Möglichkeit, den Verkehr von Flörsheim und den Stadtteilen fernzuhalten. Mehr als 18 000 Autos täglich rollten durch Weilbach. Die Hälfte davon sei Durchgangsverkehr. Den umzuleiten gelinge auch mit der abgespeckten Umgehungs-Variante. 1979 hatte man die Pläne zusammengestrichen. Hegmann: "Der Flächenbedarf wurde von 58 auf 17 Hektar reduziert." War einst eine vierspurige Piste geplant, soll es nun eine einfache Straße tun. Und die soll zunächst von der Rüsselsheimer Brücke gen Norden führen und sich dort gabeln: eine Route Richtung Hochheim zur B 40- Umgehungsstraße, die andere südlich von Wicker und Weilbach zur A 66. Hegmann befürchtet nun, daß das Fortschreiten der Planung ins Stocken gerät. Im Flächennutzungsplan sei die Straße ebenso wie im Raumordnungsplan vorgesehen. Die Bundesregierung habe sie im Entwurf ihres Verkehrswegeplanes als "vordringlichen Bedarf" eingestuft. Nun sei es am Land Hessen, das Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Aber in Wiesbaden lese man ja auch Zeitung, erfahre von dem Protest, sagt Hegmann, der argwöhnt, daß sich das Land nun Zeit lassen könne.
Gut gewählt hingegen ist nach Meinung Dorweilers der Zeitpunkt des Protestes: Noch sei die Planung in einem frühen Stadium, könne man das Vorhaben rechtzeitig umdrehen - und nicht erst, wenn im Planfeststellungsverfahren Einsprüche gesammelt werden.
Dorweiler strebt an, die Vertreter der Parteien zu dem Vorhaben zu hören. Bislang traten CDU, FDP und SPD für die Umgehung ein; die Sozialdemokraten störten sich allerdings an der Trasse durchs Wickerbachtal. Die Grünen lehnten die neue Straße generell ab. Dorweilers Vorschlag: Alle sollen auf einem Podium sitzen, das Projekt gemeinsam mit den Bürgern diskutieren und Alternativen aufzeigen. Und dabei gelte es auch die Folgen zu bedenken. Und wann soll die Runde zusammenkommen? Peter Dorweiler: "Ich hoffe möglichst bald." kkü
SCHÖNECK. Leute, die originelle, frische und unverbrauchte Rockmusik live erleben wollen, sollten sich in Schöneck den Freitagstermin merken. Einmal im Monat jedenfalls möchte der gemeindliche Jugendtreff "Café Mars" im alten Hofgut Büdesheim unbekannte, aber vielversprechende Bands aus Schönecks Umgebung sowie "Geheimtips" aus dem Rhein-Main-Gebiet auf die Bühne seiner "Gruft" holen.
Zwei Gruppen der letztgenannten Kategorie verspricht das Konzert am 19. Februar: "Anus Presley" und die "3 Pussy Kisses" aus Frankfurt. Am 19. März ist es die Gruppe "Cox", die sich präsentiert, am 30. April kommt "Mardor", am 14. Mai "Dr. Stage".
Einlaß zu den Freitagskonzerten ist jeweils um 19 Uhr. Wer mehr über die Veranstaltungen erfahren oder selbst auftreten möchte, kann sich unter Rufnummer 0 61 87 / 85 86 erkundigen. Ul
HOCHHEIM. Auch in der neuen Legislaturperiode will die Grün-Alternative Liste (GAL) mit Heinz-Michael Merkel an der Spitze und Christian Janssen als zweitem Mann ins Parlament einziehen. Die Partei, derzeit mit drei Abgeordneten in der Stadtverordnetenversammlung, legte jetzt ihre Kandidatenliste vor. Nach hinten gerutscht ist Dieter Fein, der sich aus der intensiven Fraktionsarbeit zurückzieht, um seinen Vorruhestand auszukosten. Er hat Platz acht inne. Statt dessen kandidieren auf den Plätzen drei und vier Daniela Scholz und der Kreisgeschäftsführer der Grünen, Andreas Kammerbauer. Es folgen Stadtrat Michael Prantl, Patrick Pähler und Roland Prantl.
Die GAL legt ihren Schwerpunkt in den nächsten vier Jahren auf eine durchdachte Strukturpolitik und Stadtentwicklung. Wachstum, wenn überhaupt, dürfe es nur noch in geordnetem Umfang geben, meint Merkel. Im neuen Gewerbegebiet sollten vorzugsweise Hochheimer Betriebe angesiedelt werden, um keinen zusätzlichen Druck auf den Wohnungsmarkt und noch mehr Verkehr zu provozieren. Zudem spricht sich die GAL für den Bau der Osttangente statt der Verlängerung der Bundesstraße 40 neu aus. Die Innenstadt müsse zwar anzusteuern, nicht aber zu durchfahren sein. set
Mit schwarzen, gelben und roten Turbanen liefen sie in einer langen geordneten Schlange durch die Stadt. Auf Punjabi, ihrer Heimatsprache, skandierten sie ihre Forderungen: die Bestrafung der Hindu-Terroristen, die Selbstbestimmung in ihrer Heimat Khalistan und die Freilassung aller unschuldig inhaftierten Sikhs. Rund 400 Sikhs haben nach Polizeischätzung am Dienstag nachmittag friedlich in der Frankfurter Innenstadt demonstriert. Sie forderten die Bundesregierung auf, nicht mehr die "korrupte Zentralregierung" Indiens, sondern die Minderheiten in ihrem Kampf für Selbstbestimmung zu unterstützen.
Für die Sikhs sei der 26. Januar kein Tag zum Feiern, erläuterte ein Sprecher. An diesem Tag vor 43 Jahren wurde die indische Verfassung verabschiedet, die die Rechte der Sikhs und anderer Minderheiten außer acht lasse. Mit ihrem Protest wollten sie darum nicht nur ihre eigene Sache unterstützen, sondern auch für Selbstbestimmung anderer von Hindus verfolgter Minderheiten, wie der Moslems in Kaschmir und der Bodo in Assam, eintreten, sagten Teilnehmer.
Die zumeist männlichen Demonstranten waren aus der ganzen Bundesrepublik zu dieser zentralen Demonstration angereist. 90 Prozent von ihnen seien Asylbewerber, die vor den Massakern und Verfolgungen in ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet seien, sagte ein Sikh. luf
Blick
Seite II Jugendzentrum: Heftiges Streitgespräch zwischen jungen Leuten und Jugend-Stadtrat Mosbach. Seite III Baugebiet: Der Magistrat sieht große Chancen für ein neues Baugebiet gegenüber von Dortelweil. Seite IV Rhein-Main-Seite: Hobby-Archäologe baut Palast von Phaistos auf: am Computer.
Der Kanal ist voll. Wenn dann ein Neuer im Konzert der Sender mitmischt, schafft das Probleme. Seit der neue Privatsender Vox dem öffentlich-rechtlichen Hessischen Rundfunk nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Frequenzen Konkurrenz macht, sind die Zuschauer verwirrt, der Hessische Rundfunk erbost und die Elektrogeschäfte von Arbeit überhäuft. "Das Telefon steht nicht still", sagt ein Elektromeister aus Eschersheim.
Seit Wochenbeginn schickt er seine Mannen los, weil viele Kunden auf einmal ihre gewohnten Sender nicht mehr finden. Um Platz für Vox zu schaffen, hat die Landesanstalt für privaten Rundfunk den Sender HR 3 von seinem angestammten Kabelkanal verwiesen. Der dritte Hessensender ist nun auf Kanal 4 zu finden, auf seinem bisherigen Kanal 6 ertönt die Stimme von Vox.
Frankfurter berüht das vorerst nur am Rande. Hier empfangen die Kabelkunden HR 3 noch auf beiden Kanälen. Vox empfangen sie vorläufig auf Kanal 8. In zwei Monaten wird auch am Main HR 3 nur noch auf Kanal 4 zu sehen sein.
Hessenweit ist bereits Südwestfunk 3 auf Kanal 3 verlegt, das Dritte des Süddeutschen Rundfunks fiel raus aus dem Programm.
Weil viele Fernsehzuschauer Probleme haben, ihre Geräte neu zu programmieren und an ihren Gewohnheiten festhalten, bangt HR-Sprecher Michael Dartsch nun um Zuschauer. Wenn die künftig wie gewohnt auf die prominente "3" ihrer Fernbedienung drücken, haben sie auf einmal Vox auf der Mattscheibe - und könnten sich am Ende daran gewöhnen.
Denn das Programmieren durch den Fachmann kostet Geld. Ab 30 Mark aufwärts verlangen die Elektrobetriebe für die Umstellung, muß noch das Video-Gerät neu programmiert werden, lautet die Rechnung schnell auf 60 bis 80 Mark. Dann sollten die aber gleich ganze Arbeit machen. Denn Anfang Februar kommt noch RTL 2 auf dem Sonderkanal 5 neu ins Programm. luf
BAD VILBEL. Im Drachenland sind die Vulkane knapp, aber Dora Donnerfuß hat einen ganz für sich alleine. Nicht so Mathilde Feuerzopf, die deshalb gerne bei Dora auf ihrem "Strombomboli" einziehen möchte. Das will Dora Donnerfuß auf keinen Fall. Zunächst also gibt es Streit im neuesten Stück des Theaters mimikri aus Büdingen, das die Geschichte der beiden kleinen Drachen am Dienstag, 2. Februar, um 15 Uhr für Menschen ab fünf Jahre in der Alten Mühle zeigt. Dabei bleibt es natürlich nicht, sondern zuguterletzt erweist es sich, daß die beiden auch zu zweit auf dem Vulkan leben können und daß aus Konkurrenz Freundschaft werden kann. Der Eintritt kostet fünf Mark.
WASHINGTON, 26. Januar (epd/AFP/ pa). Todesurteile dürfen in den USA künftig auch dann vollstreckt werden, wenn der Verurteilte neue Indizienbeweise für seine Unschuld vorlegt. Die Berufungsgerichte müßten nur prüfen, ob die verfassungsmäßigen Rechte des Verurteilten im Strafprozeß verletzt worden seien, heißt es in einer in Washington ergangenen Grundsatzentscheidung des US-Verfassungsgerichts. Entlastungsbeweise müßten nur im Strafprozeß und kurz danach zugelassen werden, urteilten die Richter mit sechs zu drei Stimmen. Die meisten US-Staaten gewähren dafür ein Frist von 30 bis 60 Tagen.
Im behandelten Fall ging es um Leonel Torres Herrera, der 1982 in Texas wegen zweier Polizistenmorde zum Tode verurteilt worden war. Der Verurteilte behauptet jetzt, er sei von Polizisten zum Geständnis gezwungen worden. In Wahrheit habe sein Bruder Raul die Tat verübt, der 1984 gestorben ist.
Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts müssen diese Aussagen jetzt nicht von einem Gericht beurteilt werden. Nur die Gouverneurin des Bundesstaates könnte Herrera noch begnadigen, hieß es.
Im Comicmachertreff am Dienstag, 2. Februar, hält Nicolas Kaiser einen Diavortrag zum Thema "Äpfel sind keine Birnen und Comics keine Literatur". Beginn in der Uhlandstraße 21 (Ostend) ist um 20 Uhr. ak/04
Die Bürgersprechstunde der Bornheimer CDU ist am Dienstag, 2. Februar, von 17 bis 19 Uhr im Bürgertreff, Saalburgstraße 17. Außer den Stadtverordneten Martin Gerhardt und Gerhard Ley stehen Mitglieder des Ortsbeirates als Gesprächspartner zur Verfügung. ak/04
Zu einer Diskussion über die Verkehrspolitik für Frankfurt und das Umland hat die Bürgervereinigung Seckbach den SPD-Stadtverordneten Klaus Oesterling eingeladen. Termin ist am Montag, 1. Februar, um 20 Uhr in der "Krone", Wilhelmshöher Straße 165. ak/04
Die Nachbarschaftshilfe Bornheim bezieht neue Räume: Die Eröffnung am Donnerstag, 28. Januar, um 11 Uhr in der ehemaligen Fabrik, Petterweilstraße 4-6 wird in Anwesenheit von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) gefeiert. ak/04
VdK-Ortsgruppe Stadtmitte / Ostend: Jahreshauptversammlung mit Ehrungen am Mittwoch, 3. Februar, 19 Uhr, August- Stunz-Heim, Roederbergweg 82. ak/04
MAINTAL. Die Karnevalsabteilung Blau-Weiß der Freien Turnerschaft 06 Dörnigheim verantaltet ihre beiden Prunksitzungen am Samstag, 30. Januar, und Samstag, 6. Februar, jeweils ab 20.01 Uhr in ihrer "Narrhalla", der Turnhalle des Vereinslokals "Zu den "Mainterrassen", Uferstraße 4 in Dörnigheim. "Im Jubiläumsjahr des Stadtteils ist es den Blau-Weißen wieder gelungen, ein buntes Programm aus Büttenreden, Gesang und Tanz zusammenzustellen", so Abteilungsleiter Andreas Klinkenberg mit. Unter der bewährten Leitung von Sitzungspräsident Günter Wilhelm starte die Abteilung "in die fünfte Jahreszeit". pom
ULF FINK, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), hat mit Äußerungen über einen beabsichtigten Stellenabbau seiner Organisation für Verwirrung gesorgt. Im ARD-Morgenmagazin hatte Fink erklärt, daß die Zahl der augenblicklich 3000 hauptamtlichen DGB-Funktionäre um "mehrere hundert" reduziert werden solle. Als Grund hatte Fink den dramatischen Mitgliederschwund in den neuen Bundesländern genannt. Wenige Stunden später erfolgte das Dementi des DGB. "Die Personalabbau-Meldung ist falsch", hieß es in einer Erklärung. Es sei nicht geplant, Stellen zu reduzieren, lediglich der geschäftsführende Bundesvorstand solle verkleinert werden. Fink sei offensichtlich von der Frage im Morgenmagazin "kalt erwischt worden". Fink hatte tags zuvor noch angekündigt, daß er bis zum Ende seiner Wahlperiode im Sommer 1984 in der DGB-Spitze bleiben werde. "Danach wird man sehen."
(AP/Reuter/vs)
doe FRANKFURT A. M. Zwei Tage vor Bekanntgabe der 26 400 neuen Postleitzahlen für das vereinte Deutschland herrscht bei den Betroffenen Hochspannung. Alleine die Deutsche Postreklame verzeichnet täglich rund 1000 Anrufe von Auskunftsuchenden. "Die Firmen werden langsam nervös", gesteht Pressemann Karl Scherer. Auch die Kritik wird lauter: Bei der Einführung des Systems am 1. Juli werde es "mit Sicherheit Probleme" geben, warnt Wilhelm Hübner, der Chef des Postbenutzerverbandes: Viel zu spät stelle der Gelbe Riese Großkunden und Rechenzentren die Daten zur Verfügung. Die Beratung durch die Postämter sei "teilweise haarsträubend". Statt dessen, so Hübner, werfe das staatliche Briefunternehmen "150 Millionen Mark für Medienrummel aus dem Fenster".
Der Postdienst selber spricht von einer "gigantischen Kommunikationsaufgabe", die den Aufwand durchaus rechtfertige. Die fünfstelligen Leitzahlen sollen am Freitag publikumswirksam an 400 Orten den jeweiligen Bürgermeistern für ihre Region präsentiert werden. Bislang sind nur die ersten beiden Ziffern bekannt. 209 Städte erhalten künftig mehrere Codenummern. Darüber hinaus wird 1700 Großkunden eine eigene Zahlenfolge zugeteilt. Im März sollen Fernseh-Spots - unter anderem von Loriot und Doris Dörrie - anlaufen, von Mai an werden 40 Millionen Exemplare des rund 1000 Seiten dicken Postleitzahlenbuches an sämtliche Haushalte und Unternehmen verteilt, bevor dann in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli das System schlagartig umgestellt wird.
Mehr noch als für die Privatleute, die alte Visitenkarten und Briefbögen im Sommer wegwerfen können, bedeuten die neuen Postleitzahlen für die Wirtschaft eine gewaltige Belastung. Alleine beim Großversender Quelle, der 27 Millionen Adressen gespeichert hat, sind mehr als 120 Leute mit der Umstellung der Datenbank beschäftigt. Neun Millionen Mark wird die Aktion den Fürther Konzern nach dessen Angaben kosten. Die Deutsche Postreklame bietet Unternehmen elektronische Umstellhilfen an. Die Nachfrage nach der entsprechenden Broschüre sei "enorm", heißt es. Seit Anfang des Jahres wurden allerdings erst 600 Magnetbänder für Großrechner (das Stück zu 640 Mark) und 200 Disketten (pro Bundesland 150 Mark) geordert.
Im nächsten Monat läuft der nach Post-Angaben "größte Druckauftrag aller Zeiten" im Wert von 120 Millionen Mark an: An zehn Standorten werden drei Monate lang insgesamt 40 Millionen Verzeichnisse hergestellt. Rund eintausend 28-Tonner-Lastwagen voll Papier "mit hohem Altstoffanteil" werden dazu benötigt. Die Bücher werden so dick, weil für die Großstädte eigene Straßenlisten samt der dazugehörigen Leit-Nummern veröffentlicht werden müssen. Vom kommenden Montag an richtet der Postdienst außerdem ein kostenloses Service-Telefon (Tel. 0130 / 55555) ein, wo die eigene Code- Zahl erfragt werden kann. Etwa 100 bis 150 "Fräuleins vom Amt" sollen dort Rede und Antwort stehen. Seit Tagen schon, berichtet Sprecher Norbert Schäfer, stehen die Apparate in der Pressestelle des Unternehmens nicht mehr still.
Erforderlich ist das Mammutprojekt nach Angaben des Postdienstes, weil es seit der Vereinigung rund 800 west- und ostdeutsche Orte mit derselben Leitzahl gibt. Außerdem soll die Brief-Verteilung weiter automatisiert werden. Die prinzipielle Notwendigkeit einer Umstellung bestreitet auch Kunden-Lobbyist Hübner nicht. Er kritisiert jedoch, daß der Gelbe Riese sein ursprüngliches Versprechen, die erforderlichen Informationen der Wirtschaft im November 1992 zur Verfügung zu stellen, nicht eingehalten habe. Außerdem werde der "Rationalisierungsgewinn" von etwa 2,8 Milliarden Mark, der durch das fünfstellige System und das neue Briefkonzept anfalle, nicht an die Klientel weitergegeben.
Schließlich, unkt Hübner, könne man mit witzigen Fernseh-Spots "die nötige Sachinformation nicht herüberbringen". Nicht nur für klassische Werbung werde Geld verpulvert. Die Post habe auch eine völlig überflüssige "Informationsreise" nach Stockholm, Amsterdam und Paris veranstaltet.
Bernhard Jagoda (52) tritt am Montag sein Amt als neuer Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BA) an. Für die nächsten acht bis zwölf Jahre kann er damit die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland wesentlich mit beeinflussen. Seine politische Karriere begann er 1970 als hessischer CDU-Landtagsabgeordneter. Seit 1980 gehört er dem Bundestag an, unterbrochen durch seine Tätigkeit als beamteter Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium (1987 bis 1990). Der gebürtige Oberschlesier ist Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen und Mitglied der Christlichen Sozialausschüsse. Mit Jagoda sprach Roland Bunzenthal.
FR: Muß die Bundesanstalt für Arbeit in Ostdeutschland nicht auch stärker strukturpolitisch aktiv werden?
Jagoda: Ich werde mich vor allem am Anfang verstärkt um die Probleme in den neuen Ländern kümmern. Dort brauchen wir tatsächlich neue Wirtschaftsstrukturen. Die Bundesanstalt kann den Aufbau Ost aber nur flankieren, die Arbeitsplätze muß die Wirtschaft schaffen. Wir werden die vorhandenen Instrumente einsetzen und in Gesprächen mit allen Beteiligten abklopfen, ob und wenn ja, welche neuen Instrumente möglich sind.
Woran denken Sie dabei?
Wir haben ja jetzt die Möglichkeit, daß Arbeitslose ihre Leistungsansprüche mitnehmen können in produktive Tätigkeiten, etwa bei der Umweltsanierung oder Sozialarbeit. Fachleute halten dadurch 50 000 Arbeitsplätze für möglich. Das wäre schön. Damit könnten wir einen Teil dessen auffangen, was bei ABM zurückgefahren werden muß.
Kann die Arbeitsmarktpolitik angesichts der jüngsten finanziellen Einschränkungen überhaupt noch ihre Aufgaben erfüllen?
So bitter für mich die Haushaltskürzungen sind, muß ich doch darauf hinweisen, daß wir 1993 immerhin rund 50 Milliarden Mark für die aktive Arbeitsmarktpolitik in Ost und West zur Verfügung haben. Das Geld muß genutzt werden. Bei der Qualifizierung etwa kommt es darauf an, den Teilnehmern berufliche Kenntnisse zu vermitteln, mit denen sie auch etwas anfangen können.
Diese Summe, die Sie nennen, wird ja überwiegend von den Versicherten aufgebracht. Müßte die Finanzierung nicht auf breitere Basis gestellt werden?
Der Beitrag ist tatsächlich ausgereizt. Der West-Beitragszahler zahlt immerhin zwei bis 2,5 Prozentpunkte für die soziale Abfederung im Osten. Ich sehe keine Möglichkeit, den Beitragssatz weiter zu erhöhen. Wenn wir also mehr machen wollen, muß das anders finanziert werden. Ich plädiere dafür, den Streit zu klären, ob eine Arbeitsmarktabgabe oder wie man es immer nennen will, verfassungsrechtlich möglich ist. Ich glaube, die Solidarität gebietet es, daß auch von denen, die bisher nicht über die Beiträge erfaßt werden, eine finanzielle Leistung erbracht wird.
Derzeit wird in Bonn von einem möglichen Zuschuß an die Bundesanstalt von fünf Milliarden Mark für 1993 gesprochen. Wird dies reichen?
Das läßt sich noch nicht sagen. Aber jeder, der einen rechtlichen Anspruch gegenüber dem Arbeitsamt hat, wird ihn erfüllt bekommen. Es ist gesetzlich gesichert, daß der Bund für auftretende Defizite der Bundesanstalt haftet. Wenn sich im Frühjahr zeigt, daß die arbeitsmarktpolitischen Möglichkeiten verbessert werden müssen, werde ich mich dafür einsetzen.
Im Zusammenhang mit der Verabschiedung des BA-Haushaltes 1993 kam es zum Konflikt zwischen der Selbstverwaltung der Bundesanstalt und dem Arbeitsminister. Wo stehen Sie in diesem Spannungsverhältnis?
Ich will kein Öl ins Feuer gießen. Ich verstehe die Argumente der Selbstverwaltung sehr gut. Aber das muß eingebettet sein in die Gesamtpolitik. Ich habe die schwierige Aufgabe zu bewältigen, einerseits in Loyalitätspflichten gegenüber der Bundesregierung zu stehen und andererseits die Interessenslage der Bundesanstalt mit ihrer Selbstverwaltung zum Tragen zu bringen. Daß mich das in Konflikte bringen kann, bestreite ich gar nicht. Aber ich werde mich auch um Ausgleich bemühen.
Im Rahmen der jüngsten Bonner Sparpläne wurde vorgeschlagen, durch verstärkte Mißbrauchsbekämpfung bei der Arbeitsverwaltung eine Milliarde Mark zusätzlich zu sparen. Wie soll das denn geschehen, die Arbeitsämter haben doch bisher auch nicht geschlafen?
Mißbrauch und Illegalität sind von Natur her schwer zu quantifizieren. Sie weisen mit Recht darauf hin, daß die Verwaltung auch bisher nicht geschlafen hat. Allein 1991 sind 320 000 Ermittlungsfälle abgeschlossen worden.
An welche zusätzlichen Mittel und Möglichkeiten denken Sie in Zukunft?
Es kommt eher darauf an, die vorhandenen Instrumente der Mißbrauchsbekämpfung weiter konsequent anzuwenden. Ich werde prüfen lassen, ob man die Kosten dafür denen auferlegen kann, die gegen das Gesetz verstoßen.
Wenn die Mißbrauchsbekämpfung dennoch nicht das erhoffte Einsparvolumen bringt, sollen die Leistungen für Arbeitslose gekürzt werden. Halten Sie das für sinnvoll?
Ich glaube, daß dies nur schwer zu verkraften ist, da ja die Lohnersatzleistungen nicht gerade üppig sind. Gerade weil ich das weiß, will ich alles tun, daß es nicht dazu kommt. Zumal eine Kürzung der Leistungen sofort als Nachfrageminderung negativ auf den Markt durchschlägt.
In dieser Diskussion schwingt immer wieder die Meinung mit, daß es viele Erwerbslose gibt, die gar nicht arbeiten wollen. Plädieren Sie für eine Verschärfung der Zumutbarkeitsregelung?
Natürlich gibt es in einem Sozialstaat immer wieder Leute, die die Nischen sehr gut kennen und sich darin aufhalten. Aber es wäre falsch, den Eindruck zu erwecken, als gehörten alle Arbeitslosen dazu. Wenn man bei solchen Behauptungen nach konkreten Einzelfällen nachfragt, dann herrscht meist Schweigen. Ich will nicht nach einer Verschärfung der Zumutbarkeitsverordnung rufen. Es ist doch schon scharf genug, wenn zum Beispiel nach einer gewissen Zeit ein Arbeitsloser auch auf eine geringere Tätigkeit verwiesen werden kann. Daß die geltende Regelung bereits angewandt wird, zeigt die Zahl der Sperrzeiten, während denen ein Arbeitsloser kein Geld bekommt.
Dadurch wird ja auch das Mißverhältnis zwischen vorhandenen freien Stellen und Arbeitslosen nicht beseitigt. Wie sehen Sie denn die künftige Situation am deutschen Arbeitsmarkt?
Ich glaube, daß in der westdeutschen Wirtschaft mehr Mut gefaßt werden muß, es gibt keinen Anlaß zur Resignation. Langfristig glaube ich aber, daß der Wettbewerb stärker wird. Daher können wir uns den Luxus nicht auf Dauer erlauben, Menschen mit großer Berufserfahrung in die Arbeitslosigkeit oder Frührente zu entlassen. Es wird in Zukunft auch nicht mehr so sehr darauf ankommen, einen einzigen Arbeitsplatz ein Leben lang auszufüllen. Erfolg haben wird derjenige, der flexibel ist; der laufend dazulernt und sich auch mit 40 noch qualifiziert.
SELIGENSTADT. Der in Seligenstadt neugegründete Arbeitskreis Asyl geht mit Optimismus sein erstes Projekt an. Am Montag, 1. Februar, beginnen um 17 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum und im Maximilian-Kolbe-Haus Deutschkurse für Asylbewerber und ausländische Mitbürger. Den Unterricht erteilen sieben Lehrkräfte. Für die Kurse haben sich 80 Leute angemeldet.
Für den Unterricht haben die evangelische Kirchengemeinde Seligenstadt und die Katholische Kirchengemeinde St. Magareta in Froschausen Räume zur Verfügung gestellt. Der Arbeitskreis Asyl sucht derzeit noch weitere Lehrkräfte, die in einem engagierten Team mitarbeiten wollen. Wer Interesse hat, kann sich unter Tel.0 61 82 / 2 1 93 melden. aim
MAINTAL. Der Ausschuß für Jugend, Sport und Kultur tagt öffentlich am heutigen Mittwoch, 27. Januar, um 18 Uhr in der Kantine des Rathauses Bischofsheim. Zur selben Zeit trifft sich nebenan im großen Sitzungssaal der Ausschuß für Wirtschaft und Verkehr zu einer öffentlichen Sitzung.
OFFENBACH / MÜHLHEIM. Erhebliche Verletzungen erlitten drei Jugendliche im Alter zwischen 13 und 15 Jahren, als sie am Sonntag abend bei einer Spritztour mit einem gestohlenen Personenwagen verunglückten. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten die fünf aus Offenbach am Samstag abend das Auto auf einem Firmengelände am Lämmerspieler Weg in Offenbach aufgebrochen und in Gang gesetzt. Das Fahrzeug sollte am Montag verschrottet werden.
Die Jugendlichen waren bis zum Sonntag abend mit dem Auto unterwegs und wechselten sich am Steuer ab. Als der Unfall passierte, hatte der Fahrer wegen zu hoher Geschwindigkeit auf dem Bieberer Weg in Mühlheim offensichtlich die Gewalt über den Personenwagen verloren. In Höhe des evangelischen Gemeindehauses kam das Fahrzeug von dem Feldweg ab und überschlug sich.
Dabei wurden drei Insassen verletzt und mußten zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Der Wert des Personenwagens (vor dem Unfall) wurde der Polizei mit rund 1 000 Mark angegeben. hf
BAD VILBEL. Sie sind bissig, direkt, professionell und das erste Kabarett von Türken für Deutsche: "Knobibonbon". Bereits mehrfach gastierte das Duo mit Sinasi Dikmen und Muhsin Omurca vor begeistertem Publikum in der Wetterau. Mit ihrem neuen Programm "Der Beschneider von Ulm" sind sie am Mittwoch, 3. Februar, ab 20.30 Uhr im Kulturzentrum "Alten Mühle" zu sehen - wie stets darauf aus, den Deutschen den Spiegel vorzuhalten und dabei auch türkische Heiligtümer nicht unangetastet zu lassen.
Im Gegensatz zu Dänemark oder Holland hat das Berufsbild des Altenpflegers hierzulande das schlechteste Image überhaupt - darin herrschte bei den Anwesenden Einigkeit. Weil in unserer Leistungsgesellschaft Probleme des Alterns wie des Sterbens hintanstehen, will in diesem Beruf kaum jemand arbeiten, bleiben Plätze in den Pflegeschulen frei, herrscht in den Alten- und Pflegeheimen ein seit Jahren zunehmender, kaum noch zu überbrückender Mangel an engagierten Menschen, "die wissen, worum es geht". Dem abzuhelfen, hat sich im "Haus Aja Textor-Goethe", Hügelstraße 69, das neugegründete "Frankfurter Forum für Altenpflege" vorgestellt. Ein im Dezember letzen Jahres gewählter, neunköpfiger Sprecherkreis der Heimleiterinnen und Heimleiter.
In Zusammenarbeit mit allen 37 Alten- und Pflegeheimen soll zunächst ein Jahr Lang in einer intensiven Werbekampagne versucht werden, nicht nur junge Leute, sondern auch ältere, beispielsweise Mütter ("ohne Altersgrenze"), deren Kinder flügge sind, für diese Aufgabe zu interessieren. Sie zu Fachleuten auszubilden, die "stolz darauf sein können, in einem Beruf zu arbeiten, der krisenfest ist und Sinnerfüllung bringt", wie es Uwe Scharf, Leiter des Textor-Hauses, formulierte. So sind demnächst im Stadtbild 200 großflächige Werbeplakate zu sehen, auf denen sich "real existierende" Altenpfleger vorstellen. In den Kinos und im Hörfunk gibt es Werbespots mit dem Text: "Möchten Sie einen Beruf, in dem jeder Tag zählt?" Oder: "In diesem Beruf kann man wachsen. Auch in der Verantwortlichkeit". Die Kosten von zunächst rund 300 000 Mark, so sagte Sozialdezernent Martin Berg, würden aus einer freiwilligen Umlage der Heime finanziert, "also praktisch durch die Stadt". Berg betonte, daß heute rund 4300 meist schweren Pflegefälle unter wachsenden physischen und psychischen Anforderungen zu betreuen sind, das nötige Personal aber oftmals fehle. Es müsse dieser Gesellschaft wieder klargemacht werden, was in diesen Pflegeheimen geleistet werde. Es sind nicht mehr die "muffigen Häuser" wie vor 50 Jahren, sondern modern eingerichtete Unterkünfte, "die sich in jeder Hinsicht gewandelt haben".
Auch die Professoren Iring Fetcher und Martin Rudolf Vogel stimmten hier ein: Der "Sinn für die Schwachen" fehle oft. Altenpflege sei Dienst am Menschen, "eine ganz herausragende Tätigkeit". Sie werde mittlerweile auch gut bezahlt: Mit monatlich 1137 Mark brutto im ersten und 1229 im zweiten Ausbildungsjahr. - Wer in einer der fünf Frankfurter Schulen für Altenpflege anfangen will, der erfährt Näheres unter der Telefonnummer 28 08 01. -vau
DREIEICH. Mit einer Postkartenaktion an Außenminister Klaus Kinkel will die Dreieicher Frauenbeauftragte Karin Siegmann den Protest gegen die grausame Gewalt an Frauen und Kinder in Bosnien weiter ankurbeln. Kinkel soll durch viele Karten dazu aufgefordert werden, schnelle und wirksame Schritte zur Beendigung dieser Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zu unternehmen. Die Vergewaltigungslager und Zwangsbordelle müßten sofort aufgelöst werden. Karten gibt es bei der Frauenbeauftragten im Rathaus, Hauptstraße 15-17, Zimmer 309, Telefon 601-242. dok
MÜNCHEN, 26. Januar. Die SPD dringt auf parlamentarische Aufklärung der Reisen des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) auf die brasilianische Hazienda des Mindelheimer Flugzeugbauers Burkhart Grob. In einem Dringlichkeitsantrag, der am Donnerstag im Landtagsplenum behandelt werden soll, hat die Opposition eine Reihe von Fragen formuliert, mit denen geklärt werden soll, ob es sich bei den Streibl- Reisen auf Kosten des Unternehmers um "die Spitze eines Eisbergs" handelt. "Lothar Späths Traumreisen lassen grüßen", erklärte SPD-Fraktionschef Albert Schmid in einer ersten Reaktion.
Die SPD verlangt von Streibl Auskunft darüber, ob er noch weitere Reisen auf Kosten Dritter unternommen hat und welche dienstlichen Beziehungen der Ministerpräsident zu dem Unternehmer Grob unterhalten hat. Grob ist in den Bestechungsskandal um das Bundeswehr- Aufklärungsflugzeug "Lapas" verwickelt. Außerdem wollen die Sozialdemokraten wissen, ob auch Beamte des Finanzministeriums, das Streibl bis 1988 geleitet hat, oder der Staatskanzlei Reisen auf Kosten Grobs unternommen haben. Auch die "Gastgeschenke" für Grob interessieren die Opposition.
Die Staatskanzlei in München hatte nach entsprechenden Zeitungsmeldungen eingeräumt, daß Streibl in den Jahren 1983 und 1987 zweimal auf der Hazienda Grobs gewesen ist und sich von Grob auch die Flüge bezahlen ließ. In der Stellungnahme wurden die kostenlosen Reisen des Ministerpräsidenten vehement verteidigt. Es könne von niemanden erwartet werden, daß er nach Antritt eines öffentlichen Amtes seine Freunde vor den Kopf stoße.
Nach Ansicht des CSU-Fraktionsvorsitzenden Alois Glück sind die Urlaubsreisen des bayerischen Ministerpräsidenten auf die brasilianische Hazienda des Unternehmers Grob kein Grund für politische Konsequenzen. Forderungen nach einem Rücktritt Streibls seien nicht begründet, sagte Glück am Dienstag in München, meldet Reuter. Er sehe in dem Vorgang "keine Affäre". Die Reisen hätten nicht im Zusammenhang mit der Tätigkeit Streibls als Ministerpräsident gestanden. (Kommentar Seite 3)
WALBURGA EDELING-TEVES, katholische Theologin und ehemals CDU-Stadtverordnete in Maintal, ist dieser Tage von Landrat Karl Eyerkaufer im Historischen Rathaus Maintal-Hochstadt für ihren Einsatz auf dem Gebiet der Heimatpflege und der Geschichtsforschung mit Medaille und Urkunde ausgezeichnet worden. "In einer Zeit, vor 25 Jahren, als das Wort Frauengleichstellung noch keinen Stellenwert hatte, gab es in unserem Raum eine Religionslehrerin, die ihre Schülerinnen animierte, aufmüpfig an den Bischof den Wunsch heranzutragen, gleich den Jungen am Altar dienen zu dürfen. Die kirchliche Erlaubnis wurde erteilt, und Ministrantinnen assistieren ab dieser Zeit bei der heiligen Messe. Die Kunde gelangte in die deutschsprachigen Länder, nach Amerika und weltweit in andere Regionen. Zu Recht streitbar war sie schon immer", würdigte Eyerkaufer das Engagement der Theologin Walburga Edeling-Teves. Ihre Biographie sei wie ihr persönliches Erscheinungsbild: "Weltoffen, mutig und sachbezogen einsatzfreudig." Sie habe nicht nur für ihren Beruf - Lehrerin für Religion und Englisch - und ihre Famlie gelebt. Als engagierte Theologin war sie für vier Wahlperioden in den Vorsitz des Bundesvorstandes des Verbandes der Katholischen Religionslehrer an berufsbildenden Schulen gewählt und tätig. Als Gemeinderätin setzte sie sich nach dem Krieg besonders für die Belange der Frauen, der Flüchtlinge und der Ausgebombten ein. Auch im beruflichen Ruhestand blieb sie gesellschaftlich aktiv, gründete beispielsweise den Verein Heimatgeschichte Maintal, organisierte mehrere historische Ausstellungen zur Geschichte der Stadt Maintal, initiierte Aufführungen lokalgeschichtlich bezogener Theaterstücke und die Organisation eines europäischen Frauentreffs in Maintal und Umgebung. Auf Kreisebene wirkte Edeling- Teves unter anderem mit bei der großen Ausstellung zum Frauenleben im Main-Kinzig-Kreis, arbeitete im Vorstand des Archivs Frauen im Kinzigtal mit, schrieb das erste Maintaler Kochbüchlein und gab den Sammelband Maintal in alten Ansichten heraus.
Fast unbeachtet von der Öffentlichkeit war die Theologin schließlich über Jahrzehnte als Forscherin tätig: Edeling-Teves hat mehrere Untersuchungen zur Rolle der Frau in der Kirche vorgelegt.
BAD VILBEL. Stilistisch bewegt sich die Musik von "Charles Davis & Captured Moment" zwischen Blues und Bossa. Das Programm des Trios mit der Besetzung Charles Davis (Querflöte), Uwe Metzler (Gitarre) und Ahmet Yüzen (Kontrabaß) umfaßt dabei neben Jazzstandards, klassischen Bossa Novasauch Eigenkompositionen. AM Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, präsentiert sich das Trio in der Teestube "Jay" auf dem Heilsberg.
Leser-Forum
Im Ginnheimer Schwalbenschwanz ist in der Nacht zum Dienstag die halbe Straße durch einen Verkehrsunfall geweckt worden. Auf der Strecke blieben drei Fahrzeuge und ein Funkwagen der Polizei, an denen ein Schaden von knapp 20 000 Mark entstand.
Für das Chaos macht der Polizeibericht eine 20jährige verantwortlich, die auf dem Weg in Richtung Kurhessenstraße gegen 1 Uhr aus der Spur schleuderte und mit ihrem BMW am linken Fahrbahnrand einen Mazda und einen Renault demolierte. Danach prallte der Wagen der Frau auch noch auf das Heck eines entgegenkommenden Streifenwagens. Während die Fahrerin mit dem Schrecken davonkam, erlitten die beiden Polizisten leichte Verletzungen. habe
gra MAINZ, 26. Januar. Mit seinem Rücktritt hat der Ortsbürgermeister der Moselgemeinde Senheim bei Cochem, Franz-Dieter Schlagkamp (CDU), auf die öffentliche Kritik an seinem Brief mit massiven antijüdischen Aussagen reagiert. Schlagkamp unterrichtete am Montag abend den Gemeinderat in einer Sondersitzung von seinem Schritt. Dabei distanzierte er sich von dem Inhalt seines Schreibens an den Zentralrat der Juden in Deutschland, das er in "spontanem Zorn" verfaßt haben will.
Schlagkamp hatte in dem Brief geschrieben: "Ich bin froh, daß ich als Bürgermeister einer kleinen 700-Einwohner- Gemeinde keinen jüdischen Mitbürger habe, der den täglichen Dorffrieden mit seinen Reizstacheln stört." Gegenüber dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Ignatz Bubis, hat sich Schlagkamp mittlerweile entschuldigt.
Die Kreisverwaltung in Cochem prüft, ob nach dem Rücktritt auch das bereits eingeleitete Dienstordnungsverfahren gegen den Bürgermeister eingestellt werden kann. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP begründete Schlagkamp am Dienstag seinen Schritt mit dem Druck "der sogenannten freien deutschen Medien", die ihn und den gesamten Ort "terrorisiert" hätten.
SCHÖNECK. "Schon so lang '62 -'92" ist die Solo-Tournee überschrieben, auf der Liedermacher Hannes Wader am Dienstag, 9. Februar, im Kilianstädter Bürgertreff Station macht. Der Vorverkauf für das Konzert im Rahmen des kommunalen Kulturprogramms ist an der Pforte des Rathauses Kilianstädten (Dienstag und Donnerstag zwischen 13.30 und 15.30 Uhr) und im Café "Confetti" angelaufen.
Die Karten kosten 20, ermäßigt 15 Mark, an der Abendkasse müssen 24 Mark dafür hingelegt werden.
30 Jahre ist der politische Barde schon mit seiner Gitarre unterwegs, an die 20 Platten in einer Auflage von rund anderthalb Millionen Exemplaren sind in der Zeit erschienen. "Rohr im Wind", "Tankerkönig" und "Kokain" sind Titel, die über den engeren Kreis der Fan-Gemeinde hinaus noch in Erinnerung sind. Sie werden in dem Rückblick gewiß nicht fehlen.
Doch habe Wader auch zu aktuellen Themen viel zu sagen; das sollen Lieder aus dem neuesten Album "Nie wieder zurück" belegen.
Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Einlaß ist eine Stunde zuvor. Ul
Wenn Ordnungsdezernent Achim Vandreike heute Mittag den 43 Jahre alten Günther Wassermann, Abteilungsleiter im Ordnungsamt, auf eigenen Wunsch aus den Diensten der Stadt verabschiedet, wird nicht nur im Amt selbst, sondern auch bei Polizei und Staatsanwaltschaft in Frankfurt Wehmut aufkommen. Wassermann, der am 1. Februar Ordnungsamtsleiter der Stadt Leipzig wird, ist es nach übereinstimmender Meinung bei Anklagebehörde und Polizei mit zu verdanken, daß in den vergangenen Jahren wirksame Maßnahmen bei der Bekämpfung der Kriminalität in Frankfurt - speziell im Bahnhofsviertel - getroffen wurden.
Während sich in der breiteren Öffentlichkeit sein Name trotz Nennung in den Zeitungen kaum festsetzte, ist er bei betrügerischen Hütchenspielern, Bordellwirten, die illegal hier lebende Ausländerinnen als Prostituierte beschäftigen, und Drahtziehern der organisierten Kriminalität bekannt und auch gefürchtet.
Wassermann, der 1965 eine Verwaltungslehre bei der Stadt begann, bis auf die Straßenverkehrsbehörde alle Abteilungen der Ordnungsverwaltung durchlief und es zum Magistratsoberrat brachte, gilt als umtriebig. Wesentlich häufiger als andere Kollegen in vergleichbaren Positionen machte er sich bei Razzien und Kontrollen selbst ein Bild der Lage vor Ort. "Zudem haben Staatsanwälte, Polizeibeamte und ich oft genug abends beim Wein zusammengesessen und gemeinsam abgecheckt, was wir jeweils wirksam gegen Kriminalität unternehmen können, ohne daß Gerichte später unsere Entscheidungen kassieren."
Angebote aus anderen Städten hatte er eigenen Worten nach in den vergangenen Monaten eine ganze Menge bekommen. So etwa auch vom ehemaligen Leiter des Frankfurter Ordnungsamts, Malte Riechers, der nun die gleiche Funktion in Dessau hat. "Das wäre aber ein reiner Schreibtischjob gewesen", sagt Wassermann, "und den wollte ich nicht." Da lockte ihn doch mehr der Chefsessel im Leipziger Ordnungsamt, das er bereits durch mehrere Aufenthalte kannte, um dort die Verwaltung mit aufbauen zu helfen. Organisierte Kriminalität gehört in Leipzig inzwischen ebenso dazu wie in Frankfurt. Wassermann: "Ich habe schon ausführliche Gespräche mit dem dortigen Kripo-Chef und dem Leiter der Schutzpolizei geführt." enk
jbk KASSEL, 26. Januar. In 15 der insgesamt 40 Bildungszentren der Gesellschaft zur Förderung berufspezifischer Ausbildung (GFBA) ruhte am Dienstag für zwei Stunden die Arbeit. Hintergrund der Aktion, an der sich nach Angaben von Mitarbeitern des Bildungszentrums Wolfhagen (Kreis Kassel) rund 600 Beschäftigte beteiligten, sind geplante Stellenreduzierungen und die Schließung von Einrichtungen, die bislang Deutschkurse für junge Aussiedler sowie Abiturkurse für Flüchtlinge im Auftrag der Otto-Benecke-Stiftung (OBS) anboten. Verärgert sind die Mitarbeiter nun, weil ein zwischen Gesamtbetriebsrat, GFBA-Geschäftsführung und dem Leiter des Nordrhein-Westfälischen Landesarbeitsamtes ausgearbeiteter Sozialplan vom Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins bislang nicht unterzeichnet wurde.
DREIEICH. 20 000 Mark bewilligte der Magistrat in seiner Sitzung am Montag als Zuschuß für den Wiederaufbau der Sporthalle des Götzenhainer Handballvereins. 1990 wurde diese Halle durch einen Sturm fast völlig zerstört. Da gestiegene Baukosten und zusätzliche Auflagen des Kreisbauamtes im Umweltbereich den Wiederaufbau erheblich verteuern, können die Mitglieder des Vereins die Kosten allein nicht tragen. dok
BAD HOMBURG. Auch die CDU sammelt jetzt für hungernde Menschen im früheren Ostpreußen: am Freitag, 29. Januar, von 10 bis 16 Uhr vor der Taunus- Sparkasse. Besonders Nudeln, Mehl, Zukker, Brühwürfel, Fett, Öl, Kinderkleider und Schuhe werden gebraucht.
Den Anstoß hatte die Bad Homburger Familie Dörr gegeben. Wie gestern berichtet, versteigert sie Aquarelle und Ölbilder, um den Erlös in die russische Enklave um Kaliningrad zu schicken. ill
Nach mehr als eineinhalb Jahren im Krieg oder an seinem Rande verliert Kroatien immer mehr die Nerven und droht der jungen Republik die Kraft auszugehen. Wer ständig Bombardierungen in der Nachbarschaft miterlebt, kann schwerlich etwas Extraordinäres darin erkennen, wenn Militär einen Brückenbau ermöglicht und einen Flughafen befreit. Beides, da waren die Kroaten durch Medien und Politik des Landes gut präpariert, wurde mehrheitlich für rechtmäßig, angemessen und eigentlich unumgänglich gehalten. Das Ende eines ganz langen Geduldsfadens. Mehr nicht?
Diejenigen, die sich etwa per Satellitenfernsehen mit den Meinungen des Auslands vertraut machen können und so nicht nur die eigenen Medien konsumieren, erleben mit Erstaunen, was daraus gemacht wird und was tatsächlich daraus geworden ist. Die - so das verharmlosende Wort - "Aktionen" an der Maslenica-Brücke und um Zadars Flughafen Zemunik sollen auf einmal diese Aufregung wert sein, sollen den Krieg nach Kroatien zurückgebracht haben? Ja, wo war der denn in der Zwischenzeit? Doch wohl nicht nur in Bosnien-Herzegowina.
Was tatsächlich passiert ist und noch geschieht, ist wegen der Fortsetzung des Krieges auf den Mattscheiben sehr schwer einzuschätzen. Die schweren Kämpfe mögen am Wochenende ja tatsächlich auf 100 Kilometern Länge entbrannt sein; wobei unklar bleibt, ob an ein paar Punkten oder auf dieser ganzen Strecke. Zuerst aber ist dies eine serbische Version, die die Kroaten für die Weltöffentlichkeit mit auf die Bank der Bösewichter zwingen soll.
Auf der anderen Seite ließ sich Kroatiens Präsident Franjo Tudjman vom heimischen Fernsehen interviewen, um mit- Von Roman Arens (Zagreb) zuteilen, daß in die Aktion "neben Polizeikräften auch kroatische Armeeformationen" verwickelt gewesen seien. Das war am Sonntag abend, als der Landesherr auch versicherte, daß die Aktion beendet sei, allerdings an gewissen Plätzen doch Widerstand geleistet werde. Noch eiliger hatte es nur der kroatische UN-Vertreter, der schon am Freitag dem Weltsicherheitsrat mitteilte, daß die "jüngste begrenzte und beendete Aktion" von Polizei und Armee-Einheiten "auf dem Gebiet der Republik Kroatien" die Wiedererrichtung der Maslenica-Brücke und die Wiedereröffnung des einzigen Flughafens in der Region zum Ziel gehabt habe.
Die Verharmlosung hat schon Tradition. Sie soll der erschöpften Bevölkerung, die mit einem weiter sinkenden Lebensstandard zurechtkommen muß, und der wegen des Krieges darniederliegenden Wirtschaft nicht noch mehr Mut und die Perspektive nehmen. Der in weiten Teilen des Landes als Einnahmequelle dringend benötigte Tourismus - hier müssen frühzeitig die Voraussetzungen für Buchungen geschaffen werden - kommt bestimmt nicht auf die Beine, solange in dem Land auch Hunderte von Kilometern weiter noch geschossen wird. Wohl aus solchen Überlegungen hat Tudjman im vergangenen Frühjahr den Krieg kurzerhand für beendet erklärt - und mit diesem Eingehen auf die Normalitätssehnsucht seiner Landsleute die Wahlen überdeutlich gewonnen.
Daß jetzt wieder Wahlen, nämlich zu den Regionalparlamenten, bevorstehen und nach Umfragen fast die Hälfte des desillusionierten Wahlpublikums sich noch keine Meinung für das Votum gebildet hat, mag am Rande mit ins Kalkül gezogen worden sein. Noch mehr aber wurde Tudjman dadurch unter Druck gesetzt, daß das Mandat der UN-Blauhelme in Kroatien im März ausläuft und er in seiner Regierungserklärung im vergangenen September eine Verlängerung unmißverständlich ausgeschlossen hat. Das entsprach und entspricht einer ganz weit verbreiteten Stimmung im Lande, wo die Unprofor-Soldaten durchweg als serbenfreundlich gelten und Kroaten eher noch aus den besetzten Schutzzonen heraus- als hereingebracht haben.
Die aus menschlichen, politischen und wirtschaftlichen Gründen dringende Rückkehr von Flüchtlingen aber ist ein weitestgehend unerfüllter Bestandteil des Vance-Planes für Kroatien. Es wird auch in Zukunft eines der heikelsten Probleme sein, wenn man einerseits Vertreibungsunrecht nicht legalisieren und andererseits ein Unrecht nicht mit neuer ungerechter Vertreibung und Zwangsumsiedlung beantworten will. Viele glauben, daß hier ähnlich wie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg ein Problem für eine ganze Generation liegt. Um Ungeduld und Empörung zu kanalisieren, brauchte der oberste Kroate einen schnellen nationalen Erfolg, der ihm auch die die nun wohl beabsichtigte Verlängerung des Unprofor-Mandats möglich macht. Außenminister Zdenko Skrabalo sagte kürzlich, man wolle nicht das Ende des Mandats, nur eine Änderung, die den Blauhelmen "größere Macht, für den Frieden zu arbeiten", gebe.
Die Maslenica-Brücke eignete sich für eine "Aktion" nicht nur deshalb, weil sie wirtschaftlich und strategisch als einzige Landverbindung nach Süddalmatien und in die westliche Herzegowina bedeutsam ist und weil in Genf prinzipiell Einigung mit Restjugoslawien über den Brückenbau erzielt worden ist. Hier anzusetzen, war auch rechtlich einfacher als anderswo. Denn das Gebiet gehört nicht zu den UN-Schutzgebieten, sondern zu den UN- kontrollierten "Rosa Zonen", aus denen sich laut Vance-Plan die Truppen längst hätten zurückziehen sollen. Die Verzögerung war Kroatien nach offizieller Lesart nicht länger zu tolerieren bereit.
Auf einem ganz anderen, dem nichtoffiziellen Blatt steht, daß Hoffnungen geweckt wurden, jetzt werde mit der selbsternannten Republik der serbischen Kraijna auf dem Gebiet Kroatiens aufgeräumt. Selbst eine der letzten nichtregierungskonformen Zeitungen, Slobodna Dalmacija, enthielt einen Kommentar über "das Ende eines Phantomstaates, eines paraterroristischen Gebildes".
Im gleichen Blatt allerdings erhob auch die (FR-Lesern bekannte) Kolumnistin Jelena Lovric eine warnende Stimme: "Den Bau einer Brücke zu ermöglichen, die das Leben bedeutet, könnte dazu mißbraucht werden, daß viele Brücken und Brückenfunktionen in Kroatien unmöglich werden, obwohl wir sie so nötig haben." Ihr in diesen Tagen hier seltenes "Requiem für die Hoffnung" bezieht sich auch auf die kleinen Ansätze für Verständigungen über die Waffenstillstandslinien hinweg.
Mehr Konjunktur haben militärische Drohungen gegen die Kraijna-Stadt Knin oder Soldatenkraftsprüche in Ostslawonien oder Träumereien über die Rückkehr in die "Heldenstadt" Vukovar. Ob sich das verdichtet oder umgekehrt der Druck entweicht, ist noch offen.
WETTERAUKREIS. Ein Medienpaket für die Verkehrserziehung an Grundschulen übergab der Vorsitzende der Wetterauer Verkehrswacht, Wolfgang Heil, dem Kreisschuldezernenten Joachim Pollmar (SPD). Insgesamt stiftet die Verkehrswacht, die vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie ebenso wie vom Hessischen Gemeindeunfallversicherungsverband unterstützt wird, 62 der neuaufgelegten Medienpakete - eins für jede Grundschule in der Wetterau. Sollten Schulen Interesse an Klassensätzen haben, können sie sich direkt an die Verkehrswacht wenden, die Auskunft über die Bezugsmodalitäten gibt (Telefon 0 60 31 / 1 35 53 oder 0 60 42 / 35 42).
Ein Medienpaket enthält für den ersten und zweiten Grundschuljahrgang das "Partner auf der Straße" betitelte Unterrichtsmaterial inklusive Arbeitsheft plus die Folgebände für die Jahrgänge drei und vier. Weitere Broschüren sollen bei der Radfahrausbildung helfen. Komplettiert wird das Medienpaket durch die jeweiligen Lehrerbände, die der Unterrichtsvorbereitung dienen sollen.
Heil bedauerte während einer Pressekonferenz im Gespräch mit Pollmar, daß die Verkehrswacht den einzelnen Grundschulen nicht Klassensätze überlassen kann. Der finanzielle Aufwand dafür wäre zu groß gewesen. Den Schulen empfiehlt Heil nun, auf eigene Kosten weitere Medienpakete zu bestellen. Ungeachtet dessen hofft er, daß das kostenlose Medienpaket - das in den nächsten Tagen von der Kreisverwaltung an den Schulen verteilt werden soll - "intensiv genutzt wird". Heil: "Dies kann letztendlich auch ein Beitrag sein, die nach wie vor zu hohe Unfallziffer bei Kindern im Straßenverkehr zu reduzieren." sal
NEU-ANSPACH. Fast die Hälfte der Streichungen von rund 450 000 Mark macht die Deckungsrücklage für Tariferhöhungen von 240 000 Mark aus. Sobald diese Kosten fällig werden, können sie über einen Nachtragshaushalt allerdings wieder ausgewiesen werden. An zweiter Stelle folgen Kürzungen von jeweils rund 70 000 Mark für Grundstücks- und Gebäudeunterhaltung sowie die Forstwirtschaft. 17 000 Mark werden an den Sportstätten eingespart; 20 000 Mark bringt das "Stutzen" des musikpädagogischen Angebotes in den vier Kindertagesstätten.
Mit rund 32 000 Mark Mehreinnahmen beim Schwimmbad infolge eines guten Sommers wird gerechnet - was die Grünen zur Bemerkung veranlaßten, "die SPD ist zum Wetterfrosch geworden". Zugleich werden 13 000 Mark für Verbesserungen im Schwimmbad auf's nächste Jahr verschoben. Auch der Bauhof muß noch bis 1994 auf den neuen Unimog warten. Ebenso die Hilfspolizei auf eine Standheizung. cn
Das Wetter
Wetterlage Mit nordwestlicher Strömung wird auf dem Weg über die Nordsee feuchte Meereskaltluft nach Deutschland gelenkt. Sie wird am Donnerstag im Westen durch mildere Meeresluft verdrängt.Vorhersage bis Donnerstag früh Anfangs noch stark bewölkt und zeitweise Schneefall. Im Verlauf des Vormittags übergang zu wechselnder Bewölkung mit Regen- und Schneeschauern. Höchsttemperatur zwischen plus 1 und 3 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zu Donnerstag Null bis minus 3 Grad. Mäßiger bis frischer Wind um Nordwest.
Weitere Aussichten für Donnerstag Nach vorübergehender Bewölkungsauflockerung erneut Eintrübung mit Niederschlag, der von Schnee in Regen übergeht. Leicht ansteigende Temperaturen.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 12 Amsterdam
stark bewölkt 5 Athen
stark bewölkt 16 Barcelona
leicht bewölkt 12 Bordeaux
wolkig 8 Brüssel
wolkig 3 Budapest
wolkig 3 Dublin
stark bewölkt 7 Helsinki
stark bewölkt -6 Innsbruck
leicht bewölkt 2 Istanbul
Regen 4 Kairo
wolkenlos 18 Larnaka
stark bewölkt 16 Las Palmas
leicht bewölkt 19 Lissabon
leicht bewölkt 12 Locarno
wolkig 8 London
bedeckt 4 Madrid
leicht bewölkt 11 Malaga
leicht bewölkt 15 Mallorca
leicht bewölkt 14 Moskau
Schneefall -5 Nizza
leicht bewölkt 14 Paris
stark bewölkt 5 Rom
leicht bewölkt 12 St. Petersburg
Schneefall -9 Stockholm
leicht bewölkt -7 Tunis
stark bewölkt 16 Varna
leicht bewölkt 9 Venedig
leicht bewölkt 9 Warschau
Schneefall 1 Wien
wolkig 4 Zürich
leicht bewölkt 1
Deutschland
Berlin
Schneefall 3 Dresden
bedeckt 1 Feldberg/Ts.
stark bewölkt -5 Feldberg/Schw.
stark bewölkt -9 Frankfurt/M.
stark bewölkt 2 Freiburg
wolkig 3 Garmisch
leicht bewölkt -1 Hamburg
Schneeregen 3 Köln/Bonn
stark bewölkt 3 Leipzig
wolkig 3 München
wolkig 0 Norderney
bedeckt 6 Rostock
Schneeregen 1 Sylt
Regen 6 Zugspitze
leicht bewölkt -18
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten wer den, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.06 Uhr Sonnenuntergang 17.11 Uhr
DREIEICH. Wem das neue Gesundheitsstrukturgesetz und dessen Auswirkungen ein Buch mit sieben Siegeln ist, der hat kommende Woche Gelegenheit, sich informieren zu lassen. Am Dienstag, 2. Februar, kommt Karl Mühsiegl, Geschäftsführer der Deutschen Angestellten-Krankenkasse in Dreieich, in die Begegnungsstätte "Haus Falltorweg" nach Buchschlag. Dort erzählt er ab 15.30 Uhr über die Leistungen der Krankenversicherung nach dem neuen Gesetz. dok
FRIEDBERG. Einbrecher drangen am Samstag zwischen 21 und 22.45 Uhr in das Zimmer einer jungen Frau in einem Friedberger Hotel ein. Die Täter erbeuteten Ringe, Halsketten und Kosmetika, ein Diktiergerät, Kleider und eine Brieftasche mit EC-Karte und Führerschein.
DIETZENBACH. Die bei der Konstituierung des Runden Tisches "Für ein humanes Miteinander" beteiligten Vertreter der SPD, FDP, FWG und Grünen versprachen sich, in den nächsten Wochen des Wahlkampfes alles zu unterlassen, was den Fremdenhaß in der deutschen Bevölkerung schüren könnte.
Während der ersten Sitzung des Runden Tisches am Montag beschloß das Gremium, daß ein Signet oder Logo die Absicht eines humanen Miteinanders in der Stadt darstellen soll. Dafür wird ein Wettbewerb an den Schulen und Jugendeinrichtungen in der Stadt ausgeschrieben. Die Initiatoren denken dabei an einen Aufkleber, einen Button oder ein Logo im Freistempler der Stadt, der humanes Miteinander der Menschen verdeutlich kann.
Bei der Konstituierung am Montag kamen in Dietzenbach rund dreißig Leute aus 18 Vereinen, Verbänden und Organisationen zusammen. Das Gremium will künftig die Aktivitäten für ein friedliches Miteinander koordinieren.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wenden sich gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt. Sie wollen Fremdenfeindlichkeit nicht hinnehmen und sich konstruktiv am Abbau von Vorurteilen beteiligen.
Um das Ziel des Runden Tisches für ein friedliches und humanes Miteinander zu verwirklichen, sollen aufklärende und phantasievolle Aktionen ins Leben gerufen werden.
Die Mitbegründer des Runden Tisches vertraten die Ansicht, daß es der Anstrengung aller demokratischen Kräfte in der Stadt bedarf, für ein friedliches und tolerantes Miteinander zu streiten. Dies sei in einer Stadt wie Dietzenbach, wo fast dreißig Prozent der Einwohner/innen und sogar die Hälfte aller Kinder und Jugendlicher ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind, eine besondere Herausforderung. aim
WÄCHTERSBACH/STRAUBING. Eine viertägige Spezialausbildung absolvierten jetzt die Teilnehmer des Kurses "Geprüfter Baumaschinenführer" der Beruflichen Erwachsenenbildung Bau (BEB) Wächtersbach in Straubing. Im zentralen Schulungsheim der Zeppelin-Werke erfuhren die Baggerführer die jüngsten Neuheiten aus Bauhydraulik, Elektrik, Fahr- und Bedienungstechnik.
Bei der Besichtigung des Zeppelin-Werkes auf dem einst für die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf bestimmten Gelände beobachteten die Teilnehmer den Aufbau eines Baggers.
Kurse von 330 Stunden zum Geprüften Baumaschinenführer laufen gegenwärtig in Schlüchtern, Wächtersbach und Hanau. Die nächste Abschlußprüfung vor der Industrie- und Handelskammer Hanau ist für 30. Januar geplant.
Weitere Auskünfte zu Lehrgängen für Maschinisten und andere Bauberufe gibt die BEB im Güterbahnhof in Wächtersbach, Telefon 0 60 53 / 22 21 oder 96 99. lex
1991 ist in den 1000 städtischen Gebäuden der Energieverbrauch für Heizungen gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozent gedrosselt worden. Auf die Umwelt gemünzt: Es wurden 6000 Tonnen weniger giftiges Kohlendioxid (CO2) in die schlechte Frankfurter Luft gepustet. Was CO2 mit den städtischen Heizungen zu tun hat? Matthias Linder, Leiter des "Büros für ökologisches Bauen und Energieeinsparung" im Hochbauamt, kann es erklären: Die Kommune beziehe die meiste Wärmeenergie immer noch "aus der Steckdose". Diese Heiz-Elektrizität werde im Steinkohlekraftwerk produziert - und das bläst dabei viel Schadstoff in die Atmosphäre: 1991 trotz des 6000-Tonnen- Rückgangs noch 179 000 Tonnen CO2 für Frankfurts städtische Heizöfen.
Linder und seine fünf Kollegen sorgen dafür, daß das weniger wird. Bis 2010 soll - so die Zielvorgabe des Magistrats - der städtische CO2-Ausstoß auf 90 000 Tonnen gedrückt sein. Alle zwölf Monate informiert ein Energiebericht darüber, wie weit man damit gekommen ist.
Nach dem am Dienstag vorgelegten 91er-Report ist in den städtischen Gebäuden auch Wasser gespart worden: 4,7 Prozent gegenüber 1990. Um 1,8 Prozent stieg indes der Stromverbrauch. Grund: Viele Verwaltungsbüros wurden elektrifiziert und computerisiert - mit Rechnern, Kopierern, Faxgeräten. Und: Beim Technischen Rathaus, laut Baudezernent Protzmann "größter kommunaler Stromfresser", gab es noch keine Energiesparmaßnahmen. Dafür an den 164 Frankfurter Schulen.Linder hat die jeweiligen Energie-Verbrauchsmengen unter Computerüberwachung genommen. Ausreißerwerte sind schnell entdeckt, man kann die Schwachstelle rasch ausmachen und dann das System reparieren und modernisieren.
Parallel dazu ist 1991 ein Umrüstprogramm angelaufen, in dem 42 E-Nachtspeicher- und 72 Ölheizungen auf Erdgas umgestellt werden. Und vier Blockheizkraftwerke gingen in Betrieb: im Sportzentrum Kalbach und an drei Schulen. Hier gibt es keine CO2-Emissionen mehr.
Und bei städtischen Neubauten achtet Linders Team mit EDV-Simulationsprogrammen darauf, daß der neue Grenzwert für Heizenergieverbrauch eingehalten wird: 75 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr und Quadratmeter. Der bisherige Durchschnitt lag doppelt so hoch. peh
OFFENBACH. Mit einer Kontaktbörse zum Thema Datenverarbeitung enden am Freitag, 29. Januar, die Info-Tage der Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler. Seit vergangenem Montag stellt das Arbeitsamt im Ledermuseum Studiengänge und Berufe vor.
Der letzte Tag steht im Zeichen der Datenverarbeitung. Im Hugo-Eberhardt- Saal können sich die Schüler/innen über Berufsmöglichkeiten mit und ohne Studium informieren. Parallel zu diesen Referaten gibt es von 9 bis 12.30 Uhr im Kleinen Saal erstmals die Kontaktbörse: die Möglichkeit, mit Vertretern von Betrieben und Schulen, Ausbildungsleitern und Azubis ins Gespräch zu kommen. hf
Sensation in der Zweiten Volleyball- Bundesliga der Frauen. Acht Spiele lang war die TG Rüsselsheim nur Punktelieferant für die Konkurrenz, gewann durchschnittlich gerade einmal einen Satz pro Spiel, von einem Matchgewinn ganz zu schweigen. Da fährt das Schlußlicht nun als krasser Außenseiter zum Lokalderby gegen den Tabellenzweiten VC Wiesbaden in die Landeshauptstadt und blamiert diesen mit einem 3:1 (15:11, 15:5, 11:15, 15:11) bis auf die Knochen.
Klar, daß die Sporthalle am 2. Ring unter einer Rüsselsheimer Jubelorgie erzitterte, als Wiesbadens Tschechin Eva Zackova nach 90 Spielminuten den entscheidenden Matchball vergeben hatte. "Endlich wurde unser Kampfgeist einmal belohnt", atmete TGR-Coach Thomas Brunner tief durch. Katzenjammer und Grabesstille dagegen bei den Gelbblauen auf der anderen Hallenseite.
Mit hängenden Köpfen trollten sich die VCW-Spielerinnen nach der Pleite aus der Halle. Trainerin Sylvia Hübener schimpfte wie ein Rohrspatz. "Während alle Rüsselsheimerinnen engagiert zu Werke gingen, sind meine Spielerinnen lethargisch in sich zusammengefallen. Bei uns ist niemand da, der in einer solchen Situation Verantwortung übernimmt."
Lediglich die leicht angeschlagene Martina Becker und mit Abstrichen Spielführerein Claudia Schickedantz bemühten sich wenigstens, das leckgeschlagene Schiff aus dem Rüsselsheimer Sturm zu ziehen. "Die meisten hatten gravierende Einstellungsprobleme."
Während Sylvia Hübener in den Auszeiten wild gestikulierend auf die Erfolgsspur führen wollte, blieb Brunner auf der Gästebank zumindest äußerlich ruhig. "Nur im verlorenen dritten Satz hatte ich kurzzeitig Bedenken, daß wir unsere hohe Führung nicht über die Zeit bringen können."
Die Gastgeberinnen sind nach dieser "peinlichen Schlappe" (Sylvia Hübener) nun auf Rang vier zurückgefallen und gastieren am kommenen Samstag (19.30 Uhr) beim TV Metternich. ms
spi DÜSSELDORF. Die deutsche Stahlindustrie ist bereit, den Standort Bremen zu sichern. Sie will die dort im Vergleich stehende Hütte der Klöckner-Werke als Gemeinschaftsunternehmen weiterführen. Dies verlautet aus gut informierten Branchenkreisen. Jedoch sollen nur jene Anlagen mittelfristig erhalten bleiben, die tatsächlich wettbewerbsfähig sind.
Praktisch läuft dies auf die Stillegung der dortigen beiden Hochöfen sowie der nachgeschalteten Warmbreitbandstraße hinaus. Übrig bliebe damit letztlich ein Kaltwalzwerk samt Blechveredelungszentrum. Zu diesem gehört auch eine moderne Feuerverzinkungsanlage. Sie wird dort gegenwärtig gebaut. Die Finanzierung war trotz des Vergleichsantrags erst kürzlich von den Banken sichergestellt worden.
Die Folgen für die Beschäftigten sind schwerwiegend: Von den jetzt noch etwa 6000 Arbeitsplätzen drohen mittelfristig etwa 5000 wegzufallen. Experten verweisen jedoch darauf, daß nur durch ein tragfähiges industrielles Konzept ein Anschlußkonkurs für das Werk in Bremen vermieden werden kann. Da die Stellen zudem nicht schlagartig abgebaut würden, könnten in Bremen parallel dazu Ersatzarbeitsplätze geschaffen werden.
Zur Zeit diskutiert die Branche mit Unterstützung der Banken die Details des Sanierungskonzeptes. Unklar ist dabei den Angaben zufolge, wie die Stillegungskosten gedeckt werden können. Nach jetzigem Stand der Überlegungen sollen die Kapazitäten in zwei Stufen abgebaut werden. In der ersten Phase werden demnach die beiden noch aktiven Hochöfen abgeschaltet. Das dadurch entfallende Rohmaterial für die nachgeschaltete Warmbreitbandstraße liefern dann Thyssen sowie wahrscheinlich auch Preussag und Krupp zu.
Im zweiten Schritt soll dann die Mitte der siebziger Jahre gebaute Walzstraße aus dem Verkehr gezogen werden. Wegen ihrer Überdimensionierung stellt sie seit jeher ein Kernproblem der Klöckner- Werke da.
Eine Führungsrolle bei der Bremer Sanierung ist offenbar dem Branchenprimus Thyssen zugedacht. Die Preussag in Hannover soll assistieren. Beide Firmen haben sich bisher geweigert, Bremen auf eigene Verantwortung ganz oder teilweise zu übernehmen. Unklar scheint derzeit noch, welchen Beitrag der Essener Krupp-Konzern leistet. Dieses durch die Fusion mit Hoesch nunmehr zweitgrößte deutsche Stahlunternehmen ist derzeit voll damit beschäftigt, den gekauften Dortmunder Konzern einzugliedern.
HANNOVER, 26. Januar. Wer in einem Siedlungsgebiet wohnt, das als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen ist, braucht einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Hildesheim zufolge die "besonderen Immissionen", die von einem Flüchtlingsheim ausgehen können, nicht hinzunehmen. Als Immissionen gelten im allgemeinen Luftverunreinigungen. Die 1. Kammer des Gerichts gab mit dieser Begründung vier Nachbarn eines städtischen Grundstücks recht, auf dem die Stadt Hildesheim ein Flüchtlingsheim errichten lassen will.
Die Nachbarn hatten die Baugenehmigung angefochten. Engster Nachbar ist ein Sportverein, der dort sein Vereinslokal mit Schießstand betreibt. Gemeinsam mit dem Verein und zwei Hausbesitzern, deren Häuser auf der gegenüberliegenden Seite einer Ringstraße stehen, wehrte sich auch der Betreiber eines nahe gelegenen Studentenheims gegen die Ansiedlung von Flüchtlingen im allgemeinen Wohngebiet.
Das Grundstück des Studentenheims selbst ist als Mischgebiet ausgewiesen. Der Bebauungsplan sah an der Stelle, wo die Stadt Flüchtlinge unterbringen will, Autostellplätze vor, die bislang nicht angelegt wurden.
Die Kammer unterstrich ihre Entscheidung mit dem Argument, "daß in Übergangswohnheimen für ausländische Flüchtlinge auch solche Personen oder Gruppen Aufnahme finden können, die infolge ihrer hier gänzlich unüblichen Gewohnheiten, Lebensstile, Familiengröße, aber auch der zu beobachtenden Rücksichtslosigkeit oder übergroßen Zahl jugendlicher Mitglieder in so enger räumlicher Unterbringung Nachbarn eines Wohngebietes nicht ohne weiteres zumutbar sind".
Das Gericht verneinte ein vordringliches öffentliches Interesse an dem Bauvorhaben, da die Stadt das Flüchtlingsheim von Privatleuten betreiben lassen will. Darüber hinaus befanden die Richter, das von der Stadt verfolgte Ziel - Flüchtlinge dezentral im Stadtgebiet unterzubringen - sei "kein Belang des Allgemeinwohls". Im Gegenteil könne es geboten sein, ausländische Flüchtlinge in möglichst großen Einrichtungen zusammenzufassen, wofür auch Gewerbegebiet in Betracht komme. Das gelte gerade dann, wenn das Heim gewerblich betrieben werde.
Mit seiner Entscheidung bestätigte das Gericht die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs der Nachbarn gegen die Baugenehmigung (Aktenzeichen: 1 B 151/92).
BAD HOMBURG. Ein 33jähriger aus München hat in der Nacht zum Dienstag den "Brezelbursch" und Wirt Norbert März erheblich am Kopf verletzt. März hatte dem Gast in seinem Lokal in der Ludwigstraße wegen der Polizeistunde ein weiteres Bier verwehrt. Daraufhin geriet der Mann in Rage, warf nach einem Wortgefecht mit Aschenbechern um sich und schlug schließlich auf März ein. Die Polizei behielt den Münchener für den Rest der Nacht bei sich. off
ORTENBERG.
FRANKFURT A. M. Die deutschen Aktienmärkte schlossen mit zumeist höheren Notierungen. Die Börse erlebte dabei im Verlauf der Sitzung eine Wende. Hatten sich Frankfurter Händler zu Beginn der Handelszeit auf niedrigere Kurse eingestellt, so schlug das Pendel mit Bekanntgabe der Leitzinssenkung in England nach der anderen Seite aus.
Der Deutsche Aktienindex legte letztlich 6,92 Zähler zu. Er schloß mit 1576,16 Punkten.
Nach der Lockerung der Geldpolitik in Großbritannien machten auf dem Frankfurter Parkett prompt wieder Spekulationen über deutsche Zinssenkungen die Runde. Allerdings: Einem solchen Schritt scheinen die jüngsten Daten zur Inflation in der Bundesrepublik entgegenzustehen.
Im negativen Sinn ragten Porsche- Aktien aus dem allgemeinen Geschehen an der Börse heraus. Der Bericht des Unternehmens über den rapide in die Höhe geschnellten Verlust wurde mit einem Kursabschlag von 24 Mark quittiert.
Positiv fielen hingegen Siemens-Titel auf. Sie rückten um 8,50 Mark vor. Händler erklärten dies mit Kaufempfehlungen von Analysten und neuen Aufträgen für den Konzern.
Keine klare Tendenz kristallisierte sich am Rentenmarkt heraus. Bei öffentlichen Anleihen stimmte die Zahl der Kursanhebungen bis 0,20 Mark mit der Zahl der Abschläge bis 0,10 Mark in etwa überein. Die Durchschnittsrendite verharrte angesichts dieser Konstellation bei 6,99 Prozent. Die Bundesbank schleuste Titel im Nennwert von 247,4 Millionen Mark in den Markt. Mark-Auslandsanleihen tendierten leichter.
Stolperstein
Und schon wieder ist ein Politiker wegen möglicher Verquickungen zwischen privaten Verbindungen und wirtschaftlichen Interessen ins Gerede gekommen. Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) muß auf Antrag der SPD-Opposition klären, ob seine Ausflüge ins ferne Brasilien auf Kosten des Flugzeugbauers Burkhart Grob wirklich nur ganz unpolitische Einladungen eines alten Freundes waren, oder ob Lothar Späth mit seinen Traumschiff-Reisen grüßen läßt, wie es die Opposition nun genüßlich formuliert. Mit der ersten patzigen Erklärung der Münchner Staatskanzlei kann es wohl kaum sein Bewenden haben. Immerhin war Grob mit seiner Flugzeugfirma Nutznießer von staatlichen Aufträgen und hat der CSU beträchtliche Summen gespendet. Ob und welche Querverbindungen es da zum alten Freund Max gegeben hat interessiert genauso wie die Frage, ob der spendable Unternehmer die Streibl- Trips aus seiner privaten Schatulle bezahlt hat. Immerhin ist in Lothar Späth schon einmal ein Ministerpräsident über die großzügige Pflege der politischen Landschaft durch Unternehmen gestolpert. Für Streibl kommt der Wirbel um seine Brasilien-Reisen absolut zur Unzeit. Denn der bayerische Regierungschef ist politisch schwer angeschlagen. In den eigenen Reihen wächst der Wunsch nach einer unverbrauchten Alternative. Wer einen Anlaß liefert, kann in solchen Situationen leicht eine Lawine lostreten, der er selbst zum Opfer fällt.
fa (München)
DREIEICH. Die CDU in Buchschlag will am Freitag, 29. Januar, wissen, was junge Leute interessiert. Bewegen sie mehr die Abläufe der politischen Großwetterlage, wie Bundeswehreinsätze im Rahmen der UNO, oder wollen sie wissen, was vor ihrer Haustür passiert? Bei "Junge Bürger stellen ihre Fragen - Politiker stehen Rede und Antwort" soll das Rätsel gelöst werden. Als Politiker kommen: Rüdiger Hermanns, Peter Walter, Roland Koch, Hartmut Schmidt-Akkermann. Harald Jaich und Christian Schäfer moderieren. Zeit und Ort: 20 Uhr, Feuerwehrhaus Buchschlag. dok
BRÜSSEL/ATHEN, 26. Januar (Reuter/öhl). Das Europäische Parlament ist am Dienstag von 15 kurdischen Exilpolitikern aufgefordert worden, eine Delegation ins türkische Kurdengebiet zur entsenden. Die Politiker, die dem kurdischen Exilparlament angehören, warfen den türkischen Behörden Verletzungen der Menschenrechte vor. Die Welt müsse auf die Situation der Kurden in der Türkei aufmerksam gemacht werden, denen Völkermord drohe. Den westlichen Staaten warfen die Politiker vor, die Vorgänge im türkischen Kurdengebiet zu ignorieren. Die Politiker schlossen sich dem Hungerstreik von 700 Kurden an, der am Sonntag begonnen hatte.
Bei Gefechten im türkischen Teil Kurdistans sind am Montag und Dienstag nach offiziellen Angaben dreizehn Menschen getötet worden. Acht Guerillakämpfer der kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Südosttürkei für kurdische Unabhängigkeit kämpft, wurden am Dienstag von den Sicherheitskräften in der Provinz Sirnak nahe der syrischen Grenze getötet. Weitere neunzehn Rebellen konnten festgenommen und zahlreiche Waffen sowie Munition sichergestellt werden, so die offizielle Darstellung.
Seit 1984 kämpft die PKK für Autonomie und Selbstbestimmungsrechte der Kurden in der Südosttürkei. Dabei sind bislang rund 5200 Menschen getötet worden. Bei den Kämpfen werden oft unbeteiligte Zivilisten zu Opfern. Ursprünglich hatte die PKK sich ausschließlich auf einen eigenen Kurdenstaat festgelegt. In neueren Äußerungen von PKK-Führern wurde dies abgeschwächt.
Wegen der Brandkatastrophe im koreanischen Restaurant "Koryo" in der Hasengasse 10, bei der im März 1990 elf Menschen zu Tode kamen und weitere schwer verletzt wurden, müssen sich seit Dienstag vier Angeklagte, das Wirtsehepaar und zwei ehemalige Bedienstete der Stadt, wegen fahrlässiger Brandstiftung vor der 27. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, die Feuerschutzbestimmungen auf sträfliche Weise mißachtet zu haben. Der Schutz sei so unzureichend gewesen, daß eine Konzession für das Restaurant gar nicht erst hätte erteilt werden dürfen.
Die angeklagte Wirtin (45) wies die Vorwürfe am ersten Verhandlungstag als unzutreffend zurück, ihr Ehemann (48) äußerte sich gar nicht. Ein ehemaliger Außendienstmitarbeiter der städtischen Bauaufsichtsbehörde (62) lehnte eine Verantwortung für den Vorfall ab, wie auch sein damaliger Vorgesetzter (65) jedes Verschulden an dem verheerenden Brand von sich wies.
Laut Anklage waren am 7. März 1990 gegen 20.30 Uhr etwa 20 Gäste, darunter einige Kinder, in dem koreanischen Lokal, als in dem sogenannten Personalraum im Erdgeschoß der zweigeschossigen Gaststätte ein Feuer ausbrach. Eine Chance, über den regulären Eingang zu entkommen, gab es laut Anklage nicht, da die Holztreppe bereits in Flammen stand. Auch der Notausgang über ein zweites Treppenhaus bot den Gästen laut Anklage keinen Fluchtweg, da er mit einem Kleiderständer versperrt war. Fünf Amerikaner, darunter zwei Kinder, zwei koreanische Kellner, zwei Frankfurterinnen und ein englisches Ehepaar fanden in den Flammen oder beim panischen Sprung aus dem Fenster in sechs Meter Höhe den Tod, sieben Menschen wurden schwer verletzt.
Während ihr Ehemann schwieg, äußerte sich die angeklagte Wirtsfrau lediglich über eine zuvor gegebene schriftliche Erklärung. Das Ordnungsamt habe Ende 1985 eine Konzession erteilt, die auch für diesen Raum gegolten habe. Der Notausgang sei "in voller Breite frei" gewesen. Nach der Entdeckung des Brandes habe sie die Notausgangstür eigenhändig geöffnet, die aber wieder zugefallen sei.
Der Ex-Außendienstmitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde schloß aus, von einem Personalraum bei seiner routinemäßigen Überprüfung des Konzessionsantrags gewußt zu haben, da er in den Bauplänen des Ehepaars nicht enthalten gewesen sei. Die "laienhaften Ergänzungen" auf den Bauplänen und das Wort "Personalraum" seien nachträglich und nicht von ihm eingezeichnet worden. Sein Vorgesetzter schob dem Ordnungsamt als "Genehmigungs- und Prüfbehörde für die Einhaltung der Vorschriften" den "Schwarzen Peter" in diesem Verfahren zu. Die Bauaufsicht habe nur zu prüfen, ob die Anträge mit den örtlichen Gegebenheiten übereinstimmten. Grund zur Beanstandung habe er nicht gesehen. ee
BONN, 26. Januar (rds/dpa). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) hat sich am Dienstag in die Diskussion um den angestrebten "Solidarpakt" eingeschaltet. Sie sprach sich in Bonn dafür aus, eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte, Selbständige und Abgeordnete oder eine entsprechende steuerliche Regelung einzuführen. Nach entsprechenden Forderungen von Teilen der CDU bezeichnete auch Rita Süssmuth im Deutschlandfunk eine Förderung der "produktiven Arbeitsmarktpolitik" wie Umschulung, Fortbildung und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) als unverzichtbar, nicht zuletzt auch zur Wiedereingliederung von Frauen ins Berufsleben. Deshalb müßten die Einnahmen der Bundesanstalt für Arbeit verbessert werden, ohne die Arbeitskosten zu verteuern und damit die Unternehmen zu belasten.
Die Wirtschafts- und Finanzpolitiker der Union und die FDP-Führung hatten Forderungen nach einer Arbeitsmarktabgabe zuvor abgelehnt. Den Ruf danach hatten auch SPD und die Gewerkschaften erhoben. Das Thema stand auch in der außerordentlichen Präsidiumssitzung der CDU am Dienstag abend unter Leitung des Parteivorsitzenden, Bundeskanzler Helmut Kohl, zur Debatte.
Die Länderbeauftragten Kurt Biedenkopf (CDU-Ministerpräsident in Sachsen) und Oskar Lafontaine (SPD-Ministerpräsident im Saarland) sprachen sich bei einem Gespräch mit dem Kanzler für die Entlastung der Sozialversicherungssysteme und für eine entsprechende Erhöhung der Steuern aus. Außerdem vereinbarten sie mit Kohl für den kommenden Mittwoch ein Kanzlergespräch mit allen 16 Ministerpräsidenten der Länder.
Inzwischen erarbeitete die vom CDU/ CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble beauftragte Fraktionsarbeitsgruppe "Arbeit und Soziales" unter Leitung des Abgeordneten Julius Louven einen Vorschlag, um die "Gerechtigkeitslücke bei der gegenwärtigen Finanzierung der Arbeitslosigkeit in Deutschland" abzubauen. Danach könnten der derzeitige Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung von 6,3 Prozent des Einkommens auf 3,5 Prozent gesenkt und deren Aufgaben auf die einer Versicherung beschränkt werden. Für die Arbeitsförderung (Umschulung, Fortbildung, ABM) könnte eine Arbeitsmarktabgabe für alle Arbeitnehmer - auch für Beamte und Selbständige - in Höhe von einem Prozent eingeführt werden. Mit diesem Geld sollten über ein eigens zu schaffendes Bundesamt die versicherungsfremden Leistungen der Arbeitsförderung finanziert werden. Dem Modell werden in der Unions-Fraktion gute Chancen eingeräumt.CSU zeigt sich uneinig
FRANKFURT A. M. (AFP/Reuter). Der Streit über die Verteilung von Lasten durch den "Aufbau Ost" wurde am Dienstag fortgeführt. Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) verlangte einschneidende Korrekturen an jenem Teil der Vorschläge, der die Länder betrifft. Der bayerische Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) rügte, die darin erhaltenen Finanzerwartungen an den bayerischen Landeshaushalt überstiegen "jedes vorstellbare Maß". Dagegen forderte der Bonner CSU- Landesgruppenchef Michael Glos, die "Solidarpakt"-Kritiker in den eigenen Reihen zu disziplinieren.
Die IG Metall nannte die Zusage der Wirtschaftsverbände, zwei Milliarden Mark zusätzlich in den "Aufbau Ost" zu stecken, eine "Volksverdummung". Kein Unternehmer werde durch Investitionen ärmer. (Weiterer Bericht Seite 5)
400 Jahre der Geschichte der Familie Schwarz stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die im Bornheimer Bürgerhaus, Arnsburger Straße 24, von Donnerstag, 28., bis Samstag, 30. Januar, zu sehen ist. Eröffnung ist am Donnerstag abend um 18.30 Uhr, daran schließt sich eine Benefizveranstaltung zugunsten eines bulgarischen Waisenhauses an. ak/04
Die Kinder-Arbeitsgruppe des Ortsbeirates 4 trifft sich am Montag, 1. Februar, von 16.30 bis 18.30 Uhr in der Kindertagesstätte 22, Hanauer Landstraße 24 (Ostend). Als Gast wird Frau Dr. Blum vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten erwartet. ak/04
Die Bürgerinitiative "Civilcourage gegen Rassismus" stellt sich am Mittwoch, 3. Februar, vor: Im Haus der Arbeiterwohlfahrt, Eckenheimer Landstraße 93 (Nordend), um 20 Uhr. ak/04
Zum Fastnachtstreiben lädt die VdK- Ortsgruppe Fechenheim für Samstag, 30. Januar, um 15 Uhr in das Rathaus Pfortenstraße 1 ein. ak/04
Frankfurter Wasserhäuschen zeigt eine Ausstellung mit Fotos von Hubert Gloss. Eröffnung in der Bornheimer Stadtteilbücherei, Arnsburger Straße 24, ist am Mittwoch, 3. Februar, 18 Uhr. ak/04
Zur Jahreshauptversammlung lädt der Kleingärtner-Verein Fechenheim am Samstag, 30. Januar, um 14.30 Uhr ins Melanchthonhaus (Pfortenstraße 42) ein. Auf der Tagesordnung stehen Vorstandswahlen und Berichte, Anträge, Ehrungen und das Thema "Verselbständigung der Anlage Kleeacker". ck/04
FLÖRSHEIM. Auskunft in Gesetzesfragen gibt das Flörsheimer Ortsgericht. Die nächste Sprechstunde ist am Donnerstag, 28. Januar, von 16 bis 18.30 Uhr in der alten Kirchschule, Kirchgasse 1. kkü
Englands Fußball-Nationalspieler Paul Gascoigne droht eine hohe Geldstrafe von seinem Klub Lazio Rom. Umgerechnet rund 22 000 Mark soll "Gazza" nach Aussage von Lazio-Präsident Sergio Cragnotti zahlen, nachdem er im italienischen Fernsehen einen peinlichen und lautstarken Auftritt hatte. Nach seiner Meinung zum Spiel gegen Rekordmeister Juventus Turin (1:1) gefragt, das Gascoigne nur von der Tribüne aus miterlebt hatte, rülpste der für seine schlechten Manieren berüchtigte Engländer ungeniert in die TV-Mikrofone. Zeuge dieser bisher im italienischen Fußball ungehörten Tat wurden acht Millionen Fernsehzuschauer.
"Ich bin sehr enttäuscht und verärgert, denn gerade Paul Gascoigne ist aufgrund seiner großen Popularität eines unserer Aushängeschilder", erklärte Cragnotti erschüttert. sid
ANKE WERNER aus Bad Homburg erhielt kürzlich die Dietmar-Hölzl- Medaille der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Mit der Auszeichnung würdigt die DLG ihre ehemalige Geschäftsführerin im Fachbereich "Landfrau, Familie und Gesellschaft" für ihre Verdienste um die Förderung von Freizeit und Urlaub auf dem Lande. Der hohe Standard der Ferienhöfe sei untrennbar mit ihrem Namen verbunden, lobte DLG- Präsident Günter Flessner.
Mit deutlicher Kritik hat Hessens Generalstaatsanwalt, Hans Christoph Schaefer, auf den Rücktritt des Frankfurter Staatsanwaltsrates reagiert. Wie er am Dienstag vor Pressevertretern erklärte, halte er es für "ungeschickt und nicht gut", daß es die Personalvertretung der Staatsanwaltschaft abgelehnt hatte, statt mit der Justizministerin mit dem Staatssekretär Gespräche zu führen. Aus achteinhalb Jahren Tätigkeit im Ministerium wisse er, so Schaefer, daß der Staatssekretär als erfahrener Justizpraktiker "ein hervorragender Gesprächspartner" sei.
Zugleich betonte der Generalstaatsanwalt jedoch, daß die Kritik der Staatsanwälte an ihren gegenwärtigen Arbeitsbedingungen inhaltlich berechtigt sei. Der Frankfurter Staatsanwaltschaft fehle es insbesondere an Kräften im Geschäftsstellenbereich und im Schreibdienst. Die Staatsanwaltschaft biete das Bild eines "zwar noch nicht untergegangenen, aber doch angeschlagenen Schiffes". Vorschläge zur Lösung der Probleme enthalten Schaefer zufolge die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe, die am Freitag mit Ministerin Christine Hohmann-Dennhardt erörtert werden sollen. Lepp (Siehe auch Hessenseite)
BAD SODEN. Wenn die komplette Prominentenriege des Bundesvorstands in Frankfurt tagt, muß man zuschlagen, sagt Karl Thumser, Chef der SPD-Kreistagsfraktion. Seine Parteigenossen aus Bonn hatten schon vor Monaten angeboten, am Abend ihres Vorstandstreffens in der Main-Metropole gleich noch Wahlkampf-Hilfe in der Region zu leisten. Das ließen sich die Main-Taunus-Genossen nicht zweimal sagen: "Wir haben uns gleich den Klose geschnappt." Der überwand denn auch - trotz plötzlichen Wintereinbruchs - den Neuenhainer Berg, um den Bad Sodenern im Bürgerhaus sozialdemokratische Zukunftsperspektiven zu erläutern.
Die 150 Stühle im Saal waren besetzt, und die Protest-Plakate, mit denen die Jusos angerückt waren, versprachen eine lebhafte Diskussion: "Hände weg vom Artikel 16" stand da zu lesen, ebenso Kritik an der Haltung der Bonner SPD zu Blauhelm- Einsätzen. Beides Themen, die SPD- Fraktionschef Hans-Ulrich Klose in seinem einstündigen Referat außer dem "Solidarpakt und seinen Folgen" und den Leistungskürzungen der Bonner behandelte. Entgegen des Plans - Klose hatte nach dem Referat gleich abfahren wollen - blieb er eine Stunde länger zum Streitgespräch.
Auch MTK-Spitzenkandidat Gerd Mehler nutzte die Gunst der vielen Zuhörer, um nochmals die "verharmlosenden" Äußerungen von Landrat Jochen Riebel (CDU) bezüglich der "Republikaner" zu kritisieren: Alle demokratischen Parteien seien aufgerufen, potentiellen Protestwählern klarzumachen, daß die rechtsextreme Partei keine wählbare Alternative sei und sie als Unterstützung bei Abstimmungen in parlamentarischen Gremien nicht in Kauf genommen werde. ana
IDSTEIN. Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat einen Antrag der "Republikaner" abgewiesen, die Idsteiner Stadthalle für eine Wahlkampfveranstaltung nutzen zu dürfen. Der Kreisverband wollte nicht hinnehmen, daß die Stadt ihm den Vertrag zur Nutzung der Stadthalle gekündigt hatte, und rief in einem Eilverfahren das Verwaltungsgericht an.
Das stellte nun fest, daß bei einer Wahlveranstaltung Gefahren für Leib, Leben und Gesundheit nicht ausgeschlossen werden könnten und die Lage - auch bei Gegendemonstrationen - wegen einer unübersichtlichen Baustellen- Situation vor der Stadthalle von der Polizei nicht beherrscht werden könnte. ubk
DREIEICH. Ab März wird die Mülltonne in Dreieich alle 14 Tage abgeholt. Viele Bürger/innen fragen sich, warum die Müllgebühren kaum billiger werden. Der Grund: Die Kosten bleiben trotz 14tägiger Abfuhrtermine gleich. Bezahlt werden müssen Entsorgung von Papier, Grün, Kühlschränken, TV-Geräten; auch die Kosten für Personal, Fahrzeuge, Deponierung und Verbrennung ändern sich nicht. Das 14tägige Abholen der Tonnen spart 630 000 Mark bei rund sechs Millionen Mark Gesamtkosten jährlich. Bürgermeister Bernd Abeln: "Die Gebühren werden um acht Prozent billiger." dok
Der Untersuchungsrichter hat Haftbefehle gegen zwei Kolumbianerinnen erlassen, die am Montag bei der Razzia aus dem Bordell in der Elbestraße 45 geholt worden waren. Die beiden Frauen haben gegen das Ausländergesetz verstoßen. Die eine war trotz Ausweisungsverfügung wieder nach Deutschland eingereist, die andere mißachtete eine Verfügung der Ausländerbehörde, das Land bis November letzten Jahres zu verlassen.
Mit den Akten der übrigen 30 Frauen, die von der Polizei aus dem Bordell geholt wurden, hat sich die Ausländerbehörde beschäftigt. Abteilungsleiter Henner Schäfer zog am Dienstag nachmittag eine erste Bilanz. Danach zeichne sich ab, daß die Frauen das Gewerbe illegal ausgeübt hätten. Die Behörde werde Verfügungen erlassen und den Frauen darin eine Frist zum Verlassen des Landes von maximal drei Wochen setzen.
Das Frauenreferat der Stadt hält es für nötig, die Problematik um die eingeschleusten Prostituierten aus Kolumbien in einem Grundsatzgespräch aufzuarbeiten. Die Referentin Sybilla Flügge geht davon aus, daß sich Polizei, Justiz, Frauenreferat und Betroffene innerhalb der nächsten vier Wochen zu einem Gesprächskreis einfinden. Schutzpolizeichef Heinrich Bernhard hat bereits zugesagt.
Flügge will an dem runden Tisch die Frage nach dem Sinn solcher Razzien wie am Montag erörtern. Nach Meinung der Referentin sind derartige Zwangsmaßnahmen völlig ungeeignet, um Vertrauen zwischen den Frauen und der Polizei aufzubauen. Dieses sei aber unabdingbare Veraussetzung, um die Prostituierten für Zeugenaussagen gegen die "Frauenhändler" zu gewinnen, meinte die Referentin. Ohne deren Aussagebereitschaft könne aber das Dunkelfeld um die Profiteure nicht aufgehellt werden.
Polizeidirektor Bernhard meinte dazu, die Polizei sei nach dem Legalitätsprinzip verpflichtet, Verstöße gegen das Ausländergesetz zu verfolgen. habe
Firmen-Telegramm
Deutsche Bank bleibt bei 15 Mark Die Deutsche Bank wird ihre rund 300 000 Aktionäre für das vergangene Jahr voraussichtlich mit einer unveränderten Dividende von 15 Mark je Anteil erfreuen. Einen entsprechenden Vorschlag an Aufsichtsrat und Hauptversammlung stellt der Vorstand des größten Geldkonzerns der Republik erwartungsgemäß in Aussicht. Angaben zum Jahresabschluß macht das Institut noch nicht. In den ersten zehn Monaten 1992 war das Betriebsergebnis als umfassendste Kennzahl für die Ertragslage leicht gesunken. IBM sucht neuen Chef Der tief in die roten Zahlen gerutschte US-Computerkonzern IBM soll innerhalb von 90 Tagen einen neuen Spitzenmanager bekommen. Amtsinhaber John Akers gibt dann seinen Job als geschäftsführender Direktor (Chief Executive) auf. Er will aber Vorsitzender des Verwaltungsrates (Chairman) bleiben. In diesem Gremium sind in den USA Funktionen des deutschen Vorstandes und Aufsichtsrates teilweise vereint. Wie von Branchenkennern angenommen, streicht IBM die Quartalsdividende von 1,21 Dollar auf 54 Cent je Aktie zusammen. Maho werkelt weiter mit Verlust Der Werkzeugmaschinenbauer Maho erwartet im Geschäftsjahr 1992/93 (Ende Juni) einen Verlust von "mindestens" 45 (Vorjahr in der Gruppe: 157) Millionen.
OTTO GRAF LAMBSDORFF, FDP-Vorsitzender, hält eine "Ampelkoalition" mit der SPD und den Grünen nach den nächsten Wahlen zum Bundestag für möglich. "Ich halte die Grünen im Gegensatz zu dem, was ich vor sechs Jahren gesagt habe, heute für eine demokratische Partei", sagte er in Potsdam. Ob seine Partei tatsächlich zu einer Koalition mit den Grünen bereit sei, hänge allerdings von deren politischem Programm ab. Die FDP wolle sich erst nach den Bundestagswahlen 1994 zu möglichen Regierungsbündnissen äußern. (AFP)
BONN, 26. Januar. Die Bundesrepublik wird voraussichtlich keine U-Boote und Fregatten nach Taiwan liefern. Wie Bonner Regierungskreise am Dienstag bestätigten, wird die Koalition aus CDU/CSU und FDP dem Auftrag mit einem Umfang von angeblich 12,5 Milliarden Mark für den Bau von zehn U-Booten und zehn Fregatten nicht zustimmen. Darüber entscheidet der Bundessicherheitsrat am morgigen Donnerstag. An den geheimen Beratungen des Gremiums nehmen üblicherweise außer dem Bundeskanzler die Minister für Äußeres, Verteidigung, Finanzen, Wirtschaft, Innen und Justiz teil.
Nach Informationen der Hamburger Illustrierten stern haben sich Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) darauf geeinigt, dem Auftrag für die deutschen Werften nicht zuzustimmen. Der stern zitiert Kinkel mit den Worten: "Sonst können wir unsere Grundsätze über den Waffenexport in Spannungsgebiete gleich in den Ofen schieben." Auch wirtschaftliche Erwägungen sprächen gegen das Geschäft. Mit dem Taiwan-Auftrag würde sich die Bundesrepublik "den gesamten China- Markt versperren", zitiert der stern aus einer Analyse des Auswärtigen Amts. Selbst der Abbruch der diplomatischen Beziehungen sei als Reaktion der chinesischen Regierung denkbar, sollte der Auftrag angenommen werden. Kinkel hatte im Oktober 1992 Peking besucht, um die seit dem Massaker auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" frostigen Beziehungen zu normalisieren.
Das Auswärtige Amt nahm zu dieser Darstellung nicht Stellung. Ein Sprecher wies aber darauf hin, daß bisher noch nie Rüstungsexporte gegen den Willen eines beteiligten Ressorts vom Bundessicherheitsrat genehmigt worden seien.
(Kommentar auf Seite 3)
BAD HOMBURG. Ortsverband und Stadtverordnetenfraktion der Bad Homburger Grünen haben die anderen demokratischen Parteien und die FHW zur Unterzeichnung eines "Wahlkampf-Fairneß- Abkommens" eingeladen.
Darin heißt es, politische Auseinandersetzungen vor der Kommunalwahl sollten sachlich und "im Stile des Respekts gegenüber unterschiedlichen Auffassungen" ausgetragen werden. CDU, SPD, FDP, FHW und die Grünen sprechen sich im Fall ihrer Unterschrift ebenso gegen "persönliche Verunglimpfungen" aus wie gegen Polemik beim Thema Ausländerpolitik. Am Samstag vormittag, so schlagen die Grünen vor, sollen die Parteichefs im Kurpark ihre Unterschrift unter die Fünf-Punkte-Vereinbarung setzen. ill
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Mit einer Absage an die geplante Lieferung von U-Booten nach Taiwan rettet die Bonner christlich-liberale Koalition möglicherweise das rot-grüne Bündnis in Niedersachsen. Vorausgesetzt, die Entscheidung des Bundessicherheitsrats fällt tatsächlich negativ aus. Gute Gründe sprechen dafür, sich auf dieses Geschäft nicht einzulassen.
Wo auch immer auf der Welt Konflikte mit Waffengewalt ausgetragen werden - deutsche Waffen sind meist dabei. Die Einschränkung, kein Rüstungsmaterial in Krisengebiete zu liefern, ist längst zu Makulatur geworden. Immer wieder neue Skandale - ob U-Boot-Pläne nach Südafrika oder als Landmaschinen getarnte Rüstungsgüter nach Israel - zeigen, wie überholungsbedürftig die Kriterien der Bundesregierung für Rüstungsexporte sind.
Generell ist Zurückhaltung geboten. Ein Land, das - von den Verbündeten aufmerksam beobachtet - zur Zeit mühsam seine neue Rolle in der Welt zu definieren sucht, sollte sich nicht ausgerechnet mit Waffenexporten in Krisenregionen hervortun. Wie prekär Waffenhilfe selbst an befreundete Staaten ist, zeigt das Beispiel Türkei: Zum Mißfallen der Bundesregierung setzen türkische Militärs deutsche Panzer gegen Kurden ein.
Der ehrgeizigen, erfolgverwöhnten deutschen Rüstungsindustrie kann ein Dämpfer nicht schaden. Sie hat sich in den vergangenen Jahren mit immer neuen dubiosen Geschäften und Affären nicht eben in ein positives Licht gesetzt. rei (Bonn)
STEINBACH. Ein neues Projekt in Sachen "Partnergemeinden" plant die Stadt Steinbach für den Herbst dieses Jahres. Jeweils fünf Paare aus den Partnerstädten Pijnacker, Saint Avertin, Steinbach- Hallenberg sowie aus Steinbach selbst können einen gemeinsamen Urlaub im Schwarzwald verbringen.
Damit wolle man einmal von der "offiziellen Schiene" abweichen und neue Wege gehen, erläuterte Bürgermeister Edgar Parnet. Der Partnerschaftsurlaub sei vor allem als Angebot für jene Bürgerinnen und Bürger gedacht, die sich zwar gern an einem Partnerschaftstreffen beteiligen würden, aber wegen beengter Wohnverhältnisse oder mangelnder Fremdsprachenkenntnis bisher keinen Gast aufnehmen konnten.
Sprachbarrieren, dafür will der Steinbacher Magistrat schon sorgen, wird es beim Zusammentreffen in Todtmoos nicht geben. Und damit der Freundschaft zwischen Niederländern, Franzosen, Ost- und Westdeutschen nichts mehr im Wege steht, soll ein Dolmetscher die Urlaubspaare begleiten.
"Unsere Partnerstädte haben die Idee begeistert aufgenommen", erläuterte der Bürgermeister. Von einem ähnlichen Projekt habe er bislang noch nie etwas gehört. Parnet: "Das ist eine Erfindung unserer Verwaltung". Falls das Angebot angenommen wird, soll es fester Bestandteil des Partnerschaftsprogramms werden.
Die Kosten für den zweiwöchigen Aufenthalt im Hotel "Löwen", das mit Hallenbad, Sauna und gemütlichen Aufenthaltsräumen ausgestattet ist, betragen etwa 850 Mark. An- und Rückreise sowie Ausflüge in den Schwarzwald übernimmt die Stadt Steinbach. Dafür hat sie bereits eine kleinere Summe in den Haushalt eingestellt.
Vergeben werde die Reise nach dem Motto "wer zuerst kommt, mahlt zuerst", versicherte Parnet, der beim Partnerschaftsurlaub selbst für ein bis zwei Tage dabei sein möchte. Nähere Informationen erteilt die Stadt unter der Rufnummer 0 61 71 / 70 00 46. Interessenten möchten sich dort bis spätestens 15. Februar melden. ki
FRIEDRICH MATTAUSCH geht in Pension. Der stellvertretende Leiter der Hattersheimer Heinrich-Böll- Schule wird am morgigen Donnerstag seine Tasche zum letzten Mal packen - nach 40 Dienstjahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er als Lehrer in Hessen, wechselte nach einigen Jahren im Rheingau-Taunus-Kreis in den Main-Taunus-Kreis. In der damaligen Hattersheimer Haupt- und Realschule unterrichtete er Naturwissenschaften und Mathematik und war als stellvertretender Leiter am Aufbau der Gesamtschule beteiligt. Aber auch politisch engagierte sich Mattausch: Als Vertreter der SPD gehörte er lange Jahre dem Stadtparlament an.
Als Wiederholungstäter mußte sich ein 46 Jahre alter Buchhalter vor dem Frankfurter Schöffengericht verantworten. Weil er auf seiner Arbeitsstelle, einem Reisebüro, Kundenschecks im Wert von 30 000 Mark unterschlagen hatte, bekam er ein Jahr Freiheitsstrafe. Sie wurde als gleichsam letzte Chance zur Bewährung ausgesetzt. Als "naiver Mensch", der mehr in seinen Träumen als in der Realität lebt, stellte sich der gelernte Kaufmann im Prozeß dar. Schuld an dem Rückfall seien "zwei Riesenprobleme". Aus der Zeit, als er eine reisefreudige Freundin hatte und ihm das Geld von Banken geradezu aufgedrängt worden sei, habe er einen Schuldenberg von 200 000 Mark. Außerdem sei er mit einer Thailänderin verheiratet, die sich in Deutschland nicht wohl fühle und ihn immer wieder zu Reisen nach Fernost überredet habe.
Keine zwei Wochen hatte der Frankfurter in dem Reisebüro gearbeitet, als er im Herbst vergangenen Jahres anfing, Schecks zu entwenden. Um die Betrügerei zu verbergen, manipulierte er die Bücher. Heraus kam die Sache erst, als ihm der Boden zu heiß wurde und er kündigte. Mit der Unterschlagung, so der Staatsanwalt, habe er nicht nur von Anfang an eine Vertrauensstellung mißbraucht, sondern sich auch um die Möglichkeit gebracht, seinen Schuldenberg abzutragen. Daß er rückfällig geworden sei und auch von seinen Altschulden - trotz entsprechender Übereinkunft - bisher nichts abgetragen habe, gehe auf das Konto seiner Frau. Sie ziehe nicht mit, lerne kein Deutsch und wolle alle sechs Monate nach Hause fliegen. Deshalb sei es ja auch sein Ziel gewesen, rasch 100 000 Mark zusammenzubekommen und sich nach Südostasien abzusetzen.
Dem Antrag des Staatsanwalts, den Angeklagten diesmal hinter Gitter zu schicken, folgte das Gericht nicht. Begründung: Auch nach der ersten Straftat Mitte der 80er Jahre sei dessen Strafe zur Bewährung ausgesetzt worden, und damals sei der Angeklagte sechs Jahre straffrei geblieben. orb
Zwar sei das Jahr 1992 in jeder Hinsicht "heiß" gewesen für den Berufsstand der Gärtner. Auch beim Haupt-Konkurrenten Holland habe es keine Zuwächse gegeben. Dennoch bedeute "eine sich abschwächende Konjunktur noch keinen Weltuntergang". Das sagte anläßlich des hessischen Gartenbautages im Palmengarten Heinrich Strutt, Präsident des Landesverbandes. Zwar werde der Kampf um Marktanteile in einem Europa ohne Grenzen noch härter, doch das gelte für alle Branchen. Man hoffe, daß letztlich auch hier "die Kräfte des freien Marktes regulierend" wirkten.
Es gelte, nicht nur gute, sondern auch "umweltgerechte" Produktionen zu erzielen, sich der ökölogischen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft klar zu werden. Das bedinge aber, daß sich, bei steigenden Kosten, auch der Staat seiner sozialen Verantwortung gegenüber den 4000 hessischen Gartenbaubetrieben mit insgesamt 14 000 Arbeitsplätzen und 1500 Auszubildenden nicht entziehe.
Solche Unterstützung sagte Staatsminister Jörg Jordan in seinem Grußwort zu. Es seien in den letzten Jahren "Standards geschaffen worden", die sich in der jetzigen Situation der EG-Neuregelungen durchaus schon bezahlt gemacht hätten.
Jordan zeichnete Werner Wollrab, Eschborn, einer der Motoren des Verbandes und in vielen Bereichen aktiv, mit dem vom Bundespräsidenten verliehenen Bundesverdienstkreuz aus.
Die Goldene Ehrennadel erhielt Heinrich Hassenbach, Wiesbaden, Fachgruppenvorsitzender und Mitglied im Präsidium des Landesverbandes. -vau
BAD HOMBURG. Zur Teilnahme an einem Schweigemarsch gegen die Vergewaltigungen von Frauen im ehemaligen Jugoslawien ruft das städtische Frauenbüro Frauen und Männer auf. Wiederholt demonstrierten bereits Angehörige der Erlöserkirchengemeinde und der Gemeinde St. Marien gegen die Verbrechen. Das nächste Treffen ist am Donnerstag, 28. Januar, um 18.30 Uhr am Waisenhausplatz. Nach dem Schweigemarsch findet in der Marienkirche ein Gottesdienst statt.
OBERURSEL. Über 70 Millionen Bundesbürger sind inzwischen an das Duale System Deutschland (DSD) angeschlossen. Mit dem DSD existiert neben der öffentlichen Abfall-Entsorgung durch die Kommunen ein zweites, privatwirtschaftliches System, das Verpackungsabfälle sammelt, sortiert und wiederverwertet. Vor Ort besorgen das Einsammeln und Sortieren private oder kommunale Entsorger - wie zum Beispiel die Firma Meinhardt -, die Verträge mit dem DSD geschlossen haben.
Finanziert wird die Entsorgung durch die Verbraucher, die für jede Grüne-Punkt-Verpackung etwa zwei Pfennig bezahlen. Längst nicht alles, was zur Zeit eingesammelt wird, kann auch schon wiederverwertet werden. Je mehr gelbe Säcke gefüllt werden und je mehr Sortieranlagen entstehen, desto mehr wächst der Druck auf die Industrie, die entsprechenden Verwertungsfirmen zu bauen. esi
Kleine FR
FDP-Kandidaten stellen sich vor DREIEICH. Die Kandidaten der FDP für die Kommunalwahl am 7. März stellen sich beim Dämmerschoppen der Partei am heutigen Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr, im Clubhaus vom Tennisclub Buchschlag vor. Drei Filme über Natur EGELSBACH. "Die Zeit der Falter", "Der Teich lebt" und "Erlebnis Natur" sind die Titel der Filme, die der Egelsbacher Obst- und Gartenbauverein heute, Donnerstag, 28. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus zeigt. Eingeladen sind nicht nur Mitglieder, sondern auch alle Naturinteressierten.Lange Nacht in Offenthal DREIEICH. Am Samstag, 30. Januar, ist lange Nacht in Offenthal angesagt. Dann steht nämlich in der Mehrzweckhalle der traditionelle Feuerwehrball auf dem Programm mit der Band "R.M.C. Music" und großer Tombola. Karten gibt es im Vorverkauf für 10 Mark und an der Abendkasse für 12 Mark. Los geht's um 20 Uhr, Einlaß ab 19 Uhr. SPD macht Spaziergang DREIEICH. Der SPD-Ortsverein Dreieichenhain macht am kommenden Sonntag, 31. Januar, von 14 bis 16 Uhr einen Spaziergang durch die Gemarkung. Treffpunkt ist an der TVD-Turnhalle an der Koberstädter Straße. Wanderziele sind: das Ferienspielgelände, die Reitwege im Haag, Streuobstwiesen und der Wallgrabenweg.Der Junge und der Hund DREIEICH. Aus dem Buch von Siv Widerberg "Der Junge und der Hund" liest Martha Grabosch in der Offenthaler Außenstelle der Stadtbücherei am Montag, 1. Februar, 16 Uhr, Kindern ab fünf Jahren vor. Die Geschichte dreht sich um einen Jungen, der eigentlich Angst vor Hunden hat und plötzlich solch ein "Biest" geschenkt bekommt. Wahlausschuß tagt LANGEN. Der Wahlausschuß tagt am Dienstag, 2. Februar, 18 Uhr, im Kleinen Sitzungssaal im Rathaus. In der öffentlichen Sitzung geht es um die Prüfung der zur Kommunalwahl zugelassenen Wahlvorschläge und die Beschlußfassung über ihre Zulassung oder Zurückweisung. Was war Christen wichtig? LANGEN. Pfarrerinnen der Johannesgemeinde laden ein zum gemeinsamen Lesen von biblischen Texten. Das zweite vor insgesamt vier Gemeindeseminaren steht unter dem Motto: "Was war den ersten Christinnen und Christen besonders wichtig an/in ihren Gemeinden?". Los geht's am nächsten Dienstag, 2. Februar, 20 Uhr, im Gemeindezentrum Uhlandstraße 24. Autor liest vor Schülern DREIEICH. Axim Bröger, freiberuflicher Schriftsteller, liest am Dienstag, 2. Februar, um 9 und 11 Uhr vor Schülern/ innen der Heinrich-Heine-Schule im Galerieraum der Stadtbücherei Sprendlingen. Weitere Zuhörer sind herzlich willkommen.Abenteuerreise und Zeltlager LANGEN. Das neue Kinder- und Jugendprogramm der Stadt ist in Vorbereitung und soll im März erscheinen. Fest steht jetzt schon: In den Osterferien ist eine Werkwoche geplant, in den Sommerferien wird es Ferienspiele, ein Zeltlager in Vöhl am Edersee und eine Abenteuerreise in die französischen Cevennen geben. Wer jetzt schon mehr wissen will, bekommt telefonisch Auskunft unter der Rufnummer 20 32 12.
Weitere Nachrichten auf Seite 7
Ein 25jähriger Mann aus Ingelheim ist am Dienstag vergangener Woche in einem Frankfurter Krankenhaus an einer Überdosis Heroin gestorben. Die Todesursache konnte erst jetzt nach einer Obduktion festgestellt werden, die die Staatsanwaltschaft Frankfurt angeordnet hatte.
Wie die Polizei mitteilte, war der 25jährige an diesem Tag in der Mannheimer Straße am Hauptbahnhof zusammengebrochen. Ein Taxifahrer verständigte den Notarzt. Der Ingelheimer starb wenig später im Krankenhaus. Der Kripo war der 25jährige nicht als Drogenabhängiger bekannt. Er ist das vierte Rauschgiftopfer in diesem Jahr in Frankfurt. enk
HANS JOACHIM SCHNEIDER (38) ist der neue Kreisgeschäftsführer der CDU. Seit 20 Jahren ist der Vermessungstechniker CDU-Mitglied. Mit dem neuen Amt hat er nun sein Hobby zum Beruf gemacht. Im Kreis politisch aktiv war Schneider bislang als CDA-Vizechef und im Oberurseler Stadtparlament. Schneiders Vorgänger JOACHIM RENN wechselte in die Privatwirtschaft.
Zunächst schien alles ganz einfach zu sein: Ende 1991 sicherten sich die Berliner Immobilienexperten Groenke und Guttmann bei der Treuhandanstalt eines der nobelsten Berliner Grundstücke, die 5000 Quadratmeter große Fläche am Prachtboulevard Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße. Vergangenen Monat präsentierte das Duo, das bereits für die Interhotel-Kette der ehemaligen DDR den Treuhand-Zuschlag erhalten hat, dann seine großen Pläne für das Filetstück in der Hauptstadtmitte: Der wenig attraktive Hotelkasten Unter den Linden soll abgerissen werden und für 200 Millionen Mark eine neue Bettenburg entstehen.
Doch Groenke und Guttmann haben ihre Rechnung ohne die einstigen Eigentümer gemacht. Denn bis zur Enteignung durch den Honecker-Staat 1964 gehörte ein großer Teil des Filetstücks der Deutschen-Zündholz AG. Deren Rechtsnachfolger, die schwedische Stora-Gruppe, wollten sich mit einer kümmerlichen Entschädigung ebensowenig zufriedengeben wie mit der Entscheidung der Treuhand per Supervorfahrtsregelung für Investitionen zugunsten der Interhotel-Gruppe. Die Skandinavier ergriffen die Chance, den dieses Gesetz bietet und entwickelten eigene Pläne für das Areal. Sie wollen nun ebenfalls ein Hotel, und zwar sogar für 400 Millionen Mark, gemeinsam mit der Münchner Eder-Gruppe und dem US-Nobelbeherberger Ritz-Carlton errichten. Damit liegen beim Berliner Bausenat zwei Angebote für das Großprojekt auf dem Tisch. Und in einem solchen Fall, triumphiert Stora bereits, sei die Rechtslage eindeutig: Der Alteigentümer habe Vorrang, da sein Projekt im Verhältnis zu konkurrierenden Offerten zumindest gleichrangig sei.
Interhotel ist da verständlicherweise anderer Ansicht. Stora sei schon von der DDR entschädigt worden und habe damit keine Restitutionsansprüche, meinen Groenke und Guttmann - was wiederum die Schweden bestreiten. Mittlerweile artet der Poker um das Areal schon in einen Grabenkrieg aus. Eine Pressekonferenz, auf der die Stora-Gruppe ihre Pläne vorstellen wollte, ließ Interhotel Anfang dieser Woche per einstweiliger Verfügung verbieten, damit nicht "in unlauterer und irreführender Weise ein nicht realisierbarer Hotelneubau vorgeführt wird". Besonders süffisant dabei ist: Stora hatte die Schau in einem Zelt direkt vor dem Althotel geplant, das Interhotel derzeit betreibt. Den Gästen sei ja schließlich nicht zuzumuten gewesen, "die Koffer durch den Hintereingang zu schleppen", meint Interhotel-Geschäftsführer Werner Martin.
Im März soll beim Senat nun die Entscheidung fallen, wer bauen darf. Die Stora-Planer locken, so wurde trotz des geplatzten Pressetermins bekannt, zusätzlich zum Hotelneubau mit Läden, Wohnungen, Büros und einem Varieté. Das alles ist beim halb so teuren Konkurrenz- Vorhaben bisher nicht vorgesehen. Gleichgültig, wer den Zuschlag erhält - zusätzliche juristische Streitereien, die das Millionenprojekt erneut verzögern, scheinen programmiert. THOMAS WÜPPER (Berlin)
HOFHEIM. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Hubert Harth trat gestern beim SPD-Forum "Sicher leben in der Rhein-Main-Region" auf - und das empört Roland Koch, Landtagsabgeordneter und Fraktionschef der Kreistags-CDU: "Die Veranstaltung wird ein Nachspiel haben", hat Koch inzwischen angekündigt.
Denn Beamte - zumal in exponierter Stellung - gehörten zu Wahlkampfzeiten nicht auf Partei-Podien. Natürlich habe seine Attacke gegen den Harth-Auftritt nichts mit den Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen Börs zu tun, beteuert Koch, aber: "Wie will ich einem Krifteler Bürger erklären, daß die Staatsanwaltschaft unvoreingenommen gegen einen CDU-Bürgermeister ermittelt?"
Oberstaatsanwalt Hubert Harth hält die Aufregung der CDU für ungerechtfertigt: "Ich habe im Oktober an einer Veranstaltung der CDU Hofheim zum Thema ,Innere Sicherheit&rquote; teilgenommen. Das war so viel oder wenig Partei-Werbung wie der Auftritt bei der SPD." Er wäre gestern auch zu einer CDU-Veranstaltung gegangen, sagt er - "genauso wie zur FDP, der FWG oder den Grünen". md
Führt Finanzmisere zu
Privatisierungswelle?
WIESBADEN. Die Finanzmisere bei den Kommunen hat zu einer neuen Diskussion über Möglichkeiten zur Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen geführt. Die FDP brachte am Dienstag im Landtag einen Gesetzentwurf ein, wonach den Gemeinden unternehmerische Tätigkeiten nur noch erlaubt werden sollen, wenn Privatfirmen eine Aufgabe nicht mindestens gleich gut wahrnehmen können. Die Gewerkschaft ÖTV warnte während eines Fachkongresses in Frankfurt vor "willkürlichen Streichungen und Privatisierungen". Die ÖTV rechnet nach der Kommunalwahl am 7. März mit verstärkter Privatisierung.
Der FDP-Abgeordnete Jörg-Uwe Hahn forderte vor dem Landtag, Städte und Gemeinden "zu ihren wahren Aufgaben zurückzuführen". Unter anderem könnten Bau- und Verkehrshöfe, Friedhöfe, Schlachthöfe, Gärtnereien, Klärwerke und Müllabfuhr besser in privater Regie betrieben werden. Sogar die Unterhaltung von Alteneinrichtungen, Schwimmbädern, Tierparks und Straßen sowie das Warten von Fahrzeugen und Straßenbeleuchtung könnten "wesentlich günstiger" durch Private erledigt werden.
Der SPD-Abgeordnete Rolf Karwecki sah in solchen Vorschlägen die Gefahr, Privaten gewinnbringende Unternehmen zu übertragen und den Gemeinden nur "Betriebe mit roten Zahlen" zu überlassen. Die SPD lehne es ab, die Kommunen schon dann "zur Privatisierung zu zwingen", wenn Privatunternehmer eine Aufgabe nur gleich gut wahrnehmen können (statt wirtschaftlicher, wie es nach bisheriger Rechtslage gefordert ist). Zudem könnten Kommunen mit eigenem Personal oft schneller reagieren, während private Firmen "zeitlich nicht so flexibel" und bei kleineren Aufträgen oft auch "wegen des Aufwandes gar nicht interessiert" seien.
Für die CDU sagte der Abgeordnete Christean Wagner, die Wirtschaftslage werde "zwangsweise" zu Privatisierungen in bislang nicht gekanntem Ausmaß führen. Die Union begleite den FDP-Vorschlag "mit Sympathie". Die öffentliche Hand solle "nicht in Wettbewerb mit der Privatwirtschaft treten". Die Beteiligung Privater an Kommunalbetrieben, wie sie in den neuen Bundesländern praktiziert wird, müsse auch im Westen Nachahmung finden. Der Grüne Reinhold Weist meinte, CDU und FDP würden einen "ideologischen Popanz" aufbauen. Es sei Sache der Kommunen, selbst zu entscheiden, in welcher Form Dienstleistungen erbracht werden sollen. Die Grünen seien auf lokaler Ebene "mutig genug", im Einzelfall zwischen beiden Wegen (öffentlich/privat) zu entscheiden.
Der ÖTV-Landesvorsitzende Herbert Mai verwies im Gespräch mit der FR darauf, daß in vielen hessischen Städten inzwischen längst über eine schrittweise Privatisierung kommunaler Dienstleistungen nachgedacht wird - zunächst in Form von "Umwandlungen" öffentlicher Betriebe in GmbHs ohne Änderung der Eigentumsverhältnisse. In Nordrhein- Westfalen sieht Mai schon Beispiele dafür, daß Anteile solcher GmbHs später an Private verkauft werden. Den im Landtag vorgelegten FDP-Vorschlag betrachtet er deshalb als "Einfallstor" für private Investoren auch in Hessen.
Mai nannte die Überführung des Kasseler Stadtkrankenhauses in eine GmbH als ein erstes hessisches Beispiel für Umwandlungen. In Offenbach werde (neben anderen Privatisierungen) über einen ähnlichen Schritt diskutiert. Bei der Müllabfuhr seien Umwandlungen in GmbHs ebenfalls in Kassel und in Offenbach, den beiden Städten mit der schwierigsten Finanzlage, im Gespräch. In Marburg werde über die Umwandlung der Stadtwerke (Energieversorgung und Nahverkehr) nachgedacht.
Die Gewerkschaft akzeptiert grundsätzlich, daß Kommunalbetriebe als GmbHs effektiver werden könnten - weil sie mehr Selbständigkeit hätten und umständliche Abstimmungsverfahren wegfielen (zum Beispiel mit den Kommunalparlamenten, denen damit aber auch weiterer Einfluß verlorenginge). Mitbestimmung und soziale Standards für die Mitarbeiter müßten aber erhalten bleiben, verlangte Mai. Auch über Privatisierungen in eng begrenzten Teilbereichen (etwa: Aufträge an Architekten) sei die ÖTV zu sprechen bereit. Privatisierungsschritte im Rahmen "kurzfristiger Sparmaßnahmen" zur Haushaltssanierung lehne die Gewerkschaft aber ab.
Auf Landesebene, wo vor allem durch die frühere CDU/FDP-Regierung (1987 bis 1991) Haushaltsentlastung durch Privatisierung betrieben wurde, gibt es schon jetzt kaum mehr klassische Staatsbetriebe. Aus der kürzlich veröffentlichten Antwort der Landesregierung auf eine FDP-Anfrage ergibt sich, daß zur Zeit 44 Landesunternehmen in einer privaten Rechtsform (GmbH oder AG) arbeiten, nurmehr zwei aber in öffentlich- rechtlicher Form. Zwischen 1985 und 1990 hat das Land zudem rund 230 Millionen Mark durch Verkauf von Unternehmen privater Rechtsform eingenommen (darunter: Deutsche Klinik für Diagnostik, Merian GmbH, Maingas AG). Außerdem nimmt das Land jährlich rund 45 Millionen Mark aus dem Verkauf der Landesbank (1990) ein. RICHARD MENG
SOSSENHEIM. "Eigeplackten und gebürtigen Sossenheimern" zu zeigen, daß es nicht normal sein kann, wenn ein Teil unserer Mitmenschen ständig Angst um Leben und Gesundheit haben muß, ist das Anliegen der Sossenheimer Friedensinitiative. Deswegen plant die Initiative am kommenden Samstag, 30. Januar, von 18.30 bis 19 Uhr eine Lichterkette auf dem Kirchberg und ruft alle Bürger auf, mitzumachen. "Wir wollen in Sossenheim ein Zeichen setzen gegen Gewalt und Terror", so Michael Peters von der Friedensinitiative. Am 60. Jahrestag der "Machtergreifung", dem 30. Januar 1933, soll den Ewiggestrigen die Stirn geboten werden.
Ihre Teilnahme bei der halbstündigen Demonstration haben schon der Vereinsring, die Grünen, CDU und SPD sowie die Pfarrer aus Sossenheim zugesagt. gre
Gäste verbrannten, andere sprangen in Panik aus dem Fenster in sechs Metern Höhe Prozeß um elf Tote im Restaurant "Koryo" begann Wirts-Ehepaar und städtische Bedienstete angeklagt Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Wegen der Brandkatastrophe im koreanischen Restaurant "Koryo" in der Hasengasse 10 in Frankfurt, bei der im März 1990 elf Menschen starben und sieben weitere schwer verletzt wurden, müssen sich seit Dienstag vier Angeklagte, das Wirts-Ehepaar und zwei ehemalige Bedienstete der Stadt, wegen fahrlässiger Brandstiftung vor der 27. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, die Feuerschutzbestimmungen auf sträfliche Weise mißachtet zu haben. Der Schutz sei so unzureichend gewesen, daß eine Konzession für das Restaurant gar nicht erst hätte erteilt werden dürfen. Die angeklagte Wirtin (45) wies die Vorwürfe als unzutreffend zurück, ihr Ehemann (48) äußerte sich gar nicht. Ein ehemaliger Außendienstmitarbeiter der städtischen Bauaufsichtsbehörde (62) lehnte eine Verantwortung für den Vorfall ab, wie auch sein damaliger Vorgesetzter (65) jedes Mitverschulden an dem verheerenden Brand von sich wies: "An diesem schrecklichen Ereignis trifft mich keine persönliche Schuld."
Laut Anklage waren am 7. März 1990 gegen 20.30 Uhr etwa 20 Gäste, darunter mehrere Kinder, in dem koreanischen Lokal, als in dem sogenannten Personalraum im Erdgeschoß der zweigeschossigen Gaststätte aus noch immer ungeklärten Gründen ein Feuer ausbrach. Eine Chance, über den regulären Eingang zu entkommen, gab es laut Anklage nicht, da die Holztreppe bereits in Flammen stand. Auch der Notausgang über ein zweites Treppenhaus soll den Gästen keinen Fluchtweg geboten haben, da er mit einem Kleiderständer versperrt war.
Fünf Amerikaner, darunter zwei Kinder, zwei koreanische Kellner, zwei Frankfurterinnen und ein englisches Ehepaar fanden in den Flammen oder beim panischen Sprung aus dem Fenster in sechs Metern Höhe den Tod, sieben Menschen wurden schwer verletzt.
Staatsanwalt Hans-Walter Müssig ist davon überzeugt, daß die katastrophalen Folgen des Brandes hätten verhindert werden können, wenn die vorgeschriebenen "Verkehrssicherungspflichten sorgfältig beachtet" worden wären.
Während der koreanische Gastwirt vorerst schweigt, äußerte sich am ersten von zwölf vorgesehenen Verhandlungstagen seine Frau mit einer zuvor gegebenen schriftlichen Erklärung. Zum einen sei der Personalraum, der laut Anklage "nicht genehmigungsfähig" war, bereits 1977, als sie in jenem Restaurant ihre Hochzeit gefeiert habe, unbeanstandet von ihrem Vorgänger benutzt worden. Und auch ihr habe das Ordnungsamt Ende 1985 eine Genehmigung zum Betrieb einer Gaststätte erteilt, die auch für diesen Raum gegolten habe.
Ihrer Aussage zufolge trifft es ebenfalls nicht zu, daß der Notausgang im ersten Stock durch einen Kleiderständer versperrt war. Vielmehr sei er "in voller Breite frei" gewesen. Kurz bevor der Brand ausgebrochen sei, habe sie das Lokal verlassen, um ihren Wagen aus dem Parkhaus zu holen. Bei ihrer Rückkehr habe sie ihren Mann und einige Angestellte beim Löschen eines Feuers im Erdgeschoß bemerkt. Sie sei sofort in den ersten Stock gelaufen und habe dort die Notausgangstür eigenhändig geöffnet. Einen Angestellten eines benachbarten japanischen Reisebüros habe sie angewiesen, die Feuerwehr zu rufen. Als sie zurückgekommen sei, war die Notausgangstür fast wieder zugefallen. Beim Versuch, sie erneut ganz zu öffnen, sei ihr heißer Qualm entgegengekommen, der ihr den Rückweg ins Lokal unmöglich gemacht habe. So sei sie auf die Straße vor das Lokal gelaufen und habe dort den Verletzten als gelern- te Krankenschwester Erste Hilfe geleistet.
Der ehemalige Außendienstmitarbeiter der städtischen Bauaufsicht schloß vor Gericht kategorisch aus, von einem "Personalraum", der im Erdgeschoß unter einer Treppe eingerichtet worden und in dem das Feuer schließlich ausgebrochen war, gewußt zu haben. Im Februar 1985 bei der routinemäßigen Überprüfung vor Ort sei von einem solchen Raum noch nicht die Rede gewesen. Die "laienhaften Ergänzungen" mit grünem Filzstift, die eine Trennwand symbolisierten, und das Wort "Personalraum" seien nachträglich, aber nicht von ihm, in den Bauplan eingezeichnet worden. Sein damaliger, mitangeklagter Vorgesetzter bekräftigte diese Aussagen und schob dem Ordnungsamt den "Schwarzen Peter" zu. Die Bauaufsicht habe nur zu prüfen, ob die eingereichten Pläne mit der Gegebenheiten vor Ort übereinstimmten und Stellungnahmen zu den Anträgen abzugeben. Zuständig sei jedoch das Ordnungsamt als "Prüf- und Genehmigungsbehörde für die Einhaltung der Vorschriften", die letztendlich auch die Konzession erteile.
Am kommenden Donnerstag sollen Gäste, die den Brand im "Koryo" überlebt haben, als Zeugen zu Wort kommen.
Für viele Weinfreunde sind sie längst ein jährlich wiederkehrender, fester Termin: die Weinkollegs im Badener Land. Schon seit 1975 veranstaltet der Badische Weinbauverband diese Seminare, bei denen Interessierten ein Querschnitt durch die Schätze aus Deutschlands südlicher Weinregion gegeben wird.
Für dieses Jahr ist allerdings nur eine Veranstaltung geplant: Sie soll vom 10. bis 12. Juni in Freiburg stattfinden. Das kulinarische und lehrreiche Wochenende in der Schwarzwaldmetropole kostet, allerdings ohne Übernachtung, 750 Mark pro Person.
Im Preis enthalten sind sämtliche Essen, die Weinproben, sowie mehrere Exkursionen, die unter anderem in die Weinlandschaft des Kaiserstuhls und in das Markgräflerland führen sollen. Informationen und Anmeldungen sind beim Badischen Weinbauverband erhältlich (Merzhauser Straße 115, W-7800 Freiburg, Telefon 07 61 / 40 99 47). FR
HÖCHST. Dort, wo vor wenigen Jahren Sean Connery den William von Baskerville für den Film "Der Name der Rose" mimte, führt eine Dia-Schau die Betrachter hin: ins Kloster Eberbach. Karl-Heinz Seidl zeigt seine Fotos während eines Abends des Vereins für Geschichte und Altertumskunde am heutigen Mittwoch, 27. Januar, um 19.30 Uhr im Kapellensaal des Bolongaropalastes.
Dabei vergleicht Seidl die Architektur des Klosters Eberbach mit anderen Zisterzienserklöstern aus ganz Europa. Auf diese Weise sollen die Zuschauer auch einen Eindruck über das Leben im zwölften Jahrhundert bekommmen. Die Mönche trugen wesentlich zu der Entwicklung ihres Umlandes bei - zum Beispiel bei der Landwirtschaft und beim Weinbau. Karl-Heinz Seidl zeigt seine Bilder in Überblendtechnik. gre
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse startete gestern erneut mit höheren Aktienkursen. Der Dow-Jones-Index legte 15,13 Punkte zu. Tags zuvor war er um gut ein Prozent auf einen Schlußstand von 3292,20 Zähler geklettert.
Aufwärts ging es auch in Fernost. Der Nikkei-Index der 225 Top-Titel stieg in Tokio um 205,18 Einheiten auf 16 492,63 Punkte.
Bei einem Einbruch in ein Damenmodengeschäft in der Großen Eschenheimer Straße in der Innenstadt haben unbekannte Täter in der Nacht zum vergangenen Sonntag Damenunterwäsche, Bademoden und teuere Nachtgewänder in einem Wert von insgesamt rund 200 000 Mark gestohlen.
Wie die Polizei mitteilte, hatten die Einbrecher die Vergitterung eines Lichtschachts entfernt, ein Kellerfenster unter dem Ladens eingeschlagen und im Untergeschoß das Lager sowie das gesamte Geschäft mit Ausnahme der Schaufensterdekorationen ausgeräumt. Die Polizei geht davon aus, daß die Täter zum Abtransport der Beute zumindestens einen Kleintransporter benutzten. enk
GELNHAUSEN. Auch wenn Jürgen Engel nicht im Polizeiauto auf Streife ist, verbringt er einen Teil seiner Zeit damit, sich um das Wohl anderer zu kümmern. Der 34jährige Polizeibeamte ist seit kurzem offiziell bestallter Kinderbeauftragter der Stadt Gelnhausen. Sein fünfjähriges Töchterchen Annabell wird den Papi von nun an wohl öfters mal mit anderen Kindern teilen müssen, denn er nimmt das Ehrenamt sehr ernst. Engel begreift sich nicht nur als "Angebot der Stadt", sondern will über diese reaktive Rollenbeschreibung hinausgehen und von sich aus mit Kindern, Eltern und allen einschlägigen Institutionen in Kontakt treten.
KRONBERG. "Am Schluß reden wir doch immer über Straßen, auch wenn wir mit Verkehrsvermeidung angefangen haben." Das Resümee von Uwe Stindt, Prokurist des im Aufbau befindlichen Rhein- Main-Verkehrsverbundes (RMV), war ironisch-bitter. Zwei Stunden lang hatten sich vier Experten und etwa 70 Bürger in der Kronberger Stadthalle die Köpfe heißdiskutiert. Die SPD hatte für ihre Reihe "Expertengespräche" diesmal das Thema Verkehr gewählt. Allein über Kronberg ließe sich da endlos reden - doch an diesem Abend sollte absichtlich etwas "großräumiger" gedacht werden.
Ein wichtiger Punkt war deshalb die Gründung des RMV, mit dem ein extremes Ungleichgewicht vielleicht verbessert werden kann: 92 Prozent aller Wege werden mit dem Auto gemacht, nur acht Prozent zu Fuß, mit Fahrrad oder dem Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) dämpfte die Erwartungen: Wenn der "Solidarpakt" der Bundesregierung umgesetzt werde, würden etwa 14 Milliarden Mark Ausbaukosten für den ÖPNV auf die Länder abgewälzt. Für Hessen bedeute das etwa eine Milliarde - das gefährde auch die Ziele des RMV.
Welteke setzte sich vehement für eine "integrierte Betrachtungsweise" der Verkehrsträger Straße, Schiene, Luft und Wasser ein. Durch eine Erhöhung der Mineralölsteuer müßte Geld für den Ausbau des ÖPNV beschafft werden.
Martin Peters vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) meldete da drastischere Forderungen an: Fünf bis sechs Mark pro Liter solle das Benzin kosten. Man müsse wieder mehr auf Nähe und Dezentralisierung setzen, um die Menschen nicht noch weiter von ihren Arbeitsplätzen zu entfernen. Dem schlossen sich die meisten Zuhörer an: Gewerbegebiete dürften nur noch genehmigt werden, wenn in der Nähe auch Wohnungen geschaffen werden, forderte einer unter viel Beifall. Das, erinnerte Welteke, liege in der Hand der Kommunen. Einig war man sich über eines: "Wir brauchen den Verzicht", sagte Moderator Florian Schwinn vom Hessischen Rundfunk zum Schluß, "und Mobilität im Kopf." esi
HEUTE LESEN SIE
Israel Ghali droht mit Sanktionen Seite 2
Leitartikel Umdenken in der Drogenpolitik Seite 3
Max Streibl Flugzeugbauer bezahlte Reisen Seite 4
Dokumentation Friedensbericht 1992 Seite 12
Wirtschaft Postkunden im Streß Seite 13
Frankfurt Prozeß um Brand im Restaurant Seite 23
Kulturspiegel Videokünstlerin Dara Birnbaum Seite 27
Hessen Umstrittene Privatisierung Seite 28
Aus aller Welt Frachter vor Helgoland in Seenot Seite 30
Fernsehen und Funk Seiten 9+10
Roman Seite 11
Filmspiegel Seite 11
Börse Seite 15
Freie Aussprache Seite 17
Polizei faßte den Mann, der "Momo" ertränken wollte
Die Polizei hat den Mann gefaßt, der in der Nacht zum vergangenen Donnerstag den vier Jahre alten Hovawart-Mischlingshund "Momo" am Eisernen Steg im Main ertränken wollte. Es handelt sich um einen 35 Jahre alten Frankfurter Möbelpacker, der beim 8. Polizeirevier die Tat inzwischen gestanden hat. In seiner Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in der Innenstadt, die er gemeinsam mit drei Kollegen bewohnt, sei es mit dem Tier zu eng geworden. Nachdem er erkrankt sei, habe er sich um den Hund nicht mehr kümmern können. Es kam zum Streit mit den Mitbewohnern über den weiteren Verbleib des Hundes. In alkoholisiertem Zustand habe er sich dann entschlossen, das Tier zu töten.
Wenige Stunden nach diesem Geständnis bekamen die beiden Abiturienten Dirk Hoffmann und Norbert Roth von der Elisabethenschule, die "Momo" gerettet hatten, von Polizeivizepräsident Peter Frerichs insgesamt 1000 Mark und jeweils einen Kassettenrecorder überreicht - Spenden von Bürgern, die die Hilfsbereitschaft des 19- und des 20jährigen honorieren wollten.
Der Täter hatte die Polizei selber auf seine Spur gesetzt. Aufgeschreckt durch die Berichte in den Medien über die Tierquälerei hatte er sich am Freitag im Tierheim in Fechenheim gemeldet und behauptet, das Tier mit richtigem Namen "Benny" vor kurzem an einen Kumpel namens "Theobald K." verkauft zu haben.
Oberkommissar Walter Hofmann vom 8. Polizeirevier in Sachsenhausen ging dieser Behauptung nach. Ermittlungen ergaben: "Theobald K.", tatsächlich ein alter Bekannter des 35jährigen, war bereits vor fast neun Monaten gestorben, was der Täter nicht wußte. Als Hofmann den Möbelpacker, der bis 1987 obdachlos war, mit diesem Ermittlungsergebnis konfrontierte, legte er ein Geständnis ab.
Der Mann wurde nach seiner Vernehmung wieder freigelassen, da er einen festen Wohnsitz hat. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. "Momo" alias "Benny" ist im Fechenheimer Tierheim auf dem Weg der Besserung. Wie die Leiterin des Tierheims Renate Karavit sagte, will man ihn dort auch noch einige Zeit behalten, bis die Kopfwunde verheilt ist. Inzwischen haben sich in Fechenheim Dutzende von Tierfreunden aus ganz Deutschland und sogar der Schweiz gemeldet, die den Hund nehmen wollen. "Am liebsten aber", so sagte Renate Karavit, "wäre uns dann schon eine Frankfurter Familie, die auch über einen großen Garten verfügt".
Polizei-Vize Frerichs lobte im Präsidium die reich beschenkten Schüler. "Ihr Verhalten zeigt", meinte er, "daß es in unserer recht anonymen Gesellschaft noch Hilfsbereitschaft gibt."
Dirk Hoffmann und Norbert Roth wollen von dem gespendeten Geld 200 Mark an das Tierheim Fechenheim weitergeben. enk
"Helden" auf der Piste, fern vom Stau
Der "Hypergeschwindigkeitscountdown" beginnt knapp neben dem "Todesstern", der wiederum nicht weit entfernt ist von R 2 D 2. Der kleine Roboter, der "Star-wars"-Kennern geläufig ist, wackelt ein bißchen und dreht seinen Metallkopf, wenn er von der Kugel angetickt wird. Die schießt "Darth Vader" durch die Gegend, begleitet von intergalaktischem Sound, leibhaftig vor dem flimmernden und summenden Kasten stehend. "Du bleibst bis 17 Uhr hier", weist ihn sein irdischer Vorgesetzter an, und der junge Mann im schwarzen Kostüm nickt ergeben unter seiner Plastikmaske.
"Darth Vader" konnte in Ruhe weiter flippern: Bei der IMA ("Internationale Fachmesse Unterhaltungs- und Warenautomaten") war am ersten Tag noch nicht viel los. Von heute an zeigen die Automatenhersteller auf dem Messegelände ihre Neuheiten, die so neu nicht sind. Ein Flipper bleibt ein Flipper, auch wenn der Vertreiber des neuen "Star wars"-Gerätes behauptet, die Film-Trilogie von George Lukas sei "so perfekt" umgesetzt, "daß die Spannung des Kinoerlebnisses ohne Abstriche im Flipper wiederzufinden ist". Die Kugel - und die Münzen - rollen wie immer die vorgesehenen Bahnen entlang.
Wenig neue Spielideen, aber veränderte Details und ein neues Gewand - das scheint der Trend zu sein. Wenngleich Altbewährtes nicht zu übersehen ist: Der Kickerkasten ist nach wie vor im Angebot, Darts und Slotmachines gehören zu den unverwüstlichen. Nicht wenige Münzautomaten bitten mit einst exotisch klingenden Namen ("Miami", "Casablanca") sowie starken Männern und schönen Frauen auf der Frontseite um finanzielle Zuwendung.
Die hat die Branche bitter nötig, denn die Umsatzkurven weisen deutlich nach unten. Die Kosten steigen, der Spieltrieb in der Kneipe läßt nach. Zur Zeit feilschen die Hersteller um einen Groschen. Von 30 auf 40 Pfennig soll der Spieleinsatz steigen, doch der Gesetzgeber hat noch nicht entschieden.
So versuchen die Anbieter mit schönen Illusionen die Spielerinnen und Spieler vor den Monitor und den Geldschlitz zu bringen. Im Formel 1-Cockpit legen die "Helden" der Rennbahn ein Tempo vor, das angesichts der realen Staulage nicht zu erreichen ist. Per Knopfdruck lassen sich die Mannen des "Dream Teams" mit anfeuernden Kommentaren aus dem Off über das Basketballfeld jagen. In der Brutalo-Ecke ballern Revolverhelden imaginäre Feinde um, die jetzt schon in Spielfilmqualität über den Monitor hasten. Ein Totengräber gratuliert bei jedem Treffer: Angriff ist die beste Verteidigung auf dem hart umkämpften Automaten-Markt. vo
1
SAARBRÜCKEN, 26. Januar. In der Affäre um den saarländischen Ministerpräsidenten und amtierenden Bundesratspräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung von Staatsorganen aufgenommen. Ermittelt wird nach Angaben der Saarbrücker Staatsanwaltschaft, deren Akten nach Karlsruhe unterwegs sind, gegen den in Frankreich als Freigänger inhaftierten Hugo Peter Lacour. Der Kriminelle, gegen den im Saarland ein Haftbefehl wegen Mordverdachts vorliegt, soll Kontakte zu führenden Saar-Politikern unterhalten haben.
Gleichzeitig hat die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Leibwächter und Vertrauten Lafontaines, Totila Schott, wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Waffengesetz eingeleitet.
Lafontaine selbst bezeichnete nach tagelangem Schweigen am Dienstag vor der Presse in Saarbrücken "Gerüchte" über seine mögliche Erpreßbarkeit durch "kompromittierende Fotos" als "das haltlose Gerede eines Psychopathen".
Nach Angaben von Staatsanwalt Peter Arweiler verfüge die Ermittlungsbehörde in der saarländischen Landeshauptstadt "über ausreichende Hinweise, um einen Anfangsverdacht wegen versuchter Nötigung eines Staatsorganes zu bejahen". Das Verfahren richte sich gegen Lacour, der lange Zeit als Chef der Saarbrücker Unterwelt galt. Anlaß für diesen Verdacht seien aber nicht die Presseveröffentlichungen über die Einbindung von prominenten Saarpolitikern ins Halbweltmilieu gewesen, sagte Arweiler. Die Hinweise hätten sich konkret auf die "Nötigung von Mitgliedern der Landesregierung" bezogen. Weitere Angaben lehnte Arweiler ab, da das Verfahren am Dienstag zuständigkeitshalber an die Bundesanwaltschaft abgeben worden sei.
Inzwischen wurde von Lafontaine eingeräumt, daß sein Leibwächter und Mann für besondere Aufgaben in der Staatskanzlei, Totila Schott, vor zwei Jahrzehnten in Frankreich inhaftiert gewesen sei. Die französischen Behörden hatten ihn wegen der Beteiligung an Raubüberfällen und zeitweise wegen des Verdachtes der Beihilfe zum versuchten Totschlag über zwei Jahre in Untersuchungshaft gehalten und dann ohne Verurteilung, allerdings mit Aufenthaltsverbot für Frankreich, nach Deutschland abgeschoben.
Lafontaine bekannte sich zur "Chance der Resozialisierung" seines befreundeten Mitarbeiters, der sein durch das besondere Verhältnis zum Ministerpräsidenten geprägtes Arbeitsverhältnis mit dem Saarland zum 2. April aufgelöst hat.
Außerdem wird gegen Schott, der vor Fernsehkameras Hinweise auf mögliche Erpressungsvideos gegeben und mehrfache Kontakte zu Lacour eingeräumt hat, wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Er hatte unlängst bei einer Auseinandersetzung in einer Gaststätte seine Waffe gezogen. Der Saarbrücker Zeitung sagte Schott, der zeitweise Aufgaben als privater Beschützer Lafontaines anstelle des offiziellen Personenschutzes übernommen hatte, er habe die ungeladene Waffe aus seinem Schreibtisch in der Staatskanzlei mitgenommen.
Staatsanwalt Arweiler wertet diese Aussage quasi als "öffentliches Geständnis". Zur Zeit werde davon ausgegangen, daß Schott bei dem Vorfall keine Waffe mehr bei sich habe tragen dürfen. Für die Bewaffnung Schotts hatte sich wegen der Beschützerrolle für Lafontaine die Staatskanzlei in Saarbrücken eingesetzt. Lafontaine teilte am Dienstag in einer Erklärung mit, daß sich seine "Befassung" mit dem wegen Mordverdachtes gesuchten Lacour auf zwei Punkte "beschränkte". Als Ministerpräsident seien "zahlreiche Gnadengesuche" Lacours an ihn gerichtet gewesen. Als Oberbürgermeister Saarbrückens habe er sich 1977 mit einem Antrag Lacours, dessen Ausweisung aufzuheben, "befassen" müssen. Diesen Antrag habe er abgelehnt. Seither habe Lacour, so vermutet Lafontaine, "offenbar Gerüchte über angeblich mich kompromittierende Fotos gestreut". Außerdem habe er die Berichte über seine angeblichen Kontakte zur Unterwelt "einem Presserechtler übergeben", um rechtliche Schritte zu prüfen.
Lafontaine, der sich als "nicht erpreßbar" bezeichnete und versicherte, daß es keine kompromittierenden Fotos von ihm gebe, muß am Montag nächster Woche über die Affäre dem saarländischen Landtag in einer Sondersitzung zur Verfügung stehen. Danach wird die CDU darüber entscheiden, ob zur weiteren Aufklärung auch ein Untersuchungsausschuß eingerichtet wird.
Künstler und Handwerker
Künstler aus der ganzen Republik werden am Sonntag, 31. Januar, im Bürgerhaus Bensheim-Auerbach zwischen 11 und 18 Uhr bei einem Kunst- und Handwerkermarkt einen Einblick in ihre kreatives Schaffen geben. Die Veranstaltung soll Besuchern durch Vorführungen Gelegenheit geben, Anregungen für ihr eigenes Hobby zu holen. Die Ausstellungsstücke können gekauft werden. FR
Kleine FR
SPD-Prominenz zum Wahlkampfauftakt NEU-ANSPACH. Mit Heidemarie Wieczorek-Zeul als Hauptrednerin veranstaltet die SPD heute abend ab 20 Uhr im Bürgerhaus ihren Wahlkampf-Auftakt.
Pflegegemeinschaft plant Umweltwoche NEU-ANSPACH. Die Pflegegemeinschaft Hausen-Arnsbach will vom 17. bis 21. Juni eine Umweltwoche veranstalten. Thema wird auch die Taunusbahn sein.
BAD HOMBURG. Wer staatlich geprüfter Fischer werden will, kann sich beim "Frankfurter Fischereiverein" in Bad Homburg vorbereiten. Der Club hat noch Plätze in seinem nächsten Kurs frei. Los geht&rquote;s am Dienstag, 2. Februar, um 18.45 Uhr in der Bürgermeister-Albin-Göring- Halle in Ober-Eschbach, Massenheimer Weg 1.
Näheres erklärt der Vorsitzender Günter Vogler unter Tel. 0 61 72 / 4 26 45. ill
Telefonkarten und Uhren
Eine Telefonkarten- und Swatch-Uhrenbörse soll am Samstag, 30. Januar, in Mühlheim bei Frankfurt Sammler aus dem ganzen Bundesgebiet anlocken. Getauscht und verkauft werden kann zwischen 11 und 16 Uhr im Bürgerhaus (Dietesheimer Straße 90). FR
370 Unterschriften hatten die Klassensprecher der Fürstenbergerschule bei ihren Mitschülern gesammelt. Gemeinsam begaben sie sich jetzt zum Staatlichen Schulamt, um ihren geballten Protest zur Kenntnis zu bringen. Das Ergebnis war enttäuschend. Zweimal seien sie "schroff zurückgewiesen" worden und mit ihrem Anliegen erst gar nicht zu dem zuständigen Beamten durchgedrungen, beklagte der stellvertretende Schulsprecher Tom Wagner.
Dabei war es den Schülern durchaus ernst gewesen. Zu Beginn des neuen Schulhalbjahres am 1. Februar soll eine beliebte Mathematik- und Physiklehrerin an eine andere Schule gehen. Das wäre noch zu verschmerzen, wenn es nicht die dritte Lehrkraft in diesem Halbjahr wäre, die der Fürstenbergerschule auf Geheiß des Staatlichen Schulamtes den Rücken zukehrte.
Gerade für die Schüler der zehnten Klassen, die auf ein gutes Abgangszeugnis hoffen, um an ein Gymnasium zu wechseln oder eine Lehrstelle ihrer Wahl zu finden, sei es sehr störend, wenn sie immer neue Lehrer vorgesetzt bekommen, bemängeln Schülersprecher.
Im Staatlichen Schulamt kamen sie mit dieser Beschwerde gar nicht an den zuständigen Mann. Beim ersten Versuch scheuchte der eiligst herbeitelefonierte Schulleiter die Jungen und Mädchen wieder in die Schule zurück. Und als sie am Nachmittag erneut vordringen wollten, standen sie anderthalb Stunden auf dem Gang herum, ohne einen Gesprächspartner zu finden, schildert es Tom Wagner. Bis sich schließlich doch noch ein "freundlicher Herr" erbarmt habe, die 370 Unterschriften entgegenzunehmen. luf
14 Monate ist es her, daß der Ortsbeirat 2 ergänzende Maßnahmen zur Tempo-30-Zone Bockenheim beschlossen hat. So sollten beispielsweise Sperrbügel den Kurfürstenplatz von Autos freihalten, auch hätten in einigen Straßen die Längs- durch Schrägparkplätze ersetzt werden sollen. Geschehen ist nichts. Mit einem erneuten Antrag fordern die Grünen jetzt den Magistrat auf, den alten Beschluß umzusetzen. Das fand den einhelligen Beifall aller Fraktionen. mic
An der Eschersheimer Landstraße werden weder Bäume gepflanzt noch Fahrradständer aufgestellt; auch ein Fahrradstreifen wird auf der Straße nicht markiert, weil Geld fehlt. "Mit einer baldigen Realisierung" der an sich wünschenswerten Anpflanzungen, so der Magistrat in einem Bericht an den Ortsbeirat 2, sei nicht zu rechnen. Das Gremium hatte im September vergangenen Jahres gefordert, das Straßenstück zwischen Holzhausen- und Fichardstraße zu begrünen. mic
Einen Platz für Sprayer hat der Ortsbeirat 2 beantragt. Auf Initiative der Grünen hat das Gremium den Magistrat aufgefordert, so schnell wie möglich gesondert ausgewiesene Wände für Graffitikünstler bereitzustellen. Gegen die Forderung stimmten FDP und CDU, SPD und Grüne unterstützten sie. mic
BAD HOMBURG. Über ein Jahr zeigte sich die Abteilung Abfallbeseitigung im Stadthaus gegenüber den Gewerbetreibenden kulant. Jetzt ist die Schonzeit vorbei. Ab sofort werden Gewerbetreibenden auf dem Bauhof keine Transportverpackungen mehr abgenommen. Das bedeutet, die Händler müssen sich - wie es die entsprechende Verordnung von Verpackungsabfällen vorsieht - selbst darum bemühen, wie sie den Abfall loswerden.
Seit Juni 1991 ist geregelt, was unter Transportverpackung zu verstehen ist und was damit zu geschehen hat. Ziel ist es, die Verpackungsflut zu brechen. Zur Rücknahme verpflichtet, besagt die Verordnung, sind die Hersteller und Betreiber. Die Rücknahmepflicht des Dualen Systems Deutschland ("Grüner Punkt") bezieht sich lediglich auf die Verkaufsverpackung, also nicht auf die Um- und Transportverpackung.
Die Stadtverwaltung empfiehlt den Gewerbetreibenden, sich mit den Herstellern der Produkte in Verbindung zu setzen, sofern ihnen noch unbekannt ist, wie sie den Abfall wieder loswerden. Jedenfalls nicht mehr auf dem Bauhof oder dem Recycling-Hof in Ober-Eschbach. off
Als eine "Große Koalition in der Verkehrspolitik" haben die Grünen die Bereitschaft der Sozialdemokraten im Riederwald sowie der SPD-Stadtverordnetenfraktion gewertet, die Ostumgehung A 661 mit der zur Zeit am Hessencenter endenden Autobahn A 66 durch den Riederwaldtunnel zu verbinden. Diese Forderung "kurz vor der Kommunalwahl" bedeute den "Verzicht auf eine sinnvolle Verkehrspolitik".
Während die CDU stets für das Tunnelprojekt war, lehnen die Grünen das 250 Millionen Mark teure Vorhaben ab. Sie wollen die A 66 lediglich an die Bundesstraße B 8 / 40 anschließen und über die Hanauer Landstraße mit dem Kaiserleikreisel verknüpfen. gang
VORDERTAUNUS. In der Nacht von Sonntag auf Montag waren im Vordertaunus wieder mal die Einbrecher unterwegs. Um Mitternacht hörte ein Anwohner der Taunushalle im Kronberger Stadtteil Schönberg verdächtige Geräusche und stellte beim Nachsehen fest, daß ein Mann versuchte, die Plastikkuppel auf dem Flachdach aufzuhebeln. Er sprach den Mann an, der sofort flüchtete. Die herbeigeeilte Polizei suchte die Umgebung erfolglos ab. Gestohlen wurde nichts.
Gegen 1.20 Uhr beobachtete ein Bürger in Oberursel einen Mann, der aus dem Fenster der Grundschule Nord guckte. Der Zeuge verständigte die Polizei, bis zu deren Eintreffen der Mann allerdings im Dunkeln verschwunden war. Er soll etwa 1,80 Meter groß gewesen sein und trug leicht gelockte Haare sowie eine dunkle Bomberjacke.
Irgendwann in dieser Nacht brachen unbekannte Täter schließlich noch in eine Tankstelle in der Eschborner Straße in Steinbach ein. Sie stahlen Zigarettenpäckchen im Wert von mehreren tausend Mark sowie eine höhere Summe Bargeld. esi
BAD HOMBURG. "Naomi Sparwasser" nennen sich die beiden Kabarettisten Volker Janssen und Dirk Farin, wenn sie als Duo Dampf ablassen. Der Name stammt aus dem Telefonbuch - aber das ist auch schon alles, was die beiden nicht selbst gemacht haben, wenn sie ihre satirischen Ansichten über die Dinge des Lebens vortragen. Wer das Programm der beiden sehen und hören möchte, sollte sich zwei Termine merken: Am Mittwoch, 3. Februar, gastieren sie in der Humboldtschule und am Freitag, 12. Februar, in Friedrichsdorf in Garnier's Keller. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr
"Immer die alten Neuigkeiten" nennt Nico Nicolai sein Musikprogramm mit Liedern, die "Überflüssiges und Unwichtiges über die Liebe" berichten. Es sind kabarettistische, humoristische und besinnliche Songs von Rudolf Nelson, Fritz Grünbaum, Otto Reutter und Claire Waldoff. Nicolai gastiert mit seinem Programm am Donnerstag, 4. Februar, 20 Uhr in der Stadtbibliothek, Dorotheenstraße 22. Kostenlose Eintrittskarten können unter Tel. 06172/100477 bestellt werden. nau
BAD HOMBURG. 22 000 Mark Schaden entstand bei einem Auffahrunfall dienstag früh auf der Hohemarkstraße. Ein Autofahrer wollte nach links in ein Grundstück einbiegen, ein nachfolgender bremste ab, ein Bus schaffte das nicht mehr und fuhr auf. Alle drei Fahrzeuge wurden beschädigt. s
LIEDERBACH. Nach dem spektakulären Überfall auf einen Geldtransport der Post in Liederbach, bei dem bisher unbekannte Täter 61 000 Mark erbeuteten, glaubt die Frankfurter Kriminalpolizei, eine "heiße Spur" gefunden zu haben: Sie sucht einen jadegrünen VW Golf, Baujahr 1986, Kennzeichen HG - HE 352.
Eine Zeugin will kurz nach der Tat in der Nähe des Postamtes zwei Männer gesehen haben, die mit einem unbeleucheteten Wagen wegfuhren. Das kam der Frau komisch vor, sie notierte das Kennzeichen und meldete sich bei der Polizei.
Dort war der Golf schon als gestohlen gemeldet; geknackt worden war er vermutlich zwischen 24. Januar, 7 Uhr, und 25. Januar, 7.30 Uhr, in der Obermainanlage, Kreuzung Schwanenstraße.
Der gestohlene Golf könnte somit beim Überfall benutzt worden sein. Die Polizei sucht Zeugen, die Angaben über das Auto oder die Insassen machen können (Telefon 0 69 / 755-40 12 und -40 40). md
Kleine FR
Noch Karten da OBERURSEL. Für die Sitzung des Karnevalvereins Frohsinn am heutigen Freitag, 29. Januar, 19.11 Uhr, und am Sonntag, 7. Februar, 15.31 Uhr, sind noch Karten bei Uhren-Helfrich erhältlich. Karten für die zweite Fremdensitzung der Hedwistaner am Samstag, 13. Februar, 19.51 Uhr, im Hedwigsheim, Freiherr-vom- Stein-Straße 8 a, können bestellt werden bei Walter Tutsch, Tel. 0 61 71 / 2 37 98. Karten für den Rosenmontagsball dort gibts an der Abendkasse. Blumenpflege KÖNIGSTEIN. Tips zur Blumenpflege gibt Karl Flamme am Freitag, 29. Januar, von 14 bis 17 Uhr in der Altenbegegnungsstätte in der Kugelherrnstraße 6. Teenie-Disco KÖNIGSTEIN. Teenies von zehn bis 15 Jahren sind am Freitag, 29. Januar, zur Disco ins Jugendhaus eingeladen. Von 18-22 Uhr werden die Top 20 Videos aus Europa gespielt und Charts aufgestellt. ADFC setzt neue Arbeitsschwerpunkte OBERURSEL. Die Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) spricht am Samstag, 30. Januar, 15 Uhr, im Ferdinand-Balzer-Haus, Am Rahmentor 25, über neue Schwerpunkte in der Ortsgruppenarbeit, etwa Fahrradtechnik und Verkehrsgestaltung. Grüne wandern auf den Altkönig STEINBACH. Mit dem 72er Bus starten die Grünen am Samstag, 30. Januar, ihre Tour auf den Altkönig. Von der Endhaltestelle "Roter Hang" geht es dann zu Fuß zum Gipfel. Treffpunkt: 10 Uhr, HL- Markt, Berliner Straße. Narrensitzungen KÖNIGSTEIN. Der Vorverkauf für die beiden närrischen Sitzungen der Falkensteiner Vereine beginnt am Samstag, 30. Januar, von 10 bis 11.30 Uhr im Bürgerhaus. Die Sitzungen finden am Samstag, 13. Februar, um 19 Uhr und am Sonntag, 14. Februar, um 16 Uhr im Bürgerhaus statt. Benefizkonzert KÖNIGSTEIN. Ein Benefizkonzert für die Aktion "Bürger helfen Bürgern" beginnt am Samstag, 30. Januar, in der Pfarrkirche St. Marien. Der Mandolinen- Club Falkenstein spielt klassische Werke. CDU Sprechstunde mit Martin Heubel OBERURSEL. Die CDU-Stadtverordnetenfraktion hält am Montag, 1. Februar, ihre wöchentliche Bürgersprechstunde von 17 bis 18 Uhr im Rathaus. Gesprächspart- ner ist Martin Heubel. Er ist unter Tel. 50 22 28 während der Sprechzeit zu erreichen. Werkangebote für Kinder KÖNIGSTEIN. Die nächste Bastelstunde für Kinder ab 6 Jahren findet am Montag, 1. Februar, um 15 Uhr im Jugendhaus statt. Gebastelt werden Faschingskostüme aus Papiersäcken. Das Material wird bereitgestellt. Anmeldung unter Rufnummer 57 11 oder 20 23 03, montags bis freitags von 16 bis 22 Uhr.
PEKING, 26. Januar (dpa). Zum Abbau des hohen Defizits im Staatshaushalt müsse China 30 Millionen Arbeitskräfte in Regierungsämtern freisetzen, erklärte der stellvertretende Finanzminister Xiang Huaicheng. Der "China Daily" sagte Xiang am Dienstag, trotz des hohen Wirtschaftswachstums seien die Staatseinnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben auch 1992 weiter zurückgegangen.
Das Defizit im Staatshaushalt 1992 liegt nach seinen Angaben bei umgerechnet 3,5 Milliarden Dollar. Dazu kommen die Auslandsverschuldung in Höhe von 30 Milliarden und die innere Verschuldung in Höhe von rund sieben Milliarden Dollar.
Für das Loch im Staatshaushalt machte Xiang an erster Stelle die Ineffizienz der Staatsbetriebe verantwortlich. Gegenwärtig operiere ein Drittel davon mit Verlusten und ein weiteres Drittel mit "verdeckten Verlusten".
OBERURSEL. Die plötzliche Eisglätte führte in Oberursel am Montagabend zu drei Unfällen mit zum Teil erheblichen Sachschäden. Zum ersten Mal wurde die Polizei gegen 22.15 Uhr zur B 455 gerufen. Ein Fahrer war auf dem Weg von Oberursel nach Königstein infolge Schneeglätte ins Schleudern geraten und im Straßengraben gelandet. Schaden: 7600 Mark.
Um 0.45 Uhr krachte es zum zweiten Mal, und zwar auf dem Zimmersmühlenweg Richtung Weißkirchner Straße. Der Fahrer war etwa 150 Meter vor der Abzweigung nach Stierstadt auf der glatten Fahrbahn nach links von der Straße abgekommen und an einer Straßenlaterne gelandet. 8000 Mark Schaden.
Am heftigsten beutelte es dann, ebenfalls auf dem Zimmersmühlenweg, gegen 1.25 Uhr einen Autofahrer. Wie die Polizei vermutet, kam er infolge von Alkoholgenuß plus überhöhtem Tempo ins Schleudern. Zunächst knallte er gegen eine Bushaltestelle am rechten Fahrbahnrand, wurde dann zurückgeschleudert und kam im Vorgarten des gegenüberliegenden Grundstücks zum Stehen. Der Schaden betrug 11 300 Mark, sein Führerschein wurde einbehalten. esi
Blick ins Angebot
Kurs-Kooperation
"Wahlkampfpirouetten" zum Schaden des Frankfurter Zoos sieht Kulturdezernentin Linda Reisch bei der CDU. Mit dem Vorschlag der OB-Kandidatin Petra Roth, am Niederurseler Hang Wohnungen zu bauen, wo bislang noch die Erweiterung des beengten Innenstadt-Zoos geplant ist, vernachlässige sie die Planungssicherheit für den "wichtigsten Freizeitpark der Stadt".
Die Entwicklung des Innenstadtzoos müsse abgestimmt werden mit dem Außenzoo. Aus diesem "Puzzle mit Lebewesen" ließen sich nicht einfach einzelne Bausteine klauen, sagt Reisch. So müsse das Raubtierhaus modernisiert werden. Löwen hätten dann Platz im City-Zoo. Für Katzen, die viel Gelände brauchten, werde am Niederurseler Hang geplant. Wenn die CDU jetzt die Erweiterung am Niederurseler Hang aufgebe, sei innerhalb der Stadt nichts mehr möglich. luf
KARSTEN BRANDT, Vorsitzender der Jungen Union (JU) Neu-Anspach, ist in der Jahreshauptversammlung in seinem Amt bestätigt worden. Wiedergewählt auch sein "Vize" Jens Kröger und JU-Geschäftsführer Andreas Moses. Beisitzerin Jutta Reger konnte unter den "Junioren" ein ungewöhnliches Jubiläum feiern: Sie ist seit mittlerweile 17 Jahren im Vorstand. Neu dabei ist künftig Holger Brandt.
WIESBADEN. SPD und Grüne sehen die gesamte Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Frage gestellt, wenn es bei den Bonner Plänen bleibt, wonach der Bund sich ganz aus der ÖPNV-Finanzierung zurückziehen will. Diese Pläne im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" werden bislang von allen Ländern als inakzeptabel abgelehnt. Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) bezifferte den Fehlbetrag für Hessen durch die Vorschläge der Bonner CDU/ FDP-Koalition vor dem Landtag auf jährlich mehr als eine Milliarde Mark.
Als Konsequenz würde der Bau der S- Bahn-Strecken von Frankfurt nach Hanau, Darmstadt und in den Rodgau nicht fortgesetzt werden können. Die nordmainische S-Bahn nach Hanau und das dritte Bahngleis bis Bad Vilbel müßten ebenso ganz gestrichen werden wie der Ausbau von Straßenbaunlinien in Darmstadt und Kassel oder die geplante S-Bahn-Station Messe in Frankfurt.
Die Bonner Sparpläne werden, so Welteke, zu einem Aus für die Verkehrspolitik in den Ländern führen. Mit rot-grüner Mehrheit protestierte der Landtag gegen den Ausstieg des Bundes aus dem ÖPNV. Er forderte die Landesregierung auf, der Bahnreform im Bundesrat nur zuzustimmen, "wenn bundesrechtlich eindeutig und langfristig gesichert die notwendigen Mittel für den ÖPNV und den Regionalverkehr bereitgestellt werden". me
USINGEN. Der Lions Club Usingen- Saalburg lädt zu seinem traditionellen "Saalburg-Forum" ein. Am Mittwoch, 3. Februar, werden Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kirche zu aktuellen Themen Rede und Antwort stehen. Als Referenten auf dem Podium treten auf Landrat Jürgen Banzer, der Geschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Klaus Lippold, Pröbstin Gundel Neveling-Wagner, die Landtagsabgeordnete Inge Velte und der Rowenta- Geschäftsführer Klaus Wendt. Die Gesprächsleitung hat Dietrich Ratzke von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Die Veranstaltung findet um 19 Uhr in der Aula der Christian-Wirth-Schule in Usingen statt. Der Eintritt ist frei. cn
FLÖRSHEIM. An der Schleuse im Flörsheimer Industriegebiet hat die Feuerwehr am Montag mittag eine Wasserleiche aus dem Main geborgen. Die bisher nicht identifizierte Frau war nach Angaben der Polizei von gestern etwa 30 bis 40 Jahre alt und von kräftiger Statur. Sie hatte schulterlange Haare und war mit einer blauen Strickjacke und weißen Tennissocken bekleidet. Am Hals trug sie eine großgliedrige Goldkette und an der linken Hand einen Goldring mit grünem Stein. Die Todesursache ist unklar.
Wer kannte die Frau? Hinweise an die Flörsheimer Polizei, Tel. 0 61 45 / 20 01. md
"Das ist schon ein Hammer", meinte Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) und sorgte sich im Umweltausschuß der Stadtverordnetenversammlung um die Gesundheit der Abgeordneten: " . . . daß sie mir nicht in Ohnmacht fallen."
Grund der Sorge ist die Kostenexplosion bei der von Bonn und dem Darmstädter Regierungspräsidenten (RP) geforderten Erweiterung und Umrüstung der Zentralen Schlammentwässerungs- und -verbrennungsanlage (SEVA) in Sindlingen. Der Preis - so mußte Koenigs den Parlamentariern berichten - hat sich fast vervierfacht: von 1991 kalkulierten 46 Millionen Mark auf jetzt 165 Millionen.
Daß die SEVA - sie ist seit 1981 in Betrieb, sie entwässert und verbrennt täglich 2400 Tonnen Schlamm aus den Klärwerken Niederrad und Sindlingen - die Frankfurter Steuerzahler so teuer zu stehen kommt, hat der Bundesgesetzgeber verursacht. Der hat in der "17. Verordnung zum Bundesimmissionsschutzgesetz" und im "Anhang zur 47. Abwasserverwaltungsvorschrift" neue Auflagen festgeschrieben. Und der Darmstädter RP sucht die "mit hochnotpeinlichen Bescheiden" (Koenigs) an die Stadt Frankfurt auch durchzusetzen.
So muß für die SEVA eine komplette vierte Ofenstraße gebaut werden. "Das ist notwendig, um die drei alten Straßen nach den neuen Vorschriften sanieren zu können", erklärt Koenigs, "sonst könnten wir die Kapazitäten nicht halten" - was fatale Folgen hätte. Der Umweltdezernent: "Wenn wir zuviel Klärschlamm haben und den nicht mehr verbrennen können, dann geht das Zeug in den Main. Und das wäre wirklich eine uferlose Schweinerei."
Neben der neuen Straße wird von den Frankfurtern auch noch eine Kraft-Wärme-Koppelung für die SEVA gefordert; es muß eine "zentrale Leittechnik" installiert werden. Zudem - so die Forderung - sei der gesamte Betrieb "auf Vollautomatisierung" umzustellen.
In die Millionen gehen auch, so hat man es im Römer hochgerechnet, die Kostensteigerungen, die "beim Bau" bis 1996 zu erwarten sind. Ganz zu schweigen von zusätzlichen Ingenieurleistungen, Gutachten, Planungsausgaben, Geld für Ersatzteile und Provisorien "während der Umbau- und Umstellungsphase".
"Mein Gott, kann man das nicht etwas billiger machen?" fragte ein Ausschußmitglied. Koenigs hat da noch ein wenig Hoffnung. Basis und Kernstück der städtischen 165-Millionen-Kalkulation ist nämlich ein Voranschlag und Angebot der Firma Lurgi. Bei dem können sich die Klärschlamm-Fachleute einen satten Betrag ("so um die 15 Millionen Mark") nicht "so recht erklären: Wir wissen nicht, wie die auf diese Größenordnungen kommen." Deshalb habe man die Kalkulation auch an die Preisprüfungsstelle des RP gegeben: Der soll das Angebot scharf unter die Lupe nehmen.
Parallel dazu hat die Stadt Frankfurt noch eine Offerte, ein sogenanntes "Richtpreisangebot", der Lurgi-Konkurrenz Nöll angefordert. Die liege ja vielleicht etwas günstiger, wünscht sich Koenigs und hofft gar "auf eventuell 15 Millionen Differenz". peh
GELNHAUSEN. Längst ist Spasa Milasinovic den Gelnhäusern wohlbekannt. Und doch: Wer ihre jüngste Ausstellung in der "Galerie Ambiente" sieht, der staunt einmal mehr ob ihrer enormen schöpferischen Energie. Die Handschrift ist unverkennbar kräftig, die Technik unverändert brillant, der Mensch nach wie vor Haupthema.
Dennoch lernt man eine ganz andere Seite der Künstlerin kennen. Die Farben sind verhaltener, die Sujets bedrückender, die Botschaften eindringlicher.
Angst, Trennung, Ungewißheit, Abschied, Begierde - schon die Titel der Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen würden verraten, was die Wahlhessin derzeit beschäftigt, sprächen die Bilder selbst nicht eine ungleich deutlichere Sprache. Spasa Milasinovic stammt aus Montenegro im ehemaligen Jugoslawien. Der grausame Bürgerkrieg in ihrer Heimat läßt die Künstlerin nicht los, die ge- flüchteten Landsleuten hilft, so gut sie kann.
Das Thema Flucht schlägt wiederum eine Brücke zur aktuellen Situation der Gelnhäuser, denen das Zusammenleben mit Flüchtlingen nicht gerade leichtfällt. Die Malerin greift Angst und Vertreibung als Krisenzeichen der Zeit auf. So eindringlich lotet sie psychische Grenzsituationen aus, daß der Betrachter unwillkürlich anhält und zu verstehen beginnt.
Ihre Motive beweisen ein tiefes Mitleiden, künden von Flucht, Bedrohung, von ungewisser Zukunft. Lautlos schreien sie das Elend und die irrsinnige Grausamkeit des Krieges heraus und zeigen doch nur wenige Menschen. Dazwischen blitzt in einzelnen Stücken Hoffnung auf, setzt die stille Geborgenheit eines Kindes in den Armen der Mutter ein zartes Zeichen gegen dumpfe Verzweiflung. "In Erwartung" verharrt ein Mensch, "in Vertrauen" andere.
Kalt lassen die jüngsten Exponate der gelernten Graphikerin und Architektin den Betrachter nie. Wieder ist der Duktus kräftig, geben schwarze Linien dem jeweiligen Bild klare Konturen und Halt. Bewegung spielt dabei eine große Rolle, verstärkt die suggestive Kraft der Komposition.
Mit Bedacht verwendet Spasa Milasinovic das Mittel der Deformation, der einzelne Mensch tritt zurück, sein Wesen hervor. "Sichtbar wird, was das Leben eines Menschen im tiefen Inneren ausmacht", schreibt Georg Beck im Vorwort des Ausstellungkataloges.
Wer vor der großformatige Kohlezeichnung "In die Angst versetzt" steht, versteht das Urteil des Kunstexperten. Wenige kraftvolle Striche auf brauntonigem Untergrund genügen, um dem Betrachter das ganze Ausmaß der Verzweiflung zu verdeutlichen, in dem die Figuren erstarren. Auch diesmal setzt die Künstlerin ihr außerordentlich sensibles Farbgespür ein, um die psychologische Wirkung zu vertiefen.
Welch großen Wert Spasa Milasinovic dem Zusammenspiel von Farbe und Form, der sorgsamen Komposition, dem Bildaufbau beimißt, wird bereits nach einem kurzen Gespräch mit ihr ersichtlich. "Man muß das von Grund auf beherrschen", fordert sie, "egal, wo man es lernt." Die Elemente der Malerei sind ihr "Handwerkszeug", das sie temperamentvoll nutzt, um das Innere des Menschen zu ergründen und es dennoch niemals aufdringlich zu artikulieren.
Nicht selten regen ihre intensiven Bilder zu tiefer Nachdenklichkeit an, bergen aber immer auch ein Stück tröstlicher Hoffnung. "Leben und Malen sind eins bei Spasa Milasinovic", sagen ihre Bewunderer, zuletzt im Wiener Künstlerhaus. KATJA SCHOSSER
Die Arbeiten sind noch bis 25. Februar in der Galerie Ambiente, Alte Schmidtgasse 1, zu sehen. Sie ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
ebo KASSEL, 26. Januar. Im Anschluß an eine Wahlkampfveranstaltung der SPD mit dem Partei-Vorsitzenden Björn Engholm am Dienstag abend in Kassel ist eine 42jährige Frau vorläufig festgenommen worden. Während sich der SPD- Chef mit Versammlungsteilnehmern unterhielt, hatte sich ihm die 42jährige nach Angaben eines Polizeisprechers von hinten genähert und dabei ein geschlossenes Springmesser in der Hand gehalten.
Beamte der Kasseler Polizei waren auf sie aufmerksam geworden, weil sie Engholm beschimpfte. Die Frau aus Kassel, die nach ihrer Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, ist Polizeiangaben zufolge als Schreiberin von "Schmähbriefen" bekannt.
Region Novosibirsk hat
Die Region Novosibirsk (Westsibirien) hat in der Senckenberganlage 10-12 eine Repräsentanz eröffnet.
Die Vertretung will sich insbesondere darauf konzentrieren, in Deutschland Absatzmärkte für Rohstoffe aus Westsibirien zu erschließen. Auch in anderen Industriezweigen und auf dem Gebiet der Wissenschaft sollen Partner gefunden werden.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hat die Einrichtung der Repräsentanz in Frankfurt begrüßt. Zugleich hat von Schoeler angeboten, daß ein Deutsch sprechender Mitarbeiter der Novosibirsk- Vertretung die Arbeitsabläufe bei der Wirtschaftsförderung Frankfurt kennenlernen kann. vo
MAIN-TAUNUS-KREIS. Immer mehr Menschen belegen die Soforthilfe-Kurse des Deutschen Roten Kreuzes: Im vorigen Jahr bildete das DRK 2174 Frauen und Männer aus. 714 belegten den kostenlosen Erste-Hilfe-Kursus, 397 ließen sich zu Betriebsersthelfern ausbilden, 786 Fahrschüler nahmen an den Kursen "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" teil, und 265 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in der Herz-Lungen-Wiederbelebung unterwiesen.
Die nächsten Termine von DRK-Lehrgängen: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" am 30. Januar, Liederbach, DRK- Station Sindlinger Weg, von 8 bis 16 Uhr; in Hofheim am 1. und 2. Februar, Schmelzweg 5, jeweils von 19 bis 22.30 Uhr. Teilnahmegebühr: 35 Mark. Kostenlose "Erste-Hilfe"-Kurse gibt es in Diedenbergen am 27. und 28. Februar in der Weilbacher Straße 1 und in Kriftel am 6. beziehungsweise 13. März in der Staufenstraße. Weitere Auskünfte gibt das DRK Main-Taunus, Schmelzweg 5, 6238 Hofheim, Telefon 0 61 92 / 20 77 17. md
Kurze Grün-Phasen sind bei Autofahrern nicht beliebt. Dabei verschaffen sie beim langsamen Vorrollen-Halten-Wiedervorrollen bisweilen erstaunliche Einblicke in Nachbars Wagen - und damit in seine Lebensweise.
So gestern vor dem Miquelknoten. Im Laufe von dreimal "Grün" arbeitet sich langsam eine Limousine links vorbei.
Zuerst zeigt sich nur die Fahrerin, Anfang dreißig, entspannt. Dann ein Kleinkind, wie vorgeschrieben im Spezialsitz hinten. In der linken Hand ein Schnuller, den es gerade genüßlich zwischen die Lippen bugsiert, in der Rechten ein langläufiger Trommelrevolver nach Art des legendären Western-Sheriffs Wyatt Earp.
Schließlich das Heck des Autos, daran der rote Aufkleber: "Achtung, Kind an Bord".
Die Warnung erscheint ausnahmsweise berechtigt. Ihr Bastian
HOFHEIM. Wenn der Ortsbeirat von Diedenbergen am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im ehemaligen Rathaus des Stadtteils zusammenkommt, geht es im Sitzungssaal vornehmlich um Bau-Angelegenheiten: um die Änderung der Bebauungspläne in Diedenbergen, um Gehwege, den Bau der Philipp-Keim-Schule und das Dorferneuerungsprogramm.
Die FWG will mit einem Antrag erreichen, daß einer Diedenbergerin die Schäferhunde weggenommen werden: Die Tiere hätten immer wieder Menschen angefallen und verletzt. md
Mittwoch, 27. Januar
Literatur Jüdische Gemeinde, Savignystr. 66: 20 Uhr, Lesung Günter de Bruyn. Vorträge / Diskussionen Universität des 3. Lebensalters, Universität, Hörsaal I: 16 Uhr, Vortrag Garscha - "Der literarische Dialog zwischen Lateinamerika und Europa".
Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Vortrag "Die zweite Deutsche Spacelab- Mission vor dem Start".
Lesben- & Frauenreferat, Turm 2105, Robert- Mayer-Str./Senckenberganlage: 18 Uhr, Vortrag Frauenförderung in der Entwicklungszusammenarbeit. Umweltdezernat, Römer: 20 Uhr, Diskussion "Artenschutz bei Pflanzen".
Institut für Sozialforschung, Hörsaal H 6/ Gräfstr.: 18 Uhr, Vortrag "Changes in Eastern Europe - Political Parties of the New Europe".
Biochemischer Verein: 19.30 Uhr, Vortrag "Anwendung und Möglichkeiten der Kinesologie"; Liebfrauenschule, Schäfergasse 23. Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie zum Thema "Alltagsschilderung versus Symbolsprache - Zur niederländischen Malerei des 15.-17. Jahrhunderts".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Date Paintings".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung, "Restaurierte Skulpturen des Mittelalters". Schirn Kunsthalle am Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Innenräume - Erlebnis und Erinnerung im Werk Gabriele Münters" sowie um 19 Uhr, zum Thema "Gabriele Münter in Skandinavien 1915-1930".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Themen und Symbole der islamischen Kunst".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Fossilien aus der Grube Messel".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Sonderausstellungen "Zeitgenössiche Torentwürfe aus Lego Bausteinen" & "Peter Eisenmann. Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tony Sender in der Novemberrevolution in Frankfurt".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 19.30 Uhr, Vortrag "Juden aus der ehemaligen Sowjetunion - Eine Herausforderung an die jüdische Sozialarbeit".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 11 im Anzeigenteil.
Wanderungen Hausfrauen-Verband: 13.30 Uhr, Spaziergang mit Frau Behm; Treffpunkt Konstablerwache/ Haltestelle Bus 36 (Info 40 585 257).
Stadtwald Verein: 14 Uhr, Senioren-Wanderung ,Nidda-Ufer-Weg&rquote;; Treffpunkt Straba-Linie 11/Nied-Kirche.
Sonstiges Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, Klaus Michel - Parodien; Krankenhaus Höchst, Gotenstr. 6.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Nesenstr. 4: 9.30 Uhr, Treff für Mütter mit Kindern ab dem 1. Lebensjahr. Frauenbund für alkoholfreie Kultur: 17 Uhr, Info-Treff; Alte Backstube, Dominikaner Gasse 6.
Verein für Jugendsozialarbeit: 14 Uhr, Treffen für Au-pairs & an Au-pair-Aufenthalten Interessierten; Treff 38, Stahlburgstr. 38.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/ R.3.
Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienst- bereit:
Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Glauburg-Apotheke, Nordendstr. 26, Tel. 55 21 31; Hedwig-Apotheke, an der Rennbahn, Niederrad, Triftstr. 16, Tel. 67 23 30; Merian- Apotheke, Berger Str. 48, Tel. 43 54 54; Nidda- Apotheke, Praunheim, Heerstr. 3 e, Tel. 76 20 81; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstr. 50, Tel. 25 23 43; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstr. 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 4, Tel. 77 43 40. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit:
StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
Dr. Riedel, Grempstr. 28, Bockenheim, 70 75 521. Danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.
Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.
- ohne Gewähr -
1
ug PRAG, 26. Januar. Vaclav Havel ist sieben Monate nach seinem Rücktritt als Staatsoberhaupt der zerfallenen CSFR zum ersten Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt worden. Im tschechischen Parlament mit seinen 200 Abgeordneten erzielte der 56jährige am Dienstag in Prag in der ersten Wahlrunde die erforderliche absolute Mehrheit. Für Havel, den die vier Parteien der tschechischen Regierungskoalition vorgeschlagen hatten, sprachen sich in geheimer Abstimmung 109 Abgeordnete aus. Seine Mitbewerberin Marie Stiberova vom Linken Block erhielt 49 Stimmen.
Die Präsidentenwahl hatte sich viele Stunden verzögert, weil die extremistischen Republikaner mit extensiver Ausnutzung ihres Rederechts eine Entscheidung zu blockieren versuchten. Die rechtsradikalen Abgeordneten griffen Havel scharf an und warfen ihm unter anderem vor, er verkaufe die tschechischen Länder an die Deutschen. Mehrere Abgeordnete der anderen Fraktionen im Parlament zeigten sich tief betroffen. Der tschechische Innenminister Jan Ruml entschuldigte sich bei Havel für die Anwürfe der Extremisten.
Havel wird seine Amtsgeschäfte nach seiner Vereidigung am 2. Februar aufnehmen. Laut der am 16. Dezember verabschiedeten Verfassung ernennt der Präsident die tschechische Regierung und beruft sie ab. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und hat ein Vetorecht bei Gesetzen, soweit sie nicht Verfassungsrang haben. Zudem ernennt der Präsident die Richter des tschechischen Verfassungsgerichtes.
Ebenfalls am Dienstag trat das Parlament in Bratislava zur Wahl des Präsidenten der Slowakei zusammen. In der ersten Runde erreichte keiner der vier Kandidaten die erforderliche Dreifünftelmehrheit. Der Favorit für das Amt, Roman Kovac von der Regierungspartei Bewegung für eine demokratische Slowakei HZDS, konnte nur 69 der 147 Abgeordnetenstimmen für sich verbuchen. Für den heutigen Mittwoch ist eine Stichwahl angesetzt.
ug Prag für Nachrichten
Havel wieder Präsident
ug Prag. Vaclav Havel ist sieben Monate nach seinem Rücktritt als Staatsoberhaupt der zerfallenen CSFR zum ersten Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt worden. Im tschechischen Parlament mit seinen 200 Abgeordneten erzielte der 56jährige am Dienstag in Prag in der ersten Wahlrunde die erforderliche absolute Mehrheit. Für Havel, den die vier Parteien der tschechischen Regierungskoalition vorgeschlagen hatten, sprachen sich in geheimer Abstimmung 109 Abgeordnete aus. Seine Mitbewerberin Marie Stiberova vom Linken Block erhielt 49 der Voten, 14 Abgeordnete stimmten für den Parteichef der rechtsextremen Republikaner, Miroslav Sladek. Sechs Stimmzettel waren ungültig.
Die Präsidentenwahl, die für den Nachmittag angekündigt war, hatte sich bis in die Abendstunden verzögert, weil die extremistischen die Republikaner mit extensiver Ausnutzung ihres Rederechts eine Entscheidung zu blockieren versuchten. Die rechtsradikalen Abgeordneten griffen Havel frontal an und warfen ihm unter anderem vor, er verkaufe die tschechischen Länder an die Deutschen. Mehrere Abgeordnete der anderen Fraktionen im Parlament zeigten sich tief betroffen. Der tschechische Innenminister Jan Ruml entschuldigte sich bei Havel für die Anwürfe der Extremisten. Zuvor war es auf einer der Parlamentstoiletten zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen dem rechtsextremen Präsidentenkandidaten Sladek und einem Fotografen gekommen.
Havel wird seine Amtsgeschäfte nach seiner feierlichen Vereidigung am 2. Februar auf der Prager Burg aufnehmen. Laut der am 16. Dezember verabschiedeten Verfassung ernennt der Präsident die tschechische Regierung und beruft sie ab. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte und hat ein Vetorecht bei Gesetzen, soweit sie nicht Verfassungsrang haben. Zudem ernennt der Präsident die Richter des tschechischen Verfassungsgerichtes.
Ebenfalls am Dienstag war das Parlament in Bratislava (Preßburg) zur Wahl des Präsidenten der Slowakei zusammengetreten. In der ersten Runde konnte sich erwartungsgemäß keiner der vier Kandidaten durchsetzen. Der Favorit für das Amt des slowakischen Präsidenten, Roman Kovac von der Regierungspartei Bewegung für eine demokratische Slowakei HZDS, konnte 69 der Abgeordnetenvoten für sich verbuchen. Milan Ftacnik von der zweitstärksten Gruppierung Partei der demokratischen Linken erhielt 30 Stimmen. Den Christdemokraten Anton Neuwirth wählten 27 Abgeordnete, 17 Mandatsträger stimmten für den Vorsitzenden der Slowakischen Nationalpartei (SNS), Jozef Prokes. Für den heutigen Mittwoch ist eine Stichwahl angesetzt. Laut tschechischem Rundfunk ist damit zu rechnen, daß Kovac auch beim zweiten Wahlgang die erforderliche Dreifünftel-Mehrheit nicht erreichen wird.
Dieter Baumann rannte und rannte - und kam doch nicht voran. Da konnte das Frankfurter Kurorchester noch so virtuos in die Cellosaiten greifen, der Olympiasieger von Barcelona über 5000 m bewegte sich einfach nicht vom Fleck. Konnte er auch nicht: Baumann lief gemeinsam mit Jürgen Mennel, Vizeweltmeister im Supermarathon, nur auf dem Fließband. Dies war einer der Höhepunkte der Benefiz-Gala "Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß" in der Frankfurter Festhalle. Über 150 Spitzensportler und Musiker waren zusammengekommen, um gemeinsam für ein friedliches Miteinander und gegen Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren. Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der die Veranstaltung unterstützte, wünschte in einem Grußtelegramm "der Gala ein breites Echo".
"Gerade der Sport hat auf Grund seiner Internationalität und seiner enormen Vorbildfunktion für die Jugend eine Verantwortung und ein Interesse zugleich, ausländerfeindlichen Tendenzen entgegenzuwirken", notierten die beiden Schirmherren, Ministerpräsident Hans Eichel und Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, in einem Grußwort. Wichtig ist, betonte auch Daniel Cohn-Bendit vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten, zu zeigen, daß die Mehrheit auf der anderen Seite steht. Es war trotz des ernsten Themas und einigen Längen ein vergnüglicher Abend. "Engagement gegen Fremdenhaß kann durchaus auch einen lustvollen Charakter haben", hatte Broka Herrmann vom Veranstalter BroVi Konzepte im Vorfeld wiederholt betont. Eine Mischung aus lebensfroher Unterhaltung und viel Musik wurde den 6500 Zuschauern geboten, und die durften zufrieden sein, obwohl der Funke nicht so recht übersprang.
So trat etwa Deutschlands bester Vorturner Andreas Wecker, Silbermedaillengewinner am Reck, mit den Showturnern von Los Barros an, zeigte, daß Eleganz gepaart mit enormen Muskelpaketen durchaus eine sehenswerte Verbindung eingehen können. Eindrucksvoll auch die sicherlich ungewohnt anzuschauende Einlage der Hochsprungelite, die diesmal nicht über eine möglichst hohe Hürde floppten, sondern Körbe verteilten. Carlo Thränhardt, Dietmar Mögenburg, Heike Henkel, Sabine Braun, Silvia Costa, die Medaillengewinnerin Jüamnet Quintero (beide aus Kuba) und Galina Astafei (Rumänien) verrieten ihr Talent auch bei einer Partie Basketball.
Die Praunheimer Spielerinnen wurden in ihrem Tordrang von Jürgen Grabowski unterstützt, ihre Gegnerinnen, der FSV, durch Karl Allgöwer und Jimmy Hartwig. Daß die Partie 1:1 endete, hat allenfalls statistischen Charakter. Auch Hartwig, durch eine Krebserkrankung gehandikapt, hatte sich spontan für die Gala zur Verfügung gestellt. Der frühere Bundesligaspieler hatte als Sohn eines GI-Soldaten lange genug Fremdenhaß am eigenen Leib spüren müssen. "Solche Veranstaltungen sind wichtig, um diese Rechtsbrut zu stoppen", sagte er. Und weiter ging es im bunten Programm mit dem Spielchen des deutschen Handballmeisters SG Wallau/Massenheim gegen den deutschen Handballweltmeister von 1978, bei denen der derzeitige Wallau-Trainer, Heiner Brandt, mit von der Partie war. Dazwischen schlugen die Jungs von der Ghana- Union immer wieder die Trommel - Hockey mit Sambaklängen, wo gibt es das sonst? Doch nicht alle Beteiligten bei dieser Gala kamen beim Publikum an: Zu drastisch war wohl für einige Zuschauer der Livebericht aus den brennenden Asylwohlheimen in der Republik das Kabarettisten Michael Quast, dessen Vortrag mit einzelnen Pfiffen bedacht wurde. Dagegen erfreut sich noch Eintracht Trainer Dragoslav Stepanovic nach wie vor großer Beliebtheit bei den Fans, vor allem dann, als er mit der Band "Straßenjungs" auf die Bühne stieg und ein Liedchen ("Wer zuletzt lacht, lacht am besten") zum besten gab.
Höhepunkt der von Jürgen Emig und Ron Williams moderierten Show war zweifellos das Fußballspiel zwischen einer Weltelf mit Yeboah, Baffoe, Herzog und Rufer - und einem deutschen Auswahlteam (Stein, Bein, Binz, Sippel, von Heesen).
Etwas enttäuscht war der Veranstalter von der Zuschauerresonanz: Ein nahezu ausverkauftes Haus mit 8500 hätte man benötigt, um bei Kosten von einer halben Million Mark über die Runden zu kommen. Auf rund 100 000 Mark schätzt Broka Herrmann deshalb das Defizit.
NEW YORK, 27. Januar (Reuter). Ein Berufungsgericht in den USA hat am Dienstag den Einspruch von Opfern der Giftgaskatastrophe im indischen Bhopal zurückgewiesen. Das Gericht bestätigte den Spruch einer vorherigen Instanz, wonach die indische Regierung das Recht hatte, mit der Firma Union Carbide Corporation eine Entschädigung von umgerechnet 710 Millionen Mark auszuhandeln. Die Kläger hatten argumentiert, die indische Regierung habe sich als Teilhaberin der Fabrik in Bhopal in einem Interessenskonflikt befunden. Darüber hinaus sei die vereinbarte Vergleichszahlung zu niedrig.
Aus der Chemiefabrik der Union Carbide India waren am 2. Dezember 1984 giftige Gase über Teile Bhopals geweht worden. Über 2000 Menschen starben. Es war einer der größten Chemieunfälle in der Geschichte.
KIGALI, 27. Januar (AP). Bei Kämpfen im Norden Ruandas sind nach Angaben der Regierung in fünf Tagen 53 Menschen ums Leben gekommen. Ministerpräsident Dismas Nsengiyaremye sagte am Dienstag, die Opfer seien Angehörige des Volkes der Tutsi und der Oppositionspartei. Wie weiter verlautete, hatten Angehörige der Hutu, der größten Volksgruppe im Lande, am Donnerstag begonnen, ihre Gegner umzubringen. Die Tutsi, eine Minderheit, sind gegen Staatspräsident Juvenal Habyarimana, der von den Hutu unterstützt wird.
HAMBURG, 27. Januar (AP). Die deutschen Gewerkschaften leiden unter einem dramatischen Mitgliederschwund. DGB-Vorstandsmitglied Jochen Richert sagte der Bild-Zeitung am Mittwoch: "Wir werden unsere Mitgliederzahl um rund eine Million nach unten korrigieren müssen." Hauptgrund sei der Verlust von Millionen Arbeitsplätzen in Ostdeutschland. Für 1992 hatte der Gewerkschaftsbund bislang 11,8 Millionen Mitglieder in 17 Einzelgewerkschaften angegeben. Laut Bild gehen die Mitgliederzahlen auch im Westen leicht zurück. Nur die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen habe zugelegt, weil mehr Verkäuferinnen eingetreten seien.
WASHINGTON, 27. Januar (AP). Der demokratische US-Präsident Bill Clinton hat mehr Millionäre unter seinen Mitarbeitern als seine republikanischen Vorgänger George Bush und Ronald Reagan. Man zählt mindestens neun, möglicherweise aber sogar 14 Leute mit sieben- oder achtstelligem Vermögenswert unter den Kabinettsmitgliedern und sonstigen ranghohen Amtsinhabern in der neuen Regierung. Darunter sind mehrere betuchte Rechtsanwälte und zwei Manager von der New Yorker Wallstreet, neben deren Reichtum Clintons offiziell deklarierte Aktiva im Wert von 863 000 Dollar sich beinahe kleinbürgerlich ausnehmen. Die dicksten Brieftaschen im Kabinett haben Finanzminister Lloyd Bentsen, der mindestens 5,9 Millionen Dollar "wert" ist, und der auf mindestens 4,2 Millionen Dollar geschätzte Außenminister Christopher Warren.
LONDON, 27. Januar (AP). Die britische Regierung hat sich vergeblich darum bemüht, die Ausstrahlung einer Fernsehdokumentation über einen verurteilten Massenmörder zu verhindern. Zwei gerichtliche Instanzen wiesen am Dienstag ihre Einwände ab, so daß der Film, der auch ein Interview mit dem Täter enthielt, am Abend gesendet werden konnte. Das Dokumentarwerk "Murder in Mind" befaßt sich mit Dennis Nilsen, der im Jahre 1983 wegen sechsfachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes zu lebenslangem Gefängnis verurteilt wurde. Ein Anwalt der Regierung argumentierte vor Gericht, Teile der Sendung seien geeignet, Zuschauer und dabei besonders die Angehörigen von Opfern zu quälen.
NEW YORK, 27. Januar (AP). Im Gefängnis von Potosi im US-Staat Missouri ist am Mittwoch ein Mann wegen der Ermordung eines Mitgefangenen mit einer Giftspritze hingerichtet worden. Zur selben Stunde sollte in Huntsville in Texas ein Mexikaner exekutiert werden, der wegen Mordes an einem Polizisten zum Tod verurteilt worden war. Weniger als sieben Stunden vor dem Hinrichtungstermin verfügte das Oberste Gericht der USA aber einen Aufschub.
Am Dienstag hatten die texanischen Behörden noch ein Gnadengesuch der mexikanischen Regierung für den 39jährigen Ramon Montoya abgewiesen. Bundesrichter Antonin Scalia ordnete aber einen Aufschub an, bis sich das gesamte höchste Gericht in Washington mit dem Einspruch beschäftigt habe. Dieser macht geltend, daß sein Geständnis, 1983 in Dallas einen Polizisten erschossen zu haben, in einem nicht ordnungsgemäß verlaufenen Verhör zustandegekommen sei.
Der in Missouri hingerichtete 35jährige Martsay Bolder war zum Tode verurteilt worden, weil er 1979 in der Haftanstalt von Jefferson City den Mitgefangenen Theron King erstochen haben soll.
HAMBURG, 27. Januar (AP). Die FDP schließt eine drastische Anhebung der Mineralölsteuer zur Finanzierung der Bahnreform nicht aus. Der Vize-Fraktionschef der Liberalen im Bundestag, Hermann Rind, nannte in der Bild-Zeitung am Mittwoch eine Erhöhung um maximal 20 Pfennig je Liter zum 1. Januar 1994 nötig, wenn es der Bundesregierung nicht gelinge, die für die Sanierung der Bahnfinanzen nötigen jährlichen 13 Milliarden Mark über Straßenbenutzungsgebühren einzunehmen. Voraussetzung dafür ist eine Einigung mit der EG. Ob die zustande komme, sei völlig offen, sagte der FDP-Politiker. Doch selbst wenn der Finanzbedarf der Bahnen allein durch Autobahngebühren gedeckt werden könne, wird die Mineralölsteuer nach Auffassung Rinds zum 1. Januar um "fünf bis zehn Pfennige" steigen.
SAARBRÜCKEN, 27. Januar (AP/AFP). Nach Ansicht des Bundesverbandes Homosexualität werden in der Bundeswehr homosexuelle Soldaten diskriminiert. In einem Interview des Saarländischen Rundfunks sagte Verbandssprecher Dirk Meyer am Mittwoch, bis heute sei die Armee nicht bereit, schwule Bundeswehrmitglieder auf Vorgesetztenpositionen einzusetzen. Insgesamt seien 30 000 bis 40 000 Soldaten homosexuell.
Wenn bekannt werde, daß Vorgesetzte homosexuell sind, "werden sie disziplinarisch verfolgt bis hin zum Wehrgericht und müssen gegebenenfalls den Dienst quittieren", sagte Meyer.
LUDWIGSBURG, 27. Januar (AP/dpa). Der Streit um einen bundesweiten Aufruf der IG Medien für 15 Mahnminuten gegen Fremdenhaß geht weiter. Zwar einigten sich Gewerkschaft und Druckarbeitgeber am Mittwoch vormittag auf einen Vergleich. Die Arbeitgeber ließen am Nachmittag jedoch eine Erklärung verbreiten, in der sie diesen Vergleich widerriefen.
Die IG Medien hatte sich in Ludwigsburg vor dem Arbeitsgericht verpflichtet, ihre Mitglieder in einem neuen Aufruf dazu aufzufordern, die Arbeit nur dann niederzulegen, wenn der Arbeitgeber einverstanden ist. Im Gegenzug wollte der Bundesverband Druck die Unternehmer dazu aufrufen, die Aktionen zu unterstützen, wenn keine wichtigen betriebstechnischen Gründe dagegensprechen. In der späteren Erklärung der Arbeitgeber hieß es jedoch, der Verband rate seinen Mitgliedsbetrieben "dringend davon ab, sich mit der IG Medien zu solidarisieren" und den Streik zu unterstützen.
Der Prozeßbevollmächtigte der Arbeitgeber, Thomas Mayer, sagte, die Mitgliedsbetriebe fühlten sich durch den im Vergleich vereinbarten Appell des Verbandes unter Druck gesetzt. Mayer sagte weiter, Arbeitsniederlegungen gegen Fremdenhaß würden vom Verband für "unsinnig" gehalten, da sie niemandem nützten.
Der Hauptvorstand der IG Medien hatte aus Anlaß des 60. Jahrestags der nationalsozialistischen Machtergreifung am 30. Januar zu Mahnminuten aufgerufen.
FRANKFURT A. M., 27. Januar (AP/ dpa). Unbekannte haben den jüdischen Friedhof im brandenburgischen Eisenhüttenstadt geschändet. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurden bereits am vergangenen Wochenende elf Grabsteine umgeworfen und ein Gedenkstein mit einem Hakenkreuz beschmiert.
Mit Freiheitsstrafen für zwei Angeklagte ging am Mittwoch der Prozeß vor dem Schweriner Landgericht wegen eines Brandanschlags auf ein Flüchtlingsheim in Wismar von August 1992 zu Ende. Die Jugendkammer verurteilte einen 23jährigen zu zwei Jahren und acht Monaten. Zu einer zweijährigen Jugendstrafe wurde ein 19jähriger verurteilt.
ANKARA, 27. Januar (AP). Mehrere hunderttausend Türken haben am Mittwoch die Beerdigung des ermordeten Journalisten Ugur Mumcu zu einer Kundgebung gegen den islamischen Fundamentalismus gemacht. Der Trauerzug begann in strömendem Regen am Redaktionssitz der Zeitung Cumhüriyet, für die Mumcu als Kommentator tätig war. An der Trauerfeier in einer Moschee nahmen hohe Regierungsvertreter und Generalstabschef Dogan Gures teil.
Viele Menschen am Rand des Prozessionswegs trugen türkische Flaggen oder das Bild des Staatsgründers Kemal Atatürk. In Sprechchören hieß es: "Die Türkei bleibt weltlich", "Tod den Fundamentalisten" oder "Die Türkei wird nicht so wie Iran". Der 50jährige Mumcu, ein Kritiker des sich islamisch legitimierenden Fundamentalismus, war am Sonntag bei der Explosion einer Autobombe getötet worden. Drei verschiedene Untergrundgruppen aus dem fundamentalistischen oder kurdischen Lager hatten sich zu dem Anschlag bekannt.
PEKING, 27. Januar (AP). Bei einem starken Erdbeben in China sind am Mittwoch morgen mindestens 31 Menschen verletzt und Tausende von Häusern beschädigt worden. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, erreichte das Beben die Stärke 6,3 auf der Richterskala. Betroffen ist ein Gebiet in der Provinz Yunnan, das rund 300 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Kunming liegt. Im chinesischen Fernsehen hieß es später, 15 der Opfer hätten schwere Verletzungen erlitten, Tausende Gebäude hätten Schäden unterschiedlichen Ausmaßes davongetragen. Xinhua ergänzte, rund 80 Prozent der Häuser seien beschädigt, in einem Staudamm seien zwei Risse entdeckt worden.
BONN, 27. Januar (AP). Wegen Einsturz-Gefahr und rückläufiger wissenschaftlicher Nutzung wird die Forschungsplattform Nordsee 17 Jahre nach ihrer Indienststellung in diesem Jahr abgerissen. Wie das Bundesforschungsministerium am Mittwoch in Bonn mitteilte, wurde ein Hamburger Bergungsunternehmen damit beauftragt, die rund 40 Seemeilen nordwestlich von Helgoland etwa 30 Meter aus dem Wasser ragende Plattform zu demontieren und die über 2100 Tonnen Stahl zur Wiederverwertung an Land zu schaffen. Die Aktion soll bis Ende September abgeschlossen sein.
Zur Begründung hieß es, der in 30 Meter Wassertiefe auf dem Meeresboden liegende Gründungskörper, ein Stahlbeton- Klotz von 4,5 Metern Höhe und 76 Metern Durchmesser, sei durch Gezeiten- und Wellenkräfte erheblich beschädigt und unterspült. Ein sicherer Betrieb sei auf Dauer nicht mehr zu gewährleisten.
AMSTERDAM, 27. Januar (AP). Im Alter von 87 Jahren ist in den Niederlanden der ehemalige Widerstandskämpfer Jan Gies gestorben, der einst auch dem aus Deutschland stammenden Mädchen Anne Frank in ihrem Versteck geholfen hat. Er erlag in seiner Wohnung in Amsterdam einem Nierenversagen, wie die Anne-Frank-Stiftung am Mittwoch mitteilte.
Jan Gies und seine Frau Miep wurden einer großen Öffentlichkeit bekannt, weil sie im Tagebuch von Anne Frank erwähnt werden. Miep arbeitete in der Firma, die Anne Franks Vater Otto in Amsterdam betrieb, und schmuggelte Nahrungsmittel zu dem Mädchen und anderen Juden, die sich während des Zweiten Weltkriegs in einem Hinterhaus des Anwesens an der Prinsengracht vor der deutschen Besatzung versteckten. Jan arbeitete damals im städtischen Sozialamt und beschaffte die erforderlichen Lebensmittelmarken. Das Ehepaar versteckte auch einen Juden in der eigenen Wohnung und belieferte andere Widerstandskämpfer mit Lebensmittellkarten. "Jan war keine Person, die im Rampenlicht stand ...", hieß es nun in der Erklärung der Anne-Frank-Stiftung. "Zeit seines Lebens war er ein Mann von wenig Worten und vielen Taten."
Die Stadtverwaltung von Amsterdam will eine alte Kastanie retten, die Anne Frank einst von ihrem Versteck aus sehen konnte. Rund 300 000 Gulden (320 000 Mark) sollen aufgewendet werden, damit der verseuchte Boden um den Baum ausgewechselt werden kann, da dort Öl aus einem Tankleck ausgelaufen ist, wie Sabine Ruitenbeek von der Stadtverwaltung erläuterte. Die 30 Meter hohe Kastanie ist über 150 Jahre alt und steht im Nachbargarten des Hinterhauses an der Prinsengracht, in dem sich das aus Frankfurt am Main stammende jüdische Mädchen versteckte, ehe das Versteck verraten und die 15jährige 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet wurde.
Der Baum spielt in Annes berühmt gewordenem Tagebuch eine Rolle. Ita Amahorseija von der Anne-Frank-Stiftung sagt: "Der Baum zeigte ihr den Wechsel der Jahreszeiten an und erinnerte sie daran, daß das Leben draußen weiterging."CSU sieht Rufmord-Kampagne
MÜNCHEN, 27. Januar (AP). Der bayerische Ministerpräsident Max Streibl (CSU) beharrt darauf, daß seine beiden Brasilienreisen auf Kosten des Allgäuer Unternehmers Burkhard Grob rein privater Natur waren. Der bayerische Wirtschaftsstaatssekretär Alfons Zeller sagte am Mittwoch in Vertretung Streibls auf eine mündliche Anfrage der Grünen im Bayerischen Landtag, der Ministerpräsident habe zu seinem langjährigen Freund keine dienstlichen Kontakte gehabt. Die CSU sprach von einer Rufmordkampagne gegen Streibl. Dagegen warfen ihm die Grünen vor, die Öffentlichkeit für "dumm verkaufen zu wollen" und zogen erneut Parallelen zur "Traumschiffaffäre" Lothar Späths (CDU).
Zeller sagte weiter, das Unternehmen Grob habe aus Programmen des bayerischen Wirtschaftsministeriums zinsverbilligte Darlehen erhalten. Diese seien zur Mitfinanzierung von Erweiterungsinvestitionen im Bereich Werkzeugmaschinenbau gewährt worden. Der flugtechnische Betrieb sei vom Wirtschaftsministerium nicht gefördert worden.
KABUL, 27. Januar (AP). Wegen der andauernden Kämpfe in Kabul haben Deutschland und Italien am Mittwoch ihre Botschaften geschlossen. Die deutsche Beauftragte Irene Salimi verließ die afghanische Hauptstadt zusammen mit dem italienischen Geschäftsträger Masino Perugini. Beide begaben sich nach Pakistan.
Eine Rakete hatte am Montag die italienische Botschaft getroffen und schwere Schäden an dem Gebäude angerichtet. "Man kann nicht an einem solchen Ort bleiben, wenn die Temperaturen auf minus 15 oder 16 Grad fallen", sagte Perugini. Bonn und Rom hatten als einzige EG- Regierungen ihre Vertretungen erst vor zwei Monaten wieder geöffnet, nachdem sich die Mudschaheddin der Hezb-i-Islami mit der Übergangsregierung auf einen Waffenstillstand geeinigt hatten.
GADEBUSCH, 27. Januar (AP). An Salmonelleninfektion sind in der Realschule der westmecklenburgischen Kreisstadt Gadebusch mindestens 120 Schüler der Klassen eins bis sechs erkrankt. Das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung berichtete am Mittwoch, die Erkrankungen seien bereits in der vergangenen Woche aufgetreten. Die Ursache ist nach Ansicht von Amtsarzt Manfred Flügel mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Eiergericht zu suchen, das an 170 Schüler ausgegeben worden war. Der Beweis könne jedoch nicht mehr angetreten werden, da die Speiseproben des betreffenden Tages bei Ausbrechen der Krankheit bereits beseitigt gewesen seien.
Drei der erkrankten Kinder müßten derzeit noch stationär betreut werden, die anderen würden medizinisch überwacht.
NEW YORK/LUANDA, 27. Januar (AP). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, hat dem Weltsicherheitsrat in New York empfohlen, die UN-Präsenz in Angola auf ein Minimum zu reduzieren. Die dort seit 1991 stationierte Beobachtertruppe solle vollständig abgezogen werden, falls bis zum Frühjahr bei den Bemühungen um einen neuen Waffenstillstand keine Fortschritte erzielt würden. Die Mitglieder des Sicherheitsrats konnten sich bei ihren Beratungen am Dienstag nicht auf eine einheitliche Haltung zu dem Vorschlag von Butros-Ghali verständigen. Der UN-Generalsekretär hatte in einem Bericht an den Rat vorgeschlagen, die Zahl der in Luanda stationierten Beobachter von 714 auf 64 zu verringern.
In dem südwestafrikanischen Land gingen die Kämpfe am Mittwoch ungeachtet der am gleichen Tag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba beginnenden Friedensgespräche weiter.
JERUSALEM, 27. Januar (AP). Die deportierten Palästinenser im südlibanesischen Niemandsland sind am Mittwoch in einen 24stündigen Hungerstreik getreten. Damit wollten die 396 Männer gegen die "Tötung unserer Kinder und die Zerstörung unserer Häuser" durch die israelischen Besatzungstruppen im Westjordanland und Gazastreifen protestieren, sagte deren Sprecher Abdel Asis Rantisi.
Israel erwog am Mittwoch, den Deportierten ein Funktelefon zur Verfügung zu stellen, damit sie sich mit ihren Anwälten über die weiteren rechtlichen Schritte gegen ihre Ausweisung beraten können. Der Sprecher der Deportierten, Abdel Asis Rantisi, hatte allerdings schon am Dienstag betont, die Gruppe wolle keine derartige rechtliche Beratung. Sie bestehe vielmehr ausdrücklich auf der Erfüllung der Resolution des UN-Sicherheitsrates, in der ihre Rückkehr in die Heimat verlangt wird.
(Siehe auch nebenstehenden Kasten)
BERLIN. Der amerikanische Regisseur Billy Wilder wird auf den bevorstehenden Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit einem "Goldenen Bären" für sein Lebenswerk geehrt. Die Auszeichnung werde ihm auf der Abschlußveranstaltung am 22. Februar überreicht werden, kündigte Berlinale-Leiter Moritz de Hadeln am Mittwoch an.
"Dieser Goldene Bär wartet schon seit 13 Jahren auf ihn." Eigentlich hätte Wilder die Statue schon anläßlich der Retrospektive seiner Werke 1980 übergeben werden sollen. Bei der am 11. Februar beginnenden Berlinale rechnet man nun fest mit Wilder ebenso wie mit Gregory Peck, der ebenfalls einen "Goldenen Bären" für sein Lebenswerk erhält. AP
FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt startete gestern mit etwas niedrigeren Kursen. Der Dow-Jones- Index fiel in der ersten Handelsstunde um 3,24 Punkte auf 3295,71. Tags zuvor hatte der "DJ" um 6,75 Zähler höher geschlossen.
Geringfügige Kursgewinne gab es in Tokio. Der Nikkei-Index der 225 Top-Titel stieg um 17,05 auf 16 509,68 Punkte.
BRÜSSEL, 27. Januar (AP). Der Präsident der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien, Kiro Gligorov, hat eine Änderung des Namens seines nun unabhängigen Staates erneut abgelehnt. Am Mittwoch abend verwarf Gligorov vor einem Ausschuß des Europaparlaments auch Kompromißvorschläge, den jungen Staat zumindest bis zu einer internationalen Anerkennung als "Ehemals jugoslawische Republik Mazedonien" oder "Slawisch Mazedonien" zu bezeichnen.
Griechenland hat eine Anerkennung des zwischen Serbien und der nordgriechischen Provinz Mazedonien gelegenen Staates bislang mit dem Hinweis verhindert, mit der Bezeichnung verfolge der neue Staat Expansionsziele.
FRANKFURT A. M., 28. Januar (dpa/ AFP/FR). Im ganzen Bundesgebiet sollen am Wochenende Lichterketten und Demonstrationen stattfinden: gegen Ausländerhaß und als Erinnerung an die Greultaten der Nazi-Zeit. Am Samstag jährt sich zum 60. Mal der Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde und die Macht in Deutschland übernahm. Die Nazis nannten das "Machtergreifung". Damals hatte nur die KPD zum Protestieren auf der Straße aufgerufen. Gewerkschaften und SPD hatten die Parole ausgegeben, Ruhe zu bewahren.
In Berlin rufen über 80 Initiativen unter dem Motto "Gemeinsam gegen rechts" zur Demo auf, in München sechs Groß-Organisationen, darunter die Gewerkschafter der Landeshauptstadt. Auch in Augsburg, Hannover, Bremen, Potsdam, Leipzig, Stuttgart und anderen Städten wird demonstriert, in Frankfurt am Main "gegen den staatlich geschürten Rassismus". In Mainz treten Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD), der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, und Schriftsteller Lew Kopelew bei einer Kundgebung gemeinsam auf.
"Kiel zeigt Flagge" heißt eine Aktion, bei der in der ganzen Stadt Plakate und Spruchbänder "gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" flattern sollen. In Köln rufen die Künstler der "AG Arsch hu" um BAP-Sänger Wolfgang Niedecken zur Kundgebung auf. Überall in Deutschland werden Mahnwachen gehalten und Kränze niedergelegt. Vielerorts laufen seit einigen Tagen "Aktionswochen gegen Rassismus".
Mit Kerzen wird den Rechten in vielen Städten heimgeleuchtet: So ist in Rostock eine Lichterkette unter dem Motto "Eine Stadt sagt nein" geplant. Die Erfurter Lichterkette soll Synagoge und Domplatz miteinander verbinden. Kassels Kette soll 15 Kilometer lang werden. Die Berliner "Lichterspur" werde "eine einleuchtende Demonstration ohne Reden und Randale", hieß es bei den veranstaltenden Schriftstellern und Künstlern, darunter Harald Juhnke und Reinhard Mey. Die Lichterketten treffen nicht überall auf Beifall: Der Dortmunder Superintendent Friedrich Schophaus befürchtet eine "Gedankenverbindung" zu den Nazi-Fakkelzügen, die auch am Tag von Hitlers Machtübernahme stattgefunden hatten.
Von der Lichterkette in Düsseldorf, die "Lichterfest des Friedens und der Menschlichkeit" betitelt ist, distanzieren sich ehemalige Widerstandskämpfer. Sie rufen zur Demonstration vor dem Thyssen-Haus und dem Industrieclub auf. Zur Begründung heißt es, Großunternehmer, die mit Hitler zusammengearbeitet hätten, seien heute "wieder Milliardäre". Die Antifaschisten betonen ferner, anders als die Teilnehmer der Lichterkette wollten sie auch gegen "den Asylkompromiß und den erweiterten Bundeswehreinsatz" Stellung nehmen.
Im niedersächsischen Landtag werden am heutigen Freitag Ideen und Konzepte gegen Rechtsradikalismus erörtert. In Schleswig-Holsteins Landtag wird es am Freitag eine "Erklärung zum 60. Jahrestag der sogenannten Machtergreifung" geben. Bremens Bürgerschaft wollte bereits am Donnerstag eine Gedenkstunde abhalten - ohne die rechtsextreme DVU- Fraktion. Im Hessischen Landtag veranstaltet die SPD-Bundestagsfraktion am Samstag eine Diskussion zum Thema "Gegen Gewalt, Rassismus und Rechtsextremismus".
Mit einer Vormittagsmatinee im Müncher Volkstheater wollen Bayerns Gewerkschafter an die Nazi-Zeit erinnern. Der Schriftsteller Carl Amery wird dabeisein. Die Norddeutsche Philharmonie des Rostocker Volkstheaters führt Mozarts "Requiem" auf, die Rostocker Compagnie de Comedie gibt Texte und Lieder von Bert Brecht und Franz-Josef Degenhardt zum besten. In der Hamburger Johannis- Kirche steht Jazzmusik auf dem Programm, die unter den Nazis verfemt war.
Die IG Medien hat für Freitag zu einem 15minütigen Streik aufgerufen. Die Arbeitgeber haben juristische Schritte dagegen angekündigt. Zum Schulstreik ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Niedersachsen auf: Es sei "fünf vor 12", und deswegen würden am Montag zwischen 11.55 und 12 Uhr in den Schulen Gedenk- und Mahnminuten abgehalten.
Reußmarkt (Miercurea Sibiului) und Großpold (Apoldu de Sus) gehören zu den schönsten Dörfern, die Siebenbürger Sachsen inmitten Rumäniens errichteten. Heute aber hört man dort nur Schimpfworte, wenn man auf Deutschland und die Deutschen zu sprechen kommt. Grund dafür sind die aus Sachsen, hauptsächlich aus DDR-Beständen, stammenden Berge von Chemieabfällen in rostigen Fässern, Pappkartons und Papptrommeln, die im Frühjahr vorigen Jahres nach Rumänien gebracht, dort notdürftig in Scheunen, Ställen und Kellern gelagert wurden und inzwischen das Grundwasser vergiften.
Vor einer Woche war entdeckt worden, daß in die Behelfslager Schmelzwasser eingedrungen ist, das die hochgiftigen Substanzen auflöst und durch den dünnen Zementboden ins Grundwasser durchsickert. Die Behörden des Kreises Hermannstadt (Sibiu) haben für die beiden Gemeinden den Notstand ausgerufen. Ihre Bewohner gingen im Zeichen des Protestes auf die Straße. Der Adressat dieser Proteste aber schweigt. Es ist die deutsche Bundesregierung. Diese hatte durch Umweltminister Klaus Töpfer versprochen, für den Rücktransport der rund 600 Tonnen Gift- und Sondermüll zu sorgen, die von skrupellosen Geschäftemachern nach Siebenbürgen gebracht wurden - mit gültigen Begleitpapieren als "Wirtschaftsgut".
Greenpeace war den Giftmüllschiebereien auf die Spur gekommen, nachdem im März vorigen Jahres in einer Lagerhalle bei Kassel 500 Fässer mit überlagerten Lacken und Farben, Altlasten aus Chemiefabriken der neuen Bundesländer, entdeckt worden waren, die nach Rumänien gebracht werden sollten. Doch die Transporte hatten damals schon begonnen, und bis Anfang Mai wurden dann in acht Dörfern des Kreises Hermannstadt nichtgemeldete Lager für hochgiftige Chemieabfälle entdeckt. Mehrere Kommissionen reisten aus Bonn und Bukarest an, doch bis heute rosten und stinken die Fässer in Siebenbürgen vor sich hin.
Eine hochrangige Kommission des Bundesumweltministeriums regte eine genaue Bestandsaufnahme und eine sichere Zwischenlagerung an. Dafür gibt es in Rumänien aber nicht die nötigen Bedingungen. Im Dezember hieß es, die bundesdeutschen Länder hätten sich nach langem Hin und Her geeinigt, den Rücktransport des Sondermülls vorzufinanzieren. Bis Mitte Januar sollte der größte Teil der Fässer schon auf dem Bahnweg sein. Beim Hermannstädter Kreisrat wartet man aber immer noch auf ein Signal dafür aus Deutschland. Jetzt hat der Rat reagiert und alle Abgeordneten der Region aufgefordert, in Deutschland zu protestieren. Das verseuchte Grundwasser von Reußmarkt und Großpold wird davon aber nicht mehr rein. (dpa)
Honecker Vorladung nach Berlin
BERLIN, 27. Januar (dpa). Erich Honecker muß offenbar zurück nach Berlin. Die Hauptverhandlung gegen den ehemaligen DDR-Staatschef soll am 8. Februar um 9.30 Uhr im Saal 500 des Moabiter Kriminalgerichts fortgesetzt werden. So jedenfalls sieht es eine am 26. Januar von Richter Hans Boss, dem Vorsitzenden der 27. Strafkammer beim Landgericht Berlin, erlassene Verfügung vor. Einen entsprechenden Zeitungsbericht bestätigte die Berliner Justizsprecherin Uta Fölster am Mittwoch.
Richter Boss begründet danach seine Verfügung mit der am 13. Januar vom Kammergericht getroffenen Entscheidung, die durch die 27. Strafkammer beschlossene Einstellung des Honeckerverfahrens wieder aufzuheben. "Das Verfahren gegen den Angeklagten ist noch nicht rechtskräftig abgeschlossen. Deshalb hat sich die Notwendigkeit ergeben, die Hauptverhandlung fortzusetzen. Entsprechend der Strafprozeßordnung ist letztmöglicher Termin für diese Fortsetzung der 8. Februar 1993", schrieb Richter Boss. Der ehemalige Staats- und Parteichef der DDR soll die schriftliche Vorladung von einem Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Chile zugestellt bekommen. In dem Brief von Richter Boss an Honecker heißt es wörtlich: "Für den Fall, daß sie zu diesem Termin nicht erscheinen sollten und die Kammer ihr Ausbleiben als eigenmächtig bzw. nicht genügend entschuldigt ansehen würde, bestünde die Möglichkeit einer Fortsetzung der Hauptverhandlung in ihrer Abwesenheit bzw. des Erlasses eines erneuten Haftbefehls."
Honeckers Anwalt Wolfgang Ziegler erklärte, sein Mandant werde keinesfalls nach Deutschland zurückkommen. "Ein verhandlungsunfähiger Angeklagter muß vor Gericht nicht erscheinen."
MELBOURNE, 27. Januar (dpa). Michael Stich hat das Halbfinale der Internationalen Tennis-Meisterschaften von Australien erreicht. Der 24 Jahre alte Elmshorner bezwang am Mittwoch in Melbourne den Franzosen Guy Forget 6:4, 6:4, 6:4 und trifft am Freitag in der Runde der letzten vier auf den Sieger des Spiels Jim Courier (USA) - Petr Korda (Tschechische Republik). Auch der US-amerikanische Weltranglisten-Dritte Pete Sampras stieß ins Halbfinale vor. Er schlug den Neuseeländer Brett Steven 6:3, 6:2, 6:3.
. . . und außerdem Airbus und Boeing
Die vier europäischen Airbus-Partner und der US-Flugzeugkonzern Boeing wollen den gemeinsamen Bau eines Superjumbos für das nächste Jahrtausend prüfen. Wie der Vorstandsvorsitzende von Airbus Industrie, Jean Pierson, am Mittwoch in Tokio berichtete, einigten sich die Deutsche Airbus, die französische Aerospatiale, British Aerospace und die spanische CASA am Freitag bei einem Treffen in Toulouse auf eine gemeinsame Machbarkeitsstudie mit dem amerikanischen Airbus-Rivalen. Seit Mitte Dezember liege ein Entwurf vor, der Einzelheiten, Zeitspanne und Rahmen einer Studie zur Entwicklung eines Großraumflugzeugs mit 600 bis 800 Sitzen enthalte.
Pierson, der in dieser Woche mit der japanischen Industrie über das gleiche Thema verhandelt hatte, betonte vor Journalisten, mit der Studie sei noch keine Vorentscheidung über die möglichen Partner für das neue Großflugzeug gefallen. "Wir sind jetzt in der Phase des Flirts. Aber nicht aus jedem Flirt wird ein Paar. Wir werden wohl noch viele Überraschungen erleben", sagte der Airbus-Chef voraus. Nach seinen Worten wird Airbus Industrie selbst zunächst nicht an den Vorverhandlungen mit Boeing teilnehmen. Auf diese Weise soll das Unternehmen Spielraum behalten, um auch andere Möglichkeiten für internationale Kooperationen auszuloten.
Nach Einschätzung von Pierson ergeben sich für das Projekt des Ultra High Capacity Aircraft (UHCA) aus Sicht des europäischen Konsortiums mehrere Alternativen. So seien neben dem Bündnis mit Boeing auch Partnerschaften mit anderen europäischen Firmen sowie der Luftfahrtindustrie in Rußland oder Asien denkbar. Wegen der enormen Kosten sei auch ein "Welt-Flugzeug" vorstellbar.
Klar sei für Airbus, "daß wir auf jeden Fall in diesem Markt dabeisein wollen". Der Vizepräsident des Unternehmens, Adam R. Brown, wies auf Berechnungen der Europäer hin, nach denen die Fluggesellschaften zwischen 2001 und 2011 etwa 720 Maschinen bestellen werden, die größer sind als die Boeing 747-400, das zur Zeit größte Passagierflugzeug. Elf Fluglinien, darunter acht in Asien, würden 66 Prozent der Nachfrage stellen. Der europäische Superjumbo soll eineinhalbmal so viele Plätze bieten wie die Boeing 747 und bei einer Spannweite von 78 Metern und einer Länge von 79,3 Metern auf den bestehenden internationalen Flughäfen starten und landen können. Bis Ende des Jahres will Airbus ein technisches Konzept fertigstellen. 1997 soll die Konstruktion und schon im Jahre 2002 die Auslieferung beginnen.
Pierson warb für die Beteiligung japanischer Firmen, denen er eine weitreichende Mitsprache beim Bau des Rumpfes und der Systemtechnik in Aussicht stellte. Der Airbus-Chef hatte das Konzept in den letzten Tagen bei den drei führenden Flugzeug-Konzernen Kawasaki, Mitsubishi und Fuji Heavy, vorgestellt. Keine der drei Firmen bezog allerdins klar Stellung zu dem Projekt.
(dpa/Reuter)
JERUSALEM, 27. Januar (Reuter/dpa). Israel hat die jüngsten Empfehlungen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, zu einer härteren Gangart im Streit um die Deportation von rund 400 Palästinensern heftig kritisiert.
Der Botschafter Jerusalems in den USA, Salman Schowal, sagte am Dienstag abend im israelischen Rundfunk, Butros-Ghalis Erklärung sei einseitig. Der Generalsekretär hatte dem UN- Sicherheitsrat empfohlen, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Rückkehr der Palästinenser aus dem Niemandsland in Südlibanon zu erzwingen.
Zuvor hatte bereits Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin mit scharfer Kritik auf die Empfehlung Ghalis reagiert. Die von den Palästinensern ausgeübte Gewalt, die zur Ausweisung geführt habe, werde in dem Bericht nicht erwähnt, rügte er.
Ägypten hingegen begrüßte die Empfehlung Butros-Ghalis. Jede Verzögerung der Umsetzung der UN-Resolution werde die Situation verschärfen, sagte Ägyptens Außenminister Amre Mussa in Kairo. Das Problem werde negative Auswirkungen auf den Friedensprozeß haben.
Zudem habe Israel mit der Ausweisungsentscheidung gegen internationales Recht und die Genfer Konvention über die Behandlung der Bevölkerung in besetzten Gebieten verstoßen. Mussa kündigte vor seinem Abflug in die Schweiz an, daß er dort am Rande einer internationalen Abrüstungskonferenz erneut mit seinem israelischen Amtskollegen Schimon Peres den Friedensprozeß und die Frage der abgeschobenen Palästinenser erörtern werde. Mitte des Monats hatte sich Mussa in Israel um eine Lösung des Problems bemüht.
Die UN-Resolution des Sicherheitsrats 779 fordert von Israel die sofortige Rücknahme der am 17. Dezember als mutmaßliche Unruhestifter ausgewiesenen Palästinenser. 396 der ursprünglich 415 Deportierten befinden sich weiterhin zwischen der von Israel besetzten Sicherheitszone und den libanesischen Linien.
(Weiterer Bericht auf Seite 3)
HAMBURG, 27. Januar (dpa). Der größte Teil Deutschlands ist in der Nacht zum Mittwoch unter Schnee und Eis verschwunden. Ein plötzlicher Wintereinbruch hat fast im ganzen Bundesgebiet zu einem Verkehrschaos geführt.
In Bayern fiel bis zu einem Viertelmeter Neuschnee, der das Land bei Temperaturen bis vier Grad unter Null in eine eisige Winterlandschaft verwandelt. Am frühen Morgen behinderten anhaltende Schneefälle, teils auch Regen und Glatteis, den Berufsverkehr erheblich, berichtete die Polizei. Zahlreiche Unfälle führten zu Staus im Berufsverkehr. Allein im Raum Hof habe es binnen 24 Stunden 50 Unfälle gegeben, teilte die Polizei mit. Auf den Autobahnen gehe es stellenweise nur im Schrittempo voran.
Am mittelfränkischen Hienberg auf der Autobahn Nürnberg-Berlin wurden etliche Autos eingeschneit, die Fahrer entschlummerten trotz der Kälte sanft: Als die Straße frei war, mußte Polizeibeamte erst einmal Weckdienste leisten.
Der meiste Schnee fiel im Alpenvorland mit 25 Zentimetern, auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald wurden 24 Zentimeter gemessen.
Über Berlin lag eine Schneedecke von zwei Zentimetern, auf den Straßen Glatteis. 66 Auffahrunfälle wurden registriert, die aber meist glimpflich verliefen. Die Stadtreinigung war ab 5.30 Uhr mit mehr als 200 Streufahrzeugen unterwegs.
Auch im nördlichen Bundesgebiet behinderten Glatteis und überfrierende Nässe den Straßenverkehr erheblich. Auf den Autobahnen und Landstraßen Schleswig-Holsteins und in den Großstädten gab es zahlreiche Unfälle und Staus. Sie verliefen jedoch ebenfalls meist glimpflich. Viele Autofahrer wurden offenbar von der Glätte überrascht, da noch am Dienstag milde Temperaturen geherrscht hatten.
JENA. Eine Forschungsstelle über den Dichter Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792) soll an der Jenaer Universität entstehen. Für Lenz, neben Goethe, Schiller und Klinger bedeutendster Vertreter des "Sturm und Drangs", fehle bisher eine historisch-kritische Gesamtedition, erklärte die Universität. Die Jenaer Germanisten wollen unter anderem die über ganz Europa verstreuten Handschriften des Dichters erfassen. dpa
Ergebnis-Telegramm
FRANKREICH: Girondins Bordeaux - FC Toulouse 2:0.
FREUNDSCHAFTSSPIEL: Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt 4:4 (1:2). HANDBALL BUNDESLIGA, Männer: TSV Bayer Dormagen - VfL Fredenbeck 27:17 (15:8), SG Flensburg-Handewitt - TuSEM Essen 22:23 (12:11), TSV Milbertshofen - SG Leutershausen 20:20 (13:9). LEICHTATHLETIK DEUTSCHE HOCHSCHUL-MEISTERSCHAFTEN in Frankfurt-Kalbach, Männer, 60 Meter: 1. Helios (Berlin) 6,79 Sekunden. - 200 Meter: 1. Lillie (Hannover) 21,61 Sekunden. - 400 Meter: 1. Just (Berlin) 47,35 Sekunden. - 800 m: 1. Motchebon (Berlin) 1:50,19 Minuten. - 1500 Meter: 1. Tortell (Frankfurt) 3:53,31 Minuten. - 3000 Meter: 1. Stang (Heidelberg) 8,25,66 Minuten. - 60 Meter Hürden: 1. Mattern (Hanover) und Creutz (Berlin) je 7,94 Sekunden, 3. Lott (Darmstadt) 8,12. - Dreisprung: 1. Friedek (Gießen) 16,12 Meter.- Hochsprung: 1. Kreißig (Heidelberg) 2,20 Meter. - Stabhochsprung: 1. Schmidt (München) 5,25 Meter, 2. Atzbacher (Darmstadt) 4,90. - Weitsprung: 1. Heide (Hannover) 7,69 Meter, 2. Lott (Darmstadt) 7,62), 3. Montag (Köln) 7,56, . . . 5. Dauth (Frankfurt) 7,23. - Kugelstoßen: 1. Menc (CR) 17,68 Meter.
Frauen: 60 Meter: 1. Blankenburg (Köln) 7,50 Sekunden. - 200 m: 1. Müller (Ludwigsburg) 24,45 Sekunden. - 400 Meter: 1. Wahl (Mannheim) 56,71 Sekunden. - 800 m: 1. Weidner (Berlin) 2:04,30. - 3000 Meter: 1. Hanner (Frankfurt) 9:41,06 Minuten. - 60 Meter Hürden. 1. Schneeweis (Frankfurt) 8,33 Sekunden. - Weitsprung: 1. Naeris (Estland) 6,10 Meter. - Hochsprung: 1. Varcholova (CR) 1,88 Meter. - Kugelstoßen: 1. Deselaes (Köln) 16,56 Meter. MOTORSPORT RALLYE MONTE CARLO, erster Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft, 3091 Gesamtkilometer, Endergebnis: 1. Auriol/Occelli (Frankreich) Toyota Celica Turbo 6:13:43 Stunden; 2. Delecour/Grataloup (Frankreich) Ford Escort Cosworth 6:13:58; 3. Biasion/Siviero (Italien) Ford Escort Cosworth 6:16:59; 4. Eriksson/Parmander (Schweden) Mitsubishi Lancer 6:31:30; 5. Kankkunen/Piironen (Finnland) Toyota Celica Turbo 6:32:43; 6. Schwarz/Grist (Oberreichenbach/ Großbritannien) Mitsubishi Lancer 6:39:45 . . . 12. Holderied/Thörner (Bayersoien/Schweden) Mitsubishi Galant 7:08:44.
Stand Rallye-Fahrerweltmeisterschaft nach einem von 13 Läufen: 1. Auriol 20 Punkte; 2. Delecour 15; 3. Biasion 12; 4. Eriksson 10; 5. Kankkunen 8; 6. Schwarz 6.
Stand in der Rallye-Markenweltmeisterschaft nach 1 von 13 Läufen: 1. Toyota 20 Punkte; 2. Ford 17; 3. Mitsubishi 12; 4. Opel 4. TENNIS AUSTRALIAN OPEN, Männer-Einzel, Viertelfinale: Stich (Elmshorn) - Forget (Frankreich) 6:4, 6:4, 6:4; Edberg (Schweden) - Bergström (Schweden) 6:4, 6:4, 6:1; Sampras (USA) - Steven (Neuseeland) 6:3, 6:2, 6:3; Courier (USA) - Korda (CR) 6:1, 6:0, 6:4. - Halbfinale (Freitag): Stich - Courier, Edberg - Sampras. TISCHTENNIS EUROPALIGA Superdivision der Frauen, Gruppe A, 5. Spieltag: Frankreich - Deutschland 4:3. - Die Ergebnisse im einzelnen: Xiaoming - Praedel (Glane) 21:12, 21:15, Coubat - Nemes (Dülmen) 19:21, 13:21, Le Lannic - Struse (Steinhagen) 11:21, 13:21, Wang/Coubat - Nemes/Struse 21:16, 24:22, Wang - Nemes 30:28, 21:18, Coubat - Struse 12:21, 21:16, 19:21, Le Lannic - Praedel 17:21, 21:14, 21:14. - Weitere Gruppenspiele: England - Niederlande 1:4, Ungarn - Italien 4:1.
Gruppe B: Rumänien - Tschechei/Slowakei 2:4, Schweden - Polen 4:1. - Die Abschlußtabelle: 1. Belgien 3:1 Siege, 2. Schweden 3:1, 3. Tschechei/Slowakei 2:3, 4. Rumänien 2:3. - Finale: Niederlande - Belgien. VOLLEYBALL EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Frauen, 3. Runde, Rückspiel: CJD Berlin - ZSKA Moskau 3:0 (15:2, 15:5, 15:3); Hinspiel 1:3, damit Berlin in der Runde der letzten Vier.
EUROPAPOKAL der Landesmeister, Frauen, Viertelfinale, Rückspiel: USC Münster - Parmalat Matera 3:2 (15:12, 7:15, 15:2, 7:15, 15:12); Hinspiel: 0:3, damit Münster ausgeschieden.
CEV-Pokal der Frauen, Viertelfinal-Rückspiel: Orion San Giovanni - CJD Feuerbach 3:2 (11:15, 14:16, 15:4, 15:13, 15:9); Hinspiel 3:2, damit San Giovanni im Halbfinale.
EUROPAPOKAL der Landesmeister, Männer, 3. Runde Hinspiel: Moerser SC - Olympiakos Piräus 0:3 (8:15, 11:15, 14:16).
EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Männer, Endrunde: 1. VC Hamburg - Garbeca Montichiari 0:3 (5:15, 12:15, 7:15).
Nach einer Nacht voller Spannung und Dramatik schien für Didier Auriol am Morgen im Ziel der Rallye Monte Carlo die Sonne: Mit seinem Beifahrer Bernard Occelli feierte der Toyota-Pilot aus Frankreich mit nur 15 Sekunden Vorsprung vor seinem Landsmann Francois Delecour im Ford Escort seinen dritten Sieg im Fürstentum an der Côte d'Azur. "Ich bin voll am Limit gefahren, schneller ging es nicht", sagte der 34 Jahre alte, stahlende Auriol bei seiner Ankunft im Hafen von Monte Carlo, "doch dieses Risiko hat sich gelohnt."
In seinem ersten Einsatz mit dem Toyota Celica Turbo hatte Auriol gleich nach dem Start Pech, als er sich erst an einem Felsen ein Federbein zerstörte und kurz darauf auch noch von zwei Reifenschäden gebremst wurde. Trotzdem gab er sich nicht geschlagen. "Von da an hatte ich nichts mehr zu verlieren", meinte der mit sechs WM-Siegen erfolgreichste Fahrer der Saison 1992, "und mit meinem neuen Auto kam ich von Prüfung zu Prüfung immer besser zurecht."
Mit einer tollen Aufholjagd kämpfte Auriol sich auf den größtenteils trockenen Sonderprüfungen in den französischen Seealpen vor der letzten Nacht bis auf 1:11 Minuten an Spitzenreiter Delecour heran. Der zweitplacierte Italiener Massimo Biasion lag mit seinem Ford gar nur acht Sekunden vor ihm. Die erste Sonderprüfung dieses Finales auf dem legendären Col de Turini sicherte sich Delecour, doch danach war Auriol, dem auf den Bergabpassagen zunächst noch Bremsprobleme zu schaffen machten, nicht mehr zu halten. "Wir haben den Bremszylinder gewechselt, und dann gab es nur noch eines: Vollgas", berichtete der Toyota-Neuling, der erst Biasion überholte und zwei Sonderprüfungen vor dem Ziel auch an Delecour vorbeiging.
Der Ford-Pilot, der trotz starker Leistungen immer noch auf seinen ersten WM-Sieg wartet, entwickelt sich zum Pechvogel der Rallye Monte Carlo: Auch vor zwei Jahren hatte er den Sieg schon vor Augen, bevor er wegen eines Getriebedefekts auf der letzten Sonderprüfung noch auf den dritten Platz zurückfiel. "Didier hat mir auf den letzten Prüfungen pro Kilometer eine Sekunde abgenommen, das war einfach zu viel", sagte er mit Tränen der Enttäuschung in den Augen. "Ich habe alles gegeben, es war ein phantastischer Kampf. Aber jetzt will ich nur noch schlafen."
Auch für Armin Schwarz war die 61. Rallye Monte Carlo eine einzige Enttäuschung. Bereits auf der zweiten Sonderprüfung lockerten sich an seinem neuen Mitsubishi Lancer die Antriebswellen. Dieses Problem bekam sein Team während der gesamten Rallye nicht in den Griff. "Es war wirklich schlimm", schilderte der Oberreichenbacher seine hindernisreiche Fahrt auf den sechsten Platz, "mal hatte ich nur Frontantrieb, dann wieder nur Heckantrieb, und wenn der Allradantrieb mal funktionierte, hatte ich irgendein anderes Problem. Die meiste Zeit war ich so langsam, daß ich mir das Trainung ruhig hätte sparen können." Sein Rückstand auf den Sieger war mit 26:02 Minuten entsprechend groß. Schwarz: "Dabei kann ich noch froh sein, daß ich überhaupt ins Ziel gekommen bin."
Allen Grund zur Freude hatte dagegen Isolde Holderied. Als Zwölfte der Gesamtwertung und mit ihrem dritten Platz in der seriennahen Gruppe N feierte die 26 Jahre alte Anwaltsgehilfin aus Bayersoien den größten Erfolg ihrer Karriere. Daß sie mit dem hauchdünnen Vorsprung von nur drei Sekunden zum zweitenmal nach 1992 auch den begehrten Frauenpokal gewann, machte den Erfolg der Mitsubishi-Pilotin noch wertvoller. "Da war natürlich auch etwas Glück dabei, aber das gehört nun mal dazu", meinte sie nach ihrer starken Leistung im Ziel. "Ich hoffe, daß ich jetzt auch in der Deutschen Rallye-Meisterschaft eine Chance erhalte." dpa
Kurz gemeldet: Paris baut "Luftbrücke" für Hilfsgüter
PARIS, 27. Januar (dpa). Der französische Minister für humanitäre Einsätze, Bernard Kouchner, hat am Mittwoch die Einrichtung einer Luftbrücke nach Armenien bekanntgegeben. 100 Tonnen Lebensmittel und Medikamente sollen in die Kaukasusrepublik geflogen werden. Freundschaftsvertrag unterzeichnet PARIS, 27. Januar (Reuter). Frankreichs Präsident François Mitterrand und sein estländischer Amtskollege Lennart Meri unterzeichneten in Paris einen Freundschafts- und Kooperationsvertrag. Finnlands Präsident will abtreten HELSINKI, 27. Januar (Reuter). Der finnische Präsident Mauno Koivisto will sich im kommenden Jahr nicht um eine neue Amtszeit bewerben. Die Zeitung Turun Sanomat meldete, der frühere Ministerpräsident Kalevi Sorsa solle als Kandidat der Sozialdemokraten antreten. Parlamentswahl in Jordanien AMMAN, 27. Januar (AP). In Jordanien sollen Parlamentswahlen nach einer Ankündigung von König Hussein noch in diesem Jahr stattfinden. Bei der Wahl sollen erstmals seit 1957 politische Parteien zugelassen werden. Kuwait gibt Türkei eine Milliarde Dollar KUWAIT, 27. Januar (Reuter). Kuwait hat der Türkei eine Milliarde Dollar als Ausgleich für die im Golf-Krieg erlittenen Verluste zugesagt.
Zur Person:
HEINZ WESTPHAL, ehemaligerBundestags-Vizepräsident (SPD), hat als erstes deutsches Mitglied an einer Tagung des internationalen Auschwitzrates teilgenommen. Wie Westphal berichtete, wurde er bei den Beratungen in Auschwitz sehr freundlich aufgenommen. Westphal stammt aus einer von den Nationalsozialisten verfolgten sozialdemokratischen Familie. Möglichst schnell sollen Arbeiten zur Erhaltung verschiedener Objekte im Stammlager und in Birkenau in Angriff genommen werden. Die Bundesrepublik stellt dafür zehn Millionen Mark zur Verfügung. Eine Sammlung des Norddeutschen Rundfunks brachte etwa 1,4 Millionen Mark, das Abgeordnetenhaus von Berlin gibt 100 000 Mark. (dpa)
SIEGFRIED TITTMANN, Fraktionsvorsitzender der rechtsextremistischen Volksunion (DVU) im Stadtparlament von Bremerhaven, ist am Mittwoch erstmals als Schöffe beim Amtsgericht Bremerhaven tätig geworden. Er war von dem Parlament in das Amt des ehrenamtlichen Richters berufen worden. Nur die Grünen hatten sich der Stimme enthalten. In beiden Verfahren, die auf der Tagesordnung standen, beantragte die Staatsanwaltschaft, den Rechtsextremisten wegen Befangenheit abzulehnen. In einem Fall zog sie den Antrag jedoch zurück, als der Angeklagte ausdrücklich feststellte, er habe keine Bedenken gegen Tittmann. In dem anderen Prozeß, bei dem ein in erster Instanz verurteilter Mann eine niedrigere Strafe erwirken wollte, wurde der DVU-Abgeordnete von Richter Bernd Asbrock für befangen erklärt, da er öffentlich "eine deutlich resozialisierungsfeindliche Haltung" habe erkennen lassen. Asbrock betonte im Gespräch mit der FR, daß es sich um eine Einzelfallentscheidung gehandelt habe und "daß wir nicht im Ergebnis jemanden von der Schöffenliste streichen". Dies sei der Politik vorbehalten. (pit)
MANFRED STOLPE, SPD-Ministerpräsident in Brandenburg, sollte nach dem Willen des SED-Politbüros im Herbst 1989 stellvertretender DDR-Ministerpräsident unter dem vorletzten Regierungschef Hans Modrow werden. Das geht aus einem Protokoll der Politbüro-Sitzung vom 16. November 1989 hervor, das dem "Berliner Rundfunk" in Auszügen vorliegt. Danach sei Stolpe - damals Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg - neben Christa Luft (SED) und Peter Moret (LDPD) als dritter Stellvertreter Modrows "auf dem Ticket" der CDU vorgesehen gewesen. Dem "Berliner Rundfunk" sagte Modrow (früher SED, heute PDS- Bundestagsabgeordneter), Stolpe habe das Ansinnen abgelehnt, auch weil er in der CDU nicht seine politische Heimat gesehen habe. (dpa)
AXEL FREIHERR VON DEM BUSSCHE, einer der letzten überlebenden Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler, ist in Bonn im Alter von 73 Jahren gestorben. Bussche hatte sich 1943 als Frontoffizier dem Widerstand um Graf Claus Schenck von Stauffenberg angeschlossen und wollte sich bei einer Uniformvorführung mit Hitler in die Luft sprengen. Das Attentat mißlang, weil die Vorführung überraschend verschoben wurde. Nach dem Krieg war er unter anderem in der Aufbaustelle für die Bundeswehr, an der Bonner Botschaft in Washington und im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf tätig. (dpa)
BURKHARD HIRSCH, innenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, hat Bundesarbeitsminister NORBERT BLÜM (CDU) vorgeworfen, beim Opferentschädigungsgesetz doppelzüngig zu argumentieren. Blüm habe zwar zu den ersten gehört, die eine Änderung dieses Gesetzes verlangt hatten, nachdem bekannt geworden war, daß die beiden nach einem von Rechtsextremisten verursachten Brandanschlag schwer verletzten libanesischen Mädchen aus Hünxe nach dem derzeit gültigen Gesetzestext keinen Anspruch auf Entschädigung haben. Noch am 6. November aber habe Blüm jede Änderung des Opferentschädigungsgesetzes "entschieden" abgelehnt, erinnerte sich Hirsch jetzt. Die Begriffe "rassistisch" und "ausländerfeindlich" seien "einfach zu unbestimmt", um eine brauchbare Abgrenzung für die Nutznießer eines geänderten Entschädigungsgesetzes zu bieten, habe Blüm damals argumentiert. Außerdem habe er auf die "unübersehbaren finanziellen Folgen für Bund und Länder" verwiesen. (vs)
BRÜSSEL (rtr/FR). Der belgische Sportartikelhersteller Donnay ist in Konkurs gegangen. Das Liquidationsverfahren sei eröffnet worden, teilen das Unternehmen und die wallonische Regionalregierung mit. Zuvor hatte eine Aktionärsversammlung der Donnay Industrie die Abwicklung der Firma mit ihren 177 Beschäftigten beschlossen.
Wie es mit dem Sportartikelausrüster nun weitergeht, ist unklar. Angeblich gibt es mehrere Übernahme-Interessenten. Donnay sorgte schon mehrfach in den achtziger Jahren für Schlagzeilen, weil die Gesellschaft immer wieder knapp an der Pleite vorbeischrammte. Ruhm hatte das Unternehmen vor allem dadurch erlangt, weil der frühere Weltranglisten-Erste im Tennis, Björn Borg, mit Donnay- Holzschlägern die Filzbälle drosch.
In die Krise schlitterte die Firma, weil sie zu spät auf den Wechsel der Tenniscracks zu Kunststoff-Rackets reagierte. Zeitweise gehörte Donnay dem umtriebigen Franzosen und derzeitigen Adidas- Aktionär Bernard Tapie. Inzwischen hat bei Donnay Industrie die italienische Gruppe Carbon Valley das Sagen. Die Belgier produzieren neben Tennisschlägern auch Sportbekleidung und Fahrradrahmen. Die Regionalregierung Walloniens verfügt über die Donnay-Markenrechte.Die Rad-Cross-Weltmeisterschaft beginnt am Wochenende Durch Schlamm zum Erfolg Kluge will Titel erfolgreich verteidigen / Berner als Neuprofi
Der Wintereinbruch dieser Tage kommt manchem Radsportler sehr ungelegen. Am Samstag und Sonntag werden in Corva di Azzano Decimo zwischen Udine und Venedig die Weltmeistertitel im Cross vergeben, doch nicht jeder der Akteure liebt tiefen Boden und schweres Geläuf. Zu ihnen gehört auch Profi-Titelverteidiger Mike Kluge (Berlin), der sich bei den Deutschen Meisterschaften in Lohne-Vechta in überragender Form vorstellte. Der zehnmalige Deutsche Meister und dreimalige Weltmeister (zweimal bei den Amateuren) hat in dieser Saison bereits fünf Siege gefeiert und ist derzeit der einzige deutsche Cross-Fahrer von Weltklasse.
Mit täglich zwei bis drei Trainingseinheiten hat sich der Berliner im Schwarzwald auf die WM vorbereitet. Der 30jährige Kluge, der kältere Temperaturen und harten Untergrund liebt, um seine technischen Fähigkeiten besser auszuspielen, erwartet den härtesten Widerstand vom Vorjahrsdritten Adrie van der Poel (Niederlande), Danny de Bie (Belgien) und dem vierten von 1992, Beat Wabel (Schweiz).
Begleitet wird Kluge von dem Bielefelder Volker Krukenbaum und dem Neu- Profi Timo Berner aus Frankfurt/Main. Berner war bei den Deutschen Meisterschaften der Amateure als 13. ins Ziel gekommen. Erst vor einer Woche hat der Hesse eine entsprechende Berufsfahrer- Lizenz gelöst.
Aber auch die Amateure reisen mit gutem Gefühl nach Italien. Bundestrainer Klaus Jördens erwartet von den vier Fahrern, daß sie um vordere Ränge mitkämpfen und mehr als Platz 9 durch den Kölner Jörg Arenz im Vorjahr herausspringt. Erste Wahl dürfte dabei der WM- Dritte von 1990, Ralph Berner (Frankfurt/Main), sein. Bei den Deutschen Meisterschaften hatte der Amateur-Titelverteidiger zwar gegen Profi Kluge keine Chance, wurde aber auch von keinem der weiteren Konkurrenten bedrängt. Die weiteren Starter neben Berner und Arenz sind Jens Schwedler (Harvestehude) und Franz-Josef Nieberding (Lohne- Vechta).
Für das Juniorenrennen wurden Tobias Nestle (Ludwigsburg), Christian Wegmann (Münster), Urs Steinmann (Denzlingen) und Marc Eberhart (Bodelshausen) nominiert. dpa
Ein "neuer" Michael Stich fordert in der Boris Becker-Rolle die Tennis-Welt neu heraus. Im Halbfinale trifft der Wimbledonsieger auf keinen Geringeren als den auch am Mittwoch imponierenden Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger Jim Courier (USA). Doch der 24 Jahre alte Elmshorner fühlt sich nach seinem 6:4, 6:4, 6:4-Erfolg über Guy Forget (Frankreich) so stark, daß er sogar an einen Finalsieg bei diesem mit sieben Millionen Dollar dotierten Grand Slam- Turnier glaubt: "Sonst wäre ich hier fehl am Platze." Die Vorhersage zeugt von großem Selbstvertrauen und Mut.
Denn mit dem Weltranglisten-Zweiten Stefan Edberg (Schweden) und dem Dritten Pete Sampras (USA), die den zweiten Finalisten ermitteln, ist im Halbfinale am Freitag bis auf den früh gescheiterten Vierten Boris Becker die Crème de la crème noch vertreten.
Einen Tag vor Steffi Grafs Vorschlußrundenprüfung gegen Arantxa Sanchez- Vicario (Spanien) spielte der 22 Jahre alte Courier gegen den drei Jahre älteren tschechischen Linkshänder Petr Korda beim 6:1, 6:0, 6:4 groß auf. Aber auch Edberg und Sampras, die nun ihr - von dem Schweden gewonnenes - Finale der letzten US Open wiederholen, landeten, allerdings gegen ungesetzte Gegner, glatte Siege: Edberg gegen seinen Landsmann Christian Bergström mit 6:4, 6:4, 6:1, Sampras mit 6:3, 6:2, 6:3 gegen den Neuseeländer Brett Steven.
Der 27 Jahre alte Schwede gab nach seinem Erfolg Entwarnung, was seinen lädierten Rücken betrifft. "Es war noch nicht 100 Prozent, aber es ging schon viel besser. Wenn ich gut spiele, kann ich Pete wieder schlagen." Sampras selbst, der bei den meisten Experten als Favorit gilt, bedachte seinen Halbfinal-Gegner mit leichtem Spott: "Er sollte immer mit verletztem Rücken spielen, dann würde er nie einen Satz abgeben."
"Ein Sieg gegen ihn wäre nicht unerwartet", sagte Stich, noch bevor Courier den tschechischen Weltranglisten-Siebten Korda am Melbourner Abend förmlich überfahren hatte. "Jim ist der Konstanteste von uns allen. Er hat im Mentalen etwas mehr als die anderen." Der Elmshorner bezieht seine Zuversicht auch aus seinen drei Siegen, die er in den bisherigen sieben Begegnungen mit "Mützen- Jim" erzielt hat. Beim Einladungsturnier in Adelaide kurz vor dem Beginn der Australien Open hatte er gegen den Amerikaner allerdings in zwei Sätzen beigeben müssen.
Michael Stich sozusagen in der Becker- Rolle unter den besten Vier der Welt - der Elmshorner füllt diese Rolle in Melbourne bisher voll aus. Den Beobachtern bietet sich ein veränderter Stich dar. Wo der Elmshorner früher gleichgültig wirkte und seinem Spiel zuweilen als eine dritte Person beizuwohnen schien, zeigt er jetzt Emotionen und bezieht das Publikum mit ein. In den Spielen der ersten Runden teilte sich seine Leidenschaft in vielfältigen Protesten bei den Schiedsrichtern mit. Beim Spiel gegen Forget ballte Stich nach besonders gut gelungenen Attacken die "Becker-Faust" und bedankte sich am Ende mit einer Extra- Runde bei etwa 300 deutschen Fans, denen während des zweistündigen Spiels ein "Micha, Micha"-Gefühl überkommen hatte.
Im Duell der beiden aufschlaggewaltigsten Spieler des Turniers reichten dem Weltranglisten-15. aus Elmshorn gegen den noch drei Plätze vor ihm liegenden Forget ein Break in jedem Satz zum ungefährdeten Sieg. Typisch war der Schluß: Mit einem unerreichbaren Aufschlag von 200 Stundenkilometern vollendete Stich das Match, in dem er 12 Asse schlug und 93 Prozent (Forget nur 79) seiner ersten Aufschlagspiele mit Erfolg abschloß. Doch das allein war es nicht. "Michael schlägt mit ungefähr 160 km/ Std. auch den zweiten Aufschlag so schnell, wie die meisten Spieler den ersten. So läßt er einen kaum ins Spiel kommen."
Den "neuen" Stich sieht Forget so: "Sein zweiter Aufschlag ist seit Wimbledon 1991 noch effektiver geworden. Er hat noch mehr Selbstvertrauen gewonnen, was man deutlich an den big points sieht. Jedesmal, wenn ich eine Break- Chance hatte, schlug er ein As oder einen anderen unerreichbaren Ball." Stich selbst stimmt der Beurteilung zu, nur jeden Vergleich mit oder jeden Bezug zu Becker hält er für verfehlt. Seine Leistung in Melbourne habe mit Beckers frühem Ausscheiden oder einer nationalen Rivalität "überhaupt nichts zu tun. Ich spiele nur für mich". dpa
LONDON, 27. Januar (dpa). Die umstrittene Gentherapie darf zum ersten Mal in Großbritannien eingesetzt werden. Die von der Regierung beauftragte Kommission für die Ethik von Gentherapie gab am Dienstag abend die Erlaubnis für die Anwendung dieser neuen Methode an einem Kind mit einem ererbten, tödlichen Immundefekt. Es leidet an der extrem seltenen ADA-Defizienz.
Die ADA-Defizienz wird durch ein defektes Gen für die Produktion des Enzyms Adenosindeaminase (ADA) hervorgerufen. Die Betroffenen sind ständig von lebensgefährlichen Infektionen bedroht und können schon an einem banalen Schnupfen sterben.
Die Genehmigung für die Behandlung mit Genen wurde in Großbritannien vorerst nur für den einen Fall gegeben. Die Therapie könnte in diesem Jahr beginnen. Die Mediziner müssen die Kommission ständig über die Entwicklung auf dem Laufenden halten. Das Kind muß solange in Isolierung leben, bis die Ergebnisse der Behandlung bekannt sind.
Gentherapie-Versuche am Menschen wurden bereits in den USA, Italien und China vorgenommen. Für eine Beurteilung der Erfolge halten es die meisten Experten noch für zu früh. Zu den Patienten gehören unter anderem Krebskranke, aber auch Mädchen und Jungen mit ADA-Defizienz. In Deutschland planen mehrere Forschergruppen solche Versuche. Einem hat schon die Ethikkommission der Universitätsklinik Freiburg zugestimmt.
WIEN. Die Sopranistin Judith Hellwig ist in Wien im Alter von 85 Jahren gestorben. Hellwig debütierte 1928 am Staatstheater Saarbrücken. Bis 1938 war sie in Zürich engagiert, bevor sie vor den Nazis nach Argentinien flüchten mußte. Nach ihrer Rückkehr aus der Emigration war sie von 1946 bis 1972 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. In den 60er Jahren wurde sie in Österreich zur Kammersängerin und Professorin ernannt. dpa
NAIROBI, 27. Januar (dpa). Kenias Präsident Daniel arap Moi hat am Mittwoch die Abgeordneten des neugewählten Parlamentes vorübergehend ihres Amtes enthoben. Grund waren tumultartige Auseinandersetzungen bei der Eröffnungssitzung, die am Dienstag begonnen hatte. Während die Anhänger der regierenden KANU-Partei den Präsidenten bejubelt hatten, buhten die Abgeordneten der Opposition ihn aus. Auch vor dem Gebäude hatte es lautstarke Anti-Regierungs-Proteste gegeben.
Nach Berichten des staatlichen Rundfunks unterbrach Moi die Debatte und schickte die Abgeordneten nach Hause, wo sie weitere Anweisungen abwarten sollen. Oppositionspolitiker haben bereits heftig gegen die Entscheidung des Präsidenten protestiert und sie einen "gefährlichen Mißbrauch von Macht" genannt.
(Siehe nebenstehenden Kasten)
ERFURT, 27. Januar (dpa). Die Staatsanwaltschaft hat ihre Anfang Dezember 1992 eingeleiteten Vorermittlungen gegen Thüringens Finanzminister Klaus Zeh (CDU) eingestellt. Wie ein Sprecher am Mittwoch sagte, haben sich aus der Beteiligung Zehs an einer Erfurter Computerfirma keine Anzeichen auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten ergeben. Die Anklagebehörde hatte geprüft, ob wegen der umstrittenen Beteiligung des CDU- Ministers an der Computerfirma Albrecht und Partner Software GmbH ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden müsse.
Der Minister hatte zugegeben, daß die Computerfirma von 1990 bis 1992 allein aus seinem Hause Aufträge in Höhe von mehr als 355 000 Mark erhalten hatte. Seinen Angaben zufolge hat er sich seit seiner Ernennung zum Minister im November 1990 nicht mehr um die Belange der Firma gekümmert.
Die Edelreservisten sehen bei Borussia Dortmund keine Perspektive mehr. Nach der Verpflichtung von Matthias Sammer und dem anstehenden Transfer des Schalkers Steffen Freund befürchtet gleich ein halbes Dutzend BVB-Profis, vom "Stammplatz" Ersatzbank völlig auf das Abstellgleis zu geraten. Die Angst vor der Statistenrolle treibt Torhüter Wolfgang de Beer, die Mittelfeldspieler Gerhard Poschner und Steffen Karl sowie Stürmer Jürgen Wegmann sogar zum Vereinswechsel. Trainer Ottmar Hitzfeld, der mit dem erheblich verstärkten Team Spitzenreiter Bayern München den Rang als Nummer 1 der Liga ablaufen will, verfährt strikt nach dem Leistungsprinzip.
Nach den Negativ-Erfahrungen der Hinrunde, in der Poschner mit sechs Einsätzen in 17 Punktspielen noch am besten abschnitt, sieht keiner aus diesem Quartett reelle Chancen auf einen Stammplatz. "Trainer Hitzfeld hat mir gesagt, daß Stefan Klos weiter Vorteile hat. Ich fühle mich zu jung, um mich mit der Rolle als Nummer 2 abzufinden", sagt de Beer, der einen Vertrag bis 1995 hat. Die Westfalen werden de Beer wohl ziehen lassen; als Nachfolger wird bereits Claus Reitmaier (Stuttgarter Kickers) gehandelt.
Gerhard Poschner sieht schon lange keine Basis mehr. Bereits im Herbst kündigte er an, den BVB mit Vertragsablauf am Saisonende "auf jeden Fall" zu verlassen. Vielleicht klappt es sogar eher, denn der Ex-Stuttgarter wird - wie auch Steffen Karl - vom Revier-Nachbarn FC Schalke 04 umworben. Bisher standen die Ablöseforderungen von über zwei Millionen Mark für Poschner und Karl (1,3) einem Transfer im Weg, doch bietet sich angesichts des Dortmunder Interesses an Freund ein Verrechnungs-Geschäft an.
Die aussichtsreichsten Verhandlungen führt derzeit Jürgen Wegmann: Die "Kobra" soll zunächst bis zum Saisonende an den Zweitligisten MSV Duisburg ausgeliehen werden. Dort will sich Wegmann, der sich in Dortmund hinter den Stürmern Chapuisat, Povlsen, Mill und Sippel wie das fünfte Rad am Wagen vorkam und nur zu einem Saison-Kurzeinsatz kam, für ein längerfristiges Engagement empfehlen. "Wir wollen ihn ausleihen und danach für zwei Jahre verpflichten", sagt MSV-Coach Uwe Reinders.
Die Dortmunder sind verhandlungsbereit, wollen aber keinen ihrer Edelreservisten verschenken. "Wir müssen keine Spieler abgeben", stellte Manager Michael Meier die Position klar. Die sportliche Führung weiß, daß der angestrebte Höhenflug nur mit einem starken Kader zu verwirklichen ist. dpa
Seit Mittwoch um 12.35 Uhr ist Berlin offiziell Bewerber um die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000. Die Repräsentanten der Berlin 2000 Olympia GmbH übergaben dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, in Lausanne das offizielle Bewerbungs-Dokument der Stadt.
Während der Übergabe der 541seitige Hochglanzschrift brachten rund zwei Dutzend Berliner Olympia-Gegner vor dem Chateau de Vidy in Sprechchören und auf Transparenten ihre Ablehnung des Olympia-Projekts unmißverständlich zu Ausdruck. "Berlin - Nolympic City", war eine der Losungen auf ihren Transparenten. "Olympia GmbH - Korrupte Mafia", hieß es in Sprechchören.
"Die Deutschen haben 1936 und 1972 bewiesen, daß sie Olympische Spiele organisieren können. Doch die Entscheidung fällen 91 IOC-Mitglieder am 23. September. Ich selbst werde mich der Stimme enthalten", sagte IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch. "Mit der Übergabe der Bewerberschrift hat die Olympia-Mannschaft die letzte Kurve genommen und die Zielgerade erreicht", erklärte Berlins Regierender Bürgermeister.
dpa
FREIBURG, 28. Januar (dpa/AFP). Für Hinweise zur Aufklärung des Freiburger Mordanschlags auf die 24jährige Krankenschwester Kerstin Winter hat die Staatsanwaltschaft 30 000 Mark Belohnung ausgesetzt. Dies teilte das baden- württembergische Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart mit.
Die zur links-alternativen Szene gerechnete Kerstin Winter hatte am Freitag tödliche Verletzungen erlitten, als sie ein vor ihrer Wohnung von Unbekannten abgelegtes Paket öffnen wollte, in dem sich eine Bombe befand. Nach den Worten eines LKA-Sprechers gibt es immer noch keine "konkrete Spur" zu dem oder den Tätern. Es würden nach wie vor unterschiedliche Motive in Betracht gezogen. Bei den kriminaltechnischen Untersuchungen ergab sich, daß der oder die Täter eine Gasflasche für Feuerlöscher mit selbsthergestelltem Sprengstoff gefüllt hatten. Das Paket sei nicht durch die Post zugestellt, sondern vom Täter selbst vor die Wohnungstür gelegt worden.
HANNOVER, 27. Januar (dpa). Der "Müsli-Erlaß" von Niedersachsens Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD) kann den Siegeszug von Gummibärchen und Schokoriegeln an den Schulen des Bundeslandes nicht stoppen: Seit der Verkauf von ungesunden und zuckerhaltigen Produkten an den Schulkiosken im September 1991 verboten wurde, besorgen sich die Schüler ihre Leckereien woanders. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Antwort des Ministeriums auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Über die Einsicht der Schülerinnen und Schüler in die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung heißt es: "Im Kopf: Ja! Im Bauch: Nein!".
NEAPEL, 27. Januar (dpa). Die italienische Polizei hat am Mittwoch in der Gegend von Neapel Güter des Camorra- Clans von Tommaso Nocera (44) im Gesamtwert von rund 200 Milliarden Lire (230 Millionen Mark) beschlagnahmt.
Die Beschlagnahmung sei auf Anordnung des Gerichts in Salerno und unter Berufung auf das Anti-Mafia-Gesetz erfolgt. Unter den beschlagnahmten Gütern befinden sich den Angaben zufolge Ländereien, zwei Villen, vier Geschäfte, eine Theateragentur, 20 Autos sowie zwei Jachten.
BERLIN (dpa). Die Übertragung von Kommunalvermögen auf ostdeutsche Städte, Gemeinden und Landkreise dürfte die Treuhandanstalt noch bis in die zweite Hälfte der neunziger Jahre beschäftigen. Derzeit werde die Behörde mit Anträgen förmlich überflutet, berichtet Vorstandsmitglied Klaus-Peter Wild. Wöchentlich gingen bis zu 900 Gesuche ein. Von den insgesamt rund 164 000 Wünschen auf Kommunalisierung fielen knapp zwei Drittel in die Zuständigkeit der Treuhand. Der Rest werde von den jeweiligen Oberfinanzdirektionen bearbeitet. Die Flut dürfte bis zum Auslaufen der Frist Ende Juni 1994 anhalten.
Den rund 7500 ostdeutschen Gemeinden und Städten sowie 200 Landkreisen steht die kostenlose Übertragung von Vermögenswerten nach dem Kommunalvermögensgesetz der DDR-Volkskammer sowie dem Einigungsvertrag zu. Dazu zählen unter anderem Kindergärten, Verkehrsbetriebe, Häfen und Hafenanlagen, Sportanlagen, Hotels, Wasser- und Abwasserbetriebe sowie Energieversorgungsunternehmen. Knapp 7000 Vermögenswerte wurden bereits kommunalisiert, wobei die Treuhand in Einzelfällen die Altschulden übernimmt.
LOS ANGELES, 27. Januar (dpa). Zwei US-Bürger, die wegen eines angeblichen Polizisten-Mordes unschuldig mehr als 17 Jahre im Gefängnis verbrachten, erhalten jetzt von der Stadt Los Angeles in Kalifornien jeweils 3,5 Millionen Dollar Haftentschädigung. Die Einigung sieht verzinste Zahlungen über 30 Jahre vor, wodurch sich die Gesamtsumme sogar auf neun Millionen Dollar beläuft. Clarence Chance und Benny Powell war die Ermordung eines Polizisten 1973 zur Last gelegt worden.
Ein Privatdetektiv hatte bei seinen Nachforschungen neue Beweise offengelegt, aus denen hervorgeht, daß Ermittler der Polizei von Los Angeles den beiden Männern die Tat angehängt hatten. Beide werden im März aus der Haft entlassen. Nach fünfmonatigen Verhandlungen wurde am Montag die Einigung über die Entschädigung erzielt, bevor es zu einem neuen Gerichtsverfahren kam.
BONN/PARIS, 27. Januar (dpa). Deutschland und Frankreich fordern nach dem Blutbad von Lomé sofortige Gespräche zwischen Regierung und Opposition in Togo und freie Wahlen spätestens in drei Monaten. Das erklärte Helmut Schäfer, Staatsminister im Auswärtigen Amt, am Mittwoch nach Rückkehr von seiner Reise nach Lomé, die er mit Frankreichs Entwicklungshilfeminister Marcel Debarge unternommen hatte.
Während ihres Aufenthalts in Lomé hatte Polizei in eine Menge demonstrierender Oppositionsanhänger gefeuert und mindestens 16 Menschen getötet.
Debarge verlangte am Mittwoch nicht näher umrissene "Maßnahmen" gegen Togo. Dagegen versicherte Außenminister Roland Dumas, Frankreich werde sich in den Machtkampf zwischen Regierung und Opposition nicht einmischen. Paris werde jedoch über die Sicherheit der 4000 Franzosen in Togo wachen.
Schäfer sagte, komme es nicht zu Wahlen binnen drei Monaten, stehe die Entwicklungshilfe auf dem Spiel. Präsident Gnassingbe Eyadema habe zugesagt, sofort mit der Opposition zu sprechen. Die hatte zusammen mit Gewerkschaften im November einen noch andauernden Generalstreik ausgerufen, um Reformen zu erzwingen.
TIRANA, 27. Januar (dpa). Das Stadtgericht von Tirana hat die 72jährige Nedschmije Hodscha, Witwe des 1985 gestorbenen kommunistischen albanischen Staatsgründers Enver Hodscha, am Mittwoch wegen Veruntreuung von Staatsgeldern zu einer Haftstrafe von neun Jahren verurteilt. Der zweite Anklagepunkt - Machtmißbrauch - wurde fallengelassen. Es war der erste große Prozeß gegen ehemalige kommunistische Machthaber des Landes. Der mitangeklagte frühere Leiter des staatlichen Versorgungsdienstes Kino Budscheli wurde wegen Amtsmißbrauchs zu vier Jahren Haft verurteilt. Vom Vorwurf der Veruntreuung wurde Budscheli freigesprochen. Das Gericht blieb deutlich unter den Forderungen des Staatsanwaltes, der 14 beziehungsweise neun Jahre Haft gefordert hatte.
In der Urteilsbegründung hieß es, für die Angeklagte hätte gesprochen, daß ein Großteil der illegalen Finanzgeschäfte von ihren Angestellten und nicht von ihr selbst getätigt wurden.
Nedschmije Hodscha, die nach dem Tod ihres Mannes als eigentliches Machtzentrum des kommunistischen Albanien galt, sprach von einem politisch motivierten Prozeß.
KIEW/MOSKAU, 27. Januar (dpa). Bei den russisch-ukrainischen Verhandlungen über die Erfüllung des START-I-Vertrages zur Reduzierung strategischer Atomwaffen hat es am Mittwoch keine Fortschritte gegeben. Das teilte das ukrainische Außenministerium nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit. Die Delegationen, die sich in der Nähe von Kiew getroffen hatten, erörterten den Angaben zufolge Fragen der technischen Sicherheit der 176 in der Ukraine stationierten strategischen Atomraketen.
Am Vorabend hatte US-Präsident Bill Clinton seinem ukrainischen Amtskollegen Leonid Krawtschuk mindestens 175 Millionen US-Dollar (etwa 277 Millionen Mark) für die Zerstörung dieser Langstreckenraketen zugesichert.
Der stellvertretende ukrainische Außenminister, Boris Tarasjuk, sagte, die Ukraine habe Rußland vorgeschlagen, es solle im Gegenzug für die Rückgabe von Atomsprengköpfen Uran für Atomkraftwerke in der Ukraine liefern. Die Ukraine fordert vor einer Ratifizierung des START-I-Vertrages Sicherheitsgarantien und finanzielle Hilfen von den USA und Rußland.
MÜNCHEN. Der Verband Bayerischer Verlage und Buchhandlungen hat sich dagegen ausgesprochen, Christa Wolf wegen ihrer Tätigkeit für die Stasi den Münchner Geschwister-Scholl-Preis abzuerkennen. Niemand könne sich ein Urteilanmassen, der nicht selbst das sozialistische System erlebt habe.
Der Verlegerverband, der mit der Stadt München den Scholl-Preis verleiht, widersprach damit den Forderungen der CSU-Stadtratsfraktion in München, die sich vehement für eine Aberkennung des Preises eingesetzt hatte. dpa
ST. PETER-ORDING, 28. Januar (dpa). Die Leiche des in der Nacht zum Sonnabend vor Cuxhaven ertrunkenen Lotsen ist bei St. Peter-Ording an der schleswig- holsteinischen Westküste angespült worden. Eine Streife der Wasserschutzpolizei fand den Leichnam am Mittwoch mittag am Strand, teilte die Polizei mit.
Der 58jährige, der keine Schwimmweste trug, hatte seinen Ausweis bei sich. Nach Schätzungen der Polizei hatte er höchstens fünf Minuten in dem etwa zwei Grad kalten Wasser überlebt, nachdem das Lotsenversetzboot im Sturm gekentert war. Die Polizei rechnet damit, daß auch die Leiche des bei demselben Unglück ums Leben gekommenen Matrosen in der Nähe angeschwemmt wird.
DRESDEN. Der aus der alten DDR stammende Schauspieler Armin Mueller- Stahl kann die von seinem Kollegen Manfred Krug erhobenen Stasi-Vorwürfe gegen den Berliner Filmkomponisten Günther Fischer aus seiner Sicht nicht bestätigen. "Ich habe in meinen Stasi-Akten keinen Hinweis gefunden, mit dem ich belegen könnte, daß Günther Fischer mich bespitzelt oder verraten hat", sagte der inzwischen auch in Hollywood vielbeschäftigte Filmstar am Mittwoch vor Journalisten in Dresden.
Mueller-Stahl wollte sich zu den Mitte Januar im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erhobenen Vorwürfen gegen Fischer jedoch nicht weiter äußern. Er kritisierte allerdings die harschen Attacken des früheren Defa-Schauspielers Manfred Krug im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Fischer. dpa
MOSKAU, 27. Januar (dpa). Ein 1988 abgeschaltetes armenisches Atomkraftwerk droht wegen mangelnder Eigenstromversorgung außer Kontrolle zu geraten. "Die Systeme des Atomkraftwerks, die derzeit ohne Stromversorgung sind, sind praktisch außer Kontrolle und stellen eine potenzielle radioaktive Gefahr dar." Das erklärte der armenische Regierungschef Chosrow Arutjunjan am Mittwoch nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Itar-TASS. Armenien informierte diesen Angaben zufolge offiziell die Regierungen Georgiens, Aserbaidschans, der Türkei und Irans über die Gefahr.
"Wir ergreifen alle Maßnahmen, um eine mögliche Havarie zu verhindern, die zu einer Katastrophe in der Region führen könnte", sagte der Regierungschef weiter. Obwohl die Anlage abgeschaltet sei, müßten beispielsweise radioaktive Abfälle und Uranbrennstoffe ausreichend belüftet werden. Das Kernkraftwerk liegt 1 100 Meter über dem Meeresspiegel in einer erdbebengefährdeten Region; dieser Umstand war ausschlaggebend für die Abschaltung.
Ursache für den nahezu völligen Zusammenbruch der armenischen Stromversorgung ist eine Explosion der einzigen Gaspipeline am vergangenen Samstag, die die Kaukasusrepublik versorgt. Die Gasleitung explodierte im georgischen Bezirk Marneuli nahe der Grenze zu Armenien. Nach Angaben georgischer Experten werden die Reparaturarbeiten mindestens bis Mitte kommender Woche dauern.
In London haben am Mittwoch die sieben führenden Industrienationen (G-7- Länder) sich auf die Errichtung eines internationalen Hilfsfonds zur Verbesserung der Sicherheit von Atomkraftwerken sowjetischer Bauart geeinigt. Über die Finanzierung und über die Höhe der Beiträge durch die einzelnen Staaten wurden keine Angaben gemacht. Nach Mitteilung von Teilnehmern an dem Treffen wird bei einer Laufzeit von drei Jahren mit einem Aufkommen von mehreren hundert Millionen Ecu gerechnet (ein Ecu entspricht etwa zwei Mark). Bei der Konferenz in London war auch die EG- Kommission vertreten. Die Errichtung des Fonds geht auf einen Beschluß des Weltwirtschaftsgipfels vom August 1992 in München zurück.
BONN, 27. Januar (dpa/AP). Die Spitzen von CDU, CSU und FDP haben am Mittwoch nach einer Koalitionsrunde unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl ihre Absicht bekräftigt, auch über Vorschläge der SPD zum Solidarpakt zu sprechen. "Sie wird deshalb aber keine unzumutbaren Zeitverluste in Kauf nehmen", erklärte Regierungssprecher Dieter Vogel. Es bleibe das Ziel, die gesetzlich zu regelnden Teile des Solidarpakts spätestens bis zur Jahresmitte, "wenn möglich davor", in Kraft zu setzen.
Mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer werde in der kommenden Woche weiterverhandelt.
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff sagte der dpa, die Union habe in der Koalitionsrunde keinerlei Forderung zur Aufschnürung des Sparpakets oder zu Ergänzungen des Solidarpakts erhoben. Es bleibe dabei, daß es vor 1995 keine Steuererhöhungen geben werde. Die FDP lehne eine Arbeitsmarktabgabe ab.
Zu den Plänen der SPD, wie in den 70er Jahren ein milliardenschweres staatliches Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) zugunsten der neuen Länder in Gang zu setzen, sagte Lambsdorff, die SPD zeige "wieder einmal, daß sie nichts hinzugelernt habe".
Vor dem Gespräch hatte sich das CDU- Präsidium in einer fünfstündigen Nachtsitzung noch nicht über alle Punkte des Solidarpaktes einigen können. Die Mitglieder des Führungsgremiums gingen daher ohne klare Vorstellungen in das Koalitionsgespräch.
Am Mittwoch morgen sagte der hessische CDU-Vorsitzende Manfred Kanther im Deutschlandfunk, es bestehe weiter Gesprächsbedarf. Alle Präsidiumsmitglieder hätten sich zwar "im Grunde hinter dieses Werk" gestellt, doch bestehe weiterhin Uneinigkeit bei der Forderung nach einer Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige. "Das ist ein echter Streitpunkt", sagte Kanther.
Kanther ließ erkennen, daß die Hilfen für den Osten von bislang geplanten 1,5 Milliarden Mark, die von allen ostdeutschen Politikern als indiskutabel niedrig abgelehnt worden waren, auf etwa zehn Milliarden aufgestockt werden sollen.
Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite, und sein sächsischer Kollege Kurt Biedenkopf (beide CDU) nannten das bisherige Konzept noch nicht entscheidungsreif.
Offenbar prallten die Meinungen im CDU-Präsidium hart aufeinander, was Kanther mit den Worten umschrieb: "Die Stimmung war sehr engagiert." Kanther gab keine Auskunft darüber, was Kanzler Kohl zu der Forderung seines Stellvertreters im Parteivorsitz, dem sächsischen Innenminister Heinz Eggert, erklärt habe, künftig müßten das Amt des CDU- Vorsitzenden und das des Kanzlers wieder getrennt werden. Es sei nicht seine Art, über Interna einer vertraulichen Sitzung zu berichten.
Eggert selbst hatte zu Beginn der Sitzung eine Erklärung abgegeben, daß er mit seiner Forderung keine Debatte über die Nachfolge Kohls habe vom Zaun brechen wollen. Er plädierte nach der Sitzung vor Journalisten in Bonn für eine klare Fortsetzung des Sparkurses.
Nach Ansicht des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) sind sich CDU und SPD in der Frage des Solidarpaktes nähergekommen. Die CDU habe sich bewegt, sagte Stolpe am Mittwoch im Hessischen Rundfunk. Zwar seien bestimmte Absichten im "Föderalen Konsolidierungskonzept" der Koalition wie Streichungen bei der Arbeitslosenhilfe und beim Altersruhegeld in den neuen Ländern nicht zu akzeptieren, doch liege jetzt ein Verhandlungsangebot auf dem Tisch, auf das die SPD nicht mit Verweigerung reagieren könne.
BONN (dpa/FR). Die Neuverschuldung des Bundes ist im vergangenen Jahr um knapp zwei Milliarden Mark unter dem Plan geblieben. Nach dem vorläufigen Haushaltsabschluß belief sich die Nettokreditaufnahme nicht auf 40,5 Milliarden (siehe nebenstehende Grafik), sondern auf 38,6 Milliarden Mark. Nach Mitteilung von Finanzminister Theo Waigel standen Ausgaben von 2,1 Milliarden Mark über dem Soll zusätzlicher Einnahmen von vier Milliarden (2,7 Milliarden Steuern und 1,3 Milliarden aus der Verwaltung) gegenüber. Dieses Ergebnis macht nach Darstellung des Kassenwartes deutlich: "Der Bund hat seine Finanzen trotz bedeutender nationaler und internationaler Herausforderungen und einer sich abschwächenden wirtschaftlichen Dynamik unter Kontrolle. Das finanzpolitische Konzept der Bundesregierung steht auf einer soliden Grundlage."
Am weitesten aus dem Ruder gelaufen ist Waigel die Bundesanstalt für Arbeit. Ihr mußte zur Unterstützung der Arbeitsmarktpolitik ein nicht geplanter Zuschuß von 8,9 Millliarden zur Verfügung gestellt werden. Bei den Minderausgaben liegt das Wohnungsbauprogramm für die einstige UdSSR mit einer Milliarde vorn.
Im Bonner Verkehrsministerium ist seit der Sondersitzung des CDU- Präsidiums am Dienstag abend wieder etwas mehr Zuversicht darüber eingekehrt, daß die Weichen für die Bahnreform in diesem Jahr doch noch gestellt werden könnten. Minister Krause (CDU) erhielt nämlich Rückendeckung von einigen Unionsgrößen wie Baden-Württembergs Regierungschef Erwin Teufel. Dieser hatte deutlich gemacht, daß die Vorstellungen von Theo Waigel (CSU) über die Finanzierung des sogenannten Solidarpaktes nicht akzeptabel seien.
Der Finanzminister hatte Krause mit der Absicht geschockt, daß mit Übernahme des Schienen-Personennahverkehrs durch die Länder - ein Bestandteil der Bahnreform - die Bundeszuweisungen zum Ausgleich der Betriebskostenunterdeckung von 1995 an wegfallen sollen. Das wären dann stolze 7,7 Milliarden Mark pro Jahr. Auch einen anderen Geldhahn für den öffentlichen Nahverkehr gedenkt der Kassenwart zuzudrehen, um jährlich insgesamt 14 Milliarden Mark zu sparen. Verständlich, daß die Länder dies nicht hinnehmen und wenigstens auf einen Ausgleich pochen. Ohne sie aber kommt die notwendige Mehrheit für das Gesetzeswerk nicht zustande. Krause hatte gegen die Vorstellungen Waigels, wie sie im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" (FKP) für das Verkehrsressort festgehalten sind, zunächst in der Fraktion opponiert. Auch dem CDU-Präsidium präsentierte er seine Sorgen, wobei ihn Teufel unterstützte.
Die Sprecherin Krauses glaubt nun wieder eher, daß in Sachen Bahnreform eine "vernünftige Lösung" mit den Ländern gefunden werden könne. Der derzeitige Terminplan sieht vor, daß das Kabinett am 10. Februar den Entwurf für das Gesetzespaket zur privatwirtschaftlichen Organisation von Bundes- und Reichsbahn in einer Bahn AG beschließt. Anschließend sind die Länder dran.
Die Bonner Milliarden-Suche trifft das Verkehrsressort noch in einer anderen höchst kniffligen Angelegenheit: Im "Konsolidierungsprogramm" sind bereits die Einnahmen aus der Einführung einer Lkw- und Pkw-Gebühr fixiert und zur Begleichung der Bahnschulden bestimmt, obwohl dafür noch entscheidende Vorbedingungen fehlen. Experten befürchten, daß der EG-Ministerrat sich doch noch nicht so bald zur Billigung einer Lkw- Vignette durchringen kann.
Das Haus Waigel taxiert die jährlichen Einnahmen aus der Straßenbenutzungsabgabe auf etwa drei Milliarden Mark. Diese Gelder sollen für den Autobahnbau und -unterhalt eingesetzt werden, während die dadurch freiwerdenden Mittel für den allmählichen Abbau der Bahn- Verbindlichkeiten gedacht sind.
Auch aus dem Lager der Opposition findet Krause inzwischen Unterstützung. Alfred Tacke, Staatssekretär im niedersächsischen Wirtschaftsministerium, meint, daß der Bundesfinanzminister dabei sei, der dringend notwendigen Bahnreform "ein Begräbnis erster Klasse zu verschaffen". Und der verkehrspolitische Sprecher der SDP-Bundestagsfraktion, Klaus Daubertshäuser, betrachtet einerseits die Bahnreform als "ernsthaft gefährdet" und wundert sich andererseits darüber, daß die Verkehrspolitiker der Koalition Krause im Stich lassen. dpa/ rtr/FR
Aufgespießt
"Der Solidarpakt ist weder das gordische Ei noch der Knoten des Kolumbus, sondern der Versuch, mit Solidarität und Maßhalten die Wirtschaft in Schwung zu bringen und die Finanzen in Ordnung zu halten." Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU- Fraktion, Jürgen Rüttgers, am Mittwoch in Bonn laut dpa.
BONN, 27. Januar (dpa). Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) will sich besonders dem Tierschutz widmen. Das sagte der CDU- Politiker am Mittwoch vor dem Bundeskabinett in Bonn bei der Vorlage des Tierschutzberichtes 1993.
In dem von Borchert unterbreiteten und im Kabinett gebilligten Papier wird hervorgehoben, daß wichtige tierschutzpolitische Ziele erreicht seien. So sei die Zahl der in Versuchen verwendeten Tiere von 1989 bis 1991 jährlich rund zehn Prozent zurückgegangen.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Borchert im Bereich der Tiertransporte. Hier gebe es immer wieder "schlimme Einzelfälle", unterstrich der Minister. Er wolle seine Länderkollegen, die das Tierschutzgesetz umzusetzen haben, nachdrücklich um verstärkte Kontrollen bitten. Borchert sprach sich dafür aus, die Tiere jeweils im Herkunftsland zu schlachten und das Fleisch in die Bestimmungsländer zu transportieren.
BONN (dpa). Im Zusammenhang mit Berichten über stark rückläufige Arzneimittel-Verordnungen haben Patientenvertreter und Pharmaunternehmen "Überreaktionen einiger Ärzte" kritisiert. Das Verweigern notwendiger Medikamente unter Berufung auf die Gesundheitsreform sei nicht durch das Gesetz gedeckt, meint die Deutsche Gesellschaft für Volksheilkunde und Patientenschutz (DGVP). Die Versorgung der Patienten, so DGVP-Präsident Rolf Kegel, sei ernstlich gefährdet, wenn die Arzneimittelverordnungen wie bei den Innungskrankenkassen um nahezu 40 Prozent zurückgingen. Denn die therapeutisch umstrittenen Mittel machten nach Untersuchungen des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen höchstens 20 Prozent des Verordnungsvolumens aus. Kegel fordert die Ärzte auf, das medizinisch Notwendige weiterhin zu verschreiben. Andernfalls betrieben sie aus "Frust über die Gesundheitsreform" eine an ihren eigenen Interessen orientierte Standespolitik und machten die Patienten zu Prügelknaben.
Die Arbeitsgemeinschaft der forschenden Arzneimittelhersteller warf unterdessen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vor, sie halte ihre Mitglieder zu übertriebenem Sparen an. KBV-Berechnungen, wonach in diesem Jahr mindestens vier Milliarden Mark bei der Verordnung von Medikamenten eingespart werden müßten, seien falsch. Ausreichend seien 1,7 Milliarden.
BONN, 27. Januar (dpa). Die Vorschläge des Wissenschaftsrates zur Reform der Hochschulen haben bei den Verbänden ein unterschiedliches Echo gefunden. Die bundesweite Interessenvertretung von Studentenschaften (BAS) erklärte am Mittwoch, zwar sei vorläufig auf Studiengebühren verzichtet, jedoch für "Strafgebühren" und Exmatrikulation bei Überschreiten der Regelstudienzeit plädiert worden. Damit reihe sich der Wissenschaftsrat in den Maßnahmenkatalog von Kultus- und Finanzministern sowie Hochschulrektorenkonferenz ein, "die wir allesamt als unsozial, realitätsfern und kontraproduktiv ablehnen".
BAS-Vorstandssprecher Holger Ehlert (Düsseldorf) erklärte, die Vorschläge des Rates ließen die tatsächlichen Ursachen der Hochschulmisere unberücksichtigt, darunter die katastrophalen Zustände an den Universitäten, die die lange Durchschnittsstudiendauer bedingten.
Hingegen sprach der Ring Christlich- Demokratischer Studenten (RCDS) von "Reformfreude" des Wissenschaftsrates und einen Schritt in Richtung zu mehr Qualität durch mehr Wettbewerb, Selbständigkeit und Wirksamkeit. RCDS-Chef Eckhard Wälzholz kritisierte baer das Festhalten an Studiengebühren für Längerstudierende ebenfalls als "unsinnig".
Der Bund Freiheit der Wissenschaft zeigte sich enttäuscht. "So ist das Chaos an den Hochschulen nicht zu bewältigen", erklärte Professor Artur Woll, einer der drei Vorsitzenden der als konservativ geltenden Vereinigung. Vor allem wandte er sich gegen den Vorschlag, auf allgemeine Studiengebühren zu verzichten. "Studium zum Nulltarif" heiße weiter das Motto, das in Wirklichkeit eine unsoziale Regelung sei: Wenigerverdienende müßten mit ihren Steuergeldern auch künftig die Kosten für die Ausbildung der Besserverdienenden tragen.
PRAG/BONN, 27. Januar (AFP/Reuter). Der tschechische Präsident Vaclav Havel hat unmittelbar nach seiner Wahl durch das Parlament am Dienstag abend in Prag erklärt, er wolle sich für ein "gutes Bild" seines Landes im Ausland, vor allem in der Nachbarrepublik Slowakei einsetzen. Seine erste Auslandsreise werde ihn in die Slowakei führen.
Beide Länder sind seit Anfang Januar durch die Auflösung der Tschechoslowakei (CSFR) souverän. Aufgabe des tschechischen Präsidenten sei es, die "politische Stabilität" seines Landes, die Kontinuität der staatlichen Gewalt, der tschechischen Identität und der territorialen Unversehrtheit zu gewährleisten, sagte Havel auf einer Pressekonferenz.
Bundespräsident Richard von Weizsäkker beglückwünschte Havel in einem Telegramm zu seiner Wahl und hob hervor, Tschechen und Slowaken hätten mit der "friedlichen Teilung" der CSFR ein Zeichen dafür gesetzt, "daß die Antwort auf unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen der Völker nicht Gewalt sein muß". Havel habe in der Vergangenheit bereits "entscheidend dazu beigetragen, das oft schwierige und doch enge und elementare Verhältnis" zwischen Deutschen und Tschechen "im Sinne guter Nachbarschaft zu entwickeln", erklärte Weizsäcker.
Bundeskanzler Helmut Kohl betonte in seinem Telegramm, seine Glückwünsche "gelten einem Staatsmann, dessen Verdienste um Menschenrechte, Freiheit und Demokratie bereits geschichtlichen Rang haben". Die Bundesrepublik werde "die Tschechische Republik auf ihrem Weg nach Europa und bei der Fortsetzung ihrer politischen und wirtschaftlichen Umgestaltung nach Kräften unterstützen".
Havel kündigte an, er wolle wegen der Vorfälle vor seiner Wahl seine Anwälte zu Rate ziehen, ob er eine gerichtliche Verfolgung wegen Beleidigung beantragen sollte. Die Abgeordneten der rechtsextremen Republikanischen Partei (SPR- RSC) von Miroslav Sladek hatten vor der Wahl heftige Angriffe gegen Havel gerichtet. Unter anderem war Havel mit dem Nazi-Kriminellen Adolf Eichmann verglichen worden. Die Vorsitzende der Parlamentskommission für die Immunität der Abgeordneten, Anna Roschova, kündigte an, sie werde gegen Abgeordnete der Republikanischen Partei ein Disziplinarverfahren einleiten.
Auf den 56jährigen Havel entfielen bei der geheimen Wahl am Dienstag nach amtlichen Angaben 109 Stimmen. Der ehemalige Präsident der zum Jahreswechsel aufgelösten CSFR übertraf damit die für seine Wahl erforderliche absolute Mehrheit um acht Stimmen. Havel wurde für fünf Jahre in sein Amt gewählt. Er soll sein Amt am Dienstag nächster Woche antreten.
Auf Havels kommunistische Gegenkandidatin Marie Stiborova entfielen 49 Stimmen. Der Chef der Republikanischen Partei, Miroslav Sladek, der als dritter Kandidat angetreten war, erhielt 14 Stimmen. 22 der insgesamt 200 Abgeordneten enthielten sich der Stimme, sechs Stimmzettel waren ungültig. Havel war von der regierenden bürgerlich-konservativen Regierungskoalition des Ministerpräsidenten Vaclav Klaus als Präsidentschaftskandidat nominiert worden.
Das Parlament der Slowakei begann am Mittwoch vormittag mit einer Stichwahl, in der über den künftigen Präsidenten der Republik entschieden werden soll. Zur Wahl stehen die Bestplazierten des ersten Wahlgangs, Roman Kovac und Milan Ftachnik, für die am Dienstag 69 beziehungsweise 30 Abgeordnete gestimmt hatten. Wenn am Mittwoch erneut keiner von beiden die nötige Dreifünftelmehrheit erreicht, muß ein neuer Wahlgang mit neuen Kandidaten angesetzt werden.
Nicht alle Abgeordneten der regierenden Bewegung für eine demokratische Slowakei (HZDS) hatten für Kovac, den Kandidaten ihrer Partei, gestimmt. Dies war der erste größere politische Rückschlag für HZDS-Chef und Ministerpräsident Vladimir Meciar, dessen Forderung nach größerer Souveränität zur Aufteilung der alten CSFR zum Ende des vergangenen Jahres geführt hatte.
(Weiterer Bericht Seite 3)
Normandie-Invasion Mauer zum Gedenken
NEW YORK, 27. Januar (AFP/AP). Der 50. Jahrestag der Invasion in der Normandie wird 1994 mit der Errichtung einer großen "Mauer der Freiheit" begangen, auf der beteiligte alliierte Soldaten namentlich erwähnt werden sollen. Der Präsident der US-Stiftung für die Normandie-Schlacht, Anthony Stout, eröffnete am Dienstag in New York die Subskription für diese Gedenkmauer, bei der auch ein Modell des Ehrenmals vorgestellt wurde. Ziel der Stiftung ist es, auf dem Mahnmal die Namen von bis zu 500 000 Personen einzuschreiben. Am 6. Juni 1994 jährt sich der Beginn der Operation "Overlord" zum 50. Mal. Die Truppen der Weltkriegsalliierten waren damals unter General Dwight Eisenhower zwischen Cherbourg und Caen gelandet.
Für die "Mauer der Freiheit" wird mit Beiträgen von 15 Millionen Dollar gerechnet. Das Mal soll in einer Gartenlandschaft bei Caen errichtet werden. "Meine Hoffnung ist, daß diese Mauer wie die Freiheitsstatue zum Symbol der Freiheit wird", sagte Stout, und erinnerte daran, daß die Statue in New York von dem französischen Bildhauer Frédéric Auguste Bartholdi entworfen wurde.
"Die Namen von fünf Millionen Amerikanern, die Hitler und seinen Haß stoppten, gehören auf diese Mauer", sagte Scout. Anlaß für den Gedenkmauer-Plan ist der 50. Jahrestag der alliierten Landung am 6. Juni 1944.
Wer auf der Mauer den Namen eines Angehörigen oder Freundes eintragen lassen will, soll sich mit 40 Dollar an den Kosten beteiligen. Als erste Subskribenten stellten sich die Enkelin Eisenhowers, Anne, und der US-Journalist Pierre Salinger vor, der den Namen von Joseph Kennedy eintragen lassen will. Dieser Bruder des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy war im Zweiten Weltkrieg umgekommen."Vergewaltigung in der Ehe bestrafen"
KÖLN, 27. Januar (AFP). Der CDU-Politiker und Vorsitzende des Rechtsausschusses, Horst Eylmann, hat sich dafür ausgesprochen, die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe zu stellen. Eylmann forderte im Kölner Express im Regelfall eine Mindesthaftstrafe von zwei Jahren. Es könne "nicht angehen", daß eine verheiratete Frau "nicht denselben Schutz genießt wie eine unverheiratete Frau", sagte Eylmann. Er sei daher der Meinung, daß auch die Vergewaltigung in der Ehe bestraft werden muß. Die jetzt geltenden rechtlichen Bestimmungen seien darauf zurückzuführen, daß "nach alter Rechtsvorstellung die Ehefrau dem Mann untertan war und ihm jederzeit sexuell zur Verfügung stehen mußte", fügte Eylmann hinzu. Das widerspreche dem inzwischen gewandelten Verständnis von der Ehe.
LONDON. Einem früheren Arbeiter aus der Automobilbranche ist eine der höchsten literarischen Auszeichnungen in Großbritannien zuerkannt worden. Der mit 20 500 Pfund (50 000 Mark) dotierte Whitebread-Buchpreis ging an den 57jährigen Jeff Torrington für seinen Erstlingsroman "Swing Hammer Swing", derdas Leben in den Glasgower Slums gow der 60er Jahre schildert.
Torrington hatte nur bis zum Alter von 13 Jahren die Schule besucht. Seine Beschäftigung als Arbeiter mußte er aufgeben, als Ärzte bei ihm die Parkinsonsche Krankheit feststellten. Bei der Preisverleihung sagte Torrington, er wolle mit dem gewonnenen Geld nach New Orleans reisen, um sich dort Jazz-Musik anzuhören. AFP
LONDON, 27. Januar (AFP). Sechs konservative britische Parlamentsabgeordnete haben sich am Dienstag im britischen Unterhaus drei Sequenzen aus Porno-Filmen des niederländischen Privatsenders "Red Hot Dutch" angesehen. Sie wollten sich damit nach eigenen Angaben ein Urteil darüber bilden, ob die Ausstrahlung solcher Programme auf britischem Territorium zulässig sei. Journalisten wurden zu der Vorführung der Filmausschnitte nicht zugelassen, so daß sie in der Berichterstattung auf die Kommentare der Abgeordneten angewiesen waren. Der Vorsitzende der Parlamentskommission, Roger Gale, kündigte an, er wolle darauf hinarbeiten, daß die Ausstrahlung harter Porno-Streifen in Großbritannien verhindert werde.
JERUSALEM, 27. Januar (AFP). Die israelische Fluggesellschaft El Al ist am Dienstag dazu verpflichtet worden, an die Partner ihrer homosexuellen Beschäftigten Flugtickets zum Vorzugspreis auszugeben. Nach dem Urteil des Arbeitsgerichts in Tel Aviv dürfen die Homosexuellen nicht gegenüber gemischt-geschlechtlichen Paaren benachteiligt werden. Einzige Voraussetzung sei, daß die Partner einen gemeinsamen festen Wohnsitz nachweisen müßten.
MIAMI, 27. Januar (AFP). Mit einer außergewöhnlichen List haben die US-Justizbehörden den illegalen Handel mit Menschenaffen durch mexikanische Zooverwalter aufgedeckt. Wie von der Justiz in Miami am Dienstag bekanntgegeben wurde, verkleidete sich ein Beamter als Gorilla, begab sich in den Affenkäfig und wurde so Zeuge, wie für den Verkauf eines seiner "Artgenossen" die Summe von 92 500 Dollar (knapp 150 000 Mark) vereinbart wurde. Die drei an dem mißglückten Handel beteiligten Mexikaner wurden vorläufig festgenommen. Unter ihnen befindet sich nach diesen Angaben der Direktor der Zoos in der Gegend rund um Mexico-City, Victor Bernal.
SANTIAGO DE CHILE, 27. Januar (AFP). "Ruf doch mal an", heißt es jetzt auch in der Antarktis. Touristen, die von einer Telefonzelle von dem eisigen Kontinent aus Verbindung zur Außenwelt aufnehmen wollen, sollten jedoch chilenische Peso im Gepäck haben. Denn die chilenische Telefongesellschaft CTC hat am Dienstag das erste öffentliche Telefon in der Antarktis geschaltet. Aus dem chilenischen Stützpunkt "Teniente Marsh" gehen die Telefongespräche künftig rund um die Uhr via Satellit in die Welt. Umsatz erhofft sich CTC nicht nur von Reisenden, sondern auch von den Angestellten der übrigen Forschungsstationen auf der Antarktis, die unter anderem aus den USA, Großbritannien, Rußland und China kommen.
Türkei
Massenprotest
nach Mord an
ANKARA, 27. Januar (AFP). Der am Sonntag bei einem Attentat getötete türkische Journalist Ugur Mumcu wird am Mittwoch in Ankara beigesetzt. Zur Trauerfeier werden Hunderttausende von Menschen erwartet.
Mumcu, einer der bekanntesten türkischen Journalisten, wurde getötet, als in Ankara eine Bombe unter seinem Auto explodierte. Mumcu arbeitete bei der renommierten Tageszeitung Cumhuriyet und hatte vor allem Artikel über Korruption, die türkische Mafia und den Papst- Attentäter Mehmet Ali Agca geschrieben. Zu dem Attentat hatten sich fundamentalistische Organisationen bekannt.
Am Mittwoch sollte die gesamte Innenstadt von Ankara für den Verkehr gesperrt werden. Für den Morgen war eine Gedenkveranstaltung vor dem Gebäude der Cumhuriyet geplant. Anschließend sollte eine Trauerfeier in einer Moschee abgehalten werden.
Am Dienstag versammelten sich fast 10 000 Menschen vor dem Zeitungsgebäude, um gegen den Tod des Journalisten zu protestieren.
W I L I M I N G T O N , 27. Januar (AFP). Ein Container-Schiff mit 1,4 Millionen Litern Treibstoff an Bord ist vor der US- Küste von einem Schlepper losgerissen und treibt seitdem auf die Küste von North Carolina zu.
Dies teilte am heutigen Mittwoch die US-Küstenwache mit. Der Besatzung sei es nicht gelungen, die Motoren anzulassen oder den schweren Anker zu lösen. Das Schiff riß sich den Angaben zufolge am Dienstag morgen bei schwerem Seegang los, als es von Baltimore nach New Orleans geschleppt werden sollte. Wie ein Sprecher der Küstenwache mitteilte, wurden Rettungsmannschaften an der Küste in Alarmbereitschaft versetzt, um eine mögliche Ölkatastrophe zu bekämpfen. Der starke Wind treibe das Schiff auf die Küste zu. Frachter vor Helgoland wieder klar HELGOLAND (dpa). Der am Dienstag vor der Küste Helgolands mit einem Maschinenschaden havarierte Frachter "Hudson Bay" hat am frühen Mittwoch morgen seine Fahrt aus eigener Kraft fortgesetzt. Wie der Leiter des Außenbezirks des Wasser- und Schiffahrtsamts Tönning auf Helgoland, Hans Stühmer, am Mittwoch erklärte, wurde das Schiff noch rund fünf Seemeilen von den beiden Schleppern begleitet, die es vor der Küste Helgolands gesichert hatten. Zuvor war es der Mannschaft mit Bordmitteln gelungen, den Schaden zu beheben. Die fast 300 Meter lange "Hudson Bay" war am Dienstag mit mehreren tausend Tonnen Heizöl als Brennstoff an Bord auf die Insel zugetrieben. Fischverbot vor Shetlands ausgeweitet LONDON (AFP). Die Fischverbotszone vor den Shetland-Inseln, die nach der Havarie des Öltankers "Braer" eingerichtet worden ist, wurde in der Nacht zum Mittwoch auf fünf Seemeilen in westlicher Richtung erweitert. Auch im Osten der Insel konnte das Verbot noch nicht aufgehoben werden. Der Tanker war am 5. Januar mit 84 000 Tonnen Rohöl an Bord am Kap Sumburgh auf Grund gelaufen und auseinandergebrochen. Alarm auf dem Supertanker abgeblasen SINGAPUR (dpa). Experten haben am Mittwoch den Feueralarm auf dem im Golf von Bengalen sechs Tage lang brennenden dänischen 254 000-Tonnen-Supertanker "Maersk Navigator" abgeblasen.
BUKAREST / ZAGREB, 27. Januar (AFP/Reuter/AP). Der mit Öl beladene serbische Tanker "Bihac" hat in der Nacht zum Mittwoch auf der Donau die serbische Grenze passiert und damit gegen das Embargo der Vereinten Nationen gegen Restjugoslawien verstoßen. Dies wurde am Mittwoch von offizieller Seite in der rumänischen Hauptstadt Bukarest mitgeteilt.
Das Schiff sei am Dienstag abend gegen 20.30 Uhr MEZ an der Grenze zwischen Serbien, Rumänien und Bulgarien in serbische Gewässer eingelaufen. Die "Bihac" hat nach einem Bericht des bulgarischen Fernsehens 6000 Tonnen Rohöl an Bord. Dem Tanker war es demnach am Dienstag endgültig gelungen, dem bulgarischen und rumänischen Zoll zu entkommen.
Auf der Donau sind weitere Tanker unter Mißachtung des Embargos auf dem Weg nach Serbien. Die Besatzung des serbischen Tankerkonvois "Velebit", zu dem zehn mit Öl beladene Frachtkähne gehören, weigerte sich am Dienstag abend, den Anweisungen des bulgarischen Zolls in Ruse Folge zu leisten. Wie das bulgarische Schiffahrtsamt mitteilte, wollten die Zöllner den Konvoi auf der Donau kontrollieren. Ein dritter serbischer Konvoi, die "Orasac" mit fünf Frachtkähnen (davon vier mit Öl beladen), war am Dienstag mittag bei Swischtow, 50 Kilometer westlich von Ruse, ausgemacht worden.
Auf das Fahrzeug des französischen Kommandanten der UN-Schutztruppen in Ex-Jugoslawien (UNPROFOR), General Philippe Morillon, wurden am Dienstag nachmittag mehrere Schüsse abgefeuert. Wie UNPROFOR mitteilte, ereignete sich der Zwischenfall in einer Kampfzone kroatischer und moslemischer Einheiten bei Busovaca, etwa sechzig Kilometer nordwestlich der bosnischen Hauptstadt Sarajewo. Die Schüsse seien offenbar von moslemischen Stellungen abgefeuert worden. Es sei bei dem Vorfall jedoch niemand verletzt worden, hieß es.
Drei Hubschrauber des französischen Kontingents der UN-Friedenstruppen in Kroatien gerieten während der kroatischen Offensive an der Küste unter Beschuß. Wie das Hauptquartier der UN- Truppen in Zagreb am Mittwoch mitteilte, ereignete sich der Vorfall bereits am Montag, als die beiden getöteten französischen UN-Soldaten geborgen und drei verwundete Soldaten ausgeflogen werden sollten. Trotz Anmeldung der Flüge und Genehmigung der Flugrouten seien die Maschinen während des Fluges von Zadar nach Split an der kroatischen Küste aus Flugabwehrgeschützen beschossen worden. Keiner der Hubschrauber wurde dabei getroffen.
Nach einem Bericht der kroatischen Agentur Hina begannen "moslemische Extremisten" am Dienstag eine "Großoffensive" gegen mehrere Städte in Zentralbosnien, die bislang von den Kroaten kontrolliert wurden. Kroatenführer Dario Kordic sagte nach diesen Angaben, die Moslems "massakrierten die Bevölkerung". In der Gegend um Busovaca seien 17 kroatische Kämpfer getötet und weitere 20 verletzt worden.
Bei der Bosnien-Friedenskonferenz in Genf sind nach Einschätzung der beiden Vorsitzenden Cyrus Vance und David Owen am Dienstag Fortschritte erzielt worden. Konferenzsprecher Fred Eckhard berichtete im Anschluß an eine 80minütige Zusammenkunft der beiden Unterhändler mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic und dem bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic: "Die Ko-Vorsitzenden sind der Ansicht, daß bei dieser Sitzung ein definitiver Fortschritt erzielt worden sei." Im Mittelpunkt der Unterredungen stand die vorgeschlagene Aufteilung der Republik in zehn autonome Provinzen und die Struktur der künftigen Regierung in Sarajewo.
Izetbegovic und Karadzic wollten den Optimismus nicht teilen. Izetbegovic sagte, die Gespräche hätten keinerlei Resultat gebracht. Karadzic kommentierte: "Wir haben in den Wind gesprochen. Ich habe ihn gehört, und er mich." Karadzic soll aber dem Vorschlag der Vermittler, eine Übergangsregierung für Sarajewo zu bilden, akzeptiert haben.
LYON, 27. Januar (dpa/AFP). Vorschnelles Altern führt bei französischen Atomkraftwerken zu gefährlichen Rissen an den Deckeln der Meiler. Die Aufsichtsbehörde DIN der französischen Region Rhône-Alpe berichtete jetzt, sie habe 1992 bei Kontrolluntersuchungen Risse an sechs Reaktoren festgestellt. Fünf weitere hätten andere Mängel aufgewiesen.
Die Risse treten nach Angaben der DIN bei Reaktoren der ersten und der zweiten Generation gleichermaßen auf. Im Kraftwerk Bugey (Ostfrankreich) waren vier der fünf Reaktordeckel betroffen. Einer der Deckel wurde ersetzt. Die langfristige Strategie des Kraftwerkbetreibers EdF bestehe im Austausch der Deckel, hieß es. Ein Deckel kostet rund 4,5 Millionen Mark. DIN-Direktor Michel Guilbaud sagte, dem Alterungsprozeß der Atomanlagen müsse durch eine angemessene Wartungspolitik vorgegriffen werden. Die Kontrollen waren angeordnet worden, nachdem im Kraftwerk Bugey 1991 bei einer Routineüberprüfung ein Leck in dem Chrom-Nickel-Deckel festgestellt worden war. Die französischen Atomkraftwerke wurden überwiegend Ende der 70er Jahre (nach der Ölkrise) hergestellt und sollten eine theoretische Lebensdauer von 40 Jahren haben. Aus für Altmeiler gefordert
BUENOS AIRES (AFP). Die Umweltorganisation Greenpeace hat die "sofortige und endgültige" Stillegung des ältesten argentinischen Atomkraftwerks Atucha I gefordert, in dem vor zehn Tagen radioaktiv verseuchtes Wasser ausgetreten war. Greenpeace-Sprecher Jan Schroder sagte am Dienstag in Buenos Aires, die Nationale Atomenergiekommission versuche, den Zwischenfall herunterzuspielen. Nach Angaben der Kommission wurde bei dem Zwischenfall am 15. Januar niemand verletzt. Der Direktor des mit deutscher Hilfe gebauten Atucha I, Juan Carlos Duarte, hatte berichtet, bei der Reparatur einer Dampfturbine sei eine kleine Menge radioaktiven Wassers innerhalb des Kraftwerks ausgelaufen. Es sei nichts davon in die Umwelt gelangt. Die Anlage ist derzeit stillgelegt.
SAARBRÜCKEN, 27. Januar (AFP). Nach Ansicht des Bundesverbandes Homosexualität werden homosexuelle Soldaten in der Bundeswehr offen diskriminiert. Verbandssprecher Dirk Meyer sagte am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk, die Bundeswehr sei bis heute nicht bereit, schwule Bundeswehrangehörige auf Vorgesetztenfunktionen einzusetzen. Vorgesetzte mit homosexueller Orientierung würden "disziplinarisch verfolgt bis hin zum Wehrgericht" und müßten gegebenenfalls den Dienst quittieren. "Das ist eine untragbare Situation", sagte Meyer. Er forderte Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) auf, die Diskriminierung mit einer Weisung zu beenden.
N'DJAMENA, 27. Januar (AFP). In Tschad ist am Wochenende nach amtlichen Angaben aus N'Djamena ein Putschversuch gescheitert. Die tschadische Nachrichtenagentur ATP meldete am Mittwoch unter Berufung auf den Ministerpräsidenten Joseph Yodoyman, Anhänger des früheren Präsidenten Hissein Habre hätten einen Staatsstreich gegen die seit dem 15. Januar tagende "souveräne Nationalkonferenz" versucht. Ein Dutzend Zivilisten stehen einem hohen Beamten zufolge unter dem Verdacht, an konspirativen Versammlungen teilgenommen zu haben. Festnahmen seien jedoch bisher noch keine erfolgt.
BERLIN, 27. Januar (AFP/D). Die Gehälter der rund 23 000 Angestellten im ostdeutschen Versicherungsgewerbe steigen - wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet - rückwirkend zum 1. Dezember 1992 von gegenwärtig 72 Prozent auf 78 Prozent des Westniveaus. Am 1. Juni 1993 werden die Gehälter dann auf 83 Prozent des Westniveaus erhöht.
Darauf haben sich die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) und der Arbeitgeberverband des ostdeutschen Versicherungsgewerbes am Dienstag abend in Berlin geeinigt. Die Ausbildungsvergütungen werden in gleicher Höhe angehoben. Der Tarifvertrag gilt bis 30. November 1993.
MANILA, 27. Januar (AFP). Die philippinische Regierung hat Pendlern in der Hauptstadt Manila am Mittwoch empfohlen, Masken gegen die enorme Luftverschmutzung zu tragen. Sie wies darauf hin, daß die Verschmutzung durch die vielen Autos und Lastwagen auf der Hauptverkehrsstraße "Epiphany De Los Santos Avenue" 300mal höher sei, als die Normwerte der Weltgesundheitsorganisation der UN (WHO) es zuließen. Einfache Stoffmasken sollen nach dem Willen der Regierung die Pendler vor der schwarzen Giftwolke schützen.
Die Stadtverwaltung hat bereits die Verteilung von 500 Gasmasken an die Verkehrspolizisten des großen Boulevards angekündigt.
Das Umweltministerium erklärte, die Entscheidung basiere auf eine Untersuchung eines Sonderausschusses, der gehäuft Lungenkrankheiten bei den Pendlern festgestellt hatte.
BONN, 27. Januar (AFP). Der Sonderbeauftragte der UN-Menschenrechtskommission für Ex-Jugoslawien, Tadeusz Mazowiecki, hat die internationale Anerkennung von Mazedonien gefordert. Nur so könnten Menschenrechtsverletzungen in diesem Teil des einstigen Vielvölkerstaates vermieden werden, sagte Mazowiecki in Bonn. Die Befürchtung, der Jugoslawien-Konflikt könne sich auf Mazedonien ausdehnen, sei berechtigt. Das Zögern der internationalen Gemeinschaft sei "kurzsichtig" und "widersprüchlich", sagte der frühere Ministerpräsident Polens.
PORTO ALEGRE, 27. Januar (AFP). Mehr als 100 Menschen, die wie Sklaven auf Farmen im Südbrasilien arbeiten mußten, sind von den Behörden befreit worden. Wie ein Sprecher der Regionalen Arbeitsbehörde am Dienstag mitteilte, wurden die meisten von ihnen auf einer "Facenda" 100 Kilometer von Porto Alegre zur Arbeit gezwungen. Rund 20 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren seien zudem aus einer Farm im Bundesstaat Santa Catarina befreit worden.
Die Arbeiter hätten keinerlei Verträge gehabt und die Arbeitsbedingungen seien gesundheitsschädlich gewesen, hieß es weiter. Der geringe Lohn habe zudem nie ausgereicht, ihre Schulden bei dem einzigen Laden zu begleichen, der ihnen zum Einkaufen zur Verfügung stand.
NEU-DELHI, 27. Januar (AFP). In Bombay sind zwei Menschen getötet und sieben verletzt worden, als die Polizei in eine Menschenmenge schoß, um kämpfende Hindus und Moslems voneinander zu trennen. Das meldete die indische Nachrichtenagentur PTI am Mittwoch. Auch in Neu-Delhi kam es nach Angaben der Polizei wegen eines Angriffs hinduistischer Randalierer auf eine Moschee zu Kämpfen zwischen Hindus und Moslems. Die Polizei setzte Tränengas gegen die aufgebrachten Menschen ein, die Häuser in Brand setzten und Geschäfte plünderten. In der nordindischen Stadt Meerut wurde eine Ausgangssperre verhängt, nachdem dort bei einem Bombenattentat ein Polizist getötet und zwei Polizeibeamte verletzt worden waren.
Auslöser der Unruhen war die Zerstörung der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Babri-Moschee in der Stadt Ayodhya durch Tausende fanatisierte Hindus am 6. Dezember.
GENF / BONN, 27. Januar (AFP/AP). Der Vorsitzende der UN-Kommission zur Untersuchung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, der niederländische Jurist Frits Kalshoven, bezweifelt, daß die dort begangenen Morde und Vergewaltigungen jemals vor ein internationales Gericht kommen können.
Kalshoven sagte am Mittwoch in Genf, die Meinung der Weltöffentlichkeit zu solchen Gerichtsverfahren sei gespalten. Ermittler würden es zudem schwer haben, da Ex-Jugoslawien im Gegensatz zu Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nicht von internationalen Streitkräften besetzt sei. "Es ist sicher wünschenswert, daß die Täter bestraft und Gerechtigkeit geübt wird, aber wir leben im 20. und noch nicht im 21. Jahrhundert." Kalshoven wies ferner darauf hin, daß sich die Kommission bei ihren Untersuchungen nur auf wenige ausgewählte Fälle konzentrieren und nicht allen Berichten über Massengräber nachgehen könne. Der Kommission mangele es an Mitarbeitern und Geld, um jedes Massengrab in Augenschein nehmen zu können.
Die Kommission will UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali demnächst einen Zwischenbericht vorlegen. Hierin werde unter anderem die Massenhinrichtung in der serbisch besetzten Stadt Vukovar in Kroatien aufgeführt. Dort hätten serbische Soldaten 200 kroatische Männer nach der Eroberung der Stadt im Krankenhaus exekutiert, sagte Kalshoven.
Ähnlich skeptisch äußerte sich auch der Sonderbeauftragte der UN-Menschenrechtskommission für das ehemalige Jugoslawien, Tadeusz Mazowiecki, zu dem Vorschlag, Kriegsverbrechertribunale einzurichten. Er sei zwar vom moralischen Nutzen eines Tribunals überzeugt. Es werde jedoch äußerst schwierig sein, den Gedanken einer gerichtlichen Ahndung auch praktisch umzusetzen, sagte Mazowiecki in Bonn.
Die USA legten ihren fünften Bericht über Menschenrechtsverletzungen im ehemaligen Jugoslawien vor. Außenamtssprecher Richard Boucher teilte mit, in dem Bericht würden "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" aufgeführt, die von allen Seiten begangen würden.
MOSKAU, 27. Januar (AFP). Im Süden Tadschikistans haben sich Mitglieder der aus fundamentalistischen und demokratischen Kräften bestehenden Opposition am Mittwoch erneut schwere Kämpfe mit kommunistischen Regierungstruppen geliefert. Die Gefechte fänden im Ramit-Tal statt, etwa 40 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Duschanbe, berichtete die Nachrichtenagentur Itar-Tass. Das Tal ist eine der letzten Bastionen der Oppositionellen, die seit Dezember immer weiter zurückgedrängt wurden.
Bei den Kämpfen habe es mehrere Tote und Verletzte gegeben, berichtete Itar-Tass, ohne konkrete Angaben zu machen. Der zuständige Militärkommandant äußerte die Erwartung, daß die oppositionellen Streitkräfte im Tal von Ramit bald besiegt würden. Das Tal sei aufgrund heftiger Schneefälle zu einer Sackgasse geworden, sagte er.
MANAMA, 27. Januar (AFP). Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Esmat Abdel Megid, hat erstmals die "Rechtmäßigkeit" des von den Alliierten verhängten Flugverbots im Norden und Süden Iraks in Zweifel gezogen. Die Liga lehne "jede Anwendung von Gewalt gegen ein arabisches Land ab", sagte Megid laut der arabischen Zeitung El-Hajat vom Mittwoch. Die Einstellung der Alliierten "in bezug auf die Errichtung von Flugverbotszonen ist illegal", sagte Megid.
Die Aussage des stellvertretenden irakischen Ministerpräsidenten Tarik Asis vom Montag, daß "das Kapitel Kuwait abgeschlossen ist", öffne "eine neue Seite", fügte er hinzu. Sie sei ein "Beweis dafür, daß Irak seine frühere Einstellung, Kuwait sei Bestandteil des irakischen Territoriums, aufgegeben hat", sagte Megid. Kuwaits Kronprinz Scheich Saad el Abdulla el Sabah zweifelte dies allerdings an und nannte die Bedrohung aktuell.
Die UN-Abrüstungsexperten setzten am Mittwoch in Irak die Besichtigung möglicher Standorte von Massenvernichtungswaffen fort. Wie aus dem Büro der UN-Spezialkommission in Bagdad verlautete, hatten die acht Atomwaffen- Experten unter der Leitung des Italieners Maurizio Zifferero in El Thuwaita, 20 Kilometer von Bagdad, atomare Ausrüstungsgegenstände näher untersucht, die bereits bei einer früheren Mission entdeckt worden waren. Nach Ziffereros Angaben kennen die UN bislang die Namen von 80 Lieferanten, darunter US-amerikanische, französische, britische, Schweizer und japanische Firmen.
Die von dem Russen Nikita Smidowitsch geführten sieben Experten für ballistische Waffen setzten laut UN-Büro in Bagdad ihre "langfristige" Mission am Mittwoch ebenfalls fort. Die UN-Chemie- Spezialisten überwachten die Vernichtung chemischer Waffen in El Muthanna, 130 Kilometer nordwestlich von Bagdad. Wie der Chef des UN-Teams, der US- Amerikaner Paul Brough, sagte, werden die Chemiewaffen von 50 irakischen Experten durch Hydrolyse, Verbrennung sowie durch Sprengungen zerstört.
BERLIN, 27. Januar (AFP). Die Tarifverhandlungen für die rund 100 000 Beschäftigten der chemischen Industrie in den neuen Bundesländern sind am Mittwoch abend in dritter Runde ergebnislos abgebrochen worden. Die IG Chemie- Papier-Keramik erklärte die Verhandlungen für gescheitert und rief die Schlichtungskommission an. Die von den Arbeitgebern angebotene Tariferhöhung von 7,5 Prozent ab 1. Mai 1993 reiche nicht aus, erklärte ein Gewerkschaftssprecher nach rund siebenstündigen Verhandlungen. Dies würde für die Beschäftigten vier Null-Monate bedeuten, gefordert worden sei jedoch ein Anschluß-Tarifvertrag.
Die Arbeitgeber bedauerten den Abbruch der Tarifverhandlungen.
EPPERTSHAUSEN. So schnell wie am Dienstag hat die Polizei in Dieburg bei Darmstadt noch keine Vermißtenanzeige bearbeitet. Kaum hatte eine junge Frau aus den benachbarten Eppertshausen angerufen und mitgeteilt, daß ihr dreieinhalbjähriger Sohn seit etwa einer Stunde verschwunden sei, da konnte der Fall auch schon erfolgreich zu den Akten gelegt werden. Die Beamten fanden das Kind bei genauerem Hinsehen schlafend unter dem Küchentisch der Mutter. lhe
WETZLAR. Die Buderus Guss GmbH (Wetzlar) will in ihren Werken Hirzenhain (Wetteraukreis) und Breidenbach (Kreis Marburg-Biedenkopf) rund 50 Mitarbeiter entlassen.
Wie der kaufmännische Geschäftsführer des Unternehmens, Heinrich Kunz, am Mittwoch bestätigte, wird zur Zeit mit den Betriebsräten der beiden Standorte über die Modalitäten verhandelt. In Hirzenhain sind rund 200, in Breidenbach etwa 600 Menschen beschäftigt.
Buderus-Breidenbach ist ein reines Zulieferwerk für die Automobilindustrie. Dort werden Bremsscheiben und -trommeln gefertigt.
Nach Angaben des Unternehmens sind die beiden ebenfalls zu Buderus-Guss gehörenden Standorte in Wetzlar und Staffel bei Limburg vom Personalabbau nicht betroffen. Insgesamt beschäftigt die Buderus Guss GmbH rund 2700 Menschen.
1991 setzte das Wetzlarer Unternehmen 602 Millionen Mark um. Zahlen für 1992 liegen noch nicht vor. Nach Auskunft von Geschäftsführer Kunz ist der Umsatz "in etwa vergleichbar" mit dem des Vorjahres. Nach Angaben des Unternehmens konnte ein nennenswerter Verlust vermieden werden, weil es im Gußrohr-Geschäft nach der Wiedervereinigung einen Boom gegeben habe.
Um die Nachfrage nach den in Wetzlar gefertigten Rohren befriedigen zu können, sei die Produktion gesteigert worden. Das habe im vergangenen Jahr zur Schaffung von 90 neuen Arbeitsplätzen in Wetzlar geführt. lhe
Protest gegen Massenvergewaltigungen Rund 250 Menschen, überwiegend Frauen, haben am Mittwoch abend in Hofheim (Main-Taunus-Kreis) gegen die Massenvergewaltigungen in Bosnien demonstriert. Zu der Demonstration aufgerufen hatten die Frauenbeauftragten der Kommunen und des Kreises sowie mehrere Frauenvereine und -initiativen.
NEW YORK, 27. Januar (Reuter). Ein Berufungsgericht in den USA hat den Einspruch von Opfern der Giftgas-Katastrophe im indischen Bhopal zurückgewiesen. Das Gericht bestätigte den Spruch einer vorherigen Instanz, wonach die indische Regierung das Recht hatte, mit der Firma Union Carbide Corporation eine Entschädigung von 470 Millionen Dollar auszuhandeln. Die Kläger hatten argumentiert, die indische Regierung habe sich als Teilhaberin der Fabrik in Bhopal in einem Interessenskonflikt befunden. Darüber hinaus sei die vereinbarte Vergleichszahlung zu niedrig. Aus der Chemiefabrik der Union Carbide India waren am 2. Dezember 1984 giftige Gase über Teile Bhopals geweht worden. Über 2000 Menschen starben.
LONDON, 27. Januar (Reuter). Der Handels- und Industrieausschuß des britischen Unterhauses hat sich für verstärkte Anstrengungen zur Rettung des krisengeschüttelten Kohlebergbaus ausgesprochen. Die Ausschußmitglieder stimmten am Dienstag abend für ein Paket von Maßnahmen, das darauf abzielt, zumindest einige der von der Schließung bedrohten Zechen zu retten. Die britische Regierung hatte die Schließung von 31 der insgesamt 51 Zechen im Oktober angekündigt. 30 000 Arbeitsplätze gingen damit verloren.
Das Paket sieht Maßnahmen im Umfang von umgerechnet rund 700 Millionen Mark vor. Die Ausschußmitglieder davon aus, daß zusätzliche 16 Millionen Tonnen Kohle verkauft werden könnten.
KUWAIT, 27. Januar (Reuter). Kuwait hat der Türkei 1,6 Milliarden Mark als Ausgleich für die im Golf-Krieg erlittenen Verluste zugesagt. Der türkische Ministerpräsident Suleyman Demirel sagte am Dienstag bei einem Besuch in Kuwait, das Geld solle über die kommenden fünf Jahre ausgezahlt werden. Es werde den Streitkräften zur Verfügung gestellt, sagte Demirel laut der amtlichen kuwaitischen Nachrichtenagentur. Im Golf-Krieg gegen Irak hatten die westlichen Alliierten US- Luftwaffenstützpunkte im Süden der Türkei für ihre Angriffe benutzt. Finanzielle Verluste erlitt die Türkei durch die Schließung einer irakischen Öl-Pipeline.
BANGKOK, 27. Januar (Reuter). Das unter dem Verdacht der Korruption stehende thailändische Erziehungsministerium will ein Lehrbuch über eben dieses Thema herausgeben. Wie das Ministerium am Mittwoch mitteilte, sollen Kinder in dem Buch erfahren, auf welche Weise Korruption dem öffentlichen Wohl schadet. Vorige Woche hatte die Anti- Korruptions-Kommission der Regierung eine Untersuchung über angebliche große Zahlungen an das Ministerium im Zusammenhang mit der Order von Schulmobiliar angekündigt.
NEW YORK, 27. Januar (AP/Reuter). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, hat dem Sicherheitsrat in New York empfohlen, die UN-Präsenz in Angola auf ein Minimum zu reduzieren. Die seit 1991 dort stationierte UN-Beobachtertruppe sollte vollständig abgezogen werden, falls bis zum Frühjahr bei den Bemühungen um einen neuen Waffenstillstand keine Fortschritte erzielt werden.
Die 15 Ratsmitglieder kamen jedoch bei nichtöffentlichen Konsultationen am Dienstag nicht zu einer einheitlichen Haltung. Ghali hatte in einem Bericht an den Rat vorgeschlagen, die Zahl der in Luanda stationierten Beobachter von 714 auf 64 zu verringern.
Falls die im November letzten Jahres wieder ausgebrochenen Kämpfe zwischen der Linksregierung und den Unita- Rebellen fortgesetzt werden und die Friedensverhandlungen nicht vorankommen, sollte die Truppe nach den Vorstellungen Butros-Ghalis am 30. April vollständig aufgelöst werden. Die Ratsmitglieder setzten weitere Konsultationen an. Der derzeit zum Rat gehörende UN-Botschafter der Kapverden, José Jesus, teilte mit, es bestehe die "einmütige Ansicht, daß wir nicht aufgeben sollten".
Vertreter der angolanischen Regierung trafen am Mittwoch zu Friedensgesprächen mit der Rebellenbewegung Unita in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein.
Delegationsleiter Faustion Muteka sagte, mit gutem Willen auf beiden Seiten könne der "das Land verwüstende Bruderkrieg" beendet werden. Nach seinen Worten sollen bei dem ersten Treffen der Kriegsparteien seit November militärische und politische Fragen behandelt werden. Zuvor hatte die Regierung stets nur militärische Probleme diskutieren wollen. Die Gespräche finden unter UN- Schirmherrschaft statt. Auch die Unita- Delegation sollte im Laufe des Mittwochs in Addis Abeba eintreffen.
BERGISCH GLADBACH (rtr). Der zum US-Konzern International Paper gehörende deutsche Papierhersteller Zanders ist 1992 tief in die Verlustzone geraten. Der Vorstand betont zudem, es sei derzeit "nicht abzusehen", ob diese in der laufenden Periode wieder verlassen werden könne. Die exakte Höhe des Fehlbetrags teilt die Firma noch nicht mit. Doch stellt sie klar, daß auf Stammaktien keine Dividende gezahlt wird. Nach "leicht negativem Ergebnis" im ersten Semester 1992, sei das zweite Halbjahr "wesentlich unbefriedigender" verlaufen. Eine Entscheidung über eine Ausschüttung auf die Vorzugsaktien sei noch nicht gefallen. 1991 hatte Zanders vier Mark auf Stämme und 4,50 Mark auf Vorzüge berappt.
Zanders mußte im vorigen Jahr einen Rückgang des Umsatzes um 5,6 Prozent auf knapp eine Milliarde Mark hinnehmen. Beim Geschäftsvolumen fällt auf, daß im Inland ein Minus von immerhin 9,7 Prozent auf 487 Millionen Mark anfiel. Die Zahl der Beschäftigten sank um rund 300 auf 3836 Männer und Frauen. Ein weiterer Personalabbau scheint keineswegs ausgeschlossen, zumal das Management die Perspektiven für 1993 als "nicht sehr günstig" einschätzt. Ein Mengenwachstum auf den internationalen Märkten dürfte zwar erzielt werden, doch sei nur mit einer "moderaten Verbrauchsentwicklung auf den inländischen Papiermärkten" zu rechnen.
BERLIN, 27. Januar (Reuter). Unbekannte haben den jüdischen Friedhof in Eisenhüttenstadt geschändet. Wie ein Polizeisprecher am Mittwoch in Frankfurt/Oder mitteilte, wurden elf Grabsteine umgestoßen, einer davon wurde in blauer Farbe mit einem Hakenkreuz beschmiert. Die Tat sei mit Sicherheit vor dem 25. Januar begangen worden und möglicherweise erst so spät entdeckt worden, weil der Friedhof nicht jeden Tag besucht werde. Hinweise auf die Täter gab es zunächst nicht.
BREMEN, 27. Januar (Reuter). Der vor Helgoland im Sturm in Seenot geratene Frachter Hudson Bay hat seinen Ankerplatz aus eigener Kraft verlassen. Wie die Seenotleitung in Bremen mitteilte, brachte die Besatzung in der Nacht zum Mittwoch die ausgefallene Maschine wieder in Gang. Gegen 3.00 Uhr morgens setzte das Schiff unter der Flagge Panamas seine Fahrt fort. Weil das Schiff zeitweise manövrierunfähig auf die Steilküste der felsigen Insel zutrieb und erst kurz davor fest am Anker lag, waren vorsorglich drei Seenotkreuzer, zwei Hubschrauber, zwei Schlepper und zwei Ölbekämpfungsschiffe zu Hilfe gekommen.
Der 300 Meter lange Frachter hatte am Dienstag nach dem Maschinenausfall, der auch die Ruderanlage betraf, zunächst einen Anker geworfen, der aber nicht hielt. Erst der zweite Anker stoppte das Treiben des Schiffes etwa 1,2 Seemeilen (zwei Kilometer) vor der Insel.
MAGDEBURG, 27. Januar (Reuter). Zwei ältere Patientinnen des Bezirkskrankenhauses Zeitz sind bei der Evakuierung aus ihren Krankenzimmern wegen einer Bombendrohung vor Aufregung gestorben. Das teilte das Magdeburger Innenministerium am Mittwoch mit. Der Vorfall habe sich bereits am Dienstag ereignet. Das Krankenhaus habe die Bombendrohung am Dienstag gegen 11.25 Uhr telefonisch erhalten und sofort die Evakuierung der Klinik angeordnet. Bei der Durchsuchung des Krankenhauses sei kein Sprengkörper gefunden worden.
FRANKFURT A. M. (FR). Gedämpfte Zinshoffnungen und Verkäufe im Zusammenhang mit Geschäften an der Deutschen Terminbörse prägten das Geschehen an den Aktienmärkten. Entsprechend war die Tendenz der Kurse nach unten gerichtet, wobei die Umsätze in der Regel gering ausfielen. Mit dem Tagesverlust von knapp 0,9 Prozent kam der Deutsche Aktienindex nach Ansicht von Händlern der sogenannten Unterstützungslinie von 1560 "verdächtig" nahe. Wird diese nach unten durchbrochen, halten Analysten ein verstärktes Abgleiten der Notierungen für wahrscheinlich.
Neben dieser technischen Betrachtung sprechen derzeit auch das volkswirtschaftliche und das politische Umfeld nicht für eine bevorstehende nennenswerte Aufwärtsbewegung. Als Hindernis dafür wurde auf dem Parkett beispielsweise der Streit über den "Solidarpakt" genannt. Und von der "Zinsfront" gibt es ebenfalls keine guten Nachrichten.
Am Vortag hatte der Markt noch positiv auf die Verbilligung des Geldes in Großbritannien reagiert, weil dadurch Hoffnungen auf eine monetäre Lockerung auch hierzulande genährt wurden. Doch dieser Effekt verpuffte gestern schnell wieder, nachdem Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger die Bereitschaft zu Zinssenkungen erneut von stabilitätsorientierten Weichenstellungen in der Tarifpolitik abhängig gemacht hatte.
Für Gesprächsstoff im Markt sorgten auch die Spekulationen über KHD, die gegen den Trend leicht stiegen (siehe Seite 16). Hier wurde "Kurspflege" vermutet. Bei Thyssen wirkte sich die Unsicherheit über den Zuschlag für das Mobilfunknetz E-1 aus.
Der Rentenmarkt tendierte bei flauem Geschäft knapp behauptet. Die Durchschnittsrendite hat wieder eine Sieben vor dem Komma: 7,01 nach 6,99 Prozent.
BUKAREST / SOFIA, 27. Januar (Reuter/AFP/dpa/AP). Rumänien will mit Zwangsmaßnahmen gegen jugoslawische Donau-Schiffe vorgehen, die das Embargo der Vereinten Nationen (UN) gegen Serbien und Montenegro mißachten. Nachdem ein Tanker am Vorabend die serbische Grenze passiert hatte, teilte die Regierung in Bukarest am Mittwoch mit, die zuständigen Stellen seien angewiesen worden, alle Maßnahmen zu ergreifen, um die UN-Sanktion durchzusetzen. Vier weitere Schlepper mit Benzin und Diesel seien donauaufwärts auf dem Weg nach Serbien. Die bulgarische Regierung verlangte "dringend internationale technische Hilfe" und internationale Missionen in allen rumänischen und bulgarischen Häfen, um die Einhaltung des Embargos auf der Donau durchsetzen zu können. Beide Länder sind aber nicht bereit, Gewalt anzuwenden. Damit würde nur die Gefahr eines Balkankrieges riskiert, sagte Bulgariens Ministerpräsident Doina Jalea. Bukarest nannte als Begründung für seine Entscheidung die Furcht vor serbischen Gegenschlägen.
Der mit Öl beladene serbische Tanker "Bihac" hatte am Dienstag abend serbisches Gewässer erreicht. Rumäniens Verkehrsministerium teilte mit, die Besatzungen von fünf Schleppverbänden - darunter die "Bihac" - mit 47 500 Tonnen Treibstoff hätten die Anordnungen mißachtet, die Fahrt zu stoppen. Der Kapitän eines Schleppverbandes habe gedroht, seine Ladung von 6000 Tonnen Diesel zu sprengen oder in die Donau abzulassen. Die USA und Frankreich appellierten an Bulgarien und Rumänien, das Embargo durchzusetzen. Die UN-Resolution 787 erlaube "alle notwendigen Mittel", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums.
Zum Schutz seiner in Bosnien-Herzegowina im Auftrag der UN eingesetzten Soldaten versetzte Frankreich zwölf Kampfflugzeuge auf Korsika in Alarmbereitschaft. Ein Sprecher der Luftwaffe in Paris teilte mit, die Flugzeuge seien für mögliche Schutzeinsätze bis zum Eintreffen des Flottenverbandes in der Adria vom Festland auf die Mittelmeerinsel verlegt worden. Am Wochenende soll der Flugzeugträger "Clemenceau" die Adria erreichen. Ein britischer Flottenverband traf inzwischen in der Adria ein. US-Außenminister Warren Christopher wies Militärexperten an, die Möglichkeit einer Bombardierung von Flughäfen und schweren Waffen der bosnischen Serben zu prüfen.
Serbische Freischärler in der Krajina haben UN-Angaben zufolge seit Sonntag 21 Zivilpolizisten der UN-Schutztruppe (UNPROFOR) in ihrer Gewalt. Die serbische Miliz habe erklärt, das geschehe zur Sicherheit des UN-Personals. Dies bezeichnete UNPROFOR-Sprecherin Shannon Boyd als "völlig unannehmbar".
Angaben kroatischer Soldaten zufolge leiteten serbische Soldaten einen Gegenangriff in Dalmatien ein und eroberten einen Ort, den die Kroaten 36 Stunden zuvor eingenommen hatten. Der deutsche Außenminister Klaus Kinkel (FDP) forderte den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman auf, den Militäreinsatz im Raum Zadar zu stoppen.
In Genf vereinbarte die mehrheitlich von Moslems geführte Regierung Bosniens mit dem Chef der bosnischen Kroaten, Mate Boban, eine Waffenruhe. Zuvor war über Kämpfen zwischen Moslems und Kroaten in Zentralbosnien berichtet worden. Sarajewo wurde Angaben des bosnischen Rundfunks zufolge von serbischer Artillerie beschossen. Bosniens Regierung drohte mit dem Abbruch der Genfer Friedensverhandlungen. Als Begründung nannte sie neue Angriffe auf die moslemische Bevölkerung. (Weiterer Bericht auf Seite 2)
LONDON, 27. Januar (Reuter). Eine britische Nichtraucherin hat von ihrem Arbeitgeber 15 000 Pfund (etwa 36 000 Mark) Entschädigung für Gesundheitsschäden durch Passivrauchen am Arbeitsplatz erhalten. Die 36 Jahre alte Angestellte der Stadtverwaltung Stockports im Nordwesten Englands hatte gesagt, sie habe jahrelang unter dem Zigarettenrauch ihrer Kollegen gelitten und nun eine chronische Bronchitis. Ihre Forderung wurde von der Gewerkschaft unterstützt, und die Stadtverwaltung zahlte die Entschädigung ohne Gerichtsverfahren, so daß kein Präzendenzfall entstand.
HANNOVER, 27. Januar (Reuter). Die Risiken von Atom-Transporten in das geplante Endlager Schacht Konrad bei Salzgitter sind einem Gutachten zufolge größer als bisher angenommen. In einer von der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) erstellten Studie zu diesen Transporten fänden sich "methodische Unschärfen, zweifelhafte Datengrundlagen und falsche Annahmen", sagte der Physiker Helmut Hirsch am Mittwoch in Hannover als Sprecher des Beirats für Fragen eines Kernenergieausstiegs in Niedersachsen.
In einem Gutachten für das niedersächsische Umweltministerium kommt der Beirat zu dem Schluß, daß rund 300 und nicht wie in der GRS-Studie angenommen nur 100 der jährlich mehr als 2000 Konrad-Transporte unter der höchsten Gefahrenkategorie einzustufen sind. Auch das Strahlenrisiko für die Bevölkerung habe die GRS "zu optimistisch" abgeschätzt.
In die ehemalige Erzgrube Konrad sollen nach den Plänen des Bundes rund 95 Prozent des deutschen Atommülls endgelagert werden.
DORTMUND (rtr). Das juristische Nachspiel zur Affäre um die Harpener- Gruppe hat vor dem Landgericht Dortmund begonnen. In dem Zivilverfahren geht es um Schadenersatz-Forderungen des Unternehmens in Millionenhöhe, mit denen vier Ex-Manager konfrontiert sind. Harpener wirft den einstigen Führungskräften grobe Pflichtverletzungen vor.
Nach den Worten eines Prozeßvertreters des früheren Bergbau- und jetzigen Immobilienunternehmens haben Fritz Hauff, Markus Herzig und Jürgen Schippkühler sowie der ehemalige Aufsichtsrat Rene Giulianelli Anfang 1991 einen Kredit von 15 Millionen Mark "ohne Sicherheiten" genehmigt. Von den Beklagten war nur Jürgen Schippkühler vor dem Dortmunder Landgericht erschienen. Den Vorwurf der Pflichtverletzung wies er zurück, zur Sache äußerte er sich aber nicht.
Empfänger des umstrittenen Kredits war die Omni-Holding des Ex-Harpener- Mehrheitsaktionärs und Finanzjongleurs Werner Rey. Über den labilen Zustand der Omni hätten die Vorstände informiert sein müssen, heißt es. Harpener- Anwalt Eberhard Jaeger sagte vor der 6. Kammer für Handelssachen beim Landgericht Dortmund, für dieses Darlehen wäre ferner ein Aufsichtsratsbeschluß nötig gewesen.
Die neben Schippkühler beklagten drei anderen Manager - allesamt Schweizer Staatsangehörige - ließen sich von Anwälten vertreten. Die Rechtsbeistände machten aber ebenfalls zur Sache keine Angaben. Das Gericht unter Vorsitz von Richter Helmut Weingärtner wies den Antrag der Beklagten auf vorläufige Aussetzung des Zivilverfahrens aus "prozeßökonomischen Gründen" zurück. Es sei nicht absehbar, so der Richter in seiner mündlichen Begründung, ob und wann das strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen die Ex-Manager zum Abschluß komme. Seit fast zwei Jahren ermittelt die Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Bochum wegen des Verdachts der Untreue in 31 Fällen gegen die einstigen Harpener-Führungskräfte. Dabei geht es um die juristische Aufarbeitung der gesamten "Ära Rey".
Beim Konkurs des Schweizer Unternehmers Rey im März 1991 war auch die 136 Jahre alte Harpener an den Rand des Ruins geraten. Allein durch den von dem Finanzjongleur initiierten Kauf eines Aktienpakets einer britischen Touristikgruppe entstand dem Dortmunder Unternehmen ein Schaden von rund 130 Millionen Mark. Rey setzte sich nach dem gesamten Debakel auf die Bahamas ab. Die Schweizer Behörden streben eine Auslieferung des Bankrotteurs an.
FRANKFURT A. M. (rtr). Das britische Pfund ist stark unter Druck geraten und unter 2,40 Mark gefallen. Nach Angaben von Händlern in Frankfurt sackte die Währung von der Insel im freien Handel auf Kurse um 2,388 Mark ab, nachdem zuvor an der Devisenbörse ein amtlicher Mittelkurs von 2,405 Mark registriert worden war. Das Pfund lag damit nicht mehr weit von seinem historischen Tief von 2,369 Mark entfernt, auf das es am 5. Oktober 1992 in London und New York gefallen war. Als Ursache für den Kursrückgang wurde die Leitzinssenkung in Großbritannien um einen Prozentpunkt auf sechs Prozent angeführt. Um die dahinsiechende Inlandskonjunktur anzukurbeln, sei die Regierung in London offenbar bereit, eine weitere Pfund-Abwertung am Devisenmarkt in Kauf zu nehmen, meinte ein Händler in Frankfurt.
In den Pfund-Sog geriet das irische Punt. Es hatte zuvor stabil über 2,65 Mark gelegen. Das Punt fiel im Handel unter Banken auf Kurse um 2,623 Mark und gegenüber dem belgischen Franc unter den unteren Eingreifpunkt im Europäischen Währungssystem. Die Bank von Irland erhöhte daraufhin den Tagesgeldsatz von 14 auf 100 Prozent.
BOGOTA, 27. Januar (Reuter). Kolumbiens Generalstaatsanwalt Gustavo de Greiff hat gegen 30 Politiker Haftbefehl wegen Korruption erlassen. Festgenommen werden sollen Bogotas Ex-Bürgermeister Juan Martin Caicedo Ferrer, zwei seiner Spitzenbeamten, sowie vier Kongreßmitglieder und 23 Kommunalpolitiker. Greiffs Büro begründete die am Dienstag ausgestellten Haftbefehle damit, daß die Politiker die Hauptstadt Bogata um bis zu drei Millionen Dollar (rund 4,8 Millionen Mark) betrogen hätten. Die Polizei teilte am Mittwoch mit, vier der Beschuldigten seien in Haft.
Die Politiker haben alle Vorwürfe bestritten. Die Polizei rechnete damit, daß sich ein Teil von ihnen im Laufe des Tages stellen würde. Caicedo und einer seiner Mitarbeiter waren bereits im vergangenen Jahr festgenommen worden, kurz darauf aber wieder freigekommen.
KOPENHAGEN, 28. Januar (Reuter). Dänemarks neue Regierung hat den Bürgern einen "Neuanfang" versprochen und will ihr Augenmerk vor allem auf Wirtschaft, Arbeitsplätze, Erziehung, Umwelt und die Benachteiligten in der Gesellschaft richten.
Der sozialdemokratische Ministerpräsident Poul Nyrup Rasmussen sagte am Mittwoch im Parlament, ein weiteres wichtiges Anliegen der Koalition sei es, die Ablehnung des Vertrages von Maastricht rückgängig zu machen. Ein zweites Referendum darüber wird im Frühling erwartet. Rasmussen warnte die Bevölkerung jedoch davor, beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit schnelle Erfolge zu erwarten.
Der neuen Regierung gehören Sozialdemokraten, Zentrumsdemokraten, Radikalliberalen sowie die Christliche Volkspartei an. Es ist die erste sozialdemokratisch geführte Regierungskoalition seit 1982.
Die dänische Wirtschaft ist derzeit in relativ guter Verfassung. Die Inflation ist mit 1,5 Prozent niedrig. Rasmussen sagte aber vor dem Parlament, er schließe eine Verschlechterung der Wirtschaftslage nicht aus. Die jüngsten Voraussagen seien zu optimistisch gewesen. Er kündigte eine revidierte Bestandsaufnahme noch vor der Regierungserklärung am kommenden Dienstag an. Größtes Problem sei die Arbeitslosigkeit, die im Dezember auf 11,7 Prozent geklettert sei.
Der Traum der Frauen des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) vom Einzug in die Finalspiele der Europaliga Superdivision ist geplatzt: Das Trio Olga Nemes (Dülmen), Nicole Struse (Steinhagen) und Christiane Praedel (Glane) verlor das letzte Spiel der Gruppe A gegen Frankreich 3:4. Gegner von Belgien, das als erster Finalist bereits feststand, ist am 9. und 16. März nun die Niederlande, die in England 4:1 gewann und den ersten Platz der Gruppe A mit 4:1 Punkten belegt.
Das Team von Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig startete denkbar schlecht in die Partie, denn die Deutsche Meisterin Praedel verlor zum Auftakt gegen Wang Xiaming 12:21, 15:21. Im Anschluß sorgten Nemes, neue Nummer eins der deutschen Rangliste (21:19, 21:13 gegen Emmanuelle Coubat), und die viermalige nationale Meisterin Struse (21:11, 21:13 gegen Agnes le Lannic) für die zwischenzeitliche 2:1-Führung.
Doch die abstiegsbedrohten Fränzösinnen konterten durch ihr Doppel Wang/ Coubat (21:16, 24:22 gegen Nemes/Struse) und kamen durch Wang nach einem Zweisatz-Sieg (30:28, 21:18) zur Führung. Zwar hatte Struse gegen Coubat (21:12, 16:21 und 21:19) die Oberhand behalten, doch die die 21 Jahre alte Praedel verlor das entscheidende Match gegen le Lannic 21:17, 14:21, 14:21. sid
Ein Fan der Buffalo Bills bot eine dreiwöchige Flugreise auf die Bahamas im Tausch gegen ein Ticket an. Ein Anhänger der Dallas Cowboys versprach für die bloße Chance, eine Karte kaufen zu können, einen Football zu grillen und zu verspeisen. Es wird ihnen nicht helfen: "Nur" 103 000 Zuschauer können beim 27. Super Bowl, dem Finale um die Meisterschaft der amerikanischen Football-Profiliga, in der "Rose Bowl" von Pasadena hautnah dabei sein. Die Tickets sind wie immer schon im Vorjahr per Los unter den Dauerkartenbesitzern der 28 Mannschaften der "National Football League" verteilt worden.
Einer mit Sitzplatzgarantie wird jedoch nicht kommen: Bill Clinton. Der neue Mann im Weißen Haus ist eher passionierter Jogger denn Football-Fan, hat aber angekündigt: "Ich bin für die Cowboys" und sich so den Ärger seiner Wähler im Staat New York eingehandelt.
In jedem Fall jedoch wird Mr. President nach Spielschluß in der Kabine der Buffalo Bills und der Dallas Cowboys anrufen, der Sieger ist zuerst dran. Ebenso wie der Appell der Wasserwerke an die TV-Gucker, nicht nur in der Halbzeitpause auf's Klo zu gehen, weil dann die Wasserversorgung zusammenbricht. Immerhin schauen 130 Millionen allein in den USA zu, wo fünf Superbowls zu den zehn populärsten Sendungen aller Zeiten gehören. "Superbowl Day" ist der einzige Feiertag, der nicht im Kalender steht. Der Werbespot bei NBC kostet diesmal 1,7 Millionen Dollar pro Minute, 10 000 mehr als im letzten Jahr. In 87 Länder wird live übertragen, in Deutschland bei "Premiere" ab 23.30 Uhr. Spielbeginn ist pünktlich um 3.18 Uhr p.m. (0.18 Uhr MEZ).
Bei den Buchmachern sind die Cowboys 5:2-Favorit. "America's Team", das in den 70er Jahren zweimal gewann, steht nach Jahren der Schmach zum sechsten Mal im Superbowl und warf im Halbfinale die renommierten San Francisco 49ers aus dem Wettbewerb.
Die Buffalo Bills machten im Halbfinale zwar mit den Miami Dolphins ebenso wenig Federlesen, doch dem Team hängt der Ruf des ewigen Verlierers an. In den beiden vergangenen Jahren unterlag man im Finale den New York Giants und den Washington Redskins. Seitdem weiß Quarterback Jim Kelly: "In Amerika zählt es gar nichts, wenn man im Spiel des Jahres nur die Nummer zwei ist." sid
Langeweile an der Spitze, dafür Spannung und Dramatik im Kampf um Platz acht: Im Vorrunden-Endspurt der Eishokkey-Bundesliga ist vor allem der achte Platz, der zur Teilnahme an der Play-off- Runde berechtigt, hart umkämpft. Vier Teams, ERC Schwenningen, EC Ratingen, EV Landshut und EHC Freiburg, können sich Hoffnungen machen, den achten Rang zu belegen und den Klassenerhalt vorzeitig sicherzustellen.
Unterdessen herrscht endgültig Klarheit um den Deutschen Meister und hohen Titelfavoriten Düsseldorfer EG, der durch ein 3:3 in Kaufbeuren zum dritten Mal nach 1990 und 1992 "Vorrundenmeister" wurde. DEG-Coach Hans Zach hat "das Gefühl, daß es in den Play-offs ein Wiedersehen mit dem ESV Kaufbeuren gibt". Dieser trotzte dem Titelverteidiger schon vier Punkte in der Saison ab.
Von den vier Anwärtern auf Platz acht gewannen am Dienstag gleich drei: Ratingen (6:1 gegen Mannheim), Landshut (6:3 gegen Schwenningen) und Freiburg (4:2 gegen EHC Eisbären Berlin). Aufsteiger Ratingen ist die "Mannschaft der Stunde": 11:1 Punkte holten die "Löwen" und schlossen mit 31:45 Zählern punktgleich zu den Schwenningern auf.
"Was die Spieler im Augenblick zeigen, ist unwahrscheinlich. Noch gibt es aber keinen Grund zur Freude", erklärte ECR- Trainer Alexander Barinew. Schließlich spricht der direkte Vergleich gegen Schwenningen nach drei Ratinger Saison-Niederlage klar für die Schwarzwälder. Der MERC ist drauf und dran, Rang fünf zu verspielen. Die Verfolger Berliner SC Preussen (3:1 gegen Hedos München) und ESV Kaufbeuren (3:3 gegen Düsseldorf) punkteten jeweils. "Ich lasse keine Ausreden gelten. Wir haben uns wehrlos in unser Schicksal ergeben", schimpfte Mannheims Trainer Jiri Kochta.
Den ersten Sieg unter Interims-Coach Toni Steiger feierte Landshut. Die Partie war schon nach dem ersten Drittel (5:0), in dem Ralf Hantschke zwischen der elften und 19. Minute ein Hattrick gelang, zugunsten der Niederbayern gelaufen. "Entscheidend waren die Punkte. Die Leistung in den letzten beiden Dritteln interessiert mich nicht", erklärte Steiger, der auf die vier Heimspiele in den letzten sechs Vorrunden-Begegnungen setzt.
Ebenfalls den ersten doppelten Punktgewinn konnte Freiburgs neuer Trainer Stanislav Nevesely verbuchen. "Wir müssen weiter mit dieser Einstellung spielen, dann ist Platz acht noch möglich", erklärte der Tscheche, der in den nächsten Wochen einen herben personellen Verlust hinnehmen muß. "Allrounder" Frantisek Prochazka erlitt einen Bruch des Außenknöchels und fällt mindestens vier Wochen aus. Ob er operiert werden muß, steht noch nicht fest.
Gewohnt offene Worte fand Kölns Manager Helmut Bauer für die Leistung der "Haie" bei der 1:3-Niederlage in Krefeld. "Der Abschluß war katastrophal. An der Chancenauswertung müssen wir hart arbeiten, sonst sind wir in den Play-offs schnell draußen. Ich hoffe, wir kommen mit einem blauen Auge davon und retten den zweiten Tabellenplatz bis Ende der Vorrunde", erklärte Bauer.
Eine Partie mit Play-off-Charakter lieferten sich die Berliner Preussen und Hedos München. BSC-Trainer Billy Flynn ließ sich später auf dem Eis feiern und verneigte sich vor den Fans. sid
Nach Berichten der Zeitschrift "Sport Bild" hat Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg 1988 an den Manfred Schwabl 25 000 Mark aus einer "schwarzen Kasse" bezahlt, 1991 an Kay Friedmann 35 000 Mark. Präsident Voack räumte ein, von den Vorgängen gewußt zu haben, sie jedoch "im Interesse des Vereins" nicht publiziert zu haben. Gegen den Informanten der Zeitschrift, den früheren Schatzmeister Böbel, will Voack ein Vereinsausschluß-Verfahren einleiten lassen. Gegen Böbel ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg/Fürth wegen Unterschlagung und Veruntreuung; gegen eine Kaution von 200 000 Mark ist Böbel aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
Böbel bezichtigt seine früheren Vorstandskollegen Schmelzer und Oberhof von Finanz-Transaktionen am Rande der Legalität gewußt zu haben. Beide dementierten darüber hinaus, daß der ehemalige Trainer Höher pro Saison fast eine Million Mark erhalten habe. "Da das Geschäftsjahr am 30. Juni endet, sind in dieser Summe zwei Jahresgehälter zusammengefaßt", erklärte Schmelzer.
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird der "Fall" bislang als eine Angelegenheit der Finanzbehörden betrachtet. Der DFB bat die Staatsanwaltschaft schon vor Wochen um Akteneinsicht, die angesichts der anhaltenden Ermittlungen aber noch nicht gewährt wurde. sid
Mit der Drohung, einen "Gegen-Verband" zu gründen, reagierte Brad Hunt als einer der Wortführer der Manager- Vereinigung IAAR auf die klare Ablehnung von WM-Preisgeldern durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF. "Einen zweiten Verband hat es auch im Tennis und Golf schon gegeben. Wir schrecken davor nicht zurück und werden unsere Forderungen aufrechterhalten. Was die IAAF macht, ist Sklaverei, Diktatur, Krieg", meinte Hunt, einer der 55 in der IAAR organisierten Manager.
Auch sein Kollege John Nubani, Agent von 110-m-Hürden-Weltrekordler Roger Kingdom (USA), befürwortet weiter einen Boykott der Hallen-Weltmeisterschaften in Toronto (11.-14. März), um den Forderungen gegenüber der IAAF Nachdruck zu verleihen. Hunt hatte angekündigt, dort würden die von ihm betreuten Stars Mike Powell, Michael Johnson und Gwen Torrence aus Protest gegen die Preisgeld- Verweigerung durch den Weltverband nicht starten.
Während IAAR-Generalsekretär Tom Jennings die Möglichkeit nicht ausschloß, "daß einige in Stuttgart fehlen, wenn sie finanziell nicht angemessen entschädigt werden", wagt Hunt die Machtprobe mit der IAAF offenbar in Toronto.
Der Weltverband hatte vergangenes Wochenende nach seiner Council-Sitzung in Djakarta angekündigt, wer in Toronto oder bei der WM im August in Stuttgart (13.-22.) ohne nennenswerten Grund fehle, solle nicht nur Startverbot für das - finanziell reizvolle - Grand-Prix-Finale erhalten, er sei auch nicht für Olympia 1996 in Atlanta startberechtigt. Die IAAF hatte dabei Rückendeckung von Juan Antonio Samaranch, dem Präsidenten des IOC erhalten.
Der Leichtathletik-Weltverband hatte in Djakarta allerdings die Einrichtung eines Fonds in Höhe von 7,5 Millionen Dollar beschlossen, aus dem die Mitgliedsverbände für jeden WM-Teilnehmer (Halle und Freiluft) 1000 Dollar erhalten sollen, bei der Junioren-WM sogar 1500. Die IAAR hatte als Preisgeld für einen Weltmeister 100 000 Dollar, für einen Zweiten 50 000 und für den Achten noch 5000 Dollar gefordert. sid
Acht der 22 Olympiastützpunkte werden möglicherweise dichtgemacht. Auf der Vorstandssitzung des Bundesausschuß Leistungssport (BA-L) des Deutschen Sportbundes in Leipzig wurden die leitenden Mitarbeiter aufgefordert, nicht mehr effizient arbeitende Stützpunkte zu schließen und mit anderen Leistungssport-Einrichtungen zusammenzulegen. Wie aus BA-L-Kreisen verlautete, sollen die Olympiastützpunkte Mainz, Saarbrücken und Freiburg geschlossen werden. Zudem ist geplant, einen Olympiastützpunkt Westfalen in Dortmund zu schaffen, in den die Einrichtungen der Sportförderungs-Institutionen in Warendorf eingehen. Nach den internen Überlegungen soll ferner der Olympiastützpunkt Bochum geschlossen werden.
Unangetastet bleiben nach den Planungen des BA-L die Einrichtungen in den neuen Ländern. Das Schließen von Olympiastützpunkten können als Bundes- oder Landesstützpunkt fortgeführt werden. sid
TSV Bayer Dormagen - VfL Fredenbeck 27:17 (15:8) - Tore: Springel (7/4), Andersson (5/1), Klemm (4), Handschke (4), Schmidt (3), Sproß (2), Fitzek (1), Nowak (1/1) für Dormagen, Olsson (4), Tluczynski (3), Schmidt (3), Bölk (2), Lewandowski (2), Heinemann (1), Baruth (1), Traub (1) für Fredenbeck. - Zuschauer: 1200.
TSV Milbertshofen - SG Leutershausen 20:20 (13:9) - Tore: Ochel (6/2), Neitzel (4/1), Rastner (3), F. Löhr (3), Walter (1), Kofler (1), Ladigin (1), Rodriguez (1) für Milbertshofen - Voinea (6/4), Grupe (4), Nagel (4), H. Löhr (2), Roth (2), Kunze (1), Fraefel (1) für Leutershausen - Zuschauer: 500.
Einen gelungeneg Einstand feierte Millionen-Einkauf Matthias Sammer im Trikot des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Beim 6:1 (3:0) in Werl gegen eine Stadtauswahl erzielte der 25 Jahre alte Nationalspieler den Treffer zum 4:0- Zwischenstand. Die weiteren BvB-Tore erzielten Chapuisat, Sippel, Zorc sowie zweimal Rummenigge. Rund 3500 Zuschauer brachten bei diesem Benefizspiel zugunsten der drei Geiselopfer in der Justizvollzugsanstalt Werl vom Sommer 1992 insgesamt 30 000 Mark als Spendengelder zusammen. Trainer Ottmar Hitzfeld mußte bei diesem Test auf die verletzten Povlsen, Franck, Reinhardt, Mill sowie Lusch verzichten. sid
Prozeß und Verurteilung scheinen Graf Lambsdorff geläutert zu haben. Sorgte er sich ehedem, wie man den Staat vor der Flut an Steuergeldern bewahren kann, so macht er sich jetzt Gedanken über Geldbeschaffung (FR vom 23. Januar 1993 "Lambsdorff zweifelt an Blüms Sparplan"). Daß er dabei in erster Linie die Basis, das heißt die armen Leute im Auge hat, ist als Hinweis auf seine Verbundenheit mit dem einfachen Volk zu verstehen, dessen Nöte ihm sehr vertraut zu sein scheinen.
Mißbrauch ist immer das Vergehen der anderen. Bisher ist die Regierungskoalition die Zahlen über das Ausmaß des Schadens schuldig geblieben, den Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger angerichtet haben sollen. Es handelt sich um die übliche Stimmungsmache nach dem Motto "Haltet den Dieb". Es gibt Leute, die sind tot, ohne daß sie es merken; dasselbe scheint auf Regierungen zuzutreffen.Dr. Dieter Becker, Frankfurt am Main
"Die Türkei - ein perfekt bewahrtes Urlaubsparadies" - dieser Werbeslogan für Urlaubsreisen klingt pervers angesichts der Tatsache, daß der Mitarbeiter des Senders Dreyeckland Stephan Waldberg gerade zu vier Jahren Haft in türkischen Gefängnissen verurteilt wurde (FR vom 23. 1. 1993 "Deutscher in der Türkei verurteilt"). Was dort abgeht an Folterungen und Demütigungen ist nach Filmen wie "Yol - der Weg" oder Berichten von amnesty international ja hinlänglich bekannt. Es müßte ein Aufschrei durch die BRD gehen, daß unsere "hohen Herren" nicht gewillt sind, Waldberg endlich zu befreien, sondern statt dessen weiter fett absahnen bei Geschäften mit ihren türkischen Partnern.
Ich frage mich wirklich, wie es um das letzte bißchen Menschenwürde bestellt ist als Bürger unseres ach so freien Landes.Dennie Peiter, Dortmund
In seinem Leserbrief beschuldigt der Pressesprecher des Bundeskriminalamtes (BKA), Willy Terstiege, Herrn Pfarrer Gutberlet der Verschärfung der Asylproblematik und verkehrt damit die Tatsachen ins Gegenteil (FR/FRA vom 21. 1. 1993 "Das hat nichts mit totaler Überwachung zu tun"). Schon die Bezeichnung des Asylrechts als Asylproblematik zeigt, von wem die Verschärfung ausgeht.
Tatsächlich bedeutet die Anwendung des automatisierten Fingerabdruckidentifizierungs-Systems (AFIS) die Überwachung der Asylbewerber. Daran ändert auch die entsprechende Rechtsgrundlage nichts. Denn im Asylverfahrensgesetz wird mit dieser Regelung jeder Asylbewerber als potentieller Straftäter betrachtet und unterliegt der Registrierung und Überprüfung seiner Fingerabdrücke. Von der Unschuldsvermutung wird in diesen Fällen nicht ausgegangen. Doch selbst wenn die Überprüfung negativ verlief, bleiben die Fingerabdrücke weiterhin registriert. Anders als im Strafverfahren, wo sie nach einem bestimmten Zeitraum wieder vernichtet werden, sofern keine erneute strafrelevante Beschuldigung vorlag. Auch werden im Strafverfahren Beschuldigte nur in bestimmten Fällen erkennungsdienstlich behandelt.
Begründet wird die Maßnahme mit dem Sozialhilfebetrug, den es unbestreitbar durch Asylbewerber gibt, doch wie hoch der Schaden durch den Sozialhilfebetrug von Asylbewerbern tatsächlich ist, war noch nirgends nachzulesen, so daß sich der Eindruck verstärkt, durch die künstliche Dämonisierung wird in der Öffentlichkeit die Notwendigkeit der Änderung des Art. 16 Grundgesetz weiterhin propagiert.
Um ein vielfaches höher dürfte der volkswirtschaftliche Schaden bei Einbrüchen liegen. In diesem Bereich werden fast 90 Prozent der Fälle nicht geklärt, obwohl an vielen Tatorten u. a. auch auswertbare Fingerspuren gesichert werden. Diese Fingerspuren verschwinden jedoch in vielen Fällen ungenutzt in den Akten, weil eine Zuordnung nach der althergebrachten Methode nicht möglich ist. Danach müssen gesicherte Fingerspuren bestimmte Merkmale zeigen, damit sie EDV-auswertbar sind, wodurch ein derartiger Spurenvergleich nur in wenigen Fällen möglich ist. Durch AFIS wäre sicherlich die Möglichkeit gegeben, eine Vielzahl der lediglich archivierten auswertbaren Fingerabdrücke einem möglichen Täter zuzuordnen. Doch daran ist, im Moment zumindest, nicht gelegen.
Jürgen Korell (Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgem. Kritischer Poli- zistinnen und Polizisten/Hamburger Signal e. V.), Wiesbaden
FR: Herr Neuweiler, Sie sind der neue Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Wie geht's weiter mit der Studienreform?
Gerhard Neuweiler: Der Wissenschaftsrat hat seine Thesen zum Umfang und zur Struktur der Hochschulen verabschiedet. Sie enthalten nicht mehr unsere Vorschläge zu den Studiengebühren. Es war vorauszusehen nach der öffentlichen Diskussion darüber, daß die politische Seite diese Sache nicht aufgreifen wird. Diese Diskussion ist außerordentlich bedauerlich gelaufen, weil unsere Vorschläge zu den Studiengebühren verzerrt dargestellt worden sind. Wir wollten selbstverständlich sozial verträgliche Studiengebühren. Aber das ist Schnee von gestern.
Wir haben mit den zehn Thesen ein Instrumentarium entworfen, das zwei zentrale Probleme unserer Hochschulen auf den richtigen Weg bringen kann. Das ist die seit zwei Jahrzehnten andauernde Unterfinanzierung der Hochschulen, und zwar generell, in allen Bereichen der Hochschule. Das muß sich ändern. Der zweite Punkt ist die Refom der Hochschulen, die sich in ihrem Management, vor allem aber in der Struktur ihrer Lehrangebote an die seit langem anhaltende Situation anpassen muß, daß ein Großteil unserer Jugend eine Hochschulausbildung wünscht. Das hat die Hochschule in den letzten 15-20 Jahren versäumt. Obwohl diese Entwicklung bekannt war, daß es sich dabei nicht bloß um einen Studentenberg handelt, also ein rein demographisches Problem, sondern eine generelle Strukturwandlung in unserem Ausbildungssystem: Durch die zunehmende Verwissenschaftlichung weitgehender Alltagsbereiche wird der Bedarf an akademisch Ausgebildeten immer größer.
Was sind eigentlich die Kernpunkte dieser Reform?
Ganz zweifellos, daß die Lehre an den Universitäten einen größeren Stellenwert bekommen muß; daß sie personell und sachlich auch entsprechend ausgestattet sein muß. Diese Debatte wird in der Öffentlichkeit immer etwas verkürzt unter dem Gesichtspunkt der Studienzeitverkürzung betrachtet. Die ist sehr wichtig. Aber die Studienzeitverkürzung ist nur Ausdruck einer inneren, inhaltlichen Studienreform. Wir möchten ein berufsbefähigendes Studium innerhalb von acht Semestern. Es muß so strukturiert sein, daß es von jedem Spezialwissen befreit wird und nur ein allgemeines Fachwissen präsentiert. Wir müssen den Studenten die Methoden und die Instrumente zum ständigen Selbstlernen und zum selbständigen Erarbeiten von Problemfeldern beibringen.
Es muß aufhören mit dem additiven Aufeinandertürmen von Spezialwissen, wozu natürlich eine Fakultät leicht neigt, ein Gremium, das aus lauter hochkarätigen wissenschaftlichen Spezialisten besteht. Und zwar weil jeder Spezialist sein eigenes Fach und den Fachkatalog seines eigenen Faches für so wichtig hält, daß man in der Ausbildung darauf nicht verzichten kann. Da sehe ich den schwierigsten Teil der Reform, weil er eine Umorientierung der Professoren verlangt. Hier wird von der Hochschulleitung und von den Dekanen eine erhebliche Überzeugungsarbeit verlangt.
Sie sprechen von Unterfinanzierung und nicht von Studentenberg. Was für einen Finanzbedarf sehen Sie denn? Haben Sie den quantifiziert?
Wir sprechen ausdrücklich nicht von einem Studentenberg, obwohl unübersehbar ist, daß die Universitäten in den meisten Fachbereichen völlig überfüllt sind.Wir sprechen deshalb nicht von einem Studentenberg, weil wir anerkennen, daß wir dieses Ausbildungspotential trotz der momentanen konjunkturellen Flaute brauchen, wenn wir mit unserer gesamten Wirtschaftskraft Bestand haben wollen;ein Land wie wir sind auf Hochtechnik angewiesen. Deshalb sprechen wir von der Notwendigkeit, die entsprechenden Ausbildungsplätze aufzubauen.
Wir gehen - wie die Kultusministerkonferenz auch - davon aus, daß die Universitäten einen jährlichen Mehrbedarf von ungefähr drei bis vier Milliarden Mark haben. Das klingt sehr hoch. Das ist aber, wenn man vergleicht, welche Milliardenbeträge in anderen Bereichen gehandelt werden, eine relativ kleine Summe für einen Bereich, der nach meiner Auffassung der einzige ist, der mit absoluter Sicherheit für die Zukunft Zinsen tragen wird. Das sind nämlich die Köpfe, das ist die Ausbildung der Gehirne unserer jungen Leute. Das ist unsere Zukunft, und dort sollten wir ganz massiv investieren. Leider ist in der öffentlichen Diskussion die Bildungspolitik und die Forschungspolitik so gut wie nicht repräsentiert.
Würden Sie dem Motto zustimmen: Wir haben nicht zuviel Studierende, sondern zuwenig Lehrende?
Ja, eindeutig.
Was kann der Bildungsgipfel für die Reformen an den Hochschulen bringen? Ja, ob der Bildungsgipfel für diese Hochschulstrukturreform, für die Studienreformen von großer Bedeutung sein wird - das wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Er ist es insofern, als dieser Reformprozeß - darüber sollte sich niemand Illusionen machen - von entsprechenden finanziellen Ressourcenzuweisungen begleitet werden muß. Wenn man eine bessere Lehre haben will, wenn man Tutorienprogramme entwerfen will, um gerade diese schwierige inhaltliche Umstrukturierung der Lehre von der Lehrkapazität her auch zu unterstützen - Stichwort: Unterricht in kleinen Gruppen - dann kostet das Geld.
Der Wissenschaftsrat hat in den letzten beiden Jahren eine Mammutaufgabe erledigt, die Evaluierung der Hochschulen und der Forschungseinrichtungen im Osten. Es gibt Ideen, das auch in Westen zu machen. Herr Erhardt zum Beispiel, der Wissenschaftssenator von Berlin, propagiert das stark.
Es wäre schön, wenn es Herrn Erhardt gelänge, bei seinen Länderkollegen diese Auffassung durchzusetzen, - die sich dann allerdings so äußern müßten, daß die Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats in den Stand gesetzt wird, diese Aufgabe zu übernehmen. Das ist eigentlich das zentrale Problem. Der Wissenschaftsrat möchte sehr gerne diese Aufgabe wahrnehmen. Er tut dies bereits auf einem Feld: Es gibt eine sogenannte Querschnittskommission für die Umweltforschung, die zur Zeit in der gesamten Bundesrepublik für das Feld Umweltforschung die Ressourcen evaluiert. Das reicht von der Ressortforschung bis hinein in die Universitäten. Die Art und Weise, wie das läuft, hat uns gezeigt, daß das eine interessante und wichtige Aufgabe ist, die aber nur zu leisten ist, wenn wir eine entsprechende personelle Ausstattung haben. Konkret: Wir wollen das machen. Wir haben uns auch schon überlegt, welche anderen Fächer in Frage kämen. Aber ob wir nach dieser Umweltforschungsstudie weiterarbeiten können, hängt davon ab, ob wir die personelle Ausstattung bekommen. Insofern haben die Länder - denn der Bund hat seine Bereitschaft dazu signalisiert - das in der Hand, ob wir tatsächlich evaluieren können.
Ihr Vorgänger, Dieter Simon, hat gerne mal provoziert. Was wird Ihr Stil sein?
Ich werde mit genügender Klarheit und Offenheit die Probleme offenlegen, die wir haben. Es ist außerordentlich wichtig, daß die gesamte Öffentlichkeit und natürlich der politische Bereich den besorgniserregenden Zustand des gesamten Bildungsbereichs zur Kenntnis nimmt. Darin sehe ich meine wesentliche Aufgabe.
Mit Gerhard Neuweiler sprach FR-Mitarbeiter Christian Füller.
Auf den Superzug wartete Jacques Lesenne nicht In der französischen Bergbaustadt Béthune ging eine Technische Fachschule neue Wege
Noch im vorigen Jahrhundert Wiege der industriellen Revolution, sank der Raum um die 26 000 Einwohner zählende Bergbaustadt Ende der 70er Jahre zum wirtschaftlichen Schlußlicht der Region Nord-Pas-de-Calais ab. Die Umstellung der Wirtschaftsstruktur (Reconversion) kommt nur schleppend voran, die Arbeitslosigkeit steigt. Alleine Béthune hat in den letzten zwei Jahrzehnten 3000 Einwohner verloren. Anschluß an die Zukunft erwartet man sich durch den Bau des Kanaltunnels und durch den Superzug TGV, der die Region irgendwann einmal zur "wichtigsten Kreuzung Europas" machen soll.
Solange wollte der Direktor der Béthuner Fachschule "Institut Universitaire de Technologie" (I.U.T.), Jacques Lesenne, nicht die Hände in den Schoß legen; schon Mitte der achtziger Jahre, als immer mehr heimische Betriebe Konkurs anmeldeten und die I.U.T.-Abgänger kaum noch Stellen fanden, suchte er beherzt den Schulterschluß mit ausländischen Lehrinstituten. Die Hälfte der Fachschüler, die nach dem französischen Abitur eine zweijährige Ausbildung zum Fachtechniker (Technicien supérieur) erhalten, sollte seinen Vorstellungen nach mindestens einen Auslandsaufenthalt einlegen. "Wer mehr als ein Diplom und Fremdsprachenkenntnisse vorweisen kann, findet leichter eine Stelle - entweder bei uns oder im Ausland" betont Lesenne, der sich auf ein schwieriges Unterfangen eingelassen hatte. "Die mit ihrer Heimat eng verbundene Bevölkerung Nordfrankreichs ist nicht eben sehr mobil", klagt der Schulleiter: 60 Prozent der I.U.T.-Absolventen, die überwiegend aus den fünf Departementen der Region Nord-Pas-de-Calais stammen, denken nicht daran, ihrer angestammten Heimat den Rücken zu kehren.
Da sich das nördliche Frankreich traditionell über den Ärmelkanal hinweg an den englischen Nachbarn orientiert, suchte er sein Heil bei britischen Fachhochschulen in London, Leeds und Bolton. In jahrelanger, mühseliger Arbeit glichen die Partner ihre Ausbildungsgänge an und erreichten schließlich, daß der Béthuner Titel Ingenieur-maître dem britischen Bachelor of Engineering gleichgesetzt wurde. Eine zusätzliche Dimension erreichte der Austausch des im Vergleich zu anderen I.U.Ts in Frankreich bescheidenen Instituts, als die Europäische Gemeinschaft (EG) von 1987 an dem akademischen Austausch neuen Auftrieb verlieh. Dank reichlich fließenden Geldmitteln aus Erasmus, Comett und Tempus arbeitet die 850 Schüler zählende Fachschule heute mit 20 Partnern in Großbritannien, Deutschland, Belgien, Dänemark, Irland, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Griechenland zusammen.
Eine "qualitative Verbesserung" des Austausches, so Lesenne, brachte die Teilnahme an den Programmen des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW), das zwischen 1988 und 1991 immerhin 45 Programme für 300 Studierende bezuschußte. Das I.U.T. Béthune und die Fachhochschule Lippe-Detmold hatten rechtzeitig zum Gipfeltreffen 1991 in Lille den 150 000. DFJW-Austausch für Studierende der Fachrichtung Bauingenieurwesen beschlossen, wofür Bundeskanzler Kohl und Staatspräsident Mitterrand die Schulen in einer Feierstunde als "europäische Vorbilder" mit reichlich Vorschußlorbeeren bedachten.
Weiterhin kooperiert die nordfranzösische Schule mit Partnerinstituten in Bremen, Kiel, Düsseldorf und Darmstadt. Das anfangs gesetzte Ziel, durch international qualifizierte Fachkräfte die Reconversion in Frankreichs Norden zu beschleunigen, konnte indes nicht erreicht werden: Zwar haben sich rund um das Institut auf der grünen Wiese einige kleine und mittelständische Unternehmen niedergelassen, die mit dem I.U.T. zusammenarbeiten. Ihre Zahl ist jedoch noch zu gering, um bereits von einem sichtbaren Aufschwung zu sprechen.
Daß es bei dem Austausch für viele Studierende nicht zuletzt um den Fremdsprachenerwerb geht, verdeutlicht das Beispiel des 25jährigen Maschinenbaustudenten Jens Blütling, der an der Hochschule Bremen sein Grundstudium abgeschlossen hat. Nachdem er in Frankreich bereits ein Praktikum eingelegt hatte, entschloß er sich kurzfristig, vier Wochen an der Partnerhochschule zu verbringen, "um mein Französisch aufzufrischen, denn man braucht die Zweisprachigkeit", bekräftigt er. Dank einer "reibungslosen Koordination" fand Blütling, der später gerne in Frankreich arbeiten würde, sofort eine Wohnung in der Stadt, da die 300 Zimmer auf dem Campus bereits belegt waren. Gerade zwischen der Hochschule Bremen und Béthune haben sich die Beziehungen dank eines gemeinsamen Ausbildungsganges für Maschinenbauingenieure seit 1988 nachhaltig verbessert. Außer Béthune und Bremen beteiligt sich auch die englische Schule Middlesex Polytechnic London an dem grenzüberschreitenden Kurs. Nachdem die Studienanfänger zunächst zwei Jahre an ihrer jeweiligen Heimatschule verbracht haben, gehen sie für weitere zwei Jahre ins Ausland, wobei sie ein Jahr lang Betriebspraktika absolvieren. Bevor sie die Fachschule wechseln, erhalten sie ein aus Mitteln des Deutsch-Französischen Jugendwerks bezahlten Intensivkurs auf jenen Gebieten, auf denen das gewählte Partnerinstitut seine Stärken hat. Im zweiten Auslandsjahr, so Helmut Alting vom Fachbereich Maschinenbau der Bremer Hochschule, beschäftigen sich die in Kleingruppen eingeteilten Studierenden "in enger Verbindung mit der Industrie" mit einem gemeinsamen Entwicklungsprojekt. Nach dem vierten Jahr erfolgt an allen drei Instituten identische Fachprüfung in der jeweiligen Landessprache. Die Absolventen sind danach berechtigt, gleichzeitig die Titel Diplomingenieur (FH) und Bachelor of Engineering zu tragen. Wer die zwei Auslandsjahre in Béthune verbrachte, muß sich noch eine Weile in Geduld üben, da im Zuge einer Umstrukturierung des Béthuner Instituts die Bezeichnung des Abschlußtitels noch nicht feststeht. "Wir sparen durch den gemeinsamen Ausbildungsgang Doppelinvestitionen ein", erklärt Helmut Alting. Da die Industrie in steigendem Maße Ingenieure mit Fremdsprachkenntnissen und vor allem mit Arbeitserfahrung im Ausland fordert, sieht Alting für die Absolventen des ersten Kurses - er endet in diesem Jahr - sehr gute Berufsaussichten. "Wir brauchen Fachkräfte, die in anderen Ländern die Mentalität kennen und mit den Leuten umgehen können", so Alting.
Das auf den ersten Blick ausgeglichene deutsch-französische Verhältnis ist jedoch von Mißtönen nicht ganz frei: "Gerade die deutschen Fachhochschulen bereiten uns seit Jahren Kummer, wenn wir sie um die Anerkennung unseres Diploms ersuchen", klagt der für die internationalen I.U.T.-Beziehungen zuständige Jean-Claude Andricq. Weil die deutschen Partner unbeirrt darauf hinweisen, daß das I.U.T-Niveau unter dem der deutschen Fachhochschulen liege, gebe es für Austauschstudenten manchmal ein böses Erwachen, berichtet er.
Da sich im vergangenen Jahr auf 450 Ausbildungsplätze etwa 3000 Studierende beworben hatten, hat das Institut bei ausländischen Kandidaten jetzt die Notbremse gezogen: Ihr Studium in Béthune können neuerdings nur jene aufnehmen, die eine einmonatige Probezeit überstanden haben. Seine Hoffnungen auf ein einziges, europaweit gültiges Ingenieurdiplom hat zumindest Direktor Jacques Lesenne inzwischen begraben; noch immer würden die Partnerinstitute der einzelnen Länder unermüdlich die einmalige Qualität ihrer Ausbildungsgänge hervorheben und einer EG-weiten Vereinheitlichung Vorbehalte entgegenbringen. THOMAS VESER
Im Lehrplan hat sich schon etwas verändert Gesellschaftliche Verantwortung und Signale aus der Hochschule / Zum Beispiel: die Ruhruniversität
Umgehend klemmten sich zwölf Professorinnen und Professoren hinter die Schreibtische und arbeiteten an ihren Beiträgen zur Reihe: "Fünf vor zwölf". Aus dem Blickwinkel ihrer Fachgebiete sprachen sie über Einwanderung, Sozialversicherung, Diskriminierung oder soziale Vorurteile. Dreimal pro Woche zog eine Masse von Zuhörern in den Hörsaal, den ganzen Dezember hindurch. Die Zeitung berichtete darüber; ein Sonderdruck der mündlichen Aufklärung ist im Januar '93 erschienen.
In der akademischen Nachbarschaft regen sich nun auch andere Abteilungen. Die Kunsthistoriker haben einen ganzen Tag für öffentliche Diskussionen, Aktionen und Vorträge reserviert. Die Fakultät für Geschichte zieht im nächsten Semester ebenfalls eine Ringvorlesung auf zum Thema: "Gruppenbewußtsein und Fremdenhaß".
"Wirklich überrascht" war Annette Treibel, Soziologin an der Fakultät für Sozialwissenschaft, daß die Ringvorlesung vom Dezember so unbürokratisch zustande gekommen ist. Überrascht war auch der Dekan Wilhelm Bleek, als er sah, "wie spontan die Kollegen zusagten".
Hermann Korte, dessen Beitrag die Reihe einleitete, glaubt jedoch nicht an eine neue Bewegung an seiner Universität. "Wenn die Wirtschaftswissenschaftler oder Juristen so etwas veranstaltet hätten, wäre das ein interessantes Zeichen gewesen."
Doch Thomas Maas, als langjähriger AStA-Aktivist eher pessimistisch gestimmt, erkennt eine "neue Qualität". Die Ringvorlesung der Sozialwissenschaftler zeige den "erklärten Willen der Professorenschaft, in eine politische Auseinandersetzung einzugreifen". Ein Zeichen dafür, daß "die Fakultät nicht eben den gesellschaftlichen Erscheinungen steht", sagt er. Wenn das deutlich geworden sei, meint Thomas Maas, könne die Vorlesungsreihe eine Art Initialzündung gewesen sein.
Dekan Wilhelm Bleek ist in seiner Einschätzung skeptischer. "Die Hochschule hat ihre Aufgabe als Bestandteil der Meinungsbildung kaum wahrgenommen", bemängelt er. Der Politologe wünscht sich "stärkere Signale, daß die Hochschule eine gesellschaftliche Verantwortung hat".
Verantwortlich ist sie in seinen Augen aber vor allem für ihre innere Verfassung, die erneuert werden müsse. Die Debatte über Studienzeitverkürzungen und Abschlüsse will er mit dem Streit über die Inhalte des Studiums verbinden. Daß eine solche Entwicklung zu einer Politisierung der Hochschule führen könnte, glaubt Bleek nicht.
Genau diese Debatte wäre für seinen Kollegen Korte die zur Zeit einzig denkbare Form der Politisierung. "Unsere Uni beschäftigt sich immer mit den Problemen von außen." Das Rektorat präsentiere sich den Ministerien und anderen öffentlichen Institutionen, sagt der Soziologieprofessor. "Aber warum es intern nicht mehr funktioniert, dafür interessiert sich keiner."
Erwartungen an ein frisches allgemeinpolitisches Engagement von Studenten und Dozenten hat Korte zurückgeschraubt. Die Ringvorlesung hält er für eine Selbstverständlichkeit.
Der Gedanke an Veränderungen in der Universität vereint die beiden Gesellschaftswissenschaftler mit Dietrich Müller, Chemiker und Vertreter des Mittelbaus im Senat der Ruhr-Universität. Er glaubt, "daß die Uni zusammenbricht", wenn sich nichts ändere. Diese düstere Prognose gründet er allerdings auf die in seinen Augen schlecht abgestimmte Forschung und auch auf die Eigenbrötelei in seiner Fakultät. Mißtrauisch schaut Müller den Aktivitäten der Professorenschaft zu. Bei allen Berufungsverfahren hätten mittlerweile "kleine konservative Gruppen" das Sagen. Auf seiten der Studierenden ginge das Interesse ohnehin bergab. Die treibende Kraft bei möglichen Reformen sieht der Naturwissenschaftler in der Assistentenschaft.
Der Kritik an den angeblich unpolitischen Studenten, vor allem von Professoren ins Spiel gebracht, schließt sich Annette Treibel nicht an. "Viele erwarten, daß die Studenten vorpreschen", sagt sie. Dabei wollten die meisten Professoren schlicht ihre Ruhe haben und mischten sich selbst kaum noch ein.
Klaus Fröhlich, Historiker und "gelernter Mittelbauer", sieht auch die "treibende Kraft der Assistentenschaft" erlahmen. Die jungen Kollegen aus dem Mittelbau wichen dem starken Karrieredruck. "Entweder total verunsicherte oder auf raschen Erfolg bedachte Wissenschaftler" erzeuge die Universität durch die Ungewißheit, später angestellt zu werden. Um eine Perspektive zu haben, strengten sich viele besonders für ihren Professor an.
Verstehen könne er das Verhalten des wissenschaftllichen Nachwuchses, sagt Fröhlich. Aber echtes Engagement ließe sich so nicht mehr aufbauen. "Ich halte das für eine Depolitisierung", so das ehemalige Landesvorstands-Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Dabei knisterte es an der Ruhr-Universität vor zwei Jahren noch. Während des Golfkrieges meldeten sich die Naturwissenschaftler zu Wort, Professoren bauten ihre Veranstaltungen um, die Studenten setzten sich zusammen und planten Demonstrationen. "Der Golfkrieg war ein Riesen-Thema", befinden Fröhlich und sein Kollege Müller von der chemischen Fakultät. Und das parteipolitische Gerangel um das Asylrecht hat zumindest Diskussionen genährt, auch unter den Sozialwissenschaftlern. Allerdings erschöpften sie sich schnell.
"Monate vorher empörten sich noch viele, doch nach dem Asylkompromiß gab es keine Äußerungen mehr dazu", berichtet Annette Treibel. Sie glaubt, daß es "eine Fundamental-Opposition einfach nicht mehr gibt". Ein paar Professoren seien halt als Rest-Linke in der SPD untergetaucht. Treibel bedauert, daß sich Professoren kaum noch öffentlich politisch äußerten. "Man kann auch den Mund aufmachen, wenn man kein Patentrezept mehr hat."
Auch der Chemiker Dietrich Müller sieht keine "übergreifenden politischen Interessen mehr" im Moment. Gibt es im Inneren der Universität Gemeinsames? Und Hermann Korte beklagt die "alte Ordinarien-Universität". Im Bochumer Senat seien in der Mehrheit wieder die Hardliner vertreten. Auch Klaus Fröhlich beobachtet, daß "hochschulpolitische Diskussionen auf enge Zirkel begrenzt sind mit manchmal besinnungslos konservativem Anstrich". Er teilt Kortes Ansicht, daß sich auch an der "Reform-Uni" nicht viel geändert hat.
Studentenvertreter Thomas Maas sieht daher eine Chance für die Studierenden. "Die Kraft, hier eine Politisierung einzuleiten, liegt bei den Studenten." An den zu erwartenden Auseinandersetzungen, auch um mehr Mitbestimmung, könnten die Professoren doch gar kein Interesse haben. Daß sich Assistenten und Mitarbeiter an etwaigen Debatten um Hochschule und ihre Verantwortung beteiligen könnten, kann sich Klaus Fröhlich kaum vorstellen. Er hat lange Zeit für ein eigenständiges Berufsverständnis des Mittelbaus gefochten und sich auch in der einstigen Bundesassistentenkonferenz (BAK) dafür engagiert. Durchgesetzt hat es sich nicht. Die hohe Fluktuation an wissenschaftlichen Mitarbeitern durch die vielen befristeten Verträge läßt zudem kaum Ruhe für gemeinsames Handeln. Abseits der Debatte über Hochschulreformen bemerkt Fröhlich auch in den Seminaren neue Grenzen. "Was nicht mehr läuft ist, eine Debatte zu entfachen über sozialistische Positionen", stellt er fest. Eine solche Blockade baut sich vor den "kleineren" Themen nicht unbedingt auf. Im politikwissenschaftlichen Seminar zweigten Studenten und Dozent eine Sitzung für den Asylkompromiß der Parteien ab. Mit "Nationalgedanke und Nationalismus" war ein anderes Seminar betitelt. Im Lehrplan habe sich "auf jeden Fall etwas geändert", sagt Annette Treibel. Das Ausmaß an Veranstaltungen, mit denen die Dozenten auf die aktuelle Situation reagierten, sei gewachsen. Aber für die Soziologin weist die gemeinschaftliche Ringvorlesung nicht über eine Stellungnahme hinaus: "Ich glaube, daß es ein Strohfeuer gewesen ist."
CHRISTOPH STRÜNCK
MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein erweitertes Vereinsheim und eine Ausstellungshalle - diesen Wunsch hegt der Kleintierzuchtverein Walldorf schon lange. Auf der Zuchtanlage am Gundhof soll beides hochgezogen werden. Das vorhandene Vereinsheim soll gestreckt werden, die Halle ist auf jenem Grünbereich geplant, wo sich derzeit noch der Teich befindet. Die Pläne sind da, doch ob das Projekt überhaupt in Angriff genommen werden kann, ist derzeit noch offen.
Hinderungsgründe sind der trotz eines Aufstellungsbeschlusses von 1988 der immer noch fehlende Bebauungsplan für das betroffene Gebiet im Außenbereich und die Größe des geplanten Komplexes. Das kristallisierte sich auch am Dienstag abend heraus, als sich die Mitglieder des Bau- und des Vereinsausschusses vor Ort umsahen.
Daß sich der Bauausschuß im nichtöffentlichen Teil der im Walldorfer Rathaus fortgesetzten Sitzung mehrheitlich für die Maßnahme aussprach, heißt aber noch nicht viel. Entschieden wurde lediglich zugunsten einer formlosen Bauvoranfrage. Das letzte Wort hat ohnehin das Darmstädter Regierungspräsidium (RP), das vor der Baugenehmigung außer der städtischen Meinung die Ansicht der Naturschützer und des Forstes einholt. Das könne schwierig werden, denn "im Außenbereich sind die Fachbehörden sehr pingelig", weiß Brehl aus Erfahrung, schließlich wurde ihm unlängst der Bau zweier Garagen am Jugendzentrum verweigert.
Aus seiner Sicht täten die Kleintierzüchter gut daran, weiteren Planungen und dem offiziellen Bauantrag noch eine formale Bauvoranfrage zwischenzuschalten, um die Chancen auszuloten und "eventuell unnötige Kosten zu sparen". Die Probleme mit der Baugenehmigung waren zuvor schon auf der Zuchtanlage ausgiebig erörtert worden. Tenor: Ein großes Gebäude im Außenbereich sei nicht einfach durchzukriegen. Und mehrfach kam der Vorschlag, die Züchter sollten doch lieber kleiner, dafür aber genehmigungsfähig planen.
Doch "kleiner bringt nichts", meinte Vereinschef Helmut Körbs. Immerhin müsse man bei größeren Ausstellungen, wie sie die Walldorfer regelmäßig durchführen, mit bis zu 1000 Tieren und um die 350 Besucher rechnen.
Geplant ist eine Halle mit etwa 420 Quadratmetern Fläche. 27,50 Meter lang soll sie werden, der angeschlossene Erweiterungsbau des Vereinsheims, wo Versammlungsraum, Lager und Jugendräume Platz finden sollen, mißt etwa 13 Meter. Der gesamte Gebäudekomplex hat laut Plan eine Firsthöhe von 7,50 Meter.
Trotz des positiven Votums waren etliche Ausschußmitglieder von der Vorstellung, wie das später mal aussehen könnte, nicht sonderlich entzückt. Edda Bassler (SPD) meinte, daß es ja auch um die Gebäudeansicht ginge, und bekam Unterstützung von Ursula Kuppert (Grüne), die von einer "nicht sehr positiven" optischen Auswirkung sprach. Erweiterung ja, doch dürfe sich das nicht auf die bisherige Optik des Außenbereiches auswirken.
Vor allem die Firsthöhe von 7,50 Metern war einigen zu hoch. Etwa einen Meter könne man durch Verwendung spezieller Ziegel noch einsparen, doch mehr sei nicht drin, meinte Architekt Ernst Lotz. Bauausschußvorsitzender Werner Schmidt erinnerte, daß es wohl schon Gespräche zwischen dem Bauamt und dem Verein wegen des Dachneigungswinkels gegeben habe. Eine Neigung unter 25 Grad, gab er zu, "sieht schon ein bißchen nach Behelfsheim aus".
Die Halle ist ein alter Traum der Züchter. Bisher stellen sie ihre Tiere in der Stadthalle und im Waldenserhof aus, sind auch dankbar, daß ihnen dieser Weg offenstand. Aber "das kostet uns mit allem Drumherum jedesmal an die 10 000 Mark", rechnete Körbs vor, "und mit 10 000 Mark kann man schon ganz schön was machen". Zum Beispiel in eine eigene Ausstellungshalle investieren.
Etwa 750 000 Mark soll das Projekt kosten, dessen Verwirklichung in Stadthalle und Waldenserhof neue Kapazitäten freischaufeln würde. "Wir blockieren diese dann nicht mehr mehrere Tage hintereinander." CHRISTINA WALLENDA
Bereits seit der Vereinigung der Stadt und der Entscheidung, die Humboldt-Universität zu erneuern und damit in Berlin drei Universitäten und 15 weitere Hochschulen unterhalten zu wollen, konnte jeder wissen, daß das auf Größenordnung, Vielfalt und innere Verfassung unserer Universität erhebliche Auswirkungen haben würde. Der Präsident hat immer wieder auf die Gefahr hingewiesen. (. . .)
Und die Gremien der Akademischen Selbstverwaltung? Seltsam stumm und scheinbar unbeeindruckt sind sie geblieben. Sie haben kaum eigenen Gestaltungswillen gezeigt oder gar Vorstellungen entwickelt, wie die FU mit dieser neuen Situation vielleicht fertig werden könnte.
Sichtbar geworden ist bei alledem eine große innere Schwäche der FU: Als Massenuniversität bildet sie eine eher bloß bürokratisch zusammengehaltene Agglomeration. Dieser fehlt aber ein solcher innerer Zusammenhalt, der die Eigendynamik und das Eigeninteresse der Fächer in eine die Universität als Ganzes stützende und sichernde Loyalität einzubinden vermag. Unter solchen Bedingungen schlägt der Eigensinn der Fächer das allgemeine Ganze, und konsensuale Zukunftsentscheidungen, die darauf zielen, der Freien Universität Perspektive zu geben, sind eher unwahrscheinlich. Unter solchen Bedingungen hilft auch der Rückgriff auf die eigene Geschichte wenig. Als Gegengründung zudem zur ehemals kommunistisch dominierten Humboldt-Universität der unmittelbaren Nachkriegszeit ist mit der Vereinigung der Stadt die Identität der Freien Universität selbst Geschichte geworden, ohne daß sie jetzt jedoch dorthin zurückkehren könnte, von wo sie einmal ausgegangen war. Ein andere Identität aber hat sie nicht. Die im Gefolge von 1968 sich eröffnende Möglichkeit als Ort kritischer Wissenschaft war nie unbestritten, geschweige denn verschaffte sie der Institution inneren Zusammenhalt und zeitliche Kontinuität.
Während der Humboldt-Universität unter Auslassung der letzten 60 Jahre ihrer Geschichte eine Identität unter Inanspruchnahme ruhmreicher Zeiten der Berliner Wissenschaft angelogen werden soll, zu der sie aber ebensowenig unmittelbar ist wie die Freie Universität, und mit der sie auch nicht ihrer Zukunft als Massenuniversität entgehen wird, ist die Freie Universität dort bereits seit langem angekommen. (. . .)
Peter Hübner, Soziologe, Freie Universität Berlin, in FU-Nachrichten 1/93.
Ein ganz klein wenig sorgt sich Daniel Cohn-Bendit um sein samstägliches Vergnügen. An den Samstagen nämlich pflegt der Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt im Ostpark gemeinsam mit seinen Spezies die hohe Kunst des Fußballspiels. Einer aus dem Team der Sponti-Kicker, und das ist die Sorge des Grünen Politikers, heißt Karl Ernst Wilhelm Herrmann, nicht nur unter Freunden der Einfachheit halber (und wegen seines früheren Jobs als Brot-Lieferant) "Broka" genannt. Und dieser Broka Herrmann hatte gemeinsam mit der Agentur BroVi-Konzepte am Dienstag abend zu einer bislang einmaligen Demonstration von 150 Spitzensportlern und Künstlern in die Frankfurter Festhalle geladen, um "Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß" anzugehen - und finanziell Schiffbruch erlitten. Nach Schätzungen beläuft sich das Defizit auf "zwischen 50 000 bis 100 000 Mark". Cohn- Bendit: "Jetzt wird Broka samstags kaum mehr Zeit zum Kicken haben."
Im Ernst: Broka Herrmann wirkte nach dem vierstündigem Spektakel reichlich geknickt. "Nur" rund 6500 Zuschauer waren in die Festhalle gekommen, um an der "Demonstration des Selbstverständlichen" (BAP-Sänger Wolfgang Niedecken) teilzuhaben. "Nur" - weil allein eine mit 8500 Zuschauern ausverkaufte Festhalle dem Veranstalter die Möglichkeit eröffnet hätte, überschüssigen Gewinn - wie geplant - Asylhilfeprojekten zugute kommen zu lassen. Ausgaben von einer guten halben Million Mark, wobei insbesondere die Hallentechnik (130 000 Mark), Werbung (100 000 Mark), Fahrt- und Personalkosten (130 000 Mark) erheblich zu Buche schlugen, machen diese ehrgeizige Absicht trotz der Zuschüsse von Stadt und Land (220 000 Mark) und eventuellen Fernsehgeldern - die Verträge sind bislang allerdings noch nicht unterzeichnet (!) - zunichte.
Dessen ungeachtet zog Herrmann am späten Dienstagabend ein positives Fazit: "Die Botschaft ist gut rübergekommen." Das mag sein, doch konnte dies nicht verhindern, daß die Benefiz-Gala, bisweilen etwas chaotisch organisiert, einige Längen aufwies. Viele Darbietungen blieben beziehungslos im Raume stehen, vieles kam über den Charakter einer Nummern-Revue nicht hinaus. Daß beispielsweise die halbe Hochspringer Welt-Elite Basketball spielte, ging ähnlich unter, wie die Partie der derzeit besten Basketball-Teams Bayer Leverkusen und MTV Gießen. Kein Wunder, daß deshalb der berühmte Funken - auch weil Moderator Jürgen Emig seine Rolle allzu staubtrocken interpretierte - vom Parkett hinauf in die Zuschauerränge nicht überspringen wollte.
Sicherlich konnten zudem die Erwartungen, die an ein Programm mit derart hochkarätigen Stars wie Heike Henkel, Katarina Witt, Dagmar Hase, Anthony Yeboah, Thomas Berthold oder Andreas Wecker, um nur einige zu nennen, automatisch in die Höhe geschnellt waren, nie mit der Realität standhalten. Einzig die Musik-Acts, insbesondere das Frankfurter Kurorchester und BAP, sorgten für die Stimmung, die diese Gala verdient gehabt hätte. Und erst zum Finale, als BAP gemeinsam mit den Trommlern der Ghana-Union aufspielte, kam die allenthalben erhoffte völkerverbindende Atmosphäre auf.
Hat die Veranstaltung also eine große Chance durch amateurhaftes Verhalten leichtfertig vertan? Sicherlich nicht. "Wir Sportler haben zwar eine gewisse Vorbildfunktion, können aber auch nicht mehr, als ein Zeichen setzen", sagt der Olympiasieger über 5000 Meter, Dieter Baumann, für den es - wie für alle anderen auch - "eine reine Selbstverständlichkeit war, hier teilzunehmen." Natürlich weiß der Leichtathlet, daß "wir Leute, die Steine werfen, mit so etwas nicht erreichen. Aber wir können die Mitläufer, die schweigende Mehrheit herüberziehen." Vielleicht, so die Hoffnung vieler Sportler, habe diese Veranstaltung dazu beigetragen das zu erkennen, was James Amoah von der Ghana-Union so trefflich zusammenfaßte: "Ob du eine schwarze Hautfarbe hast oder eine gelbe, eine weiße oder eine braune ist egal - wir sind alle Menschen."
Für Cohn-Bendit, der die Gala "eine Spitzenveranstaltung" nannte, war diese Demonstration ein wichtiger Teil einer notwendigen "Doppelstrategie": Die "massenhafte Demonstration der Mehrheit" für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit einerseits, und das Dialog-Angebot an die Rechtsradikalen, "um sie rüberzuholen", andererseits. Somit habe die Veranstaltung "Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß" und dem damit einhergehenden Medien-Spektakel durchaus das Ziel erreicht.
Darüber hinaus hat der ehrenamtliche Dezernent noch eine gute Nachricht für den Veranstalter. Er, Cohn-Bendit, könne es sich nicht vorstellen, daß Stadt und Land - hat die Abrechnung tatsächlich ein Defizit ergeben - BroVi-Konzepte mit dem Minus allein dastehen lasse. Broka Herrmann könnte dann samstags wieder fröhlicher gegen den Ball treten.
THOMAS KILCHENSTEIN
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die ältere Generation ist eingeladen, am kommenden Mittwoch, 3. Februar, am Seniorennachmittag der städtischen SPD teilzunehmen. Bei Kaffee und Kuchen geht es im Bühnensaal des Bürgerhauses nicht nur um musikalische Unterhaltung und Tanz, sondern auch um Seniorenpolitik. Die entsprechenden Informationen für die ältere Generation kommen von Lothar Klemm, dem Chef der SPD-Landtagsfraktion, dem Landtagsabgeordneten Jürgen May und Bürgermeister Bernhard Brehl. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr. wal
Leben wir in der Post-Moderne oder in der Vor-Vergangenheit? Der Zeitungsleser weiß: wir leben im Zeitalter wachsender Herden von weißen Schimmeln.
Möglicherweise sollte man Politikern ihr Ringen um Sprache nicht ankreiden, um ihnen anschließend vorzulachen, daß sie die Kreide wieder fressen; schließlich zeugt das Bemühen um sprachliche Verschleierung von urdemokratischer Hinwendung zum Stimmvieh namens Volk: Jede Sauerei will erklärt sein. Neuere Sprachschöpfungen der Bonner Politik jedoch, die auch von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern brav in den Mund genommen werden, erzeugen im Kopf von Denkern und in den Hufen von vierbeinigen Vierbeinern pleonastisch-tautologische Katerdelirien, die nicht ohne verbalsprachliche Kommunikationserwähnung bleiben dürfen. Es geht um das wahrscheinliche Wort des Jahres 1993: Solidarpakt.
Wir können uns einer etymologischen Wortwürdigung nicht gänzlich verweigern. Zwar wollen wir nicht mit der ollen Römer-Kamelle von der res publica beginnen, die ja auch schon unterstellte, daß es einer Nation um so etwas wie gemeinsame Schicksalsbewältigung geht, aber einige Anmerkungen zur "Zeitgeschichte" seien erlaubt.
Auch wenn es den Herren Kohl und Waigel nicht schmeckt: Die historische Vorlage ihres Bemühens um einen gemeinsamen Rekrutenschwur unterschiedlich motivierter Volksgruppen ist stark kommunistisch geprägt und hieß in den 20er Jahren "Volksfront". Igitt! Sozialdemokraten haben früh die gefährlichen Implikationen dieses Begriffes erahnt und nach der "großen Koalition" (noch kein "Pakt"!) gleich die "konzertierte Aktion" ins Leben gerufen. Welche Lyrik! "Konzertiert", zu dieser Schiller(Karl)'schen Wortschöpfung konnten selbst orchester-geplagte Feuilletonisten kopfnicken. Und nun: "Solidarpakt"?
"Solidarisch" war immer nur die Linke (zumindest behauptete sie, es zu sein: mit Opfern, Kämpfern usw.). "Solidarität" richtete sich nie gegen einen äußeren, sondern immer gegen einen inneren Feind. (Aber wer ist der Feind? Die Ossis?). Ein "Pakt" ist schon laut Duden ein "Bündnis", das gemeinsame Ziele voraussetzt. Wozu also die Vergewaltigung der linken Vokabel, deren Übersetzung - so man dieses Pidgin-Deutsch überhaupt übersetzen kann - im Ergebnis nur "gemeinsames Bündnis" bedeutet?
Solange wir der Vermutung erliegen, Günter Grass habe trotz jahrelanger Mitgliedschaft die SPD nicht von historisch verständlichen Hörschäden kurieren können, und solange die CDU begnadete ehemalige Demagogen wie Heiner Geißler auf der Payroll duldet, wollen wir einen ernstzunehmenden Betriebsunfall im Sekretariat des Kanzleramtes beim Abtippen dahingepfälzerter Diktatbänder unterstellen: Solidar, solitär, sanitär? - Spülen wir's runter.
WOLFGANG SPINDLER
Die wichtigsten Daten über Heinz Sauer kann man in jedem Jazzlexikon nachlesen. Daß er Saxophon (meistens Tenor) spielt und eine Reihe erlauchter Vorbilder Schritt für Schritt hinter sich gelassen hat. Daß er aus Merseburg stammt, seit Jahrzehnten mit unspektakulärer Beständigkeit zur ersten Garnitur des europäischen Jazz gehört, mit vielen Größen diesseits und jenseits des Atlantik (und unter anderem viele Jahre mit Albert Mangelsdorff) gespielt hat, daß er Mitglied im Jazz-Ensemble des Hessischen Rundfunks ist und was für eine stilistische Bandbreite seine Musik umfaßt.
Erstaunlich spät ereilte ihn offizielle Anerkennung: Ende 1991 erhielt er zum Beispiel den Hessischen Jazzpreis des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Wer mit Heinz Sauer ins Gespräch kommt, merkt bald, daß er kein Interesse hat, sich und anderen die Maßeinheiten seiner Größe vorzurechnen. Eine Frage ist es vor allem, die als Motor und Energielieferant das Gespräch vorantreibt, eine auf den ersten Blick vielleicht banal klingende, auf jeden Fall aber großräumig dimensionierte Frage: Was ist das eigentlich - Jazz?
Mit Heinz Sauer zu sprechen, über ihn zu schreiben, heißt auch, sich mit dieser Frage zu befassen. Sie begleitet seine musikalische und persönliche Entwicklung aufs engste. Es hat viele Versuche in verschiedenen Medien gegeben, sie zu beantworten: Konzerte, Schallplatten, Gruppen, Stile, Skalen, Materialien, Gespräche. Verbale, intellektuelle, politisch reflektierte Strategien, sich dieser Frage zu nähern, stehen gleichberechtigt neben musikalischen.
Das Material der Antworten ist heterogen bis widersprüchlich, aber es muß am Ende zusammenpassen, sonst gibt die Antwort keinen Sinn. Jazz, das ist unter anderem der permanente Versuch, die Frage, was Jazz eigentlich sei, zu beantworten.
Heinz Sauers Verhältnis zu Widersprüchen ist sehr persönlich. Er braucht Widerspruch so sehr, daß er ihn, wenn er nicht von allein kommt, erzeugt. In der Reibung an Widersprüchen wird Energie frei, und Energie gehört zum Jazz. Widerspruchsgeist ist auch eine der Wurzeln des Jazz in seinem Leben: Damals, nach dem Krieg, war die Welt der Jazzer und ihrer Musik eine der wenigen für die skeptische Generation unverdächtigen Sphären. Wer mit Jazz näher zu tun hatte, konnte mit dem Faschismus nichts zu tun haben. Jazz war Zeichen, Medium, Forum eines anfangs diffusen oppositionellen Lebensgefühls; war die Musik der Farbigen und nicht einer weißen Herrenrasse. Wer Jazz hörte und spielte, war gegen Herrenrassen.
Sauer kommt aus bürgerlichen Verhältnissen. Zu Hause hörte man Bach, im Wohnzimmer stand das Klavier. Auch dagegen opponierte der Jazz: gegen das Einstudierte und Berechnete der Musik, gegen den Widerstand, ohne den keine Partitur und keine Musikerbiographie zustande kommt. Jazz war die Unmittelbarkeit des Ausdrucks, die vibrierende, rauchgeschwängerte Luft, die Angst der Älteren vor den Negern, die Begeisterung für das, wovor die Älteren Angst hatten.
War. Inzwischen ist der Jazz etwas ganz anderes. Auch zeigte sich, daß er die alteuropäische Musiksozialisation nicht ausradieren konnte, und ohne eisernes Üben, das die Nerverei der Klavierstunden durch selbstgesetzte hohe Ziele ersetzt, ist noch kein guter Jazzmusiker entstanden.
Jazz ist für Sauer eine Musik, die aus dem vollen schöpfen muß: Nur wer in jedem Moment alles spielen kann, hat die Aussicht, den eigenen Ideen zu folgen.
Die Umwege zur Unmittelbarkeit sind lang geworden. Andererseits sieht Sauer in der zunehmenden Akademisierung die Gefahr, daß der lebendige Sumpf trokkengelegt wird: Zwei Semester Rollins, Charlie Parker und Coltrane, ein Semester Evan Parker, Brötzmann, Sclavis - ist das noch Jazz?
So ist Sauers Projekt des Jazz zumindest zwiespältig: zwischen Komposition und Improvisation, Kalkül und Energie, Tradition und Bruch. Er spielt Saxophon und Klavier. Wenn er komponiert, merkt er den Stücken oft recht genau an, ob sie beim Improvisieren eher am Klavier oder am Saxophon entstanden sind. Dann arbeitet er weiter: Jazz wird nur daraus, wenn Widersprüche nicht hingenommen und ausgestellt werden. Jazz ist Arbeit, auch am Gefühl für die Musik.
Die Ansprüche sind hoch. Einer der wichtigsten: keine Floskeln, keine Umwege. Jazz ist die Kunst, sich auszuspielen und alles, was sich von selbst versteht, wegzulassen. Lorbeer ist nicht zum Ausruhen da, sondern zum Würzen. Man ist auf Überraschung und Lakonie aus, nicht auf Regression, Geschwätzigkeit und Bestätigung.
Heinz Sauer ist unerbittlich, vor allem gegen sich selbst. Ohne Unerbittlichkeit gibt es keine Genauigkeit, ohne Genauigkeit keine befriedigenden Nuancen und keine Überraschungen.
Heinz Sauer spielt am heutigen Samstag in der Alten Oper mit seinem Quintett, das aus Stefan Schmolck, Baß, Steve Arguelles, Schlagzeug, Stefan Lottermann, Posaune, und Markus Becker, Klavier und aus Sauer selbst, besteht. Der Titel des Konzerts und einer CD, zu der es die Grundlage bilden wird, heißt "Speeches". Das Material stammt von Heinz Sauer, die Musik von allen. Denn: Jazz heißt auch, manchmal mit anderen Musikern zusammen zu spielen und sich auf sie zu verlassen.
HANS-JÜRGEN LINKE
KELSTERBACH. Quirliges Leben herrschte am Dienstag abend beim Bahnhof: Über 100 Schüler/innen der Integrierten Gesamtschule (IGS) brachen mit Rektor Alfred Harnischfeger und weiteren Lehrern von hier aus demonstrativ zum gemeinsamen Besuch der Frankfurter Großveranstaltung prominenter Sportler und Musiker gegen Fremdenhaß und Gewalt auf.
Der Ausflug gehörte zu der an der IGS angelaufenen Aktion zur Gewaltfreiheit im Schulalltag. Somit war die Stippvisite vom Dienstag, an der aus den Jahr- gängen sieben bis zehn etwa ein Viertel der Schüler teilnahm, keine Eintags- fliege.
Zum Mitmachen bei der Aktion verpflichteten sich an der Gesamtschule am Mittwoch bei einer Zusammenkunft weitere Schüler, unterzeichneten ein Manifest, in dem sie sich verpflichten, keine Gewalt zur Lösung von Konflikten anzuwenden. Dafür erhielten sie den Button "Fair geht vor", mit dem in der Öffentlichkeit für vernünftigen Umgang miteinander geworben werden soll.
Mit dieser Initiative will die Gesamtschule einen Beitrag gegen jede Art von Gewalt und gegen blinde Zerstörungswut leisten. Frühzeitig soll verhängnisvollen Anfängen gewehrt und ein Zeichen gesetzt werden.
Am Mittwoch, 10. Februar, findet an der IGS eine Gesamtkonferenz mit Lehrern, Eltern und Schülern statt. Dabei soll ein Verhaltenskodex, sozusagen ein Grundgesetz der IGS Kelsterbach für Gewaltfreiheit, besprochen und verabschiedet werden. Auch über weitere Aktivitäten will die Schulgemeinde dabei gemeinsam nachdenken. cas
KREIS GROSS-GERAU. Die soziale Lage der nicht fest angestellten VHS-Dozenten/innen müsse dringend verbessert werden. Diese Meinung zog sich wie ein roter Faden durch eine Veranstaltung des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Groß-Gerau. Sie will nach Auskunft ihres Kreisvorsitzenden Harald Freiling den Betroffenen organisatorische und politische Hilfestellung leisten. Außerdem wollen die Kursleiter/innen jetzt auch im Bereich Groß-Gerau eine Interessenvertretung wählen.
Als "Sozialstaatskandal" kritisierte Hajo Dröll vom Landesangestellten-Ausschuß der Gewerkschaft die Arbeitsbedingungen der Kursleiter/innen an den Volkshochschulen. Dieses Thema sei bisher viel zu wenig in der breiten Öffentlichkeit bekannt, ergänzte Freiling. Als "Tagelöhnerarbeit ohne jede soziale und tarifrechtliche Absicherung" beschrieb Barbara Weisel, Kursleiter-Vertretung im Hessischen Volkshochschulverband, die Situation. Soziale Errungenschaften wie Lohnfortzahlung, bezahlte Fortbildung, Bezahlung von Vorbereitungs- und Planungsarbeit seien für diese VHS-Mitarbeiter unbekannt. Außerdem müßten VHS-Dozenten als formal Selbständige eine eigene Krankenversicherung abschließen, ohne daß der Arbeitgeber einen Zuschuß zahle: Bei einem Einkommen von 800 Mark betrage allein der Krankenkassenbeitrag 300 Mark.
Große Aufmerksamkeit fand in Groß- Gerau der Bericht Drölls über die Verhandlungen in Frankfurt über den Abschluß eines Tarifvertrages für VHS-Mitarbeiter. Wie weiter zu hören war, gibt es im öffentlichen und privaten Weiterbildungssektor heute mehr Beschäftigte als in den staatlichen Schulen. Vor allem aber sei VHS-Arbeit für viele hochqualifizierte Kursleiter kein "Nebenverdienst", sondern Existenzgrundlage. cas
KREIS GROSS-GERAU. "Enno Siehr hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt", zürnte der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Rudi Haselbach (Mörfelden- Walldorf) wegen der vom Landrat vor der Presse ins Gespräch gebrachten Pläne zur Auslagerung von Teilen der Kreisverwaltung in Räume der Groß-Gerauer Firma Wick. Begründet hatte Siehr das mit der Raumnot im Landratsamt. Bei der CDU lösten die Auslagerungspläne große Überraschung und Verärgerung aus; wegen der Form der Bekanntmachung als auch in der Sache selbst.
Solch kostenträchtige Vorhaben könnten angesichts der desolaten Haushaltslage des Kreises nicht über die Presse an die Abgeordneten des Kreistages herangetragen werden, kritisierte Haselbach. Dies sei nicht der erste Fall, in dem Siehr seine Mißachtung des Kreistages deutlich zum Ausdruck bringe. Die Union habe bei den Haushaltsberatungen deutlich gemacht, daß für sie einer der Eckpfeiler zur Sanierung der maroden Haushaltslage auf Dauer nur eine deutliche Abspekkung der Personalausstattung sein könne. Statt eine "schlankere" Verwaltung anzustreben, solle hier offensichtlich die Tür aufgemacht werden für weitere ungehemmte Ausweitung des Personals.
Haselbach erinnerte daran, daß der Bau der zwölf Millionen teueren Erweiterung des Landratsamtes erst knapp zehn Jahre zurückliegt. Damals habe die CDU schweren Herzens zugestimmt, sei aber davon ausgegangen, daß dies das Ende der Fahnenstange sei. Ohne Kreistagsbeschluß werde sich in dieser Frage nichts tun, betonte der Fraktionsvorsitzende. Im Zweifel werde die Union eine Sondersitzung des Parlaments erzwingen. cas
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Theater / Konzerte Hattersheim. "Tapsi Turtles", Funky Folk, Posthofkeller, 21 Uhr.
Kelkheim. Kulturgemeinde: Operette - Song - Musical "Von Wien zum Broadway", Rathaus, Gagernring, 20 Uhr.
Liederbach. René Franc Hot Jazz Quartett, Paris, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße 62, 20 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. FC Germania, Aktive: Fußballturnier, Weilbachhalle, 10 Uhr.
Hattersheim. Wander- und Kulturverein: Mainuferwanderung, Treffpunkt: Stadthalle, 10 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Fastnacht Flörsheim. MGV Harmonie: 3. Kappensitzung, Goldbornhalle, 19.11 Uhr.
Gemütlichkeit Weilbach: Fastnachtssitzung, Jahnturnhalle, 20.11 Uhr.
Hattersheim. TSG Eddersheim: Wanderfastnacht, Turnhalle, Flörsheimer Straße, 19.11 Uhr.
Chorgemeinschaft: Große Sängerkappensitzung, Stadthalle, 19.11 Uhr.
Carneval-Club Mainperle und Sängervereinigung Okriftel: Gemeinschaftssitzung, Haus der Vereine, Okriftel, 19.11 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: Närrische Sitzung, Vereinshaus Wilhelmstraße, 19.11 Uhr.
Hofheim. Karnevalgesellschaft 1900: Fremdensitzung mit Damenkomitee, Stadthalle, 20 Uhr.
Turnverein 1860: Kostümball, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 20.11 Uhr.
Kelkheim. FCV: Traditionelle Kappensitzung, Fischbach, Bürgerhaus, 19.31 Uhr. Sonstiges Eschborn. Abgabe von Sondermüll: Parkplatz Süd-West-Schule, Berliner Straße, 9 bis 12 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Bad Soden. Gesellschaft der Musikfreunde: Kammerkonzert, italienische Barockmusik, Kurhaus, 19.30 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. FDP: Frühschoppen mit Wolfgang Mischnick, Haus der Vereine, Okriftel, 10.30 Uhr.
Vereine / Organisationen Hattersheim. Schachclub: Turnier der E-Jugend, Alter Posthof, Kutschersaal, 9 Uhr. Kinder / Jugendliche Hofheim. "Kinderkulturcafé / Kakao", Café Flot, Hauptstraße 4, 15 Uhr. Fastnacht Bad Soden. Sodener-Karneval-Gesellschaft: Gardetreffen, Hasselgrundhalle, 15 Uhr.
Flörsheim. Flörsheimer Carneval Verein: 2. Fastnachtssitzung, Stadthalle, 18.11 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: Närrischer Altennachmittag, Vereinshaus Wilhelmstraße, 15.11 Uhr.
Kelkheim. FCV: Senioren-Nachmittag mit Kaffee und Kuchen, 14.31 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (So. 15 Uhr); Bodyguard (Sa., So. 17, 20 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 3: Kevin - Allein in New York (Sa. So. 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Ein Hund namens Beethoven (Sa., So. 15 Uhr); Bodyguard (Sa., So. 17, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Das kleine Gespenst (Sa., So. 15 Uhr); Bodyguard (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).
Ausstellungen
Wochenende Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, Sa. 9.30 bis 13 Uhr (letzter Tag).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, Sa., So. 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Am Eschenplatz 1: "Licht / Zeit A", Installation von Ottmar Schnee, Film, Video, Fotosequenzen, Sa. 15 bis 18 Uhr, So. 11 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 96 / 49 02 32 (bis 16. 2.).
Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl-Hof, Hauptstraße 21, Sa., So. 10 bis 12, 16 bis 18 Uhr (bis 7. 2.).
Hochheim. Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13. WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Knobibonbon", Kabarett von Türken für Deutsche, "Der Beschneider von Ulm", 20 Uhr.
Jahrhunderthalle: Konzert der Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Chefdirigent Horst Stein, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr.
Sossenheim. Friedensinitiative: Lichterkette auf dem Kirchberg "Sossenheim für ein friedliches Miteinander aller Menschen!", 18.30 bis 19 Uhr. Fastnacht Zeilsheim. Feuerwehr-Spielmannszug: Große Fremdensitzung "Fiesta Mexikana", katholisches Pfarrgemeindezentrum, Alt-Zeilsheim 18-20, 19.11 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.
Sindlingen. Filmspiegel
Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm König der Winde (So.: 15 Uhr); Die Eroberung des Paradieses (Sa., So. 20 Uhr); Jimi Hendrix at the Isle of Wight (Sa. 23 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Höchst. Firmenmuseum der Hoechst AG im Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, Sa., So. 10 bis 16 Uhr (letzter Tage).
WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die Zauberflöte", 19 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie", 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Der rote Kreis "Zeitwände", eine Version des "Theatre Piece" von John Cage, 20.30 Uhr. Parteien / Parlamente
SPD: Verkehrsspaziergang durch die Innenstadt, Treffpunkt: Rathaustreppe, 14 Uhr.
SPD: Podiumsgespräch über die Verkehrspolitik, Bürgersaal Westend, Blücherstraße 12-14, 16 Uhr. Sonstiges
Esoterik-Tage, Kurhaus-Kolonnaden, 10 bis 20 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die Zauberflöte", 19 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos", 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Musik-Theater-Werkstatt: Mozart und zwanzigstes Jahrhundert, 11 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Der rote Kreis "Zeitwände", eine Version des "Theatre Piece" von John Cage, 20.30 Uhr.
Archivkino Caligari, Am Markt: Live- Musik mit "Turned around turtles", anschließend Fete, 21 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Fastnacht Fastnachtssitzung der Dachorganisation Wiesbadener Carneval, Kurhaus, 18.11 Uhr. Sonstiges Esoterik-Tage, Kurhaus-Kolonnade, 11 bis 18 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (Sa., So. 14, 17, 20 Uhr, Sa. 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Stalingrad (Sa., So. 14, 17.15, 20.30 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Sister Act (Sa., So. 13, 15.30, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der letzte Mohikaner (Sa., So. 13, 15, 18, 20.30 Uhr, Sa. 23.30 Uhr).
Alpha: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 13, 15 Uhr); Verhängnis (Sa., So. 17, 19.30, 22 Uhr).
Beta: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 12.45, 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., So. 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (Sa., So. 14.30, 17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Bitter moon (Sa., So. 13, 16, 19, 22 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Utz (Sa., So. 17, 19.45 Uhr); Hydrotoxin - Die Bombe tickt in dir (Sa., So. 22.30 Uhr).
Archivkino Caligari, Marktplatz 9: Musikfilmfest: Abba - The Movie (Sa. 18 Uhr); The Rutles (Sa. 20 Uhr); Monterey Pop (22 Uhr); More (So. 0.30 Uhr); The harder they come (So. 18 Uhr); This is Ska (So. 20 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, Sa. 10 bis 14 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Hendri van der Putten, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier und Keramik von A.R. Penck, Sa. 12 bis 15 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Nilu und Dorrsgalerie präsentieren: "Cosmic Messengers", Malerei, Kunstobjekte, Installation von Jean Mandola, Karen Roberts-Pitts, Helmut Mando und Chris Clarke, Galerie Nilu, Adolfstraße 8, Sonderausstellung bei Dorrsgalerie, Rheinstraße 101 (bis 13. 2.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Malereien von Emil Szymannsky, Sa., So. 11 bis 13, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 1.).
Galerie B. Haasner, Saalgasse 38 / Eingang Nerostraße, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, Sa. 11 bis 14 Uhr (bis 27. 2.).
Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Ausstellung Eddie Constantine "Architekturmodelle", Sa., So. 15 bis 17 Uhr (bis 14. 2.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", Sa. 9 bis 12.30 Uhr (bis 5. 2.).
Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: Sa., So. 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Dokumenten zur Geschichte Dotzheims; Sonderschau "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), So.: 10 bis 12 Uhr.
- Ohne Gewähr -
FRANKFURT A. M. Für Virginia Woolf war "Orlando", der auf der Hälfte seines 400jährigen Lebens zur Frau wird, das imaginäre Porträt ihrer geliebten adligen Freundin Vita Sackville-West; für uns nun in Sally Potters Film, der die Romankapitel dieser ironischen Biographie weiblicher Selbstdefinition in großen Bilder-Tableaux aufblättert, ist "Orlando": Tilda Swinton. So sehr ist es ihr Film - als hätte, paradox gesprochen, Vita das Buch von Virginia geschrieben.
Weniger als klassische Schauspielerin, die in Rollen schlüpft, sondern mehr als "Performance-Künstlerin" hat sich "die Swinton" selbst beschrieben (vergl. FR v.5. 1. 93). Auch die 1949 geborene Sally Potter versteht sich nicht nur als Filmregisseurin, sondern gleichermaßen als Choreografin, Musikerin und Performance-Künstlerin: ein artistisches Allround- Talent, das sich schon mit seinem ersten Spielfilm "The Gold Diggers" (1979), einem Musical, auf "die Suche nach der weiblichen Identität" begab - eine Reise, die sie später in mehreren Dokumentarfilmen fortsetzte.
Das Projekt, "Orlando" zu verfilmen - diese "Bibel" des modernen Feminismus - hat Sally Potter über vier Jahre verfolgt, unterstützt von Tilda Swinton. In einer bravourösen Coproduktion, die das Team nach St. Petersburg und Usbekistan führte, ist den beiden Frauen dieser Coup nun gelungen - wobei Sally Potter mit einer opulenten Revue lebender Bilder "nur" die historische Ambiente als Spiegelkabinette aufstellte, in denen sich das darstellerische Genie Tilda Swintons reflektieren konnte. Ein erotischer Triumph des Narzißmus, zweifellos; eine leibliche Performance der phänomenalen Präsenz der Swinton, die sich darin genießt, wie sich Oscar Wilde mit jedem Aperçu seines scharfzüngigen Genies preisgab und selbstentzückte. Zugleich ist Sally Potters "Orlando" ein Sinnenfest für Kinogänger, aufgrund der designerischen Imaginationskraft, zu der das britische Kino, wie kein zweites europäisches derzeit in der von Peter Greenaway initiierten Richtung mit technischer Brillanz und ironischem Witz in der Lage ist.
Die in Eiseskälte glühende Königin von Derek Jarmans "Edward II" schlüpft hier zuerst in die glänzende Larve eines melancholischen englischen Landedelmanns zur Shakespeare-Zeit, der sich am asiatischen Fürstenhof als englischer Gesandter zur Frau entpuppt, die sich dann im viktorianischen England in einen amerikanischen Freiheitskämpfer romantisch verliebt und als selbstbewußte Schriftstellerin unserer Tage das Manuskript ihrer phantastischen biografischen Zeitreise einem smarten englischen Verleger vor der Hochhauskulisse der Londoner Docklands übergibt.
Unter einer großen Eiche in einem englischen Landpark treffen wir zum erstenmal auf den einsamen Orlando, der sich aus einem Buch vorliest, einschläft und fast die sein Leben entscheidende Begegnung mit Queen Elisabeth versäumt hätte; am gleichen Ort endet auch Orlandos Traumflug durch die englische Geschichte zur weiblichen Identität: während die kleine Tochter mit der Videokamera durch das hohe Gras schweift - und deren handverwackelte, grobkörnigen Bilder sowohl die kostbare Patina der gestochen scharfen wie auch die strenge Perspektivik der Historienbilder zuvor auflösen - rinnen der Mutter Tränen über die Wangen. Tränen des Glücks, wie sie der Tochter sagt, und dabei auf einen Engel zeigt, der am Himmel schwebt und in hohem Diskant den Segen spendet: "Orlando" ist damit bei David Lynchs märchenhafter Schlußapotheose von "Wild at Heart" angekommen. Bei einer der "14 Stilrichtungen", die sich die Regisseurin von den Farblicht-"Vermeers" Ben van Os und Jan Roelfs, die Greenaway "entdeckt" hatte, für die wechselnden Orts- & Zeitambientes hatte erfinden lassen?
"British and best" war einmal der leicht chauvinistische Slogan der "Swan- Vestas"-Streichölzer; das trifft auch auf "Orlando" zu: er ist bester britischer Augenschmaus und nach Kubricks "Barry Lyndon" und Peter Greenaways "Kontrakt des Zeichners" das exzentrischste Aufblühen des britannischen Kino-Neobarocks. "Der Grundsatz war, den Geist jeder geschichtlichen Epoche freizulegen, um ihn dann zu überdrehen, ihn auf die Spitze zu treiben", sagt Sally Potter. Wenn die Queeen nachts die Themse wie auf einer riesigen Galeere hochfährt, um an ihrem Ehrenbankett in Orlandos monumentalen väterlichen Landsitz teilzunehmen, dann sind die Ufer von Fackelträgern gesäumt und die Festtafel, über die die "jungfräuliche Königin" thront, biegt sich unter Speisen, Blumen und Kerzen. Oder das (in St. Petersburg gedrehte) Fest auf dem vereisten Fluß, wo Orlando seine reiche englische Verlobte verläßt und sich in die russische Prinzessin verliebt, mit der er aus allen Bindungen fliehen will - und die doch ihn flieht, sobald das Eis bricht: für dieses grandiose Woolfsche Prosastück hat Sally Potter das an Breughel gemahnende optische Äquivalent gefunden.
Der auftrumpfende Pomp der Kostümorgien, in denen der Film schwelgt, wird immer wieder relativiert durch Orlandos Melancholie, in der das Privileg des Glücks vom Bewußtsein der Vergänglichkeit ereilt wird, weil Orlandos sensitive Vorstellungskraft (das Weibliche in ihm?) die Zukunft von Alter und Verfall schon in die Gegenwart projeziert. Ebenso aber "rettet" die Ausstattungs-Opulenz etwas höchst Seltenes: britischer "wit". Nicht nur Gewitztheit und ästhetische Geistesgegenwärtigkeit, sondern: Humor. Der Film, wie das mit literarischen Anspielungen gespickte Buch, steckt auf seine Weise voller Film- & Malerei-Zitate und gesellschaftlicher insider-jokes. Deren brillantesten kann man im wahrhaft "majestätischen Auftreten" der "Queen" bewundern. Dem 83jährigen Quentin Crisp, der sich schon zu Lebzeiten Virginia Woolfs als Transvestit öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, verdanken wir ein anrührendes Porträt der alten Elisabeth - als sei die selige Exzentrikerin Edith Sittwell von den Toten auferstanden, um als verblühte Jungfrau auf dem Königsthron ihren Liebling Orlando zu ewiger Jugend zu verdammen.
Humor: das ist nicht nur die sternesche Kopfstellung der Welt, in der Orlando erst den "Tod", dann die "Liebe" und die "Poesie", erst die "Politik" und dann die "Gesellschaft" - und ganz zuletzt den "Sex" erlebt. Denn genau so sind die Episoden seines Falls durch die Jahrhunderte betitelt. Humoristisch ist auch die erzählerische Ironie, die historischen Episoden als Ensembles von Gesten und Haltungen des gesellschaftlichen Verkehrs "auf die Spitze zu treiben" bis zur Parodie; oder die augenzwinkernden Kommentare, mit denen der Swintonsche Orlando eine schöne komödiantische Komplizenschaft mit dem Zuschauerraum stiftet. Gestisch besitzt diese Verfremdungsdramaturgie die Süffisanz der gelenkigen Prosa Virginia Woolfs; und optisch "übersetzt" Sally Potter das luftige Als-Ob des Buches, dessen tänzelnde Wortmusik uns die Geschehnisse imaginieren lassen, in die dichte Atmosphäre eines "Sommernachtstraums", der Jahrhunderte als Spielfläche wechselnder Identitäten aufblättert, durch die ein Maskenzug der Lächerlichkeiten zieht.
Denn schon im Elisabethanischen Zeitalter sieht Sally Potter eine "effeminierende" Männerhaltung: das Geschlecht Shakespeares kennen wir zwar, aber seine erotischen Neigungen , z.B. in den "Sonetten", wird aber so zwei- wie die "skandalisierte" Haltung Christopher Marlowes (in "Edward II") eindeutig: schwul. Was Derek Jarman in seiner abgründigen Adaption dieses Königsdramas als tragische Blutspur der englischen Historie freilegte - die jahrhundertelange Unterdrückung der Homosexualität -, das alphabetisieren Woolf/ Potter/Swinton als komische Farce mit optimistischem Ausgang: der in seiner Männlichkeit unerlöste Mann, wird erst wirklich Mensch als Frau, die sich aus dem Schatten der männlichen Fremdbestimmung emanzipiert hat und nun "on her own" lebt.
Und Tilda Swinton, die dem misogynen Blick Jarmans die leidenschaftliche Selbstbehauptung des von Edward verschmähten weiblichen Eros abzwang, besitzt eben die ästhetische Sensibilität, die physische Präsenz und den bezwingenden Charme, um bewundersnwert souverän die riskante Gratwanderung zwischen den Geschlechter verkörpern und versinnbildlichen zu können. Ihr androgyner Orlando wirkt wie ein Magnet, der unsere assoziative Phantasie an sich zieht - und in der fiktiven Gestalt des Mannes und der Frau "Orlando" reale Männer und Frauen beschwört: ob es sich dabei z.B. um den arabisierten T.E. Lawrence, die unter Männerkleidern verborgene Elisabeth Erhardt oder den Kino-"Scheich" Rudolpho Valentinos handelt. So fungiert "Orlando" selbst alsein Spiegel; in ihn blickend, wirft er uns mehr zurück als bloß das Porträt, das Sally Potter von Tilda Swinton hat entwerfen lassen: sondern zahllose gelebte Ausprägungen des "Prinzips Orlando". - Es versteht sich von selbst, daß man Sally Potters Film und Tilda Swinton nur sieht, wenn man sie englisch mit Untertiteln hört; also nur in Berlin, Köln & München. In Frankfurt, wo der Pandora-Verleih sitzt, läuft der Film im alpha und Orfeo: eingedeutscht). WOLFRAM SCHÜTTE
Kleine FR
Gardetag in Rüsselsheim RÜSSELSHEIM. Ein großer närrischer Umzug findet am Sonntag, 31. Januar, anläßlich des internationalen Gardetags des RCV statt. Über 1000 Mitwirkende werden erwartet. Der Zug bewegt sich ab 14.11 Uhr vom RCV-Zeughaus in der Hamburger Straße aus durch die Innenstadt.Geld für Jugendfeuerwehr KELSTERBACH. Einen Zuschuß von rund 1000 Mark hat der Magistrat der freiwilligen Feuerwehr genehmigt, damit die Jugendfeuerwehr ein neues Unterkunftszelt anschaffen kann. Anklang gefunden TREBUR. Lebhaften Anklang fand die mit dem Elternsprechtag verbundene Ausstellung "Eine Welt für alle - Wir sind alle Ausländerinnen und Ausländer" an der Grundschule Trebur. Es geht um den Hegbach GROSS-GERAU. Renaturierung eines Teilabschnittes des Hegbaches und Bauleitplanung der Kreisstadt sind Themen bei der Sitzung des Landwirtschafts- und Umweltausschusses der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 4. Februar, 18.30 Uhr, im Rathaus. Schüler an der Werkbank RIEDSTADT. Größtenteils positiv war das Fazit, das die 120 Schüler/innen der Martin-Niemöller-Gesamtschule zum zurückliegenden Betriebspraktikum in 90 Betrieben der näheren Umgebung zogen. Drei Wochen lang hatten die jungen Leute die Schulbank mit Ladentheke, Schreibtisch oder Werkbank vertauscht. Lothar Klemm kommt GROSS-GERAU. Auf Wahlkampfreise durch den Kreis Groß-Gerau ist der SPD- Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag, Lothar Klemm, am Mittwoch, 3. Februar. Er wird um 15 Uhr an einem Seniorennachmittag des SPD-Ortsbezirks Mörfelden teilnehmen und um 16 Uhr die Christliche Flüchtlingshilfe Mörfelden- Walldorf besuchen. Eine Abendveranstaltung beginnt um 20 Uhr im Treburer "Eigenheim" unter dem Motto "Hessen: Sozial gerecht - ökologisch sensibel". Finanzspritze BISCHOFSHEIM. Mit 4000 Mark unterstützt der Landessportbund den Radfahr-Verein Bischofsheim, damit dieser Jugendreigenräder anschaffen kann. Auf den Spuren der Mayas GROSS-GERAU. Noch Plätze frei sind bei der von der VHS geplanten Reise "Auf den Spuren der Mayas" nach Mexiko und Guatemala vom 8. bis 23. April. Auskunft und Anmeldung: KVHS-Büro am Marktplatz, Telefon 0 61 52 / 71 62 92. FAG-Renter tagen KELSTERBACH. Ein Treffen der FAG- Rentner ist am Donnerstag, 4. Februar, 15 Uhr, im Bürgerhaus. Kinder im Museum RÜSSELSHEIM. Zum Kindernachmittag mit Spielen, Basteln und Erzählen lädt das Museum für Dienstag, 2. Februar, 15.15 Uhr, in seine Räume ein. SPD lädt ein GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Die hessische Finanzministerin Dr. Anette Fugmann-Hessing wird bei einem Round- table-Gespräch des SPD-Ortsvereins Ginsheim am Montag, 1. Februar, 20 Uhr, im Bürgerhaus teilnehmen. An diesem Abend geht es nach Auskunft der Vorsitzenden Verena Liebscher-Scholian um Themen wie das Landesprogramm "Einfache Stadterneuerung" und Sanierung de Schwarzbaches. Kreativschau KELSTERBACH. Eine Kreativschau hat die Volkshochschule fürs Wochenende 27./28. Februar im Bürgerhaus geplant.DLRG hält Rückblick RÜSSELSHEIM. Im Rot-Kreuz-Heim am Hessenring kommt der DLRG-Bezirk zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 7. März, ab 9.30 Uhr, zusammen. Auf der Tagesordnung stehen Berichte, Neuwahlen und die Verabschiedung des Haushaltsplanes.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Mit Sicherheit im Verkehr BAD ORB. Die Deutsche Verkehrswacht hat sich den Festplatz in der Wemmstraße als Gelände für ein Sicherheitstraining ausgesucht. Es findet am Samstag, 13. Februar, zwischen 8.30 und 17 Uhr statt. Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahren bietet die Stadt wieder einen verbilligten Tarif an. Schüler und Studenten zahlen 25 Mark, Auszubildende 50 und andere 75 Mark. Anmeldungen nimmt die Stadtverwaltung, Telefon 86 25, entgegen.
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Freiwillige Feuerwehr Huttengrund hat sich von ihrem alten Opel Blitz getrennt. Frisch poliert hat sich das Löschfahrzeug auf den Weg ins thüringische 280-Einwohner-Dorf Kranlucken gemacht, wo sich die 18 aktiven Brandschützer über ihr erstes Einsatzfahrzeug freuten.
BIEBERGEMÜND. Der Schützenverein in Bieber bittet zum Maskenball. Das Spektakel beginnt am Freitag, 29. Januar, im Saal Urbach. Die besten Verkleidungen werden prämiert.
BIRSTEIN. Die Freiwillige Feuerwehr Oberreichenbach trifft sich am Freitag, 5. Februar, um 20 Uhr beim Bergwirt zur Jahreshauptversammlung. Ihren Maskenball haben die Brandschützer für Samstag, 13. Februar, im Dorfgemeinschaftshaus geplant. Ortsbeirat Spielberg tagt
BRACHTTAL. Jugendraum, Grillhütte und Bushaltestellen beschäftigen den Spielberger Ortsbeirat in seiner öffentlichen Sitzung am Freitag, 29. Januar, ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Außerdem sollen gemeindliche Grundstücke für die diesjährige Pflanzaktion ausgesucht werden.
FLÖRSBACHTAL. Die Heinrichsthaler Musikanten spielen am Freitag, 29. Januar, ab 20 Uhr im Gasthaus "Zur Linde" in Kempfenbrunn. Veranstalter des Maskenballs ist der FSV Kempfenbrunn.
FREIGERICHT. Mit maximal 1000 Mark fördert die Gemeinde in diesem Jahr den Bau solarthermischer Anlagen in Privathäuser. Wer eine Solaranlage plant, muß zunächst einen Antrag auf Landeszuschüsse an die Kreis-Abteilung Wohnungswesen, Barbarossastraße 16 in Gelnhausen stellen. Gibt's von dort einen Bewilligungsbescheid, kann der kommunale Zuschuß bei Herrn Schneider, Zimmer 24 im Rathaus, beantragt werden.
Ohne Urkunde kein Ernst des Lebens
GELNHAUSEN. Der Anmeldetermin für Schulanfänger in der Grundschule Roth ist am Freitag, 12. Februar, 11.30 bis 12.30 Uhr. Schulpflichtig werden alle vom 2. Juli 1986 bis zum 1. Juli 1987 geborenen Kinder. Die Geburtsurkunde soll zur Anmeldung mitgebracht werden. Nachwuchs klettert in die Bütt GRÜNDAU. Zum Kinderfasching lädt der Breitenborner Nachwuchs für Sonntag, 31. Januar, ab 14 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus. Die Kinder haben ein närrisches Programm mit Büttenreden, Tanz und jeder Menge Gaudi zusammengestellt.Von blutsaugenden Flattertieren HASSELROTH. Um Vampire und Blutsauger dreht sich ein naturkundlicher Vortrag am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr im Niedermittlauer Naturschutz-Informationszentrum. Martin Schroth und Julia Altmann von der Senckenberg-Gesellschaft führen in die "Welt der Fledermäuse" ein. Der Eintritt ist frei.
Lieferwagenfahrer stürzte ab JOSSGRUND. In der Sudetenstraße in Lettgenbrunn ist eine Autofahrerin auf einen Lieferwagen geknallt, nachdem ihr Auto beim Bremsen ins Rutschen geriet. Der Lastwagenfahrer, der Stückgut sortierte, fiel durch den Aufprall von der Ladefläche und verletzte sich. Ehrenvolle Genossen LINSENGERICHT. Die Linsengerichter Sozialdemokraten haben verdiente Mitglieder geehrt: Helmut Blum, Alfred Engel und Alfred Fäth für 25jährige Mitgliedschaft, Klaus Arnold, Albert Gerold und Anna Weber für ihre Arbeit in den Ortsbeiräten sowie Heinrich Ungermann für seine langjährige Tätigkeit im Gemeindevorstand und Walter Lamm aus Eidengesäß für seine Auszeichnung mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen. Frühe Kirchenmusik SCHLÜCHTERN. Scholagesänge und Orgelmusik aus der "Welt der Gregorianik" stellt die Kulturgesellschaft mit ihrem ersten Konzert im Festjahr vor, analog zu den Vorträgen über die Klostergeschichte. Der "Ausflug in die Musikgeschichte" beginnt am Sonntag, 7. Februar, um 17 Uhr in der evangelischen Stadtkirche. Es musiziert die Schola der Theologischen Hochschule Frankfurt unter Leitung von Professor Herbert Heine, den Orgelpart übernimmt Martin Bartsch. Regularien im zweiten Anlauf SINNTAL. In Oberzell tagt am Samstag, 30. Januar, um 20 Uhr die Feuerwehr. Die Jahreshauptversammlung findet um 20 Uhr in der Gastwirtschaft "Zur alten Scheune" statt. Zur gleichen Zeit treffen sich auch die Brandschützer aus Breunings im Dorfgemeinschaftshaus. Ihre erste Hauptversammlung wurde vor zwei Wochen wegen zu geringer Beteiligung abgesagt. Fischer präparieren sich für Prüfung STEINAU. Auf die staatliche Fischerprüfung bereiten sich die Teilnehmer eines Lehrgangs vor, der am Samstag, 6. März, um 14 Uhr im Haus des Roten Kreuzes beginnt. Antragsformulare für den 30stündigen Kurs gibt es in den Rathäusern der Kommunen zwischen Gelnhausen und Schlüchtern. Jungkappen regieren ab 14.11 Uhr WÄCHTERSBACH. Der närrische Nachwuchs des Wächtersbacher Carnevalvereins soll am Sonntag, 31. Januar, zu seinem Recht kommen. Um 14.11 Uhr beginnt im Bürgerhaus die Kindersitzung. Karten gibt es nur an der Tageskasse.
BÜTTELBORN. Die seit 1983 bestehende Friedensgruppe Büttelborn lädt Interessenten für heute, 28. Januar, 20 Uhr, ins evangelische Gemeindehaus ein. Obwohl die Konfrontation der großen Militärblökke nicht mehr so bedrohlich sei, bestehe weiterhin genügend Grund, sich in der Friedensarbeit zu engagieren. Die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen sei erschreckend angestiegen, und im Inland wachse die Gewaltbereitschaft. cas
BAD NAUHEIM. Eine knappe halbe Million Mark würde jährlich der Betrieb eines Ringbussystems für das gesamte Bad Nauheimer Stadtgebiet kosten. Und: Das Bussystem könnte unabhängig von dem Konzept des Wetteraukreises zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eingeführt werden, weil es dieses nicht konterkariert. Das sind die beiden zentralen Aussagen der ersten detaillierten Untersuchung zur Verbesserung des ÖPNV in Bad Nauheim.
Am Dienstag stellten die Gutachter des Stuttgarter Büros für Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt erstmals öffentlich die Untersuchungsergebnisse vor. Den Auftrag hatte das Büro vor einem Jahr von den Städten Friedberg und Bad Nauheim bekommen. Damit sollte die ÖPNV- Konzeption des Wetteraukreises, mit der vor allem die Busnetze zwischen den Gemeinden optimiert werden sollen, durch innerörtliche Bussysteme für Friedberg und Bad Nauheim ergänzt werden.
Denn sowohl das bestehende ÖPNV- Netz als auch die kreisweiten ÖPNV-Neuplanungen bieten nur wenige Fahrmöglichkeiten außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Außerdem werden derzeit einige Gebiete gar nicht oder nur ungenügend von den Bussen angefahren. Vorteile bringt das Kreiskonzept lediglich den 5000 Einwohnern von Nieder-Mörlen.
Um diese Lücken zu schließen und das Busnetz des Kreises innerörtlich zu verbessern, wurde die Untersuchung für Bad Nauheim und Friedberg vom gleichen Büro durchgeführt, das auch das ÖPNV- Konzept des Kreises erstellte.
Die Gutachter fanden heraus, daß die meisten Berufspendler in der Bad Nauheimer Kernstadt leben und nach Friedberg oder nach Frankfurt fahren, um sich dort ausbilden zu lassen oder zu arbeiten. Die Zahl der Bad Nauheimer, die nach Gießen fahren (meist zur Universität), ist relativ gering und entspricht etwa der Zahl der Steinfurther, die täglich nach Frankfurt reisen.
Ein gänzliches anderes Bild ergibt sich bei den Einpendlern. Die meisten kommen aus Friedberg, mit Abstand folgen dann die Ober-Mörler und Butzbacher. Hinzu kommen noch die Menschen aus den umliegenden Kommunen Rockenberg, Münzenberg, Wölfersheim, Nidda, Echzell, Ranstadt, Reichelsheim, Florstadt, Altenstadt, Nidderau, Niddatal, Karben, Wöllstadt und Rosbach.
Die Untersuchung ergab auch, daß zwischen den Bad Nauheimer Stadtteilen die Busse kaum von den Auszubildenden und Beschäftigten genutzt werden: Die meisten Stadtteilbewohner wollen in die Kernstadt. Mit diesem Wissen erarbeitete das Büro drei Vorschläge.
Die Variante 1 ist eine Alternative zum Individualverkehr für die Bewohner der Kernstadt und für Einpendler, da sie auch die nördlich, westlich und südwestlich der Innenstadt gelegene Gebieten mit den Kliniken "Am Kaiserberg" und am Hochwaldkrankenhaus anbindet. Die Busstrecke soll vom Bahnhof kommend über die Parkstraße zum Kurhaus und die Haltestellen am Rathaus führen, an der Wilhelmskirche, der Post, dem Eleonorenring (ab hier gegenläufig) vorbei und weiter zum Bahnhof. Bei jeder zweiten Fahrt soll auch das Usa-Wellenbad angefahren werden. Zentraler Umsteigeort auf die Züge und die Kreis- und Regionalbuslinien ist der Bahnhof; daneben bestehen Umsteigemöglichkeiten an der Haltestelle im Eleonorenring, die von den "Kreisbussen" von und nach Friedberg angefahren werden.
Während Variante 1 nur auf eine verbesserte Erschließung der Kernstadtbereiche westlich der Frankfurter Straße abzielt, bindet die Variante 2 zusätzlich die Gewerbegebiete "Am Taubenbaum" und "Am Goldstein" sowie das Wohngebiet entlang der Steingasse im äußersten Westen der Kernstadt Bad Nauheims mit dem Waldhaus ein.
Die Variante 3 nutzt die geplante neue Streckenführung des Kreises als Grundgerüst für eine bessere Erschließung der Kernstadt. Angefahren werden jedoch auch die Stadtteile. Dadurch können Direktverbindungen aus den Stadtteilen in die Kernstadt angeboten werden, beispielsweise zum Hochwaldkrankenhaus und zum Usa-Wellenbad. Für weniger nachgefragte Querverbindungen ergeben sich Umsteigemöglichkeiten am Bahnhof und am Eleonorenring.
Die Busse sollten in den Hauptgeschäftszeiten jede halbe Stunde fahren und vermehrt auch am Wochenende.
Für die Variante 1 haben die Gutachter Betriebskosten von jährlich 391 000 Mark errechnet. Die Variante 2 würde mit 477 000 Mark zu Buche schlagen und die Variante 3 mit 472 000 Mark. Von diesen Kosten gehen noch die Einnahmen ab, die nach Angaben der Gutachter zwar schwierig zu prognostizieren sind, jedoch nach allgemeinen Erfahrungen nur mit zehn Prozent der Betriebskosten veranschlagt werden dürfen. Die Gutachter empfahlen den Bad Nauheimer Gremien, zunächst sich auf eine Variante zu einigen und einen Fahrplan aufzustellen. Denn wenn der Kreis in den nächsten Monaten die Frage geklärt hat, wie er die Gewinne der OVAG am Finanzamt vorbei zur Bezahlung der Verluste des ÖPNV benutzen will, könnte recht schnell das Kreiskonzept umgesetzt werden. In diesem Jahr wird dies zwar nicht mehr der Fall sein, möglicherweise jedoch 1994. Selbst wenn das Konzept des Kreises nicht umgesetzt werden sollte, wären die Bemühungen der Bad Nauheimer nicht vergebens, denn auch ohne das Kreiskonzept könnten die Bad Nauheimer - bei entsprechendem Willen - ihr Busystem laufen lassen, ohne damit das Konzept des Kreises zu stören.
REINER STRACK
GROSS-GERAU. "Rolle und Stellenwert ausländischer Arbeitnehmer in und für Südhessen" ist heute, 28. Januar, um 19 Uhr Thema einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im VHS-Zentrum am Marktplatz.
Veranstalter sind das Kreisausländerbüro und das Hessische Jugend- und Familienministerium. Klaus Hönekopp vom Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit wird über Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sprechen. cas
CLAUDIA HAMMER, Kunststudentin aus Rüsselsheim, erhielt das mit monatlich 600 Mark dotierte Förderstipendium der Stadt Rüsselsheim. Bürgermeister Gerhard Löffert überreichte der in Karlsruhe studierenden jungen Malerin die Urkunde des Förderpreises. cas
BÄRBEL KROHN, Konrektorin an der Karl-Treutel-Schule in Kelsterbach, feierte ihre 25jährige Zugehörigkeit zum öffentlichen Dienst. Bei einer Feierstunde gratulierten für den Schulträger Bürgermeister Fritz Treutel sowie für die Kirchengemeinden die Pfarrer Herbert Köhl und Volker Mahnkopp. cas
Einiges Exponierte und einiges Versteckte charakterisieren diesen Musiktheatermonat. Den auffälligsten Ereignisimpetus dürften die John-Dew- Inszenierung von "Aida" an der Hamburger Staatsoper und die Ruth-Berghaus-Bemühung um "Freischütz" in Zürich für sich beanspruchen,letztere zusätzlich vielversprechend durch das erste "romantische" Operndirigat von Harnoncourt.Spektakulär könnte zudem die Begegnung mit Peter Brooks und Marius Constants (auf Orchester verzichtender) Bearbeitung des Debussyschen "Pelléas" am Deut- schen Schauspielhaus Hamburg sein, eine Koproduktion aus Frankreich mit der C.I.C.T. und der Opéra de Paris. Die Genfer Werner-Schroeter-Inszenierung der Verdioper "Luisa Miller" versicherte sich ebenfalls der Zusammenarbeit mit einer anderen Bühne: Von Amsterdam stammen Bilder und Kostüme. Zu den verborgeneren Reizen der Spielpläne rechnen die "Ring"-Parodie,gleichsam hausgemacht in Hannover, ferner die Dresdner Kammeropern-Uraufführung "Der Taubstumme" nach einem Libretto von Stephan Krawczyk, unbedingt das Regens-burger Engagement für zwei bedeutende Stücke von Peter Maxwell Davies. Ansonsten ist das zeitgenössische Schaffen stief-mütterlich bedacht. Barbers "Vanessa", von Darmstadt kurz nach Kaiserslautern in Erinnerung gerufen, ändert an diesem Eindruck nichts. Die Fastnachtswochen machen sich, mit reichem Operet-tensegen, bis in den hohen Norden bemerkbar, wo (in Bremerhaven) das auratisch-abgründige "Weiße Rössl" erneut zugeritten wird. Die Ballett- Termine häufen sich nicht; am bemerkenswertesten dürfte Kristina Horváths Lorca-Adaptierung in Kassel sein. Der Insider-Neugier anheimgegeben ist eine "Falstaff"-Regie (in Münster) des bereits jetzt heftig umstrittenen künftigen Gießener Intendanten Robert Tannenbaum. H.K.J. Basel Pjotr I. Tschaikowskij: Dornröschen (Chor. und Insz.: Youri Vàmos, Dir.: James Tuggle) am 25. Februar. Berlin Richard Strauss: Der Rosenkavalier (Insz.: Götz Friedrich, Dir.: Jiri Kout, Bühne: Gottfried Pilz) am 13. in der Deutschen Oper Bonn Impressionen (Ballettabend zum Gedächtnis an Nurejew, Chor. und Insz.: Valéry Panov) am 7.
Giuseppe Verdi: Otello (Insz.: Giancarlo del Monaco, Dir.: Dennis Russell Davies) am 14.
Brandenburg Giuseppe Verdi: Rigoletto (Insz.: Konrad Chr. Göke, Dir.: Heiko Mathias Förster) am 20. Coburg Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor (Insz.: Didier von Orlowsky, Dir.: Christian Fröhlich) am 11. Cottbus Jacques Offenbach: Hoffmanns Erzählungen (Insz.: Martin Schüler, Dir.: Winfried Müller) am 13. Darmstadt Samuel Barber: Vanessa (Insz.: Albrecht Faasch, Dir.: Frank Beermann) am 14. Dresden Rolf Baumgart: Der Taubstumme (UA, Kammeroper, Insz.: Michael Zeyfang, Dir.: Christian Münch) am 26. 2. in der Kleinen Szene Essen Bedrich Smetana: Die verkaufte Braut (Insz. und Bühne: Marco Arturo Marelli, Dir.: Wolf-Dieter Hauschild) am 13. Freiburg W. A. Mozart: Cosi fan tutte (Insz.: Heinz Kreidl, Dir.: Donald C. Runnicles) am 20. Genf Giuseppe Verdi: Luisa Miller (Insz.: Werner Schroeter, Bühne: Carlo Rizzi, Dir.: Alberte Barsarcq) am 1. Gera Giacomo Puccini: Madama Butterfly (in italienischer Sprache, Insz.: Günter Lohse, Dir.: Wolfgang Wappler) am 11. Graz Richard Strauss: Der Rosenkavalier (Insz.: Michael Wallner) am 28. Hamburg Giuseppe Verdi: Aida (Insz.: John Dew, Dir.: Gerd Albrecht) am 7.
Claude Debussy: Pelleas und Melisande (Insz.: Peter Brook, Ausstattg.: Chloé Obolensky) am 9. im Deutschen Schauspielhaus Hannover Jacques Offenbach: Hoffmanns Erzählungen (Insz.: Georges Delnon, Dir.: Anthony Bramall) am 6.
Goldberg/Hoppe: Zurück vom Ring (Mus. Revue nach Wagner, Insz.: Uwe Hoppe, Bild: Susanne Maier) am 19. im Ballhof Kaiserslautern Edith, Maria und die anderen (UA, Tanzabend, Chor. und Insz.: Olaf Schmidt, Ausstattg.: Manuela Müller) am 14. Karlsruhe Georg Friedrich Händel: Tamerlano (Insz.: Jean-Louis Martinoty, Dir.: Roy Goodman) am 13.
Germinal Casado: Carmen (Ballett, Chor. und Insz.: Germinal Casado) vom Januar verlegt auf den 25. Kassel Lorca/Horváth: Bernarda Albas Haus (Tanzabend, Chor. und Insz.: Kristina Horváth, Ausstattg.: Hans-Georg Schäfer) am 6.
Giuseppe Verdi: Nabucco (Insz.: Ernst A. Klusen, Dir.: Georg Schmöhe) am 20.
Facing You (Tanzwerkstatt, Chor. und Insz.: Luiz Amard) am 27. im tif Luzern Giacomo Puccini: La Bohème (Insz.: Jean-Claude Auvray, Dir.: Christian Pollack) am 21. Münster Giuseppe Verdi: Falstaff (Insz.: Robert Tannenbaum, Dir.: Will Humburg) am 7. Nordhausen Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor (Insz.: Dimitar W. Dimitrow, Dir.: Karl Heinz Richter) am 19. Regensburg Jacques Offenbach: Blaubart (Insz.: Hajo Fouquet, Dir.: Christoph Jung) am 7.
Peter Maxwell Davies: Miss Donnithorne&rquote;s Maggot / Eight Songs for a Mad King (Kammeropern, Insz.: Georg Greiwe, Dir.: Rudolf Piehlmeyer) am 11. Rudolstadt Carl Maria von Weber: Freischütz (Insz.: Bisser Schineff, Bühne: Christian Panzer, Dir.: Konrad Bach) am 13. Salzburg W. A. Mozart: Die Entführung aus dem Serail (Insz.: Harry Kupfer, Bühne: Marco Arturo Marelli, Dir.: Hans Graf) am 20. Stralsund Richard Wagner: Der fliegende Holländer (Insz.: Friedrich Konrad Pemmann, Dir.: Daniel Kleiner) am 6. Zürich Carl Maria von Weber: Freischütz (Insz.: Ruth Berghaus, Dir.: Nikolaus Harnoncourt) am 20. Februar.
FRIEDBERG. "Die sofortige Bereitstellung von Arbeitsräumen für die verschiedenen Gruppen, das Gremium und die bestehenden Arbeitsgemeinschaften", fordert das neu gegründete "Komitee Juz jetzt" (FR berichtete). Der Zusammenschluß aus drei Un-Organisierten, drei in Vereinen organisierten Jugendlichen und drei Schülern aus Friedberg fordert des weiteren die Parteien und Vertreter der Stadt auf, mit dem "Komitee Juz jetzt" Gespräche aufzunehmen und gemeinsam ein Konzept für ein Juz zu erstellen. Die Jugendlichen verweisen darauf, daß in Friedberg mindestens drei Gebäude in städtischem Besitz leer stehen, die "mit geringem Kostenaufwand innerhalb kürzester Zeit nutzbar gemacht werden könnten". Mit einer Demonstration an der Stadthalle wollen die Jugendlichen heute um 17.30 Uhr vor der Stadtverordnetenversammlung ihren Forderungen Nachdruck verleihen. cor
ROSBACH. In der Rodheimer Mitte kann es schon bald wieder einen Lebensmittelmarkt geben. "Uns Rodheimern fehlt ein Mittelpunkt", erinnerte der Rodheimer Jakobi bei der Bürgeranhörung am Dienstag, "der könnte hier am Bürgerhaus wieder entstehen." Nach über zweistündiger Beratung und Diskussion um den Vorschlag von Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) hellten sich die Minen der rund 70 Frauen und Männer im Rodheimer Bürgerhaus ebenso auf, wie die der drei Planerinnen: Die anwesenden Rodheimer/-innen sind ganz klar für den vorgeschlagenen Standort eines neuen Edeka-Supermarktes auf zwei Grundstücken hinter dem Bürgerhaus an der Salhofstraße.
Die Verkehrssituation muß noch genau geplant und durch Begrünung "gemildert" werden. Dieses Votum der Rodheimer konnte Medebach mit ins Rathaus und in die Gremien nehmen.
Zum weiteren Vorschlag Medebachs, für das Gebiet Bürgerhaus einen Bebauungsplan aufzustellen und damit die Möglichkeit zu eröffnen, auf den relativ großen Grundstücken für Kinder oder Enkel ein Haus zu bauen, stieß eher auf abwartende Haltung. Durch den Bebauungsplan könnte geregelt werden, daß diese Häuser in zweiter Reihe von rückwärtigen Wegen her erschlossen werden.
Mit der Zustimmung der Rodheimer zu dem Edekamarkt kündigte Medebach die Bereitschaft der Kette an, bis zum Neubau den leerstehenden Laden in der Hauptstraße zu führen. Medebach verhandelt mit HL-Konkurrent Edeka.
Wie in der FR mehrfach berichtet, hatte es vor zwei Jahren erste Schritte gegeben, den relativ kleinen Markt in der Rodheimer Hauptstraße zu schließen, den HL von Co op übernommen hatte. Nach Bürgerprotesten war dieser Schritt bis Ende vergangenen Jahres aufgeschoben worden. Inzwischen gibt es nur noch einen HL-Markt am Ortsausgang.
Nicht zuletzt die vielen älteren Bürger, aber auch Familien im großen Rosbacher Stadtteil sind von diesem Konzentrationsprozeß betroffen. In der Debatte äußerten Bürger, der Markt in der Hauptstraße habe viele Kunden gehabt, sei aber zugunsten des größeren am Ortsausgang zwecks Personalersparnis geschlossen worden. Ein Bürger vermutete, da inzwischen etliche Rodheimer zum Einkauf nach Rosbach und Burgholzhausen fahren, sei nicht auszuschließen, daß irgendwann auch der HL-Markt am Ortsausgang schließe. Dann gäbe es in Rodheim gar keine Einkaufsmöglichkeit mehr.
Um so mehr haben sich gerade Rodheims Senioren für einen Lebensmittelmarkt im Ort stark gemacht, der zu Fuß erreichbar ist. Christine Weibert vom Altenbeirat der Stadt berichtete während der Versammlung, sie habe beim Statistischen Landesamt recherchiert: Danach lebten im Einzugsbereich des künftigen Marktes am Bürgerhaus rund 150 Senioren. Die könnten dort "mit der Einkaufstasche ohne Auto" einkaufen, bestärkte sie der Rodheimer Duplois. Zum Einzugsbereich des Marktes werden aber nicht nur die Rodheimer Senioren, sondern auch etwa die Hälfte der 4 500 Einwohner gerechnet. Viele von ihnen brauchten nicht mit dem Auto zu kommen. Demnach müsse der Markt die heutige Mindestgröße von 700 bis 1000 Quadratmetern haben, erläuterte Planerin Sabine Wagner, die einen Entwurf für eine mögliche Bauleitplanung vorgelegt hatte.
Mit dem Lebensmittelmarkt könnte nach Vorstellung der Landschafts-Planerinnen Romy Wiesmann und Heike Abo Zied vom Planungsbüro "Naturprofil" (Friedberg) die "Betonwüste" um das Bürgerhaus durch eine Grünanlage mit verlegtem Spielplatz und ein Café nebst Parkplätzen belebt werden. Dadurch bestünde die Chance, diesen Bereich zu einem Begegnungs- und Kommunikationszentrum Rodheims werden zu lassen. Ein Cafébereich mit Terrasse könnte dabei leicht beim Bürgerhaus-Restaurant entstehen. Auch für einkaufende Familien mit kleinen Kindern wäre das ein Ambiente zum Verweilen und Austausch.
Einigen Raum in der Diskussion nahmen die Vorschläge und Bedenken der Rodheimer zur Verkehrsführung und Andienung des Supermarktes hinter dem Bürgerhaus ein. Nach den Vorstellungen des Bürgermeisters soll die nicht durch die Salhofstraße erfolgen, um die Anwohner nicht zu belasten. Mögliche Alternativen über Grabengasse und Wässerigter Weg soll ein Planer entwickeln.
Die von Bundesbehörden grundsätzlich angeregte verdichtete Bebauung, die auf einigen Flächen in diesem Bereich möglich wäre, könnte die Begegnungs- und Kommunikationswirkung verstärken, meint Frau Wagner. Denn wo mehr Menschen wohnen, lohnen sich Infrastruktureinrichtungen, bilde sich Leben. de
Hier irrte Willy Millowitsch: Das gibt es nicht nur "in Kölle" Dem neuen Ausländergesetz vorauseilend, will die Domstadt Kinder ausweisen, die Zuflucht bei Verwandten fanden
Willy Millowitsch war gerührt. "Dat jitt et nur in Kölle", kommentierte der Volksschauspieler am Abend des 9. Novembers 1992 das Open-air-Konzert der kölschen Rock-Bands gegen Ausländerfeindlichkeit. In Inseraten hatte Oberbürgermeister Norbert Burger zuvor stolz darauf verwiesen, daß Köln seit 2000 Jahren ein Schmelztiegel höchst unterschiedlicher kultureller Einflüsse gewesen sei und sich damit großartig entwickelt habe. Doch während noch Hunderttausende auf dem Chlodwig-Platz aus voller Brust "Arsch Huh - Zäng ussenander" sangen, kratzten Beamte der städtischen Ausländerbehörde die Tünche vom frisch erworbenen Image. Zunächst unbemerkt von der Öffentlichkeit machten sie sich daran, 77 ausländische Kinder auszuweisen.
Drei Jahre ist es her, da wurde der bei seinen Großeltern lebende türkische Hauptschüler Güven erstmals von der Kölner Ausländerbehörde aufgefordert, die Bundesrepublik zu verlassen. In seiner Verzweiflung wandte sich der damals 13jährige Junge an seinen Klassenlehrer, Reinhard Hocker. Der horchte nach, fand heraus, daß fünf türkische Kinder an seiner Schule betroffen waren und machte den Kampf um ihr Bleiben zu seiner Sache. Immer wieder verweist Hocker seither auf die Schicksale seiner Schützlinge: auf den seit sieben Jahre in Köln lebenden Güven, einen seiner intelligentesten Schüler, dessen schwerkranke Eltern ihren Sohn 1986 in höchster Not in die Obhut des vor 24 Jahren als Gastarbeiter in die Bundesrepublik umgesiedelten Großvaters gaben. Oder auf den krebskranken Metahan, über den Istanbuler Ärzte mit den Worten "Wir können nichts für dich tun" das Todesurteil aussprachen und der inzwischen mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe geheilt werden konnte.
Anfang Dezember fragte der für die Grünen im Verwaltungs-Ausschuß sitzende Rechtsanwalt Dieter Kublitz nach, ob außer den fünf Hocker-Schülern noch weitere Kinder in Köln mit ihrer Ausweisung rechnen müßten. Erst da wurde bekannt, daß insgesamt 77 Kinder einen bis heute ungeklärten Aufenthaltsstatus haben. Sie sind, so sieht es die Kölner Ausländerbehörde, illegal in Deutschland und sollen möglichst umgehend verschwinden, da sie "in jedem Falle die Interessen der Bundesrepublik Deutschland beeinträchtigen", wie es in den Formularen heißt. Eingereist sind sie meist schon vor Jahren, einige als kleine Würmchen im Alter von vier Jahren. Da nun, wie die Stadt argumentiert, ihr Aufenthalt "nicht unter die Familiennachzugsbestimmungen" des seit 1990 geltenden Ausländergesetzes falle, da sie bei Onkeln, Großeltern, sonstigen Verwandten leben, ist "die beantragte Aufenthaltsgenehmigung des betreffenden Personenkreises somit mit Ordnungsverfügung zu versagen". Rükkendeckung bekommt Köln vom Regierungspräsidium, aus dem verlautet: Der "Schwarze Peter" liege nicht etwa bei der Ausländerbehörde, die eine für den jungen Ausländer negative Entscheidung treffen müsse, "sondern bei den Personen, die den jungen Ausländer aus seiner bisherigen Umwelt herausreißen und ihn in die Bundesrepbulik bringen".
Zu derart unverantwortlichen Personen zählen zum Beispiel die Eltern eines gerade sechs Jahre alten behinderten mazedonischen Jungen. Sie schickten ihren Sohn, als sie vor drei Jahren einfach nicht mehr für ihn sorgen konnten, zur restlichen Großfamilie nach Köln. Der Großvater war 1969 als Gastarbeiter in die Domstadt gekommen und hat eine feste Stelle. Im nächsten Schuljahr soll der Junge auf eine Sonderschule für geistig behinderte Kinder gehen. Ob es dazu kommen wird, ist fraglich; denn der Kleine, der all dies nicht versteht, wurde aufgefordert, das Bundesgebiet zu verlassen und (da lacht der Amtsschimmel) "beim Grenzübertritt der deutschen Grenzschutzstelle" die ihm zugesandte Grenzübertrittsbescheinigung auszuhändigen.
Auch die Eltern des heute 17jährigen Iraners Benjamin dürften sich getrost zu den verantwortlungslosen Personen zählen, denen das Regierungspräsidium den Schwarzen Peter zuschiebt. Auf der Schule in Iran hatte Benjamin viel Ärger, da seine Familie, die der Oberschicht angehört, in Opposition zu dem Mullah-Regime steht. Beim morgendlichen Fahnenappell holten ihn Direktor oder Lehrer häufig aus der in Reih und Glied aufgestellten Schülerschar, schlugen ihm ins Gesicht oder prügelten mit der scharfen Kante eines Lineals auf ihn ein. Gerade zwölf Jahre war er alt, als er einen Monat in einem Militärcamp auf einen möglichen Einsatz im Krieg gegen Irak vorbereitet wurde. Jeden Morgen wurden die Bübchen, die da Granatenwerfen, Schießen, Tarnen und Minenentschärfen eingebleut bekamen, durch eine eigens für sie inszenierte Bombendetonation geweckt. Benjamin entwickelte Alpträume, Depressionen. Ärzte und Psychologen wurden zu Rate gezogen. Die nichtreligiöse Familie geriet mehr und mehr unter Druck. Vor vier Jahren dann fuhr seine Mutter mit dem 13jährigen in die Türkei und setzte ihn in ein Flugzeug nach Deutschland, wo man Freunde hatte.
Von seiner Schule, dem Kölner Schiller-Gymnasium, wird Benjamin attestiert, beste Voraussetzungen für das Abitur zu haben. 800 Unterschriften sammelten Eltern, Schüler und Lehrer, schickten die Bitte um Bleiberecht für Benjamin an Politik und Verwaltung und versicherten: "Sollte die finanzielle Belastung der Stadt eine Rolle bei der Entscheidung für die Abschiebung gespielt haben, so besteht unter Umständen die Möglichkeit, daß die Eltern die Kosten des Verbleibs und der Ausbildung tragen".
Benjamin, Güven, Metahan und die anderen Kinder sollen ausgewiesen werden, da nach Ansicht der Kölner Stadtverwaltung für sie das neue Ausländergesetz und die begleitenden vorläufigen Anwendungshinweise keinerlei Lücke lassen. Rechtsanwalt Dieter Kublitz vertrat im Verwaltungsausschuß eine gänzlich andere Position. Wieso die Stadt eigentlich so vorgeprescht sei in dieser Sache, fragte er die Ausschußmitglieder. Wieso man nicht die in Ausländergesetz und Anwendungshinweisen vorgesehene "außergewöhnliche Härte" zugunsten dieser Kinder ausgelegt habe? Kublitz findet die Haltung der Stadt "absolut unmenschlich" und verweist darauf, daß nach deutschem Unterhaltsrecht ebenfalls Großeltern für den Unterhalt eines Enkels aufkommen müssen, wenn die Eltern dies nicht können. "Bei uns ist das eine Zahlpflicht. In anderen Kulturen kümmern sich die Großeltern dann persönlich um die Kinder. Das müßte doch gerade die Wertkonservativen dieses Landes freuen, die immer beklagen, daß bei uns die alten Familienstrukturen kaputt gehen."
Nicht nur Köln eilt dem neuen Ausländerrecht gehorsam voraus. Die Kölner Rechtsanwältin Florentine Heiber weiß von Einzelfällen in umliegenden Städten. So forderte der Oberkreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises kürzlich ein sechsjähriges äthiopisches Mädchen unter der Anrede "Sehr geehrter Herr F." zur Ausreise auf. Die damals Vierjährige war 1990, als der Bürgerkrieg in ihrer Heimat tobte, von Freunden des verschollenen Vaters und der inhaftierten Mutter ins Flugzeug nach Frankfurt gesetzt worden. Nur so hatte man geglaubt, sie retten zu können. Bis heute fehlt von den Eltern jede Spur. "Wo soll sie hin?", fragt Anwältin Heiber und verweist auf das Haager Minderjährigenschutzabkommen, das eine Ausweisung in diesem Falle gar nicht zuließe. Auch die beiden sieben Jahre alten mazedonischen Zwillinge aus Remscheid, die Ende Juli 1992 zu den Großeltern kamen und deren Eltern unauffindbar sind, können ihrer Meinung nach nicht einfach ins Nichts zurückgeschickt werden. Selbst wenn dies die Stadt Remscheid den Mädchen in einem Schreiben an jedes "sehr geehrte Kind" mit allen Paragraphen erläuterte.
Der für die Ausweisung in Köln zuständige Verwaltungsdezernent Gerhard Kappius räumt zwar ein: "Ungute Gefühle hat man beim Ausländerrecht des öfteren." Doch er sieht sich als Ausführender rechtlich eindeutiger Auflagen. Nur um sich abzusichern, habe er jetzt den nordrhein-westfälischen Innenminister um erneute Prüfung gebeten. Herbert Schnoor (SPD) will sich persönlich dieser heiklen Sache annehmen. Sein Pressesprecher erklärt, man hoffe, daß die Stadt bis dahin keine vollendeten Tatsachen schaffe. Und was die "vorläufigen Anwendungshinweise" zum Ausländergesetz angehe, auf die man sich in Köln berufe, so seien die, wie der Name schon sagt, vorläufig: "Wenn eine Ausländerbehörde feststellt", so der Ministeriums-Sprecher, "daß sie auf einen Sachverhalt nicht passen, daß das Ergebnis ganz offenkundig ungerecht wäre, dann muß die Behörde uns das einmal mitteilen".
Ein Hoffnungsschimmer aus dem Ministerium, aber nur ein winzig kleiner. Die Praxis zeigt, wie ernst es den Kölnern ist: Als vorige Woche ein türkischer Vater mit seiner 15 Monate zuvor eingereisten 16jährigen Tochter zur Kölner Ausländerbehörde ging, um seine Papiere zu regeln, wurde das Mädchen vom Fleck weg in Abschiebehaft genommen.
OFFENBACH. Max Willner, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Offenbach und stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, soll die Ehrenbürgerschaft der Stadt Offenbach erhalten. Das will die Stadtverordnetenversammlung heute in ihrer Sitzung, die um 17 Uhr im Rathaus beginnt, beschließen. Weil alle Fraktionen diesen Antrag tragen, gilt als sicher, daß der Beschluß einstimmig fallen wird.
Ob auch der langjährige Stadtverordnetenvorsteher Dr. Bruno Knapp (CDU) Ehrenbürger wird, war gestern noch offen. Möglicherweise wird eine Entscheidung von der heutigen Tagesordnung abgesetzt, weil die Grünen als einzige Fraktion sich noch keine abschließende Meinung zu diesem Vorschlag gemacht haben.
Die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung will die Ehrenbürgerschaft, die höchste Auszeichnung der Stadt, in einer Sondersitzung am 17. März an Max Willner und Bruno Knapp verleihen.
Heute wird die Stadtverordnetenversammlung auch die Aufstellung von 16 Bebauungsplänen zur Legalisierung von Kleingärten beschließen. Dieser Beschluß bedeutet, daß 350 bis 400 Schrebergärtner ihre im ganzen Stadtgebiet verstreuten und in Landschaftsschutzgebieten liegenden Hütten abreißen müssen, weil sie nun als "illegale Bauten im Außenbereich" gelten.
Auf der umfangreichen Tagesordnung des Stadtparlaments steht auch der Tätigkeitsbericht der kommunalen Frauenbeauftragten Ilona Hakert.
Lebendige Diskussionen dürfte es heute um schulpolitische Themen geben. Die oppositionellen Grünen und Liberalen fragen nach dem künftigen Einsatz der Schulassistenten und nach der Sanierung und Restaurierung von Schulbauten.
Gestritten wird wohl auch um die Verwendung nicht mehr benötigter Vitrinen für das niemals gegründete Spielzeugmuseum, um die Hilfe für die Vereine, die aus dem Schlachthof - der zum Wohn- und Kommunikationszentrum umgebaut wird - ausziehen müssen.
Weil in den Ausschüssen des Parlaments bereits Übereinstimmung erzielt wurde, gilt schon jetzt als beschlossen: Das städtische Alten- und Pflegeheim wird in einen kommunalen Eigenbetrieb umgewandelt.
Der Austausch PCB-haltiger Kondensatoren und die Teilerneuerung von Beleuchtungsanlagen in städtischen Gebäuden wird bis 1996 konsequent weitergeführt (Gesamtkosten 1,8 Millionen Mark).
Die Gebühren für die Leistungen der Feuerwehr und für die Brandverhütungsschauen werden um durchschnittlich 20 Prozent erhöht.
Das Flachdach der Turnhalle der Ernst-Reuter-Schule wird für 486 000 und das Norddach der Albert-Schweitzer- Schule für 343 000 Mark saniert.
Wegen des S-Bahnbaues wird der Rad- und Fußweg am Bieberer Aussichtsturm verlegt, ebenso werden im Bereich Seligenstädter Straße die Rad- und Gehwege neu hergerichtet. lz
SPD fordert das gläserne Rathaus Anträge im Parlament Von Claudia Nenninger USINGEN. Als Konsequenz aus dem Korruptionsskandal will die SPD Usingen noch in dieser Wahlperiode mehr Transparenz in der künftigen Verwaltungsspitze und dem nächsten Parlament durchsetzen. Zu diesem Zweck brachte die SPD eine Reihe von Anträgen für die Stadtverordnetenversammlung am Montag, 15. Februar, ein. Die freiwillige Selbstkontrolle soll an erster Stelle dem Bürgermeister und den hauptamtlichen Magistratsmitgliedern abverlangt werden. Sie sollen ihre Vermögensverhältnisse und die der Ehepartner jeweils bei Amtsantritt und -ende sowie alle vier Jahre vertraulich einer Kommission darlegen. "Wer nichts zu verbergen hat, kann dem problemlos zustimmen", meint der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Braun. Ähnliche Regeln gelten beispielsweise in Frankreich.
In einem weiteren Antrag fordert die SPD alle Parteien und Fraktionen auf, ihre Spenden offenzulegen, die sie von Auftragnehmern der Stadt oder Verbänden in den letzten zehn Jahren erhalten haben. Gleichzeitig wird ein Verzicht auf solche Spenden verlangt, der zudem auch für die Stadtverordneten und Stadträte gelten soll. Ihnen soll untersagt sein, persönliche Vorteile in Form von Bar- oder Sachmitteln entgegenzunehmen, worunter die SPD auch "geringwertige Werbegeschenke" verstanden wissen will.
Die SPD räumt ein, daß sie mit ihrer Initiative über das Parteiengesetz hinausgeht. "Aber gerade Usingen muß jetzt ein Zeichen setzen", findet Braun. Die Finanzierung der Parteien sei schließlich durch die Vorschläge nicht gefährdet. Als Ersatz für den Verzicht schlagen die Sozialdemokraten die Gründung einer Gesellschaft, zum Beispiel einer Stiftung, vor. Diese böte Unternehmen und Privatpersonen die Möglichkeit, für soziale und kulturelle Zwecke zu spenden. Ein Beirat könnte das Geld verteilen.
SULZBACH. Immer wieder klingelte das Telefon in der Gemeindeverwaltung, weil Sulzbacher Fragen zum Dualen System stellten. Die Verwaltung faßte jetzt noch mal die wichtigsten Antworten zusammen: Die grüne Tonne mit Papier wird alle vier Wochen geleert. Die Abfuhrtermine sind unabhängig von denen der gelben Säcken. Die gelben Säcke werden alle 14 Tage abgeholt, im Müllkalender sind die Termine mit dem Kürzel "KVM" gekennzeichnet.
Größere Wohneinheiten erhalten Zug um Zug einen 1,1 Kubikmeter großen Behälter mit gelbem Deckel als Ersatz für den gelben Sack.
Wer Behälter für den gelben Sack spült, braucht sie nur grob im letzten Spülwasser zu reinigen. In Sulzbach machen Gerüchte die Runde, die sorgfältig nach Farben zu trennenden Flaschen und Gläser würden beim Entleeren der Container in einen Laster gekippt und wieder vermischt. Der Gemeindevorstand betont, daß im Laster eine Trennwand gezogen ist und die Flaschen auch dort nach Farben sortiert abtransportiert werden.
Da Sulzbacher in ihre grüne Tonne immer noch Glas und Dosen werfen, bittet die Gemeinde erneut, dort nur noch Papier, Pappe und Kartons hineinzugeben. Sie weist darauf hin, daß das neue System ausführlich in dem Merkblatt "Sulzbach und das Duale System" erklärt wurde, das alle Haushalte kurz vor Weihnachten erhielten.
Wer noch Fragen hat - das Mülltelefon hat die Rufnummer 74 100. she
Die Wiesbadener Handball-Szene wird im Männerbereich nicht unerheblich vom Deutschen Meister SG Wallau/Massenheim beeinflußt. Der "große Bruder" aus dem benachbarten kleinen Hofheimer Stadtteil bestimmt den Takt, aber auch die Preise. Bei den Frauen muß sich der Traditionsverein TuS Eintracht Wiesbaden 1846 sogar vor Ort mit der zweiten Rolle begnügen. Erstbundesligist DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden, ebenfalls in der Sporthalle am Elsässer Platz angesiedelt, hat logischerweise ebenfalls deutlich höhere Zuschauerzahlen als die Regionalliga-Mannschaft der Eintracht vorzuweisen. Während die Männer weiterhin Richtung höchste Spielklasse tendieren, dürfte es im Frauenbereich (zumal unter dem gleichen Sponsor Dieter Klindworth/Firma Procedo) kaum ein Ziel sein, in den beiden Bundesligen vertreten zu sein. Die Eintracht-Frauen führen allerdings - wie berichtet - die Regionalliga Südwest an, haben durchaus Meisterschafts- und Aufstiegschancen.
Allerdings wurde der erfolgreiche Trainer Bela Gräser, besser unter seinem vorherigen Namen Bela Szasz bekannt, bereits Anfang Januar vom Männner- Oberligisten TuS Dotzheim für die Saison 93/94 verpflichtet. "Ich mußte mich binnen drei Tagen in Dotzheim entscheiden und habe zugesagt. Dennoch will ich mit der Eintracht Meister werden und aufsteigen", stellt Gräser klar.
Die Marschroute wurde vom Sponsor und der Vereinsführung in einem Gespräch im Dezember festgelegt. Die nicht sonderlich kostenintensiven Frauen "dürfen durchaus aufsteigen". Personelle Dispositionen sollen diesbezüglich im Februar gestellt werden, wie Manager Heinz Seliger bestätigte. Er schließt eine Co-Operation mit dem DJK-Sportclub Schwarz-Weiß nicht aus: "Die älteren Mitglieder sind bereits gegen eine Zusammenarbeit, unser Sponsor würde am liebsten jedoch eine Fusion sehen", zeigt Seliger die unterschiedlichen Strömungen auf.
30 bis 50 Zuschauer stellen den grauen Alltag bei den Eintracht-Heimspielen dar. Lediglich beim anschließenden Männer- Spiel oder einem Bundesliga-Auftritt der Schwarz-Weiß-Frauen füllt sich die Halle bereits während der Regionalliga-Darbietungen etwas besser. Bei den Männern sind es rund 500 bis 600 pro Heimspiel, Bundesliga-Frauen-Handball lockt im Schnitt gut 300 Handball-Freunde an. Da einige Spielerinnen vom Beruf oder der Familie her ihr Trainingspensum nicht steigern können (und wollen), bedürfte es im Falle eines Aufstiegs einiger Verstärkungen und Ergänzungen im Aufgebot. "Wir haben einen Heizungs- und Sanitärbetrieb. Ich könnte nicht vier- oder fünfmal pro Woche trainieren", sagt beispielsweise die wurfgewaltige und abwehrstarke Bettina Rau. Sie würde am liebsten (erfolgreich) in der Regionalliga weiterspielen. Gegen den Staffelsieg hätte sie nichts einzuwenden, zumal selbst der Nord-Gruppensieger noch zwei Relegationsspiele gegen den Süd-Ersten um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga absolvieren müßte.
Das Abwehrverhalten des TuS Eintracht ist bereits jetzt einer Mannschaft der zweithöchsten Klasse würdig, im Angriff mangelt es jedoch gehörig. Marion Jüngst (auf rechtsaußen) und Claudia König (links) sowie Ulrike Kozyra (Kreis) sind nicht torgefährlich genug, haben andererseits zuwenig Konkurrenz im Nakken. Das gilt aber auch für den Rest der Mannschaft und könnte am Ende gegen sie sprechen. HANS-DIETER PUTH
Was wollen die Fußball-Fans im Kreis Büdingen eigentlich? Dürftige 180 Besucher kamen in die Büdinger Wilhelm- Lückert-Halle während des zweiten Teils der 1. Hallen-Kreismeisterschaften, obwohl bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich Büdinger Stadtvereine am Start waren. Ein gewaltiges Manko stellen die kleinen Hallenhandballtore dar, sieben Spiele konnten erst durch ein "Shoot Out" entschieden werden. Der B- Gruppen-Sieg gelang den "Minimalisten" aus Rohrbach, die mit 12:4 Toren fünfmal gewannen.
In der Gruppe A dominierte die SG 05 Büdingen, die bereits beim Oberliga-Meeting des FC Wallernhausen in Nidda (Rambach-Cup) überzeugen konnte: Mit 13:3 Treffern zimmerte die SG 05 10:0 Punkte zurecht.
Die SG Büdingen und der TV Kefenrod sowie der Rohrbacher SV und SV Orleshausen erreichten die Endrunde. Am Samstag (ab 10 Uhr) und Sonntag (ab 9.30 Uhr) wird die Vorrunde in der Großsporthalle der Haupt- und Realschule Nidda abgeschlossen.
BÜDINGER HALLENFUSSBALL-KREISMEISTERSCHAFTEN, 2. Spieltag in Büdingen, Abschlußtabellen - Gruppe A: 1. SG 05 Büdingen 10:0 Punkte/13:3 Tore, 2. TV 08 Kefenrod 6:4/10:9, 3. SG Bindsachsen 4:6/10:10, 4. 1. FC Viktoria Eckartshausen 4:6/3:4, 5. SV Eintracht Altwiedermus 4:6/8:11, 6. SV Büches 2:8/7:14. - Gruppe B: 1. Rohrbacher SV 10:0 Punkte/12:4 Tore, 2. SV Orleshausen 6:4/15:7, 3. TV Vonhausen 6:4/12:6, 4. BV Rinderbügen 4:6/9:11, 5. SG Wolferborn/Michelau 4:6/4:12, 6. FC Lorbach 0:10/2:14. hdp
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Kur- und Bade-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr./Ecke Thomasstr.; Burg-Apotheke, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.
Oberursel/Steinbach. Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Str. 2-4.
Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.
Bereits zweimal klopften die Handballerinnen der TSG 1898 Ober-Eschbach an das Tor zur Zweiten Bundesliga Süd, jetzt steht der dritte Anlauf zur Zweitklassigkeit bevor.
Der knappe Rückstand auf die Spitzenklubs Eintracht Wiesbaden, TSG Leihgestern, SG Hessen Hersfeld und SG Kirchhof ist bei konstanter Leistung aufholbar. Allerdings kommt es beim Team von Trainerin Sigrid Zernikow - der "Otto Rehhagel von Ober-Eschbach" steht bereits seit zehn Jahren am Regiepult - immer wieder zu Leistungseinbrüchen. Ein Phänomen, das jedoch bei allen Frauen-Regionalliga-Teams beobachtet werden kann.
"Wir haben keine Profi-Mannschaft, und ohne Geld ist es oftmals schwer, die Spielerinnen zu Höchstleistungen anzuspornen", erklärt Betreuer Norbert Blöser. "Welche Mannschaft will überhaupt in die Zweite Bundesliga?" stellt er vielsagend nichtssagend in den Raum. Während die dritte Ebene mit einem Mini- Etat (im Vergleich zu den Männern) von zirka 30 000 Mark finanziert werden kann, sieht er in der Zweiten Bundesliga 80 000 Mark als Untergrenze an, ist vermutlich sogar eine Vervierfachung des jetzigen Haushaltvolumens erforderlich.
Blöser betrachtet das Spiel am morgigen Samstag in Leihgestern (19.30 Uhr, Stadthalle Linden) als Knackpunkt für diese Runde. "Wir müssen auch einmal ein wichtiges Spiel gewinnen", fordert er von der Mannschaft, die immer wieder auf der Ziellinie ins Straucheln gerät.
Die mannschaftliche Geschlossenheit und die Kameradschaft sind gut ausgeprägt, der letzte Biß fehlt einigen Akteurinnen. Vor- und Nachteil der Trainerin: Die Spielerinnen kennen sie in- und auswendig. "Das wird von manchen ausgenutzt, andere machen ihr Bleiben von einer Weiterpflichtung Sigrid Zernikows abhängig", zeigt Blöser den Zwiespalt dieser Entscheidung auf. Die erfahrene und erfolgreiche Trainerin ist vermutlich die billigste in der gesamten Klasse - ein weiterer Faktor, der zugunsten der ehemaligen Frankfurter Bundesligaspielerin spricht.
Nach einem Gespräch mit der Trainerin kommen die bisherigen Stammspielerinnen an die Reihe. Gravierende Veränderungen sind - wie gewohnt - in der Albin-Göhring-Halle am Massenheimer Weg nicht zu erwarten. Eine Zrinka Bors (Hessen Hersfeld) oder Hanne Koch (SG Bruchköbel) haben die Handballerinnen aus dem Bad Homburger Stadtteil nicht in ihren Reihen, müssen aber dennoch ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. "Platz eins bis fünf" war von den "Machern" klugerweise eingeplant worden. Diese Zielvorgabe dürfte kaum gefährdet sein.
Ein Erfolg in Leihgestern würde Tür und Tor öffnen, zumal die TSGO an den drei letzten Spieltagen auf alle anderen Mitbewerber trifft und dabei zweimal in eigener Halle, wo durchschnittlich immerhin 150 Zuschauer kommen, antreten können. Hessen Hersfeld respektive die Torjägerin Zrinka Bors, eine Spielerin mit Bundesliga-Format, kommt am 20. März (19.30 Uhr), die SG Kirchhof am 3. April (19.30 Uhr) an den Massenheimer Weg. Dazwischen muß die Mannschaft nach Wiesbaden (27. März).
Nach dem gelungenen Einstand von Ursula Unvericht (Grün-Weiß Frankfurt) hoffen die Verantwortlichen auf eine Steigerung der gesamten Mannschaft, die auf zwei sichere Torfrauen und eine solide Abwehr bauen kann. Im Angriffsspiel sind die Voraussetzungen ähnlich wie in Wiesbaden oder Leihgestern. Die Mannschaft ist ausgeglichen besetzt, die ganz große Wurfkünstlerin fehlt jedoch.
HANS-DIETER PUTH
NEU-ISENBURG. Die Flüchtlingshilfegruppen aus Neu-Isenburg, Dreieich, Langen, Egelsbach, Erzhausen und Rödermark laden unter dem Titel "Asylrecht verteidigen - Rassismus bekämpfen" am Montag, 1. Februar, 19.30 Uhr, in die Hugenottenhalle. Rechtsanwalt Victor Pfaff erläutert, welche Folgen die Streichung des Grundgesetzartikels 16 für Asylsuchende hat. Die Historikerin Lisa Abendroth untersucht Parallelen zwischen dem Antisemitismus und Rassismus im "Dritten Reich" und heute. dac
BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: DJK Helvetia Bad Homburg - Spvgg. 05 Bad Homburg II (Samstag, 14.30 Uhr), TSG Pfaffenwiesbach - SG Schneidhain/Falkenstein, FC Königstein - SCCP Bad Homburg, SV 1920 Seulberg - Usinger TSG 1846, FSV Friedrichsdorf - 1.FC 04 Oberursel, FSV Steinbach - FC Weißkirchen, EFC 1910 Kronberg - TG 02 Wernborn (alle Sonntag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TuS Eschbach - TSV Grävenwiesbach, SG Mönstadt - Eschbacher Bomber, FC Oberstedten - SV Frisch Auf Emmershausen, TuS Merzhausen - Sportfreunde Friedrichsdorf, FC Laubach - SG Weilrod, SC Farblos Schneidhain - SG Hundstadt, FC Reifenberg - SGK Bad Homburg II, SG 90 Oberursel - SV Teutonia Köppern, TSG Wehrheim - TV Burgholzhausen, SG Niederlauken - SG Anspach (alle Sonntag, 14 Uhr).
KREISLIGA B WIESBADEN: TV Kloppenheim - Portugiesischer SV Wiesbaden (Sonntag, 14.30 Uhr).
BEZIRKSPOKAL WIESBADEN: TSG Wörsdorf - RSV 1920 Würges (Sonntag, 14 Uhr). hdp
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SV Calbach - SV Orleshausen (Sonntag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA A HANAU: FC Germania Großkrotzenburg - Safak Spor Hanau (Samstag, 14.30 Uhr), VfR Kesselstadt - SV 1930 Langenselbold (Sonntag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: VfR Wenings - KSV Eschenrod, SV Lißberg - 1.FC Lorbach (beide Sonntag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: 1.FC Viktoria Eckartshausen - SV Burgbracht/Bösgesäß (Samstag, 14.30 Uhr), SG Wolferborn/Michelau - SG Himbach (Sonntag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: KSV Bobenhausen - SV Eichelsachsen/Wingershausen (Sonntag, 14.30 Uhr).
KREISPOKAL BÜDINGEN, 1.Runde: BV Rinderbügen - FC Alemannia Gedern (Sonntag, 14.30 Uhr). hdp
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: VfB Södel - SV Germ. Schwalheim (So., 14.30 Uhr). bo
Fremdenverkehrsverband hat in diesem Winter erstmals sogenannte Kalorien- Kontrollstationen entlang seiner Loipen aufgestellt. Anhand der Richtwertetabelle und der benötigten Zeit pro Streckenabschnitt kann jeder Langläufer nachrechnen, ob die Torte oder die letzte Brotzeit bereits abgearbeitet sind. dpa
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Deutlich unter Alkoholeinfluß stand ein 45jähriger Verkehrsteilnehmer, dessen Fahrt Mittwoch morgen in Eckardroth abrupt an der Hebebühne eines Lastwagens endete, der in der Hauptstraße ein Lebensmittelgeschäft belieferte.
Wie die Polizei mitteilte, stieg der Autofahrer nach der Kollision aus seinem Fahrzeug aus und fiel dabei auf die Straße. Danach rappelte er sich auf und rannte davon. Die Streife fand ihn schließlich etwa einen Kilometer vom Unfallort entfernt. Der Mann aus Schlüchtern besaß nach Angaben der Beamten keine Fahrerlaubnis, da ihm der Führerschein bereits mehrfach entzogen wurde.
Der Blechschaden beträgt 16 000 Mark. jan
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55.
So.: Apotheke am Markt, Bad Homburg, Louisenstr. 19.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Birken-Apotheke, Weißkirchen, Kurmainzer Str. 85.
So.: Dornbach-Apotheke, Oberstedten, Hauptstr. 19; Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchgasse 2.
Usinger Land. Sa. und So.: Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Königstein/Kronberg. Sa.: Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Str. 5.
So.: Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23. Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/ Steinbach. Notärzte-Auskunft: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Hilfeleistungszentrum Am Kreisel: Telefon 0 61 74 / 1 92 92.
LANGEN. Die Künstlerin Sabine S. Rehberger stellt im Alten Rathaus unter dem Titel "Strukturen" Bilder und Objekte aus. Die Eröffnung ist heute, Freitag, 29. Januar, 20 Uhr, mit einem einführenden Vortrag der Kunsthistorikerin Anja Holle.
Rehberger, gebürtige Berlinerin, kam schon in jungen Jahren in die Rhein- Main-Region. Unter anderem lebte und arbeitete sie in Langen. Ihre ersten Werke waren keramische Arbeiten, die sie Anfang der siebziger Jahre zugunsten der Bildhauerei aufgab. Seit sechs Jahren beschäftigt sie sich vorwiegend mit Malerei und Holzobjekten.
Ihre zentralen Themen sind nach eigenen Aussagen von persönlichen Erfahrungen und der Auseinandersetzung mit Tiefenpsychologie geprägt. Ihr geht es um Fragen nach der Entstehung und dem Sinn des Lebens, um Identitätsprobleme, das Thema "Tod" und Naturerlebnisse.
Die Ausstellung "Strukturen" ist bis zum 20. Februar im Museum der Stadt, Wilhelm-Leuschner-Platz 3, zu sehen. Dienstags und mittwochs ist von 17 bis 20 Uhr geöffnet, sonntags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. dac
ESCHBORN. Das Wiesenbad soll attraktiver werden. Der Magistrat beschloß daher, Professor Klaus Riedle mit einem Gutachten zu beauftragen. Er soll sich auch Gedanken machen, wie das Bad gestalterisch verändert werden kann, und Verbesserungen für die Lüftungs- und Badewasseraufbereitungsanlagen vorschlagen. In diesen Bereichen gab in der Vergangenheit Störungen. she
ESCHBORN. Positiv steht die Stadt Plänen gegenüber, einen Neubau des Frankfurter Polizeipräsidiums auf dem Gelände des ehemaligen US-Camps in Eschborn hochzuziehen. Das teilte Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) nach Absprache mit dem Magistrat jetzt dem Frankfurter Polizeipräsidenten Karlheinz Gemmer mit.
Rund 15 Hektar sind laut vorläufiger Planung auf dem Camp-Gelände für "Gemeinbedarf" vorgesehen. Innerhalb dieses Bereichs könnte der Neubau für die Polizisten, der rund 70 000 Quadratmeter Fläche verschlingen wird, entstehen. Die Kommunen Sulzbach, Schwalbach und Eschborn hatten beschlossen, für das Areal des früheren US-Camps Bebauungspläne aufzustellen, um außer "Gemeinbedarf" Flächen für Erholung und Gewerbe auszuweisen. she
Kleine Lokalrundschau
Soziale Dienste in Bieber OFFENBACH. Die Johanniter-Unfallhilfe lädt für den heutigen Donnerstag zur Gründung eines Ortsverbandes Bieber ein. Die Versammlung beginnt um 19 Uhr mit einem Gottesdienst in der Lutherkirche und wird um 20 Uhr im Gemeindesaal an der Aschaffenburger Straße fortgesetzt. Der neue Ortsverband will einen mobilen sozialen Hilfsdienst in Bieber aufbauen. Telekom buddelt OFFENBACH. Bis Ende März buddelt die Telekom in Waldhof: Das Kabelnetz wird ausgebaut. Betroffen von den Baumaßnahmen sind der Bischofsheimer Weg 2 bis 26 und "Im Gartenfeld". Kanal- und Straßenbau MÜHLHEIM. Mit Verkehrsbehinderungen ist in den nächsten fünf Monaten in der Dieselstraße und Am Wingertsweg zu rechnen. Dort sind für den Neubau des Südrings umfangreiche Kanal- und Straßenbauarbeiten notwendig. Stammtischler reden über ÖPNV HEUSENSTAMM. Wie es um den Öffentlichen Personen-Nahverkehr in Heusenstamm bestellt ist, darum geht es beim Stammtisch des SPD-Ortsvereins am Dienstag, 2. Februar, - um 20 Uhr im Binding-Garten, Ortsteil Rembrücken. Wer verlor Babybrutkasten? OFFENBACH. Zu den ungewöhnlichen Gegenständen, die im Fundbüro an der Berliner Straße abgegeben wurden, gehören ein Babybrutkasten und ein Filmprojektor. Auskünfte: Tel. 069/8065-2777.
Eissport . . .
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Steinzeit Junior (15 Uhr); Bodyguard (17.15 und 20 Uhr).
Panda Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Asterix - Sieg über Cäsar (15.30 Uhr); Stalingrad (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Schöne und das Biest (16 Uhr); Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Grüne Tomaten (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I und II: keine Vorstellungen.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Asterix der Gallier (15 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.15 und 22.45 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurkonzert mit dem Kurensemble, Konzerthalle im Kurpark, 15.30 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Garniers Keller, Hugenottenstr. 117: "Kurons Wanderungen" - Erzählungen von Leonie See, 20 Uhr.
Oberursel. VHS, Alte Post, Oberhöchstadter Str. 5: Chamber Jazz Ensemble, 20 Uhr.
Kronberg. Receptur-Keller, Friedrich- Ebert-Str. 6: Blues-Rock mit "Georgia Jukin", 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. VHS, Elisabethenstr. 4-8: "Wenn der Ton singt" - Leben und Kunsthandwerk der Pueblo-Indianer, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr.
Kulturzentrum Englische Kirche, Ferdinandsplatz: "Europäischer Fotopreis" - 16 europäische KünstlerInnen stellen ihre Werke aus, 12 bis 19 Uhr.
Galerie im Stadthaus: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring, 15 bis 18 Uhr.
Kronberg. Eröffnung des Museums "Kronberger Malerkolonie" in den Räumen der historischen Streitkirche, 18 Uhr.
Königstein. Stadtbücherei im Kurhaus: 2. Kinder-Kunst-Ausstellung zum Thema "Igelhans", 10 bis 12 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. SPD: Politischer Abend mit Ministerpräsident Eichel, Kurhaus, 20 Uhr.
Wehrheim. Sitzung der Gemeindevertretung, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Neu-Anspach. SPD: Wahlkampfauftakt mit Heidemarie Wieczorek-Zeul. Bürgerhaus, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: SOS- Treffen für Frauen, die gerade einen Angehörigen durch Tod oder Trennung verloren haben, 19 bis 21 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstraße 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Bücherbörse (Materialien zu VHS-Kursen), 9 bis 12 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Quiz und Spiele 15 bis 17 Uhr.
Städtische Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92 c: Seidenmalen (9 bis 11 Uhr); Tischtennis und Billard (ab 14 Uhr).
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Spielnachmittag ab 14 Uhr; Andacht, 18 Uhr.
Kronberg. Altkönigstift: Vorlesestunde im Blauen Saal, 15.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstr. 6: Tips zur Blumenpflege von Karl Flamme, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Action-Filmnacht im E- Werk: Die Hard; Die Harder; Rosenkrieg. Einlaß 18.30 Uhr, Beginn 19.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a: 17 bis 22 Uhr.
Steinbach. Jugendhaus: Werk- und Bastel-AG, 19 Uhr.
Königstein. Jugendhaus: "Teenie-Disco" für alle von 10 bis 15 Jahren, 18 Uhr.
Fasching Bad Homburg. 2. Fremdensitzung des Carnevalvereins Heiterkeit, Bürgerhaus Kirdorf, 19.31 Uhr.
Oberursel. 1. Fremdensitzung des Karnevalver. Frohsinn, Stadthalle, 19.11 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Neu-Anspach. Blutspendetermin: Adolf-Reichwein-Schule, 17 bis 21 Uhr.
NEU-ISENBURG. Schulter an Schulter mit privaten Unternehmen will Bürgermeister Robert Maier (CDU) die geplante Kindertagesstätte im Buchenbusch finanzieren. Wie der Rathauschef gestern mitteilte, wird er dem Parlament in der Februar-Sitzung vorschlagen, in der freien Wirtschaft nach Trägern oder Investoren zu suchen. Nach seinen Vorstellungen könnten Firmen entweder in den 3,4 Millionen Mark teuren Bau investieren oder sich an den Unterhaltungskosten von jährlich knapp 570 000 Mark beteiligen. Als Gegenleistung würde die Stadt dann entsprechend viele Plätze für die Kinder von Beschäftigten der jeweiligen Unternehmen "reservieren".
Maier beteuerte, bislang noch keine Verhandlungen mit Interessenten geführt zu haben. Er wolle erst das Votum der Stadtverordneten abwarten: "Schließlich betreten wir mit diesem Versuch absolutes Neuland."
Mit der gleichen Idee erlitt die Stadt Dietzenbach erst im vergangenen Jahr Schiffbruch: Durch einen Fragebogen, der an alle Firmen verschickt wurde, wollte der Magistrat wissen, wie groß das Interesse an "gekauften" Kindergartenplätzen ist. Die Resonanz war derart gering, daß der Plan schließlich im Papierkorb landete.
Der Isenburger Bürgermeister wies darauf hin, daß der Bau der Kindertagesstätte am Eschenweg nur dann im Herbst begonnen werden könne, wenn zuvor ein privater Träger gefunden oder entschieden worden sei, daß die Stadt - mit Unterstützung von Firmen - die Regie übernehme. Die angespannte Finanzlage der Stadt Neu-Isenburg erlaube es nicht, den Betrieb des Kindergartens ausschließlich aus eigener Tasche zu bezahlen. Lediglich die Kosten für den Bau könnten aus der Stadtkasse aufgebracht werden.
So groß die Geldnot im Rathaus, so stark ist in Neu-Isenburg auch die Nachfrage nach Kindergartenplätzen. Die Warteliste ist lang: Laut Sozialamt hoffen derzeit 300 Kinder zwischen drei und sechs Jahren, möglichst bald in einer städtischen oder kirchlichen Kita unterzukommen. leo
OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TSG Sulzbach/Taunus - TG Nieder-Roden (20 Uhr, Eichwaldhalle am Sportplatz).
SCHLÜCHTERN. Zum "Karneval der Tiere" laden Kultur- und Stadthallengesellschaft für Rosenmontag, 22. Februar, ab 15 Uhr in die Stadthalle. Das tierische Faschingskonzert ist vor allem für Schlüchterns Kinder gedacht, da sich sonst "alle Veranstaltungen im Festjahr an die Erwachsenen wenden", wie Christiane Blume, Vorsitzende der Kulturgesellschaft, erläutert. Die kleinen Besucher sollen in Tierkostümen erscheinen. Erwachsene zahlen 15 Mark Eintritt, Kinder 8 Mark und Gruppen 7 Mark pro Person. Karten gibt&rquote;s bei Hildegard Heim im Rathaus, Telefon 85 48. Die Idee zum "Karneval der Tiere" stammt von Heinrich Klug, Solocellist der Münchner Philharmoniker. Unter seiner Leitung spielen Kollegen, Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert", Musikschüler und Pantomimen.
Im ersten Teil des Konzertes von Charles-Camille Saint-Saëns stellen die Musikanten ihre Instrumente und jeweils charakteristische Tiermusikstücke vor, anschließend wird das Publikum zum Tanz aufgefordert. Es folgen lustige Sketches, Tierpantomimen und jede Menge Musik. tja
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Der letzte Mohikaner (15.15, 17.30, 20 Uhr).
Central: Eine Frage der Ehre (15.30, 20 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.30, 20.30 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.30, 17, 20 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.30 Uhr).
Palette: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der kleene Punker (16 Uhr), Stilles Land (19.45 Uhr); Wiedersehen in Howards End (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick und Zeitlos: Das kleine Gespenst (15.15 Uhr), Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45 und 20.15 Uhr), Bodyguard (20.15 Uhr), Gestohlene Kinder (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Sister Act (20.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. "Jazz und Kabarett" mit Rainer Bange und dem Roland Schneider Trio, 20 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Bad Orb. Kindertehater "Schiff ahoi" mit "Blinklichter", 16 Uhr Spessartklinik. Vorträge/Diskussionen Hanau. Vortrag zum Thema "Entwicklung des Frühchristentums aus jüdischer Sicht" von Shlomo Margalit, Jerusalem, 19.30 Uhr im Gemeindezentrum Helmholtzstraße. Podiumsdiskussion der KAB und der Kolpingfamilie zum Thema "Familien- und Sozialpolitik in der Stadt Hanau mit Hans Martin, Margret Härtel und Elmar Diez, 20 Uhr Gemeindezentrum Mariae Namen, Im Bangert 4.
Maintal. Vortrag des Amtes für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft zum Thema "Sinnvoller Einsatz von Wirtschaftsdünger", 20 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Wachenbuchen. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstr. 23, Tel. 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 9.15 und 10.30 Uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 9.30 Uhr Französisch für Frauen, 14.15 Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule, 15 Uhr Strickmaschinenkursus, 16.15 und 17.05 Uhr Rückenschule für Frauen, 19.30 Uhr Englisch für Frauen.
Kath. Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 8.30, 9.30 und 10.30 Uhr Gymnastik, 9.30 Uhr Babytreff für Kinder über 6 Mona- ten, 9.30 und 15.30 Uhr Spielkreis, 14.45 u. 15.45 Uhr Spielen und Turnen mit Babys, 17 Uhr Gymnastik für ältere Frauen, 19 Uhr Gymnastik für junge Frauen, Neubeginn folgender Kurse: 10 Uhr Tagesseminar "Solidarität oder Zweckbündnis", 14.30 Uhr Musik für Kinder, 19.30 Uhr "Mütter und Töchter", 20 Uhr "Neue Religiösität". Parteien/Parlamente Langenselbold. Öffentliche Sitzung des Frauenbeirates, 20 Uhr Klosterberghalle.
Steinau. "Talk-Show", Wahlveranstaltung der CDU, 20 Uhr Gaststätte Weißes Roß.
Flörsbachtal. Öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Mosborn. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende durch die DFG, 19 bis 21 uhr Café Zeitlos, Martin-Luther-Anlage. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 bis 16.30 Uhr Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Straße 2.
Selbsthilfekontakt-Telefon 10 bis 12 Uhr, 25 55 00.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum Theodor-Heuss-Straße 1, Großauheim. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 83 / 7 33 17.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefon 1 58 56.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus.
Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 13 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 11 bis 19 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 31.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, 10 bis 14 Uhr, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 27 10 97.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 15 bis 19 Uhr Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Aids-Beratung des Kreisgesundheitsamtes, 13 bis 15 Uhr Landratsamt, Telefon 0 60 51 / 8 53 77.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 16 bis 20 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14.
Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Kinderkeller, 17 Uhr FAN 70 offener Treff im Teehaus Marienstraße, 15 Uhr Mutter- Kind-Treff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr Seniorentanz, 19 Uhr Malen und Meditation im Gemeindezentrum Waldsiedlung.
Bürgerkeller Großauheim, 16 Uhr Theater- und Geschichte(n)gruppe, altes Bürgerhaus.
Maintal. Veranstaltungsreihe des Jugendbildungwerks "Selbst ist der Mann" für Männer bis 24 Jahren, 19.30 bis 22 Uhr Frankfurter Hof Dörnigheim.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Tanzkreis; Jugendzentrum Hermann-Löns- Straße 2 a, 16 bis 19.30 Uhr Gruppenarbeit, Sport, Mädchengruppe.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 15 Uhr Frauenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur, 20 Uhr Gesprächskreis zum Thema "Menschenbilder heute".
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 uhr Kindergarten, 14.45 Uhr Kinder- und Damenballett, 15 Uhr Töpfern.
Bruchköbel. Seniorentreff: 15 Uhr Treffen des Redaktionskreises der Seniorenzeitung im ST Mitte.
Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe.
Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 16 bis 19 Uhr Video AG, altes Hofgut Büdesheim.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstr. 15 bis 21 Uhr.
Langenselbold. Kinderspielnachmittag Film "Arielle, die Meerjungfrau", 15 Uhr Klosterberghalle.
Kostenloser Handarbeitsnachmittag für Schüler/innen der Klassen 1 bis 12, 15 Uhr Sozialstation Uferstraße.
Evangelische Kirchengemeinde, 19 Uhr Jugendkreis, Im Ellenbügel 95.
Seniorentreff, 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation Uferstraße.
Rodenbach. Senorentreff, 14.30 Uhr TGS Seniorengymnastik Schulturnhalle, 15 Uhr DRK-Gymnastikgruppe DRKHaus Ahoarnweg 3, 15 Uhr Spieletreff Bücherei Niederrodenbach, 17.30 Uhr Kegeln Bürgerhalle.
Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde, Buchbergstraße, 9 Uhr Nähkursus, 9.30 Uhr Frauengesprächskreis, 15 Uhr Musizieren mit Kindern.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Teff mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff.
Veranstaltungsreihe des Jugendbildungswerks zum Thema "Selbst ist der Mann" für Männer bis 24 Jahre, 19.30 bis 22 Uhr Kreishaus.
Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 833 59.
LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. n. Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr, Tips und Beratung für ein rückenfreundliches Verhalten im Alltag.
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Pfarrei St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga.
Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Amateurtheater Die Bühne - "Daheim ist daheim" v. F. Kusz & "Die Kleinbürgerhochzeit" v. B. Brecht, 20 Uhr, Lohstr. 13.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Büdingen. Musik- u. Kunstschule: Schülerbühne - Konzert, 19 Uhr, Sälchen Oberhof.
Hungen. Freundeskreis Schloß: Peter Freeman - Professor Cratzleigh&rquote;s Flea- Circus, 20 Uhr, Blauer Saal im Schloß. Gruppen / Vereine
Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8.
Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth.
Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff, Massenheim, 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus An der Kirche.
Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. FFw: Hauptversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Wilhelmshöhe.
Florstadt. Schützenverein Nieder-Florstadt: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr.
Karben. FFw Okarben: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Feuerwehrhaus Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Gedern. VHC: Jahreshauptversammlung, Gasthaus zum Löwen. Fasching Butzbach. Verein f. Rasenspiele 1910: Senioren-Fasching, 14.11 Uhr, Bürgerhaus. Niddatal. AKG Assenheim: 2. Probe, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Nidda. FFw Fauerbach: Jugend in der Bütt, 19.11 Uhr, BH Fauerbach. Vorträge / Kurse Friedberg. Frauenzentrumsverein: Bewußte Wahrnehmung, 20 Uhr, Usagasse 8.
Ober-Mörlen. Naturschutzgruppe Ober-Mörlen: Dia-Vortrag "Der Garten als Kleinbiotop" v. Dr. Schmidt, 20 Uhr, Lesesaal im Schloß. Parteien / Parlamente Bad Vilbel. SPD Massenheim: Informationsveranstaltung zum Rentenrecht, 19 Uhr, Gaststätte Zum Knoche.
Rockenberg. Bürgerversammlung, 20 Uhr, Wettertalhalle.
Florstadt. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Friedberger Landstr. 34 Nieder-Florstadt. Veranstaltungen zur Wahl Rosbach. FDP: Neujahrsempfang mit Ignatz Bubis, 19.30 Uhr, Adolf-Reichwein- Halle.
Münzenberg. CDU: Bürgergespräch mit W. Zenkert, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Altenstadt. Ev. St.-Nikolai-Kirchengemeinde: ökumenisches Taizé-Gebet, 19.30 Uhr, ev. Kirche Stammheim.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur ab 13.30 Uhr von der Kurverwaltung.
Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).
Bad Nauheim. Was Sie über Herzinfarkt wissen sollten . . ., Ausstellung, Haus der Gesundheit (bis 2. Februar).
Bad Vilbel. Reinhard Kleese - Bilder und Zeichnungen zu "Daheim ist daheim" v. R. Kusz, Mo.-Fr. 11-01 Uhr, Sa. u. So. 10-01 Uhr, Café-Bistro Dominique, Lohstr. 13 (bis 26. Februar).
Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel
Friedberg. Roxy: Liebling, wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Bodyguard (15 Uhr); Liebling, wir haben ein Riesenbaby (20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20, 22.30 Uhr) - Keller: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15, 22.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Weiblich, ledig, jung sucht . . . (19 Uhr); Wir Enkelkinder (21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Bodyguard (20 Uhr) - Bambi: Fatale Begierde (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Sister Act (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Bodyguard (20, 22.30 Uhr) - Princess: Sister Act (20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Kleene Punker (16 Uhr); Stilles Land (19.45 Uhr); Wiedersehen in Howards End (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Die Schöne und das Biest (17.15 Uhr); Dügün - die Heirat (19.30 Uhr); The Crying Game (21.45 Uhr); Repo Man (24 Uhr). (ohne Gewähr)
Briefe an die Redaktion
"Weniger Ampeln bringen mehr für den Verkehr" Gegen Pförtnerampeln in Königstein (siehe zuletzt FR vom 27. Januar) spricht sich ein FR-Leser aus.
Nun sollen Pförtnerampeln dazu herhalten, die Verkehrsmisere der Nord-Süd- Achse über den Königsteiner Kreisel zu lösen. Dies ist Königsteiner Ampel-Politik nach altbewährtem Muster. Ampeln produzieren Staus, können sie jedoch nicht auflösen, es sei denn, man schaltet sie aus. Auf den ersten Blick wird sicherlich eines erreicht: der innerstädtische Verkehr wirkt überschaubarer. Das ist auch schon alles. Der Stau jedoch wird lediglich an die Ortsausgänge verlagert. Die Frustration derjenigen, die über den Kreisel, beziehungsweise die Umgehung Le-Cannet-Rocheville-Straße fahren, wird zunehmen. Somit forciert man die überflüssige, naturzerstörende Forderung nach dem Ausbau der B 8.
Dies scheint auch das einzige Ziel dieser Ampel-Politik zu sein. Denn wenn man wirklich etwas an der Misere des Durchgangverkehrs ändern wollte, so könnte man dies am einfachsten über eine vernünftige Ampelschaltung der bereits bestehenden Ampeln (Sodener Straße, Adelheidstraße, Kurbad, Altkönigstraße) erreichen. Sicherlich ist dies weniger aufwendig, nicht so kostspielig, aber dafür um so wirkungsvoller.
Manchmal kann weniger mehr sein!
Hans Jürgen Berthold Königstein
Sind Fußgänger Freiwild? Eine eindringliche Mahnung an die Autofahrer hat uns ein FR-Leser aus Königstein zukommen lassen, der selbst Auto fährt.
Tagtäglich muß ich mitansehen und miterleben, wie unvernünftige Autofahrer ihren Wagen teilweise oder ganz auf dem Gehweg abstellen oder parken. Meines Wissens sind Gehwege für Fußgänger gebaut worden und Straßen für Autos.
Oder hat sich dieser Sachverhalt in der heutigen Zeit geändert? Sollen jetzt Fußgänger, Mütter mit Kinderwagen, ältere Menschen, Rollstuhlfahrer etc. auf der lebensgefährlichen Straße laufen, damit Falschparker in Ruhe ihr Auto auf dem Fußgänger- oder Radweg abstellen können? Auch Ein- und Ausfahrten oder Garagen sollten nicht zugestellt werden, da diese in dringenden Notfällen frei sein müssen.
Ich gehe jedenfalls mit gutem Beispiel voran und stelle mein Auto auf der Straße ab, wo es hingehört.
Den Falschparkern empfehle ich, den berühmten Goethe-Spruch künftig in die Tat umzusetzen und ordnungsgemäß zu halten oder zu parken: "Der Mensch hat die Kraft, das Gute zu wollen und zu vollbringen. Wer was Gutes beginnt, soll niemals weilen."
Rolf Wagner Königstein-Falkenstein
ESCHBORN. Die Stadt Eschborn will in einen Dialog mit den ortsansässigen Unternehmen treten. Sie beauftragte daher den Leiter der "Kontakt- und Forschungsstelle Unternehmenskultur", Dieter Müller, erste Gespräche mit Institutionen und Firmen zu führen. Müller hat "starkes Interesse" verzeichnet und drei Arbeitsgruppen gegründet.
Workshop I soll sich mit den Gewerbegebieten Süd und Ost befassen, Workshop II mit Eschborn-West, und die dritte Arbeitsgruppe thematisiert einen "Brükkenschlag" zwischen den Ortskernen von Eschborn und Niederhöchstadt und den Gewerbegebieten.
Die Ergebnisse dieser drei Arbeitsgruppen möchte die Stadt nach Abschluß der Gespräche während eines Forums vorstellen. she
WESTKREIS OFFENBACH. Aufmärsche, Flugblätter und nahezu stündliche Propagandasendungen im Radio - der Alltag veränderte sich auch im Westkreis Offenbach schlagartig, nachdem Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war. Am kommenden Samstag jährt sich die "Machtergreifung" zum 60. Mal.
Die Stadt Neu-Isenburg gab aus diesem Anlaß der promovierten Historikerin Heidi Fogel, die sich seit Jahren intensiv mit den Folgen des Nationalsozialismus im Westkreis Offenbach beschäftigt, die Gelegenheit, ihre Erkenntnisse vor der Presse vorzustellen. Nach den Recherchen der 38 Jahre alten Isenburgerin schnitten die Ereignisse des 30. Januar im Volksstaat Hessen zunächst weniger tief ins politische Leben ein als in nationalsozialistisch regierten Ländern. Dafür sorgte die in Hessen bis zum 6. März 1933 geschäftsführend amtierende Regierung unter dem sozialdemokratischen Präsidenten Bernhard Adelung. Die Folge: Die Gegner des Naziregimes trauten sich noch im Februar, auf offener Straße dagegen zu demonstrieren - beispielsweise in Langen, Sprendlingen und Dreieichenhain. Am 21. Februar soll es in Neu-Isenburg zu einem öffentlichen Disput zwischen Mitgliedern der KPD und der NSDAP gekommen sein.
Die Situation der Antifaschisten im Westkreis verschlechterte sich massiv, als der Reichspräsident am 28. Februar die "Reichstagsbrandverordnung" erließ: Von nun an galt das Recht auf freie Meinungsäußerung auch offiziell nicht mehr; alle kommunistischen Versammlungen und Schriften waren verboten.
Bei der Reichstagswahl am 5. März blieben die Nationalsozialisten zumindest in Neu-Isenburg hinter ihren Erwartungen und dem durchschnittlichen Reichsergebnis von 48 Prozent zurück. "Nur" knapp 41 Prozent der Wähler stimmten für die NSDAP, die damit trotzdem stärkste Partei war. "Andererseits hatte sich die Mehrheit der Isenburger bereits bei den Reichstagswahlen 1932 von den Parteien der Weimarer Republik abgewendet", merkt Heidi Fogel kritisch an.
In Neu-Isenburg kam es am 7. März 1933 zur lokalen "Machtergreifung": Nazis besetzten das Rathaus, verhafteten vorübergehend städtische Beamte und erklärten Bürgermeister Wilhelm Arnoul für abgesetzt. Die Amtsgeschäfte übernahm für eine Übergangszeit der nationalsozialistische Beigeordnete Willi Luft. Der Frankfurter NSDAP-Gauleiter hatte schon am Vortag hitlergetreue Hilfspolizei aufgestellt.
Ein illegales Treffen der KPD in Götzenhain lieferte den Nazis den Anlaß, ihren Terror zu verstärken. Im gesamten Westkreis verhafteten und mißhandelten sie politische Gegner. Darunter auch Wilhelm Arnoul und andere stadtbekannte Isenburger Sozialdemokraten und Kommunisten, die im Keller des Alten Stadthauses und in der Rosenauschule festgehalten und brutal zusammengeschlagen wurden.
Im Sommer 1933 hatten die Nazis ihr Ziel erreicht: Auch im Westkreis Offenbach waren Stadtverwaltungen, Gemeinderäte, die evangelische Kirche, Vereine und Verbände weitgehend "gleichgeschaltet" worden. Von den Antifaschisten hatten sie nahezu keinen Widerstand mehr zu befürchten - die meisten Gegner waren mundtot gemacht worden oder geflohen. leo
ROSBACH. Auf die Suche nach "Gereimtem aus früherer Zeit" geht morgen, 29. Januar, ab 20 Uhr der Rodheimer Geschichts- und Heimatverein in der Gaststätte "man trifft sich". Mit dem Treffen soll die Erinnerung an Verse in "Roaremer Platt" geweckt werden, in denen einst Ereignisse in Familie und Dorf in Mundart vorgetragen wurden. Noch bis 1945 wurde ein eigener Roaremer Dialekt gesprochen, der in den Gedichten von Richard Hofmann, genannt der Stelzer Richard, noch nachgelesen werden kann.
PARIS/BURBANK (rtr/FR). Die roten Zahlen des Freizeit- und Vergnügungsparks Euro Disney östlich von Paris bringen das Ergebnis des Gesamtkonzerns nicht aus dem Lot. Die Gruppe mit Sitz in Burbank (Kalifornien) meldet für die ersten drei Monate des laufenden Geschäftsjahres, das am 1. Oktober begann, einen Gewinn von 260,3 Millionen Dollar. Das entspricht einer Steigerung um 25 Prozent.
Der Fehlbetrag der europäischen Mikkey Mouse (492 Millionen Franc oder 92,3 Millionen Dollar) konnte also locker weggesteckt werden, zumal Walt Disney an Euro Disney auch nur mit 49 Prozent beteiligt ist und demgemäß nur ein anteiliger Verlust zu verdauen ist. Von den Besuchern kassiert wurden in Marne-La- Vallé im letzten Quartal des Jahres 944 Millionen Franc; umgerechnet 278 Millionen Mark.
Der Umsatz des Gesamtkonzerns kletterte um knapp ein Viertel auf 2,4 Milliarden Dollar. Fast genau die Hälfte davon entfiel auf das Filmgeschäft, dessen Gewinn sogar um 41 Prozent auf nahezu 236 Millionen Dollar in die Höhe schnellte. Beigetragen haben dazu in erster Linie die Video-Produktionen und der internationale Kinoerfolg "Die Schöne und das Biest". Die Einnahmen der Freitzeitparks und Urlauberhotels wuchsen um 16 Prozent auf 745 Millionen Dollar.
NEU-ISENBURG. Voraussichtlich kann das Kommunale Kino bereits im kommenden Frühsommer den ersten Film in seinem neuen Domizil zeigen: Wie es gestern aus dem Rathaus hieß, habe der Kreis Offenbach jetzt grünes Licht gegeben, den Musikraum der Brüder-Grimm- Schule an der Waldstraße für Filmvorführungen zu nutzen.
In den Osterferien werde mit dem erforderlichen Umbau des Schulraumes begonnen. Zudem, so die Stadt, müßten noch neue Projektoren angeschafft werden; das Geld dafür sei im Haushaltsplan bereits enthalten. Bislang ist das Kommunale Kino in der Hugenottenhalle untergebracht. leo
Vor US-Küste droht neue Ölkatastrophe
ESCHBORN. Die Leitstelle der Main- Taunus Rettungsdienste hat seit Anfang des Jahres ein neues Funksystem. Der Kreis übernahm die Kosten für die Ausstattung der Rettungsdienste, nicht aber für die Feuerwehren. Der Magistrat beschloß, auch Eschborns Wehr mit dem neuen Standard auszurüsten und 15 Handapparate anzuschaffen, um die neuen Funkgeräte in allen Einsatzfahrzeugen zu installieren. Sie sollen beim Einsatz die ständig nötige Kommunikation zwischen Feuerwehrleuten und Leitstelle erleichtern. Die Stadt gibt dafür 14 000 Mark aus. she
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist prominentestes Mitglied des Fördervereins "Fritz- Bauer-Institut", der dieser Tage gegründet worden ist. "Fritz-Bauer-Institut" soll die Institution heißen, die seit Jahren unter dem Namen "Lern- und Dokumentationszentrum des Holocaust" projektiert ist. Der Verein wird zunächst die Gründung vorantreiben, später als Stifter in die vorgesehene Träger-Stiftung eintreten.
"Briefe und Telefonanrufe aus der ganzen Bundesrepublik" waren nach der öffentlichen Vorstellung des Konzepts für das Vorhaben eingegangen. In einem Institut mit dem Namen des ehemaligen hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer will man künftig wissenschaftlich, pädagogisch oder mit den Mitteln der Kunst "die Auseinandersetzung mit Geschichte und Wirkung der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik" betreiben. Ferner soll die öffentliche Diskussion über die Bedeutung jener Verbrechen gefördert werden. Der Name Fritz Bauers als der Rache fernstehender Ankläger im Auschwitz-Prozeß steht über allem Tun.
Eine der ersten, die sich in den Kreis der Förderer einzureihen wünschte, war die Bundesjustizministerin: "Im Zeichen zunehmender rechtsradikaler Gewalt ist es mir wichtig, durch meine Mitgliedschaft deutlich zu machen, daß den Deutschen jüdischen Glaubens Staat und Gesellschaft schützend zur Seite stehen", ließ sie verlauten. Unter den schon über 80 fördernden Mitgliedern finden sich ferner der hessische Kultusminister Hartmut Holzapfel, Ignatz Bubis (Zentralrat der Juden), die Professoren Ilse Staff, Gert Mattenklott, Helga Einsele, Ludwig von Friedeburg, Klaus Dieter Lehmann, Gertrud Koch, Jörn Rüsen, Micha Brumlik, James Young, Olaf Gröhler.
Vorstand des Fördervereins, dem es nun erst einmal obliegt, Geld zu sammeln, wurde Werner Schneider, Vorsitzender der Evangelischen Filmjury. In einen Beirat will man "herausragende Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben" berufen.
Die erste Mitgliederversammlung findet am 23. April statt. clau
HANAU/MAINTAL. Mit Flugblattaktionen will der DGB am heutigen Donnerstag sowie am Freitag jeweils zwischen 8.30 und 9.30 Uhr vor den Arbeitsämtern in Maintal-Bischofsheim, Hanau, Gelhausen und Schlüchtern gegen die im Januar in Kraft getretenen "dramatischen Kürzungen der Arbeitsmarktpolitik" durch die Bundesregierung protestieren.
Bonn ist nach Auffassung des DGB- Kreisvorsitzenden Sepp Sigulla in der Zeit nach der deutschen Vereinigung "zum Angriff auf soziale Rechte" übergegangen. Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit habe die Bundesregierung den Arbeitsämtern in diesem Jahr etwa sieben Milliarden Mark, die für Arbeitsförderung geplant waren, gestrichen, erklärt Sigulla. Der DGB befürchtet einschneidende Konsequenzen auch im Main- Kinzig-Kreis. Als Folge der Kürzungen werde das Arbeitsamt gezwungen, in diesem Jahr die ABM-Maßnahmen einzuschränken. Außerdem könnten nun viele Menschen nicht mehr in die berufliche Weiterbildung einsteigen. Der DGB fordert, die Streichungen von Arbeitsbeschaffungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zurückzunehmen, die finanziellen Lasten der deutschen Einheut gerecht zu verteilen und einen Beitrag zur Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik auch von den Selbständigen, Politikern und Beamten zu verlangen und in den Arbeitsämtern umgehend die fehlenden Stellen zu besetzen.
Laut Sigulla stehen inzwischen auch beim Maintaler Arbeitsamt die Arbeitslosen in einer Schlange im Treppenhaus bis zum Hof. Die Zahl der Arbeitslosen sei dort inzwischen auf 1115 gestiegen. Als positiv wertet der DGB-Chef die vom Maintaler Arbeitsamt in Zusammenhang mit der Frauenbeauftragten der Stadt angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen für arbeitslose Frauen.
Diese Angebote gelten auch für Arbeitnehmerinnen, die nach einer längeren Unterbrechung wieder in das Berufsleben zurückkehren wollen. are
BAD VILBEL. "Es gibt keine Absicht des Schulträgers, die Sekundarstufe I der Ernst-Reuter-Schule aufzulösen." Und: "Es gibt keine Gefahr für diese Schule und für diesen Schulzweig." Mit diesen von vielen Eltern, Schülern und Lehrern bisher vermißten eindeutigen Aussagen nahm Kreisschuldezernent Joachim Pollmar (SPD) Dienstagabend im vollbesetzten Bürgerhaus Heilsberg Stellung zu der in Bad Vilbel seit Wochen heiß diskutierten Frage über die Zukunft der Ernst-Reuter- Schule.
6464 Unterschriften für den Erhalt der Schule, von Eltern und Schülern in nur wenigen Tagen gesammelt, übergab Elternbeiratsvorsitzender Erich Pelkner zu Beginn der von der Elternvertretung veranstalteten Podiumsdiskussion an den Kreisbeigeordneten. Ein deutliches Votum, zugleich auch Ausdruck der großen Unsicherheit und Verstörung über den "Schulstreit" der vergangenen Wochen.
"Es hätte dieser Aktion nicht bedurft", bemühte sich Pollmar, insbesondere der CDU den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Union, an diesem Abend mit zahlreichen Mandatsträgern und Parteifunktionären präsent, hatte sich in den vergangenen Wochen und auch noch während der Diskussionsveranstaltung als politischer Anwalt der Eltern, Lehrer und Schüler auf dem Heilsberg empfohlen. Donnernder Applaus war denn auch dem um kraftvolle Formulierungen nicht verlegenen CDU-Kreistagsabgeordneten Klaus Minkel für die Forderung sicher, die Reuter-Schule dürfe "nicht mißbraucht werden, um Blutspendedienste für andere Schulen zu leisten". In einer weiteren Anspielung auf die Konkurrenzsituation der Ernst-Reuter- und der John- F.-Kennedy-Schule mahnte Bad Vilbels Erster Stadtrat eine "gerechte Aufteilung" der Schulunterhaltungsmittel des Kreises an.
Großen Beifall spendeten die rund 450 Besucher der Veranstaltung, darunter auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler, aber auch dem Vilbeler SPD-Fraktionsvorsitzenden Johannes Frank. Er forderte, die Diskussion müsse endlich wegkommen von der "parteipolitischen Schiene", das sei weder für die Eltern noch für die Schüler gut.
Trotz der etwas unglücklichen zeitlichen Nähe zur bevorstehenden Kommunalwahl verlief die Diskussion sehr sachlich. Sie brachte zwar nichts Erhellendes über die parteipolitischen Hintergründe des Schulgerangels, wohl aber manche Klarheit über die Zukunft der Ernst-Reuter-Schule. Nicht zuletzt die Initiative des neuen Schulleiters Joachim Trost und dessen pädagogisches Konzept dürften den sozialdemokratischen Kreisschulpolitiker positiv gestimmt und zu einer unzweifelhaften Aussage für den Erhalt des Realschulzweiges an der Reuter-Schule bewogen haben. Eine "kleine, feine Realschule, die anderen Schulen die Schüler wegschnappt", wolle er nicht, präzisierte Joachim Pollmar eine frühere Äußerung, die ebenso zur Verunsicherung der Heilsberger beigetragen hatte wie der Alleinanspruch der Kennedy-Schule auf Bad Vilbels Haupt- und Realschüler, den Pollmar gegenüber dem Kultusminister nicht kommentieren mag.
In Bad Vilbel ist Platz für zwei Mittelstufenschulen, das stellten neben Pollmar auch die Podiumsteilnehmer von SPD, CDU, FDP und Grünen in weitgehender Übereinstimmung fest. Als Voraussetzung wurde allerdings genannt, daß die Konzeption von Schulleiter Trost von den Schulgremien beschlossen und zügig umgesetzt wird. Dem Aufbau eines Hauptschulzweiges sowie einer zweizügigen Realschule stehen zwar räumliche Probleme und womöglich auch fehlende Schülerzahlen im Wege, wie Pollmar vorrechnete. Doch dann bleibe immer noch die Möglichkeit, Haupt- und Realschüler nach einem integrativen Modell gemeinsam zu unterrichten.
Die Reuter-Schule solle sich wieder mehr auf ihren Heilsberger Schulbezirk, aus dem nur rund die Hälfte der Pennäler stammten, beschränken und sich auch den Hauptschülern vor Ort widmen. Dann, so pflichteten Elternvertreter der Kennedy-Schule bei, komme es auch wieder zu einer gleichmäßigen Schülerverteilung zwischen beiden Schulen und nicht zur Polarisierung in eine "kleine, elitäre Realschule" auf der einen und eine Schule mit zunehmend sozial auffälliger Klientel auf der anderen Seite.
Umgekehrt müsse auch die Kennedy- Schule zusehen, daß sie ihre Attraktivität steigere, um mehr Zulauf zu erhalten, forderte der Kreisschuldezernent. Der Wetteraukreis werde dabei mit der Sanierung der Bausubstanz helfen. Die ist allerdings ebenfalls bei der Ernst-Reuter- Schule erforderlich, kann aber erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Die gröbsten Mängel sollen noch in diesem Jahr behoben werden, kündigte Pollmar an. Im Haushalt seien hierfür 300 000 Mark eingeplant.
In Bad Vilbel müsse endlich damit aufgehört werden, daß sich Schulen "gegenseitig Schüler abjagen". Um den "Schulfrieden" in der Brunnenstadt wiederherzustellen, wollen das staatliche Schulamt und die Kreisschulbehörde alle Bad Vilbeler Schulleiter an einen Tisch bitten.
JÖRG MUTHORST
FR: Büdingen hat unerwartet ein neues Wahlkampfthema bekommen. Sie, Herr Bauner, möchten das Sportgelände in der Innenstadt gerne verkaufen und für den Erlös ein neues Sportzentrum neben den Schulen am Dohlberg errichten. Für die Innenstadtfläche sehen Sie eine Mischnutzung, ein Nebeneinander von Arbeiten, Wohnen, Einkaufen und Freizeit. Ihre Partei, die CDU, spricht bereits lobend von einem "Jahrhundertprojekt", die SPD nennt ihre rechtzeitig zur Kommunalwahl formulierten Vorstellungen "wenig durchdacht".
Bauner: Wir wünschen uns ein neues Sportzentrum, doch das Geld dafür ist weder in der Stadt- noch in der Kreiskasse. Die Stadt Büdingen muß sich daher überlegen, ob sie sich nicht von Immobilien trennt, die derzeit unbefriedigend genutzt werden. Aus einer grünen Wiese, aus dieser besteht ja praktisch das Innenstadtgelände, kann man wohl schlecht, wie die SPD das tut, eine Grünfläche konstruieren, die lebenserhaltend für die Stadt Büdingen sei. Deshalb ist meine Idee richtig, das Gelände zu vermarkten, um aus dem Erlös die Mittel zu bekommen, um die im Flächennutzungsplan vorgesehenen Sportanlagen am Schulzentrum bauen zu können.
FR: Sie wollen 3,3 Hektar für 16 Millionen Mark verkaufen. Für einen Quadratmeterpreis von nahezu 500 Mark.
Bauner: Ja, das war meine Idee. Was den Preis angeht, ich weiß nicht, ob das realistisch ist, das müßte im einzelnen geprüft werden. Aber wenn man sich so die umliegenden Grundstückspreise ansieht, kann das schon hinkommen. Wir müssen den Schulen gerecht werden. Was da oben derzeit vorgehalten wird, ist alles andere als sportfördernd. Außerdem gibt es die Büdinger Turnerschaft mit über 800 Mitgliedern, die früher eine sehr aktive leichtathletische Abteilung hatten. Wer begabt ist, muß heutzutage nach Gelnhausen, Bruchköbel oder Nidda ausweichen, um seine sportlichen Leistungen vollbringen zu können.
FR: Herr Kröll, die SPD spricht von einer fixen Idee. Ist das purer Neid, weil ein politischer Kontrahent zur rechten Zeit eine gutklingende Idee geboren hat?
Kröll: Die Idee wird zunächst einmal tatsächlich interessant, nur sie wird sich so nicht realisieren lassen. Das Gelände, das Bauner verkaufen will, hat etwa drei Hektar, ein gleichgroßes Gelände müßten wir ankaufen, um am Dohlberg ein neues Sportzentrum bauen zu können. Ich weiß nicht, wie dort die Grundstücksbesitzer reagieren, wenn sie erfahren, daß die Stadt ihr Gelände für fast 500 Mark den Quadratmeter verkauft hat. Den Überschuß von sechs Millionen Mark, den der Bürgermeister prognostiziert hat, wird man wahrscheinlich nicht erreichen. Es kommt auch hinzu: Wir müßten die Flächen ankaufen, das Sportgelände müßte gebaut sein, bevor das bisherige Sportgelände in Anspruch genommen werden könnte. Es müßte also vorfinanziert werden, über diesen Zeitraum. Wir müssen einen Bebauungsplan aufstellen, damit ein Investor das Gelände überhaupt nutzen könnte. Die Idee also ist zunächst interessant, aber wenn man sich die zeitliche Abfolge ansieht, ist das ein Objekt, das sich nur sehr schwer realisieren lassen wird. Und wir erleben es ja bei unseren derzeitigen Grundstückskäufen, wie schwierig es ist, zu Kaufverträgen zu kommen. Ich bin im übrigen gegen eine derartige Nutzung und daß man diese zusammenhängende innerstädtische Fläche verhökert. Und noch eins: Wir haben ja in der Stadt kaum Kinderspielplätze, da gibt es ja nur Notlösungen. Aber ein richtig großer Kinderspielplatz fehlt in Büdingen, genauso wie ein Bolzplatz.
FR: Ihre Partei, Herr Kröll, plagt ja auch die Sorge, daß sich letztlich nur ein Handelsgigant dort einkaufen könnte, der unter Umständen die Existenz des gewerblichen Mittelstandes bedrohen könnte.
Kröll: Das ist richtig. Da müßte ja einer kommen, der zunächst einmal zehn oder 15 Millionen Mark hinblättert, damit wir operationsfähig würden und das Sportzentrum bauen könnten. Oder es müßten mehrere sein, die in einen Topf einzahlen und so eine gewisse Vorfinanzierung leisten.
Bauner: Ich muß das in Teilbereichen korrigieren. Ein Großteil der Flächen ist im Eigentum der Stadt und des Wetteraukreises. FR: Konkreter, bitte!
Bauner: 60 Prozent gehören der öffentlichen Hand.
Kröll: Nein, stimmt nicht ganz. Eineinhalb Hektar sind im Besitz der Stadt und des Kreises. Es sind fast 3,5 Hektar, die im Besitz von Privateigentümern sind.
Bauner: Wir müssen Büdingen attraktiv machen. Gefahren für die Geschäftswelt sehe ich nicht. Wir haben ja in Büdingen bereits die Erfahrungen gemacht, daß die Geschäftswelt insgesamt durch Neuansiedlungen profitiert. Als Beispiel nenne ich das Kaufhaus Joh.
FR: Alles steht und fällt mit einem Investor, der zu großen Zugeständnissen bereit sein müßte.
Bauner: Es gibt zwei Interessenten, die sich die Sache schon konkret angesehen haben und sich nun Gedanken machen, wie man das Gelände für Arbeit, Wohnen, Einkaufen und Freizeit nutzen könnte. Unter Umständen sollen auch Altenwohnungen rein, in der Größenordnung zwischen 200 und 250 Wohneinheiten. Es soll dort Grünzonen geben, möglicherweise mit integriertem Spielplatz, Geschäfte, Kanzleien, Praxen, durchaus auch Verwaltungsräume. FR: Wer sind die beiden Interessenten?
Bauner: Die Namen kann ich heute nicht sagen.
FR: Ist, wie von der SPD befürchtet, ein Handelsgigant dabei?
Bauner: Es sind private Investoren, die nicht als Handelsgigant auftreten, sondern das sind Leute, die das Geld geben. Es kann möglich sein, daß natürlich der eine oder andere Laden mit über 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche da hinein kommt. Das Raumordnungsgutachten des Regierungspräsidenten läßt derartiges auch ausdrücklich zu.
FR: Herr Kröll, nicht nur der Herr Bauner würde gerne städtischen Grundbesitz verkaufen. Auch die SPD wäre sofort bereit, das Hotel "Stadt Büdingen" zu veräußern.
Kröll: In die Substanz des Hauses muß investiert werden, etwa in das Dach, und es ist nicht primäre Aufgabe einer Stadt, ein Hotel zu betreiben. Als Pacht nehmen wir monatlich lediglich 1500 Mark ein, wobei nicht unberücksichtigt bleiben darf, daß der jetzige Pächter bereits Investitionen in einer Größenordnung von einer Million Mark getätigt hat. Wir würden allerdings nur unter dem Vorbehalt verkaufen, daß das Hotel als Hotel erhalten bleibt. Wir haben einen Bettenbedarf in Büdingen. Aber es geht nicht nur um das Geld. Mit einem Verkauf könnten wir
Bauner: Da gibt es in der Beurteilung der Situation und den Lösungsmöglichkeiten keine großen Unterschiede im Magistrat und zwischen den Parteien, zumindest zwischen den großen Parteien nicht. Was Herr Kröll zu dem Bürgerhaus gesagt hat, ist objektiv richtig. Es ist für den Hotel-Pächter bislang immer ein Klotz am Bein gewesen, den Bürgerhaussaal mitzubetreiben. Die Leidtragenden waren dann immer die Vereine, die dann für die Benutzung Gebühren zahlen mußten, die ungleich höher sind als bei vergleichbaren Einrichtungen in den Stadtteilen.
FR: Also Einigkeit, was die Zukunft des Hotels angeht. Differenzen gibt es in der Debatte über die Notwendigkeit eines Parkhauses an der Fahrbach. Die CDU ist dafür, die SPD ist aus Kostengründen dagegen, zumal keine Zuschüsse von Land oder Bund zu erwarten wären. Warum eigentlich, Herr Bauner, ist ein Parkhaus nötig, eine Einrichtung, die für gewöhnlich den Individualverkehr in einer Stadt nur noch weiter erhöht.
Bauner: Wir müssen von der augenblicklichen Situation ausgehen. Gestern begann ja der Winterschlußverkauf und die Stellplätze rings um das Einkaufszentrum waren restlos belegt. Büdingen ist nun einmal Mittelzentrum und hat eine Funktion über den Ostteil des Wetteraukreises hinaus. Mit unserem Warenangebot versorgt sich nach Ermittlungen der Industrie- und Handelskammer eine Region mit 70 000 Menschen. Und diese Menschen kommen natürlich nicht mit dem noch nicht funktionsfähigen öffentlichen Personennahverkehr nach Büdingen. Wenn einer keinen Parkplatz in Büdingen findet, dann fährt er gleich durch nach Gelnhausen, Wächtersbach oder Hanau. Die Kaufkraft muß nach Büdingen gezogen werden, da ist es nötig, geschäftsnah Parkplätze zu schaffen. Den Leuten sollte nicht zugemutet werden, einen Kilometer laufen zu müssen, was sie in Frankfurt komischerweise tun, aber hier in der Gegend nicht. Ob das, was an der Fahrbach unserer Meinung nach entstehen soll, nun ein reinrassiges Parkhaus ist oder eine multifunktionale Einrichtung, mit integrierten Geschäften, Büros, einem kleinen Hotel, darüber kann man diskutieren. Da gehen, glaube ich, die Auffassungen zwischen CDU und SPD gar nicht so weit auseinander. Es geht primär nur um die Größenordnung der Stellplätze, die dort geschaffen werden sollen.
FR: Wie wollen Sie denn die zehn Millionen Mark auftreiben, die Sie dafür brauchen?
Bauner: Wir wollen das mit einem privaten Investor machen. Den kriegen wir natürlich nur, wenn das Vorhaben über ein Parkhaus hinausgeht. Es gibt natürlich auch Leute in meiner Partei, die unbedingt nur ein Parkhaus haben wollen.
FR: Herr Kröll, die SPD ist gegen ein Parkhaus am Fahrbach, sieht allerdings Stellplätze an anderer Stelle vor. Sie sprechen sich, zur Entlastung der Berliner Straße, für eine parallel verlaufende Nord-Süd-Achse aus, die vom Verkehrsknotenpunkt Balser bis etwa zur alten Kläranlage führen soll. Zwischen den beiden Achsen, für die eine Querverbindung zu schaffen sei, sieht die SPD Raum für ein Festgelände und eine große Parkfläche vor.
Kröll: Der Parkplatzbedarf ist unbestritten. Bei dem Parkhausprojekt haben sich in der Union mittlerweile zum Glück vernünftigere Vorstellungen durchgesetzt. Parkhäuser für sich alleine bilden in einer Kleinstadt wie Büdingen einen Fremdkörper. Ich bezweifle auch, daß wir einen Investor finden würden, der ein reines Parkhaus finanzieren würde.
FR: Aber das will Herr Bauner doch gar nicht.
Kröll: Das ist richtig. Aber das war ursprünglich das Ziel der CDU, nicht von ihm persönlich. Die Idee eines Mischprojektes, wie sie jetzt diskutiert wird, stammt von uns. Von der Bewertung sind wir beide nicht mehr auseinander.
FR: Herr Bauner, was spricht gegen das Konzept der SPD?
Bauner: Die Idee mit dem Festplatz ist nicht neu, war in der Debatte um den Bebauungsplan bereits ein Thema. In der Beurteilung der Umgehungsstraße sind sich zumindest die großen Parteien einig. Das Gelände zwischen dieser Nord-Süd- Achse und der Berliner Straße böte natürlich Platz für mehrere hundert Autos. Fraglich ist, ob er angenommen würde. Er liegt jenseits der Bahnlinie, die ist nicht nur eine optische, sondern auch eine tatsächliche Sperre zu vielen Zeiten.
Kröll: Bei einem Mischprojekt am Fahrbach werden wir natürlich nicht mehr die Masse an Parkplätzen erhalten. Wir würden dort die nötigen Parkplätze für den Eigenbedarf innerhalb des Gebäudekomplexes erhalten und schätzungsweise 80 zusätzlich.
FR: Herr Bauner, wenn man Ihren Äußerungen auf Wahlveranstaltungen glauben darf, dann ist vor vier Jahren in der angeblich schönsten Stadt Deutschlands ein rot-grünes Chaos ausgebrochen. Sie sprechen davon, daß der Schwanz mit dem Hund wackelt, also die Grünen der SPD die Politik diktieren. Offensichtlich geht es in Büdingen aber voran. Die in 1992 getätigten Investitionen addieren sich auf 11,5 Millionen Mark, für die Altstadtsanierung wurden in den vier zurückliegenden Jahren 15,5 Millionen Mark, inklusive öffentlicher Zuschüsse, aufgebracht.
Bauner: Vor vier Jahren wurde mit einer großen Euphorie ein Koalitionsabkommen geschlossen, das einiges aussagt. Es müssen beispielsweise einheitliche Beschlüsse gefaßt werden, Initiativen müssen gemeinsam in die Wege geleitet werden. Es geht auch um personelle Dinge, etwa die Besetzung des Magistrates, was eben in so einem Koalitionspapier alles drinsteht, um den Partner an sich zu binden. Die Erfahrung in den letzten Jahren hat gezeigt, daß die SPD etwas von ihrem Selbstverständnis verloren hat. Man sieht es bei ihren Auftritten im Stadtparlament. Man muß auch als Außenstehender den Eindruck gewinnen, daß die Grünen doch einen wesentlich stärkeren Einfluß in dieser Koalition haben, als ihn die SPD selbst hat. Was realisiert wurde in den letzten vier Jahren, das sind weitgehend Produkte aus der Zeit vor 1989. Weil die Grundsatzbeschlüsse damals gefaßt wurden. Wenn sie sagen, daß 1992 etwa 11,5 Millionen Mark investiert worden seien, dann stimmt das in der Form nicht. Es steht auf dem Papier, aber tatsächlich realisiert worden sind nur drei Millionen. Das andere sind Haushaltsausgabenreste. Manche Objekte konnten wegen der Größenordnung eben nicht in einem Jahr realisiert werden.
FR: Also, Herr Kröll! Alles nur schöner Schein?
Kröll: Die Parole, daß Rot-Grün nur blockiert habe, wird ins Leere gehen. Wir und die Grünen beurteilen das anders. Die Leute sehen doch selbst, was alles gelungen ist in den letzten vier Jahren. Die rot-grüne Koalition hat funktioniert. Natürlich gibt es teilweise einen mühsame Abstimmungsprozeß. Aber wenn wir Lösungen abschließend diskutiert haben, dann werden die Beschlüsse auch so umgesetzt. Jeder kann erkennen, wo es hingeht. Nicht wie früher, wo die Politik häufig von Zufallsmehrheiten abhängig war. Wir haben einiges bewegt, wenn ich beispielsweise an das Kindergartenprogramm denke. Grundlage sind da nicht nur Bebauungspläne aus der Zeit vor 1989. Neue Bebauungspläne wurden von Rot-Grün aufgestellt. Alle Großprojekte sind mit Zustimmung der Grünen über die Bühne gegangen. Ich erinnere an den Bau des Gemeinschaftshauses in Lorbach, ich erinnere an den Beginn des Dorfgemeinschaftshauses in Eckartshausen. Außerdem: Wir haben uns entsprechende Freiräume auch in dem Koalitionsvertrag offengehalten. Es gibt beispielsweise Unterschiede bei der Bewertung der Ortsumgehungen Diebach a. Haag und Büdingen, und wir gehen von unserer Position da nicht ab.
FR: Herr Bauner, ist die Politik der Bundesregierung nicht viel einschneidender für Büdingen als die von Rot-Grün unter der Regie von Wilhelm Kröll. Bonn verkündete vor wenigen Woche, Mittel für Altstadtsanierungen würden nur noch in den Osten fließen. Ihre Partei schrieb bereits einen Protestbrief an den Bundeskanzler. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt heute abend voraussichtlich einstimmig eine gemeinsame Protestnote.
Bauner: Sicherlich ist die Bonner Politik derzeit keine gute Visitenkarte für die CDU, auch hier in Büdingen. Wir müssen dem Wähler klarmachen, daß es am 7. März nicht um die große Politik geht, sondern um die hausgemachten Probleme. Es geht hier nicht um Fragen des Asylrechts, es geht auch nicht um den Solidarpakt, sondern um die Lebensqualität in Büdingen.
FR: Welche Chancen bleiben denn jetzt noch für die Altstadtsanierung?
Bauner: Das Programm muß jetzt unheimlich gestreckt werden. Vorher gab es ja eine Drittelfinanzierung von Bund, Land und Kommune. Ob das Land weiterhin in dieser Größenordnung fördert, ist noch so eine Frage. Wenn der Kanzleramtsminister nun auch die Länder mit einer Milliarde Mark für den Solidarpakt heranziehen will, dann muß sich auch das Land nach der Decke strecken - und wir haben noch nicht einmal 30 Prozent unseres Sanierungsprogramms realisieren können in den zurückliegenden neun Jahren.
FR: Die Finanzsituation, Herr Kröll, wird immer schwieriger. Die SPD sieht offenbar trotzdem Chancen, das bislang vom Kreis betriebene Hallenbad in städtischer Regie weiterzuführen. Es gab ein Gespräch zwischen der Büdinger SPD- Spitze, dem Landrat und Mitgliedern der Kreistagsfraktion ihrer Partei, in dem eine Kompromißlinie erarbeitet wurde. Der Vorschlag sieht vor, daß der Kreis die Technik des Bades saniert, die Stadt für neue Attraktionen sorgt, Sauna, Mutter-Kind-Zone und Cafeteria sind im Gespräch, und die Einrichtung unter veränderten Bedingungen schließlich erfolgreicher weiterbetreibt.
Kröll: Büdingen nimmt für sich in Anspruch, ein Mittelzentrum zu sein. Da gehören zeitgemäße Einrichtungen dazu. Der Kreis ist derzeit nicht in der Lage, das Hallenbad umzugestalten und für Besucher wieder attraktiv zu machen. Der Kreis hat schon Schwierigkeiten, die technischen Voraussetzungen auf den neuesten Stand zu bringen. Wenn er das nun trotzdem zuzusichern bereit ist, dann sollten wir diese Chance nutzen, hier eine moderne Einrichtung zu bekommen.
FR: Herr Bauner, die SPD ist, ohne sie einzubeziehen, zu einem Kompromißvorschlag gelangt. Ist er trotzdem gut?
Bauner: Wir müssen natürlich, da gebe ich dem Herrn Kröll recht, unserem Ruf als Mittelzentrum gerecht werden. Nun scheint sich eine Lösung anzubieten, die diskutierenswert ist. Wir werden im Magistrat darüber zu beraten haben. Wir müssen nicht unbedingt gleich auf das Angebot des Magistrats draufspringen, es läßt sich aus meiner Sicht noch verbessern. Grundsätzlich glaub ich, daß sich in der parlamentarischen Arbeit eine Mehrheit dafür finden wird, unter bestimmten Voraussetzungen das Hallenbad zu übernehmen, um es Büdingen und der Region zu unterhalten. Die Region, das ist der Punkt nicht nur beim Hallenbad, auch bei anderen Einrichtungen. Die anderen Kommunen müssen sich auch mit einem Beitrag beteiligen. Etwa bei der Musik- und Kunstschule.
FR: Wir haben jetzt lange über Stadtplanung und Stadtentwicklung gesprochen. Das Areal der US-Militärs, das nach und nach geräumt werden wird, spielte in ihren Antworten bislang keine Rolle. Dort gibt es sicherlich Sportstätten. Wie bereitet sich Büdingen auf den Abzug der US-Amerikaner vor?
Kröll: Wir sind in ständigem Kontakt mit dem Bundesvermögensamt, um Liegenschaften für städtische Nutzungen freizubekommen. Ich denke etwa an das Panzerwaschgelände. Das hiesige Müllentsorgungsunternehmen sucht dringend Flächen, da wäre eine Anschlußnutzung sofort möglich. Für Wohnungen haben wir einen erheblichen Bedarf. Eine ganz erhebliche Anstrengung für die Stadt Büdingen würde es natürlich bedeuten, wenn der Bund nur zum Verkehrswert verkaufen wollte. Wir müßten dann überlegen, ob wir sie übernehmen, wenn sie auch ohne unser Zutun im Bestand gesichert wären. Es ist ja auch ein Kindergarten vorhanden. Das als Hubschrauberlandeplatz genutzte Gelände im Auenverbund müßte sicherlich wieder in seinen ursprünglichen Zustand rückversetzt werden. Fraglich ist, ob das Munitionsdepot für eine gewerbliche Nutzung in Frage kommt.
FR: Herr Bauner, wann sehen Sie Chancen, an das Gelände heranzukommen? Bauner: Offiziell ist das Terrain des Munitionslagers freigegeben worden, nur die deutschen Behörden sind offiziell davon noch nicht in Kenntnis gesetzt worden. Ich kann mir vorstellen, daß weder der Bund, noch das Land, die vor uns ihr Interesse geltend machen können, in den Besitz des Munitionslagers kommen wollen. Dann könnten wir zugreifen, es geht immerhin um 4,5 Hektar. Für den Verkehrswert können wir uns das alles allerdings nicht leisten, da hat der Herr Kröll recht. Die Wohnungen werden wir mit Sicherheit in irgendeiner Form als Wohnungen nutzen. Es wird keiner daran denken, diese Blöcke abzureißen. Auch mit dem Kindergarten, der Zahnklinik oder dem Offizierskasino läßt sich einiges anfangen. Größere Flächen wären für Gewerbe, möglicherweise sogar für Industrieansiedlungen interessant. Wann das konkret wird, das ist die große Frage. Eine gewisse Hoffnung knüpfe ich an den neuen US-amerikanischen Präsidenten, der seine Truppen in Europa stark reduzieren will. Büdingen war bislang noch nicht in der Diskussion, kann aber hinein kommen. Einen Vorteil aus der Sicht der Stadt hat die Garnison: Hier ist nur ein verstärktes Bataillon stationiert, aber alle Einrichtungen, die eine Garnison braucht, müssen vorgehalten werden. Das ist aufwendig. Deshalb glaube ich, daß Büdingen in absehbarer Zeit den Status als Garnisonsstadt verlieren wird. Dann müssen wir Gewehr bei Fuß stehen. FR: Sie beide sind nicht nur Spitzenkandidaten Ihrer Parteien bei der Kommunalwahl im März, sondern konkurrieren im Oktober auch in einer Direktwahl um das Bürgermeisteramt. Herr Kröll, warum denken Sie, der bessere Mann zu sein?
Kröll: Das müssen die Wähler beurteilen. Ich habe deutlich gemacht, daß ich zielstrebig an den Dingen gearbeitet habe, die den Bürger interessieren. Es hat sich einiges bewegt. Meine Partei nominierte mich einstimmig, das gibt mir das Rückgrad zu sagen, ich bin eine Alternative. Bauner: Ich werde nur kandidieren, wenn die bürgerliche Seite am 7. März eine Mehrheit erhält. Ich werde abends um 21 Uhr erklären, wie ich mich zu verhalten gedenke. Wenn eine Mehrheit gegen die Ideen eines Bürgermeisters operiert, dann ist es sinnlos, sich aufzureiben. Und für mich persönlich gibt es echte Alternativen. Ich könnte nach zwölf Jahren noch einmal etwas anderes tun.
SANTIAGO DE CHILE, 27. Januar (AFP). "Ruf doch mal an", heißt es jetzt auch in der Antarktis. Touristen, die von einer Telefonzelle von dem eisigen Kontinent aus Verbindung zur Außenwelt aufnehmen wollen, sollten jedoch chilenische Peso im Gepäck haben. Denn die chilenische Telefongesellschaft CTC hat am Dienstag das erste öffentliche Telefon in der Antarktis geschaltet. Aus dem chilenischen Stützpunkt "Teniente Marsh" gehen die Telefongespräche künftig rund um die Uhr via Satellit in die Welt. Umsatz erhofft sich CTC nicht nur von Reisenden, sondern auch von den Angestellten der übrigen Forschungsstationen auf der Antarktis, die unter anderem aus den USA, Großbritannien, Rußland und China kommen.
SULZBACH. Mit einem umfangreichen Programm, das vom Schneidern über indische Kochkunst und Rhetorik bis hin zu Gartengestaltung und Techniken der Meditation aufwartet, lädt der Kulturkreis Sulzbach ein, in den Frühling zu gehen. Speziell für Kinder ist der Kursus von Inge Krohn gedacht, die die Kleinen bei ihrer Entdeckungsreise mit Stift, Pinsel und Farbe begleiten möchte. Jungen und Mädchen, die älter als sechs Jahre sind, können sich T-Shirts nach Wunsch färben, aber auch beispielsweise mit Pappe und Papier kreativ umgehen und dabei spielerisch ästhetische Gesetzmäßigkeiten kennenlernen.
Die Kinder treffen sich von Donnerstag, 25. Februar, an jeweils zwischen 16 und 17.30 Uhr in der Cretzschmarschule. Der Lehrgang kostet 60 Mark, Materialkosten kommen dazu.
Auch bei der Batikmalerei, die ebenfalls von Inge Krohn angeboten wird, gibt es noch freie Plätze. Hübsche Gebrauchsgegenstände wie Krawatten, Tücher, Kissenhüllen und Bilder werden in der alten Technik entstehen. Der Kursus beginnt am Dienstag, 16. Februar, um 19.30 Uhr in der Cretzschmarschule. Wer teilnehmen möchte, muß 60 Mark plus Materialkosten zahlen.
Der Kulturkreis bietet im März auch an zwei Abenden Hilfe zur Selbsthilfe bei Rückenschmerzen an, lädt zu einer Besichtigung der Hoechst AG ein und gestaltet mit seinem Arbeitskreis für Kunst eine Ausstellung im Rahmen der Feier zur Rückverschwisterung mit Pont- Sainte-Maxence. Eine German-English- Friendship-Society lädt zu gemeinsamen Theaterbesuchen, englischen Filmen und Diskussionen ein.
Wer sich näher für die Aktivitäten des Kulturkreises interessiert, kann im Büro an der Hauptstraße 30 vorbeikommen oder sich unter der Telefonnummer 0 61 96 / 7 44 57 informieren. Das Büro ist montags und dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr besetzt. she
WIESBADEN. CDU und FDP bleiben unzufrieden mit dem, was die rot-grünen Landesregierung zur Verbrechensbekämpfung unternimmt. Der FDP-Abgeordnete Jörg-Uwe Hahn sagte am Mittwoch vor dem Landtag, gegen die ansteigende organisierte Kriminalität habe die Regierung "außer öffentlichwirksamem Gerede nichts Konkretes" zu bieten.
Hahn kritisierte, daß nur ein sehr geringer Teil der neuen Polizistenstellen direkt für den Kampf gegen organisierte Kriminalität eingesetzt wird. Hartmut Nassauer von der CDU verlangte weitere Maßnahmen zur Entlastung der Polizei von Routineaufgaben außerhalb der Kriminalitätsbekämpfung.
Nassauer billigte, daß die Polizei in Hessen seit Jahresbeginn nicht mehr alle Verkehrsunfälle an Ort und Stelle aufnimmt (bei einem Sachschaden von weniger als 4000 Mark muß sie nicht mehr anrücken). Er schlug aber einen noch weitergehenden Rückzug der Polizei bei der Aufnahme von Autounfällen vor: Nach CDU-Ansicht reicht es aus, wenn Polizisten sich um Unfälle mit Körperverletzung kümmern. Bei Sachschäden, egal in welcher Höhe, hätten sie sowieso nur eine Funktion zur Beweisaufnahme für die Schadensregulierung und würden so letztlich Aufgaben der privaten Haftpflichtversicherer übernehmen. me
Frau Ilse Hoffmann, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Theresia Löw, Klein-Karben, zum 75. Geburtstag.
Frau Franziska Grund, Burg-Gräfenrode, zum 80. Geburtstag.
Frau Margarete Fischer, Burg-Gräfenrode, zum 73. Geburtstag.
Frau Maria Schmidt, Burg-Gräfenrode, zum 70. Geburtstag.
Frau Elisabeth Menzel, Petterweil, zum 83. Geburtstag.
Herrn Arthur Trzaska, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
FRANKFURT A. M., 27. Januar. In der westdeutschen Metallbranche können 1993 weniger als die Hälfte aller Jugendlichen nach dem Ende ihrer Ausbildung mit der Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis rechnen. Dies hat die Industriegewerkschaft Metall am Mittwoch in Frankfurt publik gemacht. Die IG Metall berief sich auf das Ergebnis einer Umfrage in der Metallwirtschaft, das hochgerechnet ergab: Von den rund 130 000 Jugendlichen, die in diesem Jahr ihre Lehre abschließen, werden nur 50 000 bis 60 000 fest weiterbeschäftigt. Alle übrigen sollen nach meist auf drei bis sechs Monate befristeten Anstellungsverträgen oder sogar unmittelbar nach der Ausbildung entlassen werden.
Nach Angaben der Gewerkschaft sollen in Baden-Württemberg von 4920 jungen Leuten, die durch die Umfrage erfaßt waren, 1557 unmittelbar nach ihrer Abschlußprüfung den Betrieb verlassen. 589 Jugendliche erhalten nur einen befristeten Vertrag und nur 2774 haben die Chance auf ein festes Arbeitsverhältnis. In Bayern sollen der gleichen Umfrage zufolge nur etwas mehr als 40 Prozent fest übernommen werden. Ähnlich wie bei Metall sehe es auch in der Stahlbranche aus, sagte das für Jugend zuständige Vorstandsmitglied Yilmaz Karahasan.
Als besonders drastisch beschreibt die Gewerkschaft die Situation beim Schweinfurter Kugellager-Hersteller Kugelfischer, der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Hier soll von 198 Jugendlichen, die ihre Lehre abschließen, keiner übernommen werden.
"Einer Generation wird die Zukunft genommen", kritisierte Karahasan auch im Hinblick auf die neuen Bundesländer. Nach einer Erhebung der IG-Metall-Verwaltungsstelle in Erfurt sollen dort von 349 Jugendlichen, die in neun Betrieben ihre Ausbildung beenden, 186 nicht übernommen werden. 58 sollen lediglich einen befristeten Vertrag erhalten, 31 werden nur weiterbeschäftigt, wenn sie ihre Heimatregion verlassen. Für 82 Jugendliche ist die Situation noch ungeklärt. Mit vielen Aktionen, Unterschriftensammlungen, Demonstrationen und der Verweigerung von Überstunden will sich die Gewerkschaftsjugend gegen diese Praxis der Betriebe wehren. Die Forderung, ein "Recht auf Zukunft" zu haben, hat vereinzelt schon zu Erfolgen geführt. Gewerkschaftlichen Angaben zufolge gaben die Unternehmen Mercedes-Benz, Adam Opel und Volkswagen die Zusage, alle (oder fast alle) Jugendlichen nach Ende ihrer Lehre zu übernehmen - trotz der Beschäftigungsprobleme in der Automobilindustrie. In einer ersten Reaktion nannte der Arbeitgeberverband Gesamtmetall die Angaben der Gewerkschaft "übertrieben". Tatsache sei jedoch, daß es seit 1991 in der Produktion einen Verlust von 200 000 Arbeitsplätzen gegeben habe. Es sollte "verständlich" sein, daß ein Familienvater seinen Arbeitsplatz behalte und ein Jungfacharbeiter auf den Arbeitsmarkt verwiesen werde. Neuauflage der Garantiezusage
Die IG Metall bestätigte auf Anfrage, daß Vertreter der Wirtschaft in den Gesprächen über den "Solidarpakt" dem Kanzler für die neuen Länder eine Ausbildungsplatzgarantie angeboten haben. Die solle jedoch nicht für den angestrebten Wunschberuf des Lehrstellenbewerbers oder für einen Ausbildungsplatz in der Heimatregion gelten.
Außerdem sei Voraussetzung, daß die bisherige Finanzierung der Ausbildung weitergeführt werde. Da von den rund 90 000 Lehrstellen in Ostdeutschland ein Drittel aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden, sprach die IG Metall von einer "Garantie des deutschen Steuerzahlers".
In den westlichen Bundesländern hatte die Wirtschaft im Jahr 1976 eine Ausbildungsplatzgarantie gegeben. Mit dem Versprechen, jedem Jugendlichen eine Lehrstelle zu sichern, hatte sie dem damaligen Kanzler Helmut Schmidt (SPD) den Verzicht auf eine Lehrstellenabgabe abgehandelt. Mit dieser Abgabe, die alle Betriebe hätten zahlen müssen, hätten überbetriebliche Ausbildungsstätten finanziert werden sollen.
&blt; Neuer Szenenwechsel im MMK
Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, hat am Freitag wieder einen Szenenwechsel, bei dem acht neue Räume vorgestellt werden. Eröffnung um 18 Uhr. &blt; Klavierabend Narumi Shinmura In der Frankfurter Musikhochschule gibt am heutigen Donnerstag Narumi Shinmura von der Klasse Joachim Volkmann einen Klavierabend. 19.30 Uhr. &blt; "Die fröhliche Wallfahrt" Am heutigen Donnerstag um 20 Uhr ist in der Galerie Artelier (Niddastraße 66 in Frankfurt) der 13minütige Super-8-Film "Die fröhliche Wallfahrt" (1991) von Cosima von Bonin zu sehen. &blt; Vorträge Gerhard Deny hält am heutigen Donnerstag in der Stadtteilbücherei Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, einen Vortrag über "Friedrich Nietzsche - Natur und Kunst". Beginn 20 Uhr, ein Gespräch schließt sich an. Im Hörsaalgebäude H 13 der Uni Frankfurt spricht Reinhard Isensee um 10 Uhr über "Suburb und Slum oder Großstadtmotive in der amerikanischen Jugendliteratur". Am Freitag um 19.30 Uhr hält Bernd Sahler im "Dezentral" (Sandweg 131a) einen Vortrag über "Erich Fromm - Die andere Sicht der Revolution"; und um 20.30 Uhr Volkmar Sigusch über "Geschlechtswechsel", Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstraße 13 in Frankfurt. &blt; Traumtänzer im Café Cult Vom 28. bis zum 31. Januar gastieren die "Traumtänzer" mit ihrem Programm "Endlich satt" im Restaurant-Theater Café Cult (Schillerpassage in Frankfurt). Beginn 20 Uhr. Zum Brunch am Sonntag spielt das "Jazz-Sündikat" (11 bis 14 Uhr) und am Montag, 1. Februar, spielt im Café Cult um 20 Uhr das Colin Dunwoodie Quartett aus Glasgow. &blt; Änderungen im Schauspiel Am Freitag, 29. Januar, wird im Schauspiel Frankfurt "Antigone" durch "Katarakt" von Rainald Goetz ersetzt, weil die Schauspielerin Judith Engel krank ist, am Samstag gibt es für "Antigone" keinen Ersatz, doch wird im Nachtfoyer die szenische Collage "Wenn ich einmal der Herrgott wär . . ." nach Texten Karl Valentins gezeigt, Beginn 22.30 Uhr. &blt; Lieberhaberbühne zeigt "Antigone" Im Schauspiel gastiert am Freitag, um 22.30 Uhr, der Bockenheimer Theaterkreis mit einer Aufführung von Jean Anouilhs "Antigone". &blt; Hans Joachim Schädlich liest Im Glückert-Haus in Darmstadt, Alexandraweg 23, liest am heutigen Donnerstag um 20 Uhr auf Einladung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Hans Joachim Schädlich. Der Eintritt ist frei. &blt; Zeichnungen von Graciela Ceconi Im Gästehaus der Frankfurter Uni (Ditmarstraße 4) wird am heutigen Donnerstag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Zeichnungen der Argentinierin Graciela Ceconi eröffnet. &blt; Ausstellung Käthe Kollwitz Im Bürgerhaus Dietzenbach ist unter dem Titel "Ich will wirken in dieser Zeit" noch bis zum 25. Februar eine Ausstellung mit Radierungen, Lithographien und Holzschnitten von Käthe Kollwitz zu sehen. Geöffnet Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstag 12 bis 16 Uhr und Sonntag 14 bis 17 Uhr. &blt; Jürgen Kisch im "Forum" Bis zum 12. Februar zeigt das "Forum" der Frankfurter Sparkasse (Töngesgasse 40) Zeichnungen und Objekte von Jürgen Kisch, der an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und an der Städelschule studierte. Geöffnet Montag bis Freitag von 9.30 bis 17 Uhr. &blt; Tanz aus Frankreich Die französische Compagnie Didier Théron aus Montpellier gastiert vom 29. bis zum 31. Januar sowie vom 3. bis zum 6. Februar im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4. Industrie und Arbeitsalltag sind die Themen in diesem Stück. Beginn jeweils um 20 Uhr. &blt; Neue Musik im Theaterhaus Am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr, veranstaltet das Theaterhaus in der Schützenstraße 12 in Frankfurt, mit dem Hessischen Rundfunk im Rahmen der Reihe "Neue Musik" ein Konzert mit Chris Newman, Komposition und Gesang, und Michael Finessy, Piano. Karten unter (069) / 299 861 10. &blt; Jazz und Bossa Nova In der Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4, spielt am Freitag um 20 Uhr die Gruppe Charles Davies & Captured Moments Jazz-Standards, Bossa Nova und Eigenkompositionen."Entdeckung" in zwei Teilen Das Filmforum zeigt dreistündigen Columbus-Streifen
HÖCHST. Die Eroberung des Paradieses dauerte lang - und auch der gleichnamige Film ist es: Fast drei Stunden läuft der Streifen von Ridley Scott über die "Entdeckung" Amerikas. Das englisch-französisch-spanische Gemeinschaftswerk ist vom heutigen Donnerstag an (20 Uhr) im Filmforum, Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße, bis 3. Februar zu sehen.
Der Film besteht aus zwei Teilen. Der erste erzählt von den Widerständen, gegen die Columbus viele Jahre lang zu kämpfen hatte, um seine Expedition bezahlen zu können. 1492 nach Christus: Columbus referiert vor Gelehrten der spanischen Universität von Salamanca über die Kugelform der Erde. Niemand glaubt ihm. Mächtige Freunde arrangieren für den Seefahrer eine Audienz bei der Königin. Die läßt sich von ihren Beratern überzeugen, daß sie nichts zu verlieren hat - und öffnet ihre Schatzkammer, Columbus' Reise ist finanziert. Der "Entdecker" sticht in See, erreicht die karibischen Inseln, watet an Land. . . . Damit beginnt der zweite Teil des Films, der zeigt, wie Columbus mit der "Zivilisierung" der Indianer beginnt. gre
Koalition drängt bei "Solidarpakt" zur Eile
(Wird fortgesetzt)
(Wird fortgesetzt)
FLÖRSHEIM. Die Ausbeute ist gering. Zwei Stunden stehen Jürgen Kehl und Helmut Schön junior schon in der Falkenbergstraße im Flörsheimer Stadtteil Keramag. 150 Autos sind vor ihrer Nase entlanggerollt, doch die Falle schnappte kein einziges Mal zu: Wer immer auch dort fuhr, hielt sich ans Tempolimit. "Das kommt schon mal vor", beschreibt Kehl die Ausnahme auf fremdem Territorium. Erstmals haben die beiden Hochheimer Hilfspolizisten ihre Meßgeräte in der Nachbarstadt aufgebaut. Der Premiere am Mittwoch vormittag sollen weitere Auftritte folgen. Erster Stadtrat Norbert Hegmann (CDU): "Wir werden jetzt verstärkt kontrollieren."
Um den Fuß vom Gaspedal zu lupfen, machen die Flörsheimer es den Kommunen im Kreis nach. Mit hausgemachten Tempokontrollen, mit abschreckenden Geldbußen, Punkten in Flensburg und Fahrverboten (siehe "Zur Sache") wollen sie allzu flotten Fahrern Vernunft eintrichtern. "Wo 50 erlaubt ist, soll auch nur 50 gefahren werden. Und wo 30 erlaubt ist, darf auch nicht schneller gefahren werden", nennt Norbert Hegmann die Losung seiner Kollegen in den Verkehrsdezernaten der Kommunen im Kreis. Und Flörsheim will dem Club derer beitreten, die ein Meßgerät ihr eigen nennen. Hofheim, Kelkheim, Sulzbach und Hochheim gehören bereits dazu.
Für Hegmann ist die eigene Radarfalle Teil des Konzeptes zur Verkehrsberuhigung. Die Straßen sollen sicherer werden. Und dazu müssen die Autos langsamer fahren. Gut 130 000 Mark will die Stadt Flörsheim sich das Ganze kosten lassen. Das Gerät soll in wenigen Wochen angeschafft werden und dann im Turnus an kritischen Stellen aufgebaut werden. Besonders die Ortseinfahrten hat Hegmann im Visier: "An einigen werden wir eben dauernd blitzen müssen."
Bis aber das eigene Gerät da ist, greift Flörsheim auf Hilfe aus der Nachbarschaft zurück - wie schon Hattersheim und Kriftel. Auch dort stellen die Hochheimer Hilfspolizisten ihr Meßgerät auf. Und in Flörsheim sollen sie auch dann noch kontrollieren, wenn die Stadt eigene Instrumente hat. "Unser Gerät wird ein stationäres sein", erklärt Wilfried Teuwsen, Leiter des Ordnungsamtes. Dafür sollen sogenannte Kontaktschleifen in verschiedenen Straßen fest verlegt, der Apparat mal da, mal dort angeschlossen werden. An den meisten der insgesamt 48 Meßpunkte in Flörsheim kommen aber die "Hipos" aus Hochheim zum Zug.
Und wie oft sollen die zuschlagen? "Diese Woche noch einmal, nächste Woche zweimal und so weiter", läßt sich Hegmann nicht in die Karten gucken. Wo und wann geblitzt wird, soll Geheimnis bleiben. Autofahrer sollen allenthalben auf der Hut sein und die Warnung an den Ortstafeln ernst nehmen: Dort sind seit einigen Tagen Schilder mit der Aufschrift "Radarkontrolle" angeschraubt.
"Wir überlassen eben nichts dem Zufall", sagt Teuwsen. Das gilt besonders für die Messungen. Zwei Metalldübel auf den Bürgersteigen zeigen, wo die Lichtschranke hin muß. Der Fotoapparat steht gut zwölf Meter entfernt. Alles wird laut Teuwsen in einem Protokoll festgehalten. "Das muß vor Gericht Bestand haben."
Stärkstes Beweismittel ist das Foto des Rasers: Im Bild sind nicht nur Auto und Kennzeichen zu sehen, sondern auch Datum, Uhrzeit, Standort des Gerätes und das Tempo des Autos sind festgehalten. Und blitzen können die Hilfspolizisten bei jedem Wetter. Auch nachts: Infrarot- Licht macht's möglich. Ohnehin dürfe kein normaler Blitz verwendet werden, sagt Helmut Schön. Das grelle Licht könne Autofahrer blenden, zu Unfällen und letztlich zu Regreßforderungen führen. Und mit Infrarot gebe es die schönsten Fotos von den Fahrern - "da erkennt man jeden". Auch gleißende Sonne, die sich auf der Windschutzscheibe spiegelt, ist kein Hindernis: "Dann schrauben wir einen Filter drauf", sagt Kehl. Der schluckt die Reflexionen und gibt den Blick frei aufs Gesicht des Fahrers.
Und wie sieht das bei Motorrad-Fahrern mit Helm und Sonnenbrille aus? "Die kriegen wir schon", sagt Schöne. Schließlich kennen die beiden Hilfspolizisten ihre Pappenheimer. Und die gucken meist ganz schön dumm aus der Lederkombi, wenn sie auf dem Radar-Foto deutlich zu erkennen sind. Doch fast am liebsten ist es den Hilfspolizisten, den Leitern der Ordnungsämter und den Verkehrsdezernenten, wenn auf dem 34 Aufnahmen fassenden Film kein einziges Bild gebannt ist - denn dann ist wenigstens keiner gerast. kkü
öhl ATHEN, 27. Januar. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, Hans Stercken (CDU), will sich in der Türkei für eine Lösung im Fall des dort inhaftierten Deutschen Stephan Waldberg einsetzen. Waldberg, ein freier Mitarbeiter des deutschen Privatsenders "Radio Dreyeckland" (RDL), war nach dreimonatiger Untersuchungshaft kürzlich von einem Staatssicherheitsgericht in der südostanatolischen Stadt Diyarbakir zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden, weil er Kurierdienste für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK geleistet haben soll.
Stercken, der am Mittwoch nach einem Besuch in der griechischen Hauptstadt Athen in die Türkei reiste, wird in Ankara unter anderem Ministerpräsident Süleyman Demirel und Staatschef Turgut Özal treffen. Dabei werde er den Fall Waldberg zur Sprache bringen, versicherte Stercken in Athen der FR. Er wolle sich zunächst ein genaueres Bild der gegen den Deutschen erhobenen Vorwürfe machen und sich über die Umstände und den Ablauf des gegen ihn geführten Prozesses informieren. Er hoffe, sagte Stercken, daß es ihm in seinen Gesprächen mit Özal und Demirel gelingen werde, auf eine "Beilegung" des Falles hinzuwirken. Stercken will nach eigenen Worten in Ankara die Möglichkeiten einer "Kulanzregelung" ausloten.
Den Bemühungen um eine Freilassung des Deutschen steht zwar einstweilen der Schuldspruch des Staatssicherheitsgerichtes in Diyarbakir im Wege. Waldberg hat allerdings gegen das noch nicht rechtskräftige Urteil Berufung eingelegt, über die vor dem Kassationsgericht in Ankara verhandelt werden soll. Bis zu diesem Termin in möglicherweise zwei bis drei Monaten wird Waldberg in Haft bleiben müssen. Überdies ist es keineswegs sicher, daß in zweiter Instanz ein milderes Urteil ergeht. Politische Beobachter in Ankara warnen, daß massiver diplomatischer Druck eher zu einer Verhärtung der türkischen Haltung führen könnte.
KREIS GROSS-GERAU. Alkohol am Steuer wird im Kreis in diesen Wochen verstärkt der Kampf angesagt. Unter dem Motto "Liebe Närrinnen und Narren - ohne Führerschein ist das ganze Jahr Aschermittwoch" warnen Polizei, Verkehrswacht, AOK und Kreisverwaltung gemeinsam bei einer neuen Aktion vor dem Fahren unter Alkoholeinfluß. Wem mahnende Worte nicht reichen, den soll die Aussicht auf Kontrollen eines Besseren belehren: Die Polizei will in diesen Wochen verstärkt nach Promille-Sündern spähen. Der erhöhten Sicherheit zuliebe. Denn zur Zeit ist etwa jeder sechste schwere Verkehrsunfall auf Alkoholeinwirkung zurückzuführen. Allein dadurch kamen im Kreis Groß-Gerau 1992 fünf Menschen ums Leben.
Für die verstärkten Kontrollen und Aufklärungsaktionen steht eine Polizeiaktion vom Mittwoch abend. Im Umfeld der beliebten Treburer "Hexenbälle" mit überörtlichem Besucherecho kontrollierten Polizeibeamte und verteilten dabei auch ein von Beamten der Groß-Gerauer Polizeidirektion gefertigtes Flugblatt. Warum, das zeigt schon der Jahresbericht der Polizeidirektion Groß-Gerau: 1992 ereigneten sich kreisweit 302 alkoholbedingte Unfälle. Die Folgen waren: fünf Tote, 50 Schwer- und 90 Leichtverletzte sowie Schaden in Höhe von rund drei Millionen Mark.
Binnen Jahresfrist hatte sich die Zahl der alkoholbedingten Unfälle von 287 (1991) erhöht, allerdings waren es 1990 kreisweit sogar 325 Unfälle unter Alkoholeinfluß gewesen. Nachdrücklich warnt die Polizei daher vor Alkohol am Steuer. Hierdurch verursachte Unfälle seien zudem in aller Regel besonders schwer.
Im Rahmen der gemeinsamen Aktion von Polizei, Verkehrswacht, AOK und Kreis eröffnet am Donnerstag, 4. Februar, Landrat Enno Siehr im Foyer des Kreishauses eine Ausstellung. Sie soll drastisch die Folgen von Alkohol als Volksdroge Nummer eins vor Augen führen. Bis Aschermittwoch ist die Ausstellung im Kreishaus zu sehen, anschließend geht sie auf Tournee durch den Kreis.
Plakate, Aufkleber und Handzettel wie "Alkohol am Steuer - das wird teuer" runden die Aktion ab. Die Kreisverkehrswacht empfiehlt: "Wer Bus, Bahn oder Taxi fährt, der trinkt und feiert unbeschwert." Immerhin - erfolglos scheinen Aufklärungs- und Schwerpunktaktionen nicht zu sein, diese Erfahrung machte die Polizeidirektion in jüngster Vergangenheit. Im Dezember 1992 war ein Schwerpunktprogramm polizeilicher Arbeit der Kampf gegen Alkohol als eine der Hauptursache von Unfällen gewesen - und da wurden rückläufige Zahlen festgestellt worden. Der für Öffentlichkeitsarbeit der Groß- Gerauer Direktion zuständige Dieter Wüst kommentiert: "Die Handzettelaktion, die in der Bevölkerung durchweg positiv aufgenommen wurde, hat wohl den Kraftfahrer am richtigen Nerv getroffen." Jedenfalls sprächen Zahlen und Ergebnisse dafür. So hätten im Dezember 1992 nur 29 Verkehrsunfälle mit Trunkenheit (Dezember 91: 31) der Polizei Arbeit bereitet - in zwei Fällen habe es sich um betrunkene Fußgänger gehandelt. Außerdem hat die Polizei im zurückliegenden Dezember 38 folgenlose Trunkenheitsfahrten registriert, acht weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Richtiges Gewicht erhalten die 92er Zahlen laut Wüst aber erst, wenn berücksichtigt werde, daß die Sonderkontrollen im Dezember '92 im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres nahezu verdreifacht worden seien - von 13 aufgrund zahlreicher Sonderkontrollen auf 37. Dies nähre die Hoffnung, daß sowohl bei Trunkenheitsfahrten als auch Verkehrsunfällen unter Alkoholeinwirkung im Kreis Rückgänge zu verzeichnen seien. Wüst: "Ob diese Hoffnung längerfristig begründet werden kann, wird sich in den nächsten Wochen bis Aschermittwoch zeigen."
Manchmal haben polizeiliche Kontrollen und Aufklärungsmaßnahmen auch ein ungewöhnliches Echo, weiß Wüst zu berichten: Kurz nach Weihnachten 1992 wurde eine Streife alarmiert, auf einer Straße im Kreisgebiet stehe ein Personenwagen mit laufendem Motor und eingeschaltetem Scheinwerfer. Die Beamten sausten hin und fanden hinterm Steuer schlafend einen 33jährigen Mann, der nur mit Mühe geweckt werden konnte. In einer Wachphase erklärte er den staunenden Polizisten, nein, er habe nichts getrunken, sondern nur vier Schlaftabletten eingenommen. Woher dann aber die bei einer Blutprobe bei ihm gemessenen 4,02 Promille stammten, dafür gab es keine für beide Seiten zufriedenstellende Antwort. WALTER KEBER
KRIFTEL. Wenn Grünen-Fraktionsvorsitzender Ingo Mehling über die Krifteler Skandale in den vergangenen eineinhalb Jahren redet, kann er auch heftig werden: Er spricht von der "Beutementalität einer im Grunde genommen abgewirtschafteten und pensionsreifen Generation von Kommunalpolitikern" und von dem immensen Schaden, den Korruption anrichtet: "Wenn man annimmt, daß - auch durch Korruption - öffentliche Bauvorhaben im Durchschnitt um ein Viertel überteuert sind, kommt man alleine in Kriftel auf Verluste von mehr als einer Million Mark, und zwar jedes Jahr."
Die angeblich unerträglichen Ausgaben für Asylsuchende seien, verglichen mit diesen Verlusten, vernachlässigenswert - wenn man bedenke, "was man mit diesen Summen in Sozialpolitik, Wohnungsbau oder Umweltschutz machen könnte".
Auch die Grünen haben nun eine Kandidatenliste: An der Spitze bleibt der Student Ingo Mehling, Zweiter ist der Student Stefan Heil, Dritter der Verlagskaufmann Reymund Dillmann, mit 42 Jahren Senior der Liste. Auf den weiteren Plätzen folgen Silvia Schnitzler, Frank Möhler und Irene Mohr. Die Grünen seien nicht sicher gewesen, überhaupt Kandidaten aufstellen zu können, so Mehling, "aber nach einiger Überzeugungsarbeit ist eine gute Liste zusammengekommen".
Die kommunalpolitischen Ziele der Grünen: Umweltschutz soll bei der Gemeinde-Entwicklung und der Bau-Planung stärker berücksichtigt werden. "Es geht nicht, daß Gewerbeflächen direkt neben Trinkwasserbrunnen ausgewiesen werden", so Mehling. Einen Ausbau der L 3011 und eine Autobahn-Anbindung des Krifteler Gewerbegebietes werde es mit den Grünen nicht geben: Mehr Landschaftsverbrauch, mehr Verkehr und weniger Chancen für die Geschäfte im Ortskern seien zu große Nachteile. "Kriftel 2000" wird dann immer mehr Ähnlichkeit mit Diedenbergen und Wallau haben: "Jeder, der auch nur ein paar Lebensmittel kaufen möchte, muß mit dem Auto nach Hofheim fahren", fürchtet Mehling.
Die Grünen wollen mehr Kindergartenplätze und mehr sozialen Wohnungsbau; sie wünschen einen Jugendbetreuer, "der sich nicht nur um die braven Mittelstands-Jugendlichen kümmert, sondern auch um Randgruppen, und der eine präventive Drogenarbeit betreibt".
Wahlziel der Grünen: mehr als die 6,9 Prozent der Stimmen und zwei Sitze der Kommunalwahl von 1989 zu erreichen - und die absolute Mehrheit der CDU brechen. Dann wolle man mit SPD, FDP oder auch der FWG verhandeln, um in einem wie immer gearteten Bündnis die Regierungspartei abzulösen. md
BAD HOMBURG. Ein weiteres Beispiel dafür, daß es der CDU-FDP-Mehrheit darum geht, mehr Büroflächen zu schaffen denn Wohnraum, sieht SPD-Parteivorsitzender Udo Fröhlich in einer Antwort von Stadtbaurat Wolfgang Weber auf eine Anfrage zum Neubau Hessenring 119.
Seit Wochen hatte sich Fröhlich um eine Auskunft über das Verhältnis ("ein Ungleichgewicht") von Büro- und Wohnraum bemüht, doch aus dem Baudezernat kam nichts. Erst als die SPD für die heutige Stadtverordnetensitzung eine Anfrage stellte, rückte Weber mit den Zahlen raus: Die Quadratmeterzahl für Wohnraum ist um knapp 40 auf 225 gestiegen, die Bürofläche hat sich mehr als verfünffacht (von 113 Quadratmeter auf 580 Quadratmeter). Das Thema Wohnungsbau wird erneut Schwerpunkt des Wahlkampfes sein, den die Bad Homburger Sozialdemokraten morgen im Kurhaus um 19.30 Uhr mit Ministerpräsident Hans Eichel eröffnen.
Spitzenkandidatin Beate Fleige führt als weiteres Beispiel ein Grundstück am Hessenring an, wo im Moment noch ein Einfamilienhaus steht und ein Plakat 2000 Quadratmeter Bürofläche und 400 Quadratmeter Archiv- und Nebenfläche verspricht. Fleige und Fröhlich übereinstimmend: Die Wohnraumzweckentfremdung ist bei dem knappen Neubauland in der Stadt ein Frevel. Ihr Vorwurf an die politische Mehrheit: Sie wirkt aktiv der Umwandlung nicht entgegen. Beispiel: Seit Ende '91 wurden von außen acht Anzeigen gegen Wohnraumzweckentfremdung erstattet, die Verwaltung jedoch "hat keinen einzigen Fall selbst entdeckt". 27 Bauherren, so sagt Fröhlich, haben bei der Stadtverwaltung offiziell die Umnutzung beantragt.
Für die Sozialdemokraten ("Wir sind nicht generell gegen weitere Büros und Arbeitsplätze") fehlt eine synchrone Entwicklung: Wenn schon "en masse" Büros gebaut würden, sollen wenigstens die Wohnungen freigehalten werden. Die Stadt selbst baut schon seit Jahren keine Wohnungen mehr. Und beim beschlossenen Bau von 300 Wohnungen im Glukkenstein-Gebiet - im ersten Bauabschnitt kommt die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GWH zum Zuge -, geht auch nichts voran. Zunächst stoppte das komplette Projekt wegen des Streits um die begrünten Dächer, die die CDU nicht wollte. Jetzt klemmt es offensichtlich wegen des angeblich schwierig zu realisierenden Blockheizkraftwerkes, dem im Bauausschuß ebenfalls einhellig zugestimmt worden war. off
ORTENBERG. Der im Wetteraukreis fest etablierte Jazzclub Ortenberg hat den Tiefschlag des vergangenen Jahres überwunden. Die Frage, wo der Club sein bisheriges Programmangebot fortsetzen kann, scheint geklärt. Auf der Mitgliederversammlung sicherte Ortenbergs Bürgermeister Otto Emrich dem Club seine volle Unterstützung zu. Der Magistrat habe bereits erste positive Stellungnahmen des Bauamtes und der Denkmalschutzbehörde erhalten, um dem Jazzclub den Keller der Burghalle in Lißberg als Clubraum zur Verfügung stellen zu können.
Uli Heck als Vorsitzender und der geschäftsführende Vorstand denken derzeit über Finanzierungsmöglichkeiten nach. Der Keller muß erst mit der nötigen Ausstattung versehen werden. Notausgang und Bühne sind weitere bauliche Vorbedingungen, die in den nächsten Monaten erfüllt werden müssen.
Seitens der Stadt wird nach der Erstellung eines Bauplanes der entsprechende Bauantrag gestellt werden. Der Jazzclub, so Emrich, müsse für die Finanzierung sorgen. Der Vorstand denkt an eine Art Umlage für die Mitglieder, die auch durch Arbeitsleistung erbracht werden kann. Der Jazzclub soll den Keller in eigener Regie führen. In Absprache mit dem Club sind aber auch Veranstaltungen anderer Vereine in den Räumen möglich, versicherte Uli Heck.
So sieht sich der Club in seiner Existenz gesichert und hat für das Jahr 1993 weitere Veranstaltungen geplant. Den Auftakt macht am 12. Februar der "Carneval of Jazz", der als klassisches Angebot die "Barrelhouse Jazzband" und als weitere Gruppe die "Papa's Finest Boogie Band" aus Frankfurt bieten wird, dazu Speisen à la carte und viel Spaß beim Feiern. Die "Papa's Finest Boogie Band" ist bekannt für Rock'n'Roll-Songs im Stil von Fats Domino. HELMUTH SCHIMANOWSKI
Russische Abwertungen
Gäbe es nicht ein Mindestmaß an gemeinsamen Interessen - die Machteliten der Sowjet-Nachfolgestaaten hätten ihre Gemeinschaft längst vergessen. Die Gemeinsamkeit der Interessen reduzierte sich bis vor kurzem darauf, Machtelite bleiben zu wollen, also Reformen über das beherrschbare Minimum hinaus nicht zuzulassen. Inzwischen sind weder die Reformen noch der Rest des Alten, weder Absichten noch Mittel mehr voll beherrschbar. Die Rebellionen der Parlamente in Moskau, Kiew und Minsk sind Symptome: Dort hebt die Nachhut der alten Nomenklatura, aus deren Hinterlassenschaft die parlamentarischen Mehrheiten stammen, zum Widerstand gegen die Regierungen an, die nun auch nicht gerade Vorhut der Modernisierung sind.
Der Sturzflug des Rubel ist ein weiteres Indiz. Die höchste derzeit verfügbare Rubel-Note, der Fünftausender, ist noch knapp neun Dollar wert (Stand vom Dienstag; das kann rasch schlechter werden). Er ist aber der Gegenwert dessen, was Ende 1992 als Durchschnittslohn in der russischen Industrie ausgezahlt wurde. Gegenwärtig verliert der Rubel in einem Monat die Hälfte seines Wertes. Der Kursverfall wird sich rasch beschleunigen, sagen Pessimisten und Realisten übereinstimmend voraus. Mit solchem Spielgeld wirtschaften zu müssen: das ist die politische Ökonomie des Absurden.
Es müßte demnach jedem der neuen Staaten dringend daran gelegen sein, sich vom russischen Fiskus weit und rasch zu entfernen. Der Wunsch ist nicht realistisch. Fiskus, Plan und konkrete Wirtschaftsanlagen waren Gegenstand zentraler Verwaltung und hochbürokratischer Verflechtung. Rohstoffe aus Russisch-Sibirien, Ersatzteile aus Lettland, Spezialisten aus der Ukraine und Kantinen-Obst aus Georgien dirigier- ten Moskauer Apparatschiks in beispiels- weise usbekische Fabriken. Rubel spielten keine Rolle; der Ukas stand höher.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion strebten die regional Mächtigen nach der Verfügungsgewalt über die ihnen zugeordnete Wirtschaft. Nur: Die wechselseitige Abhängigkeit blieb ja. Rohstoffe, Ersatzteile und Obst müssen immer noch aus Gegenden kommen, die nun Ausland sind. Die slawischen Facharbeiter und Spezialisten aber werden allmählich außer Landes getrieben durch jenen Nationalismus, dessen sich die unabhängigkeitsbewußten alt-neuen Machthaber politisch bedienten. Und da der Ukas, der Verwaltungsbefehl, auf Null abgewertet ist, muß nun bezahlt werden.
Es paßte andererseits nicht viel auf den Weltmarkt außerhalb des Wendekreises der Kopeke. Die essentiell russische Währung war das Seil, das die GUS-Ökonomien noch zusammenband; also bestand allseits Interesse daran, den Dachverband beizubehalten. Inzwischen entfällt dieser Grund. Gegen eine Zentralbank mit majorisierendem russischem Stimmrecht haben sich die Republiken indes gewehrt - Einsicht in den Tatbestand, daß das wieder Unterordnung bedeuten müßte. Der Rubel ist Werkzeug des Niedergangs geworden. Doch hinauf zum Weltmarkt, auf jenes andere Niveau der wechselseitigen Abhängigkeit, auf dem die Starken die Schwächeren fleddern, führt noch immer keine Treppe.
Die Ausnahme riecht nach Benzin. Turkmenistan ist am vorigen Freitag aus der GUS ausgestiegen, weil es sich das leisten kann. Turkmenistan ist ein postsowjetisches Erdgas-Scheichtum und hat daher, was "die anderen" nicht haben: Devisen. Erdgas macht frei.
Drei andere nichtrussische Nachfolgestaaten verfügen über ein anderes Druckmittel, um nicht zu behaupten: Erpressungspotential. Sie sind durch den Sowjet-Zerfall Atommächte geworden oder können diesen Status wenigstens simulieren. In Kiew, Minsk und Alma Ata spielt wohl kaum jemand ernsthaft mit dem Gedanken an eine weltpolitische Rolle als Supermacht (Kleinausgabe). Doch dem immer noch mächtigen Moskau können alle drei Ungemach bereiten, indem sie Verträge nicht in Kraft treten lassen, die Präsident Boris Jelzin - demütigenderweise ohne ihre Mitwirkung, aber sie doch festlegend - unterschrieben hat. Belarus und Ukraine setzen das Mittel ein, um dreierlei zu gewinnen: Geld, Gleichberechtigung und jenen Status der internationalen Unabhängigkeit, den sie theoretisch als UN-Mitgründer seit 49 Jahren haben müßten.
Dabei verliert das russische Präsidentenamt zusehends an Gewicht, als wäre es nicht durch die Obstruktion der Gestrigen und Vorgestrigen, die einander aufschaukelnden Unfähigkeiten der Reformer und der Reformgegner, durch den Mangel an institutioneller demokratischer Basis hinreichend geschwächt. Das ist kein Problem der Person Jelzin, sondern eins der Strukturen, genauer: Das Chaos wirkt ansteckend.
Man darf sich wirklich nicht wundern, daß amerikanische Profis aus dem Meinungsforscher-Gewerbe eine weitere Abwertung gemessen haben: Nach dem Putsch von 1991 waren 51 Prozent aller Russen für die Demokratie und 39 Prozent für einen "starken Mann". Jetzt steht es 31:51. Dem Parlament vertraut nicht einmal jeder Fünfte. Doch die Rolle des starken Mannes ist nicht zu besetzen: keine Nennungen. Es gibt allerdings Prätendenten. Sie proben dort, wo sich Extremisten sammeln. Sie brennen auf ihren Auftritt. Ihr Stichwort heißt nicht "GUS". Es heißt "Groß-Rußland".
Strukturausschuß befaßte sich mit der Detailplanung für ersten Schritt zur flächendeckenden Verkehrsberuhigung in den Stadtteilen Erprobungsphase vor ernsthaften Umbauten Festen Zeithorizont hat die Verwaltung noch nicht Von Ulrich Gehring NIDDERAU. Tempo 30 kommt. Die Frage ist nur noch, mit welchem Tempo. Der Strukturausschuß des Nidderauer Stadtparlaments hat sich am Dienstag abend mit der Detailplanung für den ersten Schritt zur flächendeckenden Verkehrsberuhigung in den Stadtteilen befaßt. Ein großer Teil der Wohngebiete soll in dieser Stufe schon als 30-Stundenkilometer-Zone ausgewiesen werden. Zusammen mit dem städtischen Bauamt hat das verkehrstechnische Büro IMB-Plan aus Frankfurt eine Prioritätenliste vorgeschlagen (siehe auch "Zur Sache"). 172 000 Mark teuer würden allein die in dem Konzept vorgeschlagenen "Sofortmaßnahmen". Nach dem Willen von Magistrat und Strukturausschuß sollen aber möglichst die im Etat fürs laufende Jahr vorgesehenen 100 000 Mark ausreichen. Sprich: Die Provisorien werden weiter abgespeckt. Die Stadt orientiert sich bei der Verkehrsberuhigung am Hofheimer Beispiel. Vor ernsthafte Umbauten tritt also nach Auskunft von Baustadtrat Heinz Appel eine ein- bis zweijährige Erprobungsphase. Dabei werden Markierungen sowie Pflanz- und Verkehrsinseln aus "Recyclingmaterialien" in den Straßenraum gerückt, Schilder installiert. Sämtliche Ortsbeiräte werden sich am 9. Februar, die Stadtverordnetenversammlung drei Tage später abschließend damit befassen.
Schilder, die samt Aufstellung rund 30 000 Mark kosten sollen, sind laut Appel bereits geordert. Schon im Frühjahr soll der Probelauf beginnen, währenddessen Anlieger(innen) noch Einfluß auf die Umgestaltung ihrer Straßen nehmen können. Der große Brocken an Ausgaben, mit dem die Verkehrsberuhigung später steinerne Realität wird, fällt nicht vor 1994 an. Zusammengerechnet ergeben die Positionen der "überschläglichen Kostenermittlung" (einschließlich "Sofortmaßnahmen") zusammen eine Größenordnung zwischen 610 000 und 750 000 Mark zu Preisen von 1992.
Einen festen Zeithorizont hat die Verwaltung dabei aber nicht, hängt sie doch davon ab, wie sich die künftige Stadtverordnetenversammlung zur geplanten flächendeckenden Verkehrsberuhigung stellt.
Bevor sie Geld lockermachen, werden die voraussichtlich vielen neuen Volksvertreter(innen) sich erst über die bereits vorhandenen Konzepte kundig machen müssen.
Im Vorwort zu der vom Strukturausschuß bis auf ein paar Einzelheiten befürworteten Detailplanung bekennt sich IMB-Chef Rüdiger Storost zu einer Umsetzung, die die wechselseitigen Auswirkungen der Eingriffe berücksichtigt.
In jedem Stadtteil wurde so zunächst eine Beruhigungszone definiert, in Ostheim und Windecken deren zwei.
Grundsätzlich sollen künftig die Eingangsbereiche umgebaut werden, also die Stellen, an denen Straßen aus den Zonen in die sogenannten Grundnetzstraßen einmünden, auf denen weiterhin mit bis zu 50 Kilometern die Stunde gefahren werden darf. Durch Aufpflasterung oder Verengung soll an diesen Stellen die "Ungleichrangigkeit" der aufeinanderstoßenden Straßen erkennbar werden.
Mit "erkennbar" ist in der Regel "spürbar" gemeint: Die Eingangssituation selbst soll zum Reduzieren der Geschwindigkeit "zwingen".
Bei allzu großzügig ausgebauten Kreuzungen oder Mündungen wie etwa von der Eugen-Kaiser-Straße in die Bundesstraße 45 beim jüdischen Friedhof Windecken oder beim Zusammentreffen der Hanauer mit der Wiegen- und der Marköbeler Straße in Ostheim muß nach Storosts Detailplan die gesamte Knotenpunktsfläche mittelfristig mit recht großem Aufwand umgestaltet werden.
Das, wie gesagt, ist die Umbauphase, die frühestens 1994 beginnt. Soll sie nach Plan realisiert werden, setzt dies voraus, daß die im Stadtbauamt vorhandene Skepsis gegenüber Schwellen und Aufpflasterungen nicht doch noch die Oberhand behält.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt soll laut Appel lediglich an einer Stelle schon zum Pflasterstein gegriffen werden, an der "Hochmühle", der Windecker Ortseinfahrt von Ostheim her.
Hier ist vorgesehen, den Bürgersteig entlang der nördlichen Landesstraßen- Seite über den Mündungsbereich von Ebertstraße und Freiligrathring durchzuziehen, so daß er für einbiegende Fahrzeuge als Schwelle wirkt.
Die 100 000 Mark im Haushalt 1993 sollen möglichst auch noch für kleinere Verbesserungen und Ausschilderungen am örtlichen Radwegenetz der Stadt reichen. Unabhängig davon, ob nächstes Jahr schon Pflaster- und Pflanzarbeiten für eine endgültige Umsetzung der ersten Tempo-30-Bereiche beginnen, will die Stadt 1994 und eventuell noch '95 die restlichen Zonen überplanen lassen, darunter Gebiete wie "Allee-Mitte" oder "-Nord".
Der Kreis verweigert weiter Sozialhilfe Trotz Kasseler Richterspruch keine Unterstützung für Flüchtlinge aus Bosnien Von Regine Schlett HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. Bosnische Flüchtlinge, die bei Verwandten in Deutschland Zuflucht finden, haben ein Recht auf Sozialhilfe. So lautet zumindest der Tenor eines Beschlusses des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs in Kassel, der vergangene Woche einer bosnischen Frau und ihrer Tochter aus Kelkheim diesen Anspruch zugestand. Für die Verantwortlichen im Main- Kinzig-Kreis, die seit Beginn des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien die Unterstützung dieser Menschen mit Sozialhilfe überwiegend verweigern, ist dies jedoch kein Grund zum Umdenken: "Unsere Position bleibt unverändert", sagt Pressesprecher Heiner Sülzer. Wie der Kreispressesprecher erklärt, werde der Landratsamt auch weiterhin Sozialhilfeanträge bosnischer Flüchtlinge ablehnen. "Wir beschränken uns auf Einzelfallhilfe", sagt Sülzer. Das heißt, daß die Verwaltung meist nur die Krankenversorgung bezahlt. Auch an der Begründung hat sich nichts geändert: "Die finanzielle Situation des Kreises läßt das nicht zu", sagt Sülzer. Zwar zahlen auch andere Kommunen, die hohe Schulden haben, wie beispielsweise die Stadt Offenbach, Unterstützung. Der Main-Kinzig-Kreis folgte jedoch bisher der Argumentation, die das Bundesverwaltungsgericht in einem Urteil aus dem Jahr 1990 formulierte: Die Flüchtlinge, so die zynische juristische Begründung, mit der seitdem staatliche Hilfe versagt wird, kämen nur, um in Deutschland Sozialhilfe zu beziehen oder nähmen dies zumindest billigend in Kauf.
Dieser Argumentation hat zunächst im November das Verwaltungsgericht Frankfurt, und nun in zweiter Instanz auch der Hessische Verwaltungsgerichtshof, einen Riegel vorgeschoben. Angesichts der bekannten Umstände im ehemaligen Jugoslawien, erklärten die Frankfurter Richter, sei davon auszugehen, daß die Flüchtlinge in erster Linie zum Schutz ihres persönlichen Überlebens kommen. Andere Vermutungen seien "lebensfremd". Nachdem der Main- Taunus-Kreis Beschwerde eingelegt hatte, bestätigte die höhere Instanz diese Entscheidung "in vollem Umfang". Zwar handelt es sich nicht um ein Urteil in einem Hauptsacheverfahren, sondern lediglich um eine Entscheidung im Eilverfahren, doch Hans-Joachim Höllein, Pressesprecher beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof, geht davon aus, daß "andere Eilanträge ähnlich entschieden" werden. Zu berücksichtigen sei bei dem Fall aus dem Main-Taunus-Kreis jedoch, daß eine Frau den Antrag gestellt hatte, für die vor dem Hintergrund der Massenvergewaltigungen im Kriegsgebiet verschärfte Fluchtgründe gelten.
Der Main-Taunus-Kreis zog aus dem Beschluß bereits Konsequenzen. "Wir zahlen jetzt allen bosnischen Flüchtlingen Sozialhilfe", versichert der erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler.
Der Main-Kinzig-Kreis verschließt sich solchen Einsichten. Bisher hat die Verwaltung nach Angaben Sülzers rund 750 000 Mark aus dem Sozialhilfetopf für bosnische Flüchtlinge ausgegeben, die überwiegend in die Krankenversorgung anfielen. Wie teuer die Gewährung von Sozialhilfe den Kreis kommen würde, "läßt sich nicht feststellen", sagt er. Daß die Flüchtlinge wirklich nur in Notfällen den Staat um Hilfe bitten, deutet ein Vergleich an: Nach Schätzungen der Hanauer Ausländerbehörde lebten vergangenen Herbst rund 450 Bosnier in Hanau, die im Besitz einer Duldung waren. Nur 20 Bosnier aus Hanau haben nach Sülzers Angaben derzeit Sozialhilfe beantragt. Kreisweit liegen 56 Anträge vor. Nur dreien, so der Pressesprecher, sei aufgrund "besonderer Härten" stattgegeben worden. Von den 49 abgelehnten Fällen hätten vier Widerspruch eingelegt. Eine bosnische Familie, die der Hanauer Helferkreis für Flüchtlinge und Asylbewerber betreut, will nun ebenfalls einen Eilantrag stellen. Ihr Rechtsanwalt Lutz Meißner aus Frankfurt, der noch weitere Mandanten aus dem Raum Hanau berät, schätzt die Chancen aufgrund der neuen Rechtsprechung gut ein. Er weiß jedoch auch um die Nöte der Städte und Kreise: "Die Situation ist ungemütlich", sagt er.
Dennoch, so kommentiert auch Willi Hausmann vom Hanauer Helferkreis den Beschluß der Kasseler Richter, wird nun zumindest den Menschen geholfen, die größtenteils unter unzumutbaren Verhältnissen bei Verwandten unterkommen müssen. Deren Not hat auch bisher niemand bestritten, nur fühlte sich keiner für die Probleme zuständig. Dieser "Regelungsbedarf", formuliert es Gerd Mehler, war auch der Grund, warum der Main-Taunus-Kreis bis vor den Verwaltungsgerichtshof zog. "Wir wollten Land und Bund unter Druck setzen", sagt er.
Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. Eine neugebildete Bürgerinitiative sieht einen Rechtsruck im Hintertaunus und will dagegen Zeichen setzen. Seite III OBERURSEL. Podiumsdiskussion: Gymnasiasten fühlten Bundestagsabgeordneten auf den Zahn. Seite VI KULTURSPIEGEL TAUNUS. Nebensächlich: Das Kulturforum der SPD in Friedrichsdorf mit Peter Glotz enttäuschte.
BAD HOMBURG. Schlechte Aussichten für das "Wahlkampf-Fairneß-Abkommen", das die Bad Homburger Grünen den anderen demokratischen Parteien und der Wählergemeinschaft FHW vorgeschlagen haben: Nur die FHW kündigte bisher an, zur Unterzeichnung des Fünf- Punkte-Abkommens am Samstag zu erscheinen - und auch nur dann, wenn der Vorstand am Freitag abend zustimmt. Dagegen kritisierte CDU-Chef Bernd Hamer die Einladung als "durchsichtigen Propagandatrick".
Die Bad Homburger Grünen hatten am Montag vorgeschlagen, mit dem Fairneß- Abkommen einen sachlichen, respektvollen Wahlkampf zu vereinbaren. Es sei zu befürchten gewesen, daß beispielsweise die Asylfrage und die Ausländerkriminalität zu Wahlkampfthemen gemacht würden, begründete Grünen-Stadtrat Dieter Kraft den Vorstoß.
Hamer polterte daraufhin, für "Wahlkampfmätzchen" sei die CDU nicht zu haben. Die Christdemokraten in Bad Homburg hätten solche Abkommen noch nie nötig gehabt, weil für sie "die Fairneß im Wahlkampf eine Selbstverständlichkeit" sei. Zudem, so Hamer weiter, müßten sich die Grünen zunächst dafür entschuldigen, daß sie "in den letzten Monaten das Klima in der Stadtverordnetenversammlung vergiftet" und deren Vorsteherin Maria Scholz beleidigt hätten.
Für die SPD ist es nach den Worten ihres Vorsitzenden Udo Fröhlich "zumindest fraglich", ob Fairneß-Abkommen nützlich seien. Fröhlich warf den Grünen außerdem vor, in der jüngsten Ausgabe ihrer Zeitung "Grüner Stadtbote" die anderen Parteien ohne konkreten Anhaltspunkt der Korruption zu verdächtigen. Im "Stadtboten" rügen die Grünen die "Große Klärschlammkoalition in Ober-Erlenbach" und werfen CDU, SPD und FDP indirekt "sizilianische Politik" vor, mit der die "private Kasse der Abwassermafia" gefüllt werden solle. Fröhlich: "Wir wollen lieber die Fairneß nach den Taten beurteilen und nicht nach der Papierform."
FDP-Chef Udo Grobba sagte aus zwei Gründen ab: Erstens könne er aus Zeitmangel nicht zur Unterschrift am Samstag kommen. Zweitens: "Wir haben immer fairen Wahlkampf geführt. Wir brauchen keine Abkommen." Im übrigen seien solche Fairneß-Vereinbarungen noch nie zum Tragen gekommen.
Auch FHW-Vorstandsmitglied Klaus Freund hält es im Grunde für "abstrus, selbstverständliche Dinge noch extra festzulegen". Er findet aber den Inhalt des Abkommens in Ordnung. ill
SULZBACH. Die Ägypterin Chérifa Magdi liest heute, Donnerstag, aus drei ausgesuchten Werken, um arabische Literatur von Frauen vorzustellen. Zwischen den Kapiteln spielt Riad Kheder orientalische Weisen auf der Laute. Die Lesung mit Musik, die der ökumenische Literaturkreis gemeinsam mit dem Gemeindevorstand veranstaltet, beginnt um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus, Platz an der Linde 4. Der Eintritt ist frei.
Chérifa Magdi lebt seit mehr als 30 Jahren in der Bundesrepublik. Sie studierte Islamwissenschaften und Germanistik und arbeitet heute als Übersetzerin und Publizistin in Frankfurt. Hauptthema ihrer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit dem traditionellen Frauenbild in den islamischen Gesellschaften. she
Die Treffen der "Republikaner" in der Gaststätte "Zum Schlüssel" sorgen für Wirbel Brauerei und Besitzer pfeifen Pächterin zurück Auch die Gemeinde Großkrotzenburg macht Front Von Astrid Ludwig GROSSKROTZENBURG. Das Treffen des Kreisverbandes der rechtsextremen "Republikaner" am vergangenen Wochenende in der Großkrotzenburger Gaststätte "Zum Schlüssel" hat in der Gemeinde für erheblichen Wirbel gesorgt. Sowohl die Verwaltung als auch der Besitzer der Gaststätte und die Seligenstädter Glaabsbrauerei, die einen Generalpachtvertrag besitzt, suchen nach Möglichkeiten, Einfluß auf die Unterpächterin zu nehmen. Eigentümer und Kommune sähen den Vertrag am liebsten gekündigt. Nach Beobachtungen des örtlichen "Aktionsbündnis gegen rechts" treffen sich die Reps nicht erst seit dem Wochenende in dem traditionsreichen Lokal. Wie die FR bereits berichtete, kam es am späten Freitag abend vor der Wirtschaft "Zum Schlüssel" zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Ortsansässigen und Angehörigen sowie Besuchern der Wahlkampfveranstaltung der "Republikaner". Während der zu den Reps gewechselte frühere SPD-Oberbürgermeister von Würzburg, Klaus Zeitler, seine Zuhörer im Saal auf den 7. März einschwor, verwehrten Parteigänger mit Hilfe eines Rottweilers und eines Schäferhundes Jugendlichen der Gemeinde den Zugang zum "Schlüssel". Eine Zivilstreife der Polizei war bereits seit Beginn der Veranstaltung vor Ort, eine Streifenwagenbesatzung folgte, die die Kontrahenten anschließend trennte.
Wie Mitglieder des "Aktionsbündnisses gegen rechts" anschließend schilderten, treffen sich die "Republikaner" bereits seit einem halben Jahr in der Gaststätte. Um nicht aufzufallen, stellten die Mitglieder, meist Auswärtige, ihre Autos in der weiteren Umgebung ab und kämen zu Fuß zu dem Lokal. Die Polizei bestätigte, daß auch diesmal die Besucher der Wahlkampfveranstaltung schriftlich vom Kreisverband eingeladen worden waren. Eine öffentliche Ankündigung gab es nicht. Die Rechtsextremen hatten die Polizei von ihrem Treffen am Freitag abend informiert, woraufhin diese eine Zivilstreife schickte. Schon früher hatten Angehörige der Grünen und des Aktionsbündnisses versucht, sich Zugang zu einer der Veranstaltungen zu verschaffen, wurde jedoch von den "Republikanern" hinausgeworfen. Seitdem informieren sich die Mitglieder über Telefonketten über die Ankunft der Rechtsextremen. Das Treiben im "Schlüssel" wird von der Gemeindeverwaltung mit Mißfallen beobachtet. Der parteilose Bürgermeister Klaus Reuter hat sich bereits mit dem Lokalbesitzer, den Grünen und dem Aktionsbündnis verständigt, um nach Möglichkeiten zu suchen, den Treffen ein Ende zu setzen. Gemeindebürger hätten sich schon an ihn gewandt, doch bisher sieht er keine rechtliche Handhabe. Reuter: "Die meisten der Republikaner kommen von außerhalb und bringen die ganze Gemeinde durcheinander." Allerdings wohnt der stellvertretende Kreisvorsitzende der Rechtsextremen in Großkrotzenburg. Im Zentrum der Kritik steht die Leipzigerin Beate Eckhardt, die die Gastwirtschaft von der Generalpächterin, der Glaabsbrauerei, übernommen hat. In einer Unterredung mit den Seligenstädtern und dem Schlüssel-Besitzer, die kurz nach dem Reps-Treffen stattfand, soll sie sich stur gestellt haben. Gegenüber der FR erklärte die Pächterin kurz angebunden, sie müsse keine Rechenschaft ablegen, und es interessiere sie nicht, ob darüber in der Gemeinde diskutiert werde.
Der Besitzer selbst ist über das Treffen der "Republikaner" empört. "Ich will mit denen nichts zu tun haben", sagt er. 1932 habe die SA die Traditionswirtschaft seiner Eltern als Parteilokal nutzen wollen. Seine Familie habe dies damals abgelehnt und Repressalien und Schikanen in Kauf nehmen müssen. Er selbst sammelt und verteilt Kleider für Asylbewerber. "Das paßt doch nicht zusammen." Der Besitzer denkt an Kündigung des Pachtvertrages. Er möchte schon seit geraumer Zeit den "Schlüssel" verkaufen.
Auch die Brauerei als Hauptpächterin will nach den Worten ihres Verkaufsleiters Michael Rupp "nicht mit der Schönhuberpartei in Verbindung gebracht werden". Glaabsbräu werde Maßnahmen ergreifen. "Das Ganze läuft ohne unser Wissen und ist gegen unsere Auffassung." Rupp will Einfluß auf die Unterpächterin nehmen und sie notfalls unter Druck setzen. "Wir wollen Bier verkaufen und keine Politik machen", sagt Rupp. "Radikale Parteien bleiben bei uns draußen."
Inwieweit Einigung mit der Pächterin erzielt werden kann, ist offen. Beide Pachtverträge enthalten bezüglich politischer Veranstaltungen keine Klausel. Insofern entfällt eine vertragswidrige Nutzung als juristische Handhabe. Allenfalls eigentumsrechtliche Ansprüche könnten unter Umständen geltend gemacht werden, weil die Nutzung eingeschränkt oder spätere Aussichten auf Verpachtung oder Verkauf sich verringerten. Ein Hanauer Rechtsanwalt schätzt die Aussichten jedoch als gering ein. Die Gemeinde könne allenfalls über ihr Gaststätten- und Konzessionsgenehmigungsrecht aktiv werden. Obwohl die "Republikaner" seit 1989 in Hessen vom Verfassungsschutz beobachtet werden und auch der Bundesinnenminister 1992 die Anweisung zu einer bundesweiten Observation gab, sei die Partei zugelassen und ein Treffen der Mitglieder nicht illegal.
Der Kreisvorsitzende der rechtsextremen Partei, Bert-Rüdiger Förster, schäumt vor Wut nach dem Vorfall am Wochenende: In einem Leserbrief im "Hanauer Anzeiger" schreibt er von "Berufsdemonstranten und Krawallmachern oder Magistraten und Gemeindevorständen, welche uns ständig die Versammlungsräume verweigern". In Freigericht und Hanau haben die Kommunen seiner Partei Räume verwehrt. Förster, offensichtlich um ein "Law-und-Order-Image" bemüht, droht damit, daß die Verwaltungsgerichte die Kommunen schon wieder auf den Boden der Verfassung zurückholen würden.
ERLENSEE. Rund um die Schulen und Kindertagesstätten sollen "Tempo-30-Zonen" eingerichtet werden. Das fordert die Fraktion der Grünen in einem Antrag zur Gemeindevertretersitzung, die am heutigen Donnerstag, 28. Januar, ab 19.30 Uhr im Rathaus stattfindet.
Auch zwei weitere Anträge befassen sich mit Verkehrsfragen: Die SPD wünscht einen Zebrastreifen in der Langendiebacher Straße, die Grünen eine Absperrung auf dem Bürgersteig vor der Kita Friedrich-Ebert-Straße. az
WESTKREIS OFFENBACH. Am Sonntag, 31. Januar, sind wieder viele Narren auf den Beinen. Die Karnevalisten aus Egelsbach, Erzhausen, Langen und Roßdorf vereinigen sich um 10.11 Uhr am "Treffpunkt Airport", um den Flugplatz Egelsbach zu stürmen.
Am Abend zuvor, am Samstag, 30. Januar, haben in Dreieich Gardemädchen und Elferräte alle Hände voll zu tun. Der Italienische Carneval Club (ICC) lädt um 20 Uhr zu einer Gala-Sitzung ins Bürgerhaus Sprendlingen ein. Die Karnevalisten von der SG Götzenhain starten in ihrer Turnhalle (Frühlingsstraße) in die närrische Kampagne: Ihre erste Fremdensitzung beginnt um 20.11 Uhr. dac
Mit ihren Vorschlägen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Frankfurts Hilfspolizistinnen ist das Frauendezernat im Magistrat auf Widerstand gestoßen. Eine entsprechende Vorlage aus Margarethe Nimschs Dezernat hatte Ende 1992 Personaldezernent Achim Vandreike zurückgewiesen. Die jetzt vorliegende "überarbeitete" Beschlußfassung wird nach Erwartung von Lothar Schäfer, persönlicher Referent Vandreikes, in der kommenden Magistratssitzung am 1. Februar verabschiedet werden.
Der Bericht faßt die Ergebnisse dreier Untersuchungen zusammen, mit denen das Frauenreferat die spezifischen Arbeitsbedingungen dreier typischer Frauenberufe feststellen wollte. Gegenstand dieser Untersuchungen sind die Hilfspolizistinnen, die Beschäftigten in den Stadtbüchereien und die Wärterinnen in Bedürfnisanstalten. Zugleich wurden Vorschläge zur Verbesserungen der Arbeitsbedingungen erarbeitet. Als solche nennt die Neufassung für Hilfspolizistinnen unter anderem eine Sommeruniform aus leichtem Stoff, welche bereits im Zusammenarbeit mit der Schule für Mode und Gestaltung realisiert wird. Neben Fortbildung, "Streßbewältigung und Kommunikationstraining" wird für Dienstgruppenleitungen und deren Stellvertretungen "eine modische Überarbeitung der Uniformen" alle fünf bis zehn Jahre - "im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel" - angeregt. Die Arbeitstaschen sollten durch "handlichere Modelle" ersetzt, in einem "gewissen zeitlichen Rhythmus eine Farb- und Stilberatung angeboten werden".
Die ursprüngliche Forderung nach kostenloser Vergabe von "Sonnenschutzcreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor" für die im Außendienst tätigen Frauen findet sich in der Neufassung nicht mehr.
Die Forderung Vandreikes nach "Überarbeitung" der Erstfassung nennt sein Referent eine "normale Abstimmung in der Verwaltung". Gleichwohl hätten einige Forderungen "Verblüffung" ausgelöst. So habe das Frauenreferat bei der Forderung nach Vergabe von Sonnenschutzcremes nicht nur die "Kostenrelevanz" mißachtet. "Auch die Männer vom Stadtreinigungsamt versehen ihren Dienst nicht hinter kolorierten Scheiben", erklärt Schäfer die ablehnende Haltung seines Dezernenten. sar
(Siehe Kommentar auf Seite 20)
Frau Klara Ott aus Hanau zum 90. Geburtstag am Donnerstag, 28. Januar.
Herrn Luitpold Levinger aus Nidderau- Heldenbergen, zum 80. Geburtstag, am Donnerstag, 28. Januar.
Herrn Ernst Richter aus Dörnigheim zum 85. Geburtstag am 28. Januar.
SPD-Ortsverein trifft sich MAINTAL: Der SPD-Ortsverein Maintal-Bischofsheim veranstaltet am morgigen Freitag, 19 Uhr, im Colleg der Maintalhalle in Dörnigheim, Berliner Straße, seine Jahresversammlung. Auf der Tagesordnung steht unter anderem auch die Neuwahl des Vorstandes.
MAINTAL. Die Hobbythek, Erwachsenen-Bildungseinrichtung der evangelischen Kirchengemeinde Maintal-Dörnigheim, wird ab Montag, 1. Februar, ihre Winterferien beenden. Das neue Veranstaltungsprogramm gibt es kostenlos, entweder direkt in der Geschäftsstelle im Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, oder per Post nach telefonischer Anfrage unter der Nummer 0 61 81 /49 41 16.
Die meisten Kurse starten Mitte Februar mit Ausnahme aller Nähkurse, die bereits am Dienstag, 2. Februar, beginnen. "Es gibt jeweils noch freie Plätze", teilt Hobbythek-Leiterin Gisela Fliedner mit, Auskunft gibt es unter der Nummer 0 61 81 / 44 12 95 direkt von der Kursleiterin. Schließlich weist Fliedner noch auf den nächsten Kursus zur Geburtsvorbereitung für werdende Eltern hin, der vom 2. März bis 4. Mai angeboten wird.
Telefonische Anmeldungen sind bis Sonntag unter der Nummer 0 61 81 / 49 33 06 und ab Montag unter 49 41 16 möglich. pom
Die Furcht vor den Baggern der Zementfabrik bleibt Wiesbaden weist bei Elm statt eines großen fünf kleine Naturschutzgebiete aus / Ökologie und Arbeitsplätze Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN. Die Entscheidung über das seit Anfang der 80er Jahre geplante Naturschutzgebiet (NSG) rings um Eberts- und Escheberg bei Elm ist gefallen. Allerdings keine, die orstansässige Naturschützer und Bürger auch nur im geringsten beruhigt. Im Gegenteil - was sie seit jeher fürchten, tritt nun ein. Statt des noch 1986 von Wiesbaden avisierten Schutzstatus für das rund 400 Hektar großes Areal zwischen Elm und Hutten werden nun lediglich fünf Miniaturzonen als NSG deklariert, insgesamt knapp 74 Hektar. Trotz des Protestes von Stadt, Ortsbeirat und den sogenannten 29er-Verbänden soll die Ausweisung der "Kernbereiche" nach Angaben des Jordan- Ministeriums noch im Februar erfolgen. Ihr Verbund werde jedoch nach wie vor geprüft. Für die Elmer ist diese kleine Lösung jedoch "völlig unbefriedigend". Der Grund: Für die wegen ihrer seltenen Flora und Fauna wichtigen Hanglagen entlang der alten Elmer Bahnlinie interessieren sich nicht nur Ökologen. Der oberhalb liegende Wald ist auch für den Wiesbadener Zementhersteller Dyckerhoff ein wertvoller Schatz. Denn dort lagern nach Schätzungen rund 50 Millionen Tonnen bester Muschelkalk, die sich Dyckerhoff bereits in der 60er Jahren via Pacht und Kauf für einen späteren Abbau reserviert hat. Seit die Familie Brandenstein dort dem Unternehmen etliche Hektar Land abgetreten hat, geht in Elm die Angst um, daß Dyckerhoff derlei Pläne realisieren könnte.
"Die Grabungsabsicht besteht nach wie vor", bestätigt der Firmengeologe Helmut Eisenlohr. Konkrete Zeitvorstellungen lägen jedoch nicht auf dem Tisch. Noch sind die riesigen Steinbrüche im Wiesbadener Vorort Amöneburg nicht erschöpft, Elm dient als Sicherheit für den Fall der Fälle.
Ohnehin glaubt man bei Dyckerhoff, daß die Grabungsabsichten bei Schlüchtern den Naturschutz "nur am Rande" tangieren würden. Innen buddeln ohne die ökologisch wertvollen Randzonen zu berühren, lautet die Devise.
Dieser Meinung scheint man auch beim Land zu sein: "Die Integrierbarkeit der von der Firma Dyckerhoff zur Rohstoffsicherung benötigten Abbauflächen in das geplante NSG wird auch von hier aus nicht bezweifelt", heißt es in einem Schreiben des Umweltministeriums vom April 1992.
"Falls der Kalkabbau unumgänglich ist, würde auch eine Verordnung nichts nützen", bestätigt Forstrat Thomas Mecke vom Darmstädter Regierungspräsidium (RP), der die Ausweisung des NSG "Halbtrockenrasen bei Elm und Hutten" betreibt. Dann gelte es, "Naturschutzinteressen und das Wohl der Allgemeinheit gegeneinander abzuwägen". Zumal in diesem Fall das Bergrecht greift, daß bekanntermaßen mehr Wert auf die Sicherung von Arbeitsplätzen legt.
Dennoch: Mecke ist zunächst mit der geschrumpften Lösung zufrieden. "Sie ist ein erster Schritt", weitere Kernzonen sollen ebenfalls unter Schutz gestellt werden. Dieser Ansicht ist man auch im Umweltministerium. Die wirklich schutzwürdigsten Areale bei Elm seien nun gesichert, neue Gutachten für Folgeverordnungen bereits in Auftrag gegeben. Die Gebiete zwischen den Kernzonen seien nicht so wertvoll, außerdem bestehe für betroffene Privatwaldgebiete ein vorerst auf sechs Jahre ausgelegter Vertragsnaturschutz. Noch im November 1986 war das Umweltministerium ganz anderer Ansicht gewesen. Um den dräuenden Kalk-Vorrang auszuhebeln, war "die Sicherstellung der großen Lösung beabsichtigt". Vor allem auch der oberhalb des Ebertsberges liegende Buchenwald sollte als NSG deklariert werden. Dies hielten auch die Gutachter "für notwendig und sinnvoll", die im März 1991 vom RP mit einer Studie über das "zunächst in einer Größe von zirca 250 Hektar geplanten NSG Ebertsberg, Escheberg und Seumerts bei Elm" beauftragt wurden. Privatforst gesichert Im Verlauf der Untersuchung, heißt es in der Einleitung, "entschied sich der Auftraggeber, von diesem großflächigen Konzept abzuweichen" und den Privatforst des Constantin von Brandenstein- Zeppelin durch Vertragsnaturschutz zu sichern. Er gelte nun auch für die Waldgebiete, die nicht als NSG ausgewiesen werden sollten. Deren "hohe Schutzwürdigkeit" ist aus Gutachter-Sicht "eindeutig" belegbar: "Die vorliegende Abgrenzung ist somit als Ergebnis einer politischen Entscheidung anzusehen."
Daß die Brandenstein'schen Wälder dabei eine wichtige Rolle gespielt haben, geben Eigner und RP ohne weiteres zu. "Die ursprüngliche Planung hätte 80 Prozent meines Besitzes tangiert", betont von Brandenstein. Wohl auch deshalb habe das RP "mitten im Verfahren die Gutachter zurückgepfiffen".
Doch durch den Vertragsnaturschutz seien die Flächen, so die Darmstädter Behörde, "ganz in unserem Sinne" sichergestellt. Brandenstein selbst sagt hingegen, "daß ein Vertragsschutz nicht die Radikalität einer NSG-Verordnung beinhaltet". Schon, weil Teile des Waldes dennoch wirtschaftlich genutzt werden könnten.
Pikant ist dabei nur, daß nun sowohl das Land Geld für den Naturschutz des Areals bezahlt als auch Dyckerhoff Pacht für die darin gelegenen Kalkabbau-Reserveflächen. Obwohl sich beide nicht über die Höhe der Summen äußern wollen - Empfänger sei in jedem Fall der Eigentümer.
Von Brandenstein wiederum hatte der Stadt einen "Ringtausch" seiner Waldflächen bei Herolz gegen städtische Forstareale bei Elm angeboten, um den Besitz rund um sein Schloß "zu arrondieren" - ein Vorhaben, das die Stadtverordneten abgeschmetterten.
Hätten die Parlamentarier dem Tausch jedoch zugestimmt, behauptet der Elmer Forstwirt, "wäre die Sache mit Dyckerhoff ein für alle Mal erledigt gewesen". Begründung: Um einem etwaigen Kalkabbau vorzubeugen, sei er zu entsprechenden Vertragsklauseln bereit gewesen.Betrüger bieten "World Paß" an Kripo warnt vor Überweisungen
HOCHTAUNUSKREIS. Die Kriminalpolizei warnt vor Betrügern, die im Kreis ihr Unwesen mit Zeitungsannoncen treiben. In den Anzeigen wird für einen "World Paß" geworben, der angeblich bei nicht näher bezeichneten Stellen in Washington und Tokio ausgestellt wird. Von Interessenten werden 160 Mark und der echte Ausweis angefordert, um den "World Paß" auszustellen - den es allerdings gar nicht gibt, wie die Polizei mitteilt. ill
RÖDERMARK. Der Erste Stadtrat von Rödermark, Alfons Maurer (CDU), will Bürgermeister von Rödermark werden. Der gegenwärtige Amtsinhaber Walter Faust zieht sich auf's politische Altenteil zurück, wenn am 31. Mai 1994 seine Wahlperiode ausläuft. Bis zum gleichen Tag ist Maurer gewählt, der sich im Vorfeld dieses Termins einer Direktwahl durch die Bürger stellen will.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtparlament, Margot Süß, soll dann - wenn es die Mehrheitsverhältnisse erlauben - den im Falle einer Wahl von Maurer zum Bürgermeister vakant werdenden Posten der Ersten Stadträtin einnehmen. Die Mutter dreier Kinder wäre dann das erste weibliche hauptamtliche Magistratsmitglied im Kreis Offenbach. "Sie hat sich nicht danach gedrängt", erläuterte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Alfons Maurer.
Falls die CDU bei der auch weiterhin vom Parlament vorzunehmenden Wahl der hauptamtlichen Magistratsmitglieder auf die Stimmen einer anderen Fraktion angewiesen sollte, hat sich die seit 1985 als Fraktionsvorsitzende agierende Margot Süß eine erneute Bedenkzeit ausgebeten. Maurer stellt in dem Zusammenhang fest, daß im Falle einer Koalition beispielsweise mit der FDP die Liberalen mit fünf oder sechs Prozent der Wählerstimmen keinen Anspruch auf die Position des Ersten Stadtrats ableiten dürften. Die Wahl des Faust-Nachfolgers kann frühestens ein halbes Jahr vor dem Ende seiner Amtszeit in die Wege geleitet werden. Die CDU will davon Gebrauch machen, um für den Fall einer Stichwahl zeitlich genügend Spielraum zu haben.
Denn nicht nur die SPD wird eine(n) Gegenkandidatin/en nominieren, auch die Grünen haben angekündigt, bei jeder anstehenden Wahl mit eigenen Bewerbern aufzuwarten. Genannt werden in Rödermark zur Stunde die Namen Cornelia Diekmann für die SPD und Roland Kern für die AL / Die Grünen. ttt
SINNTAL. Seine letzten Arbeitstage in Weichersbach hatte sich Helmut Schlüter-Röder sicherlich anders vorgestellt. Als der Lehrer gestern morgen zum Unterricht erschien, waren Schulgelände und Klassenzimmer verwaist. In dem 900-Einwohner-Dorf wird seit Mittwoch gestreikt. Einstimmig hatten die Eltern auf einer Versammlung am Abend zuvor beschlossen, ihre Kinder vorerst nicht mehr zur Schule zu schicken.
Die Protestaktion richtet sich gegen den ständigen Lehrerwechsel in der kleinen Grundschule. Gleichzeitig ist sie eine Sympathiekundgebung für Helmut Schlüter-Röder. Der Haupt- und Realschullehrer hat im vergangenen halben Jahr aushilfsweise in Weichersbach unterrichtet. Nun muß er wieder gehen, sagen die Schulaufsichtsbehörden. Die Eltern wollen ihn um jeden Preis behalten.
Die Situation an der sogenannten "Zwergschule" (FR vom 23. Januar) ist in den vergangenen beiden Tagen offensichtlich komplizierter geworden. Noch am Wochenende hatte es so ausgesehen, als würde Helmut Schlüter-Röder, Ehemann der Schulleiterin Renate Röder, vorerst weiter in Weichersbach bleiben. Die Wende in der Einstellungspolitik offenbarte sich am Dienstag. Da teilte Schulamtsdirektor Bernhard Koch telefonisch mit, daß seine Behörde nach vielen vergeblichen Versuchen nun doch eine neue Lehrkraft für die kleine Grundschule, die 42 Kinder der Jahrgangsstufe eins bis vier besuchen, gefunden habe. Die Neue, eine Lehrerin aus dem unweit entfernten Oberkalbach, werde zum 1. Februar anstelle von Helmut Schlüter-Röder unterrichten. Denn letzterer kann aus Sicht von Staatlichem Schulamt und Regierungspräsidium nicht in Weichersbach arbeiten, weil ihm die Qualifikation für die Grundschule fehlt.
Den betroffenen Eltern ist das allerdings völlig egal. Nachdem ihre Kinder in den vergangenen zwölf Monaten vier Lehrerwechsel mitmachen mußten, haben sie die Nase voll. Schlüter-Röder, mit dem sie sehr zufrieden sind, muß bleiben, lautet ihre Forderung. Er wohne im Nachbarort Mottgers, habe Spaß an der Arbeit und sei damit ein Garant dafür, daß an der Schule endlich Kontinuität einkehre. Mehrfach teilten die Eltern dem Schulamt und Regierungspräsidium schriftlich mit, daß sie kein Verständnis mehr dafür haben, wenn "formale Gründe wider aller pädagogischen Vernunft ins Feld geführt werden".
"Es muß endgültig Schluß sein mit dem Lehrerwechsel", kommentiert Elternsprecher Andreas Münch die Situation. Obwohl sich der Streik, wie stets betont wird, nicht gegen die neue Lehrerin richte, ist man in Weichersbach nach den Erfahrungen im vergangenen Jahr vorsichtig. Denn die neue Pädagogin erhält zunächst nur einen Zeitvertrag bis August, wie Schulamtsdirektor Gerhard Wächter gestern bestätigte. Die Stelle wird dann offiziell ausgeschrieben. Im staatlichen Schulamt in Hanau geht man von einer reinen Formsache aus. Durch einen neuen Erlaß sei die Behörde bei der Einstellung nicht mehr alleine an eine Rangliste von Lehrern im Wartestand gebunden. So sei auch nicht zu befürchten, daß sich möglicherweise noch ein Kandidat mit besserer Plazierung auf der Rangliste melde, zumal man sich in Sachen Weichersbach beim letzten Mal fast 100 Absagen eingehandelt habe. Wächter weiter: "Die neue Lehrerin hat mehrfach bekundet, daß sie länger in Weichersbach bleiben will." Für ihn ist damit auch "dem verständlichen Wunsch der Eltern nach Kontinuität" Rechnung getragen. Im Dorf ist man skeptisch. Selbst Schulleiterin Renate Röder hält es für "durchaus möglich, daß bald wieder ein Lehrerwechsel stattfinden könnte".
Seit gestern ist die Machtprobe zwischen Eltern und Aufsichtsbehörden im Gange. Am Vormittag fuhr Bernhard Koch persönlich nach Weichersbach und versuchte die Eltern von ihrer harten Linie abzubringen - vergeblich.
Die Positionen scheinen unverrückbar. Die Eltern wollen Helmut Schlüter-Röder behalten, für die Schulbehörde ist eine weitere Einstellung "nicht möglich", schon der erste Vertrag sei "eigentlich nicht Rechtens gewesen". Wächter: "Trotz der qualifizierten Arbeit des Kollegen können wir dem Ansinnen der Eltern nicht nachgeben."
Noch deutlicher wird der kommissarische Leiter des Staatlichen Schulamtes. "Wir lassen uns in dieser Frage nicht erpressen." Den Streik bezeichnet Karlheinz Kunkel als "außerordentlich bedenklich". Nun will er sich mit dem Kultusministerium in Verbindung setzen, eine "Überreaktion" auf die "Ordnungswidrigkeit" der Eltern werde es jedoch nicht geben.
Kunkel gibt sich gelassen: "Ich gehe davon aus, daß der Unterricht in Weichersbach Freitag oder Montag wieder normal weitergeht." JÖRG ANDERSSON
LANGEN. In der neuen Wohnanlage an der Ecke Leukertsweg / Sehretstraße sind zwar noch hier und da die Handwerker zugange, aber schon ein Drittel der neuen Mieter ist eingezogen. Auch einige der Besitzer von Eigentumswohnungen sind bereits in ihrem neuen Zuhause.
Die Wohnungen wurden von der Stadt an Leute vergeben, die vorher in einer Sozialwohnung gelebt haben oder einen Anspruch darauf haben. Nach Angaben des Magistrats wurde durch dieses Verfahren erreicht, daß in der Stadt 17 Sozialwohnungen frei geworden sind.
Die neue Anlage, die ein privater Investor gebaut hat, besteht aus 29 Eigentums- und 60 Mietwohnungen. Für die Eigentumswohnungen hat die Stadt ein Vorschlagsrecht, für die Mietwohnungen ein ausschließliches Belegungsrecht. Über die Bewerbungen wurde nach "sozialer Dringlichkeit und sozialer Verträglichkeit" entschieden. dac
LINSENGERICHT. Die CDU läßt es für das Projekt "Russenhaus" in Altenhaßlau auf einen Koalitionskrach ankommen. Während der große Partner Bürgerliste das Thema schleppend behandelt, weil der geplante Umbau nicht nach dem Willen einiger Mitglieder realisiert werden kann, drängt die CDU nun äußerst energisch auf schnelle Entscheidungen. Auf eigene Faust bringen die Christdemokraten einen entsprechenden Antrag zur Gemeindevertretersitzung am 16. Februar ein.
CDU-Fraktionschef Peter Schleicher hat für den Antrag in aller Kürze und unmißverständlich formuliert, was das Parlament beschließen soll: "Der Vorstand der Gemeinde Linsengericht wird beauftragt, unverzüglich einen Planungsauftrag für den Umbau des sogenannten Russenhauses an ein Architekturbüro zu vergeben." Die Christdemokraten wollen damit die Konsequenzen aus der Warnung ziehen, die sie selbst kürzlich veröffentlicht haben: Bei weiterem Abwarten verliere die Gemeinde einen Zuschuß von 300 000 Mark in diesem Jahr, und der Ausbau der Hauptstraße könnte sich weiter verzögern (die FR berichtete).
Der Streit ums Russenhaus schwelt in Linsengerichts Gemeinde, seit die Denkmalpflege die Abrißpläne der Bürgerliste durchkreuzte und die Erhaltung des Backsteinhauses auf dem Gelände des historischen Amtshofes und heutigen Rathauses verlangte. Schleicher bedeutet dazu nun in einer Mitteilung, das Thema Russenhaus dürfe auf gar keinen Fall zu einem neuralgischen Punkt in der Gemeindepolitik werden. "Verzögern, Aufschieben und Blockieren der notwendigen Entscheidung bringt der Gemeinde nur Nachteile." Auch wenn man über die bisherigen Auskünfte der Denkmalbehörde nicht glücklich sei, müßten die Fraktionen des Gemeindeparlaments einen Beschluß fassen.
Hans Schuch, für die CDU im Gemeindevorstand, untermauert den Antrag seiner Fraktion. Die CDU habe ihrem Koalitionspartner die Zusage gegeben und stehe nach wie vor dazu, in dieser Frage jede Entscheidung mitzutragen, wie sie auch ausfalle, erläutert er. Nur müsse endlich einmal entschieden werden. Bedenkenswert sei vornehmlich der finanzielle Aspekt, daß in dem Gebäude bei rechtzeitiger Beantragung der Zuschüsse mit vergleichsweise geringen Eigenmitteln kurzfristig gemeindeeigener Wohnraum erneuert werden könne.
Auch nach seinem Geschmack, so Schuch, habe das Russenhaus bei seiner Errichtung innerhalb der barocken Hofanlage "eine Bausünde dargestellt, wie sie heute niemals genehmigt würde". Aber er wisse auch, daß nach Auffassung des Denkmalschutzes vergangene Bausünden, wenn sie ein gewisses Alter erreicht hätten, zu Baudenkmälern würden. Die historische Betrachtungsweise sei eben eine andere als die architektonische.
Unter dem Gesichtspunkt der Dorfbildpflege ist es Schuch nach eigenem Bekunden einerlei, ob das Gebäude ganz abgerissen oder halb abgerissen oder nur mit wenigen Veränderungen renoviert wird. Jeder dieser Möglichkeiten lasse eine ansprechende Gestaltung der Umgebung des Amtshofes zu. lex
Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion Schuldezernent Pollmar reif für den Rücktritt?
"Verschoben, aber nicht aufgehoben" überschrieb die FR am 22. Januar ihren Bericht darüber, daß entgegen des Beschlusses des Kreistages und der Erwartung der Eltern und Kinder die gymnasiale Oberstufe in diesem Jahr aus formalen Gründen in der Gesamtschule Konradsdorf nicht eingerichtet werden kann. Eltern und Lehrer sind em "Im Dezember 1992 faßte die Kreistagsmehrheit den Beschluß, daß 1993 eine gymnasiale Oberstufe in der Gesamtschule Konradsdorf eingerichtet werden soll. Nun verweist Kultusminister Holzapfel auf die Vorschrift, daß schulorganisatorische Änderungen dem Ministerium bis spätestens August vorliegen müssen, wenn sie im darauffolgenden Jahr wirksam werden sollen. Damit ist der Beschluß des Kreistages hinfällig, es muß neu debattiert und entschieden werden. Wenn eine nach so vielen Auseinandersetzungen zustande gekommene politische Entscheidung auf dem Verwaltungsweg zunichte gemacht werden kann, dann fragen sich die betroffenen Eltern und Schüler / innen: Wozu hat der Wetteraukreis eigentlich einen Schuldezernenten? Entweder hat Herr Pollmar sich nicht sachkundig gemacht und das Kreisparlament deshalb nicht entsprechend informiert. Dann ist er ungeeignet für seinen Posten und sollte ihn abtreten an jemanden, der seine Hausaufgaben besser macht. Oder Herr Pollmar hat die Kreispolitiker absichtlich in Unkenntnis der gesetzlichen Lage gelassen und während der ganzen Debatte gewußt, daß die Entscheidung der SPD-Fraktion und der Grünen wegen versäumter Fristen sowieso nicht zum Tragen kommen würde. Dann ist er nicht geeignet, an demokratischen Entscheidungsprozessen mitzuarbeiten und die hintergangenen Kreistagsmitglieder müssen seinen Rücktritt verlangen. Wie auch immer: Gelitten hat durch Herrn Pollmars Verhalten die Glaubwürdigkeit der Politiker und die Integrität des Kreistages. Wem sollen wir Bürger noch vertrauen, wenn eine so engagierte Auseinandersetzung damit endet, daß wir feststellen müssen: Worüber wir uns ereiferten, war längst auf dem Verwaltungsweg abgeschmettert, ohne daß es uns der zuständige Schuldezernent gesagt hat. So gewinnt man keine Wahlen, Herr Pollmar! Wenn es nicht die solide Arbeit und die menschlich integre Persönlichkeit von Landrat Rolf Gnadl gäbe, könnten wir Konradsdorfer Eltern an der SPD wirklich nur noch verzweifeln." Christa Blanke, Friedhofsgasse 2, 6475 Glauberg
Lehrstück zur Erzeugung von Politikverdrossenheit Zum in der Kreisstadt umstrittenen Thema Jugendzentrum äußern sich jetzt auch die Eltern junger Menschen, so der 44jährige Vater und Lehrer Harald Bernd:
"Beim Lesen der Stellungnahmen zum Thema Juz / Hausbesetzung kann man nur erschrecken über die Unaufrichtigkeit, ja Heuchelei vieler Politiker. Als über 40jähriger, der täglich beruflich mit Jugendlichen Kontakt hat, kann ich die Vorgänge nur als Lehrstück zur Erzeugung von Politikverdrossenheit bezeichnen. Was sollen Sonntagsreden über &rquote;notwendiges politisches Engagement der jungen Generation&rquote; und &rquote;Dialog mit der Jugend&rquote;, wenn den Verantwortlichen keine anderen Argumente einfallen als Sondereinsatzkommando, Reizgas und Strafantrag? Selbstverständlich ist eine Hausbesetzung illegal. Aber gibt es nicht eine demokratische Tradition des bürgerlichen Ungehorsams und eine antidemokratische Tradition seiner Unterdrückung? Mahatma Gandhi, Martin Luther King, die BlockiererInnen von Mutlangen haben gegen Gesetze verstoßen und wurden kriminalisiert. Waren ihre Motive nicht doch legitim?
Ist es aber legitim, wenn Politiker angesichts des unbestreitbaren Mangels an Räumen für soziale Einrichtungen öffentliche Gebäude leerstehen und verkommen lassen?
Gehört nicht zum Lernen auch das Fehlermachen? Haben Jugendliche dieses Recht nicht auch beim Erlernen demokratischer Auseinandersetzung? Habenn dann nicht Erwachsene die Pflicht, angemessen zu reagieren? Sollte man das nicht wenigstens von einem ehemaligen Pädagogen als Erstem Stadtrat verlangen? Der Rechtsbruch der Jugendlichen wird dramatisiert. Kein Wort zur Ursache, dem eigenen Wortbruch.
Den BesetzerInnen wird vorgeworfen, den Bemühungen zur Schaffung eines Juz zu schaden. Wer glaubt denn nach acht Jahren leerer Versprechungen, daß es diesmal ernst gemeint, daß der Stadtverordnetenbeschluß vom Dezember kein Wahlversprecher war?
Müssen wir Eltern den BesetzerInnen nicht dankbar sein, daß sie mit ihrer Aktion eine breite öffentliche Diskussion herbeigeführt haben, so daß der jahrelange jugendpolitische Stillstand in Friedberg zum Wohle unserer Kinder überwunden werden kann?
Die angeblich von den Jugendlichen verübten Zerstörungen werden beklagt. Kein Wort dazu, daß der Usa-Bau wahrscheinlich abgerissen, zumindest aber vollständig umgebaut werden soll.
3 Millionen Mark kann die Stadt für einen Juz-Neubau nicht aufbringen, wohl aber für die Parkdeck-Erweiterung und über 10 Millionen Mark für Kauf und Umbau der Blindenschule zum &rquote;Palazzo Fuhro&rquote;. Sind Parkplätze und Selbstdarstellung der Politiker wirklich wichtiger?
Stadtverordneter Kiefer (CDU) betont in einer Diskussion mit Jugendlichen nach über einer Stunde, &rquote;er wolle jetzt ehrlich diskutieren&rquote;.
Wie hat er vorher geredet?
&rquote;Jugend- und Sozialdezernent&rquote; Mosbach(SPD) entschuldigt sich in einer anderen Diskussion, daß er nur ausführendes Organ sei, daß Magistrat und Stadtverordnetenversammlung entscheiden. Ist er nicht der zweite Mann im Magistrat und einer der Spitzenpolitiker der SPD?
Als Beweis für den Einsatz der Stadt zählt er alle Standortvorschläge aus den letzten Jahren auf. Abelehnt wurden sie doch durch die SPD bzw. SPD/UWG-Magistratsmehrheit. Geradezu peinlich wird es, wenn er den Einsatz der Stadt für die Jugend mit Zahlen belegt: 3,1 Millionen für Kindergärten. Sollen die 12- bis 20jährigen dort ihre Freizeit verbringen?
Wenn Herr Mosbach über 30 Aktivitäten seines Dezernates für die Schaffung einer &rquote;Jugendfreizeiteinrichtung auch für Senioren&rquote; aufführt, kann ich ihm nur einen Satz unseres Bundeskanzler entgegenhalten: &rquote;Entscheidend ist, was hinten rauskommt&rquote;. Und das ist bisher NICHTS.
Acht Jahre angebliches intensives Bemühen und kein Ergebnis, da bleiben Fragen offen. Entweder wollen Fuhr, Mosbach und die sie stützenden Parteien SPD und UWG gar keine Jugendfreizeiteinrichtung, dann würden sie lügen, oder sie sind offensichtlich überfordert. Herr Plaumann von den Grünen hat mit seinem Rücktritt ein Zeichen für persönliche und politische Glaubwürdigkeit gesetzt, das Respekt verdient. Müssen nicht eigentlich andere zurücktreten?"
Harald Bernd
Licher Hohl 6
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
"Ich habe bald den Eindruck", sagte Hermann Weber, Politologieprofessor aus Mannheim, "Sie haben Politik gemacht, wie sie sich Klein-Moritz vorstellt." Gerade hatten Hans Modrow und Günter Schabowski, einst hohe SED-Politiker, eine Frage zu beantworten versucht.
"Wer hatte die Idee, 1989 die Botschaftsflüchtlinge aus Prag und Warschau über DDR-Gebiet mit der Bahn in den Westen ausreisen zu lassen?" hatte Thomas Ammer gefragt, Leiter des Sekretariats der Bundestags-Kommission, die "Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" aufarbeiten soll. Ob es da "keinerlei Konsultationen von Experten" gegeben habe. Die Entscheidung mit den Zügen nämlich erschütterte die ohnehin schwache Stabilität der DDR; Honeckers Nachruf auf die Flüchtenden, "ihnen ist keine Träne nachzuweinen", brachte sogar Politbüromitglieder auf und leitete seinen Sturz ein.
Die Kommission, die an zwei Tagen die "Machthierarchie der SED" beriet, tagte am "passenden Ort", im "steingewordenen Ausdruck der Macht der führenden Partei der Arbeiterklasse". So nannte ihr Vorsitzender Rainer Eppelmann das Gebäude in Berlins Mitte, 1938 für die Reichsbank errichtet, über vierzig Jahre Sitz des SED-Zentralkomitees. Im kleinen Plenarsaal des "Großen Hauses" (SED-Jargon) tagte zweimal im Jahr das SED-Zentralkomitee unter Ausschluß der Öffentlichkeit, fanden sich jeweils im Februar die SED- Kreissekretäre zur geheimen Honekker-Rede ein; hier trat die freigewählte DDR-Volkskammer zur letzten Sitzung zusammen. Jetzt saßen dort Bundestagsabgeordnete, Sachverständige, Journalisten sowie fünf Zeitzeugen.
Wie war das also mit den Zügen? Als sich - trotz aller Polizeisperren - immer mehr Menschen aus der DDR in der bundesdeutschen Botschaft zu Prag einfanden, rief KPC- Chef Milos Jakes den ersten SED- Mann Erich Honecker an. Nach einem Festakt am 1. Oktober in Vorbereitung der Jubelfeiern zum 40. DDR-Jahrestag, so erinnerte sich Schabowski, der seit 1981 dem Politbüro der SED angehörte, "wurden die Politbüromitglieder in einen Nebenraum geführt". Dort wartete Honekker. Jakes habe gesagt, für die CSSR werde die Lage unhaltbar, sie habe selbst Probleme mit Dissidenten, könne nichts mehr für die DDR tun. Honecker teilte mit, man habe sich auf die Eisenbahnlösung geeinigt. Das Politbüro akzeptierte. "Das war die Absprache zweier Generalsekretäre, wer die Idee hatte, habe ich nie erfahren." Beide hätten, kommentierte Schabowski, wohl auf das "Organisationstalent der roten Preußen" vertraut.
Modrow, damals SED-Boß im Bezirk Dresden, durch den die Züge fahren sollten, "bekam ein Fernschreiben des Generalsekretärs: ,Züge aus Prag in die BRD werden über Dresden geleitet. Davon setze ich Sie in Kenntnis. Erich Honecker.&rquote; Das war das Ganze." Modrow mußte sich mit den Folgen auseinandersetzen; denn Dresden war voller Menschen, die auch in die CSSR wollten, doch an der nahen Grenze zurückgeschickt worden waren. Als westliche Sender den Zuglauf bekanntgaben, stürmten die Menschen den Bahnhof. Modrow rief den Verkehrsminister an: "Die Züge dürfen nicht durch." Otto Arndt erwiderte: "Die letzte Instanz hat entschieden." Die Züge stünden schon an der Grenze, restlos überfüllt.
"Seitdem weiß ich, was ein Blockabstand ist" (der Mindestabstand zwischen Zügen), rief Modrow in den Saal. Mit Polizei- und Armeegewalt sei gelungen, den Bahnhof für 15 Minuten freizuhalten, so daß die drei Züge durchfahren konnten. "Ja, es ist ein Unglück geschehen. Ja, es wurden viele Steine geworfen; der Schaden betrug eine dreiviertel Million DDR- Mark. Aber: Es sind keine Menschenopfer zu beklagen gewesen. Ich stehe auch heute dazu." Er sagte nicht, daß laut Stasi-Dokumenten an jenem Tag mehr als 1300 Menschen festgenommen wurden.
Es war also nichts mit Konsultationen und Gutachten, die Ammer für möglich gehalten hatte. Wenig später sprach Weber den Satz vom "kleinen Moritz und der großen Politik", den er, wie er beiläufig anmerkte, in Uniseminaren gelegentlich auch auf westdeutsche Entscheidungen anwenden konnte (und kann).
Der wichtigste Satz im Ablauf der Zugaktion war der des Verkehrsministers: "Die letzte Instanz hat entschieden." Was in der DDR der Generalsekretär anord-
Der Einfluß des Politbüros sei größer gewesen, als ihm nach der Papierform zukam, sagte Schürer. Und wie war das mit dem sowjetischen Einfluß? Zunächst war die SED nach sowjetischem Vorbild umgebaut worden: Sie erhielt ein Zentralkomitee und ein Politbüro. Auf allen Ebenen saßen sowjetische Berater, vor allem in den Ministerien. Hinzu kamen die Botschaftsangehörigen. Sie alle erteilten erst Weisungen, später bis 1987 Empfehlungen, die die SED-Leute befolgten. Jeder hatte seinen sowjetischen Vertrauten. Modrow traf sich nach ZK-Sitzungen mit einem Diplomaten in der Sauna. Gegen Ende der DDR empfahl jener ihm, sich zurückzuhalten und darauf zu achten, nicht aus der Partei zu fliegen. "Ich hatte einen Vertrauten ganz in der Nähe von Gorbatschow", sagte stolz der frühere ZK-Angestellte Manfred Uschner (er mußte 1989 gehen, weil er als Mitglied der SED-Delegation für Gespräche mit der SPD angeblich deren Einfluß erlegen war). Modrow berichtete andererseits auch, wie sowjetische Unterstützung für eine Politbüro-Kandidatur ihm 1987 schadete. Die Genossen blockten ihn ab.
Alle waren sich einig: Sowjetische Herrschaft garantierte die Existenz der DDR. Erst als klar gewesen sei, Sowjettruppen würden nicht wie 1953 marschieren, hätten die Menschen 1989 die SED- Herren davonjagen können. Uschner berichtete von entsprechenden Andeutungen sowjetischer Vertrauter schon 1986.
Hat es ihnen nie etwas gemacht, gegen die Mehrheit der Bevölkerung zu regieren? Schabowski antwortete klar: "Nein". Man sei sich stets bewußt gewesen, die Mehrheit gegen sich zu haben. Solche "bürgerlichen" Sachen wie Mehrheit, Demokratie, Recht habe man "verachtet". Für die SED, die sich im Besitz alleiniger Wahrheit wähnte (Schabowski sprach vom "Sendungsbewußtsein", von einer "Diesseitskirche"), hieß der Leitsatz: "Wir führen die Massen dorthin, wohin sie müssen." Mangel an innerparteilicher Demokratie habe jede Wahl eines neuen Generalsekretärs zur Katastrophe machen können, sagte Schürer, ein Grund, warum die SED nur zwei Generalsekretäre in 43 Jahren hatte und den dritten (Egon Krenz) 1989 für ein paar Tage.
"Wir waren keine Horde Verblödeter, sondern eine Gruppe Verblendeter", zog Schabowski das Fazit, räumte später ein, daß nicht nur Blendung, sondern auch Wille zum Machterhalt - Kommunisten haben stets die "Machtfrage" zu stellen - Antrieb des Handelns gewesen sei. Er wandte sich gegen aufkommende Nostalgie für die verblichene DDR, die allen angeblich Arbeitsplatz und soziale Sicherheit garantierte. "Diese Wohltaten waren nicht finanzierbar. Schlimmer: Sie wurden von denen finanziert, auf die wir verächtlich herabsahen, die wir als unsere Feinde betrachteten. Wir hielten das für besonders clever."
Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen hatte im ehemaligen ZK-Gebäude (heute vom Bundesvermögensamt verwaltet) gewarnt, mit der Enttarnung immer neuer "Inoffizieller Mitarbeiter" falsche Schwerpunkte zu setzen. Das Wesentliche sei die Partei gewesen. Sie habe Menschen zu schmutzigen Spitzeldiensten und vielem anderen erst ermuntert. Diepgens Forderung, nach dem Wesentlichen zu suchen, kam die Enquete-Kommission an diesen zwei Tagen in Berlin ein ganzes Stück näher, auch wenn sich nicht allein Professor Weber manchmal an Politik erinnert fühlte, wie sie sich nur Klein-Moritz vorstellen kann.
Donnerstag, 28. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Katarakt". Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Frankfurter Volkstheater, Gr. Hirschgraben, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, im Karmeliterkloster, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Ist Ihnen auch so komisch?".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44, 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 & 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Grunewald, Krechel & Fritsch - ". . . ehren Viktor Goldtstein".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: 21 Uhr, Niemann & Roelofs - Musik-Kabarett. Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 17 Uhr, Filme über Jan Fabre; 20 Uhr, Vortrag über Jan Fabre.
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Tel. 59 83 43: 10.30 "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, KnobiBonbon - Kabarett. Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8: 10 & 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste (Videos).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 - 23: 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Endlich satt".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard".
Klecks Theater: 15 Uhr, "Die zwei von der Mülltonne" (ab 8 J.); Pfarramt Nieder-Erlenbach, An der Bleiche 10.
Fridolins Puppentheater: 15.30 Uhr, "Der Kartoffelkönig" (ab 4 J.); Kreuzgemeinde, Alt- Preungesheim 22.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Bachorchester des Gewandhauses Leipzig.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Landstr. 18 a: 21.30 Uhr, Coisa Nostra.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Mark Merritt.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 20 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Christoph Neubronner Trio.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, The Wilson de Oliveira Groupe.
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Klavierabend.
Frankfurter Bürgerstiftung: 19.30 Uhr, Kammerkonzert deutsche & japanische Musikstudenten; Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 0 Uhr, Lesung W. G. Sebald - "Die Ausgewanderten". Internationales Familienzentrum, Adalbertstr. 10 a: 19.30 Uhr, "Stufen des Schreibens".
Anna-Schmidt-Schule, Eingang Fellnerstr. 1: 19.30 Uhr, Lesung Peter Härtling - "Schubert".
Stadtteilbücherrei Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 20 Uhr, Lesung & Gespräch "Gerhard Deny - Friedrich Nietzsche". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf den Seiten 23 und 33 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bild und Zeit".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Ökologische Linke Liste: 20 Uhr, Diskussion "Ökofaschismus und Multikultureller Rassismus"; Bockenheimer Bürgertreff, Schwälmer Str. 28.
Südostasien Forum, Universität, Geowissenschaftl. Hörsaal; Senckenberganlage 34: 19 Uhr, Vortrag "Müllsammler in Indonesien".
Städelschule, Dürerstr. 10: 10 Uhr, Internationales Symmetrie-Symposion "Evolutionäre Symmetrietheorie".
Katholischer Frauenbund: 17 Uhr, Vortrag "Charlotte Klein - Pionierin der Verständigung"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Str. 23. Sonstiges Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, Jugendchor Eschersheim; Bethanien-Krankenhaus, Im Prüfling 21.
Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Treff-Aktuell.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, Offener Treff für Frauen mit Kindern ab dem 1. Lebensjahr.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 14 Uhr, bis Freitag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstr. 15-17, Tel. 65 14 01; Apotheke am Rebstock, Akkermannstr. 82, Tel. 73 42 62; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Str. 16, Tel. 28 17 03; Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Höhen-Apotheke, Berger Str,. 97, Tel. 44 68 21; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstr. 244, Tel. 56 34 26; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 46, Tel. 77 63 64; Taunus-Apotheke, Höchst, Kasinostr. 26, Tel. 31 81 68; Titus- Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Braun, Alt-Sossenheim 70, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
Die Schlagzeile des Artikels "Im Blickpunkt: Deutscher Beamtenbund - Die Klientel schrumpft" in der FR vom 19. Januar 1993 ist mehr als berechtigt. Einige Daten aus dem Bereich der Deutschen Bundespost (DBP, d. h. Telekom, Postdienst und Postbank) kann ich ergänzend nachtragen. Im Jahr 1989, also vor der Wiedervereinigung (neuere Daten liegen mir nicht vor), hatte die DBP insgesamt 533.000 Beschäftigte. Die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) 471.000 Mitglieder. Dies entspricht einem Organisationsgrad von über 88 Prozent.
Um die restlichen (maximal) 12 Prozent bemüht sich, mit Haken und Ösen, der Deutsche Beamtenbund (DBB); gleichzeitig das Streikrecht, gemäß Grundgesetz, Art. 9, Abs. 3, verneinend. Jedenalls nicht fähig, einen Tarifvertrag abzuschließen. Vor diesem banalen Hintergrund wirkt die Strategiedebatte des DBB gespenstisch und irreal, soweit diesem Artikel zu entnehmen.
Herbert Stötzel, (Dipl.-Ing., Mitglied der DPG), Darmstadt
STEINBACH. Die Rodelbahn auf dem Gebiet der ehemaligen Müllkippe soll wegen Schwermetallablagerungen mit neuem, unbelastetem Boden aufgefüllt werden. Das schlägt das vom Umlandverband Frankfurt (UVF) beauftragte Grund- bauinstitut in seinem abschließenden Bericht vor. Die Böden der hochgelegenen Spielplatzfläche seien dagegen nicht belastet, versichern die Experten. Vor knapp vier Monaten hatten sie mit der Altlastenuntersuchung auf dem Gelände im Süden Steinbachs begonnen und im September einen ersten Zwischenbericht geliefert. Die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen liegen nun vor.
So hat das Institut bei der Analyse des Grundwassers erneut eine hohe Kohlenwasserstoffbelastung festgestellt. Schuld daran sei jedoch nicht die Müllkippe. "Wir wollen das weiter verfolgen", verspricht Bürgermeister Edgar Parnet. Regelmäßige Kontrollen sollen tatsächliche Ursache der Verseuchung ermitteln helfen. Dabei zählt die Stadt auf die Mitwirkung des für Steinbach zuständigen Wasserwirtschaftswerkes in Friedberg.
Beobachten lassen will der Magistrat auch den erhöhten Methangehalt in der Bodenluft, der sowohl in der ersten als auch in der zweiten Untersuchung nachgewiesen wurde. "Aufgrund der bisher gemessenen Werte ist allerdings nicht von einer Gefährdung von Menschen oder Gebäuden auszugehen", heißt es dazu im Untersuchungsbericht.
Die rund 2000 Quadratmeter große Fläche war noch bis in die 70er Jahre als Müllkippe für Hausabfälle, Bauschutt, Sperrmüll und Gartenabfälle von den Steinbachern benutzt worden. Die Gesamtkosten der Untersuchungsreihe belaufen sich nach Schätzungen des städtischen Umweltbeauftragten auf rund 45 000 Mark. 25 000 Mark muß die Kommune selbst zahlen, den Rest übernimmt der Umlandverband.
Die Untersuchungsergebnisse werden in einer kurzen Zusammenfassung an die betroffenen Anwohner im Bereich Wingertsgrund, Birkenweg und Ahornweg geschickt. "Aber auch das Original", so Parnet, "sei jederzeit im Rathaus einzusehen. Nähere Informationen erteilt der Umweltberater unter der Telefon 70 00 - 43. ki
Wir gratulieren
den Eheleuten Maria und Artur Petersen zur Diamantenen Hochzeit am 28. Januar.
EDGAR HIRSCH, seit 41 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Wolfgang, ist mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet worden. Er ist seit 1990 Vorsitzender der Interessengemeinschaft Wolfganger Vereine und organisiert alljährlich ein Straßenfest in der Eichenallee, deren Erlöse wohltätigen Zwecken zufließen.
BAD HOMBURG. Einen "festen Schlaf" attestiert die Polizei einem 29jährigen Autofahrer, den sie in der Nacht zum Mittwoch wecken mußte. Der Mann war mit seinem Wagen gegen 2 Uhr in der Adolf-Rüdiger- Straße gegen einen Begrenzungspfosten gefahren.
Darunter litten offensichtlich nicht nur Kotflügel und Kühler des Autos, sondern auch der Elan des Fahrers - denn der rollte nur noch einige Meter weiter, hielt dann an und schlief bei laufendem Motor selig ein.
Zudem ließ er das Radio weiterspielen. Die Musik weckte gegen 3 Uhr einen Anwohner, der aus dem Fenster sah und Wasserdampf aus dem kaputten Kühler des "Schlaf-Wagens" aufsteigen sah. Der Zeuge hielt die Wolke allerdings für Rauch, glaubte an ein Feuer und rief die Polizei an.
Der grün uniformierte Weckdienst traf gegen 3.25 Uhr ein. Die Beamten wünschten allerdings nicht nur einen guten Morgen, sondern verlangten auch den Führerschein des müden Autofahrers. Der Mann war nämlich stark betrunken, wie eine Blutprobe ergab. Die Polizei bescheinigt ihm "erhebliche Orientierungsschwierigkeiten". ill
OBERURSEL. Die FDP wird in der Stadtverordnetensitzung am heutigen Donnerstag abend die geplante Tarifkooperation der Stadt Oberursel mit dem Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) ablehnen. Das kündigte FDP-Vorsitzende Dorothea Henzler an. Wie berichtet, will die Stadt ab dem Winterfahrplan 93/94 einen einheitlichen Fahrschein für Busse und Bahnen im Stadtgebiet ("City-Karte") einführen. Die Liberalen sehen deshalb auf einen "Kostenberg" auf die Bürger Oberursels zukommen.
Der FDP ist vor allem ein Dorn im Auge, daß die Busbenutzer künftig tiefer in die Tasche greifen müssen - obwohl U- und S-Bahn-Fahrer billiger davonkommen. Beim Kauf einer Sechser-Karte koste heute jede Fahrt nur 1,33 Mark für Erwachsene und 0,75 Mark für Kinder, bei der City-Karte würden es in den Talzeiten 1,60 Mark und 0,80 Mark sein. Eine solche Sechser-Karte gibt es freilich weder im Rhein-Main-Verkehrsverbund noch beim FVV.
Weiterhin monieren die Liberalen die höheren Preise für die Monatskarten und bezweifeln, ob die Stadt die versprochene Ausgabe von verbilligten Monatskarten an einen größeren Kreis bedürftiger Bürger als bisher einhalten kann. Die im Haushalt vorgesehenen 18 000 Mark reichten jetzt schon nicht aus. Die Stadtverordnetensitzung heute abend beginnt um 18.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. esi
HANAU. Ohne konkreten Erfolg sind bislang die Ermittlung zu dem mysteriösen Verbrechen auf der Bundesstraße 43 a bei Klein-Auheim geblieben. Wie berichtet, hatten Autofahrer am Montag mittag einen an der Leitplanke verunglückten BMW entdeckt, hinter dessen Lenkrad tot der 35 Jahre alte Arbeiter Johann R. aus Heusenstamm saß. Wie die Polizei später feststellte, war der Mann durch die Scheibe der Fahrertür erschossen worden.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steht inzwischen fest, daß der Schuß von einem fahrenden Wagen auf den ebenfalls fahrenden BMW abgegeben wurde.
Unter den verschiedenen Erklärungsmöglichkeiten für die Tat eines bisher Unbekannten schließt die Hanauer Kriminalpolizei es nicht aus, daß ein anderer Autofahrer auf den Heusenstammer schoß, weil er sich über ihn oder seine Fahrweise geärgert hatte. az
Tips und Termine · Tips und Termine
Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Steinzeit Junior (Sa. und So.: 15 Uhr); Bodyguard (Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (Sa. und So.: 15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Asterix - Sieg über Cäsar (Sa. und So.: 15 Uhr); Stalingrad (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Die Schöne und das Biest (Sa. und So.: 15 Uhr); Bodyguard (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bingo - kuck mal wer da bellt (Sa. und So.: 14.30 Uhr); Die Schöne und das Biest (Sa.: 17 Uhr); Grüne Tomaten (Sa.: 20.15 Uhr, So.: 17 und 20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (Son.: 13, 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Kevin allein in New York (So.: 13 und 15.30 Uhr); Sister Act (So.: 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Das kleine Gespenst (Sa. und So.: 15 Uhr); Bodyguard (Sa.: 17.30, 20.15 und 22.45; So.: 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus, Marienbader Platz 1: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring (Sa. und So. 11 bis 17 Uhr).
Englische Kirche, Ferdinandsplatz: "Europäischer Fotopreis" - 16 europäische KünstlerInnen zeigen ihre Werke (Sa. und So. 11 bis 18 Uhr).
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" - Heinz Jürgen Göttert zeigt Proben seines Schaffens (Sa. 10 bis 12 Uhr).
Kronberg. Galerie Hellhof, Königsteiner Str. 2: "Bilder" von Karl Degener, Ursula Dittmann und Thomas Zach. Eröffnung: Sa., 18 Uhr. Öffnungszeiten: So. 11 bis 18 Uhr. Samstag
Theater/Musik Bad Homburg. Konzert mit dem Kurensemble, Konzerthalle im Kurpark, 15.30 bis 17 Uhr.
"Orgelvesper" - Hayko Siemens spielt an der neuen Bach-Orgel, Erlöserkirche, 17 Uhr.
Winterball der Kaiserin-Friedrich- Schule, Kurhaus, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Keltische Klangästhetik für Harfe, Gitarre und Baß, 20 Uhr.
Kronberg. "Heute weder Hamlet" - Theaterstück von Rainer Lewandowski mit Hans Clarin, Stadthalle, 20 Uhr.
Königstein. Benefizkonzert für "Bürger helfen Bürgern": Mandolinen-Club Falkenstein mit klassischen Werken, Pfarrkirche St. Marien, 17 Uhr. Vorträge Bad Homburg. DGB: "Gegen Fremdenhaß und Größenwahn" - Vortrag von Prof. Klaus Fritzsche (Gießen) mit Konzert des Chors "Entrüstet Euch", Forum des Stadthauses, 17 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. Junge Union wählt neuen Kreisvorstand, Konferenzsaal der Sporthalle am Massenheimer Weg/Ober- Eschbach, 14 Uhr.
Königstein. SPD-Ortsverein: Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Machtergreifung Hitlers. Seniorenbegegnungsstätte Kugelherrnstraße, 17 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Initiative: Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9, 10 bis 13 Uhr.
Kath. Kirchengemeinde St. Johannes: Basar für Kommunionkleidung, Gluckensteinweg 101, 10 bis 12 Uhr.
Wehrheim. CDU: Skatturnier zu Gunsten der Rote Kreuz Station Wehrheim, Bürgerhaus, Saal 2, 14 Uhr. Fasching Bad Homburg. 3. Sitzung des Carnevalvereins Heiterkeit, Bürgerhaus Kirdorf, 19.31 Uhr.
Usingen. 1. Prunksitzung in der Stadthalle, 19.30 Uhr.
Oberursel. 2. Fremdensitzung des Karnevalvereins Frohsinn, Stadthalle, 18.31 Uhr.
Glashütten. 1. Sitzung des Karnevalvereins Schloßborn, Mehrzweckhalle, 19.31 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Sonderfahrt für Kurgäste und andere Interessierte zum Frankfurter Flughafen: 13 Uhr ab Friedrichsdorf, 13.30 Uhr ab Kurhaus.
Königstein. Lauftreff für jedermann: Treffpunkt Friedhof Falkenstein, 15 Uhr. Sonntag
Theater/Musik Bad Homburg. Konzert mit dem Kurensemble, Konzerthalle im Kurpark, 10 bis 11.30 und 15.30 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Konzert "Aus Kunstlied und Oper", Rathaus, 19 Uhr.
Oberursel. Konzert mit Kammermusik des Barock, Christuskirche, Oberhöchstadter Str., 17 Uhr. Parteien/Parlamente Grävenwiesbach. SPD-Frühschoppen, Dorfgemeinschaftshaus, 10.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Sonderfahrt für Kurgäste und andere Interessierte durch den Taunus in das Weiltal, 13 Uhr ab Friedrichsdorf, 13.30 ab Kurhaus.
Gesprächsabend mit Auschwitz-Häftling Sigmund Sobolewski, Gemeindesaal von St. Marien, Dorotheenstr., 19 Uhr.
Friedrichsdorf. Sportlerehrung 1992 der Stadt Friedrichsdorf, Bürgerhaus Köppern, 10 Uhr.
Lichterkette gegen Ausländerhaß und Neofaschismus. Landgrafenplatz, 17 Uhr.
OFFENBACH. Die Renovierung des Lehrschwimmbeckens der Marienschule kostet mindestens 730 000 Mark, das sind 430 000 Mark mehr als noch vor wenigen Monaten geschätzt. Der Bau einer DreiFelder-Turnhalle für das Rudolf-Koch- Gymnasium und die Gewerblich-Technischen Schulen kostet 3,6 Millionen Mark. Mit ihrem Bau kann frühestens im Herbst 1993 begonnen werden. Die Bauzeit beträgt mindestens ein Jahr.
Diese Hiobsbotschaften aus dem Rathaus veranlassen SPD-Fraktionsvorsitzenden Horst Schneider, FDP-Stadtverordneten Paul Gerhard Weiß und FWG- Sprecher Dieter Jahn zu geharnischten Protesten gegen Bürgermeister Klaus Bodensohn (CDU). Die neuerlichen Zeitverzögerungen seien ein Skandal.
Bodensohn, der erst im November die Verantwortung für die beiden Projekte von den mittlerweile ausgeschiedenen Stadtbaurat Wilfried Kaib und Schuldezernentin Dr. Ursula Beul (beide SPD) übernommen hat, weist die Kritik, sich zu wenig um Schwimmbad und Turnhalle gekümmert zu haben, entschieden zurück.
Bürgermeister-Referent Jens Niklaus dreht den Spieß um und wirft Kaib vor, die Renovierungskosten für das Schwimmbad "zu leichtfertig über den Daumen geschätzt" zu haben. Das Bad der Marienschule, die vom Ursulinen-Orden geführt wird, war vor Jahren stillgelegt worden, weil seine Technik veraltet war. Bodensohn verhandelt nun mit der Diözese Mainz über eine Kostenbeteiligung.
Der Bau der Drei-Felder-Halle verzögere sich, weil es Planungs-, Platz-, Organisations- und vor allem Finanzierungsprobleme gibt. Ursulinenbad und Turnhalle sollen Ersatz sein für die geschlossenen Bäder an der Herrnstraße und für die abgerissene Turnhalle des Rudolf-Koch- Gymnasiums. Im Ursulinenbad sollen vor allem die Grundschüler der dritten Klassen Schwimmunterricht erhalten.
Hintergrund: Weil die Stadt für die Modernisierung von Parkbad und Stadtbad (geschätzte Gesamtkosten über 20 Millionen Mark) kein Geld hat, wurden die beiden Bäder geschlossen und das ganze Areal an die Münchner Investorengruppe Schörghuber verkauft. Die Investoren bauen hier unter Einbeziehung des Büsing-Palais für 130 Millionen Mark ein Hotel-, Kongreß-, Büro- und Wohnzentrum.
Ursprünglich hatte die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, für die abgerissene Rudolf-Koch-Turnhalle östlich der Gewerblich-Technischen Schule eine Zwei-Felder-Turnhalle, ein Sparmodell für 2,7 Millionen Mark, zu errichten. Diese Halle sollte eigentlich schon fertig sein. Weil nun aber eine Drei-Felder- Turnhalle, in der auch Platz für die Schüler der Gewerblich-Technischen Schule wäre, von der stadteigenen Gemeinnützigen Baugesellschaft (GBO) zum Festpreis errichtet werden kann, muß umgeplant werden. Der Turnhalle müssen Pavillons weichen. Wann die Lehrerzimmer und die Fachräume geräumt werden können, ist noch offen, weil der Erweiterungsbau der Gewerblich-Technischen Schulen noch nicht fertig ist.
Weiteres Problem: Jede Mark, die die Stadt zur Realisierung von Projekten ausgeben und über Kredite finanzieren will, muß die Kommunalaufsicht, das Regierungspräsidium (RP), genehmigen. Das RP beispielsweise hat festgelegt, daß der größte Teil der Erlöse aus dem Verkauf des Herrnstraßen-Areals zur Bezahlung alter städtischer Schulden und nicht zum Bau neuer Schwimmbäder und Turnhallen ausgegeben wird. lz
Briefe an die Redaktion
"Warum schießt Ziess so gegen die UBiT?" Der Leserbrief des früheren Friedrichsdorfer Bürgermeisters Walter Ziess zur Kreis-Wählergemeinschaft UBiT (FR vom 27. Januar) ist bei den "Unabhängigen Bürgern im Taunus" erwartungsgemäß auf Widerspruch gestoßen. UBiT- Sprecher Robert Rohr entgeg Erneut hat Ziess in einem Leserbrief eine Breitseite gegen die UBiT geschossen. Mehrfach zeigte er sich bisher als unermüdlicher Kämpfer gegen eine Kandidatur von unabhängigen Bürgern für den Kreistag. Was ist sein Motiv, seine Absicht? Für welche Partei will er eigentlich die Kreistags-Wählerstimmen vor dieser neuen Wählergemeinschaft retten?
Bedauerlich, daß er zudem die UBiT nicht richtig zitiert. Die UBiT ist fern von jeglicher Arroganz und will keine Über- Wählergemeinschaft sein, sondern den Kreistag nicht den Parteien überlassen, dort auch Positionen, Meinungen und Ansichten von unabhängigen Bürgern einbringen. Dazu strebt sie die Zusammenarbeit mit interessierten Wählergemeinschaften an. Als eine Möglichkeit hierfür, und so stand es in der UBiT-Presemitteilung wörtlich, "werde diskutiert, regelmäßige Treffen mit Mandatsträgern interessierter Wählergemeinschaften zu veranstalten". Was soll an solch einem Erfahrungsaustausch so verwerflich sein, daß Herr Ziess derart gegen die UBiT austeilt?
Kandidaten der UBiT, die zu einem guten Teil selbst aus unabhängigen lokalen Wählergemeinschaften kommen, haben bei ihrer langjährigen Arbeit vor Ort erfahren, daß es sehr hilfreich sein kann, wenn örtliche Anliegen auch im Kreistag durch eine nahestehende Wählergemeinschaft vertreten werden könnten und wenn Informationen aus der Kreispolitik zu den Wählergemeinschaften zurückfließen. Der Hochtaunus ist einer der wenigen Landkreise in Hessen, in dessen Kreistag keine unabhängige Wählergemeinschaft vertreten ist. In der Sache sollte ein solches Anliegen doch eigentlich unstrittig sein.
Herr Ziess ist ohne Zweifel ein erfahrener Kommunalpolitiker. Er sollte aber anderen Kommunalpolitikern diese Erfahrung nicht absprechen und respektieren, daß diese zu anderen Schlußfolgerungen in Sachen Kreispolitik kommen.
Schließlich sind auf den ersten zehn Plätzen der UBiT-Kandidatenliste keine kommunalpolitischen Greenhorns, sondern über 70 Jahre Erfahrung in kommunalen Parlamenten versammelt.
Robert Rohr 6240 Königstein
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
USINGEN. Die "Bürgerinitiative Ehrliche Gebühren" lädt zu ihrer nächsten Versammlung für Montag, 1. Februar, um 20 Uhr ins Goldschmidthaus (1. Stock) ein. Schwerpunkt des Treffens ist der neue Gebührenbescheid der Stadt für Wasser und Abwasser. "Wir haben schon erste Anfragen bekommen, ob erneut Widerspruch eingelegt werden soll", sagt Initiativen-Sprecherin Monika Mann.
Die Antwort der Bürgerinitiative ist klar: "Da noch nichts geklärt ist, muß man wieder diesen Weg gehen." Die Gruppe bietet bei der Formulierung der Einsprüche ihre Hilfe an. cn
spi BOCHUM. "Besorgniserregende Verluste" haben die bislang noch getrennten Stahl-Gesellschaften von Hoesch und Krupp zu verkraften. Den Aussagen des Vorstandschefs von Krupp Stahl, Jürgen Harnisch, ist zu entnehmen, daß sich die Verluste der beiden Unternehmen mit insgesamt 24 800 Beschäftigten im vergangenen Jahr auf etwa 400 Millionen Mark addierten. Um nicht noch tiefer abzusacken, hält er "tiefe Schnitte" in die vorhandenen Strukturen, verbunden mit Abbau von Arbeitsplätzen und Kapazitäten für unvermeidbar. Über die Details werde gegenwärtig noch beraten. Wahrscheinlich Ende Februar werde das Konzept stehen. In diesem Jahr sollen bereits 2500 Stellen eingespart werden. Insgesamt stellt Harnisch Kosteneinsparungen von jährlich 200 Millionen Mark in Aussicht. Hinzuzurechnen seien weitere 300 Millionen, die sich als sogenannte Synergie-Effekte aus der Zusammenlegung beider Unternehmen ergäben. Sie soll, wie berichtet, rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres über die Bühne gehen. Die freien Aktionäre der bisherigen Krupp Stahl sollen mit Titeln der Fried. Krupp AG abgefunden werden.
Für die Stahlproduktion bei Krupp ist künftig Hans-Wilhelm Graßhoff (bisher Hoesch Stahl) zuständig. Harnisch übernimmt beim neu formierten Krupp-Konzern die Abteilung Automobil-Zulieferung.Tierschutzverein fühlt sich ins Abseits gestellt Stadt gibt Dreieicher Einrichtung mehr Geld als heimischem Klub / Bürgermeister gesprächsbereit
SELIGENSTADT. Der "Tierschutzverein Seligenstadt und Umgebung" fühlt sich von der Stadt vernachlässigt. Anstatt diese örtliche Gruppe zu unterstützen, kooperiert die Stadt nach Darstellung der Vereinsvorsitzenden Anne Kaiser-Kolb aufgrund eines Vertrages mit dem Tierheim im entfernten Dreieich. Dorthin sollen sich jene Bürger wenden, die Probleme mit ihrem Vierbeiner haben. Doch die Realität sehe anders aus. Immer wenn eine Katze oder ein Hund ohne Besitzer aufgefunden wird, klingen die Telefone bei den örtlichen Tierschützern und nicht in Dreieich. "Wir leisten hier vor Ort die meiste Arbeit."
Seit zehn Jahren kümmern sich die Mitglieder des Tierschutzvereins um Hunde, Katzen und andere Tiere, doch für das Engagement erhalten die Freunde der Vierbeiner lediglich den Zuschuß aus dem Rathaus, den auch andere Organisationen bekommen. Das seien 1240 Mark und kein Pfennig mehr. Mit dem Geld können die Ausgaben nicht gedeckt werden. Für Futter- und Arztkosten mußte der Verein 1992 rund 30 000 Mark auf den Tisch legen. "Es wäre schade, wenn das Engagement der Tierschützer wegen mangelnder Unterstützung von seiten der Stadt zurückgeschraubt werden müßte", so die Vorsitzende.
Bürgermeister Rolf Wenzel, seit rund einem Jahr im Amt, sind die Probleme zu Ohren gekommen. "Ich bin grundsätzlich gesprächsbereit", sagte der Verwaltungschef gestern und zeigte Verständnis für die Kritik. Die Stadt habe die öffentliche Aufgabe, etwas für den Tierschutz zu tun, weshalb man mit dem Tierheim Dreieich zusammenarbeite. Die Verträge liefen schon recht lange und daran solle sich in auch in Zukunft nichts ändern, denn die Stadt brauche eine Sicherheit. Diese sieht Wenzel im Falle einer Kooperation mit den örtlichen Tierschützer offensichtlich nicht gewährleistet.
"Was ist, wenn die Dame bei der der örtliche Verein die Tiere derzeit unterbringt, eine Allergie bekommt? Wo sollen die Hunde und Katze dann hin?" fragt der Bürgermeister. Die Stadt müsse sich auf Jahre hinaus auf eine funktionierende Zusammenarbeit verlassen können, und da habe man mit dem Tierheim Dreieich gute Erfahrungen gemacht, sagte der Verwaltungschef, der die Anlage in Dreieich bereits besucht hat. Rolf Wenzel will sich jedoch nicht quer stellen, sondern über die Probleme sprechen.
Anne Kaiser-Kolb und ihre Mitarbeiterinnen möchten mit dem Bürgermeister auch gern über die aus ihrer Sicht schlechte Unterbringung der Hunde im Bauhof sprechen. Dort kommen die Vierbeiner vorrübergehend hin, beispielsweise an Wochenenden, wenn in Dreieich keine Aufnahme möglich ist.
Daß der örtliche Tierschutzverein nicht nur aus ein paar Hunde- und Katzenfreundinnen besteht, machte die Vorsitzende während der Jahreshauptversammlung am Dienstag deutlich: Dem Verein gehören knapp 300 Mitglieder, darunter 28 Jugendliche an, die im vergangenen Jahr rund 50 Veranstaltungen auf die Beine gestellt haben. Dabei ging es um die Themen "Kein Ei aus Quälerei", "Stierkämpfe", "Kosmetik und Tierversuche" sowie "Pelze". Die Rufnummer 266 26 der Vereins wurde 1992 Jahr häufig gewählt, wenn die Bürger Fragen zur Tierpflege oder zu Krankheiten hatten. Rat geben mußte Anne Kaiser-Kolb auch einigen Eltern, die ihren Kindern ein Tier schenken wollten - wovon die Tierschützer meist abraten. aim
pl HAMBURG, 27. Januar. Polizei und Deichschützer waren an den vergangenen Sturmtagen immer wieder fassungslos. Wo sie pflichtgemäß hinwollten, da waren viele andere längst da und versperrten die Zuwege: Katastrophen-Touristen, die Sturm und hohe Flut einmal "live" erleben wollten. "Das war eine Katastrophe in der Katastrophe", beklagte sich jetzt Reimert Dreßen, der Leiter des Katastrophenschutzes in Nordfriesland. Schlimmer könne es eigentlich gar nicht mehr kommen.
Während am Flutrand der Elbe am Fischmarkt von St. Pauli oder bei Neumühlen fast eine Stimmung herrschte wie zu Silvester an den Landungsbrükken, stauten sich auf dem Nordstrander Damm westlich der nordfriesichen Kreis- und Nordseeküstenstadt Husum die Fahrzeuge wie zur Osterzeit vor dem Hamburger Elbtunnel. Auch im Umkreis der nordfriesischen Häfen Dagebüll und Schlüttsiel lief kaum noch etwas. Geparkt wurde, wo gerade Platz war. Auch auf den für die Menschen hinter den bedrohten Deichen lebenswichtigen Rettungswegen für Hilfsfahrzeuge oder dort, wo wenig später das auflaufende Salzwasser die Fahrzeuge erreichte. Die Sehleute wagten sich dabei samt kleineren Kindern nach Auskunft der Deichschützer hemmungslos in Bereiche, bei denen sie im Fall eines Deichbruchs kaum eine Chance auf ein Entkommen gehabt hätten. Denn in solchen Fällen müssen die Sicherungstore an den zweiten oder dritten Verteidigungslinien, die gegen die Sturmfluten errichtet worden sind, geschlossen werden, um so einen weiteren Durchbruch des Wassers in das flache Land zu verhindern. Die Sturmflut-Touristen säßen dann in einer Falle, aus der es kaum ein Entrinnen gibt.
Jetzt wird in Nordfriesland darüber nachgedacht, wie man die Touristen in Zukunft von den bedrohten Gebieten abhalten kann. Eine Möglichkeit ist die, daß im Fall von drohenden Katastrophen die betroffenen Bereiche weiträumig so abgesperrt werden, daß nur noch den dortigen Anwohnern Durchlaß gewährt wird. Den Katstrophen-Touristen bleibt dann nur noch die Hoffnung, die Sturmfluten wenigstens am Fernseher "live" miterleben zu können.
ski FRANKFURT A. M. Die Hilfe für die neuen Bundesländer beherrscht das Geschäft der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Von den im vergangenen Jahr zur Förderung der deutschen Wirtschaft zugesagten Investitionskrediten - insgesamt 29 Milliarden Mark - entfielen 70 Prozent auf den Osten. Zwar versichert das Management der Staatsbank, daß andere Aufgaben nicht vernachlässigt würden. Dies gilt laut Vorstandssprecher Gert Vogt zum einen für die Förderung in den westlichen Bundesländern und, wie sein Kollege Richard Brantner betont, zum anderen für die Unterstützung der Entwicklungsländer. Nicht bestreiten läßt sich aber, daß das relative Gewicht dieser Aufgaben angesichts der dominierenden Herausforderung aufgrund der deutschen Einheit in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hat. Brantner räumt denn auch ein, daß wegen des starken Ost-Engagements manche anderen Wünsche und Hoffnungen nicht erfüllt werden könnten.
Alles in allem hat das Frankfurter Institut zwischen Rügen und Erzgebirge bisher Investitionen von etwa 80 Milliarden Mark gestützt. In der gewerblichen Wirtschaft trug sie dabei nach Angaben Vogts zur Sicherung von 1,3 Millionen Arbeitsplätzen und zur Schaffung von 300 000 neuen Jobs bei. Die beiden anderen Tätigkeitsschwerpunkte sind dort die Finanzierung der Wohnraum-Modernisierung (Zusagen von 7,5 Milliarden Mark im vorigen Jahr) und von Investitionen der Kommunen. Letztere führt die KfW mit einem eigenen Angebot zu Marktkonditionen fort, nachdem das aus dem Bundeshaushalt verbilligte Programm geschlossen wurde. "Natürlich können wir damit keinen gleichwertigen Ersatz für die ursprüngliche Förderung bieten, die sich als sehr notwendig und hilfreich erwiesen hatte", läßt Vogt Bedauern, wenn nicht gar leise Kritik an Bonn anklingen. In einem Papier plädiert die Bund (80 Prozent) und Ländern gehörende Bank zudem "nachdrücklich dafür, die Förderpolitik stetig und verläßlich zu gestalten".
Kein Verständnis hat Vogt für die häufig von Politikern geäußerten Vorwürfe, die Banken agierten in der ehemaligen DDR zu vorsichtig. Eigentlich könne das Risikoproblem gar nicht mehr bestehen. Zwar gebe es diesbezüglich bisweilen Beschwerden, doch ließen sich dann in aller Regel Lösungen finden. Bei Krediten bis zu einer Million etwa könne die KfW die Geschäftsbanken teilweise von der Haftung freistellen, und ansonsten gebe es beispielsweise die Möglichkeit, Garantiegemeinschaften in Anspruch zu nehmen.
Was die wirtschaftlichen Perspektiven angeht, vermag der KfW-Vorstand angesichts der anhaltend starken Kreditnachfrage jedenfalls bei den kleinen und mittleren Unternehmen nicht zu erkennen, daß die Investitionsneigung erlahmt, und zwar weder im Osten noch im Westen. Es sehe nicht nach großen Einbrüchen aus, meint Vogt und hält aufgrund der Zahlen "manche zu pessimistische Konjunktureinschätzung" für relativiert. Für sein Haus erwartet er in diesem Jahr denn auch erneut Gesamtzusagen in der Größenordnung von 40 bis 45 nach zuletzt 43,5 Milliarden Mark.
Auf die sogenannte Finanzielle Zusammenarbeit im Rahmen der Entwicklungshilfe entfielen davon im vorigen Jahr drei Milliarden. Bleibe die 1991 zusätzlich gewährte Golf-Krisenhilfe außen vor, sei dies ein Zuwachs von 15 Prozent, betont Brantner. Daß dieser Anstieg nicht mit dem Bonner Entwicklungshilfeetat korrespondiert, dürfte daran liegen, daß die KfW noch über Reserven aufgrund älterer Verpflichtungsermächtigungen verfügt. Der Manager sieht in den verschiedenen Regionen der Dritten Welt teilweise beachtliche Entwicklungsfortschritte, warnt aber vor voreiliger Euphorie. So bildeten in Lateinamerika "die ungelösten krassen sozialen Gegensätze" ein erhebliches Gefährdungspotential für die wirtschaftlichen Reformanstrengungen. In einer Reihe schwarzafrikanischer Länder verhinderten innenpolitische Unruhen oder Bürgerkriege jeglichen Fortschritt, so daß die Bevölkerung elementar in ihrer Existenz bedroht sei. Diese kritische Lage werde durch das anhaltend hohe Bevölkerungswachstum verschärft.
Für "nach wie vor prekär" hält die KfW ungeachtet mancher Erleichterungen in vielen Fällen die Schuldensituation. Gründe seien unter anderem weiterhin niedrige Rohstoffpreise und die gedämpfte Nachfrage in den Industrieländern. Die Bemühungen um eine Minderung der Last sowie um eine höhere finanzielle Unterstützung zu günstigen Konditionen müßten deshalb fortgesetzt werden. Wichtig wäre zudem ein baldiger erfolgreicher Abschluß der Uruguay-Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt), da die angestrebte Liberalisierung des Handels mit Textilien, Bekleidung und Agrarprodukten für zahlreiche Entwicklungsländer deutlich günstigere Exportchancen bedeuten würde.
Die Bilanzsumme der Kreditanstalt kletterte 1992 um 17 Prozent auf 187 Milliarden Mark. In der Erfolgsrechnung dürfte das Betriebsergebnis des Vorjahres von 536 Millionen noch leicht übertroffen worden sein, so daß Brantner zufolge die sehr vorsichtige Risikovorsorgepolitik uneingeschränkt aufrechterhalten werden kann. Nochmals um etwa 50 auf nunmehr 1100 Leute wurde - nicht zuletzt wegen der zunehmenden Beratungs- und Ausbildungshilfen in Osteuropa und der GUS - die Belegschaft aufgestockt. Damit stieß das Institut an die Grenzen seiner räumlichen Kapazität. Um zusätzlichen Platz zu schaffen, wurde ein benachbartes Anwesen erworben.
ESCHBORN. Was wünschen sich Eschborner Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren, um ihre Freizeit sinnvoll verbringen zu können? Diese Frage stellte die Aktionsgruppe kinderfreundliche Stadt des SPD-Ortsvereins während einer Veranstaltung mit Jugendlichen im Niederhöchstädter Bürgerzentrum. Rund zehn Jugendliche gaben Antwort auf die Frage und brachten zum Teil auch Anregungen von Freunden mit.
Die jungen Eschborner wünschen sich mehr Basketballkörbe in Eschborn und Niederhöchstadt und auch eine zweite Rollschuhbahn. Ihnen ist die Bahn in der Hanny-Franke-Anlage zu klein, zu uneben und außerdem zu weit abgelegen.
Die jungen Leute fürchten außerdem um den Bolzplatz am Spessartweg, der dem Baugebiet Rödelheimer Weg zum Opfer fallen wird. Ein Vertreter des städtischen Bauamtes, der an dem Hearing mit den Jugendlichen teilnahm, versprach, sich für eine Ersatzfläche einzusetzen. Großes Interesse bekundeten die jungen Leute an einer Eisbahn und regten an, Eschborn könne doch, wie viele andere Städte auch, zugefrorene Teiche im Winter zum Schlittschuh-Laufen freigeben. Nur ein Mädchen kam zu dem Hearing, was symptomatisch ist. Mädchen finden in Eschborn zu wenig Räume, die sie ungestört für sich nutzen können, bemängelten die Jugendlichen.
Kurzfristig soll eine BMX-Bahn am Traktorspielplatz oder in der Nähe des Abenteuerspielplatzes entstehen. Ein Vertreter des Abenteuerspielplatzes bot außerdem an, für interessierte Jugendliche eine Fahrradwerkstatt einzurichten und Räder und Zubehör auch zu verleihen. Die Jungen und Mädchen bekundeten zudem großes Interesse an einem neuen großen Schwimmbecken, was das Parlament aber schon in die Wege geleitet hat.
Die Aktion kinderfreundliche Stadt ist noch offen für weitere Anregungen. Ihre Ideen können junge Leute loswerden bei Sabine Rau, Hinter der Heck 10, bei Uli Schlabs von der Arbeiterwohlfahrt an der Oberortstraße 31 oder bei Reinhard Birkert, Langer Weg 9, in Niederhöchstadt.
she
"Änderungen vorbehalten" steht unter dem Programm. Sie gibt es auch: nicht nur die abgedruckten Texte sind zu hören. Montserrat Caballé singt auch andere als die angekündigten Stücke. Leichtere? Die Primadonna ist, wie vor einigen Monaten bei ihrem gemeinsamen Auftritt mit Marilyn Horne zu beobachten war, auch in der Sparsamkeit des Umgangs mit ihrer schon seit Jahrzehnten - und jetzt auch im großen Saal der Alten Oper - bejubelten Stimme Meisterin. Auch "kleine Pausen" sind zwischen den Liedgruppen vorgesehen, werden aber kaum wahrgenommen. Die kleinen Programmänderungen stören nicht - was immer sie singt, sie liebt es und das Publikum mit ihr. Ob (im ersten Teil des Konzertes) dies oder jenes von Gioacchino Rossini, die Arien mit entweder heroischem oder tragischem Inhalt ähneln einander und werden nach den den Abend eröffnenden Vivaldi-Werken gleichermaßen liebevoll vorgetragen.
Die Stimme ist streng unter Kontrolle, verhalten. Wie auf Zehenspitzen führt Montserrat Caballé (in schlicht glitzerndem Schwarz) Intervallsprünge sorgfältig aus. Nur selten läßt sie die Stimme strahlen, zeigt vielmehr des öfteren die hohe Kunst des Diminuendo. Mit eindrucksvoller Dezenz brilliert sie mit Koloraturen, darin weitaus agiler als der gelegentlich geradezu unbeholfen hantierende Pianist Manuel Burgueras, ein artiger Begleiter.
Die Diva lächelt, fächelt, reagiert charmant und herzlich auf Stimmen aus dem Auditorium, wie eine freundliche Nachbarin bei sich zu Hause. Nach der Pause erscheint sie in prächtigem Goldbraun: Sicherlich weiß sie, was man von ihr erwartet. Bei den überaus reizvollen emphatisch-melancholischen oder zart enflammierten Liedern von Jules Massenet zeigt sie mehr Stimme, aber nicht zuviel auf einmal. So wird das Aufleuchten der Stimme besonders seltenheitswertvoll.
Indes strahlt auch aus allen PianoNuancen Sensibilität, Expression, Temperament, die Reife langer Primadonnajahre. Es ist nahezu unmöglich, von dieser Persönlichkeit nicht fasziniert zu sein - und überrascht: am Ende von Massenets "Cherubin: Vive l'amour qui rêve" bringt Montserrat Caballé sogar eine winzige Prise von Ironie in die große Pose.
Hispanisierende Arabesken im "Cherubin" deuten auf die (leicht geänderte) Schlußgruppe voraus: Lieder von Enric Granados, zwei in katalanischer Sprache von der in Barcelona Geborenen und Lebenden mit besonderer, sanfter Zuwendung interpretiert. Dann noch zwei spanische Gesänge Joaquin Turinas.
"Tu pupila es azul" ist effektvolles Finalstück des offiziellen Programms: exaltiertes Sentiment, ziseliertes Temperament, folkloristisches Kolorit, elegante, dunkeltönige Koloraturen, von Montserrat Caballé dargestellt als Konzentrat ihrer Gesangskunst. VERA LUMPE
"Einen furchtbaren Herzschlag lang glaube ich mich in der Schweiz oder wieder daheim . . .", schrieb Ambros Adelwarth 1913 in sein Agendabüchlein. Ambros Adelwarth ist einer der vier "Ausgewanderten" in dem gleichnamigen Buch von W. G. Sebald, der darin deutsch-jüdische Geschichten erzählt, von Menschen, die ihre Stadt, ihr Land verlassen mußten und die daran zerbrochen sind.
Sebald, Ordinarius für neuere deutsche Literatur an der University of East Anglia in Norwich, 1944 im Allgäu geboren, seit 1976 in England lebend, erzählt auch seine eigene Geschichte. Mit den Augen seiner Helden blickt er, ein ebenfalls Ausgewanderter, auf die Heimat zurück. "Ich gehöre natürlich dazu, auch wenn ich seit fast 30 Jahren weg bin", beschreibt Sebald sein Gefühl zu Deutschland. So habe er ja einen deutschen Paß, den er "nicht ablegen kann, selbst wenn ich es wollte". Aber mit seinem Bild von Deutschland ist es schon eine "verzwickte Sache", sagt Sebald. Denn einerseits ist es für ihn ein "anziehendes Land, weil vieles funktioniert". Andererseits ist es ein Land, "in dem Gespenster umgehen". Braune Gespenster, die Sebald gut kennt. Rückblickend habe er erkennen müssen, daß die Kindheit im Nachkriegsdeutschland, so wie er sie erlebt hat, eine Illusion gewesen sei. "Uns wurde die Wahrheit vorenthalten", sagt der Autor, der sich um Kindheit und Jugend betrogen fühlt.
Wie tiefgreifend diese Erfahrung war, wurde ihm erst aus der Entfernung bewußt. Der "Unrat, der die eigene Vergangenheit ausmacht, Bruchstücke, Fetzen" oder Fotos, aufbewahrt in unzähligen Schachteln, sind (deshalb) meist der Ausgangspunkt für seine Erzählungen, die sich im Grenzbereich zwischen dokumentarischer Aufzeichnung und phantastischer Fiktion bewegen. Die Wahrheit wird hergerichtet und mit illustrierenden Beigaben in den fortlaufenden Text montiert, so wird dieser scheinbar authentiziert, zugleich aber wieder mit Fragezeichen versehen. Ist der Herr mit dem dunklen Jackett wirklich Ambros Adelwarth, der Großonkel des Autors? Diese Unsicherheit ist gewollt. "Sie tun so, als ob sie wahr seien", beschreibt Sebald das Erzählprinzip, das die Geschichten so spannend macht. Trotz der "stillen Katastrophe", die er immer wieder beschreibt.
Die "Grundmelodie seines Schreibens", so ein Kritiker, tönt "eigentlich melancholisch" - was bei Lesungen oft zu Mißverständnissen führt. Obwohl es die Zuhörerschaft aufgrund seiner Bücher zu erwarten scheint, stehe er, Sebald, keineswegs am Rande des Suizids. Er zeigt sich als ruhiger, gelassen wirkender, belesener Gast. Gewarnt sei deshalb vor der "naiven Verwirrung zwischen Autor und Erzählinstanz" (Sebald), die auf Irrwege führen kann. Heute liest W. G. Sebald um 20 Uhr im Literaturhaus (Bockenheimer Landstraße 102) aus dem Band "Die Ausgewanderten". SUSANNE BROOS
Nicht mit dem Wahlkampf der SPD Wächtersbach, wie es in der Überschrift hieß, sondern mit deren Kandidatenliste habe sich die "stark grüneingefärbte" Bürgerinitiative Wächtersbach befaßt, schreibt der Vorsitzende der SPD zu einem Bericht der FR vom 15. Januar 1993:
"In vorauseilendem Gehorsam spricht die FR davon, daß die BIW das ,Wahlkampfprogramm der SPD zerpflückt&rquote;.
Na so was. In der letzten Mitgliederversammlung der Wächtersbacher Sozialdemokraten wurden die Listen zu den Ortsbeiratswahlen und zur Stadtverordnetenversammlung diskutiert, beraten und in geheimer Abstimmung einstimmig beschlossen. Von Programm noch keine Spur. Das kommt erst noch.
Wie kommt dann eine sorgfältig recherchierende Zeitung zu einer solchen Überschrift? Oder hat da das grüne Herz des Redakteurs die Feder geführt? Oder war es nur kritikloses Abschreiben aus der BIW-Zeitung, weil sie doch so schön grün angehaucht ist?"
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Heute zu Brahms in die Alte Oper
Das Programm allein sagt schon, daß es nicht ohne Brahms geht, der einer der wichtigsten Vertreter dieses Musik-Genres ist. Sein Klavierquartett Nr.3 c-moll opus 60 stammt aus seiner mittleren Schaffensperiode und ist schon voller Spannungen und dynamisch-rhythmischer Überraschungen, obgleich man auch die führende Hand Schumanns, seines Mentors spürt, dessen Es-Dur-Klavierquartett dem Brahmsschen auch im Programm des Abends vorausgeht und das bereits zu dem reifen Werken des Romantikers gehört.
Eine ausgesprochene Überraschung dürfte auch für viele Kenner der ganz selten zu hörende Quartettsatz a-moll von Gustav Mahler sein, eine Jugendkomposition des großen Sinfonikers, in der schon vieles Charakterische aus dem Spätwerk Gustav Mahlers anklingt. wp
Ohne Führerschein
SELIGENSTADT / RODGAU. Wegen wiederholten Fahrens ohne Führerschein vor das Amtsgericht in Seligenstadt zitiert, fuhr am Dienstag vormittag ein 41jähriger Rodgauer wie selbstverständlich mit seinem Auto an dem Justizgebäude in der Giselastraße vor. Die Richterin, von Polizeibeamten über diese Dreistigkeit informiert, ließ daraufhin das Auto beschlagnahmen. ttt
HANAU. Mit erheblichen Kopfverletzungen mußte am Dienstag eine 40 Jahre alte Radfahrerin ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem sie gegen 10.30 Uhr auf der Burgallee mit einem Auto zusammengestoßen war. Der Fahrer des Wagens hatte - so die Polizei - von der Kronprinzenstraße nach rechts abbiegen wollen und dabei die 40jährige übersehen, die den Radweg benutzte - allerdings auf der falschen Straßenseite. az
BAD HOMBURG. "Mölln ist überall" - unter diesem Motto diskutierten die Schüler der Humboldtschule am Mittwoch vormittag über Gewalt und Ausländerhaß, spielten Theater, sahen Filme und hörten die Berichte von Zeitzeugen. Einen Schultag lang drehte sich für die Klassen 7 bis 13 alles um Fragen wie: "Welche Arten von Gewalt gibt es, wie kann ich persönlich damit umgehen?" Am Abend folgte ein Vortrag mit dem Thema "Hitlers Machtergreifung - wie konnte das geschehen?"
"Bist Du einsam?", wird Shabbir Said im Klassenraum 111 gefragt. Er versteht die Frage nicht auf Anhieb, immerhin ist er noch nicht lang in Deutschland. "Ob du dich hier allein fühlst", präzisiert die Schülerin ihre Frage. Die Antwort des 17jährigen kommt kurz und klar: "Ja."
Shabbir stammt aus Afghanistan. Er ist vor dem Krieg in seiner Heimat nach Deutschland geflohen und als Asylbewerber anerkannt worden. Den Humboldtschülern beantwortet er an diesem Vormittag Fragen über sein Leben und seine Probleme. Eins steht fest: Wenn es in Afghanistan wieder sicher ist, will Shabbir zurück. Denn: "In Deutschland ist es besser, solange zu Hause Krieg ist. Aber ich brauche kein Deutscher zu werden - ich mag Afghanistan."
Drei Etagen höher sitzen zur gleichen Zeit mehr als 100 Schüler im Mehrzweckraum und diskutieren mit Experten über das Thema Asyl. Mitarbeiter des Asylbewerberheims in Grävenwiesbach, des Friedrichsdorfer Arbeitskreises Asyl und des Verwaltungsgerichts sowie Psychoanalytiker aus Frankfurt sind sich einig: Man kann nicht über Asylbewerber diskutieren, ohne weltweite Zusammenhänge zu beachten - und die eigene Verantwortung für die Flüchtlingsströme. Denn in der deutschen Geschichte gebe es genug Beispiele für Plünderung, Raub, Ausrottung ganzer Völker und willkürlich festgelegte Grenzen, die für die heutige Not in sogenannten Entwicklungsländern mitverantwortlich seien.
Den Aktionstag "Mölln ist überall" hatten die Schüler bereits Ende Oktober angeregt, als sie sich beim Tag der offenen Tür in der Humboldtschule gegen Ausländerfeindlichkeit engagierten. Unter dem "Druck der Basis", wie es Lehrer Bernhard Klother-Karrenberg salopp formuliert, war die Schulleitung schnell zur Mitwirkung bereit. Die Gemeinschaftskundelehrer bereiteten gemeinsam mit Schülern die Themen vor. Ziel: die Jugendlichen mehr für das Thema Gewalt sensibilisieren, erklärt Klother-Karrenberg: "Dazu gehört das Wegschauen auf der Straße genauso wie alltägliche Intoleranz der Gesellschaft." Ein Mann beeindruckt die Schüler besonders: Hermann Reineck, der zur Zeit der Nazi-Schrekkensherrschaft im Konzentrationslager Auschwitz saß und überlebte. Reineck führt eine Videofilm-Dokumentation über die Hatz auf Minderheiten vor, zeigt selbstangefertigte Zeichnungen und redet mit den Schülern darüber. Abiturientin Nicole Langkopf spricht anschließend von einer wichtigen Erfahrung: "Theoretisch habe ich schon vieles gewußt, aber es war gut, mal persönlich mit einem Zeugen zu sprechen." Mitschülerin Vanessa Hill pflichtet ihr bei: "Es ging heute weniger ums Wissen, mehr um Eindrükke."
Auf weitere Reaktionen ist GK-Lehrer Klother-Karrenberg gespannt. Denn nach seinen Erfahrungen gibt es bisher unter den etwa 1400 Humboldtschülern nur einen "kleinen Kern" von sozial Engagierten. Mit aktuellen Themen im Unterricht möchte er auch bei jenen ansetzen, die sich noch zögernd interessieren.
Für Mitte Februar jedenfalls planen Humboldtschüler eigenständig eine Diskussion mit Vertretern der politischen Parteien, voraussichtlich auch mit einem Teilnehmer der rechtsextremen NPD. ill
HEUSENSTAMM. Eigentlich wollte Jürgen Leimbach vom Landesamt für Verfassungsschutz mit Schülern der 10. Klasse der Haupt- und Realschule an der Leibnizstraße über die "Grundzüge des Rechtsextremismus in Hessen" sprechen. Das war sein Thema, zu dem er in die Adolf-Reichwein-Schule eingeladen worden war, wo am Mittwoch ein Aktionstag gegen Ausländerfeindlichkeit stattfand. Doch die Schüler nahmen ihm immer wieder das Zepter aus der Hand.
Ihnen brannte das Thema Gewalt auf den Nägeln. Sie wollten Antworten auf ihre Fragen: Wie läßt sich Gewalt zwischen Ausländern und Deutschen verhindern? Was tun die Politiker dafür?
Sie alle hätten ausländische Freunde, mit denen sie sich gut verstünden. Aber sie kennen auch Gruppen von Ausländern und Deutschen, die sich gegenseitig bekriegen. Nach Auffassung der Schüler müßten endlich Politiker eingreifen und sehen, was auf den Straßen los ist. Sie, die Schülerinnen und Schüler, seien gegen Gewalt. Diese löse auch keine Probleme. Doch wie könne man durchaus vorhandene Probleme überhaupt lösen?
Darauf konnte Jürgen Leimbach keine Antwort geben. Er versuchte den Schülern klar zu machen, daß es in einer Demokratie kein Recht des Stärkeren geben dürfte, und dafür müßte sich jeder einzelne einsetzen. Er klärte auf über die Strategie der Rechtsextremisten, verdeutlichte ihr nationalistisches und rassistisches Gedankengut, warnte vor den Neonazis.
Die Schüler hörten gespannt zu, aber ihre Fragen und Meinungen drehten sich immer wieder um den Umgang mit Gewalttätigkeit und deren Ursache.
Ebenso spannend und interessant ging es in den anderen Räumen der Schule zu. Da erzählte beispielsweise Andreas Mouzouris vom Deutschen Gewerkschaftsbund über die Geschichte der ausländischen Arbeitnehmer in Deutschland. Er berichtete über die Anwerbeaktion von Gastarbeitern in der Zeit von 1956 bis 1973, diskutierte mit den Schülern über die Frage: Brauchen wir Zuwanderung?
In einer anderen Klasse wurden Flaggen aus unterschiedlichsten Nationen gemalt, nachdem Schüler aus diesen Ländern über ihre Heimat berichtet hatten.
In der Pausenhalle roch es exotisch. Dort brutzelte eine achte Klasse Speisen aus Peru, Chile, Japan, Spanien, Italien, Libanon und Marokko. Katharina (15) fand die Kocherei gut: "So etwas habe ich noch nie probiert, es schmeckt prima."
In einer anderen 10. Klasse von Lehrerin Doris Huber wurde über Sitten und Gebräuche in China und Taiwan gesprochen. Zwei Schüler aus diesen Ländern zeigten Bilder aus ihrer Heimat und erzählten über Hochzeiten und wie sie Neujahr feiern. Zum Schluß aß die gesamte Klasse ein chinesisches Gericht, das der Vater der Schülerin gebracht hatte. Eine andere Schülergruppe besprühte eine Schulwand mit dem Spruch: "Ihr mit uns." "Diese Idee kam allein von den Schülern", erklärte Schulleiter Gerhard Länder, der sich zufrieden über den Aktionstag zeigte.
Kurzfristig hatten Lehrer und Eltern nach den Gewalttaten von Mölln sich entschlossen, solch einen Aktionstag zu veranstalten. Schulleiter Länder: "Wir wollten hier mit vielfältigen Aktivitäten ein Zeichen setzen für den friedlichen Umgang miteinander und aufrufen gegen Mißtrauen, Gleichgültigkeit und Gewalt."
Auch an seiner Schule - von den 500 Schülern sind 20 Prozent Ausländer - gäbe es Rempeleien zwischen Schülern der verschiedenen Nationalitäten; aber es hielte sich noch im Rahmen.
DIETZENBACH. Die Kaffeekasse mit einem geringen Geldbetrag haben unbekannte Einbrecher im Verwaltungsgebäude einer Autofirma in Steinberg geplündert. Indem sie mehrere Schreibtische aufhebelten, richteten sie weitaus höheren Schaden an. Das teilte die Polizei mit. ttt
GLASHÜTTEN. Mit den Schwerpunkten Trinkwasser / Umwelt, Bauen, Soziales, Verkehr und Bürgernähe werben die Grünen, die vor vier Jahren zum ersten Mal ins Gemeindeparlament einzogen, um Stimmen bei der Kommunalwahl. Die Erhaltung der eigenen Wasserversorgung steht für die Grünen an erster Stelle. Aus diesem Grund lehnen sie neue Gewerbegebiete ab. Für den Wohnungsbau fordern sie in erster Linie das Schließen von Baulücken, den Ausbau von Dächern und Scheunen sowie die Sanierung von bestehendem Wohnraum. Die Förderung von Zisternen und Energiesparmaßnahmen in öffentlichen Einrichtungen gehören ebenfalls zum Wahlprogramm.
Im sozialen Bereich wollen sich die Grünen für einen Grundschulneubau und sichere Schulwege einsetzen. Außerdem verlangen sie eine kontinuierliche offene Jugendarbeit mit einem Jugendpfleger, Sozial- und Altenwohnungen sowie verbesserte Einkaufsmöglichkeiten. Der Schwerpunkt beim Thema Verkehr liegt beim Gemeindebus: er soll regelmäßig zwischen den Ortsteilen verkehren und eine eigene Spur bekommen. Nicht zuletzt fordern die Grünen mehr Möglichkeiten für die Bürger, in Ausschüssen und Kommissionen zu Wort zu kommen. Außerdem soll das Parlament abwechselnd in den Ortsteilen tagen. cn
OBERTSHAUSEN. Erstmals wird in diesem Jahr die Arbeiterwohlfahrt (AW) in eigener Regie den Erholungsaufenthalt von 14 bis 20 Kindern aus der strahlenverseuchten Region um Tschernobyl organisieren. 1992 hatte die Stadt über 40 000 Mark an Spenden eingesammelt, DRK und Malteser waren in die Betreuung der 25 Mädchen und Jungen einbezogen. Diesmal ruft nun der AW-Vorstand zu Spenden für die Aktion auf. Gesucht werden auch noch Gastfamilien, die sich zwischen dem 3. und 18. September um die Weißrussen im Alter von neun bis elf Jahren kümmern möchten. Zuvor verleben die Gäste einen zweiwöchigen Aufenthalt in Unterfranken.
Im Vorfeld der Einladung hatte es Ende 1992 im Stadtparlament bereits eine Auseinandersetzung gegeben, nachdem die CDU-Mehrheit bei einem SPD-Antrag zum Thema Tschernobyl-Kinder Ablehnung signalisiert hatte und der Vorschlag daraufhin zurückgezogen wurde. Die SPD hatte die Wiederholung der Vorjahres-Aktion gefordert. Die Christdemokraten wollen jedoch lieber die nicht ausgegebenen Spendengelder für den Bau eines Erholungsheimes in den Karpaten bereitstellen.
"Bis da was gebaut wird, vergeht zuviel Zeit", widerspricht diesem Vorschlag der SPD-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Schmidt. Außerdem sei unklar, welche Kinder in den Genuß einer Karpatenkur kämen - und der Standort liege zu nah an der durch das Reaktorunglück verseuchten Region.
Die SPD setzt deshalb weiter auf die positiven Ergebnisse von mehrwöchigen Aufenthalten der kränkelnden Kindern in der Bundesrepublik. In der nächsten Stadtverordnetensitzung am 4. Februar unternimmt die SPD einen zweiten Anlauf. Die Fraktion schlägt vor, daß die im Vorjahr übriggebliebenen Spendengelder für die neue Aktion ausgegeben werden.
Die Sozialdemokraten haben sich inzwischen mit der Arbeiterwohlfahrt einen Verbündeten gesucht. Der Verband übernahm die Organisation der Anreise und eines zweiwöchigen Aufenthaltes der belorussischen Gruppe in der Jugendherberge Rothenfels/Main. Er wird einen Betreuer zusätzlich zu den beiden russischen Begleitern (zugleich Dolmetscher) und Fahrzeuge für Ausflüge während des Aufenthaltes in Obertshausen stellen.
Für den insgesamt vierwöchigen Urlaub rechnen die Veranstalter mit dem extrem niedrigen Betrag von 750 Mark pro Kind (inklusive Anreise per Bus) - auf den Spendenkonten müßten also rund 12 000 Mark eingehen. Falls diese Summe nicht erreicht wird, haben die Sozialdemokraten finanzielle Hilfe zugesagt. "Die Kinder kommen auf alle Fälle", versichert Karl-Heinz Schmidt. Er selbst will potentielle Spender aufsuchen und um Unterstützung bitten. Auch unter den Parteimitgliedern soll der Hut für den guten Zweck herumgehen.
Einige Gastfamilien aus dem Vorjahr haben sich bereits wieder zur Verfügung gestellt. Aufgrund der Erfahrungen 1992 sollen die Gastgeber mehr als bisher in das Programm einbezogen, zu Ausflügen und gemeinsamen Veranstaltungen mit den Kindern eingeladen werden. Wegen der Verständigungsprobleme werden die Kinder immer zu zweit in den Familien aufgenommen.
Partnerin der Arbeiterwohlfahrt in Weißrußland ist die unabhängige Stiftung "Den Kindern von Tschernobyl" - nach den Worten von AW-Vorstandsmitglied Walter Fontaine "eine zuverlässige und seriöse Organisation". Er schließt absolut aus, daß von dieser in Minsk beheimateten Stiftung andere als kranke, bedürftige Kinder in den Westen geschickt werden. Bekanntlich waren in der Vergangenheit von Moskauer Organisationen vor allem gutbetuchte "Bonzenkinder" für den Urlaub ausgewählt worden.
Fontaine - der selbst in Minsk mit der Stiftung verhandelt hat - vertraut seinen Verhandlungspartnern. Sie wählen die Kinder nach Kriterien aus, die von der Arbeiterwohlfahrt vorgegeben wurden: Sie müssen aus stark strahlenverseuchten Gebieten stammen, ihr Gesundheitszustand muß instabil und eine soziale Bedürftigkeit gegeben sein. hf
Weitere Berichte aus dem östlichen Kreis auf Seite VI.
RODGAU. Bei zwei Einbrüchen in Wohnhäuser in der Magdeburger Straße in Nieder-Roden haben unbekannte Täter am hellichten Tag Schmuck, Bargeld, eine Videokamera, Silberbesteck, eine Stereoanlage und ein Fernsehgerät mitgehen lassen. Sogar Lebensmittel und einen Dosenöffner verachteten sie nicht. Als im zweiten Fall die Tochter des Hauses heimkam, hörte sie lediglich noch die Worte "Achtung, sie kommt", ehe die ungebetenen Besucher sich unerkannt davonstahlen, berichtet die Polizei. ttt
Weitere Berichte aus dem östlichen Kreis auf Seite V.
ESCHBORN. An mehreren Informationsständen wollen die Sozialdemokraten die Bürger über ihre politischen Vorstellungen für die kommenden vier Jahre informieren und darüber diskutieren. Jeweils samstags sind die Genossen auf dem Eschborner Marktplatz und dem Niederhöchstädter Montgeronplatz zwischen 9.30 und 12 Uhr zu finden.
Nachdem die SPD bereits über das Thema Verkehr informiert hat, will sie am nächsten Samstag, 30. Januar, über das Thema Umwelt diskutieren, am 6. Februar über Bauen und Wohnen und am 13. Februar über Senioren, Kultur, Vereine und SPD vor Ort im Hanseatenviertel. Kinder und Jugendliche sind am 27. Februar dran, und am 6. März, einen Tag vor der Kommunalwahl, stehen die Sozialdemokraten für allgemeine Informationen zur Verfügung.
Der Ortsverein war bereits vor einiger Zeit mit der Aktion "Wo drückt die Bürger der Schuh?" auf die Eschborner zugegangen und hatte daraus viele Anregungen für das Programm zur Kommunalwahl übernommen. she
BREMEN. Einer mickrigen Bremer Kulturpresse lag alles quer im Magen: 30 000 DM Preisgeld für einen zumeist französisch schreibenden Autor, von dem man nicht einmal wisse, welchen Anteil er selbst und welchen der Übersetzer Peter Handke an seinem Werk besitze. Im übrigen sei diese Ehrung wohl eher eine kulturpolitische Demonstration für den jüdischen Emigranten als eine kritische Würdigung.
Peinlich verquere Begleitmusik zu einem dann doch veritablen Kulturereignis. Mit schönem Ernst hob Goldschmidt seinen Lebens- und Arbeitsanspruch als Schriftsteller hervor, der eine "rebellische Existenz" und ein "Störenfried" zu sein habe. Einst als "Ungeziefer" aus der deutschen Sprache ausgestoßen, als ihr "Schänder" verunglimpft, hätten zumal die Emigranten wie er das Deutsche "ins Menschliche" hinübergerettet.
Und dennoch war die französische Sprache das Idiom seiner eigenen Rettung; in einem Kinderheim in den Savoyer Alpen haben französische Bauern, Erzieher und Lehrer den zehnjährigen jüdischen Jungen unter traumatischen Umständen vor dem Holocaust bewahrt. "Nur weil die französische Sprache mit Rettung und Schutz gleichkam und ich diese Sprache mit der ganzen Seele und dem ganzen Körper in mich hineinsog und sie zum intimsten Wesen meines Selbst wurde und mir mein Existenzgefühl zurückgab und mich sogar noch dazu ermutigte, nur deswegen konnte ich zu meiner geliebten Muttersprache zurückfinden." Untertänigkeit, unerbittlicher Gehorsam, Verdummung, neuralgische Punkte seiner eigenen Biographie, beschreiben für Goldschmidt noch das allerjüngste Klima des entfesselten Neo-Nazismus, der "ethnischen Säuberungen". Gegen die "tausend Finsternisse todbringender Rede", von denen Paul Celan sprach, setzt Goldschmidt in seiner Erzählung "Der unterbrochene Wald" (Amann) ein zeitgeschichtetes Panorama von Schmerzenslandschaften, die jene leise Stimme des Gewissens vernehmbar machen, die Scham vor eigenem Versagen, die Schuld, den Schmerz bewahren und läutern wollen. Weniger mit dem Stigma der Schuld und der Angst als mit den durch und durch provinziellen Katastrophen des Lebens hat es Hans-Ulrich Treichel, der Förderpreisträger des Bremer Literaturpreises, zu tun. Keine wabernde Larmoyance wird in Treichels Prosaband "Von Leib und Seele" (Suhrkamp) ausgebreitet, sondern eine "subtile tiefe Gleichgültigkeit gegenüber allen Mißgeschicken und Katastrophen des Lebens", wie Laudator Herbert Heckmann betonte.
Treichel bedankte sich denn auch bei seinem freundlich applaudierenden Bremer Publikum mit der Geschichte von der "Treichelschwemme", einer ganz und gar nicht fiktiven Story von einem Ahnenforscher gleichen Namens, der mit seinem genealogischen Fahndungsbuch nur schwerlich den wurzel- und geschichtslosen Autor über sich selbst aufzuklären vermochte. Zwei Träger des Bremer Literaturpreises auf sehr verschiedenen Wegen zu ihrer Leidensgeschichte, zwischen der Banalität des Bösen und der bösen Banalität.
HARRO ZIMMERMANN
Auf die Minister-Worte
gibt es ein geteiltes Echo
KREIS OFFENBACH. Das von der rot-grünen Landesregierung wegen der Bonner Sparpläne befürchtete Aus des S-Bahn-Baus im Kreis Offenbach ist nach Ansicht des CDU-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Kreis-Union, Dr. Klaus Lippold (Dietzenbach), völlig unbegründet. "Ich weiß nicht, wovon Verkehrsminister Welteke spricht," sagte Lippold gestern auf Anfrage. "Wir haben für den öffentlichen Personennahverkehr noch nie so viel Geld im Haushalt vorgesehen wie jetzt," dementierte der CDU-Abgeordnete Aussagen des hessischen Verkehrsministers vom Vortag.
Ernst Welteke (SPD) hatte, wie berichtet, am Dienstag im Landtag den durch das Bonner Föderale Konsolidierungsprogramm entstehenden Fehlbetrag für Hessen auf eine Milliarde Mark beziffert. Als Konsequenz könnte der Bau der S- Bahn von Frankfurt nach Hanau, Darmstadt und in den Rodgau nicht fortgesetzt werden, sagte der Verkehrsminister.
Lippold nimmt es Minister Welteke übel, daß er die Bürger mit seinen "Verlautbarungen vor der Kommunalwahl in letzter Minute abschreckt". Gerade jetzt sei die optimale Zeit, in den S-Bahn-Bau im Kreis Offenbach zu investieren, sagte der CDU-Kreisvorsitzende. Von einer Kürzung der Mittel könne gar keine Rede sein, schließlich gebe es schon Verträge zwischen Bund, Land und den betroffenen Kommunen. "Ich habe immer auf die Zeit gedrückt", damit das Projekt schnell verwirklicht werden kann."
Verhältnismäßig gelassen wurde die Nachricht aus Wiesbaden in den Rathäusern von Rodgau und Rödermark kommentiert. "Wahlkampf", entfuhr es dem Rodgauer Bürgermeister Paul Scherer (CDU) spontan. Wie er berief sich auch sein Rödermärker Kollege und Parteifreund Walter Faust auf am 17. Januar 1991 in Dietzenbach rechtskräftig abgeschlossene Finanzierungsverträge zwischen ihren Städten, dem Bund, dem Land, der Bundesbahn und dem Kreis.
"Wir haben einen rechtlichen Anspruch auf die vereinbarten Leistungen", erklärte der Rodgauer Verwaltungschef. Notfalls werde er zum wiederholten Mal nach Bonn ins Bundesverkehrsministerium fahren, um die Verwirklichung des vereinbarten Vorhabens einzufordern. Wie dramatisch sich die Situation tatsächlich darstellt, vermochte Scherer, der Weltekes Äußerungen der Presse entnommen hatte, nicht einzuschätzen: "Das wäre reine Spekulation."
Der Erste Stadtrat von Rödermark, Alfons Maurer (CDU), sprach von "Geplänkel", das Welteke im Zuge der Diskussion um den Solidarpakt angezettelt habe.
Anders die Rodgauer SPD-Landtagsabgeordnete Judith Pauly-Bender: Wenn das Föderale Konsolidierungsprogramm wahr werde und im Verkehrsbereich durchschlüge, bedeutete das für Hessen einen Fehlbetrag für den Öffentlichen Personennahverkehr von mehr als einer Milliarde und für die S-Bahn in den Rodgau von insgesamt 108 Millionen Mark.
"Was dies für den Kreis Offenbach und vor allem für dessen östliche Region heißt", so die SPD-Politikerin, "wissen wir alle: Die Verkehrsmisere wäre zementiert". Kommunen und Land könnten diesen Fehlbetrag niemals ausgleichen. Die Abgeordnete hat namentlich die für den Kreis zuständigen CDU-Politiker aufgefordert, ihren Einfluß bei ihren Bonner Parteifreunden geltend und "Front gegen diese katastrophalen Pläne" zu machen.
Ähnliche Kritik kommt vom Offenbacher SPD-Vorsitzenden Stephan Wildhirt. Er will vom Magistrat wissen, ob die Bonner Pläne im Offenbacher Rathaus bekannt sind und was der Magistrat zu unternehmen gedenkt: Welche Gefahren birgt das Föderale Konsolidierungsprogramm für die Fertigstellung der City- Trasse durch Offenbach und den Weiterbau der S-Bahn-Linien in den Kreis?
Bei dem Föderalen Konsolidierungsprogramm handelt es sich um ein Papier, das noch nicht über das Stadium lauten Nachdenkens in den Bonner Koalitionsfraktionen von CDU / CSU und FDP hinausgekommen ist. Ehe das Denkmodell Bundestag und Bundesregierung erreicht, dürfte einiges Wasser die Rodau hinabfließen. Wenn aber mit dem Projekt S-Bahn einmal begonnen worden ist, dürfte es für Bonn kein Zurück mit der Verbindung in den Rodgau geben. aim / ttt
Der Start von Bernhard Jagoda als neuer Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BA) steht unter einem ungünstigen Stern. Wenn er am nächsten Freitag erstmals die monatlichen Zahlen aus Nürnberg verkündet, läuft er Gefahr, einen gesamtdeutschen Negativ-Rekord der Arbeitslosigkeit bekanntgeben zu müssen. Die Konjunktur-Talfahrt im Westen dürfte dafür sorgen, daß der bisherige Höchststand vom Januar 1992 mit zusammen 3,2 Millionen Erwerbslosen übertroffen wird. Zugleich fällt der Wechsel an der BA-Spitze in eine Zeit heftiger Auseinandersetzungen über Umfang und Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik. Der Streit in der Bonner Koalition über eine Abgabe auch zu Lasten von Selbständigen und Beamten, die Versuche von Arbeitsminister Norbert Blüm, verstärkt "Mißbräuche" zu bekämpfen und die Drohung von Finanzminister Theo Waigel, Leistungen für Erwerbslose zu kürzen, sind Beispiele für die politische Verunsicherung wegen der sich zuspitzenden Beschäftigungsprobleme. Dabei wären gerade jetzt statt Rotstift-Aktionen neue Ansätze und Konzepte zur Krisenbewältigung gefragt. Der folgende Beitrag beschreibt die Ausgangslage. Im untenstehenden Interwiew nimmt Jagoda zu diesen Themen Stellung.
ORTENBERG/KARBEN. Der Kreistag soll die Beschlüsse für gymnasiale Oberstufen an den Gesamtschulen Karben und Konradsdorf wieder rückgängig machen. Dies beantragt die CDU-Fraktion für die Kreistagssitzung am Donnerstag, 11. Februar, die um 10 Uhr im Landratsamt beginnt.
CDU-Fraktionsgeschäftsführer Wolfgang Zenkert selbst ist nach eigenen Angaben gegenüber der Frankfurter Rundschau skeptisch, ob der Antrag angesichts der Mehrheitsverhältnisse (CDU 29 Stimmen, SPD/Grüne zusammen 45 Stimmen) Aussicht auf Erfolg hat. In Bezug auf Karben werde nur eine alte CDU- Forderung wiederholt.
Die Brisanz des Antrags liegt aber im "Fall" Konradsdorf. Für diese Gesamtschule hatte der Kreistag erst am 15. Dezember vorigen Jahres die Einrichtung eines gymnasialen Zweigs mit einer SPD/Grünen-Mehrheit beschlossen. Die CDU macht nunmehr von einem Schreiben Gebrauch, das Kreisbeigeordneter Joachim Pollmar (SPD) am 16. Oktober 1992 an den Vorsitzenden der SPD-Kreistagsfraktion gerichtet hatte und das lediglich Landrat Rolf Gnadl (SPD), der Ersten Kreisbeigeordneten Gila Gertz (Grüne), drei SPD-Kreistagsabgeordneten, der Fraktion der Grünen und zwei Fachämtern zur Kenntnis gelangen sollte. In diesem Brief, über den nun auch die CDU verfügt, hatte Pollmar im Unterschied zur Mehrheit innerhalb der SPD-Fraktion in der Dezemberabstimmung die Einführung einer gymnasialen Oberstufe in Konradsdorf als "Fehlentscheidung" bezeichnet. Sie schaffe "an einer Schule mit zur Zeit guten pädagogischen Möglichkeiten Raumprobleme, ohne die Gymnasien in Büdingen und Nidda wesentlich zu entlasten".
Zur Begründung ihres Antrags verweist die CDU ausschließlich auf diese Äußerungen des sozialdemokratischen Schuldezernenten. Von Pollmar, der sich auf Dienstreise befand, war dazu gestern keine Stellungnahme erhältlich.
Die Tatsache, daß der hessische Kultusminister die Einrichtung der gymnasialen Stufe in Konradsdorf noch nicht für den Schuljahresbeginn 1993 genehmigt (FR von Freitag, 22. Januar, "Verschoben, aber nicht aufgehoben . . .") kommentiert die Vorsitzende des Konradsdorfer Schulelternbeirates Dr. Eva Pietsch-Berger inzwischen "als Paradebeispiel dafür, wie Politikverdrossenheit mit Fleiß schon im lokalpolitischen Bereich herangezüchtet wird". Die betroffenen Eltern und Schüler/-innen verwundere es, daß keinem der Beteiligten bei den Vorbereitungen die Terminvorgaben der Landesregierung nicht klar gewesen sein sollten. hm
BAD VILBEL. Entspannung durch Bewegung bietet die evangelische Familien- Bildungsstätte Bad Vilbel ab Montag, 1. Februar, für Frauen an. Jeden Montag von 21 bis 22 Uhr leitet die Tanzpädagogin Lilo Nydegger den Kurs "Meditatives Tanzen und Bewegung".
Der späte Anfangstermin soll auch jungen Frauen mit Kindern die Gelegenheit geben, an einem Kurs teilzunehmen, da die Kinder dann in der Regel versorgt sind. Anmeldungen und Anfragen bitte an die Geschäftsstelle der Familien-Bildungsstätte Friedberg richten: Tel. 0 60 31 / 9 19 76, montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. de
ESCHBORN. Mit Freude reagiert die Eschborner SPD auf die Entscheidung des Regierungspräsidiums, beim Kreisbauamt darauf hinzuwirken, daß das Bürohochhaus an der Rudolf-Diesel-Straße nicht in der ursprünglich geplanten Form genehmigt wird (die FR berichtete). Die SPD fordert die Eschbornerinnen und Eschborner auf, weiter "mutig gegen Unrechtsentscheidungen vorzugehen" und "nicht zuzulassen, daß Eschborns Stadtentwicklung weiterhin von den primär wirtschaftlichen Interessen der Großinvestoren bestimmt wird."
Im Falle des Bürokomplexes hatten sich Anwohner aus dem Frankenweg zusammengeschlossen und einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um ihren Bedenken Gehör zu verschaffen. Die SPD weist jetzt noch einmal darauf hin, daß der Magistrat eine Befreiung vom gültigen Bebauungsplan erteilte, obwohl dies nur in Ausnahmefällen und nicht gegen die ernstzunehmenden Einwände der Anwohner erfolgen dürfe.
Die SPD kritisiert, wirtschaftliche Interessen hätten bei dem Projekt eine wichtigere Rolle gespielt als die Einwände der Anlieger und die gesetzlichen Bestimmungen. Die SPD erwähnt in diesem Zusammenhang noch einmal, daß der Vorbesitzer des Grundstückes das frühere CDU-Magistratsmitglied Henning Kammler war. Es sei doch klar, daß eine vom Magistrat der Stadt erteilte "überdimensionierte Ausnutzung des Geländes dem Investor lukrative finanzielle Vorteile bringt, was wiederum nicht unbedeutend ist für den von Herrn Kammler erzielten Kaufpreis." she
WIESBADEN. Das umstrittene neue Berechnungsverfahren für die Lehrerzuteilung an die gymnasialen Oberstufen bleibt unverändert. Vor dem Landtag in Wiesbaden lehnten SPD, Grüne und Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) am Mittwoch eine Rücknahme der im Schuljahr 1993/94 erstmals geltenden Neuregelung ab.
Während die Oppositionsparteien CDU und FDP ebenso wie alle Lehrerverbände massive Kürzungen des Kursangebots an den Oberstufen voraussagen, bestritt die rot-grüne Landtagsmehrheit eine Verschlechterung gegenüber der bisherigen Regelung. Allerdings würden zusätzliche "Luxusangebote" abgeschafft, die an manchen Schulen nach dem Rückgang der Schülerzahlen eingeführt und inzwischen zur Gewohnheit geworden seien.
Wie viele Kurse an einer Oberstufe gebildet werden (und damit auch, wie viele Lehrer nötig sind), soll künftig mit sogenannten "Divisoren" direkt aus der Zahl der Schülerinnen und Schüler errechnet werden. Diese Neuregelung, die von SPD und Grünen als "überschaubar" und "von herzerfrischender Klarheit" (Holzapfel) gelobt wird, hat in den vergangenen Wochen zu einer Protestwelle an den rund 300 hessischen Oberstufenschulen geführt.
Erst am Montag hatten Vertreter von knapp 60 Schulen in Wiesbaden eine Resolution gegen die "Kürzung des Unterrichtsangebots" verabschiedet.
Die Schüler von drei Kasseler Schulen wollen am kommenden Montag in der dritten Unterrichtsstunde Informationsveranstaltungen abhalten. Der konservative Philologenverband protestiert ebenso massiv wie die Gewerkschaft GEW. Die Lehrerverbände rechnen mit Kürzungen des Kursangebots in einer Größenordnung von über 20 Prozent und massiv zunehmender Arbeitsbelastung der Lehrer.
SPD und Grüne bezeichneten solche Proteste jetzt als "Sturm im Wasserglas". In Wirklichkeit werde nur verhindert, daß wie bisher Lehrer von den Mittelstufen (Klassen 7 bis 10) an die für Lehrer attraktiveren Oberstufen (Klassen 11 bis 13) abgezogen werden, die nach Zahlen des Kultusministeriums zur Zeit mit rund 365 Planstellen überbesetzt sind.
An Schulen ohne "Lehrerüberhänge", die sich an die bisher schon geltenden Bestimmungen gehalten und auch keine Lehrer von der Mittelstufe an die Oberstufe umgeleitet haben, werde sich nichts ändern, meinte der Abgeordnete Reinhard Kahl (SPD).
In Wirklichkeit gehe es nicht um Kürzungen, sondern nur um eine "gerechtere Verteilung", meinte Fritz Hertle (Grüne). Nach Ansicht des Grünen hat sich an den Oberstufen in den zurückliegenden "fetten Jahren" ein "Ausstattungsluxus" ergeben, der jetzt "etwas reduziert" werde. Nicht selten gebe es "sehr, sehr luxuriöse Kursgrößen".
Die FDP hatte dagegen beantragt, den entsprechenden Paragraphen im künftigen Schulgesetz zu streichen, weil sie (ebenso wie die CDU) die Proteste für gerechtfertigt hält. Der Abgeordnete Heiner Kappel meinte, kleinere Oberstufen würden "in kürzester Zeit ausbluten". Die rot- grüne Koalition sei im Land mit dieser Neuregelung völlig isoliert, sagte der Christdemokrat Norbert Kartmann. Der reformierten Oberstufe werde "der Boden weggezogen". Dann wäre es schon "ehrlicher", die Reform der Oberstufe ganz zu beenden und das Kurssystem wieder abzuschaffen - mangels Finanzierbarkeit.
Der Kultusminister bestritt, daß es bei der Einführung der "Divisoren" um Sparpolitik geht. Ziel sei nur, daß die Schulen künftig "nur das für die Oberstufe verwenden, was sie für die Oberstufe erhalten".
Unabhängig davon sei die bundesweit begonnene Diskussion über Einsparmöglichkeiten im Schulbereich zu sehen, in der es "keine Tabus" geben dürfe. Nach den jetzigen Protesten könne man "ahnen", wie die Diskussion erst verlaufen werde, wenn es bei künftigen Sparmaßnahmen "ans Eingemachte" gehe, meinte Holzapfel. RICHARD MENG
HANAU. Wenn selbst der Hanauer Straßenbauamtsleiter Heinrich Michelmann sie für vorteilhaft hält, kann die jetzt erhobene Radikalforderung der Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung Steinheim so abwegig nicht sein: die Steinheimer Vorstadt im Knotenpunkt Hainberg zumindest versuchsweise zu sperren, damit die Anwohnenden dort sowie vor allem in der Ludwig- und Darmstädter Straße vom quälenden Durchgangsverkehr erlöst werden.
Verkehrsexperte Michelmann bestätigte schon Ende 1991 auch die Auffassung der Bürgerinitiative, daß das Gros des Durchgangsverkehrs aus Hanaus Südosten auf den Hainberg zuströmt.
Die letzte Amtszählung vor zweieinhalb Jahren ergab 49 000 Fahrzeuge an einem normalen Werktag auf nach Steinheim einfallenden Straßen. 1985 waren es noch rund die Hälfte. Daß es durch den neuen S-Bahn-Halt Steinheim ab 1995 noch mehr werden, befürchtet die Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung und schlägt als Alternative die Fahrt zum Hauptbahnhof oder nach Dietesheim vor.
Aus Protest gegen Gesundheitsgefahren durch Lärm und Abgase denken die Engagierten schon über Protestformen nach, die über die bisherigen Appelle an die Hanauer Stadtverwaltung hinausgehen.
Von Rathaus und Ortsbeirat fühlen nicht nur sie sich nicht verstanden, auch Straßenbauamtsleiter Michelmann ließ in seinem Brief an die Bürgerinitiative 1991 anklingen, woran es in Hanau vor allem mangelt: Es fehle ein übergeordneter Verkehrsentwicklungsplan, der Auto-, Rad-, Bus-, Bahn- und Fußverkehr vernetzt zu betrachten habe.
Die dafür nötigen 500 000 Mark Kosten wollte Oberbürgermeister Hans Martin aber seinem Baudezernenten Jürgen Dressler (beide SPD) bisher nicht genehmigen. Das Thema hängt im zuständigen Ausschuß und wird wegen seiner Brisanz vor der Kommunalwahl von der SPD auch nicht mehr auf die Tagesordnung gebracht, so eine zuverlässige Quelle.
Zwischen Dresslers Vorstellungen und denen der Bürgerinitiative gibt es viele Übereinstimmungen. Vor allem die, daß beide nicht einsehen, wofür Umgehungen über die Bundesstraße 45 und den Autobahnzubringer B 43 a gebaut wurden, "wenn die keine Innenwirkungen für Steinheim haben" (Dressler).
Der Stadtbaurat wollte in Steinheim schon einmal von der Ludwigstraße aus den Verkehr zu beruhigen versuchen, er scheiterte aber an Martin als Chef der Straßenverkehrsbehörde und der Steinheimer SPD, die sich von Geschäftsprotesten aus der Ludwigstraße offenbar beeindrucken ließen, so der Eindruck der Bürgerinitiative. Dressler will sich der Verkehrsberuhigung erst wieder annehmen, wenn es ein eindeutiges Votum des Ortsbeirates gebe.
Der scheidende Ortsvorsteher Fritz Eberhardt hatte in der jüngsten Sitzung seiner SPD-Ortsbeiratsfraktion - nach kontroverser Diskussion und entgegen eigener früherer Auffassung - zumindest durchsetzen können, am Hainberg nur noch Einbahnverkehr stadtauswärts zuzulassen.
In seiner Begründung hatte er sich der Argumentation der Bürgerinitiativen angenähert: Die Verkehrslast sei für die Anwohner der Durchgangsstraßen nicht mehr zumutbar.
Aber nicht nur der Hanauer Stadtbaurat Dressler hält von Einbahnstraßen nichts, weil sie die gefahrenen Geschwindigkeiten erhöhten. Auch die Bürgerinitiative hält Eberhardts Vorschlag für unzureichend.
Jüngste Erfahrungen mit SPD und CDU in Steinheim dürften mit dazu beitragen, daß die Arbeitsgruppe wegen der an den Tag gelegten Taktiken gegenüber beiden Parteien immer skeptischer geworden ist. So hatte zunächst der CDU- Ortsverbandsvorsitzende und Stadtverordnete Klaus Romeis sie wissen lassen, die Hainberg-Sperre befürworte die CDU nur im Einklang mit der SPD.
Deren Ortsvorsitzender Hans Katzer wiederum hatte geschrieben, Tempo 30 habe einen kleinen Fortschritt gebracht, die Sperre aber sei ohne Gesamtkonzept Stückwerk. Die Bürgerinitiative hält entgegen, Tempo 30 gelte in den Durchgangsstraßen nicht, und ohne Verkehrsentwicklungsplan müßten sich die Anlieger noch jahrelang plagen lassen.
Siegfried Jorda, Ingrid Pannwitz und Gerlinde Seelmann listeten im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau weitere Gründe für die Hainberg-Sperre auf: Sie koste die Stadt wenig und sei sofort umzusetzen. Sie entlaste auch Klein-Auheimer/innen vom Durchgangsverkehr und erspare den Menschen in Lämmerspiel täglich 7000 Fahrzeuge, deren Fahrer die Abkürzung über den Lämmerspieler Weg von Steinheim aus benutzen.
Und Seelmann wußte ein anderes Beispiel aus Hanau, wo eine zunächst umstrittene Straßensperre heute kein Stein des Anstoßes mehr sei: die Brückenstraße von Großauheim. him
NIDDERAU. Zuerst stand die Diskussion mit Ortsbeiräten und dem Strukturausschuß. Danach konnte das IMB-Plan-Büro Frankfurt festlegen, welche der von ihm bereits vor zwei Jahren definierten Zonen vorrangig verkehrsberuhigt werden sollen. Hier die Liste der Gebiete, in denen Nidderaus Autofahrer(innen) zuallererst auf die Bremse treten müssen:
In Heldenbergen ist es der gesamte Bereich zwischen Friedberger und Homburger Straße.
In Windecken liegt eine Zone zwischen Bahnhofsstraße und Bundesstraße 45 nördllich von Rathenau- und Freiligrathring; die zweite ist das Wohngebiet Mühlberg.
Erbstadts erste Tempo-30-Zone liegt zwischen Wetterauer und Bönstädter Straße.
Eichen wird nördlich der Obergasse, östlich der Großen Gasse und nördlich der Niddertalstraße die Vorzüge des langsameren Fahrens kennenlernen.
Ostheims Vorreitergebiete sollen die gesamte "Hanauer Hohl" sowie das Viertel zwischen Hanauer und Vorderstraße sein. Ul
BAD VILBEL. Zu einem Aktionstag gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit laden die Rehabilitanden und Mitarbeiter / -innen des Berufsförderungswerkes (BFW) Bad Vilbel für heute, Donnerstag, ab 10 Uhr ins Foyer der Einrichtung, Huizener Straße, ein. Damit wollen sie gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsradikalismus protestieren.
"Wir solidarisieren uns mit unseren ausländischen Rehabilitand / -innen und Randgruppen, die diskriminiert und angegriffen werden", heißt es in der Einladung: "Wir sind betroffen, daß sogar im BFW ausländerfeindliche Parolen an Wände geschmiert und Leute wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe beleidigt werden". Die Veranstalter des Aktionstages wollen nicht zulassen, daß unsere zivile und demokratische Gesellschaft durch rechtsradikale Drahtzieher, fehlgeleitete Jugendliche und durch dumpf zugaffendende Bevölkerungsteile in ihrer Substanz beschädigt werde.
Am Donnerstag, zwei Tage vor dem 60. Jahrestag der "Machtergreifung" der Nazis, zeigt der Arbeitskreis ab 9 Uhr den Film "Die Welle". Im Forum spielt die Theatergruppe Sketche. Dazu gibt es Diskussionen über die Ursachen des Rechsradikalismus. Gefragt wird auch, welche Auswirkungen der Rechtsruck auf das BFW und die Rehabilitation habe. Im Hörsaal werden Filme zum Thema "Asylsuchende in der Bundesrepublik" gezeigt.
Zivilcourage ist angesagt, deshalb ruft der Arbeitskreis auf, nicht länger zu schweigen. de
HEUTE . . .
. . . fragte die Frau den Mann, der ihr frühmorgens im Bus gegenübersaß und unentwegt kaute: "Schmeckter Ihne, der Kaugummi, morrjens um halwer siwwe?", und der Mann sagte: "Des is kaan Kaugummi! Ich friehstick im Leerlaaf! Ich muß abnemme!"
. . . nahm der Kellner dem Gast den Mantel ab, und als er denselben an den Garderobenhaken hängen wollte, sah er, daß der Aufhänger fehlte. Er rief: "An Ihne Ihrm Iwwerzieher is de Uffhänger abgerisse!" Der Gast war begeistert. Er rief zurück: "Brawo, Herr Ower! Sie hawwes uff de erste Blick gesehe, mei Fraa sieht's seit zwaa Woche net!"
. . . fragt der Hausmann den Hausmann: "Was koche dann Sie heut middaach?" - "Ich? Ich waaßes noch net! Mei Fraa is arch schneekisch, sie maach des net un jenes net!" - "Mit meiner hab ich da kaa Brobleme. Die is häbbie, wann se richtich rät, was es sei soll!"
. . . schneuzte sich der Mann, den sie wegen seiner großen Nase "Nasenpeter" nannten, und als er sich geschneuzt hatte, sagte er: "Ihr liewe Leud! Wann unseraaner de Schnubbe hat, dann mächter was mit!"
. . . sagte der Gast zu der Kellnerin, die ein schlecht eingefülltes Glas Äpfelwein auf den Tisch gestellt hatte: "E voll Maaß hat unsern Herrgott lieb, sacht merr!", und die Kellnerin sagte: "Unsern Herrgott! Awwer unsern Scheff maach's net!"
. . . sagte die Frau: "Meinen Mann haben sie neulich abgeschleppt! Das kommt teuer!", und die andere Frau sagte: "Mannsbilder! Mein' neulisch aach! Awends um sechs wollter dehaam sei, morrjens um halwer drei isser haamkomme! Voll wie e Haubitz!"
MAINTAL. Unter dem Stichwort "solidarisch" setzt der Maintaler CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn den Kommunalwahlkampf mit dem Asylthema fort. "Solidarisch" sei er, wie Korn selbst mitteilt, "mit den Bürgern der Interessengemeinschaft von Anwohnern rund um die Neckarstraße in Maintal". Wie "die betroffenen Anwohner" spreche er sich gegen die von der Stadtverwaltung geplante Unterbringung von 240 Asylbewerbern in den neuen Unterkünften am Ende der Neckarstraße aus.
In einem Brief an Elisbeth Pagel, Sprecherin der Interessengemeinschaft, habe er "zu dem Problem in seiner Heimatstadt" Stellung genommen. Den grundsätzlichen Ansatz des Magistrats, zahlreiche Asylunterkünfte in Wohngebieten mit dem Ziel der Integration zu bauen, halte er für falsch, urteilt Korn und begründet wörtlich: "Dies könne nur für die anerkannten Asylbewerber akzeptiert werden, die aber erfahrungsgemäß nur vier Prozent der Asylbewerber ausmachen." Gegen eine entsprechend geringere Zahl gebe es auch keinen Widerstand der Anwohner, weiß Korn. Das Verhalten des Magistrats widerspreche nicht nur dem Sinn des Asylverfahrens, sondern auch dem Gleichheitsgrundsatz. "Danach müßten allgemeine Lasten gleichmäßig auf die Bürger aufgeteilt werden und alle Maßnahmen auf ihre Sozialverträglichkeit hin überprüft werden".
Deshalb teile er auch die Sorgen und Ängste der Anwohner, die "bei einer derartig massierten Ansiedlung von Asylbewerbern wohlbegründet" seien. In anderen Städten und Gemeinden werde anders verfahren, wie das Beispiel Bruchköbel zeige. Er selbst werde sich weiter bemühen, daß "diese unausgewogene Politik in Maintal" beendet werde, zumal sie nicht nur der Maintaler Bevölkerung schade, "sondern auch den wirklich politisch Verfolgten", behauptet Korn ohne weitere Begründung. pom
Bester diplomatischer Stil garnierte die erste Runde der Londoner "Friedensgespräche": Man habe sich in freundschaftlicher Atmosphäre zu konstruktiven Verhandlungen getroffen und auf weitere Zusammenkünfte in den kommenden Wochen geeinigt, um die verbleibenden Differenzen auszuräumen. Waffenstillstand im britischen "Luftkrieg", aber kein endgültiger Stopp der Feindseligkeiten.
Die Gegner heißen British Airways (Eigenwerbung: Die beliebteste Fluggesellschaft der Welt) und Virgin Atlantic. Letztere gehört dem Unternehmer Richard Branson, passionierter Ballonfahrer, Gründer der mittlerweile verkauften Musikfirma Virgin und wegen seines lässigen Auftretens auch als "der grinsende Pullover" bekannt. David gegen Goliath. Es geht um Genugtuung für Virgin nach einer von British Airways (BA) inszenierten Schmierkampagne mit dem Ziel, dem lästigen Widersacher Passagiere auf der Nordatlantik-Route abspenstig zu machen. Ein Unterfangen, das vor Gerichtsschranken und zur "größten Demütigung in der Geschichte der Airline" (Sunday Times) führte.
Öffentlich entschuldigten sich BA und ihr Chef Lord King wegen der "Verletzung des Ansehens und der Gefühle von Richard Branson und Virgin Atlantic". Für Branson gab es 500 000 Pfund Entschädigung, die er an seine 2800 Angestellten verteilen will, für seine Fluggesellschaft 110 000 Pfund. Monatelang, besonders seit Juli 1991 als Virgin die Erlaubnis bekam, auch von London- Heathrow und nicht nur von Gatwick aus zu starten, wurde Branson das Gefühl nicht los, der große Konkurrent bediene sich unlauterer Mittel. Nach einer Fernsehsendung im vergangenen Februar, die den Vorwurf einer Kampagne gegen Virgin aufgriff, schrieb Lord King in der Hauszeitung seiner Firma: Bei den Beschuldigungen handele es sich bloß um einen Publicity-Trick.
Bransons Antwort: "Er nannte mich praktisch einen Lügner, also habe ich ihn verklagt." Und was vor Gericht alles ausgepackt wurde, war gar nicht so schön für das Ansehen der ehemaligen Staatsgesellschaft. Von geheimen Aktionen war zu hören, mit denen Virgins Reputation untergraben und Passagiere zum Umsteigen bewegt werden sollten. "Operation Barbara" stellte Informationen für ausgewählte Journalisten zusammen, die die finanziellen Schwächen Virgins belegen sollten; sogenannte Helpliners- und Helpers-"Zellen", die sich normalerweise um die Begrüßung von Fluggästen am Terminal kümmern, hackten sich in die Datenspeicher des kleinen Widersachers ein, um Details vor allem über anspruchsvollere Passagiere, Verbindungen und Verspätungen herauszufinden. Sogar Fälle kamen auf den Tisch, in denen Virgin- Fluggäste zu Hause angerufen und unter dubiosen Vorwänden zu BA gelockt werden sollten: "Ihre Maschine fällt leider aus. Haben Sie Interesse an einem Ersatzflug mit British Airways?". In Mülltonnen gewühlt Als BA-Manager dann befürchteten, daß Virgin Wind von den miesen Tricks bekommen habe, wurde die "Operation Covent Garden" ins Leben gerufen, um angebliche "Löcher" im eigenen Laden herauszufinden. Wie und ob die Privatdetektive, die beispielsweise bei Journalisten der Times die Mülltonnen durchsuchten, damit in Verbindung standen, ist noch nicht klar. Allerdings kam heraus, daß Material über Aktionen gegen Virgin in großem Umfang vernichtet wurde.
Als den BA-Leuten der Boden unter den Füßen allmählich heiß zu werden drohte, signalisierten deren Anwälte Bereitschaft für eine Einigung. Branson bestand auf einer öffentlichen Entschuldigung - und bekam gleich zwei. Nach dem Prozeß und in der vergangenen Woche noch einmal eine im Anschluß an eine Sitzung des BA-Board, des höchsten Lenkungs- und Kontrollgremiums. Die Topmanager wollten aber auch klarstellen: Die "bedauerlichen Vorfälle" - Details wurden nicht explizit zugegeben - seien keineswegs Teil einer großangelegten Konspiration, sondern das Werk einiger weniger Angestellter. Die Mitglieder des Board hätten davon nichts gewußt. Für die Affäre habe niemand die Verantwortung übernommen, schimpfte die Times, und der Verzicht auf personelle Konsequenzen auf höchster Ebene sei "selbstgefällig bis zur Absurdität". Der Ruf in diversen Zeitungen nach Rücktritt von Lord King, der BA aus der Verlustzone geführt und zu einer der profitabelsten Fluggesellschaften der Welt gemacht hat, verhallte ungehört. Auch an der lange geplanten Übernahme des Chefsessels durch Sir Colin Marshall im Sommer scheint sich nichts zu ändern.
Weshalb BA sich durch Virgin derart bedroht fühlte, daß man sich solcher Methoden bediente (Die Fliegerei ist halt ein rauhes Geschäft, schreibt der Observer beschwichtigend), ist nicht so leicht nachzuvollziehen. Auf der einen Seite die "globale Airline" mit rund 280 Flugzeugen, jährlich über 25 Millionen Passagieren, 48 000 Angestellten und einem Gewinn 1991/92 von 255 Millionen Pfund bei einem Umsatz von 5,3 Milliarden Pfund - auf der anderen Seite Virgin mit acht Flugzeugen, etwa eine Million Passagieren und im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fünf Millionen Pfund. Eine Erklärung liefert wohl der harte Kampf gerade um Geschäftsreisende auf den Nordatlantik-Strecken. Hier hat sich Virgin - sonst eher von Billigfliegern genutzt - durch preisgekrönten Service einen beachtlichen Kundenstamm schaffen können. Gäbe es Bransons Gesellschaft nicht mehr und verteilten sich die Fluggäste auf die anderen Airlines, könne BA 150 Millionen Pfund mehr Gewinn einstreichen, schätzen Experten.
Ein weitere Erklärung liegt womöglich in der Person von Lord King. Von Premierminister Margaret Thatcher geadelt, habe er immer seinen Willen bekommen, schreibt die Presse. So wurden vor der Privatisierung das internationale Strekkennetz festgezurrrt und auch die Punkte British Caledonian und Dan Air auf der Einkaufsliste zu seiner Zufriedenheit erledigt. Die Billigflieger von Sir Freddie Laker stellte er mit einer Zahlung von zehn Millionen Pfund an den bekannten Preisbrecher über dem Atlantik kalt, und nur ein böswilliger Schreiberling im Independent wagte die Vermutung, daß dem Ende von Air Europe im März 1991 auch durch eine Schmutzkampagne nachgeholfen worden war.
"Es ist, als wolle er immer noch die Privilegien eines Staatsmonopols genießen, ohne sich mit inländischen Rivalen abgeben zu müssen", meint die Times. Als Bransons Gesellschaft die in Kuwait gestrandeten Briten vor dem Golfkrieg herausholte, soll King diesen Coup mit den Worten kommentiert haben: "Ist Virgin jetzt eine Abteilung des Außenministeriums geworden?" Der Independent faßt die Reaktion auf Virgin zusammen: "Für King sind die Aktivitäten der Firma eine Invasion in seine territorialen Rechte."
Und der Begriff Territoriums hat für BA globale Dimensionen. Weltweit kaufen sich die Briten in Fluggesellschaften ein. In der Bundesrepublik fliegt die Deutsche BA, in Frankreich gehört ihnen jetzt 49 Prozent der regionalen Gesellschaft TAT mit drei Millionen Passagieren. Dieses Jahr soll mit der Aeroflot das Gemeinschaftsprojekt Air Russia gestartet werden. Im Dezember bewilligte die australische Regierung eine Beteiligung von 25 Prozent an Quantas, und in der vergangenen Woche wurde der zweite Anlauf gestartet, sich bei US Air gegen heftigen Widerstand von Delta, United und American Airlines einzunisten (siehe FR vom 23. Januar).
Expansionsgelüste hegt freilich auch Branson. mit seinem Unternehmen. Bis 1995 will er die Flotte auf 18 Maschinen erweitert haben und zwölf Geschäftszentren in der Welt anfliegen. Die Genehmigung für lukrative Langstreckenziele wie Johannesburg, San Francisco, Washington oder Singapur hat er angeblich in der Tasche, doch es fehlt ihm der richtige Zugang zum Londoner Flughafen Heathrow, der Bastion von BA, die dort über rund 38 Prozent aller Start- und Landeerlaubnisse verfügt (British Midland 13, Lufthansa fünf Prozent), während Virgin es gerade mal auf ein Prozent bringt. Wunsch nicht erfüllt Doch auch mit dem Rückenwind des öffentlichen Eingeständnisses unlauterer Praktiken durch den großen Konkurrenten konnte Branson den britischen Verkehrsminister John MacGregor nicht zu mehr slots in Heathrow bewegen. Dieser ließ nach einem Gespräch mit dem Virgin-Chef wissen, die Verteilung der Plätze am dortigen Flughafen liege in den Händen der privaten Airports Co-ordination Ltd., der acht der wichtigsten Gesellschaften in Großbritannien angehören. Zudem hätten auch andere Wettbewerber schon lange ihr Interesse an zusätzliche Anflugrechte angemeldet.
Vom BA-Management, das unterdessen einen Verhaltenskodex für die Beschäftigten herausgegeben hat, der "Ehrlichkeit, Offenheit und Fairneß" sicherstellen soll, erwartet Virgin immer noch eine Entschädigung wegen des "erheblichen kommerziellen Schadens" durch die Kampagne. Nach dem Prozeß hatte Branson dem Konkurrenten bis Anfang dieser Woche Zeit zum Nachdenken gegeben, wie das Verhältnis wieder normalisiert werden könne. Denn am Ende seiner legalen Möglichkeiten ist der Unternehmer im Wollpullover noch lange nicht. In Großbritannien könnte er BA wegen Verstoßes gegen Datenschutzgesetze drankriegen, in den Vereinigten Staaten droht er mit einer Anti-Kartell-Klage, und in Brüssel hat er bereits bei der Europäischen Kommission wegen eines möglichen Machtmißbrauchs durch BA nachfragen lassen.
Branson fordert, munkelt die britische Presse, "erhebliche Barsummen", die schriftliche Verpflichtung, keine Virgin- Daten mehr anzuzapfen, einen Zugriff auf die Wartungseinrichtungen von BA (wie es bis vor fünf Jahren der Fall war - zur Zeit werden seine Boeings in Dublin überholt) sowie engere Zusammenarbeit bei der Ausbildung. Eine bessere Kooperation sei auf vielen Gebieten möglich, hatte der designierte Chef, Sir Colin Marshall, vor dem Friedensgespräch mit Branson bekundet. Die Brnache ist sich sicher, daß er damit auf keinen Fall den Verzicht auf slots in Heathrow zugunsten von Virgin meinte. Branson mag eine Schlacht gewonnen haben, aber der Kampf geht weiter. RAINER SCHMIDT
Wallau setzt im Spitzenspiel auf die Fans Kaellmans Verletzung behindert Kreativität
"Uns wurden die Grenzen aufgezeigt, nun muß die Mannschaft wieder enger zusammenrücken und darf sich nicht gegenseitig kritisieren", gibt Heiner Brand, Trainer des Handball-Bundesligisten Wallau-Massenheim, Durchhalteparolen vor dem Schlagerspiel am Freitag (20 Uhr) in der Rüsselsheimer Walter-Köbel- Halle gegen den Vierten der Tabelle, TV Niederwürzbach, aus. "Wir müssen die Negativserie von vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen bremsen, aber leider stehen die Vorzeichen aufgrund der Verletzungen von Mikael Kaellman, Martin Baumann und der Grippe von Martin Schwalb sowie dem schon in Lemgo fehlenden Mike Fuhrig alles andere als günstig. Da sind wir auf viele und stimmgewaltige Fans angewiesen", setzt Manager Ströhmann nach dem guten Vorverkauf auf den "siebten Feldspieler". "Die spielerischen Möglichkeiten sind ohne Kaellman stärker eingeschränkt, als ich dachte. Das muß durch Kampf kompensiert werden", weiß Brand um den Stellenwert der Partie, in der zumindest Schwalb - wahrscheinlich als Källman-Ersatz auf der Mittelposition - auflaufen soll. Källman wird voraussichtlich vor der WM-Pause nicht mehr das SG- Trikot überstreifen, bei einer Computer- Tomographie in Mainz wurde ein (äußerst seltener) Bruch am unteren Schienbeinkopf festgestellt. Der Finne befindet sich seit Dienstag in Behandlung von DFB-Masseur Katzenmaier im Schwarzwald. Bei einer Mannschaftsbesprechung am Sonntag wurde Einzelkritik geübt, das "Fehlverhalten" von Henry Kaufmann bei der deutlichen 13:21-Niederlage in Lemgo in die Manöverkritik mit einbezogen. "Henry wollte auf seine späten Tage hin noch als Spielmacher glänzen, ganz gegen den Willen von Heiner Brand. Unser Trainer kam rein akkustisch bei dem Lärm in Lemgo nicht mehr bis zu Kaufmann durch. Die Sache ist abgehakt", so Ströhmann, der in der "tiefen Krise" wenigstens einen Silberstreif am Horizont präsentieren konnte. Der 22jährige Thomas Schäfer vom Zweitligisten TV Hüttenberg wird ab der kommenden Saison entweder als rechter Rückraumspieler oder Außenstürmer auf Torejagd gehen. Schäfer markierte bereits 87 Saisontore. Darüber hinaus absolvierte der 1,87 m große Linkshänder 20 Junioren-Länderspiele. Unabhängig von der Verpflichtung Schäfers wurde auch dem auf der gleichen Position spielenden Olaf Oster (seit sieben Jahren in Diensten der SG) ein neuer Vertrag angeboten. jo
jk FRANKFURT A. M. Die Lebenshaltung in den neuen Bundesländern ist im Durchschnitt des vergangenen Jahres um 11,2 Prozent teurer gewesen als 1991. Diese hohe Inflationsrate resultiert vor allem aus der Anpassung vieler Dienstleistungspreise an das westdeutsche Niveau und aus dem Schub der Mieten am 1. Oktober 1991. Auch im laufenden Jahr droht den Ostdeutschen ein weitaus kräftigerer Auftrieb der Lebenshaltungskosten als den Bürgern im früheren Bundesgebiet, denn am 1. Januar durfte das Wohnen zwischen Rügen und Suhl abermals stark verteuert werden. Für Westdeutschland ermittelten die Statistiker im Durchschnitt des vergangenen Jahres einen Anstieg des Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte um vier Prozent. Die meisten Wirtschaftsforscher rechnen 1993 mit einem ähnlichen Wert.
In der aktuellen Preissteigerungsrate Ost ist der jüngste Mieten-Effekt noch nicht und der alte nicht mehr enthalten. So erklärt sich der niedrige Satz von 2,8 Prozent im Dezember vergangenen Jahres gegenüber dem gleichen Monat 1991. Auch die Veränderung von 0,2 Prozent im Vergleich zum November ist nur eine inzwischen überholte Momentaufnahme.
Wir sprechen nicht von einem Studentenberg, weil wir anerkennen, daß wir dieses Ausbildungspotential trotz der momentanen konjunkturellen Flaute brauchen, wenn wir mit unserer gesamten Wirtschaftskraft Bestand haben wollen.
Mehr als 400 000 Wahlberechtigte sind am 7. März in Frankfurt zum Gang an die Urne aufgerufen. Unter ihnen sind in diesem Jahr 6100 Erstwähler und 7000 "Jungwähler", die zum ersten Mal an einer Kommunalwahl teilnehmen. Gleich drei Wahlen auf einmal stehen an: die Wahl der Stadtverordneten, der Ortsbeiräte und der Abgeordneten für den Umlandverbandstag.
Wahlberechtigt ist, wer seit dem 7. Dezember 1992 seinen Hauptwohnsitz in dem jeweiligen Wahlkreis hat. Jeder Wahlberechtigte wird in das Wählerverzeichnis des Wahlbezirks eingetragen, wo er am 31. Januar 1993 gemeldet war. Das Verzeichnis liegt ab 15. Februar öffentlich aus. Wer bis zum 13. Februar noch keine Wahlbenachrichtigungskarte in seinem Briefkasten vorgefunden hat, kann bis zum 19. Februar Einspruch erheben. Die Einzelheiten zum Ablauf der Wahlen sind in einer Broschüre des Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen beschrieben (erhältlich dort und in der Bürgerberatung am Römerberg).
Bedingt durch die drei parallel laufenden Wahlen ist man im Wahlamt mit erheblichen organisatorischen Problemen konfrontiert. Jeder Bürger erhält für jede der drei Wahlen einen Stimmzettel. Die Stimmzettel müssen in 18 verschiedenen Ausführungen vorbereitet und in einer Auflage von 1,3 Millionen Exemplaren gedruckt werden. In diesem Jahr werde man wohl bei den Stimmzetteln auf ein Sonderformat zurückgreifen müssen, befürchtet Oskar Rohde vom Wahlamt. Noch nie gab es so viele verschiedene Listen bei einer Wahl in Frankfurt. Welche Parteien sich am 7. März zur Wahl stellen, wird erst am 5. Februar endgültig feststehen. An diesem Stichtag wird der Gemeindewahlausschuß die Wahlvorschläge prüfen und entsprechend zulassen - allerdings nur solche, die von den Parteien fristgerecht bis zum 1. Februar, Punkt 18 Uhr, beim Wahlausschuß abgegeben worden sind. Bis jetzt haben folgende Parteien und Wählergemeinschaften ihre Bewerbung für die Stadtverordnetenwahl angekündigt: SPD, CDU, Grüne, FDP, ÖDP und NPD, die Partei Bibeltreuer Christen, Frankfurter Offensive, Linkswende, Demokratische Mitte Frankfurt, Deutsche Heimat Partei, Ökologisch- Linke Liste, Deutsche Volksunion und Republikaner. Jedoch nur zehn von ihnen haben auch bereits ihre Wahlvorschläge eingereicht. Auch wenn der Stichtag bereits im November vergangenen Jahres im Amtsblatt der Stadt Frankfurt veröffentlicht wurde, rechnet Oskar Rohde "kurz vor Toresschluß" mit der größten Hektik.
Das gleiche gilt für die Wahl der Ortsbeiräte in den 16 Frankfurter Ortsbezirken. Hier rechnet das Amt für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen mit 13 möglichen Bewerbungen. Für das Einreichen der Wahlvorschläge gilt auch hier der 1. Februar. reu
FRIEDBERG. Die Mieter der 1289 öffentlich geförderten Wohnungen in Friedberg erhalten in den nächsten Tagen Post aus dem Rathaus. Die Stadt versendet die Fragebögen für die Fehlbelegungsabgabe. Zur Kasse gebeten werden all die Mieter, deren Einkommen die Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaues deutlich übersteigen. Bis zu neun Mark pro Quadratmeter können als Fehlbelegungsabgabe erhoben werden. Wie viele Fehlbelegungen von Sozialwohnungen es in der Kreisstadt gibt, liegt noch völlig im dunkeln. Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr: "Wir haben keine Ahnung, was auf uns zukommt."
In den Fragebogen, die jetzt vom städtischen Liegenschaftsamt an die Mieter der öffentlich geförderten Wohnungen versandt werden, wird nach der Ausstattung der Wohnung (welche Art der Heizung, Bad oder Dusche) gefragt sowie nach den Personen, die sie bewohnen.
Vor allem aber sollen der Mieter oder die Mieterin ihre Einkommensverhältnisse offenlegen. Wer das nicht tun will, sondern ankreuzt "Ich will keine Angaben zu meinem Einkommen machen", der muß laut Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr die ortsübliche Vergleichsmiete bezahlen. Die liegt nach einer Tabelle des Landes Hessen in Friedberg zwischen 5,40 Mark pro Quadratmeter für schlecht ausgestattete alte Wohnungen und 12,50 Mark pro Quadratmeter für moderne, 1980 und später gebaute Wohnungen.
Innerhalb von vier Wochen müssen die Fragebogen an die Stadt Friedberg zurückgesandt werden. Wer die Frist versäumt, bekommt zunächst eine Mahnung. Hat die Stadt zwei Wochen später immer noch nicht den ausgefüllten Fragebogen, dann wird es teuer: Der Höchstbetrag der Fehlbelegungsabgabe wird erhoben, neun Mark pro Quadratmeter.
Welcher Verwaltungsaufwand auf die Stadt zukommt, ist ebenfalls so unklar wie die Zahl der Fehlbelegungen der Sozialwohnungen. Zehn Prozent der Fehlbelegungsabgabe darf die Stadt für ihren Aufwand abzweigen. ieb
Wenn an diesem Wochenende in der Friedberger Dieffenbach-Halle die Zwischen- und Endrunde der 6. Hallenfußball-Kreismeisterschaft des Sportkreises Friedberg steigt, dann wird in 15 der ursprünglich 51 am Start befindlichen Vereine noch einmal Hochstimmung aufkommen. Vor allem beim VfB Friedberg, denn die Kreisstädter werden gleich mit zwei Auswahlen in der Runde der letzten 16 Teams vertreten sein. Den ab der Bezirksoberliga beschäftigten Clubs blieben die Vorrunden erspart, fünf Bezirksligisten, drei A-Ligisten und zwei B-Ligisten vervollständigen das Starterfeld der Zwischenrunde, die am heutigen Freitag (18 bis 21.30 Uhr) und am Sonntag (11.30 bis 15 Uhr) über die Bühne geht. Folgende Gruppen wurden ausgelost:
GRUPPE A: SV Steinfurth, SV Nieder- Wöllstadt, VfB Friedberg I, SV Ockstadt; GRUPPE B: SV Nieder-Weisel, FC Ober- Rosbach, VfB Friedberg II, SV Leidhekken; GRUPPE C: SG Rodheim, KSV Klein-Karben, SV Bad Nauheim, TuS Rockenberg; GRUPPE D: SV Reichelsheim, KSV Bingenheim, SVP Fauerbach, KSG/20 Groß-Karben.
Sonntags ab 15 Uhr sind das Viertelfinale, für das sich jeweils zwei Teams aus den Zwischenrunden-Gruppen qualifizieren, die Halbfinal-Paarungen (16.30 Uhr) und anschließend die beiden Endspiele geplant, wobei das kleine Finale, also die Partie um die Ränge drei und vier, durch ein "Shoot-out" zwischen den beiden Mannschaften entschieden wird. bo
BAD VILBEL. Bad Vilbels Kinder brauchen sich nicht zu langweilen: Um ihnen die Zeit bis zur Öffnung der betreuten Spielplätze nicht zu lange werden zu lassen, bietet die Jugendpflege neben den Spieltreffs Werkstattkurse an:
Tiffany ist eine alte Glaskunst, bei der aus kleinen Einzelteilen neue Gesamtbilder entstehen. Kinder ab zwölf Jahren zahlen 16 Mark plus 15 Mark Materialkosten, montags von 15.30 bis 17 Uhr für Anfänger, von 17 bis 18.30 Uhr für Fortgeschrittene, im Spiel-Iglu, Heinrich-Heine- Straße, von 1. Februar bis 30. März.
Naturkosmetik lehrt, selbst hautfreundliche Cremes zu rühren, Teilnehmerbeitrag 16 Mark, Materialkosten zehn Mark, ab acht Jahren, dienstags von 16 bis 18 Uhr, im Spielhaus, Berkersheimer Weg, von 5. Februar bis 26. März.
Aquarellmalerei läßt schöne Bilder in zarten Farben entstehen, Teilnehmerbeitrag für Kinder ab zwölf Jahren 16 Mark, Materialkosten zehn Mark, freitags von 16 bis 18 Uhr im Spielhaus, Berkersheimer Weg, von 5. Februar bis 26 März.
Töpfern lassen sich Türschilder, Vasen und viele Gebrauchsgegenstände, Teilnehmerbeitrag für Kinder ab sechs Jahren 16 Mark, freitags von 14.45 bis 16.15 Uhr (alle 14 Tage) oder von 16.30 bis 18 Uhr (alle 14 Tage) im Jugendhaus, Saalburgstraße, von 15. Januar bis 19. März, oder 22. Januar bis 26. März. Anmeldungen nimmt die Jugendpflege unter Tel. 60 23 12 entgegen. de
HOFHEIM. "Vater werden ist nicht schwer - Vater sein dagegen sehr." Wie wahr der Spruch von Wilhelm Busch ist, haben viele Männer erfahren, deren Leben sich mit der Vaterrolle komplett umgekrempelt hat. Anspruch und Wirklichkeit nachzuspüren und sich mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen, dazu haben Väter ein ganzes Wochenende lang Zeit: Dennis Brau Mentzer und Karl-Heinz Kohn bieten in der Volkshochschule (Pfarrgasse) vom Freitag, 19., bis Sonntag, 21. März, ein Seminar an.
Die Männer wollen zusammen herausfinden, welche Erwartungen sie an ihre Umwelt haben und welche Ansprüche an sie gestellt werden. Sie suchen Wege, wie sich Vorstellungen und Realität einander annähern können. Zeit wird aber auch bleiben, um einen Einblick in die Entwicklung von Kindern im Vorschulalter zu tun und sich die Voraussetzungen für eine positive Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit klarzumachen.
Die Teilnahme kostet 40 Mark, Anmeldungen bis 1. März an die Volkshochschule, Pfarrgasse 38, 6238 Hofheim. she
HOFHEIM. Autoknacker am Werk, Ladendiebstähle, Wohnungseinbrüche, Pöbeleien in der S-Bahn - auch im Main- Taunus-Kreis sorgen sie täglich für Schlagzeilen. "Innere Sicherheit" heißt das Schlagwort, und die ist bei den Bürgern vor den Toren der Main-Metropole nachhaltig gestört, konstatierte Hessens Justizministerin und SPD-Chefin im Kreis, Christine Hohmann-Dennhardt, am Mittwoch beim SPD-Forum zu dem Thema in der Hofheimer Stadthalle.
Die Zahl der Einbruchdelikte und Gewalttaten von Jugendlichen sei auch hier eklatant gestiegen, bestätigte Manfred Bauer, Jugendkoordinator bei der Frankfurter Polizei. Für den Beamten Folge einer jahrelang verfehlten Sozial- und Jugendpolitik, die vor allem ausländische Jugendliche treffe. Eine Frankfurter Studie kommt zum gleichen Ergebnis: Arbeitslosigkeit, viele Sozialhilfeempfänger, ein hoher Ausländeranteil, hohe Kriminalitätsraten und mangelnde Angebote für Kinder und Jugendliche träfen stets in den selben Gegenden zusammen.
Eine aktive Jugend- , Sozial-, Arbeits- und Wirtschaftspolitik sei deshalb als Lösungsansatz ebenso gefragt wie eine effizientere Organisation der Justiz, resümierte Christine Hohmann-Dennhardt: "Wir müssen aktiv werden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist." Erfolge in der Richtung führte Schwalbachs Bürgermeister Horst Faeser an: "Wir haben ein Netz von Kindergarten, Betreuter Grundschule, Hausaufgabenhilfen, Sprachunterricht und Freizeitangeboten aufgebaut." Fünf Jugendpfleger und das Jugendbildungswerk kümmerten sich vor allem auch um ausländische Kinder. Anders als die CDU-Fraktion im Schwalbacher Rathaus oder sein Bürgermeisterkollege in Bad Soden fordert Faeser deshalb keine Polizeistation als Antwort auf steigende Kriminalitätsraten: "Streifenbeamte, die regelmäßig durch die Straßen laufen, reichen." Seit einiger Zeit allerdings bereite die Wohnungsnot ernsthafte Sorgen. Die Stadt Frankfurt belege einen Großteil der Sozialwohnungen in Schwalbach, der kriminelle Druck nehme gleichzeitig mit der sozialen Not zu. "Dabei finden nicht mal mehr Sozialarbeiter und Polizisten bezahlbare Wohnungen."
"Soziale" Verbrechen sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Auch da waren sich die Redner einig. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Hubert Hardt bezeichnete Kriminalität als "Reflex auf die Gesellschaft": Autodiebe hätten durch die neuen Märkte im Osten und in Arabien wieder Hochkonjunktur. Zudem ziehe die "Hafen- und Bankenstadt" Frankfurt als pulsierendes Wirtschaftszentrum auch Verbrechen an. Organisierter "Delinquenz-Tourismus", der auch im Umland Frankfurts zu spüren sei. Das Problem lasse sich nur mit erhöhter Polizeipräsenz lösen. Da sei die Landesregierung auf dem besten Weg, betonte Christoph Kulenkampff, Staatssekretär im hessischen Innenministerium: Pro Jahr würden 150 neue Polizeistellen geschaffen. Gut die Hälfte davon würden im Frankfurter Raum eingesetzt. ana
OBERURSEL. "In Oberursel gibt es nicht eine einzige Anlaufstelle für ausländische Jugendliche." Viele blieben sich selbst überlassen und seien gezwungen, ihre Freizeit zusammen mit den Geschwistern in der oft beengten elterlichen Wohnung oder auf der Straße zu verbringen. Der Oberstufenschüler, der von sich sagte, daß er mit Ausländern aufgewachsen sei, machte für dieses Manko die Politiker verantwortlich. Die Ursachen des Fremdenhasses mochte er nämlich nicht allein in der Bevölkerung suchen.
Kurz vor der Kommunalwahl hatten die Schülerinnen und Schüler des Oberurseler Gymnasiums gestern noch einmal Gelegenheit, Stellung zu beziehen und den Politikern auf den Zahn zu fühlen. Zur Podiumsdiskussion hatte die Schülervertretung die Bundestagsabgeordneten Eckard Gries (FDP), Bärbel Sothmann (CDU) und Dietrich Sperling (SPD) in ihre Turnhalle eingeladen.
"Der geänderte Artikel 16 richtet sich gegen die Verfassung", kritisierte eine Jugendliche den Asylkompromiß. Deutsch- land nutzte dabei seine geographische Lage aus. Ein andere meinte, man könne nicht alle Ausländer in das neue Gesetz "reinpressen". Zudem hätten die Parteien zu wenig über Alternativen nachgedacht. Auf den Zahn gefühlt "Die Türen für Asylberechtigte werden geschlossen", gab Sperling, leicht verdrossen über das "Umfallen" der eigenen Partei, den Schülern recht. "Die Leute werden weiter in unser Land kommen, illegal", befürchtete er. Denn an den Fluchtursachen habe sich nichts geändert.
In Frage stellten die Gymnasiasten auch die Ergebnisse der deutschen Entwicklungspolitik. "Unser Wohlstand geht doch sowieso auf Kosten der Dritten Welt", argumentierte eine Schülerin. Sie verstand nicht, warum die Bundesrepublik so stolz auf ihre Geldspenden an die Entwicklungsländer ist. "Wir haben genug Geld, aber Milliarden werden verschleudert", meinte auch ein junger Mann und schlug vor, die Bundeswehr "einzusparen".
Immerhin stehe die BRD bei der Untertsützung der Dritten Welt an erster Stelle, konterte Bärbel Sothmann. Doch auch sie räumte ein: "8,3 Milliarden Mark sind noch zu wenig".
Entscheidungshilfe für die bevorstehende Kommunalwahl habe ihnen die Veranstaltung nicht mehr gegeben, äußerten sich einige Erstwähler aus der Oberstufe. Ihre Wahl sei schon längst gefallen. Sie habe sich während der Diskussion weniger auf, das was gesagt wurde, sondern auf das "Wie" konzentriert, gestand eine Schülerin: "Das Interessanteste war die Rhetorik". KATJA IRLE
doe FRANKFURT A. M. "Nicht gerade rosig" sehen die Wirtschaftsforscher das Konsumklima im Umfeld der Frankfurter Papier- und Parfum-Fachschau Premiere. Der erwartete Anstieg der verfügbaren Einkommen im laufenden Jahr um 3,5 Prozent wird nach Einschätzung des Ifo- Instituts "voll von der Teuerung aufgezehrt". Daher, glaubt Ifo-Experte Hans Baumann, werde der private Verbrauch im Westen Deutschlands 1993 stagnieren. Die Aussteller auf der Premiere müssen sich angesichts der anhaltenden Exportschwäche gar auf ein Schrumpfen des Marktes einstellen. Messe-Chef Wolfgang Kater sieht gleichwohl keinen Anlaß zur Panik. "Vorsicht, aber kein Pessimismus", lautet seine Parole.
"Erheblich verschlechtert" hat sich laut Ifo die Lage der Papierwaren-Produzenten schon im vergangenen Jahr. Der weiteren Entwicklung sehe die Branche daher "recht pessimistisch" entgegen. Viele Hersteller beabsichtigen in den kommenden Monaten, die Preise zu senken. Dagegen scheint das marktwirtschaftliche Gesetz, demzufolge bei sinkender Nachfrage das Angebot billiger wird, im Facheinzelhandel außer Kraft gesetzt zu sein. Schon in jüngster Zeit wurden Kosmetik- und Körperpflegeartikel trotz sehr schlechten Geschäftsverlaufs verteuert. "Weitere Steigerungen", so das Ifo, zeichnen sich für die nächsten Monate ab. Auch Experte Baumann zeigt sich von dieser Entwicklung "überrascht": "Das ist eigentlich unlogisch."
Insgesamt 2051 Aussteller aus 46 Ländern werden von Samstag bis zum kommenden Mittwoch am Main ihre Produkte von der Fotoecke über die Serviette bis zur Toilettentasche präsentieren. Während das Teilsegment "Papier" mit mehr als 1000 Ausstellern keine Probleme zu bereiten scheint, gesteht Messe-Chef Kater für die "Parfümerie"-Sparte einen "bisher sehr steinigen Weg" ein. Allerdings habe man mit Überzeugungsarbeit mehr Kosmetikfirmen anlocken können.
"Übersichtlicher" ist in der euphemistischen Diktion des Veranstalters der Messe-Teil "Präsente" geworden. Zu deutsch: Die Zahl der Teilnehmer schrumpfte nach dem Wegfall der Mietermäßigung für Doppel-Aussteller von Premiere und Ambiente um 40 auf 220.
BRACHTTAL. Der Arbeitskreis Gemeindemuseum will sich Anregungen für seine Arbeit in der Nachbarschaft holen. Am Freitag, 29. Januar, führt ein Ausflug in das Holzgerätemuseum in der Burg Brandenstein in Schlüchtern-Elm. Alle Interessierten können sich der Gruppe anschließen. Treffpunkt für die Fahrt mit Privatautos ist um 15 Uhr am Schlierbacher Rathaus.
Das Museum in der Burg Brandenstein beherbergt handwerkliche Holzgeräte aus der Vergangenheit dörflicher Kulturarbeit aus Haus, Stall, Feld und Wald. Die Gründerin und Leiterin des Museums, Isa von Brandenstein, wird der Gruppe aus Brachttal die mehr als 700 Exponate erläutern, die sie selbst zusammengetragen hat.
Der Arbeitskreis Gemeindemuseum plant für Februar einen Ausflug zum Heimatmuseum Echzell im Wetteraukreis. Für weitere Informationen und Anmeldungen steht der Kulturbeauftragte der Gemeinde Brachttal, Friedhelm Buchholz, Telefon 0 60 53 / 80 09 33, zur Verfügung. lex
"Im Herzen bin ich auf ihrer Seite": Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) wurde nicht müde, den Harheimer Bürgern und Bürgerinnen seine Kampfbereitschaft zu demonstrieren. Über 400 Einwohner folgten am Dienstagabend der Einladung ins Bürgerhaus, um dort ihre Meinung zu den Bebauungsplänen für Harheim-Nord und Harheim-Südwest kundzutun. Mit 555 neuen Wohnungen will die rot-grüne Koalition den Stadtteil im Norden Frankfurts wachsen lassen.
1990 plante der Magistrat noch 675 Wohnungen. Die aktuellen Pläne stießen dennoch auf Widerstand. Forderung der Kritiker: Die Gebäude dürfen höchstens drei Etagen haben. Die Planung soll "dem dörflichen Charakter Harheims gerecht werden", bestätigte Wentz und rief alle Fraktionen des Ortsbeirats 14 in die Verantwortung. Die erwartete Verbalschlacht blieb aus. "Wir sträuben uns nicht gegen eine sinnvolle Planung", sagte Günter Emmerich, Sprecher der "Harheimer Bürgerschaft", und bot seine Mitarbeit an. Eine "verdichtete Blockbebauung" wie am Bügel oder Ben-Gurion-Ring wurde rigoros abgelehnt. Planungsdezernent Wentz freilich beabsichtigt in Anbetracht der Wohnungsnot, am nördlichen Ortsrand den Bau von mehrstöckigen Häusern zu verwirklichen. Die Grundstückseigentümer wollen dieser Planung nur unter einer Voraussetzung zustimmen: Die Dächer der dreigeschossigen Häuser dürfen nicht ausbaufähig sein. Sollte sich der Ortsbeirat hier einigen, "dann werden wir den Kampf gemeinsam ausfechten", antwortete der Planungsdezernent. Sein Vorschlag: die dreigeschossigen Gebäude mit einem Dach im Neigungswinkel von 30 Grad zu versehen. "Dann lohnt sich kein Ausbau", meinte Wentz. Die zweigeschossigen Gebäuden sollen ein ausbaufähiges Dach im Neigungswinkel von 45 Grad erhalten. Nur ein geringer Teil der Neubauten soll dreigeschossig werden. So etwa vier Mehrfamilienhäuser am nördlichen Ortsrand und eine Häuserzeile südwestlich direkt an der Spitzenstraße gelegen, "die mit einem viergeschossigen Wohnturm abgeschlossen wird", wie Antonius Schulze-Mönking vom Stadtplanungamt sagte. Im Süden sollen Häuser im Stil von "Wohnhöfen" errichtet werden. Im Quadrat angeordnete Gebäude umschließen hier einen Innenhof. In Harheim-Nord dagegen setzt das Stadtplanungsamt auf die sogenannte "aufgelockerte Bebauung": Zwischen den Reihenhäusern werden Gärten und kleine Grünanlagen angelegt. Im Herzen beider Neubaugebiete wird jeweils eine Kindertagesstätte errichtet, beide von einem kleinen Park umgeschlossen . "Wird auch etwas für Schüler, Jugendliche, ältere Bürger und Behinderte getan?", fragte eine Bürgerin. Der Dezernent blieb eine befriedigende Antwort schuldig.
"2000 Neubürger können ohne eine ansprechende Infrastruktur nicht integriert werden", sagte Bernd Kölling, CDU-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat. Die CDU macht sich weiterhin für eine Bebauung im Eigenheim-Flair stark. Ihr Vorschlag: maximal 300 neue Wohnungen und der Wegfall der mehrstöckigen Gebäude am nördlichen Ortsrand.
Unklar blieb die Verkehrsanbindung. Im Norden, soll der Verkehr aus dem Neubaugebiet voraussichtlich direkt in die Maßbornstraße fließen. Harheim Südwest wird von einer Querstraße durchzogen, die der Spitzenstraße angeschlossen wird. Mit Baubeginn kann "frühestens in fünf Jahren gerechnet werden", meinte Wentz. Bis dahin werden noch mehrere Ämter die Pläne überarbeiten. tin
Donnerstag, 28. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, T. 43 51 66: 20 h, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, T. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Frankfurter Volkstheater, Gr. Hirschgraben, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, im Karmeliterkloster, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Ist Ihnen auch so komisch?"
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44, 62 55 30: 20.30 h, "Das letzte Band".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 & 20 h, "Die Dreigroschenoper".
Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Grunewald, Krechel & Fritsch - ". . . ehren Viktor Goldtstein".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: 21 Uhr, Niemann & Roelofs.
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Tel. 59 83 43: 10.30 "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, KnobiBonbon - Kabarett.
Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8: 10 & 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste (Videos).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 - 23: 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Endlich satt".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard".
Klecks Theater: 15 Uhr, "Die zwei von der Mülltonne" (ab 8 J.); Pfarramt Nieder- Erlenbach, An der Bleiche 10.
Fridolins Puppentheater: 15.30 Uhr, "Der Kartoffelkönig" (ab 4 J.); Kreuzgemeinde, Alt-Preungesheim 22.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 04 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Bachorchester des Gewandhauses Leipzig.
Jazzkeller, Kl. Bockenheiemer Landstr. 18 a: 21.30 Uhr, Coisa Nostra.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Mark Merritt.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 20 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Christoph Neubronner Trio.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, The Wilson de Oliveira Groupe.
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Klavierabend.
Frankfurter Bürgerstiftung: 19.30 Uhr, Kammerkonzert deutsche & japanische Musikstudenten; Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego- Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".Im Blickpunkt: Berliner Olympiabewerbung Schwere Zielgerade
Mit der Übergabe der Bewerbungsschrift beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne ist die Stadt Berlin seit Mittwoch offizieller Olympiakandidat für die Spiele im Jahr 2000. Doch dem Organisationskomitee stehen noch schwere Zeiten bevor, ehe am 23. September in Monaco über die Vergabe dieser Spiele entschieden wird.
Einserseits stehen die Mitbewerber Mailand, Peking, Manchester, Sidney und Istanbul als direkte Gegner ebenfalls in den Startlöchern, andrerseits ist die Berliner Bewerbung - inbesondere auch in Berlin und Brandenburg - nicht unumstritten. Das machte sich auch in Lausanne bemerkbar, wo Gegner der Olympiabewerbung mit Sprechchören und Transparenten sich lautstark Luft machten und die Olympia GmbH als "korrupte Mafia" bezeichneten.
Es ist eben manches anders als 1966, als München den Zuschlag für die Olympischen Spiele 1972 erhielt. Die Spiele erfreuten sich damals großer Zustimmung in der Bevölkerung, wenngleich es auch damals Einwände gab, die sich allerdings weitgehend als Kritik am Leistungssportgedanken artikulierten. Heutzutage sind die Menschen in vielem kritischer geworden, stellen Umweltgedanken in den Vordergrund, und sind nicht bereit, jedes Spektakel und die damit entstehenden Kosten zu akzeptieren. Die Grundidee Willi Daumes, Olympische Spiele in der geteilten Stadt Berlin auszurichten, übte gewiß anfangs eine starke Faszination aus. Davon bröckelte viel ab, nachdem die politische Entwicklung und das wiedervereinigte Deutschland völlig andere Voraussetzungen schufen. Die Unruhe im Vorfeld der Bewerbung, verbunden mit Skandälchen und Postengerangel im Organisationskomitee, tat ein übriges, um olympische Kritiker auf den Plan zu rufen.
Wenn Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen im Zusammenhang mit der Überreichung der Bewerbung davon sprach, die Olympiamannschaft habe die letzte Kurve genommen und nun die Zielgerade erreicht, ist das sicher optimistisch gemeint, erfahrungsgemäß ist aber gerade eine solche Zielgerade auch eine Strecke, die die Beine immer schwerer werden läßt und auf der schon manchem die Luft ausgegangen ist.
Das Berliner Team hat jedenfalls in den nächsten Wochen und Monaten noch reichlich Arbeit, um die Mitglieder des IOC von seinen Vorzügen zu überzeugen. Das tun auch die übrigen Kandidaten und gerade das macht die Sache so problematisch. Denn IOC-Entscheidungen sind meistens nicht rational, sondern unberechenbar. ERICH STÖR
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./ Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BfG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordendstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24. 12. bis 10. 1. 93); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M.A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 75 90 40: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 2 69 83 78: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 2 97 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.). Ausstellungen
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 2 12 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abendvorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
KRONBERG. Ende Dezember hat die Hessische Landesbank der Stadt Kronberg einen Zuschuß in Höhe von knapp 1,1 Millionen Mark gewährt und am 19. Januar noch einmal ein zinsloses Darlehen über 3 740 000 Mark bewilligt. Damit ist der Bau der 18 Sozialwohnungen in der Immanuel-Kant-Straße 11 und 12 sowie der 32 Wohnungen in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße 2-4 gesichert.
Die Baugenehmigung für das Projekt Arndt-Straße liegt inzwischen vor, die für das 18-Familien-Haus in der Kant-Straße dürfte in Kürze folgen. Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) erwartet durch diese 50 Wohnungen, zusammen mit den 19 derzeit im Bau befindlichen im Weidengarten in Oberhöchstadt, eine "wesentliche Entspannung" auf dem Wohnungssektor. Im Spätsommer 1994 sollen die ersten Mieter in der Kant- und der Arndtstraße einziehen. esi
Ungewohnte Mißtöne störten am Donnerstag die Harmonie beim feierlichen Festakt in der Nürnberger Bundesanstalt. Schuld daran war nicht das Kaiserburg Blechbläser-Quintett, das die Verabschiedung von Heinrich Franke und die Amtseinführung seines Nachfolgers Bernhard Jagoda musikalisch untermalte. Während draußen vor der Tür ÖTV- Gewerkschafter gegen die von Bonn geplanten Kürzungen bei der Arbeitslosenunterstützung demonstrierten, nahm drinnen DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer kein Blatt vor den Mund gegenüber den "rat- und konzeptionslosen" Politikern, die "zum Angriff auf Arbeitslose und -ämter blasen".
Am Mittwoch hatte es bereits im Vorstand und Verwaltungsrat der Behörde heftige Debatten über den aktuellen Bonner Sparkurs gegeben. Verstimmt waren die Selbstverwalter insbesondere über zwei Briefe von Arbeitsminister Norbert Blüm an die Nürnberger Anstalt, in denen er in harschem Ton - "bitte ich um die unverzügliche Durchführung" - ein härteres Vorgehen bei der Zumutbarkeitsregelung für Arbeitslose und bei der Bekämpfung von Leistungsmißbrauch fordert. Dabei führten Engelen-Kefer und Josef Siegers, der Vertreter der Arbeitgeber im BA-Vorstand, Anfang der Woche noch ein Gespräch mit Blüm, ohne daß dieser die Briefe mit einer Silbe erwähnte. Das Treffen in Bonn war angesetzt worden, um die Scherben zu kitten, die der Minister verursacht hatte, als er zu Jahresbeginn den um fast zehn Milliarden Mark gekürzten Nürnberger Spar- Etat gegen den Willen der Selbstverwaltung in Kraft setzte.
Inzwischen eint die "Gegner" der politische Wunsch, die von Finanzminister Theo Waigel (CSU) betriebene Kürzung von Arbeitslosengeld und -hilfe auf jeden Fall zu verhindern. Blüms hektischer Aktionismus auf dem Feld der als Spar-Alternative ins Spiel gebrachten Mißbrauchsbekämpfung läßt allerdings bei den Gewerkschaften wiederum sämtliche Warnlampen aufleuchten. Sie dürfe nicht "zur Jagd auf Erwerbslose" ausarten, meint etwa DGB-Experte Wilhelm Adamy. Wenn Blüm in seinem Brief zum Beispiel vorschlägt, "in geeigneten Fällen sollte die Verfügbarkeit von Arbeitslosen in ihrer Wohnung überprüft werden", sieht der Gewerkschafter bereits all jene, die zufälligerweise gerade nicht zu Hause sind, als Schwarzarbeiter verfolgt.
Zwar möchte auch Adamy den Leistungsmißbrauch abgestellt wissen, doch dürfe dies keinesfalls "mit dem Rasenmäher geschehen". Außerdem sei völlig unklar, wie solche Vorschläge umgesetzt werden sollen - wenn zum Beispiel in dem Brief aus Bonn verlangt wird, daß alle derzeit über drei Millionen Erwerbslosen "grundsätzlich einmal im Monat entweder im Rahmen einer Beratung oder eines individuellen Kontrollgespräches persönlich beim zuständigen Arbeitsamt vorsprechen" sollen. Dann müsse man entweder einige tausend Berater zusätzlich einstellen oder die Ämter "wieder zu Stempelbuden machen, mit ebenso langen Warteschlangen wie Anfang der dreißiger Jahre".
Bis Ende März will der Vorstand nun eigene Vorschläge zur weiteren Bekämpfung von Leistungsmißbrauch und illegaler Beschäftigung vorlegen. Allerdings hat die Nürnberger Behörde in den vergangenen zwei Jahren ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet ohnehin schon intensiviert: Durch elektronischen Datenvergleich mit anderen Institutionen, Sozialversicherungsausweis und verstärkte Kontrollen spare die Bundesanstalt inzwischen pro Jahr mindestens 1,6 Milliarden Mark, betont Franke. Ob dieser Betrag nun noch wesentlich gesteigert werden kann, ist zweifelhaft.
Wenn nicht, droht im Mai Waigels soziale Amputation: Bei einem Empfänger von Arbeitslosenhilfe beispielsweise - durchschnittlicher Monatsbetrag 1992: Im Westen 995 Mark und im Osten 692 Mark - will er zwischen zwölf und 52 Mark streichen. Was sie davon halten, machten die Chefs der 16 Einzelgewerkschaften bei ihrem jüngsten Treffen deutlich: Den sogenannten Solidarpakt mit ihnen kann die Bundesregierung dann vergessen.
Der neue BA-Präsident Jagoda will im Streit zwischen Bonn und Nürnberg Vermittler spielen (siehe Interview). Mit Blüm verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Als Sozialpolitiker der CDU-Fraktion und Staatssekretär im Arbeitsministerium konnte er sein Verhandlungsgeschick bei der Renten- und Gesundheitsreform sowie 1990 bei der deutsch-deutschen Sozialunion unter Beweis stellen. Für Arbeitgeber-Experte Siegers wird Jagoda in seinem neuen Amt dennoch "kalt erwischt" von dem "gravierenden Problem, wie bei knapperen Finanzen größere arbeitsmarktpolitische Aufgaben erfüllt werden können".
In der Tat verschlechtert sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld der Bundesanstalt zumindest im Westen fast täglich. So feilen die Forscher des hauseigenen Instituts (IAB) seit Wochen an ihrer Arbeitsmarkt-Prognose für 1993, deren Rahmen-Annahme über das Wirtschaftswachstum sie immer wieder nach unten korrigieren mußten. Inzwischen rechnen die IAB-Experten damit, daß bei einem geschätzten Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im Westen um ein halbes bis ganzes Prozent rund 250 000 Männer und Frauen im Jahresdurchschnitt weniger beschäftigt werden. Da sie bei der Zahl der potentiell Arbeitssuchenden nur noch geringe Veränderungen erwarten, dürfte dieser Stellenabbau die registrierte Arbeitslosigkeit in den alten Ländern etwa in ähnlicher Größenordnung steigen lassen. Eine Jahresdurchschnittszahl von 2,2 bis 2,3 Millionen Betroffenen bedeutet aber, daß in den Wintermonaten noch wesentlich mehr Menschen ohne Job sind.
Landeten die IAB-Forscher mit ihrer letzten Prognose für 1992 noch einen Volltreffer hinsichtlich der vorhergesagten Arbeitslosigkeit im Westen, so schätzten sie die Entwicklung im Osten seinerzeit um einige hunderttausend Erwerbslose zu pessimistisch ein. Hauptgrund waren die im vergangenen Jahr von Nürnberg kräftig angestimmten arbeitsmarktpolitischen Instrumente, die den Anstieg unerwartet deutlich bremsten.
1993 könnte es aber genau umgekehrt laufen. So kalkuliert Bonn, daß nach den finanziellen Kürzungen im Durchschnitt noch 350 000 ABM-Jobber zwischen Rostock und Suhl die Arbeitslosenstatistik entlasten werden - 40 000 weniger als 1992. Die Bundesanstalt selbst glaubt dagegen, nur noch 300 000 Leute finanzieren zu können. Inzwischen dürfte selbst diese Zahl zu optimistisch sein - der BA-Vorstand bewilligte am Mittwoch für das erste Quartal gerade 27 500 neue ABM-Stellen im Osten - weit weniger als gleichzeitig auslaufen.
Zwar hofft Blüm, durch ein mit der jüngsten Gesetzesnovelle neu eingeführtes Instrument den Rückgang zum Teil zu kompensieren: Privatbetriebe können danach bei Umwelt- und Sozial-Projekten in der ehemaligen DDR Lohnkostenzuschüsse erhalten, die aus verschiedenen Quellen mischfinanziert werden. 1300 Mark pro Monat und Person steuert die BA bei. Für deren Experten ist aber bisher völlig offen, wie dieses zusätzliche Angebot in Anspruch genommen wird.
So kommt denn die 93er Prognose des Nürnberger Instituts für den Osten - eine Zunahme im Schnitt um 80 000 auf rund 1,25 Millionen Erwerbslose - eher dem Stochern im Nebel gleich. "Unter günstigen Bedingungen erwarten wir im zweiten Halbjahr den Wendepunkt", formuliert IAB-Forscher Eugen Spitznagel vorsichtig. Aber niemand wisse, wie sich in der strukturellen Umbruchsituation Produktion und Produktivität entwickeln, oder wie die betroffenen Menschen reagieren werden. West-Wanderung, Rückzug in die Stille Reserve oder berufliche Umorientierung sind nur drei Möglichkeiten. Sicher ist für das Institut nur eins: Auf die sich rasch verändernden Bedingungen am Arbeitsmarkt müssen die Bundesanstalt und ihre Außenstellen rascher und flexibler denn je reagieren.
Genau diese Flexibilität vermißt Siegers angesichts der erreichten Größenordnung der Mammutbehörde. Immerhin entspreche ihr Budget von rund 90 Milliarden Mark gut dem dreifachen Etat des Landes Hessen. 96 000 Beschäftigte in der Zentrale, den 195 Arbeitsämtern und 600 Nebenstellen machen die Anstalt selbst zu einem der größten Arbeitgeber. Angesichts des "ausgesprochen knappen Mittel-Korsetts", meint Siegers, stelle sich künftig das "Managementproblem" der BA "markanter als bisher". Die Behörde hinke in Planung und Organisation ein ganzes Stück hinter der Privatwirtschaft zurück. Der Arbeitgeber-Repräsentant hätte als neuen BA-Präsidenten deshalb lieber einen gestandenen Manager aus der Wirtschaft gesehen, stimmte im Vorstand am Ende aber doch für das Gewerkschaftsmitglied Jagoda. Ihm gibt Siegers den Rat mit auf den Weg, die vorhandenen Finanzen "möglichst zielpunktgenau umzusetzen". Bei der Anwendung der BA-Instrumente wünscht er sich "mehr ökonomisch orientierte Arbeitsmarktpolitik statt nur sozialer Unterbringung von Erwerbslosen". So müsse etwa ABM stärker zum Ausbau der Infrastruktur im Osten eingesetzt werden.
Darin stimmen auch die Forscher des IAB mit ihm überein. Sie haben ihre Vorschläge zur Weiterentwicklung der Arbeitsmarkt-Instrumente vor kurzem in einem Diskussionspapier ("Neue Politik für neue Arbeitsplätze") zusammengefaßt. Fazit: Die Arbeitsämter müßten "künftig stärker zielgruppenspezifisch" agieren und zugleich mehr "auf strukturpolitische Erfordernisse" achten. Sie sollten in der Ex-DDR "die Umstrukturierung noch effektiver unterstützen", um einen "modernisierten Kern industrieller Produktion" zu erhalten.
Die Praxis sieht anders aus: Angesichts knapper Kassen muß in diesem Jahr laut BA-Vorstand die Zahl der Fortbildungs- Teilnehmer im Osten um 28 Prozent gesenkt werden. ROLAND BUNZENTHAL
Zu den Totengräbern der Weimarer Republik zählt die deutsche Beamtenschaft: Dieses Urteil hat sich in vielen Köpfen festgesetzt. Sechzig Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durch die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler (siehe Bild) hat jetzt der Nomos-Verlag (Baden-Baden) die Dissertation von Dieter Schütz über Beamte und ihre Interessenverbände in der Weimarer Republik veröffentlicht. "Zwischen Standesbewußtsein und gewerkschaftlicher Orientierung" heißt das Buch, aus dem der Autor, der jetzt für eine Stuttgarter Tageszeitung arbeitet, für die FR-Dokumentation die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammengestellt hat.
Kirchengemeinde muß die Kündigung zurücknehmen Kindergartenleiterin obsiegt vor dem Arbeitsgericht Von Rüdiger Arendt HANAU. Das Hanauer Arbeitsgericht hat gestern die fristlose Kündigung der Kindergartenleiterin der Kreuzkirchengemeinde im Lamboyviertel durch den Vorstand der evangelisch unierten Kirchengemeinde Hanau für ungültig erklärt. Die Kammer monierte vor allem, daß der Arbeitgeber Kirche die schwere körperliche Erkrankung der Klägerin nicht ausreichend gewürdigt hat und daß die Mitarbeitervertretung (vergleichbar dem Personalrat bei öffentlichen Arbeitgebern) nicht in die fristlose Kündigung mit einbezogen worden war. Der Kirchenanwalt ließ es gestern gegenüber der FR offen, ob er Berufung gegen das Urteil einlegen wird. Erst müsse die schriftliche Urteilsbegründung vorliegen. Wie ausführlich berichtet (FR vom 8. Dezember), war die 46jährige, die vor neun Jahren schwer erkrankt war, im Jahre 1989 Mutter geworden. Die Kirche gewährte ihr bis zum Sommer vergangenen Jahres Erziehungsurlaub. Als sie dann über diese Zeit hinaus einen weiteren Sonderurlaub wegen der Kindesbetreuung bei ihrem Arbeitgeber erbat, kam es zum Streit. Die Kirche bot ihr an, dem Sonderurlaub stattzugeben, wenn sie damit einverstanden sei, dann auf ihren Posten als Kindergartenleiterin zu verzichten. Die Frau lehnte dies ab und kam auch nicht der Forderung des Arbeitgebers nach, zum 1. September wieder zu ihrem Dienst zu erscheinen. Es folgte die fristlose Kündigung.
Die Kirche argumentierte unter anderem, ein weiterer zweijähriger Sonderurlaub sei im Interesse der anderen Mitarbeiter des Kindergartens absolut unzumutbar. Der Stadtteil Lamboy sei ein sozialer Brennpunkt, und der dortige Kindergarten bedürfe einer engagierten und verantwortungsvollen Leitung. Die Klägerin müsse einsehen, daß die Stelle der Leiterin nicht über fünf Jahre offengehalten werden könne.
Das Arbeitsgericht befand nun, daß die Kirche die schwere körperliche Erkrankung der Frau nicht genügend bei ihrer fristlosen Kündigung gewürdigt habe. Außerdem sei die Mitarbeitervertretung der unierten Kirchengemeinde Hanau vor der Kündigung nicht gehört worden. Horst Schneider, der Anwalt der Klägerin, hatte im Vorfeld der gerichtlichen Entscheidung kritisiert, daß die Kirche als Arbeitgeber "nicht nur mit dem besonderen grundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie, sondern auch mit den offiziellen Verlautbarungen der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck zum Schutz von Kirche und Familie" kontrastiere. Gegenüber der FR sagte Schneider, die Kirche falle arbeitsrechtlich immer wieder hinter das Verhalten öffentlicher Arbeitgeber zurück. Er deutete damit an, daß einer Angestellten im öffentlichen Dienst in einem ähnlichen Fall ohne größere Schwierigkeiten ein weiterer Sonderurlaub gewährt worden wäre.
KARBEN. Die Mitglieder im Naturschutzbund Deutschland (DVB), Ortsverband Karben, treffen sich am Samstag, 30. Januar, ab 9 Uhr, im Naturschutzgebiet Ludwigsbrunnen. In Abstimmung mit dem Forstamt Bad Nauheim soll der Wassergraben gereinigt werden, mit dem der Wasserüberlauf der salzhaltigen Ludwigsquelle in das Naturschutzgebiet geleitet wird.
Die Arbeiten sind nötig, so erklärt der DVB-Verband Karben, um die Feuchtgebiete und sumpfigen Wiesenflächen zu erhalten. Wer helfen will, sollte Stiefel, Schaufel und Spaten mitbringen. de
FRANKFURT A. M., 27. Januar. Die Aussicht auf leicht verdientes Geld, Angst vor Strafe oder die Idee, mit Hilfe der Polizei etwa an einen Führerschein, eine Aufenthaltserlaubnis oder eine Schankkonzession zu kommen, sind die Hauptmotive für Kriminelle, um als V- Leute mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten. Auch der Gedanke, sich an der Rauschgiftszene oder dem Rotlichtmilieu rächen zu können, oder der "Haß auf Dealer" stehen am Anfang der Zusammenarbeit zwischen der "V- Person" und dem V-Mann-Führer. In beinahe 40 Prozent aller Fälle befinden sich die V-Leute bei ihrem ersten Kontakt mit der Polizei zudem in einer aus ihrer Sicht eher mißlichen Situation: Sie wurden gerade festgenommen und sind deshalb für einen Anwerbeversuch der Ermittler besonders ansprechbar.
Die Informationen über Herkunft und Motive der V-Leute und die Probleme bei ihrem Einsatz finden sich in einem Aufsatz des Frankfurter Staatsanwaltes Dirk Scherp, der jetzt in der Fachzeitschrift Kriminalistik veröffentlicht wurde. Scherp, seit zwei Jahren von Amts wegen mit der organisierten Kriminalität in der Mainmetropole befaßt, stützt sich auf eine im Rahmen seiner Dissertation gestartete Umfrage bei den hessischen Polizeidienststellen, bei denen V-Leute "geführt" werden. Danach waren überraschenderweise "nur 71 Prozent" aller V- Leute vorbestraft, überwiegend wegen Rauschgift-, Diebstahls- oder Betrugs-Delikten.
Der Einsatz der V-Leute (nur jede zehnte V-Person ist übrigens eine Frau) erstreckt sich laut Scherp weit überwiegend (zu 70 Prozent) auf die Rauschgift- Szene. Weitere Ermittlungsschwerpunkte, bei denen V-Leute zum Zug kommen, sind - zumindest in Hessen - der illegale Waffenhandel und die "Blütenproduktion". Entgegen der auch von Politikern häufig geäußerten Meinung über die Notwendigkeit von V-Leuten und verdeckten Ermittlern fallen V-Mann-Hilfen für die Polizei "im sogenannten Nachtgewerbe" oder beim organisierten Autodiebstahl kaum ins Gewicht. Zusammen stellen sie keine zehn Prozent der Einsätze.
Die "durchschnittliche V-Person" (die Veröffentlichung absoluter Zahlen über ihren Einsatz hatte das Innenministerium in Wiesbaden untersagt) ist, so Dirk Scherp, "deutlich älter als die von ihnen überwachten Tatverdächtigen". Von der Polizei als Tip-Geber ausgesucht werden demnach offenbar "besonders erfahrene, in einer kriminellen Szene fest verwurzelte Personen", die zugleich in ihrem Umfeld "erhöhte Akzeptanz genießen".
Auch wenn nur jeder zehnte V-Mann- Führer über "Probleme" bei der Zusammenarbeit klagt, so sind sie doch gravierend: Die Angaben ihrer V-Leute stellen sich als "falsch, fingiert oder teilweise zumindest erheblich übertrieben heraus" oder aber die V-Leute versuchen, ihr Wissen gleichzeitig an verschiedene Ermittlungsbehörden zu verkaufen, um mehr Geld damit machen zu können. Die Beziehung zwischen dem V-Mann-Führer und der V-Person stellte denn auch "eher eine kriminaltaktische Verbindung als ein Vertrauensverhältnis" dar, schreibt Scherp, und zwar in beide Richtungen.
Während die Kripo-Beamten Hinweise auf Straftaten und -täter erwarten, erhoffen sich die V-Leute sich in aller Regel eine "Besserstellung in laufenden Straf- oder Ermittlungsverfahren" oder "Hilfestellungen formeller oder informeller Art", was jedoch "kritisch hinterfragt" werden müsse. Denn die Fahnder sind (mit Ausnahme der im Betäubungsmittelgesetz vorgesehenen Zusicherungen) schon bei der ersten Kontaktanbahnung "verpflichtet, für klare Verhältnisse zu sorgen", und dürfen "keine uneinlösbaren Deals versprechen", stellt Scherp klar.
Dies scheint im Alltag allerdings schwieriger zu sein als die finanziellen Absprachen. Der V-Mann-Lohn stellt zudem laut Scherp für viele einen "angenehmen Nebeneffekt des helfenden Verhaltens" dar. Die V-Leute freuen sich mit den Beamten ansonsten über "gemeinsam erlangte Ermittlungserfolge" oder nennen als Motiv für ihre Tätigkeit "soziale" Begründungen wie etwa die, daß sie selbst Kinder hätten und deshalb nicht wollten, daß sich die Drogenwelle weiter ausbreite.
Im Gespräch mit der FR stellte Scherp am Mittwoch klar, daß nach seiner Erfahrung die Gerichte nicht bereit seien, einen Angeklagten allein auf der Grundlage von V-Mann-Angaben zu verurteilen. Vielmehr bilde "eine V-Mann-Erkenntnis den Auftakt für weitere Ermittlungen".
HANAU. Unter dem Motto "Senioren betreuen Senioren" können sich ältere Menschen wieder am Mittwoch, 3. Februar, an Hilde Baier in der Rathaus-Infothek wenden. Sie vermittelt Kontakte zu Behörden, gibt Rat bei Anträgen und hört sich Probleme an. Die ehrenamtliche Seniorenbetreuung, die auf eine Initiative des Arbeitskreises Senioren zurückgeht, dauert von 10 bis 12 Uhr. res
60 Millionen Mark teures Projekt soll mit Erlös aus dem Verkauf städtischer Immobilien finanziert werden Signal fürs nächste Jahrtausend unter Glas Magistrat stellt Weichen für Kunst- und Musikschulbau Von Margit Fehlinger WIESBADEN. Margarethe Goldmann formulierte es musikalisch inspiriert: "Ich bin", sagte die frühere Kulturdezernentin und Vorsitzende der Kunst- und Musikschule, "gut gestimmt." Dazu hat sie gemeinsam mit den Lehrern und Schülern des alten Konservatoriums in der Bodenstedtstraße auch allen Grund. Aus der drangvollen Enge der alten Villa am Kurpark werden sie in wenigen Jahren in ein geräumiges, lichtdurchflutetes Haus in der City umziehen können. Am Dienstag beschloß der Magistrat, auf dem Dernschen Gelände eine neue Kunst- und Musikschule zu bauen - nach der preisgekrönten Idee des Hamburger Architekten Professor Peter Schweger. Das faszinierend gestaltete Projekt - mehrere Baukörper unter einer gläsernen Hülle - wird rund 60 Millionen Mark kosten und soll aus dem Verkaufserlös städtischer Immobilien finanziert werden. An dem kulturellen "Jahrhundertvorhaben" scheiden sich in Wiesbaden allerdings die politischen Geister: CDU und Grüne lehnen das Konzept als "Prunk- und Protzbau" ab. Sie würden das Geviert in exponierter Lage zwischen Rathaus und Marktkirche vorerst am liebsten unbebaut lassen. SPD und FDP hingegen, im Stadtparlament gemeinsam mit einer satten Mehrheit ausgestattet, wollen den Schweger-Entwurf verwirklichen und damit laut Baudezernent Thomas Dilger (FDP) eine einmalige Chance nutzen: einen Platz in der Stadtmitte aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf wecken und mit jungen Menschen beleben, die sich der Musik und der Kunst verschrieben haben. "Eine tolle Aufgabenstellung", schwärmte der Stadtrat, "und etwas ganz und gar Einmaliges". Und Oberbürgermeister Achim Exner sekundierte seinem Magistratskollegen: "Wir setzen ein Signal für das nächste Jahrtausend." Seit dem Bau des Kurhauses und des Theaters um die vergangene Jahrhundertwende sei in Wiesbaden nichts Richtungweisendes mehr in Sachen Kulturbau geschehen.
Inzwischen hat der hanseatische Architekt sein erfolgreiches Wettbewerbs- Modell gemeinsam mit einer Wiesbadener Arbeitsgruppe konkretisiert. Aus der "Stadtskulptur", in der collageartig Häuser mit riesigen Glasscheiben voneinander getrennt standen, wurde jetzt ein ebenso praktikabler wie außergewöhnlicher Entwurf: Drei Baukörper, darunter auch die runde Konzerthalle, stecken unter einer riesigen gläsernen Hülle - eine extravagante Architektur, die das Thema Orangerie neuzeitlich interpretiert und Thomas Dilger von Oleander und Palmen in Wintergärten träumen läßt. Die gläserne Verpackung bietet nicht nur ökologische Vorteile einer natürlichen Wärmedämmung, sondern schafft zusätzliche Fläche auf den flachen Hausdächern: Ein musischer Kindergarten hoch oben und eine Galerie über der Konzerthalle sind möglich. Und zwischen den Gebäuden, galerieartig überdacht, können die Wiesbadener vor Wind und Wetter geschützt flanieren, können sich Marktstände etablieren. Aus den Glasscheiben des futuristischen Modells wurden gläserne Treppenhäuser. "Dann sieht man von der Friedrichstraße aus, wenn dort in der Musikschule jemand Geige übt." Die Baumaterialien knüpfen an die Tradition der Umgebung Kosten werden geprüft an: Backstein, Sandstein und Terrakotta - laut Thomas Dilger "eine würdige Entsprechung der beiden Solitäre Marktkirche und Rathaus".
Ein Sachverständigen-Team soll jetzt noch einmal die Kostenschätzung überprüfen. Damit will man Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die argwöhnen, daß die Wiesbadener Sozial- und Freidemokraten das Projekt "kostenmäßig schönrechneten". Oberbürgermeister Achim Exner ist sicher, daß die 60-Millionen-Mark-Investition im städtischen Haushalt verkraftet werden kann. Bei einem jährlichen Etatvolumen von rund 1,4 Milliarden Mark und Investitionen von 150 bis 200 Millionen Mark pro Jahr falle die über drei Jahre zu finanzierende neue Kunst- und Musikschule nicht aus dem Rahmen. Bezahlt werde sie aus dem Verkaufserlös städtischer Immobilien - "also nur eine Vermögensumschichtung". Man solle im übrigen nicht jeden Steuergroschen in die Ver- und Entsorgung stecken, warnte der OB vor übertriebener Pfennigfuchserei sparsamer Stadtverordneter. "Wir brauchen nicht nur Kanalrohre und Mülldeponien, sondern auch etwas für die Seele." Gerade in Zeiten der Krise, gibt auch Margarethe Goldmann zu bedenken, sei ein Ort wichtig, "der Kraft gibt und die kreative Phantasie anregt".
has FRANKFURT A. M. Die Essener Ruhrgas baut ihre ohnehin breite Bezugsbasis für Erdgas weiter aus und beteiligt sich erstmals an einem britischen Gasfeld. Über ihre Londoner Tochter ging der Konzern ein zehnprozentiges Engagement an Block 29/5b in der Nordsee ein, der das Franklin-Feld und einen Teil des Elgin-Feldes umfaßt. Wieviel Geld die Ruhrgas für diese Beteiligung in die Hand nimmt, wird nicht mitgeteilt. Das britische Handels- und Industrieministerium hat die Transaktion bereits abgesegnet.
Mit Blick auf die Tatsache, daß die Ruhrgas ihre Erdgasmengen von den verschiedenen Produzenten bisher nur frei deutsche Grenze bezieht, sagt ein Firmensprecher zu der Beteiligung: "Wir gehen rein räumlich gesehen einen Schritt über die Grenze hinaus." Als Federführer bei Block 29/5b - dort sollen Vorräte von 23 Milliarden Kubikmeter Erdgas und Kondensat schlummern - tritt im übrigen die britische Tochter des französischen Energiekonzerns Elf Aquitaine mit einem Anteil von nicht ganz 49 Prozent auf. Die Produktionsaufnahme ist für Herbst 1998 geplant.
Anfang der achtziger Jahre hatte sich die Ruhrgas bereits an Gasfeldern beteiligt, damals in Ägypten und Kamerun. Später wurden diese Projekte eingestellt.
Der Polizeichor Frankfurt hat der Kinderkrebsklinik in Niederrad 2500 Mark gespendet. Der Betrag wurde vom Vorsitzenden Jürgen Hölscher an den Klinikchef Professor Kornhuber übergeben. Ein Teil des Geldes stammt aus einer Sammlung beim traditionellen Weinfest des Chors.
Weitere 1500 Mark kamen beim Weihnachtskonzert in der Höchster Jahrhunderthalle zusammen. habe
Der Frust ist groß. Dirk Froese, Intendant des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters Frankfurt, hat in den vergangenen Wochen im Rhein-Main-Gebiet eine Bühne nach der anderen abgeklappert. Sein Theater benötigt dringend eine Möglichkeit zum Proben, sein Ansinnen blieb bislang jedoch ohne Erfolg. In der Schwanthaler Straße kann nicht geprobt werden. Die von der Stadt für das Theater angemietete kleine Halle am Zoo ist im Winter (wie berichtet) kaum zu benutzen. Es fehlen immer noch die Heizungen - und ein nötiger Starkstromanschluß ebenso: ein Theater ohne Kohle.
Kein Platz also, um die neue Produktion "Frankensteins Kind" gewissenhaft einzustudieren. Von einer Aufführung will Froese gar nicht erst reden. Die Bühne des Volksbildungsheimes ist in den ersten beiden Monaten von den Narren gebucht. "Ab März können wir sie zwar wieder nutzen, aber für unser neues Stück ist sie viel zu groß", sagt Froese, der mit "Igelhans" Erfolge feierte.
Die Not des Kindertheaters ist dem Kulturdezernat bereits seit Monaten bekannt. Doch die Ämter haben nach Froeses Meinung die Verantwortung immer weiter gegeben. Die Umbauarbeiten in der Halle Am Tiergarten seien zwar vom Hochbauamt genehmigt worden, die zuständigen Ämter für Liegenschaften und Kultur hätten aber kein Geld dafür. "So wurden wir immer wieder vertröstet", ärgert sich der Theater-Chef, dessen vorgesehener Etat von etwa drei Millionen Mark für dieses Jahr ebenfalls noch nicht gebucht ist. Kulturdezernentin Linda Reisch soll ihn zwar zugesichert haben, schriftliches hält Froese aber noch nicht in Händen, und da hat er - mit seinem eigenen Vertrag - so seine Erfahrungen.
Das Theater lebt derzeit von Haushaltsüberziehungen. Der Etat des Vorjahrs ist bereits seit geraumer Zeit überzogen. Die laufenden Kosten können nur in Absprache mit der Dezernentin beglichen werden. Was fehlt, ist zusätzliches Personal. Die Stelle des Bühnentechnikers bleibt weiter verwaist. Sie wurde gesperrt. Statt dessen werden Privatfirmen engagiert, die damit zwangsläufig zur Haushaltsüberziehungen beitragen. An Gastspiele ist schon gar nicht zu denken. Anfragen wie vom "Theater der jungen Generation" aus Dresden und dem "Huis an de Amstel" aus Amsterdam, können derzeit nur negativ beantwortet werden.
Es fehlt dem Theater nicht nur Geld, sondern vor allem auch an einer Lobby, meint Rainer Kimling, der vor einigen Tagen zusammen mit sechs weiteren Theaterfreunden einen "Förderverein Kommunales Kinder- und Jugendtheater Frankfurt" ins Leben rief, um "mit den entscheidenden Stellen ins Gespräch zu kommen". Zudem will der Journalist und Werbefachmann Spenden beschaffen.
Die städtischen Arbeitsbedingungen bezeichnet Kimling als "krank": "Wenn beispielsweise ein Druckauftrag für Plakate bei der städtischen Druckerei ein Vielfaches mehr kostet, als bei einem privaten Unternehmen, das sogar noch schneller ist", sagt Kimling. Er wirft der Stadt zudem Verschwendung vor: "Krank ist es auch, wenn ein Sektempfang bei einer Eröffnung aus dem Kulturetat bezahlt wird - dafür ist er nun wirklich nicht gedacht."
In Zusammenarbeit mit dem Intendanten soll den Mitgliedern die Arbeit an dem Theater auf vielfältige Art und Weise nahe gebracht werden. Sie werden zu internen Veranstaltungen und Proben eingeladen, in erster Linie aber will der Verein selbständig kulturelle und soziale Anliegen des Theaters in der Öffentlichkeit vertreten. JÖRG HANAU
Eßstörungen HANAU. Die Volkshochschule der Stadt Hanau bietet ab Freitag, 29. Januar, um 16.30 Uhr ein Wochenendkurs zum Thema "Eßstörungen bei Mädchen und Frauen" an. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 295902 möglich. Berufsinformation pausiert HANAU. Wegen Umbauarbeiten ist das Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes Hanau von Freitag, 29. Januar, bis einschließlich Mittwoch, 3. Februar, geschlossen.Der Verkehr auf dem Heilsberg wird beruhigt
BAD VILBEL. Der Magistrat kündigt den Beginn der Verkehrsberuhigung auf dem Heilsberg an. Die Mittel für den ersten Bauabschnitt seien zu Wochenbeginn für das Heilsberggebiet westlich der Alten Frankfurter Straße bewilligt worden. In diesem ersten Bauabschnitt sollen die Straßen Am Hang / Pestalozzistraße und die Kreuzung Schlesienring / Friedensstraße umgestaltet werden.
Der Straßenzug Am Hang / Pestalozzistraße wird stellenweise aufgepflastert und verengt, außerdem soll versetztes Parken angeordnet werden. Die Kreuzung Friedensstraße / Schlesienring erhält eine wie ein Kreisverkehr gestaltete Einmündung.
Der zweite Bauabschnitt im Heilsbergbereich westlich der Alten Frankfurter Straße sieht die Umgestaltung des Samlandweges einschließlich der beiden Kreuzungen zur Danziger Straße vor. Neu gestaltet wird außerdem die Kreuzung Otto-Fricke-Straße mit der Paul- Ehrlich-Straße. de
Nach dem Fernsehprogramm "Hessen drei" könnten bald auch ARD und ZDF aus ihren angestammten Kabel-Kanälen vertrieben werden, wenn weitere private Sender ins Fernsehen drängen. Das hält der stellvertretende Direktor der Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR), Joachim Becker, für denkbar. "Wenn es soweit ist, müssen wir das diskutieren", sagt Becker. Die Kapazitäten für die Kanalbelegung im Kabelnetz seien jetzt erschöpft. Neue Sender könnten nur durch Umbelegungen ins Programm kommen. "Wir können keinen Bestandsschutz für angestammte Plätze gewähren."
Mit diesem Argument hatte die für die Kanalbelegung zuständige Landesanstalt jetzt auch das Dritte Hessische Fernsehprogramm aus dem bisherigen Kanal 6 auf Kanal 4 verlegt, um Platz für den neuen Privatsender Vox zu schaffen. Nur die Fernsehzuschauer in Frankfurt können noch für zwei Monate Hessen drei auf beiden Kanälen empfangen.
Der Wechsel hatte bei vielen Zuschauern für Verwirrung gesorgt. Die Telefone beim Hessischen Rundfunk seien "heißgelaufen", berichtet HR-Sprecher Michael Dartsch, nachdem Zuschauer Hessen drei und Südwestfunk drei nicht mehr auf dem gewohnten Knopf der Fernbedienung fanden. Elektrobetriebe machen Überstunden, weil sie komplizierte Fernseh- und Videogeräte auf die neuen Kanäle einstellen sollen. Die Kosten von bis zu 80 Mark tragen die Kunden.
Als Grund der Umbelegung nennt Bekker technische Probleme, nachdem in Hessen alle 28 Kabelkanäle belegt seien. Weil fünf Kanäle von der Telekom noch nicht hessenweit mit dem Richtfunksystem eingespeist werden können, sollen die mit den gut über Antenne zu empfangenden Sendern belegt werden, sagt Bekker. Darum habe die LPR Hessen drei auf Kanal vier verlegt. Das Los werde unter Umständen auch das erste und zweite Fernsehprogramm treffen, wenn weitere Anbieter ins Programm wollten. "Bevor wir private Sender rausschmeißen und deren Existenz gefährden, müssen wir prüfen, ob durch Umbelegung noch Kapazitäten zu schaffen sind." Gleichwohl werde die Telekom sich bemühen, die Sender auf ihren angestammten Plätzen zu belassen, versichert deren Sprecher Michael Hartmann.
Zuschauer, die an der Antenne hängen, versichert Hartmann, seien von den Änderungen nicht betroffen. Wenn sie Probleme mit dem Empfang von Südwestfunk Drei bekommen, müsse das andere Gründe haben. luf
HANAU. Ein Auszug aus der Erzählung "Abschied von den Eltern" von Peter Weiss ist bis Donnerstag, 4. Februar, im Hanauer Literaturtelefon unter der Telefonnummer 2 41 41 zu hören.
Dabei geht es um den Zauber und die Schrecken von Kindheit und Jugend und die notwendig folgende Loslösung von den Eltern. res
Ulrich Achermann, Santiago de Chile
27. Jan. 93 Tel./Fax: (00562) 699 04 73
für die Aussenpolitik (ev. Seite Drei oder Wirtschaft) (Zürich: Peter Fürst, Ausland)
Argentiniens "Wunder" in Europa an den Mann bringen -Carlos Menem tritt vor Managern und Staatsmännern in Davos auf-
Von Ulrich Achermann, Buenos Aires
Argentinien überrascht alle - multilaterale Finanzorganisationen genauso wie die Gläubigerbanken und den gewöhnlichen Reisenden. Die 55 US-Dollar, die das Taxi vom Flughafen in die Innenstadt von Buenos Aires kostet, entsprechen mancherorts in Lateinamerika dem gesetzlichen Monats-Mindestlohn. Dass für eine Übernachtung in einem besseren Hotel 200 bis 500 Dollar hinzublättern sind, gehört ebenfalls zu den gefeierten Errungenschaften der peronistischen Regierung von Staatspräsident Carlos Menem: Der schillernde Populist von kleinem Wuchs hat der chronisch unstablilen Republik eine marktwirtschaftliche Kur verordnet und der heruntergewirtschafteten Nation damit die seit Jahrzehnten längste Phase der Preisstabilität verschafft. Eine Scheinstabilität, wie Menems Kritiker behaupten.
Eigentlich wollte Carlos Menem Europa schon letztes Jahr seine Aufwartung machen. Der Ausbruch der Cholera im Nordwesten des Landes verhinderte aber im letzten Augenblick seinen Auftritt am Davoser Managersymphosium. Jetzt holt er ihn nach, wendet sich zuvor aber am Donnerstag in Zürich über die Medien und einen Vortrag an der lokalen Universität an die eidgenössische und europäische Öffentlichkeit. Argentiniens Intelligenz ist der von der Wirtschaftswelt gefeierte Staatspräsident von 62 Jahren ein Graus. Schillernder Lebenswandel, Eitelkeit, aber auch Hang zu Autoritarismus und erwiesene Korruption in seiner Regierung machen Carlos Menem streitbar. Dem Filmemacher Pino Solanas schossen Unbekannte in die Beine - nachdem er Menem mehrfach öffentlich die Leviten gelesen hatte. Dass der Sohn syrischer Argentinien-Einwanderer Auslandreisen aus Sorge um seine implantierte Haarpracht nie ohne Leibfrisör im Begleittross antritt, dass er in seinen 60 Millionen Dollar teuren, neuangeschafften Präsidentenjet vom Typ Boeing 757 gar einen Frisierstuhl einbauen liess - dies alles mag der Erheiterung der mit ätzendem Humor ausgestatteten Inteligencia von Buenos Aires zuträglich sein.
Zum Gespött einer ganzen Nation avancierte der höchste Mann im Staate Argentinien aber wegen faustdicker Korruption im Schoss seiner peronistischen Regierung. Buchstäblich aus Menems Vorzimmer heraus betrieb seine Audienz-Sekretärin Amira Yoma, zufälligerweise auch seine Schwägerin, eine blühende Geldwaschanlage für Coca-Dollars. Auch bis zur Schwelle zum Präsidentenzimmer in der "Casa Rosada" von Buenos Aires führte ein schwunghafter Handel mit gestohlenen, auf Fahndungslisten stehenden Luxusautos. Dann wieder verteidigte Menem durch Dick und Dünn seinen Privatsekretär, der dem argentinischen Fiskus ungeniessbares Milchpulver zu dreifach übersetzten Weltmarktpreisen zu verkaufen verstand.
Ob es je strafrechtliche Konsequenzen für die nebengeschäftlich so erfolgreichen Menem-Vertrauten abgesetzt hat, ist sowenig bekannt wie wahrscheinlich. Wohl aber, dass des Präsidenten Schwäche die Frauen sind: Sei es, dass sich der alternde Staatschef und südamerikanische Macho-Prototyp mit der wohlproportionierten, aber dümmlichen brasilianischen Fernsehunterhalterin Xuxa ins Privatkino seiner Residenz verdrückt. Sei es, dass die von ihm geschiedene First Lady Zulema Yoma wegen Nichtgeleisteter Alimentenzahlungen vor Gericht zieht. Wie immer im Kreis der Peronisten geht es auch in diesem Fall um viel Geld: Menems vor Präsidentenresidenz hinauskomplementierte Gattin will von ihrem Ex monatlich 18'000 Franken (20'000 Mark). Laut Rechnungshof bezieht Carlos Menem offiziell ein Monatsgehalt von umgerechnet 5000 Franken (6000 Mark). Die Geschiedene dürfte wissen, wie sie ihre Forderung zu begründen hat.
1992 setzte es in Argentinien 17 Prozent Jahresinflation ab. Zu Zeiten von Menems Amtsvorgänger Raul Alfonsin lebten die 35 Millionen Argentinier ebenfalls mit Teuerungsraten in dieser Grössenordnung - aber jeden Monat. Der Durchschnittsargentinier empfindet diesen Zustand im Einklang mit der amtlichen Darstellung als "Stabilität". Die peronistische Partei, einst die rechtspopulistische Organisation von Evita Perons "Hemdlosen", vermeldet Zulauf aus mittleren und oberen Schichten. Niemand scheint die Elemente zu beachten, die dem Stabilitätsphänomen Kurzlebigkeit zu prophezeien scheinen: Eine halsbrecherische Wechselkurspolitik hat Argentinien nicht nur in eines der teuersten Länder des Planeten verwandelt, sondern verunmöglicht zusehends argentinische Ausfuhren: Seit Oktober 1991 ist die Handelsbilanz stark negativ. Wenn dies bis heute gutging, dann des Rückflusses von Fluchtkapitalien nach Buenos Aires, die für prekäre Ausgeglichenheit der Zahlungsbilanz sorgten.
Carlos Menems Reformpolitik liegt der an sich banale Beschluss zu Grunde, kein ungedecktes Geld mehr zu drucken. Gegen die ebenfalls betriebene Liberalisierung des Handels gibt es kaum Widerstand: Einer Industrie, die im Schatten hoher Zollschranken vorweg Staubsauger und Saftpressen neu erfand, sie in lausiger Qualität fertigte und dafür stark übersetzte Preise kassierte, tue marktwirtschaftliche Frische und Konkurrenz nur gut. Stark umstritten ist hingegen ein anderes Filetstück der neoliberalen Wirtschaftsphilosophie: Die Privatisierung von maroden Monopolbetrieben des Staates. Unter zweifelhaften Verkaufsbedingungen ging bislang ein Dutzend Firmen wie die staatliche Airline, der Fernmeldekonzern Entel und die Elektrizitätsversorgen in private Hände über. Die Benutzer zahlen heute Tarife, die zwischen zwei- und fünftausend Prozent über den alten staatlichen liegen, ohne dass sich die miserablen Dienstleistungen nennenswert verbessert hätten. Neulich erwog der Wirtschaftsminister "Aerolineas Argentinas" der spanischen Käuferin Iberia wieder wegzunehmen, da die Airline schlechter denn je funktioniert und der Betreiber mit Neuinvestitionen nicht vorwärts machen will.
Unbekümmert verwendet die Regierung Menems die Erlöse der Privatisierungen zur Deckung des laufenden Defizits, das -weil eine wirkliche Staatsreform nicht angepackt wurde- weiter existiert. Demnächst ist mit diesen Einnahmen aber aus dem einfachen Grund Schluss, da Menem schon fast alles unter den Hammer stiess: Bundesstrassen, die Eisenbahnen, sogar die Parkplätze in der Landeshauptstadt. "Es ist, als ob wir Omas Tafelsilber verkaufen, um unsere Spielschulden zu zahlen", resümiert ein Wirtschaftsjournalist in Buenos Aires.
Carlos Menem's Wirtschaftsmodell stösst jetzt erstmals auf breitere Kritik. Richard Handley, ein Mann der lokalen Bankenlobby, bemängelt das Ausbleiben einer klar formulierten Industriepolitik. Nach Jahrzehnten staatlicher Wirtschaftslenkung könne man nicht auf einmal alles den Märkten überlassen. Die lokalen Grossindustriellen stöhnen unter der Flut von Billigimporten aus Brasilien. Als Menems Wirtschaftsminister Domingo Cavallo einige Importbarrieren aufbaute, schrien die Partner im Mercosur- Gemeinschaftsmarkt auf, drohte Paraguay gar mit dem Auszug. Zu Carlos Menems Handschrift gehört die Demontage staatlicher Verwantwortung in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wohlfahrt. In den öffentlichen Krankenhäusern wird selbst notfallmässig nur noch behandelt, wer Verbandszeug und Spritzen gleich mitbringt. Unter den Rentnern häufen sich die Suizide - mitunter sind die Renten tiefer als die Stromrechnung. Zwar schafft das neoliberale Modell in Anwendung eine Schicht von Aufsteigern und Neureichen, aber es treibt auch die Polarisierung der gesamten Gesellschaft auf die Spitze. Schon gilt ein Viertel der Argentinier als arm, kann seinen Platz in dieser Welt von freiem Wettbewerb und schnellem Reichtum nicht finden.
Markante politische Beschlüsse gab es während Menems dreieinhalb Amtsjahren nur zwei: Die Begnadigung der 1985 rechtkräftig verurteilten Kommandanten der Militärdiktatur durch den Präsidenten sowie die Erhöhung der Mitgliederzahl im Obersten Gerichtshof, wo seither vier handverlesene Neue für eine peronistische Mehrheit sorgen. Nun soll ein dritter Hit folgen: Menem will, obschon es die Verfassung verbietet, sein eigener Nachfolger werden und ab 1995 nochmals für sechs Jahre Präsident bleiben. Im Abgeordnetenhaus fehlt ihm zwar die nötige Zweidrittelsmehrheit für eine Verfassungsänderung. Seelenruhig bereitet Carlos Menem nun eine Parlamentsreform vor, die eine Aufstockung der Zahl der Abgeordneten vorsieht. Nach den Erneuerungswahlen in diesem Jahr, so die Spekulation, verfüge der Peronismus dann über genügend Stimmen, sich über die renitenten Oppositionellen aus Raul Alfonsins Bürgerradikaler Union (UCR) hinwegzusetzen. Die neuen Abgeordneten, 25 an der Zahl, sollen aus der Provinz Buenos Aires stammen, einer peronistischen Hochburg.
Jenen Wählern auf den Sprung zu helfen - dafür lässt Menem den argentinischen Steuerzahler tief in die Tasche greifen: Ein 1,8 Milliarden Dollar teurer "Sozialplan" für Wohnungsbau und Gesundheitsreformen im Zielgebiet ist angesagt - präzise ein halbes Jahr vor dem entscheidenen Urnengang. Damit erweist sich Carlos Menem als gelehriger Schüler Juan Domingo Perons. In der Proletarierprovinz Buenos Aires sitzt auch sein einziger Widersacher aus eigenen Reihen. Der ambitiöse Gouverneur und ehemalige Menem-Vize Eduardo Duhalde.
DREIEICH. Die Hayner Altstadt Initiative (HAI) ist unzufrieden über die neue Genehmigung des Kreises Offenbach für die Freilichtbühne in der Burg Dreieichenhain. Nach ihrer Auffassung "wimmelt" es in dem Bescheid von unklaren Formulierungen. Das Kreisbauamt habe immer noch keine klare, eindeutige und bürgerfreundliche Genehmigung zustande gebracht, kritisierte die HAI.
Der neue Bescheid begrenzt die Zahl der Veranstaltungen in der Burg. Danach darf die Bühne nur an 50 Tagen bespielt werden, und zwar im Zeitraum zwischen 15. Mai und 30. September. "Nichts Neues", meint die HAI, denn sie befürchtet trotzdem eine Ausweitung der Saison aufs ganze Jahr. Der Grund: Zusätzliche Veranstaltungen müßten lediglich beantragt werden. Das sei nicht mehr als ein Verwaltungsakt.
Außerdem rechnete die HAI vor: Zwischen Mai und September würden sich die Veranstaltungen "wetterbedingt" auf knapp hundert Tage konzentrieren und sich nicht etwa - für die Anwohner erträglich - auf 139 Tage verteilen.
Daß Veranstaltungen wie vorgeschrieben um 23 Uhr zu Ende sind, bezweifelt die Bürgerinitiative. Bis die Zugaben gegeben und die Besucher die Altstadt verlassen hätten, sei es halb zwölf oder später. Wirkliche Ruhe trete erst nach Mitternacht ein. Das sei unzumutbar, da es nicht um eine, sondern um bis zu fünfzig Sommernächte gehe.
Die festgelegten Schallwerte hält die HAI für zu hoch. Auch darin zeigt sich nach ihrer Ansicht: "Von Einfühlungsvermögen in die Probleme der Burgnachbarn keine Spur." Ein untragbarer Zustand werde zur Norm erklärt.
Daß die Festspiele "entschärft" werden - sie müssen, wenn sie denn stattfinden, verkürzt werden -, ist für die Altstadtbewohner kein Grund, sich zurückzulehnen. Schließlich sei es ihnen nie allein um die Festspiele gegangen, so die HAI, sondern um alle Veranstaltungen auf dem Burggelände und drumherum. Die neue Genehmigung betreffe jedoch nur die Freilichtbühne. Wenn sich die Begeisterung über den Bescheid in Grenzen halte, dürfe sich niemand wundern. dac
rb FRANKFURT A. M. Die Zahl der Erwerbstätigen in Westdeutschland dürfte im letzten Quartal 1992 um saisonbereinigt rund 30 000 geschrumpft sein. Darauf weist das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hin. Auch für das laufende Jahr sei mit "einem kräftigen Rückgang der Beschäftigung zu rechnen". Im dritten Quartal '92 hatte es noch einen Stellenzuwachs gegeben, wobei ein Rückgang der Arbeitnehmerzahl im verarbeitenden Gewerbe um gut 200 000 im Vergleich zum Vorjahr durch ein Plus in den Dienstleistungsberufen von rund 220 000 noch einmal kompensiert wurde.
In Ostdeutschland rechnet das DIW mit derzeit noch rund sechs Millionen Beschäftigten, ein Rückgang binnen Jahresfrist um weitere elf Prozent. 1993 werde die Zahl der registrierten Arbeitslosen in den neuen Ländern - "auch aufgrund der Kürzungen im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik zunehmen" (Jahresdurchschnitt: 1,14 Millionen).
Bei der Einkommensentwicklung errechnet das Institut für das dritte Quartal 1992 einen Anstieg der monatlichen Durchschnittslöhne für Vollbeschäftigte im Osten im Vergleich zu 1991 um 19,3 Prozent auf 2548 Mark.
Kindertagestätte Ahornweg:
MAINTAL. Daß Erzieherinnen in Kindertagesstätten auch selbst Kinder kriegen, ist natürlich. Daß aber in einer relativ kleinen Einrichtung drei "Tanten" gleichzeitig schwanger werden, das ist ungewöhnlich.
Konkret geht es um die Kindertagesstätte Ahornweg in Maintal-Hochstadt, in der 88 Kinder betreut werden.
"Durch freudige Ereignisse bei drei Erzieherinnen ist unsere ausreichende Betreuung nicht mehr gewährleistet", teilt der Elternbeirat im Namen der Kinder mit. Und er ermuntert eventuell interessierte Ersatzkräfte: "Wir sind eine lustige, bunte Grup- pe . . ."
Unter der Telefonnummer 0 61 81 / 43 16 35 ist Näheres zu erfahren. Bewerbungen können auch direkt - Stichwort "Kita Ahornweg" - an das Personalamt der Stadt Maintal, 6457 Maintal, geschickt werden. pom
Redaktion: Corinna Willführ
BAD VILBEL. Alte und kranke Menschen möchten vorrangig in ihrer vertrauten Umgebung betreut und gepflegt werden. Diese Arbeit wird von den Schwestern verschiedener Träger der Gemeindepflegestationen ausgeübt, die sich 1992 zu der Arbeitsgemeinschaft "Sozialstation Bad Vilbel" zusammengeschlossen haben. Das berichtet der Magistrat.
Zur Verbesserung der Mobilität der Gemeindeschwestern wurden nun mit Zuschuß des Landes Hessen zwei weitere Einsatzfahrzeuge in Dienst gestellt: bei der Schwesternstation der katholischen Gemeinde St. Nikolaus und bei dem evangelischen Verein für Kranken- und Gemeindepflege Bad Vilbel.
Wer Hilfe braucht oder Fragen hat, kann sich an die AG "Sozialstation Bad Vilbel" unter Tel. 0 61 01 / 60 22 72 wenden oder an ihre Mitglieder: Ev. Verein für Kranken- und Gemeindepflege Bad Vilbel, Grüner Weg 2, Tel. 0 61 01 / 8 50 30; Verein evangelische Schwesternstation Heilsberg, Fröbelstraße 3, Tel. 8 73 19; Pfarrei St. Nikolaus, Schulstraße 6, Tel. 24 58; Pfarrei Verklärung Christi, Frankfurter Straße 208, Tel. 8 50 78; Arbeiter-Samariter- Bund, Dieselstraße 9, Karben, Tel. 0 60 39 / 80 02 34; Gemeindeschwestern Dortelweil über Rathaus Vilbel. de
MÖRFELDEN-WALLDORF. Helaurufe grüner Narren statt Wahlkampfreden von Joschka Fischer werden am Abend des Mittwoch, 3. Februar, in der Stadthalle zu hören sein. Die Grünen hatten den Saal zwar im Frühjahr vergangenen Jahres für einen Wahlkampf-Auftritt von Umweltminister Joschka Fischer reserviert. Aber dieser kommt an diesem Abend nicht nach Mörfelden-Walldorf, sondern wird in der Jahnturnhalle im benachbarten Groß-Gerau zusammen mit Gaby Klug, der Spitzenkandidatin der Kreisliste, und Thomas Krambeer, der Groß-Gerauer Nummer eins der Grünen, für die Umweltpartei werben.
Daraufhin haben die örtlichen Grünen kurzfristig ihren "Märchenfasching" auf den 3. Februar gelegt; in die frei gewordene Stadthalle.
Daß die unter Einbeziehung der örtlichen Grünen in Walldorf geplante Wahlkampfveranstaltung der Kreis-Grünen nach Groß-Gerau verlegt wurde, weil sich Ortsverbands- und Kreisverbandsvorstand wegen der Podiumsbesetzung in die Haare gerieten, daß der Ortsverband sich insbesondere geweigert haben soll, den hauptamtlichen Grünen-Stadtrat Dirk Treber dazuzunehmen, weist Christa Pannke vom Ortsverbands-Vorstand zurück. Die Frage der Podiumsbesetzung sei zwar angeklungen, aber "so weit sind die Gespräche gar nicht gegangen", versichert sie, räumt aber ein, daß es wegen Treber Konflikte hätte geben können.
Der Wahlkampftermin in Walldorf sei über die örtlichen Grünen schon im Mai 1992 ausgemacht worden, die auch die Stadthalle reserviert hätten, sagt Pannke. Dabei hätten sie allerdings vergessen, ihre Termine mit denen des Kreisverbandes abzustimmen, der Fischer ebenfalls engagieren wollte. Als das klar wurde, habe der Ortsverband zugunsten der größeren Veranstaltung verzichtet.
"Weil wir aber die Halle schon hatten", sagt Pannke, sei kurzerhand die ohnehin geplante Faschingsfete auf diesen Termin gelegt worden.
Der Vorstand der Kreis-Grünen sieht die Sache anders. Grundsätzlich, sagt Vorstandsmitglied Dirk Langolf, sei der Fischer-Auftritt in Walldorf eine Sache der Kreis-Grünen; was Grünen-Landesvorsitzende Maria Marx bestätigt. Termine mit Prominenten, erläutert sie, liefen über den jeweiligen Kreisverband. "Der entscheidet autonom, welcher Ortsverband zum Beispiel den Fischer kriegt."
Im Kreis Groß-Gerau sollten es die Mörfelden-Walldorfer sein. "Wir hatten dem Ortsverband angeboten, das als gemeinsame Sache zu machen", so Langolf. Der Termin sei geplatzt, weil der Ortsverband mit der vom Kreisvorstand vorgeschlagenen Podiumsbesetzung nicht einverstanden gewesen sei. Übliche Praxis sei, daß der prominente Wahlhelfer neben dem jeweiligen Spitzenkandidaten des Kreises auch den Spitzenkandidaten und den Grünen-Beigeordneten des Veranstaltungsortes zur Seite bekommt.
Im Fall Mörfelden-Walldorf wären das neben Gaby Klug noch Ursula Kuppert und Dirk Treber gewesen. Weil der Ortsverband Treber als Podiumsteilnehmer aber vehement abgelehnt habe, "haben wir Groß-Gerau angeboten", sagt Langolf. Fischer selbst habe nach einer Rückfrage entschieden, daß er anstatt nach Walldorf nach Groß-Gerau gehen werde. Dabei hätten die parteiinternen Auseinandersetzungen im Mörfelden-Walldorfer Ortsverband sicher eine Rolle gespielt. Fischer, so vermutet Langolf, habe sich da nicht hineinziehen lassen wollen.
Zwar ist der Krach, der sich im vergangenen Sommer an unterschiedlichen Auffassungen der Grünen-Politik entzündete, den Ortsverband in zwei Lager spaltete und zum kompletten Austausch der Fraktion führte, mit dem Spruch der Landesschiedskommission der Grünen im Dezember 1992 offiziell beigelegt worden, doch hinter den Kulissen rumort es noch.
Das sagt auch Treber, um dessen Person sich der Streit dreht und den die örtlichen Grünen nach dem 7. März nicht mehr als Stadtrat haben wollen. Er hatte gedacht, "daß damals ein Schlußstrich gezogen wurde und danach versucht wird, auch die politischen Differenzen auszuräumen." Doch daran hätten einige Leute offenbar kein Interesse. Treber bedauert, daß der Fischer-Termin in Walldorf geplatzt ist. "Dieser hätte auch im positiven Sinne eine Mobilisierung für die Grünen vor Ort bedeuten können."
CHRISTINA WALLENDA
FRANKFURT A. M. Das von der Bundesregierung beschlossene Sparpaket im Sozialbereich ist von Pfarrer Alfred Beierle, dem Hauptgeschäftsführer des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau (DWHN), scharf kritisiert worden. Wohngeld, Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe "in der gegenwärtigen Situation" zu kürzen, sei "genauso schlimm, wie wenn man an einem Netz nicht nur die Maschen größer macht, sondern die Haupthalteseile durchtrennt", sagte Beierle in seinem Jahresbericht am Mittwoch auf der DWHN-Hauptversammlung im Frankfurter Dominikanerkloster.
Beierle sieht auch "trotz ermutigender Solidaritätsveranstaltungen und Lichterketten" den "inneren Frieden" im Lande gefährdet. Der Bonner Asylkompromiß sei "nicht annehmbar", man müsse darauf achten, daß der Kommunalwahlkampf "nicht auf dem Rücken von Ausländern und Asylsuchenden ausgetragen wird".
Das Diakonische Werk unterhält im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 255 Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialbereich: Bahnhofsmissionen, psychosoziale Dienste, "Betreutes Wohnen" für psychisch Kranke, Kontakt- und Beratungsstellen. 32 270 Menschen haben 1991 dort Hilfe bekommen. 12 250 Diakonie-Mitarbeiter haben sich um sie gekümmert.
Der Wohlfahrtsverband - so beschloß es die Hauptversammlung - arbeitet 1993 mit einem Etat von 91,2 Millionen Mark. Das ist eine Steigerung um 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, "weil wir die psychosozialen Beratungsangebote ausgebaut haben" (Beierle). Das DHWN- Plenum wählte sich außerdem für die kommenden fünf Jahre einen neuen Vorsitzenden: den früheren hessischen Sozialminister Armin Clauss (SPD). peh
BAD HOMBURG. Ende dieser Woche sollen alle Bad Homburger Haushalte mit den gelben Säcken zur Beseitigung des Verpackungsabfalls ausgestattet sein. Wer keine Möglichkeit hat, bereits volle Säcke bis zur Abfuhr zu lagern, kann sie in den Bauhof der Stadt oder das Recycling-Center in Ober-Eschbach bringen.
Wer noch keine gelben Säcke mit Abfallkalender bekommen hat, kann sich unter der Rufnummer 100 471 melden. off
HANAU. Der Kreisverband der Europa-Union stellt sich hinter seinen Vorsitzenden, den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Gerhard Flämig, gegen den die Bundesanwaltschaft wegen Spionage ermittelt. Der Vorstand würdigte bei seiner Sitzung "einvernehmlich" die bisherigen Verdienste Flämigs um die Europa-Union.
Angesichts der Berichterstattung einiger Medien, so der Vorstand, herrsche Einigkeit, daß man sich einer "öffentlichen Vorverurteilung" keinefalls anschließen wolle. Trotz der Erkrankung Flämigs werde unter Vorsitz von Helga Thierack kontinuierlich weiter gearbeitet. res
WIESBADEN. Es sind alte, schäbige Utensilien, Schuhe sind darunter, Bürsten, ein Gebetbuch, verbeulte Koffer mit dem Namen des Besitzers und seiner letzten Anschrift, Brillen, Gegenstände, die das Geschehene besser vermitteln als Fotos, Dokumente, Briefe: die letzte Habe, abgegeben am Tor zur Gaskammer. "Auschwitz - Das Verbrechen gegen die Menschheit" ist der Titel einer Ausstellung, die nach einer Rundreise durch die USA und verschiedene europäische Länder nun auch in Hessen zu sehen ist, und zwar zunächst im Hessischen Landtag, später dann in Frankfurt und zum Schluß in Gießen.
Die ursprünglich zum 40. Jahrestag der Befreiung des Lagers Auschwitz- Birkenau-Monowitz am 27. Januar 1945 vom Polnischen Nationalmuseum Birkenau aufgebaute Ausstellung dokumentiert Leiden und Sterben der Menschen, die Opfer eines unvorstellbaren staatlich organisierten Verbrechens wurden. Von den mehr als 19 Millionen Menschen (darunter sechs Millionen Juden), die durch den Naziterror in Europa ums Lebens kamen, starben 1,5 Millionen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern von Auschwitz. Gerade 7000 Menschen waren noch am Leben, als die Rote Armee eintraf.
Der deutsche Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, der unter anderem für den Erhalt der Lagerreste arbeitet und die Ausstellung in Deutschland zeigt, will mit dieser Dokumentation "eine Annäherung an das von Deutschen begangene Menschheitsverbrechen ermöglichen". Das geschieht auch vor dem aktuellen Hintergrund.
Man wolle, daß Auschwitz "in den Alltag und in das Gewohnte eindringt", heißt es im Vorwort des deutschen Katalogs (Preis zwei Mark) zu der englischsprachigen Ausstellung. Auschwitz solle lebendig werden in den Köpfen und Empfindungen der Menschen, denn dies "wäre ein lebenspendender Schutz gegen die unmenschlichen Verbrechen an den Menschen in Mölln und Rostock, in Hünxe und Hoyerswerda und anderswo . . ." Um diesen Prozeß zu fördern, wird der Verein die Ausstellung in Frankfurt auch nicht in die Paulskirche, den "hervorgehobenen Ort", bringen, sondern in eine alten Fabrik neben einer großen Schule.
96 Bildtafeln, dazu verschiedene authentische Stücke wie Zyklon-B-Büchsen, Guckfenster ins Krematorium oder Isolatoren des Elektrozauns verdeutlichen eindringlich das Verbrechen: Illegal aufgenommene Fotos (etwa der erste Transport polnischer Häftlinge in das Lager oder ein brennender Scheiterhaufen in Birkenau) und Aufnahmen von SS und Alliierten dokumentieren das Grauen. Kopien von Kassibern berichten von Ankunft und Vernichtung der europäischen Juden, der russischen Kriegsgefangenen oder französischen Häftlinge. Dokumente belegen den Fund von sieben Tonnen Menschenhaar, zeigen die willkürliche Selektion in Birkenau, wenn Arbeitsfähige ins Lager und 75 bis 80 Prozent der ankommenden Menschen sofort in die Gaskammern geschickt wurden.
Die Ausstellung ist noch bis zum 7. Februar im "Umgang" des Landtages geöffnet (Anmeldung unter Tel. 06 11 / 35 02 91 oder 35 02 94). Vom 14. Februar bis zum 7. März ist sie in Frankfurt im Gebäude der ehemaligen Firma Günther in der Voltastraße 31 aufgebaut und dort dienstags bis sonntags von 15 bis 18.30 Uhr sowie nach telefonischer Anmeldung auch außerhalb dieser Zeiten zu sehen: Tel. 0 69 / 77 29 66 oder 0 69 / 21 23 41 30. Von 14. März bis zum 4. April ist Gießen (Alte Uni-Bibliothek, Tel. 06 41 / 3 06 20 17) an der Reihe. -ke
WIESBADEN. Jürgen Korell ist gewiß ein unbequemer Polizist. Als Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten will er das auch sein - aber daß inzwischen 14 disziplinare Vorermittlungen gegen ihn laufen, ist selbst für einen "Kritischen Polizisten" ungewöhnlich.
Als "erwiesen" sieht es der Vorermittlungsführer im Wiesbadener Polizeipräsidium in seinem Schlußbericht an, daß Korell gegen das Beamtengesetz verstoßen hat - und dabei werden ihm Aktivitäten angelastet, durch die Normalbürger noch keine beruflichen Schwierigkeiten hätten. Das "in ihn gesetzte Vertrauen auch über sein Verhalten außerhalb des Dienstes" nämlich habe der Beamte "in schwerwiegender Weise mißbraucht", heißt es im Bericht des Ermittlers.
Der Grund: Korell hat - außerdienstlich - an einer Sitzblockade von Atomkraftgegnern vor dem Hanauer Siemens-Werk teilgenommen, hat einige kritische Leserbriefe an die FR geschrieben und in der alternativen "Tageszeitung" einen Aufruf zur Begnadigung des kranken RAF-Häftlings Bernd Rössner unterzeichnet.
Rössner wurde inzwischen zwar nicht begnadigt, hat auf Veranlassung der Bundesjustizministerin aber befristet Haftverschonung bekommen. Den Begnadigungsaufruf freilich fand der Ermittlungsführer "in besonderem Maße bedenklich", weil der Text sogar den Schluß zulasse, der Polizist identifiziere sich mit terroristischen Zielen, was ihn für den Dienstherren "untragbar" machen würde.
Die Leserbriefe an die FR (einer war überschrieben mit "Wir müssen mit Kriminalität leben") "berühren" nach Ansicht des Ermittlers die Pflicht von Polizisten zur Mäßigung und Zurückhaltung, werden aber immer noch als "Ausfluß der freien Meinungsäußerung" eingestuft. Durch die Sitzblockade, zu der Korell sich in der Zeitschrift der "Kritischen Polizisten" ausdrücklich bekannt hat, werde der Beamte "nicht dem Vertrauen auf die Erfüllung seiner dienstlichen Pflichten gerecht" - und das, obwohl die Staatsanwaltschaft Hanau zum Zeitpunkt der Abfassung des Disziplinar-Berichts (so der Bericht) die Einstellung des Verfahrens gegen die insgesamt 52 angezeigten Blockierer wegen Nötigung gegen Zahlung von 100 Mark beabsichtigte. Auch wenn die Staatsanwaltschaft das Vergehen somit als "nicht besonders schwerwiegend" beurteile, kollidiere bei einem Polizisten die "Begehung eigener Straftaten" doch "ganz erheblich" mit dem Diensteid, heißt es im Bericht des Disziplinar-Ermittlers.
Die Staaatsanwaltschaft hat Korell inzwischen sogar offiziell mitgeteilt, daß sie die kurzzeitige Blockade "angesichts der weltweiten Problematik atomarer Energiegewinnung" und wegen ihrer kurzen Dauer, die "allein zu Behinderungen und Verzögerungen" geführt habe, nicht als "rechtswidrig" einstuft und das Verfahren einstellt.
Ob es nun dennoch zu Disziplinarmaßnahmen gegen Korell kommt, hängt vom Wiesbadener Polizeipräsidenten ab. Der sei als "Dienstherr" zuständig, erklärt der Sprecher des Innenministeriums, Gert-Uwe Mende. Allgemeine "Vorgaben" für Disziplinarverfahren gebe es auf Landesebene nicht. Das Innenministerium hält sich bei den Details heraus. me
"Wenn er (Münch) ein solcher Horrorposten für die FDP darstelle, wundere es ihn gleichzeitig, daß er als Spitzenkandidat von FWG/UWG zum Neujahrsempfang dieser Partei am 29. Februar 1993 eingeladen worden sei." Aus einer Pressemitteilung der Wetterauer FWG/UWG, die mit der Wetterauer FDP wegen ihres Vorsitzenden und Spitzenkandidaten, dem wegen Vorteilnahme im Amt verurteilten und in diesem Zusammenhang zurückgetretenen früheren Landrat Helmut Münch, im Streit liegt. Die FDP hatte wegen Münch eine Listenverbindung mit der FWG/UWG abgelehnt.
"Erst wenn man sie anspricht", sagt der Pädagoge Thomas Suckfüll, "merkt man die Behinderung." Die Menschen, die Suckfüll meint, sind in ihrer äußeren Erscheinung nicht auffallend. Auf Fragen reagieren sie allerdings mit deutlicher Verzögerung, oder sie antworten nicht eindeutig. Als "leichter behindert" werden diese Menschen bezeichnet, wobei es, so Suckfüll, "oft keine genaue Diagnose gibt". Sie sind weder eindeutig körperlich noch geistig behindert. Ihre Beeinträchtigungen, die ein selbständiges Leben verhindern, sind die Folge von Operationen und Impfungen, Ausdruck eines leichten Autismus' oder weitgefächerter Entwicklungsstörungen.
Weil diese Gruppe durch das Raster bekannter Behinderungen fällt, gab es für sie bis vor kurzem kein spezielles Hilfsangebot. Jetzt kümmern sich beim katholischen Familienbildungswerk drei Betreuer um "leichter behinderte" Menschen im Alter von 17 bis 30 Jahren.
Bereits in den siebziger Jahren gab es eine solche Gruppe, deren Arbeit jedoch nach dem Tod der Initiatorin Isolde Allenstein zum Erliegen kam. Seit August 1992 trifft sich wieder eine Gruppe alle 14 Tage im Haus der Volksarbeit in der Eschenheimer Anlage 21. 65 Personen sind in der Kartei verzeichnet. Nicht jeder kommt zu jedem Termin, aber "der Zuspruch ist sehr groß", versichert Suckfüll. Und "es gibt bestimmt viele Leute, die da reinpassen".
Die geringe Bekanntheit des Angebots ist nicht die einzige Schwierigkeit, die jetzt werden soll. Das Projekt steht auch finanziell auf wackeligen Füßen. 10 000 Mark wurden als einmaliger Zuschuß von der Stadt gewährt. Ziel ist es, in die Regelförderung der Stadt zu kommen oder Sponsoren zu finden, um dann wie ein Jugendclub mehrmals die Woche zwanglose Treffen anbieten zu können.
"Die Jugendlichen sollen selbständiger werden", sagen die Initiatoren und die Eltern Betroffener. Ob Sport, Kinobesuch, Ausflüge oder Feiern - die Jugendlichen können beim Programm sehr stark mitbestimmen. "Man muß als Mutter immer dahinter stehen", sagt Elisabeth Henisch, die sich darüber freut, daß ihr Sohn in der Gruppe "etwas ohne die Eltern machen kann". Und Rita Skorupa ergänzt, daß ihr Sohn mittlerweile schon allein zum Sport fahre.
Interessierte Eltern können sich unter der Nummer 15 01-138 melden. vo
GELNHAUSEN / SCHLÜCHTERN. Mehr Fernsehen ist vielleicht doch am Ende weniger. Weniger seriöse Informationsangebote jedenfalls, wenn die SPD- Bundestagsabgeordnete für den östlichen Main-Kinzig-Kreis, Barbara Weiler, mit ihren Prognosen Recht behält. Die Abgeordnete hat den Ärger vieler Fernsehzuschauer aufgegriffen und einen geharnischten Protest gegen das "Kanäle-Kegeln" an die Telekom adressiert.
Die Abgeordnete nimmt Bezug auf die jüngste Veränderung, mit der Fernsehbenutzer zu kämpfen haben, die am Kabelfernsehen teilnehmen. So ist beispielsweise das hessische dritte Programm plötzlich nicht mehr auf dem gewohnten Kanal zu finden. Wer Hessen 3 einstellt, sieht eine blaue Schrifttafel mit Fachchinesisch, auf der von "Kanalrasteränderungen" die Rede ist.
Im Ergebnis heißt dies für viele Zuschauer, daß Hessen 3 ebenso wie das Bayerische Fernsehen (BR 3) und Südwestfunk (SWF 3) erst mal verschwunden sind. Sie sind auf der Kanalskala an eine andere Stelle gerückt, und das muß am Fernsehgerät neu eingestellt werden - "Kanäle-Kegeln" eben. Die neuen Positionen: BR 3 auf Kanal 2, SWF 3 auf Kanal 3 und HR 3 auf Kanal 4.
Betroffen sind laut Telekom die Kommunen Gelnhausen, Gründau, Freigericht, Linsengericht, Bad Orb, Bad Soden- Salmünster, Wächtersbach und Biebergemünd. Als Ursache für die Änderung wird der Umstand genannt, daß sich zu den zwei Dutzend Sendern ein weiterer hinzugesellt: Für das private Programm "Vox" mußte Platz geschaffen werden.
Daß dies ausgerechnet zu Lasten der täglichen Magazinsendung "Hessenschau" geht, die unfreiwillig abgetaucht ist im verwirrenden Kanalgewirre, erzürnt die Abgeordnete Weiler besonders. Der Telekom hält sie vor, die Änderung völlig überraschend eingeführt zu haben, ohne daß sich die Fernsehkunden darauf vorbereiten konnten. Die erforderliche Umstellung am Fernsehgerät sei für viele Menschen oft nur mittels herbeigerufenem Kundendienst zu machen, "auf Kosten des Kunden", wie Barbara Weiler betont. Bei bestimmten älteren Geräten werde gleichzeitig in Hessen das thüringische Fernsehen überhaupt nicht mehr empfangbar sein.
"Durch die Nacht-und-Nebel-Aktion", so fürchtet die Abgeordnete, dürften gerade viele ältere Menschen völlig ratlos gemacht worden sein und "gar an einen Defekt des Geräts glauben". Die ganze Art des Vorgehens zeige wieder einmal, wie das Postministerium die Privatsender fördere und das öffentlich-rechtliche Fernsehen an den Rand dränge.
Es sei absehbar, daß künftig durch neue Privatprogramme sogar bestimmte öffentlich-rechtliche Angebote "aus dem Kabel gekippt werden". Schon jetzt sei der Mitteldeutsche Rundfunk (mdr) in vielen älteren Fernsehgeräten nicht mehr zu sehen, weil der mdr in einen Kanalbereich gelegt worden sei, für den diese Empfänger nicht ausgelegt seien. Während viele Menschen, "auch christdemokratische Politiker", sich immer mehr über Niveauverlust, Gewalt und Sex vor allem auf den privaten Kanälen beschwerten, werde die offizielle Medienpolitik zugunsten des Privatfernsehens fortgesetzt. Die Adresse für Proteste seien die Bonner Regierungsparteien selbst, will die Oppositionsabgeordnete Weiler klargestellt wissen. lex
Firmen-Telegramm
Hitachi und Texas tüfteln gemeinsam Der japanische Computerkonzern Hitachi und das US-Unternehmen Texas Instruments arbeiten beim Austüfteln der künftigen Speicherchips zusammen. Die Firmen unterzeichneten ein Abkommen über eine gemeinsame Projektstudie zur Entwicklung des 256-Megabit-Dram-Bausteins. Eine Partnerschaft auf diesem Gebiet haben bereits IBM, Toshiba und Siemens besiegelt. York packt Kindelbrück ein Die US-Firma York Luggage hat die im Kreis Sömmerda beheimatete Kofferfabrik Kindelbrück übernommen. Bis 1994 sollen in das Thüringer Werk rund 1,8 Millionen Mark investiert werden. Hochtief steigt in Polen ein Der Baukonzern Hochtief hat eine Beteiligung von 40 Prozent an dem polnischen Bauunternehmen Budokor erworben. Bei der 1990 privatisierten Firma stehen rund 1000 Leute auf den Lohn- und Gehaltslisten. Siemens baut in Südamerika Der Siemens-Konzern hat Aufträge im Gesamtwert von 100 Millionen Mark zur Erweiterung und Modernisierung von Richtfunkstrecken in Kolumbien und Brasilien erhalten.
Vbn BERLIN, 27. Januar. Das Verfahren gegen Erich Honecker wegen der Todesschüsse an der Mauer und der damaligen Grenze ist noch nicht zu Ende. Das Berliner Landgericht teilte am Mittwoch mit, der nach Chile ausgereiste Honecker werde aufgefordert, sich am 8. Februar um 9.30 Uhr im Kriminalgericht Moabit einzufinden. An dem Tag werde die Hauptverhandlung fortgesetzt. Honecker soll über die Deutsche Botschaft geladen werden. Justizsprecher Bruno Rautenberg erklärte, daß für den Fall unentschuldigten Fehlens auch in Abwesenheit verhandelt, möglicherweise sogar neuer Haftbefehl erlassen werden könnte.
Die Honecker-Anwälte Friedrich Wolff und Wolfgang Ziegler schlossen es bereits kurz nach Bekanntwerden des neuen Termins aus, daß der 80jährige krebskranke Honecker der Ladung folgt. Justizsprecher Rautenberg räumte ein, daß sich Honecker mit einem ärztlichen Attest die Rückkehr auf die Anklagebank ersparen könne. Er gilt als verhandlungsunfähig. Hintergrund der überraschenden Prozeß-Fortsetzung sind eher formaljuristische Gesichtspunkte. Das Berliner Kammergericht hatte am 13. Januar zwar die Aufhebung des Haftbefehls gegen Honecker bestätigt, gleichzeitig aber der Beschwerde der Staatsanwaltschaft stattgegeben, daß die Einstellung des Verfahrens nur in der Hauptverhandlung möglich sei. (Kommentar auf Seite 3)
STADT UND KREIS OFFENBACH. Offiziell registrierte Arbeitslose, die Nebeneinkünfte und Schwarzarbeit verschweigen und sich so zusätzliches Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe erschleichen, werden wegen Betrugs angezeigt. Das sagt das Arbeitsamt. Es will verstärkt gegen den "mißbräuchlichen Bezug von Geldleistungen" vorgehen.
Im vergangenen Jahr spürte das Offenbacher Arbeitsamt 430 Arbeitslose auf, die ihre Nebeneinkünfte nicht angegeben haben: viermal mehr als vor drei Jahren. In weiteren 247 Fällen deckte die Behörde auf, daß sich Arbeitslose trotz aufgenommener Beschäftigung nicht aus dem Leistungsbezug abgemeldet hatten.
Die Gerichte verhängen immer härtere Strafen, betont das Arbeitsamt, in 163 Fällen Bußgeld in Höhe zwischen 200 bis 5000 Mark. Das wahrheitswidrige "Nein" auf die Frage: "Üben Sie eine Nebenbeschäftigung aus?" brachte einem angeblichen Arbeitslosen eine Strafanzeige ein und kostete ihn beim Offenbacher Amtsgericht 2500 Mark. lz
HOCHTAUNUSKREIS. Bundesministerin Hannelore Rönsch, ihr Kollege Norbert Blüm und CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzender Wolfgang Schäuble tauchen während des Kommunalwahlkampfes der CDU im Hochtaunus auf. Rönsch spricht am Montag, 15. Februar, in Glashütten, Sozialminister Blüm macht tags darauf im Altkönigstift Kronberg Station. Schäuble wird am 3. März ebenfalls in Kronberg erwartet. Hessens CDU-Chef Kanther wird am 25. Februar in Usingen Gast einer Talk-Show sein. Ansonsten: Infostände, Frühschoppen, Stammtischgespräche, Heringsessen, Auftritte von Stadträten und Bürgermeistern, Landtags- und Bundestagsabgeordneten.
Ein Begrüßungsempfang für alle Neumitglieder fand bereits statt. Statt des bislang üblichen Programmparteitages veranstaltet die Kreis-CDU am 6. Februar im Bürgerhaus Köppern einen Mitgliederempfang. off
FLORSTADT. Für die Sicherheit der Schulwege in Stammheim soll sich der Kreisausschuß einsetzen. Das hat die Fraktion der Grünen für die Kreistagssitzung am Donnerstag, 11. Februar, 10 Uhr, im Landratsamt beantragt.
Die Grünen fordern, die Gießener Straße mit Pflanzen und Fahrbahnverengung so zu beruhigen, wie es die Gemeindevertretung beschlossen hat. Für die "Hanauer" wird eine durchgehende Fußwegbreite von bis zu 1,50 Meter gefordert und Tempo 30 zwischen den Einmündungen von Linden- und Schloßstraße. Entlang des Schulwegs sollen mindestens zwei gesicherte Fußgängerüberwege eingerichtet werden. Wenn nötig solle der Schulwegeplan mit Schulelternbeirat und Schulleitung überarbeitet werden. hm
OBERURSEL. Die Anwohner der Hohemarkstraße 190-212 wehren sich gegen die gigantische Ampelanlage, die vor ihrer Haustür an der Auffahrt zur B 455 neu entstehen soll. Das von ihnen beauftragte Rechtsanwaltsbüro hat der Stadt jetzt eine neue Lösung präsentiert: eine Verlegung der Kanonenstraße und einen Kreisel statt einer Ampel. Die Anwohner sind entschlossen, gegen den Bebauungsplan zu klagen, in dem das veränderte "Anschlußohr" eingezeichnet ist. Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat Einwände erhoben.
Die Anwohner der Hohemarkstraße rechnen sich für eine Klage gegen den Bebauungsplan 172 gute Chancen aus. Für sie stellt die darin vorgesehene Neuplanung des östlichen der beiden Anschlußohren eine wesentliche Änderung der ursprünglichen Planung dar - was einen neuen Planfeststellungsbeschluß notwendig machen würde. Der 1971 gefaßte Beschluß sah noch eine Verlegung der U 3-Endhaltestelle von der nördlichen auf die südliche Seite der Hohemarkstraße vor. Die ist jedoch im Bebauungsplan 172 zur Überraschung der Anlieger weggefallen: Die Frankfurter Stadtwerke sind nicht mehr zu einer Verlegung bereit. Deshalb mußten die Planer das östliche Anschlußohr neu gestalten: Die Auffahrt von der L 3004 (Hohemarkstraße) führt nun in einem großen Schlenker um die Endhaltestelle herum, unter der B 455 hindurch und in einem riesigen Bogen nach oben. Die Bäume, die dieser Auffahrt im Weg standen, sind gerodet.
Der Verkehr an beiden Auffahrten und auf der B 455 neu soll nach dem Willen der Planer durch eine gigantische Ampelanlage geregelt werden. Doch die ist den Anwohnern viel zu nah: Befände sich doch das Haus Hohemarkstraße 194 dann nur noch 50 bis 60 Meter von dieser Ampelkreuzung weg, das Haus Nummer 196 wäre etwa 70 Meter entfernt. Die Anfahrtsgeräusche der Autos und Lastwagen an der Ampel würden aber den ursprünglich angesetzten Lärmpegel um mehr als drei Dezibel erhöhen.
Zudem sollen nach einem Gutachten von 1986 doppelt so viele Autos wie heute auf der Hohemarkstraße unterwegs sein, über den Knotenpunkt fahren: In den Spitzenzeiten 1025 Fahrzeuge pro Stunde, darunter viele Lastwagen. Deshalb fordern die Anwohner einen Lärmschutz für ihre Häuser: für die Hausnummern 194 und 196 eine Wand oder einen Wall, für die anderen Häuser doppelte Fenster.
Ein außerdem von ihnen beauftragter Planer ist zu einer überraschenden Lösung gekommen, die der Stadt jetzt vorgelegt wurde: Die Kanonenstraße (so heißt der obere Teil der Hohemarkstraße nach dem Knotenpunkt) sollte etwas nach Norden, weg von den betroffenen Häusern, verlegt werden. Statt einer Ampel soll ein Kreisel gebaut werden, der in ihren Augen die Anforderungen an Verkehrsführung, Landschaftsgestaltung und Lärmschutz am besten erfüllen würde - so die Anwohner in einem Brief an den Ersten Stadtrat Eberhard Häfner.
Ihre Lösung, davon sind die Anwohner überzeugt, bedeutet vor allem mehr Sicherheit für die Fußgänger: Die könnten die Endhaltestelle der U 3 dann mittels einer Bedarfsampel an der Hohemarkstraße sicher erreichen. Der vorgesehene Zebrastreifen ist in ihren Augen viel zu gefährlich, schon wegen der vielen Schulkinder, die diesen Weg täglich benutzen.
Auch die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat eine erste Stellungnahme an das Stadtplanungsamt geschickt. Wie Vorsitzender Horst Himmelhuber erläutert, kritisieren die Waldschützer vor allem den massiven Eingriff in die Landschaft. Zudem sei dem Bebauungsplan kein Landschaftsplan beigelegt worden, was als Formfehler eingestuft wird.
Die Schutzgemeinschaft arbeitet zur Zeit mit den anderen Naturschutzverbänden an einer gemeinsamen Stellungnahme, die Anfang Februar fertig sein soll. Laut Heinrich Reck vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wolle man in der Stellungnahme für nur ein Anschlußohr statt der geplanten zwei plädieren - und für eine ampelgeregelte Auffahrt. Umstritten sei noch, ob man als Ausgleichsmaßnahme für den Landschaftsverbrauch einen Rückbau der B 455 alt fordern solle. Die Naturschutzverbände sind übrigens zum ersten Mal als Träger öffentlicher Belange an einem Bebauungsplanverfahren zum Feldbergzubringer beteiligt. Beim Planfeststellungsbeschluß von 1971 mußten ihre Einwände noch nicht gehört werden. esi
FRIEDBERG. Die Abfallwirtschaft in der Kreisstadt bleibt spannend. Weil die vom Magistrat vorgelegte neue Abfallsatzung keinen Anreiz zum Mülleinsparen vorsah, beschloß das Parlament mit großer Mehrheit, das vorgeschriebene Müllbehältervolumen pro Person von 30 auf 20 Liter zu reduzieren. Dieser Beschluß beschere Mindereinnahmen bei den Abfallgebühren von 300 000 bis 400 000 Mark, während die Kosten für die Abfallbeseitigung gleich blieben, schätzt der für die Abfallbeseitigung zuständige Betriebsleiter Günter Guber. 523 Anträge auf kleinere Mülltonnen waren bis Dienstag laut Guber gestellt worden. Damit sinke das in der Stadt bereitstehende Behältervolumen um 40 000 bis 45 000 Liter. Im vergangenen Jahr sei das Behältervolumen um 80 000 Liter gesunken, das Gewicht des Restmülls habe aber um 110 Tonnen zugenommen, berichtet Guber.
Auch von der getrennten Einsammlung der Grüne-Punkt-Verpackungen erwartet er keine nennenswerte Reduzierung des Gewichtes des Friedberger Restmülls, da diese Plastikverpackungen zwar ein erhebliches Volumen haben, aber sehr leicht sind. Der Wetteraukreis erhebt seine Gebühren für die Abfallbeseitigung nach dem Gewicht des Mülls. ieb
Das Schöne am 150. "Geburtstag" der Fotografie, den es vor vier Jahren zu begießen galt, war ja, daß er gefeiert wurde, als handele es sich um die eigentliche Geburts-Stunde des Mediums. Das Leidige daran ist, daß dieses Phänomen alle Jahre wieder auftritt: Anläßlich größerer Fotografie-Ausstellungen sehen sich die Festschreiber und -redner stets genötigt, das Wunder der Fotografie "einmal" ganz grundsätzlich zu erklären, und die eifrigen Katalog-Autoren tun es ihnen gleich. Wie das Medium eigentlich funktioniert und warum - das wird dann unter Verwendung so präziser Begriffe wie "Wahrnehmungsweisen" und "Erlebnismodelle" ein für allemal geklärt. Oder zumindest bis zum nächsten Katalog.
Autoren, die leider nicht in der Lage sind, ihre eigene kleine Medien-Philosophie zu erfinden, dürfen wahlweise Herrn Flusser oder/und Frau Sontag herbeizitieren. Auch die Texte zur jüngsten Ausgabe des "Europäischen Fotopreises" der Deutschen Leasing AG bemühen manch schmückendes Adjektiv und viele grundlegende Bemerkungen zum Wesen der Fotografie an sich.
Das Wesen der Foto-Kritik immerhin scheint klar: Es ist kleinmütig und von ewigen Selbstzweifeln geplagt, und dort, wo es besonders forsch die eigene Sache vertritt - gerade dort klingt es immer wieder nach verzweifelten Versuchen, sich für die Existenz der Fotografie zu entschuldigen.
Glücklicherweise gibt es auch noch die Fotografen selbst. Einige Künstler der jüngeren Generation haben sich offenbar aus dem Bannkreis ewiger Selbstbespiegelung befreien können. In den Arbeiten des "Fotopreis"-Wettbewerbs, der sich zur Zeit auf Ausstellungs-Reise befindet, klingen die alten Fragen zwar noch an, Fragen nach der medienimmanenten Ästhetik der Fotografie, nach den Mechanismen des Festhaltens, des Erinnerns, der Reproduktion von "Abbildern" - doch sie dienen nicht länger als Selbstzweck, sondern stellen nur eine von vielen Bedeutungsschichten dar.
Die Österreicherin Eva Schlegel, Erste Preisträgerin, bedient sich ganz selbstverständlich alter Erinnerungsfotos. Bilder einer Kindheit: ein Nachmittag im Grünen, ein Ausflug ans Meer. Gefundenes Material, irgendwoher. Nicht Schlegels ganz privates Bildarchiv, sondern Ausschnitte aus einem kollektiven Familienalbum. Doch die Lieben, sie erscheinen in Schlegels Bildern nur mehr in ihrer Negativ-Form: Grell erleuchtete Gespenster, unter einem Blattwerk aus Hitzeblitzen. Diesem flüchtigen Aufflackern der Erinnerung hat Schlegel zudem eine dauerhafte, monumentale Form verliehen. Schwere Bleiplatten dienen ihr als Bildträger. Doch auch deren Oberflächen sind zerkratzt, zernarbt: die Spur der Zeit, von der die Objekte selbst wie auch die Bilder unserer Erinnerung an sie befallen sind, bis zum Verbleichen, zur völligen Auflösung. Schlegels grau-in-graue Platten signalisieren auch eine Gegenhaltung zu jener plakativen Buntfarbigkeit, derer sich die internationale Fotografie in den achtziger Jahren so gern bediente.
Perfekt gestylte, staub-, keim- und kratzerfreie Cibachromes gibt es zwar auch in dieser Ausstellung zu sehen. Gleichzeitig aber wird ein Verlangen bei den Fotografen spürbar, mit dem Material selbst, mit dem Papierabzug wie dem Negativ, zu experimentieren - es nicht mehr als vermeintlich "immaterielles" Abbild, sondern als eigenständiges Objekt zu begreifen und zu bearbeiten.
So tummeln sich die Bilder in Zigarrenkisten, Schächtelchen und kleinen Reliquienschreinen. Magische Kräfte, primitiver Bildglaube werden da beschworen - ein hintergründiges Spiel mit jener Vorstellung von Magie, die uns immer noch den ersten Milchzahn aufbewahren läßt. Ehrfurchtsvoll bastelt der Italiener Natale Zoppis an seinem "Museo della Memoria": Ausgeblichene Andenkenfotos an eine Kirchweihe, umschmückt mit kostbarem Brokatstoff - nein, doch nur Schnipsel einer Fotografie von Brokat, eine Erinnerung an dessen Stofflichkeit.
So maßvoll geben sich nicht alle Foto- Objekte. Ausladende Leuchtkästen mußten konstruiert werden, am liebsten ganze Triptychen - nicht immer vertragen die Bilder diese tonnenschwere Symbolform. Und nur selten glückt eine so treffliche Verbindung von Inhalt und Form wie bei den Bildern des Spaniers Valentin Vallhonrat: Seine ins Surreale verfremdeten Aufnahmen von Natur-Dioramen, von fast oder gänzlich ausgerotteten und ausgestopften Tieren, präsentieren sich als Stapelware in schweren, dunkelbraunen Holzkisten - halb Museums-Vitrine, halb Sarg (bis 10. Februar im Kulturzentrum Englische Kirche, Bad Homburg). THOMAS A. WOLFF
Eher wenig bringt das Schauspieltheater derzeit auf den deutschen Bühnen noch zustande; entsprechend nimmt fast überall das Interesse der Zuschauer ab. Dem übersteigerten Selbstbewußtsein einzelner (wirklich nicht aller Macher) tut das aber keinen Abbruch.
Das macht sich bemerkbar an den halt- und sinnlosen Provokationsversuchen von Aufführungen zum Beispiel der Texte von Schwab, Götz, Fritsch, aber auch an aufgeblasenen, wahnwitzig teueren Produktion wie "Rotkäppchen" von Mosebach und "Festung" von Götz in Frankfurt (wo durch zu viele Dispositionsfehler der Direktion die Beziehung zwischen den Städtischen Bühnen und dem Publikum inzwischen derart beschädigt ist, daß nicht einmal mehr ein Gastspiel Bernhard Minettis das Haus füllt), und nicht zuletzt zeigt sich die hohe Selbsteinschätzung mancher Typen am Theater an den mehr oder weniger erschwindelten Abfindungssummen, mit denen sie sich ihr Scheitern vergolden lassen.
Was jedoch in dieser Hinsicht jetzt aus Berlin zu melden ist, gab es bislang noch nicht. Einar Schleef will dort, am "Berliner Ensemble", Rolf Hochhuths Wende- Treuhand-Reißer "Wessies in Weimar" uraufführen. Aber Schleef möchte zur Premiere (und den beiden folgenden Vorstellungen) nicht nur keine Rezensenten zulassen, sondern überhaupt nur solchen Zuschauern Einlaß gewähren, die ihm und seiner Umgebung persönlich bekannt sind. Einigen Rezensenten (so auch unserem Berliner Mitarbeiter) und anderen Zuschauern ist das vom BE so mitgeteilt worden.
Nun ist die frühere Brechtbühne mit ihren fünf Intendanten, die, nach Schleef, mit ihren Angehörigen den harten Kern des Publikums der Uraufführung bilden sollen (mehrere Logen werden sie in der Tat füllen können), zwar inzwischen juristisch als Privattheater konstruiert, empfängt aber natürlich hohe Zuschüsse des Berliner Senats. Das öffentliche Geld verlangt, die Öffentlichkeit zuzulassen, also die Korrespondenten der Zeitungen und jeden anderen, der, solange der Vorrat reicht, eine Karte zu kaufen bereit ist. Wenn Schleef davon nichts wissen will, ist vor allem der Berliner Kultursenator Momin gefragt, dem Unsinn ein Ende zu machen.
Es heißt allerdings, auch Co-Intendant Peter Zadek gefalle die Ausschließung der Kritik und des allgemeinen Publikums von der Premiere nicht so recht: Auf einer Sitzung der Direktion des BE möchte er noch in dieser Woche überprüft haben, ob Einar Schleef wirklich entsprochen werden soll. (Rolf Hochhuth übrigens, hocherfahren im Streit mit Regisseuren von Uraufführungen seiner Stücke, hätte dazu möglicherweise auch etwas zu sagen, war aber bis Redaktionsschluß für eine Äußerung nicht zu erreichen.)
Wie das nun auch ausgeht, ob die Theaterkritiker und andere Interessenten ihre seit Wochen sie vor Erwartung erzittern lassende, leidenschaftliche Lust auf Schleef und Hochhuth vom BE zum Premierentermin befriedigt bekommen oder ob sie darben müssen unter der ihnen (zweifellos zur Strafe für früheres Fehlverhalten) zwangsweise verordneten Askese, die sie gänzlich zerrütten wird - schon wieder haben Leute vom Theater, Schleef und die Seinen, sich lächerlich gemacht. Und dem ohnehin beschädigten Ansehen der ganzen Branche eine weitere Beule zugefügt. P.I.
Briefe an die Redaktion
"Da werden Äpfel mit Birnen verglichen" Auch wenn sie für den öffentlichen Verkehr offiziell gesperrt sind, werden in Rodgau und Rödermark unbeschrankte Bahnübergänge häufig benutzt (FR-Son In dem Artikel werden Äpfel mit Birnen verglichen. Bei der Diskussion um die Autotunnel für die S-Bahn sind selbstverständlich Sicherheitsüberlegungen zu berücksichtigen. Allerdings beziehen sich die in dem Artikel angeführten Unfälle im Zusammenhang mit dem "Rodgau-Expreß" bis auf eine Ausnahme auf unbeschrankte Bahnübergänge sowie Trampelpfade über den Gleiskörper. Hinsichtlich der Rodgauer Tunnel-Diskussion liegen diese Beispiele deshalb völlig neben der Sache.
Bei einer Sicherheitsabwägung muß man schon das vergleichen, was zur Debatte steht: technisch optimal gesicherte beschrankte Bahnübergänge oder Autounterführungen. Ob die Tunnellösung dabei wirklich so günstig abschneiden würde, ist fraglich. Warum? Ein Grund von vielen ist die zunehmende Konzentration der innerörtlichen Verkehrsbelastung. Statt der vorhandenen Umführungsstraßen wird der Autoverkehr die Unterführungen benutzen. Für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer bedeutet mehr Verkehr höheres Unfallrisiko und weniger Sicherheit. Im Rodgauer Stadtgebiet gab es in dem im Artikel betrachteten Zeitraum immerhin mindestens 50 Verkehrstote und Hunderte von verletzten Verkehrsteilnehmern.
Betrachten wir einmal diese traurige Verkehrsbilanz und die Schaffung von mehr Sicherheit unter "wirtschaftlichen" Gesichtspunkten. Dann zeigt sich, daß die von Rodgau aufzubringenden 15 Millionen Mark für die Autotunnel an anderer Stelle weit mehr Sicherheitsgewinn bedeuten würden. Ein Konzept für sichere Schulwege, bessere Bedingungen für den Radverkehr, intelligente Verkehrsberuhigungsmaßnahmen einschließlich Tempo 30 - all' das wäre mit gleich hohem finanziellen Aufwand in kurzer Zeit realisierbar. Diese Maßnahmen würden die Unfallzahlen erheblich vermindern, wie Erfahrungen aus vielen Städten belegen. Hier tut sich in Rodgau allerdings wenig, und man muß sich fragen, wie glaubwürdig die Sicherheits-Argumentation im Zusammenhang mit den S-Bahn-Unterführungen eigentlich ist.
Um einen aussagefähigen Vergleich zwischen der Tunnellösung und beschrankten Bahnübergängen aufzustellen, müßte eine vergleichende Alternativplanung vorgelegt werden. Eine Alternativplanung wurde von der Stadt jedoch bis heute nicht einmal erwogen, obgleich die Deutsche Bundesbahn durchaus Schrankenlösungen akzeptiert, wie die Beispiele aus Nachbargemeinden zeigen.
Was schließlich die Trampelpfade über den Gleiskörper betrifft, so werden diese unabhängig davon weiterbestehen, wie die vorhandenen neuen Bahnüberquerungen aussehen. Hier sind angesichts der höheren Frequenz und Geschwindigkeit der S-Bahn zusätzliche Fußgängerunterführungen erforderlich.
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
Der neue dänische Außenminister Niels Helveg Petersen wird am Montag in Brüssel nicht nur seinen ersten Auftritt als amtierender EG-Ratspräsident haben. Er darf gleich die EG-Beitrittsverhandlungen mit Österreich, Schweden und Finnland "feierlich eröffnen". Petersen selbst und die Minister der Kandidatenländer werden sich dabei der Hinterhältigkeit des Schicksals bewußt sein.
Denn Niels Helveg Petersen gehört zu Hause der Partei "Radikale Venstre" an, die voriges Jahr für ein "Nein" zum Maastrichter Vertrag eintrat. Nun wird er im Namen aller zwölf EG-Regierungen eine lange Rede verlesen müssen, in der den drei Kandidatenländern auf Punkt und Komma klargemacht wird, daß "ihre Länder den Vertrag vollständig akzeptieren müssen". Und damit auch nicht der geringste Zweifel bleibt, muß Petersen auch noch alle wichtigen Einzelheiten aufzählen.
Den zwölf bisherigen EG-Partner ist klar, daß die jetzt anlaufende "Norderweiterung" der Gemeinschaft ein Risiko ist. Mehr als der EG-Beitritt Griechenlands 1981 oder die Beitritte Spaniens und Portugals 1986 wird sie das innere Gefüge und das Selbstverständnis des Clubs vor Probleme stellen. Selbst wenn planmäßig bis Anfang nächsten Jahres die "separaten" Beitrittsverträge mit Wien, Stockholm und Helsinki ausgehandelt sind und in wenigen Monaten Verhandlungen mit Oslo als dem "vierten" Kandidaten nachgezogen werden, steht die Erweiterung noch nicht auf sicheren Füßen. In allen vier Ländern muß das jeweilige Verhandlungsergebnis in Volksabstimmungen bestätigt werden.
Nimmt man die jüngsten Meinungsumfragen in den Kandidatenländern ernst, dann würden Schweden, Finnland und Norwegen der EG am Ende doch nicht beitreten. Nur in Österreich, das schon bisher durch die seit 1972 mit allen EFTA- Ländern bestehenden Freihandelsregelungen am stärksten in die EG-Wirtschaft integriert ist, könnte die Volksabstimmung vielleicht positiv ausgehen.
Die wenigsten Chancen werden in Brüssel dem Beitritt der Norweger eingeräumt, die schon 1972 einen Vertrag ablehnten. Die Finnen, die von allen Beitrittskandidaten das höchste Pro-Kopf- Bruttosozialprodukt erwirtschaften, beginnen sich der veränderten europäischen Lage erst langsam bewußt zu werden.Früher nahm die Sowjetunion ein Viertel aller finnischen Exporterzeugnisse ab. Das ist auf lange Sicht vorbei. Was bleibt, ist der riesige Nachbar Rußland mit ungewissen Machtansprüchen und 1200 Kilometern direkter Grenze. Nicht nur die hohe industrielle Leistungsfähigkeit des Landes tendiert zum EG-Binnenmarkt als Absatzfeld, sondern auch das finnische Sicherheitsbedürfnis zum Maastrichter Unionsvertrag, der eine "gemeinsame Verteidigung" bei der für 1996 geplanten Vertragsrevision bisher vage in Aussicht stellt.
Stockholm sieht in der "Neutralitätsfrage" geringere Probleme als Helsinki. Die Schweden sind ähnlich wie die Norweger - und teilweise noch die Dänen - der Gemeinsamkeit mit "katholischen Papisten" und der EG-"Überstaatlichkeit" abhold. Konkret sehen sie, wie Finnen und Norweger, ihre Landwirtschaft in der "subarktischen" Zone gefährdet. Aber die EG-Agrarreform mit direkten Einkommensbeihilfen erleichtert nach Brüsseler Ansicht eine Lösung, bei der keine "Landflucht" aus dem Norden befürchtet werden muß. Viel gravierender scheint das Problem, daß der Verkauf von Wein und anderen alkoholischen Getränken in Schweden ein nahezu religiös fundiertes Staatsmonopol ist. Die zwölf sind vorerst nur bereit, den Schweden die exorbitante Alkoholbesteuerung zu belassen.
Als Hindernis für den EG-Beitritt Österreichs sehen Wiener Diplomaten eine mögliche "Wahnsinns-Koalition" zwischen den Anhängern des Nationalisten Jörg Haider, den Bauern, den Beschäftigten der zahlreichen Staatsbetriebe und Teilen der Gewerkschaften. In der Tat ist die Landwirtschaft der Alpenrepublik - ähnlich wie die der skandinavischen Länder und der Schweiz - stärker subventioniert als die der Zwölfer-EG. Sachkundige Österreicher argumentieren bereits, daß die Bauern Bayerns dennoch dank Brüssels Regime "besser leben". Die verstaatlichten Industrien Österreichs stellen einen ähnlichen Wirtschaftsanteil dar wie im EG-Land Frankreich, nur sind sie bisher nicht ganz den gleichen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt. Der hohe gewerkschaftliche Organisationsgrad, so ein weiteres Argument der österreichischen Beitrittsbefürworter, werde zusammen mit den Skandinaviern auch den fortschrittlichen Einfluß des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) stärken. Die sozialistisch-christdemokratische Regierung in Wien hält sich in der "Neutralitätsfrage", auch mit Rücksicht auf die sozialistische Parteibasis bedeckt. Als Argument wird aber neuerdings angeführt, daß die Gefährdungen nicht mehr von den Supermächten des ehemals Kalten Krieges ausgehen, sondern von den "rings um Ungarn" drohenden ethnischen Konflikten. Zumindest die ÖVP sieht deshalb den Beitritt zum Maastricht-Vertrag und zur Westeuropäischen Verteidigungsunion als wichtiges Pro-Argument an. Trotz der feierlichen Eröffnung mit den Ministern der drei Kandidaten, werden die eigentlichen Verhandlungen mit jedem Land einzeln geführt. Auf EG-Seite sitzen jeweils Vertreter der zwölf EG-Staaten. Die Brüsseler Kommission darf mit ihrem ehrgeizigen neuen niederländischen Mitglied Hans van den Broek nur im Hintergrund "beratend" wirken. Beim speziellen deutschen Interesse an dieser "EG-Norderweiterung" wird deshalb viel von der Geschicklichkeit des neuen Bonner EG-Botschafters Dietrich von Kyaw und des Außenministers Klaus Kinkel abhängen.
Offizielles Verhandlungsziel ist, daß die EG-Erweiterung um einen, zwei, drei oder doch vier Mitgliedstaaten schon 1995 in Kraft tritt. Im Verlauf der Verhandlungen könnte sich abzeichnen, ob eine Weiterentwicklung des Maastrichter Vertrages - sowohl in Sachen Verteidigungspolitik als auch EG-Währungsunion - bereits vor 1996 in Angriff genommen wird. Für die "vorgezogene" Währungsunion eines EG-Kerns kämen freilich allenfalls Wien und Helsinki in Frage, aber nicht - wie manche meinen - auch Stockholm. Das einstige Musterland eines sozialdemokratischen "dritten Weges" ist mit hoher Inflation und wiederholten drastischen Abwertungen seiner Krone für eine EG-Währungsunion ähnlich disqualifiziert wie das erzkapitalistische Großbritannien.
Sollte es wider Erwarten zum Beitritt aller vier Kandidatenländer kommen, wäre eine grundlegende Reform der Gemeinschaftsorgane unausweichlich. Denn im EG-Ministerrat hätten die kleineren Mitgliedstaaten dann ein Übergewicht, die EG-Kommission wäre mit 21 Köpfen fast lahmgelegt und im Straßburger Europa-Parlament gäbe es keine repräsentative Vertretung der EG-Völker mehr.
MAINTAL. Was veranlaßt manche Leute, sich bei einer Partei auf unbestimmte Zeit "einzuklinken", ohne selbst Mitglied zu werden? Die Sozialpädagogik-Studentin und Deutschlehrerin für Ausländer, Marlies Mihailowski und der Ernährungswissenschaftler Hartmut König haben sich aus verschiedenen Gründen entschlossen, die Maintaler Grünen zu unterstützen, auf deren Liste zu kandidieren.
"Es gibt wenig Parteien. Mit den Grünen lassen sich Verkehrsberuhigungs-Maßnahmen und nötige Eingriffe schon am ehesten durchsetzen", meint König, der als Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Verkehrsberuhigung Bischofsheim auf den langen Atem setzt: "Die Probleme sind in 20, 30 Jahren entstanden, und es wird wohl genauso lange dauern, sie wieder abzubauen, besonders die Ausuferung des Individualverkehrs. Parkhäuser bauen, wie die FDP für Hochstadt fordert, ist auch keine Lösung. Vieles, was gemacht wird, bleibt Flickwerk ohne die nordmainische S-Bahn."
Daß die Stadtverwaltung bei einem Büro in Kassel mit eine Verkehrskonzeption für Bischofsheim in Auftrag gegeben hat, wertet König auch als einen Teilerfolg der BI. "Aber irgendwann muß ja auch dafür gesorgt werden, daß die Konzeption durchgesetzt wird", begründet der BI-Sprecher sein Engagement, und dabei verlasse er sich weder auf SPD, noch auf CDU, die seiner Meinung nach auch in Maintal verkehrspolitisch "eine Breitreifen-Koalition" bilden.
Obwohl er die S-Bahn für unabdingbar hält, sieht König viele kleine Ansatzmöglichkeiten, mit separaten Bus- Spuren, Fahrradwege und bevorzugten Zonen für Fußgänger, wobei speziell an Kinder, ältere Menschen und Behinderte zu denken sei. "Die alten Städte sind nicht für den Verkehr gemacht, der sollte deshalb rausgehalten werden." Das würden inzwischen sogar schon Bundesumweltminister Töpfer (CDU) und die Münchener BMW fordern und sich dazu auf eine von BMW finanzierte Studie berufen.
Marlies Mihailowski, Mutter von drei Kindern, verwitwet und mit einem Ausländer als neuem Lebenspartner, ist über die Elternbeirats- Arbeit (seit sechs Jahren) politisch aktiv geworden. Seit dem vergangenen Sommer gibt sie Deutschkurse für Ausländer und ist für deren Probleme sensibilisiert worden. "Ich will mich nicht nur, aber auch für die Ziele der Benachteiligten einsetzen, und das ist bei den Grünen immer noch am ehesten möglich", sagt sie.
Und wie wollen die beiden gegebenenfalls mit dem Fraktionszwang umgehen? "Schon im Vorfeld zu diskutieren, ist bei einer kleinen Partei noch eher möglich", sagt sie, "aber ich würde schon die Mehrheitsentscheidung der Fraktion mittragen." Er will das grundsätzlich auch, indes nur mit Einschränkungen, und bei Bedenken würde er sich Stimmenthaltung erlauben.
"Es gibt ein Demokratie-Defizit im Ort. Gruppen werden von der Stadt abgebügelt und sind selbst oft auch nicht fähig, sich zu organisieren und die Spielregeln zu befolgen", stellt König fest. Deshalb will er in seinem Arbeitsfeld versuchen, Initiativen und Einzelkämpfer zusammenzufassen, unter anderem auch Gruppen, die konträr zu den Grünen stehen, wie etwa die BI Rosenstraße in Hochstadt.
König lädt ein zu einem ersten Koordinationstreffen am Samstag, 13. Februar, von 14 bis 17.30 Uhr im Bürgerhaus Bischofsheim. Dabei könnten "Ziele und Vorschläge in Sachen Verkehr" dargelegt werden. pom
GRÄVENWIESBACH. Die Wiesbachschule wird vier zusätzliche Klassenräume erhalten, die mit Beendigung der Sanierungsarbeiten zum neuen Schuljahr bezugsfertig sein sollen. Aus den beiden ersten Klassen mit 27 und 28 Schülern werden drei Klassen; für die dritte Klasse genehmigte das Staatliche Schulamt eine weitere Lehrerin. Voraussichtlich ab Mitte Februar bis zum Ende der Sanierungsarbeiten im Sommer soll diese Klasse in einem weiteren Container auf dem Schulhof untergebracht werden. Damit reagierte das Landratsamt auf die Sorgen der Eltern, daß die Wiesbachschule bei weiter steigender Bevölkerung bald keine Schüler mehr aufnehmen könne - allein für das kommende Schuljahr werden über 60 Erstkläßler erwartet.
"Die Schule wird in den nächsten Jahren allmählich von unten in die Dreizügigkeit wachsen. Dafür schaffen wir jetzt schon die nötigen Raumreserven", erklärt Landrat Jürgen Banzer. Damit sei kein Verlust an Funktionsräumen etwa für Musik oder naturwissenschaftliche Fächer verbunden: Die neuen Klassenzimmer werden durch Ausbau des überdachten Pausenhofs geschaffen, außerdem werden bisher als Abstellflächen genutzte große Räume zu Klassenräumen ausgebaut. "Freiflächen für die Pause gibt es auch dann noch genug", sagt Banzer.
Ab Herbst verfügt die Wiesbachschule damit über zwölf Klassenräume, einen Mehrzweckraum und ein Reserve-Klassenzimmer - in das bei Bedarf die betreute Grundschule einziehen könnte. Augenblicklich besuchen über mehr als 180 Mädchen und Jungen die Grundschule.
Die zusätzliche Investition erhöht die Kosten für den Umbau und die Asbestsanierung um 400 000 auf 3,7 Millionen Mark. Nach Aussage Banzers hätte eine neue dreizügige Grundschule etwa 7,5 Millionen Mark gekostet, nicht gerechnet die Kosten für den Abriß der alten Schule. Anders als Neu-Anspach, Usingen, Wehrheim und vielleicht auch Schmitten bleibt Grävenwiesbach dabei ein bitterer Kelch erspart: Die Gemeinde muß sich nicht an den Kosten beteiligen.
Daß die Schule in größerem Umfang als ursprünglich geplant renoviert wird, erklärt Banzer mit "nicht absehbaren" Arbeiten. "Während der Asbestsanierung zeigte sich, daß der Brandschutz nur durch eine Sprinkleranlage zu gewährleisten ist." Außerdem sei eine umfangreichere Sanierung als noch vor Öffnung der Wände und Decken voraussehbar notwendig geworden. jd
"Verkehrsschikanen, Miß- und Pleitewirtschaft wie Kriminalität sind ungeeignet, die Zukunft der Wirtschaftsmetropole Frankfurt zu sichern": Wolfgang Gerhardt, hessischer Landesvorsitzender und stellvertretender Bundeschef der FDP, war am Mittwochabend nach Frankfurt gekommen, um der örtlichen Partei mit einer scharfen Attacke auf SPD und Grüne Mut für die Kommunalwahl zu machen. Vor 75 FDP-Mitgliedern im Kolpingshaus versprach Gerhardt eine "ideologiefreie Stadtpolitik" - und der Kreisvorsitzende Hans-Joachim Otto bekannte sich zur Absicht, am 7. März gemeinsam mit der CDU eine "bürgerliche Mehrheit" zu erreichen.
Wandte sich Gerhardt noch "gegen Koalitionsspekulationen bei der Kommunalwahl", ließ Otto durchblicken, daß die FDP "in schwierigen Zeiten" zur Zusammenarbeit auch mit anderen demokratischen Parteien bereit sei - um "die Regierbarkeit unserer Stadt sicherzustellen". Eine Ampel-Koalition mit SPD und Grünen hielt der Kreisvorsitzende allerdings selbst dann "für nahezu ausgeschlossen" - es existierten "andere, zum Teil bereits erprobte Konstellationen".
Der FDP-Politiker gab zu, daß für seine Partei "die letzten Wochen und Monate kein Zuckerschlecken" gewesen seien - wegen der Fehler und Skandale der Bundes-FDP. Otto sprach von "hausgemachten Problemen einiger liberaler Herrschaften".
Otto nannte die Kommunalwahl in Frankfurt eine "international beachtete Bewährungsprobe für unsere Demokratie". Es gelte, den "ermutigenden Aufbruch" mit Schweigemärschen, Lichterketten und Kundgebungen für Menschenwürde und Toleranz jetzt im Wahlergebnis zu bestätigen. Nach Ottos Urteil waren die vergangenen fast vier Jahre der rot-grünen Koalition in Frankfurt "keine erfolgreiche Periode". Hinter der "schillernden Fassade eines medienträchtigen Oberbürgermeisters sollen die Ruinen einer nahezu vollständig gescheiterten Politik versteckt werden!"
Scharfe Kritik bündelt auch die kurze "Wahlaussage" der FDP, die der Kreisparteitag am späten Abend verabschiedete. Die Liberalen halten der rot-grünen Koalition im Römer vor, daß sie "die Finanzen unserer Stadt zerrüttet" hat und den "Wirtschaftsstandort Frankfurt gefährdet". Seit 1989 sind aus Sicht der FDP "viel zu wenige Wohnungen gebaut" worden, die innere Sicherheit nahm ab und die Verkehrsprobleme wuchsen.
SPD und Grüne wollten das gegliederte Schulsystem "aushöhlen" und strebten die "Einheitsschule" an, die individueller Begabung nicht gerecht werde. jg
Die Probleme des Landes schienen überwältigend. Ein enormes Haushaltsdefizit und ein krankes Gesundheitssystem erforderten sofortiges Handeln. Militärische Verpflichtungen in Irak, in Somalia und demnächst vielleicht gar auf dem Balkan konkurrierten um die Aufmerksamkeit der neuen Regierung. Die innere Erneuerung der USA und die Neubestimmung ihres nationalen Interesses in einer durcheinandergeratenen Welt, da stimmten in der letzten Woche noch Freund und Feind überein, seien die dringendsten Aufgaben für den neuen Präsidenten Bill Clinton.
Fünf Tage lang hatte man sich bei dessen Amtseinführung der Euphorie zur Schau getragener Gemeinsamkeiten hingegeben, sich gegenseitig Disziplin und Opferwillen versprochen. Legislative und Exekutive - erstmals seit langem in den Händen der gleichen Partei, der Demokratischen - gelobten, die alten gegenseitigen Blockaden endlich aufzuheben. Und das Volk huldigte seinem Hoffnungsträger, der versprochen hatte, es über alle sozialen, ethnischen und Geschlechter-Barrieren hinweg wieder zusammenzuführen.
Dies waren die USA der letzten Woche. In dieser Woche sieht sich der neue Präsident einem ganz anderen Problem gegenüber. Seine Militärs weigern sich, die von Clinton im Wahlkampf versprochene Aufhebung des Aufnahmeverbots von Homosexuellen in die Streitkräfte hinzunehmen. Offen schwule Armee-Kommandanten und lesbische Fähnriche zur See, so belehrte ihn der Vorsitzende der Stabschefs, General Colin Powell, unterminierten die Kampfmoral und verletzten die Privatsphäre der heterosexuellen Soldaten.
Nach einem zweistündigem Streitgespräch mit Clinton verließen die vereinigten Stabschefs echauffiert das Weiße Haus. Clinton hatte an seinem Wahlversprechen festgehalten. Über Irak, Bosnien und Somalia, so ein Gesprächsteilnehmer, habe man nicht geredet.
Auch gegenüber, im Kapitol, herrscht mittlerweile eine gar nicht mehr so versöhnliche Stimmung. Für die Aufhebung des Homosexuellen-Verbots könne Clinton im Senat nur auf ein Drittel der Stimmen zählen, signalisierte ihm der Führer der Demokraten-Mehrheit. Die Parlamentarier könnten einen Präsidenten-Erlaß jederzeit durch eine gesetzliche Bestätigung des gegenwärtigen "Uniform Code of Military Justice" wieder außer Kraft setzen. Seit bei den Repräsentanten und Senatoren entrüstete Wähleranrufe gegen homosexuelle Bürger in Uniform gleich zu Tausenden eingehen, ist von Solidarität mit dem demokratischen Präsidenten nicht mehr viel zu hören.
Dabei hatte die Clinton-Administration alles versucht, um die drohende Konfrontation zu verhindern. Verteidigungsminister Les Aspin hatte einen Zwei-Punkte-Plan entwickelt, der zunächst nur das geltende Aufnahmeverbot und die Entlassungen von Homosexuellen außer Kraft setzen, die präsidentielle Order jedoch um sechs Monate verschieben sollte. Bis dahin sollten Regierung und Militär Kompromisse über die Durchführungsbestimmung der Zulassung von Homosexuellen in die Militärbaracken erarbeiten.
Doch dieser Plan wurde von hoher Stelle im Verteidigungsministerium in der letzten Woche gezielt an die Öffentlichkeit gebracht, um eine Diskussion über das Verbot und nicht nur seine Ausführungsbestimmung herbeizuführen. General Powell und seine Stabschefs konnten es einfach nicht verwinden, daß ihnen hier ausgerechnet Bill Clinton, der sich so elegant um den Kriegsdienst in Vietnam herumgedrückt hatte, Befehle erteilte, ohne sie vorher konsultiert zu haben. Was verstehe der schon von Moral, Disziplin und Zusammengehörigkeitsgefühl der kämpfenden Truppen, so fragten gleich auch republikanische Abgeordnete, voller Schadenfreude über die frühe Feuertaufe des neuen Präsidenten.
Für Clinton ist dies schon der zweite ungewollte Konflikt in seiner ersten Amtswoche. Nach dem unrühmlichen Abgang seiner Wunsch-Justizministerin Zoe Baird wegen gesetzwidriger Beschäftigung peruanischer Haushaltshilfen kann sich Clinton eine Niederlage gegen seine Generale kaum leisten. Solchen Autoritätsverlust kann er ebensowenig gebrauchen wie eine langanhaltende Auseinandersetzung mit dem Militär und dem Kongreß, die seine Administration nur von der Lösung der wirtschaftlichen Probleme ablenken würde.
Dies sei Clintons große Chance, so kommentierte die New York Times, "zu zeigen, daß der Anti-Kriegs-Student aus Arkansas das Rückgrat zum Oberkommandierenden der Streitkräfte hat". Eine Chance, auf die der Präsident zumindest jetzt gerne verzichtet hätte.
ROLF PAASCH (Washington)
Ihren Artikel in der FR vom 25. Januar 1993 "IG Medien geißelt den Solidarpakt als ,Raubzug gegen Schwache&rquote;" habe ich mit großem Interesse gelesen und frage mich nun, wer die Last der Wiedervereinigung tragen soll? Ich habe den Eindruck, daß es den Damen und Herren der Parteien, Gewerkschaften und Verbände lediglich um eine größere Anhängerschaft geht, als um die Sache selbst. Solidarpakt hin oder her, aber wer soll ihn finanzieren?
Wieder einmal Einschnitte in das soziale Netz, somit die Ärmsten der Armen, oder sollen die hart arbeitenden Bevölkerungsgruppen, die somit besser verdienend sind, zur Kasse gebeten werden?
Was sich unsere Herren Politiker und Verbandsfunktionäre in diesem Falle leisten, spottet jeder Beschreibung. Ich frage mich, ob diese jemals in der Ex-DDR gearbeitet haben und die Ursachen für die Misere dort kennen.
Die von allen geforderte Solidarität mit den Ost-Bürgern hat auch ihre Grenzen, insbesondere dann, wenn man sich die Arbeitseffizienz, Lernwilligkeit, Eigenverantwortung und Einsatzbereitsschaft, außer zum Konsum, im deutschen Osten anschaut.
Die dortigen Betriebe und Menschen haben in den vierzig Jahren des real existierenden Sozialismus sich stets auf den Staat verlassen und verlassen können, ohne daß sie sich Gedanken machen mußten, wie es weiter geht. Leider ist diese Einstellung auch heute noch vorhanden, und es werden Forderungen seitens der Politiker und Interessenverbände gestellt, die jedwedem vernünftigen Meschenverstand widersprechen.
Man denke an die Milliarden, die uns die Wiedervereinigung bereits ohne sichtbare Ergebnisse gekostet hat. Reale Vorschläge zum Aufbau der Ex-DDR, die auf einer wirtschaftlichen Basis aufbauen, wurden bisher von keiner Seite gemacht, geschweige denn in Angriff genommen.
Nur in einem sind sich Politiker und Funktionäre einig, der "dumme Michel" soll wieder einmal die Zeche zahlen.
Franz J. Konders, Frankfurt am Main
OBERTSHAUSEN. Mindestens zehn Familien in Obertshausen, die Kinder aus der Region Tschernobyl aufnehmen möchten, werden noch von der Arbeiterwohlfahrt gesucht. Die Mädchen und Jungen halten sich zunächst vom 20. August bis 3. September in der Jugendherberge Rothenfels auf. Anschließend kommen sie für zwei Wochen nach Obertshausen. Wer zwei kleine Gäste aufnehmen möchte, sollte sich an die AW, Otto-Wels-Straße 13, Telefon 4 94 84, wenden.
Wieviele Kinder eingeladen werden, hängt vom Ergebnis der Spendenaktion ab. Es gibt drei Konten mit dem Stichwort "Kinder aus Tschernobyl": bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt Konto 103 235 503, bei der Volksbank Obertshausen 100 002 267 und bei der Volksbank Hausen 376 05.
Im März schickt die Arbeiterwohlfahrt wieder einen Konvoi mit Lebensmitteln und Kleidung in die Tschernobyl-Region. Sachspenden nimmt der Verband unter der obenstehenden Adresse entgegen. hf
FRIEDRICHSDORF. "Kretscheks Oberkrainer Musikanten" versprechen den Zuhörern ein "sprühendes Walzer- und Polkamelodienfeuerwerk", wenn sie am Montag, 8. Februar, 20 Uhr im Bürgerhaus Köppern aufspielen. Das Quintett wird begleitet von der "slowenischen Nachtigall" Reska und einem Humoristen, der als Großmeister der guten Laune gilt.
Wer Freude an den "Herzilein"-Melodien hat, sollte sich bei der Informationsstelle im Friedrichsdorfer Rathaus schnell im Vorverkauf eine Karte sichern. s
MIAMI, 27. Januar (AFP). Mit einer List haben die US-Justizbehörden den illegalen Handel mit Menschenaffen durch mexikanische Zooverwalter aufgedeckt. Wie in Miami am Dienstag bekanntgegeben wurde, verkleidete sich ein Beamter als Gorilla, begab sich in den Affenkäfig und wurde so Zeuge, wie für den Verkauf eines seiner "Artgenossen" die Summe von 92 500 Dollar (knapp 150 000 Mark) vereinbart wurde. Unter den anschließend Festgenommenen war auch der Direktor der Zoos rund um Mexico-City.
cri FRANKFURT A. M. Ungeachtet der abwärts gerichteten konjunkturellen Entwicklung sind die Auftragsbücher des Anlagenbauers Dürr noch recht gut gefüllt. Die Auslastung der Betriebe sei für die erste Jahreshälfte gesichert, berichtet das Unternehmen, dessen Hauptkunde die Automobilindustrie ist, in einer ersten Übersicht auf 1992. Das Orderpolster betrug Anfang der laufenden Periode 930 Millionen Mark und war damit drei Prozent dicker als zwölf Monate zuvor.
Das relativ gute Abschneiden begründet Dürr nicht zuletzt mit dem breiten Know-how und Angebot in der Umwelttechnik. Unter anderem haben die Stuttgarter an das Opel-Werk in Eisenach eine lösungsmittelfreie Wasserlackanlage geliefert. Dieses Geschäft ist bereits im Umsatz des vergangenen Jahres enthalten, der jedoch mit 1,1 Milliarden Mark nur geringfügig gestiegen war. 60 Prozent davon entfielen auf das Ausland. Zum Auftragseingang, der zuletzt um drei Prozent auf 1,2 Milliarden wuchs, steuerte es fast zwei Drittel bei. Wichtige Kunden sind vor allem in den USA, China und Japan zu Hause. Die Umsatzrendite vor Steuern wird mit sechs Prozent angegeben.
Ende Dezember beschäftigte Dürr 3550 Männer und Frauen. Rund 200 Stellen wurden durch Ausnutzung der natürlichen Fluktuation eingespart.
Leitartikel und Kommentar der FR haben's mir mal wieder angetan. Als Mann ist mir der Leitartikel am Sonnabend, 23. 1. 1993, von Katharina Sperber ("Die drei K - im neuen Gewand") wirklich unter die Haut gegangen, zumal ich erst nach dem Kirchgang Zeit zur Muße und Buße fand, die jener Artikel den Männern abfordert.
Die Erschütterung darüber, was wir Männer, bewußt oder unbewußt, Frauen und Mädchen antun, hallte noch mehrere Stunden in mir nach.
Auch als Mann möchte ich mich gerne "frech dem Krisenmanagement der (männlichen) Macher in den Weg stellen" (Sperber) und hoffe, daß es Männer gibt, die engagierte Mitstreiter für die Rechte und Belange der Frauen zu sein wünschen.
Es ist wohl kein Zufall, daß - wie der Kommentar "Geschichtsbewußtsein" nahelegt - der Name einer couragierten Frau, die eine glühende Widerstandskämpferin und Antifaschistin war, aus den Straßennamen Berlins - Niederkirchnerstraße - getilgt werden soll, wenn es nach dem Willen der CDU ginge. Leider habe ich vor wenigen Jahren eine Broschüre, die ihren tapferen Kampf gegen die Nazityrannei schilderte, nicht aufgehoben.
So viel jedenfalls habe ich behalten, daß diese ermordete Frau und Blutzeugin unseren höchsten Respekt verdient; ihre in der Todeszelle geschriebenen Briefe bezeugen einen Humanismus, wie er sich bei Kommunisten wie Alexander Dubcek, Clara Zetkin und Rosa Luxemburg, die die (west)deutsche Bundespost vor Jahren durch eine Sonderbriefmarke ehrte, manifestiert hat. Meiner Erinnerung nach gehörte ihre Tochter, Frau Dr. Käthe Niederkirchner, dem Präsidium der letzten freigewählten DDR-Volkskammer bis zum Schluß an und saß ihr gelegentlich vor.
Jürgen Chr. Mahrenholz, Sehnde
In einem Thailokal in der Großen Friedberger Straße ist am späten Dienstag nachmittag ein Feuer ausgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt, gegen 17 Uhr, war das Restaurant geschlossen.
Der Brand wurde von einer Polizeistreife entdeckt. Es wird vermutet, daß überhitztes Fett in Flammen aufgegangen ist. Der Schaden wird auf 80 000 Mark geschätzt. habe
Marsch, marsch nach Westen
Linke und liberale Politiker wollen Polens "Marsch nach Europa" beschleunigen, konservative Politiker versichern empört (und zu Recht), daß Polen schon immer in Europa war. Kurz: Europa ist in Polen "in", und wer nicht "europäisch" denkt, gilt in weiten Kreisen als zurückgebliebener Ignorant.
So kann es nicht wundern, daß sich laut Umfragen Ende letzten Jahres zwei Drittel der Polen im Falle eines Referendums für den Beitritt Polens zur europäischen Union aussprechen würden. Dagegen wären nur ganze neun Prozent - und das, obwohl national orientierte Gruppen und vor allem die Bauernparteien durchaus gegen die EG opponieren. Die rechts-national orientierten Kreise argumentieren, daß reichere Länder, vor allem Deutschland, Polen "aufkaufen" und wirtschaftlich beherrschen könnten. Konkret befürchten sie auch - nicht ganz zu Unrecht -, daß subventionierte Billiglebensmittel aus der EG die verhältnismäßig teuren Produkte der polnischen Kleinbauern verdrängen. Solche Vorbehalte schlagen sich ebenfalls in den Umfrageergebnissen nieder: 66 Prozent der Polen fürchtet, daß ein EG-Beitritt zu einer wirtschaftlichen Ausbeutung ihres Landes führen könnte, und ein Drittel sind der Meinung, daß die EG vor allem den reichsten Ländern Vorteile bringt.
Aber solche Bedenken müssen zurückstehen angesichts der felsenfesten Überzeugung von drei Viertel der Befragten, daß der EG-Beitritt ein schnelles Wirtschaftswachstum auch für Polen bedeuten würde. So haben denn auch alle polnischen Reformregierungen seit der Wende 1989 konsequent den Beitritt Polens zur EG anvisiert. Bereits 1991 unterschrieb Polen das Assoziierungsabkommen. Die Ratifizierung durch die zwölf EG-Staaten steht allerdings noch aus. Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat der polnischen Regierungschefin Hanna Suchocka bei ihrem Besuch in Bonn im November letzten Jahres versprochen, daß Deutschland das Abkommen Anfang 1993 ratifizieren werde. Polen rechnet mit einer Übergangszeit von zehn Jahren bis zum endgültigen Beitritt zur EG - allerdings ist es der Warschauer Regierung bislang nicht gelungen, eine einigermaßen verbindliche Unterstützung dieser Zeitvorstellung von seiten der EG-Vertreter zu erlangen.
Zu den Hauptzielen der polnischen Außenpolitik gehört daher - von seiten der EG -, wenn schon keinen festen Termin, so doch konkrete Bedingungen für einen Beitritt in Erfahrung zu bringen. Die Probleme von Maastricht spielen dabei für Warschau zunächst eine untergeordnete Rolle: "Europa schreitet nach vorne. Maastricht ist nur eine Etappe", erklärte unlängst der stellvertetende Außenminister Jaroslaw Mulewicz, und fügte hinzu: "Die Europäische Union kann sich natürlich verzögern, aber das sollte für unsere Politik ohne Bedeutung sein."
Zu den dringendsten Aufgaben gehört jetzt die Anpassung von mehr als 200 Gesetzen und ungezählten Verwaltungsvorschriften an die EG-Bestimmungen - eine gigantische Aufgabe, die die Regierung Suchocka auch mit Hilfe der geplanten Sondervollmachten bewältigen will.
Die Frage, wie vorteilhaft das Assoziierungsabkommen mit der EG für Polen im einzelnen wirklich ist, ist für Nicht-Fachleute schwer zu beantworten. Fest steht, daß die politischen Deklarationen über die "Asymmetrie zugunsten Polens" bei den konkreten Verhandlungen über Textil- oder Rindfleischkontingente rasch mit den harten Realitäten in Brüssel kollidieren. Warschau hat - wie die anderen osteuropäischen Länder auch - nicht geringe Probleme, den Vorschriftenwust zu durchschauen und seine Interessen gegenüber den Verhandlungsprofis der EG durchzusetzen.
Aus politischen Erwägungen will man ungünstige Regelungen nicht an die große Glocke hängen. Einzelne Beobachtungen legen jedoch die Vermutung nahe, daß die EG den Ländern Mittelosteuropas nicht nur "hilft". So beschwerte sich die polnische Verfassungs- und EG-Spezialistin Irena Lipowicz bei einer Veranstaltung des deutsch-polnischen Juristentages im Januar über die "raffinierten und komplizierten Marktabschottungen Brüssels" gegenüber Polen. Der Vorstandsvorsitzende des Quelle-Konzerns beklagte im vergangenen Jahr, daß die im Assoziierungsabkommen festgelegten Textileinfuhrquoten für Osteuropa wesentlich niedriger sind als für fernöstliche Länder - ein Land wie Macao darf fünfmal mehr Hosen einführen als die Tschechoslowakei.
Eine interessante Lektion in "freier Marktwirtschaft" erteilen Polen auch die westlichen Automobilkonzerne: sie machen Investitionen von Einfuhrzöllen für andere Automobile in Höhe von 30 bis 40 Prozent abhängig.
Die Chancen für den EG-Beitritt - darüber ist man sich in Warschau im klaren - hängen letztlich von Fortschritten ab, die Polens wirtschaftliche Entwicklung macht. Die Senkung der Inflationsrate von mehreren tausend auf 43 Prozent im Dezember letzten Jahres, der leichte Anstieg der Industrieproduktion und das dynamische Wachstum des Privatsektors, in dem schon 56 Prozent der Berufstätigen beschäftigt sind, geben Grund zu vorsichtigem Optimismus. Bemerkenswert ist - trotz der innerpolnischen Inflation - der Anstieg des Durchschnittsverdienstes von umgerechnet etwa 40 auf 400 Mark innerhalb von drei Jahren. Allerdings ist Polen noch nicht über den Berg: 13 Prozent Arbeitslosigkeit (ebensoviel wie in Ostdeutschland) und die Gefahr einer Rückkehr in die Inflationsspirale durch eine Lockerung der Lohnpolitik sind nach wie vor Anlaß zur Sorge. EDITH HELLER (Warschau)
Vorwürfe gegen Lothar Andres, Geschäftsführer der "Praunheimer Werkstätten", erhebt die Kreisverwaltung Frankfurt der Gewerkschaft ÖTV in einer Pressemitteilung. Wie berichtet, hatte der Aufsichtsrat der Werkstätten im Dezember die Verlängerung des Vertrags von Andres abgelehnt. Die CDU im Römer hatte daraufhin vermutet, Sozialdezernent Martin Berg (SPD) wolle einen qualifizierten Mann abschieben, um seinem persönlichen Referenten Roland Frischkorn die Führungsposition zu verschaffen. Frischkorn hat indessen kein Interesse an der Aufgabe bei den Werkstätten. Nun werde, so die ÖTV, "von interessierter Seite" versucht, "dem Geschäftsführer einen Heiligenschein zu verleihen".
Andres, 1979 unter dem damaligen Sozialdezernenten Karlheinz Trageser (CDU) als Geschäftsführer des Vereins Arbeits- und Erziehungshilfe eingesetzt, betreibe dieses Amt seitdem "selbstherrlich". Als Beispiele nennt die ÖTV den "Streit um Arbeitszeiten" 1985/86, der die Werkstätten rund 20 000 Mark gekostet hat", ferner "das selbstherrliche Einsetzen einer Heimleiterin ohne Mitbestimmung des Betriebsrates" oder das "Rausekeln einer Diätassistentin, die Aufgaben als Reinmachefrau übertragen bekam, bis sie, trotz einstweiliger Verfügung, das Handtuch warf". Im Wohnheim "Praunheimer Mühle" sei vor fünf Jahren zwar die Außenfassade erneuert worden, doch lasse im Sanitärbereich die Sanierung bis heute auf sich warten: "Badewanen ohne Wasseranschlüsse, Duschen ohne Duschwanne", das sei die Situation. Auch stehe seit dem 1. April 1989 auf dem Gelände der Mühle eine 120 Quadratmeter große Wohnung des ehemaligen Einrichtungsleiters leer. "Damit es nicht so auffällt, werden vor dem traditionellen Sommerfest mal eben rasch Gardinen dort aufgehängt", so die ÖTV.
Die Leistungen Andres' seien auch im finanziellen Bereich bemerkenswert: "Da die Geschäftsführung seit Jahren keine Verhandlungen über die Erhöhung der Pflegesätze mit dem Landeswohlfahrtsverband geführt hat, war zum Jahreswechsel 92 / 93 die Zahlung der Löhne und Gehälter in Frage gestellt", wirft die ÖTV dem Geschäftsführer vor. Nur nach Intervention von Martin Berg habe der Verband eine Abschlagszahlung in Höhe von drei Millionen Mark geleistet "und half damit den Praunheimer Werkstätten aus der Klemme".
Andres, von der FR über das Schreiben informiert, wollte zu den Vorwürfe nicht Stellung nehmen. -vau
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Kindertagesstättenprogramm des Landes beschert dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau Zuschüsse in Millionenhöhe. Nach Angaben der sozialpolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag, Evelin Schönhut-Keil, wird der Kreis aus diesem Förderungstopf mit rund 3,5 Millionen Mark unterstützt. Damit könnten 305 Plätze neu geschaffen und 60 Plätze erhalten werden. Der Stadt Hanau bewilligte das Land 455 000 Mark, was wiederum 20 neue Plätze und die Sicherung von 32 Plätzen bedeutet.
Für die Sprecherin der Grünen hat die hessische Landesregierung ihr Versprechen erfüllt, gerade in der Kinderbetreuung deutliche Akzente zu setzen. Im vergangenen Jahr wurden die Mittel im Nachtrags-Investitionsprogramm für die Kindertagesstätten um 70 Millionen Mark gegenüber dem ursprünglichen Haushalt erhöht. Laut Evelin Schönhut- Keil weisen steigende Geburtenzahlen auf einen deutlich zunehmenden Bedarf an Kindertagesplätzen hin. Trotz der massiven Einsparungen auf Bundesebene werde Hessen an diesem Schwerpunkt festhalten. hok
vs DÜSSELDORF, 27. Januar. Ohne dienstrechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen, darf der Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Verkehrsministerium, Heinz Nehrling (SPD), weiter behaupten, seine Familie werde von der Justiz des Landes "im Stil faschistischer Sippenhaftung" verfolgt. Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) mochte am Mittwoch in der Fragestunde des Landtags diese Einschätzung Nehrlings zwar "in keiner Weise billigen", lehnte aber dessen von der Opposition geforderte Entlassung ab.
Rau, der die Vorsitzenden der vier Fraktionen zuvor zu einem vertraulichen Gespräch über den "Fall Nehrling" empfangen hatte, meinte, daß der Staatssekretär in einer "ganz schwierigen persönlichen Situation" sei, die er allerdings selbst herbeigeführt habe. In einer nun schon drei Jahre dauernden Auseinandersetzung mit der Justiz seien Nehrling und seine Familie "wundgerieben", bat Rau den Landtag um Verständnis für die Auslassungen seines Staatssekretärs, obwohl dessen Angriffe gegen die Justiz "unhaltbar und falsch" seien. Nehrling wird von der Opposition vorgeworfen, im Zusammenhang mit einem Strafverfahren gegen seinen Sohn (wegen Erschleichung von Mietbeihilfe) Druck auf die Justizbehörden ausgeübt und sich unzulässigerweise in die Arbeit des Petitionsausschusses eingemischt zu haben, den sein Sohn angerufen hatte. Rau versprach dem Landtag, die Aktivitäten des Staatssekretärs untersuchen zu lassen. Vorher müsse aber noch das Ergebnis der zahlreichen Prozesse abgewartet werden, die die Nehrlings und die Justizbehörden gegeneinander angestrengt haben. Nach seinem bisherigen Kenntnisstand hätten die Justizbehörden Pressionsversuche Nehrlings zugunsten seines Sohnes, "falls es solche Versuche denn gegeben haben sollte", in keinem Fall nachgegeben, versicherte Rau.
Nehrling selbst bestreit, die Justiz zugunsten seines Sohnes unter Druck gesetzt zu haben. Der Staatssekretär tritt Ende März wegen Erreichens der Altersgrenze in den Ruhestand.
(Kommentar auf Seite 3)
FRANKFURT A. M., 27. Januar (FR). Im Osten anfangs Schneeschauer, im Westen später teils Regen, teils Schnee sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen minus vier und zwei, die Tiefstwerte zwischen minus drei und minus neun Grad. Aussichten: im Westen Niederschläge. (Siehe auch Lokalteil)
gra MAINZ, 27. Januar. "Gewöhnung an Arbeit" haben die kommunalen Spitzenverbände in Rheinland-Pfalz für Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber verlangt. Zur "Prüfung der Arbeitsbereitschaft" haben die Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebundes, des Landkreistages sowie des Städtetages in einem der FR vorliegenden Brief gemeinsam "Hilfe des Landes zur Erstattung von Verwaltungskosten" eingefordert. Außerdem regen sie die Einschränkung von Rechten an, die Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber haben. So soll der "Datenschutz im Behördenverkehr für diesen Personenkreis" nicht mehr gelten. Diese Aussagen sind Teil eines Konzeptes, das landesweit "Möglichkeiten der Verhinderung von Asyl- und Sozialhilfemißbrauch" aufweisen soll.
Direktor Reimer Steenbock vom Gemeinde- und Städtebund, der geschäftsführende Direktor des Landkreistages Heinz Dreibus, auch Vorsitzender der Mainzer CDU-Stadtratsfraktion, und Geschäftsführer Schwarting vom Städtetag kritisieren auch die geltenden Gesetze für Fälle von "festgestelltem Sozialhilfemißbrauch und tätlichen Angriffen gegen Sozialhilfesachbearbeiter und Betreuungspersonal". Die vorgesehenen Strafen seien "nicht streng genug", die juristischen Verfahren zu "langwierig". Außerdem wird das Land aufgefordert, "mehr Abschiebehaftplätze bereitzustellen". Es solle nicht "wie bisher" darauf vertrauen, daß Asylbewerber, deren Antrag rechtskräftig abgelehnt worden sei, "aufgrund der Genfer Flüchtlingskonvention ein Bleiberecht haben". Weiter heißt es: "Wir sind gerne bereit, bei den erforderlichen Rechtsänderungen mitzuwirken."
Steenbock hat sich nach Ansicht der SPD-Landtagsfraktion bereits 1991 am "Rande eines Skandals" bewegt, als er in der offiziellen Verbandszeitschrift unter der Überschrift "Oberkante Unterlippe" über die "Sonderrechte" für Asylbewerber bis hin zum "angenehmen Hotelaufenthalt" geschrieben hatte. Die einhellige Empörung führte allerdings nicht zu Konsequenzen.
BAD VILBEL. Zur Teilnahme an einer offenen Meditationsgruppe, die sich ab 4. Februar regelmäßig donnerstags von 20 bis 21 Uhr in den Räumen des Kinderheims in der Pestalozzistraße 8 trifft, lädt der Verein "Möwe Jonathan" ein. Die Teilnahme pro Abend kostet fünf Mark. Ferdinand Klehm leitet die Meditationsgruppe.
Zusammen mit Petra Claus veranstaltet Klehm, Vorstandsmitglied des Vereins und zugleich Heimleiter, einen Workshop zum Thema "Beziehungsklärung". Von Freitag, 19. März, bis Sonntag, 21. März, soll über Beziehungen zu Partnern, Eltern, Kindern und Kollegen gesprochen werden. Die Teilnahme an dem Arbeitskreis kostet 150 Mark.
"Mir bleibt die Luft weg, fällt ein Stein vom Herzen oder hängt etwas zum Halse raus": Sprichwörtliches zum Körper steht im Mittelpunkt eines zweiten Arbeitskreises, der vom 23. bis 25. April stattfindet und ebenfalls von Petra Claus und Ferdinand Klehm geleitet wird. Die Teilnahme kostet hier ebenfalls 150 Mark. Mitzubringen sind eine Wolldecke und dicke Socken. Nähere Auskünfte zu allen drei Veranstaltungen sind bei dem Verein "Möwe Jonathan", Tel. 0 61 01 / 8 30 45, erhältlich. mu
222
Björn Engholm zum Bonner Solidarpakt: "Ein sozialpolitisch unerträgliches, unannehmbares Krümel- paket, aber keine Inhalte: Wofür das alles?" Seite 5.
"Wege zum Selbst" ab der Lindenstraße
KARBEN. Erfahrungsaustausch, Meditation und Vorträge zum spirituellen Weg will der "Wege-Treff" des Wöllstädter Vereins "Wege zum Selbst", Lindenstraße 8 in Nieder-Wöllstadt, Telefon 0 60 34 / 31 04, am heutigen Donnerstag bieten. Dazu lädt Monika Laube-Schulze ein. Weitere Termine sind 25. Februar, 25. März und 29. April, jeweils von 20.15 bis 22.30 Uhr. de
KREIS GROSS-GERAU. Auch die FDP will in den neuen Kreistag. Das unterstrich gestern mittag bei einer Pressekonferenz in Rüsselsheim die liberale Kreisvorsitzende Brigitte Schlüter aus Mörfelden-Walldorf.
Neben den drei im Parlament vertretenen Parteien - der mit absoluter Mehrheit regierenden SPD sowie CDU und Grünen - treten jetzt drei weitere Gruppierungen an. Außer den Freidemokraten, die seit 1981 nicht mehr im Kreistag sitzen und jetzt ein Comeback versuchen, mühen sich noch die "Republikaner" und eine Freie Wählergemeinschaft, die vor allem im Südkreis ihren Schwerpunkt hat.
Selbstbewußt treten die Freidemokraten an, wollen frischen Wind und neue Ideen ins Parlament bringen. Ihr Programm reicht von besserer Wirtschaftsförderung im Kreis bis zur Forderung nach Vereinfachung der Verwaltungsabläufe und Abbau der ausufernden Bürokratie, vom Druck auf die hessische Landesregierung zum Bau einer weiteren hessischen Sondermüllverbrennungsanlage als Entlastung von Biebesheim bis zur Einführung eines Bodeninformationssystems über den Zustand der Böden.
"Wir brauchen jetzt das Vertrauen der Bürger", meinte gestern Brigitte Schlüter. Gezielt setze der Kreisverband auf einen bürgernahen und an der Kommunalpolitik orientierten Wahlkampf. Deshalb verzichte die Kreis-FDP auch bewußt auf den Einsatz von "Großkopfeten". Der bekannte Rüsselsheimer Freidemokrat Hermann Gütlich spöttelte: "Die heulen einem doch nur ihre Sorgen aus Bonn und Wiesbaden vor."
Freilich bleibt es laut Brigitte Schlüter jeder lokalen Parteigliederung überlassen, "Referenten wie Herrn Möllemann oder Frau Schwätzer einzuladen".
Bekannt ist von solchen Einladungen bisher allerdings nichts. cas
wtr BONN, 27. Januar. Vereint haben Christdemokraten und Freidemokraten am Mittwoch weiter versucht, Gerüchten über einen Bruch des Regierungsbündnisses den Boden zu entziehen. Zu Beginn eines Treffens der Koalition nannte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) die vor allem durch Äußerungen von FDP- Chef Otto Graf Lambsdorff ausgelöste Debatte "mehr als schädlich". Aber "wer die Auseinandersetzung haben will, der kann sie haben", fügte der Kanzler hinzu. Die FDP versicherte dem Kanzler dem Vernehmen nach, daß sie "bis zur Bundestagswahl" zur jetzigen Koalition "keine Alternative" sehe.
Bereits vor dem Treffen im Kanzleramt hatte Lambsdorff seine Äußerungen vom Wochenanfang abgeschwächt. Am Montag hatte er von einer "ernsten Lage" für die Koalition geredet, falls die deutschen Soldaten ohne vorherige Verfassungsänderung auf den Awacs-Aufklärungsflugzeugen über der Adria auch im Falle eines Kampfeinsatzes gelassen werden. Äußerungen über eine "Ampelkoalition" aus SPD, FDP und Grünen spielte er herunter. Die hätten sich nur auf die Lage in Brandenburg bezogen. Lambsdorff versicherte, daß die FDP "diese Koalition" wolle.
Auch die Christdemokraten bemühten sich, die Awacs-Frage aus dem Koalitionsstreit zu bringen. Ihr parlamentarischer Geschäftsführer Jürgen Rüttgers sagte, die deutschen Sicherheitsinteressen seien "kein geeigneter Gegenstand für Koalitionsgerassel und Wortgetöse". Mit der Forderung, die "Koalitions- und Personaldebatten" zu beenden, wandte sich Kohl auch an seine eigene Partei. Indirekt meinte er damit auch den CDU/ CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble, der im Nachrichtenmagazin Der Spiegel den Eindruck erweckt hatte, die FDP werde in der Awacs-Frage umfallen, und damit Lambsdorff zu der harten öffentlichen Reaktion provoziert hatte.
Bereits am Dienstag abend hatte Kohl bei der Präsidiumssitzung der CDU seinen Stellvertreter, den sächsischen Innenminister Heinz Eggert, heftig kritisiert. Dieser hatte öffentlich darüber nachgedacht, Parteivorsitz und Bundeskanzleramt voneinander zu trennen. Angaben von CDU-Generalsekretär Perter Hintze zufolge versicherte Eggert dem Präsidium, "falsch interpretiert" worden zu sein. Das Präsidium habe anschließend erklärt, daß die Ämter in einer Hand bleiben und daß man auch so "in die Bundestagswahl 1994 gehen" werde.
OFFENBACH. Drei junge Männer überfielen am Montag kurz vor 20 Uhr einen 43jährigen Offenbacher. Wie die Polizei berichtet, verspürte der Mann auf seinem Nachhauseweg in der Kaiserstraße plötzlich ein dringendes Bedürfnis. Er schlug sich in die Büsche des Büsing- Parks. Dort fielen die drei Unbekannten über ihn her, prügelten ihn und raubten ihm die Geldbörse mit 20 Mark Inhalt. lz
Engholm: SPD hat noch
jr FRANKFURT A. M., 28. Januar. Björn Engholm, SPD-Vorsitzender und Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, fordert für den deutschen Osten "ein Stück Industriepolitik", weil "der Markt es nicht allein bewegt". Die Bundesregierung habe sich in den vergangenen drei Jahren "inhaltlich wie auch personell restlos ins Abseits bewegt", sagte er weiter in einem FR-Interview.
Engholm hält es aus heutiger Sicht für erreichbar, daß die SPD aus den Bundestagswahlen Ende nächsten Jahres als stärkste Partei hervorgeht. Wenn er Kanzler werde und die Regierungsbildung bestimme, sagte Engholm, werde Hauptstoßrichtung seiner Politik die wirtschaftliche Modernisierung und Belebung sein, "mit einer starken ökologischen Komponente" und einem "festen sozialen Netz". Für sich selbst und sein Programm wählte er ein Wahlkampfmotto des US-Präsidenten Bill Clinton. Dessen schönes Motto "putting the people first", die Menschen an den Anfang stellen, müsse "auch für uns gelten". Die SPD habe da noch etwas nachzuliefern. "Wir haben noch nicht alles, was vor allem ökonomisch in der Zukunft nötig ist, richtig griffbereit."
ari KASSEL, 27. Januar. Nicht rechtmäßig war es, daß im Jahr 1991 die in der ehemaligen DDR gezahlten Renten einschließlich der Zusatzversorgung (etwa für die sogenannte Intelligenz) auf höchstens 2010 Mark gekürzt wurden. Dies entschied am Mittwoch das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel, indem es eine solche Art genereller Rentenkürzung verwarf. Laut der Entscheidung des 4. Senates darf die Zusatzversorgung nur dann gekürzt werden, wenn die betroffenen Rentner in "systemnahen" Bereichen (etwa bei SED oder Stasi) tätig waren und deshalb davon ausgegangen werden kann, daß ihnen mit der Zusatzversorgung ungerechtfertigte Privilegien eingeräumt wurden (Az: 4 RA 50/92 u. a.).
Das BSG setzte mit dieser Begründung mehrere Bescheide der Bundesanstalt für Angestellte (BfA), mit denen Renten von teilweise über 4000 Mark monatlich auf 2010 Mark gekürzt worden waren, außer Vollzug und verwies die Verfahren an die Vorinstanz zurück. Die Sozialgerichte sollen feststellen, ob die Rentenkürzungen mit Blick auf Lebenslauf und Tätigkeiten der Kläger gerechtfertigt waren. Die Kläger werden aufgrund des BSG-Urteils zumindest bis zur neuen Entscheidung der Sozialgerichte die ursprünglichen höheren Renten erhalten.
Experten gehen davon aus, daß rund eine Million Bürger der Ex-DDR Anwartschaften auf Zusatzrente haben. Rund 190 000 Rentner mit Zusatzversorgung waren von den Kürzungen betroffen, darunter die drei Kläger, um deren Verfahren es vor dem BSG ging. Einer von ihnen - ein Mediziner, der in einem Krankenhaus der Volkspolizei und später an der Universität in Berlin tätig war - hatte ursprünglich rund 4300 Mark Rente bezogen. Diese war dann im Rahmen der Rentenüberleitung auf 2010 Mark gekürzt worden.
MARBURG. Einen Vertrag über die gentechnische Produktion des blutgerinnungshemmenden Wirkstoffs "Hirudin" in Romainville bei Paris haben die Marburger Behringwerke und die französische Beteiligungsgesellschaft der Frankfurter Hoechst-AG, Roussel-Uclaf, unterzeichnet. Die technisch außerordentlich komplizierte Reinigung der gentechnisch produzierten Eiweißstoffe soll anschließend in Marburg stattfinden.
Auf dem Gebiet der dazu nötigen Filter- und Hochdruckverfahren verfügten die Behringwerke (eine hundertprozentige Hoechst-Tochter) "traditionell über eine große Erfahrung", so Behringsprecher Wolfgang Faust. Die dafür notwendige Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz liege bereits vor.
In der ersten Ausbaustufe seien Investitionen in Höhe von 50 Millionen Mark vorgesehen, etwa ein Drittel davon entfalle auf Marburg. 40 Prozent der allein im Bereich der Hirudin-Produktion entstehenden mehr als hundert Arbeitsplätzen sollen am Standort Marburg zur Verfügung stehen.
Der Entschluß zur Durchführung des gentechnischen Teils der Arbeiten in Frankreich sei "sicher Folge der hiesigen bürokratischen Schwierigkeiten", sagt Sprecher Faust mit Blick auf langwierige Genehmigungsverfahren in Deutschland. Der Ehrlichkeit halber müsse jedoch zugegeben werden, daß Hirudin "nie am Standort Marburg gentechnisch produziert worden wäre", sondern "wenn, dann bei Hoechst".
Roussel-Uclaf arbeite bereits intensiv auf dem Gebiet gentechnisch hergestellter Arzneimittel, verfüge über ein biotechnologisches Forschungszentrum und über geeignete freie Gebäude, wo derzeit die nötigen Anlagen installiert würden.
Hirudin dient zur Behandlung und Vorbeugung von Gefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel, zum Beispiel bei Beinvenenthrombosen oder nach Herzinfarkt. Der Wirkstoff selbst ist nicht neu und wurde bislang aus Blutegeln ("Hirudo Medicinales") gewonnen.
Da für die Behandlung eines einzigen Patienten weit mehr als zehntausend Egel getötet werden müßten, kann Hirudin nach Ansicht von Behring in größeren Mengen nur gentechnisch hergestellt werden. Die weltweite Zulassung des Medikaments streben die deutsch-französischen Produzenten, die sich durch ihre Kooperation einen "deutlichen Wettbewerbsvorteil" und eine rasche Zulassung erhoffen, für die zweite Hälfte der neunziger Jahre an. Derzeit befinde sich Hirudin in der klinischen Prüfung, in der nach Verträglichkeitsprüfungen die Wirksamkeit bei größeren Patientenkollektiven geprüft werde. tap
KRONBERG. Die Einbruchserie der vergangenen Wochen ist aufgeklärt: Wie die Kripo in Bad Homburg gestern mitteilte, sind die Täter am Montag festgenommen worden und haben ein Geständnis abgelegt. Es handelt sich um einen 23jährigen Mann aus Kronberg und einen 28jährigen Eschborner. Beide seien drogenabhängig.
Der 23jährige war in der Nacht zum Montag in der Nähe einer aufgebrochenen Pizzeria und eines Friseursalons in der Schillerstraße festgenommen worden. Später erhielt die Polizei einen Hinweis auf den Eschborner, der sich als Komplize des 23jährigen herausstellte. Beide gaben zu, in mehr als 30 Fällen in Friseurgeschäfte, Blumenläden, Eisdielen, Gaststätten und Pizzerien eingebrichen zu sein. Das Diebesgut - darunter 2000 Rubbellose - machten sie zu Geld, um davon Drogen zu kaufen.
Die beiden kommen aber nicht als Täter für die Einbrüche in Kindergärten und Tankstellen in Frage. Hier bittet die Kripo um Hinweise. ki/esi
Die Wege des hessischen Fußball-Oberligisten SV Wehen und seines Trainers Heinz Wulf werden sich am Saisonende trennen. Wulf kündigte zum 30. Juni 1993, nachdem sich die meisten Spieler über seine Arbeit beklagten, dies aber in mehreren Aussprachen in seinem Beisein nie zum Ausdruck gebracht hatten. Wulf hatte formell einen Vertrag bis 1995, die Fortsetzung der Zusammenarbeit sollte von Jahr zu Jahr entschieden werden.
Mit seinem Schritt hofft Wulf die Mannschaft "wachzurütteln". Ungeachtet dessen wird es in Wehen wohl zum Saisonende zu dem auch von Wulf angestrebten Schnitt kommen und der Klub sich von einem Großteil der älteren Stammspieler trennen. Für die laufende Saison sind nach FR-Informationen alle Bezüge und Prämien vom Vorsitzenden Hankammer "eingefroren". Als Wulf- Nachfolger werden Ramon Berndroth, (Eintracht-Amateure) und Peter Rübenach (Bad Vilbel) gehandelt.
Auch Rot-Weiss Frankfurt muß sich auf Trainersuche begeben, denn Robert Jung betreut die Mannschaft nur noch bis zum Saisonende. Man sei übereingekommen, heißt es in einer Erklärung des Klubs, die Zusammenarbeit nicht über den 30. Juni 1993 hinaus zu verlängern. Im übrigen hat Rot-Weiss die Spieler Michael Rexroth und Holger Dahl fristlos entlassen. Trainer Jung hatte beide nach dem ersten Spiel des Oberliga-Hallenturniers am Wochenende in Höchst aus disziplinarischen Gründen nicht mehr aufgestellt (die FR berichtete).
Ein weiterer Trainerwechsel bahnt sich am Saisonende bei Rot-Weiß Walldorf an. Dort soll der Vertrag mit Kurt Geinzer nicht verlängert werden. Als Nachfolger ist der beim VfB Marburg tätige Timo Zahnleiter im Gespräch. ger/FR
doe FRANKFURT A. M. Auf ihrem Weg vom defizitären Zahlungsabwickler zum umfassenden modernen Geldinstitut hat die Postbank einen Etappensieg errungen. Das Stuttgarter Landgericht wies gestern die Klage neun privater Großbanken gegen die Angebotsausweitung des staatlichen Konkurrenten ab. Nach der Entscheidung darf die Postbank ihren fünf Millionen Girokunden weiterhin einen auf 90 Tage begrenzten Überziehungskredit von maximal 10 000 Mark einräumen. Allerdings wird das private Finanzgewerbe in die Revision gehen. "Grundsätzliche Aspekte" könnten "erst durch einen Spruch des Bundesgerichtshofs oder des Bundesverfassungsgerichtes" geklärt werden, verlautbart der Bundesverband deutscher Banken.
Die privaten Geldriesen (unter anderem Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank) wittern "unlauteren Wettbewerb" hinter der Ausdehnung der Aktivitäten des "blauen" Instituts über das angestammte Feld des Zahlungsverkehrs hinaus. Nicht nur der Mitte 1991 eingeführte Dispokredit ist ihnen ein Dorn im Auge. Vielmehr stören sich die Branchengroßen auch an der beabsichtigten Hereinnahme von Termingeldern sowie dem Verkauf von Investmentzertifikaten und Lebensversicherungen. Schon seit dem vergangenen November bietet die Postbank Sparbriefe an. Dies seien "postfremde Tätigkeiten", die dem Grundgesetz widersprächen. Außerdem werde die Postbank durch ihre Schwester Telekom subventioniert, monieren die Kläger.
Dieser Sicht widersprach das Landgericht nun. Nach seinem Urteil läßt sich eine Angebotsbegrenzung der Postbank aus der Verfassung "nicht ableiten". Im Gegenteil folgen die Stuttgarter Juristen der Argumentation des "blauen" Instituts, derzufolge das Poststrukturgesetz eine Weiterentwicklung der Dienstleistungen "entsprechend den Markterfordernissen" erlaubt: "Die Kammer sieht darin einen Hinweis des Gesetzgebers, daß die Beklagte nicht auf ihre herkömmlichen Dienste beschränkt sein soll".
Es sei nicht Aufgabe des Gerichtes, die wirtschaftspolitische Entscheidung des Gesetzgebers zu überprüfen, heißt es in der Urteilsbegründung. Die Art und Weise, wie die Postbank am Wettbewerb teilnimmt, sei jedoch "nicht zu beanstanden", die Klage daher "unbegründet".
"Wir freuen uns über diesen verbraucherfreundlichen Richterspruch", kommentiert Postbank-Sprecherin Claudia Schmitz. Ihr Haus fühle sich in seiner Politik bestätigt, eigenständige Serviceleistungen und Produkte zu forcieren: "Wenn wir Gewinne machen sollen, müssen wir auch das Werkzeug dazu haben." Das staatliche Geldhaus hatte 1992 einen Rückgang seiner Girokonten um 60 000 auf fünf Millionen hinnehmen müssen und einen Verlust eingefahren, der nur wenig geringer als der des Vorjahres (300 Millionen Mark) sein dürfte.
Die privaten Geldhäuser kontern ihre erstinstanzliche Niederlage mit der Forderung nach einer Privatisierung der Postbank. Wenn das "blaue" Institut das Universalbankgeschäft betreiben wolle, müsse es sich "in vollem Umfang dem Wettbewerb stellen und auf Privilegien aus seinem Sonderstatus verzichten", fordert der Verband. So einfach geht das aber nicht: Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft müßte vom Bundestag beschlossen werden.
FRIEDBERG. Gegen die Umwidmung der Wolfengasse, der Engelsgasse und Teilen der Färbergasse sowie der Haagstraße zwischen Färbergasse und Kaiserstraße zur Fußgängerzone können von den Anwohnern und betroffenen Geschäftsleuten noch bis zum 22. März Einwendungen erhoben werden, teilte Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr mit. Das Stadtparlament hatte beschlossen, die Straßen zu Fußgängerzonen zu widmen. Das Verkehrskonzept des Magistrates sah an diesen Stellen jedoch nur verkehrsberuhigte Zonen vor.
Als 1985 der erste Teil der Altstadt um den Fünffingerplatz zur Fußgängerzone umgestaltet wurde, sei das allerdings problemlos geschehen, räumte Fuhr ein. ieb
Ein Weinkaufmann aus Italien ist am Dienstag mit leeren Taschen in seine Heimat zurückgereist. Der 30jährige wurde gegen 11 Uhr an der Südseite des Hauptbahnhofs von zwei Männer angegriffen und seiner dunkelroten Ledertasche beraubt, in der sich Geschäftseinnahmen in Höhe von 15 000 Mark befanden.
Der Italiener zeigte beim 4. Revier an, er sei zum Zeitpunkt des Überfalls auf dem Weg zu einem Treffen mit seinem Geschäftspartner in einem Hauptbahnhofsrestaurant gewesen. habe
"Wenn das so läuft, was soll denn der Untersuchungsausschuß noch? Wir kriegen ja bei dem Tempo noch nicht mal bis Ende Februar einen Zwischenbericht hin. Und dann kann man eh alles vergessen, denn dann sind Wahlen." Hochroten Kopfes attackierte Björn Uwe Rahlwes, Grünen-Abgeordneter im Verbandstag des Umlandverbands Frankfurt (UVF), am Mittwoch die "Haarspalter" und "Paragraphenreiter" von SPD und CDU. Rahlwes' Vorwurf: Christ- und Sozialdemokraten, die den UVF in Großer Koalition regieren, suchten die Arbeit des Akteneinsichtsausschusses zur sogenannten "Müllgebührenaffäre" zu verschleppen.
Das Gremium hatte sich wenige Minuten vor Rahlwes Zornausbruch konstituiert und Gerhard Liese (CDU) zum Vorsitzenden und Petra Rossbrey-Helfer (SPD) als Vize gewählt. Arbeitsauftrag: 54 dicke Ordner UVF-Akten durchzusehen, die die Geschäftsbeziehungen zwischen Umlandverband und der Firma "Roland Tankbau" aus Pinneberg dokumentieren. Grund, das Material unter die Lupe zu nehmen: Das Fuhrunternehmen hat vom UVF von Mai 1990 bis heute zwölf Millionen Mark dafür kassiert, daß es 90 000 Tonnen Müll, der in der Abfallumladestation des Verbandes angeliefert worden war, vom Bahnhof Gustavsburg auf die Deponie Wicker karrte - Entfernung: 15 Kilometer.
"Ein dilettantischer Deal, bei dem Millionen Steuergelder durch den Schornstein gejagt wurden", sagen die UVF-Grünen.
Ob - und wenn ja, wieviel - Schuld UVF-Abfalldezernent Thomas Rautenberg (SPD) an dem Geschäft trägt, soll der Ausschuß prüfen. Dazu forderte Rahlwes am Mittwoch, zusätzliche Akten und Deponie-Abnahmeverträge beizuziehen; SPD und CDU lehnten ab. Martin Herkströter (CDU): "Das sind doch nur Mätzchen, um politisch Honig zu saugen."
"Nein" sagten die Koalitionsfraktionen auch zur Grünen-Forderung, öffentlich zu tagen. Und sie setzten durch, daß die Akten nur in "gemeinschaftlicher Sitzung" studiert werden dürfen: am 11., 16. und 24. Februar. Die Grünen hatten für ein Verfahren plädiert, bei dem jeder Abgeordnete auch separat die Ordner lesen kann und im Ausschuß nur noch debattiert wird: "Das hätte die Sache beschleunigt."
Auch die Forderung, doch "jetzt gleich" mit dem Lesen der Dokumente zu beginnen, wurde abgelehnt. Man vertagte sich auf 11. Februar. peh
Herr Michael Brinkert, Öffentlichkeitsmitarbeiter beim Deutschen Atomforum, kommentiert Dr. Krawinkels Bericht über die Bemühungen der dänischen Regierung um eine anerkannt vernünftige und weithin bewunderte Energie- und Umweltpolitik herablassend als "Mythos vom Energiewunder Dänemark" (FR/ FRA vom 21. 1. 1993 "Pläne und Absichten der dänischen Regierung").
Herr Brinkert führt an, daß wir unseren Strom zu über 90 Prozent in Kohlekraftwerken erzeugen. Falsch: Diese Zahl berücksichtigt nicht den Anteil der Kraftwärmeproduktion, deren Gesamtwirkungsgrad 1991 53,4 Prozent ausmachte. Die CO2-Emission beträgt daher nur etwa 650 g/KWh und nicht 900 g/KWh.
Im April 1990 hat die dänische Regierung den Energieplan 2000 beschlossen, der verbindlich vorsieht, die CO2-Emissionen um ca. 20 Prozent bis zum Jahre 2005 zu reduzieren. Die notwendigen Maßnahmen bestehen in einer weiteren Effizienzsteigerung unseres Energiesystems sowie in einem stärkeren Einsatz von Erdgas und erneuerbarer Energien, auch bei der Stromerzeugung, und in dem Verbot gegen weiteren Kapazitätsausbau auf Kohlebasis.
Bezogen auf das Basisjahr 1987 betrugen die spezifischen CO2-Emissionen pro Kopf in Dänemark und Westdeutschland (nach einer Studie des Darmstädter Instituts Wohnen und Umwelt) etwa 11,5 t, in Dänemark jedoch ohne Atomkraft, die in Deutschland mit über 30 Prozent zur Stromproduktion beiträgt.
Wind-, Wasser- und Sonnenanteil an der Stromerzeugung in Dänemark beziffert Herr Brinkert mit 0,5 Prozent. Falsch: Der Anteil für Windstrom betrug 1991 knapp 2,5 Prozent und ist 1992 weiter gestiegen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergiebedarf betrug 1991 knapp 6 Prozent, lag also über dem deutschen Niveau.
Auch unsere Nettoimportquoten für Strom sind falsch angegeben: Wir importieren nicht 35 Prozent der elektrischen Energie aus Norwegen und Schweden. Lediglich in den Jahren 1989 und 1990 hat Dänemark in größerem Umfang Strom (Nettoimportquote 29 bzw. 21 Prozent) aus den übrigen skandinavischen Ländern bezogen, da aufgrund der relativ milden Winter und reichlicher Niederschläge norwegischer Wasserkraftstrom zu sehr günstigen Preisen eingekauft werden konnte. In diesen Jahren fielen die spezifischen CO2-Emmissionen in Dänemark auf unter 10 t je Einwohner und Jahr.
Eine weitere Reduktion der Kohlendioxydemissionen erreichen wir durch fortgesetzte Energieeinsparung (unser Stromverbrauch z. B. stieg 1992 mit nur 1 Prozent), durch Brennstoffumlegung von Kohle auf Erdgas und Biomasse, mehr Windkraft, verstärkte Verbraucherinformation und durch die neulich durchgeführte Gesetzgebung zur Kohlendioxydsteuer.
Dies ist unser Beitrag zu der "sachlichen Diskussion ohne liebgewonnene Mythen", zu der Herr Brinkert in seinem Kommentar aufruft.
Eva Elbaek-Jørgensen (Dänisches Energieministerium), Kopenhagen
Alle Formen von Liebe, Leiden und Wahnsinn forderte er einst für das eigene Leben wie die Lyrik ein: Arthur Rimbaud (1854-1891), Dichtergenie im Zeichen des Symbolismus und zeitlebens Rebell gegen Bürgermoral, Kirche und Ratio. Von Eros, Exotik und dem Rauschen aller Sinne waren die (Prosa-)Verse des Bohemiens aus Nordfrankreich geprägt; von Fernweh und rastloser Wanderschaft, die ihn quer durch Europa und bis nach Indien, Arabien und Nordafrika trieb, seine nicht nur wegen der Liebschaft (und dem Zusammenleben) mit dem Dichterkollegen Verlaine skandalumwitterte Vita.
Filme aus dem Geiste Rimbauds, Filme, "in denen sich etwas von Rimbauds Denk- und Empfindungsvermögen niedergeschlagen hat", sind am kommenden Wochenende im Kommunalen Kino en bloczu sehen: Unter dem Titel "Rimbaud und das Kino" hat der Münchner Filmjournalist Fritz Göttler ein reizvolles Programm aus vornehmlich Abenteuerfilmen und Roadmovies zusammengestellt.
Nicht nur der radikal existentialisti- sche Lebensentwurf und die mit Aufhebung von Kunst in Lebenspraxis verwirklichte Avantgarde haben Göttler an dem Poet fasziniert: Für den Filmjournalisten ist Rimbaud ein "Teil der Prähistoire des Kinos" selbst, denn der Vagabund, der sich in den kunsttheoretischen Schriften selbst als "Seher" bezeichnete, sei in Leben und Dichtung nicht intro-, sondern extrem extravertiert gewesen. Rimbaud habe sich für Bilder und Fotos ebenso wie für die Erschließung neuer Bewußtseinswelten interessiert, den Blick stets nach außen gerichtet und damit einem der Entstehungs- und Bewegungsgesetze des Kinos überhaupt entsprochen - obwohl (oder vielleicht gerade weil) er nach der Veröffentlichung seines programmatischen Versbandes "Eine Saison in der Hölle" (1873) - alle anderen Werke sind posthum erschienen - schon früh das literarische Schweigen wählte.
Diesen Seh- und Sinnzusammenhängen will Göttler am Wochenende mit seiner Filmauswahl für das Kommunale Kino nachspüren. Die zwei US-Abenteuerfilme, beide, Raoul Walsh' "Distant Drums" von 1951, Nicholas Rays' "Wind Across the everglades" von 1958, in den Everglades-Sümpfen von Florida "on location" gedreht, sind als Reibungspunkte mit des Poeten Exotismus, Fernweh und seinem oft mystisch idealisierten Eintauchen in die Natur ausgewählt worden. Während Ernst-August Zurborns Film "Ein Treffen mit Rimbaud" (1987), in dem eine junge Anhalterin zusammen mit einem alten Gangster gen Süden unterwegs ist, Elemente eines metaphisch angehauchten Krimis mit Erzählmustern des Road-movie verbindet, ist "Arthur Rimbaud, une biographie" (1991) eine akribische Spurensuche des Schweizer Dokumentaristen Richard Dindo. Von vollends entfesselten Leidenschaften und Trieben handelt dann Jean-Luc Godards Nouvelle-Vague-Klassiker "Pierrot le Fou" (1965), in dem Jean-Paul Belmondo und Anna Karina auf unwiderstehliche Manier eine "amour fou" zwischen Fegefeuer und Paradies leben, und die Endzeitvision "Mauvais Sang" (1986, hierzulande "Die Nacht ist jung") des derzeit gefeierten, sich explizit auf Rimbaud berufenden Leos Carax'. In alle Filme, durch deren kompakte Vorführung an einem Wochenende die Kontinuität des Sehens hergestellt werden soll, wird Fritz Göttler mit einem Kommentar und Texten von Rimbaud einführen; nach den Filmen soll die Möglichkeit zur Diskussion bestehen. oll
Mit einer "Bombenstimmung" rechnen die Verantwortlichen der Eschbacher Bomber für das Wochenende in der Halle am Massenheimer Weg in Ober-Eschbach. Und man darf davon ausgehen, daß sich ihre Erwartungen erfüllen, denn über 400 junge Fußballer und ihre Fans sollten in der Lage sein, die Sporthalle in ein "Tollhaus" zu verwandeln. Wie immer weht bei den Bombern ein Hauch von Bundesligaluft, denn die Eschbacher haben sich prominente Gäste zu ihren insgesamt vier Turnieren geladen. Am Samstagmorgen werden zunächst E- Jugend-Teams aus dem näheren Umkreis um den "Graby-Wanderpokal" spielen, der um 12.30 Uhr an den Sieger überreicht wird. Im Turnier um den Wanderpokal des "Homburger Brezel-Burschen" und den "Hewlett-Packard-Supercup" greifen dann ab 14.30 Uhr bereits bundesweite Größen wie Fortuna Düsseldorf, Kickers Offenbach und der Karlsruher SC ins Geschehen ein.
Besonders die E-Jugend der Düsseldorfer Fortunen machte in diesem Jahr bereits von sich reden und sammelte bei drei hochkarätig besetzten Turnieren drei Siege und 34:0 Punkte. Diese jungen Kicker verstehen mit dem Ball umzugehen und werden die Zuschauer sicher auf ihre Kosten kommen lassen. Mit der Siegerehrung um 19.30 Uhr ist das Wochenende im Zeichen des Jugendfußballs noch lange nicht beendet, denn am Sonntag geht es um 9 Uhr mit dem dritten E- Jugend-Turnier, einer gelungenen Mischung aus lokalen und überregionalen Spitzenklubs, weiter. Zum Abschluß dürfen ab 14.20 Uhr die F-Jugend-Mannschaften ran. Obwohl die Kicker der Frankfurter Eintracht und der Offenbacher Kickers mit von der Partie sind, dürfen sich die Bomber Hoffnungen auf den Wanderpokal der "Gaststätte zum Taunus" machen, denn nach dem Finalsieg über den OFC im Vorjahr sind sie Titelverteidiger. Es sind keineswegs immer die "Großen", die bei den "Kleinen" ganz groß rauskommen.
Der erfahrene Organisator Heinz- Georg Marek wird mit seiner "Crew" dafür Sorge tragen, daß auch die Zuschauer rundum gut versorgt werden. Bekanntlich sind die Bomber ja auch auf dem Bewirtungssektor stets für eine Überraschung gut. Bad Homburgs Bürgermeister Wolfgang Assmann und Sportamtsleiter Udo Walther unterstützen die Eschbacher Bomber und die jungen Fußballer, indem sie die Schiedsrichterkosten übernehmen und 300 Mark für die Anschaffung der Pokale zur Verfügung stellten. Daß eines der angetretenen Teams leer ausgeht, das gibt es bei den Eschbacher Bombern nicht. Was nun noch fehlt für einen rechten "Budenzauber", daß ist eine stattliche Kulisse. Damit dürfte angesichts des Gebotenen sicher zu rechnen sein.
E-JUGEND-TURNIER UM DEN "GRABY-POKAL" (Samstag), Gruppe I: JSG Oberursel, JFC Neu-Anspach, TV Burgholzhausen, Eschbacher Bomber III.
Gruppe II: Eintracht Frankfurt II, DJK Helvetia Kirdorf, Eschbacher Bomber II.
E-JUGEND-TURNIER UM DEN POKAL DES BREZELBURSCHEN (Samstag), Gruppe I: Karlsruher SC, Fortuna Düsseldorf I, Kickers Offenbach, TSG Pfaffenwiesbach.
Gruppe II: Eintracht Frankfurt, Bayer 05 Uerdingen, Fortuna Düsseldorf II, Eschbacher Bomber I.
E-JUGEND-TURNIER (Sonntag), Gruppe I: Fortuna Düsseldorf I, Viktoria Griesheim, VfB Friedberg, TuS Nieder-Eschbach.
Gruppe II: Bayer 05 Uerdingen, Fortuna Düsseldorf II, TSG Nieder-Erlenbach, Eschbacher Bomber.
F-JUGEND-TURNIER UM DEN POKAL "ZUM TAUNUS" (Sonntag), Gruppe I: Eintracht Frankfurt, TSG Pfaffenwiesbach, VfB Friedberg.
Gruppe II: Kickers Offenbach, JSG Oberursel, TSG Nieder-Erlenbach, TuS Nieder-Eschbach. ina
&blt; Dietz-Güttler-Walsdorff Die Jazz Initiative Frankfurt startet am Freitag, 29. Januar, um 20.30 Uhr, eine neue Reihe mit monatlich stattfindenden Clubkonzerten. Das Dietz-Güttler-Walsdorff Projekt präsentiert zum Auftakt Eigenkompositionen unter dem Motto "We Love Jazz". Veranstaltungsort ist das Steinerne Haus in Sachsenhausen, Klappergasse 3. &blt; Das Medusenkind Das Institut Français lädt für Freitag, 29. Januar, um 19.30 Uhr, zu einer deutsch-französischen Lesung mit Sylvie Germain ein. Die Schriftstellerin liest aus ihrem neuen Roman "L'Enfant Méduse". Sie gehört der fantastischen, barocken Richtung der jungen französischen Literatur an. Ort der Lesung: Zentralbibliothek, Zeil 17-19. &blt; "Kann denn Liebe Sünde sein?" In der Schmiere im Karmeliterkloster findet am Freitag, 29. Januar, sowie am Sonntag, 14. Februar, ein Chansonabend mit Rica Westenberger statt. Sie singt Lieder von Zarah Leander über Friedrich Hollaender bis Kurt Weill. Begleitet wird die Chanteuse von Carmela Reinert am Klavier und Marc André Haller am Kontrabaß. Beginn jeweils um 20.30 Uhr. &blt; Benefizkonzert der Freimaurer In der Reihe ,forum finkenhof&rquote; veranstaltet die Johannisloge heute abend um 20 Uhr in der Finkenhofstraße 17 ein Wohltätigkeitskonzert für den Verein "Hilfe für krebskranke Kinder". Das Ensemble Masonii Camerata Concertans bringt Werke von Strauß, Schönberg, Berg und Webern zu Gehör. &blt; Good Vibes im Club Russ Spiegel gastiert heute abend um 20 Uhr zusammen mit Christoph Aupperle im Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5. Das Duo hat vor das Publikum durch die besonderen Klänge eines Vibraphons gemischt mit den Tönen einer Gitarre zu verzaubern. Der Eintritt ist frei. &blt; Theater über Fremdenfeindlichkeit Das Stück "Aysche und Richard" von Peter Slavik, wird am 29. und 30. Januar zum letzten Mal auf der TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35. Beginn jeweils um 20.30 Uhr. Danach finden eine Reihe von Gastspielen in Schulen und Jugendeinrichtungen statt. &blt; Theater "hot & blue" Dirk Grunewald, Tobias Krechel und Henning Fritsch stellen sich am Freitag und Samstag, jeweils um 20 Uhr, im Gallustheater, Krifteler Straße 55, mit ihrer dritten Produktion vor. Nonsens und satirische Elemente sind ebenso Bestandteil ihres Programms wie spritzige Schlager. &blt; Balladentänze & Walzer Das Frankfurter Folklore-Tanzensemble lädt alle tanzerfahrenen Laien zu einem Seminar über Tanzgeschichte mit Aenne Goldschmidt ein. Am Freitag ab 18.30 Uhr geht es um "Balladentänze des Mittelalters", am Sonntag ab 16.30 lautet das Thema "Stilarten des Walzers". Veranstaltungsort ist der Gemeindesaal in der Sonderhausstraße 51. Anmeldungen unter Tel. 069 / 61 25 78. &blt; Geburtstagsfeier für J. G. Seume Am Freitag findet anläßlich des 230. Geburtstags des Schriftstellers Johann Gottfried Seume in der Kneipe Mampf, Sandweg 64, eine Feier statt, bei der kurzweilige Kneipen- und Herbergserfahrungen des reiselustigen Poeten dargebracht werden. &blt; Kunst für bosnische Frauen Der Bundesverband Bildender Künstler veranstaltet bis zum 7. Februar täglich von 15 bis 20 Uhr in der Galerie Baby K., Hanauer Landstraße 139, eine Verkaufsausstellung zugunsten der vergewaltigten bosnischen Frauen. Heute um abend um 19 Uhr wird die Schau eröffnet. &blt; Musik Film Fest in Wiesbaden Vom 29. bis zum 31. Januar findet im Archivkino Caligari, Marktplatz 9, ein Musikfilmfestival. Zur Eröffnung am Freitag, um 20 Uhr, werden Kurzfilme von The Velvet Underground, Andy Warhol und das Cinema Psychedelia gezeigt, um 22.30 Uhr, steht "Frank Zappa: 200 Motels" auf dem Programm. &blt; Musikfestival in Neu-Isenburg ,tsARTnokFestival&rquote; ist ein Konzert überschrieben, daß am Freitag in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg stattfindet. Angekündigt haben sich die Bands Die Hexen, Substanz T, Violet Second und Wolfsheim. Einlaß ab 20 Uhr. &blt; "Zazou und die Swing-Boys" Eine Musikalische Chronik von Jéròme Savary wird am Freitag im Hessischen Staatstheater in Wiesbaden von Mitgliedern des Jugend-Club-Theaters aufgeführt. Vorstellungsbeginn ist um 19.30 Uhr. Kartenvorbestellungen unter Tel. 06 11 / 132 269.
Obwohl die Stadt jeden Pfennig umdrehen muß, läßt sie die Berufsfeuerwehr nicht verkommen. Jetzt präsentierten die Brandschützer im Hof der Feuerwache 1 ihre neueste technische Errungenschaft: Einen Kran, der bis zu 30 Tonnen heben kann und dessen Teleskopausleger eine Höhe von 32 Metern erreicht. Stadtrat Tom Koenigs, im Römer auch für die Feuerwehr verantwortlich, mit süffisantem Unterton: "Wir können ihn auch bezahlen."
Bevor der Vertrag mit dem renommierten deutschen Hersteller geschlossen wurde, hat die Branddirektion aber hart verhandelt. Schließlich gelang es ihr, den Kaufpreis unter die Million zu drücken: Es wurden 950 000 Mark überwiesen.
Obwohl Frankfurt bei den Herstellern als das "Mekka der Feuerwehrtechnik" gilt, übernimmt die Stadt diesmal keine Pionierrolle. Der "All-Terrain-Kran", so die Typenbezeichnung für das mit vier Hydraulikbeinen ausgestattete Fahrzeug, wird bereits von zehn bundesdeutschen Berufsfeuerwehren eingesetzt. Die Frankfurter haben etwas eingekauft, was sich andernorts schon zwei Jahre bewährt hat.
Das Gerät wird nach Darstellung Günter Burbaums, des am Freitag aus dem Amt scheidenden Chefs der Branddirektion, im Schnitt einmal pro Woche gebraucht. Der Riesenkran ist in der Lage, bei Verkehrsunfällen ganze Lastzüge an den Haken zu nehmen oder auch umgestürzte Straßenbahnen zu bergen. An ihm können Rettungskörbe oder auch Mulden zum Abtransport von Brandschutt befestigt werden.
Die Anschaffung war überfällig. Bislang arbeitete die Berufsfeuerwehr nämlich mit zwei Kränen des Baujahres 1978. Deren Betriebskosten überschritten zuletzt im Jahr die 200 000-Mark-Grenze. Die "Oldies" werden jetzt auf dem freien Markt angeboten. Die Branddirektion rechnet mit einem Erlös von mindestens 100 000 Mark.
Der Auftritt des Stadtrates im Hof der Feuerwehrzentrale in der Hanauer Landstraße wurde zur Fahrzeugschau. Tom Koenigs ließ sich - in Geberlaune - auch vor zwei Löschfahrzeugen ablichten, die von der Branddirektion an die Freiwilligen Feuerwehren in Höchst und Hausen abgegeben werden. habe
LIMBURG. Die zermürbenden Streitigkeiten um die Grünen-Kreisbeigeordnete Gerda Pfahl, die im vergangenen November nach der sommerlichen Ohrfeigenaffäre letztlich in der Abwahl der unbeliebt gewordenen Umweltdezernentin gipfelten, haben in den Reihen der Ökofraktion deutliche Spuren hinterlassen. Nach vier Jahren rot-grüner Regierungsarbeit im traditionell konservativ geprägten Landkreis Limburg-Weilburg blickt die Koalition um den sozialdemokratischen Landrat Manfred Fluck einer ungewissen Zukunft entgegen.
Angetreten mit dem Vorsatz, "im Schatten des Domes" ökologische Politikakzente zu setzen, waren die Grünen vor allem an sich selbst gescheitert. In dem 161 489 Einwohner zählenden Gemeindeverband zwischen Löhnberg und Selters, Hadamar und Weilmünster sorgte die fünf Abgeordnete starke Fraktion mit ihrem von Landes- und Kreisverband wiederholt gescholtenen Hang zur "Nabelschau" für viel Verdruß. Es hatte den Anschein, als sei eine Kooperation mit der Kreisbeigeordneten Pfahl einfach nicht möglich. Auch der spektakuläre Rückzug von vier Fraktionsmitgliedern bei Halbzeit der Legislaturperiode konnte an dem vergifteten Klima nur wenig ändern. Bereits wenige Wochen später hatten auch die "Nachrücker" resigniert.
"Die Grünen im Kreis", schrieb Leo Vanecek von der Limburger Stadtverordnetenfraktion in einem offenen Brief, "stehen vor einem Scherbenhaufen." Der Ökopartei an der Lahn, die 1989 mit 6,9 Prozent der Stimmen ein Mandat hinzugewinnen konnte, fällt es schwer, Optimismus zu verbreiten. Es ist viel Frust spürbar in dem 85 Mitglieder starken Kreisverband. "Im November bei der Aufstellung der neuen Kreistagsliste überlegten wir uns, ob es nicht sinnvoll sei, eine schöpferische Pause einzulegen", sagt Spitzenkandidatin Ingrid Beck-Jung.
Was Wunder, daß die in die Oppositionsrolle gedrängten Christdemokraten (mit 45 Prozent der Stimmen erhielten sie 1989 ebenso wie die SPD 33 Sitze) davon zu profitieren hoffen. Für Fraktionschef Manfred Langner "ist es an der Zeit, das vier Jahre währende rot-grüne Theater zu beenden". Die Kreispolitiker um den Spitzenkandidaten und vormaligen hessischen Umweltminister Karlheinz Weimar streben mit Macht wieder die "Sachmehrheit" im Kreistag an. Den Wählern verspricht die Union, die "Abfallpolitik neu zu ordnen", sie fordert ein flächendeckendes Konzept für die Kompostierung und möchte den Städten und Gemeinden mit einer Senkung der Kreisumlage finanziell unter die Arme greifen. Der Kreis, kritisiert Langner, "schwimmt in den Einnahmen und verspürt keinen Sparzwang".
Zugute kommen könnte ihr, daß es innerhalb der Koalition im Limburger Kreistag derzeit deutlich hörbar knistert. Nicht nur beim Schnellbahnbau Frankfurt-Köln sind sich Grüne und SPD alles andere als grün. Während sich die Sozialdemokraten im Schulterschluß mit der CDU (Langner: "Wir verweigern uns keineswegs") für die Schnellbahnstrecke Köln-Frankfurt mit einem Halt in Limburg-Eschhofen stark machen, lehnt die Ökopartei das Verkehrsprojekt grundsätzlich ab. Für den Fall, daß künftig doch ICE-Züge auf der neuen Trasse fahren sollten, plädieren die Grünen für einen Halt im Limburger Bahnhof, "damit mit dem direkten Anschluß an die Strecke Koblenz-Gießen sowohl die Zukunft des ICE-Halts Limburg als auch die der Lahntalbahn gewährleistet ist".
Der Entwurf des neuen Kreishaushalts sorgt jetzt für neuen Zündstoff: Die Grünen kritisieren den geplanten und rund 2,2 Millionen Mark teuren Ausbau der Kreisstraße Allendorf - Hasselbach als "ökologischen Mißgriff". Sie wollen eine zusätzliche Stelle im Umweltamt, das Projekt "Frauennotruf" als eigenen Posten im Verwaltungshaushalt gekennzeichnet und dafür die Zuschüsse für Vereinsübungsleiter in den Kreisausgleichsstock überführt sehen.
Und die SPD? Landrat Manfred Fluck, mit dem 1989 erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Sozialdemokraten einen Verwaltungschef im Kreis Limburg-Weilburg stellen, freut sich derweilen über "geordnete Kreisfinanzen" und einen "erstmals ausgeglichenen Haushalt". Der Rechtsanwalt und Notar, Nachfolger von Georg Wuermeling (CDU), hat viel von seiner "freiberuflichen und wirtschaftlichen Ausrichtung" ins Kreishaus mitgenommen. "Wirtschaftlich denken", heißt eine seiner Maximen.
Die Probleme des Kreises zwischen Taunus und Westerwald hängen in der Tat eng mit der schwachen Wirtschaftsstruktur zusammen. Allein 13 000 Menschen pendeln täglich zu ihren Arbeitsplätzen im Rhein-Main-Gebiet. Nur unter diesem Aspekt lassen sich die niedrigen Arbeitslosenquoten (im Sommer 1992 3,9 Prozent, derzeit 5,7 Prozent) werten. Mit der neu zu gründenden Wirtschaftsfördergesellschaft Limburg-Weilburg-Diez erhofft sich Fluck wesentliche Impulse zur Ansiedlung neuer Betriebe. Nach dem Prinzip des "Runden Tisches" sollen Anträge potentieller Bauherren und Investoren "unbürokratisch und schnell" bearbeitet werden.
Ob die SPD diese Ideen künftig mit den Grünen zu realisieren anstrebt, bleibt abzuwarten. Für Manfred Fluck hatte die rot-grüne Zusammenarbeit eher den Charakter eines Zweckbündnisses. Die Wahll jedenfalls, darin sind sich die im Kreistag vertretenen Parteien einig, verspricht, spannend zu werden.
Neben dem erwarteten Kopf-an-Kopf- Rennen von SPD und CDU kämpfen die Grünen, die Freien Wähler (die erstmals kandidieren), die FDP und die "Republikaner" um den Einzug in den Kreistag. Verständlich, daß sich bei diesem ungewissen Ausgang noch niemand auf mögliche Koalitionen festlegen will. "Jede Konstellation mit demokratischen Parteien und Gruppierungen ist denkbar", sagt Landrat Fluck. VOLKER TRUNK
Die Saisonerwartungen der Hanauer Hockeyspieler könnten bereits annähernd erfüllt, die Teilnahme an der Aufstiegsrunde in greifbare Nähe gerückt sein, wenn die Hanauer nur in fremden Hallen nur annähernd so souverän auftrumpfen wie auf dem Parkett der heimischen Halle an den Güntherteichen. Dort fühlen sie sich ganz offenbar wohl, die Regionalliga-Hockeyspieler um Spielertrainer Harald Koch.
Aber wehe, sie müssen reisen: Kein einziger Sieg und die ernüchternde Bilanz von 1:9 Punkten schlägt auswärts zu Buche. Alleine mit den regelmäßigen Galavorstellungen in Hanau (8:2) jedoch sind die Ziele des HTHC nicht zu realisieren, und angesichts der gravierenden Auswärtsschwäche gilt es für Harald Koch gar darauf zu achten, daß sein Team nicht in den Abstiegsstrudel hineingerät. Zumal am Samstag (16 Uhr) in Rüsselsheim ein Auswärtsspiel auf dem Programm steht . . .
Beim bisherigen Schlußlicht HC Heidelberg sah es am Samstag zunächst nach einer Aufbesserung der Auswärtsbilanz aus. Durch Treffer von Carsten Eimer (2), Harald Koch, Jens Ritter und Harald Tauchert führten die Hanauer zur Pause mit 5:3. Doch die zweite Hälfte begann schlecht für die Gäste, und erst in der 46. Minute gelang Niels Höra der Treffer zum 6:5. Die erneute Führung besorgte nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich Eimer in der 53. Minute. Doch in der entscheidenden Schlußphase trafen nur noch die Heidelberger: Während Jens und Joachim Ritter sowie Eimer gute Chancen vertaten, trafen die Gastgeber dreimal und drehten den Spieß noch um.
In der Güntherteich-Halle wirkte das Team tags darauf zunächst etwas schläfrig und geriet mit 0:2 ins Hintertreffen. Doch von der 22. bis zur 60. Minute präsentierten sich die Hanauer hellwach und boten den 150 Zuschauern eine Galavorstellung. Harald Koch war voll des Lobes und freute sich über die gute Chancenauswertung durch Jan Schmidt (3), Carsten Eimer (3), Marco Jankowsky (2), Harald Tauchert, Jens Ritter, Niels Höra und den Trainer selbst.
Ökonomischer wäre es jedoch gewesen, ein paar der zwölf sehenswerten Tore auf den Samstag zu verlegen. Vielleicht kann der "Auswärtskomplex" ja in Rüsselsheim gebrochen werden. Die Fahrt in die Autostadt ist ja nicht allzu weit . . .
1. THC HANAU: Kait Bachmann, Christian Josenhans (Tor); Harald Koch, Wolfgang Koch, Sören Mertens, Jan Schmidt, Joachim Ritter, Marco Jankowsky, Harald Tauchert, Jens Ritter, Carsten Eimer, Niels Höra ina
Der Bundesligaaufstieg ist zwar für die Ringer des AV Schaafheim nicht mehr zu bewerkstelligen, doch sie können ihren Fans zum Abschluß der bisher erfolgreichsten Saison im Rahmen der Bundesliga-Aufstiegskämpfe noch zwei großartige Gegner in der eigenen Halle präsentieren. Die AV-Staffel kann sogar noch die Aufstiegsfrage beeinflussen, denn die beiden Konkurrenten um den Sieg in der Qualifikation und den damit verbundenen Aufstieg ins deutsche Oberhaus werden sich innerhalb der kommenden acht Tage in Schaafheim vorstellen. Am Samstag (19.30 Uhr, Kulturhalle) reist zunächst der KSV Köllerbach an. Die Köllerbacher liegen derzeit einen Punkt hinter dem TKSV Bonn-Duisdorf auf dem zweiten Rang und benötigen einen Sieg in Schaafheim ebenso wie die Schützenhilfe des AV am abschließenden Kampftag.
Die Schaafheimer haben mit der 14:19- Niederlage in Halle auch die letzte theoretische Chance auf den Aufstieg vergeben. Ohne den erkrankten Bantamgewichtler Reinhard Markgraf sowie die verletzten Engin Ürün und Ringertrainer Mario Gattnar konnte der AV den Hinkampferfolg gegen die Hallenser nicht wiederholen. Im Papiergewicht trat Patrick Bertram an und wurde ebenso wie Achim Sauerwein im Federgewicht geschultert. Die beiden Jugendringer gaben ihr bestes, mußten aber vier Mannschaftspunkte abgeben. Da auch Ralf Markgraf (2:4 gegen Klemenz), sowie die Brüder Normen und Peter Krautwurst (jeweils 2,5 Mannschaftspunkte) unterlagen, genügten die vier Erfolge der Schaafheimer nicht. Holger Kartschall kam gegen den übergewichtigen Enrico Berg kampflos zu vier Punkten, Siggi Sauer überzeugte gegen Crone und Ringertrainer Tino Hempel siegte sicher mit 15:0 gegen Eckert. Überraschend steuerte Schwergewichtler Bernd Fröhlich durch sein 1:0 über Cechol zwei Zähler bei. Dies alles genügte nicht, macht deutlich, daß der AV in Bestbesetzung hätte siegen können.
Am Samstag hoffen zumindest Mario Gattnar und Reinhard Markgraf wieder dabeizusein, während Engin Ürüns Verletzung doch schwererwiegend zu sein scheint. ina
FRIEDRICHSDORF. Die akustischen Spiele von Frank Leissring, deren Inhalt und Ursprung die künstlerisch-technische Auseinandersetzung und Umformung des Phänomens "Wasser" ist, bilden den Hintergrund einer Erzählung von Leonie See mit dem Titel "Kurons Wanderungen". Die Schrifstellerin wird Auszüge daraus am Freitag, 29. Januar, 20 Uhr in "Garnier's Keller" lesen. Außerdem wir die Tänzerin Celia Rojas zu einer Musik tanzen, die Frank Leissring aus Wasser-Tönen gezaubert hat. Die Veranstaltung ist als Ergänzung zu der Dokumentation von Leissrings Arbeit gedacht, die im Stadthaus gezeigt wird. (Siehe auch Galerien- Information auf dieser Seite.) s
Nachdem die Ringer des FSV Münster bei den Bezirksmeisterschaften der Männer, A- und B-Jugend bereits im freien Stil 15 Medaillen gesammelt hatten, fügten sie ihrer Sammlung nun bei den Wettkämpfen im klassischen Stil 18 hinzu. Die FSV-Athleten beherrschten in Abwesenheit der Ringer des AV Schaafheim, der in der Bundesliga-Aufstiegsrunde engagiert war, das Teilnehmerfeld. Elf Goldmedaillen gewann der FSV.
Eifrigster Medaillensammler des FSV- Teams war Thomas Wörner, der angesichts des Gewichtes von vier Goldmedaillen nur noch mit Mühe gerade laufen kann. Der junge Münsterer startete sowohl im freien als auch im griechisch- römischen Stil bei den A-Jugendlichen und den Männern. Zu Doppelsiegen im freien und klassischen Stil kamen ferner Klaus Schmitt, Klaus Roth und Thomas Winter in den schweren Gewichtsklassen.
Am kommenden Wochenende werden in Hösbach die ersten Medaillen der Hessenmeisterschaften vergeben. Samstags ab 14.30 Uhr und sonntags ab 10 Uhr geht es in Hösbach um Medaillen. ina
BEZIRKSMEISTER des FSV Münster, klassischer Stil: Thomas Wörner (Fliegengewicht Männer und Jugend), Holger Rauscher (Bantamgewicht), Harald Hört (Federgewicht), Hasan Günay (Leichtgewicht), Lubos Jelinek (Weltergewicht), Dieter Löbig (Mittelgewicht), Klaus Schmitt (Halbschwergewicht), Klaus Roth (Schwergewicht), Thomas Winter (Superschwergewicht), Axel Wandinger (A-Jugend bis 68 Kilo).
Dokumentation über Gefangene MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kulturausschuß trifft sich heute Donnerstag, 28. Januar, um 13.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Hanauer Landratsamtes. Dabei geht es auch um das Erarbeiten einer "Dokumentation zum Schicksal der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, der Flüchtlinge und Vertriebenen im Main-Kinzig-Kreis".
Der Platz am Schwarzbachweg in Hausen wird wohl in nächster Zeit ausschließlich zum Trainieren genutzt werden. Die dort beheimateten Teutonen wurden nämlich vom Bezirksrechtsausschuß im zweiten Verfahren über die Zwischenfälle beim Spiel gegen Hanau 93 mit einer vierwöchigen Platzsperre belegt und wird den Auftakt-"Schlager" gegen den TSV Lämmerspiel auf neutralem Platz, wahrscheinlich der Obertshausener Sportanlage, austragen müssen.
Günther Schwartz, Spielausschußvorsitzender des Bezirksoberligisten, erklärte, daß die Teutonia auf eine Berufung bezüglich dieses Urteiles nun doch verzichten wolle, um die leidige Angelegenheit endgültig zu den Akten legen zu können. Damit können sich die Verantwortlich wieder um den "Alltag" kümmern, und der ist bei den Teutonen durchaus nicht langweilig.
Das Bezirksoberligateam steht natürlich bereits mitten in den Saisonvorbereitungen und bestreitet zwei Tests beim SKV Hainhausen (Samstag, 14.30 Uhr) und gegen den TV Hausen (6. Februar, Schwarzbachweg), ehe es am 7. Februar noch einmal zum Hallenkick der Obertshausener Kickers in die Sporthalle geht. Zwischendurch setzte Trainer Werner Orzechowski drei Trainingseinheiten pro Woche an, um seine Spieler in körperliche Bestverfassung zu bringen. Doch nicht nur die Kicker des Bezirksoberligateams "bevölkern" den Teutonia-Sportplatz, sondern auch zahlreiche Jugendmannschaften. Eines der derzeit erfolgreichsten Teutonia-Teams ist zudem die Mädchenmannschaft, die in ihrem zweiten Jahr bereits die Herbstmeisterschaft schaffte. Mit 16:0 Punkten und 45:5 Toren führen die Teutonia-Mädchen unter Trainerin Brigitte Walter die Tabelle an.
Obwohl die Frauenmannschaft des FC Teutonia nach drei Jahren wegen Personalmangels aufgelöst werden mußte, hat sich der FC Teutonia im Bereich des Frauenfußballs bereits einen Namen gemacht. Die Bundesliga-Torjägerin Martina Walter, die im vergangenen Sommer vom DFB-Pokalsieger FSV Frankfurt zum Bundesligarivalen SG Praunheim gewechselt war und zum Kader der Nationalmannschaft gehört, lernte nämlich in der Teutonia-Jugend das Fußballspielen. Sie gehört, ebenso wie ihre Tante Brigitte, zu einer fußballbegeisterten Familie.
Brigitte Walters Töchter Katrin (bei den Mädchen) und Daniela (bei der F- Jugend) sowie Stefan (F-Jugend) schnüren selbstredend die Schuhe für die Teutonia. Innerhalb der Mädchenmannschaft herrscht eine "Bomben-Kameradschaft", und auch außerhalb des Feldes unternimmt man viel gemeinsam. Über Zuwachs würde man sich daher freuen. ina
,Kein Blitzschlag, sondern Etappe eines langen Weges' Vor 60 Jahren erlebten auch die Frankfurter die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten / Von Claudia Michels
Und ehe noch der erste Monat des Jahres zu Ende ging, wurden die Zeiten so frostig, daß der Main auf 28 Kilometern Länge zu Eis gefror und eine beispiellose, das städtische Getriebe ins Stocken bringende Grippewelle ausbrach. Geschätzte 70 Prozent der Frankfurter hatten sich angesteckt: "Die Krankenanstalten bitten dringend", meldete der "Fechenheimer Anzeiger", "von Besuchen der Kranken ohne Unterschied der Erkrankung Abstand zu nehmen."
Hingegen ist das Ereignis, das als "Machtergreifung der Nationalsozialisten" in die Geschichte einging, keineswegs über die Zeitgenossen hereingebrochen: "Der 30. Januar", berichtet Walter Dirks, der am Liebfrauenberg in der Redaktion der linken "Rhein-Mainischen Volkszeitung" saß, "war nicht ein Blitzschlag, sondern eine Etappe auf einem langen, verhängnisvollen Weg".
"Hitler ist Reichskanzler!" las der 21jährige Paul G. in großen Anschlägen am Haus des "Generalanzeigers"; die 13jährige Liselotte F. hörte ihren Vater sagen: "Es wird Krieg geben" und "war begeistert". Bei Gerhard H., der zwölf war, kam zu Hause der Nachbar vorbei und sagte: "Jetzt ist es soweit." Lotte Schmidt, heute achtzigjährige Tochter von Johanna und Karl Kirchner, war am Radio daheim in der Usinger Straße 14 über die Meldung des "Südwestdeutschen Rundfunks" so erschrocken wie über viele seit einigen Jahren. Doch in den kritischen Familien "hatte man erwartet: Es wird immer schlimmer werden."
Denn zwischen zwei Wahlen - November 1929 (Kommunalwahl) und September 1930 (Reichtsagswahl) - war die Zahl der Frankfurter, die sich für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter- Partei (NSDAP) entschieden, auf das Doppelte (20,8 Prozent) angewachsen. "Schon bald", blickt der Stadthistoriker und Archivdirektor Dieter Rebentisch auf die Szenerie noch vor '33 zurück, "gehörten marschierende SA-Kolonnen und uniformierte Posten, die Flugblätter verteilten, zum Straßenbild Frankfurts."
Seit dem Jahr 1932 konnte man, wo immer die Nazis "ganz bewußt ihre Gegner niederknüppelten" (Rebentisch), den jungen Walter Hesselbach vermuten: Der spätere Chef der Bank für Gemeinwirtschaft war als 17jähriger trainierter Boxer und Jiu-Jitsu-Kämpfer in den republikanischen Kampfbund "Reichsbanner Schwarz Rot Gold" eingetreten und "immer froh, wenn die eine Schlägerei angefangen haben".
Schlagt die Faschisten: Noch traf man sie nicht überall. Im roten Ostend beispielweise, so erinnert sich Emil Schmidt (der Mann von Lotte, geborene Kirchner), an sein Junggesellenquartier, "durften sich die Nazis 1932 noch nicht auf die Straße wagen". Das liberale Frankfurter Kleinklima, das auch Walter Hesselbach damals noch empfand, erwies sich als Täuschung über die Großwetterlage: Zwischen 1930 und 1933, das hat Emil Schmidt später recherchiert, hat es im Krieg der Überzeugungen reichsweit Hunderte von Toten und Tausende Verletzter gegeben.
Die "unwahrscheinlich politische Zeit" (Lotte Schmidt) trieb einen Keil in die Familien: "Onkel Adi, SA-Mann und stellvertretender Sturmführer, und die Großmutter, streng katholisch", so erlebte das der siebenjährige Rudolf Sch., "stritten oft, ob die Hakenkreuzfahne rausgehängt werden sollte. Onkel Adi hängte sie raus, Großmutter holte sie wieder rein." Die Sympathie des Jungen Rudolf war "eher auf seiten der SA, ihr Auftreten war beeindruckender".
Dann, am 30. Januar vor 60 Jahren, ist beim abendlichen Fackelzug der Nationalsozialisten in der Erinnerung von Emil Schmidt "die Polizei schon mit den roten Fahnen der Nazis marschiert". Die Linken wußten, warum die Fahnen mit dem schwarzen Hakenkreuz auf weißem Grund rot waren: "Das", so Schmidt, "sollte sie bei den Arbeitern beliebt machen." Auch Paul Müller beobachtet den Zug der 2000 "vom Bürohaus Bethmannstraße" und ist froh, daß er "nur einen einzigen Bekannten entdecken" kann.
Den ganzen Tag über hatten sich auch kleinere Gegendemonstrationen durch die Stadt bewegt; die in der "Eisernen Front" zusammengeschlossenen Sozialdemokraten, Gewerkschafter und "Reichsbanner"-Leute werden von der Menschenmenge am Roßmarkt mit "Heil Hitler"-Rufen verhöhnt.
Die Frankfurter Reichsbanner-Einheiten, längst mit Handfeuerwaffen ausgerüstet, warten in einem Versteck in der Mainzer Landstraße auf ihren Einsatzbefehl - der nicht kommt. Walter Hesselbach wird mit Kameraden "im Keller der Klingerschule zusammengetrieben". Da schleppt er Kohlen und glaubt "an einen der üblichen SA-Übergriffe".
Die "Frankfurter Nachrichten" des nächsten Tages melden, daß die Kommunisten "den Versuch machten, durch Flugblätter zum Massenstreik aufzurufen"; die Polizei "griff rücksichtslos durch und beschlagnahmte das Material". Weit mehr Raum als den historischen Ereignissen widmet der "Fechenheimer Anzeiger" am Morgen danach der Erörterung des Problems der geröteten Nasen in jenen eiskalten Tagen: "Allein der Alkohol" sei "nur in den seltensten Fällen für die Nasenröte verantwortlich zu machen, haben wir doch rote Nasen zur Genüge gesehen, die ihre Entstehung der außergewöhnlichen Kälte verdanken".
In Berlin meldet sich die Regierung Hitler in einem "Aufruf an das Deutsche Volk!" zu Wort: "14 Jahre Marxismus haben Deutschland ruiniert. Ein Jahr Bolschewismus würde Deutschland vernichten. Die heute reichsten und schönsten Kulturgebiete der Welt würden in ein Chaos und Trümmerfeld verwandelt." So werde es "die nationale Regierung als ihre oberste und erste Aufgabe ansehen, die geistige und willensmäßige Einheit unseres Volkes wiederherzustellen (. . .). Sie wird damit der geistigen, politischen und kulturellen Nihilisierung einen unbarmherzigen Kampf ansagen (. . .) Sie wird anstelle turbulenter Instinkte wieder die nationale Disziplin zum Regenten unseres Lebens erheben."
15 000 Menschen bringt die linke "Eiserne Front" laut "Frankfurter Zeitung" am 3. Februar 1933 noch einmal in der Innenstadt auf die Beine. Konrad Arndt, der Vater des späteren Oberbürgermeisters Rudi Arndt, beschwört als Hauptredner vor dem Römer, was Walter Hesselbach heute "eine Fiktion" nennt: Die deutsche Arbeiterschaft werde stark genug sein, die Demokratie zu verteidigen. Einen Tag später, am 4. Februar, ist die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung, in der sich Nazis und Kommunisten seit langem regelrechte Prügeleien geliefert hatten, per Innenministerbeschluß aufgelöst.
Gleichwohl: "Zwischen der Machtergreifung und dem März, dem 5. März der Reichtagswahl und dem 23. März des Ermächtigungsgesetzes", erinnert sich Walter Dirks, "haben wir noch viel sagen können". Bei Haussuchungen greifen sich die Männer der SA, wie es Emil und Lotte Schmidt erlebten, "alle Bücher mit rotem Einband" in den Regalen; doch quittieren die Braunen in der Usinger Straße 14 noch jedes einzelne Buch - was bloß äußerlich rot war, "haben wir später wiederbekommen".
Auch die jungen "Reichsbanner"-Burschen "haben 1933 noch eine ganze Menge Opposition gemacht": "In die Läden, wo stand: ,Kauft nicht bei Juden&rquote; sind wir immer wieder rein und raus - bis die SA geschäumt hat." Anna Beyer, die für den "Internationalen Sozialistischen Kampfbund" agitierte, läuft mit ihrem legendären Koffer über den Eisernen Steg: Drunter sind mit Tinte getränkte Buchstaben geklebt; immer wenn sie ihn abgesetzt und wieder hochgenommen hatte, steht auf dem Pflaster: "Nieder mit Hitler".
Doch Schlag auf Schlag geht die Repression weiter. Am 13. Februar wird "staatsstreichartig" (Dieter Rebentisch) der sozialdemokratische Polizeipräsident (Steinberg) durch einen Parteigenossen (von Westrem) ersetzt: Nazi-Übergriffe dürfen fortan mit Nachsicht behandelt werden. Nach dem Brand des Berliner Reichstags in der Nacht zum 28. Februar und dem folgenden Verbot der KPD und (zeitweise) der SPD-Presse "trauen sich", so Emil Schmidt, "in Frankfurt viele nicht mehr raus". Da wird auch die "Rhein-Mainische Volkszeitung" konfisziert; "die Gestapo", berichtet Dirks, "warf uns alle hinaus".
Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 wählen 44 Prozent der Frankfurter die Nationalsozialisten. "Meine Eltern auch", berichtet Cäcilie H., die das als Siebenjährige erlebte: "Sie waren Hitler auf Knien dankbar, daß Vater wieder Arbeit hatte."
Am 8. März 1933 wird am Römer die Hakenkreuzfahne hochgezogen.
Für die TGS Hausen nahm die Saison in der 2. Faustball-Bundesliga eine negative Wende, und die Hausener kämpfen in der Rückrunde um den Klassenerhalt. Empfindlich gestört wurde der Saisonverlauf durch die Knieverletzungen der beiden Angreifer Hans Jürgen Wolf und Carsten Neutzer, die sich beide Operationen unterziehen mußten. Die wichtigen Positionen der beiden Stammkräfte wurden von Jugendspielern besetzt, die dem Tempo in der zweithöchsten Spielklasse noch nicht gewachsen sind. Daß die Hausener unter diesen Umständen gegen den Tabellenführer aus Weisel ein 0:3 quittierten, verwundert nicht. In den Partien gegen Bleidenstadt (Samstag, 15 Uhr) und Oberwesel (Sonntag, 10 Uhr) gilt es jedoch für die Hausener Punkte zu sammeln. Positiv könnte sich das Mittun von Hans-Jürgen Wolf auswirken, der wahrscheinlich wieder spielen kann.
Gegen Weisel vermochten Abwehrspieler Markus Röllig und Neuzugang Udo Heyen die im Angriff entstandenen Lükken nicht zu schließen. So bleibt den Hausenern nicht viel mehr übrig, als auf die baldige Genesung ihrer Angreifer zu hoffen. ina
MAIN-TAUNUS-KREIS. "Wär' er doch nur fünf Kilometer langsamer gefahren", sagt Lutz Wiese, Leiter der Schutzpolizei-Inspektion West in Hofheim. Nicht die Strafen, sondern die Folgen des Rasens zu bedenken, mahnt der Ordnungshüter. Unfälle seien oft zu vermeiden oder verliefen zumindest glimpflicher, falle der Tritt aufs Gaspedal sanfter aus. Wer dennoch die Tachonadel steigen läßt, riskiert nicht nur sein und anderer Menschen Gesundheit und Leben, er setzt auch seinen Führerschein aufs Spiel.
Die Strafen sind empfindlich: Wer innerhalb geschlossener Ortschaften das Limit um 21 bis 25 Stundenkilometer überschreitet, bekommt einen Punkt in Flensburg und 80 Mark Buße. Drei Punkte und 100 Mark Strafe gibt's bei 26 bis 30 Stundenkilometer zuviel, bei 31 bis 40 Kilometer ebenfalls drei Punkte, das Bußgeld aber beträgt 150 Mark.
Wer noch mehr Gas gibt, riskiert seinen Führerschein: Bei 41 bis 50 Kilometer mehr als erlaubt ist die Lizenz für einen Monat weg; zudem gibt es vier Punkte und 200 Mark Strafe.
Notorischen Rasern droht ebenfalls der Lizenzentzug: Wer in einer Ortschaft zweimal innerhalb eines Jahres erwischt wird und 26 oder mehr Stundenkilometer zuviel auf dem Tacho hat, darf vier Wochen Bus fahren. kkü
spi DÜSSELDORF. Bei steigenden Erlösen muß sich der Düsseldorfer Veba- Konzern mit schrumpfenden Erträgen zufriedengeben. Der Umsatz erreichte im vergangenen Jahr rund 67 Milliarden Mark. Das sind zwölf Prozent mehr als in der Vorperiode. Der Konzernüberschuß dagegen fiel mit 900 Millionen Mark um rund ein Fünftel niedriger aus. Wie das Unternehmen mitteilt, erlitt die Chemie- Sparte "deutliche" Einbußen. Ein "umfassendes" Rationalisierungsprogramm habe hier zusätzlich belastet. Bei Mineralöl sei das Ergebnis "stark rückläufig" gewesen. Den Überschuß gedrückt hätten auch außerplanmäßige Rückstellungen in der Abteilung Kernenergie sowie Anlaufverluste bei neuen Produktionsanlagen.
Die Sparten Strom sowie Handel und Dienstleistungen konnten dagegen ihre Erträge steigern. Insgesamt wurden wie im Jahr zuvor sechs Milliarden Mark investiert. Der Jahresabschluß wird vor allem durch die erstmalige Konsolidierung des Speditions-Riesen Schenker beeinflußt. Ein guter Teil des Umsatzzuwachses liegt darin begründet.
Etwa vier Milliarden Mark steuerten die neuen Bundesländer zu den gesamten Erlösen der Veba bei. Das war ein Drittel mehr als 1991.
Auch die Entwicklung der Beschäftigung ist durch Schenker geprägt. Das Personal nahm um 13 000 auf 130 000 Männer und Frauen zu.
OBERURSEL. Waren noch vor einigen Jahren vor allem die Großstadtbewohner mit der steigenden Kriminalität konfrontiert, trifft es inzwischen auch die Randbezirke. Wellenartig breite sich das Verbrechen, ausgehend von den Ballungsgebieten, immer mehr auf Wohngebiete wie den Hochtaunus aus, sagte der Leiter der Frankfurter Kriminalpolizei, Peter Walter. Auf Einladug der Jungen Union (Hochtaunus) suchte er gemeinsam mit Landrat Jürgen Banzer, Jürgen Korell von der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten sowie Oberurseler Bürgern nach Ursachen und Lösungsansätzen.
Korell sprach sich für eine Entkriminalisierung kleinerer Delikte wie Ladendiebstahl aus. Auf diese Weise könnten die Verwaltungsaufgaben der Polizeibeamten reduziert und Kapazitäten freigesetzt werden. Korell: "Das wäre eine enorme Entlastung."
Banzer hingegen forderte kategorisch: "Was Unrecht ist, muß Unrecht bleiben." Die Bereitschaft, allgemeine Regeln anzuerkennen, habe bereits massiv abgenommen, nannte er als Grund für die steigende Kriminalitätsrate. Inzwischen könnten viele das Verbotene nicht mehr von dem Erlaubten unterscheiden. Um die innere Sicherheit weiterhin zu garantieren, müsse die Gesellschaft bereit sein, mehr Geld auszugeben.
Um die Sicherheit ihres eigenen Hab und Gutes sah sich eine Zuhörerin gebracht, als die Experten auf dem Podium ihre Forderung nach privaten Polizeistreifen als "höchst undemokratisch" ablehnten. Schließlich, so argumentierte die Dame, werde nur derjenige Opfer eines Verbrechens, der auch etwas besitze. ki
Das Wetter
Wetterlage Die eingeflossene kalte Meeresluft gerät unter Zwischenhocheinfluß, bevor die Warmfront eines atlantischen Tiefs auf den Westen Deutschlands übergreift. Diese kommt aber kaum noch nach Osten voran, da sich über Polen ein Hochdruckgebiet bildet.
Vorhersage bis Freitag früh In der Osthälfte wechselnd wolkig mit Aufheiterungen und anfangs noch einzelne Schneeschauer. Am Alpenrand nachlassender Schneefall. Im Westen zunehmende Bewölkung und nachfolgend zeitweise Niederschlag, anfangs meist als Schnee, in der Nacht westlich des Rheins in Regen übergehend. Höchstwerte im Osten minus 4 bis plus 1, sonst um 2 Grad. Tiefstwerte in der Nacht in der Osthälfte minus 3 bis minus 9, örtlich bis minus 15 Grad, im Westen um den Gefrierpunkt. Meist schwachwindig. Weitere Aussichten für Freitag Im Westen wieder nachlassende Niederschläge und verhältnismäßig mild, im Osten heiter bis wolkig und kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad Algier
leicht bewölkt 14 Amsterdam
stark bewölkt 6 Athen
wolkig 12 Barcelona
leicht bewölkt 11 Bordeaux
stark bewölkt 10 Brüssel
wolkig 6 Budapest
Schneefall 1 Dublin
Sprühregen 10 Helsinki
leicht bewölkt -10 Innsbruck
Regenschauer 5 Istanbul
leicht bewölkt 7 Kairo
wolkenlos 18 Las Palmas
wolkig 16 Lissabon
leicht bewölkt 12 Locarno
wolkig 7 London
Sprühregen 7 Madrid
leicht bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt 17 Mallorca
leicht bewölkt 15 Nizza
leicht bewölkt 12 Paris
Regen 10 Rom
wolkig 9 Stockholm
leicht bewölkt -5 Tunis
wolkig 15 Venedig
wolkenlos 5 Warschau
leicht bewölkt -2 Wien
Schneeschauer 2 Zürich
stark bewölkt 3 Deutschland Berlin
leicht bewölkt 0 Dresden
leicht bewölkt -1 Feldberg/Ts.
stark bewölkt -2 Feldberg/Schw.
in Wolken -4 Frankfurt/M.
wolkig 4 Freiburg
stark bewölkt 5 Garmisch
Schneefall 2 Hamburg
wolkig 2 Köln/Bonn
stark bewölkt 5 Leipzig
wolkig 1 München
Schneefall 2 Norderney
stark bewölkt 2 Rostock
leicht bewölkt 1 Sylt
wolkig 1 Zugspitze
Schneefall -14 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.05 Uhr Sonnenuntergang 17.13 Uhr
czyk BERLIN. Der seit Beginn des Jahres bestehende EG-Binnenmarkt verstärkt den Druck auf die europäischen Landwirte, "auf Gedeih und Verderb Höchsterträge" zu Lasten der Natur zu produzieren. Diese Befürchtung äußern die 13 im Agrarbündnis zusammengeschlossenen Landwirtschafts-, Umweltschutz- und Verbraucherorganisationen. "Es wird nur noch EG-einheitliche Produkte aus Agrarfabriken geben", sagt Hubert Weinzierl, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), voraus. Zudem wachse wegen der Subventionen von 30 Milliarden Mark pro Jahr die Unzufriedenheit der Konsumenten mit den bestehenden Verhältnissen.
"Alle 20 Minuten stirbt ein Bauernhof", berichtet Ada Fischer von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). In den nächsten 20 Jahren werde sich die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Leute von neun auf drei Millionen Menschen verringern, mit "katastrophalen Folgen" für den ländlichen Raum. Die EG-Agrarreform sei daher "ökologisch und ökonomisch" unsinnig. Statt dessen müßten "gerechte Preise" für umweltgerecht hergestellte Produkte bezahlt und auf Flächenstillegung zugunsten von Extensivierung verzichtet werden, fordern die Naturschützer. Überdies sollten eine Stickstoff-Steuer sowie Bestandsobergrenzen in der Tierhaltung eingeführt werden.
ski FRANKFURT A. M. Als Standort für das künftige Bundesaufsichtsamt für das Wertpapierwesen bringt sich Bremen ins Gespräch. Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) meldet diesen Anspruch an und beruft sich dabei auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes vom Mai 1992. Darin habe Karlsruhe eine Verpflichtung Bonns angemahnt, der Strukturschwäche des Landes Bremen unter anderem dadurch entgegenzuwirken, daß bei der Sitzvergabe für neue Bundesbehörden zugunsten der Hansestadt entschieden werde. Daß das Aufsichtsamt damit weit vom führenden Finanzplatz Frankfurt angesiedelt wäre, hält Jäger für unproblematisch. Die Kontrolleure könnten zum großen Teil ortsfern von den Börsen über Telekommunikation und Datentechnik tätig werden. Der Senator verweist außerdem auf die gute Verkehrsanbindung Bremens sowie relativ günstige Wohnmöglichkeiten in der Stadt und ihrem Umland.
In der Einigung der Börsenfachminister mit dem Haus Waigel über wesentliche Inhalte eines weiteren Finanzmarkt- Gesetzes (FR vom Dienstag) sieht der Politiker auch "eine solide Grundlage" für die Regionalbörsen, um deren Existenz man sich bei der Schaffung fairer Marktbedingungen nicht sorgen müsse. Um noch besser für den EG-Binnenmarkt gerüstet zu sein, wollten die Börsen von Bremen und Hannover gemeinsam die Chancen einer Kooperation nutzen.
Die Polit-Posse, die seit Wochen vor ausverkauftem Haus unter dem Titel "Honecker-Prozeß" im Berliner Kammergericht gegeben wird, hat offenbar wegen der großen Nachfrage des verehrten Publikums und der Herren Staatsanwälte einen zusätzlichen Akt erhalten.
Weil nämlich die Einstellung des Verfahrens gegen den Staatsschauspieler Nummer 1 der untergegangenen DDR nicht in einer öffentlichen Vorstellung erfolgte, sondern hinter geschlossenem Vorhang, wurde vom Intendanten für den 8. Februar eine Wiederaufführung auf den Spielplan gesetzt. Leider ist der Hauptdarsteller mit ausdrücklicher Genehmigung der Theaterleitung zu einem seiner Meinung nach hoch verdienten, längeren Erholungsurlaub verreist.
Nun steht das Berliner Justizensemble vor der bangen Frage: Wie kriegen wir den alten Herrn wieder auf die Bühne? Eigens wurde ein reitender Bote zu ihm gesandt. Der soll ihn darauf aufmerksam machen, daß bei "unentschuldigtem Fehlen" das Stück auch ohne seinen Part aufgeführt werden, ja man ihn sogar von als Polizisten verkleideten Statisten auf die Bühne schleppen lassen könnte.
Da wollen wir doch im Namen aller Beteiligten hoffen, daß sich der Delinquent ob solch unsinnigen Ansinnens nicht einfach totlacht und der tollen Berliner Lachnummer auf diese Weise doch noch ein tragikomisches Ende bereitet. df.
SCHWALBACH. Das Taunusbad ist ab sofort wieder geöffnet. Schwimmer können sich nicht nur am neuen Anstrich des Bades freuen, sondern auch die komplett überholte Sprunganlage nutzen, die Füße in der neuen Desinfektionsanlage sauber duschen und sich im ausgetauschten, frischen Beckenwasser tummeln. Auch die Türen an den Umkleidekabinen wurden erneuert und die Beleuchtung, wo nötig, instandgesetzt.
Das Bad ist dienstags, mittwochs und freitags von 7 bis 13 und zwischen 15 und 19 Uhr geöffnet. Am Donnerstag können Schwimmer zwischen 7 und 21 Uhr ins Wasser springen. Samstags ist von 8 bis 16 Uhr Badezeit, am Sonntag zwischen 8 und 12 Uhr. Frauen tummeln sich montags von 14 bis 16 Uhr während einer eigenen Schwimmstunde im Bad. she
Ich weiß nicht, was das ist, dieser Solidarpakt. Ich bin zweimal im Kanzleramt gewesen, mit unseren Forderungen. Und jetzt kommt ein Machwerk heraus, ein sozialpolitisch unerträgliches, unannehmbares Krümelpaket. Wofür das alles?
Auf einen Blick
Seite II Die CDU will die von Rot-Grün beschlossenen gymnasialen Oberstufen in Konradsdorf und Karben kippen. Seite III Überraschung: In der Rodheimer Mitte kann es schon bald wieder einen Lebensmittelmarkt geben. Seite IV Kulturspiegel Wetterau: Norbert Haun aus Friedberg macht sein Faible für zeitgenössische Kunst zum Metier.
orb FRANKFURT A. M. Mit Angriffen gegen die DG Bank hat der Ex-Aufsichtsratschef des co op-Konzerns, Alfons Lappas, seine Aussagen zu den Vorgängen in dem Unternehmen vor dem Frankfurter Landgericht beendet. Der Ex-Manager, dem Betrug und Untreue vorgeworfen werden, äußerte die Vermutung, die DG Bank könne die Fast-Pleite gezielt herbeigeführt haben, um sich in den Besitz der Handelskette zu bringen. Er, Lappas, gehe nach wie vor davon aus, daß es sich bei der co op um eine gesunde Firma gehandelt habe. Dafür spreche, daß das ehemals gemeinwirtschaftliche Unternehmen bereits im ersten Jahr nach Übernahme durch die DG Bank einen Überschuß von 100 Millionen Mark erwirtschaftet habe. Niemals habe die Gewerkschaftsholding BGAG eine Mehrheit von 51 Prozent an co op gehalten oder angestrebt. Vermerke und Protokolle, die dieser Aussage widersprechen, nannte er "Gedankenspielereien", wie sie in Firmen täglich vorkämen. Weit von sich wies Lappas Überlegungen, die BGAG, deren Chef er einst war, habe sich eine "versteckte Mehrheit" bei co op verschafft, indem sie schwedische und dänische Konsumvereine für ihre Ziele einspannte.
Des weiteren sprach Lappas von "unglaublichen und unbegründeten Vorwürfen der Staatsanwaltschaft". Sie hätten dafür gesorgt, daß der co op-Prozeß eine "öffentliche Begleitmusik" erhalten habe, die einer "Vorverurteilung" gleichkomme.
ulf FRANKFURT A. M., 27. Januar. Mit der Forderung nach 6,9 Prozent mehr Einkommen geht die Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden in die diesjährige Tarifrunde für die 1,095 Mil- lionen Beschäftigten des westdeutschen Baugewerbes. Die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen für die rund 300 000 Beschäftigten im Osten sollen von derzeit 77 Prozent des westdeutschen Niveaus auf 100 Prozent angehoben werden. Das beschloß die Große Tarifkommission der viertgrößten deutschen Einzelgewerkschaft am Mittwoch in Frankfurt.
Zentrales Ziel der Tarifpolitik seiner Organisation sei weiter, die Bauberufe attraktiver zu machen, sagte der IG-Bau-Vorsitzende Bruno Köbele. Dies könne nur erreicht werden, wenn die Einkommen weiter steigen. Als "kontraproduktiv" bezeichnete Köbele das Vorhaben der Bundesregierung, im Zuge der Sparmaßnahmen auch das Schlechtwettergeld und Kurzarbeitergeld für Bauarbeiter zu kürzen. Dadurch würden diese beim Jahreseinkommen im Vergleich zu Industriearbeitern wieder weit zurückfallen.
In den Tarifverhandlungen strebt die Gewerkschaft ferner an, mit den Arbeitgebern tarifvertragliche Ergänzungen abzuschließen, um dem "Unwesen der Werkverträge" am Bau Einhalt zu gebieten. Die IG Bau kündigte an, künftig ihre Tarifforderungen mit ihren Schwesterorganisationen in Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz und Österreich abzustimmen. Warnstreiks in ostdeutschen Banken
Am Vortag der 4. Verhandlungsrunde für die 27 000 Bankangestellten in den neuen Ländern kam es am Mittwoch nach Angaben der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) zu Warnstreiks in Erfurt, Gera und Weimar. Daran hätten sich mehr als 400 Angestellte beteiligt, teilte die HBV mit. Mit den Aktionen protestierten die Gewerkschafter gegen die von den Arbeitgebern bisher angebotene Steigerung der Einkommen auf 77 Prozent des Westniveaus. Bislang erhalten sie 70 bis 75 Prozent.
Synthetische Fotografien
BAD HOMBURG. "Analoge und synthetische Bilder, künstlerische Fotografie heute" ist der Titel eines Vortrages heute um 20 Uhr im Kulturzentrum Englische Kirche (Ferdinandplatz). Referent ist der Kunsthistoriker Gerhard Glüher. Der Vortrag gehört zum Begleitprogramm der Ausstellung "Europäischer Fotopreis", die zur Zeit in der Englischen Kirche läuft (siehe aus Galerien-Information auf dieser Seite). Glüher wird anhand der ausgestellten Bilder aktuelle Entwicklungen der künstlerischen Fotografie erläutern. Prägend wirken, so sagt er, heute die psychische Bewältigung der Gegenwart sowie die Auseinandersetzung mit altem Bildmateriel, das auf Blei, Gips oder Glas übertragen wird. Glüher ist auch Kritiker und arbeitet für den Marburger Kunstverein. s
FLÖRSHEIM. Einen dicken Fisch angelte die Polizei bei einer routinemäßigen Überprüfung. Die Beamten kontrollierten in der Nacht auf Dienstag einen 19jährigen aus Flörsheim, der sich in einer Telefonzelle in der Industriestraße aufhielt. Wie sich herausstellte, war das neu- und hochwertige Alu-Fahrrad, das er bei sich hatte, im Dezember in Rüsselsheim gestohlen worden. Zudem wird er von der Polizei verdächtigt, im Dezember an einem Straßenraub und im Januar an einem Einbruch, beides in Flörsheim, beteiligt gewesen zu sein.
Der Mann wurde dem Haftrichter im Amtsgericht Hochheim vorgeführt und in Untersuchungshaft genommen. set
Im Raumordnungsplan setzt Minister Jordan Wohnungsbau und Gewerbe engere Grenzen Vorrang für die Natur Proteste aus Frankfurt Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Immer mehr Gewerbegebiete, Straßen und Wohnviertel - seit Jahrzehnten scheint dieser Trend in Frankfurt und der Rhein-Main- Region unaufhaltsam. Zum ersten Mal setzt der hessische Raumordnungsminister Jörg Jordan (SPD) jetzt andere Prioritäten: "Natur und Landschaft sind als Grundlage gesunder Lebensbedingungen vorrangig zu schützen und zu entwickeln", lautet der erste Satz des 87 Seiten starken, neuen Regionalen Raumordnungsplanes (RROP). Der Entwurf aus Wiesbaden schreibt die Zukunft Südhessens bis zum Jahr 2000 fest - und er stößt auf heftigen Protest der Stadt und des Umlandverbandes Frankfurt (UVF). Bis zu 800 Hektar oder 20 Prozent Fläche weniger als bisher, so schätzte gestern UVF-Sprecher Bernd Röttger, reserviert Minister Jordan für neue Wohngebiete und neues Gewerbe. "Völlig unannehmbar - das gräbt der Zukunft von Frankfurt das Wasser ab!" klagte Planungsdezernent Martin Wentz.
Am 26. März soll die Regionale Planungsversammlung (RPV) im Frankfurter Römer über die Entwicklung Südhessens entscheiden - schon jetzt zeichnete sich eine große Koalition von Sozialdemokraten und CDU ab, den RROP-Entwurf Jordans dort zu Fall zu bringen und an den Darmstädter Regierungspräsidenten Horst Daum (SPD) zur Überarbeitung zurückzuweisen. Allein die Grünen im UVF stärkten am Mittwoch dem Minister noch den Rücken und geißelten "die Wachstumseuphorie der Sozialdemokraten" (Geschäftsführerin Linelle Suffert). Bei den Frankfurter Grünen und Umweltdezernent Tom Koenigs war das Werk offiziell noch nicht bekannt.
Frankfurts Planungsdezernent Wentz beteuerte, daß der Bevölkerungsanstieg in der Stadt sich noch einmal beschleunigt habe: 618 266 Einwohner fanden die Volkszähler 1987, Ende Juni 1992 lebten 654 821 Menschen in Frankfurt. Und in diesen ersten Tagen des Jahres 1993 schätzt Wentz die Zahl auf 665 000 - gerade Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten des Balkan speisen den Zustrom.
Auch Regierungspräsident Daum versucht, im RROP-Entwurf der dramatisch veränderten Lage Rechnung zu tragen. Er führt für die Bevölkerung Südhessens im Jahre 2000 einen neuen "oberen Schwellenwert" ein: 3,84 Millionen. Allein: Schon am 31. Dezember 1991 lebten im Planungsraum Südhessen 3,59 Millionen Menschen. Dennoch setzt Minister Jordan das Ziel, "die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes zu sichern", die "Regenerationsfähigkeit von Boden, Wasser und Luft zu erhalten", mit "den natürlichen Ressourcen schonend umzugehen" und - "Schädigungen der Umwelt abzubauen". Erst danach bekennt sich Jordan dazu, die "Planungsregion als internationalen Wirtschaftsraum zu gestalten". Des Ministers Sprecherin Constanze Rauert übersetzt: "Weder Wohnen noch Gewerbe dürfen ausufern!"
Das wiederum heißt keineswegs, daß sich in Frankfurt nichts mehr bewegen soll: 495 Hektar zusätzlich für Wohnen und 155 Hektar für neues Gewerbe will Jordan ausweisen - auf dem Papier. Tatsächlich, klagt sein Gegenspieler Wentz, sind 80 Prozent dieser Flächen fürWohnen, Produktion und Dienstleistung von der Stadt längst reklamiert odergarbelegt - stellten also keinen Zuwachs dar, der doch so dringend notwendig sei.
Der Umlandverband beklagt für seine 43 Städte und Gemeinden mit über 1,5 Millionen Menschen noch etwas anderes: Minister Jordan habe "keinen einzigen Bürgermeister oder Magistrat vorher angehört" (UVF-Sprecher Röttger) - ein "völlig inakzeptables Verfahren!" Und Planungsdezernent Wentz droht seinem Parteifreund Jordan offen: "Wenn er das durchzieht, kann er politisch abdanken!"
(Siehe "Flächenangebote..." auf Seite 20)
RODENBACH. Die Initiativgruppe Rodenbach ruft für Samstag, 30. Januar, zu einer Lichterkette in der Gemeinde auf. Treffpunkt ist um 19 Uhr im "Alten Dorf" in Niederrodenbach. Am Stichtag der Machterübernahme der Nationalsozialisten vor 60 Jahren wollen die Rodenbacher ein Zeichen gegen Vorurteile und Gewalt setzten.
Zur Initiavgruppe gehören die beiden Kirchengemeinden, der BUND-Gebietsverband "Unteres Kinzigtal", die deutsche Pfadfinderschaft St. Georg, die Ortsverbände von SPD und CDU, die Junge Union, Pax Christi sowie das Rodenbacher Blasorchester, die Stillgruppe sowie Bürgermeister Seikel und der Gemeindevorstand. Das nächste Treffen der Gruppe ist für den Donnerstag, 4.Februar, um 19.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum geplant. alu
EPPSTEIN. Großeinsatz für die Feuerwehren in den Eppsteiner Ortsteilen: Der weiträumige Dachstuhl des Vockenhausener Hotels "Nassauer Hof" brannte bereits lichterloh, als die Wehrleute am Mittwoch um 9 Uhr zum Einsatz gerufen wurden. Eine Anwohnerin hatte bemerkt, daß Flammen aus dem Gebälk schlugen, und gleich Alarm gegeben.
Trotz der Auskunft, daß sich niemand mehr in dem Hotel aufhalte, schickte Stadtbrandinspektor Hans Menke einen Trupp zur Überprüfung ins Haus. Zusammen mit zwei weiteren Gruppen und ausgerüstet mit Atemschutzgeräten bekämpften sie die Flammen von innen, während die Kollegen mit Hilfe der Drehleitern aus Hofheim und Hattersheim von außen löschten. Nach einer Stunde sei der Brand unter Kontrolle gewesen, sagte Menke. Der Wehrführer schließt nicht aus, daß ein Heizradiator im Dachzimmer einer Angestellten das Feuer ausgelöst hat; die Kripo tippt auf eine nicht gelöschte Zigarettenkippe. Den Schaden schätzt sie auf 200 000 Mark. set
cri FRANKFURT A. M. Beim Maschinen- und Anlagenbauer Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) steht eine Kapitalerhöhung an. Dies berichtet der Informationsdienst Platow Brief. Ein Sprecher von KHD wollte gestern die Angaben weder bestätigen noch dementieren. Allerdings wurde für heute kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen.
Den Platow-Angaben zufolge hat sich ein Bankenkonsortium gestern getroffen, um die Modalitäten der Erhöhung festzulegen. Die Aufstockung soll angesichts der "schlechten Bilanzstruktur" recht umfangreich sein - im Verhältnis zwei zu eins oder zumindest drei zu eins. Sie sei dringend nötig, da das frischsanierte Unternehmen ausgezehrt sei. Die Eigenkapitalquote wird mit elf Prozent beziffert. Mit der Finanzspritze soll den Kölnern Luft verschafft werden, um die Neuausrichtung voranzutreiben und die Konjunkturflaute zu überstehen. KHD hat im ersten Semester 1992 noch einen zweistelligen Verlust ausgewiesen, wollte aber bis Ultimo ausgeglichen abschließen.
Als Reaktion auf die Gerüchte gerieten die Aktien der Deutschen Bank unter Druck. Das Institut ist über mehrere Ekken mit mehr als 40 Prozent an dem Maschinenbauer beteiligt. Der Kurs der Bank-Aktie büßte im Laufe des Vormittags mehr als ein Prozent ein. Zum Schluß notierte die Bank-Aktie sieben Mark niedriger als am Dienstag.
Im Blickpunkt: Deportierte Palästinenser Wachsender Druck auf Israel
Der Druck auf Israel, die Resolution 799 des UN-Sicherheitsrats zu erfüllen, in der die Rückführung der 396 nach Südlibanon deportierten Palästinenser gefordert wird, wächst. Gleichzeitig versuchen israelische und US-amerikanische Diplomaten, die Diskussion des Problems vor dem UN-Sicherheitsrat zu verschieben. Sie wollen die Entscheidung zur Rechtmäßigkeit der Deportation durch den Obersten Gerichtshof Israels am heutigen Donnerstag abwarten. Nach der heftigen Kritik, die er sich in den letzten Tagen von den Außenministern Schwedens und Spaniens, vom britischen Botschafter sowie dem Präsidenten des Europäischen Parlaments anhören mußte, wurde Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin zum ersten Mal wütend. "Schreiben Sie sich das auf", riet er Spaniens Außenminister Javier Solana: "Die Entscheidung ist unumkehrbar."
Als schließlich der Bericht von UN- Generalsekretär Butros Butros-Ghali bekannt wurde, zürnte Rabin, nichts sei "widerwärtiger als ein Vergleich zwischen der Art, wie Israel und jener Art, wie Kuwait seine Deportierten behandelte, zu ziehen. Wir haben nicht einen einzigen Ausgewiesenen getötet oder verletzt". Und wie könne man "eine zeitweilige Ausweisung mit dem irakischen Überfall auf Kuwait vergleichen?", fragte Rabin.
Butros-Ghalis Report bezeichnet die Deportationen als "nur den neuesten Verstoß in einer Reihe von israelischen Verstößen gegen die IV. Genfer Konvention" und empfiehlt dem Sicherheitsrat "jedwede Maßnahme (zu ergreifen), die erforderlich ist", um die Erfüllung der Resolution 799 durchzusetzen. Rabin kommentierte, der UN- Generalsekretär erwähne, "wie üblich, in keiner Weise den Terrorismus von Hamas".
Zwar fürchtet Israel, daß die Europäer im Sicherheitsrat Sanktionen fordern werden. Doch, so meinte Rabin, noch nie habe eine US-Regierung zugelassen, daß der Sicherheitsrat Sanktionen gegen Israel beschloß. "Ich hoffe, das wird sich nicht ändern", betonte er. Washington jedoch, so versichern Diplomaten in New York, wolle auf jeden Fall die Gefahr vermeiden, entweder Sanktionen unterstützen oder von seinem Vetorecht Gebrauch machen zu müssen. Darum versuchen die Regierungen der USA sowie Israels, die geplante Sitzung des Sicherheitsrats zu verschieben, bis "alle diplomatischen Möglichkeiten ausgeschöpft" sind, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Richard Boucher - zumindest bis Israels Oberster Gerichtshof über die Rechtmäßigkeit der Ausweisungen entschieden hat.
Nicht nur die israelische Tageszeitung Haaretz hält die Deportationen für einen "großen Fehler" und forderte: "Wenn Rabin klug und nicht nur stolz ist, wird er (. . .) die Deportierten zurücklassen." In einer Befragung des israelischen Fernsehens stimmten zehn der 18 Minister der Regierung Rabin für eine Aufhebung des Verbannungsbeschlusses. Doch Rabin zeigte bislang keine Bereitschaft, nachzugeben. Statt dessen versucht die Regierung, Zeit zu gewinnen.
Sollte der Gerichtshof die Deportationen für "legal" erklären, so erläuterte am Mittwoch der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Evyatar Manor, die Taktik, dann könnte der Sicherheitsrat Israel immer noch auffordern, die Resolution 799 einzuhalten. Käme Israel dieser Anweisung nicht nach, könnte der Sicherheitsrat "einen Termin festlegen, daß - sagen wir - Israel innerhalb von sechs Monaten" den UN-Beschluß erfüllen müsse. Und sollte Israel dann immer noch nicht einlenken, könnte der Sicherheitsrat noch lange Sanktionen beschließen.
Die "praktischste Lösung" des Problems schlug die Rabin-nahe Tageszeitung Davar zynisch vor: Israel solle die al-Zumour-Region in Libanon, wo die Deportierten nun seit 40 Tagen ausharren, einfach "annektieren".
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
Die interessante Sportnotiz
Benefizspiel brachte 60 000 Mark In einem Benefizspiel für den am 22. August 1992 ermordeten Schalke- Anhänger Werner Möhlmann trennten sich am Dienstag die Revier-Klubs VfL Bochum/Wattenscheid 09 und Borussia Dortmund/Schalke 04 im Stadion am Freibad in Lünen mit 3:2 (1:1) Toren. Aus den Zuschauer- und Fernseheinnahmen werden rund 60 000 Mark an die Hinterbliebenen überwiesen. Wilde/Chrabtschow führen in Antwerpen Der Belgier Etienne de Wilde und sein russischer Partner Konstantin Chrabtschow haben vor der Schlußnacht die Führung im Gesamtklassement des 51. Sechstagerennens von Antwerpen übernommen. Bei 342 Punkten haben sie eine Runde Vorsprung auf die bisher in Führung liegenden Urs Freuler/Peter Pieters (Schweiz/Niederlande/321).
Leverkusen will Spiel in Zadar verlegen Der deutsche Basketball-Meister TSV 04 Leverkusen hat beim Internationalen Basketball-Verband (FIBA) die Verlegung des für den 4. Februar angesetzten Europapokalspiels beim kroatischen Klub KK Zadar beantragte. In der Stadt herrscht seit dem vergangenen Wochenende Bürgerkrieg.Kölner EC stellt Spieler ab Eishockey-Bundesligist Kölner EC stellt doch vier Spieler für die deutsche Nationalmannschaft ab, die vom 4. bis 7. Februar beim Vier-Länder-Turnier in der Schweiz an den Start gehen wird. Darauf einigten sich KEC-Manager Helmut Bauer und Trainer Wladimir Wassiljew mit Nationalcoach Ludek Bukac. Die "Haie" entsenden Torhüter "Peppi"Heiß, die Verteidiger Jörg Mayr und Andreas Pokorny sowie Stürmer Thomas Brandl.
Weiler hört bei Walle Bremen auf Der ehemalige Handball-Bundestrainer der Frauen, Uli Weiler, tritt zum Monatsende als Coach des Deutschen Frauen- Meisters Walle Bremen zurück. Der 49jährige nannte gesundheitliche Gründe für diesen Schritt. Sein Nachfolger wird der bisherige Co-Trainer Wolfgang Theis.
Gauck leitet Kunsturn-Zentrum Maxi Gauck, Olympiasiegerin 1980 am Stufenbarren sowie fünfmalige Welt- und Europameisterin für die ehemalige DDR, wird Leiterin des neuen Kunstturn-Zentrums in Harksheide bei Hamburg.
Lommel verlängert bei Niederwürzbach Jörn-Uwe Lomel, Trainer des TV Niederwürzbach, hat seinen Vertrag bei dem Handball-Bundesligisten vorzeitig um drei Jahre bis 1996 verlängert. Für weitere zwei Jahre haben die Spieler Christian Schwarzer, Frank Schmitt und Jörg Bohrmann unterschrieben. Damit steht fest, daß kein Spieler den Klub zum Saisonende verlassen wird. Timman holt auf Nach acht Stunden Spielzeit und 85 Zügen hat der Niederländer Jan Timman die elfte Partie des Kandidaten-Turniers zur Schach-Weltmeisterschaft in Madrid gegen den Briten Nigel Short gewonnen. Damit verkürzt sich der Vorsprung des Engländers in der Gesamtwertung auf 6:5. Bei der Fußball-WM wird neu gezählt Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA wird es für einen Erstrunden-Sieg wahrscheinlich erstmals drei Punkte geben. Der Chef des WM-Organisationskomitees, Alan Rothenberg, erklärte: "Die FIFA wird im Juni darüber entscheiden, aber ich bin ziemlich sicher, daß diese Neuerung durchgeht."
LANGEN. Die Eigentümer der belasteten Grundstücke in der Elisabethenstraße werden demnächst Post vom Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt bekommen. Darin wird er ihnen mitteilen, daß er die Grundstücke auf dem ehemaligen Gelände der Firma Voigt und Haeffner zur Altlast erklären will.
Über notwendige Sanierungsmaßnahmen wird sich die Behörde am 8. Februar mit der Stadt Langen und dem Wasserwirtschaftsamt verständigen, teilte gestern der RP-Pressesprecher Dieter Ohl mit.
Das ehemalige Firmengelände, auf dem eine Galvanik mit Härterei und Löterei betrieben worden war, ist - wie seit langem bekannt - mit Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen belastet. Im Auftrag der Stadt waren mehrere Untersuchungen gemacht worden. Die jüngsten Ergebnisse liegen nun auch dem Regierungspräsidenten vor.
Nach Auskunft der Stadt sind vor allem eine Wohnstraße, vier Reihenhausgrundstücke und die Grünfläche eines Mehrfamilienhauses betroffen. Allerdings bestehe für Menschen keine Gefahr. Es gehe darum, weitere Verunreinigungen des Grundwassers zu verhindern. dac
BUTZBACH. In neuer Zusammensetzung spielt am Samstag, 30. Januar, ab 20 Uhr die Butzbacher Band "Earl Grey" im Jugendzentrum Rock der 70er und 80er Jahre. Erstmals mit dabei: Rolf Krauss, ehemaliger Mitarbeiter im Juz) am Baß. Die sechs Musiker versichern ihren Fans, die sie von Auftritten in der Region kennen, daß an dem Abend "mal wieder der Punk abgeht".
SCHWALBACH. Bleibt der Speierling stehen oder werden an seiner Stelle Wohnungen gebaut? An dieser Frage erhitzt sich ein Streit zwischen Unterer Naturschutzbehörde, die den "Baum des Jahres" auf einem Grundstück zwischen altem Ortskern und Limesstadt erhalten möchte, und der Nassauischen Heimstätte, die den Boden von der Stadt kaufen und eventuell Sozialwohnungen errichten will. Seit mehr als 20 Jahren wächst das seltene Exemplar, trägt Früchte und gibt als letzter Baum Zeugnis von einer ganzen Reihe von Mirabellen-, Zwetschgen- und Apfelbäumen, die einst auf dem unbebauten Grund zwischen altem Ortskern und Limesstadt blühte und gedieh.
Die Unabhängige Liste machte sich daher für den Baum stark und beantragte schon vor drei Jahren, ihn zu erhalten. Doch wenn die Stadt den Baum schützen wollte, müßte sie auf den Verkauf von 470 Quadratmetern Grund verzichten. Und dann würden im Stadtsäckel die 470 000 Mark für den Bodenverkauf fehlen. Das ist selbst dem UL-Stadtverordneten Günter Pabst zu teuer für den Baum. Als vor kurzem bekannt wurde, daß die Untere Naturschutzbehörde den Schwalbacher Speierling weiter sicherstellt, zogen die Unabhängigen ihren Antrag auf Erhalt des Baumes kurzerhand zurück.
Auch Wolfgang Meinert, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, fühlt sich im Zwiespalt. "Das ist tagtäglich ein Abwägungsprozeß", sagt er. Auch der spezielle Fall sei "nicht ganz unproblematisch". Schließlich schütze der rechtskräftige Bebauungsplan den Speierling nicht und die ganzen anderen Bäume, die im Baugebiet Stadtmitte einst wuchsen, auch nicht. Daher gibt es die einstige "innerstädtische Streuobstwiese" nicht mehr. Andererseits stünde der Speierling laut Bebauungsplan mitten im Gebäude. Jetzt gelte es abzuwägen: Baum oder Haus.
Zunächst sicherte die Untere Naturschutzbehörde den Baum weiter, um ein Verfahren zu betreiben, das den Schwalbacher Speierling zum Naturdenkmal erklärt. Dabei muß der Eigentümer des Grundstückes angehört, die Frage der Entschädigung geklärt und schließlich das Plazet des Regierungspräsidiums eingeholt werden. Wolfgang Meinert könnte sich auch vorstellen, die Baufenster so zu verschieben, daß der Baum trotz des Hauses stehenbleiben kann. Sollte ihn allerdings jemand während der Bauarbeiten beschädigen, droht ein Bußgeld von bis zu 100 000 Mark.
Der technische Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätte, Sigbert Vogt, sagt denn auch: "Wir wollen den Speierling nicht einfach umlegen. Auf der anderen Seite wollen wir aber auch bauen." Sechs bis acht Wohnungen könnten nicht entstehen, wenn der Speierling bleibe. Auf Meinerts Kompromißvorschlag angesprochen, eventuell die Baufenster zu verschieben, meint Vogt: "Das ist gar nicht so einfach. An der Ecke geht es sehr eng zu. Da soll auch eine Tiefgarage hin." Aber die Nassauische Heimstätte will mit der Stadt und der Naturschutzbehörde reden. Etwa 45 Wohnungen will sie in vier Häusern errichten. Vogt bietet auch an, zehn Speierlinge auf Wiesen neu zu pflanzen. Auch die UL ruft zu einer Speierling-Pflanzaktion auf. she
feu DARMSTADT, 27. Januar. Im FR- Bericht über den "Irak-Giftgas-Prozeß" vor dem Darmstädter Landgericht wurde am Mittwoch aus Versehen eine falsche Zahl widergegeben: Die Firma Karl Kolb und Pilot Plant machte in den achtziger Jahren gegenüber der Bundesregierung nicht sechs, sondern 1,6 Millionen Mark Schadenersatz wegen angeblich zu Unrecht nicht genehmigter Exporte nach Irak geltend.
SCHWALBACH. "Schwalbach mit Ekken und Kanten - Liebenswertes Schwalbach" unter dieses Motto stellt die Unabhängige Liste (UL), die mit 42 Kandidatinnen und Kandidaten antritt, ihren Wahlkampf. Die UL versteht sich nicht als Partei, sondern als unabhängige Wählerliste, die nur in Schwalbach aktiv ist und sich zur basisdemokratischen Alternativ- und Friedensbewegung zählt. Entsprechend setzt sie ihre politischen Schwerpunkte in den Bereichen Soziales und Ökologie. So möchte die UL soziale Not aufdecken und Abhilfe schaffen, indem sie Hilfe zur Selbsthilfe gibt und alle finanziellen Möglichkeiten für Alleinerziehende, Arbeitslose, Behinderte, Wohnungslose und andere in Not Geratene ausschöpft. Eine behindertengerechte Stadt zu schaffen, Beratung für Behinderte und ihre Angehörigen anzubieten, Integration Behinderter in Schule, Kindergärten und Vereinen durchzusetzen, sind weitere Ziele.
Für Kinder und Jugendliche will die UL einen Jugendtreff im Limes bauen, den Abenteuerspielplatz verwirklichen, die Leseförderung und Hausaufgabenhilfe fortsetzen und Jugendinitiativen und -verbände fördern. Ein Kinderhaus soll im Limes, ein weiteres im alten Ort gebaut und der Kindertagesstättenbedarfsplan in die Realität umgesetzt werden.
Die UL macht sich dafür stark, die Wohnsituation junger Leute zu verbessern, will Fraueninitiativen unterstützen und kommunales Wahlrecht für Ausländer einführen. Alternative Energiepolitik, Stadtbus, Tempo 30 innerorts, Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes sind weitere Stichworte.
In der Finanzpolitik möchte die UL mit Günter Pabst als Spitzenkandidat weiter Prioritäten im sozialen und ökologischen Bereich setzen. Mehr Bürgerbeteiligung und eine Bürgerfragestunde während der Parlamentssitzungen werden ebenfalls angestrebt.
Die UL möchte keinen verbissenen Wahlkampf führen, sondern die Bürger sachlich informieren. Dazu bietet sie eine Diskussion über Kinder und Jugendliche in Schwalbach an, Eike Hennig will über Politikverdrossenheit referieren, und der Verkehrsclub Deutschland wird sagen, wie der Autoverkehr reduziert werden kann. Eine Fotoausstellung soll das Wahlkampfmotto der UL illustrieren: "Schwalbach mit Ecken und Kanten." she
LANGENSELBOLD. Die evangelische Kirchengemeinde Langenselbold ruft die Bürger und Bürgerinnen der Gründaustadt zur Beteiligung an einer Paketaktion für die notleidenden Menschen im Bosnien auf.
Die Pakete sollten gefüllt werden mit Lebensmitteln, darunter Mehl, Zucker, Salz, Reis oder Margarine, Konserven, Schokolade, Vitamintabletten oder auch Seife und Shampoo.
Die Pakete sollten bis zum 8. Februar beim Pfarramt 3 im Ellenbügel, beim Kindergarten in der Gartenstraße oder beim Gemeindebüro in der Hinserdorfstraße 2a, Geschäftszeiten jeweils montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, mittwochs von 14 bis 18 Uhr, abgegeben werden. alu
Wo ist noch Platz für neue Wohnungen in Frankfurt - nach dem Willen von Landesentwicklungsminister Jörg Jordan? Der Sozialdemokrat gibt grünes Licht für eine Fläche im Grüngürtel, die SPD und Grüne im Römer schon lange opfern wollen - das Hilgenfeld, zwischen Frankfurter Berg und Bonames. 1000 Wohnungen in dreigeschossigen Häusern dürfen auf dem Ackerland dort so schnell wie möglich entstehen. In den Augen von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) kein Zugewinn für die Stadt - weil längst einkalkuliert. Gleiches gilt für die 1500 Wohnungen von Bonames-Ost und die über 2000 der Preungesheimer Beuge sowie weitere Wohnhäuser nördlich und südlich von Kalbach - alles Planung der Stadt. In der Preungesheimer Beuge läßt Jordan gar zu, was sich SPD und Grüne aus ökologischer Rücksicht noch versagten - daß Wohnhäuser bis unmittelbar an die Autobahn A 661 heranreichen.
Ebenfalls lange für neue Wohnhäuser vorgesehen sind die Bergen-Enkheimer "Leuchte", ein Teil des Kaiserlei zu Offenbach hin und das Höchster Silo-Gebiet. Neu ausgewiesen haben die Fachleute des Regierungspräsidiums Darmstadt nur eine kleine Wohnfläche westlich von Zeilsheim - die grenzt an die vielbefahrene Autobahn nach Wiesbaden und dient heute anderen Zwecken: Es handelt sich um den Zeilsheimer Friedhof.
Das letzte Wohnbau-Areal kommt im Römer merkwürdig bekannt vor: Es liegt am Niederurseler Hang, östlich der A 5 und nördlich des Oberurseler Wegs. Diese Streuobstwiesen waren für den neuen Zoo reserviert. Am Montag hatte die OB- Kandidatin der CDU, Petra Roth, die Grundstücke als Wohnviertel vorgeschlagen - wirklich Zufall?
Drei Wohngebiete, mit denen die Stadt fest rechnete, entfallen im neuen Raumordnungsplan: Bergen-Nord, Oberrad-Süd und nahe der Sachsenhäuser Warte.
Auch beim Gewerbe sieht Wentz in den Vorgaben des Landes "fast nichts, was neu wäre": Eine Fläche zwischen Autobahn A 66 und Lorscher Straße in Rödelheim, freilich zur Hälfte von Kleingärten bedeckt. Grundstücke nördlich der Heerstraße, laut Wentz schon überwiegend belegt von "Mercedes" und "Hartmann und Braun". Auch die letzte Offerte aus Wiesbaden sei ein Scheinangebot: das unbebaute Firmengelände der Hoechst AG in Schwanheim - für andere Unternehmen also nicht zugänglich. jg
NEU-ANSPACH. Die "Bürgergemeinschaft Burgflecken - Gegen die Erweiterung des Gewerbegebietes Feldchen" hat der Gemeinde einige Kompromißvorschläge unterbreitet, die ihrer Ansicht nach die "Nachteile vor unserer Haustür" auf ein erträgliches Maß reduzieren würden. Dazu zählt an erster Stelle die Verlegung der Bebauungsgrenze "Auf dem Burgflecken" um etwa 35 Meter in Richtung Westerfeld und Gewerbegebiet. Die dadurch freiwerdende Fläche bepflanzt werden, um so einen Lärm- und Sichtschutz zu erreichen.
Weiter fordert die Bürgergemeinschaft, die Zufahrt zum Gewerbegebiet nicht durch ihr Wohngebiet zu führen, sondern ausschließlich über Straßen "Am Burgweg" und eventuell neue Stichstraßen. Nicht zuletzt sprechen sich die Anwohner dafür aus, die Grünfläche entlang der Usinger Straße beizubehalten. "Aus Gründen der Frischluftzufuhr", wie der Sprecher der Bürgerinitiative, Walter Auth, erklärt. Mit den Kompromißvorschlägen ergriffen die verärgerten Anwohner die Initiative, nachdem die jüngste Antwort der Gemeinde die Bürgerbedenken nicht ausgeräumt habe, so Auth.
Die neue Wählergemeinschaft FWG- UBN hat sich inzwischen dem Anliegen der Gruppe angenommen und ihre Unterstützung zugesagt. cn
KRONBERG. "Heute weder Hamlet" ist der verwirrende Titel eines Theaterstücks, das am Samstag, 30. Januar, 20 Uhr in der Stadthalle über die Bühne geht. Hans Clarin ist der einzige Akteuer, der auf der Bühne eine Aufführungsabsage zum ungetrübten Theatergenuß machen will. Das Stück von Rainer Lewandowski ist voller Witz und Humor, voller komischer Spielsituationen und soll die Zuschauer zum Schmunzeln und Lachen bringen. Doch es gibt auch Momente voller Tragik und Besinnlichkeit.
Karten gibt es im Vorverkauf in der Friedrich-Ebert-Straße 26.
BAD HOMBURG. Die Komödie "Damenkrieg" von Eugène Scribe und Ernest-Wilfried Legouvé wird am Montag, 8. Februar, 20 Uhr im Kurtheater (Abonnement B) gezeigt. Ellen Schwiers spielt die Hauptrolle unter der Regier von Ernst A. Klusen. s
NIDERAU. Mit kaum zu überbietender Dreistigkeit haben sich am Dienstag um die Mittagszeit zwei bislang unbekannte Frauen in eine Wohnung in Erbstadt eingeschlichen und trotz der Anwesenheit der Bewohner eine Schmuckschatulle gestohlen.
Allerdings hatten sie nicht mit der Reaktion des geprellten Ehepaares gerechnet, das mit ihrem Wagen die Verfolgung des Fluchtfahrzeuges aufnahm und die diebischen Frauen vorübergehend stellte.
Der 67jährige Wohnungsinhaber und seine Ehefrau befanden sich in der Küche ihres Hauses, als die Zimmertür von außen zugehalten wurde. Den beiden gelang es trotz heftigen Widerstands, die Tür aufzudrücken. Vor ihnen stand eine etwa 28jährige, offenbar aus dem Landfahrer-Mileu.
Die Unbekannte suchte zunächst nach Ausflüchten und bot Teppiche an. Als die Bewohner dann noch eine zweite, etwa 50 bis 50 Jahre alte Frau, klein und korpulent, im Hintergrund entdeckten, täuschte diese einen Schwächeanfall vor und bat um ein Glas Wasser, um wenig später mit ihrer jungen Komplizin das Weite zu suchen.
Wenig später entdeckten die Hausbewohner den Verlust einer Schmuckschatulle und eines Schlüsselbundes. Ohne Zögern folgten sie den beiden Frauen, die schließlich mit einem in der Nähe abgestellten älteren grauen Auto flüchteten. Am Steuer hatte ein Mann auf die beiden Frauen gewartet. Dem Ehepaar gelang es dann wenig später, das Fluchtfahrzeug einige Kilometer weiter auf der Bundesstraße 521 am Ortseingang von Heldenbergen zu überholen und durch Schrägstellen des Wagens zu stoppen.
Beim Versuch, die beiden Frauen festzuhalten, gab es ein Gerangel, bei dem das Kleid der Jüngeren zerrissen wurde und die Jacke der älteren Komplizin zurückblieb. Zusammen mit dem sich passiv verhaltenden Fahrer gelang dem Trio schließlich doch die weitere Flucht, wobei es dem Ehepaar zuvor gelungen war, die Schmuckkassette - allerdings ohne einige wertvolle Stücke - zurückzuerobern.
In diesem Zusammenhang weist die Polizei erneut darauf hin, Haus- und Wohnungstüren stets geschlossen zu halten. Weniger Leichtsinn hätte dem beherzten Ehepaar einen Schaden von rund tausend Mark erspart. are
GRÄVENWIESBACH. Die SPD und die FWG in Grävenwiesbach finden, daß die Überlegungen von Landrat Jürgen Banzer, die Gemeinde zu gewissen Zeiten nur mit Bussen statt mit der Taunusbahn anzufahren, "das Vertrauen der Bürger erschüttern". Außerdem stehe Banzer damit im Gegensatz zum Fahrplankonzept der Taunusbahn: Dort stehe schwarz auf weiß, daß die Züge in der Zeit zwischen 5.21 Uhr und 23.25 Uhr bis Grävenwiesbach fahren sollen.
Heinz Radu, FWG-Fraktionsvorsitzender und Mitglied der Verbandsversammlung der Taunusbahn, zufolge widerspricht das Umsteigen am späten Abend dem Grundgedanken der Taunusbahn, wonach so viel Verkehr wie möglich auf die Schiene gebracht werden solle. Noch vor der nächsten Sitzung der Versammlung müsse sich entscheiden, ob der Endhaltepunkt Grävenwiesbach auf Dauer überhaupt gesichert sei.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Eginhard Heilmann schlägt vor, die Triebwagen abends in Grävenwiesbach stehenzulassen. So würden die "unsinnigen" Leerfahrten zwischen Usingen und Grävenwiesbach entfallen. "Sollte die Strecke aber tatsächlich ganz stillgelegt werden, müßte der Kreis außerdem in erheblichem Umfang Zuschüsse des Landes Hessen zurückzahlen." jd
Es mag ja sein, daß der Düsseldorfer Verkehrs-Staatssekretär Heinz Nehrling "wundgerieben" ist von seinem nun schon dreijährigen Streit mit der Justiz. Sicher hat er auch seine Verdienste im Amt. Und der baldige Ruhestand ist dem sozialdemokratischen Beamten wohl zu gönnen.
Dennoch: Diese drei von Ministerpräsident Johannes Rau vorgebrachten Argumente dürfen nicht dazu herhalten, einen Beamten, einen Staatssekretär gar, ungeschoren behaupten zu lassen, er werde von der nordrhein-westfälischen Justiz "im Stil faschistischer Sippenhaftung" verfolgt. Demonstranten, die Polizisten als "Bullen" titulieren, bekommen hierzulande die ganze Schärfe des Gesetzes zu spüren. Und da soll ein Staatssekretär, dessen Sohn die Justiz wegen - nennen wir es mal sanft - "Ungereimtheiten" auf die Schliche gekommen ist, ungestraft von "faschistischer Sippenhaftung" quasseln dürfen?
Heinz Nehrlings nicht in Zorn und Affekt gesprochenes, sondern kühl geschriebenes Urteil über die Ermittlungen der Justiz gegen seinen Sohn ist nicht nur dumm und bösartig. Es ist unverzeihlich. Besonders für einen in der Hierarchie hoch angesiedelten Staatsdiener. Johannes Rau beweist nicht milde Menschlichkeit, sondern politische Schwäche, wenn er diesen Mann nicht sofort feuert.
vs (Düsseldorf)
Sieben Monate nach seinem Rücktritt als Staatsoberhaupt der CSFR ist Vaclav Havel auf die politische Bühne zurückgekehrt. Seine Wahl zum ersten Staatsoberhaupt der Tschechischen Republik war allerdings keineswegs eine strahlende Kür. Elf Mandatsträger der rechtsextremen Republikaner sorgten dafür, daß es im 200-Abgeordneten-Haus statt zur geplanten Demonstration gefestigter Demokratie im jungen tschechischen Staat zu einem Eklat kam. Mit wüsten Tiraden gegen das Idol der "sanften Revolution", dem sie unter anderem den Ausverkauf des Landes an die Deutschen vorwarfen, blockierten die Rechtsradikalen stundenlang die Wahlentscheidung. Entsetzen und Rufe nach Disziplinierung der Extremisten waren die Reaktion in der tschechischen Presse. Havel selbst erwägt, gerichtlich gegen die Anwürfe vorzugehen.
Die Sabotagetaktik der Republikaner hat einer internationalen Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie dringend die junge tschechische Demokratie das "Markenzeichen Havel" braucht. Drei der vier Parteien der Prager Regierungskoalition haben dieser Einsicht allerdings nur mit viel Selbstüberwindung Rechnung getragen. "Havel ist nicht ideal, er wird vielen nicht gefallen, aber er wird Präsident, weil wir keinen besseren haben", hatte einige Tage vor der Entscheidung die Prager Tageszeitung Telegraf kommentiert, die der Bürgerlich-Demokratischen Partei (ODS) von Ministerpräsident Vaclav Klaus nahesteht. Daß Havel im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen erhielt, hat er einigen Oppositionsabgeordneten zu verdanken. Umgekehrt läßt sich aus dem Ergebnis schließen, daß keineswegs alle Mandatsträger der Regierungskoalition für deren Kandidaten gestimmt haben.
Schon seit einiger Zeit hatte sich angedeutet, daß der vor drei Jahren noch umjubelte Ex-Dissident inzwischen bei aller Verschiedenheit der Persönlichkeiten und ihrer Programme dem "Gorbatschow- Syndrom" Tribut zollen mußte. Während das hohe Renommee des Mitbegründers der Charta 77 im Ausland ungeschmälert fortbesteht, bröckelt sein Ansehen im eigenen Land zusehends. Die Zahl der tschechischen Bürger, die Havels Einzug in die Prager Burg gutheißen, sank laut Umfragen seit August vorigen Jahres von 60 auf heute 45 Prozent. Möglicherweise konnten einige seiner Anhänger nicht nachvollziehen, daß sich der 56jährige nach seiner Niederlage im Kampf um die Föderation so schnell bereit zeigte, sich einer der beiden Nachfolgerepubliken als Staatsoberhaupt zur Verfügung zu stellen.
Havel hält kritischen Fragen in dieser Richtung entgegen, ihm gehe es um Werte wie gesellschaftliche Toleranz, Verständigung und vernünftigen Umgang miteinander. Deren Durchsetzung sei nicht abhängig von einer bestimmten Staatsform. Allerdings habe er diese Einstellung der Öffentlichkeit nach seinem Rücktritt als CSFR-Präsident trotz häufiger Medienpräsenz nicht deutlich genug machen können, leistete Havel jüngst Selbstkritik. Da half offensichtlich auch nicht, daß der Privatmann Havel im Spätherbst 1992 einen bekannten Fernsehjournalisten als persönlichen Pressesprecher engagierte.
Den Kritikern innerhalb der Regierungsparteien dürfte Havels Popularitätsverlust eher entgegengekommen sein. Viele Politiker in der neoliberal-konservativen Koalition tragen dem Ex-Dissidenten nach, daß er einmal von sich sagte, sein Herz schlage "eher links". Auch wurde dem Mitbegründer der Charta 77 der Vorwurf gemacht, er habe sich nach dem November 1989 zu versöhnlich gezeigt und sich der Forderung der Rechten nach einer radikalen Säuberung des Staates von ehemaligen Kommunisten widersetzt. Als tschechischer Staatspräsident werde er auf der Prager Burg womöglich ein "zweites Machtzentrum" neben der Regierung bilden.
Ein zunehmend pragmatisch agierender Havel hat diese Befürchtungen besänftigt, indem er auf Schmusekurs zur Koalition ging. Berichte über Rivalitäten mit Premier Klaus wies der Präsidentenaspirant zurück. Trotz persönlicher Unterschiede sei man sich in den politischen Grundpositionen einig. Mit einer neuen Taktik der Seelenmassage in Einzelgesprächen mit Spitzenpolitikern und Fraktionen gelang es dem "Bürger Havel", einige seiner Vorstellungen von einem einflußreichen Präsidentenamt in der tschechischen Verfassung durchzusetzen. Dazu gehört das Vetorecht bei Gesetzen, die keine verfassungsändernde Wirkung haben. Dennoch wurde seine Nominierung zu einem mehrwöchigen Eiertanz innerhalb der Koalition. Erst als die Bürgerlich-Demokratische Allianz ODA, die rückhaltlos hinter Havel steht, ankündigte, sie werde den Kandidaten notfalls im Alleingang vorschlagen, zogen die anderen Partner mit.
Nachdem seine Gegner von Havel gern das Bild eines weltfernen Idealisten zeichnen, ist er nun bemüht, das Image vom pragmatischen Politprofi auszubauen. So wird es ein präsidiales Küchenkabinett von Freunden und Prominenten wie nach seiner Wahl zum CSFR-Präsidenten nicht mehr geben. Nur noch ausgebuffte Experten sollen - so unterstrich der Ex-Dramatiker unmittelbar nach seiner Wahl - in der Präsidentenkanzlei tätig sein. Inhaltlich will sich Havel jedoch treu bleiben. Eine seiner Hauptaufgaben sieht er darin, über die Einhaltung der Menschenrechte in der tschechischen Gesellschaft zu wachen und radikalen Tendenzen entgegenzuwirken. Die Ereignisse während der Präsidentenwahl können ihn darin nur bestätigt haben. Seine erste Auslandsreise will Havel, der sich immer noch als Tschechoslowake bezeichnet, als Signal für den Willen zur guten Nachbarschaft in die Slowakei unternehmen.
Die Stellung des Präsidenten in der Verfassung "macht Havel zu einem starken Gegengewicht zu den Parteien und zum Premier Klaus, der bisher die tschechische politische Szene allein dominierte", kommentierte Lidove noviny am Mittwoch. Der Regierungschef hat jedoch in der Vergangenheit bewiesen, daß er auf Einmischung in sein Konzept äußerst harsch reagieren kann. "Meine bisherigen Erfahrungen haben mir gezeigt, daß in der Demokratie mindestens 50 Prozent der Politik aus Psychologie besteht", hat Havel jüngst geäußert. Der tschechische Präsident wird da ein glückliches Händchen brauchen.
KASSEL. Die 42jährige Frau aus Kassel, die am Dienstag im Anschluß an eine SPD-Wahlveranstaltung mit Partei-Chef Björn Engholm vorübergehend festgenommen wurde, ist gestern vom Vormundschaftsgericht in Kassel in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, hat ein Gutachter der 42jährigen eine psychotische Erkrankung attestiert. Die Frau, die der Polizei als "Schmähbriefschreiberin" bekannt war, sei bereits zuvor ambulant betreut worden.
Sie hatte sich dem SPD-Vorsitzenden am Dienstag nachmittag mit einem geschlossenen Springmesser in der Hand und laut schimpfend genähert, während Engholm sich mit einer Schülergruppe unterhielt. Ein Polizeibeamter hatte sich daraufhin zwischen Engholm und die Frau gestellt und ihr das Messer abgenommen. Eine ernsthafte Gefahr für Engholm hat nach Angaben eines Kasseler Polizeisprechers zu keinem Zeitpunkt bestanden. ebo
Schauspielpremieren im Februar Eine Auswahl
Baden-Baden Lessing: Emilia Galotti (Regie Frieder Lorenz, Bühne Marius Chwedczuk, mit Michaela Behal), am 13. Februar.
Esther Vilar: Die Erziehung der Engel (Regie Rolf von Sydow, Bühne Helga Schwartzkopff, mit Boris Eder und Anita Gramser als Engel und Engelin), am 19. Basel Victor Hugo: Lucretia Borgia (Regie Hans Hollmann), am 18. in der "Komödie". Beckett: Spiel (Regie Werner Düggelin) und Tritte (Regie Cesare Lievi) am 27. auf der Kleinen Bühne. Berlin Peter Turrini: Grillparzer im Pornoladen (Regie Peter Palitzsch, Bühne Karl Kneidl, mit Irm Hermann und Volker Spengler), Berliner Ensemble, am 3. im Ballhaus Rixdorf.
Alexej Schipenko: Aus dem Leben des Komikaze (in der Regie des Autors), Volksbühne am 6.
Anthony Burgess: Clockwork Orange (Regie Frank Castorf, u.a. mit Robert Hunger-Bühler), in der Volksbühne am 25.
Rolf Hochhuth: Wessies in Weimar (Regie Einar Schleef), Uraufführung Berliner Ensemble am 10. Gleichzeitig am Ernst-Deutsch-Theater Hamburg (Regie Yves Jansen).
Ibsen: Ein Volksfeind (Regie und Bühne Siegfried Bühr), Maxim Gorki Theater am 17. Bonn Jeremy Weller: Vierzehn Hamlets (in der Regie des Autors, Bühne Hans Georg Schäfer), im Alten Malersaal der Halle Beuel am 16. Coburg Manlio Santanelli: Königin Mutter - Regina Madre (Regie Bernd Köhler, mit Ellen Baier und Fritz Hörtenhuber), im Theater in der Reithalle am 25. Darmstadt Roberto M. Cossa: La Nonna (Regie Joachim Johannsen, Bühne Forian Parbs), am 26. Dessau Shakespeare: Maß für Maß (Regie Ursula Karusseit), am 12. Dortmund Goethe: Clavigo (Regie Amelie Niermeyer, Bühne Alexander Müller-Elmau), im Schauspielhaus am 27. Düsseldorf Maxim Gorki: Wassa Schelesnowa (Regie Fred Berndt, u.a. mit Nicole Heesters, Christiana Lemm, Heinrich Giskes) im Schauspielhaus am 28. Eisenach Thomas Bernhard: Der Theatermacher (Regie Jefim Chigerowitsch, Bühne Georg Hofmann, mit H.G. Schmidt in der Titelrolle), am 28. Esslingen Ludwig Fels: Soliman (Regie Ralf- Günther Krolkiewicz), Württembergische Landesbühne am 6. Frankfurt Sophokles: Antigone (Regie Anselm Weber), im Kammerspiel am 10.
Tankred Dorst: Karlos (Regie Alexander Brill, Bühne Ilse Träbing, mit dem Schülerclub), im Kammerspiel am 29. Februar Gera Ibsen: Nora (Regie Alexander Stillmark, Bühne Julia Hattstein), am 25. Hamburg Shakespeare: Richard III. (Regie Stephan Barbarino, Bühne M. Schröder, mit Michael Quast), Kammerspiele am 7.
Klaus Pohl: Die Schöne Fremde (Regie Jürgen Flimm, Bühne Rolf Glittenberg) am 27.
Tom Cole: Es wird Zeit (Regie Shireen Strooker), im Deutschen Schauspielhaus am 4.
Rolf Hochhuth: Wessies in Weimar (Regie Yves Jansen), Uraufführung Ernst-Deutsch-Theater am 10. Gleichzeitig am Berliner Ensemble (Regie Einar Schleef). Heidelberg Labiche: Das Sparschwein (Regie Wolfgang Hofmann, Bühne Momme Röhrbein), am 5.
Der Knacks, Tanztheater von Liz King, am 14. Heilbronn Goethe: Die Geschwister und Die Laune des Verliebten (Regie Martin Möller, Bühne Thomas Pekny), am 21. Hof Arthur Miller: Blick von der Brücke (Regie Manfred Dietrich, Bühne Gunter Bahnmüller), am 10. Ingolstadt Heinrich Henkel: Altrosa (Regie Dietmar Zerwes, Bühne Konrad Kulke), im Großen Haus am 10. Kaiserslautern Helmut Ruge: Abflug (Regie Hans- Peter Schenck, Bühne Martin Reszler), Uraufführung im Studio Kammgarn am 4. Karlsruhe Carl Sternheim: Der Snob (Regie Fritz Groß, Bühne Petr Albrecht Schulz, mit Manfred Böhm als Theobald Maske, Verena Jasch als Marianne Palen), im Kleinen Haus am 4. Kassel Bernarda Albas Haus, Tanztheater vo Krisztina Horváth nach Garcia Lorca, im Schauspielhaus am 6. Köln Oliver Reese: Kindermörder (Regie Uwe Hergenröder, Bühne Ulrich Schulz, mit Ralf Eubel), Uraufführung in den Kammerspielen am 27. Lübeck Sophokles: König Oedipus (Regie: Andreas von Studnitz), am 5. Magdeburg Athol Fugard: Der Weg nach Mekka (Regie Sigrid Vorpahl), am 13. München Kleist: Amphitryon (Regie Andras Fricsay Kali Son, Bühne Jorge Villarreal, mit Esther Hausmann als Alkmene, Thomas Meinhardt als Jupiter, Michael Mendl als Amphitryon, Rufus Beck als Sosias), im Residenztheater am 18. Nordhausen Ingeborg von Zadow: Ich und Du (Regie Peter Fischer, Bühne Jürgen Rennebach), Uraufführung am 26. FebruarNürnberg Shakespeare: Das Wintermärchen (Regie David Levin, Bühne Eberhard Matthies), am 20. Oberhausen Shakespeare: Othello (Regie Klaus Weise, Bühne Klaus Baumeister, mit Matthias Kniesbeck), im Theater am Erbertplatz am 5. Pforzheim Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wienerwald (Regie Rolf Heiermann, Bühne Karin Abendroth), im Großen Haus am 10. Rostock Büchner: Dantons Tod (Regie Berndt Renne, Bühne und Kostüme Falk von Wangelin), im Großen Haus am 28.
Rainer Werner Fassbinder: Katzelmacher (Regie Heike Beutel, Bühne und Kostüme Anna Cumin), im Kleinen Haus am 28. Stralsund Strindberg: Totentanz (Regie Jan Aust, Bühne Hans Braune), im Großen Haus am 27. Stuttgart Shakespeare: Romeo und Julia (Regie Gerd Böckmann), am 6. Tübingen Lukas B. Suter: Die Signatur (in der Regie des Autors), Uraufführung im Landestheater Württemberg-Hohenzollern, am 6.
Lotte Möller/Unga Klara: Das reine Mädchen (Regie Irmgard Paulis), Uraufführung in der Werkstatt am 13. Weimar Goethe: Clavigo (Regie Mira Erzeg, Bühne Wally Lindner-Badstübner), auf der Großen Bühne am 28.
Susan Sontag: Alice im Bett (Regie Katka Schroth und Michael Kliefert, Bühne Franz Haveman), im Foyer III am 26. Wien Peter Turrini: Alpenglühen (Regie Claus Peymann, u. a. mit Kirsten Dene und Traugott Buhre), Uraufführung am 17. im Burgtheater.
Shakespeare: Was ihr wollt (Regie Emmy Werner), am 14. im Volkstheater.
Gert Jonke: Opus 111 (Regie Stephan Bruckmeier, u. a. mit Otto Tausig), Uraufführung am 28. im Volkstheater. Wilhelmshaven Klaus Pohl: Die schöne Fremde (Regie Peter Rein) am 27. Würzburg Shakespeare: Maß für Maß (Regie Tebbe Harms Kleen, Bühne und Kostüme Jiri Janacek), am 3. im Großen Haus. Zürich Alexandr Vvedenskij: Weihnachten bei Ivanovs (Regie Adelheid Müther), am 19. im Theater am Neumarkt.
NORTHEIM, 27. Januar. Unter Protesten von Umweltschützern begann am Mittwoch im südniedersächsischen Northeim die öffentliche Erörterung von Plänen, gentechnisch veränderte Rüben und Kartoffeln freizusetzen. Die Demonstranten äußerten ihre Befürchtungen in Parolen wie "Heute die Rüben - morgen Du" und "Wollen wir mutieren?" Die Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS), zu deren Gesellschaftern der Chemiekonzern Hoechst gehört, will im Labor gezüchtete Rüben und Kartoffeln in diesem und im nächsten Jahr auf Flächen von insgesamt etwa 2600 Quadradmetern in der Nähe von Northeim und dabei Deggendorf (Bayern) teils auspflanzen, teils aussähen. Dagegen haben 3144 besorgte Bürgerinnen und Bürger Einwendungen erhoben, die nun in der Northeimer Stadthalle mit Vertretern des Unternehmens sowie mit Sachverständigen zu erörtern sind. Das Verfahren wird vom Bundesgesundheitsamt als Genehmigungsbehörde geleitet. Die KWS begründet die Manipulationen am Erbgut der Zuckerrüben damit, daß sich seit den 50er Jahren in Mitteleuropa Rizomania (Wurzelbärtigkeit) ausbreite, eine Viruskrankheit, die auf den Rübenäckern die Erträge vermindere. Im KWS-Labor wurde ein Gen, das die Vermehrung des Virus in der Pflanze verhindert, in Rüben-Erbgut eingebaut. Die Züchter nahmen noch weitere gentechnische Veränderungen vor, um die Rüben gegen Krankheitserreger und gegen ein von Hoechst hergestelltes Unkrautvernichtungsmittel resistent zu machen.
Tilman Uhlenhaut, Landwirtschaftsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), und Heidemarie Dann, Sprecherin des Gen-ethischen Netzwerkes (GeN), sehen den Sinn des geplanten Experimentes in Bestrebungen der Chemieindustrie, den Lebensmittelmarkt zu erobern. Den von KWS genannten Zweck halten sie für vorgeschoben. Bei richtiger Züchtung sei die Zuckerrübe auch ohne gentechnische Manipulationen vor Rizomania geschützt. Außerdem sei durch Untersuchungen erwiesen, daß die Anfälligkeit der Rüben von Standortwahl und Anbaumethode abhänge. Bei künstlicher Beregnung und zu enger Fruchtfolge verstärke sich der Rizomania-Befall. Dann und Uhlenhaut wiesen auch auf die seit Jahren anhaltende Überproduktion hin. Die Anbauflächen für Zuckerrüben in Deutschland verringerten sich jährlich um 20 Hektar. Daher bedürfe es keiner gentechnischen Ertragssteigerung. Das Bundesgesundheitsamt lehnte es jedoch am Mittwoch ab, zunächst den Nutzen des Experiments erörtern zu lassen. Wirtschaftliche, soziale und auch ethische Einwände seien im Genehmigungsverfahren nicht entscheidend, sagte Verhandlungsleiter Klaus Wichmann, der vielemehr gleich die Risiken des Experiments auf die Tagesordnung setzte. Die Kritiker befürchten unter anderem die Übertragung der gentechnisch gezüchteten Eigenschaften auf verwandte Pflanzen wie Mangold und Rote Beete, aber auch das Entstehen neuer Pflanzenviren. Das Bundesgesundheitsamt will bald nach der Erörterung über den Genehmigungsantrag entscheiden, weil das Experiment schon am 1. April beginnen soll. Nach Ansicht der Umweltschützer ist der Zeitraum für eine gründliche Prüfung aller Argumente viel zu knapp bemessen.
Der niedersächsische CDU-Vorsitzende Josef Stock hatte schon vor Beginn des Verfahrens alle Einwände zurückgewiesen. Gentechnisch veränderte Pflanzen seien "ohne Risiko für Mensch und Umwelt", versicherte Stock, der die geplanten Freilandversuche als "mutigen Schritt" begrüßte.
Starken Unmut bei den Einwendern löste am Mittwoch die KWS-Ankündigung aus, daß die Firma - unabhängig vom Ausgang des Genehmigungsverfahrens in Deutschland - in jedem Fall Freilandversuche im Ausland vornehmen werde.
In der Bundesrepublik waren bisher nur einmal gentechnisch manipulierte Pflanzen freigesetzt worden. Das Kölner Experiment mit Petunien mißlang.
LANGENSELBOLD. Wegen der Kritik der Opposition an dem Verkauf eines städtischen Grundstücks an eine Verwandte des Bauamtsleiters (die FR berichtete) meldet sich jetzt Langenselbolds Rathauschef Hans-Peter Ebner zu Wort. Er wehrt sich gegen "Sippenhaft" und Verdächtigungen gegenüber städtischen Mitarbeitern. Ebner bezeichnet es als eine "normale Angelegenheit", daß an die nächste Bewerberin auf der Warteliste veräußert werde, wenn der vorherige Interessent vom Kauf zurücktrete, auch wenn dies die Ehefrau eines Rathausmitarbeiters sei.
Verwandte oder Parteifreunde würden weder bevorzugt noch benachteiligt, betont Ebner. Die Opposition hatte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung vermutet, daß bei der Auswahl des Käufers nicht alles seine Ordnung gehabt habe. alu
Kleine Lokalrundschau
Ausflüge an den Rhein HOCHHEIM. Warum es am Rhein so schön ist, will der Dienstagsclub erkunden. Am 2. und am 9. Februar stehen zwei Bustouren auf dem Programm. Stationen sind Ingelheim und Bingen. Abfahrt ist jeweils um 9.50 Uhr an der Stadthalle (Einkaufszentrum) und um 10 Uhr am Berliner Platz. Auskunft und Anmeldungen bei Albert Reitz unter Telefon 0 61 46 / 35 88. Weinprobe HOCHHEIM. Einige Flaschen entkorkt die Kolpingfamilie am Dienstag, 2. Februar. Dann ist für 20 Uhr eine Weinprobe im Vereinshaus Wilhelmstraße angesagt. Seinen fachmännischen Kommentar zu den edlen Tropfen gibt Hans Norbert Dietrich. Solidaritätsgruppe tagt FLÖRSHEIM. Zu ihrem nächsten Treffen kommt die internationale Solidaritätsgruppe am Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr im Begegnungshaus am Falkenberg zusammen. Dabei werden Vertreter des Flörsheimer Ausländerbeirates von ihrer Arbeit berichten.
Arbeit und Wohnen SULZBACH. Über den CDU-Antrag, Wohnen und Arbeiten zusammenzubringen, um den Verkehr zu verringern, wird der Haupt- und Finanzausschuß der Gemeindevertretung am Donnerstag, 4. Februar, von 19.30 Uhr an im Rathaus diskutieren. Auch der Antrag der Grün-Alternativen, über einen Investitionszuschuß für Sulzbacher nachzudenken, steht auf der Tagesordnung. Dreifaches Helau hoch zwei HOCHHEIM. Faschingsstreß für die Narren der Kolpingfamilie: Gleich zwei Sitzungen stehen auf deren Programm. Tusch und Helau heißt es am Freitag, 5., und am Samstag, 6. Februar, jeweils um 19.11 Uhr im Vereinshaus an der Wilhelmstraße.Gegen Ausländerfeindlichkeit ESCHBORN. Die Initiative Eschbornerinnen und Eschborner gegen Ausländerfeindlichkeit trifft sich wieder am Donnerstag, 11. Februar, um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum an der Hauptstraße. Alle Interessierten sind eingeladen, zu kommen.
Europa und Rhein-Main SULZBACH. Die Rhein-Main-Region und ihre Rolle in Europa stehen im Mittelpunkt eines Gesprächsabends mit Landrat Jochen Riebel (CDU). Dazu lädt die Junge Union für Dienstag, 16. Februar, um 20 Uhr in den Garderobenraum des Bürgerhauses ein. Stadt sucht Wahlhelfer
HOCHHEIM. Helfer für die Kommunalwahl sucht die Stadt: Aufgaben sind unter anderem das Überwachen der Stimmabgabe, Vergleiche mit Wählerverzeichnissen und das Auszählen der Stimmen. Informationen erteilt das Wahlamt, Tel. 0 61 46 / 90 01 80. Schach für Kinder
HOFHEIM. Alle Tricks zum Gewinnen und natürlich die vollständigen Schachregeln gibt es im neuen Schachkursus für Kinder von neun bis zwölf Jahren dienstags von 17 bis 18 Uhr im Haus der Vereine (Raum 101 im Kellereigebäude). Wer fleißig übt, kann bald das sogenannte Bauerndiplom des Deutschen Schachbundes erwerben. Weitere Auskünfte gibt es bei Dr. Wolfgang Gordon unter der Rufnummer 0 61 92 / 27 451.
ulf FRANKFURT A. M., 27. Januar. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) leidet unter Mitgliederschwund. Die DGB- Gewerkschaften rechneten damit, daß im laufenden Jahr die Zahl der Mitglieder von 12,5 Millionen auf 11,5 zurückgehe, sagte der hessische DGB-Vorsitzende Karlheinz Jungmann jetzt in Frankfurt. Der Rückgang betreffe vornehmlich die neuen Bundesländer. So seien im Osten in der Lederindustrie, bei Textil, Holz und Kunststoff nahezu 90 Prozent der Beschäftigten arbeitslos. Nur die Baubranche habe ihre Beschäftigungszahlen halten können.
Sinkende Mitgliederzahlen hätten Auswirkungen für den Etat des DGB, den die Einzelgewerkschaften mit je zwölf Prozent ihrer Einnahmen finanzieren, sagte Jungmann. "Wir müssen auf die Bremse treten." Nach Jungmanns Worten ist weniger daran gedacht, das Personal zu reduzieren, vielmehr sollten Sachmittel eingespart werden. Auch müßten vorgesehene Modernisierungsmaßnahmen zeitlich gestreckt werden.
OFFENBACH. In Offenbach tobt ein doppelter Wahlkampf: Auch wenn bei den Kommunalwahlen am 7. März "nur" die 71 Stadtverordneten gewählt werden sollen, konzentriert sich die kommunal- und parteipolitische Szene mehr auf die Frage, wer ab Januar 1994 neuer Oberbürgermeister der "kleinen Großstadt zwischen Fluß und Forst" sein wird. Erstmals wird durch die Novellierung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) der Rathaus-Chef nicht mehr durch das Stadtparlament, sondern direkt von den Bürgern gewählt.
Diese Wahl bestimmt und beherrscht - auch wenn sie voraussichtlich erst im September ist - schon jetzt den Parlamentswahlkampf. SPD-Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, 57, kündigte bereits an, nicht mehr kandidieren zu wollen. So haben die Parteien bereits ihre Kandidaten nominiert. Für die SPD strebt der ehemalige Unternehmensberater und jetzige Stadtkämmerer Gerhard Grandke, 38, für die CDU der Sozialdezernent Stefan Grüttner, 36, und für die FDP der ehemalige Kulturdezernent Ferdinand Walther, 56, den OB-Stuhl an.
Dieser Diadochen-Kampf ist von besonderer Delikatesse, weil der Stadtkämmerer dem Sozialdezerneten den finanziellen Rahmen für die Sozialhilfe vorgibt. Immerhin bezieht fast jeder zehnte Offenbacher in irgendeiner Form irgendwelche Sozialhilfe. Diese Ausgaben übersteigen mit 110 Millionen Mark deutlich die Gewerbesteuereinahmen von 100 Millionen Mark. Der kommunale Anteil an der Einkommensteuer signalisiert mit 96 Millionen Mark das niedrige Einkommensniveau der Offenbacher. Über 25 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer, weitere 25 Prozent über 60 Jahre alt.
Um die Steuerkraft und die Sozialstruktur der ehemaligen Arbeiter- und Industriestadt (116 000 Einwohner) zu heben, riefen die Koalitionäre den "Pakt für Offenbach" aus, schrieben den ökonomischen und ökologischen Umbau der Stadt auf die weißblaue Stadt-Fahne. Helfen soll dabei der Bau einer unterirdischen S-Bahn (Investionsvolumen 1,6 Milliarden Mark) mitten durch Offenbach von Frankfurt nach Hanau und in den Kreis Offenbach.
Entlang der 3,5 Kilometer langen Trasse investieren Private auf den so aufgewerteten Grundstücken inzwischen runde zwei Milliarden Mark in den Büro- und Wohnungsbau. Die Stadt verkauft jede Menge Grundstücke an die Investoren. Außerdem soll an der Nahtstelle zum großen Nachbar Frankfurt, dem Kaiserlei, ein "Dienstleistungszentrum von eurozentraler Bedeutung mit 21 000 Arbeitsplätzen" entstehen. Außer Sparen können die Wahlkämpfer nichts versprechen. Giftige Attacken gegeneinander sind nicht zu erwarten, denn SPD und CDU haben sich vor anderthalb Jahren zu einer Notgemeinschaft, zu einer Großen Koalition, bis 1997 verabredet, um mit breiter parlamentarischer Mehrheit die städtische Finanzen mittels einer "Liste der Grausamkeiten" sanieren zu können. Wahrscheinlich klingen die Wahlslogans deshalb so ähnlich: Die CDU wirbt mit "Zukunft sichern für Offenbach" die SPD mit "Offenbach hat Zukunft".
Seit 1985 kann der städtische Haushalt nicht mehr ausgeglichen werden. Diese Defizite wachsen bis Ende 1993 auf 201 Millionen Mark an, dazu existiert ein Berg langfristiger Schulden in Höhe von 500 Millionen Mark. Geld für neue Projekte ist nicht da. Das vorgesehene Investitionsvolumen von 57 Millionen Mark fließt hauptsächlich in den S-Bahnbau und in den Erhalt der Substanz städtischer Gebäude wie zum Beispiel Schulen.
Die Koalitionäre haben zwei sanierungsbedürftigte Schwimmbäder, ein Theater und zwei Jugendzentren geschlossen, alle städtischen Gebühren kräftig erhöht. Bis 1995 soll die Zahl der städtischen Bediensteten von 2500 auf 1200 gesenkt werden. Das geschieht mit einem Trick: städtische Dienstleistungen wie Müllabfuhr, Straßenreinigung, Gebäudereinigung, Friedhof und Alten- und Pflegeheim werden zu stadteigenen Gesellschaften und kommunalen Eigenbetrieben umgegründet.
Mehr von symbolischer Spar-Bedeutung ist, daß die Große Koalition die Zahl der hauptamtlichen Magistratsmitglieder um zwei auf vier reduziert hat. Der Sieger des Oberbürgermeister-Wahlkampfes ist dann auch der Meinungsführer im je mit zwei SPD- und CDU-Stadträten besetzten Kommunalkabinett. SPD und CDU nennen das gleiche Wahlziel: Stärkste Fraktion im Parlament zu werden.
Angesichts der trüben finanziellen Ausssichten für die nächsten vier Jahre befürchten die Wahlkämpfer aller Parteien, daß sich die zur Zeit viel zitierte Parteien- und Politik-Verdrossenheit aufs Wählerverhalten durchschlägt. Vor allem die beiden großen Parteien rufen unermüdlich zum Urnengang auf. Neben der Haushaltssanierung bestimmt dieses Thema eindeutig den Wahlkampf.
Eine geringe Wahlbeteiligung der rund 77 000 wahlberechtigten Offenbacher erleichtert den kleinen Parteien den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Bei den Landtagswahlen vor zwei Jahren lag die Wahlbeteiligung nur noch bei 62,8 Prozent im sonst so wahlfreudigen und politisierten Offenbach, bei den Kommunalwahlen vor vier Jahren bei 70 Prozent.
Da reichten der FDP 3001 Stimmen oder 5,6 Prozent zum Einzug ins Stadtparlament. Eine sich von der FDP abgespaltene Freie Wählergemeinschaft (FWG) bekam aus dem Stand 5,8 Prozent, die Grünen 10,4 Prozent - die SPD erreicht 40,1 und die CDU 35,6 Prozent.
Inzwischen haben auch die "Republikaner" ihre Kandidatur ankündigt, außerdem bewirbt sich eine linksoppositionelle Gruppe unter dem vielsagenden Namen "Niemand". SIEGFRIED SCHOLZ
Gegen Ausländerfeindlichkeit MAINTAL. Das Antifaschistische Bündnis Maintal ruft auf zu einer Demonstration "gegen Rechtsradikalität, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit" am heutigen Samstag, 10.30 Uhr, in Maintal- Dörnigheim. Treffpunkt ist der Backesweg/Ecke Bahnhofstraße.
GRÜNDAU. "Nicht gerade berauschend, aber auch nicht schlecht" - so schätzt IG-Metall-Sekretär Gunther Heinz den Sozialplan für die 98 Wibau- Beschäftigten ein, die in Kürze wegen "massiver Umsatzeinbrüche" entlassen werden. Nach seinen Angaben haben Firmenspitze, Betriebsrat und Gewerkschaft das "Trostpflaster" nach mehr als zweiwöchigen Verhandlungen unter Dach und Fach gebracht. Die Geschäftsleitung habe zunächst 500 000 Mark angeboten, nun stünden für den Sozialplan 900 000 Mark zur Verfügung. Davon fließen 100 000 Mark in einen Fond für "besondere Härtefälle und Langzeitarbeitslose".
Die jeweiligen Abfindungen werden sich nach dem Alter der Betroffenen und ihrer Beschäftigungsdauer richten. Letztere liegt wegen des Wibau-Konkurses, der dem Zusammenbruch des Baumaschinenkonzerns IBH folgte, bei höchstens zehn Jahren. Wen die Entlassungswelle trifft, das erfahren die Beschäftigten erst in der kommenden Woche. Zwar würden sie am Freitag in einer Vollversammlung über den Verhandlungserfolg von Betriebsrat und Gewerkschaft informiert, so Heinz, "doch angesichts der Kündigung sind ausführliche Gespräche mit den Betroffenen nötig".
Neben der Erhöhung des Angebots haben die Verhandlungpartner auch erzielt, daß die ursprünglich 105 geplanten Entlassungen auf 98 reduziert wurden. Wer länger als vier Monate arbeitslos bleibt, erhält neben der Abfindung für höchstens zwölf Monate einen Zuschuß zum Arbeitslosengeld. Da der Betrieb trotz der Kündigungen weiterhin seine Produktion drosselt, will die IG Metall noch erreichen, "daß Leute, die entlassen werden, aus der Kurzarbeit rauskommen". tja
Pjotr Korsanow wartet auf den Novemberlohn. Der 47jährige Mitarbeiter eines Moskauer Instituts, der sich zum dritten Mal von seinem Chef hat vertrösten lassen, steckt die Hände in leere Hosentaschen und starrt auf den Fernseher. Der Rubel, muß er erfahren, habe soeben einen weiteren Tiefststand erreicht und die "Schallmauer gegenüber dem US-Dollar von 500 zu eins überschritten". Auf seinem Sturzflug läßt der russische Rubel kaum einen Rekord unberührt. Im Januar werde mit einem monatlichen Wertverlust von mehr als 50 Prozent erstmals die Schwelle zur Hyperinflation erreicht, prophezeit Vize-Premier Anatolij Tschubais. Der Anstieg der Verbraucherpreise wird mit zehn Prozent wöchentlich angegeben. Seit November gingen achteinhalb Wochen ins Land. Mathematiker Korsanow zieht sechs Finger zu Rate, um sich auszurechnen, was sein ausstehendes Gehalt noch wert ist: "Neun Flaschen Wodka, wenn ich es heute bekomme, übermorgen acht."
Während Rußlands heißlaufende Notenpresse im sibirischen Perm dieser Tage die ersten nachsowjetischen Rubelscheine ohne Leninkopf herausgibt, steigen täglich die Preise. Was im Dezember 1991 noch 100 Rubel kostete, bilanziert die "Iswestija" für die 70 wichtigsten Nahrungsmittel, war Mitte Januar dieses Jahres für 2163 Rubel zu haben. Als Existenzminimum errechnete das Blatt ein Monatseinkommen von mehr als 5000 Rubel. Zum Vergleich: Anfang Februar soll die Mindestrente auf 4200 Rubel erhöht werden.
Das Preiskarussell läßt auch Tamara Kolbasowa schwindlig werden. Täglich schreibt die 43jährige, die Moskaus Lebensmittelgeschäft Nummer 57 vorsteht, neue Schilder. Die Wurstpreise haben sich in einer Woche verdoppelt. "Aber das kauft ja sowieso keiner", meint Chefverkäuferin Kolbasowa. Während sich die Salamischeiben Marke "Moskau" langsam in der Auslage zusammenrollen, herrscht vor dem Brot- und Milchstand das übliche Gedränge: Die beiden Grundnahrungsmittel sind als nahezu einzige von der Inflation weitgehend verschont geblieben und dienen zumeist den ärmeren Bevölkerungsschichten als täglicher Magenfüller. Selbst Butter ist mit 800 Rubel pro Kilo für denjenigen, der ausschließlich auf sein offizielles Gehalt angewiesen ist, unerschwinglich geworden.
Jelena Diorgjewa geht nicht mehr einkaufen. In der Schlange, kurz bevor die Verkäuferin sie mit dem unvermeidlichen "Sprechen Sie!" anraunzt, mache "jedesmal der Blutdruck los". Dennoch: die 63jährige Rentnerin hat Glück. "Denn der liebe Gott hat mir nicht nur ein kaputtes Herz gegeben", denkt sich die kreislaufschwache Diorgjewa vor Moskaus Apotheke Nummer 350, "sondern auch ein steifes Bein." Damit ist sie als Invalidin anerkannt und erhält ihre Herztabletten kostenlos. Für das ausländische Präparat, auf das sie angewiesen ist, müßte sie sonst 800 Rubel pro Woche zahlen. Mehr als diese zwei Mark fünfzig stehen ihr aber bei einer Monatsrente von derzeit 3500 Rubel zwischen zwei Apothekenbesuchen nicht zur Verfügung. "Und von den Pillen wird man nicht satt."
Weil ihre Schwiegertochter von staatlich anerkannten Behinderungen verschont geblieben, dafür aber magenkrank ist, hat sich Jelena Diorgjewa die entsprechenden Tabletten ebenfalls verschreiben lassen. Im Januar nämlich hat die Inflation auch die Apotheken entdeckt. Vorbei die Zeiten, da es etwa russische Kopfschmerzmittel für 3 Rubel gab. "Wer wirklich krank ist", meint die Verkäuferin in der Pillenschmiede, wo regelmäßig sechs von sieben verordneten Billig-Arzneien als nicht vorrätig aus den Rezepten gestrichen werden, "braucht künftig viel Geld."
Dem Verfall der russischen Währung will die Regierung nun ihr Programm "Über die Finanz- und Wirtschaftspolitik Rußlands im Jahre 1993" entgegensetzen. Hauptpunkte sind dabei die Stabilisierung des Rubelkurses, die jedoch vorsorglich erst für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt wird, sowie die Verringerung der Löcher im Staatshaushalt. Das monatliche Inflationstempo soll dem Programm zufolge Ende 1993 nur noch fünf Prozent betragen. Das Defizit im Staatshaushalt ebenso.
Boris Fjodorow, seit dem Ausscheiden Jegor Gajdars im Kabinett des neuen Regierungschefs Wiktor Tschernomyrdin für die Reformen zuständig, hätte in das Programm aber auch 15 oder ein Prozent als Vorgabe schreiben können: die Sache bleibt theoretisch. So hat etwa Finanzminister Wassilij Bartschuk das Haushaltsdefizit wegen der vom russischen Parlament für Anfang Februar beschlossenen Renten- und Mindestlohnerhöhungen zeitgleich auf 10 Prozent geschätzt. Dem Berufsmathematiker Korsanow sind die "Rechenfaxen im Kreml" egal. Auf sein Novembergehalt legt er keinen Wert mehr. "Jetzt wären es schon nicht mal mehr dreißig Mark", zupft er an den Hosentaschen, "langsam wird es lächerlich."
DIETMAR OSTERMANN (Moskau)
BONN, 27. Januar. Die Ausführungsgesetze zur Änderung des Asylgrundrechts sollen bereits übernächste Woche in den Bundestag eingebracht und beraten werden. Das peilen Innenpolitiker von CDU/ CSU, FDP und SPD an, nachdem sie sich - wie in einem Teil der Auflage bereits berichtet - am Dienstag abend auf Details des künftigen Asylrechts geeinigt haben. Allerdings sind noch einige Punkte umstritten. Die Koalitionsfraktionen streben an, daß das neue Asylrecht im April in Kraft tritt.
Unter anderem regeln die Entwürfe für das Gesetzespaket, daß sich künftig nicht auf das Grundrecht auf Schutz vor politischer Verfolgung berufen kann, wer durch einen sogenannten sicheren Drittstaat nach Deutschland kommt. Dazu werden neben den EG-Staaten Österreich, die Schweiz, Polen und die Tschechische Republik gezählt. Union und FDP wollen auch die skandinavischen Staaten, die Slowakei und Ungarn in diese Liste aufnehmen. Bewerber, die bei ihrer Flucht einen "sicheren Drittstaat" durchquerten, sollen sofort dorthin zurückgebracht werden können. Die SPD möchte hier einige Ausnahmen durchsetzen.
Lediglich ein Eilverfahren soll Personen zustehen, die aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten stammen. Hier haben sich die Parteien-Unterhändler auf Rumänien, Bulgarien, Ghana und Indien geeinigt. CDU/CSU und FDP möchten im Verlauf der Beratungen erreichen, daß auch Ungarn, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei und eventuell Gambia und Senegal dazu gezählt werden.
Noch ungeklärt ist, ob für Asylbewerber aus "sicheren Herkunftsstaaten", die mit dem Flugzeug hierherkommen, eine besondere Form des verkürzten Verfahrens geschaffen wird. Dieser Forderung der Koalition widersetzt sich die SPD bisher. Offen blieb auch, ob Personen die Einreise verweigert wird, die offensichtlich eine falsche Identität vortäuschen.
Die Parteien haben sich auch auf Grundzüge eines eigenständigen Aufenthaltsrechts für Bürgerkriegsflüchtlinge und auf Erleichterungen des Erwerbes der deutschen Staatsbürgerschaft geeinigt. (Weiterer Bericht auf Seite 4)
Mit einer Bilanzsumme in der Gegend von 100 Milliarden Mark und 76 angeschlossenen Sparkassen ist die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) keine ganz vernachlässigenswerte Größe im deutschen Geldgeschäft. Das Institut residiert im Zentrum des führenden Finanzplatzes Frankfurt und spielt auch international eine gewisse Rolle. In bemerkenswertem Kontrast zu dieser Bedeutung stand bisher die Öffentlichkeitsarbeit der Helaba: Sie fand praktisch nicht statt. Zwar wurde wie in einer Art Pflichtübung, oft eingezwängt in Auftritte des Sparkassenverbandes (des Eigentümers), über die Geschäftsentwicklung berichtet. Aber das war's dann auch schon. Ansonsten blieben die Helaba und ihr Vorstand meist sprachlos.
Vom 1. Februar an dürfte sich das ändern. Dann übernimmt Werner Auerbach, zuletzt Generalbevollmächtigter der Nassauischen Sparkasse und früher Sprecher des Hessischen Sparkassenverbandes, bei der Landesbank die Leitung des Vorstandsstabes. In dieser Funktion wird der 49jährige, ein Vertrauter des künftigen Helaba- Chefs Karl Kauermann und erfahrener Öffentlichkeitsarbeiter, unter anderem auch für Information und Kommunikation zuständig sein.
Man wird endlich von der Helaba hören. ski
gra MAINZ, 29. Januar. Der stellvertretende Kreisvorsitzende der rechtsextremistischen "Republikaner" in Bad Dürkheim, Hellmut Lange, ist in der evangelischen Kirche als "Ersatzpfarrer" und als Mitglied der Bezirkssynode tätig. Eine Aktionsgemeinschaft "Kirche gegen Rechts" hat nun die Ablösung des Predigers gefordert, der sich 1975 zum "Prädikanten" ausbilden ließ. Prädikanten dürfen nach Angaben der evangelischen Landeskirche der Pfalz eigenverantwortlich predigen, Sakramente spenden und Trauungen oder Begräbnisse vollziehen.
Offizielle Kirchenvertreter bezeichneten die Verbindung zwischen der Mitgliedschaft in einer Rechtspartei und dem Predigeramt als unglücklich. Allerdings wolle man keine kirchenrechtlichen Schritte gegen den "Republikaner"- Funktionär einleiten, hieß es im Landeskirchenamt in Speyer. Kirchenvertreter wiesen darauf hin, daß sich Lange als Prediger "unpolitisch und bibelorientiert" verhalten habe.
Im Blickpunkt: UN-Sicherheitsrat Bereits 802 Resolutionen
"Alle erforderlichen Maßnahmen" soll der Sicherheitsrat nach der Empfehlung von UN- Generalsekretär Butros Butros-Ghali gegen Israel ergreifen, um die Rückkehr der im Dezember deportierten über 400 Palästinenser zu erreichen. Butros-Ghali sieht in der israelischen Weigerung, die Resolution 799 zu befolgen, eine "Herausforderung der Autorität des Sicherheitsrates". Jetzt ist das oberste UN-Gremium bei Resolution 802 angelangt: Kroatien wird aufgefordert, unverzüglich den Waffenstillstand in der Krajina einzuhalten. Die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegene Zahl von Resolutionen zeigt, daß der Sicherheitsrat entscheidungsfreudig geworden ist. Die seit der Gründung der UN 1945 beschlossenen oder durch das Veto einer der Großmächte verhinderten Resolutionen des Sicherheitsrates markieren die bewegte Nachkriegszeit. Resolution Nummer eins vom 25. Januar 1946 hatte die Schaffung eines militärischen Generalstabsausschusses zum Inhalt. Dieser Ausschuß sollte den Sicherheitsrat bei der Durchsetzung von Zwangsmaßnahmen gegen Friedensbrecher unterstützen, trat aber noch nie zusammen.
Damit eine Resolution des Sicherheitsrats wirksam wird, müssen ihr mindestens neun der 15 Mitglieder zustimmen. Jedes der fünf ständigen Mitglieder (USA, Rußland, China, Frankreich, Großbritannien) hat ein Vetorecht. Die Stimmenthaltung eines ständigen Mitglieds gilt nicht als Veto. Von 1946 bis 1990 blockierten die Sowjetunion 115mal, die USA 69mal, Großbritannien 30mal, Frankreich 18mal, Nationalchina und nach 1972 die Volksrepublik China je einmal Resolutionsentwürfe, die von der Mehrheit angenommen worden waren.
Während der Koreakrise nutzten die Westmächte 1950 die vorübergehende Abwesenheit des sowjetischen Vertreters im Sicherheitsrat, Nordkorea zum Angreifer zu erklären und die Entsendung einer Streitmacht zu beschließen. Die erste Friedensmission, die von allen ständigen Mitgliedern gebilligt wurde, geht auf Mai 1948 zurück. Ihr Objekt war schon damals der Nahostkonflikt. Der Sicherheitsrat gründete ein Organ zur Überwachung des Waffenstillstands zwischen des Israelis und den arabischen Staaten (UNTSO), das noch heute besteht.
Die USA machten erstmals 1970 von ihrem Vetorecht Gebrauch, um eine Verurteilung Israels abzuwenden. Allein zwischen 1983 und 1990 intervenierte Washington 16mal zugunsten Israels. Dennoch ist dem Nahen Osten eine große Anzahl von Entschließungen gewidmet, von denen nur wenige in die Tat umgesetzt wurden. Die berühmteste ist die "Two-Four-Two" (242) vom November 1967, welche die Rückgabe der von Israel im Sechstagekrieg besetzten Gebiete im Gegenzug zu einem Friedensschluß und der Schaffung "sicherer Grenzen" vorsah. Sie wurde von Israel und radikalen arabischen Staaten zurückgewiesen. In letzter Zeit pflegt man zu unterscheiden, ob Resolutionen im Sinne von Kapitel VI (friedliche Beilegung von Streitigkeiten) oder von Kapitel VII (Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen) zu verstehen sind. Kapitel VII legitimiert die Anwendung von Gewalt. Das Ultimatum an Saddam Hussein, bis 15. Januar 1991 seine Truppen aus Kuwait abzuziehen, enthielt diese Drohung. Das Handelsembargo gegen Rest-Jugoslawien und die verfügte Flugverbotszone über Bosnien-Herzegowina berufen sich ebenfalls auf Kapitel VII der Charta.
Seit dem Ende des Kalten Kriegs produziert der Sicherheitsrat Beschlüsse am laufenden Band. In den ersten vier Jahrzehnten seines Bestehens verabschiedete das höchste UN- Organ 580 Resolutionen, in den nachfolgenden sieben Jahren deren 223. Seit zwei Jahren haben die USA keinen der ausgehandelten Resolutionsentwürfe mehr durch ihre Gegenstimme blockiert. Dies begründet die Angst Israels, daß der Sicherheitsrat jetzt energische Maßnahmen für die Rückführung der deportierten Palästinenser ergreifen könnte.
PIERRE SIMONITSCH (Genf)
Als Hitler Kanzler wurde, lief im Kino gerade "Der Hexer" Vor 60 Jahren hißten die Nazis an den Rathäusern im Taunus die Hakenkreuz-Flagge / Dann wurden SPD und KPD verboten
"Beamtenrechtlich nicht korrekt, aber nicht strafbar" "Führerschein-Mafia": Hauptangeklagter sagt aus Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert "Wenn ich dem Ansehen der Justiz Schaden zugefügt habe, tut es mir leid. Das habe ich nicht gewollt." Mit diesen Worten hat der 62 Jahre alte Oberamtsanwalt Hans L. im Prozeß um die sogenannte "Führerschein-Mafia" vor dem Frankfurter Landgericht einerseits zwar eingeräumt, daß er sich beamtenrechtlich nicht korrekt verhalten hat, andererseits jedoch bestritten, daß er sich strafbar gemacht hat. Wie der Angeklagte deutlich machte, sei er im Gegensatz zu den Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft nicht das Oberhaupt einer kriminellen Vereinigung gewesen, die unter Umgehung der Gesetze bei den Gerichten in Frankfurt und Umgebung dafür sorgte, daß Alkoholsünder am Steuer vorzeitig ihren Führerschein wiederbekamen. Folgt man seinen Ausführungen, gab es in den von ihm vertretenen Fällen keinerlei Manipulation.
Zuständig für das "zweitstärkste Dezernat" bei der Amtsanwaltschaft, fühlte sich der mit Verkehrsstrafsachen betraute Angeklagte eigenen Angaben zufolge "zeitlich nicht ausgelastet". L.: "Ich war oft so schnell fertig, daß ich nicht wußte, was ich noch machen sollte." Diese Langeweile sei das Motiv dafür gewesen, daß er neben seinem Dienst ab 1982/83 als freier Mitarbeiter zunehmend für das Anwaltsbüro des K. tätig wurde. Der Anwalt promovierte damals gerade, und da die Kanzlei zu verlottern drohte, übernahm der Oberamtsanwalt auch die Mandantenbetreuung. "Ich konnte einfach keine Arbeit liegen sehen."
Während ihm die Arbeit bei der Justiz "ziemlich mechanisch" vorkam, fand er viel Spaß an der anwaltlichen Beschäftigung. Dafür erhielt L. auch Geld, wobei es ihm darauf, wie er betonte, "nicht angekommen" sei. Statt für jeden einzelnen Fall erhielt er "hin und wieder" pauschale Vergütungen um die 2000 bis 3000 Mark.
Nachdem es zwischen ihm und K. Mitte 1986 zu Spannungen gekommen war, wechselte der Oberamtsanwalt in die Kanzlei eines anderen, "frisch gebackenen" Anwalts, der ihm in seiner strafrechtlichen Unbeholfenheit leid getan habe. Hier soll er insgesamt zwischen 15 000 und 18 000 Mark bekommen haben.
"Was ich mir geleistet habe, war beamtenrechtlich unmöglich", gab L. zu. Daraus habe er die Konsequenz gezogen und sein Dienstverhältnis bei der Justiz aufgekündigt. Gesetzwidrig indessen will er sich in keinem Fall verhalten haben, auch nicht im Sinne von Vorteilsannahme oder Bestechlichkeit. Selbst in den Fällen von Mandanten, die er zuvor sozusagen anwaltlich beraten hatte, habe er als Anklagevertreter später im Prozeß keine besonders milden Strafanträge gestellt.
Nach Darstellung des ehemaligen Oberamtsanwalts war es bei Gericht gängige Praxis, daß ein Alkoholsünder, der bis zum Beginn seines Prozesses sechs oder sieben Monate warten mußte, keine Führerscheinsperre mehr bekam. Vielmehr sei die Sache mit einem Fahrverbot erledigt worden, das insofern rein deklaratorisch war, weil der Autofahrer zwischen Alkoholfahrt und Prozeß bereits auf seinen Führerschein hatte verzichten müssen.
Wenn der Sohn auf einmal Punker ist Pubertät - "die schwierigste Zeit" / Hilfe für Eltern: VHS bietet neuen Fachbereich Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka NEU-ISENBURG. Die Volkshochschule will Eltern, die sich über die richtige Erziehung ihrer Kinder Gedanken machen, nicht länger allein lassen. Aus diesem Grund hat sie einen neuen Fachbereich Psychologie und Erziehung eingerichtet. "Hilfe bei der Erziehung und Kurse, die die persönliche Entwicklung stützen, sind ebenso wichtig wie berufliche Weiterbildung", meint Renate Koch, die neue Geschäftsführerin der VHS. Sie hat für die neuen Angebote die Soziologin Jutta Kamarowsky gewonnen, bei der sie selbst jahrelang Kurse besucht und nach eigenen Worten "unschätzbare Erfahrungen" gemacht hat. Renate Koch erinnert sich: "Die größten Probleme hatte ich mit meinen Kindern, als die in der Pubertät waren." Diese Erfahrung machen offenbar viele Mütter und Väter. "Die Pubertät ist die schwierigste Zeit", meint auch Jutta Kamarowsky, die seit 25 Jahren Erziehungsberatung macht. Ihren Kurs mit dem Titel "Mein Kind kommt in die Pubertät", den sie im Februar auch in Neu-Isenburg anbietet, hat sie im Auftrag verschiedener Träger in der Region schon oft abgehalten. Er war regelmäßig voll - ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr es Eltern verunsichert, wenn ihren Kindern die Clique plötzlich wichtiger ist als die Familie, wenn sie in der Schule absacken, sich die Haare bunt färben, als Punker kleiden und überhaupt alles anders machen, als es sich die "Alten" vorstellen.
Eine Kursteilnehmerin, so erinnert sich die Soziologin, sagte einmal: "Ich bin nur noch der Automat, der das Essen und saubere Hemden ausspuckt." Ihre Enttäuschung und die Wut des Vaters, der seine Autorität bedroht sieht, sind keine Einzelfälle. Kamarowsky: "Die erste Erfahrung, die alle Teilnehmer machen, ist die, daß es ihnen nicht allein so geht. Auch die anderen Mütter und Väter erleben das." So kann sich zumindest das beruhigende Gefühl einstellen: "Mein Kind ist kein Exot."
Die Probleme als normal zu akzeptieren, darin sieht die Soziologin den ersten Schritt hin zu einer Lösung. Der zweite Schritt wird getan, wenn Eltern verstehen, in welchen Phasen die Pubertät verläuft und welche Aufgaben die Jugendlichen in dieser Zeit bewältigen müssen. Solches Wissen kann die Angst nehmen, daß die Kinder vollends aus dem Ruder laufen.
Daß die "schwierigste Zeit" angebrochen ist, merken Eltern daran, daß sich ihr Kind immer häufiger in sein Zimmer zurückzieht, stundenlang auf dem Bett herumliegt, auf den Ohren die Kopfhörer des Walkman. Nur manchmal taucht es auf und ist dann besonders zärtlich und lieb. In der Regel schwanken die Gefühle zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt.
"In dieser Zeit erlebt sich jeder als abgrundtief häßlich", weiß Kamarowsky aus ihrer Arbeit mit Jugendlichen. "Keiner fühlt sich wohl in seinem Körper." Den Eltern, die über den Rückzug ihrer Kinder klagen, gibt sie zu bedenken: "Hier spielt sich viel Not ab."
In der zweiten Phase der Pubertät wird nach den Erfahrungen der Soziologin die Clique wichtig. Mit den anderen zusammen wird die erste Zigarette geraucht, Alkohol probiert und auch schon mal zu illegalen Drogen gegriffen. "Sie experimentieren ununterbrochen." Die Eltern sehen sich konfrontiert mit Ankündigungen wie der, daß der Freund oder die Freundin über Nacht bleiben werde.
Der Prozeß des Erwachsenwerdens ist für die Jugendlichen, die heute sehr viel länger im Ausbildungsprozeß bleiben als früher, schwieriger geworden, meint die Soziologin. "Innerlich fühlen sie sich erwachsen, doch ihre sexuellen Bedürfnisse sollen sie häufig bis nach dem Abitur aufschieben. So entstehen Stauungen." Vor ihnen liege eine ungewisse Zukunft, ihre berufliche Zukunft lasse sich nicht verbindlich planen.
Den Eltern empfiehlt sie, in dieser Zeit für die Sorgen ihrer Kinder noch hellhöriger zu werden. Statt sich aus Verletztheit zurückzuziehen oder mit Brachialgewalt zu versuchen, Prozesse zu unterbinden, sollten sie ihren Kindern das Gefühl geben, daß sie sie "in Ruhe lassen, aber nicht fallenlassen".
Daß sich Mütter oder Väter in konkreten Situationen mit dem Verhalten der Jugendlichen schwertun, liegt ihrer Ansicht nach häufig daran, daß eigene frühere Erfahrungen, Ängste und Probleme beispielsweise mit der eigenen Sexualität reaktiviert werden. Dann müßten sich die Erwachsenen mit sich selbst auseinandersetzen und Brücken zur eigenen Kindheit schlagen.
"Bei manchen Teilnehmern entspannt sich die Situation in der Familie schon nach der Hälfte des Kurses", sagt Kamarowsky. Die "ganz normalen" Probleme verlieren ihren Schrecken.
Und doch: Ist nicht die Angst vieler Eltern berechtigt, daß sich ihre Kinder rechtsradikalen, gewalttätigen Gruppen anschließen? Die Soziologin meint: "Wenn es in einer Familie immer schon ein liberales Klima gab und offen diskutiert, nicht autoritär entschieden wurde, dann müssen sich die Eltern nicht sorgen, daß ihre Kinder abdriften." Werte, die vermittelt wurden, würden nicht ohne weiteres über Bord geworden.
Die Botschaft, die die Soziologin den Eltern letztlich vermittelt, lautet: "Ich muß die Leine zwischen mir und dem Jugendlichen länger lassen, aber ich muß sie auch immer festhalten." Zugleich macht sie ihnen Mut, daß das gelingen kann. Und sie vermittelt mit ihrer engagierten Art das Gefühl, daß das, was Eltern erleben, nicht nur problematisch, sondern auch spannend sein kann.
Dieser Effekt ist das, was sich VHS-Geschäftsführerin Renate Koch von den neuen Kursen erhofft. Die Erziehungsberatung, da ist sie sich sicher, wird das Angebot der VHS bereichern. Geradezu euphorisch meint sie: "Es findet ein Stück Lebens- und Herzensbildung statt, das uns mitmenschlicher macht."
FRIEDRICHSDORF. "Superpaul" heißt die Geschichte, mit der das Fabula- Theater Idstedt am Dienstag, 2. Februar, 15 Uhr im Köpperner Bürgerhaus die Kinder unterhalten will. Ein Schauspieler und eine Figurenspielerin zeigen die Erlebnisse eines kleinen Igels, der von sich glaubt, der "größte" zu sein. Er begibt sich auf eine Abenteuerreise und muß schließlich erkennen, daß auch ein Super- Igel seine Grenzen hat.
OBERURSEL. Kreativität fördern durch meditatives Tanzen, Malen, Verbinden von Worten und Erleben von Stille und Natur: Im Kurs "Kreative Meditation" von Margit Bethge können Kinder und Jugendliche das lernen. Die Stadt bietet die Veranstaltung im Rahmen des Kulturprogramms an acht Abenden an. Beginn ist am Montag, 1. Februar im Kinderhort Bommersheim. Anmeldungen: Tel. 5 8 0 1 01. s
HEUSENSTAMM. Beunruhigt läuten zur Zeit zahlreiche Bürger aus Rembrükken im Heusenstammer Rathaus an. Der Grund: In der neuverlegten Wasserleitung in der Rembrücker Hauptstraße wurden vor kurzem Coli-Bakterien entdeckt. Sie können Durchfall verursachen.
"Wir haben versucht, durch Spülungen die Bakterien herauszubekommen, das ist uns bisher noch nicht gelungen", sagt Erster Stadtrat Klaus Vörkel. Die Anwohner seien deshalb per Handzettel auf die Gefahr aufmerksam gemacht worden. "Wir haben empfohlen, das Wasser vor dem Gebrauch abzukochen."
Durch weitere Druckspülungen werde jetzt versucht, die Bakterien doch noch zu entfernen. "Wenn das gelungen ist, geben wir Entwarnung", versichert der Stadtrat.
Als im Herbst die Wasserleitung in der Friedhofstraße in Rembrücken erneuert wurde, habe es das gleiche Problem schon einmal gegeben. Die Arbeiten seien eben nicht unter klinischen Bedingungen zu machen, erklärt Vörkel weiter. Damals seien die Coli-Bakterien nach der Spülung der Leitung verschwunden, weshalb die Bürger auch nicht mehr gewarnt wurden. Für die Anwohner der Friedhofstraße bestehe deshalb jetzt kein Anlaß mehr, sich Sorgen zu machen. pmü
"Es ist nichts fertig - weder bei den Kassen noch bei uns." Renata Naumann, die Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH), war gerade am Basteln an einer Broschüre über die Umstellung vom Krankenschein auf die Versichertenkarte. Die Zeit drängt, denn ab April soll die Karte in Wiesbaden als erster Stadt der Republik den alten Krankenschein ersetzen. Wann Frankfurt an der Reihe ist, vermochte Naumann nicht zu sagen. Bundesweit soll die Umstellung spätestens bis zum 31. Dezember 1995 abgeschlossen sein.
"Es ist alles noch in der Schwebe", urteilte auch Harald Heine von der Barmer Ersatzkasse. Fest steht: das neue Dokument wird das Format einer Scheckkarte besitzen und mit einem Chip ausgerüstet sein, auf dem Name und Anschrift des Versicherten, Krankenkasse und Mitgliedsnummer gespeichert sind. Damit hätten sich, so Naumann, die Befürchtungen von einem "gläsernen Patienten" und einem "gläsernen Arzt" nicht bewahrheitet.
"Die Frage ist, ob es dabei bleiben wird", sagte Rita Wellbrock, die zuständige Referentin des Hessischen Datenschutzbeauftragten, Winfried Hassemer. Theoretisch lasse sich auf einem Chip eine ganze Krankenakte speichern. Dies sei sicherlich nicht wünschenswert, weil dann jeder Arzt Daten einsehe, die ihm der Patient derzeit noch vorenthalten könne. Wellbrock: "Wenn ich zum Hautarzt gehe, muß ich dem nicht erzählen, daß ich vorher wegen einer ganz anderen Sache im Krankenhaus war." Die Datenschützer seien aber nicht grundsätzlich gegen eine Ausweitung der Daten. Sicherlich spreche einiges dafür, daß Angaben, die bei einem Notfall von Bedeutung sind, schnell verfügbar sein sollten.
Für die Patienten ist die Versichertenkarte eine Erleichterung. Sie müssen nicht mehr an den Krankenschein denken. Für den Arzt bedeutet die Innovation zunächst eine Investition: Er muß sich ein Lesegerät und einen Drucker anschaffen, die Minimalausstattung kostet 750 Mark. Doch nur mit einer kompletten EDV-Anlage kann er die Möglichkeiten der Chipkarte für sich nutzen, nämlich Rezepte, Einweisungen ins Krankenhaus und Krankschreibungen nicht mehr handschriftlich sondern per Computer ausstellen zu können. Derzeit verfügen jedoch erst 25 Prozent der hessischen Arztpraxen über EDV.
Bei den Krankenkassen wird die Versichertenkarte die Abrechnung vereinfachen. Allein bei der Barmer in Frankfurt trudeln innerhalb eines Quartals 370 000 Krankenscheine ein. Statt dessen sollen Abrechnungsformulare eingeführt werden, die langfristig komplett maschinenlesbar sein werden.
Die oft geforderte Transparenz der ärztlichen Abrechnungspraxis soll durch eine andere Regelung des Gesundheitsstrukturreformgesetzes verbessert werden: Ab 1994 muß jede Kasse auf Wunsch eine Aufstellung über die erfolgten Leistungen des Vorjahres und ihre Kosten liefern. Einen ähnlichen Service bietet die Kassenärztliche Vereinigung schon seit 1986. Wer will, erhält eine Liste darüber, was ein bestimmter Arzt bei der Behandlung in Rechnung gestellt hat. Zuletzt waren es allerdings nur 33 Versicherte im Quartal, die diese Auskunft verlangten. ft
"Cassel zeigt Courage" Unter dem Motto "Cassel zeigt Courage" soll am Freitag um 18 Uhr in der Kasseler Innenstadt eine Menschen-Lichter- kette gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gebildet werden. Die Aktion wird von 80 Organisationen, Schulen, Polizei und der Stadt unterstützt.
FRIEDBERG. Die Arbeitsgemeinschaft der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe Friedberg ist der Auffassung, "daß eine städtische Trägerschaft (für ein Jugendzentrum) in der derzeitigen Situation weder hilfreich noch grundsätzlich sinnvoll ist." Die Arbeitsgemeinschaft bietet sich deshalb selbst als Träger an. "Ernsthafte Bedenken" für die weitere Entwicklung äußert die Arbeitsgemeinschaft in einer Pressemitteilung, "wenn nicht rasch eine Interimslösung angeboten wird." cor
FRIEDRICHSDORF. Die Lichterkette soll deutlich machen: "Wenn wir Unrecht tolerieren, machen wir uns mitschuldig". Der Arbeitskreis Asyl, der Arbeitskreis Frauen in Friedrichsdorf, das DGB-Ortskartell und der Ausländerbeirat rufen die Bevölkerung auf, sich am Sonntag, 31. Januar, um 17 Uhr mit Kerzen auf dem Landgrafenplatz einzufinden und Solidarität mit Menschen zu zeigen, die durch Rechtsextremisten bedroht sind.
An die Bevölkerung von Friedrichsdorf wird appelliert, aktiv für die demokratischen Grundwerte einzutreten. Was vor 60 Jahren durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten geschah, fordere heute erhöhte Wachsamkeit, heißt es in einem Flugblatt. off
Mit einem Gang zum Arbeitsgericht hat die Leiterin des Frauenreferats, Renate Krauß-Pötz, Personaldezernent Achim Vandreike gedroht. Hintergrund ist eine Abmahnung, welche Vandreike der Referatsleiterin erteilt hat. Wie der Rechtsbeistand von Krauß-Pötz, die ÖTV- Rechtssekretärin Helga Markwat, sagte, hatte Vandreike in seiner Abmahnung die "Diktion" einer Stellungnahme gerügt, welche er zuvor von der Leiterin des Frauenreferates angefordert hatte. Anlaß für diese Forderung war laut Markwat der Umstand, daß Krauß-Pötz während des Streiks im öffentlichen Dienst im vergangenen Jahr zwei Mitarbeiterinnen ihres Referats "Sonderurlaub" erteilt habe. Die "Dikton" der daraufhin verfaßten Stellungnahme, welche die Rechtssekretärin als "sachlich" beschreibt, habe dann Vandreike mit einer Abmahnung gerügt. Sollte der Personaldezernent nicht der Forderung nachkommen, diese Abmahnung aus der Personalakte zu streichen, werde man den Rechtsweg beschreiten, sagte Markwat. Im Dezernat Vandreike wollte man zu der Auseinandersetzung keine Angaben machen. sar
Das Wetter
Wetterlage Die eingeflossene kalte Meeresluft gerät kurzzeitig unter Zwischenhocheinfluß, bevor die Warmfront eines atlantischen Tiefs auf den Westen Deutschlands übergreift. Diese kommt aber kaum noch nach Osten voran, da sich über Polen ein Hochdruckgebiet bildet.
In der Osthälfte wechselnd wolkig mit Aufheiterungen und anfangs noch einzelne Schneeschauer. Am Alpenrand nachlassender Schneefall. Im Westen zunehmende Bewölkung und nachfolgend zeitweise Niederschlag, anfangs meist als Schnee, in der Nacht westlich des Rheins in Regen übergehend.
Höchstwerte im Osten minus 4 bis plus 1, sonst um 2 Grad. Tiefstwerte in der Nacht in der Osthälfte minus 3 bis minus 9, örtlich bis minus 15 Grad, im Westen um den Gefrierpunkt. Meist schwachwindig. Weitere Aussichten für Freitag
Im Westen wieder nachlassende Niederschläge und verhältnismäßig mild, im Osten heiter bis wolkig und kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 14 Amsterdam
stark bewölkt 6 Athen
wolkig 12 Barcelona
leicht bewölkt 11 Bordeaux
stark bewölkt 10 Brüssel
wolkig 6 Budapest
Schneefall 1 Dublin
Sprühregen 10 Helsinki
leicht bewölkt -10 Innsbruck
Regenschauer 5 Istanbul
leicht bewölkt 7 Kairo
wolkenlos 18 Larnaka
leicht bewölkt 17 Las Palmas
wolkig 16 Lissabon
leicht bewölkt 12 Locarno
wolkig 7 London
Sprühregen 7 Madrid
leicht bewölkt 10 Malaga
leicht bewölkt 17 Mallorca
leicht bewölkt 15 Moskau
wolkig -5 Nizza
leicht bewölkt 12 Paris
Regen 10 Rom
wolkig 9 St. Petersburg
bedeckt -8 Stockholm
leicht bewölkt -5 Tunis
wolkig 15 Varna
wolkig 7 Venedig
wolkenlos 5 Warschau
leicht bewölkt -2 Wien
Schneeschauer 2 Zürich
stark bewölkt 3
Deutschland Berlin
leicht bewölkt 0 Dresden
leicht bewölkt -1 Feldberg/Ts.
stark bewölkt -2 Feldberg/Schw.
in Wolken -4 Frankfurt/M.
wolkig 4 Freiburg
stark bewölkt 5 Garmisch
Schneefall 2 Hamburg
wolkig 2 Köln/Bonn
stark bewölkt 5 Leipzig
wolkig 1 München
Schneefall 2 Norderney
stark bewölkt 2 Rostock
leicht bewölkt 1 Sylt
wolkig 1 Zugspitze
Schneefall -14
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.05 Uhr Sonnenuntergang 17.13 Uhr
rb FRANKFURT A. M. Der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit (BA) hat auf seiner Sitzung gestern eine Verschärfung der Zumutbarkeitsregelung für Erwerbslose abgelehnt. Arbeitsminister Norbert Blüm hatte zuvor in einem Brief an die BA zu der bestehenden Anordnung weitere "Durchführungsanweisungen" an die Arbeitsämter verlangt, um diese konsequenter anzuwenden. Dazu meinte der aus Vertretern der Gewerkschaften, Arbeitgeber und der öffentlichen Hand zusammengesetzte Vorstand, es bestehe "kein Handlungsbedarf".
Darüber hinaus beschloß das Gremium, bis Ende März eigene Konzepte zur Bekämpfung des Mißbrauchs von Leistungen vorzulegen. Insbesondere soll die illegale Beschäftigung von Ausländern stärker eingedämmt werden. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch ein zweiter Brief Blüms an die BA, in dem der Minister mehrere Vorschläge macht. So sollten nach dessen Ansicht "alle Arbeitslosen in unregelmäßigen Abständen grundsätzlich einmal im Monat persönlich beim zuständigen Arbeitsamt vorsprechen", um auf diese Weise feststellen zu können, ob der Erwerbslose "der Arbeitsvermittlung zur Verfügung steht". Auch die Betriebsprüfungen zum Aufdekken von Leistungsmißbrauch sollen gesteigert werden. Hier will der BA-Vorstand zunächst klären, wieviel zusätzliches Personal dafür notwendig wäre.
Die Nürnberger Selbstverwalter legten außerdem fest, wie viele Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) aufgrund des gekürzten Haushalts noch neu bewilligt werden können. Danach sollen die 146 Arbeitsämter im Westen im ersten Quartal '93 insgesamt höchstens 4000 neue ABM-Stellen bewilligen. In dieser Zeit dürften aber sehr viel mehr Jobs auslaufen. In Ostdeutschland können die Ämter zwischen Januar und März noch 27 500 ABM-Plätze neu besetzen, was ebenfalls einen deutlichen Rückgang der Teilnehmerzahl zur Folge haben dürfte.
Schließlich beschloß der BA-Vorstand, die vorhandenen Angebote an beruflichen Weiterbildungskursen in Ost und West daraufhin überprüfen zu lassen, ob Überkapazitäten bestehen und die spätere berufliche Eingliederung der Teilnehmer dadurch möglich ist.
Postbank-Chef Günter Schneider kann die Korken knallen lassen. Nach einer monatelangen Kette von Negativ-Meldungen über Kundenschwund, Personalabbau und die Niederlage seines Instituts im Milliardenstreit mit der Brief-Schwester hat der Manager endlich einmal Anlaß zur Freude. Mit dem Urteil des Stuttgarter Landgerichts dürfte zwar keineswegs das letzte Wort im Kampf des privaten Geldgewerbes gegen den staatlichen Wettbewerber gesprochen sein. Der Sieg vor dem Kadi aber ist psychologisch von großer Bedeutung - wird er doch die verunsicherte Kundschaft zumindest etwas beruhigen.
Das Damoklesschwert freilich baumelt weiter über der Postbank. Bis endgültig geklärt ist, was sie darf und was nicht, können noch Monate und Jahre vergehen. Für das Institut geht es ums Überleben: Der Gesetzgeber verpflichtet es, profitabel zu arbeiten. Seine traditionelle "Spezialität", die Beförderung von Geld, beschert aber der gesamten Branche rote Zahlen. Nur durch neue, profitablere Anlageprodukte vom Termingeld bis zum Schatzbrief sowie die Ausgabe renditeträchtiger Kredite können diese ausgeglichen werden. Eben von jenen grünen Weiden sollen Vorstandsboß Schneider und seine Mannen nach dem Willen von Deutsche Bank & Co. jedoch ferngehalten werden - ein Teufelskreis.
Gefahr droht der Postbank indes nicht nur vom Richterspruch in Karlsruhe. Spätestens im nächsten Jahr wird auch der existenzbedrohende Streit mit dem Postdienst über die Schalter-Kosten wieder ausbrechen. Das staatliche Geldhaus will die aufgebürdete Milliardenlast mildern, indem es sich aus zahlreichen gemeinsam mit der Schwester betriebenen Verkaufsstellen zurückzieht und an zentralen Stellen eigene Tresen eröffnet. So einfach dürfte das kaum sein. Vor allem aber verlöre die Postbank damit ihre politische Existenzberechtigung, die flächendeckende Präsenz an bundesweit 23 000 Stellen.
Abbau des Defizits, Kampf ums Überleben, Modernisierung von Angebot und Service bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der ländlichen Versorgung - dies scheint eine unlösbare Aufgabe zu sein. Tatsächlich dürfen nicht die Gerichte über das weitere Schicksal der Postbank entscheiden. Der gordische Knoten muß durch eine zweite Postreform in Bonn durchhauen werden. doe
WIESBADEN. Lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitt ein 23jähriger Mann aus St. Wendel bei einem Arbeitsunfall auf einer Baustelle in der Biebricher Straße in Amöneburg. Er stürzte laut Polizei aus elf Metern Höhe von einem Rohbau. Das Gewerbeaufsichtsamt wurde eingeschaltet, um zu ermitteln, wie es zu dem Unfall kam. ubk
Ökumenisches Taizegebet ALTENSTADT. Ein ökumenisches Taizegebet wird am Freitag, 29. Januar, um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche in Stammheim veranstaltet. Zwei Wochen später ist ein solches Gebet in Ortenberg geplant.
Im Blickpunkt: "Lapas" Mängel heruntergespielt
Ein kritischer Bericht über die Erprobung eines Vorläufermodells des "Lapas"-Flugzeuges D 500 ist von der obersten Bundeswehrführung in fragwürdiger Weise heruntergespielt worden. Trotz gravierender technischer Mängel und der veränderten politischen Situation wollte der Generalinspekteur an der Beschaffung des Höhenaufklärers "Lapas" festhalten, das den Krisenreaktionskräften für künftige internationale Einsätze zur Verfügung stehen soll. Der "Sachstandsbericht" des Luftflottenkommandos Köln über die Erfahrungen der Wehrtechnischen Dienststelle mit dem Vorläufer des Prototyps des Flugzeuges D 500 vom 10. November 1992 fiel vernichtend aus. Das Flugzeug erreiche weder die vorgegebene Einsatzhöhe noch die geforderte Flugdauer. Bei starken Turbulenzen versage es, was die "Einsatzflexibilität" gravierend einschränke. "Zusammenfassend kann gesagt werden, daß wir dabei sind, für die nächsten 25 Jahre ein Flugzeug zu beschaffen, dessen Leistungsgrenzen bereits im Vorserienstadium erreicht sind", heißt es im Bericht. Ferner ergäben sich Probleme, "die aus der veränderten militärgeographischen Situation und der beabsichtigten Verlegefähigkeit außerhalb der Bundesrepublik entstehen".
Die Stellungnahme des stellvertretenden Generalinspekteurs der Bundeswehr, Jürgen Schnell, vom 17. November 1992 spielt die Mängel herunter. Die Kritik beziehe sich auf "Problembereiche", für die in den meisten Fällen bereits "Abhilfemaßnahmen eingeleitet" worden seien. Einen Anlaß, "die Fortführung des Vorhabens ,Lapas&rquote; auszusetzen oder gar zu beenden", gebe es nicht. In einer Bewertung wird der unerbetene Kritiker in ein schlechtes Licht gerückt: "Der Bericht verknüpft Tatsachen mit Annahmen und Spekulationen, die durch die persönliche Auffassung des Verfassers geprägt sind."
Das Verteidigungsministerium zieht sich jetzt darauf zurück, daß sich die Kritik gegen das Flugzeug, nicht aber gegen das Gesamtsystem "Lapas" wende, zu dem auch Elektronik und Bodenstationen gehören. Es handele sich insoweit lediglich um einen "kleinen Ausschnitt aus dem komplexen Gesamtsystem ,Lapas&rquote;".
CHARIMA REINHARDT
BONN, 27. Januar. Die Sozialdemokraten verlangen von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), neue "Ungereimtheiten" bei der Beschaffung des Rüstungsprojekts "Lapas" aufzuklären. Der SPD- Verteidigungsexperte Walter Kolbow bezeichnete am Mittwoch in Bonn die Vermutung "als nicht von der Hand zu weisen", daß sich die militärische Führung der Bundeswehr das Flugzeug als ihr "exklusives Aufklärungssystem" zulegen wolle, und zwar "gegen alle Vernunft und aus sachfremden Erwägungen".
Rühe müsse nächste Woche im Verteidigungsausschuß des Bundestages "Rede und Antwort stehen", warum trotz erheblicher Bedenken von Experten am Rüstungsvorhaben "Lapas" festgehalten worden sei, sagte Kolbow. Der CDU-Politiker werde sich auch mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, daß die Beschaffungsvorlage für "Lapas" ohne Zustimmung von Heer und Marine vom Führungsstab der Streitkräfte durchgesetzt worden sei. Ferner müsse der bayerische Landtag die "Verquickung" von bayerischer Regierungspolitik und Industrieinteressen aufklären, wie sie der Besuch von Ministerpräsident Max Streibl (CSU) auf der brasilianischen Hazienda des "Lapas"-Herstellers Burkhart Grob belege.
Die Süddeutsche Zeitung hatte am Mittwoch aus dem Protokoll einer vertraulichen Sitzung des Bundestagshaushaltsausschusses vom 2. Dezember 1992 zitiert, wonach der Vertreter des Bundesrechnungshofs das Vorhaben als "nicht beschaffungsreif" verworfen habe. Darüber hinaus habe das Luftflottenkommando Köln in einem Gutachten das "Lapas"-Trägerflugzeug D 500 für technisch unausgereift und untauglich erklärt. Trotzdem habe die Bundeswehrführung auf Freigabe der Gelder gedrängt.
Das Verteidigungsministerium wies die Darstellungen als miteinander vermischte "einzelne Fakten, Halbwahrheiten und Behauptungen" zurück. (Weiterer Bericht auf Seite 4)
hhk FRANKFURT A. M., 28. Januar. Die zu lebenslanger Haft verurteilten RAF-Häftlinge Karl-Heinz Dellwo, Hanna Krabbe, Christine Kuby und Lutz Taufer, deren bedingte Entlassung nach mehr als 15 Jahren Haft die Oberlandesgerichte in Hamburg und Düsseldorf zumindest aufgeschoben haben, werden nach Ansicht ihrer Rechtsanwälte "wiederum einer Sonderbehandlung unterworfen". In einer in Hamburg verbreiteten Erklärung warfen die Anwälte am Mittwoch dem zuständigen OLG-Senat in Hamburg vor, er habe trotz einer entgegengesetzten Einschätzung der Bundesanwaltschaft in Fall Kuby daran festgehalten, daß bei ihr eine "besondere Schwere der Schuld" vorliege und deshalb die Entlassung abgelehnt.
Bei den anderen Häftlingen beharre das OLG Düsseldorf auf einer psychiatrischen Untersuchung, obwohl die Häftlinge erklärt hätten, für sie "komme nur ein sozialwissenschaftlich orientiertes Prognosegutachten in Betracht". In Anspielung auf die Berliner Verfassungsgerichtsentscheidung im Fall Erich Honekkers sehen die Anwälte eine "Verletzung der Menschenwürde" ihrer Mandanten und fordern ihre Freilassung.
Schwierige Wahl in Bratislava Slowakei noch ohne Präsidenten / Havel auf Anhieb gewählt
PRAG, 27. Januar. Die Suche nach einem mehrheitsfähigen Kandidaten für das Amt des ersten Präsidenten der slowakischen Republik geht weiter. In einer Stichwahl im Parlament in der Hauptstadt Bratislava erreichten am Mittwoch weder der Kandidat der regierenden Bewegung für eine demokratische Slowakei HZDS, Roman Kovac, noch dessen Konkurrent Milan Ftacnik von der Partei der Demokratischen Linken SDL die erforderliche Dreifünftelmehrheit. Für Kovac votierten 78 Abgeordnete, Ftacnik erhielt 31 Stimmen. Zur Wahl wären 90 Stimmen notwendig gewesen.
Der slowakische Premier und HZDS- Vorsitzende Vladimir Meciar kündigte daraufhin an, seine Partei werde nun Michal Kovac als Kandidaten nominieren. Der ehemalige CSFR-Parlamentspräsident war seinem Namensvetter Roman Kovac bei einer Abstimmung des Parteipräsidiums über den HZDS-Kandidaten für das Amt des Staatsoberhaupts nur knapp unterlegen. Die stärkste Oppositionsfraktion SDL hatte angekündigt, sie bevorzuge Michal vor Roman Kovac als slowakischen Präsidenten.
Die Wahl Vaclav Havels zum ersten tschechischen Präsidenten ist in der Medien der Republik mit großer Genugtuung aufgenommen worden. Havel hatte am Dienstag abend in Prag mit 109 Abgeordnetenstimmen bei der Wahl des Staatsoberhaupts im Parlament mit seinen 200 Sitzen auf Anhieb die absolute Mehrheit errungen.
Auf die Hetztiraden, mit denen die rechtsradikalen Republikaner die Wahl Havels verzögert hatten, reagierte Havel später mit einem Zitat aus einem seiner Theaterstücke, das er vor 22 Jahren geschrieben hatte: "Ein natürlicher Nachteil der Demokratie ist es, daß sie denen, die es gut mit ihr meinen, die Hände bindet, während sie denen, die sie nicht ernst nehmen, fast alles ermöglicht."
(Weiterer Bericht auf Seite 9)
rds BONN, 27. Januar. Die SPD hat am Mittwoch in Bonn ihr Konzept zum Aufbau der neuen Bundesländer vorgelegt. Hauptbestandteile sind ein zehnjähriges Zukunftsinvestitionsprogramm "Ökologische Modernisierung" (ZIP), die Sanierung mittelfristig wettbewerbsfähiger Industriekerne, die Absatzförderung ostdeutscher Produkte, eine aktivere Arbeitsmarktpolitik und die Vereinfachung der Förderung privater Investitionen. Führende Sozialdemokraten unter Leitung ihres stellvertretenden Parteivorsitzenden, des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine, haben das Konzept als Grundlage für die Verhandlungen mit der Bonner Koalition über den Solidarpakt erarbeitet.
In dem 18seitigen Papier auf der Grundlage des vom letzten SPD-Sonderparteitag im November beschlossenen Sofortprogramms werden weitere Schwerpunkte auf die Bekämpfung der Wohnungsnot und des Pflegenotstands in ganz Deutschland gelegt. Besonderes Gewicht liegt angesichts der Solidarpakt- Vorstellungen der Bonner Koalition auf der Finanzierung der deutschen Einheit, damit die staatliche Neuverschuldung im Interesse der notwendigen Zinssenkungen begrenzt werden kann. Mehr kürzen und sparen wollen die Sozialdemokraten im Verteidigungshaushalt. Hinzukommen sollen eine kostensenkende Straffung des Regierungsapparates, Einsparungen bei der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, ein Abbau der Überregulierung und Bürokratisierung in der Verwaltung sowie Einsparungen bei der bemannten Raumfahrt und bei Straßenneubauten im Westen. Pauschale Leistungskürzungen bei Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen lehnt die SPD ausdrücklich ab. Sie ist aber mit einer Überprüfung möglichen Mißbrauchs sozialer Leistungen einverstanden. Energisch sollte gegen die wachsende Wirtschaftskriminalität und Steuerhinterziehung vorgegangen werden, fordert die SPD.
Weiter wird zur Finanzierung des Solidarpakts der Abbau steuerlicher Sondervergünstigungen vorgeschlagen wie beispielsweise die Möglichkeit zur Abschreibung von Verlusten bei Betriebsstätten im Ausland, von Geschenken, betrieblichen Autos und "Schmiergeldern". Das "Dienstmädchen-Privileg" bei Haushaltshilfen sollte ebenso beseitigt werden wie die Flugbenzin-Subventionen. In der Landwirtschaft müßten Steuersubventionen eingeschränkt und in den neuen Ländern die Vermögensteuerbefreiung aufgehoben werden.
Zur Beseitigung der "sozialen Schieflage" bei der Finanzierung der Einheit fordert die SPD die Senkung der Sozialbeiträge und die Einführung einer Arbeitsmarktabgabe und einer Ergänzungsabgabe für Einkommen über 60 000/120 000 Mark (Ledige/Verheiratete). Bei der Lohn- und Einkommensteuer müsse das Existenzminimum durch eine Erhöhung des Grundfreibetrags berücksichtigt werden, wobei die Einnahmeausfälle mit einer höheren Mineralölsteuer ausgeglichen werden könnten.
Als "Beiträge anderer Partner des Solidar- pakts" werden von der Wirtschaft höhere Investitionen und eine Ausbildungsplatzgarantie in den neuen Ländern sowie von den Gewerkschaften eine "bessere Anpassung von Lohnentwicklung und Produktivität" angemahnt. Die Bundesbank müsse ihre geldpolitischen Handlungsspielräume für Zinssenkungen "voll ausschöpfen", fordert die SPD. Sie schlägt auch ein eigenes Modell zur Neuregelung des Finanzausgleichs zwischen Bund und Ländern sowie zur aufkommensneutralen Unternehmenssteuerreform vor. Schröder setzt auf Zeitgewinn ptz OSNABRÜCK. Bei der politisch gewollten Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland muß nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) aus finanziellen Gründen in längeren Zeiträumen gedacht werden. Notfalls müßten die Finanztransfers zeitlich gestreckt werden, sagte Schröder am Mittwoch in Osnabrück. Bundesfinanzminister Theo Waigels (CSU) föderales Konsolidierungsprogramm würde Niedersachsen ab 1995 jährlich mit fünf Milliarden Mark belasten. So werde sein Land handlungsunfähig. Schröder: "Dann müssen wir Lehrer auf die Straße setzen."
RANSTADT. "Die Ranstädter Bürger fragen - die Politiker antworten." Unter diesem Motto lädt das Ranstädter Jugendforum für Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, ins Bürgerhaus der Kerngemeinde zu einer Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten der Parteien ein.
Das überparteiliche Jugendforum will allen Ranstädtern fünf Wochen vor der Kommunalwahl die Möglichkeit geben, sich über die Ziele der Parteien zu informieren. Als Themen sind nicht nur die Jugend- und Schulpolitik vorgesehen. Es geht auch um die Gewerbe- und Verkehrspolitik der Kommune, um das Müllwiegesystem, den Umbau der Kläranlage und die Personalsituation im Rathaus.
Für die SPD nimmt Gerhard Lipp an dem Podiumsgespäch teil. Die CDU ist mit Reinhold Maetz vertreten, für die Grünen diskutiert Cornelia Gläsel. Die Moderation übernimmt FR-Redakteur Bernd Salzmann.
Die FWG, mit sieben Sitzen nach der SPD die zweitstärkste Gruppe im Ranstädter Gemeindeparlament, sagte ihre Teilnahme ab. Die FWG halte ihre eigenen Wahlveranstaltungen ab, wer wolle, könne sich dort informieren, hieß es in der Begründung gegenüber dem Jugendforum. sal
EVELIES MAYER, Wissenschaftsministerin, hält die Pläne der Bundesregierung zur Verschiebung der nächsten Bafög-Erhöhung auf 1996 für "Unsinn". In einer Presseerklärung heißt es, offenbar sollten nun die Studierenden als "Sündenböcke" dafür herhalten, daß die Bundesregierung es nicht schafft, den Aufbau der neuen Länder "auf sozial angemessene Weise zu finanzieren". In Wahrheit habe die Ausbildungsförderung (Bafög) im Solidarpakt "nichts zu suchen". An den Hochschulen werde durch die Bonner Streichpläne "das Faß zum Überlaufen gebracht".
ROSBACH. Zwei mit Pistolen bewaffnete und mit schwarzen Sturmhauben maskierte Täter haben am Mittwoch, gegen 13.45 Uhr, die Nieder-Rosbacher Zweigstelle der Sparkasse Wetterau überfallen und dabei 30 000 Mark erbeutet.
Wie die Kriminalpolizei berichtet, verstauten die beiden Männer das Geld in einer weißen Plastiktüte und flüchteten anschließend in einem älteren, dunkelblauen VW-Golf mit dem Kennzeichen F- VU 108. Eine Großfahndung der Polizei verlief bisher negativ.
Der eine, blondhaarige Täter soll 1,85 Meter groß und schlank sein und ein schwarzes Sweatshirt und Bluejeans getragen haben. Der andere Mann wird als 1,80 Meter groß beschrieben. Er soll dunkle Haare haben und trug zur Tatzeit ebenfalls ein schwarzes Sweatshirt.
Hinweise erbittet die Kriminalpolizei Friedberg unter der Rufnummer 0 60 31 / 60 10. mu
BAD HOMBURG. Ein "Münzkabinett" wird am Sonntag, 7. Februar, 11.15 Uhr im Gotischen Haus (Tannenwaldweg 102) von Oberbürgermeister Wolfgang Assmann eröffnet. Barbara Dölemeyer wird die Ausstellung erläutern. Geöffnet ist dienstags bis samstags von 14 bis 17 (mittwochs bis 19) Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr. s
KASSEL. Am Inhalt soll sich erklärtermaßen nichts ändern. Dennoch bekommt die Gesamthochschule Kassel (GhK) ein neues Etikett: Das Wörtchen "Universität" - bislang nur nachgestellt - wird nun an erster Stelle rangieren. Das entschied der Konvent am Mittwoch mit großer Mehrheit. Danach wird die Kasseler Hochschule künftig "Universität Gesamthochschule Kassel" heißen.
Es ist nicht der erste Versuch, die "dienstälteste" Gesamthochschule der Bundesrepublik "salonfähig" zu machen. Doch die Idee, der GhK einen "richtigen" Namen, wie zum Beispiel "Grimm-Universität", zu geben, fand bislang ebensowenig eine tragfähige Mehrheit wie vor anderhalb Jahren ein Vorschlag von GhK-Präsident Hans Brinckmann: Danach sollte die GhK offiziell - im Hessischen Hochschulgesetz und auf Briefköpfen - den Titel "Universität" erhalten. Mit dem Hinweis, daß die Kasseler Hochschule auch weiterhin "die Aufgaben einer Gesamthochschule" erfülle.
Die Argumente waren damals wie gestern dieselben: Seit mehr als zehn Jahren schon klagen Kasseler Professoren darüber, wie schwierig es im Ausland zu vermitteln sei, was eine Gesamthochschule ist. Schlimmer noch: Immer wieder habe man betonen müssen, so erklärten die Wissenschaftler bisweilen gekränkt, daß Kasseler Abschlüsse durchaus gleichwertig mit den an einer Universität erlangten akademischen Graden sind. Ihre Klagen prallten zunächst indes an der recht breiten Front jener Kollegen und Studenten ab, die den Kasseler Reformgedanken weiter verfochten: Sie mochten sich beispielsweise von Projektstudium, fächerübergreifenden Seminaren, Stufenlehrerausbildung etc. nicht verabschieden. Doch diese Front wurde offenbar immer kleiner.
Das neue Etikett ist fertig. Von dem alten Namen mochte man sich zwar auch diesmal nicht völlig lösen: Weiterhin steht der Zusatz "Gesamthochschule" im Titel, und auch das Kürzel soll bleiben. Doch das kann wohl nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Hochschule nun doch eine andere geworden ist. ebo
WEHRHEIM. Der Müllkalender 1993, der an alle Haushalte verteilt wurde, und das Informationsblatt über die Einführung des Dualen Systems (DSD) sind verbesserungswürdig. Dieses Fazit zog der BUND Wehrheim in seiner letzten Mitgliederversammlung, in der die Umwelt- und Naturschützer die neue Müllpolitik der Gemeinde bereits einer ersten Prüfung unterzogen.
"Im Müllkalender fehlt jeder Hinweis, daß es neben der wöchentlichen auch eine 14tägige Abfuhr des Hausmülls gibt", bedauert die Wehrheimer BUND- Vorsitzende Almut Gwiasda. Der zweiwöchige Turnus gilt neben den 35- und 50- Liter-Tonnen von diesem Jahr an auch für die 80-Liter-Tonne, der kleinsten Tonne auf Rädern. Wer einen Aufkleber mit der "2" bei der Gemeinde holt, bezahlt weniger. Bis zu zehn Mark könne ein bewußt Müll vermeidender Haushalt an monatlichen Müllgebühren sparen, hat die BUND-Vorsitzende errechnet. Genau zehn Mark sind es bei der 80-Liter-Tonne, die für die wöchentliche Abfuhr das Doppelte kostet.
Das DSD-Informationsblatt hat ebenfalls Kritik hervorgerufen. Die Gemeinde habe zwar immerhin auf das Vermeiden von Verpackungsmüll hingewiesen, stellt Almut Gwiasda fest. Aber das reiche nicht aus. Unwissende könnten trotzdem noch glauben, mit "gutem Gewissen" Aluminiumdosen oder Plastikbecher in den gelben Sack werfen zu können, da eine Wiederverwertung angeblich "sichergestellt" sei. Dies sei aber bis 1995 nur zu einem Bruchteil (18 Prozent bei Aluminium, neun Prozent bei Kunststoffen und sechs Prozent bei Verbundpackungen) vorgeschrieben, erinnert die Vorsitzende.
Der BUND fordert daher die Einführung von weiteren Mehrwegsystemen. Die Gemeinde soll darüberhinaus mit Hilfe von Vorschriften zur Müllvermeidung mit gutem Beispiel vorangehen. Zu diesem Thema plant der BUND zusammen mit der Vogelschutzgruppe für das Frühjahr eine Reihe von Aktivitäten. cn
Die Einladung war ungewöhnlich. In ein paar Bonner Redaktionen klingelte am Mittwoch das Telefon. Der Kanzler lade zu einem Hintergrundgespräch über die "nationale Gedenkstätte" in Berlin, und zwar "ausschließlich", betonte die freundliche Dame aus dem Kanzleramt. "Ausschließlich?" Jawohl, ausschließlich! Helmut Kohl ließ journalistischer Neugier vorbeugen, die den eher unwichtigen Termin für peinliche Fragen nach dem Zustand seiner Regierung und vor allem nach dem Solidarpakt nutzen wollte.
Die Nerven des Regierungschefs liegen bloß. Das bekam bei einer Präsidiumssitzung der CDU am Dienstagabend der sächsische Innenminister Heinz Eggert zu spüren. Kohl blaffte seinen Stellvertreter im Parteivorsitz wegen vorwitziger Bemerkungen über eine Trennung von Regierungsamt und Parteispitze an. Am Von Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz und Ferdos Forudastan (Bonn) Mittwochmorgen dann konnte sich FDP- Chef Otto Graf Lambsdorff, der in den vergangenen Tagen über Belastungen der Koalition fabuliert hatte, nur durch ein Treueversprechen zum christlich-liberalen Bündnis vor der Wut des Kanzlers retten. Die Ergebenheitsadresse der Freidemokraten und die einmütige Versicherung des Parteipräsidiums, an eine Trennung der beiden christdemokratischen Spitzenämter sei nicht zu denken, mögen Kohl besänftigt haben. Beruhigt haben sie ihn gewiß nicht. Zur gleichen Zeit nämlich mußte er hilflos zusehen, wie der "Solidarpakt", den er mit den Freidemokraten und mit dem Segen der Koalitionsfraktionen nach mühsamen Verhandlungen auf die Beine gestellt hatte, von seiner eigenen Parteispitze wieder zerpflückt wurde.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze gab sich am Mittwochmorgen zwar alle Mühe, die Affäre herunterzuspielen. Doch auch er konnte nicht darum herumreden, daß Kohl mit der Präsidiumssitzung, die erst auf Druck des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und des hessischen Oppositionsführers Manfred Kanther zustande gekommen war, an die Leine der in der CDU-Führung mächtigen Ministerpräsidenten gelegt werden sollte. So debattierten die Damen und Herren bis tief in die Nacht einen Pakt, den Kohl aus Koalitionssicht schon lange in trockenen Tüchern wähnte.
In den entscheidenden Punkten des Solidarpakts, der Lastenverteilung zwischen Bund und Ländern nämlich, gebe es noch "Diskussionsbedarf", deutete Hintze vorsichtig an. Wie stark der ist, zeigte sich, als die Runde nach zwei Stunden Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel zum Vortrag bat. Als sie, wiederum drei Stunden später, auseinanderging, da war nur fest verabredet, sich am 9. Februar wiederzutreffen. Vorher soll Kohl sich mit den Ministerpräsidenten einigen.
Über das Hin und Her hinter den verschlossenen Türen des CDU-Präsidiums gab es in den verschiedenen Bonner Zirkeln am Mittwoch ganz unterschiedliche Darstellungen. So wird sich Manfred Kanther wohl noch eine schärfere Brille besorgen müssen, der optimistisch verkündet hatte: "Wenn man innerhalb einer Partei an den Ausgleich geht, dann muß man diesen entsprechenden guten Willen zu einem mittleren Weg mitbringen - und der ist gestern abend sichtbar geworden." Die Bewertungen derer in Bonn, denen der frühere Regierungssprecher Klaus Bölling einmal "Konflikt-Libido" attestiert hatte, gingen weit auseinander.
Da sahen die einen schon das "Scheitern des Solidarpaktes", während andere meinten, denselben Pakt bald in Gesetzesvorhaben umsetzen zu können. Eines aber steht für Biedenkopf - der seinem Vorsitzenden Kohl weiter in Intimfeindschaft verbunden ist - nach dem Führungstreffen im Parteihauptquartier fest: Nicht mehr die Regierung und schon gar nicht die Koalitionsspitzen entscheiden, was beim Aufbau Ost not tut, sondern die Länder, und zwar im Zusammenwirken mit dem Bund. Bei dieser Einschätzung der politischen Kräfteverhältnisse hätte die SPD ein gewichtiges Wort mitzureden über das, was passieren muß bei der Vollendung der deutschen Einheit. Die hat schließlich die Mehrheit im Bundesrat, der Vertretung der Länder, den der Solidarpakt passieren muß, wenn er Wirklichkeit werden soll. Für den schwarzen "Sachsen-König" jedenfalls steht fest, daß nun die Nagelprobe auf die Führungsfähigkeit im Lande - "und zwar aller gesellschaftlichen Gruppen" - geleistet werden muß. Und dabei seien nicht zuletzt die Bundesländer gefordert. "Wir sitzen schließlich im Osten an der Front und müssen immer nach Westen rufen: ,Könnt ihr in der Etappe nicht endlich mal zuhören, wie es hier aussieht!&rquote;", läßt Biedenkopf seinem lange angestauten Frust freien Lauf. Im Geiste sieht er schon seine regierenden Kollegen in den neuen Ländern die Flagge aufziehen: "Land unter", weil alles absäuft, was unbedingt gerettet werden muß. "Aber auf Halligen mit solchen Warnsignalen kann man nicht bauen!"
Anhaltende Ungewißheiten über die Finanzierung der Einheit würden sich in Biedenkopfs Sicht weit schlimmer auf die gesamtdeutsche wirtschaftliche Entwicklung auswirken als vorgezogene Steuererhöhungen, die laut Bundesfinanzminister Theo Waigel und der in Bonn vorherrschenden Lehre "Gift für die Konjunktur" wären. "Wenn sich kein privater Investor aus dem Westen mehr in den Osten traut, weil er nicht weiß, ob und wie ihm die notwendigen öffentlichen Infrastrukturinvestitionen geboten werden, ist dieses Zögern nicht nur für den Aufbau im Osten katastrophal, sondern auch für den Westen, wo man sich dann auf Generationen hinaus mit diesen Problemen herumschlagen müßte", warnt er.
Deshalb lautet seine Parole und die aller seiner regierenden Kollegen: "Lieber klotzen als kleckern", und zwar auch im Interesse des Westens. Deshalb sein Plädoyer im Präsidium seiner Partei: Steuererhöhung jetzt, damit die Wirtschaft Sicherheit hat. Acht Milliarden Mark mehr brauchen nach übereinstimmender Ansicht der Ostländer die dortigen Haushalte schon in diesem Jahr. In dieser Größenordnung müßte Waigels anstehender Nachtragshaushalt aufgestockt werden. Und wenn die Bonner Koalition dafür nicht mehr die Kraft aufbringen sollte, könnte sie sich ja von der SPD-Opposition dazu zwingen lassen. Deren Zustimmung brauchten die Regierenden ja ohnehin. CSU-Gesundheitsminister Horst Seehofer hat bei dem Kraftakt seiner Gesundheitsreform schließlich vorexerziert, wie sich politische Synergie-Effekte in den notwendigen Schub für die Gesetzgebung umwandeln lassen.
Die FDP hatte den christdemokratischen Partner am Dienstag und Mittwoch natürlich sehr genau beobachtet. Der Haussegen bei der Union hänge wohl total schief, die sei bei ihrer Präsidiumssitzung überhaupt nicht vorangekommen, befand ein führender Liberaler am Mittwoch. Und er schloß daraus, das werde es der Koalition in den Verhandlungen mit der SPD schwerer machen. Die Freidemokraten scheinen sich von den anstehenden Gesprächen mit den Genossen nichts zu erhoffen. Es werde doch nichts dabei herauskommen, war aus der Fraktion zu hören. Auch sei man nicht bereit, sich auf "Verzögerungstaktiken" der SPD einzulassen. Da bleibe man ganz fest. Dennoch, die Wirren um den Solidarpakt lassen auch einige eherne liberale Grundsätze wanken. Zwar wird die Forderung nach einer Arbeitsmarktabgabe in der FDP noch immer verworfen. Allerdings denkt der eine oder andere Freidemokrat schon mal darüber nach, ob nicht Freiberufler anders belastet werden könnten. Zum Beispiel mit einer speziellen, höheren Steuer. Freilich ist man sich stets der Gefahr bewußt, daß so eine Maßnahme den Vorwurf der Steuerlüge aufleben lassen würde.
Überhaupt, so sieht es ein maßgeblicher FDP-Politiker, müsse man mit dem Thema wirtschaftliche und finanzielle Bewältigung der Einheit flexibler umgehen als bisher. Die Diskussion über diese Aufgabe sei nicht kreativ. Den Bundesfinanzminister habe man in dieser Hinsicht als Ausfall zu betrachten, er zeige keine Perspektiven auf. Es sei nötig, wesentlich deutlicher "Ziele zu definieren", mit Halbjahresprogrammen sei das Zusammenwachsen Deutschlands nicht zu schaffen. Schon jetzt ist in der FDP zu hören, man müsse "in allen Haushaltsbereichen noch mehr ran als bisher". Das betreffe unter anderem die Landwirtschaft, die Werften, die Stahlindustrie und Subventionen.
Was immer im Detail in der Koalition unterschiedlich gesehen wird, in einem sind sich alle einig: Es gibt noch eine Menge Bedarf an Debatten, Überlegungen und Verhandlungen. Auch die Christdemokraten im Bonner Parlament wissen schließlich, daß sie mit dem Solidarpakt nur dann Punkte machen können, wenn die sozialdemokratische Mehrheit im Bundesrat zustimmt. Und wie sich das im politischen Handwerk so gehört, werden Schuldige für das Scheitern gesucht, bevor man überhaupt verhandelt hat. Das lenkt so schön von eigenen Problemen ab. Während die SPD-Führung noch in der Hamburger Landesvertretung über einem eigenen Entwurf für einen Solidarpakt brütete, legte der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Jürgen Rüttgers, die "Meßlatte" für die SPD schon hoch an. Wenn die Sozialdemokraten nicht mindestens auch ein Sparpaket von 60 Milliarden auf die Beine brächten, dan brauche man erst gar nicht zu reden. Die CDU gehe keinen Weg mit, der "neue Abgaben ohne einschneidendes Sparen" bringe.
Als am ersten Schultag ein Flugzeug über das Schulgebäude brummte, flüchtete der bosnische Junge erst einmal unter den Tisch. Mit panischen Ängsten und traumatischen Erfahrungen kommen die meisten der bosnischen Flüchtlingskinder in Frankfurt in die Schule.
"So viele Arme habe ich gar nicht, um alle trösten zu können", sagt Elvira Gekeler, die in einem Intensivkurs 15 bosnische Jungen und Mädchen an der Paul- Hindemith-Schule unterrichtet.
Sie sind aus den Kriegswirren ihrer Heimat in Bosnien-Herzegowina zu Verwandten und Bekannten nach Frankfurt geflüchtet. Manche haben ihre Eltern in den eingeschlossenen Dörfern zurückgelassen, viele von ihnen mußten mit ansehen, wie die Menschen starben, sagt Elvira Gekeler. In dieser Situation werde den meisten der rund 1000 Flüchtlingskinder keine adäquate Betreuung geboten, bemängelte die Frankfurter Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Flüchtlingskinder würden nur notdürftig in volle Klassen gestopft, ohne daß zusätzliche Lehrer an die Schulen kämen.
Nach Erhebungen des Staatlichen Schulamtes seien am 1. Dezember allein in den Frankfurter Grundschulen 366 Flüchtlingskinder aus Bosnien-Herzegowina und Kroatien gezählt worden. In den 5. bis 10. Klassen saßen 453 Schüler, ohne daß dafür ein zusätzlicher Lehrer zugeteilt worden sei. Es sei eine "fiese Form der Gewissensberuhigung", wenn nur darauf geachtet werde, daß die Kinder nicht auf der Straße sitzen. Eine ausreichende Förderung der Flüchtlingskinder aber sei nicht möglich. Die GEW will darum 80 zusätzliche Lehrer, um die Bosnier besser fördern zu lassen.
Das hessische Kultusministerium indes sieht sich nicht in der Verantwortung. Für Kriegsflüchtlinge gebe es keine Schulpflicht, sagt Minister-Sprecherin Karin Drda-Kühn. Lediglich aus humanitären Gründen habe der Kultusminister die Schulen gebeten, die bosnischen Kinder kurzfristig in den Klassen dazuzusetzen. Es liege jedoch im "Ermessen der Schulleitung", ob sie die Kinder aufnehme. Ihr sei allerdings kein einziger Fall bekannt, wo dies nicht geschehen sei, sagt Drda-Kühn.
Diese engagierte Betreuung der Flüchtlingskinder sei eine "großartige Leistung der Kollegen". Gleichwohl könne sie nicht mit dem normalen Unterricht verglichen werden. Viele bosnische Jugendliche könnten kein Wort Deutsch. Die Teilnahme am Unterricht sei dann eher eine Art Betreuung. luf
Die Vor-Frühjahrsmesse "Premiere" beginnt am Samstag, 30. Januar, und dauert bis zum 3. Februar. 2000 Aussteller, die Hälfte aus dem Ausland, sind in den Fachbereichen Papier und Schreibwaren, Kosmetik und Präsente vertreten. Der "ernste Optimismus", den die Messeleitung noch während der Heimtextil vor sich hertrug, ist inzwischen einem konstanten gewichen.
Ein Katastrophenszenario sagen auch die Marktforschungsinstitute bis zur Mitte der 90er Jahre nicht voraus. "Die Zeiten sind nicht schlechter, sie sind anders", meint ein erfolgreicher Vertreter für allgemeinen Bürobedarf und Beschriftungen, der die Zukunft der Branche zwar abgespeckter, aber deshalb auch wettbewerbsfähiger sieht. Die "Premiere" sei für Papier- und Schreibwaren die Nummer eins in der Welt. So sieht man es in Frankfurt mit angemessener Bescheidenheit. Ab 1994 wird die "Schreibkultur" auch in die für 80 Millionen Mark erneuerte Halle 10 einziehen.
Gerade bei der Fachmesse Papier müht man sich um Recycling und problemlose Entsorgung. Einwickelpapiere aus Strohseide, Lineale und Dosenspitzer aus Mais, Schulranzen, die nach Gebrauch zerlegt und an den Hersteller zurückgeschickt werden können, umweltfreundliche Servietten aus Abacahanf gehören zu den Neuheiten. Und da gibt es auch noch den Kolbenfüller aus blauem, natürlichen Harz und massivem Gold mit Namen "Almirante". Nur 30 Stück wurden hergestellt, Preis 65 000 Mark.
Bei der sich ständig vergrößernden Kosmetikmesse, der immer noch die ganz großen Namen fehlen, ist es die Insel für Herrendüfte, die Besucher ausführlich und über die Nase informiert. Es gibt Nagelfeilen aus Keramik, Reisekrankheitsarmbänder, die Übelsein beim Reisen vorbeugen sollen, neue Gesichtsmasken.
Bei den Präsenten macht sich eine Schrumpfung des Angebots bemerkbar. Doch müssen sie auf der zwölf Tage späteren "Ambiente", der großen Frühjahrsmesse, präsent sein. Hier gehört Kressesamen mit Schablonen der einzelnen Tierkreiszeichen zu den Neuheiten. E-S
Die tägliche Hotelrechnung, die aus der Frankfurter Stadtkasse beglichen wird, beläuft sich auf 90 000 Mark. Bezahlt werden mit dieser Summe die Übernachtungen von Menschen, die keine Wohnung haben. Das sind im Schnitt 2500 obdachlose Personen pro Tag, die in Pensionen und Hotels der unteren Preisklasse auf Kosten der Steuerzahler Herberge haben. Darunter waren am 1. September vergangenen Jahres 594 Familien mit Kindern.
Das Datum ist Stichtag des jetzt vorgelegten Magistratsberichts, der auf Anfrage der Römer-CDU verfaßt wurde. Demnach beträgt der Preis für eine solche Hotelübernachtung 35 Mark. Es laufen stattliche Beträge auf: "Die durchschnittliche Verweildauer bei einer Hotelunterbringung beträgt zur Zeit zwei Jahre."
Da kommt auch Mißbrauch vor. Schlepperorganisationen, so der Magistrat, schleusten Frauen und Kinder aus dem benachbarten Ausland ein, verschafften ihnen widerrechtlich - manchmal unter einer Decke mit den Hoteliers oder dem Hotelpersonal - von der Stadt bezahlte Hotelunterkünfte. Das Amtsgericht Frankfurt habe da ein Hauptverfahren gegen einen Hotelbetreiber eröffnet, die Staatsanwaltschaft treibe "umfangreiche Ermittlungen" gegen Schlepper und Betrüger.
"Um ähnlichen Vorfällen und anderen denkbaren Mißbräuchen vorzubeugen", soll demnächst eine zentrale Vermittlungs-, Abrechnungs- und Kontrollstelle für die Hotelunterbringung von obdachlosen Menschen geschaffen werden. Der Magistrat will diese Aufgabe "einem der evangelischen Kirche nahestehenden gemeinnützigen Verein" übertragen.
In der Ursachenbekämpfung tut sich der Magistrat nach eigenem Bekunden schwer. "Wohnungslosigkeit wird oft durch zu hohe Mieten oder durch Eigenbedarfskündigung ausgelöst", konstatiert der Report, "zwischen Wohnungslosigkeit und sozial unangepaßtem Verhalten besteht deshalb keine zwangsläufige Verbindung."
Als Alternativen zum Hotel - die CDU hatte danach gefragt - versuche man, den Betroffenen "betreutes Wohnen" oder "Behelfswohnraum" anzubieten; dazu würden bislang gewerblich genutzte Räume in Wohnungen umgewandelt, Quartiere in leerstehenden Sanierungsgebäuden angeboten, aber auch auf dem freien Markt ("zur ortsüblichen Vergleichsmiete") Wohnungen angemietet. peh
HOFHEIM. Den Parteien auf den Zahn fühlen will der Ortsverband des Hausfrauen-Bundes. Spitzenkandidaten und die jeweils bestplazierte Frau auf der Liste sollen am Donnerstag, 4. Februar, in einer Podiumsdiskussion Rede und Antwort stehen. Die Talkrunde kommt um 19.30 Uhr im Obergeschoß der Hofheimer Stadthalle zusammen.
Moderiert wird der Abend von Marianne Horn, Geschäftsführerin des Bildungswerks im Hausfrauen-Bund Hessen. Mit auf dem Podium sitzen von der CDU Rolf Felix und Dagmar Siegemund, von der SPD Wolfgang Winckler und Elke Lamm, aus den Reihen der FDP Manfred Ziegenfeuter und Ingeborg Luydendyk, die FWG-Kandidaten Bodo Tadewald und Ingrid Hasse sowie Brigitte Friedrich und Marianne Knöß (GOHL). kkü
Nachrichten-Börse
Treuhand-Anleihe mit zehn Milliarden Die neue Treuhand-Anleihe hat ein Volumen von insgesamt zehn Milliarden Mark. An Mitglieder des Bundesanleihe- Konsortiums wurden nun rund 4,7 Milliarden zugeteilt. Für die Marktpflege werden mehr als 2,2 Milliarden Mark verwendet. Weitere Titel für drei Milliarden Mark werden seit Dienstag bis einschließlich morgen allgemein zum Kauf feilgeboten (siehe FR von gestern). Produktion in Japan fällt Nippons Industrieproduktion ist 1992 erstmals seit sechs Jahren gesunken. Nach Angaben des Ministeriums für Internationalen Handel und Industrie (Miti) sank sie zuletzt um gut sechs Prozent. In der Vorperiode war noch ein Plus von gut zwei Prozent erreicht worden. Noch mehr Bauern geben auf Rund 22 000 landwirtschaftliche Betriebe mußten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr aufgeben. Betroffen waren vor allem kleine Bauernhöfe mit weniger als 50 Hektar agrarisch genutzter Fläche. Bundesbank zeigt sich spendabel Die Bundesbank hat der inländischen Kreditwirtschaft bei ihrem jüngsten Wertpapierpensionsgeschäft 44,7 Milliarden Mark zu 8,59 bis 8,60 Prozent zugeteilt. Fällig wurden gleichzeitig 41 Milliarden Mark, so daß dem Markt netto 3,7 Milliarden Mark an Liquidität zufließen.
Wer als Erwerbsloser oder Beschäftigter plant, sich in Zukunft auf Kosten des Arbeitsamtes umschulen oder fortbilden zu lassen, sollte sich frühzeitig um eine entsprechende Zusage bemühen. Zum einen werden die Mittel für Qualifizierung und damit die Zahl geförderter Bildungskurse gerade deutlich zurückgefahren (siehe Artikel auf Seite 15). Zum anderen hat die jüngste Novelle zum Arbeitsförderungsgesetz einige Änderungen gebracht: So ist jetzt zwingend vorgeschrieben, daß der Interessent vor Beginn eines Lehrganges, bei dem das Arbeitsamt 70 bis 100 Prozent der Kosten trägt, ein Gespräch mit einem Arbeitsberater führen muß. Dadurch soll die Auswahl des geeigneten Bildungsangebotes erleichtert werden.
Die zweite Neuregelung betrifft die Wartezeit zwischen zwei geförderten Kursen. Konnten bisher unter bestimmten Voraussetzungen zwei berufliche Fortbildungskurse unmittelbar aufeinander folgen, ist nunmehr eine mindestens einjährige Wartezeit dazwischen notwendig. Sie kann jedoch im ungünstigen Fall auch drei Jahre betragen. Dies sollte bei der persönlichen Fortbildungsplanung mit einkalkuliert werden. Auf jeden Fall sollte rechtzeitig mit dem Arbeitsamt Kontakt aufgenommen werden. rb
Die Hakenkreuzfahne weht vom 7. März an, zwei Tage nach der Reichstagswahl und wenige Tage vor den ersten Kommunalwahlen der Hitler-Ära, über der Stadt. Der Taunusbote meldet am 8. März: "Einer Weisung des Reichsministers Göring . . . entsprechend wickelte sich der Flaggenwechsel reibungslos und ohne Zwischenfall ab. Um 3 Uhr rückten vom Schloßplatz zwei Stürme SA, HJ, Stahlhelm und SS . . . mit wehenden Fahnen und begleitet von einer großen Volksmenge an und nahmen zunächst vor dem Rathaus Aufstellung. Auf Kommando entrollte sich die Hakenkreuzfahne und stieg langsam unter den Klängen des Präsentiermarsches und des Hitlergrußes empor."
Gleiche Szenerie vor dem Kurhaus und dem Landratsamt, wo neben der Hakenkreuz-Fahne auch die schwarz-weiß-rote Fahne der Deutschnationalen und das Preußenbanner vor einer Menschenmenge gesetzt werden. Bürgermeister Georg Hut ab vor . . . Eberlein, seit 1924 im Amt, wird abgesetzt: "Politisch nicht tragbar", lautet wie vielerorts die Begründung der braunen Stadteroberer.
Vor dem Landratsamt kommt es zu sogenanntem "Unwillen": Beamte haben sich geweigert, beim Absingen des Deutschlandliedes die "Kopfbedeckung zu lüften". Der Schreiber im Taunusboten kritisiert: "Das wäre auch Pflicht Andersgesinnter gewesen"; er erkennt auf fehlendes "Taktgefühl" und "Pietätlosigkeit". Der Zug begibt sich anschließend nach Kirdorf, wo Sturmbannführer Bruckmann den widerständischen Kirdorfern die Leviten liest: Gerade den braunen Männern von SA und SS hätten die Kirdorfer es zu verdanken, daß "sie in Ehren ihre Kirche noch besuchen können" (Taunusbote vom 8. März), hätten doch ansonsten "die Kommunisten" die Gotteshäuser zu "Schutthaufen" verwandelt. Homburg trägt die Farben der "neuen Zeit". Von einer Einheitsfront zwischen SPD und KPD gegen die Nazis, wie sie der Frankfurter Redakteur Rudi Eims noch Ende Februar in einer Wahlveranstaltung der SPD angemahnt hatte, ist auch in Bad Homburg nichts zu spüren.
Die Kommunalwahlen vom 12. März 1933 bestätigen auf lokaler Ebene die Ergebnisse der Reichstagswahl eine Woche zuvor: Im Bad Homburger Stadtparlament haben die Nazis plötzlich zwölf Mandate (bisher null), das Zentrum verliert einen Sitz und kommt auf fünf Mandate, die SPD büßt zwei Sitze ein und . . . der Nationalhymne? stellt nur noch vier, die KPD nur noch drei Abgeordnete (vorher vier). Hohe Verluste muß die deutschnationale Kampffront hinnehmen: zwei statt bisher sechs Sitze, und die Notgemeinschaft aus Haus- und Grundstücksbesitz, Handwerk und Gewerbe bekommt nur noch einen Stadtverordnetenposten (vorher vier). Nationalsozialisten und Deutschnationale haben mit zusammen 14 von insgesamt 27 Parlamentssitzen somit die Mehrheit.
Die erste Stadtverordnetensitzung findet am 28. März statt. In einem Aufruf der NSDAP zur Sitzung heißt es: "Die Fraktion der NSDAP marschiert geschlossen gegen 8 Uhr, begleitet von der hiesigen SA, SA-Reserve und SS in Uniform vom Römer, Elisabethenstraße zum Rathaus. Kurz vor Beginn der Sitzung ziehen die Amtswalter (gemeint sind die Stadtverordneten, d. Red.) und die SA in Uniform in den Sitzungssaal ein und nehmen an der Fensterfront des Saales Aufstellung."
Den drei Mitgliedern der KPD-Fraktion ist die politische Betätigung bereits unmöglich gemacht. Die NSDAP spricht in ihrem Aufruf von "Freude, daß zum ersten Mal in dem Rat der Stadt kein Fremdenlegionär Rußlands Platz hat". Für die Sozialdemokraten ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann auch sie von den Nazis im Parlament nicht mehr akzeptiert werden. SPD-Nachrückerin Raspini bekommt von Stadtverordnetenvorsteher Setzepfand kurze Zeit nach der konstituierenden Sitzung zu hören: "Wir Männer von der Stadtverordnetenversammlung winden ihnen als Frau keinen Blütenkranz." Nach Auffassung der Nationalsozialisten könne eine Frau ihrer Bestimmung nach nicht im öffentlichen Leben den Kampf bestehen; sie habe ihre "höheren Aufgaben" als Gattin und Frau zu erfüllen" (Taunusbote vom 11. Mai). Am 22. Juni verbietet Hitler die SPD.
Die letzte öffentliche Parteiveranstaltung der SPD vor ihrem Verbot findet am 10. März zu den bevorstehenden Kommunalwahlen (12. März) statt. Von kämpferischem Widerstand freilich wird nicht viel publik: Anspachs roter Bürgermeister Emil Becker beugt sich dem Redeverbot seiner vorgesetzen Behörde. Es gärt in den sozialdemokratischen Reihen - nicht auszuschließen, daß der geplante Sturm des Reichsbanners auf die Nazi- Hochburg Ober-Eschbach von Genossen verraten wurde.
Fünf Jahre später brennen die Nationalsozialisten im November die Synagoge nieder. Faschismus und Rassismus sind in vollem Gang. 48 jüdische Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer werden 1942 in Vernichtungslager deportiert. Heute sind die Namen von 113 Ermordeten bekannt.
In Bonn ist es offensichtlich nicht nur "time for a change", wie es im Wahlkampf des neuen US-Präsidenten Bill Clinton hieß, sondern schon höchste Zeit für einen Wechsel. Während sich die Regierungspartner hoffnungslos in den Fußangeln ihrer koalitionspolitischen Geschäftsgrundlagen ("der Kanzler hat zu akzeptieren") verheddert haben und sich deshalb sogar das Präsidium der führenden Regierungspartei nicht mehr zu wollen traut, raffen sich die mit Einigkeitsgefühlen auch nicht gerade verwöhnten Sozialdemokraten wenigstens zu dem Kraftakt eines geschlossenen Gegenkonzepts zum Solidarpakt der Regierung auf.
Dabei ehrt die Opposition besonders ihr redliches Bemühen, die politisch delikate Schwachstelle der Finanzierungsfragen nicht auszusparen, sondern zum Herzstück ihres Alternativprogramms zu machen. Sogar die eigene Klientel wird nicht geschont, wenn eine "bessere Anpassung von Lohnentwicklung und Produktivität" angemahnt wird.
Vieles, wenn nicht das meiste von dem, was die SPD unter Federführung Oskar Lafontaines der Bonner Koalition nun als ihren Gegenentwurf anbietet, könnte sicher von vielen, wenn nicht sogar von den meisten Politikern in der CDU übernommen werden - wenn sie nicht die Strafe des wirtschaftsliberalen Markt- Grafen zu fürchten hätten. Aber lange dürften Lambsdorffs Drohgebärden nicht mehr wirken. An der CDU-Spitze bewegt sich was. Kohls Spagat droht für ihn zur Zerreißprobe zu werden. rds (Bonn)
Kein Geld für Großprojekte? Die finanziellen Skrupel, die die CDU wegen der 60 Millionen Mark teuren Kunst- und Musikschule hegt, klängen glaubhafter, wenn die Union nicht gleichzeitig den Bau einer weiteren riesigen Sporthalle verlangte. Allzu oft wurden in der Vergangenheit die Wünsche der Kulturfreunde den Forderungen der Sportler geopfert - die Ausgaben für Sportanlagen stehen in keinem Verhältnis zu vergleichweise bescheidenen Beträgen, mit denen sich Musik- und Kunstschaffende lange begnügen mußten.
Die Entscheidung des Magistrats für einen neuen Kulturtreff verdient aber noch aus einem anderen Grund Respekt: Musikunterricht soll nicht einer kleinen Elite vorbehalten bleiben - in einer abgelegenen alten Villa -, sondern künftig allen zugänglich sein - im Zentrum der Stadt. Der Standort verdeutlicht den hohen Stellenwert der Kunst- und Musikerzie- Harmonie statt Gewalt hung. Jungen Menschen wird eine Alternative zu Fernsehen und Video geboten. Sie üben sich in Harmonie und Zusammenspiel. Und: Geiger dreschen nicht mit dem Violinbogen auf Ausländer ein. MARGIT FEHLINGER
WIESBADEN. Die südhessische SPD hat dazu aufgerufen, alle mit der Post verteilten Wahlkampf-Flugblätter der rechtsextremen "Republikaner" unfrankiert an den Absender zurückzuschicken. Wer sich mit "intolerantem Gedankengut" nicht zwangsweise "beschicken" lassen wolle, solle "selbst aktiv werden" und die Wurfsendungen ohne Kostenaufwand wieder in einen Briefkasten stecken, heißt es in einer Erklärung des südhessischen SPD-Bezirks. me
FRANKFURT A. M. (FR). Die wieder kältere Witterung hat in den Heizölpreisen bisher keinen erkennbaren Niederschlag gefunden. Die Veränderungen gegenüber der vergangenen Woche halten sich in engen Grenzen.
Die Notierungen der folgenden Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM
Die am 27. Januar gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.
Hans Busch kann sich jetzt ganz seinem Amt als Stadtverordnetenvorsteher widmen. Am Mittwoch wurde Busch, Leiter des Postamtes Frankfurt 60, in den Ruhestand verabschiedet. Dieter Mais, Präsident der Direktion Postdienst Frankfurt, dankte Busch, der mehr als 15 Jahre das Bornheimer Postamt geleitet hat, für seine erfolgreiche Arbeit. vo
Neben eigenen Ordnungskräften werden auch drei Männer eines privaten Sicherheitsdienstes auf dem Gelände der Johann Wolfgang Goethe-Universität weiter Streife gehen. Während eines ersten Treffens zwischen Vertretern der Universitätsleitung, des Studentenwerks, des Personalrats und des Allgemeinen Studenten-Ausschusses (AStA) konnte sich letzterer mit seiner Forderung nach Abschaffung der privaten Sicherheitskräfte nicht durchsetzen.
Mitte Dezember vergangenen Jahres war es auf dem Universitätsgelände zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Studenten und Beamten einer alarmierten Polizeistreife gekommen. Die Studenten hatten damals dem Sicherheitsdienst vorgeworfen, er führe vorzugsweise bei schwarzafrikanischen und marokkanischen Kommilitonen Ausweiskontrollen durch.
Dagegen hält die Universitätsleitung laut Kanzler Wolfgang Busch die Präsenz des Sicherheitsdienstes auch weiter wegen der "konkreten Probleme auf dem Campus" für notwendig. Busch verwies auf die zunehmende Aggressivität der Obdachlosen auf dem Uni-Gelände, deren Zahl sich in jüngster Zeit verdreifacht habe.
Nach dem Vorfall im Dezember hatte die Universitätsleitung die Männer des Sicherheitsdienstes angewiesen, keine Kontrollen mehr vorzunehmen und sich auf den Streifengang zu beschränken. sar
OFFENBACH. "Plötzlich allein - Witwen begegnen sich": Diesen Gesprächskreis bietet die Evangelische Familienbildungsstätte Offenbach an. Er beginnt am 13. Februar in der Ludo-Mayer-Straße 1. Die Frauen, die sich bis jetzt angemeldet haben, sind zwischen 30 und 63 Jahre alt. Wer Interesse hat, wird um Anmeldung gebeten, Telefon 88 51 59. buc
Im Blickpunkt: Asylgesetze Wie weit geht die SPD?
"Wir haben streckenweise heftig diskutiert" - "Manchmal ist es ganz schön hoch hergegangen" - "Da sind beachtliche Sträuße ausgefochten worden": so äußern sich Bundestags-Innenpolitiker von CDU/CSU, FDP und SPD, die in den vergangenen Wochen über die Einzelheiten des künftigen Asylrechts verhandelt haben. Zwar steht schon seit einiger Zeit fest, wie der neue Asylartikel 16 a des Grundgesetzes lauten wird. Aber erst seit Dienstag abend existieren gemeinsame Entwürfe für die Gesetze, die dieses neue, stark eingeschränkte Grundrecht ausgestalten sollen. Freilich konnten sich die Vertreter der Koalitionsfraktionen auf der einen und die der Sozialdemokraten auf der anderen Seite auch am Dienstag abend in einigen Punkten noch nicht einigen. Das soll nun im Verlauf der anstehenden parlamantarischen Beratungen geschehen.
Das gilt zum Beispiel für das Verlangen von CDU/CSU und FDP nach einem verkürzten Sonderverfahren für Asylbewerber, die mit dem Flugzeug aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten nach Deutschland einreisen. Das bedeutet: Die Anträge dieser Menschen auf Schutz vor politischer Verfolgung sollen - so wollen es die Koalitionsfraktionen - innerhalb von 24 bis 48 Stunden im Flughafen geprüft und (im Normalfall abschlägig) beschieden werden.
Noch Ende vergangenen Jahres hatte die große Bonner Asylkoalition vereinbart, den verwaltungsrechtlichen Teil der Prüfungsverfahren nicht noch kürzer zu gestalten, als er jetzt schon ist. Auf diesen Beschluß haben die sozialdemokratischen Innenpolitiker ihre Kollegen von CDU/CSU und FDP in den Verhandlungen der letzten Wochen auch stets hingewiesen, wie sie versichern. Sie haben außerdem immer wieder daran erinnert, daß eine große Minderheit der SPD-Fraktion schon den allgemeinen Beschluß, das Asylrecht zu verschärfen, nicht mitträgt. Sie haben davor gewarnt, daß eine die Mehrheit gefährdende Zahl von Sozialdemokraten jede Regelung, die über diesen allgemeinen, umstrittenen Beschluß hinausgeht, ablehnen würde. Und sie haben den Regierungsfraktionen diese Forderung schließlich abgeschlagen. Trotz alledem setzen CDU/CSU und FDP auf die weiteren Debatten in den kommenden Wochen.
Ebenfalls nicht akzeptieren mochten die sozialdemokratischen Asylrechts-Unterhändler folgenden Vorschlag der Koalitionspartner: Flüchtlinge, die "eine offenkundig falsche Identität oder Staatsangehörigkeit vortäuschen", sollten erst gar nicht einreisen dürfen. Dies hieße, daß nicht ein Vertreter des Zirndorfer Asyl-Bundesamtes, sondern ein Grenzbeamter über den Asylantrag entscheidet. Genau dies sieht aber die Vereinbarung der Parteien über den neuen Grundgesetz-Asylartikel 16 a von Anfang Dezember letzten Jahres nicht vor.
Unklar ist auch noch, ob alle Asylbewerber, die über sogenannte sichere Drittstaaten hierher fliehen, sofort in diese Staaten zurückgeschickt werden können, oder ob sie dagegen noch aufschiebenden Einspruch erheben dürfen. Letzteres fordert die SPD. "Elementare humanitäre Fälle", so formulieren es sozialdemokratische Asylexperten, sollen hier Rechtsschutz erhalten. Dies gälte etwa für Schwerkranke oder Menschen, bei denen davon auszugehen ist, daß das "sichere Drittland" sie in ihren Heimatstaat abschiebt, obwohl dort diesen Flüchtlingen Folter oder Mord drohen.
Die SPD wird sich in den kommenden Wochen wohl auch gegen das Ansinnen der Koalition zu wehren haben, die am Dienstag vereinbarten, Listen "sicherer Drittstaaten" und "sicherer Herkunftsstaaten" zu erweitern. Allerdings könnten Union und FDP aus ihrer Sicht mit dem bisher Erreichten ganz zufrieden sein. Indien, unter anderen von der Menschenrechtsorganisation amnesty international eindeutig als Verfolgerstaat eingestuft, wird demnach im deutschen Asylrecht zukünftig zum "sicheren Herkunftsstaat" erklärt; Flüchtlinge aus diesem Land gelten grundsätzlich als nicht schutzbedürftig - es sei denn, sie weisen das Gegenteil nach; in einem ganz kurzen Eilverfahren.
FERDOS FORUDASTAN (BONN)
Daß Frauen mittlerweile so gut wie sämtliche männlich besetzen Domänen erobert haben, ist bekannt. Und so wunderte sich der Verkäufer eines Bad Homburger Fachgeschäfts zunächst auch keineswegs, als eine weibliche Stimme am Telefon "in Sachen Motorrad" beraten werden wollte. "Welche Marke würden Sie denn einer Beamtin der Kriminalpolizei empfehlen?" fragte die resolut klingende Stimme und fügte gleich noch eine Präzisierung hinzu: "Auf jeden Fall sollte es eine schwere, rassige Maschine sein. Nichts Nostalgisches, um Himmels willen. Modern, rasant und windschnittig - eben etwas für Heißer Tip für heiße Stühle ein Teufelsweib, verstehen Sie?"
Nach einem kurzen lüstern-anerkennenden "Aha!" gab der Verkäufer seine erste konkrete Empfehlung ab - mit der Zusatzinformation, daß man diesen Feuerstuhl auch "per Einzelabnahme und Sondergutachten" mit der Höchst-PS-Zahl von 145 erhalten könne.
Bevor er Luft holen konnte, um eine weitere Alternative vorzuschlagen, tönte ihm durch den Hörer ein begeistertes "Klingt super - also die nehme ich!" entgegen.
"Sind Sie bei der Bad Homburger Kriminalpolizei?" wagte der Verkäufer nun doch neugierig zu fragen.
"Aber nein", antwortete das Teufelsweib. "Ich brauche das Motorrad für eine Beamtin in meinem Kriminalroman. Ich bin Schriftstellerin, verstehen Sie? Also vielen Dank, das war ein heißer Tip!" dad
Kleine FR
Einmalig BAD HOMBURG. "Weil du einmalig bist" - zu diesem Thema gestaltet die Katholische Jugend St. Johannes in Kirdorf am Sonntag, 31. Januar, um 11 Uhr einen Jugendgemeindegottesdienst in der St.-Johannes-Kirche. Die Band der Kirche spielt dazu. Zahlen im Ausschuß BAD HOMBURG. Mit dem Kreiskrankenhaus in Usingen, dem Bericht der Rechnungsprüfer für 1990 und der Unterbringung ausländischer Flüchtlinge befaßt sich der Haupt- und Finanzausschuß des Kreistags am Montag, 1. Februar, ab 18 Uhr im Landratsamt, außerdem mit Anträgen von SPD und Grünen.
Kleine FR
Dia-Vortrag über China NEU-ISENBURG. Alfred Bachmann beschreibt in einem Dia-Vortrag seine Erlebnisse und Reisen während eines dreimonatigen Aufenthaltes in China. Er berichtet von seinem Abstecher nach Xian zur Terrakotta-Armee des Kaisers Quin Shi Huang und über eine Flußfahrt von Quillin bis Yangshuo, die durch eine phantastisch schöne Berglandschaft führen soll. Der Vortrag beginnt um 20 Uhr am Freitag, 29. Januar, in der Evangelischen Lukasgemeinde, Kurt-Schumacher- Straße 8. Der Eintritt ist frei. "Träumen verboten?" NEU-ISENBURG. Die Dekanatsjugendvertretung Dreieich lädt unter dem Motto "Träumen verboten?" zu einem Fest am Samstag, 30. Januar, 17 Uhr, in die Evangelische Buchenbuschgemeinde, Forstweg 2, ein. Der Abend beginnt mit Workshops über Träume vom Abhauen, vom Frieden oder über Alpträume, die sich nicht verbieten lassen. Ab 20 Uhr öfffnet die Kneipe. Um 22 Uhr spielt die Gruppe "No Limit" und um Mitternacht ist Schluß. Bücher-Flohmarkt NEU-ISENBURG. Von 11 Uhr an findet im Foyer der Hugenottenhalle am Samstag, 30. Januar, ein großer Bücher-Flohmark der Stadtbücherei statt. Fachbücher, Romane, Reiseführer, Spiele, Ratgeber und ein "Lexikon 2000" werden dort angeboten. Der Erlös des Flohmarktes wird für Neuanschaffungen von Büchern oder für Bastel- und Spielmaterialien verwendet.Lesertreff mit Böll NEU-ISENBURG. Heinrich Bölls erster Roman "Der Engel schwieg", den er zwischen 1949 und 1951 geschrieben hat, der aber erst zur Buchmesse 1992 erschienen ist, wird Thema sein des Lesertreffs am Montag, 1. Februar, 20 Uhr, in der Stadtbücherei, Frankfurter Str. 152. Achim Bröger liest NEU-ISENBURG. Autor Achim Bröger liest nun auch in Neu-Isenburg vor Grundschulklassen aus seinen Werken. Er kommt am Montag, 1. Februar, um 9 und um 11 Uhr in die Jugendbücherei in der Frankfurter Straße 152. Frauengruppe trifft sich NEU-ISENBURG. Die Deutsch-türkische Frauengruppe trifft sich das nächste Mal am Dienstag, 2. Februar, 14.30 Uhr, im Gemeindehaus der evangelischen Johannesgemeinde, Friedrichstraße 94, erster Stock. Wer Näheres wissen will, meldet sich bei Rosmarie See, Rufnummer 2 23 49. Lappland, Norwegen, Finnland NEU-ISENBURG. Einen Diavortrag in Multivision präsentiert Günter Meier über die Fjorde, Berge und Gletscher Norwegens, die Wälder und Seen Finnlands und die endlose Weite Lapplands. Los geht's um 19.30 Uhr am Dienstag, 2. Februar, im Großen Saal der Hugenottenhalle. Der Eintritt kostet 15,40 Mark. Freigabe illegaler Drogen? EGELSBACH. Um "Freigabe illegaler Drogen?!" geht es beim nächsten Polittreff der Sozialdemokraten in Egelsbach am Mittwoch, 3. Februar. Der SPD-Ortsverein will an diesem Abend von 20 Uhr an über dieses Thema mit Interessierten im Lokal "Bei de Hexe", Schulstraße 64, diskutieren. Gelbe Säcke werden geholt LANGEN. Die gelben Säcke werden erstmals in der ersten Februarwoche abgeholt. Sie sollen am Tag der Müllabfuhr herausgestellt werden. Allerdings haben wegen Lieferschwierigkeiten noch nicht alle Haushalte die Säcke bekommen. Bis Ende Februar sollen aber laut Magistrat alle versorgt sein.
rds/wtr BONN, 27. Januar. Die CDU-Führung hat den von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und den Koalitionsspitzen verabredeten "Solidarpakt" in wichtigen Teilen in Frage gestellt. Auf einer Sondersitzung des CDU-Präsidiums am Dienstag abend, an der zeitweise auch Finanzminister Theo Waigel (CSU) teilnahm, wurde vor allem bemängelt, daß für die neuen Bundesländer zuwenig Geld vorgesehen sei. CDU-Generalsekretär Peter Hintze räumte ein, daß es bei der Lastenverteilung zwischen Bund und Ländern noch "Diskussionsbedarf" gebe. Die SPD legte am Mittwoch ihre Vorstellungen für einen "Solidarpakt" vor.
Vor allem der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hatte in der Sitzung des Präsidiums den in der vergangenen Woche von den Koalitionsfraktionen beschlossenen "Solidarpakt" kritisiert. Am Mittwoch bekräftigte er seine Forderung nach einer "nachhaltigen Erweiterung" des anstehenden Nachtragshaushaltes des Bundes für 1993. Finanziert werden könne diese "unbedingt notwendige Aufstockung", um die Ost- Etats von den laufenden Schulden zu entlasten, durch eine Umschichtung der Verschuldung von Ost nach West oder durch eine Steuererhöhung schon vor 1995.
Ob es zu einer Ausweitung des Nachtragshaushaltes kommt, ist noch nicht entschieden. Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) meinte, es werde sich nichts "Fundamentales" ändern. Nach einer Sitzung der Koalitionsspitzen, in der die Unionsparteien und die FDP ihre Absicht bekräftigten, auch über die Vorschläge der SPD zu sprechen, teilte Regierungssprecher Dieter Vogel mit, daß man die weitere Arbeit am sogeannten Solidarpakt "ohne Zeitverlust" voranbringen wolle. In der kommenden Woche will sich der Kanzler mit den Ministerpräsidenten der Länder treffen, um über die Vorschläge der Koalition zu beraten. Ohne die Zustimmung des Bundesrates, in dem die SPD die Mehrheit hat, kann die Bundesregierung wichtige Teile ihres Maßnahmenpakets nicht verwirklichen.
Bereits am Dienstag nachmittag hatten Biedenkopf und der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) Bundeskanzler Helmut Kohl dargelegt, daß über eine "Solidaritätsabgabe" und über eine Entlastung der Sozialversicherung geredet werden müsse. Lafontaine hatte dabei vor allem darauf bestanden, daß bei der Lastenverteilung soziale Gerechtigkeit hergestellt werde. Ihren eigenen Vorschlag für einen "Solidarpakt" haben die Sozialdemokraten mit einem ausführlichen Finanzierungsteil versehen. Er umfaßt sowohl umfangreiche Einsparungen und Kürzungen von Subventionen als auch Erhöhung der Mineralölsteuer und eine "ökologische Steuerreform". Die Nettokreditaufnahme des Staates will die SPD "konjunkturgerecht" begrenzen. Waigel verfügt Haushaltssperre
BONN (AP). Im Vorgriff auf den geplanten Nachtragsetat hat Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) eine Ausgabensperre in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Mark, verteilt über alle Einzeletats, verhängt. Darüber sei am Mittwoch im Kabinett "das Benehmen hergestellt worden", teilte Waigel mit. Mit dieser Ausgabensperre und zusätzlich durch gezielte Ausgabenkürzungen von 2,4 Milliarden solle der unabweisbare Mehrbedarf der Ministerien so begrenzt werden, daß eine Steigerungsrate von knapp unter drei Prozent möglich sei.
Laut Waigel dürfen unter anderem sechs Prozent der Sachmittelausgaben, etwa Geschäftsbedarf, Fahrzeughaltung, Grundstückbewirtschaftung, ein Prozent der Ausgaben für militärische Beschaffungen sowie drei Prozent der Ausgaben für Zuweisungen und Zuschüsse ohne gesetzliche und internationale Verpflichtungen nicht getätigt werden. Waigels Ressortkollegen können die Einsparungen nur zur Kenntnis nehmen. Ihre Zustimmung ist nicht nötig.
(Kommentar und Berichte Seiten 3 und 5)
In der Kurstadt warf ein Virus viele aufs Krankenbett, ganze Schulklassen wurden geschlossen wegen einer Grippe- Epidemie. Emanuel Wertheimer, ehemaliger Vorsteher der israelitischen Gemeinde Bad Homburgs, starb an diesem Montag, 30. Januar 1933, im 81. Lebensjahr.
Die menschenverachtenden und für Millionen tödlichen Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hat Wertheimer nicht mehr erlebt, aber in Ansätzen waren Rassismus und Faschismus schon seit 1931 erkennbar.
Der jüdische Journalist Yitzhak Sophoni Herz (1905 in Bad Homburg geboren und 1939 vor den Nazis geflüchtet) schrieb in seinem vor zwölf Jahren in Israel herausgegebenen Buch "Meine Erinnerung an Bad Homburg und seine 600jährige jüdische Gemeinde" über die Zeit vor dem Fall der Weimarer Republik: "Von Wahl zu Wahl wurden die antisemitischen Kräfte stärker und einflußreicher. Der Umschwung wurde fühlbar. . . . Der Prozeß ging langsam vor sich."
Über "Homburger Umstellungen" schreibt Herz in seinem "literarischen Denkmal": "Viele Arier, die noch im Jahr 1931 und 1932 von braunen Verbrechern oder gar Hunden sprachen, sah ich plötzlich in SA-Uniformen durch die Straßen wandern. Leute, die ich vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold her kannte, zogen die Stahlhelm-Uniform an . . .
Es war schon tragikomisch, wie in der sogenannten Übergangszeit die Homburger sich vorsichtig von ihren guten jüdischen Bekannten entfernten. Der Freitag- morgen- Kaffeetisch in unserer Küche löste sich von selbst auf . . . Mit allen möglichen Entschuldigungen fand der Kaffeetisch ein jähes Ende. Engere christliche Freunde . . . erschienen . . . nur noch, um eine Bitte auszusprechen, nämlich, daß wir sie auf offener Straße nicht mehr grüßen sollten."
Das alles geschah noch im Jahr 1932. In diesem Zusammenhang erwähnt Herz auch, "daß eine ganze Anzahl von Beamten der Stadtverwaltung durch eine politische Metamorphose ging" und plötzlich in brauner Kluft in der Stadt auftauchten.
Am Nachmittag des 30. Januar 1933 erhielt Sophoni Herz einen Anruf des Vorsitzenden das Reichsbanners "Schwarz- rotgold." Er bat Herz, der Schriftführer dieser Organisation war, Propagandamaterial und Mitgliederlisten sofort zu vernichten und erklärte das Reichsbanner für aufgelöst.
Während die Mehrzahl der Bad Homburger Bevölkerung mit Spannung den Aufmarsch zu Ehren Hitlers und Hindenburgs am Radio verfolgte, übergab Herz alle niedergeschriebenen Ideen von menschlicher Brüderschaft, von Freiheit und Gleichheit, die Ideale des demokratischen Weimar den Flammen im Herd. Der Verantwortung eines Schriftleiters der liberalen Homburger Neuesten Nachrichten war er zu diesem Zeitpunkt schon entbunden.
Nach den Wahlen im März unterschrieb er eine vorbereitete Erklärung, daß er infolge der neuen politischen Situation seine Tätigkeit als Redakteur bei den Neuesten Nachrichten einstellt. Wenige Tage später, am 1. April 1933, "brach der . . . Antisemitismus schon öffentlich durch": Mit dem Boykott der Geschäfte begann, was in Isolation, Vertreibung, Verfolgung, der Zerstörung der Synagoge, Deportationen und Ermordung jüdischer Bad Homburger in Konzentra- tionslagern endete.
HEUTE LESEN SIE
Leitartikel Russische Abwertungen Seite 3
Baugewerkschaft 6,9 Prozent mehr verlangt Seite 4
Dokumentation Deutsche Beamte und 1933 Seite 13
Wirtschaft Postbank siegt vor Gericht Seite 15
Sport Stich im Halbfinale Seite 20
Frankfurt Bei Planung hat Natur Vorrang Seite 21
Hessen Eine Auschwitz-Ausstellung Seite 30
Aus aller Welt Anne Franks Helfer ist tot Seite 36
Kulturspiegel Schülerclub probt "Karlos" Seite 26
Fernsehen und Funk Seiten 11+12
Freie Aussprache Seite 17
Börse Seite 18
Roman Seite 19
Filmspiegel Seiten 32+33
WIESBADEN. Ohne Regenschirm und Gummistiefel können Naturfreunde über Wiesen am Bach entlang spazieren - das Ökologiezentrum Aukammtal macht's möglich. Vom 2. bis 26. Februar führt die Wanderung auf Schautafeln im Umweltladen, Michelsberg 32, durch das Aukammtal - geleitet von einer Heuschrecke, dem Symbol des Ökologiezentrums.
Es gibt nicht nur viel zu sehen, sondern auch zu fühlen. An Kästen können Materialien ertastet werden, ätherische Öle verbreiten Wiesenduft - dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. maf
WIESBADEN. Die Junge Union hat die Landeshauptstadt aufgefordert, mit den Amerikanern über die Nutzung des ehemaligen US-Hotels "Amelia Earhart" zu verhandeln. Dort könnten nach Meinung des CDU-Nachwuchses Studentenwohnungen untergebracht werden. Die Herberge, eine amerikanische Liegenschaft am zweiten Ring, wird von der US-Armee nicht mehr benötigt und soll nach amerikanischen Plänen künftig als Verwaltungsgebäude dienen.
Doch dafür ist das Haus nach Meinung des JU-Sprechers Klaus Giegerich, "viel zu schade". Es liege nämlich nahe an der Fachhochschule und sei hervorragend geeignet, den akuten Mangel an Wohnraum für Studenten in Wiesbaden zu lindern. Die Stadt solle das Ex-Hotel übernehmen und den Amerikanern im Gegenzug ein anderes Verwaltunsgebäude anbieten. Es gehe nicht an, "daß Wiesbaden weiterhin Schlußlicht in der Versorgung seiner Studenten mit Wohnheimplätzen bleibt". maf
HOCHTAUNUSKREIS. Das 75köpfige Team im Jugendamt des Hochtaunuskreises ist wieder komplett: Seit Anfang des Jahres ist der neue Amtsleiter Hans Breunig im Dienst. Der 40jährige löst Rolf Schmidt ab, der im Juni des vergangenen Jahres in Pension gegangen war. Breunig setzte sich gegen 31 Mitbewerber durch.
Ebenfalls seit dem 1. Januar ist Reinhard Hentzel-Wagner dabei. Der 30jährige Sozialpädagoge ist unter anderem für Spielplätze, Ferienfreizeiten und offene Jugendarbeit zuständig.
Bereits am 15. Oktober hatte die neue Kreisjugendpflegerin Miriam Walter ihren Dienst angetreten. ill
Aufgespießt
"Wichtiges Dementi Eilt Pressemeldungen, wonach Karl von Habsburg bei seiner Hochzeit am kommenden Sonntag eine Krone tragen wird, sind unwahr und völlig unsinnig.Bernd Posselt Pressesprecher von Otto von Habsburg"Text eines Fernschreibens aus München
Unwissenheit über den Ansteckungsweg und Vorurteile gegenüber Aidskranken sind in Japan immer noch weit verbreitet. Laut einer Umfrage denkt die Hälfte aller Japaner, Aids könne man kriegen, wenn man mit einem Erkrankten das Trinkglas teilt. Ausländer gelten als besonders gefährlich. Vor mancher Badeanstalt oder Sauna heißt es: "Kein Eintritt für Ausländer!"
Vorrang für die Natur - Minister setzt Wohnungsbau und Gewerbe Grenzen
In der Frage der Wiederbesetzung freiwerdender Stellen in der Stadtverwaltung, die bislang von Frauen eingenommen worden waren, gibt es nach Ansicht von Personaldezernent Achim Vandreike keinen Dissens.
Seit dem Magistratsbeschluß zur Wiederbesetzungssperre würden alle vakanten Stellen vor einer möglichen Neubesetzung durch die zuständigen Ämter untersucht. "Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Stelle von einer Frau oder von einem Mann besetzt war", heißt es in einer Mitteilung Vandreikes.
Auch der Frauenförderplan, der Ersatzkräfte für den Fall vorsieht, daß Mitarbeiterinnen sich Erziehungsaufgaben widmen, könne eine Einzelfallprüfung nicht ersetzen. sar
Eddies Mund ist ein Instrument. Was da rauskommt, hat Qualität. Normalerweise sorgt Eddie in einer gemütlichen Sachsenhäuser Kneipe für die "Trompeten"-Solos, wenn die Wirtin, was sie oft tut, zur Gitarre greift. Schließt man dann die Augen, klingt es fast wie von Old-Satchmo, was Eddie da mit seinen Lippen erzeugt.
Jetzt kann sich Eddie auch rühmen, ein Pärchen glücklich gemacht zu haben. Das war nämlich noch keines, als es kürzlich, sich noch etwas fremd, in jener Kneipe saß. Eddie setzte sich zu den beiden, sagte, daß es ihn immer wieder "verdammt glücklich" mache, zwei Verliebte zu sehen. Dann stand er auf und preßte ein paar besonders gefühlvolle Töne aus seinen Lippen. Da hat es plötzlich gefunkt zwischen den beiden am Tisch. Mitten im Solo von "Girl of Ipanema". Ihr Bastian
HOCHTAUNUSKREIS. Schaffe, schaffe, Häusle baue: Im zweiten Halbjahr 1992 haben sich die Bauherren im Kreis etwas zurückgehalten, nachdem die ersten sechs Monate des Jahres laut Landrat Jürgen Banzer "exorbitante Steigerungsraten" der Bausumme gebracht hatten. Insgesamt erlebte die Branche 1992 im Hochtaunuskreis einen Zuwachs von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Allerdings ging die Zahl der Bauanträge um zwei Prozent zurück: von 2429 auf 2381. Gar um sieben Prozent sank die Zahl der Baugenehmigungen: von 2424 auf 2253. Dafür kletterte die Bausumme von 387,3 Millionen auf 411,7 Millionen Mark. Fazit: Im Kreis wird weniger, aber teurer gebaut. ill
"Fremd ist der Fremde nur in der Fremde", war das Thema eines vom S. Fischer Verlag und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstalteten Kongresses in Frankfurt/Main. Das Thema der "Einbürgerung" stand im Mittelpunkt der Debatten. Das Einleitungsreferat unter dem Titel "Multikulturalismus - Jetzt erst recht!" hielt Prof. Claus Leggewie (Universität Gießen). Der Beitrag, den wir in Auszügen dokumentieren, formuliert ein Konzept der deutschen Staatsangehörigkeit, das auch auf die unzureichende Behandlung dieser Frage im "Asylkompromiß" der Parteien eingeht. Der ungekürzte Text erscheint als Einleitung der dritten Auflage des Buches "Multikulti - Spielregeln der Vielvölkerrepublik" (Rotbuch Verlag Berlin).
HOFHEIM. Armin Thaler, Spitzenkandidat der Christdemokraten für den Ortsbeirat Marxheim, stellt sich, seine Mannschaft und die kommunalpolitischen Vorstellungen der CDU im Stadtteil Marxheim vor. Während der Veranstaltung am morgigen Freitag, 29. Januar, im Gasthaus "Zur Eiche" möchten die Leute von der Union aber nicht nur informieren, sondern auch die Marxheimer Bürgerinnen und Bürger und die Probleme des Stadtteils näher kennenlernen. Beginn ist um 20 Uhr. md
Von außen wirkt sie fast wie eine Sporthalle, und drinnen sollen die Kinder genug Platz zum Toben haben. Weil die jetzt vom Magistrat beschlossene Kindertagesstätte an der Mühlwiesenstraße in Hausen auf einem relativ kleinen Areal entsteht, sollen die Kinder in der von einem Glasdach überwölbten Vorhalle ausreichend Auslauf finden, sagte Baudezernent Hanskarl Protzmann bei der Vorstellung der neuen Kindertagesstätte.
Mit Beginn der Bauarbeiten im Sommer soll ein zweigeschossiger Längsbau mit einer von Glas überdachten Vorhalle entstehen. Dabei hätten die Architekten aus Fehlern in anderen KTs gelernt. Viel Grün hinter dem Glas soll im Sommer die brennende Sonne "verschatten", Zwischenwände aus Holz und ungebrannten Lehmziegeln sollen als Klimapuffer wirken und den Kindern eine angenehmere "Anmutung" als Betonwände bieten.
Damit sei die neue KT ein Beispiel "umweltschonenden Bauens", lobte der Baustadtrat den Entwurf des Tübinger Büros LOG ID - das zeige sich auch am Engergiebedarf: Die neue KT werde mit zwei Dritteln oder gar der Hälfte der Heizenergie herkömmlicher Kindertagesstätten auskommen. Der notwendige finanzielle Mehraufwand werde sich für die Stadt durch wesentlich geringere Ausgaben auszahlen.
Die KT entsteht für 7,5 Millionen Mark - reine Baukosten 4,4 Millionen Mark - nach dem neuen Standard-Raumprogramm für 95 Kinder in drei Kindergarten- und zwei Hortgruppen.
In einer integrativen Gruppe werden behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam spielen. Nach Vollendung des Baus werde der Bedarf an Kindergartenplätzen in Hausen und Westhausen gedeckt sein, sagte Schuldezernentin Jutta Ebeling. luf
HOFHEIM. Alle Kinder ab fünf Jahren sind für heute, Freitag, um 15 Uhr in die Hofheimer Stadtbücherei (Elisabethenstraße) eingeladen, um die Geschichte vom hungrigen Hubert anzuhören: Hubert ist ein Meerschweinchen und frißt für sein Leben gern. Wenn er Mais und Möhrchen riecht, rückt er aus - und die Kinder der Klasse 1 a müssen ihn suchen. Einmal wird dem hungrigen Hubert sein Appetit fast zum Verhängnis . . . md
STEFAN SCHMITT aus Neu-Isenburg wird auch künftig die Junge Union (JU) der Stadt als Vorsitzender leiten. Der 19 Jahre alte Abiturient wurde auf der Jahreshauptversammlung im Amt bestätigt. Seine Stellvertreter sind Mathias Häring und Jens Schaal. Schatzmeister bleibt Hans Jörg Stapff, Beisitzer Michael Weller. Neu im Vorstand sind Carsten Krummals als Schriftführer und Alexander Jungmann als zweiter Beisitzer. Stefan Schmitt als Pressesprecher und Mathias Häring als Geschäftsführer kandidieren für den Kreisvorstand der JU-Offenbach-Land. dok
Jörg Oeding, Pfarrvikar in Neu- Isenburg wird am Sonntag, 7. Februar, bei einem Gottesdienst ordiniert. Oeding ist seit dem 1. Januar 1993 Verwalter der Pfarrstelle II in der Evangelisch-reformierten Gemeinde Am Marktplatz Neu-Isenburg. dok
ROLF KEIM wurde als Stadtbrandinspektor von Langen für weitere fünf Jahre wiedergewählt. Er hat das Amt seit 1978 inne. Zu seinem Stellvertreter machte die Freiwillige Feuerwehr auf ihrer Jahreshauptversammlung Günter Hufnagel. Er wurde Nachfolger von Peter Darmstädter, der nicht mehr kandidierte. dac
FRANZ KALISCH ist zum Ehrenmitglied des Kirchenchors St. Albertus Magnus in Langen ernannt worden. Damit ehrte der Chor das Engagement des Sängers, der 30 Jahre lang im Vorstand aktiv war. Zuletzt war Kalisch Schriftführer. Dieses Amt gab er nun aus Altersgründen auf. Zu seiner Nachfolgerin wählte die Jahreshauptversammlung Marianne Schmidt. Alle übrigen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt. Vorsitzender bleibt somit Jochen Buhl. dac
UNTERLIEDERBACH. Karl Leo Schneeweiß ist entsetzt: Unbekannte haben - vermutlich am vergangenen Wochenende - acht Grabsteine auf dem Friedhof direkt an der Autobahn 66 aus der Verankerung gerissen und umgeworfen. Auf Anregung des Vorsitzenden des Unterliederbacher Heimat- und Geschichtsvereins wurde die Grabstätte Mitte der 70er Jahre unter Denkmalschutz gestellt. Auf dem etwa 100 mal 150 Meter großen Fleckchen haben viele Bürgermeister und Ehrenbürger Unterliederbachs ihre letzte Ruhestätte gefunden. Auch der berühmte Frankfurter Bildhauer Roland Rumpf ist hier begraben.
Das Stahltor des historischen Friedhofs wird abends nie abgeschlossen, "weil das Friedhofsamt der Stadt Frankfurt kein Personal dafür hat", erklärt Unterliederbachs Stadtbezirksvorsteher Heinz Scholl. Alleine für die Summe, die die Reperatur der Grabstätten verschlingt, könnte man aber gut und gerne zwei Jahre lang einen Unterliederbacher Friedhofswart bezahlen, dessen einzige Aufgabe es wäre, morgens auf- und abends abzuschließen, schätzt Scholl.
Schneeweiß sucht jetzt auf eigene Faust einen Unterliederbacher, der Lust hat, diesen Job zu übernehmen. Schon seit 1970 wird auf dem Friedhof niemand mehr hier beerdigt, nur noch einige Angehörige pflegen die Gräber der schon lang Verstorbenen. gre
FRANKFURT A. M. Ein gleißender Strahl durchschneidet das dunkle Kinderzimmer und fällt auf LeoLos Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen, fasziniert, aber ohne eine Spur von Angst, schaut der Junge direkt ins Licht, hinüber zum Schrank, aus dem die helle Flut hervordringt. Die nächtliche Illumination bringt seinen Verstand zum Arbeiten und seine Phantasie in Gang. Das Credo des Vierzehnjährigen lautet: "Weil ich träume, bin ich nicht."
Für LeoLo ist der Schrank Projektor und Projektionsfläche in einem: Von dort aus erreicht ihn die Inspiration, und zugleich konkretisiert sich hinter der knarrenden Holztür seine Imagination. Wenn er die Tür öffnet, liegt eine sizilianische Landschaft mit einem von geschwungenen Hügeln umgebenen Bergdorf vor ihm, die Sonne scheint, und manchmal singt Bianca für ihn - das Mädchen, das in der Wirklichkeit im Nachbarhaus wohnt, ein paar Jahre älter ist als Leolo und damit unerreichbar.
Ein Film über die Kindheit und den Abschied davon, über jugendliche Rituale, sexuelle Initiation und das erste - noch naive - Verstehen der größeren Zusammenhänge. "LeoLo" ist Kino in der ersten Person, erzählt aus der Perspektive des halbwüchsigen Léo Lozeau, der sich einbildet, von italienischer Abstammung zu sein und sich deshalb den Namen LeoLo Lozone zulegt.
In den letzten Jahren unternahmen einige Regisseure das Wagnis, die Welt mit den Augen ihrer jungen Helden zu erkunden. Rob Reiners "Stand by Me", Lasse Hallströms "Mein Leben als Hund" oder "Am großen Weg" von Jean-Loup Hubert - Filme über Kinder, keine Kinderfilme - boten schöne, traurige, gelegentlich ein wenig grausame Geschichten, die in der Reise die Metapher für den Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt fanden und zugleich auf sensible Weise die psychischen Wunden ihrer Protagonisten aufspürten.
Der Kanadier Jean-Claude Lauzon schlägt in seinem zweiten Spielfilm nach "Nachtzoo" (der bei uns nur auf Video zu sehen war) eine andere Richtung ein. Zwar erzählt auch er eine schöne und traurige, gelegentlich überaus grausame Geschichte. Seinem LeoLo sind jedoch weder Aufbruch noch Veränderung vergönnt, er bleibt gefangen in der Tristesse eines ärmlichen Arbeiterviertels im Osten Montreals, in der bedrückenden Enge der verwinkelten, schäbigen Wohnung der Lozeaus.
Und was für eine Familie! Der Vater ein massiger Klops, die Mutter eine fettleibige Tonne, der Großvater ein jähzorniger Perversling, und alle drei beschränkt und sehr, sehr rigoros. Der Bruder ein muskelbepackter Herkules, die Schwestern aufgedunsene Fleischpakete, und alle drei einfältig und sehr, sehr debil.
So hat LeoLo, der sich durch seine Intelligenz und seine physische Normalität von der Familie unterscheidet wie ein Kuckuck vom Rest der Brut, gar keine andere Wahl, als die Reise ins innere Exil anzutreten. Schreibend verarbeitet er Eindrücke und Erfahrungen, kreiert er seine eigene Welt: weil nur die Phantasie einen Ausweg bietet vor dem alltäglichen Wahnsinn, weil nur die künstlerische Reflexion, die Flucht in die Traumwelt, die Realität erträglich werden läßt, ja auslöscht - "weil ich träume, bin ich nicht".
Der alltägliche Wahnsinn, das ist für LeoLo ein Vater, der die Familie allwöchentlich mit einem Schockabführmittel zum Verdauen zwingt; das ist ein Großvater, der seinen Enkel im Planschbecken zu ertränken versucht oder sich von Bianca die Fußnägel abbeißen läßt; das ist der Stumpfsinn im gewöhnlichen Miteinander der Familie; das ist ein Loch in der Bettdecke, ein Truthahn in der Badewanne, eine Ratte im Spülbecken.
Dazwischen, immer wieder: Momente der Zärtlichkeit, wie das Anschmiegen an den vollen Busen der Mutter; Augenblikke der Geborgenheit, wie beim Spiel mit den Geschwistern; und natürlich die Zustände des zufriedenen Versunkenseins, bei der Lektüre des einzigen Buches im Hause Lozeau.
Lauzon (schon die Ähnlichkeit der Namen Lauzon und "Lozeau" verweist auf autobiographische Spuren) strukturiert seine Erzählung wie ein sehr frei angelegtes Tagebuch. In assoziativer Folge vollzieht sie LeoLos Gedankensprünge nach, springt hin und her zwischen der Vergangenheit und einem nie ganz auszumachenden Präsens und vermischt dabei immer wieder Realität und Imagination.
Der Film verzichtet auf eine chronologische Anordnung der Ereignisse und widersetzt sich allen Regeln der konventionellen Dramaturgie - vielmehr treten wir eine Reise an in das Labyrinth einer außergewöhnlichen Psyche.
LeoLos Aufzeichnungen - Elaborate von erstaunlicher analytischer Prägnanz und poetischer Schönheit - verbinden die Episoden. Sie sind beinahe durchgehend aus dem Off zu hören. Ohne einander könnten dieser Text und diese Bilder nicht bestehen; gemeinsam aber ergeben sie eine faszinierende Einheit. Zu den absonderlichen, oft absurd-bizarren visuellen Arrangements bildet der sonore Off- Kommentar, den mal LeoLo selbst, mal sein väterlicher Mentor, ein "reinkarnierter Don Quichote", vorträgt, einen seltsamen Kontrapunkt: Durch ihn geraten die Versatzstücke und Verschachtelungen in einen geradezu epischen Fluß.
Jean-Claude Lauzon sagt von sich selbst, er sei kein Intellektueller, vielmehr folge er beim Filmemachen seinem Instinkt. Fraglos ist "LeoLo" intellektuelles Kino, aber nicht im Sinne eines europäischen Kunstkinos à la Greenaway. Bei Lauzon ist kein Kalkül zu spüren und schon gar keine mathematische Präzision; er filmt sich Ängste, Erinnerungen und Obsessionen vom Leib, die Kamera nutzt er - unter anderem - als therapeutisches Instrument.
Seine Biographie dient ihm als Fundus, von dem er beim Erzählen ausgehen, aus dem er nach Belieben schöpfen kann. So wirken seine Bilder nie gewählt und seine Geschichten nie konstruiert; man spürt, bei aller Überspitzung, das gelebte Leben darin. - (Harmonie)
FRANK SCHNELLE
Nichts gegen eine Sommeruniform aus leichtem Stoff - schließlich sollen Hilfspolizistinnen (und -polizisten) nicht mehr ins Schwitzen kommen als andere Berufsgruppen - aber "Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor" oder gar eine "Farb- und Stilberatung"? Was soll der Unsinn?
Als vor knapp vier Jahren die rot- grüne Koalition das Frauendezernat gründete, konnte es auf einen dicken Sympathiebonus bauen. Man wußte, da wird Neuland betreten, da gibt es keine Trampelpfade. Die sogenannte Querschnittsfunktion, die das neue Dezernat im Magistrat einnehmen sollte, würde Beharrlichkeit erfordern und mühselig sein.
Doch dann gerieten Frauendezernentin Margarethe Nimsch und ihr Frauenreferat vor allem durch eine Keine Linie, kein Programm Reihe seltsamer Gutachten und Untersuchungen ins Gerede. Da spürte eine Studentin dem Alltag von Toilettenfrauen nach und Nimsch lobte - als öffentlich präsentiertes Resultat - deren "soziale Kompetenz". Eine Feststellung, die die Mehrzahl der Frankfurterinnen ziemlich kaltgelassen haben dürfte.
Für eine Studie über "die geschlechtsspezifische Nutzung der Grünflächen am Main" lief eine Studentin wochenlang täglich das Mainufer rauf und runter.
"Sicher hätte man sich auch manches denken können", räumte Referatsleiterin, Renate Krauß-Pötz, später ein. Auch eine Untersuchung über "Frauen und Müll" belegte lediglich, was jede(r) weiß, nämlich daß es vor allem die Frauen sind, die sich mit dem Abfall plagen.
Unsichtbar, akademisch und zuwenig an den Alltagsproblemen orientiert - so bewerteten viele Grüne die Frauenpolitik von Margarethe Nimsch auf einer Kreisversammlung im August '91. Dieses Urteil trifft noch immer zu; Nimsch hat nichts dazugelernt.
Von dem "besonderen Blick der Frau", der Einzug halten sollte auch und gerade in die gesamte Magistratspolitik, ist kaum etwas zu spüren. Es fehlt eine Linie, ein Programm. Statt dessen befaßt sich das Frauenreferat, das mit 16 gutbezahlten Mitarbeiterinnen besetzt ist, mit Fragen der "Farb- und Stilberatung" von Hilfspolizistinnen . . . .
Ist es Frust oder Inkompetenz - der Sympathiebonus, jedenfalls, der ist aufgebraucht.
FRIEDERIKE TINNAPPEL
HOFHEIM. Es ist still auf dem Platz vor dem alten Hofheimer Rathaus. Nur die Stimme einer jungen Frau ist zu hören. Sie berichtet von einer Muslimin, die vor den Augen ihrer Kinder und vieler Mitgefangener in einem bosnischen Lager vergewaltigt wurde. Die Demonstrantinnen lauschen starr, wie gelähmt von den Schrecken, die ihnen vermittelt werden. Etwa 250 zogen durch Hofheim, um klar zu machen: "Stoppt die Vergewaltigungen in Bosnien und erkennt sie als Kriegsverbrechen an."
"Ich habe beschlossen, jetzt doch eine Spende für das Zagreber Frauenhaus zu geben", sagt eine 49 Jahre alte Frau unter dem Eindruck der Berichte einer Journalistin, die vor kurzem aus Kroatien zurückgekehrt ist. Zuvor hatte die Demonstrantin noch überlegt, ob sie überhaupt nach Hofheim fahren soll, um ihren Protest auszudrücken. "Es war ein Gefühl der Hilflosigkeit. Ich dachte, was können wir und unsere Politiker überhaupt tun?" Dabei gebe es keinen Grund, sich "hier in Sicherheit zu wiegen". In Irak wurden Frauen vergewaltigt, in Kuwait, überall, wo Kriege waren und sind. "Das muß geächtet werden, von allen Staaten."
Drei junge Frauen stehen unter einem Transparent, diskutieren leise. "Serbische Frauen werden auch massenhaft vergewaltigt, das wird aber nicht benannt", meint eine von ihnen. Sie fürchtet, die Vergewaltigten würden als Kriegspropaganda mißbraucht und dadurch ein zweites Mal erniedrigt. Doch eine andere sagt: "Die Lager müssen in jedem Fall aufgelöst werden. Eine Vergewaltigung kann sich jede Frau vorstellen. Das darf nicht unter den Tisch gekehrt werden."
Zuvor hatten die Frauen - alte und junge, zu denen sich auch ein paar Männer gesellten - einer langen Liste der Journalistin gelauscht: "Auch Restaurants, Cafés, Schulen und Privatwohnungen werden umfunktioniert zu Lagern", sagte sie und zählte minutenlang Orte in Bosnien auf. Auch das kleine Mädchen, das zuvor an Passanten Postkarten mit einem Protestbrief an Außenminister Kinkel verteilte, steht still und lauscht. Hört, das Kinder in ihrem Alter in Bosnien vergewaltigt werden. Bis sie sterben.
Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle überwinden die deutschen Frauen mit Handeln: Aus Hofheim möchte eine neu gegründete Gruppe einen Hilfstransport organisieren, am Frauentag (8. März) gibt es eine Veranstaltung in der Volkshochschule, und für das Frauenhaus in Zagreb werden Spenden gesammelt (Bank für Sozialwirtschaft, Konto 307 09 05, BLZ 100 205 00, Stichwort "Frauenhaus Zagreb"). SUSANNE HOERTTRICH
SCHWALBACH. Die Angestellten im Schwalbacher Rathaus wollen nicht länger tatenlos zusehen und schweigen: Am Freitag, 29. Januar, treffen sie sich um 11.40 Uhr vor dem Rathaus, um gegen jedwede Art von Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß zu demonstrieren. Die Personalratsvorsitzende Imke Meyer und Bürgermeister Horst Faeser (SPD) werden zum Thema sprechen.
Die Personalversammlung der Stadt hatte diese Aktion anläßlich des 60. Jahrestages von Hitlers Machtübernahme als Zeichen geplant, um gleichzeitig gegen die rechtsradikalen Übergriffe und die zunehmend spürbare Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren.
Während der Aktion verlesen die Demonstranten eine Resolution der Personalversammlung, in der es heißt: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Schwalbach sprechen sich gegen jegliche Art von Fremdenhaß und Ausländerfeindlichkeit aus. Sie erklären sich mit ihren ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern solidarisch." Weiter bitten sie die Bürger, sich gleichfalls gegen jede Anfeindung und Verfolgung von Ausländern auszusprechen. ana
KELKHEIM. Bei dem UKW-Stadtverordneten Stephan Rosebrock schrillten sämtliche Alarmglocken, als er "nach fünfjährigem Drängen" endlich die Ergebnisse der Altlasten-Untersuchung der ehemaligen Müllkippe am Bauhof in Münster einsehen konnte: "Die Ergebnisse sind bestürzend; ein Skandal, daß die Sache so lange verschleppt wurde." Für ihn steht fest: Da tickt eine Umweltzeitbombe. Wenn nach wie vor Giftstoffe in dem Maße aus der Deponie treten, wie im Gutachten steht, müsse das Gelände "dringend saniert" werden.
Bereits 1987 hatte die Stadt eine Fachfirma mit dem Gutachten beauftragt, um die ehemalige Müllkippe rekultivieren zu können. Laut Rosebrock stellten die Experten "eine deutliche bis starke Grundwasserbeeinträchtigung durch die Altablagerungen fest" und mahnten jährliche Kontrollen an, sofern nicht gleich saniert werde. Geschehen sei nichts.
Gemessen wurden einerseits die Werte des einlaufenden Grundwassers und an zwei Stellen die Werte des von der Deponie abfließenden Wassers. Dabei würden alle nachgewiesenen giftigen Schwermetalle und organischen Substanzen, die über das Sickerwasser in den Untergrund dringen, die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung übersteigen. Beim "hochgiftigen" Blei sei das 3,8fache des Grenzwertes nachgewiesen worden. Auch die Werte für Cadmium, Chrom oder Arsen lägen deutlich über den Richtwerten. Besonders im Norden und Osten des Areals sei das Grundwasser gefährdet.
Die UKW fordert deshalb sofortige Kontrolluntersuchungen und gegebenenfalls eine "dringende" Sanierung. Für Rosebrock "unverantwortlich", daß bisher nichts geschehen sei, die Ergebnisse über Jahre hinweg hinter Verschluß gehalten wurden. Rathaussprecherin Inge Voigt weist die Vorwürfe des UKW-Stadtverordneten entschieden zurück: Bereits im Januar 1990 habe die Stadt das Gutachten an die Landesanstalt für Umwelt und ans Regierungspräsidium weitergeleitet mit der Bitte, ein Sanierungskonzept zu erstellen. Über ein Jahr später, am 5. März 1991, habe die Stadt beim Regierungspräsidenten nachgefragt, was denn nun aus der Sache werde. Im Juli '91 kam schließlich eine Antwort: Die Bearbeitung verzögere sich wegen "anderer dringender Vorgänge", die Stadt erhalte schriftlich Nachricht, sobald der Kelkheimer Fall bearbeitet werde. Kommentar Voigt: "Alle Fachbehörden sind eingeschaltet und kennen das Gutachten. Wenn die Werte tatsächlich so dramatisch sind, würden sie die Sache sicher nicht so lange aufschieben."
Für Rosebrock "völlig neue Erkenntnisse". Weder er noch Mitglieder des Umweltausschusses wüßten etwas von einem beantragten Sanierungskonzept: "Es gab lediglich 1988 den Antrag, Teile des Bauhofes aufzuschütten, um eine Müllumladestation zu bauen." RP-Sprecher Dieter Ohl bestätigt indes das Ansinnen der Stadt. Der Antrag habe so lange gedauert, weil er just in der Zeit kam, als das Abfallgesetz geändert wurde. Von den Untersuchungsergebnissen her sei es strittig, ob es sich in Kelkheim um eine Altlast handele oder nicht. Das sollte erst die neugeschaffene Bewertungskommission bei der Landesanstalt für Umwelt klären, die laut Ohl jedoch mit Anträgen zugeschüttet wurde. "Kelkheim wurde aufgeschoben, weil die Ergebnisse nicht so gravierend sind." Seit November '92 liegt das Ergebnis nun vor: Die Kommission plädiert für Altlast und damit für die Sanierung des Gebietes. Das letzte Wort hat nun der RP. Ohl: "In einem Monat wissen wir mehr." ana
Im Blickpunkt: Bonner Sparpaket "Ende der Landespolitik"
In den alten Bundesländern formiert sich Protest gegen das "Föderale Konsolidierungsprogramm" der Bonner Koalitionsparteien. Nach Berechnungen des hessischen Finanzministeriums will Bonn die alten Länder ab 1995 mit jährlich rund 40 Milliarden Mark zusätzlich belasten. Auch vergleichsweise reiche Länder wie Baden-Württemberg und Hessen, die nach Stuttgarter Berechnungen sechs beziehungsweise vier Milliarden Mark jährlich einbringen müssen, sehen keine Chance, solche Summen aufzubringen. Hessens Staatskanzlei-Chef Jochen Suchan (SPD) sagte in Wiesbaden ein "Ende von Landespolitik" voraus, wenn sich die Bonner mit ihrer Sparpolitik durchsetzen würden. In Hessen sorgten in dieser Woche bereits Prognosen von Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) für Aufregung. Vor dem Landtag rechnete er durch, wie sich der von Bonn geplante völlige Rückzug des Bundes aus der Finanzierung des Schienen- und öffentlichen Nahverkehrs auswirken würde: Die in Bau befindlichen S-Bahn-Linien südlich und östlich Frankfurts blieben Bauruinen. Die Strecken von Frankfurt nach Hanau und Darmstadt wären bis Anfang 1995 erst zu 68 Prozent, die in den Rodgau zu elf Prozent fertig - und es würden zum Bauabschluß aller Strecken rund 380 Millionen Mark aus Bonn fehlen. Neue, fest versprochene Strecken und Stationen würden ganz wegfallen.
Die Einschnitte würden aber weit über das Verkehrsressort hinausgehen, das in Hessen ein Minus von einer Milliarde Mark zu verkraften hätte. Im Wiesbadener Landesetat gelten jährlich nur 200 bis 300 Millionen Mark als politisch beeinflußbare "Spielmasse". Wenn dem Land gleich vier Milliarden Mark fehlen würden, müßten alle freiwilligen Landesprogramme (zum Beispiel im Wohnungs- und Kindergartenbau) gestoppt werden. Einschnitte an Hochschulen und Schulen wären unvermeidbar. Bonner Vorschläge, einen kleinen Teil des Finanzlochs auf Kosten der Kommunen zu stopfen, bezeichneten Experten in Wiesbaden als "völlig unrealistisch". Auch in den Kommunen würde damit eigene Politik unmöglich.
Suchan wirft CDU/CSU und FDP in Bonn vor, die "Existenzgrundlage der Länder" anzugreifen, um so den geplanten "Solidarpakt" und die Übernahme der Treuhand-Schulden durch den Bund finanzieren zu können. Ziel der Länder müsse es jetzt sein, die Beratungen über "Solidarpakt" und "Konsolidierungskonzept" voneinander abzukoppeln und eine Ablehnungsfront der alten Bundesländer über die Parteigrenzen hinweg zusammenzuhalten. Denn in Wiesbaden traut man, wenn es zur "Letztentscheidung" zwischen Bundestag und Bundesrat im Vermittlungsausschuß kommen sollte, auch den Vertretern der SPD-Bundestagsfraktion keine eindeutige Parteinahme zugunsten der Länder zu.
Kernpunkte des "Föderalen Konsolidierungskonzeptes" sind unter anderem Umverteilungen bei den Steuereinnahmen, in der Verkehrspolitik, beim Länderfinanzausgleich und bei der Finanzierung der Europäischen Gemeinschaft ab 1995. Allein zehn Milliarden Mark mehr jährlich will der Bund sich von den Ländern dadurch holen, daß er künftig 37 statt 33 Prozent der Umsatzsteuereinnahmen kassiert.
Rund 14 Milliarden Mark Bundeszuschüsse sollen beim öffentlichen Personennahverkehr wegfallen (die Länder halten diese Zahl noch für zu niedrig geschätzt und sprechen von rund 20 Milliarden). Da die Länder bislang die Übernahme von Bundesbahn-Nebenstrecken aber nur bei für sie befriedigenden Finanzregelungen akzeptieren wollen, ist durch diesen Streit nun auch die Bahnreform von Bundesverkehrsminister Günter Krause (CDU) gefährdet. Denn Krause braucht für die dafür nötige Grundgesetzänderung eine Zwei-Drittel- Mehrheit im Bundesrat.
Rund zwei Milliarden Mark sollen die Länder ab 1995 für die Finanzierung der EG beisteuern - eine Summe, hinter der sie den Einstieg in künftig viel höhere Dimensionen sehen. Mit 21 Milliarden jährlich sollen die alten Länder schließlich die Hauptlast beim Länderfinanzausgleich zugunsten der neuen Länder tragen. Nur zehn Milliarden haben sie bisher angeboten.
RICHARD MENG (Wiesbaden)
Die Steuerberater im Erdgeschoß eines Westendhauses müssen ihr Büro räumen, um dort wieder Wohnungsmieter einziehen zu lassen. Dazu müssen in die zweckentfremdete Wohnung wieder Bad und Küche eingebaut werden, wie es sie dort vor einem Umbau in den 80er Jahren gegeben hatte. Dies hat jetzt der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel beschlossen (Az.: 4 TH 1146/92). Die Richter haben damit die Klage der Hauseigentümerin gegen das Wohnungsamt abgewiesen, meldet die Stadtverwaltung.
Das fünfgeschossige Westend-Wohnhaus hatte nach Angaben der Stadt in den 80er Jahren mehrfach den Besitzer gewechselt und war saniert worden. Ohne Genehmigung machte man in dieser Zeit aus der Erdgeschoßwohnung ein Büro. Bad und Küche gingen verloren.
Vor einem Jahr hatte das Wohnungsamt bei seinen Kontrollen gegen Zweckentfremdung moniert, daß in dem Westendhaus nur Wohnungen erlaubt seien und eine entsprechende Verfügung erlassen. Dagegen hatte die Hauseigentümerin vergeblich das Verwaltungsgericht angerufen. luf
Termine am Wochenende - Vorschau auf einen Blick
ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: u. a. MTV Kronberg - Eintracht Frankfurt (Sa., 17.30, Sportzentrum Altkönigschule).
REGIONALLIGA, Frauen: u. a. Eintracht Frankfurt - SV Dreieichenhain (Sa., 18.15, Freiherr-vom-Stein-Schule).
REGIONALLIGA, Männer: u. a. Eintracht Frankfurt - MTV Kronberg (Sa., 20.00, Sporthalle Süd), BC Wiesbaden - TV Langen (Sa., 19.30, Martin-Niemöller-Schule). BILLARD ACHTBALL-OBERLIGA der Frauen, letzter Spieltag Poolbillard, Qualifikation für das Play- off Hessenmeisterschaft (So., 9,30, Bornheim Billardtreff, Inheidenstr. 67). EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA: u. a. SV Bayreuth - EC Bad Nauheim (Fr., 19.30); EC Bad Nauheim - Riessersee (So., 19, Eishalle am Kurpark).
OBERLIGA NORD, Endrunde: u. a. Frankfurter ESC - ESC Wedemark (Fr., 19.30, Eishalle am Ratsweg); Schalker Haie - Frankfurter ESC (So., 20.00). FUSSBALL LANDESLIGA MITTE: Burkhardsfelden - Kastel (Sa., 14.30), Nieder-Brechen - Battenberg (So., 14.30).
BEZIRKSLIGA FRANKFURT: SV Heddernheim 07 - Frankfurter Berg, TSG Niederrad - FV Eschersheim 09, FSV Res. - SV Niederursel, SG Seckbach - Spvgg. Griesheim 02, SG Riederwald - Germ. Enkheim, FC Dubrovnic - Union Niederrad, FC Maroc - SKG Frankfurt (alle So., 14.30).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: SAZ Rock - TuS Makkabi, Italia Res. - FC Kalbach, SC Eckenheim - Conc. Eschersheim (alle So., 14.30).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: SV Sachsenhausen - SSV Heilsberg, Olympia 07 - Kickers 16, SG Bornheim Grünweiß - Bor. Sachsenhausen, BSC 19 SW - Ostend 07 (alle So., 14.30).
KREISLIGA B FRANKFURT: SV Iran - Birlik Spor (Sa., 14.30), Azzuri del Sud - Italia Fechenheim, Corum Spor - Sportfreunde Süd (Babenhäuser Landstr.), VfR Bockenheim - Fortuna, Özgür Spor - PSV Blau-Gelb, Jeta e Re - SV Gutleut, FC Bügel - Kültürspor, Eritrea - US Foggia, SC Achilleas - SV Dahlak, Espanola - Pena Gallega (alle So., 14.30).
KREISPOKALSPIEL: Italia Enkheim/Delfini - Spvgg. 05 Oberrad (So., 14.30, Sportanlage Rangenbergstr.)
FREUNDSCHAFTSSPIELE: SV Waldhof Mannheim - Eintracht Frankfurt (Fr., 18.30, in Viernheim), SV Flörsheim - Eintracht Ffm. Amateure (Fr., 19.00), Darmstadt 98 - Kickers Offenbach (Fr., 19.30), SV Geinsheim - SV Wiesbaden, TSG Pfeddersheim - SG Egelsbach, Hassia Bingen - FSV Frankfurt, Sportfreunde Eisbachtal - SV Wehen, Rot-Weiss Frankfurt - SV Wittlich; Spvgg Oberrad 05 - Klein-Krotzenburg (alle Sa., 14.30), Viktoria Kelsterbach - Eintracht Frankfurt Amateure, Spvgg. Hochheim - SV Wiesbaden, SG Bruchköbel - Rot-Weiss Frankfurt (alle So., 14.30). HANDBALL BUNDESLIGA, Männer, u. a.: SG Wallau/ Massenheim - TV Niederwürzbach (Fr., 20.00, Walter-Köbel-Halle, Rüsselsheim).
2. BUNDESLIGA, Männer, u. a.: Eintracht Wiesbaden - TuS Dansenberg (So., 11.00, Sporthalle Elsässer Platz).
REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: HSV Apolda - TSG Münster (Sa., 16.30, Werner-Seelenbinder-Schule), TSV Eschwege - SV Herm. Kassel (Sa., 17.00), SSV Erfurt - TV Kirchzell (Sa., 17.40, Großsporthalle Rieth), TV Lützellinden - TuSpo Obernburg (Sa., 19.30, Sporthalle), TV Bürgstadt - TV Groß-Umstadt (Sa., 20.00, Realschulsporthalle in Miltenberg), TuS Griesheim - SV Hermsdorf (So., 17.00, Gerhart-Hauptmann-Schule), TSG Groß-Bieberau - HSG Asbach-Modau (So., 18.00, Großsporthalle "Im Wesner").
REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen: HBV Jena - TuS Eintr. Wiesbaden (Sa., 17.00, Werner-Seelenbinder-Halle), ThSV Eisenach - SV Darmstadt 98 (Sa., 17.00, Sporthalle "An der Katzenaue"), TSG Leihgestern - TSG Ober-Eschbach (Sa., 19.30, Stadthalle in Linden), TV Hofheim - SG Bruchköbel (So., 17.00, Graf-Stauffenberg-Halle), BSC Urberach - Hessen Hersfeld (So., 17.00, Sporthalle).
OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TuS Wiesbaden-Dotzheim - TV Wicker (Sa., 16.00, Schelmengraben-Halle am Ferdinand-Lasalle- Platz), TV Idstein - TV Breckenheim (Sa., 17.00), TSG Offenbach-Bürgel - TuS Holzheim (Sa., 18.00, Sporthalle an der Jahnstraße), SG Anspach - TV Flörsheim (So., 18.30, Adolf- Reichwein-Schule, Wiesenau), TV Großwallstadt II - TV Büttelborn (So., 18.30).
OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: TSG Offenbach-Bürgel - TuS Eintr. Wiesbaden II (Sa., 16.00, Sporthalle an der Jahnstraße), TGS Walldorf - PSV Grünweiß Frankfurt II (Sa., 17.30, Sporthalle an der Okrifteler Straße), TV Groß- Umstadt - TV Sulzbach/Main (Sa., 18.30), SV Crumstadt - TSG Oberursel (Sa., 19.15, Fritz- Strauch-Halle, Friedrich-Ebert-Straße), TuS Kriftel - SSG Bensheim (So., 16.45, Schwarzbach-Halle an der Bleichstraße), PSV Heusenstamm - SU Mühlheim (So., 17.00, Postbildungszentrum am Schwimmbad).
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: BSC Kelsterbach - TV Gelnhausen II (Sa., 19.15, Gesamtschule), SG Bruchköbel - HSV Götzenhain (Sa., 19.15, Heinrich-Böll-Schule), TGS Niederrodenbach - TuS Nieder-Eschbach (Sa., 19.30, Bulau-Halle), TG Dörnigheim - TSG Ober-Eschbach (Sa., 19.30, Maintalhalle), TV Petterweil - TV Altenhaßlau (So., 18.00, Sauerbornstraße), SG Nied - VfL Goldstein (So., 18.30, Niddahalle).
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: HC Friedrichsdorf - TV Langenselbold (Sa., 19.00, Landwehrstraße in Seulberg), TSG Oberursel - SG Wehrheim/Obernhain (Sa., 19.30, Erich-Kästner-Schule), TV Kesselstadt - FTG Frankfurt (So., 17.00, Otto-Hahn-Schule), TG Hainhausen - TG Hanau (So., 18.00, Am Sportfeld), TuS Zeppelinheim - SV Seulberg (So., 19.30, Am Sportplatz), Eintr. Ffm. - SG Dietzenbach (So., 20.30, Friedrich-Ebert-Schule, Seckbach).
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietzenbach - SG Dietesheim/Mühlheim (Sa., 17.30, Ernst-Reuter-Schule), Artemis Sport Ffm. - TSG Neu-Isenburg (Sa., 18.30, Wächtersbacher Straße), SV Dreieichenhain - FTG Frankfurt (Sa., 19.15, Weibelfeldschule), TV Niedermittlau - SG Wehrheim/Obernhaisn (Sa., 20.00, Gesamtschule Freigericht-Somborn), FT Dörnigheim - HSV Götzenhain (So., 15.00, Maintalhalle), TV Eschersheim - TuS Nieder- Eschbach (So., 17.15, Ernst-Reuter-Schule).
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: TuS Steinbach - TV Bad Vilbel (So., 13.30, Altkönighalle), TG Hainhausen - SG Hainburg (So., 16.00, Am Sportfeld), SV Erlensee - TV Gelnhausen (So., 16.30, Konrad-Adenauer-Straße), TuS Zeppelinheim - SKG Sprendlingen (So., 17.00, Am Sportplatz), SW Griesheim - VfL Goldstein (So., 18.00, Gesamtschule). KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TSG Frankfurter Berg - TV Gonzenheim (Sa., 15.45, Fabriksporthalle an der Wächtersbacher Straße), TV Bergen-Enkheim - TuS Nieder-Eschbach II (Sa., 18.00, Riedschule Enkheim, Rangenbergstraße), TSG Nordwest Frankfurt - TSV 1857 Sachsenhausen (So., 14.15, Ernst-Reuter-Schule in der Nordweststadt), TV Petterweil II - SG Sossenheim (So., 15.45, Sporthalle an der Sauerbornstraße), TV Bad Vilbel - TGS Vorwärts Frankfurt (So., 18.30, Sporthalle am Sportplatz), MTV Kronberg - TG Schwanheim (So., 18.30, Gesamtschule an der Le-Lavandou- Straße).
KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TG 04 Sachsenhausen - TSG Oberursel II (Sa., 15.15, Sporthalle Süd), SG Riederwald - SG 1877 Nied (So., 14.15, Fabriksporthalle an der Wächtersbacher Straße), FSV Frankfurt - TV Petterweil (So., 16.15, Friedrich-Ebert-Schule in Seckbach, Arolser Straße), PSV Grünweiß Frankfurt III - TS 1856 Griesheim (So., 16.30, Gesamtschule Fechenheim, Konstanzer Straße), TSG Usingen - TG Schwanheim (So., 18.45, Sporthalle auf den Muckenäckern, Schlesierstraße). HOCKEY BUNDESLIGA GRUPPE SÜD, Männer: (12. Spieltag): u. a. Eintracht Frankfurt - Limburger HC (Sa. 18.00; Carl-v.-Weinberg-Schule). (13. Spieltag): Limburger HC - Dürkheimer HC (So. 11.00; Heinz-Wolf-Halle) TG Frankenthal - Eintracht Frankfurt (So. 14.00).
BUNDESLIGA GRUPPE SÜD, Frauen: (11. Spieltag): u. a. Eintracht Frankfurt - THC Hanau (Sa. 16.00; Carl-v.Weinberg Schule), SC 1880 Frankfurt - Rüsselsheimer RK (So. 11.00; Fabriksporthalle Wächtersbacher Str.).
Regionalliga Süd, Männer: (11. Spieltag): u. a. Rüsselsheimer RK - 1. Hanauer THC (Sa. 16.00, Walter-Köbel-Halle), TSV 1846 Mannheim - SC 1880 Frankfurt (Sa. 16.30).
REGIONALLIGA Süd, Frauen: (11. Spieltag): u. a. VfL Bad Kreuznach - Wiesbadener THC (Sa. 18.00).
OBERLIGA Hessen, Männer: (10. Spieltag): TEC Darmstadt - SC 1880 Frankfurt Ib (Freitag: 20.15; Sporthalle Böllenfalltor), Limburger HC Ib - Wiesbadener THC (Sa. 15.00; Hadamar), SC SAFO Frankfurt - Höchster THC (Sa. 18.00; Sporthalle Süd), Eintracht Frankfurt Ib - Offenbacher RV (Sa. 19.45; Carl-v.-Weinberg-Schule). (11. Spieltag): Höchster THC - Eintracht Frankfurt Ib (So. 10.30; Ballsporthalle), Wiesbadener THC - TEC Darmstadt (So. 11.00; Dilthey-Leibniz-Schule), Offenbacher RV - SC SAFO Frankfurt (So. 11.00; Mathildenschule), Limburger HC Ib - SC 1880 Frankfurt Ib (So. 11.00; Hadamar).
OBERLIGA Hessen, Frauen: (10. Spieltag): Eintracht Frankfurt Ib - Offenbacher RV (Sa. 14.00; Carl-v.-Weinberg-Schule), FSV Frankfurt - DHC Wiesbaden (Sa. 14.30; Friedrich-Ebert- Schule), SKG Frankfurt - SC 1880 Frankfurt Ib (Sa. 18.00; Wintersporthalle), Rüsselsheimer RK Ib - THC Hanau Ib (Sa. 18.00; Walter-Köbel-Halle). (11. Spieltag): DHC Wiesbaden - Eintracht Frankfurt Ib (So. 9.30; Dilthey-Leibniz-Schule), Offenbacher RV - FSV Frankfurt (So. 9.30; Mathildenschule), THC Hanau Ib - SKG Frankfurt (So. 12.00; An den Güntherteichen), Rüsselsheimer RK Ib - SC 1880 Frankfurt Ib (So. 13.00; Sporthalle Dicker Busch).
VERBANDSLIGA Hessen, Männer: (7. Spieltag): THC Hanau Ib - Rüsselsheimer RK Ib (So. 10.30; An den Güntherteichen), KSV Hessen Kassel - TG Hanau (So. 12.00; Sporthalle Königstor), TSV 1857 Sachsenhausen - HC Bad Homburg (So. 11.30; Georg-August- Zinn-Schule, Am Mühlgewann 1).
VERBANDSLIGA Hessen, Frauen: (7. Spieltag): SC SAFO Frankfurt - Eintracht Frankfurt III (So. 9.00; Werner-von-Siemens-Schule), Höchster THC - TSG 1846 Darmstadt (So. 9.00; Ballsporthalle), HC Fechenheim - Wiesbadener THC Ib (So. 9.30; Heinrich-Kraft-Schule), 1. Hanauer THC III - SC 1880 Frankfurt III (So. 13.30; An den Güntherteichen). LEICHTATHLETIK SÜDDEUTSCHE Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen (Sa. 12.00, So. 10.00, August-Schärttner-Halle Hanau).
WINTERLAUFSERIE der Tgm Jügesheim, letzter Durchgang (Sa. 14.00, Start und Ziel an der Freizeitanlage). TANZEN HESSISCHE Meisterschaften der Junioren und Schüler, Lateinamerikanische Tänze, (So., ab 10.30, Bürgerhaus Neu-Anspach). TISCHTENNIS ZWEITE BUNDESLIGA, Süd, Männer: u. a. DJK Offenburg - FTG Frankfurt (So., 14.30). - Frauen: TSV Röthenbach - TV Bergen-Enkheim (Sa., 16.00), SV Böblingen - SV Darmstadt (Sa., 18.00), TV Großen-Linden - RW Klettham-Erding, SV Neckarsulm - TV Bergen-Enkheim, VfL Sindelfingen - SV Darmstadt (alle So., 10.00).
Sechs Millionen ermordete Juden, Kommunisten, So zialdemokraten, Sinti und Roma, Behinderte, Homosexuelle - Andersgläubige, Andersdenkende und Menschen nicht-"arischer" Abstammung, über 30 Millionen Tote auf den Schlachtfeldern und in den zerbombten Städten und Dörfern des Zweiten Weltkriegs und ein zerstörtes Heimatland - das waren die Folgen der zwölfjährigen Terror-Herrschaft der "Nationalsozialisten" in Deutschland von 1933 bis 1945. Heute vor 60 Jahren nahm die Barbarei ihren Anfang: Reichspräsident Hindenburg, dem in Bad Homburg noch immer eine Straße gewidmet ist, ernannte den Nazi-Anführer Adolf Hitler zum Reichskanzler. Was an und um diesen Tag im Taunus geschah, versucht die FR an einigen Beispielen deutlich zu machen. Veranstaltungen zum Gedenken an den 30. Januar 1933 und zur Mahnung vor Neonazismus finden an diesem Wochenende unter anderem in Bad Homburg, Oberursel, Friedrichsdorf, Königstein und Kronberg statt.
(Bildmaterial: D. L.)
Das traditionelle Karlsamt im Frankfurter Dom fällt in diesem Jahr aus. Die Bauarbeiten im Frankfurter Dom lassen die feierliche Zusammenkunft der Orden und der Gläubigen nicht zu. Im Hochchor des Domes hält deshalb Domkaplan Mathias Kloft einen Gedenkgottesdienst am Donnerstag, 28. Januar, um 19 Uhr.
Im kommenden Jahr wird das Karlsamt im restaurierten Dom zu Beginn der 1200-Jahr-Feier stattfinden. E-S
Kurz gemeldet
Führung zu Öko-Plakaten Andrea Heyer-Schmitz führt am Sonntag, 31. Januar, 12 Uhr, im Museum für Kunsthandwerk durch die Ausstellung "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz". Floristik im Palmengarten Drei Floristik-Prüflinge der Philipp- Holzmann-Schule stellen bis zum Sonntag, 31. Januar, im Palmengarten ihre Prüfungsarbeiten vor. Brautsträuße, Pflanz- und Steckschalen sowie Kränze sind im Galerie-Foyer am Palmenhaus zu sehen. "Konstruktiv streiten" Konstruktiv streiten lehrt das Familienbildungswerk interessierte Paare. "Kommunikation in der Partnerschaft" heißt der Kurs der Elternschule, der am Dienstag, 9. Februar, beginnt. Anmeldung telefonisch unter der Nummer 15 01-1 38. Strafgefangene suchen Briefkontakt Briefpartner und Briefpartnerinnen für Strafgefangene sucht die Aktion Soziale Hilfe, Große Spillinggasse 5, Tel. 45 10 23. Linke Zeitungen in der Krise Angesichts der aktuellen Probleme vieler linker Zeitungen und Zeitschriften will der Club Voltaire am Sonntag, 31. Januar, über "Linke Zeitschriftenprojekte in der Krise?" diskutieren. Teilnehmer der Diskussion sind Andreas Fanizadeh von der Frankfurter Studentenzeitung Diskus, Norbert Seitz von Frankfurter Hefte / Neue Gesellschaf", Felix Schneider von Links und Heide Platen von der taz. Die Diskussion im Club Voltaire, Kleine Hochstraße, beginnt um 20 Uhr. Frauen in und nach der Lebensmitte Bilanz ziehen und neue Perspektiven entwickeln ist das Ziel eines Seminars des Katholischen Bildungswerks: "Frauen in der Lebensmitte und danach". Es sind noch Plätze frei. Der Kurs findet jeweils mittwochs zwischen 17.45 Uhr und 19.45 Uhr statt. Interessierte wenden sich telefonisch an das Frauenreferat des Bildungswerks unter der Rufnummer 15 01 - 1 62. Kommunikation für Chefs Im Rahmen ihrer Weiterbildung für Führungskräfte bietet die Frankfurter Universität ab Mitte Februar ein Seminar über "Kommunizieren und Präsentieren" an. Das Seminar beginnt mit einer Einführung zum Thema "Psychologie im Betrieb" am Samstag, 13. Februar. Informationen unter Telefon 7 98 - 38 09. Skilanglauf für Frauen In einer Freizeit mit Skilanglauf für Frauen in Südtirol vom 7. bis 13. Februar hat das Bildungswerk des Landessportbundes Hessen noch Plätze frei. Informationen unter Telefon 67 89 - 2 20. Skifreizeit in der Slowakei Zum Skifahren nach Jasna in der Slowakei fährt das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt vom 19. bis 28. Februar. Informationen über die Freizeit ab 18 Jahren unter Telefon 2 99 79 - 1 42.
Freie Aussprache
Ein Amt für Wasserhaushalt? Zum Artikel "Für versiegelte Flächen sollen mehr Abwassergebühren fällig sein", FR vom 18. 1.: Es ist nur konsequent, wenn Umweltdezernent Koenigs, wenn auch spät und seit Jahren an anderer Stelle bekannt, einen Abwassertarif propagiert, der versiegelte Bodenflächen finanziell belastet, Wasserversickerung jedoch entlastet. Auch "Wasserbremsen" müßten miteinbezogen werden, zum Beispiel Dachbegrünungen ab einem bestimmten Wasserrückhaltevermögen.
Schließlich aber, warum bringt es Koenigs nicht zustande, dementsprechend sein "Stadtentwässerungsamt" endlich zweckentsprechend zu taufen, zum Beispiel "Amt für kommunalen Wasserhaushalt". Dies ist, wenn auch marginal, so doch gemeint, oder? Das hiesige Wassergesetz beginnt auch nicht mit einer Präambel "Nach uns die Sintflut" und heißt nicht "Hessisches Entwässerungsgesetz".
Tilman Kluge, Bad Soden "Nacht- und Nebelaktion" Ich befürworte die bisherige Drogenpolitik des rot-grünen Magistrats. Ich habe aber wenig Verständnis für "Nacht- und Nebelaktionen", wie sie am Beispiel Sleep-in in der Schubertstraße praktiziert wird. Als Westend-Bewohner möchte ich auch in Sachen Drogen wie ein mündiger Bürger behandelt werden, das heißt im Klartext: ich will über derartige Projekte rechtzeitig und umfassend von den Verantwortlichen aufgeklärt werden. Diese Heimlichtuerei kann dem erforderlichen Verständnis für die Drogenabhängigen eher schaden als nutzen; mehr Offenheit ist hier erforderlich.
Hans-Georg Glasemann, Frankfurt
Und wieder trafen sich die Leichtathleten in Kalbach - diesmal die studierenden Aktiven. Die LG Frankfurt war, nachdem Karlsruhe als Ausrichter für die Internationalen Deutschen Hochschul-Hallenmeisterschaften im Dezember zurückgetreten war, kurzfristig eingesprungen. Tatsächliche Leichtathletik- Prominenz blieb bei diesen nationalen Titelkämpfen allerdings rar. Die wohl bekanntesten Gesichter kamen aus dem Lager der Zehnkämpfer. Olympia-Starter Thorsten Dauth wiederholte für die Uni Frankfurt, was er vor eineinhalb Wochen während der Hessischen Titelkämpfe bereits zeigte: 7,23 Meter im Weitsprung (5.) und 8,23 Sekunden über 60 Meter Hürden. Kollege Christian Schenk, für die Uni Mainz am Start, hatte ebenfalls die Kurzstrecke mit den Hindernissen auserkoren. "Die Uni hatte mich um einen Start gebeten, eigentlich Hochsprung", sagte der Olympiasieger von 1988 und WM-Dritte von Tokio. "Da ich aber sehr intensiv Hürden trainiert habe, wollte ich dies auch testen", sagte Schenk, der es nach einer verkorksten Saison "in seinem letzten Zehnkampfjahr" nochmal wissen möchte. 8,51 Sekunden verbuchte der 27jährige, verzichtete auf den B-Endlauf und wird wohl am kommenden Wochenende bei den Süddeutschen Meisterschaften in Hanau nochmal die Hürden nehmen. Hochschulmeister wurden Stefan Mattern (Hannover) und Holger Creutz (Berlin) in 7,94 Sekunden.
Über die Hürdendistanz einen Zahn zugelegt hat seit den Landesmeisterschaften Amona Schneeweis (Uni Frankfurt), die in 8,33 Sekunden gewann. Weitere Titel heimste die heimische Uni durch Enrique Tortell in 3:53,31 Minuten über 1500 Meter und Elisabeth Hanner in 9:41,06 Minuten über 3000 Meter ein.
Die größte Konkurrenz in Kalbachs überdachter Sportarena hatten die Sprinter. 86 Studenten nahmen allein für 60 Meter in den Startblöcken Platz. Dabei kam die schnellste bisher an dieser Stelle gelaufene Zeit heraus: 6,79 Sekunden durch Mike Helios von der Humboldt- Universität Berlin. Auf sich aufmerksam machte Nico Motchebon, der 800-Meter- Sieger (1:50,19 Minuten). Bei den Olympischen Spielen startete er noch im Modernen Fünfkampf, wechselte zur Leichtathletik und läuft nun für den SCC Berlin. Der Konkurrenz weit überlegen war die Kölner Kugelstoßerin Agnes Delesaers (16,56) ebenso wie der 200-Meter- Läufer Jan Lillie (Hannover) in 21,61 Sekunden und der sonst für die LG Frankfurt startende Charles Friedeck (Gießen) im Dreisprung (16,12 Meter). ih
Donnerstag, 28. Januar
Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 0 Uhr, Lesung W. G. Sebald - "Die Ausgewanderten". Internationales Familienzentrum, Adalbertstr. 10 a: 19.30 Uhr, "Stufen des Schreibens".
Anna-Schmidt-Schule, Eingang Fellnerstr. 1: 19.30 Uhr, Lesung Peter Härtling - "Schubert".
Stadtteilbücherrei Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 20 Uhr, Lesung & Gespräch "Gerhard Deny - Friedrich Nietzsche". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf den Seiten 23 und 33 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bild und Zeit".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Ökologische Linke Liste: 20 Uhr, Diskussion "Ökofaschismus und Multikultureller Rassismus"; Bockenheimer Bürgertreff, Schwälmer Str. 28.
Südostasien Forum, Universität, Geowissenschaftl. Hörsaal; Senckenberganlage 34: 19 Uhr, Vortrag "Müllsammler in Indonesien".
Städelschule, Dürerstr. 10: 10 Uhr, Internationales Symmetrie-Symposion "Evolutionäre Symmetrietheorie".
Katholischer Frauenbund: 17 Uhr, Vortrag "Charlotte Klein - Pionierin der Verständigung"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Str. 23. Sonstiges Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, Jugendchor Eschersheim; Bethanien-Krankenhaus, Im Prüfling 21.
Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Treff-Aktuell.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, Offener Treff für Frauen mit Kindern ab dem 1. Lebensjahr.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 14 Uhr, bis Freitag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstr. 15-17, Tel. 65 14 01; Apotheke am Rebstock, Akkermannstr. 82, Tel. 73 42 62; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Str. 16, Tel. 28 17 03; Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Höhen-Apotheke, Berger Str,. 97, Tel. 44 68 21; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstr. 244, Tel. 56 34 26; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 46, Tel. 77 63 64; Taunus-Apotheke, Höchst, Kasinostr. 26, Tel. 31 81 68; Titus- Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierärztin Braun, Alt-Sossenheim 70, Tel. 34 74 82; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.
Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.
- ohne Gewähr -
Solo von Roth Auch ohne Stammkräfte ein torreiches Spiel
Zu einem echten Leistungsvergleich zwischen der ersten und zweiten Bundesliga kam es am Böllenfalltor nicht, inclusive Neuverpflichtung Zchadadse fehlten bei der Eintracht neun Stammkräfte, darunter Stein, Binz, Falkenmayer und Yeboah. Und als Trainer Stepanovic zur Pause noch Rahn, Kruse und Adamczuk vom Feld holte, konnte nur noch von einer verstärkten Oberligaformation gesprochen werden. Dennoch zeigten die Riederwälder in der ersten Halbzeit spielerisch eine ansprechende Vorstellung und ließen die Lilien schlecht aussehen.
Die Treffer der Gäste waren sehenswert: Roth, der zusammen mit Adamczuk, Bindewald und Komljenovic eine Abwehrlinie bildete, überraschte die 98er mit einem Solo von der Mittellinie aus und ließ dabei Libero Kleppinger schlecht aussehen. Bindewald erzielte nach Doppelpaß mit Andersen das 0:2, Uwe Hartenberger machte 120 Sekunden das 1:2. Der Ex-Büdinger, der heute einen bis zum 30. Juni 1993 befristeten Vertrag unterschreiben soll, nutzte eine Tändelei von Rahn (Täuber jagte ihm das Leder ab) aus und markierte im Nachschuß auch den Ausgleich. Torwart Ernst hatte zuvor einen Heß-Schuß prallen lassen.
Der A-Jugend-Spieler Anicic und der ansonsten glücklos agierende Andersen stellten den alten Abstand wieder her, Wörsdörfers Winkelknaller und der Ausgleich des rumänischen Neuzugangs Baban setzten den Schlußpunkt. hdp
Darmstadt: Eilers, Kleppinger , Heß, Baier (46. Bakalorz), Bragin, Wörsdörfer, Bontschev (68. Baban), Hartenberger (65. Marschall), Malz (46. Havutcu), Täuber, Simon (57. Quedraogo).
Eintracht: Schimek (46. Ernst), Roth, Adamczuk (46. da Silva), Bindewald, Komljenovic (54. Arndt), Studer, Reis, Schlösser (46. Penksa), Rahn (46. Anicic), Andersen, Kruse (46. Würzburger). Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden).
Zuschauer: 2500.
Tore: 0:1 Roth (20.), 0:2 Bindewald (29.), 1:2, 2:2 Hartenberger (31./57.), 2:3 Anicic (62.), 2:4 Andersen (73.), 3:4 Wörsdörfer (79.), 4:4 Baban (81.).
Flächenangebote des Landes hatte die Stadt längst einkalkuliert
(Siehe "Flächenangebote . . . " auf Seite 22)
Oberligist FSV Frankfurt besiegte den klassentieferen Lokalrivalen Italia Frankfurt in einem Vorbereitungsspiel 5:0 (2:0). Am Bornheimer Hang erzielten Boy, Conrad, Etebu (2) sowie Haupt die Treffer für den in allen Belangen klar überlegenen Gastgeber.
Die SG Egelsbach setzte sich in einem Vorbereitungsspiel gegen den Bezirksoberligisten TG Ober-Roden 7:0 (3:0) durch. Torjäger Lauf (3), Löwel, Aleksic (Foulelfmeter) und Franusch markierten die Treffer der SGE, die insgesamt 15 Akteure testeten. hdp
Eishockey-Oberliga Die "Löwen" taten sich mit den Harzern schwer
Wer am Mittwochabend erstmals in der Frankfurter Eissporthalle gewesen ist, um die vielbeschriebene Klasse der "Löwen" zu erleben, traute seinen Augen nicht, denn kaum etwas davon war vorhanden. Ausgerechnet gegen den zuletzt erfolglosen Tabellenfünften der Eishokkey-Oberliga Nord, den EC Harz-Braunlage, hätte der Tabellenführer der Finalrunde im zehnten Spiel um ein Haar die erste Niederlage bezogen. Und diese wäre nicht einmal unverdient gewesen, obwohl am Ende des Spiels mit dem 7:4 (1:1, 1:2, 5:1) ein scheinbar unmißverständliches Ergebnis stand.
Die Frankfurter hatten überheblich begonnen, waren früh in Rückstand geraten und konnten während der gesamten 60 Minuten ihre Verkrampfung nicht ablegen. Als die Gäste zu Beginn des letzten Drittels zum 4:2 erstmals mit zwei Toren in Führung gingen, schien es um die "Löwen" geschehen zu sein. Doch ein Doppelschlag unmittelbar danach mit zwei Treffern zum Ausgleich binnen 43 Sekunden führte doch noch zur unerwarteten Wende und zum glücklichen Sieg durch die Tore von Thornbury (2), Schal, Nicolas, Zajic, Wolf und Grzesiczek, womit die 6500 Zuschauer einigermaßen versöhnt waren. Sim.
BONN, 28. Januar (dpa/Reuter). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat sich am Donnerstag bemüht, Armenien kurzfristig bei der Sicherung des durch Stromausfall gefährdeten Atomkraftwerks nördlich der Hauptstadt Eriwan zu helfen. Das Bonner Umweltministerium teilte mit, die EG in Brüssel werde die Türkei bitten, Strom in das Nachbarland zu liefern. Dies sei technisch möglich. Georgien versprach, Armenien ab Samstag mit Erdgas zu beliefern.
Armenien hatte sich am Mittwoch abend an seine Nachbarländer gewandt und davor gewarnt, daß der nach einem schweren Erdbeben seit 1988 stilliegende Atommeiler wegen mangelnder Stromversorgung außer Kontrolle geraten könnte. Noch vorhandener Uranbrennstoff und nuklearer Abfall benötigten zusätzliche Kühlung. Das russische Atomministerium stufte die Gefährdung allerdings als vergleichsweise gering ein. Auch deutsche Experten sahen keine große Gefahr; eine Katastrophe wie etwa in Tschernobyl sei ausgeschlossen. Die Stromversorgung der Kaukasus-Republik ist nahezu völlig zusammengebrochen, nachdem durch eine Explosion die einzige Gaspipeline, die Armenien versorgt, seit dem Wochenende unterbrochen ist.
(Kommentar S. 3, weiterer Bericht S. 7)
TAMPA, 28. Januar (AP). Offenbar aus Wut über seine Entlassung hat ein Mann am Mittwoch in einer Cafeteria in Tampa im US-Staat Florida drei Menschen erschossen und zwei verletzt. Später fand die Polizei in einem in der Nähe abgestellten Personenwagen die Leiche des Täters. Er habe Selbstmord begangen, hieß es. Bei den Opfern handelt es sich um ehemalige Kollegen des 33jährigen Schützen. Eine Augenzeugin berichtete, der Mann habe vor der Tat gerufen: "Das habt ihr verdient, weil ihr mich gefeuert habt." Die fünf, Angestellte einer Versicherungsfirma, saßen an einem Tisch in der Cafeteria, die sich in einem Bürohochhaus befindet.
LYON, 28. Januar (AP). Mit einem Triumph der neuen skandinavischen Gastronomie endete am Mittwoch in Lyon der diesjährige Wettstreit um den begehrten Bocuse-Preis, an dem diesmal 22 Küchenchefs aus aller Welt teilnahmen. Die mit 15 000 Dollar (24 000 Mark) dotierte Goldmedaille des nach dem "Papst" der Nouvelle Cuisine, Paul Bocuse, benannten und von diesem verliehenen Preises ging an den 30jährigen Norweger Bent Stiansen, Chefkoch des Holmenkollen Park Hotels in Oslo. Er erhielt die Auszeichnung für sein mit Hummer und Fenchel gefülltes gegrilltes Steinbuttfilet an Hummersauce mit Anis und sein mit Lauch und Pfifferlingen gefülltes Chateaubriand an Weinsauce.
KIEW, 28. Januar (AP). Der ukrainische Ministerpräsident Leonid Kutschma hat damit gedroht, daß seine Regierung den Verkauf von Plutonium erwägen könne, wenn Rußland und die Ukraine sich nicht über Abrüstungsmodalitäten einig würden.
Zwischen beiden Ländern ist seit langem ein heftiger Streit um die Demontage von Atomwaffen im Gang. Die Ukraine ist eine der vier ehemaligen Sowjetrepubliken, die über Kernwaffen aus den alten sowjetischen Beständen verfügen. Sie hat 176 Langstreckenraketen.
Im Gegensatz zu Rußland hat die Ukraine den zwischen der früheren UdSSR und den USA vereinbarten ersten Vertrag über die Verringerung der strategischen Atomwaffen (SALT 1) nicht ratifiziert. Die Ukraine will Geld dafür, daß sie den Russen ihre Atomwaffen zwecks Demontage überläßt. Kutschma teilte Jornalisten mit, Rußland habe angeboten, für das aus ukrainischen Kernwaffen entnommene Plutonium zu bezahlen. Er warnte, es gebe "viele anderweitige Angebote".
Nach seinen Angaben fordert die Ukraine nachträglich noch Geld für das Plutonium aus taktischen Atomwaffen, die bereits den Russen zur Zerstörung übergeben worden sind. Rußland macht eine Entschädigung für die Ukraine von der Ratifizierung von START abhängig.
KÖLN, 28. Januar (AP/dpa). Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin hat vorgeschlagen, eine Arbeitsmarktabgabe notfalls mit einer Verfassungsänderung "hieb- und stichfest" zu machen.
Dem Grundgedanken der sozialen Gerechtigkeit entsprechend müßten auch Beamte und Freiberufler zur Finanzierung der Arbeitsmarktpolitik in Ostdeutschland herangezogen werden, sagte sie dem Kölner Express. Um die Abgabe in "eine juristisch stimmige Form" zu gießen, müsse notfalls das Grundgesetz geändert werden. Däubler- Gmelin sagte, ohne Arbeitsmarktabgabe werde es mit der SPD keinen Solidarpakt geben.
Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe verlangte entgegen der Haltung des CDU-Präsidiums erneut die sofortige Wiedereinführung des Solidarzuschlags auf die Lohnsteuer. Um die Gerechtigkeitslücke zu schließen, müßten Besserverdienende stärker zum Aufbau Ost herangezogen werden, sagte Kolbe der Neuen Presse in Hannover.
Die stellvertretende FDP-Vorsitzende und Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer lehnte eine Arbeitsmarktabgabe erneut ab. Die Beamtengehälter blieben nicht unangetastet, denn es sei geplant, sie nicht parallel zu den Tariferhöhungen für Arbeiter und Angestellte im öffentlichen Dienst anzuheben, sagte sie der Neuen Ruhr-/Rhein-Zeitung.
Die Bonner Regierungskoalition hat nach Ansicht des SPD-Vize-Vorsitzenden Oskar Lafontaine noch immer kein einheitliches Konzept für den angestrebten Solidarpakt zum Aufbau Ostdeutschlands. Im Deutschlandfunk sagte Lafontaine am Donnerstag morgen, es sei für die Opposition sehr schwer, sachgerechte Antworten zu formulieren, wenn die andere Seite nicht wisse, was sie wolle und jeden Tag neue Vorschläge präsentiere. Dennoch habe sich die SPD mit ihren am Vortag vorgestellten Leitlinien für den Solidarpakt bemüht, Strategien zur Lösung der Probleme vorzulegen.
LUANDA, 28. Januar (AP). Mindestens 2,5 Millionen Menschen in Angola laufen Gefahr, in den nächsten Monaten Hungers zu sterben. Die Zahl wurde am Mittwoch in Luanda von dem regionalen Leiter des UN-Welternährungsprogramms, Philippe Borel, genannt. Er sagte, eine Million bis eineinhalb Millionen Gefährdete lebten in Städten, die nach dem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs nicht mehr mit Nahrungsmitteln beliefert werden könnten. Weitere 1,5 Millionen Einwohner seien im eigenen Land zu Flüchtlingen geworden. In der zweiten Jahreshälfte würden die meisten großen Städte und ihre Randgebiete arg in der Klemme sein, kündigte er an.
LONDON, 28. Januar (AP). Scotland Yard will auf den Falkland-Inseln Berichten nachgehen, wonach britische Fallschirmjäger im Falklandkrieg 1982 zahlreiche Kriegsgefangene, darunter auch US-Söldner, getötet haben sollen.
Zwei für internationale Verbrechen zuständige Beamte sollen während ihrer vier Tage dauernden Mission auf der britischen Besitzung im Südatlantik Verbindung mit den örtlichen Behörden aufnehmen, Einwohner der vor Argentinien liegenden Inseln befragen und die Möglichkeit der Exhumierung von ehemaligen Kriegsgefangenen erörtern.
In einem 1991 erschienenen Buch, "Excursion to Hell", in dem ein ehemaliger britischer Gefreiter seine Erfahrungenim Falkland-Krieg beschrieb, war von solchen Greueltaten berichtet worden.
JERUSALEM, 28. Januar (AP). Der Oberste Gerichtshof in Israel hat am Donnerstag die Deportation von über 400 Palästinensern nach Libanon für rechtmäßig erklärt und damit die Entscheidung der Regierung bestätigt. Der Beschluß erfolgte einstimmig. Das Gericht betonte aber auch, die einzelnen Deportierten hätten das Recht, Einspruch gegen die Abschiebung zu erheben und dies persönlich vor dem zuständigen Militärorgan zu begründen. Ein Sprecher der Deportierten nannte den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin und das Oberste Gericht "Terroristen", von denen nichts anderes zu erwarten gewesen sei. Die Vereinten Nationen müßten nun zeigen, wer wirklich etwas zu sagen habe.
Unklar war zunächst, welche praktischen Auswirkungen die Entscheidung des höchsten Gerichts haben wird. Während die Richter der Regierung im Grundsatz recht gaben, hoben sie auch das Recht der Betroffenen hervor, im jeweiligen Einzelfall die Deportation selbst vor den zuständigen Stellen der israelischen Militärbehörden anzufechten. Eine solche Anhörung könne überall dort stattfinden, wo der Staat Israel ein ordnungsgemäßes Verfahren gewährleisten könne. Dies eröffnet nach Ansicht von Beobachtern die Möglichkeit, daß die Verhandlungen in der von Israel beanspruchten und kontrollierten Sicherheitszone in Südlibanon stattfinden.
Vor dem Obersten Gerichtshof hatten Bürgerrechtsgruppen und zahlreiche unmittelbar Betroffene Klage gegen die Deportation von rund 415 Palästinensern, die am 17. Dezember beschlossen und umgehend vollzogen wurde, erhoben. Sie machten vor allem geltend, daß den Betroffenen vor der Abschiebung die Möglichkeit hätte gegeben werden müssen, die Gerichte anzurufen. Generalstaatsanwalt Josef Harisch argumentierte dagegen, in diesem Fall müsse der Schutz der Sicherheit aller israelischen Bürger höher eingestuft werden als die Rechte der Betroffenen auf rechtliches Gehör. Im übrigen werde den Deportierten, denen Mitgliedschaft in fundamentalistischen islamischen Organisationen vorgeworfen wird, eine Anrufung der Gerichte nicht rundweg verweigert. Vielmehr hätten sie die Möglichkeit, von Libanon aus Einspruch zu erheben.
Die Richter erklärten ferner, der Staat habe nun dafür zu sorgen, daß die Betroffenen persönlich vor den Gremien erscheinen könnten, die sich mit Einsprüchen gegen die Abschiebung zu befassen müßten. Davor solle es den Deportierten auch ermöglicht werden, sich mit ihren Anwälten zu treffen und zu besprechen. Die Gremien müßten überall dort verhandeln, wo die israelischen Streitkräfte "ein ordnungsgemäßes Verfahren gewährleisten können".
Der Bürgerrechtsanwalt Jehoschua Schoffman hob hervor, daß der Oberste Gerichtshof zwar die Klagen abgewiesen, zugleich aber auch die pauschale Deportationsverfügung gegen die 415 Palästinenser beanstandet habe. Dies bedeute, daß derartige Masenausweisungen künftig nicht mehr vorgenommen werden dürften, ohne daß die Betroffenen zuvor dagegen Einspruch erheben könnten. Der israelische Energieminister Amnon Rubinstein von der linksliberalen Meretz- Partei sagte, die Regierung müsse nun sorgfältig überlegen, wie derartige, rechtlich fragwürdige Aktionen in Zukunft vermieden werden könnten.
Die Sprecherin der palästinensischen Delegation bei der Nahostkonferenz, Hanan Aschrawi, sagte, das Urteil des Obersten Gerichtshofes reiche nicht aus, um die Palästinenser zur Rückkehr an den Verhandlungstisch zu bewegen, dem sie zur Zeit wegen der Deportation fernbleiben.
Im Zeltlager im Niemandsland sagte der Sprecher der Deportierten Abdel Asis Rantisi, die Deportierten hätten keine andere Entscheidung erwartet. Er fügte hinzu, der israelische Ministerpräsident Rabin "ist ein Terrorist, und israelische Richter sind Terroristen. Es sind Nazis, die unsere Heimat, Palästina, besetzt haben, und sie haben etappenweise Palästinenser deportiert". Die internationale Gemeinschaft müsse nun zeigen, wer die höchste Autorität in der Welt sei.
Bereits am Montag hatte Rantisi gesagt, die Ausgewiesenen wollten nicht im Einzelfall die Gerichte anrufen. Sie bestünden vielmehr darauf, daß die Resolution des UN-Sicherheitsrats erfüllt werde.
PLAU, 28. Januar (AP). Bis auf die Grundmauern ist in der Nacht zum Donnerstag eine Unterkunft für Asylbewerber in Plau im mecklenburg-vorpommerschen Landkreis Lübz niedergebrannt. Das polizeiliche Lagezentrum in Schwerin konnte am Morgen noch keine Angaben über die Ursache des Feuers machen. Verletzt wurde niemand. In der von 15 Asylbewerbern belegten Baracke habe sich zur Zeit des Brandausbruchs nur ein Bewohner aufgehalten, der sich vor den Flammen retten konnte, hieß es.
Major Geliebte angedichtet Zwei Illustrierte verklagt
LONDON, 28. Januar (AP). Der britische Premierminister John Major verklagtzwei Zeitschriften, weil sie Berichte über eine angebliche außereheliche Affäre des Regierungschefs verbreitet haben. Wie Majors Pressesprecher Gus O'Donnell am Donnerstag mitteilte, richten sich die Verleumdungsklagen gegen das Wochenmagazin New Statesman and Society und die Satirezeitschrift Scallywag. Es sei das erste Mal, daß ein amtierender Premier derartige Klagen einreiche, meldete BBC.
Zuvor hatte das Amt des Ministerpräsidenten bereits betont, der Bericht von New Statesman and Society unter der Überschrift "Der seltsame Fall von John Majors ,Mätresse&rquote;" entbehre jeder Grundlage. In der Erklärung hieß es: "Die in dem Bericht aufgeworfenen Mutmaßungen über den Premierminister und die betreffende Dame sind vollkommen unwahr." Major ist seit 1970 mit seiner Frau Norma verheiratet, sie haben einen Sohn und eine Tochter. Die Kosten für das nun angestrengte Verfahren wird der Premier aus eigener Tasche bezahlen.
Laut Times wurde noch am Mittwoch eine Kopie des Berichts im New Statesman nach Bombay gefaxt, wo sich Major aufhielt. Bei dem Bericht handele es sich um das "Recycling eines alten Huts". Der Premier, so hieß es, habe ein Dinner mit Unternehmern verlassen und unverzüglich Beratungen aufgenommen.
Das linke Massenblatt Daily Mirror schrieb unter dem Titel "Majors Wut wegen der Mätressenschmiererei", die Frau, um die es gehe, sei eine für Downing Street 10 tätige Köchin der Spitzenklasse. Es handle sich um "die Junggesellin Clare Latimer, 41 Jahre", Inhaberin einer Partyservice-Firma im Norden Londons. Clare Latimer koche seit zwölf Jahren für den Amtssitz des Premiers.
BONN, 28. Januar (AP/dpa). Taiwan wird endgültig keine Kriegsschiffe aus Deutschland erhalten. Regierungssprecher Dieter Vogel teilte am Donnerstag in Bonn mit, der Bundessicherheitsrat habe die Voranfrage eines Werftenkonsortiums zur Lieferung von zwei U-Booten an Taiwan abschlägig beschieden. Das geheim tagende Ministergremium folgte damit einer Vorabsprache zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel, der vor negativen außenpolitischen Folgen der Kriegsschiff-Lieferung gewarnt hatte. Die Entscheidung bedeutet nach Angaben aus Regierungskreisen zugleich das "Aus" für das gesamte Paket von Kriegsschiff-Wünschen Taiwans. Es umfaßt insgesamt zehn U-Boote und zehn Fregatten im Auftragswert von zusammen 12,5 Milliarden Mark.
Innerhalb der SPD hatte der Auftrag in den letzten Wochen zu Spannungen geführt. Entgegen der offiziellen Politik der Sozialdemokraten hatte sich der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder aus Gründen der Erhaltung von Arbeitsplätzen auf den Werften in Norddeutschland für den Auftrag eingesetzt.
Neben der Taiwan-Frage erörterte das Gremium unter anderem Lieferungen von Panzermotoren an Israel. Zwar liegt der jüdische Staat ebenfalls in einem Spannungsgebiet, in das nach Bonner Doktrin eigentlich keine Waffen geliefert werden dürfen, doch genießt er eine Ausnahmestellung und wurde bereits während des Golf-Krieges von der Bundesrepublik mit militärischer Ausrüstung versorgt. Entscheidungen sind in diesem Punkt jedoch noch nicht gefallen.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
BONN, 29. Januar (AP). Der Anteil der Frauen bei Dienststellen und Unternehmen des Bundes ist in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. Wie der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Franz Kroppenstedt, am Donnerstag in Bonn mitteilte, nahm in den alten Ländern der Anteil der weiblichen Bediensteten von 25,6 Prozent im Jahre 1988 auf 28,0 Prozent im Jahre 1991 zu. Im höheren Dienst, wo 1988 nur 8,8 Prozent Frauen beschäftigt waren, stieg ihr Anteil auf 11,4 Prozent.
In absoluten Zahlen ausgedrückt waren im unmittelbaren Bundesdienst im Westen rund 311 000 Frauen beschäftigt, in den neuen Ländern rund 173 000. Im Westen stieg ihre Zahl von 1988 bis 1991 um rund 22 000 an, obwohl die Gesamtzahl der Beschäftigten in diesem Zeitraum um mehr als 15 000 zurückgegangen ist. In Gesamtdeutschland waren am 20. Juni 1991 rund 1,53 Millionen Beamte, Richter, Angestellte und Arbeiter im Bundesdienst tätig, davon 484 000 Frauen.
HAMBURG, 28. Januar (AP/dpa). Zollfahnder haben im Afrikaterminal des Hamburger Freihafens 6500 Kilogramm Marihuana im Wert von mehr als 50 Millionen Mark entdeckt. Wie die Hamburger Oberfinanzdirektion am Donnerstag mitteilte, wurden die Drogen bereits am 28. Dezember in zwei Containern aus Nigeria sichergestellt. Aus ermittlungstaktischen Gründen habe der Zoll den Fahndungserfolg bisher geheimgehalten, erklärte Zollpressesprecher Günther Losse. Zwei Polen und ein Holländer seien inzwischen festgenommen worden.
Bei den 6,5 Tonnen handele es sich um die größte Menge Marihuana, die jemals in Hamburg gefunden worden sei. "Haschisch hatten wir schon mal acht Tonnen, aber für Mariuhana ist das unser Rekord", sagte Losse. Im Afrikaterminal des Freihafens habe das Rauschgift zum Weitertransport nach Polen gelöscht werden sollen. Laut Ladungspapiere hätten die Container Möbel und Möbelteile zum Inhalt gehabt.
Am 28. Dezember öffneten Beamte nach einem Hinweis die Container, die seit Anfgang des Monats im Hafenterminal gelagert hatten. Hinter zwei Lagen Holzbohlen entdeckten die Fahnder insgesamt 95 verschweißte Eisenfässer. In den Eisenfässern lagen schwarze, durchsichtige Plastiksäcke mit je einem Kilogramm Marihuana.
Am 8. Januar nahmen Zollfahnder im Hamburger Hafen zwei Polen fest, die die Container abholen wollten. Beide sitzen in Untersuchungshaft. In Polen wurde ein 37jähriger niederländischer Staatsbürger als mutmaßlicher Empfänger des Rauschgifts ermittelt. Er wurde mit einem internationalen Haftbefehl am 19. Januar im polnischen Jelenia Gra (Hirschberg) festgenommen und sitzt dort in Auslieferungshaft.
Nach Einschätzung von Zollpressesprecher Günther Losse war das Marihuana nicht für den deutschen Markt bestimmt. "Die Drogen sollten wahrscheinlich in Polen zwischengelagert und dann allmählich nach Holland transportiert werden. Dort gibt es einen Markt für Mariuhana. Die weiche Droge darf in Holland in kleinen Mengen verkauft werden."
Die Wirkung von Marihuana ist schwächer als die von Haschisch, das aus dem Harz der Cannabispflanze gewonnen wird. Obwohl weder Marihuana noch Haschisch zur körperlichen Abhängigkeit führen, betrachten viele Experten es als Einstiegsdroge zu den "harten" Drogen Heroin und Kokain.
BADEN-BADEN, 28. Januar (AP). Die Grünen wollen nach den Worten ihres Vorstandssprechers Ludger Volmer in nächster Zeit die Basis für eine rot-grüne Regierungskoalition nach der nächsten Bundestagswahl in Bonn ausloten. Im Südwestfunk nannte der Politiker am Donnerstag unter anderem ein Ende der Zerstrittenheit innerhalb der Sozialdemokraten als Voraussetzung für ein derartiges Bündnis.
Eine am Mittwoch abend von der ARD veröffentlichte Infas-Umfrage hatte eine Mehrheit von SPD und Grünen ergeben, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Volmer sagte, unabhängig von arithmetischen Zahlen müsse verstärkt darauf geachtet werden, ob tatsächlich eine gesellschaftliche Basis für eine soziale und ökologische Reformpolitik vorhanden sei. "Man darf sich auf keinen Fall in ein Abenteuer stürzen, was dann nach ein, zwei Jahren im Nichts enden würde", fügte der Vorstandssprecher der Grünen hinzu.
GOSLAR, 28. Januar (AP). Namhafte deutsche Verkehrsjuristen haben die jetzt einheitlich für alle Bundesländer geltende 0,8-Promille-Grenze scharf kritisiert. Bei der Eröffnung des 31. Deutschen Verkehrsgerichtstages in Goslar am Donnerstag wurde außerdem angesichts zunehmender Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr Kritik an Vorschlägen geübt, verschiedene Delikte nur deshalb rechtlich zu bagatellisieren, um die Polizei zu entlasten.
Der Präsident der Deutschen Akademie für Verkehrswissenschaft, der ehemalige Generalbundesanwalt Kurt Rebmann, bedauerte vor rund 1400 Teilnehmern ausdrücklich, daß die Bundesregierung es entgegen einem Bundesratsbeschluß und der Empfehlung der EG-Kommission abgelehnt hat, eine einheitliche europäische Grenze von 0,5 Promille Alkohol im Blut für die Strafbarkeit festzulegen.
Auch der Präsident des Verkehrsgerichtstages und Vizepräsident des Bundesgerichtshofes Hannskarl Salger, bezifferte den Schaden durch alkoholbedingte Unfälle auf durchschnittlich je 20 000 Mark und jährlich rund 31 Milliarden. "Die Rechnung wird den Politikern präsentiert werden", sagte er unter Hinweis auf die hohe Promillegrenze.
MOGADISCHU, 28. Januar (AP). Die Einsetzung eines unabhängigen Vermittlers im Konflikt zwischen den Bürgerkriegsparteien in Somalia hat der US- amerikanische Sonderbotschafter Robert Oakley am Donnerstag gefordert. Oakley warf den UN vor, die Übernahme des militärischen Kommandos in dem ostafrikanischen Land zu verschleppen.
Oakley, noch von George Bush als Sonderbeauftragter nach Mogadischu entsandt, sagte, hinter den Kulissen seien Bemühungen im Gange, UN-Generalsekretär Buotros Buotros-Ghali zur Einsetzung eines Vermittlers zu bewegen, wie dies auch in Bosnien nötig gewesen sei.
Ein US-Soldat hat am Mittwoch in Mogadischu einen Somalier angeschossen, der einem anderen GI seine Pistole abgenommen hatte.
ZAGREB/SARAJEWO/NEW YORK, 28. Januar (AP/Reuter/dpa/AFP). Kroaten und Serben in der Region Krajina weiten das Kampfgebiet aus. Kroatische Truppen eröffneten am Donnerstag nördlich von Split eine neue Front und nahmen nach schweren Gefechten den Peruca-Staudamm ein. Die Serben setzten ihre Gegenoffensive im Hinterland von Zadar fort. Der Kommandant der UN-Truppen in Ex-Jugoslawien, Satish Nambiar, teilte mit, die Krajina-Serben hätten Generalmobilmachung angeordnet. Er befürchtet, der Konflikt könnte wieder ganz Kroatien in einen Krieg stürzen. Der UN-Sicherheitsrat forderte Kroatien auf, die Offensive einzustellen.
UN-Angaben zufolge hatten serbische Soldaten Stellung am Peruca-Damm bezogen und ihn wieder zur Sprengung vorbereitet. Daraufhin begannen die Kroaten den Meldungen zufolge ihre Angriffe und nahmen den Damm gegen Abend ein. Militär- und Regierungsstellen teilten mit, die Serben hätten aber an dem etwa 65 Meter hohen Damm, hinter dem ein etwa 25 Kilometer langer See liegt, Minen gezündet. Wegen der entstandenen Risse in der Staumauer werde die Evakuierung von etwa 20 000 Menschen erwogen.
Der Damm stand zuvor unter UN-Kontrolle. Die zunächst von den Serben 1991 angebrachten Sprengladungen waren erst im Herbst nach mühseligen Verhandlungen von UN-Spezialisten entschärft worden. Das Wasserkraftwerk dient der Stromversorgung weiter Teile der kroatischen Küste.
UN-General Nambiar sprach in Zagreb von einer "bedrohlichen Entwicklung" und fügte hinzu: "Ein Funke genügt, um das gesamte Gebiet wieder in einen Krieg zu stürzen." Er hoffe zwar, daß zwischen Serben und Kroaten nicht wieder ein allumfassender Krieg beginne, doch sei er "nicht allzu optimistisch".
Frankreich will es nicht hinnehmen, daß seine UN-Soldaten "absichtlich als Zielscheibe" genommen werden. Verteidigungsminister Pierre Joxe sagte, die Entsendung des Flugzeugträgers "Clemenceau" in die Adria solle dies deutlich machen. Französischen Angaben zufolge konnten in der Süd-Krajina einige französische "Blauhelme" evakuiert werden, die zwischen den Fronten eingeschlossen waren. Serbische Milizionäre ließen elf der 21 UN-Polizisten frei, die sie seit Sonntag in der Stadt Benkovac festhalten. (Weiterer Bericht auf Seite 2)
SCHLESWIG, 28. Januar (AP). Jedes Jahr ertrinken laut Tierschützern mehr als 20 000 Enten an der deutschen Ostseeküste in Fischernetzen. "Beim Tauchen nach Nahrung geraten die Tiere in die Maschen von Stellnetzen, die sich in den letzten Jahren pestilenzartig von der Flensburger Förde bis zur Lübecker Bucht vermehrt haben", sagte die schleswig-holsteinschen Landesvorsitzende des Deutschen Tierschutzbundes, Ursula Wenzel, am Donnerstag in Schleswig. Sie forderte deshalb eine drastische Einschränkung der Nebenerwerbsfischerei.
Schuld an "diesem sinnlosen Massaker" seien nicht die Berufsfischer, sondern die rund 500 Nebenerwerbsfischer, die ihr Haupteinkommen aus einem anderen Beruf beziehen.
PEKING/ATHEN, 28. Januar (AP). Heftige Erdbeben haben in der Nacht zum Donnerstag weite Teile Irans und Griechenlands erschüttert. Nach ersten Berichten wurde offenbar niemand schwerer verletzt. Im Südwesten Chinas wurden am Donnerstag weitere Nachbeben registriert, nachdem dort am Vortag mehr als 60 Menschen bei einem schweren Erdstoß verletzt worden waren. Das staatliche Fernsehen berichtete, der stärkste dieser Erdstöße habe einen Wert von 5,2 auf der Richterskala erreicht.
Zwei Erdbeben mit einer Stärke bis 5,8 auf der Richter-Skala erschütterten nach einer Meldung der Nachrichtenagentur IRNA die Stadt Nahbandan im Osten Irans. Nahbandan liegt rund 900 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Teheran.
Am Donnerstag früh folgte ein Beben im südlichen Teil der Halbinsel Peloponnes. Das Beben erreichte einen Wert von 5,4 auf der Richter-Skala.
WASHINGTON, 28. Januar (AP). Ungewöhnlich schlechte Umfragewerte hat der neue US-Präsident Bill Clinton zu Beginn seiner Amtszeit. Wie die Zeitung USA Today und der Fernsehsender CNN am Donnerstag meldeten, sagten bei einer Umfrage 58 Prozent, Clinton habe seine Amtszeit gut begonnen. 20 Prozent hätten sich negativ geäußert. Beide Werte zusammen seien bei einem neuen Präsidenten noch nie so schlecht gewesen, seit die Umfragen im Jahre 1953 bei Dwight Eisenhower begannen. Der Durchschnitt liege bei 65 Prozent Zustimmung und sechs Prozent Ablehnung. Clintons Vorgänger George Bush habe am Anfang zwar nur 51 Prozent Anerkennung erreicht, aber auch nur sechs Prozent Ablehnung.AKW-Risse durch Betrieb?
KIEL, 28. Januar (AP). Die Risse in rostfreien Leitungen des Atomkraftwerks Brunsbüttel sind nach neuen Befunden möglicherweise doch betriebsbedingt. Dies teilte der Sprecher des schleswig- holsteinischen Energieministeriums, Ralf Stegner, am Donnerstag in Kiel mit. Bisher seien Fachleute davon ausgegangen, daß es sich bei den Rissen um kleinere Herstellungsfehler handelte.
Die Behörde für Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein habe am Donnerstag Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) von den neuen Untersuchungsergebnissen berichtet. Die besondere Bedeutung der Befunde bestehe darin, daß solche Rohrleitungen in zahlreichen anderen Atomkraftwerken vorhanden seien. "Wenn sich die neuen Befunde bestätigen, würde das einen Teil der Sicherheitsphilosophie für Kernkraftwerke in Frage stellen", sagte Stegner. Das Kraftwerk Brunsbüttel ist aus Sicherheitsgründen seit August 1992 abgeschaltet.
BONN, 28. Januar (AP). Autofahrern droht nach dem 1. April ein Fahrverbot von mindestens einem Monat, wenn sie die Höchstgeschwindigkeit innerorts um mehr als 31 Stundenkilometer überschreiten. Raser müssen außerdem bei Geschwindigkeitsverstößen und Überfahren des Rotlichts mit schärferen Strafen als bisher rechnen. Eine entsprechende Änderung des Bußgeld- und Verwarngeldkatalogs habe Bundesverkehrsminister Günther Krause jetzt unterzeichnet, teilte sein Ministerium am Donnerstag in Bonn mit. Die Verordnung soll in Kürze im Bundesgesetzblatt erscheinen.
Drastisch bestraft wird ab April, wer über eine rote Ampel fährt: Dauert die Rotphase schon länger als eine Sekunde an und wird der Verkehrssünder erwischt, muß er 400 Mark Bußgeld zahlen und bekommt einen Monat lang den Führerschein entzogen.
Wer beim Abbiegen in ein Grundstück, beim Wenden oder Rückwärtsfahren einen anderen gefährdet oder einen Sachschaden verursacht, muß ab April mit einem erhöhten Bußgeld von 100 Mark rechnen.
Auch müssen ab April Kinder unter zwölf Jahren grundsätzlich und auf allen Plätzen "in speziellen Kinderrückhaltesystemen im Pkw gesichert werden". Je nach Alter des Kindes bedeutet das eine Babywanne, ein Kindersitz oder das Anschnallen mit dem Sicherheitsgurt. Schon seit Juli 1992 mußten Kinder auf dem Beifahrersitz gesichert werden. Der Verstoß wird mit einem Verwarngeld von 40 Mark geahndet.
• Wer die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 21 bis 25 Kilometer pro Stunde überschreitet, mußte bisher generell 80 Mark Bußgeld bezahlen. Innerorts werden jetzt 100 Mark fällig, außerorts bleibt es bei 80 Mark, außerdem gibt es einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei. Weiter wird gestaffelt: • 26 bis 30 Kilometer: bisher 100 Mark, jetzt innerorts 120, außerorts 100 Mark, drei Punkte. • 31 bis 40 Kilometer: bisher 150 Mark, jetzt innerorts 200, außerorts 150 Mark, drei Punkte. • 41 bis 50 Kilometer: bisher 200 Mark, jetzt innerorts 250, außerorts 200 Mark, vier beziehungsweise drei Punkte. • 51 bis 60 Kilometer: bisher 300 Mark, jetzt innerorts 350, außerorts 300 Mark, vier Punkte. • über 60 Kilometer: bisher 400, jetzt innerorts 450, außerorts 400 Mark, vier Punkte.
Kurz gemeldet: Unterwegs zum gesunkenen Atom-U-Boot
MOSKAU, 28. Januar (AP). Wissenschaftler und Militärexperten sind am Donnerstag zu der Stelle vor der norwegischen Küste aufgebrochen, wo seit 1989 das sowjetische Atom-U-Boot "Komsomolets" auf Grund liegt. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass am Donnerstag berichtete, sollen die Fachleute eventuelle Strahlungen und Veränderungen des Schiffs feststellen. "Deutschland in den UN-Sicherheitsrat" BRÜSSEL, 28. Januar (AP). Deutschland sollte nach der wirtschaftspolitischen Integration der neuen Bundesländer Ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat werden. Dafür sprach sich am Donnerstag der für Außenpolitik zuständige EG-Kommissar Hans von den Broek aus. Terroranschlag in Istanbul gescheitert ISTANBUL, 28. Januar (dpa). Ein Terroranschlag vermutlich islamischer Extremisten auf einen der führenden Vertreter der türkischen Wirtschaft ist am Donnerstag in Istanbul gescheitert. Nach Angaben der Polizei entkam der jüdische Industrielle Jak Kamhi beim Einstieg in sein Auto vor seiner Wohnung dem Anschlag unverletzt, nachdem seine Leibwächter zurückgeschossen hätten. Kairo meldet Erfolg gegen Terroristen KAIRO, 28. Januar (dpa). Ägyptische Sicherheitskräfte haben nach eigenen Angaben ein Komplott von Moslemfundamentalisten gegen den Staat vereitelt. Zwei mutmaßliche Terroristen, die an der Ermordung von Bahnpolizisten in Kairo beteiligt gewesen sein sollen, seien in einem gestohlenen Auto gefaßt worden.
BONN, 28. Januar (AP). Die in der DDR als Mahnmal für die "Opfer des Faschismus und Militarismus" benutzte Neue Wache in Berlin soll nach einem Beschluß des Bundeskabinetts zu einer "Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland" umgestaltet werden, an der künftig ausländische Staatsgäste die Totenehrung vornehmen werden. Wie Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Donnerstag in Bonn sagte, soll in dem Gedenkraum eine Bronze-Skulptur von Käthe Kollwitz aufgestellt werden, die eine trauernde Mutter mit ihrem toten Sohn im Schoß darstellt. Als Widmung wurde der Text "Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft" gewählt.
Kohl hat sich eigener Darstellung zufolge aus "ganz persönlichem Engagement" um die Gedenkstätte bemüht. Die Wahl eines Werks von Käthe Kollwitz begründete er damit, daß nicht "Kriegerbilder", sondern eine Mutter das Gedenken wachrufen solle. Das Leiden der Mütter im Krieg verkörpere gerade Kollwitz, die im Ersten Weltkrieg den Sohn und im Zweiten Weltkrieg einen Enkel verloren habe. Kohl wies darauf hin, daß das Werk der expressionistischen Graphikerin und Bildhauerin auch in der DDR in großem Umfang geschätzt worden sei.
Ursprünglich war geplant gewesen, die Gedenkstätte im Bonner Regierungsviertel zu erbauen. Nach der deutschen Vereinigung habe sich dafür nun die zentral im künftigen Regierungsviertel gelegene Neue Wache angeboten, die zwischen 1816 und 1818 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel und Gottfried Schadow errichtet worden war, sagte Kohl. Die nach 1945 in den Boden der Gedenkstätte eingelassenen Urnen von Opfern des Krieges und des Faschismus sollen an ihrem Platz bleiben. Die Kosten für das Projekt werden auf 750 000 Mark geschätzt.Schwere Krise in der Slowakei
PRESSBURG, 28. Januar (AP). Das Scheitern der Präsidentschaftswahl in der Slowakei hat in der Regierungspartei von Ministerpräsident Vladimir Meciar eine Führungskrise ausgelöst. Außenminister Milan Knazko sprach Meciars Partei Presseberichten vom Donnerstag zufolge die Fähigkeit ab, als einzige politische Kraft die Probleme lösen zu können. Knazko ist stellvertretender Vorsitzender der von Meciar geführten Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS).
Der als Widersacher Meciars geltende Knazko reagierte damit auf den Vorwurf des Ministerpräsidenten, er, Knazko, habe Abgeordnete verbündeter Parteien aufgewiegelt, dem gescheiterten Präsidentschaftskandidaten der HZDS, Roman Kovac, ihre Stimmen zu verweigern.
FRANKFURT A. M., 29. Januar (AP/ dpa). Die Bahnen von Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden haben die Signale für ein gemeinsames Hochgeschwindigkeitsnetz auf Grün gestellt. Vertreter der Schienenverkehrsunternehmen unterzeichneten am Donnerstag Verträge, wonach ab 1997 Paris, Brüssel, Köln und Amsterdam im Taktverkehr verbunden werden sollen, wie die Bundesbahn in Frankfurt mitteilte. Zunächst sollen 27 Hochgeschwindigkeitszüge vom französischen Typ TGV bestellt werden. Die Reisezeit in den bis zu 300 Stundenkilometer schnellen Zügen werde sich von Köln nach Brüssel von fast drei Stunden auf eindreiviertel Stunden verkürzen, von Köln nach Paris von mehr als fünf Stunden auf drei.
Der TGV (Train de Grande Vitesse) soll mit vier verschiedenen Stromabnehmersystemen ausgestattet sein, um in allen vier Ländern verkehren zu können. Belgien erhält 14 Züge, von denen drei von der Deutschen Bundesbahn bezahlt werden. Neun gehen an Frankreich und vier an die Niederlande. Die Züge sollen ab 1997 ausgeliefert werden.
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Stunde des Handels um 5,40 Punkte geklettert. Am Vortag war er um 7,56 auf 3291,39 Zähler gefallen.
In Japan stiegen die Notierungen kräftig. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel schnellte um 553,73 auf 17 063,41 Einheiten hoch.
AMSTERDAM, 29. Januar (AP). Nach sechsjähriger Forschung haben niederländische Taucher das Wrack des 1895 gesunkenen Hochseedampfers "Elbe" entdeckt. Wie die Tageszeitung Dagbladet jetzt berichtete, fanden die Taucher an Bord des Luxusdampfers Silberbestecke, Porzellan, Gläser und sogar eine Flasche Champagner. Die "Elbe" war in einem der schwersten Schiffsunglücke des ausgehenden 19. Jahrhunderts am Morgen des 30. Januar vor der niederländischen Küste von einem britischen Dampfer gerammt worden und innerhalb von 20 Minuten gesunken. Von den 354 Menschen an Bord konnten sich nur 20 retten.
Der Präsident des Tauchervereins von Scheveningen, Hermann Schoute, beschrieb den Silber- und Porzellanfund als "einen wunderschönen oxidierten Berg". Obgleich die Gegenstände noch nicht von fachkundiger Seite in Augenschein genommen worden sind, vermutete eine Mitarbeiterin des Auktionshauses Sotheby in Amsterdam, der Wert des Geschirrs werde nicht sehr hoch sein.
Der 4500 Tonnen große Unglücksdampfer war auf dem Weg von Bremerhaven über Southampton nach New York gewesen, als er 70 Kilometer vor der holländischen Nordseeküste mit dem britischen Schiff zusammenstieß.
FRANKFURT A. M., 29. Januar (AP). Zwischen dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall und der Industriegewerkschaft Metall ist Streit über ein gemeinsames Aktionspapier zum Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft entbrannt. Zwar sind sich beide Tarifparteien über die notwendigen Schritte einig, die Unternehmer haben aber einen Verzicht der Arbeitnehmer auf die im April im Osten anstehende 26prozentige Lohnerhöhung zur Vorbedingung gemacht. Die Initiative für gemeinsame Forderungen zur Industriepolitik, zur Absatzhilfe und zur Beschäftigungssicherung in der ostdeutschen Metallindustrie war im November vereinbart worden.
Eine Arbeitsgruppe hatte einen Forderungskatalog erarbeitet, in dem verlangt wird, die kommunale Investitionspauschale von fünf Milliarden Mark wiedereinzuführen, das Gemeinschaftswerk Aufbau Ost fortzuführen und die Investitionszulage für Industrieunternehmen zu verlängern. Auch für die Erhaltung der industriellen Kerne, die Sanierung von Treuhand-Betrieben und die Übernahme von Altschulden wollten sich beide Seiten einsetzen. Finanziert werden sollte das Konzept mit Umschichtungen und Einsparungen im öffentlichen Haushalt, einer Arbeitsmarktabgabe und einem Zuschlag zur Lohn-, Einkommen- und Körperschaftssteuer.
Der Hauptgeschäftsführer von Gesamtmetall, Dieter Kirchner, betonte gegenüber AP, die gemeinsamen Positionen "stehen und fallen" mit der Bereitschaft der IG Metall, eine Korrektur der Tarifverträge zuzulassen. Die Revisionsverhandlungen sind jedoch in verschiedenen Tarifbezirken - nach Sachsen und Sachsen-Anhalt am Freitag auch in Thüringen - gescheitert, die Schlichtung ist angerufen. Da kein Einigungszwang besteht, wird kaum damit gerechnet, daß der 1991 vereinbarte Stufenplan geändert wird. Kirchner sagte, wenn sich die Gewerkschaft verweigere, werde sich die Wirtschaft nicht für die Vorschläge engagieren.
Die IG Metall bedauerte, daß die Arbeitgeber "als richtig erkannte Forderungen zur Eindämmung der Beschäftigungskatastrophe in Ostdeutschland nur dann nach außen vertreten" wollen, wenn Arbeitnehmer auf Lohn verzichten.
BERLIN, 29. Januar (AP). Die Gehälter der rund 27 000 Beschäftigten im Bankgewerbe der neuen Bundesländer steigen in diesem Jahr stufenweise auf bis zu 85 Prozent des Westtarifs. Darauf verständigten sich Arbeitgeber sowie die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) in vierter Runde am Donnerstag in Berlin.
Der bis 31. Januar 1994 abgeschlossene Tarifvertrag enthält für Januar eine Einmalzahlung von 350 Mark. Ab 1. Februar steigen die Gehälter von derzeit 70 bis 75 Prozent des Westniveaus auf 75 bis 80 Prozent. Am 1. Juni folgt eine Erhöhung auf 78 bis 82 Prozent, am 1. November eine weitere Anhebung auf 82 bis 85 Prozent. Außerdem wurde eine Altersabfindung für Beschäftigte vereinbart, die aus betriebsbedingten Gründen ausscheiden. Die vermögenswirksamen Leistungen werden ab 1. November von 26 auf 52 Mark monatlich verdoppelt.
WIEN, 29. Januar (AP). Das Atomkraftwerk nahe der armenischen Hauptstadt Eriwan ist nach Ansicht der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) derzeit nicht außer Kontrolle. IAEO-Sprecher Hans Friedrich Meyer widersprach damit am Freitag in Wien anderslautenden Warnungen der armenischen Regierung. Meyer sagte: "Dies ist nicht Tschernobyl." Ein atomarer Störfall sei trotz des fast vollständigen Stromausfalls in Armenien mit relativ einfachen Mitteln vermeidbar, sagte Meyer.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) sagte in Bonn, der Vorgang werfe ein besorgniserregendes Schlaglicht auf die Sicherheit der Reaktoren in Südost- und Osteuropa. Im Fall des knapp 30 Kilometer von Eriwan entfernten Kraftwerks sei aber in absehbarer Zeit keine größere Gefährdung zu erwarten.
Das Atomkraftwerk aus zwei Druckwasserreaktoren des sowjetischen Typs WWER-440 (Greifswald-Typ) war nach dem Erdbeben im Dezember 1988 vorsichtshalber abgeschaltet worden. Seither benötigt es Strom zur Kühlung der Brennelemente, weil Kühlwasser nachgepumpt werden muß. Infolge der Explosion einer Gaspipeline im benachbarten Georgien Ende vergangene Woche war die Stromversorgung zusammengebrochen. Am Freitag abend konnte eine Notpipeline angeschlossen werden. Die Reparaturarbeiten an der Hauptleitung werden voraussichtlich bis Februar dauern. Hilfsprogramm für Ural
Die russische Regierung will 11,7 Milliarden Rubel (fast 20 Millionen Mark) für Hilfsmaßnahmen in einer Region im Ural aufwenden, die durch jahrelange Verstrahlung aus einer Atomwaffenfabrik schwer geschädigt worden ist. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Itar- Tass. Ein entsprechender Gesetzentwurf werde dem Obersten Sowjet zugeleitet.
Ein Kurzschluß in einem Transformator führte zur Abschaltung eines Atomreaktors in der Südukraine, meldete Itar- Tass. Bei dem Zwischenfall sei keine radioaktive Strahlung ausgetreten.
Comics haben in Hamburg ein Zuhause gefunden. Was vor zehn Jahren noch keiner der eher als unterkühlt geltenden Stadt zugetraut hätte, bestreitet heute niemand mehr, der sich in der Comic- Szene auskennt: In der Hansestadt spielt sich fast alles ab, was die deutsche Comic-Landschaft auszeichnet. "Die Szene hat sich enorm entwickelt, ohne sie geht nichts mehr", stellt Matthias Foster vom Carlsen-Verlag, an der Spitze unter den deutschen Comic-Häusern, zufrieden fest.
Daß das einst so stiefmütterlich behandelte Genre sich gerade dort so gut entwickelt hat, hat einen einfachen Grund. "Hamburg ist die Stadt mit den meisten Verlagen und Zeitschriften und unzähligen Werbe- und Marketing-Agenturen. Wenn es einen Markt gibt, dann hier", sagt Foster. Inzwischen haben sich um die 40 Profi-Zeichner in Hamburg angesiedelt, die die Stadt, wie manche sagen, "nie im Leben" verlassen würden. Der gebürtige Hamburger Ulf Harten etwa, der die Stadt mit ihren Schrebergärten, dem Hafen und den schrillen Kneipen "schlichtweg befruchtend" findet, oder Wolfgang Sperzel, der aus Darmstadt dorthin zog und sich für seinen Comic "Rast(h)aus" von seiner alternativ geprägten Wohnumgebung inspirieren ließ.
So richtig angefangen hatte alles mit der legendären Ausstellung "Krk" in einer kleinen Hamburger Underground- Galerie Mitte der 80er Jahre, bei der erstmals Arbeiten bedeutender Zeichner versammelt waren. Es folgten Videoshows, Live-Auftritte, Gesprächsrunden und 1990 endlich auch zwei internationale Comic- Ausstellungen. Spezielle Fördervereine wie der "Verein Neunte Kunst" oder die "Initiative Comic" (INC) kümmern sich inzwischen um die Kultur der Bildergeschichten, zweimal im Jahr pilgern sammelwütige Fans zu Tausenden an die Comic-Börse an der Universität, und seit bald anderthalb Jahren behauptet sich unverdrossen eine Comic-Galerie in der Stadt. In unregelmäßigen Abständen erscheint seit sechs Jahren auch das Comic-Magazin "Reddition", das den internationalen Comic "als Medium und nicht als Markt" dokumentiert, wie Herausgeber Volker Hamann betont. Sogar die Wissenschaft hat sich inzwischen des Themas angenommen: Nur in Hamburg gibt es seit gut zwei Jahren die von Studenten gegründete "Arbeitsstelle für graphische Literatur" (ARGL), die gerade dabei ist, eine deutschsprachige Comic-Bibliothek zusammenzutragen. Auf fast 10 000 Titel ist die Sammlung schon angewachsen. Es gab viel nachzuholen.
Der Nachholbedarf in diesem Genre war enorm. Erst von den Nazis für Propagandazwecke benutzt dann Mitte der 30er Jahre verboten, geriet die Bildgeschichten-Kunst in Deutschland ins Abseits und etwa im Vergleich zu Frankreich und Belgien in einen schier unaufholbaren Rückstand. Vom Ruch der "Literatur für Analphabeten", wie es Kindlers Literaturlexikon noch 1968 formulierte, konnten sich die gezeichneten Geschichten nur langsam befreien. Erst in den 50er Jahren wurden die ersten Micky- Maus-Heftchen aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt, und es dauerte bis Ende der 70er Jahre, bis auch deutsche Zeichner sich allmählich mit einer eigenständigen Comic-Kunst im Lande etablieren konnten.
Inzwischen boomt die Szene in Hamburg, das Geschäft blüht, das Interesse wächst, und seit 1986 kümmert sich sogar eine Agentur professionell um die Vermittlung von Aufträgen an die Comic- Künstler. Die Themen sind vielfältig und umfassen die Bukowski-Adaptationen von Matthias Schultheiss ebenso wie die Science-Fiction-Geschichte "Das Seegurken-Prinzip" von Ulf Harten.
In diesem Jahr erreicht der Enthusiasmus der engagierten Comic-Fans einen neuen Höhepunkt: Von Mai an organisiert der Verein "Neunte Kunst" abwechselnd mit Erlangen alle zwei Jahre einen Comic-Salon mit zahlreichen Ausstellungen. Und im Oktober lädt Hamburg auf Initiative der ARGL zum ersten internationalen Comic-Kongreß Deutschlands. 17 Wissenschaftler haben bereits zugesagt - es fehlen nur noch die Sponsoren.
ANIKA VON GREVE (dpa)
HALLE, 28. Januar (dpa). Generalbundesanwalt Alexander von Stahl hält die rechtsextremistische Gefahr noch lange nicht für gebannt. Dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express sagte von Stahl mit Blick auf den Möllner Anschlag, bei dem drei Türkinnen getötet wurden: "Nach Mölln haben sich die Rechtsradikalen erst einmal verkrochen." Die Verbote der rechtsextremen Nationalistischen Front (NF) und der Deutschen Alternative (DA) hätten Wirkung gezeigt. Dennoch sei die Angst vor einer sogenannten Überfremdung nach wie vor sehr groß.
MELBOURNE, 28. Januar (dpa). Monica Seles und Steffi Graf werden am Samstag in Melbourne um Titel bei den Australian Open spielen. Steffi Graf erreichte am Donnerstag mit einem 7:5, 6:4 über die Spanierin Arantxa Sanchez-Vicario das Finale. Monica Seles siegte mit 6:1, 6:2 über Gabriela Sabatini. (Siehe auch Sportteil)
Ravensburg
ARGENBÜHL, 28. Januar (dpa). Bei einem Explosionsunglück sind am späten Mittwoch abend im Schützenhaus von Argenbühl-Siggen bei Ravensburg fünf Personen ums Leben gekommen. Fünf weitere wurden verletzt.
Nach ersten Angaben der Polizei war während eines Übungsschießens aus ungeklärter Ursache der Teppichboden bei den Schießständen in Brand geraten. Mitglieder des Schützen- und historischen Feuerwaffenvereins Seltmans/Sibratshofen versuchten das Feuer zu löschen. Dabei kam es auf dem Schießstand plötzlich und unvermittelt zu einer explosionsartigen Verpuffung mit verheerenden Folgen: Fünf Vereinsmitglieder im Alter von 32 bis 44 Jahren wurden getötet und fünf weitere verletzt, zwei davon schwer.
Das Feuer konnte dann sehr schnell von der am Unglücksort eingetroffenen Feuerwehr unter Kontrolle gebracht werden. Der Sachschaden wird auf etwa 100 000 Mark geschätzt.
HAMBURG, 28. Januar (dpa). Zollfahnder haben im Hamburger Hafen 6,5 Tonnen Marihuana sichergestellt. Das Rauschgift, dessen "Marktwert" der Hamburger Zoll auf etwa 55 Millionen Mark schätzt, wurde in einem aus Nigeria kommenden Frachter gefunden und sollte nach Polen geliefert werden.
Weitere Ermittlungen im In- und Ausland hätten zur Festnahme von drei Verdächtigen geführt, teilte der Zoll am Donnerstag morgen in Hamburg mit. Der Fund zählt zu den größten in Deutschland jemals sichergestellten Mengen dieser Droge.
Rauschgiftfahnder von Polizei und Zoll hatten diesen Angaben zufolge bereits im November vorigen Jahres einen Tip bekommen, daß in zwei aus dem westafrikanischen Hafen Warri kommenden Containern mit Ziel Polen anstelle der in den Papieren angegebenen "Möbel und Möbelteile" Rauschgift sei. Da die Behälter bis Ende Dezember nicht abgeholt worden waren, öffneten Zollfahnder beide Container. Hinter Holzbohlen fanden sie 95 Eisenfässer mit insgesamt 6500 Kilo in Plastikbeutel verpacktes Marihuana.
Anfang Januar wurden zwei 42 und 37 Jahre alte Polen in Hamburg festgenommen, als sie die Container abholen wollten. Gegen beide erging Haftbefehl. Der mutmaßliche Empfänger des Rauschgiftes, ein 37jähriger Niederländer, wurde am 19. Januar in Jelenia Gora (Hirschberg) festgenommen. Er sitze in Auslieferungshaft, heißt es in der Mitteilung des Hamburger Zolls.
SAN FRANCISCO, 28. Januar (dpa). US-Präsident Bill Clinton will die lesbische Verwaltungsdirektorin Roberta Achtenberg (42) aus San Francisco zur stellvertretenden Ministerin für Wohnwesen und Chancengleichheit machen. Das berichtete am Mittwoch die in San Francisco erscheinende Zeitung "Examiner". Die offen als Lesbierin auftretende Verwaltungsbeamtin (Bild: AP) habe das Angebot angenommen und bereits alle notwendigen personellen Überprüfungen absolviert. Falls ihre Kandidatur vom US-Senat gebilligt würde, wäre Roberta Achtenberg in der Clinton-Administration die höchste Beamtin mit offen homosexuellem Hintergrund. Frau Achtenberg arbeitet seit 1990 an führender Stelle in der Verwaltung in San Francisco und wäre in ihrer neuen Position Vorgesetzte für 700 Angestellte.
AMBERG, 28. Januar (dpa). Ein Brand in einem historischen Gebäudekomplex im oberpfälzischen Amberg hat am Donnerstag morgen eine Kapelle total zerstört. Ein Internat mußte evakuiert werden. Menschen wurden nicht verletzt. Der Schaden liegt nach ersten Schätzungen der Polizei bei drei bis vier Millionen Mark. Das Feuer war aus bisher unbekannter Ursache kurz nach Mitternacht im Aufenthaltsraum des Internats ausgebrochen. An dem "riesigen Gebäudekomplex", so ein Polizeisprecher, wurde ein Flügel stark beschädigt. In dem 40 Meter langen und 20 Meter breiten Gebäudeteil brach die Decke teilweise durch. Der Dachstuhl verbrannte vollständig. Inventar wurde durch Löschwasser stark in Mitleidenschaft gezogen.
Steffi Graf fordert Monica Seles im erwarteten Finale von Melbourne. Wenn am kommenden Samstag von 03.00 Uhr MEZ an die beiden besten Tennis-Spielerinnen der Gegenwart aufeinandertreffen, dann geht es nicht nur um den begehrten Titel der Australian Open und um das Preisgeld von 410 00 Dollar. "Dann wird auch darüber neu verhandelt, wer gegenwärtig die Beste ist", so der deutsche Federationcup-Kapitän Klaus Hofsäß. Steffi Graf und Monica Seles vereinen beim Nonplusultra des Frauen-Tennis 99 Turnier-Siege, darunter 18 Grand Slam-Titel, auf sich, zusammen haben sie 17 364 066 Dollar an Preisgeld gewonnen. "Ich weiß, daß ich die Möglichkeit habe, sie zu schlagen", sagt Steffi Graf.
Macht die 23 Jahre alte Brühlerin in ihrem 18. Finale eines Grand Slam-Turniers das Sieg-Dutzend voll, dann wäre sie in ihrer am 18. Oktober 1982 begonnenen einzigartigen Profi-Karriere wieder an einem Schnittpunkt angelangt: Sie könnte schon in der nächsten Woche mit einem Turnier-Sieg in Tokio wieder die Nummer eins der Rangliste werden. Diese am 16. August 1987 gewonnene Vorrangstellung hatte Steffi Graf am 10. März 1991 an die vier Jahre jüngere Rivalin eingebüßt.
Gemessen an den Halbfinal-Leistungen vom Donnerstag, muß Monica Seles als leichte Favoritin für dieses Finale der Superlative gelten. Die Jugoslawin beeindruckte bei ihrem 6:1, 6:2 über die Weltrang- listen-Dritte Gabriela Sabatini (Argentinien) mit ihrem Power-Tennis von der Grundlinie aus; in den 53 Spielminuten unterliefen ihr lediglich elf leichte Fehler.
Steffi Graf mußte 37 Minuten länger spielen, ehe ihr 7:5, 6:4-Erfolg über die kleine Spanierin mit dem großen Kämpferherzen, Arantxa Sanchez-Vicario, feststand. Der Brühlerin unterliefen laut offizieller Statistik 30 leichtere Fehler. Sie ließ nach einem schnellen 2:0 einen 2:4- und 3:5-Rückstand zu und zeigte bei einer 5:2-Führung im zweiten Satz ebenfalls Konzentrationsschwächen.
Trotz dieses etwas unterschiedlichen Eindrucks glaubt Steffi Grafs Trainer Heinz Günthardt, daß die Chanchen "50:50 stehen. Steffi liegt athletisch bei 100 Prozent ihrer Möglichkeiten, spielerisch ist noch eine Steigerung drin. Und jeder hat beim Sabatini-Spiel gesehen, wie gut Monica Seles drauf ist", so der Schweizer. Hofsäß meint: "Steffi und Monica spielen gegenwärtig ihr bestes Tennis. Das Spiel ist völlig offen. Sicher ist nur, es wird eine ganz schöne Prügelei geben."
Sie wird auf einem mittelschnellen (Kunststoff-)Boden stattfinden, den Hofsäß für "neutral" hält. Auf der langsameren Asche hatte Monica Seles im letzten Jahr in Paris im dramatischen dritten Finale-Satz mit 10:8 gewonnen, auf dem schnellen Rasen von Wimbledon war dann Steffi Graf mit 6:2, 6:1 deutlich überlegen gewesen. Die Statistik der neun direkten Duelle spricht mit 6:3 für Steffi Graf. Doch das besage gar nichts, meint diese: "Am Samstag ist wieder ein ganz anderer Tag."
Auch Monica Seles wollte sich nicht festlegen: "Steffi spielt wieder großes Tennis. Sie ist eine so große Athletin. Alles ist möglich." Gabriela Sabatini sieht einen kleinen Vorteil bei der Jugoslawin ("Sie ist nur ganz schwer zu schlagen"), Arantxa Sanchez-Vicario neigt wohl etwas mehr zu Steffi Graf ("Sie ist wieder ganz die Alte"). Einig sind sich beide Verliererinnen des Donnerstags: "Am Samstag wird dem Damen-Tennis eine große Stunde schlagen." dpa Arthur Ashe-Tag in Melbourne
Zum "Arthur Ashe-Tag" haben die Veranstalter der Australian Open in Melbourne den Halbfinaltag am Freitag erklärt. Damit soll die Unterstützung der Organisatoren für die "Arthur Ashe-Stiftung" zum Ausdruck gebracht werden, nachdem der frühere amerikanische Tennis-Star im letzten Jahr das Hilfswerk für an Aids erkrankte Menschen ins Leben gerufen hatte.
Der dreimalige Grand-Slam-Turniersieger Ashe ist selbst seit einer Bluttransfusion während einer Herzoperation 1992 mit dem HIV-Virus infiziert. Bereits im bisherigen Verlauf der Australian Open hatten die Spieler mit Logos auf ihren Hemden die Ashe-Stiftung unterstützt. "Wir sind stolz darauf, den Kampf der internationalen Tennisgemeinde gegen Aids mit zu unterstützen", erklärte der australische Verbandspräsident Geoff Pollard. sid
MOSKAU, 28. Januar (dpa/AP). 16 Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas stehen nach Erkenntnissen der russischen Auslandsaufklärung kurz vor der Nutzung von Massenvernichtungswaffen.
Das sagte der Chef der russischen Auslandsaufklärung, Jewgeni Primakow, am Donnerstag in Moskau. Er nannte unter anderem Irak, Iran, Nordkorea, Argentinien, Brasilien, Indien und Pakistan. Seiner Einschätzung nach sind die internationalen Kontrollen gegen die Verbereitung biologischer, chemischer und atomaren Waffen nicht ausreichend.
Primakow zeichnete ein düsteres Bild von den ökologischen Folgen bei der Herstellung von Massenvernichtungswaffen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Seinen Angaben zufolge sind vier Millionen Quadratkilometer unbewohnbar durch radioaktive Verseuchung.
Ex-US-Verteidigungsminister Robert McNamara hat sich für die Wiederherstellung einer atomwaffenfreien Welt ausgesprochen. Er sprach in Washington bei einem Forum des Amts für Technologiekunde. McNamara sagte, außer den Ländern, die bekanntermaßen über Kernwaffen verfügten, gebe es noch mindestens drei - Israel, Indien und Pakistan - die in der Lage wären, im Handumdrehen eine Nuklearwaffe zu bauen.
INNSBRUCK, 28. Januar (dpa). Zwei schwedische Touristen sind die ersten Lawinenopfer dieser Saison in Tirol. Die beiden aus Göteborg stammenden Skiläufer, eine 19jährige und ein 21 Jahre alter Mann, waren am Mittwoch im Skigebiet von St. Anton am Arlberg verschüttet worden. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete, starben sie nach der Einlieferung in die Uniklinik von Innsbruck. Die Schweden waren mit drei anderen Skifahrern bei schlechter Sicht und starkem Schneefall auf einem Hang außerhalb der gesicherten Piste gefahren. Vermutlich hatten sie dabei ein Schneebrett losgetreten. Die anderen Mitglieder der Gruppe blieben unverletzt.
MAINZ, 28. Januar (dpa). Eine Mutter, die an einer stationären medizinischen Rehabilitation teilnimmt, hat keinen Anspruch auf eine Haushaltshilfe für ihr volljähriges behindertes Kind. Diese Entscheidung traf das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz in Mainz in einem am Donnerstag veröffentlichten Grundsatzurteil. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Sache hat das Gericht die Revision zum Bundessozialgericht in Kassel zugelassen (Az: L 2 I 205/91). Nach Auffassung der Mainzer Richter sehen die gesetzlichen Bestimmungen die Übernahme solcher Kosten für volljährige Personen generell nicht vor. Sie wiesen damit die Klage einer Frau gegen die Landesversicherungsanstalt (LVA) Rheinland-Pfalz in Speyer ab.
WIESBADEN, 28. Januar (dpa). Die Zahl der Verkehrsunfälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr gestiegen, dabei kamen jedoch weniger Menschen ums Leben als im Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte, ereigneten sich von Januar bis November 1992 insgesamt 2,17 Millionen Unfälle und damit 2,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Verkehrstoten sank dagegen um fünf Prozent auf 9840. Verletzt wurden 472 012 Personen, 0,7 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 1991.
ARGENBÜHL, 28. Januar (dpa). Bei einer Explosion im Schützenhaus sind am späten Mittwoch abend im baden- württembergischen Argenbühl-Siggen im Kreis Ravensburg fünf Menschen ums Leben gekommen und fünf verletzt worden. Laut Polizei sind die Opfer zwischen 32 und 44 Jahre alt. Unter den drei Schwerverletzten ist ein Ehepaar.
Im Schützenhaus des "Schützen- und historischen Feuerwaffenvereins Seltmanns-Sibratshofen" hatten 13 Vereinsmitglieder am Abend ein Übungsschießen mit großkalibrigen Waffen (Kaliber 38) veranstaltet. Dabei war aus ungeklärter Ursache der Teppichboden bei den Schießständen in Brand geraten. Beim Versuch, das Feuer zu löschen, kam es plötzlich und unvermittelt zu einer explosionsartigen Verpuffung mit verheerenden Folgen.
Nach der Explosion geriet der in einem früheren Kellergewölbe eines Schuppens angelegte Faustfeuerwaffenstand in Brand. Das Feuer konnte jedoch von den rasch am Unglücksort eingetroffenen Feuerwehren unter Kontrolle gebracht werden. Der Schuppen über dem Schützenheim blieb weitgehend unversehrt. Da sich giftige Dämpfe gebildet hatten, konnten die Einsatzkräfte zunächst nicht ins Innere des Schießstandes gelangen.
Zur Klärung der Unglücksursache und -umstände hat am Donnerstag morgen ein Brand- und Sprengstoffsachverständiger des Landeskriminalamts Stuttgart die Ermittlungen aufgenommen. Zugleich sollen die Leichen obduziert werden. Experten vermuten Pulverrückstände als Unglücksgrund. Bei Schießständen gibt es strenge Auflagen. Höchst gefährlich ist Schwarzpulver, das in geschlossenen Schießständen nicht verwendet werden darf. Selbst bei der üblichen Nitromunition setzen sich je 100 Schuß 3,6 Gramm Pulver ab.
Nicht nur die Zulassung von Schießanlagen wird mit strengen Auflagen verknüpft, sondern auch auch der Betrieb. In den geschlossenen Raumschießanlagen, die sich gegenüber den früher üblichen Schießständen im Freien durchgesetzt haben, setzen sich bei jedem Schießen die im Pulverdampf enthaltenen feinsten Schwebstoffpartikel ab. Bei kurzläufigen Waffen können bis zu 7,5 Prozent, bei langläufigen bis zu zwei Prozent unverbrannte Pulverreste aus dem Rohr treten, die sich auf dem Boden und an den Wänden ablagern.
BONN, 28. Januar (AP/Reuter/KNA/ dpa). Mit heftiger Kritik haben die Koalitionsparteien auf die Stellungnahmen führender Sozialdemokraten zu ihrem Finanzkonzept für den "Solidarpakt" reagiert. CDU-Generalsekretär Peter Hintze sagte am Donnerstag in Bonn, die "peinliche" Präsentation von Gegenvorschlägen durch den stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine am Vortag habe vor allem deutlich gemacht, daß die Opposition über kein gleichwertiges Gegenkonzept zu dem der Regierungskoalition verfüge.
Konkrete neue Sparvorschläge, die die spürbare Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bewirken könnten, fehlten bei der SPD völlig, sagte Hintze. Er forderte SPD-Chef Björn Engholm auf, schnellstens einen substantiellen Beitrag zum "Solidarpakt" vorzulegen.
Die SPD hatte vor allem verlangt, auf Kürzungen im Sozialbereich zu verzichten und sich auf ihr finanz- und wirtschaftspolitisches Konzept vom Parteitag im November berufen. Sie verlangte eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende, eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte, ein ökologisches Steuersystem sowie ein auf zehn Jahre angelegtes Zukunftsinvestitionsprogramm für den Aufbau Ost. Einzelheiten sollen aber noch ausgearbeitet werden.
Der neue Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Michael Glos, forderte, es müsse endlich Schluß damit sein, "vermeintlichen Gerechtigkeitslücken nachzujagen". Dies sei ein "sozialistisches Horrormärchen" angesichts der Tatsache, daß 70 Prozent des Gesamtaufkommens der Lohn- und Einkommensteuer in Deutschland von 28 Prozent der Steuerpflichtigen mit dem höchsten Einkommen erbracht werde.
Unmut über die von Lafontaine vorgestellten Absichten kam auch aus Kreisen der SPD und der SPD-Bundestagsfraktion. Diesen Informationen zufolge wurden Lafontaine am Vortag bei den Beratungen der SPD-Spitze mangelnde Abstimmung und eine falsche Gewichtung angekreidet. Die Ost-SPD bemängele, der Aufbau Ost stünde nicht genug im Vordergrund. Sozialpolitiker hielten Vorstellungen für unausgereift, die Sozialversicherungsbeiträge zu senken, um mit den freiwerdenden Mitteln direkt den Aufbau in den neuen Ländern zu beschleunigen.
Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Hans-Ulrich Klose, bekräftigte, seine Partei werde auch in Zukunft über Einsparungen bei Sozialleistungen nicht mit sich reden lassen. Nach der Konferenz der Vorsitzenden der Landtagsfraktionen in Schwerin bezeichnete Klose Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Mietzuschüsse als tabu. Über alle anderen Einsparungen könne mit der SPD gesprochen werden.
Der Bundesrats-Finanzausschuß votierte gegen wichtige Elemente der von der Koalition geplanten Unternehmensteuerreform. Mit neun gegen sieben Stimmen beschloß die SPD-Ländermehrheit, insgesamt am Spitzensatz der Einkommensteuer von derzeit 53 Prozent festzuhalten. Der Regierungsentwurf zum Standortsicherungsgesetz sieht dagegen vor, den Spitzensatz der Einkommensteuer zugunsten der gewerblichen Einkünfte auf 44 Prozent zu senken.
(Weitere Berichte Seite 3 und 4)
KIOTO, 28. Januar (dpa). Der Computer macht's möglich: Jetzt können auch Menschen miteinander telefonieren, die verschiedene Sprachen sprechen und sich eigentlich gar nicht verstehen. Forscher aus Deutschland, Japan und den USA haben am Donnerstag zum ersten Mal mit Hilfe einer solchen automatischen Übersetzung telefoniert. Nach Angaben der Wissenschaftler plauderten die Beteiligten des Instituts für Telekommunikations-Forschung in Kioto, der Carnegie- Mellon Universität in Pittsburgh sowie Experten von Siemens in München etwa 15 Minuten lang miteinander über technische Fragen und die Höhe der nationalen Telefongebühren. Dabei wurden die Worte des jeweiligen Sprechers von einem Computer simultan in die Sprache des Empfängerlandes übersetzt.
GOSLAR, 28. Januar (dpa). Scharfe Kritik am Weiterbestehen der 0,8-Promille-Grenze in Deutschland hat der Deutsche Verkehrsgerichtstag in Goslar geübt. Der Präsident des Verkehrsgerichtstages, Hannskarl Salger, und der Präsident der Deutschen Verkehrsakademie, Professor Kurt Rebmann, beanstandeten bei der Eröffnung des 31. Deutschen Verkehrsgerichtstages am Donnerstag diese Regelung für Alkohol am Steuer. Rebmann sagte: "Ich fürchte, daß die Hinnahme der Automatik des Einigungsvertrages mit 0,8 Promille nicht auf einer verkehrspolitischen Konzeption, sondern aus mangelnder Fähigkeit der Politik zu einer sachgerechten verkehrspolitischen Entscheidung binnen angemessener Frist beruht."
MÜLHAUSEN, 28. Januar (dpa). Neun Jugendliche im Alter zwischen 16 und 17 Jahren sind als mutmaßliche Schänder von 58 Grabsteinen moslemischer Soldaten im elsässischen Mülhausen gefaßt worden. Sie wurden dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Nach Gerichtsangaben von Donnerstag aus Mülhausen haben die Gymnasiasten die Tat vom November zugegeben, die sie "aus einer Bierlaune heraus nach einer Party" begangen hätten. Zwei von ihnen, die als Militärfans bekannt waren, seien als Anführer aufgetreten. Alle Schüler wurden auf freien Fuß gesetzt.
BERLIN, 29. Januar (dpa/AP). Der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker hat bei der Berliner Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) und den Krebsspezialisten Professor Peter Neuhaus erstattet. Justizsprecher Bruno Rautenberg teilte am Freitag mit, Honecker werfe Neuhaus den Bruch der ärztlichen Schweigepflicht und der Senatorin Anstiftung dazu vor.
Nach Angaben von Honeckers Anwalt Wolfgang Ziegler hatte der 80jährige, der sich in Chile aufhält, seinen Verteidigern die Vollmacht erteilt, Strafanzeige zu stellen.
Hintergrund ist ein Gespräch Honekkers mit Neuhaus am 13. Januar. Der Mediziner hatte Honecker mitgeteilt, daß er dessen Leberkrebs für operabel hält. Der Professor habe dann die Senatorin angerufen und ihr von dem Gespräch berichtet, sagte der Anwalt. Das sei ein Bruch des ärztlichen Vertrauensverhältnisses zu Honecker gewesen.
Limbach habe sich aus Sicht Honekkers strafbar gemacht, weil sie die Angaben von Neuhaus an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet habe.
BUENOS AIRES, 28. Januar (dpa). Die Sicherheit des argentinischen Atomkraftwerks "Atucha I" ist nach Angaben der Betreiber nicht gefährdet. Die Nationale Atomenergiekommission CNEA wies Vorwürfe der Umweltschutzorganisation Greenpeace zurück, die eine sofortige Stillegung des 1974 von der Siemens- Tochter KWU fertiggestellten 350-Megwatt-Reaktors verlangt hatte. Der Meiler werde wieder angefahren, wenn die Reparatur beendet sei. Greepeace hatte berichtet, nach einem Unfall am 15. Januar sei radioaktives Gas entwichen. Das AKW müsse geschlossen werden, weil es sich in "schlechtem Zustand" befinde.
SAARBRÜCKEN, 28. Januar (dpa/Reuter). Nach einem heftigen Streit mit sechs jugendlichen Punkern ist ein 18jähriger Saarbrücker Skinhead am Mittwoch abend von einem Schuß im Gesicht verletzt worden. Laut Polizei hätten die Punker den Skinhead geschlagen und viermal beschossen. Zwei als Haupttäter in Frage kommende Jugendliche seien festgenommen worden. Die Gesichtsverletzungen des 18jährigen erwiesen sich im Krankenhaus als "nicht bedrohlich für das Augenlicht".
KUALA LUMPUR, 28. Januar (dpa). In Malaysia hat die Regierung 29 ausländische Luxusautos zweier Sultane beschlagnahmt. Den Herrschern wird vorgeworfen, die Wagen im Wert von mehreren Millionen Dollar illegal ins Land gebracht zu haben. Sie hätten weder eine Einfuhrerlaubnis gehabt noch Steuern für die Fahrzeuge entrichtet. Das teilte der stellvertretende Außenminister Abdul Ghani Othman am Donnerstag mit.
Die Sultane, deren Namen der Minister nicht nennen wollte, sollen in den illegalen Import von Luxusautos verwickelt sein. Die Aktion ist Teil einer Kampagne von Ministerpräsident Mahathir Mohamed gegen die insgesamt neun Sultane von Malaysia, die besondere Privilegien in dem Land genießen. Nach moslemisch- malaiischer Tradition stehen die Herrscher über der Verfassung und der Justiz, auch zahlen sie keine Steuern. Diese Vorrechte wollen die Abgeordneten des Parlaments von Kuala Lumpur beschneiden.
MOSKAU, 28. Januar (dpa). Insgesamt 16 Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika sind nach Erkenntnissen der russischen Auslandsspionage kurz davor, atomare, biologische oder chemische Massenvernichtungswaffen (ABC-Waffen) herstellen und einsetzen zu können. Jewgeni Primakow, Chef der russischen Auslandsaufklärung, sagte am Donnerstag in Moskau vor Journalisten: "Rußland ist nicht daran interessiert, daß immer mehr Staaten Massenvernichtungsmittel besitzen." Es war die erste Pressekonferenz in der Geschichte des sowjetischen und russischen Geheimdienstes, bei der eigene Erkenntnisse vorgelegt wurden.
Laut Primakow sind die internationalen Kontrollen gegen die Verbreitung biologischer, chemischer und atomarer Waffen oder deren Bauteile nicht ausreichend. Zu einem Export von waffenfähigem Material oder Know-how durch die Abwanderung von Atomwaffen-Experten aus der ehemaligen Sowjetunion sagte er: "Wir haben keine Erkenntnisse, auch nicht von anderer Seite."
Als mehr oder weniger fortgeschritten bei der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen sind seinen Angaben zufolge: Algerien, Argentinien, Brasilien, Chile, Ägypten, Israel, Indien, Irak, Iran, Nord- und Südkorea, Libyen, Pakistan, Syrien, Taiwan, Südafrika. Dieses Potential berge die Gefahr, daß regionale Konflikte eskalieren könnten.
Primakow zeichnete ein düsteres Bild von den ökologischen Folgen bei der Herstellung von Massenvernichtungswaffen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Seinen Angaben zufolge sind bis zu vier Millionen Quadratkilometer durch radioaktive Verseuchung unbewohnbar.
WARSCHAU, 28. Januar (dpa). Die Kampagne einiger rechtsorientierter Politiker um den früheren Ministerpräsidenten Jan Olszewski gegen Staatspräsident Lech Walesa hat erste Auswirkungen in der Regierung. Der Justizminister Zbigniew Dyka, der am Mittwoch abend von der Regierungschefin Hanna Suchoc- ka für vier Wochen in Zwangsurlaub geschickt worden war, räumte am Donnerstag seinen Schreibtisch und betraute Staatssekretär Andrzej Marcinkowski mit der Wahrnehmung der Geschäfte.
Der zur christlichnationalen Vereinigung gehörende Minister hatte das Mißfallen der Regierungschefin erregt, weil ein Staatsanwalt, der in den achtziger Jahren besonders scharf gegen Oppositionelle vorgegangen war, in ein Verleumdungsverfahren gegen den Vorsitzenden der christdemokratischen Zentrumsunion (PC) Jaroslaw Kaczynski eingeschaltet wurde.
BERLIN, 28. Januar (dpa). Eine 20 Meter hohe Stichflamme im Berliner Bezirk Kreuzberg hat am Donnerstag Anwohner in Schrecken versetzt. Das Feuer war am Vormittag nach einem Gasrohrbruch ausgebrochen. Rund 60 Feuerwehrleute und Mitarbeiter der Berliner Gaswerke verhinderten ein Übergreifen der Flammen auf ein nur fünf Meter entferntes Haus, teilte die Feuerwehr mit. Menschen wurden nicht verletzt. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt. Die Unglücksursache und die Höhe des Sachschadens waren noch unklar.
Das defekte etwa 38 Zentimeter dicke Gußrohr hatte in einer Baugrube gelegen.
NEU-DELHI, 28. Januar (AFP/dpa/ Reuter). Indien und Rußland haben sich am Donnerstag in der zwischen beiden Ländern umstrittenen Schuldenfrage geeinigt. Das versicherte Rußlands Präsident Boris Jelzin am zweiten Tag seines Staatsbesuchs in Neu-Delhi.
Aus der russischen Delegation verlautete, ein Teil der indischen Schulden in Höhe von etwa 16 Milliarden Dollar (25 Milliarden Mark) werde abgeschrieben, für den Rest ein Zahlungsziel von 45 Jahren eingeräumt. Das indische Außenministerium teilte mit, dadurch reduziere sich die Schuldenlast Indiens fast um ein Drittel. Indien hatte ursprünglich eine 60prozentige Abschreibung verlangt.
Auch sei gegenüber dem Handelsvertrag von 1978 das Verhältnis der indischen Rupie zum Rubel neu festgesetzt worden. Damals war die Rupie mit 31 gegenüber dem Rubel fixiert worden. Die neue Rate sei 20 Rupien per Rubel bei verlängerter Rückzahlungsdauer.
Jelzin kündigte nach Gesprächen mit Präsident Shankar Dayal Sharma und Ministerpräsident Narasimaha Rao eine Wiederbelebung der bilateralen Handelsbeziehungen an. Die indische und die russische Seite unterzeichneten zehn bilaterale Abkommen. Darin werden unter anderem Formen der Zusammenarbeit im Militärbereich, im Handel, der Wissenschaft, Informationstechnologie, Kultur und der Drogenbekämpfung festgelegt. Auch ein neuer russisch-indischer Freundschaftsvertrag wurde unterzeichnet. Nicht mehr vorgesehen ist darin eine Klausel, mit der sich die beiden Staaten Unterstützung im Falle eines Angriffs durch ein Drittland zugesichert hatten. "Wir wollen nicht mehr, daß sich unsere Beziehungen gegen ein drittes Land richten", sagte Jelzin mit Blick auf China.
Trotz massiven Widerstandes der USA will Rußland Indien mit Raketentechnologie versorgen. Nach Angaben eines indischen Regierungssprechers versicherte Jelzin dem indischen Premier Rao, niemand werde die vertragschließenden Parteien an einer Fortführung der Zusammenarbeit auf diesem Gebiet hindern können. Ein Vertrag im Umfang von 230 Millionen Dollar zwischen der indischen Raumfahrtbehörde und der russischen Glavkosmos über die Lieferung von Antriebssystemen für Langstreckenraketen hatte 1992 US-Sanktionsdrohungen provoziert, weil derartige Systeme nicht weiterverbreitet werden dürfen.
SINGAPUR, 28. Januar (dpa). Aus dem vor Nordsumatra bei einer Kollision havarierten dänischen Supertanker "Maersk Navigator" strömt weiter Öl in den Indischen Ozean. Inzwischen sei der Tanker ins Schlepp genommen worden, berichtete ein Sprecher des Schiffseigners, der Reederei A. P. Moeller, am Donnerstag in Singapur. In welchen Hafen das Schiff geschleppt werden soll, wollte er jedoch nicht sagen. Bisher habe der Tanker rund 22 000 Tonnen Rohöl verloren, das nun mit Chemikalien bekämpft werden solle.
Das ausgelaufene Öl hat einen 55 Kilometer langen, aber inzwischen an vielen Stellen aufgerissenen Ölteppich in Richtung der indischen Nikobaren-Inseln getrieben.Haft für Kinderhändler
BERLIN, 28. Januar (dpa). Im spektakulären Prozeß um international organisierten Kinderhandel sind am Donnerstag vom Berliner Landgericht erste Urteile gefällt worden. Ein 28jähriger Rumäne muß die Entführung eines Kleinkindes mit vier Jahren Gefängnis büßen. Sein 24jähriger serbischer Komplize wurde - ebenfalls wegen Kindesentzugs im besonders schweren Fall - zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.
Die Angeklagten hatten in der Nacht zum 10. September 1991 einen einjährigen Jungen in einem Spandauer Asylbewerberheim gestohlen und für 12 000 Mark an einen Holländer verkauft. Der Prozeß gegen den hauptangeklagten Niederländer und seine Frau geht weiter.
BERLIN (dpa/FR). Aus dem vom Bundesverfassungsgericht angeregten und mit der Bonner Regierung ausgehandelten Kompromiß zur Beilegung des Streits über den ostdeutschen Strommarkt wird vorerst nichts. Die brandenburgische Stadt Spremberg und mindestens drei Kommunen in Thüringen wollen ihre Verfassungsbeschwerde aufrechterhalten. Kurz vor Weihnachten hatten sich Vertreter der klagenden 164 Kommunen in den neuen Ländern und die West-Konzerne RWE, Preussenelektra und Bayernwerk unter Vermittlung der Bundesregierung auf "Grundsätze zur Gründung von Stadtwerken" geeinigt. Diesem Kompromiß, der sich an Vorgaben des Verfassungsgerichts orientierte, sollten alle Beteiligten bis 31. Januar zustimmen. Nach Angaben der Karlsruher Richter muß die Klage verhandelt werden, wenn auch nur eine Kommune an ihr festhält.
Die Stadtverordnetenversammlung im brandenburgischen Spremberg hat sich nach Angaben ihres ersten Beigeordneten Frank-Michael Schober bereits am 20. Januar gegen den Vergleich ausgesprochen. Schober deutet aber ein Einlenken an, wenn der Vorschlag noch zugunsten der Kommunen verbessert werde. Sein Inhalt in Kurzfassung: Die Ost-Gemeinden dürfen Stadtwerke gründen und erhalten dafür die nötigen örtlichen Einrichtungen übertragen, verzichten aber auf ihre Minderheitsbeteiligungen an den 15 regionalen Stromversorgern.
WAIBLINGEN, 29. Januar (dpa). In Baden-Württemberg werden erstmals Notruftelefone an den Straßen erprobt, die bei Benutzung automatisch den genauen Standort des Hilferufenden angeben. Initiator ist die Björn-Steiger-Stiftung, eine Privatorganisation, die von dem Architekten-Ehepaar Steiger nach dem Unfalltod seines kleinen Sohnes Björn gegründet worden war. Der Vorsitzende der Stiftung, Siegfried Steiger, startete am Donnerstag den bis zu sechswöchigen Versuch mit 72 umgerüsteten Notruftelefonen im Rems-Murr-Kreis. Laut Steiger sollen in rund eineinhalb Jahren über 1500 Notruftelefone, zunächst in Baden- Württemberg, nachgerüstet sein.
MONS, 28. Januar (dpa). Das NATO- Hauptquartier Europa in Mons (Belgien) hat am Donnerstag offiziell bestätigt, daß während des Golf-Krieges Awacs-Flugzeuge mit deutschen Soldaten an Bord den Luftraum über der Ost-Türkei überwachten. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, dieser Auftrag an Bord der fliegenden Radarstationen sei Teil der Maßnahmen zum Schutz der Türkei gewesen. In Bonn wird derzeit heftig diskutiert, ob deutsche Soldaten im Falle militärischer Aktionen in Ex-Jugoslawien an Bord der Awacs- Flugzeuge bleiben dürfen.
FRANKFURT A. M., 29. Januar (dpa). Teure Hautcremes enthalten nach den Erkenntnissen des Öko-Test-Magazins meist wenig wertvolle Inhaltsstoffe. Bei einer Untersuchung von 20 Produkten der gehobenen Preisklasse (84 bis rund 283 Mark je 100 Milliliter) sei dagegen häufiger als in sogenannten Billigprodukten das vermutlich krebserregende Formaldehyd gefunden worden, heißt es in der Februar-Ausgabe des Magazins. Die aufwendig verpackten Cremes enthielten bis zu 80 Prozent Wasser und aus Erdöl gewonnene Wachse und Öle. Angebliche "Wundersubstanzen" gegen Falten wie Liposome oder Collagen könnten gar nicht in tiefere Hautschichten vordringen. Beim Kauf von Hautcremes sollten Verbraucher auf natürliche Öle wie Avocado oder Jojoba achten.
Eishockey-Bundestrainer Ludek Bukac gab sein 24köpfiges Aufgebot für den "Nissan"-Cup vom 1. bis 8. Februar bekannt. Danach stellt der BSC Preussen Berlin mit sechs Aktiven die meisten Spieler. Einziger Akteur aus der zweiten Liga ist Ron Fischer vom SB Rosenheim.
Vier statt der ursprünglich gewünschten sechs Akteure stellt der Kölner EC nach einer Einigung mit dem Verband ab. Der Klub hatte von Wettbewerbsverzerrung gesprochen und darauf hingewiesen, daß die Düsseldorfer EG nur zwei Spieler zu dem Turnier schicken muß. dpa
Das Aufgebot: Torwart: Heiss (Kölner EC), Merk (Preussen Berlin); Verteidiger: Lukes (ESV Kaufbeuren), Fischer (SB Rosenheim), Kienass, Meyer (beide EC Ratingen), Mayr, Pokorny (beide Köln), Thomson (Krefelder EV), Steinecker, Lehner (beide Preussen); Stürmer: Hilger, Franz, Volland (alle Hedos München), Zerwesz, Funk (beide Düsseldorfer EG), Mayer, Ustorf (beide ESV Kaufbeuren), Schinko, Jürgen Rumrich, Michael Rumrich (alle Preussen), Handrick, Hantschke (beide EV Landshut), Brandl (Köln).
2,75 Millionen von Dynamo Mit Abfindung löst sich
Fußball-Bundesligist 1. FC Dynamo Dresden hat mit dem Saarbrücker Unternehmen Sorad Einigung über ein neu gefaßtes Vertragsverhältnis erzielt. Nach Angaben von Vereinssprecher Horst Reber vereinbarten beide Seiten nach einem sechsstündigen Verhandlungs-Marathon eine vom 1. FC Dynamo Dresden an den Vertragspartner aus dem Saarland zu zahlende Abfindung von 2,75 Millionen Mark. Reber gab bekannt, daß Georg Rebmann, der Sorad-Chef, einen entsprechenden Scheck in den Gesprächen mit dem neuen Dynamo-Vorsitzenden Rolf-Jürgen Otto bekam.
Die Vereinbarung enthält neben der Abfindung die Bestimmung, daß damit sieben der acht zwischen Dynamo und Sorad bisher bestehenden Verträge erloschen sind. Als Ergebnis daraus ergibt sich laut Reber, daß dem mit rund 15 Millionen Mark verschuldeten Verein Belastungen von rund fünf Millionen Mark erspart bleiben, die bei Fortbestehen der Verträge fällig geworden wären. dpa
Die ehemalige Schwimm-Weltmeisterin Astrid Strauß bleibt international gesperrt. Das Exekutiv-Komitee des Schwimm-Weltverbandes (FINA) hat am Donnerstag auf einer Sitzung in Lausanne den Einspruch des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) gegen die 18monatige Sperre abgewiesen. Die wegen eines Doping-Vergehens suspendierte Magdeburgerin hat demnach bis Ende November 1993 keine Starterlaubnis für internationale Wettkämpfe.
Der DSV hatte die FINA aufgefordert, die Sperre bis spätestens 31. Januar 1993 aufzuheben. Bei einem Nichtbefolgen kündigte der DSV an, den Fall vor das Schiedsgericht des Internationalen Olympischen Komitees zu bringen. Der DSV hatte Astrid Strauß nach langwierigen Auseinandersetzungen für nur sechs Monate bis zum 31. Dezember 1992 gesperrt. Bei einer freiwilligen Trainingskontrolle am 10. März waren bei ihr ein außergewöhnlich hoher Testosteron/Epitestosteron-Quotient festgestellt worden. dpa
BONN, 28. Januar (dpa). Nach Ansicht der FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher ist in Bonn die "innere Zerrüttung der Regierung so weit fortgeschritten", daß ein Bruch der Koalition droht. Mit Blick auf das Ende der früheren sozialliberalen Koalition sagte sie am Donnerstag im NDR-Radio Niedersachsen: "Die Frage von 1982 stellt sich wieder." Allerdings sei es damals "nicht so schlimm" gewesen wie heute. Im Jahre 1982 habe es mit Ausnahme der Wirtschafts- und Finanzpolitik eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der Koalitionspartner SPD und FDP gegeben, meinte Hamm-Brücher. Dies sei in der gegenwärtigen Koalition nicht mehr der Fall. Außerdem habe es 1982 eine politische Alternative, eine andere Mehrheit gegeben. Auch das sei heute nicht der Fall.
BONN, 28. Januar (dpa). Der Bundessicherheitsrat hat am Donnerstag wie erwartet den Export deutscher U-Boote nach Taiwan abgelehnt. Das bestätigte Regierungssprecher Dieter Vogel der dpa auf Anfrage. Konktret sei über eine Voranfrage der Werftindustrie für den Bau von zwei U-Booten entschieden worden. Den norddeutschen Werften geht damit ein Auftrag von schätzungsweise einer Milliarde Mark verloren. Der Bundessicherheitsrat wird von Bundeskanzler Helmut Kohl geleitet. Dem geheim tagenden Gremium gehören außerdem die wichtigsten Minister des Kabinetts an, darunter der Außen-, der Finanz-, der Wirtschafts- und der Verteidigungsminister.
BONN, 28. Januar (dpa). Am Rande des Bonner Regierungsviertels haben die Ausschachtungsarbeiten für ein weiteres Regierungsgebäude begonnen. Auf dem weiträumigen Areal einer ehemaligen Autofirma an der Friedrich-Ebert-Allee entsteht ein Neubau mit einer Bürofläche von über 40 000 Quadratmetern. Den Komplex, der im nächsten Jahr bezugsfertig sein soll, wollen sich je zur Hälfte der Bundestag und das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) teilen. Errichtet wird der Neubau von einer privaten Investorengruppe. Die Bundesregierung wird die Räume anmieten.
Das BMZ, das bislang in unmittelbarer Nachbarschaft der jetzigen Baustelle untergebracht ist, soll nach den Plänen der Bundesregierung auf jeden Fall am Rhein bleiben. Nach Angaben eines Sprechers des Bundestages sollen in den neuen Räumen Teile der Verwaltung und der Fraktionen untergebracht werden. Weit entfernte Dienststellen würden dafür aufgegeben. 80 weitere Parlamentsbüros werden in Rheinnähe errichtet.
BONN, 28. Januar (dpa/AP). Sinti und Roma fordern, im Grundgesetz als Minderheit geschützt und gefördert zu werden. Bei einem Empfang von Bundespräsident Richard von Weizsäcker verwies der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, Romani Rose, am Donnerstag in Bonn auf die andauernde Diskriminierung seiner Volksgruppe. Bei dem von der Verfassungskommission beratenen Artikel zum Minderheitenschutz müßten Sinti und Roma ebenso berücksichtigt werden wie Sorben oder die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein. Die 70 000 deutschen Sinti und Roma müßten als Volksgruppe mit eigener Sprache und kultureller Identität gefördert werden.
Rose übergab dem Bundespräsidenten ein Gedenkbuch mit den Namen aller 22 000 Sinti und Roma, die von März 1943 an ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurden. 20 000 von ihnen wurden dort ermordet.
DÜSSELDORF, 28. Januar (AFP). Dem früheren Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) liegen nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden Wirtschaftswoche ein rundes Dutzend lukrativer Beschäftigungsangebote aus der Wirtschaft vor, darunter auch eines aus Saudi-Arabien. Wie das Magazin in seiner neuesten Ausgabe berichtet, überdenkt der 47jährige FDP-Politiker auf der kanarischen Insel Fuerteventura gerade seine berufliche Zukunft. König Fahd von Saudi-Arabien habe Möllemann gleich nach dessen Rücktritt angerufen und mit ihm lange über eine mögliche Tätigkeit für ein saudisches Unternehmen in Deutschland gesprochen.
Zur Person:
ALEXANDER VON STAHL, Generalbundesanwalt, hält die Gefahr von rechts noch lange nicht für gebannt, auch wenn die Zahl rechtsextremer Gewalttaten seit dem Anschlag von Mölln im November zurückgegangen sei, bei dem drei Menschen getötet worden waren. Dem Mitteldeutschen Express sagte von Stahl (Bild: AP), die Rechtsradikalen hätten sich "erst einmal verkrochen". Bis jetzt sei es allerdings auch "noch nirgends gelungen nachzuweisen, daß sich eine neonazistische Verbindung hinter den Gewalttaten verbirgt", fügte der Generalbundes- anwalt hinzu. Die Verbote der rechtsextremen Nationalistischen Front (NF) und der Deutschen Alternative (DA) hätten dennoch ihre Wirkung nicht verfehlt. (AFP)
GERHARD KÖHLER, Vizepräsident des Bundeskriminalamtes, sieht Deutschland auch wegen seiner "außerordentlich liberalen Gesetzgebung" als "Treffpunkt der Täter der Organisierten Kriminalität". Bei einem Symposium des sächsischen Justizministeriums in Dresden sagte Köhler, er habe den Eindruck, daß "wir uns im Nachkriegsdeutschland ein bißchen zuviel an individuellen Freiheitsrechten erlaubt haben". Vor allem Datenschutz "in überdimensionierter Art und Weise" behindere die Polizei massiv. (dpa)
ERIKA MÄRKE, Bundesfrauenreferentin der Grünen, hat gekündigt. Beim Zusammenschluß von Grünen und Bündnis 90, so sagte die parteilose Feministin auf Anfrage der FR zur Begründung, seien Grundlagen "grüner feministischer Politik" in Frage gestellt worden: So sei in dem am 17. Januar von beiden Organisationen in Hannover geschlossenen Vertrag vereinbart worden, ein neues gemeinsames Frauenstatut zu erarbeiten. Die Bundesfrauenkonferenz der Grünen hatte im November in einer Resolution gefordert, das Statut (wonach Frauen auf Wahllisten beispielsweise alle Plätze mit ungeraden Zahlen besetzen sollen) bei der Fusion unverändert beizubehalten. (ebo)
MARIANNE BIRTHLER, ehemalige Bildungsministerin Brandenburgs, soll Sprecherin der gemeinsamen Partei Bündnis 90/Die Grünen werden. Sie sei mit dem Vorschlag des Bundessprecherrates, als Kandidatin des Bündnis 90 einen der beiden Sprecherposten zu übernehmen, einverstanden, teilte die Bürgerbewegung mit. (dpa)
ERNST ALBRECHT, ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident (CDU), hat aufgrund einer "Panne", wie es das Bundesfinanzministerium nennt, von der Treuhandanstalt außer dem Eisenhüttenwerk Thale (Sachsen-Anhalt), für das er den symbolischen Preis von einer Mark zahlen mußte, auch das zehn Hektar große Kinder- und Erholungszentrum Güntersberge im Harz erhalten. Dessen Wert wird auf mehrere Millionen Mark geschätzt. Die Ferienanlage, die früher dem Eisenhüttenwerk gehörte, wird jetzt von einem kommunalen Verein betrieben. Das Gemeindeparlament von Güntersberge und der Kreistag von Quedlinburg hatten die Erhaltung der Anlage beschlossen. Darüber gab es auch Absprachen zwischen der Landesregierung in Magdeburg und der Treuhand, wie der Quedlinburger SPD-Bundestagsabgeordnete Eberhard Brecht berichtet. Albrecht teilte Brecht mit, er wolle die Immobilie verkaufen. Die Treuhand, in deren Vorstand von Anfang an die frühere niedersächsische Finanzministerin Birgit Breuel (CDU) sitzt, hatte Albrecht Ende 1990 zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Betriebs in Thale bestellt. Die Konditionen, unter denen er zum 1. Januar 1993 das Werk übernahm, sind nach Brechts Darstellung besonders günstig. (sp)
KURT SCHMIDT-CLAUSEN, der ehemalige Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB) und Landessuperintendent des Sprengels Osnabrück, ist in Hannover im Alter von 72 Jahren gestorben. Dies teilte die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers mit. Nach dem Studium war er zunächst Pastor in Neustadt am Rübenberge und in Wunstorf. 1959 wurde Schmidt-Clausen zum stellvertretenden Generalsekretär des LWB nach Genf berufen, bevor er den Weltbund zwischen 1961 und 1965 als Generalsekretär leitete. 1970 berief ihn der Kirchensenat der Landeskirche zum Landessuperintendenten für den Sprengel Osnabrück. (dpa)
ÖTV klagt in Karlsruhe gegen Kündigungen
KARLSRUHE, 28. Januar (AFP). Gegen ihre drohende Entlassung haben 300 Angehörige des öffentlichen Dienstes aus Ostdeutschland am Donnerstag beim Bundesverfassungsgericht Verfassungsbeschwerde eingelegt. Ihre Klage richtet sich gegen umstrittene Sonderkündigungsklauseln im Einigungsvertrag, die zum Personalabbau in ostdeutschen Behörden dienen sollten und die im vergangenen Jahr bis Ende 1993 verlängert wurden. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) unterstützt die Verfassungsbeschwerden. Nach Ansicht der ÖTV verstoßen die Klauseln gegen den Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz und gegen die Vertrauensschutzgarantie. So seien die Schutzbestimmungen des allgemeinen Kündigungsschutzgesetzes außer Kraft gesetzt worden, teilte die Gewerkschaft mit. Als Folge davon seien gerade Frauen, Alleinerziehende, Schwerbehinderte und ältere Arbeitnehmer von der Entlassung bedroht. 90 Prozent der gekündigten Kläger sind nach Gewerkschaftsangaben Frauen.
36 Prozent von ihnen seien mehr als zehn Jahre lang beim selben Arbeitgeber beschäftigt gewesen. Mehr als die Hälfte habe Unterhaltspflichten gegenüber Kindern. 21 Prozent der Betroffenen seien Alleinerziehende, Schwerbehinderte oder ältere Arbeitnehmer.
Etwa 100 000 öffentliche Bedienste müssen nach Schätzung der ÖTV wegen der Verlängerung der Sonderbestimmungen in den neuen Ländern mit ihrer Entlassung rechnen. Zu erwarten sei eine "Kündigungswelle", die "ohne jede soziale Abfederung über die Menschen hinwegfegt". Allein in Sachsen sollen es 40 000 werden, in Brandenburg 30 000 und in Sachsen-Anhalt 25 000. Von den einst 1,4 Millionen Beschäftigungsverhältnissen bei Bund, Ländern und Gemeinden in Ostdeutschland sind laut ÖTV in den vergangenen Jahren bereits 200 000 aufgelöst worden.
NEW YORK/GENF, 28. Januar (AFP/ dpa). Der UN-Sicherheitsrat hat Kroatien in der Nacht zum Donnerstag aufgefordert, die militärische Offensive gegen die Serben in der Krajina "sofort" zu stoppen. Wie der amtierende Präsident des Sicherheitsrates, der Japaner Yoshio Hatano, mitteilte, will das UN-Gremium bei Mißachtung seiner Aufforderung "neue Maßnahmen" zur Beendigung der Kämpfe vorbereiten. Der kroatische UN-Botschafter Mario Nobilo schloß dagegen einen schnellen Rückzug der kroatischen Armee von den in den vergangenen Tagen eroberten Stellungen aus und sagte, der Rückzug könne nur durch "Verhandlungen" erreicht werden. Der internationale Druck beeindrucke die Regierung in Zagreb "nicht besonders", sagte Nobilo.
UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali sagte in seinem Bericht vor dem Sicherheitsrat, der UN-Kommandant im ehemaligen Jugoslawien, General Satish Nambiar, habe bei einem Aufenthalt vor Ort festgestellt, daß es ein "extrem hohes Risiko" für eine weitere Eskalation der Feindseligkeiten gebe. Für die Verlängerung des Mandats der 16 000 UN-Soldaten, die in drei Wochen ansteht, könne dies "schwerwiegende" Folgen haben.
Ungewiß war am Donnerstag der weitere Verlauf der Genfer Bosnien-Konferenz. Die militärische Zuspitzung habe den gesamten Verhandlungsprozeß in einem gewissen Sinne unterbrochen, sagte Konferenzsprecher Fred Eckhard. Er deutete an, daß die Konferenzleiter Cyrus Vance und Lord Owen die bosnischen Serben und die Moslems etwa am Wochenende zwingen könnten, die bis dahin erreichten Ergebnisse anzunehmen oder abzulehnen. Sollte eine oder sollten beide Delegationen die Vorschläge zu den Grenzen der geplanten zehn Provinzen zurückweisen, würden sich die Präsidenten an den UN-Sicherheitsrat wenden.
In Nord- und Ostbosnien setzten serbische Verbände ihre Angriffe gegen moslemische Stellungen fort. Die Serben im Südosten Bosniens forderten nach Angaben des bosnischen Rundfunks die gesamte moslemische Bevölkerung zum sofortigen Verlassen dieses Gebietes auf. Die Kämpfe zwischen Moslems und Kroaten in Zentralbosnien flauten ab.
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen durchbrachen serbische Schiffe die Blockade auf der Donau. Nach Rundfunkberichten in Sofia hatten bulgarische Schiffahrts- und Zollbehörden den aus zwölf Schiffen bestehenden Tankerkonvoi "Kumanowo" aufgefordert anzuhalten. Statt dessen fuhren die Schiffe aber in Richtung Jugoslawien weiter. Bereits am Morgen war ein serbischer Öltanker unter Mißachtung des UN-Wirtschaftsembargos gegen Rest-Jugoslawien in Serbien eingetroffen, sagte der Sprecher der rumänischen Grenzschutzbehörden, Dragomir Horomnea.
AMMAN, 28. Januar (AFP). Das jordanische Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch mit großer Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, mit dem in Schwimmbädern eine Trennung der Geschlechter eingeführt wird. 41 von 54 Abgeordneten stimmten nach offiziellen Angaben für das Gesetz. Der Passus zur Geschlechtertrennung war auf Antrag der Moslemischen Bruderschaft eingefügt worden. Der Minister für Jugend wird nach Inkrafttreten des Gesetzes für Schwimmbäder nur noch dann Lizenzen vergeben können, wenn dort die Trennung von Männern und Frauen gewährleistet ist. Bevor das Gesetz wirksam wird, bedarf es noch der Zustimmung durch den Senat.
Clintons Absicht Lesbierin ins Kabinett
WASHINGTON, 28. Januar (AFP/AFP). US-Präsident Bill Clinton hat die Absicht, die lesbische Politikerin Roberta Achtenberg in seine Regierung zu berufen. Die 42jährige aus San Francisco soll Vize-Ministerin für Gleichberechtigung werden. Roberta Achtenberg (AP-Bild) wäre dann auch für das Wohnungswesen zuständig und damit die höchstrangige Regierungsbeamtin, deren lesbische Neigung öffentlich bekannt ist. Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Dee Dee Myers, wollte den Plan zunächst nicht bestätigen. Achtenberg hatte sich als Anwältin für die Rechte von Homosexuellen eingesetzt. Sie lebt mit der Richterin am Stadtgericht von San Francisco Mary Morgan zusammen. In dem Haushalt des Paares wohnt auch ein siebenjähriger Junge, von dem nicht bekannt ist, wer seine Mutter ist.
Der US-Präsident hat am Mittwoch abend in Washington seine Suche nach einem Kompromiß in der Frage von Homosexuellen in der Armee fortgesetzt. Bei einem Gespräch mit einer Gruppe von demokratischen Senatoren über die Modalitäten der Aufnahme Homosexueller in die Armee wurde jedoch keine Entscheidung getroffen.
Nach dem Treffen erklärte Verteidigungsminister Les Aspin, zunächst sollten die Streitkräfte angewiesen werden, Rekruten nicht mehr nach ihrer sexuellen Orientierung zu fragen. Nach sechs Monaten solle Clinton dann per Dekret das Verbot aufheben, nachdem Homosexuelle nicht in den US-Streitkräften dienen dürfen.
RIO DE JANEIRO, 28. Januar (AFP). Rund 60 000 Menschen werden in Brasilien auf dem Land zur Arbeit unter sklavenähnlichen Bedingungen gezwungen. Das sagte der Präsident der brasilianischen Anwaltskammer, Marcello Lavenere, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Rio de Janeiro. Oft würden auch Kinder von den Großgrundbesitzern zur Sklavenarbeit gezwungen. Marcello warf der brasilianischen Regierung vor, sie benötige viel zu lange, um die für die Zwangsarbeit Verantwortlichen zu bestrafen. Die polizeilichen Ermittlungen in diesen Fällen dauerten in der Regel zwischen sieben und zehn Jahren. Nur selten komme es zu einer Verurteilung der Großgrundbesitzer.
- Eigner: Mannschaft war ausreichent ausgebildet
LONDON, 28. JANUAR (afp). Die Stillegung eines Dampfkessels im Rahmen von Routinearbeiten hat am 5. Januar zu dem Unglück des Öltankers "Braer" vor den Shetland-Inseln geführt. Das berichtete die britische Zeitung "Financial Times" am Donnerstag unter Berufung auf den Eigner des Schiffes. Gegenüber der Zeitung nahm Michael Hudner, Vertreter der Firma B + H Ship Managment, die den in Liberia registrierten Tanker betreibt, gleichzeitig den griechischen Kapitän und die zum größten Teil philippinischenMannschaft in Schutz. Ihre Ausbildung sei ausreichend gewesen.
Hudner zufolge konnte der Dampfkessel, der am vierten Januar kurz vor Mitternacht stillgelegt worden war, nicht wieder in Betrieb genommen werden. Dadurch habe der Treibstoff nicht mehr erwärmt werden können, der für den Hauptmotor benötigt worden sei. Die "Braer", die vor den Shetland Inseln auf Grund lief und dabei 85.000 Tonnen Rohöl verloren hatte, habe erfolgreich mehrere Inspektionen überstanden, sagte Hudner weiter. Hudner verteidigte auch die Wahl der Route, die die "Braer" auf ihrem Weg von Norwegen nach Kanada durch den 45 Kilometer breiten Kanal zwischen den Shetland-Inseln und der Fair-Insel führte. Andere Routen seien vom Standpunkt der Sicherheit und Navigation weniger attraktiv gewesen, sagte er.
buc/ul AFP
ALGIER, 28. Januar (AFP). Drei islamische Fundamentalisten sind in den vergangenen Tagen während einer Aktion der Armee in den Bergen im Süden des Landes getötet worden. 14 weitere wurden nach offiziellen Angaben vom Donnerstag festgenommen. Zwei Männer wurden im Südwesten des Landes von einer Spezialeinheit auf der Flucht erschossen, ein weiterer im Südosten. Die Spezialeinheit nahm außerdem zwölf Mitglieder einer Fundamentalistengruppe fest. Die drei restlichen Mitglieder dieser Gruppe hatten sich vor knapp zwei Wochen bereits den Soldaten ergeben.
Unter den Festgenommenen ist auch der ehemalige Bürgermeister von Tablat, einer Stadt 80 Kilometer südöstlich von Algier. Während der Operation wurden drei halbautomatische Waffen, sowie drei automatische Pistolen, ein Revolver und selbstgebaute Granaten beschlagnahmt.
BONN, 28. Januar (AFP). Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat mehr Entscheidungsspielräume und weniger staatliche Handlungsvorgaben für die Universitäten verlangt. Ein Wettbewerb der Hochschulen untereinander könne auch zu einer Leistungssteigerung beitragen, sagte der HRK-Präsident, Professor Hans-Uwe Erichsen, am Donnerstag vor Journalisten in Bonn. Die Universitäten sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Finanzmittel je nach Leistung und Bedarf an Fakultäten und Fachbereiche zu verteilen. Dies müsse jedoch mit stärkerer staatlicher Finanzierung einhergehen.
Ebenso wie Erichsen sprach sich Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) gegen eine Verfassungsänderung aus, die die Kompetenzen des Bundes im Bildungsbereich beschneiden würde.
PHNOM PENH, 28. Januar (AFP). In Kambodscha haben sich insgesamt 20 Parteien für die Wahlen, die im Mai stattfinden sollen, eintragen lassen. Das teilte UN-Sprecher Eric Bergman am Donnerstag in Phnom Penh mit. Die Rebellen der Roten Khmer meldeten sich gemäß ihren Ankündigungen nicht für die Wahlen an. Die Frist zur Eintragung war am Mittwoch um 24 Uhr abgelaufen. Zu den bekanntesten Parteien, die sich registrieren ließen, gehören die von Prinz Norodom Sihanouk gegründete FUNCINPEC und die Buddhistische Liberal-Demokratische Partei des früheren Ministerpräsidenten Son Sann.
In Peking trat am Donnerstag unter Leitung Sihanouks der Oberste Nationalrat Kambodschas zusammen, um nach einem Kompromiß zur Organisation der Wahlen zu suchen. An dem Treffen waren die Roten Khmer durch ihren nominellen Chef Khieu Samphan vertreten.
WARSCHAU, 28. Januar (AFP). Eine Gedenktafel, die an die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkrieges der polnischen Stadt Lomza erinnern soll, ist von Unbekannten mit Farbe beschmiert worden. Das teilte die örtliche Polizei am Donnerstag mit. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden. Die Tafel befindet sich an der Stelle, wo sich im Zweiten Weltkrieg der Eingang zum jüdischen Getto von Lomza, im Nordosten Polens, befand.
HANNOVER, 28. Januar (AFP). Der von Bonner Koalition und SPD vorgelegte Entwurf für ein Begleitgesetz zur Asylrechtsänderung im Grundgesetz ist nach Ansicht des niedersächsischen Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne) im Bundesrat nicht zustimmungsfähig. Die Liste "Sicherer Herkunftsstaaten" mache deutlich, daß Verfolgte wissentlich der Unrechtspraxis in diesen Ländern ausgesetzt würden, sagte Trittin am Donnerstag in Hannover. amnesty international berichte von Repressionen und ungerechtfertigten Verhaftungen in den als "sicher" aufgelisteten Ländern Rumänien, Bulgarien, Indien und Ghana.
Besonders empörend sei das Drängen von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) und anderen Vertretern der Bonner Koalition, auch die Türkei als Nicht- Verfolgerstaat anzuerkennen.
STUTTGART, 28. Januar (AFP). Die Polizei hat bei zwei Firmen in Ulm und Geislingen 1500 Langspielplatten und 250 Compact-Discs mit rechtsextremistischen Texten beschlagnahmt. Eine Sonderermittlungsgruppe hatte am Mittwoch sieben Geschäftsräume und Wohnungen durchsucht. Aus den Texten spreche eine "nicht zu überbietende Menschenverachtung und Brutalität". Beispielsweise werde unverhüllt dazu aufgefordert, Ausländer anzugreifen und Asylbewerberheime anzuzünden. Die Beschuldigten blieben auf freiem Fuß, da weder Verdunklungs- noch Fluchtgefahr bestehe.
STRASSBURG, 28. Januar (AFP). Alarmiert über die massiven Menschenrechtsverletzungen und den zunehmenden Rassismus in Europa haben sich am Donnerstag Teilnehmer eines Kolloquiums geäußert, zu dem der Straßburger Europarat rund 300 Juristen und Experten aus mehr als 70 Ländern eingeladen hatte. Zugleich forderten sie zusätzliche Instrumente, um wirksamer als bisher gegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgehen zu können. "Die bisher zur Verfügung stehenden internationalen Mechanismen reichen nicht aus, um schnell und wirksam zu handeln", sagte der ehemalige Generalsekretär der Gefangenenhilfsorganisation amnesty international (ai), Ian Martin, unter Hinweis auf die sogenannte "ethnische Säuberung" im ehemaligen Jugoslawien.
Weitgehende Zustimmung unter den Teilnehmern fand der Vorschlag von ai, bei den Vereinten Nationen einen Hochkommissar für Menschenrechte einzusetzen. Dieser müsse allerdings ausreichende Befugnisse erhalten, um schnell und wirksam gegen Menschenrechtsverletzungen vorgehen zu können.
NEW YORK, 29. Januar (AFP). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, hat neue Vorschläge für die festgefahrenen Verhandlungen über die von Marokko annektierte Westsahara vorgeschlagen. Algerien unterstützt die Befreiungsbewegung Polisario, die seit 1976 für die Unabhängigkeit des Gebietes kämpft.
Butros-Ghali schlug dem UN-Sicherheitsrat vor, die Gespräche zwischen den Konfliktparteien sollten unter Vermittlung der UN intensiver als bisher fortgesetzt werden. Oder die UN sollten den bisherigen Friedensplan sofort umsetzen und dabei notfalls in Kauf nehmen, daß einer der Verhandlungspartner die Mitarbeit verweigert.
Bei der Ausarbeitung des UN-Friedensplanes war 1991 vereinbart worden, für eine Volksbefragung die amtliche Volkszählung der Spanier aus dem Jahre 1974 zugrundezulegen, bei der 73 200 Personen registriert wurden. Die marokkanische Regierung hatte daraufhin 17 000 bislang nicht erfaßte Personen in die Westsahara transportieren lassen, damit sie für den Anschluß an Marokko stimmten.
PARIS, 28. Januar (AFP/Reuter). Der französische Botschafter in Zaire, Philippe Bernard, ist am Donnerstag in seiner Residenz in Kinshasa erschossen worden. Wie das Außenministerium in Paris mitteilte, wurde der Botschafter von einer verirrten Kugel getroffen. Er hatte im Dezember seien Posten angetreten.
Seit dem Nachmittag wurde aus der Hauptstadt von Gefechten berichtet, die am Abend noch anhielten. Wie es hieß, randalierten Soldaten aus Protest gegen die Einführung neuer Banknoten. Sie hätten Läden geplündert und Einwohner der Hauptstadt terrorisiert.
WASHINGTON, 29. Januar (AFP). Die US-Regierung ist bemüht, nicht in eine Situation zu geraten, in der sie entscheiden muß, ob sie im Weltsicherheitsrat mit einem Veto Strafmaßnahmen gegen Israel verhindert und auf diese Weise haftbar gemacht wird für die von den UN als rechtswidrig beurteilte Deportation von rund 400 Palästinensern.
Daher hat sie mit der israelischen Regierung Verhandlungen aufgenommen, um eine Lösung zu finden, ohne den UN- Sicherheitsrat anzurufen. Dies teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, am Donnerstag in Washington mit. Zuvor hatte das Oberste Gericht Israels die Deportation für rechtmäßig erklärt.
Daraufhin forderten verschiedene arabische Staaten sowie Vertreter der Palästinenser Strafmaßnahmen der UN gegen Israel. Ein entsprechender Entwurf wird gegenwärtig von den blockfreien Mitgliedern des Sicherheitsrates diskutiert. Sollte das UN-Gremium Sanktionen beschließen, wäre dies nach den Worten des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin das Aus für den Friedensprozeß.
Boucher vermied es, direkt Stellung zu der Entscheidung des Gerichtes zu beziehen. Er betonte jedoch, daß die USA an der UN-Resolution 799 festhalten wollen, in der die sofortige Rückkehr der Deportierten gefordert wird. Zuvor hatte die US-Regierung bereits wissen lassen, daß sie sich Sanktionen gegen Israel widersetzen würde. "Wir glauben nicht, daß jetzt der rechte Zeitpunkt ist, um im Sicherheitsrat über Sanktionen zu beraten", bekräftigte Boucher am Donnerstag. Der Sprecher des Weißen Hauses, George Staphanopoulos, sagte, die Frage nach einem Veto der USA sei "hypothetisch", stelle sich also zur Zeit nicht. Über den Verlauf der Gespräche zwischen Washington und Jerusalem wurde zunächst nichts bekannt.
UN-Sanktionen gegen Israel werden den Abbruch der Nahost-Friedensverhandlungen nach sich ziehen, erklärte Rabin nach Angaben des israelischen Fernsehens. Sie würden den arabischen Staaten signalisieren, daß mit Hilfe des Sicherheitsrates Israel zu einer bestimmten Politik gezwungen werden könnte. Der Schweizer Außenminister René Felber bezeichnete gegenüber seinem israelischen Kollegen Schimon Peres die Ausweisung der Palästinenser als "schweren Verstoß" gegen die Genfer Menschenrechtskonvention.18 Zentimeter Schnee auf der Wasserkuppe
GERSFELD/WILLINGEN. Bei einer Schneehöhe zwischen 16 und 18 Zentimetern ist auf der Wasserkuppe in der Rhön Wintersport möglich. Willingen im Kreis Waldeck-Frankenberg meldet sogar 20 Zentimeter. Nach Mitteilung des Ski-Zentrums auf der Wasserkuppe können Skifahrer zum ersten Mal in diesem Winter auf Naturschnee abfahren. Auch die Loipen auf Hessens höchstem Berg sollen in den nächsten Tagen gespurt werden. Die Meteorologen erwarten bis zum Wochenende weitere Schneefälle in den Hochlagen der Mittelgebirge. lhe
Hessens Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt (SPD) hat nachdrücklich bestritten, daß es in Frankfurt oder andernorts in Hessen einen Stillstand in der Rechtspflege gebe. In einer Aktuellen Stunde des Landtags in Wiesbaden betonte die SPD-Politikerin für die Arbeit der Staatsanwaltschaft Frankfurt könne eine hervorragende Bilanz gezogen werden. Dies gelte gleichermaßen für die Bekämpfung von Korruption, organisierter Kriminalität und Gewalt auf der Straße.
Die seit Mitte der 80er Jahre stetig zunehmende Arbeitsbelastung der Justiz habe allerdings zu personellen Engpässen besonders in den unteren Besoldungsgruppen geführt, etwa bei den Schreibkräften, räumte die Justizministerin ein. Dieser Entwicklung hätte mit einer kontinuierlichen Aufstockung des Personals begegnet werden müssen, dies sei aber zumindest in der Regierungszeit der CDU/FDP-Koalition von 1987 bis '91 nicht geschehen.
Der rechtspolitische Sprecher der CDU, Christean Wagner, hatte die rot-grüne Landesregierung für die "desolaten Zustände" bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft verantwortlich gemacht. Deren Funktionsfähigkeit sei mittlerweile so stark eingeschränkt, "daß eine erfolgreiche Bekämpfung der Kriminalität und damit die Sicherheit der Bürgerschaft nicht mehr in erforderlichem Maße gewährleistet sind". Der CDU-Kritik schloß sich der FDP-Abgeordnete Jörg-Uwe Hahn an.
Die Sprecher von SPD und Grünen, Kurt Weidmann und Rupert von Plottnitz, räumten eine personell schwierige Situation und "beklagenswerte Engpässe" im Justizbereich ein. Der CDU, die darüber klage, müsse aber eine "Politik des Roßtäuschers" vorgehalten werden. lhe
GIESSEN. Mit Straßentheater in der Gießener Innenstadt haben am Donnerstag die südhessischen Jungsozialisten (Jusos) ihre neuntägige Kampagne gegen den "Grünen Punkt" und das Duale System Deutschland (DSD) eröffnet. Nina Hauer, Vorsitzende des Juso-Bezirks Hessen Süd, sortierte mit Helfern Verpackungsmüll, um zu demonstrieren, daß ein großer Teil des Abfalls aus Kunststoffen und Verbundmaterial bestehe - derzeit noch nicht wiederverwerbar.
Eingebunden in das Straßentheater, das in 14 hessischen Kommunen aufgeführt werden soll, sind die Forderungen der Jusos nach Abschaffung des "Grünen Punkts". Verbundverpackungen sollten verboten und die Kommunen zur Getrenntsammlung des Mülls verpflichtet werden. lhe
Wegen sexuellen Mißbrauchs der zwölfjährigen Tochter einer befreundeten Familie ist ein 40 Jahre alter Mann in Frankfurt zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Mit Rücksicht auf eine bereits begonnene sexualpsychologische Therapie setzte das Landgericht die Strafe zur Bewährung aus.
Nach den Feststellungen des Gerichts hatte der Angeklagte das Mädchen in den Jahren 1987/88 rund 18 Monate lang wiederholt sexuell mißbraucht. Erst 1991 offenbarte sich das verängstigte Kind seiner Mutter, und das Strafverfahren gegen den 40jährigen wurde eingeleitet.
Daraufhin begann er eine Therapie, die von dem Therapeuten als erfolgversprechend beurteilt wird. Wie das Gericht im Urteil feststellte, bestand keine Möglichkeit, die Therapie im Strafvollzug sinnvoll weiterzuführen. Deshalb setzte das Gericht die Strafe zur Bewährung aus. lhe
NEW YORK / ZAGREB, 28. Januar (Reuter/dpa). Die Vereinten Nationen (UN) befürchten eine Eskalation der Kämpfe in Kroatien. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali warf den Kroaten in einer Sitzung des Sicherheitsrates in der Nacht zum Donnerstag vor, die Angriffe auf die UN-Schutzgebiete in der Krajina auszuweiten und damit das Mandat der 16 000 Mann starken UN-Friedenstruppe zu gefährden.
Der Sicherheitsrat forderte Kroatien erneut auf, seine Offensive gegen serbische Stellungen in der Krajina sofort einzustellen. Die fortgesetzten Angriffe auf das von Serben besetzte und von UN-Soldaten überwachte, zu Kroatien gehörende Gebiet seien ein "flagranter Verstoß" gegen die am Montag verabschiedete UN- Resolution. Der Sicherheitsrat drohte nicht näher bezeichnete Maßnahmen an. Die beteiligten politischen und militärischen Führer würden für die Sicherheit der UN-Friedenstruppe in der Region verantwortlich gemacht. Ratspräsident Yoshio Hatano (Japan) verlangte während einer kurzen öffentlichen Sitzung des Gremiums in New York, daß alle Konfliktparteien die Kampfhandlungen sofort einstellen und die Sicherheit der UN-Schutztruppe UNPROFOR gewährleisten müßten.
Unter Berufung auf den Oberbefehlshaber der Schutztruppe, General Satish Nambiar, sagte Butros-Ghali, die Positionen von Kroaten und Serben in der Krajina schienen unvereinbar. Damit sei die Gefahr einer ernsten Eskalation sehr hoch. Nambiar hatte die Krajina-Hauptstadt Knin besucht. Butros-Ghali sagte, die kroatischen Regierungstruppen hätten ihre Offensive fortgesetzt und beschössen nun Ziele im Gebiet des Staudamms Peruca und der Stadt Drnis.
Nach Angaben des kroatischen Rundfunks setzten Serben und Kroaten auch in der Nacht zum Donnerstag in der Krajina ihre Kämpfe fort. Die Kroaten hatten vor sechs Tagen eine Offensive gegen die von Serben gehaltene und unter UN- Schutz stehende Region begonnen. Die Serben haben eine Gegenoffensive eingeleitet und mittlerweile verlorenes Gelände zurückerobert. Rund 16 000 UN-Soldaten sind in Kroatien stationiert, deren Mandat in rund drei Wochen erneuert werden muß. Butros-Ghali sprach von "ernsten Auswirkungen" für die Schutztruppe, empfahl aber nicht den Abzug der Friedenstruppe aus Kroatien.
Als unannehmbar bezeichnete Butros- Ghali die Tatsache, daß Serben in der Stadt Benkovac 21 Zivilpolizisten der UN- Schutztruppe festhielten. Die Serben hätten die UN-Mitarbeiter als Antwort auf die kroatischen Angriffe in ihre Gewalt gebracht. Ebenso unannehmbar sei es, daß die Kroaten Gebiete beschössen, wo UN-Personal stationiert sei, sagte der UN-Generalsekretär.
In Zentralbosnien flauten die blutigen Kämpfe zwischen den bislang verbündeten Moslems und Kroaten in der Nacht zum Donnerstag weitgehend ab. Der kroatische Rundfunk führte dies auf die Anweisungen der in Genf tagenden politischen Führung vom Vortag zurück, die Kämpfe umgehend einzustellen und sich statt dessen dem gemeinsamen Feind, den Serben, zuzuwenden. Die blutigen Zusammenstöße in der Ortschaft Busovaca hatten allein am Vortag 44 Tote und 82 Verwundete auf kroatischer Seite gefordert. Die Verluste der moslemischen Einheiten blieben bisher unbekannt.
In Nordbosnien setzten serbische Verbände ihre Angriffe auf die Stadt Gradacac fort. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks richtete schwerer Artilleriebeschuß neue Zerstörungen in der Industriezone der Stadt am Rande des von den Serben beanspruchten Nachschubkorridors aus Rest-Jugoslawien an. Über den Verlauf der Angriffe serbischer Infanterie und Panzer hieß es lediglich, die Frontlinien seien "weiterhin unverändert". Schwere Kämpfe wurden auch aus der Umgebung der Stadt Gorazde im Osten Bosniens gemeldet. In der Hauptstadt Sarajewo sei es dagegen ruhig gewesen, meldete der bosnische Rundfunk. Am Vortag hatte die Stadt nach bosnischen Angaben unter dem schwersten Beschuß seit mehreren Wochen gelegen. Dabei seien sechs Menschen getötet worden.Comic-Festival ehrt deutsche Zeichner
ANGOULEME. Groß und Klein pilgern auch in diesem Jahr wieder nach Angouleme, ins Mekka der Comics, wo derzeit das 20. Comic-Festival stattfindet. Das Festival bestätigt, welchen Stellenwert Comics in Frankreich haben, wo sie als Kunst anerkannt sind und vom Kultusministerium gefördert werden.
1993 ehrt man deutschen Comic-Zeichner und widmet ihnen eine eigene Ausstellung, von der sich deutsche Zeichner und Comic-Fans mehr internationale Anerkennung erhoffen. Viele der talentiertesten deutschen Zeichner sind erst vor wenigen Jahren ins Geschäft eingestiegen und auf dem internationalen Parkett noch unbekannt.
Selbst in deutschen Landen machen einheimische Comics nur etwa ein Fünftel des Verkaufs aus. Das offizielle Festival-Programm erklärt dieses Manko mit den Anstrengungen der Nazis, die "Untergrund-Kunst" in den 30er Jahren völlig auszulöschen. Daher fehle in Deutschland auch eine jüngere Comic-Tradition.
Nach Meinung des Experten Thierry Groenstein gibt es in Deutschland ein großes Potential an Talenten; "Die neue deutsche Comic-Welle hat so eine Art, sich über sich selbst lustig zu machen und besitzt eine bittere, bissige Seite. Sie stellt die Wiedergeburt des Expressionismus dar . . . Die schönen Bilder der französischen Comics ziehen die Deutschen weniger an."
Das Festival-Programm bezeichnet den Zeichner Guido Sieber als "Erben der Expressionisten George Grosz und Otto Dix". Bis zum 28. Februar werden die Arbeiten Siebers und eines guten Dutzend weiterer zeitgenössischer Comic-Zeichner aus Deutschland und der Schweiz ausgestellt. Die Palette reicht von der Science- fiction Christian Farners über die Schwulen-Comics Ralf Königs bis hin zu Matthias Schultheiss' Darstellungen von Sex und Gewalt. Reuter
PARIS, 28. Januar (Reuter). Frankreichs Ökologische Liste hat laut Umfragen in der Wählergunst beträchtlich zugelegt und liegt gleichauf mit den regierenden Sozialisten. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage kamen die Grünen auf 19 Prozent, während sich für die Sozialisten lediglich 17 Prozent der Befragten aussprachen. In einer Umfrage für das Magazin Paris Match lag das Verhältnis bei 19 Prozent für die Grünen zu 19,5 Prozent für die Sozialisten.
MÜNCHEN (rtr/FR). Die Bayerische Landesbank hegt nach der Beteiligung an der saarländischen Girozentrale keine Pläne für weitere Engagements. Das erklärt der scheidende Vorstandschef Hans Peter Linss. Den Münchnern bleibt auch kaum etwas anderes übrig: Der Markt ist weitgehend von West- und SüdwestLB sowie NordLB abgegrast. Der Einstieg mit 25,1 Prozent in Saarbrücken im Zuge einer Kapitalerhöhung um nominal 30 Millionen auf 120 Millionen Mark soll noch im ersten Halbjahr realisiert werden. Nachdem das weiß-blaue Institut bei den Landesbanken in Sachsen (bei dieser Neugründung hat sich die SüdwestLB beteiligt) und Rheinland-Pfalz (Übernahme des Landesanteils durch West- und SüdwestLB) gegenüber der Konkurrenz "zu kurz gesprungen" sei, habe man nun zeigen wollen, daß derartige Engagements auch "in kürzester Zeit möglich" seien, sagt Linss.
"Unverändertes Interesse" bestehe an der ungarischen Außenhandelsbank. Zu den sechs vorhandenen Ablegern im Ausland soll sich demnächst auch eine Tochterfirma in Tokio gesellen. In Osteuropa haben die Bayern begonnen, mit der NordLB und der Frankfurter Helaba zu kooperieren.
Geschäftlich stellt sich das Spitzeninstitut der Sparkassen im Freistaat für 1993 auf eine Phase der Konsolidierung ein. Im vergangenen Jahr hatten die Münchner bei weiterhin flottem Wachstum ihre Ertragskraft nochmals deutlich gestärkt. Das Teilbetriebsergebnis - Zins- und Provisionsüberschüsse abzüglich Verwaltungsaufwand - kletterte im Konzern um 17 Prozent auf 622 Millionen Mark. Etwa im gleichen Ausmaß wurde das gesamte Resultat einschließlich der Gewinne aus dem Eigenhandel mit Wertpapieren und Devisen auf 786 Millionen ausgeweitet.
Ursache für die kräftige Ergebnissteigerung war vor allem das Rekordwachstum beim Provisionsüberschuß, der um reichlich ein Drittel auf 173 Millionen emporschnellte. Bedeutende Beiträge dazu lieferten nicht zuletzt das Konsortial- und das Emissionsgeschäft. Der Zinsüberschuß legte immerhin um 17 Prozent zu. Erstmals leisteten die Auslandsfilialen einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe zum Teilbetriebsergebnis.
Die Vorsorge für die wackligen Kredite von 500 Millionen Mark, die an die frühere Sowjetunion vergeben wurden, will die Bayern-Bank von derzeit 62 auf 75 Prozent aufstocken. Den Anteilseignern - je zur Hälfte das Land und die regionalen Sparkassen - winkt wieder eine Dividende von sieben Prozent.
Die Konzernbilanzsumme expandierte im vorigen Jahr um 15 Prozent auf 213 Milliarden Mark.
BANGKOK, 28. Januar (Reuter). Aus Wut hat ein Betrunkener im Osten Thailands eine Granate in ein vollbesetztes Restaurant geworfen und dadurch drei Teenager getötet. Zwölf weitere Personen seien verletzt worden, teilte die Polizei in der Provinz Rayong am Donnerstag mit. Der Täter sei von dem Restaurantbesitzer vor die Tür gesetzt worden, weil er Kunden belästigt habe. Daraufhin habe er den Sprengsatz geworfen. Nach dem Mann laufe eine Fahndung.
STUTTGART (rtr/dpa/AP). Bei dem Elektrokonzern Robert Bosch wackeln noch mehr Arbeitsplätze. Nach Angaben von Vorstandschef Marcus Bierich wird das Unternehmen zusätzliche Stellen abbauen und die Kurzarbeit verstärken. Er begründet dies mit dem anhaltenden Ertragsrückgang. Wieviel Arbeitsplätze gestrichen werden, sei jedoch noch nicht abzusehen. Über die natürliche Fluktuation allein seien die Kürzungen aber wohl nicht zu erreichen. Somit droht einigen Beschäftigten auch die Entlassung. Bierich verweist in diesem Zusammenhang auf das Telenorma-Leiterplattenwerk in Landstuhl. Für den pfälzischen Betrieb hatte sich kein Käufer gefunden, so daß er nun, wie kürzlich berichtet, geschlossen wird. Rund 240 Beschäftigte verlieren dadurch ihren Job.
Nachdem bereits im Januar 14 000 Beschäftigte an durchschnittlich vier Tagen kurzgearbeitet haben, soll nun auch im Februar die Produktion an fünf Tagen gedrosselt werden. Betroffen davon seien 23 000 Leute.
Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen das Personal drastisch reduziert und deutlich mehr Stellen eingespart als geplant. War ursprünglich von 1500 die Rede gewesen, sind es per Ende Dezember schließlich 11 000 gewesen. Damit verringerte sich die Belegschaft weltweit auf 170 000 Männer und Frauen.
Laut Bierich wurde das noch im Herbst anvisierte Umsatzplus von rund fünf Prozent in 1992 nicht erreicht worden. Die Erlöse seien zwar im ersten Halbjahr um 5,4 Prozent gestiegen, von Juli an aber "ziemlich kontinuierlich abgebrochen". In der gesamten Periode sprang somit nur ein Plus von 2,2 Prozent auf 34,4 Milliarden Mark heraus.
Das Ergebnis vor Steuern sei wesentlich geringer ausgefallen, genaue Angaben will er dazu jedoch noch nicht machen. Für das erste Quartal 1993 erwartet Bierich ein "fürchterliches Ergebnis". "Wir sind noch nicht am tiefsten Punkt, es geht weiter nach unten." Verluste seien aber bislang noch nicht angefallen.
Vor diesem Hintergrund will der Vorstandschef "die erforderlichen Anpassungen mit Entschiedenheit vorantreiben", um die "Position des Konzerns im internationalen Wettbewerb zu sichern". Außerdem möchte Bosch sich wieder neue Märkte, vor allem in Südostasien, Nordamerika sowie in Mittel- und Osteuropa, erschließen. Um diese Ziele zu erreichen, würde das Unternehmen auch zusätzliche Kooperationen eingehen. Da gebe es beispielsweise "ein schönes Modell mit Mercedes", sagt Bierich.
Als Zielgröße habe sich Bosch für das laufende Jahr ein Wachstum von "etwa sechs bis sieben Prozent" beim Umsatz gesetzt.
STUTTGART, 28. Januar (Reuter). 300 Angehörige des öffentlichen Dienstes in Ostdeutschland haben am Donnerstag gegen die ihnen drohende Entlassung Verfassungsbeschwerde eingelegt. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) teilte in Stuttgart mit, die Beschwerden wendeten sich gegen Entlassungen, die nach der "Sonderkündigungsvorschrift" ausgesprochen wurden. Die im Sommer 1992 verlängerte Regelung aus dem Einigungsvertrag verstoße gegen den Gleichheitsgrundsatz.
STUTTGART, 28. Januar (Reuter). Die Industriegewerkschaft Medien hat am Donnerstag für die 123 000 Beschäftigten der papier-, pappe- und kunststoffverarbeitenden Industrie Einkommenssteigerungen von 6,5 Prozent gefordert. Vorrangiges Ziel sei es jedoch, einen Ausgleich für den im Jahr 1993 zu erwartenden Anstieg der Lebenshaltungkosten durchzusetzen, teilte sie im Stuttgart mit. Die Verhandlungen beginnen am heutigen Freitag in Bad Homburg.
JERUSALEM, 28. Januar (Reuter/wz/ AP). Das Oberste Gericht Israels hat am Donnerstag die Ausweisung von über 400 Palästinensern in das Niemandsland an der Grenze zu Libanon grundsätzlich für rechtmäßig erklärt. Jedoch müsse jeder Deportierte die Möglichkeit erhalten, persönlich vor einem Militärgericht in Israel Berufung gegen den Entscheid einzulegen, befanden die sieben höchsten Richter in ihrem einstimmigen Urteil.
Ministerpräsident Yitzhak Rabin sagte, er sei zufrieden mit dem Urteil. Jeder der Deportierten werde seine Abschiebung persönlich anfechten können. Allerdings rechne er auch mit verstärktem Druck der Vereinten Nationen (UN) auf Israel. Der UN-Sicherheitsrat hatte eine Rückkehr der Deportierten verlangt. Er sei aber zuversichtlich, meinte Rabin, daß die USA die Verhängung von UN-Sanktionen mit ihrem Veto verhindern würden.
Die Anhörungen der Ausgewiesenen sollen bereits am heutigen Freitag morgen am Grenzübergang Zumraja in Südlibanon stattfinden, wo die Anträge schriftlich an Vertreter der israelischen Armee überreicht werden können. Israel hat das Internationale Rote Kreuz gebeten, bei dem Verfahren behilflich zu sein.
Die wegen ihrer angeblichen Verbindung zu gewalttätigen Moslem-Gruppen Ausgewiesenen traten aus Protest gegen die Entscheidung in einen 24stündigen Hungerstreik, und die Sprecherin der palästinensischen Delegation bei den Nahostverhandlungen, Hanan Aschrawi, machte deutlich, daß der Boykott der Gespräche nunmehr fortgesetzt werde.
(Kommentar S. 3, weiterer Bericht S. 7)
LONDON, 28. Januar (Reuter). Bei einer Bombenexplosion im Zentrum Londons sind am Donnerstag mindestens drei Menschen verletzt worden. Die Polizei teilte mit, die Detonation habe sich in der Nähe des Kaufhauses Harrod's ereignet und einen Eingang des Gebäudes beschädigt. Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr waren im Einsatz. Scotland Yard zufolge war Harrod's nach einer kodierten telefonischen Warnung bereits zuvor evakuiert worden. Ein Augenzeuge sagte, mehrere Menschen hätten vor dem Kaufhaus auf dem Pflaster gelegen. Die Explosion sei "sehr, sehr laut" gewesen.
Ob dieser Anschläge wie die zahlreichen davor ebenfalls der Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) zuzuschreiben ist, war am Donnerstag noch unklar. Durch eine IRA- Bombe waren 1983 bei Harrod's sechs Menschen ums Leben gekommen.
HOUSTON (rtr/FR). Vertreter von US- Ölkonzernen und der staatlichen Gesellschaft National Iranian Oil kommen erstmals seit der iranischen Revolution wieder zusammen. In den nächsten beiden Wochen sollen Gespräche über mögliche Projekte in Iran stattfinden. Die beteiligten amerikanischen Firmen spielen zwar die Bedeutung der Treffen herunter und sprechen teilweise von einem "Höflichkeitsbesuch". Doch in Houston kursieren Spekulationen, daß konkreter über den gemeinsamen Aufschluß von Ölvorkommen und die Förderung gesprochen werde. West-Konzerne hatten Iran 1979 verlassen müssen. Mit den USA gibt es keine diplomatischen Beziehungen.
An dem Treffen mit einer sechsköpfigen Delegation unter Leitung eines Beraters des iranischen Ölministers werden Amoco, Conoco, Apache, Murphy Oil, Coastal und Maxus Energy teilnehmen. "Wir wollen herausfinden, ob es Gemeinsamkeiten gibt", teilt ein Amoco-Sprecher mit. Amoco betrieb von 1958 bis zur Revolution intensive Geschäfte in Iran, war an einem petrochemischen Werk auf der Insel Kharg beteiligt und erhielt 1990 als Entschädigung für beschlagnahmtes Vermögen 600 Millionen Dollar.
WASHINGTON, 28. Januar (Reuter). Angesichts des Widerstands im Kongreß und in der Militärführung hat US-Präsident Bill Clinton seine Entscheidung über die Zulassung von Homosexuellen in den US-Streitkräfte um ein halbes Jahr verschoben. Verteidigungsminister Les Aspin sagte am Mittwoch abend nach Beratungen mit Senatoren und Abgeordneten der Demokraten, damit solle Zeit für gründliche Erörterungen gewonnen werden. Clinton erwarte aber, daß der Kongreß selbst keine blockierende Initiative ergreife. Er will jetzt nur anordnen, daß Rekruten künftig nicht mehr nach Homosexualität befragt werden.
Clintons Absicht war sowohl bei den oppositionellen Republikanern, als auch einem Teil der Demokraten auf Widerstand gestoßen. Die Militärführung befürchtet nach einer Aufhebung des Verbots einen Verfall von Moral und Disziplin in den Streitkräften. Clintons Sprecherin Dee Dee Myers erklärte, der Präsident stehe weiterhin zu seinem Vorhaben, Homosexuellen den Eintritt in die Streitkräfte zu erlauben. Clinton wolle jedoch jede Konfrontation mit dem Kongreß vermeiden.
MANNHEIM, 28. Januar (Reuter). Versichert die Mutter eines unehelichen Kindes glaubhaft, den Namen des Kindsvaters nicht zu kennen, dann müssen die Behörden für das Kind Unterhalt zahlen. Ein solcher Anspruch würde aber verwirkt, wenn die Mutter sich weigere, an der Ermittlung des Vaters mitzuwirken, entschied der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil. (Az.: 6 S 760/91).
BRÜSSEL (rtr/AFP). Die Europäische Investitionsbank (EIB) will im Frühjahr mit der Kreditvergabe im Rahmen der auf dem EG-Gipfel in Edinburgh beschlossenen Wachstumsinitiative beginnen. EIB-Direktor Eugenio Greppi stellt die Zuweisung der ersten Mittel aus der mit knapp zehn Milliarden Mark ausgestatteten "Edinburgh-Fazilität" für März oder April in Aussicht. Nach Angaben von Bankpräsident Ernst-Günther Bröder sollen bereits ausgearbeitete oder begonnene Projekte finanziert werden, um schnell Wirkung zu erzielen. Geplant sind Kredite für Infrastrukturvorhaben auf den Gebieten Energie, Verkehr, Telekommunikation und Umweltschutz. Der Verwaltungsrat der Bank billigte jetzt die Bedingungen. Danach können 75 statt wie üblich 50 Prozent der Projektkosten durch EIB-Darlehen gedeckt werden. Zudem wird die Obergrenze für den Gesamtbetrag aus Krediten und EG-Mitteln von 70 auf 90 Prozent angehoben.
Kaum vor Anfang nächsten Jahres dürfte dagegen der zweite Teil der auf dem Edinburgh-Gipfel der Staats- und Regierungschefs verabschiedeten Wachstumsinitiative, der Europäische Investitionsfonds (EIF), umgesetzt werden. Dieser Topf soll mit einem Kapital von vier Milliarden Mark gefüllt werden, das zu 40 Prozent die EIB und zu je 30 Prozent die EG sowie öffentliche und private Banken zeichnen sollen. Mit Hilfe des Fonds will man Investitionen von bis zu 40 Milliarden Mark anschieben. Zwar hat die EIB ihre Vorarbeiten laut Bröder geleistet, und die Gespräche mit etwa 70 Banken über eine Mitgliedschaft im Fonds dürften Ende Februar abgeschlossen werden. Nötig ist jedoch eine Änderung der Statuten, die nun zeitaufwendig von allen zwölf Ländern der Gemeinschaft ratifiziert werden müssen.
Im vergangenen Jahr hat die EIB Kredite in der Rekordhöhe von rund 34 Milliarden Mark vergeben, das ist ein Plus von elf Prozent. Bis auf 1,8 Milliarden, die in Drittnationen flossen (wobei es eine Verschiebung zugunsten Osteuropas sowie der Mittelmeerstaaten und zu Lasten von Entwicklungsländern in Afrika, der Karibik und dem Pazifikraum gab), wurden Projekte in der EG finanziert. Der größte Brocken der Darlehen ging nach Italien (7,6 Milliarden Mark), gefolgt von Spanien und Großbritannien. Nach Deutschland wurden 3,3 Milliarden vergeben, etwa zwei Fünftel davon für die neuen Bundesländer. Dort wurden unter anderem Zement- und Asphaltfabriken, ein Auto- und ein Motorenwerk sowie Erdgas-Verteilanlagen mitfinanziert. Im Westen der Republik machte die EIB Gelder beispielsweise für Neubau respektive Erweiterungen der Flughäfen München, Frankfurt und Hamburg locker.
LONDON/BELFAST, 28. Januar (Reuter/AFP). Bei der Explosion eines Sprengsatzes im Eingang des Londoner Kaufhauses Harrods sind am Donnerstag vier Menschen durch Glassplitter leicht verletzt worden. Das Kaufhaus war nach einer Bombendrohung rechtzeitig geräumt worden. Die Polizei geht davon aus, daß die Bombe von der Untergrundorganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) gelegt wurde. Konkrete Hinweise lagen der Polizei nicht vor. 1983 waren bei einem IRA-Anschlag auf Harrods sechs Menschen getötet worden.
Bei einem Bombenanschlag auf einer Baustelle in Cookstown in Nordirland wurde am Donnerstag ein Mensch getötet. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag.
Friedensgespräche für Angola
ADDIS ABEBA, 28. Januar (Reuter). Die sozialistische Regierung Angolas und die aufständische Unita haben am Donnerstag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba über einen Vier-Punkte- Plan zur Beilegung der Kämpfe und über die politische Zukunft in dem südwestafrikanischen Land beraten. Die UN-Sonderbeauftragte Magaret Anstee sagte, vordringliches Ziel sei es, die Waffenstillstandsvereinbarung durchzusetzen. Daneben gehe es um den Abschluß eines Friedensabkommens, die künftige Rolle der UN und die Freilassung von Kriegsgefangenen. Afrikanische Diplomaten sehen in den Gesprächen die letzte Friedenschance für das vom Bürgerkrieg verwüstete Land. Der Bürgerkrieg zwischen der regierenden MPLA und der Unita war im September wieder aufgeflammt, weil Unita- Chef Jonas Savimbi das Ergebnis der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen nicht akzeptieren wollte.
BERLIN, 28. Januar (Reuter). Die Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) hat für eine Erklärung von Generalstaatsanwalt Dieter Neumann zum Fall Honecker entgegen früheren Angaben nicht nur Formulierungshilfe geleistet, sondern den Text vollständig umgeschrieben. "Es ist nichts übriggeblieben, es ist eine völlig neue Erklärung geworden", sagte sie am Donnerstag vor dem Rechtsausschuß des Berliner Abgeordnetenhauses. Neumann erklärte sich mit dem Vorgehen der Senatorin einverstanden. Die "bereinigte Fassung" habe ihm besser gefallen als sein Ursprungstext.
Zur Begründung sagte Limbach, aus dem Entwurf Neumanns sei nicht deutlich genug geworden, daß er die Kritik des Berliner Verfassungsgerichts an den Staatsanwälten, die im Verfahren gegen den früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker beteiligt waren, habe zurückweisen wollen. Die Erklärung sei "Opfer meiner lehrerhaften Art geworden, Texte, die mir unklar erscheinen, so nicht stehen zu lassen". Limbach räumte ein, daß sie einen Fehler begangen habe.
Für die Teilnahme von mehr Fußball- Weltstars und gegen Golf bei den Sommerspielen 1996 in Atlanta hat sich Juan Antonio Samaranch, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in einem Interview mit der Mailänder Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport" ausgesprochen.
"Ich bin froh, daß ich mit FIFA-Chef Joao Havelange eine Einigung für das olympische Fußballturnier getroffen habe. Nach wie vor sind Spieler unter 23 Jahren spielberechtigt, außerdem sollen auch drei ältere Akteure eingesetzt werden", gab Antonio Samaranch bekannt. "Ich stelle mit vor, das könnten Weltstars sein."
Dies sei ein Riesenschritt, der aber noch von der Exekutive des Weltverbandes (FIFA) abgesegnet werden muß. Die FIFA selbst hatte die Altersbegrenzung eingeführt, um das olympische Turnier nicht als Konkurrenz zur eigenen Weltmeisterschaft aufzubauen. Der IOC-Chef aus Spanien erklärte ferner, daß das Olympische Komittee die Idee eines reinen Fußball-Turniers für Frauen unterstützen würde, sollten die Organisatoren im US-amerikanischen Atlanta dies wünschen.
Mit dieser Rückendeckung kann der Golfsport offensichtlich nicht rechnen. Dazu Samaranch: "Ich denke nicht, daß ein neuer Sport für Atlanta zugelassen wird. Golf hat nur sehr vage Aussichten." Die Organisatoren von Atlanta hatten darauf gedrängt, Golf nach 1904 wieder ins Programm aufzunehmen. "Meiner Meinung nach müssen wir eine Grenze ziehen und stets versuchen, die derzeitig olympischen Sportarten attraktiver zu gestalten", schloß Samaranch ab. sid
Die Eishockey-Weltmeisterschaft in Deutschland wirft ihre Schatten voraus, eine wichtige Entscheidung ist bereits gefallen. Wie schon bei der vergangenen WM in Prag und Preßburg 1992 wird es auch beim Titelkampf vom 18. April bis 2. Mai in Dortmund und München keinen Generalsponsor geben. Dafür können die zwölf teilnehmenden Länder einzeln vermarktet werden.
Die Schweizer Marketing-Firma CWL als langjähriger Partner des Weltverbandes IIHF wurde für Gastgeber Deutschland bereits fündig. Auf Helm und Ärmel der DEB-Cracks wirbt bei den WM-Spielen eine deutsche Brauerei.
Letzter Generalsponsor einer Eishokkey-WM war eine deutsche Versicherung. "Der Trend geht aber zu Einzelsponsoren", erklärte Otto-Max Fischer, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees. Die rezessiven Wirtschafts-Tendenzen spielen in diesem Zusammenhang eine gewichtige Rolle. Immerhin wurden genügend Firmen für Banden- bzw. Mittelkreis-Bully-Werbung gefunden. Für die deutsche Auswahl beginnt die erste Phase der WM-Vorbereitung in der kommenden Woche mit einem Vier-Länder-Turnier in der Schweiz. Bundestrainer Dr. Ludek Bukac nominierte ein 24köpfiges Aufgebot, in dem sich mehr als ein Dutzend voraussichtlicher WM-Cracks befindet. Gegner des DEB-Teams sind der WM-Zweite Finnland (4. Februar in Kreuzlingen), der 19malige Weltmeister Kanada (6. Februar in Schwenningen) und Gastgeber Schweiz (7. Februar in Rapperswil).
Derweil hält der Run auf die WM-Eintrittskarten an. 100 000 der insgesamt 380 000 Tickets wurden im Vorverkauf bereits abgesetzt, zwei Vorrundenspiele der Deutschen - am 23. April gegen Finnland und am 25. April gegen die USA - in der 11 000 Zuschauer fassenden Dortmunder Westfalenhalle meldete Fischer als ausverkauft. Das Endspiel am 2. Mai sowie die Halbfinals am 30. April sind nahezu ausverkauft. sid
Mit scharfen Worten reagierte die Sportsprecherin von Bündnis 90/Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus, Judith Demba, in Lausanne auf die Erklärung, "die Deutschen haben bereits 1936 und 1972 bewiesen, daß sie Olympische Spiele organisieren können", die der Präsident des IOC, Juan Antonio Samaranch, anläßlich der Übergabe der Berliner Bewerbungsschrift für die Spiele im Jahr 2000 abgegeben hatte.
"Mit den Äußerungen des IOC-Präsidenten rächt sich die bewußte Ausblendung der Aufarbeitung der Spiele von 1936", erklärte Demba, die am IOC-Sitz die Demonstration der Berliner Olympiagegner organisiert hatte. "Daß der IOC- Präsident die Verknüpfung der Berliner Bewerbung mit den Spielen von 1936 unwidersprochen vornehmen konnte, beweist darüber hinaus die Unfähigkeit der Berliner Organisatoren und stellt eine weitere Peinlichkeit in der Pannenstatistik der Olympiabewerbung Berlins dar."
Durch die Äußerung des IOC-Präsidenten, der nach Dembas Worten "aufgrund seiner faschistischen Vergangenheit wenig Probleme mit den Spielen von 1936 haben mag", würden nunmehr die Bewerbungen für die Spiele 2000 und die Spiele von 1936 in einem Atemzug genannt.
Der Regierende Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Olympia GmbH, Eberhard Diepgen, ernte die Früchte seines Handelns. "Wer wie die Nationalsozialisten 1936 das IOC an den Stufen des Pergamonaltars zu philharmonischen Klängen bewirtet, darf sich über weitere Verknüpfungen nicht wundern", erklärte Judith Demba.
Inzwischen hat Bundeskanzler Kohl in einem persönlichen Schreiben an Diepgen die bisher weitestgehende Unterstützung der Bundesregierung für die Berliner Bewerbung zugesagt. Nach dpa-Informationen hat Kohl in einem Schreiben vom 21. Januar garantiert, "daß die Investitionen, die im Rahmen des Hauptstadtausbaus erforderlich und für die Olympischen Spiele von Bedeutung sind, vorrangig durchgeführt werden". Die Bundesregierung stehe voll hinter der Bewerbung Berlins und werde "Berlin mit Nachdruck unterstützen". sid/dpa
Die Zwischenbilanz ist negativ. Zur Halbzeit der Volleyball-Europaliga droht dem Deutschen Meister Moerser SC das Aus schon vor der Endrunde der besten vier Teams. Nur wenig besser stehen die Chancen für Pokalsieger 1. VC Hamburg. Die deutsche Europacupfahne hält lediglich Bayer Wuppertal hoch, das sich bereits für die Finalrunde im CEV-Pokal qualifizierte, sowie die Frauen von Pokalsieger CJD Berlin, die sich im Viertelfinale gegen ZSKA Moskau durchsetzten.
"Noch haben wir Chancen", so der Moerser Trainer Jürgen Wagner nach der 0:3-Abfuhr in eigener Halle durch die griechische Meistermannschaft Olympiakos Piräus. Das muß er sagen, solange die Möglichkeiten noch theoretischer Natur sind. "Wenn wir die restlichen drei Spiele gewinnen, können wir es schaffen." Wagner weiß aber auch, daß es illusorisch ist, die italienischen Weltstars von Cup-Verteidiger Messagero Ravenna zu bezwingen. Trotz einer Niederlage gegen die die Italiener von Gabeca Montichiari hat dagegen der 1. VC Hamburg noch eine kleine Möglichkeit auf das Erreichen der Vierer-Endrunde, wenn sie ihr Heimspiel gegen Aris Thessaloniki klar gewinnen. sid
Die Todesursache des früheren DDR- Hammerwerfers Detlef Gerstenberg (35), der am Sonntagmorgen in der Berliner Charite gestorben ist und der dem früheren SC Dynamo Berlin angehörte, wird offiziell mit Leberzirrhose und einer zerfressenen Bauchspeicheldrüse angegeben. Sein Vater, Helmut Gerstenberg, stellt allerdings einen Zusammenhang zwischen dem Tod seines Sohnes und dem über zehn Jahre andauernden Doping mit Oral-Turinabol und Testosteron her. Es heißt allerdings auch, daß Gerstenberg zuletzt erhebliche Alkoholprobleme hatte.
Über Gerstenberger wird auch im bekannten Doping-Buch von Brigitte Berendonk berichtet. "Detlef Gerstenberg gilt als ,kräftig dosiert&rquote;. Und die Verbindung zwischen der Einnahme von Oral-Turinabol und Leberschäden bis hin zur Zirrhose ist allgemein bekannt", sagt der Heidelberger Krebsforscher Prof. Dr. Werner Franke zu diesem Thema. Franke: "Eine Sache kann der Körper vielleicht noch verkraften. Aber mit Alkohol zusammen - das ist eine tödliche Mischung."
In dem Buch "Doping-Dokumente" ist Gerstenberg auf Seite 158 in Tabelle acht aufgeführt. Demnach hat er in seinem Spitzenjahr 1984 eine Gesamtdosis von 2720 Milligramm Oral-Turinabol erhalten. Seine einstigen DDR-Rivalen Gunter Rodehau (Dresden/1.290 mg) und Roland Steuk (TSC Dynamo Berlin/3.890 mg) waren im Vergleich zu Gerstenberg relativ niedrig (Rodehau) und extrem hoch (Steuk dosiert. Die höchste Gabe Turinabol erhielt offenbar der nach Olympia 1992 zurückgetretene frühere Kugelstoß- Weltrekordler Udo Beyer (Potsdam/3955).
Gerstenberg, Junioren-Europameister von 1975, wog bei seinem Tode offenbar nur noch 43 Kilo. Im besten Wettkampf- Alter hatte der 1,86 m große und 106 Kilo schwere Berliner 1984 den DDR-Rekord auf 80,50 m gesteigert. Wenig später verschwand der gelernte Koch von der Bildfläche, ohne eine Medaille gewonnen zu haben. Im Berendonk-Buch sind bereits Fälle von lebergeschädigten Doping-Opfern aufgeführt. So jener der Leipziger Sprinterin Kerstin Behrendt, die mit der DDR-Staffel große Siege feierte oder der Weitspringer Frank Paschek. sid
Der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München ist offenbar an der Verpflichtung des US-Nationalspielers Jean Harbor interessiert. Sowohl Harbor selber als auch US-Nationalcoach Bora Milutinovic bestätigten die Kontakte. Der in Nigeria geborene Jean Harbor erzielte in 35 Ligaspielen 50 Tore.
Basketball-Europaliga Aktien von Bayer nach Heimniederlage gefallen
Lange Gesichter gab es bei den Bayer- Basketballern am gestrigen Abend: Mit der 73:78(42:48)-Niederlage in heimischer Halle gegen das französische Team von Vrai Pau-Orthez erlitten die Spieler des TSV Bayer 04 Leverkusen einen herben Rückschlag im Kampf um die Play-off- Plätze in der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften. Die Begegnung in Frankreich hatte Leverkusen noch gewonnen. Denoch ist bei der Bilanz von fünf Siegen und fünf Niederlagen nach zehn Spieltagen noch nicht alles verspielt. Die ersten vier Klubs beider Europaliga-Gruppen ziehen in die Play-offs ein.
Im nächsten Schlüsselspiel muß die Mannschaft von Trainer Dirk Bauermann am kommenden Donnerstag vermutlich in Zagreb gegen KK Zadar antreten, daß am Donnerstag bei der mittlerweile erstarkten Mannschaft von Estudiantes Madrid deutlich 72:106 unterlag. Die Entscheidung über den Austragungsort fällt aufgrund der neuen Entwicklung im jugoslawischen Bürgerkrieg am heutigen Freitag.
Bayer kassierte vor 4500 Zuschauern in der wieder ausverkauften Wilhelm-Dopatka-Halle die dritte Niederlage hintereinander. Der französische Meister legte den Grundstein zum Erfolg bereits in der Anfangsphase, als sich Leverkusen bereits nach vier Minuten mit 4:16 in Rückstand sah. 10:24 lautete das Resultat nach acht Minuten, bevor die Rheinländer, frenetisch angefeuert von den Fans, zu einer fulminanten Aufholjagd starteten.
Kontinuierlich verringerte Leverkusen, das sich durch das Schiedsrichter-Gespann benachteiligt fühlte, den Rückstand und erzielte in der 28. Minute die einzige Führung. Die Franzosen waren jedoch mit ihren exzellenten Distanzschützen und dem Rumänen Muresan (17 Punkte), mit 2,30 m Europas längster Basketballer, nie um eine Antwort verlegen. Zudem fehlte Leverkusen, das in Nationalspieler Henning Harnisch (19), Michael Koch (14) und dem immer noch wegen seiner Adduktoren-Zerrung gehandicapten Spielmacher Clinton Wheeler (12) seine besten Schützen hatte, in entscheidenden Phasen auch das Glück.
Ohnehin stand die Begegnung unter einem schlechten Stern, weil Harnisch erst zwanzig Minuten vor Spielbeginn in der Halle eintraf, da er auf dem Weg dorthin in einen Autounfall verwickelt war. Center Christian Welp kugelte sich während des Spiels den Arm aus. sid
DM1 0101A781 To:
allvier From:
NORDSUED Date:
28-JAN-1993 08:43:11 Subject:
hg an ausland notzbuch --------- hg an ausland notizbuch
hg an basel
letzte seite "Aus Madrid"
hg an aussenpolitik stuttgart f?r seite 5 ?????
hg an F Rundschau: Aus aller Welt Rubrik "Brief aus ...."
TA NOTIZBUCH
28.1.
Sind die Spanier nicht mehr "anders" ? Sind die Spanier nicht mehr spanisch ? Die fr?hlichen Spanier
Es kommt mir schon seit einiger Zeit etwas spanisch vor: die Spanier sind nicht mehr so spanisch wie auch schon. Die jungen Bankchefs, die mit ihren Regenm?nteln und Mappen aus dem Glasgeb?ude an der Castellana-Avenue treten, k?nnten auch Franzosen sein, die Hausfrauen, die mir auf dem Markt den Platz in der Schlange streitig machen, k?nnten auch als Italienerinnen gelten und einige der Sch?ler in der blauen Uniform mit Krawatte, die auf den Autobus warten, w? rde man glatt als kleine Engl?nder akzeptieren. Den traditionellen Protoyp des Spaniers - den etwas kleinen, gestikulierenden, Katholiken mit Schn?uzchen und der rundlichen Frau am Arm - kann ich nur mehr selten finden, ebenso seine Gegenfigur, den jungen, immerw?hrend rauchenden und oppositionellen Barttr?ger. Weg sind sie, verwandelt und erneuert. Auch der Arme mit den abgewerkten Hosen, der Priester in Soutane mit dem erhobenen Finger und die Hausfrau im ewigen Morgenrock fehlen immer mehr im Figurenkabinett der spanischen Gesellschaft. Die Soziologen haben meine Ahnung best?tigt. Eine Gruppe unter Amando de Miguel hat 5 000 Landsleute bis ins Detail untersucht. In ihrem Bericht "Die spanische Gesellschaft 1992-93" nennen sie sie eine "offene" und "komplexe" Gesellschaft, die ihre Sitten und Unsitten in Windeseile an den Rest der Europ?er anpasst. Die Mehrheit der Spanier geh?rt nicht mehr den Armen und Reichen an, nein, 58 Prozent z?hlen zu der Mittelklasse. Und so richtig katholisch sind sie ?berhaupt nicht mehr. Nur 64 Prozent - 20 Prozent weniger als die Italiener - nennen sich "religi?se Personen", praktizierende Katholiken sind die Minderheit und bei den Jugendlichen unter 24 Jahren gar nur noch 13 Prozent.
Sind sie wenigstens fauler, schlemmerischer und festfreudiger als wir? Drei von f?nf Spaniern gehen an Wochentagen um Mitternacht oder sp?ter zu Bett. Wenn mein Wecker in der spanischen Herrgottsfr?he um 7:15 l?utet, darf ich nicht mehr meckern. Ein Drittel der Spanier ist um diese Zeit schon aufgestanden und auf dem Weg zur Arbeit. Wie sie das hinkriegen, bei dem kurzen Schlaf ? Die L?sung ist einfach: Nur zehn Prozent essen ein w?hrschaftes Fr?hst?ck. Schlafen sie daf?r eine ausgiebige Siesta am Nachmittag ? Auch das nicht, nur f?nf Prozent der Spanier haben noch Zeit, diese alte Tradition zu ehren. Daf?r schlafen sie am Wochenende, wenn bei uns die Bergwanderer am Bahnhof die Z?ge st? rmen, wie die B?ren. Die H?lfte der Erwachsenen - und 70 Prozent der Jugendlichen - stehen am Samstag und Sonntag nach zehn Uhr auf.
Konsumiert und geklagt wird, was das Zeug h?lt, schliesslich muss man zeigen, dass man zu "Europa" aufgeholt hat. In der Sparte Video bin ich ein Waisenknabe. Zwei von drei erwachsenen Spaniern und Spanierinnen besitzen einen Apparat, 15 Prozent dazu eine Videokamera. Die meisten Leute sind sich einig, dass die Demokratie gefestigt ist, aber weniger als 20 Prozent denken, dass die Politiker ernster, ehrlicher und arbeitsamer geworden sind. Die Politiker, man weiss es ja ... Wie sie das zusammenreimen ? Nicht zu viel gr?beln: Ueber drei Viertel der Spanier nennen sich "gl?cklich" und geben an, ein "fr?hliches" Temperament zu haben. Und in Sachen Toleranz haben sie uns glatt ?berrundet. Lesen Sie genau: Von den unter 30J?hrigen denken zwischen 55 und 70 Prozent, dass nichts Schlechtes daran ist, wenn man jemandem gestohlene Ware abkauft, ein Zugbillet nicht bezahlt oder Steuern hinterzieht. Ob so viel Toleranz sinnierte der Soziologe Alvaro Delgado und schrieb dann folgendes: "Mehr als schnell kann man unsere Entwicklung orientierungslos nennen." Und ich mache in der fr?hlich desorientierten Gesellschaft staunend mit.
ende.
---------
Oberstes Gericht billigt Palästinenser-Deportation
Philologie gehört zum vornehmsten Handwerk der Literaturkritik. Die west- deutsche hat derzeit einen "Paradigmenwechsel" vorgenommen. Literarische Primärtexte sind "out", illiterarische Sekundärtexte sind "in". Der deutschsprachige Textcorpus, über den sich augenblicklich Literaturkritiker der "Zeit" und FAZ beugen, stammt in aller Regel von anonymen Autoren, die - eines literarischen Deutschs nicht mächtig - von Autoren handeln, die bislang sprachmächtig sich öffentlich hervorgetan hatten, als "Zyniker" oder als "Sentimentale".
So geht es bei uns augenblicklich zu wie beim Großreinemachen in einer Umberto Ecoschen Bibliothek, die von dem amerikanischen Horrorspezialisten H. P. Lovecraft bestückt worden war: die stinkenden Ausscheidungen, welche die verendete "Krake" der Stasi hinterlassen hat, werden von Sherlock Holmes' und Dr. Watsons mit spitzen Fingern angefaßt & mit spitzen Federn aufgespießt.
Die herkulischen Philologen im Augiasstall der Stasi-Aktenberge blicken in einen Abgrund; da sie das schon lange tun, blickt er, nach einem Nietzsche-Wort, nun auch in sie zurück. Über die Philologen-Frage, wer wirklich fündig geworden und wer bloß findig dabei war, sind sich jetzt die literaturkritischen Rechercheure von "Zeit" und FAZ so in die Haare geraten - wie womöglich ihre "operativen Vorgänger" früher über verwandte Fragen, nämlich ob z. B. eine bestimmte literarische Formulierung oder persönliche Bekanntschaft bloß "doppelzüngig" oder schon "staatsfeindlich" war.
Die sich als großkarierte Sherlock Holmes' wähnen, sehen in der Konkurrenz bloß kleinkarierte Watsons et vice versa. Ob den Stasi-Akten nur dann die Zunge zu lösen ist, wenn man sie mit Stasi- Augen liest, ist eine der heiklen Fragen des Augenblicks; und ob unter dem, was sie dann preiszugeben scheinen, damalige Fakten & Fiktionen so voneinander zu trennen sind, daß wir heute wissen, was die Protokollanten und die Protokollierten sagten und meinten: das ist eine andere heikle Frage. Daß man in die Nähe von triftigen Antworten nur kommen kann durch Philologie, ist aber so richtig wie daß man die Antworten verfehlte, wenn man nur bei der Philologie stehen bliebe. Offenbar zeitweilig in die Defensive geraten - weil nicht die Heißsporne der "Zeit", sondern die Herrenreiter der FAZ im Besitz der Müllerschen "Bekenntnisse" sind -, wurde nun von den bedrängten Hamburger "Zeit"-Philologen ein altgedientes Schlachtroß ins Gefecht geschickt, das in der Retraite war, seit es bei Goethe "Bahnhof" verstanden hatte und unter FAZ-Gelächter in die falsche Richtung getrabt war.
Mit dem Auftritt von Fritz J. Raddatz wird aber der zu heiß gewordene Boden der Philologie verlassen und auf den Flügeln eines Pegasus' der schmissigen Rhetorik das Weite gesucht. Auftritt des Moraltrompeters von Eppendorf, der die Backen vollnimmt und bläst, daß einem Hören & Sehen vergeht. "Von der Beschädigung der Literatur durch ihre Urheber" ist die Partitur überschrieben, und sie hat zwei Themen: "Es geht um das tiefste Wesen von Literatur", in deren "Innern . . . ein Stück Unschuld, ein zittriges Splitterchen Wahrheit, ein Gran Reinheit geborgen ist". Und das zweite Thema: ein Bittgesang an Heiner Müller und Christa Wolf: "Nehmen Sie mir meine Traurigkeit", damit nicht "meine - und die ist betäubend - Enttäuschung bleibt."
Mit diesem kleinen motivischen Material hätte sich der Sonatensatz einer Clementi-Sonate bestreiten lassen. Das genügte ihm nicht; wenn er schon auftritt, dann muß er gleich Bruckner sein. Also werden zwei schmale Gedanken für Großes Orchester instrumentiert, und der kleine Stabstrompeter des literarischen Weltgerichts umstellt sich mit Fischerchören der Blechmusik, um uns seinen intellektuellen Zapfenstreich "betäubend" um die Ohren zu fetzen. Freilich über zwei Themen con variazioni kommt er auch dadurch nicht hinaus, sondern nur zu einem Kraut & Rüben-Gericht aus altbackenen Anekdoten und geil aufgeschossenen Stilblüten.
Wo einmal allein Wolf & Müller waren, treten uns nun Shakespeare und Genet, Tucholsky und Flaubert, Proust und Brecht, Sartre und Uwe Johnson, Lukacs und Milosz, Bloch und Hamsun, Kortner und Gründgens als illustre Fest-Versammlung entgegen, mit der F. J. R. den "Herzkrebs der Unaufrichtigkeit" gnadenlos durchnimmt. Dazwischen geraten darf ein unverhofftes Fundstück, nämlich: "Auch eine fickende Nonne kann ein großes Gedicht schreiben", was, so fügen wir mit den letzten Worten von Spinozsas "Ethik" hinzu, in zweifacher Hinsicht "ebenso selten wie vortrefflich" sein dürfte; oder eine Plauderei aus dem Hamburger Intimbereich: "Hubert Fichtes Schleiertänze zur selbstaufgelegten Musik ,Huch, ich bin die große Verruchte&rquote; waren die Maske, hinter der er hervorblickte auf seiner Suche nach Barmherzigkeit - für Stricher, Ledermänner oder die Verrunzelten des Lebens", unter denen es diesen einen gibt, der ihn dafür posthum noch bloßstellt, nur um uns zu sagen, daß er dabei gewesen ist. Wo der Autor von "Kuhauge" und anderen allgemein wenig geschätzen erzählerischen Meisterwerken nicht dabei war, fühlt er sich ein. Das sieht dann so aus: "Proust mit den Dreyfuß-Fälschern bei Austern im ,Ritz&rquote; oder Sartre mit den Menjou-Elégants der Sûreté beim Pernod im ,Deux Magots&rquote;": natürlich so unvorstellbar wie ungemein geschmackssicher erfunden.
Aber Christa Wolf mit ihren "Sonden in Traurigkeit und Verzagen", womit ihre Bücher gemeint sind: "Wie kann man das ausbieten (? Anm. d. Red) - also: sich ausstülpen - und zugleich mit den Schergen auf dem Sofa sitzen?" Igitt - wie unappetitlich: die aufs Sofa ausgestülpte Wolf! Oder Heiner Müller: "Wie kann man das ausbreiten" (gemeint ist sein Werk, Anm. d. Red.) " - also sich häuten - und zugleich dickfellig mit den Häschern plaudern?" Ein Plauderdingsbums für Dermatologen, I presume.
Mag Müller "mitschwätzerisch auf dem verpupten Sesselchen eines Unterleutnants", also bei den "kleinen Bier-Barbaren" sitzen; daß aber Christa Wolf ihren Vor- & Stasidecknamen "Margarethe" vergessen habe - "als könne, wer je Celans ,Todesfuge&rquote; gelesen, den Namen Margarete vergessen" -: das ist dem verschmockten Anekdoten-Rhetoriker und Stilblüten-Demagogen die Erbsünde. Gnade uns Jott! WoS
cas GROSS-GERAU, 28. Januar. Eine 53jährige Frau ist am Mittwoch abend von ihrem 32jährigen Sohn erstochen worden. Der Mann verfolgte seine Mutter und stach sie mit einem sogenannten Butterfly-Messer an der Kreuzung Mittel-/Helwigstraße nieder. Die Frau brach von 30 Stichverletzungen im Rücken und zwei im Brustbereich getroffen tödlich verletzt nieder. Der Messerstecher entfernte sich zunächst vom Tatort und setzte sich etwa 20 Meter entfernt in einen Personenwagen, wo ihn die Polizei wenig später festnahm. Nach Auskunft eines Polizeisprechers ist bislang kein Tatmotiv erkennbar. Der 32jährige soll in psychiatrischer Behandlung gewesen sein.
HOFHEIM. Er hat in 40 Berufsjahren als Polizist nie die Pistole gezogen. Und der 60 Jahre alte Jochen Reindl steckt voller Geschichten, die aus der heilen Welt des königlich-bayrischen Amtsgerichts stammen könnten. Wie Anno '61 an einem kalten Januartag der Sacke-Karl verschwunden war und der Achtzigjährige erst nach einer dramatischen Suchaktion halb eingeschneit gefunden wurde - und wie man dann in Hofheim sang: "Freut euch all, mer habbe gefunne den Sacke-Kall." Oder wie Reindl vom Affen gebissen wurde, es war '66 oder '67; eine Meerkatze hatte sich in einen Keller verirrt. Der tapfere Polizist zog im Konflikt mit dem verängstigten Tier zunächst den kürzeren. Oder 1968, als die Schüler und Studenten "den Aufstand probten", wie Reindl sagt: "Die Demos und Happenings gehören zu meinen schönen Erinnerungen."
Heile Welt Main-Taunus-Kreis: Man kannte seine Ganoven und wußte, bei wem ein grober Anraunzer mehr half als alle "Polizeimaßnahmen". Wenn der Polizeihauptkommissar und stellvertretende Leiter der Hofheimer Polizeistation Jochen Reindl, der heute in den Ruhestand verabschiedet wird, über Polizei und Polizisten redet, dann wird deutlich, wie sehr ihn diese Welt geprägt hat: bürgernah soll der Polizist sein, die Menschen und ihre Probleme kennen. "Das hat auch Nachteile", sagt er und schmunzelt, "meine Kinder wußten: Wir dürfen nie zu zweit auf dem Farrad fahren - Papa ist Polizist."
Der gelernte Schreiner Reindl wurde eher aus Verlegenheit am 14. November 1952 Gesetzeshüter: "Ich brauchte einen Job, und die Polizei bot mir einen an." Die Ausbildung erfolgte in Wiesbaden bei alten, gerade erst auf Demokratie getrimmten Wehrmachts-Offizieren: "Das bekam man zu spüren, und die Ausbildung war sehr militärisch orientiert. Aber ich habe auch viel gelernt - vor allem, daß dieser Beruf bedeutet, Pflichten zu übernehmen." Über Mühlheim und Frankfurt kam Reindl 1963 in den Main- Taunus-Kreis - nach Hofheim, Hattersheim, Schwalbach, Eschborn und ab 1975 wieder Hofheim.
"Auch heute noch ist der Main-Taunus- Kreis eine einigermaßen heile Welt", warnt der Polizeihauptkommissar vor allzu großem Pessimismus. Doch auch hier gibt es schlimme Tage im Leben eines Polizisten: Ein Kind wurde überfahren, ein Freitod. "Das kann man nicht einfach so wegstecken, auch nach Jahrzehnten als Polizist", sagt Reindl. Die schwerste Zeit aber war für ihn die Auseinandersetzung um die Startbahn-West. Hier zerbröckelte das Bild vom Freund und Helfer. "Wir waren die Staatsgewalt und mußten durchsetzen, was nun einmal beschlossen war." "Wir" Polizisten und "die": Ein einziges Mal benutzt Reindl diese Unterscheidung. "Wir" sprühten Reizgas, "sie" warfen Molotowcocktails.
Nein, es ist nicht mehr wie früher. Personalknappheit und immer mehr Aufgaben bedeuten für die Polizisten immer mehr Bürokratie. "Meine Zeit ist vorbei - ich gehe mit zwei strahlenden Augen in den Ruhestand", sagt Reindl. Die Uniform hängt im Schrank - aufheben will er sie, aber nicht mehr anziehen.
Die Geschenke im Wohnzimmer zeigen den Wandel: Da steht noch das Schild mit den Glückwünschen der Kollegen, da liegen aber auch die beiden Holzklötze, Kirsche, bestens zum Drechseln. Opa Reindl versorgt die ganze Familie mit Holzspielzeug. "Ich kann gut ohne Beruf leben", sagt er. Und der Stoff-Bulle mit den großen schwarzen Augen auf dem Sofa scheint zu grinsen. md
RÜSSELSHEIM. Das Betrugskommissariat der Kriminalpolizei warnt vor einem Unbekannten, der im Stadtgebiet Spenden für ein dreijährigs blindes Kind in Neustadt/Dosse (Ex-DDR) sammelt, damit eine Operation durchgeführt werden könne. Der Mann gebe sich als Angehöriger einer Wiesbadener Firma aus, die laut Polizei die Aktion auf kommerzieller Basis durchführt. Das bedeute konkret, daß dieses Unternehmen sich zunächst einmal selbst aus der Spendensammlung bediene und es somit dahinstehe, was für das Kind übrigbleibe. Das gleiche Unternehmen ist der Polizei schon durch früheren Verkauf von Tierpostkarten bekannt. Das Betrugskommissariat empfiehlt den Bürgern bei erneutem Auftreten des Geldsammlers "größte Zurückhaltung". Wer etwas spenden wolle, solle sein Geld lieber einer bekannten karitativen oder anderen gemeinnützigen Einrichtung zugute kommen lassen. cas
BISCHOFSHEIM. In konzertierter Aktion besuchten Kriminalpolizei und Telekom einen 23jährigen Bischofsheimer in seiner Wohnung in der Gabelsberger Straße. Sie interessierten sich für die gärtnerischen Fähigkeiten des jungen Mannes und beschlagnahmten neben dem Endprodukt Haschisch einige Hanfpflanzen, die der 23jährige selbst angebaut hatte. Die Telekom-Beamten dagegen waren mehr auf die fernmeldetechnischen Fertigkeiten des Mannes aus und nahmen diverse Funkeinrichtungen mit. Nach Auskunft eines Polizeisprechers gab der 23jährige alles zu, was ihm zur Last gelegt wurde. cas
RÜSSELSHEIM. Eine Belohnung von 3000 Mark setzte die Rüsselsheimer Taxivereinigung für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters führen, der am 13. Januar gegen 1.37 Uhr einen Taxifahrer in der Eisenstraße vor dem Dorinth-Hotel mit einer Pistole bedroht und um 700 Mark beraubt hatte. Vermutlich der gleiche Mann hatte am 24. Januar gegen 23.40 Uhr in der Brandenburger Straße versucht, eine Taxifahrerin zu überfallen. Der Unbekannte soll 1,60 bis 1,70 Meter groß und etwa 25 Jahre alt sein. Bekleidet war er mit dunklen Jeans, dunklem Blouson und dunkelblauer oder schwarzer Pudelmütze. Beidesmal trug der Täter eine kleine schwarze Pistole. Hinweise an die Polizei, Telefon 06142/6960. cas
GROSS-GERAU. Auf offener Straße wurde am Mittwoch abend eine 52jährige Frau von ihrem 31jährigen Sohn mit 30 Messerstichen in den Rücken- und Brustbereich getötet.
Nach der Tat an der Kreuzung Mittel-/ Helwigstraße in Groß-Gerau ging der Sohn zu einem etwa 20 Meter entfernt stehenden Personenwagen und setzte sich hinein. Dort nahm ihn wenig später die Polizei fest.
Ein Tatmotiv steht nach Auskunft der Kripo noch nicht fest. Der 31jährige, der seinen Wohnsitz in Wiesbaden hat, soll in psychiatrischer Behandlung gewesen sein. cas
LANGEN. Jeder, der Kabel hat, kann den Fernseher einschalten und sich durch 18 verschiedene Programme "arbeiten". Das gleiche gilt fürs Radiohören. Auch ein Autotelefon oder ein privater Fax-Anschluß sind keine Seltenheit mehr. Damit die Kommunikation gut läuft, werden zusehends Sendeanlagen auf den neuesten Standard umgerüstet oder neue aufgestellt. So auch in Langen an der Bahnstraße.
Dort ragt seit Mitte der achtziger Jahre in einer Höhe von 49 Meter eine Funkfeststation in den Himmel - sie soll jetzt mit einem Digitalen Funkfernsprechnetz (D-Netz) ausgestattet werden. Doch was den einen Freude bereitet, macht anderen große Sorgen. Bürger in Langen, die in unmittelbarer Nähe des Mastes wohnen, fürchten sich vor gesundheitsschädlichen Auswirkungen durch elektromagnetische Strahlungen.
Auch mutmaßte ein Langener Anwohner, daß die Post quasi "klammheimlich" den Mast aufstockte. Doch dem war nicht so, wie Rüdiger Schlaga, Sprecher des Kreises Offenbach, erklärte. Das Regierungspräsidium Darmstadt, so Schlaga, genehmigte am 5. Dezember 1984 den 40 Meter hohen Turm. Jahre später wollte die Oberpostdirektion Frankfurt den Mast um neun Meter aufstocken. Das Kreisbauamt prüfte das Vorhaben und gab der Post am 3. Januar 1990 grünes Licht.
Wie der Sprecher des Kreises jedoch erklärte, war für die Genehmigung lediglich eine Prüfung der Statik Vorrausetzung; gesundheitliche Auswirkungen durch elektromagnetische Strahlungen wurden nicht untersucht, weil es dafür keine gesetzlichen Vorschriften gibt.
Eine Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz in Braunschweig sagte, daß es in der Bundesrepublik Deutschland zwar keine speziellen gesetzlichen Vorschriften zum Schutz von Personen bei Einwirkung elektromagnetischer Felder gebe, aber sich Betreiber dieser Anlagen an die Deutsche Industrie-Norm (DIN) und an die gleichhohen Werte des Verbundes Deutscher Elektrotechniker (VDE) zu halten haben. Diese gäbe es seit 1984. Im Zuge der rapiden Zunahme von Funkverkehr, so die Sprecherin Ingrid Kluge, seien im Oktober 1991 jetzt neue, strengere Grenzwerte festgelegt worden.
Nach dieser DIN-VDE-Norm-Vorschrift, die zum Schutz der Bevölkerung, bei der auch Kinder, Herzschrittmacherträger und sonstige besonders schutzbedürftige Peronenkreise berücksichtigt sind, sollte bei Geräteleistungen von mehr als 20 Watt ein Mindestabstand zwischen Antenne und Person von drei bis fünf Metern eingehalten werden.
Bei der in Langen stehenden Funkfeststation handelt es sich nach Information der Oberpostdirektion Frankfurt um eine Anlage (inklusive D-Netz) die Sendeleistungen im Bereich zwischen 10 und 50 Watt hat. Als sogenante passive Empfangssender, wie sie auf jedem Hausdach auch stehen, gibt es dort Antennen, die terrestrische Rundfunk- und Satellitenprogramme einspeisen und als Verteilernetz der Stadt dienen. Sie sollen keine hochfrequente Energie abstrahlen. Die Antennenanlagen für das vorhandene Funkfernsprechnetz C, das als Verbindungsstelle für Autotelefonbesitzer dient, sendet und empfängt ebenso wie der Cityruf-Dienst (vergleichbar mit dem Euro- Pieper).
Auch das neue Digitale Netz ist aktiv als Sender und Empfänger. Alle Antennenanlagen in Langen, so die Oberpostdirektion, würden jedoch der DIN-VDE- Norm entsprechen und die Grenzwerte im Abstand von fünf Metern bereits unterschreiten.
Dennoch sei, wie die Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz erklärte, das letzte Wort in Sachen gesundheitlicher Schädigungen durch elektromagnetische Strahlungen, kurz "Elektro- oder Funk-Smog" genannt, noch nicht gesprochen. Es blieben trotz der Fortschritte in der Normung weiterhin offene Fragen in der Grundlagenforschung und in der Abschätzung gesundheitlicher Risiken neuer Technologien.
In Niedersachsen werden seit Ende vergangenen Jahres deshalb Genehmigungen für Antennenanlagen nur unter Widerrufsvorbehalt erteilt, damit künftige wissenschaftliche Erkenntnisse über das Gefahrenpotential elektromagnetischer Felder berücksichtigt werden können. Das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hatte im Oktober 1992 einer Klägerin gegen Telekom recht gegeben, die gesundheitliche Beeinträchtigungen fürchtete, weil sie 200 Meter von einem Funkturm entfernt wohnt.
Das Gericht begründete seine Entscheidung so: Erkenntnisse über die Wirkung elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf das biologische System seien noch keineswegs gesichert. Daher ließen sich auch bei einer 200 Meter vom Funkturm Wulfsen (Kreis Harburg) entfernt wohnenden Klägerin Beeinträchtigungen der Gesundheit nicht ausschließen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dagegen spreche.
In Hessen, so die Sprecherin Claudia Weißbart vom Gesundheitsministerium, würde davon ausgegangen, daß die DIN- VDE-Norm bei solchen Funktürmen erfüllt werden. "Wir können erst etwas tun, wenn wir eindeutige Hinweise auf Gesundheitsschädigungen haben", sagt Weißbart. Auch habe das Land Hessen kein eigenes Gutachten dafür in Auftrag gegeben.
Bisher gibt es zwei Studien zu "Elektro-Smog": die "Alboum-Studie" (Schweden) und ein Gutachten über Mobilfunk und Hochfrequenz-Strahlung des Landes Schleswig-Holstein.
Bürger, so Weißbart, die Furcht vor den elekromagnetischen Feldern der Funktürme hätten, sollten darauf drängen, daß die Betreiberfirma Messungen vornimmt. DOROTHE KNIPP
E.Heller Warschau an S.3/ Hintergrund/ und Aus Aller Welt
Ankündigung
1) Seite 3/ Magazin/ Weltgeschehen: Bis heute nachmittag 15 Uhr schicke ich Ihnen einen längeren Artikel über die gegenwärtige Situation in Weißrußland (Fotos dazu habe ich Ihnen bereits zugeschickt: Lenin vor dem Parlament, Straßenszene in Minsk, Schlangestehen für Äpfel)
2) Aus Aller Welt: Bis 15 Uhr schicke ich Ihnen ca. 60 Zeilen zu einem spektakulären Fall von Alkoholschmuggel, bei dem 'die' Mafia zwei Deutschen, denen in Krakau der Prozeß gemacht wird, angeblich mit dem Tode droht.
Gruß von Edith Heller
Die Sportkegler des SKV Mörfelden hegen ehrgeizige Ziele
"Zwei Würfe, ein Bier", werden die Aktivitäten vieler Sportkegler von den Nicht-Fachleuten diskreditiert. Dieses Urteil mag im geselligen Hobbykegeln teilweise noch Gültigkeit haben, aber auch dort haben sich die Zeiten gewandelt. Nicht immer, aber immer öfter wird dort alkolholfreies Bier getrunken. Es sind die Leistungssportler, die kaum hinter anderen Sportarten zurückstehen.
Als bestes Beispiel für das Sportkegeln schlechthin gilt die SKV Mörfelden. Der "Sportkegelclub Olympia" innerhalb der SKV 1879 Mörfelden stellt nicht nur eine der erfolgreichsten deutschen Vereinsmannschaften - wenngleich der Verein aus dem Kreis Groß-Gerau in dieser Runde erstmals wieder in die 2. Bundesliga abgestiegen ist -, sondern hat auch immer wieder Einzelmeister, sogar Weltmeister hervorgebracht. Mit Manfred Schulmeyer, Frank und Ludwig Keller blieben drei langjährige Cracks dem Verein vom Kegelzentrum an der Daimlerstraße erhalten, die mit allen Kräften den Wiederaufstieg anstreben. Der Rückrundenstart erfolgt am 6. Februar bei der TSG Kaiserslautern (13.15 Uhr). An diesem Wochenende steigen in Viernheim die Deutschen Einzel-Meisterschaften der Senioren A. Und dabei wollen Schulmeyer (50), und F. Keller (53) auf das Siegertreppchen steigen. Bei den Hessenmeisterschaften hatte sich Keller überraschend mit 1861 Holz gegen Schulmeyer (1813) durchgesetzt und damit für einen Mörfeldener Doppelsieg gesorgt. Auch bei den Hessischen Vereins-Mannschaftsmeisterschaften der Senioren A dominierte Mörfelden. Auf den schwer zu bespielenden Bahnen in Hanau setzte sich die SKV an die Spitze des 40er-Feldes. Werner Gernandt sorgte mit 474 Holz für das überragende Einzelergebnis. Mit 2564 Holz gewann die SKV diesen Vorlauf vor dem Keglerverein Offenbach (2552). Kelsterbach (2434) ist nach diesem Durchgang Siebter.
Beim zweiten Vorlauf am 2. Mai in Hanau muß sich die Spreu vom Weizen trennen, nur die ersten sechs Mannschaften kommen in den Endlauf, der am 9. Mai im Leistungszentrum Riederwald ausgespielt wird. hdp
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Gedächtnistraining BAD ORB. Gedächtnistraining bietet die Stadt in ihrer "Hobbythek"-Reihe an. Der über zehn Wochen laufende Kursus beinhaltet Übungen zur Verbesserung der Konzentration, Wortfindung und Merkfähigkeit. Interessenten können sich bei der Stadtverwaltung, Telefon 86 25, melden. SPD-Wahlkampfveranstaltung BAD SODEN-SALMÜNSTER. Stadtstraße, Kureingangsbereich, Konzerthalle und Huttenschloß sind Themen, zu denen sich die Sozialdemokraten am heutigen Freitag, 29. Februar, im Wald-Café Rabenhorst äußern. Zu der Wahlveranstaltung ab 20 Uhr lädt die SPD interessierte Bürger ein. Maskenball der Feuerwehr BIEBERGEMÜND. Freien Eintritt haben Masken am Samstag abend ab 20.15 Uhr im Saalbau Schick. Dort veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr Lanzingen ihren Maskenball, zu dem "närrische Bürger aus nah und fern" eingeladen sind.
Baumschneide-Kursus BIRSTEIN. Unterricht im Baumschneiden gibt ein Experte am Samstag, 30. Januar, ab 14 Uhr im Treff des Landfrauenvereins Unterreichenbach. Alle Interessierten sind dazu eingeladen.
Dosen nun in den gelben Sack BRACHTTAL. Altglas muß ab Anfang Februar nach den Farben Weiß, Grün und Braun sortiert in unterteilte Container geworfen werden. Laut Umweltabteilung im Rathaus gibt es ab Februar keine Dosencontainer mehr. Dosen gehören dann in den gelben Sack, der das nächste Mal am 15. Februar abgeholt wird. Rektor Hof nahm Abschied FREIGERICHT. "Die Kinder werden mir fehlen": Nach 20 Jahren als Rektor verabschiedete sich Albert Hof von der Grundschule Somborn. Erst vor kurzem war der amtierende Kreistagschef mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Auch Mittwoch gab es für den scheidenden Schulleiter viel Lob. Er habe die Schule geprägt und sei als Kollege und Rektor gleichmaßen geschätzt. Hilfe für den Weg in den Beruf GELNHAUSEN. Für Frauen, die in den Beruf im Büro zurückkehren möchten, bietet die Kreisvolkshochschule einen 120-Stunden-Kursus in Gelnhausen an. Unterricht ist dienstags und mittwochs vormittags und beginnt am 9. Februar. Auskünfte gibt es unter Telefon 0 60 51 / 8 54 86. Information über das Sanieren GRÜNDAU. Eine neue Infobroschüre des Gemeindevorstandes soll den Besitzern alter Gebäude bei der Sanierung helfen. Sie dient als Leitfaden bei der Beantragung von Zuschüssen, die es für das Erhalten alter Bausubstanz gibt. Erhältlich ist die Broschüre im Rathaus. Seniorenfremdensitzung HASSELROTH. Zur Seniorenfremdensitzung lädt die Gemeinde alle Hasselrother, die älter als 67 Jahre sind, für Sonntag, 31. Januar, ab 14 Uhr in die Friedrich-Hofacker-Halle. Eintritt und Busfahrt sind kostenlos. Die Busse starten um 13.15 in Gondsroth, zur gleichen Zeit in Neuenhaßlau und um 13.20 Uhr am Niedermittlauer Bahnhof. Ausschuß diskutiert Etat JOSSGRUND. Mit dem Haushaltsetat beschäftigt sich der Haupt-, Bau- und Finanzausschuß während der nächsten Sitzung. Sie findet am Dienstag, 2. Februar, um 20 Uhr im Rat- und Bürgerhaus Oberndorf statt. SPD stellte ihre Kandidaten auf LINSENGERICHT. Die SPD hat ihre Kandidatenliste für die Ortsbeiräte zusammengestellt. Auf den ersten Plätzen treten an: Altenhaßlau: Alfred Fäth, Anna Weeber, Hans-Günther Schmidt; Eidengesäß: Günter Raderkopp, Hans-Joachim Sextro, Ernst Rinkenberger; Geislitz: Edmund Zick, Horst Arnold, Rolf Wagner; Großenhausen: Hans-Jürgen Wolfenstädter, Brigitte Christ, Heiko Wolfenstädter; Lützelhausen: Klaus Arnold, Albert Gwerhold, Rolf Böge. Drogen und Schule SCHLÜCHTERN. "Schlüchtern - drogenfreie Stadt?" lautet der Titel eines Informationsabends, den der Elternbeirat des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums am Mittwoch, 10. Februar, in der Schulaula veranstaltet. Grund seien Anfragen besorgter Eltern. Die Podiumsdiskussion mit Eltern, Lehrern, Schülern und Experten beginnt um 20 Uhr.
Opel-Fans treffen sich SINNTAL. In Züntersbach treffen sich am morgigen Samstag Automobilfreunde mit Markenfaible. Im Gasthaus Zirkel- Schmidt findet ab 20 Uhr die Jahreshauptversammlung des Opel-Clubs statt.
Yogakursus des Kneippvereins STEINAU. Wegen des "ungewöhnlichen Interesses" bietet der Kneippverein ab Montag, 1. Februar, einen weiteren Yogakurs unter Leitung von Brigitte Manns an. Die Teilnehmer treffen sich um 19 Uhr im Raum 33 der Bergwinkelschule. Anmeldungen sind täglich von 9 bis 12 Uhr unter der Rufnummer 56 04 oder bei Kursbeginn möglich. Vortrag über Pflanzenschutz WÄCHTERSBACH. Eine Informationstagung zum Thema Pflanzenschutz organisiert das Amt für Landwirtschaft für Dienstag, 2. Februar, 20 Uhr, im Gasthaus "Quelle" in Aufenau. Der Referent Reinhard Bothe wird in seinem Vortrag auf die Ertrags- und Qualitätssicherung im Getreide-, Mais- und Rapsanbau eingehen.Neuer Spielkreis für Kleinkinder
DIETZENBACH. Für die Eltern, deren Kinder ungefähr eineinhalb Jahre alt sind, gibt es im Stadtteil Steinberg demnächst ein neues Angebot. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt richtet von März an einen weiteren Eltern-Kind-Spielkreis ein. Los geht's am Montag, 1. März, von 15.30 bis 17 Uhr in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt am Einkaufszentrum.
Vorgesehen sind zunächst acht Montagstreffen. Dabei geht es den Initiatoren vor allem um den Sozialkontakt der Kinder zu Gleichaltrigen und den Erfahrungsaustausch der Eltern. Interessierte Väter und Mütter können sich bei der Arbeiterwohlfahrt unter der Rufnummer 0 60 74 / 36 94 oder 32 935 melden. aim
MARBURG. 17 Vertreter des jüngst eröffneten ersten russischen Modellarbeitsamtes in Ljuberzy bei Moskau (FR-Bericht vom 25. Januar, Seite 11) sind diese Woche zu Gast in Hessen. Gruppenweise hospitieren sie in den Arbeitsämtern in Marburg, Limburg und Gießen. Nach einer vorausgegangenen Kompaktschulung in ihrer Heimat sollen die russischen Gäste hier ihr Wissen vertiefen, die Praxis kennenlernen.
Das erst in der vergangenen Woche eröffnete Modellarbeitsamt in Ljuberzy, wo künftig nach deutschem Vorbild beraten und vermittelt werden soll, wurde mit Finanzhilfen des Bundesarbeitsministeriums und maßgeblicher Unterstützung deutscher Experten von der Bundesanstalt für Arbeit aufgebaut. Zwei weitere russische Modellämter sollen folgen und als Ausbildungsstätten für das Personal der gerade erst entstehenden Arbeitsverwaltung dienen.
Der Schwerpunkt der Hospitationen in Deutschland liegt nach Auskunft von Eberhard Völzing, Leiter der Arbeitsvermittlung in Marburg, besonders auf den Themen Umschulung und Fortbildung. Es gebe einerseits in Rußland ein "gigantisches Dienstleistungsdefizit", deshalb Umschulungen, und andererseits müsse in vielen Bereichen per Fortbildung ein technologischer Rückstand aufgearbeitet werden. Neu sei für die russischen Kollegen etwa der Umgang mit Arbeitgebern, die bestimmte Anforderungen an Arbeitskräfte stellen, anstatt sie wie früher einfach zugeteilt zu bekommen.
Die Notwendigkeit, sich auch bestimmten, vernachlässigten Zielgruppen zuzuwenden, sollte ein Besuch in der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt verdeutlichen. Auch wie der Staat durch ABM und Qualifizierung aktiv Arbeitsmarktpolitik betreiben kann, stand in Marburg, Gießen und Limburg auf dem Programm.
Bei der Unterstützung der russischen Kollegen sei ein Rückgriff auf den "breiten Erfahrungsschatz" der Marburger Arbeitsvermittler beim Aufbau einer Arbeitsverwaltung in Thüringen "möglich und von großem Vorteil", so Völzing, der sich im hessischen Nachbarland stark engagiert hat.
Denn das Grundproblem der Umstellung von Plan- auf Marktwirtschaft stelle sich in Rußland ähnlich wie in der Ex- DDR, auch wenn das Ausmaß der sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen und Probleme in Rußland wie in anderen osteuropäischen Staaten über die massiven Arbeits- und Beschäftigungsprobleme in Ostdeutschland hinausgehe.
Vor diesem Hintergrund betreut die Bundesanstalt für Arbeit nach Angaben des Chefs der Marburger Arbeitsvermittlung derzeit den Aufbau von Arbeitsverwaltungen in 13 Staaten Mittel- und Osteuropas (darunter Albanien, Bulgarien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowenien, Ungarn, Ukraine). Die Aufbauarbeit im russischen Ljuberzy, das als Multiplikator dienen soll, werde zusätzlich durch einen "Senior-Expert-Service" ehemaliger Mitarbeiter der Bundesanstalt für Arbeit unterstützt, um über Schulungen und Hospitationen hinaus eine kontinuierliche Betreuung vor Ort zu gewährleisten. tap
Schnipp, schnapp, schnipp - weg ist sie. "Der Beschneider von Ulm" hat wieder zugeschlagen - nein, vielmehr angeschnitten. Mit einer furiosen Verfolgungsjagd, der eine deutsche Vorhaut nach der anderen zum Opfer fällt, beginnt das aktuelle Programm von "Knobi-Bonbon", einem Kabarett-Duo, das Türken wie Deutschen gleichermaßen den Spiegel vorhält. Rücksichtslos ehrlich, zynisch und witzig, intelligent und ebenso bösartig: der Satiriker Sinasi Dikmen ("45 bis 48 Jahre alt") und der Karikaturist Muhsin Omurca (33) nehmen kein Blatt vor den Mund, vor ihrem Zugriff ist kein Hosenschlitz sicher.
Wie ein roter Faden zieht sich die Suche nach dem Schnippel-Täter durch ihr aktuelles Stück. Wo ist er zu suchen? Eine Boulevardzeitung weiß wieder einmal mehr: "Eine frigide, frustrierte, kommunistische Feministin" käme da möglicherweise in Frage. Ein Jude vielleicht auch, oder ein Terrorist? Und wie steht's mit den Moslems? Klar ist jedenfalls: Ein Ausländer muß es sein, ein Türke am besten.
Und tatsächlich, es ist ein Türke. Allerdings einer mit deutschem Paß. Ein türkischer Michel namens Siegfried, alias Sinasi. Er will deutscher sein, als ihm bewußt ist und die Deutschen türkischer machen, als denen lieb ist: "Wir sind doch alle gleich", begründet er seinen Scheren- Schnitt. Doch seine Anpassungs- und Integrationsversuche münden in Selbstverachtung. Er fällt in Trance und sinniert: "Ich will ein Gartenzwerg werden und kein Türke." Der Zipfelmützenmann aber ist so deutsch nicht - im Gegenteil: Im fernen Kappadokien, vor etwa 600 Jahren, erblickte er das Licht der Welt: "Seitdem hat jeder Deutsche seinen privaten Türken im Garten stehen", erfahren Siegfried und wir von Müllmann Achmetle (schwäbischer O-Ton).
Der weiß auch, daß die Deutschen nur wenig eigene Kultur haben: Die Schwarzen kommen doch nur hier her, um ihren Kaffee zu trinken, die Araber, um ihr Benzin zu verfahren, die Asiaten wollen hier ihre Spätzle essen und die Tamilien ihren Tee trinken. Armes Deutschland - kein Kulturgut weit und breit. Wirklich keines? Doch, tröstet Achmet, "der Himbeerpudding".
Die zum Teil überzogenen Blödeleien enden immer wieder in einer Kausalität, die Zusammenhang und Ursache, gepaart mit Wortwitz und -spielereien, auf den Punkt bringt. Der multikulturelle Einfluß auf das Einwanderungsland Bundesrepublik hat, so wissen die "Knobi-Bonbons", zur Folge: "Die Deutschen sind ihre eigenen Ausländer. Und warum mögen sie dann keine? Weil sie sich selbst nicht ausstehen können."
Dikmen und Omurca haben die Straße auf die Bühne gebracht. Wer bin ich? Eine Frage, die sich nicht nur Türken in Deutschland stellen. Die Integration ist eine Seite, die Anerkennung in Deutschland oder der Türkei eine andere. Die Realsatire der beiden "Knobis" ist allgegenwertig und macht auch am Bosporus nicht halt.
(Das Kabarett-Duo "Knobi-Bonbon" ist mit seinem Stück "Der Beschneider von Ulm" noch bis Samstag, jeweils um 20 Uhr, im Neuen Theater, Emmerich-Josef- Straße 46 a in Frankfurt-Höchst, zu sehen.) JÖRG HANAU
HANAU. "Miss Daisy und ihr Chauffeur" lockten am Mittwoch abend Hunderte von Zuschauern in die Stadthalle. Und das, obwohl das Schauspiel dem gefeierten Film "hinterherklapperte" und notwendigerweise auf raffinierte, hollywoodeske Effekte verzichten mußte.
Rolf von Sydows Inszenierung mit Lola Müthel, Robert Owens und Dirk Galuba enttäuschte das Publikum nicht. Sie setzte mit drei profunden Mimen auf Bühnenpräsenz und modernes Kammerspiel. Rollende Kulissenteile und die Nobelkarossen als Schiebevehikel in Einfachstbauweise beschworen den ausgesprochen theatralischen Charakter und verlegten das Hauptaugenmerk auf die darstellerische Leistung. Was da von den Schauspielern verlangt wurde, war enorm. Denn in dem Alltags-Episoden- Drama hatten sie in zwei Theaterstunden den Zeitraum von einem Vierteljahrhundert zu durchschreiten und entsprechend zu altern. Das stellte vor allem an Lola Müthel und Robert Owens eine Herausforderung dar, denn laut Vorgabe des Autors hatten sie schon zu Beginn des Stücks 70 Jahre alt zu sein. Lola Müthel, die in der Region aus ihrer großen Frankfurter Zeit bei Buckwitz bestens bekannt ist, zeigte anfangs eine resolute, jüdische Lady, deren Eigensinn Sohn Boolie in Rage brachte. In den Etappen zwischen 1948 und 1973 wandelte sie sich von der Seniorin "mit zeitloser Ausstrahlung" fast unmerklich in eine Greisin. In umgekehrter Relation zum körperlichen Nachlassen wuchs derweil ganz behutsam die rührende Freundschaft zwischen der Miss und ihrem schwarzen Fahrer. Im Gegensatz zur Premiere des Süd-Staaten- Sentimentals im April letzten Jahres im Frankfurter Rémondtheater (in genau gleicher Besetzung) nahm die Gastspielversion für die Münchner Tournee den geronthologischen Prozeß noch verhaltener. Der unaufhaltsame Verfall der Person korrespondierte signifikant mit der amerikanisierten Garderobe: erst grelle Fraben, schrille Brillen, verrückte Hüte, dann Dezenteres und schließlich aufgelöst: der Bademantel, das Haar, der Geist, die Miene zur Maske erstarrt. Für die Tournee hatte sich Frau Müthel "eingedeutscht" und wirkte vom ersten bis zum letzten Moment "propper", die Kleidung war madamig-bieder, die Schlußszene zeigte eine Rekonvaleszentin, die sich vom Schlaganfall (aus dem Bild davor) erholte.
Eine wichtige Einschränkung bedeutete sicher auch der Große Saal der Stadthalle. Lola Müthel beklagte im Pausengespräch mit der FR die mangelnde Intimität des Rahmens. Ein Kontakt zum Publikum sei hier mit diesem Stück nicht möglich. Das Comoedienhaus wäre ideal gewesen, aber, so stellt Volksbühnenvorsitzender Heinz Niedenthal klar, bei der Höhe der verlangten Gagen in keiner Weise rentabel. Dagegen zeigte sich Robert Owens als Chauffeur Hoke im Frankurter Vergleich unverändert und hochqualifiziert. In anrührender Weise führte er die tragikomischen Drahtseilakte um Selbstbehauptung vor, zu denen die weiße Gesellschaft andersfarbige Menschen immer noch zwingt. Wie gehabt wurde Sohn Boolie von Dirk Galuba wieder bubig-bullig und mit einem weiten Herzen für seine jüdische "Mame" dargestellt, sein Bauch wuchs im Verhältnis zum gesell- schaftlichen Gewicht zusehends. Den genannten (unvorteilhaften) Veränderungen zum Trotz war dieser Abend in der Hanauer Volksbühne ausgesprochen beschaulich. RUTH DRÖSE
Kleine FR
Vortrag im Klosterbau FRIEDBERG. Über "Hans Schiebelhuth, einen Dichterfreund Fritz Usingers" referiert am Dienstag, 1. Februar, Dr. Fritz Ebner im Bibliothekszentrum Klosterbach. Christian Herrmann wird aus den Werken selbst vortragen. Die Veranstaltung des Volksbildungsvereins Friedberg beginnt um 19.30 Uhr. Vorfahrt mißachtet LIMESHAIN. Ohne auf die Vorfahrt eines Motorradfahrers aus Hammersbach zu achten, fuhr am Mittwoch ein Autofahrer aus Aschaffenburg über die Landesstraße zwischen Himbach und Rommelhausen. Beim Zusammenprall der Fahrzeuge wurde der Kradfahrer leicht verletzt. Den Schaden gibt die Büdinger Polizei mit 4000 Mark an. Unfall bei Wendemanöver FLORSTADT. Ohne auf den Wagen hinter ihr zu achten, versuchte eine Autofahrerin aus Nidda am Mittwoch, an der Bushaltestelle in der Friedberger Landstraße ihr Fahrzeug zu wenden. Die Wagen kollidierten. Hilfe am Unfallort WETTERAUKREIS. Für Führerscheinbewerber der Klassen eins bis fünf bietet der Arbeiter-Samariter-Bund Wetterau am Samstag, 13. Februar, einen Kurs über lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort an. Er beginnt um 9 Uhr in der Rettungswache des ASB in der Dieselstraße in Karben und endet um 16 Uhr. Die Kosten für den Kurs betragen 35 Mark. Der Personalausweis ist mitzubringen. Telefonische Anmeldung ist unter Tel. 0 60 39 / 80 02 44 möglich. Der Garten als Kleinbiotop OBER-MÖRLEN. "Sämtliche Gärten in Deutschland sind flächenmäßig um ein Vielfaches größer als alle deutschen Naturschutzgebiete zusammen." Unter diesem Leitgedanken lädt die Naturschtzgruppe Ober-Mörlen zu einem Diavortrag über den Garten als Kleinbiotop ein, den Dr. Eugen Schmidt am Freitag, 29. April, um 20 Uhr im Lesesaal des Schlosses hält.
Vergleichsweise beschaulich geht es beim Fußball-Bezirksoberligisten SG Bruchköbel zu: Der gutgeführte Verein hat auch sein kurzfristiges Landesliga- Gastspiel (90/91) ohne Schrammen überstanden. Am Sonntag (14 Uhr) erwartet die SGB keinen Geringeren als den Oberligisten SG Rot-Weiss Frankfurt. Und dort krachte es in dieser Woche gewaltig: Der aus Windecken stammende und in Büdesheim wohnende Hessenauswahlspieler Holger Dahl wurde ebenso wie der ehemalige Oberliga-Schützenkönig Michael Rexroth rausgeworfen. "Die SG Rot-Weiss hat sich mit sofortiger Wirkung von den Spielern Michael Rexroth und Holger Dahl getrennt. Auf beide Spieler hatte Trainer Robert Jung nach dem ersten Spiel beim Frankfurter Hallenturnier verzichtet. Mit Trainer Robert Jung ist die SG Rot-Weiss nach mehreren Gesprächen übereingekommen, die Zusammenarbeit nicht über das Ende der laufenden Saison in der Oberliga Hessen am 30. Juni hinaus fortzusetzen", ließ der Oberligist am Mittwoch in einer Pressemitteilung verlautbaren. Bruchköbel tritt aufgrund dieser interessanten Spielverpflichtung am Sonntag beim Plazierungsspiel in Neuses (Winter-Cup) mit einer Junioren-Mannschaft an.
Mit Matthias Giese (zuletzt FC Rommelhausen) konnte die SGB kurzfristig einen Spieler aus der ehemaligen DDR (Dessau) verpflichten. Die Freigabeverhandlungen sind allerdings noch im Gange. hdp
GELNHAUSEN. Das lustige Fastnachtstreiben der katholischen Kirchengemeinde St. Peter fällt aus. Obwohl die Vorbereitungen für die Veranstaltung am 20. Februar schon auf Hochtouren liefen, faßte der Pfarrgemeinderat den Beschluß, diese Veranstaltung zu streichen. Das Gremium will damit auf die Ernsthaftigkeit der gegenwärtigen Situation inner- und außerhalb Deutschlands aufmerksam machen.
In einer Mitteilung des Pfarramtes heißt es zu dem Verzicht: "Die Kriegssituation im ehemaligen Jugoslawien und die dort stattfindenden Folterungen, Vergewaltigungen, Ermordungen und Vertreibungen erfordern mehr als nur Stillschweigen, ebenso die eskalierende Fremdenfeindlichkeit in unserem Land."
Als christliche Gemeinschaft könne und dürfe die Kirche diesen Geschehnissen nicht untätig und passiv gegenüberstehen. Aus Solidarität mit den Opfern werde die katholische Kirchengemeinde deshalb demonstrativ auf die Fastnachtsveranstaltung im Jahr 1993 verzichten. Als Zeichen des "Mit-Leidens" soll sich am Samstag, 20. Februar, um 19.15 Uhr ein Klagegottesdienst an die Vorabendmesse anschließen. lex
CDU will Aufträge über 50 000 Mark einsehen Karbens Kommunalpolitiker sollen selbst recherchieren Von Hannes Mathias KARBEN. Einsicht in Bau- und Planungsaufträge mit Summen über 50 000 Mark, die die Stadt zwischen 1990 und 1992 vergeben hat, wünscht die CDU-Fraktion. Sie hat deshalb für die Stadtverordnetensitzung am Freitag, 5. Februar (20 Uhr, Bürgerhaus Petterweil) die Bildung eines Akteneinsichtsausschusses beantragt. Er soll aus fünf Abgeordneten bestehen. Wenn die kleinen Fraktionen bei dem Wahlverfahren keinen Sitz erhalten sollten, sollen sie mit beratender Stimme im Ausschuß mitarbeiten können.
Anlaß für den CDU-Antrag ist nach Angaben des Stadtverordneten Stefan Zahradnik, daß der Magistrat sich bislang nicht im Stande gesehen habe, das Parlament und damit auch die CDU über Einzelheiten von Auftragsvergaben zu informieren. Am 20. Juli vorigen Jahres hatte die CDU per Anfrage vom Magistrat wissen wollen, ob bei Bau- und Planungsausschreibungen nachträgliche Änderungen beim Leistungsumfang vorgenommen wurden, wer den Zuschlag bekam und ob sich die betreffende Firma an die Ausschreibung gehalten hat. Das sollte aber nur bei Aufträgen mit einem Volumen von über 40 000 Mark geschehen. Nach Angaben von Zahradnik habe sich der Magistrat ein halbes Jahr Zeit genommen, um dann mitzuteilen, die Beantwortung der Anfrage würde einen unvertretbaren Verwaltungsaufwand bedeuten. Zahradnik meint nunmehr augenzwinkernd, die CDU wolle die Verwaltung nicht belasten und sich die Arbeit mit Hilfe des Akteneinsichtsausschusses selbst machen.
Die Fraktionsvorsitzende der CDU, Eva-Maria Römer, glaubt dem Magistrat im übrigen das Argument des unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwands nicht. Im Zeitalter der Elektronischen Datenverarbeitung, meint sie, müsse es auf einfache Weise möglich sein, die erbetenen Unterlagen zu beschaffen.
Für die Bildung des Akteneinsichtsausschusses ist nach der Novelle der Hessischen Gemeindeordnung nur noch die Zustimmung von einem Viertel der Gemeindevertreter nötig. Die SPD-Mehrheit hat sich laut Fraktionschef Fritz Amann mit dem CDU-Antrag noch nicht beschäftigt. Amann schließt aber nicht zuletzt mit Blick auf die HGO nicht aus, daß seine Fraktion dem Ausschuß zustimmen wird.
Freitag, 29. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos" (Premiere); Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung"; Nachtfoyer: 22.30 Uhr, Bockenheimer Theaterkreis "Antigone".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Grunewald, Krechel & Fritsch - ". . . ehren Viktor Goldtstein".
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Compagnie Didier Théron - "Ironworks"; Studiobühne: 21 Uhr, Niemann & Roelofs - "Best of . . .".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 17 Uhr, Videos über Jan Fabre; 20 Uhr, Jan Fabre - "Elle était et elle est, même".
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Knobibonbon - "Der Beschneider von Ulm".
Kinderhaus Innenstadt, Battonnstr. 4-8: 15 Uhr, Klaus Klamauk - "Die Kinderrevue".
Klecks Theater: 15 Uhr, "Die zwei von der Mülltonne"; Kinderhaus Am Bügel, Ben-Gurion-Ring 16.
Kommunales Kinder & Jugend Theater, Tel. 59 83 43: 15 Uhr, "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, Chris Newman, Stefan Schädler - Neue Musik.
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard".
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Endlich satt".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Nicht ich/Damals".
Frankfurter Kunstgemeinde: 16 Uhr, "Eine kleine Komödie in Briefform"; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "So schön . . . schön war die Zeit".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik
Oper, Am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Tzimon Barto - Klavier.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Fatala - Afro-Beat & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a, Tel. 28 85 37: 22 Uhr, Swingin' Latin-Funky Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Charles Davies & Captured Moments; 22 Uhr, Der Paternoster XVII - Kleinkunstcocktail.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eddie Gonzales.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Mallet.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36-42: 20 Uhr, HR-Live - Talk & Musik.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Leather Town Jazzband.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, El Fabuloso y Susi Alca.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Conny Jackel & Izio Gross Quartett.
Jazzinitiative: 20.30 Uhr, Dietz-Güttler-Walsdorff Projekt; Steinernes Haus, Klappergasse 3.
Veranstaltungszentrum Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 21 Uhr, Alka Salsa & Disco.
Johannisloge, Finkenhofstr. 17: 20 Uhr, Benefizkonzert "Hilfe für krebskranken Kinder" des Ensemble masonii camerata concertans.
Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Good Vibes - Jazz.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters. Literatur Mampf, Sandweg 64: 20 Uhr, Feier 230. Geburtstag des Schriftstellers Seume.
Zentralbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Lesung Sylvie Germain - "L'enfant Méduse" (frz./dt.).
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Lesung "Schwestern über Schwestern". Vorträge / Diskussionen Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: 20.30 Uhr, Vortrag & Diskussion "Geschlechtswechsel. Trans- und Zissexuelle: ein gespanntes Verhältnis".
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 19.30 Uhr, Diskussion "Die andere Sicht der Revolution". Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Die Entschlüsselung des Sternenlichts". Gesellschaft für Arbeitsmethodik: 19.30 Uhr, Vortrag "Unternehmensleitbild - Von der Vision zur Aktion; Kolpinhaus, Lange Str. 26.
Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57: 20 Uhr, Diavortrag "Caspar David Friedrich".
Städelschule, Dürerstr. 10: 10 Uhr, Symposion "Evolutionäre Symmetrietheorie".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage: 18 Uhr, Diavortrag "Neuseeland - Südsee"; 20.15 Uhr, Diavortrag "Mit dem Fahrrad duch die USA & Hawai".
Freunde Frankfurts: 19 Uhr, Diavortrag "Auf Goethes Spuren durch Sizilien"; GDA-Wohnstift, Waldschmidtstr. 6.
Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 26 im Anzeigenteil.
Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Andy Warhol und Joseph Beuys".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo".
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 20 Uhr, Kickertunier.
Lehrerkooperative, Schäfergasse 46: 15 Uhr, Internationales Café.
AG für Angehörige psychisch/seelisch kranker Menschen: 18 Uhr, Offenes Treffen; Uhlandstr. 50 HH.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).
Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3,Tel. 47 37 47; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5, Tel. 38 80 46; Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Sachsenhausen, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 73, Tel. 59 02 96; Bahnhof-Apotheke, Münchener Str. 60, Tel. 23 29 05; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Str. 5, Tel. 78 31 27. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Rummel, Königsteiner Str. 167, Tel. 30 60 95; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Der letzte Mohikaner (15.15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Central: Eine Frage der Ehre (15.30, 20 Uhr, Sa.: 22.45 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.30 und 20.30 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23 Uhr).
Palette: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der kleene Punker (16 Uhr), Stilles Land (19.45 Uhr), Wiedersehen in Howards End (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick und Zeitlos: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45, 19.45, 22.45 Uhr), Bodyguard (20.15 Uhr), Gestohlene Kinder (22 Uhr), Das kleine Gespenst (15.15 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Sister Act (20.30 h).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. "Gemeinsam gegen rechts" mit Los Pasantes del Sur + Friendly Natives, 20 Uhr in der Schweinehalle.
Kabarett & Jazz mit Rainer Bange & dem Roland Schneider Trio, 20 Uhr, Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Jazzkeller Philippsruher Allee, "Muddleheads" (Chikagoblues & Rhythm'n Blues), 21 Uhr.
Maintal. "Offen party" in der Kulturetage Wachenbuchen, 19 Uhr im historischen Rathaus.
Nidderau. Kindertheater "Schiff ahoi" mit den Blinklichtern, 15 Uhr, Saalbau Schmidt, Eichen.
Langenselbold. Heavy-Metal-Abend im Jugendzentrum im Schloß mit "Mordor", "Biscuit Boosters" und "Morid Punch", 20 Uhr.
Bad Orb. "Die Csardasfürstin", Operette von Emmerich Kalman, 20 Uhr, Konzerthalle.Vorträge/Diskussionen Hanau. Vortrag der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie zum Thema "Über die richtige Einbindung von Sonnenkollektoren in ein bestehendes Heizungssystem", 19.30 Uhr, Stadthalle. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9.30 Uhr Spiel- und Lerngruppe für Kinder, 14.15 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule, 15 und 16.30 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 18.30 Uhr Säuglingspflege, 19 Uhr Nähkursus, 18 Uhr Rhetorik für Frauen.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Rückenschule, 9.30 Uhr Miniclub, 11 Uhr Gymnastik für Paare. Parteien/Parlamente Maintal. Jahreshauptversammlung der SPD Dörnigheim, 19 Uhr, Maintalhalle.
Brachttal. Öffentliche Sitzung des Ortsbeirats Spielberg, 20 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al-Anon-Angehörigen-Gruppe, 19.30 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 7 74 99.
Hanauer Lesbenstammtisch, 19.30 Uhr, Informationen über den Veranstaltungsort unter er Telefon 0 61 83 / 36 07.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung, 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 9 bis 12 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 31.
Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, 14 bis 16 Uhr, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Großkrotzenburg. Arbeitskreis Drogen und Süchte, Telefon 0 61 86 / 82 11 oder 6 37.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 13 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 14 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77. Vereine Hanau. Schachverein Königsspringer, Spielabend für Schüler und Jugendliche 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Großauheim.
Bruchköbel. Schach-Abteilung der Sportgemeinschaft 1868, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Jahnstraße 3.
Großkrotzenburg. Jahreshauptversammlung des FC Germania 1909, 19.30 Uhr, Vereinsgaststätte am Oberwald.
Biebergemünd. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Lanzingen, 20 Uhr, Gaststätte Schick. Verschiedenes Hanau. Kinder-Kino: "Kalle Blomquist lebt gefährlich", 14.30, Uhr Spielhaus, Marienkirchgasse 4.
Lichterkette, 18-18.30 Uhr, Marktplatz.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 15 Uhr Jugendtreff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 17 Uhr FAN 70 Disco im Teehaus Marienstraße, 20 Uhr Gemeinschaftsstunde im Bürgerhaus.
Bürgerkeller Großauheim, 14.30 Uhr Seniorentreff, altes Bürgerhaus.
Disco im Jugendtreff Hans-Böckler- Haus, 18 Uhr, Sandeldamm 19.
Maintal. Treffen der Pfadfindersippe "Wühlmäuse", 15 Uhr, Wachenbuchen, In den Simmetwiesen.
Maintal. Jugendzentrum Hermann- Löns-Straße 2, 14.30 Uhr, Kinderprogramm bis elf Jahre.
Kostümierte Faschingssitzung der Käwern Hochstadt, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur, 17 Uhr Sprechstunde im Pfarrhaus.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab vier Jahren, 14.30 Uhr Kinderbetreuung für Kinder von drei bis sechs Jahren, 16 Uhr Kindergruppe für Kinder von sechs bis neun Jahren, 17.30 Uhr Mädchengruppe ab zwölf Jahren.
Bruchköbel. Seniorentreff: 14.30 Uhr Treffen in der Mehrzweckhalle Roßdorf, Vortrag "Wie funktioniert das Duale System? Was bringt der Gelbe Sack"?, 15 Uhr Singkreis im ST Mitte, 17.30 Uhr Theater-Werkstatt im ST Mitte, 15 Uhr Altentheater Köln, Bürgerhaus.
Erlensee. Lauftreff der Turn- und Sportgemeinde, 15 Uhr, Parkplatz am Vogelschutzgebiet neben der Einfahrt zum Bärensee.
Großkrotzenburg. Cinema Time im Jugendzentrum Schulstraße "Ghost - Nachricht von Sam", 19.30 Uhr.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 16 bis 17 Uhr, Bücherausleihe.
Rodenbach. Seniorentreff, 14 Uhr, Spaziertreff, Treffpunkt am Rathaus.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 16 bis 17.30 Uhr Mädchentreff für Zwölf- bis 14jährige.
Brachttal. Maskenball des SV Brachttal, 20 Uhr, Mehrzweckhalle Neuenschmidten.Sondermüll Hanau. Sonderabfallsammlung, 11 bis 12.30 Uhr Klein-Auheim, Fasaneriestraße, 13 bis 14.30 Uhr Steinheim, Verwaltungsstelle, 15 bis 16.30 Uhr Kesselstadt, Kurt- Schumacher-Platz.
Wir gratulieren
Samstag Frau Hildegard Thalemarin, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Franz Duffke, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.
Frau Liselotte Schwarz, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Friedrich Döppenschmidt, Groß- Karben, zum 81. Geburtstag.
Herrn Helmut Schöbel, Okarben, zum 72. Geburtstag.
Frau Helene Simon, Rendel, zum 82. Geburtstag.
Frau Margarete Schmidt, Ilbenstadt, zum 74. Geburtstag. Sonntag Frau Else Fritz, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag. Herrn Martin Kinnel, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Hildegard Hanschke, Burg-Gräfenrode, zum 71. Geburtstag.
Herrn Heinrich Linz, Bönstadt, zum 73. Geburtstag.
BAD HOMBURG. Stadtverordnetenversammlung, Hochbauamt und Baudezernent Wolfgang Weber zogen an einem Strang: "Die volkswirtschaftliche Gesamtbedeutung der Solarenergienutzung ist unbestritten." Deshalb sollte untersucht werden, ob beispielsweise auf den Dächern der städtischen Sporthallen, in denen viel Warmwasser zum Duschen verbraucht wird, Solaranlagen installiert werden können.
Quer durch alle Fraktionen ging der Trend zu der von den Grünen initiierten alternativen Energiequelle. Wenige Tage nach dem Parlamentsbeschluß wurde das Hochbauamt bereits aktiv. Der städtische Bauhof wurde zum Pilotprojekt erkoren, um das Brauchwasser für die Waschanlagen der Dienstfahrzeuge aufzuheizen.
Sonnenkollektoren wurden als ideal erkannt und eine Energieausbeute von fast 14 000 Kilowattstunden im Jahr errechnet. Von einer "nicht unerheblichen Energieeinsparung" war denn auch in der Vorlage des Hochbauamtes an den Magistrat die Rede. Und der Magistrat stimmte zu, daß auf dem Flachdach des Bauhofes die Sonnenkollektoren installiert werden sollen.
100 000 Mark wurden für Herstellung und Montage vorgesehen und beantragt, die zu erwartenden Landeszuschüsse von bis zu 30 Prozent nicht einkalkuliert. Dann freilich passierte die Panne.
Beim Aufstellen des Haushaltsplanes ging das Projekt den Bach runter, wurde schlicht vergessen.
"Betrüblich" bis "beschämend", lautete am Mittwoch abend im Umweltausschuß das Urteil. Und der Ausschußvorsitzende Gerhard Trumpp (CDU) kündigte Folgen - nach der Wahl - an: "Da muß das neue Parlament nachfassen." off
KELSTERBACH. Am Beispiel der Stadt Kelsterbach hat ein junger Wissenschaftler jetzt einen wenig beachteten Aspekt der hessischen Kommunalwahl zur Sprache gebracht.
Wenn am 7. März gewählt wird, dann sind am Ort lebende Ausländer - viele seit zehn, ja sogar 20 Jahren hier - vom Urnengang ausgeschlossen. Dabei hängen auch sie ebenso wie ihre deutschen Mitbürger oft unmittelbar ab von kommunalpolitischen Entscheidungen, etwa über Kindergärten und Sportstätten.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt der aus Kelsterbach stammende Dr. Gert Wagner, Professor an der Ruhr-Universität Bochum, in einem Beitrag der Uni- Zeitung "RUB-Aktuell": "Ein lokales Wahlrecht für Ausländer ist - nicht zuletzt wegen der lokalen Sozialpolitik - dringend angezeigt."
Das Angebot an lokaler Sozialpolitik, wie beispielsweise Kinderbetreuungsmöglichkeiten, würden in einer Kommune solange "suboptimal" sein, wie ortsansässige Ausländer nicht wahlberechtigt seien, erklärte Dr. Wagner. Sein Beitrag steht unter dem Motto "Ausländer und soziale Sicherung".
Wagner verweist ausdrücklich auf seine Heimatstadt Kelsterbach, wo rund 30 Prozent Ausländer leben. Die örtliche Mehrheitspartei - die SPD, der Wagner selbst angehört - sei ungeheuer stolz, daß sie im Stadtparlament seit Jahrzehnten eine Majorität um 60 Prozent und mehr besitze. Gemessen an der Wohnbevölkerung dieser Stadt reiche aber selbst eine Zweidrittel-Mehrheit bei den deutschen Wahlberechtigten nicht aus, um die Mehrheit der Bürgerschaft zur repräsentieren.
Auf der anderen Seite schätzt Wagner auch das reale Interesse der kleineren Parteien an einem Wahlrecht für Ausländer als nicht groß ein, weil dieses für jene die Gefahr vergrößere, unter die Fünf- Prozent-Hürde abzurutschen.
Wagner hält kommunales Wahlrecht für Ausländer für notwendig. Am einfachsten wäre nach seiner Meinung das Problem der Partizipation am politischen Prozeß durch die Möglichkeit einer Doppel-Staatsbürgerschaft zu lösen. cas
MÜHLHEIM. "Die Brezeln hier sind genauso trocken wie der Ablauf dieser Veranstaltung", meinte der Grünen-Stadtverordnete Hans-Georg Klauer, nachdem er über eine Stunde ein Informationstreffen für Erstwähler im Rathaus verfolgt hatte. Die rund 50 jungen Gäste grinsten zustimmend. Was sie erlebt hatten, war eine politisch keimfreie, sachliche Zusammenfassung der Aufgaben von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung, die Vorführung der Wahlmaschinen und ein knapper Bericht über das Procedere am 7. März. Kurzum: eine Nachhilfestunde in staatsbürgerlichem Unterricht.
Damit hatten sich die Befürchtungen von CDU und Grünen, Bürgermeister Karl-Christian Schelzke (SPD) und Vorsteher Karl-Heinz Stier (SPD) als Veranstalter würden die Gelegenheit zum Kommunalwahlkampf nutzen, absolut nicht bestätigt. Die beiden Herren agierten knapp 90 Minuten lang als politische Neutren.
"Wir wandeln auf einem schmalen Grat heute abend", hatte Schelzke gleich zu Beginn des Meetings bei Ebbelwoi und Salzgebäck festgestellt. Dabei hatte sich der Bürgermeister die Suppe selbst eingebrockt, die den anderen Parteien so wenig schmeckte: Der gelernte Jurist hatte schlicht vergessen, die Fraktionen von dem geplanten Erstwähler-Treffen zu informieren und sie als Zuhörer einzuladen.
Das wurde mit Verspätung nachgeholt. Die Folge: CDU, Grüne und "Freie soziale Demokraten" witterten Wahlkampf und protestierten lautstark.
Die Parteienvertreter saßen denn auch mit Argusaugen und gespitzten Ohren zwischen den Jungwählern. Doch ihr Interesse erlahmte sichtlich ebenso schnell wie das der Jugendlichen. Es gab keinen einzigen politischen Ausrutscher.
Schelzke und Stier bemühten sich, die trockene Materie mit originellen Beispielen und munteren Redewendungen aufzupeppen. Es blieb jedoch eine pädagogisch bemühte Schulstunde.
Dabei waren sich alle Parteien einig gewesen, daß Informationen über die nicht allzu populären Kommunalwahlen gerade für die Jungen vorm ersten Urnengang notwendig sind. "Ich habe in dem Alter nicht allzu viel über die Aufgaben einer Kommune gewußt", bekannte der Bürgermeister. Am Mittwoch abend unternahm er mit einem Parforceritt durch die Hessische Gemeindeordnung den Versuch, zu informieren - assistiert vom Stadtverordnetenvorsteher.
Wahlleiter Richard Otto hatte den dankbareren Action-Teil der Veranstaltung übernommen: Er durfte vorführen, wie in Mühlheim die Wahlmaschinen bedient werden. Seine Vermutung, irgendwer im Saal könne Angst vor den ungewohnten Geräten haben, wurde belächelt - von einer Generation, die so lässig mit komplizierter Technik und Elektronik umgehen kann, daß Ältere nur staunen. Nein, weder Knopfdruck noch Chipseinwurf müssen diese Jungen üben.
Geduldig hörten sie sich an, was ihnen über Hare-Niemeyer und Briefwahl, Haushaltspläne und Ausschußsitzungen erzählt wurde. Die Aufforderung des Bürgermeisters, angesichts der Vertreter aller Fraktionen Anregungen und Wünsche zu äußern, stieß auf wenig Resonanz. Zwei Detailfragen - das war's schon.
"Wahrscheinlich haben Sie eine politische Diskussion erwartet", vermuteten die Veranstalter und verwiesen die jungen Leute auf die Wahlkampfveranstaltungen der Parteien bis zum 7. März. Mit glühenden Appellen, sich an der Kommunalwahl zu beteiligen und auch mal eine Sitzung des Stadtparlaments zu besuchen, wurden die Erstwähler auf den Nachhauseweg geschickt.
Mehr Interesse an der Kommunalpolitik als die meisten ihrer Altersgenossen hatten die 50 Jugendlichen schon durch den Rathausbesuch gezeigt. Über 700 Erstwähler waren trotz Einladung nicht gekommen. HELGA FRANKE
BAD VILBEL. Oberst Nikolaj Choroschok, der 53jährige Chef der Berufsfeuerwehr in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist am kommenden Samstag, 30. Januar, von 14 bis 17 Uhr Gast der Bad Vilbeler Feuerwehr. Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel lädt alle Gasteltern ein, die im Sommer vorigen Jahres 33 Kinder aus Kiew aufgenommen hatten, und alle, die für den Hilfstransport vom Dezember vorigen Jahres nach Kiew Lebensmittel gespendet hatten. Im Stützpunkt Saalburgstraße wird bei Kaffee und Kuchen Gelegenheit sein, sich mit Choroschok zu unterhalten. Der umgängliche Mann dürfte übrigens nicht wieder wegfahren, ohne eine Hörprobe seiner hochentwikkelten Sangeskunst gegeben zu haben. Der Feuerwehrchef, der in Kiew über mehrere hundert Fahrzeuge und einige tausend Feuerwehrleute gebietet, besucht an diesem Wochenende Frankfurt, um an der Verabschiedung des leitenden Frankfurter Branddirektors Günther Burbaum teilzunehmen.
Wie Gerhard Stengel mitteilt, haben weitere zehn Kinder aus Kiew den Wunsch, Kontakt mit Bad Vilbelern aufzunehmen. Sie haben kleine Gastgeschenke geschickt und stellen sich in dem Anschreiben mit einem Foto vor. Stengel hofft auf Interessierte, denen der Wunsch der Kiewer Kinder nach Kontaktaufnahme nicht gleichgültig ist. hm
RÜSSELSHEIM. Zu einem Besuch im Museum lädt das Frauenzentrum für Samstag, 30. Januar, nach Frankfurt ein. Start zur Schirn ist um 9.30 Uhr am Frauenzentrum in der Haßlocher Straße 150. Besucht werden soll die Ausstellung mit Werken von Gabriele Münter. cas
GROSS-GERAU. Soll im Kommunalwahlkampf 1993 durch das Thema "Asyl" von zahlreichen nichtgelösten sozialpolitischen Fragen abgelenkt werden? Diese Frage stellt sich verstärkt für den DGB- Seniorenarbeitskreis Groß-Gerau nach entsprechenden Ankündigungen des CDU-Kreisvorstandes, den Wahltag am 7. März eventuell auch zu einer "Volksabstimmung" über den Bonner Asylkompromiß zu machen.
"Mit Überraschung" haben die DGB- Senioren der Kreisstadt nach Auskunft ihres Sprechers Georg Passet solche Absichten zur Kenntnis genommen. Wenn diese Pläne in die Tat umgesetzt werden sollten, dann stellen sich nach Einschätzung der DGB-Senioren zur Kommunalwahl aber auch noch andere Fragen:
"Weshalb gelingt es der Bundesregierung nicht, eine humane und wirkungsvolle Pflegeversicherung auf den Weg zu bringen, wie der Bundeskanzler versprochen hat? Wie hoch ist unsere diesjährige Rentenanpassung? Die letzte Erhöhung betrug 2,71 Prozent, war also bei einer Teuerungsrate von etwa vier Prozent eine Rentenkürzung. Soll das weiterhin so bleiben?
Warum wird trotz steigender Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit der Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit durch Zwangsanordnungen des zuständigen Ministers gegen den Willen der Selbstverwaltungskörperschaften gekürzt?
Was heißt bei den Sozialleistungen "Wildwuchs"? Eine lineare Kürzung von drei Prozent trifft wiederum nur die Ärmsten.
Warum gibt es Monat für Monat mehr Obdachlose? Ist die geplante Kürzung der Sozialhilfe die Lösung, oder will man bewußt die Obdachlosenquote erhöhen?"
Gewinne müßten sein, doch warum dürften in unseren Land die Gewinne unbegrenzt steigen, fragen sich die DGB-Senioren weiter: "Warum werden von der Regierung ständig Steuerentlastungen und sonstige Pflegemaßnahmen für die Gewinne beschlossen?" cas
SELIGENSTADT. Ob beim nächsten Geleitsfest im Juli 1994 tatsächlich schon Wasser aus einem bis dahin noch neben den umstrittenen Pflanzenkübeln zu bauenden Brunnen auf dem Marktplatz sprudeln wird, steht noch in den Sternen. Sicher ist bisher nur eines: Bürgermeister Rolf Wenzel hatte mit seiner Vermutung recht, "dieses Modell wird noch für jede Menge Zündstoff sorgen". Der Verwaltungschef spricht vom Entwurf des Darmstädter Künstlers Christfried Praeger, für dessen Werk mit Rundbogen und zwei Wasserbecken sich in der vergangenen Woche eine Jury mehrheitlich entschieden hatte.
Jetzt gibt's Ärger. Mit der Verfahrensweise, daß ein Gremium aus neun Leuten die Vorabentscheidung über die künftige Gestaltung des Marktplatzes fällte, ist die CDU überhaupt nicht einverstanden. Auch die beiden anderen beteiligten Künstler protestieren gegen die Entscheidung der Jury. Bürgermeister Wenzel hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Frank Lortz, CDU-Fraktionschef im Stadtparlament, ist der Ansicht, daß hier "über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wurde". Er fordert deshalb von den Verantwortlichen im Rathaus eine größere Beteiligung der Bevölkerung, um eine Antwort zu bekommen auf die nach Meinung der Union so wichtigen Fragen: An welcher Stelle des Marktplatzes soll ein Brunnen gebaut werden und wie könnte dieser aussehen?
Ein solch wichtige Angelegenheit könne nicht durchgepeitscht werden. Die Kommunalwahl am 7. März dürfe nicht das entscheidende Datum dafür sein, daß SPD und Freie Wähler diese Angelegenheit in wenigen Tagen über die Bühne bringen wollen, sagt CDU-Sprecher Lortz.
"Wer die notwendige Beteiligung der Bürgerschaft an den städtischen Entscheidungen und an dem Leben in unserem Seligenstadt ernst nimmt, sollte sich einer Bürgerbefragung nicht widersetzen", meint der CDU-Fraktionschef. Diesen Wunsch hat die Union in einem Antrag für die nächste Sitzung des Stadtparlamentes formuliert. Der Magistrat solle den Bürgern jene drei Modelle, aus denen die Jury in der vergangenen Woche eine Auswahl traf, in einer Versammlung vorstellen.
Vor allem der Heimatbund sowie Vereine und Personen, die sich mit der Geschichte der Stadt befassen, müßten Gelegenheit haben, ihre Ansichten zu dem Brunnen vorbringen zu können. Bis zum Mai soll die schriftliche Befragung der Seligenstädter abgeschlossen sein, Bürger sollen mitreden wünscht die Union. Eine abschließende Entscheidung über das bisher mit knapp 300 000 Mark veranschlagte Projekt habe dann die Stadtverordnetenversammlung zu treffen.
Verärgert sind auch die Aschaffenburger Künstler Helmut Kunkel und Willibald Blum, deren Modelle von der Merheit der Jury nicht favorisiert wurden. Der Bildhauer Kunkel ist der Meinung, daß bei dem Wettbewerb objektive Vergleichsmöglichkeiten nicht gegeben waren, weil das Werk von Christfried Praeger "nicht den präzise vorgeschriebenen Größenangaben der Ausschreibung entspricht".
Die geforderten Proportionen für die Präsentation der Modelle seien nicht eingehalten worden, beschwert sich Kunkel. Es handele sich bei dem Brunnen mit Bogen und Zeitschiene "um eine universell verwendbare Gestaltungsidee, die - erst mit Attributen versehen - eine Bezugnahme auf Seligenstadt nimmt". Auch Kunkel plädiert dafür, die Diskussion über das auch vom künstlerischen Standpunkt her strittige Objekt fortzusetzen.
"Wir können nicht bis zum Exzeß diskutieren", sagte Bürgermeister Rolf Wenzel gestern. Er hält es für richtig, daß ein fachkundiges Gremium vorab eine Auswahl der Entwürfe getroffen habe. Trotzdem werden die Bürger Gelegenheit haben, ihre Meinung zu dem favorisierten Modell des Darmstädter Künstlers zu äußern. Am morgigen Samstag werden die Entwürfe von 10 bis 12 Uhr im Rathaus ausgestellt. Mitglieder der Jury stünden für Fragen zur Verfügung.
Wenzel plädiert trotz der Kritik der CDU dafür, das Thema bei der letzten Parlamentssitzung vor der Kommunalwahl am kommenden Dienstag zu diskutieren und eine grundsätzliche Entscheidung pro Brunnenmodell Praeger zu treffen. Nach der Abstimmung am 7. März vergehe ohnehin einige Zeit, bis sich das neue Parlament konstituiert und über die Feinheiten des Projektes gesprochen werden kann. Dadurch komme man mit der Realisierung des Brunnens, der zum Gleitsfest 1994 stehen soll, vielleicht in Zeitnot, meint Wenzel.
Die Kritik der beiden Künstler, die mit ihren Vorschlägen keine Zustimmung bei der Jury fanden, kann der Bürgermeister nicht nachvollziehen. In einem Antwortschreiben an Willibald Blum weist er die Vorwürfe, Christfried Praeger habe sich nicht an die vorgegebenen Maßstäbe gehalten, zurück. Auf die Inhalte komme es an, sagt Wenzel.
Der Verwaltungschef ist grundsätzlich optimistisch, daß das Modell so wie in der Vorlage auf dem Marktplatz gebaut werden kann. Bei der gestrigen Zusammenkunft der Mitglieder des Gewerbevereins habe er nur zustimmende Worte gehört. Und die Denkmalschützer werden wohl auch mitspielen, da der vorgesehene Bogen am Brunnen auch als Element an den umliegenden historischen Häusern zu finden sei, sagt Rolf Wenzel. aim
Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Sa.: Taunus-Apotheke, Bad Nauheim, Kurstr. 9, Tel. 0 60 32 / 3 20 88 + Brunnen-Apotheke, Ober-Rosbach, Bahnhofstr. 14, Tel. 0 60 03 / 435 - So.: Aesculap- Apotheke, Friedberg, Haingraben 11, Tel. 0 60 31 / 40 22 + 40 23.
Bad Vilbel. Sa.: Heilsberg-Apotheke, Alte Frankfurter Str. 28a, Tel. 0 61 01 / 8 50 17 - So.: Kur-Apotheke, Frankfurter Str. 119, Tel. 0 61 01 / 8 52 66.
Butzbach. Sa.: Stern-Apotheke, Weiseler Str. 25-27, Tel. 0 60 33 / 6 56 62 u. 7 18 73 + Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41.
Karben/Niddatal. Sa.: Neue Apotheke, Klein-Karben, Wernher-von-Braun-Str. 29a, Tel. 0 60 39 / 35 91 - So.: Apotheke Niederwöllstadt, Wöllstadt, Frankfurter Str. 52, Tel. 0 60 34 / 23 07.
Büdingen. Sa. u. So.: Stadt-Apotheke, Bahnhofstr. 30, Tel. 0 60 42 / 45 30 + 45 65. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben / Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00.
Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
MARGRET HÄRTEL, Partei- und Fraktionsvorsitzende der Hanauer Cristdemokraten, hat einen Tag im katholischen Kindergarten Heilig Geist im Lamboyviertel verbracht und empfiehlt das allen sozialpolitisch engagierten Kommunalpolitikern, um eigene Erfahrungen mit der vorschulischen Erziehung zu sammeln. Margret Härtel verbindet ihren Besuch in der Kindertagesstätte auch mit Forderungen: Mehr Hortplätze im Lamboygebiet seien unabdingbar, auch weil die Ganztagsbetreuung an der Tümpelgartenschule "kaum realisierbar" sei. Zu lange Ausbildungszeit und zu schlechte Besoldung seien hinderlich, wenn Kommunen und freie Träger mehr Erzieherinnen gewinnen wollten, meint die Christdemokratin. Härtel kündigte an, die neue CDU-Fraktion wolle nach der Kommunalwahl am 7. März regelmäßig persönliche Erfahrungen in Einrichtungen wie Kitas sammeln.
KARL WEIDEMEIER, Sozialdemokrat aus Erlensee, hat sein Mandat in der Erlenseer Gemeindevertretung niedergelegt. Da auch der nachfolgende Bewerber auf der Liste der Kommunalwahl im Jahre 1989 verzichtet hat, rückt nun die Genossin GUDRUN THAM nach.
KÖNIGSTEIN. Die SPD hat die Wahlwerbung der der CDU auf der Bürgerversammlung zum Gesamtverkehrsplan in dieser Woche scharf verurteilt und Bürgermeister Bertram Huke (CDU) "Parteinahme" vorgeworfen. CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Herberholz hatte im Katholischen Gemeindezentrum in der Georg-Pingler-Straße mit der offiziellen Wahlschrift für ihre Partei geworben.
"Es geht nicht an, daß Veranstaltungen des Magistrats von einzelnen Parteien zu Wahlkampfzwecken mißbraucht werden dürfen", schreiben die Sozialdemokraten. Huke hätte den CDU-Stand nicht zulassen dürfen, so die SPD. ki
RÜSSELSHEIM. Die Kommunalwahlszene in der einwohnerstärksten Stadt im Kreis wird immer unübersichtlicher, es könnte zu einer Atomisierung des alternativen Protestpotentials kommen: Jüngster Stand der Dinge ist, daß entgegen ersten Ankündigungen vermutlich doch wieder eine "fNEP"-Liste antreten will. Jedenfalls werden Unterschriften zur Wahlzulassung gesammelt. Die Initiatoren haben dazu noch Zeit bis Montag, 1. Februar, 18 Uhr. Hinter dem Kürzel "fNEP" verbirgt sich "für Nichtwähler, Erstwähler, Protestwähler".
Immerhin hatte diese von manchen als Alternativ-, Sponti- oder schlicht Quatsch-Liste apostrophierte Formation bei der Kommunalwahl 1989 mit 4,4 Prozent einen Überraschungserfolg erzielt und nur knapp den Einzug ins Stadtparlament verfehlt. Beim ersten fNEP-Auftritt, der Kommunalwahl 1985, waren es 1,8 Prozent gewesen.
Anscheinend hat die in der Zwischenzeit am Ort entstandene Große Koalition aus SPD und CDU für die fNEP wie eine politische Bluttransfusion gewirkt. Über dreißig Personen, und somit wesentlich mehr als 1989, seien bereit, so war zu hören, als fNEP zu kandidieren. Ziel sei, 59 Bewerber zu finden, um theoretisch alle Sitze im Parlament belegen zu können.
Antreten wollen zur Wahl am 7. März noch zwei weitere Listen, die sich als Alternativen zu den im Parlament sitzenden SPD, CDU, Grünen und FDP verstehen: Liste "Rüssel", meist ehemalige Schüler des Kant-Gymnasiums, und Liste "Blaise Pascal". Letztere fühlen sich dem Gedankengut des gleichnamigen französischen Philosophen und Naturwissenschaftlers verpflichtet. cas
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Sa. 10.30, 15.30 u. 19.30 Uhr, So. 10.30 Uhr, Trinkkuranlage. Bad Vilbel. Alte Mühle: Amateurtheater Die Bühne - "Daheim ist daheim" v. F. Kusz u. "Die Kleinbürgerhochzeit" v. B. Brecht, Sa. u. So. 20 Uhr, Lohstr. 13.
JAY: Charles Davis & Captured Moments - Konzert, Sa. 20 Uhr, Jahnstraße 17.
Butzbach. Jugendzentrum: Earl Grey in concert, Sa. 20 Uhr, August-Storch-Str. 7.
Glauburg. Ev. Kirchengemeinde Glauberg: Susanne Greschok & Wiebke Müller - Blockflötenkonzert, So. 19 Uhr, ev. Kirche. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Jugendzentrum: Disco- Veranstaltung, Sa. 21 Uhr, Alte Feuerwache. Marinekameradschaft: Stammtisch, 18 Uhr, Deutsches Haus.
Bad Vilbel. FFw. Dortelweil: Erbsensupp'-Essen, So. 11 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Dortelweil.
Kleingärtner- u. Siedlungsverein Dortelweil: Jahreshauptversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Saalbau Steul.
Ev. Christuskirchengemeinde: Missionsfest, So. 14.30 Uhr, Grüner Weg.
Butzbach. FFw. Ebersgöns: Jahreshauptversammlung, Sa.
GV Germania Ostheim: Familienabend, Sa., DGH.
Echzell. Landfrauenverein: Fest zum 25jährigen Jubiläum, Sektempfang Sa. ab 19 Uhr; Kommersabend Sa. 20 Uhr; Familiennachmittag, So. 14-18 Uhr, Horlofftalhalle. Karben. NABU: Arbeitseinsatz im NSG Ludwigsbrunnen, Sa. 9 Uhr (Stiefel, Spaten mitbringen).
Altenstadt. Jugendklub-Treff: Sa. 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
Musikverein Heegheim: Familienabend, Sa., DGH Heegheim.
Nidda. KZV Ulfa: Generalversammlung, Sa., BH Ulfa.
VHC: Nachmittagswanderung, So. 13 Uhr, Bürgerhaus.
Gedern. AFG: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Gaststätte Holzkist'l. Fasching Bad Nauheim. Hiesbach-Verein: 1. Sitzung, Sa. 20.11 Uhr, Sportheim.
Bad Vilbel. KV Die Schoten 1949: Narrenexpress, Sa. 19.31 Uhr.
KZV H53 Heilsberg: Faschingstreiben, Sa. 19 Uhr, BH Heilsberg.
Ober-Mörlen. Mörlauer CC: 1. Galasitzung, Sa. 20.11 Uhr; Kindersitzung, So. 14.30 Uhr, Usatalhalle.
Butzbach. Verein f. Rasenspiele 1910: Wintervergnügen, Sa. 20.11 Uhr, Bürgerhaus. KV Griedel: 2. Fremdensitzung, 20 Uhr, BH Griedel.
KG Narrenzunft Nieder-Weisel: 1. Fremdensitzung Sa.; 2. Fremdensitzung So., MZH.
Florstadt. CC Die Niddageister: Kindersitzung, So.
Niddatal. AKG: Seniorensitzung, So. 14.11 Uhr, BH Assenheim.
Karben. SKG Okarben: Fremdensitzung für Senioren, So. 14 Uhr, BH Okarben. Altenstadt. Höchster + Altenstädter Vereine: Große Fremdensitzung, Sa. 20 Uhr, Altenstadthalle.
FFw. Enzheim: Maskenball, Sa. 20 Uhr, BH Lindheim.
Nidda. FFw. Fauerbach: Jugend in der Bütt, Sa. 19.11 Uhr, BH Fauerbach.
Vereine Geiß-Nidda: Maskenball, Sa. 20 Uhr, TH G.-Nidda.
Bürgerverein: Fastnacht, Sa. 19.11 Uhr, Saal unter kath. Kirche.
FFw. Michelnau: Kostümfest, Sa., BH Michelnau.
Gedern. Ortsvereine Steinberg: Lumpenball Sa.; Kindermaskenball So., DGH Steinberg. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Erste-Hilfe-Kursus, Sa. u. So. 9-17 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.
VDK: Vortragsnachmittag, Sa. 15 Uhr, Gaststätte Gaudesberger.
Butzbach. Obst- u. Gartenbauverein + Stadt: Schnittlehrgang, Sa. 9-13 Uhr, Reithalle. Parteien / Parlamente Bad Vilbel. SPD Dortelweil: Ortsbegehung, Sa. 14 Uhr, kath. Kirche W.-Ender- Platz.
Veranstaltungen zur Wahl Rockenberg. CDU: Veranstaltung mit R. Schwarz, Sa. 19.30 Uhr.
Büdingen. SPD: Frühschoppen mit W. Kröll, So. 10.30 Uhr, Gaststätte Da Antonio, Düdelsheim. Verschiedenes Friedberg. Führung durch die Altstadt, Sa. 14 Uhr, Wetterau-Museum.
Bad Nauheim. Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.
Bad Vilbel. Aktionskreis Hilfe für Frauen im Jugoslawien-Konflikt: Informationsstand, Sa. 10-12 Uhr, Zentralparkplatz. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Marktplatz.
Nidda. Tanzabend, Sa. 19-22 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).
Bad Nauheim. Was Sie über Herzinfarkt wissen sollten und warum jede Minute zählt, Wanderausstellung, Haus der Gesundheit (bis 2. Februar).
Bad Vilbel. Reinhard Kleese - Bilder und Zeichnungen zu "Daheim ist daheim" v. R. Kusz, Mo.-Fr. 11-01 Uhr, Sa. u. So. 10-01 Uhr, Café-Bistro Dominique, Lohstr. 13 (bis 26. Februar).
Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).
Nidda. Foto-Dokumentation: "J. G. Borlach, Vater der sächsischen Salinen", Eröffnung Sa. 10.30 Uhr, Volksbank.
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Liebling, wir haben ein Riesenbaby (Sa. 15, 17, So. 13.45, 16, 18 Uhr); Bodyguard (Sa. 20, 22.30, So. 20.15 Uhr) - Blende: Bodyguard (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Liebling, wir haben ein Riesenbaby (Sa. 20.15, 22.30, So. 20.30 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (Sa. 15, 17, So. 13.45 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. 20, 22.30, So. 16, 20.15 Uhr) - Keller: Die Schöne und das Biest (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Sister Act (Sa. 17, 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Das doppelte Lottchen (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Weiblich, ledig, jung sucht . . . (Sa. u. So. 19 Uhr); Wir Enkelkinder (Sa. u. So. 21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Bodyguard (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Lucky Luke (Sa. u. So. 15 Uhr); Fatale Begierde (Sa. u. So. 20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Reinekke Fuchs (Sa. u. So. 16 Uhr); Die Schöne und das Biest (Sa. u. So. 18 Uhr); Sister Act (Sa. u. So. 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Bodyguard (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr) - Princess: Sister Act (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Kleene Punker (Sa. u. So. 16 Uhr); Stilles Land (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Wiedersehen in Howards End (Sa. u. So. 22 Uhr).
Lich. Traumstern: Mio, mein Mio (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Die Schöne und das Biest (Sa. u. So. 17.15 Uhr); Dügün - die Heirat (Sa. u. So. 19.30 Uhr); The Crying Game (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Repo Man (Sa. 24 Uhr).
(ohne Gewähr)
RÜSSELSHEIM. Die Naturfreunde lassen sich nach der Zerstörung ihres Hauses durch ein aus ungeklärten Gründen entstandenes Feuer nicht unterkriegen. Das machte Vorsitzender Friedel Schmidt so deutlich: "Wir stehen vor einem Neubeginn." Der Zwischenfall habe eine breite Welle der Solidarität ausgelöst, es seien schon Vorbereitungen zum Wiederaufbau angelaufen.
Dabei bewegen sich die Naturfreunde laut Friedel Schmidt auf gesichertem Terrain, ist doch die grundsätzliche Finanzierung des Wiederaufbaues durch die Versicherung abgesichert. Nachgedacht werde, was beim neuen Naturfreundehaus besser gemacht, wie neuen Erkenntnissen Rechnung getragen werden könne. Die Spanne reiche von bauökologischen Materialien bis zu Organisatorischem, beispielsweise künftiger Bewirtung und ob Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden sollten. Es gehe auch darum, wofür Baufirmen verpflichtet werden sollten, ob und in welchem Ausmaß Eigenhilfe möglich sei.
Weil die aus der Arbeiterbewegung kommenden Naturfreunde viel von Demokratie halten, werden solche Entscheidungen nicht einsam im Vorstand gefaßt, sondern die breite Mitgliedschaft einbezogen. Daher hat der Vorstand eine Fragebogenaktion unter den Mitgliedern beschlossen. Ausgewertet werden soll das bei einer Klausurtagung am Wochenende 20./21. März. Das letzte Wort werde eine außerordentliche Mitgliederversammlung haben.
Die Naturfreunde seien weiterhin auf viel Unterstützung angewiesen, sagte Friedel Schmidt, hätten deswegen auch zwei Spendenkonten eingerichtet unter dem Stichwort "Naturfreundehaus", bei der Kreissparkasse Groß-Gerau, Nummer 1018480, sowie bei der Volksbank Rüsselsheim, Nummer 1723324.
Weil die Rüsselsheimer Naturfreunde nach dem Brand kein Dach mehr überm Kopf haben, kommen sie vorerst im kommunalen "Treff"-Gebäude mittwochs, 19 Uhr, zusammen. Hilfe haben auch benachbarte Naturfreundegruppen angeboten. Sie wollen ihre Häuser für Begegnungen zur Verfügung stellen. cas
ERLENSEE. Frisches Obst, Gemüse und andere Naturprodukte gibt es in Erlensee nun auch auf einem Wochenmarkt. Das erste Mal kommen die Händler am morgigen Samstag, 30. Januar, auf den Platz vor dem Rathaus. In Zukunft findet der Markt dann jeden Samstag dort statt.
Zur Eröffnung hat sich die Gemeinde einiges einfallen lassen. Ab 9 Uhr tritt der Posaunenchor auf, ein Marktschreier bietet seine Waren feil, ein Kinderkarussell dreht sich. Kunden, so die Gemeinde, sind auch willkommen, wenn sie von außerhalb anreisen. Parkplätze seien in genügender Zahl vorhanden. az
BAD VILBEL. "Wir Umschüler sind auch eine kleine Gruppe, außerdem bekommen wir staatliche Unterstützung: Wir könnten die nächste Gruppe sein, gegen die sich Gewalt richtet", gab ein Rehabilitand zu Bedenken. Im Foyer des Berufsförderungswerkes (BFW) hatte sich am Donnerstag morgen eine große Diskussionsrunde zum "Aktionstag gegen Ausländerfeindlichkeit und Gewalt" zusammengefunden. Heiko hatte die Fragestellung eines Plakates aufgegriffen, welche Gruppe denn die nächste sein könne.
Da vor Weihnachten schon Hakenkreuz-Schmierereien und ausländerfeindliche Parolen in Aufzügen schreckten, schlossen sich Rehabilitanden und Mitarbeiter des BFW zu einem Aktionskreis zusammen, der für Donnerstag zu einem Aktionstag aufgerufen hatte. Wie Deutsch-Dozentin Sabine Rindt am Rande der Diskussion erläuterte, soll mit dem Aktionstag ein Bewußtsein unter den Schülern und dem Personal der Rehabilitationseinrichtung angeregt werden, das den Mechanismus hinterfragt, warum behinderte Umschüler andere verunglimpfen oder angreifen; warum die eigene Verunsicherung gegen ausländische Kollegen / innen kanalisiert wird.
Bei der einmaligen Aktion soll es nicht bleiben. Auf einer Plakatwand wird für die Bildung einer festen Kontaktstelle geworben, die sich gegen Diskriminierung stark machen soll.
Denn nicht nur Ausländer, sondern auch Frauen und Schwule seien gelegentlich Ziel von Aggressionen von Rehabilitanden, die selbst verunsichert sind: Ihren alten Beruf mußten sie aus gesundheitlichen Gründen aufgeben und drükken jetzt wieder die Schulbank, um ein dichtes Programm für einen neuen Beruf zu absolvieren.
Mit Buttonsherstellung, Sketcheinlagen, Filmvorführungen und Gesprächen ging der Arbeitskreis die Thematik an. Während der Diskussion zeigte Rehabilitand Wolfgang auf, warum denn gerade jetzt rechtsradikale Gruppen Zulauf hätten: In Zeiten wirtschaftlicher Verunsicherung suchten gerade Menschen mit einem schwachen Selbstbewußtsein Anschluß an eine Gruppe.
Heiko erinnerte in seinem Beitrag unter anderem an einen Aufsatz über Gründe, warum jemand in der Nazizeit in ein KZ eingeliefert werden konnte: "Wenn man von jemandem als arbeitsfaul und verwahrlost denunziert wurde, reichte das aus." Nachdenklichkeit in vielen Gesichtern. In der weiteren Diskussion wurden vor allem zwei Ebenen herausgearbeitet: "Jeder hat Feindbilder in sich, und es ist nicht einfach, sie abzulegen", sagte Werner unter dem Beifall der Zuhörer/-innen. Ein anderer zeigte die gezielte Ausnutzung von Feindbildern durch verantwortungslose Politiker auf. "Während sich die Bundestagsabgeordneten mit 15 000 Mark Monatseinkommen noch mal eine Diätenerhöhung genehmigt haben, wird bei Sozialhilfeempfängern gekürzt." Damit man davon ablenken kann, werde das Ganze als "Solidarpakt" verkauft. "Diese Sprach-Versauung schafft Verdrossenheit", kritisierte der Sprecher. Während Reiche bis Ende vergangenen Jahres 46 Milliarden Mark ins Ausland geschafft hätten, um der Quellensteuer zu entgehen, würden den anderen immer mehr Pflichten aufgebürdet.
Da die Politik so arbeite, müsse die Ungerechtigkeit vernebelt werden. Daher erinnerte der Sprecher an ein Rundschreiben, das der damalige CDU-Generalsekretär Volker Rühe an die Parteigliederungen geschickt habe. Darin sei aufgefordert worden, das Asylthema "hochzukochen". So werde von Problemen wie der Wohnungsnot abgelenkt. Das Ergebnis sei bekannt.
Auch neuere CDU-Vorschläge führte der Sprecher an: Arbeitslose sollten sich monatlich melden, da sie sonst so viel schwarz arbeiteten. "Man kürzt bei denen, die wenig haben, und erzeugt gleichzeitig Feindbilder gegen sie", beschrieb er die Methode. GEORG LINDE
Allzu schnell nützt wenig Finanzamt: Computer-Programm war noch nicht fertig
BAD HOMBURG. Christiana B. war dankbar für den Tip: Möglichst früh sollte man die Steuererklärung für 1992 beim Finanzamt einreichen, hatte sie in der Zeitung gelesen. Denn häufig dauert es einige Monate, ehe die Papiere in den Ämtern bearbeitet sind. Eine lange Zeit - besonders, wenn der Steuerpflichtige auf eine Rückerstattung wartet.
Keine Zeit verschenken, dachte sich also der Ehemann von Frau B., und gab die Einkommensteuererklärung beim Finanzamt in Bad Homburg ab. Dort erfuhr er allerdings, daß er im Grunde zu früh komme: "Die Sachbearbeiterin hat gesagt, das Computerprogramm für die Steuer 1992 sei noch nicht fertig", berichtete Christiana B. verblüfft: "Sie könnten erst in 14 Tagen mit der Bearbeitung anfangen." Trotz des frühen Abgabetermins müßten die Eheleute wohl sechs Monate auf ihr Geld warten. Frau B.: "Das ärgert einen natürlich. Man beeilt sich mit dem Formular, und es nützt gar nichts, weil die EDV nicht mitspielt."
Da muß Finanzamt-Mitarbeiterin Tonya Dorn widersprechen. Natürlich sei es sinnvoll, seinen Antrag früh abzugeben, erklärt sie, denn die Papiere würden in der Reihenfolge ihres Eintreffens bearbeitet. Geduld sei dennoch angebracht, denn: "Wer heute sein Formular einreicht, kommt nicht sofort dran. Gestern und vorgestern waren ja auch schon Leute da."
Übrigens ist der Computer inzwischen einsatzbereit, wie beim Finanzamt Wiesbaden zu erfahren war. Daß der Rechner in den vergangenen vier Wochen nicht zur Verfügung stand, hatte einen einfachen Grund: Zu Beginn jedes Jahres müssen die Steuer- Gesetzesänderungen ins System übertragen werden. Eine Arbeit, die die Hessische Zentrale für Datenverarbeitung in Wiesbaden leistet, wo die EDV-Leitungen aller Finanzämter des Landes zusammenlaufen.
In diesem Jahr mußte beispielsweise die Erhöhung der Kinder- und Unterhaltsfreibeträge verankert werden. Veränderungen gab es auch bei der Besteuerung des Existenzminimums und an einigen anderen Stellen - "eine ganze Menge Arbeit für die Programmierer", sagt eine Finanzbeamtin. Jetzt sei aber alles freigegeben: "Es kann losgehen." ill
BIEBESHEIM/RIEDSTADT. Zufrieden äußerte sich der Vorsitzende der "Kommunalen Arbeitsgemeinschaft SVA Biebesheim", Wolfgang Stork, Riedstadt, darüber, daß die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) ihren Antrag zur PCB-Verbrennung in Biebesheim zurückgezogen hat. Dies sei ein Zeichen, daß durch die inhaltliche Diskussion und Aufmerksamkeit der KAG, aber auch der Bürgerinitiativen, erkannt worden sei, daß PCB- Verbrennung zu anderen als den im Planfeststellungsbeschluß festgelegten Bedingungen nicht genehmigungsfähig sei: "Wir sehen dies als Erfolgergebnis unserer Arbeit an."
In der Vergangenheit habe das Regierungspräsidium im Zusammenspiel mit dem Umweltministerium zahlreiche Sondergenehmigungen erteilt, damit die HIM in Biebesheim habe PCB verbrennen dürfen. Die KAG erwarte nun, daß bei einer möglichen erneuten Antragstellung die Zusagen von Umweltministerium und Regierungspräsidium eingehalten würden, die Öffentlichkeit zu beteiligen. cas
Die Angst vor dem Konkreten
HANAU. Moderatorin Ulrike Holler wollte es von den Kommunalpolitikerinnen und -politikern am Podium wiederholt ganz genau wissen: "Welche Möglichkeiten sehen Sie konkret?" Immer wieder mußte sie mit dieser Frage die allgemeinen Versprechungen auf den Punkt bringen. Solche Antworten auf die "Uralt-Forderungen" der Frauen blieb das Podium - wie nicht anders zu erwarten - dennoch schuldig. Denn die Einsicht, daß mehr Kinderbetreuungsplätze, bessere Bezahlung für Arbeitnehmerinnen und Beratungsangebote für mißhandelte und mißbrauchte Frauen und Mädchen unverzichtbar sind, wird gern formuliert. Wenn es aber darum geht, auch entsprechende finanzielle Prioritäten in der Kommunalpolitik zu setzen, wie es die Kreisfrauenbeauftragte Monika Vogel forderte, zogen sich insbesondere Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer und CDU- Landratskandidat Hubert Müller gern auf Sachzwänge oder mangelnde Zuständigkeit zurück. Daß sich kaum einer wagte, die zum Teil weitgefaßten "frauenpolitischen Forderungen" des Frauenbeirats des Main-Kinzig-Kreises in Frage zu stellen, lag auf der Hand: Frauen stellen das größte Wählerpotential. Insbesondere in Wahlkampfzeiten werden ihre Anliegen daher gerne aufgenommen. Hanaus CDU-Spitzenkandidatin Margret Härtel gab sich zuversichtlich: "Alle Aktivitäten in den vergangenen Jahren liefen zugunsten der Frauen", glaubt sie, "aber es muß noch mehr getan werden." Die finanziellen Möglichkeiten zum Ausbau der Kindergärten- und Hortplätze seien jedoch beschränkt. Sozialdezernent Remer betonte, daß Neuinvestitionen nur noch im Wohnungsbau und der Kinderbetreuung möglich seien. Heidi Bär von der SPD-Kreistagsfraktion wollte mit der Schwerpunktsetzung im Förderprogramm des Landes zunächst das "Angebotsgefälle" zwischen Stadt und Land abbauen. Die FDP, so formulierte es Kreisvorstandsmitglied Heidi-Marie Himmler, sei eher bemüht, "das Geld herbeizuschaffen", um die wichtigen Forderungen umzusetzen. Die Spitzenkandidatin der Grünen, Ursule Conen, verwies auf die Förderung des Landes für freie Initiativen.
"Ist es nicht billiger, Frauen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu helfen, als Sozialhilfe zu bezahlen?" gab Ulrike Holler zu bedenken. Und eine der knapp 100 Zuhörerinnen - nur wenige Männer waren ins Nachbarschaftshaus Tümpelgarten gekommen - machte ihrem Frust Luft: "Wir glauben einfach nicht, daß kein Geld da ist. Das hören wir nämlich schon seit Jahren."
Neben der scharfzüngigen Moderation der HR-Journalistin sorgte auch die ungewöhnliche Gliederung der Veranstaltung für Spannung. Zu den Hauptthemen Familie und Beruf, Gewalt gegen Frauen und öffentliche Räume, gaben nicht die Politikerinnen, sondern Betroffene kurze Statements ab: Erzieherinnen, Gewerkschafterinnen, Mitarbeiterinnen des Frauenhauses und die Hanauer Frauenbeauftragte. Auch die Diskussion um das Hanauer Frauenhaus und die Beratungsstelle "Lawine" drehte sich ums Geld. Die Mitarbeiterinnen trugen konkrete Forderungen vor: Die Sanierung des Gebäudes sowie eine Mark Zuschuß pro Einwohner von jeder Kommune für das Frauenhaus und je 100 000 Mark von Stadt und Kreis für die "Lawine".
Visionärer waren dagegen die Vorstellungen, die die Hanauer Frauenbeauftragte Rosemarie Lück skizzierte: Die Interessen der Frauen müßten im öffentlichen Raum mehr berücksichtigt werden, sagte sie.
Das gilt für den Zuschnitt von Sozialwohnungen, die geänderte Familienstrukturen mit wachsendem Anteil Alleinerziehender berücksichtigen müßten, ebenso wie für den öffentlichen Nahverkehr, der auf die Bedürfnisse berufstätiger Männer zugeschnitten sei. Die Antworten am Podium kamen den Zuhörerinnen bekannt vor: "Das sind Forderungen, die ich inhaltlich trage..." (Müller), "aber man sollte auch die Realisierbarkeit ins Auge fassen" (Remer). REGINE SCHLETT
Trotz der Ausfälle von Ex-Nationalspieler Hauke Braak (beruflich verhindert) und Kai Pawlik (verletzt) gewann Regionalliga-Tabellenführer TG Rüsselsheim wieder einmal souverän. Dabei hatte Trainer Herold vor dem Spiel beim routinierten Team von Orplid Frankfurt "echte Bedenken" gehabt, zumal sich seine Mannschaft im Hinspiel schwer tat und gegen die starken Angaben der Frankfurter große Annahmeprobleme hatte.
Nun aber kam die Annahme von Jürgen Kropp und Holger Wendt "sehr gut", wie Herold lobte, und der 3:0(15:5, 15:8, 15:9)-Erfolg stand nie zur Debatte. Durch die starke Annahme hatte es auch der gutaufgelegte Zuspieler Matthias Schwär nicht allzu schwer, ein variables Angriffsspiel aufzuziehen.
Am meisten Freude fand Herold am herausragenden Block, mit dem viele direkte Punkte gelangen - eine Überraschung, denn der Block gehörte nicht zu den Stärken der TG, doch scheinbar hat sich das Training ausgezahlt. Allerdings trug dazu auch die Tatsache bei, daß drei Mittelblocker auf dem Feld standen, denn Dennis Werner übernahm die Diagonalposition von Hauke Braack. gw
BAD SODEN. Wenn's ums Auto geht, werden einige Zeitgenossen offenbar zur Furie. Eine Erfahrung, die die Verkehrsinitiative "Liebenswertes Bad Soden" auf schmerzliche Weise machen mußte: Ihr Treffen in der Hasselgrundhalle wurde durch einen Reizgas-Anschlag gestört, zuvor waren bereits zweimal Stinkbomben geflogen.
Sah Margit Maibach-Buren, Sprecherin der Initiative, über die stinkende Störung noch hinweg, hört mit dem Reizgas der Spaß nun auf: "Da waren gut 30 bis 40 Leute im Saal, die mit gereizten Schleimhäuten und Übelkeit ins Freie gehen mußten." Schlimm hätten vor allem einige Asthmatiker reagiert, die als Zuhörer gekommen waren. Eine Frau habe sogar noch am nächsten Tag mit Brechreiz, Übelkeit und einem Hautausschlag zu kämpfen gehabt. "Sie war so geschwächt, daß sie nicht einmal ihre Kinder versorgen konnte." Margit Maibach-Buren hat den Fall nun auf Rat der Polizei an die Kripo weitergeleitet, die bereits ermittelt.
Der Hausmeister der Hasselgrundhalle vermutet, daß der Unbekannte das Gas über die Belüftungsanlage, die von außen zugänglich ist, in den Raum gesprüht hat. Seinen Aussagen zufolge kämen die Anschläge nur bei Treffen der Verkehrsinitiative vor.
Bürgermeister Kurt Bender (CDU) nutzte die Parlamentssitzung am Mittwoch, um den Anschlag als "eklatanten Verstoß gegen die Versammlungsfreiheit, der keinesfalls geduldet werden dürfe", zu verurteilen. ana
UN befürchten Eskalation in Kroatien
Als unannehmbar bezeichnete Butros- Ghali die Tatsache, daß Serben in der Stadt Benkovac 21 Zivilpolizisten der UN- Schutztruppe festhielten. Die Serben hätten die UN-Mitarbeiter als Antwort auf die kroatischen Angriffe in ihre Gewalt gebracht. Ebenso unannehmbar sei es, daß die Kroaten Gebiete beschössen, wo UN-Personal stationiert sei, sagte der UN-Generalsekretär.
In Zentralbosnien flauten die blutigen Kämpfe zwischen den bislang verbündeten Moslems und Kroaten in der Nacht zum Donnerstag weitgehend ab. Der kroatische Rundfunk führte dies auf die Anweisungen der in Genf tagenden politischen Führung vom Vortag zurück, die Kämpfe umgehend einzustellen und sich statt dessen dem gemeinsamen Feind, den Serben, zuzuwenden. Die blutigen Zusammenstöße in der Ortschaft Busovaca hatten allein am Vortag 44 Tote und 82 Verwundete auf kroatischer Seite gefordert. Die Verluste der moslemischen Einheiten blieben bisher unbekannt.
In Nordbosnien setzten serbische Verbände ihre Angriffe auf die Stadt Gradacac fort. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks richtete schwerer Artilleriebeschuß neue Zerstörungen in der Industriezone der Stadt am Rande des von den Serben beanspruchten Nachschubkorridors aus Rest-Jugoslawien an. Über den Verlauf der Angriffe serbischer Infanterie und Panzer hieß es lediglich, die Frontlinien seien "weiterhin unverändert". Schwere Kämpfe wurden auch aus der Umgebung der Stadt Gorazde im Osten Bosniens gemeldet. In der Hauptstadt Sarajewo sei es dagegen ruhig gewesen, meldete der bosnische Rundfunk. Am Vortag hatte die Stadt nach bosnischen Angaben unter dem schwersten Beschuß seit mehreren Wochen gelegen. Dabei seien sechs Menschen getötet worden.Für die Händlerschürze oben:
Ravensburg: Fünf Tote bei Explosion in Schützenhaus
BAD SODEN. Bürgermeister Kurt Bender (CDU) konnte zufrieden sein, als er am Mittwoch knapp eine halbe Stunde vor Mitternacht seine Sitzungs-Akten zusammenraffte: Sein erstes Haushaltspaket seit Amtsantritt ist unter Dach und Fach. CDU, FDP und FWG haben den Zahlenwerken für Stadtverwaltung und den sechs städtischen Gesellschaften zugestimmt. Die Grünen trugen nur den Etat für die Stadtwerke mit, und auch die SPD stimmte wie gewohnt gegen den 57,5-Millionen-Etat der Stadt, weil ihre Anträge abgeschmettert wurden, 1,5 Millionen Mark als Verpflichtungsermächtigung für den Ausbau der Hasselstraße bereitzustellen und 50 000 Mark mehr zur Planung verkehrsberuhigter Ortseingänge. Immerhin, das Parlament einigte sich am Mittwoch abend darauf, 12 000 Mark "umzuschichten" und mit dem Geld den Neuenhainer Kindergarten umzubauen.
Trotz des sozialdemokratischen Vetos fiel die oppositionsübliche Schelte vom SPD-Fraktionschef Ulrich Dillmann glimpflich aus. Zu schelten gab es auch nicht viel, hatten sich die Fraktionen angesichts des Schuldenbergs von 109 Millionen doch zu monetärer Askese verpflichtet und der Rathauschef in bislang unübertroffener Streichaktion obendrein jeglichen Handlungsspielraum auf Null geschraubt.
Treffen die Zukunftsprognosen des Freidemokraten Heiner Kappel zu, dürfte in absehbarer Zeit gar der Pleitegeier über der Taunusstadt kreisen: Solange sich die Stadt weiterhin mit Rücklagen über Wasser halte, rechnete er vor, fehlten statt der bisher 1,7 Millionen Mark im Jahr 1996 schon 7,2 Millionen, um den Verwaltungshaushalt auszugleichen. Die Pro-Kopf-Verschuldung erreiche mit 7 400 Mark 1996 die "absolute Spitzenstellung".
Schuld an Bad Sodens Schulden sind einzig und allein die Kurbetriebe, stellte CDU-Fraktionschef Klaus Plösser klar. Die Stadtkasse selbst stehe mit einem Minus in Höhe von 31,2 Millionen Mark vergleichsweise gut da. Alle Investitionen hätten im Vorjahr aus Einnahmen finanziert werden können. Hingegen schraube der Ausbau des Inhalatoriums die Miesen des Bade- und Kurbetriebs auf rund 24 Millionen Mark, ebenso müssen die Stadtwerke gut 800 000 Mark neue Schulden machen, um Kanalarbeiten bezahlen zu können. Nicht zuletzt muß die Kurhaus-GmbH durch den Kauf des Kurhauses 33,3 Millionen Mark abstottern.
Obwohl Plösser mit dem Sparkurs "seines" Bürgermeisters zufrieden ist, konnte er sich doch einen Seitenhieb gegen den FDP-Partner - in persona des Ersten Stadtrats und Baudezernenten Rainer Dennig nicht verkneifen: In Sachen Planungs-Vorhaben solle die Stadt noch stärker auf die Bremse drücken. Das Bauamt sei überlastet, zuviel werde gleichzeitig angefangen, und statt Prioritäten zu setzen, verzettelten sich die Angestellten und brächten nichts zu Ende. Dem wolle die CDU Einhalt gebieten und dem Bauamt überhaupt stärker auf die Finger schauen: "Wir stellen fest, daß im Bauamt die größten Geldbeträge ausgegeben werden, aber die geringste Transparenz für uns Stadtverordnete vorhanden ist."
Dennoch, unterm Strich blieben die Fraktionen im Ton moderat, und wäre nicht der Grüne Bernhard Köcher dazwischengepoltert - die Parlamentssitzung hätte ein harmonischer Polit-Clubabend sein können. Köcher kritisierte, die CDU- FDP-Koalition habe die relativ reiche Kurstadt heruntergewirtschaftet, die Schulden innerhalb von 15 Jahren versechsfacht und praktiziere eine undurchschaubare Haushaltspolitik: Geld werde zwischen Stadt und ihren Gesellschaften hin- und hergeschoben. Und ebenso wie SPD-Fraktionschef Dillmann rügte Köcher, daß Zuschüsse für die Gesellschaften erst in Folgejahren gezahlt würden, um Fehlbeträge im Verwaltungshaushalt der Stadt zu vermeiden. Schwacher Trost des Grünen-Politikers: "Unternehmen können pleite gehen, deutsche Gemeinden nicht." ana
BAD SODEN. Die Weichen für den Neubau des ehemaligen Kreisaltenheims sind gestellt, das Stadtparlament hat am Mittwoch beschlossen, einen neuen Bebauungsplan aufzustellen, um die Voraussetzungen für den kombinierten Pflegeheim- und Rehaklinikkomplex des neuen Besitzers Michael Hase zu schaffen. Beim Umlandverband wird beantragt, die Nutzung des späteren Heimareals als "Sondergebiet Altenpflegeheim" festzuschreiben und das Gelände des Klinikkomplexes - bislang "Sondergebiet Kur" um den Zusatz "Sondergebiet Klinik" zu ergänzen.
Strittig ist die Verkehrsführung: Eine Variante sieht die Zufahrt über die Max- Baginski-Straße und die Abfahrt über die Straße Auf der Weide vor. Nach der zweiten wird die Eichwaldstraße geöffnet und ausgebaut. Vor einer Entscheidung sollen die Bürger Stellung nehmen. ana
FRIEDBERG. Knapp fünf Millionen Mark Schadenersatz will die Kronberger Investorfirma Jupiter in einem Prozeß beim Landgericht Gießen von der Stadt Friedberg eintreiben, weil die Stadt die Tiefgarage Mitte nicht in der mit Jupiter vertraglich vereinbarten Größe bauen will.
Der erste Prozeßtermin steht bereits fest: Montag, 8. Februar. Wahrscheinlich werden noch viele weitere folgen. Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr rechnet damit, daß sich das komplizierte Verfahren, in dem es auch um die Planungshoheit des Stadtparlamentes geht, über Jahre hinziehen kann.
Auf 3,8 Millionen Mark beziffert die Investorfirma ihren Vermögensschaden. Zudem verlangt sie gut eine Million Mark Werklohn. Der Stadt wirft sie in ihrer Klage Amtspflichtverletzung vor, weil bei der Ablehnung des Bebauungsplanes für die Tiefgarage die Interessen der Firma nicht entsprechend abgewogen worden seien.
Die Stadt Friedberg hatte einen Vertrag mit Jupiter abgeschlossen, demzufolge das Unternehmen auf dem Gelände der Maschinenfabrik Reuß an der Kaiserstraße eine Ladenzeile, ein Altenheim und eine Tiefgarage mit 330 öffentlichen Parkplätzen bauen sollte.
Die Tiefgarage mit ihren Zufahrten über die stark belastete Kaiserstraße war jedoch umstritten. Die UWG setzte in ihren Koalitionsverhandlungen mit der SPD durch, daß die Tiefgarage auf rund 100 nicht öffentliche Parkplätze gekappt wurde.
Lediglich Bewohner und Beschäftigte in den auf dem Maschinenfabrikareal entstehenden Gebäuden sollen ihre Autos in der Garage abstellen dürfen. Ein entsprechender Bebauungsplan wurde im Stadtparlament beschlossen - gegen den Willen des Magistrates, der an der ursprünglich geplanten großen Tiefgarage festhielt.
Der Magistrat legte Widerspruch gegen den Parlamentsbeschluß ein, der vom Parlament jedoch zurückgewiesen wurde. Jupiter hatte damals schon Schadenersatzforderungen angedroht. SPD und UWG ließen sich davon aber nicht beeindrucken, sondern beharrten auf der Planungshoheit des Stadtparlamentes.
Nun haben die Juristen zu entscheiden. "Es ist müßig, über den Ausgang jetzt schon zu diskutieren", sagt Dr. Fuhr, spekuliert dann aber doch ein bißchen: Wenn das Gericht entscheide, daß es sich um eine Amtspflichtverletzung handele, dann werde der Versicherungsverband, dem die Stadt angehört, bezahlen, meint er. ieb
Im Feuilleton: Ein "Polaroid-Fries" von John Berger: Der blinde Bettler; Detlev Claussen über einen Besuch in Wolgograd und René Weiland über die Entpolitisierung der Kunst und die Krise des Politischen. Auf der Buchseite: Paul Kerstens Roman Die Helligkeit der Träume (Georges-Arthur Goldschmidt); Jacques Derridas Die Wahrheit in der Malerei (Peter-Ulrich Philipsen), Klaus Brieglebs und Sigrid Weigels Band über Deutsche Gegenwartsliteratur seit 1968 (Hannelore Schlaffer) und José Saramagos Roman Geschichte der Belagerung von Lissabon (Reinhold Görling).
Kleine FR
Erstkläßler MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Bürgermeister-Klinger-Schule erinnert daran, daß von Montag, 15. Februar, an die Schulanfänger angemeldet werden. Anmeldebögen für die Grundschüler in spe werden in den Kindergärten ausgegeben. Geld für Kücheneinrichtung MÖRFELDEN-WALLDORF. Rund 13 000 Mark kostet die Kücheneinrichtung für die neue Rettungsstation am Walldorfer Badesee. Treppe für Waldenserhof MÖRFELDEN-WALLDORF. Im Zuge des Wiederaufbaus des Waldenserhofes hat die Verwaltung eine Eichenholztreppe für das Gaststättengebäude bestellt. Kostenpunkt: rund 24 000 Mark. Ein Volumen von knapp 29 000 Mark haben die Aufträge, die der Magistrat zum Innenausbau der künftigen Gaststätte vergeben hat. Ersatzpflanzungen MÖRFELDEN-WALLDORF. Fast 11 430 Mark läßt sich die Stadt die Ersatzpflanzungen kosten, die bei der ersten Pflanzperiode im Stadtgebiet gesetzt werden sollen. Sporthalle kriegt Anzeigentafel MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine sogenannte Multisport-Anzeigetafel wird für die Kurt-Bachmann-Halle in Mörfelden angeschafft. Der erteilte Auftrag weist für Lieferung und Montage 10 325 Mark aus. Lautsprecher für Kapelle MÖRFELDEN-WALLDORF. Fast 7340 Mark gibt die Stadt für eine bessere Beschallung der Walldorfer Friedhofskapelle aus. So viel kostet die Lautsprecheranlage, die bald eingebaut werden soll. Zuschuß für die Rot-Weißen MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit einem einmaligen Zuschuß von 1320 Mark hilft die Stadt dem Sportverein Rot-Weiß Walldorf. Der Verein braucht das Geld zum Kauf von vier Tischtennisplatten.
Sportverein als Dienstleistung - aber nicht umsonst Artur Schäfer wird neuer Sportkreis-Vorsitzender / Karl May tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz STADT UND KREIS OFFENBACH. Der Sportkreis mit seinen 363 Vereinen und 120 660 Mitgliedern in Stadt und Kreis Offenbach versteht sich weiterhin als Interessenvertretung und als Mittler zwischen Politik und Sport. Der Dachverband bleibe streitbar, werde aber künftig noch mehr Dienstleistung für die Vereine und Kommunen anbieten, kündigt Artur Schäfer an, der am 1. Juli 1993 den Vorsitz von Karl May übernimmt. Der bald 70jährige Karl May übergibt sein Amt nach 17 Jahren an seinen Stellvertreter, den 59jährigen Frührentner und ehemaligen Kaufmann und Metzgermeister. Mitte 1994 auf dem nächsten Sportkreistag stellt sich Schäfer dann zur Wiederwahl.
Für seinen Rücktritt nennt Karl May gesundheitliche Gründe. Außerdem braucht er Zeit, um im thüringischen Sömmerda den neuen, aus den Betriebssportgemeinschaften hervorgegangenen Sportvereinen zu helfen, einen Sportkreis-Verband aufzubauen.
Der Offenbacher Artur Schäfer, der seit 22 Jahren Sportfunktionär vor allem im Motor- und Wassersport und Vorsitzender der Wassersportkommission sowie Umweltreferent des Landesportbundes ist, will ebensowenig wie der streitbare May den Sportkreis wie ein Frühstücksdirektor repräsentieren. Er sagt: "Es gibt schon genug Funktionäre, die die Meisterprüfung im Sektglashalten abgelegt haben." So trifft er sich bereits in der nächsten Woche mit Umweltminister Joschka Fischer in Wiesbaden, um Sonderregelungen für die Vereine in puncto Wassernotstand auszuhandeln. Was May begonnen hat - Turnvater Jahns Verein in einen modernen Dienstleistungsbetrieb für die gesundheitsbewußte Freizeitfamilie umzukrempeln -, will Artur Schäfer fortsetzen. May und Schäfer hatten deshalb in das Gasthaus Wildhof geladen, um Bilanz zu ziehen und in die Zukunft der Breitensportvereine zu blicken.
Für May und Schäfer steht fest, daß die Vereine auch weiterhin wertvolle soziale und gesundheitspolitische Aufgaben der Kommunen übernehmen werden. Die allgemeine Teuerung und die zurückgehenden Zuschüsse der Kommunen treibe die Vereine jedoch immer tiefer in finanzielle Nöte.
May rechnet vor: "Die Vereine im Sportkreis erbringen jährlich Leistungen von über 52 Millionen Mark." Davon sind allein 11,9 Millionen Mark Mitgliedsbeiträge. Müßte man die über 1500 ehrenamtlich tätigen Jugendbetreuer wie Sozialarbeiter bezahlen, ergebe das eine Lohnsumme von über 40 Millionen Mark. May sagt: "Als ich anfing, gab es im Sportkreis 14 Sporthallen, jetzt 39." Er beklagt, daß Sportkreis und Vereine zu selten bei der Planung neuer Sportanlagen herangezogen würden. Ihr Sachverstand könne den Kommunen Geld sparen helfen.
Trotzdem, so mahnen May und Schäfer die Vereine, komme ein Verein mit einem monatlichen Mitgliedsbeitrag unter zehn Mark nicht mehr aus. Die Vorstände müßten deshalb den Mut aufbringen, Krach und Austritte zu riskieren und Beitragserhöhungen auf der Jahreshauptversammlung durchsetzen. Schäfer beklagt das zunehmende Anspruchsdenken mancher Vereinsmitglieder: "Intakte Sportanlagen gibt es nicht mehr zum Nulltarif. Aber sowohl die Politiker als auch die Mitglieder verwechseln bisweilen den Sportverein mit dem Sozialamt."
Klar auch, daß weiterhin Sponsoren bei der heimischen Wirtschaft angebettelt werden müssen. Die Vereine des Amateursports sollten sich zudem gründlich überlegen, ob sie weiterhin guten Aktiven Handgelder unter dem Tisch bezahlen, raten May und Schäfer. Angesichts der wachsenden Konkurrenz der teuren Sport- und Fitneß-Studios müßten auch die Breitensportvereine ihre Angebote attraktiver machen, für Alleinerziehende und Singles beispielsweise.
Der Breitensportverein der Zukunft müsse noch mehr integrative Kräfte entwickeln. May erinnert daran, daß er bereits vor zwölf Jahren den Vereinen empfohlen hat, Ausländer, Aussiedler, Asylbewerber und auch Behinderte aufzunehmen. Begreifen immer mehr Mitglieder ihren Verein als Dienstleister, sind aber selbst nicht bereit, sich ehrenamtlich in Vorstand und Verein zu engagieren? Großvereine mit mehr als tausend Mitgliedern brauchen hauptamtliche und professionelle Geschäftsführer, fordern May und Schäfer. Sie raten zu mehr Kooperation zwischen den Vereinen.
FRIEDRICHSDORF. Bei den Kröten und Grasfröschen wird es sich hoffentlich bald herumquaken: Sie können in diesem Frühjahr ohne Lebensgefahr ihr Laichgewässer an der Talmühle erreichen. Ein Tunnel unter der Straße gleichen Namens und ein Schutzzaun in Burgholzhausen sorgen für den ungehinderten Zugang. Das lebensgefährliche Hopsen über die Fahrbahn hat für die Amphibien ein Ende. 30 000 Mark hat das Werk gekostet. Die Gewässer an der Talmühle sind laut Mitteilung des Landratsamts der einzige Laichplatz für Erdkröten in der Friedrichsdorfer Gemarkung.
Amphibien sind Gewohnheitstiere: Sie legen ihre Eier immer dort ab, wo sie selbst zur Welt gekommen sind. Wenn Neubauten den Weg zu den Laichplätzen versperren, suchen sie den nächsten Ausweg und hüpfen über die Straße. In Burgholzhausen wurden sie zu Dutzenden von den Autos totgefahren. Der Friedrichsdorfer Ortsverband des BUND richtete deswegen seit Jahren im zeitigen Frühling einen "Lotsendienst" ein, baute kleine Zäune und transportierte die Tiere, die an der Straße "Talmühle" strandeten, in Eimern zum Laichplatz. Eine zeitaufwendige Aktion: In der Amphibienwanderzeit von Februar bis Mai mußten die "Lotsen" morgens um 6 und abends ab 18 Uhr den Tiertransport organisieren. Allein von März bis April 1992 retteten die Umweltschützer laut BUND auf diese Weise 151 Grasfrösche und 290 Erdkröten, insgesamt 441 Tiere.
Für kommende Generationen der unter Naturschutz stehenden Insektenvertilger dürfte das Überleben leichter sein. Die Naturschutzbehörde des Kreises und die Stadt Friedrichsdorf, fachkundig beraten vom BUND, haben das Rettungsbauwerk geplant und bezahlt. nau
WARSCHAU, 28. Januar. An der Grenze war damals noch alles gut gegangen. Die Zöllner schienen die Frachtpapiere der beiden Deutschen für bare Münze zu nehmen, wonach der riesige Lastwagen Plüschtiere nach Polen brachte - obwohl bereits ein kurzer Blick auf die Waage ausgereicht hätte, diese Version zu bezweifeln. Offenbar waren solche Zweifel dennoch geweckt worden. Dem 46jährigen Uwe D. und dem 32jährigen Michael K. wurde wenig später eine Polizeikontrolle der Abteilung für Wirtschaftskriminalität in Krakau zum Verhängnis: Statt Teddybären holten die Beamten 36 000 Liter reinen Spiritus aus dem Laster.
Am Dienstag begann knapp ein Jahr nach dem Geschehen vor dem Krakauer Bezirksgericht Podgorze der Prozeß gegen die beiden Deutschen. Sie müssen sich jedoch nicht nur wegen eines Transports verantworten: Die Staataanwaltschaft wirft ihnen den Schmuggel von mehreren hunderttausend Litern Spiritus "Royal" sowie großer Mengen an Videocassetten und Duralexgeschirr vor. Vieles spricht dafür, daß die beiden "ausgepackt" haben: Die Öffentlichkeit wurde ausgeschlossen, der Prozeß wird von mehreren Dutzend Beamten polnischer Antiterroreinheiten bewacht. Polnische Zeitungen schreiben, daß die Alkoholmafia ein Todesurteil über die beiden ausgesprochen hat. Alkoholschmuggel aus Deutschland ist ein lohnendes Geschäft: Wegen des hohen Zolls bringt jede Ladung, die den polnischen Grenzbeamten entwischt, umgerechnet mehrere hunderttausend Mark Gewinn. Das gelingt jedoch immer seltener. Wie die Sprecherin des der Hauptzollbehörde, Krystyna Urbanska, mitteilte, wurden im vergangenen Jahr "mehrere Dutzend" solcher Transporte samt Lastwagen konfisziert. Die Ware wurde beispielsweise als Mineralwasser oder auch Tomatenmark deklariert. Die Zahl der polnischen Zöllner hat sich seit 1991 um 3000 Beamte auf insgesamt 8000 erhöht. Seitdem sie für polnische Verhältnisse gesehen gut bezahlt werden, ist die Anfälligkeit für Korruption erheblich gesunken. Allerdings werden die Beamten immer häufiger von den zunehmend brutaleren Schmugglerbanden bedroht.
Im vergangenen Jahr hat der polnische Zoll umgerechnet 4,7 Milliarden Mark eingenommen - das entspricht einem Siebtel der gesamten polnischen Haushaltseinnahmen.UWG will Krabbelstube wieder dichtmachen
FRIEDRICHSDORF. Die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) möchte die städtische Krabbelstube wieder auflösen. Sie hält die Einrichtung für "nur 16 Kinder", die einen jährlichen Zuschuß von 258 400 Mark (16 150 Mark je Kind) erfordert, nach wie vor für eine soziale Ungerechtigkeit gegenüber anderen Bürgergruppen und will das Krabbelstubengeld lieber als Zuschuß für Tagesmütter ausgeben. Dadurch könnten weit mehr Kinder betreut werden als in der der städtischen Einrichtung, steht im Wahlprogramm der UWG, das unter dem Motto "Das Machbare sichern - Wunschträume meiden" steht.
Meiden möchte die Wählergruppe in jedem Fall den Stadthallen-Traum. Das "Luxusprojekt" muß nach ihrer Vorstellung dem Bau eines Festsaales am Rathaus weichen, der "einzig vernünftigen Lösung".
Dem Zukunftstraum einer Umgehungsstraße für Köppern und Friedrichsdorf hat die UWG nicht abgeschworen - im Gegenteil: Ihr wird "absoluter Vorrang vor allen anderen Maßnahmen" eingeräumt. Das sei keine Absage an den öffentlichen Personennahverkehr, heißt es. Die S-Bahn nach Friedberg steht weiter auf der Wunsch-Liste. Im Wohnungsbau schreibt die UWG Projekte für junge Familien auf ihre Programm-Fahnen und wünscht im Römerhof altengerechte Wohnungen zusammen mit der ökumenischen Diakoniestation.
Verteidigen will die UWG die "freiwilligen Leistungen": Dazu zählt sie die Zuschüsse für die Vereine und deren Förderung, aber auch das Kulturprogramm, das von der Stadt angeboten wird. nau
HANAU. Der BUND-Ortsverband Hanau hat Oberbürgermeister Hans Martin in einem Brief mit dazugehörender Unterschriftenliste aufgefordert, das Flugsanddünenbiotop Waldwiese in Großauheim nicht für eine Wohnsiedlung zu opfern. Die Naturschützer/innen verwiesen auf Gutachter, die es als "unverantwortlich" bezeichnet hatten, die Waldwiese zu bebauen, "nur weil die Planer die Einmaligkeit der Fläche nicht erkannt haben". Sie berufen sich darüber hinaus auf das Bundesnaturschutzgesetz, worin die Bebauung von offenen Binnendünen-Biotopen als rechtswidrig bezeichnet werde.
Über die Waldwiese hinaus fürchtet der Hanauer BUND generell, daß die Stadtplanung den Naturschutz hintanstelle und zur "Bauwut" neige. him
Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR
Neuer Standort für Sondermüll ERLENSEE. Nicht mehr an der Bedarfsbushaltestelle Neue Anlage/Am alten Friedhof wird ab diesem Jahr der Sondermüll gesammelt, sondern in der Friedensstraße entlang der Friedhofsmauer, teilt die Gemeinde mit. Der erste Termin ist Samstag, 30. Januar, von 12.45 bis 15 Uhr. Am selben Tag wird der Sondermüll auch in Rückingen eingesammelt: von 10 bis 12.15 Uhr am alten Rathaus in der Bahnhofstraße.
HANAU. Tips für die Lohn- und Einkommensteuererklärung sind in einem Kurs zu erhalten, den die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert ab Mittwoch, 3. Februar, um 19.30 Uhr anbietet. Auskunft und Anmeldung telefonisch unter 06181/22312.
LANGENSELBOLD. Der Bau der Sozialwohnungen an der Ringstraße in Langenselbold geht voran. Bereits am Mittwoch, 3. 2., 15.30 Uhr feiern die Stadt und die Hanauer Baugesellschaft das Richtfest für die 22 Wohnungen. Anschließend wird im Feuerwehrgerätehaus in der Ringstraße zum Richtschmaus geladen. Sondermüll-Tag in Langenselbold
LANGENSELBOLD. Sondermüll wird in der Stadt Langenselbold wieder am Mittwoch, 3. Februar, eingesammelt. Das Fahrzeug des Main-Kinzig-Kreises steht von 11 bis 12.30 Uhr auf dem Parkplatz an der Leipziger Straße, von 13 bis 14.30 Uhr am städtischen Bauhof und von 15 bis 16.30 Uhr gegenüber dem Rathaus. Angenommen werden Farben und Lacke, Lösungsmittelreste oder auch alte Spraydosen.Bürgergespräch mit OB Martin
HANAU. Das nächste Bürgergespräch von Oberbürgermeister Hans Martin findet am Mittwoch, 10. Februar, von 10 bis 12 Uhr in seinem Dienstzimmer statt. Damit Martin sich vorbereiten kann, bittet er um vorherige Themennennung beim Bürgerbeauftragten Helmut Würl, Telefon 295-295.
HANAU. Um den Steinheimer Bahnhof ist vom Freitag, 5. Februar, an mit erheblicher Staugefahr zu rechnen, weil die Vorarbeiten für den Bau eines Fußgängertunnels beginnen. Diese Baustelle besteht voraussichtlich bis zum kommenden Herbst.
Kreppel-Nachmittag der Genossinnen
GROSSKROTZENBURG. Die Frauengruppe und der SPD-Ortsverein Großkrotzenburg laden für Mittwoch, 10. Februar, die Senioren zu einem "Kreppel- Kaffee" ins Bürgerhaus ein. Ab 15 Uhr soll bei Musik und selbstgebackenem Kuchen ein gemütlicher Nachmittag beginnen.Jahreshauptversammlung der AWO ERLENSEE. Vorstandswahlen stehen unter anderem an, wenn sich die Langendiebacher Mitglieder zur Jahreshauptversammlung der Arbeiterwohlfahrt treffen. Sie findet am Mittwoch, 10. Februar, ab 19.30 Uhr in der Hanauer Straße 11 statt. Fahrdienst beim Senioren-Fasching ERLENSEE. Einen Fahrdienst richtet die Gemeinde für den Faschings-Seniorennachmittag am Sonntag, 14. Februar, ein. Er findet in der Erlenhalle statt und beginnt um 14 Uhr. Bis Freitag, 12. Februar, können sich Ältere unter der Telefonnummer 810 melden, wenn sie abgeholt werden wollen. Rathaus verkauft Brennholz ERLENSEE. Im Rathaus, Zimmer 202, Telefon 0 61 83 / 8160, werden noch Bestellungen für Brennholz entgegengenommen. Vorhanden sind Birke, Eiche und Esche, teilt die Gemeinde mit. Alte Kühlgeräte werden abgeholt ERLENSEE. Ausgediente Kühlmöbel werden am Freitag, 5. März, abgeholt. Die gebühr dafür beträgt 30 Mark, Anmeldungen müssen bis 22. Februar beim Gemeindevorstand eingegangen sein (Telefon 0 61 83 / 81 52).
DIETZENBACH. "Die Gründe, warum ich das alles geschafft habe, sind erstens ein ungeheuerer Wille und zweitens viel Mut zur Risikobereitschaft." Der dies so klar sagen kann, hatte in seiner Jugend im wahrsten Sinne des Wortes ein bewegtes Leben, bevor er sich später aus eigener Kraft eine neue Existenz aufbaute. Eberhard Scholz, 58jähriger Zimmermann und Parkettlegemeister aus Dietzenbach, war lange Zeit auf der Flucht, suchte nach dem Krieg als Vertriebener aus Schlesien mehr als zehn Jahre lang vergeblich einen Ort, an dem er sich "aufgenommen fühlte". 1957 fand er in Dietzenbach neue Freunde und ein neues Zuhause.
Eberhard Scholz sitzt im Sessel seines Wohnzimmers und erinnert sich an die stürmischen Zeiten. Gemütlich macht er es sich auf dem hellen Polster allerdings nicht. Es sieht so aus, als sei er stets auf dem Sprung, als hätte er tausend Dinge gleichzeitig im Kopf, die noch zu erledigen sind. Die Filterzigarette zwischen den Fingern verglüht oft ohne Genuß. Immer wieder wird der Geschäftsinhaber beim Reden durch Anrufe von Kunden unterbrochen. Trotzdem findet er schnell wieder den Faden, hat stets den Überlick, über welches Ereignis seines Lebens er eben noch sprach.
Es ist mehr als 40 Jahre her, doch die Bilder kommen dem gelernten Handwerker schnell wieder in den Sinn. Was an seinem geistigen Auge vorüberzieht, sind unangenehme Gedanken an eine harte Zeit, in der viel Kraft, Hoffnung und Einfallsreichtum gefragt waren. Was er erlebt hat, haben nach dem Krieg viele Menschen vor allem aus den ehemaligen Ostgebieten durchgemacht. Bis 1949 strömten rund 650 000 Menschen nach Hessen. Eberhard Scholz ist einer von denen, einer der wie viele nach Dietzenbach gekommen ist.
Seine Geschichten und die der anderen werden im nächsten Monat in einer Ausstellung im Rathaus vorgestellt. "Vom Neubürger zum Mitbürger" ist die Präsentation überschrieben, die vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über Flüchtlinge Beispiele der Integration von Vertriebenen geben will. Eberhard Scholz ist ein positiver Fall.
Doch zunächst zu den Schattenseiten: Es war sehr kalt Mitte Januar 1945, als der damals Zehnjährige, seine fünf Jahre jüngere Schwester und die Mutter aus der Heimatstadt Breslau in Niederschlesien vertrieben wurden. Der Vater war im Krieg. Die Odyssee führte die drei zunächst in eine 30 Kilometer entfernte Stadt, dann in die heutige Tschechische Republik, weiter nach Dresden, wo die Scholz' einen Großangriff mit- und überlebten. Kurzer Zwischenstopp in Görlitz, wieder zurück in die zerstörte Heimatstadt, wo der zurückgekehrte Vater mit Frau und Kindern dann schließlich von den Polen vertrieben wurde. Der nächste Aufenthaltsort war Salza bei Nordhausen auf der thüringschen Seite des Harzes.
Wer unfreiwillig so oft Haus und Hof wechseln mußte, hat viel zu erzählen, doch Eberhard Scholz will nicht lang klagen, anderen ging es damals noch schlechter. Er erwähnt den Hunger, die Kälte und die Strapazen im Güterwaggon oder beim Fußmarsch nur am Rande. An das erste Stück Brot, das er nach langer Zeit an seinem elften Geburtstag essen durfte, erinnert er sich genau.
Nachdem er sich nach ein paar Jahren im Harz immer noch nicht so richtig wohl fühlte, verließ er im Alter von 20 Jahren mit dem Gesellenbrief in der Tasche und Ungewißheit im Gefühl in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Familie, um eigentlich in Freiburg zu landen. Irgendwie blieb er jedoch am Main hängen und fand 1954 in Offenbach Arbeit. Von dort aus ging es drei Jahre später weiter, jedoch nur ein paar Kilomter südlicher. In der Zeit, "als in der Borngasse noch die Jauche über die Straße lief und Dietzenbach ein Kaff war", fand Eberhard Scholz schließlich eine Unterkunft und in der Tochter der Vermieter auch seine künftige Frau Lieselotte. Zur Familie gehören heute drei Söhne.
"Hier habe ich die ehrlichsten Menschen getroffen", nennt Scholz einen Grund, warum das Umherirren dann in Dietzenbach eine Ende gefunden hatte. Probleme mit der Integration hatte der Handwerker nie. "Ich bin gleich zu den Vereinen gegangen", gibt er anderen Fremden als Rezept mit auf den Weg, wie man schnell Kontakte knüpfen kann.
1961 eröffnete Scholz eine eigene Firma für Parkett- und Fußbodenverlegung und war im gesellschaftlichen Leben der Stadt sogar tonangebend. Im Sängerkranz übernahm er den Vorsitz, gründete mit anderen einen Gewerbeverein und den Verein für internationale Beziehungen. Auch politisch wirkte der Mann aus Schlesien mit: Für die SPD war er acht Jahre im Stadtparlament. 1987 erhielt er für sein ehrenamtliches Engagement in den Vereinen den Ehrenbrief des Landes Hessen. Am Stammtisch sitzen und mit den Landsleuten aus Schlesien über die Heimat plaudern, das ist nicht die Sache von Eberhard Scholz. "Von Landsmannschaften halte ich nicht viel." Auch Wehmütigkeit kommt nicht auf, wenn Scholz an seine Kindheit in Niederschlesien denkt. "Ich bin Dietzenbacher", sagt der 58jährige. "Und ein stadtbekannter", müßte man ergänzen. Falls der vielbeschäftigte Mann wirklich einmal Zeit für einen Spaziergang in der Stadt findet, muß er viele Pausen einlegen. Doch die genießt Eberhard Scholz: "Wenn mich jemand sieht, wird erst mal ein Schwätzchen gehalten."
ACHIM RITZ
WÄCHTERSBACH. Die DKP wird nicht mehr zum Ortsbeirat in Wittgenborn kandidieren. Stattdessen hat sich eine neue Gruppierung unter dem Namen "Demokratisches Bündnis Wittgenborn" formiert.
Die Wählergemeinschaft tritt laut Sprecher Werner Herrmann an, "um absolute Mehrheiten zu verhindern". Dadurch solle eine konstruktive parlamentarische Arbeit ermöglicht werden.
Als Schwerpunkte seiner künftigen Arbeit bezeichnet das Bündnis soziale und ökologische Aufgaben.
Folgende Kandidaten sind für den Ortsbeirat aufgestellt: Angelika Silberling-Antoni, Volker Laubenthal, Carmen Eckert, Werner Herrmann und Anni Süß.
lex
Aus dem Eisweiher soll ein Feuchtbiotop werden Magistrat präsentiert Konzept zur Rettung der Bäche Von Waltraut Rohloff BAD HOMBURG. Kirdorfer Bach, Heuchelbach und Dornbach - für deren Rettung liegt jetzt im Rathaus eine Handlungsanleitung vor. Drei Stufen sind darin vorgeschlagen: von kurzfristig möglichen und billigen Arbeiten (Kategorie I) über "dringende und unabweisbare", aber teure Eingriffe (Kategorie II) bis hin zu den Renaturierungsmaßnahmen, die das Land bezuschußt und die erst nach der Bewilligung der Förderung gestartet werden sollen (Kategorie III). Für den Erlenbach existiert ein eigenes Pflegekonzept, der Eschbach ist noch nicht erforscht. Das Konzept für den Kirdorfer Bach, Heuchelbach und Dornbach, das jetzt vom Umweltausschuß der Stadtverordneten akzeptiert wurde, basiert auf einem Gutachten des Senckenberg-Instituts in Frankfurt. Die Vorschläge für die erste Stufe sehen vor, daß beispielsweise Pferdetränken auf dem Erlengrund-Gestüt und Pferdeunterstände am Heuchelbach und auf den oberen Braumannswiesen beseitigt werden. Gleiches gilt auch für eine Pferdetränke am Dornbach oberhalb des Mühlborns. Schwere Trittschäden und Verschmutzungen der Bäche durch Exkremente seien "inmitten eines der ganz wenigen wertvollen natürlichen Bachbiotope" nicht zu vertreten. Aus einem schon beschlossenen Haushaltstitel in Höhe von 250 000 Mark soll dies und noch mehr 1993 bezahlt werden.
Der Fünfjahresplan (Kategorie II) sieht für den Kirdorfer Bach unter anderem vor, die steilen Ufermauern an der Nordseite zwischen Karlsbrücke und Sportzentrum zu beseitigen und Uferabbrüche statt dessen mit Flechtfaschinen zu verhindern. Die Kleingärten am unteren Weberpfad sollen künftig mindestens drei Meter Abstand zum Bach halten, jetzt grenzen sie direkt an. Dem Bach Wasser zum Gießen der Gärten zu entnehmen, soll verboten werden.
Zur Rettung des Heuchelbach-Systems soll der "ökologisch völlig wertlose" Eislaufteich neben der Polizeistation in ein bachauentypisches Feuchtbiotop umgewandelt werden. Für den Pächter der Forellenteiche zeichnen sich mittelfristig ebenfalls Änderungen der Rechte für die Wasserentnahme ab, um dem Bach nicht zuviel Wasser zu entziehen. Auch hier rät die Studie, die Kleingärten unterhalb des Eislaufteichs nicht bis unmittelbar an den Bach angrenzen zu lassen. Das Bachbett soll deswegen verändert werden.
In der Kategorie III stecken die größten Brocken: In der Bachstraße in Kirdorf beispielsweise soll der Kirdorfer Bach aus der unterirdischen Kanalisation ans Tageslicht geholt werden - was der Magistrat noch vor wenigen Jahren beim Umbau der Straße abgelehnt hatte. Der Graben zum Weiher im Jubiläumspark und die Ableitung zur Taunus-Therme durch den Kurpark sollen wieder als sogenannter Mutterbach hergestellt werden. Die Betonwanne am Weinbergsweg zu schließen und zu bepflanzen und an anderen Stellen Rohre zu öffnen, sind weitere Schritte zur Renaturierung.
Beton raus und Faschinen (Flechtwerk) rein heißt die Devise für den Dornbach am Güterbahnhof. Aus dem kanalisierten Teil des Heuchelbachs zwischen Königsteiner Straße und Götzenmühlweg soll ein Feuchtbiotop werden. Wann die Pläne in die Tat umgesetzt werden, ist ungewiß. Neben Geld vom Land Hessen sind auch eine Reihe von behördlichen Genehmigungen vonnöten.
Freitag, 29. Januar SPD: Über die Frage "Deutsche UN- Blauhelme - Unsere Soldaten wieder in alle Welt?" streiten der SPD-Bundestagsabgeordnete Karsten Voigt und FRRedakteur Anton-Andreas Guha im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57, ab 19.30 Uhr.
CDU: Talkshow mit der Oberbürgermeisterkandidatin Petra Roth, 20 Uhr, Sindlingen, katholisches Pfarrheim, Huthmacherstraße. Samstag, 30. Januar CDU: Fremdensitzung gemeinsam mit dem 1. Frankfurter Karnevalsverein 1888 im Haus Dornbusch. Beginn ist um 19 Uhr. Sonntag, 31. Januar CDU: Die Kandidatin der CDU für das Amt des Oberbürgermeisters, Petra Roth, stellt sich ab 15 Uhr im Oberräder Bürgertreff "Depot", Buchrainplatz, im Rahmen einer Talkshow den Fragen des Publikums. Wählerinitiative "Frankfurt gegen rechts": Kulturnachmittag zum 60. Jahrestag der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten, gemeinsam mit dem DGB und der Arbeiterwohlfahrt, Philanthropin, 16 Uhr. Als Gäste sind der Münchner Kabarettist Helmut Ruge, die Chanson- Sängerin Joana, der DGB-Chor und das Freie Schauspiel Ensemle eingeladen.
FRIEDRICHSDORF. Im Erdgeschoß des ehemaligen Rathauses in Burgholzhausen, Kurhessenstraße 4, stellt die Stadt der neugegründeten ökumenischen Diakoniestation Friedrichsdorf ab 1. April Räume (200 Quadratmeter) zur Verfügung. In der Diakoniestation, deren Träger ein kirchlicher Zweckverband ist, sind jetzt alle ambulanten Pflegedienste der Stadt zusammengefaßt
Gestern abend war im Rathaussaal eine Feier angesagt, bei der Erster Stadtrat Günter Bastian dem Leiter des Zweckverbandes, Pfarrer Dieter Frey, mit einem überdimensionalen Schlüssel als Symbol die bisher städtischen Aufgaben übertrug. Der Diakoniestation wurde auch die Ausrüstung der städtischen Pflegestationen übereignet, unter anderem die beiden Dienstfahrzeuge der städtischen Schwestern. 12 000 Mark, die die Frankfurter Sparkasse (1822) der Stadt für die Einrichtung einer Sozialstation spendiert hatte, wurden auf das neue Konto überwiesen.
Bürgermeister Gerd Schmidt berichtete der Festversammlung über die Geschichte der Diakonissen in Friedrichsdorf, Pfarrer Dieter Frey über die Aufgaben der neuen Einrichtung. Ein - noch zu gründender - Förderverein soll die Arbeit der Station künftig finanziell unterstützen; als Gründungsmitglieder konnten sich alle Gäste eintragen.
Die Räume im Alten Rathaus Burgholzhausen sind nur eine Zwischenstation für die neue Einrichtung. Ein neues Haus für die Diakoniestation wird voraussichtlich im Baugebiet "Römerhof" entstehen, zusammen mit Wohnungen für Senioren. nau
BAD ORB. Das vor einem Jahr in Kraft getretene Betreuungsgesetz, von einigen als Meilenstein in der Arbeit mit Behinderten und Alten gerühmt, steht im Mittelpunkt einer Tagung im evangelischen Gemeindebildungszentrum Bad Orb. Vom Freitag, 19., bis Sonntag, 21. Februar, werden Erfahrungen mit dem neuen Gesetz diskutiert. "Betreuungsgesetz und Betreuungsvereine - Bilanz und Perspektiven nach dem ersten Jahr" lautet das Motto der dreitägigen Veranstaltung.
Interessenten sollten sich bei der evangelischen Akademie, Schlößchen Schönburg, Postfach 1205, in 3520 Hofgeismar schriftlich oder telefonisch (0 56 71 / 88 10) anmelden.
Die Tagungskosten einschließlich Verpflegung und Unterkunft liegen bei 130 Mark. Schüler, Zivildienstleistende oder Studenten zahlen die Hälfte. jan
KREIS GROSS-GERAU. Als "unzutreffend" wies Landrat Enno Siehr (SPD) die CDU-Kritik zurück, er habe den Kreistag nicht beachtet bei der eventuellen Anmietung von Räumen der Firma Wick, um Teile der Kreisverwaltung auszulagern. Wick habe dem Kreis leerstehende Büroräume zur Miete angeboten, und wegen der seit Jahren belegbaren Raumnot im eigenen Haus habe das nicht ungeprüft bleiben dürfen. Modalitäten für einen Mietvertrag hätten abgeklopft werden müssen, bevor den Kreisgremien entscheidungsreife Vorlagen unterbreitet werden können. Darüber sei die Öffentlichkeit frühzeitig informiert worden.
Siehr sagte zum Vorwurf der Mißachtung: Als dieser erhoben worden sei, habe der Kreisausschuß bereits den Beschluß gefaßt, eine Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses einzuberufen. Dem bleibe die Entscheidung über das weitere Vorgehen vorbehalten. cas
Frau Theresia Braun aus Hanau zum 95. Geburtstag am Freitag, 29. Januar.
ski FRANKFURT A. M. Die Palette der Investmentfonds wird immer bunter, damit für die Anleger aber auch unübersichtlicher. So kündigt die von den Kreditgenossen und etlichen Privatbanken getragene Union-Investment für dieses Jahr eine Reihe weiterer "Kapitaltöpfe" an: neue Laufzeit- und geldmarktnahe Fonds mit garantierten Mindestrenditen sowie solche für Bankschuldverschreibungen auf der Renten- und regional ausgerichtete Segmentfonds auf der Aktienseite. Schon im zurückliegenden Jahr hatte diese Anlagefirma 15 zusätzliche Fonds aufgelegt.
Die Union registriert nach dem 1992er Boom zu Beginn des neuen Jahres sogar noch ein beschleunigtes Wachstum. Das Fondsvolumen der Gruppe mit ihren Gesellschaften in Frankfurt, Luxemburg und Berlin überschritt mittlerweile die Schwelle von 28 Milliarden Mark. In den vergangenen zwölf Monaten war das Vermögen bereits um sage und schreibe zwei Drittel auf gut 26 Milliarden geklettert. Ihren Anteil an den Mittelzuflüssen der Branche konnten die Genossen dabei von knapp zehn auf nahezu 17 Prozent hochschrauben.Autofahrer mißachteten Vorfahrt: zwei Unfälle
OBERURSEL / STEINBACH. Leicht verletzt wurde der Beifahrer eines Lastwagens bei einem Unfall auf der Oberurseler Straße am Mittwoch vormittag. Ein aus Richtung Tabaksmühle kommendes Auto war beim Überqueren der Oberurseler Straße mit dem vorfahrtsberechtigten Lastwagen zusammengestoßen. Es entstand ein Schaden von rund 11 000 Mark.
Die Vorfahrt mißachtet hatte auch ein Autofahrer, der am Mittwoch abend aus einer Grundstückseinfahrt nach links in die Steinbacher Bahnstraße einbog. Er kollidierte dabei mit einem Fahrzeug, das in Richtung Weißkirchen unterwegs war. Blechschaden laut Polizei: 10 000 Mark. ki
MAINTAL. Am Montag, 1. Februar, kommt das Maintaler Stadtparlament ab 18 Uhr im Bürgerhaus Wachenbuchen zur letzten Sitzung vor der Kommunalwahl zusammen. Die Stadtverordneten müssen eine umfangreiche Tagesordnung bewältigen. Allein die Fraktionen haben sieben Anträge vorbereitet, so auch eine Diskussion über die Resultate der Nitratuntersuchungen im Stadtgebiet, eine Initiative der SPD.
Viel Raum wird das Vorhaben der Stadt einnehmen, zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz ein Alten- und Pflegeheim zu errichten und damit die Möglichkeit zu schaffen, für pflegebedürftige Maintaler eine wohnortnahe Unterbringung zu erreichen. In Bischofsheim soll eine solche Einrichtung in der verlängerten Ledergasse, in Dörnigheim in der Mainstraße entstehen. Für Hochstadt und Wachenbuchen müsssen die Standorte noch festgelegt werden. are
MÖRFELDEN-WALLDORF. Kinder von vier Jahren an aufwärts hat die städtische Jugendpflege mit ihrer Einladung für Sonntag, 31. Januar, im Auge. Um 16 Uhr erklingt im Mörfelder Jugendzentrum das "Hexenlied", ein Märchenstück mit mythischem Charakter aus dem Reich der Hexen und Kobolde.
In kindgerechter Verpackung geht es um Angst und die Kraft, mit dieser umzugehen. wal
LANGENSELBOLD. Im kommenden Schuljahr werden alle Kinder schulpflichtig, die zwischen dem 1. Juli 1986 und 1987 geboren sind. Die Langenselbolder Schule an der Gründau nimmt vom 1. bis 3. März von 8.30 bis 13 Uhr im Sekretariat Anmeldungen entgegen.
In der Schule am Weinberg werden Anmeldungen vom 4. bis 5. März angenommen.
Jeweils von 8.30 Uhr bis 13 Uhr und am 5. März von 8.30 bis 12 Uhr und auch von 13 bis 16 Uhr. alu
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Bürgermeister zog alle Register der Rhetorik. Zunächst verkündete er den herbeizitierten Vertretern der örtlichen Presse die schlechte Nachricht: "Für mich ist eine Welt zusammengebrochen", klagte Bruno Döring (CDU) theatralisch und sprach von einer Hiobsbotschaft: ein halbe Million Mark, die der Kreis als Zuschuß für die Huttengrundhalle versprochen habe, seien weg, gestrichen im Rahmen eines Sparprogramms.
Vom "zutiefst enttäuschenden Wortbruch" des Landrates war die Rede, ehe Döring schließlich zur guten Nachricht kam: "Wir bauen die Halle trotzdem." Er werde in der nächsten Stadtverordnetenversammlung vorschlagen, das Projekt auch ohne Kreiszuschuß durchzuziehen, demonstrierte der Rathauschef eine edle Gesinnung. Schließlich - ein Döring hält, was er verspricht: "Einen Wortbruch gegenüber den Bürgern könnte ich nicht verantworten."
Pluspunkte für den Rathauschef im Kommunalwahlkampf? Keine 24 Stunden später gesteht auch Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) ein, Döring habe einen Treffer gelandet - allerdings unterhalb der Gürtellinie. Die Retourkutsche fällt entsprechend drastisch aus: "Entweder hat Döring schlampig gelesen oder bewußt eine Unwahrheit verbreitet." Also alles Lüge?
Doch zurück zur "Wahrheit": "Der Zuschuß in Höhe von einer Million Mark für den Bau der Huttengrundhalle in Bad Soden-Salmünster, Ortsteil Romsthal, steht nicht in Frage", zitierte die Kreispressestelle gestern morgen ihren Chef und tat die vorangegangenen Äußerungen schlicht als "Falschmeldung aus dem Rathaus der Kurstadt" ab. Um solche künftig zu vermeiden, so der Rat, sollte Döring "Kreistagsvorlagen nicht nur halb, sondern ganz lesen".
Der Tip verwundert ein wenig, ist doch die strittige schriftliche Notiz keine seitenlange Abhandlung im umständlichen Amtsjargon, sondern gerade mal sechs Zeilen lang. Um den Erweiterungsbau eines Maintaler Gymnasiums zu bezuschussen, werden die, so steht dort zu lesen, "veranschlagten Mittel für den Zuschuß zum Bau der Gymnastikhalle in Romsthal von 500 000 Mark vorübergehend herangezogen".
Der Grund: Weil bei der Stadt über Größe und Finanzierung der Halle noch immer keine Klarheit bestehe, könnten "die Haushaltsmittel nicht weiter gebunden werden, wenn sie anderweitig dringend benötigt werden". Eine Korrektur erfolge im Nachtragshaushalt.
Dem kurzen und knappen Bescheid aus den Unterlagen für die nächste Kreisstagssitzung ließ Landrat Karl Eyerkaufer gestern ein großes Versprechen folgen: "Bis im Rathaus der Kurstadt die ersten Rechnungen eingehen, stehen die 500 000 Mark im Nachtragshaushalt wieder zur Verfügung."
Die Bürger aus dem Huttengrund wird es freuen. Jahrelang wurden sie beim Hallenprojekt vertröstet. Nach dem doppelten Politiker-Ehrenwort kann nun eigentlich nichts mehr schiefgehen. JÖRG ANDERSSON
BUND rügt Gutachten zu Brandholz Umlandverband wiegelt ab Von Claudia Nenninger USINGEN. "Wir fordern ein Gegengutachten." Mit diesem Vorschlag überraschte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Politikerrunde, die in der vergangenen Woche auf Einladung der Bürgerinitative Brandholz über die geplante Deponie-Erweiterung diskutierte. Doch damit des Staunens nicht genug: Alle Parteien signalisierten Unterstützung (FR vom 20. Januar). Jetzt haben die Umweltschützer die ihrer Ansicht nach "gravierenden Mängel" des bisher einzigen, vom Umlandverband (UVF) in Auftrag gegebenen Gutachtens dem UVF mitgeteilt und verlangt: Das Thema soll in der nächsten Beiratssitzung auf den Tisch. Doch UVF- Pressesprecher Bernd Röttger wiegelt ab: "Unserer Meinung nach bedarf es keines Gegengutachtens." "Die Umweltverträglichkeitsprüfung Brandholz-Neu von Professor Böhm zeigt einige gravierende Mängel auf", resümiert die Vorsitzende des BUND Usingen/Neu-Anspach, Ellen Enslin, die jüngsten Untersuchungen des Naturschutzverbandes. Ihre Kritik: Die schutzwürdige Naturlandschaft des rund 26 000 Quadratmeter großen Erweiterungsgeländes sei nicht hinreichend gewürdigt worden. So registriere der Professor zwar unter dem Kapitel "Biotope und Arten" gleich mehrere Biotope, Rückzugsgebiete für Kleinsäuger und Vögel, Bachzuflüsse zum Stockheimer Bach, "überwiegend naturnahen Wald" sowie "ökologisch bedeutsames Grünland", wie den Röderbach und die Schleichenbachniederung.
Darüberhinaus stellt Böhm fest: "Der geplante Standort liegt im Landschaftsschutzgebiet Taunus." Doch das Fazit des Gutachters ist für den BUND "ein absoluter Hammer". So heißt es bei Böhm: "Die naturräumliche Beziehung zwischen Feld, Wald und Schleichenbachniederung ist bereits durch die vorhandene Deponie Brandholz beeinträchtigt." Für den BUND bedeutet das im Klartext: "Weil wir einmal Mist gebaut haben, können wir weitermachen", sagt Enslin.
Einen weiteren Mangel hat der BUND im Kapitel "Wasser" entdeckt. Das Gutachten sei hier nicht vollständig. Böhm habe die Feststellung, ob die nächstgelegenen Trinkwassergebiete durch die Deponie-Erweiterung beeinträchtigt würden, "weiteren detaillierten" Untersuchungen überlassen. "Und die liegen noch nicht vor", sagt Enslin.
Auch die "Forstwirtschaft" sei lückenhaft. Wo Böhm nur "schwache bis mittlere Buchen, Eichen und Fichten" sah, zählte der BUND mindestens 18 Arten, darunter viele kräftige und zum Teil mehr als 100 Jahre alte Stämme. "Der Gutachter kann höchstens zehn Meter in den Wald reingelaufen sein", meint dazu die BUND-Vorsitzende. Wie wichtig Gegengutachten seien, sieht der BUND nicht zuletzt in dem Flop der Biogas-Verstromungsanlage bestätigt. Den konnten allerdings selbst drei Gutachten nicht verhindern. Für die neue Untersuchung fordert der Verband zusätzlich einen neutralen Sachverständigen und schlägt hierzu das Öko-Institut Freiburg vor. Die zusätzlichen Kosten dürften kaum ins Gewicht fallen, meint der BUND und erinnert zum Vergleich an die Kosten der Erweiterung von 175 Millionen Mark.
Für den UVF ist die BUND-Forderung gleichwohl kein Thema. "Wir haben alle Möglichkeiten der Deponieplanung ausgeschöpft, um ein Höchstmaß an Umweltverträglichkeit sicherzustellen", erklärt UVF-Pressesprecher Röttger. Er räumt ein, daß Einzelaspekte an anderen Standorten günstiger abgeschnitten haben könnten. Aber: "Man muß die Summe aller Kriterien sehen, die abgewogen werden müssen", betont Röttger.
HOFHEIM. Hofheims nördliche Innenstadt soll sich in den nächsten Jahren grundlegend verändern: Die Stadtverordnetenversammlung hat am Mittwoch abend für das Gebiet "nördlich der Neugasse" den Bebauungsplan als Satzung beschlossen.
Damit ist der Weg frei für das letzte große Sanierungsvorhaben in der Hofheimer Innenstadt. CDU, SPD, FWG und FDP stimmten für, die Grünen gegen die Bausatzung. "Die Aufstellung dieses Bebauungsplanes hat uns mehr als zehn Jahre beschäftigt, jetzt kann die konkrete Planung losgehen", zeigte sich Bürgermeister Rolf Felix (CDU) nach der Abstimmung erleichtert.
Nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung sollen auf dem 7500 Quadratmeter großen Areal zwischen Neugasse, Elisabethenstraße und Hauptstraße insgesamt fünf zwei- bis dreistöckige Häuserzeilen entstehen. Im Erdgeschoß und teilweise auch im ersten Stock sind Geschäfte geplant; darüber etwa 70 bis 75 privat finanzierte Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. In der Mitte des Areals ist eine Tiefgarage mit 240 Parkplätzen vorgesehen. Eventuell baut die Stadt Hofheim an der Ecke von Neugarten und Elisabethenstraße einen Kindergarten beziehungsweise Kinderhort.
Nach dem grundsätzlichen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung von Mittwoch abend wird die Stadt in zwei bis drei Wochen die Verhandlungen mit einem Bauträger aufnehmen, in dessen Regie das Gelände bebaut werden soll. Von den 7500 Quadratmetern gehören bisher nur 4400 der Kommune. Bürgermeister Felix teilte jedoch mit, daß "bis auf einen Grundstücksbesitzer" sich alle Eigentümer verkaufsbereit gezeigt hätten, "und der Bauträger wird mit dem Betreffenden noch einmal verhandeln". Wann nun die Bagger anrückten sei allerdings noch offen.
Die alternative GOHL unterstrich bei der Sitzung erneut ihre Ablehnung. Es sei eine "Radikallösung", kritisierte die Fraktionsvorsitzende Brigitte Friedrich: "Abriß der alten Häuser, Tiefgaragen unter dem gesamten Planungsbereich, Versiegelung der ganzen Fläche, Verbreiterung der Neugasse". Ein Skandal sei es, daß seit Jahren die alten Häuser auf dem Gelände leer stünden und die Stadt sich die Mieteinnahmen entgehen lasse.
Letztlich wolle die Stadt nicht die immer wieder versprochene "kleine, humane, preiswerte Sanierung" - obwohl in einer Diplomarbeit junge Architekten der Stadt genau dies empfohlen und Hofheim die Arbeit sogar gekauft hätte. Friedrich: "So was machen nur Privatleute. Die Stadt will klotzen."
"Ihre Bedenken haben wir auch", gab der SPD-Fraktionschef Wolfgang Winckler zu, "aber nach zehn Jahren ist die Sache nun mal ausdiskutiert, und es muß weitergehen." Der herrschenden Wohnungsnot begegne man nicht damit, "daß man sein Seelchen reinhält, sondern indem man Wohnungen baut". Natürlich steckten die Sozialdemokraten im Dilemma zwischen einer möglichst behutsamen Altstadtsanierung und dem Wohnungsbau - "aber solange es Menschen gebe, die in Hofheim eine Wohnung suchen, hat der Wohnungsbau Vorrang". md
RODGAU. Die knapp 1000 Schülerinnen und Schüler sowie die gut fünf Dutzend Lehrkräfte der Jügesheimer Georg- Büchner-Gesamtschule werden vom 1. Februar an wieder einen Direktor haben. Der 40jährige Pädagoge Winfried Döring wird Nachfolger des im Herbst in den Ruhestand gegangenen Günter Zierz und löst den pädagogischen Leiter Horst Pracht ab, der während der halbjährigen Vakanz kommissarisch die Schule geführt hatte.
Döring hat in seiner bisherigen Laufbahn an Grundschule, Förderstufe, Hauptschule sowie an Haupt-, Realschul- und Gymnasialzweig einer kooperativen Gesamtschule in Frankfurt-Fechenheim unterrichtet, war Hilfsreferent im Kultusministerium und hat sich im Regierungspräsidium Darmstadt um eine Intensivierung des Schulsports gekümmert.
Der neue Schulleiter ist mit einer Studienrätin verheiratet. Das Ehepaar hat drei Kinder und lebt seit Jahresbeginn in Babenhausen.
Schulamtsdirektor Christian Hübner sagte bei der Amtseinführung, daß die halbjährige Vakanz kein Vakuum bedeutet habe, daß die Neubesetzung der Stelle sogar verhältnismäßig zügig vonstatten gegangen sei.
Von da an wurde in der Fußballersprache geredet. Zumal das Besetzungsverfahren bereits vor mehr als einem Jahr in die Wege geleitet worden sei, habe er sich wie ein Profi auf der Transferliste gefühlt, den sein neuer Verein bald haben, der alte aber nicht gehen lassen will, sagte der Sportlehrer Döring.
Worauf der Personalratsvorsitzende Wolfgang Günther konterte, Döring sei nun Cheftrainer, und es liege an ihm, um den Aufstieg oder gegen den Abstieg zu kämpfen, wenn er sich schon nicht mit dem Mittelfeld begnügen wolle. Die Mannschaft jedenfalls stehe bereit.
Aber auch Horst Pracht wurde bei der als außerordentliche Personalversammlung deklarierten Amtseinführung nicht vergessen, erntete Dank und Anerkennung der Kollegen für sein Engagement seit Zierz' Fortgang. Die Schülervertretung beschenkte ihn mit einer Freikarte für die Sauna und der dort "ortsüblichen" Ausstattung.
Bevor Döring seinen "Einstand" in Form eines Gläschens Sekt gab, wünschten Vertreter von Elternbeirat und Förderverein einen guten und erfolgreichen Start. ttt
WETTERAUKREIS. Über 7000 Menschen radelten 1992 von Rostock nach Bremen, machten Halt an der Mülldeponie Schönberg, fuhren durch den Elbtunnel und über die Kohlbrandbrücke. Die Reise wird jetzt als Lichtbilderschau am Freitag, 4. Februar, um 20 Uhr im Jugendzentrum "Alte Feuerwache" in Bad Nauheim gezeigt. Einen Tag später ist sie um 20 Uhr in der Umweltwerkstatt in Niddatal-Assenheim zu sehen. Am 9. Februar wird die Dia-Dokumentation um 20 Uhr im Friedberger Literaturcafé gezeigt und am 11. Februar um 19.30 Uhr im JuKuz Selzerbrunnen in Karben.
Nach der Vorführung gibt es Informationen zu "Auftakt" aus Niddatal, dem Umweltfestival mit Sternradtouren, das in diesem Jahr eine Hessen-Thüringen- Tour plant. Start ist am 23. Juli in Frankfurt, Ankunft am 28. Juli in Magdeburg. Die Veranstalter rechnen mit 20 000 Teilnehmer/-innen. Interessenten können sich bei Auftakt in der Wirtsgasse 1 in Niddatal oder unter Tel. 0 60 34 / 61 19 zur Hessen-Thüringen-Tour '93 anmelden. cor
has FRANKFURT A. M. Nachfragerückgang, Überkapazitäten und drastische Preiszugeständnisse prägen das Geschäft mit Reisemobilen und Caravans. Einen "weniger freundlichen Markt" als in den zurückliegenden Jahren konstatiert auch der Anbieter Hymer, der sich als Branchenprimus einstuft.
Das an den Börsen in Stuttgart und Frankfurt notierte Unternehmen fühlt sich für die Herausforderungen angesichts der Probleme in seinem Umfeld zwar "gut gerüstet", doch kann auf Einschnitte auch nicht verzichten. Auf den im Geschäftsjahr 1991/92 (Ende August) verhängten Einstellungsstopp folgten in den ersten beiden Januar-Wochen neun Tage Kurzarbeit. Weitere Zwangspausen sind für vier Tage Ende Februar vorgesehen. Für den Vorstand, der eine Kapazitätsverringerung um zehn Prozent auf seine Fahnen geschrieben hat, sind diese Beschlüsse moderat, auch wenn sogar noch Entlassungen bevorstehen. Allerdings heißt es zudem: "In der Branche gibt es Firmen, die arbeiten nur an zwei Tagen in der Woche." Für die laufende Periode kalkuliert das Management einen Umsatzrückgang "in der Größenordnung" von zehn Prozent ein. Zuletzt hatte der Konzern mit seinen 995 Beschäftigten, darunter 828 im Inland, die Erlöse um 9,5 auf 401,8 Millionen Mark ausgedehnt. Den Aktionären winkt eine unveränderte Dividende von 16 Mark, nachdem der Jahresüberschuß um stark 34 Prozent auf 16,5 Millionen Mark stieg. Dieses hohe Plus erklärt sich aber vor allem aus einer Steuerrückzahlung.
Die Überkapazitäten in der Caravaning-Branche gibt Hymer mit zehn Prozent oder rund 2000 Fahrzeugen an. Wie hart auf dem derzeit schrumpfenden Markt um Kunden gerungen wird, zeigt, daß manche Anbieter ihre Vehikel mit 30 Prozent Abschlag auf den Listenpreis abgeben. Da mache Hymer nicht mit: "Man muß akzeptieren, daß man diesen Absatz verliert." Hymer mit Sitz im württembergischen Bad Waldsee verkaufte zuletzt 5600 (zuvor 5900) Reisemobile und 4800 (4100) Caravans. Die Absatztrend hin zu den Wohnwagen hält im laufenden Geschäftsjahr an.
SCHWALBACH. Die Jungen und Mädchen hatten am frühen Dienstag mittag die Friedrich-Ebert-Schule gerade verlassen, als in der Bibliothek des Hauses Rektor Wolfram Ahner und der Leiter des Bücherhortes, Günter Schlamp, den schnellen Griff zu Schinken-Croissants und süßem Gebäck erst einmal verhinderten. Der Schulleiter wollte seinen "herzlichen Dank" an Eva-Maria Peisert und Marlene Sperber richten, die sieben beziehungsweise dreieinhalb Jahre lang als Bibliotheksfrauen im gleichen Maße Sorge für die Bücher wie für die jungen Leserinnen und Leser in der Gesamtschule getragen haben. Die beiden Geehrten verlassen nun das Haus und kehren in die Familie oder den erlernten Beruf zurück. Daß sie ehrenamtlich gearbeitet hätten, könne man nicht genug betonen, lobte Ahner. "Und sie haben dafür nicht mehr bekommen, als ein paar schwierige Schüler."
Dem haben Eva-Maria Peisert und Marlene Sperber nicht widersprochen. Denn Kinder und Jugendliche haben in der Vergangenheit vermutlich ebenso häufig das Gespräch mit den beiden Frauen gesucht wie Bücher und Zeitschriften in den Regalen der Bibliothek. Daß die Schüler "nach einer verhauenen Arbeit bei ihnen Trost geholt haben oder Schutz suchten, weil es draußen turbulent zuging", das weiß auch Bibliotheksleiter Günter Schlamp. Außerdem hätten die beiden Frauen eine "Fülle von Tätigkeiten ausgeübt" und darüber hinaus noch mitgeholfen, Veranstaltungen zu organisieren. "Was sie gemacht haben, ist unbezahlbar", schrieb Schlamp den beiden ins Stammbuch, um dann den Weg zum Buffet freizugeben.
Die beiden Bibliotheksfrauen gehen nicht leichten Herzens. "Ich halte diese Arbeit für sehr wichtig", resümiert Marlene Sperber und fügt gleich an, warum die Schulbibliothek mehr ist als nur ein Speicher mit 5 000 Büchern und Zeitschriften. "Die Jungen und Mädchen brauchen einen Schutzraum, wo sie hinflüchten können", sagt die Mutter dreier Kinder. Und den versuchen die Bibliotheksfrauen bereitzustellen, auch wenn der Bücherhort nicht mehr fünf Tage die Woche, sondern nur noch drei Tage geöffnet ist. Mit dem Weggang der beiden Frauen können die übrigen Fünf ihren ehrenamtlichen Einsatz nicht mehr leisten.
Das Engagement der Eltern nutzt den Schülern allemal. Und das gilt nicht nur für die Hilfe bei der Suche nach Literatur. Jenen Schülerinnen und Schülern, die zu den "underdogs" gehören, wie Marlene Sperber sagt, dient die Bibliothek vor allem als Zufluchtsort. Wer in der Klassen gehänselt und im Extremfall auch mal verprügelt wird, sucht nach den Erfahrungen der Bibliotheksfrauen gelegentlich den Bücherhort auf, um vor ungewolltem Zugriff sicher zu sein. Und wer Schläge zu spüren bekommt, der sagt selten, wer die Faust geschwungen hat. "Die Kinder trauen sich ja nicht mehr, was zu sagen, weil sie die Rache des ganzen Clans fürchten", weiß Marlene Sperber.
Die Freude an ihrer Tätigkeit ist deshalb nicht geschmälert worden. "Ich habe die Arbeit gemacht, weil ich Kinder liebe", sagt Marlene Sperber, und Eva-Maria Peisert fügt an: "Die Tätigkeit hat mir wirklich Vergnügen gemacht." schu
BAD VILBEL. Die Situation erinnerte beredt an einen ganz normalen Konzertabend. Das greise, zittrige Paar auf Platzsuche: Er, desorientiert, ist auf dem besten Wege, durch den Hinterausgang zu verschwinden, sie rückt die Dinge mit ihrem überdimensionalen Lorgnon wieder ins rechte Licht. Doch als sie glücklich sitzen, quetscht sich die vorlaute, unförmige Dame im hyperengen Rock in die Reihe, ihr Hinterteil dem Alten präsentierend. Die Modepuppe, eine Mischung aus Tina Turner und Miss Piggy, stolziert herein, gefolgt vom Pressefotografen mitsamt Schreiberguru - ein Pandämonium horribler Gestalten hat sich da versammelt, um Tschaikowskys Rokoko-Variationen für Cello und Klavier (in Vertretung eines Orchesters) zu genießen.
Wie das gehörig in die Binsen geht, zeigte das "Wiener Masken- und Musiktheater" in seiner Show "Body und Nobody" jetzt in der Alten Mühle in eindrucksvoller Manier. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, verdingt sich die pantomimische Karikaktur zu einer kritisch-hämischen Gesellschaftsbeschreibung: alltägliches in differenzierter, lachender, auch lächerlicher Präsentation. Muppetsshow und Lauenstein lassen grüßen.
Das Gelingen dieser inhaltlich straff geordneten Darbietung - von Mozart bis Joe Cocker reicht das durch den Kakao gezogene musikalische Oeuvre - wird allein durch die irrsinnig komischen Schwellkopfmasken prädisponiert. Jede Figur, gleich, ob es die Mitglieder des heiter-verquasten Streichquartetts, die affengesichtigen Kafkaminiaturen im Magistratsbüro des vierten Bezirks oder im Mondlicht wandelnde Liebende sind, erzeugt beim Publikum allein durch ihr Erscheinen herbes Gelächter.
Davon lebt die Show und übersteht auch schwache Augenblicke wie die Szene "Beim Kurkonzert im Stadtpark" zu einem Strauss-Walzer. Das ist, wie die meisten kurzgehaltenen Auftritte, zu angedeutet und beliebig. Die Idee verkümmert, weil ihr keine sinnvolle Realisierung folgt. Der Zuschauer wird zu sehr im Unklaren gelassen.
Wunderschön hingegen sind die Parodien über eine Quartettprobe und die Szene, in der ein ganz normaler Arbeitstag der vier "Büroaffen" karikiert wird. Der Primgeiger tritt mit strickfreudiger Assistentin und gravierenden Allüren ins Geviert, der Cellist träumt von besseren Zeiten und fiedelt mal eben das Thema aus Dvoraks Cellokonzert herunter, ist aber nicht in der Lage, einen knappen Triller hinzukriegen (aus Angst vor dem Primus). Der Bratschist, ein Späthippie, liest in den Pausen den "Wiener", und der zweite Geiger kommt - natürlich zu spät - in der Hand lässig schwenkend eine Plastiktüte, darin die Violine. Mozarts "Eine kleine Nachtmusik" gerät zur Clownerie, zum Fiasko, vollendet vom biertrinkenden Orchesterwart, der dem musikalischen "Genuß" mit dem Staubsauger in die Quere kommt.
Ins Absurde steigern die Akteure das Geschehen in einem Magistratsbüro. Völlige Idiotie wird demonstriert, mit Charme und Verve. Sobald der Chef den Raum verlassen hat, geht die Party los, die "Affen" tanzen. Doch die verheißungsvolle Rote, die (sinnfällig) eine Banane offeriert, treibt die Armen in den Wahnsinn - der Chef ergattert die köstliche Frucht.
Normalität als kabarettistische Seifenoper: das Rezept funktioniert, weil es genau beobachtete Dinge im menschlichen Lebensbetrieb schmunzelnd-deskriptiv auf die Schippe nimmt. Grosz hätte es nicht besser zeichnen können. Ein humoristischer Genuß. JÜRGEN OTTEN
KÖNIGSTEIN. Seine Fähigkeiten am Steuer erheblich überschätzt hat ein 14jähriger Junge, der am Donnerstag abend seiner Mutter den Autoschlüssel stibitzt hatte. Die Spritztour, zu der gemeinsam mit einem 13jährigen Freund aufgebrochen waren, endete gegen 22.15 Uhr nahe Königstein an einem Baum neben der B 8. Den beiden Jungen ist nicht viel passiert, doch Mutters Wagen hat jetzt Totalschaden.
Die Jugendlichen donnerten mit hoher Geschwindigkeit aus Richtung Glashütten über die Bundesstraße, als der 14jährige die Tücken der sogenannten Leimeister-Kurve kurz vor Königstein total unterschätzte. Wie die Polizei mitteilt, geriet das Auto durch einen "Fahrfehler" ins Schleudern. Der Wagen flog dadurch nach rechts von der Fahrbahn, mähte mehrere Schilder um, durchbrach einen Jägerzaun, knickte einige kleine Tannen ab und knallte schließlich mit der Beifahrerseite gegen einen Baum.
Den Schaden, den die Jungen durch ihren "Ausflug" anrichteten, hat die Polizei vorerst einmal 10 400 Mark geschätzt. mak
LANGENSELBOLD. Nach längerer Unterbrechung sollen im Langenselbolder Heimatmuseum am Schloßpark wieder regelmäßige Treffen des Heimat- und Geschichtsvereins veranstaltet werden. Beraten werden soll in diesen Treffen über die Einrichtung, Gestaltung, Weiterentwicklung des Museums sowie Ausflüge und Sonderaustellungen. Das erste Treffen ist für Donnerstag, 4. Februar, 19.30 Uhr, in den Museumsräumen. Informationen gibt Helga Quack, Telefon 0 61 84 / 6 13 36. alu
Ärger über Asylpolitik: Winkler verläßt die SPD ,Von Partei der Schwachen zur Partei der Anpassung&rquote; Von Günther Scherf FRIEDRICHSDORF. Der frühere Friedrichsdorfer Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Winkler ist aus der SPD ausgetreten. Der 52 Jahre alte Mathematik-Professor begründet seine Entscheidung mit der Zustimmung der Sozialdemokraten zum Bonner "Asylkompromiß". "Ich empfinde die Politik der Anpassung an das ,gesunde Volksempfinden&rquote;, die von großen Teilen der Parteiführung betrieben wird, als unerträglich und kann aus diesen Gründen nicht mehr länger Mitglied dieser Partei bleiben", erläuterte Winkler der FR seinen Abschied von der SPD, der er 24 Jahre angehört hatte. "Der sogenannte ,Asylkompromiß&rquote;, dessen Sinn sich in dem Satz zusammenfassen läßt ,Politisch Verfolgte genießen Asyl&rquote; - nur nicht bei uns&rquote; zeigt, wie weit es mit dieser Partei gekommen ist. In meinen Augen ist aus der Partei der Solidarität mit den Schwachen, die es sich schwer- macht bei der Suche nach gerechten Lösungen, eine Partei der opportunistischen Anpassung an den Zeitgeist geworden."
Winkler führte in der Legislaturperiode 1985 -1989 den Vorsitz im Stadtparlament. che
NEU-ISENBURG. Die Volkshochschule startet ihren neuen Fachbereich Psychologie und Erziehung mit drei Kursen:
• Der "Gesprächskreis zu Erziehungsfragen I" richtet sich an Eltern von Kindern bis 10 Jahren. Er beginnt am Dienstag, 16. Februar, 9 bis 12 Uhr, im Quartier IV in der Luisenstraße. Gebühr: 120 Mark.
• Der "Gesprächskreis zu Erziehungsfragen II" hat den Untertitel "Mein Kind kommt in die Pubertät". Er startet am Montag, 15. Februar, 19.30 bis 22 Uhr, in der VHS, Carl-Ulrich-Straße 11. Gebühr: 100 Mark.
Alle Kurse laufen zehn Wochen lang. Sie werden von der Soziologin Jutta Kamarowsky geleitet. Anmeldungen werden unter den Rufnummern 06 102 / 254 746 oder 06 103 / 82 297 entgegengenommen. dac
Im Gespräch: Uli Maurer (SPD) Öko-Steuerreform erzwingen
Angestrengt suchen alle Parteien eine Antwort auf die Frage, wie der gewaltige Finanzbedarf in den neuen Bundesländern gedeckt werden kann. Der baden-württembergische Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD, Uli Maurer, plädiert gegen eine "reine Lastenverteilungsdiskussion". Im Gespräch mit FR-Korrespondent Peter Henkel verlangt der 44jährige SPD-Politiker von seiner Partei die Verknüpfung des Finanzproblems mit einem "großen ökologischen Wurf". Gerade jetzt, meint Maurer, "muß die SPD den Einstieg in eine umfassende ökologische Steuerreform erzwingen". Im Klartext: Anstelle der von der Bonner Koalition für 1995 beabsichtigten Erhöhung von direkten Steuern (zum Beispiel Einkommensteuer) und Sozialabgaben sollte die indirekte Besteuerung umweltbelastender Energieerzeugung drastisch angehoben werden. So könne die Mineralölsteuer um 70 bis 80 Pfennig pro Liter steigen. Das würde Mehreinnahmen von ungefähr 50 Milliarden Mark jährlich bringen, obwohl es mit sozialen Ausgleichsmaßnahmen etwa für Berufspendler flankiert werden müsse. Außerdem will Maurer umweltbelastende Produkte und Produktionsweisen, darunter auch die Atomenergie, besteuern.
Bezahlt werden soll mit den Einnahmen ein Investitionsprogramm, mit dem in den neuen Bundesländern eine modellhafte ökologische Infrastruktur auf die Beine gestellt werden könnte. Nur davon verspricht sich Maurer im Osten neue Arbeitsplätze.
Ausgangspunkt seiner Überlegungen sind zwei (selbst-)kritische Erkenntnisse. Zum einen glaubt Maurer beim Thema Ökologie einen "Rückfall in die 60er Jahre" wahrzunehmen: "Man tut so, als ob es Dinge wie Klimaveränderungen nicht gäbe." Daß vor diesem Hintergrund nur darüber gestritten werde, wie immer neue Haushaltslöcher zu stopfen sind, nennt Maurer "verheerend".
Aufgabe der SPD als einer "öko-sozialen Partei" sei es zum anderen, hier zu korrgieren: So sehr die Partei für soziale Gerechtigkeit sorgen müsse, "so falsch ist es, wenn sie sich allein darauf reduzieren läßt". Wenn sie lediglich über Lastenverteilung diskutierte und nicht an zukunftsorientierte Reformen dächte, wäre die SPD "keine attraktive Partei". Für unverantwortlich hält er Stimmen - darunter maßgebliche in der eigenen Partei -, die danach rufen, die Transferleistungen von West nach Ost zu verringern. Oder gar solche, die meinen, die Union solle die Probleme allein "ausbaden". Als Beispiel für Investitionsbereiche im Osten nennt Maurer die Energieversorgung. Dezentrale, wärmegekoppelte Kraftwerke auf der Basis von Erdgas könnten beim Ausstieg aus der Atomenergie helfen und zugleich Tauschgeschäfte mit den GUS-Staaten ermöglichen.
Maurer ist sich im klaren darüber, daß es Widerstand gegen seine Ideen geben wird, etwa von der Autoindustrie. Allerdings ist er überzeugt, daß ein "Weiter so" in dieser Branche ohnehin nicht möglich sei. Damit schade sie sich langfristig nur selbst. Das Auto, das nur zwei Liter verbraucht, komme zum Beispiel nicht zur Marktreife, nur weil der Benzinpreis zu niedrig sei. Deswegen plädiert Maurer für eine massive Veränderung der Rahmenbedingungen, die dann etwa auch die solare Wasserstoffwirtschaft in die Nähe der Markteinführung bringen könne. Maurers Credo: "Nur ganz große Produkt-Innovationen können den Bereich der Autoindustrie auf Dauer stabil halten."
In der Bevölkerung erwartet Maurer für sein Modell - bei dem die Kraftfahrzeugsteuer wegfallen würde - eher Zustimmung. "Die Bürger wollen das Gefühl haben, daß das Geldabholen des Staats mit positiven Strukturveränderungen verbunden ist und nicht bloß ein banales Abkassieren nach einem Modell mehr oder weniger sozial gerechter Ausstattung."
Positive Reaktionen erhofft sich Maurer auch bei Unternehmen und Gewerkschaften. Für ihn liegen die Vorteile seines Modells auf der Hand. Denn wenn direkte statt, wie von ihm verlangt, indirekte Steuern erhöht werden, steigen die damit verbundenen Lohnnebenkosten, der Faktor Arbeit verteuert sich und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bundesrepublik wird gefährdet.
MAINTAL. Im Februar soll damit begonnen werden, einen neuen Abwassersammler von der Berliner Straße in die Lahnstraße zu verlegen.
Laut Aussage des Ersten Stadtrats Dr. Karl-Heinz Schreiber wird durch dieses Bauvorhaben die Voraussetzung geschaffen, den Bauhof der Kommune von Bischofsheim nach Dörnigheim zu verlegen.
Mit dem Bau des neuen Abwassersammlers soll die ordnungsgemäße Entwässerung des geplanten Neubaus an der Lahnstraße sichergestellt werden.
Die Kosten werden mit rund 170 000 Mark angegeben. are
WETTERAUKREIS. Die bevorstehende Kommunalwahl hat den personell ausgezehrten und in politischen und persönlichen Querelen dahindümpelnden Wetterauer Grünen neuen Schwung gegeben. Die Mitgliederzahl bewegt sich nach langem Schwund wieder nach oben. Mit 152 ist sie aber weit entfernt von jener bei der Hochzeit der Öko-Partei in den 80er Jahren. Im Wonnemonat Mai des Jahres 1987 hatten so viele Wetterauer wie nie das Grünen-Parteibuch in der Tasche: 226. Knapp acht Jahre mitregieren in der Wetterau hat die einstige Alternativ-Partei viel Kraft und immer wieder enttäuschte Mitglieder gekostet.
"Der Druck der Kommunalwahl hat einen mobilisierenden Effekt", stellt der Geschäftsführer der Wetterauer Grünen, Martin Broszies-Tschirner, fest. Nicht nur, daß die Mitgliederzahl wieder steigt. Die Grünen stellen sich diesmal auch in in zwei Orten zur Wahl, in denen sie bislang nicht angetreten waren: in Nidda und in Altenstadt. Allerdings haben drei Ortsverbände das Handtuch geworfen: in Reichelsheim, Glauburg und Wölfersheim, wo die geplante Mülldeponie der Öko-Partei den Garaus machte.
Andernorts rafften sich darniederliegende Ortsverbände wieder auf: In Rosbach der durch das Wagnis der Ampel- Koalition zerrüttete Ortsverein und in Butzbach die durch die Wahl des SPD- Bürgermeisters Klaus-Jürgen Fricke ins Trudeln geratene Grünen-Truppe. In 13 der 25 Wetteraugemeinden bewerben sich die Grünen um Sitze in den Kommunalparlamenten, in Rockenberg tritt zudem die Grüne Liste Umwelt und Kommunalpolitik (GLUK) an, die allerdings nicht dem Kreisverband der Grünen angehört.
Die Koalition mit der SPD im Kreis beutelt die Wetterauer Grünen nach wie vor. Ausgerechnet unter ihrem Wunsch- Landrat Rolf Gnadl (SPD) ist die parteiinterne Kritik an der Koalition gewachsen. Die inzwischen im Kreistag faktisch über eine absolute Mehrheit verfügende SPD braucht den Koalitionspartner nicht mehr und läßt ihn das auch spüren. Die Grünen sind einflußloser als zu Zeiten des von ihnen ungeliebten Landrates Herbert Rüfer geworden.
Vor diesem Hintergrund rückte die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Grüne) ins Zentrum der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, in ihrem Amt nicht genügend Profil zu zeigen, sich nicht genügend von der SPD abzusetzen. Im Gegensatz zu Landrat Gnadl, der sein Amt durchaus als ein politisches versteht, erlegt sich die Erste Kreisbeigeordnete strenge politische Zurückhaltung auf. Zudem hat sie sich von einer Gegnerin der Koalition mit der SPD zu einer kritiklosen Verfechterin des Bündnisses gewandelt. Den Ärger selbst ihrer Anhängerinnen und Anhänger zog sie auf sich, als sie sich entgegen aller Gepflogenheiten der Grünen zur Spitzenkandidatin für die Kreistagswahl nominieren ließ. Bis dahin hatte die Öko- Partei solche wählertäuschenden Kandidaturen abgelehnt. Als Erste Kreisbeigeordnete kann sie nicht in den Kreistag einziehen.
Ein FR-Gespräch mit Gila Gertz über ihre Wandlungen, in der sie vielfach ausweichend antwortete, verschärfte die parteiinterne Kritik. "Ich bitte alle potentiellen Wähler und Wählerinnen der Grünen, trotz dieser Einlassungen von Frau Gertz den Grünen am 7. März 1993 die Stimme nicht zu verweigern", reagierte der Grüne-Kreistagsabgeordnete Diethardt Stamm auf das FR-Interview (FR vom 8. Januar). Gertrud Amrein, wegen ihrer Kritik an der SPD gefeuerte einstige persönliche Referentin von Gila Gertz, wettert heute: "Leider ist die Partei offenbar auf dem Weg zum Gila-Gertz-Wahlverein."
Dem steht aber die Zusammensetzung der 25 Personen umfassenden Kreistagsliste entgegen, wenngleich sich Gertrud Amrein vergebens um einen Platz darauf bemühte. Auf den aussichtsreichen Plätzen der Liste sind Kandidatinnen und Kandidaten der Ortsvereine Friedberg und Florstadt stark vertreten, die dem Bündnis mit der SPD kritisch gegenüberstehen. Die beiden Ortsvereine, die seit jeher eine konsequente Oppositionspolitik in ihren Kommunen betreiben, sind die aktivsten und stärksten im Kreis.
Die parteiinternen Querelen nimmt Wahlkampfmanager Broszies-Tschirner gelassen. "Die hat es vor jeder Wahl gegeben", sagt er. Er rechnet fest damit, daß die Wetterauer Grünen ihr Wahlergebnis von 1989 verbessern können. Damals waren es 7,3 Prozent der Stimmen gewesen. Broszies-Tschirner hofft vor allem auf einstige SPD-Wähler, die aus Enttäuschung über den Asyl-Kurs ihrer Partei nun die Grünen wählen.
4000 Mark wollen die Wetterauer Grünen in den Wahlkampf investieren. 700 bis 800 Plakate sollen für die Öko-Partei werben, nicht mit den Köpfen von Personen, sondern mit inhaltlichen Aussagen zur Umwelt-, Verkehrs-, Sozial- und Asylpolitik. Außerdem soll das Wahlprogramm, das am Mittwochabend beschlossen wurde, zunächst in einer Auflage von 3500 Exemplaren verteilt werden, eventuell auch doppelt so viele.
Ihre einzige Wahlkampfveranstaltung auf Kreisebene haben die Grünen schon hinter sich: die mit Joschka Fischer im Bürgerhaus in Dorheim, die von protestierenden Bauern zu einer Diskussion über Landwirtschaftspolitik umfunktioniert wurde.
BRUNO RIEB
Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte Hanau. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Telefon 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Telefon 1 06 11.
Steinheim / Klein-Auheim. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Zugang Doorner Straße, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
Großkrotzenburg/Großauheim/Rodenbach/Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa. 12 bis Mo. 6 Uhr.
Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Langenselbold. Dr. Krampe, Steinweg 13, Telefon 42 42.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst- Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Biebergemünd. Dr. Hütten, Telefon 0 60 50 / 15 16.
Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.
Bad Orb. Sa.: Dr. Becker/Dr. Monosi, Telefon 0 60 52 / 13 43; So.: Dr. Dehmer, Telefon 0 60 52 / 17 55.
Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Gemeindeschwestern Langenselbold. Klara Müller, Hanauer Straße 4, Telefon 25 20. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.
Gelnhausen. Der diensthabende Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter der Telefon Nummer 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten: an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr.
Apotheken Hanau. Sa.: Orion-Apotheke, Kurt Schumacher Platz 3, Telefon 2 06 52; Marien-Apotheke, Großauheim, Hauptstraße 11, Telefon 5 31 88. So.: Römer-Apotheke, Römerstraße 9, Telefon 2 35 96 oder 25 11 15.
Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Limes Apotheke, Limesstraße 8, Rodenbach, Telefon 0 61 84 / 5 06 35; So.: Sonnen-Apotheke, Hanauer Straße 13, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 25 80.
Maintal. Sa.: Löwen-Apotheke, Hochstadt, Bahnhofstraße 152, Telefon 0 61 81 / 44 11 34. So.: Alte Apotheke, Dörnigheim, Kennedystraße 40, Telefon 0 61 81 / 49 16 57 oder 94 18 40.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Charlotten Apotheke, Hauptstraße 31, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 12 36; So.: Burg Apotheke, Eugen Kaiser Straße 32, Windecken, Telefon 0 61 87 / 39 23.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Grimmelshausen-Apotheke, Gelnhäuser Straße 9, Hailer, Telefon 0 60 51 / 62 64; So.: Johannis-Apotheke, Hauptstraße 33, Linsengericht-Eidengesäß, Telefon 0 60 51 / 7 38 58.
Bad Orb. Sa.: Spessart-Apotheke, Hauptstraße 68, Telefon 0 60 52 / 24 05; So.: Martinus Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66.
Freigericht. Marien-Apotheke, Somborn, Bahnhofstraße 28 a, Telefon 0 60 55 / 22 91.
Wächtersbach. Hof-Apotheke, Obertor 1, Telefon 0 60 53 / 16 03.
Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 8 63 63.
Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.
Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.
Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.
Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61/121.
Reden wir von leichter Beute. Autonome sind leichte Beute: immer dann für Schlagzeilen gut, wenn sie politisch motiviertes Remmidemmi veranstalten. Hooligans sind leichte Beute: immer dann, wenn sie besoffen die Fans der anderen Seite aufmischen. Skins sind leichte Beute: immer dann, wenn Rechtsradikale Mollies auf Asylantenheime werfen. Immer und immer wieder, wenn eine gierige Öffentlichkeit nach Buhmännern sucht, geraten Jugendliche ins Visier, und auch der geschulte Infrarot-Blick mancher Journalisten zielt häufig auf die falschen - vor allem dort, wo sich der brave Bürger nicht mehr aufhält, wenn er seiner Haut sicher sein will: auf der Straße, nachts um halb eins.
Bis in die frühen Morgenstunden dauerte eine Veranstaltung, die die Frankfurter Politologin Beate Matthesius dieser Tage im Sachsenhäuser "Plateau" abhielt, einer Kneipe, die bislang keinen Ruf als Veranstaltungsort genießt. Etwa 50 Autonome, Hooligans und Skins kamen, um über das Thema "Straßenszene im Wandel" zu diskutieren - und schon das ist eine Nachricht: Normalerweise, so lautet das leicht verifizierbare Vorurteil, schlagen sich diese Gruppen gegenseitig die mehr oder minder behaarten Schädel ein.
Die Politologin hat offenbar keine Nerven: Fünf Jahre lang recherchierte sie am Bieberer Berg bei den Offenbacher Fußballfans, tummelte sich als Frau unter radikalisierten Machos und schrieb danach ihre Doktorarbeit über "Individualisierungstendenzen" und gesellschaftliche Ausgrenzung jugendlicher (Sub-)Kulturen. "Teilnehmende Beobachtung" heißt ihre Forschungsmethode, und im Ergebnis ("Anti-Sozialfront - Vom Fußballfan zum Hooligan", Verlag Leske + Budrich) liest sie auch jenen die Leviten, die gerne vorgeben, gegen gesellschaftliche Radikalisierung vorzugehen: den Medien.
Noch so eine leichte Beute: Matthesius' differenzierte Betrachtung wurde für die heterogene Diskutantenschaft schnell zum gemeinsinnstiftenden Feindbild. Fast im Chor beschwerten sich Autonome und Skins über die "jahrelange" Unterschlagung ihrer Antifa-Aktionen in "den" Medien, selbst die "taz" habe da keine Ausnahme gebildet. Wütend wurde die "kritiklose" Übernahme von Polizeiberichten angeprangert, wenn auf der Straße "was passiert". Vielstimmiges Gelächter erntete die süffisante Bemerkung eines Autonomen, die Presse habe dagegen die Lichterketten wie das behandelt, "was sie sind: Advent!". Mangelnde Differenzierung beklagten auch Hooligans: "In den Lichterketten standen rechte CDU- und sogar NPD-Leute!" monierte einer von ihnen.
Es klangen Töne an, die man inzwischen genauso laut aus Bonn hört: Schuld (am Möllemann-Rücktritt, an der Lafontaine-Misere, an der "Politikverdrossenheit" . . .) sind "die Medien". Nur ungern oder gar nicht wollen die Szene- Zugehörigen eingestehen, daß schon ihre kulturelle Identität häufig aus vereinfachenden Schlagzeilen und spektakulären Pressefotos geborgt ist. Viele der Diskutanten sind Studenten, also auf dem Weg in eine bittersüße Integration.
Wohl vieles an der Medienschelte ist richtig. Beate Matthesius sieht es nüchtern: Stigmatisierung durch Medien habe schon früh zu Randgruppenbildung und "Individualisierung" geführt, und zwar durch "Zerstörung ursprünglich homogener Freizeitbereiche, die auch die Familie einbezogen". Danach gingen die Jugendkulturen aufeinander los, und viele einzelne gerieten an die Nadel.
Ihre These: "Nicht die NPD, FAP oder sonstige rechte Gruppen haben sich der Jugendlichen bedient, sondern die Jugendlichen bedienten sich der neofaschistischen Parteien; sie benutzten deren Räume, deren billiges Bier und deren Symbole zur Provokation." Doch selbst Skins erkennen offenbar langsam den gefährlichen Irrtum solcher Koketterie.
Von einer Diskussionsveranstaltung wie dieser ein handliches Ergebnis zu erwarten, wäre zuviel. Aber eins hat sie gebracht, ganz im Sinne des angefeindeten (Noch-)Stadtrats für multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit: Der Dialog beginnt, zumindest unter den Ausgegrenzten - die sich gerne auch gegenseitig ausgrenzen.
WOLFGANG SPINDLER
NAIROBI, 28. Januar. Mindestens 80 Angehörige der Tutsi-Minderheit sind bei den Massakern in Ruanda von radikalen Hutus, dem Mehrheitsvolk des Landes, getötet worden. Schon seit Wochen demonstrieren Anhänger der früheren Regierungspartei MRNDD (National-republikanische Bewegung für Demokratie und Entwicklung) gegen das Friedensabkommen von Arusha in Tansania, das den im Norden Ruandas kämpfenden Tutsi-Rebellen der FPR (Ruandische Patriotische Front) eine Beteiligung an der Regierung zusichert.
Die Massaker wurden möglicherweise angezettelt, um diesen Friedensprozeß zu sabotieren. Hunderte Tutsis wurden verletzt, Vieh wurde gestohlen, Häuser gingen in Flammen auf. Die Massaker erinnern an frühere blutige Konflikte seit den 60er Jahren. Zuletzt waren im März 1992 in der südlichen Bugesera-Region 300 Tutsis ermordet worden.
Die Tutsis, eine Feudalkaste, die weniger als 20 Prozent der Bevölkerung stellt, waren zu Beginn der 60er Jahre entmachtet worden. Hunderttausende flohen in die Nachbarländer. Die Flüchtlinge und ihre Nachkommen waren es, die 1990 von Uganda aus die Invasion in Ruanda begannen.
Anfang Januar dieses Jahres hatten Regierung und FPR in Arusha ein Abkommen getroffen, um den Bürgerkrieg im Norden Ruandas zu beenden. Neben Garantien für die Rechte der Tutsi-Minderheit wurden der FPR vier der 22 Kabinettsitze und die Intergration ihrer Milizen in die ruandischen Streitkräfte zugesagt.
Doch nach Bekanntgabe der Einigung begannen in der Hauptstadt Kigali Zehntausende Hutus und MRNDD-Angehörige gegen das Abkommen zu demonstrieren, das ihrer Meinung nach den Tutsis zu viele Rechte einräumt und der einstigen Staatspartei nur eine untergeordnete Rolle läßt. Die MRNDD sollte so wie die FPR vier Kabinettsitze erhalten, der Rest ist für ehemalige Oppositionsgruppen vorgesehen. So richteten sich die Proteste nicht nur gegen die Tutsis, sondern auch gegen regimekritische Hutus.
Staatschef Juvenal Habyarimana hat das Abkommen von Arushu nie offen abgelehnt, steht aber nach allgemeiner Ansicht selbst hinter den Protesten seiner Anhänger und den Übergriffen gegen die Tutsi. Beobachter meinen, daß Habyarimana das Abkommen und die politischen Veränderungen torpedieren will, da sie in seine eigene Entmachtung münden.
NIDDATAL. Einen neuen Vorstand wählen die Mitglieder des Ilbenstädter Radsportclubs RC 03 in ihrer Jahreshauptversammlung heute, 29. Januar, um 19.30 Uhr im örtlichen Bürgerhaus.
Auf der Tagesordnung steht auch die Vorbereitung der Jubiläumsveranstaltungen zum 90jährigen Bestehen des Vereins. mu
Kabarett, Ausflüge Theater und Seminare Vielfältiges Angebot an Maintals Jugendliche
MAINTAL. Lila leuchtet der Einband der Programmbroschüre der Maintaler Stadtjugendpflege für das Jahr 1993. Das diesjährige Angebot an Maintals Jugend setzt wiederum auf Abwechlungsreiches, Vielfältiges und Anregendes und beschränkt sich nicht nur auf Disko-Abende. Das von der Stadtjugendpflegerin ausgearbeitete Angebot reicht von einem Open Air Concert im Sommer, über Kabarett, Ausflüge, Theaterveranstaltungen bis hin zu Seminaren zur Fortbildung. Regelmäßige Einrichtung ist auch in diesem Jahr wieder das Hof-Café. Es findet jeden ersten Sonntag im Monat im Jugendzenzentrum Frankfurter Hof statt. Jeweils von 15 bis 21 Uhr ist das Café geöffnet. Es soll den Rahmen bieten für Filmvorführungen, Theaterveranstaltungen, Konzerte, Lesungen, Diskussionen und vieles mehr. Am 6. und 7. März ist ein Seminar geplant für Jugendliche, die sich beteiligen wollen an der Planung von Kulturangeboten im Jugendcafé. Ort des Seminars ist das Haus der Jugend in Linsengericht Geislitz. 15 Jugendliche im Alter zwischen 15 bis 25 Jahren können teilnehmen. "Bücher gegen Gedächtnisschwund" lautet einer der Titel einer Ausstellung, die vom 26. bis 28. April in der Albert-Einstein-Schule in Bischofsheim zu sehen sein wird. Gezeigt werden Jugendbücher über Nationalsozialismus und Neonazismus. Insgesamt werden 130 Titel zu den Themen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit ausgestellt.
In Verbindung mit dieser Ausstellung steht eine Jugendtheaterveranstaltung, die für Mittwoch, 15. Mai, geplant ist. Ab 10 Uhr wird im Bürgerhaus Bischofsheim das Stück "Peter Steffens: Neonazi" aufgeführt. Unter dem Titel "Extra-Touren" bietet die Stadtjugendpflege Maintal gemeinsam mit dem Jugendbildungswerk des Kreises Studienfahrten an. Die erste ist vom 10. Juni bis zum 13. Juni geplant und führt nach Paris. Teilnehmen können Jugendliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, die Gebühr beträgt 300 Mark.
Die zweite Studienfahrt führt nach London, vom 2. bis zum 6. Oktober. Die Gebühr beträgt 370 Mark. Die letzte Extra-Tour hat Prag zum Ziel. Von 28. bis zum 31. Oktober ist der Ausflug geplant, er kostet 200 Mark.
Am Samstag, 4. September, ist das zweite Maintaler Open Air Concert am Gänseweiher in Bischofsheim vorgesehen. "Don Promilli und Pepperoni" lautet der Name des Kabarett-Duos, das am 3. Oktober um 19 Uhr im Hof-Café im Jugendzentrum "Frankfurter Hof" auftreten wird. Mit ihren Liedern zur Lage der Nationen werden die beiden Kabarettisten Themen aller Bereiche aufs Korn nehmen.
Am 15. und 16. Oktober findet ein Seminar mit dem Titel "Wir sprechen für uns" im "Frankfurter Hof" statt. Es handelt sich um einen Rhetorikkurs für Mädchen und junge Frauen. Teilnehmen können Jugendliche bis zu 25 Jahren. Die Gebühr beträgt 20 Mark.
Ansprechpartner für Jugendliche, die sich für die oben genannten Veranstaltungen interessieren, ist die Stadtjugendpflegerin Brigitte Vollprecht. Sie beantwortet Fragen und nimmt Anmeldungen entgegen. Erreichbar ist sie unter der Rufnummer 06181 / 400-716. are
HANAU. Finanzamtsleiter Ottomar Kaiser hat den Neujahrsempfang der Hanauer SPD zum Aufruf an die Partei genutzt, dafür zu sorgen, daß von US-Familien geräumte Wohnungen nicht länger wegen bestehender Umsatzsteuerpflicht deutscher Vermieter leerstehen (die FR berichtete). Der wohnungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Ronald Battenhausen (Hanau), sagte dazu, Hessen wolle dieses Thema im Bundesrat aufgreifen, damit das Bundesfinanzministerium von dieser Steuerpflicht abrücke. Er sei allerdings skeptisch, ob der Bund darauf eingehe. Battenhausen bezeichnete es als skandalös, daß Kommunen für Obdachlosen-Unterkünfte in Hotels ein Vielfaches zahlen müßten im Vergleich zu ehemaligen US-Wohnungen, die man mieten müsse.
Kaisers Aufruf war an Hessens Innen- und Europaminister Herbert Günther gerichtet, der als Hauptredner des SPD- Neujahrsempfangs auftrat. Günther stellte heraus, daß in der Europäischen Gemeinschaft ein harmonisiertes Asyl- und Einwanderungsrecht geplant sei. Deutsches Recht werde dabei nicht übernommen, so daß ihm viele hitzige Asyldebatten als eher überflüssig erschienen.
Günther dankte der Stadt Hanau für die Aufnahme bosnischer Kriegsflüchtlinge. Das Rote Kreuz leiste in der Hessen- Homburg-Kaserne "hervorragende Hilfe" und könne auf große Resonanz in der Bevölkerung setzen. Die Kommunalpolitiker konfrontierte er mit düsteren Finanzaussichten: Für den Aufbau in den neuen Bundesländern müsse das finanzstarke Hessen in den kommenden Jahren zwei bis vier Milliarden Mark zusätzlich aufbringen, was auf die Kreise, Städte und Gemeinden durchschlage. Große Finanzierungslücken speziell für die Feuerwehren prophezeite er, weil ab 1994 das Brandversicherungsmonopol falle.
Er sagte weiter, einen Verteilungskampf wie bisher habe er in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland nicht erlebt. Aber Probleme ließen sich nur mit dem Prinzip Hoffnung lösen. him
OBERURSEL. Die Stadt hat den Bostik-Mitarbeitern drei neue Arbeitsplätze bei der Ordnungspolizei, dem Klärwerk und den Stadtwerken angeboten. Damit wolle man mit gutem Beispiel vorangehen, sagte Bürgermeister Thomas Schadow (CDU).
In einem "Unternehmergespräch" will er auch einige Oberurseler Firmen dazu bewegen will, den Bostik-Arbeitnehmern eine Stelle anzubieten. Die Stadt bedauere, daß der Verlust einer so großen Zahl von Arbeitsplätzen nicht habe verhindert werden können, so Schadow. Doch sei ihr eine direkte Einflußnahme verwehrt gewesen. ki
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Container statt gelbe Säcke BAD ORB. Der gelbe Sack bereitet Hotels und Kliniken offensichtlich Probleme. Bei der ersten Sammlung waren bei einem Unternehmen nicht weniger als 30 Säcke mit dem "Grünen-Punkt-Material" angefallen. Die Stadt will dort und an anderen Stellen nun möglichst schnell für entsprechende Container sorgen.
Neues Feuerwehrauto BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Freiwillige Feuerwehr Alsberg ist stolz auf einen nagelneuen Einsatzwagen. Vier Brandschützer, darunter Wehrführer Eugen Mathes, holten das Tragkraftspritzenfahrzeug direkt vom Werk ab. Das im Rahmen der Landesbeschaffungsaktion finanzierte Vehikel kostete die Stadt nur 20 000 Mark. Mit dem Bus zu "Guns N' Roses" BIEBERGEMÜND. Für 65 Mark können Jugendliche aus Biebergemünd am 25. Juni die Gruppe "Guns N' Roses" beim Open-Air-Konzert im Frankfurter Waldstadion bewundern. Das Angebot der Gemeindeverwaltung umfaßt Karten für die Haupttribüne und die Fahrt mit dem Bus. Interessenten sollten sich umgehend im Gemeindezentrum, Telefon 7083 oder 7084 anmelden. Treffen des Geschichtsvereins BIRSTEIN. Das nächste Treffen des Geschichtsvereins ist für Montag, 1. Februar, um 20 Uhr im Foyer des Bürgerhauses geplant. Themen sind die Sammlung alter Fotos von Fischborn und ein Aufsatz Edmund Spohrs über Mühlen. Alle Geschichtsinteressierten sind willkommen.Nachtwanderung der Landfrauen BRACHTTAL. Zu einer Nachtwanderung laden die Streitberger Landfrauen alle Bürger für Samstag, 30. Januar, ein. Treffpunkt ist um 19 Uhr das Feuerwehrgerätehaus.Klaus Hermann auf Platz eins FLÖRSBACHTAL. "Kurz vor Toresschluß", so der Gemeindeverbandsvorsitzende Alfred Trautner, hat die CDU in der Spessartgemeinde ihre Wahlliste eingereicht. Sie wird angeführt vom Kaufmann Klaus Hermann, auf Platz zwei steht der Rentner Paul Baum, Gemeindevorstandsmitglied und mit 78 Jahren der älteste Christdemokrat auf der Liste. Ihm folgt der jüngste Kandidat, Baggerführer Andreas Dziwok (30) aus Flörsbach. Schnittkursus für Baum und Strauch FREIGERICHT. Einen Schnittkurs für Obstbäume und Beerensträucher bietet der Obst- und Gartenbauverein Somborn für Samstag, 6. Februar, ab 13.30 Uhr im Garten von Johannes Halbsguth, Vogelsbergstraße 20, an. Die Theorie lernen die Teilnehmer bereits zwei Tage zuvor, am Donnerstag, 4. Februar, um 20 Uhr im Sturmiushaus. Kamerageheimnisse gelüftet GELNHAUSEN. Fotoneulinge und -Interessierte können bei der Fotogemeinschaft Camera Obscura alles über den Gebrauch ihrer Apparate und über Bildgestaltung lernen. Der Club trifft sich an jedem ersten und dritten Mittwoch eines Monats in der Gelnhäuser Gaststätte "Zur Kaiserpfalz" in der Philipp-Reis- Straße 4. Mit dem Wasser gespart GRÜNDAU. Die kommunale Wasserbilanz &rquote;92 kann sich nach Ansicht von Bürgermeister Georg Meyer (CDU) sehen lassen: Obwohl die Einwohnerzahl gestiegen sei, habe die Gemeinde 1992 die gleiche Menge Trinkwasser abgegeben wie im Jahr zuvor, rund 650 000 Kubikmeter. Gleichzeitig konnten nach Meyers Angaben durch die kontinuierliche Erneuerung des Leitungsnetzes die Wasserverluste um 70 000 Kubikmeter reduziert werden.
Landesmeister mit langen Ohren LINSENGERICHT. Kaninchen aus dem Linsengericht hoppeln im Hessenland voran. Bei der Landesverbandsschau gab es kürzlich erste Plätze für hervorragende züchterische Leistungen. Landesmeister unter 4300 Tieren wurden Peter Boss mit Castor Rex und Thomas Schneider mit weißen Deutschen Riesen und Blauloh. Sprechstunde das Landrats SCHLÜCHTERN. Die nächste Bürgersprechstunde von Landrat Karl Eyerkaufer beginnt am Dienstag, 2. Februar, um 14.30 Uhr im Zimmer 117 des Kreishauses. Um telefonische Anmeldung unter der Rufnummer 82-120 wird gebeten.
Neuer Pfarrer in Weichersbach SINNTAL. Die Freie ev. Kirchengemeinde in Weichersbach hat seit Anfang des Jahres einen neuen Pfarrer: Georg Preis, Nachfolger des pensionierten Erwin Reuter, wird am Sonntag, 31. Januar, offiziell in sein Amt eingeführt. Der Gottesdienst im Gemeindehaus beginnt um 14 Uhr. Der 35jährige Preis, zweifacher Vater, war im vergangenen Jahr in der Allianz-Mission auf den Philippinen tätig. Streitgespräch über Schulgesetz STEINAU. Zu einem Streitgespräch über das neue hessische Schulgesetz lädt die "Bürgeraktion Freie Schulwahl" Eltern und Schüler für Donnerstag, 11. Februar, ins Pfarrheim der St. Pauluskirche. Der Infoabend beginnt um 20 Uhr. Lustiges beim Turnverein WÄCHTERSBACH. Für ihren Rosenmontagsball rühren die Wächtersbacher Turner schon jetzt kräftig die Werbetrommel. "Lustig sein beim Turnverein" heißt das Motto ab 20.11 Uhr im Bürgerhaus. Die Rhenus Band sorgt für den nötigen Schwung.
Frauenbüros fehlen im Kreis Trotz neuem Paragraphen hat nur Büdingen eine halbe Stelle
WETTERAUKREIS. Die Bürgermeister des Wetteraukreises tun sich schwer, in ihren Gemeinden oder Städten Frauenbüros aufzumachen. Obgleich Paragraph 4 der Neufassung der Hessischen Gemeindeordnung vorsieht, daß Frauenbüros oder vergleichbare Institutionen auch auf Gemeindeebene eingerichtet werden sollen, gibt es bislang nur in Büdingen eine halbe Stelle für eine Frauenbeauftragte. Als Grund für dieses Defizit führte Landrat Rolf Gnadl auf der Bürgermeisterdienstversammlung im Kreishaus an, daß die Rathauschefs "mit der Übernahme neuer Aufgaben angesichts knapper werdender Haushaltsmittel und anderer Aufgaben, die sie auf sich zukommen sehen" zurückhaltend seien. Der Handlungsbedarf, so Gnadl weiter, dürfe aber nicht mit dem Hinweis auf die schwierige Finanzsituation wegdiskutiert werden. Gnadl: "Klar muß sein, daß diese Bestimmung der Hessischen Gemeindeordnung aufgrund der noch immer nicht real durchgesetzten Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau eingeführt wurde." Empfehlungen, wie die Gemeinden den gesetzlichen Auftrag erfüllen könnten, haben die Frauenbeauftragten der hessischen Landkreise erarbeitet. Sie sehen vor, daß größere Kommunen eine hauptamtliche Frauenbeauftragte einstellen sollen, die als Ansprechpartnerin für alle Frauen fungiert und über umfangreiche Kompetenzen verfügt. So sollte sie Vorlagen an den Magistrat oder Gemeindevorstand unter Gleichstellungsgesichtspunkten sichten, an der Personalplanung und -auswahl beteiligt werden sowie bei Stadtplanung oder Dorferneuerungsmaßnahmen mitwirken können. Kleinere Gemeinden sollten nach Ansicht der Landesarbeitsgemeinschaft der Frauenbeauftragten die Möglichkeit erhalten, gemeinsam ein Frauenbüro einzurichten oder die Aufgabe an das Kreisfrauenbüro zu delegieren. Dieses müßte dann allerdings entsprechend personell aufgestockt werden. cor
Der allgemeine Aufschwung, den der Tanzsport dank vermehrter Medienpräsenz in den letzten Jahren genommen hat, kommt auch einer Disziplin zugute, die die tänzerische Perfektion um den Faktor der choreographischen Gestaltung erweitert. Gemeint ist der Formationstanz - eine gerade in Deutschland mit besonderem Erfolg betriebene Variante des Turniertanzens. Die Begeisterung schlug am Sonntag auch im Bürgerhaus von Obertshausen/Hausen hohe Wellen.
Die lautstarken Fans der sechs Latein- Oberliga-Formationen/Gruppe Süd unterstützten mit Rasseln und Hupen die Darbietung der Tänzerinnen und Tänzer. "Zu Saisonbeginn ist die Stimmung immer angespannt, weil niemand weiß, ob konkurrierende Formationen mit neuen Kleidern und Choreographien aufwarten können." Pressesprecher Stefan Heberer vom Veranstalterverein Maingold Casino Offenbach weiß jedoch, daß Änderungen recht kostspielig sind. Ohne den "finanziellen Background" ließe sich ein solcher Aufwand höchstens alle zwei, drei Jahre bewerkstelligen. Die erste Runde des von Januar bis Mai dauernden Ligenbetriebs konnte die Formation vom Tanzsportzentrum Heusenstamm für sich entscheiden.
Dank einer herausragenden Darbietung verwiesen sie die Formation von TC Rot-Weiß Casino Mainz auf Rang zwei. Auf dem dritten Platz landete Maingold- Casino Offenbach, was die Teilnehmer als gute Ausgangsposition für die bevorstehenden Wettbewerbe werteten. reh
Briefe an die Redaktion
Nur die Stadt Wiesbaden fiel aus der Rolle Die Bereitschaft der Stadt Wiesbaden, den "Republikanern" für eine Veranstaltung einen Saal im Biebricher Bürgerhaus zu vermieten, kritisiert FR-Leser Peter-Josef Clever:
"Es ist eine Sauerei, was sich die Stadt Wiesbaden da leistete. Alle Städte im Rhein-Main-Gebiet, ob große oder kleine, lehnten es ab, den Republikanern eine Halle oder einen Saal zur Verfügung zu stellen. Nur die Stadt Wiesbaden fiel aus der Rolle und stellte einen Saal zur Verfügung. Und das in einem Stadtteil, in dem viele ausländische Mitbürger wohnen. Hoffentlich werden Herr Exner und Co. im Rathaus am 7. März 1993 keine Überraschung erleben.
Ich bin selbst SPD-Mitglied, aber nach diesem Vorfall ist es wohl besser, ein bißchen Abstand von der Partei zu halten."
Peter-Josef Clever
Kurt-Schumacher-Ring 45
6200 Wiesbaden
Bei den Grünen in Vilbel eine "hoffnungslose Minderheitsposition" vertreten FR-Redakteur Jörg Muthorst sprach mit Wulfhard Bäumlein über seine Gründe, die Grünen zu verlassen und für das Bündnis UWL / ÖDP zu kandidieren
BAD VILBEL. Noch vor zwei Jahren zählte Wulfhard Bäumlein zu den wichtigsten "Aktivposten" der Grünen in Bad Vilbel. Unvergessen sind die teils recht unkonventionellen Auftritte des eher bodenständigen Kommunalpolitikers im Stadtparlament. Doch nicht nur der Stadtverordnetenversammlung gehört Bäumlein, in Bad Vilbel auch im Allgemeinden Deutschen Fahrradclub (ADFC) und im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) engagiert, nicht mehr an. Vergangenen Monat kehrte er den Vilbeler Grünen enttäuscht den Rücken. Mit Wulfhard Bäumlein, der jetzt für das Wahlbündnis Umweltliste (UWL) / Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) kandidiert, unterhielt sich FR-Redakteur Jörg Muthorst. FR: Herr Bäumlein, was hat Sie zum Austritt aus der Partei Die Grünen bewogen? Wie kam es nach jahrelangem Engagement für diese Partei zu dem Schritt?
Bäumlein: Ich bin im Dezember ausgetreten und mit Heiko Mario Ebert, Peter Paul und Anderen übereingekommen, eine Umweltliste ins Leben zu rufen . . .
FR: Eine Liste von parteipolitisch unabhängigen Bürgern, die sich jetzt aber der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP) zu einem Wahlbündnis angeschlossen hat.
Bäumlein: Richtig. Ich stehe, glaube ich, für eine bodenständige Realpolitik und habe durchaus eigene Vorstellungen, wie etwa darüber, wie es künftig einmal in der Frankfurter Straße aussehen könnte. Der bisherige Verkehr "Man muß beim Autoverkehr filtern" könnte weitgehend ersetzt werden durch ein kombiniertes Zusammenspiel von öffentlichem Personennahverkehr, Fahrradverkehr und zehn Prozent Autoverkehr. FR: Zehn Prozent Autoverkehr, das ist wenig.
Bäumlein: Ich will das Auto nicht direkt verteufeln. Für manche Leute hat es sicherlich eine notwendige Funktion, gerade, wenn man etwas zu transportieren hat. Aber man muß beim Autoverkehr stark filtern.
FR: Warum haben Sie sich denn zur Wahl der ÖDP angeschlossen - Sie hätten doch auch als unabhängige Wählergruppe kandidieren können?
Bäumlein: Wir haben uns dieser Partei angeschlossen, nicht, weil wir die ÖDP so wunderbar finden, sondern weil wir deren Vorsitzenden Kai Schlegelmilch für engagiert und kompetent halten. Ein großer Teil der Umweltliste ist zwar mit verschiedenen Punkten, wie etwa der Haltung der ÖDP und Herrn Schlegelmilchs zur Abtreibungsregelung, nicht einverstanden. Aber das spielt für Bad Vilbel weiß Gott keine Rolle.
FR: Ihre persönlichen kommunalpolitischen Vorstellungen ließen sich mit den Grünen nicht mehr umsetzen?
Bäumlein: Die würden sich mit den Grünen auch umsetzen lassen - wenn das Hauptaugenmerk der Grünen noch auf der Umweltproblematik hier in Bad Vilbel liegen würde. Es war ja im Gespräch, nach dem Desaster der letzten Kommunalwahl, ob sich Grüne und ÖDP nicht endlich mal zu einer gemeinsamen Liste zusammenraufen sollten. Von Seiten der Grünen war da allerdings kaum Interesse vorhanden, obwohl sie gerade auf 5,5 Prozent abgesackt waren.
FR: Zusammen, meinen Sie, hätten die Chancen besser gestanden?
Bäumlein: Zusammen hätte es wahrscheinlich neun bis zehn Prozent gegeben. Da wären vielleicht auch manche CDU-Wähler zu uns übergelaufen. Denen ist der Stadtrat Minkel ja auch zum Teil peinlich. Eine solche gemeinsame Liste muß natürlich auch ein gewisses Maß an Kompetenz ausstrahlen . . .
FR: Sie halten ihre ehemaligen Kollegen der Grünen im Umweltschutzbereich für nicht mehr so kompetent?
Bäumlein: Also so kompetent wie Heiko Mario Ebert, Peter Paul oder Kai Schlegelmilch auf keinen Fall.
FR: Dann wären aber doch wenigstens Sie noch als kompetente Person in der Partei gewesen . . .
Bäumlein: Ich war aber in einer hoffnungslosen Minderheitsposition.
FR: Was konnten Sie denn nicht umsetzen? Bäumlein: Was ich schon 1989 / 90 nicht umsetzen konnte waren regelmäßige Treffen der Gruppe und eine fundierte Beschäftigung mit der Bad Vilbeler Kommunalpolitik.
FR: Das heißt, die Grünen treffen sich nicht regelmäßig und beschäftigen sich auch nicht regelmäßig mit Kommunalpolitik. Bäumlein: Doch, vor Kommunalwahlen sicherlich. Da werden die Mandatsträ- ger immer überdurchschnittlich fleißig.
FR: Nun haben die Grünen ja generell Nachwuchsprobleme . . .
Bäumlein: Richtig. Das nehme ich ja auch den Grünen so übel, daß sie sich in keiner Hinsicht auf den Herrn Schlegelmilch zubewegt haben. Man kann doch in einer gemeinsamen Liste sein und dennoch an dem einen oder anderen Punkt verschiedener Ansicht sein.
FR: Zählen Sie zu den Spitzenkandidaten der UWL / ÖDP? Immerhin verfügen Sie über parlamentarische Erfahrung. Bäumlein: Ich stehe auf Platz vier, weil mich die Vorbereitung auf die Prüfung zum Gartenbaumeister in der Wiesbadener Fachschule zur Zeit sehr in Beschlag nimmt. Aber bis Juni ist das vorbei, dann bin ich wieder voll da in Bad Vilbel.
FR: Was wollen Sie denn anders machen als die Grünen?
Bäumlein: Wir wollen uns grundlegend mit Bad Vilbeler Kommunalpolitik beschäftigen, und zwar kontinuierlich und nicht nur, wenn gerade eine Kommunalwahl ansteht. Sie haben ja gesehen, wie die Arbeit von SPD und Grünen - die FDP nehme ich da einmal aus - aussieht, wenn die Kommunalwahl noch zwei Jahre entfernt ist. Der Esprit, den die beiden Parteien ausstrahlen, der mag gut gegen Schlafbeschwerdensein, aber nicht gut genug, um die absolute Mehrheit der CDU in "CDU hart am Rande des Rechtsradikalismus" Frage zu stellen - einer CDU, die hart am Rande des Rechtsradikalismus entlangschrammt. FR: Welche Chancen erhoffen Sie sich für die UWL / ÖDP?
Bäumlein: Ich denke, alles zwischen zwei und sechs Prozent wäre möglich. Also wenn es komplett chancenlos wäre, hätte ich mich auf die Geschichte auch nicht eingelassen.
FR: Wie wird es nach der Wahl weitergehen: Werden Sie dann auch in der ÖDP mitarbeiten, oder bleibt es bei Ihrem Engagement in der parteiunabhängigen Umweltlisten-Gruppe?
Bäumlein: Ich bleibe, wie auch Ebert und Paul, im Rahmen der unabhängigen Gruppe umweltpolitisch aktiv. Ob im Parlament oder außerhalb, das wird man dann sehen.
WIESBADEN. Christdemokraten und Grüne lassen in seltener Einmütigkeit kein gutes Haar an der Frauenbeauftragten. Margot Brunner, seit März 1986 Chefin des Wiesbadener Frauenbüros, ist Zielscheibe heftiger Kritik. Ihr Umgang mit ihren engsten Mitarbeiterinnen wurde ebenso moniert wie ihr vierwöchiger Urlaub. Und nun sprechen Union und Öko-Partei auch noch von einer dürftigen Leistungsbilanz. Ihren Tätigkeitsbericht wird Margot Brunner Anfang nächster Woche der Öffentlichkeit präsentieren. Sie hält ihn für den überzeugendsten Beweis gegen den Vorwurf ineffizienter Arbeit. Margot Brunner, die mit starkem verbalen Geschütz beschossen wird, wehrt sich mit ähnlich deutlicher Sprache. Weil sie sich nicht unter ständigem Rechtfertigungszwang sieht, "weigere ich mich, andauernd Pamphlete zu schreiben wie die Grünen". Mit Margot Brunner sprach FR-Redakteurin Margit Fehlinger.
FR: Monatelang stand das Frauenreferat wegen personeller Querelen in den Schlagzeilen, und jetzt stehen Sie im Mittelpunkt der Kritik. Die CDU- Frauensprecherin Angelika Thiels verübelt Ihnen einen Vierwochen-Urlaub, und die Grünen beklagen mangelnde Arbeitserfolge. Macht Ihnen der Job als Frauenbeauftragte der Stadt eigentlich noch Spaß?
Brunner: Mich erinnert das Verhalten Frau Thiels an jemanden, der zündelt und dann "Feuer" schreit. Frauenpolitik geht nur gemeinsam oder überhaupt nicht. Auf Erholungsurlaub und Überstundenausgleich besteht ein Rechtsanspruch, der von Gewerkschaften erkämpft worden ist zur Erhaltung der Gesundheit der Arbeitnehmer. Das gilt auch für eine Frauenbeauftragte. Bei den Grünen gibt es eine Kluft zwischen ihrem politischen Anspruch und ihren Taten. Ich kann mich jedenfalls nicht an einen frauenpolitischen Impuls der Grünen erinnern. Es ist ein verhängnisvoller Trugschluß zu glauben, daß man politisches Profil gewinnen könnte, wenn man Frauenpolitik niedermacht.
Ob mir mein Job noch Spaß macht? Das ist im Moment schwer zu sagen. Jeder braucht Anerkennung seiner Arbeit für seine Motivation.
FR: CDU und Grüne fordern unverblümt Ihre Ablösung. Möchten Sie da nicht am liebsten von selbst das Handtuch werfen?
Brunner: Die Rücktrittsforderungen halte ich für Wahlkampf-Lyrik. Sie sind der Versuch, eigene frauenpolitische FR-Interview Blößen zu verdecken. Was mich betroffen macht, ist die Brutalität, mit derhier Frauen gegen Frauen vorgehen, denn ich habe bisher immer Behauptungen bestritten, daß Frauen besonders aggressiv miteinander umgingen. Was mich derzeit ermutigt, sind die vielen Anrufe von Wiesbadenerinnen, die mir den Rücken stärken. Selbstverständlich werde ich Frauenbeauftragte bleiben, denn es gibt noch viel zu tun.
FR: Nun haben sich noch nicht einmal die SPD-Frauen mit Ihnen solidarisiert. Wie erklären Sie sich das Fehlen jeglicher Unterstützung aus den eigenen Reihen?
Brunner: Ich fühle mich nicht im Stich gelassen: Schließlich steht der Oberbürgermeister als Spitzenkandidat der SPD hinter mir und hinter der Frauenpolitik. Warum die SPD-Frauen schweigen, weiß ich nicht.
FR: Was halten Sie selbst für Ihren größten Erfolg im Wiesbadener Rathaus?
Brunner: Neben ganz konkreten Dingen wie Frauenförderplan, Frauenkommunikationszentrum und zweites Frauenhaus ist mir am wichtigsten, daß wir im Bewußtsein ein Stück weitergekommen sind - auch bei Männern. Nur ein Beispiel: Gewalt gegen Frauen. Da hat sich in den Männerköpfen einiges geändert.
FR: Wie soll es weitergehen?
Brunner: Nach der Wahl wird alles ruhiger.
WIESBADEN. Ein Kündigungsfall, den Jost Hemming für symptomatisch hält: "Die Wohnungsnot", sagt der Geschäftsführer des Wiesbadener Mieterschutz- Vereins, "läßt Vermieter mittlerweile in den Krümeln suchen, um einem Hausbewohner das Leben schwer zu machen". Was war geschehen? Ein Mainzer Hauswirt wollte vor einem Jahr eine Polin auf die Straße setzen, weil sie keine Genehmigung habe, sich in Deutschland aufzuhalten. Die Frau zog vors Amtsgericht - mit Erfolg: Die Kündigung ist unwirksam, sie darf in ihrer Dreizimmer-Wohnung in der Schwalbacher Straße bleiben.
Die Hintergründe, die zum versuchten Rausschmiß führten, liegen im dunkeln. Der Vermieter, ein Immobilien-Makler, sagt, die Ausländerbehörde der Landeshauptstadt habe ihm gesteckt, daß die Polin ohne Aufenthaltsberechtigung in Deutschland weile. "Wenn das stimmt", wettert Hemming, "wäre das ein Skandal." Denn dann lieferten städtische Behörden Hauseigentümern Munition, um gegen Mieter vorzugehen. Bürgermeister Hildebrand Diehl widerspricht dieser Version: "Wir geben keine Auskünfte."
Die amtliche Information will der Mainzer Geschäftsmann bei seinen Recherchen erhalten haben, die er anstellte, als die Polin mit der Mietzahlung in Verzug geraten sei. Nachdem er mehrfach vergeblich versuchte, sie zu erreichen, sei ihm mitgeteilt worden, daß sie in ihre Heimat gereist sei. Dabei habe er auch erfahren, daß sie ohne Aufenthaltsgenehmigung in der Bundesrepublik lebte. "Daraufhin habe ich ihr gekündigt."
Die Amtsrichter entschieden in ihrem Urteil für die Mieterin: "Sie hat ihren Hauswirt nicht über die Umstände ihres Aufenthalts in Deutschland aufzuklären." Fragen nach ihrem "persönlichen Status" seien unzulässig, ihre Privatsphäre stehe über dem Informationsinteresse des Vermieters - ein Richterspruch, den der Mieterschutz-Verein begrüßt: "Vermietern werden deutlich die Grenzen aufgezeigt, die diese beim Ausschnüffeln der Privatsphäre ihrer Mieter nicht überschreiten dürfen."
Die Polin ist mittlerweile mit einem Deutschen verheiratet - sie darf damit unbeanstandet in der Bundesrepublik leben. Ihre Wohnung wird sie über kurz oder lang allerdings dennoch aufgeben müssen: Der Mainzer Geschäftsmann hat nämlich die Wiesbadener Immobilie inzwischen wieder verkauft. Der Grund: Das Zwölf-Familien-Haus in der Schwalbacher Straße sei so heruntergekommen, daß sich eine Sanierung nicht mehr lohne, erklärte er der FR. Auch der neue Eigentümer werde das alte Gemäuer abreißen müssen. MARGIT FEHLINGER
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Waldenserfreunde haben in einem Brief an die Regierung der italienischen Provinz Campanien gegen die Kürzung der Pflegesatzkosten für das evangelische Krankenhaus in Neapel-Ponticelli protestiert. Briefe gingen auch an das Auswärtige Amt, ans Bundespräsidalamt und das Außenamt der evangelischen Kirche Deutschland. "Anscheinend sind das Krankenhaus und fünf weitere, darunter auch katholische, deshalb abgestraft worden, weil sie keine Schmiergelder zahlen", so die Waldenser, die fürchten, daß die Klinik schließen muß. wal
Von Schoeler: Die CDU bewältigt Umbruch nicht Römer-Debatte / Opposition sieht "vier Jahre vertane Zeit" Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Genau 38 Tage noch bis zur Kommunalwahl: Ganz unter dem Eindruck dieses Termins stand am späten Donnerstagabend im Stadtparlament ein mehr als dreistündiger, nicht selten heftiger Schlagabtausch von rot-grüner Koalition und CDU-Opposition. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hielt in seinem "kommunalpolitischen Situationsbericht" dem rot-grünen Magistrat zugute, in "Zeiten des Umbruchs, der wirtschaftlichen Talfahrt und der knappen Kassen" die Herausforderung zu bewältigen - mit Sparpolitik, neuem Wohnungsbau, mehr Sicherheit für die Bürger. Die CDU mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Horst Hemzal ließ an den fast vier Jahren rot- grüner Politik kein gutes Haar: Sie sah eine "verlorene Zeit" für Frankfurt, in der "keine Profis am Werk" waren, zahlreiche Affären, "unglaubliche Verschwendung von Steuergeld, Bruch fast aller Versprechen". Für die Grünen lobten ihr Fraktionsvorsitzender Uli Baier "Rot-Grün als innovative Kraft gegenüber einer restaurativ versteinerten CDU" - dies sei kennzeichnend für die Legislaturperiode. Der Oberbürgermeister setzte in seiner Bilanz die 80er Jahre - "der Reichtum schien keine Grenzen zu haben und die Konjunktur keine Zyklen" - gegen das laufende Jahrzehnt: Viel mehr Menschen sorgten sich heute um ihren Arbeitsplatz, die Kassen der öffentlichen Hand blieben "auf lange Zeit leer", Armut und soziale Not wüchsen.
Da verdiene das gerade vorgelegte Sparpaket der Bundesregierung den Namen "Solidarpakt" keineswegs, rief von Schoeler unter dem Protest der CDU-Opposition. Wer beim Arbeitslosengeld streiche, Steuerprivilegien aber nicht antaste, lade die Lasten einseitig auf die Armen ab.
Der OB nahm in seiner knapp einstündigen Rede, die immer wieder von Beifall insbesondere der SPD unterbrochen wurde, den Protest in jüngster Zeit gegen Ausländerfeindlichkeit als hoffnungsvolles Signal: "Es könnte der Beginn einer Repolitisierung wichtiger Bevölkerungsgruppen sein, denen klargeworden ist, daß unsere demokratische Grundordnung nur überlebt, wenn sie von den Bürgern getragen und verteidigt wird."
Der CDU hielt von Schoeler vor, ungeachtet des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels "ständig neue Versprechungen" zu machen: Wer dies tue, belüge entweder die Wähler oder glaube nicht, seine Zusagen einlösen zu müssen. Sparen in Frankfurt, beteuerte der SPD- Politiker zugleich, bedeute "nicht Verzicht auf Innovation". Die CDU aber klammere sich "in Zeiten des Umbruchs" an überkommene Ideologien, statt neue
(Fortsetzung auf Seite 18)
Nicht nur einmal mußte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Paul Labonté (CDU) eingreifen, um seinem Parteifreund Horst Hemzal Gehör zu verschaffen - so sehr sah sich der CDU- Fraktionschef im Stadtparlament Zwischenrufen aus SPD und Grünen ausgesetzt. Das begann schon mit den "Unwahrheiten", die Hemzal der Bilanz des Oberbürgermeisters vorhielt - Beispiel: Einen Frauenförderplan bei der Stadt habe es eben schon vor 1989 gegeben, zur CDU-Zeit, ebensowie wie die sogenannte "Montagsrunde" zur Drogenpolitik, die von Schoeler für SPD und Grüne reklamiert hatte.
"Das Ende einer vierjährigen rot-grünen Episode" wähnte Hemzal am Wahltag 7. März gekommen und erinnerte den OB mit harten Worten an das Schicksal seines Vorgängers Volker Hauff: Von Schoeler sei "nur ein Ersatzspieler von der Reservebank, nachdem der ursprüngliche Spielführer von der eigenen Mannschaft zusammengetreten worden war". Noch ein Bild des CDU-Politikers: Angesichts desolater städtischer Finanzen verhalte sich der OB "wie der Schönwetter-Kapitän eines Ausflugsdampfers, der bei schwerer See unter Deck verschwindet".
Eine "Ankündigungspolitik", eine "außerordentliche Diskrepanz zwischen Wort und Tat in allen Bereichen" machte Hemzal bei Rot-Grün aus. Er sah "rücksichtsloses Beutemachen bei Ämtern und Pfründen" und hielt von Schoeler die "persönliche Verstrickung" in zahlreiche Affären vor - als Beispiel nannte er die überbordenden Überstunden bei den Magistrats-Referenten: "Eine schlimme Sache, angesichts der Dinge, wegen denen heute Minister zurücktreten!"
Während die Sozialdemokraten mit Zwischenrufen wie "Nennen Sie doch mal Alternativen!" konterten, hielt Hemzal dem Magistrat vor, die Wohnungsnot in Frankfurt sei heute schlimmer als vor vier Jahren. Besondere Empörung provozierte der CDU-Politiker, als er das Vorgehen der Stadt gegen Wohnraumzweckentfremdung "im Blockwart-Stil aufgezogen" nannte. "Nazi-Sprache" warf ihm dafür später der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Dürr vor. Und als Hemzal dem OB Verantwortung für Prostitution, Bandenkriminalität und Rauschgifthandel im Bahnhofsviertel unterstellte, rief Dürr: "Verleumderisch und ehrabschneidend!"
Für die Grünen stellte Uli Baier besonders die Umweltpolitik (in der Verantwortung seines Parteifreundes Tom Koenigs) heraus - sie sei "Leitmotiv, um aus einer früher kontroversen Nebensache eine Hauptsache zu machen". In der Frauenpolitik sah Baier die CDU auf dem Weg zurück in die 50er Jahre, "reaktionslos" und "blind" nannte er die Opposition in der Schulpolitik - noch immer hänge sie der "Verschwörungstheorie von flächendeckenden Gesamtschulen" an.
Der Grüne fand freilich auch Defizite nach vier Jahren Rot-Grün: Noch immer tue sich die Stadt schwer bei der Verkehrsberuhigung und offenen, durchschaubaren Planungsprozessen. Der Umbau einer großen Straße am Beispiel der Großen Eschenheimer sei verschleppt worden - heute fehle es an Geld. jg
Frank Lloyd Wrights Zimmer für Edgar J. Kaufman
HAINBURG. Zur Teilnahme an einer Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit am Samstag, 30. Januar, haben das DGB-Ortskartell sowie der SPD-Ortsverein ihre Mitglieder aufgerufen. Die DEA- Tankstelle in Klein-Krotzenburg ist um 17 Uhr Treffpunkt der Teilnehmer.
Der SPD-Vorsitzende Dieter Reining erinnert daran, daß es sich um den 60. Jahrestag der Hitlerschen Machtergreifung handelt und mit der Lichterkette deutlich gemacht werden soll, daß Nazis in Deutschland keine Chance mehr bekommen dürfen. Das DGB-Ortskartell, das seit einigen Jahren mit der Aktion "Mach meinen Kumpel nicht an" gegen Fremdenhaß vorgeht, tritt für die in den Betrieben unentbehrlichen ausländischen Kollegen ein, die sich der Solidarität der Deutschen sicher sein sollen. ttt
ski FRANKFURT A. M. Das Geschäft an den Finanzmärkten und der damit verbundene Zahlungsverkehr sind in den vergangenen Jahren in kaum vorstellbare Dimensionen hineingewachsen. Allein die Geldmarktumsätze haben sich in der zurückliegenden Dekade mehr als verdoppelt, die Börsenvolumina sogar reichlich verzehnfacht. Und am deutschen Devisenmarkt vagabundieren arbeitstäglich Währungen im Wert von etwa 100 Milliarden Mark herum. Von der rasanten Expansion dieser Summen, die längst von der "realen" Wirtschaft abgehoben haben, ist die Kapitalmetropole Frankfurt besonders betroffen, wie aus Zahlen der hier ansässigen Landeszentralbank in Hessen (LZB) hervorgeht. So hat sich der Abrechnungsverkehr dieser Bundesbankfiliale binnen zehn Jahren auf zuletzt 134 Billionen, also 134 000 Milliarden Mark pro anno verfünffacht.
Für die LZB sind solche Größenordnungen nur durch zunehmende Automatisierung zu bewältigen. Mittlerweile, so schreibt die Währungsbehörde in ihrem Finanzmarkt-Bericht, würden bei ihr etwa zwei Drittel des Umsatzes im Überweisungsverkehr auf elektronischem Wege abgewickelt. Damit sind auch für die teilnehmenden Banken, die ihre Geschäfte über die LZB abrechnen, enorme Rationalisierungsvorteile verbunden. Das computerisierte Clearingsystem in "Bankfurt" dürfte laut LZB das umsatzstärkste für Großbeträge in Europa sein.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Für Ernst Henninger ist klar: "Nur über den Ebbelwoi haben wir eine Chance." Das Stöffche als Markenzeichen für ein Stück Natur der Region, so stellt es sich der Altenhainer Forst- und Landwirt vor. Die Äpfel für den Wein sollen auf den Streuobstwiesen im Landkreis wachsen und gepflückt werden. 1000 Hektar dieser bedrohten und einzigartigen Kulturlandschaft sind unter Schutz gestellt. Doch um den Bestand zu wahren, zu hegen und zu pflegen, beschreitet der Kreis einen neuen Weg - "einen einzigartigen", findet Erster Beigeordneter Gerd Mehler (SPD). Der vor wenigen Wochen gegründete Verein "Main-Taunus Streuobst" will ein waches Auge haben auf Apfel-, Birn- und andere alte Bäume und gleichzeitig das Obst zu einem guten Preis vermarkten. Kein Job für ein Ehrenamt: Von Montag an wird Barbara Helling die Geschäfte des Vereins führen.
"Mit den klassischen Strukturen der Verwaltung und auch mit den Finanzen wären wir überfordert", preist Mehler die Vorzüge des in Hessen beispiellosen Projektes: Einklang von Naturschutz und Wirtschaftlichkeit. Oberstes Gebot sei der Schutz der Streuobstwiesen: "Die haben nur eine Chance zu überleben, wenn es gelingt, eine Verbundenheit herzustellen", sagt Mehler. "Die Menschen müssen sich damit identifizieren." Und dazu müsse die ganze "Bandbreite der Instrumente" genutzt werden. Mit dem Bestandsschutz allein sei es aber nicht getan. "Was nutzt uns das, wenn in 20 Jahren alle Bäume flach liegen?" Streuobstwiesen brauchen eben auch Pflege. Da ohne Markenzeichen "Bioland" finanziellen Anreiz jedoch kaum jemand die Mühe auf sich nimmt, sucht der Kreis über den Verein eine Geldquelle - eine lukrative, denn der Preisverfall in der Landwirtschaft läßt kaum auf stattliche Erlöse für Renetten, Goldparmänen und Speierlinge hoffen. Mehler, gleichzeitig Vorsitzender des Vereins, hört's denn auch "sprudeln": Unter dem Markenzeichen "Bioland" soll das Obst vertrieben und von regionalen Firmen ausgepreßt werden. Schließlich seien für Produkte aus ökologischem Anbau höhere Preise zu erzielen.
Geschäftsführerin Barbara Helling sieht ihren neuen Job denn auch als äußerst reizvolle Aufgabe. Verschiedene Interessengruppen unter einen Hut zu bringen, die Natur dabei obsiegen lassen, das ist für sie kein saurer Apfel. Zumal sie laut Mehler der seltene Glücksfall ist, der alle Voraussetzungen erfülle: Während und nach ihres Studiums der Landschaftspflege in Hannover leitete die gelernte Gärtnerin einen Naturkostladen, arbeitete zwei Jahre lang in einer ökologischen Verbraucherberatung und anschließend in einem Planungsbüro. Bereits vor ihrem Dienstantritt am Montag hat sie erste Termine ausgemacht: Nächste Woche trifft sie sich mit Vertretern von Keltereibetrieben.
Das sei der richtige Weg, meint Ernst Henninger vom Vorstand des Vereins. Die Zukunft der Streuobstwiesen liegt für ihn im Ebbelwoi. "Die Äpfel haben genau die richtige Säure dafür." Doch in die Kelter kommt nur, was den Auflagen von "Bioland" entspricht: Düngen ist demnach nur mit organischen Mitteln erlaubt, das Spritzen von Giften untersagt.
Kein Thema allerdings sind die Streuobstwiesen für die Krifteler Obstbauern. "Damit können wir nicht ökonomisch arbeiten", konstatiert Berthold Heil als Vertreter der Zunft. Zudem bergen die hochstämmigen Bäume seiner Ansicht nach Gefahren - tödliche mitunter, wenn ein morscher Ast breche und ein Pflücker in die Tiefe stürze. Kriftel bleibt denn auch ein weißer Fleck auf der Karte der Streuobstwiesen. Mehler: "Dort gibt es keine." Von einzelnen Streuobstbäumen inmitten der Plantagen hält Heil nichts: Er fürchtet, Schädlinge könnten sich auf deren Früchten tummeln und die anderen Obstbäume in der Nachbarschaft befallen.
Für Ernst Henninger indes sind die hochstämmigen Bäume unverzichtbar: "Die sind wichtig fürs Kleinklima. Wir müssen sie erhalten." Davon will der Verein nun mehrere tausend Eigentümer im Kreis überzeugen, auf deren Äckern und Wiesen die alten Bäume gedeihen. Für Mehler ist da jede Form der Zusammenarbeit denkbar: Wer will, kann sein Grundstück verkaufen oder verpachten; er darf auch die Erlaubnis zur Apfelernte und Pflege der Bäume anderen übertragen - beispielsweise an Naturschutzgruppen oder Schulklassen; letztlich kann jeder Besitzer einer solchen Wiese das Geld für den Ertrag selbst einstecken und sich so noch ein paar Mark verdienen. Zu Pflege und Ernte aber kann niemand gezwungen werden; nur der Schutz der Bäume ist festgeschrieben. Barbara Helling setzt denn auf die Mundpropaganda: "Wir werden zeigen, daß es geht, und das spricht sich dann herum."
Der Vorstand des Vereins ist zuversichtlich: Zahlreiche Naturschutzverbände, der Kreisbauernverband, einzelne Landwirte und etliche Kommunen sind bereits Mitglied. Ehrgeiziges Ziel ist jedoch nicht nur der Schutz des Bestands: Auch neue Bäume sollen gepflanzt werden. Ernst Henninger weiß schon, wo: "Uff dene scheppe Hibbel uff de Äcker, wo eh kaan Schlepper hiekann."
Doch Vereinsvorsitzender Mehler hegt bereits andere Ideen, denkt an ein Öko- Sponsoring: Firmen könnten die Streuobstwiesen als Werbeträger nutzen. Der Kundenkreis sei allerdings begrenzt. Und jenen Hinweis auf Apfelweinflaschen "Dieses Stöffche sponsort die Hoechst AG" kann er sich nicht vorstellen: "Mit der Chemie geht das kaum." kkü
Das Buch ist leuchtend rot, auf der unteren Hälfte seines Umschlags ist ein Fenster gezeichnet, Rauch quillt aus der zerschlagenen Scheibe, dahinter lodern Flammen. In blauen Lettern mahnt der Titel des Buchs den potentiellen Leser: "Schweigen ist Schuld."
Endlich ist es da, das verlegerische Gemeinschaftswerk gegen "Gewalt und Fremdenhaß": Ein Lesebuch mit Romanauszügen, Gedichten und Zeichnungen von mehr als 70 Autoren und Künstlern, darunter Namen wie Nadine Gordimer, Edgar Hilsenrath, Amos Oz, Mehdi Charef, Aysel Özakin, Fahime Farsaie, Klaus Staeck und Stefan Wewerka. Es sind die Autoren der Verlagsinitiative, die sich auf der letzten Buchmesse im Oktober gegründet hat, um neben der bereits gestarteten Postkartenaktion gegen die Änderung des Asylparagraphen im Grundgesetz und dem in Massenauflage gedruckten Plakat "An alle, die Beifall geklatscht hätten", ein weiteres Zeichen "gegen praktizierte und tolerierte Ausländerfeindlichkeit" zu setzen. Ähnlich dem "Artikel 19 Verlag", der seinerzeit die "Satanischen Verse" von Salman Rushdie herausgab, zeichnen auch hier mehrere Verlage gleichzeitig als Herausgeber - mittlerweile 93 an der Zahl -, anders als bei Rushdie, namentlich im Anhang aufgeführt.
Das Buch, mit Beiträgen zu Faschismus, zum Leben "unter Deutschen", zum Gefühl des Fremdseins und Ausgestoßenseins, zu Gewalt, Haß und Zivilcourage, soll, so wünscht es die Initiative, in allen Buchläden im Schaufenster und auf dem Ladentisch liegen, die Lehrer sollen es möglichst im Klassensatz bestellen und mit ihren Schülern lesen und diskutieren. Der Preis ist erschwinglich, mitunterstützt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und anderen Sponsoren, kostet "Schweigen ist Schuld" lediglich acht Mark.
"Die Aktion läuft gut an. Die erste Auflage von 73 000 Stück ist bereits verkauft", wie Abraham Teuter (Alibaba Verlag), Hauptakteur der Initiative stolz berichtet. Damit, so die Initiative bei ihrer letzten Versammlung, seien bereits die Unkosten für die Herstellung des Buches gedeckt, alle weiteren Einnahmen aus dem Verkauf sollen an Institutionen oder Initiativen gespendet werden, die mit Ausländern arbeiten.
Ausgerechnet in einer Oberstufenschule, an der mehr als 70 Prozent der Schüler keinen deutschen Paß besitzen, eine Art Musterschule für Integration, startete Teuter am Mittwoch die erste inoffizielle Buchpräsentation (fortgesetzt am Abend im Literaturhaus vor spärlichem Publikum).
Als wäre er bereits bei der geplanten Pressekonferenz, schilderte er den brav lauschenden Schülern die bisherigen Aktionen der Verlagsinitiative, bevor er ihnen die "schwarze Deutsche" May Ayin aus Berlin und den gebürtigen Iraker Najem Wali aus Hamburg mit ihren Texten vorstellte und Ingeborg Engelmann, gemeinsam mit Romy Gehrke, ein Interview mit der polnischen Jüdin Rosa Giske, Überlebenden des KZ Bergen-Belsen, lassen.
Trotz der Überlänge des Programms, schienen die Schüler bei der Sache, klatschten Zustimmung, als May Ayin ihre Gedichte rezitiert, in denen sie Selbstbewußtsein gegenüber den selbstgefälligen weißen Deutschen demonstrierte. Gewiß wird das Buch das Geheimrezept gegen rassistische Gewalt sein, aber es wird helfen, das Schweigen zu durchbrechen. ANGELIKA BURKHARD
Das Gameboy-Fieber im Kinderzimmer nervt nicht nur Eltern. Auch Paul Gauselmann leidet unter den "negativen Folgen". Nicht, daß dem Chef des hierzulande größten Münzspielautomatenbauers die Kundschaft wegliefe. Im Gegenteil, behauptet er auf der Frankfurter Branchenmesse IMA, weckten Computerheld Mario und Konsorten vielfach die Lust, "in der Öffentlichkeit mit richtigem Komfort" zu spielen. Sorgen bereitet Gauselmann jedoch, daß die japanische Industrie ihre Energie auf die Taschenautomaten konzentriere: Für den "anspruchsvollen" Markt der Groschengräber gebe es daher nicht genügend gute neue Spiele. "Es fehlt an Ideen", muß der Lobbyist eingestehen.
Neue Impulse aber könnte die Unterhaltungsautomatenindustrie, deren Umsatz im vergangenen Jahr um 13 Prozent einbrach, im Augenblick gut gebrauchen. Die höhere Vergnügungssteuer läßt manchen Kneipier vor der Aufstellung einer Flipper- oder Slotmaschine zurückschrecken. Und auch beim Zocker sitzt heuer die Mark nicht mehr so locker.
Ob der neue Klimperkasten "Quick Fruit", der statt Groschen sogenannte token (Wertmünzen) ausschüttet, die dann gegen Kaugummi oder Bier eingetauscht werden können, für Gauselmann ein paar süße Früchtchen abwirft, muß sich erst zeigen. Im vergangenen Jahr jedenfalls bekam das westfälische Unternehmen vorwiegend Zitronen zu sehen. Der Firmenchef selber spricht von einer "Durststrecke": Um fast neun Prozent auf 928 Millionen Mark fiel der Umsatz, der Gewinn schrumpfte noch "viel stärker", und von den ehemals 5100 Beschäftigten standen zum Ultimo nur noch 4000 auf der Gehaltsliste.
Mit dieser Radikalkur, glaubt Gauselmann, sei die Voraussetzung dafür geschaffen, daß der Rubel wieder rollt. Einen weiteren Personalabbau gebe es nicht: "Wir werden zum Jahresende eher mehr Mitarbeiter haben."
Stark zusammengestutzt wurden auch die zur Gruppe gehörenden Merkur-Spielotheken: Von den ehemals 250 Treffpunkten für Vergnügungssüchtige werden nur die 150 bis 160 "besten" Lokalitäten fortgeführt. Der Rest ist geschlossen, verkauft oder an Franchise-Nehmer abgegeben worden.
Daß die Zeiten härter werden, spürt übrigens nicht nur der Glücks-Unternehmer. Auch für die spielsüchtige Klientel ist die Hoffnung auf das große Geld noch unwahrscheinlicher geworden. Die modernen Groschengräber nämlich behalten die Mehrwertsteuer direkt vom Gewinn ein: Die Apparate, gesteht Gauselmann, seien daher "zehn Prozent weniger auszahlungsfreudig" als ihre altgedienten Vorgänger. doe
Der Mann hat einiges aushalten müssen. Ein "Go in" bei Karl Fritz Hirsch in der Kaiserstraße gehörte viele Jahre lang zum Protestritual der Autobahngegner. Den Leiter des Hessischen Straßenbauamtes haben die ungebetenen Besucher zwar genervt, aber mit ihren Argumenten nie beeindruckt. Der Baudirektor stand beharrlich zur Ostumgehung und zum Riederwaldtunnel. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand wird er am heutigen Freitag im Dominikanerkloster lobende Worte über seine makellose Pflichterfüllung hören.
Hirsch stand 20 Jahre lang an der Spitze: zunächst als Leiter des Straßenneubauamtes Untermain und seit 1978 als Chef des Hessischen Straßenbauamtes mit zuletzt 290 Mitarbeitern. Jetzt kann er sich so richtig seinen Hobbies widmen, Wandern, Segeln, Tennis.
Sein Abschied aus dem Berufsleben fällt mit Überlegungen zusammen, die Straßenbauverwaltung im Lande neu zu strukturieren. Das Landesamt für Straßenbau hat dem Wirtschaftsminister eine Regionalisierung des Autobahnamtes vorgeschlagen. Der südhessische Ableger sollte, so der Plan, mit dem Straßenbauamt vereinigt werden. Eine Entscheidung darüber steht noch aus, und solange bleibt auch offen, wer Nachfolger von Karl Fritz Hirsch wird.
Die Existenzberechtigung des Straßenbauamtes steht für den Pensionär auch weiterhin außer Frage. Das Amt habe "riesige Bau- und Planungsarbeiten" zu bewältigen, sagt Hirsch und nennt bespielhaft den Weiterbau der A 66 vom Hessencenter zum Riederbruch sowie die Umgehungsstraße Egelsbach. habe
Stromunternehmen droht Niederlage im Parlament
SPD, GOP und Grüne wollen gegen Lahmeyer stimmen Von Jürgen Dickhaus WEHRHEIM. Es wird spannend: Heute abend entscheidet das Wehrheimer Parlament über einen neuen Konzessionsvertrag mit dem Energieunternehmen Lahmeyer - und damit über zusätzliche zwei Millionen Mark für die Gemeindekasse. Der gültige Vertrag läuft noch 15 Jahre; Lahmeyer fordert jedoch 20 Jahre Geltungsdauer und droht, andernfalls die erhöhte Konzessionsabgabe einzubehalten. SPD, GOP und Grüne wollen dennoch gegen einen Neuabschluß stimmen; nur die CDU hat sich dafür ausgesprochen. Rein rechnerisch könnte es also zum ersten Mal zu einer Schlappe für einen Energieversorger im Usinger Land kommen. Die Bad Homburger Lahmeyer AG, eine RWE-Tochter, liefert der Gemeinde Strom und zahlt dafür eine Konzessionsabgabe. Gemäß einem seit Anfang vergangenen Jahres gültigen Gesetz kann diese Abgabe erhöht werden; als Gegenleistung fordert Lahmeyer einen neuen Vertrag mit längerer Laufzeit. Bliebe es jedoch beim alten Vertrag, bekäme die Gemeinde 128 000 Mark jährlich weniger.
SPD, GOP und Grüne jedoch kritisieren die erzwungene langfristige Bindung an das Unternehmen; Lahmeyer nutze seine Monopolstellung "in unanständiger Weise" aus. Außerdem spare die Gemeinde überhaupt nichts: Die zwei Millionen Mehrausgabe würde das Unternehmen letztlich doch wieder auf den Verbraucher umschlagen. "Das sind erpresserische Methoden", erklärt die SPD-Gemeindevertreterin Almut Gwiasda. Nicht ohne Grund habe die Wiesbadener Landes- Kartellbehörde für Energie bei entsprechenden Verträgen Lahmeyers mit den Städten Butzbach und Friedrichsdorf Bedenken angemeldet.
In Geisenheim habe man sich schon erfolgreich gewehrt; die dortigen "Rheingau-Elektrizitätswerke" würden die höchstmögliche Konzessionsabgabe bezahlen, obwohl die Gemeinde eine Vertragsverlängerung ablehnte. Besonders merkwürdig sei, daß die RWE als Mutterunternehmen ihren Verbrauchern keine "Pistole auf die Brust" setze. "Denen zahlt sie die höchstmögliche Konzessionsabgabe und stellt ihnen trotzdem frei, ob sie verlängern wollen. Nur die RWE-Töchter betreiben eine rigide Politik", wundert sich Almut Gwiasda.
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Steffen-Jesse betont in diesem Zusammenhang, daß das Lahmeyer-Geld den Wehrheimern letztlich nicht verlorengehe. "Das Geld geht nur der Gemeinde als solcher verloren - nicht aber den Verbrauchern. Wird die normale Konzessionsabgabe nämlich nicht an die Gemeinde gezahlt, muß sie gesetzlich auf den Strompreis für den einzelnen Bürger umgelegt werden" - wenngleich dies jeweils nur wenige Mark ausmache. "Die erhöhte Abgabe, die uns angeblich durch die Lappen geht, würde auf dem Wege über einen erhöhten Strompreis ohnehin wieder aufgezehrt."
Wegen des hohen Streckenverlustes könne man es sich in Zukunft außerdem kaum erlauben, weiterhin zentral Energie zu beziehen. "Würden wir uns jetzt aber auf 20 Jahre binden, wäre ein Umschwenken in unserer Energiepolitik auf lange Sicht unmöglich."
Die CDU und ihr Chef Uwe Engeland ("Wir werden einem neuen Vertrag zustimmen") stehen also allein auf weiter Wehrheimer Flur. Sie führen an, daß die zwei Millionen unverzichtbar seien; die Differenz zwischen alter und neuer Vertragsdauer betrage ohnehin nur fünf Jahre. Die kartellrechtlichen Bedenken würden sich auf einzelne Passagen des Vertrages beziehen und ihn nicht zur Gänze rechtswidrig machen. Auch das Beispiel Geisenheim sei verfehlt: Dort habe man Teile der Stromversorgung mit eigenen Unternehmen sichern können und deshalb eine viel stärkere Verhandlungsposition gehabt.
GELNHAUSEN / WÄCHTERSBACH. "Asyl in der Gemeinde - aus Fremden Freunde machen" lautet das Thema eines Wochenendseminars, zu dem das DGB- Bildungswerk einlädt. Es findet vom Freitag, 26., bis zum Samstag, 27. Februar, in der Gaststätte "Zur Quelle" im Wächtersbacher Stadtteil Aufenau statt. Für Information und Anmeldungen wenden sich Interessierte bis 19. Februar an die DGB- Büros in Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 22 30 oder in Hanau, Tel. 0 61 81 / 2 42 16.
Ausgangspunkt des Lehrgangs ist die Beobachtung, daß einheimische Bevölkerung und Politiker Asylsuchenden nicht selten mit offener Ablehnung und Ausländerfeindlichkeit gegenüberstünden. An dem Wochenende soll diskutiert werden, "wie wir aus Fremden Freunde machen können, wie wir Ausländerfeindlichkeit, Haß und Vorurteile abbauen können". lex
MÜLHEIM AN DER RUHR. Der dröhnende Lärm hochfliegender Bombergeschwader - wer, der ihn je zu hören bekam, wird ihn vergessen können? - setzt schon vor Beginn der Aufführung die Spielzeit der Handlung fest. Fritz Schediwy wird sie am Ende, da wechselt er von der ihm anvertrauten Titelpartie des Shakespeareschen "Macbeth" in die vorübergehend gespielte Rolle des Arztes der Lady über, auf den Tag der jeweiligen Aufführung fixieren.
Dazu gibt er einen nicht vom Autor stammenden Kommentar, nach dem Gott scheintot sei und der Weltuntergang bevorstehe. Das ist ihm, Irrtum hin, Weltformel her, der neue archimedische Punkt. Theaterästhetisch ist es der einer spannungsreichen Vermengung des alten Stücks mit heutiger Problematik.
Der Anfang macht das plausibel. Wenn Gott scheintot ist, dürfte der Teufel im Winterschlaf liegen. Also müssen die Menschen selbst bestimmen, was gut und böse ist. So sind die drei Hexen keine der Transzendenz entsprungene Wesen, sondern Frauen von heute mit praktischem Sinn. Das verraten ihre Accessoires von der Kaffeekanne über das Zigarettenetui bis hin zum Gebetbuch.
Eine von ihnen ist offenbar mit einem besonderen Sinn für das weiblich Schöne ausgezeichnet. Veronika Bayer wirft nach einer Bombenexplosion ein abgründig gegen das Kriegstreiben der Männer gerichtetes "Sie kriegen den Hals nie voll" hin und beginnt mit einem Exkurs über Geschichte und Ästhetik des weiblichen Eiskunstlaufs, in den nur am Rande ein berühmter russischer Paarläufer als männlicher Prototyp einbezogen wird. Dann beginnen die Hexen auf die Melodie von "Tea for Two und Two for Tea" Shakespeares auf englisch zu rezitieren: "Fair is foul, and foul is fair." Von dieser Pervertierung tradierter Wertzuordnungen geht es dann in das Stück, Macbeth und Banquo (Volker Roos) erscheinen im Lärm- und Nebel-Crescendo wie leibhaftige Rambos. Aber ihre Gewalt ist aufgeblasen, Fritz Schediwy wirft sein Kriegshandwerkzeug weit von sich: eine gewaltige Axt. Doch ihr Aufprall auf den Boden bleibt unhörbar in der vom Band kommenden Geräuschkulisse: Die Figuren sind des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung entrückt, hoch über ihnen thront der Wille eines Regisseurs.
Und der läßt die nun ihre Sprüche aufsagenden Hexen als zugespitzte Erscheinungen des weiblich Schönen auftreten: eine auf Schlittschuhkufen, eine andere mit nichts als einem Mieder und Strumpfhose, dafür aber mit zwei Flügeln bekleidet, die dritte im kleinen Schwarzen - später wird sie als einer der Meuchelmörder Banquos im Evakostüm unter dem Soldatenmantel erscheinen.
Eine der Hexen überreicht Macbeth ihr Gebetbuch - die Religionsideologen können bekanntlich die schlimmsten Verbrecher werden -, aus dem dieser seine Lektionen im Eiltempo lernt. Denn alsbald sagt er das "Vater unser" auswendig auf. Da weiß er eben noch nicht, wie als Arzt im letzten Akt, daß Gott scheintot ist.
Vielleicht soll uns damit auch nur vermittelt werden, was die Lady ihm trotz seiner weitreichenden Mordpläne vorwirft: daß er zu voll von der Milch menschlicher Güte sei, ohne die für seinen Ehrgeiz unentbehrliche Bösartigkeit. Das nämlich kann man nur erraten, da Petra von der Beek als Lady Macbeth - sie spielt wie die anderen Damen auch eine der Hexen - zu keiner in Reihe zehn der Mülheimer Stadthalle verständlichen Artikulation fähig ist.
Bei aller spürbaren Begrenztheit der verfügbaren Mittel ist das nun wiederum nicht nur ihr individuelles Manko, analog zu dem Fritz Schediwys, sondern auch die Folge eines Regiekonzepts, das die mangelnde Sensibilität für den Text in Schweig- und Lärmangriffe auf das Publikum ummünzt: Genuschelt und gebrüllt wird in Mülheim von den Protagonisten, als müßten sie alle Angst vor Shakespeare aus sich herausschreien und in sich hineinfressen.
Wenn man von den Hexen Veronika Bayer und Karin Neuhäuser, von Volker Ross und Manfred Hilbig etwas versteht, verbreiten sich geradezu Glücksgefühle. Hilbig gelingt sogar ein wahres Kunststück, das für Augenblicke das Konzept erfüllt. Als König Duncan berichtet er von der Schlacht, aus der Macbeth ihn gerettet hat.
Aber das tut er nicht in einer realistischen Übersetzung der Geschehnisse in Sprache, sondern in einer künstlichen Metaphorik, die mit kontrapunktisch-polyphoner Stimmführung die Verflechtung der Kriegshandlungen einfängt. Was wir hören, ist eine Beschreibung des Kerkerquintetts aus dem "Fidelio" (mit falsch gesungenem Trompetensignal).
Mit dieser Szene ist Roberto Ciulli aber die Luft ausgegangen. Der Versuch, zwischen den beiden Hauptfiguren ein sexuelles Spannungsfeld aufzubauen, das sich mörderisch entlädt, geht daneben: Macbeth, der nach gewaltigem Schwanzgrimmen seine Masturbation gerade hinter sich hat, kann der Lady auf ihre latzöffnenden Avancen nur noch mit Kitzeln und leichtem Hautankranzen per Dolch kommen.
Wieso sich beide in einen Rotrausch stürzen und mit Theaterblut alle anderen Mitspieler bis auf den Chansonnier am Klavier (Klaus Herzog) beschmieren, bleibt eins der schönsten Geheimnisse der Aufführung. Auch die auf einem surrogathaften Nebenkriegsschauplatz der Handlung teilweise aus dem Gebetbuch vorgelesenen verbalen Blutspuren aus Fremdmaterialien, in St. Justs Conventrede aus Büchners "Danton" gipfelnd, heben die Defizite nicht auf.
Kurz vor Ende wird in Macbeths Niederreißen von zwei roten Vorhanghälften eins der üblichen Ciulli-Requisiten auf der von Gralf-Edzard Habben ansonsten im abgenutzten Naturzustand belassenen Bühne dem Boden gleichgemacht - ein zweiter, diesmal in Grau gehaltener, Vorhang, übersteht den Weltuntergang bestens.
Schediwy ruft ihn im Sitzen, mit den Händen lustvoll auf die Oberschenkel klopfend, herbei: "Komm, Untergang". Zwar greift er noch einmal zur Zigarette, aber diese letzte Zigarette bleibt das einzige Opfer, auf das er an diesem Abend vor seiner freiwillig erbotenen Exekution verzichtet.
So rundet die Aufführung sich nach über vier Stunden zum ästhetischen Debakel. Gezeigt wird zwar das Häßliche im Schönen, aber die Schönheit des Häßlichen bleibt Ciullis Zugriff verwehrt. In Mülheim, wo die Produktion nach vier Aufführungen mit dem kooperierenden Theater im Pfalzbau Ludwigshafen herauskam, dennoch entschiedener Jubel des Publikums gegen eine paar engagierte Buhrufer. ULRICH SCHREIBER
(Weitere Aufführungen geplant für den 11. und 21. Februar.)
WIESBADEN. Das Geheimnis ist gelüftet: Das Programm der diesjährigen Wiesbadener Maifestspiele liegt vor. 68 Veranstaltungen (eine mehr als im vergangenen Jahr) gibt es diesmal, und mit 3,7 Millionen Mark ist der Gesamtetat so hoch wie nie zuvor. 1,4 Millionen schießt die Stadt zu den Kosten hinzu, 45 Prozent sollen aus dem Kartenverkauf bestritten werden. Vom Land, so Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) bei der Vorstellung des Festspielprogramms, erhofft sie sich eine größere Unterstützung als die seit Jahren gezahlten 250 000 Mark. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
32 000 Besucher könnten theoretisch die 68 Aufführungen besuchen. Im Staatstheater ist man zuversichtlich, entsprechend viele Karten verkaufen zu können. Alle drei Sparten - Ballett, Oper und Sprechtheater - seien in diesem Jahr ungefähr gleich stark vertreten, so Intendant Claus Leininger. Beim Ballett verlassen sich die Wiesbadener auf die Russen. An sechs Abenden tanzt das "echte" Kirow Ballett aus St. Petersburg "klassische Ballett-Klassik". Im Programm unter anderem: Tschaikowskys "Schwanensee" und "Dornröschen".
Besonders stolz ist der Intendant auf Shakespeares "King Lear", der in der Münchner Inszenierung von Dieter Dorn erstmals in Wiesbaden außerhalb der Kammerspiele gezeigt wird. In der Rolle des Lear: Rolf Boysen. Claus Leininger hat der "ungestrichene" King Lear so gut gefallen, daß er mühelos noch länger als die fünfeinhalb Stunden der Aufführung hätte folgen können, sagt er. Die Verhandlungen, das Schauspiel nach Wiesbaden zu bekommen, seien schwierig gewesen. Um so erfreulicher, daß der 72jährige Boysen bereit sei, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu spielen. Die Auf- und Abbauarbeiten allein für den "Lear" dauern volle drei Tage und Nächte.
Für Freunde der klassischen Oper reist das Theatro Comunale di Bologna an. Im Gepäck: Monteverdis "Krönung der Poppea". Teil eines kleinen Ausflugs in die Mühlen-Romantik soll der Schubert-Zyklus "Die schöne Müllerin" sein, gesungen von Scot Weir. Hinzu kommt eine Aufführung der selten gespielten Oper "Rose, die Müllerin" von Münchofen aus dem Jahre 1820.
Programmatischer Schwerpunkt in diesem Jahr wird das Thema Antisemitismus/Jüdische Kultur sein. Dazu wurde unter anderem das "Jiddische Theater von Israel, Tel Aviv" eingeladen. Sein Beitrag: Abraham Goldfadens "Hexe", ein jiddisches Volksstück mit Musik. Das "Theater in der Josephstadt", Wien, wird mit "Chansons und Satiren aus Theresienstadt" zu Gast sein. Ebenfalls aus Wien, vom Volkstheater, kommt das Stück "Kaddisch" des russischen Autors Gorin. Neu erzählt wird die Geschichte des Milchmanns Tevje, weltbekannt aus dem Musical "Anatevka". Die Musik stammt von der Gruppe Gojim, die vor zwei Jahren mit einem jiddischen Liederabend bei den Maifestspielen war.
Auch das Jugendtheater nimmt sich dieses Themas an. Die Schauburg aus München ("Theater der Jugend") zeigt im Kleinen Haus Max Frischs "Andorra". Ein Geschichte, die leider von abscheulicher Aktualität sei, so Claus Leininger.
Von F. K. Waechter sind die Stücke "Ixypsilonzett" (Schauburg, für Zuschauer ab 10 Jahren) und "Vom Teufel mit den drei Goldenen Haaren" (gespielt vom Theater moks aus Bremen, ab 6 Jahre). Erstmals wurde auch an die Kleinsten bei den Maifestspielen gedacht. Für Kinder ab drei Jahren ist das Stück "Die Verwandlungskugel" von Hanne Trolle gedacht. Gespielt wird es vom Landestheater Tübingen. (Mehr zum Programm im Kasten "Othello. . . ") DIRK ALTBÜRGER
BAD NAUHEIM. Wer eine "Französische Woche" erleben möchte, muß nicht unbedingt nach Frankreich fahren. Die Kreisvolkshochschule in Bad Nauheim bietet für alle, die Spaß an der romanischen Sprache haben, zwei Kurse vom 3. bis 7. Mai und vom 26. bis 30. Juli in Nieder-Wöllstadt an. Die einwöchigen Seminare, bei denen die Teilnehmer/innen durch individuelle Übungen und Gruppenübungen in direkten Kontakt mit dem Rhythmus, der Melodie und den Eigenheiten der Fremdsprache kommen, sind als Bildungsurlaub anerkannt. Um Voranmeldung wird gebeten.
Für Französisch-Interessierte mit geringen Vorkenntnissen hält die Kreisvolkshochschule ein weiteres Angebot in Bad Nauheim bereit. Hauptsächlich mit den Gegebenheiten der Bad Nauheimer Partnerstadt Chaumont befaßt sich ein Französisch-Kursus mit "intensivem Trining des Hörverstehens anhand von authentischen Materialien", der am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr in der Kaufmännischen Berufsschule beginnt. In zehn Wochen werden 40 Unterrichtsstunden erteilt. Die Gebühr beträgt 80 Mark. Nähere Informationen sind bei der Kreisvolkshochschule unter der Rufnummer 0 60 42 /88 51 97 erhältlich. cor
OBERURSEL. "Die bisherige Richtung unserer Entscheidungen wurde bestätigt." Dieses Resümee hat die Oberurseler CDU aus den Antworten der Bürgerbefragung gezogen, die die Partei im Oktober veranstaltet hatte. Über 2000 Fragebogen wurden ausgewertet und die Antworten in das neue "Kommunalpolitische ABC" des Stadtverbandes eingearbeitet. Das Ergebnis habe aber nichts damit zu tun, so der stellvertretende Vorsitzende Gerd Czunczeleit, daß man die Bögen über den CDU-Verteiler ausgegeben habe. "Wir haben auch viele kritische Anmerkungen bekommen."
Eine große Mehrheit von 63,5 Prozent habe sich für eine Tarifkooperation mit dem FVV ausgesprochen - gleichzeitig gaben knapp 60 Prozent an, Auto zu fahren. Fazit für die CDU: "Ein kolossaler Nachholbedarf." Knapp 55 Prozent votierten für Umgehungsstraßen. Czunczeleit: "Da hat uns die Lautstärke der Nordumgehung-Gegner wohl zu sehr beeindruckt." Starke Zustimmung fand auch das Schaffen von Wohnungen im Camp King oder ein besseres Angebot in der Kinderbetreuung. Über 60 Prozent wollen mehr Wander- und Radwege. Das, so die CDU, könne man wegen der Kosten nur "peu à peu" umsetzen.
Die meisten Kommentare kamen zum Thema Einkaufen: fehlendes Kaufhaus, zu geringes Angebot, keine einheitlichen Öffnungszeiten. Nur 20,6 Prozent wollen neue Gewerbebetriebe in der Stadt. Die Hälfte der Jüngeren forderte mehr Konzerte und Theatergastspiele - die Älteren hatten danach kein Bedürfnis.
Das "Kommunalpolitische ABC" ist an den Info-Ständen oder bei der Geschäftsstelle (Tel. 2 36 56) erhältlich. esi
WIESBADEN. Eröffnet werden die Maifestspiele am 24. April mit der Premiere von Mascagnis "Cavalleria rusticana" und Leoncavallos "Bajazzo" vom Ballett des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Am 19. und 20. dirigiert Marcel Prawy das Orchester des Staatstheaters: "Ein Fest für Leonhard Bernstein".
Zum Ende der Festspiele stehen noch zwei Schmankerl auf dem Programm: am 26. Mai Mozarts Oper "Cosi fan tutte" und am 30 und 31. vom Schiller Theater Berlin Lessings "Minna von Barnhelm" in der "entstaubten" Inszenierung von Katharina Thalbach.
Gedichte für Kinder (Goethe, Schiller, Rilke, Busch) liest am 21. Mai um 11 Uhr Lutz Goerner. Hanne Trolles "Verwandlungskugel" für die ganz Kleinen wird am 18. Mai zu sehen sein, ab 15 Uhr im Studio.
Für Musikbegeisterte hat die Festspielleitung eine Überraschung: isländische Lieder, gesungen von isländischen Sängern.
Zum Schwerpunktthema Antisemitismus/Jüdische Kultur gibt es noch zwei Lesungen: Eberhard Esche vom Deutschen Theater Berlin am 11. Mai mit Heines "Deutschland. Ein Wintermärchen" und Gert Westphal mit einem Schnitzler-Roman: "Der Weg ins Freie" (30. Mai).
Die Eintrittspreise für die Maifestspiele sind in diesem Jahr stabil geblieben und liegen zwischen 280 und fünf Mark. Karten fürs Kinder- und Jugendtheater kosten fünf Mark. Die Preise für die Gala-Aufführung von Verdis "Othello" (am 15. 5.) sind noch nicht bekannt.
Anders als in den vorigen Jahren wird die Hälfte der Karten am Schalter verkauft. Der Vorverkauf beginnt am 1. Februar. Die Kasse im Theater ist auch am Montag ab 11 Uhr geöffnet. dia
Um die Verbindungen des unter Spionageverdacht stehenden ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Gerhard Flämig (Hanau) zum Siemens-Brennelementewerk geht es dem folgenden Leserbriefschreiber. Er bezieht sich dabei auf einen Bericht der FR vom Dienstag, 26. Januar.
"Werkssprecher Jend vom Siemens- Brennelementewerk Hanau bezeichnete den Hanauer Ex-Parlamentarier der SPD und Atomlobbyisten Gerhard Flämig als ,unseren Hausabgeordneten&rquote;. So stand es im FR-Artikel vom 26. Januar unter der Schlagzeile: ,In der Atomlobby beim Saufen politisch Sensibles besprochen.&rquote;
Ob er der Öffentlichkeit wohl etwas detailierter erläutern möchte, wie das genau gemeint ist und wie sich die Zusammenarbeit zwischen dem maßgeblich in der Atomtechnologie engagierten Weltkonzern Siemens und einem "Hausabgeordneten" abspielt? Werksprecher Jend scheint ja gut Bescheid zu wissen."
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
FRIEDBERG. Um Verständnis bittet der Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen "Wildwasser Wetterau" all diejenigen, die auch während der offiziellen Öffnungszeiten bei telefonischer Kontaktaufnahme mit der Beratungsstelle nur den Anrufbeantworter hören. Der Grund: Noch gibt es keine hauptamtlich Beschäftigten in der Einrichtung in der Hanauer Straße 12, und persönliche Beratungs- und Therapiegespräche haben Vorrang.
Die Situation, so "Wildwasser" in einer Pressemitteilung, werde sich ändern, wenn nach der Genehmigung des Kreishaushaltes durch den Regierungspräsidenten die Mittel aus dem Kreisetat zur Verfügung stünden. Berechtigte Hoffnungen hegt der Verein auch auf Mittel aus der Landeskasse, da nach dem seit 1. Januar geltenden hessischen Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz Gelder für Wildwasser-Gruppen gleichmäßig auf städtische und ländliche Einrichtungen verteilt werden müssen.
"Wildwasser" ist zuversichtlich, dann sein Angebot erweitern zu können, zumal immer mehr Betroffene Rat bei dem Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen suchen. cor
Mit ihrer Bilanz des Jahres 1992 durften die Aktiven der Schützengesellschaft Mühlheim-Dietesheim rundum zufrieden sein. Bei den Bezirksmeisterschaften in Bad Homburg wollten sie dieser eigentlich das "i-Tüpfelchen" aufsetzen, blieben jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die erste Mannschaft der Dietesheimer Luftpistolenschützen verpaßte mit 1080 Ringen auf dem elften Rang unerwartet die Qualifikationsmarke für die hessischen Meisterschaften, die im März in Schwanheim ausgetragen werden. An einem ihrer besseren Tage sind Thomas Baier, Frank Uhlemann und Hans Pederson durchaus in der Lage, zwischen 1100 und 1110 Ringe zu schießen.
In der Schützenklasse qualifizierte sich lediglich Thomas Baier mit 369 Ringen für die Hessenmeisterschaften. Sein 16. Platz war das beste Ergebnis der männlichen Schützen. Anlaß zur Freude gab hingegen Angelika Neudert in der Damenklasse. Insgesamt 446,4 Ringe bescherten ihr den zweiten Rang und die Qualifikation. Ebenfalls Zweiter wurde der 14jährige Schüler Achim Franz mit 160 Ringen. Auf Rang drei folgt mit dem 13jährigen Ole Drexler ein weiteres Dietesheimer Talent. Er erzielte ebenfalls 160 Ringe und qualifizierte sich wie Franz für die Hessenmeisterschaften. Auch die Senioren blieben hinter den Erwartungen zurück. Statt der üblichen fünf Vertreter werden in diesem Jahr nur Richard Beetz (359 Ringe) und Erwin Bischoff (354) bei den "Hessischen" an den Start gehen. Die Mannschaft verpaßte mit 1031 Ringen die Qualifikationsmarke.
Auch wenn bei den Bezirksmeisterschaften nicht alles wunschgemäß verlief, spielten die Dietesheimer Luftpistolenschützen im abgelaufenen Jahr eine gute Rolle. Im Jahr des 40. Vereinsgeburtstages schloß die erste Mannschaft auf dem dritten Rang der Kreisklasse ab. Das Team mußte im Verlauf der Runde einige Male auf seine beiden Leistungsträger verzichten. Insbesondere Heike Heß, die dem Jahr 1992 mit ihrem Titelgewinn bei den Hessischen Meisterschaften die Krone aufgesetzt hatte, fehlte bei einigen Wettkämpfen, da sie dem Landeskader angehört. Sie erzielte einen Wettkampfschnitt von 367,71 Ringen.
Auch in Zukunft wird Heike Heß nur sporadisch für die Schützengesellschaft an den Stand gehen können, denn sie will sich in diesem Jahr ganz auf ihr großes Ziel konzentrieren: Sie möchte in den Nationalkader und will ihren Hessenmeistertitel verteidigen. Neben Heike Heß konnte auch Trainer Baier (Schnitt 362,7 Ringe) nicht immer die Mannschaft unterstützen. Er ist nicht nur in Mühlheim- Dietesheim sondern auch auf Bezirks- und Verbandsebene als Trainer tätig und daher am Wochenende unterwegs.
Bei den Planungen für die kommende Saison wurde die erste Mannschaft entsprechend erweitert. Ganz vom Team verabschiedet hat sich Frank Uhlemann aus beruflichen Gründen. Willi Neudert und Lothar Schwemler werden von der zweiten Mannschaft aufrücken. Hans Pederson, Manfred Metzger und Ludwig Krück komplettieren die Kreisklassenmannschaft. Auch in der zweiten Mannschaft, die in der 2. Grundklasse auf dem dritten Rang abschloß, ergeben sich hierdurch personelle Veränderungen. Neu im Team steht Angelika Neudert, die in der abgelaufenen Saison mit einem Schnitt von 356,5 Ringen bei der dritten Mannschaft überragte. Von Erwin Rau erhofft man sich eine ähnlich starke Leistung wie im Vorjahr. Weiterhin werden Domingo Garcia, Celjko Tome, Werner Schillitz, Horst Heeg und Thomas Schäfer in der 2. Grundklasse schießen.
Während für die erste Mannschaft ein Aufstieg aufgrund der ständigen Ausfälle von Heike Heß und Thomas Baier sowie dem Ausscheiden von Frank Uhlemann kaum zu bewerkstelligen sein wird und die zweite Mannschaft nicht aufsteigen kann, da sie dann in Konkurrenz mit der ersten schießen würde, peilt das dritte Team den Aufstieg von der 3. in die 2. Grundklasse an. Hier wird mit Gustav Kaufmann, Stefan Keil, Klaus Hoffmann, Diana Eitel, Joachim Heuser und Andreas Haindl eine starke Vertretung ins Rennen gehen. Die geplanten vierte Mannschaft kam aufgrund der zahlreichen Personalverschiebungen zunächst nicht zustande. Im Jugendbereich sind die Mühlheimer der drittgrößte Verein im Kreis Offenbach und können einige Erfolge vorweisen. So gehört die 17jährige Diana Eitel dem Landeskader an und erzielte bei den Deutschen Meisterschaften als beste hessische Schützin den 13. Platz. Der 13jährige Ole Frank steht kurz vor der Aufnahme in die Auswahl. Auf die Jugend wollen die Dietesheimer auch in Zukunft ihr Hauptaugenmerk richten, was jedoch für den kleinen Verein, der sich ausschließlich aus Beiträgen der 155 Mitglieder finanziert, nicht ganz einfach ist. INA SCHNEIDER
"Warte nur, wenn du rauskommst", mußte sich ein Schiedsrichter beim Hallenfußballturnier des SC Kickers Mörfelden von einem Akteur drohen lassen. Kein Wunder, daß nicht nur die Unparteiischen gelegentlich Rot sahen sondern auch die beiden Spieler Andreas Klippel (TSG Worfelden) und Robert Aparico (Espanol Walldorf), die verbal deutlich über die Stränge schlugen, in Form des unbeliebten Kartons.
Grundsätzlich waren die Fußballer, die bei den Mörfelder Kickers um den Turniersieg stritten, offenbar nicht gerade gut gelaunt, denn sie gingen mit äußerst harten Bandagen zu Werke und machten den Schiedsrichtern Wedel (Biebesheim), Weber (Mörfelden), Langhammer (Königstädten) und Lehretz (Haßloch) das Leben schwer. Die Unparteiischen griffen rigoros durch und mußten sich hierfür die ein oder andere Unflätigkeit gefallen lassen. Fußball wurde auch noch gespielt, und das beherrschten die Kicker der Sportfreunde Bischofsheim am besten, die sich durch einen 2:1-Erfolg über den TV Haßloch den Sieger-Pokal sicherten.
"Es ging ungewöhnlich hart, für meine Begriffe zu hart zur Sache. Ich weiß gar nicht, warum die Spieler so eingestiegen sind", wunderte sich Kickers-Vorsitzender Otmar Ulrich. Glücklicherweise blieben die raubeinigen Fußballer dennoch alle unverletzt. Es mag daran gelegen haben, daß ausschließlich Vereine der B- Klasse beteiligt waren, doch auch von weniger profilierten Kickern sollte man erwarten können, daß sie sich zu benehmen wissen. Fußballerisch bot das Turnier durchaus Ansprechendes, insbesondere viele Tore. Dies freut die Fans, die bei den Kickers freien Eintritt haben.
150 Zuschauer sahen in Bischofsheim einen verdienten Sieger und ein entäuschendes Gastgeberteam: Titelverteidiger Kickers Mörfelden kam über den sechsten Rang nicht hinaus. Der erfolgreichste Torschütze war Stefan Beranek vom TV Haßloch mit sieben Treffern. Zum besten Keeper wurde Worfeldens Klaus Schmitt gewählt. Beide erhielten einen Pokal. Die Worfelder sicherten sich erst im Neunmeterschießen gegen den SKV Mörfelden II die "Bronzemedaille". jbp
Die Ergebnisse: Endstand nach der Vorrunde, Gruppe A: 1. Sportfreunde Bischofsheim 5:1- Punkte/11:5-Tore, 2. TSG Worfelden 4:2/6:5, 3. Kickers Mörfelden 2:4/6:8, 4. Main-Haie Rüsselsheim 1:5/6:11. - Gruppe B: 1. TV Haßloch 4:2/11:7, 2. SKV Mörfelden 3:3/5:5, 3. Olympia Nauheim 3:3/8:10, 4. Espanol Walldorf 2:4/5:7.
Finalspiele, Platz 7: Espanol Walldorf - Mainhaie Rüsselsheim 3:2, Platz 5: Ol. Nauheim - Kickers Mörfelden 9:8 (4:4) nach Neunmeterschießen, Platz 3: TSG Worfelden - SKV Mörfelden II 5:4 (1:1) nach Neunmeterschießen, Platz 1: Sportfreunde Bischofsheim - TV Haßloch 2:1.
Aufgespießt
"Meine Sexualität. Eine vorsichtige und behutsame Annäherung an ein zentrales und heikles Thema. Zwischen Realität, Wünschen, Hoffnungen. Sowohl für Einzelne als auch für Paare geeignet. Die Anzahl männlicher und weiblicher Teilnehmenden sollte möglichst ausgeglichen sein. Warme Socken und bequeme Kleidung mitbringen." Aus dem neuen Programm der Volkshochschule Darmstadt
Mit elf Jahren ist der Tennisclub Blau- Weiß Dudenhofen ein eher junger Verein, doch die Dudenhofener wissen schon recht genau, was sie wollen. Nachdem die Tennisspieler(innen) zunächst bis 1988 mit zwei Plätzen und ohne Vereinsheim auskommen mußten, legten die Mitglieder schließlich selbst Hand an, um sich einen Raum zu schaffen, der ihnen die Möglichkeit zum gemütlichen Beisammensein bietet. In Eigenarbeit wurde das Clubhaus gebaut, darüber hinaus wurde das Vereinsgelände um zwei weitere Plätze erweitert und in liebevoller Arbeit in ein echtes "Schmuckstück" verwandelt. Mittlerweile beschäftigt der TC zwei Trainer, die den 191 Mitgliedern, insbesondere auch den 84 Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen.
"Bei uns herrscht eine offene, freie und behagliche Atmosphäre, in der man sich wohl fühlt", freut sich Pressewart Moncef Jemour. Wer sich der "Tennis-Familie" anschließen möchte, der sollte sich allerdings beeilen. Zwar bieten die Örtlichkeiten durchaus noch Kapazitäten und Moncef Jemour betont auch: "Wir haben noch Platz für neue Mitglieder", doch andererseits wollen die Dudenhofener ihren Klub nicht zum unpersönliche Großverein werden lassen. Irgendwo knapp hinter der 200-Mitglieder-Grenze soll Schluß sein, um den familiären Rahmen des Klubs zu erhalten. Daß die Dudenhofener Tenniscracks großen Wert auf Zusammenhalt legen, drückt sich auch in zahlreichen Aktivitäten außerhalb des Courts aus. Gemeinsame Wanderungen, die traditionelle Weihnachtsfeier im Clubhaus und als sommerlicher Höhepunkt die Vereinsmeisterschaften sind nur einige der Anlässe, welche die Mitglieder nutzen, um sich auch über andere Dinge als Returns und Volleys zu unterhalten.
Doch der Verein legt auch großen Wert auf die Tatsache, daß daneben die sportlichen Ambitionen hoch sind. Insgesamt gehen neun Mannschaften für den TC in das Rennen um Meden-Punkte. Als sportliche Aushängeschilder gelten die 1. Männermannschaft und die Jungseniorinnen, die beide in der Bezirksliga angesiedelt sind. Alle übrigen TC-Teams gehen (noch) in der Kreisliga an den Start. In der Bezirksliga soll noch nicht Endstation für die Männermannschaft sein. Garant für eine erfolgreiche Zukunft ist die gute Jugendarbeit im Verein, die intensiv gefördert wird. Die 84 Nachwuchs-Cracks in Reihen des TC Blau-Weiß werden stets in das Vereinsleben mit einbezogen. Jugendwart Joachim Karnbach, Sportwart Wolfgang Kühnel und auch der erste Vorsitzende Hartmut Lautz haben stets ein offenes Ohr für die Belange der Jugendlichen. Blau-Weiß Dudenhofen ist nicht nur irgendeine Vereinsfamilie, sondern eine Gemeinschaft, die funktioniert. Dies findet im harmonischen Miteinander von Tennisspielern und Tennisspielerinnen aller Altersklassen Ausdruck. ina
Riesen-Sensation in der Zweiten Volleyball-Bundesliga der Frauen. Acht Spiele lang war die TG Rüsselsheim nur Punkte-Lieferant für die Konkurrenz, gewann gerade einmal im Durchschnitt einen Satz pro Spiel, von einem Matchgewinn ganz zu schweigen. Da fährt das Schlußlicht als krasser Außenseiter zum Tabellen-Zweiten VC Wiesbaden in die Landeshauptstadt und blamiert diesen mit einem 3:1 (15:11, 15:5, 11:15, 15:11) bis auf die Knochen.
Klar, daß die Sporthallle am Zweiten Ring unter einer Rüsselsheimer Jubelorgie erzitterte, als Wiesbadens Tschechin Eva Zackova nach 90 Spielminuten den entscheidenden Matchball vergeigt hatte. "Endlich wurde unser Kampfgeist einmal belohnt", atmete TGR-Coach Thomas Brunner tief durch und ließ darauf die Telefondrähte in Richtung Heimat glühen. Das unverhoffte Erfolgserlebnis mußte schließlich so schnell wie möglich in heimische Gefilde transferiert werden und verbreitete sich wohl auch wie ein Lauffeuer in der Opelstadt.
Katzenjammer und Grabesstille dagegen bei den hochfavorisierten Gelbblauen auf der anderen Hallenseite. "Eine Niederlage wäre eine Katastrophe für uns", hatte im Vorfeld Manager Jürgen Baier verkündet. Ob Baier, der am Spieltag beruflich in London weilte, den "Super-Gau" schon vorausgeahnt hatte?
Mit hängenden Köpfen trollten sich die VCW-Spielerinnen nach der Pleite aus der Halle. Trainerin Sylvia Hübener schimpfte derweil wie ein Rohrspatz. "Während alle Rüsselsheimerinnen engagiert zu Werke gingen, sind meine Spielerinnen lethargisch in sich zusammengefallen. Bei uns ist einfach niemand da, der in einer solchen Situation Verantwortung übernimmt." Harte Worte, die jedoch des Pudels Kern voll trafen.
Lediglich die leicht angeschlagene Martina Becker und mit Abstrichen Spielführerin Claudia Schickedantz bemühten sich wenigstens, das leckgeschlagene Schiff aus dem Rüsselsheimer Sturm zu ziehen. "Die meisten hatten offensichtlich gravierende Einstellungprobleme, obwohl ich eindringlich davor gewarnt hatte, den Gegner nicht auf die leichte Schulter zu nehmen", kritisierte Sylvia Hübener. Ein Umstand, den auch Thomas Brunner in seine Spielanalyse mitaufnahm. "Die haben uns offensichtlich unterschätzt."
Während Sylvia Hübener in den Auszeiten wild gestikulierend auf die Erfolgsspur führen wollte, blieb Brunner auf der Gäste-Bank zumindest äußerlich ruhig. "Nur im verlorenen dritten Satz hatte ich kurzzeitig Bedenken, daß wir unsere hohe Führung nicht über die Zeit bringen können." Ein Dilemma, dem seine verletzungsbedingt dezimierte Truppe schon des öfteren ausgesetzt war. Neben Mittelblockerin Steffi Herold, die an einer Knieverletzung laboriert, mußte auch noch Tanja Busch ersetzt werden.
Die Gastgeberinnen sind nach dieser "peinlichen Schlappe" (Sylvia Hübener) nun auf Rang vier zurückgefallen und gastieren am Samstag (19.30 Uhr) bei einem weiteren Kellerkind der Liga. "Das Spiel gegen den TV Metternich wird auch kein Honigschlecken", erwartet Sylvia Hübener in Koblenz ebenfalls einen heißen Tanz. Wie schnell aus einem Underdog ein Riesen-Schnauzer werden kann, hat sie am eigenen Leib verspürt. ms
RÖDERMARK. Das Jugendzentrum in der Trinkbrunnenstraße in Ober-Roden wird am Montag, 1. Februar, nach mehrmonatiger Pause wieder eröffnet, nachdem es dort zwar sehr viel Zulauf, aber auch unübersehbare Konflikte gegeben hatte. Anstelle der bisherigen drei Honorarkräfte tritt dann der 40 Jahre alte Sozialpädagoge Andreas Jacobsen, seit Anfang November in den Diensten der Stadt und zuständig für die Jugendarbeit. Ihm zur Seite steht mit dem 26jährigen Erik Schmekel ein Sozialarbeiter, der die Hälfte seines Arbeitstages dem JuZ widmen und ansonsten im Sozialamt erreichbar sein wird.
Beide haben mit einer Initiativgruppe um Sandra Jäger ein neues Konzept erarbeitet. Ein gutes Dutzend 14 bis 18 Jahre alter Jugendlicher hat die Räume renoviert, die Stadt bewilligte zum Teil neues Mobiliar.
Um das Image des Hauses aufzupolieren, nennen es seine jungen Benutzer künftig "Jugendcafé", die Kellerräume heißen fortan "Katakombe".
Vorerst ist an eine Öffnung montags von 14 bis 18 Uhr, mittwochs zwischen 14 und 19 Uhr und freitags von 15 bis 20 Uhr gedacht. In der jeweils ersten Stunde wird es weder Musik noch Getränke geben, um denen Ruhe zu garantieren, die sich gemeinsam an ihre Hausaufgaben machen wollen. Auch ein allein den Mädchen vorbehaltener Tag ist vorgesehen. Jacobsen und Schmekel werden auf der Basis "geringfügiger Beschäftigung" auch Studenten der Sozialpädagogik zur Seite stehen, so daß die Besucher nicht sich selbst überlassen bleiben müssen.
An Aktivitäten ist in Zusammenarbeit mit dem Kreis-Jugendbildungswerk unter dem Motto "Bilder, Träume, Wirklichkeit" an den Wochenenden 6./7. Februar sowie 27./28. Februar ein Workshop vorgesehen. Dabei gehen die Jugendlichen der Frage nach, was Rödermark ihnen zu bieten hat und was sie an Offerten vermissen.
Vom 13. bis 18. April steht eine Fahrt nach Prag auf dem Programm. Für beide Veranstaltungen sind noch wenige Plätze frei - für Information und Anmeldung genügt ein Anruf im Rathaus unter einer der Telefonnummern 91 12 40 oder 91 12 16. ttt
HANAU. Den örtlichen Mietspiegel auf der Grundlage der Vorjahresdaten jeweils fortzuschreiben, das will der Hanauer Haus- und Grundeigentümerverein (HGV) nicht mehr dulden. Künftig wolle der HGV einen Mietspiegel, der auf statistischen Mietpreiserhebungen beruhe, sagte Vereinsvorsitzender Hanspeter Geibel, als er jetzt gemeinsam mit dem Hanauer Mieterverein den bis 31. März 1994 geltenden neuen Mietspiegel vorstellte. Erste Datenerhebungen des HGV lassen einen Trend erkennen, wie hoch sich Hanspeter Geibel die nächste Mieterhöhung "in Teilbereichen" vorstellt: zehn bis 15 Prozent.
Zum Vergleich: Nach dem jetzt ausgehandelten Mietspiegel soll der Zins in den verschiedenen Alters- und Quadratmeter-Klassen um durchschnittlich 3,9 Prozent steigen. Ursprünglich hatte der Mieterverein eine Nullrunde gefordert (die FR berichtete).
Mietervereinssprecher Hans-Egon Heinz kündigte an, auch seine Organisation werde eine Mietpreisumfrage unter den 3500 Mitgliedern starten. Hinzunehmen will er den Bestand an Wohnungen der Baugesellschaften in Hanau. Daß der Mieterverein so der befürchteten Erhöhung die Spitze nehmen will, klang aus seinem Satz heraus: "15 Prozent mehr wären ein Schlag." Wegen der zu erwartenden Lohn- und Rentenerhöhungen hatte die Mieterlobby zunächst eine Nullrunde gefordert. Heinz verwies auch auf die im Jahre 1994 anstehende Bundestagswahl, zu der Mietforderungen doppelt so hoch wie Lohnerhöhungen und noch mehr nicht paßten, wenn der Einzug rechter Parteien in den Bundestag verhindert werden solle. Die Wohnungsmieten dürften die Inflationsrate nicht weiter in die Höhe treiben, meint der stellvertretende Vorsitzende des Hanauer Mietervereins. Geibel und HGV-Rechtsanwalt Stephan Weber unterstrichen unterdessen den Wert des Mietspiegels, der Auseinandersetzungen vor Gericht vermeiden helfe. Sachverständigen-Gutachten und Vergleichsmieten, die anderen laut Gesetz zulässigen Maßstäbe für Mieterhöhungen, ließen sich leicht argumentativ auseinandernehmen. Der Nachteil des Mietspiegels sei dagegen, daß er zu sehr generalisiere und beispielsweise nicht nach Wohnlagen unterscheide, meint die Hausbesitzer-Lobby. Daher nahmen beide Verhandlungsseiten diesmal eine genauere Definition dafür auf, wann eine Modernisierung als Neubauqualität anzusehen ist. him
Firmen-Telegramm
Kapitalschnitt bei Adia Die Schweizer Zeitarbeitsfirma Adia, die bei ihrem Aktionär Asko in Saarbrükken schon für einige Wertberichtigungen gesorgt hat, will ihre 1991 eingeleitete Neuausrichtung mit einem Kapitalschnitt und einer anschließenden Aufstockung des Kapitals beenden. Asko und der Unternehmer Klaus Jacobs teilen mit, daß Adia 1992 einen Verlust von voraussichtlich 203 Millionen Schweizer Franken machte. VW bremst bei Transportern Volkswagen hat seine Produktionspläne für das Transporterwerk Hannover, wo Kurzarbeit angesagt ist, zurückgeschraubt. In diesem Jahr sollen dort nun nur noch rund 145 000 Leichttransporter des Typs T 4 gebaut werden statt der zuletzt 175 000 Einheiten. Hartmann & Braun erhält Zuschlag Die Frankfurter Mannesmann-Tochter Hartmann & Braun hat von der Treuhand die Leipziger Firma Geräte- und Reglerwerk (GRW) übernommen. Schon zu DDR-Zeiten pflegten die beiden Firmen eine auf gegenseitigen Lieferungen beruhende Zusammenarbeit. Diese mündete nach der Wende in eine enge Kooperation. Hartmann & Braun übernimmt 800 Beschäftigte und garantiert 550 Arbeitsplätze bis Ende 1994. Ferner verpflichteten sich die Frankfurter zu Investitionen in Höhe von 15 Millionen Mark.
Im Blickpunkt: Keine Kriegsschiffe für Taiwan Peking ist zufrieden
Mit unverhohlener Freude - wenn auch vorerst nur inoffiziell - ist am Donnerstag in Peking die deutsche Entscheidung aufgenommen worden, vorerst keine U-Boote und Fregatten nach Taiwan zu liefern. Die Voranfrage eines deutschen Werftenkonsortiums zur Lieferung von zwei U-Booten an Taiwan war am Donnerstagmorgen vom Bundessicherheitsrat in Bonn abschlägig beschieden worden, eine Entscheidung, die nach Angaben aus Regierungskreisen wohl das gesamte, zehn U-Boote und zehn Fregatten umschließende Rüstungsgeschäft zu Fall gebracht haben dürfte. Zu einer offiziellen Stellungnahme war am ersten Tag nach den Feiern zum chinesischen Neujahr in Peking zwar noch niemand bereit. Die jüngste deutsche Diskussion über das Für und Wider eines großen Rüstungsgeschäftes mit Taiwan war aber in der Volksrepublik China aufmerksam verfolgt worden. Die Führung in Peking, die offiziell noch immer die Souveränität über die "Provinz Taiwan" beansprucht und die nationalchinesische Regierung in Taipeh nicht anerkennt, hatte wiederholt vor dem Rüstungsgeschäft im Umfang von etwa 12 Milliarden Mark gewarnt. Ausländische Waffenlieferungen an Taiwan sind nach Pekinger Lesart eine "Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas". Das Geschäft hätte sehr wahrscheinlich zu einer ernsten Verschlechterung in den bilateralen Beziehungen geführt. Angeblich soll Peking sogar mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht haben.
An welchen empfindlichen Nerv Waffenlieferungen größeren Umfangs an Taipeh im Kreis der Pekinger Führung rühren, mußten zuletzt die Franzosen erfahren. Die Reaktion der Volksrepublik auf einen französisch- taiwanesischen Waffenhandel fiel deutlicher aus als auf die Wahlkampfentscheidung des US-Präsidenten George Bush, 150 Kampfflugzeuge an Taiwan zu liefern. Im Fall USA hat sich Peking - wohl wegen der überragenden Bedeutung der bilateralen Handelsbeziehungen - bisher mit kämpferischer Rhetorik begnügt. Frankreich erging es schlechter. Die Regierung in Paris hatte im November vergangenen Jahres grünes Licht für die Lieferung von 60 modernen Kampfflugzeugen des Typs "Mirage" an Taiwan gegeben. Peking reagierte wütend und erzwang die Schließung des französischen Konsulats in Guangzhou (Kanton). Dies war nicht nur die härteste diplomatische Handlung Chinas gegenüber einem westlichen Land seit einem Jahrzehnt, sondern erschwert vor allem französischen Geschäftleuten die Arbeit im wirtschaftlich prosperierenden Südchina. Kurz vor dem Jahreswechsel verkündete dann der Bürgermeister von Guangzhou, daß französische Firmen sich auf Anweisung Pekings nicht mehr an den Ausschreibungen für ein Milliarden-Projekt zum Bau einer U-Bahn beteiligen dürften. Auch die deutsche Siemens AG hofft dort auf lukrative Aufträge.
Die Entscheidung Bonns dürfte nach diesen deutlichen Warnsignalen aus Peking vor allem aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen zustande gekommen sein. Die deutschen Exporte in die VR China wuchsen nach jüngsten, vorläufigen Zahlen des Bundesministeriums für Wirtschaft in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres um 46,5 Prozent auf 4,6 Milliarden Mark. Auch ist die deutsche Wirtschaft mit einer Summe von 442 Millionen US-Dollar der größte europäische Investor auf dem schnell wachsenden volkschinesischen Markt. Die schnelle Mark aus dem devisenreichen Taiwan drohte also die langfristigen Interessen der deutschen Wirtschaft in einem der dynamischsten Wachstumsmärkte Asiens zu gefährden. Der regionale Rüstungswettlauf in der Region, den sowohl Peking als auch Taipeh seit dem Zusammenbruch der pazifischen Großmacht Sowjetunion durch massive Ankäufe von Kriegsgerät anheizen, ist also zumindest vorläufig nicht auch noch von der Bundesrepublik geschürt worden.
HENRIK BORK (Peking)
OFFENBACH. Schon am 1. März 1993 sollen 120 pflegebedürftige Senioren aus den drei Pavillons am städtischen Altenpflegeheim, Hessenring, umziehen in 42 behindertengerechte Wohnungen der neuen Seniorenwohnanlage in der Emmastraße. Es wird dann in Offenbach keine Drei- und Vierbettzimmer mehr geben. Die Pflegebedürftigen werden in Ein- und Zweibettzimmern untergebracht.
"Wir wollen eine menschenwürdige Pflege und den Mißstand, den alle seit Jahren beklagen, endlich beseitigen", sagt Sozialdezernent Stefan Grüttner und bezeichnet den entsprechenden Magistratsbeschluß als eine sozialpolitisch bedeutsame Entscheidung, die auch das Stadtparlament mittragen werde.
Der Umzug hat für Grüttner bundesweiten Modellcharakter, weil das Kuratorium Deutsche Altenhilfe nach neuen gerontologischen Erkenntnissen diese neue Betreuungsform "Wohnen in der Pflege" besonders empfiehlt. Krankenhaus-Atmosphäre sollte es in einem Pflegeheim nicht geben. Die Pflegebedürftigen können Möbel aus ihrer alten Wohnung mitbringen.
Weil das um die Jahrhundertwende entstandene städtische Altenheim zu klein war, schuf die Stadt 1966, damals schon in Geldnot, mehr Platz mit drei Pavillons. Sie galten als Provisorium vor einem Neubau und sollten höchstens 20 Jahre lang halten. Jetzt sind sie morsch. Eine Sanierung lohnt sich nicht mehr. Außerdem gibt es auf den fünf Pflegestationen und in der Tagespflegestation viel zu wenig Duschen und Toiletten. In den Pavillons sind bislang 138 Pflegebedürftige untergebracht. Weil in der Emmastraße nur 120 Platz haben, übernimmt das katholische Pflegeheim Sankt Ludwig 18 Personen.
Die neue Seniorenanlage mit insgesamt 82 Wohnungen in der Emmastraße wurde von der stadteigenen Gemeinnützigen Baugesellschaft (GBO) direkt neben einer ähnlichen Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes gebaut. Wie Grüttner berichtet, werden die rund 50 städtischen Pflegekräfte künftig eng mit den DRK-Betreuern und deren Gemeinschaftseinrichtungen kooperieren.
Die Stadt mietet von ihrer Tochter GBO die zweite und dritte Etage der senioren- und behindertengerecht gebauten Anlage für eine Jahrespauschale inklusive allgemeiner Betriebskosten und Umlagen in Höhe von 380 956,20 Mark. In die anderen Etagen ziehen nicht pflegebedürftigte Senioren ein. Kontakte der nicht bettlägerigen Menschen sind in einem Gemeinschafts- und Therapieraum möglich.
Der Mietvertrag wird zunächst nur auf drei Jahre geschlossen. Grüttner läßt nämlich zur Zeit Pläne für einen Altenheim-Neubau auf dem über 8250 Quadratmeter großen Areal erarbeiten. Er geht von einem Investitionsvolumen von 30 bis 50 Millionen Mark aus. Bislang hat die Stadt in die Modernisierung der Altenheim-Küche und eines Mehrzweck- und Kantinensaales runde sechs Millionen Mark investiert. Jährlich werden zudem so zwischen 200 000 und 300 000 Mark für allgemeine Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten in dem alten Haus ausgegeben.
Grüttner rechnete aus, daß der Umzug kaum mehr als die Sanierung der maroden Pavillons, in denen es dann trotzdem weiterhin Drei- und Vierbettzimmer hätte geben müssen, kostet.
Die Pavillons werden erst abgerissen, wenn Magistrat und Stadtverordnetenversammlung eine Entscheidung über die Nutzung des Areals und über einen Neubau gefällt haben. Grüttner sagt: "Eine vorübergehende Nutzung der Pavillons, die nicht den Betrieb des Altenpflegeheimes stört, kann ich mir gut vorstellen." Welche Vorstellungen er allerdings hat, ließ er noch offen. lz
HANNES KRILL von der Süddeutschen Zeitung erhält in diesem Jahr für seine Artikelserie über Mißstände beim ärztlichen Dienst der Arbeitsämter den mit 15 000 Mark dotierten "Wächterpreis der Tagespresse". Krill hatte berichtet, daß Ärzte Gutachten verfaßt haben, ohne die Betroffenen je gesehen zu haben. Krill habe den Anstoß zur Beseitigung der Mißstände gegeben, teilte die Jury der Fiduziarischen Stiftung "Freiheit der Presse" in Frankfurt mit. Der mit 10 000 Mark dotierte zweite Preis geht an BETTINA MARKMEYER und HENRIKE THOMSEN von der tageszeitung für ihren Artikel "Wegsehen, bis einer stirbt" über einen Racheakt deutscher Jugendlicher an einem Asylbewerber. Den dritten Preis (5000 Mark) erhalten KARL- FRIEDRICH KASSEL und JÖRN REHBEIN von der Elbe-Jeetzel-Zeitung. Die Autoren haben beschrieben, wie das Wohlwollen von Kommunen zum Atomlager Gorleben mit hohen Zuwendungen erkauft wurde. (dpa)
GELNHAUSEN. Die Jugendabteilung der evangelischen Kirchengemeinde Gelnhausen hat wieder ein buntes Programm von Kinder- und Jugendfreizeiten ausgearbeitet. Neben Angeboten für die Ferien sind auch einige Wochenendausflüge geplant. Interessierte können sich im Gemeindebüroin der Braugasse 8, Telefon 1 48 54, informieren und anmelden.
Gelnhäuser Jugendliche ab 16 Jahren können beispielsweise dabei sein, wenn sich vom 12. bis 18. April mehrere 1000 junge Menschen aus aller Welt in dem Dörfchen Taizé in Burgund/Frankreich zum Austausch übetr Religionsgrenzen hinweg treffen. Für dieselbe Altersgruppe wird für Juni eine Fahrt zum Kirchentag in München geboten.
Für sieben- bis zwölfjährige Kinder ist ein Jungschar-Wochenende vom 25. bis 27. Juni im Jugendheim Bieber geplant. Eine Freizeit am Plattensee in Ungarn verbringen 14- bis 16jährige aus dem Kirchenkreis Gelnhausen vom 18. bis 31. August. Kinder von acht bis zwölf Jahren sind aufgerufen, sich zur Kinderwoche im Feriendorf in Herbstein/Rhön anzumelden. Fünf Tage dauert der Spaß mit Wandern, Basteln, Spielen und Lagerfeuer im Oktober.
Alle Freizeiten haben nur eine begrenzte Zahl an Teilnehmerplätzen. Wer sich einen Platz sichern möchte, sollte nach Empfehlung der Jugendleiterin Carla Jörgensen nicht zu lange mit der Anmeldung warten. lex
Die Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) der CDU und CSU Deutschlands hat Länder und Kommunen aufgefordert, alle verfügbaren Finanzmittel für den Wohnungsbau einzusetzen. Die Städte müßten vor allem für Sozialwohnungen mehr Bauland erschließen, sagte der Bundesvorsitzende der KPV, Horst Waffenschmidt, am Rande einer Vorstandstagung in Frankfurt.
Waffenschmidt verwies auf die Möglichkeiten des Investitionserleichterungs- und des Wohnbaulandgesetzes, über die gegenwärtig in Bonn beraten wird. Dabei sei der "Abbau bürokratischer Hemmnisse" das Ziel, ergänzte der wohnungsbaupolitische Sprecher der KPV, Peter Götz. Das Genehmigungsverfahren soll vereinfacht und den Gemeinden mehr Handlungsspielraum gegeben werden. Beispielsweise könne der kommunale Beitrag an den Erschließungskosten in Höhe von zehn Prozent entfallen. Die CDU- Spitzenkandidatin Petra Roth sprach sich erneut für einkommensabhängige Mieten bei Sozialwohnungen aus.
Die KPV forderte ferner, den Asylkompromiß zügig umzusetzen. Schon jetzt müßten Länder und Kommunen beraten, wie die anstehende Gesetzesänderung in der Praxis realisiert werden könne. vo
Aufgespießt
"Ein Besserverdienender ist für mich nur jemand, der besser verdient als ich." FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff, zitiert in der Berliner Morgenpost
Im Blickpunkt: Ausgewiesene Palästinenser Kein vollständiger Sieg
"Eines ist klar", hatte Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin noch am Mittwoch in der populären TV-Sendung "Moked" erklärt, "die Regierung wird sich an die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes halten." Sollten die Richter die Deportation der 400 Palästinenser nach Südlibanon für gesetzeswidrig halten, dann müßte Israel die Deportierten zurückbringen, womit die Krise und die Gefahr von UN-Sanktionen beendet wären. Am Donnerstag früh jedoch entschieden sich die sieben Richter, die über die Rechtmäßigkeit der Deportationen zu befinden hatten, für eine Fortsetzung der Krise. Massendeportationen seien zwar illegal, befanden die Richter einstimmig, nicht aber die massenhaften "individuellen Deportationen". Einzig das in der Deportationsorder des Verteidigungsministeriums vom 16. Dezember festgelegte Einspruchsverfahren sei "illegal", da es "den Ausgewiesenen das Recht auf einen ordentlichen Prozess verwehrte."
Das Urteil löste zunächst einmal Ratlosigkeit aus. "Wir müssen das erst einmal lesen", gestanden sogar die Anwälte der Deportierten verwirrt. "Das ist ziemlich unklar." Es sei "kein vollständiger Sieg" Jerusalems, fanden sie schließlich heraus, es sei "eine Niederlage der Regierung, ohne sie zu demütigen." Der Militärbefehl, in dem die Deportationen angeordnet worden waren, hatte die Möglichkeit zugelassen, daß die Anwälte oder Familienmitglieder der Betroffenen vor Militärgerichten Einspruch gegen die Ausweisung einlegen konnten. Israel aber, so entschied nun das Gericht, müsse "sicherstellen, daß das Recht auf ein ordentliches Einspruchsverfahren gewährleistet ist". Die Deportierten müßten die Möglichkeit haben, "persönlich" juristische Schritte zu unternehmen. "Die Regierung wahrte zwar ihr Gesicht", meinte Avigdor Feldman, Anwalt der israelischen Menschenrechtsvereinigung, "es bleibt ihr aber nur eine Lösung: zuzugeben, daß ihre Entscheidung nicht mehr legal ist. Der Justizminister muß zurücktreten." Ministerpräsident Yitzhak Rabin jedoch zeigte sich bei "Prüfung der Details des Urteils", so berichtete einer seiner Berater, kommentarlos "zufrieden". Andere Regierungsvertreter meinten: "Die Tür ist offen" für die Deportierten. Völlige Ablehnung des Urteils hallte aus dem Lager der Deportierten. Sie hatten sich schon am frühen Morgen vor ihren Zelten im eisigen Bergland Südlibanons versammelt, um am Radio die Gerichtsentscheidung zu verfolgen. "Die israelischen Richter sind Terroristen", kommentierte anschließend ihr Sprecher Abdelasis Rantisi. "Diese Entscheidung ist ein Fluch, der ganz bestimmt zur Zerstörung des Staates Israel führen wird. Wir lehnen individuelle Einsprüche ab und fordern jeden, der Einspruch eingelegt hat, auf, ihn zurückzuziehen und die wahren Absichten des jüdischen Staates bloßzustellen." Hanan Aschrawi, Sprecherin der palästinensischen Delegation bei den Friedensverhandlungen, hatte "nie viel von diesem Gericht erwartet" und war "darum auch nicht enttäuscht". Jedenfalls, so sagte sie, "hat dieses Urteil keines der Hindernisse aus dem Weg geräumt, die den Friedensprozess blockieren".
Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates. PLO-Sprecher Yassir Abed Rabbo sagte, die PLO erkenne das Urteil des israelischen Gerichtshofes nicht an. "Das einzige Gericht, das wir anerkennen, ist der UN-Sicherheitsrat, der nach Maßgabe der UN-Charta und der Menschenrechte urteilt", betonte Rabbo.
Der ägyptische Außenminister Amre Mussa, der sich am heutigen Freitag mit seinem israelischen Kollegen Schimon Peres bei einer Tagung in Davos treffen wird, kritisierte den Richterspruch ebenfalls. Er sei nicht hilfreich für den Friedensprozeß im Nahen Osten, sagte Mussa. Die Regierung in Jerusalem sei nun aufgefordert, die Abgeschobenen trotz dieses Urteils zurückkehren zu lassen, um die Friedensgespräche nicht weiter zu gefährden.
Der französische Minister für humanitäre Fragen, Bernard Kouchner, nannte die Massenausweisung einen "groben politischen Fehler". Er sehe nicht, wie sich die Israelis aus der Affäre ziehen wollten, sagte er im Rundfunk. (wz/dpa)
Im Blickpunkt: Armeniens Atommeiler Zwei Wochen zum Handeln
"Wir waren natürlich äußerst alarmiert, als am Mittwochabend die Katastrophen-Warnung von dem armenischen Atomkraftwerk kam", sagt Franz August Emde, Sprecher des Bonner Umweltministeriums. Am Donnerstag versuchten dann westliche Experten - notgedrungen per Ferndiagnose - die Gefahrenlage in dem seit 1989 abgeschalteten Reaktor abzuschätzen. Fazit: Eine Katastrophe wie etwa in Tschernobyl ist ausgeschlossen, eine radioaktive Verseuchung der näheren Umgebung des Atommeilers dagegen nicht. Eine akute Gefahr konnte jedoch keiner der Experten erkennen. Bei dem Kraftwerk Medzamor, nördlich von der Hauptstadt Eriwan gelegen, handelt es sich um zwei Druckwasser-Reaktoren der ex-sowjetischen Serie WWER 440, wie sie bis zur Stillegung durch den Bonner Umweltminister auch in Greifswald am Netz waren. Block 1 wurde 1976 in Betrieb genommen, Block 2 folgte 1980. 1987 erhob sich eine Bürgerbewegung gegen das Kraftwerk, die vor dem erdbebengefährdeten Standort des Kraftwerks auf oder direkt neben einer Verwerfungsspalte warnte. Nach dem verheerenden Beben am 7. Dezember 1988, das 45 000 Todesopfer forderte, konnte die Abschaltung trotz der dadurch entstehenden Stromknappheit durchgesetzt werden. Sie erfolgte im Februar beziehungsweise März des nachfolgenden Jahres und wurde von der Moskauer Zentralregierung bestätigt. Die nicht mehr benutzten, allerdings noch Wärme erzeugenden Brennstäbe des Reaktors lagern heute in sogenannten Abklingbecken. Eines davon liegt nach Angaben Emdes direkt im Reaktorgebäude, das andere außerhalb. Die Kühlung der Lagerbecken ist nun offenbar wegen fehlenden Kraftstoffs für die Hilfsgeneratoren nicht mehr sichergestellt. Der Reaktor-Experte des Darmstädter Öko-Instituts, Gerhard Schmidt, schätzte ab, daß die Wärmeabgabe der Brennstäbe frühestens in 14 Tagen dazu führen könnte, daß das Kühlwasser siedet und dann verdampft. Bis dahin, so die Hoffnung der West- Experten, sollte es möglich sein, die Kühlung wiederherzustellen, die im Extremfall auch manuell zu ermöglichen wäre.
Ein (also eher unwahrscheinliches) Aufplatzen der überhitzten Brennelement-Rohre könnte zu einer Verseuchung der Umgebung des Kraftwerks im Radius von einigen Kilometern führen. Schon im ungekühlten, aber noch nicht kritischen Zustand ist die Reaktormannschaft möglicherweise erhöhter Strahlung ausgesetzt. Mit der Kühlung der Abklingbecken fällt nämlich auch die Reinigung des Bekken-Wassers aus, die notwendig ist, weil leichter flüchtige radioaktive Isotope (Krypton, Tritium) aus beschädigten Brennelementen ins Wasser übertreten. JOACHIM WILLE
REICHELSHEIM. Rund 10 000 Mark hat ein maskierter Räuber gestern bei einem Überfall auf die Landbank Horlofftal im Reichelsheimer Stadtteil Weckesheim erbeutet. Wie die Kripo Friedberg berichtet, betrat ein etwa 25 Jahre alter und etwa 1,75 Meter großer schlanker Mann gegen 8.45 Uhr den Kassenraum. Er bedrohte eine 77jährige Kundin mit seinem Revolver und forderte von der 53jährigen Angestellten Geld. Die Beute verstaute er in seinen Taschen und flüchtete in Richtung Ortsmitte.
Die Fahndung nach dem Mann, bei der auch ein Hubschrauber eingesetzt wurde, verlief bislang ergebnislos. Der Räuber soll hessischen Dialekt gesprochen haben. Bei dem Überfall trug er eine schwarze Pudelmütze mit Sehschlitzen, eine olivgrüne Blousonjacke, verwaschene Jeans und Turnschuhe. Hinweise nimmt die Kripo Friedberg, Tel. 0 60 31 / 60 10 entgegen. cor
MAINTAL. "Aufnahme und Betreuung von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Maintal" ist das Thema, mit dem sich die SPD-Senioren in Dörnigheim bei ihrem nächsten Treffen beschäftigen werden. Die Seniorengruppe kommt am Dienstag, 2. Februar, 14.30 Uhr, im ersten Stock des "Frankfurter Hofes" an der Kennedystraße zusammen.
Ältere Menschen, die an dieser Thematik interessiert sind und dazu Informationen "aus erster Hand" haben wollen, sind zu diesem Treffen eingeladen. Ein Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin, die von städtischer Seite ausschließlich für die Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern zuständig sind, wird über die bisherigen Erfahrungen, aber auch den korrekten behördlichen Weg im Umgang mit Flüchtlingen berichten.
Sie geben auch Auskunft darüber, wieviele Asylbewerber und Flüchtlinge bislang in Maintal untergebracht wurden und wieviele die Stadt in diesem Jahr noch aufnehmen muß.
Die SPD-Seniorengruppe besteht seit Mai 1984, nicht als "Kaffekränzchen", sondern als politisch interessierter Zusammenschluß von SPD-Mitgliedern oder der SPD zugeneigten älteren Menschen. Sie bietet politisch Interessierten bei ihren regelmäßigen Treffen am ersten Dienstag eines Monats Gelegenheit, sich mit der aktuellen politischen Situation auseinanderzusetzen.
Aber auch Besichtigungen und Vorträge wie Diskussionen über alle Fragen, die ältere Menschen interessieren, stehen auf dem Programm. "Neue Gesichter" sind zu den Treffen immer willkommen, das SPD-Parteibuch ist dabei nicht Voraussetzung. are
Es war einmal ein Club, der galt als das Nonplusultra des Fußballs. Jahrelang durfte er sich Rekordmeister nennen in Fußball-Deutschland - nun, da es mit dem sportlichen Erfolg nicht mehr so weit her ist, hat der 1. FC Nürnberg den Schalkern den Titel Skandalnudel der Bundesliga abgenommen. Was sich derzeit - dank staatsanwaltlicher Ermittlungen und wegen des Konkurrenzkampfs der beiden auflagenstärksten deutschen Sport-Zeitschriften - dem staunenden Leser offenbart, ist wieder ein Bubenstück deutscher Profisport-Geschichte.
Daß die Hauptfiguren Böbel, Schmelzer, Oberhof und Höher heißen, ist aber nur für den ganz speziellen Fall von Belang. Die Namen sind, so lehrt die Erfahrung, beliebig. Denn Machenschaften am Rande oder jenseits der Legalität sind im Profisport wenn schon nicht die Regel, so gewiß auch nicht die Ausnahme, wie spätestens seit dem sogenannten Fußball-Bundesliga-Skandal, der berühmt-berüchtigten Affäre um Bauherrenmodelle in ebendieser Sportart oder auch seit den Meldungen über kriminelle Methoden im bezahlten Eishockey sattsam bekannt ist. Von Boxen, Pferderennen und, und, und ganz zu schweigen. Es scheint, als seien Sport-Funktionäre, die sich allzu häufig von der Übernahme eines Amtes persönliche Vorteile finanzieller oder prestigemäßiger Art erhoffen, entweder anfällig für windige Geschäfte oder entwickelten durch den Erfolgsdruck kriminelle Energie. In dieser Beziehung unterscheidet sich Herr Weifenbach aus Iserlohn von Herrn Böbel aus Nürnberg in nichts.
Das Schöne an vielen Skandalmeldungen ist, daß sie auch eine erheiternde Seite haben. Wie haben wir - zumindest anfangs - gelacht, als der Dicke aus Deilinghofen vor fünf Jahren plötzlich beim libyschen Staatschef Gaddhafi ins Zelt platzte. Und wie erheitert uns jetzt wieder, was wir aus Franken vernehmen. Daß der damalige Trainer Heinz Höher bei dem Transfer zweier seiner besten Kicker, Stefan Reuter und Dieter Eckstein, kräftig mitverdiente, ist etwa so, als würde ein Feuerwehrmann fürs Brandstiften noch belohnt. Daß der geschäftstüchtige Übungsleiter die finanzielle Beteiligung im nachhinein als "Schmerzensgeld" deklariert, spricht für den Humor Herrn Höhers. Ein schwarzer sozusagen, um im Bild zu bleiben. Denn schließlich gab es in Nürnberg selbstverständlich auch noch eine schwarze Kasse.
Und die Moral von der Geschicht'? Es gibt keine. Nur die neuerliche Erkenntnis, daß man den Sport in seiner circensischen Form doch nicht allzu ernst nehmen sollte. Sonst verlöre man noch den Spaß am Spiel. REINHARD SOGL
RANSTADT. Bei einem Einbruch in den Rewe-Markt in Ranstadt-Dauernheim erbeuteten bislang noch unbekannte Diebe in der Nacht zum Donnerstag 1500 Mark Bargeld sowie Zigaretten im Wert von etwa 2700 Mark.
Die Kripo Friedberg bittet Zeugen, die Beobachtungen zu der Straftat gemacht haben, sich unter Tel. (0 60 31)/ 60 10 zu melden. cor
BÜDINGEN. Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU) und Erster Stadtrat Wilhelm Kröll (SPD) gehen als Spitzenkandidaten ihrer Partei in den Kommunalwahlkampf. Im Oktober stehen sich beide möglicherweise erneut bei der Bürgermeister-Direktwahl als Konkurrenten gegenüber. Im Gespräch mit FR-Redakteur Bernd Salzmann äußerten sich Bauner und Kröll zu den Entwicklungsperspektiven Büdingens.
Manchmal geht jahrelang alles gut. Niemand, den es interessieren müßte, kümmert sich um die Details, und selbst größte Unstimmigkeiten fallen nicht auf. Bis irgendwann die ganze Chose auffliegt. So geschehen einem besonders hartnäckigen Verkehrsrowdy, der jetzt von einem Frankfurter Schöffengericht die Rechnung für sein Fehlverhalten auf Frankfurts Straßen kassierte: 14 Unfälle, die er innerhalb von drei Jahren provozierte, um bei der Versicherung des jeweiligen Gegners abzusahnen, ahndete das Gericht mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Für die kommenden drei Monate muß er zudem auf seinen Führerschein verzichten. Sein Vergehen: fortgesetzter gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Betrug und Sachbeschädigung.
Da er durch sein Geständnis das Erscheinen von mehr als 60 Zeugen und diversen Gutachtern überflüssig machte, "dankte" es ihm das Gericht mit einer Bewährungsstrafe.
Immer wieder, beginnend am 31. Januar 1989, endend am 15. Januar 1992, ging der Angeklagte nach demselben Schema vor: Entweder lauerte er Autofahrern an besonders tückischen Ecken im Stadtgebiet auf, verursachte Unfälle und gab wahrheitswidrig an, sie seien Schuld am Zusammenprall; oder er nützte leichte Fehler der anderen aus, um in ihre Autos zu fahren und die Schuld für den - unter normalen Umständen vermeidbaren - Unfall auf sie zu schieben. Die Versicherungen gingen meist ohne genau zu prüfen darauf ein und regulierten den Schaden. 24 000 Mark flossen so aufs Konto des Angeklagten.
Ein Fall von vielen, der symptomatisch für die systematische Vorgehensweise des Angeklagten ist, ereignete sich am 22. Dezember 1990 in der Bleichstraße. Der 49jährige Angeklagte war in Richtung Alte Gasse unterwegs, als er einen Autofahrer bemerkte, der die Spur wechseln wollte. Zunächst signalisierte der Angeklagte höflich, ihm den Vortritt zu lassen; doch dann beschleunigte er seinen Wagen so extrem, daß er in das Auto des vor ihm Fahrenden fuhr. Anschließend gab er bei der Versicherung seines "Gegners" an, dieser habe den Unfall durch einen unvorhersehbaren Spurenwechsel verursacht, und reichte den Reparatur-Kostenvoranschlag eines Gutachters in Höhe von 2200 Mark ein. Die Versicherung bezahlte.
Als ein Verkehrsteilnehmer einmal in falscher Richtung eine Einbahnstraße benutzt hatte, ergriff der Angeklagte auch diese Gelegenheit sofort beim Schopfe, rammte das Auto und ging nach altbewehrter Manier bei der Versicherung vor. Die Schriftsätze formulierten seine Anwälte; diverse Gutachter ließen sich mit ihren Kostenvoranschlägen für seine Zwecke einspannen.
Drei Jugendliche, darunter sein Sohn, veranlaßte er, selber Unfälle zu begehen oder als Zeugen für seine Unfallversionen aufzutreten. Dafür müssen sie sich höchstwahrscheinlich bald vor dem Jugendschöffengericht verantworten.
Sicher ist hingegen, daß ein Anwalt wegen Beihilfe zum Betrug in dieser Angelegenheit angeklagt ist und der Prozeß Anfang März beginnen wird. Nach Informationen der FR soll der Jurist vorwiegend mit den Jugendlichen zusammengearbeitet haben, für die er bei den jeweiligen Versicherungen Schadenersatzansprüche geltend machte, einmal aber auch dem Vater bei seinem Schriftverkehr geholfen haben. Bei den Ermittlungen gegen Vater, Sohn und weitere Komplizen war der Staatsanwaltschaft aufgefallen, daß der Name jenes Anwalts fast jedes Schreiben an die Versicherungen zierte. In knapp 30 Fällen, so haben es die Ermittlungen ergeben, stand er den Jugendlichen mit seinen Fähigkeiten zur Seite. ee
NEU-ISENBURG. Nach den Übergriffen auf Flüchtlingswohnheime und auf ausländische Bürgerinnen und Bürger in Rostock und anderswo, nach den schrecklichen Ereignissen in Mölln im vergangenen Jahr hatten Isenburger spontan zu einer Demonstration gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit aufgerufen. Dieser Protestzug wurde trotz der kurzen Vorbereitungs- und Organisationszeit einer der größten in der Geschichte der Stadt; es nahmen mehr als 1500 Menschen teil.
Parallel zu dieser Demonstration gründete sich die Initiative "Fremde brauchen Freunde", die auf dem Wochenmarkt und auf dem Weihnachtsmarkt Unterschriften gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus sammelten. Diese Unterschriften wollte die Initiative, wie Sprecher Michael Kaul erklärte, Bürgermeister Robert Maier beim Neujahrsempfang der Stadt überreichen, damit auch Maier sich aktiv für den Schutz ausländischer Bürger in Neu-Isenburg engagiere. Dieser Termin platzte jedoch, weil der Neujahrsempfang in diesem Jahr ausfiel. Daher übergibt die Initiative jetzt am Sonntag, 31. Januar, 11.30 Uhr, in der TSG, Beethovenstraße 53, die Liste.
Zur Übergabe lädt die Gruppe alle Interessierten herzlich ein. Es soll ein kleiner Imbiß gereicht werden, und neben Ansprachen wird es auch Informationen über weitere Aktivitäten geben.
Denn, so sagt Michael Kaul, es müsse weiterhin aktiv etwas gegen fremdenfeindliches Verhalten getan werden. Daß es in Neu-Isenburg glücklicherweise noch nicht zu spektakulären Übergriffen gekommen sei, wäre noch lange kein Zeichen dafür, daß alles bestens laufe. Michael Kaul: "Auch in Neu-Isenburg gibt es Menschen, die mit der rechten Gewalt sympathisieren." dok
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL EUROPALIGA, Gruppe B: Bayer Leverkusen - Vrai Pau-Orthez 73:78 (42:48), Estudiantes Madrid - KK Zadar 106:72 (43:32). BOB WELTCUP, Zweier-Bob in Cortina d'Ampezzo, Endstand nach zwei Läufen: 1. Huber/Ticci (Italien I) 1:48,36 Minuten, 2. Gesuito/ Tartaglia (Italien II) 1:48,61, 3. Olsson/Lenny (Großbritannien I) 1:48,71, 4. Tout/Ward (Großbritannien II) 1:48,82, 5. Ekmanis/Intlers (Lettland I) 1:48,96,6. Dietrich (Winterberg)/Sehr (Königssee) 1:49,01. EISHOCKEY OBERLIGA-ENDRUNDE: ESC Wedemark - ETC Timmendorf 4:3, REV Bremerhaven - Schalker Haie 4:7. 1. ESC Frankfurt 10 95:35 20:0 2. ESC Wedemark 10 63:37 16:4 3. ESC Wolfsburg 11 58:49 16:6 4. ETC Timmendorf 10 61:55 9:11 5. EC Harz-Braunlage 11 42:56 7:15 6. REV Bremerhaven 10 44:70 6:14 7. Schalker Haie 9 29:56 5:13 8. Herforder EG 11 36:70 3:19 FUSSBALL ITALIEN, Pokal, Viertelfinale, Hinspiel: Inter Mailand - AC Mailand 0:0.
RADSPORT SECHS-TAGE-RENNEN von Antwerpen, Endstand, 1. de Wilde/Chrabtschow (Belgien/ Rußland) 413 Punkte, fünf Runden zurück: 2. Freuler/Pieters (Schweiz/Niederlande) 374, sieben Runden zurück: 3. Bincoletto Bontempi (Italien) 300, 4. Stutz/Bruyneel (Schweiz/Belgien) 150, neun Runden zurück: 5. van Slijcke/ van Peteghem (Belgien) 315. TENNIS AUSTRALIAN OPEN, Melbourne, Frauen, Halbfinale: Graf (Brühl/Nr.2) - Sanchez (Spanien/Nr.4) 7:5, 6:4, Seles (Jugoslawien/TV/Nr.1) - Sabatini (Argentinien/Nr.3) 6:1, 6:2.
HOFHEIM. Die besten Possen schreibt das Leben. Manchmal auch eine Stadtverordnetenversammlung, die eine Stunde über ein Thema erbittert diskutiert, über das sie überhaupt nicht entscheiden kann, und am Ende einen Ausschuß beschäftigt, den es gar nicht mehr gibt.
19.05 Uhr: Tagesordnungspunkt 12, Vorlage Nr. 6/1993 - Antrag der Fraktion der FWG. Kumulieren und Panaschieren hießen die Zauberwörter; zu deutsch Häufeln und Streichen, konkret: Es ging um die Direktwahl der kommunalen Abgeordneten. Über dieses Verfahren wird auf Landesebene entschieden, die Freien Wähler wollten aber die Stadtverortneten bitten, die Landesregierung zu bitten, ein entsprechendes Gesetz einzubringen.
Nun sind weder Idee und Anliegen der FWG neu - noch ist Eile geboten, weil in Hessen frühestens 1997 kumuliert und panaschiert werden könnte. So witterten CDU und SPD vor allem Wahlkampftaktik hinter dem Antrag. Im Prinzip finde man die Direktwahl gut, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Vater, aber so sei das Ganze doch zu oberflächlich behandelt. Die CDU werde sich enthalten. Im Prinzip seien Kumulieren und Panaschieren problematisch, meinte Barbara Hausmann-Grassel von der SPD ("Wollen Sie nun die unechte Teilortswahl oder nicht?"). Also, so Fraktionschef Wolfgang Winckler, man werde sich enthalten. Die Basis wurde noch nicht gefragt, hieß es bei der GOHL; deshalb: Enthaltung. So wäre der FWG-Antrag mit den eigenen Ja-Stimmen und denen der FDP beschlossen worden. Doch dann flüsterte Volker Issleib (FWG) der SPD ein, daß sie eigentlich gegen den Antrag stimmen müßte, weil sie gegen Kumulieren und Panaschieren sei. Als dann auch noch die alten Wunden der gescheiterten Beziehungskiste CDU-FWG neu aufbrachen durch die Frage: Ist dieser Antrag reiner Wahlkampf? Oder ist es Wahlkampf, zu behaupten, dieser Antrag sei reiner Wahlkampf? - da wendete sich das Blatt zuungunsten der Freien Wähler.
Der unglückliche Günter Rühl (FWG) war es dann, der hessischen Zorn auf sich zog mit dem Satz: "Wenn die schlauen Schwaben seit Jahren kumulieren und panaschieren, kann es nicht schlecht sein." War es eine Eingebung oder Zufall, daß Dr. Lothar Manker dann half, auf originelle Weise den Antrag zu beerdigen? Er beantragte, den FWG-Antrag in den Hauptausschuß zur weiteren Beratung zu überweisen. Nur: Da ist niemand mehr zum Beraten - vor den Kommunalwahlen tritt der Ausschuß nicht mehr zusammen. Eine Schrecksekunde, Tuscheln, Lachen - und um sich nicht ins Abseits zu stellen, hoben auch die Freien Wähler brav ihren Finger und schickten den eigenen Antrag dorthin, wo der Pfeffer wächst.
MATTHIAS DROBINSKI
MAINZ, 28. Januar (dpa). Eine Mutter, die an einer stationären medizinischen Rehabilitation teilnimmt, hat keinen Anspruch auf eine Haushaltshilfe für ihr volljähriges behindertes Kind. Diese Entscheidung traf das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz in Mainz in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Sache hat das Gericht die Revision zum Bundessozialgericht in Kassel zugelassen (Az: L 2 I 205/91).
Nach Auffassung der Mainzer Richter sehen die gesetzlichen Bestimmungen die Übernahme solcher Kosten für betreuungsbedürftige volljährige Personen generell nicht vor.
BÜDINGEN. Einblick in die Arbeit der Beruflichen Schule Büdingen können sich Schüler/Innen, Eltern und alle Interessierten am Samstag, 6. Februar, von 9 bis 12 Uhr verschaffen. Schulleiter Rudolf Freisinger und die Lehrkräfte werden über die Zugangsvoraussetzungen für die Schule und das Berufsgrundbildungsjahr informieren und die Chancen der Absolventen erläutern. cor
Prägende Gestalten aus Geschichte und Gegenwart Lateinamerikas sind diese Woche in einem spannungsgeladenen Vergleich auch in bezug auf die filmische Konstruktion von Mythen zu besichtigen: Das Höchster Filmforum zeigt Ridley Scotts 1492 - Die Eroberung des Paradieses, der Kolumbus zum tragischen, an den Widersprüchen seiner Epoche scheiternden Kolonisator erhöht, der zwischen den Scheiterhaufen der Inquisition und naturromantischer Demut zerbricht. Im "Mal Seh'n" läßt sich mit Heidi Specognas Dokumentarfilm Tania la Guerillera dagegen der revolutionär bewegten Lebensreise des Che Guevara von Argentinien über Cuba bis Bolivien verfolgen, mit Stefan Pauls Dokumentation Sera posible el Sur (1985) Land und Leben der argentinischen Volks- und Politsängerin Mercedes Sosa.
In einer an Filmkunst nicht gerade reichen Woche ist in der "Harmonie" nun Jean-Claude Lauzons surreal-barocker Bilderrausch Leolo vom Erwachsenwerden zwischen Kanada und Sizilien, Phantasie und Realität angelaufen; im "Orfeo" und "Alpha" leider die verdeutschte Fassung von Sally Potters Orlando.
Sehenswert weiter: Die Liebenden von Pont-Neuf, Gestohlene Kinder; Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Simple Men, Verhängnis, Weiße Jungs bringen's nicht. oll
DREIEICH. Drei jugendliche Täter haben am Montag gegen 18.15 Uhr in der Nähe des Sprendlinger Bürgerparks einer 52 Jahre alten Frau die Handtasche geraubt. Laut Polizeibericht näherten sie sich der Frau, die in der Erich-Kästner- Straße in Richtung Fichtestraße unterwegs war, von hinten und rissen ihr die Tasche weg. Anschließend seien sie in den Bürgerpark geflüchtet.
Die drei Jugendlichen waren offenbar nur an Geld interessiert. Die Tasche wurde in der Nähe des Tatorts wiedergefunden.
Nach Angaben der Polizei trugen zwei der Täter Baseballmützen. Hinweise nimmt jede Polizeistation entgegen. dac
NEW YORK/STUTTGART (dpa/FR). Mit der Bestätigung ziert man sich in Stuttgart zwar noch, aber mittlerweile ist es in der Branche ein offenes Geheimnis: Mercedes-Benz will in den USA eine Fabrik zur Montage von Geländewagen errichten. Der faktische Vorstandschef Helmut Werner - der de jure noch amtierende Werner Niefer will seinen Sessel erst im Mai räumen - hatte kürzlich gesagt, daß man neben einer Pkw-Montage in Südkorea und Mexiko auch an den Bau eines Werkes im Ausland denke.
Wie es nun aus New York unter Berufung auf "gut informierte Kreise" heißt, soll in den USA bis 1996 eine Fertigung von Geländewagen hochgezogen werden. Dabei sei zunächst an ein reines Montagewerk gedacht, das Motoren, Getriebe und andere Teile aus Deutschland zugeliefert bekäme und über eine Kapazität von jährlich 60 000 Freizeitautos verfüge.
Auf diesem Teilmarkt ist nicht nur neuerdings in Deutschland, sondern schon seit längerem in den USA viel los. Im vergangenen Jahr wurden dort knapp 1,2 Millionen solcher geländegängiger Fahrzeuge abgesetzt. Ein zusätzliches Argument für Mercedes, in die Vereinigten Staaten zu gehen, könnten die Washintoner Handelshemmnisse sein. Denn der Import von zweitürigen Geländewagen ist mit einem Zoll von 25 Prozent belegt, was eindeutig gegen die Japaner gerichtet ist, während auf Viertürern nur 2,5 Prozent lasten.
HAMELN/FRANKFURT A. M. (cri/ dpa). Der langjährige Chef des Beamtenheimstättenwerks (BHW), Louis Storck, hat "aus Altersgründen" überraschend seinen Rückzug aus dem Unternehmen zum 30. Juni angekündigt. Eigentlich wäre der Vertrag des Managers erst Ende des Jahres ausgelaufen. Er wird am 3. Dezember 65 Jahre. Wie ein Sprecher erklärt, steht die Entscheidung auch im Zusammenhang mit der bevorstehenden Neuordnung des Unternehmens, die Storck bei Erfüllung seines Vertrages nur einige Monate hätte begleiten können. Am 4. März wird sich der Aufsichtsrat mit seinem Anliegen beschäftigen und auch einen Nachfolger bestimmen. Im Gespräch ist der 44jährige Reinhard Wagner, seit Anfang 1990 Mitglied der Geschäftsführung und Vertriebsleiter.
Wie aus der Branche verlautet, nimmt Storck allerdings auf Druck einiger Anteilseigner vorzeitig seinen Hut. Er selbst soll durchaus noch Interesse gehabt haben, an der Spitze des BHW zu stehen und seinen Vertrag auch über 1993 hinaus zu verlängern. Chef des BHW ist er seit 1981. Kein Geheimnis sind die Spannungen zwischen Storck und Teilen der Gesellschafter. Dies sind im wesentlichen die Gewerkschaftsholding BGAG und der Deutsche Beamtenbund. Sie sollen, wie berichtet, auch den neuen Kurs des BHW, der von umfangreichen Einsparungen auch beim Personal begleitet ist, durchgesetzt haben.
BÜDINGEN. Die Altstadtsanierung, die am heutigen Freitag auch das Büdinger Parlament beschäftigen wird, ist nur eines von vielen Themen eines FR-Gesprächs mit Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU) und Wilhelm Kröll (SPD), das wir auf Seite II dieser Lokal-Rundschau veröffentlichen.
Die beiden Spitzenkandidaten ihrer Partei streiten über den von Bauner angestrebten Verkauf des Freizeitgeländes in der Innenstadt, aus dessen Erlös am Dohlberg ein Sportzentrum errichtet werden soll. Sie tauschen außerdem ihre Meinung aus über ein Parkhaus an der Fahrbach und äußern sich über die Perspektiven der Stadt nach dem Abzug der US-amerikanischen Militärs.
Das Stadtparlament tagt heute um 20 Uhr im Sitzungssaal des Historischen Rathauses. Es berät über eine im Magistrat gemeinsam entworfene Resolution gegen den Rückzug des Bundes aus der Altstadtsanierung in Westdeutschland.
Auf Punkt sieben der Tagesordnung stehen das Investitionsprogramm bis 1996 und der Haushaltsplan für das bereits begonnene Jahr. Die heutige Sitzung ist die letzte vor der Kommunalwahl. sal
ha BRÜSSEL, 29. Januar. Die Absicht der neuen US-Regierung, die Einführung von Energie- und Umweltsteuern ernsthaft und rasch zu prüfen, ist von der Brüsseler EG-Kommission offiziell begrüßt worden. In einer Stellungnahme erinnerte die Kommission am Donnerstag daran, daß sie eine EG-weite Energie- und CO2-Steuer unter der Bedingung vorgeschlagen habe, daß wichtige andere Industrieländer wie die USA und Japan ebenfalls solche Steuern einführen. Sonst entstünden Wettbewerbsnachteile.
Auf der Weltklima-Konferenz in Rio de Janeiro hatten im vorigen Jahr eine Reihe von Industrieländern entsprechende Absichtserklärungen abgegeben, während US-Präsident George Bush eine verbindliche Zusage vermieden hatte. Innerhalb der EG sind vor allem Spanien und Großbritannien bisher gegen solche Umweltsteuern.Oper will Bühnenbild an Tel Aviv verschenken
Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat die Absicht, der New Israeli Opera in Tel Aviv das Bühnenbild, die Requisiten und Kostüme der Oper "Iphygenie auf Tauris" von Christoph Willibald von Gluck zu schenken und hat jetzt die Stadtverordneten gebeten, dem zuzustimmen.
Vor zwei Jahren sollte zwischen der Oper Frankfurt und der Oper der Stadt Tel Aviv, mit der Frankfurt schon seit zehn Jahren eine Städtepartnerschaft pflegt, ein Austausch werden. Man wollte der noch sehr jungen Oper Tel Aviv zu künstlerischem Rang verhelfen - das konnte aber wegen der hohen Kosten nicht ganz realisiert werden.
Weil aber die Beziehungen zwischen den Städten weiter ausgebaut werden sollen, will man nun die Ausstattung zu der Gluck-Oper - Gesamtwert 68 000 Mark - der New Israeli Opera schenken.
Die Produktion wurde 1990 in der Ära Bertini aufgeführt und damals schon so konzipiert, daß die Einrichtung auch in der Oper von Tel Aviv zu benutzen ist. Mittlerweile ist die Inszenierung endgültig vom Spielplan der Oper Frankfurt abgesetzt. Die Einrichtung dieser Inszenierung kann also unbedenklich weitergegeben werden. wp
HÖCHST. Die Hoechster Betriebsratsgruppe "Die Durchschaubaren" ruft dazu auf, die Arbeit heute zwischen 10 und 10.15 Uhr niederzulegen und sich am Tor Ost zu versammeln. Am Vortag des 60. Jahrestages der nationalsozialistischen Machtübernahme sollen die Farbwerker ein Zeichen gegen Ausländerhaß und Intoleranz setzen. 60 Jahre nach der Machtübernahme sei das "unheilvolle Gedankengut der Nazis wieder auf dem Vormarsch", heißt es in einem Flugblatt. "Ein Teil der Menschen in diesem Land kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. Ausländer und Behinderte werden bedroht. Unschuldige Menschen werden ermordet."
Es gelte jetzt, endlich ein deutliches Zeichen nach innen und außen zu setzen, schreiben "Die Durchschaubaren" in ihrem Aufruf. "Unsere ausländischen Kollegen erwarten das von uns."
Für ihren Vorschlag, heute eine außerordentliche Betriebsversammlung zum Thema "Abwehr von Ausländerfeindlichkeit und Rechstradikalismus" einzuberufen, fanden "Die Durchschaubaren" im Betriebsrat keine Mehrheit.
Hoechst hat indes sofort auf den Aufruf reagiert. Wer heute die Arbeit niederlege, verletze seine vertraglichen Pflichten, warnt die Unternehmensleitung. IG Chemie, DAG, Betriebsrat und Unternehmensleitung seien sich darin einig.
Im übrigen hätten Betriebsrat, Chemiearbeitergeberverband, Unternehmensleitung und Gewerkschaften in öffentlichen und betriebsinternen Erklärungen sehr deutlich dazu aufgefordert, "gegen Fremdenhaß und Gewalt einzutreten". tos
KREIS GROSS-GERAU. Etwa 20 weitere Unterschriften sollen gefälscht worden sein bei der Unterschriftensammlung zur Zulassung des Wahlvorschlages der "Republikaner" zur Kreistagswahl am 7. März. Dabei soll es einen Schwerpunkt im nördlichen Kreisgebiet geben. Das hat die FR gestern erfahren.
Die Pressestelle des Landratsamtes Groß-Gerau, wo Kreiswahlleiter Baldur Schmitt sitzt, erklärte gestern auf Anfrage, daß amtliche Erkenntnisse über weitere Unterschriftensammlungen "nicht dementiert" werden könnten. Doch seien die Ergebnisse noch nicht abgeschlossen.
Details könnten aufgrund des Wahlgesetzes nicht bekanntgegeben werden. Erst bei der Sitzung des Wahlausschusses des Kreises Groß-Gerau am Donnerstag, 4. Februar, könne mehr gesagt werden.
Nachdem zu Wochenanfang bekannt geworden war, daß auf dieser Liste die Unterschrift des früheren hessischen DGB-Vorsitzenden Jochen Richert gefälscht worden war, hatte der Kreiswahlleiter gemeinsam mit den Gemeinden eine Untersuchung der von den "Republikaner" eingereichten Unterschriftenliste dahingehend angeordnet, ob mit den Unterschriften alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Dies läuft noch.
Wie die FR ergänzend erfuhr, wird auch untersucht, ob Gerüchte zutreffen, daß an einem Info-Stand in Rüsselsheim unter Vortäuschung falscher Tatsachen - man sei von einem Meinungsforschungsinstitut - Unterschriften für eine Wahlzulassung von "Republikanern" gesammelt wurden. cas
HANAU. Das Hanauer Papiertheatermuseum zeigt zum dreijährigen Geburtstag am Sonntag, 31. Januar, um 11.15 und 12.30 Uhr das Stück "Karneval der Tiere", eine Aufführung des "Papiertheater Severinus" aus Preetz. Wilhelm Severin hat die technische Leitung, Ingeburg Severin kümmert sich um Bühnenbild und Ausstattung. Die Musik hat Camille Saint- Saëns geschrieben. Wie die Ankündigung verspricht, reisen etwa 1000 Kolibirs, 77 Hühner, ein Schildkröten sowie ein Elefantenballet sowie weitere exotische Mitglieder der Menagerie aus Preetz an. Am Sonntag, 14. Februar, und Sonntag, 21. Februar steht dann jeweils um 11.15 Uhr sowie um 12.30 Uhr nochmals "Tannhäuser" auf dem Programm, eine Papparodie nach Nestroy. Das Papiertheater LURIFAX aus Kopenhagen gastiert dann am Sonntag, 11. April, mit einem musikalischen Traun "Papiertheatersymphonie Nr. 2". res
BEZIRKSLIGA-OST DARMSTADT: FSV Groß-Zimmern - FV Eppertshausen, VfL Michelstadt - SV Reinheim, SV Beerfelden - Vikt. Kleestadt (alle So., 14.30 Uhr).
POKAL GROß-GERAU: TSV Goddelau - SV Geinsheim, Conc. Gernsheim - FC Leeheim (beide Sa., 14 Uhr). SKG Wallerstädten - Hellas Rüsselsheim, B. Bischofsheim - TSV Trebur, RW Walldorf II - SKV Büttelborn, Esp. Walldorf - SV Raunheim (alle So. 14 Uhr).
Wie lange ist ein Vertrag unterwegs? Der gemeinsame Entwurf des Pachtvertrags, auf den sich die Universität Frankfurt und die Kino-Initiative "Pupille und Schöne Neue Welt" Mitte August 1992 nach fast einjährigen Verhandlungen geeinigt hatten, wurde bis vergangene Woche in der Universität festgehalten. Beinahe ein halbes Jahr lang ruhten deshalb die Planungen für die Wiederinbetriebnahme der Bockenheimer "Camera" als Programmkino und neuen medien- und filmwissenschaftlichen Hörsaal.
Das im November 1992 bekanntgegebene Modell gemeinsamer Nutzung galt als Kompromiß zwischen Uni- und Pupille- Interessen. Dennoch wurde der Entwurf von der Uni-Spitze weiter geprüft und mit - wenngleich geringen - Änderungen schließlich am vergangenen Freitag erst an das Wiesbadener Ministerium für Wissenschaft und Kunst weitergeleitet. Die Folge: Der Zeitplan, die "Camera" vom nächsten Jahr an gemeinsam zu nutzen, wird nicht einzuhalten sein. Es erscheint nicht einmal mehr sicher, daß die "Pupille" dort überhaupt ihre mehr als zehnjährige engagierte Kinoarbeit (für die sie vergangenes Jahr den Frankfurter Kinopreis erhielt) fortsetzen kann: Kommerzielle Kinobetreiber haben die Zwangspause genutzt, um gegen das Projekt zu intervenieren.
Peter Rost, Referent in der Präsidialabteilung der Universität, erklärt das Zögern mit der notwendigen Präzisierung von Uni-Positionen - schließlich sei die gemeinsame Nutzung des Hauses in der Gräfstraße ein Novum. Filmprofessorin Heide Schlüpmann hingegen ist ebenso wie den Pupille-Machern Friederike Heuer und Jürgen Franke die lange Prüfungszeit unerklärlich. Schließlich wollte die Kino-Initiative die Hälfte der auf 2,5 Millionen Mark geschätzten Kosten für Umbau und Renovierung des Gebäudes aufbringen und damit den Finanzierungsanteil des Landes (als Träger der Universität) übernehmen.
Die "Pupille" wartete und wartete auf Bescheid und juristische Würdigung aus Wiesbaden, doch der Entwurf traf dort angeblich nicht ein. Während die Uni- Spitze sich ausschwieg, räumte Staatssekretär Bernd Kummer vom Wiesbadener Ministerium im November gegenüber der "Pupille" immerhin Bedauern über die Verzögerung ein und versicherte, den Entwurf mehrmals angemahnt zu haben.
Gefahr im Verzug war plötzlich auch von anderer Seite, namentlich vom Hauptverband der Filmtheater Deutschlands (HdF), der Interessenvereinigung der deutschen Kinobesitzer, den die Erstaufführer dominieren. HdF-Geschäftsführer Wolf-Dietrich von Verschuer, selbst ehemals Kinobesitzer in Frankfurt ("Harmonie"), hatte sich bereits mehrfach für die "Camera" interessiert. Zudem forderte er Mitte November die Besitzer der Frankfurter Innenstadt-Kinos (Liselotte Jäger für die "E"-Kinos, Michael Wiedemann für UFA-Kinos und "Harmonie") zur Stellungnahme gegenüber den "Pupille"-Plänen auf. Und fragte an, ob ihrerseits Interesse an der "Camera" bestehe. Damit nicht genug: In Briefen an Universitätsleitung und Ministerium wies er - ganz Hüter der Filmkunst - auf die Schwierigkeiten der Kinos mit Programm fern vom mainstream hin. Zugleich aber kritisierte er die mit der "Camera" entstehende "staatlich subventionierte Konkurrenz" und forderte eine Ausschreibung, um die öffentliche Hand vor "Nepotismus" zu bewahren. Vor Verscheurs Absichten, lautete folgerichtig das Stoßgebet in der Frankfurter Veranstaltungs-Postille "Strandgut", "möge uns der Himmel behüten".
Das Warmlaufen der kommerziellen Konkurrenz zeitgleich mit der langen "Prüfungszeit" der Uni-Spitze ließ Verdacht aufkommen: Sollte die Universität schließlich Angst vor der eigenen Courage bekommen, ein unkonventionelles, für Forschung und Lehre wie Stadtteil- und Filmkultur wegweisendes Nutzungsmodells einzurichten? Oder sollte gar ein politisch vielleicht unbequemer, mit dem Etikett alternativer Vergangenheit versehener Partner hingehalten werden? Referent Rost aus der Präsidialabteilung bestreitet dies und beteuert, daß entgegen aller Gerüchte Verschuers Intervention keinen Einfluß auf die Universität gehabt habe. Er hoffe auf schnelle Konkretisierung des Projekts, für das Uni-Präsident Klaus Ring nun um Unterstützung in Wiesbaden gebeten habe. Rost versucht gar, der langwierigen Prozedur Positives abzugewinnen: Die längere Prüfung seines Hauses mache vielleicht kürzere Verhandlungen im Ministerium möglich.
Dagegen läßt Ludjahn Erdmann vom Bau- und Liegenschaftsreferat im Wiesbadener Ministerium schon verlauten, daß gemäß der Hessischen Haushaltsordnung eine allgemeine Ausschreibung des Projekts "Camera" erforderlich werden könnte. Die hätte wiederum das Buhlen finanzstärkerer, kommerziell orientierter Investoren zur Folge. Dazu paßt die Doppelzüngigkeit Verschuers in der jüngsten Ausgabe der Filmhaus-Zeitschrift "Grip", in der er das "Pupille"-Konzept als "ausgezeichnet" lobt - zugleich aber Fürrede für andere "Camera"-Bewerbungen betreibt. Und ist es Zufall, daß im Ministerium zwischenzeitlich auch schon wegen eine finanzielle Nachbesserung seitens der "Pupille" angefragt wurde?
Immerhin stehen die Entscheidungsträger im Wort, einer aus dem Studentenkino gewachsenen Filminitiative abseits von Kasse & Kommerz eine Zukunft zu geben und die Studienstätte für Film- und Medienwissenschaften zu realisieren. STEPHAN HOLLENSTEINER
Briefe an die Redaktion
Mit dem Auto auf den Schloßplatz - das gefiel FR-Leser Rudolf Schmidt bei Petra Roths jüngstem Auftritt in Höchst gar nicht. Er schreibt:
Die OB-Kandidatin zeigt die Richtung. Zum Fototermin waren alle künftigen Kandidaten der CDU per pedes gekommen, nur Petra Roth erschien, entsprechend dem von ihr angestrebten Amte, in einer Nobelkarosse mit Chauffeur auf dem für Normalbürger gesperrten Schloßplatz. Setzte damit auch ein Signal ihrer künftigen Verkehrspolitik: Man kann doch nicht weiter Plätze und Straßen zu Fußgängerzonen umwandeln zum Nachteil der motorisierten Mitbürger. Zumal, wenn man gegen "Kölner Teller", "Stellvertreter" und Blumenkübel allergisch ist. Wo blieb bisher die Solidarität mit den Arbeitsplätzen der notleidenden Automobilindustrie? Und viele Wähler werden es ihr im März danken. Daß es z.Z. noch verboten ist, den Schloßplatz zu befahren . . ., das kann man ja ändern. Bis dahin wird es aus Takt auch niemand wagen, eine Anzeige mit Punkt in Flensburg zu machen. Man weiß ja nie, ob man sie später noch einmal . . .?
Gut finde ich, daß Frau Roth sich für eine Sekundarstufenschule in Nied einsetzen will, die 1977 Dr. Wallmann streichen ließ. Womit sie aber die zusätzlichen Polizisten bezahlen will, die zu mehr Sicherheit auf Straßen, in U-Bahnen und der Bekämpfung der schnell wachsenden Kriminalität nötig wären? Natürlich mit Umschichtung - nach altem, bewährten Bonner Rezept!
Rudolf Schmidt Oeserstraße 146 6238 Frankfurt 80
Im Blickpunkt: Thailand Frauen an die Macht?
Die Ernennung der 53jährigen Charatsri Teepirat zur Gouverneurin der Provinz Nakhon Nayok könnte den Anfang vom Ende der reinen Männerherrschaft in der thailändischen Verwaltung einläuten. Erstmals bekam eine Frau einen so hochrangigen Posten, und das soll kein Einzelfall bleiben. Premierminister Chuan Leekpai kündigte an, er werde in den nächsten Wochen zehn stellvertretende Gouverneurinnen ernennen. Die Hälfte der thailändischen Bevölkerung sind Frauen, aber ihre Repräsentanz in Entscheidungspositionen von Politik und Verwaltung ging bisher gegen Null. Seit 15 Jahren bereits haben Thailands Frauenverbände diverse Regierungen mit der Forderung bearbeitet, endlich die Top-Positionen in der lokalen und regionalen Verwaltung für Frauen zu öffnen.
Noch wenige Tage vor der Ernennung Charatsris hatte sich im zuständigen Innenministerium eine Gruppe hochrangiger Männer zusammengefunden, um die Ernennung einer Frau zur Gouverneurin zu verhindern. Die Herren fanden schlagende Argumente: "Wir denken, das ist nicht angebracht. Was ist, wenn sie sich als unfähig erweist?", sagte zum Beispiel Nirandchai Phetsing, Assistent eines Innenstaatssekretärs.
Diese Frage stellte sich offensichtlich bei den männlichen Amtsinhabern nie. Auf Dorf- und Unterbezirksebene sind nur 260 Frauen in Führungspositionen. Alle übrigen dieser insgesamt 60 000 Verwaltungsstellen werden von Männern geführt. In den Distrikten und Provinzen gab es bisher keine einzige Frau in führender Position. Erst jetzt erwägt das Innenministerium die Beförderung von 414 Frauen in Entscheidungspositionen.
Die mangelnde Beteiligung von Frauen an den Entscheidungsprozessen in Thailand steht in krassem Gegensatz zu ihrer Leistung in der Wirtschaft. Von Hausarbeit und Kindererziehung ganz abgesehen, erwirtschaften sie als Arbeiterinnen einen hohen Anteil des Bruttosozialprodukts. In den vergangenen zehn Jahren rasanten Wirtschaftswachstums ist das besonders deutlich geworden.
Das Institut für geschlechtsspezifische Entwicklungsfragen (GDRI) in Bangkok hat errechnet, daß Frauen mehr als 50 Prozent der Beschäftigten in der verarbeitenden Industrie, im Handel und im Dienstleistungssektor stellen. Gerade diese Wirtschaftsbereiche sind die wichtigsten Devisenbringer Thailands.
Thailändische Frauen gelten bei Unternehmern als fleißig und vor allem gehorsam. Ihre Arbeitsbedingungen sind allerdings oft genug miserabel. Bei einem Workshop über Frauenarbeit wurden beispielsweise die Verhältnisse in den Bangkoker Verkehrsbetrieben so beschrieben: "Viele Frauen arbeiten von vier Uhr morgens bis um neun Uhr abends. Dann beginnt für sie die Hausarbeit - Wäsche, Kochen, Spülen. Viele kommen nicht vor Mitternacht ins Bett." Die Gewerkschaften des Landes widmen diesem Frauenalltag offensichtlich nur wenig Aufmerksamkeit. Auch die Arbeitnehmervertretungen sind fest in Männerhänden: Von 200 Posten in den Entscheidungsgremien sind nur 18 mit Frauen besetzt.
Experten verweisen auf den Zusammenhang zwischen Ausbildung und Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Frauen arbeiten im Vergleich zu Männern überproportional stark in den unteren Lohngruppen und haben ein weitaus schlechteres Bildungsniveau. Suteera Thomson, Beraterin des GDRI, meint: "Die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung wird in Sachen Ausbildung schlicht vernachlässigt."
Thailand kann sich das eigentlich kaum noch leisten. Bereits jetzt klagt die Wirtschaft über einen Mangel an ausgebildetem Personal. Nicht zuletzt deshalb hatte Premierminister Chuan Leekpai im Wahlkampf versprochen, daß Frauenbelange künftig mehr Beachtung finden sollen. Die Ernennung einer Frau zur Provinzgouverneurin ist ein erster kleiner Schritt.
JENS BORCHERS (Bangkok)
Um den deutschen Meistertitel im Bowling kämpfen am Wochenende in München zwei Frankfurter Frauen-Teams. Vor dem letzten Spieltag führt dabei der Bundesliga-Neuling BC Nordwest mit 54:36 vor BV 77 Frankfurt mit 52:38 und dem Vorjahresmeister NSF Berlin mit 50:40 Punkten. Bei den Männern geht der BC 67 Hanau als Tabellendritter mit Außenseiterchancen und einem Rückstand von vier Punkten zum Spitzenreiter Duisburg ins Rennen. I-Bahn 34 Frankfurt kämpft gegen den Abstieg. bm.
Zukunftssicherung. Unter diesem Motto stehen derzeit alle Aktivitäten beim Eishockey-Oberligisten ESC "Die Löwen". Und das nicht nur auf dem Eis, wo in der Finalrunde die deutlich führende Mannschaft an diesem Freitag gegen den ESC Wedemark alle Chancen hat, auch den letzten Verfolger abzuschütteln.
Zukunftssicherung haben sich aber auch die Führungsgremien des Vereins für dieses Wochenende vorgenommen. Der geschäftsführende Vorstand des FESC und der Verwaltungsrat gehen Samstag und Sonntag für zwei Tage in Klausur. Im Schulungszentrum eines zu den Sponsoren der "Löwen" gehörenden Unternehmers in Rottach-Egern will die Führungsmannschaft zusammen mit Finanz-, Steuer- und Organisationsexperten ein Konzept entwickeln, in welcher (Unternehmens-)Form die Frankfurter die beste Chance hat, dauerhaft wirtschaftlich und sportlich erfolgreich zu sein.
Die rasante Entwicklung des Vereins, der seit seiner Gründung vor knapp zwei Jahren mit rund 2200 Mitgliedern zum größten deutschen Eishockey-Club wurde und der heute schon einen Etat von rund vier Millionen Mark verwaltet, macht grundsätzliche Erwägungen und Entscheidungen notwendig. Walter Langela, der 1. Vorsitzende: "Wir möchten die wichtigen Fragen nicht zwischen Tür und Angel oder in den Drittelpausen eines Spiels diskutieren."
Eine Frage hat der Vorstand bereits entschieden. Der Verein wird in den Monaten Juni, Juli und August 1993 die privat betriebene Eissporthalle in Diez bei Limburg als Alleinmieter übernehmen. Da es im Sommer in der Eissporthalle am Bornheimer Hang kein Eis geben und die Freifläche im Frankfurter Waldstadion nach diesem Winter ganz geschlossen wird, sehen die "Löwen" in diesem Schritt die besten Möglichkeiten, für ihre Mannschaft die notwendigen Trainingsbedingungen zu schaffen.
Außerdem ist in Diez für drei Wochen ein Feriencamp geplant, in dem Kinder und Jugendliche unter der Anleitung erfahrener Bundesligaspieler erste Kontakte mit dem Eishockeysport knüpfen können. Schließlich soll die Anlage in Diez an andere Vereine und Freizeitmannschaften untervermietet werden, wodurch der FESC hofft, einen Teil der erheblichen Mietkosten (25 000 Mark pro Monat) wieder hereinzubekommen. Sim.
LANGEN. Wenn das Hallenbad während der gesamten Sommerbadesaison geschlossen bliebe, könnte die Stadt jährlich 200 000 Mark sparen. Das hat das Kultur- und Sportamt errechnet. Die SPD-Fraktion hatte diese Auskunft haben wollen, weil im Zusammenhang mit dem Plan, an der Teichstraße für rund zehn Millionen Mark ein neues Schwimmbad zu bauen, über Möglichkeiten zu sparen nachgedacht wird.
Der Magistrat wies darauf hin, daß die Rechnung nur unter der Voraussetzung stimmt, daß das Hallenbad nicht bei schlechtem Wetter kurzfristig doch geöffnet werden soll. Sonst entstünden durch das Umwälzen, Aufbereiten und Heizen des Wassers Betriebskosten fast in voller Höhe, ohne daß diesen zunächst Einnahmen gegenüberstünden.
Sollte das Hallenbad im Sommer geschlossen werden, müßten nach Ansicht der SPD die Vereine, die derzeit im Hallenbad trainieren, im neuen Schwimmbad trainieren können. Dazu erklärte der Magistrat, das Freibad müßte dann länger als bis 20 Uhr geöffnet bleiben. Außerdem müßte der Sprungturm an drei Wochentagen für eine bestimmte Zeit für die Vereine reserviert werden. dac
Die Sozialdemokraten in der Regionalen Planungsversammlung (RPV) halten es für noch keineswegs ausgemacht, daß sie den Entwurf von Landesraumordnungsminister Jörg Jordan (SPD) zur Zukunft Südhessens rundheraus ablehnen. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Reinhard Sander, widersprach mit dieser Feststellung dem Urteil des Umlandverbandes Frankfurt (UVF). Jordan will engere Grenzen für neue Wohn- wie Gewerbegebiete setzen und damit den Verbrauch von Grünland bremsen. Der SPD- Fraktionschef sagte dazu, seine Partei stehe "grundsätzlich hinter dieser Priorität".
Sander, seit Jahren auch engagierter Naturschützer, erklärte weiter, die SPD wolle den Entwurf jetzt "erst einmal sorgfältig nach allen Richtungen hin studieren". Am 26. März, bei der RPV-Sitzung im Römer, solle aus Sicht der Sozialdemokraten nicht mehr als eine Anhörungsphase für den Planentwurf beschlossen werden. Alle 187 Gemeinden in Südhessen müßten Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen.
Nach einem ersten Studium des Planentwurfs kritisierte der SPD-Fraktionschef, daß Minister Jordan eine ganze Reihe neuer Wohngebiete vorsehe, die nicht an Bahn- oder Buslinien lägen. jg
HANAU. Die Hanauer Straßenbahn ändert ab Sonntag, 31. Januar, ihren Fahrplan. Damit erfolge eine "Anpassung der Fahrplan- und Anschlußzeiten" auf alle Linien, erklärt Baudezernent Jürgen Dressler.
Anlaß sind die "geänderten Verkehrsbedingungen in der Stadt, wie beispielsweise die flächendeckende Einführung von Tempo-30-Zonen", erläutert der Stadtbaurat die Änderungen.
Fahrplanauszüge mit den neuen Abfahrtszeiten werden kostenlos bei der Verkaufsstelle der Hanauer Straßenbahn am Freitheitsplatz ausgegeben, heißt es in der Mitteilung. res
MAINTAL. Ein ungewöhnliches Dienstjubiläum ist gestern an der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bischofsheim gefeiert wurden. Klaus Hühne, der stellvertretende Direktor dieser Schule, kann auf ein 40jähriges Dienstjubiläum zurückblicken. Der 62jährige begann seine Lehrertätigkeit im Jahre 1950 in einem kleinen Dorf in der Rhön und kam dann nach einer zusätzlichen Ausbildung 1959 an die Waldschule nach Bischofsheim, an der er fünf Jahre später Konrektor wurde. Seit dem Bestehen der Integrierten Gesamtschule in Bischofsheim ist er an dieser Schule tätig, zunächst als Förderstufen-Leiter, später als stellvertretender Schulleiter.
Redner - darunter Schuldirektor Wolfgang Hombach und Schulamtsdirektor Werner Zimmerer - würdigten Hühne als jemanden, der als derzeit einziger noch aktiver Pädagoge die Einführung der Förderstufen im Main-Kinzig-Kreis vor über zwanzig Jahren "von der ersten Minute" an bis heute miterlebt hat. Der 62jährige ist inzwischen zu einer Art "Institution" in Bischofsheim geworden, fast jeder kennt ihn. Besonders hervorgehoben wurde in den Laudationes auch die "unglaubliche Beliebtheit" des Pädagogen bei allen Schülergenerationen, und dies, obwohl er "nur Mathe" unmit seiner zurückhaltenden Art und seiner gleichzeitigen Loyalität und
hang. Klaus Hühne hat angekündigt, noch ein Jahr im Schuldienst bleiben zu wollen. are
HANAU. Der Hanauer Bürgerbeauftragte Helmut Würl hält wieder Sprechstunden jeweils von 16 bis 18 Uhr in den Verwaltungsstellen der Stadtteile ab. Erster Termin ist Montag, 1. Februar, in Klein-Auheim. Am Montag, 8. Februar, steht Würl in Wolfgang für Fragen zur Verfügung und am Montag, 15. Februar, hält er Sprechstunde in Mittelbuchen. In Großauheim sind zwei Termine dienstags, 2. und 16. Februar. Die Steinheimer können sich donnerstags, 4. und 17. Februar an den Bürgerbeauftragten wenden. res
Die Frankfurter Societätsdruckerei (FSD) hat den Aufruf der Industriegewerkschaft Medien nicht befolgt, die Arbeit am Freitag für 15 "Mahnminuten" niederzulegen, um gegen Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren. Das bestätigte der Betriebsratsvorsitzende der FSD, Hans Scholz.
Man habe auf einer Betriebsversammlung am 19. Januar eine Resolution gegen Ausländerhaß und für die uneingeschränkte Beibehaltung des Grundrechts auf Asyl verfaßt, erklärte Scholz. Es gebe keinen Grund, "sich in dieser Sache weiter stark zu machen".
Der Betriebsrat warf den IG Medien vor, gegen den von Bonn geplanten Sozialabbau zu wenig zu unternehmen. "Das ist jetzt das Thema, das den Kollegen unter den Nägeln brennt. Da erwarten wir von unserer Gewerkschaft Vorgaben und Aktionen." "Wohlgemerkt, es ist nicht so, daß wir mit unseren ausländischen Kollegen nicht solidarisch sind", meinte Scholz. Doch das Thema Sozialabbau sei derzeit wichtiger. Von den 1360 Beschäftigten der FSD haben 361 keinen deutschen Paß.
Auch bei der Frankfurter Rundschau war der Aufruf der IG Medien bei vielen Beschäftigten zunächst auf Ablehnung gestoßen. Es habe schon eine Vielzahl von Aktionen und eine gemeinsame Erklärung mit der Geschäftsleitung gegen Fremdenhaß gegeben, erklärte der Betriebsratsvorsitzende, Viktor Kalla.
Inzwischen sei man aber in Abstimmung mit der Geschäftsleitung übereingekommen, die 15 Mahnminuten als einen "demonstrativen Akt im Betrieb" abzuhalten. ft
Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. Naturschützer und alle Parteien verlangen ein zweites Gutachten zur umstrittenen Erweiterung der Mülldeponie Brandholz in einer schutzwürdigen Naturlandschaft.Seite III OBERURSEL. Ein (geplantes) Ohr und eine Ampel treiben Anwohner der Hohemarkstraße auf die Palme: Widerspruch gegen Bebauungsplan.
Seite IV SPORT. Ein Hauch von Bundesliga: Eschbacher Bomber bieten zweitägiges Nachwuchsturnier der Sonderklasse im Hallenfußball.
HEUSENSTAMM. "Alle rechtlichen Mittel sind ausgeschöpft - jetzt bleibt nur noch die Hoffnung auf den Petitionsausschuß." Mit diesem Satz brachte Brigitte Fischer vom "Freundeskreis Chukwudi J. Okoronkwo" die verzweifelte Situation des 31jährigen Nigerianers gestern auf den Punkt: Nach der Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichts, das die Beschwerde gegen die Ablehnung des Asylantrags verworfen hat, kann nur noch ein Gnadenakt die Abschiebung des Afrikaners verhindern. Inzwischen ist eine Petition mit rund 900 Unterschriften in Wiesbaden bei dem Landtagsausschuß eingegangen.
Die Vereinigung "Pro Asyl", aus deren Mitgliedern sich auch der Freundeskreis rekrutiert, hatte bereits im Sommer 1992 mit der Unterschriftensammlung zugunsten des Asylbewerbers begonnen. Die Heusenstammer/innen um das Ehepaar Fischer und Sabine Richter-Rauch sind davon überzeugt, daß Leib und Leben ihres Freundes Okoronkwo bedroht ist, wenn er in sein Heimatland zurückkehrt.
Der Nigerianer war 1990 nach einem Putsch in Lagos inhaftiert und gegen Meldeauflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Am 4. Oktober floh er in die Bundesrepublik. Vergeblich versuchte er seitdem, die hiesigen Behörden davon zu überzeugen, daß er ein Opfer der nigerianischen Militärdiktatur ist und damit rechnen muß, bei seiner Ankunft als politischer Gegner in Lagos wieder in Haft genommen zu werden.
In Heusenstamm hat der Afrikaner - ein überzeugter evangelischer Christ - viele Freunde gefunden. Er arbeitete als Altenpfleger bei der Arbeiterwohlfahrt und möchte hier bleiben, "bis sich in meinem Land eine stabile Demokratie etabliert hat".
Mit einer Entscheidung des Petitionsausschusses ist in drei bis vier Monaten zu rechnen. hf
Hitzige Diskussion über Ursache und Schuld Über 50 Zuhörer bei Veranstaltung der Initiative "Menschen auf der Flucht" Von Ulrich Gehring HAMMERSBACH. Der Abend war schon fortgeschritten, da platzte einem Zuhörer der Kragen. Er war zur Veranstaltung der Initiative "Menschen auf der Flucht" ins alte Rathaus Marköbel gekommen, weil er einen Schritt über die Hilflosigkeit gegenüber dem Morden in Ex-Jugoslawien hinauskommen wollte. Statt dessen hatte sich an den historischen Abriß des aus Slowenien stammenden Pfarrers Franz Prosenjak aus Höchst/Nidder eine teils hitzige Publikumsdiskussion über Ursachen und Schuldige angeschlossen. Daß im kleinen Hammersbach fast 50 Personen der Einladung folgen, deutet darauf hin, daß die Sorge um diesen europäischen Krieg die Menschen umtreibt. Am Ende des Abends konnte der Besucher befriedigt gute Ratschläge mit heimnehmen. Neben Prosenjak trugen Ursula Neeb-Horn und Sven Griemert Ansätze vor, die Leiden zu lindern. Daß ein militärischer Eingriff das Leid eher verschlimmert, war unter den Vortragenden trotz recht unterschiedlicher Standpunkte übrigens Konsens. Anders im Publikum, wo mehrere eine moralische Pflicht sahen, "reinzugehen", dem grausamen Krieg ein Ende zu setzen.
Darüber, daß sich dies vor allem auf erschütternde Berichte vergewaltigter bosnischer Frauen stützt, regt sich die Bruchköbeler SPD-Politikerin Ursula Neeb-Horn auf, die Ende 1992 in einem kroatischen Flüchtlingslager von Betroffenen selbst die schlimmsten Dinge hörte. Sie sieht in der interventionistischen Kampagne einen zweiten Mißbrauch dieser Frauen und führt dazu nicht nur entwürdigende Umstände an, unter denen die geschundenen Frauen zur Bonner Anhörung verfrachtet wurden. Sie wisse zudem von serbischen Frauen, die in Kroatien systematisch vergewaltigt worden seien. Auch fragten sich Befürworter(inne)n der Intervention nicht, welches zusätzliche Leid diese bringt.
Dazu gab der Bruchköbeler Sven Griemert zu bedenken, daß sämtliche Sachverständigen in Friedensbewegung wie Militär von bewaffneter Einmischung abraten. Vor dem Griff zum letzten Mittel solle man zum vorletzten greifen, dem Embargo. Wie wenig ernst man sich bisher damit beschäftigt hat, zeige schon der Umstand, daß es bisher keine Überlegungen gebe, den Nachbarstaaten Ex-Jugoslawiens Ausgleich für wirtschaftliche Einbußen zu leisten. Der unklare Frontverlauf, das nicht lupenrein in Gut und Bös zu trennende Gemenge der Kriegsparteien mache einen Militärschlag langwierig, letztlich nutzlos, doch grausam wie in Vietnam und Afghanistan.
Zu allererst werde damit aber jegliche Möglichkeit zu humanitärer Hilfe gestoppt. Weshalb, so Griemert, sorgen Politiker, die einen militärischen Bundeswehreinsatz herbeireden, nicht zuerst einmal dafür, daß Zelte, Schlafsäcke und anderes Bundeswehrmaterial "runtergeschickt" wird, daß mehr Menschen aus den Gefangenenlagern nach Deutschland geholt werden. Es gebe "unsagbar viele Hilfsmöglichkeiten". Griemert, der als Mitglied des "Komitees für Grundrechte und Demokratie" schon zweimal einen Hilfstransport nach Split begleitet hat, berichtete, diese Organisation der Friedensbewegung setze vor allem auf Unterstützung pazifistisch ausgerichteter Oppositionsgruppen in allen Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Es stattete sie mit elektronischen Kommunikationsgeräten wie Telefax aus. Bei den Medien beispielsweise könnten die europäischen Staaten doch ansetzen: Warum gebe man nicht Friedenskräften die Möglichkeit, mit speziellen Programmen ins Kriegsgebiet zu senden, angesichts der auf allen Seiten weitgehend gleichgeschalteten Medien. Warum, so Griemert, schleppen europäische Politiker(innen) bei ihren Besuchen in den Nachfolgestaaten nicht ihren TV- Troß zu Friedensgruppen? Warum organisiert man keine Konferenzen, auf denen Vertreter(innen) die breite Schicht der Kriegsgegner(innen) in den Nachfolgerstaaten für den künftigen Wiederaufbau und ein letztlich unausweichliches Zusammenleben vorbereiten können?
Das Komitee leiste daneben effiziente Medikamentenhilfe - bisher im Wert von mehr als einer Million Mark - für Lager und ein Krankenhaus im Flüchtlingszentrum Split. Mutige Leute vor Ort liefern die Arznei auch an die Bedürftigen in umkämpfte Gebiete. Wie schlimm die Situation schon in der Großstadt Split ist, verdeutlichte Griemert mit dem Foto eines halbleeren Medikamentenschranks, der alles enthalte, was in einem 900-Personen-Lager an Medizin vorhanden sei; im Krankenhaus werde teils ohne Narkose amputiert. Das Komitee achtet darauf, Hochwertiges zu liefern. Ihm selbst sei vor Ort gesagt worden, daß der überwiegende Teil Medikamentenhilfe aus Westeuropa mit abgelaufenem Verfallsdatum eintreffe: Sondermüll. Wer spenden will, kann dies auf dem Sonderkonto "Verständigung statt Krieg", Nr. 802 4618, bei der Volksbank Odenwald, Bankleitzahl 508 635 13, tun.
Griemert wies auch auf die Möglichkeit hin, als "Internationale Freiwillige" einige Wochen lang in Flüchtlingslagern Kroatiens mitzuhelfen; vor allem Handwerker (auch Rentner) sind hier für praktische Arbeit gesucht. Informationen hierzu, auch über die Möglichkeit, diese Arbeit mit Spenden zu unterstützen, bietet das Komitee für Grundrechte und Demokratie e. V., An der Gasse 11, 6121 Sensbachtal.
Neeb-Horn verwies auf die in Bruchkönel angelaufene und in Maintal bevorstehende Patenschaft mit der fast zerstörten kroatischen Gemeinde Nustar. Deutsche Kommunen wollen hierbei in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für bedrohte Völker e. V. kroatische und bosnische Ortschaften wiederaufbauen helfen. "Stein auf Stein" heißt die Hoffnung schaffende Aktion. Neeb-Horn regte an, daß auch Hammersbach und andere Kreisgemeinden mitmachen.
Eine eigene Hilfsaktion hat der Höchster Pfarrer gestartet: Mit mehreren evangelischen Gemeinden im Altkreis Büdingen sammelt er Geld und Lebensmittel für eines der 68 Flüchtlingslager im kleinen Slowenien.
Die Gelegenheit, das so zahlreiche und sicher geneigte Publikum selbst um eine kleine Spende für die Notleidenden in Ex-Jugoslawien anzugehen, nahm die Hammersbacher Initiative nach entsprechender Anregung nur zögernd wahr.
gp BERLIN. Im Streit zwischen dem Verbraucherschutzverein und dem Dualen System Deutschland (DSD), das den Grünen Punkt vergibt, errang die Konsumentenorganisation zwei Erfolge vor dem Berliner Landgericht. In einem Anklagepunkt zog sie aber den kürzeren. Das Gericht beanstandete im Zusammenhang mit Kunststoffverpackungen die DSD-Werbeaussage, nach der die Grüne- Punkt-Firma die vollständige Rückführung in den Produktionskreislauf garantiere, soweit die Materialien getrennt vom Hausmüll eingesammelt werden. Moniert wurde, mit diesem Versprechen würden Verbraucher getäuscht. Ein von DSD-Vertretern zu Kunststoff-Gebinden vorgelegtes Gutachten wertete das Gericht als "klassischen Parteivortrag".
Des weiteren wurde DSD angehalten, keine Grüne-Punkt-Lizenzen für Umverpackungen zu vergeben. Den Hinweis, diese Gebinde gelangten sonst in den Hausmüll und würden der Verwertung entzogen, ließ das Gericht nicht gelten.
Beim dritten Anklagepunkt verbuchte der Verbraucherschutzverein keinen Sieg. Die Kundenlobbyisten sehen in der massenhaften Vergabe von Grünen Punkten eine Täuschung, solange nicht genügend Erfassungssysteme, Sortieranlagen und Recyclingkapazitäten existieren. Laut Verein leisten die Verbraucher daher eine Vorfinanzierung in unzumutbarer Weise. Eine Rechtsprechung dazu hielt das Gericht für verfrüht.
HANAU. Autofahrer müssen ab Montag, 1. Februar, mit Staus im Bereich Ehrensäule in Hanau rechnen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, werden an der Hauptbahnhofstraße im Bereich der Fußgängerunterführung am Hauptbahnhof- Viadukt Geh- und Radwege sowie die Fahrbahn ausgebessert.
Die umfangreichen Arbeiten sollen etwa vier Wochen dauern. Sie werden Auswirkungen auch auf den Bereich Ehrensäule, Auheimer Straße und Westerburgstraße haben, erklärt die Stadt. Alle Verkehrsteilnehmer werden gebeten, den Bereich über die Bundesstraße 43a zu umfahren. res
ari KASSEL, 28. Januar. Die wegen Stasi-Mitarbeit ausgesprochene Kündigung eines beim Land Berlin tätigen Kochs ist am Donnerstag vom Bundesarbeitsgericht für unzulässig erklärt worden. Seine Weiterbeschäftigung sei zumutbar, weil er in einem völlig untergeordneten Bereich ohne Außenwirkung tätig sei. Der gelernte Koch hatte acht Jahre beim Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Zuletzt war er als Leutnant in der Hauptabteilung "Kader und Schulung" für Personenüberprüfung zuständig. Nach der Auflösung des Ministeriums hatte er eine Stelle in einem sogenannten Feierabendheim bekommen.
Einen Tag vor dem Superbowl-Finale in der Nacht zum Montag haben die Fans des American Football in der Frankfurter Festhalle Gelegenheit zu einer "Aufwärm"-Runde. Zwar geht es zwischen Detroit Drive und Tampa Bay Storm in jeder Beziehung mindestens eine Nummer kleiner zu als einen Abend später bei den besten Teams der NFL. Dennoch soll es hoch hergehen, auch schon vor dem für Samstag, 20 Uhr angesetzten Kick-off. Das Showprogramm zur Einstimmung auf die sportive Auseinandersetzung mit den Galaxy-Cheerleaders und der Sängerin Paris Red beginnt um 16.30 Uhr.
Nach dem Kick-off erwartet die Zuschauer - 4000 der 8000 Karten sind bereits verkauft - eine aktionsreiche Unterhaltung, auch wenn Arena Football mit dem ansonsten gewohnten Umgang mit dem Ei etwa soviel zu tun hat, wie Hallenfußball mit der Bundesliga. Kleinere Mannschaften auf einem kleineren Spielfeld, veränderte Regeln und das Spiel mit der Bande sind entscheidende Unterschiede zu der Freiluftversion. Und natürlich ist der Zuschauer dem Geschehen um einiges näher als etwa bei den Auftritten der Galaxy im Waldstadion. So werden wohl manchem Fan die Ohren noch klingen vom Aneinanderkrachen der Helme, wenn der sportliche Teil des Abends vorüber ist und der gemütliche, sicherlich auch nicht leise von Werner Reinke eingeläutet wird. Bis drei Uhr am Sonntag morgen soll die Festhalle der Power-Party Raum bieten.
Während der Besucher sich auf einen - hoffentlich - vergnüglichen Abend freuen darf, üben sich die Mannschaften in der Formulierung markiger Sprüche. 1991 gewann der Sturm aus dem sonnigen Tampa gegen die Mannen aus Detroit das Finale der Arena Football-League; scheinbar für beide Klubs Grund genug mit Geheimtraining und wilden Worten eine heftige Rivalität zu pflegen.
Etwas Lokalkolorit erhält die Auseinandersetzung durch den Einsatz der beiden deutschen Ex-Weltliga-Spieler Dirk Reesing und Andreas Motzkus, die sich wie die US-Profis für wenige, aber harte Dollars auf beiden Seiten an dem rauhen Geschäft beteiligen wollen. fes
KRONBERG. Eine Kundgebung gegen Rassismus und Rechtsradikalismus veranstaltet das Ortskartell Kronberg/Königstein des DGB am Samstag, 30. Januar. An diesem Tag jährt sich zum 60. Mal die Wahl Hitlers zum Reichskanzler ("Machtergreifung"). Beginn der Demonstration ist um 10 Uhr auf dem Berliner Platz.
Der DBG will mit seinem Aufruf aber auch ein Zeichen setzen angesichts der andauernden Anschläge gegen Asylbewerber-Heime. Gerade der jüngste Fall dieser Art in Kassel habe gezeigt, daß Rechtsextreme und Rassisten trotz Lichterketten und Mahnwachen weiterhin aktiv seien.
Darüber hinaus soll zum Beginn des Kommunalwahlkampfes den für den Kreistag kandidierenden "Republikanern" gezeigt werden, daß für rechte Parteien in Kronberg kein Platz ist. esi
Römer-Debatte über mehr als drei Stunden stand ganz im Zeichen der näher rückenden Kommunalwahl
Von Schoeler: Die CDU . . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Im anhaltenden Streit ums Wachstum Frankfurts stellte sich der OB an die Seite von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD): Es brauche "zusätzliche Flächen" für Wohnungsbau, selbst nach vorsichtiger Prognose werde die Stadt im Jahr 2000 mehr als 700 000 Einwohner zählen.
Viel Zeit widmete von Schoeler der Wohnungspolitik: Neben dem Fortschritt im Wohnungsbau habe sich das Klima auch bei der Wohnraumzweckentfremdung deutlich gewandelt - Hausbesitzer wüßten jetzt, daß es sich "nicht um ein Kavaliersdelikt" handele.
Der OB reklamierte Erfolge in der Sicherheitspolitik: 15 bis 20 Prozent weniger Straßenraub 1992, Schließung von elf Bordellen und 14 Gaststätten, Ablehnung von 29 Anträgen auf verlängerte Öffnungszeit.
Zwischen der Wirtschaft und dem rot- grünen Magistrat sah der OB eine "hervorragende Zusammenarbeit": Gemeinsam kämpfe man für die Europäische Zentralbank, gemeinsam entwickele man neue Wohn- und Dienstleistungsviertel im Westhafen und am Rebstock. Allein 33 Unternehmen in Frankfurt hätten sich die rot-grüne Idee des Job-Tickets zu eigen gemacht.
(Siehe auch Bericht rechts)
cri FRANKFURT A. M. Die deutschen Werkzeugmaschinenbauer haben nur eine Überlebenschance, wenn sie die verkrusteten Strukturen in der Branche überwinden und "strategische Allianzen" zur Überwindung der Krise eingehen. Zu diesem Schluß kommen die Betriebsräte der fünf größten Hersteller Gildemeister, Traub, Deckel, Maho und Heckert in einer von der IG Metall veröffentlichten Erklärung. Eindringlich mahnen die Arbeitnehmervertreter daher einen Kurswechsel an. "Mit höchster Drehgeschwindigkeit" seien nun größere Unternehmenseinheiten zu bilden.
Die Betriebsräte und die Gewerkschaft machen sich dafür stark, den Dialog mit den Arbeitgebern fortzusetzen. Neben dem Branchenverband und der IG Metall müsse dabei auch das Bonner Wirtschaftsministerium einbezogen werden. Eile sei hier geboten. "Ein weiteres Abwarten würde den Abwärtstrend nur verschärfen." Das könne sich Deutschland aber nicht leisten. Ohne einen starken Werkzeugmaschinenbau würden auch die Anwender, vor allem die Autoindustrie, an Bedeutung verlieren. Dies zeige das Beispiel USA. Die Krise der Branche sei nur zum Teil mit der allgemeinen Konjunkturflaute zu begründen, viele Probleme seien hausgemacht. Die Industrie sei zu stark zersplittert; außerdem werde "zu wenig global gedacht und gehandelt". Durch ein näheres Zusammenrücken wären die Firmen nach Ansicht der Betriebsräte in der Lage, Serien- und Standardmaschinen erfolgreicher auf den Markt zu bringen. Außerdem könnten sie eine einheitliche Steuerung entwickeln. Der japanische Fanuc-Konzern habe sich durch vereinheitlichte Produkte die Hälfte des Weltmarktes unter den Nagel gerissen.
Generell sollten die Firmen ihre Angebotspalette überarbeiten, fordern die Arbeitnehmervertreter. Erste Versuche, "die bisher gebauten technischen Spitzenprodukte durch einfachere Maschinen mit attraktiven Preisen abzulösen, haben schlagartig das Interesse der Kunden geweckt". Der Auftragseingang im Werkzeugmaschinenbau ist nach vorläufigen Schätzungen 1992 um ein Viertel geschrumpft. Die meisten Firmen schreiben tiefrote Zahlen.
Recht ist, was geschehen ist - auch, wenn es nicht mit rechten Dingen zuging. Oder nochmal langsam für Juristen: Die Massendeportation von mehr als 400 Palästinensern ist rechtlich unzulässig, aber dennoch Rechtens, weil man einzelne massenweise verbannen darf. Und natürlich wurde das Individuum in der Gruppe auch ohne Möglichkeit zum Einspruch legal verschickt, denn widersprechen darf es ja jetzt - nach läppischer Monatsfrist. Was später legal wird, kann vorher nicht illegal gewesen sein, oder?
Solch sonderbaren Klartext sprach Israels Oberstes Gericht zu seinem Glück erst, nachdem das Rote Kreuz ein paar "versehentlich Abgeschobene" aus der Deportiertenmasse herausgefischt und heimexpediert hat. Für die Betroffenen ist der Richterspruch gerade wegen seiner Rabulistik klar. Sie haben deshalb keine Lust, als Einzel-Palästinenser nachträglich durchs Hintertürchen zur Berufung gepfercht zu werden. Die Verbannten wollen einfach nur so wieder rein, wie Israel sie rausgesetzt hat: Massenweise. Und die UN-Resolution 799 gibt ihnen recht.
Das Urteil hat so den Testfall für den Sicherheitsrat und die neue US-Regierung Clinton provoziert. Legt Washington sein Veto gegen Sanktionen ein, wird ein großer Teil der islamischen Welt mit Blick auf strammes Durchgreifen anderswo zweierlei Moral ausmachen. Ein seltsamer Sieg Rabins wäre das, über den sich Saddam Hussein in Fäustchen lacht. Klug beraten wäre Israels Premier, wenn er auch ohne Gerichts-Ukas eine unhaltbare Position endlich räumt. bk
Bauner: "Wir müssen Büdingen attraktiver machen. Die Kaufkraft muß nach Büdingen gezogen werden."
Zöllner haben die Pflanzen im Blick
Bei Orchideen werden die Zöllner auf dem Rhein-Main-Flughafen kleinlich. "Die Beamten wissen, daß die meisten Arten geschützt sind und nicht gehandelt werden dürfen", sagt Ute Grimm, "und wenn dann eine Lieferung importiert werden soll, halten sie die Hand drauf und rufen uns an." Das andere Ende der Leitung: Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft, Adickesallee. Grimm ist da die Artenschutzreferentin.
Sie hat gut zu tun, denn Pflanzenschmuggel ist ein einträgliches Geschäft. So werden tonnenweise aus der Türkei die Zwiebeln von wilden Tulpen, Anemonen und Narzissen illegal in die EG eingeführt. Dazu kommen im Jahr mehr als eine Million Knollen anatolischer Schneeglöckchen und Alpenveilchen.
Und jede Menge Exoten, für die "fanatische Sammler" auch schon mal 2000 Dollar hinblättern: Venusfliegenfallen aus Carolina, Frauenschuh-Orchideen aus China, "Elefantenfuß" aus Madagaskar.
Mögen sich die Importgüter in Farbe und Flor noch so sehr unterscheiden, eines haben all diesen Pflanzen gemeinsam: Das Geschäft mit ihnen hat "katastrophale Folgen" (Grimm); sie stehen, weil massenhaft exportiert, "kurz vor der Ausrottung" an ihren angestammten Standorten.
Deshalb gibt es strikte Ausgrab-, Pflück- und Handelsverbote für die gefährdeten Blumen, Gräser, "Fleischfresser" und Kakteen. Oder es sind rigide Genehmigungsverfahren vorgeschrieben.
Dekretiert werden sie vom Washingtoner Artenschutzabkommen, seiner EG- Ausführungsbestimmung, Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung.
Die Fülle der Paragraphen und die langen "roten Listen" überfordern Zöllner und die Kontrolleure vom Frankfurter Bundesamt. "Das sind keine Botaniker", sagt Ute Grimm, "und den meisten Jungpflanzen und Knollen sieht man halt nicht auf Augenschein an, ob sie geschützt sind." In diesen Fällen müssen eben die Wissenschaftler vom Palmengarten ran.
Isolde Hagemann, Georg Zizka oder Stephan Schneckenburger fahren dann zum Flughafen raus, gucken sich die grüne oder zwieblige Luftfracht an und geben ihr Expertenurteil ab.
Stellen sie Gesetzesbruch fest, können die Botaniker die - dann sofort vom Zoll beschlagnahmte - Sendung gleich mitnehmen. Palmengartenchefin Isolde Hagemann: "Irgendeiner muß ja die bedauernswerten Geschöpfe pflegen, sonst gehen sie zugrunde."
Einige Arten existieren gar nur noch im Palmengarten. Ausgestorben sind auf der Osterinsel beispielsweise Dantonia- Gräser und die Leguminose Turomiro. In Frankfurt konnte man sie aufziehen und auch Früchte ernten. Ein halbes Pfund Grassamen war unter anderem der Ertrag, den nahm Georg Zizka 1991 bei einer Forschungsreise mit auf die Osterinsel. Seitdem wächst dort auch das Gras wieder. peh
Kröll: "Ich bin gegen eine derartige Nutzung und dagegen, diese zusammenhängende Fläche zu verhökern."
HOFHEIM. Mehrere Dutzend Schriften und Videos mit Kinderpornographie stellte die Polizei bei einem 43jährigen Mann aus Oberursel (Hochtaunuskreis) sicher, der am Mittwoch abend in Hofheim festgenommen wurde. Er steht zudem im Verdacht, einen fünf Jahre alte Jungen sexuell genötigt zu haben.
Laut Polizeibericht hatte der Mann das Kind vor zehn Tagen im Hofheimer Hallenbad in der Sammelumkleide belästigt und unsittlich berührt. Die Eltern des Jungen erstatten Anzeige. Ein Bademeister erkannte den Mann am Mittwoch abend anhand der Beschreibung und rief die Polizei. Die Beamten nahmen den 43jährigen fest. Er stritt die Tat jedoch ab. Beim Durchsuchen seines Autos fanden die Beamten mehrere Kinderpornos.
Auch bei einer Hausdurchsuchung stießen sie auf einige Dutzend Videos und Pornohefte. Bei einer Gegenüberstellung identifizierte das Kind den Mann. Der 43jährige wurde am Donnerstagabend dem Haftrichter vorgeführt. Noch nicht geklärt ist, ob er mit den Kinderpornos gehandelt hat. kkü
Bauner: "Büdingen ist ein Mittelzentrum. Wenn Parkplätze fehlen, fahren die Leute nach Hanau."
Nackter "Schleicher" geschnappt Als 80jähriger "Schleicher" hat sich in Heppenheim (Hessen) ein nackter "Flitzer" entpuppt. Der Senior sei im Adamskostüm auf der Straße mehr geschlichen als gerannt, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Beamte hatten den entblößten Senior nach einem Anruf empörter Passanten geschnappt. Als Grund für den Strip des 80jährigen vermutet die Polizei übermäßigen Alkoholgenuß. Demonstration in Marburg Zu einer Demonstration gegen Rechtsradikalismus und für Solidarität mit allen Flüchtlingen und ausländischen Mitbürgern rufen für Samstag (11 Uhr an der Stadthalle) fast 80 Verbände, Vereine und Initiativen in Marburg auf. Nicht zufällig wurde der 30. Januar ausgewählt. Angesichts der aktuellen Situation in Deutschland soll daran erinnert werden, daß vor 60 Jahren "die politische Macht an das erste Kabinett Hitler übertragen wurde". Protest gegen Massenvergewaltigungen Rund 250 Menschen, zumeist Frauen, haben am Mittwochabend in Hofheim am Taunus gegen die Massenvergewaltigungen in Bosnien demonstriert.
BAD SODEN. In Wahlkampfzeiten ist allzuviel Eintracht ungesund, dürfte sich der Grünen-Fraktionschef Bernhard Köcher gedacht haben, als er mit seiner Haushaltsrede am Mittwoch abend zum Rundumschlag gegen die politische Praxis der CDU/ FDP-Regentschaft ausholte. Schelte, die das "übliche Oppositionsmaß" jedoch übertraf: Es komme noch immer zu Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung, immer noch würden Akten verschwinden und Fristen versäumt. Das saß. Der Eklat war da.
Plösser verlangte Erläuterungen, drohte andernfalls mit gerichtlichen Schritten. Selbiges setzte Bürgermeister Bender hinterher. Die Sitzung wurde unterbrochen, dann trat Köcher erklärend hinters Mikro: Im Magistrat sei darüber gesprochen worden, daß ein Schriftstück zur "Affäre" um den Ex-Bürgermeister Volker Hodann verschwunden sei und Einspruchsfristen im Streit gegen den Ex-Bürgermeister nicht eingehalten worden seien, wodurch die Stadt mögliche Regreßforderungen nicht mehr gelten machen könne.
Es handele sich dabei um ein Schriftstück, das bereits 1985 im Original verschwunden sei, in Kopie aber noch vorliege, klärte Bürgermeister Bender auf. Die Sache sei zwar Thema im Magistrat gewesen, doch könne die amtierende Verwaltung nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Bender verlangte deshalb eine offizielle Entschuldigung des Grünen-Abgeordneten. Der blieb jedoch stur: "Ich habe nichts zu sagen." ana
Schloßbesuch in Heidelberg nur noch mit Eintrittskartejoe. HEIDELBERG. Was in anderen Schlössern des Landes längst selbstverständlich ist, soll nun auch in Heidelberg eingefüht werden: ein Eintrittspreis für das Schloß. Mit Beginn der Sommerreisesaison im April müssen Erwachsene zwei Mark, Kinder, Schüler und Studenten die Hälfte bezahlen. Kostenlos ist demgegenüber künftig der Besuch des des großen Fasses, das bisher 650 000 Gäste jährlich besichtigten. Weit entgegengekommen ist die Schloßverwaltung den Einheimischen, die das Schloß häufiger besuchen wollen: Eintritt verlangt wird nur von neun bis 17 Uhr, im Winter bis 16 Uhr. Bereits für acht Mark gibt es eine Jahreskarte und der Eintritt in den Schloßgarten ist weiterhin umsonst. Zur Begründung erklärte der Leiter des Staatlichen Liegenschaftsamtes, dem auch das Schloß untersteht, daß in letzter Zeit allein die Instandhaltung der Fassaden des Heidelberger Wahrzeichens jährlich rund zwei bis drei Millionen Mark gekostet hätten; auch mit dem Eintrittspreis sei die Unterhaltskosten des Schlosses insgesamt nicht annährend zu decken, doch hoffe man, daß man durch die Mehreinnahmen mehr Ausstellungsstücke im Innern Zugänglich machen könne. Nach Angaben des Schloßverwaltung besuchen jährlich rund eine Million Besucher das Heidelberger Schloß.-E
Kleine FR · Kleine FR
Kreppelnachmittag GROSSKROTZENBURG. Einen Kreppelnachmittag veranstaltet die Versehrtensportgemeinschaft Großkrotzenburg am Mittwoch, 3. Februar, um 15 Uhr in den Taunusstuben. Winterwanderung GROSSKROTZENBURG. Eine Winterwanderung unternimmt der Großkrotzenburger Obst- und Gartenbauverein am Sonntag, 31. Januar, zum Schützenhaus in Kahl. Der Treffpunkt ist für 13.30 Uhr am Rathaus Großkrotzenburg vorgesehen.
Stillgruppe GROSSKROTZENBURG. Die Stillgruppe Großkrotzenburg wird am Dienstag, 9. Februar, im Gemeindezentrum Großkrotzenburg Alternativen zur Wegwerfwindel vorstellen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr. Kappenabend GROSSKROTZENBURG. Einen Kappenabend veranstaltet der Großkrotzenburger Volkschor am Samstag, 30. Januar, ab 20 Uhr im Theodor-Pörtner- Haus in der Breite Straße.
WIESBADEN. Die in Wiesbaden amtierende Regierungskoalition aus Sozialdemokraten und Grünen liegt nach einer am Donnerstag von der Staatskanzlei veröffentlichten Umfrage fünf Wochen vor den hessischen Kommunalwahlen deutlich in Führung.
Das Münchener Meinungsforschungsinstitut "Polis" hat zwischen dem 7. und dem 15. Januar 1006 Hessen telefonisch befragt. Danach wollen bei den Kommunalwahlen am 7. März, der einzigen Wahl in diesem Jahr in Deutschland, 43 Prozent der Wähler (44,5 waren es bei der letzten Kommunalwahl 1989) der regierenden SPD die Stimme geben.
Die CDU erhält in der Meinungsumfrage 30 Prozent (33,3 Prozent). Die Grünen steigern sich auf zehn Prozent (7,0 Prozent). Laut "Polis" erzielt auch die FDP leichte Zuwächse. Die Liberalen werden bei fünf Prozent( 4,4 Prozent) eingestuft. Für die NPD, die 1989 auf 0,8 Prozentpunkte gekommen war, wurde kein Wert ermittelt.
Drei Prozent der Befragten gaben an, sich für die "Republikaner" entscheiden zu wollen, die 1989 hessenweit 0,1 Prozent erreichten. Und die Wählergemeinschaften können nach Aussage des Instituts mit sieben Prozent (9,2 Prozent) der abgegebenen Stimmen rechnen. gra
Kröll: "Die rot-grüne Koalition in Büdingen hat funktioniert."
FRANKFURT A. M., 28. Januar (FR). Westlich der Elbe zeitweise Regen, in den Mittelgebirgen Schnee, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen sechs Grad plus und ein Grad minus, die Tiefstwerte zwischen minus sechs und null Grad. (Siehe auch Lokalteil)
Rußland und die Ukraine haben sich schon einige Male über wichtige Fragen geeinigt, die wichtigsten jedoch offengelassen. So auch jetzt. Wie der Start-I-Vertrag "umgesetzt" werden soll, wissen nun die Regierenden in Kiew und Moskau; wer der Ukraine die Rechnung bezahlt, ist ungewiß. Ministerpräsident Leonid Kutschma hat gerade erst angedroht, sein Land werde sich die Finanzmittel notfalls durch den Verkauf von Plutonium aus den abzuwrackenden Sprengköpfen verschaffen.
Für waffenfähiges Plutonium gibt es reichlich Abnehmer: Der russische Geheimdienst hat soeben 16 Staaten namhaft gemacht, die "an der Schwelle zur Massenvernichtungswaffe stehen". Es ist zwar nicht bekannt, ob die Kiewer Regierung schon mit irgendeinem dieser Kunden handelseinig geworden ist. Jedes einschlägige Geschäft verstieße aber gegen den Nichtverbreitungspakt. Wenn es sich hingegen "nur" um eine Drohgebärde in Nord-Richtung gehandelt haben sollte, bliebe noch die Frage, ob die Vertragstreue der Ukraine käuflich ist.
Unterdessen betreibt allerdings auch Rußland schwunghaften Waffenhandel; streng konventionell, versteht sich. Kürzlich wurde mit China abgeschlossen, nun mit Indien. Dort hat Boris Jelzin nicht nur eine platonische Freundschaft erneuert, sondern auch Partei ergriffen - für Indien und gegen Pakistan im Kaschmir- Streit. Pakistanische Argumente für eine Nachrüstung, indische für eine Nach- Nachrüstung hört man knistern. Und die Frage taucht auf: Wann liefert Kiew, wann Moskau? gro
DREIEICH. Der Magistrat hat nach eigenen Angaben einen Rahmenvertrag mit der Gesellschaft für Kommunalbau mbH (GKH) abgeschlossen. Damit wurde ein Beschluß des Parlaments vom Dezember 1991 umgesetzt, städtische Bauprojekte, die mehr als eine Million Mark kosten, in die Obhut einer Baubetreuungsgesellschaft zu geben.
1993 und 1994 wird sich die GHK um drei große Projekte kümmern. Sie betreut den Umbau der Schule am Weiher in Dreieichenhain (Gesamtkosten zirka 1,4 Millionen Mark), das Jugendzentrum in der Benzstraße (veranschlagt auf 1,85 Millionen Mark) und die Erschließung, also Kanal- und Straßenbau, im Baugebiet "Säuruh" (voraussichtlich 4,25 Millionen Mark). dac
HASSELROTH. Zwei Stunden lang war Donnerstag mittag der Bahnübergang der Kreisstraße 903 in Niedermittlau komplett gesperrt.
Ein Holz-Lastwagen hatte sich gegen 12 Uhr beim Überqueren der Schienen mit seiner Ladung in der Oberleitung des in Bau befindlichen dritten Gleises für die S-Bahn verfangen, worauf die Kabel auf die Straße fielen. jan
Das Wetter
Die Warmfront eines Atlantischen Tiefs führt wolkenreiche Meeresluft in den Westen Deutschlands, während das Hoch mit Kern über Skandinavien trokkene und kalte Festlandsluft in die Gebiete östlich der Elbe lenkt.
Östlich der Elbe wolkig bis heiter und überwiegend trocken. Höchsttemperaturen hier bei minus 1 Grad. Westlich des Elbeverlaufs zumeist stark bewölkt und zeitweise Regen bzw. vor allem in den Mittelgebirgen Schnee.
Höchsttemperaturen im Westen und Südwesten zwischen 3 und 6 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Samstag zwischen minus 6 Grad im Nordosten und bei Null Grad im Südwesten.
Schwachwindig.
Samstag: Nach leichtem bis mäßigem Nachtfrost im Südwesten noch stark bewölkt und etwas Niederschlag. Sonst überwiegend wolkig bis heiter und trokken. Höchsttemperaturen um Null Grad.
Sonntag: Im Norden zeitweise stark bewölkt und gelegentlich Regen bei 3 Grad. Im übrigen Deutschland überwiegend sonnig und trocken. Nachts Temperaturen bis minus 12 Grad sinkend. Tagsüber um Null Grad.
Montag/Donnerstag: Im Süden überwiegend sonnig, im Norden und der Mitte zunehmend nebligtrüb, jedoch weitgehend niederschlagsfrei. Bei Aufklaren nachts um minus 10, sonst um minus 3 Grad. Tagestemperaturen bis Donnerstag auf Werte nahe 6 Grad steigend.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 17 Amsterdam
bedeckt 8 Athen
leicht bewölkt 14 Barcelona
wolkig 11 Bordeaux
stark bewölkt 9 Brüssel
stark bewölkt 9 Budapest
wolkig 2 Dublin
Sprühregen 12 Helsinki
wolkenlos -12 Innsbruck
Regen 1 Istanbul
leicht bewölkt 6 Kairo
wolkig 20 Larnaka
leicht bewölkt 18 Las Palmas
leicht bewölkt 18 Lissabon
bedeckt 11 Locarno
leicht bewölkt 6 London
bedeckt 11 Madrid
leicht bewölkt 7 Malaga
leicht bewölkt 16 Mallorca
wolkenlos 13 Moskau
leicht bewölkt -10 Nizza
stark bewölkt 11 Paris
Regen 9 Rom
wolkig 14 St. Petersburg
Schneeschauer -10 Stockholm
leicht bewölkt -3 Tunis
wolkig 16 Varna
leicht bewölkt 2 Venedig
wolkig 7 Warschau
stark bewölkt -1 Wien
Schneefall 2 Zürich
bedeckt 6
Deutschland Berlin
stark bewölkt 1 Dresden
Schneefall 1 Feldberg/Ts.
im Wolken -2 Feldberg/Schw.
Schneefall 0 Frankfurt/M.
Sprühregen 3 Freiburg
Regen 7 Garmisch
Schneefall 1 Hamburg
stark bewölkt 1 Köln/Bonn
Regen 3 Leipzig
Schneefall 0 München
Schneefall 0 Norderney
Schneefall 1 Rostock
wolkig 2 Sylt
wolkig 2 Zugspitze
Schneefall -10
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips,
unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42
den wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.06 Uhr
Sonnenuntergang 17.11 Uhr
NEUBERG. Die Gemeinde Neuberg will künftig nicht nur gegen Ausländerfeindlichkeit demonstrieren, sondern auch konkrete Hilfe für die in der Kommune lebenden Flüchtlinge anbieten.
Bürgermeister Uwe Hofmann richtet sich deshalb mit seiner Bitte an die Bevölkerung, dabei zu helfen, Sprachkurse für diese Menschen einzurichten. Kommunikation basiere zu einem wesentlichen Teil auf Sprache, so Hofmann. Nichtbeherrschen der Landessprache schotte gegeneinander ab und schließe aus der Gemeinschaft aus. Nicht miteinander reden zu können, fördere Ängste voreinander und leiste Vorurteilen Vorschub.
Der Bürgermeister bittet Neuberger, die bereit sind, Sprache zu vermitteln, sich mit ihm unter der Rufnummer 0 61 83 / 8 01 12 in Verbindung zu setzen. are
RODENBACH. Einen zweitägigen Selbstverteidigungskursus für Mädchen bietet die Jugendpflege der Gemeinde Rodenbach an. Geplant ist der Kurs für den 5. März, 17 bis 20 Uhr, sowie den 6. März, 15 bis 18 Uhr, in der Bürgerhalle Niederrodenbach. Kosten: 20 Mark. Anmeldungen nimmt der Jugendpfleger unter 5 99 59 entgegen. alu
has FRANKFURT A. M. Die Lemmerz- Werke in Königswinter, die Stahlräder für die Automobilindustrie, für Baumaschinen und landwirtschaftliche Fahrzeuge produzieren, können einen großen Sprung nach vorne wagen. Sie dürfen in England einen Betrieb übernehmen, der eine ähnliche Produktpalette besitzt. Das Bundeskartellamt in Berlin hegt jedenfalls keine Bedenken gegen den Erwerb der Steelwheels von der britischen Gruppe United Pressing & Fabrication.
Für den deutschen Zulieferer, der hiezulande als Marktführer auf seinem Gebiet gilt und einen Umsatz von rund 725 Millionen Mark repräsentiert, ist der Erwerb kein kleiner Fisch. Denn der Steelwheels-Betrieb steht für ein Geschäft von umgerechnet 125 Millionen Mark. Daß der hiesige Branchenprimus, der auch Aluminiumräder herstellt, gleichwohl durch einen Zukauf expandieren darf, begründet das Kartellamt mit der Existenz einen europäischen Marktes auf diesem Gebiet. Es gebe viele in- und ausländische Stahlradfabrikanten, so daß europaweit "wesentlicher Wettbewerb" bestehe, erklärt Behördensprecher Jürgen Kiecker.
BRÜSSEL/DÜSSELDORF (ha/rtr). Als "ungerechtfertigt und außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit" verurteilt EG- Außenhandelskommissar Sir Leon Brittan die vom amerikanischen Handelsministerium verhängten Strafzölle auf Stahlimporte aus 19 Ländern. Brittan will sich bei einem für die kommende Woche geplanten Besuch in Washington für eine rasche Beilegung des ersten Handelskonflikts mit der neuen US-Regierung einsetzen, und die Kommission werde den Streitfall in der internationalen Handelsorganisation Gatt in Genf vorbringen, heißt es in Brüssel. Der Ministerrat befaßt sich nächste Woche mit dem Washingtoner Beschluß.
Die Strafzölle tangieren unter anderem Unternehmen aus sieben EG-Mitgliedsstaaten. Am härtesten treffen sie Stahlhersteller in Brasilien und Großbritannien mit Sonderabgaben bis zu 109 Prozent auf den Lieferwert, während westdeutsche Exporte bis maximal 30,2 Prozent belastet sind. Die Strafzölle haben die Amerikaner je nach Firma und Produkt in sehr unterschiedlicher Höhe festgesetzt. So werden (nach EG-Angaben) aus Deutschland Warmwalzerzeugnisse mit gut 30 Prozent bestraft, während bei kaltgewalzten Ausfuhren Thyssen mit rund elf Prozent wegkommt, Krupp-Stahl aber 23,5 Prozent aufgebrummt kriegt.
Ruprecht Vondran, Präsident des deutschen Branchenverbandes, kritisiert die Entscheidung der US-Regierung als unverhüllten Versuch, den eigenen Stahlmarkt gegen Importe abzuschotten. Betroffen seien deutsche Exporte im Wert von 500 Millionen Mark. Seinen Worten zufolge hätten sich die hiesigen Produzenten im Vorjahr mit Lieferungen in die USA zurückgehalten und bei weitem nicht ihre Quoten ausgeschöpft. Auch das japanische Ministerium für Internationalen Handel und Industrie (Miti) weist den Dumping-Vorwurf zurück. Das Problem liege vielmehr "in der wenig effizienten Produktion der Amerikaner selbst, die ihren überteuerten Stahl auf Kosten der übrigen Welt verkaufen wollen".
Die Erläuterung des neuen US-Handelsministers Ron Brown, daß es sich um einen automatischen Vorgang nach dem US-Handelsgesetz, aber keineswegs um die Einleitung einer neuen "protektionistischen Politik" der Clinton-Regierung handele, wird in Brüssel "zunächst einmal als bare Münze" genommen, wie ein Kommissionssprecher betont. Es liege aber an Washington, das nun auch durch Taten zu beweisen. Die Strafzölle waren aufgrund von Beschwerden der US-Stahlfirmen schon am 1. Dezember angekündigt worden. Deren Argumente stützen sich auf angebliche Lieferungen zu Dumping-Preisen, die durch Staatsbeihilfen in der EG sowie in Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, Finnland, Japan, Südkorea, Mexiko, Österreich, Polen, Rumänien und Schweden möglich seien. Nach dem Gesetz müssen für die Strafzölle zunächst Kautionen gezahlt werden, bis die "Geschädigten" ihre Beweise vorgelegt haben und die Regierung in jedem Einzelfall endgültig entscheidet.
HOFHEIM. Mit dem Schrecken kamen die Bewohner eines Mobilhomes auf dem Hofheimer Hochfeld davon: Die Küche in ihrer Unterkunft stand gestern morgen in hellen Flammen.
Laut Polizei hatte die Bewohnerin der Flüchtlings-Unterkunft am späten Mittwoch abend noch Kartoffeln kochen wollen. Eine Zeitschaltuhr jedoch ließ die späte Mahlzeit scheitern: Der Strom wurde automatisch ausgeschaltet, das Essen blieb kalt.
Die Frau rückte die Herdplatte offenbar gegen die Wand und legte sich mit ihrer Familie schlafen. Stunden später wurde sie von Sirenen geweckt: Ein Nachbar sah gegen 6.25 Uhr Flammen aus der Küche schlagen und alarmierte die Feuerwehr. Die war schnell auf dem Hochfeld, hatte den Brand flugs gelöscht. Ursache des Feuers: Um sechs Uhr gab die Schaltuhr laut Polizei den Strom wieder frei; die Herdplatte begann zu glühen, die starke Hitze setzte die Wand in Brand.
Die Bewohner, eine Familie aus Rumänen, wurden gestern vormittag umquartiert. Sie zogen in ein freies Mobilhome direkt nebenan.
Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) kündigte an, daß die Herdplatten künftig festgeschraubt werden sollen. Der Vorfall zeige aber, daß die Unterkünfte sehr sicher seien. Kritiker hatten in der Vergangenheit an den Vorkehrungen für den Brandschutz gezweifelt.
Zur Brandursache sagte Mehler, daß er von einer Zeitschaltuhr nichts wisse. Den Schaden an dem Mobilhome bezifferte er auf 10 000 Mark. kkü
KIEW, 28. Januar (AP/AFP). Der ukrainische Ministerpräsident Leonid Kutschma hat am Donnerstag damit gedroht, daß seine Regierung den Verkauf von Plutonium aus Atomsprengköpfen erwägen könne, wenn Rußland und die Ukraine sich nicht über Abrüstungsmodalitäten einig würden. Zuvor waren Verhandlungen beider Länder über die Umsetzung des START-I-Abrüstungs-Vertrags in der Ukraine ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Ukraine habe aber in die Inspektion ihrer Raketen durch russische Experten eingewilligt, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit.
Die Ukraine ist eine der vier ehemaligen Sowjetrepubliken, die über Atomwaffen aus den alten sowjetischen Beständen verfügen. Sie hat 176 Langstreckenraketen. Im Gegensatz zu Rußland hat die Ukraine den ersten Vertrag über die Verringerung der strategischen Atomwaffen (START-1) nicht ratifiziert.
Kutschma sagte, Rußland habe angeboten, für das aus ukrainischen Atomwaffen entnommene Plutonium zu bezahlen. Die Ukraine fordere aber nachträglich noch Geld für das Plutonium aus Kurzstrecken-Atomwaffen, die den Russen bereits zur Zerstörung übergeben worden sind. Rußland macht eine Entschädigung auch von der START-Ratifizierung abhängig. Kutschma warnte, wenn man sich nicht einig werden sollte, gebe es "viele anderweitige Angebote".
Kutschma begrüßte ein US-Angebot, der Ukraine mit 175 Millionen Dollar zu helfen, die Kosten der Waffenbeseitigung zu decken. Das am Dienstag in einem Telefongespräch des US-Präsidenten Bill Clinton mit dem Präsidenten Leonid Krawtschuk erneuerte Angebot sei aber "keineswegs ausreichend". Kutschma bezifferte die Kosten auf bis zu zwei Milliarden Dollar.
(Kommentar Seite 3)
Auf dem Fußgängerüberweg Hansaallee/Fürstenbergerstraße ist am Donnerstag morgen eine 74jährige Passantin angefahren worden. Die Frau wurde gegen 10 Uhr von einem Auto erfaßt, dessen 63jährige Fahrerin auf der Hansallee in Richtung Innenstadt fuhr.
Die Fußgängerin erlitt schwere Verletzungen. habe
doe FRANKFURT A. M. Die Telekom wird nach den Worten ihres Vorstandschefs Helmut Ricke das Tempo beim Ausbau der Infrastruktur in den nächsten Jahren möglicherweise verlangsamen müssen. Sollte in Bonn keine Entscheidung für die Teilprivatisierung fallen und damit die erforderliche Kapitalspritze ausbleiben, "müssen wir uns die Investitionspläne genau ansehen". Die projektierten Anlagesummen seien dann "unternehmerisch nicht mehr zu vertreten". Im laufenden Jahr investiert der Fernsprechriese 31 Milliarden Mark, davon elf Milliarden in der Ex-DDR. Diese Summe soll durch günstigeren Einkauf bis zur Jahrtausendwende ohnehin auf 20 Milliarden vermindert werden.
Erneut warb der Telekom-Chef vor dem Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten für die Umwandlung seines Hauses in eine Aktiengesellschaft. Sollten sich Regierung und Opposition im laufenden Jahr auf die Grundgesetzänderung einigen (was derzeit sehr fraglich ist), dann könnte 1994 die Rechtsform geändert und 1996 eine erste Tranche an die Börse gebracht werden. Bis dahin, mahnte Ricke zur Eile, drohe die Fremdverschuldung von derzeit 100 auf 140 Milliarden Mark anzuwachsen und die Eigenkapitalquote (24 Prozent) unter 20 Prozent zu rutschen. Um die finanzielle Ausstattung ins Lot zu bringen, brauche der Fernsprechriese eigentlich 30 Milliarden Mark. "Realistisch" erwartet Ricke, daß durch den Börsengang nach Abzug eines Ausgleichs für die defizitäten Post-Schwestern netto 20 Milliarden Mark zufließen.
Der Manager gestand ein, daß trotz seines lauten Trommelns für die Abschaffung des öffentlichen Dienstrechtes bei der Telekom immer noch verbeamtet wird. Wegen "rechtlicher Widrigkeiten" könne der Vorstand diese Praxis nicht "abrupt" ändern: "Erst müssen neue Berufsbilder und Laufbahnen her". Die "Genehmigungsprozedur" mit dem Post- und dem Innenminister laufe. Fast die Hälfte der 257 000 Telekom-Beschäftigten sind Beamte. "Wir wollen die Laufbahn nicht fortführen", versicherte Ricke.
BAD HOMBURG. Gegen die Vergewaltigung von Frauen im ehemaligen Jugoslawien haben gestern abend über 60 Frauen und Männer protestiert. Nach einer Mahnwache auf dem Waisenhausplatz zogen sie schweigend zur St.- Marien-Kirche. Auf einem der Transparente stand die Forderung "Schluß mit der Gewalt gegen Frauen" zu lesen.
"Es wird Zeit, daß jemand schreit", kommentierte Pia Lebeau die Aktion, "Öffentlichkeit trägt dazu bei, den Druck auf die Militärs zu verstärken".
Zur Teilnahme hatten das Frauenbüro und kirchliche Gruppen aufgerufen. Letztere treffen sich seit Wochen jeden Donnerstag abend auf dem Waisenhausplatz zum Gebet für Frieden im ehemaligen Jugoslawien. ill/che
MAINTAL. Kur vor dem Abschluß stehen die Modernisierungsarbeiten an den Waschräumen in der Kindertagesstätte Vilbeler Straße in Dörnigheim. Das gesamte Bauvorhaben hat rund 115 000 Mark gekostet. Die Wasch- und Toilettenanlagen der vor 20 Jahren gebauten Kindertagesstätte entsprachen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Kurz vor dem Abschluß steht der erste Bauabschnitt einer zweiphasig angelegten Modernisierungmaßnahme.
Abschnitt eins umfaßte die Sanierung von zwei der insgesamt drei Waschräume. Der dritte Raum soll später saniert werden. Auf dese Weise konnte während des Umbaus der Betrieb aufrechterhalten werden.
Zum ersten Bauabschnitt wurde eine neue Personal-WC-Anlage eingerichtet sowie eine Behindertentoilette installiert. Außerdem wurde die Aufteilung der Räume so geändert, daß der dritte Waschraum entfallen kann.
Auf diese Weise entsteht Platz für die im zweiten Bauabschnitt geplante Vergrößerung der Küche und Eßecke. Wann mit den weiteren Arbeiten begonnen wird, steht noch nicht fest. are
FRIEDRICHSDORF. Die Lichterkette, am Sonntag, 31. Januar, ab 17 Uhr in Friedrichsdorf soll den Landgrafenplatz mit den Flüchtlingsunterkünften am Petterweiler Holzweg verbinden. Dieses ehrgeizige Ziel haben sich die Veranstalter nach Angaben einer Sprecherin gesteckt.
Die Kette soll über Talstraße, An der Plantation und dem Fußweg an der B 455 bis zu den Holzzelten geknüpft werden. Das Haus Myriam (An der Plantation) ist als Zwischenstation geplant. Nach der Demonstration unter dem Motto "Flüchtlinge schützen! Keine Gewalt gegen Ausländer! Nie wieder Faschismus" treffen sich Interessierte im evangelischen Gemeindezentrum in der Taunusstraße bei Tee und Gebäck - und politischem Kabarett mit Nico Nicolai. che
Die Zahl der Salmonellen-Infektionen hat im vergangenen Jahr rapide auf rund 200 000 zugenommen. Gefahrenquellen sind vor allem mit rohem Ei zubereitete Speisen, Geflügel und Hackfleisch. Die Verbraucherzentralen haben deshalb jetzt eine Reihe von Ratschlägen gegeben, wie das Risiko daheim in der Küche möglichst klein gehalten werden kann:
Eier sind bis etwa 20 Tage nach dem Legen vor Salmonellen sicher. Da auf dem Karton aber normalerweise nur das Abpackdatum angegeben ist, sollte der Käufer beachten, daß diese dann schon bis zu zehn (meist sind es drei bis vier) Tage alt sein können. Eier sollten wie andere leicht verderbliche Lebensmittel im Kühlschrank aufbewahrt und (vor allem ältere) mindestens fünf Minuten gekocht werden. Geflügel- und Hackfleisch- Speisen sollten gleichmäßig auf mindestens 70 Grad erhitzt werden. Bei industriell gefertigten, eihaltigen Lebensmitteln besteht kein Risiko, sofern pasteurisierte Rohstoffe (was in der Regel der Fall ist) verwendet werden. Geflügel sollte nach dem Einkauf nicht länger als zwei Stunden ungekühlt bleiben, und bei der Zubereitung sollte der Kontakt zu anderen Lebensmitteln (zum Beispiel durch Auftauwasser) vermieden werden. FR
RODENBACH. Ein breitgefächertes Freizeit- und Ferienangebot offeriert im ersten Halbjahr '93 die evangelische Kirchengemeinde Rodenbach.
So ist unter anderem Anfang April eine Kinderferienfreizeit unter dem Thema "Bunte Welt der Märchen" in der Jugendherberge in Zwingenberg geplant.
Anmeldeschluß ist der 13. März.
Eine Sommerfreizeit für Jugendliche ab 14 Jahre veranstaltet die Gemeinde vom 24. Juli bis 6. August im Nationalpark Mecklenburgische Seenplatte. Unterwegs werden die Jugendlichen sein mit Paddelbooten und Fahrrädern. Anmeldungen werden hierfür bis zum 29. Mai angenommen.
Weiteres Angebot ist ein Tagesseminar zum Thema "Spiele in Aventurien, Abenteuer im Fantasie-Rollenspiel", am Samstag, 13. Februar, im Evangelischen Gemeindezentrum.
Teilnehmen können spielbegeisterte Jugendliche ab 14 Jahren. Anmeldeschluß ist der 8. Februar.
Den Film "JFK-Tatort Dallas" zeigt die Gemeinde am Samstag, 13. Februar, um 20 Uhr im Gemeindezentrum. "Schtonk", den Streifen mit Schimanski-Darsteller Götz George, flimmert am 15. Mai über die Leinwand. Anmeldungen für die Veranstaltungen sind im Gemeindebüro in der Kastanienstraße 2 in Rodenbach möglich. alu
Zum schwersten Fall im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß, der die an Leukämie erkrankte 19 Jahre alte Judith K. betrifft, sind am Donnerstag vor der Umweltstrafkammer des Landgerichts weitere medizinische Sachverständige vernommen worden. Sie meinen, ein Zusammenhang zwischen PCP-haltigen Holzschutzmitteln und Leukämie sei nicht einfach von der Hand zu weisen.
Knapp ein Jahrzehnt nachdem ihr Vater das Blockhaus der Familie auch innen mit dem Mittel "Xyladekor" angestrichen hatte, war die Patientin im Frühjahr 1986 an Leukämie erkrankt. Inzwischen hat sie sich einer Knochenmarkstransplantation unterzogen, wobei ihre jüngere Schwester als Spenderin auftrat. "Ob sie jedoch endgültig geheilt ist", so der sie behandelnde Arzt Professor Ulrich Wilhelm Schäfer, "läßt sich noch nicht sagen."
Während sich Schäfer zur Frage der Kausalität eher zurückhaltend äußerte, besteht für seinen Heidelberger Kollegen Wolfgang Huber kein Zweifel mehr. Seiner Ansicht nach kommt als Krankheitsursache nur das früher in Holzschutzmitteln verwendete PCP (Pentachlorphenol) in Frage. Dabei stützt sich Huber auf verschiedene neuere wissenschaftliche Arbeiten und auf die Untersuchung eines in Frankreich bekannt gewordenen Todesfalls vom Beginn der siebziger Jahre.
Ausgehend von Hubers Erkenntnis ist die Strafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas-Michael Seibert bemüht, den Fall Judith K. mit Hilfe namhafter Experten weiter aufzuklären. Als Sachverständige kamen gestern der Pädiatrie- Professor Karl Welte sowie der auf Leukämie bei Kindern spezialisierte Oberarzt Wolfram Ebell, beide von der Medizinischen Hochschule Hannover, zu Wort. Im Gegensatz zu vorwiegend an toxikologischen Ergebnissen orientierten Medizinern vertreten sie die Ansicht, daß PCP eine Kernzellschädigung bewirken könne, die wiederum zu Leukämie oder andere Formen von Blutbildungsstörungen führen könne.
Welte machte das Gericht auf eine 1989 veröffentlichte Studie von US-Ärzten aufmerksam, die sich auf die Befragung von 204 Familien leukämiekranker Kinder stützt. Danach ist das Risiko einer Erkrankung am höchsten, wenn die Eltern über längere Zeit einer Exposition durch Pestizide ausgesetzt sind. Allerdings enthält die Studie keine Differenzierung dahingehend, welche Rolle PCP oder auch Lindan spielen.
Wie Welte auf Fragen des Gerichtsvorsitzenden erklärte, sei der gleichsam letzte Beweis dem Kliniker "eigentlich nie zugänglich". Es sei denn, man wäre als Arzt bereits beim Entstehen einer Leukämie dabei. Prozeßbeobachtern zufolge ist die Aussage des Hannoveraner Professors insofern von Bedeutung, als sie dem Gericht angesichts der sichtbar gewordenen Grenzen des naturwissenschaftlichen Kausalitätsbegriffs nahelegt, die zentrale Frage nach der Ursächlichkeit aufgrund richterlicher Überzeugung zu entscheiden. Lepp
WIESBADEN. "Eine Politik, die nicht den Abbau, sondern den Anstieg der Arbeitslosigkeit bewirkt", hat die hessische Arbeits- und Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) der Bundesregierung vorgeworfen. In einer heftig geführten Landtagsdebatte über die Folgen der Novellierung des Arbeitsförderungsgesetzes, in die am Donnerstag auch Hessens Ministerpräsdient Hans Eichel (SPD) eingriff, sprach Heide Pfarr von der "Absurdität" Bonner Politik, der nur "Sozialabbau, Sparpolitik am falschen Ende und Ungerechtigkeiten eingefallen" seien.
CDU-Fraktionsvorsitzender Manfred Kanther verlangte dagegen, daß der "Mißbrauch des Sozialsystems" angepackt wird. Er bedauerte, daß "Arbeit nicht mehr die Ehre hat, die ihr zukommen muß". Die Tarifparteien müßten etwas tun, um die Freitags- und Montagskrankheiten zu bekämpfen, schlug der Christdemokrat vor.
Laut Heide Pfarr "überschlagen sich die Hiobsbotschaften zur Arbeitsmarktentwicklung" landes-, aber auch bundesweit "fast täglich". In Hessen liege die Zahl der Arbeitslosen bei rund 150 000. Dazu befänden sich noch 70 000 Personen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Kurzarbeit. Die Ministerin plädierte, ganz im Gegensatz zu den Bonner Plänen, dafür, "lieber sinnvolle Beschäftigung zu finanzieren als sinnloses Nichtstun". Der SPD-Fraktionsvorsitzende Lothar Klemm hatte sich Erklärungen der Caritas zur Bonner Politik zueigen gemacht: Die Bonner Regierung bringe "Unfrieden in die Gesellschaft", zitierte Klemm zum Sozialabbau und warf Bundeskanzler Kohl "Wortbruch" vor.
Der CDU-Landesvorsitzende Manfred Kanther bezichtigte die SPD in der vom Kommunalwahlkampf geprägten Debatte, einen "Ton anzuschlagen, der in der Nähe der Hetze liegt". Die Sozialdemokraten hätten bei der Diskussion um Sparvorschläge nichts anderes zu bieten, als "den armseligen Aufguß des Herrn Lafontaine". Statt die Bundesregierung "gnadenlos zu beschimpfen" und "Klassenkampfvokabeln zu gebrauchen", forderte Kanther Vorschläge der SPD ein.
Ministerpräsident Eichel bemängelte die Bonner Berechnungen zur Einheit. Niemand habe gesagt, was "die Veranstaltung kostet". Und die SPD sei, "ungewöhnlich genug", als Oppositionspartei im Bundestagswahlkampf für Steuererhöhungen eingetreten. Die seien erst in Abrede gestellt worden und später gekommen. Eichel sprach von dem "riesigen Abkassierungsmodell" in Bonn.
Die Grünen-Abgeordnete Daniela Wagner wies darauf hin, daß das Land Hessen mit eigenen Anstrengungen die Rückschritte des Bundes bei der Arbeitsmarktpolitik nicht auffangen könne. gra
Nachrichten-Börse
Börse bittet Kunden zur Kasse Die Frankfurter Wertpapierbörse will die Gebühren für die Notierung inländischer Aktien drastisch erhöhen. Laut Vorstandsmitglied Dieter Mühlhausen ist daran gedacht, zusätzlich zur geltenden einmaligen Zulassungsgebühr jährliche Abgaben einzuführen. Konkreter äußerte sich der Manager noch nicht. Volksbankchef sitzt Verbandsrat vor Albert Weber, Chef der Frankfurter Volksbank, wurde zum Vorsitzenden des aus 52 Mitgliedern bestehenden Verbandsrates des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken gewählt. Seine Amtszeit beträgt drei Jahre. Der 60jährige löst Egon Kremer von der Badischen Beamtenbank ab, der altersbedingt nicht mehr kandidierte. Der Verbandsrat ist das höchste Diskussions- und Entscheidungsgremium der Kreditgenossen zwischen den Mitgliederversammlungen. US-Wachstum beschleunigt Die US-Wirtschaftsleistung wuchs im vierten Quartal 1992 nach ersten Schätzungen, die aber meist noch mehrfach revidiert werden, real um 3,8 nach 3,4 Prozent und im Gesamtjahr um 2,1 Prozent.
WETTERAUKREIS. "Wasser ist Leben" ist ein Werbefilm des Energieversorgungsunternehmens OVAG betitelt, der am Donnerstag von den Vorstandsmitgliedern Hans Ch. Merlet und Hans B. Schmidt während einer Pressekonferenz in Friedberg vorgestellt wurde. Das fünfzehnminütige Werk, unter der Regie des erfahrenen Fernsehjournalisten Peter Hertling entstanden, stellt die OVAG als ein Unternehmen dar, das nicht allein an Verkaufserfolgen, sondern auch an einem schonenden Umgang mit den Ressourcen interessiert ist. Während des Films sind immer wieder Sparappelle zu hören, jeder Video-Cassette ist ein Papier mit Spartips beigelegt. Ebenfalls neu: Ein vierseitger Wasserprospekt, der die Betriebsorganisation darstellt und die Firmenpolitik skizziert.
Der Film zeigt in vielfach eindrucksvollen Bildern den Weg von den Grundwasserförderstellen bis hin in die Haushalte. Er ist in erster Linie für Besuchergruppen im Wasserwerk Inheiden gedacht und soll zu Beginn eines jeden Besuchs gezeigt werden. Merlet und Schmidt kündigten allerdings auch an, daß Video-Cassetten mit dem Film an alle 61 Städte und Gemeinden im Versorgungsgebiet verschickt werden, etwa 200 Lieferungen an Schulen adressiert sind, und auch die Kreisverwaltungen und deren Einrichtungen, etwa Volkshochschulen und Bildstellen, Post erwarten dürfen.
Die OVAG registriert eine positive Resonanz auf ihre Sparappelle. Im vergangenen Jahr seien mit 35,7 Millionen Kubikmeter Wasser 5,2 Prozent weniger als 1991 abgegeben worden. Frankfurt, der größte OVAG-Kunde, habe mit 21,8 Millionen Kubikmetern 7,75 Prozent weniger als im Jahr zuvor bezogen.
Ausdrücklich begrüßt wird von der OVAG die Erklärung des Frankfurter Umweltdezernenten Tom Koenigs (Die Grünen) während des "Stadt-Land-Dialogs" in Schotten, bis zur Jahrtausendwende 20 Prozent weniger Wasser verbrauchen zu wollen. sal
spi MÜLHEIM. Der Stahlriese Thyssen wird sich "am Hauen und Stechen um mehr Absatz intensiv beteiligen", falls sich die Branche nicht disziplinierter gibt. Vorstandsvorsitzender Heinz Kriwet stellt klar, daß sein Haus als "Mitspieler" im Markt dann gar keine andere Wahl habe. Politik wie auch die Unternehmen müßten europaweit eine Lösung finden, um Überkapazitäten stillzulegen, Subventionen abzubauen und das Preisgefüge insgesamt wieder in Ordnung zu bringen.
Die aktuelle Lage hält er für so "katastrophal wie nie zuvor". Im Vorstand würde bereits über Alternativen zu diesem Geschäftsgebiet nachgedacht. Die Vorschläge reichten von Teilstillegungen bis zu einem völligen Rückzug aus der Stahlproduktion: "Wenn jemand kommt und bietet uns fünf Milliarden Mark, dann werden wir uns den Verkauf überlegen. Vor fünf Jahren war das für mich noch ein unvorstellbares Szenarium."
Scharfe Kritik übt er auch am Management der Klöckner-Werke. Dieses Unternehmen nutze seinen Vergleichsstatus aus, um die Preise der Mitbewerber zu unterbieten. Äußerungen des Klöckner- Vorstandes, nach erfolgreichem Vergleich voraussichtlich schon im nächsten Jahr wieder in die Gewinnzone zu gleiten, stuft der Branchenprimus als "verantwortungslos" ein.
Eine Übernahme der Klöckner-Hütte in Bremen durch Thyssen ist für Kriwet zumindest bis auf weiteres nicht diskutabel, weil dadurch überhaupt keines der europaweiten Probleme gelöst würde. Allerdings läßt er durchblicken, daß er darüber nachdenkt. Tatsächlich würden bei dem zur Diskussion stehenden gemeinschaftlichen Lösungsmodell der Industrie durch die Schließung des Klöckner-Walzwerkes mit einer Fertigungsmöglichkeit für mehr als vier Millionen Tonnen im Jahr EG-weit die gerade auf diesem Gebiet drückenden Überkapazitäten, die auf insgesamt gut zehn Millionen Tonnen geschätzt werden, erheblich gemindert.
Der Vorstandschef setzt auf ein freiwilliges Strukturkrisenkartell unter Brüsseler Aufsicht. Die ersten Anläufe in diese Richtung stuft er freilich als enttäuschend ein. Eine Umfrage der EG-Kommission unter den Firmen, wieviel sie an Kapazität freiwillig abwracken würden, brachte ein mageres Ergebnis: Demnach würden sie nur auf 13 Millionen Tonnen, vor allem Rohstahlanlagen, verzichten. Die Breitschaft, die wirtschaftlich wichtigeren Warmbreitbandanlagen aus dem Verkehr zu ziehen, fehlt demnach völlig.
Den einzigen Ausweg aus dem Dilemma sieht Kriwet gleichwohl nur in einem Strukturkrisenkartell mit politischem Flankenschutz. Als "Mindestelemente" nennt er eine Beschränkung der Produktion durch Quoten. Staatliche Hilfen dürften nur noch zulässig sein, wenn damit tatsächlich "marktwirksam" Anlagen verschwinden. Und schließlich sollte die Branche gegen Preisdumping und subventionierte Einfuhren geschützt werden.
Der Thyssen-Konzern insgesamt scheint durch die Stahlmisere nicht gefährdet. Diese Sparte steht nur noch für rund ein Drittel des Gesamtumsatzes. Auf härtere Zeiten macht sich der Vorstandschef aber gefaßt. Im laufenden Geschäftsjahr 1992/93 (30. September) bekommen auch die beiden anderen Zweige, nämlich Handel und Industrie - laut Kriwet "Perlen" - die schwache Konjunktur zu spüren. Erlöse und Erträge gehen zurück.
In der Periode 1991/92 erwirtschafteten die nahezu unverändert 148 000 Beschäftigten 35,8 Milliarden Mark Umsatz und damit zwei Prozent weniger. Die Dividende wird von von zehn auf sechs Mark gekürzt. Dieser Abschlag spiegelt in etwa die Ergebnisentwicklung vor Steuern wider. Der Ertrag schrumpfte um fast ein Drittel auf 680 Millionen Mark. Allerdings sind dabei die Rekordinvestitionen von fast 3,4 Milliarden Mark zu berücksichtigen - gut 300 Millionen Mark mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig wurden die Bankschulden um gut 200 Millionen Mark auf 1,7 Milliarden Mark abgebaut. Der Eigenkapitalanteil liegt unverändert bei rund einem Fünftel.
Sportnotizen
Wallau-Niederlage gestrichen Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat die Begegnung SG Leutershausen - SG Wallau (23:20) wegen der nicht gerechtfertigten Hinausstellung von Mikael Kaellman während des Spiels (die FR berichtete) aus der Wertung genommen. Somit liegt Wallau in der Bundesliga-Tabelle hinter der SG Hameln (29:13 Punkte) an zweiter Stelle mit 28:12 Punkten und 441:402 Toren. Leverkusen-Spiel wird verlegt Bayer Leverkusen muß sein Rückrundenspiel in der Basketball-Europaliga bei KK Zadar nicht im unmittelbaren kroatischen Krisengebiet austragen. Dies hat der Weltverband entschieden. Ersatz-Austragungsort für die Partie der Leverkusener am 4. Februar ist sehr wahrscheinlich Zagreb. Bramsche holt Orthmann Basketball-Bundesligist BG Bramsche/ Osnabrück hat Center Hartmut Ortmann vom Nachbarklub Osnabrücker BV verpflichtet. In der vergangenen Saison hatte Ortmann bei TTL Bamberg gespielt. Wegmann stürmt für Duisburg Fußball-Zweitligist MSV Duisburg hat Stürmer Jürgen Wegmann vom Bundesligisten Borussia Dortmund bis Saisonende ausgeliehen. Ein Spielmacher für Trier Paul Reiser, ehemaliger polnischer Basketball-Nationalspieler und zuletzt beim Zweitligisten Osnabrücker BV tätig, hat sich dem Bundesligisten TVG Trier angeschlossen. Bürstadt schlug Urberach Der hessische Oberligist VfR Bürstadt gewann gestern ein Testspiel gegen Viktoria Urberach mit 4:1. Die Tore für Bürstadt schossen Ramadani, Foale und Kar (2). Den Gegentreffer erzielte Schäfer. Wenn Samaranch zum Füller greift In einer feierlichen Zeremonie hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Lausanne die 184 Nationalen Olympischen Komitees der fünf Kontinente zur Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Lillehammer eingeladen. Der IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch unterzeichnete persönlich die Einladungen an die olympischen Komitees von Norwegen (Gastgeber), Frankreich (letzter Ausrichter), Japan (nächster Gastgeber), Griechenland, die USA, Rußland und die Schweiz.
Auf einen Blick
Seite II FR-Streitgespräch zwischen den Büdinger Berufspolitikern Bauner und Kröll über die Zukunft ihrer Stadt. Seite III Das Berufsförderungswerk in Bad Vilbel wirbt für eine Kontaktstelle gegen Diskriminierungen. Seite IV Lokalsport: Beim EC Bad Nauheim findet am Sonntag der "Tag des Ausländers" statt.
Freitag, 29. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos" (Premiere); Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung"; Nachtfoyer: 22.30 Uhr, Bockenheimer Theaterkreis "Antigone".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?".
Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Grunewald, Krechel & Fritsch - ". . . ehren Viktor Goldtstein".
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Compagnie Didier Théron - "Ironworks"; Studiobühne: 21 Uhr, Niemann & Roelofs - "Best of . . .".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 17 Uhr, Videos über Jan Fabre; 20 Uhr, Jan Fabre - "Elle était et elle est, même".
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Knobibonbon - "Der Beschneider von Ulm".
Kinderhaus Innenstadt, Battonstr. 4-8: 15 Uhr, Klaus Klamauk - "Die Kinderrevue". Klecks Theater: 15 Uhr, "Die zwei von der Mülltonne"; Kinderhaus Am Bügel, Ben-Guiron-Ring 16.
Kommunales Kinder & Jugend Theater, Tel. 59 83 43: 15 Uhr, "Ikarus"; Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Platz.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: 20 Uhr, Chris Newman, Stefan Schädler - Neue Musik.
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis". TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard".
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Endlich satt".
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Nicht ich/ Damals".
Frankfurter Kunstgemeinde: 16 Uhr, "Eine kleine Komödie in Briefform"; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "So schön . . . schön war die Zeit".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Tzimon Barto - Klavier.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Fatala - Afro-Beat & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a, Tel. 28 85 37: 22 Uhr, Swingin'Latin-Funky Disco.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Charles Davies & Captured Moments; 22 Uhr, Der Paternoster XVII - Kleinkunstcocktail. Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eddie Gonzales.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Mallet.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36-42: 20 Uhr, HR-Live - Talk & Musik.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Leather Town Jazzband.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, El Fabuloso y Susi Alca.
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Conny Jackel & Izio Gross Quartett.
Jazzinitiative: 20.30 Uhr, Dietz-Güttler- Walsdorff Projekt; Steinernes Haus, Klappergasse 3.
Veranstaltungszentrum Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 21 Uhr, Alka Salsa & Disco.
Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Good Vibes - Jazz.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Mampf, Sandweg 64: 20 Uhr, Feier 230. Geburtstag des Schriftstellers Seume.
Zentralbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Lesung Sylvie Germain - "L'enfant Méduse" (frz./dt.).
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Lesung "Schwestern über Schwestern". Samstag / Sonntag, 30./31. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 2 12 - 3 74 44: Schauspielhaus: So., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: Sa., 14.30 & 19.30 Uhr, "Karlos"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 18 Uhr, "Festung"; Sa., 22.30 Uhr, "Katarakt"; Nachtfoyer: Sa., "Wenn ich einmal Herrgott wär . . .".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa., 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, Zauberer Tomani; So., 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe Theater, Leiziger Str. 36, Tel. 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: Sa., 20 Uhr, Grunewald, Krechel & Fritsch - ". . . ehren Viktor Goldtstein"; So., 15 Uhr, Ferri & Lerri - "Bonbon- Joes Mitmachkonzert" (ab 4 J.).
Kellertheater, Mainstr. 2: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, Compagnie Didier Théron - "Ironworks"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Niemann & Roelofs - "Best; Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., 17 Uhr, Film über Jan Fabre; Sa., 20 Uhr, "Elle était et elle est, même".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Am Tiergarten 12, 59 83 43: So., 15 Uhr, Märchen & Geschichten (ab 5 J.).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, KnobiBonbon - Kabarett; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: So., 15 Uhr, Theater Mimikri - "Wir können noch viel zusammen machen". Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 15 Uhr, "Cinderella".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Endlich satt"; Artrium: So., 11 Uhr, Jazzsündikat & Kids Comedy Brunch.
Freies Schauspiel Ensemble: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nicht ich/ damals".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: Sa., "Aysche und Richard".
Fridolins Puppentheater: Sa., 15 Uhr, "Der Kartoffelkönig" (ab 4 J.); Kinderhaus Sachsenhausen, Affentorplatz.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20, Tel. 74 79 69: So., 15 Uhr, Puppentheater Pusteblume - "Kaspergeschichten". Bockenheimer Theaterkreis: So., 15.30 Uhr, "Verspekuliert"; Titania, Basaltstr. 23.
Philanthropin, Hebelstr. 17: So., 16 Uhr, Freies Schauspiel Ensemble, Helmut Ruge, Joana, DGB-Chor - "60 Jahre Danach - Frankfurt gegen Rechts".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 18 Uhr, "Der Rosenkavalier"; So., 19.30 Uhr, "Carmen".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: Sa., 20 Uhr, Staatliche Philharmonie Brünn; So., 19 Uhr, The Scottish Folk Festival; Mozart Saal: Sa., 20 Uhr, Alvarez Klavierquintett; So., 16 Uhr, Familienkonzert Achim Rinke - Saxophon; Hindemith Saal: Sa., 20 Uhr, Heinz Sauer Quintett - Speeches; So., 19 Uhr, Ira Bernstein & America's Hottest New Step Dance Show.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Hoochie Coochie Bluesband; So., Toshinori Kondo & Ima.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Zabriskie Point.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, Eastside Ronny; So., 19.30 Uhr, At The Crossroads.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Afrikanische Trommeln & Klavier; Theatersaal II. OG: So., 15.30 Uhr, Sebastian & Florian - Jongliershow.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Mark Merritt; So., 21 Uhr, True Blue.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Main River Band; So., 15 Uhr, Main River Band; 20.30 Uhr, Mason & Young.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Rock & Gebläse.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20 Uhr, Jerome Hindmon & Friends.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Flamenco Show; So., 17 Uhr, Tanz mit Casa del Pueblo.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, United Jazzband; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Harry Petersen - "in memoriam dizzy".
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, Rocking Speech.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: Sa., 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Gemeinde Bonames, Kirchhofsweg 11: Sa., 19.30 Uhr, Los Copihues.
Kirche Cantate Domino, Ernst-Kahn- Str. 20: So., 18 Uhr, Konzert - Winterreise von Schubert.
Martinuskirche, Martinkirchstr. 52: Sa., 17 Uhr, Unisono - Rock; So., 17 Uhr, Italienische Abendmusik.
Andreaskirche, Kirchhainer Str. 2: Sa., 18 Uhr, Musikalische Vesper.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 20 Uhr, Bamberger Symphoniker.
hhk FRANKFURT A. M., 28. Januar. Nach dem durch Proteste im In- und Ausland erzwungenen Verzicht des ehemaligen Bundesärztekammer-Chefs Hans Joachim Sewering auf die Präsidentschaft im Weltärztebund gerät der jetzige Bundesärztekammer-Präsident Karsten Vilmar in Kritik aus der deutschen Ärzteschaft. Bei der Delegiertenversammlung der Bremer Landesärztekammer, deren Präsident Vilmar ebenfalls ist, warf die "Liste Gesundheit" ihm vor, er habe durch seine ausdrückliche Unterstützung des einstigen SS-Mitgliedes Sewering "ein Ausmaß an politischer Instinktlosigkeit und Verantwortlichkeit unter Beweis gestellt, die ihn in unseren Augen als Repräsentanten der deutschen Ärzteschaft untragbar machen".
Vor den Delegierten hielt Vilmar nach Darstellung der "Liste Gesundheit" daran fest, daß alle Vorwürfe gegen Sewering entweder seit langem bekannt oder widerlegt seien. Vilmar habe "die Erleichterung der meisten Delegierten über den Rücktritt Sewerings nicht teilen" wollen.
Auch der Vorsitzende des Vereins Demokratischer Ärztinnen und Ärzte (VDÄÄ), Winfried Beck, fordert Vilmars Rücktritt. Beck sagte der FR am Donnerstag, durch sein Festhalten an Sewering habe Vilmar den Konsens der Ärzte verlassen, der sich beim Deutschen Ärztetag in Berlin im Schuldanerkenntnis für die von Medizinern begangenen Verbrechen im Dritten Reich gezeigt habe. Vilmar vertrete vor allem nicht mehr die junge Ärztegeneration und sei durch die Unterstützung Sewerings inzwischen "in der Welt ein Negativposten für die deutsche Ärzteschaft". Der "Fall Sewering" werde auf dem im Mai in Dresden stattfindenden nächsten Ärztetag eine gewichtige Rolle spielen, kündigte Beck an.
Schon am Wochenende hatten die "Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW) Vilmar zum Rücktritt aufgeforder, weil er "dem Ansehen der deutschen Ärzteschaft im In- und Ausland schwer geschadet" habe. Vilmar habe die "notwendige Sensibilität und Urteilskraft vermissen lassen, die man von einem Präsidenten der Ärzteschaft in einer Zeit von neu aufkommenden Rechtsradikalismus, Neonazismus und Antisemitismus erwarten muß".
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 2 12 - 3 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 2 12 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14-18.30 h, Mi.-Fr., 11-18.30 Uhr, Sa., 10-14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).
Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BfG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.
Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139 IV, Tel. 49 52 90: tägl. 15 bis 20 Uhr, BBK & Frankfurter Künstler - Verkaufsausstellung "Hilfe für bosnische Frauen" (bis 7. 2.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa. & So., 11 bis 13 Uhr, Eri M. A. Foerster - "Aquarelle" (bis 12. 2.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 75 90 40: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.). Ausstellungen Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 2 12 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.); Galerie am Palmenhaus: "Junge Floristik" (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
MÜHLHEIM. Zu einem Familiennachmittag lädt die SPD für Sonntag, 31. Januar, 14 Uhr, in das Bürgerhaus ein. Verbunden ist der bunte Nachmittag mit Ehrungen für langjährige Mitglieder der Partei, die der Landesgeschäftsführer Norbert Schmidt, der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Klaus Barthelmes und Vorstandsmitglied Karl-Christian Schelzke vornehmen werden. Es spielen das Akkordeonorchester, der Jagdhornchor, der Musikverein Dietesheim und die Garde des LCV Lämmerspiel. pmü
Ein Mann aus Augsburg ist am Mittwoch abend im Bahnhofsviertel ausgeraubt worden. Die beiden mit einer Pistole bewaffneten Täter drängten das 37jährige Opfer an der Ecke Mainzer Landstraße/Karlstraße gegen eine Hauswand und rissen 100 Mark an sich.
Die Räuber sollen zwischen 25 und 35 Jahre alt sein. Einer von ihnen hat nach Mitteilung der Polizei schulterlange Haare und eine Tätowierung auf dem Rücken der linken Hand. habe
OBERTSHAUSEN. Eröffnet wird die Fete anläßlich des 25jährigen Bestehens des Volksbildungswerks mit einer Feierstunde heute, 29. Januar, im Bürgerhaus Hausen; Beginn 18 Uhr. Im Anschluß daran wird eine Ausstellung eröffnet, die bis zum Sonntag, 31. Januar, im Foyer zu sehen ist.
Abwechslungsreich und bunt ist das eigentliche Festprogramm am Wochenende im Bürgerhaus, das jeweils um 10 Uhr anfängt und gegen 18 Uhr endet. Wichtig für Eltern: Ihre drei- bis sechsjährigen Kinder werden während einiger Veranstaltungen betreut - mit viel Musik, denn die dem Volksbildungswerk angegliederte Musikschule hat einen großen Teil der Veranstaltungen mitgestaltet.
An beiden Tagen haben Gäste die Gelegenheit, ein bißchen die Arbeit des Vereins zu beschnuppern: einen Diavortrag über "Obertshausen vor 25 Jahren" oder das Reiseland Norwegen anzugucken, den Klängen von Akkordeon, Gitarre oder Flöte zu lauschen, sich Ballett oder Flamencotänzerinnen anzusehen, einen Blick auf Ikebana- und Judounterricht zu werfen. Es gibt Modenschauen und kleine Sketchs, ein Lehrer- und ein Schülerkonzert. hf
DARMSTADT. Der "ewig Studierende", der Bummelstudent, der sich von der Mensa ins nächste Café schleppt statt sich hinter Bücherbergen in der Bibliothek zu verkriechen, ist eines von etlichen Zerrbildern, die den Präsidenten der Technischen Hochschule (TH) Darmstadt, Helmut Böhme, so richtig ärgern. Nicht nur, weil es vom Typ "Langzeitstudent" gar nicht so viele Exemplare gebe und sie in den angespannten Etats gar nicht so ins Gewicht fielen, sondern weil sie "ein Mosaiksteinchen von vielen sind, die eine falsche Sichtweise von Hochschulen ergeben, auf deren Grundlage eine ,Strukturreform&rquote; durchgesetzt werden soll". Weil künftig das Geld noch knapper wird, um die mit "Überlast" mehr schlecht als recht arbeitenden Unis und Fachhochschulen auszustatten, werde plötzlich anscheinend die Schuld beim Schwächsten gesucht. Daß davon Hörsäle und Labors leerer werden, glaubt an der TH kaum einer.
In einer Vollversammlung stimmten 1300 TH-Studierende vorige Woche für einen "konstruktiven Streik". Seit Anfang der Woche laufen an der Hochschule wie zuvor schon in Kassel und anderen Städten studentische Aktionen. Ein Großteil der Professoren zeigt offene Sympathie für den Protest, der sich in Diskussionen in Vorlesungen und Seminaren äußert, in Podiumsdisputen mit Hochschullehrern, in phantasievollen Veranstaltungen wie dem Drehen von Filmen und in einer Fülle von Workshops (Verbesserung der Lehre in der Informatik; Mathematikerinnen im Beruf, Geldpreise für kurzes Studium?). Verabschiedet wurden Resolutionen von Studenten und Maschinenbau- Professoren gegen Bafög-Sparmaßnahmen und für eine Aufhebung von Stellensperren, die auch schuld daran seien, daß sich Studienzeiten ausdehnten.
Gestern zogen knapp tausend Studierende durch Wiesbaden, um zu demonstrieren, daß die Misere der Hochschulen andere Ursachen hat als die Faulheit von überdies angeblich am Bedarf der Wirtschaft vorbei ausgebildeten Akademikern. Die Studierenden machen sich ernsthaft und gemeinsam mit den Lehrenden Gedanken um ihren Lebens- und Arbeitsraum, nehmen Details ihres Studiengangs und didaktische Fähigkeiten des Uni-Personals kritisch unter die Lupe - eine neue Qualität des Protestes.
Präsident Böhme hat die Aktionen "gegen eine reine Hochschulpolitik unter dem Diktat der leeren Kassen" begrüßt. Da sei eine "erstaunlich" große Bewegung entstanden, sagt der Architektur- Professor Heiner Knell. Die engagierten Studiosi sprächen den Professoren aus der Seele. Es sei das "Verdienst" der Studierenden, pflichtet der Jura-Professor Egbert Nickel bei, die "halboffiziellen" Pläne des Wissenschaftsrats und anderer Bildungsgremien erst ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und die Uninformiertheit beendet zu haben.
"Wir sind nach über einem Jahrzehnt Überlast so atemlos, daß wir jetzt so ohne weiteres bestimmt nicht protestiert hätten", sagt Nickel. Ein Protest gegen eine "zentral verordnete und mit Zwangsmaßnahmen" garnierte Studienreform, "die so nichts bringt", davon ist Nickel überzeugt. "Eine große Bewegung" Es sei schon in der Vergangenheit ein "tragischer Fehlschluß" gewesen, zu meinen, "je mehr wir verrechtlichen, desto besser kriegen wir den Studiengang in den Griff".
Mehr "Effizienz" sollen die Hochschulen erbringen und die Studienzeiten verkürzen. Entsprechende Positionspapiere haben sich in den letzten Monaten gehäuft: von der Hochschulrektorenkonferenz, dem Wissenschaftsrat, der Kultusministerkonferenz, der Bund-Länder- Kommission. Jetzt kristallisiert sich an "Marterwerkzeugen" (Knell) heraus: Strafgebühren oder Zwangsexmatrikulation (Rausschmiß) bei Überschreitung der sowieso unrealistisch knapp bemessenen Regelstudienzeit um mehr als zwei Semester; Beschneidung der Chancen, einen Studiengang zu wechseln, was doch, so Böhme, bisher oft Ergebnis von "Reife" und reiflicher Überlegung war.
Was viele Universitäten auch in Harnisch bringt, ist der Vorschlag zweier Ausbildungswege: Das "schlanke", wohl kaum klar zu definierende "berufsorientierte" Kurzstudium soll binnen acht bis neun Semestern zum Abschluß führen. Wer die akademische Karriereleiter besteigen will, soll drei Jahre Postgraduiertenstudium dranhängen bis zum Doktortitel. Dabei ist in etlichen Studiengängen (Chemie, Biologie) ohne Promotion ein reizvoller Berufseinstieg sowieso längst passé. Bei der Hochschulfinanzierung soll es ein Belohnungssystem geben, abhängig von Leistungen in der Lehre, Examensergebnissen, Studienzeiten.
Im Gegensatz zum Wissenschaftsrat halten die Fakultätentage von Bauingenieuren, Elektrotechnik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik am dualen Qualifikationssystem von FH und Uni fest. Studierende und Professoren sehen in den Reformvorschlägen schwere Eingriffe in die Gestaltungsfreiheit von Forschung und Lehre. Wissenschaftliches Denken werde zugunsten von "unkritischem Fachidiotentum abgeschafft", fürchten die Studenten. Sie wehren sich gegen absehbare Erschwernisse, ein Doppel- oder Zweitstudium anzufangen, in Veranstaltungen anderer Fachbereiche hineinzuschnuppern.
Wo es wirklich hakt, wissen die Studierenden und Profs genausogut wie das Deutsche Studentenwerk: Zu wenig Praktikums-, Labor- oder Rechnerplätze und Literatur. Wiederholungen von Prüfungen sind erst ein Semester später möglich, die Betreuungsrelation ist mies, hinzu kommen Wohnungsnot, der Zwang zum Nebenherjobben. Und wer will Studenten die Lust auf den Auslandsaufenthalt oder das Kinderkriegen verbieten?
An der TH ist man sich einig, daß Selbsthilfe der beste Reformweg ist: Abstriche bei der Zahl der Prüfungen, Schneisen durch das Dickicht von "Vor- und Vor-Vorprüfungen" (Böhme) schlagen, den Pflichtstoffkanon entrümpeln, hausgemachte Schwachstellen wie Abbrecherquoten analysieren, Studienberatung, Studienorientierung und Studienbegleitung verbessern. "Wirkliche Reformen, das sind ganz kleine Eier, das ist ein Vor-Ort-Disput", sagt Heiner Knell.
Eine absehbare Folge des verordneten Umbruchs streichen merkwürdigerweise bisher nur Professoren wie Egbert Nickel heraus: Die Gruppenuniversität mit ihrer studentischen Mitbestimmung werde ebenso "baden gehen" wie die Bereitschaft zur Mitarbeit in Fachbereichsgremien. JÖRG FEUCK
Die beinahe schon erwartete Niederlage gab es für die Volleyball-Frauen des TV Oberstedten in der Oberliga Hessen beim TSV Spangenberg. Mit 0:3 (7:15, 12:15, 10:15) unterlagen die Schützlinge von Trainer Wolfgang Preussler dem Mitaufsteiger auch im Rückspiel.
"Wir waren in dieser Verfassung fast chancenlos", resümierte Pressesprecherin Alena Bena nach der Schlappe, denn der TVO ließ es an der nötigen Abstimmung innerhalb der Mannschaft vermissen. In Spangenberg setzten sich die Probleme aus der Hinrunde fort: Den "Stedterinnen" mangelte es an der nötigen mannschaftlichen Geschlossenheit und am Kampfgeist, der für einen Erfolg dringend nötig gewesen wäre. Zudem setzten die Hausherrinnen die Oberstedtenerinnen mit schnellen Angriffen immer wieder unter Druck und zogen den Block mit schnellen Zuspielen auseinander. Gefallen konnten in Spangenberg lediglich die Stellerinnen Gaby Kutschbach und Uschi Held.
Am Samstag kommt in die Halle am Landwehrweg (15 Uhr) die TS Bischofsheim und der TV Wetzlar. hm
FRANKFURT A. M. An den deutschen Aktienmärkten regierte gestern der Zufall. Zwar schloß die Börse in Frankfurt mit meist gut behaupteten Notierungen, doch handfeste Gründe dafür hatten Händler nicht parat. Daß der Deutsche Aktienindex (Dax) nicht ganz 0,4 Prozent auf einen Schlußkurs von 1567,84 Punkte zulegen konnte, sollte für die weitere Entwicklung nicht überinterpretiert werden. Denn ein Händler betonte: "Die Umsätze sind so gering, daß viele Kursbewegungen zufallsbedingt waren."
Einen kräftigen Dämpfer erhielten gestern auf dem Parkett kursierende Hoffnungen auf niedrigere Zinsen. Nach dem Anstieg der Inflationsrate in Hessen auf über fünf Prozent gilt nun eine schnelle Lockerung der Geldpolitik durch die Bundesbank als unwahrscheinlich. Auf die Stimmung drückte des weiteren das Gerangel in Bonn um den Solidarpakt.
Aus dem allgemeinen Geschehen ragten am Aktienmarkt die Titel der Allianz heraus. Sie stiegen um 20 Mark. Ferner fielen die Papiere von Linde auf, die sieben Mark höher notierten. Auf der Verliererseite standen hingegen KHD. Sie büßten 1,80 Mark ein angesichts der angekündigten Kapitalerhöhung.
Ruhig ging es auch am Rentenmarkt zu. Letztlich dominierten Kursgewinne bei öffentlichen Anleihen bis 0,15 Mark im Vergleich zu den Rücknahmen bis 0,10 Mark. Die Durchschnittsrendite stellte sich auf glatte sieben Prozent nach 7,01 Prozent tags zuvor. Die Bundesbank schleuste Titel im Nennwert von 232,9 Millionen Mark in den Markt.
Mark-Auslandsanleihen zeigten sich gut behauptet.
FRIEDRICHSDORF. An der Friedrichsdorfer Lichterkette unter dem Motto "Flüchtlinge schützen - Keine Gewalt gegen Ausländer - Nie wieder Faschismus" wollen sich am morgigen Sonntag (17 Uhr, Landgrafenplatz) auch Künstler beteiligen. Neben dem Bad Homburger Kabarettisten Nico Nicolai hat das "Duo Duell" (Walter Breinl und Wolfgang Zink) sein Kommen angesagt. Ob sie im Freien auftreten, hängt vom Wetter ab; auf jeden Fall werden sie nachher im evangelischen Gemeindehaus in der Taunusstraße zu sehen und zu hören sein.
Die Friedrichsdorfer Lichterkette wird veranstaltet vom Arbeitskreis Asyl, vom Arbeitskreis Frauen in Friedrichsdorf (FiF), vom DGB-Ortskartell und vom Ausländerbeirat. "Die Welle der Gewalt gegen Menschen anderer Herkunft, Farbe, Religion und anderen Aussehens, gegen Behinderte und Obdachlose reißt nicht ab", heißt es in einem Flugblatt, auf dem alle Friedrichsdorfer zur Teilnahme aufgerufen werden. "Was vor 60 Jahren in unserem Land geschah (Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933), fordert von uns erhöhte Wachsamkeit: Wenn wir Unrecht tolerieren, machen wir uns mitschuldig."
Einen offiziellen Aufruf der Stadt zur Teilnahme gibt es nicht. Das sei Sache der Organisatoren, begründete Bürgermeister Gerd Schmidt den Verzicht. Deren Flugblatt habe er im Rathaus ausgehängt und die Veranstaltung im Magistrat angekündigt. Seine persönliche Teilnahme an der Lichterkette sagte Schmidt gestern nicht definitiv zu, er habe an diesem Tag andere Verpflichtungen. che/nau
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Der letzte Mohikaner (15.15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Central: Eine Frage der Ehre (15.30, 20. Uhr, Sa.: 22.45 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.30, 20.30 Uhr, Sa.: 23 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesen Baby (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23 Uhr).
Palette: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der kleene Punker (16 Uhr), Stilles Land (19.45 Uhr), Wiedersehen in Howards End (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick und Zeitlos: Das kleine Gespenst (15.15 Uhr), Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.45, 16.30, 28, 19.45 Uhr), Sa. 22.45 Uhr), Bodyguard (17.30 und 20.15 Uhr), Gestohlene Kinder (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Sister Act (20.30 Uhr, So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr). Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9 Uhr Rhetorik für Frauen. Kulturmix Hanau. Jazzkeller, Philippsruher Allee "Orange Juice Bluesband", 21 Uhr.
Disco "Fields of Joy", 20 Uhr in der Schweinehalle.
Bruchköbel. Bluesabend (auf hessisch) mit den Bluesbube, 20 Uhr Kennedy's Pub, Roßdorf. Parteien/Parlamente Erlensee. Preiskat der SPD, 14 Uhr Sport- und Kulturhalle.
Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende, 15 Uhr evangelisches Gemeindehaus Steinheim, Ludwigstraße 29. Verschiedenes Hanau. Stadtrundgang des VVN auf den Spuren von Naziterror und antifaschistischem Widerstand in Hanau, 14.30 Uhr an der alten Johanneskirche.
Aufführung der "Flüchtlingsgespräche" von Bert Brecht durch die Gruppe Vorhang in der alten Johanneskirche.
Workshops, Vorträge und Gesprächskreise zum Thema Ausländerfeindlichkeit, Arbeitsgruppe des VVN zum Thema "Rechtsradikalismus und Republikaner", 17 Uhr alte Johanneskirche.
Maintal. Demonstration (Anlaß ist der 60. Jahrestag der Machtübernahme der Nazis), 10.30 Uhr Treffpunkt Bahnhofstraße/Ecke Backesweg.
Rodenbach. "Lichterkette gegen Vorurteile und Gewalt - Für Toleranz und Menschlichkeit", 19 Uhr im alten Dorf.
Närrisches Treiben Maintal. Prunksitzung des Karnevalvereins Blau Weiß, 20 Uhr Vereinsgaststätte Zu den Mainterrassen, Uferstraße 4 Dörnigheim.
Kostümierte Faschings-Sitzung der Käwern Hochstadt, 20 Uhr Bürgerhaus.
Gelnhausen. Fremdensitzung der Käwwern, 20 Uhr Stadthalle.
Großkrotzenburg. Kappenabend des Volkschores 1945, 20 Uhr im Theodor Pörtner Haus, Breite Straße.
Sonntag
Kulturmix Hanau. Meisterkonzert mit dem Ensem- ble Avance (Musik des 20. Jahrhunderts), 17 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Papiertheater "Karneval der Tiere" mit dem Papiertheater Severinus, 11.15 und 12.30 Uhr Schloß Philippsruhe.
Ausstellung "Schätze deutscher Goldschmiedekunst von 1500 bis 1920", Di. bis So. 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr Goldschmiedehaus. Konzert mit U.K.SUBS aus England, 20 Uhr Schweinehalle.
Großkrotzenburg. Kammermusikkonzert mit dem Kirchenchor St. Cäcilia, 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge, Steingasse 10.
Bad Soden-Salmünster. Frühkonzert mit dem Musikverein Weiperz, 10 Uhr Konzerthalle. Verschiedenes Schöneck. Jugendtreff Café Mars 13.30 bis 16.30 Uhr, altes Hofgut Büdesheim.
Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch Nicht-Mitglieder), 9 Uhr, Wingertskippe, Naturfreundehaus.
Großkrotzenburg. Winterwanderung des Obst- und Gartenbauvereins, Treffpunkt 13.30 Uhr am Rathaus. Närrisches Treiben Wächtersbach. Kindersitzung des WCV, 14 Uhr Bürgerhaus.
FRIEDRICHSDORF. Mit Totalschaden blieb an der Ecke Au-/Wagnerstraße ein Auto liegen, das die Polizei durch die Straßen von Köppern am Mittwoch abend verfolgt hatte.
Die Polizisten berichten, der Wagen sei ihnen ohne Licht und ohne Nummernschild entgegengekommen. Als die Beamten ihren Streifenwagen wendeten, um dem unbeleuchteten Auto zu folgen, trat dessen Fahrer aufs Gaspedal und flüchtete. An der Austraße bog er so rasant ab, daß das Fahrzeug ins Schleudern geriet und gegen einen abgestellten Container raste. Der Mann am Steuer, sagt die Polizei, war betrunken und besitzt keinen Führerschein. Der Blechschaden wird auf 12 000 Mark geschätzt. s
WEHRHEIM. Eine riesige, rund 100 Meter hohe Rauchwolke stieg am gestrigen Donnerstag über dem Köpperner Tal auf. Zeitweise verdunkelte der gelbliche Qualm das Sonnenlicht derartig, daß Autofahrer das Licht anschalten mußten. Grund waren Rodungsarbeiten auf dem Zwermann-Gelände an der Lochmühle - dort wurde Gestrüpp verbrannt. "Für Mittwoch hatte die Lochmühle eine Genehmigung des Ordnungsamtes, für Donnerstag nicht. Das war nicht legal", erklärt dazu der Erste Beigeordnete Edwin Seng.
Das umweltschädliche Verbrennen sei zwar grundsätzlich verboten - wozu habe die Gemeinde Grünecken und sogar eine eigene Kompostierungsanlage. Mitunter würden jedoch Ausnahmegenehmigungen erteilt: zum Beispiel, wenn Bauern ihre Stoppelfelder abbrennen. Daß Zwermann sich nicht an die Absprache gehalten habe, sei "bedauerlich". Um derartige Pannen zukünftig zu vermeiden, werde die Gemeinde solche Aktionen vorher in Augenschein nehmen.
Zwermann hatte Äste und Grünabfälle verbrannt, die bei der Rodung für eine Ponyanlage angefallen waren. Nach Aussage Sengs wurde am Mittag angeordnet, die Abfälle unverzüglich auf die Kompostierungsanlage zu bringen. jd
16 Mannschaften nehmen am Sonntag, 31. Januar, an den beiden D-Jugend-Hallenfußball-Turnieren der TSG Pfaffenwiesbach in der Sporthalle am Bürgerhaus in Wehrheim teil. Von 9 bis 13 Uhr spielen: TSG Pfaffenwiesbach II, Eschbacher Bomber, JSG Weilnau, JSG Dortelweil II (Gruppe 1) sowie SG Oberliederbach, EFC Kronberg, JSG Dortelweil I, Teutonia Köppern (Gruppe 2). Um den "Kosmuran-Wanderpokal" (Verteidiger: TSG I) geht es von 13 bis 18 Uhr. gst
ESCHBORN. Festgenommen haben Polizisten am Dienstag abend zwei Trickdiebe, die sich in einem Eschborner Modegeschäft mit schicken Sachen eindeckten. Beide Männer versteckten die Klamotten unter präparierten Mänteln. Ihr Trick flog auf, als sie die Beute in den Kofferraum eines Autos laden wollten. Polizisten nahmen beide fest, stellten Kleidung im Wert von 3000 Mark sicher.
Fündig wurden die Beamten auch bei einem der Diebe zu Hause: jede Menge neue Kleider - Herkunft und Wert unbekannt. kkü
Auf der Ratswegbrücke ist am Donnerstag abend ein Zug der Straßenbahnlinie 12 entgleist. Ursache für den Unfall war ein Kanaldeckel, der von einem Auto auf die Gleistraße geschleudert wurde.
Während der Bergungsarbeiten war die Brücke von 22.40 Uhr bis Betriebsschluß für den Straßenbahnverkehr gesperrt. Fünf Züge der Linie 12 wurden über den Zoo zur Hanauer Landstraße umgeleitet.
Den Verkehr über die Brücke hielten Busse aufrecht, die zwischen den Haltestellen Wittelsbacherallee und Riederhöfe pendelten. habe
Welchen handelspolitischen Kurs steuert der neue US-Präsident? Das ist die entscheidende Frage, die hinter den jetzt von Washington "automatisch" verhängten und in ihrer Höhe teilweise absurden Strafzöllen auf Stahllieferungen aus 19 Ländern - darunter auch den neuen "Freihandelspartnern" Kanada und Mexiko - steht. Bill Clintons zuständiger Minister Ron Brown versichert zwar, die Entscheidung signalisiere keineswegs den Beginn einer neuen protektionistischen Welle zugunsten der eigenen Industrie. Aber schon haben die großen US- Automobilproduzenten angekündigt, daß sie ebenfalls Beschwerden gegen die angeblich unfaire ausländische Konkurrenz einlegen wollten.
Wenn Clinton wirklich die nahezu weltweite Rezession überwinden will und nicht nur die Wirtschaftsschwäche im eigenen Land, dann muß er konsequent auf den raschen erfolgreichen Abschluß der seit sieben Jahren dahinsiechenden Welthandelsrunde hinarbeiten. Seine demokratischen Parteifreunde haben aber von jeher im Washingtoner Kongreß immer wieder für restriktive Handelsgesetze gesorgt, bei denen ein ums andere Mal die Regeln der internationalen Gatt-Organisation für die Vereinigten Staaten außer Kraft gesetzt wurden. Und obwohl sich alle US-Präsidenten der Nachkriegszeit als Apostel des internationalen Freihandels aufführten, ist der Gatt-Vertrag von Washington nie parlamentarisch ratifiziert worden.
Die Welthandelsrunde soll, so hatte man es 1986 in Punta del Este dank Ronald Reagan proklamiert, den Rahmen für den freien Verkehr von Waren und Dienstleistungen reformieren und erweitern. Die EG einigte sich Ende vergangenen Jahres mit der Bush-Regierung auf einen Vorkompromiß zu Lasten der europäischen Landwirtschaft, der Frankreich schon zu weit geht. Wenn Clinton es tatsächlich ernst meint, dann muß die Ratifizierung des neuen Gatt-Vertrags im US- Kongreß garantiert sein. Dieser Punkt wird jetzt zur Gretchenfrage. Sollten die internationalen Regeln für die größte Industriemacht der Erde auch künftig nicht gelten, können sich die EG-Partner jeden weiteren Streit über die Uruguay-Runde sparen. Insofern kommt Washingtons "Stahlkriegserklärung" gerade noch rechtzeitig, um Illusionisten in London und Bonn vielleicht die Augen zu öffnen.
ha (Brüssel)
Mitte März 1992 hängte der Lagerverwalter Helmut V. im Büro einen Relief- Teller mit dem Porträt Adolf Hitlers auf. Ende April erfuhr der Arbeitgeber in Gelsenkirchen durch das Fax eines Liederbacher Handelsvertreters ("Das geht doch wohl nicht!") von der Nazi-Ikone. Die Geschäftsführung des Armaturen- und Küchengeräteherstellers Seppelfricke - V. leitete das Frankfurter Außenlager des Unternehmens - feuerte den 58jährigen fristlos. Zu Recht, wie am Donnerstag die zweite Kammer des Frankfurter Arbeitsgerichts urteilte.
Helmut V. hatte gegen die außerordentliche Kündigung geklagt. Zur Verhandlung war er nicht erschienen, sein Anwalt Volker Müller-Siebert bemühte sich um einen Vergleich: "Mein Mandant hat sich wirklich nichts Schlimmes dabei gedacht. Der wollte sich einen Spaß machen."
Die vom Seppelfricke-Management und dessen Rechtsvertreter, Assessor Thomas Rosenke (Arbeitgeberverbände Emscher- Lippe) aufgebotenen Zeugen berichteten da anderes. Die Nazi-Devotionalie habe immerhin sechs Wochen - gut sichtbar für Kunden und Mitarbeiter - im Büro als Blickfang gedient. Auf den Anwurf eines Kollegen "Was soll das? Du kannst das Ding doch da nicht lassen!" habe V. erwidert: "Was willst du, das ist der beste Deutsche, den es je gab."
V. habe auch Kopien des Tellers an Mitarbeiter verschenkt ("Hängt das in eurem Vereinsheim auf!") und unwirsch reagiert, als andere das Hitler-Porträt mit schwarzem Papier verhüllten. Er riß die Abdeckung ab.
Das Ganze gehe sogar "in den strafrechtlichen Bereich hinein", führte Assessor Rosenke aus und verwies auf die gesetzlichen Bestimmungen in Sachen Volks- verhetzung und Verherrlichung des NS- Regimes. Es sei daher der Firma nicht zumutbar gewesen, den Mitarbeiter V. weiter zu beschäftigen: Seppelfrickes Ruf werde geschädigt, wenn auf solche Weise unverhüllt dem Nazitum gehuldigt werde.
Richter Gerhard Ahrens, der Kammervorsitzende, sah das auch so und erklärte die fristlose Kündigung für wirksam: "Das ist kein Scherz mehr gewesen." Wobei auch noch - so Ahrens in seiner Urteilsbegründung - erschwerend hinzukomme, daß sich Helmut V., der als Lagerleiter ja "Vorbildfunktion" gehabt habe, gegenüber Vorhaltungen von Kollegen "uneinsichtig" gezeigt habe. peh
Schlechte Nachrichten für den Fußball- Bundesligisten Eintracht Frankfurt brachte Schatzmeister Wolfgang Knispel aus Moskau mit: Der Transfer des Georgiers Kachabar Zchachadse an den Main steht wider Erwarten doch noch nicht fest. Eigentlich hatte Knispel bei Dynamo Moskau nur noch eine Unterschrift auf der Transfervereinbarung für den Nationalspieler einholen wollen. Die Dynamo- Verantwortlichen sahen die Sache aber offenbar komplizierter, jedenfalls mußte Knispel unverrichteter Dinge wieder zurückfliegen.
Bei der Eintracht wird nun vermutet, daß die Russen "noch ein paar Mark mehr verdienen" wollen, so Geschäftsführer Detlef Romeiko. Eintracht-Vize Bernd Hölzenbein habe aber bereits erklärt, daß die Frankfurter in diesem Falle von dem sicher geglaubten Wechsel wieder Abstand nehmen würden. Vereinbart war ursprünglich eine Ablösesumme von 1,5 Millionen Mark.
Um viel Geld für den Bundesligisten geht es auch am 9. Februar vor dem Frankfurter Arbeitsgericht. Da wird nämlich die Fünf-Millionen-Forderung der Frankfurter an Ex-Spieler Andreas Möller verhandelt. Gleichzeitig geht es auch um die von dem inzwischen für Juventus Turin kickenden Möller geforderte Nachzahlung verschiedener Prämien, von Urlaubsgeld und einer Zuschauerbeteiligung in Höhe von 850 000 Mark. fes
Kleine FR
Bürgersprechstunde der CDU Ortsbeirat Josef Hartinger hält heute die Bürgersprechstunde der Nieder Christdemokraten. Der stellvertretende Ortsvorsteher ist von 17.30 bis 18.30 Uhr im Stadtteilbüro, Alt-Nied 28, zu erreichen."Hasenherz" im Kinderkino Das Kinderhaus Höchst zeigt heute den Streifen Hasenherz. "Film ab" heißt es um 15 Uhr in der Adolf-Häuser-Straße 16. Erzählt wird die Geschichte eines Mädchens, das alle für einen Jungen halten. "Fastnachtswurst" Unter dem Motto "Reservieren Sie sich ihre Fastnachtswurst" feiert die evangelische Christuskirchengemeinde am Samstag, 30. Januar, in ihrem Nieder Gemeindehaus, Oeserstraße 3 a, Karneval. Das närrische Treiben beginnt um 19.11 Uhr.
In einem Kondolenzschreiben an die Witwe des verstorbenen Professors Leo Löwenthal haben Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ihr Beileid zum Ausdruck gebracht. Der Verstorbene wurde 92 Jahre alt. Er war der letzte der noch lebenden Gründer des Frankfurter "Instituts für Sozialforschung".
In dem Beileidsbrief wird Löwenthal als "großer Intellektueller" bezeichnet, der "in unserer Stadt unvergessen bleiben wird" - er werde "zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte Frankfurts" gehören. Von Schoeler und Busch betonen die "unbeugsame Unabhängigkeit im Denken und Handeln" Löwenthals. reu
Rund 70 Nachwuchsspieler(innen) nehmen am Samstag und Sonntag in der Sporthalle der Adolf-Reichwein-Schule in Neu-Anspach am ersten offenen Bezirks- Ranglisten-Turnier des Hessischen Badminton-Verbandes in den Altersklassen U12 und U18 teil, wobei Gastgeber SG Anspach in der U12 allein mit 16 Mädchen und Jungen vertreten ist.
Das Turnier beginnt am Samstag um 13 Uhr sowie am Sonntag um zehn Uhr. Das Ranglisten-Turnier für die U14 und U16 findet ebenfalls an diesem Wochenende statt (Frankfurter FTG-Turnhalle).
Die SGA-Nachwuchsspieler Boris Gantenberg, Christian Komma und Dominique Mirtsching bereiten sich in Frankfurt am Main auf die deutschen Jugendmeisterschaften vor. gst
HOCHTAUNUSKREIS. Die ASU heißt jetzt AU: Aus der "Abgassonderuntersuchung" ist mit Jahresbeginn die "Abgasuntersuchung" geworden - mit Folgen für viele Kraftfahrer. Denn mußten bisher nur Autos ohne geregelten Katalysator zum jährlichen Test vorgefahren werden, so sind jetzt alle mit von der Partie. Auch die besonders schadstoffarmen unter den insgesamt 143 773 Fahrzeugen, die zum Jahresbeginn in der Zulassungsstelle des Kreises gemeldet waren. 125 391 davon waren Personenwagen.
Ausgenommen von der Abgasuntersuchungspflicht sind nur Krafträder, land- und forstwirtschaftliche Zugmaschinen, selbstfahrende Arbeitsmaschinen und Oldtimer, die vor dem 1. Juli 1969 erstmals zugelassen wurden. Wie Landrat Jürgen Banzer mitteilte, muß die Kfz-Zulassungsstelle künftig auf der AU-Prüfbescheinigung bestehen. ill
ski FRANKFURT A. M. Durch unangenehme Erfahrungen mit dem Ombudsmann der Banken fühlen sich die Vertreter der Kunden in ihren Bedenken gegen diese neue Einrichtung bestätigt. Die erste bekanntgewordene Entscheidung dieses "Schiedsrichters" sei "sehr bankenfreundlich", kritisiert Rainer Metz, Finanzdienstleistungsexperte der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen. In dem Schlichtungsverfahren ging es um einen Streit zwischen der Citibank Privatkunden (früher KKB) und dem Inhaber einer KKB Visa-Kreditkarte. Letzterer wollte von dem Geldinstitut Gebühren zurückerstattet haben, weil er sich über die Geschäftsbedingungen, in denen die Konditionen geregelt sind, nicht rechtzeitig informiert fühlte.
Diese Forderung wies Ombudsmann Leo Parsch zurück. Zur Begründung heißt es unter anderem, die Gebührenberechnung beruhe auf den Geschäftsbedingungen der Bank. Der Kunde sei in dem von ihm unterschriebenen Antrag auf Ausstellung der Karte "ausdrücklich und hinreichend klar erkennbar darauf hingewiesen worden", daß diese Bedingungen gelten, die er zusammen mit dem Plastikgeld oder auf Wunsch zuvor erhalte. Die Vorabzusendung beanspruchte er nicht. Im Begleitschreiben der Bank hieß es später: "Lesen Sie bitte unsere Geschäftsbedingungen. Denn mit Annahme Ihrer KKB Visa-Karte bestätigen Sie uns die Kenntnis unserer Geschäftsbedingungen und Ihr Einverständnis." Dieses Verfahren erscheint dem Schlichter korrekt.
Kundenschützer Metz meint dagegen, der Spruch des Ombudsmannes falle sowohl hinter den Stand der Rechtsprechung (das Landgericht Frankfurt hatte Ende 1991 in einem anderen Fall die Zusendung der Bedingungen mit der Karte für nicht ausreichend befunden) als auch hinter die Praxis der Kartenfirmen zurück. Diese würden Gebührenrückforderungen zum Teil anerkennen oder zumindest teilweise per Vergleich regeln.
Metz weist zudem darauf hin, daß nach der vom Bundesverband deutscher Banken erarbeiteten Verfahrensordnung eine Schlichtung ausgeschlossen ist, wenn es um einen noch nicht höchstrichterlich entschiedenen Grundsatzstreit geht. Genau das sei hier der Fall: In einem Musterprozeß zu den Kreditkarten-Geschäftsbedingungen hätten die Verbraucherverbände obsiegt, doch bislang eben nur in erster Instanz. Metz: "Aber vielleicht darf man ja zugunsten der Banken von der eigenen Verfahrensordnung abweichen." Ferner habe es die Geldbranche allein in der Hand, durch Bekanntmachung nur der für sie günstigen Entscheidungen eine "bankenfreundliche Rechtsfortbildung" zu betreiben. Fazit: Bei der Rechtsprechung seien die Kunden besser aufgehoben als bei dem im Juli 1992 angetretenen Ombudsmann.
Mit der Mode tut sich Frankfurt schwer Schlechte Noten von Fachleuten - aber viele teure Boutiquen in der Goethestraße Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel
rankfurt, die Stadt der Banken, be- kommt in Sachen Mode schlechte Noten: "'ne Katastrophe", urteilt
Frankfurt hat mit der "interstoff" die größte Stoffmesse der Welt. Doch die habe, so Polte, kräftig an Bedeutung eingebüßt. Düsseldorf hat die größte Modemesse der Welt; das zieht viele Firmen an. München hat die bayrische Bekleidungsindustrie. Hamburg hat "Jil Sander" und "Joop" und damit gleich zwei Mode-Imperien. "In Frankfurt fehlt das Umfeld", bilanziert Margarete Lohr, aber auch "das kreative Reservoir".
Mode, die vertrakte Mischung aus Kunst, Konsum und Kommerz, wird immer noch - oder wieder - in Paris gemacht und in Mailand. Eine deutsche Modestadt, die in der Lage wäre, Trends zu setzen, gibt es nicht. Und doch hat jede Großstadt ihr eigenes Verhältnis zur Mode: "Auf der Düsseldorfer Königsallee ist man schon immer extravaganter gegangen", erinnert sich Polte, der dort aufgewachsen ist. Auch den Münchnern wird nachgesagt, den großen Auftritt zu lieben. Die Hamburger geben sich dagegen, ähnlich wie die Frankfurter, eher bedeckt.
"Hamburg - das ist halt das klassische Dunkelblau", sagt "Lilo", in deren kleinem Laden gerade "der Sommer kommt und der Winter bestellt" wird. "Lilo" war die erste, die in den frühen 70er Jahren, damals im Holzgraben, Designer-Klamotten verkaufte. Inzwischen hat sie einen Laden in der Hochstraße und einen am Opernplatz.
Der Weg zum Erfolg war steinig. Anfangs wollten sich die Kundinnen noch "totlachen". Inzwischen hat sie viele Stammkundinnen, die ihre Auswahl und ihren Rat zu schätzen wissen. Manche decken sich gleich für die gesamte Saison ein - ein Spaß, der schnell so teuer wie ein Kleinwagen kommt. Der beige Pullover von Dolce & Gabbana, zum Beispiel, der die eine Wand des schlicht gehaltenen Raumes ziert, ist für knapp 900 Mark zu haben. 5000 Mark für ein dreiteiliges Nachmittagsensemble sind gang und gäbe.
"Bei den Preisen ist schon ein gewaltiges Einkommen erforderlich", weiß (Fortsetzung auf Seite 18)
BERLIN, 28. Januar. Die rechtsradikale und neonazistische Szene versucht offenbar zunehmend, mit Telefonterror und anonymen Briefen ihre Gegner zu verunsichern und sie mit manipulierten Pamphleten zu diffamieren. So erhält der Kommunikationswissenschaftler Rolf Külz aus Berlin, dessen jüdische Herkunft bei seiner Bewerbung für das Amt des Kulturreferenten in Regensburg eine öffentliche Debatte über Antisemitismus ausgelöst hatte, seit einigen Wochen telefonische Morddrohungen. "Man sagt mir", berichtete Külz der FR, "wenn ich ,am Tag vor Hitler&rquote; das Land nicht verlassen habe, werde man mich erschießen." Mit besagtem Tag ist augenscheinlich der 60. Jahrestag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar gemeint.
Die Israelitische Synagogengemeinde in Berlin bestätigte, "daß in letzter Zeit verstärkt antisemitische Drohbriefe und Anrufe zu verzeichnen sind". Sie dementierte allerdings, daß zahlreiche ihrer Mitglieder aufgefordert worden seien, das Land vor dem 30. Januar zu verlassen. Die Gemeinde Adass Jisroel will bei der Gedenkveranstaltung am Samstag die Berliner um "mehr Zivilcourage" bitten.
Die Polizei verweigerte mit Hinweis auf "taktische Überlegungen", so Sprecher Manfred Schneider, Angaben über die Zahl der ihr bekannten Fälle. Bedrohte Personen erhielten eine polizeiliche Bewachung; auch versuche der Staatsschutz die Täter mit Fangschaltungen zu ermitteln. Schwieriger stellt sich die Aufklärung dar, wenn Bürger in Briefen beleidigt und bedroht werden.
Einen Fall, wo Rechtsradikale den Namen eines Arztes für ihre Propaganda- zwecke mißbrauchten, hat die Freie Universität (FU) Berlin jetzt bekannt gemacht. Unter dem Namen und der vollständigen Adresse Siegfried Veits, der Oberarzt am Universitätsklinikum Rudolf-Virchow ist, war ein offener Brief neonazistischen Inhalts an Zeitungen und Fernsehanstalten verschickt worden.
Von dieser Aktion erfuhr Veit nur durch Zufall: Ein nicht zustellbares Schreiben an den inzwischen aufgelösten Deutschen Fernsehfunk war ihm als vermeintlichem Absender von der Post zugeleitet worden. Sein Inhalt, ein rassistisches Pamphlet, war offenbar einem größeren Verteilerkreis zugegangen. Mehrfach riefen deshalb Journalisten bei Veit an; ein Mitarbeiter der Humboldt-Universität wollte ihn schon wegen Volksverhetzung beim Staatsschutz anzeigen. Pamphlete vergleichbaren Inhalts tauchten in dieser Woche auch als Faxschreiben an eine Berliner Zeitung auf. Die Kopfleiste des Faxes war manipuliert: Auch dort stand der Name Veits als Absender. Sein Rechtsanwalt Hans-Joachim Ehrig hat Strafanzeige wegen Rufschädigung und Beleidigung gegen Unbekannt gestellt. Die Täter vermutet Ehrig im Umfeld der inzwischen verbotenen Nationalistischen Front (NF). Deren Anhänger wollten sich möglicherweise an Veit rächen, weil dieser ihnen ein Ermittlungsverfahren angehängt habe.
Veit hatte Neonazis angezeigt, die am 10. August 1991 vor dem ehemaligen Konzentrationslager in Ravensbrück Flugblätter mit der Aufschrift "Schluß mit den Holocaust-Vorwürfen oder: Deutscher, willst Du ewig zahlen" verteilt hatten. Wie Veit angab, hatten ihn die Männer zusammengeschlagen und seiner Frau eine Kamera geraubt, nachdem er gefordert hatte, mit dem Verteilen der Hetzschrift aufzuhören. Veit konnte aber noch eine Kfz-Nummer notieren.
"Es muß davon ausgegangen werden", heißt es in der Mitteilung der FU, "daß die Täter des Vorfalls in Ravensbrück im Zuge der Ermittlungen Kenntnis von der Identität ihres Opfers erhalten haben." Vor allem die Manipulation an den gefaxten Schreiben spricht nach Ehrigs Überzeugung dafür, daß die Täter "keine hohlköpfigen Glatzen sind, sondern über eine gewisse technische Intelligenz verfügen". Möglicherweise versuchten sie nach dem Verbot der NF auf diese Weise "aus dem Untergrund heraus ihre rassistische Gesinnung zu verbreiten".
Dem Anwalt sind weitere Fälle bekannt, wo der Name von Berliner Bürgern für rechte Propaganda mißbraucht wurde. In einem Fall sei "eine ausgewiesene Linke" im Impressum eines Schreibens genannt, unter dem "Deutsches Volksbündnis gegen Überfremdung, Gruppe Kreuzberg-Neukölln-Wedding" prangte. In einem anderen Fall trage ein sogenannter "Brief an die Deutsche Nation" die faksimilierte Unterschrift eines unbescholtenen Bürgers.
Manches spricht dafür, daß solches Vorgehen gezielte Methode der Neonazis geworden ist. So hatte der Brandenburger Beobachter, ein Blatt der verbotenen "Deutschen Alternative" (DA), wiederholt Namen und Adressen von Linken, Liberalen und Juden veröffentlicht. Die NF wiederum soll nach Erkenntnissen des brandenburgischen Verfassungsschutzes "interne Listen" über Linke angelegt haben. (Weiterer Bericht auf Seite 8)
Kleine Lokalrundschau
Kater-Geschichten HATTERSHEIM. Vom Kater auf der Treppe handelt die Geschichte in der nächsten Vorlesestunde der Stadtbücherei Am Markt am Mittwoch, 3. Februar, 15 Uhr. Laura entdeckt das Tier, doch ihr Vater ist allergisch gegen Katzen . . . Visite im Wasserwerk HATTERSHEIM. Ein Blick ins Wasserwerk wirft der Hattersheimer Bund für Umwelt und Naturschutz. Die Besichtigung am Samstag, 6. Februar, beginnt um 15 Uhr. Treffpunkt ist am Haupteingang. Stadt holt Sträucher ab HATTERSHEIM. Sträucher, Äste und andere "grüne" Abfälle sammeln die Müllmänner am Freitag, 12. Februar. Wer etwas abzugeben hat, soll sich bis 9. Februar im Rathaus, Tel. 80 81 77, melden. Druckknöpfe für Ampeln HATTERSHEIM. "Grün" auf Knopfdruck bekommen Fußgänger bald an den Ampeln an der Hofheimer- und Bergstraße sowie an der Stadthalle. Vorteile laut Stadt: Fußgänger müssen nicht lang warten; andererseits können die Autos rollen, wenn niemand über die Straße will.
OBERTSHAUSEN. Die Gründung des Volksbildungswerks (VBW) vor 25 Jahren soll einem nie dementierten Gerücht nach nicht zuletzt ein Akt des Widerstands Obertshausens gegen die befürchtete Zusammenlegung mit der Nachbargemeinde Hausen gewesen sein. Gemeinden mit guter Infrastruktur (zu der Möglichkeiten der Erwachsenenbildung gehören) hätten gute Chancen - hieß es damals -, ihre Selbständigkeit zu erhalten. Nun, 1977 kam mit der Gebietsreform für die unabhängige Kommune das Ende, trotz der blühenden Volkshochschule. Das Jubiläum des Vereins heute und am Wochenende feiern Obertshausen und Hausen zusammen, als eine Stadt.
Gründungsväter der Bildungseinrichtung waren 1967 neben Bürgermeister Robert Flügel die beiden Pädagogen Dr. Erwin Büge und Kurt Formhals, der heute noch im VBW-Vorstand sitzt. Dieses Trio stellte im Herbst ein Semesterprogramm mit elf Kursen und zahlreichen Einzelveranstaltungen zusammen. 241 Teilnehmer/innen schrieben sich für Schreibmaschinenkurse und Feintäschner-Lehrgang, "Besseres Deutsch" und "Kochen mit Pfiff" ein.
Basisdemokratisch hatte der vorläufige Vorstand vor der Gründung per Fragebogenaktion erforscht, was die Obertshausener sich für ihre Volkshochschule wünschten: nicht nur Sprach- und Bastelkurse, sondern auch gesellschaftspolitische, philosophische, psychologische und medizinische Themen. Für Ausländer gab es Deutschunterricht und Vorträge über die Bundesrepublik.
Nach dem verheißungsvollen Start ging es mit den Kursus- und Teilnehmerzahlen rasch bergauf. Der Vorstand, dem bald auch Stadtverordnete als Vertreter des wichtigsten Geldgebers angehörten, reagierte flexibel auf neue Entwicklungen: Schon 1968 bot das Volksbildungswerk eine Fachausbildung für Organisation und Datenverarbeitung an! Im gleichen Jahr reisten die Obertshausener mit dem Verein erstmals zu nahen und fernen Zielen - der Beginn der inzwischen mehrtägigen Studienfahrten.
Schon 1986 hatte statistisch gesehen jeder zweite Erwachsene der Stadt das VBW-Angebot genutzt. Inzwischen gab's Schwimmlehrgänge, Hausaufgabenhilfe, Senioren-Programme und die Möglichkeit zum Haupt- oder Realschulabschluß.
Inzwischen werden mehr als 300 Kurse angeboten - mit 4470 Teilnehmer/innen liegt der Verein unter den Kreiskommunen an der Spitze. Ein Renner ist auch die Musikschule, die vor vier Jahren als VBW-Kind aus der Taufe gehoben wurde. Mit 925 Schüler/innen ist es die größte Musikschule im Kreis. hf
rei BONN, 28. Januar. Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Johannes Gerster (CDU) schlägt eine bis zum Jahre 2005 gestaffelte Anhebung der Mineralölsteuer um jährlich 23 Pfennig vor. In einem der FR vorliegenden Positionspapier begründet Gerster seinen Vorstoß mit den Kosten der Bahnreform und der Verpflichtung der Bundesregierung, den Ausstoß den Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) bis 2005 um 25 bis 30 Prozent zu senken.
Die Bundesregierung dürfe nicht in die Situation kommen, bei der Rio-Folgekonferenz im nächsten Jahr einen "CO2-Offenbarungseid" leisten zu müssen. Gerster verlangt, in der Umweltpolitik Prioritäten zu setzen. Auf einige Vorhaben wie etwa die Abfallabgabe oder ein neues Bundesnaturschutzgesetz müsse verzichtet werden.
Der CDU-Politiker griff die Ergebnisse einer im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellten Prognos-Studie auf, nach der eine Erhöhung der Benzinpreise um jährlich 23 Pfennig im Zeitraum von 1990 bis 2005 von 1,15 Mark je Liter auf 4,60 Mark bis zum Jahr 2005 eine Verringerung der durchnittlichen Fahrleistungen pro Fahrzeug um jährlich etwa zwei Prozent zur Folge hätte. Dadurch würden 30 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Im Gegensatz zu Gerster lehnt Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) eine Mineralölsteuererhöhung ab. Zur Gewässersanierung in Ostdeutschland fordert der CDU-Politiker die alten Bundesländer auf, in einer "Solidaritätsaktion" fünf Jahre lang die Hälfte der Abwasserabgabe in die neuen Bundesländer umzuleiten.
Auch die von Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) ursprünglich geplante CO2- Abgabe ist bei Gerster endgültig vom Tisch. Er will statt dessen eine Selbstverpflichtung der Industrie für Investitionen zur CO2-Minderung. Dabei müßten auch Investitionen außerhalb der Bundesrepublik bei einer künftigen europaweiten CO2- oder Energiesteuer angerechnet werden, so daß die Investitionen letztlich kostenneutral wären.
Auf dem unbeschrankten Bahnübergang in der Haenischstraße ist am Donnerstag ein Lastzug in die Flanke der U 7 gefahren. Bei der Kollision in der Riederwaldsiedlung erlitt der 59jährige Lkw- Fahrer eine Schulterfraktur sowie Platzwunden am Kopf. In dem U-Bahn-Zug wurde niemand verletzt. Der Schienenverkehr Eishalle - Enkheim war 25 Minuten lang unterbrochen.
Der 32-Tonner aus Frankfurt, dessen Ladung aus leeren Metallfässern bestand, war auf dem Erlenbruch in Richtung Osten unterwegs. Er bog nach links in die Haenischstraße ein, die nahe der Einmündung zum Erlenbruch den Gleiskörper der U 7 kreuzt. An dem mit einem Andreaskreuz markierten Übergang müssen Autos warten
Der 59jährige wollte in dem Augenblick die Schienen überqueren, als der Triebwagen der U 7 den Kreuzungsbereich bereits erreicht hatte. Das Führerhaus des Lastzuges prallte gegen die linke Seite des Zuges. Der Schaden wird von der Polizei auf 50 000 Mark beziffert.
Während der Unfallaufnahme und der Bergung des Schwertransporters war der Erlenbruch nur einspurig befahrbar. Polizei regelte den Verkehr.
Die U-Bahn-Strecke war längere Zeit blockiert. Für die Züge der U 7 endete die Fahrt vorübergehend bereits an der Eishalle. Von dort hielten Busse die Verbindung mit Enkheim aufrecht. habe
SINDLINGEN. In einer Talkshow wollen die Sindlinger Christdemokraten am heutigen Freitag abend Petra Roth präsentieren. Talk-Master Thomas Mann wird die Oberbürgermeister-Kandidatin der Frankfurter CDU im Gemeindezentrum der katholischen Pfarrgemeinde St. Dionysius, Huthmacherstraße, interviewen.
Neben Petra Roth sitzen der CDU- Landtagsabgeordnete Alfons Gerling und der langjährige Stadtverordnete Willy Rabenecker in der christdemokratischen Runde.
Geht den Politikern der Gesprächsstoff aus, wird der Sindlinger Stimmenkünstler und Musiker Ralph Knörich zu Wort kommen und prominente Schnauzen aus Politik und Fernsehen imitieren.
Die Veranstaltung, bei der es Brezeln und Bier zum Nulltarif gibt, beginnt um 20 Uhr. tos
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 14, 28, 29, 35, 40, 47 - 39); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 996 718,- DM; Kl. 2: 99 671,80 DM; Kl. 3: 4600,20 DM; Kl. 4: 78,20 DM; Kl. 5: 5,60 DM.
ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 3, 15, 18, 28, 31, 38 - 22); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 996 718,- DM; Kl. 2: 55 373,20 DM; Kl. 3: 2738,20 DM; Kl. 4: 51,10 DM; Kl. 5: 4,20 DM.
SPIEL 77: (Gewinnzahl: 9 6 3 7 7 4 2); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 5 361 312,30 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: (Gewinnzahl: 8 5 5 2 3 2); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)
Das Wetter
Die Warmfront eines Atlantischen Tiefs führt wolkenreiche Meeresluft in den Westen Deutschlands, während das Hoch mit Kern über Skandinavien trokkene und kalte Festlandsluft in die Gebiete östlich der Elbe lenkt.
Östlich der Elbe wolkig bis heiter und überwiegend trocken. Höchsttemperaturen hier bei minus 1 Grad. Westlich des Elbeverlaufs zumeist stark bewölkt und zeitweise Regen bzw. vor allem in den Mittelgebirgen Schnee.
Höchsttemperaturen im Westen und Südwesten zwischen 3 und 6 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Samstag zwischen minus 6 Grad im Nordosten und bei Null Grad im Südwesten.
Schwachwindig.
Samstag: Nach leichtem bis mäßigem Nachtfrost im Südwesten noch stark bewölkt und etwas Niederschlag. Sonst überwiegend wolkig bis heiter und trokken. Höchsttemperaturen um Null Grad.
Sonntag: Im Norden zeitweise stark bewölkt und gelegentlich Regen bei 3 Grad. Im übrigen Deutschland überwiegend sonnig und trocken. Nachts Temperaturen bis minus 12 Grad sinkend. Tagsüber um Null Grad.
Montag/Donnerstag: Im Süden überwiegend sonnig, im Norden und der Mitte zunehmend nebligtrüb, jedoch weitgehend niederschlagsfrei. Bei Aufklaren nachts um minus 10, sonst um minus 3 Grad. Tagestemperaturen bis Donnerstag auf Werte nahe 6 Grad steigend.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 17 Amsterdam
bedeckt 8 Athen
leicht bewölkt 14 Barcelona
wolkig 11 Bordeaux
stark bewölkt 9 Brüssel
stark bewölkt 9 Budapest
wolkig 2 Dublin
Sprühregen 12 Helsinki
wolkenlos -12 Innsbruck
Regen 1 Istanbul
leicht bewölkt 6 Kairo
wolkig 20 Larnaka
leicht bewölkt 18 Las Palmas
leicht bewölkt 18 Lissabon
bedeckt 11 Locarno
leicht bewölkt 6 London
bedeckt 11 Madrid
leicht bewölkt 7 Malaga
leicht bewölkt 16 Mallorca
wolkenlos 13 Moskau
leicht bewölkt -10 Nizza
stark bewölkt 11 Paris
Regen 9 Rom
wolkig 14 St. Petersburg
Schneeschauer -10 Stockholm
leicht bewölkt -3 Tunis
wolkig 16 Varna
leicht bewölkt 2 Venedig
wolkig 7 Warschau
stark bewölkt -1 Wien
Schneefall 2 Zürich
bedeckt 6
Deutschland Berlin
stark bewölkt 1 Dresden
Schneefall 1 Feldberg/Ts.
im Wolken -2 Feldberg/Schw.
Schneefall 0 Frankfurt/M.
Sprühregen 3 Freiburg
Regen 7 Garmisch
Schneefall 1 Hamburg
stark bewölkt 1 Köln/Bonn
Regen 3 Leipzig
Schneefall 0 München
Schneefall 0 Norderney
Schneefall 1 Rostock
wolkig 2 Sylt
wolkig 2 Zugspitze
Schneefall -10
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.06 Uhr Sonnenuntergang 17.11 Uhr
FLÖRSHEIM. 66 000 Mark Schaden sind die Folge einer Karambolage am Mittwoch abend auf der Autobahn Frankfurt-Köln. Ein Lastwagenfahrer wollte laut Polizei nach einem Überholmanöver wieder einscheren und übersah dabei einen Wagen. Dieser kam ins Schleudern und rammte ein weiteres Auto. Alle Insassen blieben unverletzt. kkü
ESCHBORN. Aufgeflogen ist der Schwindel eines 23 Jahre alten Mannes: Der hatte bei seinem Arzt Blanko-Krankmeldungen gestohlen und selbst ausgefüllt. Von Mitte Dezember bis Mitte Januar gönnte er sich "Urlaub". Als sein Betrieb beim Arzt nachfragte, kam der Betrug heraus. Nun ermittelt die Polizei wegen Urkundenfälschung. kkü
Am Wochenende, 30. und 31. Januar, gehen die Leichtahtlen in der Hanauer August-Schärttner-Halle wieder einmal auf Titeljagt. Die Süddeutschen Meisterschaften stehen am Samstag ab 12 Uhr und am Sonntag ab 10 Uhr auf dem Programm. ih
LANGEN. Als Stephanie Priewe, Anja Huber und Christine Remy aus Frankreich nach Hause zurückkamen, wirkte vieles, was früher selbstverständlich und ganz normal war, plötzlich merkwürdig auf sie. "Alle sprachen nur Deutsch, und beim Fernsehen mußte man sich nicht mehr so konzentrieren", erzählen die drei Gymnasiastinnen. Sie hatten sich in den Wochen zuvor so sehr daran gewöhnt, von fremden Lauten umgeben zu sein, daß das ursprünglich Vertraute auf einmal fremd wirkte.
Die Zehntkläßlerinnen aus der Dreieich-Schule hatten bei einem Pilotprojekt des Deutsch-Französischen Jugendwerks mitgemacht. Ihr Aufenthalt in Langens französischer Partnerstadt Romorantin dauerte nicht zwei oder drei Wochen, wie bei einem Schüleraustausch üblich, sondern elf Wochen. Eine lange Zeit für die drei: Nach etwa der Hälfte wurden sie von heftigem Heimweh überfallen. Nun sind sie froh, daß sie durchgehalten haben. Die Erfahrung möchten sie nicht missen.
Profitiert haben sie unzweifelhaft im Hinblick auf ihre Französischkenntnisse. "Man verliert die Hemmung zu reden und redet einfach drauflos ohne Angst, Fehler zu machen", sagt Stephanie. Sie traut sich mittlerweile zu, auch in der fremden Sprache zu telefonieren. Umgangssprachliche Formeln wie "ça va?" gehen ihr leicht über die Lippen, so daß man unschwer erkennt, daß sie mehr als nur Schulfranzösisch beherrscht.
"Daß man sich in der fremden Sprache richtig unterhalten kann, daß das wirklich klappt", dieses Erfolgserlebnis hat die Langenerinnen am meisten beeindruckt. Für diese Fortschritte war allerdings ganz wichtig, daß sie von Anfang an hartnäckig jedes Angebot abgelehnt haben, Deutsch zu sprechen. "Wir haben den Gasteltern, die ihre Deutschkenntnisse anbringen wollten, gesagt, daß wir nur Französisch reden wollen."
In den Gastfamilien fühlten sie sich aufgenommen, "wie wenn man schon seit Jahren dazugehört" (Anja). Christine hatte mit ihrer Austauschpartnerin zwar nicht so viel Glück wie die beiden anderen - sie wurde nicht so schnell warm -, doch alles in allem meinen alle drei, daß sie Freundinnen gefunden und Kontakte geknüpft haben, die so schnell nicht wieder abreißen. Ihre Austauschpartnerinnen kommen an Ostern zum Gegenbesuch. Dann wird natürlich nur Deutsch gesprochen, damit die Französinnen von dem Austausch ebenso profitieren.
Von dem Unterricht in dem Lyçée von Romorantin haben die Dreieich-Schülerinnen offenbar nicht viel gehabt. "Die Lehrer wußten nicht, daß wir kommen", kritisierten sie. Außerdem war der Schulalltag in der fremden Sprache längst nicht so einfach wie die privaten Gespräche. Anja: "Dafür haben die Lehrer viel zu schnell gesprochen."
Christine fand den Unterricht "stur": Der Lehrer habe erzählt, die Schüler hätten mitgeschrieben. Von der Dreieich- Schule sind die Mädchen solchen Frontalunterricht nicht gewohnt. "Mündliche Beteiligung gab's in Romorantin praktisch nicht." Stephanie hat dennoch einen Vorteil des französischen Schulsystems entdeckt: "Es werden viel mehr Tests und Arbeiten geschrieben, die dadurch nicht soviel zählen. Bei uns wird vor jeder Arbeit viel mehr gezittert."
Damit der Rückstand auf die Klassenkameraden/-innen nicht zu groß wird, hatten die Gymnasiastinnen ihre Schulbücher mit nach Frankreich genommen. "Trotzdem müssen wir viel nachlernen", meint Anja. Das hatten die drei allerdings auch vorher schon gewußt. Ihre Lehrer trauen ihnen zu, daß sie schnell wieder den Anschluß finden. Das war Voraussetzung für den Austausch.
Das Projekt wird laut Manfred Jung, Französischlehrer und zuständig für den Schüleraustausch mit Frankreich, voraussichtlich im Schuljahr 1994 /95 fortgeführt. Dabei sollen die Erfahrungen von Stephanie, Anja und Christine berücksichtigt werden. Sie meinen, die Vorbereitungszeit sei zu kurz gewesen, sie hätten vor ihrem Besuch gern schon mehr Kontakt gehabt.
Lehrer Jung will sich über die Lehrpläne in Romorantin informieren. Da die Franzosen schon nach der zwölften Klasse Abitur machen, sind sie Gleichaltrigen beim Stoff immer etwas voraus. Deshalb sollte nach Ansicht von Jung darüber nachgedacht werden, ob es vielleicht besser wäre, wenn nicht Zehnt-, sondern Elftkläßler am Unterricht in der "seconde" teilnehmen.
Folgen hat der Aufenthalt der drei Mädchen nicht nur für die weitere Organisation von Schülerbegegnungen. Er wirkt auch in den Familien nach. Stephanie, die ihre Eltern und Geschwister sehr vermißt hat, hat keine Lust, "sich wie früher wegen irgend etwas zu streiten". Sie meint, daß sie lockerer geworden ist. Anja geht es ähnlich.
Ihr macht es nun sehr viel mehr Spaß, ihrer Schwester bei den Französischaufgaben zu helfen.
KARIN DALKA
NORTHEIM, 28. Januar. Die erste Freisetzung gentechnisch manipulierter Nutzpflanzen soll im April beginnen, obwohl die Bundesregierung bisher nicht die Haftung für mögliche Schäden geregelt hat. Darauf wiesen Kritiker in dem Erörterungsverfahren hin, das die Genehmigungsbehörde, das Bundesgesundheitsamt, im niedersächsischen Northeim durchführt. Das Gentechnik-Gesetz verpflichte die Bundesregierung eine "Dekkungsvorsorgeverordnung" zu erlassen, die bisher noch nicht vorliege.
Die Kleinwanzlebener Saatzucht, die in der Nähe von Northeim und zur gleichen Zeit auch bei Deggendorf in Bayern Zukkerrüben und Kartoffeln aus ihrem Genlabor freisetzen will, teilte mit, sie habe freiwillig eine Versicherung abgeschlossen; sie lehnte es jedoch ab, Einzelheiten - zum Beispiel über die Höhe der Versicherungssumme - zu nennen. Nach den Befürchtungen von Umweltschützern können die gentechnischen Experimente im Freien mittelfristig schwere Schäden an Natur und Landwirtschaft anrichten.
Am Donnerstag erörterte das Bundesgesundheitsamt mit der antragstellenden Firma, einer der größten Pflanzenzüchtereien der Welt, Kritikern und Sachverständigen, vor allem die Pläne, genmanipulierte Kartoffeln freizusetzen. Zweck des Versuchs ist die Produktion größerer Kartoffeln mit höherem Stärkegehalt. Stärke wird als Zusatz in der Lebensmittel- und der Textilfaserindustrie, ferner als Klebe- und Schmierstoff verwandt. Die Größe der Kartoffel wird durch Einbau eines Gens aus der Bäckerhefe verändert. Ein anderes Gen soll den Stärkegehalt von 18 auf 28 Prozent erhöhen.
Sprecher der 3144 Bürger, die Einwendungen erhoben haben, bezweifeln die Notwendigkeit von Ertragssteigerungen. Die herkömmliche Landwirtschaft sei ohne weiteres imstande, die gewünschten Stärkemengen zu liefern. Ähnlich wie sie am Mittwoch in der Diskussion über die Rüben auf die jährlich Verringerung der Rübenanbauflächen in Deutschland um 20 000 Hektar hingewiesen hatten, rechneten die Kritiker am Donnerstag vor, daß für die in Deutschland benötigte Kartoffelstärke 10 000 Hektar ausreichten. Zugleich werde die Produktion von Kartoffeln für die Industrie mit 3000 Mark je Hektar subventioniert, obwohl frühere Vorstellungen von der Kartoffelstärke als nachwachsendem Industrierohstoff immer fragwürdiger geworden seien.
Vortrag über Hölderlins "Patmos" BAD HOMBURG. Über "mythischen Synkretismus" und Biblisches in Hölderlins Gedicht "Patmos" berichtet die ungarische Literaturprofessorin Eva Koczinsky am Mittwoch, 3. Februar, um 20 Uhr im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102. Der Eintritt ist frei.
"Seid mutig, verzagt nicht, bekennt euch! . . . Jetzt ist die Stunde der Patrioten gekommen, wo sich die Spreu vom Weizen sondert!" Die Szene in der Linzer Sporthalle, wo der Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Jörg Haider, für sein Ausländer-Volksbegehren die Werbetrommel schlägt, hat etwas Bizarres, gelegentlich auch Messianisches an sich.
Der Führer der rechtslastigen "Blauen", der an diesem Veranstaltungsabend seinen 43. Geburtstag begeht, läßt sich von den Seinen enthusiastisch feiern. Blumen und Torten werden Haider dargebracht, der auf der Rednertribüne Von Harry Schleicher (Wien) vorsichtshalber durch zwei riesige Plexiglaswände geschützt ist. Nachdem er alle Gegner seiner Aktion, dieses "einzigartigen Volksbegehrens gegen Menschen", in übler Weise abgekanzelt hat, greift er tief in die Mottenkiste. Bald werde sich die ganze Welt "im offenen Land Österreich" aufhalten, sucht er den sieben Millionen Landsleuten angst zu machen und präsentiert zum x-ten Male die Geschichte von den Eltern moslemischer Schüler, die angeblich die Entfernung von Kruzifixen aus den Klassenzimmern verlangen. "Wir haben nicht deswegen die Türkenkriege geführt, damit auf Umwegen korrigiert wird, was wir erkämpft haben."
Damit Ausländer künftig nach Österreich nur noch als geldbringende Touristen kommen, mobilisiert das Enfant terrible der österreichischen Innenpolitik, Jörg Haider, landesweit die Emotionen. Seit Montag liegt es aus, das "freiheitliche" Volksbegehren unter dem Motto "Österreich zuerst". Bis zum Abend des 1. Februar können alle Wahlberechtigten einen Zwölf-Punkte-Katalog unterschreiben, der das "Recht auf Heimat für alle österreichischen Staatsbürger" dauerhaft sichern soll. Gemäß Punkt 1 soll in der Verfassung der Grundsatz verankert werden: "Österreich ist kein Einwanderungsland." Weitere Verlangen: "Einwanderungsstopp bis zur befriedigenden Lösung der Ausländerfrage, bis zur Beseitigung der Wohnungsnot und der Senkung der Arbeitslosigkeit auf fünf Prozent", Ausweispflicht für ausländische Arbeitnehmer am Arbeitsplatz, die Begrenzung des Schüleranteils mit nichtdeutscher Muttersprache in Pflicht- und Berufsschulklassen auf höchstens dreißig Prozent, Beschränkung bei der Verleihung der Staatsbürgerschaft, sofortige Ausweisung und Aufenthaltsverbot für ausländische Straftäter und ähnliches mehr - kurzum eine restriktive Einwanderungspolitik.
Als Haider und seine rechtslastige FPÖ, die längst alle liberalen Eierschalen abgestreift hat und heute zunehmend bräunlich schillert, vor Monaten das Thema anpackten, ließ sich kaum ahnen, welch explosive Dimension es annehmen würde. Vor dem Hintergrund der seit der osteuropäischen Wende und dem jugoslawischen Bürgerkrieg verstärkt in die Alpenrepublik strömenden Flüchtlinge und Asylanten hatte es sich in unvorhersehbarer Weise aktualisiert.
Im Parlament formte sich bald eine "Allianz der Vernunft", eine geschlossene Ablehnungsfront gegen das "Aufwiegelungsplebiszit". Eine Zeitlang mochte es sogar scheinen, es könne durch die Einsetzung eines parlamentarischen Sonderausschusses noch vermieden werden. Als "überflüssiges Volksbegehren", bezeichnete die Generalsekretärin der konservativen "Österreichischen Volkspartei" (ÖVP), Ingrid Korosec, das Unternehmen. Einige Sachprobleme des freiheitlichen Forderungskatalogs seien durch neue Gesetze oder Novellierungen - im restriktiven Sinne, versteht sich - bereits geregelt, wie etwa das Asyl-, Fremden- und Aufenthaltsgesetz. So gesehen, sei das freiheitliche Volksbegehren nur ein populistisches "Täuschungsmanöver" oder aber seine Forderungen seien nicht erfüllbar. "Gesetze statt Ausländerhetze" lautet auch eine der Parolen der größeren Regierungspartei, der Sozialdemokraten.
Nachdem aber SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky die Idee eines Parlamentsausschusses verworfen hatte, verlagerte sich die Auseinandersetzung in den gesellschaftlichen Bereich und auf die Straße. Zu den Parteien, die gegen das Haider-Volksbegehren mobilisierten, gesellten sich Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, katholische Laienorganisationen, Künstler- und Berufsverbände. Einige traten spontan mit eigenen Plakataktionen auf den Plan. Die Katholische Aktion verteilte vor den Kirchen eigene Zehn-Gebote-Informationsbroschüren gegen Fremdenhaß und Rassismus. Namhafte Intellektuelle und Künstler gründeten eine Notgemeinschaft "SOS Mitmensch". Mit der Parole "Anständigkeit zuerst" setzte sie sich für "ein gleichberechtigtes Miteinander aller in Österreich lebenden Menschen" und "gegen Kompromisse mit der extremen Rechten" ein. Probleme müßten durch Vernunft und nicht "politische Brandstiftung" gelöst werden. "Brandstifter sind keine Partner."
Der Höhepunkt der Aktivitäten gegen das Haider-Volksbegehren war "ein Ereignis der wunderbaren Art", wie SOS Mitmensch" das kurz vor Beginn der Eintragungsfrist initiierte "Lichtermeer" nannte. Nach ähnlichen Veranstaltungen in Klagenfurt, Linz und Salzburg gaben in Wien etwa 200 000 Menschen ein weit über die Landesgrenzen leuchtendes Fanal für Toleranz. "Wir erleben die größte friedliche Demonstration der zweiten Republik", freute sich Veranstalter André Heller auf dem Wiener "Heldenplatz". Bundespräsident Thomas Klestil hatte sich mit einem Grußtelegramm zu Wort gemeldet, darin er von einem "wichtigen Signal für unsere große, gemeinsame Sehnsucht, daß es zwischen den Menschen in und um Österreich noch lichter wird", sprach. Und der hochangesehene pensionierte Wiener Erzbischof Kardinal Franz König, mahnte, im Zeichen des vielen Redens von Umweltzerstörung nicht "die Gefährdung der seelischen Umwelt durch Egoismus und Selbstsucht" zu übersehen.
Im Lichte der unerwarteten oppositionellen Lawine, die er mit seinem Volksbegehren losgetreten hatte, rutschte dem Polit-Yuppie Haider doch das forsche Herz etwas in die Hose. Aber er wäre nicht Haider, wenn er nicht auf gewohnt aggressive Weise reagierte. Er griff die Kirche an, sich "in den Dienst der Agitation" gestellt zu haben; Präsident Klestil wurde des "Wahlbetrugs" bezichtigt und ihm bei der Wiederkandidatur der Entzug freiheitlicher Stimmen angedroht. "Terrormethoden" würden gegen die Unterschriftswilligen angewandt, donnerte Haider und drohte sogar mit der Anfechtung des Volksbegehrensergebnisses wegen Behinderung. Im Wiederholungsfalle würde die FPÖ notfalls "internationale Aufsicht" verlangen.
Mit solch grotesken Vorwürfen sucht Haider offenbar schon jetzt, Ersatzschuldige für den Fall aufzubauen, daß das Volksbegehren nicht das von ihm erhoffte Ergebnis bringt und damit zu einem politischen Bumerang für ihn wird. Nachdem nämlich das Volksbegehren endgültig zu einem parteipolitischen Kräftemessen umfunktioniert ist, müßte der FPÖ- Chef den Beweis liefern, daß er dabei zumindest die Stimmenzahl erreicht, die seine Partei bei den Parlamentswahlen 1990 erzielt hatte, nämlich 780 000. Für Haider wäre das ein absoluter Erfolg, wobei er vorsichtshalber die Latte mit 500 000 auch niedriger legt. Schon das wäre für ihn akzeptabel in Anbetracht der Tatsache, daß man sich mit seiner Unterschrift, wie Gegner der Aktion meinen, offen "zur Ausländerfeindlichkeit", wenn nicht gar als "brauner Bodensatz" (so der Sprecher der Grünen, Peter Pilz) bekenne.
Was nach Abschluß des Volksbegehrens unterm Strich herauskommt, bleibt abzuwarten. Nach einem ersten Andrang ist zur Halbzeit der Eintragungsfrist der Erfolg sehr mäßig. Entscheiden dürfte sich das Unternehmen, das Österreich auch international in Verruf bringen könnte, erst am Wochenende. Ein weit über die bisherigen Wahlerfolge der Freiheitlichen hinausgehendes Unterschriftenbekenntnis - in der steirischen Landeshauptstadt Graz tat die FPÖ bei Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag zu Lasten der beiden Großparteien mit 20 Prozent von vorher elf Prozent einen gewaltigen Sprung nach vorn - würde das Lager der neuen Rechten in Österreich markieren. Haider bricht mit der Aktualisierung der Ausländerfrage beträchtlich in Arbeiterschichten ein, als deren Fürsprecher er sich jetzt gern hinstellt.
Da überrascht es nicht, wenn er aus der Bedrängnis heraus dem Ausländer- Volksbegehren zuletzt einen neuen politischen Inhalt zu geben suchte. "Wir geben dem Volk eine Nachhilfestunde in Demokratie. Wir geben dem Volk jetzt die Partei, die so was organisiert. Das Volksbegehren, das ist Demokratie", verkündete der seine Partei immer mehr nach Führerprinzipien leitende Jörg Haider in einem Interview.
Auszuschließen ist nicht, daß das Volk dem Jörg Haider eine "Nachhilfestunde in Demokratie" erteilt. Und manch Österreicher hoffe gar, so schreibt eine Zeitung, daß zu Mariä Lichtmeß, wenn das Ergebnis des Volksbegehrens vorliegen wird, "Haiders Lichtlein eher verblassen" könnte.
Das Deutsche Schuhinstitut in Frankfurt, das über Jahrzehnte dem modisch aktuellen Schuh im frühen Frühjahr und im späten Sommer in Modeschauen elegante Auftritte bescherte und für Paßform, Mode und Qualität mit erkennbarem Erfolg warb, verliert zum 1. Mai 1993 seinen Geschäftsführer Günter Gall. Er hat um vorzeitige Auflösung seines Dienstvertrages gebeten - nicht zuletzt, weil sein anspruchsvolles, von den Medien und seinem Team geschätztes Konzept aus finanziellen Gründen so nicht mehr zu verwirklichen war.
Die Trägerverbände des Deutschen Schuhinstituts haben seinem Wunsch entsprochen und überdenken eine Umstrukturierung der Arbeiten und Tätigkeiten des Instituts.
Zum letzten Mal hieß es im Frankfurter Grand Hotel unter der Leitung von Günter Gall "Ihr Schuh - Ihr Auftritt", und eine Fülle zartfarbiger, fußfreundlicher, eleganter und vor allem der Öko-Safari angenäherter Fußbekleidungen schwebten als Basis des Auftritts in langem oder kurzem Rock, in Hosen und Bermudas über den Ballsaalboden.
Das Frühjahr naht mit grünstichigen Blautönen auch am Fuß. Daneben sind helle Grautöne, Sand und Beige, immer in Verbindung mit Weiß, höchst aktuell. Die Leistenformen für den Citylook sind schlank. Schlangen- oder Straußenoptik sind in dieser Saison modern. Die Absätze werden liebevoll dekoriert, sie können flach, aber auch sechs Zentimeter hoch sein. Die Keilsohle, auch in Kork, kommt wieder.
Wer es anspruchsvoller und weniger bequem liebt, greift zur City-Avantgarde mit hohen, gespreizten Absätzen an den Pumps, die breite Goldbandagen, Fesselspangen und auffallende Kreuzbandverschnürungen zeigen. Sandaletten, Ballerinas und Turnschuhe mit bunten Seidenschleifen gehören zur Freizeitmode. Marine-Weiß, Lagune-Koralle sind die Sommerfarben, dazu gesellt sich Weiß, und das alles wird durch Gold am Schuh, als Gürtel oder als Täschchen ergänzt. Auch der Öko-Look, alles naturbelassen und handgearbeitet, wird seine Anhänger finden.
Die Männer dürfen endlich wieder braune Schuhe tragen, in neuer Optik mit biegsamen Sohlen, und dunkelblaue Wildlederschuhe, weiß verschnürt.
"Ihr Schuh - Ihr Auftritt" wird es wohl noch lange heißen: Fünf Paar pro Kopf verbraucht der Bundesbürger durchschnittlich im Jahr. 38 Millionen Paar werden hierzulande produziert, 206 Millionen Paar aus dem Ausland eingeführt, 31 Millionen Paar exportiert, so daß sich das gesamte Schuhangebot in Deutschland auf jährlich etwa 213 Millionen Paar beläuft. E-S
KRONBERG. Das Verwaltungsgericht Frankfurt hat den Antrag eines Anliegers der Friedrichstraße auf Abbruch der Verkehrsumlenkung in Kronberg abgewiesen. Geklagt hatte ein Mitglied der BIFAS (Bürgerinitiative der Friedrichstraße und anliegenden Straßen).
In dem Beschluß des Verwaltungsgerichts, der der Stadt am Mittwoch zuging, wird der Eilantrag aus mehreren Gründen abgelehnt: So habe die Straßenverkehrsbehörde die beteiligten Interessen "fehlerfrei" gegeneinander abgewogen. Der Antragsteller sei durch den Verkehr, der jetzt statt durch die Friedrich-Ebert- durch die Friedrichstraße fließt, nicht in seinem Eigentum verletzt. Auch eine Beeinträchtigung seiner körperlichen Unversehrtheit liege nicht vor.
Seine Berechnungen über die Lärmbelastung seien "nicht nachvollziehbar" und nur Schätzwerte, die zudem an falschen Richtlinien gemessen worden seien. Zudem habe er diesen Werten Verkehrsprognosen von 1995 zugrunde gelegt. Dagegen könne aber in einem Eilverfahren kein Rechtsschutz gewährt werden.
Außerdem habe die Stadt in der Friedrichstraße Tempo 30 eingeführt und damit die Interessen des Antragstellers berücksichtigt. Im Dezember waren zwei Mitglieder der BISS (Bürgerinitiative Schillerstraße) vom Frankfurter Verwaltungsgericht aus fast gleichlautenden Gründen abgewiesen worden. esi
MÜNCHEN, 28. Januar. Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) hat alle Vorwürfe wegen seiner beiden Brasilien- Reisen auf Kosten des Mindelheimer Unternehmers und Rüstungsfabrikanten Burkhart Grob zurückgewiesen. "Ich bin nicht bestechlich, ich habe mich nie bestechen lassen", sagte Streibl am Donnerstag im Landtag. SPD und Grüne verlangten hingegen den Rücktritt Streibls. Die CSU wies mit ihrer absoluten Mehrheit alle Dringlichkeitsanträge der Opposition nach weiterer Aufklärung zurück.
Streibl selbst betonte, er werde "für die Menschen in Bayern und unser Land weiterarbeiten". Er nannte die Vorwürfe "ungeheuerlich und empörend". Alles sei nicht nur korrekt abgelaufen, sondern halte "allen Regeln des politischen Anstandes und des Stils stand", beteuerte er. Es gebe nicht den geringsten Grund, seine Reisen ins Zwielicht zu rücken. Die Spenden und Gastgeschenke, die er im Gegenzug für die von Grob bezahlten Reisen gemacht habe, seien "ausschließlich aus privaten Mitteln" erfolgt. Auf die Frage nach weiteren Reisen auf Kosten Dritter, die im Dringlichkeitsantrag der SPD enthalten war, räumte Streibl eine weitere Reise nach Kenia aus dem Jahr 1985 ein, für die Grob den Charterflug bezahlt habe. Streibls Formulierung, im Rahmen von Aufsichtsratsmandaten oder Tätigkeiten für die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung habe es auch Reisen gegeben, die von Dritten bezahlt worden seien, ließ die Beobachter im Landtag aufhorchen.
Unterdessen kursierten in München Hinweise auf eine zweite Kenia-Reise im Jahr 1989. Streibl soll dort nach Angaben einer Informantin, die sich bei der SPD gemeldet hat, mit seiner Familie in einem Luxushotel in Mombasa logiert haben. Zu dieser Zeit war er bereits Ministerpräsident. Die Reise, die Streibl im Landtag nicht erwähnte, soll rund 40 000 Mark gekostet haben. Nach Schilderung der Informantin habe sich der Streibl- Clan in dem Hotel "wie Abkömmlinge von Potentaten" benommen. "Waren Sie wirklich nur einmal in dieser Begleitung in Kenia?", wollte SPD-Fraktionschef Albert Schmid von Streibl wissen und fügte die Frage an: "Hat es Reisen nach Ischia gegeben?" Auch darauf liegen der SPD anonyme Hinweise vor. Schmidt hielt Streibl vor, er habe das Motto der Grob- Werke ("Wir machen das Fliegen wieder erschwinglich") offenkundig "allzu wörtlich genommen". Es sei nicht bayerische Art, "daß man sich von reichen Freunden aushalten läßt, obwohl man sich das alles selber hätte leisten können", sagte der SPD-Fraktionschef.
Für die CSU nahm Fraktionschef Alois Glück Streibl in Schutz. Gegen Streibl werde eine "anonyme Kampagne auf der Basis anonymer Briefe" geführt. Es könne nicht sein, daß Beziehungen zur Halbwelt toleriert würden, während Kontakte zu Unternehmern kriminalisiert würden, meinte Glück unter Anspielung auf den saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine.
HÖCHST. Mindestens 20 Zigaretten- Packungen haben sechs Männer am Mittwoch in einem Drogeriemarkt in der Königsteiner Straße erbeutet. Die Gruppe betrat laut Polizei gegen 14.15 Uhr den Laden. Während sich fünf der Männer zwischen den Regalen zu schaffen machten, verwickelte ihr Komplize den Kassierer in ein Gespräch. Der Täter schlug dem 19jährigen plötzlich ins Gesicht und drohte: "Wenn du die Polizei holst oder frech wirst, warten wir nach Ladenschluß auf dich." Als die Gruppe den Markt verließ, merkte der Kassierer zunächst nur, daß sie eine Getränkebüchse mitgehen ließ.
Wenig später kehrte das Sextett allerdings noch einmal zurück und bediente sich am Zigarettenstand. Bei den Tätern soll es sich nach Angaben der Polizei durchweg um etwa 20jährige handeln, die allesamt mit Bomberjacken, Jeans und Turnschuhen bekleidet waren. tos
Kleine FR
Jusos laden ein GROSS-GERAU. Zu Blues, Funk und Jazz mit der Gruppe "Hot Race" lädt für den heutigen Samstag, 30. Januar, 20 Uhr, der Juso-Unterbezirk ins Groß-Gerauer Kulturcafé ein. Gegen 23 Uhr ist eine Spezialeinlage mit Dieter Dehm und einer One-Man-Short-Show angesagt. Ausschuß tagt KELSTERBACH. Stellungnahmen und Anregungen zu Bauanträgen werden Planungs- und Bauausschuß der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag, 1. Februar, um 18.30 Uhr, im Rathaus beschäftigen. Initiative lädt ein KELSTERBACH. Am Montag, 1. Februar, 19 Uhr, kommt die Initiative "Open Air" im Gemeinschaftsraum des Rathauskellers zusammen. Sprechstunde KELSTERBACH. Zur Sprechstunde lädt die VdK-Ortsgruppe für Donnerstag, 4. Februar, 16 Uhr, in die Bürgermeister- Hardt-Schule ein. Wohnungsumwandlung MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Magistrat hat dem Antrag der Walldorfer Feuerwehr zugestimmt, die ins Gerätehaus integrierte Drei-Zimmer-Wohnung so umzuwandeln, daß sie für Feuerwehrzwecke der Einsatzabteilung genutzt werden kann. Wahlausschuß kommt zusammen KELSTERBACH. Öffentlich tagt im Gemeinschaftsraum des Rathauses am kommenden Donnerstag, 4. Februar, 18.30 Uhr, der Wahlausschuß der Kommune. Dabei werden die eingereichten Wahlvorschläge zur Kommunalwahl formell überprüft, und über eine Zulasssung entschieden.Das war's diese Woche
Ernst Henninger hörte nur ein kurzes Tuten. Immer und immer wieder. Und das an seinem Geburtstag. Dabei hatte der Land- und Forstwirt, Ortslandwirt und ehemalige CDU-Stadtverordnete aus Bad Soden-Altenhain (Henninger: "Letzteres bitte unterstreichen.") eine so gute Idee. Passend zum Thema Streuobstwiesen wollte er zur Pressekonferenz hausgekelterten Ebbelwei mitbringen. Und genau darüber wollte er Gerd Mehler (SPD) informieren. Doch der Erste Kreisbeigeordnete und Vorsitzende des Streuobst-Vereins telefonierte und telefonierte und telefonierte . . . "Vor de Wahl krieht mer den überhaupt nemmer", folgerte Henninger. Schließlich lächelt Mehler allenthalben von den Wahlplakaten der SPD im Kreis - den Hörer in der Hand. "Kaa Wunner", meint Henninger, "daß dauernd besetzt ist." Und er weiß auch, wann der Mann im Kreishaus wieder zu erreichen ist: "Nach de Wahl - da lescht der dann bestimmt de Hörer weg." kkü
Der Postschalter ist ein guter Ort, um sich über neue Entwicklungen zu unterhalten: "200 000 Kunden hat der Neckermann gespeichert", sagt der Mann vor dem Schalter. Die muß der Computer alle neu registrieren, wenn die Postleitzahlen geändert werden. "Ja, ja", sagt der Postler hinter der Glasscheibe, "was der Honecker alles verbockt hat. Und den lassen die laufen." Mag ja sein, aber für die neuen Postleitzahlen kann der Honecker nun wirklich nichts. Da hat jemand ganz anderes schuld. she
mlh KÖLN. Bei KHD sei keine "Notlage" eingetreten. Mit diesem Hinweis verteidigt Werner Kirchgässer, Chef des Kölner Maschinen- und Anlagenbauers Klöckner-Humboldt-Deutz, den Beschluß, im März eine Kapitalerhöhung über die Bühne gehen zu lassen. Das Okay der Hauptversammlung dafür haben die Manager bereits seit Mitte 1990. Mit Blick auf die Kapitalmärkte habe es möglicherweise idealere Zeitpunkte gegeben, das Grundkapital aufzustocken, gibt Finanzchef Klaus Edelmann zu. Für die Firma komme es aber darauf an, auch in der derzeitigen Konjunkturflaute den langfristig angepeilten Wachstumskurs in ihren Geschäftszweigen Industrieanlagenbau und Motorenbau zu halten. Mit der mageren Eigenkapitalquote von rund elf Prozent sei das jedoch nicht machbar.
Kirchgässer bestätigt, daß das genehmigte Kapital in voller Höhe von 159 Millionen Mark ausgenutzt und das Grundkapital kräftig auf 477 Millionen Mark aufgestockt wird. Zu dem Bankenkonsortium, das die neuen Papiere zunächst übernimmt, gehören neben der Deutschen Bank unter anderem auch die Dresdner Bank und die WestLB. Über die Höhe des Ausgabekurses will in der Chefetage vor März niemand reden. Bis dahin will der Vorstand die Entwicklung der Börsennotiz abwarten. Zur Zeit lautet sie auf 100 Mark pro Aktie. Kirchgässer macht keine Angaben zur angestrebten Eigenkapitalquote. In früheren Äußerungen war von 20 Prozent die Rede.
Finanzmann Edelmann widerspricht energisch Spekulationen, das Bankenkonsortium könnte auf den neuen Aktien sitzenbleiben. Schon lange sei bekannt, daß KHD noch bis 1995 erhebliche "Vorleistungen" für die Zukunft erbringen müsse und deshalb vor 1996 keine Dividende zahlen könne. Für "strategisch denkende Anleger" aber sei es dennoch interessant, so Edelmanns Überzeugung, jetzt zu einem vergleichsweise günstigen Kurs Anteile zu kaufen. Zu den Pluspunkten, die sich bis Ende des Jahrzehnts auch positiv in den Ergebnissen niederschlagen sollen, zählt Kirchgässer neue Techniken im Industrieanlagenbau, etwa in der Zementherstellung oder der Umweltschutztechnik. Daneben existiere auch ein völlig neu durchgestyltes Motorenprogramm. Selbst in der Problem- sparte Landtechnik wollen die Kölner bald wieder auf einen grünen Zweig kommen: In diesem Markt sei zwar kein Wachstum zu erwarten. Die Sparte ließe sich aber konsolidieren, etwa mit den 1992 eingeführten Großtraktoren.
Der Rückblick auf das vergangene Jahr ist für die Kölner - wie für die gesamte Maschinenbaubranche - trübe. Der Umsatz schrumpfte um sieben Prozent auf knapp 3,7 Milliarden Mark.
WIESBADEN. Von wegen abgemonstert: Nix wurde geklaut, nicht eine Zeile. Das Müllmonsterchen avancierte völlig rechtmäßig von städtischen in ministerialbürokratische Dienste. Das Urviech mit den Entenfüßen, dem Schweineschnäuzchen und den Hundeohren darf auch künftig landesweit seinen Werbefeldzug in Sachen Müll fortsetzen. Und zwar unbeanstandet in einer Broschüre, die nicht nur Wiesbadener Youngsters, sondern Kindern in ganz Hessen müllmäßig auf die Sprünge helfen soll. Mit Monsterspielchen und allem Pipapo.
Ohne jeden Zweifel und wenn es auch in der Broschüre nirgends zu lesen ist: Das Monster-Märchen stammt aus Wiesbaden, genauer gesagt von Fachhochschul-Studentin Anna Lehnhardt. Die hat das knuffige Kerlchen, das seine rote Nase in anderer Leute Müll steckt, für eine Diplomarbeit entworfen und ihre Idee der Landeshauptstadt für eine witzige Müll-Monster-Broschüre verkauft. Ein monströser Spaß, der sogar die Ministerbeamten aus dem Umweltressort vom Hokker riß. Die baten um Genehmigung, das Müll-Maskottchen samt Spiel und Story hessenweit übernehmen zu dürfen. Gegen Kostenbeteiligung, versteht sich. Das städtische Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung gewährte im November die "unbeschränkten Nachdruckrechte" - und kassierte 7000 Mark dafür.
Soweit, so schlecht. Denn ein Versprechen des Minister-Teams ist bei dem Druck der Fibel versehentlich in den Mülleimer gefallen. Ein Beamter hatte monstermäßige Tomaten auf den Augen, als er auf der letzten Seite der bunten Bilderbroschüre beim Copyright ein Wörtchen vergaß - nämlich Wiesbaden.
So steht jetzt nur noch zu lesen, daß die "freundliche Genehmigung zum Nachdruck" vom Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung erteilt worden sei - aber aus welcher Stadt? Erbost über den Versuch, sich mit fremden Monstern zu schmücken, schlußfolgert Wiesbadens Umweltdezernent Dieter Berlitz: "Geklaut und abgemonstert: Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten." Dem Vernehmen nach soll der dazugehörige Briefwechsel zwischen Stadtrat und Minister dem Müll-Monsterchen zur weiteren Bearbeitung übergeben worden sein - fürs Altpapier. maf
Weitere Nachrichten Seiten 7 und 8
doe FRANKFURT A. M. Der Grundig- Vorstand hat die für gestern erwartete Entscheidung über die Zukunft seines französischen Fernseh-Werkes Creutzwald auf den 12. Februar vertagt. "In der verbleibenden Zeit sollen noch einmal alle Aspekte umfassend erörtert werden", erklärt das Fürther Management. Es folgt damit der Bitte einer französischen Betriebsratsdelegation, die am Mittwoch appelliert hatte, man möge die befürchtete Schließung der Fertigungsstätte mit 890 Beschäftigten aussetzen.
Angesichts eines erwarteten Konzernverlustes von 200 Millionen Mark in dem bis März laufenden Geschäftsjahr hatte die Unterhaltungselektronik-Firma schon vor einer Woche angedeutet, daß einem der drei verbliebenen TV-Werke in Wien, Nürnberg oder Creutzwald das Aus droht. Firmensprecher Holm Kilbert bestätigte gestern lediglich, daß die Führungsriege "über die künftige Perspektive" dieser Kernaktivität "beraten" habe.
Bereits beschlossen ist der Rückzug Grundigs aus dem Handel mit Hard- und Software. Die vier bundesweiten Vertriebsniederlassungen der Tochter House of Computers (HoC) sind zum 31. Januar verkauft worden, die Veräußerung des Stammhauses in München steht offenbar unmittelbar bevor. Die Namen der beiden neuen Eigentümer sollen Anfang der kommenden Woche enthüllt werden. HoC hatte 1991/92 mit 60 Leuten rund 111 Millionen Mark umgesetzt.
sp HANNOVER, 29. Januar. Der hannoversche Bürgermeister Wolfgang Scheel (CDU) ist innerparteilich unter Druck geraten, weil er gemeinsam mit Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) und weiteren sozialdemokratischen und grünen Politikern einen Aufruf zum 60. Jahrestag des Beginns der Nazi-Diktatur unterschrieben hat. Der Aufruf wendet sich scharf gegen die Vereinbarungen führender Bonner Politiker zur Einschränkung des Asylrechts. In der Lokalpresse erläuterte Scheel, die jetzt geplanten Bestimmungen schränkten das Grundrecht auf Asyl in einer Weise ein, die den Motiven der Verfasser des Grundgesetzes nicht gerecht werde.
Der hannoversche CDU-Kreisvorsitzende Ulrich Reymann wertete Scheels Verhalten als "unmöglich".
WIESBADEN. "Über den Bau einer Großsporthalle ist bei der SPD das letzte Wort noch nicht gesprochen." Damit widersprach der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Stasche dem möglichen Eindruck, die Sozialdemokraten hätten die von den Wiesbadener Sportlern geforderte Riesenturnhalle den Wünschen der Kulturfans nach einer Kunst- und Musikschule geopfert. Der auf dem Dernschen Gelände geplante Kulturbau dürfe nicht gegen den Sportlertreff ausgespielt werden.
Stasche verweist in diesem Zusammenhang auf das Kommunalwahlprogramm seiner Partei, in dem eine Standortentscheidung für die "Sporthalle 2000" bis 1994 gefordert werde. Ebensowenig, wie die SPD-Politiker als Sportmuffel gelten möchten, wollen sich die Christdemkraten das Attribut "kulturfeindlich" anhängen lassen: "Wir sind nicht gegen einen Kulturbau auf dem Dernschen Gelände - nur nicht zum jetzigen Zeitpunkt und auch nicht zu einem solch hohen Preis", stellte CDU-Sprecher Ulrich Weinerth klar. maf
WIESBADEN. Die Wiesbadener Gewerkschafter starten heute mit einer Flugblattaktion vor dem Arbeitsamt: Sie protestieren gegen die "dramatischen Kürzungen in der Arbeitsmarktpolitik".
Ihre Kritik: Obwohl die Zahl der Arbeitslosen fast überall steige, habe die Bundesregierung im Haushalt 1993 rund sieben Milliarden Mark gestrichen, die für die Arbeitsförderung geplant waren. maf
WIESBADEN. Noch vier Plätze in zwei Doppelzimmern sind frei für die fünftägige Studienfahrt der Volkshochschule nach Berlin. Anlaß für die Reise vom 14. bis 18. Februar ist die Picasso-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie. Geplant ist auch ein Rahmenprogramm. Interessenten sollten sich schleunigst bei der VHS, Dotzheimer Straße 23, melden.
WIESBADEN. Wer auf den städtischen Tennisplätzen spielen möchte, sollte sich am Samstag, 30. Janaur, ab 8 Uhr an der Sporthalle, Elsässer Platz, Karten sichern. Der Preis für ein Match montags bis freitags zwischen 9 und 14 Uhr beträgt fünf Mark pro Stunde, die übrige Zeit sind zehn Mark zu zahlen.
Die Plätze an der Sporthalle sind bis 22 Uhr geöffnet - Flutlicht macht's möglich. maf
HATTERSHEIM. Platz für eine Krabbelgruppe gibt es im Okrifteler Jugendtreff, Mainstraße 48. Von Dienstag, 16. Februar, an toben und spielen dort Kinder im Alter bis zu drei Jahren unter dem Motto "Kükennest" - jeweils dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr.
Angeregt wurde die Krabbelgruppe vom Kinderschutzbund in Hofheim. Dort gibt es nähere Informationen unter der Rufnummer 0 61 92 / 70 71, und zwar montags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr. kkü
"Von der Oed zum Bürgerpark" lautete das Thema, das Frank Blecken, ehemaliger Leiter des Garten- und Friedhofsamtes der Stadt für die Besucher des Holzhausenschlößchens, "der Oed", aufbereitet und mit vielen und unbekannten Dias angereichert hatte. Es war einer jener Abende, an denen man den sprichwörtlichen Hund nicht vor die Tür jagt. Und der machte auch, draußen angekommen, sofort wieder kehrt. Aber es fanden sich so viele Interessenten ein, Park und Umwelt kundig, daß sich eine lebhafte Diskussion zum Thema ergab.
Als Gartenamtsdirektor gelang Frank Blecken der Chinesische Garten im Bethmannpark. Auch die Gestaltung des Goetheplatzes als blühende Sommerwiese danken ihm die Frankfurter. Die Historischen Stadtparks in Frankfurt als "erlebbare Geschichte, urbane Gartenkultur und Erholungsraum der Stadtbewohner" ist sein ebenfalls gern bearbeitetes Thema.
Da bot sich die Geschichte der "Oed" eng verbunden mit dem Holzhausen- Park, geradezu an. Die Ursprünge reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Etwa 1474 gelangt der befestigte Gutshof der Familie Lichtenstein durch Heirat in den Besitz der Holzhausens. Er lag weit vor der "Eschenheimer Pforten", in einer öden, melancholischen Gegend, nur gut zur Reiherbeize und zur Entenjagd. Der Blick reichte von der Oede im Norden bis zur Landwehr und der 1478 gebauten Friedberger Warte.
Schon 1416 wird ein Feldweg, der Oeder Weg, urkundlich erwähnt, der zum Besitz des sommerlich genutzten Landguts der Holzhausens führte. Es war ein gastliches Haus, umgeben von Wiesen und Wäldern und den Wassern der Quelle. Der dort gern und reichlich genossene Wein wuchs auf dem Affenstein. Im Schmalkaldischen Krieg wurde alles verwüstet und geplündert. 1571 wurde die Wasserburg wieder aufgebaut und im Dreißigjährigen Krieg erneut verwüstet.
Das bis heute erhaltene zierliche Wasserschlößchen, das um die Renovierung noch zu kämpfen hat, entstand von 1727 bis 1729 in der Formensprache des französischen Barock nach den Plänen von Louis Remy de la Fosse. Es kostete 5000 Gulden, zu denen sich noch 1400 für den Bau des Hofhauses gesellten, Ausgaben, die den Bauherrn Johann Hieronymus von Holzhausen belasteten und auch die Erben veranlaßten, den Sommersitz gewinnbringend zu vermieten, an die Thurn und Taxis und andere Hochnoble in Frankfurt. Der Pachtpreis betrug 750 Gulden jährlich. Es gab bereits Ende des 18. Jahrhunderts eine Planung, den Park im Stil englischer Landschaftsgärten zu gestalten, der nie zur Ausführung kam. Statt dessen wurde ein "Pärkchen" in unmittelbarer Weihernähe gestaltet und um 1800 die "Kastanienallee", die unmittelbar vom Oeder Weg auf das Schlößchen zuführt, angelegt. Um 1900 wurde die Kastanienallee erneuert, und zum Jahre 2000, so Blecken, wäre es wohl wieder soweit. Denn ein Allee besteht aus gleichzeitig gepflanzten, gleichaltrigen Bäumen. Kastanienbäume überleben 100 Jahre selten. Ein großer Teil ist heute krank. Da muß man behutsam der Natur folgen.
Um 1879 hatte der Holzhausen-Park eine Größe von 17 Hektar. Heute sind es wenig über drei Hektar. Hans Thoma malte ihn von seinem Atelierfenster in der Lersnerstraße in den Jahren 1880 und 1883. Eine sonntägliche Landschaft voll Heiterkeit und verschlungener Wege. Lichtungen, kreisförmige Plätze, Wasserläufe zeichnen ihn aus, eine Gartenanlage des Historismus, kein großartiger Landschaftspark.
Zum Volkspark wurde der Holzhausen-Park in den Jahren 1913 bis 1914, und bis in die 50er Jahre änderte sich die Grundstruktur der so beliebten Grünfläche nicht. Unter Gartenbaudirektor Friedrich Heyer sollte der alte Baumbestand weitgehend erhalten und ein Spielplatz neu angelegt werden. Der viel und gern genutzte Volkspark bedarf sorgsamer gärtnerischer Maßnahmen zum Erhalt
Zu den alten und wertvollen Gehölzen, die als Naturdenkmäler ausgewiesen werden sollten, gehört die Stiel- Eiche, die mit einer Robinie zusammengewachsen ist und einen Umfang von vier Metern aufweist. Beide Bäume machen einen gesunden Eindruck. Eine Stiel-Eiche mit Doppelstamm, Umfamg 3,80 Meter, ist am Wassergraben von einer Plattform umgeben, was ihre Besonderheit unterstreicht. Auf der großen Rasenfläche steht eine Stiel-Eiche, Umfang 3,60 m mit weit ausladender Krone, die als "Park prägender Baum" angesehen wird. E - S
HOCHTAUNUSKREIS. Gymnastik für Frauen bietet die Elternschule Taunus ab Dienstag, 2. Februar, an. Der Kurs beginnt um 9.30 Uhr im katholischen Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße 19 in Bad Homburg.
Ab Montag, 8. Februar, 10 Uhr, trifft sich die Babymassage- und Stillgruppe der Elternschule in der Friedrichsdorfer Altentagesstätte, Friedrich-Ludwig-Jahn- Straße 29 a.
In Seulberg beginnt am Mittwoch, 3. März, ein Säuglingspflegekurs in der Alten Schule, Herrenhofstraße 1. Anmeldung für alle Angebote täglich von 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 72 / 69 09 45. ill
sp HANNOVER, 28. Januar. Die 22 Evangelischen Akademien in Deutschland haben seit dem Fall der Berliner Mauer 350 Tagungen über Fragen der deutsch-deutschen Vereinigung veranstaltet. Erfahrungen und Schlußfolgerungen faßten Hans May als Vorsitzender und Fritz Erich Anhelm als Generalsekretär des Vereins der Evangelischen Akademien in einem am Donnerstag veröffentlichten Thesenpapier zusammen. Sie begründeten die Veröffentlichung mit der Sorge, das Gewalt die demokratische Kultur gefährde.
Für die Aufarbeitung der zweifachen deutschen Nachkriegsgeschichte fordern May und Anhelm: "Die Zeit des Mißtrauens darf nicht dauern. Nicht Stasi-Akten, unsere eigenen Geschichten müssen das Mißtrauen aufklären. Sonst drohen die Splitter und Balken in den Augen zu Brettern vor den Köpfen zu werden." Die Deutschen hätten sich bisher nicht die notwendige Zeit genommen, um verstehen zu lernen, was die Jahre auf der einen und der anderen Seite der Mauer für sie bedeutet hätten.
Die Debatten in den Akademien brachten wachsende Sorge über die politischen Parteien zum Ausdruck. May und Anhelm resümieren: Die Art, in der Demokratie derzeit von den Parteien verwaltet werde, mobilisiere Teile der Gesellschaft gegen sie und führe andere in Resignation. Dieser Vertrauensschwund richte sich gegen alle Institutionen.
Aus Diskussionen über Fragen von Asyl und Zuwanderung berichten die Evangelischen Akademien, das Vorurteil der Bedrohlichkeit des Fremden könne durch interkulturelle Begegnung aufgebrochen werden. Sie mahnen in ihrem Thesenpapier, das "Geschenk der deutschen Vereinigung" enthalte die Verpflichtung, Osteuropa die internationale Zuordnung zu erleichtern. Nationalistische Selbstzerfleischung im Osten könne enden, wenn sich eine gesamteuropäische Perspektive eröffne. Die Erwartung Osteuropas dürfe nicht enttäuscht werden.
Inge Günther an Nachrichten/Korrektur
Zu Neonazi-Terror gegen Berliner Bürger
Der im Text genannte Vorfall vor dem ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück hat sich nicht am 10. 8. 92 sondern bereits am 10.8. 91 abgespielt. Falls Sie den Text verwenden, bitte korrigieren Sie dieses Datum. Übrigens: Rolf Külz lebt in Berlin und hat daher auch hier die Drohanrufe erhalten. Herzliche Grüße Inge Günther
NEU-ANSPACH. "Ödipus Rekonstruiert", frei nach Sophokles und Freud, heißt das Theaterspiel mit Musik, zu dem die Adolf-Reichwein-Schule für Dienstag, 2. Februar, ins Bürgerhaus Neu-Anspach einlädt. Der Vorhang hebt sich um 19.30 Uhr. cn
Das Leiden an der Politik
Von Martin Winter (Bonn)
Der Befund ist trübe: Das Land leidet an der Politik. An der Politik der Bundesregierung nicht weniger als an dem Gefühl, daß es keine Alternative zu ihr gibt. Je orientierungsloser die Bonner Koalition aus FDP und CDU/CSU auf die drängenden wirtschaftlichen Probleme des vereinten Deutschland reagiert, desto gewaltiger müssen die in den Augen der Menschen erscheinen. Aus dieser Not wurde der Selbstbetrug geboren, die Aufgaben seien so unübersichtlich, daß sie jeden überforderten. Psychologisch ist dieser Selbstbetrug verständlich. Politisch ist er katastrophal, weil er die eigentliche Schwierigkeit verdeckt: Keine der politischen Kräfte in der Bundesrepublik ist stark genug, eine den Herausforderungen angemessene Gestaltungsmehrheit zusammenführen. Eine Mehrheit, die politisch stabil und beim Volk angesehen genug ist, die schmerzhaften Entscheidungen durchzusetzen, die der deutsche Vereinigungsprozeß verlangt. Nur Politiker mit großem Kredit können das leisten. Da sieht es weder in Regierung noch in der Opposition gut aus. Das Regierungsbündnis aus Christdemokraten, Freidemokraten und Christsozialen ist politisch am Ende. Helmut Kohl, der Kanzler, war nur sehr begrenzt Herr der kürzlichen Regierungsumbildung. Schlimmer noch, sein Solidarpakt, der mühsam in der Koalition austariert war, erlitt in der Führung der CDU Schiffbruch. Da offenbarte sich ein Regierungschef, der selbstherrlich glaubte, auf eine solide Absicherung seiner Politik in seiner Partei und bei den mitbestimmenden Ministerpräsidenten verzichten zu können. Ein Fall von Realitätsverlust. Die klassische Ausflucht innenpolitisch in die Klemme geratener Politiker ist außenpolitische Kraftmeierei. In einer Zeit, in der die Menschen begreifbare Antworten auf ihre praktischen existenziellen Fragen erwarten, werden ihnen hektisch oberflächliche Konzepte über die deutsche Rolle in der Welt präsentiert. Als ob das unseres und der Welt vordringlichstes Problem sei. Seit Monaten läßt Kohl es zu, daß aus den Koalitionsfraktionen eine Kakophonie immer verrückterer Vorschläge kommt, wo nun Deutsche überall kämpfen sollen.
Ohne Sinn und Verstand und allein getrieben von dem Wunsch, die SPD außen- und sicherheitspolitisch an die Wand zu drücken, haben Christdemokraten und Freidemokraten den Einsatz der Bundeswehr in Krisengebieten ausgedehnt. Nun sind sie in einer Lage gefangen, in der aus der innenpolitischen Taktiererei blutiger Ernst werden kann. Und das ist ja eines der zentralen Probleme dieser Regierung: Helmut Kohl ist ein reiner Machtmensch. Sein politischer Rhythmus wird von Wahlterminen bestimmt. Visionen sind ihm fremd und langwirkende Konzepte suspekt.
Aber, Kohl ist Kanzler dieser Republik. Und er hat die besten Chancen, sich wenigstens bis zur Bundestagswahl 1994 an der Macht zu halten. Erfolgreich hat er seine eigene Partei in den vergangenen Jahren so zurechtgestutzt, daß ihm von dort keine Gefahr droht. Unter den Christdemokraten ist weit und breit keiner zu sehen, der die strategischen Fähigkeiten und das politische Format hätte, Kohl jetzt abzulösen und die Union für eine neue politische Konstellation zu öffnen.
Bewegung in die erstarrten Strukturen könnten nur die Freidemokraten bringen. Etwa indem sie die Koalition verlassen. Aber zum einen haben die Freidemokraten zu viel Angst vor einer dann möglichen großen Koalition. Zum anderen ist die Partei zu sehr mit dem Übergang von Lambsdorff zu Kinkel beschäftigt, als daß sie sich auch noch kühne strategische Entwürfe, etwa die Suche nach neuen politischen Konstellationen, leisten könnte. Der Kitt der Koalition ist die Angst vor dem Verlust von Ämtern und Macht.
Zum trüben Befund gehört, daß die SPD ein diffuses, nicht gerade hoffnung- und vertrauenerweckendes Bild abgibt. Die Oppositionsstrategie schwankt zwischen Konflikt und Kooperation. Ein unbedingter Wille zur Macht ist nicht erkennbar. Nutzen aus dem Niedergang der Regierung zu ziehen, ist der SPD bislang nicht gelungen. Vor Engholm steht weiter die Aufgabe, seine Partei bei aller notwendigen sozialdemokratischen Vielfalt so hinter sich zu scharen, daß die Wähler nicht irgendeinen Wechsel wünschen, sondern den zur SPD. In der Sache haben die Sozialdemokraten schließlich eine Menge guter und vernünftiger, aber auch schmerzhafter Vorschläge für den Einheitsprozeß. Über allen Parteien liegen die bedrohlichen Schatten des Wahljahres 1994, in dem sich ja auch fast alle Ministerpräsidenten dem Wählervotum stellen müssen. In solchen Zeiten schielt Politik allemal mehr auf tatsächliche oder vermeintliche Wahlchancen als auf sachlich überzeugende Lösungen. Da die Aussichten gering sind, daß die jetzige Regierung die Kraft zu einem neuen Weg findet, liegt es an der SPD, mit ihren Vorschlägen die Menschen zu überzeugen. Gelingt ihr das nicht, dann wird es auch nach 1994 keine neue Gestaltungsmehrheit geben. Die Kohl- Koalition wird bleiben - und das Leiden an der Politik.
Glück gehabt. Wieder mal Glück gehabt. Wieder beschlich uns das Gefühl, daß Tschernobyl kein Einzelfall bleiben wird, weil der Westen so beschäftigt ist, daß er die Bedrohung durch die atomaren Zeitbomben im Osten nicht ernst genug nimmt. Aber dann folgte gleich die Entwarnung: Der armenische Atommeiler ist ja schon seit vier Jahren abgeschaltet, und die Hitze der Brennstäbe führt allenfalls dazu, daß die direkte Umgebung des Kraftwerks verseucht wird. . .
Die Probleme des Kraftwerks Medzamor lassen sich vermutlich leicht lösen. Es ist genügend Zeit, Treibstoff und/oder Hilfsaggregate an den Standort im Norden von Eriwan zu schaffen, damit die Kühlung der Brennelemente sichergestellt wird. Nicht gelöst ist damit die verheerende Energiekrise, in die das im Krieg mit Aserbaidschan befindliche Land seit der Explosion seiner einzigen Gas-Pipeline geriet. Schon vorher spielte die Regierung in Eriwan häufiger öffentlich mit dem Gedanken, die gefährlichen Reaktorblöcke im erdbebengefährdeten Gebiet wieder anzuwerfen.
Bleibt nur die Hoffnung, daß das Warnsignal der Armenier diesmal gehört wird. Die Länder des zerbröselten Ost-Blocks sind allesamt nicht in der Lage, die Sicherheit ihrer Atommeiler zu garantieren. Der Westen muß schnellstens für Ersatz-Ernergiekapazitäten sorgen; viel zu viel Zeit ist schon mit den Debatten über hinten und vorne nicht ausreichende Modernisierungshilfen für den Atomschrott vergangen. Über die jetzt von den G-7- Staaten zugesagten 120 Millionen Mark kann man nur lachen. Oder weinen. jw
Achtung, am Leserbrief fehlt der Anhänger!
Günther
GRIESHEIM. Die FDP in den westlichen Stadtteilen will "mehr Sicherheit" für Griesheims Bürgerinnen und Bürger erreichen. Die Polizei, schlagen die Freidemokraten vor, solle deshalb umziehen. Von der Frankenalle 365 näher in die Griesheimer Mitte. Auch ein Grundstück haben die "Liberalen" bereits ausgeguckt. Das 16. Revier könnte in der Lärchenstraße 46 errichtet werden. Dort soll zwar eigentlich ein Obdachlosen-Hotel gebaut werden. Doch das würde nach Meinung des FDP-Chefs Michael Kallweit Griesheim ohnehin nur einen weiteren sozialen Brennpunkt bescheren. Weil viele Bürger Angst hätten, die Unterführung an der Omegabrücke zu passieren, will sich die FDP außerdem für den Bau einer Fußgängerbrücke stark machen. Die soll sich vom Wendehammer "Am Gemeindegarten" über die S-Bahn-Linie bis hin zum Penny-Markt spannen. tos
Das ZDF wird in diesem Jahr aus finanziellen Gründen sein Auslandsstudio in Athen und die Außenstelle New York des Studios Washington schließen (Studioleiter Manfred Bainczyk kehrt von Athen in die Zentrale zurück, Büroleiter Joachim Holtz wechselt von New York nach Mainz als neuer Chef der Außenpolitik). Diese Veränderungen hat Intendant Dieter Stolte bei einem Gespräch mit Journalisten am Donnertsag in Mainz angekündigt. Sie gehören zu einem Paket von hausinternen Maßnahmen, die, wie Stolte erläuterte, zur weiteren Sicherung der wirtschaftlichen Grundlagen der Fernsehanstalt unumgänglich seien.
Wie ernst die finanzielle Situation für das ZDF ist, wie das duale Rundfunksystem, das, so der Intendant, "bei seiner Gründung als fairer programmlicher Wettbewerb zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern gedacht war", heute insbesondere im Finanzbereich zu Lasten von ARD und ZDF aus der Balance geraten ist, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, hat Stolte in einem 38seitigen Grundsatzpapier mit dem Titel "Die Position des ZDF in einem sich verändernden Fernsehmarkt" ausführlich dargelegt. Verwaltungsrat und Fernsehrat der Anstalt hatten dieses Papier, das inzwischen auch als Heft 45 der ZDF-Schriftenreihe erschienen ist, auf ihren letzten Sitzungen gebilligt.
Sparen heißt also beim ZDF die Devise. Und nicht nur dort, auch bei allen ARD- Anstalten. Da die Werbeeinmnahmen überall rückläufig sind, andererseits an an eine Erhöhung der Rundfunkgebühren vor 1997 nicht zu denken ist, muß bei den Aufwendungen mehr oder weniger rigoros gestrichen werden. An konkreten Zahlen machte dies der ZDF-Intendant in dem Pressegespräch deutlich. Zwei Beispiele: Bei den Werbeerträgen rechnet das ZDF in diesem Jahr mit einem Verlust von etwa 160 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahr. Er kommt durch die zehnprozentige Senkung der Werbepreise und durch die Prognose zustande, daß die zur Verfügung stehenden Werbezeiten nur zu 80 Prozent ausgebucht sein werden. Derzeit liegen die Buchungen nur bei 45 Prozent. Werden die 80 Prozent nicht erreicht, würde der Verlust noch höher ausfallen.
Andererseits könnten die derzeitigen Rücklagen des Hauses in Höhe von 320 Millionen Mark nur dazu beitragen, die prognostizierten Verluste von 1993 und von 1994 auszugleichen. Dann sei die Kasse leer. Folge davon ist für Stolte: kräftige Verminderung der Ausgaben, und zwar in allen Geschäftsbereichen des Hauses, in kurz-, mittel- und langfristigen strukturellen wie organisatorischen Maßnahmen.
Einzelne kostensparende Maßnahmen sind bereits eingeleitet worden (siehe Auslandsstudios) oder befinden sich in der Planung. So könnten womöglich, wie der ZDF-Chef ausführte, Arbeiten in bestimmten Bereichen, etwa im Sektor Wartungstechnik, von privaten Unternehmen kostengünstiger als von hauseigenen Kräften vorgenommen werden. Dabei würde ZDF-Personal nicht entlassen, sondern in andere freiwerdende Stellen umgeschichtet werden. Teure Eigenproduktionen im Programmbereich werden wohl oder übel durch billigere Kaufproduktionen ersetzt werden müssen, Kaufproduktionen wiederum durch die Wiederholung von Sendungen. Weiteres Beispiel: In der mittelfristigen Finanzvorschau des ZDF von 1993 bis 1996 ist die allgemeine Steigerungsrate der Kosten von vier auf drei Prozent reduziert worden, was Einsparungen in Höhe von 117 Millionen Mark ausmacht.
Große Hoffnungen setzt Stolte in der Kostenfrage auf eine enge Zusammenarbeit mit der ARD. Beide Systeme müßten bei ihrer Zukunftssicherung gemeinsam an einem Strang ziehen. Er sei bereit, mit der ARD eine ausführliche Diskussion darüber zu führen, welche Aufgaben künftig neben bereits bewährten Kooperationen noch gemeinsam zu lösen seien. Bei einzelnen Auslandsstudios, die nicht im Brennpunkt des weltpolitischen Geschehens stehen, kann sich der Intendant - bei weiterhin getrennter journalistischer Arbeit - eine Zusammenarbeit im technischen und organisatorischen Bereich vorstellen. So habe bereits der Hessische Rundfunk dem ZDF vorgeschlagen, das Studio in Madrid gemeinsam zu betreiben.
Denkbar sei auch, mit der ARD nicht nur bei großen Sportübertragungen, sondern auch bei Großereignissen in der Politik zu kooperieren oder auch nach dem Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin in Bonn mit der ARD ein gemeinsames Studio zu unterhalten. Darüber hinaus kann sich Stolte auch die Gründung neuer Gesellschaften durch ZDF und ARD oder einzelner ARD-Anstalten vorstellen, die im Sektor Übertragungswagen/Übertragungstechnik oder im Erwerben und Verwerten von Sportrechten tätig werden.
Unbedingt reden will der ZDF-Intendant mit der ARD darüber, welchen Stellenwert und welche Bedeutung die beiden Kulturprogarmme Eins Plus und 3sat sowie die Satellitenverbreitung der Fernsehprogramme Nord drei, West drei, Bayern drei und möglicherwiese auch auch MDR drei künftig nach der geplanten Satellitenaufschaltung der beiden Hauptprogramme von ARD und ZDF haben werden.
Einen Themenkatalog jedenfalls will Stolte den ARD-Intendanten für deren Klausurtagung am 21. März vorlegen, auf der sich die ARD-Chefs ihrerseits über die wirtschaftliche und programmliche Zukunft der ARD Gedanken machen wollen.
Für den ZDF-Intendanten steht eins fest: Eine Strukturdiskussion zwischen ARD und ZDF über die "Opulenz" des Gesamtsystems öffentlich-rechtlicher Rundfunk - als Stichwort nannte er die Vielzahl der Funk- und Fernsehprogramme - und damit über dessen Zukunft muß geführt werden. Sonst liefen beide Programmveranstalter Gefahr, daß die Politik die Zügel in die Hand nimmt, daß ihnen die Zukunft von der Politik "übergestülpt" wird und daß das Marktsystem immer weiter gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk funktioniert und dessen Autorität untergräbt.
KLAUS MORGENSTERN
Nur noch Hohn und Spott hat Jürgen Rüttgers für die SPD übrig. In seiner parlamentarischen Funktion fühlt sich der Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag verpflichtet, eigene Leistungen in goldenem Licht darzustellen und der Opposition bei jeder sich bietenden Gelegenheit eins auszuwischen. Die Sozialdemokraten erleichtern ihm zur Zeit das polemische Geschäft. Die Partei insgesamt und ihre Führungsleute geben allerlei Anlaß zu beißender Kritik und boshaften Kommentaren.
"Offenbarungseid der SPD" stand auf einer in Bonn verbreiteten Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion. "Die SPD ist unfähig, ein konkretes Gegenkonzept Von Helmut Lölhöffel (Bonn) zum Solidarpakt vorzulegen", stichelte Rüttgers. Und: "Die SPD droht sich als ernsthafter Gesprächspartner zu verabschieden." In der Unionsspitze weiß - trotz des funktionierenden Kontakts zwischen den Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) und Hans-Ulrich Klose (SPD) - niemand so recht, "auf welche Stimme der Sozis wir uns verlassen können". Außerdem glauben führende CDU-Politiker zu wissen: "Die wollen gar nicht regieren."
Einen Tag, nachdem das CDU-Präsidium die verabredeten Inhalte des "Solidarpakt" genannten Finanz- und Wirtschaftsprogramms zugunsten Ostdeutschlands in Frage stellte und damit Bundeskanzler Helmut Kohl in höchste Verlegenheit brachte, wollten die Sozialdemokraten ihr "Gegenkonzept" präsentieren - so war es jedenfalls angekündigt. Aber was dann der Öffentlichkeit als "Alternative" vorgestellt wurde, das bewerteten die meisten Journalisten als "Wiederholung längst bekannter Forderungen", als "alten Hut", "trüben Aufguß" oder "kalten Kaffee".
Diese einem imaginären Erwartungshorizont folgenden Bewertungen waren vorschnell und teilweise ungerecht. Wer sich die Mühe machte und das als Entwurf vorliegende SPD-Konzept durchlas, konnte auch zu anderen Schlußfolgerungen kommen als Rüttgers und die enttäuschten Journalisten. Denn der vom stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine ausgearbeitete 18-Seiten- Text mit der Überschrift "SPD-Konzept für einen Solidarpakt, der diesen Namen auch wirklich verdient", nennt reihenweise konkrete Einsparungs-, Kürzungs- und Abbaumöglichkeiten, von der "Abschaffung der steuerlichen Berücksichtigung von Schmiergeldern" bis zur "Reduzierung von Munitionskäufen" der Bundeswehr.
Trotzdem ließ die SPD die günstige Gelegenheit verstreichen, die von der Bundesregierung auf peinliche Weise verpatzte Diskussion über den Solidarpakt zu prägen. Sie verschaffte Rüttgers den taktischen Vorteil, eigenes Versagen zu vertuschen, und erweckte obendrein in der Öffentlichkeit den Anschein, als kenne sie selbst kein Rezept, den von allen gewünschten "Aufbau Ost" voranzubringen. So vermißten viele in dem Lafontaine- Papier die Summen: Wie viele Millionen und Milliarden lassen sich mit dieser Abgabe hereinholen oder mit jener Kürzung sparen? "Unser Dilemma ist", gesteht Lafontaine ein, "daß der finanzielle Bedarf viel größer ist, als die meisten ahnen".
Gleichzeitig verteidigt der saarländische Ministerpräsident, den die SPD zu ihrem Verhandlungsführer über den Solidarpakt ernannte, seine Vorstellungen: "Die CDU hat ein unsoziales Konzept, das nicht finanzierbar ist; wir haben ein sozial gerechtes und ökologisch vernünftiges Konzept, das wir finanzierbar machen wollen." Pech hatte Lafontaine mit seinem Auftritt vor Presse, Funk und Fernsehen am Mittwoch, weil die CDU zu diesem Zeitpunkt kein eigenes Konzept vorgelegt hatte, er also nicht antworten konnte. Hinzu kamen Regiemängel: Fehler bei der Vorbereitung, Schwächen bei der Präsentation und Fehleinschätzungen der öffentlichen Wirkung.
Eine der Ursachen für das mäßige Erscheinungsbild der SPD im Jahr vor der Bundestagswahl sind Unebenheiten in der Führung, die in Bonn wahrgenommen werden und sich Lesern, Hörern und Zuschauern mitteilen. Von "Spannungen" ist die Rede, auch von "Animositäten" zwischen einzelnen Mitgliedern des Parteipräsidiums und Fraktionsvorstands. Da prallen unterschiedliche Ideen der Fachleute für Wirtschaft, Finanzen, Sozialpolitik und der "Ostler" aufeinander, hinzu kommen Reibereien mit und unter den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten der Bundesländer. Wehmütig denken manche an 1989/90 zurück, als - in seltener Eintracht und voller Optimismus - das Programm "Fortschritt 90" entworfen wurde: "Der Fortschritt-90-Geist ist weg", sagt einer, der dabei war.
So sehr Parteichef und Kanzlerkandidat Björn Engholm sich abmüht, auseinanderdriftende Meinungen zusammenzuführen und so sicher er sich auf Lafontaines Loyalität verlassen kann - immer wieder unterlaufen Pannen, die neuen Ärger auslösen. In der vorigen Woche traten Engholm und Klose gemeinsam bei einer Pressekonferenz auf, sprachen aber mit unterschiedlichen Nuancen. Zwei Tage später versuchten es Engholm-Stellvertreter Wolfgang Thierse und Klose- Vize Rudolf Dreßler, aber auch sie drangen nicht durch. Dann verkündete Engholm, es habe keinen Sinn, jetzt mit dem Kanzler zu reden; tags darauf war im Fernsehen zu betrachten, wie Stellvertreter Lafontaine, freilich in der Rolle als Ministerpräsident, ins Kanzleramt fuhr. Und schließlich jene verunglückte, von vielen Journalisten belächelte, von Rüttgers hämisch kommentierte Vorstellung des unausgegorenen "Gegenkonzepts".
Obwohl SPD-Präsidiumsmitglied Gerhard Schröder davor warnt, so zu tun, "als wären wir die Regierung" und alles "bis auf den Pfennig" anzugeben, wurde der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping beauftragt, auszurechnen, "was das kostet". Sozialexperte Dreßler sieht keinen Anlaß, von den Grundzügen des Lafontaine-Papiers abzuweichen: "Das fußt auf unseren Parteitagsbeschlüssen, und wir wären besengt, wenn wir jetzt die Pferde wechseln."
SCHWERIN, 28. Januar (dpa). Der stellvertretende NPD-Vorsitzende von Schleswig-Holstein, Heinrich Förster, ist am Donnnerstag morgen in Tangstedt bei Hamburg festgenommen worden. Gegen den 65jährigen war in Schwerin Haftbefehl wegen versuchten Mordes an Asylbewerbern und Volksverhetzung erlassen worden. Wie der Sprecher der Schweriner Staatsanwaltschaft, Ernst Jäger, am Donnerstag auf Anfrage mitteilte, soll Förster gemeinsam mit dem seit September 1992 inhaftierten Hagenower NPD- Kreischef Rüdiger Klasen einen Überfall auf das Asylbewerberheim in Bahlen bei Boizenburg organisiert haben. Wegen des Überfalls vom Juli 1992 sind bereits elf mutmaßliche Mittäter angeklagt.
Im mecklenburgischen Plau ist am Mittwoch abend die Baracke eines Asylbewerberheims bis auf die Grundmauern abgebrannt. Niemand sei verletzt worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Der einzige anwesende Asylbewerber habe sich retten können. Über die Brandursache lägen keine Angaben vor.
OBERTSHAUSEN. Zu einer Naturschutz-Aktion lädt die Jugendgruppe des Vogelschutzbundes und der Naturfreunde (JUNIO) für heute nachmittag auch Nicht-Mitglieder ein. Es werden Schilder für den Heckenlehrpfad aufgestellt, Sträucher von Unrat befreit. Möglicherweise wird die Benjeshecke durch neues Schnittgut vergrößert.
Es gibt zwei Treffpunkte: um 14 Uhr an der Benjeshecke in der Hochbeune oder um 13.45 Uhr am Eingang des Waldbades. hf
zba BERLIN, 28. Januar. Als "Legende" hat die Leiterin des Allensbacher Instituts für Demoskopie, Elisabeth Noelle- Neumann, Umfrageergebnisse bezeichnet, nach denen es eine Mauer in den Köpfen der Menschen in Ost- und Westdeutschland geben soll. Auf einer CDU- Veranstaltung in Berlin sagte sie am Mittwoch abend, solche Ergebnisse gehörten ins Kapitel "Medien-Echo". Bestimmte von den Medien ausgegebene Parolen nähmen die Menschen auf. Diese Parolen ließen sich dann abfragen. Mit Demoskopie dagegen könne nach persönlichen Erfahrungen gefragt werden. So erhielten die Demoskopen auf die gleiche Frage das entgegengesetzte Ergebnis.
Der Demoskop frage: "Man hört ja manchmal, die Deutschen in Ost und West seien jetzt nach dem Fall der Mauer durch eine Mauer in den Köpfen voneinander getrennt. Wie ging es Ihnen? Wie haben Sie das Gespräch mit Leuten aus dem Osten beziehungsweise im Westen erlebt. Haben Sie sich gut verstanden, oder haben Sie sich nicht so gut verstanden?" Im Westen antworteten auf diese Frage (zwischen Juli 1991 und Dezember 1992) zwei Drittel bis drei Viertel der Befragten "gut verstanden". Im Osten hätten mehr als zwei Drittel dieselbe Antwort gegeben. Für zunehmende Entfremdung zwischen den Deutschen gebe es in Allensbacher Umfragen keine Anhaltspunkte, sagte Noelle-Neumann.
Im Osten hätten zwischen Mai 1990 und Dezember 1992 drei Fünftel bis zwei Drittel der Befragten die Verhältnisse in der DDR als so unerträglich bezeichnet, daß eine Änderung der Lebensumstände unbedingt erforderlich gewesen sei. Nur ein geringer Teil der Befragten, weniger als zehn Prozent im Osten und rund zwölf Prozent im Westen, wolle die Einheit rückgängig machen. Im Osten sehe weiter mehr als die Hälfte die Einheit als Anlaß zur Freude; ein knappes Viertel dagegen nicht. Im Westen sei das Verhältnis von Freude und Sorge über die Einheit ausgeglichen (40 zu 40).
FLÖRSHEIM. Ihren Dienst hat die neue Leiterin des Flörsheimer Kulturamtes angetreten: Haidi Schilling. Sie war zuvor in der Stadt Tholey im Saarland tätig und dort auch für die Geschäftsführung des Kur- und Verkehrsvereines zuständig.
Laut Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) bringt Haidi Schilling gute Voraussetzungen für ihre Aufgaben im Flörsheimer Kulturamt mit. Nach dem Abitur studierte sie in Mainz und Saarbrücken Germanistik, Romanistik, vergleichende Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte, schloß mit den Staatsexamen für das höhere Lehramt ab. Diesen Beruf übte sie aus in der Erwachsenenbildung und als Leiterin eines Schullandheimes, bevor sie in das Saarland-Städtchen Tholey wechselte.
Erste Aufgabe für die neue Amtsleiterin: Sie stellt das neue Kulturprogramm zusammen. Ihre Premiere vor dem Publikum hat sie am Samstag, 30. Januar, um 17.30 Uhr in der Stadthalle bei der Sportlerehrung - 112 Mannschaften und Einzelsieger werden ausgezeichnet. kkü
Worte sind oft verräterisch. Wenn beispielsweise vornehm-zurückhaltend von "Senioren" statt von "alten Menschen" gsprochen wird, soll etwas weggeredet werden. Altsein - so ist zu vermuten - hat keinen Stellenwert in dieser Gesellschaft. Schon gar nicht in der Werbung in dieser auf Konsum ausgerichteten Welt.
Vormittags im Hörfunk etwa; der Kollege am Mikrophon weiß einen Witz: "Eine ältere Dame", so klingt das dann aus dem Autoradio, hat Blumensamen gekauft. Und fragt am Ende den Verkäufer zögerlich (vielleicht sogar errötend?), ob sie die Körnchen denn nun "paarweise" einsetzen müsse.
Da ist es wieder: So doof sind nur die älteren Mernschen. Und dann natürlich insbesondere die Frauen, die "Seniorinnen".
Ich glaube, wer wirklich alt aussieht bei solchen Witzen mit Bart, das ist eher derjenige, der sie verbreitet. Ihr Bastian
OFFENBACH. Einen Theaterkurs speziell für ältere Menschen offeriert die Arbeiterwohlfahrt. Der Lehrgang - geleitet von der erfahrenen Theaterpädagogin Elke Mai-Schröder - beginnt am Dienstag, 2. Februar, um 14 Uhr im Hainbachtal. An zehn Nachmittagen wird in lockerer Atmosphäre gespielt und improvisiert.
Anmeldungen nimmt die Arbeiterwohlfahrt über die Telefonnummer 85002-200 entgegen. Wer mitmachen möchte, braucht keine Vorerfahrungen zu haben - Spaß am Spielen genügt. hf
HEUTE LESEN SIE
Leitartikel Das Leiden an der Politik Seite 3
Bonner Sparpläne Ende der Landespolitik Seite 4
Ruanda Massaker an Tutsi-Minderheit Seite 7
Feuilleton Spielberg in Auschwitz? Seite 9
Dokumentation Multi-Kulti - Jetzt erst recht Seite 12
Wirtschaft USA entfesseln Stahlkrieg Seite 13
Sport Graf und Seles im Finale Seite 18
Kulturspiegel Kinoprojekt "Pupille" bedroht Seite 25
Hessen Der Protest der Studenten Seite 28
Fernsehen und Funk Seiten 10+11
Freie Aussprache Seiten 15+18
Börse Seite 16
Roman Seite 17
Filmspiegel Seite 26
Ab Montag dreht das Schadstoffmobil des Umlandverbands wieder seine Runden durch den Taunus Bis zum 6. März werden in allen Städten und Gemeinden des Hochtaunuskreises außer Friedrichsdorf und Steinbach Farben, Putzmittel, Kosmetika und andere giftigen Abfälle eingesammelt
HOCHTAUNUSKREIS. Das Schadstoffmobil kommt. Vom 2. Februar bis zum 6. März ist das Sammelfahrzeug in elf Gemeinden des Kreises unterwegs. Die Mitarbeiter nehmen Farben, Putz- und Pflanzenschutzmittel entgegen: in gut verschlossenen Verpackungen mit jeweils bis zu 20 Litern Inhalt. Was im einzelnen angenommen wird, erklärt der Abfallberater des Umlandverbands Frankfurt, Karl-Friedrich Remmele, unter Telefon 0 69 / 25 77 - 7 56. Nachfolgend die Stationen und Termine: Bad Homburg, 9. Februar: 12.30 bis 14.15 Ober-Erlenbach, Ahlweg / Bushaltestelle. 14.45 bis 16.45 Gonzenheim, Parkplatz Gunzostraße. 17 bis 18 Uhr Steinkaut, Obere Terrassenstraße / Rebenweg. 10. Februar: 12.30 bis 15 Uhr Ober-Eschbach, Kirchplatz. 15.30 bis 17.30 Uhr Hölderlinweg / Lessingstraße. 17. Februar: 9 bis 10.30 Uhr Dornholzhausen, Lindenallee / Ricarda-Huch-Straße. 11 bis 12 Uhr Eichenstahl, Gluckensteinweg / Hofheimer Straße. 13 bis 15 Uhr Gartenfeldsiedlung, Gartenfeldstraße 18. 26. Februar: 12.30 bis 13.30 Uhr Berliner Siedlung, Leopoldsweg / Ernst-Moritz- Arndt-Straße. 13.45 bis 15 Uhr Innenstadt, Festplatz "Am Heuchelbach". 15.45 bis 17.15 Uhr Kirdorf, Sportplatz Wiesenborn. 6. März: 11.30 bis 13.45 Uhr Bauhof Nehringstraße.Glashütten, 20. Februar: 10 bis 11 Uhr Rathaus. 4. März: 9 bis 10 Uhr Schloßborn, Caromberplatz; 10.30 bis 11.30 Uhr, Feuerwehrhaus Oberems. Grävenwiesbach, 6. Februar: 12.45 bis 13.45 Uhr, Rathausplatz. 12. Februar: 16 bis 16.45 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Heinzenberg. 17.15 bis 18 Uhr Feuerwehrhaus Mönstadt. 18. Februar: 9 bis 9.45 Uhr Naunstadt, Dorfgemeinschaftshaus. 10 bis 10.45 Uhr Hundstadt, Hauptstraße / Weilerweg. 24. Februar: 13.30 bis 14.15 Uhr Laubach, Dorfgemeinschaftshaus. Königstein, 4. Februar: 9 bis 10 Uhr Mammolshain, Turnhalle Schulstraße. 10.30 bis 12.15 Uhr Ladestraße am Bahnhof. 13.15 bis 14.15 Uhr Schneidhain, Grundschule Rossertstraße. 27. Februar: 9 bis 10.45 Uhr Betriebshof Limburger Straße. 3. März: 9 bis 10 Uhr Falkenstein, Parkplatz Bürgerhaus. Kronberg, 2. Februar: 13.30 bis 14.45 Uhr Oberhöchstadt, Verwaltungsstelle / Am Gänsborn. 27. Februar: 11.15 bis 13.15 Uhr Bauhof Westerbachstraße. 3. März: 10.30 bis 12.15 Uhr Katharinenstraße 2. 13 bis 14.45 Uhr Schönberg, Verwaltungsstelle Friedrichstraße 37. Neu-Anspach,5. Februar: 13 bis 14.30 Uhr Bürgerhaus Anspach. 6. Februar: 9 bis 10.30 Uhr Festplatz Anspach.18. Februar: 12.30 bis 13.30 Uhr: ehemalige Milchsammelstraße Hausen-Arnsbach, Hauptstraße 19; 13.45 bis 14.30 Uhr: An der Eiche in Westerfeld. 5. März: 11.15 bis 12 Uhr: Schulbus-Haltestelle in Rod am Berg. Oberursel, 2. Februar: 9 bis 11 Uhr: Dornbachstraße/Ecke Im Heidegraben, 11.30 bis 12.30 Uhr: Oberhöchstädter Straße/Kronberger Straße. 11. Februar: 12.30 bis 14 Uhr: Neuhausstraße/Im Rosengärtchen; 14.30 bis 15.30 Uhr: Bergweg/Zu den Ringwällen (Oberstedten); 16 bis 18 Uhr: Hauptstraße/Trafostation (Oberstedten). 19. Februar: 9 bis 10.30 Uhr: Steinmühlenweg/KHD-Wiese; 10.45 bis 11.45 Uhr: Herzbergstraße/Parkplatz Liebfrauenkirche; 12.45 bis 13.45 Uhr: Kiefernweg/Eichenstraße (Stierstadt), 14 bis 15 Uhr: Untergasse/Neugasse (Stierstadt). 25. Februar: 12.30 bis 14 Uhr: Bleiche/ Parkplatz (Weißkirchen); 14.15 bis 15.45 Uhr: Karlsbader Straße / Auf der Entenweide (Stierstadt); 16.15 bis 17.45 Uhr: Goldackerweg/Mollerbachstraße (Bommersheim).6. März: 9 bis 11 Uhr: Bauhof, Oberurseler Straße. Schmitten, 5. Februar: 9 bis 9.15 Uhr Einfahrt Hegewiese (Arnoldshain); 9.45 bis 10.15 Uhr Festplatz Dorfgemeinschaftshaus (Arnoldshain); 10.45 bis 11 Uhr: Ringstraße/Weihergrundstraße (Dorfweil); 11.15 bis 11.30 Uhr: Busparkplatz (Brombach); 11.45 bis 12 Uhr: Dorfgemeinschaftshaus Hunoldstal. 20. Februar: 11.30 bis 12.15 Uhr: Parkplatz Vorstadt (Oberreifenberg); 12.45 bis 13.30 Uhr: Parkplatz am Sportplatz Schmitten. 4. März: 12.30 bis 13 Uhr: Hauptstraße/ Emser Straße Niederreifenberg; 13.30 bis 13.45 Uhr: Dorfgemeinschaftshaus Seelenberg; 14.15 bis 14.30 Uhr: Dorfgemeinschaftshaus Treisberg. Usingen, 3. Februar: 9 bis 9.30 Uhr Bürgerhaus Michelbach. 10 bis 11 Uhr Bürherhaus Eschbach.
13. Februar: 10 bis 12 Uhr, Bauhof.
18. Februar: 11 bis 11.30 Uhr: Milchsammelstelle Wilhelmsdorf.
24. Februar: 16.45 bis 17.30 Uhr: Alte Schule Merzhausen.
2. März: 12.30 bis 13.15 Uhr: Am Bürgerhaus Kransberg; 13.45 bis 14.45 Uhr Bürgerhaus Wernborn.
Wehrheim, 3. Februar: 11.30 bis 12.30 Uhr Bauhof. 13.30 bis 14.30 Uhr Feuerwehrhaus Obernhain.
13. Februar: 12.30 bis 13.30 Uhr Festplatz am Bürgerhaus Wehrheim.
2. März: 9 bis 10 Uhr, Parkplatz Bauhof/Wiesbachtalhalle in Pfaffenwiesbach. 10.30 bis 11.30 Uhr: Feuerwehrhaus Friedrichsthal.
Weilrod, 6. Februar: 11 bis 12 Uhr, Bushaltestelle Ortsmitte Altweilnau.
12. Februar: 12.30 bis 13.30 Uhr, Bushaltestelle "Zum Löwen" in Hasselbach. 14 bis 14.45 Uhr: Bürgerhaus Emmershausen. 15 bis 15.45 Uhr: Dorfgemeinschaftshaus Winden.
16. Februar: 9 bis 9.45 Uhr Festplatz Rod an der Weil; 10.15 bis 11 Uhr Bushaltestelle Cratzenbach; 11.30 bis 12.15 Uhr Parkplatz Ortsmitte Neuweilnau; 13.15 bis 14 Uhr Feuerwehrhaus Riedelbach.
24. Februar: 12.30 bis 13.15 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Gemünden; 14.30 bis 15.15 Uhr ehemaliges Rathaus Niederlauken; 15.30 bis 16.15 Uhr Ortsmitte Oberlauken. 5. März: 9 bis 9.45 Uhr altes Rathaus Finsternthal; 10 bis 10.45 Uhr Dorfgemeinschaftshaus Mauloff. ill/che
NÜRNBERG, 28. Januar (dpa/AFP). Eine Neuorganisation der Aufgaben der Bundesanstalt für Arbeit hat der Präsident der Arbeitgeberverbände, Klaus Murmann, angeregt. Bei der Verabschiedung des bisherigen Präsidenten der Bundesanstalt, Heinrich Franke, und der Amtseinführung seines Nachfolgers Bernhard Jagoda sprach sich Murmann am Donnerstag in Nürnberg dafür aus, die Aufgaben der Arbeitslosenversicherung einer eigenen Versicherungsanstalt zu übertragen. Diese solle "ausschließlich von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert" werden.
Arbeitsmarktpolitische Aufgaben sollten nach Ansicht Murmanns dagegen bei der dem Bundesarbeitsminister unterstehenden Bundesanstalt verbleiben und nur noch aus Steuergeldern finanziert werden. In der Berliner Morgenpost sprach sich Murmann ergänzend dafür aus, auch Selbständige und Beamte an den Beiträgen zur Arbeitsmarktpolitik zu beteiligen. Voraussetzung sei aber die Reform der Bundesanstalt.
HOCHTAUNUSKREIS. Wer Orient- Teppiche kauft, soll den Verkäufer danach fragen, wo und unter welchen Bedingungen das vermeintlich gute Stück geknüpft wurde. Einen entsprechenden Appell hat die SPD-Unterbezirksvorsitzende Hildegard Klär jetzt an die Bürger im Kreis gerichtet. In Indien, Pakistan und Nepal würden die Teppiche nämlich häufig von Kindersklaven produziert, die dabei an den Webstuhl gekettet seien, von Aufsehern geschlagen würden und keine Schule besuchen dürften.
Laut Klär arbeiten nach neueren Schätzungen 150 000 Kinder unter 14 Jahren unter unmenschlichen Verhältnissen an den Herstellung von Teppichen.
Bei kaum einem der im Handel befindlichen Produkte könne ausgeschlossen werden, "daß Kinder, die manchmal nur fünf Jahre alt sind, beim Knoten der hunderttausend kleinen Fäden geschunden würden."
Von den Teppich-Importeuren forderte die SPD-Vorsitzende ebenso wie die Organisationen "Brot für die Welt" und "terre des hommes" ein besonderes Siegel. Dies müsse garantieren, daß die teuren Stücke nicht von Kindern geknüpft worden seien. che
Zweifel sind an der Täterschaft eines 23 Jahre alten Mannes aufgetaucht, der nach einer Verurteilung zu drei Jahren Freiheitsstrafe seit August vergangenen Jahres in Haft sitzt.
Zum Auftakt der Berufungsverhandlung vor dem Frankfurter Landgericht blieb offen, ob es sich bei dem Angeklagten um einen von drei Räubern handelt, die im Sommer und Herbst 1991 drei Fahrgäste und Passanten überfallen haben.
Eigenen Angaben zufolge war der gelernte Polsterer erst kurz zuvor mit einem Touristenvisum aus Montenegro in die Bundesrepublik gekommen, um seine in Rödelheim lebende Mutter und seine Geschwister zu besuchen. Daheim war er seit Abschluß der Lehre arbeitslos gewesen. Außer diesen Angaben zur Person wollte er keine weiteren Aussagen machen.
Wie Polizei und Staatsanwalt ermittelten, soll der Montenegriner im Juli 1991 im Gallus einen 30 Jahre alten Türken mit den Worten "Polizei, Paß her" an eine Mauer gedrängt, ihm eine Pistole an den Kopf gesetzt und die Geldbörse mit 2000 Mark abgenommen haben. Anschließend hätten er und zwei Mittäter gemeinsam so lange auf den Mann eingeschlagen und -getreten, bis der bewußtlos am Boden lag.
Der zweite Überfall ereignete sich in der S-Bahn-Station Hauptbahnhof. Wieder gaben sich die drei Räuber als Polizisten aus. Die Beute waren diesmal nur zwei Schachteln Zigaretten. Dem Trio wird außerdem vorgeworfen, einen 17 Jahre alten Schüler in der S 6 zwischen Karben und Dortelweil überfallen und ihm die "Bomberjacke" abgenommen zu haben.
Nach Aussage des Türken, der als erster Zeuge vernommen wurde, könnte der Angeklagte einer der Räuber gewesen sein, sicher war er sich aber nicht. Das Gesicht des Täters habe sich ihm wegen der schlechten Lichtverhältnisse um Mitternacht nicht eingeprägt. Dagegen meinte der 17jährige Schüler, er sei "sicher, daß es der war". Er gab jedoch eine Täterbeschreibung ab, die in zentralen Punkten nicht auf den Angeklagten zutraf oder der Aussage des türkischen Zeugen widersprach.
Die Verhandlung wird am Montag fortgesetzt. Dann wird auch der dritte Überfallene als Zeuge gehört. orb
WIESBADEN. Fünf Kinder zwischen zwei und acht Jahren wurden am Mittwoch abend nach einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in der Siedlung Schelmengraben vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Vier erwachsene Bewohner des Hauses an der Karl-Marx-Straße konnten nach ambulanter Behandlung leichter Rauchvergiftungen wieder nach Hause.
In einem Abstellraum waren alte Möbel in Brand geraten. ubk
Für SE Anspr. aus Pvv, die mit dem Mangel nichts zu tun haben, sondern auf Verletzung von Nebenpflichten beruhen, gilt 638 keineswegs.BGH DB 74, 232
OLG Bremen Z 79, 226 wendet 638 bei Vorliegen eines Mangels auf alle SEAnsprüche ohne Unterscheidung der Anspruchsgrundlage an
Frist beginnt ab möglichst frühest3r Ekennebar des Schadens
Als pvv ist die Regelung solcher Pflichten zu verstehen, die nicht darauf grichtzet sind, dem Gl. etwas zu verschaffen, was er noch nicht hat, sondern ihm dasjenige zu erhalten, was er an Vermögensgütern bereits vorhanden ist.
Alleine für die Regelung solcher Pflichten sind die gesetzlichen Regelungen über Haftung des S. bei Unmöglichkeit und Verzug ohne sinn und deshalb nicht anwendbar. Es wird also auf die Art des pflichtverletzenden Verhaltens abzustellen sein. BGHZ 35, 130Positives versus Erhaltensinteresse
BGHZ 37, 341
Den 635 dann, wenn es sich zwar um einen Mangelfolgeschaden, um den Ersatz des Erhaltungsinteresses handelt, aber zwischen dem Mangel und dem Schaden ein so anger, unmittelbarer Zusammehang besteht, daß nur ein Ersatz nach dem 635 zulässig wäre.
Doch der Umstand, daß es sich um einen Schaden handelt, der nciht das WErk selbst sondern das sonstige Vermögen vetrifft, zwingt für sich alleine noch nicht dazu, den für die Anwendung des 635 erforderlichen engen Zusammenhang zu veneinen.
Das Kriterium, das die Kateogirie Pvv zusammehält ergibt sich aus der Lücke der Regelung über Unmöglichkeit und Verzug.
635 Kategorie aus Unzulänglichkeit des Ersatzanspruches wegen Nichterfüllung
Es bedarf jeweils einer näheren Begründung und Wertung aus der Eigenart des Sachverhaltens, worin ider enge Zusammenhang zu sehen ist. BGHZ 58, 92
Gesetzgeber die Ermittlung und Feststellung von Mängel nach Ablauf längerer Zeit kaum ausführbar und für den Vekehr die Zulassung des Zurückgreifens auf solche Mittel nach längerer Zeit in höchstem Grade lästig und hemmendMot. zu 477 BGB, Mugdan II S,. 131
RGZ 71, 173 Obgleich dieser Schaden ein Mangelfolgeschaden mit Ersatzanspruch aus Pvv zu begründen ist, hat das RG die Verjährung nach 638 bestimmt, weil es sich um einen Mangel handelte, der sich kurzfristig herausstellte.
Selbst wenn dies zu verneinen ist, darf deswegen alleine 638 noch nicht völlig außer Betracht bleiben.
Feuchtigkeit durch undichtes Abflußrohr RG WarnRspr. 1920, Nr. 33
Findet 639 keine Anwendung wenn wie in diesem Fall die Ursache des Mangels klare zutage tritt, dann kann 638 schon seinem Sinn nach nicht greifen.
Es geht nicht an, die Verjährungseinrede, die ihren Grund darin hat, daß nach Ablauf länter Zeit die Feststellung der Ursachen eines Mangels kaum durchführbar ist, in einem Fall zu gewähren, in dem die Leistung des U als Ursache des Mangels einwandfrei festzustellen ist.
Was schließlich die Frage betrifft, ob in solchen Fällen, in denen die Verj. des 638 zu verneinen ist, die normale von 30 Jahren gültig werden soll, wird man zu einem anderen Urteil kommen, wenn man bis bisher zugrunde liegt, daß es auf die Zeitspanne und Beweisfähigkeit des Mangels ankommen soll. (Ballerstedt, Festschrift für Larenz, 1973, S. 730
Man könnte die sechsmonatige Verjährungsfrist des 638 zu ein Zeitpunkt beginnen lassen, in dem der Eintritt des Schadens infolge des Mangels erkennbar war.
Kleine FR
Info-Stände OBERURSEL. Die SPD Weißkirchen will am heutigen Samstag, 30. Januar, ab 9 Uhr bei einem Info-Stand vor dem Prima-Markt in der Kurmainzer Straße über ihre Arbeit Rede und Antwort stehen. Die Jungen Liberalen stehen ebenfalls heute ab 10 Uhr in der Vorstadt. Anlieger diskutieren Gebührenbescheide KÖNIGSTEIN. Über die umstrittenen Gebührenbescheide und Straßenbeiträge diskutieren am Montag, 1. Februar, Anwohner der Altstadt mit Bürgermeister Bertram Huke und Stadtrat Klaus Dehler: um 19 Uhr in der Seniorenbegegnungststätte, Kugelherrenstraße. Steinbacher Parlament tagt STEINBACH. Die Einrichtung der Stellen einer Frauen- und einer Kinderbeauftragten stehen auf der Tagesordnung der Steinbacher Stadtverordnetenversammlung am Montag, 1. Februar. Beginn ist um 19 Uhr im Bürgerhaus. Gesteine und Minerale OBERURSEL. Einen Vortrag über "Gesteine, Minerale und Kristalle" hält Jürgen Sukop am Montag, 1. Februar, im Verein für Geschichte und Heimatkunde: um 20 Uhr im Ferdinand-Balzer-Haus. Abschied und Erinnerung KRONBERG. Zum Abschied von Hans- Jürgen Podzun, der Kronberg aus beruflichen Gründen verlassen muß, findet am Montag, 1. Februar, 19 Uhr, in der Receptur eine letzte Weinprobe statt.
WEHRHEIM. Passend zur närrischen Zeit überfiel ein Unbekannter gestern nachmittag die Zweigstelle der Raiffeisenbank in Obernhain: Mit einer Faschingsmaske verkleidet, bedrohte er die beiden Angestellten mit vorgehaltener Pistole und forderte Geld. Die Angestellten jedoch flüchteten in einen Nebenraum und verriegelten die Tür - und der "Narr" mußte unverrichteter Dinge und ohne Beute flüchten.
Der Mann trug eine blaue Motorradjacke und über der Faschingsmaske einen blauen Motorradhelm. Nach Angaben der Polizei wurde wahrscheinlich ein schwarzes Motorrad mit großem Tank und US-Kennzeichen benutzt. Der Täter ist etwa 1,75 Meter groß und sprach deutsch. jd
Eine Satire der Juso-Hochschulgruppe unter dem Titel "Katholikenproblem lösen!" findet die Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken nicht sehr lustig. In einer Stellungnahme des Vorstandes werfen Stadtdekan Klaus Greef und der Vorsitzende der Stadtversammlung, Joachim Piroth, den Verfassern vor, es an Sensibilität und Achtung gegenüber den Katholiken missen zu lassen und den Asylsuchenden damit nicht zu dienen. Der Juso-Beitrag hatte am Dienstag auch zu einer heftigen Debatte im hessischen Landtag geführt.
In dem Text weisen die Verfasser unter anderem auf den hohen Anteil von Katholiken unter den bayerischen Straftätern hin und fordern die "sofortige Abschiebung aller kriminellen Katholiken in den Vatikan".
In ihrer Stellungnahme verkennen Greef und Piroth nicht, daß es sich bei dieser Darstellung um eine Satire handele, die "unreflektierte Zuweisungen und Vorurteile gegenüber Asylsuchenden in Überspitzung deutlich machen" soll. Gleichwohl sei die Veröffentlichung für viele Leser nicht als Satire erkennbar gewesen, und Satire sei auch nicht das richtige Stilmittel zur Versachlichung der Asyldebatte. Viele Gläubige reagierten empört und fühlten sich in ihren religiösen Überzeugungen verletzt. "Wir halten diesen Text nicht für geeignet, in der breiten Bevölkerung weitere Sympathien für die Anliegen von Asylsuchenden zu gewinnen."
Die Juso-Hochschulgruppe unterstreicht dagegen, daß sie die Satire als Protest gegen die von Christdemokraten in der Asyldebatte benutzten Argumente verstehe. Wer daran Anstoß nehme, der solle halt "Katholiken" durch "Brillenträger" ersetzen. luf
Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) sind sich einig: Sie lehnen den vorliegenden Entwurf für den "Solidarpakt" ab. Der "geplante Sozialabbau" mit einer Reduzierung von Wohngeld, Sozialhilfe und Altersübergangsgeld sei "nicht hinnehmbar".
Stolpe und der OB sprachen am Donnerstag im Römer. Der Brandenburger Ministerpräsident hatte dort anläßlich seines Besuchs in Hessen Visite gemacht.
Die beiden Politiker zeigten auch Übereinstimmung in einem weiteren Punkt: Die Finanzierung "des wirtschaftlichen Aufbaus Deutschlands" dürfe nicht die "Leistungskraft der Kommunen gefährden". Das gelte gleichermaßen für Städte und Gemeinden in den alten und neuen Bundesländern. peh
NEU-ISENBURG. Gut zwölf Dozenten, die beim inzwischen aufgelösten Bund für Volksbildung (BfV) treu bis Ende Dezember vergangenen Jahres ihre Dienste taten, Musikunterricht gaben, sind stinksauer. Bis heute warten sie vergeblich auf ihre Honorare für die Monate November und Dezember.
"Unsere Bemühungen, Informationen über die offensichtliche Zahlungsunfähigkeit des BfV beim Vorstand zu erhalten, scheiterten", sagt Cathrin Ambach, eine der betroffenen Dozentinnen. Auf ihrem Konto fehlen "nur" 1200 Mark, weil sie lediglich an einem Tag pro Woche unterrichtete. Von einer anderen Kollegin weiß sie aber, daß dieser allein 6000 Mark Honorar plus 2000 Mark pauschaler Überschuß fehlen. Insgesamt soll sich der Schuldenberg der offenen Honorarkosten beim aufgelösten BfV auf gut 35 000 Mark belaufen.
Der ehemalige Vorsitzende des BfV, Alexander Hach, weist jegliche Verantwortung weit von sich. Er sei jetzt Rentner, sagt er und erklärt: "Ich habe damit nichts mehr zu tun. Der Verein ist in Liquidation. Ich halt die Daumen, daß sie bald das Geld kriegen."
Daumendrücken hilft den Dozentinnen und Dozenten jedoch reichlich wenig. Deshalb überlegen sie, rechtliche Schritte einzuleiten, um an ihr längst verdientes Geld zu kommen.
Auch Matthias Schubert, der Geschäftsführer beim BfV war und nun Vorsitzender des neu gegründeten Vereins Jugendmusikschule ist, kann nicht weiterhelfen. Er verweist wiederum an den ehemaligen Vorsitzenden Hach.
Schubert sagt: "Zumindest konnte ich den Dozenten einen neuen Vertrag mit der Jugendmusikschule anbieten. Wir haben auch die Honorare für Januar übernommen." Das bestätigten die Betroffenen.
Als skandalös bezeichnete Herbert Hunkel, Pressesprecher der Stadt Neu- Isenburg, die beschriebenen Zustände. "Die Sache muß bereinigt werden und kann nicht auf dem Rücken der Dozenten ausgetragen werden."
Hunkel erklärte, daß die Stadt inzwischen bereit sei, einen Liquidator für den BfV unter einer bestimmten Bedingung zu stellen. Die Bedingung: Die Stadt ist nur bereit einen Mitarbeiter des Hauptamtes als Liquidator zu stellen, wenn das Amtsgericht ebenso einen benennt. Der Sprecher der Stadt weist jedoch daraufhin, daß eigentlich der BfV-Vorstand Hach einen Liquidator hätte stellen müssen.
Außerdem, sagt Hunkel, habe die Stadt einen "gepfefferten" Brief an Hach und auch an Schubert geschrieben, wo beide aufgefordert werden, eine Bilanz fürs Jahr 1992 vorzulegen. Niemand kenne die offenen Honorarkosten genau, sagt Hunkel. "Es wird nur von rund 35 000 Mark gesprochen, und das wollen wir schwarz auf weiß sehen, um es dem Parlament vorzulegen." Außerdem habe die Stadt im vergangenen Jahr bereits 267 000 Mark Zuschüsse an den BfV bezahlt und nochmals 65 000 Mark zur Abdeckung des Defizits locker gemacht.
Wie lange die Dozenten noch auf ihr Geld warten müssen, ist derzeit nicht abzusehen. dok
Sozialdezernent Martin Berg (SPD) sieht eine "Rückkehr des Winters". Der Stadtrat appelliert daher an "alle Obdachlosen, nicht im Freien zu übernachten", sondern die "quantitativ ausreichenden und qualitativ differenzierten" kommunalen und kirchlichen Schlafplätze aufzusuchen. In den Übernachtungsstätten Kiesstraße, Buchrainstraße und im Großzelt Ostpark seien noch Betten frei. Spezielle Angebote für Frauen gebe es im Ostpark und - beim evangelischen Regionalverband - im Rechneigraben.
"Unzutreffend" sei, so Berg, die Behauptung "menschenunwürdiger Zustände" in den Notschlafquartieren: Betten würden täglich frisch bezogen, sanitäre Einrichtungen (Bad, Dusche, WC) seien da, Gepäck könne verwahrt werden.
Der Verein "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" hat indes in einem Schreiben an OB Andreas von Schoeler seine Forderung erneuert, die beheizten B-Ebenen an Hauptbahnhof, Hauptwache und Konstablerwache für Obdachlose zu öffnen. "Lobby" forderte zudem Verkehrsbetriebe und Sicherheitsdienste auf, "die Vertreibung von Obdachlosen auch tagsüber aus den B-Ebenen" einzustellen und von Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs abzusehen. Die "Sondernutzungsverordnung" der Stadt, die solche Aktionen ermögliche, verstoße gegen geltendes Recht und müsse außer Kraft gesetzt werden. "Lobby" kündigte hierzu juristische Schritte an. peh
Gegen den Bebauungsplan 172 sind die ersten Einwendungen im Oberurseler Stadtplanungsamt eingegangen
Das Frauenreferat hat die Forderung nach der Anschaffung von Sonnenschutzcreme und der Einführung einer "Farb- und Stilberatung" für Hilfspolizistinnen verteidigt. Die "Frau in Uniform" werde in Ausübung ihres Dienstes "auf ihr Ansehen bezogen, bewertet und oft angemacht. Deshalb ist es sinnvoll, daß der Arbeitgeber ihr Unterstützung in Form einer Farb- und Stilberatung anbietet", heißt es dazu in einer Erklärung.
Der Arbeitsplatz Straße bringe eine hohe Schadstoffbelastung und Strahlenschäden durch Sonneneinwirkung, Lärmbelastungen und Anmache - auch sexueller Art - mit sich. Für andere Berufe, auch in der Stadtverwaltung Frankfurt sei es selbstverständlich, daß zum Beispiel Handcremes vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt würden. "In der Arbeitsschutzlogik ist es ebenso konsequent, Schutzcremes gegen die Gefahr der Hauterkrankung zur Verfügung zu stellen, wenn Menschen stundenlang Sonneneinwirkungen ausgesetzt sind", heißt es weiter.
Die Leiterin des Frauenreferats, Renate Krauß-Pötz, weist ferner darauf hin, daß das Referat mit seiner Untersuchung über die körperlichen und seelischen Belastungen in typischen Frauenberufen und den daraus abgeleiteten Verbesserungsvorschlägen einem Arbeitsauftrag gefolgt sei, der Bestandteil des Frauenförderplans für die Stadtverwaltung sei.
Die umfangreichen Verbesserungsvorschläge für die Hilfspolizistinnen seien mit den Frauen selbst, dem Personalrat und dem Amtsleiter entwickelt worden "und haben von allen Zustimmung erfahren". ft
Kleine FR
Blechschaden nach Autounfall NEU-ANSPACH. Schaden in Höhe von 10 000 Mark entstand am Mittwochabend bei einem Autounfall in Anspach. Zwei sich entgegenkommende Personenwagen schrammten auf der Kreisstraße nach Wehrheim aneinander, wie die Polizei mitteilte. Die SPD informiert Der erste Informationsstand der Usinger Sozialdemokraten in diesem Jahr wird am heutigen Samstag, 30. Januar, von 9 bis 12 Uhr allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern in der Wilhelmijstraße zur Verfügung stehen. Dabei wird über die bevorstehende Kommunalwahl unterrichtet. Prunksitzung des UCV USINGEN. Der "Usinger Carneval Verein" lädt für Samstag, 30. Januar, zu seiner ersten großen Prunksitzung in der Stadthalle. Um 19.31 Uhr sticht das Narrenschiff in der zur "Narhalla" umgebauten Halle in See. Till wird mit seinem Prolog für "Klarheit" sorgen; dabei wird der Protokoller große und kleine Begebenheiten aufs Korn nehmen. Nach dem umfangreichen Programm aus insgesamt 22 Punkten heißt es sowohl im Saal als auch der Sektbar "Bühne frei" für alle tanzfreudigen Narren.
Informationen über das Paco-Projekt NEU-ANSPACH. Die katholische Kirchengemeinde veranstaltet am Sonntag, 31. Januar, einen Informationsnachmittag über das Entwicklungshilfe-Projekt für Paco, einen Slum-Vorort der philippinischen Hauptstadt Manila. Die Kirchengemeinden von Neu-Anspach und Wehrheim unterstützen dort seit letzten Sommer unter anderem den Bau von Kindergarten- und Schulplätzen. Die Veranstaltung findet um 15 Uhr im Gemeindehaus, Taunusstraße 32 bis 34, statt. Seniorennachmittag USINGEN. Auch die Alten können feiern: Die evangelische Kirchengemeinde lädt alle älteren Menschen zu einem bunten Seniorennachmittag für Freitag, den 5. Februar, ab 15 Uhrim Gemeindehaus ein. Zur Unterhaltung wird die Seniorentanzgruppe beitragen.
Die Christdemokraten warfen dem rot- grünen Magistrat eine Verweigerungshaltung vor: kurz vor der Wahl scheue sich die Stadtregierung, die desolate Haushaltssituation offenzulegen. Sozialdemokraten und Grüne kontern: die Union betreibe Wahlkampf auf niedrigstem Niveau. Im Ältestenausschuß des Stadtparlaments gerieten Opposition und Regierung am Donnerstagnachmittag heftig aneinander, weil die Mehrheit die Diskussion über einen Antrag der CDU verweigerte: SPD und Grüne verneinten die Dringlichkeit eines drei Seiten starken Papiers, mit dem die Union Auskunft zur aktuellen Finanzlage der Kommune und insbesondere zu ihrer Verschuldung haben wollte. Die CDU wollte mit der "Dringlichkeit" erreichen, daß Stadtkämmerer Martin Grüber in der anschließenden Stadtverordnetenversammlung hätte ans Rednerpult gehen müssen.
Während der haushaltspolitische Sprecher der CDU, Karlheinz Bührmann, von einer rot-grünen "Zensur- und Blockadepolitik" sprach und sein Fraktionskollege Wolfgang Stammler der Mehrheit vorwarf, sie wolle "mit allen Tricks eine Finanzdebatte verhindern" und die "Wähler täuschen", hielt Karl Pusch (SPD) der Opposition billigsten Wahlkampfstil vor. Der Sozialdemokrat listete anhand der Wortprotokolle exakt auf, daß in den letzten sechs Stadtverordnetenversammlungen jeweils "stundenlang" über den Haushalt der Kommune diskutiert worden war und sämtliche Fragen der Union längst beantwortet worden seien.
Unter dem Gelächter der Anwesenden zog Pusch eine Wahlkampfbroschüre der CDU mit dem Titel "Frankfurt vor dem Ruin" aus der Tasche, zitierte daraus und beantwortete damit zahlreiche der als dringlich eingestuften Fragen: "Da steht doch schon alles drin, was sie wissen wollen. Und sie wissen es, weil wir es ihnen in den letzten Sitzungen gesagt haben."
Auch der Grüne Lutz Sikorski warf der CDU Doppelzüngigkeit vor. Während sie im Ausschuß beklage, daß ihr SPD und Grüne quasi das Wort entziehen und eine Debatte über die Haushaltslage abwürgen würden, hätten die Christdemokraten ihre Reden zur Finanzsituation der Stadt längst geschrieben. Denn nach der Ausschutzsitzung stand ohnehin ein Schlagabtausch zum "Kommunalpolitischen Situationsbericht" des Oberbürgermeisters an. Einer der wichtigstens Punkte der OB-Rede: der Haushalt. gang
Ein Brief aus Paris
Man würde können. Diese Hoffnung machte mir die freundliche Stimme, die sich am Telefon meldete und mir Der Puppen-Chirurg den Namen der am günstigsten gelegenen Metro-Station nannte. Doch welch eine Überraschung, als ich dort eintraf. Statt vor einer dieser Schnellreparaturwerkstätten, in denen zum Beispiel Schuhe mit neuen Absätzen versehen und verlorene Schlüssel nachgemacht werden, stand ich vor einem bescheidenen Lädchen, in dessen Schaufenstern lauter Puppen lagen. Dazu ein eiserner Miniaturherd für ein Puppenhaus mit Rauchabzug, Töpfen, Kesseln, Pfannen, Bügeleisen, Kohlekasten und -besteck. Und überall Puppenköpfe.
Meine Zweifel, an der richtigen Adresse zu sein, wurden noch größer, als ich die Ladentür öffnete und in ein Universum ganz eigner Art eintrat. Zwei Ladentische, auf denen sich Kartons, Schachteln und Tüten stapelten; Schränke mit überbordenden Schubladen und bis unter die Decke reichende Regale, vollgestopft mit alten Taschen, abgewetzten Lederkoffern, Reißverschlüssen, Schnappverschlüssen, Beschlägen, Lederriemen, Knöpfen, Regenschirmgriffen. Und überall Puppen, Puppenarme, -beine, -körper und -köpfe in allen Größen, Formen und Farben; aus Porzellan oder Zelluloid, mit Haaren, ohne Haare; mit offenem Mund oder mit geschlossenem Mund, mit geöffneten Augen, mit Schlafaugen und ganz ohne Augen. Das ganze erschien mir als ein großes Chaos, das gleichwohl seine Ordnung hatte, deren Regeln sich mir aber verschlossen und nur dem kein Geheimnis sind, der darin lebt und arbeitet wie Henry Launay, der Ladeninhaber, dessen blütenweißen Kittel so schön mit dem verstaubten Interieur kontrastierte. Monsieur Launay ist nämlich Puppen- Chirurg, in Paris darüber hinaus in ganz Frankreich der einzige, wie er mir erklärte. Als der 66jährige gelernte Elektriker vor fast 30 Jahren seinen Reparaturdienst in der Avenue Parmentier eröffnete, wollte er nur Handtaschen, Koffer oder Regenschirme flicken. Doch eines Tages brachte ihm eine Kundin auch eine Puppe zur Reparatur, die sie auf dem Dachboden gefunden hatte und nun ihrem Enkelkind schenken wollte. Über diesen Gefälligkeitsdienst kam Monsieur Launay dazu, sich für Puppen zu interessieren. "Ich entdeckte eine wunderbare Welt", erzählte er und in seine freundlichen grauen Augen hinter der Nickelbrille kam Glanz. Heute ist er auf seinem Gebiet ein Spezialist, der von der einfachen Kunststoffpuppe bis zum kostbaren Sammlerstück aus "biscuit", zweimal gebranntem Porzellan, aus dem vorigen Jahrhundert, für das Liebhaber umgerechnet bis zu 40 000 Mark bezahlen, alles repariert und restauriert. Das nach Tausenden zählende Vorratslager an Ersatzköpfen, -armen oder -beinen ist von unschätzbarem Wert.
Stundenlang könnte Monsieur Launay erzählen. Von den ersten Porzellanpuppen vor 150 Jahren, die noch feststehende Augen und einen geschlossenen Mund hatten, über die Puppen mit Schlafaugen und offenem Mund, offenen Augen, die zur Jahrhundertwende aufkamen, bis zu den seit 1965 wegen Brandgefahr verbotenen Zelluloidpuppen und den Plastikerzeugnissen, die heute aus Südostasien kommen. "Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte", sagte er. In der Zwischenzeit hatte er mit ein paar Handgriffen den Griff meiner Aktentasche repariert. Geld wollte er dafür nicht haben. Das sei nicht der Rede wert gewesen, meinte er abwehrend.
HANS-HAGEN BREMER
Freitag, 29. Januar
Literatur Mampf, Sandweg 64: 20 Uhr, Feier 230. Geburtstag des Schriftstellers Seume.
Zentralbücherei, Zeil 17-23: 19.30 Uhr, Lesung Sylvie Germain - "L'enfant Méduse" (frz./dt.).
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Lesung "Schwestern über Schwestern".
Vorträge / Diskussionen Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: 20.30 Uhr, Vortrag & Diskussion "Geschlechtswechsel. Trans- und Zissexuelle: ein gespanntes Verhältnis".
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 19.30 Uhr, Diskussion "Die andere Sicht der Revolution". Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Die Entschlüsselung des Sternenlichts". Gesellschaft für Arbeitsmethodik: 19.30 Uhr, Vortrag "Unternehmensleitbild - Von der Vision zur Aktion; Kolpinhaus, Lange Str. 26.
Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57: 20 Uhr, Diavortrag "Caspar David Friedrich".
Städelschule, Dürerstr. 10: 10 Uhr, Symposion "Evolutionäre Symmetrietheorie".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage: 18 Uhr, Diavortrag "Neuseeland - Südsee"; 20.15 Uhr, Diavortrag "Mit dem Fahrrad duch die USA & Hawai".
Freunde Frankfurts: 19 Uhr, Diavortrag "Auf Goethes Spuren durch Sizilien"; GDA-Wohnstift, Waldschmidtstr. 6.
Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 26 im Anzeigenteil.
Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Andy Warhol und Joseph Beuys".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 20 Uhr, Kickertunier.
Lehrerkooperative, Schäfergasse 46: 15 Uhr, Internationales Café.
AG für Angehörige psychisch/seelisch kranker Menschen: 18 Uhr, Offenes Treffen; Uhlandstr. 50 HH.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3,Tel. 47 37 47; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5, Tel. 38 80 46; Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Sachsenhausen, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 73, Tel. 59 02 96; Bahnhof-Apotheke, Münchener Str. 60, Tel. 23 29 05; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Str. 5, Tel. 78 31 27. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Rummel, Königsteiner Str. 167, Tel. 30 60 95; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Freie Aussprache
"Rektorin ist Vorbild" Obgleich nicht Mitglied der Grünen fühle ich mich als Demokrat und Teilnehmer der Ortsbeiratssitzung am 15. Januarherausgefordert, absolut falsche Darstellungen zurückzuweisen.
Tatsache ist, daß es einen Antrag der Grünen gab, in dem der Schulleiterin der Deutschherren-Schule ausländerfeindliches Verhalten vorgeworfen war, und zwar begründet mit zahlreichen schriftlichen Aussagen von Schüler/innen, wonach von der Rektorin bereits seit Jahren, bis in die vergangenen Monate, es ausländischen Schülern verboten worden war, auf dem Schulgebäude, außerhalb des Unterrichts, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten.
Auch verlangte sie von türkischen Schülerinnen, die aus religiösen Gründen Kopftücher trugen, diese in der Schule abzusetzen.
Anlaß für die Schüler/innen, sich an die Öffentlichkeit, die Presse, und an den Ortsbeirat zu wenden, war dann das beharrliche Festhalten der Rektorin an ihrer Entscheidung, die Schüler/innen, die am 2. Dezember spontan am Trauermarsch für die Mordopfer von Mölln teilgenommen hatten (wie Hunderte von Frankfurter Schülern), trotz nachträglicher Entschuldigungen durch die Eltern, als ,Unentschuldigt gefehlt' im jetzigen Halbjahreszeugnis auszuweisen.
Mit diesen Zeugnissen müssen sich die Abgangsklässler bei ihrer Lehrstellensuche bewerben. Drei Tage nach der Ortsbeiratssitzung wurden nun die Entschuldigungen anerkannt.
Ich denke, die Rektorin hat Vorbildfunktion, und ihr Verhalten manifestiert die Denkentwicklung sehr prägnant. Die deutschen Kinder lernen durch sie, daß es anscheinend tatsächlich weniger Rechte für ausländische Kinder hier zu geben hat.
Joachim Brandes, Sprecher im ,Elternbund Hessen e. V.' für Frankfurt-Sach Die Würde des Menschen ist unantastbar; dies soll und muß in unserem Land außer Diskussion stehen. In diesem Fall jedoch ist es leider durch Parteienstreit und Wahlkampf wieder nicht der Fall. Die Verlierer in diesem Fall sollen die Schüler/innen und 16 von 19 Lehrern sein! Dies kann doch nicht sein, oder? Man sollte sich bei dem Thema - Deutschherrenschule - mit dem Gesamtinhalt der Situation beschäftigen und nicht einfach den Schüler/innen, Eltern und den 16 Lejrern einfach vor das Schienbein treten.
Eltern einer Schülerin, die in keiner Partei und Verband sind.
Klaus und Renate Schneider Neu-Isenburg
Mir ist es völlig unverständlich, wie plötzlich für die Schulleitung der Deutschherrnschule mit dem Hinweis auf "Menschenrechte" gefochten wird. Verkehrte Welt! Mit ihrer Teilnahme an einer Demonstration haben die Schüler und Schülerinnen Mut und Einsatz für Menschenrechte gezeigt! Sie sind für die Demokratie aktiv geworden, statt in vielbeklagter Politikverdrossenheit und Lethargie die Schultern zu zucken. Ganz im Gegensatz zur Schulleitung, denen außer einem Sich-Verbarrikadieren hinter kleinkarierten Rechtsklauseln scheinbar nur noch eingefallen ist, den Schülern das Sprechen in ihrer Muttersprache zu verbieten und gleich auch noch das Tragen von Kopftüchern zu untersagen.
Ist das die gepriesene "verantwortliche Tätigkeit" und der "unermüdliche Einsatz"? Eher ist zu fragen, wie lange eine solche Schulleiterin noch tragbar ist, weil sie weder auf dem Boden der Verfassung (Menschenrechte!) steht noch pädagogisch einen Beitrag zur Integration ausländischer SchülerInnen leisten kann.
Heinrich Müller, Frankfurt Viele Erinnerungen Ich wurde am 23. März 1913 in Frankfurt im Hause Kirchnerstraße 2 / Ecke Kaiserstraße 14 geboren. Ich lebte dort mit meinen Eltern und zwei Schwestern, bis ich am 22. März 1944 ausgebombt wurde. Ich lebe seit 1944 in einem sehr schönen Ort im Taunus, aber Frankfurt ist meine Vaterstadt, die ich immer lieben werde.
Aus diesem Grunde verfolge ich jeden Artikel der FR und hebe mir die Ausschnitte wochenlang auf, die über das alte Frankfurt berichten. Verbindet mich doch viel Schönes und Kindheitserinnerungen an diese Stadt. Zum Beispiel an die Kutschen, die einen Droschken-Parkplatz gegenüber dem Frankfurter Hof hatten. Eine Pumpe stand da, um die Pferde zu tränken, wenn die von ihrer Tour nach dem Oberforsthaus zurückkamen. Dann wurde noch der Hafersack umgehängt.
Viele große Künstler erlebte ich, die von Frankfurt aus ihren Weg zu allen großen Bühnen dieser Welt machten.
Ich wurde zum Schreiben des Leserbriefs angeregt, nachdem ich den Artikel "Die Steine zum Reden bringen" gelesen habe. Faßte mal den Mut, mich bei meiner Zeitung zu bedanken. Schreiben Sie weiter, es gibt viel Schönes über diese Stadt zu berichten. Es gibt bestimmt noch alte Frankfurter, die das Schicksal aus dieser Stadt vertrieben hat und die ihr Herz darin verloren haben.
Luise Bohn, Kelkheim
Kriminalitätsvergleich Zum Kriminalitätsvergleich Frankfurt/ New York: Kriminalität beschreiben und Kriminalität bekämpfen sind nicht das gleiche. Darum ist es immer besser, zu schauen, was haben die Parteien denn tatsächlich gemacht. Der rot-grüne Magistrat hat zwielichtigen Kneipen im Milieu die Nachtkonzession entzogen und hat auf unkonventionellem Weg mit dem Gewerberecht die Hütchenspielerszene aufgelöst. Auch die CDU hatte es unkonventionell versucht. Statt Kriminalität zu bekämpfen, hat sie mit Unterweltgrößen Geschäfte gemacht.
Alfons Berger, Frankfurt "Starker Tobak" Ihre "Bastian"-Glosse in der Stadtrundschau vom 25. 1. '93 ist wirklich "starker Tobak", aber "Bastian" betreffend.
Cola-Büchsen in automatisch schließenden Türen, um das Weiterfahren der S-, U-Bahn zu verhindern, als Schülerscherze zu bagatellisieren, ist mehr als "starker Tobak". Abgesehen davon, daß evtl. Hunderte von Fahrgästen am Weiterfahren gehindert werden und ihren Zielort verspätet erreichen, kann dies rüpelhafte Benehmen als Transportgefährdung betrachtet werden. Und daß dem geplagten Zugführer auch noch mangelhaftes Sicherheitsverhalten, abgesehen von seinen Zornesausbrüchen, vorgehalten wird, halte ich für "doppelten starken Tobak".
Karlheinz Bornemann, Ffm.
Die CDU hat am Donnerstag in der Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung dem Magistrat vorgeworfen, er vergebe Versammlungsräume in Schulen nicht nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien, sondern allein nach parteipolitischen Überlegungen. In Vertretung von Schuldezernentin Jutta Ebeling wies Stadtrat Tom Koenigs (Grüne) den Vorwurf der Union zurück und betonte, nach den Richtlinien der Stadt würden in Schulen gewünschte Veranstaltungen "mit klarem parteipolitischen Charakter" immer abgelehnt. Dies sei auch unter dem christdemokratischen Oberbürgermeister Walter Wallmann "nicht anders gewesen".
Auslöser der Debatte war der Wunsch der CDU-Seckbach, ihren Neujahrsempfang Anfang Januar im Speisesaal der örtlichen Zentgrafenschule zu veranstalten. Hauptrednerin sollte die CDU-OB- Kandidatin Petra Roth sein. Der Wunsch der Union, von der Schulleitung in einer Stellungnahme gutgeheißen, wurde vom Stadtschulamt allerdings zurückgewiesen: "Die Zweckbestimmung von Schulen ist mit einer Überlassung von Räumlichkeiten für widmungsfremde Zwecke nicht vereinbar." Deshalb würden Schulräume für "parteipolitische Zwecke nicht mehr überlassen".
Das brachte die Union auf die Palme. "Das Schulamt mißt mit zweierlei Maß", wetterte der Lehrer Gerhard Ley. Schließlich könne die SPD schon seit Jahren ihren Tanz in den Mai in der Friedrich-Ebert-Schule veranstalten und biete dazu jährlich sogar den Oberbürgermeister auf: "Ist das keine Parteiveranstaltung?" Das gleiche gelte für Treffen der Arbeiterwohlfahrt und der SPD-Senioren, die zum selben Termin zusammengefaßt würden.
Als Koenigs erklärte, Ausnahmen würden nur bei "Traditionsveranstaltungen" wie dem SPD-Tanz in den 1. Mai gemacht, betonte der Christdemokrat Dieter Mönch: "Auch der beabsichtigte Neujahrsempfang der CDU ist längst eine solche Veranstaltung." Deshalb sei die Entscheidung des Schulamtes eine "klare Ungleichbehandlung".
Stadtrat Koenigs sagte, daß der Magistrat nicht generell gegen Veranstaltungen von Parteien in Schulen sei, zeige sich auch daran, daß am 7. November die CDU einen Basar veranstalten konnte. Dieser sei eben nicht "überwiegend parteipolitisch" motiviert gewesen. gang
Dienstag, 2. Februar Talkrunde zur Jugendpolitik: Ihre Gedanken zur Jugendpolitik tun Politiker auf Einladung des evangelischen Jugendpfarramtes im Spenerhaus, Dominikanergasse 3-5, ab 19.30 Uhr kund. Mit dabei: Peter Feldmann (SPD), Dieter Mönch (CDU), Martina Schmiedhofer (Grüne).
Kurz gemeldet
Schallplattenbörse Die 26. Frankfurter Schallplatten-Börse findet am Sonntag, 7. Februar, von 11 bis 17 Uhr im Kolpinghotel, Lange Straße 24, statt. Sammler haben Gelegenheit zum Verkauf, Tausch und Kauf. Informationen unter der Rufnummer 0 61 81-49 11 44. Exklusiver Modeschmuck "Exklusiver Modeschmuck aus dem eigenen Atelier" heißt ein workshop, zu dem das Evangelische Stadtjugendpfarramt am Samstag, 27. Februar, 10 Uhr, einlädt. Der Teilnehmerbeitrag beträgt zehn Mark. Weitere Informationen beim Evangelischen Stadtjugendpfarramt, Tel. 555570 Programm der Naturfreunde Bildungsreisen nach Krakau und Weißrußland, Fahrradtouren durch das Altmühltal, Kletterurlaub in der Fränkischen Schweiz nur für Frauen oder Exkursionen rund um Frankfurt bietet der Touristenverein "Die Naturfreunde" in seinem neuen Bildungsurlaubsprogramm an. Das Heft ist kostenlos bei der Landesgeschäftsstelle, Poloplatz 15, Frankfurt 73, erhältlich. "Billiger Samstag" im Zoo Am heutigen Samstag können Kinder und Erwachsene den zoologischen Garten wieder zu "stark herabgesetzten Eintrittspreisen" besuchen. Bildungsurlaub in Sibirien Bei einer Bildungs- und Informationsreise von "Arbeit und Leben" von Moskau nach Tobolsk und zurück sind noch einige Plätze frei. Die Anmeldung für den Bildungsurlaub vom 20. bis 28. März ist noch bis Freitag, 5. Februar, möglich. Telefon 0 61 31-23 44 91.
Die Kommune bleibt bei ihrer Einstellung, den Beschluß eines Frankfurter Amtsrichters zur möglichen Eheschließung gleichgeschlechtlicher Partner vor einem Obergericht überprüfen zu lassen. Dies beteuerte Rechtsdezernentin Sylvia Schenk während der Sitzung des Stadtparlaments. Zur Vereinheitlichung der auf unterer Ebene widersprüchlichen Rechtsfindung sei das Votum eines Obergerichts notwendig.
Während für die Grünen deren Stadtverordneter Sebastian Popp ironisch anmerkte, Schwulen-Hochzeiten in Frankfurt würden den "Standortvorteil" der Kommune erheblich verbessern, weil 200 000 Trauungen auch reichlichen Umsatz für das Hotel- und Gaststättengewerbe bringe und Frankfurt so zu einem "amerikanischen Reno für Heiratswillige" werde, meldete der Anwalt Christian Raabe für die SPD juristische Bedenken an.
Es sei zwar ein "mutiger" Beschluß eines Frankfurter Amtsrichters, im Interesse einer einheitlichen Rechtsprechung müsse dieser aber vom Bundesgerichtshof überprüft werden, sagte der Stadtverordnete Raabe. gang
Die Müllverbrennungsanlage in der Nordweststadt ist nach Meinung des zuständigen Dezerneten Tom Koenigs die "modernste" Altanlage in der Bundesrepublik. Der Stadtrat dokumentierte dies in der Sitzung des Stadtparlaments anhand der Belastungen für Dioxine und Quecksilber. So ist der bei den Verbrennungsprozessen entstehende Dioxinausstoß seit 1988 von 3,86 Nanogramm pro Kubikmeter Luft über 1,86 Nanogramm im Jahre 1990 auf nunmehr 0,48 zurückgegangen.
Beim Quecksilber sei die Belastung von 0,35 bis 0,54 Milligramm pro Kubikmeter im Jahre 1988 auf inzwischen 0,08 Milligramm im Jahre 1991 reduziert worden.
Nach Angaben des Stadtrats sei die Verbesserung der Dioxin-Werte "allein durch die bessere Befeuerung" erzielt worden. Wenn die 12 Millionen Mark teure Sanierung der Anlage abgeschlossen sei, werde sich das Ergebnis noch einmal verbessern. Den Rückgang von Bleibestandteilen in der Abluft führte Koenigs auf die forcierte Getrenntsammlung der Stadt zurück. gang
TEL AVIV. "Engstirnig", "grob", "oberflächlich", "achtlos", "selbstzerstörerisch", "schizophren" sind nur einige der Attribute, die ihm zugeschrieben werden: Er ist eine "nationale Schande". Zutiefst gespalten über so fundamentale Probleme, wie der Friede zu erreichen oder wie dem palästinensischen Nationalismus zu begegnen sei, haben Israels Politiker endlich eine Frage gefunden, in der sie Konsens erzielen konnten. Die rechte Tsomet-Partei wollte die Angelegenheit vor die Knesset bringen, Ex-Regierungschef Yitzhak Shamir empfand "Ekel", Ministerpräsident Yitzhak Rabin war "wie vor den Kopf gestoßen und schockiert". Am vergangenen Sonntag drückte das Kabinett auf Vorschlag Rabins beinahe einstimmig einer der ältesten und angesehensten kulturellen Institutionen des Landes das Mißtrauen aus: Der Jury, die den Träger des alljährlich vergebenen "Prix Israel" wählt.
Grund für die außergewöhnliche Politisierung einer ansonsten rein kulturellen Veranstaltung ist der 90 Jahre alte Philosoph und Wissenschaftler Yeshayahu Leibowitz, der wie kein anderer den Haß israelischer Nationalisten auf sich zieht. "Außer sich", wie einige Minister anschließend sagten, widmete der Regierungschef eine ganze Stunde der wöchentlichen Kabinettssitzung der "Affäre Leibowitz". Auf Antrag des Umweltministers Yossi Sarid vom linken Koalitionspartner Meretz verurteilte die Runde schließlich beinahe einmütig die "erbärmliche Entscheidung" der dreiköpfigen Jury, den Preis an den "Provokateur ohne jede intellektuelle Redlichkeit und mit dem Drang, die Öffentlichkeit zu irritieren" (Sarid), zu vergeben.
Als Rabin auch noch ankündigte, der Preisverleihung, die alljährlich am israelischen Unabhängigkeitstag im Mai vorgenommen wird, fernzubleiben, war dies das Signal zu einem öffentlichen Aufruhr in den Medien, den weder Terroranschläge noch Deportationen entfachen können. Die Schmähungen, die er über sich ergehen lassen mußte, zeigen die Leidenschaften, die der unbescheidene und scharfzüngige Querdenker in Israel entfesselt: "Gemeiner Scharlatan", "egoistischer Demagoge", "intellektueller Diktator", "anmaßender und abschreckender Prophet des Unheils" oder einfach "dummer und intoleranter Greis".
Anders als die Jury-Mitglieder, die den Preis Leibowitz "trotz seiner unverblümten Ausdrucksweise" zusprachen, weil sie "fühlten, daß die israelische Gesellschaft von der Preisvergabe an ihren ätzendsten Kritikern profitiert", konnte sich Israels Öffentlichkeit dem Voltaireschen Prinzip nicht anschließen: Ich bin völlig anderer Meinung als du, aber ich werde für dein Recht kämpfen, sie zu äußern.
Kaum jemand, der anerkennende Worte für Leibowitz fand. Nur anonym wollten einige in ihm "das schlechte Gewissen der Nation" sehen, das "die Maske herunterreißt". Nur Jerusalems Bürgermeister Teddy Kollek, der sich letztes Jahr ebenfalls heftiger Kritik ausgesetzt hatte, als er Leibowitz "Jerusalems würdig" ernannte, blieb aufrecht: Eine Gesellschaft müsse auch jemanden ehren können, "der sie zur Rede stellt".
Leibowitz wurde 1903 in Riga geboren, studierte in Berlin Philosophie und in Basel Medizin. 1935 emigrierte er nach Palästina und lehrte an der Hebräischen Universität von Jerusalem Biochemie und Wissenschaftsphilosophie. Doch nicht seine Arbeit als zeitweiliger Herausgeber der "Encyclopedia Hebraica" oder seine zahlreichen wissenschaftlichen Bücher machten ihn über den akademischen Elfenbeinturm hinaus bekannt, sondern seine mit beißender Schärfe, von der allgemeinen Lehre abweichenden religiösen und politischen Meinungen.
Obwohl orthodoxer Gläubiger, attakkiert er gnadenlos die religiösen Parteien und tritt für die strikte Trennung von Staat und Religion ein. In Israel, das sich als jüdisches Land versteht, kommt dies einer Ablehnung des Staates gleich. Während er einerseits die Einhaltung der Zehn Gebote fordert, zeigt er seine Verachtung für jene, die um irdische Güter wie Wohlergehen beten. Der Glaube müsse losgelöst vom Diesseits und ohne Blick auf Belohnung gedeihen.
Den Sieg im Sechs-Tage-Krieg (1967) mit der "Eroberung des gesamten Landes Israel" sieht er als "Ausgangspunkt für den Niedergang des Staates Israel". 1848, so erklärte er seinen Pessimismus in einem Interview, warnte der österreichische Dichter und Dramatiker Franz Grillparzer vor dem "Weg von der Humanität durch die Nationalität zur Bestialität". Oder: "Sobald die Nationalität zum höchsten Wert im Staat wird, wird der Mensch zur Bestie." Während die Deutschen diesen Weg schon bis zum Ende gegangen seien, habe Israel "diesen Weg 1967 betreten": Eines der beiden Völker, die in diesem Land leben, habe "gewaltsam das gesamte Land an sich gerissen".
Wenn der unbequeme Prediger seine Gedanken in ebenso böse Worte faßt, wie seine Gegner ihre Kritik, dann zieht er sich den Haß beinahe der gesamten Nation zu. Wenn er etwa die Gefängnisse, in denen "Tausende Araber ohne Beschuldigung festgehalten werden", als "Konzentrationslager" bezeichnet. Wenn er die sakrosankte Armee als "Besatzungsarmee" und die politischen Führer des Landes als "Judeo-Nazis" beschimpft. Wenn er die verdeckt arbeitenden Sondereinheiten der Armee, die als Araber verkleidet in den besetzten Gebieten operieren, als "Mördereinheiten" und "unsere Hamas" denunziert.
Doch "obwohl die Entscheidung, mich zu ehren, vom Establishment kam", akzeptierte Leibowitz den Preis zunächst: "An Bescheidenheit mangelte es mir noch nie. Ich und andere schätzen mich." Als die öffentliche Empörung über die "Leibowitz-Beleidigung", so die "Jerusalem Post", aber zur Wut anwuchs, gab er den Preis auf. "Warum sollte ich den Ministerpräsidenten in solche Verlegenheit bringen", fragte er spöttisch: "Ich bin zufrieden mit der Anerkennung, die das Preiskomitee zum Ausdruck gebracht hat." ARMIN WERTZ
(Siehe auch "Betrug mit. . ." auf Seite 20))
MOSKAU, 29. Januar (AP). Der Oberste Sowjet Rußlands hat angesichts der galoppierenden Inflation eine Vervielfachung der Bezüge von Präsident Boris Jelzin beschlossen. Die gleichen Gehälter wurden auch Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow und dem Präsidenten des Verfassungsgerichts, Valery Sorkin, zugebilligt, meldete Itar-Tass.
Danach werden sie jeweils 72 000 Rubel monatlich erhalten, das Zehnfache des Durchschnittslohns eines Arbeiters. Das sind nach offiziellem Kurs, nicht jedoch der Kaufkraft nach, weniger als 200 Mark. Der Kurs der russischen Währung sackte am Donnerstag auf der Moskauer Währungsauktion auf das neue Rekordtief von 572 Rubel je US-Dollar ab.
ABIDJAN, 29. Januar (AP). Der französische Botschafter in Zaire, Philippe Bernard, ist am Donnerstag das Opfer von Ausschreitungen zairischer Soldaten geworden. Er wurde erschossen.
Der Botschafter wurde offenbar von einem verirrten Projektil getroffen, als Soldaten in den Straßen der Hauptstadt Kinshasa randalierten und Geschäfte sowie Wohnungen von Ausländern plünderten. Diplomaten berichteten, überall in Kinshasa sei geschossen worden. Anlaß der Unruhen war, daß die Soldaten ihren Sold in neuen Banknoten im Wert von je fünf Millionen Zaire ausgezahlt erhalten hatten. Händler hatten sich geweigert, das Inflationsgeld anzunehmen.
Die französische, die belgische und die amerikanische Botschaft empfahlen den in Kinshasa lebenden Bürgern ihrer Länder, zu Hause zu bleiben. Ein Diplomat berichtete am Abend: "Überall wird geschossen, überall wird getötet, überall wird geplündert." Der Fünfmillionenzaireschein gilt in der Bevölkerung als Symbol der anhaltenden Herrschaft Mobutus, unter dessen diktatorischem Regime das Land in Elend und Chaos heruntergewirtschaftet worden ist.
Zwar existiert eine Übergangsregierung unter Leitung des zum Ministerpräsidenten ernannten Etienne Tshisekedi, eines Erzfeindes von Mobutu, um das Land in die Demokratie zu führen, jedoch klammert sich der Staatschef an die Macht und übt weiter die Kontrolle über die Streitkräfte, die Nationalbank und das Fernsehen aus.
Bernard hatte seinen Posten erst im Dezember angetreten. Nach Angaben des Außenministeriums in Paris wurde der 61jährige Diplomat in seinem Büro im Stadtzentrum von Kinshasa von einer Kugel getroffen.
Homosexuelle in der US-Army Ausschluß ist illegal
LOS ANGELES, 29. Januar (AP). Ein amerikanischer Bundesrichter in Los Angeles hat das Verbot der Beschäftigung homosexueller Männer und Frauen in den US- Streitkräften am Donnerstag als verfassungswidrig bezeichnet. Damit erhielt der neue Präsident Bill Clinton von der Justiz Schützenhilfe für seine Bemühungen, das Verbot zu beseitigen. Senatoren von Clintons Demokratischer Partei bemühen sich jedoch, eine endgültige Regelung hinauszuzögern. In den USA gibt es noch Berufssoldaten. Im Durchschnitt werden jährlich 1500 Männer und Frauen wegen Homosexualität aus dem Dienst entlassen.
Das Gerichtsurteil in Kalifornien erging im Fall von Keith Meinhold, der für Schlagzeilen gesorgt hatte. Der 30jährige Echomeßtechniker war aus der Marine entlassen worden, nachdem er im Fernsehen berichtet hatte, er sei homosexuell.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung befand Richter Terry Hatter, das Verbot der Beschäftigung von Homosexuellen und Lesbierinnen in den Streitkräften verstoße gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung. Die vom Verteidigungsministerium angeführten Gründe seien haltlos und ähnelten jenen, mit denen in den 40er Jahren die Beibehaltung der Rassentrennung im Militär befürwortet worden sei.
Richter Hatter sagte: "Schwule und Lesbierinnen haben dem Militär der Vereinigten Staaten in Ehren, mit Stolz, Würde und in Loyalität gedient und werden dies auch künftig tun." Sie dürften nicht vom Dienst ausgeschlossen werden, wenn sie nicht anderweitig gegen den militärischen Auftrag verstießen.
Hatter hatte im November per einstweiliger Anordnung verfügt, daß Meinhold wieder eingestellt werden müsse und bis zur endgültigen Entscheidung auf seinem alten Platz zu verwenden sei.
HANNOVER, 29. Januar (AP). Abgeordnete aller Bundestagsfraktionen haben sich für eine Verkleinerung der Bundeswehr ausgesprochen. Der FDP-Verteidigungsexperte Jürgen Koppelin sagte der in Hannover erscheinenden Neuen Presse, die derzeitige Stärke der Bundeswehr von 370 000 Mann sei auch wegen des Sparzwangs im Bundeshaushalt nicht mehr zu halten. "Meine Vorstellung ist, daß wir mit 200 000 bis 250 000 Mann auskämen", erklärte Koppelin. Der SPD- Verteidigungspolitiker Manfred Opel plädierte für eine Freiwilligenarmee mit einer Stärke von 200 000 Mann. Mit der Reduzierung könnten zehn Milliarden Mark jährlich eingespart werden.
Daß Rauschgift die Fahrtüchtigkeit erheblich beeinträchtigt und es deshalb strafbar ist, vor Antritt einer Fahrt Drogen zu sich zu nehmen, war so ziemlich das einzige, was im Arbeitskreis des Verkehrsgerichtstages in Goslar am Donnerstag unumstritten war. Wie der Täter zu überführen ist, das ist das eigentliche Problem, über das sich die Juristen, Mediziner und Polizisten stritten. Die Debatte endete mit der Erkenntnis, daß es noch lange dauert, bis der Verkehrspolizist ein probates Mittel an die Hand bekommt, dem Konsumenten seinen Rausch juristisch sicher nachzuweisen.
Der Gießener Kriminologe Arthur Kreuzer schilderte den Fall eines jungen Mannes, der sich nach dem zweiten Joint seines Lebens in Hannover hinter das Steuer seines VW-Bullis klemmte und nach Hamburg raste. Der Mann habe mehrfach das Gefühl gehabt, "die Straße geht unter ihm weg", er müsse sehr schnell fahren und möglichst alle überholen. Einer dieser Versuche hatte einen Unfall zur Folge, den er nicht weiter beachtete, sondern bis zur Reeperbahn weiterfuhr, wo er dann wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Polizei gestoppt wurde. Sie diagnostizierte "Übermüdung", ahndete den Tempoverstoß und ließ ihn laufen.
Es handelte sich aber außerdem noch um eine Straftat, nämlich die Fahrt im Rauschzustand nach Drogen- oder Medikamentenkonsum. Das grundgesetzlich zumutbare Pusten ins Röhrchen kann zwar alkoholisierte Fahrer überführen - beim Drogenkonsumenten muß es schon eine Urin-, Blut-, Haar- oder Speichelprobe oder ein psycho- physischer Test sein.
Solche Tests stellt die Polizei in Los Angeles den Berichten des Würzburger Arztes Paul Hein zufolge an "Drug Drivers" mit Trefferquoten von mehr als 80 Prozent an. Da werden Arme, Augen und Pupillen untersucht, der Proband muß bestimmte Übungen absolvieren, Zeit schätzen und seine Konzentrationsfähigkeit unter Beweis stellen. Danach kann der speziell geschulte Polizist ihn bei positiven Resultaten in eine von sieben Rauschmittelkategorien vom Alkohol bis zum Heroin einordnen.
So faszinierend diese Untersuchungsmethode auf den ersten Blick sein mag, nach Kreuzers Ansicht hat sie Haken. So steht sie im Konflikt mit deutschen gesetzlichen Bestimmungen, nach denen der Täter nicht gezwungen werden kann, sich an seiner eigenen Überführung zu beteiligen. Angesichts der im Vergleich zu Los Angeles - oder zu Alkoholkonsumenten in Deutschland - verschwindend geringen Menge von höchstens fünf Prozent der 18- bis 25jährigen oder einem Prozent der Erwachsenen insgesamt lohne sich vermutlich der finanzielle Aufwand nicht, meinte der Professor.
Dem Problem, daß der Rauschzustand medizinisch extrem schwer nachzuweisen ist, würde ein solches Programm auch nur bedingt abhelfen. Der Frankfurter Rechtsmediziner Hansjürgen Bratzke referierte, daß ein Haschisch-Joint zwei bis vier Stunden wirkt, im Blut aber etwa doppelt so lange, im Harn tagelang und in den Haaren gar noch nach Monaten nachgewiesen werden kann. Ähnlich ist es bei harten Drogen. Der Befund allein sagt also nicht, daß der Proband auch "high" war, als er fuhr.
Dennoch wurde auch die Ansicht "Nachweisbarkeit im Blut ist gleich Grenzwert ist gleich absolute Fahruntüchtigkeit" vertreten, da sich bei Rauschgift das Spektrum leichter bis schwerster Vergiftung im Bereich der kleinsten nachweisbaren Mengen von einem bis zwölf Nanogramm bewegt. Ein Redner verglich das mit einem Swimmingpool, in das ein Tröpfchen Tinte fällt. Die gesetzliche Bestimmung, die daraus folgte, entspräche also der Null-Promille-Grenze beim Alkohol und würde auch den gelegentlichen Konsumenten eines Joints für geraume Zeit zum Fußgänger machen - und möglicherweise eine Debatte über den Gleichheitsgrundsatz entfachen.
Immerhin ist es ja seit neuestem möglich, Kontrollen auf Fahrtüchtigkeit bei Verkehrsteilnehmern anzusetzen, ohne daß sie sich vorher auffällig verhalten haben. Deshalb, meinte Diskussionsleiter Kurt Rüdiger Maatz, Richter am Bundesgerichtshof, könnten sich die Experten vielleicht zunächst auf einen Minimalkonsens einigen: Daß es einen erhöhten Schulungs- und Sensibilisierungsbedarf bei der Polizei gibt, die bei solchen Kontrollen nicht nur nach der Alkoholfahne schnuppern sollte.
Ein Polizist meinte: "Wir brauchen ein, zwei Tests und eine Stoppuhr", mit der das Zeitgefühl der Probanden geprüft werden soll. Am Niederrhein machen es die Polizisten, wie ein Duisburger Professor berichtete, mit einer Taschenlampe. Sie leuchten dem Verdächtigen ins Auge. Verengen sich die geweiteten Pupillen angesichts der Helligkeit nicht, so hat er ziemlich schlechte Karten. THOMAS RIETIG (AP)
DAVIS INLET, 29. Januar (AP). Mit knapper Not sind auf einer winzigen Insel vor der kanadischen Atlantikküste sechs indianische Kinder gerettet worden, die versucht hatten, sich mit dem Einatmen von Benzindämpfen das Leben zu nehmen. Sie folgten damit dem Beispiel der Großen.
Nach Aufzeichungen des örtlichen Gesundheitsdienstes haben im vergangenen Jahr 25 Prozent der erwachsenen Bewohner des Inseldorfs versucht, Selbstmord zu begehen. Wieviele davon starben, geht aus der Statistik nicht hervor.
In dem Dorf auf Davis Island leben 500 Innu-Indianer, die vor 26 Jahren von der Regierung mit dem Versprechen, sie würden ein besseres Leben haben, von ihrem ursprünglichen Wohngebiet in Labrador auf die Insel vor Neufundland umgesiedelt worden waren. Dann jedoch geriet das winzige Indianervolk - das nicht mit den Inuit (Eskimos) verwandt ist - in Vergessenheit.
Die Innu leben in primitiven Verhältnissen. Alles, was 1967 versprochen wurde, bessere Unterbringung, fließendes Wasser und Abwasserkläranlage, ist ausgeblieben. Die meisten Wohnungen sind Holzbuden.
Die Gemeinschaft hat wiederholt an die Regierung appelliert, sie auf das Festland zurückzusiedeln und beim Kampf gegen Trunksucht, Gewalt und Selbstmord zu helfen, die das Leben auf der Insel prägen. "Unsere Sorgen stoßen auf taube Ohren, niemand tut etwas", sagte der Vizepräsident des kleinen Volkes, George Rich, am Mittwoch, einen Tag, nachdem er geholfen hatte, das Leben der sechs Kinder zu retten.
Die sechs, fünf Jungen und ein Mädchen, zwölf bis 14 Jahre alt, hatten am Dienstag abend in einer ungeheizten Hütte Benzindämpfe geschnüffelt; zwei waren bereits bewußtlos. Der Suchtberater der Inselbevölkerung, Bill Partridge, berichtete, die Kinder hätten sich gegen die Retter zur Wehr gesetzt und gewaltsam versucht, wieder in die eisige Kälte von minus 40 Grad zurückzukehren. Sie wurden in ein Heim nahe der Stadt Goose Bay gebracht. Der Sozialminister der Provinz Neufundland, Eric Gullage, vertrat die Ansicht, die Misere der Innu sei darauf zurückzuführen, daß sie autonom sein wollten. "Sie möchten ihre Angelegenheiten so weit wie möglich selbst regeln, deshalb ist es schwierig, damit zu Rande zu kommen", sagte er in der Provinzhauptstadt St. John's.
LOS ANGELES, 29. Januar (AP). In Los Angeles wird am Samstag die erste U-Bahn-Strecke eröffnet. Sie ist 4,4 Kilometer lang, umfaßt fünf Stationen und führt vom Union-Bahnhof im Zentrum zum McArthur-Park im Stadtbezirk Wilshire. In der kalifornischen Millionenstadt, die bisher besonders wegen ihres dichten Autoverkehrs und des Mangels an öffentlichen Verkehrsmitteln von sich reden machte, soll diese "Rote Linie" das Kernstück eines regionalen Schienennetzes bilden, das bis zum Jahre 2010 fertiggestellt werden soll und auf dem dann täglich rund eine halbe Million Menschen im gesamten Ballungsraum transportiert werden soll.
BONN, 29. Januar (AP). Die Bundesregierung teilt die Auffassung führender Hygieniker, daß normale Abfälle aus Krankenhäusern keine höheren Keimgehalte als Hausmüll aufweisen. Dies gelte für die Abfallgruppe B mit Wund- und Gipsverbänden, Einwegwäsche, Stuhlwindeln, Spritzen, Kanülen und Skalpelle, an deren Entsorgung aber besondere Anforderungen gestellt werden müßten, erklärte die Regierung in einer am Freitag veröffentlichten Antwort auf eine Parlamentsanfrage von SPD-Abgeordneten.
BONN, 29. Januar (AP). Alle, die Briefe oder Postkarten schreiben oder Pakete versenden, müssen gründlich umlernen: Ab 1. Juli gelten die neuen fünfstelligen Postleitzahlen, die die Post am Freitag für das ganze Bundesgebiet bekanntgab. Es gibt keine Übergangsfrist. Bis 30. Juni muß die jetzige vierstellige Postleitzahl verwendet werden. Wer ab 1. Juli noch die alte Zahl schreibt, riskiert, daß sein Brief verspätet eintrifft.
Bei der Umstellung soll ein über 1000- seitiger Wälzer im Telefonbuchformat helfen. Er wird Anfang Mai kostenlos in alle Haushalte geliefert. Wer neugierig ist, kann seine Postleitzahl aber schon ab 1. Februar unter der gebührenfreien Rufnummer 0130-55555 abfragen.
In dem Postleitzahlenbuch sind die 8200 Leitzahlen für die Zustellbezirke enthalten. Außerdem gibt es 16 500 Postleitzahlen für rund 800 000 Postfachkunden, die diesen am Montag per Nachricht in ihren Fächern mitgeteilt werden, sowie 1700 Postleitzahlen für Großkunden, die durchschnittlich mehr als 2000 Sendungen pro Tag erhalten. Insgesamt wurden 26 400 Leitzahlen vergeben.
Das neue Postleitzahlensystem wurde, wie der Post-Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel erläuterte, vor allem durch die Wiedervereinigung erforderlich. In West- und Ostdeutschland gibt es 800 doppelte Leitzahlen. Zugleich nutzte die Post die Gelegenheit, wie schon früher in der DDR üblich, den Zustellbezirk in die Postleitzahl zu integrieren.
(Kommentar S. 3, siehe auch Lokalteile)
Versuchter Raubmord im D-Zug
BERLIN (ap).Im D-Zug Bonn-Berlin ist in der Nacht zum Freitag ein etwa 31jähriger Rangierer überfallen, ausgeraubt und mit vier Messerstichen lebensgefährlich verletzt worden. Nach Angaben der Polizei bestand nach einer sofortigen Notoperation am Freitag noch Lebensgefahr. Im Abteil des Opfers soll sich mindestens noch ein weiterer Mann aufgehalten haben
Den Angaben der Polizei zufolge hatte der Rangierer am Vorabend gegen 21.30 Uhr seinen Dienst auf dem Hauptbahnhof Oberhausen beendet und war um 23.39 Uhr in Duisburg in den D 1945 von Bonn nach Berlin eingestiegen. Das von ihm benutzte Abteil befand sich im sechsten Waggon hinter der Lokomotive unmittelbar nach dem Gepäckwagen. Zeugen in einem Nachbarabteil wollen später Schlag- und Klopfgeräusche gehört haben, wie die Polizei erklärte.
Um 03.40 Uhr wurde der Mann im Braunschweiger Hauptbahnhof in dem blutverschmierten Zugabteil gefunden. Das Abteil war übersät von leeren Bierflaschen. Der Rangirer war ausgeraubt worden und hatte vier Messerstiche im linken Brustbereich davongetragen, ein Stich sei in die rechte Herzkammer eingedrungen.
Ende
AP/au/kn/
KÖLN, 29. Januar (AP). Die Deutsche Krebshilfe (DKH) hat in Köln ein erstes "Mildred-Scheel-Haus" fertiggestellt, in dem todkranke Krebspatienten bei bester ärztlicher Betreuung die letzte Lebensphase verbringen können. Wie die Organisation am Freitag in Bonn bekanntgab, erfolgte die Finanzierung des in Europa vorbildlichen Projektes in Höhe von 27,5 Millionen Mark aus Spenden der Bundesbürger.
Das Haus wird dem Land Nordrhein- Westfalen geschenkt, das für den weiteren Betrieb sorgt. Leiter der Einrichtung ist der Direktor der chirurgischen Klinik der Universität Köln, Professor Heinz Pichlmaier. Der Krebsspezialist hatte auch den früheren Bundeskanzler Willy Brandt sowie Mildred Scheel behandelt.
In dem Kölner Haus ist es nach Angabe der Krebshilfe vor allem möglich, die unsäglichen Schmerzen der Patienten zu lindern. Ferner seien Spezialbehandlungen bei Schluckbeschwerden und Atemnot möglich. Hierfür stünden zwei Behandlungsräume und ein Operationsraum zur Verfügung.
"Die Atmosphäre in diesem Gebäude erinnert keineswegs an die eines Krankenhauses", erklärte DKH-Geschäftsführer Achim Ebert. Die Patientenzimmer seien wie Appartements wohnlich eingerichtet. Sie verfügten auch über eine Schlafgelegenheit für Angehörige sowie eine Kochnische.
MOGADISCHU, 29. Januar (AP). Als "Geste der nationalen Versöhnung" hat der Führer einer der beiden stärksten Bürgerkriegsparteien in Somalia, General Mohamed Farrah Aidid, am Freitag in Mogadischu 387 gefangene Soldaten des früheren Präsidenten Siad Barre freigelassen. Die Gefangenen waren nach eigenen Angaben nicht mißhandelt worden. Sie wollten sich jetzt für Frieden und Einheit Somalias einsetzen, sagte ein Sprecher.
Der US-Sonderbeauftragte für das westafrikanische Land, Robert Oakley, begrüßte die Freilassung als "eine gute humanitäre Tat". Die Soldaten waren nach einer Offensive Barres gegen Mogadischu im vergangenen April ihren Gegnern in die Hände gefallen.
BERLIN, 29. Januar (AP). Die Ministerpräsidenten der neuen Bundesländer einschließlich Berlins haben sich im Streit um den Solidarpakt ungeachtet ihrer Parteizugehörigkeit auf eine gemeinsame Forderung gegenüber dem Bund geeinigt. "Mindestens acht Milliarden Mark sind 1993 nötig, um die Arbeit in den neuen Ländern zu bewältigen", sagte der brandenburgische Regierungschef Manfred Stolpe am Freitag nach dem Treffen.
Mit dieser Forderung wollten die Länderchefs in die Beratungen mit Bundeskanzler Helmut Kohl in der kommenden Woche gehen, betonte Stolpe. Acht Milliarden Mark seien angesichts der täglichen Ausgaben des Bundes von 1,5 Milliarden eine relativ geringfügige Summe. Die Mittel müßten 1993 "zwingend bereitstehen". Vor allem Arbeitsplätze müßten gesichert und geschaffen werden. Jetzt seien gemeinsame Anstrengungen vom Bund und allen Ländern erforderlich. Der Solidarpakt liege im Interesse auch der Westländer, um den Industriestandort Deutschland zu sichern.
Das Geld solle vor allem durch Sparen bereitgestellt werden, erklärte Stolpe. Man könne beispielsweise durchaus darüber nachdenken, in "Besoldungsfragen zu drosseln". Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen sagte, ein Spareffekt werde bereits erzielt, wenn die Steigerungsraten für die Westhaushalte unter drei Prozent blieben.
Bereits vor der Beratung hatten sich die Ministerpräsidenten von Thüringen und Sachsen, Bernhard Vogel und Kurt Biedenkopf, zuversichtlich über die Chancen für eine einheitliche Linie zum Sparkonzept der Bundesregierung geäußert. Vogel verwies im Mitteldeutschen Rundfunk auf die vielen gemeinsamen Probleme der neuen Länder. Das Bonner Konsolidierungskonzept enthalte zwar großzügige Vorschläge für die Zeit nach 1995, doch die Hilfen, die die ostdeutschen Haushalte schon 1993 und 1994 bräuchten, würden unzureichend gewährt.
Biedenkopf sagte dem Berliner Sender Rias, der Aufbau im Osten werde zehn bis 15 Jahre dauern und jährlich 100 bis 120 Milliarden Mark an öffentlichen Mitteln kosten.
Unterschiedlich äußerten sich die beiden Regierungschefs zur Frage von Steuererhöhungen. Vogel sagte, in der derzeitigen konjunkturellen Situation könnten sie nur das "allerletzte Mittel" sein. Nach Ansicht Biedenkopfs müssen die Mittel für den wirtschaftlichen Aufbau auch mit Steuerhöhungen gesichert werden. Dagegen versicherte Kanzleramtsminister Friedrich Bohl erneut, Steuererhöhungen werde es vor 1995 nicht geben. "Dabei bleibt es", sagte Bohl der Bild-Zeitung.
Der niedersächsische Regierungschef Gerhard Schröder erklärte im Norddeutschen Rundfunk, weitere Transferleistungen der alten für die neuen Bundesländer sollten überdacht werden. Im Westen müßte schon Personal entlassen werden. Es gehe nicht darum, die alten gegen die neuen Länder auszuspielen, doch drohten nun auch im Westen soziale Konflikte.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Matthäus-Maier kritisierte die Darstellung des SPD-Konzepts zum Solidarpakt durch den saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine. Der Bild-Zeitung sagte sie, es sei der unglückliche Eindruck entstanden, die SPD habe keine Alternative. In Wirklichkeit gebe es ein "präzise durchgerechnetes Konzept", das rund 40 Milliarden Mark bringe. (Leitartikel Seite 3)
WIESBADEN/BRÜSSEL (AP/FR). Ein drastischer Anstieg der westdeutschen Lebenshaltungskosten im Januar hat vorerst jegliche Hoffnung auf eine Senkung der deutschen Leitzinsen begraben. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes machte die Teuerungsrate einen kräftigen Sprung auf 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger betont, daß er angesichts des starken Preisauftriebs "keinerlei Möglichkeiten oder Notwendigkeiten einer Änderung" der Leitzinsen sehe. Er hoffe zwar, daß die Inflationsrate bis Dezember auf drei Prozent zurückgehe. Voraussetzung sei aber, daß bei den Tarifverhandlungen in diesem Jahr der Versuch ausbleibe, die Teuerung durch entsprechende Lohnerhöhungen voll auszugleichen.
Im Dezember war die Lebenshaltung um 3,7 Prozent höher als vor Jahresfrist gewesen. Binnen eines Monats kletterten die Preise im Januar um 1,1 Prozent. Dazu habe die erhöhte Mehrwertsteuer beigetragen, meint das Wiesbadener Amt. In Hessen wurde sogar, nicht zuletzt wegen höherer Mieten, erstmals seit Juli 1991 mit 5,1 Prozent die Fünf-Prozent-Marke bei der Jahresrate überschritten.
GENF, 29. Januar (AP). Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat zunehmend Probleme mit kroatischen Truppen, die die Versorgung der bosnischen Bevölkerung mit Hilfsgütern blockieren. Seine Sprecherin Sylvana Foa sagte am Freitag in Genf, Güter für Sarajewo seien nur noch mit Konvois eingetroffen, die von Belgrad kommend Routen durch serbische Gebiete genommen hätten. Die Vorratslager für rund 7000 Menschen, die durch die neuen Kämpfe in Kroatien zu Flüchtlingen wurden, seien so gut wie leer. Der UNHCR-Beauftragte für das ehemalige Jugoslawien, Jose-Maria Mendiluce, teilte mit, die kroatischen Straßensperren hätten die Versorgung von 700 000 Menschen in Mittelbosnien in Gefahr gebracht.
GOSLAR, 29. Januar (AP). Der Deutsche Verkehrsgerichtstag hat ein generelles Fahrverbot unter Drogeneinfluß und die Herabsetzung des Alkoholgrenzwerts auf 0,5 Promille gefordert. Generell empfahl der Kongreß, an dem rund 1400 Verkehrsjuristen und andere Fachleute teilnahmen, am Freitag in Goslar verstärkte Verkehrskontrollen der Polizei. Damit sollen sowohl Radfahrer diszipliniert als auch Autofahrer bei Geschwindigkeits- und Rotlichtverstößen zur Verantwortung gezogen werden. Die Juristen rieten den Streifenbeamten, auch selbst aufs Rad zu steigen, um den Fahrradverkehr zu überwachen. Die Kommunen sollen flächendeckend Radwege bauen. Radfahrer sollten Helme und auffällige Kleidung tragen. Die Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrer in die Gegenrichtung lehnte der Verkehrsgerichtstag ab. Bei Sperrungen solle aber geprüft werden, ob nur der Kraftverkehr aus der Straße verbannt werden kann und Radfahrer weiterhin fahren dürfen. Radelnde Kinder sollen künftig bis zum zehnten Lebensjahr auf dem Gehweg fahren müssen.
Die Einführung einer speziellen Haftpflichtversicherung für Radfahrer hielt der Kongreß für unnötig. Zum besseren Diebstahlschutz sollen alle neuen Räder mit Rahmennummern nach einem einheitlichen System versehen werden.
(Siehe auch untenstehenden Kasten)
LONDON, 29. Januar (AP). Erstmals hat am Freitag ein Botschafter ihrer britischen Majestät auf dem Weg zu seinem neuen Amtssitz in Paris nicht festen Boden unter den Füßen verloren. Der 56jährige Sir Christopher Mallaby fuhr mit Overall und Schutzhelm angetan auf einem Bauzug durch den noch im Bau befindlichen 50 Kilometer langen Tunnel durch den Ärmelkanal. Die Reise dauerte fünf Stunden. Die offizielle Eröffnung des Auto- und Eisenbahntunnels zwischen Folkestone und Calais wird mit halbjähriger Verspätung für Dezember erwartet.
STUTTGART, 29. Januar (AP). Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat am Freitag vor der Annahme falscher 200-Mark-Noten gewarnt. Die Blüten würden zur Zeit bundesweit, vor allem aber im Südwesten von Unbekannten in Umlauf gebracht. Betroffen seien vor allem Kaufhäuser, Bäckereien, Metzgereien und Lebensmittelläden.
Nach LKA-Angaben unterscheiden sich die Fälschungen von echten 200ern durch das zu dunkel getönte und zu glatte Papier. Die bei echten Noten erhabenen Schriftzüge "DEUTSCHE BUNDESBANK", "200 DEUTSCHE MARK" sowie das Sehbehindertenkennzeichen seien zudem nur flach ausgeführt und nicht fühlbar. Die Polizei riet dazu, die Banknoten gegen das Licht zu halten: Bei echten Scheinen ist der Sicherheitsfaden als eine durchgängige Linie zu erkennen, auf der die fortlaufende Wertangabe 200 Mark steht. Bei den Fälschungen sei der Faden nur als gestrichelte Linie ohne Wertangabe zu sehen.
ADDIS ABEBA, 29. Januar (AP). Am dritten Tag der Friedensgespräche für Angola in Addis Abeba haben Regierung und Rebellen nach Angaben aus Delegationskreisen über einen Abzug der Truppen aus der Hauptstadt Luanda und vom Unita-Hauptquartier Huambo verhandelt. Ein Regierungssprecher kündigte an, die Delegationen stünden kurz vor Abschluß eines Waffenstillstandes. Gleichzeitig lieferten sich die Bürgerkriegsgegner heftige Artilleriegefechte um Huambo und andere Provinzhauptstädte.
MÜNCHEN, 29. Januar (dpa). Autofahren ist eine Tätigkeit, für die der Mensch von der Natur nicht ausreichend ausgestattet worden ist. So hat er beispielsweise keinen Sinn für Geschwindigkeit. Die häufige Unfallursache überhöhte Geschwindigkeit beweist dies. Wichtigster Faktor für die Sicherheit beim Autofahren ist deshalb der Kopf, wie Professor Wolfgang Böcher, Lehrstuhlinhaber für Verkehrserziehung an der Universität Essen formuliert. Mit fahrerischem Können allein ist es nicht getan. Das Wissen um Gefahrenmomente ist gleich hoch anzusetzen.
Wer "kopflos" in eine Nebelwand rast oder sich zu schnell aufs Glatteis wagt, dem hilft alle Lenkradakrobatik nichts. Aber auch nicht nur derart vordergründige Witterungseinflüsse steigern die Unfallzahlen. So klettern sie zum Beispiel in München bei Föhn um zehn Prozent. In Hamburg erhöht sich die durchschnittliche Unfallquote bei Durchzug einer Wetterfront um fast 50 Prozent. Eine besonders unangenehme Nebenerscheinung: Die Zahl der Unfallflüchtigen erhöht sich ebenfalls, und zwar um 20 bis 34 Prozent, wie eine Mercedes-Studie ergab. Wer also auf seine Wetterfühligkeit nicht achtet, hat hinterher ob des Schadens gewaltige Kopfschmerzen.
Versuchsreihen der Automobilindustrie haben gezeigt, daß Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Temperatur an erster Stelle der zusätzlichen Belastungen für Autofahrer stehen. Da helfen warnende Hinweise auf die Straßenlage etwa des Rundfunks nichts, von denen Experten ohnehin nicht viel halten.
Woher soll ein Sender auch wissen, daß ein Autofahrer bei schönstem Sommerwetter im Nebel herumstochert und das Fahrzeug vor ihm kaum noch sieht, weil der Nebel nämlich nicht draußen, sondern innen auf der Frontscheibe liegt? Automobiltechniker sprechen dann von "Fogging". Dabei handelt es sich um Ausdünstungen von Kunststoffteilen im Wagen. Sie mischen sich mit Staub oder Zigarettenrauch und legen sich wie ein Schleier auf die Scheiben. Das Fatale daran: Dieser Nebel verstärkt sich so unmerklich, daß sich der Autofahrer daran gewöhnt und gar nicht registriert, daß die Sicht immer schlechter wird.
Trügerisch kann sich auch der gern in der Werbung herausgestellte geringe Luftwiderstand der Autokarrossen, beziffert im sogenannten CW-Wert, auswirken. Mercedes-Techniker haben beispielsweise herausgefunden, daß bei Reduzierung des Luftwiderstandes unerwartet hohe Seitenwindempfindlichkeit auftreten kann. Wer als Autofahrer dies nicht im Kopf hat, ist schnell "vom Winde verweht". Die Autobauer versuchen deshalb mit einem speziellen Verlauf von Kanten und Rundungen dem Seitenwind die Kraft zu nehmen.
Um dem menschlichen Gehirn mit seiner Schrecksekunde in Gefahrensituationen eine Chance zum richtigen Reagieren zu geben, arbeiten Autoelektroniker an mancherlei Computerhilfen. Der Bereich "Aktive Fahrsicherheits-Systeme" der Deutschen Aerospace entwickelt derzeit einen Anti-Aquaplaning-Rechner, der bei regennasser Straße kontinuierlich das Verdrängungsvermögen der Vorderreifen mißt. Immerhin schwimmt bei zwei Millimeter Wasserhöhe ein Reifen schon bei etwa 80 Stundenkilometern völlig auf. Da soll der Aquaplaning-Computer rechtzeitig Alarm schlagen. Ehe der Autofahrer seine Schrecksekunde überwunden und die Geschwindigkeit gedrosselt hat, wird ein gezielter Gasstrahl vor die Reifen geschossen und so der Wasserfilm entfernt.
Ebenfalls direkt auf den Straßenzustand wirkt das Eis-Brems-System EBS ein. Sensoren erkennen Eis auf der Fahrbahn und "leiten geeignete Gegenmaßnahmen ein, die den Reib-Beiwert der Straße erhöhen", wie es die Deutsche Aerospace formuliert. Die Forscher denken hierbei an verfahrenstechnische Lösungen, die das Eis griffiger machen. Gleichzeitig wird das EBS-System eine Weiterentwicklung des Anti-Blockier-Systems ABS sein, da es zwischen einer Vollbremsung auf trockener oder eisglatter Straße unterscheiden soll.
Auch für Lastwagen und Busse wird etwas getan. Als Fahrhilfe bei niedrigen Geschwindigkeiten auf verschneiten Straßen haben in den letzten Jahren sogenannte Rotationsketten eine immer größere Bedeutung erlangt. Bislang werden sie manuell während der Fahrt zugeschaltet und damit automatisch auf die Reifen aufgezogen. Computersensoren werden künftig dem Fahrer die Entscheidung abnehmen. Sind die Ketten zur Sicherheit notwendig, werden sie auf Computerbefehl automatisch aufgezogen. Der Fahrer kann sich uneingeschränkt dem Verkehrsgeschehen widmen. Versuche ergaben, daß zweiachsige Lastwagen und Busse auf Eis mit zugeschalteter Kette an der Antriebsachse einen über 25 Prozent verkürzten Bremsweg hatten.
Cecilia Hurwich meint, daß das Alter die beste Zeit des Lebens sein könne. Wer sie sieht und hört - ein Energiebündel in kanariengelbem Outfit -, nimmt ihr das durchaus ab. Aber die 73jährige aus Berkeley im US-Bundesstaat Kalifornien überzeugt nicht nur durch ihre eigene Erscheinung. Sie untermauerte ihre These mit einer Studie, die unter Amerikas Altersforschern große Beachtung gefunden und ihr den Titel eines Doktors der Psychologie eingebracht hat - im Alter von 70 Jahren.
Trotzdem denkt Cecilia Hurwich nicht im entferntesten daran, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Mittlerweile eine gefragte Rednerin auf Gerontologen-Kongressen in aller Welt, beginnt sie in diesen Tagen mit der Arbeit an einem Buch und hofft auf Unterstützung der renommierten Stanford-Universität für ihre nächste Studie. Sie wird sich wiederum mit jener Bevölkerungsgruppe beschäftigen, die nach Ansicht der Psychologin bisher von der Wissenschaft sträflich vernachlässigt wurde: mit Frauen im Alter zwischen 70 und 90 Jahren.
Bisher gab es, wie Frau Hurwich erläutert, nur Studien über Männer im Ruhestandsalter, und die beschäftigten sich ausschließlich mit Problemen wie Krankheit und Einsamkeit. Die Psychologin hat dagegen zehn Jahre lang den Weg von 22 Kalifornierinnen beobachtet, die ihr Leben in vollen Zügen genießen - sexuelle Kontakte inbegriffen. Als besonders ermutigendes und überraschendes Ergebnis stellt die Wissenschaftlerin heraus, daß der Gesundheitszustand der Frauen offenbar bei ihrer Einstellung zum Leben keine große Rolle spiele. Ohne Angst und mit Mut zum Risiko.
"Manche von ihnen leiden oder litten an Krebs, haben Arthritis und können nicht mehr gut sehen oder hören." Dennoch hätten sie keine Angst vor dem hohen Alter und dächten vielfach sogar weniger an den Tod als in jüngeren Jahren. Als Grund für die frappierende Lebensfreude registrierte Cecilia Hurwich vor allem die Bereitschaft, sich über die eigene Familie hinaus zu engagieren. Die meisten der 22 Frauen hätten großes Vertrauen zu den Menschen in ihrer Umgebung und vielfach Freundschaften mit jüngeren. Sie zeigten Mut zum Risiko, gingen mit großer Leidenschaft einem besonderen Hobby nach oder sogar einem Beruf.
Viele hätten sich - wie Frau Hurwich selbst - nach Erreichen des Ruhestandsalters entschieden, eine gänzlich neue Karriere zu starten. Als Beispiel nannte die Psychologin eine Kartographin, die als 65jährige zunächst Rente bezog und heute im Alter von 80 Jahren eine der angesehensten aktiven und bezahlten Umweltschützerinnen Kaliforniens ist. Die große Offenheit nach außen bewirke, daß die Frauen auch noch mit 90 stärker in der Gegenwart lebten als in der Vergangenheit.
Allen 22 Frauen ist gemeinsam, daß sie ein Collegestudium absolviert haben, schon in jungen Jahren aktiv waren und in relativ gesicherten Verhältnissen lebten. Cecilia Hurwich hält für denkbar, daß die positive Lebenseinstellung im Alter von dieser Vorgeschichte mitgeprägt wurde. Deshalb wird sie demnächst den Alltag vitaler, lebensfroher Frauen zwischen 70 und 90 ohne diesen Hintergrund studieren. CHRISTINE BIEGLER (dpa)
Stasi-Affäre Eggerts Angaben widerlegt
HAMBURG, 29. Januar (dpa). Die Aussagen des sächsischen Innenministers und CDU-Vize-Vorsitzenden Heinz Eggert, er sei ein Opfer des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), sind in den ARD-Tagesthemen teilweise widerlegt worden. Der frühere Studentenpfarrer hatte nach Durchsicht seiner Stasiakte behauptet, er sei 1984 von einem DDR-Psychiater in dem Landeskrankenhaus Großschweidnitz auf Befehl der Stasi festgehalten und medikamentös krank therapiert worden. Eggert hatte erklärt, er hätte damals unter totaler Bewachung gestanden. Die Stasi hätte Einfluß auf seine Therapie genommen und ihn gegen seinen Willen in der Klinik festgehalten.
Ein Jahr nach diesen Vorwürfen hat die Staatsanwaltschaft Dresden das Verfahren gegen die beschuldigten Ärzte eingestellt und die zwangsweise Einlieferung als gerechtfertigt bezeichnet. Dazu sagte Staatsanwalt Ulrich Meinertzhagen in den ARD-Tagesthemen: "Da zugunsten der Beschuldigten davon auszugehen war, daß die Einweisung in stationäre Behandlung als solche als gerechtfertigt anzusehen war, hat das die Konsequenz, daß auch die zur Behandlung erforderliche Anwendung einfacher körperlicher Gewalt, etwa zur Verbringung auf die Station, gerechtfertigt gewesen wäre."
Auf die Frage, ob Eggert in dieser Situation nach Ansicht der Ärzte selbstmordgefährdet war, antwortete der Staatsanwalt mit "ja" und fügte hinzu, auch der weitere Vorwurf, die Stasi hätte direkt auf die Therapie Einfluß genommen, lasse sich nicht aufrechterhalten.
In der Sendung schwächte Eggert seine damalige Darstellung ab mit den Worten: "Nach dem, was jetzt in einem Jahr von der Staatsanwaltschaft ermittelt worden ist, glaube ich nicht, daß die Ärzte auf Anweisung der Stasi diese Einweisung verfügt haben."
PEKING, 29. Januar (dpa). In der südostchinesischen Provinz Fujian sind 40 Menschen ums Leben gekommen, als eine Fähre kenterte. Als Ursache des Unglücks wurde eine Überladung des Boots genannt. Außerdem hätten Passagiere auf der Fähre Feuerwerkskörper gezündet, was offenbar zu Unruhe und Panik führte. Das nur für 30 Personen zugelassene Boot habe bei einer Fahrt zum Mazhuping-Reservoir im Kreis Shouning 62 Menschen an Bord gehabt, hieß es erst am Freitag in der Pekinger Volkszeitung. Nur 22 Menschen hätten aus dem Wasser gerettet werden können. Das Unglück ereignete sich während des chinesischen Frühlingsfests am vergangenen Montag.Kind von der Golden-Gate-Brücke geworfen
SAN FRANCISCO, 29. Januar (dpa). Passanten auf der Golden-Gate-Brücke in San Francisco erlebten am Donnerstag eine Familientragödie: Ein Mann warf ein kleines Mädchen von der Golden-Gate- Brücke und sprang dann selbst ins Wasser. Während der Vater des Kindes tot geborgen wurde, gab die Dreijährige nach ihrer Bergung noch Lebenszeichen von sich. Aber nach einstündigen verzweifelten Bemühungen mußte ein zehnköpfiges Ärzteteam aufgeben und den Tod des kleinen Mädchens erklären. Erst zu diesem Zeitpunkt stellte sich heraus, daß der 32jährige im nahegelegenen Fremont zuvor seine Frau umgebracht hatte, sie hatte sich von ihm getrennt.
MOSKAU, 29. Januar (dpa). Der Vorsitzende des Parlaments von Moldawien, Alexander Moschanu, hat seinen Rücktritt erklärt. Das berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag unter Berufung auf den moldawischen Rundfunk. Auslöser für den Schritt der Politiker sind offenbar die schweren Spannungen in den Reihen des Parlaments über die Frage einer möglichen Wiedervereinigung der ehemaligen Sowjetrepublik mit Rumänien. Starke politische Kräfte im Parlament fordern eine baldige Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Moldawiens. Diese Abgeordneten warfen unter anderem Moschanu vor, den Urnengang zu blockieren.
Schneefälle
Verkehrschaos
vor allem in
HAMBURG, 29. Januar (dpa). Starke Schneefälle in der Nacht zum Freitag haben in Teilen Deutschlands zu erheblichen Verkehrsbehinderungen geführt. Nach Angaben der Polizei in Niedersachsen kam es bis 8 Uhr zu 200 Verkehrsunfällen, mit einem Toten und fünf Verletzten.
Die Fahrzeuge rutschten auf einer 25- Zentimeter-Schneedecke massenweise in Gräben. Etliche Fahrer ließen ihre Autos unterwegs stehen und fuhren mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter. Auf der A 7 an der hessisch-niedersächsischen Landesgrenze kam es zu einem 20-Kilometer-Stau.
Starke Behinderungen gab es am Morgen auch im Fichtelgebirge und im Frankenwald, wo bis zu 40 Zentimeter Neuschnee gefallen waren. An den Steigungen der A 9 Nürnberg-Berlin und der A 72 Hof-Plauen gab es Staus, weil Lkw hängenblieben.
In Ost-Thüringen brachten Schneematsch und Glätte den Verkehr vor allem in den Höhenlagen teilweise zum Erliegen. Einige Straßen mußten nach Unfällen voll gesperrt werden.
OLDENBURG, 29. Januar (dpa). Bei dem Brand einer Lagerhalle im Hafengebiet von Oldenburg ist in der Nacht zum Freitag ein Sachschaden von über 2,7 Millionen Mark entstanden. Nach Angaben der Polizei war das Feuer aus bisher ungeklärter Ursache in der 1000 Quadratmeter großen Halle ausgebrochen, in der unter anderem eine Drachenbaufirma, ein Bildhauer, ein Holzbetrieb und eine Atelier-Gemeinschaft untergebracht sind.
SOFIA, 29. Januar (dpa). Bulgarien hat neue Einreiseregelungen für Besucher aus 79 Staaten der Dritten Welt eingeführt. Das Kabinett in Sofia begründete dies mit dem "illegalen Aufenthalt" vieler Staatsbürger aus "Risikoländern", die unter dem Vorwand von "Geschäftskontakten" in Bulgarien eingereist seien. In Presseberichten vom Freitag heißt es unter Berufung auf einen entsprechenden Regierungsbeschluß, es müßten 50 Dollar pro Tag und ein Rückreise-Flugticket vorgewiesen werden. Privatbesuche werden auf 30 Tage begrenzt.
KLEVE, 29. Januar (dpa). Zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen dreifachen Mordes hat die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Kleve am Freitag einen Kunstschmied verurteilt. Die Kammer sah es am Freitag als erwiesen an, daß der 26jährige mit einem noch flüchtigen Komplizen seinen Pflegevater, dessen Tochter sowie eine Ex-Freundin umgebracht hat. Mit den Taten habe sich der Mann das Alleinerbe am Millionenvermögen seiner Pflegefamilie sichern wollen. Mit dem Urteil folgte die Kammer dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung war dagegen von einer "krankhaften psychischen Beeinträchtigung" des Angeklagten ausgegangen und hatte auf verminderte Schuldfähigkeit plädiert.
SYDNEY, 29. Januar (dpa). Der Australier Paul Gilding wird am 1. Februar Chef der internationalen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Der Weg, der Gilding auf den Stuhl des Geschäftsführers von Greenpeace geführt hat, ist ungewöhnlich. Während seiner Zeit als Angestellter der australischen Luftwaffe wandte er sich Mitte der 80er Jahre der Umweltschutz-Organisation zu. "Ich habe zwei Kinder und konnte mich nicht mit der Atom-Politik Australiens abfinden", sagte Gilding.
Eine der wichtigsten Perioden seines Lebens, so berichtete er, sei der sechsmonatige Aufenthalt im tropischen Norden des Fünften Kontinents bei den Ureinwohnern gewesen, den Aborigines.
MÜNCHEN (dpa). Der Schachcomputer-Hersteller Hegener + Glaser hat beim Konkurs- und Vergleichsgericht München einen Vergleichsantrag gestellt. Das teilt Manfred Hegener, Vorstandssprecher und Großaktionär des Unternehmens, mit. Die Aktie der Firma wurde an den Börsen in München und Hamburg vom Handel suspendiert.
Als Hauptgrund für den Vergleichsantrag nennt Hegener, daß zwischen den Banken und der wenig bekannten Schweizer Finanzgesellschaft Curam Holding, die bei Hegener + Glaser die Aktienmehrheit übernehmen wollte, noch keine Einigung erzielt werden konnte. Das Münchener Unternehmen ist vor allem deshalb schwer angeschlagen, weil ein verlustträchtiges US-Engagement die Firma 1991 mit zehn Millionen Mark belastete. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz zudem um 15 Prozent auf 56,3 Millionen Mark. Die finanzielle Misere wollte Hegener + Glaser mit einem Kapitalschnitt beenden. Geplant war eine anschließende Wiederaufstockung des Kapitals durch Curam. Trotz des Vergleichsantrags sollen die Geschäfte weitergeführt werden.
KLEVE, 29. Januar (dpa). Zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen dreifachen Mordes hat die Schwurgerichtskammer Kleve am Freitag einen Kunstschmied verurteilt. Die Kammer sah es als erwiesen an, daß der 26jährige in "uneingeschränkter Schuldfähigkeit" zusammen mit einem noch flüchtigen Komplizen seinen Pflegevater, dessen Tochter und eine frühere Freundin umgebracht hat. Mit den Morden habe sich der Mann das Alleinerbe am Millionenvermögen seiner Pflegefamilie sichern wollen. Der Verteidiger kündigte Revision an.
SCHWERIN/BONN, 29. Januar (dpa/ AFP/hll). Der verhaftete stellvertretende NPD-Vorsitzende von Schleswig-Holstein, Heinrich Förster, hatte nach Erkenntnissen der Schweriner Staatsanwaltschaft persönliche Kontakte zu einem der mutmaßlichen Attentäter von Mölln. Der wegen der Mordanschläge auf drei türkische Mitbürgerinnen in Untersuchungshaft sitzende Michael Peters sei mit Förster bekannt gewesen, sagte Staatsanwalt Ernst Jäger. Förster und Peters sollen im NPD-Kreisvorstand Lauenburg in Schleswig-Holstein tätig gewesen sein.
Gegen den 65jährigen Förster, der als NPD-Aufbauleiter für Mecklenburg-Vorpommern gilt, war in Schwerin Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen worden. Förster soll einen Überfall auf das Asylbewerberheim geplant haben.
In der rechtsextremen Szene Brandenburgs gibt es Pläne für die Gründung einer neuen Organisation. Eine Gruppe der verbotenen "Deutschen Alternative" (DA) erwäge den Aufbau einer "Brandenburgischen Volkspartei", sagte der Leiter des Landesverfassungsschutzes, Wolfgang Pfaff, am Freitag in Potsdam.
Einer der Gründer der verbotenen rechtsextremen Vereinigung "Nationale Offensive" (NO) ist am Freitag in Witten festgenommen worden. Dem Mann wird die Gründung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Die Polizei hat am Mittwoch das Ratsbüro und zwei Wohnungen von "Republikanern" in Hamm durchsucht. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft sagte, gegen die beiden Ortsvorsitzenden werde unter anderem wegen Aufstachelung zu Rassenhaß ermittelt.
Mit "größerer Entschiedenheit" müßten die Behörden Rechtsradikale verfolgen, die Nazi-Symbole zeigen und mit ausgestrecktem Arm ("Deutscher Gruß") auftreten. Dies forderte am Freitag die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen (AsJ). Der AsJ-Bundesvorstand verlangte, die Justiz solle in schweren Fällen nicht nur strafen, sondern das Wahlrecht und die Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter aberkennen.
PARIS, 29. Januar (dpa). Irak ist nach den Worten seines stellvertretenden Ministerpräsidenten Tarik Asis bereit, alle UN-Resolutionen zu erfüllen. Dies gelte auch für die Zahlung von Reparationen und die dafür vorgesehene Einbehaltung eines Teils der Öleinnahmen.
Die Anwendung der Resolutionen müsse aber im Rahmen der UN-Charta erfolgen, die jedem Staat das Recht auf friedliche Entwicklung ohne fremde Einmischung gewähre, meinte Asis am Freitag in der Pariser Zeitung Le Figaro. Die US- Regierung unter George Bush habe die Resolutionen falsch ausgelegt, um Bagdad zu schaden. Bagdad sei bereit, mit Washington sachlich und objektiv über alle Fragen zu sprechen.
Bisher habe Bagdad auch nach Angaben des UN-Vertreters Rolf Ekeus die UN-Resolutionen zu 90 Prozent befolgt, sagte Asis. Doch erlaube Washington dem Sicherheitsrat nicht, dies mit der Aufhebung von Sanktionen zu verbinden. "Diese Störpolitik hat nur das Ziel, die irakische Regierung zu destabilisieren."
MÜNCHEN, 29. Januar (dpa). Bei der vom 1. April an geltenden Sicherungspflicht für Kinder auch auf den Autorücksitzen müssen nach Ansicht des ADAC die zunächst auf Taxis beschränkten Ausnahmen unbedingt erweitert werden. Eine Befreiung sollte auch für Gefälligkeitsfahrten geschaffen werden, forderte der Automobilclub am Freitag in München. Ebensowenig wie man es Taxifahrern zumuten könne, ständig einen oder mehrere Kindersitze dabei zu haben, könne man dies zum Beispiel auch nicht von Großeltern verlangen, die nur ab und zu mal ihre Enkel mitnehmen.
Nach Ansicht des Deutschen Touring Automobil-Club (DTC) werden durch die Sicherungspflicht auch Familien mit mehr als zwei Kindern unter zwölf Jahren überfordert. In vielen Pkw-Modellen sei nämlich nicht ausreichend Platz, um die nötige Zahl von Kindersitzen oder -sitzkissen zu installieren, beklagte der DTC in München. Deshalb müsse eine Ausnahmeregelung geschaffen werden, wenn die Zahl der Kinder in einem Pkw größer sei als die der dort installierbaren Sitze.
LONDON, 29. Januar (dpa). Der neue britische Botschafter in Frankreich, Sir Christopher Mallaby, hat am Freitag als erster Diplomat des Königreichs die Reise zum Kontinent auf dem Landweg zurückgelegt. Mit einem Bauzug fuhr er durch den weitgehend fertiggestellten Kanaltunnel.
Der 56 Jahre alte Botschafter, der sein Land zuletzt in Bonn vertreten hatte, würdigte das Bauwerk als "eines der Wunder der modernen Welt". Falls ein Rechtsstreit mit dem bauausführenden Unternehmen Transmanche-Link (TML) rechtzeitig geklärt werden kann, rechnet die Eurotunnel-Gesellschaft damit, daß der Betrieb durch den Tunnel Ende des Jahres beginnt. Zuvor müssen noch das rollende Material erprobt und das Personal geschult werden, sagte eine Sprecherin der Gesellschaft am Freitag in London.Männerfinale der Australian Open ohne deutschen Spieler Courier mißt sich mit Edberg Stich zog trotz Niederlage eine positive Bilanz / Kritik am DTB
Jim Courier und Stefan Edberg stehen bei den Männer in das Endspiel der Australian Open. Michael Stich vermochte dem Amerikaner beim 6:7 (4:7), 4:6, 2:6 ebenso wenig zu widerstehen wie Pete Sampres (USA) dem Schweden, der mit 7:6 (7:5), 6:3, 7:6 (7:3) gewann und nun Revanche nehmen kann für die im Vorjahres-Finale erlittene Viersatz-Niederlage gegen Courier. Doch die Chancen dafür stehen schlecht, denn der Mützen-Mann aus Dade City in Florida stellt sich in Melbourne in überwältigender Form vor.
Stich zeigte sich zwar enttäuscht darüber, daß er nach Wimbledon 1991 sein zweites Grand Slam-Finale und damit auch eine deutliche Verbesserung seines 15. Weltranglisten-Platzes verpaßt hatte, doch seine Bilanz von Melbourne ist positiv: "Ich hatte hier einen Superstart ins Jahr. Ich gehe voller Selbstvertrauen in die nächsten Wochen." In der übernächsten Woche geht es mit dem Hallen-Auftritt in Mailand weiter, und da ist erneut viel Spannendes zu erwarten. Boris Bekker spielt dort auch, und der Deutsche Tennis-Bund (DTB) will diese Gelegenheit ja nutzen, um ein klärendes und möglichst entspannendes Daviscup-Gespräch mit den beiden zu führen.
Dazu wird es jedoch nicht kommen, wenn Stich seine unmittelbar nach seiner Niederlage erklärte Ankündigung wahr macht. Er sähe überhaupt keinen Anlaß für ein solches Gespräch, er werde seinen Standpunkt "durchziehen". Da die DTB- Führung sich in dem Streit nach seiner Ansicht mehr auf die Seite Beckers gestellt habe, fühlt er sich vom DTB "in den Rücken gefallen". Seine Drohungen sind nur so zu verstehen: Macht der DTB noch weitere Fehler, dann würde er auch ohne Stich auskommen müssen.
Die aus einem makellos blauen Himmel fast senkrecht nach unten scheinende Sonne war am Freitag ohnehin nichts für die großen Aufschläger wie Stich und Sampras. Sie mußten sich mit jeweils fünf Assen begnügen. Stich unterliefen beim Blick in die Sonne ("Man verliert dabei kurz den Ball aus den Augen") neun Doppelfehler. Sampras wurde noch gehandikapt durch eine wieder aufgebrochene chronische Knochenhaut-Entzündung an den Schienbeinen.
Edberg war hingegen nichts von seinen Rückenbeschwerden anzumerken. Er holte im ersten Satz einen 0:4-Rückstand ebenso auf wie im dritten Durchgang ein 2:5. Selbst wenn er am Sonntag die achte Begegnung mit Courier (bisher führt Edberg mit 4:3 Siegen) gewinnt, den kampfstarken Amerikaner kann er nicht von der Weltranglisten-Spitze verdrängen. dpa
FULDA, 29. Januar (dpa). Der 27. Deutsche Evangelische Kirchentag findet 1997 in Leipzig statt, dies teilte die Leitung des Kirchentages am Freitag in Fulda mit. Der letzte Kirchentag in Leipzig war 1954 unter dem Motto "Seid fröhlich in Hoffnung" organisiert worden.
Der 25. Deutsche Evangelische Kirchentag ist in diesem Jahr vom 9. bis zum 13. Juni in München geplant, der 26. Kirchentag soll in zwei Jahren in Hamburg gestaltet werden.
Münster (dpa). "Beerdigung Erster Klasse" am Freitag in münsterländischen Appelhülsen. Fans wären die Tränen gekommen. In der kleinen Gemeinde im Kreis Coesfeld wurden Millionen Songs weltbekannter Idole von Tina Turner bis Michael Jackson mit einem letzten taktlosen Knacken ins Jenseits befördert. Was hat die Musik getan, war die Frage, und die Antwort simpel: Sie war geklaut und sollte von Osteuropäern auf den deutschen Schwarzmarkt geschmuggelt werden. 110 000 Raubkopien, die die Zollfahndung an der deutsch-polnischen Grenze beschlagnahmt hatte, wurden gleichsam dematerialisiert. Gegenwert: schätzungsweise zwei Millionen Mark.
Das Geschehen spielte sich in der sogenannten Datenträgervernichtungsanlage eines westfälischen Unternehmens (Rethmann-Data GmbH) ab. Der vier mal fünf Meter große Vernichter ist der letzte Schrei auf abfalltechnologischem Gebiet. Das Gerät sieht unscheinbar aus, wie ein Backtrog etwa. Es saugt die von den Fließbändern kommenden Tonträger ein, zermalmt sie und preßt sie dann gegen eine Schneidwalze, die sie solange tranchiert, bis nur noch teigiges "Sägemehl" übrig bleibt, das - so Geschäftsführer Heinz-Volker Küpper (36) - bedenkenlos auf normalen Mülldeponien endgelagert werden kann. Eine Tonne Musik kann hier stündlich pulverisiert werden.
Küpper: "Natürlich kommen die Objekte erst in die Maschine, nachdem ihnen alle wiederverwertbaren Bestandteile entzogen sind." Dem Schredder ist das Futter neu. Denn konstruiert wurde er eigentlich zur Vertilgung papierener Datenträger, die ein zweites Leben als Klopapier erwartet.
In Appelhülsen bricht und knackt es im Inneren der Quetschkommode. Einer, der an der Musik-Exekution offensichtlich Vergnügen findet, schaute am Freitag besonders interessiert zu: der Vertreter des Verbandes der Tonträgerhersteller in Hamburg. Achtung: Hierzu bietet dpa-Bild ein Foto an dpa mg gs
WASHINGTON, 29. Januar (dpa). Die Entlassung von Homosexuellen aus den Streitkräften der USA ist verfassungswidrig. Dieses Urteil fällte am Donnerstag ein Gericht in Los Angeles, das über die Entlassung des Marinefähnrichs Keith Meinhold befinden mußte, der im Mai vergangenen Jahres im Fernsehen seine homosexuellen Neigungen zugegeben hatte und drei Monate später aus der Marine entlassen wurde. Bereits im November hatte das Gericht die vorübergehende Wiedereinstellung Meinholds und die rückwirkende Bezahlung des ausgefallenen Solds verfügt.
Präsident Bill Clinton und der Militärexperte der Demokraten im Senat, Sam Nunn, waren sich am Mittwoch einig geworden, daß eine endgültige Entscheidung über die Zulassung von Homosexuellen zu den Streitkräften sechs Monate aufgeschoben werden solle. Bis dahin sollen offiziell und in der Öffentlichkeit alle Argumente für und wider ausgetauscht werden. Nunn teilt die Meinung hoher Militärs, der Bann gegen Homosexuelle beim Militär solle beibehalten werden.
FRANKFURT A. M. (FR). Die Aktienkurse haben am Freitag überwiegend Gewinne verbucht. Dem Deutschen Aktienindex (Dax) gelang es aber nicht, über die als bedeutsam geltende Marke von 1576 Punkten zu klettern. Das Börsenbarometer lag zuletzt mit 1571,85 um vier Zähler im Plus, aber um rund 16 Zähler unter dem Schlußstand vor einer Woche.
Als "enttäuschend" beschrieben Marktteilnehmer den Geschäftsverlauf. Die Umsätze seien dünn gewesen, fundamental habe es keine neuen Anregungen gegeben. Nur der höhere Dollarkurs wurde als Unterstützung genannt. Die freundliche Tendenz sei von Eindeckungen an der Deutschen Terminbörse gekommen. In der nächsten Woche könne es wegen der Sitzung des Zentralbankrats und Hoffnungen auf eine Zinssenkung wieder zu Kursgewinnen kommen, meinten Händler. Andere sehen den Dax kaum aus seiner derzeitigen Spanne zwischen 1560 und 1575 Punkten ausbrechen.
Bei den großen Standardwerten hielten sich die Kursaufschläge meist in engen Grenzen: Während Daimler und Deutsche Bank zulegen konnten, verzeichneten Siemens ein Minus. Allianz zogen in den Schlußminuten nochmals an und schnitten um 18 Mark besser ab.
Das Sanierungskonzept für FAG Kugelfischer wurde mit einem Kursgewinn von 3,50 Mark für die Stammaktie nach einfacher Plusankündigung und einem Tageshoch von 90,50 Mark quittiert.
Eine deutliche Aufwärtsbewegung kennzeichnete den Rentenmarkt. Die Umlaufrendite sank auf 6,97 (sieben) Prozent. Zur Kurspflege wurden per saldo Titel für 821,1 Millionen Mark abgegeben.
BREMEN (dpa). Die Klöckner-Hütte in Bremen scheint zumindest vorerst gerettet: Das hochverschuldete Bundesland will dem maroden Unternehmen an der Weser mit 20 Millionen Mark unter die Arme greifen.
Mit diesem Finanzangebot überraschte Bremens Regierungschef Klaus Wedemeier (SPD). Zuvor waren schon Pläne der Duisburger Klöckner-Werke durchgesickert, den integrierten Stahlstandort in der Hansestadt zu erhalten. Wedemeier äußert sich nun optimistisch zu den größeren Überlebenschancen des Werkes, in dem allerdings ein Hochofen stillgelegt werden soll, was das Aus für 1200 der bisher 5800 Stellen bedeutet.
Wedemeier kündigt an, das Land werde sich mit zehn Millionen Mark in bar den Zugriff auf das Weserport-Gelände von Klöckner in Bremerhaven sichern. Mit dieser Summe werde das Erbbaurecht verkürzt, so daß Bremen bereits 1994/95 über das Terrain verfügen könne.
Daneben will das Land mit einer zweckgebundenen Bürgschaft in Höhe von zehn Millionen Mark sicherstellen, daß die Klöckner Stahl ihre in Bau befindliche Feuerverzinkungsanlage fertigstellen kann.
Der Regierungschef tritt für eine privatwirtschaftliche Lösung zur Rettung der Hütte ein und weist Gerüchte über weitergehende Beteiligungen des Landes als "Spekulationen in Richtung VEB Stahl" energisch zurück. Dies ließe sich auch nicht mit dem Vorhaben zur Sanierung des Bremer Haushalts vereinbaren. Wedemeier gibt sich nach Gesprächen mit dem Betriebsrat zuversichtlich über einen positiven Ausgang des Klöckner- Vergleichsverfahrens. Er wolle darüber in Kürze mit dem Vergleichsverwalter sprechen.
Nach dem ursprünglichen Modell sollten die Bremer Hütte und der niederländische Stahlkonzern Hoogovens zusammengehen. Bei dieser Variante war die Rede von einem Abbau von 3000 Arbeitsplätzen.Absprache mit Randalierern?
SCHWERIN, 29. Januar (dpa). Zwischen der Einsatzleitung der Rostocker Polizei und den Randalierern hat es auf dem Höhepunkt der Rostocker Krawalle vom August 1992 möglicherweise doch ein "Waffenstillstandsabkommen" gegeben. Wie der SPD-Obmann im Schweriner Untersuchungsausschuß, Manfred Rissmann, am Freitag sagte, liegt dem Ausschuß jetzt der Bericht des Zugführers einer Einsatzgruppe vor, nach dem die Polizei mit Störern vereinbarte, sich zu einem kritischen Zeitpunkt "nicht zu zeigen". In der dritten Krawallnacht hatten Randalierer kurz nach dem Rückzug der Polizei ein von Vietnamesen bewohntes Heim in Brand gesteckt.
Während der Ausschreitungen will Innenminister Lothar Kupfer (CDU) der Polizei keine Anweisungen erteilt haben. Vor dem Ausschuß räumte er zwar ein, vom zweiten Krawalltag an nahezu ständig bei der Polizei gewesen zu sein, doch habe er "keinerlei Maßnahmen oder Weisungen eingeleitet". (Bericht Seite 7)
Leipzig (dpa). Vier junge Mädchen sollen in einer Wohnung in Leipzig zum Teil unter Androhung von Gewalt zur Prostitution gezwungen worden sein: Die Polizei befreite am Donnerstag abend ein 14 Jahre altes Mädchen, zwei 16jährige und eine 19jährige Frau aus der Wohnung. Zeitgleich drangen Beamte in eine zweite Wohnung ein, wo ein 30jähriger mutmaßliche Zuhälter festgenommen wurde. Wie die Polizei am Freitag in Leipzig weiter mitteilte, hatte ein 13jähriges Mädchen bei einer Vernehmung den Hinweis zu der Aktion gegeben, an der 24 Beamte beteiligt waren. dpa mm el
NEU-DELHI, 29. Januar (dpa). Rußland wird Indien ungeachtet amerikanischer Einwände mit einer umstrittenen Raketentechnologie versorgen, die das asiatische Land nach eigenen Angaben für sein Weltraum-Programm benötigt. "Es wäre eine Schande, wenn unser Vertrag nicht in Kraft träte", sagte Jelzin vor Journalisten in Neu-Delhi im Beisein des indischen Premierministers Narasimha Rao. Jelzin beendete am Freitag einen zweitägigen Besuch in Indien, der nach Angaben beider Seiten zu einem Durchbruch beim Aufbau besserer Beziehungen geführt hat. "Die Kontakte waren sehr erfolgreich", sagte Jelzin vor seiner Abreise nach Moskau.
Jelzin verneinte die Frage, ob der Verkauf der Raketentechnologie an Indien zu einer Belastung der Beziehungen Rußlands mit den USA führen werde. Der Präsident ließ offen, ob Rußland die Raketentechnologie liefern wird, falls sich eine militärische Nutzung durch Indien herausstellen sollte.
STUTTGART, 29. Januar (dpa/Reuter). Im Bonner Streit um ein Standortsicherungsgesetz und die damit verbundene Unternehmenssteuerreform hat die CDU/ SPD-Koalition in Baden-Württemberg einen Kompromißvorschlag vorgelegt. Wirtschaftsminister Dieter Spöri (SPD) und Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU) sprachen sich am Freitag vor der Presse in Stuttgart für eine Senkung der Körperschaftssteuer auf Gewinne, die in den Unternehmen verbleiben, von derzeit 50 auf 40 Prozent aus.
Die Einkommenssteuer auf nicht entnommenen gewerblichen Gewinn müsse entsprechend begünstigt werden. Bei der Erbschaftssteuer traten beide Minister für eine Anhebung des Freibetrags für rein betrieblich genutztes Vermögen auf eine Million Mark gegenüber den vorgesehenen 500 000 Mark ein.
Spöri und Mayer-Vorfelder betonten, niedrigere Steuersätze seien erforderlich, um im internationalen Vergleich die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland zu erhalten.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, drohte im Deutschlandfunk, die Wirtschaft werde sich aus dem Solidarpakt zurückziehen, wenn sich die SPD mit ihrer Forderung nach einer Änderung des Standortsicherungsgesetzes durchsetze. Für die Wirtschaft sei dieses Gesetz die Voraussetzung dafür, daß sie überhaupt mit eigenen Beiträgen an dem Solidarpakt mitwirke.
FREIBURG, 29. Januar (dpa). Mehrere Staatsanwaltschaften in Baden-Württemberg ermitteln gegen Firmen, die das UN- Embargo gegen Serbien und Montenegro gebrochen haben sollen. Das bestätigten die Zollfahndungsämter in Freiburg und Karlsruhe am Freitag auf Anfrage.
Im Bereich Karlsruhe sind danach derzeit zwölf Verfahren wegen möglicher Embargo-Verstöße anhängig. In einem Fall bestehe der Anfangsverdacht, daß auch Waffen geliefert worden seien. In Freiburg hieß es, es lägen "einige Hinweise" vor, daß Firmen aus dem badischen Raum das Embargo umgangen hätten. Angaben über die Zahl der Firmen oder über die Art der Schmuggelware wurden nicht gemacht.
WASHINGTON, 29. Januar (dpa). Nach mehrtägigen Auseinandersetzungen mit dem US-Kongreß über die von der neuen Regierung geplante Zulassung von Homosexuellen zum Militär hat Präsident Bill Clinton am Freitag einen vorläufigen Kompromiß verkündet. Wie Clinton sagte, darf in einer sechsmonatigen Übergangsperiode kein Soldat mehr nach seinen möglichen homosexuellen Neigungen befragt werden. Vor Gericht anhängige Fälle, um Homosexuelle aus der Armee auszuschließen, dürfen vorerst nicht weiter verfolgt werden. Außerdem solle die Rückkehr von aus der Armee bereits ausgeschlossenen Homosexuellen geprüft werden.
Clinton sagte weiter, daß bis zum 15. Juli Verteidigungsminister Les Aspin Richtlinien vorlegen werde, in denen nicht mehr allein die Homosexualität entscheidender Maßstab für den Ausschluß aus der Armee sein solle, sondern das "sexuelle Verhalten" jedes einzelnen. Dieser "rigorose Standard" soll in der Zwischenzeit mit Hilfe einer umfangreichen Untersuchung erarbeitet werden.
NÜRNBERG, 29. Januar (dpa). Ein als Kamerateam getarntes Spezialeinsatzkommando der Polizei hat am Freitag abend in einem Nürnberger Telekom-Laden einen 32jährigen Geiselnehmer überwältigt. Der Mann hatte mehr als vier Stunden zwei Beschäftigte des Unternehmens - einen Mann und eine Frau - in seiner Gewalt. Unter Drohung mit einer Schußwaffe verlangte der Täter ein Fernsehinterview, in dem er sich über seine Absichten äußern wollte. Beide Geiseln wurden unverletzt befreit. Auch für den Täter endete die Geiselnahme unblutig. Nach Angaben der Polizei wurde er von dem Angriff offenbar völlig überrascht und leistete keinerlei Gegenwehr.
Das Geiseldrama hatte gegen 16.15 Uhr begonnen, der Zugriff erfolgte um 20.30 Uhr. Als das Verbrechen bekannt wurde, waren bereits starke Polizeikräfte in unmittelbarer Nähe des Tatorts, der Nürnberger Marienstraße, zusammengezogen worden, weil es auf dem benachbarten Marienplatz zu einer Massenschlägerei zwischen Serben und Kroaten gekommen war. Zwischen beiden Fällen bestand jedoch kein Zusammenhang.
Zur Verhandlung mit dem Geiselnehmer war am frühen Abend noch ein Psychologe der Münchner Polizei nach Nürnberg geflogen worden. Während des Großeinsatzes blieb die Umgebung des Tatortes weiträumig abgesperrt. Aus ganz Nordbayern wurden Spezialeinsatzkräfte zusammengezogen, Scharfschützen in zahlreichen Anliegergebäuden postiert und Notarzt- sowie Rettungswagen in die Marienstraße beordert.
Solange das Geiseldrama dauerte, war neben den Opfern auch fünf weiteren Beschäftigten in dem vierstöckigen Geschäftshaus der Ausweg versperrt. Sie mußten in der ersten und zweiten Etage ausharren.
Hinter den Absperrungen der Polizei sammelte sich im Verlauf des frühen Abends eine große Menge Schaulustiger, unter deren Beifall der Täter schließlich abgeführt wurde.
BONN, 29. Januar (dpa/AP/AFP/geg). Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar vor 60 Jahren war nach Ansicht aller Bundestagsparteien der Beginn einer Katastrophe für die Deutschen und die Welt. Das heutige Deutschland sei daher verpflichtet, mit allen Mitteln für Demokratie und Menschenrechte einzutreten, lautete der Tenor der Stellungnahmen vom Freitag. Nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) stellt die Regierungsübernahme durch Hitler eine "katastrophale Zäsur für die deutsche und europäische Geschichte" dar. Durch sie seien "Unrecht und Gewalt, Rassenhaß und Krieg auf Jahre hinaus zur bestimmenden Lebenswirklichkeit" geworden, sagte er in Bonn. "Aus der Erinnerung an Ursachen, Verlauf und Folgen totalitärer Herrschaft haben sich Maßstäbe gebildet, die uns auf Dauer verpflichten." Anders als in der Weimarer Republik werde der Rechtsstaat der Bundesrepublik jedoch "von einer überwältigenden Mehrheit der Bürger getragen", sagte Kohl.
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) erklärte, die freiheitliche Grundordnung sei "aus den Erfahrungen der Katastrophe" erwachsen. Als Lehren seien die "Menschenrechte, die Ablehnung jeder Form von Rassenhaß, die strikte Wahrung des Rechtsstaats und der entschiedene Widerstand gegen außerparlamentarische und undemokratische Bewegungen Verpflichtung und Auftrag".
Der Fraktionschef der SPD im Bundestag, Hans-Ulrich Klose, erinnerte daran, daß Deutschland am Ende der Kanzlerschaft Hitlers mit der Schuld an über 50 Millionen Toten, der "in der Geschichte einzigartigen, systematischen Ermordung von sechs Millionen Juden" sowie an unzähligen Opfern politischer und rassischer Verfolgung beladen gewesen sei. Eine Lehre aus dieser Zeit sei, daß sich die jetzige Demokratie gegen ihre Feinde wehren müsse, die "Toleranz und Weltoffenheit, Liberalität und republikanische Werte bekämpfen und damit an der Substanz der Demokratie kratzen".
Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm erinnerte daran, daß 1933 allzuviele Menschen zugeschaut, abgewartet und darauf gesetzt hätten, "daß es nicht so schlimm werden wird". Er zog Parallelen zu den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock, bei denen Hunderte "normale" Bürger "teilnahmslos und sogar beifallklatschend zuschauten, als Brandsätze auf Ausländerheime geworfen wurden".
Der Vorstandssprecher der Grünen, Ludger Volmer, kritisierte die von Koalition und SPD geplanten Grundgesetzänderungen beim Asylrecht und bei Einsätzen der Bundeswehr außerhalb des NATO-Gebietes. "Damit werden humane Verfassungsnormen, die bewußt in Abgrenzung zum antihumanen Weltbild der Nationalsozialisten geschaffen wurden, beseitigt", sagte Volmer. Im heutigen Deutschland erinnere zuviel an die Anfänge von damals. Neue Nazis wollten dasselbe wie die alten. Konservative hätten die neue Rechte lange verharmlost, sie durch Stichwortgeben und Wegschauen sogar gefördert.
FPD-Chef Otto Graf Lambsdorff forderte die Parteien auf, gemeinsam dazu beizutragen, daß die Bürger wieder mehr Vertrauen zu den Politikern gewönnen. Die Weimarer Republik sei nicht an der Stärke der Nationalsozialisten, sondern an den Fehlern der Demokraten zugrundegegangen. Auch wenn Bonn nicht Weimar sei, dürften die Erfahrungen nicht vergessen werden.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, betonte, das Deutschland von 1993 sei mit dem der 30er Jahre nicht vergleichbar. Allerdings wäre Hitler "ohne die Hilfe der demokratischen Parteien nicht an die Macht gekommen". Die Weimarer Republik sei weniger an den Extremisten als am mangelnden Widerstand der Demokraten gescheitert.
Bundespräsident Richard von Weizsäkker wird am heutigen Samstag an einer Lichterkette in Rostock zur Mahnung an den Regierungsantritt Hitlers und gegen rechtsradikale Gewalt teilnehmen. In Berlin, wo die Nazis die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler mit einem Fakkelzug feierten, sind mehrere Veranstaltungen geplant. Unter dem Motto "Nie wieder" haben Künstler zu einem Kerzenzug aufgerufen. Der Bundespräsident, DGB und SPD unterstützen die Veranstaltung.
Mehrere zehntausend Menschen haben am Freitag abend in zahlreichen Städten Deutschlands mit Lichterketten gegen Gewalt, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit demonstriert. 20 000 Teilnehmer bildeten in Kiel unter dem Motto "Kiel zeigt Flagge" Lichterketten um zwei Binnenseen in der City. In Kassel, wo rund 30 000 Demonstranten auf den Beinen waren, erinnerten die Organisatoren zugleich an die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland vor 60 Jahren.(Weitere Berichte Lokalteil, Seite 19)
Bonn (dpa). Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat erneut eine Flaggenhaftung für Großschiffe gefordert. Jeder Staat, in dem Schiffe registriert sind, solle für diese in finanzielle Vorleistung treten, sagte Greenpeace-Mitarbeiter Peter Küster am Freitag in Bonn auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Seefahrtsexperten. Bei Unfällen müsse das Land dann die entstandenen Schäden bezahlen: "Dies würde die Sicherheitsstandards innerhalb kürzester Zeit verändern", so Küster. Er plädierte zudem für eine automatische Aufzeichnung der Bordkommandos auf einer - wie auch in Flugzeugen installierten - sogenannten Black Box.
Der Abteilungsleiter Seeverkehr im Bundesverkehrsministerium, Christoph Hinz, verwies dagegen auf die schon bestehende Versicherungspflicht für Schiffe. Die Haftung funktioniere weitgehend. Die SPD-Politikerin Margrit Wetzel wandte sich gegen eine finanzielle Verantwortung der überwiegend ärmeren Flaggenstaaten in der Dritten Welt. Statt dessen müsse versucht werden die Ölgesellschaften in Anspruch zu nehmen. Die Bundesregierung dürfe sich bei ihren Bemühungen um mehr Sicherheit in der Schiffahrt nicht nur auf internationale Verhandlungen beschränken. Vieles könne sofort auf nationaler Ebene geregelt werden. dpa kn rm
Kurz gemeldet: SPD warnt Teheran
BONN, 29. Januar (dpa). Der Vollzug der Todesstrafe, die gegen einen deutschen Geschäftsmann in Iran verhängt wurde, würde nach den Worten des außenpolitischen SPD-Sprechers Karsten Voigt zu "einer schweren Belastung der deutsch-iranischen Beziehungen" führen. Deutsche Lichterkette in Dänemark gam KOPENHAGEN, 29. Januar. Rund 500 Demonstranten, überwiegend in Dänemark lebende Deutsche, haben am Donnerstag auf dem Kultorv, einem belebten Platz der Kopenhagener Innenstadt, mit brennenden Kerzen eine Lichterkette gebildet, um ihr "Nein zu Fremdenhaß und Gewalt" deutlich zu machen. Bulgarien bremst illegale Einreisen SOFIA, 29. Januar (dpa). Bulgarien hat neue Einreiseregelungen für Besucher aus 79 Staaten der Dritten Welt eingeführt. Begründet wird diese Maßnahme mit dem "illegalen Aufenthalt" vieler Staatsbürger aus "Risikoländern", die unter dem Vorwand von "Geschäftskontakten" in Bulgarien eingereist seien. Bush für Nobelpreis nominiert WASHINGTON, 29. Januar (dpa). Ex- US-Präsident George Bush ist für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Bush wurde für seine Bemühungen um eine Aussöhnung im Nahen Osten und die Hilfsaktion in Somalia vorgeschlagen.
OSNABRÜCK, 29. Januar (AFP). Nach Gesprächen mit führenden russischen Politikern hat der stellvertretende Vorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Karl-Heinz Hornhues, vor einer gefährlichen Kursänderung der Moskauer Politik gewarnt. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Hornhues nach seiner Rückkehr aus Rußland, auch im Umkreis von Präsident Boris Jelzin verstärkten sich die Tendenzen für eine begrenzte Abkehr vom Westen und eine härtere Vertretung nationaler Interessen. Diese Entwicklung könne sich äußerst negativ auf die Ost-West-Beziehungen auswirken, so Hornhues. Er forderte deshalb die Bundesregierung auf, ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Aktivitäten gegenüber Rußland wesentlich zu verstärken, um ein Abgleiten der mächtigsten GUS-Republik in eine negative Haltung gegenüber dem Westen zu verhindern.
NIZZA, 29. Januar (AFP). Die Serie von Bombenanschlägen in der französischen Mittelmeerstadt Nizza hält weiter an. In der Nacht zu Freitag explodierte im Norden der Stadt erneut eine Bombe. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurden durch die Detonation ein Schuhgeschäft sowie ein Restaurant schwer beschädigt. Zahlreiche Fensterscheiben von benachbarten Wohnhäusern gingen ebenfalls zu Bruch. Verletzte habe es nicht gegeben. Wie bei den vorhergehenden Anschlägen übernahm für die Tat niemand die Verantwortung. Bei dem Anschlag handelte es sich um die elfte Bombenexplosion in Nizza innerhalb von drei Wochen.
MOSKAU, 29. Januar (AFP). Der sibirische Kriegsveteran Leonid Wlasow hat innerhalb von 13 Jahren Rußland von West nach Ost zu Fuß durchquert und dabei 30 000 Kilometer zurückgelegt. Das berichtete am Donnerstag die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf die Lokalzeitung Rabotschi Kraj. Der heute 70jährige hatte die Tour 1980 mit seinem Freund Guennadi Morosow an der norwegischen Grenze jenseits des Polarkreises begonnen, wobei allerdings nur im Sommer marschiert wurde.
In der zentralsibirischen Stadt Tomsk verließ Morosow dann jedoch seinen Wanderfreund. Wlasow setzt seinen Weg bis zur Pazifikküste und zur Insel Sachalin fort.
MOSKAU, 29. Januar (AFP). In einem jetzt in Moskau veröffentlichen Buch werden erstmals offizielle Zahlen über die Verluste der Roten Armee und der sowjetischen Truppen bei Kampfeinsätzen vom Zweiten Weltkrieg bis zur Intervention in Afghanistan genannt. Das Werk entstand nach der Auswertung des Staatsarchives der ehemaligen Sowjetunion. In dem Buch, das von einem Militärverlag in Rußland unter dem Titel "Das gelüftete Geheimnis" auf den Markt gebracht wurde, wird die Zahl der in der Schlacht um Stalingrad im Jahre 1942 gefallenen Rotarmisten mit 478 741 angeben. 650 868 Soldaten wurden demnach in dem 201 Tage dauernden Kampf verletzt.
Während des Korea-Krieges starben von 1950 bis 1953 dem Werk zufolge 299 sowjetische Soldaten. Die Niederschlagung des Aufstandes in Ungarn 1956 kostete 720 Armeeangehörigen das Leben. 1540 wurden verletzt. Zehn Soldaten aus der ehemaligen UdSSR wurden getötet, als Truppen des Warschauer Paktes den Prager Frühling 1968 gewaltsam beendeten. Nach den offiziellen Statistiken wurden allerdings 85 Soldaten in der damaligen CSSR "versehentlich" getötet. Beim Krieg um Afghanistan, der von 1979 bis 1989 dauerte, starben 14 453 sowjetische Soldaten. 53 753 wurden verletzt, 414 932 Kämpfer mußten wegen Infektionskrankheiten behandelt werden.
RIAD, 29. Januar (AFP). Großbritannien will 48 Kampfbomber des Typs Tornado an Saudi-Arabien liefern. Die saudische Regierung habe die Flugzeuge nach einem Gespräch des britischen Premierministers John Major in Riad mit König Fahd bestellt, teilte ein Sprecher des saudischen Außenministeriums am Freitag mit. Über das Finanzvolumen des Auftrages machte er keine Angaben. Von britischer Seite wurde eine geschätzte Summe von 3 Milliarden Pfund (7,2 Milliarden Mark) genannt. In den vergangenen Jahren hatte Saudi-Arabien 132 britische Flugzeuge gekauft, darunter 72 Tornado-Bomber.
BUKAREST/NEW YORK, 29. Januar (AFP/dpa). Rund einhundert serbische Frachtschiffe sind nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten auf dem Weg in die Ukraine, um dort Öl zu laden. Dies meldete die Nachrichtenagentur AFP ohne weitere Angaben unter Berufung auf Regierungskreise in Washington. Ein dritter serbischer Öltanker, die "Velevit", erreichte am Freitag morgen unter Mißachtung des UN-Embargos Serbien. Die Besatzung hatte Aufforderungen der rumänischen Behörden, die Fahrt zu stoppen, mißachtet.
Mindestens zwei weitere mit Öl beladene serbische Schubschiffe sind auf der Donau in Richtung Serbien unterwegs. Am Mittwoch und Donnerstag hatten zwei serbische Tanker das Embargo gebrochen. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest wurde offiziell bekannt, daß Rumänien und Bulgarien Schiffe und Helikopter an der Grenzstation Calafat-Vidin zusammengezogen haben, um gemeinsam in Zukunft einen Bruch des Embargos zu verhindern. Die bulgarische Presse berichtete am Freitag, Ministerpräsident Ljuben Berow habe die UN aufgefordert, "Blauhelme" an der bulgarischen Nordgrenze zu stationieren. Sie sollen auf der Donau die Einhaltung der Sanktionen überwachen.
Der UN-Sicherheitsrat forderte die Ukraine, Rumänien und Bulgarien auf, die totale Handelsblockade gegen Serbien und Montenegro zu respektieren. Der Sicherheitsrat sei "extrem besorgt" über Meldungen, daß serbische Öl-Konvois die Donau aufwärts führen, hieß es.
Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk wies jede Verantwortung seines Landes für Öllieferungen nach Jugoslawien zurück.
Serbische und moslemische Einheiten lieferten sich am Freitag wieder heftige Gefechte im Brina-Tal in Ostbosnien. Nach Angaben der Belgrader Zeitung Borba vertreiben die Serben in der ostbosnischen Stadt Trebinje die Moslems auf "besonders brutale" Weise. Die Häuser der Moslems würden beschlagnahmt oder abgebrannt. Den Moslems sei eine Frist von drei oder vier Tagen eingeräumt worden, die Stadt zu verlassen.
SAN JUAN, 29. Januar (AFP). Englisch ist in Puerto Rico neben Spanisch zur zweiten Amtssprache erhoben worden. Gouverneur Pedro Rossello unterzeichnete am Donnerstag das entsprechende Gesetz. Rossello, der im November zum Gouverneur des mit den USA assoziierten autonomen Staates gewählt worden war, hatte sich im Wahlkampf für die Zulassung von Englisch als Amtssprache stark gemacht. Sein Vorgänger Rafael Hernandez Colon, der erst 1991 ein Gesetz durchgebracht hatte, das Spanisch als einzige Amtssprache festlegte, kritisierte die Neuregelung als "Akt der sprachlichen Unterwerfung" unter die USA. Am Sonntag hatten in der Hauptstadt San Juan rund 100 000 Menschen gegen die Einführung von Englisch als Amtssprache demonstriert.
KAPSTADT, 29. Januar (AFP). Der südafrikanische Präsident Frederik de Klerk hat am Freitag angekündigt, daß die Mehrparteienverhandlungen im März wieder aufgenommen werden könnten. Die Vorverhandlungen (mit den Schwarzenbewegungen) hätten gute Fortschritte erzielt, sagte de Klerk zur Eröffnung der Parlamentssitzung in Kapstadt.
MANAGUA, 29. Januar (AFP). Das Parlament von Nicaragua hat am Donnerstag den Obersten Rechnungsprüfer Guillermo Potoy abgesetzt. Es kam damit einem von Präsidentin Violeta Chamorro am Vortag gestellten Gesuch nach. Potoy hatte in der vergangenen Woche die Entlassung von Präsidialamtsminister Antonio Lacayo angeordnet, der Schwiegersohn der Staatschefin ist und als "starker Mann" der Regierung gilt.
Potoy wirft Lacayo vor, die politische Verantwortung für die Unterschlagung öffentlicher Gelder durch seinen früheren Stellvertreter Antonio Ibarra zu decken. Präsidentin Chamorro wiederum meinte, der Oberste Rechnungsprüfer habe mit seiner Anordnung zur Entlassung Lacayos seine Befugnisse überschritten. Das Recht auf die Entlassung von Ministern stehe laut Verfassung allein dem Staatsoberhaupt zu.
Im Parlament stimmten die 39 Abgeordneten der Sandinisten sowie die sieben Abgeordneten des Zentrumsblocks für die Entlassung Potoys. Die Abgeordneten der Nationalen Oppositionsunion (UNO) boykottierten die Abstimmung.
Zusammen mit dem neuen Zentrumsblock aus ehemaligen Mitgliedern der Parteienkoalition UNO verfügen die linksgerichteten Sandinisten im Parlament inzwischen wieder über die Mehrheit. Die UNO, an deren Spitze Violeta Chamorro im Februar 1990 zur Präsidentin gewählt worden war, ist Mitte Januar offiziell in die Opposition gegangen, da sie der Staatschefin und Präsidialamtsminister Lacayo zu enge Zusammenarbeit mit den Sandinisten vorwirft.
Die Absetzung Potoys stellt einen neuen Höhepunkt in der seit Monaten anhaltenden Staatskrise in dem zentralamerikanischen Land dar. Der Rechnungshof mit seinem Vorsitzenden Potoy galt als "letzte Machtbastion" der UNO, nachdem das Parteienbündnis seine Vorherrschaft im Parlament verloren hatte.
CARACAS, 29. Januar (AFP). Gegen den früheren Oberbefehlshaber der venezolanischen Armee, General Carlos Penaloza, ist am Donnerstag Haftbefehl wegen Korruption erlassen worden. Penaloza wird vorgeworfen, umgerechnet rund 500 000 Mark unterschlagen zu haben, wie die Militärjustiz in Caracas mitteilte. Der General war im Juni 1991 in den Ruhestand getreten, nachdem er scharfe Kritik an Präsident Carlos Andres Perez geäußert hatte.
Im vergangenen Jahr waren zwei Putschversuche von Teilen der Armee gegen den sozialdemokratischen Staatschef gescheitert, an denen Penaloza jedoch den amtlichen Erkenntnissen zufolge nicht beteiligt war. Perez äußerte Bedauern über den Haftbefehl gegen den früheren Armeekommandeur, den er als "ehrenhaften Demokraten" bezeichnete.
GUATEMALA-STADT, 29. Januar (AFP). In Guatemala verstoßen die staatlichen Institutionen weiterhin gegen die Menschenrechte. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des staatlichen Menschenrechtsbeauftragten Ramiro de Leon Carpio. Danach wurden im vergangenen Jahr 36 Personen von Vertretern staatlicher Institutionen ohne juristische Legitimation getötet. Leon Carpio warf dem konservativen Präsidenten Jorge Serrano vor, die Einhaltung der Menschenrechte zu propagieren, jedoch nichts gegen die anhaltenden Verstöße gegen die "elementarsten Rechte" zu unternehmen.
BONN, 29. Januar (AFP). Auch humanitäre Einsätze deutscher Soldaten außerhalb des NATO-Gebietes sind nach Ansicht des Deutschen Bundeswehr-Verbandes (DBwV) nur nach einer entsprechenden Klarstellung im Grundgesetz zulässig. Ohne eine solche verbindliche Regelung dürfe künftig kein deutscher Soldat mehr in ein Krisengebiet außerhalb des Bündnisses entsandt werden, forderte der DBwV-Vorsitzende Rolf Wenzel in einem am Freitag veröffentlichten Beitrag für die Verbandszeitschrift Die Bundeswehr. Die verfassungspolitische Klarstellung werde auch nicht dadurch entbehrlich, daß solchen Einsätzen "das Mäntelchen humanitärer Hilfeleistung" umgehängt werde.
Wenzel betonte, "weder die Verwendung von Bundeswehrsoldaten im Irak und in Kabmbodscha noch der geplante Einsatz in Somalia seien "rein humanitärer Art", da bewaffnete Auseinandersetzungen nicht auszuschließen seien.
WASHINGTON, 29. Januar (AFP). Die USA haben die Regierung Haitis aufgefordert, ihre Meinungsverschiedenheiten mit der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und den Vereinten Nationen (UN) hinsichtlich der Entsendung einer Vermittlungskommission rasch beizulegen. Alle Beteiligten in Haiti hätten die Verantwortung, den Vermittlungsprozeß "zu fördern und nicht zu blockieren", sagte US-Außenamtssprecher Richard Boucher am Donnerstag in Washington.
Boucher reagierte damit auf die Weigerung der haitianischen Regierung, die von UN und OAS genannten Bedingungen für die Vermittlungsmission zur Beendigung der politischen Krise in dem Karibikstaat anzunehmen. Haitis Ministerpräsident Marc Bazin hatte die gestellten Bedingungen als Verstöße gegen die "nationale Souveränität" bezeichnet. Der Regierungschef kritisierte besonders die von OAS und UN geforderten Rechte für eine UN-Kommission, die nach Haiti geschickt werden soll. Die Kommission soll sich an jedem Ort in Haiti begeben dürfen, ohne von staatlichen Behörden begleitet zu werden und ohne sich vorher ankündigen zu müssen.
Der Ministerpräsident wies ferner das Vorhaben zurück, daß die Kommission überprüfen soll, ob in Haiti die in der Verfassung garantierten Rechte und die von dem Land unterzeichneten internationalen Konventionen respektiert werden. Zugleich bekräftigte Boucher, daß die USA für die Wiedereinsetzung von Präsident Jean-Bertrand Aristide eintrete, der im September 1991 durch einen Militärputsch gestürzt worden war. Der katholische Armenpriester war der erste Präsident Haitis, den das Volk demokratisch gewählt hatte.
Die Bootsflüchtlinge aus Haiti, die sich mit Schiffen in die USA retten wollen, werden unter dem neuen US-Präsidenten Bill Clinton immer noch sofort in ihre Heimat abgeschoben.
MURET, 29. Januar (AFP). Eine Berufsschule in Muret bei Toulouse in Südfrankreich funktioniert seit Donnerstag vollständig mit Mikrochipkarten und Computervernetzung. Die an alle 900 Schüler und 60 Lehrer der Schule ausgegebenen Karten dienen sowohl zur Kontrolle von Noten und Abwesenheit, wie als Zahlungs- Kommunikationsmittel oder als Schlüssel zu den Lehrsälen. Das in Frankreich bisher einmalige Experiment erforderte Investitionen in Höhe von umgerechnet 300 000 Mark.
Mit seiner Karte kann jeder Schüler in der Kantine, am Getränkeautomat oder an der Kopiermaschine bezahlen, seinen Notendurchschnitt kontrollieren und mit dem der Klasse vergleichen, Informationen aus der Datenbank der Schule abrufen, sich über das Verzeichnis der Bücherei informieren und Zugang zu speziell gesicherten Räumen wie Computersaal oder Labor verschaffen. Außerdem hat jeder eine persönliche "Mailbox", in der Informationen von Mitschülern oder Lehrern, aber auch von den Eltern empfangen kann, die von zu Hause aus über ihren Btx-Anschluß die Schule anwählen. Bei jeder Klassenarbeit gibt der Lehrer die Noten in das Datenverarbeitungssystem, in dem der Schüler seine eigenen Ergebnisse, aber nicht die des Nachbarn abrufen kann. Mit der Karte wird auch das Schuleschwänzen unmöglich, weil jeden Morgen die Anwesenheit der Schüler elektronisch erfaßt wird. Die Anwesenheit und die Noten ihrer Sprößlinge können auch die Eltern über ihren Btx-Anschluß kontrollieren.
Das System "Lyceoduc", das stufenweise ab September eingeführt wurde und nun voll in Betrieb ist, stößt auf fast einhellige Zustimmung aller Beteiligten. Für Lehrer und Aufsichtspersonal wird die Verwaltungsarbeit rationalisiert, während die Schüler zu größerer Selbständigkeit erzogen werden. Außerdem braucht kein Bargeld mehr mitgebracht werden, wodurch die Gefahr von Diebstählen entfällt.Kein Einspruch der Deportierten USA gegen UN-Sitzung über Israel / Bubis: Abschiebung falsch
MARSCH EL SUCHUR, 29. Januar (AFP/Reuter/dpa). Die rund 400 von Israel deportierten Palästinenser haben am Freitag ihren Entschluß bekräftigt, keinen Einspruch gegen ihre Verbannung einzulegen. Diese Entscheidung sei "endgültig", sagte ihr Sprecher Abdel Asis el Rantissi. Nach Korrespondentenberichten zeigte sich am Grenzübergang Semraja in Südlibanon am Freitag kein Vertreter der deportierten Palästinenser, um dort alle schriftlich formulierten Einsprüche der Verbannten zu überreichen.
Die USA sind vorerst gegen eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats, um Israel mit Sanktionen zur Rückführung der Palästinenser zu zwingen. Der Sprecher des Außenministeriums in Washington, Richard Boucher, teilte mit, die USA führten mit der israelischen Regierung Gespräche "über die nächsten Schritte, die die Frage lösen können".
Die arabischen UN-Mitglieder verständigten sich unterdessen auf einen Resolutionsentwurf, der Sanktionen gegen Israel vorsieht - unter anderem ein Handelsembargo gegen alle israelischen Firmen, die im besetzten Westjordanland tätig sind. Zudem soll Israel von Treffen über Menschenrechtsfragen ausgeschlossen werden. Der Sicherheitsrat soll dann nach zwei Wochen erneut zusammentreten, um weitere Maßnahmen zu beschließen, wenn Israel nicht einlenke.
Israels Außenminister Schimon Peres gab am Freitag Fehler bei der Deportation zu. Auf die Frage von Journalisten, ob Israel wieder so handeln würde, sagte er: "Jeder ist beim zweiten Mal weiser." Israel habe drastische Maßnahmen ergreifen müssen, würde aber ein zweites Mal "ein bißchen anders" vorgehen.
Als "politisch falsch" bezeichnete der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, die Haltung Israels. Die Abschiebung der Palästinenser halte er für eine Überreaktion der israelischen Regierung, sagte Bubis am Freitag im Deutschlandfunk. Er wünsche sich eine Regelung, die diese "menschlich sehr schwierige Situation" möglichst schnell bereinigen werde.
KÖLN, 29. Januar (AFP). Nach schweren Unfällen bleiben jährlich rund 70 000 Menschen in der Bundesrepublik dauerhaft behindert. Nach ihrer Entlassung aus der Klinik erhielten die Unfallopfer jedoch bislang kaum medizinische Hilfestellung im Alltagsleben, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Studie der Universität Köln. Neben den lebensrettenden Sofortmaßnahmen müsse daher künftig die Lebensqualität der überlebenden Unfallopfer im Vordergrund der ärztlichen Bemühungen stehen.
JERUSALEM, 29. Januar (AFP). Eine palästinensische Menschenrechtsorganisation hat die israelische Armee beschuldigt, im besetzten Gaza-Streifen "kaltblütig" einen gesuchten Palästinenser "hingerichtet" zu haben. Die Gesellschaft "Für Recht und Gesetz" teilte am Freitag mit, zwei Militärangehörige und ein Geheimdienstagent hätten am Dienstag den 30jährigen Omar Hamis el Hulal im Garten seines Hauses festgenommen, ihn in Handschellen abgeführt und auf der Straße mit mehreren Schüssen ermordet.
Ein Militärsprecher hatte am Dienstag mitgeteilt, Hulal sei während einer Verfolgungsjagd getötet worden. Am Freitag korrigierte die Armee ihre Darstellung und teilte mit, der Mann sei zu Hause festgenommen und abgeführt worden. Als Hulal bemerkt habe, daß die Soldaten bei ihm eine Granate entdeckt hätten, habe er eine Pistole gezogen. Daraufhin hätten die Soldaten das Feuer eröffnet. Den Vorwurf der kaltblütigen Hinrichtung wies die Armee zurück.
MOSKAU, 29. Januar (AFP). Panzer, Kampfflugzeuge, U-Boote, Hubschrauber, Abwehrraketen und Minenwerfer mit einem Gesamtwert von über zwei Milliarden Dollar (3,2 Milliarden Mark) sollen auf einer im ukrainischen Charkow geplanten Waffenbörse an die Meistbietenden verkauft werden. Das berichtete am Freitag die russische Wirtschaftszeitung Kommersant. Der Direktor der "Universellen Russisch-Sibirischen Börse", Jewgeni Blinkow, versicherte, daß die Waffen und die Firma, die die Waffen verkaufe, russisch seien. Doch nach Angaben des verantwortlichen Beamten im russischen Ministerium für Außenhandel, Gennadi Schikunow, werden keine russischen Firmen Waffen verkaufen. Schikunow glaubt, daß die Ukraine die Überreste der sowjetischen Armee veräußern möchte.
Der Käufer muß einen Waffenschein haben, den Verwendungszweck beweisen und darf die Waffen nicht in die anderen GUS-Länder verkaufen. Es hätten sich bereits einige afrikanische Staaten für die Waffen interessiert, sagte Blinkow.
HELMUT WILLMANN, Generalmajor, wird erster Kommandeur des von Deutschland und Frankreich aufgestellten Eurokorps. Diese Entscheidung habe Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) getroffen, gab ein Sprecher der Hardthöhe bekannt. Die Ernennung eines Deutschen zum ersten kommandierenden General des Eurokorps sei mit Frankreich abgestimmt. Willmann, Kommandeur der 7. Panzerdivision in Unna, tritt sein Amt am 1. Oktober an. (AFP)
KABUL, 29. Januar (AFP). Die afghanische Hauptstadt Kabul ist am Freitag beschossen worden. Nach Korrespondentenberichten griffen Kämpfer der schiitischen Hezb-e Wahdat ein Luxushotel in Kabul an, das von Vertretern des neuen Parlaments als Tagungsort benutzt wird. 50 Räume seien durch Maschinengewehrkugeln beschädigt, weitere fünf Zimmer durch Feuer zerstört worden, teilte Hotelmanager Ghulam Saki mit. Augenzeugen zufolge hatte die Hezb-e Wahdat-Fraktion versucht, das Fünf-Sterne-Hotel zu erobern, wurde jedoch von dort stationierten Soldaten des Verteidigungsministeriums zurückgeschlagen.
Die Hezb-e Wahdat bestreitet die Legalität der im Dezember gebildeten Regierung unter dem bisherigen Übergangspräsidenten und neuen Staatschef Burhanuddin Rabbani. Die Schiiten-Gruppe ist mit der Hezb-e Islami-Fraktion von Gulbuddin Hekmatyar verbündet.
STUTTGART, 29. Januar (AFP). Die Ermittlungsbehörden in Baden-Württemberg haben den Verdacht, daß mehrere Firmen gegen das UN-Embargo gegen Serbien und Montenegro verstoßen. Die Mannheimer Staatsanwaltschaft und die Zollfahndung Stuttgart berichteten am Freitag, es gebe Hinweise auf Transporte von Faustfeuerwaffen, Textilien, Elektroteilen und Lebensmitteln sowie dafür, daß Busunternehmen täglich aus großen Städten Baden-Württembergs nach Serbien führen. Sie transportierten aber nur wenige Touristen, sondern eher Ware.
KASSEL/FULDA. Der Wintereinbruch hat am Freitag in weiten Teilen Nordhessens zu erheblichen Verkehrsproblemen geführt. So mußte zum Beispiel die B 80, die im nördlichen Zipfel entlang der Weser verläuft, wegen einer Vielzahl umgestürzter Bäume gesperrt werden.
Nach Auskunft der zuständigen Polizeistelle konnten die unter der Schneelast zusammengebrochenen Bäume im Bereich zwischen Oberweser und Bad Karlshafen nicht beseitigt werden, weil ständig weitere Bäume umstürzten. Wann eine Räumung der Straße möglich sein wird, sei nicht absehbar, hieß es. Die Autos wurden großräumig umgeleitet.
Auf der Autobahn zwischen Kassel und Göttingen (A 7) stauten sich die Fahrzeuge am Freitag vormittag bis zu einer Länge von 20 Kilometern. Wie die Autobahnpolizei erklärte, war die Steigungsstrecke im Bereich der Werratal-Brücke vereist. Weil die Fahrzeuge "kreuz und quer" standen, seien auch die Streufahrzeuge nicht durchgekommen, hieß es.
Der Wintereinbruch hatte bereits am Donnerstag nachmittag auch in Kassel und Umgebung erhebliche Verkehrsprobleme verursacht. Innerhalb weniger Stunden waren rund zehn Zentimeter Schnee gefallen. Im Bereich Oberweser war die Schneedecke gestern nach Angaben der Polizei rund 20 Zentimeter dick.
Im Wintersportort Willingen (Upland) im Kreis Waldeck-Frankenberg haben sich die Bedingungen für Sportler dagegen verschlechtert. Der Schneefall vom Vortag ging über Nacht in Regen über und ließ die Schneedecke um die Hälfte auf zehn Zentimeter schmelzen. Am Freitag waren nur noch zwei Lifte in Betrieb; Langlauf-Loipen konnten nicht mehr präpariert werden.
Viel Geduld, eiserne Nerven und möglichst einen vollen Benzintank - das benötigten Tausende Autofahrer am Freitag vormittag auf der Autobahn A 4 in Richtung Osten. Zwischen Friedewald (Kreis Hersfeld-Rotenburg) und Eisenach (Thüringen) hatte sich seit den frühen Morgenstunden ein fast 30 Kilometer langer Stau gebildet.
Im Bereich des "Thüringer Zipfels" und des "Ransberges" im angrenzenden Thüringen kam es auf der schneeglatten Fahrbahn zu mehreren Unfällen, bei denen Lastzüge die Fahrbahn in Richtung Osten blockierten. Eine langsame Entspannung der Verkehrssituation war erst am Nachmittag zu erkennen.
Bereits in der Nacht zum Freitag war es in diesem Autobahnbereich zu einem "noch nie dagewesenen Chaos" und einem Stau von bis zu 20 Kilometer Länge gekommen. Nach den Schneefällen vom Donnerstag hatte sich auf der Fahrbahn zwischen Bad Hersfeld und Eisenach eine geschlossene Schneedecke gebildet.
Nach Informationen der Polizei ließen Lkw-Fahrer ihre Wagen stehen, weil sie aufgrund der Glätte nicht mehr weiterkamen. Dadurch entstand innerhalb kurzer Zeit eine Fahrzeugschlange, in der sich auch Räumfahrzeuge nicht "durchkämpfen" konnten. Die meisten Autofahrer mußten bis zu sechs Stunden warten, bis sie ihre Fahrt fortsetzen konnten. ari/ma
ADORF. Bei einem Raubüberfall auf eine Sparkassen-Zweigstelle im nordhessischen Diemelsee/Adorf (Kreis Waldeck- Frankenberg) hat ein bewaffneter Mann am Donnerstag abend 20 300 Mark erbeutet. Er bedrohte nach Mitteilung der Polizei den Zweigstellenleiter mit einer Pistole und bat - trotz ausgelösten Alarms - "höflich" um das Öffnen des Tresors und der Herausgabe des Geldes. Von dem maskierten Täter fehlt jede Spur. lhe
WIESBADEN. Hessische Jäger dürfen ihre zur Jagd auf Fuchs und Dachs bestimmten Teckel und Terrier künftig nicht mehr in sogenannten Schliefanlagen, also künstlich angelegten Fuchs- und Dachsbauten, ausbilden. Das hat Hessens Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) mit einem Erlaß verfügt. Bei der Ausbildung in Schliefanlagen werden keine Atrappen, sondern lebende Tiere, meistens Füchse, eingesetzt.
Blaul begründete das Verbot am Freitag in Wiesbaden mit dem Tierschutzgesetz, das das Abrichten an lebenden Tieren verbiete. Nicht nur der körperliche Kontakt zwischen jagenden und gejagtem Tier sei unvereinbar mit dem Tierschutzgesetz, sondern auch die Angst und Panik der Tiere in dieser Situation. Die bislang praktizierte Ausbildung diene vor allem der Aufwertung von Rassehunden, deren Marktpreis von der Zuchtwertprüfung erhöht werde. lhe
WIESBADEN. Die Arbeit in den hessischen Staatsanwaltschaften soll neu organisiert werden. Vorgesehen sei, die bisher übliche Arbeitsteilung zwischen Geschäftsstellen und Schreibdiensten aufzulösen und statt dessen Abteilungssekretariate einzurichten, teilte das Justizministerium am Freitag in Wiesbaden mit.
Damit könne die Arbeit flexibler gestaltet und die Motivation der Mitarbeiter erhöht werden. Das Konzept soll zuerst bei den Staatsanwaltschaften Frankfurt, Darmstadt und Limburg eingeführt werden. lhe
GIESSEN. In Mittelhessen sind erstmals mehr Männer als Frauen arbeitslos. Die Männer stellen mit einem Anteil von 52 Prozent mehr als die Hälfte der rund 16 400 Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Gießen. Grund dafür sei die Flaute in der Metallindustrie, erläuterte Arbeitsamtsdirektor Wolfgang Dohmen am Freitag in Gießen bei der Vorstellung der Arbeitsmarktbilanz 1992.
Die durchschnittliche Arbeitslosenquote in dem von Büdingen bis Alsfeld reichenden Bezirk lag 1992 bei 6,4 Prozent und war damit um 0,5 Prozent höher als 1991. Die Quote für 1992 liegt um 0,9 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 5,5 Prozent. Gleichzeitig kletterte die Zahl der Kurzarbeiter um mehr als das Doppelte auf 2349.
Ein Ende der bundesweit zu beobachtenden konjunkturbedingten Talsohle ist laut Dohmen nicht abzusehen. "Das Jahr 1993 wird hart", sagte er und kritisierte die Kürzungen der Bundesanstalt für Arbeit im Bereich der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Für 1993 erwarte Gießen nur noch rund 400 000 Mark, im vergangenen Jahr waren es rund 17 Millionen Mark. lhe
RIAD, 29. Januar (Reuter). Saudi-Arabien wird 48 britische "Tornado"-Jagdbomber kaufen. Das Rüstungsgeschäft wurde beim Besuch des britischen Premierministers John Major in Riad bekanntgegeben. Britische Regierungsvertreter wollten sich nicht zum Wert des Geschäfts äußern. Die Vereinbarung bildet die zweite Stufe eines Rüstungsabkommens von 1985. Bei der ersten Stufe hat London Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe und andere Rüstungsgüter geliefert.
PEKING, 29. Januar (Reuter). China hat die Entscheidung der Bundesregierung begrüßt, keine U-Boot-Verkäufe an Taiwan zuzulassen. Das meldete die amtliche Nachrichtenagentur Neues China am Freitag unter Berufung auf einen Sprecher des Außenministeriums. Am Donnerstag hatte der Bundessicherheitsrat einen Antrag auf den Bau zweier U-Boote endgültig abgelehnt. Das Auswärtige Amt hatte die Entscheidung mit grundsätzlichen Erwägungen gegen den Waffenhandel und einer Beeinträchtigung der deutschen Beziehungen zu China begründet, das Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet.
BONN, 29. Januar (Reuter). Als "politisch falsch" hat der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignaz Bubis, die Entscheidung Israels bezeichnet, rund 400 Palästinensern nach Libanon auszuweisen. Auch "menschlich und humanitär" sei eine Deportation nur schwer zu verstehen, sagte Bubis am Freitag im Deutschlandfunk. Die Abschiebung der Männer halte er für eine Überreaktion der israelischen Regierung. (Bericht Seite 2)
ZAGREB, 29. Januar (Reuter/AFP/AP). Der Peruca-Damm nördlich der kroatischen Küstenstadt Split ist bei Kämpfen zwischen kroatischen und serbischen Truppen offenbar schwer beschädigt worden. Die Nachrichtenagentur Reuter meldete, die Staumauer weise Löcher auf und beginne nachzugeben. Bei einem Dammbruch droht 20 000 Menschen im Tal von Sinj eine Katastrophe.
Der kroatische Rundfunk hatte zuvor gemeldet, daß keine unmittelbare Gefahr eines Dammbruchs bestehe. Ingenieure hätten die Staumauer in der Nacht überprüft. Vor der Inspektion hatten die kroatischen Behörden allerdings die Evakuierung der im Tal von Sinj lebenden Menschen erwogen. Der Stausee ist etwa 20 Kilometer lang. In dem Tal unterhalb des Dammes liegen etwa 20 Dörfer.
Entgegen der beschwichtigenden offiziellen Darstellung meldete Reuter, ein Soldat habe sich auf dem Damm mit einem Sprung in Sicherheit bringen müssen, als die Straße unter ihm zusammengebrochen sei und einen bereits bestehenden Krater in der Staumauer vergrößert habe. Die Minenexplosionen hätten die Schleusentore und den Kontrollraum zerstört und einen kontrollierten Wasserablaß unmöglich gemacht. Der Wasserstand falle sichtbar ab. Kroatische Truppen hatten am Donnerstag in Süddalmatien im Kampf gegen die Serben eine neue Front eröffnet und dabei auch die Region rund um den Staudamm angegriffen. Der Damm war im vergangenen Jahr von Kroaten oder Serben mit Minen gespickt worden. Seit Herbst hatte der Damm unter UN-Kontrolle gestanden. UN-Truppen hatten die Minen entschärft. Serben hatten das Gebiet allerdings in den vergangenen Tagen wieder besetzt und - nach Meldungen vom Donnerstag - den Damm wieder für eine Sprengung vorbereitet. Die Kroaten eroberten am Donnerstag abend den Staudamm nach schweren Gefechten zurück. Vor der Einnahme des Peruca-Staudammes durch kroatische Regierungstruppen zündeten nach kroatischen Angaben serbische Milizen mehrere Minen auf beiden Seiten der 180 Meter langen Staumauer. Nach offizieller Darstellung in Zagreb wurden die Friedenstruppen der UN gebeten, den Staudamm und das Kraftwerk zu überwachen.
Die schon seit Tagen dauernden Kämpfe zwischen Kroaten und Serben im Hinterland der dalmatinischen Küste wurden auch in der Nacht zum Freitag fortgesetzt. Vor allem im Hinterland der Küstenstadt Zadar kam es nach Angaben des kroatischen Rundfunks zu heftigen Artillerieduellen. Mehrere französische UN-Soldaten, die seit Tagen zwischen den Frontlinien verschollen waren, konnten nach diesen Angaben inzwischen aus der Gefahrenzone evakuiert werden.
Rund einhundert serbische Frachtschiffe sind nach Erkenntnissen von US- Geheimdiensten auf dem Weg in die Ukraine, um dort Öl zu laden. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Regierungskreisen in Washington. In den vergangenen Tagen waren zwei serbische Schiffskonvois, die Treibstoff geladen hatten, unter Bruch des UN-Embargos auf der Donau über Bulgarien und Rumänien nach Serbien gelangt. Die Behörden beider Länder hatten vergeblich versucht, die Blockadebrecher aufzuhalten.
Das ukrainische Außenministerium in Kiew gab bekannt, man lasse Berichte überprüfen, wonach serbische Donauschiffe in der Ukraine mit Treibstoff beladen worden seien. Der Leiter der ukrainischen Zollverwaltung, Eduard Miroschnitschenko, gab an, in ukrainischen Häfen seien keine jugoslawischen Fahrzeuge beladen worden. Er äußerte die Mutmaßung, daß die Serben die Ladung auf See direkt von Tankern übernommen haben könnten.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen forderte die Ukraine, Rumänien und Bulgarien in der Nacht zum Freitag auf, die von den UN beschlossene totale Handelsblockade gegen Serbien und Montenegro zu respektieren. Der Sicherheitsrat sei "extrem besorgt" über Meldungen, daß serbische Öl-Konvois die Donau aufwärts führen, sagte sein amtierender Präsident Yoshio Hatano.
In der rumänischen Hauptstadt Bukarest wurde offiziell bekannt, daß Rumänien und Bulgarien Schiffe und Helikopter an der Grenzstation Calafat-Vidin zusammengezogen haben, um gemeinsam in Zukunft einen Bruch des Embargos zu verhindern. Der Botschafter Rest-Jugoslawiens in Bukarest, Desimir Jetvic, wurde von den rumänischen Behörden darüber informiert, daß rumänische und bulgarische Einheiten zukünftig serbische Blockadebrecher stoppen wollen.
WIESBADEN, 29. Januar (Reuter). Der Preisanstieg in den alten Bundesländern hat sich im Januar nach ersten Berechnungen deutlich beschleunigt. Der Preisindex für die Lebenshaltung aller Privathaushalte werde nach vorliegenden Ergebnissen aus vier Ländern voraussichtlich um 1,1 Prozent höher liegen als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Im Jahresvergleich ergebe sich damit ein Anstieg um 4,4 Prozent nach 3,7 Prozent im Dezember. Zu dem Anstieg der Inflationsrate habe allein die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar einen halben Prozentpunkt beigetragen, hieß es in der Mitteilung.
ZAGREB, 29. Januar (Reuter/dpa/AFP/AP). Bei den Gefechten in der von Serben beherrschten kroatischen Region Krajina ist der Peruca-Staudamm so stark beschädigt worden, daß ein Bersten des Dammes und damit eine Katastrophe nicht ausgeschlossen wurde. Der kroatische Ministerpräsident Hrvoje Sarinic versicherte am Freitag abend allerdings, die Risse und Löcher seien abgedichtet worden. Falls sich die Lage aber wieder verschlimmere, seien die Behörden auf die Evakuierung der Bewohner des Tales von Sinj unterhalb des Dammes vorbereitet. In den dortigen Dörfern leben nach unterschiedlichen Angaben 20 000 bis 60 000 Menschen.
Kroatische Einheiten hatten den Damm in Süddalmatien am Donnerstag nach heftigen Gefechten eingenommen. Nach ihren Angaben zündeten serbische Milizen bei ihrem Rückzug mehrere Sprengladungen. Dadurch seien die Staumauer, Schleusentore und der Kontrollraum zerstört worden.
Die Serben wiesen diese Darstellung zurück. "Eventuelle Schäden am Damm haben kroatische Granaten verursacht", sagte ein örtlicher serbischer Kommandant Radio Belgrad. Eine Reporterin meinte, daß "überhaupt keine Gefahr eines Einsturzes besteht".
Sowohl Kroaten als auch Serben sprachen sich am Freitag dafür aus, den Damm wieder unter Kontrolle der Vereinten Nationen (UN) zu stellen. UN-Soldaten waren bis Mitte der Woche in dem Gebiet stationiert gewesen. Nach Angaben des kroatischen Fernsehens gelang es Hilfskräften unter Lebensgefahr, durch Öffnen der beschädigten Schleusen den Wasserstand im Peruca-Stausee langsam abzusenken. Der Stausee ist etwa 20 Kilometer lang und faßt nach Agenturangaben 540 Millionen Kubikmeter Wasser. Das Wasserkraftwerk versorgt Süddalmatien mit Strom.
Nach Berichten von Augenzeugen vom Freitag morgen war unter dem Damm Wasser hervorgequollen. Gewaltige Wassermassen strömten in das Tal, in dem etwa 20 Dörfer lägen, hieß es. Bewohner des Dorfes Rumina unterhalb der Staumauer teilten mit, der Wasserstand des durch ihr Dorf fließenden Flusses steige rasch an. Journalisten berichteten, die Staumauer weise mehrere Löcher auf. Die Straße über die Mauer sei in der Mitte eingesackt. Der kroatische Rundfunk hatte am Morgen gemeldet, es bestehe keine unmittelbare Gefahr eines Dammbruchs. In Korrespondentenberichten aus dem Krisengebiet hieß es, die Gefahr sei zunächst von den Behörden offenbar bewußt heruntergespielt worden, um eine Massenpanik zu verhindern. Die Europäische Gemeinschaft (EG) forderte den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman auf, die Offensive in der Krajina-Region zu stoppen. In seiner Eigenschaft als EG- Ratspräsident schrieb der dänische Außenminister Niels Helveg Petersen an Tudjman, die Offensive setze alle Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung aufs Spiel. Das gelte für die Konflikte in Kroatien ebenso wie für alle anderen Krisen im früheren Jugoslawien.
Dennoch kämpften Kroaten und Serben in der Krajina auch am Freitag weiter. Der kroatische Rundfunk meldete, in der Umgebung der Stadt Sibenik an der Adria-Küste hätten sich kroatische und serbische Verbände gegenseitig mit Granatfeuer belegt. Die Serben hätten zudem kroatische Ziele nördlich der Hafenstadt Zadar mit Artillerie und die Gegend des Damms mit Raketenwerfern beschossen.
Die Serben ließen elf von 21 UN-Polizisten frei, die sie seit Sonntag in ihrer Gewalt hielten.
Die Behörden der Stadt Bajina Basta an der Grenze zwischen Ostbosnien und Jugoslawien teilten nach Angaben der Nachrichtenagentur Tanjug mit, moslemische Einheiten hätten ein nahegelegenes Wasserkraftwerk beschossen.
(Weitere Berichte Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
Firmen-Telegramm
ABB erhöht Spannung in Brünn Der schwedisch-schweizerische Elektro- und Maschinenbaukonzern ABB übernimmt die tschechische Stromverteiler-Firma EJF in Brünn, die mit rund 2000 Beschäftigten rund 50 Millionen Mark umsetzt. Durch das Engagement erhöht sich die Gesamtzahl des ABB-Personals in der jungen Republik auf 6500. Systemabsturz bei Cap Gemini Der europäische Marktführer für Software und EDV-Dienstleistungen, Cap Gemini Sogeti, ist 1992 erstmals in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen, an dem die Daimler-Tochter Debis mit 34 Prozent beteiligt ist, fuhr 80 Millionen Franc (rund 24 Millionen Mark) Verlust ein. Im Vorjahr war noch ein Gewinn von 560 Millionen Franc herausgesprungen. Fiat schrammt an Verlust vorbei Der Turiner Autokonzern Fiat ist nach vorläufigen Schätzungen 1992 nur knapp an der Verlustzone vorbeigerutscht. Der Betriebsgewinn lag nur wenig über dem Break Even-Punkt, obwohl der Umsatz um 4,6 Prozent auf 59,1 Billionen Lire (75,1 Milliarden Mark) stieg.
MÜNCHEN (rtr). Mit einer rigorosen Schrumpfkur will sich der Schweinfurter Kfz-Zulieferer FAG Kugelfischer vor der drohenden Pleite retten. Kajo Neukirchen, der als Berater angeheuert wurde, kündigt für dieses Jahr den Abbau von insgesamt 6500 Stellen und den Verkauf von Konzernteilen an, durch den weitere 6500 Arbeitsplätze abgegeben werden sollen. Falls der scharfe Sanierungskurs nicht gelinge, "sind wir nicht so weit von der Notwendigkeit eines Kapitalschnitts entfernt", sagt Neukirchen.
Im vergangenen Jahr stürzte der Wälzlagerhersteller tief in die Verlustzone. 330 nach zuvor 81 Millionen Mark Miese werden ausgewiesen. Der Umsatz knickte um fast acht Prozent auf etwa 3,6 Milliarden Mark ein. Der operative Verlust betrug nach Neukirchens Worten 250 Millionen Mark. Der frühere Hoesch-Chef peilt für dieses Jahr ein Geschäftsvolumen von rund drei Milliarden Mark an. FAG werde sich von Konzernteilen trennen, die für Erlöse von zirka 800 Millionen stehen. Durch die geplanten Verkäufe soll die Firma auf das Wälzlagergeschäft konzentriert werden.
Gespräche mit Interessenten an den betroffenen in- und ausländischen Konzernteilen laufen angeblich bereits. Allerdings müsse "das Tempo jetzt verschärft werden", sagt Neukirchen: "Wir müssen das in diesem Jahr über die Bühne bringen."
Die bei FAG Kugelfischer engagierten Kreditinstitute - unter ihnen Dresdner Bank, Commerzbank, Bayerische Vereinsbank und Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank - haben laut Neukirchen einen Pool gebildet, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern, das mit zwei Milliarden Mark verschuldet ist. Von den Verbindlichkeiten entfallen 1,2 Milliarden auf Geldhäuser. Als Sicherheiten dafür habe FAG große Teile der Aktivseite, darunter Gebäude und Grundstücke, an die Kreditinstitute abgetreten.
Trennen will sich Kugelfischer unter anderem von der Deutschen Kugellagerfabrik (DKFL) in der Ex-DDR. Neukirchen verhandelt in dieser Sache schon mit der Treuhandanstalt. Für ihn stelle sich die Frage, "geht ein Konzern wegen seines Ostengagements über die Wupper oder nicht", erklärt der von den Banken entsandte FAG-Feuerwehrmann. Die 2600 DKFL-Beschäftigten sind im übrigen noch nicht in den 13 000 bei Kugelfischer wegfallenden Stellen enthalten.
Als Gründe für die Schieflage der Firma führt Neukirchen unter anderem auch den erheblichen Materialeinsatz und die umfangreiche Fertigungstiefe an. Die Personalkosten hätten am Umsatz einen Anteil von 50 Prozent. "In Deutschland gibt es kein weiteres Unternehmen mit diesem Anteil", behauptet der Berater, der den Vorsitz im Aufsichtsrat übernehmen will. Vorstandschef und Familiengesellschafter Fritz Fischer wird sich zudem aus dem Management verabschieden. Auf die Frage, ob er nach der Sanierung den Chefsessel einnehmen will, antwortet Neukirchen: "Definitiv nein."
MOSKAU, 29. Januar (Reuter). Die Moskauer Behörden wollen der wachsenden Kriminalität in der russischen Hauptstadt mit dem Einsatz von Fallschirmjägern begegnen. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Freitag mit, die Soldaten sollten Polizeistreifen verstärken und sich an Polizeieinsätzen beteiligen. Wie schon vor zwei Jahren solle jeweils ein Soldat zwei Polizisten begleiten. Die damalige Einsatzverstärkung, bei der hauptsächlich unerfahrene Wehrpflichtige den Patrouillen zugeteilt worden waren, war Ende 1991 fallengelassen worden.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte mit, die Stadt habe den Soldaten im Gegenzug für ihre Hilfe 300 000 Quadratmeter Quartierraum in Aussicht gestellt. Nach dem Abzug der ehemals sowjetischen Truppen aus Deutschland und den osteuropäischen Ländern braucht die Armee dringend Unterkünfte für ihre Soldaten.
RAVENSBURG, 29. Januar (Reuter). Die Explosion in einem Schützenhaus im schwäbischen Argenbühl wurde vermutlich durch den verbotenen und unsachgemäßen Gebrauch von Gewehrmunition ausgelöst. Bei dem Explosionsunglück waren am Mittwoch abend fünf Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Die in dem Schießstand unzulässige Gewehrmunition sei am Unglücksabend offenbar aus einer Pistole abgefeuert worden, teilte die Ravensburger Polizei am Freitag mit. Die Pulverreste hätten deshalb den kurzen Lauf noch glühend verlassen und alte Pulvereinlagerungen im Schießstand "verpuffungsartig abgebrannt".
Die kurzläufige Kipplaufpistole des Typs "Contender", die sich außerdem durch "extremes Mündungsfeuer" auszeichne, habe einem der Getöteten gehört, teilte die Polizei weiter mit.
Nach vorläufigen Obduktionsergebnissen seien die fünf Getöteten an einer Kohlenmonoxyd-Vergiftung gestorben, hieß es in der Polizeimeldung.
MOSKAU, 29. Januar (Reuter). Nach einem blutigen Zwischenfall an der Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan hat die tadschikische Regierung den vorläufigen Ausnahmezustand über die Grenzregion verhängt. Nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass waren am Donnerstag fünf Schmuggler von russischen Soldaten getötet worden, die die Grenze der früheren Sowjetrepublik schützen. Die tadschikische Regierung wirft afghanischen Mudschaheddin-Gruppen vor, radikale Moslems im Lande mit Waffen zu versorgen und auszubilden. Bei Kämpfen zwischen Regierung und den Moslems sind Hunderte von Menschen getötet worden.
MELBOURNE, 29. Januar (sid). Michael Stich ist bei den Australian Open der Tennisprofis in Melbourne im Halbfinale ausgeschieden. Der Wimbledonsieger von 1991 unterlag dem Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger Jim Courier (USA) vor rund 12 000 Zuschauern 6:7 (4:7), 4:6 und 2:6. Das Match dauerte zwei Stunden und 17 Minuten. Im Finale am Sonntag trifft Courier nun auf den an Position zwei eingestuften Schweden Stefan Edberg, der sich gegen den US- Amerikaner Pete Sampras mit 7:6 (7:5), 6:3, 7:6 (7:3) durchsetzte.
Peter-Michael Kolbe ist stinksauer. "Das ist ein klarer Rückschlag für unseren Sport", schimpfte der 39 Jahre alte Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes (DRV). Der Grund für Kolbes Ärger: Die aktuellen Beschlüsse des Weltverbandes (FISA), der dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) praktisch die Selbstbeschneidung anträgt. Demnach will die FISA bei Olympischen Spielen nur noch maximal 600 Athleten zulassen, außerdem soll das umstrittene Leichtgewichts-Rudern ins olympische Programm gehievt werden.
Besonders Punkt zwei stößt den Deutschen übel auf. Kein Wunder, schließlich hatte sich der nationale Rudertag noch Ende letzten Jahres in Magdeburg strikt gegen die Aufnahme der "Dünnbeine" ins Olympische Programm und die damit verbundene Streichung von drei Schwergewichts-Klassen ausgesprochen.
Die Diskussion um Sinn und Unsinn des Leichtgewichts-Ruderns läuft seit Jahren auf Hochtouren. Hauptargument der Befürworter: Rund 70 Prozent der Weltbevölkerung erfüllt die Leichtgewichts-Voraussetzung von maximal 72,5 kg bei Männern und 57,5 kg bei Frauen. Durch die Einführung der Leichtgewichts-Ruderei erhoffen sich vor allem Südamerikas und Asiens Ruderer Chancengleichheit.
Für Kolbe ist das kein Argument: "Jetzt werden sich die klassischen Ruder- Nationen mit ihrem Know how und ihrem Geld auf die Leichtgewichts-Ruderei werfen, und dann haben die anderen wieder keine Chance." Abgesehen davon werde das Wettkampf-Programm völlig unübersichtlich - im Gegensatz zu den IOC-Forderungen -, meint Kolbe: "Jetzt gibt es insgesamt vier Entscheidungen im Doppelzweier." sid
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF muß sich auf verstärkte Boykott-Drohungen der Athleten für die Weltmeisterschaften in Stuttgart einstellen. Dies spiegeln Reaktionen wider, nachdem die IAAF ihre Finanzen offenbarte. Statt der 91 Millionen Dollar an TV-Einnahmen verfügt der Weltverband im Vier-Jahres- Zeitraum 1992 bis 1995 über rund 220 Millionen. Die Manager waren bezüglich ihrer Forderungen nach Prämien für ihre Athleten von 91 Millionen ausgegangen.
"Das wird die Tendenz zu einem WM- Boykott verstärken. Auch die Manager von Carl Lewis und Sergej Bubka haben inzwischen erklärt, daß ihre Athleten nicht länger leer ausgehen wollen, wenn der Weltverband aufgrund seiner publikumswirksamen Stars solch hohe Einnahmen verzeichnet", sagt Jos Hermens, der neben Dieter Baumann weitere Olympiasieger und Weltmeister betreut.
Nachdem die Einnahmen in der Vergangenheit stets ein Tabu wahren, klärte Schatzmeister Robert Stinson erstmals über die stattlichen Summen auf, die in die IAAF-Kasse fließen. Demnach belaufen sich die Fernseh-Honorare (EBU, NBC und Japan) auf 124 Millionen Dollar. Hinzu kommen mindestens 48 Millionen Dollar garantierter Einnahmen aus dem Vermarktungs-Vertrag der IAAF mit der ISL, die inzwischen sogar einen Vertrag für den Zeitraum 1996 bis 1999 erhielt.
August Kirsch, deutsches Council-Mitlied im Weltverband, glaubt, daß die Erträge aus dem ISL-Kontrakt einschließlich Sachleistungen einen Wert von "eher 100 als 50 Millionen Dollar" darstellen. Der Präsident des Organisations-Komitees der WM schätzt die IAAF-Einnahmen bis 1995 auf mindestens 200 und vielleicht sogar über 220 Millionen Dollar.
Seit Tagen fiebern die spanischen Fußball-Fans dem kommenden Samstag entgegen. Das Verfolgerduell zwischen den ewigen Rivalen Real Madrid und FC Barcelona zum Rückrunden-Start spaltet die Nation in zwei Lager. "Für uns ist es das erste von vielen Endspielen. Wenn wir weiter um den Titel mitreden wollen, müssen wir gewinnen. Für Real steht viel mehr auf dem Spiel als für Barcelona", sagt Madrids Präsident Ramon Mendoza vor dem Duell der Giganten.
Mit 27:11 Zählern liegt der Rekordmeister hinter dem Sensationsteam von Deportivo La Coruna (30:8) und "Barca" (28:8) auf dem dritten Platz. Eine mißlungene Revanche für das 1:2 zum Saisonauftakt in der Olympiastadt würde wohl das zumindest vorläufige Ende aller Träume vom 26. Meistertitel für die "Königlichen" bedeuten. "Fünf Punkte Rückstand vor allem auf Barcelona wären in den restlichen Spielen nur schwer wieder einzuholen", erklärt Mendoza.
Zusätzliches Öl ins Feuer schüttete am Mittwoch Reals Mittelfeldspieler Luis Milla. In einem Radio-Interview behauptete er, ein Spieler aus Barcelona hätte ihm vor dem letzten Spiel der vergangenen Saison in Teneriffa 40 Millionen Peseten (umgerechnet rund 550 000 Mark) für "ein schlechtes Spiel" geboten, wollte aber nicht den Namen des "Spenders" nennen.
Milla will nach eigenen Angaben sofort seinen damaligen Trainer Leo Beenhakker über die Offerte unterrichtet haben, der ihn dann aber gegen den Willen von Präsident Mendoza doch gegen Teneriffa einsetzte. Obwohl Milla ein glänzendes Spiel zeigte, verlor Madrid nach einer 2:0- Führung den Titel greifbar nah vor Augen noch 2:3 und mußte Barcelona im letzten Moment noch vorbeiziehen lassen.
"Das ist reine Provokation", konterte Barcelonas Präsident Jose Luis Nunez, "Milla will sich nur interessant machen. Ich weigere mich, auf dieses miese Spiel zu reagieren." Allgemein schenkt man Millas Vorwürfen nur wenig Glauben. Vielmehr wird hinter seinen Behauptungen eine Retourkutsche vermutet, weil er 1990 von "Barca"-Trainer Johan Cryuff ausgemustert und nach Madrid abgeschoben worden war.
Unterdessen laufen die Sicherheitsvorbereitungen schon auf Hochtouren. Rund 1000 Polizeikräfte und private Sicherheitsdienste sind im Einsatz. Die Fan- Busse der gefürchteten "Boixos Nois" (dummen Jungs) aus Barcelona sollen bereits ab der Autobahn zum Stadion "eskortiert" und nach dem Spiel direkt wieder auf die Rückreise geschickt werden.
Das Stadion Santiago Bernabeu ist natürlich längst ausverkauft. Die 90 000 Fans bescheren Real eine Einnahme von rund 1,8 Millionen Mark. Sitzplätze kosten bei Topzuschlag zwischen 50 und 120 Mark, Stehplatz-Tickets 14 statt wie üblich sieben Mark.
Die Statistik spricht für Real. Der letzte Sieg Barcelonas in Madrid datiert aus der Saison 1984/85, "König" Johan Cryuff holte in Bernabeu nur ein Remis aus seinen bislang vier Spielen als Trainer des Europapokalsiegers und Titelverteidigers. Die letzte Heimniederlage Reals liegt schon fast zwei Jahre zurück.
Beide Teams können voraussichtlich in Bestbesetzung zum dem Schlager auflaufen, der auch das Duell zwischen Reals Torjäger Ivan Zamorano (14 Tore) und Barcelonas Stürmerstar Christo Stojtschkow (16) ist. Lediglich Real-Mittelfeldspieler Hierro ist leicht angeschlagen, sagt aber: "Ich würde auch mit einem Bein spielen." sid
Das gute Stück hat im Dortmunder Trophäenschrank schon einen festen Platz - rausrücken muß die Borussia den Pokal jedenfalls nicht mehr. Schließlich dominierte der Bundesligist das Hallenmasters zuletzt dreimal hintereinander und zwang den Deutschen Fußball- Bund (DFB) damit, einen neuen Cup in Auftrag zu geben. Auf diesen Pokal haben es die Dortmunder bei der siebten Masters-Auflage am Samstag und Sonntag in der Münchner Olympiahalle erneut abgesehen.
Die Chancen stehen nicht schlecht. Erst am vergangenen Dienstag unterschrieb der Ex-Stuttgarter Matthias Sammer bei den Borussen und wird in München erstmals im schwarz-gelben Dreß auflaufen. Zudem kann Trainer Ottmar Hitzfeld beim mit 1,9 Millionen Mark dotierten Turnier "Schlitzohr" Frank Mill aufbieten, der im vergangenen Jahr mit sechs Treffern nicht nur Torschützenkönig wurde, sondern auch zum besten Spieler gekürt worden war, was Mill insgesamt 6000 Mark zusätzlich beschert hatte.
Der 34jährige versucht indes die Erwartungen zu dämpfen. "Ich glaube nicht, daß wir so stark sind wie im letzten Jahr", sagt Mill, der in München sein definitiv letztes Hallen-Turnier bestreiten wird: "Meine Knochen machen das nicht mehr mit." Mills Favorit ist ausgerechnet Gastgeber Bayern München. Nicht zuletzt deshalb, weil "die den Ex-Borussen Thomas Helmer haben". Es bleibt abzuwarten, ob das ausreicht.
Denn die Münchner dürften derzeit ganz andere Sorgen plagen. Knapp drei Wochen vor dem Bundesliga-Start sind in Jorginho (Kapselriß im Knöchel), Michael Sternkopf (Innenband rechtes Knie gerissen) und Olaf Thon (Schulter ausgekugelt) gleich drei Stammspieler verletzt. Kein Wunder, daß Bayern-Manager Uli Hoeneß für die Beibehaltung des derzeitigen Reglements und vehement gegen die Pläne zur Einführung einer Hallen-Bundesliga ist.
"Wenn es für jeden Spieler um höhere Prämien geht, ist der Spaß doch weg, dann geht's richtig zur Sache", erklärt Hoeneß und fügt an: "Was nutzt mir ein Riesenspektakel, wenn mir in der Bundesliga dann die Spieler wegen Verletzung fehlen?"
Der finanzielle Anreiz ist indes schon jetzt hoch. Jeder der acht Teilnehmer, Bayern München, Borussia Dortmund, Pokalsieger Hannover 96, Meister VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Köln, Chemnitzer FC und Hamburger SV kassiert als Antrittsprämie 120 000 Mark. Der Sieger des Endspiels am Sonntag (17.20 Uhr) erhält zusätzlich 75 000 Mark, der Zweitplazierte immerhin noch 50 000 Mark.
Als Zuschauermagnet hat sich das Hallen-Finale, das im kommenden Jahr wieder in Dortmund ausgetragen werden soll, bereits jetzt erwiesen. Lediglich für Samstag ist noch ein Rest-Kontingent von 500 Karten vorhanden, aber am Sonntag ist die Münchner Olympiahalle (10 000 Zuschauer) bereits restlos ausverkauft.
Breites Interesse bekunden auch die TV-Anstalten. So haben sich ARD und ZDF ihre Live-Übertragungsrechte mit 700 000 Mark erkauft. Das ZDF sendet das "Aktuelle Sportstudio" am Samstag im Rahmen der Masters-Party aus der Olympiahalle. Zusätzlich berichten vom Münchner Budenzauber die Privatsender SAT 1 und RTL in Ausschnitten oder während ihrer Sport- und Nachrichten- Sendungen. sid
Die Stunde der Klarheit schlägt in Oberwiesenthal: Bei den Deutschen Meisterschaften am Fuße des erzgebirgischen Fichtelberges fallen endgültig die Würfel über die Zusammensetzung der Teams, die den Deutschen Ski-Verband (DSV) bei den Weltmeisterschaften in Falun vertreten sollen.
Bei den Langläufern sorgte zuletzt vor allem Peter Schlickenrieder vom Schliersee für Furore, der beim Weltcup im slowenischen Bohinj über 15 km (Freistil) auf den 13. Platz und damit in die unmittelbare Weltelite lief. Bundestrainer Georg Zipfel hat damit neben Jochen Behle (Willingen) und Johann Mühlegg (Marktoberdorf) einen dritten Trumpf in der Tasche, sucht einzig noch einen vierten Mann für die Staffel.
Erster Anwärter ist der Oberwiesenthaler Jan Fiedler, der zwar nicht gerade als "Reißer" gilt, aber für ansprechende Plazierungen immer gut ist. Auch Walter Kuß, der Schwarzwälder aus Furtwangen, hat sich wieder in die erste Mannschaft vorgearbeitet. Im Weltcup allerdings konnte er noch nicht überzeugen. Ähnliches gilt für den Oberhofer Torald Rein. Zudem ließen die ehemaligen DDR- Topläufer Uwe Bellmann und Holger Bauroth (beide Hirschau) jüngst mit guten Plazierungen im Alpencup aufhorchen.
"Keiner hat einen Bonus. Wer Leistung bringt, ist dabei", läßt Zipfel keinen Zweifel an der Qualifikations-Allmacht der Titelkämpfe im Erzgebirge. Die aber müssen Behle, Mühlegg und wohl auch der Newcomer Schlickenrieder nach den bisherigen Saisonresultaten nicht mehr fürchten.
Zerfahren ist hingegen die Situation bei den Langläuferinnen. Disziplintrainer Jürgen Wolf muß allwöchentlich von Montag bis Donnerstag Schuldienst leisten, steht erst danach voll für seine Aufgabe im DSV zur Verfügung. So liefen die Frauen im Saisonverlauf der Weltspitze zumeist um Minuten hinterher. Nicht zuletzt deshalb, weil die Oberhofer Top- Läuferin Gabriele Heß krankheitsbedingt nicht zur Verfügung steht und auch Manuela Oschmann (Zella-Mehlis) erneut erkrankt ist. Dagegen hofft Wolf weiter auf Simone Opitz (Zella-Mehlis), auch wenn diese bislang ebenfalls im Weltcup fehlte. Eine Leitfigur, wie sie die 29jährige in der Vergangenheit abgab, brauchen die Nachwuchsläuferinnen Anke Schulze (20/Willingen), Katrin Apel (19/Oberhof) und Constanze Blum (20/Zella-Mehlis), um ihr Falun-Ziel zu verwirklichen.
Sie wollen in der Staffel unter die besten Acht kommen und sich direkt für die Olympischen Spiele in Lillehammer qualifizieren. sid
Der rabenschwarze Abend endete mit einer niederschmetternden Nachricht aus dem Krankenhaus: Center Christian Welp, mit ausgekugeltem rechten Arm eingeliefert, wird dem Deutschen Basketball-Meister TSV Bayer 04 Leverkusen im Kampf um einen Play-off-Platz in der "Europaliga" nicht zur Verfügung stehen. Mindestens sechs Wochen Zwangspause prophezeiten die Ärzte dem ehemaligen NBA-Profi.
Die 73:78 (42:48)-Niederlage im Heimspiel gegen den französischen Titelträger Vrai-Pau Orthez schmerzte folglich doppelt. Welp, der rund zehn Minuten vor dem Ende ausscheiden mußte, weil der 2,30-m-Koloß Gheorge Muresan ihm in der Manier eines Karate-Kämpfers mit der Handkante auf den Arm geschlagen hatte, war ein Opfer des "Basketball brutal" in der Wilhelm-Dopatka-Halle. Daß das Foul des Rumänen ungeahndet blieb, paßte in das Bild einer skandalösen Schiedsrichter-Leistung.
Als "Komödie" hatte Referee Vicente Sanchez aus Spanien Christian Welps schmerzverzerrtes Gesicht gegenüber Bayer-Coach Dirk Bauermann interpretiert und damit eine Härte provoziert, die zu eskalieren drohte. Es war Glück, daß zumindest die Spieler halbwegs besonnen blieben.
Welps Verletzung, die fünfte Niederlage gegen einen unmittelbaren Konkurrenten um einen Play-off-Platz (Rang eins bis vier) und schwache Schiedsrichter - das Glück haben die Leverkusener derzeit nicht auf ihrer Seite. Der Abend begann bereits verkorkst, zumal Nationalspieler Henning Harnisch - am Ende mit 19 Punkten erfolgreichster Werfer der Begegnung - die mit 4500 Zuschauern ausverkaufte Arena erst 20 Minuten vor dem Anpfiff erreichte, weil er in Köln in einen Verkehrsunfall verwickelt war. Ein verschlafener Start der ersten Fünf mit einem 4:16-Rückstand nach vier Minuten folgte.
Coach Bauermann, sichtlich verärgert, bewies Mut zum Risiko und wechselte seine fünf Stars komplett aus. "Es fehlte jegliche Einstellung. Ich wollte ein Signal setzten. Es war gewagt, wir hätten auch mit 25 Punkten in Rückstand geraten können", erklärte er. Doch Deuster, Förster und Co. bestätigten das Vertrauen und bliesen unter dem frenetischen Jubel der Kulisse zur Aufholjagd.
Doch selbst auf die einmalige Führung der Leverkusener in der 28. Minute (56:54) hatten die Franzosen - mit Unterstützung der Schiedsrichter - eine Antwort parat und nahmen schließlich Revanche für das 82:85 im Hinspiel. "Hätten wir die ersten fünf Minuten so gespielt wie in der zweiten Halbzeit, das Spiel hätten wir dennoch gewonnen", resümierte Bauermann. Seinem Frust folgte die Trotzreaktion: "Ich freue mich auf das Spiel gegen Zadar, um zu sehen, wie die Mannschaft auf diese schwierige Situation reagiert. Wir geben nicht auf."
Ein Sieg gegen die Kroaten am kommenden Mittwoch in Zagreb - laut Beschluß des Weltverbandes (FIBA) - sowie in den beiden Heimspielen gegen Mechelen und Estudiantes Madrid haben die Leverkusener nun auf der Rechnung. Alle drei Teams haben ihre Chancen auf die Play-offs bereits verspielt. Manager Otto Reintjes: "Ohne Christian Welp wird es nun doppelt schwer." sid
Die Kontroll- und Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hat am Freitag in Zürich zahlreiche Strafen im Zusammenhang mit dem Geschehen auf den europäischen Fußballfeldern im letzten Herbst verhängt: Wegen Zuschauerausschreitungen müssen Real Saragossa zweimal, KV Brügge und Sigma Olmütz je einmal in kommenden Europacup-Heimpartien unter Ausschluß der Öffentlichkeit antreten.
Zur höchsten Buße von 50 000 Schweizer Franken wurde Atletico Madrid verurteilt, weil es sich weigerte, Paulo Futre am 11. November für das Länderspiel Bulgarien - Portugal freizustellen. Unsportliches Verhalten seiner Fans im Meister-Pokal gegen Brügge (9. Dezember) kostet Olympique Marseille 40 000 Franken.
AC Mailand (25 000 Franken) und AS Rom (20 000 Franken) wurden bestraft, weil anläßlich der Europacupspiele gegen Göteborg beziehungsweise Galatasaray am 25. November Feuerwerk gezündet oder Gegenstände auf den Platz geworfen wurden.
Ajax Amsterdam muß aus demselben Grund insgesamt 27 000 Franken bezahlen, da sich solche Vorkommnisse in beiden Partien gegen Kaiserslautern ereigneten. Die Lauterer ihrerseits kamen auch nicht ungeschoren davon. 7000 Schweizer Franken verlangt die UEFA vom Klub für die Ungehörigkeiten seiner Fans, 2000 Franken resultierten aus dem Hinspiel in Amsterdam und 5000 aus dem Rückspiel auf dem Betzenberg. dpa/sid
SG Wallau-Massenheim - TV Niederwürzbach 25:20 (12:9) - Tore: Schwalb (8/2), Beuchler (5), Stoschek (4), Oster (3), Schoene (3), Fuhrig (1), Scholz (1) für Wallau-Massenheim. - Schmitt (8), Schwarzer (4), Hartz (3/3), Olsson (3), Kalbitz (2) für Niederwürzbach. - Zuschauer: 3000.
SC Magdeburg - HCE Rostock 25:14 (13:5) - Tore: Jankevicius (8/5), Fink (4), Winselmann (3), Michel (3), Benecke (2), Triepel (2), Fiedler (1), Liesegang (1), Stiebler (1) für Magdeburg. - Borchardt (5/1), Steinke (3), Schmidt (2), Weißheitel (1), Sovadina (1), Feldbinder (1/1), Ganschow (1) für Rostock. - Zuschauer: 2200.
SG Leutershausen - TBV Lemgo 16:15 (6:6) - Tore: Voinea (5/4), Croy (3), Kunze (2), Roth (2), Löhr (1), Grupe (1), Nagel (1), Schuppler (1) für Leutershausen - Zerbe (7), Blatter (3/3), Bezdicek (2), Ziegler (2), Lause (1) für Lemgo. - Zuschauer: 1700.
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte geplant, aus der DDR geflüchtete Sportler und Trainer gewaltsam aus der Bundesrepublik zu verschleppen. Ziel solcher Versuche war zum Beispiel der Ruder-Trainer Richard Wecke. Die Fußball-Nationalspieler Falko Götz und Dirk Schlegel waren Objekte verdeckter Observationen. Dies geht nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des Deutschlandfunks aus der Anklage hervor, die die Generalbundesanwaltschaft beim Kammergericht in Berlin erhoben hat.
Demzufolge bediente sich die für "Observationen und Ermittlungen" zuständige Stasi-Hauptabteilung VIII zahlreicher Bundesbürger.
Nach Unterlagen des Generalbundesanwalts hat die DDR-Staatssicherheit auch anläßlich der Olympischen Sommerspiele 1972 in München und während der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 auf dem Boden der Bundesrepublik gearbeitet.
Ausspioniert wurden unter anderem auch die in die Bundesrepublik zu Eintracht Frankfurt gewechselten Fußballer Norbert Nachtweih und Jürgen Pahl. Im Fall des 1983 tödlich verunglückten Fußballers Lutz Eigendorf von Eintracht Braunschweig hat die Berliner Staatsanwaltschaft "wegen Indizien für Fremdverschulden" die Ermittlungen wieder aufgenommen. sid
Der EC Ratingen sorgt in der Eishokkey-Bundesliga weiter für Furore. Die "Löwen" gewannen beim ESV Kaufbeuren mit 5:4 und verbuchten damit aus den letzten sieben Spielen 13:1 Punkte. Der Aufsteiger hat damit weiterhin gute Chancen, sich für die Play-off-Runde der besten acht Teams zu qualifizieren. Drei Tore durch zweimal LaVallee und Cazacu im zweiten Drittel sorgten für die Vorentscheidung zugunsten der Ratinger "Löwen". Allerdings konnten sich die Schützlinge von Trainer Alexander Barinew trotz des Auswärtssieges in der Tabelle nicht verbessern, da auch der ERC Schwenningen sein Heimspiel gegen den Kölner EC mit 2:0 gewann. Die Schwarzwälder bleiben damit Achter punktgleich vor den Ratingern.
Der bereits als Vorrunden-Erster feststehende Deutsche Meister Düsseldorfer EG gewann zu Hause gegen den Mannheimer ERC mit 7:5 und bleibt zu Hause damit weiterhin ungeschlagen. Die Kurpfälzer rutschten in der Tabelle vom fünften auf den sechsten Rang ab. Der Berliner SC Preussen (5:1 in Landshut) verbesserte sich auf Platz fünf.
An der Tabellenspitze gab es keinerlei Veränderungen. Die DEG führt mit 15 Punkten Vorsprung vor dem Kölner EC, der allerdings von den letzten fünf Spielen vier verlor. Der EC Hedos München festigte den dritten Rang durch ein 5:2 beim Tabellenletzten EHC Eisbären Berlin und rangiert nur noch drei Zähler hinter den Domstädtern. Auch der Vierte, der Krefelder EV, gab sich keine Blöße. Die Rheinländer setzten sich gegen den EHC Freiburg daheim sicher mit 6:1 durch. Die Chancen der Landshuter und der Freiburger, sich noch für die Play- offs zu qualifizieren, erhielten aufgrund der Niederlagen weitere Dämpfer. sid
Schwenninger ERC - Kölner EC 2:0 (0:0, 1:0, 1:0) - Tore: 1:0 Schreiber (36:27), 2:0 Martin (58:29). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 4900. - Strafminuten: Schwenningen 10 - Köln 12.
EHC Eisbären Berlin - EC Hedos München 2:5 (1:2, 0:0, 1:3) - Tore: 1:0 Jooris (2:57), 1:1 Sterflinger (12:00), 1:2 Franz (12:29), 1:3 Funk (45:13), 2:3 Dopita (49:39), 2:4 Berry (51:06), 2:5 Hegen (59:15). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 2600. - Strafminuten: Berlin 25 - München 20 + Spieldauerdisziplinar (Hilger) + 10 Disziplinar (Truntschka).
ESV Kaufbeuren - EC Ratingen 4:5 (2:2, 0:3, 2:0) - Tore: 0:1 Wikulow (0:54), 1:1 Pohl (12:31), 2:1 Kunce (13:44), 2:2 Boris Fuchs (15:53), 2:3 Cazacu (24:35), 2:4 LaVallee (25:22), 2:5 LaVallee (33:37), 3:5 Mayer (47:51), 4:5 Timoschuk (55:46). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 3120. - Strafminuten: Kaufbeuren 6 - Ratingen 20.
Düsseldorfer EG - Mannheimer ERC 7:5 (4:1, 2:3, 1:1) - Tore: 0:1 Krentz (3:16), 1:1 Funk (11:35), 2:1 Lee (11:55), 3:1 Zerwesz (13:59), 4:1 Köpf (15:30), 4:2 Lala (24:34), 4:3 Fritz (35:14), 5:3 Amann (35:40), 6:3 Valentine (38:07), 6:4 Obresa (39:33), 6:5 Obresa (55:12), 7:5 Funk (57:17). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 6 - Mannheim 6.
Krefelder EV - EHC Freiburg 6:1 (2:0, 1:0, 3:1) - Tore: 1:0 Jedrus (6:01), 2:0 Flemming (12:16), 3:0 Stebnicki (21:33), 4:0 Micheller (46:45), 4:1 Plachta (48:05), 5:1 Flemming (55:30), 6:1 Eakin (59:40). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 6075 . - Strafminuten: Krefeld 6 - Freiburg 8.
EV Landshut - Berliner SC Preussen 1:5 (0:1, 0:0, 1:4) - Tore: 0:1 Lehner (16:53), 0:2 O'Regan (41:06), 1:2 Handrick (46:14), 1:3 Michael Rumrich (48:06), 1:4 Malo (49:23), 1:5 Chabot (57:00). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 4000. - Strafminuten: Landshut 14 - Berlin 20.
TVG Trier - SVD Dortmund 81:80 (36:51) - Beste Werfer: Babkow (29), Johnson (19), Reiser (15) für Trier. - Connell (22), Arntz (18), Truskowski (11), Mlynarski (11) für Dortmund. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).
Aufgespießt
"Bonns zausende Stürme dringen nicht in das Büro des Abgeordneten Hans-Dietrich Genscher am Tulpenfeld. In der Räumlichkeit breitet sich auch ein anderes Licht aus. Es stammt, so scheint es, aus einer angenehm erleuchteten Vergangenheit und läßt eine hellere Zukunft erahnen. Die Stirnfalten sind geglättet. Die Welt ist heil." Die Tageszeitung Die Welt in ihrer Ausgabe vom 29. Januar
KARSTEN STAHLBERG, seit zweieinhalb Jahren Erster Stadtrat in Kronberg, feiert am heutigen Samstag seinen 50. Geburtstag. Der parteilose Stahlberg (FR-Archivbild) wurde 1943 in Gartow an der Elbe geboren. Nach Studien in Frankfurt, Marburg und Darmstadt und einem Diplom arbeitete er 18 Jahre lang in Darmstadt, damals schon mit den Schwerpunkten Stadterneuerung und Sanierung. Am 1. Juli 1990 wurde er Stadtrat in Kronberg. In seiner Amtszeit brachte er viele Projekte mit auf den Weg, zum Beispiel die Tempo-30-Zonen und die probeweise Verkehrsumlenkung. In der Stadthalle werden ihm am Vormittag viele Kollegen aus Stadt und Kreis sowie Gäste aus Kirchengemeinden und Vereinen gratulieren.
HOCHTAUNUSKREIS. Das Faustpfand der Hochtaunus-Grünen im Kommunalwahlkampf ist der Korruputionsskandal, in den vor allem Politiker der CDU verwickelt sind. "Skandalchronik der CDU im Hochtaunuskreis" ist deshalb auch der Titel einer Dokumentation, die die Grünen im Kreistag zusammengestellt haben.
Mit Hilfe der Broschüre, sagte Fraktionsvorsitzende Heike Knodt-Hassanien am Freitag, wollen die Grünen vermitteln, daß in der CDU mehrheitlich schon seit den 70er Jahren die Strukturen der Korruptionslogistik auch über die CDU- Mittelstandsvereinigung mitgetragen worden seien.
Die Grünen werfen der CDU vor, nicht daran interessiert zu sein, "tiefer in den Skandal einzusteigen".
Am Montag wollen die Grünen in der Haupt- und Finanzausschußsitzung des Kreistages in der Diskussion über den Bericht des Rechnungsprüfungsamtes für das Jahr 1990 weitere Argumente zur Untermauerung ihres Chronik-Titels liefern. Der Bericht behandelt das letzte Amtsjahr des der Bestechlichkeit beschuldigten ehemaligen Kreisbeigeordneten der CDU Hans-Joachim Galuschka. off
Vor 60 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler von dem greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, dessen Kamarilla ihm den "Trommler" einflüsterte, zum Reichskanzler ernannt - legal; am 28. Februar, einen Tag nach dem Reichstagsbrand des Holländers Marinus van der Lubbe, erließ der Reichstagspräsident die berühmt-berüchtigte Notverordnung "zum Schutz von Volk und Staat", die wichtige Artikel der Weimarer Reichsverfassung wie das Briefgeheimnis und das Recht der freien Meinungsäußerung einschließlich der Pressefreiheit "bis auf weiteres" außer Kraft setzte - legal; am 5. März erreichte die NSDAP bei allerdings nur noch als bedingt frei zu bezeichnenden Reichstagswahlen in einer aufgewühlten Atmosphäre 43,9 Prozent der Stimmen und mit den Deutschnationalen Alfred Hugenbergs die absolute Mehrheit, so daß sie die eigene Herrschaft ausbauen konnte - gleichsam legal; am 23. März verabschiedete der Reichstag in der Kroll-Oper das "Gesetz zur Behebung von Not und Volk" mit den Stimmen aller Parteien (bis auf jene der opponierenden SPD wie der bereits ausgeschalteten KPD) und entmachtete sich mit diesem "Ermächtigungsgesetz" selbst - gleichsam legal: Stationen auf dem Weg in die NS-Diktatur, die schließlich in den Zweiten Weltkrieg mit seinen bedrückenden Folgen mündete - weit über das Jahr 1945 hinaus, bis auf den heutigen Tag andauernd. Was legal oder doch überwiegend legal zu sein schien, war offenkundig nicht legitim.
Die Lehre der Nationalsozialisten aus dem gescheiterten Putschversuch von 1923 bestand in ihrer Legalitätstaktik, wenngleich der parlamentarische Weg auch durch außerparlamentarische, die Gesetze nicht beachtende Aktionen - wie zahlreichen Übergriffen insbesondere seitens der SA - begleitet wurde. Am 25. September 1930 hatte Hitler, wenige Tage nach dem überraschenden Wahlerfolg bei der Reichstagswahl mit 18,3 Prozent der Stimmen, vor dem Leipziger Reichsgericht seinen berühmten "Legalitätseid" abgelegt. Die NSDAP werde nur mit "verfassungsmäßigen Mitteln" dafür arbeiten, "den Staat in die Form zu bringen, die unseren Ideen entspricht". Hitler ließ keinen Zweifel über die "Form" aufkommen: "Wenn die Bewegung in ihrem legalen Kampf siegt, wird ein deutscher Staatsgerichtshof kommen, und der November von 1918 wird seine Sühne finden, und es werden auch Köpfe rollen." Und 1932 hatte Goebbels in seinem Tagebuch notiert: "Haben wir die Macht, dann werden wir sie nie wieder aufgeben, es sei denn, man trägt uns als Leichen aus unseren Ämtern heraus." So geschah es denn auch. Der Erfolg rechter antidemokratischer Bewegungen in der Zwischenkriegszeit beruhte auf vielen Gründen - politischen, wirtschaftlichen, sozialen. Er hing auch damit zusammen, daß die Demokratie des Weimarer Musters nicht angemessen auf diktatorische Bestrebungen zu reagieren wußte. Deren Verfechter hatten nämlich ihre Taktiken und Strategien vielfach geändert: Die Verfassung sollte legal, unter Umgehung des direkten Gesetzesbruchs, aus den Angeln gehoben werden.
Ein seinerzeit weitverbreitetes formales Demokratieverständnis ließ es nicht zu, der propagandistischen Unterminierung der demokratischen Ordnung eine geistig-politische Auseinandersetzung im demokratischen Sinne entgegenzusetzen. So äußerte der SPD-Minister Eduard David bei den Verfassungsberatungen im Jahre 1919 gegenüber den Rechtsparteien: "(Die Verfassung . . .) gibt Ihnen die Möglichkeit, auf legalem Wege die Umgestaltung in Ihrem Sinne zu erreichen, vorausgesetzt, daß Sie die erforderliche Mehrheit des Volkes für Ihre Anschauungen gewinnen. Damit entfällt jede Notwendigkeit politischer Gewaltmethoden (. . .). Die Bahn ist frei für jede gesetzlich friedliche Entwicklung. Das ist der Hauptwert einer echten Demokratie." So entfiel in der "echten Demokratie" tatsächlich "jede Notwendigkeit politischer Gewaltmethoden" für den politischen Extremismus, aber keineswegs, was damals viele übersahen, das Erfordernis einer effektiven Sicherung der Verfassung und ihrer tragenden Elemente. Die von liberalem Ideengut getragene Vision eines free market place of ideas erstarrte zum demokratischen Dogma. Was nach David den Schutz der Demokratie verbürgen sollte, unterminierte ihn gerade. Die Möglichkeit der legalen Beseitigung der Demokratie war für die Feinde des "Systems" eine Verlockung. Der Verzicht auf Gewaltanwendung bedeutete - wie wir in- zwischen aus leidvoller Erfahrung wissen - nicht notwendigerweise eine Preisgabe der politischen Umsturzabsichten.
Eben dieser Legalitätstaktik von Extremisten wollte der Parlamentarische Rat nach 1945 vorbeugen. Er war von dem Untergang der Weimarer Republik geprägt - "geläutert" oder "traumatisiert", je nach Perspektive. Die Orientierung an der Vergangenheit überlagerte alle anderen Überlegungen. Die entsprechenden Schutzbestimmungen im Grundgesetz - insbesondere "Ewigkeitsklausel" von Artikel 79 Absatz 3, Vereinigungsverbot, Parteienverbot, Grundrechtsverwirkung - sind nur vor diesem Hintergrund zu sehen. Sie firmieren als Konzeption der streitbaren Demokratie. Auch die Abschaffung plebiszitärer Elemente fügt sich in das Bild.
Wie soll sich die streitbare Demokratie gegenüber dem Rechtsextremismus verhalten? Was ist Rechtsextremismus, was streitbare Demokratie? Der Nationalsozialismus gilt als eine Form des Rechtsextremismus. Damit ist jene antidemokratische Variante gemeint, die im Gegensatz zum Linksextremismus das Ethos der fundamentalen Gleichheit der Menschen in Frage stellt (direkter oder indirekter Rassimus) und die eigene Nation als das Nonplusultra betrachtet (Chauvinismus). Rechtsextremistische Strömungen können sich in ganz unterschiedlichen Bewegungen und Ideologien zeigen, z. B. die nationalrevolutionäre Komponente betonen oder eher die völkische. Nach den tektonischen Umwälzungen im Osten Deutschlands und in ganz Osteuropa sehen sich rechtsextremistische Bestrebungen im Vormarsch. Die streitbare Demokratie, wie im Grundgesetz verankert, ist jene Form der Demokratie, die sich durch den Zusammenklang von Wertgebundenheit, Abwehrbereitschaft und Prävention auszeichnet. Diese Konzeption will die Hilflosigkeit der relativistisch geprägten Demokratie des Weimarer Typus überwinden.
Die politische Linke (in anderer Weise auch die politische Rechte) steht beim Komplex "Rechtsextremismus und streitbare Demokratie" vor einem Dilemma. Offenkundig ist sie es, die am schärfsten dem politischen Rechtsextremismus widerstreitet. Zugleich jedoch versteht sie sich vielfach als Gegner der streitbaren Demokratie. Es ist aber schlecht möglich, einerseits die extreme Rechte mit den Instrumentarien der streitbaren Demokratie bekämpfen zu wollen, andererseits diese als Ausfluß staatlicher Überreaktion, wenn nicht gar Willkür abzulehnen. Man kann nach der Intensität und nach der Richtung des Vorgehens verschiedene Varianten unterscheiden.
Die wertrelativistische Variante (gleiche Freiheit den Feinden der Freiheit) geht davon aus, daß der Staat erst beim Überschreiten der Strafgesetze eingreifen darf. Zwar wahrt man so zunächst Liberalität, nährt unter Umständen aber den Aufstieg des politischen Extremismus. Die autoritäre Variante (keine Freiheit den Feinden der Freiheit) hingegen will allen extremistischen Bestrebungen unnachsichtig entgegentreten - ohne Rücksicht auf das Verhältnismäßigkeitsprinzip. Diesem jakobinischen Verständnis von Demokratie wohnt offenkundig die Gefahr vielfältiger Überreaktion inne. Die antikommunistische Variante (keine Freiheit den Linken) besteht darin, die ausschließliche oder doch zumindest die vorrangige Gefahr für den demokratischen Verfassungsstaat nur auf der linken Seite des politischen Spektrums zu verorten. Diese Position muß sich den Vorwurf der Einäugigkeit gefallen lassen.
Die antifaschistische Variante (keine Freiheit den Rechten) wittert lediglich bei der politischen Rechten Demokratiefeindschaft, als sei jeder Antidemokrat ein Rechtsextremist. Hier gilt - mit umgekehrtem Vorzeichen - der gleiche Einwand wie bei der antikommunistischen Variante.
Diese vier Varianten weisen augenscheinlich alle beträchtliche Defizite auf. Ein weiteres Modell, das die Einseitigkeiten der anderen meidet, empfiehlt sich daher: Die liberal-demokratische Variante (keine Freiheit zur Abschaffung der Freiheit) meidet einerseits die Extrempositionen wertrelativistisch/autoritär, anderseits ist sie antiextremistisch fundiert, indem sie die antikommunistische und die antifaschistische Ausrichtung als einlinig betrachtet. Wer die Instrumente der streitbaren Demokratie restriktiv angewendet wissen will, öffnet keineswegs die Büchse der Pandora. Allerdings fangen damit - zugegeben - erst die Schwierigkeiten an. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail: Wie lassen sich exakte Grenzlinien zu anderen Varianten ziehen? Wann soll der demokratische Staat offensiv reagieren, wann Zurückhaltung wahren? Wo fängt die Einseitigkeit an? Ist es wirklich notwendig, wenn gegen die eine Variante des politischen Extremismus vorgegangen wird, zugleich auch die andere zu erwähnen? Kann eine solche Equilibristik nicht auch zu einer Verharmlosung akuter Gefahr führen?
Die streitbare Demokratie des Grundgesetzes basiert auf der Vorverlagerung des Demokratieschutzes. Nicht nur Methoden, sondern auch Ziele können verfassungsfeindlich sein. Hat sich diese gleichsam kopernikanische Wende des Verfassunggebers - von einer wertrelativistischen zu einer wertgebundenen Ordnung - bewährt? Die im Kern berechtigte Befürchtung des Staatsrechtlers Werner Weber aus dem Jahre 1949 ist nicht Wirklichkeit geworden: Er vermißte die elastische Kraft der Weimarer Verfassung. Sie sei "durch ein dünnwandiges Beziehungssystem von gläserner Sprödigkeit" ersetzt worden. In der Tat wäre das Konzept in der von den Verfassungsvätern ins Auge gefaßten Form wohl nicht durchzuhalten gewesen. Einerseits hat die zunehmende, so nicht vorgesehene Orientierung an Gesichtspunkten politischer Opportunität der von Weber beschworenen Gefahr vorgebeugt. Auf diese Weise konnte die zweite deutsche Demokratie flexibel gegenüber extremistischen Herausforderungen reagieren. Die Schutzvorkehrungen, die den Verfassungsstaat in der Bundesrepublik Deutschland "diktaturfest" machen sollten, wurden nicht exzessiv praktiziert. Andererseits vollzog sich in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre ein tiefgreifender Wandel der politischen Kultur, der den demokratischen Verfassungsstaat durch Zunahme der Liberalität teils gekräftigt, teils aber auch wieder - infolge marxistischer Grundsatzkritik - entkräftet hat. Es handelt sich um einen dialektischen Prozeß. Die zweite Entwicklung wäre nicht ohne die erste denkbar gewesen.
Häufig wird der heutige Rechtsextremismus in Deutschland - Reaktion auf die drückende Last der Vergangenheit - mit dem Neonationalsozialismus gleichgesetzt. Auf diese Weise verharmlost und dämonisiert man den Rechtsextremismus zugleich. Schließlich distanzieren sich die meisten rechtsextremistischen Gruppierungen deutlich vom Nationalsozialismus. Und viele derer, die mit nationalsozialistischen Symbolen hantieren, sind Karikaturen nationalsozialistischer Protagonisten, unfreiwillig komisch in ihrer Nachahmungssucht. Diese sozialpsychologisch verständliche Fixierung der öffentlichen Meinung auf den Nationalsozialismus macht die Ursachenforschung schwierig und verstellt die geeignete Therapie. So lassen die öffentlichen Reaktionen auf die gewalttätigen Provokationen einer rechtsextremen Subkultur häufig zu wünschen übrig.
Die Fixierung auf die gewalttätige Szene blendet den "normalen" Rechtsextremismus weithin aus, so sehr gegenwärtig auch die Gewaltbereitschaft von rechts enorm gestiegen ist. Die Gewalttaten von rechts - zu ihnen werden gerechnet Tötungsdelikte, Brand- und Sprengstoffanschläge, Sachbeschädigungen mit erheblicher Gewaltanwendung, Körperverletzungen - haben im Jahre 1992 einen Höhepunkt erreicht. Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz bekanntgab, lagen im Jahre 1992 2285 Gewalttaten mit erwiesener oder zu vermutender rechtsextremistischer Motivation vor (1991: 1483; 1990: 270). Davon richteten sich allein 2033 gegen Ausländer. Der gewalttätige Rechtsextremismus ist damit in erster Linie fremdenfeindlich. Die neuen Bundesländer sind an den Gewalttaten überproportional vertreten (808 von 2285), wenngleich nicht so kraß, wie dies ein Teil der Medienberichterstattung suggeriert. Bei einer prozentualen Verteilung führt Mecklenburg-Vorpommern vor Brandenburg, Schleswig-Holstein, dem Saarland, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Rheinland-Pfalz, Bayern und Bremen rangieren ganz hinten. Der überwiegende Teil der an den rechtsextremistischen Ausschreitungen Ermittelten geht eindeutig auf Jugendliche zurück. In etwa 70 Prozent der Fälle waren die Täter noch keine 21 Jahre alt. Keinesfalls muß jede Straftat Ausfluß eines tiefsitzenden rechtsextremistischen Weltbildes sein. Bis zum Jahre 1990 dominierte bei den registrierten Gewalttaten der Linksextremismus bei weitem. Im letzten Jahr entfielen auf ihn "nur" 858 Gewalttaten (1991: 797; 1990: 587). Parallelen zur Endphase der Weimarer Republik führen in die Irre. Im Vergleich zu damals erteilt heute nahezu die gesamte Elite im Bereich der Politik, der Wirtschaft und der Kultur jeder Variante des Rechtsextremismus eine Absage.
Fremdenfeindliche Ausschreitungen basieren eindeutig auf einer Verletzung der Strafgesetze und müssen streng geahndet werden. Polizei und Justiz sind gefordert - aber nicht nur diese. Die Auffassung, die streitbare Demokratie habe versagt, stimmt so nicht. Schließlich ist diese für die Vorverlagerung des Demokratieschutzes zustaendig. Dem Verfassungsschutz kann schwerlich der Vorwurf gemacht werden, die aggressive Gewalt gegen Fremde nicht verhindert zu haben. Wer streitbare Demokratie jedoch weiter versteht, kann nicht umhin, Fehler einzuräumen. Die Aggressivität der subkulturellen Szene von rechtsaußen ist offenkundig unterschätzt worden.
Kritikwürdig am Verhalten der Politiker erscheinen manche hektischen, sich nicht durch sonderliche Glaubwürdigkeit auszeichnenden Reaktionen. War es sonderlich sinnvoll, drei eindeutig rechtsextremistische Organisationen durch den Bundesinnenminister verbieten zu lassen - die "Deutsche Alternative", die "Nationalistische Front" sowie die "Nationale Offensive"? Gewiß sind diese Verbots- maßnahmen vor dem Hintergrund der Konzeption der streitbaren Demokratie verfassungsgemäß. Für ein Verbot müssen keine Verstöße gegen die Strafgesetze vorliegen. Aber was ist damit gewonnen? Kann so nicht der Eindruck entstehen, die übrigen rechtsextremistischen Organisationen wie etwa die Wiking- Jugend seien demokratisch, jedenfalls weniger schlimm? Und erst recht fragwürdig erscheint der Antrag, gemäß Art. 18 GG zwei Rechtsextremisten die Grundrechte zu entziehen. Thomas Dienel und Heinz Reisz sind in der Wolle gefärbte Neonationalsozialisten. Doch mußte man ihnen den Gefallen tun, einen solchen Antrag zu stellen? Wertet man sie damit nicht auf und die streitbare Demokratie in ihrer argumentativen Ausrichtung ab? Die Repräsentanten des harten rechtsextremistischen Kerns handeln nun einmal nach dem der anarchistischen Szene entliehenen Motto "legal - illegal - scheißegal".
Als problematisch haben auch andere Reaktionen auf fremdenfeindliche Umtriebe zu gelten: Immer wieder war und ist warnend zu vernehmen, dadurch könnte die Zahl der Aufträge an die deutsche Wirtschaft zurückgehen und das Ansehen der Deutschen im Ausland in Mitleidenschaft geraten. Dieses permanente Schielen nach draußen ist Ausdruck einer wenig selbstbewußten Identität. Wäre denn Gewalt gegen Fremde ohne Entrüstung des Auslandes weniger schlimm? Das Verbot von Michael Kühnens Vereinigung "Nationale Sammlung" (N.S.) wurde, ebenso wie das anderer Gruppierungen, auch mit dem Blick auf das Ausland begründet: Die N.S. "schädigt mit ihrem öffentlichen Bekenntnis zum Neonazismus das Ansehen der Bundesrepublik Deutschland".
Es wäre verkehrt, nur auf die eine Variante des politischen Extremismus zu starren. Auch im gewalttätigen Linksextremismus zeichnen sich Veränderungen ab: Ein Teil der extremen Linken hat im Kampf gegen "Faschos" ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Für die Vorhersage, daß sich künftig Kräfte von rechts und links im wahrsten Sinne des Wortes einen Schlagabtausch liefern, gehört nicht allzu viel Phantasie. Allein im Jahre 1992 verzeichnet die Statistik 320 Gewaltakte der extremen Linken gegenüber der extremen Rechten (fast zweihundert mehr als im Vorjahr) und 89 der extremen Rechten (wie im Vorjahr) gegenüber der extremen Linken. Der Kampf von "Antifa" gegen "Anti-Antifa" und umgekehrt dürfte in den neunziger Jahren zur Tagesordnung gehören.
Wie man inzwischen weiß, ist die Geschichte des Nationalsozialismus nicht zuletzt aufgrund seiner Legalitätsstrategie eine Geschichte seiner Unterschätzung gewesen. Nun sollte man nicht in den umgekehrten Fehler verfallen und diejenigen, die sich als seine Nachahmer ausgeben, aufgrund ihrer gewalttätigen Provokationen überschätzen. So wichtig die Bekämpfung der Gewalt auch sein muß: Es ist eine Lehre aus den Erfahrungen der Weimarer Republik, daß Verfassungsfeindschaft sich nicht notwendigerweise in gewalttätigen Aktionen niederschlägt. Jede politisch motivierte Gewalttat ist ein Ausfluß von Extremismus, aber nicht jeder Extremismus basiert immer auf Gewaltanwendung. Auf die "Lehre aus Weimar" berufen sich übrigens Anhänger und Gegner der streitbaren Demokraten. Die einen sehen (angesichts der abwehrschwachen ersten deutschen Demokratie) die Notwendigkeit des Demokratieschutzes, die anderen die Gefahr eines autoritären Staates (angesichts der menschenverachtenden NS-Diktatur). So spiegelt dieses Beispiel das Dilemma der Konzeption der streitbaren Demokratie wider.
Sie ist kein Allheilmittel, sondern eine Art Palliativum. Mit Medikamenten soll man bekanntlich sorgsam umgehen, will man die richtige Wirkung erzielen. Eine Überdosis kann schädlich sein - sei es dadurch, daß eine Roßkur den Körper vergiftet, sei es dadurch, daß er sich allmählich an das Gift gewöhnt und der schleichende Ruin einsetzt. Der Schaden resultiert dann nicht so sehr aus der Krankheit als aus den gegen diese eingesetzten Mitteln. Ähnliches gilt für den "Volkskörper". Wer dauernd vom scharfen Schwert des Verbots gegen Organisationen Gebrauch macht, richtet den Verfassungsstaat letztlich zugrunde, schwächt ihn und lähmt seine Widerstandskräfte. Der Freiheitsraum wird immer mehr eingeengt, und aus Angst, man könne von einem Verbot heimgesucht werden, macht sich eine Art vorauseilenden Gehorsams bemerkbar. Medikamente haben oft die unangenehme Eigenschaft, eine betäubende Wirkung zu entfalten, ohne jedoch die Ursache des Übels zu bekämpfen. Auch hier gibt es eine Parallele: Die dauernde Gewöhnung an die Anwendung rigoroser Abwehrmechanismen stumpft ab, so daß diese ihre Wirkung verfehlen. Was für die Medizin gilt, trifft auch auf die Politik zu: Patentrezepte zur Sicherung des Überlebens gibt es nicht. Eine Impfung soll einer Infektion vorbeugen, doch ist man deswegen nicht vor jeder Krankheit immun. Einerseits schützt sie vor krankheitserregenden Einflüssen von außen, andererseits kann sie unter Umständen für andere Krankheitskeime anfällig machen. Ähnliches gilt für die streitbare Demokratie, die nicht ein für allemal die "lebende Verfassung" auf eine stabile Grundlage stellt. Das Abwehrsystem, ist es nicht völlig geschwächt, mobilisiert von sich aus Gegenkräfte. Wäre es nun besser, auf das Palliativum zu verzichten? Diese Auffassung entspräche einem hohen Maß an Lebensfremdheit. Auch ein gesunder Mensch hält Mittel für den Notfall im Medizinschrank bereit und sucht von Zeit zu Zeit den Arzt auf. Das verleiht ihm ebenso Sicherheit wie dem demokratischen Staat streitbarer Prägung, dem Handhaben gegen seine Feinde zur Verfügung stehen. Allein die Vorsorge hat unter Umständen einen kathartischen Wert. Allerdings kann man die Parallele nicht weitertreiben. Denn während in der Politik eine Wechselwirkung zwischen dem Verhalten von Extremisten und der Institutionalisierung von Schutzmaßnahmen bestehen mag, so ist das bei der Medizin anders, es sei denn, man bezieht den Placebo-Effekt ein.
Das Palliativum der streitbaren Demokratie stärkt die Abwehrkraft des demokratischen Verfassungsstaates, wird in der richtigen Dosis von ihm Gebrauch gemacht. Ähnliches gilt für den medizinischen Bereich, wo es auch häufig auf die angemessene Dosierung ankommt. Würde die Arznei rigoros eingesetzt, so riefe sie schließlich die Krankheit erst verstärkt hervor, gegen die sie sich wendet. Es könnte aber auch ein Gewöhnungseffekt eintreten und die Demokratie wähnte sich in dem Glauben, daß für eine engagierte Verteidigung des Verfassungsstaates Schutzmaßnahmen ausreichten.
Es gibt eine weitere Parallele: Mikroorganismen, die im Körper keinen Schaden anrichten, geraten durch äußere Eingriffe in Bewegung und schaden dadurch dem Körper. Ähnliches gilt für die streitbare Demokratie: Erst die rigide Anwendung der Instrumente der streitbaren Demokratie mobilisiert die Kräfte des politischen Extremismus zum Aktivismus. Mikroorganismen können nicht nur die Gesundheit des Körpers schwächen, sondern ihn auch indirekt stärken, da sie die Produktion von "Antikörpern" veranlassen. Insofern ist der politische Extremismus für den demokratischen "Volkskörper" ebenso von Bedeutung. Schließlich macht er auf Defizite der Demokratie aufmerksam und stärkt - als eine Art "Frühwarnsystem" - das demokratische Leben, wenn auch wider Willen, vermag gar eine Art "Gesundbrunnen" für die Demokratie zu sein. Kann die Schutzimpfung den Körper schwächen und das Immunsystem durcheinander geraten, so mag dies auch für vorbeugende Schutzmaßnahmen des Staates gelten. Eine Radikalkur beseitigte wohl alle Krankheitsherde, griffe jedoch auch den gesunden Körper an. Die Existenz politisch extremistischer Bestrebungen ist nicht nur ein unverwechselbares Merkmal des Verfassungsstaates, sondern auch ein Indikator für generelle Schwächen und mobilisiert Gegenkräfte, wie der kranke Körper von sich aus Antitoxine ausbildet.
Wie der Mensch, der Raubbau an seiner Gesundheit treibt, nicht allein durch Medikamente zu gesunden vermag, so gilt das ebenfalls für den Verfassungsstaat, dessen verkümmertes Verfassungsleben sich nicht ausschließlich durch die Instrumente der streitbaren Demokratie am Leben erhalten läßt, wenn wichtige Voraussetzungen fehlen. Wer sich in der Diagnose irrt, darf dann nicht auf das therapeutische Wunder in Form der streitbaren Demokratie hoffen. Der beste Verfassungsschutz sind kritische und verfassungstreue Bürger zugleich. Ohne sie kann der demokratische Verfassungsstaat nicht überleben.
Häufig wird die These vertreten, die Instrumente der streitbaren Demokratie seien "rostige Schwerter" geworden. Die streitbare Demokratie erschöpft sich jedoch keineswegs in den von der Verfassung vorgesehenen Schutzvorkehrungen. Die Anwendungspraxis in der Bundesrepublik gestattet nur bedingt Rückschlüsse auf die Vitalität dieser Konzeption. Schließlich spielt es eine entscheidende Rolle, ob sich die demokratischen Kräfte über den politischen Extremismus einig und gewillt sind, die geistige Auseinandersetzung mit ihm zu führen.
Es besteht ein auffallender Gegensatz zwischen zwei Diagnosen, die beide einer perspektivischen Verzerrung entspringen. Um im Bild zu bleiben: Sieht die eine nur den "Rost", so perzipiert die andere lediglich das "Schwert". Beide Positionen unterliegen einer Art Als-ob-Annahme. Während die erste suggeriert, als ob in der Bundesrepublik die streitbare Demokratie schon seit längerem zu Grabe getragen worden wäre, tut die andere so, als ob sie in voller Blüte stünde. Stützt sich die erste Annahme für ihre Beweisführung vornehmlich auf die Diskrepanz zwischen den im Grundgesetz bereitgestellten Instrumenten und der Praxis, stellt die andere insbesondere auf vollmundige Äußerungen von Politikern zum Gebot der streitbaren Demokratie ab und auf Proteste von Gruppierungen, die sich als "ausgegrenzt" empfinden.
Ist der Demokratieschutz in der Bundesrepublik ein Novum? In der Tat sind manche Bestimmungen nur hier anzutreffen. Dies gilt zumal für die Verwirkung von Grundrechten. Auch das Institut von Parteien- und Vereinsverboten findet sich in den Verfassungen anderer Länder nicht oder ist nicht so präzise umschrieben. Allerdings ist die Wertgebundenheit der Verfassung auch anderswo vorhanden - nicht zuletzt in Staaten (Griechenland, Italien und Portugal), die diktatorischen Bestrebungen zum Opfer gefallen waren. Freilich erscheint die Zuordnung von Wehrhaftigkeit und Werthaftigkeit mitunter widersprüchlich. Es gibt vier Varianten:
Die erste ist dadurch gekennzeichnet, daß ein Staat sich in der Verfassung zu unantastbaren Werten bekennt und auch Vorsorge zu ihrem Schutz trifft. Hier fällt die Bejahung der Wertgebundenheit mit der Akzeptierung der Abwehrbereitschaft zusammen. Die Bundesrepublik Deutschland ist dafür der Prototyp.
Die zweite zeichnet sich dadurch aus, daß die Verfassung wohl Werte schützt, aber keine Vorkehrungen gegen ihre Beseitigung trifft. Die Wertgebundenheit steht einer mangelnden Abwehrbereitschaft gegenüber. Man könnte Griechenland und Portugal als Beispiel anführen.
Die dritte basiert auf dem Wertrelativismus, sieht gleichzeitig aber Schutzmaßnahmen zugunsten der Einhaltung der Verfassung vor. Die Schweiz und die Niederlande lassen sich, mit einigen Einschränkungen, für dieses Modell heranziehen. Die vierte schließlich verzichtet sowohl auf die Wertgebundenheit als auch auf Schutzvorkehrungen. Wertrelativismus und Verzicht auf Abwehrbereitschaft fallen zusammen. Für diesen Typus sind Großbritannien oder wohl auch die skandinavischen Länder charakteristisch.
Konsequent ist nur die Verbindung zwischen Wertgebundenheit und Abwehrbereitschaft. Die Bindung an Werte verlangt die Bereitschaft, sie zu schützen. Umgekehrt gilt das ebenso für Wertrelativismus und Negierung des Demokratieschutzes. Die zweite und die dritte Variante sind in sich nicht stimmig. Insofern schneidet das Verfassungssystem der Bundesrepublik besser ab als das vieler anderer westlicher Demokratien. Schließlich hat das Grundgesetz mit der Vorverlagerung des Demokratieschutzes eine Konsequenz gezogen, die eine angemessene Antwort auf extremistische Bestrebungen enthält. Wer nur auf den Schutz der demokratischen Ordnung vor Gewalt abstellt, nimmt die Legalitätstaktik extremistischer Bestrebungen nicht oder nicht hinreichend zur Kenntnis.
Die bundesdeutsche Konzeption der streitbaren Demokratie unterscheidet sich damit sowohl von der formalen Demokratie des Weimarer Musters als auch von einem Demokratietyp, der nach außen streitbare Elemente meidet, faktisch aber - jedenfalls teilweise - für ihre Geltungskraft indirekt Sorge trägt. Der Unterschied zur Bundesrepublik liegt wohl vor allem darin, daß die Bekämpfung von Extremisten in einer "diskreteren", jedenfalls weniger auffälligen Art geschieht. Damit unterscheidet sich weniger die Verfassungspraxis voneinander als vor allem die Verfassungstheorie. Das martalisch anmutende Abwehrsystem des Grundgesetzes ist nicht typisch für die hiesige Verfassungswirklichkeit, die Abwehrschwäche hingegen keineswegs charakteristisch für die Praxis anderer westlicher Demokratien. Kein demokratischer Verfassungsstaat praktiziert die Regeln der Freiheit ungefiltert. Die Alternative zur Wehrhaftigkeit ist also nicht Wehrlosigkeit. Allerdings ist kein Verfassungsstaat davor gefeit, auf die schiefe Ebene zu geraten. Es bleibt - unvermeidlich für jede freiheitliche Gesellschaft - ein "Restrisiko".
Man kann zu einem Verständnis von streitbarer Demokratie kommen, das auf administrative Maßnahmen (Sanktionen gegen Individuen und Gruppen) gegen extremistische Kräfte weitgehend verzichtet (nicht aber auf die Verankerung bestimmter Schutzmechanismen). Von Anhängern wie von Gegnern streitbarer Demokratiekonzeptionen werden administrative Mittel in ihrer Wirkung weit über-, vielfältige Formen der geistig-politischen Auseinandersetzung hingegen sträflich unterschätzt. Die streitbare Demokratie basiert auf einer Reihe abgestufter Maßnahmen. An dem einen Ende der Skala sind die Parteiverbote angesiedelt, am anderen stehen vage gehaltene, praktisch folgenlose Aufrufe zur Verteidigung des demokratischen Verfassungsstaates. Im Gegensatz zum Wertrelativismus von Weimar eröffnet das sich zu einem Wertkodex bekennende Grundgesetz die Möglichkeit, Grenzen der Verfassungstreue zu definieren, die Feinde des demokratischen Verfassungsstaates beim Namen zu nennen, über sie Informationen zu sammeln, diese an die Öffentlichkeit zu bringen, den Bürger über die Gefahren zu unterrichten und sich mit extremistischen Bestrebungen argumentativ auseinanderzusetzen. Die geistig-politische Auseinandersetzung (um eine solche freilich muß es sich handeln) mag vielfach bereits bereits genügen, um der Legalitätstaktik von Extremisten einen Riegel vorzuschieben.
Funktioniert der innere Kompaß einer Gesellschaft nicht mehr, so ist fraglich, ob durch Verbote das Pendel wieder in die Ausgangslage zurückschwingt. Im Gegenteil können sie die Nadel weiter ausschlagen lassen. Dadurch entsteht eine Hypothek, die nicht mehr zu den vor dem Verbot bestehenden Bedingungen abzutragen ist: Entweder wächst aufgrund von Solidarisierung politischer Extremismus, oder der Verfassungsstaat gibt einen Teil seiner Liberalität preis. Die freiheitliche Substanz könnte in jedem Fall Schaden nehmen. Wie die Entwicklung in der Bundesrepublik gezeigt hat, ist die zweite Gefahr größer gewesen als die erste. Für alle Instrumente des Demokratieschutzes gilt, daß ihre Anwendung einen Verfassungsstaat wie die Bundesrepublik in Schwierigkeiten bringt. Insofern sind sie weder ein Kern- noch gar ein Herzstück der streitbaren Demokratie, freilich auch kein Fremdkörper. Allein ihre Existenz hat eine für die Demokratie förderliche Eigenschaft: Repräsentanten des politischen Extremismus (müssen) wissen, daß einer Legalitätstaktik Schranken gesetzt sind. Auch das ist heute anders als in Weimar.
Die fünf Männer in der Direktion des "Berliner Ensembles" haben nun also entschieden: Zu der Premiere von Rolf Hochhuths "Wessies in Weimar" werden, entgegen der Absicht des Regisseurs Einar Schleef (siehe Kommentar im FR-Feuilleton am 28. 1.), auch im Hause persönlich nicht bekannte Zuschauer und wird auch die Theaterkritik zugelassen. Die Herren konnten allerdings gar nichts anderes beschließen, wenn nicht sie, dann hätte der Berliner Kultursenator, der öffentlichen Gelder wegen, mit denen das Theater subventioniert wird (mehr als 23 Millionen Mark) und die der Öffentlichkeit ein Recht auf Zugang geben, den unsinnigen Wunsch von Schleef zurückweisen müssen. Gleichzeitig mit dem BE wird das Hamburger Ernst-Deutsch-Theater Hochhuths Stück uraufführen. Diese Hamburger Fassung des Polit- Schmarrens wird dann, wie der Rowohl-Verlag stolz mitteilt, von dem Tournee-Unternehmer Greve durch 75 Städte Deutschlands und der Schweiz gezerrt werden. Hoffentlich wird Herrn Greve die Zigarre nicht ausgehen unterwegs.
Die seriöseren Bühnen im Land haben derzeit Schwierigkeiten mit den fast überall enger werdenden Etats. An einigen Häusern (Karlsruhe, Freiburg, Frankfurt) werden größere Vorhaben für den Rest der Spielzeit überprüft und auch schon verschoben. In Basel wird die angekündigte Hollmann-Inszenierung von Victor Hugos "Lucretia Borgia", ein durch die aparte Stückwahl besonders interessantes Projekt in diesem Monat, aber wohl stattfinden.
Nicht zuletzt die Finanznot scheint im übrigen die Aufmerksamkeit der Dramaturgen mehr als bisher auf neue Stücke zu lenken, deren Inszenierung oft geringeren Aufwand erfordert. Diese Reaktion, die sich an auffällig vielen Uraufführungen nachweisen läßt (u.a. in Tübingen, Kaiserslautern, Darmstadt, aber auch in Köln, an der Volksbühne Berlin, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und in Wien) könnte aus der Not eine Qualität gewinnen. Dazu ist es freilich nötig, daß das Publikum mitzieht, sich zum Theaterbesuch auch dann entschließt, wenn es einen Stücktitel noch nicht kennt. P.I.
wüp BERLIN. Der umstrittene Frankfurter Multiunternehmer Claus Wisser, von der Gebäudereinigung über die Textilindustrie und den Maschinenbau bis zum Immobilienhandel aktiv, strafft mit radikalen Einschnitten sein Engagement in der Textilbranche. Zum einen wird die zu seiner Gruppe gehörende Pfersee-Kolbermoor in Augsburg die Produktion von Rohgeweben aufgeben. Betroffen davon sind 690 Arbeitsplätze. Zum anderen steigt Pfersee beim Traditionsbetrieb Plauener Spitze im sächsischen Vogtland aus, den die Augsburger 1991 von der Treuhand übernommen hatten.
In Plauen arbeiten mittlerweile nur noch 235 Menschen für die "Spitze", davon 100 Leute in ausgelagerten Management-Buy-Outs (MBO). Vor der Wende zählte das Kombinat 2400 Beschäftigte. Wisser hatte bei der Übernahme den Erhalt von 750 Jobs versprochen. Im Dezember war dann mit der Treuhandanstalt ein neuer Vertrag zu den verbliebenen Stellen ausgehandelt worden.
Eine Vertreterin der Textilgewerkschaft in Plauen wirft Wisser vor, von Anfang an nur an den Immobilien und nicht an der Produktion des Traditionsbetriebes interessiert gewesen zu sein. In der Gewerkschaftszentrale in Düsseldorf heißt es, man werde von Wisser "nur noch verarscht". Der Unternehmer habe mit seinem jetzigen Rückzug den "letzten Rest an Glaubwürdigkeit" verloren. Der neue Kurs hänge offenbar mit Wissers Plänen zusammen, Pfersee (rund 660 Millionen Mark Umsatz) mit der ebenfalls zum Verbund gehörenden Textilgruppe Hof (etwa 620 Millionen Mark) und weiteren Betrieben zu einem Unternehmen zusammenzufassen.
Die Treuhandanstalt gibt sich unterdessen zugeknöpft zu den Vorgängen. Sie teilt lediglich mit, der neue Vertrag mit Wisser von Dezember über den Erhalt von 235 Stellen werde vom Rückzug "nicht berührt".
Pfersee-Chef Thomas Ries sagt, für die 135 Beschäftigten im Stammwerk sei auch eine MBO-Lösung vorgesehen. Die bisher ausgegründeten drei Gesellschaften hätten bei den Beschäftigten "immense Energie" freigesetzt, die zuvor im Stammbetrieb "so nicht zu beobachten war".
Ries weist den Vorwurf zurück, Wisser habe bei der Plauener Spitze ein lukratives Immobiliengeschäft auf Kosten vieler Arbeitsplätze gemacht. Zwar behalte Pfersee die Grundstücke zunächst, nach deren Verkauf bleibe aber als Bilanz des Engagements im Vogtland "immer noch ein kleines Minus". Denn Pfersee habe bisher 30 Millionen Mark an Verlusten übernommen und für den Traditionsbetrieb fünf Millionen Mark an die Berliner Breuel-Behörde bezahlt.
Für die von dem Schlußstrich Wissers in Augsburg betroffenen 690 Beschäftigten der Spinnerei und Weberei Pfersee soll nun ein Sozialplan erstellt werden. Die Stillegung der Rohgewebeherstellung ist für den 30. Juni geplant. Die Sparte repräsentierte zuletzt einen Umsatz von 120 Millionen Mark und soll Miese in "zweistelliger Millionenhöhe" eingebrockt haben. Pfersee-Angaben zufolge ließen die "düsteren Aussichten" in diesem Zweig eine weitere Verschlechterung des Geschäfts erwarten.
ukn KARLSRUHE, 29. Januar. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe hat die einstweilige Anordnung gegen das neue Abtreibungsrecht aus Zeitgründen noch einmal verlängert. Grund ist, daß der Zweite Senat mit der Urteilsberatung über den neuen Paragraphen 218 - der für ganz Deutschland eine Fristenregelung mit Beratungspflicht vorsieht - noch nicht fertig ist. Da einstweilige Anordnungen des Gerichts auf ein halbes Jahr begrenzt sind, mußte der Erlaß wiederholt werden. Mit der Urteilsverkündung wird frühestens im März gerechnet, auch der April wird als mögliches Datum genannt. (AZ: 2 BvQ 16/92 und 17/92)
Das neue Gesetz war im Sommer 1992 mit einer parteienübergreifenden Mehrheit verabschiedet worden. 249 Bundestagsabgeordnete der Union und die bayerische Landesregierung halten die Fristenregelung jedoch für verfassungswidrig und riefen Karlsruhe an. Der zuständige Zweite Senat stoppte am 4. August 1992 das Inkrafttreten des Gesetzes durch eine einstweilige Anordnung.
Konsequenz ist, daß in Deutschland weiter zweierlei Abtreibungsrecht gilt. Während in den neuen Ländern die Fristenregelung ohne Beratungspflicht aus DDR-Zeiten übernommen wurde, ist im Westen die Indikationsregelung in Kraft, wonach eine Abtreibung nur bei einer vom Arzt festgestellten Notlage der Frau straffrei bleibt.
Die Hauptverhandlung über das Abtreibungsrecht fand am 8. und 9. Dezember 1992 in Karlsruhe statt. Dabei war nicht nur die neue Fristenregelung Gegenstand des Verfahrens, sondern auch die westliche Praxis der Notlagenindikation. Bayern sieht in der häufigen Bescheinigung der sozialen Notlage durch die Ärzte ein Unterlaufen des Lebensschutzes. Der aus sieben Richtern und einer Richterin bestehende Senat berät seit 10. Dezember. Der späte Verkündungszeitpunkt läßt darauf schließen, daß die Entscheidung umstritten ist.
KARBEN. Die SPD hatte ein "Heimspiel". Genossen und Menschen, die aus ihrer Sympathie für die Sozialdemokraten keinen Hehl machten, waren in diese Wahlveranstaltung mit der Bundestagsabgeordneten Heidemarie Wieczorek- Zeul, Bürgermeister Detlev Engel und Landrat Rolf Gnadl als Überraschungsgast gekommen. Den Dreien gelang es zwar am Mittwoch im Jugendkeller des Bürgerzentrums mühelos, den Anwesenden einen gehörigen Schauer vor den "sozialen Grausamkeiten" der CDU-FDP- Bundesregierung, deren einseitiger Bevorzugung der Besitzenden und den schlimmen, geplanten Eingriffen in die kommunalen Finanzen einzujagen, ein "Durchmarsch" wurde der Abend dennoch nicht.
Allzu schwach erschien auch den Wohlmeinenden das Bild der SPD in der Öffentlichkeit.
Zu den "Grausamkeiten": Fast die Hälfte der Milliarden für die neuen Bundesländer werde über die Arbeitslosenversicherung und zehn Prozent über die Rentenversicherung aufgebracht. Die Selbständigen würden mit eineinhalb Prozent ihrer Einkünfte für den Ost-Transfer herangezogen, die Arbeiter aber mit vier Prozent ihrer Einkommen. Der Bund verlagere Ausgaben von 14 Milliarden Mark für den öffentlichen Nahverkehr auf die Länder, die ab 1995 außerdem voll für den Finanzausgleich mit den neuen Ländern herangezogen würden. Bei der Auflösung der Treuhand kämen auf den Bund im Jahr 1994 400 Milliarden Mark Schulden zu. Und so weiter.
Bürgermeister Detlev Engel zitierte aus Plänen des Bonner Finanzministeriums, die unter anderem die Schließung von Kindergärten, kommunaler Schwimmbäder, Streichungen beim sozialen Wohnungsbau und sogar Einschränkungen bei der Straßenbeleuchtung vorsähen. Landrat Rolf Gnadl sagte, daß die Sozialhilfeaufwendungen des Kreises von 1981 bis '91 von 15 Millionen auf 35 Millionen Mark gestiegen seien.
Als dieses Horrorgemälde noch mit vielen weiteren Details ausgeschmückt war, meldete sich eine Frau zu Wort. Wie, so fragte sie, wolle die SPD mit diesen Finanzproblemen fertig werden, wenn die Milliarden denn nicht auf dem Buckel der kleinen Leute beigetrieben werden sollten. Heidi Wieczorek-Zeul zitierte aus dem Programm, das am gleichen Tage der saarländische Ministerpräsident Oscar Lafontaine der Presse vorgestellt hatte. Die Gesamtsumme der Einsparungen konnte sie genauso wenig benennen, wie Lafontaine, der umgehend deswegen auch auf der Bonner Szene kritisiert wurde.
In Karben meinte man jedenfalls, die SPD müsse ein klares alternatives Profil zeigen. Bei der "roten Heidi" rannte das Publikum damit offene Türen ein. Auch sie sei für eine klare Alternative, aber anderen in der SPD liege leider mehr an einem dauerhaften Spitzengespräch mit den Regierungsparteien. hm
Massenhafter Hitler- Gruß der Frankfurter vor dem Römer: Am 8. März 1933 wurde die Hakenkreuzfahne aufgezogen. (FR-Bilder: Stadtarchiv)
KARBEN. Laufsportler sind sonntags, 30. Mai und 13. Juni, in die Partnerstadt St. Egrève eingeladen, um am Isère-Marathon oder an einem Volkslauf teilzunehmen. Interessierte melden sich im Rathaus unter Tel. 4 81 - 15. hm
Vom Personalabbau beim Verfassungsschutz war nach dem Fall des roten Ostens oft die Rede. Auch davon, daß angesichts der Gefahr von rechts nun oft gerade die mehr Geheimdienstaktivität fordern, die ihn zuvor am schärfsten kritisierten. Wie sicher sind die Jobs der Sicherheitsexpert(inn)en?
Eine Ahnung davon erhält hautnah, wer die Behörde um eine Presseauskunft bitten möchte: Was man von der rasant automatisierten Telekom-Fernsprechauskunft schon kennt, ist hier perfektioniert.
Nicht nur, daß man nach zwei Sätzen statt der lebendigen Telefonistin ohne Vorwarnung eine Ansage vom Tonband aufs Ohr bekommt. Wer dem Verfassungsschutz, die Schlaf- oder Eßzimmer-Gewohnheiten der Nachbarn, die Gassizeiten ihres Pudels und Das praktische Band spart Sekretärinnen ähnliche wichtige Indizien petzen will, kann dies gleich über den Anrufbeantworter erledigen, mit dem Anrufende ohne Rückfrage vorsorglich verbunden werden.
Das praktische Band spart Sekretärinnen, spart Agenten; der Bund der Steuerzahler freut sich. Freundlich ist es obendrein: "Danke, Ihre Nachricht ist gesichert", verklingt die Stimme. Ul
Abfälle aus dem Krankenhaus nicht gefährlicher als Hausmüll
BONN (ap).Die Bundesregierung teilt die Auffassung führender Hygieniker, daß normale Abfälle aus Krankenhäusern keine höheren Keimgehalte als Hausmüll aufweisen. Dies gelte für die Abfallgruppe B mit Wund- und Gipsverbänden, Einwegwäsche, Stuhlwindeln, Spritzen, Kanülen und Skalpelle, an deren Entsorgung aber besondere Anforderungen gestellt werden müßten, erklärte die Regierung in einer am Freitag veröffentlichten Antwort auf eine Parlamentsanfrage von SPD-Abgeordneten.
Die Abfallgesamtmenge aus den Krankenhäusern in der Bundesrepublik hat nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 1987 rund 1,06 Millionen Tonnen betragen. Die Menge der krankenhausspezifischen Abfälle wurden mit 88.000 Tonnen registriert. Die Politik der Bundesregierung ziele darauf ab, auch Krankenhausabfälle möglichst zu vermeiden, zu verwerten und umweltgerecht zu entsorgen.
DAVIS INLET, 29. Januar (AP). Auf einer kleinen Insel vor der kanadischen Atlantikküste sind sechs indianische Kinder gerettet worden, die versucht hatten, sich mit dem Einatmen von Benzindämpfen das Leben zu nehmen. Grund für den Selbstmordversuch sind vermutlich die nach Darstellung der Indianer miserablen Lebensverhältnisse auf der Insel.
Die Kinder folgten mit ihrem Suizidversuch offenbar dem Beispiel der Erwachsenen. Nach Aufzeichnungen des örtlichen Gesundheitsdienstes wollten sich im vergangenen Jahr 25 Prozent der erwachsenen Bewohner des Dorfs selbst töten. Wieviele Indianer dabei starben, geht aus der Statistik nicht hervor.
In dem Dorf auf Davis Island leben 500 Innu-Indianer, die vor 26 Jahren von der Regierung mit dem Versprechen, sie würden ein besseres Leben haben, von ihrem Wohngebiet in Labrador auf die Insel vor Neufundland umgesiedelt worden waren. Dann jedoch geriet das winzige Indianervolk, das nicht mit den Inuit (Eskimo) verwandt ist, in Vergessenheit. Die Innu leben weiterhin in ärmlichen Verhältnissen. Alles, was 1967 versprochen wurde, bessere Unterbringung, fließendes Wasser und Kläranlage, ist ausgeblieben. Die meisten Wohnungen sind Holzbuden.
Die Gemeinschaft hat wiederholt an die Regierung appelliert, sie auf das Festland zurückzusiedeln und beim Kampf gegen Alkoholismus, Gewalt und Selbstmord zu helfen. "Unsere Sorgen stoßen auf taube Ohren, niemand tut etwas", sagte ihr Vizepräsident George Rich.
Die sechs Kinder, fünf Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen zwölf bis 14 Jahren, hatten am Dienstag abend in einer ungeheizten Hütte Benzindämpfe geschnüffelt; zwei waren bereits bewußtlos. Der Suchtberater der Inselbevölkerung, Bill Partridge, berichtete, die Kinder hätten sich gegen die Retter gewehrt und versucht, wieder in die eisige Kälte von minus 40 Grad zurückzukehren.
Einen Monat nach Beginn der Gesundheitsreform berichten die Apotheken über eine starke Zurückhaltung der Ärzte bei Verordnungen. In den Praxen häufe sich inzwischen der Streit darüber. In einem Faltblatt bittet die Kassenärztliche Vereinigung denn auch die "lieben Patienten", "drängen Sie ihren Arzt nicht zu Wunschverordnungen wie Stärkungs-, Schlaf- und Hautpflegemittel". Man möge auch akzeptieren, wenn er statt der gewohnten Pillen nun plötzlich "ein bewährtes Hausmittel oder Bettruhe empfiehlt".
Die Krankenkassen, die davon eigentlich profitieren, sehen das Ganze mit gemischten Gefühlen. Viele Ärzte hätten zu Unrecht Angst, ihr Verordnungsbudget zu überschreiten, glaubt Udo Barske vom AOK-Bundesverband. Diese neu eingeführten Höchstgrenzen seien nämlich "relativ großzügig bemessen". Den Patienten rät er, bei der Verweigerung eines Rezeptes nachzufragen, "ob medizinische Gründe dafür den Ausschlag geben oder die Sorge um das eigene Budget". Bestünden dennoch Zweifel, sollte man mit seiner Kasse reden. Verweigere ein Arzt nämlich ein medizinisch notwendiges Medikament, ist das für Barske "ein klar vertragswidriges Verhalten". Allerdings sei die Wirkung vieler Mittel tatsächlich umstritten. Eine Kassenliste dubioser Arzneigruppen reicht von Anabolika über Rheuma- und Durchblutungssalben bis zu Vitaminkombinationen.
Mit der erhöhten Rezeptgebühr haben Arzt und Patient nun zumindest ein gemeinsames Interesse an der Verordnung möglichst billiger Präparate. Statt sieben Mark für ein Marken-Mittel sind durch einen Wechsel vielleicht nur fünf oder drei Mark zu zahlen. Vor allem bei Dauertherapien sollte man in der Praxis deshalb nach günstigeren Alternativen fragen. Der Apotheker darf zudem das verordnete Medikament durch ein billigeres mit gleichem Wirkstoff ersetzen, wenn der Arzt diese Möglichkeit auf dem Rezept angekreuzt hat. rb
SCHMITTEN. Albert Burkhard ist wieder Spitzenkandidat des "Unabhängige Bürgerblocks" (UBB) für die Kommunalwahl. Auf Platz zwei, den vor vier Jahren noch der Erste Beigeordnete Engelhardt Hofmann belegte, steht diesmal Wilfried Knippler aus Niederreifenberg. Doch das will die UBB noch nicht als Vorentscheidung dafür verstanden wissen, daß Knippler auch den Posten des Ersten Beigeordneten übernehmen würde. Ausgelöst durch den Streit um den Bau von zwei Doppelhäusern nahe der Gertrudiskapelle, hatte Hofmann schon im letzten Dezember seinen Verzicht auf die Stelle erklärt - und kandidiert daher jetzt bewußt weit hinten auf Rang 19. Auf Platz drei bewirbt sich ein Neuling: Martin Ries (Niederreifenberg); auf den restlichen aussichtsreichen Rängen folgen Josef Knippler (4), Wilhelm Wagner (5). Mit Regina Nase taucht auf Position 6 ein weiteres neues Gesicht auf; die Oberreifenbergerin ist zugleich die einzige Frau auf den vorderen Plätzen. "Wir hatten schwer unsere Last, Kandidatinnen für die ehrenamtliche Politik zu finden", gesteht der Spitzenkandidat. Die UBB hat zur Zeit zwar fünf Mandate (15,2 Prozent), durch den Wechsel von Ursula Blaum zur FDP jedoch nur noch vier Stimmen. cn
DIETZENBACH. Der Magistrat lädt für Mittwoch, 3. Februar, 19 Uhr, in den Sitzungssaal zu einem öffentlichen Hearing zum Thema "Hilfe für Tschernobyl - ohne Perspektiven?" ein. Als Fachleute werden erwartet: Professor Dr. Ulrich Gottstein, ehemaliger Chefarzt der Frankfurter Uni-Klinik, Dr. Dörte Siedentopf, Ärztin aus Dietzenbach, Dr. Holger Kirsch, Vertreter der Ärzte gegen den Atomtod, Nikolai Dudko, Sprecher des deutschen Infozentrums des weißrussischen Außenministeriums, Dr. Valentin Gerein, Arzt der Frankfurter Uni-Klinik, und Walter Fontaine, Leiter des städtischen Amtes für Jugend, Sozialarbeit und Schulen. Fontaine ist für die Dietzenbacher Hilfsaktionen "Kinder von Tschernobyl" zuständig.
Hilfsaktionen zugunsten der Kinder aus der strahlenverseuchten Region von Tschernobyl wurden in der Vergangenheit immer wieder kritisiert. Das Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Dietzenbach: "Einige Vorwürfe betrafen auch die Erholungsaufenthalte für Kinder aus Tschernobyl in Deutschland."
Der Magistrat erhofft sich von dem Informations- und Diskussionsabend "Aufschluß über Perspektiven weiterer Hilfsmaßnahmen für die strahlenverseuchte Region um Tschernobyl". Im städtischen Etat sind für 1993 rund 40 000 Mark für die Tschernobyl-Hilfe eingeplant, jedoch mit einem Sperrvermerk versehen. fin
FRIEDBERG. Ein Bebauungsplan, an dem zwei Jahre gearbeitet wurde, kann den Bürgern nicht in einer auf zwei Wochen verkürzten Frist offengelegt werden. Einhellig war das Stadtparlament am Montag abend dieser Auffassung und beschloß, den Bebauungsplan für das Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik für vier Wochen auszulegen.
Es handelt sich um das größte Wohnungsbauprojekt der Kreisstadt. Die Investorfirma Bücher will auf dem 4,9 Hektar großen Areal 650 Wohnungen bauen. In meist vierstöckigen Gebäuden sollen vor allem Dreizimmerwohnungen entstehen.
Der Magistrat hatte sich in seiner Vorlage auf das Wohungsbauerleichterungsgesetz berufen, demzufolge zur Beschleunigung des Wohnungsbaues die Fristen sowohl für die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange als auch für die öffentliche Auslegung verkürzt werden können. Statt vier Wochen sollten sich die Bürger den Plan für dieses Großprojekt nur zwei Wochen ansehen können. Den Grünen behagt der gesamte Bebauungsplan nicht. Die Häuser seien zu groß. Dem Investor werde fast alles in die Hand gegeben. Es werde sich ein "städtebaulicher Mißstand" entwickeln, beklagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Horst Weitzel. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Erich Becker betonte dagegen, der Bebauungsplan trage "unsere Handschrift", es werde nach gründlicher Vorbereitung ein auf Initiative der SPD und der UWG zustande gekommener Stadtverordnetenbeschluß umgesetzt. Die Form der Bebauung sei "richtig und zweckmäßig". ieb
Sie trafen die Republik: Am 6. April 1933 holten die nationalsozialistischen Machthaber das Denkmal für Friedrich Ebert an der Paulskirche vom Sockel.
DREIEICH. Die Musikschule lädt alle Freunde der Kammermusik für Dienstag, 2. Februar, 18 Uhr, in den Galerieraum der Stadtbücherei Sprendlingen ein. Dozenten spielen Werke von Mozart, Bach, Telemann und anderen. Dabei wird das neu erworbene Cembalo, ein Nachbau nach Johannes Ruckers (Antwerpen 1640), zu hören sein. Eintritt frei. dac
BAD VILBEL. 45 000 Mark Schaden entstand laut Polizei bei einem Verkehrsunfall am Donnerstag auf der B 3 am Schöllberg. Ein Bad Vilbeler Autofahrer wollte nach links in die "Berliner" abbiegen und kollidierte dabei mit dem Wagen eines entgegenkommenden, ebenfalls aus der Brunnenstadt stammenden Fahrers.
Dessen Auto kam erst nach 30 Metern auf der linken Geradeausspur zum Stillstand. Der abbiegende Wagen schleuderte gegen eine Ampel, die dabei erheblich beschädigt wurde. Beide Fahrer wurden leicht verletzt. An ihren Fahrzeugen entstand Totalschaden. mu
hll BONN, 29. Januar. An einem Wandkalender, den die Bundeszentrale für politische Bildung in Schulen verteilt, haben einige SPD-Bundestagsabgeordnete Anstoß genommen. Der großformatige Kalender trägt den Titel "Deutschland in Europa". Drei der zwölf Monatsblätter zeigen Fotos von Tallinn (Estland) und Danzig (Polen) sowie Heilige Linde im heute polnischen ehemaligen Ostpreußen.
Diese Bildauswahl löste in der SPD kritische Fragen und Kommentare aus. Der nordrhein-westfälische Abgeordnete Volkmar Kretkowski, Vorsitzender des Kuratoriums der Bundeszentrale, wies in einem Brief an den Präsidenten Günter Reichert (CDU) auf mögliche außenpolitische Mißverständnisse hin. Der Abgeordnete Reinhold Hiller aus Lübeck fragte besorgt, ob nicht der Eindruck erweckt werde, "Deutschland wäre größer als das heutige Gebiet der Bundesrepublik und es gäbe noch deutsche Ansprüche im Osten"; dies könne rechtsradikalen Tendenzen Auftrieb geben.
Hiller erinnerte an frühere Produkte aus dem ehemaligen Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, die ähnlich fragwürdig waren, weil sie "großdeutsche Darstellungen" enthielten. Der baden-württembergische Abgeordnete Hermann Bachmaier nannte die Kalenderblätter "politisch instinktlos".
Einige Lehrer haben der Bundeszentrale für politische Bildung schon mitgeteilt, sie würden den Kalender "nicht verwenden". Präsident Reichert antwortete Kretkowski und Hiller, der umstrittene Bildkalender sei in einer "zeitlichen personellen Notsituation" entstanden. Künftig werde die Leitung der Bundeszentrale die Planung begleiten. Sinn des Kalenders sei es, "wirtschaftliche und kulturelle Zusammenhänge in grenzübergreifenden Regionen" darzustellen und für Schülerinnen und Schüler begreifbar zu machen. "Irgendwelche Verwicklungen im Hinblick auf Grenzdiskussionen oder eine Hilfestellung für rechtsextremes Gedankengut" sehe er nicht. Insgesamt, so Reichert, sei der Kalender "ein sachlich wie politisch ausgewogenes Produkt".
DARMSTADT. Sein starker Abgang knapp zwei Jahre vor der Pensionsgrenze wirft ein bezeichnendes Licht auf den trostlosen Zustand der Umweltpolitik in Darmstadt, die doch einmal so progressiv war: Dieter Holtz, Leiter des Umweltamtes, ging vorzeitig in den Ruhestand und versucht sich mit 63 Jahren an einer Unternehmer-Karriere in den USA, weil er glaubt, in Darmstadt nichts mehr verändern zu können. "Dynamik" könne er in dieser Verwaltung längst nicht mehr erkennen, hat er zur Begründung seines Wechsels gesagt.
Der gestern mit artigen Worten offiziell verabschiedete Doktor der Naturwissenschaften und ehemalige Mitarbeiter am Paul-Ehrlich-Institut muß es wissen: hat er doch alle Höhen und Tiefen der Darmstädter Umweltpolitik mitgemacht. 1963 kam der gebürtige Gießener an, mit damals neuen Ideen und Aufgaben im Kopf: Abfallverwertung, Reduzierung von Luftschadstoffen, Autoabgas-Kataster.
Zuarbeit leistete dem humorvollen Chemiedirektor das städtische Institut für Naturschutz, an dem brillante Fachkräfte beschäftigt waren: wissenschaftlich immer auf der Höhe der Zeit und fix bei der Präsentation neuer Analyse-Methoden, etwa als die übermäßig mit Pestiziden ("Lindan") besprühten Äcker bei Weiterstadt zum Reizthema wurden.
1987 wurde Dieter Holtz Leiter des neugegründeten Umweltamtes der Stadt - und war damit seither immer mehr ein König ohne Land. Denn die zunächst von einer großen Koalition, dann (bis heute) von einem SPD/FDP-Bündnis geführte Stadt wollte vermeintlichen Ballast abwerfen, städtische Dienste privatisieren. Es begann 1986/87 mit der Auflösung des Instituts für Naturschutz als eigenständige städtische Einrichtung. Es ging auf im Umweltamt, das nur begrenzte Kompetenzen einer Unteren Wasser- und Naturschutzbehörde hat.
Der Privatisierung zweiter Teil erfolgte durch den Verkauf der Kläranlagen im Jahre 1989, weil deren Sanierung zu teuer erschien. Das renommierte Umweltlabor der Stadt wurde 1991 für ganze 350 000 Mark an die Südhessische Gas und Wasser AG "verschleudert", erregt sich noch heute der Grünen-Umweltexperte Michael Siebert.
Das von Holtz aufgebaute Labor hatte sich mit dem Versuch lückenloser Industrieabwasser-Kontrolle einen Namen gemacht und war als Modellprojekt vom Umweltbundesamt und dem Battelle-Institut unterstützt worden. Das Labor untersuchte zudem Schwermetalle in Gartenböden und betrieb Bioindikatorenforschung (Untersuchung von Eibennadeln auf Luftschadstoffe).
Verfechter der in Mark und Pfennig bemessenen umweltpolitischen Kehrtwende war der seit 1986 amtierende Umweltdezernent Heino Swyter. Der 49jährige FDP-Politiker wurde erst voriges Jahr trotz deutlichen Grummelns auch im Regierungsbündnis für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Der für Umweltschutz, Forsten, Abfall, Friedhöfe, Tiefbau, das Fuhr- und Reinigungsamt, Tagungen und Fremdenverkehr zuständige Stadtrat wirkt alles andere als engagiert - so wie kürzlich bei einer Expertenanhörung zur Sanierung PCB-verseuchter Schulen.
Umweltamtsleiter Holtz mußte sich hernach einer seiner letzten undankbaren Aufgaben entledigen, indem er in einer Presseerklärung den Vorwurf der "Inkompetenz" an sein eigenes Haus wegen des Stillstands bei der Entfernung PCB-belasteter Dichtungsmassen zurückwies und damit indirekt seinem Vorgesetzten den Rücken stärkte.
Swyter genießt längst nicht mehr das Vertrauen des gesamten Magistrats: OB- Kandidat Peter Benz (SPD) hat nun zur Bedingung gemacht, der gelernte Bauingenieur müsse aus dem Amt scheiden, wenn die von ihm favorisierte sozial-liberale Koalition nach der Kommunalwahl weiter Bestand haben soll. Swyter stand bereits im Kreuzfeuer der Kritik, weil die städtische Kompostierungsanlage nicht geruchsarm funktionierte. Beim Thema Wassernotstand im vorigen Jahr hatte Swyter nur Unverständnis für Spar-"Repressalien" des Regierungspräsidiums übrig. Politisch steckengeblieben ist so manches - von Maßnahmen gegen die überdurchschnittlich starken Waldschäden bis zum Biotopkataster.
Ex-Amtsleiter Dieter Holtz will sich nun im US-Bundesstaat Maryland mit der Vermarktung seiner Erfindung Ansehen verschaffen. Im vorigen Jahr erhielt Holtz den Umweltpreis des Landes Hessen für das von ihm entwickelte Oragbo-Verfahren, das 1984 das deutsche, 1989 auch das Europa-Patent erhielt: Es ist das Mischprodukt aus entwässertem Klärschlamm und Ölschieferschlacke aus der Grube Messel und wird als festbakkender Oberbodenersatz an steilen Böschungen wie Autobahn-Hängen eingesetzt.
Eine GmbH, zu drei Viertel im Besitz der Stadt, den Rest hält die "Südhessische", vertreibt Orgabo. Geschäftsführer ist bisher Holtz, der in Amerika auf Tuff, Bimsstein oder Kohleschlacke als Messel-Ersatzstoff setzt.
Um das "Ende der Umweltpolitik in Darmstadt" hat sich die CDU gesorgt, als klar war, daß Chemiedirektor Holtz abwandern würde. Was der Ex-Amtsleiter jetzt tut, haben Einrichtungen wie das Darmstädter Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), das Öko-Institut Darmstadt oder das Zentrum für Interdisziplinäre Technikforschung der TH längst vorgemacht - nämlich über den Tellerrand hinausgesehen. Und so stets bundesweit mehr Gehör als in ihrer Heimatstadt gefunden. JÖRG FEUCK
NEU-ISENBURG. Bei einer "Rundfahrt" durch Neu-Isenbrug hat ein offensichtlich stark angetrunkener Autofahrer am Donnerstag bei vier Unfällen Schaden von 21 000 Mark angerichtet.
Nach Auskunft der Polizei rammte der Autofahrer beim Abbiegen von der Hugenottenallee in die Friedrichstraße eine Ampel. Die Fahrt ging weiter in die Taunusstraße, wo er ebenfalls beim Einbiegen nach rechts ein Verkehrsschild beschädigte. In der Bahnhofstraße fuhr er ein geparktes Auto in Höhe des Hauses Nummer 177 an. Die Fahrt endete an einer Mauer auf einem Grundstück an der Friedensallee.
Die Polizei ordnete bei dem 45 Jahre alten Autofahrer eine Blutprobe an. Er mußte seinen Führerschein abgeben. dok
Weil es mitunter nützlich sein kann, Briefe oder Dokumente aus der Zeit der Großeltern auch Jahrzehnte später lesen zu können, machen Kenntnisse in der Schrift des Herrn Ludwig Sütterlin heute noch Sinn.
HATTERSHEIM. "Das Verhandeln hat sich gelohnt", konstatierte Erster Stadtrat Franssen (SPD). Nach zähem Ringen habe er jetzt das Okay des Regierungspräsidenten: In der Eddersheimer Bahnhofstraße darf eine neue Fußgängerampel installiert werden, und zwar in Höhe der Lönsstraße.
Lange Zeit, resümierte Franssen, habe er sich um die Ampel bemüht. Sie soll nicht nur den Fußgängern das Überqueren der Straße leichter und sicherer machen. Der Stadtrat hofft auch, daß dadurch die Raser zum Tritt auf die Bremse gezwungen werden.
Bezahlen muß die neue Ampel das Hessische Straßenbauamt. Sollte es jedoch dauern, bis das Geld zur Verfügung steht, werde Hattersheim in Vorlage treten. Die Ampel dürfe nicht auf die lange Bank geschoben werden, sagte Franssen. Die Sicherheit habe Vorrang.
Noch im Frühjahr soll eine weitere Ampel installiert werden: in der Flörsheimer Straße. Sie soll ebenfalls eine gefährliche Stelle auf dem Weg zur Schule entschärfen. kkü
LANGEN. Bei der Kanalsanierung steht ein großer Brocken an: Die Stadt will für rund 5,5 Millionen Mark neue Rohre verlegen lassen und zwar in der Triftstraße, Pittlerstraße, Am Weißen Stein, unter dem Bahnhofsvorplatz und in der Westendstraße. Dabei müssen 30 Stahlbetonrohre unter den Gleisen durchgepreßt werden. Das allein kostet laut Magistrat 300 000 Mark. Nachdem dieser Auftrag vergeben wurde, sollen im März dort die Bauarbeiten beginnen.
Laut Magistrat haben die neuen Rohre, die das Kanalnetz entlasten sollen, einen wesentlichen größeren Durchmesser als die alten. Damit würden die gesetzlichen Auflagen erfüllt. Allerdings sei auch die Kapazität der neuen Rohre begrenzt, warnte der Erste Stadtrat Klaus-Dieter Schneider (CDU) vor zu hohen Erwartungen. Bei Jahrhundertregen wie im Juni und August vergangenen Jahres werde der Kanal auch künftig die gewaltigen Wassermassen nicht aufnehmen können. Für so große Rohre und Rückhaltekanäle sei kein Platz unter der Erde.
Zuletzt wurde in der Bahnstraße, Gartenstraße und im Stresemannring der Kanal saniert. dac
Ein 37 Jahre alter Mann ist am späten Donnerstag abend in seiner Wohnung in der Eckenheimer Landstraße tot aufgefunden worden. Er war seiner Drogensucht zum Opfer gefallen.
Nachdem sich der 37jährige gemeinsam mit einem 30 Jahre alten Bekannten Heroin injiziert hatte, wurde er nach Angaben der Polizei bewußtlos. Der 30jährige versuchte, ihn zu reanimieren. Dann wurde ein Arzt alarmiert: Er fand den 37jährigen mit frischen Einstichen.
Das Drogenopfer, bei der Polizei seit 1978 wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Eigentumsdelikten bekannt, ist bereits der fünfte Rauschgifttote in diesem Jahr. ing
Verschlungen sind die Wege im Fußballgeschäft: Der am Donnerstag noch als fraglich gemeldete Transfer des Moskauers Kachabar Zchachadse zu Eintracht Frankfurt ist nun doch perfekt. Der 24jährige wechselt für rund 1,5 Millionen Mark an den Main und kann zum Rückrundenstart am 20. Februar in Dresden für die Eintracht auflaufen. Zchachadse wurde am Freitag aus Moskau zurückerwartet, um am heutigen Samstag mit der Mannschaft ins Trainingslager an die portugiesische Algarve zu fliegen.
"Unsere Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet", konnte Eintracht- Geschäftsführer Detlef Romeiko aufatmen, nachdem es am Donnerstag noch so ausgesehen hatte, als könne sich der sicher geglaubte Wechsel des Georgiers noch zerschlagen. Auf Seiten der Eintracht war vermutet worden, daß Zchachadses bisheriger Verein Dynamo Moskau weitere Ablöseforderungen stellen würde, nachdem es Schatzmeister Wolfgang Knispel zunächst nicht gelungen war, die notwendigen Unterschriften auf der Transfervereinbarung zu erhalten.
Das Verhandlungsgeschick des Eintracht-Präsidiums ist auch an der Algarve gefragt. Während des Trainingslagers sollen Vertragsgespräche unter anderem mit Uli Stein, Uwe Bein, Edgar Schmitt und Axel Kruse geführt werden. Nach dem Trainingslager soll auch eine Entscheidung in der Trainerfrage fallen, wobei Werner Lorant aus dem Rennen ist. Er verlängerte seinen Vertrag beim bayerischen Oberligisten 1860 München.
Kleine Fische sind diese Gerüchte im Vergleich zu Enthüllungen aus der italienischen Liga. Dort soll laut den Zeitungen Corriere dello Sport und Gazzetta dello Sport der NiederländerDennis Bergkamp in der kommenden Woche einen Vertrag bei Juventus Turin unterzeichenen. Neben etwa 20 Millionen Mark Ablösesumme sollen für Turin ungefähr elf Millionen Mark Gehalt für den Dreijahresvertrag fällig werden. Im Gefolge dieses Wechsels plant Turin angeblich wegen des Überangebots offensiver Spieler einen Tausch des Ex-Eintrachtlers Andreas Möller gegen den defensiveren Stefan Effenberg vom AC Florenz. fes/sid
FRIEDBERG/NIDDATAL. Dem Hinweis einer Frau aus Niddatal ist es zu verdanken, daß die Kripo Friedberg gestern eine Serie von vier Raubüberfällen im Wetteraukreis aufgeklärt hat. Die Niddatalerin hatte die Kriminalbeamten am Donnerstag nachmittag auf einen in Ilbenstadt abgestellten blauen Golf mit thüringischem Kennzeichen aufmerksam gemacht. Der Wagen war im Rahmen der Fahndung nach den Bankräubern mehrfach in der Presse erwähnt worden. Die Beamten gingen der Spur sofort nach und stellten unweit des Fahrzeuges einen 29jährigen Mann aus Erfurt, auf den eine der Täterbeschreibungen paßte. Bei der Durchsuchung seiner Zweitwohnung in Ilbenstadt stellte die Polizei Schreckschußpistolen, Strumpfmasken und mit 15 000 Mark rund die Hälfte der Beute aus dem Überfall am Mittwoch in Rosbach sicher. Im Laufe des Verhörs legte der ehemalige Hauptmann der Nationalen Volksarmee ein Geständnis ab, über sein Motiv äußerte er sich bislang nicht.
Er gab zu, mit einem Kompagnon die Banküberfälle am 25. September 1992 auf die Sparkasse Wetterau in Nieder-Wöllstadt, am 15. Oktober 1992 auf die Sparkasse Wetterau in Nieder-Rosbach und die Überfälle am 8. Dezember 1992 auf die Wetterauer Volksbank in Assenheim sowie am Mittwoch, 27. Januar 1993 auf die Sparkasse Wetterau in Nieder-Rosbach verübt zu haben. Gestern morgen nun konnte die thüringische Kripo in Gera den zweiten Räuber, einen früheren Leutnant der Volkspolizei, festnehmen. Der Mann hat ebenfalls in Niddatal einen Zweitwohnsitz.
Beide Täter arbeiteten bis gestern bei einem Sicherheitsdienst am Frankfurter Hauptbahnhof. Von in der Nähe des Hauptbahnhofs abgestellten Autos hatte das Duo auch die Kennzeichen entwendet, die es vor den Überfällen an ihr eigenes Auto geschraubt hatte. Der 29jährige Erfurter wurde noch gestern nachmittag dem Amtsrichter in Friedberg vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft Gießen beantragte Haftbefehl. Auch gegen den 30jährigen aus Gera wird ein Haftbefehl ergehen. Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Less, Oberkommissar Horst Gruner als Sachbearbeiter der Überfälle, und Kripo- Chef Diethardt Wermter gaben sich bei einer Pressekonferenz anläßlich der Aufklärung der Raubserie sichtlich zufrieden.
Zwar waren die Beamten bereits nach dem zweiten Überfall aufgrund der Personenbeschreibung, der Vorgehensweise und der Tatsache, daß die Räuber sächsischen Dialekt gesprochen hatten, davon ausgegangen, daß es sich um dieselben Täter handelte. Doch trotz der jeweils sofort eingeleiteten Ringfahndung und intensiver Ermittlungen war es ihnen nicht gelungen, sie dingfest zu machen. Kripo- Chef Wermter: "Sie waren praktisch im Auge des Zyklopen, im Zentrum des Hurricans." Für Bankräuber, so Wermter, sei dies völlig atypisch. Üblicherweise suchten sie sich die Geldinstitute nicht an ihren Wohnsitzen aus, sondern meist fernab davon in der Nähe von Autobahnen. Wermter gab sich zuversichtlich, einen Großteil der Beute von insgesamt über 100 000 Mark noch sicherstellen zu können. Optimistisch gab sich der Kripo- Chef auch im Hinblick auf die Aufklärung weiterer Raubüberfälle im Wetteraukreis, schließlich "hänge das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung wesentlich von der Aufklärung von Straftaten ab". 1992 waren in der Wetterau 21 Banken überfallen worden, bis gestern nachmittag konnte die Kripo neun Fälle klären. Zum Vergleich: In der Großstadt Frankfurt verzeichnete die Kriminalstatistik vergangenes Jahr 33 Banküberfälle.
Ein lobendes Wort fand Wermter auch für die Niddatalerin: "Sie hat den Ratschlag beherzigt: hinschauen statt wegsehen." Ein Verhalten, das, im Einvernehmen mit den Banken, belohnt werden soll. Zum aktuellen Banküberfall am Donnerstag im Reichelsheimer Stadtteil Weckesheim hat die Kripo noch keine weiteren Erkenntnisse. Wermter: "Dazu hatten wir noch keine Zeit." CORINNA WILLFÜHR
GELNHAUSEN. Dank der Aufmerksamkeit eines Beamten außer Dienst gingen der Gelnhäuser Polizei am Donnerstag abend drei Autodiebe ins Netz. Der Mann hatte gegen 18.15 Uhr vier "einschlägig bekannte" Jugendliche in einem Scirocco mit Friedberger Kennzeichen beobachtet. Daraufhin alarmierte er seine Kollegen, die drei der jungen Männer festnahmen. "Der jüngste war gerade mal 14", berichtete ein Behördensprecher.
Den Scirocco hatten die Autodiebe nach Darstellung der Polizei tags zuvor auf einem Parkdeck in Butzbach entwendet. Dort ließen sie einen mit in Gelnhausen geklauten US-Kennzeichen versehenen Golf zurück, den sie zuvor in Altenhaßlau gestohlen hatten. Einer der Festgenommenen, ein 20jähriger, soll bereits am 10. Januar einen roten Golf in Altenhaßlau entwendet haben, der noch nicht wieder aufgetaucht ist. Obwohl er mit dem Auto gesehen worden sein soll, bestritt er die Tat. tja
KÖNIGSTEIN. Der Magistrat muß die Straßenbeitragssatzung vom 15. November 1990 prüfen und kontrollieren, ob die an Anwohner einiger Straßen in der Altstadt verschickten Gebührenbescheide nicht zurückgenommen werden können. Das beschloß die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag nach einem entsprechendem Antrag der SPD.
Die SPD hatten damit auf die Proteste betroffener Anwohner reagiert, die von der Stadt für Straßenerneuerungen zur Kasse gebeten wurden. In dem Antrag wurde außerdem gefordert, "in die Prüfung der Straßenbeitragssatzung eine Bürgerbeteilung vor der Auftragsvergabe einzubeziehen". Will sagen: bei der Straßenerneuerung werden die Anwohner ein Wörtchen mitzureden haben.
Nach Ansicht der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ist der SPD-Antrag jedoch "nur heiße Luft". Zum einen sei der Magistrat nach eigenen Angaben schon an einer solchen Prüfung gewesen, zum anderen hätte sich die SPD zu klareren Aussagen durchringen müssen. Der beschlossene Antrag sei zwar für das Anliegen der Bürger nicht schädlich, helfe aber auch nicht viel. ki
rei BONN. Trotz des Streits über die Finanzierung soll die Bahnreform wie geplant spätestens zum 1. Januar 1994 in Kraft treten. Darauf verständigten sich Finanzminister Theo Waigel (CSU), Verkehrsminister Günther Krause (CDU) und Bahn-Chef Heinz Dürr in einem Gespräch bei Bundeskanzler Helmut Kohl. Auch bleibt es bei der Absicht, das Gesetzespaket zur Realisierung dieses Vorhabens im Februar im Kabinett zu beraten. Bis dahin müssen sich Waigel und Krause auf eine Finanzierungsregelung einigen, die auch die Bundesländer akzeptieren können.
Die Reform von Bundes- und Reichsbahn ist ebenfalls Thema der Ministerpräsidentenkonferenz nächsten Mittwoch in Bonn. Dabei dürfte es vor allem um die geplante Verlagerung der Verantwortung und Kosten für den Schienen-Nahverkehr vom Bund auf die Länder und Kommunen gehen. Nach dem "Föderalen Konsolidierungsprogramm" will Waigel dafür zwar weiter Leistungen erbringen, zugleich aber die Umsatzsteuer von 1995 an zu Lasten der Länder neu verteilen. Das bedeutete für diese zusätzliche Kosten von 14 Milliarden Mark im Jahr. Dieses Regionalisierungskonzept lehnt Krause ab. Er pocht nach Angaben einer Sprecherin seines Hauses weiter darauf, daß der Bund seinen Anteil an den Kosten des Nahverkehrs aus einem "Finanztopf" trage. Das Problem müsse entweder bei den Verhandlungen über die Neuregelung des Finanzausgleichs zwischen Bund und Ländern oder bereits vorher gesondert gelöst werden.
Einige Länder und die SPD-Opposition im Bundestag haben bereits signalisiert, daß sie der für die Bahnreform erforderlichen Grundgesetzänderung nicht zustimmen, wenn in diesem Punkt keine Einigung erzielt werde. Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) befürchtet schlimme Folgen, wenn Waigel mit seinem Konzept durchkommt. "Massive Einschränkungen im Verkehrsangebot von Zügen, Bahnen und Bussen, auf vielen Verbindungen völlige Einstellung des öffentlichen Verkehrs, drastische Fahrpreiserhöhungen sowie Entlassung von Mitarbeitern im großen Stil," sagt er voraus.
Ferner ist zwischen Waigel und Krause die Behandlung der Bahn-Schulden umstritten, die Ende nächsten Jahres voraussichtlich eine Höhe von 70 Milliarden Mark erreicht haben werden. Der vom Bonner Kassenwart vorgeschlagene Dreh an der Mineralölsteuer, um Einnahmen zur Tilgung der Verbindlichkeiten zu bekommen, lehnt der Verkehrsminister als investitionshemmend ab. Krause setzt auf die Einführung von Autobahnbenutzungsgebühren für Lkw und Pkw zum 1. Januar 1994. Hierfür fehlt allerdings die Zustimmung der Europäischen Gemeinschaft, die zudem für die nächste Zeit kaum zu erwarten ist. Denn weder die Dänen, die im Augenblick die EG-Präsidentschaft innehaben, noch die Belgier als ihre Nachfolger gehören zu den Befürwortern solcher Pläne.
Es bleibt vorläufig als kleinster gemeinsamer Nenner zwischen den zerstrittenen Ministern und Bahn-Chef Dürr die Einsicht, daß die Bahnreform dringend nötig ist. Nichtstun werde die Schulden laut Dürr bis zum Jahr 2003 auf 550 Milliarden Mark klettern lassen. Außerdem drohe der "Verkehrsinfarkt". Dann "werden wir mit der Verkehrspolitik in Deutschland nicht auf die Füße kommen", hieß es nach dem zweistündigen Gespräch im Kanzleramt.
ERLENSEE / HANAU. Festgenommen hat die Polizei in der Nacht zum Freitag einen 15jährigen aus Erlensee, der mit einem gestohlenen Motorrad unterwegs war. Ein Komplize konnte entkommen. Der 15jährige versuchte zwar zu fliehen, stürzte dabei jedoch auf einem Waldweg am Bärensee mit dem Motorrad und verletzte sich. Außerdem trug er einen Biß des Polizeihundes davon, der eine weitere Flucht zu Fuß verhinderte. Der junge Dieb besaß keinen Führerschein und
Sogar nur 14 Jahre alt war ein Jugendlicher, der am Donnerstag in einem ebenfalls gestohlenen Fahrzeug saß. Den Opel hatte er bereits eine Woche zuvor entwendet. Auch der 14jährige - zusammen mit einem 13 Jahre alten Schüler - wollte fliehen und demolierte dabei auf einem Supermarktparkplatz an der Pfaffenbrunnenstraße mit dem Opel zwei Polizeiautos. az
OBERURSEL. Das Stadtparlament hat am Donnerstagabend die Tarifkooperation der Stadt mit dem FVV auch offiziell abgesegnet - gegen die Stimmen der FDP und bei Enthaltung des Grünen-Abgeordneten Joachim Krahl. Vor der Abstimmung betonte der Erste Stadtrat Eberhard Häfner (OBG) noch einmal die Bedeutung der Vereinbarung. Er versprach, die Stadt werde bis zur Sommerpause ausarbeiten, welche Bevölkerungskreise in den Genuß einer verbilligten Monatskarte kommen sollen.
Daß in diesem Punkt noch keine konkreten Vorschläge auf dem Tisch liegen, hatte besonders die FDP kritisiert. Fraktionsvorsitzende Dorothea Henzler sagte, ihre Partei halte einen gemeinsamen Fahrschein für gut, aber nicht "um jeden Preis". Auf die Bürger und die Stadt kämen unabsehbare Kosten zu. Man hätte lieber das FVV-Ticket auf allen Stadtbus- Linien akzeptieren sollen. Der Grüne Krahl begrüßte ebenfalls die Kooperation grundsätzlich, nannte den Vertrag aber "verbesserungswürdig".
Auch SPD-Fraktionschef Hans-Georg Brum kritisierte, daß der Sozialtarif für bedürftige Bürger nicht geklärt sei. Er schlug vor, als Einkommensgrenze bei einem Einpersonen-Haushalt 1500 Mark und für jede weitere Person im Haushalt 500 Mark anzusetzen. Das entspräche den Kriterien des "Frankfurt-Passes".
Eine solche Regelung bedeute jedoch, daß der Kreis derer, die ein Anrecht auf eine verbilligte Monatskarte haben, gegenüber heute erheblich erweitert werde. Brum verteidigte nachdrücklich die mit der Kooperation verbundene Anhebung der Preise für die regulären Monatskarten und erinnerte an die erheblichen Zuschüsse vom Land und vom FVV. Die neue "City-Karte" sei zudem nur ein Zwischenschritt zum Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) - und der werde sicherlich noch teurer werden.
Auch Wilfred Günther von den Grünen betonte, die Kooperation könne nur ein erster Schritt sein. Auch die anderen Buslinien im Taunus müßten in einen solches Netz miteinbezogen werden. esi
FRANKFURT A. M. Es war einmal, damals in den 60er Jahren, da hatten die Worte Hacker und Hippie noch denselben Klang. Das Eindringen der "Phone Phreaks" in die Computersysteme der Regierung war die Sandstreuen ins Getriebe des Systems, vergleichbar mit Sit- Ins vor dem Pentagon, Love-Ins auf dem Campus der Universität, Marihuana rauchen vor den Augen einer Polizeistreife, Einberufungsbefehle verbrennen und überteuerte Fahrscheine öffentlicher Verkehrsmittel fälschen.
Inzwischen wirken die gewaltigen Computeranlagen der 60er Jahre wie primitive Vorstudien zu den heute jedermann verfügbaren Personalcomputern. Die Hacker unserer Tage gehören auch nicht mehr zur systemkritischen "Spaß- Guerilla". Ihr Leitbild ist die kreative Verbesserung der "schönen neuen Welt" der Datenverarbeitung. Das ist der Ansatz von Phil Alden Robinsons Gaunerkomödie "Sneakers - die Lautlosen". Zwei "Hacker" der ersten Stunde seliger Apo- zeiten verlieren sich aus den Augen. Einer von ihnen wird von der Polizei eingelocht, der andere schlägt sich irgendwie durch. Zwanzig Jahre später führt Martin (Robert Redford) eine verspielte Truppe von "Sicherheitsexperten" an, die auch schon mal in eine Bank einbrechen, ganz legal in deren Auftrag, um der Geschäftsleitung die Schwächen des jeweiligen Sicherheitssystems aufzuzeigen.
Eines Tages wird die Truppe - der neben Robert Redford Sidney Potier, Dan Aykroyd, River Phoenix und David Strathairn angehören - angeheuert, um eine außergewöhnlich gefährliche Aufgabe zu übernehmen. Es geht um eine Dechiffriermaschine der besonderen Art, die die "Sneakers" klauen sollen: Ein Computerprogramm, das alle Codes knacken kann, und damit alle Sicherheitssysteme dieser Welt gefährdet. Als geheimer Auftraggeber dieser Aktion entpuppt sich ausgerechnet Cosmo (Ben Kingsley), Redfords Kumpel von einst, der als moderner Dr. Mabuse die Weltherrschaft über die Daten der Computernetze erringen will.
Die krause Story (im Grunde eine endlose Abfolge von Fallen, in die die Helden geraten und aus denen sie sich wieder herauswurschteln) tritt schnell in den Hintergrund gegenüber den "Auftritten" von Robert Redford und Sidney Poitier, die sich munter die Pointenbälle zuwerfen: zwei Männer mit Rückgrat und Statur, die als Schauspieler in den 60er Jahren und Anfang der 70er groß geworden sind und um ihre Präsenz wissen. Wenn River Phoenix sein Gesicht schwarz macht zur Tarnung für einen Bankraub, dann stutzt Sidney Poitier für einen Augenblick und lächelt dann verrätselt, wenn Dan Aykroyd ihn mit hanebüchenen Verschwörungstheorien bombardiert, ist er so eigensinnig hilflos wie Oliver Hardy.
Redford übt sich in anderen komödiantischen Kabinettstückchen, etwa wenn er, über Kopfhörer geleitet, eine peinliche Situation erklären muß, in der er überrascht wird. Poitier in der provisorischen Kommandozentrale draußen im Bus weiß auch nicht mehr weiter. Redford versteht die Vorschläge Poitiers falsch oder gar nicht, er zögert, zweifelt und weiß sich am Ende dann doch geschickt herauszureden. Mienenspiel und fahrige Gesten - eine "Nummer", die Redford für seine Fangemeinde mit knittrigem Charme zelebriert.
"Sneakers" ist kein Film, an dessen Handlung man sich lange erinnern wird oder dessen Stil bemerkenswert ist. Eine kleine Action-Komödie; sie repräsentiert ein Lebensgefühl, in dem man zwei Stunden mitschwingen kann. Ein Familienbesuch in den 70er Jahren mit den gealterten Kindsköpfen Redford und Poitier als Gastgeber, die nie aufgehört haben, ihre Späße zu machen über Establishment, Macht und Geld. Am Ende ist das Konto der konservativen Republikanischen Partei aufgelöst, während "Greenpeace" und "Amnesty International" rätselhaft horrende Spendenzuwächse verzeichnen können. Ein Märchen. Es war einmal, damals, als das Wünschen noch zu helfen schien. (Turm 1, Berger)
JOSEF SCHNELLE
Eigentlich ist das alles ziemlich einfach, was die drei machen: ein paar Wortspiele, Sinnverdreher, dazu ein grelles Szenario und Fernsehparodie. Ein bißchen "Großer Preis", ein bißchen Musik. Besonders originell wirkt das nicht - eine der vielen Blödelshows, mit denen zeitgenössisches Kabarett die Lande überzieht. Lust am reinen Klamauk ohne satirischen Hintergedanken, mehr Witz als Esprit, eher fad denn schrill.
Wer in der Pause gegangen wäre, hätte diesen knappen Eindruck mit nach Hause getragen - oder bereits an der nächsten Straßenecke jede Erinnerung an die Aufführung von "Grunewald, Krechel und Fritsch" verloren. Der zweite Teil war ein Beispiel dafür, wie wenig Komik von Klamauk - und umgekehrt - trennt, wie schmal die Brücke zwischen "gelungen" und "mißglückt" gerade bei einer Kabarett-Show sein kann. Bei den drei jungen Männern aus Köln kommt es nicht auf die ziemlich banale Story an, sondern darauf, wie sie sie zeigen.
Einen "Viktor Goldtstein" wollen sie ehren, einen "der großen Philosophen und Diabetiker des 19. Jahrhunderts". Um diese natürlich ausgedachte Figur veranstalten sie ein Ratespiel mit Gedichtrezitationen und bedeutsamen Tagebuchaufzeichnungen, mit Balladen und bürgerlichem Schauerrahmen.
Indem sie Literaturexperten und abseitigen Forschergeist, auch in dem einen oder anderen feinen Zug, karikieren, zeigen Dirk Grunewald, Tobias Krechel und Henning Fritsch, daß sie eine gewisse literaturwissenschaftliche (Halb-)Bildung besitzen. Allzu subtil darf sie sich allerdings nicht ausdrücken, schließlich wollen sie keine - gar intellektuell inspirierte - Satire bieten, sondern "Entertainment", wie sie im Programmheft schreiben. Und weil Ideen allein nicht tragen, macht der Rhythmus die Show. Und weil in der ersten Hälfte weder der Wechsel zwischen Musik - die gibt's auch - und Sprache noch der zwischen den drei plappernden und sich ins Wort fallenden Goldtstein-Experten stimmt, kommt wenig über die Bühnenrampe im Gallus- Theater.
Später dann rappeln sich die drei auf. Auf einmal bekommt die Aufführung Elan, wird schneller, werden die Musikeinlagen häufiger und besser, bis sie in einem sechshändigen Pianospiel kulminieren. Zu diesem Zeitpunkt singt die erste Zuschauerreihe schon mit, grummelt die eingängigen Melodien, entlehnt sowohl den neuen deutschen Edelschlagersängern à la Grönemeyer als auch dem Swing oder dem guten alten Liedermacher-Repertoire - Konstantin Wecker läßt häufiger grüßen.
Einen Sinn hat diese Zusammenwürfelung natürlich nicht, gewagt oder frech ist es auch nicht. Kurzweilig aber ist es. Wenn die Herren Grunewald, Krechel und Fritsch mit Fuchsschwanzsägen aufeinander losgehen, wenn sie sich durchaus begnadet in ihren Kabeln verheddern, wenn sie mit Gießkanne und Mundharmonika musizieren, dann wirkt das frisch und unverbraucht, noch erfreulich unroutiniert; und der Spaß, den die drei selbst bei ihrer Show haben, der läßt auch Funken überspringen.
(Eine weitere Aufführung von ". . . ehren Viktor Goldtstein", heute, Samstag, um 20 Uhr im Frankfurter Gallus-Theater, Krifteler Straße 55)
DIRK FUHRIG
Auf dem Programm fand sich Rares wie Gustav Mahlers pittoresk verträumtes Klavierquartett und Anspruchsvolles: Das Konzert der Deutsch-Japanischen Gesellschaft im Frankfurter Holzhausenschlößchen folgte eingefahrenen Pfaden in Repertoire und Präsentation selbstbewußt nicht.
Der Abend hatte mit Johann Sebastian Bachs Flötensonate Es-Dur mit angemessenem Gewicht begonnen. Der Querflötist Hiroyoshi Taguchi und seine Klavierbegleiterin Haruna Ohya fixierten "Drive" über stetig pochenden Achtelpuls (das bekommt diesem Bach), hielten Kantilenen gestaltend durch und verzichteten - stilsicher - auf größere dynamische Mänover.
Ähnlich der Bratschist Nanako Akai, der Bachs Solosuite für Cello, Nr. 1, in einer Transkription für die Bratsche vorstellte. Diese Besetzung ist nicht unbedingt ein Gewinn, bedenkt man, daß die klanglichen Wirkungen an das sonore Cello gebunden sind.
Sieht man von einer gewissen Uniformität des Bratschisten ab, so gelang es dem Japaner jedoch, Abläufe motorischer Prägung in Funktion und Intonation zu halten.
Ein Profil, das den Abend insgesamt prägte. So war Chopins Ballade f-Moll etwas beiläufig abgehakt (die große Geste konnte Haruna Ohya nicht verwirklichen).
Dagegen fand man in Ludwig van Beethovens Klavierquartett Es-Dur Zusammenschluß in geschlossen artikulierten Klangbildern. Das war organisch entwickelt, bot Direktheit in kammermusikalischen Dialogen und schlüssige Tempi.
Ohne Zweifel war Theobald Böhms "Fantasie sur un air de Schubert" Musik ohne Magie, und doch gelang es Taguchi und abermals Ohya am Flügel, aus derart schlichtem Genre lebendige, melodisch affine Züge jenem "Sehnsuchtswalzer" (so heißt der eben im "Volksmund") abzugewinnen. ALEXANDER ULLMANN
STUTTGART, 29. Januar (epd). Eine "bedauerliche Entgleisung" sieht der Evagenlische Oberkirchenrat Stuttgart in der Stellungnahme des Leitungskreises der württembergischen "Offenen Kirche" zum Lehrzuchtverfahren gegen Pfarrerin Jutta Voss. Die thoelogisch progressive kirchliche Gruppierung hatte die Einstellung des Verfahrens gegen die feministische Theologin gefordert und dabei von einem der reformatorischen Kirche "nicht angemessenen" Vergehen gesprochen.
Nach der am Freitag veröffentlichten Erklärung des Oberkirchenrats verneint der Leitungskreis die Möglichkeit eines Lehrzuchtverfahrens überhaupt und stelle sich damit "außerhalb der kirchliche Rechtsordnung". Die evangelische Kirche brauche jedoch ein rechtlich geordnetes Verfahren, um die Bindung an Schrift und Bekenntnis im Einfelfall überprüfen zu können, so die Kirchenleitung. Auf diese Bindung sei ein Pfarrer oder eine Pfarrerin durch die Ordinationsverpflichtung festgelegt.
Auf einen Blick
Seite II Immer neue Probleme bei der Sanierung des denkmalgeschützten Gederner Berg-Wirthshauses. Seite III Der Kindergarten in Ober-Wöllstadt wird nun doch erweitert. Das Parlament faßte einen Mehrheitsbeschluß. Seite IV Der Erlenbach soll bis 1995 renaturiert werden. Das abgespeckte Projekt kostet etwa 1,1 Millionen Mark.
SCHWALBACH. "Unsere Aktion heute ist wichtig, denn die Nationalsozialisten haben auch damals Rathäuser besetzt und nicht genehme Bürgermeister in Schutzhaft genommen." Der Schwalbacher Verwaltungschef Horst Faeser (SPD) erinnerte am Freitag vor etwa 30 Mitarbeitern der Stadtverwaltung daran, wie die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 an die Macht kamen. Weniger als die Hälfte der 80 Mitarbeiter im Rathaus kam zu der Versammlung, von den Amtsleitern ließ sich überhaupt keiner blicken. Dennoch waren die Schwalbacher die einzigen Rathausmitarbeiter im Kreis, die während einer Personalversammlung beschlossen hatten, an den folgenschweren Tag zu denken.
Nur wenige Männer und Frauen unterbrachen ihren Einkauf auf dem Markt, um dem Bürgermeister oder der Personalratsvorsitzenden Imke Meyer zu lauschen. Die hatte zu Beginn ihrer Rede darauf hingewiesen, daß es im Schwalbacher Rathaus durchaus geteilte Meinungen zu der Versammlung gab. Meyer: "Einige fragten sich, was sie, die nach dem Faschismus geboren sind, noch damit zu tun haben." Die Personalratsvorsitzende hielt dem entgegen: "Wir wollen Konsequenzen ziehen, kritisch hinterfragen, was uns Parteien anbieten, vor allem die Rechtsextremen." Auch ausländische Kolleginnen und Kollegen in der Stadtverwaltung fühlten sich bedroht von den Ereignissen in Mölln, Hünxe und anderswo. Es gebe "Hunderte von kleinen und großen Diskriminierungen, von denen wir Deutsche gar nichts wissen".
Meyer erinnerte daran, daß die Gewerkschaften nach dem Faschismus durchsetzten, daß "ausländische Arbeitnehmer die gleichen Rechte erhielten wie Deutsche". Das müsse auch in anderen Bereichen umgesetzt werden. Meyer: "Wenn eine Gruppe diskriminiert wird, ist das negativ für alle anderen."
Auch Bürgermeister Horst Faeser wies darauf hin, wie nötig es sei, als Politiker tätig zu werden. Er zitierte aus einem ausländerfeindlichen Brief, den er erhalten hatte und der nur einen Teil der Zuschriften widerspiegelt, die er bekommt. Faeser: "Dieses Gedankengut ist noch bei vielen vorhanden, von denen wir dachten, es sei vorbei." Er mahnte: "Es kann immer wieder passieren, und weil wir das nicht wollen, sind wir hierhergekommen." Faeser erinnerte daran, daß die Nationalsozialisten im November 1932 in Schwalbach schon wieder auf dem "absteigenden Ast waren", und die Macht bekamen, obwohl sie nur 30,7 Prozent der Stimmen verbuchten.
In seinen "Materialien zur Geschichte" schreibt der ehemalige Stadtarchivar Ulrich Simon, daß Schwalbach wegen seines starken Anteils an Arbeitern, die SPD und KPD wählten, und wegen seiner überwiegend katholischen Bevölkerung keineswegs als "Hochburg der Nationalsozialisten" zu bezeichnen sei. Der Stimmenanteil der NSDAP habe teilweise weit unter dem Reichsdurchschnitt gelegen. Die Machtübernahme der Faschisten, so Ulrich Simon, "vollzog sich eher zögernd und mit einigen Widerständen".
Die damals führenden Köpfe der Landgemeinde wollten lieber unter sich bleiben und die neue Partei außen vor lassen. Bürgermeister Philipp Kilb blieb bis zum 25. Mai 1934 im Amt und stolperte dann über Unregelmäßigkeiten in der Gemeindekasse, die er nicht ausreichend kontrolliert hatte. Erst dann brachten die Nazis mit ihrem Parteimitglied Georg Kiesser einen NSDAP-Mann an die Spitze der Gemeindeverwaltung.
In den folgenden Jahren, so erinnert sich der gebürtige Schwalbacher und heutige Stadtarchivar Sigi Fay, wurden Sozialdemokraten wie der Genosse Balser mehrfach nach Dachau verschleppt. Die im Untergrund lebenden KPD-Mitglieder flogen alle auf, als ein Mitglied aus Frankfurt mit dem Motorrad im Kreis unterwegs war, um Spenden für den Spanien-Krieg zu sammeln. Er baute einen Unfall am Kronberger Stock, und so fielen der Polizei die Listen mit den Namen sämtlicher KPD-Mitglieder in die Hände . . . she
Läuft Dieter Baumann Gefahr, bald um Sozialhilfe anstehen zu müssen? Fällt Sergej Bubka nun nicht nur in die weiche Stabhochsprungmatte, sondern auch mittenrein ins tiefe Finanzloch? Landet Carl Lewis womöglich in der Gosse statt in der Sandgrube? Derartige Fragen drängen sich auf, wenn man das Wehklagen der Leichtathletik-Stars und ihrer Manager vernimmt, die vom Weltverband IAAF abgelehnte Forderung nach Prämien für die Weltmeisterschafts-Gladiatoren betreffend. Vorläufiger Höhepunkt des Streits mit WM-Boykottdrohungen, olympischen Ausschluß-Gedankenspielen und angekündigten, ultimativen Pflichtstarts: die Überlegungen der Manager-Vereinigung, im Falle des Nichteingehens auf die WM-Prämien-Forderungen eine Meeting- Tour in eigener Regie aufzuziehen.
Solche Drohungen werden den Herrn Nebiolo besonders beeindrucken. Der umtriebige Italiener an der Spitze des Weltverbandes weiß nämlich zu genau, daß ein solches Konkurrenz-Unternehmen zu den IAAF-Meisterschaften und -Meetings schon in den Startblöcken sitzenbleiben würde, weil ohne die Fernsehverträge, die eben die Weltverbands- Funktionäre und die Direktoren der "großen" Meetings schon in den Händen halten, gar nichts läuft. Und Leichtathletik ist halt nicht Tennis, wo die Spieler- und Turniervereinigung ATP den Machtkampf mit der ITF riskieren konnte - und gewann.
Dennoch scheint solches Säbelrasseln nötig, die berechtigten Forderungen der Athleten nach einer Beteiligung am WM- Reibach zu forcieren. Daß die verknöcherte IAAF im Vierjahreszeitraum 220 Millionen Dollar einnimmt, ist schließlich allein auf die publikumswirksamen Auftritte der Läufer, Springer, Werfer zurückzuführen. Und protzige Bauwerke für die Funktionäre zu errichten oder Kapital anzuhäufen, zählt nun eben nicht zu den ureigenen Aufgaben eines Verbandes.
Dagegen aber die Förderung der Sportart, weshalb die Föderation auch Geldmittel für sportliche Entwicklungshilfe bereitstellt. Daß die IAAF als Folge des Drucks der Laufbahn den WM-Nationen - aber eben nicht den Siegern - Prämien überweisen will, kann sie ebenfalls mit Fürsorge begründen, auch wenn es wohl nur der Versuch ist, Macht nicht aus den Händen zu geben. So liegt es nun am nationalen Verband, ob er dieses Geld an Medaillengewinner ausschüttet oder ob auch der Nachwuchs - zu dem auch jeder Star einmal zählte - profitiert.
Der Streit um die WM-Prämien zeigt wieder einmal, daß jede Medaille zwei Seiten hat. Kompromißbereitschaft beider Seiten tut not - ein Boykott nützt niemandem. REINHARD SOGL
HOFHEIM. Ein junger Mann aus Wildsachsen kam gestern bei einem Unfall auf der Landesstraße 3018 ums Leben. Der 23jährige war mit seinem Wagen frontal gegen einen Stadtbus geprallt, in dem sich außer dem Fahrer niemand befand.
Wie die Polizei berichtete, war der junge Mann vom Stadtteil Langenhain in Richtung Hofheim unterwegs. Etwa einen Kilometer außerhalb der Ortschaft raste er mit seinem Auto frontal gegen den Bus. Der Mann war auf der Stelle tot.
Durch die Wucht des Zusammenpralls verlor der Busfahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und steuerte es nach Angaben der Polizei in einen Acker. Der ebenfalls 23 Jahre alte Busfahrer erlitt Prellungen an den Beinen und einen Schock.
"Mysteriös" sind nach Auskunft eines Polizeisprechers die Umstände des Unfalls auf freier Strecke. Aufschluß soll nun die Untersuchung des Autos durch einen Sachverständigen bringen. Der Experte wird den Wagen auf technische Mängel prüfen. Außerdem ist eine gerichtsmedizinische Untersuchung der Leiche angeordnet.
Die Straße zwischen Langenhain und Hofheim war für drei Stunden gesperrt. Schaden an beiden Autos: etwa 130 000 Mark. kkü
Fünf Prozent mehr Einkommen plus eine soziale Komponente für die Beschäftigten der unteren und mittleren Lohngruppen - so lautet die Forderung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) für die rund 2,3 Millionen Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes in Westdeutschland. Die Arbeitgeber bieten 2,25 Prozent - und zeigen sich unnachgiebig. Am 3. und 4. Februar wird in Stuttgart die 3. Tarifrunde tagen. Dabei wird eine Entscheidung erwartet. FR-Redaktionsmitglied Ulrike Füssel sprach mit der ÖTV-Vorsitzenden Monika Wulf-Mathies.
Verletzt wurde ein 33 Jahre alter Mann bei einem Unfall am späten Donnerstag abend auf dem Airport-Ring. Bei der Kollision, an der drei Autos beteiligt waren, entstand 19 000 Mark Sachschaden.
Verursacht wurde der Unfall, als ein 31jähriger Rüsselheimer, der aus Richtung Kelsterbach auf der Okrifteler Straße unterwegs war, seinen Wagen an der Einmündung zum Airport-Ring nicht rechtzeitig abbremsen konnte. Nach Angaben der Polizei rutschte sein Wagen auf regennasser Fahrbahn und prallte auf dem Airport-Ring mit dem Auto eines 33jährigen zusammen: Dessen Auto geriet auf die Gegenfahrbahn und stieß mit dem PkW eines 36jährigen zusammen. ing
BAD VILBEL. Josef Rubin und sein Stellvertreter Walter Heil werden den Verein für Geschichte und Heimatpflege auch weitere drei Jahre führen. Die beiden Vorsitzenden wurden am Donnerstag ebenso in ihren Ämtern bestätigt wie der langjährige Vereinskassierer Heinz Brod und Beisitzer Claus-Günther Kunzmann. Für Josef Rubin wird die zweite gleichzeitig die letzte Amtsperiode sein. Der einstige ehrenamtliche SPD-Stadtrat kündigte an, 1996 nicht mehr für den Vereinsvorsitz zur Verfügung zu stehen.
Erstmals, so wurde von den über 50 anwesenden Mitgliedern des rund 500köpfigen Vereins registriert, nahm Bürgermeister Günther Biwer an einer Versammlung des Geschichtsvereins teil. Biwer würdigte an diesem Abend die langjährigen Verdienste der beiden Vorstandsmitglieder Georg Mutz und Peter Nickel um die Betreuung des städtischen Heimatmuseums mit der silbernen Ehrennadel der Kommune.
Georg Mutz ist seit vielen Jahren ein unermüdlicher Dortelweiler Ortschronist, dessen Wissen von vielen Ortsvereinen und Bürgern gefragt ist. Post(karten)- sowie Briefmarken-Spezialist Peter Nickel, der die Brunnenstadt demnächst verlassen wird, hat sich durch emsige Sammeltätigkeit und zahlreiche Ausstellungen und Vorträge einen Namen gemacht.
Zufrieden blickte Vorsitzender Rubin, der an diesem Abend die 25jährige Mitgliedschaft von Edith Dinges und Ernst Schmidt würdigte, auf das vergangene Jahr zurück. Der Verein veranstaltete wieder eine Reihe gutbesuchter Vorträge (mit teilweise über hundert Zuhörern), Sonderausstellungen im Museum sowie mehrere Exkursionen, die sich solch großer Nachfrage erfreuen, daß in diesem Jahr daran gedacht wird, die Kapazität der Busplätze bei diesen kulturhistorischen Ausflugsfahrten zu erhöhen.
Druckfrisch und mit neuem Schriftbild liegt das neue Heft 41 der nunmehr auf 100 Seiten ausgeweiteten Heimatblätter vor. Es wird demnächst an alle Mitglieder verschickt, wird überdies im Rathaus erwerbbar sein und birgt die von Erich Seipp, Walter Heil, Josef Rubin und Claus-Günther Kunzmann überarbeiteten Ortschroniken der Vilbeler Pfarrer und zugleich Heimatforscher Johannes Waitz und Johann Adam Hinkel, gewissermaßen die Ur-Chroniken Vilbels.
Der außergewöhnliche Umfang der Heimatblätter soll künftig beibehalten, die Publikation dafür auf ein Heft pro Jahr beschränkt werden. Künftige Themen, an denen bereits mehrere Vereinsmitglieder arbeiten, könnten Beiträge zur Parteiengeschichte, zu den Flur- sowie Familiennamen, zu einem historischen Gebäudekataster, zu einem archäologischen Fundregister, zur Arbeiterkultur oder zur Geschichte der Mineralbrunnen sein. mu
STADT UND KREIS OFFENBACH. Es wäre ein schwerer wirtschaftlicher und umweltpolitischer Rückschlag für die Region Offenbach, wenn der S-Bahn-Bau durch Offenbach verzögert oder sogar eingestellt und der Bau der Rodgau-Strecke gar nicht erst begonnen wird. Darüber sind sich die Kommunalpolitiker in Stadt und Kreis einig. Der Hinweis des hessischen Verkehrsministers Ernst Welteke im Landtag, die Bundesregierung wolle erhebliche Zuschüsse für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs einsparen, um damit den Solidarpakt für den Aufschwung Ost zu finanzieren, wird offensichtlich in den Rathäusern sehr ernst genommen.
In der Offenbacher Stadtverordnenversammlung verschworen sich SPD-Stadtkämmerer Gerhard Grandke und CDU- Stadtverordneter und Landtagsabgeordneter Hermann Schoppe zum gemeinsamen Kampf für den Bau der S-Bahn durch Offenbach und in den Rodgau.
Entzündet hatte sich die engagierte Diskussion an der neuerlichen Forderung der FDP-Fraktion, die S-Bahn an der Seligenstädter Straße in Bieber aus Lärmschutzgründen durch einen wahrscheinlich 100 Millionen Mark teuren Trog zu führen. Grandke und Schoppe bezeichneten eine solche Forderung als verantwortungslos. Schon jetzt lehne die Bundesbahn bundesweit aus Kostengründen die Tröge ab. Angesichts der mutmaßlichen Bonner Sparpläne gefährde eine solche Forderung das gesamte S-Bahn-Projekt.
Grandke verlangte Klarheit aus Wiesbaden und Bonn: "Die wirtschaftliche Entwicklung der Region erfordert Planungsicherheit. Offenbachs Chancen sind eng mit dem Bau der S-Bahn verknüpft. Der nicht meßbare Schaden, der entsteht, weil Unternehmen, die nach Offenbach kommen wollen, keine Planungsicherheit mehr haben und ihre Entscheidungen zugunsten von Offenbach verschieben, ist ebenso hoch zu veranschlagen."
Verwundert hat sich Landrat Josef Lach (SPD) über die Aussage des CDU- Bundestagsabgeordneten Klaus Lippold in der FR vom Donnerstag gezeigt, der Bau der S-Bahn im Kreis Offenbach sei trotz der jetzt in ihren Auswirkungen bekannt gewordenen Sparpläne der Bundesregierung nicht gefährdet. Statt dessen warnt Lach die Bevölkerung und ruft sie zum Protest auf: "Wenn jetzt nicht alle Bürgerinnen und Bürger im Kreis Offenbach laut und deutlich ihre Stimme erheben, könnte es ein Debakel geben."
Die gestern auch im Kanzleramt von Verkehrsminister Günther Krause und Finanzminister Theo Waigel mit dem Regierungschef besprochenen Pläne der CDU / CSU /FDP-Koalition sehen vor, bisher vom Bund für die Bahn und den Öffentlichen Personen-Nahverkehr gezahlten 14 Milliarden Mark aus dem Bundeshaushalt ersatzlos zu streichen und den Ländern aufzubürden. Allein 6,3 Milliarden Mark fielen weg, die bisher für Finanzhilfen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) vorgesehen waren. "Und dies ist das Geld, das bisher für den Bau der S-Bahn in den Rodgau gedacht war", sagt der Landrat.
Auch die Einschätzung des Rodgauer Bürgermeisters Paul Scherer ("Wahlkampf und geltende Verträge") hält Lach für falsch: "Es ist eindeutig, daß der Kreis und die Kommunen keinen rechtlich durchsetzbaren Anspruch auf den Bau der S-Bahnen haben." Paragraph 10 des S-Bahn-Finanzierungsvertrages enthält einen sogenannten Finanzierungsvorbehalt: die Verpflichtung der Vertragspartner zur Finanzierung der Rodgauer S- Bahnen gilt nur, "wenn die Finanzlage des Bundes die Durchführung des Vorhabens zuläßt und wenn die gesetzgebenden Körperschaften des Bundes die Haushaltsansätze und Verpflichtungsermächtigungen feststellen beziehungsweise beschließen". Dafür sind bisher 108 Millionen Mark vorgesehen gewesen. Sie bilden nach Paragraph 3 des Finanzierungsvertrages für die S-Bahn die Grundlage der Finanzierung. "Ohne diese 108 Millionen Mark geht nichts", machte Landrat Lach deutlich. Es seien genau diese Mittel, die die Bonner Koalitionsfraktionen von 1995 an als Bestandteil des Föderalen Konsolidierungsprogramms, besser bekannt als Solidarpakt, restlos streichen wollten.
Nach Auffassung des Offenbacher Landrats habe man in Bonn nicht begriffen, wie wichtig der Ausbau von Bahnen und Bussen für die Menschen in dieser Region ist. "Helfen Sie mir", bittet Lach die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Offenbach, "die Verantwortlichen in Bonn zur Vernunft zu bringen. Schreiben Sie an Ihre Bundestagsabgeordneten. Lassen sie sich die Pläne erklären."
Briefe von ihm selbst seien an die Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen und an Bundesverkehrsminister Günther Krause unterwegs. Unterstützung erhofft sich Lach von den Ministerpräsidenten Hessens und des Saarlandes, denen er ebenfalls geschrieben habe.
Auch der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Gerd Hibbeler, mahnt zu äußerster Wachsamkeit. Wenn Ausdrücke wie "Geplänkel" und "völlig unbegründete Befürchtungen" fielen, so erinnert das den Heusenstammer an das erste Durchsickern von Informationen über die Einsparungen im Sozialbereich: "Auch der geplante beispiellose Abbau auf diesem Sektor lief nach dem gleichen Schema ab - erst leugnen, dann dementieren und beschwichtigen, und wenn alles nicht hilft, dann den Finger auf den deuten, der es wagte, solches öffentlich zu machen". lz / ttt
Der Intendant des SFB, Günther von Lojewski, hat die am Freitag in Köln geplante Sitzung des Unterausschusses Programm des Gründungsausschusses für den geplanten bundesweiten Hörfunk, zu dem unter der Trägerschaft von ARD und ZDF die drei Sender Deutschlandfunk, RIAS und DS Kultur in Berlin zusammengelegt werden sollen, kurzfristig absagen lassen. Zur Begründung teilte die SFB-Pressestelle mit, von Lojewski, der den Vorsitz im Programmausschuß hat, halte eine "Denkpause" für erforderlich, da zwischen den zusammenzuführenden Sendern Deutschlandfunk, RIAS Berlin und DS Kultur in Programmfragen derzeit keine Annäherung zu erkennen sei. Anlaß für die Absage seien die jüngsten Stellungnahmen der Intendanten von Deutschlandfunk und RIAS, Dettmar Cramer und Helmut Drück, sowie des ZDF-Hörfunkbeauftragten für DS Kultur, Reinhard Appel. Cramer, Drück und Appel hatten in der ostdeutschen Zeitung "Neue Zeit" erneut die zum Teil gegensätzlichen Vorstellungen ihrer Sender für die beiden künftigen Programme des bundesweiten Radios dargelegt, wobei der RIAS eine Minderheitenposition einnimmt.
Die Meinungsverschiedenheiten drehen sich vor allem um die inhaltliche Ausrichtung beider Programme. Während Cramer und Appel für zwei anspruchsvolle Einschaltprogramme mit den jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten Information (Köln) und Kultur (Berlin) plädieren, schlägt Drück erneut vor, beide Programme gleichwertig mit Information und Kultur zu versehen, wobei aus Berlin - im Gegensatz zum Kölner Programm - ein eher hörerorientiertes Magazinprogramm mit anspruchsvollen, großflächigen Sendungen am Abend und in der Nacht gesendet werden sollte.
SFB-Intendant von Lojewski hatte bereits kürzlich bei einer Diskussionsveranstaltung den beteiligten Sendern in scharfen Worten vorgeworfen, zwar von Integration zwischen Ost und West zu reden, ansonsten aber nichts dafür zu tun. RIAS-Intendant Drück hatte von Lojewski darauf hin indirekt um Vermittlung zwischen den Sendern gebeten. ujl
Gutachter mit spitzem Stift auf der Suche nach einer Linderung der Raumnot der Butzbacher Verwaltung Am preiswertesten ist die
Erweiterung des Rathauses
Alle Lösungen im Bereich der Ex-Kaserne sind teurer
BUTZBACH. Die Erweiterung des Rathauses am Marktplatz wird weitaus billiger als der Umzug der Stadtverwaltung in die Schloßkaserne. Während der Rathausanbau 16 Millionen Mark kosten wird, müssen in das ehemaligen Verwaltungsgebäude der US-Army mindestens 26,2 Millionen Mark, in das Marstall-Gebäude 34 Millionen Mark und in das historische Schloßgebäude sogar 44 Millionen Mark investiert werden, damit dort die Butzbacher Stadtverwaltung untergebracht werden kann. In diesen Beträgen sind noch nicht die Kosten für den Ankauf der Gebäude in der Schloßkaserne enthalten. Das geht aus dem Gutachten hervor, mit dessen Hilfe das Stadtparlament die Frage beantworten will, wo das künftige Rathaus stehen soll. Wegen der erheblichen Kostenunterschiede empfiehlt deshalb der Magistrat, das Rathaus am Marktplatz zu erweitern.
Das bislang unveröffentlichte Gutachten, das der FR vorliegt, wird am Dienstag den Mitgliedern der eigens gebildeten Rathauskommission vorgestellt. Die parlamentarischen Gremien werden in der Folge vermutlich vor der Kommunalwahl im März nicht mehr endgültig über die Standortfrage entscheiden.
Grundsätzlich eignen sich alle drei begutachteten Gebäude in der Schloßkaserne zur Unterbringung von Räumen für die Stadtverwaltung. Sowohl im Marstallgebäude, dem Verwaltungsgebäude der US-Army als auch dem Schloß müßten jedoch die komplette Elektroinstallation, die Be- und Entwässerungsleitungen einschließlich der sanitären Anlagen erneuert werden. Die vor einigen Jahren in allen drei Gebäuden erneuerte Heizung müßte nur bei räumlichen Veränderungen angepaßt werden. Massiv investiert werden müßte bei allen drei Gebäuden jedoch in den Brandschutz, damit die geltenden deutschen Bestimmungen eingehalten werden können.
Hinzu kommt, daß alle Gebäude zu wenig Platz für die Stadtverwaltung bieten und damit Erweiterungen notwendig sind. Denn zusätzlich benötigt die Stadtverwaltung eine Fläche von 3500 Quadratmetern.
Nach Angaben der Gutachter muß das zwischen 1818 und 1824 errichtete Marstallgebäude mit seinen hölzernen Dekken aus Brandsicherungsgründen so stark "ausgeschält" werden, das nur noch ein Viertel der Gebäudesubstanz erhalten bleibt. Neue Isolierglasfenster, neue Fluchtwege, die Ausbesserung des Daches und eine teilweise Trockenlegung von Kellerwänden treiben die Kosten weiter in die Höhe, die die Gutachter für das Marstallgebäude mit 33,81 Millionen Mark errechnet haben.
Im Schloßgebäude schlagen auch noch "Instandsetzungsarbeiten in den Fundament- und Dachbereichen sowie denkmalpflegerische Arbeiten" so heftig zu Buche, daß sich Kosten von insgesamt 44,45 Millionen Mark ergeben.
Die Gutachter untersuchten auch das einstige Verwaltungsgebäude der US-Army, in dem derzeit Asylbewerber untergebracht sind. Da dort Betondecken vorhanden sind, sind zusätzliche Abschottungen für eine erhöhte Brandsicherheit nicht erforderlich. Dennoch kommen die Gutachter zu einer Summe von 24,11 Millionen Mark, zu der sich noch Kosten von 2,1 Millionen Mark addieren für einen Ergänzungsbau und dem teilweisen Ausbau des ehemaligen Kantinenbaus.
In den genannten Kostenschätzungen für die drei Alternativen sind lediglich die "reinen Baukosten" enthalten. Hinzu kommen noch die üppigen Kosten für den Erwerb der Immobilien, für die Erschließung und für die Außenanlagen.
Das Architekturbüro untersuchte auch die Ergebnisse des Architektenwettbewerbes für die Erweiterung des Rathauses am Marktplatz, die nach einer aktuellen Kostenschätzung 16,5 Millionen Mark kosten soll. In diesem Wert sind jedoch nicht die Kosten für den Erwerb und für die Erschließung und den Umbau des Altbaues enthalten. Letztere werden von dem Planungsbüro auf eine Million Mark geschätzt. Des weiteren kommen noch einige Millionen Mark für die vom Amt für Denkmalschutz geforderte Sanierung der Häuser in der Korngasse - es sei denn, die Butzbacher können die Denkmalschützer dazu überreden, die zwischen dem Gebäude in der Korngasse 6 und dem Eckgebäude zur Krachbaumgasse liegenden Gebäude (Korngasse 10 bis 12) abreißen zu lassen. Damit könnte die Fläche in die Rathauserweiterung integriert werden. Damit dürften neuerliche Auseinandersetzungen mit den Denkmalschützern sicher sein.
FREIGERICHT. "Latein - eine tote Sprache?" Mitnichten, meint die Freigerichter Kopernikusschule, die unter anderem auch Latein als erste Fremdsprache anbietet. Zum einen vermittele der Lateinunterricht wichtige Grundlagen für das Erlernen moderner Sprachen, zum anderen sei die Gedankenwelt der Antike unentbehrlich für das Verständnis der historischen Grundlagen, "auf denen unser gesamtes heutiges Leben beruht".
Aus diesem Grund lädt die Gesamtschule für Mittwoch, 10. Februar, ab 19.30 Uhr zum Informationsabend mit dem Titel "Latein als erste Fremdsprache ab Klasse 5 des Gymnasiums". Er ist als Entscheidungshilfe für Eltern und Kinder gedacht.
Dabei will die Kopernikusschule offensichtlich auch mit Vorurteilen aufräumen: Der Lateinunterricht fördere und ergänze "in erheblichem, oft entscheidendem Maße den Lernprozeß in anderen Fächern". tja
Modeschauen können nicht nur Begeisterung auslösen, sondern auch Entsetzen. "Das kann doch außer diesen Bohnenstangen niemand tragen", hieß es zum Beispiel, als die Röcke noch kurz waren. Was die Empörten nicht wissen konnten: die gezeigten Röcke waren 10 bis 15 Zentimeter kürzer, als die später zum Verkauf angebotenen.
"Die Kurzversion war für die Fotografen", erklärt Modefachmann Frank Schmidt. Weil lange Beine so noch länger aussehen. Neuigkeiten werden auf den Schauen überbetont, eher zeitlose Modelle, die in den Kollektionen auch enthalten sind, gar nicht erst gezeigt.
An dem Spektakel, das sich Mode nennt, beteiligen sich nach Einschätzung von Mode-Lehrerin Barbara Lutz ohnehin nur "drei Prozent" der Bevölkerung. "Was man in den meisten Fachgeschäften und Kaufhäusern sieht, ist keine Mode, sondern modische Bekleidung."
Insgesamt ließen sich die Deutschen im vergangenen Jahr ihre Bekleidung, egal wie exclusive, 80 Milliarden Mark kosten (Frauen: 50 Milliarden, Männer: 30 Milliarden).
In diesem Sommer soll es nun das Revival der 70er Jahre sein. Flower power, Hosen mit Schlag, viele durchsichtige Materialien, lange Röcke und entblöste Taillen sollen Kaufanreize bieten. Doch skeptische Stimmen mehren sich: "Die Kleiderschränke sind voll. Es müßte schon etwas ganz besonderers sein", orakelt eine Insiderin. "Das Problem ist", so Schmidt, "daß die meisten Designer einen Durchhänger haben.
Jeder kopiert jeden." Etwas wirklich Neues scheint niemandem mehr einzufallen.
Barbara Lutz sieht ohnehin schon ein "verändertes Konsumverhalten" entstehen. Es werden nur noch wenige, eher zeitlose "Teile" von hoher Qualität angeschafft, die dann auch etwas kosten dürfen.
Schon jetzt habe Mode nicht mehr den Stellenwert, den sie einmal hatte, sagt Lutz. Der "Hang zur Familie und zum Nestbauen" führe dazu, daß das Geld für andere Dinge ausgeben werde. Vor allem sei auch das Kinderkriegen wieder "in". "Das Kind ist das Accessoire der 90er Jahre." ft
LANGENSELBOLD. Die Langenselbolder Liberalen haben ihr Wahlprogramm für den 7. März vorgelegt. In der Fortschreibung ihres Wahlprogramms von 1989 will die FDP insbesondere die "Defizite" aufarbeiten, die durch vier Jahre DKP/SPD-Politik zu verzeichnen seien. Das Kapitel bürgerfreundliche Verwaltung haben die Liberalen daher durch einen Unterabschnitt "Gegen Amtswillkür und Rechtsmißbrauch" ergänzt. Den sehen sie bei Bürgermeister Ebner und seinem Vize Schäfer gegeben. Als Beispiele nennen sie das Verfahren gegen den Obermühlenbesitzer, der der Gründau das Wasser nahm. Für die Verwirklichung einer bürgernahen Verwaltung sehen sie den Dienstleistungsabend als erforderlich an.
Weitere Schwerpunkte der FDP-Politik sind laut Papier die Rücknahme der neuen Baulandverordnung, die die Liberalen als "Bauverhinderungsrichtlinien" kritisieren. Die neue Verordnung der Stadt legt fest, daß nur Bauland veräußert werden kann, das sich in Besitz der Stadt befindet. Die Grundstücke werden von den Besitzern zu Festpreisen erworben und sollen ohne Gewinn für die Stadt weiterverkauft werden. Ähnliche Regelungen gibt es auch in anderen Kommunen.
Die FDP setzt sich für einen zusätzlichen Autobahnanschluß an die A 45 und eine Westumgehung der Stadt ein sowie gegen ein neues Gewerbegebiet an der Gelnhäuser Straße.
Die Partei plädiert zudem für den Ausbau des linken Schloßflügels zu einem Kulturzentrum der Stadt. Ein Arbeitskreis Kulturarbeit sollte gegründet werden, um das kulturelle Leben Langenselbolds weiter zu beleben. Dazu gehört nach Ansicht der Partei auch die Intensivierung der Beziehung zu den Partnerstädten.
Wenig konkret sind die Aussagen der Liberalen zu sozialpolitischen Fragen und Umweltthemen. In einer Pressemitteilung schreibt die FDP lediglich, daß sich die Stadt mehr für die Beseitigung der Altlast Rödelberg und der Neulast Hohenstein-Eckenberg einsetzen müsse.
Noch dürftiger wird's bei der heute so konfliktreichen Jugend- und Sozialpolitik. Hier findet sich nur die Aussage, daß die Zusammenarbeit mit den Vereinen stärker gefördert werden müsse. Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Staates für die Gesellschaftspolitik bleiben unerwähnt. Statt dessen werden die Vereine als tragende und vor allem wohl kostengünstigere Säule angesehen. alu
OBER-MÖRLEN. Den Bewilligungsbescheid für die Landeszuwendung zum Bau der Kindestagesstätte konnte Bürgermeisterin Erika Schäfer (SPD) gestern in Empfang nehmen. Die Gemeinde erhält 991 375 Mark Landeszuwendungen zu dem 2,1-Millionen-Mark-Projekt. Es ist die erste Maßnahme aus der Prioritätenliste der Kreises für Kindergartenneubauten. Die Arbeiten beginnen Montag.
Sprecher der rot-grünen Koalition schossen sich im Römer-Plenum rhetorisch auf Wolfgang Stammler ein: Der CDU-Fraktionsvize produziere "Gewaltphantasien eines sehr verklemmten und bemitleidenswerten Menschen", sagte Lutz Sikorksi (Grüne), und SPD-Fraktionschef Günter Dürr beschuldigte Stammler "nackter Rassendiskriminierung" und "Ausländerhasses".
Das ging der CDU zu weit. Sie erzwang eine Sitzung des Ältestenausschusses und drohte, aus dem Plenum auszuziehen, falls sich Dürr nicht bei Stammler entschuldige. Der tat das dann auch: "Kann ja sein, daß ich mich verhört habe." Er, Dürr, glaubte bei Stammlers Rede zum "Stadtfrieden" eine rassistische Behauptung gehört zu haben - sinngemäß: Ethnische Minderheiten seien ein Sicherheitsproblem in Frankfurt.
Stammler hatte das nicht gesagt. Aber auch ohne diese Gleichsetzung ging bei seinem Debattenbeitrag nach Meinung von Oberbürgermeister von Schoeler "die Post ab". Es hagelte Zwischenrufe und Beschimpfungen. Stammler kündigte nämlich für den Fall eines CDU-Wahlsiegs Drakonisches an. "Illegale Lagerplätze" von Obdachlosen am Main, in B- Ebenen und U-Bahn-Stationen werde man beseitigen: "Es darf offiziell geduldete Freiräume für illegales Tun nicht geben." Die Polizeiverordnung über öffentliche Sicherheit solle verschärft werden. An Bahnhöfen dürften Personen, die "nicht beabsichtigen, die Verkehrsmittel in Anspruch zu nehmen" nicht mehr lagern, betteln und "Trinkgelage veranstalten".Die Sperrgebietsverordnung werde ausgehebelt, und dann gehe es gegen Kriminalität, Drogensucht und Prostitution im Bahnhofsviertel. Auch im Vergnügungsviertel Sachsenhausen und auf der Drogenszene werde man Ordnung schaffen. Das alles soll bei einem hauptamtlichen Stadtrat in einem neu geschaffenen Dezernat "Öffentliche Sicherheit, Ordnung, Recht" ressortieren - mit eigener Truppe. Stammler will hierfür bei der Hilfspolizei "alle Sicherheitskräfte der Stadt konzentrieren" und "auch bewaffnen". Da das (für Polizei zuständige) Land es nicht schaffe, "müssen wir uns in puncto Sicherheit selber helfen".
Das geschehe doch unter Rot-Grün, konterte Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD): Die Drogenszene sei "erfolgreich aufgelöst", die Raubdelikte gingen deutlich zurück, und 115 zusätzliche Sicherheitskräfte sorgten dafür, "daß möglichst viel Uniformierte zu Fuß in den Straßen sind". Mit solchen Reden "und Katastrophenpolitik macht man den Menschen Angst", warf Vandreike Stammler vor, "und damit bringen sie die Leute dazu, rechts zu wählen." Lutz Sikorski (Grüne) sah das ähnlich: "Sie nähren das Feld der Rechtsextremen." Falls Wirklichkeit werde, was Stammler ausgemalt habe, "dann muß man auch Angst vor Ihnen haben". peh
Als "blasse, trockene Statistik und Bankrotterklärung" mit "viel zu geringen Auskünften" hat die CDU-Stadtverordnetenfraktion die von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) vorgelegte "Bestandsaufnahme über die Situation älterer Menschen in Frankfurt" kritisiert. Sie habe den "schlimmen Verdacht", sagte Unionssprecherin Prinzessin Alexandra von Hannover am Mittwoch im Römer-Plenum, "daß die tatsächlichen Bedürfnisse der älteren Menschen verschwiegen werden sollten, um so ungehindert den maroden Haushalt der Stadt auf Kosten Hilfloser zu sanieren und freiwillige Leistungen streichen zu können".
Die Sprecherin vermißte vor allem Prognosen über den künftigen Bedarf an Tagespflegeheimen, ambulanten mobilen Pflege- und Sozialdiensten und den "Essen auf Rädern"-Service für Senioren. Auch gebe es keine Informationen darüber, was im stationären Bereich der Altenhilfe gebaut und eingerichtet werden müsse, um "die Hilfsbedürftigen von morgen" versorgen zu können.
Die CDU-Sprecherin monierte des weiteren, daß der Magistrat keine Aussagen über seine "Pflege"-Zukunftsplanungen mache. Auch über Altenwohnungen schweige sich Bergs Senioren-Report in entscheidenden Punkten aus.
So sei nicht berücksichtigt, daß öffentlich geförderte Altenwohnungen ja nur an "Bezieher von Einkünften bis 1800 Mark monatlich vergeben werden dürften". Wer knapp darüber liege, gucke in die Röhre und müsse sich ohne städtische Hilfe auf dem "desolaten Wohnungsmarkt" herumschlagen. Hier fehle Basis- Statistik (Wie viele sind betroffen?) und ein Konzept. Die CDU empfiehlt eine Ausweitung des "Frankfurter Programms" um eine "spezielle Wohnungsbauförderung für Senioren in den Einkommensgruppen bis zu 36 000 Mark".
Der so angegangene Sozialdezernent Martin Berg war sichtlich verärgert: "Die ganze Stadt lacht Sie aus über die Qualifizierung der Altenpolitik, die sie hier gegeben haben", sagte er. Alle CDU-Fragen würden demnächst beantwortet: Der Senioren-Report sei schließlich nur Bestandsaufnahme und "keine Fortschreibung" des (zuletzt 1985 novellierten) "3. Kommunalen Altenplans".
Der vierte Frankfurter Altenplan sei in Arbeit, werde mit Wohlfahrtsverbänden und Seniorenbeirat verfaßt. Das Konzept fuße auf der Zahl von 143 000 Frankfurtern "über 60", was einem Bevölkerungsanteil von 21,2 Prozent entspreche. Eine "neue Entwicklung" habe man bei den Bedarfsplanungen, so Berg, vor allem im Blick: "Die Generation der aktiven, mobilen und engagierten, neuen jungen Alten macht auf sich aufmerksam. Nicht auf Hilfe warten, sondern selbst handeln, ist ihr Leitmotiv." peh
Die Stunde der Wahrheit schlägt Mitte März oder Anfang April. Erst wenn die Runde der Schlichtungsverhandlungen für die Metallindustrie beendet ist, wird sich herausstellen, wie es wirklich weitergeht in Deutschland Ost. In den zurückliegenden gescheiterten Revisionsverhandlungen über die Angleichung der Osteinkommen an das Westniveau trat Neues bislang nicht zutage. Die Kontrahenten tischten sich ihre bekannten Argumente auf und beharrten ansonsten auf ihren Positionen.
Bewegt haben sich die Arbeitnehmer. Zu Hunderten demonstrierten sie zum Beispiel am Freitag in Weimar dafür, daß die IG Metall hart bleibt. Mit Hinweis auf diese, ihre Basis hat die IG Metall-Spitze die Einhaltung des Stufenplans bis 1994 zur Grundsatzfrage ihrer Glaubwürdigkeit gemacht. Von diesem Roß will sie partout nicht herunter.
Diesmal haben jedoch die Arbeitgeber in der Öffentlichkeit keine schlechten Karten. Von einer Million Arbeitsplätze in der östlichen Metall- und Elektrobranche ist gerade nur noch ein Viertel übrig. Selbst Gewerkschaftsfreunden können da Zweifel kommen, ob die "Firma Steinkühler" ihrer Klientel mit Härte einen guten Dienst erweist.
Jedenfalls wittern die Unternehmer Morgenluft. In Sachsen drohen sie damit, einseitig aus dem Tarifvertrag auszusteigen, wenn die Schlichtung nichts bringt. In Sachsen-Anhalt kündigen sie an, eventuell im April keine Löhne zu zahlen. Die Schlichtung wird nichts bewegen - mal sehen, was von starken Worten in der Stunde der Wahrheit übrig bleibt. ulf
30. Januar 1933: Vielen Frankfurtern ist da das Lachen vergangen. Doch die bereits mächtig auf Touren gekommene Karnevalskampagne war auch durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht zu stoppen. Es galt noch Narrenfreiheit.
So zockelte am 23. Februar in Heddernheim der "Klaa Pariser" Jeckenumzug mit einigen hochpolitischen Motivwagen los, während Adolf Hitler zur gleichen Zeit in der Festhalle eine Rede hielt.
Solche Nazi-Aufmärsche konnte gleichen Tags die noch unzensiert erscheinende "Heddemer Käwwern Zeitung" in ihren "Veranstaltungshinweisen" auch noch ungestraft verulken: "Am kommenden Sonntag findet im Gasthaus zur Eintracht eine politische Versammlung statt. Der Leichenwagen wird von der Gemeinde gestellt."
Der Spaß fand bald ein Ende. Im September wurden die Frankfurter Karnevalvereine in der "Kraft durch Freude"- Organisation (KdF) gleichgeschaltet.
Für Galasitzungen, Gardetreffs und Kappenfahrten war von da an der Verkehrsverein zuständig. Die KdF-Oberen mußten sich jedoch mit den Aktiven arrangieren, da sie die Narretei nicht verbieten konnten: Ohne Büttenredner, Elfer und Böbbcher lief nun mal keine Helau-Gaudi.
Das Stillhalteabkommen zwischen Faschismus und Fassenacht hielt nicht lange. 1936 wurde die "Käwwern"-Zeitung wegen eines Hitler-Titelbildes (der Führer mit Schellenkappe - siehe Bild) beschlagnahmt, die Straßenfastnacht verboten. Redakteure und Grafiker kamen in "Schutzhaft". KdF übernahm die Regie und inszenierte "Volkskarneval" in der Innenstadt. Motto der tollen Tage: "Du lachst Dich kaputt!"
Ganz ließen sich die Narren nicht mundtot machen. Die Archive dokumentieren bis "Kriegsfasching 1942" (da
wurden Tanzerei und Maskenbälle
wegen der "Abwehrkämpfe"
verboten) viel Witz und Spott in der Bütt. Nachlesen kann man das jetzt in einer Bro-
schüre der Saalbau GmbH vonHeidrun Merk über "Fastnacht im Dritten Reich", zu beziehen bei der "Saalbau", Eschersheimer Landstraße 23. peh
Seit der deutschen Vereinigung sind die Gewalttaten von Rechtsextremen im Westen wie im Osten dramatisch in die Höhe geschnellt. Das weckt die Erinnerung an Bilder und Ereignisse: Die Machtübernahme der Nationalsozialisten vor sechzig Jahren. Kehren "Weimarer Verhältnisse" im neuen, vereinigten Deutschland zurück? Oder ist die Gegenwehr der Demokratie stark genug? Mit dem neuen Rechtsextremismus und der streitbaren Demokratie setzt sich im folgenden Beitrag der Politikwissenschaftler Eckhard Jesse von der Universität Trier auseinander. Jesse ist auch Herausgeber des Jahrbuchs Extremismus & Demokratie.
BONN, 29. Januar. Wohngeldberechtigte müssen bei steigendem Einkommen damit rechnen, daß der Zuschuß des Staates zu ihren Mietausgaben gekürzt wird. Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) möchte hierdurch eine allgemeine Kürzung des Wohngeldes vermeiden. In einem FR-Interview sagte sie, das Wohngeld dürfe seine "soziale Ausgleichsfunktion" nicht verlieren. "Durch die zuletzt relativ starken Mietsteigerungen und die schon zwei Jahre zurückliegende Anpassung des Wohngeldes öffnet sich die Schere tatsächlich bedrohlich."
Das von den Bonner Koalitionsparteien in der vergangenen Woche beschlossene "Föderale Konsolidierungsprogramm" sieht vor, daß der Bund und die Länder mittelfristig beim Wohngeld jährlich jeweils 300 Millionen Mark sparen. Die Darstellung des Bundesfinanzministeriums, es werde nur der Wohngeldanspruch für "höhere Einkommensgruppen eingeschränkt", wies Schwaetzer zurück. Dies habe wohl jemand aufgeschrieben, "der die Realität in dem Moment übersehen hatte". Schwaetzer erwägt nun "eine zeitnähere Berücksichtigung der Änderung von Einkommensverhältnissen". Derzeit wird Wohngeld im allgemeinen für zwölf Monate bewilligt. Ob ein Anspruch besteht, richtet sich unter anderem nach dem zu erwartenden Jahreseinkommen. Läßt sich dieses nicht ermitteln, werden die Einnahmen der vorangegangen zwölf Monate zugrundegelegt.
Der Deutsche Städtetag schlägt wegen der ungebremsten Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen Alarm. Die von der Bundesregierung gewünschten Erhebungen bei den 30 größten westdeutschen Städten hätten ergeben, "daß eine baldige Beruhigung bei der Umwandlungspraxis nicht zu erwarten ist", heißt es in einem Brief der kommunalen Spitzenorganisation an den Bauausschuß des Bundestages. Aus Umfrageergebnissen für die Monate Oktober, November und Dezember lasse sich nicht schließen, daß die Umwandlungszahlen "im Jahr 1993 wieder rückläufig sein werden". Der Städtetag fordert in dem Brief unter anderem ein "bundesrechtliches Umwandlungsverbot", das es den Ländern erlauben würde, auf Wunsch in Gebieten mit erhöhtem Wohnbedarf ein Umwandlungsverbot einzuführen.
Nach Angaben des SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Großmann wurden 1992 nahezu viermal so viele Umwandlungen - insgesamt 52 600 - eingeleitet wie im Vorjahr. Die Koalition müsse nun ihr unwürdiges Versteckspiel hinter angeblich fehlenden Zahlen beenden. Schwaetzer hatte in der Vergangenheit mehrfach einen vorangegangenen "Umwandlungsstau" als Ursache der starken Zunahme der Umwandlungen diagnostiziert.
Kleine FR
Montag wird gefeiert OBER-MÖRLEN. Der Rohbau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Langenhain-Ziegenberg steht. Am Montag, 8. Februar, um 11 Uhr wird Richtfest gefeiert.Neues Haus für das Dorf OBER-MÖRLEN. Der Vereinsring Langenhein-Ziegenberg hat für das Ereignis ein umfangreiches Programm vorbereitet: Am Samstag, 13. Februar, um 20 Uhr wird das neue Dorfgemeinschaftshaus in Betrieb genommen. Die Kinder des örtlichen Kindergartens, der Kinderchor des Ortes, der Gesangverein "Liederkranz", die Jugendfeuerwehr, der Heimat- und Verkehrsverein und die Gymnastikdamen sind mit von der Partie.
ALTENSTADT. Die Narrensitzung der Hiegster Laabsäck am heutigen Samstag in der Altenstadthalle ist ausverkauft. Das teilt Rainer Kessler aus Höchst mit.
&blt; Beckett im Senckenbergmuseum
Das Theater in der Uni führt am Samstag das Samuel-Beckett-Stück "Damals" auf. Veranstaltungsbeginn im Senckenbergmuseum an der Senckenberganlage 16-18 ist um 20.30 Uhr. &blt; Theater und Konzerte für Kinder Ein Konzert der besonderen Art steht heute für Kinder ab vier Jahren im Gallus-Theater, Krifteler Straße 55, auf dem Programm. Ferri und Lerri wollen mit Hilfe der Kinder ein Konzert retten. Die Musiker stecken im Stau. Doch das Konzert darf nicht ausfallen. Beginn: 15 Uhr. Sebastian & Florian stellen am Sonntag (15.30 Uhr) im Theater in der Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4, ihre Jongliershow vor. Das Puppentheater Pusteblume spielt am Sonntag im Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Kaspergeschichten. Und im Freien Theaterhaus, Schützenstraße 12, stellt sich am Sonntag das Theater Mimikri mit dem Stück "Wir können noch viel zusammen machen" vor. Beginn jeweils um 15 Uhr. &blt; Filmemacher stellen sich vor Die Städel-Filmemacher zeigen bis zum 3. Februar ihre Werke in Super-8- Format in der Galerie Paul Sties, Braubachstraße 12 in Frankfurt. Die Vorführungen beginnen jeweils um 19 Uhr. &blt; Afrikanische Trommeln und Klavier Piano und Drum - ein Duo, das am heutigen Samstag (20 Uhr) in der Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4, europäische Klaviertradition und und afrikanische Rhythmen vereint. &blt; Alvarez Klavierquartett Die Kammermusikreihe der Alten Oper wird am Samstag vom Alvarez Klavierquartett gestaltet. Werner Grobholz (Violine), Bodo Hersen (Viola), Peter Wolf (Violoncello) und Carmen Piazzini (Klavier) gastieren um 20 Uhr im Mozart Saal. Auf dem Programm stehen Werke von Mahler, Schumann und Brahms. &blt; Mythos Film im Gespräch Das Filmhaus veranstaltet am Sonntag, um 10.30 Uhr eine Diskussion zum Thema "Populärkino und Filmkunst: wie unterschiedlich funktionieren Mythenbildungen?" Vor dem Gespräch, um 10.30 Uhr, wird der Film "Francesca" von Verena Rudolph gezeigt. Veranstaltungsort ist das Filmmuseum, Schaumainkai 41. &blt; Künstler in Aktion Anläßlich des 60. Jahrestages der faschistischen Machtübernahme findet am Sonntag im Philanthropin, Hebelstraße 17, eine Kulturveranstaltung statt. Angekündigt hat sich das Freie Schauspielensemble Frankfurt, Helmut Ruge (Kabarett), Joana (Chansons), DGB-Chor sowie der Schriftsteller Nikolai Alban-Herbst. Beginn ist um 16 Uhr. &blt; Bamberger Symphoniker In der Jahrhunderthalle Hoechst musizieren am Samstag, um 20 Uhr die Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Horst Stein. Gast ist Marianne Lipovsek. Sie wird Beriloz "Les nuits d'été" interpretieren. Außerdem werden Werke von Fauré und Brahms zu hören sein. &blt; Literarische Matinée Anhand ausgewählter Texte, ihrer Biographie und Dias stellt Reinhard Kaiser im Literarischen Café Voltaire, Kleine Hochstraße 5, am Sonntag Nancy Mitford vor. Außerdem spricht Ulrich Sonnenberg von der Frankfurter Verlagsanstalt über die Leidenschaft des "Büchermachens". Beginn: 11 Uhr.
Das Loriot-Männchen versucht der Sache etwas Positives abzugewinnen: Immerhin, so wirbt der Mann mit der Knollennase im Auftrag der Post, gebe es demnächst "mehr Zahl für das gleiche Geld". Ohne Aufpreis würden hierzulande von Juli an die vierstelligen durch neue fünfstellige Postleitziffern ersetzt.
Ob alle Post-Kunden über die Ironie des Cartoonisten lachen können, ist fraglich. Zum Beispiel die Bewohner der Häuser Nummer 76, 77 und 78 der Mainzer Landstraße in Frankfurt. Bislang trennt sie nichts außer einer breiten Verkehrsader. Vom Juli an aber müssen sie sich drei verschiedene Postleitzahlen merken: 60325, 60329 und 60327. Sollte ein Anlieger über ein Postfach verfügen, dann ist noch eine Ziffernfolge fällig - von den separaten Codenummern für Großkonzerne ganz zu schweigen. Verbraucherfreundlich ist das System nicht. Was der Privatmann bisher im Anhang seines Taschenkalenders nachschlagen konnte, dazu benötigt er künftig einen 1000-Seiten- Wälzer, der Thomas Manns "Buddenbrooks" wie eine Kurzgeschichte erscheinen läßt. Auch die Firmen stöhnen: Millionen Adressen in den Dateien müssen geändert werden.
Trotzdem halten selbst Kritiker des Gelben Riesen eine Modernisierung des 32 Jahre alten Postleit-Systems prinzipiell für unumgänglich. Die Automation der Briefverteilung und die Integration Ostdeutschlands zwingen dazu. Widerwillig müssen die spät informierten Kunden also in den sauren Apfel beißen. Nach der deftigen Portoerhöhung im April werden sie zum zweiten Mal gebeutelt. doe
Zur Person:
WILFRIED BÖHM, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem hessischen Melsungen, hat dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, IGNATZ BUBIS, "mangelndes Verständnis für das schwere Schicksal der Rußlanddeutschen" vorgeworfen. Die Rußlanddeutschen seien "Opfer von Rassismus und Fremdenhaß" und hätten "nicht nur einen moralischen Anspruch auf Rehabilitierung, sondern auch auf Wiedergutmachung des ihnen zugefügten Unrechts", schrieb Böhm in einer Pressemitteilung. Der zum rechtsnationalen Flügel der CDU gehörende Abgeordnete bezog sich auf ein Zitat von Bubis über Deutschstämmige, die "in der x-ten Generation in Rußland" leben und "von Deutschland keine Vorstellung" haben. Dies zeuge von "mangelndem Einfühlungsvermögen in deren verzweifelte Situation", urteilte Böhm. (hll)
PETER MARKERT, NPD-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, darf nicht länger als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht in Bochum urteilen. Im dritten Anlauf erreichte das Düsseldorfer Arbeitsministerium die zumindest vorläufige Amtsenthebung des ehrenamtlichen NPD-Richters durch das Landesarbeitsgericht in Hamm. Anlaß für die Entscheidung der Richter in Hamm war ein von Markert mitunterzeichnetes Flugblatt seiner Partei, auf dem es unter anderem hieß: "Wir wollen nicht, daß unsere Enkel und Urenkel als Halbasiaten durch unsere Heimat streifen". Schließlich sei deutsches Blut ein "besonderer Saft", der sich vom "übelriechenden Schleim" anderer Menschen gründlich unterscheide. Markert behauptete vor dem Landesarbeitsgericht, daß er den Text des Flugblattes nicht gekannt habe. Die Richter wollen dies noch prüfen, meinten aber, daß der "dringende Verdacht" gegen Markert ausreiche, ihn vorläufig seines Amtes zu entheben, weil allein die öffentlichen Vorwürfe gegen den rechtsextremistischen Parteifunktionär genügten, "den Gerichtsbetrieb des Arbeitsgericht Bochum ernstlich zu beinträchtigen". Solange der Verdacht einer "groben Amtspflichtverletzung" nicht ausgeräumt sei, dürfe Markert sein Ehrenamt nicht ausüben, urteilten der Hammer Richter. Markerts Funktion als Landesvorsitzender der NPD hatte in der Vergangenheit in den Augen des Landesarbeitsgerichts nicht ausgereicht, ihn als ehrenamtlichen Richter zu entlassen. (vs)
FRIEDRICH CLAUDIUS SCHLUMBERGER, Thüringens CDU-Generalsekretär, wechselt als Wahlkampfleiter in die Bundeszentrale der Partei nach Bonn. Vom 1. März an wird er auf Wunsch des Parteivorsitzenden Bundeskanzler Helmut Kohl als Leiter der Hauptabteilung Organisation im Konrad-Adenauer-Haus arbeiten, teilte die CDU Thüringen mit. Schlumberger wird Nachfolger von KARL SCHUHMACHER, der in den Ruhestand ging. (dpa)
Wegen der U-Bahn-Baustelle im Bereich Zeppelinallee / Sophienstraße / Bokkenheimer Landstraße wird Anfang der Woche die Verkehrsführung geändert: Am Montag, 1. Februar, von 9 Uhr an fällt nach Angaben des Ordnungsamtes die Linksabbiegerspur von der Zeppelinallee in die Sophienstraße weg. Zugleich wird die Linksabbiegerspur von der Zeppelinallee in die Ludolfusstraße freigegeben.
Da auch die Ampeln umgebaut und neue Markierungen aufgetragen werden sollen, ist von Montag an mit Behinderungen im Bereich Zeppelinallee / Sophienstraße ebenso wie von Mittwoch bis Freitag im Bereich Bockenheimer Landstraße / Zeppelinallee zu rechnen. ing
Die interessante Sportnotiz
Essen ein halbes Jahr ohne Fraatz Jochen Fraatz vom Handball-Bundesligisten TUSEM Essen muß wegen eines Kreuzbandrisses, den er in der Partie bei der SG Flensburg-Handewitt erlitt, sechs Monate pausieren. Fincke verstärkt Wolfsburg Andre Fincke vom Fußball-Zweitligisten SC Freiburg geht bis zum Saisonende auf Leihbasis zum Konkurrenten VfL Wolfsburg. Baruth bleibt in Fredenbeck Jean Baruth hat seinen Vertrag beim Handball-Bundesligisten VfL Fredenbeck um zwei Jahre bis 1995 verlängert. Friedensfahrt nur in der CR Die Friedensfahrt für Radamateure findet zwar auch in diesem Jahr statt, doch nur auf dem Gebiet der Tschechischen Republik. Der Bund Deutscher Radfahrer hatte sich ebenso wie Polen als Veranstalter zurückgezogen. Piräus für Münzwürfe bestraft Der griechische Basketball-Klub Olympiakos Piräus muß wegen Zuschauer- Ausschreitungen im Europaliga-Spiel am 28. Januar 1993 gegen Real Madrid bis zum 31. März unter Ausschluß der Öffentlichkeit spielen und eine Strafe von 70 000 Mark zahlen. Gibt es im Laufe der nächsten zwei Jahre wieder ein Zwischenfall ereignet, wird der Klub sofort aus der Europaliga ausgeschlossen. Die Athener Zuschauer hatten in der Partie gegen Madrid Münzen auf das Spielfeld und die Schiedsrichter geworfen. FSV empfängt Bingen Das Fußball-Freundschaftsspiel zwischen dem FSV Frankfurt und Hassia Bingen am heutigen Samstag findet nicht in Bingen sondern am Bornheimer Hang statt (14.30 Uhr). DFB erweitert Doping-Kontrollen Künftig werden auch in Fußball- Freundschaftsspielen Doping-Kontrollen durchgeführt. Dies teilte der Deutsche Fußball-Bund nach einem Beschluß des DFB-Beirates den Lizenzvereinen schriftlich mit. Bei den Spielen der Bundesliga und Zweiten Liga werden seit 1988 regelmäßig Kontrollen durchgeführt, die sämtlich ein negatives Ergebnis brachten. Oberligisten erhalten Fernseh-Honorar Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat an die Landesverbände die erste Rate der ARD als Entgelt für die Nutzung der Fernsehrechte den Oberliga-Klubs weitergeleitet. Dabei handelt es sich um ein Drittel des vereinbarten Gesamtbetrages in Höhe von 3,5 Millionen Mark.
Vier deutsche UEFA-Cup Plätze Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) darf auch für die Spielzeit 1993/94 vier Klubs für den UEFA-Pokal melden. Dies geht aus einer Tabelle hervor, die die Europäische Fußball-Union (UEFA) nach der Europacup-Wertung der Spieljahre 1987/88 bis 1991/92 zugrunde gelegt hat. Danach liegen die DFB-Vereine hinter den italienischen Klubs auf Rang zwei, gefolgt von den spanischen Vereinen.
Short gewann zwölfte Partie Der 27jährige britische Schach-Großmeister Nigel Short steht nach seinem neuerlichen Sieg gegen den Niederländer Jan Timman im Finale des Kandidatenturniers für die Schachweltmeisterschaft in El Escorial bei Madrid kurz vor dem Ziel. Short führt nach der zwölften von 14 Partien, die nach 46 Zügen mit der Aufgabe Timmanns endete, mit 7,0:5,0 Punkten und braucht nur noch ein Remis zum Sieg.
Köln verpflichtet Kobylanski Fußball-Bundesligist 1. FC Köln verpflichtete den Polen Andrzej Kobylanski. Der 22jährige Stürmer vom Aufsteiger Siarka Tarnobrzeg unterschrieb einen Vertrag bis zum 30. Juni 1994 und soll eine Ablösesumme von 600 000 Mark kosten.Roos muß sechs Wochen pausieren Voraussichtlich sechs Wochen muß Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern auf Mittelfeldspieler Axel Roos verzichten, der am Meniskus verletzt ist.
Rostock leiht sich zwei Spieler aus Bundesliga-Absteiger FC Hansa Rostock hat zwei neue Spieler verpflichtet. Bis zum Saisonende wurden der 26jährige Jens-Peter Fischer von den Stuttgarter Kickers und der 30jährige Zenon Lissek von Szombierki Bytom ausgeliehen.
Rad-WM 1995 in Kolumbien Die Rad-Weltmeisterschaften finden 1995 in Kolumbien statt, das nach Venezuela (1977) als zweites südamerikanisches Land eine Rad-WM ausrichtet. Die Bahn-Wettbewerbe sollen in Bogota ausgetragen werden, die Straßen-Rennen in 1650 m Höhe auf dem Rundkurs Pantano de Vargas.
Voscherau contra Voscherau
pl HAMBURG, 29. Januar. Der Vorstand der "Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte" hat den Hamburger Senat aufgefordert, keine Kurden mehr in die Türkei abzuschieben und zu verhindern, daß die Türkei auf die Liste der "Nicht-Verfolger-Staaten" gesetzt wird. Erster Vorsitzender der Stiftung ist Henning Voscherau, zugleich Erster Bürgermeister der Stadt und damit Befürworter der von Beobachtern als besonders rigide geschilderten Hamburger Abschiebepraxis. Der Senat ist der Ansicht, die Kurden müßten nicht mit Verfolgung rechnen.
In einem Schreiben der Stiftung an Bürgermeister Voscherau heißt es dagegen unter Berufung auf amnesty international, Kurden würden in der Türkei häufig gefoltert. Das offene Schreiben trägt die Unterschrift des geschäftsführenden Vorsitzenden der Stiftung, Klaus von Dohnanyi. Ein Sprecher Voscheraus sagte, der Bürgermeister habe an der Sitzung nicht teilgenommen. Er bleibe weiter auf dem bisherigen Senatskurs.
DM1 0101E6BC To:
allvier From:
RUNDUM Date:
29-JAN-1993 14:21:48 Subject: hg an kehrseite spanien 3 mädchen --------- hg kehrseite
hg an letzte seite basler zeitung
hg an aus aller welt
stuttg. hg an aus aller welt
f rundschau
spanien nachzieher 29.1.
Spanier trauern um drei Mädchen Eine Nation trauert um drei Mädchen
Zeitungen, Radio und Fernsehen berichten beinahe ununterbrochen darüber, der König hat den Trauerfamilien ein Beileidstelegramm geschickt, die Parteien Kommuniques herausgegeben und das Dorf Alcasser hat zwei Tage Trauer angeordnet: der Fund der Leichname der drei 14- und 15jährigen Mädchen Desiree Hernandez, Miriam Garcia und Antonia Gomez bei Valencia hat die Spanier in Trauer - und Wut - versetzt.
"Ich habe eine 11jährige Tochter, diese Geschichte hat mich fertig gemacht", sagt die Sekretärin Paca. Der Hauswart Hipolito von gegenüber meint: "Wir sind aus dem Gleichgewicht geraten, dieser Gesellschaft täte wieder eine Peitsche gut". Und Enrique Beltran, der zuständige Richter stellt fest: "Das ist der ekelhafteste meiner bisheriger Fälle, nur seelenlose Menschen können so etwas tun".
75 Tage nach ihrem Verschwinden - sie wollten in eine Diskothek tanzen gehen - hat ein Bienenzüchter die drei Mädchen in 50 Kilometer Entfernung an unwegsamem Ort vergraben und in einen Teppich eingerollt aufgefunden. Der erste Befund: Sexualdelikt und anschliessend Erschiessung. Die Bevölkerung hat in den vergangenen Monaten ein halbes Dutzend ähnlicher Fälle verfolgt und sagt nach den Morden von Alcasser basta. Vor dem Rathaus des Dorfes verlangten wütende Bürger die Todesstrafe für die Täter. Die Polizei hat den Fall beinahe abgeschlossen: sie hat zwei junge vorbestrafte Männer aus der Umgebung verhaftet. Die Beerdigung von Desiree, Miriam und Antonia am Samstag droht zu einer Massendemonstration zu werden, zu einer öffentlichen Zeremonie des Todes.
Die Parlamentarier haben in den kommenden Wochen das Strafgesetz zu erneuern. Hafterleichterungen bei gutem Benehmen, Wiedereingliederung in die Gesellschaft, Versöhnung: die Politik der Toleranz hat wegen der Volksstimmung vorderhand keine Chancen. "Das Parlament sollte die Diskussion verschieben", meldete ein Kommentator. Und die Spanier fragen sich: Wieso ist es bei uns so weit gekommen, was haben wir falsch gemacht ?
ende.
---------
sir ROM, 29. Januar. In ihrem Bemühen, die durch eine zu große Zahl von Parteien chaotisch gewordenen politischen Verhältnisse in Italien zu bessern, hat die römische Deputiertenkammer einen ersten Schritt getan: Sie verabschiedete ein Gesetz, das die Direktwahl der Bürgermeister in allen Städten und Gemeinden durch die Bürger vorsieht; die siegreiche Partei oder Koalition, der dieser Bürgermeister angehört, erhält als Prämie zwei Drittel der Rathaussitze. Das restliche Drittel teilt die Opposition unter sich auf. Es wird damit gerechnet, daß der Senat, die zweite Kammer des Parlaments, der Reform im Prinzip zustimmen, jedoch Änderungen vornehmen wird.
Eine dreimonatige Debatte in der zuständigen Kommission mit über 600 Abstimmungen über Artikel und Abänderungsanträge war der Entscheidung vorausgegangen. Das positive Ergebnis kam allein deshalb zustande, weil sich die "Demokratische Linke" (früher KPI) der Stimme enthielt. Hinter der Reform standen nur "Democrazia Cristiana" (DC), Sozialisten und Sozialdemokraten. Die "Zwerge" unter den Parteien befürchten, daß sie bei Anwendung des neuen Wahlrechts auf der Strecke bleiben.
Auch das Gesetz, nach dem die beiden Kammern des römischen Parlaments gebildet werden, wird in Kürze geändert werden. Dabei gilt die Ablösung des bisher gültigen Verhältniswahlrechts zugunsten des Mehrheitsprinzips als sicher. Die mit dieser Reform befaßte Zwei- Kammer-Kommission unter Vorsitz des früheren Ministerpräsidenten Ciriaco De Mita muß der Volksvertretung schon bald ihre Vorschläge unterbreiten, wenn sie den drohenden Volksentscheid zur Abschaffung des alten Wahlsystems noch verhindern will. Die DC scheute bisher davor zurück, einer Ordnung nach französischem Vorbild mit zwei Wahlgängen zuzustimmen, weil sie befürchtet, einer Interessenkoalition ihrer politischen Gegner zu unterliegen. Sozialisten und "Demokratische Linke" hingegen hoffen, mit Hilfe von Mehrheitswahlrecht und einem geschickten Bündnissystem die Rolle der Regierung übernehmen zu können.
BAD HOMBURG. Zum Schutz von Feld, Wald und Flur wird es vorerst keine speziell zuständigen Ordnungspolizisten geben. Die CDU/FDP-Mehrheit hat es am Donnerstag abend im Stadtparlament abgelehnt, zwei der städtischen Hilfspolizisten direkt dem Amt für Umwelt und Naturschutz zuzuordnen.
Michael Korwisi begründete den Antrag der Grünen-Fraktion mit der derzeit mangelhaften Überwachung vor allem von Schutzgebieten. Die von ihm aufgezählten Delikte wurden von CDU und FDP auch gar nicht dementiert: Modellflieger in Feuchtgebieten, wildes Campieren, freilaufende Hunde in Vogelbrutwiesen, Geländefahrten von Autos und Motorrädern, Diebstahl von Obst und Gemüse aus Gärten.
CDU-Stadtverordnete Ursula Jungherr: "Auch uns sind Feld- und Flurfrevel bekannt". Im Moment habe jedoch der "Schutz des Bürgers" Priorität. Die Ordnungspolizisten gehörten ins Stadtbild. Es sei Sache der Landes- und nicht der städtischen Hilfspolizisten, gegen die Naturfrevler zu ermitteln, war die Auffassung der Christdemokratin von der Aufgabenverteilung zwischen Schutz- und Hilfspolizei. off
MAIN-TAUNUS-KREIS. "Da sitze ich drauf, wie die Henne auf dem Ei. Denn das Ding ist momentan ganz schön wertvoll." Was Alexandra Ballweg von der Pressestelle der Postdirektion Frankfurt da meint, ist das Verzeichnis der neuen Postleitzahlen. Das existiert seit Freitag in einer Auflage von wenigen hundert Stück bundesweit. Denn gestern hat das Staatsunternehmen sein Geheimnis gelüftet und die neuen Zustell-Codes bekanntgegeben. Der Main-Taunus-Kreis gehört demnach zum Rheingau-Taunus- Kreis - postalisch gesehen. Alle fünfstelligen Leitzahlen hier im Kreis beginnen mit 65, die der Briefregion Rheingau-Taunus zugeordnet ist. Insgesamt gibt es 83 solcher Briefregionen in Deutschland.
Das gelbe Unternehmen bittet aber alle Briefeschreiber, die neuen Ziffern noch nicht auf Umschlägen und Karten zu verwenden: Denn die Postleitzahlen gelten erst vom 1. Juli 1993 an. Wer wissen will, welche Zahlen er dann auf Umschläge schreiben muß, kann sich einer gebührenfreien Service-Nummer bedienen: 01 30 / 5 55 55 ("Fünfmal die fünf").
Bedrucktes Briefpapier, Visitenkarten oder Stempel mit Anschrift verlieren Mitte 1992 ihren Wert - Druckereien, Stempelmacher und Schilderfabrikanten können sich dank der Leitzahlen-Reform über jede Menge Aufträge freuen.
Die FR veröffentlicht für den Main- Taunus-Kreis nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge die Brief-Codes (ohne Gewähr):
65 812 Bad Soden 65 817 Eppstein 65 760 Eschborn 65 439 Flörsheim 65 795 Hattersheim 65 239 Hochheim 65 719 Hofheim 65 779 Kelkheim 65 830 Kriftel 65 835 Liederbach 65 824 Schwalbach 65 843 Sulzbach. gre
Das Wetter
Wetterlage Das Hoch über dem östlichen Mitteleuropa verlagert sich nur wenig und verstärkt sich noch etwas. Es bleibt somit weiterhin mit trockenkalter Luft für Deutschland wetterbestimmend. Vorhersage bis Montag früh Einzelne Nebel- und Hochnebelfel- der, sonst überwiegend heiter und trocken. Nur im Westen und Südwesten anfangs noch gebietsweise wolkig. Nachts klar.
Höchsttemperaturen minus bis Null Grad, im Südwesten um 2 Grad.
Tiefstwerte minus 5 bis minus 10, im Osten und Südosten örtlich bis minus 15 Grad.
Schwacher bis mäßiger Wind aus Ost bis Südost.
Weitere Aussichten für Montag
Wenig Änderung.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 19 Amsterdam
bedeckt 4 Athen
leicht bewölkt 14 Barcelona
leicht bewölkt 14
Bordeaux
stark bewölkt 7 Brüssel
bedeckt 9
Budapest
Schneefall -2 Dublin
stark bewölkt 7
Helsinki
wolkenlos -11 Innsbruck
stark bewölkt 5 Istanbul
wolkig 8
Kairo
wolkig 18 Larnaka
leicht bewölkt 15
Las Palmas
leicht bewölkt 21 Lissabon
stark bewölkt 11 Locarno
leicht bewölkt 8
London
stark bewölkt 8 Madrid
bedeckt 7 Malaga
wolkig 15 Mallorca
wolkig 6 Moskau
wolkig -13 Nizza
wolkig 13 Paris
wolkig 10 Rom
wolkig 14 St. Petersburg
wolkig -14 Stockholm
stark bewölkt -6 Tunis
leicht bewölkt 16 Varna
Schneefall 1 Venedig
bedeckt 8 Warschau
wolkenlos -6 Wien
Schneefall -1 Zürich
wolkig 9
Deutschland
Berlin
leicht bewölkt -3
Dresden
leicht bewölkt -2
Feldberg/Ts.
Regen 3
Feldberg/Schw.
in Wolken 0
Frankfurt/M.
Regen 8
Freiburg
stark bewölkt 9
Garmisch
stark bewölkt 3
Hamburg
leicht bewölkt -1
Köln/Bonn
Sprühregen 8
Leipzig
leicht bewölkt -2
München
Regen 6
Norderney
wolkenlos -1
Rostock
leicht bewölkt 0
Sylt
leicht bewölkt 0
Zugspitze
in Wolken -9
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Smogwerte 06 11 - 58 12 42
(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten wer- den, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.02 Uhr
Sonnenuntergang 17.16 Uhr
KAPSTADT, 29. Januar. Mehrparteiengespräche über die Zukunft Südafrikas werden vermutlich schon Anfang März beginnen. Das sagte Präsident Frederick De Klerk am Freitag in seiner Regierungserklärung zur Eröffnung des Parlaments in Kapstadt. Doch der Afrikanische Nationalkongress (ANC) machte darauf aufmerksam, daß es immer noch eine große Kluft zwischen Regierung und ANC gebe. De Klerk warnte, das Scheitern von Verhandlungen würde zu einem "verheerenden Krieg" führen.
De Klerk sagte, daß politische Parteien jetzt positiver eingestellt seien. Deshalb sei er hoffnungsvoll für das neue Jahr. Wenn Mehrparteienverhandlungen im März stattfänden, so De Klerk, könnte das zur Bildung eines Exekutivrates - einer Art Superkabinett unter Beteiligung aller Parteien - schon im Juni führen. Eine Übergangsverfassung könnte im September zustande kommen.
De Klerk rief alle Parteien dazu auf, ernsthaft und ehrlich miteinander zu verhandeln. Politische Gewalt, vor allem zwischen dem ANC und der Inkatha Freiheitspartei (IFP) von Zulu-Chef Mangosuthu Buthelezi, könne nicht von der Polizei unter Kontrolle gebracht werden. "Wir können politische Gewalt nur beenden, wenn die Führer der Streitparteien aufrichtig Frieden schließen."
De Klerk kündigte an, daß die Regierung die Notwendigkeit anerkannt habe, die Menschenrechte juristisch zu verankern. Justizminister Kobie Coetsee gab bekannt, daß Südafrika eine Reihe von internationalen Abkommen unterzeichnen werde, die die Rechte von Frauen und Kindern und das Verbot von Folter festschreiben.
Der ANC begrüßte "die Abkehr der Regierung von ihrer ehrlosen Vergangenheit", betonte jedoch, daß ein Katalog der Menschenrechte von einer verfassunggebenden Versammlung formuliert werden müßte. Die Regierung will ihre Vorschläge für einen Menschenrechtskatalog schon nächste Woche veröffentlichen.
De Klerk war in seiner Ansprache bemüht, Kritik und Sorgen vor allem der weißen Bevölkerung auszuräumen. Er bestritt Vorwürfe zum Teil aus den Reihen seiner eigenen Nationalen Partei (NP), daß die Regierung eine Allianz mit dem ANC gebildet habe. "Wir haben kein einziges unserer Prinzipien aufgegeben", sagte der Präsident. Polizeiminister Hernus Kriel betonte, daß die Regierung eine neue Verfassung wolle, in der eine Koalitionsregierung der zwei oder drei größten Parteien nach einer freien Wahl vorgeschrieben wird.
De Klerks Optimismus über die Aussichten des Verhandlungsprozesses wurde vom ANC gedämpft. "Es gibt noch immer eine riesige Kluft, die den ANC und die Regierung in den meisten Fragen, über die verhandelt wird, trennt," hieß es in einer ANC-Erklärung.
Tatsächlich bleiben noch sehr viele Einzelheiten des Übergangs zu einer nichtrassistischen Demokratie in Südafrika offen. Treffen zwischen der Regierung, dem ANC und der IFP, die jüngst stattgefunden haben, werden fortgesetzt.
Eine erste Form der Übergangsregierung soll nach bisherigen Abkommen aus einer Reihe sogenannter "Übergangsräte" bestehen. In diesen Räten sollen alle Parteien vertreten sein. Sie sollen nach Wunsch der Regierung nur beratende Funktion haben. Der ANC will den Räten aber exekutive Vollmachten geben.
Die Übergangsräte sollen bei der Formulierung einer Übergangsverfassung die Aufsicht führen. Wenn eine solche vorläufige demokratische Verfassung im September zustande kommen sollte, würde das vermutlich Anfang 1994 zu ersten nichtrassistischen Wahlen führen.
Namen + Notizen
MARIA SCHOLZ, wegen ihrer Amtsführung gegenüber der Opposition gelegentlich umstritten, wurde nach 16jähriger Tätigkeit als Vorsitzende der Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung von ihrem Stellvertreter Harald Kubierschky (SPD) mit Lob verabschiedet. Die Christdemokratin kandidiert bei der Wahl im März nicht mehr; die pensionierte Lehrerin liebäugelt mit einem ehrenamtlichen Magistratsposten.
Erzieherinnen in Praunheim bekommen auch weiterhin weniger Gehalt als ihre Kolleginnen in Rödelheim oder Bokkenheim. Das Frankfurter Arbeitsgericht konnte an der von der Stadt vorgenommenen Eingruppierung offenbar nichts finden und hat ihre Klage abgewiesen.
Hintergrund der Ungleichbehandlung: Im städtischen Schuldezernat ist man der Meinung, Kinder aus sogenannten sozialen Brennpunkten zu betreuen, bedeute eine "besonders schwierige fachliche Tätigkeit" und müsse deshalb auch besonders entlohnt werden. Welche Teile der Stadt betroffen sind, sei nach dem städtischen Sozialatlas bestimmt worden.
So hat man rund zwei Drittel der Erzieherinnen eine Gehaltsstufe höher eingruppiert und bezahlt ihnen 200 Mark mehr Gehalt im Monat. In den Genuß dieser Regelung kommen seit Jahresfrist 77 der 132 städtischen Tagesstätten.
Bei allen anderen, 55 an der Zahl, unterstellt man "normale Anforderungen". Von diesen haben insgesamt fünf Klage eingereicht: Neben der KT 16 unter anderen die Nummer 11 (Sachsenhausen, Tiroler Straße) und 85 (Westhausen). Sie meinen, in den städtischen KT's, in die ohnehin vorrangig Kinder mit besonderen Belastungen aufgenommen werden, hätten die Kinder überall die gleichen Probleme.
Was die KT 16 (Praunheimer Hohl) angeht, so hatte Rechtsanwalt Wolfgang Spinner-Ahnert dem Gericht die Erhebung einer Psychologin angeboten, nach der die Kinder "unselbständiger, anklammernder geworden sind". Weil sie gleichzeitig schwerer zu bändigen seien, müsse bei der Betreuung "ein Spagat zwischen fürsorglicher und bändigender Tätigkeit" geleistet werden. Das Gericht aber habe, so der Rechtsanwalt, diesen Beweis nicht führen wollen. Zu einer inhaltlichen Diskussion sei es nicht gekommen: "Die Stadt mußte nicht aufdecken, welche Kriterien für die unterschiedliche Einordnung maßgeblich waren."
Obwohl die anderen Klagen noch anhängig sind und Spinner-Ahnert die Berufung gegen das Urteil vor dem Landesarbeitsgericht angekündigt hat, geht man im städtischen Schuldezernat davon aus, daß "mit dem Urteil ein gewisses Präjudiz" getroffen sei. Die Beschwerden der KT's 11 und 85 werden am 22. März vor dem Arbeitsgericht verhandelt. clau
Die Probleme mit der U-Bahnlinie U 7 reißen nicht ab. Nachdem die Stadtwerke monatelang Schwierigkeiten mit der Signalsteuerung im oberirdischen Teil zwischen Zoo und Enkheim hatten, räumte Bürgermeister und Stadtwerke-Dezernent Hans-Jürgen Moog in der Fragestunde des Stadtparlamentes auch Probleme mit der Abfahrtsanzeige an der Endstation in Enkheim ein. Die Tafel soll anzeigen, welcher von zumeist zwei wartenden Zügen als erster nach Frankfurt fährt, funktioniert aber nicht.
Auf eine Anfrage von Franz Frey (SPD) sagte Moog, die Anzeige sei bereits im Februar '91 zusammen mit dem kompletten Informationsssystem installiert worden und hätte auch mit der Aufnahme des U-Bahn-Verkehrs in Betrieb gehen sollen. Fehler in der Programmschaltung hätten dies allerdings verhindert.
Wegen der Computer-Probleme, erklärte Moog, würden die Stadtwerke seit August letzten Jahres in Enkheim einen Mitarbeiter einsetzen, der die Fahrgäste entsprechend informiert. "Dies ist sicher keine zufriedenstellende Lösung", betonte der Stadtrat, "aber derzeit die einzige Möglichkeit, zumindest eine halbwegs befriedigende Information der Fahrgäste zu erreichen". gang
Neue Gesellschaft soll Wohnungsbau übernehmen
SCHWALBACH. Gegen das Nein der Grünen hat das Parlament in seiner vermutlich letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am Donnerstagabend der Gründung einer Gesellschaft für Wohnungsbau zugestimmt. Die GmbH soll künftig Ankauf, Planung und Bau von städtischen Wohnungen übernehmen. Ein neunköpfiger Aufsichtsichtsrat, der in der Mehrheit von Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung besetzt wird, soll die Geschäfte des kommunalen Unternehmens kontrollieren. Bei den Grünen stieß die bewilligte Fassung des Gesellschaftsvertrages erneut auf Widerspruch. Weil Grundstücksgeschäfte nicht an die Zustimmung des Parlaments gebunden seien, könne nur "unzulänglich privaten Einflüssen" begegnet werden.
In wesentlichen Punkten haben die Abgeordnenten in den vergangenen Wochen den vom Magistrat vorgelegten Entwurf geändert. Vor allem bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrats haben sich die Parlamentarier eine deutlich stärkere Position verschafft. Das Magistratspapier sah lediglich sieben Mitglieder im Kontrollgremium vor, von denen vier aus der Stadtverwaltung und lediglich drei aus der Stadtverordnetenversammlung delegiert werden sollten. Der mit großer Mehrheit verabschiedete Vertrag schreibt nun neun Vertreterinnen und Vertreter vor, die in der Mehrzahl von den Parlamentariern gestellt werden. Darüber hinaus verpflichteten die Abgeordneten die Stadt als alleinigen Gesellschafter des kommunalen Unternehmens. Das Stammkapital von zwei Millionen Mark soll deshalb ausschließlich aus öffentlichen Mitteln erbracht und im ersten Nachtragshaushalt bereitgestellt werden.
CDU-Fraktionschef Dr. Paul Marcus lobte am Donnerstagabend die "sachliche, disziplinierte und effiziente Diskussion" über das Projekt. "Wir freuen uns außerordentlich, nach eineinhalb Jahren zum gewünschten Erfolg gekommen zu sein." Am Ende sei ein guter und akzeptabler Kompromiß gefunden worden. Daß die Gesellschaft künftig auch Grundstücksgeschäfte abschließen kann, ist nach Marcus' Worten eine vernünftige Entscheidung. "Es macht wenig Sinn, einer Gesellschaft im wichtigsten Bereich wenig Kompetenz zuzubilligen", sagte der Fraktionschef. Nach einer Anlaufphase möchte der CDU-Mann prüfen, ob im Geschäftsablauf "die eine oder andere neue Regelung" nötig ist.
Marcus' Amtskollege Ulrich Schneider erinnerte erneut an die Fährnisse, die der ursprüngliche Magistratsentwurf enthalten habe. "Die Gesellschaft in dieser Form hätte weitreichend fast alles machen können, von Spekulationsgeschäften bis hin zur Vermakelung." Das sei den Liberalen "zu weitgehend gewesen". Auf der Basis des neuen Gesellschaftsvertrages ist die GmbH lediglich befugt, Gebäude zu bauen, zu bewirtschaften und zu verwalten. Schneider forderte Bürgermeister Horst Faeser auf, das kommunale Unternehmen nun "schnellstmöglich ins Leben zu rufen". Das sei die Voraussetzung dafür, daß junge Schwalbacher Familien finanzierbaren Wohnraum bekommen könnten.
Die Grünen unternahmen am Donnerstagabend einen letzten Versuch, ein höheren Grad öffentlicher Kontrolle zu garantieren. Grundstücksangelegenheiten, hieß es in einem Antrag, sollten vor Vertragsabschluß im Haupt- und Finanzausschuß beraten werden. "Es gibt immer ein Bedürfnis der Öffentlichkeit, informiert zu werden", begründete Arnold Bernhard den Antrag der Grünen. Der Parlamentarier berief sich in seiner Rede auf die Einschätzung des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, nach der die Öffentlichkeit stets zu informieren und nur "in besonderen Fällen geheim zu entscheiden" sei. Mit der vorliegenden Variante des Gesellschaftsvertrages sei das wichtige Prinzip der Öffentlichkeit "durch die Hintertüre ausgehebelt worden". Der Antrag der Grünen fand keine Mehrheit im Parlament.
Günter Pabst von der Unabhängigen Liste widersprach Befürchtungen, daß mit der Gründung der Gesellschaft alle öffentlichen Grundstücke in das Eigentum der GmbH übergingen. "Die Stadt bleibt weiterhin im Besitz der Flächen", sagte der UL-Abgeordnete. Die Gesellschaft werde Grundstücke nur kaufen, wenn Wohnungen gebaut würden. "Etwas anderes zu behaupten, ist Unsinn." schu
Frankfurts leitender Oberstaatsanwalt Udo Scheu hat am Freitag den Vorwurf zurückgewiesen, seine Behörde wolle sich mit der Entscheidung über den Ausgang politisch brisanter Ermittlungsverfahren in den Kommunalwahlkampf einmischen. Sollte die Anklagebehörde im Verfahren gegen Beker und andere - darunter der frühere Stadtkämmerer Ernst Gerhardt (CDU) - noch vor dem 7. März eine Abschlußverfügung treffen, hätten sich die Beteiligten diesen Zeitpunkt aufgrund ihres Aussageverhaltens letztlich selber zuzuschreiben.
Die Justizbehörde jedenfalls, so Oberstaatsanwalt Scheu, "betreibt keinen Wahlkampf".
Ausgangspunkt des bereits 1989 eingeleiteten Ermittlungsverfahrens gegen den als Bordellkönig apostrophierten Hersch Beker ist der Verdacht, daß es bei der von der damaligen CDU-Regierung beabsichtigten Verlagerung des Rotlicht-Milieus aus dem Bahnhofsviertel an die Breite Gasse zu Manipulationen kam, die von strafrechtlicher Relevanz sein können. In diesem Zusammenhang wird gegen Gerhardt sowie gegen den Leiter des Liegenschaftsamts, Albrecht Müller- Helms wegen des Vorwurfs der Untreue ermittelt.
Wie der Chef der Frankfurter Staatsanwaltschaft bestätigte, ist mit dem Abschluß der Ermittlungen "in naher Zukunft zu rechnen". Falls es die Sache gebiete, werde die entsprechende Verfügung - entweder Erhebung der Anklage bei hinreichendem Tatverdacht oder Einstellung des Verfahrens - auch vor den Kommunalwahlen noch getroffen. Zum Vorwurf einer Wahlkampfeinmischung, wie er Ende dieser Woche von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erhoben wurde, erklärte Scheu, der Zeitpunkt sei ausschließlich vom Stand des Verfahrens abhängig.
Scheus Darstellung zufolge ist Gerhardts Verteidigung beizeiten und nachhaltig mit dem Problem konfrontiert worden, daß die Entscheidung der Staatsanwaltschaft mitten in den Kommunalwahlkampf fallen könnte. Um jeden falschen Anschein zu vermeiden, sei Gerhardt aufgefordert worden, mit seinen Angaben zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen nicht weiter zuzuwarten.
An der für mehrere Tage angesetzten Vernehmung im August vergangenen Jahres habe Gerhardt jedoch lediglich vier Stunden lang teilgenommen. Danach sei er nicht mehr erschienen, ohne daß die Gründe hierfür recht klargeworden seien.
Soweit es der Gesundheitszustand des ehemaligen Stadtkämmerers sein soll, der eine Fortsetzung der Vernehmung nicht zuläßt, zeigte sich der Leitende Oberstaatsanwalt "verwundert, warum Gerhardt trotzdem an Pressebällen teilnehmen kann". Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund kam Scheu zu der Feststellung, Gerhardt sei ausreichend Gelegenheit zum rechtlichen Gehör erteilt worden. Da jetzt auch die Sachaufklärung vorangeschritten sei, könne nun die Abschlußverfügung getroffen werden.
Hauptgrund für die ungewöhnlich lange Dauer des Ermittlungsverfahrens dürfte jedoch Bekers Flucht im Frühjahr 1990 nach Isarel sein. Nachdem zunächst Aussagebereitschaft signalisiert worden war, hatte eine Frankfurter Staatsanwältin in Tel Aviv zwar mit der Vernehmung begonnen, doch mußte diese mit Rücksicht auf Bekers angegriffene Gesundheit abgebrochen werden. Eine zweite Reise der Ermittlerin zwecks Fortsetzung der Vernehmung lehnte die Behördenleitung mit der Begründung ab, es sei "nicht halbwegs verläßlich gewesen, ob Beker aussagebereit sei".
In den Ermittlungen geht es zum einen um Bekers Verkauf von drei Häusern im Bahnhofsviertel, für die eine von der Stadt Frankfurt kontrollierte Stiftung "Almosenkasten" 17 Millionen Mark zahlte. Beker selber hatte die Häuser für vier Millionen Mark gekauft. Zum anderen wird geprüft, inwieweit Vermögenswerte der Stadt veruntreut wurden, als die mit Beker in Verbindung stehende "Berlin GmbH" 1988 das Gelände an der Ecke Zeil/Lange Straße zu einem Quadratmeterpreis weit unter Wert erwerben konnte. Lepp
OBERURSEL. Das Volk kann sich sammeln: Am Montag, 1. Februar, um 19 Uhr darf es unter "Orschel Helau"-Rufen das Rathaus stürmen und den Rathausschlüssel und die Schatztruhe entwenden.
Prinz Joachim I. und Bürgermeister Schadow laden dazu ein . . . esi
FRANKFURT A. M., 29. Januar (FR). Überwiegend heiter und trocken, nachts klar, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen fünf und null, die Tiefstwerte zwischen minus fünf und minus zehn Grad, im Osten örtlich bis minus 15 Grad. Weitere Aussichten: Wenig Änderung. (Siehe auch Lokales)
Und sei der Fettnapf noch so klein, Amigo Streibl springt hinein Reiselust und viele alte Fehler: Bayerns Ministerpräsident wäre fällig, wenn die CSU-Spitze nicht so uneinig wäre
Für Wilfried Scharnagl, den einflußreichen Chefredakteur des CSU-Organs Bayernkurier, war die Sache einfach wie immer. Ein "übles Gebräu von Vermutungen, Unterstellungen und Verdächtigungen" sei da gemixt worden, um Bayerns Ministerpräsidenten Max Streibl in Mißkredit zu bringen, erregte er sich in seinem jüngsten Leitartikel. Bei aufkommender öffentlicher Kritik mit tremolierender Empörung die verfolgte Unschuld zu markieren, ist eine Übung, die in der CSU keiner so gut beherrscht wie Scharnagl.
Auf den ersten Blick hat auch Max Streibl die bewährte CSU-Masche "Augen zu und durch" gewählt, um sich aus den Verstrickungen seiner vom Flugzeugunternehmer Burkhart Grob gesponserten Brasilien-Reisen zu befreien, die in Bayern den griffigen Namen "Amigo-Affäre" erhalten haben. "Ungeheuerlich und empörend" nannte der Ministerpräsident im Landtag die Attacken auf ihn und versuchte den Eindruck zu erwecken, Kontakte zwischen Politikern und Unternehmern seien "im Interesse der Arbeitsplätze legitim und dringend notwendig". Gerade so, als ob die Arbeitsplätze in Bayern sicherer würden, wenn sich der Landesvater seine Weihnachtsferien auf einer brasilianischen Hazienda von einem befreundeten Millionär bezahlen läßt.
So ganz geheuer ist die Sache mit den Auslandsreisen den Regisseuren der bayerischen Regierungspartei aber mitnichten. Wer die Rede genau nachliest, die Streibl im Landtag gehalten hat und die angeblich Punkt für Punkt mit dem eigentlich starken Mann in der CSU, dem Innenminister und Parteivize Edmund Stoiber, abgestimmt war, entdeckt, daß dem reisefreudigen Ministerpräsidenten darin geschickt Hintertüren eingebaut worden waren. Für den Fall, daß er doch nicht beim ersten Mal alles offenbart hat und möglicherweise noch weitere Reisen auftauchen, bei denen Streibl nicht seine eigene Geldbörse gezückt hat. Im Rahmen der Tätigkeit in Aufsichtsräten, in Verbindung mit der Parteiarbeit oder der Hanns-Seidel-Stiftung habe es natürlich Reisen gegeben, die von Dritten finanziert worden seien, heißt es im Streibl- Manuskript. Es gebe jedoch keine Abhängigkeiten. "Das gilt auch für meine Flüge mit MBB wie mit der Lufthansa", sagte Streibl.
Ob dieser Blanko-Persilschein Streibl hilft, wenn, wie bei Lothar Späth, die Wahrheit scheibchenweise ans Licht kommt, bezweifeln indessen auch eigene Parteifreunde. "Die Kuh ist noch nicht vom Eis", unken CSU-Abgeordnete. Bei der oppositionellen SPD jedenfalls gehen reihenweise anonyme Hinweise unterschiedlicher Qualität ein. "Da sind natürlich auch Wichtigtuer dabei", sagt SPD- Fraktionssprecher Julian Gyger. Aber eben auch Hinweise, die Streibl in endlose Erklärungszwänge bringen könnten.
So ist etwa eine Luxusreise nach Kenia ruchbar geworden, mit Familientroß und zwei Sondermaschinen im Jahr 1989, die Streibl in seiner Landtagsrede nicht erwähnt hat. 40 000 Mark dürfte dieser Spaß gekostet haben, auch für einen Ministerpräsidenten keine Ausgabe aus der Portokasse, aber natürlich kein Problem, wenn ein großzügiger Sponsor im Hintergrund steht. Von Reisen nach Ischia ist die Rede, wo ein mit Streibl befreundeter Unternehmer eine Ferienanlage besitzt. Wer will der Opposition verdenken, daß sie in dieser Situation alles "auf Heller und Pfennig" (SPD-Fraktionschef Albert Schmid) vorgerechnet haben möchte? Oder danach fragt, ob private Gastgeschenke in Wirklichkeit aus dem staatlichen Materialfundus stammen, wie ein anonymer Briefeschreiber behauptet.
Zumal die "Amigo-Affäre" nicht die einzige lästige Sache ist, mit der sich Bayerns angeschlagener Regierungschef derzeit herumplagen muß. So gleichzeitig, daß es fast wie ein Menetekel wirkt, sind eine Reihe von Altlasten wieder in die Schlagzeilen gerückt. Dazu gehört beispielsweise die endlose Auseinandersetzung um die pleite gegangene Ölbohrfirma Mega-Petrol, die gutgläubigen Anlegern das Geld für angeblich superrentable Ölquellen in Übersee aus der Tasche zog, wo dann dummerweise nie Öl gefunden wurde. Mega Petrol arbeitete eng mit der Bayerischen Landesbank zusammen, deren Verwaltungsratsvorsitzender Streibl damals war.
Da ist, ein anderer Fall, der unbequeme Finanzbeamte Wilhelm Schlötterer, der in den siebziger Jahren mit seinem politisch unerwünschten Ermittlungseifer eine spektakuläre Steueraffäre lostrat, die - allerdings ergebnislos - einen Untersuchungsausschuß des Landtags beschäftigte. Nachdem Fußballkaiser Franz Beckenbauer, damals selbst einer der prominenten Steuersünder, hinter denen Schlötterer her war, in seinem jüngsten Buch einige Details preisgab und damit das Steuergeheimnis lüftete, reichte Schlötterer eine Petition an den Landtag ein, die eine Reihe schwerer Vorwürfe gegen die politisch Verantwortlichen enthält. So soll ein geheimer Bericht des Rechnungshofs damals der CSU-Mehrheit im Untersuchungsausschuß zugänglich gemacht worden sein, die daraufhin alle brisanten Punkte umschiffen konnte. Finanzminister zu jener Zeit war Max Streibl.
Für den glücklosen Ministerpräsidenten rächen sich offenkundig alte Fehler. Viele undichte Stellen, so mutmaßen Insider, kämen aus dem Beamtenapparat selber. Dort ist Streibls Ruf nicht der beste; nicht nur, weil er seit seinen Zeiten als Finanzminister dafür bekannt war, daß junge, ihm treu ergebene Newcomer in erstaunlich rascher Zeit Karriere machen konnten. Als Streibl in die Staatskanzlei einzog, wurden in einer groß angelegten Säuberungsaktion alle ehemaligen Vertrauten seines ungeliebten Vorgängers Franz Josef Strauß entfernt, darunter absolute Spitzenkräfte. So etwas schafft böses Blut, das auch noch Jahre später in Wallung geraten kann.
Fatal für Streibl in seiner jetzigen Lage ist auch, daß sein Verhältnis zu den Medien hoffnungslos zerrüttet ist. Es gibt mittlerweile kaum noch einen Journalisten von einigem Rang, zu dem Streibl ein unverkrampftes Verhältnis hat. Der endogene Argwohn des Hotelierssohns aus Oberammergau läßt Vertrautheit erst gar nicht entstehen. "Der Streibl", schüttelt ein CSU-Präsidiumsmitglied den Kopf, "ist das personifizierte Mißtrauen." Selbst traditionell CSU-freundliche Organe wie der konservative Münchner Merkur sind inzwischen von Streibl abgerückt und setzen unverhohlen auf Edmund Stoiber als Nachfolger. Merkur-Chefredakteur Werner Giers, heißt es in der CSU-Fraktion, wolle Streibl noch in dieser Legislaturperiode weghaben.
Die politischen Fehlleistungen Streibls in den vergangenen Monaten haben ein übriges getan, um die Loyalität in den eigenen Reihen brüchig werden zu lassen. Ob er die SPD-Spitzenkandidatin Renate Schmidt als "Krampfhenne" schmähte oder den Polizeieinsatz auf dem Weltwirtschaftsgipfel als "bayerische Art" lobte, kein Fettnapf konnte so klein sein, daß Streibl nicht zielsicher hineingesprungen wäre. Daß er nicht zur Berliner Großdemonstration gegen Ausländerhaß fuhr, hat in der CSU noch zahlreiche Befürworter gefunden; für Extratouren, vor allem, wenn sie den ungeliebten Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker düpieren, hat man in der bayerischen Christenunion allemal ein Faible. Aber daß Streibl der Lichterkette in München fernblieb, wo mehr als 400 000 Menschen auf die Straße gegangen waren, statt dessen lieber einen Weihnachtsmarkt in der Provinz einweihte, wird auch von Parteifreunden als Instinktlosigkeit von hohen Graden gewertet. "Von den Leuten in der Lichterkette war doch jeder zweite unser Wähler", rechnet ein führender CSU-Politiker nüchtern vor, und ein langjähriges Kabinettsmitglied meint: "Das war vermutlich einer seiner größten Fehler."
Warum zieht die CSU Streibl nicht aus dem Verkehr, sondern riskiert eine quälende Hängepartie bis zur nächsten Wahl? "Die entscheidende Frage ist doch, mit wem haben wir die besten Wahlchancen", sagt ein CSU-Präside. Das ist freilich nur die halbe Wahrheit. Wobei ohnehin mehr als zweifelhaft ist, ob die Zugkraft Streibls so ungebrochen ist, wie er von sich selber ("Ich weiß, daß die Menschen in Bayern hinter mir stehen") glaubt. In Wirklichkeit scheitert ein von vielen heimlich herbeigesehnter Abgang von Streibl vor allem daran, daß sich die CSU-Spitze selbst blockiert. Allen Beteuerungen zum Trotz sind die Beziehungen an der Spitze der Partei auf geradezu neurotische Weise kompliziert und, wie ein Insider anmerkt, von mehreren "Nicht-Verhältnissen" geprägt.
So gilt das Verhältnis zwischen Streibl und Fraktionschef Alois Glück als ebenso zerrüttet wie die Beziehungen zwischen Streibl und Parteichef Theo Waigel. Glück und Waigel gemeinsam ist ein starker Argwohn gegen den ehrgeizigen Edmund Stoiber. Wenn Stoiber als Nutznießer der Malaise Ministerpräsident würde, wäre dies Glück, der sich selber eine Zeitlang Hoffnungen machen konnte, alles andere als recht. Auch Waigel käme ein rascher Abgang Streibls ungelegen. Der CSU-Chef, so munkeln Parteifreunde, könnte nämlich eigene Ambitionen haben, ins vergleichsweise idyllische bayerische CSU-Reservat zu wechseln. "Wenn ich Parteichef wäre", sagt ein prominenter CSU-Mann, "dann würde ich nicht zulassen, daß ein anderer an mir vorbei in München Ministerpräsident wird."
pid. GÖTTINGEN, 29. Januar. Der Göttinger Rechtsanwalt Bernd Waldmann- Stocker hat dem Landkreis Göttingen vorgeworfen, trotz des noch laufenden Asylverfahrens "in rechtswidriger Weise" die Abschiebung einer Roma-Familie nach Rumänien eingeleitet zu haben.
Obwohl Asylsuchenden bis zum rechtskräftigen Abschluß ihres Verfahren ein gesetzlich verbrieftes Aufenthaltsrecht zustehe, habe der Kreis Göttingen die Familie am Freitag in einer "Nacht-und- Nebel-Aktion" nach Rumänien abschieben wollen, sagte Waldmann-Stocker.
Als der Anwalt von der Aktion durch Zufall erfuhr, habe die Familie bereits im Flugzeug nach Frankfurt gesessen, von wo aus sie nach Bukarest geflogen werden sollte. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg habe die Abschiebung dann jedoch aufgrund eines Antrags auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung 15 Minuten vor dem geplanten Abflug nach Rumänien gestoppt.
BAD SODEN. Der Magistrat wird prüfen, ob im Haus Reiss ein Kinderhort eingerichtet werden kann. Bad Sodens Parlament hatte einstimmig den Antrag der SPD verabschiedet, die glaubt, daß diese Idee im Sinne des Reiss'schen Testamentes ist: Ihm zufolge wurde das Haus für die Sodener Jugend hinterlassen.
"Ein Kinderhort ist in Bad Soden dringend notwendig", begründete SPD-Fraktionschef Ulrich Dillmann während der Parlamentssitzung am Mittwoch. Seiner Fraktion erscheint das Haus zudem ideal, weil der dazugehörige Garten als Abenteuerspielplatz genutzt werden könnte. Zur Zeit wird das Haus ausschließlich von der Bad Sodener Kunstwerkstatt genutzt.
Ebenfalls auf einhellige Zustimmung traf die SPD-Forderung, der Magistrat solle versuchen, den Stadtbus in das Tarifgefüge des Frankfurter Verkehrsverbundes (FVV) einzubinden. Dadurch sei für kombinierte Strecken nur noch ein Fahrschein nötig. ana
KÖNIGSTEIN. Bärbel Bohley, Mitbegründerin des Neuen Forums, spricht am Montag, 1. Februar, im Königsteiner Forum über die Rolle der Medien bei der Meinungsbildung. "Information und Leben" heißt ihr Vortrag, der um 20 Uhr im Luxemburger Schloß beginnt. esi
(Siehe auch: "Mode ist nur . . .", Seite 18)
"Ich gebe zu bedenken, daß weniger Wohngeld unter Umständen durch höhere Ausgaben ausgeglichen werden müßte", sagt Ministerin Schwaetzer auf Seite 12.
KARBEN. "Frauengestalten aus der Bibel - Was haben sie mit uns zu tun?" Dieser Frage will eine von Marianne Romisch geleitete, fünfteilige Gesprächsreihe des Diakonischen Werkes nachgehen, die am Donnerstag, 4. Februar, beginnt und jeweils von 20 bis 21.30 Uhr in Klein- Karben, Rathausstraße 35, stattfindet.
Die Beschäftigung mit den biblischen Frauengestalten wird nicht nur als historische Spurensuche, sondern gleichzeitig auch als Auseinandersetzung mit dem heutigen Frauenbild verstanden. Die Gesprächsrunde trifft sich vierzehntägig. Die Teilnahme kostet pro Abend zwei Mark. Um Anmeldung wird bei Barbara Onstein, Tel. 0 60 31 / 26 38, gebeten. mu
Im Steinbruch verschüttetjoe. DOSSENHEIM (RHEIN-NECKAR-KREIS). Ein 58jähriger Sprengmeister wurde in einem Steinbruch in Dossenheim von Steinmassen erschlagen, als er versuchte, die Ausgangsöffnung eines großen Silos frei zu machen. Ein 54jährige Kollege wurde schwer verletzt geborgen, ist aber inzwischen außer Lebensgefahr. Beiden Männer waren nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen gegen 18 Uhr am Donnerstagabend in das halbgefüllte Silo eingestiegen, um an der Unterseite des Behälters einen Stau an einer Rohröffnung zu beseitigen. Dabei wurden sie von nachrutschenden Steinen verschüttet. Der erste der beiden, der bis zur Hüfte in den etwa faustgroßen Schottersteinen einggekeilt war, wurde - nach über acht Stunden - um drei Uhr morgens befreit. Für den unter ihm liegenden Mann kam jede Hilfe zu spät, er wurde um sieben Uhr morgens tot geborgen. Nach Angaben der Polizei waren die Bergungsarbeiten sehr schwierig, weil das etwa hausgroße Silo über eine zehn Meter lange Schrägwand befüllt wird, die on oben her nicht zugänglich ist. Die Bergungsmannschaft mehrerer Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks mußte daher unter großen Gefahr für alle Beteiligten die Steine im Inneren des Silos Eimer für Eimer um die Männer herum abtragen, während von oben weiteres Material nachrutschte. Neben der Polizei ist auch das Gewerbeaufsichtsamt an den Ermittlungen des Unfalls beteiligt.-E
Die Auseinandersetzungen zwischen Neofaschisten und Autonomen am 9. Januar beschäftigen noch immer Polizei und Staatsanwaltschaft: Sie ermitteln gegen die bislang unbekannten Täter, die drei Männer in den Main geworfen hatten. Zwei der drei Männer aus der autonomen Szene hatten sich aus dem Wasser retten können, der dritte wurde von der Feuerwehr geborgen. Alle drei waren mit erheblichen Unterkühlungen in ein Krankenhaus gebracht worden.
Während für Polizei und Staatsanwaltschaft der Hergang der Tat nach wie vor nicht zuletzt deshalb unklar ist, da von den Geschädigten bisher keine Aussagen gemacht worden seien, stand für die "Solidaritätsgruppe 9. 1. 93" bereits Mitte Januar fest, daß es "faschistische Mordversuche" an Autonomen gewesen seien. In einer Erklärung schilderte die "Solidaritätsgruppe", daß "eine antifaschistische Fahrradstreife" in Sachsenhausen zunächst "von Nazischlägern überfallen" und beinahe von deren Auto überfahren worden sei. In einem Versteck seien die Angegriffenen von den "Nazischlägern" dann entdeckt, mit Steinen beworfen und in den Main getrieben worden. Erst als weitere Autonome zur Hilfe gekommen seien, "gaben die Nazis die Jagd auf" und seien "in ein Polizeirevier geflüchtet".
Für Polizei und Staatsanwaltschaft aber stellt sich der Verlauf der Auseinandersetzungen bislang anders dar: Die Vernehmungen der von den Autonomen "bezichtigten Täter bestätigen bisher lediglich", erklärte Polizeisprecher Peter Borchardt, "daß diese Personen von einer Gruppe ,Autonomer&rquote; angegriffen und ihr Pkw erheblich beschädigt wurde". Daher hätten sie noch am Abend des 9. Januar Anzeige erstattet. Die drei Autonomen in den Main geworfen zu haben, werde von ihnen bestritten. Da die Autonomen keine Angaben machen und die Polizei sich "nicht dem Vorwurf aussetzen möchte, man sei auf dem rechten Auge blind", versprechen sich die Ordnungshüter nun Klarheit von Zeugen, die die Auseinandersetzungen am 9. Januar zwischen 22 und 23 Uhr in Alt-Sachsenhausen und am Deutschherrnufer beobachteten. Sie können sich mit der Kripo, Telefon 755 -41 42 oder -40 40, in Verbindung setzen. ing
KELKHEIM. Die Freidemokraten der Möbelstadt lassen nicht locker, gegen die Verkehrsberuhigungs-Pläne in der Altkönigstraße zu wettern: Nach ihrer ersten Protestbrief-Aktion an alle Anwohner im vorigen Sommer, haben sie den Bürgern jetzt zum zweiten Mal geschrieben: Die "Wahnsinnskosten" von insgesamt 1,4 Millionen Mark, mit denen allein die Altkönigstraße verkehrsberuhigt werden soll, seien untragbar. Wie beim ersten Mal sind die Bürger nun aufgerufen, ihrerseits gegen den "Haushaltsdeal" von CDU und SPD zu protestieren. Die CDU hatte den Sozialdemokraten ihr Plazet zugesichert, sofern die SPD den Umzug der Stadtbücherei in die neue Stadtmitte mittrage.
In vier Bauabschnitten sollten Fahrbahnteiler und Längsparkplätze allzu flotte Autofahrer zum Tritt auf die Bremse zwingen. Bei der Gelegenheit wurde noch ein Park + Ride-Parkplatz am Bahnhof angelegt und der Straßenbelag von Gundelhardt- bis Parkstraße erneuert. Kostenpunkt: 300 000 Mark.
In der Folge soll nun für rund 270 000 Mark die Gundelhardtstraße bis zur Fischbacher Straße umgebaut werden, an der Einfahrt Gundelhardtstraße ein Verkehrskreisel für etwa 400 000 Mark entstehen und zuletzt die Kreuzung Parkstraße verengt werden, um flottes Durchbrausen zu vereiteln. Geschätzte Kosten laut Magistrat: 300 000 Mark.
Für die Freidemokraten, die am liebsten alles wie gehabt belassen hätten, rausgeschmissenes Geld. Mit Genugtuung verfolgt Fraktionschef Willi Poths denn auch den "Schwenk" der CDU, die sich seit einiger Zeit mit Anzeigen im Kelkheimer Lokalblatt vom Mammutprojekt distanziert und mit einem "klaren Nein" zu den ausstehenden drei Bauabschnitten droht. "Wir sind schon für eine Verkehrsverlangsamung." CDU-Fraktionschef Wolfgang Männer hält es aber für untragbar, eine Straße so zu bevorzugen. Die "Breslauer" sei für 50 000 Mark verkehrsberuhigt worden, "auch in der Altkönigstraße muß es billiger gehen".
In ungewohnter Eintracht pflichten auch Unabhängige Kelkheimer Wählerliste und FWG bei. Mit versetzten Parkplätzen wäre nach Meinung von FWG- Frau Erika Bänfer ohne großen Aufwand viel gewonnen gewesen. Albrecht Kündiger (UKW) wird noch deutlicher: Vor allem der geplante Kreisel ist ein absoluter Unsinn." Was ihn ärgert: Trotz des vielen Geldes sei die Durchfahrt für Fahrradfahrer noch immer abenteuerlich. "Für das Geld hätte man wenigstens noch eine Radspur anlegen können." Für ihn steht fest: Die SPD wird über ihre Pläne noch mal diskutieren müssen. ana
In diesen Zeiten, in denen die Komplexität von mehrtägigen Ereignissen gelegentlich zu falschen Schlüssen führen kann, tun "wenige generelle Anmerkungen" bisweilen ganz gut. Wohl denn: die Landespolizei ist in einer Aufbausituation. Ihre Aufgaben hat sie insgesamt vorbildlich erfüllt. Man muß davon betroffen sein, daß a: sich die politische Aufarbeitung auf die polizeiliche Arbeit konzentriert und nicht auf die Täter; b: daß junge Menschen zur Gewalt greifen, um sicherlich nicht angenehme Zustände zu beseitigen. Die übergroße Mehrheit der Bürger Mecklenburg-Vorpommerns ist nicht ausländerfeindlich.
Wer redet hier worüber? Der so spricht heißt Lothar Kupfer (CDU), ist seit noch nicht ganz einem Jahr Innenminister des besagten Landes Mecklenburg-Vorpommern und hat an diesem Freitag im Plenarsaal des Schweriner Landtags keine Mühe, seine innere Einstellung zu eben jenem Gremium zu verbergen, das die Umstände der ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen Ende August vergangenen Jahres aufklären soll: dem "Parlamentarischen Untersuchungsausschuß zu den Ereignissen um die ZAST (Zentrale Aufnahmestelle) für Asylbewerber in Mecklenburg-Vorpommern". Die Bilder der mehrtägigen Rassenunruhen in dem Plattenbau-Vorort der Hansestadt sind um die Welt gegangen. Nicht wenige fühlten sich angesichts der brandschatzenden Menge vor dem Asylbewerberheim und einem Wohnheim für Vietnamesen an Nazi-Zeit und Juden-Pogrome erinnert. Etwa 100 Vietnamesen und ein Team des ZDF schwebten in Lebensgefahr. Rostock- Lichtenhagen hat die Bundesrepublik Deutschland verändert.
Doch solche Erkenntnisse sind, fünf Monate nach den Ereignissen von Lichtenhagen, an Schwerins Innenminister abgeperlt. Kupfer schildert die Umstände, die zum "Leerzug" der ZAST geführt haben, als "rein technisches Problem". Die Verlegung der Asylbewerber - gefordert vom randalierenden Mob vor dem Heim - habe "keinerlei politische Brisanz" gehabt.
Exakt 18 Sitzungstage oder gut vier Monate hat es gedauert, bis der ZAST- Untersuchungsausschuß den "obersten Dienstherr der Polizei" (Kupfer: das bin ich nicht) zum Frage- und Antwort-Spiel zur Verfügung hatte - am Ende, und nicht wie von der SPD gewünscht, am Anfang einer langen Reihe von Zeugen und Beteiligten auf seiten der Polizei. Die umgedrehte Reihenfolge hatte die Ausschußmehrheit von CDU (5 Sitze) und FDP (1) bereits kurz nach der Konstituierung des Gremiums gegen die Stimmen von SPD (3) und PDS (2) verhindert. Für Manfred Rissmann, SPD-Ausschußmitglied, kann damit schon per se ein wesentlicher Untersuchungsauftrag des Ausschusses nicht erfüllt werden: die "möglichst rasche Aufklärung der Ereignisse in den dramatischen Tagen".
Und nicht nur Rissmann ist überzeugt, daß die Abgeordneten der Regierungskoalition dem umstrittenen Innenminister damit einen komfortablen Zeitvorsprung gewährten, um die gröbsten sachlichen Ungereimtheiten in seinen Aussagen glätten zu können. Es sei, so Rissmann, der Kupfer an diesem Freitag fast drei Stunden lang mit leisen, nachdenklichen Fragen konfrontiert, schon "von Bedeutung, ob man die Aussagen vieler Beteiligter kennt". Davon kann ausgegangen werden: In seinem Auftrag ist, wie Kupfer auf Befragen einräumt, ein Mitarbeiter seines Ministeriums bei sämtlichen Ausschußsitzungen anwesend. "Nein", nicht wie der SPD-Oppositionelle mutmaße, um ein "Drehbuch" für seine eigenen Aussagen zu schreiben - lediglich, um "zu hören, wie der Ereignisfortschritt dieses Ausschusses ist".
Doch ob mit oder ohne das imaginäre Drehbuch - Lothar Kupfer hat vor dem Ausschuß alle Hände voll zu tun, zumindest seine gröbsten verbalen Entgleisungen aus den Rostocker Krawall-Tagen wohlwollend für sich selbst und all die entsetzten anderen zu interpretieren. Zitat auf Zitat hält Rissmann dem CDU-Minister vor, allenthalben Belege, die aufzeigen, wes Geistes Kind dieser 42jährige Mann ist. Ursache für "die Unzufriedenheit der im Umkreis der ZAST wohnenden Bevölkerung" sei: "Die Überbelegung der ZAST und das zum Teil provokative und kriminelle Verhalten einiger, insbesondere der rumänischen Asylbewerber, die nicht nur auf der Wiese campierten, sondern auch in umliegenden Geschäften und Häusern kriminelle Handlungen begingen." Schwerins Innenminister hatte dies am 28. August, vier Tage nach der Rostocker Brandnacht, auf einer Sondersitzung des Schweriner Landtags so gesagt. Rissmann: "Haben also die Asylanten einen Teil der Schuld zu tragen?" Kupfer: "So, wie es formuliert wurde, war es nicht gemeint." Er habe damals versucht, "unter dem Eindruck der Ereignisse zu erklären, daß Menschen sich so verhalten, die nicht alle reihenweise zu den Rechtsradikalen zu zählen sind". Ein Versuch also. Ob er denn zum damaligen Zeitpunkt signifikante Zahlen für überdurchschnittlich kriminelles Verhalten der Ausländer gehabt habe? Die Signifikanz, so Kupfer, "kann ich nicht beurteilen". Auch ein Versuch.
Vieles gesagt, nichts so gemeint? Rissmann legt Zitate nach: Keinem der Asylbewerber sei "auch nur ein Haar gekrümmt worden". "Jeder Journalist, der heute wohlfeile Erklärungen zur Hand hat, muß sich selbstkritisch prüfen, ob er Rostock nicht ein Stück mit herbeigeschrieben hat." Alles O-Ton Kupfer. Doch der entdeckt an diesem Freitag für solche Fälle "den Zusammenhang". Selbiger müsse der Fairneß halber schon hergestellt werden, wenn er, Kupfer, die einzelnen Aussagen noch einmal kommentieren solle. Schließlich seien damals "soviel Rundfunk- und Fernsehmedien anwesend" gewesen, "daß es im nachhinein nicht möglich ist, jede einzelne Aussage in ihrer Gesamtheit nachzuvollziehen".
Was Kupfer nicht leisten mag, damit müht sich an diesem Tag Manfred Rissmann. Der Kinderarzt aus Rostock, der sich die Aufklärung der Ereignisse aus seiner Heimatstadt zum Ziel gesetzt hat, will von Kupfer wissen, ob er einen Zusammenhang zwischen dem Asylkompromiß und den Krawallnächten von Rostock sehe. Lorenz Caffier, CDU-Ausschußmitglied, wittert unlauteres Vorgehen des SPD-Abgeordneten gegen seinen Parteifreund. Eine "Unterstellung" sei das. Caffier kennt anscheinend die Äußerungen des Innenministers nicht, die der in einem Interview mit Wolfgang Korruhn in der WDR-Fernsehsendung ZAK gemacht hat. Korruhn hatte gefragt: "Sie waren doch sehr erfolgreich. Die Asylanten sind weg und das Grundgesetz wird sogar geändert." Kupfer hatte geantwortet: "Ja, das könnte man so sehen. Wir haben aber aus Überzeugung schon vor diesen Ereignissen in Rostock immer gesagt, wir müssen Lösungen finden, um den unkontrollierten Zustrom von Ausländern nach Deutschland zu stoppen. Die Rechten haben bewirkt, die Politiker dafür zu sensibilisieren, daß das Asylrecht eingeschränkt wird und daß das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung an erster Stelle steht - nicht nur in Ostdeutschland."
Manfred Rissmann liest diese Passage des Interviews mit ruhiger, fester Stimme vor. Dann schließt er den Teil seiner Befragung ab: "Herr Innenminister Kupfer, ich habe keine weiteren Fragen".
OFFENBACH. Alle wesentlichen Bauarbeiten sind abgeschlossen: Die ersten Frauen werden Mitte Februar ins erste Offenbacher Frauenhaus, das Mißhandelten Zuflucht bietet, einziehen können. Das berichtete die Frauenbeauftragte Ilona Hakert den Stadtverordneten in ihrem Rechenschaftsbericht.
Im Rückblick auf den zehnjährigen Kampf der Frauenhaus-Initiative um das Frauenhaus (dessen Adresse aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird) und auf ihre inzwischen vierjährige Tätigkeit berichtete die Frauenbeauftragte, daß die Frauen in Offenbach nach wie vor ihre größten Probleme in den Bereichen Wohnungen und Kinderbetreuung haben. Zur kommunalen Frauenförderung gehöre es auch, Arbeitsplätze zu finden und so umzugestalten, daß die Frauen ihre Doppelbelastung durch Familie, Kinder und Beruf besser bewältigen können.
Angesichts der Zunahme von Gewalt in der Gesellschaft fordert Hakert "vernünftige Präventionsprogramme gegen sexuelle Gewalt": "Über 90 Prozent aller kriminellen Akte in diesem Bereich gehen von Männern aus. Dies weist einmal mehr auf die Notwendigkeit hin, emanzipatorische Bildungsarbeit für Männer und Jugendliche zu machen und an Geschlechtsrollenbildern zu arbeiten."
Weil Frauen in der Regel länger leben als Männer, müsse eine geschlechtssdifferenzierte Altenhilfe entwickelt werden, kündigte Hakert einen weiteren Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit im städtischen Frauenbüro an. "Der Ausbau ambulanter Dienste und der Erhalt der Fähigkeit zur Selbstversorgung ist genau so notwendig wie die menschenwürdige Versorgung im Alter." lz
SANTIAGO, 29. Januar (epd). Die Abgeordnetenkammer des chilenischen Parlaments hat ein Gesetz zum Schutz indianischer Gemeinschaften verabschiedet, das die Diskriminierung der Ureinwohner unter Strafe stellt. Das Gesetz verhelfe den mehr als eine Million Indianern in Chile zu ihrem Recht, sagte der Vorsitzende des Parlamentsausschusses für ethnische Angelegenheiten, Francisco Huenchumilla, am Donnerstag in Santiago. In dem Gesetz verpflichtet sich der Staat, die Entwicklung der indianischen Gemeinschaften unter Mitwirkung ihrer Organisationen zu fördern. Die kulturelle Identität der Ureinwohner soll durch Anerkennung ihrer Sprachen und Traditionen bewahrt und im Bildungswesen berücksichtigt werden.
OFFENBACH. In ihrer vorletzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 7. März hat die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag abend in über sechs Stunden einige wichtige Beschlüsse gefaßt:
• Zur Sicherung der Kleingärten in Außenbereich werden 16 Bebauungspläne aufgestellt.
• Das städtische Alten- und Pflegeheim wird in einen kommunalen Eigenbetrieb umgewandelt.
• 120 pflegebedürftige Menschen ziehen aus den baufälligen Pavilions des Pflegeheimes in die neue Senioren-Wohnanlage in der Emma-Straße um.
• Ein Frankfurter Privatinvestor kann in Bieber-West im Bereich der Von-Brentano-Straße 44 Wohnungen bauen.
• Der Magistrat wurde damit beauftragt, ein Konzept vorzulegen, wie die sieben Schulassistenten künftig an den Offenbacher Schulen eingesetzt werden können.
• Für die Tiefgarage unter dem Rathaus werden Parkscheinautomaten angeschafft. Nach 15.30 Uhr kann dann dort niemand mehr kostenlos parken. lz
WIESBADEN. 15 verschiedene Postleitzahlen für Wiesbaden samt Kastel und Kostheim: Briefeschreiber müssen sich ab 1. Juli umstellen. Denn die bequeme Ziffernfolge 6200 wird abgelöst von fünfstelligen Zahlen - die allesamt mit 65 beginnen. Ausnahme Kastel und Kostheim mit den Anfangsziffern 55.
Die Zahlenflut hat Tücken: Wer einen Brief nach Wiesbaden adressiert, muß im fünf Seiten umfassenden Straßenverzeichnis blättern.
Die Ziffern-Zuordnung folgt keiner regionalen Logik: So hat die Waldstraße zwei Postleitzahlen. maf
Mit dem lockeren Gerede war erst einmal Schluß. "Wir müssen über die Tagesthemen sprechen und das, was in den nächsten Tagen in den Zeitungen erscheinen wird", begann Sachsens Innenminister Heinz Eggert (CDU) die Hals über Kopf einberufene Pressekonferenz am Freitag in Dresden. "Ich war sehr erschrocken, wie die das Thema in den Tagesthemen zusammengeschnitten haben. Von Differenziertheit war überhaupt nichts zu spüren."
Was den populären Sachsen, der im Oktober bundesweit für Aufsehen sorgte, als er fast handstreichartig zum stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden gewählt wurde, "relativ fertiggemacht" hat, war ein Fernsehbeitrag am Donnerstag abend über seinen Aufenthalt in der Psychiatrie Großschweidnitz vor neun Jahren. Denn der Film kratzt an einem Denkmal: Eggerts Vergangenheit als Stasi- Opfer und unerschrockener Bürgerrechtler. "Pfarrer Gnadenlos" ein Lügner?
In einer Brennpunkt-Sendung Anfang 1992 hatte Eggert erzählt, wie er im April 1984 auf Geheiß der Stasi im Landeskrankenhaus Großschweidnitz vom Chefarzt Reinhard Wolf mit Psychopharmaka vollgepumpt worden war. Eggert, der zu der Zeit an Depressionen litt ("Ich war wirklich überlastet und krank"), wollte sich ambulant behandeln lassen, sei aber mit "Gewalt auf die Krankenstation geholt" worden. Dort sei er mit Neuroleptika und Antidepressiva "vollgestopft worden bis zur Bewegungsunfähigkeit". Die Dresdner Staatsanwaltschaft leitete nach der Sendung ein Verfahren gegen Wolf und den Ärztlichen Direktor Manfred Oertel ein.
Heute sieht die Geschichte etwas anders aus - wenn auch nur in Nuancen. Natürlich ist Eggert ein Stasi-Opfer, das über Jahre vom MfS traktiert wurde: Hausdurchsuchungen, Überwachungen, Verhöre von Familienmitgliedern, der Befehl des Dresdner Stasi-Chefs Horst Böhm, Eggerts Persönlichkeit zu zerstören - 2800 Seiten MfS-Akten belegen es. Das Verfahren gegen die beiden Ärzte wegen Freiheitsberaubung, Nötigung und Giftbeibringung ist allerdings am 22. Dezember eingestellt worden - "mit Restverdacht", wie Eggert einschränkt. Seinen Vorwurf, sie hätten ihn im Auftrag der Stasi krankbehandelt, kann Eggert nicht mehr aufrechterhalten. Er habe das Thema vor einem Jahr in der Brennpunkt-Sendung "überreizt", räumt Eggert ein. "Die Stasi hat nicht die Einweisung befohlen und keinen Einfluß auf die medizinische Behandlung genommen. Ich akzeptiere die Aussage der Staatsanwaltschaft", so Sachsens Innenminister gestern. Die Ärzte, beide informelle MfS-Mitarbeiter, hätten damals zwar seine Gesundheit ruiniert, aber nicht im Stasi-Auftrag, sondern weil sie "völlig unfähig" seien und "unangemessen" gehandelt hätten.
Den Tagesthemen-Beitrag, der über die Einstellung des Verfahrens berichtete und in dem der Hinweis auf den "Restverdacht" fehlte, akzeptiert Eggert jedoch nicht. Ebensowenig einen Bericht im Neuen Deutschland, "der mich als Lügner hinstellt".
Der ehemalige Studentenpfarrer, der eine kometenhafte Karriere vom Zittauer Landrat zum sächsischen Innenminister und Kohl-Stellvertreter hinlegte, zeigt erstmals Nerven: In den Medien habe er eine "Tendenz in der Berichterstattung entdeckt", wonach er öffentlich gelogen habe, um sich auf Kosten seiner Stasi-Geschichte zu profilieren. "Das sind für mich Bedrohungen." Seine Vergangenheit sei ein Thema, bei dem er "sehr dünnhäutig" reagiere.
Andererseits: Eggert wäre nicht Eggert, wenn er nicht auch am Freitag irgendwann zu seiner lockeren Plauderei zurückgefunden hätte. Sein Problem, so der Minister, sei, "daß ich mich zurückhalten muß". Aber er tat es dann doch nicht: "An Zufälle glaube ich schon lange nicht mehr", ließ er im Verlauf der Pressekonferenz fallen, womit er sicherlich die Tagesthemen- Sendung meinte und ein Interview mit ihm, das zwei Wochen zuvor in Focus erschienen war. Darin hatte Eggert laut über die Trennung von CDU- Vorsitz und Kanzlerschaft nachgedacht, was natürlich dem Kanzler nicht gefallen hatte. Daß der Tagesthemen-Beitrag ein ferngesteuerter Nasenstüber Kohls für den forschen Sachsen sein könnte, verneinte Eggert natürlich ausdrücklich. "Ich habe auch nicht vor, Helmut Kohl auszuhebeln." Aber Eggert wäre eben nicht Eggert, wenn er nicht auch noch erzählt hätte, "viele in der Politik" würden sich durch ihn "gestört" fühlen. Außerdem habe er auf dem noch unbekannten Bonner Parkett eine interessante Erfahrung gemacht: Da gebe es Leute, die dem, was er erzähle, "ohne erkennbare Reaktion" zuhörten. Die Reaktion, so Polit-Lehrling Eggert, komme dann erst später.
Turner und Volleyballer leben und trainieren künftig unter einem Dach. Am Freitag hat Jürgen Diekert, der Präsident des Deutschen Turnerbundes (DTB), in der DTB-Zentrale in der Otto-Fleck- Schneise "das Haus der Athleten" seiner Bestimmung übergeben.
Dieses "multifunktionale Haus für den Leistungssport", das Sportler des DTB, des Volleyball-Verbandes und der im Kuratorium des Olympiastützpunktes Rhein-Main vertretenen Spitzenverbände nutzen können, sei "einzigartig in der Bundesrepublik", sagte Diekert.
Elf Millionen Mark - davon übernahm das Bundesinnenministerium 80 Prozent, das Land Hessen 15, und der DTB fünf Prozent - hat das Internatsgebäude mit diversen Funktionsräumen gekostet. Ursprünglich sollten allein die Turner hier einziehen. Doch als der Volleyballverband, der ja lange Zeit mit der Hoechst AG mit einem ähnlichen Internat schon gute Erfahrungen hatte sammeln können, ebenfalls Interesse bekundete, wurde eine großzügigere Lösung in die Tat umgesetzt.
Sinn und Zweck des Internats, sagte Rolf Andresen, der Präsident des Deutschen Volleyballverbands, in Anwesenheit des NOK-Präsidenten Walther Dröger, und Frankfurts Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD), sei es, Athleten optimale Trainingsbedingungen zu ermöglichen, darüber hinaus aber deren schulische, berufliche Ausbildung nicht zu vernachlässigen. Ein Zimmer kostet im Monat 500 Mark (inklusive Frühstück und pädagogische Betreuung), mit Vollpension 900 Mark.
Derzeit wohnen und trainieren neben Volleyballern und Turnern auch noch Ringer, Leichtathleten und Radfahrer draußen im Stadtwald vor den Toren Frankfurts. "Dieses Haus", sagte Diekert, "bietet eine besondere Chance der Rundumbetreuung", außerdem erfülle sie "unser Prinzip eines humanen Leistungssports mit Leben."
THOMAS KILCHENSTEIN
sp HILDESHEIM, 29. Januar. Das Justizentlastungsgesetz, das am 1. März in Kraft tritt, wird nach Ansicht des Deutschen Richterbundes die Justiz nicht entlasten. Die Interessenvertretung von rund 14 000 Richtern und Staatsanwälten warf am Freitag in Hildesheim dem Gesetzgeber vor, übereilt und ohne ausreichende Abwägung der Folgen entschieden zu haben. Der Richterbund, der sonst bei jeder justizpolitischen Entscheidung zu Rate gezogen werde, habe diesmal keine Möglichkeit zur Stellungnahme gehabt.
Verbandsvorsitzender Rainer Voss sagte, die Erweiterung der Strafgewalt des Amtsgerichts von drei auf vier Jahre habe zur Folge, daß zum Beispiel viele Sexualdelikte, über die bisher in erster und einziger Tatsacheninstanz beim Landgericht verhandelt wird, künftig zunächst zum Amtsgericht kommen und anschließend voraussichtlich doch wieder beim Landgericht landen werden. Eine solche Verdoppelung der Beweiserhebung und -würdigung bewirke das Gegenteil von Justizentlastung.
Der Richterbund warf Bundestag und Bundesrat vor, "gegen die Interessen der Richterschaft" das Justizentlastungsgesetz "durchgepowert" zu haben. Am Willen zu einer wirklichen Justizreform, die zweifellos notwendig sei, fehle es jedoch in Bonn. Im Rahmen einer solchen Reform könne es sinnvoll sein, eine einheitliche Eingangsinstanz für alle Verfahren zu schaffen, wie sie in der DDR bestanden habe. Außerdem erscheine es möglich, der Justiz manche ihrer bisherigen Aufgaben abzunehmen. Zum Beispiel könne es alleinige Aufgabe geschädigter Verkehrsbetriebe sein, Schwarzfahren finanziell zu ahnden. Die Zuständigkeit für Scheidungen könne man den Standesämtern übertragen.
Kontrovers debattierte der Verbandsvorstand in Hildesheim über Bonner Pläne, den Großen Lauschangriff zu legalisieren. Der Auffassung, im Kampf gegen organisierte Kriminalität müßten die Bürger Grundrechts-Opfer bringen, standen schwere Bedenken gegenüber: Vorrang habe die Menschenwürde. Der Staat dürfe sich nicht anmaßen, gleichsam "in die Seele des Menschen hineinzuhören". Unverminderten Schutz brauche vor allem die große Zahl unbeteiligter Menschen im Umfeld eines Beschuldigten. Nach ausländischen Erfahrungen sei außerdem zweifelhaft, ob das Abhören von Gesprächen in Wohnungen überhaupt nennenswerte Erfolge bei der Verbrechensbekämpfung ermögliche.
Kohls Pyrrhus-Siege
"Pack schlägt sich, Pack verträgt sich", sagt der Volksmund. Beim Solidarpakt sind die Beteiligten allerdings über die erste Phase noch nicht hinaus. Mit steigender Lust am Untergang prügeln nicht nur Freund und Feind in der gewohnten politischen Schlachtordnung aufeinander ein. Die Fronten gehen vielmehr mitten durch die befreundeten Lager. Versuchung genug für den Machtmenschen im Bonner Kanzleramt, nach der Devise des "Teile und Herrsche" unbeirrt über die einmal gewählte Bahn zu ziehen und die Gegner am Rande sich gegenseitig lahmlegen zu lassen.
Besonders willkommen ist dem regierenden CDU-Vorsitzenden die Selbstblokkade der Sozialdemokraten. Dort scheint die eine Führungsfigur der anderen offenbar nicht einmal mehr das Schwarze unter den Nägeln zu gönnen. Die seit längerem zu beobachtende Kraftprobe zwischen der mit der eigentlichen Aufgabe des Opponierens befaßten Bundestagsfraktion auf der einen Seite und den "regierenden Sozis" in der Länderkammer, aber auch in den Führungsgremien der Partei auf der anderen Seite hat die Sitten im Umgang der "Parteifreunde" untereinander so weit verdorben, daß kein vernünftiges Miteinander mehr möglich scheint. Das bekam jüngst der an der Saar regierende Vorstandsstellvertreter Oskar Lafontaine bei seinem öffentlichen Reinfall mit der angekündigten "Alternative" zum Solidarpakt der Regierung zu spüren. Das schmerzte wochenlang vorher die Fachleute der Fraktion, die sich bei der Ausarbeitung ihrer Vorstellungen über ein sozial ausgewogenes und ökonomisch stimmiges Gegenkonzept zur Politik der regierenden Konservativen von ihrem einstigen Liebling und gescheiterten Kanzlerkandidaten im Stich gelassen fühlen. Längst geht es bei diesem Durch- und Gegeneinander auf der Spielhälfte der SPD nicht mehr um Inhalte oder sachliche Differenzen. Die Mannschaft gönnt einfach keinem der Ihren die Rolle des Torschützenkönigs.
Kohl gelingt es deshalb immer wieder, mit seiner Versagertruppe sogar aus Verlegenheitsspielern von der Auswechselbank bequem bis zum gegnerischen Strafraum durchzudribbeln und in der Länderkammer für die notwendigen Tore zu sorgen. Die Führung schoß er gegen eine gegnerische Mehrheit für die Mehrwertsteuererhöhung heraus. Er vergrößerte sie wieder aus der Position der Minderheit beim Sozialabbau mit der Arbeitsförderungsnovelle. Und er ist nun dabei, seinen Vorsprung uneinholbar auszubauen dank seiner Durchsetzungsfähigkeit bei der Vollendung seiner Vorstellung von "Solidarpakt" - wieder gegen eine Mehrheit, die sich mehr miteinander beschäftigt und ihren Gegnern das Siegen leicht macht.
Was kümmert einen, für den nur das Ergebnis zählt, daß sogar die eigenen Fans von diesem Trauerspiel vergrault werden und alle Akteure ihre Anhänger vertreiben. So auch durch Kohls nächsten Spielzug am Mittwoch der kommenden Woche gegen die Mehrheit der Ministerpräsidenten. Er war von ihm zunächst nur als Befreiungsschlag geplant, um aus der Bedrängnis seiner Länderfürsten bei der jüngsten Präsidiumssitzung seiner Partei herauszukommen. Nun aber, angesichts der Zerstrittenheit seiner politischen Gegner, kann diese Notvorlage durchaus zu einem Volley genutzt werden, der das Hin und Her um den Solidarpakt auch im Gesetzgebungsverfahren endgültig entscheidet.
In die Quere können dem Bonner Spielführer nur noch die Mitglieder aus der eigenen Mannschaft kommen, wenn sie - wie gestern beim Treffen der Ost- Ministerpräsidenten in Berlin - dem zerstrittenen politischen Gegner die Bälle zuspielen. So sieht es wenigsten der Kanzler. Mit der Kritik der Ost-CDU- Chefs an den Vorstellungen ihrer tonangebenden westlichen Parteifreunde über soziale Kürzungen bei den Ärmsten der Armen, über Schuldenabbau und Verweigerung von staatlichen Einnahmeerhöhungen sowie über die Fehlanzeige des Nachtragshaushalts mit weiteren West- Ost-Transfers bekommt wieder einmal Kohls Gegenseite Übergewicht. Man darf gespannt sein, wie der Cheftaktiker im Kanzleramt diesmal die Herausforderung schultert. Nach allen Erfahrungen genügen solche Massage-Veranstaltungen wie sein Treffen mit den Ministerpräsidenten in der nächsten Woche, um sich Freund und Feind zu Verbündeten zu machen.
So eilt der CDU-Vorsitzende als Parteichef zwar von Sieg zu Sieg, fällt aber als Regierungschef immer weiter von seinen Zielen zurück, den Aufschwung im Westen und den Aufbau im Osten zu sichern. Kohl mag sich bei seinen vielen parteipolitischen Erfolgen wundern, daß er in der ökonomischen Wirklichkeit nur noch Niederlagen hinnehmen muß. Er hat niemanden mehr in seiner Umgebung, der ihn auf die innere Zwangsläufigkeit dieser Zusammenhänge hinzuweisen wagt. Erst wenn sich diese umkehren und Kohl als Parteitaktiker verliert, kann es für ihn in der wirtschaftlichen Realität wieder Erfolge geben. Aber dann wäre er nicht mehr Kanzler.
GENF, 29. Januar. Am heutigen Samstag müssen die Kriegsparteien Bosnien- Herzegowinas auf den Friedensplan der Präsidenten der Jugoslawienkonferenz, Cyrus Vance (UN) und Lord Owen (EG), eine klare Antwort geben. Vance und Owen beriefen eine Plenarsitzung im Genfer Völkerbundpalast ein, an der Bosniens Präsident Alija Izetbegovic, Serbenführer Radovan Karadzic und der Anführer der Kroaten, Mate Boban, teilnehmen werden. "Wir erwarten, daß alle drei Seiten den Plan annehmen", sagte Konferenzsprecher Fred Eckhard am Freitag.
Vance fliegt am Montag nach New York, Owen nach Brüssel, um den UN-Sicherheitsrat und die Außenminister der EG zu unterrichten. Wenn die Führer der bosnischen Volksgruppen der ausführlich diskutierten und mehrfach abgeänderten Paketlösung am Samstag nicht zustimmen, werden die Konferenz-Präsidenten der Staatengemeinschaft Sanktionen empfehlen, sagte Owen. Nach Ansicht von Vance und Owen ist das vorliegende Dokument der "bestmögliche Entwurf eines Friedensabkommens". Die Konfliktparteien "sollten fähig sein, damit zu leben". Das Paket besteht aus drei Teilen: den bereits von allen Parteien akzeptierten Grundsätzen für die künftige Verfassung Bosniens-Herzegowinas, einer Landkarte mit eingezeichneten zehn weitgehend selbständigen Provinzen und einem Abkommen über das Auseinanderrücken der Truppen. Einen formellen Waffenstillstand sieht das Papier nicht vor.
Daneben verhandelten die Konfliktparteien über Interimsabkommen, nach denen die einzelnen Provinzen bis zum Inkrafttreten einer neuen Verfassung regiert und verwaltet werden sollen. Intensiv erörterten die Unterhändler ein Interimabkommen für das Gebiet Sarajewo, das als gemeinsamer Bundesdistrikt vorgesehen ist. Konferenzsprecher Eckhard verweigerte jeden Kommentar zu Informationen, wonach der Rücktritt von Izetbegovic als Staatschef im Mittelpunkt der Gespräche steht. Die künftige Bundesregierung soll von den drei Volksgruppen paritär gebildet werden.
Laut Eckhard ist den Konferenzvorsitzenden jede Regelung recht, auf die sich die Konfliktparteien einigen können. Wenn eine solche Einigung aber unmöglich ist, müßten Vance und Owen jene Lösungen erzwingen, die ihnen lebensfähig und fair erscheinen. Die bosnischen Kroaten haben dem vorgelegten Paket bereits zugestimmt. Serbenführer Karadzic ließ durchblicken, daß er die Vorschläge am Samstag ebenfalls billigen werde. Falls das einzige Nein von der Moslemseite käme, stünde die Staatengemeinschaft vor einer neuen Situation, welche die Durchführung von Zwangsmaßnahmen nicht erleichtern würde.
Das Mitgefühl hat bei einem Taxiräuber über die Habgier gesiegt. Der Täter bedrohte in der Nacht zum Freitag einen 51jährigen türkischen Fahrer mit einer Waffe und zwang ihn an der Mainzer Landstraße zunächst zur Herausgabe seiner Geldbörse.
Doch dann wurde er weich: Der Taxifahrer erklärte ihm nämlich, bei den 70 Mark handele es sich um sein privates Geld, das er dringend für seine Familie brauche. Der Räuber gab daraufhin das Geld zurück.
Aus Dankbarkeit chauffierte der Türke den Mann nach Sachsenhausen, wo dieser an der Großen Rittergasse im Kneipenviertel verschwand. habe
MOSKAU, 29. Januar (AFP). In einem jetzt in Moskau veröffentlichen Buch werden erstmals offizielle Zahlen über die Verluste der Roten Armee bei Kampfeinsätzen vom Zweiten Weltkrieg bis zur Intervention in Afghanistan genannt. Das Werk entstand nach der Auswertung des Staatsarchives. In dem Buch mit dem Titel "Das gelüftete Geheimnis" wird die Zahl der in der Schlacht um Stalingrad im Jahre 1942 gefallenen Rotarmisten mit 478 741 angeben; 650 868 Soldaten wurden in dem 201 Tage dauernden Kampf verletzt.
Während des Korea-Krieges starben von 1950 bis 1953 dem Buch zufolge 299 sowjetische Soldaten, bei der Niederschlagung des Aufstandes in Ungarn 1956 waren es 720, 1540 wurden verletzt. Zehn Soldaten wurden getötet, als der Warschauer Pakt den Prager Frühling 1968 gewaltsam beendete. Im Afghanistan- Krieg von 1979 bis 1989 starben 14 453 Sowjet-Soldaten, 53 753 wurden verletzt, 414 932 mußten wegen Infektionskrankheiten behandelt werden.
WESTLICHE STADTTEILE. Horst Marquardt war sichtlich bemüht, konnte aber nicht restlos auslöffeln, was ihm seine Generaldirektion da eingebrockt hatte. Der Vorsteher des Postamtes 80 hatte den feierlichen Auftrag, die neuen Postleitzahlen für seinen Bezirk bekanntzugeben. Denn bundesweit gelten - ohne Übergangsfrist - von 1. Juli dieses Jahres an die neuen Brief-Codes. (Die FR berichtete.) Aber mit allen neuen Nummern konnte der Chef vom Höchster Postamt den gespannten Journalisten nicht dienen. "Die waren bis heute morgen so geheim, daß ich meine eigenen Postleitzahlen auch vor wenigen Stunden erst erfahren habe", sagt Marquardt.
Die neuen fünfstelligen Nummernfolgen wurden notwendig, weil durch die deutsche Einheit derzeit 800 Städte identische Leitzahlen haben. Vom Hochsommer an entfällt jetzt also das "W" oder "O" vor den Ziffern.
Im neuen fünfstelligen System sind maximal 100 000 Leitzahlen möglich - 26 400 sind aber nur vergeben: 8200 für private Hausadressen, 16 500 für Postfachadressen und 177 für Großkunden.
Unternehmen, die mehr als 2000 Briefe täglich bekommen, erhalten eine eigene Leitzahl. Im Bezirk des Höchster Postamtes sind das die Hoechst AG und die Deutsche Bank, für die die Umstellung teuer wird.
"Neues Briefpapier drucken lassen und neue Visitenkarten, das geht ja noch von den Kosten her", stöhnt Hansgeorg Drossel, Leiter der Postzentrale bei dem Chemierissen. Aber das Umstellen der Kundennummern sei das viel größere Problem. Denn Bestandteil der Kundennummern seien bei der Hoechst AG die Postleitzahlen. Seit vielen Monaten kümmere sich eine eigens gegründete Arbeitsgruppe um die neuen Codes und die Schwierigkeiten für die Farbwerke, sagte Drossel.
Auch das Technische Zentrum der Deutschen Bank in Eschborn hat mit den neuen Ziffern des gelben Staatsunternehmens viel Mühe. "Wir versenden von hier aus jährlich einige Millionen Kontoauszüge", sagte ein leitender Angestellter der Deutschen Bank. Die Anschriften der Kontoauszugsempfänger müßten alle geändert werden. Der Banker sieht aber auch noch ein anderes Problem auf sein Institut zukommen, auf das er von Deutschland aus keinen Einfluß hat. "Wir bekommen täglich eine Flut von Geschäftsbriefen aus aller Herren Länder. "Woher", fragt sich der Herr im dunkelblauen Zwirn, "weiß denn ein Inder, daß in Deutschland die Postleitzahlen geändert wurden?"
Wohnungsbetrug: Täter zahlt Schaden
Bis Frühjahr 1994 will ein 23 Jahre alter Frankfurter den Schaden wiedergutmachen, den er bei einer vorgetäuschten Wohnungsvermietung angerichtet hat. Dafür hatte er damals 3300 Mark kassiert. Weil er bereits mehrfach straffällig geworden war, hatte ihn das Gericht im Februar 1992 zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Daß die Strafe am Freitag zur Bewährung ausgesetzt wurde, begründete das Landgericht mit einem geänderten Lebensstil des Angeklagten sowie dessen Bereitschaft, das Geld zurückzuzahlen. Zu dem Betrug kam es im Frühjahr 1991, als er ohne Wohnung und Geld auf der Straße stand. Der Angeklagte hatte die Geschädigten, einen jungen Mann und dessen schwangere Freundin, seinerzeit in einer Kneipe kennengelernt. An die leerstehende Wohnung war er selbst erst kurz zuvor über einen Bekannten gekommen. Als das Paar noch am selben Tag zur Wohnung zurückkehrte, mußte es feststellen, daß die ihm ausgehändigten Schlüssel nicht paßten. orb
WETTERAUKREIS. Das sind die neuen Postleitzahlen ab 1. Juli:
63674 Altenstadt
61231 Bad Nauheim
61118 Bad Vilbel
63654 Büdingen
35510 Butzbach
61209 Echzell
61197 Florstadt
61169 Friedberg
63688 Gedern
63695 Glauburg
63697 Hirzenhain
61184 Karben
63699 Kefenrod
63694 Limeshain
35516 Münzenberg
63667 Nidda
61194 Niddatal
61239 Ober-Mörlen
63683 Ortenberg
63691 Ranstadt
61203 Reichelsheim
35519 Rockenberg
61191 Rosbach
61200 Wölfersheim
61206 Wöllstadt. sal
Der Westen Frankfurts kommt zum Rheingau Postleitzahlen rufen schon bei Vorstellung Kritik hervor Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter Was als feierlicher Akt im Magistrats-Sitzungssaal gedacht war - die Übergabe der neuen Postleitzahlen samt Straßenverzeichnis für Frankfurt an den Oberbürgermeister - endete am Freitag eher mit Mißklängen. Andreas von Schoeler übte deutliche Kritik an dem neuen Zahlenwerk, das ab 1. Juli eingeführt wird. Die Stadt sei vorher nicht eingeschaltet gewesen, sagte er. "Rechte Freude kann bei uns nicht aufkommen. Was herauskam, ist schwer durchschaubar und verwirrend". Kommunale Grenzen seien nicht eingehalten. Er, Schoeler, sei "schon sehr unglücklich, daß der Westen Frankfurts jetzt zum Rheingau kommt". Statt der vierstelligen gibt es künftig 269 fünfstellige Postleitzahlen für das Stadtgebiet. Von der alten Zahl 6000 bleibt dann nur die 60 vorn, gefolgt von drei weiteren Kennziffern, je nach Zustellbezirk und Straße. Niederrad etwa hat die 60 528, Oberrad 60 599. Sachsenhausen wurde in 60 594, 60 596 und 60 598 gesplittet, wobei beispielsweise auch die Gartenstraße geteilt wird.
Ärgernis Nummer eins ist auch für Andreas von Schoeler das Beispiel der sich über neun Kilometer hinziehenden Mainzer Landstraße bis nach Höchst. Dort sind, je nach Hausnummer, sechs verschiedene Postleitzahlen gültig (siehe Schema auf Seite 18). Die Hausnummern 498 bis 800 gar haben statt der 60 vorn die 65 und gehören somit, wie alle westlichen Vororte, zum Rheingau.
Dazu von Schoeler: "Wir nähern uns stufenweise der Komplexität des Telefonsystems!" In solchen Zahlenwerken sei "kein Lerneffekt mehr drin". Die Identifikation mit dem Stadtteil sei beim Bürger nicht mehr gegeben, etwa in Sachsenhausen, im Nordend oder in Bornheim: "Das wird auseinandergerissen!" Die "hohe (Fortsetzung auf Seite 18)
NAIROBI, 29. Januar. Soldaten haben seit Donnerstag in Zaires Hauptstadt Kinshasa Geschäfte und Häuser geplündert und mindestens 45 Menschen getötet. Zu den Opfern zählt auch Frankreichs Botschafter Philippe Bernard, der am Fenster seines Büros von einer Maschinengewehrsalve tödlich getroffen wurde. Frankreich hat 150 Soldaten von der Republik Kongo aus nach Kinshasa geschickt, die die Franzosen in der Stadt schützen sollen.
Disziplinierte Armee-Einheiten hatten am Freitag früh zumindest das Stadtzentrum wieder unter Kontrolle. In den Vororten gingen die Ausschreitungen weiter. "Es ist schlimmer als im September 1991", sagte ein belgischer Diplomat am Telefon. Neben einer noch unbekannten Anzahl Zairer und dem Botschafter kamen zumindest ein weiterer Franzose, ein Italiener und ein Israeli ums Leben.
Ausgelöst hat die Unruhen ein neuer Geldschein über fünf Millionen Zaire (wie auch die Landeswährung heißt), der am Freitag abend zurückgezogen wurde. Wegen der raschen Inflation hatte die Nationalbank auf Anordnung Präsident Mobutu Sese Sekos am 1. Dezember versucht, die Note in Umlauf zu bringen, um den alten Höchstwert von einer Million Zaire zu ersetzen. Doch der gegen den Präsidenten um die Macht kämpfende Premier Etienne Tshisekedis stimmte nicht zu. Er meinte, die Inflation würde angeheizt und erklärte die neuen Scheine für wertlos. Darauf verweigerten Geschäftsleute und Banken die Annahme.
Diese Woche nahm Mobutu einen neuen Anlauf und ordnete an, die Gehälter von Staatsdienern in den neuen Scheinen auszuzahlen, die schon weniger als vier Mark wert sind. Am Donnerstag erhielten auch Soldaten ihren Sold in neuen Scheinen. Die Militärs, so kalkulierte Mobutu, würden mit ihren Waffen die Geschäftsleute schon zwingen, das ungeliebte Geld anzunehmen. Doch beschlossen viele Soldaten, statt dessen zu plündern.
EPPSTEIN. Asu Erayda, die 14 Jahre alte Schülerin aus der Türkei, ist sauer auf sich: "Zweimal habe ich einen Satz falsch ausgesprochen", schimpft sie in perfektem Deutsch. Schließlich spreche sie ja drei Jahre Deutsch - auch im Mathe- oder Bio- Unterricht, da müsse das sitzen.
Der Stimmung in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Gesamtschule in Eppstein tut das keinen Abbruch: türkischer Tanz und deutsches Flötenspiel, Live-Band, kaltes Buffet. Auf den Bänken die Eltern und Lehrer, vor der Bühne lachende, schwatzende Schülergruppen: 40 Mädchen und Jungen des Bornova Anadolu-Gymnasiums in Izmir besuchen 15 Tage lang Deutschland. Zu Gast sind die 14 bis 16 Jahre alten Jugendlichen bei Eppsteiner Eltern und Schülern.
"Am Anfang war ich besorgt, wie ich wohl empfangen würde", gesteht der 15 Jahre alte Emrah Göztürk und rückt den Schlips zurecht, der zur Feier des Tages seinen Hals ziert. "Aber hier habe ich gesehen, daß nur eine kleine Minderheit neonazistisch denkt. Die Gastfreundschaft ist toll." Asu dagegen hatte nie Angst: "Ich habe mich gefreut, die Menschen kennenzulernen, denen ich schon so viele Briefe geschrieben habe."
Zum dritten Mal ist eine Gruppe türkischer Schüler in Eppstein. Reinhard Martin, der Lehrer, der den Austausch anleierte, berichtet: "Es gab lose Kontakte, eher zufällig. Aber dann kam eines Tages der Brief einer türkischen Schülerin, sie wolle so gerne nach Deutschland fahren."
Und wer von den Eppsteiner Familien einmal einen türkischen Gast hatte, lädt auch einen zweiten ein: "Die Kinder verstehen sich, merken, daß sie die gleichen Interessen und Probleme haben", sagt Johannes Hilles. Knut, der Sohn, lud vor zwei Jahren Mete ein, die Tochter Meike hat jetzt Butschu zu Gast. Die Familie war schon zum Gegenbesuch in Izmir: "Knut!" hallte es durch den Supermarkt - ein Bekannter aus Eppsteiner Tagen fiel dem Sohn um den Hals.
40 türkische Jungen und Mädchen in Eppstein: "Das ist unsere Lichterkette", sagt Martin. Kultusminister Hartmut Holzapfel zeigte, wie wichtig er dies findet, und half, das kalte Buffett zu plündern. md
STADT UND KREIS OFFENBACH. Die deutsche Einheit macht es notwendig: Die Postleitzahlen in Ost und West werden aufeinander abgestimmt und für ein computergesteuertes Verteilungsystem eingerichtet. Statt vier Ziffern gibt es vom 1. Juli an fünf. Im Februar erhalten alle Haushalte kostenlos das neue Postleitzahlen-Verzeichnis.
Karin Vetter, Leiterin des Postamtes Offenbach, stellte gestern im Rathaus die neuen Offenbacher Nummern vor. Statt der leicht zu merkenden 6050 gelten ab Juli gleich sechs Zahlenkombinationen:
Bieber 63 073.
Bürgel, Rumpenheim, Waldheim 63 075.
City rund ums Rathaus 63 065.
Lauterborn 63 069.
Nordend 63 067.
Südliche Innenstadt einschließlich Tempelsee 63 071.
Die neuen Postleitzahlen der Kommunen im Kreis Offenbach:
Dietzenbach 63 128.
Dreieich 63 303
Egelsbach 63 329
Hainburg 63 512.
Heusenstamm 63 150.
Langen 63 225.
Mainhausen 63 533.
Mühlheim 63 165.
Neu-Isenburg 63 263.
Obertshausen 63 179.
Rodgau 63 110.
Rödermark 63 322.
Seligenstadt 63 500.
Für Großkunden der Post, die mehr als 2000 Briefe täglich bekommen, gibt es Extra-Nummern. Auch wer ein Postfach hat, bekommt eine besondere Ziffer. Karin Vetter verspricht eine schnelle Zustellung der Sendungen. Wer nach dem 1. Juli jedoch unvollständige Ziffern, gar keine oder falsche auf dem Umschlag schreibt, muß hingegen mit Verzögerungen bei der Zustellung rechnen.
Die beiden ersten Ziffern 63 gelten nämlich für die gesamte Main-Kinzig- Region: für Stadt und Kreis Offenbach, Hanau, Aschaffenburg und Odenwald.
Damit sich die Postkunden schon jetzt auf die neuen Nummern einstellen können, gibt es das kostenlose und bundesweit geschaltete Beratungstelefon: 0130 / 5 55 555. Wer an das Offenbacher Postamt Fragen hat, kann sich unter den Rufnummern 069 / 80 93-460 oder 462 an die Kundenberatung wenden. lz
Das Wetter
Wetterlage Das Hochdruckgebiet mit Kern über dem östlichen Mitteleuropa verlagert sich nur wenig und verstärkt sich noch etwas.
Es bleibt somit weiterhin mit trockenkalter Luft für Deutschland wetterbestimmend.Vorhersage,gültig bis Montag früh
Am Samstag und Sonntag einzelne Nebel- und Hochnebelfelder, sonst überwiegend heiter und trocken. Nur im Westen und Südwesten anfangs noch gebietsweise wolkig. Nachts allgemein klar.
Höchsttemperaturen um null Grad, vereinzelt auch leichter Frost, im Südwesten der Bundesrepublik um 2 Grad. Tiefstwerte minus 5 bis minus 10, im Osten und Südosten örtlich bis minus 15 Grad.
Schwacher bis mäßiger Wind aus Ost bis Südost. Weitere Aussichten für Montag Wenig Änderung. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 19 Amsterdam
bedeckt 4 Athen
leicht bewölkt 14 Barcelona
leicht bewölkt 14 Bordeaux
stark bewölkt 7 Brüssel
bedeckt 9 Budapest
Schneefall -2 Dublin
stark bewölkt 7 Helsinki
wolkenlos -11 Innsbruck
stark bewölkt 5 Istanbul
wolkig 8 Kairo
wolkig 18 Larnaka
leicht bewölkt 15
Las Palmas
leicht bewölkt 21
Lissabon
stark bewölkt 11
Locarno
leicht bewölkt 8
London
stark bewölkt 8
Madrid
bedeckt 7
Malaga
wolkig 15
Mallorca
wolkig 6
Moskau
wolkig -13
Nizza
wolkig 13
Paris
wolkig 10
Rom
wolkig 14
St. Petersburg
wolkig -14
Stockholm
stark bewölkt -6
Tunis
leicht bewölkt 16
Varna
Schneefall 1
Venedig
bedeckt 8 Warschau
wolkenlos -6 Wien
Schneefall -1 Zürich
wolkig 9 Deutschland Berlin
leicht bewölkt -3 Dresden
leicht bewölkt -2 Feldberg/Ts.
Regen 3 Feldberg/Schw.
in Wolken 0 Frankfurt/M.
Regen 8 Freiburg
stark bewölkt 9 Garmisch
stark bewölkt 3 Hamburg
leicht bewölkt -1 Köln/Bonn
Sprühregen 8 Leipzig
leicht bewölkt -2 München
Regen 6 Norderney
wolkenlos -1 Rostock
leicht bewölkt 0 Sylt
leicht bewölkt 0 Zugspitze
in Wolken -9
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips,
unter anderem für Allergiker und
Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die derzeit gültigen Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 8.02 Uhr Sonnenuntergang 17.16 Uhr
ptz BONN, 29. Januar. Die Bonner Regierung unterstellt in ihrem bislang unveröffentlichten Jahreswirtschaftsbericht, daß die Gewerkschaften sich bei den Tarifverhandlungen mit bescheidenen Zuwächsen zufrieden geben und einen Rückgang der Realeinkommen hinnehmen. Dies geht aus den Eckwerten des Berichtes hervor, die der FR vorliegen. Den Zuwachs des Bruttolohns je beschäftigtem Arbeitnehmer im Westen veranschlagt des Wirtschaftsministerium auf nominal 2,5 bis drei Prozent. Bei der zugleich prognostizierten Preissteigerung von 3,5 Prozent sänke somit das Realeinkommen mindestens um einen halben Prozentpunkt. Der tatsächliche Rückgang dürfte wegen höherer Sozialversicherungsabgaben und Steuern stärker sein.
Den Zuwachs des Bruttolohns in den neuen Ländern setzt das Ministerium mit zehn bis zwölf Prozent an. Über die Hälfte davon wird durch die sechs bis acht Prozent höheren Preise aufgezehrt; das Ministerium kalkuliert hier also mit einem Reallohn-Zuwachs. Das ostdeutsche Wirtschaftswachstum soll preisbereinigt fünf bis sieben Prozent erreichen. Da aber der einzelne erheblich mehr leisten muß - die Produktivität soll kräftig zunehmen - gehen nochmals Arbeitsplätze verloren. Die Zahl der Beschäftigten schrumpft der Projektion zufolge um vier bis fünf Prozent. Wulf-Mathies bekräftigt Forderung
ulf FRANKFURT A. M. Wenige Tage vor der 3. Runde der Verhandlungen für den öffentlichen Dienst Westdeutschlands hat die Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) die Forderung nach Reallohn-Sicherung erneuert. Es sei der Gewerkschaft schon sehr früh klar geworden, daß es schwierig sein werde, den notwendigen Inflationsausgleich zu erreichen, sagte sie der FR. Deshalb wolle die ÖTV vor allem für niedrige Einkommen besondere Belastungen ausgleichen.
(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil, Wulf-Mathies-Interview auf Seite 4)
KRIFTEL. Die Sozialdemokraten wollen in der "Affäre Peter M." nicht lockerlassen: Die SPD verlangt, daß der Gemeindevorstand "halbjährlich einen aktuellen Sachstandsbericht" darüber vorlegt, "wann und von wem sowie in welcher Höhe Regreßforderungen erhoben wurden beziehungsweise werden, und in welcher Höhe Nachfolgekosten für die Geschädigten zu erwarten sind". SPD-Fraktionsvorsitzende Ruth Zeitler erklärte nach einer SPD-Klausurtagung zum Krifteler Haushalt 1993: "Die Bürgerschaft hat ein Interesse an der Wiederbeschaffung der veruntreuten öffentlichen Gelder - die Sache darf sich nicht durch Untätigkeit erledigen."
Auch sonst würde die Oppositionspartei gerne einiges anders machen als die regierende CDU: "Wir sind die Partei der kleinen Leute und wünschen uns einen gerechteren, ausgewogeneren Haushalt", sagte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, Fritz Noll. Konkret: Die Gewerbesteuer soll von 300 auf 320 Prozentpunkte steigen, die Grundsteuer von 190 auf 200. Zuschüsse an Vereine müßten genauer geprüft werden: "In Kriftel ist es üblich, Geld für Vereine im Haushalt vorzusehen, bevor ein Zuwendungsantrag vorliegt, geschweige denn geprüft ist", kritisierte Ruth Zeitler. Das sei in Zeiten knapper Kassen untragbar.
Der Haushaltsansatz "Auszeichnungen und Ehrungen von Sportlern gehören von 10 000 auf 5000 Mark gekürzt. Ganz streichen möchte die SPD den 2000-Mark-Zuschuß für den Bund der Vertriebenen; auf Bundesebene gebe es BdV-Funktionäre, die sich für rechtsextreme Gruppierungen engagierten. Angestrebte Summe des Streichkonzerts: mindestens 30 000 Mark.
Geld ausgeben will Kriftels SPD hingegen, um die Stelle eines Jugendpflegers oder einer Jugendpflegerin einzurichten. Er/sie soll im Jugendtreff arbeiten, aber auch die Jugendarbeit der verschiedenen Gremien, Institutionen und Vereine koordinieren, außerdem Ansprechpartner aller Jugendlichen sein.
Auch für mehr Kindergartenplätze und für besseres Wasser im Weiher des Freizeitparks, etwa durch eine Spritzfontäne, möchte sich die SPD engagieren - und sie will wissen, was mit dem Erdaushub und den Trümmern der ehemaligen Lederfabrik Fischer geschehen ist. md
RÜSSELSHEIM. Ums Leben kam bei einem Unfall auf der Autobahn gestern mittag ein 57jähriger Arbeiter der Rüsselsheimer Autobahnmeisterei. Die hatte eine Baustelle auf der A 67 kurz vor der Abfahrt Rüsselsheim-Ost eingerichtet, weshalb der rechte Fahrstreifen gesperrt gewesen war, teilte die Polizei mit.
Der 57jähriger Treburer stand mit Warnweste und roter Fahne als Sicherungsposten etwa 200 Meter vor einem Anhänger. Dort habe ihn ein Auto erfaßt, als mehrere Fahrzeuge beim Abbremsen ins Schlingern geraten seien. Der Arbeiter sei seitlich weggeschleudert und so schwer verletzt worden, daß er noch an der Unfallstelle gestorben sei. Auch der Notarzt des Rettungshubschraubers "Christoph II" habe nicht mehr helfen können. cas
Die neuen Leitzahlen
65 929 Höchst, Unterliederbach
65 931 Sindlingen, Zeilsheim
65 933 Griesheim
65 934 Nied
65 936 Sossenheim. (Ohne Gewähr)
HOCHTAUNUSKREIS. Die Grünen im wollen nach der Kommunalwahl das Baudezernat im Landratsamt mit einem Beigeordneten ihrer Wahl besetzen. Dies kündigte Fraktionssprecherin Heike Knodt-Hassanien gestern in Bad Homburg an. Namen wurden nicht genannt. Darüber habe die Kreisversammlung zu entscheiden. Das Amt, das früher vom - inzwischen der Bestechlichkeit beschuldigten - Ersten Beigeordneten Hans- Joachim Galuschka verwaltet wurde, leitet derzeit Landrat Jürgen Banzer.
Die ehemalige Eigentümerin eines Wohnhauses im Westend muß jetzt 10 000 Mark Bußgeld bezahlen, da sie die Wohnungen über Jahre leerstehen ließ. Das Wohnungsamt hatte das Verfahren gegen sie 1990 eingeleitet, da der dringende Verdacht bestand, daß die Eigentümerin Scheinmietverträge präsentiert hatte, um die drei Wohnungen bis zum Verkauf freizuhalten.
In dem nicht weit vom Palmengarten gelegenen Haus gibt es insgesamt sieben Wohnungen. 1990 wurden alle in Eigentumswohnungen umgewandelt, die restlichen Mieter sollten zum Auszug bewegt werden. Kurz danach legte die Eigentümerin Mietverträge vor, bezogen wurden die drei Wohnungen jedoch nicht.
Die Eigentümerin hat zwar in der Zwischenzeit das Haus verkauft, entschloß sich aber nun, trotz ihres Widerspruchs beim Verwaltungsgericht gegen den Bußgeldbescheid, zu zahlen. reu
BAD HOMBURG. "Abwarten, was der Bundestag entscheidet", war die Antwortet der CDU/FDP-Mehrheit im Stadtparlament auf folgenden Vorstoß der Grünen-Fraktion: Der Magistrat sollte eine Regelung treffen, um Interessierten den Zugang zu Umweltdaten zu erleichtern. Diese Regelung sollte der geltenden EG- Richtlinie über die Offenlegung von Umweltdaten und dem Erlaß des hessischen Umweltministeriums Rechnung tragen. Demnach besteht ein Akteneinsichtsrecht in Umweltdaten der städtischen Ämter. Umweltausschußvorsitzender Gerhard Trumpp (CDU): "Wir haben einen Umweltschutzbericht. Der Antrag ist nicht relevant". off
WIESBADEN. Der Hessische Staatsgerichtshof hat am gestrigen Freitag in einem Eilverfahren den Antrag der Freien Wählergemeinschaften, Teile des hessischen Kommunalwahlrechtes für drei Monate außer Kraft zu setzen, abgelehnt. Der Staatsgerichtshof bestätigte damit zunächst die vor knapp einem Jahr ins Kommunalwahlgesetz eingefügte Regelung, wonach per Losentscheid über die Listennummern für die nicht im Landtag vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften entschieden wird. Die Freien Wähler wollen nun eine Entscheidung im Hauptsacheverfahren herbeiführen, die keinen Einfluß mehr auf die Wahl am 7. März haben kann.
Spätestens seit Inkraftreten des neuen Verfahrens halten die Freien Wählervereinigungen die Bestimmungen zur Listenplazierung für verfassungswidrig, da die großen Parteien unabhängig von ihrem örtlichen Erfolg allein wegen ihres landesweiten Ergebnisses auch bei der Kommunalwahl vordere Plätze erhalten.
Die vom Landesverband der Freien Wählergemeinschaften (FWG), dem FWG- Kreisverband Lahn-Dill sowie einem ehemaligen Bürgermeister als Privatperson angestrengte Klage richtet sich vorrangig gegen das neue Verfahren, mit dem die Listennummer hinter SPD, CDU, Grüne und FDP festgelegt wird. Nach dem alten, aber auch nach dem seit einem Jahr geltenden neuen Verfahren stehen nämlich nur die ersten Plätze fest: Demnach sind die ersten Listennummern auch bei der Kommunalwahl den im Landtag vertretenen Parteien reserviert, und zwar in der Reihenfolge ihrer bei der letzten Landtagswahl erzielten Ergebnisse. Für die weitere Listenbestimmung der nur örtlich antretenden Vereinigungen war im vergangenen Jahr ein Losverfahren eingeführt worden, mit dem die Reihenfolge der Wahlvorschläge bestimmt wird.
Nach der alten, ebenfalls von den Freien Wählern als unbefriedigend empfundenen Lösung wurde zum Beispiel hinter die vier Landtagsparteien auf Liste fünf diejenige Wählergruppierung oder Partei plaziert, die ihren Wahlvorschlag als erste beim Wahlleiter einreichte.
Diese Methode führte zwar dazu, daß eine Vereinigung der Freien Wähler auch dann unter Liste 5 lief, wenn sie in dem Ort stets stärkste oder zweitstärkste Fraktion gewesen war und damit wenigstens örtlich vor den etablierten Parteien dominierte. Wer den Wahlvorschlag aber rechtzeitig einreichte, konnte wenigstens in vielen Fällen sicher sein, für den Ortsbeirat, das Gemeindeparlament und den Kreistag einheitlich mit derselben Liste auftreten zu können. "Wir konnten dann überall einheitlich mit Liste 5 plakatieren", beschreibt der Landesgeschäftsführer der FWG, Werner Emde, den bescheidenen Vorteil der alten Regelung.
Sie hätte immerhin eine gewisse Steuerungsmöglichkeit offengehalten, die ein "Minimum an Chancengleicheit" garantiert hätte. Bei diesem Verfahren aber soll es nach Darstellung des Landes zu Schwierigkeiten bei der Festlegung der Listennummern gekommen sein, weshalb die neue Methode eingeführt wurde.
Das seit dem vergangenen Jahr geltende Losverfahren wird von den Freien Wählern, die mancherorten durchaus die absolute Mehrheit erreichen können und dann stärker sind als die etablierten Parteien, als noch ungerechter empfunden. Parteien und Vereinigungen, die örtlich antreten und deren Mutterorganisation nicht im Landtag vertreten ist, kommen nun alle in einen Topf. Per Los wird dann, wenn am Montag, 1. Februar, 18 Uhr, die Frist zum Einreichen der Wahlvorschläge abgelaufen ist, von den Wahlprüfungsgremien entschieden, ob FWG, DKP, NPD oder ÖDP auf Liste 5, 8 oder 12 in die Wahl gehen.
Auch der Landesanwalt beim Hessischen Staatsgerichtshof, der die Rechte des Landes Hessen gegenüber dieser Instanz zu vertreten hat, hatte sich vor wenigen Tagen in seiner Stellungnahmen den Argumenten der Kläger angeschloßen. Es sei höchst zweifelhaft, hatte der Landesanwalt geschrieben, ob bei einer Kommunalwahl das Ergebnis der letzten Landtagswahl ein noch vertretbarer Anknüpfungspunkt sei. Damit würden freie Wählerinitiativen deutlich benachteiligt, zumal sie, wenn sie bereits in den Parlamenten vertreten sind, die gleiche Verwurzelung in der Wählerschaft nachweisen können wie die Parteien. Die novellierte Regelung stelle nicht nur einen Nachteil bei der Stimmabgabe dar, sondern erschwere den Freien Wählern in den gesamten Vorwahlzeit die Wahlwerbung deutlich. -ke
Eine Million Jahresetat und mehr offen als zu: Am Freitag abend, als das Jugendhaus Heideplatz wieder zugeschlossen werden sollte, haben eine Reihe der jugendlichen Benutzer ihren neugebauten Treffpunkt für besetzt erklärt. "Wir fordern Gerechtigkeit" stand auf den Flugblättern, auf denen sie den Beweis führen, daß sie das Gebäude seit Juni ganze 30 Tage nutzen konnten. Bei der Stadt hatten die Zuständigen auf diese Mitteilung am Nachmittag elektrisiert reagiert. Jugendamtsleiter Matthias Mann bittet die jungen Leute, noch vor der Jugendhilfeausschuß-Sitzung am Dienstag zu ihm (Zeil 57) zu kommen.
Kaum ein anderes Jugendhaus war so heiß ersehnt, wie das am Heideplatz, um das im Nordend seit zwanzig Jahren gerungen wurde. Als dann endlich Eröffnung sein konnte, war die Freude am Sechs-Millionen-Bau von kurzer Dauer: Das Parkett wölbte sich nach oben, weil Wasser unter dem Estrich stand, Kriechstrom breitete sich aus, Steckdosen waren ohne Strom, die Wandverkleidungen fielen ab. Im ersten Stock konnte man im Sommer vor Hitze, wie Betreuer konstatierten, "noch nicht einmal Farbe lagern".
Das nächste Problem war ein zwischenmenschliches: Das Team der Betreuer des Trägers "Evangelischer Verein für Jugendsozialarbeit" hat, so Jugendamtsleiter Mann, "eher in Kultur- und Bildungsangeboten gedacht". Ins Haus aber strömten die Probleme: Drogen, Gewalt, "ein rauher, aber herzlicher Umgangston". "Die haben Angst vor uns", faßte einer der Jugendlichen (türkischer, italienischer, jugoslawischer und auch deutscher Herkunft) am Abend zusammen. Sie pochen aber auf "feste und regelmäßige Öffnungszeiten" von 14 bis 20 Uhr, auch am Wochenende, auch in den Ferien. Die Sporthalle soll ebenso regelmäßig, der Fitneß-Raum überhaupt mal offen sein. Für einen Mädchentag, an dem sie draußen bleiben müssen, obwohl nur drei Mädchen kommen, haben die 14- bis 20jährigen Jung-Männer kein Verständnis. Immer wieder, beschrieb einer, besonders nach Auseinandersetzungen, hinge "am nächsten Tag ein Zettel an der Tür: Heute geschlossen". So werden auf den Flugblättern Sozialarbeiter gefordert, "die nicht dauernd krank machen".
Der Referent des Sozialdezernenten Martin Berg, Roland Frischkorn, schlug auf Anfrage vor, "ernsthaft darüber nachzudenken, ob das die Voraussetzungen waren, unter denen der Verein zum Träger geworden ist". Man habe das Haus schließlich für die Jugendlichen gebaut. "Es geht nicht an", sagte auch Jugendamtsleiter Mann, "daß die von uns so viel Geld bekommen, aber keine Leistung bringen." Mit dem Jahreswechsel sei "eine umfangreiche Öffnung" zugesagt gewesen. Mann will den Jugendhilfeausschuß am Dienstag mit dem Thema befassen. clau
OFFENBACH. Einen 31jährigen Mann mit blutenden Schnittverletzungen fand die Polizei am Donnerstag gegen 20.30 Uhr im Hauptbahnhof. Die Fahndung hatte kurz nach 22 Uhr die Festnahme eines Tatverdächtigen zur Folge. Der 55jährige hatte Blutspritzer an seiner Kleidung und selbst eine kleine Schnittwunde am Unterarm. Wie die Polizei erklärt, war Eifersucht das Motiv der Auseinandersetzung zwischen den alkoholisierten Männern. Das Opfer wurde ins Krankenhaus gebracht und ist außer Lebensgefahr. Der Verdächtige und eine beteiligte 34jährige Frau wurden vorläufig festgenommen. pmü
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse startete am Freitag mit überwiegend höheren Aktienkursen. Der Dow-Jones-Index legte dreieinhalb Punkte zu. Tags zuvor war der "DJ" um 14,86 auf 3306,25 Zähler geklettert.
An der Tokioter Börse endete die Woche mit niedrigeren Notierungen. Der Nikkei-Index der 225 Top-Titel fiel um 39,63 auf 17 023,78 Punkte.
OSNABRÜCK, 29. Januar (AFP). Nach Gesprächen mit führenden russischen Politikern hat der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl-Heinz Hornhues, vor einer gefährlichen Kursänderung der Moskauer Politik gewarnt. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Hornhues nach seiner Rückkehr aus Rußland, auch im Umkreis von Präsident Boris Jelzin verstärkten sich die Tendenzen für eine begrenzte Abkehr vom Westen und eine härtere Vertretung nationaler Interessen. Diese Entwicklung könne sich äußerst negativ auf die Ost- West-Beziehungen auswirken, so Hornhues.
Hornhues forderte deshalb die Bundesregierung auf, ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Aktivitäten gegenüber Rußland wesentlich zu verstärken, um ein Abgleiten der mächtigsten GUS-Republik in eine negative Haltung gegenüber dem Westen zu verhindern. "In Moskau gibt es hinter den Kulissen dramatische Kämpfe um die künftige Orientierung der russischen Politik", sagte Hornhues.
Nicht zum ersten Mal gibt sich die Weltöffentlichkeit erstaunt darüber, daß Serbien unter Duldung oder gar Mithilfe dritter Staaten das UN-Embargo durchbricht. Nachdem man vor Monaten die von Saloniki über Mazedonien funktionierende Lücke für Rohöl- und Benzintransporte auf dem Landweg ausgespäht und geschlossen hat, wird jetzt verspätet der offene Wasserweg auf der Donau entdeckt. Serbische Tankschiffe, die mit aus der Ukraine transportierten Mineralölprodukten rumänisches und bulgarisches Hoheitsgebiet passieren, haben das Problem wieder aktuell gemacht.
Die Schuldzuweisung ist allerdings komplizierter, als es sich der UN-Sicherheitsrat und Washington vorstellen. Bulgariens Regierungschef Berow beklagte nicht zu Unrecht, daß man sein Land und Rumänien für den Embargobruch verantwortlich mache, sich aber kaum dafür interessiere, woher die Ladungen stammten, nämlich aus der Ukraine. Weder Bulgarien noch Rumänien haben aber das notwendige Gerät, um Schiffe zu stoppen, deren Kapitäne mit Sprengung und Umweltverpestung drohen.
Beide Regierungen trauen sich wohl nicht, gegen ein zu allem entschlossenes Serbien resolut aufzutreten. Schließlich verfügt Belgrad über ein beachtliches Drohpotential, wie die Sperrung der Donau auf eigenem Gebiet. Rumänien, das wie Griechenland ein politischer Bundesgenosse Serbo-Jugoslawiens ist, hat zudem nur wenig Lust, ihm allzu großen Schaden zuzufügen. Schließlich ersetzt auch niemand Bukarest die Verluste, die ihm aus dem UN-Embargo entstehen. Prinzipien sind eben das eine, politische Realität aber etwas ganz anderes. yr
WETTENBERG. Auch im Alter wollen viele Menschen möglichst selbständig, den Neigungen, Interessen und Gewohnheiten entsprechend, ihren Lebensabend bestreiten. In den engen Stukturen traditioneller Altenheime lassen sich diese Wünsche allerdings nicht erfüllen. Jetzt entstehen unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt Gießen-Land in den drei mittelhessischen Gemeinden Wettenberg, Heuchelheim und Biebertal Einrichtungen, in denen dem Bedürfnis der Betagten nach Selbständigkeit, Wohnortnähe und Betreuung Rechnung getragen wird.
Nach vier Jahren intensiver Zusammenarbeit sind die Vorarbeiten zur Realisierung des wohnortnahen und dezentralen Projekts (des sogenannten Kleeblatt- Modells) abgeschlossen. Bis 1995 sollen in Wißmar (Wettenberg) 33, in Rodheim-Bieber (Biebertal) und Heuchelheim je 24 Pflegeplätze geschaffen werden.
In allen drei Gemeinden wird es zusätzlich rund acht Plätze für die Tagespflege (familienergänzende Hilfe), in Heuchelheim sechs für die Kurzzeitpflege und in Biebertal zehn Appartements für "betreutes Wohnen" geben. Die drei Gemeinden, deren "Versorgungsbereich" aus 30 000 Menschen besteht, haben sich zu einem Sozialverbund zusammengetan. Dem künftigen Träger stellen sie kostenfrei die Grundstücke zur Verfügung.
Das Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit wird sich am Modell mit 50 Prozent (üblich sind 30 Prozent) der auf 17 bis 20 Millionen Mark geschätzten Gesamtkosten beteiligen. tru
Probleme zwischen Müttern und Töchtern
MÜHLHEIM. Mit den Schwierigkeiten der Beziehung zwischen Müttern und Töchtern beschäftigt sich ein Seminar, zu dem der Verein Frau-Mutter-Kind für Samstag, 27. Februar, 10 bis 17 Uhr, in die Lessingstraße 25 einlädt. Referentin ist die Sozialpädagogin Regine Gabriel. Anmeldungen nimmt Ingrid Till, Tel. 0 61 08 / 7 48 07 entgegen. pmü
Streitbare Demokratie und Rechtsextremismus Funktioniert der innere Kompaß? / Eine umstrittene Konzeption als Reaktion auf den Nationalsozialismus / Von Eckhard Jesse
WETTERAUKREIS. Um die Bearbeitungszeit von Bauanträgen zu verkürzen, behalten die Bauaufsichtsbehörden des Wetteraukreises in Friedberg und Büdingen ihre seit vergangenen Herbst reduzierten Öffnungszeiten bei. Damit die Beamten ohne Störungen durch Publikumsverkehr die Aktenberge bewältigen können, haben die beiden Ämter nur jeweils mittwochs von 14 bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 Uhr bis 9.30 Uhr Sprechzeiten.
In dieser Zeit dürfen auch die Telefone in den Bauaufsichtsbehörden in Friedberg und Büdingen klingeln. cor
Auf einen Blick
Seite II GLASHÜTTEN. Commerzbank-Raumschiff bedroht Natur-Idylle. Seite III OBERURSEL. WILO macht den etablierten Parteien Konkurrenz. Seite IV OBERURSEL. Büros sind immer schwerer zu vermieten. Seite V BAD HOMBURG. Kampf gegen Krach fängt mit buntem Plan an. Seite VI HOCHTAUNUSKREIS. Als Hitler Kanzler wurde, lief im Kino gerade "Der Hexer": Zum 60. Jahrestag.
LEIPZIG, 29. Januar (dpa). Vier junge Mädchen sollen in einer Wohnung in Leipzig zum Teil unter Androhung von Gewalt zur Prostitution gezwungen worden sein: Die Polizei befreite am Donnerstag abend ein 14 Jahre altes Mädchen, zwei 16jährige und eine 19jährige Frau aus der Wohnung. Zeitgleich drangen Beamte in eine zweite Wohnung ein, wo ein 30jähriger mutmaßlicher Zuhälter festgenommen wurde.
Wie die Polizei am Freitag in Leipzig weiter mitteilte, hatte ein 13jähriges Mädchen bei einer Vernehmung den Hinweis zu der Aktion gegeben.
Wer wissen möchte, wie es um seine Gesundheit bestellt ist, kann dies bei den Aktionstagen "Nimm Dir ein Herz" des Stadtgesundheitsamtes vom 3. bis 6. Februar erfahren. Dann besteht die Möglichkeit, in der Braubachstaße 18-20, von 11 bis 16 Uhr - am Donnerstag bis 18 Uhr - den Blutdruck messen und den Cholesteringehalt des Blutes feststellen zu lassen. Fitneß und Beweglichkeit werden ermittelt. In einem persönlichen Gespräch klären Ärzte und Ärztinnen über Herz-Kreislauf-Risiken auf. Ein Vollwertbuffet soll zeigen, wie schmackhaft gesunde Ernährung sein kann.
"In dem Bereich Gesundheitsförderung und Prävention werden sich die Krankenkassen in Zukunft am heftigsten Konkurrenz machen", sagt Edgar Rüger von der "Arbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen Frankfurt und Umgebung", die an den Aktionstagen beteiligt ist. In der Gesundheitsstrukturreform werde dieser Bereich ausdrücklich von Sparmaßnahmen ausgenommen. Rüger rechnet damit, daß die Kassen ihre Angebote in Sachen Ernährung, Bewegung und Streßbewältigung ausbauen werden.
Für die Betriebskrankenkassen bedeute die Reform das Ende des Wachstums, meint Rüger: "Nur Betriebe, die mindestens tausend Beschäftigte haben, dürfen jetzt noch eine eigene Krankenkasse gründen." Außerdem müßten mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zustimmen. Bisher habe die einfache Mehrheit ausgereicht.
Diese Einschränkungen hätten angesichts der generellen Öffnung aller Krankenkassen ab 1996 "keinen Sinn", kritisiert Rüger. Dann nämlich könne jeder Versicherte seine Kasse frei wählen. Arbeiter würden nicht länger automatisch von der Allgemeinen Ortskrankenkasse betreut, sondern könnten zum Beispiel auch in die Barmer Ersatzkasse gehen.
Der Arbeitsgemeinschaft gehören derzeit 16 Betriebskrankenkassen an. Die größte, mit über 50 000 Mitgliedern, ist die Kasse der Hoechst AG. Im Durchschnitt, so Rüger, "liegen unsere Beitragssätze zwei bis zweieinhalb Prozent unter denen der Allgemeinen Ortskrankenkassen". Ob sich auch die Betriebskrankenkassen der Allgemeinheit öffnen werden, ist noch unklar. ft
HEUTE LESEN SIE
Leitartikel Kohls Pyrrhus-Sieg Seite 3
Medienrundschau ZDF schließt Auslandsstudios Seite 9
Dokumentation Demokratie und Rechte Seite 10
Wirtschaft Arbeitslose in der Sparmühle Seite 11
Sport Stich ausgeschieden Seite 15
Frankfurt Mode im Widerspruch Seite 17
Kulturspiegel Saxophonist Heinz Sauer Seite 21
Hessen Sütterlinschrift erlernen Seite 22
Börse Seite 14
Filmspiegel Seite A 4
MAGAZIN Anmutige Landschaft: Reit im Winkl M 1
Fernsehen und Funk M 9-M 11
Freizeit / Familie / Roman / Rätsel M 14/15
ZEIT UND BILD Kinder jagen johlend Guma hinterher ZB 1
DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1
Automarkt A 5-A 13
Wohnungen / Immobilien A 14-A 38
Gewerbe-Räume A 39-A 42
Stellenanzeigen A 44-A 97
Geschäftsverbindungen A 43
Geschäfte A 43
Reise und Erholung M 1-M 5
Heirat / Bekanntschaften M 6+M 7
Verkäufe A 2+A 3
Kaufgesuche A 3
Veranstaltungen A 4
Verschiedenes A 3
Unterricht A 98-A 100
Petra Roth demonstrierte am Donnerstag abend in der Fleischer-Fachschule Führungsstärke. "Jetzt machen wir das mal so, wie ich das möchte", entschied die CDU-Spitzenkandidatin und machte sich beherzt am Mikrofon zu schaffen. Denn gerade als sie über den "Unfall" respektive "Umfall" der SPD in Sachen Schlachthof zu sprechen begann, kam ihre Stimme arg verzerrt aus dem Lautsprecher. Da die fleißigen Helfer das Problem nicht in den Griff bekamen, nahm die CDU-Politikerin die Sache selbst in die Hand.
Ob Hans Joachim Otto das auch so gut hingekriegt hätte? Der FDP-Mann und die CDU-Frau saßen erstmals allein auf dem Podium, am 7. März möchte sich das Duo als Siegergespann feiern lassen. "Vielleicht wird es eine längere Spielzeit", wagte Michael Boddenberg von der Fleischer-Fachschule eine Prognose. Der Ton war jedenfalls familiär, man spielte sich die Bälle zu. "Herr Otto, ich will Ihnen nicht den Hof machen", versicherte Roth. Aber "blutleer" sollte die Beziehung nicht sein, sondern herzlich wie weiland bei Gerhardt und Wallmann in Wiesbaden.
Otto ("Wir sind ein bißchen aufeinander angewiesen") konnte da nur zustimmen. Wie er überhaupt fast allem zustimmte, was Roth, die stets vor ihm an der Reihe war, schon ausgeführt hatte. Die CDU-Politikerin wandte sich nach der Generalkritik an der rot-grünen Koalition auch Randthemen zu. Daß der Magistrat "Frankfurts Zukunft auf dem Wasser" verhindere, prangerte sie ebenso an wie die Behandlung der Geisteswissenschaften an der Uni, über die der Magistrat "überhaupt nicht spricht".
Otto nickte und wollte nun "nicht künstlich in den Brotkrumen suchen, um Unterschiede zu Frau Roth zu finden". Nur in der scharfen Diktion setzte er sich von seiner Koalitionspartnerin ab. Er polemisierte gegen Zuschüsse für "hergelaufene Alternativgruppen", wetterte gegen "rot-grüne Kasper" und kam zu dem Schluß: "Die ticken doch nicht richtig."
So viel populistische Schärfe wäre gar nicht nötig gewesen, denn im Saal saßen ohnehin nur CDU- und FDP-Anhänger. Sie wollten wissen, ob die CDU nach ungünstigem Wahlausgang nicht doch mit der SPD zusammengeht. "Nein", antwortete Roth entschieden. Da lehnte er sich entspannt zurück, der "Kollege Otto". vo
MAIN-TAUNUS-KREIS. Einen Aufruf an alle Gemeindemitglieder, ihre Beziehungen zu Ärzten und Kliniken zu nutzen, damit kranke und verletzte bosnische Kriegsflüchtlinge auch hier behandelt werden können, hat das katholische Bezirksamt Main-Taunus gestartet. Wie Sprecher Günter Adam mitteilte, wollten auch im Kreis mehrere Privatpersonen bosnische Flüchtlinge für ein paar Monate aufnehmen, daß sie "den Winter überleben" können.
Adams Angaben zufolge macht die Ausländerbehörde jedoch zur Bedingung für die Einreiseerlaubnis, daß die Gastgeber im Krankheitsfall sämtliche Kosten übernehmen. In einem der FR vorliegenden Erlaß des hessischen Innenministeriums vom November heißt es jedoch, zwischen "Bund und Ländern" bestehe Einvernehmen, daß die Gastgeber in solchen Fällen die Krankheitskosten nicht übernehmen müßten.
Das Bezirksamt hat bei der Taunussparkasse Kelkheim ein Spendenkonto eingerichtet, Stichwort "Bosnienhilfe", Konto 501 00 04, BLZ 512 500 00. she
HÖCHST. Sie ist eigentlich nichts Neues: denn eine Energie-Beratungsstelle in der Zuckschwerdtstraße 28 hat es bis Mitte der 80er Jahre gegeben. Die Hessen Nassauische Gas AG (HNG) hatte genau hier ein Informationszentrum. Nach der Fusion von Maingas AG und HNG wurde es in die Emmerich-Josef- Straße verlegt. Und jetzt wieder zurückverlegt, weil der Hauseigentümer des Gebäudes in der Emmerich-Josef-Straße der Maingas AG den Mietvertrag gekündigt hatte. Aber die Einrichtung mit allen Vorführgeräten ist funkelnagelneu:
Wer einen neuen Gasherd kaufen will, kann sich zuvor von einem der drei Fachberater beraten lassen. Verschiedene Herde stehen im Beratungszentrum, sogar einer mit Ceranfeld findet sich zum Ausprobieren dort.
Anhand eines Gasbrennwertgerätes wird gezeigt, wie energiesparend damit geheizt werden kann: Dieser Ofen führt die Wärme der Abgasen wieder in den Heizkreislauf.
An zwei Computer-Terminals, die direkt mit dem Großrechner des Versorgungsunternehmens vernetzt sind, erfahren alle Kunden, was die nächste Heizperiode genau kosten wird oder wieviel ein Neuanschluß kostet.
Das Beratungsteam öffnet montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr die Türen, samstags gibt's von 9 bis 13 Uhr Ratschläge.
gre
HÖCHST. "Die Resonanz auf unseren Aufruf war nicht besonders groß, wir hätten uns viel mehr Leute vor dem Tor Ost gewünscht", sagt Knut Riedel, Mitglied der Hoechster "Durchschaubaren". Die Betriebsratsgruppe hatte dazu aufgerufen, die Arbeit für eine Viertelstunde niederzulegen und gegen den "neuen braunen Mob" zu demonstrieren. Am Vortag der Machtübernahme der Nationalsozialisten wollten die Betriebsräte gestern der Greueltaten im Hitler- Regime gedenken und sich gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit aussprechen.
"Die Geschäftsleitung hat die Leute abgeschreckt", sagt Riedel. Er habe Kollegen aus der Personalabteilung gesehen, die vor dem Werkstor Notizen gemacht hätten. In einem Rundschreiben an alle Farbwerker hatte die Unternehmensleitung die Mitarbeiter darauf hingewiesen, daß die geplante 15minütige Arbeitsniederlegung "eine Verletzung der arbeitsvertraglichen Pflichten" bedeute. Gleichwohl beteuerte die Geschäftsführung aber, stets gegen Gewalt und Fremdenhaß einzutreten.
Das bezweifelt auch Betriebsrat Riedel nicht. Aber die Hoechst AG schüre - wie die meisten Großunternehmen - durch ihre Arbeitsbedingungen den Fremdenhaß, meint Riedel. Wenn beispielsweise die Mieten in Relation zu niedrigen Monatseinkommen immer teurer würden, verunsichere dies die Arbeiter. Und da die gegen einen großen Arbeitgeber ohnmächtig seien, ließen sie ihren Frust dann eben an noch Schwächeren aus - nämlich den Ausländern, sagte Riedel. gre
Ein eindrucksvolles Stück Frühling
Ihre erste blühende Ausstellung konnte die neue Chefin des Palmengartens, Isolde Wagemann, laut Urteil der Experten "ein Glücksfall für den Palmengarten", mit Pflanzenliebe und Kenntnis eröffnen. Die Kamelien, Stammpflanzen des Gartens, die ihn schon vor 125 Jahren - aus den herzoglich nassauischen Gärten in Biebrich kommend - schmückten, sind auch heute noch der Stolz seiner Gärtner.
1967 gingen die letzten der Stammpflanzen ein, aber ihre Enkel und Urenkel tummeln sich von champagnerhell bis zum tiefsten Rot und zeigen großflächige, gelockte, gestreifte und immer eindrucksvolle Blüten. Unzählige schwellende Knospen, die in der Zeit bis zum 28. Februar aufspringen werden, symbolisieren ein Stückchen Frühling.
Warum es so schwierig ist, Kamelien zu Hause und auf der Fensterbank zum Blühen zu bringen, weiß Isolde Wagemann genau. Sie brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit, die in unseren Wohnungen nicht anzutreffen ist. Das erklärt sich aus ihrer südostasiatischen Herkunft.
82 Kamelien-Arten sind bekannt. Es gibt sie als Teestrauch, denn sie gehören zur Familie der Teegewächse. Es gibt die Ölkamelie, deren Öl als Speise-, Haar- und Schmieröl verwandt wird. Die blühende und als Blüte von besonderer Eleganz hoch geschätzte Kamelie, die "Kamelia Japonica", kam um 1700 nach England, 1770 nach Deutschland und 1800 nach Amerika. Sie wurde ausschließlich in Gewächshäusern gehalten, erlebte gesellschaftliche Höhepunkte der Beliebtheit und einen regelrechten Kamelienzüchtungsrausch.
Ein Dresdener Gärtner hatte einen Bestand von 100 000 Kamelien und auch Sebastian Rinz, Frankfurts berühmtester Stadtgärtner, züchtete neue Kameliensorten. Eine Zeitlang wurden sie vergessen, galten als steife, duftlose Blumen. Inzwischen sind sie wieder hochbeliebt. Es gibt sogar eine eigene Internationale Kameliengesellschaft. Im Palmengarten zeigt die Kamelie den ganzen Reichtum ihrer Formen und Arten.
Auch auswärtige Firmen sind an der Ausstellung beteiligt. Ihnen und den sorgsamen Gärtnern wie den Ausstellungsgestaltern galt der Dank von Isolde Wagemann. E-S
Worte wie "Senderfamilie" oder "Verbund" nehmen die Berteslmänner natürlich nicht mehr in den Mund. Zu empfindlich reagieren die Landesmedienanstalten derzeit darauf. Doch das heißt längst nicht, daß die Manager des Gütersloher Medienriesen von der Verbundidee, die Konkurrent und Vorbild Leo Kirch so eindrucksvoll vorführt, Abschied genommen hätten. Im Kern gilt die Idee nach wie vor als "völlig richtig". Der Traum vom Flaggschiff RTL, das von den "Beibooten" VOX, RTL 2 und "premiere" (in dem pikanterweise auch Kirch sitzt) begleitet wird, ist längst nicht ausgeträumt. Für die Landesmedienanstalten, deren Direktoren sich soeben auf ihrer Konferenz in Ludwigshafen auf eine intensive Überprüfung des Kirch-Imperiums mit Sat 1, Pro 7, Kabelkanal und Deutsches Sportfernsehen verständigt haben, dürfte sich bald ein weiteres Feld für ihre Anti- Konzentrationsbemühungen auftun. Der Kampf um VOX ist hinter den Kulissen voll im Gange. "Da tun sich schlimme Dinge unter der Decke", wird nicht nur in einer der 15 Medienbehörden vermutet.
Mit der Mode tut sich Frankfurt schwer
Postleitzahlen: Westen Frankfurts . . .
(Fortsetzung von Seite 17)
Auf die Frage eines Journalisten, ob er, von Schoeler, in Bonn vorher interveniert habe, sagte er: "Ich bin doch erst jetzt, fast zugleich mit Ihnen, informiert worden!" Deshalb könne er auch noch nicht ermessen, welche Summe die Stadt auswerfen müsse, um alle nötigen Druckwerke zu erneuern und die Dateien entsprechend zu ändern. Seine Hausadresse laute künftig "Römerberg 23, 60 311 Frankfurt". Hinzu kommt das "Postfach "10 21 21, 60 021 Frankfurt".
Günter W. Tumm, Mitglied des Vorstands der Generaldirektion Postdienst in Bonn sowie Dieter Mais, Präsident von "Postdienst Frankfurt", verteidigten ihre Position vehement: Zwar sei bis Juli noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, doch insgesamt sei das durch die deutsche Einigung notwendig gewordene, fünfstellige Postleitzahlen-System "einfacher und übersichtlicher". Tests hätten ergeben, daß eine beliebige Adresse, etwa in Leipzig oder München, innerhalb von zwei bis drei Minuten nachzuschlagen sei. In eben jenem Tausend-Seiten-Wälzer, der ab Mai an alle Haushalte verteilt wird. "Dann aber hat man ja seine Adresse für immer", beschwor Tumm die Kritiker, die von einem "Zwangsgeschenk" an Bürger, Firmen oder Behörden sprachen. Wobei die Post-Vertreter zugaben, daß die "Großen", etwa Neckermann oder Quelle, die Millionenbeträge für die Umstellung ausgeben mußten, besser damit fertig würden als "manche Klein- und Mittelbetriebe".
Dem Vorwurf, erst jetzt mit den Zahlen herauszukommen, was Engpässe nicht nur bei den Druckereien mit sich bringe, begegneten die Postler mit dem Hinweis, daß man "Nägel mit Köpfen" machen mußte. Man habe sich in Europa gründlich umgesehen, um Fehler zu vermeiden.
Die kommunalen Grenzen seien aus technischen Gründen nicht einzuhalten gewesen. Im zweiten Halbjahr '93 würden nochmal 4000 zusätzliche Postler eingesetzt, um die Arbeit und die Anfragen zu bewältigen. Ab Montag, 1. Februar, kann bundesweit kostenlos die 01 30-5 55 55 angewählt werden, wo man alle Auskünfte erhält - falls nicht besetzt ist.
NIED. "Es ist doch immer wieder schlimm mitzubekommen, wie viele alte Leutchen auf diesen alten Trick hereinfallen", meint der Polizeisprecher. Die "Masche" ähnelt dem "Wasserglastrick" und zog am Donnerstag gegen 13 Uhr in der Nieder Spielmannstraße.
Kurz nachdem eine 88jährige Niederin vom Einkaufen in ihre Wohnung zurückgekehrt war, klingelten zwei Frauen an der Wohnungstür. Sie baten sie, einen Block und einen Stift zu holen, und drückten dann die alte Frau mit Gewalt in ihre Wohnung. Die Täterinnen zwangen die 88jährige, sich auf einen Stuhl in der Küche zu setzen. Dann hantierte eine der beiden mit einer Decke herum, um der Rentnerin die Sicht in die Wohnung zu versperren. Das aber ließ die Niederin nicht mit sich machen: Sie ging zum Fenster, um bei einem ihr bekannten Bauarbeiter um Hilfe zu rufen.
Die Frauen versuchten, sie am Hals zu packen und ihr den Mund zuzuhalten, die 88jährige konnte sich jedoch befreien und "Ali" schreien. Daraufhin suchten die beiden das Weite. gre
Viele Boutiquen aber schlechte Noten von den . . .
Das Gerücht, berühmte Unternehmen legten nur deshalb Wert auf eine Adresse in der Goethestraße, um mit ihrem Namen präsent zu sein, sei absurd: "Die Miete beträgt 250 bis 400 Mark pro Quadratmeter. Ein so teures Aushängeschild kann sich niemand leisten."
Daß in den Nobel-Boutiquen oft gähnende Leere herrscht, ist offenbar unerheblich. "Die Kaufhäuser brauchen Hunderte von Kunden - bei uns reicht ein kleiner elitärer Kreis." Christine Staatz hat Bankkauffrau gelernt und verkauft seit acht Jahren internationale Designer- Kollektionen. Zuerst in der Stiftstraße - da saß sie mit hochgetürmtem Haar im Sommer häufig neben dem Eingang und machte für sich selbst Reklame - inzwischen in der Schiller-Passage. Ihre typische Kundin ist die Geschäftsfrau ab 30, die sich in der Welt auskennt, am kulturellen Leben Anteil nimmt und die Kleidergröße 38 hat. Geführt werden ohnehin nur Größen für schlanke Frauen. Staatz: "Mehr als 42 haben wir nicht."
Auch die Frauen, die zu Christa Albrecht in die Schifferstraße kommen, um sich ihre ganz persönliche Kollektion schneidern zu lassen, brauchen keine Übergröße. Die Modedesignerin hat sich vor fünf Jahren in Sachsenhausen selbständig gemacht. Eigene Mode zu verkaufen, ist kein einfaches Geschäft. Die Frankfurter Ateliers, die "durchaus witzige Sachen" machten, arbeiteten häufig mit Preisen, "da frage ich mich, wie die überleben". Ein Austausch zwischen den Mode-Kreativen finde nicht statt, eine "Designer-Szene" gebe es in Frankfurt nicht. Peter Paul Polte formuliert es härter: "Das sind doch nur kleine Nähstuben ohne kommerzielle Bedeutung."
Die Goethestraße findet der gestrenge Kritiker "o. k.", aber viel zu klein: "Die 300 Meter, die hat man in fünf Minuten durch. Da fängt es in München erst an." Das "Taunus-Geld", meint Polte mit Blick auf Kronberg, Königstein und Bad Homburg, "orientiert sich nach München." Auch Margarete Lohr schwärmt: "Wer die Theatinerstraße hochgeht, findet ein schönes Geschäft neben dem anderen."
Zwar sei auch das kleinere Frankfurt mit Einzelhandelsgeschäften ausreichend versorgt, aber "die Mischung" könnte aufregender sein, meint die Mode-Expertin und hat die vielen Jeans-Läden mit ihren nahezu identischen Angeboten im Sinn. Von dem Versuch, Frankfurt partout zur Modestadt zu stylen, hält Lohr nicht viel. Jede Stadt sollte ihre Grenzen kennen.
OBERURSEL. "Wenn's der Wirtschaft mies geht, merkt man das zuerst im Immobiliengeschäft", sagt Thomas Schmengler vom Makler-Multi Jones Lang Wootton. Seit etwa einem Jahr merkt man es zumindest in Frankfurt ganz gewaltig - der Messeturm mit seinen vielen leerstehenden Büros ist dafür nur ein weithin sichtbares Zeichen. In Oberursel dagegen ist vom Abschwung nichts zu spüren, versichert Bürgermeister Thomas Schadow (CDU): "Wir beobachten keinen konjunkturellen Einbruch." Freilich: Zur Zeit läuft auch in der Taunusstadt bei der Bürovermietung fast nichts mehr. Auf lange Sicht halten Experten Oberursel dennoch für einen der zukunftsträchtigsten Standorte im Rhein-Main-Gebiet.
HÖCHST. Vor Handtaschendieben, die sich ihre Opfer in Lebensmittelgeschäften aussuchen und auch dort bestehlen, warnt die Polizei. Alleine gestern erstatteten zwei Frauen Anzeige gegen Unbekannt wegen Diebstahls:
Eine 54jährige Frau gab um 13 Uhr im Aldi-Markt in der Königsteiner Straße einen Augenblick lang nicht auf ihre Handtasche im Einkaufswagen acht. Die Folge: 700 Mark Bargeld, Schecks, Papiere sowie eine Euroscheck- und eine Kreditkarte waren weg.
Noch viel dreister ging ein Täter nur eine Stunde später in einem Geschäft an der Ecke Albanus-/Emmerich-Josef-Straße vor. Die 63jährige Frau hatte bemerkt, wie der Dieb ihr Portemonnaie aus der Handtasche gefischt hatte und bat den Marktleiter um Hilfe. Der hatte den Diebstahl auch gesehen, weigerte sich aber einzugreifen.
Der Täter ging mit den gestohlenen 200 Mark Bargeld seelenruhig aus dem Lebensmittelmarkt. Die Polizei ermittelt jetzt gegen den Marktleiter wegen unterlassener Hilfeleistung. gre
Die Österreichische Gesellschaft Frankfurt wendet sich mit Nachdruck gegen das Ausländer-Volksbegehren in der Alpenrepublik: Das Volksbegehren habe "Rückwirkungen auf das Ansehen Österreichs im Ausland". Die 200 000 in Deutschland lebenden Österreicher hätten bislang die Erfahrung gemacht, nicht als Ausländer diskriminiert zu werden.
"Es ist zu befürchten, daß ein solches Volksbegehren die Gastfreundschaft im Ausland beeinträchtigt und die Stimmung gegen uns umschlägt", heißt es in der Erklärung. Eine solche Aktion vergifte das Zusammenleben der Völker und richte sich gegen das Zusammenwachsen der europäischen Staaten. vo
HANAU. Gestern zur Ladenschlußzeit reihten sich trotz widrigen Wetters 7000 Menschen zu einer Lichterkette in der Hanauer Innenstadt auf. "Für ein friedliches Miteinander" war die stumme Demonstration gegen Rechtsradikalismus und für Achtung der Menschenwürde überschrieben. Mehr als 110 Organisationen und Institutionen - darunter die demokratischen Parteien, Sportvereine, Gewerkschaften und Magistrat - unterstützten die Lichterkette. Die Kirchen der Innenstadt läuteten die Glocken.
In Hanau blieb man nicht bei der Lichterkette stehen, es ist ein Runder Tisch zum Zusammenleben mit den Fremden geplant. Mit mehreren Veranstaltungen heute am 60. Jahrestag der NS-Machtübernahme sowie gestern mit einem "Rockkonzert gegen Rechts" will man in Hanau Schritte übers Demonstrieren hinaus unternehmen. Ul
Die "Ökumenischen Kirchenmäuse" aus Eschersheim werden am Samstag, 30. Januar, mit dem von der evangelischen und katholischen Kirche Frankfurts gestifteten Preis "Humor in der Kirche" ausgezeichnet. Die Kirchenmäuse, Eschersheimer Bürger aus beiden Konfessionen, seien durch elf "wirklich humorvolle Faschingsfeste bei Kirchens" aufgefallen, heißt es.
Übergeben werden soll der Preis beim "Mäusefest" ab 20 Uhr in der Rhaban- Fröhlich-Straße 20. epd/FR
Die exquisite Lederjacke, dank Schlußverkauf überhaupt nur bezahlbar, saß einfach prachtvoll. Am Körper der Gattin wirkte sie geradezu wie ein Königsmantel. "Traumhaft" schwärmte sie, sich vor der Spiegelsäule im Bekleidungshaus drehend, und lobte den langen Schnitt, die weichen Konturen, den Schultern und Nacken umschmeichelnden dunklen Webpelz. Da setzte die Verkäuferin gezielt noch eins drauf: "Eingefärbt, aber echter Fuchs!" und ihr Stolz darüber war unüberhörbar.
Im Kopf des Eheweibes überschlugen sich nun die Bilder: von knopfäugigen Tierchen, als Fell-Lieferanten in den Zucht-Farmen eingepfercht wie die Hühner in Legebatterien. Oder doch so ähnlich . . .
Die arme Verkäuferin! Sie wird wahrscheinlich nie begreifen, warum die bis dahin so begeisterte Kundin just in diesem Moment den Traum von einer Jacke aufseufzend auf den Ständer zurückhängte.
Ihr Bastian
Die Stadt Frankfurt soll nicht auch noch eine Sonderabfall-Abgabe für die Sanierung ihrer 26 mit giftigen Kieselrotschlacke verseuchten Sportplätze zahlen. Dafür hat sich der Frankfurter Landtagsabgeordnete Sieghard Pawlik in Wiesbaden stark gemacht. Er forderte eine Novellierung der entsprechenden Umweltgesetze: In ganz Hessen solle eine "Befreiung von der Abgabepflicht" gelten bei Kieselrot-, Asbest- und PCB-Sanierungen.
Im Kieselrot-Fall würde das der Stadt Frankfurt 1,7 Millionen Mark ersparen. Soviel müßte sie an Sonderabfall-Abgabe für die bei der Sanierung anfallenden 17 000 Tonnen vergifterer Schlacke bezahlen. peh
In 300 Kindergärten in Stadt und Kreis Offenbach und Hochtaunus- und Main- Taunus-Kreis hatte das Projekt des Umlandverbands Frankfurt (UVF) bereits "außerordentlich positive Resonanz" (UVF-Beigeordneter Thomas Rautenberg), im Februar läuft es in 90 Frankfurter Kindertagesstätten an: Es geht um "Abfallvermeidung im Kindergarten". Der UVF schickt dazu die Berater in die Kitas und liefert gratis das Medienpaket: Spiele, Bücher, Informationsmappen für die Erzieherinnen.
Anmeldungen sind noch möglich bei UVF-Abfallberaterin Jutta Heldt, Telefon 069 / 2577-752. peh
Der deutsche Fotograf Stefan Moses versteckt sich hinter Bildern seiner spektakulären und umstrittenen Ausstellung "Abschied und Anfang", in der er 1989/90 Menschen in der ehemaligen DDR porträtierte. Die Bildlegende zitiert ihn: "Fotografieren ist schwer, fotografiert werden noch schwerer". Das ist eine sehr typische Aufnahme aus dem Fotobuch von Vera Isler: Rollenwechsel. Fotografen vor der Kamera. Friedrich Reinhart Verlag, Basel 1992, 222 Seiten, 48 DM. Die Baseler Fotografin Vera Isler hatte eine neuartige, aber eigentlich sehr naheliegende Idee - sie fotografierte Kolleginnen und Kollegen, und das Ergebnis ist frappierend. Kaum einer der Abgebildeten läßt sich auf das reine Porträt ein, viele zeigen sich mit ihren mehr oder weniger berühmten Bildern, andere präsentieren sich im Studio oder zumindest mit dem Fotoapparat, einige fotografieren zurück. Das, was die meisten von ihnen jeden Tag selbst tun, Menschen aufzunehmen, wollen sie mit sich nicht so ohne weiteres geschehen lassen. Sie kennen die Gesetze der Fotografie zu gut, aber sie kokettieren auch mit ihnen. Die Bilder sind ebenso Inszenierungen der Fotografin Isler wie Selbstinszenierungen der Fotografierten. Die meisten von ihnen haben die Bilder für diesen Band selbst ausgewählt. Das Buch, mit Aufnahmen von etwa 30 Fotografinnen und 50 Fotografen, befriedigt zunächst einmal eine ganz natürliche Neugierde: Wie sehen sie aus, die Brühmtheiten, deren Bilder man kennt und schätzt, wie geben sie sich vor der Kamera? Die Alten sind meist ganz unverkrampft und natürlich: Alfred Eisenstaedt, Gisèle Freund, Lucia Moholy-Nagy, Arnold Newman, Leni Sonnenfeld oder Hans Staub haben die Pose nicht mehr nötig. Alberto Venzago oder Jeanloup Sieff dagegen setzen sich geradezu narzißtisch in Szene. Zwischen diesen Polen sind alle Varianten und Spielarten vertreten. Manche haben sich ganz verweigert, auch das eine Form der Eitelkeit. Helmut Newton: "Ich hasse es, fotografiert zu werden." Zwei Jahre später, als es Vera Isler noch einmal bei ihm versuchte, sagte er: "Jetzt bin ich zu alt." Über die Befriedigung der Neugierde hinaus ist dieser Band vor allem ein Kommentar zum Thema Porträtfotografie. Das Künstliche, Gemachte solcher Aufnahmen wird einem von Profis dieser Arbeit ganz deutlich vor Augen führt. Vielleicht hat der Rollenwechsel auch einen Einfluß auf die hier Abgebildeten. Isolde Ohlbaum, die so viele Schriftsteller fotografiert hat, sagt zu ihrem Porträt: "Mehr denn je weiß ich, was ich verlange, dem anderen zumute, wenn beim nächsten Mal wieder ich hinter der Kamera stehe." WR
Viele Boutiquen, aber schlechte Noten von . . .
Die vermeintliche Schwäche in eine Stärke zu verwandeln, das war das Rezept und die Grundlage zum 25:20(12:9)- Erfolg der SG Wallau-Massenheim im Heimspiel vor 2800 Zuschauern gegen den Tabellenvierten TV Niederwürzbach. Das Defizit der Wallauer saß am Freitag abend in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle verletzt auf der Bank: der finnische Spielmacher Mikael Kaellman. In den vergangenen Spielen hatten sich die Wallauer allzu sehr im Gefühl der eigenen "Ohne-Kaellman-Schwäche" gebadet und zu wenig Handball gespielt. Gegen den TV Niederwürzbach sah das ganz anders aus: Eigentlich von vorneherein zur Niederlage verurteilt, da fast die gesamte Mannschaft unter einem Grippevirus litt, besann sich das Team seiner ausgeglichenen Besetzung; jeder Spieler war bereit, Verantwortung zu übernehmen, keiner drückte sich - wie zuletzt häufig geschehen - vor der eigenen Aufgabe.
Begünstigt wurde das überaus erfolgreiche Abschneiden allerdings durch eine in der ersten Hälfte durchwachsene und nach der Pause schlichtweg indiskutable Vorstellung der Gäste. Nationalspieler Jürgen Hartz gelangen trotz einer Unzahl von Versuchen gerade einmal drei Siebenmeter-Tore, der hochgelobte Staffan Olsson aus dem schwedischen Weltmeister-Team kam auf drei Treffer, allesamt erst erzielt, als das Spiel längst entschieden war. Zwischen der 40. und 50. Minute blieben die Gäste gar völlig ohne Torerfolg - Wallau erzielte währenddessen fünf Treffer. Der Zwischenstand zum 21:14 bedeutete die Vorentscheidung der Partie.
Auf seiten der Gäste konnte einzig der wieselflinke Mittelspieler Frank Schmitt überzeugen, der nicht nur durch brillante Anspiele, sondern auch durch acht Tore glänzte. Wallau verdankte seinen Erfolg vor allem einem zuletzt fast abgeschrieben Spieler: Stephan Schoene warf drei Tore und kaufte vor allem Staffan Olsson mit einer konsequenten Abwehrleistung bereits in der ersten Viertelstunde den Schneid ab. Eine Tätigkeit, der sich auch Torhüter Peter Hofmann nach zuletzt durchwachsenen Leistungen mit Wonne hingab; neun Schüsse und zwei Siebenmeter konnte er halten.
Aber auch der grippekranke Martin Schwalb (8/2) konte als Anspieler für Dirk Beuchler (5) und Vollstrecker gleichermaßen glänzen. Die weiteren Tore für Wallau erzielten Mike Fuhrig (1), Michael Scholz (1), Christian Stoschek (4) und Olaf Oster (3). Für Niederwürzbach waren noch Schwarzer (4) und Kalbitz (2) erfolgreich. fes
Zweite Eishockey-Bundesliga Torwart Greb hielt Niederlage in Grenzen
Die Hoffnungen auf den zweiten Auswärtssieg erfüllten sich für Eishockey- Zweitligist EC Bad Nauheim auch nicht im drittletzten Spiel in der Fremde. Die unter einer chronischen Auswärtsschwäche leidenden Nauheimer unterlagen am Freitag abend vor 2200 Zuschauern beim Tabellensiebten SV Bayreuth mit 3:7 (0:3, 3:2, 0:2). Der EC verdankte das achtbare Endresultat primär dem überragenden Torhüter Carsten Greb, der mindestens ein Dutzend hochkarätiger Chancen der technisch überlegenen Gastgeber vereitelte.
Der EC konnte erstmals seit langen Wochen wieder in Bestbesetzung antreten, nachdem Verteidiger Lindenzweig ins Team zurückgekehrt war. Die Partie verloren die hessischen Gäste praktisch in den ersten sieben Minuten, als Bayreuth mit 3:0 durch Blaczek, Rioux und Hadraschek ein Traumstart gelang.
Im Mitteldrittel zeigte der bisherige Tabellenvorletzte gute Moral, kam durch Barczikowski (1:3), Michel (2:4) und Sekunden vor der Drittelsirene durch Prada auf 3:5 heran. Für den SV Bayreuth trafen Deske sowie Rioux ins Schwarze.
Die Vorentscheidung fiel durch Petrovka mit dem 6:3, als gleich zwei Bad Nauheimer Spieler die Strafbank drückten. Petrovka markierte auch den Schlußpunkt. jo.
Seit Freitagabend hat die bis dahin blütenreine Weste des Frankfurter ESC einen leichten Grauschleier. Nach zehn Siegen hintereinander büßte der Spitzenreiter der Eishockey-Oberliga Nord beim 4:4 (2:1, 1:0, 1:3) auf eigenem Eis gegen seinen ärgsten Verfolger erstmals einen Punkt ein. Das hätte sogar eine Niederlage werden können. Denn bis 95 Sekunden vor der Schlußsirene, als Zajic der von den wieder 7000 Zuschauern umjubelte Ausgleich gelang, hatte der ESC Wedemark noch geführt. Damit ist der Abstand zwischen dem Tabellenersten und dem Ligazweiten bei vier Punkten geblieben.
Probleme mit dem Gegner hatten die "Löwen" schon im ersten Drittel. Das forechecking der Norddeutschen, eine in der Eissporthalle am Bornheimer Hang selten zu erlebende Gästetaktik, verleitete den Favoriten häufig zu Fehlpässen in der Verteidigungszone und sorgte für ein optisch ausgeglichenes Spiel. Zumal die Frankfurter ebenfalls nicht bereit waren, sich durch diese gegnerische Maßnahme aus der Reserve locken zu lassen. So entsprangen die beiden ersten Tore zur Frankfurter 2:1-Führung, jeweils durch Olaf Scholz erzielt, auch nicht dem üblichen power play, sondern klug herausgespielten Konterzügen, bei denen jeweils Jason Hall die Vorarbeit geleistet hatte. Einem feinen Spielzug, den Nicholas durch einen Fehler einleitete, entsprang auch der vorübergehende Ausgleich durch Chyzowsky.
Nach dem ersten Wechsel wurde die Überlegenheit der "Löwen" zwar deutlicher, doch mehr als ein Treffer durch Grzesiczek wollte nicht herausspringen. Auffallend die Disziplin der Wedemarker, die sich weniger Strafzeiten einhandelten, beim Überzahlspiel aber ihr risikoloses Spiel beibehielten.
Als kurz vor der zweiten Sirene Osinski dann doch eine Fünf-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam, mußten zwei Frankfurter "Racheengel" gleich mit auf die Bank. Die Folge war der Anschlußtreffer zum 3:2, wieder erzielt durch Chyzowsky, bei Wedemarker Überzahl. Auch der Ausgleich durch West fiel, nachdem sich die Frankfurter selbst reduziert hatten.
Und dann war auch noch das Glück mit den Gästen, als nämlich der Puck nach einem versuchten Befreiungsschlag in der Frankfurter Verteidigungszone vom Stock des Wedemarkers Heinrich Synowietz unkontrolliert ins Tor hüpfte. Danach wäre Trevor Erhardt beinahe schon das 4:4 gelungen, doch der verhinderte Torjäger scheiterte am Pfosten. Sim.
Der heute fast vergessene Streit um den deutschen Schriftsteller Arnold Zweig war kein Einzelfall, sondern er stand ganz in der trüben Tradition deutscher Kulturgeschichte unseres Jahrhunderts. Wo andere nationale Kulturen - etwa der Nachbar Frankreich - ihre großen Dichter und Schriftsteller jenseits aller tagesideologischen Gegensätze sehr bald zu "Klassikern" erheben, ihre Werke nicht nur beachtliche wissenschaftliche Begleitung, sondern vor allem auch eine mit großem Engagement betriebene Edition erfahren, geraten in Deutschland allzu viele in der Regel nur deswegen ins Vergessen, weil sie auf der "falschen Seite" gestanden haben.
Arnold Zweig, der zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt, gehört in diese Reihe der Übersehenen. Nicht zuletzt, weil er das war, was in seinem Vaterland sehr häufig tödliche Folgen nach sich zog: Er war Jude und Sozialist. So verbrannten die Nazis seine Bücher und jagten ihn aus dem Land. Er ging ins Exil nach Palästina, wo er 15 Jahre hoch oben über der Bucht von Haifa isoliert und zunehmend vereinsamend seine Romane, Erzählungen, Essays und (Gelegenheits-)Gedichte schrieb. 1948 kehrte der tief enttäuschte Zionist nach Deutschland zurück, von der Bundesrepublik übersehen und bald diffamiert, von der DDR geehrt, gefeiert und materiell endlich abgesichert. Seine Bücher wurden im ersten deutschen "Arbeiter- und Bauernstaat" in hohen Auflagen gedruckt.
Arnold Zweig hatte lange gezögert, ob er nach Deutschland zurückkehren oder in Amerika, wo der Freund Lion Feuchtwanger und der hochverehrte Kollege Thomas Mann bereits seit Jahren lebten, ein neues Exil wählen sollte. Erst in Prag, wo er auf Einladung des dortigen Schriftstellerverbandes einige Wochen weilte, fiel die Entscheidung, er ging nach Ostberlin und blieb dort. Er wurde ein Privilegierter in der DDR, und er genoß nach den einsamen und finanziell kargen Exiljahren den wiedergefundenen Ruhm. Zweig war überzeugt, daß der Staat Ulbrichts und Piecks das neue, das andere Deutschland repräsentierten, die Republik Adenauers aber eine Gefahr für den Weltfrieden darstellte. Viele Fehlentwicklungen der DDR übersah er oder schwieg dazu.
Hinter den Kulissen jedoch hatte er vielfach seine Stimme erhoben, um bedrohte Kollegen vor der stalinistischen Verfolgung zu schützen, meist waren seine Einwürfe vergeblich. "Ich bin ein Ja-Sager", erklärte er öffentlich, und er hielt sich an diesen Satz. Im April 1949 schrieb er in einem Zeitungsartikel: "Dem Sozialismus gehört, in seiner unverfälschten Form, wie sie vorläufig von den Sowjets verkörpert und weitergebildet wird, die Zukunft von morgen . . ." Wie so viele Linksintellektuelle, die über Jahre hinweg der antifaschistischen Front angehört hatten und für die Hitlers Rassen- und Vernichtungspolitik auch persönlich lebensbedrohend waren, glaubte er, nur im Sozialismus eine Alternative für den europäischen Barbarismus unseres Jahrhunderts erkennen zu können. Ein grausamer Irrtum.
Im Frühjahr 1950 bezog Arnold Zweig eine kleine bürgerliche Villa im Prominentenstadtteil Berlin-Niederschönhausen. Ursprünglich sollte hier Heinrich Mann, der für das Amt des Präsidenten der Ost-Berliner Akademie der Künste vorgesehen war, sein Domizil finden, aber kurz vor seiner Abreise aus den USA starb er. Arnold Zweig lebte bis zu seinem Tode am 26. November 1966 in der Homeyerstraße 13. Das Ende der dreißiger Jahre gebaute Haus - sechs Zimmer und ein hübscher Wintergarten - beherbergte seine Bibliothek und eine Fülle unveröffentlichter Manuskripte und Briefe. Er lebte dort sehr gerne, liebte den freundlichen Garten, genoß, als die Last des Alltags, die schwere Augenkrankheit und wohl auch die zunehmende Resignation über die politischen Entwicklungen in der DDR und in Europa die schriftstellerische Produktion unübersehbar schwächten, die Ruhe der Zurückgezogenzeit.
Sein unmittelbarer Nachbar war lange Jahre der Komponist Hanns Eisler, im weiteren Umkreis Ost-Berlins lebten Bert Brecht und Helene Weigel, Anna Seghers und Friedrich Wolf, der Sänger Ernst Busch und der Bildhauer Gustav Seitz. Der um geistig-ideologische Akzeptanz und politische Anerkennung ringende Ulbricht-Staat umarmte die linke bürgerliche Intelligezija, und er mißbrauchte die, die sich wohl allzu leicht mißbrauchen ließen.
Nach dem Tode Arnold Zweigs wurde das Haus in der Homeyerstraße der Akademie der Künste übergeben und zur Gedenkstätte. Alles blieb erhalten, die Bibliothek und die Manuskripte wurden katalogisiert, Forscher, Schülergruppen oder sonstige interessierte Besucher fanden ein offenes Haus.
Mit der politischen Wende droht aber nun das Ende. Der alte Besitzer, die Akademie der Künste (Ost), fusioniert mit der West-Berliner Akademie, und dort fehlt es an Geld. Die Häuser von Anna Seghers und Brecht sollen gesichert werden, hieß es in einer Presseerklärung vom Dezember, aber die letzte Heimstätte Arnold Zweigs wird aufgegeben. Der Berliner Senat wiederum erklärt sich - Gott segne unsere einfältigen Kulturfunktionäre - nicht für zuständig. Im übrigen, so heißt es beim Kultursenator, müßten, da die Häuser von Arnold Zweig, Johannes Becher und Ernst Busch inzwischen Privatpersonen gehören, die hohe Mietforderungen stellen, diese Gedenkstätten ohnehin demnächst aufgelöst werden. Die Buchbestände sollen in die Akademie verlagert werden.
Damit ist die Sache abgehakt. Eine Schande. Übrigens auch, daß die wissenschaftlichen Hilfskräfte, die in der Berliner Akademie die vom Aufbau-Verlag geplante neu edierte 12bändige Werksausgabe betreuen sollen, jetzt angeblich nicht mehr finanzierbar sind.
Die Eigentümerin des Hauses Homeyerstraße 13 verlangt rund fünftausend Mark Monatsmiete, was inzwischen für ein Haus dieser Größe und in dieser Lage in Berlin ortsüblich ist. Eine Kraft, die das Haus als Arnold-Zweig-Gedenkstätte für die Besucher betreuen würde, käme hinzu. Rund hunderttausend Mark wären jährlich also notwendig. Sie sind im Milliarden-Etat Berlins angeblich nicht vorhanden.
Hauptstadt ist sie wieder geworden, die Stadt an der Spree, ihre Kulturpolitiker aber scheinen die Geisteshaltung der deutschen Provinz unseligen Gedenkens bewahrt zu haben. Wahrscheinlich haben sie nicht einen einzigen Blick in die bedeutenden Prosawerke dieses Autors geworfen, ahnen sie nicht einmal, was "Der Streit um den Sergeanten Grischa", "Erziehung vor Verdun" oder "Das Beil von Wandsbek" für die deutsche Literaturgeschichte unseres Jahrhunderts bedeuten.
Arnold Zweig entlarvt in seinen Romanen über den Krieg und die Diktatur der Eliten die Gesellschaft des europäischen Imperialismus. Der Krieg als Fortsetzung der Politik mit kriminellen Mitteln, der einzelne als Täter und Opfer einer mörderischen und geldgierigen Moderne spiegeln diese Epen über unsere Zeit mit einer erzählerischen Wucht und psychologischen Einfühlsamkeit wider, die sich nicht häufig finden in der deutschsprachigen Literatur. Daß Arnold Zweig in den Agonie-Jahren der Weimarer Republik zu den wenigen gehörte, die gegen die Radikalen aufstanden, Hitler und Konsorten mit Leidenschaft bekämpften - was hilft es. Ein "Nestbeschmutzer" ist er für die Sieger geblieben.
Im Berliner Senat knallen die Champagnerkorken, wenn Daimler-Benz kommt, wenn die Schatzmeister der Parteien Wahlkampfmillionen kassieren. Ein Jude, ein linker Intellektueller und Schriftsteller, dessen Romane auch noch den Mächtigen von heute den Spiegel vorhalten, ist nicht des Aufhebens wert. Die Analphabeten haben ein gutes Gedächtnis. So gelingt im neuen Deutschland ein besonders makabres Kunststück: Auch die Toten zwingen wir ins Exil.
WILHELM VON STERNBURG
MÖRFELDEN-WALLDORF. Nicht ganz zufrieden ist die Fraktion der Grünen mit dem Energieversorgungskonzept im Neubaugebiet "Plassage / Lange Äkker", wo überwiegend Erdgas zum Einsatz kommen soll. Das Thema kam im Haupt- und Finanzausschuß zur Sprache, als es um den Offenlegungsbeschluß für die neue Wohngegend am Bahndamm in Walldorf ging.
"Unser Ziel und Wunsch war es, dort ein Blockheizkraftwerk zu installieren", monierte Grüne-Fraktionsvorsitzende Ursula Kuppert im Haupt- und Finanzausschuß und ließ sich auch von den Zahlen des erstellten Ernergie-Gutachtens nicht beirren. Dort, erläuterte SPD-Mann Werner Schmidt, sei dargelegt, daß ein solches Kraftwerk wirtschaftlich unrentabel sei, sich nur rechne, wenn übers Jahr gleichmäßig Energie abgenommen werde, was aber in einer Wohngegend ohne größere Energieabnehmer nicht laufe. Ergo müsse die Stadt zuschießen. "Wir können doch nicht sehenden Auges so ein Projekt hinstellen und sagen, das rechnet sich nicht, dann subventionieren wir halt", so Schmidt.
Doch es ist nicht nur der Verzicht aufs Blockheizkraftwerk, der die Grünen stört. Es schmeckt ihnen auch nicht, daß zwar auf Elektroheizungen, Kohle oder Holz verzichtet werden soll, Öl aber neben Erdgas noch zum Einsatz kommen kann. Wenn schon kein Blockheizkraftwerk, dann wenigstens eine auf Erdgas beschränkte Energieversorgung, finden die Grünen. Das sei aus baurechtlichen Gründen nicht möglich. Die Hausbesitzer müßten eine Wahlmöglicheit haben, so daß die Stadt höchstens die Auswahl begrenzen könne, sagten Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran und Schmidt. Kuppert kündigte indes an, daß "wir uns über die Energieversorgung noch unterhalten müssen". wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der geplante Neubau der Polizeistation in Mörfelden-Walldorf nimmt immer konkretere Formen an. Nach dem Bauausschuß hat am Donnerstag auch der Haupt- und Finanzausschuß zugestimmt, zwecks Errichtung neuer Amtsstuben einen Erbbaupachtvertrag mit dem Land Hessen abzuschließen.
Ebenfalls am Donnerstag hat Bürgermeister Bernhard Brehl aus Wiesbaden erfahren, daß das Finanzministerium zu den Plänen ja gesagt hat. Wenn am kommenden Dienstag das noch ausstehende Plazet der Stadtverordneten erfolgt ist, steht dem Vertragsabschluß nichts mehr im Weg. Brehl geht davon aus, daß der Kontrakt "im Februar, spätestens im März", unterzeichnet wird. Dann soll binnen zweier Jahre gebaut werden.
Seit Ende vergangenen Jahres weiß Brehl, daß das Innenministerium als die für die Polizei zuständige Behörde sich zu einer Entscheidung pro Polizeistation durchgerungen hat. Dies wünscht sich die Stadt schon seit Jahren, weil es im derzeitigen Domizil am Mörfelder Dalles zu eng geworden ist und auch die Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten werden können. Zudem müssen sich Polizeistation und Stadtbücherei das Gebäude teilen.
Die angepeilte Lösung: Die Polizei bekommt ein neues Dienstgebäude auf dem rund 1860 Quadratmeter großen Grundstück neben der Walldorfer Stadthalle, die Stadtbücherei übernimmt das gesamte Gebäude. Das Land war auch grundsätzlich dazu bereit, den Beamten ein neues Zuhause zu bauen.
Mit dem Brief auf dem Tisch stieg die Stadt in die Planung ein. Selbst eine positiv beschiedene Bauvoranfrage liegt vor. Doch dann war Schluß. Zum Bau kam's nicht, weil die Wiesbadener Kassen leer waren.
Im zweiten Anlauf dann einigten sich Stadt und Land auf einen Erbbaupachtvertrag. Demnach wollte die Stadt das Grundstück zur Verfügung stellen, das Land sollte sich einen Bauträger suchen, von dem das Gebäude schließlich gemietet werden könne. Der Vertrag lag vor, die Stadt hatte sogar schon einen Bauträger an der Hand. Doch dann, als alles perfekt schien, meldete das Innenministerium - dessen Juristen den Vertrag mitgestaltet hatten - Bedenken an. Das war im Oktober 1991. Seither herrschte Funkstille. Bis Ende vergangenen Jahres. Da kam aus Wiesbaden der Bescheid, das Land werde nun doch bauen. Und zwar - wie ursprünglich gedacht - in Erbbaupacht, allerdings ohne Zwischenschaltung eines Bauträgers, sondern in Eigenregie.
Brehl hofft, daß die Sache jetzt zügig über die Bühne geht. Zähe Verhandlungsrunden erwartet er jetzt nicht mehr; gibt es doch noch jenen Kontrakt von 1991, der im Dezember 1992 der neuen Sachlage angepaßt wurde. Zwar wird erwartet, daß seitens des Landes noch der eine oder andere Änderungswunsch kommt. Und auch die Stadt will noch festschreiben lassen, daß sie bei Baukörper- und Außengestaltung ein Wörtchen mitreden darf. Doch grundsätzlich, ist Brehl überzeugt, sind die Stolpersteine jetzt aus dem Weg geräumt, so daß es endlich losgehen kann. wal
Mehrere Variationen auf 20 Kilometer Breite Bahn präsentiert demnächst Vorschläge zur ICE-Trasse Von Jörg Andersson SCHLÜCHTERN / MAIN-KINZIG-KREIS. Die Bundesbahn will in Kürze mögliche Alternativen zu der bisher skizzierten Hochgeschwindigkeitstrasse im Kinzigtal präsentieren. Wie der Pressesprecher der Bundesbahnhauptverwaltung in Mainz, Jörg Waizenegger, mitteilte, sind die Untersuchungen in dem 20 Kilometer breiten Planungskorridor zwischen dem unteren Vogelsberg und den Ausläufern des Spessarts abgeschlossen. Die Ergebnisse dieser "Vorstudie" würden "in den nächsten Wochen" vorgelegt. Die Aussagen aus der Hauptzentrale in Mainz wurden auch von der regional zuständigen Verwaltung in Frankfurt bestätigt. Laut DB-Sprecher Klaus Vollmer hat das beauftragte Ingenieurbüro "eine größere Anzahl" von Alternativen zu der für den Bundesverkehrswegeplan entworfenen Trasse aufgezeigt.
Obwohl es sich nach Aussagen der Bahn um eine "Vorstudie mit oberflächlichen" Untersuchungen handelt, diente diese als Diskussionsgrundlage, auf der die endgültige Streckenführung in Absprache mit den betroffenen Kommunen festgelegt werden soll. Wie Vollmer weiter ausführte, habe sich die Bahn in dieser Vorstudie auch von dem Fixpunkt Distelrasentunnel distanziert. Dieser sei "ein Argument in der Planung, aber kein Zwangspunkt".
Indes haben die vier Bürgerinitiativen, die sich im Kinzigtal gegen das Schnellbahnprojekt formiert haben, auf Initiative der SPD-Bundestagsabgeordneten Barbara Weiler Gespräche mit Beamten im Bundesverkehrsministerium geführt und bei allem Verständnis für die Erweiterung des Schienennetzes ihren Widerstand gegen eine Zerstörung des "bereits hoch belasteten Kinzigtals und seiner Nebentäler durch einen weiteren Hauptverkehrsweg" unterstrichen.
Nach Einschätzung von Dr. Michael Bloch aus Schlüchtern-Breitenbach verliefen die Gespräche in Bonn für die Bürgerinitiativen durchaus positiv. So habe ihnen das Ministerium zugesichert, darauf zu drängen, daß die Bundesbahn "echte Alternativen zu der Kinzigtaltrasse vorlegen" wird. Auch beim Planungsrecht habe man den Eindruck gewonnen, "daß es auch bei der Anwendung des Beschleunigungsgesetzes Einspruchsmöglichkeiten gibt".
Die Bürgerinitiativen bereiten sich bereits jetzt auf einen Besuch von Bundesverkersminister Günther Krause (CDU) im Main-Kinzig-Kreis vor, den die Landtagsabgeordnete Martina Leistenschneider (CDU) für den 16. Februar avisiert hat. Ein entsprechender Fragenkatalog werde vorbereitet und an Krause weitergeleitet, damit dieser darauf vorbereitet sei, erklärte Dr. Bloch.
Der Schlüchterner hegt nach einer Unterredung mit dem verkehrspolitischen Sprecher der SPD, Klaus Daubertshäuser, die Hoffnung, daß die Hochgeschwindigkeitstrasse durch das Kinzigtal noch verhindert werden könne. Die Bahn beurteilt das anders und verweist darauf, das Projekt sei finanziell abgesichert. Die Einführung des ICE zwischen Frankfurt und Fulda habe zudem die "Lukrativität" dieses Streckenausbaus unterstrichen. So könne man mittlerweile von einem "sprunghaften Anstieg" der Fahrgäste ausgehen.
Das Bahnprojekt im Kinzigtal wird von den betroffenen Bürgermeistern im östlichen Kreis in der bisherigen Form grundweg abgelehnt. Schlüchterns Rathauschef Falko Fritzsch spricht von einer "Wahnsinnsplanung", Steinaus Amtschef Hans-Joachim Knobeloch mahnte, das bereits durch insgesamt neun Verkehrsadern sowie Strom- und Gasleitungen belastete Kinzigtal nicht endgültig zu zerstören. Bad Soden-Salmünsters Magistratsmitglieder Hubert Möller kündigte vergangenen Woche in Steinau an, die Stadt werde "die Trasse mit allen Mitteln zu verhindern suchen, notfalls auf dem Klageweg".
Moderater haben sich nun führende Kreis- und Landtagspolitiker zu Wort gemeldet. Wenn sich durch das Schnellbahnprojekt der Nahrverkehr im Kinzigtal "spürbar verbessern ließe", könne er "unter Bedingungen dem Bau der Trasse seine Zustimmung geben", äußerte sich Lothar Klemm. Der Fraktionsvorsitzende der hessischen SPD warnte vor einem überlasteten Bahnnetz, weil dann Pendler ins Auto getrieben und sich auf der Autobahn A 66 zwangsläufig Staus bilden würden.
Hubert Müller, CDU-Kandidat für den Landratsposten, forderte im Falle eines weiteren Schienenausbaus eine Feinabstimmung mit den Kommunen, die Koordination der Planung solle federführend der Kreis übernehmen.
Auch die Kreis-SPD, die bei der jüngsten Bürgerversammlung in Steinau durch Abwesenheit glänzte, hat nun eine Pressemitteilung erstellt. Tenor von Landrat Karl Eyerkaufer und Fraktionschef Rainer Krätschmer und seiner Stellvertreterin Brigitte Schmidt: Die Schienenverbindungen müssen ausgebaut werden, "sonst ist der Verkehrskollaps auf der A 66 programmiert". Man habe zwar nichts gegen eine "schnelle und zügige Planung", wehre sich jedoch entschieden gegen das "gesetzeswidrige" Beschleunigungsrecht.Neuer Termin für Treffen
DIETZENBACH. Die Interessengemeinschaft mit Ausländern verheirateter Frauen (IAF) - Verband binationaler Familien und Partnerschaften - kommt von nun an jeden ersten Dienstag im Monat um 19.30 Uhr in der Gaststätte "Zur Linde" an der Darmstädter Straße zusammen. Diese kündigt IAF-Sprecherin Nicola Küpelikilinc an. Das nächste Treffen ist somit am kommenden Dienstag, 2. Februar. fin
Worte wie "Senderfamilie" oder "Verbund" nehmen die Berteslmänner natürlich nicht mehr in dem Mund. Zu empfindlich reagieren die Landesmedienanstalten derzeit darauf. Doch das heißt längst nicht, daß die Manager des Gütersloher Medienriesen von der Verubndidee, die Konkurrent und Vorbild Leo Kirch so eindrucksvoll vorführt, Abschied genommen hätten. Im Kern gilt die Idee nach wie vor als "völlig richtig". Der Traum vom Flaggschiff RTL, das von den "Beibooten" VOX, RTL 2 und "premiere" (in dem pikanterweise auch Kirch sitzt) begleitet wird, ist längst nicht ausgeträumt. Für die Landesmedienanstalten, deren Direktoren sich soeben auf ihrer Konferenz in Ludwigshafen auf eine intensive Überprüfung des Kirch-Imperiums mit Sat 1, Pro 7, Kabelkanal und Deutsches Sportfernsehen verständigt haben, dürften sich bald ein weiteres Feld für ihre Anti-Konzentrationsbemühungen auftun. Der Kampf um VOX ist hinter den Kulissen voll im Gange. "Da tun sich schlimme Dinge unter der Decke", wird nicht nur in einer der 15 Medienbehörden vermutet.
Das "Ereignisfernsehen", am Montag an den Start gegangen, soll, wenn es nach den Bertelsmann-Vorstellungen geht, bald einen neuen Gesellschafter haben: die Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion. Zwar hat die CLT bislang die Idee eines "informationsorientierten Vollprogramms" für schlichten Blödsinn gehalten und deshalb ihrem RTL-Mitgesellschafter Bertelsmann im Schulterschluß mit dem Essener Zeitungskonzern WAZ und dem Münchner Zeitschriftenhaus Hubert Burda das Leben zur Hölle gemacht. Doch nun ist alles anders.
Die beiden Medienkonzerne Bertelsmann und CLT, die einst angetreten waren, "alles im deutschen Fernsehgeschäft gemeinsam zu machen", sich dann wegen des Gütersloher Engagements bei VOX mit allen erdenklichen Mitteln bis aufs Messer bekämpft haben, gehen nun offensichtlich wieder Arm in Arm - zur Überraschung von WAZ und Burda. Nach mehr als anderthalb Jahren Dauerfehde hat die CLT im Dezember ihren Widerstand gegen die Beteiligung der Bertelsmann-Tochter ufa aufgegeben und auf das "Folterinstrument", die Anwendung der Wettbewerbsklausel im RTL-Gesellschaftervertrag, verzichtet.
Dieser Verzicht hat natürlich seinen Preis. Die CLT soll nicht nur VOX-Gesellschafterin werden, auch bei RTL dürften Veränderungen in der Gesellschafterstruktur bevorstehen. Bertelsmann soll bereit sein, dem wiedergewonnenen Freund CLT Anteile an RTL, dem mit mehr als zwei Milliarden Werbeumsatz gewinnträchtigsten Sender in Europa, abzugeben. Bertelsmann Manfred Harnischfeger, in Sachen Einigung zwischen Gütersloh und Luxemburg zugeknöpft bis obenhin, weigert sich, "zu diesen Spekulationen Stellung zu nehmen". Doch die Sache macht durchaus Sinn. Schließlich mußten die Luxemburger, mit 46,1 Prozent größte und dank Stichstimme im Beirat bislang mächtigste RTL-Gesellschafter, wegen des neugefaßten Rundfunkstaatsvertrags Federn lassen und ihre dominierende Position aufgeben. Die Vorherrschaft ist dahin, da können einige Prozente mehr, auch wenn es unter 50 sein müssen, als Trostpflaster wirken. Mehr Anteile für die CLT wären allerdings für die Medienbehörden eine pikante Sache, schließlich haben sie im Zuge der Lizenzdebatte über RTL 2 an der dominierenden Position der Luxemburger Anstoß genommen.
Doch die Gütersloher Pläne für VOX dürften die Aufsichtsbehörden erst recht auf den Plan rufen. Da wollen nicht die Bertelsmänner, da sollen die anderen Anteile für den CLT-Einstieg abgeben - sonst würde es ja auch nichts richtiges mit dem Beiboot-Konzept. Mit 24,9 Prozent ist die ufa an dem jüngsten Sender der deutschen Medienlandschaft beteiligt. Damit ist bereits die Beteiligungsgrenze
Wo sollen die VOX-Anteile für die CLT herkommen? Von der Westdeutschen Medienbeteiligungs Gesellschaft (25,1 Prozent), an der die Westdeutsche Landesbank maßgeblich beteiligt ist? Die Düsseldorfer Banker scheinen Interesse am Fernsehgeschäft gefunden zu haben und zeigen wenig Neigung, bei VOX auf Sparflamme zu fahren oder gar ganz auszusteigen. Von der DCTP von Alexander Kluge und Dentsu (11 Prozent)? Von der Holtzbrinck Gruppe (14,5 Prozent), die als Sat 1-Gesellschafterin vor allem das Informationsprofil von VOX betont, der allerdings immer wieder Ausstiegsgelüste nachgesagt werden? Oder vom Süddeutschen Verlag, der gerade eben mit zwanzig Prozent bei VOX eingestiegen ist und bis Ende Februar die Option auf weitere 4,5 Prozent hat? Die VOX-Gesellschafter betonen ihr Interesse und ihren Glauben an den Erfolg von VOX, während aus Gütersloh zu erfahren ist, man habe mit allen bereits gesprochen . . .
Unterdessen kämpft Bertelsmann-Vorstand Manfred Lahnstein für eine Veränderung des VOX-Konzeptes. Mehr Fiktion sei nötig, um Kosten zu reduzieren und das Programm attraktiver zu machen, so sein Rezept, offensichtlich im Vorgriff auf den CLT-Einstieg und ganz so, als gebe es keine Lizenz, die auch das Programmprofil festzurrt. Daß die Lektüre von Gesetzen und Schriftsätzen nicht unbedingt zu Lahnsteins Stärken gehört, hat auch die DCTP erfahren, deren Sendetermine der Bertelsmann-Vorstand schon einmal im Visier hatte.
Irgendwie scheint man in Gütersloh zu meinen, das (standortpolitische) Interesse der nordrhein-westfälischen Landesregierung an VOX sei so groß, daß man vieles zu übersehen bereit wäre. Dazu könnte ein Treffen beigetragen haben, zu dem Staatskanzlei-Chef Wolfgang Clement am 14. Dezember nach Düsseldorf geladen hatte. In dieser konspirativen Runde wollten die Bertelsmänner Mark Wössner und Lahnstein die CLT und die WAz ins VOX-Boot hieven. Mit einer Minderheitsbeteiligung wollte sich WAZ-Geschäftsführer Günther Grotkamp nicht zufrieden geben, auch wenn ihm zuletzt zwölf Prozent geboten wurden. Mit der verbündeten CLT strebten die Essener bei diesem Gespräch eine "Sperrminorität" von mehr als 25 Prozent an. Doch dafür hätte die Bertelsmann-Tochter ufa etwas von ihren VOX-Anteilen abgeben müssen. Der Deal kam nicht zustande, die WAZ blieb bei ihrem Nein zu VOX.
Isoliert und vom Verbündeten CLT im Stich gelassen, reagierten die Essener dann interessiert auf ein Kaufangebot der Bertesmänner: Am 19. Dezember reisten die Bertelsmann-Vorstände Lahnstein und Lutter nach Essen und boten der WAZ an, deren zehn Prozent an RTL zu erwerben. Drei Stunden soll der Poker gedauert haben, bei dem sich die Summe von zunächst 335 Millionen Mark, über 340, 350 auf schließlich 375 Millionen steigerte. Doch das reichte Grotkamp nicht. Vier Milliarden sei nach Bekunden der Bertelsmänner RTL wert, zehn Prozent eine "strategisch bedeutsame Beteiligung", deswegen verlangten die WAZ-Manager "eine Vier als erste Ziffer", also mehr als 400 Millionen. Auch dieser Deal scheiterte, dafür bekämpft die WAZ den CLT-Rückzug und das O.K. für die Bertesmann-Beteiligung an VOX nun juristisch.
Wir verstehen nicht, mit welchen Mitteln Bertelsmann die CLT über den Tisch gezogen hat, meint Grotkamp. Die Antwort ist vielleicht in der neuen Achse Mark Wössner und Helmut Thoma zu suchen. Der Bertelsmann-Chef hatte im Vorfeld der Runde in der Düsseldorfer Statskanzlei längst Gespräche mit dem RTL-Geschäftsführer, der als vehementer VOX-Gegner hervorgetreten war und dem besonderer Einfluß auf seine Luxemberger Gesellschafter nachgesagt wird, geführt. Deutschlands erfolgreichster Medienunternehmer und Deutschlands erfolgreichster Fernsehmanager müssen sich verstanden haben.
INGRID SCHEITHAUER
PHILIPP RUPP, Seniorchef einer großen Jügesheimer Lederwarenfabrik, hat anläßlich seines 65. Geburtstages auf persönliche Geschenke verzichtet und seine Freunde und Geschäftspartner gebeten, statt dessen Geld für den Verein "Gemeinsam mit Behinderten" zu stiften. Die Summe, die dabei herauskam, rundete der Jubilar zu einem fünfstelligen Betrag auf und sprach bei der Übergabe des Schecks an die Vereinsvorsitzenden Andrea Neumann und Wilma Hillesheim die Hoffnung aus, daß dieses Beispiel Schule machen möge. Bei der Gelegenheit erklärte der Kuratoriums-Vorsitzende der gleichnamigen Stiftung, Lothar Mark, daß er diese neue Form des Schenkens sehr begrüße. In Zeiten, in denen überall über Kürzungen nachgedacht werde, sei es um so wichtiger, gerade die Menschen, die davon betroffen sind, zu unterstützen. Deshalb sei es wichtig, daß prominente Persönlichkeiten mit dieser Art von Sponsoring ihre Bereitschaft zu sozialem Engagement unterstrichen. Die Stiftung "Gemeinsam mit Behinderten" hat dank des jüngsten 24-Stunden-Laufs von Dudenhofen und solcher Spenden ihr ursprüngliches Stiftungskapital von 100 000 Mark knapp ein Jahr nach der Gründung auf hochverzinslich angelegte 250 000 Mark erhöhen können. Die Stiftung stellt ihre Zinserträge der Behindertenarbeit in der Region zur Verfügung. ttt
WALTER THÜNKEN (63), seit 26 Jahren Bürgermeister in Groß-Zimmern im Altkreis Dieburg, will aus seinem Amt ausscheiden. In seiner Gemeinde hatte der südhessische Bauskandal seinen Ausgang genommen. Der SPD-Politiker, der im Verdacht der Vorteilsannahme steht, ist seit Wochen vom Amt suspendiert. Jetzt hat Thüngen, der erst 1990 auf weitere sechs Jahre wiedergewählt worden war, um Versetzung in den Ruhestand gebeten. Das Gemeindeparlament wird sich voraussichtlich am 2. Februar, damit befassen. sch.
BRIGITTE BRAUN, Sozialpädagogin an der Joachim-Schumann-Schule in Babenhausen und bereits für die Grünen im Stadtparlament, führt die Liste der Öko-Partei für die Kommunalwahl am 7. März an. Auf Platz zwei folgt Helga Wiegel. Die Grünen sind derzeit mit zwei Mandaten in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. sch.
GÜNTHER OSTHEIMER, 62jähriger Rektor an der Schule auf der Aue in Münster, ist zum Schulhalbjahr 1992/93 in den Ruhestand verabschiedet worden. Im April 1956 hatte Ostheimer seine Schullaufbahn als Lehrer begonnen und war nach verschiedenen Stationen und Zusatzprüfungen 1984 als Leiter der Förderstufe Rektor der Gesamtschule geworden. sch.
PETER KALDENHOFF, Vorsitzender des Vereins für internationale Beziehungen in Dietzenbach, und sein Vorgänger, HEINRICH STEINHEIMER, erhielten in der französischen Partnerstadt Vélizy Europa-Medaillen der Region Yvelines überreicht. Die beiden weilten zusammen mit Bürgermeister JÜRGEN HEYER anläßlich des 30. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrags in Vélizy. Der Marineattaché der deutschen Botschaft in Paris zeichnete ebenso Heyer und seinen Kollegen von Vélizy, Raymond Loisel, mit Medaillen zur Erinnerung an 30 Jahre deutsch- französische Freundschaft aus. fin
OTZBERG. Man sagt, daß Adam seine Blöße mit einem Feigenblatt bedeckt hat. Die Unterwäsche des Mannes im Mittelalter liegt im Dunkel der Geschichte verborgen. Und als man(n) sie trug, nannte man sie die "Unaussprechlichen". Gerd J. Grein vom Museum Otzberg auf der gleichnamigen Veste im Dieburger Land hat die Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche nachgezeichnet. Lange Zeit verursachte die Vorstellung eines Mannes in Unterhose bei den Damen Lachkrämpfe. Am Sonntag, 31. Januar, eröffnet Gerd J. Grein um 11 Uhr im Museum Otzberg die Ausstellung "Vom Feigenblatt zum Body - Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche". Das Museum ist mittwochs und samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. (siehe auch Hessenseite) sch.
RÖDERMARK. In den ersten drei Wochen des neuen Jahres haben neun Rödermärker Firmen bereits 8100 Mark für die Aktion "Kunst für Rödermark" gespendet. 1992 Jahr hatten Sponsoren 17 000 Mark für diese vom Ersten Stadtrat Alfons Maurer 1989 ins Leben gerufene Kulturinitiative aufgebracht. Seither war die Tendenz des Spendenaufkommens stets steigend. Mit dem Geld werden Aktivitäten kulturtreibender Vereine unterstützt und finanziell abgesichert. ttt
OTZBERG. Heiße Themen scheint das Museum Otzberg im Kreis Darmstadt-Dieburg zu reizen: War es vor zwei Jahren die Historie des Kondoms, so wird nun der Mann erneut bis auf die letzte Hülle entblättert: "Vom Feigenblatt zum Body", heißt die allemal anziehende Ausstellung über die amüsante Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche, die am Sonntag um 11 Uhr eröffnet wird.
"Die Zeit ist reif", das Thema "liegt in der Luft", sagt Museumsleiter Gerd Grein. Vorbei die eher lustfeindliche Dominanz von Feinripp-Unterhosen, weiß und feldgrau mit Eingriff. Der Mann hat, so Grein, seine "Körperlichkeit neu entdeckt", die Frau mag den Mann in raffinierter Verpackung, die Aufwind verspürenden Dessous-Geschäfte sind dankbar für die Nachfrage von Männern, dieser eigentlich längst abgeschriebenen und als Langweiler verrufenen Konsumentenschicht.
Am Anfang der Verpackung steht natürlich Adam, der sein Geschlecht, wie es brav auch Lucas Cranach malte, züchtig mit einem Zweig bedeckte. Erste gesicherte Nachweise von Mannes- Unterhosen im Mittelalter (damals als "die Unaussprechlichen" tituliert) finden sich auf Bildern mit religiösen Motiven: Während der am Kreuz leidende Heiland stets ehrfurchtsvoll behandelt und mit aufwendig verknoteten Schamtüchern dargestellt wurde, fand sich beim Volk schon eher weniger aufgebauschte kurze Unterbekleidung.
Albrecht Dürer hinterließ Porträtzeichnungen, die recht knappsitzende Unterhosen mit einem Anflug von Erotik erkennen lassen. Der Meister zeichnete sich selbst gar mindestens dreimal nackt - bis auf das letzte Tuch. Und demonstriert, daß sich so viel an den gängigen Formen bis heute gar nicht geändert hat.
Daß Männer bei diesem heiklen und dem anderen Geschlecht manch müdes Lächeln abverlangenden Thema seit jeher Imponiergehabe an den Tag legen, zeigt das Beiwerk auf der Oberhose des feinen Herrn im ausgehenden Mittelalter: Mann trug sichtbar eine zwischen den Oberschenkeln baumelnde Schamkapsel aus bestem Stoff: Je größer die Ausbuchtung, desto wohlhabender, aber nicht unbedingt potenter der Zur- Schau-Träger. Das Barockzeitalter machte alle hygienischen Errungenschaften zunichte. Unter dem pompösen Rock versteckte sich das wenig repräsentative Unterhemd, Tag und Nacht am Hofe getragen, gerade mal im Monatsturnus gewechselt. Das Anziehen von Unterhosen wurde erst wieder vereinzelt in der Aufklärungsepoche propagiert, als eine erregte Debatte darüber geführt wurde, welche körperlichen Gebrechen das Onanieren zeitige.
Im 19. Jahrhundert stoßen wir dann auf eine gewisse Formenvielfalt unter den streng knielangen Unterhosen: oben verschnürt, unten mit Gummizug, am Bund figurbetont. Sie sollten ja nicht schmücken, sondern schützen und wärmen - während bis weit in unser Jahrhundert hinein auf dem Land die Herrenunterbekleidung im Sommer unbekannt war.
Wer es im protzig-militaristischen Deutschland der Gründerzeit recht besah, fand beim Ausziehen wahrlich nichts Heroisches - nur weiße Liebestöter. Die nächsten Jahrzehnte brachten den Männern selbstgestrickte dicke Langunterhosen, warme Flauschware in Brauntönen für den auf dem Hochsitz ausharrenden Förster, weit und bequem geschnittene Reform-Kleider aus der Zeit des Jugendstils in Maco-Baumwollqualität.
Die zur Reinlichkeit ermahnende Waschmittelindustrie kreierte die Einheitstrikotagen-Mode: blütenweiß, kochfest, jeglicher erotischen Ausstrahlung abhold. Erst ab den zwanziger Jahren werden die Unterhosen allmählich kürzer, den USA sei Dank, wo Boxer- Shorts geschneidert, schnell beliebt und bald auf Slip-Maße getrimmt und aus Netzstoff gewirkt werden. Die Flower- Power-Bewegung der 60er Jahre bringt "farblich Bewegung in die Unterwäsche", sagt Grein. Seit rund 15 Jahren sind die betörenden Signale männlicher Unterhosen unübersehbar, wird das Stück Baumwolle zum Dessous aufgewertet. Was alles - vom knappen Tanga bis zum bunt getupften oder schwarzen Body - derzeit auf dem Markt ist oder von Avantgarde-Schneidern je nach körperlicher Beschaffenheit maßgefertigt oder von Designern an Gockelhaftem ausgedacht wird, ist in Otzberg auch zu sehen.
Die Ausstellung ist bis 31. März mittwochs und samstags von 14 bis 17, sonntags 10 bis 17 Uhr geöffnet. feu
Einmal an diesem langen Abend im Stadtparlament fielen alle aus der Rolle. Gerade dozierte der Oberbürgermeister über Frankfurts "Vorreiterfunktion beim Wohnungsbau" und CDU-Stadtverordnete riefen eifrig dazwischen: "Woher kommt&rquote;s denn?" - da öffnete sich schwungvoll die Schwingtür zum Plenum. Und herein trat eine Dame, zwei große gelbe Blumensträuße an sich gepreßt. Ohne den Redner am Pult oder die lärmende Meute davor auch nur eines Blickes zu würdigen, marschierte sie quer durch den Saal. Und siehe: Es erstarb jeder Meinungsstreit, dem OB stockte die Rede und alle Augen hingen an ihr, der Fremden, bis sie den Saal durchquert und eine Tür geräuschvoll von außen ins Schloß fallengelassen hatte. Da ging ein Beben durch die Abgeordneten, ein Kichern und Prusten, das sich noch steigerte, als Römer-Sicherheitsbeamte atemlos hereinstürzten - abgehängt, düpiert von einer, die wohl einfach nur den kürzesten Weg gesucht hatte. Oder nicht?
Andreas von Schoeler brach den Bann mit einem Satz. "Lassen Sie uns zum Wohnungsbau zurückkehren!" sagte der OB, fand die Zeile in seinem Manuskript, "Versager!" rief einer von der CDU prompt, die Journalisten auf den ihren Bänken seufzten und notierten: nichts. Denn das abgekartete Spiel an diesem Abend hieß: Politische Bilanz nach vier Jahren. Die Rollen waren vorher verteilt wie die schriftlich vorformulierten Reden.
Jeder, aber auch jeder stöhnte in diesen fast vier Stunden - aber jeder spielte mit. "Wie halten Sie das nur aus?" fragte ein sozialdemokratischer Stadtrat teilnahmsvoll auf den Medien-Bänken nach, während die sattsam bekannten Schlagworte durch den Plenarsaal dröhnten: "Haushalts- Chaos" (CDU über SPD und Grüne), "sogenannte Wirtschaftspartei" (Grüne über CDU), "leere Schubladen vorgefunden" (OB über die Situation beim rot-grünen Amtsantritt).
Was bliebe bemerkenswert? Die Schwäche des CDU-Fraktionschefs Horst Hemzal, der hilflos und ohne viel Beifall seiner eigenen Partei durch seine Rede ruderte. Im Bewußtsein der Wahlniederlage? Oder der OB, der es ganz staatstragend fertigbrachte, seine Herausforderin Petra Roth nicht einmal zu erwähnen. In Erwartung des Sieges?
"Man müßte es mal schaffen, hier ganz ehrlich zu sein", grübelte ein Grüner - ohne Hoffnung in der Stimme. Und ein SPD-Stadtrat sorgte sich, "was wohl die Leute denken". Freilich: So viele Bürger waren nicht gekommen.
Bliebe noch das Rätsel der fremden Dame zu lösen. Am Tag danach rief sie bei der FR an: Die Blumen waren für die Stadtverordneten Walburga Zizka und Elisabeth Kraus.Die hatten nämlich Geburtstag. jg
KELSTERBACH. Langeweile kam bei der Freiwilligen Feuerwehr auch 1992 nicht auf: In 203 Fällen mußte die Wehr eingreifen, sagte der alte und neue Vorsitzende Karl Gesang, der außerdem Stadtbrandinspektor ist. Ohne das ehrenamtliche Engagement der 50 aktiven Wehrleute gehe beim Brand- und Katastrophenschutz nichts mehr.
Längst hat sich in Kelsterbach das traditionelle Einsatzgebiet der Feuerwehr gewandelt und vergrößert: Zwar liegt der Anteil der Brände mit 65 am Gesamtgeschehen immer noch sehr hoch, doch rangierten allgemeine Hilfeleistungen mit 90 auch 1992 wieder klar an der Spitze. Bearbeitet wurden unter anderem sechs Gefahrenguteinsätze sowie 37 Öl- und Chemikalienausläufe. Als ärgerlich wurden die 48 Fehlalarme gewertet. Insgesamt wurden 2648 Arbeitsstunden registriert. Alle 69 Einsätze forderten die Ehrenamtlichen in den Nachtstunden. Und so ganz nebenbei und wenig spektakulär waren die Wehrleute einfach immer da und stellten sich bei 704 Stunden anläßlich 32 Veranstaltungen beim Brandsicherheitsdienst zur Verfügung.
Beim Jahresrückblick wurde auf die Aktivitäten anläßlich der Reihe "40 Jahre Stadtwerdung Kelsterbach" hingewiesen. Gleichzeitig habe die Jugendfeuerwehr ihr 30jähriges Bestehen gefeiert. Zu dieser Gruppe gehören nach Auskunft von Jugendwart Udo Wagner derzeit 17 junge Leute, fünf waren 1992 in die aktive Wehr aufgerückt. Immerhin übernahm die Jugendwehr 1992 68 Dienste. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, kamen laut Gesang noch 24 Schul- und Einsatzübungen hinzu. Auch die Ausrüstung wurde 1992 erweitert. Der besondere Dank galt der Kommune für ihre Unterstützung, unter anderem bei der Anschaffung eines neuen Rüstwagens und eines Mehrzweckbootes. Schließlich stärkte die Wehr auch im Vorjahr die Völkerfreundschaft durch Kontakte in die französische Schwesterstadt Baugé. Bei den Vorstandswahlen gab es folgende Ergebnisse: Auf den Vorsitzenden Karl Gesang entfielen 41 Ja-Stimmen. Sein Stellvertreter ist Dieter Hardt. Gewählt wurden noch: Reiner Wilhelm (Rechnungsführer), Rudi Plitt (Schriftführer) sowie als Rechnungsprüfer Eugen Trump und Andreas Rapp. Geehrt wurden für 60jährige Mitgliedschaft Fritz Geisel, 40jährige Heinrich Richtscheid sowie 25jährige Hartwig Schulz und Franz Papendick. cas
FEUILLETON
Kleine FR
Begegnungsnachmittag DIETZENBACH. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen lädt für den heutigen Samstag, 30. Januar, um 15 Uhr in das Bewohnerzentrum Starkenburgring zum Begegnungsnachmittag ausländischer und deutscher Frauen ein. Für die Betreuung der Kinder ist gesorgt. Vorträge über Thema Asyl DIETZENBACH. Die katholische Erwachsenenbildung weist auf zwei Vorträge zum Thema Flüchtlinge hin: Mittwoch, 3. Februar, und am 3. März, jeweils um 20 Uhr im Gemeindezentrum Offenbacher Straße. Tunesien: Mal- und Studienreise DIETZENBACH. "Auf den Spuren von Macke und Klee!" lautet das Motto einer einwöchigen Mal- und Studienreise, die - unter Leitung des Dietzenbacher VHS- Referenten Günther Eppmann - im März nach Tunesien führen soll. Details unter Tel. 06074 / 26749. Restliche Arbeiten vergeben SELIGENSTADT. Zum Ausbau des provisorischen Parkplatzes auf dem ehemaligen Schlachthofgelände hat der Magistrat den Auftrag vergeben. Die restlichen Arbeiten kosten rund 30 000 Mark.
Pläne für neues Hotel werden jetzt offengelegt Heftige Diskussionen über den Entwurf im Stadtparlament Von Katja Irle KÖNIGSTEIN. Nach heftigen Diskussionen haben die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am Donnerstag abend für die Offenlegung des veränderten Bebauungsplanentwurfs "Wiesengrund / Kurbad" gestimmt. Dort soll ein Hotel gebaut und etwa 120 Wohnungen errichtet werden. Seit Ende der 70er Jahre versucht die Stadt, das Planungsrecht für das Gelände an der Le-Cannet-Rocheville-Straße (B 8) zu erhalten. Gegen die alte Version des aufgestellten Bebauungsplanes waren jedoch immer wieder Einwände erhoben worden. Einhellige Zustimmung fand allerdings auch der überarbeitete Plan nicht: ALK, WK 2000 und Teile der SPD-Fraktion meldeten Bedenken an. "Der Bebauungsplan soll plötzlich im Schweinsgalopp durchgebracht werden", kritisierte Manfred Herr von der Wählergruppe Königstein (WK 2000). Das Grundstück für das Hotel solle so schnell wie möglich "verscherbelt" werden. Damit der zukünftige Investor auch schnell zugreife, wolle die Stadt im Bebauungsplan kaum Auflagen verankern. Die WK 2000 forderte unter anderem, die Bäche auf dem Gelände wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt.
"Die Stadtverordneten stehen unter Zeitdruck", monierte auch Toni König (SPD). Die Diskussion um den Bebauungsplan "Kurbad" sei noch nicht abgeschlossen. So fehlten etwa noch Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch ein Landschaftspflegeplan sei nicht erarbeitet worden. "Mein Hauptproblem ist jedoch die fehlende Anbindung an die B 8", sagte König. Es sei nicht klar, wie die Autos zu Kurbad, Hotel und Wohnungen fahren sollen; deshalb könne er vorerst nicht zustimmen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende war da anderer Auffassung: "Dem Verfahren muß Fortgang gewährt werden", sagte Heinz Hertslet und plädierte für die Offenlegung des Plans. Es handele sich ja nur um einen Entwurf.
Froh über die Rückendeckung des Parteifreundes, forderte auch Erster Stadtrat Klaus Dehler (SPD) die Zustimmung der Stadtverordneten: "Nach zehn Jahren Diskussion ist es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen". Es gehe doch nicht darum, den Bebauungsplan selbst zu beschließen, sondern nur seine Offenlegung. "Nur so können die Bürger ihre Bedenken und Anregungen äußern", argumentierte Dehler.
Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) lehnte die Offenlegung jedoch ab, weil die Beratungen im Bauausschuß völlig unzureichend gewesen seien. "Er ist eine Täuschung in Umweltbelangen", meinte Christof Loch. Auf dem von Straßen umgebenen Gelände könne man kein Biotop bauen, wie im Bebauungsplan vorgesehen (es sind zwei Feuchtbereiche eingezeichnet). Zu Schaden komme auch der Höhenbach, der von der Stadt einst gestaut, abgegraben und nun vernichtet werden solle.
Zwar konnte die ALK den Entwurf des Bebaungsplanes nicht kippen, doch immerhin einige ihrer Anträge durchbringen. So wird der ergänzte Entwurf nun den Bau einer Tiefgarage für das Hotel neben dem Kurbad vorsehen. Auch das gemeinsame Blockheizkraftwerk für Kurbad und Hotel ist ein Stückchen realistischer geworden. Ein möglicher Stellplatz wird zumindest einmal nachträglich in den Entwurf eigezeichnet.
Staudamm bei Split droht zu bersten
ECHZELL. Die 51 Gründerinnen waren alle Bauersfrauen. Von den jetzigen 230 Mitgliedern des Echzeller Landfrauenvereins arbeiten nur noch wenige in der Landwirtschaft. Seit der Vereinsgründung vor 25 Jahren, so Vorsitzende Irma Roos (58), hat sich "unheimlich viel geändert". Zum Jubiläum am Wochenende dokumentiert eine Fotoausstellung in der Echzeller Horlofftalhalle den Wandel bei den Landfrauen. Der Echzeller Verein war am 31. Januar 1968 gegründet worden. Der Anlaß: Ein Ausflug zum Friedrichsdorfer "Haus der Landfrau".
Heute feiern die Landfrauen in der Echzeller Horlofftalhalle. An einen Sektempfang um 19 Uhr schließt sich um 20 Uhr der Festkommers an. Die Landfrauen-Tanzgruppe führt Volkstänze auf, der Singkreis trägt festliche Lieder vor. Die Nachwuchstruppe der Frauen, "die Teenies", zeigen ein Ballett. Der Musikverein Echzell sorgt für den festlichen Rahmen, der Männerchor "Einheit" Echzell für tiefe Töne. Auf dem Programm stehen außerdem Reden von Bürgermeister Karlheinz Müller, Landrat Rolf Gnadl und Ex- Landwirtschaftsministerin Irmgard Reichhardt. Die 33 Gründungsmitglieder der Echzeller Landfrauen und vor allem Irma Roos, seit Gründung die Vorsitzende des Vereins, werden geehrt.
Am morgigen Sonntag laden die rührigen Frauen um 14 Uhr erneut in das Dorfgemeinschaftshaus ein. Sie zeigen die Ergebnisse ihrer Bastel- und Handarbeitskurse und führen Sketche auf. Für die Kinder kommt der Vogelsberger Kasper. Eine Malecke soll dafür sorgen, "daß die Muttis mal in Ruhe Kaffee trinken können" (Irma Roos). Und nicht nur die: 50 selbstgebackene Kuchen sollen auch Väter, Geschwister und Großeltern in die Halle locken. kop
Für die Händlerschürze:
Verkehrschaos durch Schnee
Viel erreicht und doch noch viel zu tun Seit zehn Jahren gibt es im Kreis Richtlinien zur Gleichstellung der Frauen Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber KREIS GROSS-GERAU. "Was in diesem Kreis aus freiwilliger Selbstverpflichtung begann, erhält hierdurch eine besondere Würdigung und wird zur Pflicht für alle Kommunen." So lobte im Landratsamt bei einer Feier die Kreisfrauenbeauftragte Ulrike Cramer die Pionierarbeit des Kreises. Der habe schon manches von dem erreicht, was beispielsweise das neue hessische Gleichberechtigungsgesetz wolle. Heute sei Gleichstellungarbeit zur gesetzlichen Pflichtaufgabe geworden. Beziehungsreicher Titel der Zusammenkunft: "Zehn Jahre Arbeit an der Gleichstellung von Frauen und Männern im Kreis Groß-Gerau". Aber, vieles bleibe noch zu tun. Anlaß des Treffens: 1983 waren im Kreis erste Richtlinien zur Gleichstellung verabschiedet, 1986 das Kreisfrauenbüro geschaffen worden. Zum Fest erschienen vor allem Frauen, die eine wichtige Rolle in Emanzipationsfragen spielten.
Abgerundet wurde die Veranstaltung im großen Sitzungssaal durch ungewohnte Töne: Mit fetzigen Songs heizte die Rüsselsheimer "Mädchenrockband" dem Publikum ein. Außerdem wurde die Fotoausstellung "Begegnung mit der Türkei" geboten, wozu Christel Göttert, Rüsselsheim, aus Anatolien beeindruckende Bilder präsentierte, die bei einem Frauenbildungsurlaub entstanden sind. Dina Scherber, Mörfelden-Walldorf, gab Infos und stellte Handarbeiten einer Frauenkooperative in Chile vor.
Der Kreis habe durch sein Engagement dazu beitragen wollen, betonte Landrat Enno Siehr, den Artikel drei des Grundgesetzes, Absatz zwei, in die Wirklichkeit umzusetzen: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." Denn zwischen Anspruch und Realität klaffe eine große Lücke. Die Frauen im Kreis Groß- Gerau hätten nicht resigniert, sondern begonnen, für mehr Rechte und Gleichstellung zu streiten, auf parlamentarischer Ebene ebenso wie im vorpolitischen, gesellschaflichen Feld.
Kreisfrauenbeauftragte Cramer ließ das Jahrzehnt Revue passieren. Die politische Wetterlage im Kreis sei günstig gewesen für die Forderungen der Frauen. Auf Antrag des Kreistages habe der Kreisausschuß einen Maßnahmekatalog erarbeitet, ungleiche Voraussetzungen von Frauen und Männern im Berufsleben zu ändern. Das sei die Geburtsstunde der innerbetrieblichen Gleichstellungsarbeit in der Verwaltung gewesen. Auf Initiative der Frauen in der Kreisverwaltung sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden, von der 1983 ein erster Entwurf zur Gleichstellung erarbeitet wurde. Mit dessen Verabschiedung durch den Kreistag sei der Kreis einer der ersten in Hessen gewesen. Die Richtlinien hätten Maßnahmen von der Stellenauschreibung bis zur Fortbildung für beurlaubte Väter und Mütter umfaßt. Bemerkenswertester Punkt sei die Wahl einer innerbetrieblichen Frauenbeauftragten durch die weiblichen Beschäftigten gewesen, keine leichte Aufgabe, habe der internen Frauenbeauftragten doch rechtliche Absicherung gefehlt. Dennoch sei viel erreicht worden. Im September 1986 sei mit der Einrichtung des Kreisfrauenbüros als zweiter Arbeitsbereich die externe Gleichstellungsarbeit hinzugekommen.
Begonnen habe das neue Büro mit der Suche nach vorhandenen Frauengruppen und -arbeit: "Kooperation und Vernetzung standen von Anfang an im Mittelpunkt." Die Koordinationstreffen der Frauengruppen hätten sich zum regelmäßigen Diskussionsforum entwickelt. Was heute selbstverständlich sei, sei es zunächst keinesfalls gewesen: Ulrike Cramer erinnerte beispielhaft an die erste gemeinsame Veranstaltung zwischen Landfrauen und DGB-Frauen in Nauheim. Heute sei die "Frauenkommission" Kernstück der Zusammenarbeit. Die positiven Einschätzungen dazu überwögen bei weitem.
Cramer ging auch auf die Arbeit des Kreisfrauenbüros ein. Dieses sei einerseits Dienstleistungsabteilung der Kreisverwaltung und fest darin verankert, solle andererseits aber Strukturen so verändern, daß die Teilhabe von Frauen in all jenen Bereichen möglich werde, in denen die Belange aus Frauensicht noch nicht eingebracht worden seien. Neben der Verankerung in der politischen Verwaltung sei aber die in den Frauenverbänden im Kreis genauso wichtig. Das Kreisfrauenbüro sei mithin Nahtstelle zwischen beiden Bereichen: "Die Organisation des Dialogs zwischen diesen beiden Ebenen ist eine Hauptaufgabe."
Staudamm droht zu bersten
Staudamm bei Split droht zu bersten
Die Signale aus dem Römer stimmen ruhig. Zumindest Sebastian Rottner-Hönicke. Die Stadt Frankfurt wolle die Brotfabrik erhalten, sagt der Geschäftsführer vom Markt- und Kulturzentrum (MuK), dem Träger des alternativen Kultur- und Begegnungszentrums im Frankfurter Stadtteil Hausen. Basierend auf einen ausgeglichenen Haushaltentwurf soll die Liquidität wieder hergestellt, die aufgelaufenen Schulden in Höhe von etwa 230 000 Mark abgetragen werden.
Das alles aber ist noch Zukunftsmusik, denn bislang hat sich außer dem guten Willen der Behörden noch nichts konkretes gezeigt. "Das wird auch noch einige Monate dauern", versichert Rottner-Hönicke, der froh ist, daß überhaupt eine Entscheidung über die Zukunft der Brotfabrik gefallen ist.
Das Überleben der Brotfabrik sichert 42 Mitarbeitern die berufliche Existenz. Darüber hinaus können in den einst abbruchreifen Gemäuern heimisch gewordene Gruppen und Initiativen weiter arbeiten. Der deutsch-türkische Verein SAZ-Rock oder das Theater in der Brotfabrik können ihre Tätigkeit ebenso fortsetzen wie ein chilenisches Restaurant, ein Café, ein Galerielokal, eine Weinstube sowie ein Verlag und zwei Praxen. Ganz ohne Einschränkungen geht's für die Brotfabrik aber nicht. Eine nach Ansicht von Rottner-Hönicke nötige Aufstockung des von der Stadt zugesicherten Etats von 420 000 Mark wird es keinesfalls geben.
Für das Programm bedeutet dies laut Rottner-Hönicke, daß künftig weniger Jazz-Veranstaltungen angeboten werden. Sie seien sehr kostenintensiv, erklärt der Geschäftsführer. Ein finanzielles Zubrot versprechen sich die Macher der Brotfabrik aus einem erstmals eingerichteten Salsa-Tanzkurs. Überhaupt sei der Januar sehr gut angelaufen. In den ersten Wochen des Jahres seien mehr Zuschauer zu den Veranstaltungen gekommen als erwartet. "Wahrscheinlich haben die Leute endlich genug von dem Einheitsbrei, den Funk und Fernsehen anbieten", vermutet Rottner-Hönicke.
Den im Dezember ins Leben gerufenen Förderverein, zu dem Prominente aus Politik und Kultur zählen, sieht der MuK- Geschäftsführer nicht als "Cash-Klub". "Wir sind dabei inhaltliche Perspektiven zu entwickeln", sagt Rottner-Hönicke, "es gibt aber noch keine vorzeigbaren Ergebnisse." JÖRG HANAU
GROSS-GERAU. Geschnappt wurde einer von mindestens zwei Plünderern, die am Freitag gegen 3.20 Uhr die Schaufensterscheibe einer Parfümerie in der Darmstädter Straße eingeschlagen hatten und die Auslagen ausräumten.
Ein aufmerksamer Anwohner hatte die Polizei verständigt und aufgrund weiterer Zeugenausagen wurde ermittelt, daß mindestens zwei Täter mit Fahrrädern in Richtung Frankfurter Straße geflüchtet waren. Wenig später stellte eine Polizeistreife einen 25jährigen Wohnsitzlosen, bei dem ein Teil der Beute sichergestellt wurde. Der Mann war schon durch ähnliche Delikte bekannt. cas
AN:
REDAKTION
A U S L A N D
29. Januar 1993, 11:41
von Hans Brandt, Johannesburg
Heute etwa 120 Zeilen zur ParlamentserÖffnung. De Klerks Rede wird von der Regierung als detailliertes Programm auf dem Weg zu einer übergangsregierung dargestellt. Aber in Wirklichkeit scheint wenig Neues drin zu sein. Der Verhandlungsprozess ist noch lange nicht abgeschlossen, auch wenn De klerk hoffnungsvoll ist.
Der ANC wird um 12 Uhr MEZ reagieren. Ich schicke meinen Text bis ca 15 Uhr MEZ.
Ich bin in Kapstadt, Tel. 0027-21-4061911, fax 4061070, Zimmer 1213.
Mfg
Hans Brandt
Commerzbank plant ein gigantisches Kongreßzentrum in Oberems - auf Kosten der idyllischen Landschaft "Raumschiff" bedroht die "Perle des Taunus" Selbst die Architekten warnen vor Nachteilen des Baus Von Jürgen Dickhaus GLASHÜTTEN. Mit der Beschaulichkeit im Ortsteil Oberems könnte es bald vorbei sein: Für rund 100 Millionen Mark will die Commerzbank ihr Fortbildungszentrum am Hang des Emsbachtales auf den dreifachen Umfang vergrößern und ein europaweites Kongreßzentrum bauen. Das Projekt würde die (noch) idyllische Landschaft stark in Mitleidenschaft ziehen. Die Anlage wird mit der Zunahme an Mitarbeitern aus den neuen Ländern begründet; Baubeginn soll schon 1994 sein. Geplant sind 240 Zimmer statt bisher 70, außerdem würde der Komplex über eine eigene Hotellerie, Kino, Schwimmbad, Sauna sowie Hubschrauberlandeplatz und eine VIP-Etage im fünften Stock für die Konzernspitze verfügen. Das heimische Gewerbe jedoch dürfte wegen des Inselcharakters der Anlage kaum profitieren; ungelöst ist auch die Frage, wie der "Perle des Taunus" genannte 800-Seelen-Ort mit dem zu erwartenden Verkehrsansturm fertig werden soll.
"Das Projekt ist gigantomanisch und völlig überdimensioniert", erklärt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Käthe Springer auf Anfrage. "Ein solcher Bau würde nach München oder Hamburg passen, aber wirklich nicht nach Oberems". Sie wundert sich ohnehin, warum die Commerzbank nicht gleich in Ostdeutschland baue, wenn schon damit argumentiert werde. Von der Bundesstraße 8 aus wäre die Anlage weithin sichtbar, das gerade sanierte Oberems würde zu einem bloßen "Anhängeschild" verkommen. Außerdem gebe es viel zu wenig Parkplätze für die Invasion von Angestellten speziell an Wochenenden. "Das wasserarme Oberems könnte auch den zusätzlichen Trinkwasserbedarf von Hunderten Menschen kaum decken."
In ihrer Kritik an dem "Raumschiff Enterprise" (Springer) bekommt sie Schützenhilfe ausgerechnet von den Planern selbst: das verantwortliche Stuttgarter Architekturbüro gibt in seiner Studie offen zu, daß "gravierende Beeinträchtigungen entstehen, die auch durch Eingrünung und ansprechende Architektur nicht auszugleichen sein werden". Als "ultima ratio" wird sogar eine vorsorgliche Ausgleichsabgabe für die Zerstörung des Biotops und der Artenvielfalt im Emsbachtal erwogen.
Trostpflaster für die Natur sollen begrünte Dächer und Zisternen für Brauchwasser werden. Um den Verkehr in Grenzen zu halten, wird an ein Buspendelsystem für die Anreise von Gästen gedacht. Auch beim Trinkwasser möchte man autark werden: Auf dem Gelände gibt es eine Quelle, die angezapft werden soll.
Bürgermeister Diehl (CDU) ist von all dem begeistert. In dieser Woche wurde er zusammen mit den Glashüttener Fraktionsvorsitzenden informiert und erklärt jetzt: "Das Vorhaben ist hochinteressant." Er rechnet mit Arbeitsplätzen für die Glashüttener; auch die Grund- und Gewerbesteuer sei verlockend. Über konkrete Zahlen möchte er im jetzigen Stadium nicht reden; im April werde das neue Gemeindeparlament aber einen Grundsatzbeschluß über das Projekt fällen. Vorher werde man auf jeden Fall die Bürger informieren, "zum Beispiel in einem Tag der offenen Tür".
Käthe Springer jedoch weist schon jetzt darauf hin, daß man die Quelle nicht ohne Schaden für den Wasserhaushalt der Gegend ausbeuten dürfe; ohnehin setze die Commerzbank bewußt auf Autarkie. "Wahrscheinlich werden selbst die Reinigungsarbeiten von Firmen aus Frankfurt übernommen. Außer untergeordneten Tätigkeiten werden die Glashüttener wahrscheinlich nur die Schattenseiten der Anlage spüren."
Mit denen werden sich auch die Genehmigungsbehörden beschäftigen müssen. Die Anlage steht teilweise im landschaftsgeschützten Außenbereich, weshalb der Flächennutzungsplan und der regionale Raumordnungsplan geändert werden müßten. Das Land selbst gehört der Commerzbank jedenfalls schon: Für nur hundert Mark pro Quadratmeter ("eine lächerlich geringe Summe", so Springer) wurden Flächen um das 1975 gebaute bisherige Schulungszentrum als "Brachland" hinzugekauft.
Die Fraktion der Grünen befürchtet deshalb, daß die Anlage zu einem satten Spekulationsobjekt für die Commerzbank werden könnte.
"Niemand hier weiß, ob das Zentrum nicht in absehbarer Zeit mit riesigem Gewinn wieder verkauft wird - und dann kümmern unverbindliche Zusagen wie der Buspendeldienst doch niemanden mehr."
Vielleicht wird die Anlage ja ohnehin nicht ganz so üppig ausfallen: Als die Deutsche Bank Anfang der siebziger Jahre ein Schulungszentrum unterhalb des Altkönigs in Kronberg pflanzen wollte, setzten Anlieger ein "Potemkinsches Dorf" aus Holzbalken im Maßstab 1 : 1 als sichtbare Illustration durch. Daraufhin konnte sich jeder schon von weitem davon überzeugen, daß der Konzern in zu großen Dimensionen gedacht hatte - und die Anlage wurde nur wesentlich kleiner genehmigt.
WÖLLSTADT. Mit einer halben Million Mark unterstützt die Gemeinde die Erweiterung des katholischen Kindergartens Ober-Wöllstadt von 71 auf 100 Plätze. Zwei Millionen Mark sollen zwischen 1994 und '96 für den Neubau eines Kindergartens in Nieder-Wöllstadt aufgewendet werden. Dies hat das Gemeindeparlament Donnerstagabend mit den Stimmen von SPD und CDU gegen das Votum der Freien Wähler und bei Enthaltung des SPD-Abgeordneten Gerhard Fiedler beschlossen. Über 200 Bürger / -innen, die die Debatte in der Mehrzweckhalle Ober-Wöllstadt verfolgt hatten, quittierten die Mehrheitsentscheidung mit stürmischem Beifall.
Im einzelnen wurde beschlossen, die Erweiterung des Ober-Wöllstädter Kindergartens noch im Jahr 1993 mit einer halben Million Mark zu unterstützen und außerdem im nächsten Jahr 260 000 Mark für die Erweiterung des katholischen Pfarrheims Ober-Wöllstadt auszugeben. Das Jahr '93 soll vom Gemeindevorstand genutzt werden, um einen Nutzungsvertrag mit der Kirchengemeinde auszuhandeln.
Die Gesamtfinanzierung muß gesichert sein, forderten die Gemeindevertreter als Voraussetzung für ihren Zuschuß. Mehrkosten müßten zu Lasten des Bauträgers gehen, ebenso habe die Kirche zu zahlen, wenn die Zuschüsse nicht in der erwarteten Höhe fließen. Gefordert wurde außerdem, daß die Freifläche in Ober-Wöllstadt dem Ausbau auf 100 Kindergartenplätze angepaßt wird. Es müsse außerdem die Einrichtung einer interaktiven Gruppe gewährleistet sein. Die SPD setzte gegen den ursprünglichen Protest der CDU durch, daß die Endabrechnung vom Rechnungsprüfungsamt des Wetteraukreises vorgenommen wird.
Die SPD war in dieser Parlamentssitzung von einer Position abgerückt, die sie noch vor einer Woche im Haupt- und Finanzausschuß vertreten hatte. Sie verzichtete auf die Forderung nach einem zentralen Kindergartenneubau mit 100 Plätzen in Nieder-Wöllstadt. Sie akzeptierte den von der Interessengemeinschaft der Eltern und der CDU befürworteten Ausbau in Ober-Wöllstadt, konnte die CDU aber dafür gewinnen, sich auf einen Neubau in Nieder-Wöllstadt einzulassen, wenn auch "eine Nummer kleiner". Die Zahl der Plätze soll nunmehr gemäß einem zu ermittelnden Bedarf festgelegt, die Option auf einen Ausbau mit 100 Plätzen aber offengehalten werden.
Die SPD legte sich auf einen Standort im geplanten Neubaugebiet "In den Weingärten II" fest. Die CDU wollte ursprünglich das Nachbargrundstück des derzeitigen kommunalen Kindergartens in Anspruch nehmen. Der Kompromiß lautete, daß der Gemeindevorstand neben Weingärten II auch alternative Standorte in die Planung einbeziehen solle.
Der Kindergartenneubau, für den 1994 250 000 Mark, 1995 1,5 Millionen und 1995 nochmals 250 000 Mark in das Investitionsprogramm eingesetzt wurden, soll den neuesten Richtlinien entsprechen und auch behindertengerecht sein. Der Gemeindevorstand wurde aufgefordert, den Bebauungsplan Weingärten II auf den Weg zu bringen und die Bezuschussung des Neubaus zu klären.
Die FWG war in einem kurzfristig gestellten eigenen Antrag, der aber nicht auf die Tagesordnung kam (CDU Nein, SPD Enthaltung), lediglich für Verhandlungen des Gemeindevorstandes um Erweiterung des katholischen Kindergartens Ober-Wöllstadt um 25 Plätze.
Unmittelbar nach dem Ende der Gemeindevertretersitzung hatte sich der Sprecher der Interessengemeinschaft Wöllstädter Eltern, Gerhard Thielemann (44), an das Mikrophon des Bürgermeisters gesetzt. Er dankte der CDU dafür, daß sie ihren Antrag auf die Ober-Wöllstädter Kindergartenerweiterung vom 25. November vorigen Jahres bis zuletzt durchgehalten habe, und dankte dann der SPD, daß sie - "wenn auch erst auf unseren Druck" - sozial abgestimmt und Lernfähigkeit gezeigt habe. Der nach eigenen Angaben parteilose Thielemann nannte die FWG unfähig, für die gesamte Gemeinde tätig zu sein. Anschließend forderte er die bis zum Schluß ausharrenden Zuschauer / -innen auf, die kommunalen Probleme ernst zu nehmen und am 7. März zur Wahl zu gehen.
Die Interessengemeinschaft hat ein Spendenkonto eingerichtet, um die katholische Kirchengemeinde finanziell zu entlasten. Das Konto der Interessengemeinschaft, die nach Angaben ihres Vorsitzenden als gemeinnützig anerkannt ist, bei der Wetterauer Volksbank (BLZ 518 900 00) hat die Nummer 410 46 929. hm
KÖNIGSTEIN. Der 60. Jahrestag der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 steht im Mittelpunkt einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereins am heutigen Samstag, um 17 Uhr in der Seniorenbegegnungsstätte in der Kugelherrnstraße. Brigitte Oswald-Mazurec spricht über die damaligen Umstände in Königstein.
Besonders geehrt wird Albert Bioneck, der vor genau 60 Jahren demonstrativ in die SPD eintrat. (Ein Porträt Bionecks lesen Sie bitte auf Seite VI der Lokal- Rundschau). che
WEILROD. Leicht verletzt wurden Fahrer und Beifahrer eines Personenwagens, der am Donnerstag abend in Altweilnau verunglückte. Auf der Bundesstraße 275 zwischen Egerthammer und Landsteiner Mühle schleuderte der Wagen ausgangs einer Linkskurve, prallte gegen die rechte Leitplanke und landete nach einer Drehung über die gesamte Fahrbahn an einer Felswand. Nach Angaben der Polizei entstand am Fahrzeug Schaden in Höhe von 11 000 Mark. ill
FR: Die Fronten sind verhärtet. Sie haben die Große Tarifkommission einberufen. Was bedeutet das für die Verhandlungen?
Wulf-Mathies: Das soll den Entscheidungsdruck für die Arbeitgeber verstärken. Die Anwesenheit der Großen Tarifkommission soll deutlich machen, daß wir Wert darauf legen, in der nächsten Verhandlungsrunde zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen.
FR: Die Arbeitgeber haben gesagt, in dieser Tarifrunde sei Phantasie vonnöten. Wohin geht Ihre und was erwarten Sie von den Arbeitgebern?
Wulf-Mathies: Mit Phantasie allein kann man diese Runde nicht bewältigen. Die Arbeitgeber müssen sich entschließen, draufzulegen. Dazu reicht Phantasie nicht aus, dazu braucht man den politischen Willen, sich zu einigen und unserem Ziel - Reallohnsicherung - ein entsprechendes Angebot entgegenzusetzen.
FR: Sie haben sich festgelegt, indem Sie erklärt haben, die ÖTV werde nicht unter der Preissteigerungsrate abschließen, das bedeutet 4,2 Prozent. Hat sich die Organisation - angesichts leerer Kassen - da nicht zu weit vorgewagt?
Wulf-Mathies: Ich habe nie eine Prozentzahl genannt, und Sie werden auch jetzt keine Zahl von mir hören - schon gar nicht diese, die noch oberhalb unserer Schätzungen für die Preis steigerungsrate liegt. Unser Ziel ist Reallohnsicherung. Aber uns war schon sehr früh klar, daß es schwer sein wird, den notwendigen Inflationsausgleich zu erreichen. Deshalb wollen wir vor allem für niedrige Einkommen die besonderen Belastungen ausgleichen. Insofern besteht auch ein enger Zusammenhang zwischen prozentualer Erhöhung und sozialer Komponente. Wenn man hier mit Phantasie an die Lösung des Problems herangeht, mag das helfen. Das Entscheidende ist, daß eine Gewerkschaft auch in schwierigen Zeiten Reallohnverluste verhindern muß. Deshalb brauchen wir eine ausreichende prozentualer Erhöhung verbunden mit einer sozialen Komponente.
FR: In diesem Jahr sperren sich die Arbeitgeber aber gegen eine soziale Komponente, die sie im vergangenen Jahr gefordert haben.
Wulf-Mathies: Richtig. Deren Argumentation ist völlig unverständlich, denn wenn wir im letzten Jahr einen Tarifabschluß oberhalb der Inflationsrate hatten, dann war damals die Notwendigkeit, mehr für untere Einkommen zu tun, eher geringer als heute. Mir ist schleierhaft, warum die Arbeitgeber ihre Argumente des Vorjahres nun nicht mehr gelten lassen wollen.
FR: Und wie steht es mit der Arbeitszeitverkürzung? Das ist ja Ihre dritte Forderung.
Wulf-Mathies: Auch hier halten wir es für vernünftiger, eine Regelung zu treffen, die - auch im Interesse der Arbeitgeber - langfristig Planungssicherheit ermöglicht, deshalb werden wir auch das Thema Arbeitszeitverkürzung in den weiteren Gesprächen behandeln und weiter darauf drängen, zu einer Lösung zu kommen.
OFFENBACH / MÜHLHEIM. Über 10 000 Teilnehmer erwartet die vornehmlich von Gewerkschaften, Parteien und Kirchen getragene Initiative für eine Lichterkette gegen Nationalsozialismus, Rassismus und Gewalt durch Offenbach. Die Route führt vom Stadthof, Frankfurter Straße, Marktplatz, Wald-, Bismarck-, Kaiser- und Frankfurter Straße zum Stadthof.
Treff ist um 17.30 Uhr. Um 18 Uhr sollen die Kerzen beim Einsetzen des Läutens der Kirchenglocken angezündet werden. Um 18.45 Uhr beginnt vor dem Ledermuseum auf dem "Platz des 8. Mai 1945" eine Abschlußkundgebung, auf der auch Oberbürgermeister Wolfgang Reuter spricht.
Auch der Mühlheimer Arbeitskreis gegen Ausländerfeindlichkeit lädt für heute, Samstag, zu einer "Demonstration und Kundgebung für Verständigung und Toleranz gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt" ein. Treffpunkt: 10.30 Uhr an der Friedenseiche vor dem Dietesheimer Bürgerhaus. Kundgebung ist um 11.30 Uhr am "Platz des Mühlheimer Widerstandes" vor dem Stadtmuseum. Neben Parteienvertretern und Bürgermeister Karl- Christian Schelzke spricht auch der Widerstandskämpfer Adolf Mirkes. lz
Frau Ilse Franz aus Großkrotzenburg zum 80. Geburtstag am Samstag, 30. Januar.
Frau Elisabetha Emmerich aus Nidderau-Windecken zum 91. Geburtstag am Sonntag, 31. Januar.
Herrn Wilhelm Bär aus Nidderau-Erbstadt zum 80. Geburtstag am Sonntag, 31. Januar.
DREIEICH. Die Besucher bei der Eröffnung der Sonderausstellung "Halma- Staat" am Donnerstag abend im Dreieich-Museum waren vor allem irritiert: Die kleine Welt aus Halma- oder Mensch- ärgere-dich-nicht-Figuren, liebevoll bemalt und beklebt, strotzt vor Kriegsgerät. Ein gewaltiges Arsenal an Mini-Panzern, Kriegsschiffen und Kanonen, dazu Truppen, wohin das Auge blickt - eine Spielzeugwelt stellen sich viele friedlicher vor.
Von dem allgemeinen Unbehagen war offenbar die Kreisbeigeordnete Adelheid Tröscher (SPD) beeinflußt, als sie bei ihrer Begrüßung formulierte: "So geballt war die Ladung noch nie." Was sie sagen wollte, war, daß sie sich über die zahlreichen Besucher freute.
Ist der Schöpfer des Halma-Staats ein Militarist? Der Bastler Siegfried Schmid aus Hanau hatte den Verdacht geahnt. Weil er krank war, verlas seine Cousine eine Erklärung zu seinem Werk. Darin hieß es: "Eine Mensch-ärgere-dich-nicht- Figur, auch wenn sie in Reih und Glied marschiert, erscheint nicht allzu sehr als Kriegsverherrlichung, sondern mindestens ebenso als dessen Karikatur." Das meiste Kampfgerät sei nostalgisch. Und was nostalgisch sei, sei "nicht mehr böse".
Er sei links und fromm erzogen worden, ließ Schmid wissen. Der harmlose Teil der Ausstellung, ein Rummelplatz, sei ihm der wichtigste.
Damit die Betrachter auch ohne solchen Kommentar den Sinn nicht verfehlen, hat Schmid zwischen den Truppen Halma-Demonstranten mit Transparenten wie "Kampf dem Düsenlärm" und "Tod dem Militarismus" aufmarschieren lassen.
Viele Besucher blickten trotzdem skeptisch drein. Natürlich waren alle von der akribischen Arbeit beeindruckt, die Schmid in seine Halma-Welt gesteckt hat. "Selbst feine Pinsel sind zu dick", hatte sich Museumsleiterin Ingeborg Dittler von ihm erzählen lassen. Dann würde ersolange die Pinselhaare herausreißen, bis nur noch zwei übrig seien.
Und dennoch: In die Bewunderung vieler Besucher mischte sich der Zweifel, ob da nicht einer seinen militaristischen Neigungen beim Spielen und Basteln freien Lauf läßt und sie dann als Persiflage verbrämt. KARIN DALKA
• Die Ausstellung läuft bis zum 14. März. Das Dreieich-Museum in der Fahrgasse ist dienstags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags nur nachmittags und sonntags von 10.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr.
FLÖRSHEIM. Dagobert Duck und seine drei Großneffen sind auf den Spuren von Indiana Jones. "Jäger der verlorenen Lampe" heißt der Zeichentrickfilm, der am Dienstag, 2. Februar, um 15 Uhr im Flörsheimer Keller für Kinder gezeigt wird. Von ihrer Expedition bringen Dagobert, Tick, Trick und Track eine unscheinbare Öllampe mit nach Hause. Und die hat's in sich: Ein quirliger Flaschengeist klopft pausenlos Sprüche. kkü
Bröker von SPD-Liste gestrichen Fraktion wollte ihn halten Von Claudia Nenninger SCHMITTEN. Die Basis fällte die Entscheidung: Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Josef Bröker, die Nummer drei der SPD-Liste für die Kommunalwahl, muß auf seine Kandidatur verzichten. Der Grund: Der Parlamentarier hatte, wie erst jetzt bekannt wurde, schon im vergangenen Jahr aufgrund der Parteitagsbeschlüsse der SPD zu den Themen Asyl und Blauhelm-Einsatz sein Parteibuch zurückgegeben. Mit 16 gegen zehn Stimmen sprach sich die Mitgliederversammlung jetzt dafür aus, Bröker von der Liste zu streichen. "Im Grunde ist das eine saubere Lösung", stellt der Betroffene auf Anfrage fest. Gleichwohl ist das Bedauern des altgedienten Sozialdemokraten - im April hätte er seine 20jährige Mitgliedschaft feiern können - aus seiner Antwort nicht zu überhören. Seine Entscheidung, so betont er, habe nichts mit der Gemeindepolitik der SPD zu tun. Im gleichen Atemzug räumt er jedoch ein, daß die Arbeit in Schmitten dennoch häufig schwierig und frustrierend gewesen sei.
Seinen Austritt zwei Tage nach dem Parteitag im letzten November habe er sofort Fraktion und Parteivorstand mitgeteilt, erklärt Bröker. "Beide haben mich aufgefordert, weiter mitzuarbeiten. Aber ich habe nur unter der Bedingung zugesagt, daß die Mitglieder zustimmen."
Doch die votierten mehrheitlich dagegen. Die Basis war von der Entscheidung Brökers in der Sitzung überrascht worden, wie die Vorsitzende des Ortsvereins, Karin Ziener, in einer Presseerklärung mitteilt. Viele hätten den Austritt als "Vertrauensverlust" aufgefaßt und sich deshalb eine Weiterarbeit nicht vorstellen können. Die Fraktion hatte sich hingegen in der Diskussion für den Verbleib Brökers eingesetzt, so Ziener. "Seine großen Verdienste zeichnen ihn auch als Parteilosen für die weitere Fraktionsarbeit aus."
Aus Protest darüber, daß die Vorsitzende auch gegenüber dem restlichen Vorstand die Neuigkeit vom Austritt erst in der Mitgliederversammlung verkündete, legten Uwe Sender und Johann Wagner ihre Vorstandsämter nieder.
Josef Bröker wird nicht nur den Sozialdemokraten den Rücken kehren. Er plant auch, Schmitten zu verlassen. "Ich ziehe zu den Ausländern", sagt der 49jährige. Künftig will er in Portugal leben und nur noch auf Urlaub nach Deutschland kommen.
FLÖRSHEIM. Ein gutes Dutzend Hollywood-Erfolge nimmt ein Film aufs Korn: "Hot Shots - Mutter der Filme". Der US-amerikanische Streifen läuft am Dienstag, 2. Februar, um 19.30 Uhr im Flörsheimer Keller. Inhalt: Bomberpilot Topper Harley lebt in einem Tipi, fernab vom Dröhnen der Jets. Als eine knifflige Aufgabe zu lösen ist, muß er zurück auf die Rollbahn. Dort und dicht daneben findet er seine große Liebe . . . kkü
"Ich drücke die Daumen, daß sie bald ihr Geld bekommen." Dieser Satz von Alexander Hach, dem Vorsitzenden des inzwischen aufgelösten Bundes für Volksbildung (BfV), ist für die Dozentinnen und Dozenten, die bis heute vergeblich auf ihre Honorare von November und Dezember warten, ein Schlag ins Gesicht.
Und nicht nur das.
Solch eine Äußerung zeugt von mangelndem Verantwortungsbewußtsein und stillosem Verhalten, das man vom Neu-Isenburger BfV nicht kannte. Der Verein hatte lange Jahre hervorragende Dienste in der Erwachsenenbildung und Jugendmusikschulerziehung geleistet. Seine Kultur- und Bildungsarbeit war allgemein anerkannt. Und dazu haben zu keinem geringen Anteil die Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer beigetragen. Daß der Verein finanziell in eine Krise rutschte, ist seit 1991 bekannt. Daß daraufhin über eine Neuorganisation nachgedacht werden mußte, um Hilfestellung zu leisten, war folgerichtig. Daß schließlich im November 1992 das Aus für den Bund für Volksbildung erklärt wurde, war eine logische Konsequenz.
Aber daß jetzt der BfV-Vorsitzende den Schwarzen Peter der hausgemachten Mißwirtschaft weit von sich schiebt und seine ehemaligen Mitarbeiter einfach naß im Regen stehen läßt, ist skandalös.
Der Verein hatte schließlich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vertraglich an sich gebunden und darf Ein Schlag ins Gesicht sich jetzt nicht aus der Verantwortung ziehen. Daß etlichen der Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer durch das fehlende Honorar die Existenzgrundlage entzogen wurde, scheint niemandem aufzufallen oder gar zu bedrücken.
Feste Stellen für Musikschullehrer sind rar. Die meisten arbeiten auf Honorarbasis für 27,50 Mark Stundenlohn. Da zählt jede Mark!
DOROTHE KNIPP
Der Magistrat hat in einem Bericht an die Stadtverordneten Rechenschaft über den "Kölner Teller" abgelegt. Danach sind die Aluminiumknöpfe bislang auf 80 Straßen geklebt worden. Die kreisrunden Hubbel fungieren an den Einfahrten in die Tempo-30-Zonen als Brems-Barriere.
Mit gutem Erfolg, wie der Magistrat meint. Bürger hätten sich "nur vereinzelt" über die Aluscheiben beschwert. Entweder, weil sie darauf ausgerutscht seien oder weil sie sich durch das Geräusch beim Überfahren gestört gefühlt hätten. Bislang hat die Stadt 1000 Exemplare verwendet.
Die Kölner Teller, die ihren Namen vom Sitz des Herstellers ableiten, sind bei weitem nicht so teuer, wie die Christdemokraten vermuten. Die CDU-Fraktion im Römer hatte dem Magistrat letzte Woche die Frage gestellt, ob es zutreffe, daß ein einziger Teller 1300 Mark koste. Jetzt legt der Magistrat die Rechnung offen und macht deutlich, daß der Preis pro Stück bei rund 540 Mark liegt.
Die Verwendung von Kölner Tellern ist dem Magistrat vom Sachverständigenrat für die Tempo-30-Zonen empfohlen worden. Die Barriere besteht aus einer versetzten Doppelreihe. Zum Bordstein bleibt ein Sicherheitsstreifen für Zweiradfahrer frei. Der Durchlaß ist einen Meter breit.
Der Einsatz der Kölner Teller ist nach Meinung des Magistrates rechtlich unangreifbar. Gerichtsurteile legtimierten die Gemeinden ausdrücklich, Tempo 30 mit solchen baulichen Mitteln durchzusetzen. habe
OBERURSEL. Wenige Tage vor Annahmeschluß der Wahlvorschläge hat sich in Oberursel eine neue Liste gegründet: Die "Wähler Initiative Lebenswertes Oberursel" (WILO) will sich am 7. März um den Einzug ins Stadtparlament bewerben. Auf Platz 1 ihrer Liste steht Helga Reul, bis vor kurzem noch Vorsitzende des Bundes der Selbständigen.
Elf Kandidaten stehen auf der WILO- Liste, darunter fünf Frauen. Wie die am Dienstagabend aus der Taufe gehobene Wählerinitiative erklärt, will sie "bürgernahe und parteiferne" Politik im Rathaus machen. Ihre Wähler hofft sie aus den Reihen enttäuschter CDU- und OBG-Anhänger zu gewinnen. Zwar bilde der Umweltschutz einen wichtigen Punkt ihres Programms, doch die Wahl von Helga Reul als Spitzenkandidatin mache klar, daß man sich besonders an die Selbständigen in Oberursel wenden wolle.
Die WILO versteht sich, wie andere Wählerinitiativen auch, als unabhängiges Korrektiv der großen Parteien. Hier nennt sie als schwerwiegenden Fehler der letzten Jahre vor allem die Zerstörung des Stadtwaldes für den Bau des Feldbergzubringers. Auch die Stadtentwicklung soll in Zukunft weitaus behutsamer betrieben werden: "Wir wollen die gewachsenen Strukturen in Oberursel erhalten", betont Helga Reul.
Die Spitzenkandidatin fühlt sich nach eigenem Bekunden als "alteingesessene Bürgerin" von der jetzigen Stadtregierung nicht mehr vertreten. Deshalb hat sich die Kauffrau, die heute noch Ehrenvorsitzende des Bundes der Selbständigen ist, auf der WILO-Liste aufstellen lassen. Auf Platz 2 folgt die Referentin Angelika Schmallenbach. Sie ist ebenso wie der Betriebswirt Helmut Reichen (Platz 3) und der Korrektor Reinhart Stoll (4) bei den "Unabhängigen Bürgern im Taunus" (UBiT) aktiv.
Stephan Schwarz vertritt als Listen- Fünfter die Interessen des Oberurseler Südens. Die Organisationsberaterin Eva Hauser auf Platz sechs und Rosa Pröhl aus dem Eichwäldchen auf sieben repräsentieren den Norden. Die Kandidaten Nummer acht und neun (der pensionierte Bundesbeamte Ernst Niebling und der Diplom-Physiker Peter Knoll) wollen sich um die Anliegen der Senioren kümmern. Am Schluß der Liste stehen der Controller Marvin Rosner und die Hausfrau Susanne Ettel. An der WILO Interessierte melden sich bei Angelika Schmallenbach, Tel. 2 22 95. EVA SCHULTHEIS
Je näher ein Wahltermin rückt, wir wissen es, desto größer wird die Humor-Fähigkeit der Parteien. Die CDU- Opposition im Römer schöpft jetzt aus dem vollen: In einer Anfrage an den rot-grünen Magistrat geht sie auf das bisher erfolgreichste Wahlplakat der Frankfurter Sozialdemokraten ein. Sie erinnern sich: Das große, bunte, auf dem der OB im imposanten Dienstwagen sitzt und telefoniert - und an ihm vorbei stürmen zwei Polizeibeamte (echte) zum Einsatz (fingiert).
Gleich 800mal auf Werbeflächen in der Stadt demonstriert Andreas von Schoeler so, daß er ein ganzer Kerl ist. Und deshalb will die CDU jetzt endlich wissen, wann und wo denn die Aktion stattfand, welche "Ziele" und "Ergebnisse" sie hatte.
Wie gesagt: Im Wahlkampf kennt der Humor keine Grenzen. Und die SPD, die ja bekanntlich mit dem Pfennig rechnen muß, wird's der Konkurrenz danken: Mittlerweile kennt wohl fast jeder in Frankfurt den Einsatzleiter von Schoeler - ganz kostenlos. jg
WETTERAUKREIS. Erfolgreiche Tage für die Friedberger Kripo: Neben mehreren Banküberfällen im Wetteraukreis konnten die Beamten auch eine Reihe von Auto-Diebstählen in Ortenberg aufklären und einen jugendlichen Einbrecher aus Nidda festnehmen. Insgesamt 13 Autodiebstähle, vier Versuche Fahrzeuge aufzubrechen und ein Automatendiebstahl werden einem 21jährigen Arbeitslosen aus Ortenberg zur Last gelegt. Unter wechselseitiger Beteiligung waren an den Diebstählen, bei denen es die Täter zumeist auf ältere Autos der Marke Opel abgesehen hatten, auch zwei Brüder aus Wenings und in einem Fall drei Jugendliche, die mit dem 21jährigen befreundet waren, beteiligt. Einen Teil der Fahrzeuge fuhren die Diebe einfach zu Schrott. Autos stellten nur einen Teil der "Beute", auf die es ein 17jähriger in Nidda abgesehen hatte. Der junge Mann war Anfang der Woche nach einem Einbruch in ein Blumengeschäft festgenommen worden. Bei seiner Vernehmung stellte sich heraus, daß er noch mehr auf dem Kerbholz hat. So gab er fünf Einbruchdiebstähle zu. Außerdem werden ihm mindestens sechs Autoaufbrüche zur Last gelegt. Da sich noch nicht alle Geschädigten bei der Kripo gemeldet haben, bittet die Kripo Auto-Halter, deren Fahrzeug aufgebrochen wurde, sich unter Tel. (0 60 31) 60 10 zu melden. cor
FLÖRSHEIM. Der Trend geht zum Zweitbuch. Und dafür braucht es mehr Platz: Die Kinder- und Jugendbücherei an der Flörsheimer Stadthalle soll erweitert werden. Einen entsprechen Auftrag hat der Magistrat jetzt vergeben. Die Kosten für den Anbau bezifferte Bürgermeister Wolf (CDU) auf etwa 800 000 Mark.
Die Pläne für den Ausbau der Bibliothek wird ein Kenner der Flörsheimer Szene zeichnen: der Frankfurter Architekt Robert Kämpf. Er hat vor mehr als zehn Jahren die Stadthalle entworfen, kennt somit auch die Verhältnisse in der Bücherei. Außerdem wurde sein Entwurf für die benachbarte Graf-Stauffenberg- Schule preisgekrönt.
Wolfs Ziel ist, in dem Anbau mehr Platz für Bücher zu schaffen. Der Bestand soll von derzeit 8500 Bänden auf 17 000 aufgestockt werden.
Wünschenswert findet der Bürgermeister allerdings eine Bibliothek im geplanten Innenstadtzentrum. Dort könne dann auch das erfüllt werden, was Fachleute empfehlen: pro Einwohner zwei Bücher - unterm Strich also 40 000 Bände. Jedoch lasse sich in Zeiten, "in denen Prioritäten zu setzen sind, nicht gleich alles in vollem Umfang verwirklichen", sagte Wolf.
Vorgesehen ist nun, das Angebot zu verdoppeln. Damit werde die Stadt auch der Nachfrage aus der Graf-Stauffenberg- Schule gerecht. Die Schüler von der 5. Klasse bis zum Abitur decken sich bei Büchereileiterin Brigitte Raddatz mit Literatur ein - auch zu Themen, die im Unterricht besprochen werden. Zudem sei der Büchertempel ein beliebter Treff für junge Leute.
Seine Pläne wird Robert Kämpf dem Stadtparlament bis zum Sommer vorlegen. Nach dem Beschluß der Stadtverordneten soll das Projekt dann ausgeschrieben werden. Bürgermeister Wolf rechnet damit, daß noch in diesem Jahr die Maurer loslegen können. kkü
Architektur-Studenten trugen Ideen vor, wie Hanau einmal aussehen könnte / Anstoß für Stadtplanung Entwicklungschancen in vernetzten Zentren Grenzen beim Umsetzen in die Kommunalpolitik Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. In der Bulau wieder schwimmen gehen. Naturnah wohnen, dort, wo noch US-Soldaten in der Pionier-Kaserne leben. Hochschulinstitute vom Kurt-Blaum-Platz bis zur Kinzig. Hotels, Freizeiteinrichtungen und Verknüpfungspunkt für verschiedene Verkehrsarten - samt alter Straßenbahn - am Hauptbahnhof. Den Hafen zum Güterumschlagszentrum mit Bahn- und Autobahnanschluß und nebenan zum Freizeitareal bis zur Mainhalbinsel umgestalten. Abgebaute Industriemaschinen in den Wohnhöfen des Freigericht-Viertels. Städtebau-Utopien für Hanau? Die beiden Architektur- Studenten Erik Dachselt und Thomas Mull können sich das vorstellen. Die Hanauer FDP bot ihnen Gelegenheit, ihre Visionen vorzutragen. Auch Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) kennt den Entwurf der beiden, speziell für das Freigericht- und Hafengebiet ausgedacht. Ideen wie das Güterumschlagzentrum oder die Grünflächenvernetzung hat er ebenfalls längst propagiert. "Als studentische Arbeit" findet er die Ideen auch interessant, aber dem Umsetzen in die Kommunalpolitik seien Grenzen gesetzt. Ähnliche Argumente waren auch von Planungsamtschef Hans- Ulrich Weicker, Hanauer Architekten und FDP-Vertretern in der Diskussion nach ihrem Vortrag zu hören. Aber es war deutlich zu spüren, daß Dachselt und Mull zumindest in diesem Kreis einen Anstoß gegeben hatten, die im argen liegende Hanauer Stadtplanung ein Stück vorwärts zu bringen.
Von einem überparteilichen Konsens war die Rede, den es zu erreichen gelte, um sich nicht in Einzeldiskussionen zu verlieren und sich am Parteienschlagabtausch festzubeißen, statt ein gemeinsames Konzept zu entwerfen. Und Architekt Rainer Krebs war als Vorsitzender des Beirats für Stadtgestaltung urplötzlich aufgefordert, diesen Konsens voranzutreiben. Noch ist er aber skeptisch, das zu schaffen, weil es in Hanau an einem "grundlegenden städtebaulichen Konzept über den Tag hinaus" mangele. Mull und Dachselt hielt er zugute, einen Entwurf "mit vielen interessanten Ecken und Kanten" geboten zu haben.
Die beiden Studenten, die ihr Konzept in einem städtebaulichen Projektseminar über die Rhein-Main-Region an der Technischen Hochschule Darmstadt erarbeiteten, haben keineswegs ein Bild vom häßlichen Hanau im Kopf. Im Gegenteil: Sie sehen viele Entwicklungschancen in den kleinen, über die Stadt verteilten Zentren. Die seien aber bisher nicht miteinander vernetzt. Wer beispielsweise im Freigericht-Viertel vom Kinzig- zum Mainufer wolle, dem stünden unentwegt Mauern und Stacheldrähte im Weg, Bahnschienen und "schamlos viele Straßen", teils mit Überbreite und nach US- Kasernen ausgerichtet.
"Qualitäten, die auszugraben wären", sehen Dachselt und Mull beispielsweise in den alten Dunlop-Wohnsiedlungen. Verdichtetes Bauen samt Grünflächen direkt neben den Wohnhäusern, diese heute wieder gefragte städtebauliche Variante sei dort schon verwirklicht. Aber die Innenhöfe würden leider mehr oder minder als Garagenplätze mißbraucht.
Dort gehöre ein Freilicht-Industriemuseum hin. Beispiele aus dem Ruhrgebiet zeigten, daß die Menschen sich mit solchen Denkmalen aus ihrem Arbeitsleben identifizieren könnten.
Es wäre keine Veranstaltung der FDP gewesen, wenn deren Stadtverbandsvorsitzender Ralf-Rainer Piesold nicht gemahnt hätte, das Betonen von Stadt- statt Straßenentwicklung dürfe nicht dazu führen, die wirtschaftliche Entwicklung in Hanau zu behindern. Darauf entgegneten Dachselt und Mull, sie seien keine Wirtschaftsgegner, ihnen gehe es um den ökologischen Umbau - auch um der Zukunft der Betriebe willen. Sie warnten davor, auf den Tertiärsektor zu setzen. Handel, Banken und Versicherungen seien in der Rhein-Main-Region in Frankfurt schon zur Genüge vorhanden.
Ein Diskutant sah eine Chance für Hanau darin, ähnlich wie Fulda die Landesgartenschau in die Stadt zu holen und somit zusätzlichen Landesgeldern modernen Städtebau zu entwickeln. Stadtplanungschef Weicker gefiel der "kühne, obgleich an manchen Stellen utopische Entwurf". Im neuen Flächennutzungsplan sah er eine Chance für einen städtebaulichen Einschnitt, denn der alte stammt von 1977. Aber solange es im Amt an Personal dafür mangele, sei nicht davon auszugehen, daß die bisher mangelnde Kontinuität in der Stadtplanung zu Ende gehe.
HANAU. Nach den Protesten der Kommune und der Seligenstädter Brauerei gegen die Wahlkampfveranstaltung der "Republikaner" in Großkrotzenburg wollen sich die Parteimitglieder jetzt weiterhin demonstrativ in der Wirtschaft "Zum Schlüssel" treffen. In einem Rundschreiben hat der Kreisvorsitzende der rechtsextremen Partei, Bert-Rüdiger Förster, die Mitglieder seines und auch der benachbarten Kreisverbände zu einem gemeinsamen Abendessen in der Großkrotzenburger Gaststätte am Sonntag, 31. Januar, aufgerufen. Die Provokation ist gezielt, denn gleichzeitig erklärt Förster, daß er nunmehr jeden Mittwoch bis zum Wahltermin in der Gaststätte den Bürgern Rede und Antwort stehen wolle.
In einem Pamphlet gegen die Berichterstattung der FR-Lokalredaktion spricht Förster von faschistischen Methoden, mit denen der Artikel versuche, die Wirtin des "Schlüssels" zur Aufgabe des Lokals zu drängen. In dem Bericht vom 28. Januar hatte die FR über die Reaktionen der Gemeinde Großkrotzenburg und des Hauptpächters berichtet. Die FR-Redakteurin, schreibt der Vorsitzende der Rechtsextremen, "hätte sicher zu Zeiten der Inquisition oder in den 12 Jahren der Nazi-Herrschaft auch einen unrühmlichen Beitrag erbracht".
Die Glaabsbräu-Brauerei in Seligenstadt, die Hauptpächter des "Schlüssels" ist, will nach der Ankündigung weiterer Treffen jetzt erneut das Gespräch mit der Wirtin suchen. Rechtlich, so Verkaufsleiter Rupp, habe die Brauerei nach Auskunft des hauseigenen Juristen jedoch keine Handhabe. Eine Konsequenz kündigte Rupp aber an: In neuen Verträgen der Brauerei werde die Klausel, Räume nicht an radikale Parteien zu vermieten, enthalten sein. alu
MAINTAL. Nachdem es dem Kreisverband der "Republikaner" nicht gelungen ist, die Freigerichthalle für eine Veranstaltung mit Parteichef Franz Schönhuber zu buchen, versuchen sie ihr Glück nun in Maintal. In einem Brief vom 24. Januar, der über das Antifaschistische Bündnis Maintal der FR in Kopie vorliegt, lädt Kreisvorsitzender Förster die Mitglieder ein: "Freuen Sie sich mit auf unseren Bundesvorsitzenden in Maintal."
Dafür will Förster ein "300 Sitzplätze fassende(s) Maintaler Lokal" für Samstag, 20. Februar, 19 Uhr, reservieren oder reserviert haben. Welches dies ist, läßt er offen. Man will durch die Geheimhaltung offenbar Gegendemonstrationen verhindern. Die Mitglieder sollen erst am Abend vor dem Ereignis von Förster oder seiner Frau telefonisch unterrichtet werden, wohin sie kommen sollen. Den Mitgliedern hat der Kreisverband je zehn "Einladungskarten" zukommen lassen.
Das Antifaschistische Bündnis will "alles daran setzen, diesen Auftritt des Bosses der rechtsradikalen Partei in unserer Stadt zu verhindern." Wenn sich diese bereits um Saal oder Halle gekümmert hat, so tat sie dies offenbar unter falschem Namen oder unter einem Privatnamen. Bei den städtischen Bürgerhäusern wurde nicht offiziell angefragt. Bei den drei Maintaler Vereinen mit großen eigenen Hallen wird die Frage, ob man die "Republikaner" an diesem Fastnachtsamstag denn reinlassen wolle, mit einem kräftigen "Nein" beantwortet. Auch wisse hier niemand etwas von einer einschlägigen Buchung oder Anfrage.
Horst Maigatter vom Vorstand der Turngemeinde Dörnigheim knapp: "Das kommt nicht in Frage." Pächter Dietel pflichtet bei: "Sonst würd' ich ausziehen." Sein Kollege Schulze von der Turnerschaft Bischofsheim schließt aus, daß es eine solche Buchung gibt. Und Vorsitzender Peter Foehr von der Freien Turnerschaft hatte bis Mittwoch noch keine Nachfrage im Vereinsbüro. Die Halle sei derzeit - von politischen Vorbehalten abgesehen - ohnehin vergeben. Ul
FRIEDBERG. In einem Punkt kam das Stadtparlament am Donnerstag abend den 50 für ein Jugendzentrum demonstrierenden jungen Leuten entgegen: Die sich mit diesem Thema befassenden Tagesordnungspunkte wurden vom Ende der langen Tagesordnung an den Anfang gesetzt. Das war's dann aber auch schon. Die übrigen Beschlüsse kommentierten die Jugendlichen mit einer symbolträchtigen Aktion: Sie verteilten kleine Pappkartons an die Stadtverordneten, und in denen war - stinkender Mist. Das seit sieben Jahren versprochene Jugendzentrum war erneut auf die lange Bank geschoben worden.
"Wir fordern von Ihnen, sich nicht mehr hinter Absichtserklärungen, Grundsatzbeschlüssen und Scheinaktivitäten zu verschanzen, sondern noch heute Ihren Willen und Ihre Fähigkeit unter Beweis zu stellen, verantwortlich zu handeln", hatten die im "Komitee Juz jetzt" zusammengeschlossenen Jugendlichen an die Parlamentarier appelliert. Binnen zwei Wochen solle ihnen der Usa-Bau zur Verfügung gestellt werden, verlangten sie.
Die Grünen hatten das Anliegen der Jugendlichen zum Antrag erhoben: "Die Stadt stellt den Friedberger Jugendlichen den Usa-Bau für ein ,Projekt Selbstverwaltete Jugendgruppe zur Vorbereitung eines Jugendzentrums in Friedberg&rquote; zur Verfügung." Detailliert hatten sie das Projekt dargestellt. Dafür stimmten die Grünen alleine, wenngleich auch CDU- Sprecher Ulrich Kiefer gesagt hatte, es sei genug geredet worden, Taten müßten folgen.
Die Tat, die folgte, war der Beschluß eines - von der SPD leicht modifizierten - UWG-Antrages, demzufolge "alle Beteiligten Vorschläge zusammentragen von Objekten, die auch nur annähernd verwendbar erscheinen". Diese für eine "Jugendfreizeiteinrichtung" annähernd verwendbar erscheinenden Objekte sollen dann "auf Tauglichkeit, zeitliche Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit geprüft" werden. Ende Mai soll ein Bericht vorliegen.
"Wesentlicher Grund" für den Antrag seiner Fraktion sei gewesen, eine Alternative zum Antrag der Grünen zu haben, bekannte UWG-Fraktionschef Friedrich Wilhelm Durchdewald offen. SPD-Sprecher Hubertus Ellerhusen: "Der UWG-Antrag kommt unseren voraussichtlichen Vorstellungen vermutlich näher." Frustriert rief der Grünen-Stadtverordnete Karl Moch: "Bei der nächsten Hausbesetzung bin ich dabei."
Weihnachten war der Usa-Bau von Jugendlichen besetzt worden, die hier ein Juz haben möchten. Moch: "Die Aktion war voll und ganz gerechtfertigt." Die Grünen beantragten, die Stadt solle ihre Strafanzeigen gegen die Besetzer wegen Hausfriedensbruchs zurückziehen. Der Friede eines Hauses, in dem niemand wohne, könne nicht gestört werden, meinte Moch. Letztlich sei die Stadt Friedberg verantwortlich, die das Haus habe leerstehen lassem. Durch die Hinhaltepolitik der Verwaltungsspitze seien die Jugendlichen zu dieser Aktion gezwungen worden.
"Außerordentlich problematisch" fand SPD-Sprecher Ellerhusen diesen Antrag der Grünen. Die Jugendlichen würden "mehr und mehr sehen, daß die Besetzung nicht das richtige Mittel war", glaubt er. Es sei auch "ganz und gar sinnlos", die Anzeigen zurückzuziehen, weil die Polizei inzwischen wegen des Offizialdeliktes "Diebstahl" ermittele. Später sagte er allerdings, wenn die Hausbesetzer mitwirken würden, Schäden am Usa-Bau zu beseitigen, dann könne "am Ende dieses Prozesses von einer Rücknahme der Anzeige gesprochen werden".
CDU und UWG äußerten sich nicht zum Antrag der Grünen. Kommentarlos stimmten sie mit der SPD dagegen. ieb
OBERURSEL. Sieben Ziele hat die WILO in ihrer Satzung festgelegt: &blt; Natur- und Umweltschutz sowie Landschaftspflege in Oberursel und Umgebung; &blt; Förderung lokaler Kultur und Vereine; &blt; friedliches Zusammenleben aller Bürger, gleich welcher Nationalität; &blt; maßvolle städtebauliche Entwicklung zum Schutz gewachsener Strukturen;&blt;
Schutz von familiären Gemeinschaften, Alten und Kindern; &blt; Erhalt einer vielfältigen und leistungsfähigen Gewerbestruktur, besonders beim Handwerk und kleinen und mittelständischen Unternehmen; &blt; Umweltgerechte Verkehrspolitik durch Verbesserung des ÖPNV und Förderung des Fahrradverkehrs. esi
Nachrichten entstehen weder von selbst, noch werden sie vom Bürgermeister verfaßt. Die Nachrichten, Berichte, Kommentare, Reportagen und Glossen in der Lokal-Rundschau werden von Journalistinnen und Journalisten geschrieben und gestaltet. Wer diese Frauen und Männer sind, lesen Sie heute und in den kommenden Tagen in einer FR-Serie.
Für Eva Schultheis gibt es zwei Punkte auf der Erde, die sie zur Zeit journalistisch ganz besonders reizen. Das ist Südostasien, mit Schwerpunkt Singapur - und der Hochtaunus. In Fernost ist bei der Frankfurter Rundschau gerade keine Stelle frei, und so hat sie eben ihren Alternativ-Traumberuf ergriffen: Redakteurin bei der Hochtaunus-FR. Als solche residiert sie im Redaktionsbüro Oberursel und ist mit ihren Kollegen dort für Oberursel, Steinbach, Kronberg und Königstein zuständig. Und wenn einmal ihr Kürzel "esi" in der Zeitung für längere Zeit fehlt, dann ist sie entweder gerade für Layouts verantwortlich, krank (was wir nicht hoffen) oder unterwegs in Südostasien (was wir ihr gönnen).
Journalistisch tätig ist die 29jährige schon seit gut zehn Jahren: erst neben dem Studium (Germanistik, Politik und Geschichte) für einige kleinere Frankfurter Lokalblätter, seit 1986 bei der Rundschau. Für die war sie auch schon mal als "Ko-Korrespondentin" für acht Monate in ihrer Traumstadt Singapur. Das heißt aber nicht, daß die gebürtige Frankfurterin sich nur in der Ferne auskennt - schon aus familiären Gründen. Im Hochtaunus, wo sie seit August 1992 arbeitet, hat sie "in fast jedem Ort Verwandte". FR
Ergebnis-Telegramm
Gruppe B: Olympiakos Piräus - Real Madrid 63:62, Benetton Treviso - Maes Pils Mechelen 113:95. 1. Real Madrid*) 9 8 1 739:635 17 Punkte 2. Benetton Treviso 10 7 3 809:768 17 Punkte 3. Vrai-Pau Orthez 10 7 3 814:821 17 Punkte 4. Olympiakos Piräus 10 5 5 765:757 15 Punkte 5. Bayer Leverkusen 10 5 5 781:793 15 Punkte 6. Estudiantes Madrid 10 3 7 803:790 13 Punkte 7. KK Zadar*) 9 3 6 707:765 12 Punkte 8. Maes Mechelen 10 1 9 686:882 11 Punkte
*) Die Begegnung zwischen KK Zadar und Real Madrid muß nach einer Entscheidung der FIBA bis zum 25. Februar nachgeholt werden.
BUNDESLIGA, Männer: TVG Basketball Trier - SVD Dortmund81:80 (36:51)
FUSSBALL ITALIEN, Pokal, Viertelfinale, Hinspiel: Lazio Rom - AS Rom 0:0.
HANDBALL BUNDESLIGA, Männer: SC Magdeburg - HC Empor Rostock 25:24 (13:5), SG Wallau-Massenheim - TV Niederwürzbach 25:20 (12:9), SG Leutershausen - TBV Lemgo 16:15 (6:6). HOCKEY BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Schwarzweiß Köln - Gladbacher HTC 10:9 (4:5), Crefelder HTC - Rotweiß Köln 6:6 (2:5).
Frauendoppel, Halbfinale: Shriver/Smylie (USA/Australien/Nr. 10) - Hetherington/Rinaldi (Kanada/USA/Nr. 6) 6:4, 1:6, 6:3, Fernandez/Zwerewa (USA/Weißrußland/Nr. 1) - Fendick/Strnadova (USA/Tschechei/Nr. 8) 6:2, 7:5.
SCHUPBACH. Am Anfang war das Wort, und dann kam der Streit. Über die "richtige" Schrift, in die das Wort zu setzen sei. Fraktur oder Antiqua, "deutsch" oder "lateinisch": Der Ausgang des Disputs ist bekannt. Heute beherrschen nur noch wenige jene deutsche Schrift, die von Ludwig Sütterlin als Schreibschrift standardisiert und 1935 als Grundlage für die "Normalschrift" an den Schulen eingeführt wurde. Dem Hang zur Simplifizierung konnten indes auch die Nazis nicht widerstehen: Seit 1941 also wird "lateinisch" geschrieben. Und seit 1973 nennt die Ausgangsschrift in ihrem Namen, was sie ist: eine vereinfachte. Keine Kringel, keine Wellen, die Großbuchstaben wie gedruckt. Doch weil es mitunter sehr nützlich sein kann, Briefe oder Dokumente aus der Zeit der Großeltern auch Jahrzehnte später lesen zu können, machen Kenntnisse in der Schrift des Herrn Sütterlin heute noch Sinn. In Limburg kann man sich diese nun aneignen.
Daß er auf seine "alten Tage" noch einmal zurück in die "Schule" gehen und Unterricht erteilen würde, hätte sich Willi Schmittel nicht träumen lassen. Doch weil erstens alles anders kommt und zweitens als man denkt, zerbricht sich der Pensionär jetzt in seinem vor Büchern überquellenden Wohnzimmer im Beselicher Ortsteil Schupbach (Kreis Limburg-Weilburg) den Kopf über Didaktik und Methodik. Mit 66 Jahren wird der vormals als Regierungsdirektor in Darmstadt und Gießen tätige und studierte Pädagoge ab Februar für acht Doppelstunden seine Schützlinge in Lesen und Schreiben unterweisen. Auf dem Lehrplan steht jedoch nicht das gewohnte ABC, sondern eben jene 1915 von dem Berliner Graphiker Ludwig Sütterlin erstmals in Preußen eingeführte und nach ihm benannte Schrift.
Anbieter des ungewöhnlichen Kurses ist die Kreisvolkshochschule (VHS) Limburg-Weiburg. Erstmals hat sie für das kommende Semester "Sütterlin" auf ihr Programm gesetzt. Wiederholt war bei den Verantwortlichen der VHS in den vergangenen Jahren der Wunsch nach einem solchen Lehrgang laut geworden. Um alte Briefe oder Urkunden in dieser kunstvoll gehaltenen Schrift zu "übersetzen". "Wenn sich niemand anderes dafür findet", erinnert sich Kurt Schmittel, Vorstandsmitglied bei der VHS, "dann mache ich es halt."
Es fand sich kein anderer. Die ersten Sorgen, daß er den Wissensdurst seiner künftigen Schülerinnen und Schüler nicht löschen könnte, waren rasch zerschlagen. Als der Kursus in den Lokalzeitungen angekündigt wurde, stand das Telefon des unruhigen Ruheständlers nicht mehr still. Besonders die älteren Leute, die, ebenso wie Schmittel, aus ihrer Schulzeit Sütterlin-Kenntnisse in die heutige Zeit hinüberretten konnten, meldeten sich und stellten ihm für den Unterricht allerhand Material zur Verfügung.
So kommt es, daß sich die Teilnehmer neben dem Erlernen der Schrift in dem Lehrgang auch mit den zeitgeschichtlichen Hintergründen der zu lesenden "Dokumente" beschäftigen werden. Da ist beispielsweise das Schulheft der 75jährigen Bäuerin aus dem benachbarten Dehrn, die, vierzehnjährig, 1931 in Diktaten und Aufsätzen zeigte, daß sie Sprache und Rechtschreibung perfekt beherrschte. Die auf die Frage, warum sie als "hochbegabtes Mädchen" seinerzeit keine weiterführende Schule besucht habe, einen Satz ihres Vaters zitierte: "Die heiratet später ja doch, da stecken wir kein Geld mehr rein."
Über die vor 61 Jahren verfaßte Zwiesprache zwischen dem Bohnen- und dem Malzkaffee, einer mit "Sehr gut" benoteten Arbeit aus dem November 1931, werden sich die Sütterlin-Schüler garantiert köstlich amüsieren. Zumindest gegen Ende des Kurses. Wenn sie die Buchstaben entziffern und sinngerecht aneinanderreihen können.
Mit Hilfe des Sütterlin-Alphabets, der genormten deutschen Schreibschrift, lassen sich auch Briefe aus längst vergangenen Epochen lesen. Einen ganz besonderen hat Schmittel für den Unterricht "ausgegraben". Es ist ein dreiseitiges Schreiben des Schupbacher Bauernbubs Bach, den es in den Wirren des Siebenjährigen Krieges nach "Niederländisch Guayana" verschlagen hat. 1760, etliche Jahre schon nach seinem Weggang, berichtet er Vater und Mutter in einem Gemisch aus deutscher und lateinischer Schrift von seinen Erlebnissen und erzählt von den "fremden" Menschen in seiner neuen Umgebung. "Hier ist eine Hitze, daß man brennen müßte", läßt er seine "herzvielgeliebten Eltern" wissen.
Dem früheren Lehrer, der vor Jahren seinen Schulkindern Mathematik, Physik und Chemie beibrachte, machte die Beschäftigung mit der Sütterlin-Schrift sichtlich Spaß. Aber, wie gesagt, nach all den Jahren wieder eine Schulstunde halten, "damit habe ich nicht gerechnet". Überhaupt war er baß erstaunt über das Interesse, welches die Ankündigung des Kurses in der Region Limburg auslöste.
Ob historischer oder nostalgischer Art: Fest steht, daß Sütterlin kein System von Buchstaben ist, das sich, ohne den Federkiel abzusetzen, in einem Zug schreiben läßt. Wer beispielsweise die mit einem senkrechten Strich verbundenen zwei Kreise des großen W gekonnt aufs Papier bringen will oder das V richtig schön schwingen läßt, der braucht - vor allem - Muße. Doch was früher in den "Schönschreibstunden" mühevoll ins Heft "gemalt" wurde, spielt im Alltag der Schulkinder längst keine Rolle mehr. "Den Kindern wird schon sehr früh ein individueller Duktus im Schriftbild zugebilligt", weiß Willi Schmittel.
In punkto Schnellschreiben ist die deutsche Normalschrift der Sütterlin in der Tat deutlich überlegen. Wer hingegen in den alten "Stockbüchern", den heutigen Grundbüchern, blättert und wissen will, wem wann was gehörte, der muß allerdings in der Lage sein, die Buchstaben des Berliner Graphikers "richtig" zu kombinieren. Denn daß einer einem ein B für ein L vormacht oder ein e für ein n ist schnell passiert, in Sütterlin freilich, versteht sich. VOLKER TRUNK
*) Nur noch wenige schreiben so wie Ludwig Sütterlin
FRANKFURT A. M. Im Alter von 71 Jahren ist die Schauspielerin und Schauspiel-Pädagogin Melanie de Graaf durch einen Unfall ums Leben gekommen. Nach ihrer Ausbildung in Weimar war sie zwischen 1956 und 1981 an den Theatern in Neuss, Lübeck, Mannheim und Hannover engagiert. Zu Beginn der achtziger Jahre ist sie auch in Frankfurt aufgetreten, unter anderem in der Rolle der Amme in der seinerzeit vieldiskutierten Neuenfels-Aufführung der "Medea".
Melanie de Graaf war die erste Fernsehansagerin des Hessischen Rundfunks. Während der letzten Jahre hatte sie sich, mit großer Hingabe, als Rollenlehrerin an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt der Ausbildung junger Schauspieler gewidmet. FR
Samstag/Sonntag, 30./31. Januar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: So., 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: Sa., 14.30 & 19.30 Uhr, "Karlos"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 18 Uhr, "Festung"; Sa., 22.30 Uhr, "Katarakt"; Nachtfoyer: Sa., "Wenn ich einmal Herrgott wär . . ."
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa., 20 h, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, Zauberer Tomani; So., 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Goethe Theater, Leiziger Str. 36, Tel. 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Das letzte Band".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Grunewald, Krechel & Fritsch - ". . . ehren Viktor Goldtstein"; So., 15 Uhr, Ferri & Lerri - "Bonbon-Joes Mitmachkonzert" (ab 4 J.).
Kellertheater, Mainstr. 2: Sa., 20.30 Uhr, "Anarchie in Bayern".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa./So., 20 Uhr, Compagnie Didier Théron - "Ironworks"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Niemann & Roelofs - "Best". Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa., 17 Uhr, Film über Jan Fabre; Sa., 20 Uhr, "Elle était et elle est, même".
Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Am Tiergarten 12, 59 83 43: So., 15 Uhr, Märchen & Geschichten (ab 5 J.).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, KnobiBonbon - Kabarett; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: So., 15 Uhr, Theater Mimikri - "Wir können noch viel zusammen machen".
Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 15 Uhr, "Cinderella".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Die Traumtänzer - "Endlich satt"; Artrium: So., 11 Uhr, Jazzsündikat & Kids Comedy Brunch.
Freies Schauspiel Ensemble: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Nicht ich/damals".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: Sa., "Aysche und Richard".
Fridolins Puppentheater: Sa., 15 Uhr, "Der Kartoffelkönig" (ab 4 J.); Kinderhaus Sachsenhausen, Affentorplatz.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20, Tel. 74 79 69: So., 15 Uhr, Puppentheater Pusteblume - "Kaspergeschichten".
Bockenheimer Theaterkreis: So., 15.30 Uhr, "Verspekuliert"; Titania, Basaltstr. 23.
Philanthropin, Hebelstr. 17: So., 16 Uhr, Freies Schauspiel Ensemble, Helmut Ruge, Joana, DGB-Chor - "60 Jahre Danach - Frankfurt gegen rechts".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 18 Uhr, "Der Rosenkavalier"; So., 19.30 Uhr, "Carmen".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Staatliche Philharmonie Brünn; So., 19 Uhr, The Scottish Folk Festival; Mozart Saal: Sa., 20 Uhr, Alvarez Klavierquintett; So., 16 Uhr, Familienkonzert Achim Rinke - Saxophon; Hindemith Saal: Sa., 20 Uhr, Heinz Sauer Quintett - Speeches; So., 19 Uhr, Ira Bernstein & America's Hottest New Step Dance Show.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Hoochie Coochie Bluesband; So., Toshinori Kondo & Ima.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Zabriskie Point.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, Eastside Ronny; So., 19.30 Uhr, At The Crossroads.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Afrikanische Trommeln & Klavier; Theatersaal II. OG: So., 15.30 Uhr, Sebastian & Florian - Jongliershow.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Mark Merritt; So., 21 Uhr, True Blue.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Main River Band; So., 15 Uhr, Main River Band; 20.30 Uhr, Mason & Young.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Rock & Gebläse.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Ali's Swingtett; So., 20 Uhr, Jerome Hindmon & Friends.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Flamenco Show; So., 17 Uhr, Tanz mit Casa del Pueblo.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, United Jazzband; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Harry Petersen - "in memoriam Dizzy".
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Wild Cat Night; So., 20 Uhr, Rocking Speech.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Gemeinde Bonames, Kirchhofsweg 11: Sa., 19.30 Uhr, Los Copihues.
Kirche Cantate Domino, Ernst-Kahn-Str. 20: So., 18 Uhr, Konzert - Winterreise von Schubert. Martinuskirche, Martinkirchstr. 52: Sa., 17 Uhr, Unisono - Rock; So., 17 Uhr, Italienische Abendmusik.
Andreaskirche, Kirchhainer Str. 2: Sa., 18 Uhr, Musikalische Vesper.
Ev. Kirche Nieder-Erlenbach: So., 20 Uhr, Konzert Janus-Quartett, Zur Charlottenburg 1.
Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, Tanz.
Stadthalle Bergen, Marktstr. 15: Sa., 20 Uhr, Varieté & Tanz.
Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 20 Uhr, Bamberger Symphoniker. Literatur Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: So., 11 Uhr, Texte & Dias "Nancy Mitford".
Erzählcafé, Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28: Sa., 16 Uhr, Heinrich Prächter - "Im Spatzenparterre in der Schönhofstraße". Vorträge / Diskussionen Städelschule, Dürerstr. 10: Sa., 10 Uhr, Symposion "Evolutionäre Symmetrietheorie". Museen / Führungen Goethe-Museum, Großer Hirschgraben 23-25: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Goethes Vater reist in Italien".
Architekturmuseum, Schaumainkai 43: So., 11 Uhr, Führungen in den Sonderausstellungen "Peter Eisenmann, Folding in Time" & "Zeitgenössische Torentwürfe aus Lego-Bausteinen".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg.
Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Tony Sender. Es gibt keinen Kompromiß zwischen Barbarei und Kultur!"
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Zeugnisse griechischer Religion in der Antikensammlung". Ikonen-Museum, Brückenstr. 3-7: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "Christusbildnisse auf Ikonen".
Museum Judengasse, Kurt-Schumacher-Str./ Battonnstr.: So., 14 Uhr, "Einführung in das Museum Judengasse".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Das Vesperbild".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".
Städel, Schaumainkai 63: Sa., 11 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie "Das Menschenbild von Giacometti und Bacon".
Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino Filmhaus Frankfurt: So., 10.30 Uhr, "Francesca" & Gespräch "Mythos im Film"; Filmmuseum, Schaumainkai 41.
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12: Sa./ So., 19 & 21 Uhr, Staedel-Filmemacher stellen Filme im Super-8-Format vor.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Die Hexen von Eastwick".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Feste / Karneval Ägyptischer Verein: Sa., 19 Uhr, Multikulturelles Fest mit Folklore; Käthe-Kollwitz-Haus, Lötzener Str. 31.
Kath. Josefsgemeinde Eschersheim: Sa., 20 Uhr, Karneval mit Preisverleihung "Humor in der Kirche", Rhaban-Fröhlich-Straße 20.
CDU Dornbusch: Sa., 19 Uhr, Fremdensitzung, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248.
Ev. Wicherngemeinde: So., ab 10 Uhr, Feier zum 30jährigen Bestehen, Pützerstraße 96 a.
AW-Kreisverband: So., 14 Uhr, Karnevalsitzung, Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57.
SPD Praunheim: Sa., 14 Uhr, Fastnachtsnachmittag, Ev. Auferstehungsgemeinde, Graebestraße 2.
VdK Fechenheim: Sa., 15 Uhr, Fastnachtstreiben, Rathaus, Pfortenstraße 1.
TG Bornheim 1860: Sa., ab 10 Uhr, Aktionstag, Turnhalle, Falltorstraße 15.
Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim: Sa., 20 Uhr, Varieté und Tanz, Stadthalle Bergen, Marktstraße 15.
Romanfabrik: Sa., 20.30 Uhr, Prgramm zur Wiedereröffnung, Uhlandstraße 21.
Bürgerhaus Bornheim: Sa., 11 Uhr, Ausstellung "400 Jahre Geschichte Familie Schwarz", Arnsburger Straße 24.
SPD und AW Riederwald: So., 14.30 Uhr, Karnevalsitzung mit dem KV "Die Spinner", Bürgerhaus Riederwald, Max-Hirsch-Straße 34. Sonstiges Vereinsringhaus Rödelheim: So., 11-14 Uhr, Neujahrsfrühschoppen mit Dixi-Jazz, Assenheimer Straße 24.
SG Praunheim: So., ab 9 Uhr, Fußballturnier "Mein Freund ist Ausländer", Uni-Sporthalle, Ginnheimer Landstraße.
Pflegeheim Bockenheim: Sa., 14-15 Uhr, "Tag der offenen Tür", Friesengasse 7.
Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen.
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff Bornheim, Saalburgstr. 17.
Wanderungen Stadtwald-Verein: Sa., 14 Uhr, Wanderung "Rund um Frankfurt"; Treffpunkt FVV-Bf Sindlingen/S 1.
Schwarzwaldverein: So., Stadtwaldwanderung, Abfahrt 9.25 Uhr, Südbahnhof/Bus 961 (Info 44 61 06).
Naturschutzbund Deutschland (KV Ffm.): So., 9 Uhr, Vogelkundliche Wanderung Schwanheimer Wald; Treffpunkt Endstation Linie 21 (Info 354 386). Märkte / Basare Ev. Martinusgemeinde: Sa., ab 10 Uhr, Bücherflohmarkt, Martinskirchstraße 53.
Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Apotheke am Hainerweg, Sachsenhausen, Hainerweg 144-146, Tel. 68 56 12; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 448, Tel. 52 46 86; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 6 66 74 57; Hirsch-Apotheke, Ffm.-Zeil 111, Tel. 28 15 65; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Ffm., Markgrafenstr. 6, Tel.70 92 02; Paul-Ehrlich-Apotheke, Mainzer Landstr. 261, Tel. 73 10 60; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstr. 1, Tel. 43 48 81. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstr. 3, Tel. 7 89 16 11; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Str. 1, Tel. 39 66 41; Feuerbach- Apotheke, Westendstr. 42, Tel. 72 10 32; Ried- Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstr. 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstr. 7, Tel. 54 58 33; Rotlint-Apotheke, Rotlintstr. 80, Tel. 45 40 46; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schwarzbach-Apotheke, Schwanheim, Alt-Schwanheim 10, Tel. 35 52 59; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Hochhaus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)
Sa., Tierarzt Schönberger, Antoniterstr. 21, Tel. 30 65 66; So., Dr. Schubert, Eschersheimer Landstr. 86, Tel. 55 70 23; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- Ohne Gewähr -
Der Studentenservice des Arbeitsamtes vermittelt im Rahmen seiner Job-Zeitarbeit-Vermittlung Studentinnen und Studenten für befristete Arbeit als Bürokräfte, Verkaufs- und Montagehilfen, Lagerarbeiter/innen, Fahrer/innen oder andere gewerbliche und kaufmännische Jobs.
Die Vermittlung ist möglich unter Telefon 21 71-22 30 oder 21 71-22 33. reu
OFFENBACH. Neue Ehrenbürger der Stadt werden Max Willner und Dr. Bruno Knapp. Das beschlossen die Stadtverordneten am Donnerstag. Die Grünen hatten Vorbehalte gegen den langjährigen Stadtverordnetenvorsteher Dr. Knapp (CDU) und enthielten sich der Stimme, da ein politisches Ehrenamt allein nicht für eine Ehrenbürgerwürde ausreiche. Der 86jährige Max Willner ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Offenbach, des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen und Vizevorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Die neuen Ehrenbürger sollen im März oder im April in einer Sondersitzung des Stadtparlaments ihre Ehrenurkunden überreicht bekommen. Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung der Stadt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Titel, der mit keinerlei Privilegien oder finanziellen Vergünstigungen verbunden ist, 18mal vergeben.
Zu den Ehrenbürger zählen Reichkanzler Bismarck, die Offenbacher Industriellen und Mäzene Johann Martin Kappus, Ludo Mayer, Klar Klingsport, die SPD- Oberbürgermeister Leonhard Eißnert, Georg Dietrich und Stadtverordnetenvorsteher Walter Frank (SPD). Aus der Liste gestrichen wurden vor Jahren Reichspräsident Hindenburg und Adolf Hitler. lz
Die Schulsprecher von drei Kasseler Gymnasien haben die Schüler aller hessischen Gymnasien, beruflichen Gymnasien und Oberstufenschulen für kommenden Montag zu Protestaktionen aufgerufen: Statt Unterricht sollen an diesem Tag in der dritten Stunde Informationsveranstaltungen zum neuen Schulgesetz organisiert werden. Der Protest der Kasseler gilt Paragraph 33, Absatz 3, dieses Gesetzes: Danach wird die Zahl der Grund- und Leistungskurse in der Oberstufe künftig nach vorgeschriebenem Modus - entsprechend der Schülerzahl - festgelegt. Dadurch werde es künftig, so die Kritik der Schulsprecher, erheblich weniger Kursangebote geben können.
"Das einzige, was ich gesagt habe, war, daß es ohne soziale Komponente keinen Abschluß geben wird."
"In der Diskussion um den Solidarpakt habe ich gesagt, wenn dies alles zusätzlich auf uns zukommt, wäre die Verweigerung des Inflationsausgleichs eine zusätzliche Zumutung."
Die Forderung nach einer sozialen Komponente sei aus der Überlegung entstanden: Wenn wir den Inflationsausgleich für alle nicht schaffen, dann sollens es wenigstens die unteren schaffen. Dies sei ein "Signal" gewesen.
Klar, daß in den Verhandlungen der Inflationsausgleich bis zur letzten Sekunde die Richtzahl sei für das, was man verlange. "Ob man&rquote;s durchsetzt, ist eine andere Frage."
Streit an der Main-Taunus-Schule zwischen Direktor, Schülern und Lehrern schwelt weiter Blankenberg sperrte die SV einfach aus Schulamt entschied: Schloßtausch war nicht Rechtens Von Matthias Drobinski HOFHEIM. Nach außen hin schien es ruhig geworden zu sein, doch innen brodelte es weiter an der Main-Taunus-Schule. Jetzt entlud sich der seit Jahren schweldende Konflikt zwischen Schulleiter Dr. Heinz Blankenberg wieder in einem gehörigen Krach: Blankenberg ließ das Türschloß zum Raum der Schülvertretung (SV) auswechseln. Sein Motiv: mangelnde Hygiene im SV-Domizil. Die Schüler-Vertreter Katja John und Stefan Hornke beschwerten sich beim Staatlichen Schulamt - die Kreisbehörde gibt ihnen recht: Ein Schulleiter darf der SV nicht nach Gutdünken Räume entziehen. Schülersprecherin Katja John wollte am Montag in den SV-Raum, doch der Schlüssel paßte nicht mehr. Im Glaskasten hing bereits ein Brief an die SV, dort teilte der Direx mit, daß "aufgrund der ungewöhnlichen Verschmutzung des der SV zur Verfügung gestellten Raumes" dieser "nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung" stehe. Die Vorstellungen von Blankenberg: Der Schlüssel bleibt beim Direktor, "die SV teilt dem Schulleiter schriftlich mit, zu welchen Zeiten der Raum benötigt wird". "Damit wäre unsere SV-Arbeit unmöglich", sagt Stefan Hornke, "wie sollen wir effektiv arbeiten, wenn wir schriftlich um den Schlüssel bitten müssen?" Die Schülervertreter wollten sich nicht aussperren lassen - sie hätten den Raum regelmäßig aufgeräumt. Der Fall landete beim Staatlichen Schulamt im Hofheimer Kreishaus. Ulrich Faust, Leiter des Amtes, hörte sich je zwei Stunden Schüler und Direktor an und entschied dann: Der Schloßtausch war nicht gestattet, "Herr Dr. Blankenberg ist zu weit gegangen. Es ist nicht Rechtens, Schülervertretung oder Personalrat die Benutzung ihrer Räume zu untersagen." Ob Direktor Blankenberg den Schlüssel wieder herausrückt, wird sich erst am Montag zeigen, wenn nach der Zeugnis-Pause der Unterricht wieder beginnt. Sicher ist aber schon jetzt: Nach 14 Monaten scheinbarer Ruhe sorgt das zerrüttete Verhältnis zwischen Schulleiter, einem Großteil der Schüler und Lehrerwieder für Schlagzeilen.
Seit Blankenberg vor zweieinhalb Jahren die Regie - zunächst kommissarisch - übernommen hat, reißen die Reibereien nicht ab. Der Direktor machte sich umbeliebt, weil er die Abiturfete "entartet" nannte und verbot und Plakate gegen den Golf-Krieg nicht am Schwarzen Brett dulden wollte. Im Februar 1991 trat aufgrund dieser Konflikte die gesamte SV- Spitze zurück. Als im Dezember 1992 bekannt wurde, daß Blankenberg endgültig zum Direktor der Main-Taunus-Schule ernannt werden sollte, demonstrierten Schüler und Lehrer vor dem Kultusministerium in Wiesbaden - ohne Erfolg.
Schulamtsleiter Faust stöhnt hörbar, wenn der Name "Main-Taunus-Schule" fällt: "Wenn es so weitergeht, ist der Ruf der Schule bald dahin." Bei ihrem Amtsantritt glaubte die 19 Jahre alte Schülersprecherin Katja John, "daß mit dem Mann zu reden sein muß - die alte SV hat es mit den Konflikten zu sehr auf die Spitze getrieben". Doch das hat sich geändert - seit Blankenberg sie über das Format der Briefe an ihn belehrte, seit er ihr verbot, Gesprächsnotizen zu machen, und von ihr, der Volljährigen, vor einer Fete die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten oder den Nachweis einer Haftpflichtversicherung forderte.
"Unser Direktor regiert nicht mit mit pädagogischer Autorität, sondern autoritär. Für ihn zählen Paragraphen, so eng wie möglich ausgelegt", sagt Stefan Hornke. Für die Schule habe das schlimme Folgen: "Wer will sich in dieser Atmosphäre noch engagieren? Die meisten denken doch ,Kopf runter, abtauchen - und nicht das Abi verderben lassen&rquote;."
Für die Lehrer der Main-Taunus-Schule dagegen enden die Probleme mit dem Direktor nicht nach dem Abitur. "Viele von uns sind frustriert, weil Dr. Blankenberg jeden pädagogischen Freiraum mit einem Korsett von Paragraphen erstickt", sagt Personalrats-Vorsitzende Gerlinde Becker. Jüngstes Beispiel: Die Lehrer sollen Blankenberg Noten-Listen der Klausuren und der letzten Zeugnisse zusammenstellen. Becker: "Vielleicht wird dann gemaßregelt, wer seiner Meinung nach zu gute oder falsche Noten gibt?"
Beim Staatlichen Schulamt liegen inzwischen mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Blankenberg vor. Einige Kolleginnen und Kollegen hätten bereits innerlich gekündigt oder sich frühpensionieren lassen, sagt Gerlinge Bekker. "Die Stimmung hier ist miserabel."
Nur einer versteht die Aufregung nicht: Direktor Blankenberg. Er sieht keinen Anlaß, sich zu schulinternen Vorgängen der Presse gegenüber zu äußern: "Da halte ich es wie Churchill: No comment."
MAIN-KINZIG-KREIS. Aufgeführt sind nur die Ziffern für die Zustellung, nicht die für Postfächer. Vor dem Namen der Kommune steht die alte Leitzahl, dahinter die neue: 6482 Bad Orb 63619 6483 Bad Soden-Salmünster 63628 6456 Biebergemünd 63599 6484 Birstein 63633 6486 Brachttal 63636 6454 Bruchköbel 63486 6455 Erlensee 63526 6487 Flörsbachtal 63639 6463 Freigericht 63579 6460 Gelnhausen 63571 6451 Großkrotzenburg 63538 6466 Gründau 63584 6451 Hammersbach 63546 6450 Hanau 63450, -52, -54, -56, -57 6467 Hasselroth 63594 6485 Joßgrund 63637 6456 Langenselbold 63505 6464 Linsengericht 63589 6457 Maintal 63477 6451 Neuberg 63543 6369 Nidderau 61130 6369 Niederdorfelden 61138 6458 Rodenbach 63517 6451 Ronneburg 63549 6490 Schlüchtern 36381 6369 Schöneck 61137 6492 Sinntal 36391 6497 Steinau 36396 6480 Wächtersbach 63607
In einer Presseerklärung hat die Interessengemeinschaft behinderter Studentinnen und Studenten ihre Genugtuung über die Festnahme des Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben, Hans-Hennig Atrott, zum Ausdruck gebracht. In der Erklärung heißt es: "Mit seinen Machenschaften fördert er die Sichtweise der Gesellschaft, daß Behinderung unweigerlich mit Leid verbunden sei. Damit wird unausgesprochen das Lebensrecht von behinderten und kranken Menschen in Frage gestellt."
Die Aktivitäten Atrotts verstärken, so die Interessengemeinschaft, die Meinung, behinderte, kranke und alte Menschen seien Ballast. Von dort bis zum Begriff der "Ballastexistenz" der Nationalsozialisten seien es "nur wenige Schritte". reu
DM1 0101DFE7 To:
allvier From:
RUNDUM Date:
29-JAN-1993 12:13:31 Subject: hg an kehrseite bestätigung --------- hg an kehrseite hg an aus aller welt stuttg und frankfurter rundschau
hg an letzte seite basler zeitung
mitteilung
ich komme mit nachzieher zu 3 tote mädchen in spanien
inzwischen zur staatsaffäre ausgeweitet eine nation trauert um drei mädchen - und fragt sich, ob spanier "aus dem gleichgewicht" sind.
ca 50 druckzeilen in feature-form bis 15 uhr.
ende.
---------
ESCHBORN. Manchmal greift Siegfried Wurche ins Bücherregal und holt einen der sattgrünen Bände des Grimmschen Wörterbuchs hervor. Der Pensionär, der im Kriegsjahr 1914 in Niederhartsmannsdorf in der schlesischen Heide zur Welt kam, geht dann auf Spurensuche und taucht tief ein in die Geschichte der Wörter. Eine Historie, deren jüngster Abschnitt das Leben seiner Generation geprägt hat und die eng verbunden ist mit jenem 30. Januar 1933, als Reichspräsident Hindenburg den Führer der NSDAP, Adolf Hitler, zum Kanzler ernennt.
Dieser 30. Januar ist ein kalter, trockener und grauer Wochentag in Görlitz, wo Wurche den Beruf des Schriftsetzers erlernt. Der Schnee ist ausgeblieben, und dunkle Wolken verheißen wenig Gutes. Als die Nachricht von Hitlers Kanzlerschaft umgeht, "war uns zuhause klar: Das gibt Krieg", erinnert sich der 78jährige.
Der beginnt erst einmal vor der eigenen Haustür. Im Verlauf des Tages kommen Truppen in das Görlitzer Arbeiterviertel und besetzen den Stadtteil. "Die marschierten auf mit Maschinengewehren und aufgepflanztem Bajonett", sagt Wurche, "wir hatten panische Angst vor dieser brutalen Gewalt." Daß die Nationalsozialisten ernst machen wollen, daran ist vom ersten Tag an kein Zweifel. "Das war für meine Begriffe generalstabsmäßig geplant", vermutet der damals 18 Jahre alte Lehrling. Alsbald verhaften die neuen Machthaber die "kompetenten Leute aus der Partei". Einige Kilometer entfernt von Görlitz haben die Nazis ein sogenanntes Umerziehungslager eingerichtet, wo sie ihre Gefangenen hinbringen. "Die Nachricht von den Verhaftungen ging um wie ein Lauffeuer", sagt Wurche. "Man konnte sich nicht mehr wehren", nimmt der SPD-Mann die Antwort auf eine Frage vorweg, die ihm oft gestellt worden ist.
60 Jahre später marschieren junge Männer und Frauen mancherorts erneut mit Hitlergruß und Hakenkreuz durch die Straßen. Zuweilen plagt Wurche deshalb die Sorge über die Zukunft des Landes. Für ihn sind es "Verirrte und Verwirrte", die sich da formieren, Menschen, die "von Politik keine Ahnung haben". Den Vergleich zu 1933 will der überzeugte Sozialdemokrat freilich nicht ziehen. Der Weimarer Republik habe es an überzeugten Demokraten gefehlt, die sozialen Klassen seien scharf voneinander abgegrenzt und sechs Millionen Menschen ohne Beschäftigung gewesen. Das unterscheide die Situation von 1933 von der des Jahres 1993.
Die Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen - für Wurche Hauptursache ihrer Radikalisierung - hält er für ein Problem, das gelöst werden kann. "Wir sind eine Reichtumsfestung, das ist unbeschreiblich", sagt der 78jährige, der kaum nachzuvollziehen vermag, daß man jungen Leuten keine Beschäftigung und keine Perspektive geben kann.
Die Skepsis bleibt: "Ich kann nicht verstehen, daß die Leute in den vergangenen 93 Jahren nichts gelernt haben", resümiert Wurche und schüttelt dabei leicht den Kopf. schu
HOCHTAUNUSKREIS. Die neuen Postleitzahlen für die 13 Städte und Gemeinden des Hochtaunuskreises ab 1. Juli 1993: 61348, 61350 und 61352 Bad Homburg 61381 Friedrichsdorf 61479 Glashütten 61279 Grävenwiesbach 61476 Kronberg 61462 Königstein 61267 Neu-Anspach 61389 Schmitten 61449 Steinbach 61440 Oberursel 61250 Usingen 61273 Wehrheim 61276 Weilrod
Kleine FR
Kleingärtner tagen BAD VILBEL. Der Kleingärtner- und Siedlungsverein Dortelweil kündigt die Jahreshauptversammlung für Samstag, 30. Januar, um 19.30 Uhr im Saalbau Steul an. Der Vorstand will über seine Arbeit berichten. Vorstandsneuwahlen stehen nicht auf der Tagesordnung. Es ist lediglich ein Kassenprüfer zu benennen. Orientalisches Tanzen BAD VILBEL. Einen von Gisela Rosing geleiteten Anfängerkursus für Orientalisches Tanzen bietet die "Bürgeraktive" an. Der Kursus beginnt am Montag, 1. Februar, und findet an insgesamt zehn Abenden jeweils von 17.30 bis 19.30 Uhr statt. Die Teilnahme kostet 160, ermäßigt 130 Mark. Anmeldung bei der "Bürgeraktive" unter Tel. 0 61 01 / 13 84 oder bei der Kursleiterin unter Tel. 0 60 34 / 32 00. Arbeitskreis im Altenheim BAD VILBEL. Der offene Arbeitskreis der "Bürgeraktive" zum Thema "Leben und Wohnen im Alter" trifft sich am Dienstag, 2. Februar, um 17.30 Uhr im Altenheim Heilsberg, Pestalozzistraße 10. Beim Wenden zusammengestoßen KARBEN. Ein Autofahrer aus dem Odenwaldkreis ist laut Polizeibericht am Donnerstag gegen 13 Uhr mit dem Wagen eines Karbener Autofahrers zusammengestoßen, als er auf der B 521 in Rendeler Gemarkung sein Fahrzeug an der Einmündung eines Feldweges wenden wollte. Der Schaden beträgt 30 000 Mark.
Granit raus, Asphalt rein: Die Ziegelbrücke ist kein Ruhmesblatt für die Ingenieure Das Pflaster
leidet unter
Paradontose
Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Er hoffe, sagte Eberhard Knoll während der feierlichen Eröffnung der neuen Ziegelbrücke am 26. November 1990, daß nun etwas geschaffen worden sei, das Bestand haben werde. Der Präsident des Hessischen Landesamts für Straßenbau hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst den Applaus für das städtebauliche "Kleinod" im Sandsteinlook zu kassieren. Aber das "Schöne", das die Bürger "mit Recht gefordert haben" (Knoll) offenbart schon nach zwei Jahren grobe Fehler. Das schmucke Granitpflaster kommt immer wieder in Unordnung, so daß jetzt nur noch eine Radikalkur helfen kann: "Pflaster 'raus und das Ganze asphaltieren" heißt mittlerweile die Devise im Straßenbauamt. Dabei hatten sich die Brückenplaner so sehr "um eine gestalterische Einheit zwischen Unterstadt und historischer Oberstadt" bemüht. Zu beträchtlich höheren Kosten als bei einem Standard-Überweg, 2,75 Millionen Mark, konnten sie tatsächlich ein Bauwerk hinzaubern, das die baufällige Vorgängerbrücke weit in den Schatten stellt und sogar schon von anderen Städten abgekupfert wird. Sandsteinbrüstungen, rotes Granitpflaster und vier zu später Stunde von Laternen beleuchtete Kanzeln lassen das Bemühen ums Ästhetische erkennen.
Haben die Ingenieure in ihrem Eifer für die Schönheit die Regeln der Bautechnik vernachlässigt? Vernebelte ihnen die Vorfreude auf den großen Wurf den Blick auf bauphysikalische Gesetzmäßigkeiten? Allemal haben die Experten zuviel riskiert, wie sie neuerdings eingestehen. Der Ärger mit der Brücke über die Kinzig begann im Mai vergangenen Jahres. Für Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen wurde die Überfahrt verboten. Gerade mal eineinhalb Jahre nach dem Scherenschnitt zur Freigabe mußten Teile der Fahrbahn für Reparaturen gesperrt werden. Im Pflasterbelag waren Beulen entstanden, einzelne Steine hatten sich gelockert.
"Es ist äußerst schwierig, auf einen Betonunterbau Pflaster aufzubringen", wußte der Chef des verantwortlichen Hanauer Straßenbauamtes, Heinrich Michelmann, damals zu erklären. Er hoffte aber nach einer Ausbesserung mit speziellem Kunststoffmörtel noch, "daß die Beule nicht wieder in Bewegung gerät". Andernfalls, da zeigte er wilde Entschlossenheit, werde er sein altes Pflastererwerkzeug herauskramen und höchstpersönlich "die paar Steine 'reinkloppen".
Aber den Ruf seiner Behörde wird Michelmann mit einer solchen Hauruckaktion nicht retten können. Ebensowenig kann nach der aktuellen Auffassung der Experten vom Amt der Pfusch am Bau dem ausführenden Unternehmen angelastet werden. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, daß ein konstruktiver Mangel vorliegt, der nicht mit Flickarbeiten zu beheben ist: Das Sandbett, in dem die Pflastersteine ruhen, ist mit vier Zentimetern zu dünn. Es müßte nach Expertenmeinung mindestens zehn Zentimeter betragen, um angesichts der starken Verkehrsbelastung der Ziegelbrücke wenigstens einigermaßen Haltbarkeit zu gewährleisten.
Am Sand sparten die Brückenbauer nicht aus Kostengründen. Vielmehr sahen sie die dünne Lagerschicht vor, weil die Konstruktion sehr niedrig gehalten werden mußte. Unter der Brücke bestanden die Wasserbehörden auf einer bestimmten Durchlaßhöhe fürs Kinzig- Hochwasser und oben sollte das Bauwerk nicht zum blickverstellenden Buckel werden.
Die knappe Sandschicht hofften die Planer mit dem Vermörteln der Fugen zwischen den einzelnen Granitsteinen zu kompensieren. Tatsächlich sitzen die Steine auch in einem elastischen Verbund. Nicht bedacht wurde aber, was bei Temperaturveränderungen geschieht. In der Sommerhitze dehnte sich das Material aus, Spannungen entstanden und das Pflaster wölbte sich nach oben. Als im Winter der umgekehrte Prozeß eintrat, entstanden Senken und Beulen. Grund: Der Sand war inzwischen gewandert, war an einigen Stellen ganz verschwunden und dafür an anderen bis ungefähr acht Zentimeter aufgehäuft.
Für die Hanauer Planer ist die Schlappe umso schmerzhafter, als sie ihren "Sonderbelag" seinerzeit gegen warnende Stimmen durchsetzten, die von der Unmöglichkeit des Vorhabens überzeugt waren. "In verkehrsreichen Straßen ist das Pflastern nicht angebracht", sagt ein nunmehr geläuterter Planer und räumt ein, daß "wir uns eigentlich zuviel vorgenommen haben".
Allerdings hätten die Tüftler in der Behörde schon noch eine Idee, auf welche Weise die Ziegelbrücke gepflastert bleiben könnte. Doch darüber mögen sie erst gar nicht mehr weiter reden. Das Landesamt für Straßenbau dulde keine neuen Experimente, heißt es. "Eine zweite Blamage ist nicht drin", hätten die Wiesbadener Vorgesetzten bedeutet. So werden einstweilen die gröbsten Schäden notdürftig ausgebessert, bis offiziell entschieden ist, was intern als beschlossen gilt: Eine Asphaltdecke, vielleicht rötlich eingefärbt, soll die Pflaster-Parodontose endgültig kurieren.
KÖNIGSTEIN. Die jährlichen Zuschüsse an die kirchlichen Kindergärten sind auf eine vertragliche Grundlage gestellt. Jeweils ein Drittel der Betriebskosten werden den freien Trägern aus Stadtsäkkel und Elternbeiträgen erstattet. Den Rest muß die Kirche selber tragen. Einem entsprechenden Magistratsbeschluß stimmte die Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag abend zu.
Die Stadt verhandele schon seit zehn Jahren mit den Gemeinden, erläuterte Bürgermeister Bertram Huke (CDU). Mit dem neuen Vertrag sei man nun "ein ganzes Stück weiter". Einfluß auf die finanzielle Planung der Kindergärten kann die Stadt nun auch im Kindergartenausschuß nehmen: Sie hat darin zwei Stimmen; bislang besaß sie nur beratende Funktion.
Der Stadtverordnetenversammlung legte der Magistrat neben dem neuen Vertrag nun auch die geforderte Auflistung von Kindergartenplätzen und eine Bedarfsanalyse vor. Danach stehen im gesamten Stadtgebiet insgesamt 415 Kindergartenplätze (zwölf Hortplätze inklusive) zur Verfügung. Die Stadt unterhält davon 275 Plätze, die Kirchengemeinden 140. Das ergebe eine Bedarfsdeckung von 88 bis 90 Prozent, erläuterte Huke. Damit liege Königstein weit über dem Landesdurchschnitt, denn die offizielle Vorgabe betrage nur 83 Pozent.
"Aber die Plätze reichen trotzdem nicht aus", so Huke, "das wollen wir noch verbessern." Zum Beispiel durch den Ausbau des Schneidhainer Kindergartens. Rund 400 000 Mark müssen für dieses Projekt aufgebracht werden. Profitieren werden davon vielleicht auch behinderte Kinder. Eine Möglichkeit sei, in dem Anbau eine integrative Gruppe einzurichten, sagte Huke. Zur Debatte stünde aber auch, die Gruppenstärken zu reduzieren oder Ganztagsplätze einzurichten.
Etwa 143 Jungen und Mädchen werden laut Magistratsbericht im August einen Kindergartenplatz beanspruchen. Eng wird es höchstens im Kernstadtbereich. "Dort fehlt mindestens eine Kindergartengruppe", konstatierte der Bürgermeister und versprach Abhilfe. Um all diese Angebote machen zu können, sei die Stadt auf die Mithilfe der freien Träger angewiesen. Ziel sei es, für alle Königsteiner Kinder ab drei Jahren einen Platz zu schaffen. Auch wenn viele Eltern für eine Reduzierung der Gruppenstärken plädierten, gebe es hier eine klare Priorität: die Bedarfsdeckung. ki
GEDERN. Eines der kulturhistorisch bedeutendsten Gebäude von Gedern, das denkmalgeschützte Berg-Wirthshaus, wird doch nicht zu einem gepflegten Gasthaus mit Übernachtungsmöglichkeiten ausgebaut. Auf Anfrage der FR sagte Herbert Weber, der Ende 1991 das Berg- Wirthshaus gekauft hatte, daß er seine ursprünglichen Pläne aufgegeben habe.
Wie die FR kurz vor dem Erwerb berichtete, wollte Weber in dem 250 Quadratmeter großen Erdgeschoß des Berg- Wirthshauses eine Speisegaststätte errichten. In dem dazugehörigen Gewölbekeller war ein 30 bis 40 Sitzplätze fassender Wein- und Bierkeller geplant. Darüber hinaus sollten "maximal 20 Betten" in "acht oder neun Doppelzimmern", so Weber damals, zur Verfügung gestellt werden.
Den Gaststätten- und Hotelbetrieb wollte Weber an einen 30jährigen Koch aus dem Marburger Land verpachten, der eine fachmännisch ausgebildete und engagierte Partnerin mitbringen wollte. Doch der potentielle Pächter habe dann einen Rückzieher gemacht, so Herbert Weber, der Inhaber und Chef des gleichnamigen Ingenieurbüros in der Lauterbacher Straße in Gedern und bis zur Kommunalwahl noch Vorsitzender der FWG- Fraktion im Stadtparlament ist. Nach der Kommunalwahl wird er dem Stadtparlament aus beruflichen Gründen nicht mehr angehören.
Weil Weber nach eigenen Angaben keinen anderen Pächter zu Konditionen fand, mit denen sich die Investitionen von weit über eine halbe Million Mark gerechnet hätten, gab er sein gastronomisches Konzept auf. Weber will nun mit seinem Ingenieurbüro selbst in das Erdgeschoß umziehen. Noch nicht ganz klar ist, was er mit den restlichen Räumen machen wird. Möglicherweise werden sie zu Wohnzwecken hergerichtet.
Die baurechtlichen Genehmigungen hat Weber noch nicht. Er wird sie jedoch in den nächsten Wochen bekommen, wie die Kreisverwaltung auf Anfrage der FR mitteilte. Nach Angaben von Weber soll dann sofort mit den Arbeiten begonnen werden, die ein Jahr dauern.
Das Berg-Wirthshaus war mehrere Generationen lang in Gedern eine der beliebtesten und meistbesuchtesten Gastwirtschaften. Selbst Frankreichs Kaiser Napoleon soll dort übernachtet haben. 1982 erwarb der jüdische Arzt Dan Kiesel das unterhalb des Schlosses gelegene Gebäude, dessen ältester Teil 1736 errichtet wurde. Im April 1987 ließen bis heute unbekannte Brandstifter das denkmalgeschützte Gebäude in Flammen aufgehen, wodurch der Dachstuhl fast vollständig vernichtet wurde. Das Gebäude ist trotz einer Planenabdeckung nur unzureichend gegen Zerstörungen durch Wind und Wasser geschützt. str
FRIEDRICHSDORF. Der Magistrat hat eine Erhöhung der Taxitarife ab 1. Februar beschlossen.
Die Grundgebühr erhöht sich von bisher 3,10 auf 3,50 Mark und der Fahrpreis pro Kilometer von zwei auf 2,20 Mark. Die Kosten für eine Stunde Wartezeit bleiben bei 36 Mark.
Friedrichsdorf ziehe dadurch wieder mit Bad Homburg gleich, sagt Bürgermeister Gerd Schmidt. In der Kurstadt sei eine ähnliche Tariferhöhung bereits in Kraft. s
Einheit beschert jedem ein Kilo Papier, den Ämtern Arbeit und den Betrieben Kosten Für die Post ist Kirdorf bald nicht mehr Homburg Neue Postleitzahlen ab Juli auch im Hochtaunuskreis Von Thomas Stillbauer HOCHTAUNUSKREIS. Um 11.10 Uhr war gestern das Geheimnis gelüftet: Postamtsleiter Kurt Pfalz veröffentlichte im Bad Homburger Stadthaus die neuen, fünfstelligen Postleitzahlen für den Hochtaunuskreis, die ab 1. Juli die herkömmlichen Nummern ersetzen. Zugleich verrieten Postmitarbeiter auch in Usingen, Oberursel, Friedrichsdorf und 500 weiteren deutschen Städten die mit Spannung erwarteten Zahlenkombinationen. Die Umstellung war nötig geworden, weil nach der deutschen Vereinigung etwa 800 Orte in Ost- und Westdeutschland die gleichen Postleitzahlen hatten. Briefe nach Bonn und Weimar etwa mußten jeweils mit 5300 signiert werden. Solche Überschneidungen hätten zu "erheblichen Verwechslungen" geführt, sagte Kurt Pfalz. Deutschland brauche ein einheitliches System.
Als einzige Stadt im Hochtaunuskreis wird Bad Homburg künftig nicht nur eine, sondern drei Postleitzahlen haben: 61350 für den Westen mit Dornholzhausen und Kirdorf, 61348 für die Innenstadt und 61352 für den Osten mit Gonzenheim, Ober-Eschbach und Ober-Erlenbach. Insgesamt bekommen 209 deutsche Städte je mehr als eine Postleitzahl.
Um dort herauszufinden, welche Straße nun zu welchem Leitzahlenbereich gehört, brauchen die Postkunden künftig ein Extra-Straßenverzeichnis, in dem für jede Straße die zugehörige Nummer aufgeführt ist. Ein Brief oder Paket in die Bad Homburger Louisenstraße muß beispielsweise künftig mit "61348 Bad Homburg" adressiert werden, dagegen gehört die Dietigheimer Straße zu "61350 Bad Homburg".
Dieses Postleitzahlenbuch für die ganze Republik wird ab Februar als "größter Druckauftrag aller Zeiten" hergestellt und im Mai an jeden Haushalt verteilt. Postamtsleiter Pfalz sieht in der Verteilung eine "schwere logistische Aufgabe". Kein Wunder: Fast zwei Kilo wird das 1000-Seiten-Werk wiegen. Zum Vergleich: Das Postleitzahlenverzeichnis aus dem Jahr 1961 wog 146 Gramm.
Zudem wird es für Bad Homburg, um beim Beispiel zu bleiben, etwa 20 neue Leitzahlen eigens für die Postfächer geben. Am kommenden Montag sollen die Postfach-Inhaber über ihre jeweilige Zahl schriftlich informiert werden. "Zur Sicherheit" rät Kurt Pfalz allerdings nachzuprüfen, ob die mitgeteilte Nummer auch stimmt. Kreisweiter Ansprechpartner ist dafür die Geschäftskundenberatung unter Tel. 0 61 72 / 101 - 272 oder - 273.
Firmen, die täglich mehr als 2000 Sendungen empfangen, kriegen ihre eigene Postleitzahl. Im Hochtaunuskreis sind das Milupa in Friedrichsdorf, NUR und die Alte Leipziger in Oberursel.
Um die Kunden umfassend über das neue System zu informieren, startet die Post einen Werbefeldzug in allen Medien. Maskottchen der Kampagne im In- und Ausland ist die Figur "Rolf". Wer trotz Rolfs Aufklärungsversuchen nach dem1. Juli noch mit den alten Postleitzahlen adressiert, muß mit Verzögerungen im Briefwechsel rechnen. Ein bis zwei Tage später, schätzt Pfalz, kommen die Sendungen dann an.
Das Postpersonal ist jedenfalls auf einen Haufen Arbeit im Sommer vorbereitet. Zehn bis 15 zusätzliche Kräfte werden in Bad Homburg eingestellt, Urlaub ist bis auf weiteres gestrichen. Aber langfristig, davon ist Kurt Pfalz überzeugt, wird sich die Umstellung lohnen: Briefe würden dann schneller und zuverlässiger zugestellt.
Ab 1. Februar gibt es einen kostenlosen Telefon-Service, der über die neuen Postleitzahlen informiert: Tel. 01 30 / 5 55 55.
MAINTAL. Neben seinem Kinderkurs bietet der Maintaler Gitarrenclub "Fame" (ehemals: "Artists") nun auch einen Gitarrenkurs für Jugendliche und Erwachsene. Es sind dafür keine Vorkenntnisse erforderlich.
Der Unterricht findet in Doppelstunden statt, Termine werden erst mit den neuen Teilnehmer(inne)n abgesprochen. Daneben findet auch ein Workshop statt für bereits fortgeschrittene Musiker(innen).
Wer sich informieren oder anmelden möchte, kann dies unter den Rufnummern 26 323, 48 568 oder 85 267 (Vorwahl 06 181) am besten samstags zwischen 11 und 18 Uhr tun. Ul
Das Glück: keinen Mann zu haben. Was, das glauben Sie nicht? Dann hören Sie mal rein! Bei Cornelia Niemann und Annemarie Roelofs. Die führen heute abend noch einmal durch ihr Trainingsprogramm: Wie aktiviere ich meine Endorphine ohne männliche Spurenelemente. Und ganz ohne Süßigkeiten.
"Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann!" jammerte die Niemann in den frühen Achtzigern. Aber als er dann beim Frühstück immer diese fettige Teewurst von zwei Seiten anbohrte, da nützten ihm seine "herrlichen blauen Augen" bald überhaupt nichts mehr.
"Glücklich allein" ist sie jetzt, die Kabarettistin, die gerade eine CD mit ihren besten Songs und Satiren aufnimmt und aus diesem Anlaß aus alten Nummern (hauptsächlich musikalischen) ein neues Programm zusammengestellt hat. Natürlich ist sie dabei nicht ganz allein. Annemarie Roelofs, die Komponistin und mehrjährige Partnerin, und Elisabeth Süßer, Pianistin und Synthesizerin, mischen tatkräftig mit.
Das Glück ist manchmal nämlich nur eine Frage der Planung, weiß Cornelia Niemann. Und der Frauensolidarität. Und die klappt so lange, bis . . . ja, bis sich da wieder so ein Typ dazwischenschiebt. Da kann man plötzlich der besten Freundin nicht mehr episch den Liebeskummer erläutern, weil da wieder so einer ist und unterhalten werden will. Völlig abschreiben kann man bei Einsamkeitsanfällen schließlich die alleinstehenden Männer. Weil die entweder nicht mehr wissen, daß sie einem ihre Telefonnummer aufgedrängt haben, oder gerade Hitchcock gucken müssen.
"Zieht Affen groß, schreibt ein Gedicht", rät uns die erfahrene Frau deshalb und mahnt: "Mädchen, heiratet nicht!"
16 Songs und Texte zwischen Sex und Zahnweh, Singlestreß und Sehnsucht kommen dabei heraus, wenn frau doch nicht glauben will, was sie eigentlich besser weiß. "Wenn sie schön sind, sind sie blöd, und wenn sie alt sind, sind sie öd" - das tröstet allenfalls über den Samstagnachmittag. Bleibt noch der ganze Sonntag mit vielen langen Mußestunden, die doch besser Schmusestunden sein sollten und mit ausreichend Gelegenheit, um sich nach dem zu verzehren, der statt der Freiheit die Freizeit teilt. Und wenn er dann nach kompromißreicher Ehe gestorben ist? Kann sie endlich in Ruhe eine rauchen! Großartig Cornelia Niemann als räsonierende, Singleschelte betreibende Witwe am Grab des Gatten. Im Gegensatz zu den jungen Singles habe sie sich ihre Freiheit schließlich hart erarbeitet. Spricht's und begießt noch ein bißchen.
Aber manchmal liegt das Glück eben auch in der Gewohnheit oder in der Arbeit. In der Glanznummer des Abends demonstriert das Team Niemann/Roelofs wie's geht, wenn die Karriereluft dünn wird: "Frauen steigen auf". Der Berg ruft, die Gipfelstürmerinnen nehmen die Beine in die Hand, aber die Männerseilschaften sind immer schon da. Nur nicht die Weiblichkeit verlieren, ermahnen sich die Damen, aber eine bleibt dann doch auf der Strecke.
Bloß Natascha, Sproß einer unglücklichen Musikerliebe - entfacht durch Mozarts Violinkonzert D-Dur - , die übt und übt. Endlos. Auf der Geige. Und Mama wacht darüber. Denn die Kunst beglückt dauerhafter als ein Kerl.
Die Moral des Abends? Vielleicht doch lieber ein Riegel Schokolade! (noch einmal am Samstag abend im Mousonturm, Beginn 21 Uhr).
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
OFFENBACH. Einen ersten Schritt aus der chronischen Raumnot machte die Hochschule für Gestaltung (HfG) gestern mit ministerieller Unterstützung. Ein einstöckiger Anbau, in dem vor allem Werkstätten und Ateliers untergebracht sind, wurde von den Studenten und Professoren offiziell in Betrieb genommen. Die hessische Hochschul-Ministerin Evelies Mayer übergab das 5,3-Millionen-Projekt, das in knapp zweijähriger Bauzeit errichtet wurde. Im September hatte die HfG die neuen Räume bereits teilweise in Besitz genommen.
In dem Anbau, der auf einem dreieckigen Grundstück errichtet wurde und der deshalb ein bißchen verschachtelt wirkt, wurden im Erdgeschoß die Bühnenbildner, Bildhauer und Fahrzeugdesigner, im Zwischengeschoß die Kostümbildner und Computer-Künstler untergebracht. Im ersten Stockwerk befindet sich unter anderem ein Atelier.
In der Vergangenheit hatte die Hochschule einige Bereiche auslagern müssen, beispielsweise in die Kaiserstraße. Um die Raumnot endgültig zu beheben, wird jedoch auch der neue Anbau nicht ausreichen. Daher hofft Rektor Kurt Steinel auf einen baldigen Einzug ins benachbarte Isenburger Schloß - zumindest in einen Teil der Räume. hf
FR-Interview mit Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer: "Ein Wochenlohn für die Kaltmiete stellt eine Schallmauer dar" DP-Politikerin nimmt Einschnitte in ihren Etat hin / Lücken sol D
Trotz Wohnungsmangels und bundesweit stark steigender Mieten will die Bonner Koalition auch auf dem Gebiet des Wohnungs- und Städtebaus sparen. Das von Finanzminister Theo Waigel vorgelegte "Föderale Konsolidierungsprogramm" zur Sicherung seines Nachtragshaushaltes und zur Verteilung der ökonomischen Lasten der deutschen Vereinigung verschont auch den Bauetat nicht. Ministerin Irmgard Schwaetzer hofft, Abstriche beim Wohngeld zumindet teilweise hausintern auffangen zu können. Kein Geld bekommt sie für die Sanierung ostdeutscher Plattenbausiedlungen. Ihr Hauptproblem ist jedoch, daß der Spielraum für einen Umbau der Förderung des sozialen Wohnungsbau immer enger wird. Mit der FDP-Politikerin sprach unser Bonner Korrespondent Peter Ziller.
FR: Finanzminister Theo Waigel verlangt, daß Sie beim Wohngeld mit 300 Millionen Mark weniger auskommen, die Länder sollen den gleichen Betrag streichen. Damit entfällt jede zehnte Wohngeld-Mark. Ist dies angesichts explodierender Mieten machbar?
Schwaetzer: Wir haben in der letztlich von den Fraktionen verabschiedeten Fassung des Föderalen Konsolidierungsprogramms den Zusatz durchgesetzt, daß alternativ an anderer Stelle im Bereich der Wohnung gespart werden kann. Das war mir wichtig, damit das Wohngeld seine soziale Ausgleichsfunktion nicht verliert. Durch die zuletzt relativ starken Mietsteigerungen und die schon zwei Jahre zurückliegende Anpassung des Wohngelds öffnet sich die Schere tatsächlich bedrohlich. Deswegen wird vor allem bei der Gestaltung des Wohngeldes von 1994 zu beachten sein, daß genügend Geld bereitsteht. Ich gebe zu bedenken, daß weniger Wohngeld unter Umständen durch höhere Ausgaben für Sozialhilfe ausgeglichen werden müßte.
Gibt es Mißbrauch?
Es gibt bestimmte Strukturverzerrungen. Das wollen wir im Frühjahr überprüfen . . .
Nennen Sie ein Beispiel.
Es ist zum Beispiel zu fragen, ob in allen Bereichen bei Mehr-Personen- Haushalten das Wohngeld im Vergleich zur Situation von Alleinerziehenden richtig gewichtet ist.
Wohngeld ist heute schon ziemlich knapp bemessen. Ein Vier-Personen- Haushalt mit netto 3120 Mark Einkommen erhält bei 940 Mark Monatsmiete gerade mal um die 15 Mark Zuschuß. Ist das zuviel? Waigel spricht in seiner Sparvorlage davon, der Anspruch werde nur für "höhere Einkommensgruppen eingeschränkt".
Das hat wohl jemand aufgeschrieben, der die Realität in dem Moment übersehen hatte. Das kommt nicht aus dem Bauministerium.
Wo in ihrem mit gut acht Milliarden Mark ausgestatteten Haushalt sind alternative Sparmöglichkeiten versteckt?
Ich denke an eine zeitnähere Berücksichtigung der Änderung von Einkommensverhältnissen und an den Ausgleich, den heute bereits absehbare Minderausgaben schaffen.
Der von ihnen gewünschte Kurswechsel im öffentlich subventionierten Wohnungsbau klappt nur, wenn Sie mehr individuelle Hilfen zuschießen können. Sie wollen weg von der klassischen Objektförderung. Neue Sozialwohnungen sollen gerade noch so stark bezuschußt werden, daß die Eingangsmiete an der unteren Grenze des ortsüblich Verlangten liegt. Überforderten einkommensschwachen Haushalten soll ein verbessertes "neues" Wohngeld helfen. Gefährdet Waigels Sparkurs das Konzept?
Es steht nach wie vor auf der Tagesordnung. Wir werden es im Frühjahr gemeinsam mit den Ländern durchrechnen. Das Konzept einer einkommensorientierten Miete - also einer stärkeren Subjektförderung - bringt nicht nur mehr soziale Gerechtigkeit und Effizienz, sondern erlaubt auch die Vereinheitlichung des gesamten Fördersystems. Man muß dann die neue Subjektförderung mit dem bekannten Wohngeld zusammenbringen. Die Finanzvolumina müssen mit den Ländern abgestimmt werden.
Die Mieten sollen steigen. Welche Last halten Sie für tragbar?
Ein Wochenlohn für die Kaltmiete stellt eine Schallmauer dar. Deswegen sehe ich die Entwicklung vor allem in den Ballungsräumen mit großer Sorge. Deshalb muß mehr preiswertes Bauland ausgewiesen werden. Diskutiert werden muß auch über die Standards von Wohnen, die genutzten Baumaterialen und deren Kosten.
Daß in Deutschland über zwei Millionen Wohnungen fehlen, ist weitgehend unbestritten. Gleichwohl "wildert" der Finanzminister nicht zum ersten Mal im Bauetat. Nun soll es weniger Steuervorteile nach § 10e für Erwerber von Altbauten geben. Das Geld, mit dem Waigel seine Haushaltslöcher stopft, fehlt Ihnen, wenn Sie effektivere Fördersysteme für den Wohnungsbau schneidern wollen.
In finanziell und wirtschaftlich so harten Zeiten konnte kein Einzelhaushalt ganz ungeschoren davonkommen. Die Einschränkung der 10e-Förderung beim Erwerb einer selbstgenutzten Altbauwohnung ist für mich als Liberale gesellschaftspolitisch bedauerlich. Wohnungen aus dem Bestand kaufen vor allem Familien mit mittlerem Einkommen. Deren Chancen, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen, werden schlechter.
Alle müssen Opfer bringen, sagen Sie. Dies gilt auch für die westdeutschen Kommunen bei der Städtebauförderung. Die für 1993 hierfür vorgesehenen 380 Millionen Mark hat Waigel gestrichen. Bleibt es bei diesem einmaligen Opfer? Oder zwingt der Vorrang für den Osten zu weiteren Ausfällen?
Es geht in der Tat darum, die Bausubstanz und Infrastruktur der Städte und Gemeinden im Osten zu sanieren. Dies schafft die Basis für private Investitionen. Und nur ein schneller Aufholprozeß bringt die notwendigen Arbeitsplätze. Auf der anderen Seite kann und darf die Städtebauförderung West nicht definitiv abgebaut werden. Die Infrastruktur darf keinen Schaden leiden.
Dann müssen Sie noch kämpfen.
Ich will den Haushaltsverhandlungen nicht vorgreifen. Aber für die Konversion von industriellen und militärischen Standorten, die Beseitigung von ökologischen Altlasten müssen wir den Kommunen im Westen ausreichend Mittel geben. Eines muß aber völlig klar sein: Das Pflastern von Innenstädten und Rathausvorplätzen mit teurem Verbundpflaster muß der Vergangenheit angehören. Dies ist ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können.
Manche Wünsche an den Nachtragshaushalt '93 blieben unerfüllt. Sie hofften auf 200 Millionen Mark zur Sanierung ostdeutscher Plattenbausiedlungen. Daraus wurde nichts.
Wegen der sehr stark zurückgehenden Steuereinnahmen müssen wir mit dem auskommen, was wir in der letzten Runde für den Normalhaushalt herausholen konnten. Nämlich den 800 Millionen Mark, die wir zusätzlich für die ostdeutschen Länder bekommen haben. Wir wollen hieraus den Einstieg in ein Programm zur Sanierung von Plattenbauten finanzieren.
Zurück zum sozialen Wohnungsbau. Sie sagen, mit den 130 000 Bewilligungen des vergangenen Jahres sei ein guter Grundstein gelegt. Aber reicht dies? Jährlich fallen mehr Wohnungen aus den Sozialbindungen - Kostenmiete und Belegung - heraus als neue hinzukommen. Das Problem wird größer, aber die Etatansätze in der mittelfristigen Finanzplanung für den sozialen Wohnungsbau haben fallende Tendenz.
Die Finanzplanung weist ab 1995 fallende Mittel aus. Aber das liegt doch daran, daß wir für die Jahre 1992 bis 1994 ein gesondertes Ballungsraumprogramm in Höhe von 700 Millionen Mark pro Jahr verabredet haben. Ob dies weitergeführt wird, muß auch mit den Ländern besprochen werden. Generelles Ziel ist es jedoch, den gesamten Bereich des geförderten Wohnungsbaus so umzugestalten, daß mehr Flexibilität und soziale Gerechtigkeit hineinkommt. Wir benötigen auch mittel- und langfristig öffentlich geförderte Wohnungen beziehungsweise ein System, in dem Gemeinden Belegungsbindungen einkaufen können. Belegungsrechte werden in nennenswerter Höhe gebraucht, weil es immer Personengruppen gibt, die sich am normalen Markt nicht versorgen können.
Warum gehen Sie nicht an die großen Subventionstöpfe ran? Warum begrenzt der Staat beispielsweise nicht die absolute Höhe abschreibbarer Investitionen im Altbau?
Ich bin immer wieder erstaunt, daß solche Vorschläge nach den Erfahrungen, die wir mit der Bausubstanz im Osten haben, ernsthaft auf den Tisch gelegt werden. Diese steuerlichen Anreize sind ja das einzige Mittel, um zu erreichen, daß der Wohnungsbestand erneuert und modernisiert wird.
Warum wird eine Luxusmodernisierung in unbegrenzter Höhe durch ersparte Steuern honoriert? Kann da nicht eine Grenze gezogen werden?
Die Erfahrung zeigt, daß solche Begrenzungen nicht mit den Kosten mitwachsen. Und dann läßt sich möglicherweise ein altes Stadthaus nicht mehr modernisieren. Deshalb ist ein solcher Vorschlag kontraproduktiv.
Geld für das Bauen ist knapp. Bei der Fehlbelegungsabgabe verschenkt der Staat immer noch Geld, etwa in Bayern.
Eine Familie mit zwei Kindern und einem Bruttoeinkommen bis 97 600 Mark zählt in Bayern noch zu den sozial Bedürftigen. Das ist nicht mehr zu verstehen. Der Bund wollte die Fehlbelegungsabgabe bis zur Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete einführen. Die Länder signalisierten uns, daß sie das im Bundesrat nicht mittragen. Sie wollen dies länderspezifisch regeln. Uns sind hier die Hände gebunden.
Nach knapp 25 Dienstjahren bei der Frankfurter Berufsfeuerwehr hat Günther Burbaum (Bild) am Freitag die schwarze Uniform ausgezogen. Sechs Tage nach seinem 60. Geburtstag wurde er vom Dezernenten Tom Koenigs in den Ruhestand verabschiedet. Der Leitende Branddirektor stand seit März 1989 an der Spitze des Amtes. Damals hatte er Ernst Achilles abgelöst. Auch der Vorgänger war unter den weit mehr als 100 Gästen in der großen Fahrzeughalle auf der Feuerwache 1.
"Er hat Teamgeist und Zusammenarbeit am allerhöchsten gehalten", kennzeichnete Stadtrat Koenigs den Führungstil Burbaums. Er attestierte dem gelernten Bergbauingenieur, der das Feuerwehrhandwerk Anfang der 60er Jahre in Dortmund lernte, "Fairness und Bescheidenheit".
Für Heinrich Pflock, in Vertretung des Innenministers aus Wiesbaden angereist, war Burbaum der Prototyp des Feuerwehrmannes. "Ruhe und Gelassenheit" seien Markenzeichen seiner Dienstzeit gewesen. "Er hat auch in hektischen Situationen nie die Übersicht verloren", lobte der Ministerialdirigent.
Am Tag seines Abschiedes hatte Burbaum "zwiespältige Gefühle". Einerseits war er mit Leib und Seele Feuerwehrmann, andererseits freut er sich nun auf ein zweites Studium. Demnächst wird er sich an der Frankfurter Uni in Archälogie immatrikulieren. "Der meint das ganz ernst und will auch graben", versichert seine Frau. Reisen ist ohnehin ein Hobby Burbaums, der auch Tennis spielt und gerne in den Bergen wandert.
Am kommenden Montag wird in der Branddirektion eine neue Ära beginnen, die mehrere Jahrzehnte dauern könnte. Dann tritt Reinhard Ries die Nachfolge Burbaums an. Der "Neue" kommt von der Berufsfeuerwehr München, kennt Frankfurt jedoch bereits seit seiner Ausbildungszeit. Ries ist erst 36 Jahre alt. habe
WIESBADEN. Fünf Wochen vor den hessischen Kommunalwahlen am 7. März hat der Hessische Staatsgerichtshof am gestrigen Freitag eine Klage der Freien Wählergemeinschaften beraten, die sich mit einer Änderung des hessischen Kommunalwahlrechtes aus dem vergangenen Jahr benachteiligt sehen. Bei dem Verfahren geht es um den Modus, nach dem per Losentscheid über die Listenplätze für die nicht im Landtag vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften entschieden wird. Eine Entscheidung stand bei Redaktionsschluß noch aus.
Spätestens seit Geltung des neuen Verfahrens halten die Freien Wählervereinigungen die hessischen Bestimmungen zur Listenplazierung für verfassungswidrig, da die großen Parteien unabhängig von ihrem örtlichen Erfolg allein wegen ihres landesweiten Ergebnisses auch bei der Kommunalwahl vordere Listenplätze erhalten.
Die vom Landesverband der Freien Wählergemeinschaften (FWG), dem FWG- Kreisverband Lahn-Dill sowie einem ehemaligen Bürgermeister als Privatperson angestrengte Klage richtet sich vorrangig gegen das neue Verfahren, mit dem die Listennummer hinter SPD, CDU, Grüne und FDP festgelegt wird. Nach dem alten, aber auch nach dem seit einem Jahr geltenden neuen Verfahren stehen nämlich nur die ersten Plätze fest: Demnach sind die ersten Listennummern auch bei der Kommunalwahl den im Landtag vertretenen Parteien reserviert, und zwar in der Reihenfolge ihrer bei der letzten Landtagswahl erzielten Ergebnisse. Für die weitere Listenbestimmung der nur örtlich antretenden Vereinigungen war im vergangenen Jahr ein Losverfahren eingeführt worden, mit dem die Reihenfolge der Wahlvorschläge bestimmt wird.
Nach der alten, ebenfalls von den Freien Wählern als unbefriedigend empfundenen Lösung wurde zum Beispiel hinter die vier Landtagsparteien auf Liste fünf diejenige Wählergruppierung oder Partei plaziert, die ihren Wahlvorschlag als erste beim Wahlleiter einreichte. Diese Methode führte zwar dazu, daß eine Vereinigung der Freien Wähler auch dann unter Liste 5 firmierte, wenn sie in dem Ort stets stärkste oder zweitstärkste Fraktion gewesen war und damit wenigstens örtlich vor den etablierten Parteien dominierte.
Wer den Wahlvorschlag aber rechtzeitig einreichte, konnte wenigstens in vielen Fällen sicher sein, für den Ortsbeirat, das Gemeindeparlament und den Kreistag einheitlich mit derselben Liste auftreten zu können. "Wir konnten dann überall einheitlich mit Liste 5 plakatieren", beschreibt der Landesgeschäftsführer der FWG, Werner Emde, den bescheidenen Vorteil der alten Regelung. Sie hätte immerhin eine gewisse Steuerungsmöglichkeit offengehalten, die ein "Minimum an Chancengleicheit" garantiert hätte. Bei diesem Verfahren aber soll es nach Darstellung des Landes angeblich zu Schwierigkeiten bei der Festlegung der Listennummern gekommen sein, weshalb die neue Methode eingeführt wurde.
Das seit dem vergangenen Jahr geltende Losverfahren wird von den Freien Wählern, die mancherorten durchaus die absolute Mehrheit erreichen können und dann stärker sind als die etablierten Parteien, als noch ungerechter empfunden. Parteien und Vereinigungen, die örtlich antreten und deren Mutterorganisation nicht im Landtag vertreten ist, kommen nun alle in einen Topf.
Per Los wird dann, wenn am Montag, 1. Februar, 18 Uhr, die Frist zum Einreichen der Wahlvorschläge abgelaufen ist, von den Wahlprüfungsgremien entschieden, ob FWG, DKP, NPD oder ÖDP auf Liste 5, 8 oder 12 in die Wahl gehen.
Auch der Landesanwalt beim Hessischen Staatsgerichtshof, der die Rechte des Landes Hessen gegenüber dieser Instanz zu vertreten hat, hatte sich vor wenigen Tagen in seiner Stellungnahme den Argumenten der Kläger angeschlossen. Es sei höchst zweifelhaft, hatte der Landesanwalt geschrieben, ob bei einer Kommunalwahl das Ergebnis der letzten Landtagswahl ein noch vertretbarer Anknüpfungspunkt sei. Damit würden freie Wählerinitiativen deutlich benachteiligt, zumal sie, wenn sie bereits in den Parlamenten vertreten sind, die gleiche Verwurzelung in der Wählerschaft nachweisen können wie die Parteien. Die novellierte Regelung stelle nicht nur einen Nachteil bei der Stimmabgabe dar, sondern erschwere den Freien Wählern in der gesamten Vorwahlzeit die Wahlwerbung deutlich. -ke
BAD HOMBURG. "Das Aufstellen zusätzlicher Bänke im Kurpark ist vielleicht deshalb wichtig, weil der Magistrat sich demnächst aufs Altenteil begeben muß", mutmaßt Jens Scheller von den Grünen. Holger Fritzel (CDU) fühlt sich besonders prädestiniert, zu dem Thema was zu sagen, "weil ich Bankkaufmann bin". Wolfgang Hof (FDP) spricht sich gegen "Zwangsbänke" aus, auf die die Spaziergänger sich setzen müssen: "Das widerspricht unserem liberalen Ansatz".
Nein, es sind nicht die Karnevalsnarren, die eine Stadtparlamentssitzung durch den Kakao ziehen, es sind die Abgeordneten selbst, die sich auf der letzten Versammlung der Legislaturperiode am Donnerstag abend in Büttenreden üben.
Oder sie bereits vorher geprobt haben. Der CDU-Wunsch nach einer "aktuelle Stunde" über die Bad Homburger Parkbänke und die Rollenverteilung beim Wortgefecht läßt jedenfalls Strategie und Regie vermuten: CDU und FDP schießen die durchaus ernste Frage der SPD an den Magistrat, wie das Defizit an Parkbänken im Stadtgebiet und in der neuen Fußgängerzone bis zum Frühjahr behoben werden könne, ins lächerliche Aus.
Als Vorredner qualifiziert sich Baudezernent Wolfgang Weber (CDU), der verspricht, das Bank-Defizit "durch Aufstellen rechtzeitig zum Frühjahrsbeginn" zu beheben. Ende der Durchsage - zunächst.
Erst auf eine Zusatzfrage legt er richtig los und schildert, welch intensive Aufmerksamkeit der Magistrat stets diesem Thema gewidmet hat, berichtet von Besichtigungsterminen und Zählversuchen, um herauszufinden, wieviel Leute auf welchen Bänken sitzen: "Wir haben schon überlegt, einen Ausschuß &rquote;Städtische Sitzmöbel' zu bilden, abgekürzt &rquote;Stasimö&rquote;."
CDU und FDP legen sich mächtig ins Zeug, Fritzel schlägt die Suche nach Bank-Sponsoren vor, Klaus Kaffenberger (CDU) stiftet 500 Mark von seinem Sitzungsgeld für ein Sitzmöbel. Der Spaß hört fast auf, als Wolfgang Hof (FDP) - satirisch oder nicht? - bemerkt , daß sich auf zu vielen Sitzgelegenheiten auch "unliebsame Elemente" breit machen könnten. Michael Korwisi (Grüne) rügt die Bemerkung heftig, unterstützt aus den Reihen der CDU.
Die SPD hält sich zurück, bis auf die Bemerkung von Hildegard Simon- Hohm: "Die Zuhörer haben nicht verdient, daß aus der Versammlung eine Karnevalssitzung wird." nau
Langenselbold bietet Alternativgrundstück an Beim Kita-Bau kommt Stadt Kirchengemeinde entgegen Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Die Stadt Langenselbold wird der katholischen Kirchengemeinde jetzt doch ein Alternativgrundstück für den Bau eines konfessionellen Kindergartens anbieten. Ursprüngliche Planungen der Kirchengemeinde, der Stadt und des Bistums Fulda waren vom Bau einer Kita am katholischen Gemeindezentrum in der Wilhelmstraße ausgegangen. Der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde hatte jedoch trotz der Zustimmung des Gemeinderates und des örtlichen Pfarrers seine Zusage verweigert. Begründet hatte das Gremium die ablehnende Haltung mit der Enge des Baugrundstückes, das für einen Kindergarten keinen Platz lasse (die FR berichtete). Das Bistum Fulda und die Stadt Langenselbold hatten nach den ersten Planungen die Baukosten für den ersten katholischen Kindergarten der Gründaustadt jeweils zur Hälfte übernehmen wollen. Ausgegangen war die Verwaltung dabei von Baukosten in Höhe von rund 2,3 Millionen Mark. Zudem hatte sich die Stadt bereit erklärt, ähnlich wie beim evangelischen Kindergarten in der Gartenstraße, den Großteil der Betriebskostendefizite zu übernehmen.
Diese Planungen sind jedoch in Frage gestellt, nachdem der Verwaltungsrat sein Veto einlegte und einen Bauplatz im Neubaugebiet als geeigneter ansah. Nach anfänglich zögernder Reaktion hat sich die Stadt jetzt doch entschlossen, der Kirchengemeinde nochmals entgegen zu kommen. In einem Schreiben an den Verwaltungsrat hat Bürgermeister Ebner der Kirche diese Entscheidung bereits mitgeteilt. "Obwohl wir die Argumente des Verwaltungsrates zum Grundstück am Gemeindezentrum nicht nachvollziehen konnten, wollen wir über ein anderes Grundstück verhandeln", so Bürgermeister Ebner gegenüber der FR. Das in Frage kommende Grundstück liegt in der Nähe der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule und neben einem Areal, das die evangelische Kirche für den Bau einer ökumenischen Werkstatt erworben hat. Die Stadt will das Grundstück an die Katholische Gemeinde verkaufen. Ebner hält es auch für denkbar, daß die 50 Prozent Kostenbeteilung der Stadt an den Baukosten mit dem Grundstückspreis verrechnet werden. Über die Grundstückskosten müsse kirchenintern verhandelt werden. Die Stadt habe jetzt erneut ihre Bereitschaft zur Kooperation erklärt, so Ebner. Eine Antwort des Langenselbolder Verwaltungsrates steht noch aus.
KELKHEIM. Über Kelkheims Geschichte informieren 24 Schautafeln und gut 160 Fotos von heute, 30. Januar, bis einschließlich 7. Februar im Rathaus. Kreisheimatpfleger Dietrich Kleipa hat die Ausstellung zusammengetragen. Sie beginnt in der "Zeit vor Kelkheim", streift die Epoche der Römer, zeigt Kelkheim im Mittelalter, berichtet über die Freiherren von Gagern und die Entwicklung zur Möbelstadt und zeigt Bilder aus allen sechs Stadtteilen.
Zu sehen ist die Ausstellung samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr, in dieser Zeit steht Dietrich Kleipa zu Führungen bereit; zudem ist sie montags bis freitags von 8.15 bis 12 Uhr und donnerstags auch von 16 bis 18 Uhr geöffnet. ana
Im Wortlaut: CDU in Vilbel "neonazistisch unterwandert"?
"Die Asylantenflut schwappt über - Wetteraukreis wirft das Handtuch" war ein Artikel in Ausgabe 50 der Parteizeitung "Die Quelle" der Bad Vilbeler CDU überschrieben. An die Adresse des Kreisausschusses gerichtet, hieß es: "Wenn die rot-grüne Kreisregierung in Friedberg meint, das Boot sei noch nicht voll, dann stimmt das erstens nicht, und es ist zweitens auch zynisch und unsozial, durch Gewährenlassen den Problemdruck zu erhöhen. Schon jetzt werden deutsche Mieter von Gemeinden aus gemeindeeigenen Wohnungen zwecks Asylantenunterbringung herausgeklagt". Diese und ähnliche Äußerungen verurteilt Gerhard Becker, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Wetterau, in einem offenen Brief an den CDU-Kreisvorsitzenden Norbert Kartmann scharf. Die FR zitiert den Brief leicht gekürzt: "Sehr geehrter Herr Kartmann,
seit Wochen beschäftigt sich die politische Öffentlichkeit mit rechtsradikalen Ausführungen in einem Mitteilungsblatt der Bad Vilbeler CDU, das meiner Meinung nach teilweise neonazistisches Gedankengut verbreitet. Nachdem mehrere gesellschaftliche Gruppierungen ebenso wie Parteien die CDU Bad Vilbel aufgefordert haben, sich für diese schlimmen Aussagen zu entschuldigen, und sie zurückzunehmen, und nachdem darauf keinerlei Reaktion erfolgte, wende ich mich an Sie als Kreisvorsitzenden der CDU. Ich bitte Sie dringlichst, auf die CDU Bad Vilbel einzuwirken, daß sie sich für diese Entgleisungen entschuldigt und sie zukünftig das Verbreiten solcher verhetzenden, ausländerfeindlichen Parolen unterläßt."
"Mit Äußerungen wie in der ,Quelle&rquote; und ähnlichen von Stadtrat Minkel verläßt die CDU Bad Vilbel den - zugegeben - schmalen Konsens der Demokraten und übernimmt in verantwortungsloser Weise die Thesen von Neonazis wie NPD und REP's."
"Man kann über die Rechtsinstrumente zu einer besseren Regelung des Zuzugs in unser Land streiten und unterschiedlicher Meinung sein, doch einig sind sich mittlerweile alle demokratischen Parteien, daß dieses Thema nicht dazu geeignet ist, parteipolitische Vorteile zu erreichen. Denn dabei bleibt nur die Mitmenschlichkeit und notwendige Solidarität oder - von mir aus auch - die christliche Nächstenliebe auf der Strecke. Am Ende dieser Entwicklungen stehen dann Szenen wie in Rostock, Mölln und anderswo oder noch schlimmeres. (. . .)"
"Einer der schlimmsten ,Höhepunkte&rquote; dieser neonazistischen Hetzerei ist dabei die Aufforderung an Landrat Gnadl und Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz, gefälligst Roma-Familien bei sich selbst aufzunehmen. Solche Aussagen führen in faschistisch-diffamierender Art und Weise dazu, politische Gegner persönlich herunterzumachen und zu vernichten. (. . .) Daher bitte ich Sie noch einmal inständig, alles zu tun, damit solches sich nicht wiederholt."
"Sollte dies nicht gelingen, müssen wir davon ausgehen, daß die CDU Bad Vilbel neonazistisch unterwandert und Herr Minkel ein Rechtsradikaler im öffentlichen Dienst ist. Mit freundlichen Grüßen Gerhard Becker."
HANAU. Die Hanauer Volkshochschule bietet wieder zwei Folklore-Tanzkurse an. Erster Termin ist am Dienstag, 2. Februar, ab 16 Uhr im Gymnastiksaal des Remisenbaus von Schloß Philippsruhe. Er richtet sich an die ältere Generation und wird an jedem ersten und dritten Dienstag eines Monats abgehalten.
Ein weiteres Angebot beginnt am Mittwoch, 3. Februar, ab 18.30 Uhr ebenfalls im Gymnastiksaal des Remisenbaus im Schloß Philippruhe. res
DIETZENBACH. Das Bürgertelefon der Dietzenbacher Stadtverwaltung hat eine neue Rufnummer. Sie lautet 301 262. Diese Stelle verbindet bei Bedarf an die zuständigen Fachämter weiter. Unter der alten Nummer des Bürgertelefons (24488) gibt's Ende Februar keinen Anschluß mehr. Die Telefonzentrale im Rathaus ist montags bis donnerstags von 7 bis 16 Uhr und freitags von 7 bis 12 Uhr besetzt. Nach Dienstschluß ist der Anrufbeantworter eingeschaltet. fin
BAD HOMBURG. Das geplante Bistro im Fürstenbahnhof soll zwar in den Abendstunden geöffnet sein. Ob der Absicht auch die Tat folgt, bleibt noch abzuwarten.
Der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung steht seit Monaten fest. Er wurde auf Antrag der Grünen am Donnerstag abend noch einmal bekräftigt: Das Bistro im Fürstenbahnhof soll kein Tagescafé sein, sondern so lange geöffnet haben, wie auch Betrieb im benachbarten Musiklokal "Gambrinus" ist.
Der jetzt erneuerte Beschluß aller Fraktionen kann dennoch zu einer Luftnummer abrutschen. Es ist nicht auszuschließen, daß es Ärger mit Anwohnern gibt und die Konzession nicht erteilt werden kann oder gegen die Betriebsgenehmigung von Nachbarn Einspruch eingelegt wird.
Der Grund dafür drängt sich geradezu auf. Das Parlament hat nämlich nur 270 000 Mark für dem Umbau der ehemaligen Galerie in ein Bistro bewilligt. Diesen Ansatz hatte die Verwaltung im vergangenen Herbst empfohlen, weil auf Dauer nicht garantiert sei, daß das Jugendmusiklokal "Gambrinus" im Fürstenbahnhof bleibe.
270 000 Mark reichen aber nicht, um für eine entsprechende Klimatisierung zu sorgen. Es müssen also die Fenster geöffnet werden, um an frische Luft hereinzulassen. Wo die Luft rein kann, kann aber auch der Lärm raus - und Anwohnerbeschwerden provozieren.
Sozial- und Jugenddezernent Heinrich Gerhold (FDP) schließt dennoch den Bistro-Betrieb auch über 21 Uhr hinaus nicht aus. Er rechnet damit, daß von dem Café kein hoher Geräuschpegel ausgehen wird: "Die Leute sollen sich dort unterhalten." Genau das tun sie heute zum Ärger von Anwohnern häufig im Freien.
Ende März soll das Bistro laut Verwaltungsvorlage wahrscheinlich eröffnet werden.
Den Satz von einer möglichen Auslagerung des "Gambrinus", der die Sparsamkeit ausgelöste, hat Stadtbaurat Wolfgang Weber übrigens längst öffentlich zurückgenommen. Der Jugend- und Sozialausschuß hatte nach jener Drohung unverzüglich und einmütig den Erhalt des Musiklokals im Fürstenbahnhof gefordert. off
Die Pläne zur Renaturierung des Erlenbaches sind eingedampft worden: 1,1 Millionen Mark sollen bis 1995 in das Projekt sickern Das Wehr
widersteht
dem Wandel
BAD VILBEL. 1995 kann, wenn alles klappt, die Renaturierung des Erlenbachs auf Vilbeler Gemarkung im wesentlichen fertig sein - ein 1,1- Millionen-Projekt. Der vom Planungsbüro Dr. Gerhard Pelz in enger Verbindung mit Ortsbeirat und Angelsportverein ausgearbeitete Bauantrag ist eingereicht und soll in etwa sechs Monaten genehmigt sein.
Die Stadtverwaltung rechnet damit, daß Anfang '94 auch die Zuschüsse aus dem Landesprogramm Naturnahe Gewässer, 70 Prozent der Gesamtsumme, zugesagt sind. Als Unsicherheitsfaktor verbleibt, ob rechtzeitig der Ankauf einiger Grundstücke im Uferbereich gelingt.
Die 1992 vorgestellte Planung (die FR berichtete) ist - wie Dr. Pelz, sein Partner, der Bad Vilbeler Gewässerökologe Gottfried Lehr, und Massenheims Ortsvorsteher Jockel Schatz jetzt erläuterten - "abgespeckt" worden. So wurde auf Betreiben des Ortsbeirates auf den Abriß des Erlenbach-Wehres an der Frankfurter Stadtgrenze verzichtet, von einer Verlegung der Kleingärten am Sportplatz abgesehen und die Anlage von Feuchtbiotopen im Bereich des Spielplatzes An der Au und gegenüber der Untermühle aufgegeben. Gestrichen ist auch die Verlagerung des Abwasserkanals.
Von den Gesamtkosten entfallen 800 000 Mark auf die Gemarkung Massenheim. Hier teilen sich die Stadt und Massenheim den Kostenanteil von 30 Prozent. Auf Massenheim entfallen also 120 000 Mark, die aus dem Zinserlös des Waldverkaufs in der Hohemark und aus Spenden kommen sollen, die beispielsweise beim Dorfplatzfest schon gesammelt wurden. 40 000 Mark sind aus den Jahren 1991 und '92 schon beisammen.
Auf die Stadt Bad Vilbel entfallen Kosten in Höhe von 90 000 Mark. Der größte Batzen soll aufgewendet werden, um im Bereich der Kastanienallee zwischen der Brücke Huizener Straße und der Mündung in die Nidda die Flußbegradigung aufzuheben, um dem Bach in großen Schleifen ein neues Bett zu geben. Die Schutzhütte soll verlegt werden.
Der Uferbereich wird, wo es die Verhältnisse zulassen, durch Schonstreifen ergänzt. Die flußnahen Wege werden vom Bach verlegt. Anstelle des ursprünglich geplanten Feuchtbiotops am Unteren Steg ist eine Wildblumenwiese geplant. Der Furcht der Massenheimer vor Hochwasser wurde nach Angaben von Dr. Pelz in großem Umfang Rechnung getragen. Der Einbau von Buhnen, die Gestaltung der Ufer und die Aufweitungen des Bachbettes sollten dazu beitragen, daß rein rechnerisch der Bach nur alle zehn Jahre "randvoll" sein werde. Besondere Bedeutung habe der Bereich in Höhe der Gärtnerei Fischer (Punkt P auf der Skizze). Dort werde der Fluß ein zweites Bett und außerdem eine große Überschwemmungsfläche erhalten.
Nach Angaben Lehrs hat sich die erhebliche Verbesserung der Wasserqualität nach Vollendung der Ausbauten und Erweiterungen der Kläranlage Ober-Erlenbach bereits positiv ausgewirkt. Der Eisvogel sei wieder heimisch geworden und auch die Wasseramsel sei wieder da.
Von den Kleingärtnern erwartet der Ortsbeirat, daß auf einem zehn Meter breiten Schonstreifen kein Bioabfall gelagert und kein Kunstdünger verwendet wird. Ortsvorsteher Schatz hofft auf das Einsehen der Kleingärtner und darauf, daß die Stadt auf Vorschriften verzichten kann. HANNES MATHIAS
KREIS GROSS-GERAU. "Glauben Sie, daß die Leute sich daran gewöhnen?" Rüsselsheims Oberbürgermeister Norbert Winterstein stand die Skepsis ins Gesicht geschrieben, als er gestern Schlag elf die neue, fünfstellige Postleitzahl erfuhr. Sein Groß- Gerauer Amtskollege Manfred Hohl witzelte: "Was man als Bürgermeister so alles erlebt." Bundesweit wurde gestern das streng gehütete Geheimnis der neuen Postleitzahlen gelüftet.
Mit ihrer Bekanntgabe ändert sich zunächst nichts. Erst am 1. Juli wird umgestellt - dann ist es nichts mehr mit 6090 Rüsselsheim 5 oder 6080 Groß-Gerau 3. Alles, was die Postler wissen müssen, steckt in den fünf Zahlen. Die beiden ersten geben die Briefregion an, die dritte die jeweilige Kommune, die beiden letzten Ziffern entschlüsseln, ob Brief oder Paket ins Haus, direkt zum Großkunden oder in ein Postfach wandern. Der Name der jeweiligen Kommune gerät da fast zur Makulatur. Regionaler Zusammenhalt zählt ebenfalls nicht: Rüsselsheim, Raunheim, Bischofsheim, Ginsheim- Gustavsburg, Trebur und Kelsterbach zählen postalisch zur Briefregion Rheingau und haben 65er Nummern; Biebesheim, Büttelborn, Gernsheim, Groß-Gerau, Mörfelden-Walldorf, Nauheim, Stockstadt und Riedstadt gehören zur Briefregion Odenwald, die Leitzahlen beginnen mit 64.
Die neuen Postleitzahlen der Kommunen im Kreis Groß-Gerau für die Hauszustellung:
Biebesheim 64 584.
Bischofsheim 65 474.
Büttelborn 64 572.
Gernsheim 64 579.
Ginsheim-Gustavsburg 65 462.
Groß-Gerau 64 521.
Kelsterbach 65 451.
Mörfelden-Walldorf 64 546.
Nauheim 64 569.
Raunheim 65 479.
Riedstadt 64 560.
Rüsselsheim 65 428.
Stockstadt 64 589.
Trebur 65 468. wal
MAIN-KINZIG-KREIS. Umgewöhnen müssen sich alle - einige ein bißchen mehr als andere. Auch im Main-Kinzig- Kreis wurden gestern die neuen Postleitzahlen verkündet, die ab 1. Juli - ohne Karenzfrist - die bisherigen ablösen. In bundesweit 500 Städten überreichten dazu die Leiterinnen und Leiter der örtlichen Postämter Urkunden an "ihre" Bürgermeister mitsamt der neuen Ziffernfolge, auch in Hanau und Gelnhausen und einigen anderen Orten im Kreis.
Das neue System wurde - wie bereits berichtet - unter anderem notwendig, weil manche Leitzahlen doppelt vergeben sind, Folge der Vereinigung mit der ehemaligen DDR. So haben Bonn und Weimar noch die Zahl 5300. Unterschieden werden sie durch den Vorsatz W- und O-. In Zukunft soll alles besser werden, verspricht die Post. Das gelte auch für die Laufzeiten - die Konkurrenz der privaten Beförderer drückt. Die Folge wird jedoch sein, daß nach dem 1. Juli Briefe und anderes mit der alten, dann ungültigen Leitzahl länger bis zu ihrem Ziel benötigen als jene mit der neuen.
1000 Seiten stark wird das Buch sein, daß die neuen Zahlen auflistet und das im Mai an alle Haushalte, Firmen und so weiter kostenlos verteilt wird. Hanau gehört in diesem Wälzer zu jenen 209 deutschen Städten, die zusätzlich mit einem kompletten Straßenverzeichnis aufgelistet sind: Hanau erhält als einzige Kommune im Kreis für die Zustellung per Briefträger mehrere Leitzahlen. Dazu wurde die Stadt in fünf Zonen aufgeteilt, die sich an geographische Gegebenheiten richten: Mittelbuchen und Kesselstadt erhalten die Ziffer 63454, der Bereich nördlich der Kinzig die Ziffer 63452, die Ortsteile Wolfgang und Großauheim die Ziffer 63457, die Ortsteile Steinheim und Klein- Auheim 63456 und die Innenstadt 63450.
Alle anderen Bürgerinnen und Bürger im Main-Kinzig-Kreis müssen sich für ihre Kommune nur eine Ziffernfolge merken - es sei denn (und das gilt auch für Hanau), sie besitzen ein Postfach, denn für die gibt es ebenfalls eigene Leitzahlen, jeweils 100 bis 200 Fächer unter einer zusammengefaßt. So wird allein Gelnhausen alles in allem unter zehn verschiedenen Leitzahlen anzuschreiben sein, selbst im kleinen Sinntal sind es zwei. Das ist noch nicht alles: Einige Großunternehmen erhalten ebenfalls eigene Nummern, weil sie täglich mehr als 2000 Sendungen empfangen, beispielsweise Heraeus in Hanau.
Umlernen ist also die Devise, wobei einige Bürger sich ganz erheblich umgewöhnen müssen. Die Leitzahlen für Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden decken sich nur noch in der 6 zu Beginn mit der bisherigen Nummer, weil sie Friedberg zugeordnet sind - die Post ignoriert ebenso wie die Telekom staatliche Grenzen, sondern macht ihre eigenen. Noch gravierender ist es in Schlüchtern, Steinau und Sinntal: Dort bleibt noch nicht einmal die 6 übrig. Weil Fulda zusortiert, beginnt ihre neue Postleitzahl ab 1. Juli mit einer 3.
Das alles wirft nicht nur für "Otto Normaladressat" einige Probleme auf, sondern auch für Unternehmen, denen die Post verspricht, mit Rat, Tat und EDV zur Seite zu stehen. Und deswegen gibt es noch eine äußerst wichtige Zahl: 030 / 5 55 55. Unter dieser Telefonnummer kann jeder ab Anfang Februar seine und andere Leitzahlen erfahren.
Bei der feierlichen Postleitzahl-Urkunden-Überreichung im Hanauer Rathaus zeigte Oberbürgemeister Hans Martin Wohlwollen und war sich sicher, daß alles seinen nützlichen Sinn hat und sich bald einspiele.
Etwas anders sah dies Gelnhausens Bürgermeister Jürgen Michaelis. "Wir fügen uns in die Notwendigkeit, aber ein Grund zum Feiern ist es nicht", sagte er und erinnerte an die Kosten, die der Stadt und allen Bürgern zum Beispiel durch die Änderung der Briefköpfe entstehen. Der Verwaltungschef warnte vor allzu eifrigem Rationalisieren und Nummerieren: "Es gibt auch noch andere Werte." Derweil hatte Gelnhausens Stadtverordnetenvorsteher seine neue Postleitzahl schon für ein wenig Hirnsportgenutzt. "Die Quersumme ist 22", verkündete er fröhlich das Ergebnis der mathematischen Analyse. az/lex
(Siehe auch "Zur Sache")
Schüler musizieren auf einer Wellenlänge Neue CD mit Rock, Pop und Klassik Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott RODGAU. "Musik, die verbindet", heißt ein vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst im vergangenen Jahr mit 24 000 Mark gefördertes Projekt, das sich die Freie Musikschule Rodgau nicht hat entgehen lassen, sondern als Ergebnis jetzt sogar eine CD präsentiert. Aussiedler, Ausländer und Behinderte - eine, wie Musikschulleiter Martin Krähe empfindet, etwas merkwürdige Konstellation - sollten Gelegenheit haben, musizierend Kontakt zueinander zu finden, Integration zu üben. Die Freie Musikschule Rodgau, ein von 55 dem Verband hessischer Musikschulen angehörenden Institut, hatte wenig Mühe, im Übergangswohnheim Nieder- Roden rund 30 jugendliche Aussiedler für das Vorhaben zu interessieren, mit denen in der Gauklermühle in Willmenrod in der Abgeschiedenheit des Westerwaldes während einer einwöchigen Herbstfreizeit buchstäblich auf die Pauke gehauen wurde. Acht behinderte Altersgenossen haben das Ensemble vervollständigt.
Die jungen Leute aus dem ehemaligen Ostblock würden der Musikschule sicher gern treu bleiben - allein die finanziellen Mittel der Eltern setzen ihnen da Grenzen. Denn zumal außerschulische Musikerziehung nicht zu den Grundbedürfnissen eines Kindes oder Jugendlichen gerechnet wird, verweigert die öffentliche Hand eine künftige Förderung in Form von Zuschüssen. Nur, wenn das Land Hessen in diesem Jahr sein Projekt fortsetzt und die Rodgauer Musikschule sich erneut daran beteiligt, werden die jungen Aussiedler noch einmal in den Genuß eines Schlagzeuges kommen.
An der CD beteiligt sind aber auch drei Dutzend Suzuki-Kinder aus Tokio, die im vergangenen Jahr Rodgau besucht hatten und unter der Leitung von Yuataka Muarakami "Lieder von einst" aus ihrer Heimat beigetragen haben. Die erst zwölfjährige Yeon Seon Kim aus Korea begleitet ihren Gesang am Klavier selbst, die 13 Jahre alte Judith Schreiber und die noch ein Jahr jüngere Geertje Richter intonieren drei kleine Stücke für Klavier. Claudia Zäh, 15 Lenze zählend, spielt Robert Schumanns "Von fremden Ländern und Menschen", Angela Granz trägt lyrische Stücke von Edvard Grieg zur CD bei, Lehrer sind darauf vertreten, und, nicht zu vergessen, die Gruppe "Sound Everest", seit Jahren Absolventen der Musikschule.
Es ist eine Mischung entstanden aus Pop- und Rock-Musik wie auch Klassik, zu je einem Drittel teilen sich Schüler der Musikschule, Lehrer und Gäste - namentlich die Japaner - den Platz auf der Scheibe.
Sie ist in Frankreich in einer Auflage von 1000 Stück gepreßt worden, für 20 Mark in der Musikschule in der Jügesheimer Rathenaustraße 9 und im örtlichen Buchhandel zu haben und als "Anhörungsunterricht" an die Rodgauer Politiker verschickt worden. Auf sie nämlich ist die Musikschule dringend angewiesen. Zum Jahresetat in Höhe von 650 000 Mark trägt die Stadt nämlich "nur" 120 000 Mark bei, bei weitem nicht das Drittel, wie es eigentlich zu gleichen Teilen von Land, Kommunen und Eltern aufgebracht werden sollte.
Doch viel mehr brennt Martin Krähe und seinen 37 Kolleginnen und Kollegen das Raumproblem unter den Nägeln. Verteilt über Schulen in fünf Rodgauer Stadtteilen - sehr stark präsent in der Nieder-Röder Gartenstadt- und Bürgerhausschule - sind vor allem die Verhältnisse in Jügesheim alles andere als ideal. "Klavier- und Cello-Unterricht in zwei Räumen unter dem Dach in der Rathenaustraße entspricht nicht gerade unseren Wunschvorstellungen", sagt Martin Krähe.
Die Kürzung der Mittel durch den Kreis Offenbach ist nicht spurlos an der Musikschule vorbeigegangen, der Zuschuß ist von 24 000 auf 10 000 Mark mehr als halbiert worden. Die Stadt Rodgau gibt die erwähnten 120 000 Mark hinzu, 30 000 kommen vom Land, die Eltern müssen satte 450 000 Mark berappen. Rund 750 Schülerinnen und Schüler lassen sich zur Zeit musisch ausbilden - Tendenz steigend.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Mann kam mit einem geklauten Vectra, ließ ihn stehen und stahl einen Mercedes. So geschehen am Donnerstag auf dem Parkplatz an der A 5.
Dort hatte ein auf dem Parkplatz mit Reinigungsarbeiten beschäftigter Arbeiter sein Auto abgestellt. Der Schlüssel steckte. Der Täter, laut Polizei etwa 25 bis 28 Jahre alt und etwa 1,75 Meter groß, lenkte den Mann ab, stieg ein und fuhr weg. Zurück blieb der zuerst gestohlene Wagen mit österreichischem Kennzeichen. wal
STADT UND KREIS OFFENBACH. "Noch kein Silberstreif am Horizont", so die knappe Diagnose der wirtschaftlichen Entwicklung aus der Sicht des Offenbacher Arbeitsamtsdirektors Dr. Hermann Klaas, der gestern die Bilanz für 1992 vorlegte. Wie überall im Bundesgebiet sind im Vorjahr die Arbeitslosenzahlen erstmals seit 1988 auch in Stadt und Kreis (zum Arbeitsamtbezirk gehören nicht die Westkreis-kommunen) wieder gestiegen. Dieser Trend, so die vorsichtige Prognose von Dr. Klaas, werde sich wohl noch mindestens bis Mitte des Jahres fortsetzen. Für einen Aufschwung gebe es in Offenbach weder beim Handwerk, noch bei der Industrie oder dem Dienstleistungsgewerbe Hinweise.
Übers Jahr 1992 verteilt waren durchschnittlich 6800 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet. Mit einer Quote von 4,6 Prozent liegt der Bezirk im Vergleich zu anderen gar nicht schlecht: hessenweit an drittbester Stelle. Der Durchschnitt der Arbeitslosenquote in den alten Bundesländern liegt bei 6,6 Prozent.
Ungünstiger sieht die Lage in der Stadt Offenbach aus, wo im Dezember 7,1 Prozent keinen Job hatten. Überdurchschnittlich gestiegen ist dabei die Zahl der arbeitslosen Männer (auch wenn die Frauen immer noch überproportional an der Quote beteiligt sind), der Ausländer und der Senioren. Als auffallend registrierte das Arbeitsamt die Steigerung der Zahl der über 58jährigen, die in den Vorruhestand gingen: im Vorjahr 855 gegenüber 478 im Jahr 1991.
Das war nach den Erkenntnissen der Arbeitsverwaltung vor allem eine Folge von Personalabbau. Das produzierende Gewerbe verlor 1992 jeden 20. Arbeitnehmer - insgesamt sind es knapp 2500 Beschäftigte weniger. Dieser Trend wird sich sicher auch 1993 fortsetzen.
Eine Möglichkeit, den Verlust von Arbeitsplätzen zeitlich hinauszuzögern, bietet Kurzarbeit. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme vieler Unternehmen ist es deshalb kein Wunder, daß dieses Mittel 1992 verstärkt eingesetzt wurde. Durchschnittlich an 1300 Arbeitnehmer wurde 1992 Kurzarbeitergeld gezahlt.
Angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen sehen die Experten der Arbeitsverwaltung in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung oder Umschulung das richtige Mittel zu mehr Qualifizierung und damit besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Jeder zweite Arbeitslose hat keine Berufsausbildung. Im Vorjahr hat die Offenbacher Behörde deshalb auf diesem Gebiet ihre Bemühungen abermals verstärkt und dafür 30 Millionen ausgegeben. 1992 nahmen 1820 Leute an solchen Maßnahmen teil - ein Rekord.
Wer sich beispielsweise als Arbeitslose/r mit Hilfe des Arbeitsamtes im Beruf weiterbildet, hat gute Aussichten auf einen Job. Die Erfahrung hat gezeigt, daß zwei Drittel der Teilnehmer solcher Lehrgänge schon nach einem halben Jahr Arbeit finden. Das auch deshalb, weil das Arbeitsamt mit 440 Betrieben kooperiert.
Inzwischen hat Bonn Geld-Kürzungen angekündigt. Künftig wird es beispielsweise kein Geld mehr für eine mehrfache Förderung geben. "Die richtige Beratung wird wichtiger sein denn je", schlußfolgert Werner Kaiser vom Arbeitsamt.
Ein Opfer der Kürzungen werden 1993 auch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, für die das Arbeitsamt bisher bis zu 2,8 Millionen Mark jährlich ausgab. 129 Leute - zumeist Langzeitarbeitslose - konnten damit 1992 in Jobs bei Kommunen und Verbänden untergebracht werden. 1993 wird dafür sicher weniger Geld zur Verfügung stehen.
Dr. Klaas und sein Team bedauern das mit Blick auf die wachsenden Arbeitslosenzahlen: "Für manchen Langzeitarbeitslosen ist ABM das letzte Schiff, das abgeht." hf
USINGEN. Die alljährliche "Twentour- Skifreizeit", die die evangelische Kirchengemeinde für Jugendliche anbietet, findet diesmal vom 27. Februar bis 7. März auf dem Präbichl in der Steiermark statt. Schwerpunkt der Wintersportler wird das Alpinskifahren; aber auch Langläufer und Anfänger sollen auf ihre Kosten kommen. Außer den Abfahrten stehen auch Ausflüge und Gesprächsgruppen auf dem Freizeitprogramm.
Die Teilnahme kostet rund 370 Mark; für den Skipaß sind zusätzlich 110 Mark zu zahlen. Interessenten werden gebeten, sich unter den Telefonnummern 0 60 81 / 1 51 51 (Alexander Gemeinhardt) oder 0 64 21 / 8 17 09 (Peter Gemeinhardt) zu melden. cn
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
1
1
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 393.
Redaktionen Friedberg und Bad Vilbel 6360 Friedberg, Kaiserstraße 82, Postfach 100 332, Tel. 0 60 31 / 94 51, Fax 0 60 31 / 6 16 25.
6368 Bad Vilbel, Niddastraße 14, Postfach 1273, Tel. 0 61 01 / 21 67, Fax 0 61 01 / 21 69
Leitung: Peter Gwiasda, Tel. 0 60 31 / 94 51
1
1
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 4 78.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 217.
Redaktionen Bad Homburg und Oberursel
6380 Bad Homburg, Louisenstraße 117a, Tel. 0 61 72 / 2 51 92, Fax 0 61 72 / 2 51 96
6370 Oberursel, Kumeliusstraße 8, Tel. 0 61 71 / 5 10 12, Fax 0 61 71 / 5 10 13
Leitung: Günther Scherf, Tel. 0 61 72 / 2 51 92
LOKALE SPORTRUNDSCHAU 7
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 542.
Redaktion für den Main-Taunus-Kreis, Höchst und Wiesbaden 6238 Hofheim, Kirschgartenstraße 11,
Tel. 0 61 92 / 70 87, Fax 0 61 92 / 78 89
Leitung: Ulrike Bauer Tel. 0 61 92 / 70 87
OBERURSEL · V
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 393.
Redaktionen Hanau und Gelnhausen 6450 Hanau, Wilhelmstraße 11-13, Postfach 1437 Tel. 0 61 81 / 1 30 93, Fax 0 61 81 / 1 30 97
6460 Gelnhausen, Altenhaßlauer Str. 7-9, Postfach 1233 Tel. 0 60 51 / 50 51, Fax 0 60 51 / 50 52
Leitung: Manfred Lochner, Tel. 0 61 81 / 1 30 93
INTERVIEW 7
Frankfurter Rundschau
LOKAL-RUNDSCHAU
In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.
Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 - 475.
Redaktion Stadt und Kreis Offenbach:
6078 Neu-Isenburg, Rathenaustraße 29, Postfach 145, Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 63, Fax 0 61 02 / 2 92 - 303
Redaktion Kreis Groß-Gerau:
6082 Mörfelden-Walldorf, Langgasse 38, Postfach 1120, Tel. 0 61 05 / 2 25 83, Fax 0 61 05 / 37 73
Leitung: Birgit Buchner, Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 74
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MEINUNG UND BERICHT 3
1
1
KREIS OFFENBACH VIII
MAIN-KINZIG-KREIS V
1
1
MRHEIN-MAIN 11
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
1
BRENNPUNKT 7
STADT UND KREIS OFFENBACH 12
Vielleicht kann ein als Leim neuentdeckter Naturstoff die bei der Herstellung von Preßspanplatten bisher eingesetzten Kunstharze mitsamt ihren bisweilen gesundheitlich äußerst bedenklichen Lösungsmitteln bald ersetzen, wenn es nach den Vorstellungen von Dr. Alireza Kharazipour und Prof. Alois Hüttermann vom Institut für technische Pilzkunde an der Universität Göttingen geht. Wie die Forscher herausgefunden haben, könnte dafür Lignin der geeignete Ersatzstoff sein. Diese Substanz ist nach der Zellulose der mengenmäßig zweithäufigste Pflanzenbestandteil; chemisch besteht er aus verschiedenen Alkoholen, die viele Quervernetzungen aufbauen und deshalb pflanzliche Gerüststrukturen - wie eben die Zellwände - stabilisierend verfestigen können.
Dieser natürliche Leimbinder, der auch in großen Mengen bei der Papierherstellung anfällt, kann zusammen mit einem aus Weißfäulepilzen gewonnenen Enzym, das als "Härter" wirkt, eingesetzt werden. Obwohl die genauen Mischungsverhältnisse für diesen pflanzlichen Zweikomponentenklebstoff noch herausgefunden werden müssen, sind die beiden Forscher zuversichtlich: "Wir stehen kurz vor der Schwelle der Wirtschaftlichkeit." dfd
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
WAS - WANN - WO 100
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU II
1
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
WETTERAUKREIS II
MAIN-TAUNUS-KREIS III
Druck und Verlag:
Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH
Geschäftsführer: Dr. Horst Engel (Vorsitzender), Franz Nabholz, Artur Wagner
Postfach 10 06 60, Große Eschenheimer Straße 16-18, 6000 Frankfurt am Main 1
Chefredakteur und Vorsitzender der Redaktionsleitung:
Roderich Reifenrath
Redaktionsleitung: Horst Wolf, Dr. Jochen Siemens
Chef vom Dienst: Christian M. Schöne
Verantwortliche Redakteure: Dr. Jochen Siemens (Seite 3); Dr. Karl Grobe-Hagel (Außenpolitik);
Wolf Gunter Brügmann (Nachrichten); Helmut Schmitz (Feuilleton kommissarisch); Jürgen Klotz
(Wirtschaft); Horst Wolf (Frankfurt und Rhein-Main); Erwin Krauser (Hessen); Erich Stör (Sport);
Peter Klinkenberg (Wissenschaft, Technik, Verkehr); Jutta Roitsch (Bildungspolitik und Doku-
mentation); Wolfram Schütte (Zeit und Bild: Feuilleton/Literatur); Jutta Stössinger (Zeit und Bild:
Reportage/Moderne Zeiten). Reporter: Hans-Helmut Kohl; Dr. Roman Arens. Weitere leitende
Redakteure: Claus Gellersen, Stephan Hebel, Peter Iden, Werner Neumann, Bianka Schreiber-
Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.
Bonner Büro: Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz.
Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold
1
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
1
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
.
xxxxx1.Zeile xxxxx2.Zeile xxxxx3.Zeile
"D"
.
.
Unbedenklich ist, daß die Astrologie zur Volksreligion geworden ist. Unter allen Religionen hat sie den Vorzug der Harmlosigkeit; für ihre Irrtümer büßt immer der, der ihnen folgt, nicht der andere, der verfolgt wird. Höchst bequem ist sie als System der Entschuldigung (und darin sogar den soziologischen und psychologischen Erklärungen überlegen): man kann nichts für die eigenen Fehler und Mißgeschicke - es steht ja in den Sternen. Vor allem enthält sie keine Moral, macht also niemandem Vorschriften, greift nicht ins Geschehen ein, sondern deutet es nur. So weit, so gut.
Bedenklich jedoch ist, daß diesen Volksglauben zunehmend auch die Studenten teilen, die sich für das Studium einer Wissenschaft immatrikuliert haben. Astrologische Andeutungen mögen zum Geplauder und zur Koketterie von Schülerpartys passen, sie passen nicht mehr zu jenen Prinzipien und Denkweisen, denen die Universität ihre Existenz verdankt. Die kopernikanische Wende der neuzeitlichen Naturwissenschaft beginnt mit einer neuen Astronomie, die den astrologischen Traditionen die physikalische Grundlage entzieht. Der Anfang der historisch-hermeneutischen Wissenschaften liegt im kritischen Impetus der Aufklärung, die sich von einem vorwissenschaftlichen Weltbild befreit, indem sie es geschichtlich versteht. Seitdem können die Gelehrten von Magie sprechen, ohne selbst der Magie zu verfallen, über den Aberglauben, ohne abergläubisch zu sein, auch über Astrologie, ohne das eigene Horoskop nachzuschlagen.
Solche Einsichten mag der Professor zwar heute im Grundkurs seiner Disziplin den Erstsemestern lehren, aber nach der Sitzung wird er dennoch von vielen umringt, die neugierig nach seinem Sternzeichen und dem Aszendenten fragen, um daraus Folgerungen über den Charakter und die Verträglichkeit des Lehrers zu ziehen. Sogar Prüfer und Prüfungstage werden nach den astrologischen Konstellationen ausgesucht. Einwände gegen solche Überzeugungen nehmen die Studenten freundlich, lächelnd und unbeirrt zur Kenntnis.
Hätte es noch eines Beweises bedurft, wie folgenlos der Besuch der Universität für das Leben der Studenten und wie folgenlos das Studium einer Wissenschaft für ihr Bewußtsein geworden sind - mit diesem hartnäckigen Festhalten an einem harmlosen Unsinn wäre er erbracht. HEINZ SCHLAFFER
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
WIESBADEN VI
Städelsches Kunstinstitutund Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Walter De Maria, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30.6.94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3.2.).
Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Fr., Sa./So., 13./14. 2., 11 bis 18 Uhr, Terry Atkinson - "Greasers, Mutes an Signatures; Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).
Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: tägl. 9 bis 19 Uhr, Augsburger Puppenkiste (bis 31. 1.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: tägl.11 bis 17 Uhr, Hans Morgenstern - "Konstruktive Malerei" (bis 31. 1.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/III. OG: Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.). Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII
HESSEN 22
LKALSPORT VII
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3
1
Wechselhaft / 3 bis 6 Grad
Satellitenbild vom 28. Januar. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
NACHRICHTEN 2
KULTURPANORAMA 5
MAIN-KINZIG-KREIS VII
SPORTRUNDSCHAU 25
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt
Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt
Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt
Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt
Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt
Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt
Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenberg 57. In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Alfred Krebs (Tel. 31 20 28). wpt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt
Frankfurter Musikverein 1981: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band- Sound): Norbert Natho (Tel. 46 12 85); Dirigent: Karl-Heinz Velten. wpt
Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt
FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft zu den Angeboten gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt
Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Weitere Informationen über die TSG gibt Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt
Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ-König, Damaschkeanger 158. wpt
Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vereins am Poststadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Radsportfreunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim, Gelnhäuser Straße 2. wpt
Rödelheimer Neuner: Der Chor probt jeden Dienstag (20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt
Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt
Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt
Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft über den Sport- und Spaßverein gibt es unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt
Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag 9 Uhr). Belegwünsche: Geschäftsstelle dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt
Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt
Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" montags (20 bis 22 Uhr) in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Auskunft gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt
Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt
Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold- Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt
Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Heim des Rödelheimer Vereinsringes in der Assenheimer Straße 24. wpt
Leicht beschwipst oder sturzbetrunken, Alkohol (chemisch: Ethanol) wirkt auf jeden Menschen anders. Schuld daran ist ein bestimmtes Protein im Gehirn, wie Biomediziner der University of Colorado in Denver herausgefunden haben ("New Scientist"). Das Eiweiß ist das bevorzugte Ziel der im Blut kreisenden Ethanol-Moleküle. Es wird von jedem Individuum in unterschiedlichen Mengen produziert, was erklärt, warum manche Trinker empfindlicher auf "geistige" Getränke reagieren als andere. Die Forschergruppe konnte das Protein als Untereinheit eines sogenannten GABA-Rezeptors identifizieren. An diesen Rezeptor dockt der Botenstoff Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) an, der die Aktivität der Nervenzellen dämpft.
Auch Psychopharmaka auf Benzodiazepin-Basis sowie Schlafmittel (Barbiturate) wirken über den GABA-Rezeptor. Eine Sequenz von nur acht Aminosäuren - sie sind die Bausteine der Proteine - entscheidet, ob die Rezeptor-Untereinheit mit Ethanol reagiert oder nicht. Im Verbund verstärken beide die Wirkung von GABA auf die Hirnzellen. Andere Untereinheiten, denen diese Sequenz fehlt, reagieren nicht auf den Alkohol, ihre Träger haben dann unter den Folgen der Trunksucht weniger zu leiden. ode
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
Das Oldenburger Radwanderbuch. Erlebnistouren ins Oldenburger Land, in die Wesermarsch und an den Jadebusen von Uwe Leiningen. Stöppel Verlag, Weilheim/Obb. 1992, 128 Seiten, 19,80 Mark.
Radeln zwischen Altötting, Traunstein und Bad Reichenhall. Schmankerltouren rund um den Rupertiwinkel von Alma- Maria udn Robert Schätzl. Stöppel Verlag, Weilheim/Obb. 1992, 141 Seiten, 19,80 Mark.
Bayerischer Wald - Böhmerwald. Freizeit-Aktivitäten für das grüne Dach Europas von Robert P. Hertwig. Stöppel Verlag, Weilheim/Obb. 1992, 158 Seiten, 26,80 Mark.
Graubünden. Kunst, Kultur und Landschaft vom Quellgebiet des Rheins zum Engadin von Willi und Ursula Dolder. DuMont Verlag, Köln 1992, 368 Seiten, 44 Mark.
WISSENSCHAFT UND TECHNIK 6
NACHRICHTEN 7
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
WIRTSCHAFT 11
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
Ergebnisse und Tabellen
MAINTAL. Es war kalt, als Kwame Bonsu nach Deutschland kam. Im Januar ließ er die Sonne Afrikas hinter sich, tauchte in das Schneegestöber ein. Vor 20 Jahren hat er seine Heimat in Ghana mit dem Ziel verlassen, hier zu studieren. Ebenso wie sein Bruder. Der half ihm anfangs auch, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.
Jetzt ist hier seine Heimat. Nun hilft er als Sozialarbeiter Menschen, die aus anderen Ländern hierher kommen. "Ich habe es selbst erlebt, wie schwierig es ist, sich in einem anderen Land, mit anderer Mentalität, anderer Struktur und anderem Klima einzuleben", sagt Kwame Bonsu von sich. Diese Erfahrung hilft auch den Asylbewerbern in Maintal. Zum Teil kennt der 45jährige die Problematik, die die Flüchtlinge zu Hause erlebt haben, selbst. Eigentlich wollte er nach seinem Studium zurück nach Ghana. In der Zwischenzeit hatten allerdings die Militärs die Macht ergriffen. "Ausschlaggebend war dann, daß ich meine Frau hier kennengelernt habe", sagt er.
Neben seinem Beruf engagiert sich Kwame Bonsu für die Flüchtlinge aus seiner Heimat. Die Mitglieder des ghanaischen Vereins in Wiesbaden haben ihn zum Vizepräsidenten gewählt. Je nach Bedarf treffen sich die Mitglieder, um ihren Landsleuten bei der Integration behilflich zu sein.
Seine Arbeit im Sozialamt der Stadt und die ehrenamtliche Tätigkeit im Verein fordern eine hohe Belastbarkeit. Kwame Bonsu: "Wenn ich nach Hause fahre, höre ich nur Musik. Das beruhigt."
Rund 100 Asylbewerber betreut Kame Bonsu. "Ich spreche mit den Menschen wie mit meinen Verwandten", berichtet er. Wenn der Sozialarbeiter abends sein Büro verläßt, ist er "total erledigt". Am nächsten Morgen jedoch hat er wieder genug Energie. Er sammelt seine Kraft zu Hause. Einmal im Jahr fliegt er zu seiner Familie nach Afrika. "Für mich ist das sehr wichtig", beteuert der ehemalige Lehrer. Regelmäßig informiert er sich über die politische Lage in seinem Land. Doch auch die deutsche Politik interessiert ihn. Kwame Bonsu ist außerdem stets auf dem laufenden über die Erfolge der "Frankfurter Eintracht". "Ich war aber schon Eintracht-Fan, bevor Yeboah kam", versichert er lachend.
Für Kwame Bonsu ist Heimat dort, wo er sich wohlfühlt. Momentan ist das der Frankfurter Raum. Ob das in Zukunft so bleibt, weiß er nicht. Ausländerfeindlichkeit hat er selbst noch nicht erlebt: "Es gab natürlich auch Leute, die mich nicht mögen. Das ist doch normal. Akzeptiert wurde ich bisher immer."
GABRIELE FISCHER
FREIZEIT UND FAMILIE &blt;&blt;
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII
MAIN-KINZIG-KREIS VIII
1
Der Rahmen (in) der Kunst Jacques Derridas schwierige Dekonstruktion der "Wahrheit in der Malerei"
Das Scheitern dieses Versuches steht in direktem Verhältnis zu Derridas Die Wahrheit in der Malerei. Die Bestimmung dessen, was ein Kunstwerk sei, verweist irreduzibel und nicht tilgbar auf den letztendlich nicht zu kontrollierenden Kontext, in dem sich das zu ortende Kunstwerk befindet: Was für Danto als Dilemma oder sogar als Gefahr gilt, ist für den Poststrukturalisten Derrida geradezu das Credo seiner Dekonstruktion des ästhetischen Diskurses.
Mit dem Erscheinen von Die Wahrheit in der Malerei aus dem Jahre 1978 wird eine wichtige Lücke in der traurigen Übersetzungsgeschichte des philosophischen Werkes von Jacques Derrida geschlossen. Die Übersetzung wurde seit mehreren Jahren angekündigt, von den Schwierigkeiten dieses Projektes kündet das Vorwort des Buches. Dem Übersetzer Michael Wetzel ist es gelungen, durch einen Anmerkungsapparat dem mit Etymologien und Sprachspielen operierenden Verfahren Derridas Rechnung zu tragen.
Inwiefern mit Die Wahrheit in der Malerei jetzt Derridas "ästhetische Theorie" vorliegt, wie der Klappentext vollmundig verspricht, sei dahingestellt. Zumindest widmet sich Derrida in diesem Werk erstmals Eckpunkten des ästhetischen Diskurses der Moderne; der Kantischen Kritik der ästhetischen Urteilskraft im Blick auf Hegels Vorlesungen über die Ästhetik und Heideggers Ursprung des Kunstwerkes. Kants Kritik der Urteilskraft kann als Beginn einer Karriere der Ästhetik in den metaphysischen, idealistischen Modellen gelten. Die Ästhetik wird bei Kant zum privilegierten Ort der Überschreitung von dualistisch getrennten, also nicht überbrückbaren Gegensätzen, seien es Natur und Geist oder Endlichkeit und Unendlichkeit. Auch wenn Hegel die Ästhetik in den Dreierschritt Ästhetik, Religion und Philosophie einordnet, so ändert das nichts Wesentliches an der grundsätzlich herausgehobenen Stellung der Ästhetik. Heideggers Kunstwerkaufsatz kann dann als der Versuch einer metaphysikkritischen Neubestimmung des Phänomens der Kunst gelten.
Der Titel des Buches leitet sich aus einer Äußerung des Malers Paul Cézanne her, der einem Bekannten brieflich verspricht, ihm die Wahrheit in der Malerei zu sagen. Mit dieser Äußerung ist das Feld umrissen, das Gegenstand von Derridas Buch ist: das sprachliche Konzept von Wahrheit und seine Präsentation respektive Repräsentation im Bild. Wie die in der Grammatologie entfaltete Phonozentrismuskritik ist die Kritik Derridas also weiterhin semiotisch orientiert. Im Zentrum steht die Frage nach dem Stellenwert des Signifikanten in der Repräsentation und seiner tendenziellen Leugnung durch die Bevorzugung der gesprochenen Sprache. Diese Phonozentrismuskritik bildet den unausgesprochenen Hintergrund für Derridas Argumentation. Neu ist, daß Derridas Interesse nicht mehr allein sprachlichen Kunstwerken, sondern bildlichen Signifikanten innerhalb der Theorie gilt: Seine Stellungnahme zum ästhetischen Diskurs findet auf dem Feld der Malerei statt.
In gut dekonstruktiver Manier werden die theoretischen Texte auf Voraussetzungen und Begründungsdefizite hin untersucht und die Möglichkeit erprobt, ihre begriffliche Struktur zu verschieben. In Derridas Kant-Lektüre wird diese Möglichkeit eröffnet durch ein Beispiel, das Kant illustrativ in der "Analytik des Schönen" benutzt: das Parergon (Zierat/ Beiwerk). Die Struktur des Beiwerks wird von Derrida auf die besondere Stellung der Ästhetik als "Mittelglied" übertragen. Die Struktur des Parergons ist zweifach relevant: Zum einen gehört es weder innerlich zum Kunstwerk (ergon) noch ist es ihm absolut äußerlich; zum anderen beinhaltet das Parergon eine Umrahmung des Kunstwerkes. Auch in der metaphysischen Bestimmung der Ästhetik wird das Bild irreduzibel durch Kontexte, die es umrahmen, bestimmt: seien es nun der Bildrahmen, der Titel, die Signatur, die Bildbeschriftung, die Zuschreibung oder der Kunstmarkt.
In den beiden mittleren Teilen des Buches verläßt Derrida den Bereich der Textinterpretation und versucht, sich Werken zu nähern, die selbst die Darstellungsfunktion bildender Kunst reflektieren, wie zum Beispiel Le voyage du dessin (Die Reise der Zeichnung) von Valerio Adami und The Pocket Size Tlingit Coffin (Der Tlingit Sarg in Taschenformat) von Gérard Titus-Carmel.
Den Abschluß bildet "eine Art Duell" zwischen Martin Heidegger und dem Kunsthistoriker und Van-Gogh-Experten Meyer Schapiro über die Zuschreibung des Van-Gogh-Bildes Alte Schuhe mit Schnürbändern, das als Beispiel im Heideggerschen Kunstwerkaufsatz eine herausragende Position einnimmt. Schapiro wirft Heidegger vor, dieses Bild falsch zuzuschreiben. Die Schuhe seien niemals die Schuhe einer Bäuerin, sondern die Schuhe eines Städters, und zwar die des Malers selbst. Schapiro glaubt damit die Heideggersche Bestimmung des Kunstwerkes als "Sich-ins-Werk-Setzen der Wahrheit" als bäuerliche Projektion entlarven zu können. Derrida nutzt diesen Angriff zu einer Rekonstruktion des Kunstwerkaufsatzes. Bei aller Inschutznahme der fundamentalontologischen Fragestellung deute sich bei Heidegger gegen die metaphysikkritische Intention mit der Zuschreibung, welche es denn letztlich auch immer sei, eine Begrenzung der parergonalen und damit polysemischen Struktur des Kunstwerks an, die dekonstruktiv gegen ihn zu radikalisieren wäre. Die Konsequenz von Derridas Heidegger-Kritik bleibt aber dunkel. Wird damit ein weiteres Ende der Kunst eingeläutet oder ist es ein neuer Anfang, wird ihr letztlich ein Recht zurückerstattet? Interessant wird es sein, in diesem Kontext Distanz und Nähe von Derridas Dekonstruktion der Ästhetik zur Ästhetischen Theorie des späten Adorno zu bestimmen. Bisher haben leider selbst neuere Untersuchungen zu einer Bestimmung der Ästhetik nach Adorno und Derrida den immerhin schon seit vierzehn Jahren vorliegenden Text Die Wahrheit in der Malerei nicht einmal zur Kenntnis genommen. PETER-ULRICH PHILIPSEN
Jacques Derrida: Die Wahrheit in der Malerei. Aus dem Französischen von Michael Wetzel. Passagen Verlag, Wien 1992, 465 Seiten, zahlreiche Abb., 98 DM.
ROCK-RUNDSCHAU &blt;&blt;&blt;&blt;
Redaktion: Heitken Schwarzenau
MAIN-KINZIG-KREIS II
REISE UND ERHOLUNG M 4
REISE UND ERHOLUNG M 6
NACHRICHTEN 4
NACHRICHTEN 5
SPORTRUNDSCHAU 16
1
1
MAIN-KINZIG-KREIS VI
0.5
REISE UND ERHOLUNG M 3
KULTURSPIEGEL 21
Seit 1990 fordert das Bundesimmissionsschutz-Gesetz ein Lärmverminderungskonzept, geschehen ist in Bad Homburg bis heute nichts Kampf gegen Krach fängt mit einem bunten Plan an Jetzt kündigt das Land einen Einführungserlaß an Von Günther Scherf BAD HOMBURG. Der Hessenring leuchtet in schrillem Lila, Gartenfeld- und Eichenstahl-Siedlung flackern mal rot, mal orange, und einen grünen Fleck sucht man vergebens. So könnte Bad Homburgs Lärmverminderungsplan dereinst aussehen, wenn er nur erstellt würde. Im Gesetz gefordert wird das Papier schon seit September 1990, dafür getan wurde indessen im Rathaus nichts. "Damit wird sich die Stadt befassen, wenn es soweit ist", wimmelt Umweltdezernent Heinrich Gerhold (FDP) lästige Fragen ab. Wenn es denn nicht schon 1990 soweit war, so dürfte es Ende Januar soweit sein. "In Kürze" wird das Land Hessen nämlich einen "Einführungserlaß" im Staatsanzeiger veröffentlichen, kündigt Renate Gunzenhauser (Pressesprecherin von Umweltminister Joschka Fischer) an. Und der soll die Fragen vieler Städte und Gemeinden, die bisher ebenso untätig geblieben sind wie die Taunus-Kurstadt, beantworten, was sie denn tun müssen, um den zweieinhalb Jahre alten Paragrafen 47 a des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSch) zu erfüllen.
An einem konkreten Beispiel vorgeführt hat das Land Hessen seine Vorstellung von einem Lärmverminderungsplan schon vor gut einem Jahr in Fulda. Vier Bände umfaßt das dortige Werk, das den Osthessen anhand von Messungen, die das Land bezahlte, nachweist, wo es in ihrer Stadt am lautesten ist. Ähnliche Modellprojekte laufen auch in Marburg, Gießen und Taunusstein. Am Ende stehen umfangreiche Datensammlungen und die eingangs beschriebenen farbigen Stadtpläne. Dabei brandmarkt lila die Gegenden mit dem höchsten Lärmpegel, grün dagegen kennzeichnet die ruhigsten Fleckchen des Untersuchungsgebiets. Wer den Lärmverminderungsplan für Bad Homburg bezahlt und - vor allem - welche Konsequenzen aus den so gewonnenen Erkenntnissen gezogen werden sollen, weiß unterdessen noch niemand. Der kurstädtische Baudezernent Wolfgang Weber (CDU) sieht den Wiesbadener Vorgaben denn auch skeptisch entgegen. "Die Szenarien sind bekannt, und daß es dort besonders laut ist, wo starker Verkehr herrscht, wissen wir auch ohne Lärmkartierung. Lärm entsteht in der Regel nicht, weil irgendwer aus Langeweile Krach macht, sondern weil etwas geschieht, was auch gebraucht wird: Verkehr zum Beispiel", hält Weber allzu hohen Erwartungen an das Bonner Gesetz und den Wiesbadener Erlaß entgegen.
An Projekten zur Verkehrsberuhigung werde in Bad Homburg auch ohne einen derartigen Plan längst gearbeitet, Zuschüsse für Lärmschutzfenster würden unter bestimmten Voraussetzungen längst gezahlt. Ob die Stadt mehr tun könne, um Lärm an der Quelle einzudämmen, bezweifelt Weber: "Und daß wir Ohrenstöpsel verkaufen sollen, ist mit dem Gesetz bestimmt nicht gemeint."
FEUILLETON 8
Rechts/links Blickwechsel mit Wörtern / Von Otto F. Best
Schon die Bibel ist eingenommen gegen sie. Sie singt das Lob der Rechten. So heißt es im 16. Psalm von Gott: "Vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich." Wie Apollo seinen Platz rechts von Jupiter hat, so sitzt Jesus Christus auf der Rechten des Vaters. Weshalb der Psalmist Stärke aus der Gewißheit bezieht, daß der Herr "ihm zur Rechten" ist. Auch am Ende der Tage, beim allgemeinen Weltgericht, wird der Menschensohn, wie Matthäus 25 warnt, "die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken". Torah, Neues Testament und Koran sind sich einig in dieser Rechtsorientierung.
Ohne rechts kein links, beide bedingen einander. Die Grundbedeutung von rechts ist "gerade", "gerade gerichtet". Daß dessen Gegensatz mithin "krumm", "unrecht", "falsch" sein muß, liegt auf der Hand. Der rechten natürlich, die zugleich als die richtige gilt, da kulturelle Tradition ihr die Ausführung bestimmter Tätigkeiten vorbehält. Die alte abendländische Dualität von Geist und Körper findet eine Entsprechung selbst in der Verschiedenwertigkeit von rechter und linker Hand. Das schottische "cack-handed" bringt das Handicap der Linken auf die kürzeste Formel.
Befragt man die Wortgeschichte, so erweisen sich die Informationen als lückenhaft und widersprüchlich. Links wird zu dem lateinischen Verb für "matt sein" in Beziehung gesetzt. Von hier zur Bedeutung "ungeschickt" und, schließlich, "verkehrt" ist es nur ein Schritt. Doch hat das Wort eine andere, ältere Bezeichnung für links verdrängt: mittelhochdeutsch "winster", das "die günstigere Seite" bei Opfer und Vogelflug meint. Daß links auch in vielen anderen Sprachen neben Verhältnis im Raum "linkisch", "falsch" - "böse" bezeichnet, überrascht kaum.
Aus den Klimaverhältnissen mag sich erklären, daß für die alten Juden links zugleich "Norden" bedeutete, für die Griechen "Westen". Süden und Osten als die guten, dem Menschen geneigten Himmelsrichtungen, aus denen die freundlichen Winde wehen. Der von hebräisch- aramaisch Yamin abgeleitete Namen "Jemen" steht für Süden wie für glücklich: Arabia felix. Auch der Augur bedarf für sein Geschäft eines Koordinatensystems. Wie sollte er sonst die Auspizien nennen? Aussicht gewinnt im Flug von Adler oder Falke einen Doppelsinn. Hatte der Teufel die Hand dabei im Spiel, so mußte es seine Linke gewesen sein. Teufliche Berührung geschieht immer mit der Hand, die wir als die "Körperhand" umschreiben konnten. Das hebräische Wort für Samiel, den obersten der Teufel, bedeutet, wie könnte es anders sein: links.
Wenden wir den Blick noch weiter nach Osten und befragen Buddhas Lehre, so ergibt sich, daß auch sie die rechte Hand dem aktiven, männlichen Licht- und Lebensprinzip des Yang zuordnet, während sie die linke auf die Seite des passiven, weiblichen Yin verweist: Es repräsentiert Erde und Dunkelheit. Wenn sich ähnliche Vorstellungen selbst bei den Maori, den Ureinwohnern von Neuseeland, nachweisen lassen, können wir kaum fehl gehen in der Annahme, daß es sich um ein universales Prinzip handelt.
Daß es auch in unsere Traumwelt Eingang finden würde, war zu erwarten gewesen. Leichthändig dekretiert der Traumanalytiker Freud: Die rechte Hand bedeutet den Pfad der Rechtschaffenheit, die linke jene des Verbrechens. Mit einer naheliegenden Variante des Themas wartet C. G. Jung auf, wenn er die Hände dementsprechend zum Bewußten (Verstand) und Unbewußten (Gefühl) in Beziehung setzt. Ob sich nach alldem noch jemand wundert, daß es in der Literatur kaum Helden gibt, die mit der Linken nach den Sternen greifen?
Nun, was für ein unglücklicher Zufall, müssen wir schließlich, diese Zusammenhänge vor Augen, zu Protokoll geben, daß Thomas Carlyle sich 1837 nichts Besseres einfallen ließ, als die Parteien in der Französischen Nationalversammlung von 1789 ausgerechnet nach ihrer Sitzordnung zu benennen. Als hätte die radikale Fraktion auch nur das geringste mit dem Teufel gemein. Eine uralte Tradition kommt unverdienterweise in dieser metonymischen Ausdrucksweise zu neuen Ehren oder, besser: Unehren. Als Ronald Reagan die Sowjetunion einst evil empire, "Reich des Bösen", nannte, erging sich der damalige amerikanische Präsident wohl kaum in dieser Ausdrucksweise, weil er über ein hypertrophes Bildungsgedächtnis verfügt. Es geschah dies eher nach dem Motto, daß auch ein blindes Huhn einmal ein Korn findet. Nur, bleibt zu fragen, was läßt uns so sicher sein, daß nicht auch unser aufgeklärtes Denken noch immer beeinflußt ist von tiefenkulturellen Stereotypen?
Kaffeefahrten: ein Bügelautomat zum "Vorzugspreis", eine Kaminuhr als Dreingabe und ein paar Stunden raus aus der Einsamkeit Die meisten sind über 61 und schon "Wiederholungstäter" Unschlüssige können noch mit einem Zusatzgeschenk rechnen
Der Mann hinter dem Steuer, der die 40 bereits überschritten hat, nennt uns "Ihr Leut'". Wir sind viel fröhlicher als die gestrige Gruppe - "Ich dachte, ich fahr' einen Leichenzug". Wir sind "auf jeden Fall super. Ihr seid fit", bestätigt er uns frühmorgens gegen 7.30 Uhr. An eine Fortsetzung des Schlafs ist nicht zu denken. Wir hören jetzt Geschichten über seinen fünfjährigen Sohn, Witzchen, zwischendurch eingeflochten: "Kauft kräftig ein, denkt an die Enkelchen, an die Kinder jetzt zu Weihnachten." Der exakte Zeitplan steht immer noch nicht fest.
Die kumpelhafte Anrede zeigt ihre Wirkung: Die Distanz verschwindet. Locker blicken wir unserer "traumhaft schönen Jahresabschlußfahrt ins Urlaubsparadies Odenwald" entgegen, "mit Panoramafahrt und Besuch einer Strickwaren- und Bekleidungsfabrik", wie uns der Prospekt verspricht. Mit Werbeverkaufsveranstaltung und "Reiseerinnerungen des Jahres": eine Akku-Bohrmaschine "für den Herrn", ein "24teiliges Menübesteck mit schönem Dekor" sowie ein "moderner Küchenmixer, batteriebetrieben" für "die Dame". Und das alles für 19,90 Mark.
Gemeinsam mit Bekannten etwas zu unternehmen, das Bedürfnis nach Unterhaltung, nach Abwechslung nennt die Verbraucherberatung als Motivation der Kaffeefahrer. "Da kommt man wenigstens mal raus", sagt die 82jährige Kesselstädterin, die neben mir in dem großen Saal mit dem verstaubten Charme der 50er Jahre am langen Tisch sitzt. Seit neun Uhr warten wir auf die anderen Busse. Bei Kaffee und Schinkenbrötchen lerne ich meine Mitstreiterinnen kennen. Weiß jetzt, daß die Tochter der 72jährigen gegenüber unter einer mysteriösen Krankheit leidet und in Amerika wohnt. Und daß die alleinstehende Kesselstädterin ihr "Dackelchen" in aller Herrgottsfrüh schon ausgeführt hat. Links vor der Bühne mit dem verblichenen gelben Vorhang ragt eine Pyramide mit Kaminuhren hervor. Rechts sind die Kartons mit Korea-Ginseng und Melkmilch aufgebaut. Letzeres stapelt sich bereits im Schrank der Frau gegenüber, die nach einem prüfenden Blick auf die "Dekoration" weise voraussagt: "Das wird &rquote;ne lange Sitzung."
Die Insassen des Busses mit dem Würzburger Kennzeichen sortieren sich wesentlich undisziplinierter als "Ihr Leut" aus Hanau. Forsch weist einer der beiden jungen Krawattenträger einen Mann an, in Richtung Bühne aufzurükken. "Sonst kriegen wir nicht alle unter." Als die Verkaufsschau endlich gegen 10.15 Uhr beginnt - angeblich hatten die Nachzügler aus Pforzheim Nebel -, beweist sich die Behauptung des Mannes als unwahr. Nur drei der fünf langen weißgedeckten Tische sind belegt.
Nach mehr als einer Stunde Warten geht&rquote;s endlich los. Auch unser Propagandist heißt "Uli". Wie seine beiden jungen Helfer stammt er aus Norddeutschland. Wenn wir nichts kaufen würden, könnten so preiswerte Tagestouren überhaupt nicht angeboten werden, meint er. Und Mund-zu-Mund-Propaganda sei ohnehin die Beste.
Seine arme Mutter mußte immer seine Hemden bügeln. Jetzt nicht mehr. Denn nun besitzt "Uli" einen Bügelautomaten. Eine Stunde lang führt er uns das Gerät vor, ohne zu langweilen. Ununterbrochen redet der Mann, während er Tischdecke, Hemd, Bettbezug plättet. Was würden sie mit einer solchen Hose machen, fragt er und zieht ein äußerst verknittertes Paar hervor. "Wegschmeißen", klingt es im Chor brav aus dem Zuschauerraum. Wer einen solchen Bügelautomaten besitzt, kann also viel Geld sparen. Jeder "deutsche Mann" kauft sich doch einen Bohrer, selbst wenn er ihn nur einmal im Leben benutzt, lästert "Uli". Warum dann so geizig, wenn es um den Haushalt geht? Die anwesenden Herren sollten doch zeigen, daß "Frau oder Kinder einem das wert sind". Das Schuldbewußtsein ist geweckt. Daß das Gerät sonst 1198 Mark kostet, jetzt aber immerhin auch noch stolze 898 Mark und keine Möglichkeit zum Preisvergleich besteht, vergessen.
Jetzt, wo die Summe genannt ist, geht&rquote;s schnell. Hektisch laufen die beiden Helfer durch die Reihen, um die angeblich beschränkte Zahl an Gutscheinen zu verteilen. Nur wer einen solchen Paß in den Händen hält, bekommt den Automat zum "Vorzugspreis". Gratis dazu eine der kitschigen "Kaminuhren" links vor der Bühne. Mindestens 20 der rund 150 Anwesenden strecken ihre Hände. Im Fachjargon heißen sie Eisbrecher. "Uli" scheint mit dem Absatz zufrieden zu sein. Wir müssen nicht nachsitzen.
Kurze Pause: Zeit, um die Maschine persönlich in Augenschein zu nehmen - auch ohne Gutschein kostet sie 898 Mrak - oder den Kaufvertrag auszufüllen. Wer nicht genug Bares oder Schecks dabeihat, kann später zahlen. Auch in drei Raten.
Schnitt der Propagandist bei der Bügelmaschine das Thema nur an - frau kann diese auch sitzend betätigen -, steht es in der zweiten Runde im Mittelpunkt: die Gesundheit. Wir haben Glück. Just zu unserem Ausflugstermin veranstaltet die Werbefirma eine "Gesundheitswoche". Ist das körperliche Wohlbefinden doch das höchste Gut des Menschen. Und das "medizinisch-technische Gerät", das "Uli" anpreist, weitaus billiger als "ein Rollstuhl oder ein Platz im Altenheim". Psychologisch geschickt spielt er mit den Ängsten der Senioren. Wer fürchtet sich im Alter nicht davor, zum Pflegefall zu werden?
Das angeblich von drei Ärzten entwikkelte Gesundheitskissen mit den "Sensoren" massiert "Wärme in den Körper rein". Es bewirkt wahre Wunder, wie es scheint; hilft gegen Krampfadern, bei Verdauungsproblemen, Bluthoch- und Tiefdruck und beugt damit Herzinfarkten vor. (Komisch, niedriger Blutdruck war bislang in Ärztekreisen als Gefahrenquelle nicht bekannt.) Auch Migräne findet mit Hilfe des blütenweißen Gesundheitskissens ein Ende. Ebenso wie Schmerzen an den Bandscheiben, Füßen oder Beinen. Sichtlich wohl fühlen sich die vier Frauen, die auf der Bühne das Wunderding ausprobieren können. Ihren Aussagen werden die Leute wohl Glauben schenken, meint "Uli". Wir seien ja immer so skeptisch und würden ständig meckern. 498 Mark statt sonst 598 Mark soll das Kissen "nur" kosten. Und schon eilen die beiden jungen Helfer mit ihren Gutscheinen wieder durch die Stuhlreihen. Auch die 82jährige Kesselstädterin hebt die Hand. Obwohl sie sich doch eigentlich nur für ein Kleid von der "Strickwarenfabrik" interessierte.
Jetzt reizt "Uli" die Unschlüssigen mit einem Zusatzgeschenk: einer Wolldecke, bedruckt mit jungen Dackeln. Die Hundebesitzerin ist begeistert, zieht schon die Scheckkarte aus dem Portemonnaie. Die Bezahlung kann warten. Erst müssen wir noch die Super-Fleckenpaste kennenlernen. 25 Mark das Stück und als Zugabe eine Umhängeuhr, Marke Super-Billigheimer. Die Frau links von mir hat leider nicht gehört, was die gegenüber erzählt: "Also, die Flecken auf meiner Bluse hab&rquote; ich damit nicht wegbekommen." Sie traut sich aber auch nicht, das laut zu sagen. Wie die Schulkinder sitzen wir da. Bestätigen, daß die Betten, die mehr als dreiviertel hier im Saal bei Kaffeefahrten kauften, gut sind. Und daß der Bürgelautomat besser ist als die sperrigen Mangelmaschinen: Wir sind uns einig. Das Harmoniebedürfnis ist befriedigt. Während die jungen Helfer hektisch kassieren und Kaufverträge ausfüllen, serviert das Personal der Gaststätte die am Vormittag bestellten Speisen. Musikalisch umrahmt von einem Hammondorgelspieler. Wer darauf verzichten will, schaut sich in dem wenig attraktiven kleinen Ort um.
Nach knapp einer Stunde Busfahrt entpuppt sich die "Strickwarenfabrik" als Verkaufsfiliale einer solchen. Statt Gratiskaffee und -kuchen serviert uns das Haus Stollen und Glühwein. Alkohol enthemmt beim Kauf. Die laienhafte Modenschau mit Fritzchen-Witzchen der Chefin gefällt. Auch das Sortiment, das nur wenig Auswahl in kleinen Größen bietet und auch preislich nicht besonders günstig ist. Während die ersten vor der Tür auf die anderen Teilnehmer warten, rollen bereits die nächsten vier Busse an.
Wir alle sind geschafft. Das frühe Aufstehen, der ganze Rummel - jeder will nur nach Hause. Keiner meckert über die Qualität der nutzlosen Geschenke. Am Main entlang steuert unser Chauffeur Hanau an. Im Dunkeln erreichen wir wieder die Heimat. Vollbeladen mit Tüten und Kartons verabschieden sich "Ihr Leut" voneinander. "Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder." Bei der nächsten Kaffeefahrt. JUTTA RIPPEGATHER
HÖCHST. Einstimmig hat der Betriebsrat der Hoechst AG eine Resolution gegen "Ausländerfeindlichkeit innerhalb und außerhalb der Werkstore" verabschiedet. Die Farbwerker werden auf dem Flugblatt zu "Freundschaft und Menschlichkeit gegenüber ausländischen Kolleginnen und Kollegen" aufgefordert.
Die jüngsten Vorfälle gegen ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger könnten nicht ohne Widerspruch bleiben, heißt es in dem von Betriebsratschef Rolf Brand und seinem "Vize" Oskar Bommel unterzeichneten Papier. Der Haß auf alles, was anders ist und fremdländisch aussieht, dürfe sich nicht auf das Werk Höchst übertragen.
"Wir alle müssen uns überall dort einmischen und die Konfrontation mit den Beschimpfern suchen, wo unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen angegangen werden", fordert der Betriebsrat nachdrücklich.
Sollte es im Werk zu ausländerfeindlichen Übergriffen kommen, werde der Betriebsrat mit Härte reagieren. "Wir erwarten auch von der Unternehmensleitung, daß gegen solche Arbeitnehmer mit aller Schärfe vorgegangen wird." Bislang aber gebe es im Unternehmen keine Probleme mit Ausländerfeindlichkeit, stellt der Betriebsrat in seiner Resolution ausdrücklich fest.
Sollte es dennoch dazu kommen, bitten Rolf Brand (Telefon 3 05 - 79 98) und Oskar Bommel (3 05 - 58 45) darum, sofort verständigt zu werden. Zwischen 17 und 7 Uhr sei der Werkschutz unter 3 05 - 42 11 oder 3 05 - 42 88 zu informieren. "Rufen Sie an, wenn sich innerhalb des Werkes etwas tut, damit wir keine Zeit verlieren, gegen Chaoten vorgehen zu können."
Im Betriebsausschuß hatte die Oppositionsgruppe "Die Durchschaubaren" zunächst einen eigenen Resolutionsentwurf vorgelegt, konnte ihn aber nicht durchbringen. Obwohl sie dem Mehrheitstext vorwirft, zu den Ursachen der Ausländerfeindlichkeit zu schweigen, stimmten "Die Durchschaubaren" der Resolution zu. Manuel Sanchez: "Immer noch besser als gar nichts." tos
MAIN-KINZIG-KREIS. Rund fünf Millionen Menschen nahmen laut Stiftung Warentest (Testheft September 1991) im Jahr 1990 an Kaffeefahrten teil. An ihnen verdienten die Direktvertriebsfirmen 500 Millionen Mark. Der geschätze Umsatz liegt bei 25 000 Mark pro Bus. Das Fazit der Tester: "Die angebotene Ware ist überteuert, die Qualität eher mittelmäßig bis zweifelhaft." Es besteht jedoch die Möglichkeit, von Käufen bei Werbeveranstaltungen zurückzutreten.
Dies betrifft alle Barkäufe über 80 Mark. Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Vertriebsfirmen bieten freiwillig die doppelte Frist. Stellt sich eine Ware als fehlerhaft heraus, kann der Käufer innerhalb von sechs Monaten vom Kauf zurücktreten, einen Preisnachlaß erwirken oder ein neues fehlerfreies Produkt verlangen. Die selbe Frist gilt für Waren, die durch "unwahre und zur Irreführung geeignete Werbebehauptungen zum Kauf verleiten", informiert die Stiftung Warentest.
Auch Ärgernisse bei der Reise müssen nicht hingenommen werden. Der Veranstalter haftet für Mängel bei Essen oder Unterkunft (bei mehrtägigen Fahrten), den Ausfall von Leistungen oder verschuldeten Personen- und Sachschäden. Laut Reiserecht müssen sich Betroffene sofort beim Reisleiter oder Busfahrer beschweren.
Stellt sich ein Rechtsstreit als unausweichlich heraus, müssen auch Rentner diesen nicht scheuen. Sie können Prozeßkostenhilfe beantragen. Zuvor sollten sie sich jedoch von einem Rechtsanwalt beraten lassen. Oder von der Verbraucherberatung, die auch über Informationsmaterial über Kaffeefahrten sowie die Qualität der angebotenen Waren verfügt. jur
FREIE AUSSPRACHE 14
EUROPA 6
D enn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang - auf kaum etwas trifft diese so häufig bemühte Zeile Rilkes wohl so zu wie auf Paul Virilios Bunkerarchäologie. Eine Archäologie freilich, von ganz besonderer Art: in zahllosen Wanderungen und Exkursionen hat der Autor seit dem Sommer 1958 den Westwall an der Atlantikküste erschlossen. Die heute teils umgekippten, teils versunkenen, gänzlich verschwundenen oder immer noch freistehenden Bunker der Deutschen Wehrmacht, die Virilio ausgemessen, typologisiert und photographiert hat, wirken wie Dokumente einer anderen Wirklichkeit. Virilios inzwischen zum Mythos gewordenen Exkursionen sind denn auch als Inventarisierung der Organisationen des Raumes zu verstehen, die nicht von den "Manifestationen der Zeit" zu trennen sind. Die mit einer Patina des Verfalls überzogenen extremen Monolithen der Moderne, die sich auf den Fotos erstaunlich gut in die natürliche Landschaft einzufügen scheinen, sind abschreckend und faszinierend zugleich. Dieser Ambivalenz tragen Virilios Photographien Rechnung. Dennoch läßt die ästhetizistische Sichtweise keine Zweideutigkeit zu. Die Maßlosigkeit der Befestigungsanlage, die die Bilder transportieren, steht für die Ungeheuerlichkeit des totalen Krieges. Die beigegebenen Texte - wie Virilios Vor- und Nachwort (von 1991), Zitate von Hölderlin, Heidegger und Jünger, Hitlers Kriegsweisungen, ein Glossar der militärischen Ausdrücke - bestätigen diesen Eindruck; sie sind hilfreich, aber nicht notwendig. Umgekehrt legen die hier ebenfalls abgedruckten Reflexionen Virilios zur Festung, zum militärischen Raum, zum Monolithen und zu Albert Speer sogar eher nahe, daß nicht sie die Photographien erhellen, sondern die Photographien die theoretischen Texte. Insofern gibt die Bunkerarchäologie ein Bild von Virilios eigener Theorie. In geradezu befremdlich anmutender Akribie gelingt Virilio mit diesem Band allein durch die Photographien eine beeindruckende Dokumentation. Die Schrecklichkeit der deutschen Bunker wird in ihrer zweifelhaften Schönheit offenbar.
CHRISTINE PRIES
Paul Virilio: Bunkerarchäologie. Aus dem Französischen von Bernd Wilczek, Carl Hanser Verlag, München 1992, 216 Seiten, 117 Abb., brosch., 78 DM.
Regelmäßige Gaben von Kalzium und Vitamin D 3 vermindern nach den Erkenntnissen französischer Forscher bei alten Frauen das Risiko von Knochenbrüchen um 32 bis 43 Prozent. Im "New England Journal of Medicin" berichtete ein Team des Forschungsinstitutes INSERM, in einem 18monatigen Vergleich hätten Frauen im Alter zwischen 69 und 106 Jahren mittags 1,2 Gramm Kalzium und 400 Internationale Einheiten (I.E.) Vitamin D3 bekommen, eine gleichgroße Gruppe gleicher dagegen nur Scheinmedikamente.
In dieser Placebo-Gruppe seien 97 Knochenbrüche registriert worden, in der mit Vitamin D3 (wie es etwa in Lebertran enthälten ist) und Kalzium versorgten Gruppe nur 66. Bei Oberschenkelhalsbrüchen habe das Verhältnis 37 zu 21 Fälle betragen. Dies sei Folge des Umstandes, daß die Knochendichte im Oberschenkelhals durch die Zusatzversorgung um 2,7 Prozent zunahm, während sie in der Placebo-Gruppe um 4,6 Prozent sank. rtr
Bericht vom Unglück Paul Kerstens Roman "Die Helligkeit der Träume"
Immer wieder stößt der Berichterstatter auf eine verfehlte Vergangenheit, es ist immer wieder das gleiche "Beinahe", es ist immer wieder etwas Wesentliches verfehlt worden; wo er auch sei, wohin er auch gehe jeder Gegenstand, jeder Ort verbindet ihn immer wieder mit einer verpaßten Vergangenheit. "Nicht nur in den Nächten, auch tagsüber, stieß ich auf sie, wenn ich auf der Straße oder auf den stilleren Weg im Park mit vorsichtigem Blick alte Ehepaare beobachtete, die ihnen in Gestalt und Bewegung ähnelten. Überall kamen mir meine Eltern entgegen." Paul Kerstens will keinen Stil erfinden, keine Sprache neugestalten, keine Literatur schreiben, sondern das Erlebte als erlebbar übermitteln, sich aus der Angst nicht erlösen, sondern aus der Einsamkeit der Gefühle herauskommen. Das Schreiben Kerstens - und dabei auch das Wagnis, derart anscheinend Banales zu erzählen - kommt aus der Gewißheit, daß es den anderen Menschen ähnlich ergeht, daß sie die gleichen Empfindungen haben. Aus dieser Gewißheit heraus erarbeitet sich Paul Kersten seine besondere Beobachtungsschärfe, die Genauigkeit des Gedächtnisses, wie schon früher im Buch Der alltägliche Tod meines Vaters (1978).
Jede noch so kleine Begebenheit, wie das Vorbeifahren des Briefträgers oder das Fläschchen Klosterfrau-Melissengeist auf dem Regal in der jetzt leeren Wohnung der Mutter werden durch ihre genaue Aufzählung zu Symbolen der Lebensangst und zu einer Kette von Innenerlebnissen des Lebens selber. Der Berichterstatter wird in diesem Buch mit einer Realität konfrontiert, die doch nur das ständige Rumoren des eigenen Selbst überdeckt. Wie ist das ununterbrochene schlechte Gewissen des Existierens, des ständigen An-sich-selber-vorbei-Lebens als Allgemeinfeststellung zu übermitteln? Das ist die Frage, die das Schreiben Paul Kerstens durchläuft: Ich bin wie Du; es geht um das Erfassen des dumpfen Selbstgefühls, hinter dem auch Jean Paul Sartre in seiner großen Flaubert-Biographie her war.
GEORGES-ARTHUR GOLDSCHMIDT
Paul Kersten: Die Helligkeit der Träume. Hoffmann u. Campe Verlag, Hamburg 1992, 224 Seiten, 32 DM.
SACHSENHAUSEN. Die für den Dezember vergangenen Jahres in der Schlachthofgaststätte angekündigte Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative (BI) Alt-Sachsenhausen ist aufgrund von Terminschwierigkeiten auf Dienstag, 2. Februar 1993, 19 Uhr, verschoben worden. Ein neuer Veranstaltungsort mußte ebenfalls gesucht werden: Die Diskussion wird nun in der Gaststätte Dauth-Schneider, Neuer Wall 5-7, abgehalten.
In der jüngsten Sitzung der BI wurde zudem das Motto der Podiumsdiskussion festgelegt: "Kneipensterben - was nun?". Politiker aller im Ortsbeirat vertretenen Parteien werden eingeladen, um zusammen mit Betroffenen über die Perspektiven des von Verödung bedrohten Vergnügungsviertels in der Altstadt Sachsenhausens zu sprechen. *kan
"Die Stadt war so groß. Und Emil war so klein. Und kein Mensch wollte wissen, warum er kein Geld hatte, und warum er nicht wußte, wo er aussteigen sollte", schreibt Erich Kästner 1929 in seinem Buch "Emil und die Detektive", in dem er nicht nur Kritik, sondern auch die Faszination am Großstadtleben formuliert und das vielfach als erster Großstadtroman für Kinder bezeichnet wird.
Daß Kästner jedoch nicht wirklich der erste war, der die Großstadt als Handlungsort auch für Kinder begriff, zeigt jetzt eine Ausstellung im Institut für Jugendbuchforschung unter dem Titel "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933". Sie bietet einen interessanten Einblick in die vielfältige, zum Teil widersprüchliche und auch ideologische Gestaltung von Großstadtmotiven, die zu Beginn dieses Jahrhunderts Eingang in die Kinderliteratur fanden.
Zusammengestellt wurde die Ausstellung von Myriam Mieles unter Mitarbeit von Ralf Schweikart und Hans-Heino Ewers. Der Schwerpunkt liegt weniger auf der bildlichen Darstellung - hier begegnen wir im Bereich der proletarischen Kinderliteratur auch Künstlern wie Käthe Kollwitz und Georg Grosz - als auf einer Fülle von Textbeispielen.
Erste Anregungen, Kindern die Großstadt, in der sie leben, nahezubringen, kamen um die Jahrhundertwende von Reformpädagogen wie Fritz Gansberg und Heinrich Scharrelmann. Sie begriffen die Straße der Großstadt vor allem als "Lernort", den es zu verstehen, zu entdecken und zu erobern gilt.
Vor allem aber nach dem Ersten Weltkrieg entstanden Kinderbücher, die über eine bloße Beschreibung großstädtischer Motive hinausgehen und auch die soziale Wirklichkeit des Großstadtkindes thematisieren. Hier wird die Großstadt ambivalent als "Freiheits- oder Gefahrenraum" erlebt, in dem sich das Kind verloren fühlt, in dem es um seine Existenz zum Beispiel als Kofferträger kämpfen muß und in dem auch erstmals der Großstadttyp des Straßenjungen auftritt, wie in Wolf Durians bekanntem Kinderbuch "Kai aus der Kiste".
Eine eigene Vitrine widmet die Ausstellung dem "Mädchen in der Großstadt". Zwar orientieren sich die Bücher einer Else Ury oder Else Heinzelmann durchaus noch am traditionellen Backfisch-Roman, doch gehört zum weiblichen Reifungsprozeß nun auch die Berufsausbildung in der Großstadt, in der sich die heranwachsende junge Frau auch schon mal den symbolischen langen Zopf beim Friseur abschneiden läßt.
Eine Abbildung des ersten Frankfurter Hochhauses nach Plänen des Architekten Fritz Poggenberger findet sich im Jugendjahrbuch "Das Neue Universum" von 1922. Sie bildet den Schluß dieser aufschlußreichen Großstadt-Ausstellung, in der jedoch das Bilderbuch zu kurz kommt.
Ihm widmete sich anläßlich der Ausstellungseröffnung der Bilderbuchexperte Hans Ries in seinem sehr anschaulichen Dia-Vortrag "Die Großstadt im Bilderbuch der Jahrhunderte". Anhand vieler Bildbeispiele machte Ries deutlich, das die Stadt als Verkehrs- und mit Leben erfüllter Raum lange im deutschen Bilderbuch ausgeblendet wird. Natur- und Dorf- Idylle als Maßstab für Kinderleben überwogen eindeutig.
Interessanterweise wird die Großstadt im Bilderbuch des ausgehenden 19. Jahrhunderts häufig bei Nacht dargestellt, als sei das brodelnde Stadttreiben bei Tag nicht vorzeigbar. Erstmals gleichberechtigt neben der Natur- und Dorfidylle taucht die moderne Großstadt in dem 1906 erschienenen Bilderbuch "Kinderhumor für Auge und Ohr" der Geschwister Caspari auf. Und in Sophus Hansens "Gross-Stadt Bilder-Buch" von 1909 wird die Stadt, hier Hamburg, zum erstenmal zum zentralen Thema. Bezeichnenderweise entstand dieses Bilderbuch auf Anregung der Reformpädagogen hin. Und hier setzt auch die Ausstellung an, die noch das ganze Jahr im Institut für Jugendbuchforschung zu sehen ist.
JULIANE SPATZ
1
3
CD-NEUHEITEN
Polaroid Fries (8) · Von John Berger Der blinde Bettler
Und doch stellt es sich nicht so dar. Was man sieht, ist so gewöhnlich, so alltäglich, hat so sehr mit dem zu tun, was man auf die Ecke eines Küchentisches legt, daß niemand es eines Polaroidfotos für würdig erachten würde.
Die Menschenmenge ist wegen des Marktes da. Wird reicher. Wird ärmer, in der Hoffnung, später ein Stückchen reicher zu werden. Der Markt hat nichts mit den Wohlhabenden zu tun. Hier können eine Stimme und ein Blick der Augen noch ausschlaggebend sein. Alles glänzt, weil es ein Geschäft sein könnte. Alles, was verkauft wird, ist ein kleiner Gewinn, weil es verkauft wurde.
Tintenfisch, Zündkerzen, Kämme, Granatäpfel, Kassetten, Schweinsblasen, Sellerie, Lumpen, Ringe, Jeans, neue Schuhe, alte Schuhe, Auspuffrohre, Samoware, Brot, Lammfleisch, schwarze Pfefferschoten, Bettlaken, Kissenbezüge, Windeln, Bügeleisen, Parfums, Hühnerleber, Mandeln, Sturzhelme, Feigen, Holzlöffel, Fotoapparate . . .
Ich suche nach einem Schleifstein für Messer. (Einfache Freuden: des Morgens Blumen zu pflücken, sie in ein Zimmer zu bringen und in einer Vase aufzustellen. Mit einem scharfen Messer zu schneiden. Sich nach dem Erwachen kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Einen Brief von einem geliebten Menschen erhalten.) Ich gehe von Stand zu Stand. Niemand ist schön. Jeder ist aus zweiter Hand und von Staub bedeckt. Jeder hat zumindest einen Witz. Und viele haben einen Stolz, an den Schönheit nicht heranreicht.
Es geht sich schwer, weil die Menge so dichtgedrängt ist. Du mußt dich wie ein Wasserrinnsal voranbewegen, das sich zwischen Kieselsteinen seinen Weg sucht. Und für die anderen bist du ein Kieselstein.
Man kann in Zeitungen von demographischen Kurven lesen; doch in solch einer Menschenmenge ist die Zeugungsenergie - geduldig und gewaltsam wie der Strom eines großen Flusses - eine Wärme, eine auf dem Handrücken empfundene Strahlung und ein Geruch, der sich mit all den anderen Gerüchen von Heizöl, Autoabgasen, Zementstaub, Fisch, Zimt, Scheiße, brennendem Plastik, Jod, Honig und Essig vermischt. Das Leben, wie es auf sich selbst besteht, und zwar im Omonia-Destrikt von Athen direkt unterhalb der Akropolis.
Schließlich finde ich einen Scheifstein, ich spucke darauf und probiere ihn an einem Messer aus. Der Verkäufer nickt mit dem Kopf, ohne zu lächeln, denn er weiß, daß ich jetzt nahezu moralisch verpflichtet bin, den Schleifstein zu kaufen, und dabei habe ich noch gar keinen Preis genannt. Das Geräusch des Schleifsteins, der die Klinge entlanggleitet, ist schnell und doch körnig. Wie eine Schlange, die über Sand kriecht.
Wieviel?
Sechshundert.
Fünf.
Er wickelt den Stein in eine Zeitung. Und in dem Moment sah ich den Blinden. Er hatte einen weißen Stock, und das Hemd, das er trug, war nicht zugeknöpft. Er bewegte sich ebenso geschickt durch die Menschenmenge wie jeder andere. Er hatte einen konzentrierten Gesichtsausdruck. Blinde sehen oft so aus, als versuchten sie, sich zu erinnern.
Der Werkzeugverkäufer gibt mir einen Fühnfhunderter als Wechselgeld für einen Tausender, und ich lege ihn dem Blinden in die offene Hand. Seine Blindheit ist von einer Art, daß die Augen (er trägt keine Brille) ständig geschlossen sind. Er muß in den Vierzigern sein. Während er noch das Geld in der Hand hält, zerrt er an seinem Hemd, um die Brust freizumachen. Von blasser Farbe, die Rippen einzeln sichtbar. Unter der linken Brustwarze klebt ein Heftpflaster.
Dann sehe ich, daß an die Innenseite des Hemdes eine Brosche gesteckt ist. Ein Teil von mir überlegt sofort, daß die Brosche, wenn das Hemd normal herabhängt, vielleicht die Ursache für die wunde Stelle ist, die sich unter dem Heftpflaster verbirgt. Ein anderer Teil von mir sieht mit Erstaunen, daß auf das Medaillon der Brosche eine Kreuzigung gemalt ist. Das Kreuz ist ganz nah - man könnte die Hand ausstrecken, um das Holz zu berühren, wie auf dem großen Bild, das Velazquez gemalt hat, als er einunddreißig Jahre alt war.
Der blinde Bettler hält das Hemd auf, um sicherzugehen, daß ich die Miniatur gesehen habe. Ich meine, er kann mich sehen hören.
Das Auge ist des Leibes Licht, sagt er, als er mit seinem rituellen Vortrag beginnt, wenn deine Augen gut sind, so wird dein ganzer Leib licht sein. Sind deine Augen aber schlecht, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!
Ich habe die Stelle im Matthäus-Evangelium gefunden.
(Aus dem Englischen von Jörg Trobitius)
0.5
Malerkolonie KRONBERG. In den historischen Räumen der Streitkirche eröffnet der Galerist Uwe Opper am Freitag, 29. Januar, 18 Uhr, ein "Museum der Kronberger Malerkolonie". Neben Bürgermeister Wilhelm Kreß wird Ministerpräsident Hans Eichel sprechen. Nachruf KÖNIGSTEIN. Die Königsteiner Kolloquien zur Zeitgeschichte beginnen heute, 20 Uhr, im Haus der Begegnung mit einem Nachruf auf die Tschechoslowakei. Jiri Dienstbier, ehemaliger Außenminister der CSFR, spricht über "Das Ende einer Vision - Nachruf auf die Tschechoslowakei"."Nachtigallen" STEINBACH. Zu einem verspäteten Neujahrskonzert kommen die "Westfälischen Nachtigallen" am Sonntag, 31. Januar, 18 Uhr, ins Bürgerhaus. Artistik OBERURSEL. "Keule & Co" nennen sich die beiden Jongleure Albert Schlangen und Hans-Peter Wunsch, die am Freitag, 5. Februar, 20 Uhr, ihren Auftritt in der "Alten Post" in der Oberhöchstadter Straße haben. Im Rahmen der VHS-Reihe "SpielART" zeigen sie ihr Programm, ergänzt durch Hristo Calaliogen mit seiner clownesken Pantomime. Kamerablick STEINBACH. "Mit der Kamera auf du und du" heißt die Ausstellung mit Bildern des Fotografen Heinz Jürgen Göttert, die im Steinbacher Heimatmuseum (Am Rathaus 7) bis zum 3. April zu sehen ist. Öffnungszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. Anmeldungen beim Museumsleiter, Tel. 06171 - 7 8 4 9 9.
Fortschritt mit Lehm, Seegras und Bierflaschen
Begonnen hatte alles an der Pädagogischen Hochschule im benachbarten Flensburg. Dort hatte man sich überlegt, durch welche zusätzlichen Ausbildungsgänge die pädagogische Monokultur ergänzt werden könnte. Das Ergebnis war schließlich der von Professor Uwe Rehling geleitete internationale Modellversuch "Artes" (Appropriate Rural Technologie & Extension Skills) und "artefact", ein Zentrum zum Training der Studenten, zum Experimentieren und für Tagungen. Dort wird angehenden Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Agraringenieuren Technik- und Entwicklungsplanung sowie Projektmanagement für ländliche Regionen beigebracht. Sie studieren nicht nur Wissen aus Büchern, sie lernen vielmehr, mit dem billigen, aber effektiven Baustoff Lehm zu bauen, Seegras oder leere Bierflaschen als Isolier- und Wärmematerial zu verwenden, Dächer zu begrünen oder an einem Gießereiofen Ersatzteile für Maschinen herzustellen.
Bei "artefact" pumpen Windmühlen Wasser oder erzeugen billig Energie; eine Biogasanlage verwandelt Kuhmist in Kompost und Methangas, das wiederum zum Kochen und Heizen verwendet wird. Die Toiletten werden mit Regenwasser gespült, eine "Komposttoilette" kann ganz auf Wasser verzichten. Denn, so die Philosophie Rehlings und seiner Mitarbeiter (die wie etwa Artes-Dozent Dieter Klein teils selbst im Entwicklungsdienst gearbeiteten), für die zumeist auf dem Lande oder in Kleinstädten lebende Bevölkerung in Afrika oder Asien bringe West-Importtechnologie so gut wie nichts.
Nicht mehr vorgefertigte Problemlösungen aus den Industrieländern seien in der Dritten Welt gefragt, "sondern Entwicklungsplaner, die nicht nur die technischen, sondern auch die ökologischen, ökonomischen und kulturellen Aspekte berücksichtigen". Die Import-Technik, ihre teure Wartung und ihr meist hoher Energieverbrauch mache den Fortschritt für die Länder der Dritten Welt zur Falle. Die Abhängigkeit von der Technik lasse die Auslandsverschuldung in die Höhe schnellen, wecke die Bedürfnisse für die Importe und führe gleichzeitig zur Vernachlässigung eigener Möglichkeiten.
Der Großteil der pro Jahr maximal 20 Studenten, die sich bei "Artes" und "artefact" weiterbilden, kommt aus Entwicklungsländern, aus den afrikanischen Staaten Ghana, Tansania, Sambia oder Sierra Leone, aus asiatischen Ländern wie Vietnam oder Indonesien, aber auch aus Brasilien oder Argentinien. Die Flensburger und Glücksburger arbeiten mit Hochschulen auf diesen Kontinenten zusammen und hoffen, daß sich daraus bald ein Netzwerk entwickelt, "das in den kommenden Jahren völlig neue Dimensionen der internationalen Ausbildung ermöglicht". Zusammen mit der Technischen Universität Kumasi in Ghana soll in den nächsten sieben Jahren der "Artes"-Studiengang aufgeteilt werden: In Flensburg und Glückstadt sollen vor allem Energiefragen, in Ghana die Bereiche Bauen und Wohnen behandelt werden. Besonders eng ist schon jetzt die Zusammenarbeit mit Indien, wo "Artes" und "artefact" unter anderem eine Kleinwindanlage, mit deren Hilfe Salz gewonnen wird, und den Einsatz der neuartigen Stirling-Motoren für die Wasserversorgung auf dem Land wissenschaftlich und praktisch begleiten. Mit Unterstützung der Weltbank sollen Technik-Dozenten aus Indien in Schleswig-Holstein und in ihrem Land weitergebildet werden.
Es müßten eigentlich alle Beteiligten glücklich sein, wären da nicht die argen Geldnöte, mit denen es der "artefact"-Verein zu tun hat. Der Verein und seine etwa 40 Mitarbeiter, darunter Jugendliche, die im Norden sonst keine Arbeit finden, ist auf Fördermittel des Landes und Stiftungsgeldern angewiesen. In diesen Tagen war angesichts der Ebbe im Staatssäckel von Schleswig-Holstein nicht klar, ob das für die Fortsetzung dieser bedeutenden Arbeit notwendige Geld zusammenkommt. Der Verein sucht verzweifelt nach Sponsoren. KARSTEN PLOG
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 10
Das Krebsregister der ehemaligen DDR, eines der umfangreichsten der Welt, ist jetzt als Atlas erschienen. Herausgeber sind das Bundesgesundheitsamt (BGA) in Berlin, das ehemalige "Nationale Krebsregister" der DDR und die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC in Lyon/ Frankreich. Das Krebsregister umfaßt alle seit 1958 aufgetretenen Krebserkrankungen in Ostdeutschland, teilte das BGA mit. Veröffentlicht wurden jetzt die Daten aus den Jahren 1978 bis 1982.
Der Atlas (MMV Medizin-Verlag, München, 158,90 Mark) enthält neben der kartographischen Darstellung der Krebshäufigkeit unter anderem Informationen über Krebsfälle im internationalen Vergleich, Überlebensraten und Stadt-Land-Vergleiche. Das Register könnte Anhaltspunkte für weitere Untersuchungen über mögliche Ursachen einzelner Krebsarten in bestimmten Gebieten liefern. Das BGA begrüßte es, daß mit einem 1993 in Kraft tretenden Bundesgesetz diese Datensammlung gesichert und vorläufig fortgeführt werden kann. dpa
HOCHTAUNUSKREIS. Ein "Ereignisfernsehen" kündigt das Fernmeldeamt Eschborn den Fernseh-Kabelkunden ab Montag, 25. Januar, an: Es speist "Vox" "pünktlich zum Programmstart" in die Kabelnetze ein. Das deutschsprachige Programm mit Nachrichten und -Unterhaltung ("Infotainment") ist im ganzen Kreis auf Kanal 8 zu empfangen, mit Ausnahme von Usingen. Hier wird es in Kanal 6 eingespeist. Es ist per Parabol- Antenne auch dirket vom Satelliten zu empfangen.
Um in den Kabelnetzen Platz für "Vox" zu schaffen, werden dritte Fernsehprogramme der ARD ab Dienstag, 15. Dezember, verlegt und abgeschaltet. So weicht "Hessen 3" für "Vox" auf Kanal 4.
In allen Vordertaunus-Städten des Kreises von Friedrichsdorf bis Königstein wandert "Südwest 3" (Rheinland- Pfalz) in der Folge von Kanal 4 auf Kanal 3. Die baden-württembergische "Südwest 3"-Variante, die bisher auf diesem Kanal zu sehen war, wird abgeschaltet. Die "Kabelinfo" wird von Kanal 8 auf den Sonderkanal S 20 verlegt.
Im Kabelnetz für Weilrod und Niederreifenberg sowie im Usinger Kabelnetz mit Wehrheim, Neu-Anspach, Grävenwiesbach und Usingen wandert "Bayern 3" von Kanal 4 auf Kanal 2. Das bisher auf Kanal 2 eingespeiste Programm "West 3" ist danach auf dem Sonderkanal 16 zu empfangen. stk
1
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19
FRANKFURT A. M. Die elf über das Stadtgebiet verstreuten Zentralen für ambulante Krankenpflege (ZAK) blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück: Auch 1992 konnten die 126 Pflegekräfte in den Einrichtungen des Evangelischen Regionalverbandes Hunderte von Kranken und Pflegebedürftigen zu Hause versorgen und ihnen so den Krankenhausaufenthalt ersparen oder den Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim verhindern.
Die ausgebildeten Krankenschwestern und Altenpflegerinnen übernehmen bei Bedarf die Grundpflege von Schwerkranken, führen ärztliche Verordnungen wie Spritzen, Blutdruckmessungen oder Rehabilitationsmaßnahmen aus und leiten Angehörige in der häuslichen Krankenpflege an.
Auch verleihen die Zentralen Pflegehilfsmittel wie Gehhilfen, Steckbetten oder Nachtstühle. Mit Kursen zur Krankenpflege und Gesundheitsvorsorgemaßnahmen runden die Einrichtungen ihr Angebot ab, das jeweils den Einzugsbereich von mehreren Kirchengemeinden abdeckt. Die Stationen sind täglich zwischen 7.30 und 18 Uhr zu erreichen. Doch auch nachts, an Feiertagen oder an Wochenenden gibt es einen Notdienst. Allerdings können die Schwestern nicht alles machen: "Wir können keine mehrstündigen Betreuungen anbieten", erläuterte Edith Ziehm, Arbeitsbereichsleiterin für ambulante Kranken- und Kinderpflege beim Evangelischen Regionalverband. Kochen, spülen, Wäsche waschen oder Einkäufe müssen von anderen Hilfseinrichtungen übernommen werden. Zwar stehen den einzelnen Zentralen für ambulante Krankenpflege auch eine Reihe von Zivildienstleistenden zur Seite, die hin und wieder "ergänzende Hilfen" übernähmen, doch der Schwerpunkt der Arbeit liege im Bereich der Krankenpflege, erklärte Frau Ziehm.
Sollte es die hauswirtschaftliche Situation erfordern, müßten Nachbarn, Verwandte oder Sozialarbeiter einspringen und die Versorgung der oft bettlägerigen Alten und Kranken übernehmen. Bei der Suche nach entsprechenden Hilfsangeboten geben die Schwestern Unterstützung: Sie vermitteln Kontakte zu städtischen Beratungs- und Vermittlungsstellen.
Zusätzlich zum Pflegeangebot für Erwachsene stellt der Evangelische Regionalverband auch Personal für die "Mobile Kinderkrankenpflege" zur Verfügung. Fünf speziell ausgebildete Kinderkrankenschwestern arbeiten in der Kohlbrandstraße 16 in einer eigenen Station. Allein im September 1992 wurden von hier aus 30 kranke Kinder im gesamten Stadtgebiet betreut. Diese multinationale Arbeit - rund 50 Prozent der pflegebedürftigen Kinder sind keine Deutschen - wird sowohl von der Stadt als auch von der evangelischen Cronstett- und Hynspergischen sowie der Schad'schen Stiftung finanziell unterstützt.
Wie begehrt die Dienstleistungen der ZAK sind, zeigt ein Blick in den Jahresbericht 1991 der Einrichtung in Niederrad, der im Mai 1992 vorgelegt wurde: Allein 16 434 "Behandlungspflegen" wurden von den Schwestern in der kleinsten Station Frankfurts erledigt; hinzu kamen viele andere Dienstleistungen.
Der große Bedarf kann nicht immer gedeckt werden: "Es gibt viele Pflegeanfragen, die wir ablehnen müssen, weil die Kapazitäten in einzelnen Stationen erschöpft sind", bedauerte Frau Ziehm. Personalprobleme verschärfen die Situation: Sechs Stellen für Krankenschwestern sind derzeit unbesetzt, der Nachwuchskräftemangel macht ebenfalls Sorgen: "Noch nie hatten wir solche Schwierigkeiten, Personal zu finden. Seit mehr als vier Monaten konnten wir nicht eine Stelle besetzen", klagte die ausgebildete Krankenschwester. Schwierig gestaltete sich 1992 auch die Anwerbung von Zivildienstleistenden: Allein in Niederrad sind vier Stellen unbesetzt, im gesamten Stadtgebiet fehlen elf "Zivis". Ziehm: "Viele Zivis warten mit ihrer Bewerbung auf die Verkürzung der Dienstzeiten oder hoffen darauf, daß sie gar nicht mehr eingezogen werden."
Der größte Wunsch von Frau Ziehm für 1993 ist, daß die finanzielle Ausstattung der Zentralen weiter gesichert bleibt. Die beiden Hauptträger der mobilen Krankenpflege - die Stadt und die evangelische Kirche - haben mit erheblichen Finanzproblemen zu kämpfen, die sich bislang nur noch nicht auf die "Ambulanzen" ausgewirkt haben. Weiter hält Edith Ziehm es für "wünschenswert", einen hauswirtschaftlichen Dienst aufzubauen, der Lücken im Pflegeangebot schließen könnte. Doch auch für die Mitarbeiterinnen hatte sie einen Wunsch: "Ich hoffe, daß sie auch 1993 so motiviert bleiben und den Dienst bei uns verrichten."
Die Mobile Kinderkrankenpflege ist unter der Telefonnummer 45 20 60 zu erreichen. Kontakt zu den Zentralen für ambulante Krankenpflege gibt's am besten über die örtliche evangelische Kirchengemeinde, die die Telefonnummer der zuständigen ZAK nennen kann. kan
FRANKFURT-NORDWEST. Mit 15 Jahren ist Curt Elsner in die SPD Ginnheim eingetreten. Das war vor 70 Jahren. Seine Treue zu dem Ginnheimer Ortsverein wurde dieser Tage beim Jahresabschlußfest der SPD gewürdigt: Der 85jährige erhielt eine Urkunde - und "ein persönliches Geschenk, ein paar Fläschchen guten Weins", erzählte der Vorsitzende der Ginnheimer SPD, Willy Naumann.
Elsner war nicht der einzige, dessen Treue zum Ortsverein an diesem Nachmittag gewürdigt wurde: Guenther Mende wurde für 40jährige Mitgliedschaft, Karlheinz Dauber, Alexander Schnappup, Manfred Fröhlich und Werner Gerbig wurden für 25jährige Mitgliedschaft geehrt. Unter den Jubilaren war auch Michael Kummer, persönlicher Referent des Planungsdezernenten Martin Wentz. Kummer ist ebenfalls seit 25 Jahren im Ginnheimer Ortsverein aktiv.
Das traditionelle Abschlußfest war nicht nur Anlaß, verdiente Mitglieder zu ehren. Die SPD zog auch Bilanz: Zufrieden waren die 40 SPD-Mitglieder, die zu dem Fest gekommen waren, mit den Erfolgen, die der zuständige Ortsbeirat 9 durchgesetzt hat. "Wir freuen uns besonders, daß für die Straßenbahnen der Linie 16 eine Vorrangschaltung eingeräumt werden soll", sagte Naumann. *sen
WIESBADEN. Vorsichtig äugt die schwarze Katze durch das Gitter und nähert sich langsam dem geöffneten Fensterflügel. "Unser Stammgast", erklärt Steffen Engel, Besitzer des "Chat d'or". "Sie steht normalerweise zwischen 9 und 10 Uhr vor der Tür und bleibt dann bis zum Abend", bestätigt Herbert Schwaab, der nach Studium und jahrelangen Berufspraktika als Kneipier in Wiesbaden nun als "rechte Hand" von Gastronom Engel fungiert. Daß die Katze an diesem Morgen beileibe nicht der einzige Stammgast im "Chat d'or" ist, zeigt sich schon beim Eintreten. Jugendliche Cafébesucher jüngeren und älteren Semesters widmen sich ausgiebigem Frühstück oder dem Kaffee pur. Vorne an der schwarzlackierten Bartheke tummelt sich ein gemischtes Publikum, je nach Geschmack in Parka oder Blazer gewandet. Das "Chat d'or" erwacht um zehn Uhr vormittags und schließt seine Pforten erst zur nächtlichen Sperrstunde.
Tagescafé, Szenekneipe oder Westendtreff? Das Eckcafé in der Westendstraße ist wohl nicht eindeutig einer einzigen Kategorie zuzuordnen. Schüler erholen sich hier vom anstrengenden Pauken in den beiden nahe gelegenen Gymnasien. Freie Filmemacher, Fachhochschulstudenten und Theaterleute zählen zum Abendpublikum, berichtet Engel. Dem mag die Innenausstattung entsprechen. Erst vor kurzem komplettiert, hat das Café nun drei aufeinanderfolgende Räume, deren Innenarchitektur von Wiesbadener Künstlern und Künstlergruppen gestaltet wurde. Die Wiesbadener Architektengruppe mit dem beziehungsreichen Namen "Adieu New York" hat sich der Ausstattung des ersten Raumes gewidmet. Den zweiten gestaltete die Designergruppe "artefacto" in ihrer spezifischen kunsthandwerklichen "Handschrift": metallene Sitzbank, Glastisch mit Metallverstrebungen und entsprechende Beleuchtungskörper an den Wänden laden zum Schwatz ein. Die Ausstattung des dritten Raumes schließlich prägte die Theatermalerin Renate Berghaus.
Auf reizvoll-skurrile, auch humorvolle Weise treffen die unterschiedlichen Designer-Stile aufeinander. Während der "artefacto"-Nische ein archaisch-rustikaler Charakter anhaftet, wirkt der angrenzende hintere Raum verspielt und repräsentativ zugleich. Der samtige Teppichboden, die grünfarbenen Philippe-Starck- Designerstühle und der nostalgische Kristallüster an der Decke erinnern an postmoderne Raumdekorationen. Das Ambiente aber scheint nicht nur Künstlervolk und Nachtschwärmer anzuziehen. Am Sonntag frequentieren auch ältere Herrschaften das "Chat d'or", erzählt Engel. An diesem Tag werden die Gäste auch auf andere Weise als gewöhnlich mit Klangvollem beschallt. Klassik statt "independent music", Soul oder Funk sind zu hören, und das Frühstück wird mit Beethoven garniert.
Turbulenter wogt die Szene dann an den übrigen Abenden der Woche. Eine "Absturzkneipe" für alkoholisierte Gäste aber, dies macht Mitarbeiter Herbert Schwaab deutlich, ist das "Chat d'or" nicht: "Wir verkaufen etwa genausoviel Milch wie Bier." Nicht zuletzt diesem vernünftigen Verhältnis von alkoholischen und alkoholfreien Getränken sei es zu verdanken, daß das "Chat d'or" auch von vielen Frauen ohne männliche Begleitung besucht werde, die sich den Annäherungsversuchen angetrunkener Kneipengänger nicht aussetzen wollen.
Ein Blick auf die Getränkekarte verrät die gastronomische Linie: diverse Milchkaffee-Variationen, Kakaospezialitäten und echte Blatt-Tees sind im Angebot. Die Auswahl an Fruchtsäften bietet eine Alternative zu Bier und Cognac.
Gegen Mittag füllen sich allmählich die Räume des Szenecafés. Die Frühstücks- Gäste gehen, Nachmittagsbesucher kommen. Längst schon hat sich auch die schwarze Katze auf den Weg gemacht. Vielleicht schaut sie morgen wieder 'mal vorbei. DAGMAR LORENZ
In Secondhandshops lockt eher die Hoffnung auf kuriose Schnäppchen als Sparsamkeit Wundertüte voller alter Klamotten Markenware ist gesucht Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß "Die Flaute spüren wir genauso wie alle anderen Geschäfte." Petra Kilian, Geschäftsführerin eines Ladens für gebrauchte Kleidung in der Arnsburger Straße, ist alles andere als zufrieden mit dem Umsatz. So geht es den Betreibern von Secondhandshops generell. Trotz oft beschrieener Wirtschaftsflaute beschränkt sich die Sparsamkeit der meisten Kunden einstweilen darauf, teure Markenware ein bißchen billiger zu bekommen. Das Angebot der Läden für gebrauchte Klamotten ist breit: Vom Luxus-Brautkleid über Designerfummel bis zur teuren Jeans ist in Frankfurt alles aus zweiter Hand zu haben. Früher seien hauptsächlich jüngere Leute, die was Ausgefallenes suchten, gekommen, sagt Petra Kilian, "heute verkaufen wir eher Modisches, Panne-Samt- Pullis etwa und" - auch hier zählt die Marke - "501-Jeans."
Die Kundschaft ist wählerisch. Um überhaupt bestehen zu können, müsse man ständig "präsent" sein und "dafür sorgen, daß man gute Sachen hat". Auch das wöchentliche Umdekorieren des Schaufensters gehöre dazu - zeigen, daß wieder neue Ware da ist.
"Bei uns ist der Trend seit Jahren gleichbleibend", sagt Irmgard Buhlert- Skerutsch, Inhaberin eines Geschäfts für gebrauchte Kinderkleidung in der Freiligrathstraße, "allerdings wird heute viel mehr nach Markenware gefragt." Das Gros der Kunden kommt jedoch eher wegen des Wundertüteneffekts als aus reiner Sparsamkeit. Die Lust am Schnäppchen, am tollen Fund treibe die Mittelstandsmütter (und wenige Väter) in ihren Laden. Buhlert-Skerutschs Beobachtung, daß Sozialhilfempfänger sich mit dem Kauf von gebrauchter Kleidung eher schwer tun, teilt die Inhaberin eines Ladens in der Kleinmarkthalle, Anne Fitzwilliam-Reitbauer: Leute mit schmalerem Geldbeutel hätten "wohl Angst, von den Nachbarn gesehen zu werden". Kunden, "die es eigentlich nicht nötig haben", kämen, vermutet sie, weil es ihnen Spaß macht. Allmählich spiele jedoch wohl auch die vielerorts beschworene "neue Bescheidenheit" eine Rolle: "Ein Designer-Kostüm zum halben Preis tut dem Budget natürlich gut." Solche Stücke sind bei ihr schon heute meist nach wenigen Stunden verkauft. Angenommen wird in den gehobeneren Marken-Secondhandläden, von denen es immer mehr in Frankfurt gibt, in der Regel ohnehin nur noch Kleidung, die höchstens ein bis zwei Jahre alt ist. Der schnelle Wechsel kommt dem Gebrauchthandel nur zugute: "Die Pflicht zur Mode", sagt Fitzwilliam-Reitbauer, sei in der Großstadt heutzutage sehr groß. Vor allem die 25- bis 45jährigen glaubten zunehmend, sich dem unterwerfen zu müssen.
"Fehlkäufe" nennt Layla Nosrati, die seit Mai einen Laden in der Berger Straße betreibt, als häufigstes Verkaufsmotiv ihrer "Lieferanten", oder Geschenke des Ehemannes, die nicht den Geschmack der Gattin trafen. "Wenn sie etwas für 3000 Mark zu klein oder zu groß gekauft haben, dann sind die schon froh, wenn sie noch 200 oder 300 Mark dafür bekommen." Gekauft wird es bei ihr dann für höchstens 600 Mark. Ein Schnäppchen.
Gemeinsam ist vielen Geschäftsinhabern die Furcht vor steigenden Mieten. "Als Gewerbetreibende fallen wir unter keinen Mieterschutz, obwohl wir eine niedrigere Gewinnspanne haben als andere Läden", stellt Buhlert-Skerutsch stellvertretend für viele "Kollegen" fest.
(Siehe Kasten: "Gebrauchte . . .)
1
FRANKFURT A. M. Die Sportjugend Hessen hat wieder ein umfangreiches Programm für das neue Jahr zusammengestellt. 20 Sport- und Jugendreisen führen zum Fahrradfahren nach Spanien und Italien, zum Baden nach Griechenland oder zu einem Sport- und Natururlaub nach Ungarn.
American Football, Tennis, Golf, Frisbee oder Klettern für Gehörlose sind nur einige der 17 angebotenen, zweitägigen "Schnupperkurse".
Die Internationale Jugendarbeit ermöglicht den Austausch mit Jugendlichen aus Ägypten, Polen, Litauen oder Japan. Spezielle Projekte gibt es für Mädchen und Aussiedler.
Ausbildungen bei der Sportjugend sind konzipiert für Jugendbetreuer mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliche. Außerdem reichen Fortbildungen von den Themenkreisen Umwelt, Sport und Sozialarbeit bis zur Einführung in die Massage.
Der Bildungsurlaub der Sportjugend Hessen betont mit 24 Reisen von einer bis zwei Wochen die Ausbildung der Sinne, der Bewegung, des Spiels, und vor allem der politischen Bildung. Angeboten werden unter anderem Themen wie "Polen - Land und Leute", "Europa im Wandel - Litauen" und "Jugend in Europa: Ungarn", mit Fahrten in die jeweiligen Länder, aber auch sportlich-ökologische Erkundigungen von Fließgewässern mit dem Kajak.
Die Angebote richten sich an alle Kinder und Jugendliche, Mitarbeiter der Jugendarbeit im Sport und alle interessierten in- und ausländischen Mitbürger.
Das Jahresprogramm kann kostenlos bestellt werden bei der Sportjugend Hessen in der Otto-Fleck-Schneise 4 in 6000 Frankfurt am Main 71, oder unter Telefon 6 78 92 89. di
1
FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft (FTG) in Bockenheim bietet seit Mitte Januar für jung und alt wieder zahlreiche Sportkurse an. Für Kinder stehen verschiedene Angebote auf dem Programm: "Flitzplatz - Kinder machen Bewegung" heißt ein Kurs. Die Kleinen können beim Klettern, Balancieren, Schaukeln, Springen oder Rollen, elementare Bewegungserfahrungen sammeln. "Kreativer Kindertanz" und "Ballettkurse" sind weitere Angebote für Kinder. Im Judokurs lernen die Kleinen, wie sie einen Gegner durch Wurf, Halte- oder Würgegriff besiegen können. Verschiedene Tricks und Techniken werden auch beim Jonglieren ausprobiert.
Auch das Angebot für die Erwachsenen ist bunt und umfangreich. "Gesellschaftstanz" steht für Anfänger und Fortgeschrittene auf dem Programm. Die Teilnehmer können ihre Tanzkenntnisse auffrischen, aber auch neue Tänze lernen. Im "Jazztanz" steht die Freude an der Bewegung im Vordergrund. "Badminton" ist ein Federball ähnliches Spiel. Diese Sportart kann in einem Einführungskurs kennengelernt werden.
"Callanetics" kommt aus Amerika und ist eine Mischung aus Gymnastik, Yoga und Ballett. Problemzonen wie Po-, Oberschenkel- und Bauchmuskulatur werden trainiert. Auch Zivilisationsschäden wie beispielsweise Rückenschmerzen können durch gezielte Übungen der Tiefenmuskulatur behandelt werden. Im Kurs "Entspannungsverfahren" sollen Spannungs- und Streßzustände beeinflußt werden. Bei "Yoga für Anfänger" sollen Körper und Geist zu innerer Harmonie gelangen. Der Kurs für Fortgeschrittene heißt "Yoga, Entspannung und Meditation".
Im "Stretching für Anfänger" werden die Muskeln An- und Entspannt. "Step Aerobic" ist eine gelenkschonende Art des Aerobic. Für gesundheitsbewußte Interessenten ist das Sportangebot noch nicht erschöpft. Kurse wie "Kräftigungs- und Fitneßgymnastik", "Problemzonengymnastik", "Wirbelzonengymnastik", und auch eine "Ambulante Herzsportgruppe" werden angeboten. Ein Kurs speziell für Herren ist das "Fitneßtraining für Männer".
Auch Workshops bietet die FTG für Erwachsene an. Tanzbewegungen aus den Bereichen Hip, Rap und Techno werden im "Street-Jazz" ausprobiert. Im "Jazztanz" sollen verschiedenen Tänze mit Hilfe von Bildern, Texten oder Klängen entwickelt werden. In dem Workshop "Tanzwerkstatt für Frauen" können sich die Damen individuell bewegen. Die eigene Persönlichkeit kann im "Ausdruckstanz" mit eingebracht werden. Und im Arbeitskurs "Selbsthypnose und positives Denken" lernen die Teilnehmer verschiedene Entspannungstechniken.
Die Sportkurse der Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft 1847 können auch von Teilnehmern besucht werden, die nicht Mitglied im Verein sind. Weitere Informationen gibt die Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 77 49 29. *nia
HÖCHST. Die SG Sossenheim hat jetzt 2000 Mitglieder: Eine 29 Jahre alte Frau, die ihre Tochter fürs "Mutter-Kind-Turnen" anmeldete, sorgte kürzlich dafür, daß die "Schallmauer" durchbrochen werden konnte.
Damit hat die SG Sossenheim so viele Mitglieder wie noch nie. Und sie rechnet für das Jahr 1993 mit noch mehr Sportbegeisterten, die aus der neuen Siedlung Westpark kommen sollen. m
Wem ist es noch nicht passiert: das eigentlich zu enge Kleid wird im Hinblick auf die "bestimmt erfolgreiche Diät" gekauft (und paßt dann nie), der Pulli gefiel der Liebsten nicht, die Schuhe drücken und der Wollschal kratzt. Was tun mit den neuwertigen Klamotten? Zum Secondhandshop damit.
Kaum einer der Gebrauchtwarenläden in Frankfurt kauft jedoch ausgemusterte Ware direkt an. Fast ohne Ausnahme nehmen die Geschäftsleute die Sachen in Kommission und machen bei Verkauf halbe halbe. Manche ziehen vom Verdienst des Lieferanten noch die 14 Prozent Mehrwertsteuer ab. Werden die abgelegten Stücke nicht verkauft, müssen sie nach vier Wochen abgeholt werden. Nicht abgeholte Ware spenden die meisten Geschäfte nach weiteren vier Wochen, manchmal auch erst nach zwei Monaten, einer gemeinnützigen Institution. Andere verschenken die Sachen an interessierte Kunden.
Von den befragten Händlern kauft nur Irmgard Buhlert-Skerutsch in der Freiligrathstraße ihre Ware, gebrauchte Kinderkleidung, direkt an. Bei Kleinkram kalkuliert sie zwei Drittel für sich und ein Drittel für die Kundin, bei teureren Sachen teilt auch sie sich den erzielten Preis halbe halbe mit der Lieferantin. fra
FRANKFURT A. M. Ihr Programm für das erste Halbjahr 1993 hat die Frankfurter Lehrerkooperative vorgelegt. Darin enthalten sind Projekte für Frauen und Menschen nichtdeutscher Nationalität. In einigen Stadtteilen betreuen die Pädagogen auch Kinder und Schüler.
Wen Formulare oder Anträge zum Verzweifeln bringen, kann sich an den "Lese- Schreib-Service" wenden. In der Elbestraße 41 (Bahnhofsviertel) gibt es Hilfe bei Briefwechseln mit Ämtern, Bewerbungen und Lebensläufen - und das in mehreren Sprachen und kostenlos.
An Frauen aller Nationalitäten richteten sich die Stadtteilprojekte im Gallus und in Niederrad. Sie können dabei nähen, auf Seide malen, sportliche Übungen machen und sich mit den Themen Gesundheit und Säuglingspflege auseinandersetzen. Auch Deutsch und Türkisch können die Frauen lernen. Die Lehrerkooperative betreut in sechs "Kinderläden" 144 Mädchen und Jungen. Für Schüler und Berufsschüler arrangieren die Pädagogen Hausaufgabenhilfen. Wie bisher gibt es in dem Programm ein umfangreiches Angebot an Fremdsprachenkursen.
Nähere Informationen zu den Kursen und genauere Einzelheiten zum weiteren Programm der Lehrerkooperative sind unter Tel. 29 11 20 zu erhalten. mb
DOKUMENTATION 10
In einer Phase, in der in Europa die "soziale Frage" und die sie begleitenden Konfliktmuster wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken, und die ökologische Gefährdung zu einer Art Luxus-Problem zu werden droht, bedarf es neuer Impulse für das Anliegen grüner Politik. Einen zumindest theoretischen Impuls gibt das Buch Green Political Theory von Robert E. Goodin.
Goodin ist als Philosoph und Politikwissenschaftler an der Australian National University in Canberra tätig und zählt zu den international wichtigsten Vertretern eines dezidiert kritisch orientierten Public-Policy-Ansatzes. Seine Bücher zu Fragen wie dem Rauchen, der Theorie des Wohlfahrtsstaates, den ethischen Implikationen von Migrationspolitik oder der Wiedergewinnung der moralischen Dimension in modernen politischen Institutionen haben ihn mittlerweile auch in Deutschland zu einer Art Geheimtip werden lassen.
In seinem neuesten Buch gelingt es Goodin allerdings, den deutschen Leser zunächst vor den Kopf zu stoßen. Denn seine These lautet, daß die moralphilosophische Begründung der Ziele grüner Politik völlig von der Frage abgekoppelt werden muß, auf welche Art und Weise diese Ziele zu erreichen sind.
Der erste Teil des Buches legt "Eine grüne Theorie der Werte" dar. Goodin stellt hier unterschiedliche Antwortmuster auf die moralphilosophische Frage "What's wrong with plastic trees?" vor und hebt dann zu einer eigenen Definition und Begründung des Anliegens grüner Politik an. Seine Argumentation kommt ohne ethisierende Naturkonzeption, die der Natur als solcher einen moralischen Status zuschreibt, aus und lautet im Kern: daß es erstens ein Spezifikum der Angehörigen der Gattung Mensch sei, ihr Leben in einen Sinnzusammenhang zu stellen; daß dies zweitens verlangt, die menschliche Existenz jeweils in einen umfassenderen Kontext zu rücken; und daß drittens vom Menschen unberührte Natur genau diesen Kontext bereitstellen kann.
Was die Dimension des politischen Handelns betrifft, so wird sie als von der grünen Wertelehre logisch unabhängig zu entwickelnde Komponente eingeführt. Die wichtigsten Teile des Buches sind die Passagen, wo Goodin unter Rückgriff auf neuere politikwissenschaftliche Arbeiten die Notwendigkeit staatlicher Politik und die unhintergehbare Rolle internationaler Institutionen mit Erzwingungskompetenzen entwickelt.
Auch was Koalitionen und etablierte Parteibildung angeht, überbieten Goodins Überlegungen noch die vieler bundesdeutscher "Realos" - allerdings mit einem vielleicht für die Zukunft des grünen Projektes nicht unwichtigen Unterschied: Goodin wendet sich nicht aus dem schlechten Gewissen und mit der resignierten Geste des an der politischen Realität geschulten Realos, sondern mit triftigen politikwissenschaftlichen Argumenten gegen Basisdemokratie, Rotationsvorstellungen und radikale Dezentralisierungsoptionen.HUBERTUS BUCHSTEIN
Robert E. Goodin: Green Political Theory. Polity Press, Cambridge 1992, 240 Seiten, geb. &dm; 39,50, Paperback &dm; 11,95.
PREUNGESHEIM. Ein Instrument, das nur selten solistisch zu hören ist, stand im Mittelpunkt einer musikalischen Matinee in der evangelischen Festeburgkirche: die Harfe. Neben zwei Werken für Harfe Solo trat Karin Franke im Duo mit Organist Frank Hoffmann auf. Mit einem barocken Vorspiel - Nikolaus Bruhns Präludium und Fuge e-Moll für Orgel - begann das Konzert standesgemäß. Und mit einem "Vorspiel" endete es dann auch: mit dem zuckersüßen Salonstückchen "Prelude Berceuse" von Oreste Ravanello für Harfe und Orgel.
Die Harfe ist zwar eines der ältesten Instrumente der Welt, doch dürfte König Davids Saitenspiel mit dem Karin Frankes nichts zu tun gehabt haben. Die moderne Konzertharfe existiert erst seit knapp 200 Jahren. Der Klang des knapp 1,80 Meter hohen Instruments mit seinen 46 Saiten ist nicht nach dem Geschmack jedes Komponisten. Entsprechend schmal ist die Harfenliteratur. Um nicht immer die gleichen Stücke spielen zu müssen, gibt es zahlreiche Bearbeitungen von Originalwerken für Harfe. Etwa Johann Matthesons Air und Double c-Moll. Karin Franke machte nicht den Fehler, das barocke Stück allzu romantisch zu spielen. In der Air betonte sie zwar den kantablen Charakter, nie verlor die Musik aber an Festigkeit und geradlinigem Rhythmus. Auch das Double spielte die Frankfurter Harfenistin in strengem, doch keineswegs starrem Tempo.
Wie souverän Karin Franke ihr Instrument technisch und musikalisch beherrscht, demonstrierte sie in Horst Frankes "26. Psalm", dem attraktivsten Stück für Harfe Solo beim Konzert in der Festeburgkirche. Praktisch, wenn der eigene Vater Komponist ist und die Misere in der Harfenliteratur beseitigen hilft. Das impressionistisch angehauchte Werk besitzt alle Elemente, die den "typischen" Harfenklang ausmachen. Effektvolle Glissandi, das heißt schnelles Gleiten über die Saiten, Arpeggien (gebrochene Akkorde) und Flageolett-Töne.
Ein berühmtes Harfensolo komponierte Gustav Mahler im Adagietto, dem dritten Satz seiner fünften Symphonie. Organist Frank Hoffmann hatte in dieser Bearbeitung den Part des Orchesters zu übernehmen. Trotz abwechslungsreicher Registrierung kann es dem Organisten natürlich nie gelingen, die Klangfarbenpalette eines romantischen Orchesters zu imitieren. Das Stück bekommt in der Bearbeitung für Harfe und Orgel einen anderen Charakter - attraktiv bleibt es aber allemal. Wie im romantischen "Les Pins de Charlannes" harmonierten Frank Hoffmann und Karin Franke auch in Mahlers Adagietto gut. Hoffmann begleitete feinfühlig und Karin Franke hatte immer ein waches Ohr für die Orgel: Kammermusik im besten Sinn.
Zur nächsten Musik-Matinee lädt die Festeburggemeinde (An der Wolfsweide 54) für Sonntag, 14. Februar (11.30 Uhr), ein. Auf dem Programm steht Musik für Orgel und Gitarre. ECKART BAIER
BOCKENHEIM. Mit "Leise rieselt der Schnee" brachte der Frauenchor der Frankfurter Polizei winterliche Stimmung in den Saal des Bockenheimer Treffs für ältere und behinderte Bürger. Unter der Leitung von Wendelin Röckel sangen die Frauen neben dem bekannten Weihnachtslied auch "Tochter Zion" und "Maria durch den Dornwald ging".
Ursprünglich war das Singen im Polizeichor nur den Herren vorbehalten gewesen. Die Frauen verrichteten lediglich die uneigennützigen Arbeiten hinter den Kulissen. Dies änderte sich 1984, als die Damen ihre eigene Abteilung gründeten. Heute hat der Frauenchor etwa sechzig aktive Mitglieder, die Hälfte von ihnen traten im Bockenheimer Treff auf. Die Sängerinnen verzichteten im übrigen auf eine Gage, wie bei allen weihnachtlichen Veranstaltungen. Schließlich steht hinter dem ganzen "ein sozialer Gedanke", wie Jürgen Moog, Vorsitzender des Frankfurter Polizeichores, meinte.
Für den Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe war der Liederabend Teil des Dezemberprogrammes im Bockenheimer Treff. Auch im übrigen Jahr sorgen die Verantwortlichen des Treffs für Unterhaltung der älteren Mitbürger. Ausflüge und Tanzabende, auch eine Modenschau organisierte die Begegnungsstätte in diesem Jahr. Zudem veranstaltet die Volkshochschule regelmäßig Näh- und Englischkurse. Und wer sich körperlich fit fühlt, kann an den Folklore- oder Gesellschaftstanzkursen teilnehmen.
Wie sehr sich die alten Menschen im Bockenheimer Treff heimisch fühlen, zeigte die zweitägige Weihnachtsfeier - rund 60 Besucher kamen an jeweils beiden Tagen in die Begegnungsstätte. "Da wird es im Saal eng", freut sich Edith Marx, die Leiterin der Begegnungsstätte, über die Begeisterung der Senioren.
Wundern sollte man sich darüber nicht, denn Udo Jürgens verkündet doch schon lange: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an! ole
HÖCHST. Hermann Oschetzki kramt das Krankenscheinheft '93 der Knappschaft aus dem Kleiderschrank. "Was will ich mehr?", blickt der 69jährige mit strahlenden Augen auf die Formulare. Die Welt des Rußland-Deutschen ist jetzt endlich "in Ordnung": Versichert, die Rente beantragt, eine Wohnung in Aussicht, Kasachstan weit hinter sich.
Der 21. Januar 1992 ist für Hermann Oschetzki und seine Frau Olga so etwas wie ein Feiertag der Rückkehr ins gelobte Land. Nach unzähligen Briefen und Behördengängen durften sie Anfang des vergangenen Jahres in Shitomir ihre acht Koffer packen und ausreisen. Die kasachische Bürokratie hatten das Ehepaar mit einem Stempel in die "Freiheit" entlassen.
Im Aufnahmelager Schönberg an der Ostsee "registriert", ging die "Aus"-Reise nach wenigen Tagen weiter nach Höchst. Hier sind die Oschetzkis im DRK-Übergangswohnheim Bolongarostraße auf zwölf Quadratmetern "die glücklichsten Menschen der Welt".
"Wäre nicht immer diese große Beleidigung auf uns gewesen, wir wären vielleicht heute noch in Shitomir", sagt Olga Oschetzki und redet sich in Rage. "Wir waren immer unterdrückt, wegen unserer christlichen Religion und als Deutsche." Sie haben uns "Faschisten" und "Nazis" genannt. "Wollt ihr noch lange mit euren deutschen Füßen auf unserer Erde gehen?", haben Kasachen und Ukrainer ihnen manchmal nachgerufen.
"Jetzt bist du doch hier", beruhigt Hermann seine Frau. "Hier" - das heißt für beide "Heimat". Obwohl schon der Urgroßvater von Olga Oschetzki in der Ukraine das Licht der Welt erblickte. "Aber meine Vorfahren stammen wohl aus Wittberg, haben meine Eltern immer erzählt." Zu Hause war Deutsch immer die Muttersprache. "Es ist kaum zu glauben", sagt Olga, "aber meine Mutter hat kein Russisch verstanden."
Deutschland haben Hermann und Olga dann erstmals im Zweiten Weltkrieg gesehen. Er als Soldat, sie als Arbeiterin. Weil er "freiwillig zur deutschen Wehrmacht übergelaufen" war, verhaftete der KGB Hermann Oschetzki zwei Jahre nach Kriegsende. "Um Mitternacht haben die mich am 27. April 1948 aus dem Bett geholt."
Urteil eines kurzen Prozesses: 25 Jahre Lagerarbeit, fünf Jahre Entzug aller Rechte und Enteignung. 1956 fand Oschetzki "wegen vorbildlicher Führung" bei der Schufterei in kasachischen Kohle- und Kupfergruben vorzeitig Gnade, kehrte nach harten Jahren zur Familie zurück. "Schreiben durften wir uns in dieser Zeit", erzählt Olga, die damals in einer Eißengießerei Schwerstarbeit leistete, um sich und ihren ältesten Sohn über Wasser zu halten. "Einmal konnte ich ihn sogar im Lager besuchen."
"Daß wir beide heute in Deutschland sind, ist noch nicht alles", sagt Hermann mit schwejkschem Lachen. Ihren Eltern folgte zuerst Tochter Irene mit Mann und zwei Kindern nach Höchst, dann Sohn Alexander mit Frau und drei Sprößlingen, schließlich auch Tochter Lydia mit Familie.
In Kasachstan ist jetzt nur noch Artur. Bis Weihnachten 1992 hatte es der älteste Sohn nicht mehr geschaffen. "Aber der Ausreiseantrag ist bereits gestellt", erzählt Hermann Oschetzki. "Alle zieht es ins Hessenland, als ob das mit Honig beschmiert wäre."
Eile, ihre acht Koffer wieder zu packen, haben Olga und Hermann jetzt nicht. "Auf eine eigene Wohnung können wir warten. Wir warten, bis wir an der Reihe sind. Bestimmt gibt es noch Leute, die sie jetzt nötiger haben als wir." tos
Kaum eine medizinische Entscheidung hat die öffentliche Meinung so polarisiert wie der "Erlanger Fall". Es ging um die Rettung eines (ungeborenen) Menschenlebens, sagen die einen; Ärzte haben den Körper einer Frau für ein Humanexperiment mißbraucht, meinen die anderen. Eines ist sicher: Der Konflikt ist mit der Fehlgeburt des Fötus nicht beigelegt; er kann zu jedem Zeitpunkt wieder aufbrechen (und er bildet eine der aktuellen Hintergrundfolien, vor denen die Karlsruher Verfassungsrichter über die Klage gegen die Neufassung des § 218 entscheiden werden).
In der bisher geführten Diskussion sind zwei ethische Probleme offengeblieben, die für zukünftige Fälle ähnlicher Art dringend einer Klärung bedürfen: Welche Rechte welcher Betroffenen wurden jeweils berührt? Welche Defizite einer "moralischen Kultur" wurden in der Konfliktsituation selbst sowie in der öffentlichen Diskussion deutlich?
In Erlangen wurde der Konflikt dadurch ausgelöst, daß bei der Behandlung der bewußtlosen Marion Ploch eine Schwangerschaft festgestellt wurde, die Frau aber kurze Zeit später einen irreversiblen Hirntod erlitt. Von den Kritikern wird häufig übersehen, daß diese Situation nur deshalb zu einem objektiven Handlungsdilemma werden konnte, weil die Ärzte nicht sicher waren, ob es allen Betroffenen zuzumuten sei, eine äußerst ungewisse Behandlung über Monate durchzuführen und den vollkommenen Abschluß des Sterbeprozesses für diesen Zeitraum aufzuhalten.
Erst als die Entscheidung begründet werden mußte, wurde das Argument des Lebensrechtes des Fötus genannt, das aus dem Kontext des Schwangerschaftsabbruchs und der Embryonenversuche bekannt und emotional besetzt ist. Vor allem Frauen hielten dem das Argument entgegen, es verletze die Würde einer Frau, wenn ihr Körper zum angeblichen Wohl ihres Fötus funktionalisiert werde.
Die Frage, inwiefern das Lebensrecht eines Fötus im Konflikt mit dem Sterberecht seiner Mutter erwogen werden muß, stellt jedoch selbst schon eine Verkürzung dar: Das Lebensrecht des Fötus wie eines jeden Menschen betrifft nämlicht nicht allein sein Überleben, sondern ebenso ein bestimmtes Maß an Wohlergehen oder Lebensqualität, die ihm zusteht (festgehalten etwa in der Erklärung der Menschenrechte). Marion Ploch trug diese Verantwortung ihrem Fötus gegenüber wie jede andere Schwangere auch. Hätte sie sich nicht in der Lage gesehen, Schädigungen zu vermeiden, die ihr eigenes Leben und Wohlergehen sowie das Leben und Wohlergehen des Fötus hätten gefährden können, so hätte niemand das moralische Recht gehabt, sie zu der Geburt des Kindes zu zwingen: Ethische Pflichten setzen die Fähigkeit voraus, sie auch erfüllen zu können - selbst wenn das Leben eines anderen Menschen betroffen ist.
Daß im Konfliktfall das Leben und Wohlergehen einer schwangeren Frau höher zu bewerten ist als das ihres Fötus, daß zweitens das Überlebensrecht des Fötus von seinem Wohlergehen nicht getrennt werden kann, liegt an der zutiefst asymmetrischen Beziehung zwischen Mutter und Fötus: Das psychische und physische Überleben, die Entwicklung und das Wohlbefinden des Fötus bis (mindestens) zur Geburt hängen zum allergrößten Teil allein vom Verhalten und Befinden der Mutter ab, die es in und mit ihrem Körper nährt. Da das Lebensrecht eine Mindestqualität einschließt, kann es Grenzfälle geben, in denen das mangelnde Wohlergehen eines Fötus zum Entscheidungskriterium für sein Überleben wird.
Auf den "Erlanger Fall" bezogen stellt sich deshalb die Frage, ob bei der Verwendung künstlicher Mittel zur Fortsetzung der "Schwangerschaft" schwerwiegende und absehbare Schädigungen hätten ausgeschlossen werden können, die sowohl vor als auch nach der Geburt das elementare Wohlergehen des Fötus gefährdeten. Die Prüfung ergibt, daß einerseits die physische Belastung des Fötus durch Medikamente und künstliche Hormonsteuerung sowie das Risiko möglicher Komplikationen durch den Ausfall lebenswichtiger Organe der Mutter während der Behandlungszeit, andererseits die psychische Dauerbelastung durch die letztlich unmögliche Substitution der emotionalen Mutterbeziehung nur als eine objektiv defizitäre Versorgungssituation mit ungewissem Ausgang angesehen werden kann. Demgegenüber erscheint das mögliche, aber nach vorliegenden Erfahrungen eher unwahrscheinliche Überleben des Fötus, das die Ärzte anstrebten, ein Ziel mit zu hohem Preis.
Die Ärzte ignorierten in ihrer Entscheidung all diejenigen Erkenntnisse der pränatalen Medizin, die die außerordentliche Wichtigkeit der Mutter-Kind-Beziehung hervorheben; der behandelnde Arzt Dr. Scheele betonte seine Unkenntnis oder bewußte Ignoranz sogar noch, als er behauptete, ein Fötus sei "vom ersten Augenblick an ein völlig separates Lebewesen, das sich nur Sauerstoff und Glukose von der Mutter holt" (Die Zeit, 30. 10. 92).
Das Argument der Kritiker und Kritikerinnen, die Würde bzw. ein Recht Marion Plochs sei verletzt worden, als ihr der zumindest konventionell angenommene Abschluß des Sterbeprozesses verweigert wurde, enthält eine Wertung, die den Tod eines Menschen zu respektieren versucht. Es ist zwar keineswegs unumstritten, den Hirntod als Todesdefinition anzuerkennen oder ihn mit dem "Gesamttod" zu identifizieren. Diese Schwierigkeit ändert jedoch nichts daran, daß Marion Ploch hirntot und somit irreversibel bewußtlos, wahrnehmungs- und empfindungsunfähig war, was einen signifikanten Unterschied zu Komapatienten darstellt, die mit gleichen wahrnehmbaren Symptomen "aufwachen" können - die Behauptung, ein hirntoter Mensch lebe, ist genauso unpräzise wie die Behauptung, er sei tot.
Auch der Vergleich zur Organtransplantation, der mehrmals herangezogen wurde, ist wenig hilfreich. Das Abschalten der Geräte sollte ja nicht wie bei Organentnahmen um eine sehr kurze Zeitspanne hinausgezögert werden, sondern die Zeit zwischen dem zumindest vergleichsweise "natürlich" beginnenden Tod und dem künstlich herbeigeführten Abschluß des Sterbens hätte mindestens 14 Wochen betragen. Aufgrund dieser langen Zeitspanne war es ethisch nicht vertretbar, den Respekt, der Sterbenden zukommt, gegenüber dem allenfalls erlaubten, keinesfalls aber gebotenen Versuch, das Leben des Fötus zu retten, zurückzustellen. Wird die Achtung vor Leben und Tod eines einzelnen Menschen außer Kraft gesetzt, läßt sich die Grenze immer schwerer ziehen, jenseits derer Menschen für die Zwecke anderer mißbraucht werden.
Die Eltern von Marion Ploch gerieten als weitere direkt Betroffene in eine Situation, die sie vollkommen überfordern mußte: Sie konnten nicht direkt wahrnehmen, daß ihre Tochter gestorben war - Körperwärme, Atmung und Herzschlag fördern nur zu leicht die Illusion, daß ein hirntoter Mensch noch lebt und der Ausfall wichtiger Funktionen reversibel ist. Wird diese Wahrnehmung durch künstliche Mittel unterstützt und auf Dauer gestellt, wird auch der Prozeß des Trauerns künstlich aufgehalten. Angehörige werden einer psychischen Belastung ausgesetzt, die im "Erlanger Fall" bei der Entscheidung nicht berücksichtigt wurde.
Um die Entscheidung nachträglich zu revidieren, hätten die Angehörigen - zusammen mit den Ärzten - beschließen müssen, die Geräte abzuschalten, was fälschlicherweise eine Nähe zur Sterbehilfe suggeriert hätte, die so gar nicht gegeben war. Zwar wäre es unter Umständen denkbar gewesen, das Kriterium des Wohlergehens des Fötus dann neu anzuwenden, wenn schwere Schädigungen des Gehirns durch den Unfall aufgrund minutenlanger Unterversorgung mit Sauerstoff oder der Zusammenbruch wichtiger organischer Funktionen der Frau feststellbar geworden wären. Den Ärzten waren juristisch die Hände mehr gebunden, als sie vielleicht erwartet hatten; denn wenn solche gravierenden Komplikationen nicht eingetreten wären, hätte die Behandlung nicht mehr gestoppt werden können, und Ärzte und Angehörige hätten dann nicht nur die positiven, sondern auch die negativen Konsequenzen tragen müssen.
Der Entscheidung für die Weiterbehandlung sowie der anschließend geführten Diskussion lag auf seiten der Befürworter eine doppelte Reduktion zugrunde: Zunächst wurden die Rechte der Betroffenen ohne zwingende Argumente auf das Lebensrecht des Fötus reduziert, dem alle anderen Aspekte nachzuordnen seien; fälschlicherweise wurde dabei aber auch das Lebensrecht des Fötus auf das Überlebensrecht reduziert, obwohl dieses im eklatanten Widerspruch zum elementaren physischen und psychischen Wohlergehen des Fötus stand. Wenn trotz dieser Beurteilung Ausnahmefälle denkbar sind, bei denen die Entscheidung anders ausfallen könnte, so sind zumindest die folgenden Kriterien zu berücksichtigen: erstens ist die ausdrückliche und freie Zustimmung der Betroffenen nach eingehender Information über die Risiken der Behandlung, ihre eigenen Rechte und Pflichten und über das Maß der Verantwortung, das sie auf sich nehmen, zu gewährleisten. Zweitens muß eine "realistische" Überlebenschance für den Fötus vorliegen; die Behandlung muß in einem angemessenen Verhältnis zu seiner Gefährdung und zur Belastbarkeit der Mitbetroffenen stehen. Dies ist in jedem einzelnen Fall und bei jeder signifikanten Komplikation zu überprüfen. Drittens muß ausgeschlossen werden können, daß bestimmte Behandlungsschritte aus Forschungsgründen erfolgen. Humanexperimente mit Schwangeren und/oder ihren Föten sind ethisch nicht zu legitimieren. Viertens müssen ähnliche Fälle ähnlich behandelt werden können. Dieses Kriterium schließt auch Fragen der Verteilungsgerechtigkeit ein: Ist eine intensivmedizinische Behandlung von Föten gegenüber eklatanten Defiziten bei der Versorgung anderer lebensbedrohender Krankheiten in Deutschland und anderswo zu rechtfertigen? Soweit es um die Entscheidung ethisch richtigen Handelns geht, kann sich die theologische Ethik in ihrer Reflexion von der philosophischen Ethik nicht unterscheiden. Bei der daran anzuschließenden Frage aber, wie der gesellschaftliche Umgang mit Grenzsituationen zu beurteilen ist, kommen weitergehende Aspekte zum Tragen, die in der ethischen Theorie als Fragen des "guten", das heißt gelingenden Lebens diskutiert werden. An dieser Frage treten die unterschiedlichen Sinnhorizonte von Philosophie und Theologie deutlich hervor. Der "Erlanger Fall" hat einmal mehr das problematische Verhältnis zu Sterben und Tod offensichtlich gemacht, das Kulturphilosophen, Soziologen oder Sozialpsychologen schon sehr lange diagnostiziert haben. Das Vergessen- und Verdrängen-Wollen, das im Falle des unerwarteten Eintretens eines Todesfalls schockierte Reaktionen der Gesellschaft hervorruft, wird verstärkt durch die Erfolgsmeldungen der modernen High-Tech-Medizin, die den "Sieg über den Tod" als mögliche und machbare Option vorgaukelt. Ärzte und Ärztinnen sehen offensichtlich Patienten und Patientinnen mehr und mehr als bloße Körper an, die wiederherzustellen sind. Immer bessere Apparaturen, so die Illusion, vermögen die Heilung des Menschen zu leisten. Eine fehlende Information der Öffentlichkeit über die Forschungsfortschritte und eine oft bewußt in Kauf genommene Isolation der Medizinerschaft bilden den Hintergrund dafür, daß sich die Ereignisse in Erlangen überhaupt zu einem "Fall" aufschwingen konnten. Hinter dem Verhalten der Ärzte und der duldenden Passivität der Gesellschaft steht die Nichtakzeptanz der menschlichen Kontingenz oder, theologisch ausgedrückt, der Geschöpflichkeit des Menschen. Die Ignoranz gegenüber der eigenen Begrenztheit führt zu einem "Handeln ins Dunkle hinein" (Dietmar Mieth), das eine völlige Unberechenbarkeit der Konsequenzen in Kauf nimmt.
Vielleicht ist die (christliche) Theologie zuweilen aufmerksamer als die philosophische Ethik, wenn es um die Grenzen des Machbaren geht; das Christentum hat aber zugleich auch eine Tradition, die mit Menschen in der Erfahrung ihrer eigenen Grenzen nach Antworten sucht. Eine Gesellschaft, die diese Grenzen in ihr Konzept des gelingenden Lebens nicht integrieren kann, hat ein falsches Konzept, da sie die Erfahrungen von Trauer, Scheitern und Schmerz ignorieren muß. In einer säkularen Gesellschaft kann die Reflexion darüber nicht den Theologen und Theologinnen überlassen bleiben, die aus ihrer spezifischen Tradition heraus glauben, daß menschliches Leben nicht ohne das Gedenken des Todes und das Bedenken der eigenen Begrenztheit gelingen kann.
In der Erlanger Klinik wurde der Körper einer hirntoten Frau mit den Hilfsmitteln der modernen Medizin instrumentalisiert. Das faktisch durchgeführte, wenngleich auch vielleicht nicht als ein solches intendierte Experiment von Erlangen steht in Kontinuität zur medizinischen Entwicklung von der Pränatalen Diagnostik bis zur Leihmutterschaft. Nicht immer ist dabei das von einer informierten Gesellschaft Gewollte der Leitfaden der Forschung gewesen; allzuoft ist der Handlungsspielraum allein durch das technisch Machbare vorgegeben worden.
Am "Fall" der Marion Ploch entzündet sich ein Streit über unser Selbstbild; einmal mehr ist dieser Streit auch ein Geschlechterkampf, wenn sechs Männer meinen, über eine Frau, ihren Fötus und die Beziehung zwischen beiden urteilen zu dürfen, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, eine Ärztin oder Psychologin zu Rate zu ziehen. Diese nicht einmal beabsichtigte, aber strukturell ermöglichte Mißachtung von Frauen durch gebildete und hochqualifizierte Männer hält unserer Gesellschaft einen eindeutigen Spiegel vor.
Die der philosophischen wie der theologischen Ethik gemeinsamen Grundlagen verpflichten sie eindeutig darauf, Kritik an der Funktionalisierung von Menschen zu üben und gegebenenfalls einzuklagen, daß Männer und Frauen gleichermaßen als Subjekte ihres Handelns anzuerkennen sind. Für Konflikte wie den Grenzfall von Erlangen müssen deshalb konsequent Verfahren der Entscheidungsfindung etabliert werden, die eine Einbeziehung aller jeweils Betroffenen ermöglichen. Zugleich sollte aber auch deutlich sein, daß medizin-ethisch schwierige Entscheidungen, eben weil sie mehr sind als rein medizinische Entscheidungen, nicht allein der Verantwortung von Ärzten überlassen werden dürfen.
ZEILSHEIM. Die Käthe-Kollwitz-Schule soll nach dem Willen des Kollegiums und der Eltern feste Anfangs- und Schlußzeiten bekommen. Einen entsprechenden Antrag, der Öffnungszeiten von 8 bis 13.15 Uhr vorsieht, hat Rektor Erich Sehr ans Kultusministerium geschickt. Die Regelung solle nach den Sommerferien in Kraft treten. Kinder wären dann vor und nach den Schulstunden nicht mehr unbeaufsichtigt. Ob das Ministerium zustimmt, ist allerdings noch völlig ungewiß.
Die Änderung käme in erster Linie Kindern von Alleinerziehenden und Familien zugute, bei denen beide Elternteile arbeiten. "Sie müssen die Schüler oft schon um acht Uhr vorbeibringen, obwohl der Unterricht erst eine Dreiviertelstunde später beginnt", schildert der Rektor der Grund-, Haupt- und Realschule. Die Folge ist: Mädchen und Jungen "hängen" unbeaufsichtigt auf dem Schulgelände herum. Und nach Schulschluß wiederhole sich das Dilemma noch einmal.
Das müsse sich ändern, betont Sehr. "Der Bedarf ist riesig." Eine Elternumfrage habe ergeben, daß drei, vier Schüler pro Klasse auf die festen Anfangszeiten "praktisch angewiesen sind". Bei elf Klassen müßten demzufolge zwei Gruppen eingerichtet werden.
Deren Angebot soll breitgestreut sein und vor allem auf die Wünsche der Kinder eingehen, wie Stufenleiter Lutz Laufer sagt. "Sie können frei arbeiten, miteinander spielen, lesen." Allmählich soll dann in den regulären Unterricht hinübergeglitten werden. Auch den Übergang zwischen den nachfolgenden Stunden möchte die Schule "flexibler" gestalten. Das feste 45-Minuten-Modell entspreche den Bedürfnissen der Kinder nicht. Perspektivisch sind außerdem ein Schulfrühstück und feste Pausenzeiten geplant.
Ohne Mehrarbeit ist das aber nicht möglich - wie das Kollegium weiß. Zwar rechnet das Kultusministerium bis zu acht zusätzlichen Schulstunden für das Projekt an, "aber das reicht hinten und vorne nicht". Lehrer müssen in die Bresche springen - und dafür unbezahlte Arbeit leisten. "Das Opfer sind wir zu bringen bereit", sagt Sehr. Aber auch damit seien nicht alle Löcher zu stopfen: Deswegen müsse die Stadt noch einen Sozialpädagogen in die Zeilsheimer "Halbtags-Grundschule" schicken.
Eltern seien zwar auch zur Mithilfe bereit; aber der Rektor möchte nur ungern auf sie bauen: "Sonst würde die Betreuung wieder auf sie abgewälzt. Aber das ist eine staatliche Aufgabe." dis
FRIEDBERG. Feste Regeln hat Norbert Haun nicht, nicht für sein Leben, nicht für die Bücher, die er verlegt. Ist er deshalb ein Bohemien, ein Tagträumer, ein Phantast? An diesem tristen Wintertag ist er erst einmal Hobby-Handwerker, kittet, das karierte Flanellhemd halb über, halb in der stiefelbeschwerten Jeans, ein Regal in der Wohnküche seines Hauses in der Görbelheimer Mühle. "Du bist zu spät". Ist er penibel, der 48jährige, der sich gern mit zeitgenösischer Kunst umgibt, den Beaujolais ebenso mag wie den Bordeaux? Im Gegenteil, seine schlechte Eigenschaft sei Schlampigkeit, sagt er. Kokettes Lachen. Italienischer Panettone zum Kaffee, von steifen Gesprächen hält Norbert Haun nichts. Aber er redet gerne.
Auch früher schon, Ende der 60er, da diskutierte er nächtelang mit denen, deren Graphiken und Gedanken er später als Bücher herausbrachte und die seinen Lebensweg als Freunde begleiten: Bernhard Jäger, Wolfgang Schlick, W.P. Eberhardt Eggers, Eberhard Schlotter, Thomas Bayerle. 1968 war es auch, daß der als Einzelkind im Frankfurter Gallusviertel aufgewachsene Norbert Haun immer sicherer wurde: Das Jurastudium, das er nach dem Abitur auf dem Frankfurter Liebig-Gymnasium begonnen hatte, war nicht das Richtige für ihn. Statt Paragraphen zu büffeln, klebte er lieber nachts die Anti-Bild-Zeitung. Latein war "eh net mei Sach'", dann schon eher "hüppe, singe, spiele" - auch nach 18 Jahren in Friedbergs Stadtteil Bruchenbrücken ist sein Frankforderisch unverkennbar: "Ich will aber kaan Schmonses über mich."
1969 gründet Norbert Haun mit zwei Freunden den "Draier-Verlag", macht sein Faible für zeitgenössische Kunst zum Metier. "Wir haben nur Sachen gemacht, die uns Spaß gemacht haben". Wie Klaus Böttgers Zeichnungen zwischen Sex and Crime, die phantastischen und - damals - "Provozierenden Zeichnungen" von Erhard Göttlicher: schwarzes Leinen, dazwischen "Prostituiertenmord IV", "Akt Studie", "Der deutsche Mann".
"Ein Künstler ist kein braver Forscher, er ist ein böser Forscher; er ist unberechenbar" - schreibt Otmar Bergmann in seinem Vorwort zu dem im Draier-Verlag erschienenen Band mit Aquarellen, Zeichnungen, Gouachen von Bernhard Jäger - jede einzeln auf mattbraunem Papier, heraustrennbar. Norbert Haun - ein Forscher und Entdecker in Sachen Kunst?
Entdeckt hat er sein Interesse für zeitgenössische Werke in der Galerie Klaus Lüpke in Frankfurt: "Für einen 20er gab's dort damals tolle Graphiken." In Öl, in alten Meistern schwelgt Norbert Haun nicht. Ins DIN-Format passen die von ihm verlegten Kunstbände selten, manchmal auch nicht mehr ins Regal. Wie das mit der Büchergilde Gutenberg produzierte Werk des kürzlich verstorbenen Wiesbadener Künstlers Klaus Böttger über Hans Christian Andersen: eine bibliophile Seltenheit, gut 90 auf 60 Zentimeter groß, 450 Mark teuer.
Geld war es nie, das Norbert Haun reizte, ein Buch herzustellen. Es waren und sind die Menschen, die er über seine Arbeit kennenlernt, die kreativ sind, über die er seine Kreativität weiterentwickeln kann. Über die er sich freuen kann, wie über den französischen Künstler Roland Roure, dessen spielerische Blechobjekte zwischen den Kupferkesseln, den Erinnerungsfotos und über dem Küchentisch schweben, taumeln, tänzeln. Was ihn an dieser Kunst fasziniert? Wozu eine Erklärung? Norbert Haun dreht die filigrane buntbemalte Blechdame, die federleicht um einen Herrn kreist: "Sieht doch so aus, als ob sie ihn an der Nase herumführt und ihm dabei den Kopf verdreht. Was gibt es dazu noch zu sagen?"
Was er den Kunstinteressierten zu erklären hat, kann Norbert Haun dort tun, wo er lebt, eben gleich nebenan in der Galerie des Draier-Verlags in der Görbelheimer Mühle. Arbeit und Leben zu trennen, ist nicht seine Sache. Ein offenes Haus, in dem der Nachbar schnell nachfragen kann, ob vielleicht ein paar Arbeitshandschuhe zur Hand wären, oder in dem der Schüler nach Lektüre über die Arbeiterbewegung nachfragen kann. Eben so en passant. Daß er "seine Künstler" dort ausstellen kann, wo er lebt, scheint ihm selbstverständlich - so wie das Büchermachen: "Das ergibt sich von selbst." Manchmal sehr schnell, manchmal eben nicht. Die Werke einer Künstlerin sind im Draier-Verlag noch nicht erschienen. Und doch sind Frauen allgegenwärtig in den Kunstbänden - als Objekte von Männerphantasien, der Begierde oder in erotischen Skizzen und Akten. Norbert Haun wollte "nie die Welt verändern", nicht das Geschlechterverhältnis reformieren. "Toll", sagt er, "ist es, wenn jemand seinen Kindheitswunsch realisieren kann." Und sei es der, daß einem eine Frau wie bei Roland Roure den Kopf verdreht - gekonnt versteht sich. CORINNA WILLFÜHR
Reise-Literatur
Holland Holland galt für Europas Feministinnen und alle an der Frauenfrage Interessierten in den frühen siebziger Jahren als fortschrittlichstes Land: mit einem für hiesige Verhältnisse utopisch liberalen Abtreibungsrecht, mit wortführenden Szene-Literatinnen, kapitalkräftigen Frauen-Netzwerken und einer einzigartigen feministischen Subkultur in Amsterdam. "Holland der Frauen" liefert in 35 Kapiteln ebensovieler niederländischer Autorinnen nicht nur den nachträglichen Beweis dafür, daß die damalige Einschätzung richtig war, es leistet auch eine Bestandsaufnahme dessen, was der Kampf der Holländerinnen bis heute in allen Bereichen der Gesellschaft bewirkte. Wer sich so vergnüglich schlau gemacht hat, goutiert auch die explizit touristischen Kapitel mit detailreichen historischen Stadtrundgängen auf den Spuren (nicht nur) der Dollen Minas durch Amsterdam und Haarlem, Utrecht und das Drenther Moor. Eine lange Adressenliste aktueller Frauenzentren, Cafés, Buchläden und feministisch orientierter Archive rundet das vorzüglich übersetzte, informationssatte Buch ab. hg Holland der Frauen, Gisela Meijerink, Robertine Romeny (Hrsg.), Verlag Frauenoffensive, München 1992, 295 Seiten, 32 Mark. Potsdam Auf den ersten Blick bietet das Dumont Reise-Taschenbuch Potsdam das übliche: kompakt, informativ, anschaulich und für 19.80 Mark im gewohnten Preisgefüge. Geschichte, Kunst und Kultur referiert Petra Dubilski so, daß man es ohne Lexikon versteht. Was das Buch unterscheidet: Es ist augenscheinlich nicht einfach aus anderen Reiseführern abgeschrieben. Exkurse, wie über den "galligen Philosoph Friedrich der Große", oder "Spione im Morgengrauen - Die Glienikker Brücke" sind nicht nur Lesestoff. Sie belegen auch, daß die Autorin selbst unterwegs gewesen ist, sich ihre eigenen Vorstellungen von der alten Garnisonsstadt gemacht hat.
Auf sechs unterschiedlichen Spaziergängen nimmt sie die Touristen an die Hand, führt den eiligen Besucher zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie die Schlösser Sanssouci und Cecilienhof, die barocke Innenstadt und das Holländische Viertel. Zusätzlich im Angebot: Neun Wege, darunter einer "mit dem Schiff um die Insel Potsdam"; sie bieten abgelegenere Details, eben das "Potsdam für Kenner". Stadthistoriker streiten sich intern, ob Petra Dubilski jedes historische Detail bis zum letzten abgewogen hat. Der Fremde kann sich dennoch gut bedient fühlen. Im farblich abgesetzten Serviceteil sind von Alternatives bis Zeitungen, Anreise, Unterkunft, Hotels alle notwenige Adressen aufgelistet. uf Potsdam, Petra Dubilski, Dumont Reise-Taschenbuch. DuMont Buchverlag. Köln 1992, 238 Seiten, 19.80 Mark. Peru "Botschaften im Sand" ist ein chronologischer, sehr persönlicher Bericht über eine ungewöhnliche Reise in die peruanische Wüste. Gemeinsam mit ihrem Kameramann ist die Autorin mehrere abenteuerliche Wochen lang unterwegs, um einen Dokumentarfilm zu drehen. Hauptfigur ihres Films ist die Dresdner Wissenschaftlerin Maria Reiche, die seit mehr als 40 Jahren in Peru lebt und daran arbeitet, die geometrischen Muster und Figuren zu entschlüsseln, die als "Linien von Nazca" zu den ungelösten archäologischen Rätseln Südamerikas gehören. Der Erzählstrang hat mehrere Ebenen, die recht willkürlich und skizzenhaft gewechselt werden: die Beziehung der Autorin zu der ungewöhnlichen Wissenschaftlerin, die detailgenaue Schilderung der Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten vor Ort und schließlich die magische Faszination der gigantischen, rätselhaften Tierfiguren, der die Chronistin ebenso erliegt wie der Kraft und Ausstrahlung der einsamen Wüstenregion. Ein Lese- und Bilderbuch für ausgemachte Insider: Südamerika-Reisende, Liebhaberinnen mystischer Landschafts-Schilderungen und Fans von Maria Reiche. hg
Botschaften im Sand, Reise zu den rätselhaften Nazca-Linien, Carmen Rohrbach, Verlag Frederking & Thaler, München, 1992, 166 Seiten, 39,80 Mark.
Multi-Kulti - Schlachtfeld oder halbwegs erträgliche Lebensform Plädoyer für ein ganzheitliches Konzept für Einwanderung und Integration / Von Claus Leggewie
Glauben Sie noch an die multikulturelle Gesellschaft? Die Antwort Rushdies lautete lapidar: "Was ist die Alternative? Wollen wir denn alle in kleinen Schachteln leben?" Dieser erfrischende Realismus trifft rechte Regressionsphantasien ebenso wie den linken Horror vor Ethnizität und Gemeinschaft. Wirkliche Phantasien sind doch die Oberlehrer der Nation und ihre außer Rand und Band garatenen Klippschüler, die das Rad zurückdrehen wollen in die fünfziger Jahre, als Deutschland zum einzigen Mal in seiner Geschichte halbwegs "ausländerfrei" und ethnisch homogen war - und tiefste Provinz. Doch der Weltökonom Schmidt- Hamburg erklärt heute sogar die Entscheidung, damals Gastarbeiter ins Land zu holen, für einen kapitalen Irrtum. Auch das ist deutsche Vergangenheitsbewältigung: Von den ungeliebten Asylbewerbern gehen wir wie im Krebsgang zurück auf jene Ausländer, die gestern noch als gutintegrierte Mitbürger gelobt wurden und nach eigenem Bekunden und im Urteil von Arbeitgebern wie Gewerkschaften nützlich und ganz unverzichtbare Glieder der Exportnation sind. Diese Spirale kollektiver Regression steht unter dem Druck eines letztlich ethnisch begründeten Wir-Bewußtseins. Deutsche Bürgerlichkeit geht, wenn die Wirtschaft als ihr Lebenselexier ins Stocken gerät, letzlich auf Blutsbande zurück. Sie kann, wie man es kaum für möglich gehalten hat, noch immer in völkische Säuberungsphantasien ausarten, die ein nazistisch kostümierter Mob ebenso gezielt wie wahllos exekutiert. Jetzt findet die Probe aufs Exempel statt, wie stark die von Jürgen Habermas konstatierte "Fundamentalliberalisierung" der deutschen Nachkriegsgesellschaft ist, oder ob sie durch einen neuen deutschen Nationalismus überholt wird. Deutschland als eine multikulturelle Einwanderungsgesellschaft - dieser Satz ist für manche eine nüchternde Zustandsbeschreibung, für viele eine Horrorvision, aber nur für wenige ein konkretes politisches Gestaltungsvorhaben. Die Formel ist merkwürdig plakativ und appellativ geblieben, als würde sie von sich aus Wirkung erzielen. Verknüpft wird damit bei humanitärer gesonnenen Befürwortern die Vorstellung offener Grenzen, obwohl klassische Einwanderungspolitik das genaue Gegenteil bezweckt und bewirkt. Unter Gesichtspunkten der Nützlichkeit führen andere die durch demographische Engpässe absehbare Arbeitskräfteknappheit oder die sich schon deutlich abzeichnenden Defizite in den Sozialversicherungs- und Rentenkassen an, obwohl diese Lükkenfüllung auch für eine befristete Arbeitserlaubnis spräche und höchstens eine Neuauflage der Gastarbeiteranwerbung nach sich zöge. Auf deren Niveau sind das öffentliche Bewußtsein und die staatliche Politik viel zu lange verharrt und deshalb auch nicht zu einer konsequenten Einwanderungspolitik vorgedrungen. Weder ein humanitär motivierter Lastenausgleich (zwischen Nord und Süd bzw. Ost und West) noch reine Kompensationserwägungen in bezug auf den deutschen Arbeitsmarkt bzw. Wohlfahrtsstaat reichen aus zur Begründung von Einwanderung.
Einwanderungspolitik in der Bundesrepublik war eine Politik der Non-Decisions: man entschied, indem nichts entschieden wurde. Trotz dieser Realitätsverweigerung von Öffentlichkeit und Politik und trotz des Verzichtes auf politische und gesetzgeberische Maßnahmen ist Einwanderung längst indirekt initiiert worden. Und obwohl beteuert wird, daß in Deutschland kein akuter Arbeitskräftebedarf von außen gedeckt werden müsse, werden jährlich 150 000 Arbeitskräfte und mehr angeworben. Und vor allem die längst praktizierte Kontingentierung des Aussiedlerzustroms weist alle Eigenschaften eines klassischen Einwanderungsvorganges auf. Hier bildet sich erstens der administrative Apparat im In- und Ausland, der zur Steuerung von Einwanderung notwendig ist. Und zweitens zeichnet sich die quantitative Dimension der Zuwanderung ab, die für opportun und verträglich gehalten werden darf. Mit etwa 300 000 bis 350 000 Personen jährlich kommt sie ungefähr der Zahl nahe, die auch von Befürwortern einer geregelten Zuwanderung als Leitgröße genannt wird. Dies entspricht etwa dem zu erwar-tenden Rückgang der einheimischen Bevölkerung und der Proportion, die sich kleinere Länder wie Österreich, die bereits ein Einwanderungsgesetz haben, zumuten bereit waren.
Diese Vorgänge enthüllen zwei wesentliche implizite Kriterien bisheriger Einwanderungspolitik: erstens die Nachfrage des deutschen Arbeitsmarktes nach Sektoren, Branchen und Qualifikationen, zweitens die Präferenz von Einwanderern deutscher Abstammung oder Kulturverbundenheit. Festhalten kann man auch, wie Einwanderung nach Deutschland bisher erfolgt ist: in Form eines anfänglich als kurzfristiger Arbeitsaufenthalt gedachter, dann durch Familiennachzug verfestigter Einsickerungsprozeß. Das andere, so ebenfalls nicht bewußt aufgemachte Einfallstor für faktische Immigration war das Asylrecht, das auch bei Nichtgewährung über verschiedene Formen des Bleiberechts de facto Masseneinwanderung nach sich zog.
Dieses Tor ist jetzt, so wollen die politischen Spitzen glauben machen, versperrt. Was auch immer man vom "Asylkompromiß" hält (und ich halte gar nichts davon, fürchte aber jede weitere "Asyldebatte"), seine defensiven, vor allem der Besänftigung der deutschen Bevölkerung dienende Zielrichtung gibt keinerlei Anstoß für eine zukunftsweisende Politik der Immigration. Er hat nur, vermeintlich, Tore geschlossen, ohne andere Türen zu öffnen; und er gibt höchstens Andeutungen für ein neues Selbstverständnis der Bundesrepublik und Europas als multikulturelle Vielvölkerrepublik. Dieser Kompromiß war eine Niederlage für die "Koalition der Vernunft", die ihre Zustimmung zu einer Grundgesetzkorrektur mit der Erwartung verband, daß mit einer umfassenden Reformperpektive ein aufgeklärtes, der politischen Kultur des Westens angemessenes Verständnis von Immigration und Demokratie Einzug hält.
Bevor man die Konturen einer expliziten und gesetzlichen Regelung der aktuellen und künftigen Zuwanderung zeichnet, ergibt sich ein doppeltes und grundsätzliches Problem:
1. Einwanderungspolitik als staatlicher Steuerungsprozeß setzt voraus, daß ein Nationalstaat wie die Bundesrepublik Deutschland, im Zusammenhang mit ihren Nachbarstaaten und eingebunden in supranationale Organisationen, überhaupt in der Lage ist, seine Grenzen so zu öffnen bzw. vor allem zu schließen, so daß eine effektive Reglementierung des sog. "Nettozustroms" möglich wird. Ist die Bundesrepublik imstande zu bestimmen, wer und wie viele Menschen aus einem unübersehbaren Potential von letztlich Auswanderungswilligen, zunächst aber nur Wanderungsbereiten zugelassen oder zurückgewiesen werden sollen? Kann sie das mit den klassischen Mitteln der Grenzkontrolle, der Aufenthaltsgesetze und zwischenstaatlicher Abmachungen? Den Test auf den Erfolg dieser Staatsintervention machen Einwanderungsländer täglich bei illegalen bzw. nichtregistrierten Einwanderern, die das staatliche Gewaltmonopol außer Kraft setzen und an der Fiktion territorialer Souveränität zerren. Die Größe des Problems wird angedeutet durch Schätzungen über die angeblich immense Auswanderungsbereitschaft in Krisen- und Armutsregionen, die in manchen Prognosen die Dimension einer neuen Völkerwanderung annimmt.
2. Einwanderungspolitik funktioniert nicht ohne die Legitimation staatlicher Politik bei der Masse der einheimischen Bevölkerung, die den Begleitumständen und Folgen von Einwanderung dauerhaft zustimmen muß. Das verpflichtet die politischen Entscheidungen in zwei Richtungen: Weder kann eine am grünen Tisch geplante Einwanderung den Einheimischen aufgezwungen (oder "untergejubelt") werden noch können sich Politiker einfach hinter Signalen einer dumpfen Verweigerung verschanzen. Ich bin der Auffassung, daß immer noch eine Mehrheit der Deutschen für eine geregelte Einwanderung zu erwärmen ist. Man kann die Beschaffung von Zustimmung also auch so formulieren: die erwartende Ablehnung kontinuierlicher Einwanderung muß auf ein Maß einzudämmen sein, daß keine schwerwiegenden Folgen für die politische Stabilität der Republik entstehen.
Ein - modisch gesprochen: ganzheitliches - Konzept für Einwanderung und Integration betrifft also nicht nur die Änderung des bestehenden Asyl-, Ausländer- und Arbeitsrechts, beschränkt sich auch nicht auf das jetzt von vielen Seiten geforderte Einwanderungsgesetz. Ein solches allein ist sogar konterproduktiv, wenn es nicht eingebettet ist in eine "Paket-Lösung", die die verschiedenen Gruppen von Wanderern, die Integrationsmöglichkeiten der Bundesrepublik und insbesondere ihr nationales Selbstverständnis miteinbeziehen, also die grundlegende Novelle des Staatsangehörigkeitsrechts von 1913 und eine Reform des Artikel 116 GG. Deswegen muß ein politisches Projekt die folgenden Aspekte beinhalten:
- Erstens die Ersetzung des Ausländerrechts durch ein Niederlassungsrecht für die inländische Bevölkerung mit ausländischer Staatsangehörigkeit, darunter einer großen Zahl bisheriger De facto- Einwanderer; hierbei stehen die Interessen der in Deutschland lebenden Fremden im Mittelpunkt.
- Zweitens die Regelung künftiger Einwanderungsströme nach Deutschland, womit eine Rationalisierung und, wie ich glaube, Normalisierung des bisher hochproblematischen, so nicht bezeichneten Einwanderungsprozesses erreichbar ist; hierbei stehen die Interessen des Aufnahmelandes im Mittelpunkt, aber Interessen von Einwanderern bzw. Angehörigen von früher Eingewanderten werden ebenso berücksichtigt.
- Drittens muß man sich auf die völlig neue Qualität der Flüchtlingsproblematik einstellen, was vor allem nach der faktischen Stornierung des klassischen, extrem überdehnten Asylrechts erforderlich ist; hierbei stehen die Notlagen einer wachsenden Gruppe von Menschen im Mittelpunkt, die im Augenblick ihres erzwungenen Exils gar nicht die Absicht hatten, in ein anderes Land einzuwandern, die aber durch die Dauer von kriegerischen und Bürgerkriegskonflikten, durch Chaos und ethnische Säuberungen gezwungen sind, bei uns zu bleiben. Insofern sind Asylrecht wie Asyldebatte schon anachronistisch. Symptomatisch dafür sind derzeit die Flüchtlinge aus Jugoslawien, und es ist eine Schande, wie restriktiv sich die zuständigen Bürokratien bei uns verhalten haben. Auch die intellektuelle Debatte ist keineswegs auf der Höhe der politisch-moralischen Anforderungen.-Viertens und nicht zuletzt (und keineswegs in zeitlicher Folge auf die anderen Reformen) und die Einbürgerung in einem juristischen und politischen Sinne erleichtert und garantiert werden, was alle drei bisher genannten Gruppen betrifft, die damit zu "Vollbürgern" mit allen Rechten und Pflichten aufgewertet werden.
Zu drei Kernbereichen des Pakets: Niederlassung, Einwanderung und Einbürgerung noch ein paar Erläuterungen, ohne in die juristischen Details gehen zu können:
Das Niederlassungsrecht, das an die Stelle des von Heiner Geißler zu Recht so apostrophierten "Fremdenabwehrrechts" treten muß, betrifft sozusagen die Altfälle der Einwanderung seit Ende der 50er Jahre. Es verlagert den Akzent von der Defensivphilosophie der deutschen Innenpolitik, wonach Ausländer ein potentielles Risiko der inneren Sicherheit darstellen, und der Fürsorgephilosophie der Sozialpolitik, wonach man ihnen als künftigen Problemfällen präventiv begegnen muß, auf die rechtlich-politische Gleichstellung mit Deutschen. Lebensnahe Fristenregelungen, Widerrufsmöglichkeiten, Wiederkehroptionen und Regelungen vorübergehenden Aufenthalts müssen dazutreten, damit wirklich von einer "öffentlichen Republik" in einem freizügigen Europa die Rede sein kann.
Das Einwanderungsgesetz muß Kriterien für die Auswahl festlegen, nach denen die Bewilligung von Einwanderung geregelt wird, also das Quotensystem nach den Möglichkeiten und Präferenzen der Bundesrepublik. Priorität wird dabei der Familiennachzug haben; hinzukommen Personen, die von Deutschen eingeladen werden, die eine Art Bürgschaft für das Vorhandensein von Wohnung, Arbeitsmöglichkeit und soziale Sicherung übernehmen können.
(Der schwierigste Punkt ist hier die Einbeziehung der Anträge, die Aussiedler aus Osteuropa gestellt haben und noch stellen werden. Stellt man diese den anderen Einwanderungsgesuchen gleich, zerstört man das Vertrauen, das durch langjährige Erwartungen aufgebaut worden ist; bevorzugt man die zu stark, wie es die gegenwärtige Bundesregierung vorhat, bekommt Einwanderung einen stark völkischen Akzent, zumal das zu erwartende Kontingent sehr rasch durch einwanderungswillige Aussiedler erschöpft wäre.)
Der wichtigste Vorzug eines Einwanderungsgesetzes ist vor allem die Schaffung eines institutionellen Unterbaus für das dann selbständige Politikfeld Immigration, wobei sich die meisten Befürworter ein Einwanderungsministerium, einen Sachverständigenrat für Migrationsfragen und eine Hohe Behörde oder ein Bundesamt für Integration und Multikulturelle Angelegenheiten vorstellen, die auch den Prinzipien des Föderalismus und der kommunalen Selbstverwaltung gerecht werden. Diese Einrichtungen bündeln die bisher getrennt gehandhabten Bereiche der Einwanderungs-, Flüchtlings- und Aussiedlerproblematik und müßten die Quotenregelungen erarbeiteten, die durch Gesetz festgelegt werden. Dieser heikle Punkt führt bereits im Vorfeld zu erbitterten Debatten, in welcher Weise der erwartete Eigennutz deutscher Unternehmer hier durch humanitäre und entwicklungspolitische Kriterien ergänzt werden kann, wie also vermieden werden kann, daß am Ende nur kräftige weiße Facharbeiter und gutausgebildete Ingenieure nach Deutschland einwandern. Diese Frage wird nicht zuletzt durch die Zusammensetzung des Gremiums entschieden, also durch die Bereitschaft von Vertretern der Zivilgesellschaft, sich an einem solchen "schmutzigen" Verfahren zu beteiligen.
Kritiker des Einwanderungsgesetzes wollen wegen des erwarteten Effekts der Ethnisierung überhaupt keine gesetzlichen Regelungen und Quoten - am Ende wohl auch gar keine Einwanderung. Diese Diskussion ist theoretisch, wenn man die tatsächlichen Wanderungsströme verfolgt, die man mit dem Begriff des Familiennachzugs umschreiben kann, wenn man ihn nicht zu eng definiert. Während die Kritiker von rechts und links also eine Art "Asyldebatte auf Dauer" mit den entsprechenden Wirkungen auf die öffentliche Meinung und Stimmung fürchten, erwarte ich eher, daß sich, ähnlich wie bei der Institutionalisierung von Umwelt- oder Frauenpolitik, ein Netz von Aushandlungsprozessen herausbilden wird, das Immigration mittelfristig zu einem banalen administrativen Vorgang herunterfahren kann. Ein weiterer, sehr gewichtiger Streitpunkt ist, inwieweit Einwanderung mit einer sozial- und arbeitsrechtlichen Deregulierung einhergeht bzw. sogar einhergehen muß, damit keine ethnich getönten Positionskämpfe um die Zuteilung von sozialen Transferleistungen entstehen. In der Tat ist es genau das, was sich eine neo-liberale Einwanderungspolitik erhofft und was eine gewerkschaftliche Abwehrstrategie nur um den Preis eines ethnischen Protektionismus verhindern kann. Andernfalls müßte man die Zulässigkeit von Einwanderung daran koppeln, daß zuvor z. B. Wohnraum erwirtschaftet und Schulkapazitäten verfügbar gemacht worden ist, ggf. Zuzugsverbote in Ballungsgebieten ergangen sind - was manchem sicher zuviel der Planwirtschaft ist.
Auf jeden Fall zieht Immigration integrative Maßnahmen nach sich: Einwanderer müssen die deutsche Sprache erlernen, bedürfen der Beratung zur sozialen Eingewöhnung und wollen kulturelle Eigenheiten bewahren. Auch hier gerät man leicht auf eine schiefe Ebene der Ethnisierung: Denn rasch entwickeln sich aus solchen punktuellen Förderungen einzelner Personen und Familien gruppenbezogene Aktionsprogramme, die am Schluß ethnische Differenzen nicht mehr aufheben, sondern im Gegenteil akzentuieren. Am Ende könnte Ethnizität der einzige Schlüssel zur Verteilung sozialstaatlicher und bildungspolitischer Zuwendungen werden. Die Resultate ausländischer affirmativer action-Programme, die als vorübergehende positive Diskriminierung benachteiligter Minderheiten gedacht waren, können hier lehrreich sein. Sie ändern aber nichts daran, daß ethnische Kriterien auf längere Sicht wesentliche lebensweltliche Orientierungspunkte für eingewanderte Gruppen sein werden - und damit auch für die Alteinsässigen. Auf diesen unbequemen Sachverhalt muß sich vor allem die kommunale Politik einstellen, die einen Weg zwischen abstrakter Farbenblindheit und überbordendem Farbenbewußtsein finden muß.
Eine falsche Fährte legt, wer Einbürgerung gering geschätzt, weil ein deutscher Paß noch keinen Schwarzen, Vietnamesen oder Türken vor tätlichen Übergriffen geschützt hat. Darum geht es nicht. Vielmehr wird damit die legale, in die Verfassung eingeschriebene Super-Diskriminierung abgestellt, die Fremde über Generationen weg zu Ausländern abstempelt und auf die sich auch die politischen Haßverbrechen der letzten Monate und die Exzesse des alltäglichen Rassismus beziehen können.
Einwanderungsland ist tatsächlich nur das Land, das aus Fremden Bürger macht, auch wenn sie auf ihre Herkunft und kulturelle Differenz Wert legen. Der Zugang zum Staatsbürgerstatus wäre nicht, wie bisher, an deutsches Interesse gebunden, also kein Gnadenrecht mehr, das ausgeschlagen werden kann, wo laut Einbürgerungsrichtlinien kein "wertvoller Zuwachs" für die deutsche Volksgemeinschaft vermutet wird. Einbürgerung steht am Ende der Lebenslügen - auf beiden Seiten. Doch auch die von Ausländern viel geforderte doppelte Staatsangehörigkeit kann letztlich nur eine Übergangsregelung sein. Die Quintessenz des refomrierten Artikel 116 des Grundgesetzes lautet also: "Deutscher Staatsangehöriger ist, wer in Deutschland geboren ist. Staatsangehöriger kann werden, wer sich fünf Jahre in der Bundesrepublik Deutschland aufgehalten hat."
Die Jugendvogelschutzgruppe Oberems ist auch bei Nässe und Kälte in der Natur unterwegs Nistkasten statt Spielhölle Trauer über Vandalismus Von Eva Schuch GLASHÜTTEN. Auch während der nassen und kalten Jahreszeit zieht es die Jugendvogelschutzgruppe Glashütten-Oberems jeden Samstag für zwei Stunden raus auf die Wiesen und Felder. Karl-Heinz Lauth, Leiter und Gründer der Gruppe, hat es sich mit seinen bis zu 20 Aktiven seit sechs Jahren zur Aufgabe gemacht, die Gemarkungen um Glashütten, Oberems und Schloßborn zu pflegen und zu bewahren. Mittlerweile versorgen sie bereits eine über zwölf Hektar große Fläche, die sie von den umliegenden Landwirten gepachtet haben. Hier legten sie Feucht- und Streuobstwiesen an, um das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen und einen neuen Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu schaffen.
Doch trotz ihrer großen Erfolge - seit ihrem Bestehen haben sie über 16 Preise und Ehrungen erhalten - müssen sie um Anerkennung kämpfen. Immer werde die engagierte Arbeit zunichte gemacht, klagt Lauth: Oft aus Unachtsamkeit, mitunter aber auch böswillig. So habe die Gruppe, als sie Ende vorigen Jahres von einer Reise zurückkehrte, acht ihrer schönsten hochstämmigen Bäume abgeschlagen vorgefunden.
Lauth und seine Mädchen und Jungen sind schockiert über solches Verhalten: "Die Nachwelt hat doch auch etwas von unserer Arbeit", schüttelt Lauth verständnislos den Kopf. Die Täter dieser Nacht- und-Nebelaktion blieben unerkannt.
Selbst wenn sie im Auftrag der Gemeinde tätig sind, vermissen die jungen Leute mitunter die erhoffte Anerkennung. So haben sie beispielsweise zusammen mit der Gemeinde - selbst bezahlte - Bäume auf den Friedhof gepflanzt. Doch kaum standen sie da, setzte die Kritik ein: Zwei Bäume mußten sie wieder umsetzen. "Wahrscheinlich wollte man keine jungen Männer mit langen Haaren auf dem Friedhof haben", meint Matthias Nippert, eines der ältesten Mitglieder, mittlerweile sehr verbittert.
Neben solchen negativen Erfahrungen ernten die jungen Vogel- und Naturschützer aus Oberems aber auch eine Menge Anerkennung für ihre Arbeit, die sich nicht nur in Sach- und Geldpreisen und -spenden bemerkbar macht. Mittlerweile erstellen sie eigene Informationsblätter und werden von Schulen für Referate oder Projekttage eingeladen. Aber allem voran steht die Arbeit vor Ort.
Die Jungen und Mädchen betreuen etwa 400 Nistkästen, beobachten sie, leeren sie nach der abgelaufenen und reinigen sie vor der neuen Brutzeit. Auch die Patenschaft für den Emsbach, die sie übernommen haben, macht viel Arbeit. "Jedes Jahr laufen wir mindestens einmal mit den Gummistiefeln durch und holen die abenteuerlichsten Sachen da raus", beschreibt Nippert. Die meiste Zeit beansprucht die Pflege des für 16 Jahre ge pachteten, zwölf Hektar großen Landes. Das mähen und beschneiden die Hobby- Ornithologen mit Sensen und Scheren. "Wir haben zwar genug Handwerkszeug, aber es fehlt vor allem an großflächigen Instrumenten oder Maschinen", erklärt Lauth den Zeitaufwand.
Als Karl-Heinz Lauth den Verein 1986 gründete, wollte er, selbst Vater zweier Kinder, nur die Jugendlichen von der Straße holen und ihnen eine Aufgabe geben: "Hier ist ja sonst nichts los, es gibt keine Möglichkeit, woanders hinzugehen, weil die meisten noch keinen Führerschein haben." Der Andrang war so groß, daß sich das Angebot längst nicht mehr auf den Vogelschutz beschränkt; die Gruppe macht auch andere gemeinsame Ausflüge bis hin zu 14tägigen Freizeiten.
So war sie beispielsweise bereits in Husum, auf Rügen und in Mecklenburg- Vorpommern, um an Seminaren über die dortigen Naturlandschaften teilzunehmen. "Unsere Freizeiten sind keine reinen Vergnügungsurlaube. Aber da die meisten schon genug Ärger in der Schule haben, versuchen wir, nicht zu viel zu lehrmeistern", beschreibt Lauth den Ablauf einer Fahrt.
Zum Sommerlager, das ein bißchen an Pfadfinder erinnert, fahren jedes Jahr 20 bis 30 junge Leute zwischen acht und 18 Jahren mit.
Auch kleinere Fahrten sind sehr beliebt, wie etwa die Paddeltour an Pfingsten auf der Lahn. Geplant und abgerechnet werden solche Fahrten an den Dienstagabenden im Dachgeschoß des Oberemser Rathauses, wo sich die Gruppe jede Woche für zwei Stunden trifft, um Veranstaltungen zu vorzubereiten, Fotoplakate zu erstellen oder sich gemeinsam Dias und Filme vorzuführen.
Im Moment sind die Älteren gerade damit beschäftigt, den Raum etwas umzugestalten, damit dort auch noch eine Kindergruppe Platz hat.
Außerdem sparen sie für ein Tischbillard und eine Musikanlage. "Ich versuche, mich so gut es geht nach den Wünschen der Jugendlichen zu richten", erläutert Lauth sein Credo der Jugendarbeit, "denn ich will ja verhindern, daß sie in irgendwelche Spielhöllen geraten und dann vom Weg abkommen."
Die künstlerische Entwicklung von Gabriele Münter beginnt im Jahr 1901, als sie in die private "Phalanx"- Malschule von Wasssily Kandinsky, ihrem ersten Lebensgefährten, eintritt, und erfährt 1908 eine scharfe Zäsur. Denn in jenem Sommer, gelingt Münter in Murnau, das zur Wiege des Blauen Reiters werden soll, der Durchbruch zu einem persönlichen Stil. Sie malt Natur nun nicht mehr oder minder impressionistisch ab, sondern ist "zum Fühlen eines Inhalts - zum Abstrahieren - zu Geben eines Extraktes" gelangt.
Zwischen 1908 und 1912/1914 hat Münter ihren künstlerischen Höhepunkt. Insbesondere mit ihren mystisch-verklärten religiösen Ensembles aus dem Jahr 1911 liefert sie eigenständigen Beitrag innerhalb der Kunst des "Blauen Reiters".
Die Retrospektive in der Schirn (bis 14. Februar) beschränkt sich nicht auf diese Hochzeit der Künstlerin, sondern das vor allem durch Rückgriffe auf eigene Vorbilder gekennzeichet ist. Erstmals sind auch die Bilder, die während ihres Skandinavienaufenthalts entstadnen sind, in eine Retrospektive miteinbezogen. Insbesondere sie offenbaren, wie sehr Münters (gesamte) künstlerische Produktion mit ihrer jeweiligen Seelenverfassung korrespondierte.
Heute bietet um 19 Uhr Anja Petz eine thematische Führung zu "Gabriele Münter in Skandinavien 1915 - 1920" an; bereits um elf Uhr findet eine von Ingrid Ehrhardt geleitete Führung mit dem Thema "Innenräume - Erlebnis und Erinnerung im Werk Gabriele Münters" statt. San
1
Notdienste
Ärzte Main-Taunus-Kreis. Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Tierärzte Sa., So.: Annette Bader, Albert- Schweitzer-Straße 5, Eppstein-Bremthal, Tel. 0 61 98 / 72 59; Dr. Inga Kary, Zum Quellenpark 6, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 88 87. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Rats-Apotheke, Rathausplatz 30, Eschborn, Tel. 0 61 96 / 4 21 31.
Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.
Hochheim, Flörsheim. Sa.: Bahnhof- Apotheke, Bahnhofstraße 39, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 64 90.
So.: Bonifatius-Apotheke, Königsberger Ring 2 - 8, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 40 39.
Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Brunnen-Apotheke, Alt-Oberliderbach 35, Liederbach, Tel. 0 69 / 30 20 16; Löwen-Apotheke, Kelkheimer Straße 10, Fischbach, Tel. 0 61 95 / 6 15 86.
Hofheim, Kriftel. Sa.: Burg-Apotheke, Hauptstraße 49, Hofheim, Tel. 0 61 92 /55 27.
So.: Brücken-Apotheke, Alte Bleiche 9, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 74 82.
Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Sa.: Falken-Apotheke, Kirchhohl 14, Wiesbaden- Naurod, Tel. 0 61 27 / 6 17 00; So.: Theißtal- Apotheke, Bahnhofstraße 25, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 23 79. - ohne Gewähr -
Notdienste
WESTLICHE STADTTEILE
Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstraße 42, Telefon 31 89 31. Zahnärzte Zu erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Telefon 6 60 72 71. Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, Telefon 1 92 92.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265.
Tierärzte Samstag: TA Schöneberger, Antoniterstraße 21, Ffm.-80, Tel. 30 65 66.
Sonntag: Dr. Schubert, Eschersheimer Landstraße 86, Ffm.-1, Tel. 55 70 23.
Apotheken Samstag: Liederbach-Apotheke, Königsteiner Straße 98, Ffm.-Unterliederbach, Tel. 31 69 15.
Sonntag: Behring-Apotheke, Alzeyer Straße 1, Ffm.-Nied, Tel. 39 66 41.
- ohne Gewähr -
Notdienste
Augenärztlicher Dienst Samstag und Sonntag: Dr. K. Heckmann, Kirchgasse 50, Tel. 37 03 39. Apotheken Sa.: Linden-Apotheke, Dotzheimer Str. 61, Tel. 4 82 96; Möwen-Apotheke, Schierstein, Reichsapfelstr. 26, Tel. 2 27 44; Rheingold-Apotheke, Adolfstraße 10, Tel. 30 31 16.
So.: Carolus-Apotheke, Bleichstr. 37, Tel. 40 52 40; Geissels-Ap., Bierstadt, Patrickstr. 26, Tel. 56 06 73; Rosen-Apotheke, Biebr., Str. der Republik 17-19, Tel. 6 64 95. Tierärzte Sa./So.: Dr. Altstaedten, Adolfsallee 9, Tel. 3 08 13 66. Giftnotrufzentrale Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
- Ohne Gewähr -
Ein Defekt der Urteilskraft Die Entpolitisierung der Kunst und die Krise des Politischen / Von René Weiland
Insbesondere Karl Heinz Bohrer, Herausgeber des Merkur, tat sich hierbei als Protagonist eines dezidiert ästhetizistischen Politikverständnisses hervor, welches in dem Maße, wie das ästhetische Paradigma politisch überdehnt wurde, bereits Ausdruck geschwächter Urteilskraft war. Nicht von ungefähr ist deren Kennzeichen eine systematische Begriffsverkehrung, dergemäß sich eine ästhetische Anti-Politik eigens als besserer politischer Geschmack zu präsentieren weiß. Wenn es heute offenkundig nottut, angesichts der Krise des Politischen die politische Urteilskraft wieder zu kräftigen, dann heißt das zunächst: sein ästhetizistisches Double demontieren.
Man erinnert sich: In der Nachhut der Wiedervereinigung, angefeuert zumal vom Kriegsfall am Persischen Golf, zog Karl Heinz Bohrer gegen einen allseits vermuteten bundesrepublikanischen Provinzialismus zu Felde. Was gleißende Metaphorik und ätzende Diktion angeht, in verblüffender Ähnlichkeit zu Friedrich Sieburgs 1954 erschienener Lust am Untergang. So hatte auch dieser, wo andere sich von der politisch-moralischen Hartleibigkeit der jungen Bundesrepublik bedrücken ließen, seinen belletristischen Scharfblick auf einen schier allgegenwärtigen Provinzialismus gerichtet. Jedoch nicht, um hierin bloß ein alltagsästhetisches Manko, sondern die Abwesenheit echten Nationalgefühls, ja die Seelenlosigkeit des Bonner Provisoriums insgesamt festzumachen. Die Schlüsselbegriffe solch vaterländisch motivierter Ästhetik haben sich über die Jahre idiomatisch angepaßt: Anstelle von Seelenlosigkeit und fehlenden Nationalgefühls, wie Mitte der fünfziger Jahre, werden Anfang der Neunziger Vakuum und mangelnde Urbanität gebrandmarkt.
In ihrer nach Maßgabe des Geschmacks geführten national-politischen Argumentation gehören beide Philippiken der publizistischen Gattung der "Kulturkritik" an; einer Kritik, welche ihrerseits Kritik nicht zu fürchten braucht, käme diese ohnehin nur aus dem Innern der von ihr kritisierten Kultur. Auch wenn sich eine Kulturkritik, die sich von geschmacklicher Überlegenheit getragen weiß, nicht weit genug vom Kritisierten aufhalten kann, so bleibt sie dennoch, um politisch erstgenommen werden zu können, gezwungen, eine verantwortungsethische Haltung ästhetisierend zu simulieren. Solch Funktion hat bei Bohrer, in Anlehnung an Friedrich Schlegel, die "Ironie"; bei Sieburg, schon deutlich kraftloser, die "Melancholie".
Politischen Moralisten wurden Lektionen in "Phänomenologie" erteilt. Was aber vermag solcherart Phänomenologie, außer daß sie Erscheinungen "wahrnimmt", an Erscheinungen verstehend zu bewahren? Worauf, wenn nicht auf die Selbstbestätigung des Wahrnehmenden (als Pendant zur "Begriffsstutzigkeit" des politischen Moralisten), zielte Bohrers ästhetisch geführte politische Offensive? Auf Schönheit und, in ihrem Sinne, auf Freiheit und Gerechtigkeit? Da ist seine "Ästhetik des Schreckens" vor: Im selben Maße nämlich, wie sich seine "radikalliberale" Verve in Kundgaben a priori geschmackssicheren Durchblicks erschöpfte, verzehrt sich seine "radikalästhetische" Theorie an Emphasen der Plötzlichkeit, dem, was er "selbstreferentielle Epiphanie" nennt. Ist die aber nicht nur das ekstatische Pendant zum verstockten "selbstbezogenen Moralismus"?
Bohrer zufolge hat sich eine ästhetische Theorie, die diesen Namen verdient, von allen metaphysisch-teleologischen sowie politisch-historischen Bindungen zu emanzipieren. Gleichwohl vollzieht sich diese Emanzipation nicht zugleich in Form politischer Selbstbescheidung, sondern, im Gegenteil, als ersatzmetaphysische Überbietung des Politischen. So weiß Bohrer etwa das "Auschwitz-Motiv innerhalb der literarisch-philosophischen Debatte" auch als ein "Syndrom der falschen Beruhigung" zu deuten. "Das Beunruhigende von Kafkas Erzählung In der Strafkolonie", schreibt er programmatisch über Erwartungsangst und Erscheinungsschrecken, "wird wegerklärt, wenn man es auf den realen Fall der Konzentrationslager bezieht. Dieser Einzelfall wäre zu verallgemeinern: Die ,Ästhetik des Schreckens' existiert offenbar unabhängig von historisch-sozialen Ursachen als Bedingung der Kunst selbst. Den ästhetischen Schrecken bloß als epochalen zu reflektieren, heißt die radikalere Frage nach einem möglichen außermoralischen Zentrum künstlerischer Konstrukte von vornherein zugunsten geschichtsphilosophischer Beruhigung abzubiegen."
Solcherart ästhetischem Positivismus mangelt es, wie jedem Positivismus, an einem Tiefen-Begriff der Erscheinung; ein Mangel, den Bohrer durch gewisse heroistische Applikationen ("bloß", "radikalere Frage" usw.) wettzumachen sucht. Dem wäre ein Satz aus Ludwig Wittgensteins Tractatus-logico-philosophicus entgegenzuhalten: "Die Anschauung der Welt sub specie aeterni ist ihre Anschauung als-begrenztes-Ganzes." Darüber, daß sich uns die Welt jeweils nur in der Aktualität der Erscheinungen mitteilt, erweisen sich die existierenden Dinge zugleich als Statthalter eines Größeren, das sich unserer Wahrnehm- und Sagbarkeit entzieht. Weder sind sie nur um eines inneren - der puren Selbsterhaltung geschuldeten - Zweckes da, noch eines äußeren - naturteleologischen - Automatismus willen; selbstgenügsam und an sich selber sinn-voll, existieren sie "zur Ehre Gottes". Oder, aristotelisch gesprochen: Das zweckhafte Machen (poiesis), wozu auch die Kunst gehört, bleibt eingebettet in die Zweckfreiheit des lebendigen Umgehens-mit (praxis).
Karl Heinz Bohrer gehört zu jenen anti-aristotelisch gesinnten Modernen, die die Poiesis aus eben dieser Einbettung herauszulösen trachten; darin besteht seine "Radikalität". Indem er die Ästhetik von ihren metaphysischen Bedingtheiten zu emanzipieren sucht, verleiht er dem Machen auf längere Sicht selber metaphysische Würden. Nichts anderes suggeriert Bohrers "Selbstreferentialität des Ästhetischen" mithin, als daß sich der Schein als ganze Erscheinung mißverstehen darf. An just dieser Hybris kommt die Urteilskraft zuschanden.
Als gemischt praktisches und theoretisches Vermögen sucht die Urteilskraft zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen zu vermitteln. Ihr Wissen ist nicht das vom Allgemeinen (Richtigkeit), auch nicht das vom Besonderen (Geschmack), sondern das vom Verhältnis zwischen Allgemeinem und Besonderem (Klugheit). Urteilskraft bezeichnet, anders ausgedrückt, die Fähigkeit, im Erscheinenden zugleich das Erscheinende mitwahrzunehmen, aus dem Stand heraus im Besonderen ein Allgemeines auszumachen, dessen "Verkörperung" jenes ist.
Von der praktischen Vernunft unterscheidet sich die Urteilskraft dadurch, daß sie ihr Gesetz des Handelns nicht schon kennt; sie gibt keine Handlungsanweisungen. Vielmehr weiß sie sich aufs aktuelle Wirkliche verwiesen, um an ihm sich selbst immer neu als wirklichkeitsmächtiges Vermögen zu bewähren. Nach Kant stellt sie denn auch eine Begabung dar, die nicht gelernt, sondern nur geübt sein will. Ihm zufolge bildet sich das Urteil aus der Geschmacksempfindung, jenem Gefühl, das unsere Anschauung vom Schönen und Häßlichen als Gefallen bzw. als Unlust begleitet. Urteile dieser Art sind "reflektierenden" Charakters - im Gegensatz zu den "bestimmenden" Urteilen aus dem Bereich des theoretischen und angewandten Wissens. "Ist das Allgemeine (die Regel, das Prinzip, das Gesetz) gegeben", schreibt Kant in seiner Kritik der Urteilskraft, "so ist die Urteilskraft, welche das Besondere darunter subsumiert . . . bestimmend. Ist aber nur das Besondere gegeben, wozu sie das Allgemeine finden soll, so ist die Urteilskraft bloß reflektierend".
Wenn die reflektierende Urteilskraft mit der Wahrnehmung einer Einzelheit zugleich dessen allgemeine Regel mitwahrnimmt, dann heißt das, daß jegliche Wahrnehmung von Einbildungskraft begleitet ist. Hannah Arendt zufolge führt die Einbildungskraft einerseits näher heran ans Wahrgenommene, um Verstehen zu ermöglichen, wie sie andererseits den nötigen Abstand vom Wahrgenommenen gewinnen läßt, der dem Urteilsvermögen allererst Unterscheidungs- Spielraum gewährt. "Die Einbildungskraft", schreibt Hannah Arendt in Anschluß an Kant, "die Fähigkeit, präsent zu machen, was abwesend ist, verändert die Gegenstände der objektiven Sinne in "sinnlich wahrgenommene Gegenstände, als wenn sie Gegenstände eines inneren Sinnes wären. Das geschieht durch Reflexion nicht über einen Gegenstand, sondern über seine Repräsentation. Der repräsentierte Gegenstand und nicht die direkte Wahrnehmung des Gegenstandes erregt unser Gefallen oder Mißfallen."
So können Hannah Arendt und Ernst Vollrath in dem zunächst aufs Ästhetische gemünzten Theorem von der "reflektierenden Urteilskraft" zu Recht das Grundprinzip politischer Urteilskraft erblicken. Wie das ästhetische Geschmacksurteil gleichermaßen subjektiven und allgemeinen Charakters ist, so liegt der politischen Urteilskraft, wie Vollrath in seiner Rekonstruktion der politischen Urteilskraft von 1977 gezeigt hat, ein Verbindlichnehmen der Idee einer "subjektiven Allgemeinheit" zugrunde im Sinne einer Kommunikationsgemeinschaft urteilender und handelnder Personen. So verstanden erweisen sich Ästhetik und Politik als parallele Arten, mit der erscheinenden Welt umzugehen. Hannah Arendt legte stets Wert auf den Sachverhalt, daß wir uns im politischen Umgang mit der Welt stets auf das verlassen können müssen, was wir sehen. Erst wo diese Verläßlichkeit garantiert ist, können wir frei handeln; und nur, wo Handeln die Möglichkeit zukünftigen freien Handelns offenhält, hat politische Vernunft statt.
Als kommunikative Urteils- und Handlungsgemeinschaft kommt dem Politischen nach Vollrath eine Oberflächigkeit zu; dies weniger im Sinne mangelnder Tiefe - Oberflächlichkeit -, als einer um sich selbst wissenden Diesseitigkeit, die sich, praktisch-institutionell, als solche zu bewahren weiß. Jean-Francois Lyotard hat das Politische mit einem in Denkmälern niedergelegten Gedächtnis verglichen, welches all das vergessen macht, vergessen machen muß, was Gegenwart und Legitimität der jeweiligen gesellschaftlichen Ordnung irgend in Zweifel ziehen könnte. Ein Vergessen- Machen durch Zeigen und Darstellen - wo der Bürgerkrieg, Grenzfall allles Politischen, vermittels eines repräsentativen Eingedenkens, über Reden, Monumente und Gedenktage, seine jeweilige, prekäre Überwindung erfährt. Und dies, indem das dem gegenwärtigen Gemeinwesen gefährdend Zugrundeliegende "politisiert", d. h., in die Oberflächigkeit der res publica gebannt wird.
Der Defekt 2
Hierfür bietet die Orestie des Äschylos den mythischen "Urtext": Die Gründung der Polis weiß sich gebunden an die Besänftigung der vorpolitischen mutterlinearen Kräfte. So garantiert Pallas Athene den Erinnyen, den Göttinnen der Rache, anstatt sie zu eliminieren, feierlich einen "Sitz und stillen Ort" in der Polis; gleichzeitig ruft sie die Bürger an, zugunsten von Rechtsförmigkeit und Wohlergehen des neuen Gemeinwesens denen, die vor der Stadt da waren, ein ehrendes, sie freundlich stimmendes Andenken zuteil werden zu lassen. In diesem Sinne kann sich Politik selber nie das erste und letzte sein. Sie bleibt, mit Merleau-Ponty zu sprechen, auf "Vorschläge" angewiesen, die ihr die sichtbare Welt macht. Genauso, wie die politischen Institutionen eine bestimmte gesellschaftliche Ordnung "darstellen", also selber Erscheinung konstituieren, finden die politischen Institutionen umgekehrt in dem, "was sich zeigt", ihr Korrektiv. So kann sich auch Politik auf keine weltanschauliche Treue verpflichten, die sie auch bei Verschwinden bestimmter Erscheinungen, als eine Art ideeller Reminiszenz, an diesen festhalten ließe. Im Gegenteil: Gemäß dem aristotelisch gebotenen Vorrang des Wirklichen vor dem Möglichen hat sich Politik im Zweifelsfall einem anderen sichtbar Werdenden zuzuwenden - wie bei einer Enttäuschung, wo dem Getäuschten zwar eine Erscheinung zerbrochen ist, nicht aber zugunsten künftiger Erscheinungslosigkeit, sondern einer neuen Erscheinung, die ontologisch die Funktion der vorigen übernimmt.
Gleichwohl kommen wir nicht umhin, mit einer Tiefe der Wirklichkeit zu rechnen, welche die gegenwärtigen Erscheinungen andeuten wie verschlossen halten. Wie die menschliche Vernunft auf ein fundamental Unbewußtes bezogen bleibt, auf es "antwortet", bleibt das dem Politischen zugeordnete Prinzip der Rationalität zuvorderst gekennzeichnet durch eine Offenheit für das, was politische Vernunft nicht selber schon gesetzt hat. Die Tiefe der Wirklichkeit wird in platonischer Tradition als Unterschied zwischen Erscheinung und Idee gedacht. Die Gefahr ist nun, daß die Oberflächigkeit des Politischen diesen Unterschied vergessen macht, ihn gar leugnet. An eben diesem Punkt wird neuerlich die ästhetische Erfahrung virulent: Gegen das abstrakte Allgemeine einer überdehnt-totalitaristischen bzw. verkürzt-instrumentellen Rationalität sucht sie mit der Vielfalt der Erscheinungen zugleich die Sinnenhaftigkeit des Wahrnehmenden zu rehabilitieren; wie der ästhetische Diskurs auf der anderen Seite, nach Maßgabe der Idee der Schönheit, Vernunft und Anschauung miteinander wieder neu auszusöhnen sucht.
In seinen Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen sah Friedrich Schiller die Schönheit mithin ein Doppeltes leisten: einerseits den sinnlichen Menschen zu Form und Denken zu geleiten und andererseits den geistigen Menschen der Sinnenwelt wiederzugeben. Wodurch er eine "mittlere Stimmung" gegeben sah, "in welcher Sinnlichkeit und Vernunft zugleich tätig sind, eben deswegen aber ihre bestimmende Kraft gegenseitig aufheben und durch eine Entgegensetzung eine Negation bewirken. Diese mittlere Stimmung, in welcher das Gemüt weder physisch noch moralisch genötigt und doch auf beide Art tätig ist, verdient vorzugsweise eine freie Stimmung zu heißen". Dem entspricht, im Bereich des Objektiven, die Auffassung der Schönheit als des einzig möglichen Ausdrucks "der Freiheit in der Erscheinung".
Schillers ästhetischer Idealismus markiert einen Grenzpunkt ästhetisch-politischer Reflexion gegenüber einer aufkommenden romantischen Über-Politik qua Ästhetik. So wird etwa Novalis' Losung "Die Welt muß romantisiert werden" jene Differenz von Denken und Empfinden, die Schiller noch zu überbrückender Reflexion Anlaß gab, zum Nullsummenspiel einer Kunst-Religion nivellieren, die das Vulgäre idealisiert und das Ideale vulgarisiert. Peter Furth hat in seiner Phänomenologie der Enttäuschungen (1991) darin ein Paradebeispiel "enttäuschungsindifferenter Entfremdung" ausgemacht, wo die ästhetizistische Aufhebung gesellschaftlicher Entfremdung in ein Jenseits der Politik führt. Dies jedoch nicht im Sinne einer Ablehnung von Politik durch Kunst als deren ästhetizistischer Vollendung. "Der ästhetizistische Auszug aus der Politik", schreibt Furth, "wird mißverstanden, wenn er nicht als Doppelbewegung erkannt wird: als Privatisierung der Politik und als Politisierung des Privaten, als Auszug und koloniale Neubegründung auf anderem Kontinent".
Nicht zuletzt hieran zeigt sich der spiegelbildlich konformistische Charakter von Bohrers "radikalästhetisch" geleiteter Politik des besseren Geschmacks. Mehr noch, sie erweist sich als später Widerschein jenes diskursiven Regresses, den Helmuth Plessner als Überkompensation deutscher politischer Zurückgebliebenheit gedeutet hatte. Danach wurde in Deutschland, aufgrund der ausgefallenen politischen Aufklärung und dem dazugehörenden Defizit an einer Kultur ziviler Humanität, das von der Industrialisierung verursachte "Säkularisationsgefälle" dramatischer als anderswo erlebt. Aus dieser politischen Not hat ein anti- universalistischer, katastrophenverliebter Historismus, in Nachfolge der romantischen Historischen Schule, eine ideologische Tugend gemacht: Die deutsche Art wurde, selbstbezüglich, aus ihrer schlechthinnigen Unvergleichbarkeit hergeleitet. Der Philosophie und den Künsten, insbesondere der Musik, kam hierbei die Rolle sowohl des weltanschaulichen Stichwortgebers wie die des Versöhners zu, der die Kluft zwischen protestantisch-weltfrommer Innerlichkeit und obrigkeitsförmiger Staatlichkeit geniekultisch überbrückt.
Auffälligerweise stellte Karl Heinz Bohrer den Plessnerschen Befund von den lutherisch-protestantischen Wurzeln blutiger deutscher Anti-Politik auf den Kopf, als er die Unblutigkeit des DDR- Umsturzes eigens aus einem protestantischen Mangel an moralischer Radikalität herleiten zu können meinte, während er politisch-moralische Radikalität (siehe Frankreich) auf eine funktionierende "unterirdische Beziehung zu einer mythisch-kollektiven Vergangenheit" zurückführte. Daß er politische Moral aus "historischen Wurzeln" statt aus universalistischer Unbedingtheit begriff, läßt die eingangs angesprochene systematische Begriffsverkehrung zu schierer Absurdität geraten: Die urdeutsche Ideologie mythischer Herkunft wird just auf den politischen Westen gemünzt, während der Protestantismus deutschen Typs als harmloses Überzivilisiertsein erscheint!
Wenn Bohrer angesichts der immer offenkundiger werdenden politischen Verrohung in Deutschland jüngst ein "moralisches Vakuum" beklagte, das in eine Krise des Staates überzugehen drohe, wenn er "gestern noch" nichts von den Ausmaßen des rechtsextremen Potentials in Deutschland geahnt hatte (um statt dessen die kleinere Münze des Provinzialismus-Vorwurfs um so reichlicher auszuspielen) - dann zeigt dies im Rückblick nur allzu deutlich die inneren Grenzen seiner kulturkritischen Überbietungen des Politischen. Er sollte sich fragen, welche Anteile seine eigene ästhetizistische Anti-Politik an diesem moralischen Vakuum wohl hat. Wie sich auch die Emphatiker national-politischer Normalisierung die Frage vorlegen müssen, woher es denn kommt, daß sie in zunehmend schlechtere Gesellschaft geraten.
Eine Antwort auf die Krise des Politischen ist der Wille zur Restitution politischer Urteilskraft. Dies fordert seinen Tribut ebenso von der "Radikalästhetik". Mag sein, daß hieraus die gegenläufige Gefahr erwachsen kann, daß die Künste "politisiert" zu werden drohen. So wird auch hier weiterhin Urteilskraft vonnöten bleiben, um Übergriffe nach der einen oder anderen Seite zu vermeiden. Ästhetische Verteidigung der Differenz setzt eine intakte politische Urteilskraft voraus. Mangelt es daran, so ist es von der kunstvermittelten "tragischen Erfahrung" zu opfersüchtiger "heroischer Politik" nur ein kleiner, verhängnisvoller Schritt.
KOPENHAGEN, 25. Januar (dpa). Dänemarks zurückgetretener Ministerpräsident Poul Schlüter hat seinem Nachfolger Poul Nyrup Rasmussen (49) zum Amtsantritt am Montag einen persönlichen Rat mit auf den Weg gegeben: "Sieh zu, daß du schleunigst heiratest, Poul!" sagte der konservative Ex-Regierungschef in einem Fernsehinterview zu seinem sozialdemokratischen Nachfolger.
Der zum dritten Mal verheiratete Schlüter begründete seinen Rat an den zweimal geschiedenen Rasmussen damit, daß der Job des Regierungschefs ziemlich anstrengend sei und einen "sehr guten Ratgeber" daheim erfordere.
Rasmussen muß schon etwas geahnt haben, denn vor wenigen Monaten hatte er seine Verlobung mit der liberalen Politikerin und Ex-Ministerin Lone Dybkjär (52) bekanntgegeben.
D 2972 A
0.5
WESTLICHE STADTTEILE. Haß macht krank. Das Gefühl, daß der Nachbar einen vielleicht insgeheim dorthin wünscht, wo der Pfeffer wächst; die Angst, daß die beiden auffallend fröhlichen Gestalten auf der anderen Straßenseite den Baseballschläger hinter dem Rücken hervorzaubern könnten; die Ungewißheit, ob man die Kinder noch unbeaufsichtigt auf den Spielplatz lassen darf, oder ob man sie demnächst aus dem eigenen brennenden Haus retten muß.
Gebrandmarkt - das ist das Gefühl vieler Ausländer nach Rostock und Mölln. Es heißt: Bei jeder Begegnung insgeheim zu fragen - Feind oder Freund? Es heißt: Die Blicke der anderen im Rükken zu spüren, mitleidig oder verächtlich. Dieses Gefühl macht krank. Das merkt beispielsweise auch der Internist Theodorakis Thanassis aus Nied, der in seiner Praxis viele ausländische Patienten behandelt.
Der Mann mit dem graumelierten Haar und dem nachdenklichen Blick hinter den Brillengläsern greift nach einem Notizzettel und zeichnet eine Wellenbewegung auf das Blatt: "Das Entwurzelungssyndrom dürfen Sie sich nicht als linear vorhandenes Problem vorstellen", sagt er: "Das Gefühl, entwurzelt zu sein ist bei Ausländern mal stärker und mal schwächer ausgeprägt, mal bei mehr und mal bei weniger Menschen." Doktor Thanassis malt einen Punkt knapp vor dem Scheitel der Kurve, sorgfältig und so lange, bis der Kugelschreiber schmiert. "Im Augenblick sind wir hier."
Kurz vor dem Gipfel also. Vor einem Jahr, so berichtet Thanassis, kamen 50 Prozent weniger Patienten mit den typischen Anzeichen der Krankheit Heimatlosigkeit zu ihm. Diese Anzeichen sind nur schwer zu fassen: Migräne-Anfälle, ständige Kopfschmerzen, Asthma, Beschwerden im Oberbauchbereich, Gastritis, Anzeichen latent vorhandener Depressivität. "Wenn man länger mit den Patienten spricht, spürt man den Grund der Krankheiten: Nämlich Angst, in Deutschland zu leben."
Die psychischen Belastungen hält der Körper nicht mehr aus - diese sogenannten psychosomatischen Erkrankungen haben nach Thanassis' Erfahrung besonders zugenommen, "vor allem bei Menschen aus Asien, aus der Türkei, aus Osteuropa - aber auch bei EG-Ausländern wie Griechen, Spaniern oder Italienern".
Neulich, so sagt der griechische Arzt, sei ein Pole zu ihm gekommen und habe über Magenbeschwerden geklagt, "doch das Gespräch drehte sich vor allem um seine Situation als Ausländer in Deutschland, um das Gefühl, unerwünscht zu sein, vielleicht auch einmal angegriffen zu werden". Thanassis verordnete ihm Placebos, wirkungslose Attrappen, und redete lange auf ihn ein: Daß er keine Angst zu haben brauche in Deutschland, daß trotz alledem das Land demokratisch sei, daß die vielen Lichterketten bewiesen, daß die Menschen hier Haß und Gewalt verurteilten. Dem Mann ging es danach tatsächlich besser.
Doch nicht immer helfen Placebos und gute Worte. In die Praxis kommen auch zunehmend Menschen, die psychische Betreuung brauchen, unter schweren Depressionen oder Psychosen leiden, "und die ich mit ihren Sprachproblemen nicht immer ohne weiteres an einen Psychiater oder Neurologen überweisen kann", sagt Thanassis.
Während des Heimaturlaubs geht es den meisten Patienten übrigens besser. Da können Asthmakranke auf einmal wieder frei atmen, haben Diabetes-Patientinnen keine Probleme mehr mit der verordneten Diät, sind die bohrenden Kopfschmerzen aus Deutschland wie weggeblasen.
Thanassis' Bruder ist seit zwei Jahren wieder in Griechenland - die Patienten, die er nur mit Migräne oder Asthma kannte, kommen beschwerdefrei zu Besuch, wenn sie auf Heimaturlaub sind. In Deutschland dagegen "haben sie eine zentimeterdicke Krankenakte". Griechen, die in Frankreich arbeiten und die dortige Fremdenfeindlichkeit zu spüren bekommen haben, geht es im übrigen genauso.
Man sollte einmal aussagekräftige Studien zum Thema Ausländerfeindlichkeit und Krankheit starten, meint Theodorakis Thanassis - "ich habe viele Kollegen, die machen in ihren Praxen ähnliche Erfahrungen". Er schaut auf seine Kurve, den Punkt knapp unterhalb des Scheitels - "es wird einmal wieder besser werden".
Und schüttelt dann wieder den Kopf: "Es müßte eine Studie geben. Ich habe bergeweise Krankenakten." md
HÖCHST. Western-Atmosphäre im großen Saal der Sport- und Kulturhalle Unterliederbach: Am Samstag, 23. Januar, kommt die Country-Band "Tumbleweed" und eine Square-Dance-Gruppe wird mit Tänzen zum Mitmachen endgültig für das echte Country-Feeling sorgen. Veranstalter ist der Karnevalverein "Fidele Knerzcher" Liederbach, der zum ersten Mal einen Country-Abend organisiert hat.
Die Musik, die nach Freiheit und Abenteuer klingt, spielt ab 20 Uhr in der Sport- und Kulturhalle direkt neben der Autobahnausfahrt Unterliederbach (Hans-Böckler-Straße 4); Einlaß ist ab 19 Uhr. Der Preis pro Karte beträgt an der Abendkasse 15, im Vorverkauf 13 Mark.
Eintrittsbillets gibt es bei Frau Henzgen, Telefon 30 47 14 oder in der Gaststätte der Kulturhalle: Telefon 30 21 40. md
HESSEN 23
NIDDATAL/WETTERAUKREIS. Da raschelt doch was. Hans-Dieter Stehr (40) hebt die Ohrenklappe seiner olivgrünen Mütze. Der Freizeit-Jäger lauscht. Vielleicht nur ein dürres Blatt, das vom Baum segelt. Oder ein Tier? Nur das Rauschen der Autos, die auf der nahegelegenen Bundesstraße zwischen Ilbenstadt und Kaichen fahren, ist zu hören. Sonst nichts. Stehr hebt das Fernglas, das von seinem Hals baumelt, an die Augen. Meter für Meter sucht er mit dem Feldstecher das Gelände ab: Das dichte Unterholz der Fichtenschonung, die gefrorene Erde unter den hohen Buchen und schließlich den Waldrand mit dem angrenzenden Acker. Wahrscheinlich: falscher Alarm.
Wir warten weiter. Seit sieben Uhr früh sitzen der Jäger aus Niddatal-Kaichen und ich auf einem zugigen Hochsitz. Mit vorsichtigen Schritten hatten wir uns durch den Ilbenstädter Forst angepirscht. Ohne Jagdhund Eros: Stehrs treuer Begleiter, Rasse Deutscher Kurzhaar, muß im Geländewagen warten. Im luftigen Bretterverschlag sind wir für Rehe, Füchse und Hasen unsichtbar. Wir schweigen. Bei Minustemperaturen weht unser Atem in kleinen Wölkchen aus der hölzernen Kanzel. Der Morgen ist bitter kalt.
Plötzlich: Gebell im Unterholz. Jagdhund Eros? "Ein Rehbock schreckt", flüstert Hans-Dieter Stehr. Der Warnruf des männlichen Rehs klinge für viele Nicht- Waidmänner wie Hundegebell. Stehr dagegen verrät die Stimmlage sogar das Alter des Bocks: "Das hier ist ein mittelalter", raunt er. Faustregel: Je höher die Töne desto jünger das Tier.
Journalist Hans-Dieter Stehr erwarb sein Wissen in einem zweijährigen Ausbildungsprogramm (Kosten: etwa 650 Mark), das jeder angehende Jäger absolvieren muß. In der Wetterau bieten der Bad Nauheimer Jagdclub und der Büdinger Jagdverein Hubertus solche Kurse an. Dort lernen Waidmänner, schon durchs Zielfernrohr ihrer Waffe Schmalrehe (einjährige Weibchen) von Kitzen (der jüngste Wurf) oder Ricken (geschlechtsreife Muttertiere) zu unterscheiden. Der Grund: Die Abschußpläne der Unteren Jagdbehörde. In Absprache mit Forstbehörden, Hegegemeinschaften und Naturschützern schreibt das Wetterauer Amt detailliert vor, wieviele und welche Wildtiere wann und wo gejagt werden dürfen. In der Brut- und Setzzeit, wenn Rehe, Dachse und Fasane ihren Nachwuchs aufziehen, ist die Jagd generell verboten. Das gilt auch für Füchse und Kaninchen, die ansonsten unbegrenzt gejagt werden dürfen. Im etwa 500 Hektar großen Revier Ilbenstadt Eins dürfen in diesem Jagdjahr acht Rehe, vier Böcke und vier Geisen geschossen werden. Hans-Dieter Stehr und seine vier Kollegen sollen bis Ende Januar noch ein Schmalreh und zwei Kitzen schießen. Ansonsten, erklärt Stehr, wenn der Wildbestand zu groß werde, verbreiteten sich unter den Tieren "sofort Krankheiten".
Der 40jährige, dick vermummt im grünen Daunenanzug, lauert weiter. Das geladene Repetiergewehr lehnt griffbereit neben seinem Sitzplatz. "Diese Geräuschkulisse", raunt er, "ist unheimlich störend." Außer den Autos lärmen mittlerweile - es ist kurz vor acht Uhr früh - Flugzeuge am sternenklaren Himmel über Niddatal. Ein Zug auf der nahen Bahnstrecke Hanau-Friedberg tutet. Allmählich färbt sich der Horizont rot. Vögel zwitschern.
In der Dämmerung kommen Rehe gewöhnlich aus dem Wald, um auf den Feldern zu äsen. Raps- und Senfpflanzen, die die Landwirten als Zwischenfrucht ausgesät haben, locken sie aus dem dichten Tann. Die Pflanzen, die im Frühjahr als Gründünger untergepflügt werden sollen, verhindern so größere Schäden im Wald. Denn im Forst knabbern die Rehe außer Brombeerhecken und Gras gerne Baumrinden an. Der sogenannte Verbiß dient als Maßstab für die Wilddichte, nach der die Abschußquoten festgelegt werden.
Kein fehlerfreies Verfahren, meint Walter Rempel aus Maintal-Dörnigheim, Chef der Hegegemeinschaft Friedberg- Süd: "Ausgeräumte Feldflur ist anders zu behandeln als dichter Wald." Die Reviere der Hegemeinschaft, 400 bis 600 Hektar große Gebiete im Gebiet der Städte und Gemeinden Bad Vilbel, Karben, Wöllstadt, Rodheim und Ilbenstadt, bestünden aber aus unterschiedlichen Landschaften. Am hohen Verbiß seien nicht immer zu viele Rehe schuld. Fehlende Feldholzinseln, eingegatterte Waldschonungen und freilaufende Hunde, so Rempel, könnten ebenfalls die Ursache sein. Aufgeschrecktes Wild bleibe in der Deckung des Waldes und fresse dort. Walter Rempel appelliert deshalb an alle Jogger, Mountainbikefahrer, Hundehalter und Spaziergänger: "Auf den Wegen bleiben."
Darüber hinaus fordert der Straßenverkehr das Leben vieler Tiere. Im vergangenen Jagdjahr, so Fritz Anton Speck aus Wehrheim, Kreisjagdberater für den Altkreis Friedberg, seien in einzelnen Revieren bis zu 25 Prozent der zum Abschuß freigegebenen Rehe durch Autos getötet worden. Auch durch Mähdrescher und vollautomatisierte Rübenerntemaschinen kommen immer wieder Rehkitzen und Feldhühner ums Leben.
Hans-Dieter Stehr fordert deshalb Ruhezonen im Forst, "Waldwiesen mitten im Hochwald". Dort könne das Wild gefahrlos Nahrung finden. Die Rehe im Ilbenstädter Tann werden auch im Winter nicht von den Jägern gefüttert.
Sie scheinen auch keinen Hunger zu haben. Die zweistündige Sitzung in aller Herrgottsfrühe ist jedenfalls vergeblich. Von den geschätzten 20 Rehen im Ilbenstädter Revier läßt sich kein einziges blicken. Trotz unserer Flüsterstimmen und einer günstigen Windrichtung. Das Wild kann keine Witterung von seinen Jägern aufgenommen haben. Hans-Dieter Stehr nimmt's gelassen: "Ich sitz genauso gern draußen, wenn ich weiß, da kann ich gar nichts schießen." Bei seinem wöchentlichen Ansitz in der Morgen- oder Abenddämmerung beobachte er "oft" nur Vögel - Spechte, Kiebitze und Wiesenschnepfen. Kapitale Böcke dürfen die fünf Ilbenstädter Jäger reihum bloß alle drei Jahre erlegen. Sind die Rehe aus 50 bis 100 Meter Entfernung geschossen worden, nehmen die Waidmänner sie als Sonntagsbraten mit nach Hause. Hans- Dieter Stehr: "Wir müssen halbe Metzger sein."
Die jährliche Pacht für die 217 Wetterauer Reviere, die in zehn Hegegemeinschaften zusammengeschlossen sind, kostet je nach Größe 4000 bis 8000 Mark. Hohe Summen - doch Journalist Stehr zahlt gerne seinen Anteil für das Ilbenstädter Jagdrevier. Der 40jährige, der als Jugendlicher gerne Förster geworden wäre, gehört seit 1988 zu den etwa 1000 Wetterauer Jägern. In seinem zweiten Revier in Büdingen-Wolf lauert er außerdem Wildschweinen auf, die in den Wäldern der südlichen Wetterau nur selten anzutreffen sind. Für die Sauen klettert er schon mal am frühen Abend auf den Hochstand, um dort bis Mitternacht auszuharren. Eine Garantie, daß sich die Ausdauer lohnt, gibt es allerdings nie.
Nach zwei Stunden kraxeln auch wir vom Hochsitz im Ilbenstädter Forst - durchgefroren und ohne einen einzigen Waldbewohner gesehen zu haben. Und als wüßten sie, daß nun die Gefahr vorüber ist, springen plötzlich drei Rehe nur wenige hundert Meter entfernt an uns vorüber. Wenigstens wissen wir jetzt, was da geraschelt hatte. JÖRN KOPPMANN
BAD VILBEL. "Wirtschaftlich ist das nicht." Kurt Geitzhaus macht sich keine Illusionen über die Kosten der historischen Rekonstruktion des über 250 Jahre alten Fachwerkhauses Lohstraße 4 der Familie Geitzhaus. Wenn dieses zweigeschossige Haus im kommenden Sommer fertiggestellt ist, wird es ein Kleinod sein. Direkt hinter dem alten Rathaus und im Ensemble mit mehreren anderen geretteten alten Häusern in der Lohstraße wird es die Innenstadt aufwerten.
Ein weiteres Musterbeispiel könnte der Wiederaufbau des Anwesens Lohstraße 3 werden. Anders als bei der Familie Geitzhaus ist der Gebäudekomplex auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in dem sich bis Sommer vorigen Jahres die Metzgerei Stoll befand, nicht mehr zu retten. Eine Abrißgenehmigung ist erteilt. Der neue Eigentümer, die Bad Vilbeler/ Bergen-Enkheimer Volksbank (BVB), plant einen Wiederaufbau, über dessen Gestaltung noch nachgedacht wird.
Für die private Rekonstruktion in der Lohstraße 4, für die kurz vor Weihnachten Richtfest gefeiert wurde, kamen mehrere günstige Umstände zusammen. Das Haus ist alter Familienbesitz. Miteigentümerin Heide Geitzhaus ist die vierte Generation, nachdem das Anwesen im Jahr 1910 ihr Urgroßvater Karl-Friedrich Schwind erworben hatte. Als die Familie 1991 den Betrieb der Ludwig-Quelle aufgegeben hat und ein Verkauf des Grundstücks in Aussicht steht, erscheint auch die Finanzierung für die Rekonstruktion des Fachwerks in der Lohstraße realisierbar, zumal aus dem Programm "Einfache Stadterneuerung" ein Zuschuß von 30 Prozent aus Landes- und kommunalen Mitteln zugesagt ist. Die Kosten des Projekts liegen bei etwa 600 000 Mark. Wann das "Schwind'sche Haus" gebaut wurde, steht nicht fest. Nach den Unterlagen des Stadtarchivs ist es im Brandkataster des Jahres 1750 bereits erwähnt, muß also schon vorher bestanden haben.
Zuletzt war das Haus, in dem sich einmal eine Metzgerei, ein Blumengeschäft und schließlich das Friseurgeschäft Makkeldey befunden hatte, dringend reparaturbedürftig. Einem Abriß und Neubau stimmte die Denkmalbehörde nicht zu.
Für Kurt Geitzhaus und seine Frau Heide Geitzhaus-Wenderoth ist die Rekonstruktion des alten Familienbesitzes inzwischen zum Hobby geworden.
Anfang dieses Jahres wurde zunächst das Dach abgetragen und damit Gewicht von der Unterkonstruktion in Erdgeschoß und Obergeschoß genommen. Ein 20 Quadratmeter großer Anbau, der vor einhundert Jahren errichtet worden war, wurde abgerissen und wird nicht wieder aufgebaut. Etappenweise wurde das Mauerwerk des Erdgeschosses erneuert. Das alte Mauerwerk war feucht und nicht mehr zu retten gewesen. Aus den Gefachen des Obergeschosses wurde anschließend die Lehmfüllung herausgenommen. Es stellte sich nunmehr, nicht gerade zur Freude der Bauherren, heraus, daß ein Großteil der alten Balken im Laufe der Jahrhunderte morsch geworden war.
Nach dem ersten Schock entschlossen sich Heide und Kurt Geitzhaus, das Fachwerk zu retten. Alles wurde genau mit Fotos dokumentiert. Dann wurden die Balken abgetragen und in den leeren Lagerräumen des 200 Meter entfernten, ehemaligen Betriebs Ludwigbrunnen gelagert und zwar so, wie die Balken im Haus zusammengehört hatten. Schadhafte Balken wurden ersetzt durch alte Hölzer, die man im Odenwald ausfindig gemacht hatte. Besonders auf der Rückseite war das Holz kaum noch brauchbar gewesen, zumal es wegen Mauerdurchbrüchen beschädigt worden war. Schließlich konnte die Fachwerkkonstruktion des Obergeschosses originalgetreu aufgeschlagen werden. Auch ein komplett erhaltener Ziergiebel wird wieder montiert.
Es stellte sich heraus, daß dieses Fachwerkhaus in Bad Vilbel eine Besonderheit ist. In den bekannten Fachwerkhäusern waren im Dreieck des Giebels bisher niemals, wie in Hessen allerdings üblich, gebogene Balken gefunden worden, die spitz zusammenlaufen und den sogenannten "wilden Mann" bilden. Hier, in der Lohstraße 4, gibt es diesen "wilden Mann".
Das Schrägdach wird nach modernen Maßstäben mit Pfetten, Balken und Sparren neu errichtet. Das Dach wird jetzt fertiggestellt, damit der Bau austrocknen kann. Die Fenster kommen im Januar.
Im Sommer werden Anna Wenderoth- Krämer, geborene Schwind, und Karl Krämer, die Eltern von Heide Geitzhaus- Wenderoth, in das Haus einziehen. Das Erdgeschoß soll gewerblich vermietet werden. Mit diesem Einzug ist nach Angaben von Kurt Geitzhaus der Zeitpunkt gekommen, wo die Unterschrift unter den Verkauf des Areals der ehemaligen Ludwig-Quelle, des ältesten Brunnens der Stadt, der schon 1569 betrieben wurde, erfolgen wird. Der alte Betrieb wird zugunsten moderner Wohnbauten abgerissen.
In der Zwischenzeit verfällt das Anwesen Lohstraße 3 weiter. Dessen Bausubstanz war nach Angaben von Otmar Lich, dem Leiter des Kreisbauamtes, "wirtschaftlich nicht zu halten". Lich ist zusammen mit dem zuständigen Beamten der Landesdenkmalpflege, Dr. Enders, Mitglied einer Bewertungskommission, die die BVB gebildet hat. Diese Kommission sucht nach Wegen der Gestaltung nicht nur für das geräumte Areal des ehemaligen Luisenbrunnen, sondern auch für den am Hang stehenden Gebäudekomplex Lohstraße 3. Wenn hier in absehbarer Zeit etwas geschieht, dann wird dies in engem Einvernehmen mit der Denkmalbehörde sein, versicherte jüngst auch der BVB-Vorstandssprecher Hans Thaler. HANNES MATHIAS
LKALSPORT VIII